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Full text of "Psychoaktive Pflanzen"

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Inhalt5vei7eichnis 



9 Einleitung 

9 Was sind psychoaktive Pflanzen? 

11 Der Gebrauch psychoaktiver Pflanzen 

14 Psychoaktive Pflanzen und schamanisches BewulJtsein 

16 Die Angst vor psyclioaktiven Pflanzen 

18 Die Erforscliung psychoaktiver Pflanzen 

20 Psychoaktive Pflanzen als kulturschaffende Faktoren 



2 3 Die psychoaktiven Pflanzen 

24 Zum Aufbau der grofien Monographien 

27 Die wichtigsten Gattungen undArten von A bis Z 

GroKe Monographien 

545 Wenig erforsdite psydioai<tive Pfianzen 

Kleine Monographien 

593 Angebiich psychoalctive Pfianzen 

» Legal liigliSK 

603 Bisher niclit identiflzlerte psyclioal<tive Pfianzen 



619 Psychoaktive Pilze 

622 Zur Archaologie von entiieogenen Pilzkulten 

626 Zum Anbau von Pilzen 

628 Die Gattungen und Arten von A bis Z 

689 Aiigemeine Literatur zu psyciioaictiven Piizen 

695 Psychoalctive Produlcte 

811 Pflanzenwirlcstoffe 

813 Pfianzenwiricstoffe und Neurotransmitter 

815 Die Pfianzenwirkstoffe von A bis Z 

871 Psychoaktive Pfianzen und Piize nadi botanisdier Systematilc 



879 Aiigemeine Bibiiograpliie 

8 7 9 Bibliograpliien 

879 Periodika 

880 Bucher und Artikel 



90 7 Danksagimg 

909 Sticliwortverzeiclinis 



Vorwort 



von Albert Hofmann 



»Das Wirkliche ist ebenso 
zauberhaft, wie das Zauberhafte 

wirklich ist.« 

Ernst JUnGER 

Sizilischer Brief an den M ond 



Der Zeitpunkt, in dem etwas geschieht auf dieser 
Welt, wird bestiimnt durch die Zustande, die nach 
diesem Geschehnis rufen. So musste die vorlie- 
gende Enzyklopadie der psychoaktiver) Pflanzer) ge- 
rade jetzt erscheinen, well die heutige Gesellschaft 
ein solches Werk braucht. 

Dieses Bediirfnis steht im Zusammenhang mit 
der geistigen und materiellen Notlage unserer Zeit. 
Es eriibrigt sich, im einzelnen aufzuzahlen, wo es 
nicht mehr stimmt in unserer Welt. Gemeint sind 
auf geistigem Gebiet Materialismus, Egoismus, 
Vereinsamung, Fehlen einer religiosen Lebens- 
grundlage; auf der materiellen Ebene Umweltzer- 
storung infolge Technisierung und Uberindustria- 
lisierung, drohende Erschopfung der naturlichen 
Reserven, Anhiiufung von ungeheuren Vermogen 
bei einzelnen bei gleichzeitiger zunehmender Ver- 
armung einer Grosszahl der Bevolkerung. 

Diese bedrohliche Entwicklung hat ihre geistige 
Ursache in einer dualistischen Weltanschauung, in 
einer bewusstseinsmassigen Aufspaltung des Welt- 
erlebens in Subjekt und Objekt. 

Ein solches dualistisches Welterleben hat sich 
zuerst in Europa herausgebildet. Es war schon 
wirksam im jiidisch-christlichen Weltbild mit ei- 
nem iiber der Schopfung und der Menschheit 
thronenden Gott und seinem »Macht euch die 
Erde untertan . ..« 

Das geschieht jetzt in erschreckendem Mass. 

Eine Wendung zum Guten kann nur eintreten, 
wenn eine allgemeine Bewusstseinsanderung er- 
folgt, wenn das gespaltene Bewusstsein, das Gott- 
fried Benn als »Europaische Schicksalsneurose« 
bezeichnet hat, durch ein Bewusstsein abgelost 
wird, in dem Schopfer-Schopfung-Geschopf als 
Einheit erlebt werden. 

AUe Mittel, alle Wege, die zu einer neuen, uni- 
versalen Geistigkeit fiihren, verdienen, gefordert 
zu werden. Zu diesen gehort vor allem die Medita- 
tion, die durch verschiedene Methoden unterstiitzt 
und vertieft werden kann; durch Yoga-Praktiken, 
Atemiibungen, Fasten usw. und durch sinnvoUen 
Einsatz von gewissen Drogen als pharmakologi- 
sche Hilfsmittel. 

Die Drogen, die hier gemeint sind, gehoren zu 
einer besonderen, als Psychedelika und neuerdings 
auch als Entheogene bezeichneten Gruppe von 
psychoaktiven Substanzen. Ihre Wirkung besteht 
in einer enormen Stimulierung der Sinneswahr- 
nehmungen, einer Verminderung oder gar Aufhe- 
bung der Ich-Du-Schranke und einer Bewusst- 
Seinsveranderung im Sinne einer Sensibilisierung 
und Erweiterung. 

Der Gebrauch solcher psychedelischer Drogen 
in einem religios-zeremoniellen Rahmen wurde 



bei Indianerstammen in Mexiko zu Beginn und 
Mitte dieses Jahrhunderts entdeckt. 

Diese aufsehenerregende Entdeckung hatte eine 
weltweite ethnobotanische Durchforschung abge- 
legener Gebiete nach psychoaktiven Pflanzen zur 
Folge. Die Ergebnisse wurden in zahlreichen PubU- 
kationen und Bildem niedergelegt. Die nun er- 
folgte enzyklopadische Zusammenfassung des al- 
ten Wissens und der neuen Entdeckungen auf dem 
Gebiet der psychoaktiven Pflanzen durch einen 
kompetenten Autor, der durch eigene Feldfor- 
schung wichtige, neue Erkenntnisse beigetragen 
hat, ist ein verdienstvolles Unternehmen. 

Die Verbreitung der Kenntnis der psychoaktiven 
Pflanzen und ihrer sinnvollen Anwendung bildet 
einen wertvoUen Beitrag im Rahmen der vielen 
und wachsenden Bestrebungen, einem neuen, 
ganzheitlichen Bewusstsein zum Durchbruch zu 
verhelfen. Die in der Psychiatrie an Bedeutung zu- 
nehmende transpersonale Psychologic verfolgt in 
therapeutischem Rahmen das gleiche Ziel. 

Ganzheitliches Schauen lasst sich besser an der 
lebenden Natur als an von Menschen geschaffe- 
nen, toten Objekten iiben. Schauen wir doch bes- 
ser in ein lebendes Mandala, zum Beispiel in den 
Kelch einer blauen Windenbliite, die an Vollkom- 
menheit und Schonheit alles von Menschenhand 
Erzeugte tausendmal iibertrifft; denn sie ist von 
Leben erfiillt, vom gleichen universellen Leben, an 
dem beide, der Schauende und das Beschaute, 
ihren individuellen Anteil haben als Manifestatio- 
nen des einen gleichen Schopfergeistes. 



Dr. phil. Dr. h.c. mult. Albert Hofmann 
Sommer 1997 



Vorwort 



des Verfassers 



Meine Oma hat mir viele Weisheiten vererbt, an 
die ich mich erfolgreich mein ganzes Leben gehal- 
ten habe. Besonders ihr Spruch »Probieren geht 
iiber Stuciieren« hat mich mafigeblich beeinfluBt 
und mir den Weg zu den psychoaktiven Pflanzen 
wesentlich erleichtert. 

AIs ich zehn Jalire alt war, das war 1967 im 
»Sommer der Liebe«, habe ich im Radio das erste 
Mai von Haschisch gehort. Eine drohende Stimme 
sprach von den »unglaublichen Gefahren«, die mit 
der »neuen RauschgiftweIIe« aus den USA iiber 
unsere gefahrdete Jugend hereinbrechen werde. Es 
wurde dramatisch das Bild skizziert, das auch 
heute noch die Drogenpolitik beherrscht: Ha- 
schisch sei eine Einstiegsdroge, die unweigerlich, 
sozusagen zwingenderweise zum Tod durch den 
goldenen HeroinschuB fUhire. Sclireckliche Nach- 
richten! Aber zu jener Zeit hatte ich schon ge- 
lemt, dafi man seinen Lehrern und konservativen 
Politikern nicht trauen kann. Ich spiirte instinktiv, 
daB die Stimme im Radio log. Ergebnis der Sen- 
dung: Ich wiinschte mir nichts sehnlicher, als end- 
lich einmal selbst Haschisch zu probieren (meine 
Zigarettenerfahrungen hatte ich schon abgeschlos- 
sen und bemerkt, daB ich daraus keinen Nutzen 
Oder Genu6 Ziehen kann). Zur damaligen Zeit war 
es nicht so leicht wie heute, an etwas Haschisch 
iieranzukommen. Es dauerte zwei Jaiire, bis icii die 
erste Gelegenheit dazu hatte. Bis dahin hatte ich 
nur getrocknete Bananenschalen geraucht und 
selbstsynthetisiertes Chloroform inhaliert. Eines 
Morgens im Schulbus ging ein alterer Mitschiiler 
durcii die Reiiien und fliisterte: »Hascii, Hascii, wer 
will Hasch?« - »lch!« sclirie ich, kaum meine 
Freude und Erregung unterdriickend. Damals ko- 
stete das Gramm 3,50 Mark, mein ganzes Tasciien- 
geld. Aber was bedeutet schon Geld, wenn es um 
die Erfiillung eines zweijahrigen Wunsches geht? 

Mit dem Haschisch in der Tasche saB ich in der 
Schule, die mich wie iiblich zu Tode langweilte, 
und lauerte darauf, endlich nach Hause zu kom- 
men. Nacii der Qual der Sciiule war es dann soweit. 
Ich stand zu Hause mit meinem kostbaren Gut 
und iiberlegte, wie ich es rauchen konnte. Tabak 
fiel aus, denn den mochte ich wirklich nicht. Ich 
ging in die Kiiche, sah eine Tiite mit getrockneten 
Pfefferminzblattern und wuBte sofort, daC ich die 
geeignete Tragersubstanz gefunden hatte. Ich ra- 
delte in den naiie gelegenen Wald, stopfte die Pfeife 
mit Minze und Haschisch und entziindete sie. Ich 
spiirte sogleich, daB ich diese Rauchmischung im 
Gegensatz zu den ekeliiaften Zigaretten reciit pro- 
blemlos inhalieren konnte. Viel Wirkung merkte 
ich nicht, aber genug, um weiter zu experimentie- 
ren. Das naciiste Mai fuiir icii mit einem Freund in 



den Wald, wo wir zusammen die Pfeife rauchten. 
Diesmal iiberfiel uns eine unglaubliche Heiterkeit; 
wir kugelten uns vor Lachen. 

Heute weifi ich, daB die Suche nach dem Ha- 
schisch und die Uberlegung, womit es sich am be- 
sten kombinieren lieBe, der Beginn meiner ethno- 
pharmakologischen Forschung war. Auch heute 
noch suche ich psychoaktive Pflanzen in alien 
Winkeln der Welt und experimentiere mit ihnen so 
lange herum, bis ich damit fiir mich bedeutende 
Erfahrungen mache und Erkenntnisse gewinnen 
kann. Auch heute noch habe ich das Gefiihl, ange- 
logen zu werden, wenn Medien und Politiker von 
»Drogen« oder »Rauschgift« reden, und denke: 
»Ach, hattet ihr doch auch als Zwolfjahrige eine 
gute Haschischpfeife geraucht; viele Probleme 
waren uns erspart geblieben!« 

Bei meinen Forschungsreisen nach Nepal habe 
ich gelernt, daB die drei Grundiibel des Daseins 
HaK, Neid und Ignoranz sind. Die tantrische Lehre 
hat allerlei Methoden gefunden, sich dieser 
Grundiibel bewufit zu werden und sie durch ver- 
anderte BewuKtseinszustande zu iiberwinden. Ich 
wiinsche alien Menschen - vor allem den Politi- 
kern und Psychiatern der westlichen Lander -, daB 
auch sie eines Tages begreifen, daB eine Haupt- 
ursache fiir den katastrophalen Zustand unserer 
Mutter Erde die Ignoranz ist! 

Auf meinen ausgedehnten Reisen in alien Konti- 
nenten habe ich immer wieder beobachten kon- 
nen, daB Menschen aller Kulturen, aller sozialen 
Schichten, aller Religionen und Hautfarben psy- 
choaktive Pflanzen oder psychoaktive Produkte 
konsumieren. Warum nehmen Menschen psycho- 
aktive Substanzen ein? Weil ein Grundbediirfnis 
nach Berauschung, Ekstase, seligem Schlaf, Er- 
kenntnis und Erleuchtung in unseren Genen fest- 
geschrieben ist. 

Wiihrend der Arbeit am Manuskript zum vorlie- 
genden Buch habe ich realisiert, daB es sich um 
mein »erstes Lebenswerk« handelt. Hier flieBen 
Forschungsergebnisse und Erfahrungen der letz- 
ten zwanzig Jahre zusammen. Ich habe Informa- 
tionen in aller Welt gesammelt, eine groKe Spezial- 
bibliothek aufgebaut, unziihlige Kongresse und 
Symposien besucht, mich durch die Pflanzenwelt 
fotografiert und mit moglichst vielen psychoakti- 
ven Pflanzen experimentiert. Diese Sammlung an 
Wissen hat sich nun in dieser Enzyklopadie geord- 
net und verdichtet. 



Dr. phil. Christian Ratsch 



>>Die Gedankeii sind frei, (...) 

denn meine Gedanken zerreilsen die 

Scliranken und Mauern entzwei . . .« 

DeutschesVolkslied 



Einleitung 



Fast jeder Mensch in fast jeder Kultur nimmt taglich Produkte einer oder mehrerer psychoaktiver Pflanzen zu sich, gleichgiiltig, 
ob es sich um einen Amazonasindianer oder einen Mitteleuropaer handelt. Selbst die Mormonen, die behaupten, sie wiirden 
»keine „Drogen" zu sich nehmen«, haben ihr psychoaktives Stimulans: den Mormonentee (Ephedra nevadensis), der das stark 
wirksame Alkaloid Ephedrin, die Modellsubstanz fiir Amphetamine, enthalt. 

Extrem ist der Gebrauch psychoaktiver Substanzen in den siidamerikanischen Landern. Der typische Amazonasindianer trinkt 
nach dem Aufstehen Guarana, Kakao oder Mate (manchmal alles zusammen). Nach dem Friihstiick wird der erste Kokabissen in 
den Mund geschoben. Er verweilt dort bis zum Abend und wird standig erneuert. Ab Mittag wechselt er iiber zu einem 
fermentierten Getrank aus Mais oder Maniok. Am spaten Nachmittag werden ein paar tryptaminhaltige Schnupfpulver in die Nase 
gesaugt. Abends gibt es oftmals Ayahuasca. Es versteht sich von selbst, daB jede freie Minute mit Rauchen, Kauen, Schnupfen 
oder Lecken von Tabak ausgefiillt wird. 

Fiir die Tukanoindianer ist der Gebrauch psychoaktiver Pflanzen mythologisch mit dem Beginn der Welt verkniipft. Der 
Sonnenvater war ein paye, ein Schamane, der den heutigen Schamanen all ihr Wissen und ihre Fahigkeiten verliehen hat. Am 
Anfang der Welt trug er in seinem Bauchnabel viho, das aus der Rinde des Virolabaumes gewonnene Schnupfpulver. Durch seine 
Tochter kam die Ayahuascaliane in die Welt. Als sie in Wehen darniederlag, brach ihr ein Finger ab. Die ihr zur Seite stehende 
Hebamme nahm den Finger an sich und hiitete ihn in der Maloca, dem kosmischen Rundhaus. Ein junger Mann sah dies und stahl 
den Finger. Er begrub ihn, und daraus wuchs die Ayahuascaliane. Fine andere Tochter des Sonnenvaters war ebenfalls schwanger. 
Als sie sich im Geburtsschmerz wand, brach auch ihr ein Finger ab. Diesmal nahm die Hebamme den Finger selbst und vergrub 
ihn. Daraus .,entstand die erste Kokapflanze. Da diese Pflanzen mit dem Ursprung der Welt verbunden sind, gelten sie als heilig. 

In der modernen westlichen Welt ist der Gebrauch psychoaktiver Pflanzenprodukte sehr weit verbreitet, aber ihre Heiligkeit ist 
profaniert worden. Wer ist sich beim morgendlichen Kaffee schon bewusst, daB die Sufis den Kaffeestrauch als eine »Pflanze der 
G6tter« verehrt und die stimulierende Wirkung des Koffeins als gottliche Gnade empfunden haben? Niemand denkt bei der ersten 
Zigarette im Rett daran, daB der Tabak ein Geschenk der Goiter ist, das den Schamanen hilft, in andere Wirklichkeiten zu reisen. 
Wer erinnert sich beim nachmittaglichen Viertele Wein noch an die rauschenden Bacchanalien zu Ehren des Dionysos? Spatestens 
beim abendlichen Bier vor der Glotze existiert kein Wissen mehr um den heiligen Ursprung des Gerstentrankes. Und doch haben 
ihn unsere Ahnen, die Germanen und die Kelten, gekanni, geschaizi und in ihrer Poesie unsterblich gemacht: 

»Ganz sicher kannten die Kelten aber den Alkohol. Sie standen schon bei den griechischen und romischen Autoren der Antike im 
Ruf, passionierte Liebhaber berauschender Getranke zu sein. Die Trunkenheit ist ein weit verbreitetes Thema in den Epen, vor 
allem in Irland. Goiter und Helden rivalisieren miteinander in schier unloschbarem Durst auf Alkohol in Form von Wein, Bier 
oder Hydromel, dem auch heute noch bekannten keltischen Met. Kein religioses Fest wurde ohne hemmungslose Trinkgelage 
begangen, was sich bis heute in (angeblich) volkstiimlichen Brauchen erhalten hat. Das Entscheidende an diesem Ritual ist das 
Abheben, die Entfesselung, durch die man vergiBt, daB der Mensch ein erdgebundenes Wesen ist.« (MARKALE 1989: 203) 

Ja, um das Abheben, um das »High«-Sein, die Entfesselung, die Ekstase geht es beim Gebrauch von psychoaktiven Pflanzen und 
psychoaktiven Produkten. Wie reich das Wissen um diese Stoffe ist, zeigt das vorliegende Werk: Vielleicht konnen wir daraus 
lernen, - so wie die Ahnen - durch den rechten Gebrauch und das rechte Wissen die Heiligkeit der Rauschmittel wiederzuerkennen 
und dadurch vertiefte Erfahrungen von der Heiligkeit der Natur zu machen. 



Was sind psych oaktive Pflanzen? 



Psychoaktive Pflanzen sind Gewachse, die in Form einfacher oder aufwendiger Zubereitungen vom Menschen eingenommen 
werden, um auf seine Psyche einzuwirken oder den BewuBtseinszustand zu verandern. 

Das BewuBtsein ist ein Energiefeld, das sich ausdehnen kann, das sich amorph wie eine Amobe in die verborgenen Winkel der 
Welt schlangeln kann, das im Ozean der Lust zerflieBen kann oder in geometrischer Klarheit kristallisiert. Das BewuBtsein kann 
durch psychoaktive Pflanzen und Produkte gelahmt, gedampft, eingegrenzt werden; es kann aber auch angeregt, stimuliert und 
erweitert werden. Da die psychoaktiven Pflanzen den Geist bewegen, hat man sie auch »geistbewegende Substanzen« genannt. 
Der beriihmte Berliner Toxikologe Louis Lewin (18501929) hat alle Substanzen, die in irgendeiner Weise psychoaktiv wirken, als 
»Phantastica« bezeichnet. Der Apotheker Carl Hartwich (1851-1917) hat sie als »menschliche GenuBmittel« beschrieben. 

Solche Stoffe werden heute haufig als psychotrope (»die Psyche beeinflussende«) Substanzen bezeichnet. Auch der Begriff 
Psychopharmaka (»auf den Geist einwirkend«) wird haufig gebraucht. Timothy Leary (1920-1996) sprach gerne von 
»neurobotanischen Substanzen«. 



Die psychoaktiven Substanzen, englisch mindaltering substances, werden in der piiarmakologischien Literatur nach 
wissenschaftlich exakten Definitionen in ein klares System eingeteilt (vgl. INABA und COHEN 1994, SEYMOUR und SMITH 
1987, WAGNER 1985): 

• Stimulantien (» uppers«) 

In diese Kategorie fallen Substanzen, die wach machen, den Geist anregen, sogar euphorisieren konnen, die Tatkraft stimulieren, 
aber keine Wahrnehmungsveranderungen bewirken. Die wichtigsten Pflanzen dieser Kategorie umfassen Kaffee, Tee, Kakao, 
Guarana, Mate, Meertraubel, Kat und Coca. 

• Sedativa, Hypnotika, Narkotika (»downers«) 

Darunter fallen alle beruhigenden, schlaffordernden, angstlosenden, betaubenden Substanzen, die mitunter 
Wahrnehmungsveranderungen, z.B. Traumbilder, bewirken und oft auch euphorische Gefiihle vermitteln. Die wichtigsten 
psychoaktiven Pflanzen und Produkte dieser Kategorie sind Mohn, Opium, Baldrian und Hopfen. 

• Halluzinogene (»all arounders«) 

Darunter fallen alle Substanzen, die deutliche Veranderungen in der Wahrnehmung, im Raum-Zeit-Empfinden und in der 
emotionalen Stimmung bewirken. Die meisten Pflanzen, die in dieser Enzyklopadie erfaBt sind, gehoren in diese Kategorie. Im 
Laufe der Zeit wurden diese Substanzen unterschiedlich benannt: 

- Psychotomimetika (»Psychosen imitierend«) -Psychotika (»Psychosen ausl6send«) 

- Halluzinogene (JOHNSON; »Halluzinationen erzeugend«) 

- Psychedelika (OSMOND; »die Psyche manifestierend«) 

- Entheogene (RUCK et al.); »das Gottliche erweckend«) 

- Entaktogene (NICHOLS; »Selbsterkenntnis f6rdernd«) 

- Empathogene (METZNER; »Mitgefuhl stimulierend«) 

- Eidetika (»Ideen hervorbringend«) 

- Psychotogene (»die Seele beeinflussend«) 

- Psychodysleptika (»die Seele erweichend«) 

Der heutzutage meistbenutzte Begriff ist immer noch Halluzinogen. Ein Halluzinogen ist per Definition eine Substanz, die 
»Halluzinationen« auslosen kann (SIECEL, 1995b). Die gangige medizinische Definition lautet: 

»Halluzination: evtl. mehrere (bis alle) Sinne betreffende (= komplexe), nicht durch entsprechende auBere Sinnesreize 
hervorgerufene, jedoch fiir die betroffene Person Realitatscharakter besitzende Sinnestauschung; v. a. bei Schizophrenie, 
Hirnreizungszustanden (z.B. bei Vergiftung, Epilepsie, nach Hirnverletzungen, durch Wirkung von Halluzinogenen.« (ROCHE 
LEXIKON MEDIZIN, 2. Aufl., 1987, Seite 725) 

Da der Begriff Halluzination heute einen psychopathologischen Beigeschmack hat, wird in nicht-medizinischen Kreisen und 
Publikationen am haufigsten von Psychedelika, Entheogenen oder visionaren Substanzen und dementsprechend von visionaren, 
entheogenen oder psychedelischen Erfahrungen gesprochen: 

»Das Erwachen der Sinne ist der grundsatzlichste Aspekt der psychedelischen Erfahrung. Das offene Auge, die nackte Beriihrung, 
die Intensivierung und Belebung von Ohr und Nase und Geschmack. Das ist der Zen-Augenblick des Satori, das High des 
Naturmystikers, die plotzliche Konzentration des BewuBtseins auf das Sinnesorgan, die Einsicht: Das ist es! Ich bin Auge. Ich bin 
Ohr. Ich empfinde. Ich bin die Beruhrung.« (LEARY 1982: 33) 

Die Schamanen, die traditionellen Spezialisten fiir psychoaktive Substanzen, sprechen natiirlich nicht von psychoaktiven oder 
psychotropen Drogen oder Halluzinogenen - schon gar nicht von »Rauschgiften« -, sondern von »Pflanzenlehrern«, 
»Zauberpflanzen«I, »Pflanzen der G6tter«, »heiligen Triinken« usw. Sie verehren diese geistbewegenden Pflanzen, bringen ihnen 
Opfergaben dar; sie verwenden sie nicht als recreational drugs oder allabendlichen »Turn«, sondern als Sakramente in ihren 
Ritualen. Sie sind heilig, well sie den Kontakt zur Anderswelt, zur unsichtbaren Welt, zur wahren Wirklichkeit, zu Gottern, 
Geistern und Damonen ermoglichen. Sie sind heilig, well in ihnen Pflanzengeister, Pflanzengotter oder Devas leben, mit denen 
man sich verbinden kann, die als Lehrer, »Miitter«, Botschafter, doctores (»Arzte«) anderer Wirklichkeiten geschatzt werden. 
AuBerdem haben diese heiligen Pflanzen Heilkraft. Sie konnen Kranke von ihren Leiden befreien, sie konnen schadliche 
Krankengeister vertreiben, sie konnen aber auch gesunden Menschen spirituelles Wachstum bringen und mystische Erfahrungen 
ermoglichen. Mit Hilfe dieser Pflanzen verliert Iran nicht die Kontrolle, denn die ist ohnehin eine Illusion. Auch nimmt man sie 
nicht, um vor der Wirklichkeit zu fliehen, sondern um die wahre Wirklichkeit zu erkennen: 

»Wir sehen, die Pflanzen erhalten nicht nur unseren Leib. Sie fordern und nahren auch unsere Seele und ermoglichen die 
Erleuchtung unseres Geistes. Ihr Dasein ist Darbringung, ist Opfer und selbstlose Liebe. Die Erde, auf der sie wachsen, ist selber 
Opferaltar, - und wir, die wir ihren Segen empfangen, sind die Opferpriester. Durch Pflanzen wird das auBere Licht der Sonne und 
der Sterne zum inneren Licht, das uns aus unseren Seelengriinden entgegenstrahlt. Dies ist der Grund, weshalb Pflanzen immer 
und iiberall als heilig, als gottlich gal ten. « (STORE 1997: 20) 



Der Gebrauch psychoaktiver Pflanzen 



Der Mensch hat ein natiirliches Bediirfnis nach ekstatischen Erfahrungen (WEIL 1976, SIEGEL 1995a). Das Erlebnis der Ekstase 
gehort genauso zum Menschsein und zum erfiillten und gliicklichen Leben wie der Orgasmus. In der Tat wird bei vielen Volkern 
die Ekstase mit demselben Wort bezeichnet wie der Orgasmus.' Die Moglichkeit, ekstatische Erfahrungen zu machen, ist eine 
Grundbedingung des menschlichen BewuBtseins. Alle archaischen oder ethnographischen Kulturen haben Methoden ersonnen, 
um derartige Erfahrungen auszulosen (BOURGUIGNON 1973, DITTRICH 1996). Manche Methoden sind wirksamer als andere. 
Die erfolgreichste Methode ist die Einnahme psychoaktiver Pflanzen oder Substanzen. 

Diese Methode verlangt allerdings eine gewisse Kunstfertigkeit, denn es sind viele Faktoren, die die Wirkung und den Inhalt der 
Erfahrung bestimmen. Es kommt immer auf den richtigen, das heiBt verantwortungsvollen und zielbewuBten Gebrauch an. 

Erstaunlich ist die Definition vom richtigen Haschischgebrauch von Fitz Hugh Ludlow (18361870), dessen Buch Der Haschisch 
Esser (1857 veroffentlicht) das erste amerikanische literarische Werk iiber die Haschischwirkung war: 

»Es gibt eine Tatsache, die als Rechtfertigung fiir das Verlangen nach Drogen angefiihrt werden kann, ohne dabei in die Nahe 
unlauterer Nebenabsichten zu geraten, namlich, daB Drogen den Menschen in die Nahe der gottlichen Erfahrung bringen konnen 
und ihn damit iiber sein personliches Schicksal und seine alltaglichen Lebensumstande hinausheben in eine hohere Form der 
Wirklichkeit. Es ist jedoch notwendig, genau zu begreifen, was in diesem Fall mit dem Gebrauch von Drogen gemeint ist. 

Wir meinen nicht das rein korperliche Verlangen (...). Das, wovon wir sprechen, ist etwas ungleich Hoheres, namlich die 
Erkenntnis der Moglichkeit der Seele, einzugehen in ein lichteres Sein, tiefere Einblicke und grossartigere Visionen der Schonheit, 
Wahrheit und des Gottlichen zu erhaschen, als ihr das sonst, durch die Ritzen ihrer Gefangniszelle spahend, moglich ware. Es gibt 
aber nicht viele Drogen, die die Macht besitzen, solches Verlangen zu stillen. Der ganze Katalog, soweit die Forschung ihn jetzt 
geschrieben hat, diirfte wahrscheinlich lediglich Opium, Haschisch und in selteneren Fallen Alkohol, der nur auf ganz bestimmte 
Charaktere erleuchtend wirkt, umfassen.« (LUDLOW 1981: 181) 

Es gibt sehr verschiedene Formen des Gebrauchs psychoaktiver Pflanzen. Die Griinde, sie einzunehmen, reichen von 
Entspannung, Erholung und Vergniigen (Hedonismus) iiber die medizinisch-therapeutische Behandlung bis zu Ritualen, religiosen 
Zeremonien und spirituellem Wachstum. Es ist Aufgabe der Kultur und Gesellschaft, den Individuen Gebrauchsmuster zu liefern, 
die diesen Zwecken dienlich sind. 

Drogenkultur 

Die Erfahrungen und Forschungen haben ganz klar ergeben, daB iiberall auf der Welt in alien Kulturen ein traditioneller Gebrauch 
von psychoaktiven Substanzen existiert hat oder noch existiert: 

»Jede Gesellschaft, jede Zeit hat ihre Drogenkultur. Entsprechend der Komplexitat der Gesellschaft ist auch ihre Drogenkultur 
mehr oder minder komplex, beispielsweise nur auf eine einzelne, zentrale Droge ausgerichtet oder aber eine Vielfalt von Drogen 
umfassend. Sie kann sich in Binnenkulturen untergliedern, die auch in Widerspruch zueinander treten konnen. « (MARZAHN 
1994: 82) 

Diese »Binnenkulturen« werden oft auch »Subkulturen« oder »Szenen« genannt. Innerhalb solcher kultureller Strukturen kommt 
es oft zur Bildung kultureller Muster, die anscheinend archetypisch fiir das menschliche Sein sind. Marzahn analysiert 
traditionelle Rituale, bei denen psychoaktive Substanzen - er benutzt wohl als Provokation den Begriff »Drogen« - verwendet 
werden, und konstruiert daraus ein Modell, nach dem sich eine gemeine Drogenkultur an alien Orten dieser Welt immer wieder 
neu bilden und konstituieren kann: 

»Darin aber scheint der tiefste Sinn gemeiner Drogenkultur zu liegen, , daB die Ausfahrt, die Grenziiberschreitung, daB gerade 
eine Kultur der Grenzgangerei der inneren ,Ordnung bedarf. Im Rahmen gemeiner Drogenkultur ist der Gebrauch von Drogen 
nicht aus Zeit und Raum hinaustabuisiert. Vielmehr hat er in beidem seinen klaren und umgrenzten Ort. Man versammelt sich an 
einer besonderen Stelle und umgibt sich mit dem rechten Raum und schonem Gerat. Der gemeinsame Drogengebrauch hat einen 
Anfang und ein Ende. Und er lauft selbst nach einer inneren Ordnung ab, die aus Erfahrungen hervorgegangen und deshalb nicht 
beliebig ist und mit der Zeit zur Zeremonie, zum Ritus sich verdichtet hat. Diese innere Ordnung und ihre auBere Form, das 
Ritual, sie sind es, welche anleiten zum rechten Gebrauch der Droge und bewahren vor Unheil und Zerstorung. In alien gemeinen 
Drogenkulturen obliegt es deshalb dem Kundigen, die Unerfahrenen in diese Ordnung einzufiihren.« (MARZAHN 1994:45) 

Die Kundigen sind in vielen Volkern die Schamanen, manchmal die Priester, Wahrsager oder Medizinleute. Bei uns klafft hier ein 
tiefer Riss, eine Wunde, denn die traditionell Wissenden sind dank Zwangschristianisierung, Imperialismus, Inquisition, 



Hexenverfolgung, Aufklarung und Positivismus verschwunden. Aber in den »Binnenkulturen« pulsiert das psychoaktive Leben 
und fiihrt den archaischen Mustern entsprechend zu einem sinnvoUen Gebrauch psychoaktiver Substanzen. Es entstehen 
sozusagen »Untergrundexperten« fiir den rechten Gebrauch psychoaktiver Substanzen: 

»Durch Rhythmus, innere Ordnung und Ritual gibt uns die gemeine Drogenkultur Orientierung und Halt im Umgang mit Drogen: 
unserem Wollen, indem sie den Drogengebrauch einbettet in eine Verstandigung iiber das rechte Leben, iiber Lebensziele und 
Lebensformen und iiber die RoUe, die Drogen darin zukommen kann; unserem Wissen, indem sie aus Erfahrung gewonnene und 
tradierte Kenntnisse iiber Wirkungsweise, Vorziige und Nachteile der Drogen bereithalt; unserem Fiihlen, indem sie uns 
Sicherheit gibt in der gleichzeitig bejahenden und scheuen Achtung der Droge und uns so vor unbegriffener Angst und 
Faszination, vor damonisierender Anbetung und Verteufelung gleichermaBen bewahrt; schlieBlich unserem Handeln, indem sie 
Regeln entwickelt und weitergibt, die aus Erfahrung und Bewahrung als bedeutsam anerkannt und geachtet sind und uns sagen, 
welche Droge in welcher Dosis, wann, wo und mit wem bekommlich ist oder nicht.« (MARZAHN 1994: 47) 

Das Wichtigste: Die Theorie von Dosis, Set und Setting 

Um die Wirksamkeit von psychoaktiven Pflanzen besser verstehen zu konnen, liefert die Theorie von Dosis, Set und Setting ein 
brauchbares Modell. Als der Harvard-Professor Dr. Timothy Leary (1920-1996) zu Anfang der sechziger Jahre wissenschaftliche 
Experimente mit psychedelischen Substanzen (LSD, Psilocybin) durchfiihrte, entwickelte er aufgrund eigener Erfahrungen und 
systematischer Beobachtung zusammen mit seinen Kollegen Ralph Metzner und Richard Alpert (Ram Dass) seine Theorie 
(LEARY et al. 1964). Sie besagt, daB maBgeblich drei Faktoren fiir die durch Psychedelika ausgelosten Erfahrungen 
verantwortlich sind. Der erste Faktor ist die Dosis - seit der Antike, spatestens seit Paracelsus eine Binsenweisheit. Das Set ist die 
innere Einstellung und Konstitution des Menschen, seine Erwartung, seine Wiinsche, seine Angste. Der dritte Aspekt ist das 
Setting, das ist die Umgebung, der Ort, die Zeit, kurz der Raum, in dem das Geschehen stattfindet. Die Wirkung resultiert also 
gleichermaBen aus chemischpharmakologischen, psychologischen und physikalischen Einfliissen. 

Was Timothy Leary fiir die Psychedelika postulierte, trifft auf die Erfahrungen mit alien psychoaktiven Pflanzen (auch den 
stimulierenden und narkotischen) zu. Um Erfahrungen mit ihnen zu machen und sie zu verstehen, miissen die drei Faktoren 
genau- beachtet werden. Dieselbe Pflanze kann sogar beim selben Menschen je nach Dosierung, Set und Setting sehr 
unterschiedliche Wirkungen auslosen. 

Zunachst kommt es natiirlich darauf an, welche Pflanze man gewahlt hat. Davon muB die richtige Dosis eingenommen werden. 
Was ist aber eine »richtige Dosis«? Es ist die Menge, die zu der gewiinschten Wirkung fiihrt. Da sich aber die Wirkung nicht 
ausschlieBlich aus der Dosis erklaren laBt, kann man nur unter Beriicksichtigung der anderen Faktoren die »richtige Dosis« finden. 
»Probieren geht iiber Studieren« sagt eine alte Weisheit. Sie gilt vor allem hier. Es sollte beim Experimentieren immer mit 
geringen Dosen begonnen werden. Lieber zu wenig als zu viel. Beim nachsten Mai kann man dann mehr nehmen. Wenn man 
vorschnell zu viel schluckt, kann es zu unangenehmen Effekten kommen oder sogar gefahrlich werden. Nimmt man etwa 
Strychnin ein, ist die Dosis von extrem groBer Bedeutung. Eine geringe Gabe kann kostliche Gefiihle und sexuelle Kraft geben, 
eine zu hohe Dosis kann zum :Tode fiihren. 

Indianer unterscheiden z.B. bei Zauberpilzen drei Stufen der Dosierung: eine medizinische, eine aphrodisische und eine 
schamanische. Bei der medizinischen Dosierung wird eine Menge gegeben, die keine psychoaktive Wirkung ausiibt, aber bei 
bestimmten Leiden heilsam ist. Die aphrodisische Dosis ist hoher; der Geist wird aktiviert, aber nicht mit Visionen oder 
Halluzinationen iiberschiittet; die Wahrnehmung und Empfindungsfahigkeit wird gesteigert, der Korper wird erregt und gekraftigt. 
Die schamanische Dosis katapultiert das BewuBtsein in eine andere Wirklichkeit, durchflutet es mit kosmischen Visionen und 
erlaubt dem Menschen den Blick in die Welten jenseits des gewohnten Raum- und Zeiterlebens. 

Das Set ist vielleicht der bedeutendste Faktor beim Erspiiren der Wirksamkeit einer psychoaktiven Pflanze, besonders wenn es 
sich um eine halluzinogene Substanz handelt. Solche Stoffe haben die Eigenschaft, alles, was der Mensch in seinem BewuBtsein 
tragi oder darunter vergraben hat, zu aktivieren, zu verstarken und gegebenenfalls gnadenlos zu entbloBen. Menschen, die mit den 
repressiven Vorstellungen der katholischen Religion aufgezogen wurden, miissen sich auf extreme Weise mit der Erbsiinde, die 
ihnen in die Wiege gelegt wurde, abmiihen, wahrend der naturverehrende Heide Partner oder Partnerin als Tempel gottlicher Lust 
wahrnimmt. 

In traditionellen Kulturen wird das Set wesentlich durch die alien Individuen gemeinsame Weltanschauung und vor allem durch 
die Mythologie des Stammes gepragt. Die Mythologie ist eine Art Kartographie der visionaren Welten und anderer 
Wirklichkeiten. Mit Hilfe dieser Kartographie kann der BewuBtseinsreisende das gewiinschte Ziel erreichen. Mehr noch, er kann 
sich immer auf die Hilfe des begleitenden Schamanen verlassen. Der Schamane ist namlich der beste Kartograph der anderen, 
visionaren Wirklichkeit. Selbst wenn man sich dort verirrt, kann man vom Schamanen zuriickgeholt werden. Die Inhalte der 
Visionen sind also kulturell gepragt. 



Psychoaktive Pflanzen und schamanisches BewuBtsein 

Der Schamane ist nicht nur Jager, Krieger, Heiler, Wahrsager und Unterhaltungskiinstler, er ist genauso ein empirischer 
Naturwissenschaftler und Denker. Bei den Tanimuka, einer Gruppe der Tukanoindianer, heiBt der Schamanismus 
konsequenterweise »Denken« (ELISABETH REICHELDOLMATOFF). Der Schamane ist vor allem ein Visionar, und zwar 
einer, der echte Visionen hat: 

»Ein Schamane ist jemand, der eine Vision von den Anfangen und dem Ende aller Dinge erhalten hat und diese Vision mitteilen 
kann. Dem rationalen Denker ist das unbegreiflich, die Techniken des Schamanismus jedoch sind auf ein Ziel ausgerichtet. Auch 
die Kraft des Schamanen hat hier ihren Ursprung. Die Verwendung pflanzlicher Halluzinogene steht bei den schamanischen 
Techniken dabei an erster Stelle. Diese pflanzlichen Halluzinogene sind die Quellen einer lebendigen, durch Pflanzen inspirierten 
Gotteserkenntnis oder Gnosis, die in unserer weit zuriickliegenden Vergangenheit gesprudelt haben und mittlerweile fast vollig in 
Vergessenheit geraten sind.« (MCKENNA 1996: 30) 

»Das Schamanentum ist das Tor zur wirklichen Welt«, sagte der Ethnopsychologe Holger Kalweit auf dem Symposion »Das 
schamanische Universum« (9/96) und meinte damit, daB das schamanische BewuBtsein die wirkliche Welt ist oder, wie es die 
Indianer ausdriicken, die »wahre Wirklichkeit«. 

Fiir viele Indianer der mittel- und siidamerikanischen Regenwalder gilt die Alltagswelt als Schein, als vordergriindige 
Notwendigkeit .4 »Diese erscheint dem Wissenden als Welt der Wirkungen, die Welt der Mythen dagegen als die der Ursachen« 
(DELTGEN 1993: 125). Ayahuasca oder Yage, der »Trank der wahren Wirklichkeit«, hilft dem Menschen, diesen Schein der 
Alltagswirklichkeit zu durchdringen und zum Kern der Wirklichkeit vorzudringen. Die unter dem AyahuascaeinfluB erlebte 
Wirklichkeit ist die Realitat der Mythen, sie erscheint wirklicher und bedeutungsvoUer. »Die Droge ist Medium, Vehikel 
zwischen dieser und jener Wirklichkeit. Sie ist die Pforte zur Erkenntnis. Der kumu [Schamane] aber ist der Mittler zwischen den 
beiden Welten, je nach seiner Kraft und seinen Talenten ein mehr passiver oder mehr aktiver.« (DELTGEN 1993: 141) Aber die 
»Einnahme dieser Halluzinogene wird nicht als Einwirken einer besonderen, namlich chemischen Wirksubstanz verstanden, 
sondern als der Kontakt mit den Geistwesen (Eignern, „Muttern", Speziesgeistern), die iiber die entsprechende Pflanze gebieten 
und deren „Essenz" verk6rpern.« (BAER 1987: 71) Die Pflanzengeister sind die Hilfsgeister des Schamanen im HeilungsprozeB: 
»Die halluzinogenen Pflanzen bzw. deren Eignergeister offnen dem, der sie einnimmt, die Augen; sie lassen ihn die 
auBeralltagliche Wirklichkeit, die als Realitat schlechthin gilt, erkennen, und sie sind es letztlich, nicht der Schamane, die die 
Kranken von ihrem Ubel befreien.« (BAER 1987: 79) Aber nicht jeder kann iiber die Hilfsgeister gebieten: »Das caji [Ayahuasca] 
macht also nicht den Schamanen. Umgekehrt: der zum Schamanen Berufene, der spirituell Begabte, vermag etwas aus der Droge 
und ihrer Wirkung zu mac hen. « (DELTGEN 1993: 200) 

Aber genau wie die Schamanen leben die meisten Indianer Amazoniens nach ihren Ayahuascavisionen: »Unsere Vorfahren 
richteten ihren ganzen Lebensrhythmus nach den Visionen des Ayahuasca aus; handelte es sich nun darum, Waffen, Zeichnungen, 
Graphiken, Farben, Kleidung, Medizin oder anderes herzustellen, oder ging es darum, den giinstigen Zeitpunkt fiir eine Reise oder 
zum Bestellen der Felder zu finden, mit den Ayahuascavisionen versuchten sie, sich besser zu organisieren.« (Rivas 1989: 182) 

Nun nehmen Schamanen in aller Welt psychoaktive Pflanzen und Produkte ein, um in den schamanischen BewuBtseinszustand zu 
geraten und in die visionare Welt, die andere Wirklichkeit, reisen zu konnen. Die von Schamanen benutzten Substanzen sind 
chemisch und pharmakologisch z. T. sehr unterschiedlich. Sie enthalten verschiedene Wirkstoffklassen, die mit verschiedenen 
endogenen Neurotransmittern analog oder verwandt sind (siehe Kasten)'. Dennoch werden sie als pharmakologische Stimuli fiir 
denselben Zweck, namlich zur Erzeugung des schamanischen BewuBtseinszustandes, verwendet. 

Diese Tatsache bestatigt die Forschungsergebnisse von Adolf Dittrich. Er hat gezeigt, daB Erfahrungen in veranderten 
BewuBtseinszustanden, und der schamanische BewuBtseinszustand ist gegeniiber dem alltaglichen sehr verandert, im Kern gleich 
sind - gleichgiiltig, mit welchen pharmakologischen und/oder psychologischen Stimuli sie ausgelost wiirden (DITTRICH 1996). 

Aus eigenen Erfahrungen mit den verschiedenen psychoaktiven Pflanzen kann ich bestatigen, daB unterschiedliche Wirkstoffe den 
gleichen BewuBtseinszustand, z.B. Trance, hervorrufen konnen, aber nicht miissen. Dieselbe Droge kann namlich bei 
verschiedenen Menschen total unterschiedliche Wirkungen erzeugen. Besonders bei Daturadrogen zeigen sich eklatante 
Unterschiede (vgl. SIEGEL 1981). Dieselbe Substanz kann sogar beim selben Menschen je nach Dosierung, Set und Setting sehr 
unterschiedliche Wirkungen auslosen. Damit nun derselbe, namlich der schamanische BewuBtseinszustand ausgelost wird, bedarf 
es also nicht nur der psychoaktiven Substanz, sondern auch der entsprechenden Intention des Benutzers so wie der auBeren 
Umstande.' Die Drogenerfahrung wird maBgeblich durch die mythologisch-kosmologische Matrix des Benutzers und durch das in 
der AuBenwelt ablaufende Ritual gesteuert. Mythologie und Kosmologie liefern die Topographic oder Karthographie der 
schamanischen Welt und weisen die Wege hinein und hinaus. Das Ritual gibt den auBeren Rahmen, der dem Benutzer den 
ijbergang von der alltaglichen Wirklichkeit in die schamanische und wieder zuriick erleichtert. 

Die Funktion des Pflanzengebrauchs bestimmt maBgeblich den Inhalt der Erfahrungen. Werden sie zum Schamanisieren 
eingesetzt, so erzeugen sie auch schamanische Wirklichkeiten. Allerdings sind wie bei alien Fahigkeiten die Menschen 
unterschiedlich begabt. Nur die Begabtesten konnen Schamanen werden. Ebenso sind alle Menschen unterschiedlich wagemutig 



Oder tapfer. Nur die Mutigsten unter uns konnen Schamanen werden. Angstliche Menschen sollten sich nicht den Gottern und 
Damonen stellen. Deshalb ist in den meisten Gesellschaften, in denen es institutionalisierte Schamanen gibt, der Gebrauch von 
visionar wirkenden Pflanzen in einen ausschlieBlich rituellen Rahmen eingebettet. Die visionaren Erfahrungen finden in 
kultureller Geborgenheit statt. 

Der schamanische Gebrauch psychoaktiver Pflanzen folgt einem bestimmten Grundmuster, wobei es relativ unbedeutend ist, 

welche Substanz verwendet wird. Es kommt in erster Linie auf Form, Sinn und Zweck (Funktion) des Rituals an. 

Die Ritualstruktur folgt dem Muster, welches ich »Psychedelisches Erkenntnisritual« genannt habe (vgl. RATSCH 1991b): 



Die Angst vor psychoaktiven Pflanzen 



Die Angst vor bewuBtseinserweiternden Pflanzen ist so alt wie die Bibel. In der Genesis wird diese Angst in der Geschichte vom 
Siindenfall thematisiert. Die Frucht vom Baum der Erkenntnis macht den Menschen zu Gott. Da man aber nur einen Gott anbeten 
soil, darf man sich natiirlich nicht mit ihm (oder ihr?) auf eine Ebene stellen. 

In vielen hierarchischen Kulturen, die imperialistisch orientiert sind (Macht statt Erkenntnis!), wird die direkte mystische, 
ekstatische oder religiose Erfahrung stark reglementiert, meist sogar verboten. Die Welterfahrung wird durch eine theologisch 
gewitzte Religion ersetzt und staatlich monopolisiert. Die andere Wirklichkeit, das Paradies, wird von Biirokraten ohne eigene 
Erfahrungen verwaltet und den Bediirftigen und nach Ekstase Lechzenden verkauft. Jonathan Ott hat diesen Mechanismus die 
pharmakratische Inquisition genannt (1993). Das beste Beispiel der Geschichte fiir die Unterdriickung der eigenen Erfahrung und 
den Ersatz durch ein staatliches Monopol zur Verwaltung des Gottlichen ist die mexikanische Inquisition. 

Als die Europaer in die Neue Welt drangten, begegneten sie erstmals Schamanen, die abschatzig als »Zauberer« und 
»Schwarzkunstler« bezeichnet wurden. Ihre Gotter oder Hilfsgeister wurden als Gotzen, Idole und Teufelswerk degradiert; ihre 
heiligen Tranke als Hexengebrau diffamiert. So heiBt es in einem kolonialzeitlichen Inquisitionsschreiben von D. Pedro Nabarre 
de Isla (erlassen am 29.6.1620): 

»Was die Einfiihrung des Gebrauchs des Krautes oder der Wurzel namens Peyote (. . .) zwecks Aufdeckung von Diebstahlen, 
Weissagungen anderer Begebenheiten und das Prophezeien zukiinftiger Ereignisse anbelangt, so handelt es sich dabei um 
Aberglauben, der zu verurteilen ist, da er sich gegen die Reinheit und Unversehrtheit unseres Heiligen Katholischen Glaubens 
richtet. Dies ist sicher, denn weder das genannte noch irgendein anderes Kraut kann die Kraft oder ureigene Eigenschaft besitzen, 
die behaupteten Folgen hervorbringen zu konnen, noch kann irgendeines die geistigen Bilder, Phantasien oder Halluzinationen 
verursachen, auf denen die erwahnten Weissagungen' griinden. In diesen letzten sind klar die Einfliisse und Eingriffe des Teufels 
erkannt, des wirklichen Verursachers dieses Lasters, der sich zuerst die natiirliche Leichtglaubigkeit der Indianer und ihre 
Neigung zur Idolatrie zu Nutzen macht und dann viele andere Menschen niederstreckt, die Gott nicht genug fiirchten und nicht 
genug Glauben besitzen. « 

Noch heute sind die heiligen Pflanzen der Indianer und/oder deren Inhaltsstoffe weltweit verboten. Der Gebrauch von Peyote, 
Meskalin, Psilocybin (Wirkstoff der mexikanischen Zauberpilze), DMT usw. ist zwar grundsatzlich straffrei, deren Besitz oder 
das Handeln damit aber dennoch verboten (KORNER 1994). Die Betaubungsmittelgesetze von heute sind dem Geist der 
katholischen Inquisition entsprungen. Solange die heiligen Pflanzen und Substanzen der Indianer illegal bleiben, ist der Krieg 
gegen die amerikanischen Ureinwohner nicht beendet. Uberhaupt ist der War an Drugs, der US-amerikanische Drogenkrieg, eine 
Fortfiihrung des europaischen Kolonialismus und ein Instrument zur Kriminalisierung der Indianer und deren Geistesverwandten. 

Diese Drogenphobie ist nichts Neues, gelten Drogen doch schon seit dem Altertum als wild und verwerflich (man denke an- die 
Verfolgung der Dionysosmysten, Hexen, Alchemisten und der Hippies). Die Angst vor Drogen und den damit verbundenen 
Erfahrungen zieht sich auch durch alle Lager der Schamanismus-Fans, selbst in akademische Kreise. Da gibt es Mircea Eliade, der 
den Gebrauch von Drogen zur Erzeugung von Trance und (archaischer) Ekstase als »degenerierten Schamanismus« verwirft 
(ELIADE 1975: 382). Da gibt es die New-Age-Anhanger, die behaupten, sie konnten »es« auch ohne Drogen. Und da gibt es die 
Ethnologen, die meinen, nur well »ihr« Schamane scheinbar ohne pharmakologische Unterstiitzung in Trance gerat, brauchten 
auch die anderen Schamanen - die sie gar nicht kennen - keine Drogen. Es hat sich aber gezeigt, daB fast alle traditionellen 
Schamanen pharmakologische Stimuli bevorzugen (FURST 1972a, HARNER 1973, RIPINSICY-NAXON 1993, RosENBOHivi 
1991, VITEBSKY 1995) 

»Die Indianer betrachten. die Droge als Nahrung fiir die Seele und verehren sie auf Grund ihrer wunderbaren Eigenschaften.« 
(DIGUET in WAGNER 1932: 67) 

Als die christlichen Europaer auf die ersten Schamanen stieBen, erkannten sie in ihnen dunkle Zauberer, Hexenmeister, die sich 
mit dem Teufel verbunden haben und mit dessen Hilfe ihre Stammesbriider an der Nase herumfiihren. In der alteren 
ethnographischen Literatur werden sie als Zauberer, Hexendoktoren, Medizinmanner, Wettermacher, Medien usw. tituliert. Ein 
GroBteil der Schamanismusliteratur hat sich darauf spezialisiert nachzuweisen, daB Schamanen Betriiger sind, die ihre 
Stammesgenossen mit Taschenspielertricks blenden, daB sie sich bestenfalls als Quacksalber mit irrationalen, aberglaubischen 
Verfahren aufspielen. 



In der traditionellen Psychiatrie und psychoanalytisch ausgerichteten Anthropologie, gelten Schamanen als Schizophrene, als 
Psychopathen, als arktische Hysteriker, also als Kranke. Merkwiirdig eigentlich, daB gerade diese Kranken mit der Aufgabe des 
Heilens beschaftigt sind. In der Anti-Psychiatrie wurde der Schamane verklart und zum Heiland umgewertet. Es entstanden Bilder 
von »psychiatrischen Utopien, in denen der Schamane den Vorsitz fuhrte« (KAKAR 1984: 95). In der neueren ethnographischen 
Literatur, meist der Richtung der kognitiven Anthropologie, werden die Schamanen als das betrachtet, was sie fiir ihre 
Gemeinschaft darstellen: Personen, die aufgrund einer Berufung und wegen ihrer besonderen Begabung zur Trance wahrsagen, 
diagnostizieren und heilen konnen. Dadurch halten sie ihre Gemeinschaft in Harmonic, bewahren die Stammesmythen und 
Traditionen und ermoglichen das Uberleben des Volkes. 

Aber die Achtung psychoaktiver 'Pflanzen und deren Wirkungen wird nicht nur durch fragwiirdige politische Gesetze 
vorangetrieben, sondern auch von seiten der etablierten Wissenschaft gefordert. Dabei spielen zwei Begriffe der Psychiatrie cine 
zentrale Rolle: Psychotomimetikum und Modellpsychose. Der erste ist der Begriff fiir die Substanz, die cine Psychose imitieren 
soil; der zweite charakterisiert die Erfahrung. Sie wird nicht als heilig oder mystisch, sondern als krankhaft dargestellt. Das 
erinnert wieder an Ethnologen und Religionsforscher wie George Devereux oder Mircea Eliade, die im Schamanen einen 
Psychopathen oder Hysteriker sehen. 

Seit dem letzten Jahrhundert kennt und benutzt die westliche Psychiatrie bewuBtseinsverandernde Drogen (GROB 1995, 
STRASSMAN 1995). Die erste Substanz, die in der Psychiatrie getestet und verwendet wurde, war das Meskalin. Meskalin wurde 
um die Jahrhundertwende erstmals aus dem mexikanischen Peyotekaktus extrahiert, chemisch bestimmt und synthetisiert. Man 
empfand damals die Wirkung des Meskalin auf eine gesunde Versuchsperson als Zustand, den man sonst nur an psychiatrischen 
Patienten kannte. Die Idee der pharmakologisch ausgelosten »Modellpsychose« kam auf (vgl. LEUNER 1962, HEAMLE et al. 
1988). Im Laufe der letzten hundert Jahre wurden weitere, ahnlich wirkende Substanzen in der Pflanzenwelt entdeckt, im 
Laboratorium synthetisiert und an Kranken oder auch Gefangnisinsassen getestet (HERMLE et al. 1993). 

Das Konzept der Modellpsychose ist nichts welter als ein Ethnozentrismus. Sahen die Inquisitoren in den psychoaktiven 
Substanzen das Wirken des Teufels, so erkennen die Psychiater in den heiligen Visionen psycho seartige Zustande, also sozusagen 
»kiinstlich« herbeigefiihrte Geisteskrankheiten. Nun, die Modellpsychose ist selbst auf dem Scheiterhaufen der modernen 
Hightechwissenschaft verpufft. Die neuesten Forschungen zur Hirnaktivitat von echten Psychotikern und von gesunden 
Psychedelikern haben per PET ergeben, daB bei beiden Gruppen ganz unterschiedliche Gehirnbereiche aktiviert werden 
(HERMLE etal. 1992). 

In unserer Welt herrscht auch die Meinung vor, daB »Drogen« nicht sinnvoU genutzt werden konnen, sondern sozusagen 
automatisch » miBbraucht« werden (vgl. DOBKIN DE Rios und SMITH 1976). Einem »Rauschgift« wird in unserer Kultur meist 
noch vorgeworfen, daB es »siichtig« oder »abhangig« mache. Die Meinungen dariiber gehen extrem auseinander. Zudem wird die 
mit einer Substanz einhergehende »Suchtgefahr« oft als einzige Definition fiir ein Rauschgift (auch » Suchtgift«) herangezogen. 
Da sich siichtiges Verhalten auf fast jede Substanz beziehen kann, waren viele Nahrungs- oder GenuBmittel und zahlreiche 
Medikamente zu den Rauschgiften zu zahlen. So sind viele Menschen von Schokolade »abhangig« (Vgl. OTT 1985). Auch 
Zucker sei eine Droge, sogar eine suchterzeugende, behaupten manche ... (McKENNA und PIEPER 1993). Sind also Schokolade 
und Zucker kraftigende Nahrungsmittel, kostliche GenuBmittel oder suchterzeugende Rauschgifte? 

Psychoaktive Substanzen werden von alters her als Dopingmittel im Sport benutzt (vgl. Mammillaria spp.). Im modernen 
Sportwettkampf werden vor allem die Pflanzenwirkstoffe Ephedrin und Ephedrinderivate (Amphetamine), Kampfer (vgl. 
Cinnamomum camphora), Strychnin und Kokain eingesetzt. Selbstverstandlich gilt der Gebrauch von Dopingmitteln als 
verwerflich, unsportlich, ist verboten und wird stark geachtet (BERENDONK 1992). Aber die Sportier sind wie die 
»Kellerschamanen«, sie suchen nach immer neuen Methoden, ihre Leistungen zu steigern. Jiingst wurden Praparate aus dem 
Schlauchpilz Cordyceps erfolgreich zum Doping benutzt. Der betreffenden Sportlerin konnte der Sieg nicht aberkannt werden, da 
es sich nicht um ein verbotenes Dopingmittel, sondern um eine Nahrungserganzung gehandelt habe. 



Die Erforschung psychoaktiver Pfianzen 



Wissenschaft beginnt mit dem Sammeln von Daten, Fakten, Objekten und endet mit dem geordneten Wissen. Dadurch zeichnen 
sich alle friihen wissenschaftlichen Werke aus. Sie verdichten und konzentrieren das Wissen ihrer Zeit und ihrer Welt. Dazu 
kommt die Experimentierfreude des Menschen. Durch Ausprobieren lernt er, durch Erfahrung verandert er sein Verhalten. Es ist 
auffallig, daB alle groBen Pflanzenforscher wie besessen Informationen und Materialien sammelten und so viele Pflanzen wie 
moglich an sich selbst getestet haben. Wie sollte man auch die Wirkung einer Pflanze beurteilen, wenn man sie noch nicht einmal 
gesehen oder beriihrt, geschweige denn geschluckt hatte? 

Mit dem Beginn der Botanik nahm die Erforschung psychoaktiver Pflanzen ihren Anfang. Schon Theophrast (um 370-322 v. 
Chr.), der »Vater der Botanik«, beschrieb zahlreiche psychoaktive Pflanzen und Substanzen. Bereits in der Antike wurde 
systematische Wissenschaft betrieben, die immer auf den Dichter Homer (9./8. Jh. v. Chr.) zuriickgefiihrt wurde: 



»Homer aber, der Ahnherr der Wissenschaften und der Geschichte des Altertums, der sonst die Kirke sehr bewundert, sprach 
Agypten den Ruhm wertvoller Krauter zu (...)• Er erzahlt wenigstens von sehr vielen agyptischen Krautern, die von der Frau des 
Pharao seiner Helena iibergeben worden waren, von jenem beriihmten nepenthes, das Vergessen von Traurigkeit und Verzeihung 
bewirkt und das Helena wohl alien Sterblichen hatte zutrinken sollen. Als erster aber von alien, die sich die Erinnerung bewahrten, 
hat Orpheus einiges Wissenswerte iiber Krauter berichtet. Mit welcher Bewunderung nach ihm Musaios und Hesiod vom Folium 
sprachen, haben wir schon mitgeteilt. Orpheus und Hesiod haben Raucherungen empfohlen. (...) Nach ihm hat als erster der durch 
sein Wissen beriihmte Pythagoras ein Buch iiber die Wirkung der Pflanzen geschrieben, worin' er dem ApoUon, dem Asklepios 
und iiberhaupt alien unsterblichen Gottern deren Auffindung und Ursprung zuwies. Auch Demokritos verfaBte eine solche 
Zusammenstellung; beide batten die Magier in Persien, Arabien, Athiopien und Agypten besucht.« (PLINIUS, Naturgeschichte 
XXM 1213) 

In der Spatantike entstanden neben der Naturgeschichte des Plinius (23-79 n. Chr.) auch weitere Krauterbiicher, von denen das 
bedeutendste und bis in die Neuzeit hinein wichtigste Werk die Arzneimittellehre des Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) darstellt. Darin 
sind zahlreiche psychoaktive Pflanzen, ihre verschiedenen Namen, Zubreitungen und Anwendungen beschrieben (vgl. RATSCH 
1995a). 

Im Mittelalter tauchen Beschreibungen psychoaktiver Pflanzen vor allem bei arabischen und indischen Autoren (z.B. Avicenna) 
auf. In Deutschland wurden mehrere Pflanzen (Hanf, Bilsenkraut, ToUkirsche u.a.) von der Abtissin Hildegard von Bingen 
(10981179) beschrieben (MULLER 1982). 

Mit Beginn der Neuzeit kam die groBe Zeit der »Vater der Botanik«. Sie hinterlieBen voluminose Krauterbiicher, die voller 
Informationen iiber psychoaktive Pflanzen sind. Zu ihnen gehoren Leonhart-Fuchs (1501-1566), Jacobus Theodorus 
Tabernaemontanus (1522-1590), Hieronymus Bock (1498-1554), Otto Brunfels (um 1490-1534) und Pierandrea Matthiolus 
(1500-1577). 

Als die Neue Welt kolonialisiert wurde, schickte der spanische Konig Arzte und Botaniker nach Mexiko und Peru. Sie sollten die 
einheimische Flora in Hinsicht auf ihre medizinische Verwendung untersuchen. Dabei entstanden eine Reihe von Kompendien, 
die der amerikanischen Flora und ihrer Heilkraft gewidmet waren. In alien diesen Werken finden sich zahlreiche Hinweise auf 
psychoaktive Pflanzen sowie auf deren medizinische und psychoaktive Verwendung (Pozo 1965 und 1967). 

Die systematische Erforschung der psychoaktiven Pflanzen begann erst im 19. Jahrhundert. Der in Unterfranken geborene Freiherr 
Dr. Ernst von Bibra (1806-1878) war ein typischer Privatgelehrter seiner Zeit. Er war von Haus aus reich, erwarb akademische 
Ehren und widmete sich seinen Studien, vorzugsweise in den eigenen vier Wanden. Er studierte in Wiirzburg Medizin und 
Philosophic, lebte spater in Niirnberg, verbrachte aber die meiste Zeit, sofern er nicht auf Reisen war, in seinem Anwesen 
Schwebheim. Bibra hatte politisch liberale Vorstellungen, war aktiv in die Revolution von 1848 verstrickt und muBte deshalb 
voriibergehend das Land verlassen. Er bereiste fiir zwei Jahre Siidamerika (1849/50). Dort machte er nicht nur Bekanntschaft mit 
der fremdlandischen Kultur, sondern auch mit vielen siidamerikanischen Rauschmitteln, besonders mit Koka und Guarana. 

Nur ein Jahr nachdem er seinen beachtenswerten Reisebericht veroffentlicht hatte, erschien sein bahnbrechendes Buch Die 
narkotischen Genufimittel und der Mensch (Niirnberg 1855). Dieses Werk war das erste seiner Art; es wurde eine echte 
literarische Sensation. Zum erstenmal wurden die damals bekannten psychoaktiven Drogen ausfiihrlich dargestellt und in ihren 
Wirkungen beschrieben. Deutlich zum Ausdruck kam dabei immer die Selbsterfahrung des Autors, ebenso seine liberale 
Gesinnung: 

»Nirgends auf der ganzen weiten Erde wird ein Land gefunden, dessen menschliche Bewohner sich nicht irgendeines narkotischen 
GenuBmittels bedienen, ja fast alle haben deren sogar mehrere, und wahrend einige dieser Narcotica vielleicht nur von einzelnen 
Stammen gebraucht werden, ist die groBere, iiberwiegendere Menge derselben von Millionen Menschen angenommen.« (BIBRA 
1855:390) 

Er berichtet in seinem Buch ausfiihrlich iiber Kaffee, Tee, Mate, Guarana, Kakao, Fahantee, Fliegenpilz, Stechapfel, Koka, 
Opium, Lactucarium, Haschisch, Tabak, Betel und Arsenik. Das Fazit seiner Betrachtung mutet hochst modern an: 

»Ohne Narcotica aber, ohne Spirituosen, denn hier woUen wir diese letzteren, der ahnlichen Wirkungen halber, mit in den Kreis 
unserer Besprechung Ziehen, kann der Mensch, wie die Erfahrung gezeigt hat, leben. Durch ihren GenuB aber wird die Existenz 
eine gliicklichere und sie ist deshalb zu billigen.« (Seite 396£) 
Also schon damals die Forderung nach einem Recht auf Rausch! 

Bibra loste im deutschsprachigen Raum eine Welle der interdisziplinaren Drogenforschung aus, die bis heute nicht abebbt. Er war 
fiir den Apotheker Carl Hartwich (1851-1917), der das bislang voluminoseste Werk iiber psychoaktive Pflanzen verfaBt hat 
(HARTWICH 191 1), genauso die wichtigste Inspirationsquelle wie fiir den Toxikologen Louis Lewin (1850-1929). Selbst der 
Naturstoffchemiker Albert Hofmann (geb. 1906) fiihlt sich dem Freiherrn verbunden, forderte Bibra doch die Chemiker, die nach 
ihm kommen wiirden, auf, sich eifrig dem Studium der psychoaktiven Pflanzen zu widmen. 



Arthur Heffter (1860-1925) nahm Bibra wortlich; er war der erste Mensch, der einen isolierten Pflanzenwirkstoff, namlich das 
Meskalin, zuerst an sich selbst erprobte. Daher nennt man heute die Forschungsmethode durch Eigenversuche » Heffter-Technik«. 

Fast gleichzeitig mit Bibra beschaftigte sich der Amerikaner Mordecai Cubitt Cooke (1825-1913) mit den menschlichen 
GenuBmitteln, die er poetisch als die »Sieben Schwestern des Schlafs« bezeichnete (COOKE 1860, Reprint 1989). Parallel dazu 
forschte der Schotte James F. Johnston iiber die Chemie des taglichen Lebens und die Stoffe, die man sich zum Genug einverleibt. 
Er publizierte sein Werk im selben Jahr wie Bibra (1855). 

In Italien ist Paolo Mantegazza (1831-1910) als Pionier der Drogenforschung anzusehen (SAMORINI 1995b). Er publizierte 1871 
in Mailand sein 1200 Seiten starkes Hauptwerk Quadri della natura umana: Feste ed ebbrezze, »Bilder der menschlichen Natur: 
Feste und Rausche«. 

Mantegazza war dem Coca ergeben und hatte bereits 1858 eine sensationelle Schrift mit dem Titel Sulle virtu igieniche e 
medicinali Bella coca e sugli alimenti nervosi in generale, »Uber hygienische und medizinische Tugenden der Koka und 
Nervennahrung im allgemeinen« veroffentlicht. Mantegazza war wie Bibra und Hartwich an alien GenuB- und Rauschmitteln 
interessiert und lieB sich sein ganzes Leben davon leiten und inspirieren. Da seine Schriften fast nur auf italienisch erschienen 
sind, wurden sie international weitaus weniger beachtet als die Publikationen von Bibra, Johnston und Cooke. 

Besonders interessant ist Mantegazzas Klassifikation der GenuBmittel. Er teilte die »Nervennahrung« in drei Familien ein: 

1. die alkoholischen Nahrungsmittel mit den beiden Stammen Fermente und Destillate; 

2. alkaloidische Nahrungsmittel mit den Stammen Koffeine und Narkotika; zu den Narkotika zahlte er Opium, Haschisch, 
Kava-Kava, Betel, Fliegenpilz, Koka, Ayahuasca und Tabak; 

3. die aromatischen Nahrungsmittel (Salbei, Oregano, Rosmarin, Zimt, Pfeffer, Chili usw.). 

Einen anderen Weg als Bibra betrat der Psychiater Emil Kraepelin (1856-1926), der 1882 sein medizinisch-psychologisch 
ausgerichtetes Buch Uber die Beeinflussung einfacher psychologischer Vorgdnge durch einige Arzneimittel veroffentlichte. Im 
selben Jahr erschien auch von dem Traumforscher und Professor der Philosophic Heinrich Spitta die iiberarbeitete zweite Auflage 
seines Werkes Die Schlaf- und Traumzustdnde der menschlichen Seele mit besonderer Beriicksichtigung ihres Verhdltnisses zu 
den psychischen Alienationen. Beide Biicher behandelten die chemischen Mittel, mit denen sich veranderte Zustande auslosen 
lassen, jeweils auf die ihnen eigene Art. Kurz darauf publiziert der Nervenarzt Sigmund Freud (1856-1939), der »Vater der 
Traumtheorie«, seine Arbeit Ueber Coca, durch die das Koksen in Mode kam. Diese Pionierarbeiten haben zur 
Psychopharmakologie oder Pharmakopsychologie gefiihrt, einem Gebiet, mit dem sich Psychiater, Pharmakologen, 
Pharmakognostiker und Chemiker beschaftigt haben: 

» Pharmakopsychologie ist die Lehre von der Beeinflussung seelischen Lebens durch dem Korper zugefiihrte chemisch wirkende 
Stoffe.« (LiPPERT 1972:10) 

Der forschungsgeschichtlich bedeutendste Chemiker ist der Schweizer Albert Hofmann. Er hat nicht nur bei der Erfoschung der 
Mutterkornalkaloide das LSD erfunden, sondern auch die Wirkstoffe in den mexikanischen Zauberpilzen und anderen 
indianischen Zauberdrogen entdeckt. Auf dem Gebiet der Struktur-Wirkungs-Beziehungen hat sich besonders der amerikanische 
Chemiker russischer Herkunft Alexander T. Shulgin hervorgetan. 

In der Volkerkunde oder Ethnologic begann die Erforschung des Gebrauchs psychoaktiver Pflanzen eigentlich erst in diesem 
Jahrhundert. 1' Zu den Pionieren der psychoaktiven Ethnologic gehoren Pablo Bias Reko, Weston La Barre, Johannes Wilbert, 
Peter Furst und Michael Harner. Die Rolle von Carlos Castaneda ist heute ziemlich umstritten. 

Die Ethnobotanik begann sich erst gegen Ende des letzten Jahrhunderts als spezieller Wissenschaftszweig zu etablieren. Der 
Begriff wurde von John W. Harshberger (1869-1929) im Jahre 1895 eingefiihrt. Auf die Ethnobotanik haben sich sowohl 
Ethnologen als auch Botaniker spezialisiert. Ein Pionier der Ethnobotanik war der Brite Richard Spruce (18171893). Der »Vater 
der psychoaktiven Ethnobotanik« ist der ehemalige HarvardProfessor und Direktor des Botanischen Museums in Harvard Richard 
Evans Schultes. Seine Forschungen in Mexiko und Siidamerika haben zur Entdeckung zahlreicher psychoaktiver Pflanzen gefiihrt 
(DAvis 1996). Viele Studenten von Schultes sind bekannte Ethnobotaniker oder Ethnopharmakologen geworden: Timothy 
Plowman (1944-1989), Wade Davis, Mark J. Plotkin, Tom Lockwood. Der amerikanische Botaniker William Emboden hat vor 
allem einen kreativen Briickenschlag zur Kunstgeschichte vollfiihrt und dazu Wesentliches publiziert. 

Die Ethnomykologie, also die Erforschung des kulturellen Gebrauchs von Pilzen, wurde von dem Bankier R. Gordon Wasson 
(1898-1986) begriindet. In gewisser Weise ist der Naturstoffchemiker Jonathan Ott zum Nachfolger Wassons geworden. Viele 
weitere Entdeckungen der Ethnomykologie sind Paul Stamets, Gaston Guzman und Jochen Gartz zu verdanken. Als Teilgebiet der 
Ethnobotanik und Ethnomedizin hat sich in den letzten dreissig Jahren die Ethnopharmakologie entwickelt. Sie ist eine junge 
Wissenschaft und tragi stark interdisziplinare Ziige. Ethnopharmakologie ist die Erforschung des kulturellen Gebrauchs 
pharmakologisch aktiver Substanzen und dessen kognitiver Interpretation. Hier ist auch die vorliegende EnzyklopMie 
einzuordnen. 



SchlieBlich soil noch der »Kellerschamanen« gedacht werden. So werden inzwischen Amateure und Hobbyisten genannt, die zu 
Hause mit psychoaktiven Pflanzen und Zubereitungen experimentieren und dabei mitunter erstaunliche Entdeckungen machen, 
die dann bereitwillig von der Wissenschaft aufgegriffen und weiterverfolgt werden. Fast die ganze Forschung zu den 
Ayahuascaanalogen ist den »Kellerschamanen« zu verdanken. 

Alle wesentlichen Entdeckungen auf dem Gebiet der psychoaktiven Pflanzen, ihrer Chemie und pharmazeutischen Nutzung 
wurden von deutschsprachigen Forschern gemacht. - Man fragt sich, ob sich bier ein Bediirfnis der deutschen »Volksseele« 
auBert. Wieso gerade so eine Konzentration auf deutschsprachigem Boden? SoUte bier nocb der germaniscbe Gott Wotan am 
Wirken sein? Wotan ist der Gott der Erkenntnis und zugleicb der rubelose Scbamane, der alles dafiir tut, seinen unermeBlicben 
Wissensdrang zu befriedigen. Er war es, der den Met der Inspiration geraubt und den Menschen gebracbt bat (METZNER 1994b). 

Psychoaktive Pflanzen als kulturschaffende Faktoren 

Der Gebraucb und aucb das Bediirfnis nacb psycboaktiven Substanzen ist sebr alt. Mancbe Autoren glauben, daB die Anfange 
irgendwo im Palaolithikum liegen (RIPINSKY-NAXON 1989, WESTERMEYER 1988). Anscbeinend bat es scbon sebr friib 
einen Zusammenbang mit dem Scbamanismus gegeben (LA BARRE 1972). DaB der Scbamanismus eine Urreligion ist, mocbte 
icb bezweifeln, docb denke icb, daB die durcb psycboaktive Pflanzen ausgelosten veranderten BewuBtseinszustande oder Visionen 
zu erbeblicben kulturellen Innovationen gefiibrt baben. 

Man nimmt eine Substanz aus der Umwelt auf und versinkt in einem Bildersturm, siebt Visionen, bat Halluzinationen, jede 
Menge an Bildern, von denen man sicb niemals zuvor eine Vorstellung macben konnte - und docb sind sie einem vertraut, 
sozusagen urvertraut. Zudem sind sie komplex, vielscbicbtig, taucben in unglaublicben Sequenzen auf und geben so weit ins 
Detail, daB man das Gefiibl nicbt los wird, irgendwo auf molekularer Ebene gelandet zu sein oder irgendwo weit drauBen, in den 
Tiefen eines unendlicben Weltalls. Wober kommen diese Bilder? Entsteben sie im Gebirn des Menscben, durcb die materielle 
Interaktion der von auBen kommenden Molekiile mit dem Hirnstamm? Konnen wir durcb die von auBen aufgenommenen Stoffe 
in Wirklicbkeiten blicken, die tatsacblicb auBerbalb von uns sind' und fiir die wir gewobnlicb keine Wabrnebmung baben? - Das 
Wunder oder das Mysterium bleibt das gleicbe! Egal, wober die Bilder kommen, sie sind da, sind wabrnebmbar, sind erfabrbare 
Wirklicbkeit. 

Viele Kulturen und viele Forscber baben sicb diesen Fragen gewidmet. Obwobl sie niemand endgiiltig beantworten konnte, baben 
sicb docb Hypotbesen und Positionen berausgescbalt, die sicb in zwei Lager gliedern lassen. Namlicb zum einen die Annabme, 
daB alle Wirklicbkeit nur die Projektion unseres BewuBtseins oder unseres Gebirns ist, und zum anderen die Sicbt, daB es 
zablreicbe oder sogar unendlicb viele verscbiedene Wirklicbkeiten in der auBeren Welt gibt. 

Scbamanismus kann man nur ernst nebmen, wenn man sicb der zweiten Position anscblieBt. Denn wenn man annimmt, daB der 
Scbamane nur, in den eigenen Scbadel fliegt, konnte er keine geraubten Seelen wiederfinden, befreien und zuriickbringen. 

Die durcb psycboaktive Pflanzen bervorgerufenen inneren Bilder und Visionen baben vermutlicb seit der Steinzeit die Kunst des 
Menscben beeinfluBt (BIEDERMANN 1984, BRAEM 1994). So wird die afrikaniscbe Felskunst als Ausdruck veranderter 
BewuBtseinszustande, wobl durcb Pilze oder abnlicbes ausgelost, gedeutet (LEWIS -WILLIAMS und DowsoN 1988 und 1993). 
Ebenso ist die indianiscbe Felskunst von psycboaktiven Pflanzenerfabrungen inspiriert worden (WELLMANN 1978 und 1981). 

Aucb die Bilderwelten des Hieronymus Boscb bat man als Drogentrips interpretiert. Die Kunst des 19. Jabrbunderts ware obne 
psycboaktive Substanzen nicbt denkbar (KurFER 1996a und 1996b). Viele Bilder des Surrealismus, besonders die von Max Ernst, 
Rene Magritte und Salvador Dali, erscbeinen dem Betracbter als »Drogenbilder« oder erinnern ibn an eigene Rauscberfabrungen. 
Der Surrealismus scbeint vom Hanfkonsum mitgepragt worden zu sein. Im Surrealistischen Manifest von 1924 wird die 
Pbilosopbie des Surrealismus definiert: 

»Der Surrealismus berubt auf dem Glauben an die bobere Wirklicbkeit gewisser, bis dabin vernacblassigter Assoziationsformen, 
an die Allmacbt des Traumes, an das zweckfreie Spiel des Denkens.« (BRETON 1968: 26£) 

Der Begriinder des Surrealismus vergleicbt diese Kunstform mit der Wirkung psycboaktiver Substanzen: 

»Der Surrealismus erlaubt denen, die sicb ibm widmen, nicbt, ibn fallenzulassen, wann es ibnen gefallt. Alles weist darauf bin, 
daB er in der Art von Stimulantien auf den Geist wirkt; wie diese erzeugt er einen gewissen Zustand des Bediirfnisses und vermag 
den Menscben in scbrecklicbe Revolten zu treiben. Wieder einmal steben wir, wenn man will, vor einem sebr kiinstlicben 
Paradies, und unser Hang dortbin fallt mit dem gleicben Recbt unter die Baudelairescbe Kritik wie alle anderen. So muB die 
Analyse der - gebeimnisvollen Wirkungen und besonderen Geniisse, die er vermitteln kann - unter mancben Aspekten erscbeint 
der Surrealismus wie ein neues Laster, das nicbt nur einigen wenigen eignen soil; wie das Hascbiscb vermag aucb er alle 
Wableriscben zu befriedigen -, so muB eine solcbe Analyse innerbalb dieser Untersucbung vorgenommen werden. 



Mit den surrealistischen Bildern geht es wie mit jenen Bildern im Opiumrausch, die der Mensch nicht mehr evoziert, sondern die 
„sich ihm spontan, tyrannisch anbieten. Er ist unfahig, sie abzuweisen; denn der Wille ist kraftlos geworden und beherrscht nicht 
mehr seine Fahigkeiten." (Baudelaire) Bleibt die Frage, ob man jemals die Bilder „evoziert" hat.« (BRETON 1968: 34) 

In der Kiinstlerszene um den phantastischen Realismus war das Experimentieren mit psychoaktiven Substanzen anscheinend eine 
wichtige Erfahrung. Aber nur wenige der Kiinstler haben sich dazu offentlich bekannt. Ernst Fuchs hat sogar in einer seiner 
Biographien seine Drogenerfahrungen, die er friiher publiziert hatte, geleugnet (MULLEREBELINC 1992). Es scheint allerdings 
so, daB der Gebrauch von Haschisch und Marijuana bei den meisten Kiinstlern sich nicht unbedingt auf den kreativen ProzeB 
auswirkt, sondern eher als eine Art Konzentrationsverstarker, also im Sinne der indischen Meditationspraxis mit Haschisch, 
verwendet wurde (z.B. bei Gustav Klimt). Albert Paris Giitersloh, selbst ein bekennender Kiffer, schatzt die Lage vermutlich 
realistisch ein, wenn er sagt: 

»Jeder [Kiinstler] aus meiner Generation hat seine Bekanntschaft mit Haschisch gemacht, und wenn ich durch die Akademie gehe 
und schnuppere, bin ich sicher: auch jeder aus meiner Klasse zumindest. Sind wir deswegen alle Hasch-Kiinstler?« (nach BEHR 
1995) 

Im ethnologischen Bereich gibt es einige Beispiele der direkten Produktion kultureller Giiter oder Artefakte, die durch visionare 
Erfahrungen mit psychoaktiven Pflanzen und Produkten entstanden sind (ANDRITZKY 1995). Die Wollgarnbilder der Huichol 
sind Darstellungen von Peyoteerfahrungen. Ayahuascavisionen sind Gegenstand zahlreicher Gemalde (Ayahuascamalereien). 



Acacia spp. Akazien 



Familie 

Leguminosae: Mimosaceae (Fabaceae) (Schmetterlingsbliitengewachse) 

Synonyme 

Viele Arten der Gattung Acacia wurden friiher den Gattungen Mimosa, Pithecolobium, Senegalia oder Racosperma zugeordnet. 
Andererseits sind manche friiher unter dem Gattungsnamen Acacia beschriebene Arten heute als Anadenanthera. (siehe 
Anadenanthera colubrina) und Mimosa (siehe Mimosa tenuilora. Mimosa spp.) reklassifiziert worden. 

AUgemeines 

Die Gattung Acacia umfaBt 750 bis 800 Arten (nach anderen Angaben ca. 130), die in den tropischen und subtropischen 
Gegenden weltweit verbreitet sind (HARNISCHFEGER 1992). Es sind meist mittelgroBe Baume mit gefiederten, seltener glatten 
Blattern, biischeligen Bliitenballen und schotenartigen Friichten. 

Einige Arten kommen unter dem Namen »Mimose« als Schnittblumen auf den Markt. Aus Acacia farnesiana (L.) WILLD. wird 
ein atherisches Ol gewonnen, das als Duftstoff in der Aromatherapie und Parfiimherstellung verwendet wird (B ARTELS 1993: 
89*}. Einige Akazien werden seit dem Altertum als Tragersubstanzen (Gummi Arabicum) fiir zusammengesetzte Medikamente 
und Raucherwerk genutzt. Manche Arten dienen als Zusatz zu psychoaktiven Produkten (Betelbissen, Bier, Balche', Pituri; zu 
Pulque vgl. Agave spp.). Mehrere Arten sind fiir die Herstellung von Ayahuascaanalogen geeignet. Zahlreiche australische 
Acacia-Arten (A. maidenii, A. phlebophylla, A. simplicifolia) enthalten in ihrer Rinde und/oder ihren Blattern hohere 
Konzentrationen an A^A^-DMr (FITZGERALD und SIOUMIS 1965, OTT 1994: 85f.*, ROVELLI und VAUGHAN 1967). 

Acacia angustifolia (MILL.) KUNTZE [syn. Acacia angustissima (Mn^Z.) KUNTZE, Acacia filiciana WI LLD.] - 
Pulquebaum, Timbre 

Die Wurzel dieser mexikanischen Akazie liefert einen eventuell psychoaktiv wirkenden Zusatz zu Pulque, dem aus Agave spp. 
gewonnenen, fermentierten Getrank. Die Azteken nannten den kleinen Baum ocpatl, »Pulquedroge«; heute heiBt er im 
mexikanischen Spanisch noch palo de pulque, »Baum der Pulque«. Ebenso wurde Acaci'a albicans KUNTH [syn. Pithecolobium 
albicans (KUNTH) BENTH.] als Pulquezusatz benutzt. 

Acacia baileyana F. VON MUELL. 

Diese australische Akazie kommt in Neusiidwales vor. Sie enthalt psychoaktive B-Phenethylamine, darunter das 
Tetrahydroharman, und ist moglicherweise als MAO-hemmender Zusatz fiir die Bereitung von Ayahuascaanalogen geeignet. 

Acacia campylacantlia HOCHST. ex A. RICH [syn. Acacia polyacantlia WILLI), ssp. campylacantlia] 

Die Blatter dieser altweltlichen Art enthalten N,N-DMT und andere Tryptamine (WAHBA KHALIL und ELKEIR 7975). Die 
Rinde wird in Westafrika traditionell als psychoaktiver Zusatz zum dolo genannten Bier genutzt.'; Es wird aus Hirse (Sorghum 
spp., Penisetum spp.), manchmal unter Zusatz von Honig, gebraut. Der Alkoholgehalt liegt normalerweise bei 2 bis 4%, unter 
Honigzugabe bei bis zu 8 bis 10% (VOLTZ 1981: 176). Es wird als Trankopfer bei Opferzeremonien und anderen Riten genauso 
wie im taglichen Leben getrunken. Die Eigenschaften des dolo-Bieres werden hochgelobt: »Dolo gibt Kraft und Mut und bringt 
Lebensfreude. Bei miihseligen Arbeiten ist es iiblich, dolo zu trinken. Der Bauer, der ein Stiick Wildnis urbar macht, der Schmied, 
der schwer am AmboB arbeitet, der Krieger, der sich auf den Kampf vorbereitet, die Wochnerin, der Tanzer, der die schwere, 
heilige Maske tragen wird ..., alle bekommen Kraft und Mut durch dolo, das ihnen die Mutter, Ehefrau oder Schwester anbietet.« 
(VOLTZ 1981: 178) 

Acacia catechu (L. £) WILLD. - Katecliubaum 

Diese aus Indien, Indonesien und Malaysia stammende, bis zu 20 Meter hoch wachsende Akazienart ist auch unter den Namen 
Cutch tree, Khair, Kath, Katha, Khadira und Ercha bekannt. Aus dem Kernholz wird durch zwolfstiindiges Kochen mit Wasser 
und Eindicken ein Extrakt gewonnen, der unter den Namen Catechii, Katechu, Catechu nigrum, Extractlim catechtt, Succus 
catechis. Terra catechii. Terra japonica, Pegit, Black catechu, Cutch, Cachoii, Katha, Khair, Terra giapponica, Khadira oder 
Cato de pegii bekannt ist. Es sind im wesentlichen vier Handelssorten iiblich: Pegu Catechu (= Bombay Catechu), die 
gebrauchUchste Sorte, Bengalisches Catechu, Malakka Catechu und Camou Catechu (HARNISCHFEGER 1992: 31). Catechu ist 
eine altindische Droge und auch bei uns noch offizinell (DAB6). In vedischer Zeit wurde die Rinde von Acacia catechii als 
sotttcitvak bezeichnet und mit Soma assoziiert. 

Catechu ist an sich geruchlos, hat einen zusammenziehend bitteren Geschmack, der langsam ins SiiBliche iibergeht. Catechu ist 
weitgehend wasserloslich und laBt sich wieder auskristallisieren. Es besteht aus Flavonolen bzw. Glykosiden (Fisetin; Quercetin 
[vgl. Psidium guajava, Vaccinium uliginosum], Quercitrin) und Flavanoiden (Catechine, Catechingerbstoffe) sowie roten 
Pigmenten (HARNISCHFEGER 1992: 31). Catechu ist daher fiir die Rotfarbung des Speichels beim Kauen des Betelbissens 
verantwortlich (ATKINSON 1989: 7750. In Indien und Nepal wird Catechu zum Farben und Gerben benutzt und in der 
Ethnomedizin fiir Tonika, bei Verdauungsstorungen und Hautkrankheiten. Die groBte okonomische Bedeutung hat Catechu 
allerdings als (farbender) Zusatz zum Betelbissen (STORRS 1990: 5'). In der indischen Medizin ist Catechu ein Bestandteil von 
Rezepturen zur Behandlung von Geschwiiren auf der Mundschleimhaut, Halsentziindungen und Zahnschmerzen 



(HARNISCHFEGER 1992: 32). Catechu ist eine ausgesprochene Gerbstoffdroge, die sich zur Behandlung von Entziindungen auf 
den Schleimhauten und Durchfallen eignet (PAHLOw 1993: 453 ). Catechu hatkeine eigene psychoaktive Wirkung, es ist 
lediglich ein wichtiger Zusatz zu einem psychoaktiven Produkt; darin konnte es allerdings synergistische Effekte haben. 

Acacia confusa MERR. 

Diese Akazienart enthalt NN-DMT und ist als Zusatz fiir Ayahuascaanaloge brauchbar. 

Acacia cornigera (L.) WILLI), [syn. Acacia spadici 

gera CHAM, et SCHLECHTEND. ] - Stierhornakazie 

Diese auffallige Akazie hat kraftige, gepaarte Stacheln, die hohl sind und von Ameisen bewohnt werden. Der kleine Baum (auch 
akunte' genannt) heiBt auf Maya subin, »Drache«. Er spielt in der magischen Zubereitung des Ritualtrunkes Balche' eine wichtige 
Rolle. Moglicherweise wurden Telle des Baumes friiher dem Getrank zugesetzt. Eventuell enthalt die Rinde NN-DMT. Die Maya 
von San Antonio/Belize benutzen Wurzel und Rinde gegen Schlangenbisse. Die Wurzel wird als Tee auch als Aphrodisiakum und 
Heilmittel bei Impotenz getrunken. Weitere Zubereitungen werden zur Behandlung von Asthma und Kopfschmerzen gebraucht 
(ARVIGO und BALICK 1994: 81*). 

Acacia maidenii F. VON MUELL. - Maiden's wattle 

Die ganze Pflanze, ein schoner, aufrechter Baum mit silbrigem Glanz, enthalt Tryptamine. Die Rinde enthalt 0,36% NN-DMT 
(FITZGERALD und SIouMIs 1967). Die Blatter sind als DMT-liefernder Bestandteil von Ayahuascaanalogen brauchbar (OTT 
1993: 246'0. Diese Akazie laBt sich gut in gemaBigten Zonen kultivieren (z.B. in Kalifornien oder Siideuropa). 

Acacia nubica BENTHAM - Nubisclie Aliazie 

Die Blatter dieser afrikanischen Akazie enthalten u.a. NN-DMT (WAHBA KHALIL und ELKEIR 1975). Allerdings scheint die 
Konzentration nicht auszureichen, um damit Ayahuascaanaloge zu produzieren. 

Acacia phlebophylla F. VON MUELL. - Buffalo sallow wattle 

Diese austraUsche Art ist reich an NN-DMT. Die Blatter enthalten 0,3% NN-DMT (RoVELLI und VAGHAN 1967); sie sind als 
DMT-liefernder Bestandteil von Ayahuascaanalogen brauchbar (OTT 1993: 246'0. Diese Akazie ist vielleicht die seltenste Art 
ihrer Gattung. Sie kommt nur auf dem Mount Buffalo vor. 

Acacia polyantha WJLLD. [syn. Acacia surna (ROXB.) BUCH.-HAM.] - WeiBer Katechubaum 

Das Harz dieser indischen Akazie wird manchmal als Catechu bzw. Catechuersatz fiir Betelbissen verwendet (siehe oben). Die 
Blatter enthalten anscheinend NN-DMT. Interessanterweise lautet ihr Sanskritname somavalkah und bringt diese Pflanze mit dem 
Gottertrank Soma in Verbindung. Auch der Malayam-Name somarayattoU deutet darauf hin (WARRIER et al. 1993: 26*). 

Acacia retinodes SCHLECHTEND. - Swamp wattle 

Diese australische Akazie, die hauptsachlich in sumpfigen und feuchten Gebieten vorkommt, enthalt Nikotin (BOCK 1994: 93*). 
Ein traditioneller Gebrauch ist bisher nicht bekannt geworden. 

Acacia Senegal (L.) WILLD. [syn. Acacia verek GUILL. et PERROTT, Senegalia Senegal (L.) BRITT.] - 
Gummiarabikumbaum 

Diese afrikanische Akazie ist vor allem als Lieferant des Arabischen Gummis oder Gummi Arabicum bedeutsam, das u.a. als 
Bindemittel fiir Raucherwerk dient. Die Blatter enthalten NN-DMT (WAHBA KHALIL und ELKEIR 1975), allerdings in nur 
sehr geringer Konzentration. Sie sind wahrscheinlich nicht besonders gut geeignet fiir die Herstellung von Ayahuascaanalogen. 

Acacia simplicifolia DRUCE 

In der Stammrinde dieser in Australien und Neukaledonien verbreiteten Akazie sind angeblich bis zu 3,6% Alkaloide enthalten; 
davon sind 40% MMT, 22,5% NN-DMT (= 0,81 % DMT-Gesamtkonzentration) und 12,7% 2-Methyl-l,2,3,4tetrahydro-B- 
carboUn. Die Blatter enthalten bis zu 1 % NN-DMT, daneben MMT, N-Formyl-MMT und 2-Methyl-l,2,3,4-tetrahydro-B-carboUn 
(PouPAT et al. 1976). Rinde und Blatter eignen sich zur Herstellung von Ayahuascaanalogen. 

Acacia spp. - Wattle 

Mehrere in Australien wattle genannte Akazien enthalten nach den Berichten von »Kellerschamanen« auf jeden Fall NN-DMT in 
Rinde und Blattern. Es soUen sich daraus rauchbare Extrakte bereiten lassen, die eindeutige Tryptaminhalluzinationen erzeugen. 
Die Aborigines haben einige Acacia-Arten zu Asche verkohlt und dem Pituri zugesetzt. 

Marktformen und Vorschriften 

Samen von Akazien werden gelegentlich im ethnobotanischen Fachhandel angeboten. Gummi Arabicum ist frei verkauflich und 
in der Apotheke zu beziehen. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Ayahuascaanaloge 



CLARCE-LEWIS, J.W. und L.l. PORTER 1972 »Phytochemical Survey of the Heartwood Flavonoids of Acac ia Species from Arid Zones of Australia*, 

Australia Journal of Chemistry 25: 1943-1955. 

FITZGERALD, J. S. und A. A. SIOUMIS 1965 »Alkaloids of the Australian Leguminosae, V: The Occurence of Methylated Tryptamines ia Acacia maideniiV . 

VON MUELL.«, Australian Journal of Chemistry 18: 433-434. 

HARNISCHFEGER, Gotz 1992 » Acacia«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 4: 26-43, Berlin: Springer. 

POUPAT, Christiane, Alain AHOND und Thierry SEVENET 1976 »Alcaloides de Acac ia sinlplici/"lici«, Phyto- 

chemistry 15: 2019-2020. 

ROVELLl, B. und G. N. VAUGHAN 1967 »Alkaloids of Acacia, 1: N,N-Dimethyltryptamine in Acacia phlebophylla F. VON MUELL.«, Australian Journal of 

Chemistry 20: 1299-1300. 

VOLTZ, Michel 1981 »Hirsebier in Westafrika«, in: G. VOLGER (Hg.), Rausch und Realitdt, Bd. 1: 174-181, Koln: Rautenstrauch-Joest-Musuem. 

WAHBA KHALIL, S.K. und YM. ELKHEIR 1975 » Dimethyltryptamine from the Leaves of Certain Acacia Species of Northern Sudan«, Voydia 38(2): 176-177. 



Aconitum ferox Blauer Eisenhut 

Familie 

Ranunculaceae (HahnenfuBgewachse); Tribus Helleboreae 

Formen und Unterarten 

Acottitlittl ferox ist vielleicht eine Unterart oder Variation von Aconitum napellus. In der tibetischen Medizin werden mehrere 
Formen von Aconltunl 7'Crox aufgrund ihrer pharmakologischen Eigenschaften unterschieden (ABIS 1992: 233*). 

Synonyme 

Acofiitlitrt ferox L. 
Acoriitlirrt napellus var. ferox 
Aconitlani virorltrn DON 
L)elpllitiilitit _f erox B AILL. 

Volkstiimliche Namen 

Aconite, Atis, Ativish (Nepali »sehr giftig«), Ativisha (Sanskrit »Gift«), Bachnag (Persisch), Bachnag (Hindi), Bikh, Bis, Bis-h, 
Bish (Arabisch), Black aconite. Blue aconite. Bong-nag, Bong nga, GSang-dzlnl, Himalayan monkshood, Indian aconite, Jadwar, 
Kalakuta, Mlthavls (Hindi), MOnk~s hood, Nang-dzim, Nilo bikh, Phyi-dzim, Singya, Sman-chen (Tibetisch »die groBe 
Medizin«), Valsanabhi (Malay), Vasanavi (Tamil), Vatsamabhah (Sanskrit), Vatsanabha, Vatsanabhi (Malayam), Visha (Sanskrit 
»Gift«), Wolfbane 

Geschichtliches 

Die Wurzel dieser Acortitltttl-Art wurde schon friih im alten Indien als Pfeilgift verwendet (vgl. Aconitum spp.). Davon zeugen 
die vedischen und spateren Sanskritschriften. Allerdings wurden die vergifteten Pfeile nicht - wie urspriinglich - zur Jagd, sondern 
zur Kriegsfiihrung genutzt (BISSET und MAIARS 1984: 19). Acorlittittl ferox wurde unter dem Namen vatsanabha in den 
ayurvedischen Schriften des Shushruta, dem Shlishrlttasaniylitci (ca. 300 n. Chr.), genannt. Heutzutage wird unter dem Namen 
vatsanabha meist Acoriitittri chasniatithum gehandelt (BISSET und MAIARS 1984: 13). Im 10. Jahrhundert wird die Pflanze 
unter dem Namen bish von dem persischen Arzt Alheroo beschrieben. Die Europaer lernten Aconituni ferox erst im 19. 
Jahrhundert bei Nepalaufenthalten kennen. Im letzten Jahrhundert bliihte ein Handel mit den Knollen von Acotiitiitti ferox, die 
von Lhasa iiber Le (Mustang) nach Ladakh gebracht wurden (LAUFER 1991: 57). 

Verbreitung 

Der Blaue Eisenhut kommt in Nepal, Kaschmir (Nordindien), Garhwal, Sikkim und Bhutan auf 2000 bis 3000 Meter Hohe vor 
(MANANUHAR 1980: 7" ). Er ist eine typische Himalayapflanze und wurde schon auf 3600 Meter Hohe beobachtet (POLUNIN 
und STAINTON 1985: 5*). Selbst auf 4500 Metern soil sie noch gedeihen konnen (PABST 1887 III: 7*). 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht durch Samen. Sie konnen einfach ausgestreut oder in Saatbeeten angezogen werden. Der Blaue 
Eisenhut hat gerne einen steinigen oder felsigen Untergrund und kann auch gut in Ritzen und Hohlraumen zwischen Steinen 
gedeihen. 

Aussehen 

Das mehrjahrige Kraut mit knoUigen Wurzeln wird bis zu einem Meter hoch. Die unteren, langgestielten Blatter sind mehrfach 
tief eingebuchtet und gefiedert. Die Blatter werden nach oben hin kleiner und ihre Stiele immer kiirzer. Am Ende des aufrechten, 
glatten Stengels stehen traubenartig die helmformigen, blau-violetten Bliiten. Die Bliitenstiele wachsen aus den Blattachseln. Die 
Frucht ist eine funfzipfelige, trichterformig nach oben geoffnete Kapsel. Der Blaue Eisenhut bliiht im Himalaya wahrend des 
Monsuns (von Juli bis September; in hoheren Lag en bis Oktober). Die sich jahrlich erneuernden WurzelknoUen haben eine 
dunkelbraune Rinde und sind innen gelblich. 

Aconitum ferox sieht dem Aconitum napellus sehr ahnlich. Er ist allerdings etwas kleiner und gedrungener und hat weniger 
Bliiten, die in groBerem Abstand zueinander stehen. 



Aconiturn ferox kann leicht mit Aconitufn IreterophyllUni WALL, ex ROYLE, der Bachriak, Atis oder Prativisa genannt wird, 
verwechselt werden (BlssET und MAZARS 1984: 15). Allerdings hat Aconiturn heterophyllum herzformige Blatter mit gesagtem 
Rand, wahrend Aconiturn ferox die gleichen tief eingebuchteten und gefiederten Blatter '^is Aconiturn napellus hat. Der Blaue 
Eisenhut kann auch mit der im Himalaya verbreiteten, ebenfalls blau bliihenden Art Aconititrn spicatum (BRUHL) STAUE 
verwechselt werden (POLUNIN und STAINTON 1985: 61. 

Droge 

Wurzelknolle (Tubera Aconiti ferocis, Bischwurzel ) 
- Kraut 

Zubereitung und Dosierung 

Fiir die Verwendung in der ayurvedischen Medizin werden die Knollen nach der Ernte zur »Reinigung« in Milch oder Urin von 

heiligen Kiihen eingelegt. Dadurch wird der Wurzel ihr heftiges Gift genommen. Milch soil besser entgiften (WARRIER et al. 

1993: 441. '1 Fiir die auBerliche Verwendung bei Neuralgien wird die Wurzelknolle zu einer Paste zerstampft. 

Fiir tantrische und psychoaktive Zwecke wird die Wurzel natiirlich nicht entgiftet. Sie wird einfach getrocknet und zerkleinert und 

in Rauchmischungen, normalerweise mit ganja (Cannabis indica) vermischt, geraucht. Die Blatter werden getrocknet und 

geraucht. 

Aconitum ferox ist die starkste Giftpflanze des Himalaya; sie kann sehr leicht zu todlichen Vergiftungen fiihren! Bereits 3 bis 6 

mg Aconitin, dem entsprechen nur wenige Gramm des getrockneten oder sogar frischen Pflanzenmaterials, konnen einen 

Erwachsenen toten. 

Rituelle Verwendung 

Unter den indischen Tantrikern gibt es eine extreme Sekte, die sogenannten Aghoris. Sie wandeln auf dem Linken Pfad, der 
Sexualitat und Drogen als wichtige Methoden der BewuBtseinserweiterung betrachtet. Die Aghoris nehmen die mit Shiva 
assoziierten Pflanzen (Hanf, Datura metel, Opium aus Papaver somniferum) und Gifte (Kobragift, Quecksilber, Arsenik) ein, um 
das gottliche BewuBtsein ihres Meisters zu erleben. Aghoris stellen fiir ihre groBen Rauchrohre (chilam) Mischungen aus 
verschiedenen Pflanzen her. Eine Mischung fiir »Fortgeschrittene« besteht aus ganja (Bliiten von Cannabis indica) und Aconitum 
ferox-Wurzeln (SVOBODA 1993: 175) 

Shiva ist der hinduistische Gott der Rauschmittel und der Gifte. Er hat der Mythologie zufolge am Anfang der Welt alle Gifte an 
sich ausprobiert. Davon wurde er blau, so blau wie die Bliiten des Blauen Eisenhuts. Der Tantriker gleicht sich dem Gott dadurch 
an, daB auch er alle Gifte einnimmt und erfolgreich iiberlebt (nach dem Motto »Was mich nicht umbringt, macht mich stark. «). In 
einer anderen Version dieser Geschichte kam beim Quirlen des Urozeans bzw. beim Buttern des Milchmeeres (sarfliidrarrlatliana) 
nicht nur die heilige Kuh zum Vorschein, sondern brodelte auch die Essenz aller Gifte hoch. Die vor Furcht erstarrten Goiter 
eilten zum Kailash, wo der meditierende Shiva saB. Sie baten ihn um Hilfe. Shiva nahm das Gift in die Hand und trank es. Seine 
Frau Parvati bekam Angst um ihn und driickte den Hals ihres Gemahls zu. Dadurch blieb das Gift im Halse stecken und farbte ihn 
ganz blau. Daher heiBt Shiva auch Nilakanta, »Blauhals«. Durch diese Tat rettete Shiva alle Geschopfe vor dem Gifttod. Nur 
etwas von dem Gift ist ihm iiber dem Himalaya von der Hand getropft. Es flieBt bis heute in den Adern des Blauen Eisenhutes und 
anderer Giftpflanzen. 

Artefakte 

Es gibt in der hinduistischen Kunst zahlreiche Bildnisse von Shiva. Oft wird er mit blauer Hautfarbe dargestellt. Manchmal ist nur 
sein Hals blau. In dem Saradatilaka Tantra wird Shiva in seiner Form als »Blauhals« so beschrieben: Er strahlt wie eine Myriade 
aufgehender Sonnen, hat einen gliihenden Halbmond in seinem verfilzten, langen Haar. Seine vier Arme sind mit Schlangen 
verziert. Er hat fiinf Kopfe mit jeweils drei Augen, ist nur mit einem Tigerfell bekleidet und mit seinem Dreizack bewaffnet. 
Moglicherweise sieht so der Pflanzengeist von Aconitiirrl ferox aus. 

Aconiturn ferox ist neben anderen Arten (auch Aconitum napellus) auf tibetischen Medizinthankas dargestellt. Auf dem Bild des 
tibetischen Medizinbaumes ist ihm ein Blatt geweiht, auf dem die Gewinnung einer Medizinalbutter aus der »GroBen Medizin« 
gezeigt wird (ABIS 1992: 179, 233 ). 

Medizinische Anwendung 

In der ayurvedischen Medizin werden die »gereinigten« Knollen bei Neuralgien, schmerzhaften Entziindungen, Husten, Asthma, 
Bronchitis, Verdauungsschwache, Koliken, Herzschwache, Lepra, Hautkrankheiten, Lahmungen, Gicht, Diabetes, Fieber und 
Erschopfung verwendet (WARRIER et al. 1993: 41 ff.*). 

Diese und andere Eisenhutarten (Aconitu»t lieterophylliirrt, AConltllnl balfi?tirii STAPF; vgl. Aconitum spp.) des 
Himalayaraumes werden vielfach in der tibetischen Medizin verwendet. Die Wurzeln gelten als Heilmittel bei Erkaltungen und 
»Kalte«; das Kraut ist ein Heilmittel bei Erkrankungen durch »Hitze«. Aconitum ferox heiBt im tibetischen auch sman-chen, 
»GroBe Medizin«; die zermahlenen Knollen werden, mit Bezoarsteinen vermischt, als Universalantidot verwendet. Die Wurzel 
wird auch zur Behandlung von Krebsgeschwiiren genutzt (LAUFER 1991: 57). Die GroBe Medizin wird ebenfalls als Heilmittel 
fiir damonische Besessenheit gepriesen (ARIS 1992: 77*). In der nepalesischen Volksmedizin wird der Blaue Eisenhut bei Lepra, 
Cholera und Rheumatismus verwendet (MANANDHAR 1980: 7*). 



Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze enthalt die Diterpenoid-Alkaloide Aconitin und Pseudoaconitin'S (MEHRA und PURI 1970). Die Wurzelknolle 
ist am wirkstoffreichsten und dadurch am gefalirlichsten (vgl. Aconitum napellus). 

Wirkung 

In der ayurvedischen Medizin werden der Knolle siiBe, narkotische, betaubende, entziindungswidrige, harntreibende, 
nervenstarkende, appetitanregende, verdauungsfordernde, stimulierende, anaphrodisierende, beruhigende und fiebersenkende 
Wirkungen zugeschrieben (WARRIER et al. 1993: 41 * ). 

Die Wirkung einer tantrischen Rauchmischung mit Eisenhut soil extrem sein. Selbst erfahrene Tantriker warnen eindringlich vor 
dem Gebrauch (vgl. Aconitum napellus). 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen sind gelegentlich im Blumenhandel zu erwerben. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Aconitum napellus, Aconitum spp., Hexensalben 

BissET, N.G. und G. MAZARs 1984 »Arrow Poisons in Soutli Asia, Part I: Arrow Poisons in Ancient India*, Journal of Ethnopharmacology 12: 1-24. MEHRA, 
PN. und H.S. PURI 1970 »Pharmacognostic Investigations an Aconites of Jerox" Group*, Research Bulletin of the Punjab University 21: 473-493. LAUFER, 
Heinrich 1991 Tibetische Medizin, Ulm: Fabri Verlag (Reprint von 1900). RAU, Wilhelm 1994 Altindisches Pfeilgift, Stuttgart: Franz Steiner Verlag. SVOBODA, 
Robert E. 1993 Aghora: At the Left Hand of God, New Delhi: Rupa. 

Aconitum napellus Eisenhut, Sturmhut 

Familie 

Ranunculaceae (HahnenfuBgewachse); Tribus Helleboreae 

Formen und Unterarten 

Der Eisenhut ist eine polymorphe Art mit vielen Unterarten und Zuchtformen; sie gilt als taxonomisch komplex (COLOMBO und 
ToNIE 1993): Aconiturti napellus ssp. compactum (RCHB.) GAYER Aconitum napellus ssp. napellus Aconitum napellus ssp. 
neomontanum (WULFEN) GAYER Aconituni napellus ssp. pyramidale (MILZ.) RouY et Fouc. Aconitum napellus ssp. tauricum 
Aconitum napellus ssp. vulgare RoUY et Foue. Moglicherweise ist Aconitum ferox ein Synonym bzw. eine Unterart oder Varietal 
von Aconitum napellus (Vgl. WARRIER etal. 1993: 41*). 

Synonyme 

Aconitum compactum (RCHB.) G AYER Aconitum neomontanum WUhFEN Aconitum pyramidale MILZ. 

Volkstiimliche Namen 

Abnehmkraut, Aconit, Aconit napel. Aconite, Aconito napello, Akonit, Akoniton, Altweiberkappe, Apolloniabraut, 
Apolloniakraut',~, ApoUoniawurz, Arche Noah, Blauelsterkraut, Blauer Akonit, Blaukappen, Blaumiitzen, Blue aconite, Casque- 
de-Jupiter (»IIut des Jupiter«), Eisenhiitlein, Eisenkappe, Eliaswagen, Eysenhiitlein, Fliegenkraut, Isenhiibli, Fischerkiep, 
Franzosenkapp, Fuchskraut, Fuchsschwanz, Fuchswurz, Giftkraut, Goatsbane, Goekschl, GroB Eysenhiitlein, Gupfhauben, 
Hamburger Miitzen, Harrgottslotscha, Helm, Helmblume, Herrgottslatsche, Herrnhut, Heuhiitli, Hex, Holtschoe, Hummelkraut, 
Jakobsleiter, Judenkappe, Jungfernschuh, Kalessen, Kappenblume, Kapuzinerchappli, Kapuzinerkappe, Konigsblume, 
Kutscherblume, Marienscheusaken, Monchskappe, Monchswurz, Monkshood, Miinchskapffen, Muttergottesschiihlein, Napellus 
major, Narrenkappe, Noarnkopp, Nonnenhaube, Odins Hut, Pantoffelchen, Pantoffelken, Papucha, Paterskappe, Pfaffenhiitchen, 
Pferdchen, Poutsche, Ra-dug-gam'dzim-pa (Tibetisch), Ranunculus montana, Reiter-zu-Pferd, Reiterkapp, Rossel, Satanskraut, 
Schawwerhaube, Schlotfegerskappen, Schneppekapp, Steinkraut, Tauben, Taubenschnabel, Teufelswurz, Thora quasi Phtora 
Interitus (Latein »Verderben«), Totenblume, Trollhat (Nordisch »Hut des Trolls«), Tiibeli, Tuifelkappe, Venuskutschen, 
Venuswagelchen, Venuswagen, Wolfgift, Wolfkraut, Wolfskraut, Wolfswurz, Wiirgling, Ziegenschuh, Ziegentod 

Geschichtliches 

Die Pflanze, ihre Wirkung und Herkunft ist schon genauestens von Theophrast (um 370 bis 287 v. Chr.) beschrieben worden. Der 
Eisenhut, Akonit, war im Altertum ein gefiirchtetes Gift, das mit der legendaren colchischen »Hexe« Medea (vermutlich eine 
skythische Schamanin; vgl. Cannabis ruderalis) und der diisteren Unterwelt assoziiert wurde. Die Pflanze soil, genau wie das 
Bilsenkraut (Hyoscyamus albus) - beide Pflanzen wurden apollinaris (»Apollonpflanze«) genannt -, aus dem Geifer des 
HoUenhundes Kerberos entstanden sein. Einer anderen Sage zufolge ist der Eisenhut aus dem Blut des Prometheus entstanden, das 
auf den Felsen tropfte, als der Adler kam und Prometheus' Leber fraB (GALLWITZ 1992: 1 1 1). 

Der Eisenhut wurde in der romischen Politik zu einer wichtigen »Kampfdroge«. So starb Kaiser Claudius im Jahr 54 n. Chr. an 
einer Akonitvergiftung (SCHOPF 1986: 77'0'7 Die Germanen nutzten die Pflanze vielleicht bei magischen Ritualen wie der 
Verwandlung der Berserker in Wolfe. Konrad von Megenberg beschrieb den Eisenhut und dessen Giftwirkung in seinem Buch der 
Natur (14. Jh.). Der Eisenhut gilt in Europa bis heute als die giftigste und gefahrlichste Pflanze iiberhaupt (ROTH et al. 1994: 891. 



Verbreitung 

Der Eisenhut ist von Italien bis nach Island, von Spanien bis in den Himalaya verbreitet. Er kommt oft in subalpinen Lagen vor. 
Er gehort zur typischen Alpenflora und ist (noch) haufig in der Schweiz anzutreffen. 

Anbau 

Der Eisenhut kann mit Samen oder abgetrennten WurzelknoUen vermehrt werden. Das Hantieren mit den frischen WurzelknoUen 
kann zu gefahrlichen Vergiftungen fiihren! Die Samen werden im Friihjahr entweder direkt in den Boden gedriickt oder in 
Saatbeeten angezogen. Der Eisenhut hat gerne nahrstoffreiche Boden, gute, humusreiche Erde und gedeiht auch in feuchten 
Griinden. 

Aussehen 

Die ausdauernde, krautige Pflanze wird bis 150 cm hoch. Die 5- bis Vfach geteilten Blatter sind tief eingeschnitten. Am Ende des 
Stengels bildet sich der iippige Bliitenstand (endstandige Trauben) mit dunkelblauen, helmformigen Bliiten. Der AusguB der Bliite 
hat exakt die Gestalt einer Hummel. Die Hummel ist auch der wichtigste oder vielleicht sogar einzige Bestauber der Pflanze. Die 
Balgfriichte sind mehrsamig. Die Bliitezeit ist von Juni bis August. Die Pflanze bildet jedes Jahr eine neue knoUige Wurzel aus, 
wahrend die des Vorjahres abstirbt. 

Aconitum napellus kann sehr leicht rmi Aconitum ferox und vielen anderen Aconitum spp. verwechselt werden. Pharmazeutisch 
gesehen ist dies nicht welter schlimm, da die meisten Aconitumhrisn sehr ahnliche Wirkstoffe enthalten. Manche Menschen 
verwechseln den Sturmhut auch mit dem Rittersporn (Delphinium spp.; vgl. Delphinium consolidum). 

Droge 

- Wurzel (Tubera Aconiti, Radix Aconiti, Aconiti tuber, SturmhutknoUen, Eisenhutwurzel, Eisenhutknolle) 

- Kraut (Herba Aconiti, Aconiti herba, Eisenhutkraut) 

Die Drogen diirfen nicht langer als ein Jahr -ganz dem Pflanzenwuchsverhalten entsprechend -aufbewahrt und benutzt werden 
(ROTHetal. 1994:88*). 

Zubereitung und Dosierung 

Das getrocknete Kraut kann geraucht werden (siehe Aconitum ferox). Uber Dosierungen ist allerdings nichts bekannt. Es muB 

dringend vor dem unsachgemaBen Gebrauch dieser Pflanze gewarnt werden! Bereits beim Pfliicken der Blatter konnen die 

Wirkstoffe in den Korper gelangen und zu unerwiinschten Vergiftungserscheinungen fiihren (ROTH et al. 1994: 89*). Bereits 3 

bis 6 mg Aconitin, dem entsprechen oft nur wenige Gramm des getrockneten oder sogar des frischen Pflanzenmaterials, sind fiir 

Erwachsene todlich. Oral aufgenommen, konnen bereits 0,2 mg Aconitin toxische Erscheinungen auslosen. 

Von der Tinktur wurden friiher bei Migrane und Neuralgien taglich bis zu fiinf Tropfen eingenommen (VONARBURG 1997a: 

65). 

Die Wurzeln wurden angeblich bei der Herstellung von Hexensalben verwendet. Auch wurden sie fiir Hell- und 

Berauschungszwecke in Wein (vgl. Vitis vinifera) eingelegt getrunken (PAHLOW 1993: 1 17*). 

Obwohl die Pflanze als sehr giftig gilt, werden in Island die Bliiten von Kindern wegen ihrer HonigsiiBe gegessen (OLAFSSON 

und INGOLFSDOTTIR 1994). 

Rituelle Verwendung 

Im Altertum wurde der Eisenhut offensichtlich als Ritualgift benutzt: 

»Ihm zum Tode mischt Medea das Gift Akonit, das sie einst von Skythiens Kiisten gebracht hat; es soil aus den Zahnen des 
HoUenhundes entstanden sein. Eine Hohle mit finsterem Rachen gibt es und einen abschiissigen Weg, auf dem der Held von 
Tiryns [= Herakles/Herkules] den Cerberus an aus Stahl geflochtenen Ketten fortzerrte; der straubte sich, verdrehte angesichts des 
Tageslichts und der blitzenden Strahlen die Augen, erfiillte in rasender Wut die Liifte mit Gebell, das gleichzeitig aus drei Kehlen 
erklang, und besprengte die griinen Felder mit weiBem Schaum. Dieser soil sich verdichtet und im fruchtbaren Boden Nahrung 
gefunden haben und Kraft zu schaden. Weil dieses zahe Gewachs auf hartem Felsen entsteht, nennen es die Bauern Steinkraut.« 
(OVID, Metamorphosen VII, 406ff. ) 

Vermutlich wurde er auch in anderen skythischen Praparaten und schamanisch-magischen Ritualen, z.B. zur Wolfsverwandlung, 
verwendet. Er diente vielleicht schon in der Antike zur Herstellung von Flugsalben. Seit der friihen Neuzeit zahlt man den 
Eisenhut zu den wesentlichen Ingredienzien der Hexensalben. Viele seiner volkstiimlichen Namen suggerieren eine rituelle und 
psychoaktive Nutzung der Pflanze: Hut des Jupiter, Venuswagen, Wolfskraut, Hut des Trolls, Odins Hut, Hex usw. 

Artefakte 

In der christlichen Kunst erscheint die Pflanze auf Gemalden (z.B. auf dem Bild »Maria lactans« des Meisters von Flemalle und in 
der »Beweinung Christi«) als Symbol des Todes (GALLWITZ 1992: 1 13f.). In Europa dient die Pflanze als Symbol fiir die 
Giftigkeit der Natur. Der Eisenhut ist neben Aconitum ferox und Aconitum spp. auf tibetischen Medizinthankas dargestellt (ABIS 
1992: 2330. 

Der okkultistische und alchemistisch erfahrene Schriftsteller Gustav Meyrink (1868-1932), der iiber viele psychoaktive Pflanzen 
geschrieben hat (vgl. Cannabis indica, Lophophora williamsii, Veratrum album, Amanita muscaria), hat eine sehr aufschluBreiche 
Erzahlung iiber den Eisenhut verfaBt: »Der Kardinal Napellus« (MEYRINK 1984). Darin wird eine Sekte beschrieben, »die man 
die „Blauen Briider" nennt, deren Anhanger, wenn sie ihr Ende nahen fiihlen, sich lebendig begraben lassen.« Der Ordensgriinder 



Kardinal Napellus verwandelte sich nach seinem Tode in den ersten Eisenhut. Von ihm soUen alle Pflanzen abstammen. Das 
Zeichen des Ordens ist natiirlich die Bliite von Aconitum napellus, und im Klostergarten liegt ein Eisenliutfeld. Die Pflanzen 
werden bei der Aufnahme von den Novizen eingepflanzt, mit Blut getauft und mit dem Blut begossen, das aus den GeiBelwunden 
flieBt. »Der symbolische Sinn dieser seltsamen Zeremonie der Bluttaufe ist, daB der Mensch seine Seele magisch einpflanzen soil 
in den Garten des Paradieses und ihr Wachstum diingen mit dem Blut seiner Wunsche.« Die Ordensbriider nutzen die Pflanze 
psychoaktiv: »Wenn die Blumen im Herbst verdorrten, sammelten wir ihre giftigen Samenkeime, die kleinen menschlichen 
Herzen gleichen und nach der geheimen Uberlieferung der Blauen Briider das „Senfkorn" des Glaubens vorstellen, von dem 
geschrieben steht, daB Berge versetzen konne, wer es hat, und aBen davon. So, wie ihr furchtbares Gift das Herz verandert und den 
Menschen in den Zustand zwischen Leben und Sterben bringt, so sollte die Essenz des Glaubens unser Blut verwandeln - zur 
wunderwirkenden Kraft werden in den Stunden zwischen nagender Todespein und ekstatischer Verzuckung.« (MEYRINK 1984) 
- Die Geschichte erinnert an den tantrischen Gebrauch von Aconitum ferox. 

Medizinische Anwendung 

Volksmedizinisch hat der als starkes Gift gefiirchtete Eisenhut keine groBe Bedeutung gewonnen. In der westlichen Phytotherapie 
werden Eisenhuttinkturen zur Schmerzlinderung bei Gicht, Ischias und Neuralgien und zur Behandlung aufkommender fiebriger 
Erkaltungen auBerlich, seltener innerlich verwendet (PAHLOW 1993: 116*). 

In der Homoopathie wird »Aconitum napellus hom.« ab D3 entsprechend dem Arzneimittelbild u.a. bei nervosen und psychischen 
Leiden, z.B. Folgen von Arger, Schreck, Aufregung und Neuralgien, benutzt (PAHLOW 1993: 1 16*, ROTH et al. 1994: 89*). 
Hahnemann hat das Mittel hochgelobt, well »seine Hiilfskraft einem Wunder« gleicht (BUCHMANN 1983: 29*). Es wird heute 
noch vielseitig eingesetzt (VONARBURG 1997a und 1997b). 

Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze enthalt das Alkaloid Aconitin (= Acetylbenzoylaconin) und Aconitinsaure. Die Wurzel ist am 
wirkstoffreichsten und dadurch am gefahrlichsten. Die WurzelknoUen enthalten reichlich Diterpenoid-Alkaloide vom sogenannten 
Aconitintypus (0,3 bis 2,0%). Manche sind strukturell noch gar nicht aufgeklart (BUGATTI et al. 1992). Aconitin ist das 
Hauptalkaloid, daneben finden sich Mesaconitin, Hypaconitin, Napellin, N-Diethylaconitin. In manchen Unterarten ist 
Mesaconitin das Hauptalkaloid (OLAFSSON und INGOLFSl)OTTIR 1994). Aconitin ist aber auch in alien anderen 
Pflanzenteilen, meist nur in geringer Konzentration, vorhanden. Sogar in den Honigdriisen konnte Aconitin nachgewiesen werden. 
Moglicherweise kann dadurch ein psychoaktiver Honig entstehen. 

Wirkung 

Auf die Haut aufgetragen, soil Eisenhut Kribbelgefiihle und Halluzinationen auslosen konnen und soil aus diesem Grund auch 
eine wichtige Zutat der Hexensalben gewesen sein. Er soil das Gefiihl vermitteln, ein Pelz- oder Federkleid zu tragen. Im 
Rheinland sagt man: »Die Nase schwillt an, wenn man nur riecht an der Pflanze. « (GALLWITZ 1992: 1 13) Auf Pferde hat 
Eisenhut eine stark stimulierende oder berauschende Wirkung. Sie werden »schaumig«, d.h. feurig; darum haben friiher (?) die 
Pferdehandler ihre Tiere vor dem Verkauf mit Eisenhut gefiittert. 

Die Beschreibung des Wirkungsverlaufes einer Eisenhutvergiftung klingt nicht gerade verlockend: »Die akute Akonitin- bzw. 
Akonitvergiftung wird um so ausgepragter die lokale, sensible Nervenwirkung in Mund und Rachen zur Beobachtung bringen, je 
langer die Beriihrung mit Alkaloid und Droge im Munde wahrte. Im AnschluB an das Prickeln und Brennen tritt Vertaubung und 
das Gefiihl der Lahmung in der Zunge und um den Mund herum auf, so daB das Sprechen schwerfallt. Resorptiv zeigt sich schon 
bald nach der Giftaufnahme als besonders charakteristisch das Gefiihl von Kribbeln und Ameisenlaufen in Fingern, Hand und 
FiiBen, manches Mai Zuckungen im Gesicht, spater Lahmung der Gesichtsmuskeln. Welter stort den Vergifteten besonders ein 
unertragliches Kaltegefiihl (das Gefiihl von „Eiswasser in den Adern") mit Untertemperatur, bedingt durch Erregung von 
Kaltezentren. Darauf folgt Gefiihllosigkeit, Lahmungserscheinungen an Armen und Beinen, erschwerte Atmung. Griinsehen, 
Schwindel, Ohrensausen, Trigeminusschmerzen wurden beobachtet. Ubelkeit und Erbrechen konnen auftreten, aber auch fehlen, 
ebenso Durchfalle und gesteigerte Harnflut. Unter Atem- und namentlich eigentiimlichen Herzstorungen 

kann es zu BewuBtlosigkeit, Herz- oder Atemtod kommen. Doch kann auch das BewuBtsein bis zum Tode, der unter Umstanden 
schon im Verlauf der ersten Stunde eintritt, erhalten sein.« (FUHNER 1943: 217f. * ) 

Marktformen und Vorschriften 

Die Wildpflanze steht - wie iibrigens alle Aconitum spp. - in Europa unter Naturschutz (ROTH et al. 1994: 89* ). Die Samen von 
verschiedenen Unterarten, Varietaten und Kultivaren sind im Blumenhandel erhaltlich. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Aconitum ferox, Aconitum spp., Hexensalben 

BAUERREISS, Erwin 

1994 Blauer Eisenhut, Bad Windslieim: Wurzel- Verlag. 

BUGATTI, C, M. L. COLOMBO und F. TOME 

1992 »Extraction and Purification of Lipolalkaloids from Aconitunl napellus Roots and Leaves«, Plante 
Medica 58, Supplement Issue 1: A 695. 

COLOMBO, M. L. und R. TOME 

1993 » Nuclear DNA Amount and Aconitine Content in AcotUturrl napellus Subspecies*, Planta Medica 59, Supplement Issue: A 696. 
DEUFGEN, Florian und Hans Gerd KAUER 



1973 »The Claudius Case«, Botanictll Museum LeaJlets 23 (5 ): 213-244. GALLWlTz, Esther 1992 Kleiner Krdutergarten: Krduter und Blumen bei den Alien 

Meistern im Stcldel, Frankfurt/M.: Insel TB. MEYRINK, Gustav 

1994 »Der Kardinal Napellus«, in: Fledermduse, Bd.l, Berlin: Moewig, S. 101-1 13. 

OLAFSSON, Kjartan und Kristin INGOLFSDOTTIR 

1994 »Aconitine in Nectaries and Other Organs 
from Icelandic Populations of Aconiturn napellus ssp. vielgare«, Planta Medien 60: 285-286. 
VONARBURG, Bruno 

1997a »Blauer Eisenhut (1. Teil)«, NatUrlich 17(1): 64-67. 1997b »Blauer Eisenhut (2. Teil)«, NatUrlich 17(2): 64-67. 
WASSON, R. Gordon 

1972 »The Death of Claudius or Mushrooms 
for Murderers«, Botanicnl Museum Leafets 23(3): 101-128. 



Aconiturn spp. Akonitarten 



Familie 

Ranunculaceae (HahnenfuBgewachse); Tribus Helleboreae 

Viele Aconitunl-Arten haben weltweit eine ethnobotanische Bedeutung als Heilmittel, psychoaktive Produkte und Pfeilgifte. 

Verwendung als Heilmittel 

In der traditionellen chinesischen Medizin und in der japanischen Kampomedizin werden folgende Akonitarten (chuan wu toll) 

verwendet (nach WEE und KENG 7992; 16f , SCHNEEBELIGRAF 7992; 55): 

Aconltian cartnlchaeltl 7)EBEAUX (chuau wll tou oder bltshi); auch: 

var. WllSOtl 1 1 (STAFF ex MOLTET) MUNZ (tSaO wll toll) 

Aconitlltn chinense SIEB. et Zucc. AcotUtlttn hetrlsleycttlltnl E. FRITZ Aconitlnn trans sectunl DlELs 

Aconituni vulparia RCHB. ex SFRENG. [syn. Aconitltm lycoctonlttyl auct. non L.] 

Es werden nur die getrockneten Wurzelstocke genutzt, die durch das Trocknen ihre starke Giftigkeit verlieren. In der traditionellen 
chinesischen Medizin werden die Akonitknollen als stimulierend, herzstarkend, schmerzlindernd, narkotisch und ortlich 
betaubend charakterisiert. Sie stimulieren die Yang-Energie und werden bei alien YangErkrankungen verwendet. Die Dosierung 
betragt 3 bis S g (REID 1988: 115*). 

In Siidchina ist die Art Aconituni cartnichaelii weit verbreitet. Die KnoUen werden in der dortigen Volksmedizin bei 
Kopfschmerzen, Lahmung einer Korperhalfte (Hemiplegie), Uberhitzung des Korpers, Rheumatismus, Arthritis, Quetschungen, 
blauen Flecken und Knochenbriichen verwendet. Fharmakologische Forschungen in China haben gezeigt, daB durch diese Droge 
das korpereigene Immunsystem stimuliert wird. Allerdings konnte kein hierfiir verantwortlicher Wirkstoff isoliert werden. 
Moglicherweise handelt es sich um eine synergistische Wirkung mehrerer oder aller Wirkstoffe (CHANG et al. 1994). Die 
chinesische Medizinaldroge (fit tzu) hat den hochsten Alkaloidgehalt (BISSET 1981). 

In der japanischen Kampomedizin, die auf die chinesische Krauterkunde zuriickgeht, werden die bushi genannten Wurzeln der Art 
Aconitttnt cartnichaelii bei Verdauungsschwache verwendet (vgl. MURAYAMA und HIKING 1984). Bei pharmakologischen 
Untersuchungen konnte festgestellt werden, daB die sogenannten Aconitane A, B, C und D hypoglykamisch wirken, d.h., sie 
senken den Blutzuckerspiegel (HIKINo et al. 7959 und 1983). 

Psychoaktive Produkte 

Der Eisenhut (Aconiturn napellus) soil ein wesentlicher Bestandteil der Hexensalbe gewesen sein. Die im Himalaya verbreitete Art 
Aconiturn ferox ist eine drastisch wirkende Ingredienz tantrischer Rauchmischungen. Manche, leider nicht genauer bestimmte 
chinesische Arten, deren Wurzeldroge unter dem Namen/if tzu (u.a. Aconitlttn camlichaelli) bekannt ist, waren einer der 
Hauptbestandteile des Han-shih-Pulvers. 

Viele taoistische Unsterblichkeitselixiere enthielten neben ominosen Filzen (Psilocybe spp. ), Arsenik, Quecksilber, Hanf 
(Cannabis sativa) und Digitalis sp. (vgl. Digitalis purpurea) reichlich Akonit (COOFER 1984: 54*). 

Verwendung als Pfeilgift 

Im antiken Europa, in Asien und Nordamerika (Alaska) wurde Aconiturn als. Ffeilgift verwendet (BISSET 1989). Im alten China 
war die Wurzel von Acorlitltnl carnlichaelu (wu tou, fit tzu, tsao wu) die wichtigste Quelle fiir Ffeilgift (BISSET 7979 und 1981). 
Viele Jagervolker des nordlichen Eurasien haben die giftigen Knollen folgender Akonitarten zur Herstellung von Ffeilgiften 
verwendet: 

Aconituni delphinifoliurn DC. 

ssp. chamissonianum (REICHE.) 

ssp. paradoxlttn (REICHB.) HuLT. Aconiturn fischen REICHE. Aconiturn japonicum THUNB. 

Aconiturn kamtschaticum REICHB. 

Aconiturn maximum FALL, ex DC. 

Aconitum napellus THUNB. non L. 

Aconitum sachalinense FR. SCHMIDT 

Aconitum subcuneatum NAKAI 



Aconitum yezoense NAKAI 

Das Sammeln der KnoUen ist oft von magischen Riten begleitet. Meist werden die Pfeilgifte unter Zusatz anderer Stoffe 
zubereitet. Die Ainu, die Ureinwohner Japans, fiigten dem Grundbestandteil noch die Blatter von Artemisia vulgare, das Gift des 
Japanischen Stachelrochens (Dasyatis akajei MULLER et HENLE) und sogar Nicotiana tabacum bei (BISSET 1976). Einen 
Zusatzstoff fiir ein besonders starkes Pfeilgift lieferte der beriichtigte Fugu-Fisch (BISSET 1976: 91; vgl. Zombiegift). Interessant 
fiir die Erklarung der Wirkung von Aconitum in Hexensalben ist die Priifmethode der Ainu, mit der sie feststellten, ob das Gift 
brauchbar und stark genug ist. Dazu wurde auf dem Handballen unterhalb des Daumens ein kleiner Schnitt angebracht. Darauf 
wurde die frisch angeschnittene Wurzelknolle gehalten. Durch das Gift wird der Daumen gefiihllos und (voriibergehend) gelahmt. 
An der Dauer erkennt der erfahrene Giftbereiter die Wirksamkeit der AkonitknoUe (BISSET 1976: 91). 

Inhaltsstoffe 

Die meisten Akonitarten enthalten die sehr toxischen Aconitintyp-Alkaloide sowie die kaum giftigen Alkamine. Die fiir 
medizinische Zwecke genutzten Arten sind reicher an Alkaminen, die als Pfeilgifte verwendeten Spezies enthalten hohe 
Konzentrationen an Aconitinen (BISSET 1976). In China wurden friiher die Wurzeln der feng-feng genannten Pflanze Siler 
divaricatum (TURCZ.) BENTH. et HOOK. f. (Umbelliferae) als Antidot bei Akonitvergiftungen verwendet. Die Wurzel dieser 
Pflanze soil allerdings auch eine »Geistesgest6rtheit« verursachen konnen (SCHULTES und HOFMANN 1995: 56*). Manchmal 
wird angenommen, daB diese Siler divaricatum psychoaktiv ist. Dafiir gibt es bisher leider keinerlei Belege. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Aconitum ferox, Aconitum napellus, Hexensalben 

BISSET, N. G. 

1976 »Hunting Poisons of the North Pacific Region*, Lloydia 39(2/3): 87-124. (Enthalt eine sehr ausfiihr- 

liche Bibliographie.) 

1979 »Arrow Poisons in China. Part [«, journal of Ethnopharrtlacology 1: 325-384. 

1981 »Arrow Poisons in China. Part 1 1 : Aconitu»I -Botany, Chemistry, and Pharmacology*, Journal of Ethnopharrrlacology, 4(3): 247-336. 

1989 »Arrow and Dart Poisons*, Journal of Etlitiopharrriacology 25: 1-41. 

CHANG, Jan-Gowth, Pei-Pei SHIH, Chih-Peng CHANG, Jan-Yi CHANG, Fang-Yu WANG und jermlng TSENG 1994 »The Stimulating Effect of Radix Aconiti 

Extract an Cytokines Secretion by Human Mononuclear Cells*, Planta Medica 60: 576-578. 

HIKING, Hiroshi, Masako KOBAYASHl, Yukata SUZUKI und Chohachi KONNO 

1989 »Mechanisms of Hypoglycemic Activity of Aconitan A, a Glycan from Aconitum cnriilichaelii Roots*, Journal of Etlinophartnacology 25: 295-304. 

HIKING, Hiroshi, Hiroshi TAKATA und Chohachi KONNO 1983 » Anabolic Principles of Aconitiiiii Roots*, 

Journal of Ethnopharrnacology 7: 277-286. 

MURAYAMA, Mitsuo und Hiroshi HIKINO 1984 »Stimulating Actions an Ribonucleic Acid Biosynthesis of Aconitines, Diterpenic Alkaloids of Aconiturn 

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MURAYAMA, M., T. MORI, H. BANDO und T. AMIYA 1991 » Studies an the Constituents of Aconitllttl Species*, Journal of Etlltlophannacology 35(2): 159- 

164. 

RATSCH, Christian 1996 »Das „Heilgift" Akonit*, Dao 4/96: 68. 



Acorus calamus Kalmus 

Familie 

Araceae (Aronstabgewachse)'8 

Formen und Unterarten 

Es werden anhand der Genomunterschiede und der geographischen Verteilung einige Varietaten bezeichnet (MOTLEY 1994: 

397): 

Acoms calannts var. anlericanlis (RAF.) WULFF (Nordamerika, Sibirien) 

Acoriis calannts var. vidgaris L. (Europa, Indien, Himalaya ) 

Acoriis calannts var. ciiigiistatiis BESS. (Siidostasien, Japan, Taiwan) 

Acoriis calannis var. calannts L. (Eurasien) 

Acoriis calannis var. veriis L. (tetraploide Form) 

Synonyme 

Acoriis cirorriaticiis GILB. 

Acoriis odorcitiis LAM. 

Acoriis vidgaris L. 

Acoriis vidgariS (WILLD.) KERNER 

Volkstiimliche Namen 

Ackermagen, Ackerwurtz, Ackerwurz, Acore, Acore aromatique, Acore odorant, Acore vrai, Acori, Acoro, Acoro verdadero, 
Acrois, Ajil-i-turki (Persisch), Akoron (Griechisch), Aksir-i-turki, A-notion ao-titara. Bach, Bacha, Bajegida (Kannada), Beewort, 
Belle angelique, Bhadra (Sanskrit), Bhuta-nashini (Sanskrit), Boja, Bojho (Nepali), Bueng, Calamo aromatico. Calamus, Canna 



cheirosa, Chalmis, Ch'ang (Chinesisch), Ch'ang-jung, Ch'ang-p'u, Cinnamon sedge, Dalau, Darau, Dengau, Deutscher Ingwer, 
Deutscher Zittwer, Erba cannella, Erba di Venere (Italienisch »Pflanze der Venus«), Flagroot, Galanga des marais, Ganghilovaj 
(Gujarati), Gewurzkalmus, Ghorabach, Gladdon, Gora vatch (Hindi), Ighir iggur, Jammu, Jerangau, Kahtsha itu (Pawnee 
»Medizin, die im Wasser liegt«), Kalmoes, KalmuB, Karmes, Karmsen, Kaumeles, Ki we swask, Kni (Agyptisch), Kolmas, 
Kolmes, Lubigan (Tagalot), Magenwurz, Mongolian poison, Moskwas'wask, Muskrat root, Muskwe s uwesk. Musquash, Myrtle 
Flag, Myrtle grass. Myrtle sedge, Nabuguck (Chippewa), Nagenwurz, Pai -ch'ang, Feze boao ka (Osage »flaches Kraut«), Pine 
root, Pow-e-men-artic (»Feuerwurzel«), Rat root. Reed acorus, Roseau aromatique, Roseau odorant, Safed-buch (Hindi), 
Schiemen, Schiemenwurz, Schwertenwurzel, Sete, Shui-ch'ang-p'u, Shyobu (Japanisch), Sih kpe-tawote, Sinkpe tawote (Lakota 
»Nahrung der Moschusratte«), Sunkae (Lakota »Hundepenis«), Sweet calomel. Sweet cane. Sweet cinnamon. Sweet Plag, Sweet 
flagroot. Sweet grass. Sweet myrtle. Sweet rush. Sweet segg, Tatar, Themeprii (Assamesisch), Ugragandha (Nordindien), 
Vaambu, Vacha, Vaj, Vasa (Telugu), Vasambu (Tamilisch), Vash (Arabisch), Vashampe (Malayam), Vekhand (Marathi), Venerea 
(Romisch), Venus plant, Venuspflanze, Wada-kaha, Warch, Watchuske mitsu in. Water flag, Wechel, Weekas, Wee-kees, Wehkes 
(»Moschusrattenwurzel«), Wekas, Wika, Wike, Wiken, Wye (Kashmiri), Yellow Plag, Zehrwurzrhizome, Zwanenbrood 
(HoUandisch »Schwanenbrot«) 

Geschichtliches 

Die Geschichte des Kalmus liegt nach wie vor im dunkeln. Es ist mehr als fraglich, ob das akoron des Dioskurides wirklich den 
Kalmus bezeichnet (SCHNEIDER 1974 I: 42*). In der Antike glaubte man, daB das akoron in den sagenumwobenen Garten von 
Kolchis (auf der Balkanhalbinsel am Schwarzen Meer) beheimatet war. Ob Kalmus schon im Altertum als Aphrodisiakum 
verwendet wurde, so wie im heutigen Agypten, laBt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Die antiken Namen, sofern sie tatsachlich 
den Kalmus bezeichnen, sprechen aber fiir eine Verwendung als Aphrodisiakum (Vgl. PLINIUS XXV, 157). '1 In Italien gilt er bis 
heute als »Pflanze der Venus« (SAMORINI und FESTI 1995: 33). Der biblische »Kalmus« wird heute als Andropogon 
aromaticiis L. oder Cymbopogon sp. gedeutet (vgl. Cymbopogon densiflorum). Im Grab von Tutenkhamun wurden angeblich 
Reste von Acoriis calamus gefunden (MOTLEY 1994: 400; vgl. dazu GERMER 1985: 238f.*). Der Kalmus wurde auch fiir eine 
Ingredienz der Hexensalben gehalten. 

Die vielleicht alteste Erwahnung des Kalmus findet sich in chinesischen Quellen. Die verwandte, aber kleinere Art Acorus 
gramineus SOLAND. (p'u; wird bereits in dem altchinesischen Shih Ching, dem »Buch der Lieder« (ca. 1000-500 v. Chr.), 
erwahnt(KENG 1974: 4030. 

Der Kalmus war im ausgehenden Mittelalter in Europa gut bekannt und seither als Heilpflanze geschatzt. Ob er in Amerika zu 
prakolumbischer Zeit heimisch war, ist nicht sicher. Auf jeden Fall wurde seine halluzinogene Wirkung aufgrund 
ethnobotanischer Forschungen unter nordamerikanischen Indianern bekannt (MOTLEY 1994). DaB Kalmus halluzinogen wirkt, 
wurde erstmals von Hoffer und Osmond (1967: 55£*) publiziert. 

Verbreitung 

Der Kalmus stammt anscheinend aus Zentralasien oder Indien (MOTLEY 1994) und ist auf Sri Lanka und im Himalaya gut 
vertreten. Er hat sich durch Kultivierung in alle Welt verbreitet (HOOPER 1937: 80'x). In Mitteleuropa wurde die Pflanze aber 
erst im 16. Jahrhundert eingefiihrt und hat sich seither an Bachen und langsam flieBenden Gewassern so wie an Seen verwildert. 

Anbau 

Der Anbau erfolgt vegetativ durch abgetrennte Telle des Rhizoms oder durch Ableger mit SchoBlingen. Kalmus benotigt einen 
sumpfigen oder sehr feuchten Standort, kann auch in stehenden Gewassern iiberleben und liebt besonders die feuchten Uferzonen 
von Teichen. 

In Nordamerika hat wahrscheinlich die Moschusratte (Ondatra zibethica) sehr zur Verbreitung und Vermehrung des Kalmus 
beigetragen. Sie wird »wie magisch« von dem Rhizom angezogen. Sie friBt nicht nur das Rhizom der frischen Pflanze, sondern 
sammelt auch Telle davon und legt damit einen Vorrat an. Dabei treibt die Wurzel unter Umstanden erneut aus. Moglicherweise 
wird der typische Moschusgeruch der Moschusratte maBgeblich durch ihren KalmusgenuB bestimmt (MORGAN 1980: 237). 

Aussehen 

Der Kalmus ist eine ausdauernde, bis ca. 720 cm hoch wachsende Pflanze mit kriechendem Wurzelstock (Rhizom). Die hell- bis 
saftiggriinen Blatter sind schwertformig und zweizeilig gestellt. Reibt man sie, verstromen sie den typischen Kalmusgeruch. Die 
unscheinbaren, winzigen, gelbgriinen Bliiten sitzen an einem 5 bis 8 cm langen Bliitenkolben. Der Kalmus bliiht in seinem 
Ursprungsgebiet (Indien) von April bis Juni, in Mitteleuropa von Juni bis Juli. 

In Asien ist die sehr ahnliche, aber wesentlich kleinere Art Acorus gramineus SOLAND. verbreitet. Sie ist leicht an den sehr 
kleinen Blattern (I bis 20 cm lang) erkennbar, die beim Verreiben ebenfalls den typischen Kalmusgeruch verstromen. 
In Nordamerika wird der Kalmus oft mit der Yellow flag genannten Iris pseudoacorus L. und der Blue flag genannten Iris 
versicolor L. verwechselt (MOTLEY 7994; 400). 

Droge 

- Rhizom (Rhizoma Calami, Calami rhizoma, Kalmuswurzel, Kalmuswurzelstock) 

— Kalmusol (Calami aetheroleum. Oleum Calami) 



Zubereitung und Dosierung 

Mit dem Kalmusol werden Schnupfpulver und Schnupftabake (siehe Nicotiana tabacum) aromatisiert (HOOPER 1937: 80*) und 

alkoholische Getranke (Likore, Alkohol, Bier) versetzt (MOTLEY 7994; 398). 

Ein Tee (Infusion oder Dekokt) aus dem zerkleinerten Wurzelstock (1 Teeloffel pro Tasse) kann bei Schwachezustanden, 

Nervositat, Magen-Darm-Krampfen und als Nervinum oder Aphrodisiakum getrunken werden (FROHNE 1989). Ein starkes 

Dekokt eignet sich auch als Badezusatz. Kalmus ist Bestandteil vieler Magenbitter (vgl. Theriak). 

Als psychoaktive Dosierung geben nordamerikanische Indianer die Menge an, die einem Finger entspricht. AUerdings sind auch 

sehr hohe Dosierungen erprobt worden (200 bis 300 g des getrockneten Rhizoms). 

Rituelle Verwendung 

Im alten China wurde der Kalmus, wahrscheinlich aber die Ch'ang-p'u (auch Shi chang pu) genannte kleinere Art [Acorus 

gramineus SOLAND. od&c Acorus gramineus SOLAND. var. pusillus (SIES.) ENGL.] offensichtlich im Schamanismus 

verwendet. MENG SHEN schrieb dazu: 

»Diejenigen, die Geister sehen woUen, benutzen die rohen Ma-Friichte [Cannabis sativa], Ch'angp'u [Acorus gramineus] und 

K'uei-chiu [Podophyllum pleianthum HANCE, syn. Dysosma pleiantha (HANCE) WOODS.; Vgl. Podophyllum peltatum], zu 

gleichen Teilen zerstoBen, und drehen sie zu Pillen von der GroBe einer Murmel und nehmen sie jeden Tag, wenn sie in die Sonne 

blicken. Nach hundert Tagen kann man dann Geister sehen. « (Li 1978: 231 

In China gehort der Kalmus zu den altesten gliickverheiBenden Pflanzen. Es heiBt von dem Daoisten An-ch'i-sheng, daB er wilden 

Kalmus als Elixier verwendet hat und dadurch nicht nur unsterblich, sondern auch unsichtbar wurde. Leider ist nicht iiberliefert, 

wie der Kalmus fiir diesen Zweck zubereitet und eingenommen wird. Die Kalmusblatter werden noch heute zusammen mit 

Artetnisia vulgaris (vgl. Artemisia spp.) als Talisman beim Drachenbootfest genutzt und zum Schutz vor bosen Geistern iiber die 

Haustur gehangt (MOTLEY 7994; 402). 

In Kaschmir gilt die Wurzel als gliickverheiBend und soil am Morgen des traditionellen Neujahrsfestes (ttcivroj) als erstes 

angeschaut werden (SHAH 1982: 299"). In Indien werden Kalmuswurzelstiicke von Schlangenbeschworern zum Bannen der 

Kobras verwendet (MOTLEY 7994; 403). 

Vielen nordamerikanischen Indianern gilt Kalmus als Panazee und Tonikum. Die Irokesen haben die Wurzel zum Aufspiiren von 

Hexen und bosem Zauber verwendet. Viele nordostliche Waldlandindianer halten die Wurzel fiir apotropaisch und hingen sie 

deshalb im Haus auf oder nahen sie den Kindern in die Kleidung ein. Die »Geister der Nacht« (Alptraume) bleiben dann fern. Die 

Winnebago, Ponca, Pawnee, Omaha und Dakota fertigen aus dem Kalmusgras Girlanden an, die bei geheimen Riten ( wakan 

wacipi, »heiliger Tanz«) und als Jagdtalisman verwendet werden (HOWARD 1953, MORGAN 1980: 235). Die Chippewa 

kombinieren Kalmus mit Aralie riiidiccittlis L. und kochen daraus ein Dekokt, mit dem sie ihre Fischnetze tranken, um einen 

guten Fang zu erzielen oder Klapperschlangen zu vertreiben (MOTLEY 1994: 404). 

Die Cheyenne benutzen Kalmuswurzel als Raucherwerk bei ihrer Schwitzhiittenzeremonie. Dazu werden die Wurzelstiicke 

einfach auf die gliihenden Steine in der Schwitzhiitte gestreut. Der Rauch soil reinigend und gesundheitsfordernd sein. Manchmal 

werden auch Kalmuswurzelstiicke und Kalmusblatter den Rauchmischungen zugesetzt oder mit Tabak (Nicotiana spp.) vermischt 

(vgl. Kinnickinnick). 

Die Cree benutzten Kalmuswurzel angeblich als Halluzinogen. Es heiBt, dazu kauten sie ein fingerlanges Wurzelstiick aus. Die 

Echtheit dieser Information, die in der psychedelischen Literatur stets kolportiert wird, ist etwas zweifelhaft (Vgl. MORGAN 

1980, OTT 799 J, SCHULTES und HOFMANN 1995* ), denn alle Experimente mit amerikanischem Kalmus, auch in sehr hohen 

Dosen (bis zu 300 g Rhizom! ), waren voUig erfolglos. Wenn die Cree tatsachlich ein Halluzinogen besessen haben, dann war es 

vermutlich nicht Acortts calarncis. Ein Creename fiir Kalmus - oder, wie es in der Quelle heiBt, eine sehr dhnliche Pflanze - lautet 

/70W-etneti-circtic, »Feurige Pfefferwurzel«. In den Medizinbiindeln der Cree befanden sich haufig Kalmuswurzelstiicke, die 

hingegen wee-kees (»Moschusrattenwurzel«) genannt wurden (JOHNSTON 1970: 308 ). 

In den fiinfziger Jahren wurde in Deutschland zu Ostern in einigen evangelischen Kirchen lutheranischer Gemeinden 

erstaunlicherweise Kalmus als Weihrauch verbrannt (MOTLEY 1994: 402). 

Artefakte 

Ein Teil der beriihmten Gedichtsammlung Gra^halme (Original Leaves of Grass) des naturalistischen nordamerikanischen 
Dichters Walt Whitman (1819-1892) ist mit »Calamus« iiberschrieben. Moglicherweise sind die darunter zusammengefaBten 
Gedichte vom Kalmus oder von dessen Wirkung inspiriert worden (MORGAN 1980: 235f.). 

Medizinische Anwendung 

In der ayurvedischen Medizin wird Kalmus bei Schlaflosigkeit, Melancholic, Neurosen, Epilepsie, Hysteric, Gedachtnisverlust 

und Fieber verwendet (VOHORA et al. 1990: 53). Zusammen mit Safran (siehe Crocus sativus) und Milch dient Kalmus zur 

Einleitung der Geburt (MOTLEY 1994: 403). Die nepalesischen Sherpa benutzen eine Paste aus dem frischen Wurzelstock als 

antiseptisches Mittel zur Behandlung von Tierwunden (BHATTARAI 1989: 47* ).Die Nepali verwenden die Wurzel bei 

Erkaltungen und Husten (MANANDHAR 7950; 9*) sowie als Nerventonikum (SINGH et al. 7979; 188* ). Er stellt eine 

bedeutende, geistbewegende Heilpflanze der ayurvedischen und tibetischen Medizin dar: 

»Vacha bedeutet wortlich „Sprechen" und bezeichnet die Kraft des Wortes, der Intelligenz oder des Selbstausdruckes, die von 

dieser Heilpflanze angeregt wird.« (LAI) und FRAWLEY 7957; 775j 

Deshalb hat Kalmuswurzel als Raucherwerk eine geistaufhellende und starkende Wirkung. Sie findet sich oft in tibetischen 

Rauchermischungen, die als Nervenstarkungsmittel und zur Steigerung der meditativen Konzentration verbrannt werden, auch gilt 

sie als Verjiingungsmittel und »Nahrung der Kundalini-Schlange« (LAD und FRAWLEY 1987: 176* ). 



Kalmus gehort in den nordamerikanischen Waldlandgebieten und angrenzenden Plains zu den von Indianern sehr vielseitig 
verwendeten Medizinen. Abkochungen der Wurzel dienen als Heilmittel bei Magen-Darm-Storungen, Verdauungsschwache und 
Krampfen. Bei Kopfschmerzen, Erkaltungen, Halsentziindungen und Bronchitis werden die frischen Wurzelstiicke ausgekaut. Die 
Wurzel wird aber auch getrocknet zu einem medizinischen und rituellen Schnupfpulver verarbeitet (MORGAN 1980). 
Medizinisch wird Kalmus bei Kopfschmerzen, Husten und Erkaltung geraucht oder gerauchert (MOTLEY 1994: 404). Bei den 
Blackfeet, zu denen die Kalmuswurzeln iiber lange Handelswege gelangten, wurden sie zum Abtreiben benutzt. Die Wurzel wurde 
als AUheilmittel ausgekaut. Bei Kopfschmerzen wurde eine Raucherung aus der zermahlenen Wurzel und Tabak (Nicotiana spp.) 
inhaliert (JOHNSTON 1970: 307£*). Die Chippewa haben zur Behandlung von Erkaltungen und Bronchitis eine Medizin aus 
Kalmuswurzel, der Rinde von Xatithoxylutn americanum MILL., der Wurzelrinde von Sassafras albidum und der Wurzel von 
Asarurn canadense L.-"° hergestellt (MORGAN 1980: 240). 

Der Wurzelstock von Acorus gramineus wird in der traditionellen chinesischen Medizin zur Behandlung von VergeBlichkeit, 
Konzentrationsmangel, Schwerhorigkeit, Ohrensausen, Epilepsie, Geisteskrankheiten, VoUegefiihl und Gastritis benutzt 
(PAULUS und DING 1987: 1280. 

Inhaltsstoffe 

Die Kalmuswurzel ist reich an atherischem Ol mit Decadienal, Caryophyllen, Humulen, Curcumen und B-Asaron sowie den 
Bitterstoffen Acoron, Neoacoron und Acorin, Gerbstoffen und Schleim (der chinesische Kalmus enthalt neben a-Asaron und B- 
Asaron noch Eugenol, Safrol, a-Humulen, Sekishon u.a.). Das atherische Ol aus Acorus calamus var. aniericanus ist frei von B- 
Asaron (MOTLEY 1994: 407). Vor allem indische Kalmuspflanzen sind reich an Asaron (BAXTER et al. 1960, VOHORA et al. 
1990). Von indischen Pflanzen wird auch eine psychotrope Wirkung berichtet (MOTLEY 1994: 405 ). 

Der Wurzelstock von Acorus gramineus enthalt reichlich atherisches Ol, bestehend aus a-Asaron, B-Asaron, Eugenol, Safrol, a- 
Humulen, Sekishon u.a. (PAULUS und DING 1987: 128*). 

Wirkung 

Das Asaron gilt als das berauschende Prinzip in der Rohdroge'l (BAXTER et al. 1960, MOTLEY 1994: 399). Laborversuche 
haben die Wirkung auf das Zentralnervensystem bestatigt (VOHORA et al. 1990). Es hat auch berauschende Wirkungen, die 
vermutlich auf ein Stoffwechselprodukt, das TMA oder Trimethylmethamphetamin, zuriickzufiihren sind (vgl. Myristica 
fragrans). Das atherische Ol ist tonisierend, magenstarkend und krampflosend. Es hat antibakterielle Wirkungen. Das B-Asaron 
soil zudem giftige und krebserregende Eigenschaften haben. Pharmakologisch soil sich Asaron ahnlich wie Papaverin verhalten 
(MOTLEY 1994: 399, 405). 

Die Behauptung, der Kalmus sei ein Halluzinogen, entstammt wohl eher einer Wunschvorstellung als den tatsachlichen 
Erfahrungen mit der Pflanze. Ich habe auch bei sehr hohen Dosierungen (bis 100 g des ausgekochten, getrockneten 
Wurzelstockes) keinerlei halluzinogene, psychedelische, entheogene oder sonstwie visonare Wirkungen bemerken konnen. Das 
Asaron hat anscheinend eher sedierende Eigenschaften. Ich kenne auch keinen experimentierfreudigen Psychonauten, der von 
erfolgreichen Versuchen mit Kalmus berichten konnte. Ich denke, man kann den Kalmus aus der Liste der sogenannten »Legal 
Highs« streichen, sofern nicht neue Beweise fiir seine Psychoaktivitat erbracht werden. 

Marktformen und Vorschriften Kalmuswurzel (Rhizoma Calami) ist iiber den Krauter- und Apothekenhandel erhaltlich. Das 
Kalmusol ist wegen der (zweifelhaften) karzinogenen Wirkung aus dem Handel gezogen worden (MOTLEY 1994: 407). In 
Deutschland darf Kalmus als Aromastoff fiir Schnapse u.a. verwendet werden, solange sich in einem Liter des damit versetzten 
Getrankes weniger als 1 mg Asaron befindet (ROTH et al. 1994: 92*). 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Atherische Ole 

ABEL, Gudrun 

1987 »Chronosonenschadigende Wirkung von 

6-Asaron in menschlichen Lymphocyten«, Planta 

nledica 53: 251-253. 
BAXTER, R.M., P.C. DANDIYA, SA. KANDEL, A. OKANY 

und G.C. WALKER 

1960 »Separating of Hypnotic Potentiating Principles 

fron the Essential Oil ofAcorlis calamus L. of 

Indian Origin by Gas-liquid Chronatography«, 

Nature 185: 466-467, London. 
FROHNE, Dietrich 

1989 »Kalinuswurzelstock«, in: M. W1(;HTL (Hg.), 

Teedrogen, S. 260-262, Stuttgart: WVG. 
GRAYUM, M.H. 

1987 » A Summary o/Evidence and Arguments 

Supporting the Rehoval of Acorus froh the Araceae« 

Taxon 36: 723-729. 
HOWARD, Janes 

1953 »Notes an Two Dakota „Holy Dance" Mediciiies 

and Their Uses«, American Antllropologlst 55: 

608-609. 
MORGAN, George R. 

1980 »The Ethnobotany o/Sweet Flag among North 



American Indians*, Botanical Museum Leaflets 28(3): 

235-246. 
MOTLEY, Tiraotliy J. 
1994 »The Ethnobotany o/Sweet Flag, Acorus calanlus 

(Araceae)«, Ecotiortlic Botany 48(4): 397-412. 

(Sehr gute Bibliographie.) 
SAMORINI, Giorgio und Francesco FESTl 

1995 » Acorus calanncs L. (calamon aromatico)«, 

Eleusis 1: 33-36. 
SPECK , Frank G. 

1917 »Medicine Practices o/the Northeastern Algon 

quians«, Extract f rotn Proceedings of the Nineteenth 

International Cotigress of Americanists, S. 303-321, 

Washington, DC. 
VOHORA, S.B., SHAUKAT A. SHAH und P.C. DANDIYA 

1990 »Central Nervous System Studies an an Ethanol 

Extract of Acorus calamus Rhizomes«, Journal 

of Ethnopharrriacology 28: 53-62. 
WHITMAN, Walt 

1985 Grashalme. Ziirich: Diogenes. 



Agave spp. Agaven, Mescalplanzen 

Familie 

Agavaceae (Agavengewachse; ZANDER 1994: 951, friiher: Liliaceae (Liliengewachse) 

Arten und Synonyme 

In Mexiko und den angrenzenden Gebieten gibt es ca. 136 Arten der Gattung Agave (GENTRY 1982 ). Viele der groBeren Arten 
haben ethnobotanische und ethnopharmakologische Bedeutung. 

Arten zur Herstellung von gegorenen Getranken (Pulque, Sugui, Tesgiiino, Tizwin, Mesagoli) und destillierten Schnapsen 
(Tequila, Mescal, Pisto): Agave atliericana L. (»Hundertjahrige Aloe«, Teometl, Mescale) Agave arnericana I,, var. expansa 
(JACOBI) GENTRY (Mescal maguey) Agave asperirrlrila JACOBI Agave atrovirens KARW. ex SALM. (Maguey, Metl, 
Tlacametl) Agave bocicorniita GENTRY (Mescal luchuguilla, Sa'puli) Agave ceriilcita rl'REL. spp. dentiens (TREL.) GENTRY 
Agave IhirliiigeYlsis GENTRY Agave ferox KOCH (Maguiey) Agave liookeri JACOBI Agave latissitna JACOBI [syn. Agave 
inacronilrnis Tot)., A. coccilieci hort. non ROEZI, ex JACOBIJ Agave rlicipisciga rl'REI,. (Maguey manso. Maguey mapisaga) 
Agave Inescal Kocrl (Mescalagave) Agave trii.iltifilifera GENTRY (ChahLii) Agave pacifica TREL. (Mescal del monte. Mescal 
casero, Gusime) Agave palinerl ENGELM. Agave parryi ENGELM. Agcive policirithiflora GENTRY (Ri'yechili) Agave 
potatorinn Zucc. [syn. Agave scolynnls KARW.l (Tlacametl) Agave potlitoruirl ZUCc. var. verschaffeltii (LEM.) BERGER [syn. 
Agave verschaffeltii LEM. 1 (Tlacanietl ) Agave rhodacantha TREL. Agave sahniana OTTO ex SALM-DYCK [syn. Agave 
atrovireris KARW. var. salniiana (OTTO ex SD.) TREL., Agave atrovirens TREL. und » of authors« (GENTRY 1982: 13)] 
(Maguey de Pulque, Tlacametl) Agave shrevei GENTRY (Mescal bianco, O'tosa) Agave tequilcilia WEBER (Tequila-Agave, 
Maguey, Blaue Agave) Agave teqi4iltina WEBER cv. azul ('blue variety') Agave vivipara L. [syn. Agave angustifolia HAW.] 
(Babki, Mescal de maguey) Agave weberi GELS 
Agave wocorfiahi GENTRY (Mescal verde, Ojcome, Pine maguey) Agave zebra GENTRY 

Fiir Fasern, Medikamente, Opferdornen (Pencas): 

Agave arnericana L. 

Agave sisalana PERRINE (Henequen, Sisalagave, Kih) 

Agave foureroydes LEM. [syn. Agave ixtlioides LEM.] (Henequen-Agave) 

Volkstiimliche Namen 

Chupalla, Henequen, Jahrhundertpflanze, Maguei, Maguey, Mescal plant, Meskalpflanze, Metl, Pita 

Der vergorenen Saft: 

Mescal beer. Pulque, Vino mescal, Octli, Metl, Tesgiiino, Tizwin, Agavenwein, Wein, Sugui, Mesagoli, Iztac octli 

Der destillierte Schnaps: 

Mescal, Mezcal, Vino mescal. Tequila, Tuche (Huichol), Pisto, Agavenschnaps 

Geschichtliches 

In den Hohlen von Tehuacan (Mexiko) wurden etwa 8000 Jahre alte gerostete Agavenreste gefunden (WOLTERS 1996: 28*). 
Agaven spielten schon in prahistorischer Zeit in Mexiko und dem siidwestlichen Nordamerika eine wichtige RoUe als Nahrungs-, 
Rausch- und Werkstoffpflanzen. Einige Agaven wurden sogar als Fischgifte zum Betauben von Fischen in abgetrennten 
Gewassern verwendet (BYE et al. 1975). Die mexikanischen Agaven wurden erstmals von Francisco Herilandez um 1577 
beschrieben. Der Gebrauch des fertilen 
tierten Saftes (Pulque) fiel schon den Konquistadoren auf (GENTRY 1982). 



Nach der eigenen Geschichtsschreibung der Azteken wurde von ihnen zwischen 1172 und 1291 in Zentralmexiko die Pulque 
»erfunden«, nachdem sie aus dem Norden eingewandert waren (GENTRY 1982: 8). Vermutlich ist der Gebrauch von Pulque 
wesentlich alter und vielen Volkern und Stammen bekannt gewesen. Pulque und ahnliche alkoholische Getranke haben auch bei 
den Stammen 111 Nordmexiko und im Siidwesten Nordatilerikas eine RoUe gespielt (vgl. Bier, Chicha). So haben auch die 
Apachen aus Agaven fermentierte Getranke (tiz-wirf) hergestellt, die bei Stammesfesten rituell getrunken wurden (BARROWS 
1967: 75*). 

Die mexikanischen Agaven sind heute vor allem fiir die Schnapsproduktion von Tequila bedeutsam und erfreuen sich weltweiter 
Beliebtheit als Zierpflanzen. 

Was ist »Mescal«? 

Der Name Mescal hat sehr zur terminologischen Verwirrung unter den psychoaktiven Pflanzen und Produkten beigetragen. 

Zum einen wird eine Agave Mescalagave genannt, zum anderen wird der daraus destillierte Schnaps als Mescal oder Mezcal 

bezeichnet. 

In Siidkalifornien wird die Yucca whipplei TORR. nicht nur Maguey, sondern auch Mescal genannt (TIMBROOK 1990: 2470. 

Der Peyotekaktus (Lophophora williamsii) selbst heiBt Mescal oder Mescalito, die abgetrennten Buttons werden Mescalbuttons 

oder Mescalkopfe genannt. Zudem heiBen die Samen von Sophora secundifl'ora Mesacalbeans oder Meskalbohnen. 

In der »Szene« werden Meskalintrips gerne als Mescalitos bezeichnet. 

Die Agave felgeri GENTRY wird in Nordmexiko mescalito genannt. 

Bei so vielen Mescalassoziationen ist es kein Wunder, daB manche Leute fest davon iiberzeugt sind, daB der Mescalschnaps 

Meskalin enthalt und psychedelisch wirkt. 

AuBerdem kursiert das Geriicht, daB der im Mescal con gusano enthaltene Wurm, eigentlich eine Larve, besondere Wirkstoffe 

enthalte und halluzinogen wirksam sei, wenn man ihn iBt. Manche Leute behaupten, daB fiir eine effektive Dosis mehrere Wiirmer 

gegessen werden miissen. 

Verbreitung 

Die Gattung Agave ist in Mexiko und den siidwestlichen USA heimisch. Zahlreiche Arten der Gattung stammen aus Mexiko und 
wurden schon zu prakolumbianischen Zeiten fiir verschiedene Zwecke kultiviert (DRESSLER 1953: 120f.*). 

Anbau 

Die Vermehrung der Agaven erfolgt iiber die Bulbillen, die kurz vor Beginn der Regenzeit in Anzuchtfelder gesetzt werden. Nach 
12 bis 18 Monaten werden die Pflanzen in die Produktionsfelder umgepflanzt. Dabei werden alle Wurzeln vom Wurzelstock 
abgeschnitten (REHM und Espic 1996: 328'0. Agaven sind Sukkulenten (Photosynthese nach dem Crassulaceentyp) und konnen 
lange Trockenperioden problemlos iiberleben. Einige Arten gedeihen in Wiisten, andere im tropischen Regenwald. Die Qualitat 
des Bodens ist nicht wichtig, aber er sollte gut draniert sein. 

Aussehen 

Die meisten Agaven, vor allem die Arten, die zur Pulque- und Schnapsproduktion genutzt werden, sehen recht ahnlich und 
ziemlich einheitlich aus. Es sind ausdauernde Pflanzen mit dicken, fleischigen Wurzeln, aus denen die fleischige Blattrosette 
wachst. Die lanzett-, messer- oder speerspitzenformigen Blatter laufen sehr spitz zu, haben meist einen gezackten Rand und eine 
sehr scharfe, hart verholzte Spitze. Am Ende der Lebenszeit treibt die Pflanze einen rispigen Bliitenstand auf geradem, glattem 
Stengel aus. Die Bulbillen bilden sich in den Achseln der Tragblatter der Bliiten. An einem Bliitenstand konnen 1000 bis 4000 
Bulbillen entstehen (REHM und EsPIG 1996: 327*). 

Droge 

- Aguamiel (Spanisch »IIonigwasser«), der zuckerreiche Saft, der sich im Inneren der Pflanze (Pflanzenschaft) ansammelt. 
Wenn die Pflanze kurz davor ist, ihren Bliitenstand auszutreiben, sammelt sich unterhalb der Blattkrone im Pflanzenschaft ein 
stark zuckerhaltiger Saft (agiiatttiel, tried), der vermutlich durch Mikroben (Pseltdonlonas lindneri), wilde Helen oder Pilze 
fermentiert (GONCALVES 1956). Die Pflanze bildet selbstandig das gegorene Getrank, das unter dem Namen Pulque oder auch 
tnezcnl (vino Mezcctl) bekannt ist. Dieser ProzeB kann auch kiinstlich beeinfluBt werden, indem ein Teil der Blatterkrone entfernt 
wird. Dann wird von der Pflanze weitaus mehr des berauschenden Saftes gebildet (ca. 2 Liter pro Tag); die Pflanze kann 
insgesamt bis zu einem Monat lang taglich neue Pulque produzieren (BYE 1979a: 152f.* ). 

- Mescalwurm (gusano de ntescnl) 

Zubereitung und Dosierung 

Der Pflanzensaft wird entweder schon in Garung gezapft oder in einem abgedeckten, aber nicht fest verschlossenen Bottich 
fermentiert. Pulque enthalt 3 bis 4% Alkohol (HAVARD 1896: 34* ). Der Pulque wurden und werden verschiedene Pflanzen zur 
Verbesserung und Modifikation der psychoaktiven Wirkung zugefiigt (siehe Tabelle). 

Die nordmexikanischen Seriindianer kochen die schmalen Blatter der heure genannten Agave ceritlata TREL. ssp. dentiens 
(TREL.) GENTRY, zerkleinern sie und legen sie in den Panzer einer Meeresschildkrote. Darin werden sie mit einem Stein 
zerdriickt, so daB sich der Saft im Panzer sammelt. Nach wenigen Tagen ist der Saft fermentiert. Zum Trinken wird er mit Wasser 
verdunnt (FELGER und MOSER 1991: 223*). 



Die Tarahumara stellen sugui oder tesgitino aus verschiedenen Agaven her. Dazu werden die Blatter in Wasser ausgekocht, die 

Agavenherzen (Meskalherzen) ausgedriickt oder die zerkleinerten Blatter ausgezogen. Die Garung setzt von selbst ein (BYE et al. 

1975: 88). 

Die Indianer von Arizona bereiteten ihr Mescalbier aus den Bliitenstanden von Agave parryi und Agave paltneri zu (HAVARD 

1896: 34*) 

Schnapse (Tequila, Mescal) werden entweder aus dem Pflanzensaft (agitariiiel) oder aus den gekochten und gemaischten Blattern 

destilliert. Die Yaquiindianer verstarken ihren Mescalschnaps mit den Blattern von Datura innoxia. In Mexiko ist es auch iiblich. 

Mescal mit Marijuanabliiten (vgl. Cannabis sativa), Zucker und Chilischoten (siehe Capsicum spp.) zu versetzen (REKO 1936: 

64* ). Tequila lasst sich auch gut mit Damiana (Turnera liiyfussa) ansetzen. Uberhaupt gibt es viele Tequilarezepte (WALKER 

und WALKER 1994). 

Der in den Mescalschnaps eingelegte Mescalwurm (eine ca. 5 cm lange Larve) soil, um eine psychoaktive Wirkung zu erreichen, 

komplett gegessen werden. Als wirksame Dosis gelten 2 bis 3 Wiirmer. Neuerdings werden in Kalifornien zuckerfreie Lollies 

hergestellt, in die ein Mescalwurm eingegossen ist. 

Die Wurzeln einer Magueyagave (vielleicht A^ave arrlericana var. expansa) dienten in Yucatan als Zusatz fiir Balche'. 



Pulquezusatzstoffe 

(Nach BYE 1979a: 153* und 1979b: 38*, BYE et al. 1975, FURST 1974: 71*, HAVARD 1896: 39*, MARINO 

AMBROSIO 1966, KUEHNE HEYDER 1995; modifi- 

ziert) 

Anacardiaceae 



Burseraceae 



Cactaceae 



Convolvulaceae 



Gramineae 



Leguminosae 



Solanaceae 



Strophariaceae 



Rhus schinoides WILLD. eX,SCHULT. 
[syn. Schinus terebinthifolius RADDI] 



Fruchte23 



Bursera bipinnata ENGL. 

Lophophora williamsii 
»Wurzel« 

Turbina corymbosa 
Ipomoea violacea [?] 

Triticum aestivum L. 



Rinde, Harz 



Kaktusfleisch 



Samen 



Weizenmehl 



Acacia angustifolia (MILL.) KUNTZE 

[syn. Acacia angustissima (MILL.) KUNTZE] 

[palo'de pulque, »Baum der Pulque«, Ocpatl, 

» Pulquedroge«; vgl. Acacia spp. ] 

Acacia albicans KUNTH 

[syn. Pithecolobium albicans (KUNTH) BENTH.] 

Calliandra anomala (KUNTH) MCBRIDE 

Mimosa spp. Wurzel 

Phaseolus sp. [Frijolillo; eine wilde Bohnenart] 

Prosopis juliflora DC. 25 [Mesquite] 

Sophora secundiflora (ORTEGA) LAG. ex DC. 

Datura innoxia Wurzel 

Datura lanosa (vgl. Datura spp.) Wurzel 



Wurzel 24 



Wurzel 
Fruchtschoten 
Samen 



Psilocybe spp. 



Fruktifikation 



Rituelle Verwendung 

Pulque war den Azteken ein heiliges Getrank der Cotter und durfte nur rituell getrunken werden. Dabei war die Dosis auf vier 
Schalen beschrankt. Allerdings durften Manner iiber 70 sich einen Rausch antrinken. Nach Opferfesten kam es zu rituellen 
Trinkgelagen: 

»Und am anderen Tage wurde Wein [= Pulque] getrunken und die Nachfeier des Festes abgehalten. Der Wein, der getrunken 
wurde, hieB blauer Wein. Alle, die alten Manner, die alten Frauen und die Hauptlinge von Adel, die Verheirateten, die 
Erwachsenen und die Fiirsten von Gebliit und die Anfiihrer der Erwachsenen, tranken Wein. Und die Vorsteher der jungen 
Mannschaft, die schon stark waren, tranken Wein, aber sie tranken ihn heimlich, sie zeigten sich nicht, sie nahmen die Nacht zum 
Schutz, sie verbargen sich unter Gras, damit sie nicht gesehen wiirden. Aber wenn einer sie entdeckt, wenn es von ihnen bekannt 
wird, daB sie Wein getrunken haben, so schlagen sie sie mit dem Kieferkniittel, daB das Fleisch anschwillt, und scheren ihnen den 
Kopf als Sklaven, schleifen sie, treten sie mit FuBen, stoBen sie zu Boden, bewerfen sie mit Steinen, tun ihnen alles Bose an, 
bisweilen macht man es, daB sie getotet werden. Und nachdem sie ihre Lust gestillt haben, werfen sie sie hin, werfen sie hinaus 
aus dem Hause.« (SAHAGUN 11,34) 



Das berauschende Getrank diente als Trankopfer und Libation an die Gotter und wurde auch beim Menschenopfer benotigt. Die 

aztekischen Menschenopfer muBten vor der Zeremonie vier Schalen Pulque, die wahrscheinlich mit Datura innoxia oder einem 

Rindendekokt aus dem Weihrauchbaum Bursera bipinnata versetzt war, trinken. Derart berauscht, durften sie sich auf dem 

Opferaltar vom Priester bei lebendigem Leibe die Herzen herausreiBen lassen. 

Der Zusatz von ocpatli, wahrscheinlich Acacia angustifolia (vgl. Acacia spp.), wurde bereits von Motolinia angedeutet und in der 

Kolonialzeit verboten. Der Zusatz oder der entsprechende Trank wurde teoctli, »g6ttliche Pulque«, oder xochioctli, » 

Blutenpulque«, genannt (OTT 1996: 4280. 

Die am Golf von Mexiko lebenden Huaxteken benutzten Pulque bei alien Ritualen und verherrlichten den dadurch erzeugten 

Rausch. Pulque wurde bei ihren sexualmagischen Riten zur Verehrung erotischer Gotterbilder gebraucht. Dazu legten sich Manner 

und Frauen in Liebesvereinigung vor die Statuen und erhielten von den Priestern Klistiere mit Pulque - Pulque gilt noch heute als 

Aphrodisiakum. AnschlieBend wurde ein ritueller Analkoitus durchgefiihrt. Wahrscheinlich wurde die hierfiir benutzte Pulque mit 

Stechapfelwurzeln (Datura, innoxia) verstarkt (KUEHNE HEYDER 1995). 

Der aus Agaven destillierte Schnaps wird auch bei schamanischen Ritualen, besonders bei den Peyotefesten der Huichol (vgl. 

Lophophora williamsii), reichlich getrunken: 

»Der Schamane nahm ein paar Schluck aus einer Flasche mit einem starken Agavenschnaps, die er dann mir reichte. Ich hielt 

Schluck fiir Schluck mit ihm mit. Jetzt griff er nach der Schale mit dem Peyote-Gemisch und nahm einen langen Zug. Ich zahlte 

jeden Schluck mit und trank dann die gleiche Menge. So ging es die ganze Nacht hindurch.« (SIEGEL 1995b: 32) 

Dazu muB angemerkt werden, daB das im Peyotekaktus enthaltene Meskalin die Wirkung von Alkohol stark unterdriickt. 

Agaventeile werden aber auch bei rituellen Heilungen und Fruchtbarkeitszeremonien, meist als Amulette, verwendet (BYE et al. 

1975: 91). In aztekischen Opferzeremonien wurden die Blattspitzen (penca) als Dornen den Opfern in die Haut getrieben. Sie 

wurden auch in der Erziehung der Knaben zu Edelleuten benutzt. Wer sich falsch verhielt, wurde mit den Agavenstacheln bestraft 

(GENTRY 1982: 10). 

Artefakte 

Es gibt in den aztekischen Bilderhandschriften viele Darstellungen der Pulquegottin Mayahuel, des schaumenden Getrankes sowie 

der Trinkrituale, Trankopfer und Libationen (GON(~ALVES 1956). Pulque taucht auch in aztekischen Liedern und Gedichten auf 

(GUERRERO 1985). 

In Cholula (Puebla) wurden prakolumbianische Wandmalereien entdeckt, die das rituelle Trinken von Pulque darstellen. Peter 

Furst erkennt in einer auf dem Gemalde dargestellten Blume die Bliite von Turbina corymbosa. Er nimmt an, daB ihre 

psychedelisch wirksamen Samen'(Ololiuqui) der Pulque zugesetzt wurden (FU RST 1974: 71' ). 

Agaven, Tequilaflaschen und Tequilarausche sind offer auf den Malereien mexikanischer Kiinstler (Eugenia Marcos, Elena 

Climent, Joel Renon, Ricardo Martinez) verarbeitet worden. Tequila wird in vielen mexikanischen Gedichten und Liedern 

gepriesen (ARTES DE MEXICO 1994). 

Medizinische Anwendung 

Zahlreich sind die volksmedizinischen Verwendungen der verschiedenen Agaven. Sie werden bei Wunden, gegen Schlangenbisse, 
Hautkrankheiten, FuBpilz, Geschlechtskrankheiten, Zahnschmerzen, Rheuma, Durchfall usw. benutzt (WOLTERS 1996: 3 If.*). 
In Mexiko ist der Glaube verbreitet, daB der Mescal corr giisano aphrodisierend wirkt, well der Wurm aktive Wirkstoffe enthalten 
soil, ijberhaupt wird Tequila und Mescal gerne mit Sex und Erotik in Verbindung gebracht. 
Zubereitungen aus Agave americana werden auch in der Homoopathie verwendet (WOLTERS 1996: 35* ). 

Inhaltsstoffe 

Agaven enthalten Saponine, Steroidsaponine, Hecogeninglykoside, sehr viel Zucker (bis 8%), Vitamin C, Polysaccharide und 
Mineralstoffe (WOLTERS 1996: 34*). In Agave arriericatia sind Saponin, ein scharfes atherisches Ol, 0,4 bis 3% Hecogenin und 
Oxalsaure enthalten (ROTH et al. 1994: 1031. Im Agavensaft sind 8% Zucker (Agavose), atherisches Ol sowie etwas Papain 
vorhanden. Pulque enthalt 2 bis 4% Alkohol, sehr viel Vitamin C und hat 204 Kalorien pro Liter. 

Wirkung 

Reine Pulque wirkt ahnlich wie Balche', Chicha oder Palmwein. AUerdings fallt die erfrischende Komponente auf. Im 
Pulquerausch bleibt man klarer als im Bierrausch. Wenn die Pulque mit V&ilocybe spp. versetzt ist, wirkt sie nicht nur 
berauschend, sondern auch visionar. Besonders sollen sich Visionen von Schlangen einstellen (HAVARD 1896: 39* ). 

Marktformen und Vorschriften 

Verschiedene Agavenarten sind weltweit als Zierpflanzen im Blumenhandel erhaltlich. Pulque gibt es nur in Mexiko. Die 
entsprechenden Schnapse (Tequila, Mescal) werden weltweit vertrieben und unterliegen den jeweiligen Bestimmungen fiir 
Alkoholika. Die beste Qualitat von Tequila wird aus der Blauen Agave (Agave tequilana cv. azul) bereitet; sie gelangt aber nur 
selten in den internationalen Vertrieb. Auch lange abgelagerte Tequilasorten sind auBerhalb Mexikos nur selten erhaltlich. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Alkohol, Balche', Bier, Chicha 

ARTES DE MEXICO 

1984 »E1 Tequila*, Arte Tradicional de Mexico 27. 

BARRIOS, Virginia B. de 



1984 A Guide to Tequila, Mezcal and Pulque, Mexico: 
Minutae Mexicana. 

BENITEz, Fernando 

1973 Kl: el drarna de un pueblo y de una planta, Mexico, D.F.: Fondo de Cultura Econlanta. 

BYE, Robert A., Don BURCESS und Albino MAREs TRIAS 

1975 »Ethnobotany of the Western Tarahumara 

of Chihuahua, Mexico. 1 : Notes an the Genus Agave«, 

Botanical Museum Leafets 24(5): 85-1 12. 

CASTETTER, ET., W.H. BELL und A.R. GROVE 

1938 » The Early Utilization and the Distribution of 

Agave in the American Southwest«, University of New 

Mexico Bulletin (Biological Series) 5(4). 

VENTRY, Howard Scott 

1982 Agaves of Coiitiiieiittil North Ainerica, Tucson: 

University of Arizona Press. 

GON4ALVES DE LIMA, OSwaldo 

1956 EI iiiagiiey y el puldue en los Codices Mexiccliios, 

Mexico, D.F.: Fondo de Cultura Economica. 

GUERRERO, Raiil 

1985 El pulque, Mexico: INAH. 
KUEHNE HEYDER, Nicola 

1995 » Uso de alucinogenos de la huaxteca: 

La probable utilizacion de la Datura en una cultura 

prehispanica«, liitegratioti 5: 63-71. 

MARINO AMBROSlo, A. 

1966 The Pitldue Agaves of Mexico, Ph. D. Thesis, 

Department of Biology, Harvard University. 

MORTON, Julia F. 

1978 »Brazilian Pepper - Its Impact an People, 

Animals and the Environment*, Econotnic Botany 

32(4): 353-359. 

NANDRA, K.S. und IS. BHATIA 

1980 »In vivo Biosynthesis of Glucofructosans in 

Agave aniericiiiid«, Phytocheinistry 19: 965-966. 

WALKER, Ann und Larry WALKER 

1994 Tequila, San Francisco: Chronicle Boolts. 



Alstonia scholaris Ditabaum 



Familie 

Apocynaceae (Hundsgiftgewachse) 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Echites rrialabarica LAM. Echites scholaris L. 

Volkstiimliche Namen 

Chatian (Hindi), Chatiun, Chattiyan, Chhatim, (Bengali), Chhation, Daivappala, Devil tree. Devil's tree, Dirita, Dita (Tagalot), 
Ditta, Elilampala, Elilappalai, Maddale (Kannada), Milky pine (Australien), Nandani, Pala (Malayam, Tamil), Palai, Palimara, 
Pulai, Saittan ka jat, Saptaparna (Sanskrit »siebenblattrig«), Saptachadah, Saptaparnah, Saptaparni, Satvin (Marathi 
»siebenblattrig«), Schulholzbaum, Shaitan (Arabisch »Teufel«), Shaitan wood, Tanitan, WeiBquirlbaum, Yaksippala 

Geschichtliches 

Der Baum wird in Siidasien von alters her zur Herstellung von Pergament zum Schreiben verwendet (MILLER 1988:20*). Aus 

dem Holz wurden friiher Schreibtafeln fiir Schulkinder hergestellt (GANDHI und SINGT 1991: 89*). Ahnlich wurde auch die 

verwandte Art Alstoriia venenata R. BR. [syn. Echites venenata Roxs.] verwendet. 

Obwohl die Samen im Tantrakult benutzt wurden, ist ein traditioneller Gebrauch als Halluzinogen nicht bekannt (SCHOLZ und 

EIGNER 1983: 77* ). 

Der Baum ist nach dem Edinburgher Professor C. Alston (1685-1760) benannt worden. In Europa wurde die Rinde friiher als 

»Febrifugum und Tonicum« gefuhrt (SCHNEIDER 1974 I: 77*). 

Verbreitung 

Der Baum stammt aus Indien und ist iiber ganz Siidostasien (Burma, Philippinen, Thailand) verbreitet (PADUA et al. 1987: 14). 
Er kommt auch in den tropischen Regenwaldern an der Ostkiiste Australiens und auf den Salomonen vor. 



Anbau 

Die Vermehrung geschieht moglicherweise durch Samen. Am erfolgreichsten ist die Verpflanzung junger Baumchen. 

Aussehen 

Der bis zu 30 Meter hohe, immergriine Baum hat eine rauhe, graue Rinde. Die Aste sind rund um den Stamm herum angeordnet, 
so daB die Krone wie ein Schirm aussieht. Die groBen, lanzettformigen Blatter stehen in Biischeln zu sieben und werden bis zu 25 
cm lang. Die griinlich-gelben Bliiten sind unscheinbar und klein; die Friichte hangen in Paaren und bilden leicht gewellte oder 
gebogene, diinne Schoten, die 20 bis 45 cm lang werden. In der Rinde flieBt ein klebriger, bitterer Milchsaft. 
Die Gattung Alstorna umfaBt ca. 43 Arten, die in alien tropischen Zonen verbreitet sind. Sie sind z.T. nicht von Alstonia scholaris 
zu unterscheiden und werden vermutlich oft miteinander verwechselt. 

Droge 

- Rinde, Wurzelrinde 

- Blatter 

- Latex (Milchsaft) 

Zubereitung und Dosierung 

Fiir medizinische Zwecke wird in Indien die Rinde, die keine aphrodisischen Eigenschaften besitzt, zusammen mit Reis gekocht. 
Fiir aphrodisische oder psychoaktive Zwecke werden die Samen bevorzugt. Ein paar Gramm (2 g) der Samen werden zerstoBen 
und in etwas Wasser iiber Nacht ausgezogen. Am nachsten Tag wird die Fliissigkeit abfiltriert und getrunken. Die Dosierung fiir 
aphrodisische Zwecke ist individuell recht unterschiedlich. Man soUte mit 3 g pro Person beginnen, und die Dosis langsam 
steigern (Go,r"rLIEfi 1974: 33*, MILLER 1988: 21*). 

Die Blatter der verwandten Art Alstonia theaeforlllis (Bogotatee) werden wegen der stimulierenden Eigenschaften als Tee 
aufgebriiht (LEWIN 1980: 352*). 

Rituelle Verwendung 

In Indien gilt der Baute als »b6sartig« und wird von den Stammesvolkern nicht nur gefiirchtet, sondern auch gemieden. Sie 

glauben, daB in dem Baum ein boser Geist wohnt, der von einem Menschen, der unter ihm hindurchgeht oder in seinem Schatten 

schlaft, Besitz ergreifen kann. Einige nehmen auch an, daB der Wachter des Baumes dem, der unter seinem Geast einschlaft, den 

Tod gibt. Diese Vorstellungen sind vermutlich eine Erinnerung daran, daB der Baum Visionen auslosen kann. Durch diese 

negative Folklore bleibt der Baum allerdings auch vor der Ausbeutung tropischer Holzer bewahrt (GANDHI und SINGH 1991: 

89*). 

Im indischen Tantrakult hat der Same des Baumes eine sexualmagische Bedeutung, iiber die leider nur sehr wenig bekannt ist 

(MILLER 1988: 21 f.*). 

Die australischen Aborigines benutzten den Latex dazu, zeremonielle Verzierungen (z.B. Federn) fiir Rituale an der Haut 

festzukleben (PEARSON 1992: 25* ). Moglicherweise kannten und nutzten sie auch die psychoaktiven Eigenschaften des 

Ditabaumes. Ansonsten sind keine traditionellen Verwendungen fiir psychoaktive Zwecke bekannt geworden. 

Artefakte 

Stiicke des Rindenpergaments wurden in der tantrischen Zauberei mit Mantras (magischen Formeln) beschrieben und als 
Amulette verwendet. 

Medizinische Anwendung 

Die Rinde gilt allgemein als Tonikum (WRIGHT et al. 1993: 41), wird in der ayurvedischen Medizin aber auch bei Fieber, 
Malaria, Unterleibsbeschwerden, Durchfall, Dysenteric (Ruhr), Verdauungsschwache, Lepra, Hautkrankheiten, Pruritus, 
Tumoren, chronischen Geschwiiren, Asthma, Bronchitis und Gebrechlichkeit verwendet. Die zarten Blatter wie auch der Latex 
werden auBerlich bei Tumoren aufgetragen (SALA 1993 I: 97*). In Indien wird die Rinde und Wurzelrinde zusammen mit Reis 
gekocht und von Madchen bei WeiBfluss (Leukorrhoe) wahrend ein bis zwei Wochen taglich eingenommen (BHANDARY et al. 
1995: 152* ). In der Gegend von Ganjam und Godawari wird sie gegen Wahnsinn und Epilepsie (SCHOLZ und EIGNER 1983: 
77*), in Nepal als Fiebermittel und zur Behandlung von Malaria eingesetzt (MANANDHAR 1980: 15* ). Auch in Assam wird ein 
Kaltwasserauszug aus der Rinde gegen Malaria getrunken (BOISSYA et al. 1981: 221 *). Auf den Philippinen wird die Rinde als 
Tonikum und zur Behandlung von Durchfallerkrankungen aller Art verwendet. Ein Dekokt aus den jungen Blattern wird bei 
Beriberi getrunken (PADUA et al. 1987: 14). 

Auch die Rinde der siidostasiatischen Arten Alstoina 1712gllStltolll7 WALL., Alstonia nlacrophylla WALL, ex G. DON und 
Alstonia spathulata BL. wird traditionell zur Behandlung von Malaria sowie als Tonikum verwendet (PADUA et al. 1987: 13). In 
Afrika werden die Arten Alstonia congensis £NGL. und Alstonia boonei DE WILD, ebenfalls zu Malariamedikamenten 
verarbeitet (WRIGHT et al. 1993: 41 f. ). 

Inlialtsstoffe 

Die Samen enthalten halluzinogene Indolalkaloide (Alstovenin, Venenatin, Chlorogenin, Reserpin) sowie Chlorogensaure 
(MILLER 1988: 20*). Die latexfiihrende Rinde enthalt die Alkaloide Ditalnin, Echitamin (= Ditain) und Echitenin (MILLER 
1988: 20*, RATSCH 1992: 73*). Ditamin, Echitamin, Alstovenin und Venenatin kommen in alien Pflanzenteilen vor (SCHOLZ 
und EIGNER 1983:77*). 



In den meisten Alstonia-Arten sind Indolalkaloide enthalten (MAJUMDER und DINDA 1974, MAMATAS-KALAMARAs et al. 
1975). In der neukaledonischen Alstonia coriacea PANCHER ex S. MOORE kommt sogar ein Yohimbinderivat vor (CIIERII= et 
al. 1989). Die malayische Art Alstotlia atlgUstifolia WALL, enthalt 31 Alkaloide, wovon Yohimbin das Hauptalkaloid darstellt 
(GHEDIRA et al. 1988). Die australische Art Alstonia Inuelleriana DoMIN enthalt ein komplexes Indolalkaloidgemisch (BURKE 
etal. 1973). 

Wirkung 

Die Rinde soil aphrodisisch und durch MAO-Hemmung (siehe Ayahuasca) psychoaktiv wirken. Der Hauptwirkstoff »Alstovenin 
zeigt in geringen Dosen MAO-Hemmung und in hoheren Dosen ZNS-stimuUierende Wirkung, Stereotypie und Krampfe. Der 
Effekt von Venenatin ist dazu im Gegensatz reserpinahnlich [ vgl. Rauvolfia spp. ] «(SCIIOLZ und EIGNER 1983: 77*). Alstonia 
»unterstutzt die Erektion beim Geschlechtsverkehr und verzogert den Orgasmus« (MILLER 1988: 19*). 

Das Alkaloid Echitamin soil den Malariaerreger toten, es ist allerdings etwa zehnmal weniger wirksam als Chinin. Die Wirkung 
bei Malaria ist pharmakologisch bisher nicht eindeutig nachgewiesen worden (WRIGHT et al. 1993). 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Mitragyna speciosa, Yohimbin 

BURKE, David E., Gloria A. COOK, Janles M. COOK, 

Kathleen G. HALLER, Harvey A. LAZAR und Philip 

W. LE QUESNE 

1973 »Further Alkaloids of Alstonia ttticelleriattci«, 
Phytochemistry 12: 1467-1474. 

CHERIF, Abdallah, Georges MASSto~r, Louisette LE MEN-OLIVIER, Jacques FUSSET und Stephane LABARRE 1989 »Alkaloids of Alstonia c-oriaceci«, 
Phytochennstry 28 (2 ): dffl-dlO. 

GANDHI, Manoj und Virender KuUlar VINAYAK 1990 »Prelinlinary Evaluation of Extracts of Alstonia scholaris Bark for in vitro Antimalarial Activity in 
Mice«, Journal o/Etlittopliartricicology 29(1): 51-57. 

GHEDIRA, K., M. ZECHES-HANROT, B. RICHARD, G. MASSIoT, L. LE MEN-OLIVIER, T. SEVENET und S.H. GOH 1988 »Alkaloids of Alstonia 
attgttstij61ict«, Waylocherrtistry 27(12): 3955-3962. 
HAWKINS, W.L und R.C. ELDERFIELD 
1942 »Alstonia Alkaloids. 11. A New Alkaloid, Alstoni- 
line frone A. cottstricta«, journal of Orgctttic Chemistry 
7:573-580. 

Hu, W., J. ZHU und M. HESSE 

1989 »lndole Alkaloids fron Alstonia artgu~tifolia«, Planta Medica 55: 463-466. 

MAMATAS-KALAMARAS, Styllallos.'l'hierry SiJVENET, Claude THAL und Pierre POTIER 1975 »Alcaloides dAlstonia vitiensis var. novo ebudicct 
nu~nachitto«, Phytochemistry 14: 1637-1639. 
MAIUMDER, Priya L. und Biswanath N. DINDA 

1974 »Echinoserpidiile: A New Alkaloid of the Fruits of Alstonia venettcitct«, Phytochetnistry 13: 645-648. 
PADUA, Ludivina S. de, Gregorio C. LUGoi) und 
Juan V PAN-HO 

1987 Handbooii o/Pltilippitte Medicinal Plants, VoU, Laguna, Luzon: University of the Philippines at Los Barios. 

WRIGHT, Col 1 1 1 W., David ALLEN, 1. David PlilLLIPSON, Geoffrey C. KIRBY, David C. WARHURST, George MASSIOT, Louisette LE MEN-OLIVIER 
1993 »Alstonia Species: Are They Effective in Malaria Treatmeilt?«, Journal o/Etltttopltctrtttctcology 40: 
41-45 

Anadenanthera colubrina Cebil, Villca 

Familie 

Leguminosae (Hiilsenfruchtgewachse); Sektion Mimosoideae: Eumimoseae 

Formen und Unterarten 

Es gibt zwei Varietaten oder Unterarten, die geographisch getrennt vorkommen (VON REIs ALTSCHUL 1964): 
Anadenanthera colubrina var. colubrina ALTscHUL: nur im ostlichen Brasilien'l, 

Anadenanthera colubrina var. cebil (GRISEBACH) ALTSCHUL: im siidlichen Andenraum und anschlieBenden Gebieten 
(Argentinien, Bolivien, Paraguay, Peru, siidostliches Brasilien) 

Synonyme 

Acacia cebil GRISEBACH 

Anadenanthera excelsa GRISEBACH'? 

Anadenanthera macrocarpa (BENTH.) SPEGAZZINI 

Piptadenia cebil GRISEBACH 

Piptadenia colubrina BENTH. 

Piptadenia grata (WILLD.) MACBR. 

Piptadenia macroearpa BENTHAM = A. colubrina var. cebil 



Volkstiimliche Namen 

Aimpa, Aimpa-kid, Algarobo, Angico, Angico do cerrado, Cabuim, Cebil, Cebil, Cebil, Cebil bianco, Cebil Colorado, Cebilo, 
Cevil, Cevil bianco, Cevil Colorado, Cibil, Curubu~y, Curupai, Curupai-curii, Curupai, Curupaii blanca, Curupaii barcino, 
Curupay's, Curupay, Curupayti, Guayacan'", Hataj (Wichiname des Schnupfpulvers), Hatax, Huilca, Huillca, Jataj, Kurupa, 
Kurupai, Kurupairai, Kurupayara, Quebrachol", Sebil, Sebil, Sevil, Tara Huillca, Tek (Wichi), Teek, Uillca, Uataj, Una de gato 
(spanisch »Katzenkralle«);l, Vilca, Vilcas, Villca, Wilka, Wil'ka, Willcal'-, Willka, Xatax 
Meist sind die Namen des Baumes mit dem Namen fiir das daraus bereitete Schnupfpulver identisch. 

Geschichtliches 

Die Samen der Cebil genannten Varietat wurden bereits vor iiber 4500 Jahren in der Punaregion von Nordwestargentinien in 

Pfeifen geraucht (FERNANDEZ DISTEL 1980); 1. Der Gebrauch scheint sich besonders auf die Kultur von Tiahuanaco (word. 

»Wohnstatte des Gottes«) ausgewirkt zu haben. 

Der Gebrauch als Schnupfpulver wurde im siidlichen Andenraum erstmals um 1580 in der Relaciciu des Cristobal de Albornoz 

erwahnt; der Gebrauch als Zusatz zum Maisbier (Chicha) ist 1571 von Polo de Ondegardo beschrieben worden. Die 

Matacoindianer sollen noch bis in dieses Jahrhundert hinein einen vino de cebil (Cebilwein) gebraut haben. 

Ob die kolonialzeitlichen Angaben iiber die Verwendung der Villcasamen tatsachlich die Samen der Anadenanthera coliibriria 

bezeichnen, sei dahingestellt. Immerhin werden heute noch andere Baume als vilca bezeichnet (Acacia visco, Aspidosperma 

quebracho-bianco). 

Verbreitung 

Siehe »Formen und Unterarten« (oben). In Nordwestargentinien Ziehen sich in der Gegend von Salta ganze Cebil walder iiber die 
Berge und Hange. 

Anbau 

Die getrockneten Samen konnen zum Keimen gebracht und dann eingepflanzt werden. Der Baum wachst relativ schnell und laBt 
sich sowohl in tropischen als auch in subtropischen Klimata Ziehen. 

Aussehen 

Der nur 3 bis 18 Meter hoch wachsende Baum hat eine fast schwarze Rinde, die oft mit kegeligen Stacheln oder knotigen 

Schniiren besetzt ist. Die Blatter sind fein gefachert und bis zu 30 cm lang. Die weiBgelblichen Bliiten sind ballformig. Die 

ledrigen, dunkelbraunen Fruchtschoten werden bis zu 35 cm lang und enthalten 1 bis 2 cm breite, sehr flache, rundliche bis 

rechteckige Samen von rotbrauner Farbe. Der Baum ist kaum von der nah verwandten Anadenanthera peregrina zu unterscheiden 

(VON REIs ALTSCHUI. 1964). 

Abends, in der Dammerung, geht der Baum »schlafen« : die gefiederten Blatter falten sich zusammen. Am nachsten Morgen 

offnen sie sich wieder. An den Stengeln der Blatter gibt es kleine Driisen, die eine siiBe Fliissigkeit ausscheiden. Bestimmte 

Ameisen werden dadurch angezogen und trinken den Nektar. Bei dieser Gelegenheit vernichten die Ameisen andere Schadlinge, 

die fiir den Baum gefahrlich werden konnten. 

Der Baum wird oft mit anderen Arten aus derselben Familie verwechselt. So wurde der in San Pedro de Atacama (Nordchile) 

vilca genannte Baum Acacia visco LORENTz ex GRISEB. [syn. Acacia Visite GRISEB., A. platensis A. MANGANARO, 

Manganaroa platetlsis (MANG.) SPEC.] schon von professionellen Botanikern falschlich als A. coliibrina identifiziert 

(miindliche Mitteilung von CM. TORRES). 

Die botanische Identifikation ist nicht immer leicht, da die Art recht variabel auftritt: So kann die var. colubrina Samenschoten 

ausbilden, die genau denen der Gattung Prosopis gleichen (VON REIS ALTSCHUL 1964: 11). 

Droge 

Samen (Semen Anadenanthera colubrina) 

Zubereitung und Dosierung 

Die reifen Samen werden getrocknet und eventuell leicht gerostet, sodann moglichst fein zermahlen. Bereits 150 mg bis 0,5 g des 
Pulvers sind bei nasaler Applikation wirksam. 1 g (entspricht etwa dem Gewicht eines groBen Samens) ist eine starke, visionare 
Dosis. 

Zum Rauchen werden die reifen, getrockneten Samen leicht gerostet und grob zerstoBen. Etwa 5 bis 8 Samen werden, mit 
Schnittabak (Nicotiana tabacum) und eventuell den Blattern von Aromo [Aniaratithiis sp.; Acacia caven (MOL.) MOLINA oder 
Acacia fartiesiaria, vgl. Acacia spp.] vermischt, in eine Zigarette gedreht. Eine halbe Zigarette pro Person sollte reichen. 
Zur oralen Einnahme werden die Samen oder der daraus gepreBte Saft mit Chicha vermischt getrunken. Zwei bis drei Samen 
werden mit der Wurzel von Polypodium sp. in Wasser gekocht und getrunken. Die gekochten Samen konnen auch mit Honig 
vermischt gegessen werden; ein anderes Rezept nennt sechs zermahlene Samen, die mit etwas Fliissigkeit eingenommen werden 
(VON REIS ALTSCHUL 1972: 38). 

Rituelle Verwendung 

Die Villca genannten Samen miissen in der vorspanischen Zeit in Peru von groBter ritueller und religioser Bedeutung gewesen 
sein, denn die andinen Priester von hohem Rang sowie bestimmte Wahrsager (iirriii) wurden ebenfalls villca oder vilca caniayo 



genannt (COBO 1990: 267, SALOMON und URIOSTE 1991: 256; villac [sic!] bei ARRIAGA 1992: 31 *, VON REIS 

ALTSCHUL 1967). Ein indianisches Heiligtum (hilaca) wurde ebenfalls als villca, vilcacona oder vilcabatriba, »Ort der 

Villcabaume« oder »Villcawald« bezeichnet, und ein besonders heiliger Berg hieB Villca Goto. Auf die Spitze dieses Berges 

zogen sich die iiberlebenden Menschen der Urzeit bei einer Sintflut zuriick (ebd.: 5 1 *). Es gibt noch zahlreiche weitere Beispiele 

dieser Art (vgl. VON REIS ALTSCHUL 1972). AuBerdem war villca anscheinend ein Name fiir Klistiere. 

Villca-Samen batten eine groBe rituelle Bedeutung als Bierzusatz fiir zeremoniell getrunkene Chicha. Dazu wurde »der Saft« von 

Villca in das gegorene Getrank getraufelt und vom Wahrsager (urtlii) oder »Zauberer« (= Schamane) getrunken, uni in die 

Zukunft blicken zu konnen (COBo 1990) . 

Der rituelle oder schamanische Gebrauch von Schnupfpulvern aus dieser Anadenanthera-Art ist fiir folgende Stamme belegt: 

Quetschua, Piro, Ghiriguano, Yabuti, Atacama (Kunza), Gomechingon, Diaguita, Allentiac, Millcayac, Humahuaca (Omaguaca ), 

Ocloya, Mataco (Mataguayo, Nocten ), Vilela und Guarani (VON REls ALTSGHUL 1972). 

In der Puna genannten Region in Nordwestargentinien finden sich die altesten archaologischen Belege fiir einen rituellen oder 

schamanischen Gebrauch der Gebilsamen (FERNANDEZ DISTEL 1980). 

Die Schamanen der in Nordwestargentinien lebenden Wichi (= Mataco) benutzen noch heute das hataj genannte Schnupfpulver 

(GALIFANo 1975). Die Matacoschamanen rauchen die getrockneten und gerosteten Samen lieber in Pfeifen oder Zigaretten, als 

daB sie das Pulver schnupfen. Die Matacoschamanen glauben, daB sie nur durch hataj in die andere Wirklichkeit eindringen und 

auf sie einwirken konnen (ARENAS 1992, GALIFANO 1975, DomiNGUEZ und PARDAL 1938). In den letzten Jahren sind 

einige Mataco zum Ghristentum bekehrt worden. Sogleich wurde der biblische Baum der Erkenntnis mit Gebil identifiziert 

(ARENAS 1992). Allerdings sehen die Mataco darin keine »verbotene Frucht«, sondern die Frucht eines heiligen Baumes, der 

von den Schamanen zum Heilen verwendet wird. Der Schamane Fortunato Ruiz bezeichnet die Gebilsamen als »Tore in die 

andere Welt«. Er raucht die Samen mit Tabak und Aromo - ganz wie seine Ahnen vor fiinftausend Jahren. Somit ist 

Nordwestargentimen der Ort mit der langsten ununterbrochenen Tradition des rituellen/schamanischen Gebrauchs einer 

psychoaktiven bzw. psychedelischen Substanz. 

Artefakte 

In Nordwestargentinien (Puna) und Nordchile (Atacamawiiste) sind zahlreiche prakolumbianische Schnupfpulverparaphernalia 

(Schnupftabletts, Schnupfrohren) gefunden worden, deren Ikonographie von den Visionen durch die Gebilsamen gepragt wurde 

(siehe Schnupfpulver). Auch mehrere Pfeifen aus Ton wurden dort entdeckt; die Pfeifenkopfe enthielten z.T. noch Gebilsamen. 

Die Petroglyphen und Geoglyphen in der Atacamawiiste ebenso wie die Darstellungen auf der Keramik der argentinischen 

Punaregion erinnern deutlich an Gebilvisionen. 

Die von Gebil ausgelosten Halluzinationen 

3scheinen im wesentlichen die Ikonographie des sogenannten Tiahuanacostils beeinfluBt zu haben. Auch die Ikonographie von 

Ghavin de Huantar ist von ahnlichen Motiven durchzogen. So konnen etwa die ineinander verschlungenen und verknaulten 

Schlangen, die dem Orakelgott aus dem Kopf kommen, als Gebilhalluzinationen gedeutet werden. 

Auf einem zweitausend Jahre alien, schamanischen Textil aus der Ghavinkultur sind Fruchtschoten dargestellt, die durchaus als 

Anadenanthera coliibrina gedeutet werden konnen (GORDY-GOLLLNS 1982 ). Auch verschiedene ikonographische Elemente in 

der Ghavinkultur wurden bereits als Darstellungen von Anadenanthera sp. gedeutet (MULVANY DE PENALOIA, 1984' ). 

Es gibt mehrere Malereien auf Keramiken der prakolumbianischen Moche oder Ghimu, diP Baume zeigen, die aufgrund ihrer 

ikonographischen Zusammenhange sowie der botanischen Darstellung durchaus als Anadenanthera colubrina gedeutet werden 

konnen (unter Archaologen werden diese Baume iiblicherweise als »Algarrobobaum«j5 gedeutet; KUTSGHER 1977: 14*, 

LIESKE 1992: 155). 

Die deutsche Kiinstlerin Nana Nauwald hat 1996 eine Erfahrung mit Gebilsamen in einem Gemalde dargestellt. Das Bild tragi den 

Titel »Nichts ist getrennt von mir« und zeigt die typischen »wurmartigen« Visionen. 

In dem Roman »Der Inka« wird mehrfach der psychoaktive Villcagebrauch beschrieben (PETERS 1995' ). 

Die Mataco stellen Taschen, Netze usw. aus Agavenfasern her, die z.T. mit Gebilrindenextrakten gefarbt werden. Aus den Samen 

wurden friiher auch Armbander gefertigt. 

Medizinische Anwendung 

Der Tee aus den Gebilsamen und der Polypodium-Wurzel wird bei Verdauungsproblemen getrunken. In Ghicha werden die 
Samen als Heilmittel bei Fieber, Melancholic und anderen mysteriosen Krankheiten getrunken. In Honig werden sie als 
Diuretikum oder zur Forderung der weiblichen Fruchtbarkeit benutzt (VON REIS ALTSGHUL 1972: 38). Andererseits gilt Gebil 
als Abtreibemittel (ebd.: 78). Das Gummiharz der var. colubrina wird ahnlich wie Gummi Arabicum (siehe Acacia spp.) 
verwendet und soil gut bei Husten wirken. Die sonnengetrockneten Samen der var. colubrina werden als Schnupfpulver zur 
Behandlung von Verstopfung, chronischer (rippe und Kopfschmerzen eingenommen (ebd.). 
Die Mataco benutzen ein Dekokt aus den frischen, d.h. noch griinen Gebilschoten zur Kopfwasche bei Kopfschmerzen. 

Inhaltsstoffe 

Die Samen enthalten Tryptamine, vor allem Bufotenin. Manche Varietaten enthalten ausschlieBlich Bufotelllrl (PAGHTER et al. 
1959'). Die fiir Argentinien beschriebene »Piptaderria rnacrocarpcl« (= Gebil) enthalt Bufotenin (FISH und HORNING 1956). 
Anderen Analysen zufolge enthalt die Samenprobe von »Piptaderiia titacrocarpa« 5-MeO-MMT, DMT, DM'l'-N-Oxide, 
Bufotenin sowie 5-OH-DMT-N-Oxide; die Samenprobe von »Piptacletiia excelsa« DMT, Bufotenin und Bufotenin-N-Oxide; und 
die Samenprobe von »Piptadenia collsbrina« lediglich Bufotenin (FARNSWORTH 1968: 1088''' ). Alte Proben von Samen 
enthielten lediglich 15 mg/g Bufotenin (DE SlvtET und RIvIER 1987). 



Die frisch geernteten und schnell getrockneten Samen der im nordostlichen Argentinien (Salti) verbreiteten Baume enthalten nach 
einer bisher unveroffentlichten Analyse von Dave Repke hauptsachlich Bufotenin (iiber 4%), ein anderes Alkaloid (vielleicht 
Serotonin), ansonsten keine weiteren Tryptamine oder andere Alkaloide. In einer Probe konnte derselbe Chemiker 12'% Bufotenin 
feststellen (miindliche Mitteilung von C.M.TORRES)! 

Ob die Fruchtschoten oder die Wurzelrinde Tryptamine enthalten, ist bisher nicht untersucht worden. Die reifen Fruchtschoten 
enthalten etwas Bufotenin. 

Wirkung 

Die Wirkung des Cebilschnupfpulvers halt ca. 20 Minuten an und umfaBt starke Halluzinationen, die oft nur schwarzweiB, 

seltener farbig erscheinen. Sie sind nicht oder nur in Ausnahmef alien geometrisch, sondern stark flieBend und dezentralisiert. Sie 

erinnern deutlich an die Dar- 

stellungen der. 

Tihuanacokultur. 

Geraucht wirken die Cebilsamen ebenfalls halluzinogen. Die Wirkung ist wahrend ca. 30 Minuten sehr stark und klingt innerhalb 

von zwei Stunden voUig ab. Diese kurze Wirkdauer macht Cebil zu einer idealen Droge zur schimanischen Diagnostik. Die 

Wirkung beginnt mit einem Gefiihl korperlicher Schwere. Nach etwa 5 bis 10 Minuten treten bei geschlossenen Augen visuelle 

Halluzinationen auf, die entweder wie Phosphene (entoptische oder endogene Lichterscheinungen, die in Form charakteristischer 

Muster vom »inneren Auge« gesehen werden) erscheinen oder wurmund schlangenartig ineinandertlieBen. Weniger haufig treten 

symmetrische, kristallographische Halluzinationen auf. In seltenen Fallen kommt es zu starken Visionen mit 

Wirklichkeitscharakter (Flugerlebnisse, Reisen in andere Welten, Tierverwandlungen). 

Es hat sich gezeigt, daB es sinnvoU ist, vor dem Rauchen oder Schnupfen Coca (Erythroxylum coca) zu kauen (oder etwas Kokain 

zu schnupfen). Die Visionen werden klarer, und mogliche Nebenwirkungen bleiben aus. 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Anadenanthera peregrina, Bufotenin, Schnupfpulver 

ALTsciiUI, siehe VON REls ALTSCHUL 

ARENAS, Pastor 

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TORRES, Constantino Manuel und David RENKE Anandenanthera (Monographic in Vorbereitung). 1998 »'rhe Use of Anadenanthera colLlbrina var. C'ehil by 

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65. 1967 Wilca and Its Uses*, in Daniel H. EFRON (Hg.), Etlltlopharrttacological Search for Psycltoactive Drugs, S. 307-314, Washington, D.C.: U.S. 

Government Printing Office. 1972 The Genus Anadenantllera in Anlerindiarl Cultures, Cambridge: Botanical Museum, Harvard University. 

WASSEN, S. Henry und Bo HOLMSTEllT 1963 »The Use of Parica: An Ethnological and Pharmacological Review*, Ethnos 28(1): 5-45. 



Anadenanthera peregrina Cohoba, Yopo 

Familie 

Leguminosae (Hiilsenfruchtgewachse); Sektion Mimosoideae: Eumimoseae 

Formen und Unterarten 

ES gibt zwei Varietaten, die geographisch getrennt vorkommen: 

Anadenanthera peregrina var. peregrina Ai.TSCHUL: Nordbrasilien bis Antillen 

Anadenanthera peregrintl var. falcata (BENTH.) ALTSCHUL: Siidamerika (nur ostliches Brasilien) 



Synonyme 

Acacia angustiloba DC. Acacia irrlicrophylla WILL. Acacia nlopa (KUNTH) HUMB. Acacia niopo HUMB. et BONPL. Acacia 
paniculata WILLD. Acacia peregrilia WILLD. Inga tiiopa WILLD. Minlosa (?) acacioides BENTH. Mittlosa acaclOldeS 
SCHOMBRUGK Miniosa niopo POIR. Mirriosa peregrina L. Piptadeniafalcata SPEGAZZINI Plptadenla rl lOPO SPRUCE 
Piptadenia peregrina (L.) BENTH. 

Volkstiimliche Namen 

Acuja, Ai'yuku, Akiia, A'ku:duwha, Algarroba de yupa, Angico, Angico rosa, Angico vermelho, Anjico, Black parica, Bois 
ecorce, Bois rouge, Cahoba, Cajoba, Candelon, Caobo, Cehobba, Cogiba, Cogioba, Cohaba, Cohiba, Cohoba, Cohobba, Cohobbii 
Coiba, Cojiba, Cojobilla, Curuba, Curupa, Curupa, Dopa, Ebana, Ebena, Hakiidutha, Hisioma, lopo, Jop, Khoba, Kohobba, Niopa, 
Niopo, Niupo, Noopa, Nopa, Nopo, Nupa, Niopo, Nope, Nopo, Nupa, Parica, Parica, Parica rana, Paricauva, Paricachi, 
Paricarama, Savanna Yoke, Tabaco-rape, Tan bark, Yacoana, Yarupi, Yarupio, Yoco, Yop, Yopa, Yopo, Yopo, Yoto, Yu'a; Yu'a, 
Yupa, Yuuba, Zumaque 

Geschichtliches 

In Brasilien, Chile, Kolumbien, Costa Rica, Pert, Haiti, der Dominikanischen Republik und Puerto Rico sind archaologische 

Uberreste von sicherlich rituell genutzten Samen gefunden worden (OTT 1996). 

Das Cohoba genannte Schnupfpulver aus Anadenanthera peregrina wurde mehrfach in friihen kolonialzeitlichen Quellen, z.B. 

von Fray Bartolome de las Casas, erwahnt (SAFFORD 1916). DaB das Pulver aus den Samen eines Baumes aus der Familie der 

Hiilsenfruchtgewachse gewonnen wurde, hat erstmals Gonzalo Fernandez de Oviedo y Valdes im friihen 16. Jahrhundert erwahnt 

(TORRES 1988). Die Insel Kuba wurde sehr wahrscheinlich nach cohoba benannt. 

Botanisch wurde der Baum erstmals 1753 von Linne beschrieben. 

Verbreitung 

Der nur in den Tropen gedeihende Baum bevorzugt trockenere Standorte wie savannenartige Regionen (Grasland), offene Ebenen 
und Brachland. Am besten wachst er auf sandigen und/oder lehmigen Boden. Er kommt in Siidamerika in Brasilien, British 
Guyana, Kolumbien und Venezuela natiirlich vor. Der Baum wurde bereits in vorspanischer Zeit auf manchen Karibikinseln 
angepflanzt und hat sich dort selbstandig verwildert. Die verhaltnismaBig seltene Varietat/a/cata kommt nur im siidlichen 
Brasilien und in Paraguay vor. 
Moglicherweise wachst diese Anadenanthera sog&x in Belize (Zentralamerika; miindliche Mitteilung von Rob Montgomery). 

Anbau 

Die reifen und getrockneten Samen lassen sich leicht zum Keimen bringen und einpflanzen. Der Baum benotigt arme und relativ 
trockene Boden. In den feuchten Tropen laBt er sich zwar anziehen, geht aber schnell ein. 

Aussehen 

Dieser nur 3 bis 18 Meter hoch wachsende Baum hat eine graue bis schwarze Rinde, die oft mit kegeligen Stacheln besetzt ist. Die 
Blatter sind fein gefachert und bis zu 30 cm lang. Die Bliiten sind klein und ballformig. Die ledrigen, dunkelbraunen 
Fruchtschoten werden bis zu 35 cm lang und enthalten 1 bis 2 cm breite, sehr flache, rundliche Samen von rotbrauner Farbe. 
Der Baum ist sehr leicht mil Anadenanthera colubrina zu verwechseln. 

Droge 

- Samen 

- Fruchtschoten (mit Samen) 

- Rinde (wird von den Yecuana benutzt; VON REIS 1991) 

Zubereitung und Dosierung 

Meist werden die reifen, trockenen Samen leicht gerostet und zu einem feinen, graugriinen Pulver zermahlen, das oft mit einer 

alkalischen Pflanzenasche oder zermahlenen Schneckenschalen und anderen Zusatzen (z.B. Tabak) vermischt wird. Der Zusatz 

von basischen Stoffen setzt die Alkaloide frei (BRENNEISEN O.J.). 

Die Otomac sammeln die Fruchtschoten, zerbrechen sie, befeuchten sie und lassen sie fermentieren. Daraufhin werden sie, mit 

Maniokmehl (Manihot esculenta CRANTZ) und geloschtem Kalk verschiedener Landschneckenarten vermischt, zu einer Paste 

verknetet und iiber dem Feuer erhitzt. Das getrocknete Produkt wird vor Gebrauch als Schnupfpulver fein zermahlen. 

Die Maue stellen ihr Parica genanntes Schnupfpulver aus den Samen der var. peregritla, der Asche einer nicht naher bestimmten 

Liane und den Blattern einer Abuta sp. (Abuta ist ein Ayahuascazusatz) oder Cocculus sp. her. 

Die Dosis ergibt sich meist aus dem benutzten Schnupfgerat. 

»Die Eingeborenenvolker im Amazonasgebiet kannten schon lange vor Ankunft der Konquistadoren die Technik der 

Kautschukherstellung [aus dem Latex von Hevea spp. ] . So benutzten die Omagua GefaBe aus Kautschuk, in die sie ein 

Rauschmittel [Anadenanthera-peregrina-Pulver] einfUllten. Durch den Boden war ein Loch gebohrt, durch das sie eine Kaniile 

einfiihrten, um das Rauschmittel herauszuziehen und sich gegenseitig in ein Nasenloch zu blasen.« (PAV lA 1995: 137" ) 

Die Mindestdosis liegt bei etwa 1 g Samen (bei nasaler Applikation). Es konnen mehrere Schnupfpulverportionen hintereinander 

eingenommen werden. Die zermahlenen Samen werden auch in Form eines Klistiers verabreicht. 



Rituelle Verwendung 

Die gerosteten Samen dienen vielen Stammen zur Herstellung von Schnupfpulvern, die fiir schamanische Zwecke oder auch von 
Jagern zum Aufspiiren der Beute eingenommen werden. Die laino machten bei Heilritualen und Stammesfesten groBen Gebrauch 
von diesem Schnupfpulver (ROUSE 1992, TORRES 1988). Der schamanische Gebrauch dieser Art in beiden Varietaten ist fiir 
folgende Stamme belegt: Arawak, Guahibo, CuivaGuajibo, Maipure, Otomaco, Taino, Tukano, Yanomamo/Waika, Yecuana, 
Ciguayo, Igneri, Chibcha, Muisca, Guane, Lache, Morcote, Tecua, Tunebo (= Tama), Achagua, Caberre (Cabre), Cocaima, 
Piapoco, Arekana, Avane, Bainwa, Bare, Carutana, Catapolitani, Caua, Huhuteni, Ipeca, Maipure, Siusi, Tariana, Airico, Betoi, 
Jirara (Girara), Lucalia, Situfa (Citufa), Otomac, Pao, Saruro, Saliva, Yaruro, Chiricoa, Puinave, Guaipunavo, Macii, Guaharibo, 
Shiriana, Yecuana, Omagua, Mura, Maue, Mundurucii und verschiedene Stamme in Paraguay. 

Artefakte 

Die karibischen Taino schnitzten aus dem harten und dauerhaften Anadenanthera-Holz Gotterfiguren (VON REIS 1991). In der 

Dominikanischen Republik sind viele Schnupfpulverparaphernalia gefunden worden (ALCINA FRANCH 1982). Unter anderem 

ist eine Schnupfrohre in Form einer nackten Frau, die die Beine spreizt und einen Totenschadel tragi, gefunden worden. Um diese 

Rohre zu benutzen, muB man den Schadel an die Nase setzen. Das andere Ende, mit dem das Pulver eingesaugt wird, ist die 

Offnung der Vagina (ROUSE 1992). 

Eine Schallplattenaufnahme eines Schnupfpulverrituals mit epend wurde unter dem Namen Hekura - Yanontanto Shatnanisni 

from Southern Venezuela publiziert (London, Quartz Publications, IQUARTZ004, 1980). 

Donna Torres hat ein Anadenattthera-peregritlci-Gemalde gemalt (abgedruckt auf dem Buchumschlag von OTT 1995). 

In dem Science-Fiction-Roman Zeitsturm von Reinmar Cunis (1979) geht es um das Pendeln zwischen den Wirklichkeiten, das 

durch Tryptaminderivate aus »Piptadenia peregrina« ermoglicht wird. 

Medizinische Anwendung 

Beide Varietaten bilden ein Gummiharz aus, das ahnlich wie Gummi Arabicum (siehe Acacia spp.) aussieht und ebenso benuizi 
wird. Die Rinde der var. peregrina wird als Dekokt zur Behandlung von Dysenteric (Ruhr) und Tripper getrunken. Die var. falcata 
wird bei Lungenentziindungen verwendet. 

Inhaltsstoffe 

Die Samen beider Varietaten enthalten die Tryptamine NN-DMT, 5-MeO-DMT und 5-OH-DMT (= Bufotenin) sowie deren N- 

Oxide. Daneben sind Spuren von B-Carbolinen nachgewiesen worden (OTT 1996). 

Charakteristisch fiir diese Art ist die Anwesenheit nennenswerter Mengen von Bufotenin (STROMBERG 1954). Bei altem 

Samenmaterial (aus Spruces Sammlung) konnte nur noch Bufotenin nachgewiesen werden (SCHULTES et al. 1977). 

Moglicherweise reichert sich das Bufotenin durch Hydrolyse von N,N-DMT und 5-MeO-DMT bei Lagerung an. 

Auch die Rinde enthalt N-Methyltryptamin, 5Methoxy-N-methyltryptamin und 5-MethoxyN,N-dimethyltryptamin (LEGLER lind 

TSCHESCHE 1963). Einer anderen Analyse zufolge enthalt die Rinde MMT, 5-MeO-MMT, DMT und 5-MeODMT 

(FARNSWORTH 1968: 1088 ). Die Fruchtschoten enthalten ebenfalls DMT. 

Wirkung 

Die Wirkung des Samenpulvers ist, nasal aufgenommen, psychedelisch und erzeugt mehrdimensionale Visionen. Es kommt zu 
Ich-Auflosungen, Sterbe- und Wiedergeburtserlebnissen, Tierverwandlungen und Flugerlebnissen. Das Schnupfpulver wirkt etwa 
10 bis 15 Minuten lang, kann aber fiir eine Stunde Nachwirkungen zeigen. 

Bei medizinisch-pharmakologischen Experimenten war es schwer, den psychoaktiven Effekt zu erkennen (TURNER und 
MERLIS 1959). 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Anadenanthera colubrina, Schnupfpulver 

ALCINA FRANCH, JOSe 

1982 »Religiosidad, alucinogenos y patrones artisticos 

tainos«, Boletin de Miiseo del Hombre Dominica'do 

10(17): 103-1 17. 
BRENNEISEN, Rudolf 
O.J. »Anadenanthera«, in: Hag"ers Handbuch der phar- 

niazeutischen Praxis (5. Aufl.), Erganzungsband, Ber 

lin: Springer (im Druck). 
COPPENS, Walter und Jorge CATo-DAV 11 

1971 »Aspectos etnograficos y farmacologicos el yopo 

entre los Cuiva-Guajibo«, Antropologia 28: 3-24. 
CUNis, Reinmar 

1979 Zeitsturm, Miinchen: Heyne. 
FiSH, M.S., N.M. JOHNSON und E.C. HORNING 

1955 »Piptcidenici Alkaloids: Indole Bases of P. pe 

regrina (L.) BENTH. and Related Species*, Journal of 

the Anierican Cheinical Society 11: 5892-5895. 



LEGLER, Gunter und Rudolf TSCHESCHE 

1963 »Die Isolierung von N-Methyltryptamin, 5-Me 

thoxy-N-methyltryptamin und 5-Methoxyl-N,N-di 

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peregrina Benth,, Die Naturivissenschaften 50: 94-95. OTT, Jonathan 

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Areca catechu Betelpalme 



Familie 

Arecaceae, Palmae (Palmen); Unterfamilie Ceroxylinae - Arecineae, Tribus Areceae 

Formen und Unterarten 

Es werden zahlreiche Formen und Varietaten, die vielleicht nur lokale Rassen darstellen, beschrieben (vgl. RAGHAVAN und 

BARUAH 1958): 

Areca catechai f. communis (Philippinen) 

Areca catechu var. alba (Ceylon) 

Areca catechu var. batanensis (Philippinen) Areca catechu var. deliciosa (Indien) 

Areca catechu var. longicarpa (Philippinen) Areca catechu var. nigra (Java) 

Areca catechu var. silvatica (moglicherweise die Wildform) 

Oft werden den »Varietaten« von der Lokalbevolkerung eigene Namen gegeben, die sich meist auf das Aussehen und die GroBe 

der Samen beziehen, die botanisch aber nicht relevant zu sein scheinen. Die kultivierte Palme stammt vermutlich von Areca 

catechu var. silvatica ab. 

Auf Sri Lanka werden die Varietaten 'Hambanpuwak'mit langer, ovaler NuB, 'Rata-puwak' oder 'Batavia-puwak' mit groBen, 

runden Niissen unterschieden (MACMILLAN 1991: 4270. 

Synonyme 

Areca guavaia nom. nud. 

Volkstiimliche Namen 

Adike, Arbor Areka, Areca, Arecanut tree, Arecanutpalm, Arecapalme, Arecca, Arekapalme, Arekpalme, Arequero 
(Portugiesisch), Arequir, Arequier, Arreck, Ataykkamaram, Avellana d'India, BetelnuBpalme, Betelnut tree, Buoga, Bynaubaum, 
Catechupalme, Fobal, Fufal (Arabisch), Fiifal, Ghowa, Gooroaka, Goorrecanutpalm, Gouvaka (Sanskrit), Gurvaca, Kamuku, 
Kamunnu, Kavunnu (Malayam), Mak, Noix d'Arec, Paan supari, Pak-ku, Pakkumaram (Tamil), Pan of India, Papal (Persisch), 
Pinang (Malaiisch), Pinangpalme, Ping-lang, Pinlang, Puga, Pugah (Sanskrit), Puwak, Pynan, Pynanbaum, Sopari (Hindi), Supari, 
Surattu supary, Tambul, Tuuffel (Arabisch) 

Die Goldblattpalme (Chrysalidocarpus lutescens H. WENDL.; syn. Areca lutescens hort. non BORY) wird oft unter dem Namen 
»Arecapalme« als Zierpflanze angeboten (B ARTELS 1993: 39*). 

Geschichtliches 

Der Name areca leitet sich moglicherweise von dem Kanaresewort adeke oder von Malayalam adakka ab und bedeutet 
»Kavalier«. In friihen Sanskritwerken taucht die Palme unter dem Namen gouvaka auf. Sie wird schon in Jataka- und Palischriften 
erwahnt. Angeblich soil die Palme erstmals aber von Herodot (ca. 340 v.Chr.) beschrieben worden sein. Spater wurde die Palme 
ebenso wie das Betelkauen von den meisten arabischen und europaischen Reisenden (z.B. Abd Allah Ibn Ahmad, Marco Polo, 
Vasco da Gama, Garcia da Orta, Abul Fazal, Jacobus Bontius usw.) in ihren Reiseberichten mehr oder weniger genau dargestellt. 
Der britische Reisende R. Knox hat 1681 in seiner Historical Relation of the Island of Ceylon (London) - offensichtlich 
beeindruckt - den Gebrauch der BetelnuB und ihre okonomische Bedeutung beschrieben. Die erste europaische bildliche 
Darstellung der BetelnuB ist ein Kupferstich von Carolus Clusius aus Aromatum et simplicium aliquot medicamentorum (. . .) 
historia (Antwerpen 1605). 



Verbreitung 

Fast alle Betelpalmen sind angepflanzt. Die Herkunft einer angenommenen Wildform ist nicht ganz geklart, moglicherweise 
stammt sie von den Sundainseln oder von den Philippinen (vgl. RAGHAVAN und BARUAH 1958). Da sie nur in tropischen 
Regenwaldgebieten gedeihen kann, ist sie auf solche Gebiete in Vorder- und Hinterindien, Pakistan, Sri Lanka (Ceylon), den 
Malediven, Madagaskar, Agypten, Ostafrika, Arabien, Siidchina, Taiwan, Indonesien, Malaysia, Fiji und Melanesien beschrankt 
(STEWART 1994: 39*). Wild kommen die Betelpalmen in Malabar (Indien) vor. 

Anbau 

Die Betelpalme wird in erster Linie wegen ihrer Samen (Betelniisse), aber auch als Zierpalme angebaut. Zu fast alien Palasten und 

Parkanlagen in Indien gehoren Betelpalmenalleen. 

Die Betelpalme kann auf verschiedenen Boden gedeihen. Der Anbau erfolgt durch vorgekeimte Samen. Die SchoBlinge miissen 

im Schatten aufwachsen, da sie sonst von der intensiven tropischen Sonne zerstort werden konnten. Deswegen werden auf den 

Plantagen zunachst schattenspendende und schnellwachsende Baume (z.B. Erythrina indica LAM.; siehe Erythrina spp.) 

angepflanzt. 

Die Palmen konnen nach 10 bis 15 Jahren Friichte tragen. Gewohnlich werden nur die reifen Friichte geerntet. Fine Palme kann 

45 bis 70 Jahre Friichte tragen (RAGHAVAN und BARUAH 1958: 328). In Betelkulturen werden die Palmen recht oft von 

Pilzen, besonders vom Ganoderma lucidum (LEYS.) KARST. (siehe » Polyporus mysticus«) befallen (RAGHAVAN und 

BARUAH 1958: 330f.). 

Aussehen 

Diese Facherpalme wird bis zu 25 Meter hoch und bekommt einen 30 bis 50 cm dicken Stamm. Die gefacherten Wedelblatter 
werden ca. 2 Meter lang. Unter den Blattern befinden sich die mannlichen und weiblichen Bliiten in kolbigen Bliitenstanden. Die 
Palme treibt bis zu drei Fruchtstande mit jeweils 150 bis 200 Friichten aus. Die bis zu 7 cm lange elliptische Frucht enthalt einen 3 
bis 10 g schweren, braunen, netzaderigen Samen (die eigentliche BetelnuB; Endosperm). 

Die Betelpalme kann leicht mit der aus der Karibik stammenden Konigspalme (Roystonea regia; vgl. ANZENEDER et al. 1993: 
33) und mit einigen Arten der philippinischen und ozeanischen Gattung Veitchia (STEWART 1994:196) verwechselt werden. Sie 
istkaum von den nah verwandten Arten Areca triandra Roxs. (Indien) oder Arec a vestiaria zu unterscheiden. 

Droge 

Arekaniisse (Arecae Semen, friiher: Semen Arecae, Nuces Arecae); auch unter den Namen Betel nut, Areca nut, Noix d'arec, 
Puwag bekannt. 

In Ceylon (Sri Lanka) werden gelegentlich die Samen der nah verwandten Areca concinna THWAITEs als Substitut fiir echte 
Betelniisse gekaut (RAGHAVAN und BARUAH 1958: 318). Auf den Philippinen werden die Samen der Beingang-ipot 
genannten, ebenfalls nah verwandten Kri Areca ipot als Ersatz verwendet (STEWART 1994:40); auf den Andamanen sind die 
Palmsamen von Areca laxa HAM. ein Substitut; Areca nagensis GRIFF wird in Bengalen und Areca glandiformis LAM. sowie 
Calyptrocalyx spicatus BLUME auf den Molukken verwendet (HARTWICH 1911: 529*). In Assam werden die Samen der 
jagingriiibe genannten Gtietiirri niontafmm MARK. [syn. G. scandetis RoxB. (Gnetaceae)] als Ersatz fiir Arekaniisse gekaut 
(JAIN und DAM 1979: 54*). In Indien wird auch die Rinde von Loranthus falcatits L. (Loranthaceae) als narkotisch wirkender 
Ersatz fiir Arekaniisse benutzt. Die Friichte von Pinanga dicksonii BLUME werden in Indien ebenfalls als Arekaersatz genutzt, 
die von Pinanga kiihlii BLUME auf dem Malaiischen Archipel (HARTWICH 1911: 5290.3 1 1 

In vielen Gebieten Indiens werden die frisch geernteten Betelniisse bevorzugt. Um sie frisch zu halten, konnen sie iiber mehrere 
Monate in einem GefaB mit Wasser aufbewahrt werden. Wenn die Niisse trocknen, werden sie sehr hart und lassen sich dann nur 
schwer zerkauen. Manchmal gelangen aber auch getrocknete Betelniisse auf den Markt. Sie wurden vor der Verbreitung 6 bis 7 
Wochen in der Sonne getrocknet (sogenannte Chali-Nusse). In Malaysia werden die aufgebrochenen Betelniisse mit Benzoeharz 
berauchert und erhalten dadurch ein angenehmes Aroma; sie kommen unter dem Namen Pinang iikzip auf den Markt (siehe 
Raucherwerk). Daneben werden ganze, reife, getrocknete Niisse (Pinang kossi), halbe, getrocknete Niisse (Pinatig blah), 
geraucherte Niisse (Pinang salai) und halbreife, gesalzene Niisse (Pinang asin) auf den Markt gebracht. 
Manchmal werden fast reife Betelniisse geerntet und in einem Sud aus Betelblattern (Piper betle L.), Rindenstiicken von 
Szyzygitim jambolanitm DC, Pterocarplis santalimis L., Adenanthera pavonia L. und Finis religiosa L., etwas geloschtem Kalk 
und Olen gekocht. Dadurch nehmen sie eine rotliche Farbung (vom Roten Sandelholz) und einen schonen Glanz an. Sie 
schmecken aromatischer und bleiben langer weich (RAGHAVAN und BARUAH 1958: 332f.). 

Gelegentlich werden die frisch geernteten Niisse in Kalklauge gekocht, getrocknet und exportiert. Die zu Scheiben geschnittenen, 
zarten, unreifen Niisse kommen getrocknet unter dem Namen kali in den Handel (MACMILLAN 1991: 4270. 

Zubereitung und Dosierung 

Betelniisse haben die groBte ethnopharmakologische Bedeutung als Hauptbestandteil des Betelbissens. 

Aus den Friichten kann sogar durch Fermentierung ein Arekawein gewonnen werden (RAG HA VAN und BARUAH 1958: 316). 

Die mit Bierhefe (Saccharorriyces cerevisiae) geimpften Blatter werden zur alkoholischen Garung eingesetzt. 

Ein Betelbissen enthalt etwa eine viertel oder halbe NuB. ROTH et al. (1994: 141) geben als maximale Einzeldosis 4 g an. 8 bis 10 

g der pulverisierten Samen konnen bereits todliche Auswirkungen haben. 

Das isolierte Hauptalkaloid Arecolin hat eine stark stimulierende Wirkung in einer Dosis von 2 mg. Die Einzelgabe soUte 5 mg 

nicht iiberschreiten. 



Rituelle Verwendung 

Die wichtigste rituelle Verwendung der BetelnuB findet bei Zeremonien mit Betelbissen statt (siehe dort; vgl. auch Piper betle). 

In Melanesien gelten die Betelniisse als magische Substanz, wenn sie von einem Zauberer besprochen wurden. Sie tragen dann die 

magische Kraft der Worte in sich und konnen sie auf ein Ziel (eine Person, eine Handlung, einen Gegenstand) iibertragen. Oft 

dienen sie als Trager von Liebeszaubern. 

In Indien gehoren die Bliiten der Betelpalme zu den zeremoniellen Opferblumen. Der Baum an sich soil symbolisch als Ganesha 

verehrt werden (GUPTA 7997; 79*). 

Auch die Blatter der Betelpalme haben rituelle Bedeutung. So werden sie in buddhistischen Zeremonien und bei Initiationen 

verwendet. Auf Sri Lanka (Ceylon) werden aus den Blattern wasserdichte Schiisseln geflochten, in denen die neugeborenen 

Knaben rituell gebadet werden. 

In Siidostasien (Indonesien) werden die Betelpalmenblatter den Jungvermahlten vor die Tiir gelegt und am Haus angebracht, um 

sie zu ehren (MEISTER OJ.: 57'x). 

Artefakte 

In Indien werden aus den harten Arekaniissen kleine Flaschchen oder Doschen fiir die Aufbewahrung von Raucherwerk 

geschnitzt. 

Die Palme wird gelegentlich in der indischen und siamesischen Kunst abgebildet. 

Medizinische Anwendung 

In Indien wird die BetelnuB vor allem zum Austreiben von Bandwiirmern verabreicht (RAGHAVAN und BARUAH 1958: 338). 

Friiher war die BetelnuB auch in Europa ein beliebtes Wurmmittel, besonders in der Tiermedizin (MACMILLAN 1991: 426, 

PAHLOW 1993: 4301. Volksmedizinisch wird die BetelnuB auch bei Durchfallerkrankungen verwendet. 

In den beiden traditionellen Medizinsystemen Indiens und angrenzender Gebiete, Ayurveda und Unani, wird die BetelnuB 

vielseitig verwendet. Sie kommt bei Verdauungsstorungen und Nervenleiden zur Anwendung; ein Dekokt davon wird aber auch 

als Tonikum und Aphrodisiakum (vor allem in Verbindung mit weiteren Substanzen) geschatzt (RAGHAVAN und BARUAH 

1958: 338). Ahnlich werden Betelniisse auch in der traditionellen chinesischen Medizin und in Kambodscha benutzt. Die 

malaiischen Zauberer und Giftmorder benutzen eine Mischung aus BetelnuB und Opium (siehe Papaver somniferum), um ihre 

Opfer zu vergiften und auszurauben. 

In Persien werden Arekaniisse, mit Zucker und Koriander vermischt, zur Einleitung der Geburt gegeben (HOOPER 1937: 86*). 

Inhaltsstoffe 

Die Samen enthalten verschiedene Alkaloide (0,3 bis 0,6%) von recht einfacher chemischer Struktur: 0,1 bis 0,5% Arecolin 
(Hauptalkaloid) sowie Arecain, Arecaidin, Arecilidin, Guvacolin, Isoguvacin und Guvacin. Daneben sind Gerbstoffe (Tannine: 
Galotanninsaure, Gallsaure, D-Catechol, Phlobatannin), Schleim, Harz, Kohlenhydrate (Saccharose, Galactan, Mannan), Proteine, 
Saponine, Carotene, Mineralstoffe (Calcium, Phosphor, Eisen) und Fette (Sitosteriol) enthalten (RAGHAVAN und BARUAH 
1958: 335ff.). Wenn Betelniisse mit geloschtem Kalk zusammen gekaut werden, wird das Alkaloid Arecolin in Arecaidin 
umgewandelt. 

Kiirzlich wurden in den Areca-Samen vier neue polyphenolische Substanzen (NPF-861A, NPF86IB, NPF-86IIA, NPF-861 IB) 
entdeckt, die ein membrangebundenes Enzym (5 '-Nucleotidase) hemmen konnen (UCHINo et al. 1988). 

Wirkung 

Das Hauptalkaloid Arecolin ist ein Parasympathomimetikum. Es wirkt stimulierend, regt den SpeichelfluB stark an und hat 
anthelmintische (wurmtotende) Eigenschaften; es kann auch Bradykardie (Verlangsamung der Herztatigkeit) und Tremor 
hervorrufen. 8 bis 10 g der Samen konnen todlich wirken. Dabei tritt der Tod durch Herz- oder Atemlahmung ein (ROTH et al. 
1994: 140*). Die polyphenoUschen Stoffe (NPF-861A, NPF86IB, NPF-86IIA, NPF-861 IB) haben eine tumorhemmende und 
immunsystemstarkende Wirkung (UCHINo et al. 1988). Das Ol der ArekanuB hat antifertile Eigenschaften (ROTH et al. 1994: 
1400. Ein waBriger Extrakt starkt das korpereigene Immunsystem (RAGHAVAN und BARUAH 1958: 339). Zur Psychoaktivitat 
der reinen ArekanuB : 

»Die Wirkung der gewohnlichen ArekanuB ist nur eine schwache, sie erzeugt hochstens ein kurz andauerndes Schwindelgefiihl. 
Daneben gibt es aber einige Formen, die stark giftig wirken. Der Same der Areca catechu L. var. nigra auf Java (akar pining 
hitam) erzeugt Schlafsucht und Betaubung und kann den Tod herbeifiihren. Andere Formen wirken rauscherzeugend: so eine als 
„toung-noo" bezeichnete aus Burma, eine als „pinang-mabok" bezeichnete von den Molukken, eine andere aus Ceylon. « 
(HARTWICH 1911: 528f.*) 

Marktformen und Vorschriften 

» Da Betel nicht suchterzeugend ist, wird es in keiner internationalen Suchtdrogenliste aufgefiihrt« (ROTH et al. 1994: 1410. 
Betelniisse sind frei verkauflich in alien asiatischen Landern leicht zu erhalten. Sie kommen auch gelegentlich in Europa in den 
Apothekenhandel. 

Literatur 

Siehe auch unter Betelbissen sowie BALICK und BECK 1990*; zudem erscheint eine eigene Zeitschrift namens Arecanut and 
Spices Bulletin. 

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(Enthalt eine ausgezeichnete Bibliographic alterer Arbeiten.) 

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NPF-861 13, NPF-861LA., and NPF-861 IB from Areca catechii. Part 1. Isolation and Biological Properties*, Planta Medica 54: 419-425. 

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Kulturgeschichte und Sprachen, Bde. 10 und 16. 



Argemone mexicana Mexikanischer Stachelmohn 

Familie 

Papaveraceae (Mohngewachse) 

Formen und Unterarten 

Neben der gewohnlichen, gelbbliihenden Argemone mexicana L. var. typica PRAIN gibt es eine weiBbliihende Form, die in 

Mexiko chicalote heiBt und die meist als Argeirione mexicana L. var. ochroleiica SWEET, bezeichnet wird (MARTINEZ 1987: 

1050). Es gibt eine Form, die fast stachellos ist und unter dem Namen Argemone mexicana L. f. leiocarpa (GREENE) G.B. 

OWNB. beschrieben wurde (LUCAS 1962: 3, GREY -WILSON 1995: 74*). 

Es gibt nur eine benannte Ziichtung, die durch ihre sehr groBen und schonen Bliiten auffallt (GREY -WILSON 1995: 74*): 

Argerrione mexicana L. cv. Yellow lustre. 

Drei friiher beschriebene Varietaten werden heute als eigenstandige Arten gesehen (GREY-WILSON 1995: 75, 781: 

Argettione rriexicana var. hispida WATs. = Argemone riiiltiita DUR. et HILG. 

Argemone mexicana var. rosea (HOOK.) REICHE _ Argettione rosea HOOK. 

Argenione mexicana var. rosea COULTER ex GREENE = Argemone sanguinea GREENE 

Synonyme 

Argemone alba var. leioearpa FEDDE 

Argenione leiocarpa GREENE 

Argerrione mexicana L. var. leiocarpa PRAIN 

Argettione rriexicana var. ochroleuca BRITTON 

Argettione miicronata DuM. 

Argerrione oehroleuca SWEET." 

Argemone ochroleuca L. var. barclayana PRAIN 

Argemone spinosa MOENCH 

Argerrione siilphurea SWEET ex LONDON 

Argenione versicolor SALISB. 

Ectriis mexicanus NIEUWLAND 

Papaver spinosum B AUHIN 

Volkstiimliche Namen 

Amapolas del campo (Spanisch »Feldmohn«), Bhatbhamt (Hindi), Bermuda thistle, Bird-in-thebush, Brahmadanti (Sanskrit), 
Carbincho, Cardo, Cardo lechero, Cardo santo (Spanisch »Heilige Distel«), Cardosanto, Cardui flava, Carhuinchu, 
Carhuinchunca, Carquincho, Caruancho, Chadron beni, Chadron mabre, Chicallotl, Chicalotell, Chichicallotl, Chichilotl 
(Aztekisch), Chillazotl, Donkey thistle, Fischgemiise, Fischkraut, Flowering thistle, Gailshe, Gamboge thistle. Gold thistle of 
Peru, Guechinichi (Zapotekisch), H-am (Maya), Hierba localy (Spanisch »verrucktes Kraut«), Infernal fig, Ixkanlol (Maya »gelbe 
Blume«), Jamaican thistle, Kantankattiri (Malayam), Kawinchu (Quetschua), K'i'ix k'an 161 (modernes Maya »stachelige gelbe 
Blume«), K'i'ix sak 161 (moderne Maya »stachelige weiBe Blume«), Kutiyotti (Tamil), Mexican poppy, Mexican prickly poppy. 
Mexican thistle, Mexican thorn poppy, Mihca:da:c (Mixe), Mizquitl, Pavero messicano (Italienisch). Pavot du mexique, Pavot 
espineux (Franz6sisch). Pharamgi dhattura (Hindi), Pili katili (Hindi). Ponnummattai (Tamil), Ponnummattu (Malayam). Prickly 
pepper. Prickly poppy. Queen thistle, Satayanasi, Shate (Zapotekisch), Stachelmohn, Stinking thistle, Svarnasiri (Sanskrit), 
Teufelsfeige. Thistle, Thistley-bush, Tlamexaltzin (Nahuatl). Tsolich (Huastekisch »verloren«), XaSaokS (Seri). Xate 
(Taraskisch), Xic61otl, Yellow thistle (Englisch »Gelbe Distel«), Zebe dragon (Kreolisch »Drachenkraut«) 

Geschichtliches 

Der Stachelmohn war zur Zeit der Azteken als »Nahrung der Toten« bekannt; daran labten sich die Seelen im Totenreich und im 
regenreichen Paradies (RATSCH 1985). Der Stachelmohn taucht in sehr vielen kolonialzeitlichen Dokumenten (SAHAGUN, 
HERNANDEZ, Yerbas y hechizerias usw.) auf und war bereits 1597 in Europa gut bekannt, wo er von John Gerard beschrieben 
wurde. Zu Beginn dieses Jahrhunderts sollen angeblich Chinesen in Mexiko aus dem Stachelmohn eine Art Opium gewonnen und 



als legalen Ersatz fiir Papaver somniferum genutzt haben (REKO 1938: 94f.*). Heute wird die getrocknete Pflanze als 
Marijuanaersatz (siehe Cannabis indica) und Aphrodisiakum geraucht. In Indien wird die Pflanze wegen ihrer psychoaktiven 
Eigenschaften pharamgi dhattura genannt und als Schwester von Datura metel betrachtet (WARRIER et al. 1993: 1690. 

Verbreitung 

Die Pflanze stammt aus den amerikanischen Tropen, ist aber heute weltweit verbreitet (FRANQUEMONT et al. 1990: 89*). Sie 
kommt haufig im tropischen Afrika (LUCAS 1962) sowie in Indien und Nepal vor. 

Anbau 

Der Stachelmohn ist sehr einfach aus Samen zu Ziehen. Sie werden entweder im Friihjahr einfach ausgestreut oder in Saatbeeten 
angezogen. Die Pflanze bevorzugt leichte, sandige Boden, kann sich aber bei geniigend Sonnenbestrahlung an jeden Boden 
gewohnen (GRUBBER 1991: 23*). Die Pflanze kann sowohl tropisch-feuchtes, heiBtrockenes, subtropisches wie gemaBigtes 
Klima vertragen. In Kultur kann sie auch zwei- oder mehrjahrig gedeihen. 

Aussehen 

Das einjahrige, bis zu einem Meter hoch wachsende, etwas verzweigte Kraut fiihrt einen gelblichen Latex. Die blaulichen Blatter 
sind mehrfach, z.T. tief eingebuchtet und bilden stachelige Spitzen aus. Die einzeln stehenden Bliiten werden 4 bis 6 cm breit und 
haben sechs gelbe Bliitenblatter. Die vier- oder sechskammrigen Friichte sind stark bestachelte, nach oben stehende Kapseln, die 
mit kleinen, schwarzen Samen gefiillt sind. Oftmals haben Pflanzen gleichzeitig Bliiten und Friichte. In den Tropen bliiht das 
Kraut das ganze Jahr hindurch. 

Die Pflanze kann leicht mit der nah verwandten, ebenfalls in Mexiko verbreiteten Argenione platyceras LINK et OTTO 
verwechselt werden; ebenso mit den nordamerikanischen Arten Argenione albiflora HORNEMANN und Argernone 
polyanthenlos (FEDDE) G.OWNB. [syn.Argemonealba /AMES]. Sie ist auch der in Siidamerika (Argentinien) verbreiteten Art 
Argentone stibfiisiformis OWNB. ssp. sitbfitsiforryiis sehr ahnlich, die im lokalen Spanisch ebenfalls cardo santo oder cardo 
arriarillo genannt wird (BANDONI et al. 1972). Ebenfalls sehr ahnlich sieht der Blaue Stachelmohn von Hawaii [Argenione 
glazica (PRAIN) POPE] aus, der praktisch kaum von der weiBbliihenden Argentone mexicana var. ochroleiica zu unterscheiden 
ist. Er weist lediglich eine etwas blaulichere Farbe der Blatter auf. 

Gelegentlich wird der Stachelmohn mit der Mariendistel Silybiirrl niarianiun (L.) GAERTN. verwechselt (GREY-WILSON 
1995: 74*). 

Droge 

- Blatter 

- Bliiten 

- Kapseln 

- Latex, getrocknet 

Zubereitung und Dosierung 

Das getrocknete Kraut kann pur oder in Rauchmischungen geraucht werden. Der aus den Friichten gezapfte Saft wird getrocknet 
und geraucht. Uber die Dosierung ist nichts bekannt (GOTTLIEB 1973: 9*). In Urubamba (Peru) werden die getrockneten Bliiten 
von gringos als Marijuanasubstitut geraucht (FRANQUEMONT et al. 1990: 89' ). Die entsprechenden Dosierungen miissen noch 
genauer erforscht werden. 

Mexikanisches Opium? 

Chicalote, el opio mexicano oder »ChicaloteOpium« soil angeblich dann entstehen, wenn Argenione mexicana durch Papaver 
somniferum bestaubt wird und »Kapseln hervorbringt, aus denen sich im unreifen Zustand sehr wohl ein Produkt gewinnen laBt, 
das wie Opium seliges Selbstvergessen und voUstandige Wunschlosigkeit hervorruft« (REKO 1938: 94*). Botanische 
Experimente haben gezeigt, daB dies nicht moglich und anscheinend der Phantasie des Autors entsprungen ist (EMBODEN 1972: 
63f.*, TYLER 1966: 2780. 

Rituelle Verwendung 

Ob der Stachelmohn von den Azteken oder anderen mesoamerikanischen Volkern psychoaktiv genutzt wurde, ist nicht eindeutig 

belegt. Da er als »Nahrung der Toten« gait, wurde sein Verzehr oder Gebrauch moglicherweise unterbunden oder verhindert, auf 

jeden Fall auf eine priesterliche Anwendung beschrankt. Vielleicht wurde er fiir schamanische Reisen in die jenseitigen Wei ten 

benutzt (RATSCH 1985). 

Der Stachelmohn war die heilige Pflanze des aztekischen Regengottes Tlaloc, der in Tlalocan, dem »Reich der Traume«, herrschte 

(KNAB 1995: 67*): 

»Dem Regengott, dem Regenpriester wurde der Regen zugeschrieben. Er schuf, lieB herabkommen, streute aus den Regen und 

den Hagel, lieB aufbliihen, aufsprossen, griin werden, aufplatzen, wachsen die Baume, das Gras, den Mais. Und ferner wurde ihm 

zugeschrieben, daB Leute im Wasser ertranken und von dem Blitz erschlagen wurden. 

Und folgendermaBen wurde er geschmiickt: Im Gesicht eine dicke Maske aus RuB, im Gesicht mit fliissigem Kautschuk bemalt, er 

ist mit RuB eingerieben; im Gesicht hat er Flecke mit Teig aus den Samen des Stachelmohns; er tragi das Taugewand, er tragi das 

Nebelgewand, er tragi eine Krone aus Reiherfedern, ein Halsband aus griinen Edelsteinen, er tragi die Schaumsandale, dazu 

Schellen, er tragt das weiBe Binsenhaar.« (SAHAGUN 1, 4) 



Ansonsten war Tlaloc mit zwei anderen psychoaktiven Pflanzen assoziiert: iztaiihiatl (Artemisia mexicana) und yauhtli (Tagetes 

lucida; siehe Tagetes spp.) (ORTIZ DE MONTELLANO 1980). 

Bei verschiedenen Zeremonien wurden Opferspeisen mit den Samen des Stachelmohns zubereitet (SAHAGUN II, 21). Die 

Azteken stellten aus den Stachelmohnsamen einen Teig her, der so fein zermahlen wurde, daB er zu einer Art Teer wurde. Aus 

diesem Teig formten sie ein Bildnis ihres (hochsten) Gottes Huitzilopochtli. Bei der Verehrung des Gottes wurde das Bildnis vom 

Priester mit einem Speer »get6tet«. Sein »Fleisch« hieB »Gottessen« und wurde unter den Verehrern verteilt (SAHAGUN 111, 1, 

2). 

Artefakte 

Es gibt zahlreiche prakolumbianische Skulpturen, Wandmalereien, Fresken, Keramiken und Bilderhandschriften mit 
Darstellungen des Regengottes Tlaloc (GARCIA RAMOS 1994). AUerdings scheint nirgends der Stachelmohn im 
Zusammenhang damit abgebildet worden zu sein (vgl. Turbina corymbosa). 

Ein botanisch einwandfreies Portrat der Pflanze hat der Hamburger Blumenmaler Hans Simon Holtzbecker fiir den Gottorfer 
Codex (um 1650) gemalt (DE CUVELAND 1989: Tafel 52*). 

Medizinische Anwendung 

Weit verbreitet ist der medizinische Gebrauch des Stachelmohnsaftes bei Augenleiden, so z.B. bei den Mixe und den Maya (LIPP 

1991: 187*, Rots 1976: 94*). Die nordmexikanischen Seriindianer kochen aus den in Leinentuch eingewickelten Blattern einen 

Tee, der bei Nierenschmerzen getrunken wird. Dieser Tee soil auch das »schlechte« Blut, das sich wahrend der Geburt ansammelt, 

austreiben (FELGER und MOSER 1974: 4270. Der Gebrauch der Blatter bei Nierenleiden ist auch bei den nordmexikanischen 

Pimaindianern bekannt (PENNINGTON 1973: 221 * ). Bei Schwierigkeiten beim Urinieren wird ein Dekokt getrunken 

(ELDRIDGE 1975: 316*). Die yucatekischen Maya benutzen die Pflanze bei Gallenleiden (PULIDO S. und SERRALTA P. 1993: 

47*). 

In Peru verwendetman Stachelmohnpflaster gegen Muskelschmerzen (CHAVEZ V 1977: 192*). Die Bewohner der Karibikinseln 

nehmen den Milchsaft zur Entfernung von Warzen und ein Dekokt bei Schlafstorungen und Schlaflosigkeit. Ein Tee aus den 

Blattern wird bei Asthma getrunken (SEAWORTH 1991: 128* ). 

In Ladakh wird ein waBriger Extrakt der zermahlenen Blatter auBerlich zur Behandlung von Augenkrankheiten und Ekzemen 

verwendet (NAvCHOO und BUTH 1989: 141 *). In Uttar Pradesh (Indien) wird aus dem Latex, Ol und Cuminpulver (Cuminum 

cyminum L.) eine Paste zur Behandlung von Hautkrankheiten, Ekzemen und Fleischwiirmern gewonnen (SIDDIQUI et al. 1989: 

484*). In Nigeria und Senegal wird der Stachelmohn wegen seiner beruhigenden Wirkung geschatzt. Der Gebrauch der Blatter als 

Sedativum war sogar in Europabekannt (SCHNEIDER 1974 I: 123*, WATT 1967). 

Auf Hawaii wurde der gelbliche Milchsaft aus Argemone glaiica zur Behandlung von Zahnschmerzen, Neuralgien und 

Geschwiiren verwendet (KRAUSS 1981: 44*). 

Inhaltsstoffe 

Es wurde immer wieder von einem Morphinvorkommen im Stachelmohn berichtet; die Angabe ist aber stark umstritten (BLOHM 
1962: 25*). Dennoch ist die ganze Pflanze reich an Alkaloiden, in Wurzeln und Stengeln in einer Konzentration von 0,125% 
(ROTH et al. 1994: 1420. In den Blattern, Stengeln und Samen sind die Alkaloide Berberin und Protopin (Fumarin, Macleyin) 
enthalten (OLIVER -BEVEN 1982: 30). In der Wurzel kommen zusatzlich Coptesin, bis zu 0,099% a-AUocryptopin (= a-Fagarin), 
Chelerythrin und Dihydrochelerythrin. In den Samen sind auch das recht toxische Sanguinarin und Dihydrosanguinarin vorhanden 
(BOSE et al. 1963). In den Blattern und Kapseln wurde Argemonin isoliert und als NMethylpavin identifiziert (MARTELL et al. 
1963). Die ganze Pflanze enthalt die Isochinolinalkaloide (-)-Canadanin, Queilantifolin, Queleritrin, AUocryptatopin, (-)- 
Tetrahydropalmatin, ReticuUn, Sanguinarin, Esculerin, Meta-hydroxy-(-)-estilopin (LARA OCHOA und MARQUEz ALONSO 
1996: 37* ). 

Wirkung 

ijber die psychoaktiven Wirkungen ist nur wenig bekannt: »Die Samen haben einen cannabisahnlichen Effekt, und das Kraut, der 
Saft und die Bliiten gelten in vielen Landern als Narkotika« (OLIVER-BEYER 1982: 30). Aus Mexiko mehren sich die 
Nachrichten iiber aphrodisierende und euphorisierende Effekte beim Rauchen des getrockneten Krautes. Der eingedickte Saft hat 
schon Starke narkotische Wirkungen und Delirium verursacht. 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen sind gelegentlich im Blumen- oder ethnobotanischen Fachhandel erhaltlich. Es liegen keine Vorschriften oder 
gesetzlichen Einschrankungen vor. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Papaver somniferum, Papaver spp. 

BANDONI, A.L., R.UD. RONDINA und J.D. COUSSIO 

1972 »Alkaloids of Argemone subfusiformis«, Phytochetnistry 11: 3547-3548. 

BOSE, B.C., R. VUAYVARGIYA, A.Q. SAIFI und S.K. SHARMA 1963 »Cheraical and Pharmacological Studies of Argemone mexicana«, Journal of 

Pharmaceutical Scienees 52: 1172. 

GARCIA RAMOS, Salvador 1994 Tlaloc: El dios de la Iluvia, Mexico, D.F.: GV Editores. 

LUCAS, G. LI. 1962 » Papaveraceae«, in: Flora of Tropical East Africa, London: The Secretary for Technical Cooperation. 



MARTELL, M.J., 10. SOINE und L.B. KIER 1963 » The Structure o/Argemonine, Identification as (-)-Methylpavine«, Journal of the American Clletnical 

Society H5: 1022-1023. 

OLIVER-BEYER, B. 1982 » Medicinal Plants in Tropical West Africa«, Journal of Ethnopharmacology 5(1): 1-71. 

ORTIZ DE MONTELLANO, Bernardo . 1980 »Las hierbas de Tlaloc«, Estudios de Cultura Nahuatl 14: 287-314. 

OWNBEY, G. 1961 »The Germs Argentone in South America and Hawaii«, Brittonia 13: 91-109. 

RATSCH, Christian 1985 Argemone mexicana - Food of the Dead, Unveroffentlichtes Vortragsmanuskript. 

STERMITZ, ER., D.K. KIM und K.A. LARSON 1973 »Alkaloids of Argernone albiflora, Argemone brevicornuta and Argemone turrterae«, Phytochennstry 

12:1355-1357. 

WATT, J.M. 1967 » African Plants Potentially Useful in Mental Health*, Voydia 30: 1-22. 

Z[UBKEI, ACHIM] 1997 » Argyreia nervosa: Viel Wind urn eine psychedeUsche Winde«, Hanf$latt 4(35): 18-21. 



Argyreia nervosa Hawaiianische Holzrose, Silberkraut 

Familie 

Convolvulaceae (Windengewachse) 

Formen und Unterarten 

Vielleicht gibt es eine afrikanische Varietal. 



Synonyme 

Argyreia speciosa (L.f.) SWEET Convolvulus speciosus L.f. 



Volkstiimliche Namen 

Baby Hawaiian wood rose, Bastantri (Sanskrit), Chamang-pins-dansaw, Elefantenwinde, Elephant creeper, Holzrose, Hawaiian 
baby woodrose, Hawaiian woodrose, Jamang-pi-danok, Jatapmasi, Marikkunni, Marututari, Mile-a-Minute, Miniature wood-rose, 
Monky rose, Samandar-ka-pat (Hindi), Samudrappacca, Samudrasos, Samuttirappaccai (Tamil), Samuttirappalai, Silver morning- 
glory, Soh-ring-kang, Vrddhadarukah (Sanskrit), WoUy morning glory, Woodrose 

Die Argyreia nervosa wird oft mit der Ipomoea tuberosa L. [= Merremia tuberosa (L.) RENDLE; syn. Operculina tuberosa (L.) 
MEISSN.], die auch unter dem Namen Hawaiian woodrose bekannt ist und gehandelt wird, verwechselt. Sie heiBt auf 
Hawaiianisch pili-kai. 

Geschichtliches 

Die Pflanze stammt aus Indien, wo sie seit alten Zeiten medizinisch genutzt wird. Sie muB schon sehr friih nach Hawaii eingefiihrt 
worden sein, da ihre »Heimat« heutzutage auf den Pazifikinseln liegt. Ein traditioneller Gebrauch als Entheogen ist bisher nicht 
entdeckt worden. Die Erkenntnis, daB es sich bei der Holzrose um ein potentes Psychedelikum handelt, ist der phytochemischen 
Forschung zu verdanken (SHAWCROSS 1983). 

Verbreitung 

Die Holzrose kommt iiberall in Indien und auf Sri Lanka bis auf einer Hohe von 900 Metern vor. Sie ist in Uttar Pradesh 
(Nordindien) sowohl wild als auch kultiviert weit verbreitet. Die Holzrose gehort in Australien zur einheimischen Flora und 
kommt ebenfalls in Afrika vor. Sie wird heute in alien tropischen Gebieten als Zier- oder Rauschpflanze angebaut (BARTELS 
1993: 214*). 

Anbau 

Die Pflanze ist leicht aus den Samen zu Ziehen. Diese werden entweder vorgekeimt eingepflanzt oder in Quellknopfen angesetzt. 
Die Pflanze benotigt viel Wasser und warmes, am besten tropisches Klima. Als Zimmerpflanze bildet sie leider fast nie Bliiten 
(also auch keine Samen) aus. Sie kann auch durch Stecklinge vermehrt werden (GRUBBER 1991: 33*). 

Aussehen 

Die mehrjahrige, starkwiichsige, bis zu 10 Meter hoch kletternde Winde fiihrt in ihren Zellen einen latexartigen Milchsaft. Die 
gegenstandigen, gestielten, bis zu 27 cm langen, herzformigen Blatter sind an der Unterseite behaart und haben eine silbrige 
Erscheinung (daher der deutsche Name Silberwinde). Die trichterformigen, violetten oder lavendelfarbenen Bliiten stehen in 
Trugdolden. Ihre Kelchblatter sind behaart. Die rundlichen Friichte sind beerenartig und enthalten glatte, braune Samen. In einer 
Samenkapsel befinden sich 1 bis 4 Samen (also eine Dosis). 

Die Gattung Argyreia umfaBt ca. 90 Arten (BARTELS 1993: 214'" ), von denen viele der Argyreia nervosa zum Verwechseln 
ahnlich sehen. Sie kann auch leicht mit der Winde Calystegia sepiiirft (L.) BROWN verwechselt werden. Mitunter wird sie sogar 
mit der groBen Hawaiianischen Holzrose Merretnia tttberoscz verwechselt. 

Droge 

- Samen 

- Wurzel 



Zubereitung und Dosierung 

4 bis 5 Samen sind eine gute Dosis zum Beginnen (OTT 1993: 140*). Gemeinhin gelten 4 bis 8 Samen (dies entspricht etwa 2 g) 
als ausreichend fiir eine LSD-ahnliche Erfahrung (GOTTLIEB 1973: 17*). Als Hochstmenge werden 13 bis 14 Samen angegeben. 
Die Samen miissen vor Gebrauch zermahlen werden (OTT 1979: 58*) und werden mit Wasser heruntergespiilt. Man kann die 
Samen auch auskauen (JACKES 1992: 13*). Die hochste in der Literatur berichtete Dosis sind 15 Samen (SMITH 1985). 
Die Samen werden auch fiir eine Zubereitung namens Utopian bliss balls (»Utopische Gliickseligkeitsballe«) verwendet. Sie 
bestehen aus 5 Argyreia-Samen, Damianakraut (Turnera dijfusa), Ginsengwurzel (Panaxginseng), Fo-ti-tieng (Centella asiatica, 
vgl. Herbal Ecstasy) und Bienenpollen. 

Als Dosis fiir Merrernia titberosa werden ebenfalls 4 bis 8 Samen angegeben (GOTTLIEB 1973: 18' ), allerdings ist die 
Psychoaktivitat ungewiB (SCHULRES 1995; vgl. GRIERSON 1996: 88). 

Rituelle Verwendung 

Es sind bisher keine traditionellen Verwendungen dieser psychoaktiven Pflanze bekannt geworden (BROWN und MALONE 

1978: 14"). Moglicherweise war sie die als Rankgewachs beschriebene Somapflanze. 

Ob die Samen in der schamanischen Hunareligion als Entheogene, Zauber- oder Heilmittel verwendet wurden, ist unbekannt, aber 

moglich. In Hawaii wurden und werden die Samen von armen Leuten, die die iiberhohten Schwarzmarktpreise fiir das 

Hawaiianische Marijuana (Cannabis indica) nicht zahlen woUen oder konnen, als Rauschmittel verwendet (BROWN und 

MALONE 1978: 15*, EMBODEN 1972). In der traditionellen Ethnobotanik Hawaiis taucht die Pflanze hingegen nicht auf (vgl. 

KRAUSS 1993). 

Die Samen werden heutzutage in Australien in der weiBen Drogenszene als Psychedelika verwendet. Ob die Aborigines jemals 

davon Gebrauch machten, ist unbekannt. In der kalifornischen Subkultur werden die Samen oder damit versetzte Zubereitungen 

bei sexualmagischen Ritualen a la Crowley benutzt. 

Artefakte 

Keine 

Medizinische Anwendung 

Die Pflanze wird von alters her in der ayurvedischen Medizin verwendet. Die Wurzel gilt als Tonikum fiir Nerven und Gehirn und 
wird als Verjiingungsmittel, Aphrodisiakum und zur Steigerung der Intelligenz eingenommen. Sie wird auch bei Bronchitis, 
Husten, Ejakulationsschwache, Nervositat, Syphilis, Diabetes, Tuberkulose, Arthritis und genereller Schwache verordnet 
(WARRIER et al. 1993 I: 173'0. In Assam wird die Holzrose volksmedizinisch verwendet (JAIN und DAM 1979: 53*). Viele 
Argyreia-Arten, z.B. Argyreia pilosa ARN., werden in Indien ebenfalls volksmedizinisch bei Fieber verwendet (BHANDARY et 
al. 1995: 1530. 

Inhaltsstoffe 

Die Samen enthalten 0,3% Mutterkornalkaloide, sind also die potenteste Windendroge (HYLIN und WATSON 1965). Es konnten 
die Mutterkornalkaloide Agroclavin, Ergin, Isoergin (= Isolysergsaureamid), Chanoclavin-1 und -11, racemisches Chanoclavin-Il, 
Elymoclavin, Festuclavin, Lysergen, Lysergol, Isolysergol, Molliclavin, Penniclavin, Stetoclavin, Isosetoclavin, Ergometrinin, 
Lysergsaure-a-hydroxyethylamid, Isolysergsaure-a-hydroxyethylamid und Ergonovin (Ergometrin) nachgewiesen werden 
(BROWN und MALONE 1978: 15'x, CHAO Lund DER MARDEROSIAN 1973b: 2436£). Chanoclavin-1 ist einer der 
Hauptbestandteile, nicht nur in Argyreia nervosa, sondern in den meisten Argyreia-Arten sowie anderen Vertretern der 
Convolvulaceae (CHAO und DER MARDEROSIAN 1973b: 2437). Im Ganzen erinnert die Alkaloidzusammensetzung an 
Turbina corymbosa. Die verwandte Winde Stictocardia tiliafolia (DESR.) HALLIER f. aus Panama enthalt ebenfalls reichlich 
viele Mutterkornalkaloide (Ergin, Chanoclavin-I, Chanoclavin-1 1, Festuclav;::, Lysergol, Ergometrinin, Lysergsaure-a- 
hydroxyethylamid und Ergonovin (Ergometrin); CHAO und DER MARDEROSIAN 1973b: 2437). 

Argyreia-Arten mit nennenswerten Konzentrationen an psyclioalitiven Mutterliornallialoiden (Ergolinen) (Nacli 
CHAO und DER MARDEROSIAN 1973b, HYLIN und WATSON 1965, OTT 1993: 158£*) 

Name Verbreitung 

Argyreia acuta Asien 

Argyreia bamesii (MERR.) Philippinen 

OOSTROOM 
Argyreia cuneata (WILLD.) Siidindien 

KER-GAWL 
Argyreia hainanensis China 

Argyreia luzonensis (HALL, f.) Philippinen 

OOSTR. 
Argyreia mollis (BURM. f.) Sumatra 

CHOISY 
Argyreia nervosa (BURM. f.) Pazifik, Asien 

BOJER 



Argyreia obtusifolia LOUREIRO China 

Argyreia philippinensis (MERRILL) Philippinen 

OOSTR. 
Argyreia speciosa (L. f.) SWEET Afrika" 

Argyreia splendens (HORNEM) China 

SWEET 
Argyreia wallichi CHOISY Asien 

Wirkung 

Die Wirkung von 4 bis 8 Samen wird von den meisten Psychonauten als stark LSD-ahnlich bezeichnet (SMITH 1985). Das heisst, 
es treten die gewohnten psychedelischen Muster und Empfindungen auf. Es wurde von farbenprachtigen Visionen mit mystischem 
Charakter gesprochen. Die normale Wirkdauer liegt zwischen 6 und 8 Stunden oder sogar langer (OTT 1979: 58*). Argyreia gilt 
auch als Aphrodisiakum: »Der Beniitzer wird nach Einnahme einen euphorischen Zustand erreichen, dem bald ein angenehmes 
Kribbeln im ganzen Korper folgt, das etliche Stunden anhalt« (STARK 1984: 28*). Es kann aber auch zu leichten 
Nebenwirkungen wie Ubelkeit, Erschopfung und anschlieBender Verstopfung kommen (JACKES 1992: 13*). Bei hohen 
Dosierungen beginnt der Trip manchmal mit heftiger Ubelkeit (SMITH 1985). 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen sind im Blumenhandel erhaltlich und unterliegen keinen weiteren Vorschriften. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ipomoea violacea, Turbina corymbosa 

CHAO, Jew-Ming und Ara H. DER MARDEROSIAN 

1973a »Ergoline Alkaloidal Constituents of Hawaiian Baby Wood Rose, Argyreia nervosa (Buren. f.) Bojer«, Journal of Pltarritricetttical Sciences 62(4): 588-591. 

1973b »ldentification of Ergoline Alkaloids in the 

Genus Argyreia and Related Genera and Their Che 

motaxonoraic Implications in the Convolvulaceae«, 

PUytoclletiiistry 12:2435-2440.« 
GRIERSON, Mary und Peter S. GREEN 

1996 A Hawaiion Florilegiiirri: Botanical Portraitsfrom 

Paradise, Lawai, Kaui, Hawaii: National Tropical Bo 

tanical Garden. 
HYLIN, John W. und Donald P. WATSON 

1965 »Ergoline Alkaloids in Tropical Wood Roses«, 
Science 148: 499-500. SHAWCROSS, W.E. 
1983 »Recreational Use of Ergoline Alkaloids from 
Argyreia rtervosn«. Journal of Psychoactive Drugs 
15(4): 251-259. SMITH, Elvln D. 

1985 »Notes an the Proposed Experiment with Argyreia nervosa«. Psychedelic Monographs and Essays 1: 
30-37 [ohne Seitenzahlung]. 



Ariocarpus fissuratus Falscher Peyote, Wollfruchtkaktus 

Familie 

Cactaceae (Kaktusgewachse) 

Formen und Unterarten 

Die variable Art wird in zwei Varietaten aufgeteilt: 
Arioclirpiis fisslirlitUs var. fissilrcitlis (ENGELM.) K. SCHUM. 
Ariocarpiis fissiirlltiis var. Uoydii (ROSE) ANDERSON 

Synonyme 

Anhaloniuni engeltnanni LEM. 

Anhaloniilui fissliratUifi (ENGELM.) ENGELM. 

Arioclirpiis intertnedlils 

Ariocarpus lloydii ROSE 

Maiiiitiillaria fissiirata ENGELM. 

ROseoclictlls jiiiiii\r\it\\& (ENGELM.) BERGER 

Roseocactiis intertnedlils 

Roseocactiis lloydii (ROSE) BERGER 



Volkstiimliche Namen 

Chaute, Chautle, Dry Whiskey, Falso Peyote, Hikuli sunami (Tarahumara » falscher Peyote«), Lebender Stein, Living rock 
(»lebender Stein«), Living star. Fata de venoda (Spanisch »Hirschpfote«), Peyote, Peyote cimarron (Spaniscli »wilder Peyote«), 
Pezuna de venado. Star cactus. Star rock, Sternenkaktus, Sunami, Tsuwiri (Huichol) 

Geschichtliches 

Der Kaktus, gewohnlich als »falscher oder gefahrlicher Peyote« (siehe Lophophora williamsii) betrachtet, war bestimmt schon in 
vorspanischer Zeit gut bekannt. In den kolonialzeitlichen Quellen wird er allerdings nicht genannt. Heute gehort er bei vielen 
Kakteenfreunden und -ziichtern zu den gesuchten Arten. 

Verbreitung 

Diese Art kommt nur in Siidwesttexas, New Mexico und Nordmexiko vor. 

Anbau 

Er laBt sich aus Samen Ziehen und benotigt durchlassige Kakteenerde (ansonsten wie Lophophora williamsii). 

Aussehen 

Ariocarpus fissuratus ist ein kleiner, nur wenige Zentimeter hoch wachsender Knollenkaktus, dessen Knoten zu spitzen Dreiecken 
auslaufen und dem Gewachs ein sternartiges Aussehen verleihen. Die Bliite ist rosa-violett. Die var. Iloydii hat wesentlich 
kleinere Pure hen und wirkt dadurch nicht so gezackt (PRESTON-MAFHAM 1995: 15*). 

Ariocarpus fissuratus kann sehr leicht mit dem nah verwandten Ariocarplis retuslis SCHEIDW. verwechselt werden. Auch diese 
Art wird von den Huicholindianern tsuwiri, »schlechter Peyote«, und auf Spanisch falso peyote, »falscher Peyote«, genannt und 
moglicherweise als Peyoteersatz verwendet. Sehr ahnlich, violett oder weiB bliihend, ist Ariocarpus kotschoilbeyatius (LEM.) K. 
SCHUM., der in den mexikanischen Staaten Durango, Nuevo Leon und San Luis Potosi vorkommt (PRESTONMAFHAM 1995: 
16*). Auch er wird als falscher Peyote oder »Hirschpfote« bezeichnet (BRAVO MOLLIS und SCHEINVAR 1995: 63*). 

Droge 

Buttons (oberirdisches Kaktusfleisch) 

Zubereitung und Dosierung 

Unbekannt; wird wahrscheinlich frisch oder getrocknet so lange verspeist, bis man eine Wirkung merkt. 

Der Kaktus soil friiher angeblich von den Bewohnern entlang der texanisch-mexikanischen Grenze zum Verstarken des tizwin 
genannten Maisbiers (Chicha) verwendet worden sein und so zu »vorubergehend verriicktem und unkontrolliertem Verhalten« 
gefiihrthaben (HAVARD 1896: 3 8') . 

Rituelle Verwendung 

Wenn es fiir diesen Kaktus iiberhaupt eine rituelle Verwendung gibt, dann nur als Peyotesubstitut (siehe Lophophora williamsii). 
Die Huicholindianer warnen sehr davor, diesen Kaktus zu essen, denn er steht im Ruf, in Zaubereien verwickelt zu sein (FURST 
1971). 

Artefakte 

Eine verwandte Ariocarplis-Art ist auf einer laotischen Briefmarke abgebildet. 

Medizinische Anwendung 

Unbekannt 

Inhaltsstoffe 

In beiden Varietaten wurden die B-Phenethylamine Hordenin und N-Methyltyramin, in der var. fissuratus zudem N-M ethyl -3,4- 
dimethoxy-phenethylamin nachgewiesen (MCLAUGHLIN 1969, MATA und MCLAUGHLIN 1982: 95*). In Ariocarptts rettistts 
kommen Hordenin, N-Methyltyramin, NMethyl-3,4-dimethoxy-B-phenethylamin und NM ethyl -4-methoxy-B-phenethylamin vor 
(BRAGA und MCLAUGHLIN 1969, NEAL und MCLAUGHLIN 1970). Auch in anderen Ariocarptis-Arten kommen Hordenin 
und Methyltyramine vor (BRUHN 1975, MATA und MCLAUGHLIN 1982: 95*, SPEIR et al. 1970). 

Wirkung 

Die Wirkung wurde von dem beriihmten Huicholschamanen RAMON MEDIA SILVA - im Gegensatz zu der angenehmen 

Peyotewirkung - so beschrieben: 

»Wenn man davon iBt, wird man verriickt; man stiirzt in die Schluchten, man sieht Skorpione, Schlangen, gefahrliche Tiere, man 

ist unfahig zu gehen, man fallt, man stiirzt sich oft zu Tode, indem man von den Felsen fallt.« 

Die Ariocarpus-Wirkung soil sehr gefahrlich sein, besonders fiir diejenigen, die kein »starkes Huichol-Herz« besitzen (FURST 

1971). 

Marktformen und Vorschriften 

Der Kaktus (auch andere Arten der Gattung) ist im Kakteenhandel erhaltlich; oft werden dafiir aber astronomische Preise verlangt. 



Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Lophophora williamsii, 6-Phenethylamine, Meskalin 

BRAGA, D.L. und J.L. MCLAUGHLIN 1969 »Cactus Alkaloids. V: Isolation of Hordenine and N-Methyltyramine froh Ariocarpus rettisus«, Planta Medico 1 7: 
87. BRUHN, Jan G. 1975 »Phenethylamines of Ariocarpus scclpllclrostlis«, Phytocheinistry 14: 2509-2510. FURST, Peter T. 1971 »Ariocarpl" retusus, the „False 
Peyote" of Huichol Tradition*, Ecoriotflic Botany 25: 182-187. MCLAUGHLIN, J. L. 1969 »Cactus Alkaloids. VI: Identification of Hordenine and N- 
Methyltyramine in Ariocclrplas fissuratus Varietiesissuratus and lloydii«, Lloyd ia 32: 392. NEAL, J.M. und J.L. McLAUGHLlN 1970 »Cactus Alkaloids. IX: 
Isolation of N-Methyl3,4-dimethoxy-B-phenethylamin and N-Methyl-4methoxy-6-phenethylamin from Ariocarpus rctusus«, Lloydia 33(3): 395-396. SPEIR, 
W.W., V MIHRANIAN und J.L. MC.LAUGHIAN 1970 »Cactus Alkaloids. Vll: Isolation of Hordenin and N-Methyl-3,4-dimethoxy-6-phenethylamin from 
Ariocarpus trigontts«, Lloydia 33(1): 15-18. 

Die mexikanischen Arten der Gattung Ariocarpus SCHEIDW. und ilire Verbreitung 

(Nach MCLAUGHLIN 1969, ZANDER 1994: 121) 

Name und Synonyme42 Bundesstaat (Mexiko) 

Ariocarpus agavoides (CASTANEDA) ANDERSON Tamaulipas 

[syn. Neogamesia agavoides CASTANEDA] 
Ariocarpus fissuratus (ENGELM.) K. SCHUM. 

[ syn. siehe oben] 

A. fissuratus vax. fissuratus (ENGELM.) K. SCHUM. Siidwesttexas, 

Coahuila 

A. fissuratus var. lloydii (ROSE) ANDERSON Coahuila, Durango, 

Zacatecas 
Ariocarpus kotschoubeyanus (LEM.) K. SCHUM. Nuevo Leon, Durango, 

[syn. Anhalonium kotschoubeyanus LEM., San Luis Potosi 

Roseocactus kotschoubeyanus (LEM.) BERGER] 
Ariocarpus retusus SCHEIDW. Coahuila, Zacatecas, 

[syn. Anhalonium furfuraceum (S. WATs.) CouLT., San Luis Potosi 

Anhalonium retusum (SCHEIDW.) SALM-DYCK, 

Ariocarpus furfuraceus (S. WATS.) H.J. THOMPS.] 

A. retusus SCHEIDW. var. furfuraceus 
Ariocarpus scaphorostrus BOD. Nuevo Leon 

Ariocarpus trigonus (F.A.C. WEB.) K. SCHUM. Nuevo Leon 

[syn. Anhalonium trigonum F.A.C. WES.] Tamaulipas 



Artemisia absinthium Wermut 

Familie 

Compositae: Asteraceae (Korbbliitler); Tribus Antemideae 

Formen und Unterarten 

Die Wildform unterscheidet sich manchmal von der Kulturform. Zudem kommen einige Chemotypen vor (siehe Inhaltsstoffe). 

Synonyme 

Absinthium mafi~s GEOFFR. Absinthium offinnale LAM. Absinthium vtilgare LAM. 

Vollistiiniliclie Namen 

Absint-alsem (HoUandisch), Absinth, Absinthe, Absinthkraut, Absinthium vulgare, Agenco, Ajenjo, Ajenjo comiin. Ambrosia 
(Altgriechisch), Apsinthos, Artenheil, Assenzio vero (Italienisch), Bitterer BeifuB, Botrys, Common wormwood, Eberreis, Echter 
Wermut, Gengibre verde (Spanisch »Gruner Ingwer«), Grande absinthe. Green muse, Griine Fee, Heilbitter, Hierba santa 
(Spanisch »heiliges Kraut«), La Fee Verte, Magenkraut, Olde, Rihan (Arabisch), Sage of the glaciers, Schweizertee, Wermod 
(Saxon), Wermut, Wermutkraut, Wermutpflanze, Wor-mod (Altenglisch), Wormod, Wormwood, Wurmkraut 

Gescliiclitliclies 

Der Wermut und seine Qualitaten waren bereits in der Antike gut bekannt. Diese und andere Arternisia-Arten waren der 
griechischen Gottin Artemis heilig - daher der Name (VERNANT 1988). Allerdings ist bei den friihen Quellen nicht 
auszuschlieBen, daB unter dem griechischen Namen absinthion verschiedene Artemisia spp. oder sogar andere Pflanzen 
(Korbbliitler) zusammengefaBt wurden (SCHNEIDER 1974 I: 136ff.*). 

Im Mittelalter wurden die Krafte des Wermuts bereits im Hortulus des Walahfried Strabo (9. Jh.) in lateinischen Hexametern 
geriihmt (STOFFLER 1978). Hildegard von Bingen hat ihn euphorisch als den »wichtigsten Meister gegen alle Ersch6pfungen« 
gelobt (Physica I, 109). 



Die spanischen Jesuiten brachten das altweltliche Gewachs unter dem Namen hierba santa, »heiliges Kraut«, im 16. Jahrhundert 
in alle Welt, vor allem nach Mittel- und Siidamerika (HOFFMANN et al. 1992: 37*). 

In Mitteleuropa wurde das atherische Ol, auch Absinthol genannt, aus dem Kraut destilliert und mit Alkohol vermischt. Dieses 
Getrank namens Absinth war besonders im 19. Jahrhundert in Kiinstlerkreisen eine Modedroge, die jedoch bei chronischer 
Anwendung zu schrecklichen Nebenwirkungen (Gehirnschaden, sogenannter Absinthismus) fiihren konnte (SCHMIDT 1915). Es 
ist allerdings nicht geklart, ob der Absinthismus wirklich dem Thujon oder anderen Ingredienzien (z.B. Schwermetallsalzen) 
zuzuschreiben ist (PROKSCH und WISSINGER-GRAFENHAHN 1992: 363). Weil der Wermut zum einen als Rauschdroge, zum 
anderen als illegales Abtreibungsmittel (in der »Kurpfuscherei«) verwendet wurde, hat man ihn bald wegen des angeblich 
»ausufernden MiBbrauchs« verboten (VOGT 1981), in Frankreich 1922 (ARNOLL) 1988: 3043), in Deutschland 1923. Etwa zur 
gleichen Zeit wurde auch in der Schweiz die »Grune Fee« - so wurde das »psychedelische Getrank« bezeichnet - unter Androhung 
empfindlicher Geld- und Freiheitsstrafen verboten (RATSCH 1996). Heute ist Absinth nirgends mehr (offiziell) erhaltlich. 
In vielen Schweizer Szenebars werden seit Beginn der neunziger Jahre Getranke unter dem Namen »Die Griine Fee« 
ausgeschenkt. Dabei handelt es sich aber nicht um illegalen, echten Absinth, sondern um andere kommerzielle Alkoholika. Die 
echte »Grune Fee« bekommt man nur ganz privat. Niemand konnte mir erklaren, warum der Absinth »Die Griine Fee« genannt 
wird. Eine Frau mutmaBte, daB es wohl mit der Wirkung zusammenhange, denn man wiirde vom Absinth davongetragen, wie von 
einer Fee verzaubert. Andere vermuteten, daB es sich auf die oft griinliche Farbe des Absinths beziehe. Ein Schweizer erklarte mir. 
Absinth sei das »Psychedelischste, was es an Alkohol gibt«. 

Verbreitung 

Wermut ist in Europa, Nordafrika, Asien, Nordund Siidamerika verbreitet. In der Wildnis ist er nur selten zu finden. GroBere 
Wildvorkommen gibt es im Wallis (Schweiz). 

Anbau 

Wermut wird recht einfach aus den sehr kleinen Samen vermehrt. Am besten streut man sie einfach auf regengeschiitzte Saatbeete 
und driickt sie etwas an. Nur vorsichtig bewassern, damit die Samen nicht standig weggespiilt und dadurch beim Keimen gestort 
werden (GRUBBER 1991: 67*). Der Wermut bevorzugt trockene Boden; er gedeiht auch gut auf steinigem Untergrund. 
Anbaugebiete fiir die pharmazeutische Verwertung liegen iiberwiegend in Osteuropa (PROKSCH und 
WISSINGERGRAFENHAHN 1992: 360). 

Aussehen 

Der ausdauernde, aufrechte, etwas verzweigte Halbstrauch wird 50 bis 100 cm hoch. Die fein gefiederten, weiBgrauen Laubblatter 
sind beidseitig fein behaart und haben eine filzig-seidige Oberflache. Sie verstromen bei Druck sofort den charakteristischen, 
aromatisch-bitteren Duft des atherischen Ols. Die kugeligen, biischelartigen, gelben Bliiten stehen rispenartig an den Zweigenden. 
Die Bliitezeit reicht von Juli bis September. Die Stengel verwelken im Herbst. Im Friihjahr treibt der Wurzelstock wieder aus. 
Artemisia absinthitttn kann leicht mit anderen Arten der Gattung, auch mit dem BeifuB (Arterttisia vulgaris) verwechselt werden 
(siehe Artemisia spp.). Wermut ist fast gar nicht von Artemisia mexicana zu unterscheiden. 

Droge 

Oberirdisches Kraut (Absinthii Herba, Herba Absinthii, Absinthii Cacumina florentia, Summitates Absinthii, Wermutkraut) 
Es ist am wirkstoffreichsten, wenn es wahrend der Bliitezeit gesammelt wird. Das getrocknete Kraut soil lichtgeschiitzt 
aufbewahrt werden. 

Zubereitung und Dosierung 

Das frische oder getrocknete Kraut (am besten nimmt man nur die Blatter von den Zweigspitzen) wird mit kochendem Wasser 
iiberbriiht und fiinf Minuten Ziehen gelassen. Als medizinische Einzeldosis gilt 1 g des getrockneten Krautes auf eine Tasse heiBes 
Wasser (ROTH et al. 1994: 1460. 

Wermutkraut kann auch pur oder in Rauchmischungen geraucht oder als Raucherwerk, z.B. als Raucherbiindel, gerauchert werden 
(vgl. Artemisia spp.) . 

Das Kraut diente schon in der Antike zur Herstellung von Medizinalweinen: 

»Es wird auch ein Wein daraus bereitet, der sogenannte Wermutwein, vorziiglich in der Propontis und in Thrakien, wo man ihn ( . 

. . ) bei Fieberfreiheit anwendet. Auch sonst trinken sie ihn im Sommer vorher, indem sie glauben, daB es der Gesundheit 

zutraglich sei. (...) Der Saft des Absinths scheint aber dieselbe Wirkung auszuiiben, auBer daB wir ihn nicht zu Tranken fiir gut 

halten, da er dem Magen zu wider ist und Kopfschmerzen verursacht.« (DIOSKURIDES ///, 23) 

Im alien China wurde Wermut als Zusatz zu Reiswein benutzt (vgl. Sake). 

7797 erfand der in der Schweiz lebende Franzose M. Pernod durch Destination einer Krautermaische aus Wermut, Anis 

(Piittpitlella anistttn L., syn. Anistun vitlgare GAERTN.), Fenchel, Melisse (Melissa officinalis L.), Ysop und anderen Krautern 

den smaragdgriinen Absinth (ARNOLD 1988: 3043). Absinth schmeckt eindeutig wesentlich besser, wenn nur das destillierte Ol 

von Artemisia absinthiuin benutzt wird. Bei einem Krauterauszug kann der Schnaps unangenehm bitter werden. 

Absinth wurde auch durch Mazeration folgender Krauter in hochprozentigem Alkohol (Weinbrand o.a.; bis zu 85% Ethanolgehalt) 

gewonnen (ALBERT -PULEO 1978:69): 



Wermutblatter Arteinisia tibsiittliiiini 

Angelikawurzel Angelica archatigelica L. (vgl. Theriak) 

[syn. Archatigelica officiiililis HOFFM.] 
Kalmuswurzel Acorus calamus 

Diptaindostblatter Origanum dictaiiiiiiis L. 
[syn. Ainaracus dictaniniis (L.) BENTH.] 
Sternanisfriichte Illicium vertun Hook. £ 

Zimtrinde Cinnamomum veriim PRESL. 

Pfefferminze Mentha piperita L., Mentha spp. 

(vgl. Mentha pulegium) 

Ysopkraut Hyssopits of f icinalis L. 

Fenchelsamen Foeniculum vulgare 

Zur Absinthbereitung wurden zusatzlich Koriander (Coriandrum sativum L.), Majoran (Majorana hortensis MOENCH., syn. 
Origanum inajorana Bocss.), Muskat (Myristica fragrans), Oregano (Origantirrt vtdgare L., Origanntn spp.), Kamille 
(Chatiiotiiilla reclitita (L.) RAUSCHERT, syn. Matricaria charrtorriilla L.), Petersilie (Petroselinum crispum), Wacholder 
(Juniperus communts L.; vgl. Juniperus recurva) und Spinat (Spinacia oleracea L.) verwendet (PENDELL 1995: 1030. 
Dale Pendell, einer der letzen Beatpoeten, hat ein eigenes Rezept entwickelt, das starke psychoaktive Wirkungen hat: 

30 g Wermutblatter (Artetnisia cibsititliiiitii) 

8,5 g Ysopkraut (Hyssopiis officinalis) 

1,8 g Kalmuswurzel (Acorus calamus) 

6,0 g Melissenblatter (Melissa officiticilis) 

30 g Anissamen ( Piiiipittella anisuni) 

25 g Fenchelsamen (Foeniculum vulgare) 

10 g Sternanisfriichte (Illiciiini vertiiit) 

3,2 g Koriandersamen (Coriandrum sativum) 
Die Krauter werden leicht zerstoBen und in ein verschlieBbares GefaB gegeben. Dann werden 800 ml 85- bis 95%iger Alkohol 
dariibergegossen. Das GefaB wird, gut verschlossen, eine Woche stehen gelassen; gelegentlich wird es leicht geschiittelt. 
AnschlieBend gibt man 666 ml Wasser hinzu und laBt das Ganze fiir einen weiteren Tag mazerieren. Danach wird abgegossen. Die 
Krauter werden iiber dem Extrakt gut ausgedriickt. Man kann sie nochmals mit Wodka oder einem anderen Alkohol begieBen und 
wiederum auspressen (PENDELL 1995: 112*). 

Die heutigen (schweizerischen) Absinthrezepte werden als Geheimnis gehiitet. Neben Wermut werden auch andere Krauter 
mitdestilliert. Die Farbe ist klar, griinlich oder gelblich. Der Geschmack erinnert sehr an Anisette oder Pernod. Zum Trinken wird 
Absinth mit Wasser verdiinnt (etwa 1:1). Das Gemisch ist milchig-triib. 

In Puebla (Mexiko) wird ein absinthahnliches Getrank namens yolixpa (Nahuat »im Angesicht des Herzens«) hergestellt und 
rituell getrunken (KNAB 1995: 2190. Es wird aus agliardiente (Zuckerrohrschnaps; vgl. Alkohol) und darin eingelegten Krautern, 
Artemisia mexicana u.a., gewonnen. In der Schweiz wurden friiher ebenfalls absinthartige Liebestranke aus Alkohol und den 
entsprechenden Krautern angesetzt (Lussl 1997). 
Im deutschen Wermutwein sind nur minimale Spuren des atherischen Ols enthalten (FUHNER 1943: 239* ). 

Rituelle Verwendung 

Im Altertum waren unter dem Namen Artemisia, der sich von der Gottin Artemis, der Schwester des Heilgottes ApoUon, ableitet, 
besonders der Wermut, der BeifuB und verwandte Arten (vgl. Artemisia spp.) bekannte. Leider sind kaum antike Texte erhalten 
geblieben, die den Zusammenhang zwischen diesen Pflanzen und der jungfraulichen Gottin erhellen. Das griechische Wort 
artemisia bedeutet »Unversehrtheit« - ein deutlicher Hinweis auf die Keuschheit der Gottin, die als Herrin der wilden Tiere wie 
eine Mischung aus Amazone, Hexe und Schamanin wirkt. Artemis wurde im alien Griechenland als Schutzgottin der Jungfrauen 
verehrt, im alien Orient als Herrin der Amazonen betrachtet und in der iialienischen Renaissance zur Hexengottin Diana gemacht. 
Es gab im Friihjahr zur Zeit des Vollmonds ekstatisch-orgiastische Artemisiafeste, die zu Ehren der Gottin abgehalten wurden. 
Dabei wurde die Gottin in Form von Wermut und BeifuB symbolisch verspeist. In Lakonien wurden ausgelassene Artemisfeste 
mit obszonen Begehungen, wilden Tanzen, Travestien und Masken abgehalten. Dabei trugen die Manner Frauenmasken, und die 
Frauen schnallten sich Phallen um (GIANI 1994: 89*). Vermutlich handelte es sich um Mysterien- und Fruchtbarkeitsriten. 

Artefakte 

Absinth ist eine legendare Kiinstler- und Bohemedroge des ausgehenden 19. Jahrhunderts (CONRAD 1988). Der Absinth wurde 
vor allem durch die Absinthbilder des Pariser Malers Henri de Toulouse-Lautrec (1864-1901) und Edouard Manet (1832-1883) 
popularisiert. Der manischdepressive Maler Vincent van Gogh (1853-1890) war angeblich absinthsiichtig. Seine Malereien, vor 
allem jene, in denen leuchtende Gelbtone (das beriihmte » Van-Gogh-Gelb«), vorherrschen, geben recht gut die 
Wahrnehmungsveranderungen durch Thujon wieder (ARNOLD 1988). Auch Pablo Picasso hat den Absinth verewigt (ADAMS 
1980). Paul Gauguin nahm sogar einen reichlichen Vorrat an Absinth mit auf seine Reise nach Tahiti. Alfred Jarry nannte den 
Absinth »Heiliges Wasser« (PENDELL 1995: 1100. 



Der Absinth hat aber auch Literaten, z.B. Arthur Rimbaud, Ernest Dowson, Charles Cros, H.P. Lovecraft, Charles Baudelaire, 
Oscar Wilde, Jack London, Ernest Hemingway, Gustave Kahn, Victor Hugo, Alfred de Musset, Paul Verlaine, inspiriert 
(CONRAD 1988, PENDELL 7995; 103ff.*). Sie haben eine Reihe von Gedichten hinterlassen, die den Absinth preisen. 

Medizinische Anwendung 

Der Wermut wurde im alten Agypten vielfach als Heilmittel, zum Aromatisieren und Aufputschen von Wein (vgl. Vitis vinifera) 

und Bier sowie zum Wurmaustreiben und bei Schmerzen im Analbereich verwendet. Wermut wird heute noch Inl Jemen als 

Schmerzmittel bei der Geburt eingesetzt (FLEURENTIN und PELT 1982: 102f.*). 

In der europaischen Volksmedizin ist Wermut eines der wichtigsten gynakologischen Mittel zur Abtreibung und Einleitung der 

Menstruation und Geburt. Als Tee wird er vor allem bei Magenschmerzen, Appetitlosigkeit, VoUegefiihl, Gallenbeschwerden, 

Erbrechen und Durchfall getrunken (PAHLOw 1993: 3390. 

In der Homoopathie wird Absinthium entsprechend dem Arzneimittelbild u.a. bei Epilepsie sowie bei nervosen und hysterischen 

Krampfen verwendet (PAHLOw 1993: 3400. 

Inhaltsstoffe 

Wermut enthalt viele Bitterstoffe (Absinthin) und ein atherisches Ol, das reich an Thujon ist. Die vier Hauptbestandteile des 
atherischen Oles sind (+)-Thujon (= a-Thujon), cis-Epoxyocimen, Trans-Sabinylacetat und Chrysanthenylacetat. Wermut bildet 
verschiedene Chemotypen aus; daher kann die Zusammensetzung des atherischen Oles stark variieren. Je nach Herkunft des 
Krautes kann einer der vier Hauptbestandteile vorherrschen. Dabei dominiert das (+)-Thujon in Hohenlagen bis zu 1000 Metern 
(PROKSCH und WISSINGER-GRAFENHAHN 1992: 360). Thujon hat eine ahnUche molekulare Symmetric wie THC 
(CASTILLO et al. 1975). 

Neben dem atherischen Ol enthalt das Kraut Sesquiterpenlactone, Glykoside des Kampferols, Gerbstoffe und Quercetin (vgl. 
Acacia spp., Psidium guajava, Vaccinium uliginosum, Kinnickinnick) (PROKSCH und WISSINGER-GRAFENHAHN 1992: 
361). 

Wirkung 

Der extrem bittere Wermuttee beruhigt nachweislich den Magen (HOFFMANN et al. 1992: 37*). Pharmakologisch hat Thujon, 

das chemisch nah mit Kampfer (siehe Cinnamomum camphora) und Pinen verwandt ist, eine sehr ahnliche Wirkung wie THC 

(CASTILLO et al. 1975). Es wird in der Literatur haufig von Halluzinationen, aber auch von Krampfen und epilepsieartigen 

Anfallen durch AbsinthgenuB berichtet (ARNOLD 1988: 3043, SCHMIDT 1915, WALKER 1906). 

Der Absinthschnaps wirkt aufgrund des stark psychoaktiven Thujons viel starker und andersartiger als andere Alkoholika (vgl. 

Alkohol): »Der Absinth wirkte wahrlich berauschend auf mich, aber ganz anders als „normaler" Schnaps. Der Absinth stimulierte 

recht stark, machte mich wach und hielt mich auch lange wach. Zum Teil wurde ich von aphrodisischen Gefiihlen durchspiilt, zum 

Teil floB ich selbst dahin. Bei zunehmender Wirkung hatte ich ein Gefiihl wie ein Entschweben. Es war wie der KuB der griinen 

Fee. - So kostlich der Rausch am Abend war, so schmerzvoU ist der Kopf leider am nachsten Morgen. Ich hatte niemals zuvor 

einen derart brutalen Kater.« (RATSCH 1996) 

Gegen einen qualenden Absinthkater soil eine Linie Kokain gut wirksam sein. 

Das Kraut wirkt beim Rauchen im Vergleich zum Absinth sehr milde; es erzeugt nur eine schwache Euphoric. 

Marktformen und Vorschriften 

Das Wermutkraut ist in Mitteleuropa offizinell (DAB 10, Helv.Vll, OAB90, BHP83); der Gehalt an atherischem Ol soil mindestens 
0,2% betragen (PROKSCH und WISSINGER-GRAFENHAHN 1992: 362). Das Kraut ist frei verkauflich, nur der Absinth ist 
verboten. Aber, wie es immer in der Geschichte der gesetzlichen Verbote ist, so war es auch hier. Die illegalisierte Substanz 
wurde im Untergrund weitergebrannt. Heute ist Absinth weltweit verboten, wird aber in manchen Teilen der deutschsprachigen 
Schweiz nach wie vor nach alten, traditionellen Rezepten schwarz gebrannt. Obwohl strengstens verboten, scheren sich die 
AbsinthgenieBer herzlich wenig darum. In der Schweiz wurde der Absinth vor allem verboten, well er zum Abtreiben benutzt 
bzw. miBbraucht wurde. Wer beim Schwarzbrennen von Absinth erwischt wird, muB heute mit einer BuBe von 100000 Schweizer 
Franken rechnen (RATSCH 1996). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Artemisia spp., Artemisia mexicana, Atherische Ole, THC 

ADAMS, B. 1980 »Picasso's Absinth Glasses: Six Drinks to the End of the Era«, Artl-ortnn 18(8): 30-33. 

ALBERT-PULE(), Michael 1978 »Mythobotany, Pharmacology, and Chemistry of Thujone-Containing Plants and l)erivatlveS«, Ecoriotriic Botany 32: 65-74. 

ARNOLD, Wilfred Niels 1988 »Vincent van Gogh and the Thujone Connection*, Journal oftUeArnerican Medical Assoc-icitiori 260(20): 3042-3044. 1989 

»Absinthe«, Sc(eri///icAn(erican June: 113-1 17. 

CASTILLO, J.D., M. ANDERSON und G.M RLJi;i;o~roN 1975 »Marijuaiia, Absinthe and the Central Nervous System*, Nature 253: 365-366. 

CONRAD, Barbaby, 111 1988 Absinthe: History in a Bottle, San Francisco: Chronicle Books. 

LUssi, Kurt 1998 »Der Liebestrank der Aphrodite: Eine Rezeptsammlung aus der lilnerschweiz«, jcilii-lrttch fUr Etlitiotttediziti und Belvttftseirtsforsclittrt~l 

5(1996): 79-97. 

PROKSCH, Peter und Ulrike WISSINGER-GRAFENHAHN 1992 »Artemisia«, in: Hager-s Handbuch Gier pharinazeutisc hen Praxis (5. Aufl. ), Bd. 4: 357-377, 

Berlin: Springer. 

RATSCH, Christian 1996 »„Die Grline Fee": Absinth in der Schweiz«, Jaitrbtcclifiir Etlttioiriecliziir und ~eivn~tseinstorschnrtl 4(1995): 285-287. 

SCHMIDT, H. 1915 »L'Absilithe, I'alienation mentale et la ci-iiniiialite«, Annalen d'Hy%~liene Publiclue et M~dcc itie Ugale 23(4. Serie): 121-33. 

VERNANT, Jean-Pierre 1988 Tod in denAugen - Figuren des Anderen irrt griecltisclJert Altertum: Artenns und Gorgo, Frankfurt/M.: Fischer. 

VOGT, Donald D. 1981 »Absinthiuin: A Nineteenth-Century Drug of Abuse*, Journal of~Etlittoplicirtiiacology 4(3): 337-342. 



V.C:,I-, Donald D. und Michael MONTAGNE 1982 »Absinthe: Behind the Emerald Mask«, The International Journal orAddictiotis 17(6): 1015-1029. 
WALKER, E. E. 1906 »The Effects of Absinthe*, Medical Record 70: 568-572. 

ZAFAR, M.M., M.E. HAMDARD und A. HAMEEI) 1990 »Screen of Artemisia altsinthium for Antimalarial Effects an Plasmodium bergliei in Mice: A 
Preliminary Report*, Journal of Etlittoplicirritcicology 30:223-226. 



Artemisia mexicana l\/lexikanischer Wermut 

Familie 

Compositae: Asteraceae (Korbbliitler); Tribus Antemideae; Sektion Abrotanum 

Formen und Unterarten 

Heute wird Artemisia rrrexicana meistens als eine Unterart des nordamerikanischen PrariebeifuBes angesehen (ARGUETA et al. 
1994: 628*, LEE und GEISSMAN 1970, OHNO et al. 1980: 104, PULIDO S. und SERRALTA P. 1993: 16*): Artemisia 
litdoviciana NUTT. SSP. rfiexicclticl (WILLD.) KECK (vgl. Artemisia spp.}. Von der Pflanze gibt es die Varietat Artemisia 
rnexicana var. angustifolia (MATA et al 1984). 

Synonyme 

Artetnisia Icidoviciarzc 1 ssp. rnexicana (WILLD.) KECK Artetnisia vidgaris ssp. rriexicatia (HALL.) CLEM. 

Volkstiimliche Namen 

Agenjo del pais, Ajenjo, Ajenjo del pais, Altamisa, Altamiza, Altaniza, Ambfe (Otomi), Artemisia, Azumate de Puebla, Cola de 
zorillo (Fuchsschwanzchen«), Ensencio de mata verde (»Weihrauch des griinen Strauches«), Epazote de castilla, Estafiate45, 
Estaphiate, Estomiate, Green wormwood, Guietee, Guitee (Zapoteca); Haway, Hierba de San Juan (»Kraut des heiligen 
Johannes«), Hierba maestra (»Meisterkraut«), Hierba maistra, Incienso verde (Spanisch »Gruner Weihrauch«), Istafiate, Istafiatl, 
Ixtauhyatl (Aztekisch), Iztauhyatl (Nahuatl), Iztauhiatl, Kamaistra (Popoluca), Kaway si'isim, Mexican wormwood, 
Mexikanischer BeifuB, Mexmitzi (Otomi), Osomiate, Quije-tes (Zapotekisch), Ros'sabl'i (Raramuri), Si'isim (Maya), Te ts'ojol 
(Huastekisch), Tsakam ten huitz (Huastekisch), Tsi'tsim (Yucatekisch), Xun, Zizim 

Geschichtliches 

Der mexikanische Wermut wurde bereits zu prakolumbianischen Zeiten von den Azteken und anderen Indianervolkern 
Mesoamerikas rituell und medizinisch genutzt. Heute hat er vor allem volksmedizinische Bedeutung. In Mexiko wird das Kraut 
gerne als Marijuanasubstitut (vgl. Cannabis indica) geraucht. 

Der erste Europaer, der den mexikanischen Wermut beschrieben und mit dem europaischen verglichen hat, war der Franziskaner 
und Biicherverbrenner Diego de Landa (1524-1579). 

Verbreitung 

Das Verbreitungsgebiet der Pflanze liegt sowohl in den trocken-warmen Gebieten Mexikos (Hochtal von Mexiko, San Luis 
Potosi, Veracruz, Chihuahua) als auch auf der yucatekischen Halbinsel (MARTINEZ 1994: 134*). Sie soil allerdings auch in 
Arizona und New Mexico (USA) vorkommen (OHNo et al. 1980: 104). 

Anbau 

Siehe Artemisia absinthium 

Aussehen 

Der mexikanische, bis zu einem Meter hoch wachsende Wermut ist dem europaischen so ahnlich, daB er selbst von Fachleuten nur 
schwer unterschieden werden kann. Manche Botaniker und Ethnobotaniker glauben auch, daB es sich um eine Varietat oder 
Unterart von Artemisia absinthium handelt. 

Droge 

- Kraut ohne Wurzeln 

- Wurzeln 

Zubereitung und Dosierung 

Das frische Kraut kann in Aguardiente, Mescal, Tequila (vgl. Agave spp.) oder anderen Schnaps (vgl. Alkohol) eingelegt und so 
optimal ausgezogen werden (MARTINEZ 1994: 134*). Es ist eines der Krauter, die zur Herstellung des absinthahnlichen 
zentralmexikanischen Krauterschnapses yolixpa verwendet werden. 

Das getrocknete Kraut wird geraucht. 1 bis 3 g haben eine milde psychoaktive Wirkung. Innerlich genommen, haben 3 bis 4 g des 
getrockneten Krautes stark wurmtreibende Eigenschaften (MARTINEZ 1994: 135* ). In noch hoheren Dosen wirkt es abtreibend. 

Rituelle Verwendung 

Die Artemisia rnexicana wurde schon zu prakolumbianischer Zeit von den Azteken als rituelles Raucherwerk verwendet: 



»Tlalpoyomatli, ihre Blatter sind rauchig, grau, weich; sie hat viele Bliiten. Aus dieser Pflanze wird Weihrauch gemacht: Sie 

produziert einen angenehmen Geruch; sie produziert ein Parfiim. Dieser Weihrauch verbreitet sich, er verteilt sich iiber das ganze 

Land.« (SAHAGUN XI, 6) 

Das aromatische Kraut war der aztekischen Gottin des Salzes und der Salzbereiter, Uixtociuatl, heilig. Der aztekische Name des 

mexikanischen Wermuts itztauhyatl wird gelegentlich als »Wasser der Gottin des Salzes« iibersetzt (ARGUETA et al. 1994: 

628*). Bei ihrem Fest im siebten Monat (Tecuilhuitontli) wurde sie von einer Priesterin dargestellt. Sie tragt einen Stab, der beim 

Tanz benutzt wird: 

»Beim Tanz schwingt sie ihren Schild im Kreis herum, macht Bewegungen damit. Und sie fiihrt einen Binsenstab, der mit 

Papieren geschmiickt und mit Kautschuk betropft und an drei Stellen mit Schalen versehen ist. Und wo der Stab die 

kelchformigen Verbreiterungen tragt, dort befindet sich Wermutkraut. Gekreuzte Federn befinden sich daran, er tragt gekreuzte 

Federn. Beim Tanz stiitzt sie sich darauf, stellt ihn fest auf den Boden, macht damit Bewegungen im Kreis herum nach den vier 

Himmelsrichtungen. Und zehn Tage lang sang und tanzte man fiir sie nach Frauenart; alle geben sich damit ab, die Salzleute, die 

Salzbereiter, die alten Frauen und die im mittleren Alter stehenden Frauen und die Jungfrauen und die eben zu Jungfrauen 

erstarkten Madchen. Wahrend die Sonne noch da ist, noch scheint, beginnen sie zu tanzen. Sie sind in Reihen aufgestellt, sie 

stellen sich in Reihen auf. Mit einem Sell, das man „Blumenseil" nennt, fassen sie sich an, bilden eine lange Reihe. Auf dem Kopf 

tragen sie eine Wermutbliite. Und sie singen, sie schreien sehr, singen mit sehr hoher Stimme, wie irgendwo im Wald der 

Centzontle singt, ist ihr Gesang, wie ein helles Glockchen ihre Stimme. « (SAHAGUN II, 26) 

Das Kraut gehorte zu den heiligen Pflanzen des Regengottes Tlaloc, dem auch Argemone mexicana und Tagetes lucida (siehe 

Tagetes spp.) geweiht waren. 

ijber einen Gebrauch als psychoaktive Pflanze schweigen die Quellen der Kolonialzeit. Immerhin hat Jacinto de la Serna den 

mexikanischen Wermut mit Peyote (Lophophora williamsii) und Ololiuqui (Turbina corymbosa) in einem Atemzug genannt 

(GARZA 1990, OTT 1993: 393*). Im heutigen Mexiko wird das Kraut anstelle von Marijuana benutzt. Moglicherweise haben 

sich schon rituelle Formen des Umgangs damit entwickelt. 

Artefakte 

Das Kraut wurde mitunter im Zusammenhang mit der aztekischen Gottin Uixtociuatl (= Huixtocihuatl) und ihrem Fest dargestellt. 

Medizinische Anwendung 

Das Kraut wird in der mexikanischen Volksmedizin als Antispasmodikum eingesetzt (CERNA 1932: 3030. Der mit einem 
Wasser-Alkohol-Gemisch gewonnene Extrakt wird medizinisch bei Magenleiden und Verdauungsschwache getrunken 
(MARTINEZ 1994: 1340. In der mexikanischen Pharmakopoe wird das Kraut als Anthelminthikum (Wurmmittel) und 
Magenmittel gefiihrt (DIBBLE 1966: 66*, LARA OCHOA und MARQur-1 ALONSO 1996: 55*). In der aztekisch beeinfluBten, 
modernen Volksmedizin werden Wurzeln und Kraut zur Behandlung von Epilepsie und Rheumatismus ebenso wie zur Einleitung 
der Menstruation und Abtreibung benutzt und als Tonikum getrunken (REZA D. 1994). Tees davon werden bei Appetitlosigkeit 
eingenommen. Alkoholische Extrakte mit albahaca (siehe Ocimum micranthum) soUen die durch »schlechte Winde« ausgelosten 
Krankheiten heilen (ARGUETA et al. 1994: 628f.*). Die yucatekischen Maya rauchern das Kraut gegen Kopfschmerzen 
(PULIDO S. und SERRALTA P 1993: 16*). Dekokte werden bei Husten, Asthma und Durchfallen getrunken (Rots 1976: 310*). 
Es wird von ihnen und anderen Indianern auch zur Geburtenkontrolle (Einleitung der Menstruation, Abtreibung) benutzt. 

Inhaltsstoffe 

Neben dem atherischen Ol, das u.a. aus den Terpenen Borneol, Alcafor, Limonen, a-Phellandren und 6-Phellandren besteht, ist als 
Hauptwirkstoff Santonin enthalten. Es soil auch ein Alkaloid unbekannter Struktur vorkommen (MARTINEZ 1994: 134* ). In 
dem Kraut sind Azulen, Butenolide, Cumarine, Flavone, Polyacetilene, Lactone und Sesquiterpene (Armefolin, 8-a- 
Acetoxyarmexifolin, ArtemexifoUn) vorhanden (ARGUETA et al. 1994: 628*, DIBBLE 1966: 66*, LARA OCHOA und 
MARQUEz ALONSO 1996: 55*). Die wahrscheinliche Anwesenheit von Thujon ist bisher nicht dokumentiert worden. 
In einer Probe aus Arizona sind die Eudesmanolide (Sesquiterpen-Lactone) Douglanin, Ludovicin-A, Ludovicin-B und 
Ludovicin-C nachgewiesen worden. In der mexikanischen Pflanze kommen die Sesquiterpen-Lactone Arglanin, Douglanin, 
Armexin, Estafiatin, Chrysartemin-A46 und ArtemoUn vor (LEE und GEISSMAN 1970, OHNo et al. 1980: 104, ROMO et al. 
1970). 

Wirkung 

Beim Rauchen des getrockneten Krauts tritt zunachst eine milde, angenehme Stimulation ein, die sich - je nach Dosis und 
Empfindlichkeit - bis zu einer Euphoric, im ganzen einer marijuanaahnlichen Wirkung steigern kann. 

Das Kraut und das daraus gewonnene Ol haben innerlich anthelminthische (wurmtreibende) und abortative Wirkungen. Insgesamt 
soil die Pflanze weniger giftig als Artemisia absinthium und dadurch besser vertraglich sein (MARTINEZ 1994: 134*). 

Marktformen und Vorschriften 

Das getrocknete Kraut ist in Mexiko auf Markten und bei Krauterhandlern erhaltlich. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Artemisia absinthium, Artemisia spp., Atherische Ole 

LEE, K.H. und T.A. GEISSMAN 

1970 »Sesquiterpene Lactones of Artemisia Constitu 



ents of A. ludovic iana ssp. mexicana«, Phytochernistry 

9: 403-408. 
MAT A, Rachel, Guillermo DELGADO unci Alfonso RoUo 

DE VIVAR 

1984 » Sesquiterpene Lactones of Artemisia mexicana 
var. angustifotia«, Phytochernistry 23{8): 1665-1668. 

OHNo, Nobuo, Jonathan GERSHENZON, Catherine ROANE und Tom J. MABRY 1980 » 1 1 , 1 3-Dehydrodesacetylmatricarin and Other Sesquiterpene Lactones 
from Artemisia ludoviciana var. ludoviciana and the Identity o/Artecanin and Chrysartemin B«, Phytochernistry 19: 103-106. 
REZA D., Miguel 1994 Herbolaria azteca, Mexico, D.E: Institute Mexiquense de Cultura. 

ROMo, J., A. ROMO DE VIVAR, R. TREVINO, P JOSEPHNATHAN und E. OIKL 1970 »Constituents of Artemisia and Chrysanthemum i Species: The 
Structures o/Chrysartemins A and B« , Phytochernistry 9: 1615-1621. 



Artemisia spp. Artemisiaarten 

Familie 

Compositae: Asteraceae (Korbbliitler); Tribus Antemideae 

Es sind bisher viele Arten der Gattung beschrieben worden, die pharmakologisch interessante Eigenschaften aufweisen, die als 
stimulierend, tonisierend, entkrampfend gekennzeichnet werden (MORAN et al. 1989b). Uberall, wo Artemisia vorkommt - das 
ist fast weltweit -, werden die Arten ethnomedizinisch verwertet. Artemisia herba alba L. wird in der arabischen Volksmedizin 
zur Behandlung der Diabetes verwendet. Die blutzuckersenkende Wirkung ist experimentell erwiesen (TwAIJ und AL-BADR 
1988). Die nepalesischen Sherpa benutzen den frischgepreBten Blattersaft aus Artemisia dubia WALL, ex BESSER (Titepati, 
Kemba girbu) als Antiseptikum und ein Dekokt bei Fiebererkrankungen (BHATTARAI 1989: 47*). In der asiatischen Artemisia 
annua L. ist das Malariamittel Artemisinin (= Quinghaosu) entdeckt worden (EL-FERALY et al. 1986). 
Viele Artemisia-Arten werden rituell als Raucherwerk, im Peyotekult (siehe Lophophora williamsii) und als Medizinen 
verwendet; sogar der aus Europa eingefiihrte BeifuB (Artemisia vulgaris) findet als Sage (tagyi) Verwendung. Manche Arten, die 
gynakologisch wirksam sind, sind der griechischen Gottin Artemis heilig (BRONDEGAARD 1972). 

Artemisiayr/^/iia enthdlt Kampfer (die Pflanze gilt sogar als Kampferlieferant; vgl. Cinnamomum camphora). In manchen 
Artemisia-Arten ist das psychoaktive Thujon enthalten (siehe Atherische Ole). Verbreitet in der Gattung sind methoxylierte 
Flavonoide (RODRIGUEZ et al. 1972). Mehrere Artemisia-Arten haben muskelentspannende und antiasthmatische Wirkungen 
(MORAN et al. 1989a) und sind daher als Rauchkrauter fiir Rauchmischungen geeignet: 

Artemisia scoparia WALDST. et KIT. 

Artemisia sieversiana (EHRH.) WILLD. 

Artemisia argyi LEVEILLE et VANIOT 

Artemisia caerulescens ssp. gallica (WILLD.) K. PERS. 

Die westeuropaische Artemisia caerulescens ssp. gallica ist reich an atherischem Ol mit einem hohen Thujonanteil 

(MORANetal. 1989c). 

Artemisia copa PHn^. - Copa-Copa 

Diese auch copa tola genannte Art kommt in Nordchile vor. Die Bewohner der Oase Toconse (Atacamawiiste) schreiben dieser 
Pflanze die Kraft zu, Traume zu bewirken (ALDUNATE et al. 1981: 205*). Sie hat wahrscheinlich sogar halluzinogene 
Eigenschaften (ALDUNATE et al. 1983*). 

Artemisia ludoviciana A'UTT. - Prairie-Sagebrusli, 

Western mugwort. White sage, PrariebeifuB 

Die variable Art wird in folgende Varietaten und Unterarten aufgeteilt (OHNo et al. 1980: 104): 

Artemisia ludoviciana NUTT. [syn. Artemisia gnaphalodes, Artemisia purshiana BESS.] 

Artemisia ludoviciana var. ludoviciana NUTT. 

Artemisia ludoviciana ssp. albula (WooT.) KECK. 

Artemisia ludoviciana ssp. mexicana (WILLD.) 

KECK. [ syn. Artemisia mexicana WI LLD. ] 

Die Unterarten unterscheiden sich auch in der Zusammensetzung der in ihnen vorhandenen Sesquiterpenlactone (OHNO et al. 

1980). 

Aufgrund ethnobotanischer Forschungen wird heute angenommen, daB die Palaoindianer den Gebrauch von BeifuB als 

Raucherstoff vor rund 30 000 Jahren aus Asien mit in die Neue Welt nahmen (STORL 1995). 

Es gibt praktisch kein Ritual der Prarieindianer, bei dem nicht mit Artemisia ludoviciana gerauchert wird. Der aufsteigende 

aromatische Rauch ist ein Gebet. Er verbindet Maka, die Mutter Erde, mit Wakan Tanka, dem GroBen Geist, der in alien 

Geschopfen tatig ist. Die Prarieindianer verwenden den PrariebeifuB hauptsachlich zur spirituellen Reinigung, zur Vertreibung 

von Krankheitsgeistern und negativen Kraften, zur Behandlung von Besessenheit und zum Hausschutz. Das Kraut wird auch in 

der Peyotezeremonie als Raucherwerk, aber auch als Kissen (Unterlage) fiir den »Vater Peyote« (vgl. Lophophora williamsii) 

sowie als Altarbedeckung verwendet. Das Kraut bzw. die Blatter sind ein geeigneter Tabakersatz (Nicotiana tabacum) und 

Bestandteil ritueller und medizinischer Rauchmischungen ebenso wie von Kinnickinnick. 



Das oberirdische Kraut enthalt ein atherisches Ol mit Thujon sowie die Lactonglykoside Santonin und Artemisin, die fiir die 
wurmtreibenden Eigenschiaften verantwortlicii sind. In Artemisia ludoviciana wurde das Sesquiterpenlacton Anthemidin gefunden 
(EPSTEIN et al. 1979). Auch konnten vier Santanolide (Ludovicin-A, -B, -C und Luboldin) sowie Kampfer nachigewiesen werden 
(DOMiNGUEZ und CARDENAS 1975). Das atiierische Ol hat antibakterielle Eigenschaften (OVERFIELD et al.l980: 99). In 
Artemisia ludoviciana var. Itidoviciana sind verschiedene Guaianolide entdeckt worden (OHNo et al. 1980). Gelegentlich wird bei 
tiefen Inhalationen von leichten psychoaktiven Wirkungen (Euphorie, High-Gefiihle) berichtet. 

Die Art Artemisia tridentata NUTT. wird in den Prarien alternativ zu Artetnisia ludoviciana benutzt. In Artemisia tridentata 
kommen ebenfalls Sequiterpenlactone vor (ASPLUND et al. 1972). Auch der Sagebrush (Artemisia arbuscula arbuscttla) wird als 
Raucherstoff verwendet. Er enthalt ein atherisches Ol mit Cineol, Kampfer (vgl. Cinnamomum camphora), Camphen, p-Cymen 
usw. (EPSTEIN und GAUDIOSO 1984). Artemisia cana PURSH und die Unterart ssp. cana wird von verschiedenen 
Prarieindianern auch als rituelles Raucherwerk verwendet. Die Pflanze ist reich an Sequiterpenlactonen (BHADANE und 
SHAFIZADF'J. 1975, LEE et al. 1969). 

Artemisia nilagirica (CLARKE) PAMP. 

Diese Art wird von den Lodhas, einem westbengalischen Stamm, ote-paladu genannt und als Sedativum verwendet. Dazu wird 
der Rauch des brennenden Krautes inhaliert. Diese Wirkung ist auch in Siidostasien weithin bekannt. Die Santalen benutzen das 
aus den Blattern gepreBte Ol als Lokalanasthetikum. Die Oraon rauchen die getrockneten Blatter, um Halluzinationen zu 
erzeugen (PAL und JAIN 1989: 466). 

Artemisia tilesii LEDEB. 

Die Yupikeskimo leben im siidwestlichen Alaska und kennen aufgrund der sehr diirftigen Flora (Tundra) nur sehr wenige 
Heilpflanzen. Das frische oder getrocknete Kraut dieser kleinen Artemisia wird zur Behandlung von Hauterkrankungen, 
schmerzhaften Gelenken und Brusterkaltungen verwendet. Aus dem Kraut wird ein Dekokt gekocht, das stark genug ist, sobald es 
eine griine Farbe angenommen hat. Es wird auBerlich oder innerlich verabreicht. Das reichlich vorhandene atherische Ol besteht 
fast ausschlieBlich aus Thujon und Isothujon, wobei Thujon iiberwiegt. Thujon hat stark psychoaktive Krafte, wahrend das 
Isothujon wie Codein wirkt (OVERFIELD et al. 1980). 

Artemisia tournefortiana REICHENB. - Burnak 

Die im Himalaya heimische Art wird in Ladakh als psychoaktiver Bierzusatz verwendet (NAVCHOo und BUTH 1990: 319' ). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Artemisia absinthium, Artemisia mexicana, Atherische Ole 

ALDUNATE, Carlos, Juan J. ARMESTO, Victoria CASTRO und Carolina VILLAGRAN 1983 »Ethnobotany o/Pre-Altiplanic Community in 
the Andes o/Northern Chile*, Fcottoirlic Botany 370): 120-135. 

AsPI.UND, R.O,, Margaret McKEE und Padnla BAI,ASU6RAMANIYAN 1972 »Artevasin: A New Sesquiterpene Lactone from Artennsia tridentata«, 
Pliytoclielttistry 11: 3542-3544. 
BHADANE, Nageshvar R. und Fred SHAFUADEH 

1975 »Sequiterpene Lactones o/Sagebrush: The Structure o/Artecanin«, Pltytoclletiiistr-y, 14: 2651-2653. 

BOHLMANN, Ferdinand und Christa ZDERO 1980 »Neue Sesquiterpene aus Artennsicl koidznrrlu«, Pliytocliettiistry, 19:149-151. 
BRONDEGAARD, V J. 1972 »Artemisia in der gynakologischen Volksmedizin«, Ethnorrledizin 2(1/2): 3-16. 

DOMiNGUEZ, Xorge Alejandro und Enrique CARDENAS G. 1975 »Achillin and Deacetylmatricarin from TWo Artemisia Species*, Phytochernistry 14: 251 1- 
2512. 

EL-FERALY, Farouk, Ibrahim A. AL-MESHAL, Mohammed A. AL-YAHYA und Mohammed S. HIFNAWY 1986 »On the Possible Role of Qinghao Acid in 
the Biosynthesis of Artemisinin«, Phytochernistry 25(1 1): 2777-2778. 

EPSTEIN, William W. und Larry A. GAUDIOSO 1984 »Volatile Oil Constituents of Sagebrush*, Phytochennstry 23(10): 2257-2262. 

EPSTEIN, William W. und Ellen E. Ubben JENKINS 1979 »Anthemidin, a New Sequiterpene Lactone from Artemisia ludoviciana«, Journal of Natural Products 
42(3): 279-281. 

LAME DEER, Archie Fire und Richard ERDOES 1992 Gift of Power: The Life and Teachings of a Lakota Medicine Man, Santa Fe, NM: Bear und Co. 
Publishing. 

LEE, K.H., R.F. SIMPSON und T.A. GEISSMAN 1969 » Sesquiterpenoid Lactones oi Artemisia, Constituents of Artemisia cana ssp. cana, the Structure of 
Canin«, Phytochemistry 8: 1515-1521. 

MORAN, A., R. CARRON, M. L. MARTIN und L. SAN ROMAN 1989a »Antiasthmatic Activity of Artemisia caerulescens subsp. gcjllicci«, Planta Medica 55: 
351-353. 

MORAN, A., M.J. MONTERO, M. L. MARTIN und L. SAN ROMAN 1989b »Pharmacological Screening and Antimicrobial Activity ot the Essential 1 1 of 
Artemisia 

caerulescens subsp. gaUica«, Journal of Ethnopharmacology 26: 197-203. 

MORAN, A., M. L. MARTIN, M.J. MONTERO, A.V ORTIZ DE URBINA, M.A. SEVILLA und L. SAN ROMAN 1989c »Analgesic, Antipyretic and Anti- 
inflammatory Activity of the Essential Oil of Artemisia caerulescens subsp. gallica«. Journal of Ethnopharmacology 27: 307-317. 

OHNO, Nobuo, Jonathan GERSHENZON, Catherine ROANE und Tom J. MABRY 1980 » 11,13-Dehydrodesacetylmatricarin and Other Sesquiterpene Lactones 
from Artemisia ludoviciana var. ludoviciana and the Identity of Artecanin and Chrysartemin B«, Phytochernistry 19: 103-106. 

OVERFIELD, Theresa, William W. EPSTEIN und Larry A. GAUDIOSO 1980 »Eskimo Uses of Artemisia tilesU (Compositae)«, Economic Botany 34(2): 97-100. 
PAL, D.C. und S.K. JAIN 1989 »Notes an Lodha Medicine in Midnapur District, West Bengal, India*, Economic Botany 43(4): 464-470. 
RODRiGUEL, E., N.J. CARMAN, G. VANDER VELDE, J.H. MCREYNOLDS, T.J. MABRY, M.A. IRWIN und T.A. GEISSMAN 1972 »Methoxylated 
Flavonoids from A rtem/iM«, Phytochemistry 11: 3509-3514. 

STORE, Wolf-Dieter 1995 »Das esoterische Pflanzen-Lexikon: BeifuB*, Esotera 1 1/95: 137-139. 
TwAIl, Husni A. A. und Ammar A. AL-BADR 1988 »Hypoglycemic Activity of Artemisia herha alba«. Journal of Etllnopharmacology 24: 123-126. 



Arundo donax Pfahlrohr, Riesenschilf 

Familie 

Gramineae: Poaceae (Graser); Tribus Festuceae 

Formen und Unterarten 

Es gibt eine haufig als Zierpflanze kultivierte, kleine Form mit gestreiften Slattern: Arundo donax L. cv. variegata 

Synonyme 

Arundo bambusifolia HKR. Arundo bengalensis RETZ. Arundo glauca BUB. Artindo sativa nom. nud. 

Volkstiimliche Namen 

Arundo cypria, Arundo tibialis, Auleticon, Barinari (Hindi), Calamia, Calamus, Calamus cyprius, Cana, Cane of Spayne, Cane 
sticks, Canna, Canna hispanica, Cana brava, Carizzo, Carizzo de castilla, Casab (Arabisch), Donax, Flotenrohr, Giant reed. Great 
reed, Guna pipi (Siona »Felsrohr«), Harundo, Hasab (Arabisch), Hispanischried, Italienisches Rohr, Juco, Juinanashu(p)jua 
(Kamsa), Kalamos (Griechisch), Kinapipi (Secoya »Felsrohr«), Kyprisches Rohr, Nalaka (Sanskrit), Navadna trstenika 
(Slowenisch), nbj.t (Altagyptisch), Pfeilrohr, Pilco, Rede, Rede of Spayne, Ried, Riet, Rohr, Rohr aus Syrien, Roseau, Shaq 
(Chumash), Spanisches Rohr, Spanish cane, Spanish reed, Tubito, Uenyinanashuf, Xapij, Xapij-aacol (Seri »Gro6es Rohrgras«), 
Yuntu (Mapuche), Zahm Rohr 

Geschichtliches 

Im alten Agypten ist der Gebrauch von Arundo donax spatestens seit dem Neuen Reich weit verbreitet, wie archaologische Funde, 
u.a. von Floten aus den Stengeln, beweisen (GERMER 1985: 2040. Die Stengel dienten weltweit als Pfeilschafte (TiMBROOK 
1990: 246*). Die Pflanze wurde schon friih mit dem Hirtengott Pan assoziiert, unter anderem well man aus seinen Schaften 
Panfloten herstellte. Arundo donax war vielleicht mit der wundersamen » Zw61fg6tterpflanze« der Spatantike identisch (siehe 
Dodecatheon). Das Rohr gehort auch zu den heiligen Pflanzen der Buddhisten, well es in der Buddhalegende vorkommt (GUPTA 
1991: 18f.*). Erst in jiingster Zeit ist das Rohr als psychoaktive Pflanze bekannt geworden (OTT 1993: 245') . 

Verbreitung 

Das Pfahlrohr stammt aus dem Mittelmeerraum, hat sich aber schnell in alle Welt verbreitet, seit dem 16. Jahrhundert auch in der 
Neuen Welt. 

Anbau 

Am einfachsten erfolgt der Anbau iiber ausgegrabene und von der Hauptknolle abgetrennte Wurzelsegmente oder Ableger mit 
jungen Trieben. Vor dem Verpflanzen kann man den Ableger mit seinem kleinen Knollenstiick in Wasser stellen. Fast iiber Nacht 
treiben junge, phallusformige Wurzeln aus (daher riihrt vielleicht auch die Assoziation mit dem phallischen Gott Pan). 

Aussehen 

Die in Biischeln aus den knotigen Rhizomen wachsenden Halme werden 4 bis 6 Meter hoch. Die lanzettformigen Blatter werden 3 
bis 5 cm breit und iiber 50 cm lang. Die symmetrische Bliitenrispe kann bis zu 70 cm lang werden. In den Tropen kann das Gras 
auch iiber 10 Meter hoch werden. Die als Zierpflanze kultivierte, gestreifte Form wird nur etwa 3 Meter hoch. 
Arundo donax kann leicht mit Phragmites australis verwechselt werden. 

Droge 

Wurzelstock (Rhizoma Arundinis donacis) 

Zubereitung und Dosierung 

Der frische Wurzelstock wird gereinigt, zerkleinert und mit einer Alkohol-Wasser-Mischung (1:1) mazeriert. Das Mazerat kann 
eingedampft werden. Der alkaloidangereicherte Riickstand laBt sich entsprechend fiir Ayahuascaanaloge weiterverarbeiten. 
Die Shipiboschamanen von Caimito benutzen das Pfahlrohr als Ayahuascazusatz. Manchmal stellen die nordperuanischen 
Volksheiler (curanderos) beim Zubereiten des San-Pedro-Trankes (siehe Trichocereus pachanoi) Kreuze aus Rohr auf, damit der 
Trank nicht iiberkoche. Er wiirde sonst kein Gliick bringen (GIESE 1989: 229"). 

iiber Dosierungen ist nur wenig bekannt. 50 mg des Extraktes (in Kombination mit 3 g Samen von Peganum harmala) scheinen 
noch keine psychedelische Wirkung zu entfalten. Leider ist auch kaum etwas iiber toxische Dosierungen bekannt. Beim 
Experimentieren mit Arundo donax sollte groBe Vorsicht geiibt werden (vgl. Phragmites australis). 

Rituelle Verwendung 

In der Antike war das Rohr nicht nur dem Naturgott Pan geweiht, sondern auch Silvan und Priapus heilig. Ob das Rohr im Kult 
des Pan psychoaktiv genutzt wurde, ist unbekannt. Immerhin wurde daraus die Syrinx, die Panflote, hergestellt, die, wenn man sie 
blast, nicht nur liebliche Melodien, sondern auch einen »panischen Schrecken« verbreitet (BORGEAUD 1988). Vielleicht ist 
diese Geschichte eine Metapher fiir die machtige psychoaktive Kraft der Wurzel (DMT-Erfahrungen sind fiir die meisten 
Menschen zutiefst erschreckend). 



Ansonsten existieren nur wenige ernstzunehmende Geriichte iiber eine rituelle Verwendung als psychoaktive Pflanze: 
»Es gibt Aussagen iiber eine geiieime Sufitradition, in der Arundo donax und Peganum harmala mit mystisclier Initiation in 
Verbindung gebrachit werden. Wiirde dies stimmen, dann ware das ein Beweis fiir den Gebrauch eines zuverlassigen Ayaliuasca- 
Analogs im Nahen Osten des Altertums - das gefeierte Soma der Arier.« (DEKORNE 1995: 28) 

Artefakte 

Einige altagyptisciie Malereien zeigen Graser und Graserdickichite, die entweder als Arundo doriax oder Phragmites australis 
gedeutet werden (GERMER 1985: 2040. Aus den Schaften wurden Panfloten hergestellt. Die Schiafte dienten anscheinend aucli 
als Vorbild fiir die Konstruktion bestimmter Saulen. 

In der Neuen Welt werden die Schafte von Arundo donax nicht nur zur Herstellung von Pfeilen, sondern auch fiir 
Ritualgegenstande benutzt. Die Gebetsfahnenstangen der Huichol (vgl. Lophophora williamsii) werden aus den Stengeln von 
Arundo donax gefertigt (miindliche Mitteilung Stacy Schaeffer). In Ecuador werden von Indianern aus den Stengeln heute noch 
Panfloten gefertigt (VICKERS und PLOWMAN 1984: 13*). In Kolumbien werden die Wedel von Schamanen als Ohrenschmuck 
getragen (BRISTOL 1965: 103*). 

Medizinische Anwendung 

Volksmedizinisch diente der Wurzelstock in erster Linie als Diuretikum, also als harntreibendes Mittel (WASSEL und AMMAR 

1984). 

In der Homoopathie war um 1863 die Essenz aus frischen Wurzelsprossen unter dem Namen »Arundo mauritanica - Wasserrohr« 

ein wichtiges Mittel (SCHNEIDER 7974 /; 144f.*). 

Inhaltsstoffe 

Im Wurzelstock sind mindestens fiinf Tryptamine enthalten: NN-DMT, 5-MeO-DMT, Bufotenin, Dehydrobufotenin und 
Bufotenidin (DEKORNE 7995; 27, GHOSAL et al. 7969, WASSEL und AMMAR 1984). Uber andere Inhaltsstoffe ist wenig 
bekannt. 

Wirkung 

Bei Dioskurides heiBt es, daB die Bliitenbiischel von Arundo donax - genau wie bei Phragmites australis -, wenn sie in die Ohren 

gelangen, Taubheit hervorrufen (/, 114). 

Die Berichte iiber die Wirkung eines Ayahuascaanalogs aus Arundo donax sind nicht sehr vielversprechend oder zum eigenen 

Experimentieren ermunternd: 

»Zum Beispiel nahm ich einmal ein Gramm Peganum-harmala-Extrakt mit 50 mg eines Arundo donax -Extraktes ein. Es gab 

iiberhaupt keine Psychoaktivitat, dafiir litt ich aber an maBigen allergischen Reaktionen. Innerhalb einer Stunde nahm ich wahr, 

daB meine Sicht beeintrachtigt war - ich hatte einige Schwierigkeiten, auf die Buchstaben einer Zeitung zu fokussieren. Spater 

fiihlten sich meine Augen feucht und leicht geschwoUen an. Am nachsten Tag hatte ich eine mittlere Konjunktivitis, und 

gelegentlich erschien ein Nesselausschlag auf meinem Korper. Es dauerte drei Tage, bis sich diese Symptome gaben. Zweifellos 

soUte man extrem vorsichtig sein, wenn man mit irgendeiner neuen Pflanzenart experimentiert, besonders aber bei den Pflanzen, 

die keine bekannte Geschichte schamanischer Verwendung haben.« (DEKORNE 1995: 149-) 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Phalaris arundinacea, Phragmites australis, Ayahuascaanaloge, NN-DMT, 5-MeO-DMT 

BORGEAUD, Philippe 

1988 The Cult of Pan in Ancient Greece, Chicago, 

London: The University of Chicago Press. 
DEKORNE, 11m 
1995 »Arundo donax«, Entheogene 4: 27-28. GHOSAL, S. et al. 

1969 »Arutido donax L. (Graminae): Phytochemical 

and Pharmacological Evaluation*, Journal of 

Medicinal Chemistry 12:480-483. 
MACHEN, Arthur 

1994 Der Grofie Pan, Miinchen: Piper. 
VALENCIC, Ivan 

1994 »A11 vsebuje navadna trstenika (Arundo donax) 

psihedelik DMT?«, Proteus 56: 258-261. 
WASSEL, G.M. und N.M. AMMAR 
1984 »Isolation of the Alkaloids and Evaluation of the Diuretic Activity oi Arundo donax«, Fitoterapia 15(6): 357-358. 



Atropa belladonna Tollkirsche 



Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Atropoideae (= Solanoideae), Tribus Atropeae (= Solaneae) 

Formen und Unterarten 

Es werden anhand der Farbe der Bliiten und der reifen Friichte zwei Varietaten unterschieden (LINDEQUIST 1992: 423): 
Atropa belladonna var. belladonna: violette Bliiten, schwarze Friichte 

Atropa belladonna var. lutea DOLL. [syn. Atropa lutescens JACQ. ex C.B. CLARKE, Atropa pallida BORNM., Atropa 
belladonna L. var. flava; vielleicht: Atropa acuminata ROYLE ex LINDL.]: rein gelbbliihend, gelbe Friichte 

Synonyme 

Atropa belladonna L. ssp. gallica F ASCHER Atropa belladonna L. ssp. grandiflora F ASCHER Atropa belladonna L. ssp. minor 
PASCHER Atropa lethalis SALISB. Atropa lutescens JACQ. ex C.B. CLARKE Atropa pallida BORNM. Belladonna baccifera 
LAM. Belladonna trichotorrra ScoP. 

Volkstiimliche Namen 

Banewort, Beilwurz, Belladonna, Belladonne, Belledame, Bennedonne, Bockwurz, Bollwurz, Bouton noir, BuUkraut, Cerabella, 
Chrottebeeri, Chrotteblueme (»Kr6tenblume«), Deadly nightshade, Deiweilskersche, Dol, DoUkraut, Dolo, Dolone, Dolwurtz, 
Dulcruyt, Dwale, Dway berry, English belladonna. Great morel, Groote nachtschaed, GroBe Graswurzel, Hexenbeere, 
Hexenkraut, Hollenkraut, Irrbeere, Jijibe laidour (Marokkanisch), Judenkernlein, Judenkirsche, Lickwetssn, Mandragora 
Theophrasti, Morderbeere, Morel, Morelle furieuse. Poison black cherry, Pollwurz, Rasewurz, Rattenbeere, Satanskraut, Saukraut, 
Schlafapfel, Schlafbeere, Schlafkirsche, Schlafkraut, Schwarzber, Schwindelbeere, Sleeping nightshade, Solanum bacca nigra, 
Solanum lethale, Solatrum mortale, Strignus, Teufelsauge, Teufelsbeere, Teufelsbeeri, Teufelsgaggele, Teufelsgiickle, 
Teufelskirsche, Tintenbeere, Todeskraut, Tollbeere, Tolle Tiifus-Beeri, Tollkraut, TiifusBeeri, Waldnachtschaden, 
Waldnachtschatt, Waldnachtschatten, Uva lupina (»Wolfsbeere«), Uva versa, Walkerbaum, Walkerbeere, Wolfsauge, Wolfsbeere, 
Wolfskirsche, Wutbeere, Wuth-beer, Yerva mora 

Geschichtliches 

Die Tollkirsche wird von alters her als Giftpflanze gefiirchtet und als Hexenkraut damonisiert. Sie wurde sogar schon als Grund 

fiir das Aussterben der Dinosaurier in Erwagung gezogen. Die machtigen Echsen soUen sich an dem Gewachs vergiftet oder durch 

Halluzinationen selbst ausgerottet haben. 

Moglicherweise wurde die Tollkirsche von Dioskurides unter dem Namen strychnos manikos beschrieben (SCHNEIDER 1974 1: 

160' ). Der Name hat zu groBen Verwirrungen gefiihrt und stellt bis heute ein ethnobotanisches Ratsel dar (vgl. Datura 

stramonium, Solanum spp., Strychnos nux-vomica). 

Vielleicht ist die Tollkirsche mit der morion genannten »anderen, bei Hohlen wachsenden« »mannlichen« Alraune (Mandragora 

ojficinarum) identisch. Morion bedeutet wortlich »mannliches Glied« und weist auf die Verwendung als Tollkraut (mhd. »toll« = 

geil) hin. ToUkirschen wurden seit dem Altertum als Aphrodisiaka benutzt. 

Der Gattungsname leitet sich von Atropos (_ »die Grausame, Unerbittliche«) ab. Sie ist eine der drei Parzen oder 

Schicksalsgottinnen, die iiber Leben und Tod bestimmen. Atropos ist diejenige, die den Faden des Lebens durchschneidet. 

Die Tollkirsche wurde im alten Orient Bier und Palmwein zugesetzt. Sie land anscheinend schon bei den Sumerern als Heilmittel 

bei vielen Krankheiten, die durch Damonen verursacht wurden, Verwendung. 

ijber die Geschichte der Tollkirsche im friihen Mittelalter ist kaum etwas bekannt. Beim Krieg zwischen den Schotten und 

einfallenden Danen im 1 1 . Jahrhundert wurden ToUkirschen als »chemische Waffe« eingesetzt. Die Schotten versetzten das 

dunkle Bier mit dem Beerensaft und floBten es den sauflustigen Danen ein. Im deliranten Schlaf wurden sie schlieBlich 

iiberwaltigt (SCHLEIFFER 1979: 143ff.*, VONARBURG 1996: 62). 

Bereits bei Hildegard von Bingen beginnt die Damonisierung und Verteufelung der ehemals heidnischen Ritualpflanze: 

»Die Tollkirsche hat Kalte in sich, halt aber dennoch Ekel und Erstarrung in dieser Kalte, und in der Erde, und an dem Ort, wo sie 

wachst, hat die teuflische Einfliisterung einen gewissen Teil und eine Gemeinschaft ihrer Kunst. Und sie ist fiir den Menschen 

gefahrlich zu essen und zu trinken, well sie seinen Geist zerriittet, wie wenn er tot ware.« (Physica 1, 52) 

Sie wurde in der friihen Neuzeit welter verteufelt (»Teufelsbeere«, »Teufelsgaggele«, »Teufelskirsche«) und als gefahrliche und 

damonische Hexenpflanze Init den Hexensalben in Verbindung gebracht. Da die Tollkirsche leicht zu todlich endenden 

Vergiftungen fiihrt, hat sie nie eine groBe Rolle als Zauberpflanze gespielt. 

Der italienische Krauterbuchautor Matthiolus hat als erster den Namen belladonna, »sch6ne Frau«, fiir die Tollkirsche erwahnt 

und ihn damit erklart, daB die Italienerinnen sich den gepreBten Saft in die Augen traufelten, um schoner zu erscheinen. Das im 

Saft enthaltene Atropin bewirkt eine voriibergehende VergroBerung der Pupillen (Mydriase). Damals gehorten groBe, schwarze 

Pupillen zum Schonheitsideal. Der ToUkirschensaft erlangte in der Augenheilkunde wegen dieser pupillenerweiternden Wirkung 

groBe Bedeutung. Bis heute verwenden Augenartze das nach der Atropa benannte Atropin fiir denselben Effekt. Der Wirkstoff 

Atropin wurde erstmals 1833 vom deutschen Apotheker Mein aus der Tollkirsche isoliert (VONARBURG 1996:62). 

Verbreitung 

Die Tollkirsche ist in Mittel- und Siideuropa und in Kleinasien heimisch. Sie hat sich von da aus iiber Westeuropa bis in den Iran 
und iiber ganz Nordafrika verbreitet. In Griechenland ist sie selten und nur in bergigen Regionen anzutreffen. In den Alpen kommt 
sie bis auf 1700 Meter Hohe vor (KRUEDENER et al. 1993: 128"). Sie bevorzugt schattige Platze und benotigt einen kalkhaltigen 
Boden (VONARBURG 1996:61). 



Anbau 

Am einfachsten und erfolgreichsten ist die Vermehrung mit Stecklingen von neu ausgetriebenen SchoBlingen oder durch Ableger 
vom Wurzelstock. Beides muB im Friihling geschehen. Die Anzucht aus Samen ist recht schwierig, da weniger als 60% der Samen 
keimfahig sind. Dennoch lohnt sich die Anzucht mit Saat fiir den kommerziellen Anbau (MORTON 1977: 284"). GroBe 
Anbaugebiete liegen in Slid- und Osteuropa, in Pakistan, Nordamerika und Brasilien. 

Aussehen 

Die bis zu 1,5 Meter hohe, mehrjahrige Staude hat gerade, verastelte Stengel, langliche Blatter und glockige, braunviolette Bliiten 

in einem fiinfzipfeligen, griinen Kelch. Die Frucht ist anfangs griin, wird aber glanzend schwarz; sie ist etwa kirschgroB und sitzt 

auf den fiinfzipfeligen Kelchen. Die Tonkirsche bliiht zwischen Juni und August. Oft tragi sie zu dieser Zeit schon Friichte. Die 

Varietat lutea hat gelbe Bliiten, gelbe Friichte und einen griinen Stengel. 

Die Tollkirsche liefert einen attraktiven Nektar, der von Bienen und Hummeln begierig gesammelt und zu psychoaktivem Honig 

verarbeitet wird (HAZLINSKY 1956). Dadurch wird die Pflanze auch bestiiubt (VONARBURG 1996: 62). 

Die Tollkirsche kann eigentlich nur mit anderen Atropa-Arten (siehe Tabelle Seite 85), manchmal aber auch rail Scopolia spp. 

(siehe Scopolia carniolaca) verwechselt werden. 

In historischen Quellen wird die Tollkirsche oft mit dem BittersiiBen Nachtschatten (Solarium dulcamsaa) und dem Schwarzen 

Nachtschatten (Solarmra nigrum, vgl. Solanum spp.) verwechselt (SCHNEIDER 1974 I: 1600, manchmal auch mit der 

Schlafbeere (Withania somnifera). Man hat auch in der Einbeere (Paris quadrifoUa L.; vgl. Aconitum spp.) eine Form der 

Belladonna gesehen (SCHWAMM 1988: 133). 

Droge 

- Blatter (Belladonnae folium, Belladonnae herba. Folia Belladonnae, Herba Belladonnae, Solani furiosi, Belladonnablatter). Die 
pharmazeutische Rohdroge ist manchmal mit Blattern des Gotterbaumes (Ailanthus altissima L.), der Kermesbeere (Phytolacca 
americana L., Phytolacca acinosa), Hyoscyamus muticus, Physalis alkekengi L. (vgl. Physalis spp.) und Scopolia carniolica 
verfalscht. 

- Wurzel (Belladonnae radix. Radix Belladonnae, Belladonnawurzel). Die pharmazeutische Rohdroge ist manchmal mit den 
Wurzeln der Kermesbeere (Phytolacca anlericana L., Phytolacca acinosa) oder Scopolia carniolica verfalscht. 

- Frische oder getrocknete Friichte (Belladonnae fructus, Fructus Belladonnae) 

Zubereitung und Dosierung 

Die Blatter der Wildform sollen von Mai bis Juni gesammelt werden, da sie dann den hochsten Alkaloidgehalt haben. Sie werden 
im Schatten getrocknet und miissen dann lichtgeschiitzt und gut verschlossen gelagert werden. Die Friichte werden am besten 
geerntet, wenn sie fast ganz reif sind. Sie miissen an einem trockenen, luftigen Ort getrocknet werden. Sowohl Blatter als auch 
Friichte eignen sich als Zutaten zu Rauchmischungen. Sie lassen sich u.a. gut mit getrockneten Fliegenpilzen (Amanita muscaria) 
und Hanf (Cannabis indica) kombinieren. Noch um 1930 wurden pharmazeutische Zigaretten aus Belladonnablattern, getrankt 
mit Opiumtinktur (vgl. Papaver somniferum), verschrieben (SCHNEIDER 19741: 1620. 

1 bis 2 frische ToUkirschen bewirken ca. 1 bis 2 Stunden nach dem Essen leichte Wahrnehmungsveranderungen. 3 bis 4 frische 
ToUkirschen gelten als psychoaktives Aphrodisiakum; 3 bis maximal 10 frische Beeren werden als halluzinogene Dosis genannt. 
10 bis 20 Kirschen konnen angeblich todlich wirken; bei Kindern konnen bereits 2 bis 3 Beeren zum Tode fiihren 
(VONARBURG 1996: 62). Im Umgang mil Atropa belladonna ist hochste Vorsicht geboten! Bei manchen Menschen konnen 
auch schon kleinste Mengen zu verheerenden Auswirkungen (deliranten Zustanden) fiihren. Am wenigsten gefahrlich ist der 
Gebrauch als Raucherstoff oder Zusatz in Rauchmischungen. 

Als mittlere medizinische Einzeldosis (innerlich) der getrockneten und pulverisierten Blatter gelten 0,05 bis 0,1 g (LINDEQUIST 
1992: 429). Als therapeutische Dosis des Atropins werden 0,5 bis 2 mg angegeben. 30 bis 200 mg der getrockneten Blatter oder 
30 bis 120 mg der getrockneten Wurzel sollen, geraucht oder oral eingenommen, eine angenehme psychoaktive Dosis ergeben 
(GOTTLIEB 1973: 5*). 

Die Tollkirsche soil ein Bestandteil der Hexensalben gewesen sein und ist als magischer Raucherstoff verwendet worden. Eine 
traditionelle »Orakelraucherung« hat die Tollkirsche als Hauptbestandteil und -wirkstoff (vgl. Raucherwerk). Ihre Zutaten sind: 

»Blatter des Wassereppichs [Aethicsa sp., Apium sp. oder Sium sp.], welche an Neumond geerntet, 

Eicheln [Quercus spp.], zu VoUmond nackt gepfliickt. 

Blatter und Bliiten der Tollkirsche, welche mittags geerntet. 

Blatter des Eisenkrauts [Verbena officinalis], mit der Hand gerupft am Nachmittag, 

Blatter der wilden Pfefferminze [Mentha spp.], am Morgen gepfliickt. 

Blatter der Mistel [Viscum album] vom Vorjahr, zu Mittnacht geschnitten«. 
Leider sind keine genauen Mengenangaben iiberUefert (nach MAGISTER BOTANICUS 1995: 185*). 

ToUkirschen konnen auch vermaischt, vergoren und zu Schnaps, einem »Toll-Kirsch«, destilliert werden (vgl. Alkohol). Die 
Tollkirsche wurde auch als psychoaktiver Zusatz zu Bier, Met, Palmwein und Wein benutzt. Sie ist sogar Bestandteil der Ras el 
Hanout genannten marokkanischen Gewiirzmischung (NORMAN 1993: 96f.*). 

Rituelle Verwendung 

Wahrscheinlich wurde die Tollkirsche seit dem Altertum genauso oder sehr ahnlich wie die Alraune benutzt (siehe Mandragora 
officinarum). Moglicherweise diente ihre Wurzel auch als Ersatz fiir die Alraune oder wurde alternativ zu ihr eingesetzt. Im 



Volkstum haben sich auf jeden Fall Rudimente eines Tollkirschenkultes erhalten, die darauf schlieBen lassen. So wird z.B. in 
Ungarn die Wurzel »in der Sankt-Georgen-Nacht nackt unter Darbringung eines Brotopfers wie an einen elbischen Unhold 
ausgegraben« (HOFLER 1990: 90*). In Rumanien heiBt die Tollkirsche auch »Wolfkirsche«, »Blume des Waldes«, »Dame des 
Waldes« und »Kaiserin der Krauter«. 

Die Tollkirsche kommt in siidgermanischen Gebieten haufig vor. Es ist unklar, ob die Pflanze zur einheimischen Flora gehorte 
Oder erst im friihen Mittelalter eingefiihrt wurde. Die deutschen Namen der Pflanze deuten auf ihre psychoaktive Wirkung 
(»Schlafheere«, » Rasewurz«, »Tollkirsche«) und verweisen auf heidnische Beziige (» Wolfsauge« , »Wutbeere«); der Wolf ist 
das Tier des Wotan und die Wut (= Raserei, Ekstase) seine Eigenschaft (wuotan, »der Wutende«). Die Tollkirsche ist mit den 
Tochtern des Wotan assoziiert: »Am Niederrhein nennt man ihre Friichte Walkerbeeren und sie selbst Walkerbaum, in dem jeder, 
der von den Beeren aB, den Walkyren anheim gefallen war.« (PERGER 1864: 182f.*) Die Walkiiren sind die Tochter von Himmel 
und Erde (Wotan und Erda) und die Seelengeleiterinnen der im Kampf gefallenen Helden. Sie fiihren diese nach Walhall, wo sie 
bis zur Gotterdammerung, d.h. der Wiedergeburt der Welt, von ihnen mit berauschendem Met bewirtet werden. Da Wotan Herr 
der wilden Jagd, aber auch der Jagd und des Waldes ist, stand er in enger Beziehung zu den Jagern. So haben noch im 19. 
Jahrhundert siiddeutsche Jager vor der Jagd drei bis vier Beeren der Tollkirsche gegessen, um ihre Wahrnehmung zu scharfen und 
besser jagen zu konnen." 

Obwohl die Tollkirsche als klassische » Hexenpflanze« gilt, sind nur sehr wenige Angaben iiber ihren magischen Gebrauch in 
Hexenritualen iiberliefert. Giovanni Battista della Porta (ca. 1535-1615) schreibt in seinem Werk iiber die »Natiirliche Magie«, 
daB man sich mit einem Arcanum (Geheimmittel) in einen Vogel, Fisch oder eine Gans - das heilige Opfertier fiir Wotan/Odin zur 
Wintersonnenwende - verwandeln und dadurch viel SpaB haben kann. Er fiihrt als brauchbares Mittel an erster Stelle die 
Tollkirsche an (SCHLEIFFER 1979: 139f.'). 

In keltischen bzw. in neoheidnischen Ritualen bestimmter, an keltische Traditionen ankniipfender, moderner »Hexenkulte« 
(Wicca) wurde und wird nach einer vorangegangenen Fastenzeit von 14 Tagen48 (one fortnight) in der Nacht des Vollmondes vor 
dem Samhainfest (1. November) - an dem ein Tee aus Amanita muscaria getrunken wurde - die oben angefiihrte Orakelraucherung 
vollzogen: 

»Die Angehorigen eines Verbundes von Krauterkundigen versammelten sich dann in der „heiligen" Nacht und wahlten eine/n der 
Ihren aus, der/die sich als Orakelpriester/in vor das RauchergefaB zu setzen und die giftigen Dampfe einzuatmen [hatte ] . 
Die daraufhin einsetzenden toxischen Wirkungen der Raucherung versetzten den/die Priester/in in einen Trancezustand, in 
welchem sie/er dann als Orakel die Fragen der anderen beantwortete oder Kontakt zu Geistern oder Gottern aufnahm. Interessant 
ist weiterhin, daB niemals die/der gleiche Priester/in zweimal hintereinander als Orakel fungieren durfte.« (MAGISTER 
BOTANICUS 1995: 185f.') 

Artefakte 

Im 19. Jahrhundert und in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Tollkirsche und die Belladonna als ihre 
anthropomorphe Gestalt oft in der Druckgraphik dargestellt (z.B. von Erich Brukal, Paul Wending; vgl. RATSCH 1995: 138'). Ob 
diese Bilder durch personliche Erfahrungen der Kiinstler mit ToUkirschenzubereitungen zustande kamen, ist ungewiB. 
Moglicherweise gaben lediglich die Legenden um das Hexenkraut und den sie beseelenden Geist den AnstoB dazu. 
Im Kurzfilm Belladonna von Herman de Vries u.a. wird ein magisches Hexenritual mit der Tollkirsche dargestellt. Eine junge 
Frau geht durch den Wald, sucht eine Tollkirsche, entkleidet sich und beschmiert ihren Korper mit den Friichten. Der Film 
versucht, die daraufhin eintretende psychoaktive Wirkung umzusetzen. Ein experimenteller Film mit dem Titel Atropa belladonna 
- Die Farbe der Zeit wurde ebenfalls vom Mythos der schonen Frau und dem Pflanzengeist inspiriert (FRIEL und BOHN 1995). 
Die Belladonna hat auch in der psychedelischen Musik und im Heavy metal Spuren hinterlassen (z.B. IAN CARR, Belladonna 
oder die Band Belladonna), ebenso bei Andreas VoUenweider. 

Eine turbulente literarische Verarbeitung einer ToUkirschenberauschung ist in dem Buch Ist Gott eine Droge oder haben wir sie 
nurfalsch verstanden von Robert Anton Wilson beschrieben (1984: 13-26). 

Medizinische Anwendung 

Die Tollkirsche wird seit der An tike medizinisch verwendet, u.a. als Schmerzmittel (vgl. Schlafschwamm). Sie wurde oft zur 

»Vertreibung von Damonen« eingesetzt, d.h., sie wurde wohl zur Therapie von Depressionen, Psychosen und Geisteskrankheiten 

benutzt. Rudimente der psychiatrischen Verwendung haben sich bis heute in Nordafrika erhalten. 

In Marokko wird aus den getrockneten Beeren mit wenig Wasser und Zucker ein Tee zubereitet, der » zu einer guten geistigen 

Kondition verhelfen« kann. Dieser Tee ist auch ein Aphrodisiakum fiir Manner. Welter heiBt es, »daB eine kleine Dosis 

Belladonna den Verstand klare und zu intellektuellen Arbeiten befahige« (VENZLAFF 1977: 82*). Ein paar frische Beeren sollen 

auch die Gedachtnisleistung erhohen. 

Im 19. Jahrhundert wurden Wurzel- und Krautextrakte zur Behandlung von Gelbsucht, Wassersucht, Keuchhusten, 

konvulsivischem Husten, Nervenkrankheiten, Scharlach, Epilepsie, Erkrankungen der Harnorgane und Atemwege, auch des 

Schlundes und der Speiserohre, Neurosen, Nierenkoliken, verschiedenen Hautkrankheiten und Augenentziindungen verwendet 

(SCHNEIDER 1974 I: 161' ). 

Eine am Ende der Bliitezeit aus der frischen Pflanze samt Wurzelstock gewonnene Urtinktur (Atropa belladonna hom. PFX und 

RhHABI, Belladonna hom. HABI) sowie verschiedene Potenzen (normalerweise erst ab D4) werden in der Homoopathie - 

entsprechend dem Arzneimittelbild - vielfach verwendet (VONARBURG 1996: 63). 



Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze enthalt zwischen 0,272 und 0,5 1 1 % Tropanalkaloide, die var. lutea nur 0,295% (LINDEQUIST 1992: 424). 
Die Stengel konnen bis 0,9% Alkaloide enthalten, die unreifen Friichte bis zu 0,8%, die reifen Friichte 0,1 bis 9,6%, die Samen ca. 
0,4%. In der lebenden Pflanze herrscht (-)Hyoscyamin vor, das nach der Ernte beim Trocknen und Lagern in Atropin iibergeht. 
Die getrockneten Blatter enthalten 0,2 bis 2% Alkaloide, die getrocknete Wurzel 0,3 bis 1,2% mit Hyoscyamin als 
Hauptkomponente (68,7%), Apoatropin als Nebenalkaloid (17,9%) und viele weitere Tropanalkaloide (LINDEQUIST 1992: 433). 
Die Alkaloide der Pflanze gehen anscheinend in das Fleisch von Tieren iiber, die von dem Laub, den Friichten oder der Wurzel 
gefressen haben. Im letzten Jahrhundert wurde ein Fall bekannt, wo eine ganze Familie halluzinierte, nachdem sie ein Kaninchen 
verspeist hatte. Das Kaninchen liebt anscheinend die Pflanze und zeigt keine toxischen Reaktionen (RUSPINI 1865). 

Wirkung 

Das klinische Bild der Tollkirschenwirkung ist recht einheitlich (und erinnert an die Wirkung von Datura und Brugmansia): 

»Innerhalb einer viertel Stunde stellen sich folgende Vergiftungserscheinungen ein: psychomotorische Unruhe und allgemeine 

Erregung, nicht selten auch in erotischer Hinsicht, Rededrang, starke Euphoric (Heiterkeit, Lachlust), aber auch Weinkrampfe, 

starker Bewegungsdrang, u.a. Tanzlust, Intentionsstorungen, manirierte, stereotype Bewegungen, choreatische Zustande, Ataxic, 

Ideenflucht, Umnebelungsgefuhl, Irrercden, Schrcien, Halluzinationen der verschiedensten Art; Zunahme des Erregungszustandes 

bis zu Anfallen von Tobsucht, Wut, Raserei, mit voUiger Verkennung der Umgebung.« (ROTH et al. 1994: 158) 

Der Tod kann durch Atemlahmung eintreten. Die Dauer der (Haupt-) Wirkung betragt 3 bis 4 Stunden, am Auge kann sie 3 bis 4 

Tage anhalten. 

Die Halluzinationen durch ToUkirschen werden meist als bedrohlich, dunkel, damonisch, teuflisch, hoUisch, sehr angstvoll und 

zutiefst erschreckend beschrieben. Viele Benutzer sprechen von einem »Hieronymus-Bosch-Trip« und sind nicht gewillt, derartige 

Experimente zu wiederholen (GABEL 1968, ILLMAIER 1996, PESTOLOZZI und CADUFF 1986). 

Die Alkaloide bewirken zusatzlich eine sehr starke Austrocknung der Schleimhaute, eine Rotung des Gesichtes, eine 

Pulsbeschleunigung und eine Pupillenerweiterung. 

Marktformen und Vorschriften 

ToUkirschenblatter und Tollkirschenwurzeln sind apotheken- und verschreibungspflichtig (LINDEQUIST 1992: 431). 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Atropin 

DRAGER, B. und A. SCHAAL 1991 »Isolation of Pseudotropine-Forming Tropinone Reductase from A/ropa belladonna Root Cultures*, Planta Medica 57, 

Suppl. Issue 2: A 99-100. 

FRIEL, Gunnar und Ralf BOHN 1995 Atropa belladonna -Arbeiten am Film, Wien: Passagen Verlag. 

GABEL, M.C. 

1968 »Purposeful Ingestion of Belladonna for Hallucinatory Effects*, Journal of I'ediatrics 76: 864-866. 

HAZLINSKY, B. 1956 »Poisoiious Honey from Deadly Nl ghtshade«, Zeitschrift fier Bienenforschung 3: 93-96. 

HELTMANN, H. 

1979 »Morphological and Phytochemical Studies m Atropa Species«, Planta Medica 36: 230-231. 

ILLMAIER, Thomas 1996 »Die unerbittlich schone Frau«, Grow! 5/96: 20-23. 

KESSEL, Joseph 1929 Belladonna (Roman), Miinchen: Piper. 

LINDEQUIST, Ulrike 1992 »Atropa«, in: Hagers Handbuch der phartnazeiltischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 4: Al'i-A'il , Berlin: Springer. 

MUNCH, Burchard Friedrich 1785 Practische Ahhandlung von der Belladonna und ihrer Anwendung, Gottingen: Diederich. 

PES'roLozzi, B. C. und F. CADUFF 1986 »Gruppenvergiftung mit Tollkirschentee«, Schweizerische medizinische Wochenschrift 1 16: 924-926. 

ROWSON, J.M. 1950 »The Pharmacognosy of Atropa belladonna L.«, Journal of Pharmacy and Pharmacology 2: 201-216. 

RUSPINI, G. 1995 »Belladonna e conigli«, Eleusis 3: 29-30. 

SCHWAMM, Brigitte 1988 Atropa helladonna, eine antike Heilpflanze im rnodernen Arzneischatz, Stuttgart: Deutscher Apotheker Verlag (Quellen und Studien 

zur Geschichte der Pharmazie, Bd. 49). (Ausgezeichnete Bibliographic) 

VONARBURG, Bruno 1996 »Die Tollkirsche (1. Teil)«, Natiirlich 10/96: 61-64. 

WILSON, Robert Anton 1984 Ist Gott eine Droge oder haben wir sie nur/alsch verstanden, Basel: Sphinx. 

Andere Tollkirschenarten 

Die Gattung Atropa umfaBt 4 bis 6 Arten, die alle auf Eurasien beschrankt sind (D'ARCY 1991: 79*, SYMON 1991: 147*). 
Allerdings wird die Gattung in der taxonomischen Literatur sehr unterschiedlich behandelt. Keine andere Art als Atropa 
belladonna hat ethnopharmakologische Bedeutung als psychoaktive Pflanze gewonnen. Nur die Indische Tollkirsche hat eine 
gewisse ethnomedizinische Anwendung gefunden. Alle Arten enthalten Tropanalkaloide, hauptsachlich Hyoscyamin und Atropin, 
daneben Apoatropin, Belladonnin, in den Wurzeln auch Cuskohygrin. In den Blattern sind auch Quercetin- und 
Kampferolabkommlinge und Cumarine (Scopoletin) anwesend (LINDEQUIST 1992: 423*). 

Atropa aborescens [nom. nud.?] 

Diese in Martinique gesammelte Art »enthalt narkotisch giftige Stoffe« (VON REIS und LIPP1982: 266*). 

Atropa acaulis L. 

Synonym von Mandragora ojficinarum 



Atropa acuminata RoYLE ex LINDL. [syn. Atropa belladonna var. acuminata, Atropa belladonna C.B. CLARKE non L.l 
- Indische ToUkirsche, Sagangur 

Diese Art kommt ausschlieBlich in Indien in den Distrikten Barmula, Kinnaur, Simla und Nainital vor. Sie ahnelt sehr stark der 
Atropa belladonna, besonders der gelbbliihenden Unterart. Sie hat allerdings gelbe Bliiten und schwarze Friichte (MORTON 
1977: 289*). Deswegen wird sie neuerdings meist als Synonym betrachtet, mag aber eine lokale Varietat oder Unterart darstellen. 
Die Indische ToUkirsche hat fast den gleichen Alkaloidgehalt wie die europaische, allerdings eine hohere 
Scopolaminkonzentration (ca. 30% der Gesamtalkaloide). Sie wird in Afghanistan und Kaschmir zur pharmazeutischen 
Verarbeitung angebaut. Die indische Rohdroge ist sehr oft mit den Wurzeln von Phytolacca acinosa verfalscht (MORTON 1977; 
290*). Atropa acuminata wird auch als Synonym fiir Atropa baetica gedeutet. 

Atropa baetica WHvLK. - Iberische ToUkirsche 

kommt in Spanien vor und weist einen hoheren Alkaloidgehalt (nur wenig Scopolamin) als Atropa belladonna auf. 

Atropa caucasica KREYER - Kaukasische Tonkirsche 

ist neben Atropa acuminata die einzige andere asiatische Art. 

Atropa cordata - Herzblattrige ToUkirsche 

ist wahrscheinlich eine breitblattrige europaische Form von Atropa belladonna. 

Atropa digitaloides - Fingerblattrige ToUkirsche 

ist wahrscheinlich eine schmalblattrige, europaische Form von Atropa belladonna. 

Atropa komarovii BLIN. et SHAL - Turkmenische ToUkirsche 

kommt nur in Turkmenien vor. Diese Art wird fiir einen kommerziellen Anbau zur Alkaloidgewinnung getestet. 

Atropa mandragora (L.) WOODVILLE 

Synonym fiir Mandragora officinarum. 

Atropa X martiana FONT QUER 

Kreuzung aus Atropa baetica und Atropa belladonna. 

Atropa paUidiflora SCHONB.-TEM. 

hat eine ahnlich hohe Alkaloidkonzentration wie Atropa belladonna, im Gemisch sind aber ca. 30% Scopolamin enthalten. 

Atropa rhomboidea GD^L. et HOOK 

heiBt heute Salpichroa origanifolia (LAM.) BAILL. und kommt im siidlichen Siidamerika bis einschlieBlich Feuerland vor 
(ZANDER 1994: 496*). 



Banisteriopsis caapi Ayahuascaliane 

Familie 

Malpighiaceae (Malpighiengewachse); Pyramidotorae, Tribus Banisteriae 

Formen und Unterarten 

Es werden zwei Varietaten unterschieden (D. MCKENNA 1996): 
Banisteriopsis caapi var. caupari 
Banisteriopsis caapi var. tukonaka 

Die erstgenannte Varietat hat Knoten in den Stengeln und gilt als starker wirksam; die zweitgenannte Form hat ganz glatte 
Stengel. 

Die Andoquesindianer unterscheiden drei Formen der Liane, je nachdem welche Wirkung sie auf den Schamanen ausiibt: 
inotaino' (Jaguarverwandlung), hapataino' (Anacondaverwandlung) und kadanytaino' (Habichtverwandlung) (SCHULTES 1985: 
62). Die Siona unterscheiden folgende kultivierte Formen: wa'i yahe (»Fleisch-Yahe« mit griinen Blattern), ya'wi yahe (» Pekari- 
Yahe« mit gelbgestreiften Blattern), naso ilnya yahe (»AffenSchlangen-Yahe« ), naso yahe (»Affen-Yahe« mit gestreiften 
Blattern), yahe repa (»richtige Yahe«), tara yahe (»Knochen-Yahe« mitknotigen Stengeln), 'airo yahe (»Wald-Yahe« ), bi'd yahe 
(»VogelYahe« mit kleinen Blattern), sia sewi yahe (» Eiersewi-Yahe« mit gelblichen Blattern), sese yahe (»WeiBlippenpekari- 
Yahe« ), weki yahe (» TapirYahe« mit groBem Wuchs), yai yahe (» JaguarYahe«), nea yahe (»Schwarze Yahe« mit dunklen 
Stengeln), horo yahe (»Blumen-Yahe«) und sise yahe (VICKERS und PLOWMAN 1984: 18f.*). 



Synonyme 

Banisteria caapi SPRUCE ex GRISEB. 
Banisteria quitensis NIEDENZU 
Banisteriopsis inebrians MORTON 
Banisteriopsis quitensis (NIEDENZU) MORTON 

Volkstiimliche Namen 

Amaron waska (» Boaranke«), Ambi-huasca (Inga »Medizinliane«), Ambiwaska, Ayahuasca amarilla, Ayahuasca negra, 
Ayawasca, Ayawaska, Bejuco de oro (»Goldranke«), Bejuco de yage, Biaj (Kamsa »Liane«), Biaxa, Biaxii, Bichemia, Caapi49, 
Caapi, Camarambi (Piro), Cauupuri mariri, Cielo ayahuasca, Cuchi-ayahuasca, Cushi rao (Shipibo »starke Medizinalpflanze«), 
Doctor, Hi(d)-yati (d)yahe, lahi; Kaapi, Kaapistrauch, Kahee, Kahi, Kali, Kamarampi (Matsigenka), Mao de on~a, Maridi, Natem, 
Natema, Nepe, Nepi, Nishi (Shipibo »Liane«), Oo'-na-oo (Witoto), Purga-huasca, Purga-huasca de los perros, Rao (Shipibo 
»MedizinalpfIanze«), R&-ma (Makuna), Sacawaska, Sacha-huasca (Inga »wilde Liane«), Seelenliane, Seelenranke, Shuri-fisopa, 
Tiwaco-mariri, Totenliane, Yage, Yage cultivado, Yage del monte, Yage sembrado, Yahe, Yaje, Yaje, Yaje, Yajen, Yaji, Yaxe 
(Tukano »Zauberers Pflanze«) 

Geschichtliches 

Das Wort ayahuasca stammt aus dem Quetschua und bedeutet »Seelenranke« oder »Geisterliane« (BENNETT 1992: 492'0. Die 
Pflanze wird in Siidamerika vermutlich schon seit Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden zur Herstellung psychoaktiver 
Getranke (Ayahuasca, Natema, Yahe usw.) verwendet. Die erste botanische Sammlung der Liane wurde vom Botaniker Richard 
Spruce (1817-1893) zwischen 1851 und 1854 zusammengetragen (SCHULTES 1957 und 1983c*). Die originalen 
Belegexemplare wurden sogar auf Alkaloide hin untersucht (SCHULTES et al. 1969). 

Der deutsche Ethnograph Theodor Koch-Griinberg (1872-1924) war einer der ersten, die die Herstellung des Kaapitrankes aus 
Banisteriopsis caapi beobachtet und beschrieben haben (1921: 190f£). Die Pharmakologie wurde erst Mitte dieses Jahrhunderts 
aufgeklart (siehe Ayahuasca). 

Verbreitung 

Es ist nicht genau zu sagen, woher die Liane stammt, da sie in Peru, Ecuador, Kolumbien und Brasilien, also im ganzen 
Amazonasgebiet, kultiviert wird. Wildpflanzen scheinen in erster Linie verwilderte Bestande zu sein (GATES 1982: 1 13). 

Anbau 

Die Vermehrung erfolgt fast ausschlieBlich durch Stecklinge, da die meisten kultivierten Pflanzen unfruchtbar sind (BRISTOL 
1965: 2070. Dazu wird ein junger Trieb oder eine Zweigspitze in Wasser gestellt, bis sich Wurzeln bilden, und dann eingepflanzt 
oder einfach in humusreichen, feuchten Boden gesteckt und reichlich gegossen. Die schnellwiichsige Pflanze gedeiht nur im 
feucht-tropischen Klima. Sie vertragt gewohnlich keinen Frost. 

Aussehen 

Die riesige Liane bildet sehr lange, stark verholzte Stengel, die sich vielfach verzweigen. Die groBen, griinen Blatter haben eine 
rundlich-ovale Form, laufen aber spitz zu (8 bis 18 cm lang, 3,5 bis 8 cm breit) und sind gegenstandig. Aus den Stielachseln treten 
die Bliitenstande mit vierbliitigen Dolden hervor. Die 12 bis 14 mm groBen Bliiten haben fiinf weiBe oder blaBrosafarbene 
Kelchblatter. Die Pflanze bliiht nur selten (SCHULTES 1957: 32); in den Tropen liegt die Bliitezeit im Januar (aber auch 
zwischen Dezember und August). Die gefliigelten Friichte treten zwischen Marz und August auf (OTT 1996) und erinnern an die 
Friichte des Ahorns (Acer sp.). Die Pflanze ist recht variabel, daher ist sie auch unter verschiedenen Namen beschrieben worden 
(siehe Synonyme). 

Die Liane ist nahe mit Banisteriopsis membranifolia und Banisteriopsis mitricata (siehe Banisteriopsis spp.) verwandt und kann 
leicht mit diesen Gewachsen verwechselt werden (GATES 1982: 1 13). Sie sieht zudem der Diplopterys cabrerana recht ahnlich. 

Droge 

- Stengel, frisch oder getrocknet (Banisteriae lignum) 

- Rinde, die frische oder getrocknete Stammrinde (Banisteriae cortex) 

- Blatter, getrocknet 

Zubereitung und Dosierung 

In Amazonien werden getrocknete Rindenstiicke und Blatter geraucht. Die Witotos pulverisieren die getrockneten Blatter, um sie 

als Halluzinogen zu rauchen (SCHULTES 1985). 

Selten wird aus der Liane alleine eine Ayahuasca oder Yage zubereitet: 

»Die Tukano bereiten yage durch Auszug in kaltem Wasser zu, nicht durch Kochen, wie es bei anderen Stammen der Fall ist. 

Kurze Stiicke der Liane werden in einem holzernen Morser mazeriert, ohne zugesetzte Blatter oder andere Ingredienzien. Kaltes 

Wasser wird zugefiigt; die Fliissigkeit wird durch ein Sieb gegossen und in ein spezielles KeramikgefaB gefiillt. Diese Losung 

wird zwei oder drei Stunden vor dem zeremoniellen Gebrauch zubereitet und spater von den Teilnehmern aus kleinen Bechern 

getrunken. Die TrinkgefaBe fassen 70 Milliliter; davon werden in etwa stiindlichem Abstand sechs bis sieben getrunken.« 

(REICHEL-DOLMATOFF 1970: 32 ) 



Zwischendurch wird Chicha, ein leicht fermentiertes Bier, getrunken und reichlich Tabak (Nicotiana rustica, Nicotiana tabacum) 

geraucht. 

Meist wird die Liane zusammen mit einem oder mehreren Zusatzen zubereitet, damit sie entweder psychedelische (mit DMT- 

haltigen Pflanzen, hauptsachlich Psychotria viridis) oder heilende Krafte (z.B. mit Ilex guayusa) entwickelt (siehe Liste unter 

Ayahuasca). 

In Ecuador werden neuerdings kleine Korbchen aus 4 bis 6 mm starken Ayahuascarindenstreifen geflochten (Gesamtgewicht im 

Trockenzustand 13 bis 14 g), die der Dosis fiir eine Person entsprechen. Zur Zubereitung wird das Korbchen mit den Blattern von 

Psychotria viridis (ca. 20 g) vollgestopft und ausgekocht. 

Rituelle Verwendung 

Die Desana, ein kolumbianischer Tukanostamm, trinken eine pure Ayahuasca nur fiir rituelle Anlasse, die aber an keinen 
bestimmten Zweck wie Heilung oder Divination gebunden sein miissen. Es diirfen nur Manner davon kosten, obwohl die Frauen 
dabei als Tanzerinnen (also zur Unterhaltung) beteiligt sind. Das Ritual beginnt mit der Rezitation der Schopfungsmythe und wird 
durch Gesange begleitet. Es dauert etwa 8 bis 10 Stunden. Wahrenddessen wird sehr viel Chicha konsumiert (REICHEL- 
DOLMATOFF 1970: 32). 
Zur weiteren rituellen Verwendung siehe Ayahuasca. 

Artefakte 

Siehe Ayahuasca 

Medizinische Anwendung 

In manchen Gebieten Amazoniens sowie unter den Anhangern des brasilianischen Umbandakultes wird ein Tee aus der 
Ayahuascaliane als Heilmittel bei verschiedensten Krankheiten getrunken oder auch auBerlich in die Haut einmassiert (Luis 
EDUARDO LUNA, miindliche Mitteilung). 

Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze enthalt Alkaloide vom 6-Carbolin-Typ. Dabei bilden Harmin, Harmalin und Tetrahydroharman die 
Hauptalkaloide. Daneben finden sich noch die verwandten Alkaloide Harmin-N-oxid, Harminsauremethylester (= MethylV- 
methoxy-B-carboline-1-carboxylat), Harmalinische Saure (= 7-Methoxy-3,4-dihydro-6-carbolinl-carboxylsaure), Harmanamid (= 
l-Carbamoyl7-methoxy-6-carboline), Acethylnorharmin (= lAcetyl-7-methoxy-B-carbolin) und Ketotetrahydronorharmin (= 7- 
Methoxy-l,2,3,4-tetrahydrol-oxo-6-carboUn) (HASHIMOTO und KAWANISHI 1975 und 1976). Daneben sind Shihunin und 
Dihydroshihunin enthalten (KAWANISHI et al. 1982). 

Die Stengel enthalten 0,11 bis 0,83% Alkaloide, die Zweige 0,28 bis 0,37%, die Blatter 0,28 bis 0,7%, die Wurzeln zwischen 0,64 
und 1,95% Alkaloide. Davon liegen 40 bis 96% als Harmin vor; Harmalin fehlt in manchen Proben ganz, in anderen macht es bis 
zu 15% der Gesamtalkaloide aus (BRENNEISEN 1992: 458). In Stengeln und Rinde kommen zudem reichlich Gerbstoffe vor. 
Es wurde auch berichtet, daB die Liane Koffein enthalte; diese Angabe geht wahrscheinlich auf eine Verwechslung mit Paullinia 
yoco (vgl. PaulUnia spp.) zuriick (BRENNEISEN 1992: 458). 

Wirkung 

Die Liane wirkt als starker MAO-Hemmer, wobei lediglich das korpereigene Enzym MAO- A gehemmt wird (siehe Ayahuasca). 
Dies bewirkt, daB sowohl korpereigene wie auch von auBen zugefiihrte Tryptamine, wie z.B. NN-DMT, nicht abgebaut werden 
und die Blut-Hirn-Schranke iiberschreiten konnen. 

Wird die Liane alleine verwendet, hat sie stimmungsaufhellende und sedierende Eigenschaften. In hoheren Dosierungen kann das 
in der Pflanze anwesende Harmin (ab 150-200 mg) Ubelkeit, Erbrechen und Zittern auslosen (BRENNEISEN 7992; 460). 
Reichel-Dolmatoff hatte in den sechziger Jahren Gelegenheit, bei den Desana an mehreren Ayahuascaritualen teilzunehmen. Uber 
seine Erfahrung mit den sukzessiv getrunkenen Abfiillungen, die nur aus Banisteriopsis caapi bestanden haben soUen, schrieb er: 
»Meine eigene Erfahrung war wie folgt: bei der ersten Abfiillung Puis 100, ein Gefiihl von Euphoric, gefolgt von einer 
voriibergehenden Schlafrigkeit; bei der zweiten Abfiillung Puis 84; beim vierten Trinken Puis 82 und heftiges Erbrechen; sechste 
Abfiillung Puis 82, starker Durchfall. Fast plotzlich - mit halbgeschlossenen Augen - erschienen mir spektakulare Visionen in 
Farbe von einer Vielzahl miteinander verwobener Muster mit einer doppelseitigen Symmetric, die langsam in schragen Reihen vor 
meinem Gesichtsfeld vorbeizogen. Die Visionen hielten an, veranderten sich, fiir etwa zwanzig Minuten, wahrenddessen ich 
vollkommen bewuBt blieb und meine Erfahrung genau beschreiben und auf Tonband sprechen konnte. Ich hatte weder akustische 
Phanomene, noch sah ich Figuren.« (REICHEL-DOLMATOFF 1970:33) 

Marktformen und Vorschriften 

Lianenstiicke gelangen nur selten in den ethnobotanischen Fachhandel. Vorschriften liegen keine vor. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Banisteriopsis spp., Diplopterys cabrerana, Ayahuasca 

BRENNEISEN, Rudolf 

1992 »Banisteriopsis«, in: Hcigers Hlilidllitcli der 

phartnazeutiscpen Praxis (5. Aufl. ), Bd. 4: 457-461, 
Berlin: Springer. ELGER, F. 



1928 »Uber das Vorkommen von Harmin in einer 
siidamerikanischen Liane (Page)«, Helvetica (ililtiiicci 
Acta 11: 162-166. FRIEDBERG, C. 

1965 »Des Bainsteriopsis utilises comme drogue 

en Amerique du Sud«, Journal d'Agriciiltiire Tropicale 

et cle Botatiiqile Appliqilee 12: 1-139. 
GATES, Brownwen 

1982 »A Monograph of Banisteriopsis and Diplop 

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Alkaloids from Banisteriopsis clicipi«, Plij,tocheiiiistry 15: 1559-1560. 

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Experimentelle IJcitliologie lind Pharmakologie 129: 133-149. 1986 Banisteria caapi" rill neues Rciiiscligift und Heilmittel, Berlin: EXpress Edition, Reihe 
Ethnomedizin und BewuBtseinsforschung - Historische Materialien 1 (Reprint von 1929). 

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Banisteriopsis ssp. Banisteriopsisarten 

Familie 

Malpighiaceae (Malpighiengewachse); Tribus Banisteriae 

Es werden heute rund 92 Arten der Gattung banisteriopsis anerkannt. Die meisten Arten kommen im mittel- bis 

siidamerikanischen tropischen Tiefland vor. Einige. wenige Arten sind auch in Asien verbreitet. 

Banisteriopsis argentea (SPRENG. ex A. Juss.) MORTON 

Diese in Indien heimische Art enthalt Tetrahydroharman, 5-Methoxytetrahydroharman, Harmin, Harmalin sowie das 6-Carbolin 
Leptaflorin (GIIOSAI, et al. 1971). Die Blatter enthalten nur 0,02% Alkaloide [ (+)-Ni,-Methyltetrahydroharman, NN-DMT, NN- 
DMT-Ni,-Oxid, (+)-Tetrahydroharmin, Harmalin, Cholin, Betain, (+)-5Methoxytetrahydroharman] (GHOSAL und MAZUMI)ER 
1971). Allerdings istkein traditioneller Gebrauch als psychoaktive Pflanze bekannt (SCIIUI,TES und FARNSWORTH 1982: 
1470. Banisteriopsis argentea ist moglicherweise mit Banisteriopsis inuricata synonym (siehe welter unten). 

Banisteriopsis inebrians MORTON 

Banisteriopsis inebrians wird im ecuadorianischen Amazonastiefland barbasco genannt. Das Wort »barbasco« bezeichnet in 
Siidamerika in erster Linie Fischfangerbaume (Piscidia spp.) Lind andere Pflanzen, die fiir das Giftfischen genutzt werden konnen 
(z.B. Chbadium sp.). Die Indianer zerstampfen die frischen Wurzeln der Banisteriopsis inebrians, legen sie in einen 
grobmaschigen Korb und halten diesen in das Wasser. Daraufhin verbreitet sich das Fischgift als milchige Ausscheidung (PATZE 
LT 1996: 261*). 

Diese Ayahuascaart wird im siidlichen Kolumbien (im Vaupes Lind Rio-Piraparana-Gebiet) hauptsachlich von den Barasana 
rituell zur Herstellung von Yage oder Kahi verwendet (siehe Ayahuasca). Auf Barasana heiBt diese Art kahiiikb, »Yage- 
Katalysator«, oder yaiya-siiava-kahl-nia »Rote Jaguar- Yage«, oder kiiniua-basere-kahi-rria, »Yage zum Schamanisieren«. Man 
soil angeblich unter dem EinfluB dieser Liane stark rotsichtig werden, tanzen und gewohnlich unsichtbare Leute sehen konnen. 
Diese Liane ist nach der Barasanamythologie in der Yurupari-Trompete zu den Menschen gebracht worden; deswegen heiBt sie 
auch he-kcihi-riici, »Yurupari-Yage« (HUGH-JONEs 1977 und 1979, SCHULTES 1972: 142f.*). Sie gilt heute als Synonym zu 
Banisteriopsis caapi. Sie enthalt dieselben Alkaloide (O'CONNELL und LYNN 1953). 

Banisteriopsis maritiniana (fuss.) CUATRECASAs var. laevis CUATRECASAs 

Diese im kolumbianischen Amazonas vorkommende Art wird angeblich von den Makunaindianern zur Herstellung von yaje 
verwendet (SCHULTES 1975: 123). 



Banisteriopsis muricata (CAVANILLES.) CUATRECAsAS [syn. Banisteria acanthocarpa Juss., Banisteria miiricata CAv., 
Banisteriopsis argentea (if .B.K.) RosINSON in SMALL, Heterpterys argentea H.B.K. u.a.) 

Diese in Ecuador niii genannte Art wird von den Waorani als Grundlage von Ayahuasca benutzt. Der Schamane (ido) bereitet den 

Trank aus der abgeschabten Rinde, die langsam gekocht wird. Er kann den Trank dazu nutzen, eine Person zu heilen, aber auch, 

um ihr eine Krankheit oder sogar den Tod zu schicken. Eine Krankheit kann man damit nur heilen, wenn derjenige, der die 

Krankheit verursacht hat, den Heiltrank braut (DAvIS und YOST 1983: 190f.* ). 

Die Witoto von Puco Urquillo am Rio Ampiyacu (Peru) nennen diese Liane sacha ayahisasca, »Wilde Seelenliane« und sagen, 

sie konne anstelle von Banisteriopsis caapi benutzt werden (ebd.). In Peru wird dieses Gewachs auch ayahuasca de los briijos 

(»Ayahuasca der Zauberer«), in Bolivien bejuco hoja de plata (»Silberblattliane«), in Argentinien sombra de tora (»Schatten des 

Stieres«) und in El Salvador bejuco de casa (»Liane des Hauses«), pastora (»Schaferin«; vgl. Salvia divinorum, Turnera diffusa) 

oder ala de zompopo genannt. Die Pflanze hat von alien Banisteriopsis-Arten die weiteste Verbreitung. 

Die Liane kommt auch im siidmexikanischen Tiefland (Selva Lacandona) sowie im Peten (Guatemala) vor (miindliche Mitteilung 

von Rob Montgomery). Moglicherweise wurde sie von den alten Maya zur Herstellung einer Art »Mayahuasca« verwendet (siehe 

Ayahuascaanaloge) . 

Die Pflanze enthalt nicht nur B-Carboline (Harmin usw.) sondern auch NN-DMT. In der Liane selbst (also in den Stengeln) kommt 

kein DMT vor, nur in den Blattern. Diese amerikanische Art ist eventuell mit der indischen Banisteriopsis argentea identisch 

(siehe oben). 

Banisteriopsis quitensis (NIEDENZU) MORTON 

Diese Art soil angebUch halluzinogen wirken (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 188*); sie wird heute als Synonym fiir 
Banisteriopsis caapi angesehen. 

Banisteriopsis rusbyana (NIEDENZU) MORTON 

Dieser Name wird heute als Synonym fiir Diplopterys cabrerara angesehen. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Banisteriopsis caapi, Diplopterys cabrerana, Ayahuasca, Ayahuascaanaloge 

DER MARDEROSIAN, Ara H., Kennetli M. KENSINGER, 

Jew-Ming CHAO und Frederick J. GOLDSTEIN 

1970 » The Use and Hallucinatory Principle of 

a Psychoactive Beverage of the Cashinahua Tribe 
(Amazon Basin)«, Drug Dependence 5: 7-14. 

GHOSAL, S. und U.K. MAZUMDER 1971 » Malpighiaceae: Alkaloids of the Leaves of Barnstereopsis nrgenteca«, Phytochemistry 10: 2840-2841. 
GHOSAL, S., U.K. MAZUMDER und S.K. BHATTACHARYA 1971 »Chemical and Pharlnacological Evaluation of Banisteriopsis argentea Spreng. ex Juss.«, 
Journal of Pliclrrrraceictical Science 60:1209-1212. 

HUCH-JONES, Stephen 1977 »Like the Leaves an the Forest Floor ... Space and Time in Barasana Ritual*, Ac tes du XLII-' Corlgres International des 
Arrrcriccirtistes, Vol. 2: 205-215, Paris. 1979 The Pahn and the Pleiades: Irritiatiorl and Cosmology in Nortllwest Anrazon, New York: Cambridge University 
Press. 

O'CONNELL, F.D. und EN. LYNN 1953 »The Alkaloids of Banisteriopsis inebrians Morton«, Journal oftheArnerican Plrclr-niclcelrticcll Association 42: 753- 
754. 

SCHULTES, Richard Evans 1975 »De Plantis Toxicariis e Mundo Novo Tropicale Commentationes XlII: Notes an Poisonous or Medicinal Malpighiaceous 
Species of The Amazon«, Botanical Museum Leaflets 24(6): 121-131. 



Boswellia sacra Weihrauchbaum 



Familie 

Burseraceae (Weihrauchgewachse) 

Formen und Unterarten 

Der echte Weihrauchbaum ist je nach Herkunft recht variabel. Er wurde deshalb unter verschiedenen Namen beschrieben, die 
lediglich lokale Varietaten, Formen oder Rassen bezeichnen. Die Taxonomie der Gattung Boswellia wird in der Literatur, vor 
allem in der nichtbotanischen, sehr uneinheitlich dargestellt. Zudem besteht die Schwierigkeit, daB viele Arten der Gattung Harze 
produzieren, die auf dem Markt unter dem Begriff Olibanum zusammengefaBt werden (WATT und SELLAR 1996: 22f.). 

Synonyme 

Boswellia bhaLt-dajiana BIRDWOOD 
Boswellia carteri BIRDWOOD 
Boswellia thurifera sensu CARTER 

Vollistiiniliclie Namen 

Ana, Bayu, Beyo, Djau der, Echter Weihrauchbaum, Encens, Frankincense, Frankincense tree. Incense tree, Kundara (Persisch), 
Kundur (Persisch), Lebona (Hebraisch), Libanotis (Griechisch), Luban, Luban-tree, Maghrayt d'scheehaz (Arabisch), Mohr 



(Somali), Mohr madow, Mohr meddu, Neter sonter (Agyptisch), Oliban, Olibanum (Romisch), Olibanumbaum, Seta kundura 
(Hindi), Weihrauchstrauch, Weyrauch, Wicbaum, Wichboum 

Geschichtliches 

Olibanum, der echte Weihrauch, ist das goldgelbe, wohlduftende Harz der strauchartigen Weihrauchbaume, die in groBen 
Waldern (»Balsamgarten«) am Roten Meer, vor allem in Arabien (dem antiken Weihrauchland Sa'kalan) und Somalia (dem 
sagenhaften Lande Punt) gedeihen (WissMANN 1977). Olibanum wird dort seit mindestens viertausend Jahren durch 
Einschneiden der Rinde gewonnen (HOWES 1950). Es war im Altertum das begehrteste Raucherharz und wurde iiber die 
beriihmte »WeihrauchstraBe«, wohl der wichtigste Handelsweg der Antike, zwischen Agypten und Indien transportiert (GROOM 
1981, RASTER 1986). 

Olibanumharze wurden seit der Antike zur Herstellung von Raucherwerk, Kosmetika und Parfiimen benutzt. Die Araberinnen 
benutzen bis heute Olibanumraucherungen zum Parfiimieren des Korpers, vor allem der Vulva (MARTINETZ et al. 1989). 
Dadurch sollen sie nicht nur besser duften, sondern auch erotischer wirken. 

Seit der friihen Neuzeit werden dem Olibanum psychoaktive Wirkungen zugeschrieben (LONICERUS 1679: 738*, MENON und 
KAR 1971, FARNSWORTH 1972: 68*). Zu diesem Zweck wurde Olibanum nicht nur im Osmanischen Reich und in Arabien, 
sondern auch in Europa (oft in Verbindung mit Opium; vgl. Papaver somniferum) geschluckt, gerauchert oder geraucht. Auch 
anderen Weihrauchgewachsen werden »halluzinogene« Wirkungen nachgesagt (vgl. Bursera bipinnata). 
Die Geschichte des Weihrauchs und des Weihrauchbaumes ist gleichzeitig die Geschichte der Verwechslungen und 
Verwirrungen, da friiher fast alle tropfenformigen, aromatischen Harze mit dem Wort »01ibanum« bezeichnet wurden 
(SCHNEIDER 7974 1: 185f. *). Da alle BoswelUa-Arten sehr variabel sind, ihre Harze ebenso, ist die botanische Zuordnung oft 
nur zufallig (vgl. HEPPER 1969). Die botanische Identitat der Stammpflanze wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts ermittelt 
(CARTER 1848, HEPPER 1969). 

Verbreitung 

Der Weihrauchbaum kommt in Somalia und Siidarabien vor. In Somalia ist er hauptsachlich im Gebirge in Lagen zwischen 1000 
und 1800 Meter Hohe anzutreffen (PABST 1887 1: 54* ). 

Anbau 

Der Anbau ist bis heute, falls iiberhaupt wirklich bekannt, ein wohlgehiitetes Geheimnis der vom Olibanumsammeln lebenden 
Volker. Schon die alten Agypter haben versucht, Weihrauchbaume in Agypten anzupflanzen, waren aber trotz groBer Kenntnisse 
in der Gartnerei nicht dazu in der Lage (DIXON 1969). Sie batten kleine Baumchen samt Boden ausgegraben und in Kiibeln nach 
Agypten verschifft. Die Baume gingen bald ein. 

Aussehen 

Der kleine, 4 bis 5, seltener bis 6 Meter hohe Baum mit robustem Stamm und papierartiger, dunkelbrauner Rinde hat einen recht 
zierlichen Wuchs. Die Papierrinde wird immer wieder abgeworfen und wachst gleichzeitig nach. Jahrlich bilden sich neue Triebe, 
die mit gelben, kurzen Haaren dicht iiberzogen sind. An der Zweigspitze stehen die gefiederten Blatter in Biischeln. Die kleinen, 
gestielten Bliiten sind in rispenartigen Trauben angeordnet und entspringen den Blattachseln. Die weiBlichen Bliiten haben 5 
Bliitenblatter und 10 rote StaubgefaBe. Die kleinen Friichte bilden dreigeteilte, hellbraune Kapseln, in denen einzeln die eckigen 
Steinkerne mit den kleinen Samen sitzen. Die Bliitezeit ist im April. 

Der echte Weihrauchbaum ist sehr leicht mit Boswellia serrata RoxB., dem indischen Weihrauchbaum, zu verwechseln, 
besonders, well diese Art ebenfalls Olibanum (Indisches Olibanum) liefert (SCHNEIDER 7974 /; 187*). Die sehr ahnliche 
Boswellia papyrifera ist durch die GroBe deutlich zu unterscheiden, sie wird viel hoher und ausladender als die anderen Arten. 

Droge 

Harz (Olibanum, Somalia-Olibanum, AdenOlibanum, Bibel-Weihrauch, Arabisches Olibanum) 

In Persien werden zwei Arten von Olibanum unterschieden: kundara zakara, »mannlicher Weihrauch«, ist tiefgelb bis rotlich in 

runden Tropfen; kundara ansa, »weiblicher Weihrauch«, ist gelblich-weiBlich, blaB, durchscheinend, meist in langlichen Tropfen 

(HOOPER 79J7; 92 *j. 

Harze fiir Falschungen: falscher Weihrauch (Fichtenharze; Picea spp.), Gummi Arabicum (vgl. Acacia spp.), Tannenharz (Abies 

spp.), Mastix (Pistacia lentiscus L.), Sandarak (das Harz von Tetraclinis articulatia (VAHL) MAST oder Callitris quadrivalvis 

VENT.), Kalkspatkristalle (PABST 1887 1: s6*). 

Zubereitung und Dosierung 

Das Harz wird durch 4 bis 8 cm lange, tiefe Schnitte in der Rinde gewonnen. Dafiir wird ein spezielles, skalpellartiges Gerat 
namens rriengaff henutzt. Laut Theophrast sollten die Harze wahrend der Hundstage, d.h. in der heiBesten Jahreszeit, gesammelt 
werden. Auch Plinius gibt an, daB der erste Schnitt in die Rinde der Stammpflanzen um die Zeit des Aufgangs des Hundsgestirns 
(Sirius) stattfinden soUte. 

Olibanum ist eine wesentliche Zutat zu vielen Rezepten fiir psychoaktives Raucherwerk. Es ist ein Bestandteil der Orientalischen 
Frohlichkeitspillen und wurde zum Wiirzen von Wein (vgl. Vitis vinifera) verwendet. 



Andere Olibanumarten 

In Ostafrika und Indien sind folgende Boswellia-Arten verbreitet, deren Harze ebenfalls als Olibanum bezeichnet und 
gehandelt werden: 

BoswelUa frereana 5IRDW. Afrikanisches Elemi, 

Gekar, Elemi-Olibanum, 
Yegaar 
Boswellia papyrifera (DEL.) Athiopisches Olibanum, 

HOCHST. Erythrea-Olibanum 

[syn. Amyris papyrifera 

GAILL. ex DEL.] 
Boswellia serrata RoxB.sO Indischer Weihrauch, 

[syn. Boswellia thurifera Salakhi, Lobhan, 

COLEBR.; Thus Indica 

Boswellia glabra RoxB.; 

Canarium balsamiferum 

WILLDJ 

Rituelle Verwendung 

Olibanum war im Altertum fiir die Assyrer, Hebraer, Araber, Agypter und Griechen das kultisch und okonomisch wichtigste 
Raucherwerk. Bei alien Zeremonien wurde das Harz gerauchert und den Gottern geopfert. Es wurde bei den Assyrern speziell fiir 
Ischtar, die Himmelskonigin, fiir Adonis, den Gott der wiederauferstehenden Natur, und fiir Bel, den assyrischen Hochgott, 
entziindet. Die assyrischen Konige, die gleichzeitig Hohepriester waren, opferten das Olibanum dem Baum des Lebens, der beim 
Berauchern mit Wein besprenkelt wurde (vgl. Vitis vinifera). Die heidnischen, pramoslemischen Araber weihten ihn ihrem 
Sonnengott Sabis; der gesamte Vorrat muBte im Tempel der Sonne aufbewahrt werden. Bei den Hebraern war Olibanum einer der 
Bestandteile des Heiligen Weihrauchs und ein Symbol der Gottlichkeit. In der Bibel wurde es als heiliger Raucherstoff, Tribut und 
Handelsgut beschrieben. Spater wurde es zum wichtigsten Raucherstoff der katholischen Kirche. In Mitteleuropa wurde das 
Olibanumharz hauptsachlich durch die katholische Kirche bekannt. Zur Zeit von Karl dem GroBen wurde es nicht nur bei 
Gottesdiensten, sondern auch bei den damals iiblichen »Gottesgerichten« gerauchert. 

Agyptische und griechische Magier der Spatantike beschworen mit dem Rauch die Daimonen, die Zwischenwesen, die sie sich 
dienstbar machen wollten. In Agypten wurde der Weihrauchbaum dem Ammon (Amun) von Theben geweiht. Weihrauch war der 
Gottin Hathor, der »IIerrin der Trunkenheit«, heilig (vgl. Mandragora officinarum). Auch bei den Romern gab es keine 
Zeremonie, keinen Triumphzug, keine offentliche oder private Feier, bei der nicht das wohlriechende Harz gerauchert wurde. 
Vom Olibanum hieB es, daB es »Gott erkennen laBt«. Das Weihrauchmanna war dem Sonnen- und Orakelgott Apollon heilig (vgl. 
Hyoscyamus albus). Weihrauch war auch im Kult der Aphrodite bedeutend. Durch Weihrauchopfer sollte die Gottin veranlassen, 
daB die heiligen Hetaren oder Tempeldienerinnen ausreichend Kundschaft bekamen. In Athiopien wird Olibanum heute noch zur 
»Kontrolle boser Geister« gerauchert (WILSON und MARIAM 1979: 301. Ahnliche Praktiken sind auch im Schweizer Volkstum 
erhalten gebUeben (VONARBURG 1993). 

Artefakte 

Olibanum ebenso wie der Weihrauchbaum sind oft Gegenstand altagyptischer Kunstwerke (Wandmalereien, Dichtung). Es gibt 
eine groBe Vielfalt an Raucherschalen und anderen WeihrauchgefaBen (siehe dazu MARTINETZ et al. 1989). 

Medizinische Anwendung 

Die medizinischen Anwendungen von Olibanum waren in der Antike vielseitig und wurden von Hippokrates, Celsus, Dioskurides, 

Galen, Marcellus und Serenus Sammonicus gelobt. Aus Olibanum wurden Ole gegen Erkaltungskrankheiten, Klistiere gegen 

Verstopfung, Wundreinigungsmittel, Pflaster zur Behandlung des »IIeiligen Feuers« (vgl. Claviceps purpurea), Salben gegen 

Frostbeulen, Brandwunden, Hautknotchen, Hautausschlage, Kratze, Warzen, Schuppenflechte, Entziindungen, Wucherungen, 

Triefaugen, Narben, Ohrenentziindungen, Geschwiire, Rheuma und Gicht hergestellt. Neuerdings wird in der westlichen Medizin 

und Phytotherapie ein Extrakt aus Boswellia serrata (H 15)5' erfolgreich zur Behandlung von rheumatischer Arthritis eingesetzt 

(ETzEL 1996). Die aus verschiedenen Olibanumsorten destillierten atherischen Ole haben zunehmend Bedeutung in der 

Aromatherapie (WATT und SELLAR 1996). 

In der traditionellen chinesischen Medizin wird das allgemein als Stimulans geltende Olibanum bei Lepra, Hautkrankheiten, 

Menstruationskrampfen, Husten und Unterleibsschmerzen eingesetzt. Der Rauch oder das atherische Ol werden bei Husten 

inhaliert. 

In der friihen Neuzeit wurde Olibanum sogar »psychiatrisch« als Stimmungsaufheller verwendet: 

»Der Rauch Olibani ist gut den schwerenden Augen / darein gelassene. Benimt die Traurigkeit / mehret die Vernunfft / starcket 

das Herz / und macht ein froUch gebliit.« (LONICERUS 1679: 738) 

In Athiopien wird Olibanum zur Behandlung von Fieber und als Tranquilizer gerauchert (WILSON und MARIAM 1979: 30'x). 

Inhaltsstoffe 

Alle Olibanumsorten bestehen aus 53% Harz (C„,H„0,), Gummi, atherischem Ol, Boswelliasauren, Bitterstoffen und Schleim. 
Olibanum enthaltJ bis 10'% atherisches Ol, bestehend aus Pinen, Limonen, Candinen, Camphen, n-Cymen, Borneol, Verbenon, 



Verbenol, Dipenten, Phellandren, Olibanol u.a. Die Zusammensetzung der atherischen Ole der einzelnen Sorten variiert etwas 
(TUCKER 1986). Das atherische Ol aus Bejo (Olibanum aus Somalia) enthalt 79% a-Thujen, 75% aPinen, 9% Sabinen, 3,5% a- 
Cymen, 8% Limonen, 5'% (3-Caryophyllene, 7% a-Murolene, 3,5% Caryophyllenoxid und 0,5% unbekannte Substanzen. Das Ol 
aus Olibanum Eritrea besteht zu ca. 52% aus Octylacetat, das aus Olibanum Aden wird durch etwa 43% a-Pinen charakterisiert 
(WATT und SELLAR 1996: 28). 

Seit Jahren trifft man in der Literatur und in den Medien auf die Angabe, daB beim Rauchern von Olibanum durch pyrochemische 
Modifikationen und Reaktionen THC entstehe (MARTINETZ et al. 1989: 138; FAURE 1990: 30)5'. THC ist bisher in keiner 
anderen Pflanze als in Cannabis festgestellt worden. Neuere Untersuchungsergebnisse des Pharmazeutischen Instituts der 
Universitat Bern haben gezeigt, daB kein THC beim Verbrennen des Harzes entsteht; es konnte nicht einmal ein Nanogramm 
festgestellt werden (KESSLER 1991). Da es aber verschiedene Sorten von Olibanum gibt, konnte es sein, daB manche THC 
enthalten oder beim Verbrennen produzieren, andere aber nicht. SchlieBlich wurde der Rauch nicht auf »andere psychotrope 
Stoffe untersucht, so daB die letzten Geheimnisse erhalten bleiben.« (NESS 1993: 11) 

Wirkung 

Dem Olibanum ebenso wie dem Kirchenweihrauch wurde schon friih eine berauschende, euphorisierende und 
stimmungsaufhellende Wirkung nachgesagt (MENON und KAR 1971). Im Universallexikon von 1733 bis 1754 heiBt es: 
»Er starket das Haupt, Vernunft und Sinne, jedoch aber, wenn er iiberfliissig gebrauchet wiirde, so erweckt er dem Haupte 
Wehetage, und ist der Vernunft abbriichig, sonsten reiniget er das Gebliite, starcket das Hertz, benimmt die Taurigkeit, und macht 
das Gebliite fr61ich.« 

Bis heute sind immer wieder Falle von »01ibanumsucht« beobachtet und in der toxikologischen Literatur beschrieben worden 
(MARTINETz et al. 1989: 138). Die berauschende Wirkung des Olibanum hat in vergangenen Zeiten sicherlich viele Menschen 
in die Kirchen gezogen. 

Marktformen und Vorschriften 

Das heute im Handel befindliche Olibanum stammt hauptsachlich von Boswellia sacra, dem echten Weihrauchbaum, der in 
Somalia, im Iran und Irak heimisch ist. Olibanum wird in verschiedenen Qualitaten gehandelt und nach seiner Herkunft 
bezeichnet (Aden, Eritrea, Beyo). Am besten ist die verunreinigte Tropfenware (Olibanum electum). Olibanum ist frei verkauflich 
und wird im Devotionalien- und Raucherstoffhandel vertrieben. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Raucherwerk 

CARTER, H. J. 1 848 »A Description of the Frankincense Tree of Arabia*, Journal of~the Royal Asiatic Society (Bombay Branch) 2: 380-390. DIXON, D. M. 
1969 »The Transplantation of Punt Incense Trees in Egypt*, The Journal of Egyptian Archaeology 55: 55-65. ET7_EL, R. 1996 »Special Extract of Boswellia 
serrata (H 15)" in the Treatment of Rheumatoid Arthritis*, Phytomedicine 3(1): 91-94. FAURE, Paul 1990 Magie der DUfte, Miinchen und Zurich: Artemis. 
GROOM, N. St. J. 1981 Frankincense and Myrrli, London: Longman. HEPPER, F. Nigel 1969 »Arabian and African Frankincense Trees*, Journal of Egyptiati 
Archaeology (London) 55: 66-72. HESS, Walter 1993 »Weihrauch-Beweihraucherung, Harze und Balsame*, NatUrlich 13(12): 6-17. HOWES, F. N. 1949 
Vegetable Gums and Resins, Waltham: Chronica Botanica. 1950 »Age Old Res ins of the Mediterranean Region*, Ecorlornic Botany 1: 307-316. RASTER, 
Heinrich L. 1986 Die Weihrauchstrafie: Handelswege inl alien Orient, Frankfurt/M.: Umschau. KESSLER, Michael 1991 Zur Frage nach psychotropen Stoffen 
im Rauch von hrennendem Gurrirrtiharz der Boswellia sacra, Basel: Inaugural-Dissertation. MARTINETz, Dieter, Karlheinz LOHS und Jorg JANZEN 1989 
Weihrauch und Myrrhe, Stuttgart: WVG. MENON, M.K. und A. KAR 1971 »Analgesic and Psychopharmacological Effects of the Gum Resin of Boswellia 
serratao, Planta Medico 19:333-341. TUCKER, Arthur O. 1986 » Frankincense and Myrrh*, Economic Botany 40(4): 425-433. VONARBURG, Bruno 1993 
»Wie die Innerrhoder „rauchelen«,„ NatUrlich 13(12): 13. WATT, Martin und Wanda SELLAR 1996 Frankincense und Myrrh, Saffron Walden: The C.W. Daniel 
Co. Ltd. WISSMANN, Herman v. 1977 Das Weihrauchland Sa'kalan, Samarum und Moscha, Wien: Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften 
(Philosophisch-Historische Klasse, 324). 



Brugmansia arborea Engelstrompetenbaum 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Tribus Datureae, Sektion Brugmansia 

Formen und Unterarten 

Vermutlich gibt es verschiedene Kultivare. 

Engelstrompeten sind aufgrund ihrer Variabilitat und der vielen Ziichtungen oft nur sehr schwer zu bestimmen (PREISSEL und 
PREISSEL 1997). Auch in der botanischen Literatur herrscht ein ziemliches Chaos, was die Taxonomie dieser Gewachse angeht 
(BRISTOL 1966 und 1969, LoCKwooD 1973). 

Synonyme 

Datttra arborea L. 
DatLtra arborea Ruiz et PAv. 
Datura comigera HOOK. 
Brtigmansia Candida PERS. sensu latu 



Volkstiimliche Namen 

Almizclillo, Baumdatura, Baumstechapfel, Borrachera (»Trunkenmacher«)53" Campachu, Campanilla, Chamico, Cimora, 
Cojones del diablo, Floripondio, GroBer Stechapfel, Guarguar, Hierba de los companones, Huantac (Zaparo-Quichua), Huanto, 
Huanto (Quijo), Huantuc (Quetschua), Huarhuar, Isshiona (Zaporo), KecubongSl (Bali), Maicoma, Mai ko, Mai ko' mo, 
Mataperro (Spanisch »Hundet6ter«), Misha huarhuar, Misha rastrera blanca, Qotu (Quetschua), Saharo, Tecomaxochitl 
(Nahuatl)55, Toe, Tree Stramonium, Trombeteiro (Brasilien) 

Geschichtliches 

Alle Engelstrompeten stammen aus Siidamerika und sind nur als Kultigene, nicht aber als Wildpflanzen bekannt. Bis heute konnte 
nicht geklart werden, von welcher Wildpflanze die bekannten Arten und Kreuzungen abstammen. Das bedeutet, daB die Pflanzen 
schon lange Zeit Kulturbegleiter des Menschen sein miissen. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, daB die Engelstrompeten bereits 
in prahistorischer Zeit rituell und psychoaktiv genutzt wurden. Die Brugmansia arborea stammt aus dem Andenraum. Die 
friiheste Beschreibung des indianischen Gebrauchs der stark halluzinogen wirkenden Pflanze stammt vermutlich von Bernabe 
Cobo (1653) (BASTZEN 1987: 1151. Die Art »wurde erstmals 1714 von Louis Feullee beschrieben, und auf seiner Abbildung 
beruhte Linnes Beschreibung« (STARY und BERGER 1983: 96*). 

Verbreitung 

Diese relativ seltene Art hat ein ausgedehntes Verbreitungsgebiet von Ecuador iiber Peru und Bolivien bis nach Nordchile. Sie 
wachst wild in der bolivianischen Provinz Bautista Saavedra in den tieferen Talern bei Camata (BASTZEN 1987: 114*). 

Anbau 

Diese Engelstrompete, wie auch alle anderen Briigmansia spp., ist am einfachsten mit Stecklingen zu vermehren. Dazu wird eine 
ca. 20 cm lange Zweigspitze mit einem scharfen Messer abgetrennt und bis auf die jungen Triebblatter entblattert. Der Steckling 
wird in Wasser gesetzt. Nach 2 bis 3 Wochen schlagt er Wurzeln. Bald danach kann er in nahrstoffreiche Erde gepflanzt werden. 
Da die Pflanze keinen Frost vertragt, kann sie in Mitteleuropa nur als Kiibelpflanze gezogen werden. 

Fiir pharmazeutische Zwecke (Scopolamingewinnung) wird sie im Andenraum, in Brasilien, den Siidstaaten der USA und in 
Indien angebaut (LINDEQUIST 1992). Der Engelstrompetenbaum ist auch als Zierpflanze weit verbreitet. 

Aussehen 

Der baumartige, mehrjahrige Strauch wird bis zu 5 Meter hoch und bildet leicht zur Seite hangende, trompetenformige, 
gelegentlich gefiillte (Doppeltrompeten), fiinfzipfelige Bliiten von weiBer oder cremeweiBer Farbung. Nachts verstromen die 
Bliiten einen suB-betaubenden Duft. Der lange Bliitenkelch ist einfach und tief eingeschnitten (wichtiges Erkennungsmerkmal!). 
Die glatten Friichte, falls sie iiberhaupt ausgebildet werden, sind beerenartig und enthalten groBe, braune Samen. Sie sind fast 
kugelrund (wichtiges Erkennungsmerkmal). Die meisten Engelstrompeten bilden selten oder nie Friichte aus. Die haufig 
ungleichseitig stehenden Blatter sind langlichelliptisch und an den Enden zugespitzt. Sie werden unterschiedlich lang. Die 
Engelstrompete bliiht in den Tropen und den gemaBigten Zonen das ganze Jahr iiber. Eine Bliite verwelkt nach etwa fiinf Tagen. 
Die Brugmansia arborea ist leicht mit der weiBbliihenden Brugmansia aurea und mit Brugmansia Candida zu verwechseln. 
Viele Pflanzenliebhaber, Gartner, Ethnologen und sogar Botaniker verwechseln alle Briigrriarisia-Arten I»it dem Stechapfel 
(Datura). Dabei lassen sich beide Gattungen sehr leicht an der Stellung der Bliiten unterscheiden. Die Bliiten aller Brugmansia- 
Arten hangen mehr oder weniger steil nach unten; die Bliiten der Damra spp. stehen mehr oder weniger, oft steil, nach oben. 
AuBerdem ist keine Briigniafisia bekannt, die stachelige Friichte ausbildet. 

Droge 

- Blatter 

- Frische Bliiten (zur Herstellung der homoopathischen Urtinktur) 

- Samen 

Zubereitung und Dosierung 

Die Blatter werden mit kaltem Wasser ausgezogen oder mit heiBem Wasser iiberbriiht. Als psychoaktive Dosis werden meist vier 
Blatter oder eine als Tee aufgebriihte Bliite genannt. Die zerdriickten Samen werden in Chicha gelegt (BASTIEN 1987: 1 14U). 
Die Blatter werden auch als ein Hauptbestandteil des Cimoratrankes sowie als Additiv zu San-Pedro-Bereitungen (Trichocereus 
pachanoi) verwendet. Die getrockneten Blatter werden pur oder mit anderen Zutaten, z.B. Cannabis indica, in Rauchmischungen 
geraucht. 

Bei der Einnahme aller Brrigrrlansia-Arten ist hochste Vorsicht geboten. Engelstrompeten sind die starksten Halluzinogene, die 
das Pflanzenreich zu bieten hat. Sie erzeugen Halluzinationen, die nicht mehr als solche erkannt werden. Siidamerikanische 
Schamanen warnen dringend vor dem Gebrauch durch Unkundige. Die Engelstrompeten werden auch fast ausschlieBlich von 
erfahrenen Schamanen psychoaktiv genutzt. Uberdosierungen konnen tagelange Delirien mit wochenlangen Nachwirkungen zur 
Folge haben. Ein weiteres Problem ist die Dosierung. Viele Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf die Tropanalkaloide. Das 
heisst, die gleiche Dosis kann vollig unterschiedliche Effekte haben. In der toxikologischen Literatur wird angegeben, daB starke 
Uberdosierungen zum Tod fiihren konnen, allerdings sind diese Falle nur schlecht dokumentiert worden (vgl. Brugmansia 
suaveolens). 



Das Rauchen der getrockneten Blatter ist im Vergleich zur inneren Einnahme recht harmlos. Bei einer Menge, die etwa ein bis 
zwei Zigaretten entspricht, treten nur subtile Wirkungen auf. Werden die Blatter mit Hanfprodukten (Cannabis indica, Cannabis 
sativa) kombiniert, so wird die Britgrnarlsia-Wirkung deutlicher. 

Rituelle Verwendung 

Die Engelstrompete gilt den Indianern als heilig. Die Priester der andinen Volker haben die Blatter zum Prophezeien, Divinieren 
und Diagnostizieren geraucht. Die Samen werden von vielen andinen Volkern als Zusatz zur Chicha (Maisbier) verwendet, die bei 
Dorffesten und religiosen Ritualen getrunken wird. 

Artefakte 

Erstaunlicherweise liegen zu den Engelstrompeten allgemein kaum Artefakte oder kiinstlerische Verarbeitungen vor. Falls 
dennoch, ist die Zuordnung zu einer bestimmten Art meist kaum moglich (vgl. Brugmansia Candida). Engelstrompeten tauchen 
oft auf den Gemalden der amerikanischen Kiinstlerin Donna Torres auf. Die Brrtgrttarisia arborea ist meisterhaft von Jiirgen Mick 
in seiner Bildergeschichte Trciiiryie (Carlsen, Hamburg, 1993) portratiert worden. 

Medizinische Anwendung 

In Peru werden die Blatter dieser und anderer Engelstrompeten zur Behandlung von Tumoren verwendet (CHAVEZ V 1977: 
231*). Moglicherweise wurden die Samen in prakolumbianischer Zeit als Anasthetikum, vielleicht in Kombination mit 
Cocablattern (Erythroxylum coca), verwendet (BASTIEN 1987: 115*). 

In der Homoopathie werden verschiedene Potenzen von Datura arborea bom. HAB34 und Datura arborea bom. HPUS78 
entsprechend dem Arzneimittelbild verwendet. Die Urtinkturen werden durch Extraktion mit starkem Alkohol aus den Bliiten 
gewonnen (LINDEQUIST 1992). 

Inhaltsstoffe 

Alle Pflanzenteile enthalten Tropanalkaloide. Die Blatter enthalten 0,2 bis 0,4% Gesamtalkaloide, davon 0,01 % Hyoscyamin, 
0,13% Scopolamin und 0,07% Atropin. Die Stengel enthalten nur 0,16% Gesamtalkaloide; die Samen enthalten vor allem 
Hyoscyamin. In den Wurzeln sind zusatzlich die Alkaloide (-)-3,6-Ditigloyloxytropan, 7-Hydroxy-3,6-Ditigloyloxytropan, Tropin 
und Pseudotropin enthalten. In alien Pflanzenteilen finden sich auch Cumarine und Scopoletin (LINDEQUIST 1992: 1140). 

Wirkung 

Die Briigniartsia arborea hat stark parasympatholytische Wirkung (JACINTo et al. 1988). Charakteristisch ist dabei eine 
Mydriase (Pupillenerweiterung), die oft tagelang anhalt, sowie eine extreme Trockenheit der Schleimhaute. Je nach Dosierung 
und individueller Reaktion kann es zu starken Halluzinationen mit vollkommenem Wirklichkeitsverlust, Delirium, Koma und Tod 
durch Atemlahmung kommen (LINDEQUIST 1992). 

Dem Engelstrompetenbaum werden stark betaubende Eigenschaften nachgesagt. In Peru nennt man das Betauben einer Person 
gegen deren Willen chamicado, was soviel bedeutet wie »von der Engelstrompete beruhrt« (BASTIEN 1987: 1 14') . 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen und Pflanzen aller Brugtrlansia spp. sind frei verkauflich. Sie sind iiberall im Blumenhandel erhaltlich. Fiir die 
Urtinktur besteht Verschreibungspflicht (LINDEQUIST 1992). 

Eigenartigerweise fallen die starksten und gefahrlichsten pflanzlichen Halluzinogene nicht unter das Betaubungsmittelgesetz, 
wahrend vergleichsweise voUig harmlose Pflanzen wie Cannabis, und Erythroxylum als nicht verkehrsfahig gelten. Dieser 
Tatbestand kann eigentlich nur bedeuten, daB dem Betaubungsmittelgesetz keine wissenschaftliche Erkenntnis zugrunde liegt 
(vgl. KORNER 1994*). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter den anderen Brugmansia- Arten, Scopolamin, Tropanalkaloide 

BRISTOL, Melvin L. 1966 »Notes an the Species of Tree Daturas*, Botanical Mlcseitrri Leaflets 21(8): 229-248. 1969 »Tree Datura Drugs of the Colombian 

Sibundoy«, Botanical Museum Leaflets 22(5): 165-227. 

JACINTO, Jose Maria Serejo S., Jose Antonio LAPA und Souccar LADEN 1988 »Estudio farrnacologico do extrato bruto do Datura arborea L.«, Acta 

AlilCizotiiccl, Supplement 180-2): 135-143. 

LINDEQUIST, Ulrike 1992 »Datura«, in: Hagers Handbuch der phartnazeutischen Praxis (5. Auf. ), Bd. 4: 1 138-1 154, Berlin: Springer. 

LOCKWOOD, Tommie E. [siehe Nachruf in Ecottotltic Botany 29(1975): 4-5)1 1973 »Generic Recognition of Bi-ICgritcarisici«, Botanical Museum Leaflets 23: 

273-284. 1979 »The Ethnobotany of Brtigittaiisia«, Journal of Etlitioplictrtlicacology 1: 147-164. 

PREISSEL, Ulrike und Hans Georg PREISSEL 1997 Engelstrompeten: Britglnansia und Datura (2., voUig neu gestaltete und erweiterte Auflage), Stuttgart: 

Verlag Eugen Ulmer. 

SHAH, C. S. und A. N. SAOJl 1966 »Alkaloidal Estimation of Aerial Parts of Dattira arborea L.«, Planta Medico 14: 465-467. 

Brugmansia aurea Goldene Engelstrompete 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Tribus Datureae, Sektion Brugmansia 



Formen und Unterarten 

Es gibt eine gelb- und eine weiBbliihende Form. Zusatzlich sind einige Mutationen beobachtet worden: »Die Klone der 
Brugmansia attrea sind oft von bizarrer Erscheinung. Sie werden haufig von Viren infiziert.« (PLOWMAN 1981: 441) 

Synonyme 

Datura aurea (LAGERN.) SAFE. 

SCHULTES und RAFFAUF sind neuerdings der Meinung, daB Brugmansia Candida ein Synonym von Brugmansia aurea 

darstellt (1990: 421*). Andererseits wird auch Brugmansia aurea zu den Synonymen von Brugmansia Candida gerechnet. 

Volkstiimliche Namen 

Borrachero, Floripondio, Gelbe Baumdatura, Goldene Baumdatura, Guantu, Huandauj, Kieri (HuichoJ)-ll, Kieri-nanari (»Wurzel 
der Kieri«), Golden tree datura. Yellow tree datura 

Geschichtliches 

Die Goldene Engelstrompete wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts von dem schwedischen Botaniker Nils Gustaf von Lagerheim 
(1860-1926) entdeckt und beschrieben (LAGERHEIM 1893). Sie hat in Siidamerika eine ahnliche ethnopharmakologische 
Bedeutung wie Brugmansia Candida (PLOWMAN 1981). 

Verbreitung 

Das urspriingliche Verbreitungsgebiet der Brugmansia aurea erstreckt sich von Kolumbien bis ins siidliche Ecuador. Wann die 
Art nach Mexiko eingefiihrt wurde, ist unbekannt. In den Anden ist sie hauptsachlich zwischen 2000 und 3000 Meter Hohe 
anzutreffen (PLOWMAN 1981). 

Anbau 

Siehe Brugmansia arborea 

Aussehen 

Der ausdauernde baumartige Strauch hat einen verholzten Stamm und ist meist stark verzweigt. Die glattrandigen Blatter sind 

oval-zugespitzt. Der Kelch ist einfach, aber nur kurz eingeschnitten. Die langen, trichterformigen, fiinfzipfeligen, normalerweise 

leuchtend gelben Bliiten hangen schrag herab. Sie sind groBer als die Bliiten von Brugmansia arborea, aber im Vergleich zu den 

Bliiten von Brugmansia Candida gedrungener. Die glatten Friichte sind etwas bauchiger und kiirzer als die von Brugmansia 

Candida. 

Die weiBbliihende Form ist sehr leicht rmi Brugmansia Candida zu verwechseln. 

Droge 

- Stengel bzw. Stengelmark. 

- Blatter 

- Bliiten 

- Samen 

Zubereitung und Dosierung 

Die Canelos kratzen das griine Mark aus den gespaltenen Stengeln, zerdriicken es und nehmen es in Wasser aufgeschwemmt ein 

(WHITTEN 1985: 155). 

In Ecuador dient der ausgepreBte Saft aus dem Mark eines 5 cm langen, fingerdicken Stengelstiicks als »prophetische« Dosis 

(METZNER 1992). Der Saft wird mit etwas Wasser getrunken. 

Die getrockneten Blatter und Bliiten konnen pur oder in Rauchmischungen geraucht werden (vgl. Brugmansia arborea, 

Brugmansia suaveolens). 

Rituelle Verwendung 

Die Schamanen der Caneloindianer benutzen die Engelstrompete, um mit ihren Hilfs- und Tiergeistern Kontakt aufzunehmen. Mit 

ihrer Hilfe konnen sie Zauberer aufspiiren, die im geheimen Schadenzauber veriiben und ihren Opfern »Wiirmer« und andere 

Krankheiten in den Korper hexen (WHITTEN 1985). In Ecuador wird der Pflanzensaft eingenommen, um prophetische Traume 

auszulosen, die dann fiir den weiteren Lebensweg als Leitbild interpretiert werden (METZNER 1992). 

Die Samen werden als berauschender Zusatz zur Chicha (Maisbier) verwendet, die bei Dorffesten und religiosen Ritualen 

getrunken wird. 

In Mexiko wird diese Engelstrompete von den Huichol anscheinend ahnlich wie Solandra spp. benutzt. 

Artefakte 

Kif-Pflanzen werden manchmal in der visionaren Kunst der Huichol dargestellt (siehe Solandra spp. ). 

Medizinische Anwendung 

Sie ist identisch mit der Verwendung von Brugmansia Candida. 



Inhaltsstoffe 

In der Goldenen Engelstrompete sind reichlich Tropanalkaloide enthalten. Es wurden 0,9% Gesamtalkaloide festgestellt mit dem 
Hauptalkaloid Scopolamin (Hyoscin), das etwa 80% des Gemisches ausmacht (PLOWMAN 1981: 440). Daneben kommen 
Apoatropin, 3a-Tigloyloxyltropan-6B-ol, Tigloidin, 66-Acetoxy-3a-tigloyloxytropan, Apohyoscin, Hyoscyamin/Atropin, 
Norhyoscyamin/ Noratropin, 66-Hydroxyhyoscyamin und Tropan3a-01 vor (EL IMAM und EVANS 1990: 149). 

Wirkung 

Von dieser Art wurde die Erzeugung intensiver Traume mit prophetischem Charakter berichtet (METZNER 1992). Ansonsten ist 
das Wirkungsprofil ahnlich wie bei Brugmansia Candida. 

Marktformen und Vorschriften 

Siehe Brugmansia arborea 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter den anderen Brugmansia- Arten, Scopolamin, Tropanalkaloide 

EL IMAM, Y. M. A. und W. C. EVANS 

1990 »Alkaloids of a Datura Candida cultivar, 
1). aurea and various Hybrids*, Fitoterapia 61(2): 

148-152. 
1..ACERHE1M, Gustav 

1893 »Eine neue, goldgelbe Briigrriansi(a«, Gartenflora 

42: 33-35. 
METZNER, Ralph 

1992 »t)ivinatory Dreams Induced by Tree Datura«, 

JahrbuchyUr Ethnomedizin und Bew ii-fitseinsforschung 

1: 193-198, Berlin: VWB. 
PLOWMAN, Tlnlothy 

1981 »Brugmansia (Bauen-Datura) in Sudamerika«, 
in: G. Vo LGER (Hg.), Rausch und Realitat, Bd. 2: 

436-443, Koln: Rautenstrauch-Joest-Museum. 
WHITTEN, Norman 

1985 Sicuanga Runa, Urbana, 111.: University 
o/ Illinois Press. 



Brugmansia X Candida WeifBe Engelstrompete 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Tribus Datureae, Sektion Brugmansia 

Formen und Unterarten 

Diese sehr variable Engelstrompete ist moglicherweise ein natiirlicher Hybrid zwischen Brugmansia aurea und Brugmansia 

versicolor (GiuLIETTI et al. 1993). Es gibt eine weiB und eine pfirsichfarben bliihende Form. 

Eine von den Sibundoyindianern kultivierte Form mit winzigen, verkriippelt wirkenden Slattern wurde unter dem Namen Datura 

Candida (PERS.) SAFE. cv. Munchira beschrieben; die »normale« Form wurde als Datltra Candida (PERS.) SAFE) cv. Siangan 

bezeichnet (SCHULTES 1979b: 147f.*). Daneben gibt es die Formen Datura Candida cv. Quinde, Datura cv. Andres, D. Candida 

cv. Ocre, D. Candida cv. Amaron und D. Candida cv. Salaman (SRISTOL et al. 1969). 

Eine kommerziell und ornamental genutzte Form ist unter dem Namen Datura catldida cv. Flintham Hall bekannt (EL IMAM und 

EVANs 1990). 

Der ehemals von Richard Evans Schultes (1955 ) als neue Gattung und Art beschriebene Methysticodendron amesianum ist nichts 

welter als eine »monstr6se« Zuchtform (SRISTOL 1965: 2720. Man konnte sie bestenfalls als Brugmansia x Candida f. culebra 

bezeichnen. 

Fiir Peru sind folgende Formen beschrieben worden, die allesamt als psychoaktive Pflanzen genutzt werden (vgl. Trichocereus 

pachanoi, Cimora): Brugntansia x Candida f. Cimora oso 

Brugmansia x Candida f. Cimora galga 

Brugmansia x Candida f. Cimora toto curandera 

Synonyme 

Brugmansia Candida PERS. 
Datura ajfinis SAFE. 
Datura arborea Ruiz et PAv. non L. 
Datura aurea x D. versieolor 
Datura Candida (PERS.) SAFE. 



Datura x Candida (PERS.) SAFE. 

Datura pittieri SAFE. 

Methysticodendron amesianum SCHULTES 

Volkstiimliche Namen 

Almizclillo, Amaron, Andaqui, Siangan, Siangan borrachera, Sorachero, Sorrachera, Sorrachera de agua, Sorrachero (Spanisch 
»Rauschmittel/ Trunkenmacher«)", Sorracherushe, Suyes, Suyes borrachera, Suyes borracherushe. Cacao sabanero, Cambanda, 
Campana (Spanisch »Glocke«), Campanilla (»G16ckchen«"8), Cari, ChamicoSy, Chontaruco, Chontaruco borrachera, Cimora',", 
Curu. Culebra, Culebra-borrachero (»Rauschmittel der Schlange«), Danta (»Tapir«), Danta borrachera, Flor de campana 
(Spanisch »Glockenblume«), Floripondio, Floripondio bianco, Goon'-ssi-an borrachero (Kamsa), Guamuco bianco, Guamuco 
floripondio, Huama, Kampaana wits (Huastekisch »Glocke des Serges«), Kampachu (Quetschua), Kampana nichim (Tzeltal 
»Glockenblume«), Kinde-borrachero (Inga), Lengua de tigre (»Zunge des Jaguars«), Lipa-ca-tu-ue (Chontal), Maikoa, Metskwai 
borrachero (Masa »Jaguarrauschmittel«), Misha, Mitskway-borrachero, Munchira, Mutscuai, Ngunsiana, Nitkwai boracero 
(Kamsa), Nitwai-boracero (Inga), Palpanichium, Po:bpihy (Mixe), Queen of the night (Englisch »K6nigin der Nacht«), Quinchora 
borrachera, Quinde, Quinde borrachero, ReinweiBer Stechapfel, Salaman, Salamanga, Salvanje, Sta. Maria wits (Huastekisch »Die 
Slume der heiligen Maria«), Tecomaxochit (Nahuatl), Trombita (Spanisch » Posaunchen«), Ts'ak tsimin (Lakandon 
»Pferdemedizin«), Tu:tkhiks (Mixe) 

Geschichtliches 

Im Jahre 1935 wurde die erste Engelstrompete dieser Art im kolumbianischen Sibundoytal (2200 m) von H. Garcia-Sarriga 
gesammelt. Es sind spater fiir das Sibundoygebiet zahlreiche Formen anhand der indianisch-ethnobotanischen Klassifikation der 
Engelstrompeten beschrieben worden. Die Datura (Brugmansia) Candida cv. Culebra wurde urspriinglich sogar fiir eine andere 
Gattung gehalten und von Richard Evans Schultes unter dem Namen Methysticodendron aniesianum beschrieben (SCHULTES 
1955). Es handelt sich um eine Form mit sehr langen, diinnen Slattern, die wie Schlangen aussehen; daher wird diese Form von 
den Sibundoyindianern culebra-borrachero, von den Kamsa mitskway-borrachero genannt - beides heiBt 
»Schlangenrauschmittel« (SCHULTES 1979b: 148f.*). Wann sich diese ethnobotanisch bedeutsame Art nach Mittelamerika 
ausgebreitet hat, ist unbekannt. 

Verbreitung 

Die Pflanze stammt urspriinglich aus Kolumbien oder Ecuador (FRANQUEMONT et al. 1990: 99*); dort ist sie heute noch weit 
verbreitet. Sie kommt meist in einer Hohenlage zwischen 1500 und 2500 Metern vor. Wahrscheinlich wurde sie schon in 
prakolumbianischen Zeiten nach Mexiko eingefiihrt (SERLIN et al. 1974: 280 ). 

Anbau 

Nur durch Stecklinge moglich, aber dafiir sehr einfach. Der Stengel braucht nur in die Erde gesteckt und gegossen zu werden 
(SRISTOL 1965: 276* ). Ansonsten verfahrtman genau wie bei Brugmansia arborea. Es wurde festgestellt, daB ein 
stickstoffreicher Soden die Alkaloidproduktion in der Pflanze erhoht. 

Aussehen 

Der bis zu acht Meter hohe, baumartige Strauch tragi immer Sliiten, aber bildet nur auBerst selten Friichte aus. Die glatten Friichte 
haben eine schlanke, spitz zulaufende Spindelform. Sie sind etwas schlanker und langer als die Friichte von Brugmansia aurea 
(daran lassen sich die beiden Arten unterscheiden). Diese Engelstrompete hat gewohnlich schneeweiBe, fast gerade 
herabhangende Sliiten, die oft gefiillt sind (Doppeltrompeten) und bis iiber 30 cm lang werden konnen. In Siidmexiko haben die 
Sliiten dieser Art mitunter am Sliitenrand eine rosa Einfarbung. Die Form der Sliiten ist so variabel, daB eine sichere Sestimmung 
oft sehr schwerfallt. 

Brugrriansia Candida wird sehr oft mit Brugmansia aurea verwechselt und wurde sogar schon als Synonym angesehen. Sie kann 
auch mit Brugmansia arborea verwechselt werden. 

Droge 

- S latter 

- Sliiten 

Zubereitung und Dosierung 

Die Schamanen in Kolumbien benutzen hauptsachlich Kaltwasserausziige aus den Slattern. Normalerweise werden die Slatter 
immer paarweise und dann nur in geraden Zahlen genommen. Je nach GroBe werden von den Sibundoyindianern 2 bis 24 (= 12 
Paare) Slatter pro Person als schamanische Dosis angegeben. Diese Dosis diirfte bei »normalen« Menschen zu extremen Delirien 
und gefahrlichen toxischen Symptomen fiihren. 

In der Kamsatradition darf das »Jaguarrauschmittel« aus den frischen Slattern von Brugmansia x eandidaf. Culebra (= 
Methysticodendron amesianum) nur bei abnehmendem Mond hergestellt und getrunken werden. Die Slatter werden kurz vor der 
beabsichtigten Einnahme (hochstens eine Stunde vorher) vom Strauch gepfliickt, zerstoBen und fiir etwa eine halbe Stunde in 
kaltes Wasser gelegt. Unmittelbar bevor der Auszug getrunken werden soil, wird er etwas erwarmt und umgeriihrt, aber 
keinesfalls aufgekocht. Danach wird die Fliissigkeit abgeseiht. Die Schamanen trinken niemals alles auf einmal. Sie nehmen iiber 
eine Dauer von etwa drei Stunden immer wieder ein paar Schlucke. So erreichen sie offensichtlich die fiir sie jeweils richtige 



Dosis. Wenn der Schamane nach drei Stunden noch nicht in Trance gefallen ist, wird ihm von einem Gehilfen nochmals ein Trunk 
zubereitet und in kleinen Portionen gereicht, so lange, bis der gewiinschte BewuBtseinszu stand eingetreten ist (SCHULTES 1955: 

9). 

Ein Dekokt aus den Slattern wird von den nordperuanischen curanderos (Volksheilern) zur Erzeugung einer hellsichtigen Trance 

getrunken. 

Der aus den Slattern und/oder Sliiten frisch gepreBte Saft wird auch pur oder mit Schnaps (Alkohol) und Zucker vermischt 

eingenommen (SRISTOL 1965: 2850. 

Mindestens drei in Peru kultivierte Formen (siehe oben) werden als einer der Hauptbestandteile des Cimora genannten 

psychoaktiven Trankes und als Additive fiir San-Pedro-Zubereitungen (Trichocereus pachanoi) verwendet. 

Die getrockneten Slatter und Sliiten konnen pur oder mit anderen Pflanzen vermischt, z.S. Cannabis indica oder Nicotiana 

rustica, in Rauchmischungen geraucht werden (vgl. Brugmansia arborea). 

Rituelle Verwendung 

In Kolumbien (Sibundoy) werden die Slatter bei schamanischen und religiosen Zeremonien der Kamsa und Ingaindianer 
getrunken, hauptsachlich zum Erlernen von Methoden der Hexerei, Divination, Prophetic und schamanischer Therapien. 
Die als Methysticodendron amesianum beschriebene Form heiBt bei den Kamsa mets-kwai borrachero oder mits-kway 
borrachero, »das Rauschmittel des Jaguars« (SCHULTES 1955: 10). Damit stellt sic entsprechend dem starksten Schamanentier 
ein sehr potentes Schamanenfahrzeug dar (vgl. Nymphaea ampla, Solanum spp.). Die Schamanen der Kamsa benutzen dieses 
Mittel fast ausschlicBlich zur Divination und Prophetic. Meist greifen sic nur dann darauf zuriick, wenn ein wirklich schwieriger 
Fall vorliegt. Denn es kommt vor, daB der Korper des betroffenen Schamanen fiir zwei bis drei Tage im Koma oder Delirium 
liegt, wahrend seine Seele die geheimen Ecken der nicht alltaglichen Wirklichkeit erkundet. Sei einer derartigen Prozedur ist stets 
ein Gehilfe anwesend, der nicht nur auf den Korper des Schamanen aufpaBt, sondern auch auf etwaige Sotschaften achtet, die er 
stammelt (SCHULTES 1955: 8f.). 

Im heutigen Mexiko werden Engelstrompeten alternativ zu den krautigen Stechapfeln (Datura innoxia, Datura stramonium) 
benutzt (HEFFERN 1974: 1000. In einigen Mixesiedlungen wird mit der Engelstrompete diviniert und diagnostiziert (LIPP 1991: 
1870. Als wirksame Dosis werden drei Sliiten empfohlen, allerdings konnen auch sechs Sliiten verabreicht werden, wenn der 
gewiinschte Effekt nicht eintritt. Die frischen Sliiten werden in heiBem Wasser mazeriert und mit einem Tuch ausgepreBt (LIPP 
1991: 1900. 

Die am Golf von Mexiko lebenden Huasteken glauben, daB eine Person, die Srligmatisia-candida-Slatter gegessen hat, die 
Wahrheit »sieht« (ALCORN 1984: 624*). Die in der Selva Lacandona angesiedelten Tzeltalen rauchen die getrockneten Slatter 
(mit oder ohne Tabak, Nicotiana rustica) zum Divinieren (RATSCH 1994c*). 

Artefakte 

Der mexikanische Jugendstilkiinstler Saturnino Herran (1887-1919) hat eine Freske namens Nuestros dioses gemalt, in deren 

Zentrum die aztekische Erdgottin Coatlicue, geschmiickt mit Engelstrompeten, dargestellt ist (L6PEZ VELARDE 1988: 1 13). Im 

Jugendstil sind auch Lampenschirme aus Glas in der Form der Engelstrompetenbliite hergestellt worden (vgl. Brugmansia 

arborea). Die Burgmansia x Candida taucht in einem Stoffdruck (Paris, 1896) nach einem Entwurf von Alphonse Mucha als 

florales Element, eine junge Frau umspielend, auf. 

In einem Theaterstiick von Francisco Tandioy wird die prophetische Kraft der Engelstrompete beschrieben (MCDOWELL 1989: 

139). 

Medizinische Anwendung 

Die frischen Sliiten und Slatter von Methysticodendron amesiantim werden im Sibundoytal in Wasser erhitzt und in Form eines 
Pflanzenpflasters auf Tumore, Schwellungen, dicke Knie usw. gelegt. Manchmal werden Patienten mit Fieber und Schiittelfrost 
vom Medizinmann in einer warmen Abkochung der Slatter und Sliiten gebadet (SCHULTES 1955: 9f.). 

In Kolumbien werden Zubereitungen aus Bmgtnansia Candida zur Sehandlung von Muskelkrampfen, Erysipeln (Wundrosen), 
geschwoUenen Entziindungen und Erkaltungen verwendet. Die Tzeltalindianer von Chiapas (Mexiko) behandeln mit den Slattern 
Krankheiten, die durch »Winde« im Korper erzeugt werden. 

Inhaltsstoffe 

Alle Formen der Brugmansia x Candida enthalten Tropanalkaloide. Der Hauptinhaltsstoff ist Scopolamin (Hyoscin), daneben 
Meteloidin und Hyoscyamin. Die Culebra-Form (= Methysticodendron amesianum SCHULTES) enthalt Hyoscyamin, 
Scopolamin und Atropin, davon macht das L-Scopolamin 80% der Gesamtalkaloide aus (SRISTOL 1965: 286 ). Junge Slatter 
sind am alkaloidreichsten, bis zu 0,56% Gesamtmenge (GRIFFIN 1976). In der Zuchtform cv. Flintham Hall wurden 0,55% 
Gesamtalkaloide festgestellt mit dem Hauptalkaloid Scopolamin; daneben 6B-Acetoxy-3a-tigloyloxytropan, Tigloidin, 6B- 
Tigloyloxyltropan-3a-c!, 3a-Tigloyloxyltropan-6B-ol, Hyoscyamin/ Atropin, Norhyoscyamin/Noratropin, 6(3-Hydroxyhyoscyamin 
und Tropan-3a-ol (EL IMAM und EVANS 1990: 149). 

Wirkung 

Die Sibundoyindianer berichten, daB sie unter EinfluB dieser machtigen Zauberpflanze in ihren Visionen vielen riesigen 
Schlangen begegnen. So beschreibt ein Sibundoyindianer seine erste Segegnung mit der »Schlangenpflanze«: 
»Seim erstenmal habe ich nachts sechs Slatter [der Culebra-Form ] getrunken. Ich wurde betrunken. Ich sah Walder voUer 
Saume, Leute von woandersher, Tiere, Saumstiimpfe, Weiden voll mit alien moglichen Schlangen, die am Rande der Weide - 



ganz in Griin - auf mich zukamen, um mich zu beiBen. Als der Rausch starker wurde, begann sich das Haus gegen den Rest der 
Welt aufzulehnen, ebenso die Dinge im Haus ... Aber die Schlangen wollten mich weiterhin umbringen.« (BRISTOL 1965: 283 ) 
Ansonsten diirfte sich das Wirkungsprofil kaum von den anderen Brugmansia-Arten unterscheiden (siehe Brugmansia arborea). 

Marktformen und Vorschriften 

Siehe Brugmansia arborea 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter den anderen Brugmansia-Arten, Trichocereus pachanoi, Cimora, Scopolamin, Tropanalkaloide 

BRISTOL, Melvln L., W. C. EVANS und J. F. LAMPARL) 

1969 »The Alkaloids of the Genus Datura, Section 

Brugmansia. Part VI: Tree Datura Drugs (Datura 

Candida cvs.) of the Colombian Sibundoy«, Lloydia 
32(2): 123-130. (Hier ist weitere Literatur angefiihrt.) EL IMAM, Y. M. A. und W. C. EVANS 
1990 »Alkaloids of*a Datura Candida Cultivar, 
D. aurea and various Hybrids«, Fitoterapia 61(2): 

148-152. 
GIULIETTL A.M., A.J. DARR und M.J.C. RHODES 

1993 »Tropane Alkaloid Production in Transformed 

Root Cultures of Brl'grllarisia cartdidcU, Planta 
Med ica 59: 428-431. GRIFFIN, W. J. 
1966 »Alkaloids in Datura, Section Brugmansia: 
The Peach Flowered Form of Datura Candida sens. 
lat.«, Planta Medica 14: 468-474. 

1976 »Agronomic Evaluation of Datura Candida -A New Source of Hyoscine«, Econotnic Botany 30: 361-369. 
L()PEz VELARL)E Ramon 1988 Saturnine Herrcin, Mexico, D.F.: Fondo Editorial de la Plastica Mexicana. 

Mc:DowE 1. 1 ., lohn Holmes 1989 Sayings of tile Ancestors: Tlie Spiritual Life of the Sibundoy Indians, Lexington: The University Press of Kentucky. 
PACHTER, 1. 1. und A. F. Hol'KlNSON 1960 »Note an the Alkaloids of Methysticodendron attlesianurn«. Journal of the American Pliarrttaceutical 
Association, Science Ed. 49: 621-622. SCHUUFEs, Richard Evans 1955 »A New Narcotic Genus from the Amazon Slopes of the Colombian Andes«, Botanical 
Museutti Leaflets 17: 1-11. 



Brugmansia x insignis Prachtige Engelstrompete 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Tribus Datureae, Sektion Brugmansia 

Formen und Unterarten 

Die Siona unterscheiden mindestens vier »Arten« von dieser Pflanze, deren Namen totemistische und schamanische Beziige 
aufweisen (VICKERS und PLOWMAN 1984: 29*): 

mtAtt pehi - »Donner-Engelstrompete« seme pehi - »Paca-Engelstrompete« sese pehi - »WeiJ3lippen-Pekkari-Engelstrompete« 
takiycli pehi - »tnki-Katzen-Engelstrompete« 

Synonyme 

Datura Instgnts BARD. RODR. In VELLOSIA 
Dattira x insignis BARG. RODR. 
Datura siiaveolens x D. versicolor 

Volkstiimliche Namen 

Ain, Ain-va-i (Kofan), Angel's trumpet, Danta borrachera, Floripondio, Guando, Huanduj, Hayapa, Jayapa, Ku-a-va-u, Ku-wa-oo 
(Inga »rosa Engelstrompete«), Maricaua, Muhu-pehi, Pehi (Secoya), Pimpinella borrachera, Saaro (Matsigenka), Sacha-toe, Toa- 
toe, Tree-Datura, Ts'ak tsimin (Lakandon »Tapirmedizin«), Wandii (Qetschua), Xayapa (Mashco) 

Geschichtliches 

Die Amazonasindianer von Ecuador benutzen die Stengel dieser Engelstrompete als Halluzinogen. Im siidwestlichen 
Amazonasgebiet (Peru) leben die Mashco, die aus zwei Stammen (Huachipaire und Zapiteri) bestehen. Ihre wichtigste 
Schamanenpflanze ist die xayapa genannte Prachtige Engelstrompete. 

Verbreitung 

Dieser vermutlich durch Kultivierung entstandene Hybrid aus Brugmansia suaveolens und Brugmansia versicolor stammt aus 
dem westlichen Amazonasgebiet und wird von vielen Indianern in ihren Hausgarten angepflanzt (VICKERS und PLOWMAN 
1984: 29*). Die Art hat sich auch in andere tropische Gebiete verbreitet. Sie ist haufig verwildert in der Selva Lacandona 
(Chiapas/Mexiko) anzutreffen. 



Anbau 

In Amazonien wird diese Engelstrompete durch Stecklinge vermehrt. Die Indianer nehmen ein etwa 50 cm langes Stamm- oder 
Stengelstuck und stecken es einfach in den feuchten Boden (CALIF ANO und FERNANDEZ DISTEL 1982: 131). 

Aussehen 

Diese Art, hochstwahrscheinlich eine Kreuzung aus Brugmansia suaveolens. und B. versicolor (SCHULTES 1977b: 124*), sieht 

auch genau wie eine Zwischenstufe zwischen den beiden Arten aus. Sie ist am einfachsten an ihrer Bliite zu erkennen, die ahnlich 

gewolbt, aber weniger bauchig ist als die von Brugnlansia suaveolens, dafiir fast gerade herunterhangt, aber nicht so steil wie die 

von Brugmansia versicolor. 

In den Tropen wachst Brugmansia x insignis zu einem richtigen, stark verzweigten Baum heran, der iiber fiinf Meter hoch werden 

kann. In Amazonien bliiht sie zwischen November und April. Die Bliiten sondern am Abend ein starkes Parfiim ab. Die 

Kulturpflanze bildet praktisch nie Friichte aus (CALIF ANO und FERNANDEZ DISTEL 1982: 131). 

Es gibt neben der gelblich-rotlich bliihenden auch eine leuchtend gelb bliihende Sorte, die leicht mit Brugmansia aurea zu 

verwechseln ist. Ansonsten ist diese Art auch leicht mit Brugmansia suaveolens und mit Brugmansia versicolor zu verwechseln. 

Droge 

- Stengel 

- Blatter 

- Bliiten 

Zubereitung und Dosierung 

Die Secoya raspeln die Stengel und kochen sie einen ganzen Tag lang. Dann wird das Dekokt abgegossen und noch etwas 

eingekocht. Es werden leider keine genauen Dosierungen angegeben, da der Gebrauch nur auf wissende Schamanen beschrankt ist 

(VICKERS und PLOWMAN 1984: 29*). 

Diese Engelstrompete wird von den Siona und Secoya auch als Ayahuascazusatz verwendet. Dazu werden die Blatter in einem 

Topf zu Asche verkohlt und pulverisiert. Dieses Pulver wird der fertigen Ayahuasca zugesetzt, um die Visionen zu verstarken 

(VICKERS und PLOWMAN 1984: 29*). Auch in der Gegend von Loreto (Peru) dienen die Blatter als Ayahuascaadditiv 

(SCHULTES und RAFF AUF 1990: 422*) . 

Die Kofan trinken einen AufguB der Blatter fiir psychoaktive Zwecke. Ihren Jagdhunden traufeln sie den-aus den frischen Bliiten 

gepreBten Salt in die Nasenlocher, »damit sie besser jagen« konnen (SCHULTES und RAFF AUF 1990: 421*). 

Ein AufguB von sechs Blattern mit 200 ml Wasser erzeugt einen hypnotischen Zustand (SCHULTES und RAFF AUF 1990: 

422*). 

Die Mashco bereiten aus dieser Engelstrompete einen halluzinogenen Trank zu, der genau wie die Pflanze xaycipa heiBt. Dazu 

werden die Stengel von verschiedener Dicke in ca. 70 cm lange Stiicke geschnitten und in die Ritualhiitte, die sich auBerhalb der 

Ansiedlung im Dschungel befindet, getragen. Dort wird die Rinde von den Stengelstiicken geschalt, zerstampft und mit Wasser 

mehrere Stunden ausgekocht. Nach der langen Phase des Kochens ist ein dickes Konzentrat entstanden, das »genug halluzinogene 

Kraft« besitzt. Die Zubereitung von xaycipa geschieht gewohnlich durch eine wissende, meist altere Person, die auch dem xayapa- 

Trinker bei seiner Reise zur Seite stehen wird (CALIF ANO und FERNANDEZ DISTEL 1982: 135). Die Schamanen der 

Huachipaire nehmen den Trunk auch als Klistier ein (ebd.: 140). 

Rituelle Verwendung 

Die Mashco (Huachipaire) haben einige Regeln, die mit der rituellen Einnahme des xaycipa-Trunkes einhergehen und unbedingt 
beachtet werden miissen: Die Einnahme muB nachts geschehen; der Trinker muB unbedeckt mit offenen Armen auf dem Boden 
oder einer Plattform liegen und den nachtlichen Himmel iiber sich betrachten konnen; die Fliissigkeit muB direkt mit den Lippen 
aus dem Topf getrunken werden, ohne dabei den Topf z: beriihren; der oder die Assistenten diirfen nicht mit dem Trinker 
sprechen, auch wenn dieser sie dazu ermuntert; wenn die Sonne aufgeht, muB der Trinker ganz nackt in das Wasser des nahe 
gelegenen Baches oder Flusses getaucht werden, damit sich die letzten Effekte des Trunkes verziehen. In den Wochen nach der 
Einnahme muB der Trinker eine bestimmte Diat einhalten. Er darf auf keinen Fall bestimmte Fische und Vogel sowie Bananen 
und Zuckerrohr verspeisen; er wiirde sonst an Fiebern, Hautflecken oder Magenbeschwerden erkranken. Der Trunk wird 
gewohnlich dann eingenommen, wenn ein verlorenes oder gestohlenes Objekt lokalisiert, wenn die Zukunft erkundet, Krankheiten 
geheilt oder der Korper erneuert werden soUen. Die Mashco glauben, daB sich unter dem Brugniansia-EinfluB der Korper erneuert 
Oder verjiingt, dadurch allerlei Krankheiten geheilt werden (CALIF ANO Und FERNANDEZ DISTEL 1982: 135f.) und ein 
langeres Leben erwartet werden kann. 

Auch in Kolumbien und Peru werden von Schamanen Zubereitungen aus dieser Engelstrompete fiir diagnostische Zwecke 
eingenommen (SCHULTES und RAFFAUF 1990: 422*). 

Artefakte 

Siehe Brugmansia arborea 

Medizinische Anwendung 

Die frischen Blatter werden auf entziindete oder schmerzende Stellen gebunden. Auch der frisch gepreBte Pflanzensaft wird zur 
Behandlung von Schmerzen benutzt. Ein AufguB der Blatter wird als Beruhigungsmittel getrunken (SCHULTES und RAFFAUF 
1990:4211.*). 



Inhaltsstoffe 

In dieser Engelstrompete sind die Tropanalkaloide Atropin, Scopolamin und Hyoscin enthalten. Die Rinde scheint in dieser Art 
besonders alkaloidreich zu sein (CALIF ANO und FERNANDEZ DISTEL 1982: 134). 

Wirkung 

Die Ethnologen Mario Caifano und Alicia Fernandez Distel erhielten von den Mashco die Erlaubnis, unter ihrer Anleitung und 
Aufsicht den xclycipa-Trunk mehrfach am eigenen Leibe zu erproben. Sie tranken etwa einen viertel Liter des bitteren, fast 
zahfliissigen Trankes. Sie erlebten haufenweise Halluzinationen vom »sozialen Leben, das wir einige Tage friiher durchlebten«, 
und sahen Familienangehorige und Freunde, wie aus einer anderen Welt auf sie zukommend. Die Wirkung dauerte insgesamt 12 
Stunden und war durch optische Halluzinationen, Gefiihlsillusionen, akustische und olfaktorische Halluzinationen sowie eine 
Starke Mundtrockenheit charakterisiert. Manchmal verfielen sie in einen 1- bis 1 l/2stundigen Schlaf mit prophetischen Traumen, 
erlebten aber auch nervose Unruhe und Euphorie (CALIF ANO und FERNANDEz DISTEL 1982: 137f.). 
Die Lakandonen (Chiapas/Mexiko) sagen, daB Pferde nach dem GenuB der Blatter dieser Engelstrompete, berauscht, »wie 
betrunken« werden. 

Marktformen und Vorschriften 

Siehe Brugmansia arborea 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter den anderen Brugmansia- Arten, Scopolamin, Tropanalkaloide 

CALIFANO, Mario und A. FERNANDEz DISTEL 
1982 »The Use of a Hallucinogenous Plant Among 
the Mashco (Southwestern Amazonia, Peru)«, Zeit 
schrif tfUr Ethnologic 107: 129-143. 



Brugmansia sanguinea Blutfarbene Engelstrompete 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Tribus Datureae, Sektion Brugmansia 

Formen und Unterarten 

Eine Form mit stark gezackten Blattern aus dem Sibundoy ist unter dem Namen Datura sangitinea Ruiz et PAv. cv. Guamuco 
beschrieben worden (SCHULTES 1979b: 148). 

Die urspriinglich von A. S. Barclay (1959) beschriebene Art Datura viilctinicola [syn. Brugmansia viilcanicokz (BARCLAY) 
LoCKW.] wird heute als Unterart betrachtet: Brugmansia sanginnea ssp. vitlcatiicola (RIVERA et al. 1989). Die var. [oder cv. B] 
flava DUNAL ist eine gelbbliihende Varietat (= Britgtriarisi(i littea = Datura rosei), die vor allem in Kolumbien kultiviert wird. 
Eine Form mit rein roten Bliiten kommt im Hochland des siidlichen Kolumbiens und nordlichen Ecuadors vor und wird als 
Brugntansia sanguinea cv. Sangre bezeichnet. Im Sibundoy gibt es den Kultivar Brugmansia sangttinea cv. Guamuco. 
KUrzlich wurde im ostlichen Ecuador (Pelileo, Provinz Napo) auf ca. 2500 Meter Hohe eine Form entdeckt, die wie eine 
Zwischenform von Briigmansia sanguinea und Brugmansia sangitinea ssp. viilcctnicola erscheint (moglicherweise ein Hybrid 
zwischen der Art und der Unterart). 

Im siidlichen Chile gibt es eine Form mit fast ganz griinen Bliiten; nur der auBere Rand des Bliitenkelchs ist leicht rotlich, 
gelegentlich fast violett gefarbt. 

Synonyme 

Brugmansia bicolor PERS. 

Brugmansia lutea HORT. ex GARDENERS 

Brugmansia vulccinicola (BARCLAY) LOCKWOOD 

Datura (Briigtnansia) rosei SAFE. 

Datura sanguinea Ruiz et PAv. 

Datura vislcanicola BARCLAY 

Volkstiimliche Namen 

Belladonna tree, Blutroter Stechapfel, Borrachero, Borrachero rojo, Bovachero, Campanilla encarnada, Chamico, El guantug 
(Ecuador), Floripondio, Floripondio boliviano, Floripondio encarnado, Guamuco (Kams, Inga)', Guamucu borrachera (Inga), 
Guamuco floripondio, Guando, Guantug, Guantug, Huaca (Quechua »Grab«), Huacacachu, Huantug, Humoco, Koo-wa-oo, Misha 
colorada, Misha curandera, Misha huarhuar, Misha rastrera, Perecillo, Poroporo, Puca campancho (Quetschua »Rote 
Brugmansia«), Puca-campanilla, Qotu (Quetschua), Tonca, Tonga, Yerba de Huaca 



Geschichtliches 

In Kolumbien wurde diese heilige Pflanze bereits in prakolumbianischer Zeit rituell im Kult der Sonne benutzt. Vermutlich war es 
diese Engelstrompetenart, die 1590 von Jose de Acosta unter dem Namen Floripondio erwdhnt wurde. Der unglaubliche Effekt 
des aus Brugmansia sanguinea zubereiteten tonga-Trankes wurde erstmals 1846 von dem Schweizer Johann J. von Tschudi 
beschrieben (HARTWICH 1911: 519'0. Die Pflanze wird heute noch in Ecuador von Schamanen als Halluzinogen verwendet. In 
Peru sind die Samen nach wie vor ein beliebter Zusatz zu Bier, Chicha und Kaffee (vgl. Coffea arabica). 
Diese Engelstrompete wird heute auch Floripondio boliviano genannt, weil ihre Bliiten die gleichen Farben haben wie die 
Bolivianische Flagge, namlicli Rot, Gelb und Grun (BASTZEN 1987: 114 ). 

Verbreitung 

Die recht kaltebestandige Art ist iiberall in den Anden von Kolumbien iiber Ecuador, Peru, Bolivien bis nach Siidchile, meist auf 
ca. 2000 Meter Hohe, verbreitet. Sie wird in Charazani, Cochabamba und in der Gegend von La Paz (Bolivien) haufig als 
Zierpflanze kultiviert (BASTZEN 1987: 1 14*). In Siidchile kommt sie bis nach Chiloe vor (Meereshohe). 

Die Unterart Brugmansia sanguinea ssp. viilcariicola kommt nur in Kolumbien in der Berggegend beim Vulkan Purace ab 3000 
Meter Hohe vor (RIvERA et al. 1989). 

Anbau 

Die Vermehrung dieser Art erfolgt mit Samen oder Stecklingen. Von alien Brugmansia spp. ist diese Art am erfolgreichsten aus 
Samen zu Ziehen. Dazu werden die Samen am besten vorgekeimt, z.B. in feuchten Tiichern, oder in gut durchfeuchteter Erde in 
Saatbeeten oder Gewachshauschen angezogen. Der Samling kann vorsichtig umgepflanzt werden (in Europa in Kiibel). 
Diese Engelstrompete wird in Ecuador kommerziell zur Gewinnung von Scopolamin fiir die pharmazeutische Industrie angebaut 
und stellt dafiir weltweit eine der Hauptquellen dar (RIVERA et al. 1989). 

Aussehen 

Diese ausdauernde, stark verzweigte Engelstrompete wird 2 bis 5 Meter hoch und bildet einen verholzten Stamm. Die graugriinen, 
pelzigen Bliiten sind am Rand grob gezackt. Sie sind meistens kleiner als die der anderen Britgrnansia-Arten. Die Blutrote 
Engelstrompete ist kein Nachtdufter (wichtiges Erkennungsmerkmal). Die Bliiten bilden kein Parfiim aus. Daran kann man diese 
Art sehr deutlich bestimmen. Die Bliiten sind normalerweise unten griinlich, in der Mitte gelb und haben einen roten Rand. Es gibt 
aber auch griin-rote, rein gelbe, gelb-rote und fast ganz rote Varietaten. In Ecuador glauben die Hochlandindianer, daB diese 
Engelstrompete giftigen oder berauschenden Honig liefert, wenn ihr Nektar von den Bienen gesammelt wird. 
Die oval-bauchigen, zugespitzten Friichte haben eine glatte Oberflache und sind meist noch von dem vertrockneten Bliitenkelch 
halb umhiillt. Diese Art bildet am regelmaBigsten von alien Brugmansia spp. Friichte aus. Die ssp. viilcariicola hat im Gegensatz 
zu der normalen Form glatte Samen. 

Diese Engelstrompete ist von alien Brugntansia-Arten am einfachsten zu identifizieren. Dennoch kann sie mitunter mit 
Brugmansia aurea oder Brugmansia suaveolens verwechselt werden. Sie wurde sogar schon mit lochroma fuchsioides 
verwechselt. 

Droge 

- Blatter 

- Friichte/Samen 

Zubereitung und Dosierung 

Die Samen werden als Additiv fiir Zubereitungen aus Trichocereus pachanoi (vgl. Cimora) und zum Verstarken der Chicha 

verwendet. Aus den Friichten oder Samen wird ein Dekokt gekocht, das tonga genannt wird. Es darf nur von Schamanen 

getrunken werden; normale Menschen wiirde es, so heiBt es, um den Verstand bringen. Zu Dosierungen siehe Brugmansia 

arborea. 

In Nordperu versetzen die Volksheiler (citranderos) ihre San-Pedro-Triinke (vgl. Trichocereus pachanoi) mit den Blattern und 

Bliiten, um besser »sehen« zu konnen. Aus den verholzten Stammen werden Zauberstabe fiir ntesa-Rituale gefertigt , (GIESE 

1989:251 

Die getrockneten Blatter konnen pur oder in Rauchmischungen geraucht werden. Sie sind auch Bestandteil siidamerikanischer 

Asthmazigaretten. 

Rituelle Verwendung 

In vorspanischer und spatkolonialer Zeit nahmen die Priester im Sonnentempel von Sogamoza (nordlich von Bogota, Kolumbien) 
bei religiosen Ritualen einen tonga genannten Trank aus Blutroten Engelstrompeten ein (LOCKWOOD 1979: 149). Die Chibchas 
floBten in vorspanischer Zeit Witwen und Sklaven verstorbener Herrscher Gemische aus Brugntansia, Chicha (Maisbier) und 
Tabaksud (Nicotiana tabacum) ein, damit sie zwar betaubt, aber bei lebendigem Leibe mit dem Verstorbenen begraben werden 
konnten (LOCKWOOD 1979: 150). Schamanen und Wahrsager bedienen sich bis heute des tonga, um in eine prophetische 
Trance zu verfallen, uni Krankheiten diagnostizieren und verschwundene Objekte lokalisieren sowie die Zukunft voraussagen zu 
konnen. 

Im Darien und im Chocogebiet wurden aus den Samen Dekokte gekocht, die mit Maisbier (Chicha) vermischt. Kindern eingefloBt 
wurden, damit sie in einen hellsichtigen Zustand verfallen und dadurch die Kraft erlangen. Gold und Schatze zu »sehen« (LEWIN 
1980: 1820. 



In vielen Gebieten Siidamerikas (z.B. Siidchile) werden die Samen heimlich anderen unter den Kaffee (vgl. Coffea arabica) 
gemischt, um sie zu schadigen, zu aphrodisieren oder lacherlich zu machen. Je nach Dosis fallt das Opfer ins Koma, wird sexuell 
erregt oder fiihrt lacherlich erscheinende, stereotype Handlungen aus (vgl. Scopolia camiolica). 

Artefakte 

Diese oder andere Arten (vgl. Brugmansia arborea) sind vermutlich auf verschiedenen Objekten der prakolumbianischen 

Chavinkultur dargestellt (MULVANY DE PEICH AU 1984). 

Die indianische Zeichnung einer Frau unter einem horrachero-Baum wurde friiher falschlicherweise als Darstellung der 

Brugmansia vtilcanicola gedeutet (SCHULTES und HOFMANN 1995: 128"); tatsachlich ist darauf lochroma fuchsioides 

abgebildet. 

Auf Sri Lanka werden die schonen Bliiten manchmal auf Batiken dargestellt. 

Medizinische Anwendung 

Im Sibundoytal (Kolumbien) wird aus den in Wasser mazerierten Bliiten der Blutroten Engelstrompete, den Blattern der Culebra- 
Form von Brugmansia x Candida und den Stengeln und Blattern von Phenax integrifolius WEBE. ein Pflanzenpflaster fiir Rheuma 
hergestellt. Die erhitzten Blatter werden auch auf geschwollene Infektionen gebunden, und ein AufguB aus den Blattern wird zum 
Waschen von Entziindungen gebraucht (SCHULTES und RAFF AUF 1990: 422 ). Auch in Peru werden die Blatter 
volksmedizinisch bei Entziindungen verwendet (CHAVEZ V. 1977: 1890. Die Callawayawanderheiler benutzen die Blatter nur 
auBerlich zur Behandlung von Rheuma und Arthritis (BASTEN 1987: 1141. 

Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze enthalt Tropanalkaloide. Die Bliiten enthalten hauptsachlich Atropin und nur Spuren von Scopolamin 
(Hyoscin). In den Samen sind ca. 0,17% Gesamtalkaloide enthalten; davon sind 78% Scopolamin. Daneben wurden die Alkaloide 
Apohyoscin, Hyoscyamin, Cholin, Tropin, Pseudotropin und zwei unbekannte Alkaloide gefunden (LEARY 1970). Die Wurzeln 
enthalten die hochste Alkaloidkonzentration und 0,08% Littorin (EVANS und WOOLLEY 1969): Diese Engelstrompete 
produziert psychoaktiven oder toxischen Honig. 

Besonders die in Kolumbien heimische Unterart Brugmansia sanguinea ssp. vulcanicola ist reich an Scopolamin und Atropin. Die 
Bliiten enthalten die hochste Konzentration an Alkaloiden (0,83%), gefolgt von den Friichten (0,74%), wahrend die Blatter nur 
0,4% enthalten (RIVERA et al. 1989). Dies ist vermutlich die potenteste Brugmansia-Art. 

Wirkung 

Alle Pflanzenteile erzeugen heftige Halluzinationen und Delirien. Das Wirkungsprofil dieser Art unterscheidet sich nicht von dem 
anderer Brugmansia spp. (vgl. Brugmansia arborea). 

Marktformen und Vorschriften 

Siehe Brugmansia arborea 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter den anderen Brugmansia- Arten, Scopolamin, Tropanalkaloide 

EVANS, W.C, V .A. MAJOR und M. PETHAN 

1965 »The Alkaloids of the Genus Datura, Section 

Bruginansia III: Datura sanguinea R. and P «, Planta 

Medica 13: 353-358. 
EVANS, W.C. und VALERIE A. WOOLLEY 1969 »Biosynthesis of the (-l-)-2-Hydroxy-3-Phenylpropionic Acid Moiety of Littorine in Datura satiguinea and 
Atttliocercis littorea«, PhytocUetnistry 8: 2183-2187. 

LEARY, John D. 1970 »Alkaloids of the Seeds of Datura scirlgilirieck, Lloydia 33(2): 264-266. 

RIVERA, A., E. CALDERON, M.A. GONZALEZ, S. VALBUENA und P. JOSEPH-NATHAN 1989 »Briigrrtarisici sanguinea subsp. vrtlcarricolca, a Good 
Source of Scopolamine*, Fitoterapia 60(6): 542-544. 



Brugmansia suaveolens Duftende Engelstrompete 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Tribus Datureae, Sektion Brugmansia 

Formen und Unterarten 

Eine Form mit sehr groBem Bliitenkelch wurde unter dem Namen Datura suaveolens fi macrocalyx SENDTNER beschrieben. Die 
Shuar und Achuar kennen mehrere »Arten« dieser Brugmansia, die jedoch botanisch nicht zu unterscheiden sind (BENNETT 
1992: 493, DESCOLA 1996: 88*). 

Synonyme 

Datura gardneri HOOKER Datura suaveolens HUMB. et BONPL. ex WILLD. 



Volkstiimliche Namen 

Ain-vai (Kofan), Almizclillo, Angel's trumpet, Baikua, Bikut, Borrachero, Campana, Canachiari (Shipibo), Chinki tukutai maikiua 
(Achuar » Engelstrompete zum Blasen auf kleine V6gel«), Datura d'Egitti, Datura d'Egypt, Fleur trompette, Flor de campana, 
Floripondia, Floripondio bianco, Guando, Huanduc (Quichua), Ishauna (Zapara), Juunt maikiua (Achuar »gro6e Engelstrompete), 
Maikiua (Achuar), Maikiuwa (Achuar/Shuar), Maikoa (Jibaro), Maikua, Maikuna, Ohuetagi (Huaorani), Peji (Secoya), Sprengels 
Engelstrompete, Toa, Toe, Toe canachiari (Shipibo), Trompeta del juicio, Ts'ak tsimin (Lakandon »Pferdemedizin«), Tsuaak, 
Tsuak, Tu-to-a-va-a (Kofan »weiBe Engelstrompete«), Vau (Kofan), Wahashupa (Sharanahua), WeiBe Engelstrompete, 
Wohlriechender Stechapfel, Yawa maikiua (Achuar » Hunde-Engelstrompete«), Yumi maikiua (Achuar »Himmelswasser- 
Engelstrompete) 

Geschichtliches 

In Siidamerika wird die Duftende Engelstrompete wahrscheinlich schon seit prakolumbianischer Zeit rituell und medizinisch 
genutzt. Moglicherweise war diese Art sogar im vorspanischen Mexiko bekannt; dort hat sie bis heute eine gewisse Bedeutung als 
halluzinogene Schamanenpflanze. Diese Engelstrompete wurde erstmals von Alexander von Humboldt (1769-1859) beschrieben. 
Sie ist wegen ihrer Schonheit und ihres betorend kostlichen Duftes heute die haufigste kultivierte Brugmansia-Art. Sie hat unter 
den Jibaroindianern eine wichtige Bedeutung als rituelle Rauschdroge (DESCOLA 1996* ). 

Verbreitung 

Die Duftende Engelstrompete kommt iiberall in den Anden und Kordilleren sowie in Mittelamerika vor. Durch Kultivierung hat 
sie sich auch in andere Telle der Welt verbreitet. Sie gehort inzwischen zur Flora von Nepal und ist im Himalaya bis auf 1700 
Meter Hohe anzutreffen (POLUNIN und STAINTON 1985: 289"). 

Anbau 

Am einfachsten ist die Vermehrung mit Stecklingen (siehe Brugmansia arborea). Sie laBt sich aber auch aus Samen Ziehen 
(Kiibelpflanze). Die (ganzjahrig mogliche) Aussaat erfolgt am Fensterbrett bei 20 bis 25° C (Keimdauer 2 bis 3 Wochen). Am 
besten geeignet ist ein keimfreies, durchlassiges Anzuchtsubstrat, z.B. sandige, lockere Erde, die gut feucht gehalten werden muB. 
Als kleines Pflanzchen pikieren und in einen groBen Topf mit torfreicher Erde oder in den Garten umpflanzen. Im Spatherbst 
zuriickschneiden und im Keller iiberwintern. Im Friihjahr wird die Pflanze gut gewassert. Sie schlagt recht schnell wieder aus. Sie 
benotigt viel Wasser und gedeiht am besten im Halbschatten. 

Aussehen 

Der ausdauernde, groBe Busch mit verholztem Stamm ist oft stark verzweigt und wird iiber fiinf Meter hoch. Er hat sehr groBe, 
meist glattrandige Blatter, die oval-spitz zulaufen. Die bis zu 30 cm langen, seitlich schrag herabhangenden Bliiten sind meistrosa 
gefarbt. Kelch und Krone sind jeweils fiinfzipfelig (wichtiges Erkennungsmerkmal). Abends und nachts verstromen die Bliiten 
einen zauberhaften, betaubenden Duft. Die Friichte, die nur auBerst selten ausgebildet werden, sind kurz und spindelformig, haben 
eine unregelmaBig gebuckelte Oberflache und enthalten die ca. 1 cm groBen, hellbraunen Samen. Diese Art kommt auch rein weiB 
bliihend vor (z.B. in Argentinien). Im Himalaya gibt es nur die weiBbliihende Form (POLUNIN und STAINTON 1985: 2890. 
Diese Engelstrompete kann leicht mit Brugmansia x insignis verwechselt werden. 

Droge 

- Blatter 

- Bliiten 

- Stengel 

- Aus den frischen Stengeln gepreBter Saft 

- Samen 

Zubereitung und Dosierung 

Die frischen Blatter, Samen und Bliiten konnen frisch gegessen oder als AufguB getrunken werden. Gelegentlich wird der Tee mit 
alkoholischen Getranken vermischt. Auch sollen die frischen Bliiten in Milch eingelegt getrunken werden (HALL et al. 1978: 
251). Fiir einen aphrodisierenden Tee wird eine frische Bliite mit helBem Wasser iibergossen und zehn Minuten Ziehen gelassen. 
Die frischen Blatter werden mit weiBem Rum, Tequila oder einem anderen Schnaps (Alkohol) angesetzt. Die Blatter werden als 
Dekokt zubereitet. Sie dienen ebenfalls als Ayahuascaadditiv (SCHULTES und RAFF AUF 1990: 422'0. Zu Dosierung und 
Gefahren siehe Brugmansia arborea. 
Im Himalaya werden die getrockneten Blatter, genau wie die von Datura metel, in tantrischen Rauchmischungen benutzt. 

Rituelle Verwendung 

Diese Art wird im oberen Amazonasgebiet am haufigsten benutzt. Die Jibaro oder Shuar und Achuar trinken einen Tee aus der 
niaikuna genannten Pflanze, um eine Vision zu erhalten, die dem Gewinnen der arutam wakani, der »visionaren Seele«, dient 
(vgl. auch Nicotiana tabacum). Diese Seele wird fortan ausgeschickt, um in der »anderen Welt« Erkundungen einzuholen 
(BENNETT 1992: 4930. Bei den Achuar ist die Vision vom arutam besonders wichtig, da sie dem Krieger (dem ehemaligen 
Schrumpfkopfjager) die durch den rituellen Kriegsmord verlorene Kraft wiedergibt. Dazu geht der Krieger an einen geschiitzten 



Ort tief im Wald und nimmt ganz alleine, isoliert von allem, den Pflanzensaft der Engelstrompete und auch Tabaksaft ein. Durch 
die Wirkung wird er bald ein arutam erschauen: 

»Arutam ist zunachst eine Vision, Frucht einer BewuBtseinsveranderung durch das Fasten, durch die wiederholte Einnahme von 
Tabaksaft und vor allem durch die starken Dosen Scopolamin, die bei der Stechapfelzubereitung (sic) freigesetzt werden. (...) 
Die Umstande, unter denen arutam erscheint, [sind] ausgesprochen stereotyp. Vom Rausch erschopft, durch Nahrungsmangel 
korperlich geschwacht, die Sinne ganz und gar auf die ersehnte Begegnung ausgerichtet, wartet der Flehende am Wegesrand, bis 
er plotzlich das Rauschen eines fernen Windes gewahrt, der zum Orkan anschwillt und mit aller Gewalt iiber die Lichtung 
niedergeht, wahrend eine seltsame Figur oder ein Ungeheuer ihm langsam immer naherkommt: ein gigantischer Jaguar mit 
feuerspriihenden Augen vielleicht, es konnen auch zwei ineinander verschlungene Riesenanakondas sein, eine iibermachtige 
Harpyie, ein hohnlachender Haufen bewaffneter Fremder, ein zerstiickelter menschlicher Korper, dessen Glieder am Boden 
kriechen, oder ein flammender Kopf, der vom Himmel fallt und zuckend weiterrollt. (...) Der Wind legt sich so schnell, wie er 
gekommen ist, und aus der plotzlich eingetretenen Stille tritt ein Greis hervor. Es ist artctam . . . «(DESCOLA 1996: 3 18f.*) 
Der frisch gepreBte Stengelsaft wird bei den Jibaro getrunken, um »tapfer« zu werden und in die Zukunft blicken zu konnen. 
Ungezogenen Kindern wird der Trank verabreicht, damit sie im Delirium lernen, sich richtig zu verhalten (HARNER 1984: 
143ff.*). Die Kofan und Achuar geben die Pflanze ihren Hunden, damit sie besser jagen konnen (DESCOLA 1996: 88*, 
SCHULTES 1981:34*). 

Die Schamanen der siidmexikanischen Tzeltalen rauchen die Blatter, » um Dinge zu sehen«, also zur Divination und 
divinatorischen Diagnostik von Krankheitsursachen. Sie warnen allerdings: Wenn man zu viel davon raucht, werde man Damonen 
sehen und schlieBlich »verruckt« werden. 

In Nepal werden die Blatter der Engelstrompete von Sadhus und Tantrikern zusammen mit Cannabis indica zur Meditation oder 
fiir Yogaiibungen geraucht (vgl. auch Aconitum ferox). 

Artefakte 

Eine weiBbliihende Brugmansia suaveolens ist auf einem Blumenstilleben (1833) von Johan Laurentz Jensen (1800-1856) 
portratiert (siehe auch Brugmansia arborea und Brugmansia Candida). 

Medizinische Anwendung 

Die auBerliche Anwendung der Blatter dieser Brugmansia zur volksmedizinischen Behandlung von Wunden, Ausschlagen und 
Geschwiiren ist in Lateinamerika sehr weit verbreitet (BERLIN et al. 1990: 33ff.* ). Die Achuar benutzen die Blatter auch zur 
Behandlung von Kriegsverletzungen und Schlangenbissen (DESCOLA 1996: 88*). Weltweit verbreitet ist der Gebrauch der 
Bliiten und Blatter, manchmal auch der Samen, als Aphrodisiakum. Sogar der Duft gilt als aphrodisierend.l,-" 
Einige Lakandonen verwenden die Engelstrompete als Heilmittel fiir Haustiere: »Das ist eine Medizin fiir die Hiihner. Damit 
behandle ich meine Hiihner, wenn sie an den Augen einen Ausschlag bekommen. Ich nehme den Stengel und reibe ihn dariiber, so 
gesundetes schnell.« (RATSCH 1994b: 60*) 

Inhaltsstoffe 

Die Inhaltsstoffe (Tropanalkaloide) dieser Brugmansia- Art setzen sich charakteristisch zusammen und unterscheiden sie chemisch 
von alien anderen Brugmansia i'pp. Im oberirdischen Kraut sind Scopolamin (Hyoscin), Apohyoscin, Norhyoscin, Atropin und 
Noratropin sowie eine hohe Konzen tration der Tigloylester dieser Stoffe anwesend. In den Wurzeln sind Scopolamin, Meteloidin, 
Atropin, Littorin, 3a-Acetoxytropan, 6B-(a-Methylbutyryloxy)-3a-Tigloyloxytropan, 3a, 6B-Ditigloyloxytropan-7B-ol, 3-a- 
Tigloyloxytropan-6B-ol, Tropin und Cuskohygrin enthalten. In den Bliitenkronen befindet sich das Hauptalkaloid Norhyoscin 
(EVANS und LAMPARL) 1972). In den Blattern sind 0,09 bis 0,16% Alkaloide enthalten. Einige der Ester kommen auch in den 
Gattungen Solandra und Datura vor (EVANS und LAMPARI) 1972). Der Alkaloidgehalt ist wahrend der Bliitezeit am hochsten 
(ROTHetal. 1994: 2940. 

Wirkung 

In Kolumbien ist allgemein der Glaube verbreitet, daB der Duft der Engelstrompete einschlafert und heftige, oft erotisch gefarbte 

Traume bewirkt. In Siidkolumbien, wo es ganze Alleen von Engelstrompetenbaumen gibt, spazieren abends die an 

Schlafstorungen Leidenden an den duftenden Gewachsen vorbei. In Peru glaubtman, daB diejenigen, die unter der Engelstrompete 

schlafen, fiir immer verriickt werden (SCHULTES 1980: 115*): 

»Schon der Duft der Bliiten soil narkotisierende Eigenschaften besitzen und Kopfschmerzen sowie Nausea hervorrufen.« (ROTH 

etal. 1994:294*) 

Die Halluzinationen, die durch diese Engelstrompete hervorgerufen werden, halten bis zu drei Tage an (BENNETT 1992: 493*). 

Bei Oberdosierungen treten anticholinerge Delirien auf (HALL et al. 1978). Es sind in der toxikologischen Literatur fiinf 

Todesfalle angefiihrt worden, die durch eine Uberdosis von Brugniansia suaveolens verursacht worden sein sollen (ROTH et al. 

1994: 294* ). 

Marktformen und Vorschriften 

Siehe Brugmansia arborea 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter den anderen Brugmansia- Arten, Scopolamin, Tropanalkaloide 

EVANS, W.C. und J.F. LAMPARI7 



1972 »Alkaloids of haturci sruiveoleus«, Pliytoc lierlris- 
try 11: 3293-3298. HALL, Richard C.W., Betty PFEFFERBAUM, Earl 
R. GARDNER, Sondra K. STICKNEY und Mark PERL. 
1978 »Intoxication with Angel's Trumpet: Anticholin- 
ergic Delirium and Hallucinosis*, Journal of Psyche- 
delic Drugs 10(3): 251-253. (Uber Datura siiaveolens) 



Brugmansia versicolor Bunte Engelstrompete 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Stamm Datureae, Sektion Brugmansia 

Formen und Unterarten 

Vermutlich keine 

Synonyme 

Datura versicolor (LAGERN.) SAFF. 

Volkstiimliche Namen 

Amazonian datura, Amazonia tree datura, Canachiari (Shipibo), Sacha-toe, Toe, Tree datura 

Geschichtliches 

Obwohl diese Engelstrompete in Amazonien eine anscheinend wichtige Schamanenpflanze darstellt, ist sie ethnobotanisch und 
ethnopharmakologisch praktisch unerforscht. Das mag z.T. daran liegen, daB die in ethnographischen Berichten angefiihrten 
Verwendungen der Pflanze mit der falschen botanischen Bezeichnung beschrieben wurden. Es ist sehr wahrscheinlich, daB viele 
Informationen Uber Brugmansia suaveolens oder Brugmansia x insignis sich eigentlich auf Brugmansia versicolor beziehen. 
Botanisch ist diese Art durch den schwedischen Botaniker Nils Gustaf von Lagerheim (1860-1926), der auch als erster die 
Brugmansia aurea beschrieben hat, erst bekannt geworden, als er sie 1895 in Ecuador gefunden hatte. 

Verbreitung 

Diese tropische Engelstrompete stammt aus dem nordwestlichen Amazonasgebiet (Becken von Guyaquil) und ist an das tropische 
Klima angepaBt. Sie kommt vor allem in Ecuador vor (ZANDER 1994: 226*) und ist auch im nordlichen Peru verbreitet 
(SCHULTES und RAFF AUF 1990: 424* ). 

Anbau 

Die Vermehrung erfolgt mit Stecklingen (wie bei Brugmansia arborea, Brugmansia x insignis). 

Aussehen 

Die ausdauernde Pflanze wachst zu einem baumartigen Strauch von bis zu 3 Meter Hohe heran. Die groBen, trichterformigen 
Bliiten mit glatten Bliitenkronen hangen ganz gerade herab (wichtiges Erkennungsmerkmal). Die Bliiten haben meist eine rosa- 
gelb wechselnde Farbung (daher der Name versicolor). Der Bliitenkelch ist einfach gezahnt. Die glatte Fruchtkapsel ist diinn, 
spindelformig (ca. 75 cm lang) und hangt genau wie die Bliite gerade nach unten. Die Blatter haben einen glatten Rand und sind 
oval, laufen aber spitz zu. 

Diese Engelstrompete ist leicht mit Brugmansia x Candida und Brugmansia x insignis zu verwechseln. Die Brugmansia versicolor 
hat durch Kreuzung mit Brugmansia aurea den Hybrid Brugmansia x Candida ergeben (SCHULTES und HOFMANN 1980:267). 

Droge 

- Frische Stengel 

- Blatter 

Zubereitung und Dosierung 

Eine schamanische Dosis sind 1 bis 2 ml des aus den frischen Stengeln gepreBten Saftes. Die getrockneten Blatter und Bliiten 
konnen pur oder in Rauchmischungen geraucht werden. Zu Dosierungen und Gefahren siehe Brugmansia arborea. 

Rituelle Verwendung 

Diese Art ist im Amazonasgebiet von Ecuador und Peru eine der wichtigsten Schamanenpflanzen. Trotzdem ist kaum etwas Uber 
ihren Gebrauch bekannt. Vermutlich deckt er sich stark mit den Anwendungen von Brugmansia aurea, Brugmansia x insignis 
oder Brugmansia suaveolens. Im peruanischen Amazonasgebiet wird die Brugmansia versicolor als Ayahuascazusatz verwendet 
und wird fUr diesen Zweck eigens in den Hausgarten kultiviert (OTT 1993: 2220. 

Artefakte 

Siehe Brugmansia arborea 



Medizinische Anwendung 

Moglicherweise wird diese Pflanze volksmedizinisch zur Geburtenkontrolle verwendet (SCHULTES und RAFFAUF 1990: 

424*). 

Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze enthalt psychoaktive Tropanalkaloide. Chemische Analysen stehen noch aus. 

Wirkung 

Der Duft dieser Art soil nicht nur einschlafernd wirken, sondern auch bei zu hoher Dosis, z.B. wenn man nachts unter der 
Engelstrompete schlaft, temporaren oder permanenten Schwachsinn hervorrufen. Unter Umstanden kann man durch den Duft 
auch zum Schamanen werden, wie es in einer Mythe der Jurunaindianer beschrieben wird: 

»Eines Tages ging Uaia jagen. Da sah er im Wald viele, ja sehr viele tote Tiere unter einem Baum liegen. Uaia stand und schaute, 
ohne zu verstehen, wie dies geschehen konnte. Wahrend er nachdachte, ging er um den Baum herum. Kaum befand er sich unter 
ihm, da fiihlte er sich benommen, fiel hin und schlief sogleich. Er hatte viele Traume. Er traumte von singenden Leuten, vom 
Tapir und alien anderen Tieren. Im Traum sah er auch einen Vorfahren der Juruna, Sinaa. Dieser sprach viel mit ihm. Als Uaia 
erwachte, machte er sich sofort auf den Heimweg, denn es war spat, und die Sonne ging schon unter. Am nachsten Tag kehrte er 
zu dem Baum zuriick, fiel abermals hin und schlief unter ihm. Er traumte dieselben Dinge: von Sinaa, singenden Leuten, von 
Tieren und den Seinen. Einige Tage lang kam Uaia zu dem Baum, unter dem er immer, nachdem er eingeschlafen war, dieselben 
Traume hatte. Seit dem ersten Tag fastete er. Er aB nichts. Wahrend des letzten Besuchs sagte Sinaa im Traum zu Uaia: „Komm 
nicht mehr unter diesen Baum. Es ist genug." 

Nachdem Uaia aufgewacht war, schabte er ein wenig von der Baumrinde ab und ging zum FluBufer. Dort machte er daraus einen 
Tee und trank ihn. Da war er berauscht, sprang ins Wasser und fing mit der Hand Fische. (...) Uaia ging nicht mehr zu dem 
Baum. Er trank nun den Tee, den er aus der geschabten Rinde braute, und erwarb so viele Fahigkeiten.« (KARLINGER und 
ZACHERL 1976: 172f. * ) 

Ansonsten diirfte sich das Wirkungsprofil nicht von denen der anderen Brugmansia spp. unterscheiden. 

Marktformen und Vorschriften 

Siehe Brugmansia arborea 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter den anderen Brugmansia- Arten, Scopolamin, Tropanalkaloide 

LAGERHEIM, G. 

1 895 »Monographie der ecuadorianischen Arten 

der Gattung Brugmansia PERS.«, Engler's Botanisches 

Jahrbuch 20: 655-668. 



Brugmansia spp. et Hybride Engelstrompetenarten und Zuchtungen 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Tribus Datureae, Sektion Brugmansia 

Da die Engelstrompeten von besonderer Schonheit sind, haben sie in aller Welt Gartenfreunde begeistert. Es gibt kaum ein 
tropisches oder subtropisches Gebiet, wo man heutzutage keine Engelstrompeten als Zierpflanzen sieht. Durch die inzwischen 
weltweite Verbreitung ist auch den spezialisierten Botanikern (auch mir) der Uberblick iiber die Gattung und die von ihr 
ausgehenden Zuchtungen verlorengegangen (vgl. LOCKWOOD 1973). 

Die Unterscheidung der oben genannten Arten ist schon schwierig genug, von den lokalen Varietaten ganz zu schweigen. Hinzu 
kommt ein heilloses Durcheinander der Taxonomie und der popularen Benennungen. Die kommerziellen Bezeichnungen der im 
Blumen- und Samenhandel angebotenen Pflanzen oder Samen sind eher von der Phantasie der Handler als von botanischer 
Bestimmung gepragt. 

Um sich wirklich einen Durchblick in der Taxonomie der Engelstrompeten verschaffen zu konnen, waren ausgiebige genetische 
Vergleichsstudien notwendig, die jedoch aufwendig und kostspielig sind und vermutlich in keinem Verhaltnis zum okonomischen 
Nutzen stehen. 

Hier sind einige Namen, die in der Literatur vorkommen, bei denen es sich entweder um sehr wenig bekannte Arten, Unterarten, 
Varietaten oder Zuchtformen und Kreuzungen handelt. Anhand der tatsachlichen Bliitenform lassen sich eigentlich nur drei Typen 
unterscheiden: Brugmansia Candida (= B. aurea), B. sanguinea und B. suaveolens (Vgl. SCHULTES 1979b*); deshalb werden 
die folgenden Taxa diesen Typen zugeordnet (die meisten Arten und Hybriden sind steril, deshalb konnen die Fruchtformen zur 
Bestimmung nicht herangezogen werden): 



Brugmansia-candida-Typ: 

- Brugmansia doUchocarpa LAGERN. [syn. Datura doUchocarpa (LAGERN.) SAFE, Datura carpa] 
Diese Form ist sehr ahnlich wie die Brugmansia versicolor. 

- Datura (Brugmansia) comigera (HooK.) LAGERN. Eine Form mit sehr groBen Bliiten; beschrieben fiir das Hochtal von 
Mexiko (SAFFORD 1921: 183). 

-Datura (Brugmansia) mollis SAFE. 

Eine gelbbliihende Form aus Ecuador; wahrscheinlich synonym zu B. Candida. 

- Datura rubella SAFE. 

Lediglich nach einem Herbarium-Specimen aus Ecuador beschrieben (SAFFORD 1921: 185). 

Brugmansia-sanguinea-Typ: 

- Datura (Brugmansia) chlorantha 

Gelbbliihende Form; vermutlich mit B. sanguinea identisch. 

- Datura pittieri SAFE. 

Eine hell bliihende Form von B. sanguinea. - Datura (Brugmansia) rosei SAFE. 

Rotlich bliihende Form der B. sanguinea aus Ecuador; ebenfalls ein Name fiir eine Kreuzung aus Datura innoxia x Brugmansia 

aurea (LoCKwooD 1973: 280). 

- Brugmansia vulcanicola (BARCLAY) LOCKw. [syn. 

Datura vulcanicola A.S. BARCLAY] Siehe Brugmansia sanguinea. 

Brugmansia-suaveolens-Typ: - Datura affinis SAFE. 

Nichtsterile Form mit einer ovalen Frucht aus der Gegend von Quito, Ecuador; vermutlich synonym zu Brugmansia arborea oder 
B. suaveolens. - Dntura suaveolens x Datura Candida cv. Flintham Hall 

- Brugmansia longifolia LAGERH. [syn. Datura longifolia (LAGERH.) SAFF.l 
Vermutlich eine weiBbliihende Form der Brugmansia suaveolens mit langlichen Blattern. 

Die meisten Botaniker akzeptieren heute fiinf Engelstrompetenarten: B. arborea, B. aurea, B. sanguinea, B. suaveolens, B. 
sanguinea. Alle anderen Namen beziehen sich auf Formen, Unterarten, Hybriden und Ziichtungen (D'ARCY 199 1 : 94, 
SCHULTES 1979b: 141*). Vielleicht sind lediglich B. aurea, B. sanguinea und B. suaveolens echte, eigenstandige Arten. 
Recht haufig trifft man Kreuzungen aus Brugtnansia suaveolens und Bruginansia versicolor an. Sie haben oft spektakular schone 
Bliiten in verschiedenen Farbungen (weiB, gelb). Manche Kreuzungen und Ziichtungen sind von bestimmten Viren befallen, die 
die Pflanze nicht abtoten, sondern lediglich die Form ihrer Bliiten verandern. Bei manchen Kultivaren laBt sich keine genaue 
Spezifizierung mehr vornehmen. 

Kreuzungen mit anderen Gattungen 

Es ist einigen Botanikern gelungen, Kreuzungen aus den Gattungen Datura und Brugmansia zu ziichten: Folgende Hybriden 

waren erfolgreich (LOCKWOOD 1973: 280): 

Datura innoxia (weibl.) x Brugmansia suaveolens Datura innoxia (weibl.) x Brugmansia aurea 

Synonyme mit anderen Gattungen 

Einige als Brugmansia beschriebene Nachtschattengewachse werden heute der Gattung Juanulloa zugerechnet: 

- Brugmansia aurantiaca HORT. ex WALPERS Ist ein veraltetes Synonym fiir das 'HsLchi&ch&ttsngs'^SLch'B, juanulloa parasitica 
Ruiz et PAv. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter den anderen Brugmansia- Arten, Scopolamin, Tropanalkaloide 

D'ARCY, William G. 1991 »The Solanaceae since 1976, with a Review of its Bibliography*, in: HAWKEs, LESTER, NEE und ESTRADA (Hg.), Solanncene III: 
Taxonomy, Chemistry, Evolution, S. 75-138, London: Royal Botanic Gardens Kew and Linnean Society. LAGERHEIM, G. 1895 »Monographie der 
ecuadorianischen Arten der Gattung Brugniansin Pers.«, Engler's Botanisches Jahrbuch 20: 655-668. LOCKWOOD, Toni E. 1973 »Generic Recognition of 
Brugmansia*, Botnnical Museum Lea_flets 23(6): 273-284. SAFFORD, WillialnE. 1921 »Synopsis of the Genus Datura*, Journalofthe Washington Acadeiny of 
Sciences n(^y. 173-189. 



Brunfelsia spp. Manaka, Brunfelsie 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Cestroideae, Tribus Salpiglossidae 



Formen und Unterarten 

Es werden heute botanisch 40 bis 45 Arten akzeptiert (D'ARCY 1991: 78*, SCHULTES und RAFFAUF 1991: 34*), von denen 
einige Bedeutung als Heilmittel, Zierpflanze oder Zutat zu psychoaktiven Praparaten haben (PLOWMAN 1977). 

Psychoaktiv genutzte Arten: 

- Brunfelsia chiricaspi PLOWMAN 

Borrachero, Chiric-caspil'S, Chiricaspi, Chirisanango, Covi-tsontinba-ko (Kofan), Sanango, Yai uhahai (Siona »Jaguar- 
Brunfelsie«) 

- Brunfelsia grandiflora D. DON ssp. grandifloral ,4 

[syn. B. calycina BENTH. var. rnacrantha BAILEY, B. tastevinii BENOIST] 

Borrachera, Chinikiasip (Shuar), Chiricaspi, Chiric sanango, Keya-honi, Mucapari (ShipiboConibo) 

- Brunfelsia grandiflora D. DON SSP. schliltesii PLOW MAN 

Bella union, Borrachero, Chipiritsontinbaka (Kofan), Chiric-Sanango, Chiricaspi chacruco (Quetschua), Chiricaspi picudo, 
Chiricaspi salvaje, Huha hay (Siona), Sanango, Uhahai 

- Brunfelsia Uniflora (POHL) BENTH.'S 

[syn. Brunfelsia hopeana (HOOK.) BENTH., Franciscea Uniflora POHL] 

Bloom of the lent. Boas noites (»Gute Nachte«), Camgaba, Camgamba (»Baum des Gamba-Opossums« ), Christmas bloom, Flor 
de Natal (»Weihnachtsblume«), Gerataca, Good night, Jerataca, Jeratacaca (»SchlangenbiBmedizin«), Manaca, Manaca, Mercurio 
dos pobres (»Des armen Mannes Quecksilber«), Paraguay jasmine, Santa Maria, Umburapuama (»Medizinbaum«), Vegetable 
mercury. White tree 

- Brunfelsia maritirria BENTH. 

Borrachera (»Trunkenmacher« )" - Brunfelsia mire PLOWMAN 
Borrachera 

Geschichtliches 

Die Gattung Brunfelsia wurde nach dem deutschen Arzt, Botaniker und Theologen Otto Brunfels (1489-1543) benannt. Als die 
Portugiesen nach Nordbrasilien gelangten, konnten sie den Gebrauch der Brunfelsia Uniflora bei den Indianern beobachten. Die 
Amazonasbewohner stellten aus den Wurzelextrakten Pfeilgifte her. Die payes oder Schamanen benutzten die Wurzel zum Heilen 
und bei magischen Handlungen (PLOWMAN 1977:290f.). Beschrieben wurde die Pflanze (Briirifelsia Unifora) erstmals in Pisos 
he Medicina Brasiliensi, publiziert im Jahre 1648. 

Brunfelsia Uniflora hat heute in Brasilien die groBte phytomedizinische und pharmazeutische Bedeutung und wird als 
Stammpflanze fiir die Manakawurzeldoge in Plantagen angebaut. Das Wort Manaka leitet sich von manaccin ab, was »die 
schonste Frau des Stammes« bedeutet und auf die Schonheit des Strauches anspielt (PLOWMAN 1977: 290). Einige Brunfelsia- 
Arten (B. americanum, B. australis, B. urvifora, B. pilosa) werden heute weltweit wegen ihrer attraktiven Bliiten und Farben in 
tropischen Garten angepflanzt oder als Kiibel- und 
Zierpflanzen gezogen. 

Verbreitung 

Die Gattung Brun felsig stammt aus dem nordlichen (tropischen) Brasilien und von den karibischen Inseln. Wegen der Schonheit 
der meisten Arten hat sich die Gattung als Zierpflanze in alle tropischen Gebiete der Welt verbreitet. Sie wird auch erfolgreich in 
den frostfreien Zonen des Mittelmeerraumes kultiviert (B ARTELS 1993: 180"). 

Die ethnomedizinisch bedeutenden Arten stammen alle aus Amazonien, wo sie von vielen Indianern angepflanzt werden. 
Brunfelsia chiricaspi kommt nur im Primarwald vor (PLOWMAN 1973b: 258f. und 1977: 305 ). 

Anbau 

Die meisten Brunfelsia-Arten werden durch Stecklinge, Wurzelteile oder Ableger vermehrt. In Kultur bilden sie nur selten Friichte 
aus. Brunfelsien benotigen tropisches Klima und gedeihen am ' besten in lockerer Erde. Brunfelsia chiricaspi wird nicht kultiviert 
(PLOWMAN 1977: 305). 

Zimmerpflanzen (B. Uniflora, B. pciiiciflora) miissen gleichmaBig mit abgestandenem Wasser begossen und von April bis August 
alle 14 Tage gediingt werden. 

Aussehen 

Die hier vorgestellten Arten sehen sehr ahnlich aus und konnen alle leicht miteinander verwechselt werden. Sie bilden meist bis zu 
3 Meter hohe, immergriine Straucher mit wechselstandigen, elliptischen, spitz zulaufenden Blattern, die auf der Oberseite 
lederartig und dunkelgriin, auf der Unterseite blaBgriin erscheinen. Die meist kurzgestielten Bliiten sind fast immer violett, 
manchmal weiB, seltener gelb (Brunfelsia arrtericartttrri) oder cremeweiB (Brunfelsia undulata). Oft befinden sich sowohl weiBe 
als auch violette Bliiten an einer Pflanze. Die Friichte, die nur sehr selten ausgebildet werden, sind runde, griine Beeren mit relativ 
groBen Samen. 

Die Bliiten verbliihen bereits nach wenigen Tagen. Die Bliiten der Art Briitifelsia paitciflora sind am ersten Tag dunkelviolett, am 
zweiten Tag helllila, am dritten Tag fast weiB; deshalb tragi diese oft als Zimmerpflanze kultivierte Art den polpularen Namen 
Yesterday, Today, and Tottiorrow (»Gestern, heute und morgen«). 



Manche Arten sind Nachtdufter und sondern abends einen siiBen Duft ab (z.B. Bricnfelsia americciniittr), der betaubend wirkt 

und an den Duft der Brugmansia suaveolens erinnert. In den Tropen bliihen die Brunfelsien das ganze Jahr iiber. Als Topfpflanzen 

in gemaBigten Zonen (Mitteleuropa) liegt die Bliitezeit zwischen Friihjahr und Spatsommer. 

Die als Zierpflanzen kultivierten und die psychoaktiv genutzten Arten sind in ihrem Aussehen sehr ahnlich und konnen sehr leicht 

miteinander verwechselt werden. Selbst der geiibte Botaniker kann bei der Bestimmung in Schwierigkeiten geraten. So sind z.B. 

die Arten Briitifelsia hopeana (= B. ittiiJlorct) und Brtinfelsia pilosa PLOWMAN fast immer als ein und dieselbe Art angesehen 

worden (PLOW MAN 1975: 47 ). Deshalb kann man davon ausgehen, daB die Identifizierungen in der ethnobotanischen Literatur 

nicht verlaBlich sind. In dieser Monographie wird daher in der Regel nicht zwischen den fiir den gleichen Zweck genutzten Arten 

unterschieden (es sei denn, es liegen wirklich exakte Daten vor). 

Brittifelsia nlaritinia sieht der B. grandiflora tauschend ahnlich und wird sogar in Herbariumexemplaren verwechselt. B. 

grandiflora wird auch oft mit Briittjelsia latifolia (POHL) BENTH. und Brtetrfelsia bonodora (VELL.) MACBR. verwechselt 

(PLOWMAN 1977:298). 

Die Unterart ssp. schliltesii PLOWMAN unterscheidet sich lediglich durch die viel kleineren Bliiten und Friichte von B. 

grandiflora ssp. grandiflora. Beide Unterarten oder Formen werden ethnobotanisch nicht welter unterschieden; sie werden beide 

chiricaspi, »Kalter Baum«, genannt und gleich benutzt (PLOWMAN 1973b und 1977: 299). 

Droge 

Blatter 

- Stengel 

- Wurzel (Manakawurzel, rnanacd. Radix Manaca, Radix Brunfelsiae) 

In Brasilien werden mehrere Arten als Lieferanten der Manakawurzel gebraucht: Briitifelsia i.mirlora, Britttfelsict atistralis, Briin 
felsia spp. 

Zubereitung und Dosierung 

Es gibt verschiedene traditionelle und pharmazeutische Zubereitungen der Rohdrogen. Blatter kann man in helBem Wasser Ziehen 

lassen (SCHULTES 1966: 303 ). Ebenso konnen Blatter und Stengel mit kochendem Wasser aufgegossen werden. Ein Extrakt aus 

der Manakawurzel (B. uniflora) zeigt ab 100 mg/kg pharmakologische Wirkung (IYER et al. 1977: 358). 

Fiir medizinische Zwecke wird Brunfelsia grandiflora auf verschiedene Weise zubereitet. Die Rinde wird abgeschabt und in 

kaltem Wasser oder in Chicha (Maisbier) angesetzt. Um die Dosis zu steigern, kann noch die Rinde anderer Baume (remocaspi: 

Pithecellobiuni laetum BENTH.; chuchuhtiasi: Heisteria pallida ENGL.; hltacapurana: Campsiandra laitrifolia BENTH.) 

zugefiigt werden. Leider wird die Menge der Rinde, die auf ein Glas des Auszugs kommt, nicht genannt. Die Wurzel kann aber 

auch mit Alkohol angesetzt werden. Dazu werden 50 g der Wurzelrinde auf einen Liter aguardiente (Rohrzuckerschnaps) 

gegeben. Davon wird vor jeder Mahlzeit ein Schnapsglas getrunken (PLOWMAN 1977: 300). 

Die Jibaro stellen aus Banisteriopsis sp., Brunfelsia grandiflora und einer botanisch nicht identifizierten, hiaji genannten Liane 

eine Art Ayahuasca her. Dazu werden zunachst die Banisteriopsis-Stucke 14 Stunden gekocht. Dann werden die beiden anderen 

Ingredienzien zugefiigt und das Ganze eingekocht, bis eine dickfliissige Losung entsteht (PLOWMAN 1977: 303). 

Fiir psychoaktive und magische Zwecke wird die wildwachsende Brunfelsia chiricaspi den kultivierten Brltnfelsia-grandiflora- 

Varietaten vorgezogen (PLOWMAN 1973b: 259). 

Brunfelsia kann auch geraucht werden. Aus der Manakarinde und Tabak (Nicotiana tabacum) drehen Manner und Frauen der 

Yabarana Zigarren (WILBERT 1959: 26f.*). 

Rituelle Verwendung 

Brunfelsia grandiflora wird von Amazonasindianern in Ecuador als Halluzinogen genutzt. Die Schamanen der Shuar trinken einen 
Tee aus Blattern und Stengeln, um »starke Gefiihle« zu erhalten und sie bei Heilungen zu nutzen (BENNETT 1992: 4931. Die 
Siona kratzen die Rinde der B. grandiflora ssp. schultesii ab und trinken einen Kaltwasserauszug davon. Zwei MundvoU soil eine 
wirksame Dosis sein (VICKERS und PLOWMAN 1984: 29f.*). Sie trinken den Extrakt, » um Visionen zu erhalten und 
Schmerzen zu lindern« . Oft wird der Brunfelsia-Auszug vor der Einnahme von Ayahuasca oder kombiniert mit yoco (vgl. 
Paullinia spp.) getrunken (PLOWMAN 1977: 305). Die Schamanen der Kofan trinken Brunfelsia grandiflora, um Krankheiten zu 
diagnostizieren. Die Schamanen der Lamaindianer, die im nordlichen Peru leben, sehen in B. grandiflora einen spirituellen 
Fiihrer. Sie nehmen die Brunfelsia bei ihrer Initiation ein und erhalten dadurch besondere Krafte, mit denen sie heilen oder auch 
Krankheiten erzeugen konnen (PLOWMAN 1977: 303). 

Beide Unterarten von Brunfelsia grandiflora werden als Ayahuascaadditive verwendet und soUen deren Wirkung verstarken 
(SCHULTES und RAFF AUF 1991: 34*). In Iquitos sagen die urbanen Ayahuasqueros, daB die Brunfelsia grandiflora Ayahuasca 
kraftiger macht und eine akustische Wahrnehmung »wie Regen im Ohr« bewirkt. Bei den Witoto am Rio Ampiyaco (Peru) wird 
die Brunfelsie bei Neumond dem Trank zugesetzt (Rindenstiicke werden in kalte Ayahuasca eingelegt), damit man dadurch Kraft 
gewinnt (PLOWMAN 1977: 303). 

Artefakte 

Vermutlich keine; vgl. Ayahuasca 

Medizinische Anwendung 

Die Manakawurzel wird in Brasilien als Heilmittel bei Syphilis und als Abortativum verwendet (BARTELS 1993: 180*). Sie wird 
volksmedizinisch bei Rheuma, Syphilis, Gelbfieber, Schlangenbissen und Hautkrankheiten benutzt (IYER et al. 1977: 356). Sie ist 



eine sehr wichtige Fiebermedizin; chiricaspi heiBt »kalter Baum« und deutet ihre Eigenschaft an, die Korpertemperatur zu senken 

(SCHULTES und RAFFAUF 1991: 34*). 

Die Stengel der Brunfelsia grandiflora werden abgeraspelt und in kaltem Wasser ausgezogen. Mit der Losung werden 

rheumatische Stellen eingerieben oder massiert. Ein Kaltwasserauszug wird ebenfalls bei Arthritis und Rheuma getrunken 

(PLOWMAN 1977: 300). 

Um 1862 wurde aus der Manakawurzel das Homoopathikum » Franciscea uniflora« (Essenz aus der frischen Wurzel) als 

wichtiges Mittel eingefiihrt (SCHNEIDER 1974 I: 198*). 

Inhaltsstoffe 

In der alteren Litertaur findet man als Inhaltsstoffe der Brunfelsien Alkaloide mit Namen wie »Franciscain«, »Manacine«, 

»Brunfelsin« (BRANDL 1885) und sogar Mandragorin (vgl. Mandragora officinarum) - alles obsolete Namen fiir die »nur wenig 

verstandenen chemischen Bestandteile« der Wurzeln (SCHULTES 1979b: 1540. 

In den Arten Brunfelsia uniflora, B. pauciflora und B. brasiliensis ist das stickstofffreie Scopoletin (6-Methoxy-7- 

hydroxycumarin) enthalten. Aus einer nicht naher bestimmten Art wurde das Alkaloid Cuskohygrin, das auch in Atropa 

belladonna und Erythroxylum coca vorkommt, isoliert (MORS und RIBEIRO 1957, SCHULTES 1979b: 1550. 

In Brunfelsia uniflora und B. pauciflora sind die Alkaloide Mancin und Manacein sowie Asculetin enthalten. Dabei ist die 

Konzentration von Manacin in der Rinde (von B. uniflora) mit 0,08% am hochsten (ROTH et al. 1994: 175). 

Wirkung 

Schon friih wurde die merkwiirdige Wirkung der Manakawurzel beschrieben: starker SpeichelfluB, Schlaffheit, allgemeine 
Betaubung, teilweise Lahmung des Gesichtes, geschwoUene Zunge und verschwommene Sicht. Es gab aber auch drastischere 
Angaben: »wilde Delirien und andauernder Schwachsinn«. »Eine Art der Manaca hat die Kraft, Berauschung, Blindheit und 
Urinverhalt wahrend des Tages zu erzeugen; aber es heiBt, wer von der Rinde oder Wurzel dieser Pflanze einen Tee getrunken hat, 
wird immer Gliick beim Jagen und Fischen haben.« (PLOWMAN 1977: 292) 

Das aus Brunfelsia uniflora (= B. hopeana) extrahierte Scopoletin hat im Laborversuch deutlich depressiv auf das 
Zentralnervensystem gewirkt (IYER et al. 1977: 359). Das » Manacin reizt die Sekretion der Driisen und totet durch 
Atemstillstand. Manacein ist von ahnlicher Wirkung. « (ROTH et al. 1994: 175) 

Die Brunfelsia ehiricaspi soil von alien Brunfelsien die am starksten psychoaktive Art sein. Allerdings klingt die Beschreibung 
der Wirkung nicht gerade verlockend. Sie setzt innerhalb weniger Mi= nuten ein und auBert sich zunachst in Kribbeln, Taubheit 
usw. (ahnlich wie bei »eingeschlafenen« Armen und Beinen). Ein starkes Kaltegefiihl und Unfahigkeit zur Bewegung, Schaum 
vor dem Mund, Zittern und Ubelkeit folgen. Am Ende bleibt Schwindel und Erschopfung zuriick. Am nachsten Tag halten 
Schwindelgefiihle und Schwache weiterhin an (PLOWMAN 1977: 306f.). Im ganzen vergleicht Plowman, einer der sehr wenigen 
Forscher, die den Trank an sich selbst erprobt haben, die Wirkung der Brunfelsie mit der des Nikotins (auf den Nichtraucher). Er 
nimmt an, daB Brunfelsia der Ayahuasca zugesetzt wird, um eine hohere Konzentration auf den Korper oder auf korperliche 
Vorgange zu erzielen. Solche Zustande konnen dann vom Schamanen fiir die Heilung bestimmter Leiden genutzt werden. 
Jonathan Ott ist bei einem Eigenversuch mit Brunfelsia fast gestorben (miindliche Mitteilung von Ott). Angenehme visionare 
Erfahrungen wurden bisher nicht berichtet. Allerdings hat sich aus verstandlichen Griinden kaum ein Psychonaut in die Tiefen des 
Brunfelsienrausches vorgewagt. 

Marktformen und Vorschriften 

Manche Brunfelsien werden als Zierpflanzen im Blumenhandel angeboten (meist Brunfelsia pauciflora, Brunfelsia ainiflora). In 
Brasilien ist Manakawurzel offizinell und in der brasilianischen Pharmakopoe verzeichnet. Manakawurzeldrogen sind theoretisch 
frei verkauflich. 

Literatur 

BECKURTS, H. 

1895 »Cliemisclie und pharmakologische Untersuchung der Manaca-Wurzel«, Apotheker Zeitung 72: 622-623. BRANDL, J. 1885 »Chemisch-pharmakologische 
Untersuchung iiber die Manaca- Wurzel«, Zeitschrift fiir Biologie 31: 251-292. BREWER, ET. 1882 »On the Physiological Action of Manaca«, The Therapelttic 
Gazette, N.S. 3(9): 326-330. DE ALMEIDA COSTA, O. 1935 »Estudio farmacognostico de Manaca«, Revista da Flora Medicinal 1(7): 345-360. ERWIN, J.L. 
1880 »Manaca - Proximate Properties of the Plant«, Therapeutic Gazette, N.S. 1 (7): 222-223. HAHMANN, C. 1920 »Beitrage zur anatomischen Kenntnis der 
Brunfelsia hopeana BENTH., im Besonderen deren Wurzel, Radix Manaca«, Angewandte Botanik 2: 1 13-133, 179-191. IYER, Radhakrishnan P., John K. 
BROWN, Madhukar G. CHAUBAL und Marvin H. MALONE 1977 »BrIStifelsia hopeand. 1. Hippocratic Screening and Antiinflammatory Evaluation*, Doydia 
40: 356-360. MORS, Walter B. und Oscar RIBEIRO 1957 »Occurence of Scopoletin in the Genus Brunfelsia*, Journal of Organic Chemistry 22: 978-979. 
PLOWMAN, Timothy 1973a The South American Species o/Brunfelsia (Solanacene), Cambridge, Mass.: Doctoral Dissertation, Harvard University. 1973b »Tour 
New Brunfelsias from Northeastern South America*, Botanical Museum Leaflets 23(6): lA^-lll. 1975 »Two New Brazilian Species of Brunfelsia*, Botanical 
Museum Leafleats 24(2): 37-48. 1977 » Sr//n/e/s(a in Ethnomedicine*, Botanicnl Museum Leaflets 25(10): 289-320. 1979 »The Genus S™n/e/s(a; a Conspectus of 
the Taxonomy and Biogeography*, in: J.G. HAWKES et al. (Hg.), The Biology and Taxonomy of the Solanaceae, S. 475-491, London: Academic Press. 



Galea zacatechichi Aztekisches Traumgras, Zacatechichi 

Familie 

Compositae (Korbbliitler); Unterfamilie Heliantheae (Sonnenblumenartige); Tribus/Subtribus Galinsoginae 



Formen und Unterarten 

Es sind mehrere Varietaten beschrieben worden (FLORES 1977: 12ff.): 

Galea zacatechichi var. calyculata ROBINSON Galea zacatechichi var. laevigata STANDLEY 

Galea zacatechichi var. macrophylla ROBINSON et GREENMAN 

Galea zacatechichi var. rugosa (DC.) ROBINSON et GREENMAN 

Galea zacatechichi var. xanthina STANDLEY et L.O. WILLIAMS 

Galea zacatechichi var. zacatechichi 

Daneben wird noch eine »Guadalajara-Form« genannt, die nur bei Guadalajara vorkommt (FLORES 1977: 15). 

Synonyme 

Aschenbornia heteropoda SCHAUER Galea rugosa HEMSLEY Galea ternifolia KUNTH var. ternifolia Galydermos rugosus 
DC. 

Volkstiimliche Namen 

Ahuapatli, Amula, Atanasia amarga, Bejuco chismuyo, Betonica, Chapote6', Chichicxihuitl (Nahuatl »bitteres Kraut«), 
Chichixihuitl, Cochitzapotl, Dream herb (»Traumkraut«), Falso simonillo, Hierba amarga, Hoja madre (»Blatt der Mutter«), 
Iztactzapotl, Jaral, Jaralillo, Juralillo, Mala hierba, Matasano, Oaxaquena (»die aus Oaxaca«), Paiston, Poop taam ujts, Prodigiosa, 
Pux lat'em (Huaxtekisch), Sacachcichic, Sacachichic, Sacatechichi, Simonillo, Techichic, Tepetlachichixihuitl (Nahuatl »bitteres 
Kraut der Berge«), Thle-pelacano, Thle-pela-kano (Chontal »Blatt Gottes«), Tsuleek' ethem (»Waschbaren-Luftr6hre«), Tzicinil, 
Tzikin, Xikin (Maya »Taubenkraut« )61, Xtsikinil, X-tzicinil, Yerba amarga (»bitteres Kraut«), Zacachichi, Zacachichic, Zacate 
amargo (Mexikanisch »bitteres Gras«), Zacate de perro (Mexikanisch »Hundegras«), Zacatechi, Zacatechichi 

Geschichtliches 

Dieser Korbbliitler wurde bereits in prakolumbianischer Zeit magisch und medizinisch genutzt. Vielleicht hat Galea zacatechichi 
den aztekischen Zauberern (nagualli) geholfen, tiefer in das Reich der Traume, nach Tlalocan, reisen zu konnen. 
Der aztekische Name zacatechichi heiBt wortlich iibersetzt »bitteres Gras«. Die Pflanze wurde erst im letzten Jahrhundert 
botanisch beschrieben (1834). Der psychoaktive Gebrauch wurde erstmals von Thomas MacDougall beschrieben (1968). Die 
Erforschung der Pharmakologie und Phytochemie hat erst in den letzten Jahrzehnten begonnen (FLORES 1977). 

Verbreitung 

Das aztekische Traumgras wachst hauptsachlich im zentralmexikanischen Hochland (1500 bis 1800 m), in den bergigen 
Gegenden von Oaxaca, Veracruz und Chiapas, in Jalisco und Morelos sowie im Flachland von Yucatan (BARRERA MARIN et 
al. 1976, MARTINEZ 1987). Die Pflanze kommt auch in Costa Rica, vergesellschaftet mit Kiefern (Pinus spp.) und Eichen, vor 
(SCHULRES 1995: 23*). Am einfachsten findetman sie in reinen Pinienwaldern (FLORES 1977: 12). 
In Mexiko wird auch die nah verwandte Conyzafdaginoides DC. als zacatechichi bezeichnet (SCHULTES 1970: 48'x). 

Anbau 

Das Traumgras laBt sich aus den gekeimten Samen Ziehen. Bevor sie eingepflanzt werden, sollte die vertrocknete Fruchthiille 
abgestreift werden. Am besten in gute Muttererde pflanzen und reichlich gieBen. 

Aussehen 

Die krautig verzweigte Pflanze wachst bis etwa 1,5 Meter, selten bis zu 3 Meter hoch, hat kleine, ovale, am Rand gekrauselte 

Blatter und treibt kleine, gelbe, manchmal weiBliche Bliiten aus. Die ganz jungen Blatter sind auf der Unterseite violett gefarbt. 

Die Pflanze ist nur sehr schwer zu erkennen und mit zahlreichen anderen Krautern zu verwechseln. Am auffalligsten ist ihre 

intensive, griine Farbe. Manchmal bildet sie kleine Felder, die aus der iibrigen Vegetation durch ihr griines Leuchten 

herausstechen. 

Das Traumgras ist sehr leicht mit der nah verwandten, ebenfalls gelb bliihenden Galea cordifolia zu verwechseln. 

Droge 

Blatter und Stengel vor der Fruchtreife 

Zubereitung und Dosierung 

Aus der getrockneten Droge wird ein Tee - entweder eine Infusion oder ein Dekokt - bereitet. Die getrockneten Blatter und 

Stengel konnen in Pfeifen oder in Form eines Joints geraucht werden (MACDOUGALL 1968: 105). 

Fiir volksmedizinische Zwecke - etwa zur Behandlung von Malaria - werden insgesamt 10 g des getrockneten Krautes dreimal pro 

Tag, als Tee aufgebriiht, getrunken (SCHULTES 7970; 491. 

Ein alkoholischer Extrakt der Blatter der nah verwandten Galea urticifolia (MILL.) DC. var. axil/arw (DC.) BLAKE wurde friiher 

in Mexiko als Rauschmittel getrunken (VON REis ALTSCHUL 7975; 324* ). 



Rituelle Verwendung 

Obwohl die Pflanze mit ziemlicher Sicherheit bereits in prakolumbianischer Zeit von den Azteken und anderen 
mesoamerikanischen Volkern rituell verwendet wurde, ist leider kaum etwas dariiber in den Quellen zu finden. Wahrschieinlicii ist 
das Traumgras mit der in kolonialzeitlichien Quellen erwahnten, berauschenden Pflanze chichixihintl, »bitteres Kraut«, identisch. 
Die in Oaxaca lebenden Chontalindianer, die eine dem Maya verwandte Sprache sprechen, nennen die Pflanze thle-pela-kano, 
»Blatt Gottes«, und verehren sie als Pflanze der Gotter. Die Curanderos (»Heiler«) der Chontal kochen aus den frischen, 
zerdriickten Slattern einen kraftigen, adstringierenden Sud, den sie trinken, um Visionen und hellsichtige, traumahnliche Zustande 
zu erzeugen. Dazu legen sie sich in einen halb oder ganz dunklen Raum und rauchen einen Joint aus getrockneten Slattern. Die 
Curanderos berichten von veranderten, traumartigen Zustanden, in denen sie die Stimmen von Gottern und Geistern wahrnehmen, 
die Ursachen von Krankheiten erkennen, in die Zukunft blicken und verlorene oder gestohlene Objekte lokalisieren konnen. Diese 
Form der Divination wurde als »Oneiromantik« (Wahrsagen durch den Traum)" beschrieben. Als wirksame Dosis geben die 
Chontalheiler »eine Handvoll des getrockneten Krautes« (ca. 60 g) an. 
Zur Trauminduktion wird manchmal das frische Kraut unter das Kopfkissen gelegt. 

Artefakte 

Sisher sind keine Artefakte bekannt geworden. 

Medizinische Anwendung 

Aus den kolonialzeitlichen medizinischen Texten aus Yucatan geht hervor, daB aus den zerstoBenen, frischen Slattern ein 
Krauterpflaster fiir geschwollene Kopfhaut bereitet wurde. Das gediinstete Kraut wurde bei Hautkrankheiten aufgelegt (Rots 
1976: 290, 2950. Die Maya von Yucatan benutzen das Traumgras auch heute noch als Krautermedizin (SARRERA M. et al. 
1976). In aztekischer Zeit wurde das Kraut auch zur Sehandlung von »kaltem Sauch« verwendet (FLORES 1977: 8). 
Das Kraut wird in Mexiko volksmedizinisch als Abfiihr- und Fiebermittel eingesetzt. Der daraus bereitete Tee gilt als 
appetitanregend (sobald der bittere Geschmack im Mund verschwunden ist . . . ), als magenstarkend und heilsam bei 
Durchfallerkrankungen (MAYAGOITIA et al. 1986: 230). Volksmedizinisch wird das Kraut auch bei Kopfschmerzen, Diabetes, 
als Stimulans und bei Periodenbeschwerden verwendet (ARGUETA V et al. 7994; 1407*, JIU 7966; 2527. 

Inhaltsstoffe 

Das Kraut enthalt einen widerlich schmeckenden Sitterstoffkomplex, bestehend aus mehreren Sesquiterpenlactonen: 
Germacranolide%" (1 B-Acetoxy-Zacatechinolid, 1-Oxo-Zacatechinolid), Germacren 7, Caleicin I und 11, Caleocromen A und S, 
Calein A und S, Zexbrevin und Analoge, Sudlein A und Analoge (ARGUETA V. et al. 7994; 257 *, SOHLMANN und ZDERO 
7977, HERZ und KUMAR 1980, LARA OCHOA und MARQUEZ ALONSO 7996; 123f.*, MATAGOITIA et al. 7956; 231, 
QUIJANO et al. 1979). Daneben wurden die Flavone Acacetin und O-methyl-Acacetin nachgewiesen (HERZ und KUMAR 
1980). Nach einigen Untersuchungen liegt ein Alkaloid (?) von unbekannter Struktur vor, das mild psychoaktive und zentral 
betaubende Effekte hat. Nach Diaz (1979: 79*) gibt es verschiedene chemische Rassen der Pflanze, von denen eine psychoaktiv 
ist, die andere(n) jedoch nicht. Das wiirde die Einteilung der Pflanze in »gute« und »schlechte« Exemplare durch die 
Chontalheiler erklaren. 

Die Wirkstoffe sind wasserloslich, moglicherweise auch alkoholloslich, da auch Tinkturen zur Anwendung kommen (Vgl. 
SCHULDES 1995: 23*). 

Wirkung 

Die subtile psychoaktive Wirkung auf den Menschen laBt sich am besten als trauminduzierend oder » oneirogenisch« bezeichnen. 

Anscheinend wirkt Galea auch schlaffordernd. Im Tierversuch konnte gezeigt werden, daB Katzen schnell einschlafen, wenn ihnen 

das Aquivalent einer auf den Menschen trauminduzierend wirkenden Dosis verabreicht wird (MAYAGOITIA et al. 1986: 230). 

Die mexikanische Forschergruppe um jose Diaz hat einen Doppelblindversuch mit einem Placebo und einer Calea-zacatechichi- 

Zubereitung unternommen, bei dem eine signifikant erhohte Zahl bedeutungsvoUer Traume registriert wurde (MAYAGOITIA et 

al. 1986). Der Geomantieforscher Paul Devereux, der das sogenannte Dragon Project zur Erforschung der Traumtatigkeit an alten 

Kultplatzen leitet, strebt eine weitere Untersuchung zur Wachtraumerregung durch Galea zacatechichi an. 

Als wirksame Dosis fiir den » oneirogenischen« Effekt gilt ein Dekokt aus einem gehauften EBloffel (ca. 25 g) des getrockneten, 

zerkleinerten Krautes plus ein Standard] oint. Danach soil man sich in einen verdunkelten Raum legen oder zum Schlafen ins Sett 

gehen: 

»Nach etwa 30 Minuten stellt sich ein Gefiihl der Ruhe und Gelassenheit ein, der Herzschlag wird bewuBter empfunden. Die 

angegebene Menge von 25 Gramm klart die Gedanken und die Sinne.« (SCHULDES 1995: 231 

Manche Probanden berichten, daB sie beim Rauchen eines Calea-Joints marijuanaahnliche Wirkungen (vgl. Cannabis) verspiiren. 

Ich selbst kann diese Wirkung (bisher) nicht bestatigen. Ich habe lediglich Slutandrang im Kopf und leichte Gefiihle von High- 

Sein erlebt. 

Die in der Literatur angegebenen Wirkungen sind nicht zuverlassig (Vgl. OTT 1993: 422*). Nebenwirkungen sind bisher nicht 

bekannt geworden. 



Marktformen und Vorschriften 

In Mexiko ist das getrocknete Kraut gelegentlich auf Markten oder in Krauterladen erhaltlich. Seltener findet es sich im 
internationalen Spezialhandel. Es liegen keine Vorschriften vor. 

Literatur 

BOHLMANN, Ferdinand und Christa ZGERO 

1977 »Neue Germacrolide aus Galea zaccitechichi« , Phytocheniistry 16: 1065-1068. 
FERREIRA, Zenaide S., Nidia F. RoQUE, Otto R. GOTT 
LIEB, Fernando OLIVEIRA und Hugo E. GOTTLIEB 

1980 »Structural Clarification o/Germacronolides 
from Galea Species*, Phytocheniistry 19: 1481-1484. 
FLORES, Manuel 

1977 An Etlinobotatiical Investigation of Galea 
zacatechichi, Cambridge, Mass.: Harvard University, 
Senior honors thesis. 
GIRAL, Francisco und Samuel LADABAUM 

1959 »Principio amargo del zacate chichi«, Giencia 
19(11-12): 243. 
LOUREN,~,o, Tania O., Gokithi AKISUE und Nidia 

F. RoQUE 

1981 »Reduced Acetophenone Derivatives from Galea 
clineifolia«, Phytocheniistry 20(4): 773-776. 
MACDOUGALL, Thomas 

1968 » Galea zacatechichi: A Composite with Psychic Properties?*, Garden Journal 18: 105. 

MARTINEZ, Mariano, Baldomero EsQulVEL und 

Alfredo ORTEGA 

1987 »Two Calcines from Galea zacatechiclii«, Phytochernistry 26(7): 2104-2106. 

MARTINEZ, Mariano, Antonio SANCHEz F. und 

Pedro JOSEPH-NATHAN 

1987 »Thymol Derivatives from Galea rlelsonii«, Phytochernistry 26(9): 2577-2579. 

MAYAGOITIA, Lilian, Jose DiAZ und Carlos 

M. CONTRERAS 

1986 »Psychopharmacologic Analysis o/an Alleged 
Oneirogenic Plant: Galea zacatecliichi« , Journal of Ethnophartnacology 18(3): 229-243. 
HERZ, Werner und Narendra KUMAR 

1980 » Sesquiterpene Lactones of Galea zacatechichi and G. urticifoUa«, Phytochernistry 19: 593-597. 
QUIJANO, L., A. ROMO DE VIVAR und Tirso Rios 
1979 »Revision of the Structures o/Caleine A and B, 
Germacranolide Sesquiterpenes from Ca/ea zacatecftic/((«, Phytochennstry 18: 1745-1747. 



Calliandra anomala Puderquastenstrauch 

Familie 

Leguminosae: Mimosaceae (Hiilsenfruchtgewachse: Mimosenartige) 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Calliandra grandiflora (L'HER.) BENTH. 

Volkstiimliche Namen 

Cabellito, Cabellitos de angel, Cabellitos de una vara, Cabello de angel, Cabellos de angel, Cabeza de angel (Spanisch »Kopf des 
Engels«), Canela, Chak me'ex k'in (Lakandon »der rote Bart der Sonne/des Sonnengottes«), Ch'ich' ni' (Tzotzil »blutende Nase«), 
Clagot, Coquito, Engelshaupt, Hierba de canela, Lele, Meexk'in, Pambonato, Pombotano, Red powder puff, Saqaqa 
(Totonakisch), Tabardillo, Tepachera, Tepexiloxochitl, Texoxochitl, Timbre, Timbrillo, Tlacoxilohxochitl, Tlacoxiloxochitl 
(Aztekisch), Tlamacatzcatzotl, Tzonxochitl, U me'ex k'in, Xiloxochitl 

Geschichtliches 

Der spektakulare Puderquastenstrauch stammt aus Mexiko und wurde schon in vorspanischer Zeit medizinisch genutzt. 
Hernandez hat erstmals dariiber berichtet. Die Azteken soUen die Pflanze als Narkotikum benutzt haben (EM BODEN 1979: 4*). 
Die Calliandra anorrtala und die Gattung Calliandra ist nur wenig erforscht worden, obwohl sie einige interessante Heilpflanzen 
und sehr attraktive und schone Zierstraucher umfaBt. 



Verbreitung 

Calhandra anornala kommt in den tropischen Zonen Mittel- und Siidamerikas vor. In Mexiko ist sie vor allem in Chiapas, 
Veracruz, Oaxaca, Morelos, Chiliualiua und Sinaloa verbreitet (MARTiNEZ 1994: 3190. 

Anbau 

Der Strauch kann entweder durch Samen oder Stecklinge vermehrt werden. Die Samen miissen allerdings vorgekeimt werden, 
wenn man erfolgreich sein will. Der Strauch benotigt warmes bis feucht-heiBes Klima; er vertragt weder Kalte noch Frost 
(GRUBBER 1991: 19*). 

Aussehen 

Der teils bis zu 6 Meter, meist aber 3 bis 4 Meter hoch wachsende, verzweigte Strauch hat fein gefiederte, gegenstandige Blatter 
(Fiederblatter). Die Rinde ist dicht, aber kurz behaart und hat einen olivfarbenen Glanz. An den Zweigspitzen bildet der Strauch 
die charakteristischen Bliitenstande aus. Die eigentlichen weiBlichen Bliiten sind unscheinbar und in Ringen um den Zweig 
angeordnet. Aus ihnen sprieBen die enorm langen, leuchtendroten Staubfaden hervor, die dem Bliitenstand ein quastenartiges 
Aussehen verleihen. Der Strauch bliiht in den Tropen das ganze Jahr hindurch. Die Friichte sind lange, flache Schoten mit 
mehreren flachen Samen. Sie treten meist im Februar auf. 

Die Gattung umfaBt etwa 1 10 Arten, die hauptsachlich in tropischen Zonen Amerikas auftreten (ANZENEDER et al. 1993: 53*, 
BARTELS 1993: 144 ). Die Arten CalUandra fulgens HOOK, und C. tweedi BENTH. haben ebenfalls rote Staubfaden und 
konnen deshalb ahnlich erscheinen. 

Droge 

- Rinde (Cortex Calliandrae) 

- Harz (Salt) 

- Wurzel 

- Knospen/Bliiten (Cabellitos) 

Zubereitung und Dosierung 

CalUandra anornala wurde als Pulqueadditiv (siehe Agave spp.) und moglicherweise als Kakaozusatz benutzt (Theobroma 

cacao). 

Angeblich soil aus der Pflanze ein Schnupfpulver bereitet werden konnen: »Nachdem mehrere Einschnitte in die Rinde gemacht 

wurden, wird nach mehreren Tagen das inzwischen ausgetretene Harz gesammelt, getrocknet, pulverisiert, mit Asche vermischt 

und geschnupft« (SCHULDES 1995: 24*). Das Wurzelpulver wirkt irritierend auf die Nasenschleimhaute (Niespulver; ahnlich 

wie Veratrum album); andere Wirkungen sind bisher nicht berichtet worden. 

Die Gesamttagesdosis soil 120 g nicht iiberschreiten; bei einer Dosis von 90 g ist ein Hund gestorben (MARTiNEZ 1994: 3200. 

Die nah verwandten Arten CalUandra angtistifoUa und Calhandra pentandra werden in Siidamerika als Ayahuascaadditive 

verwendet. 

Rituelle Verwendung 

Die CalUandra war in der aztekischen Mythologie und Kosmologie mit dem himmlischen Totenreich, dem »Haus der Sonne im 
Himmel«, und der Nahrung der wiedergeborenen Seelen verbunden: »Der dritte Ort, wohin man ging, war in das Haus der Sonne 
im Himmel. Die im Kriege Gefallenen gingen dorthin, die entweder gleich im Kriege starben, daB es auf dem Schlachtfelde sie 
dahinraffte, daB dort der Atem ihnen ausging, daB dort das Geschick sie ereilte, oder die heimgebracht werden, um spater geopfert 
zu werden, sei es im Sacrificio gladiatorio oder lebend ins Feuer geworfen, oder erstochen, oder auf dem Kugelkaktus [ 
Coryphantha spp.], oder im Kampfe, oder mit Kienspanen umbunden - all diese gehen zum Haus der Sonne. (...) Und wo die 
im Kriege Gefallenen wohnen, da gibt es wilde Agaven [Agave spp.], Dorngewachse und Haine von Akazien [Acacia spp. ] . Und 
alle Opfergaben, die man ihnen bringt, das kann er sehen, das kann zu ihm dringen. Und nachdem sie vier Jahre so verbracht 
haben, verwandeln sie sich in Vogel von glanzendem Gefieder: Kolibri, Blumenvogel, in gelbe Vogel mit schwarzer, grubiger 
Vertiefung um die Augen; in kreideweiBe Schmetterlinge, in Daunenfederschmetterlinge, in Schmetterlinge (groB) wie 
Trinkschalen, den Honig zu saugen aus alien Arten von Blumen, den Bliiten der equimitl [Erythrina spp. ] oder des 
Tzompantlibaumes [Erythrina americana], der xiloxochitl [Pseudobombax ellipticum H.B.K.; vgl. Amapola], der 
tlacoxilohxochitl [Calhandra anornala] .« (SAHAGUN, nach SELER 1927: 301 f.' ) 

Moglicherweise hatte der Strauch bei den Maya eine rituelle Bedeutung, denn noch heute heiBt er bei den Lakandonen (Chiapas) 
chdk me' ex Yin, »der rote Bart des Sonnengottes«. 

Artefakte 

Keine bekannt 

Medizinische Anwendung 

Die Azteken traufelten den Saft der Pflanze in die Nase, um einen hypnotischen Schlaf zu erzeugen (ARGUETA V. et al. 1994: 
251 *, EMM ART 1937* ). Die Wurzel wurde bei Husten ausgekaut oder, geschalt und pulverisiert, mit Honig in Wasser 
eingenommen (EMBODEN 1979: 4*). Sie wird bis heute volksmedizinisch bei Durchfall, Fiebererkrankungen und Malaria 
verwendet. Ein Kaltwasserauszug aus der Wurzel wird als Augenspiilung gebraucht (MARTiNEZ 1994: 3200. Der Strauch 
gewinnt in Mexiko zunehmend an Bedeutung zur Behandlung von Diabetes (ARGUETA V. et al. 1994: 251"). 



Die Tzotzilindianer (Chiapas/Mexiko) benutzen diese und andere Calhandra-Arten zur Behandlung schwerer Durchfalle. Dazu 
wird die Wurzel in Wasser mazeriert und schlieBlich gekocht. Von diesem Extrakt werden 3 bis 5 Tassen pro Tag getrunken 
(BERLIN Lund BERLIN 1996: 212). 

Um 1900 wurde in Europa die Rinde (Cortex Calliandrae, Cortex Pambotani) zweier mexikanischer Arten gegen Sumpffieber 
verwendet (SCHNEIDER 1974 1: 215' ). 

Inhaltsstoffe 

In der Wurzeldroge sind reichlich Tannine, Fett, ein Harz (Glukoresina), ein Glykosid namens Calliandrein, ein atherisches Ol 
sowie Mineralstoffe enthalten (MARTINEZ 1994: 319f.*). In der Rinde soil Harman vorkommen (miindliche Mitteilung Rob 
Montgomery). Geriichten zufolge enthalt die Rinde auch NN-DMT. Felix Hasler und David Volanthen haben bei einer Analyse in 
der Stammrinde von siidmexikanischem Material kein DMT gefunden. Falls es dennoch vorhanden ist, muB es weniger als 0,1 % 
ausmachen. Die Wurzelrinde wurde bisher nicht untersucht. 

In Calliandra angustifolia und in Calliandra pentandra konnte Harman und NN-DMT nachgewiesen werden. In der nah 
verwandten Calliandra houstoniana kommt ein Alkaloid vor; auBerdem liefert diese Art ein Gummiharz, das industriell genutzt 
wird (CIORO 1982: 74*). In den Blattern der Calliandra portoricensis BENTH. sind Saponine, Tannine, Flavonoide und 
Glykoside enthalten (AGUWA und LAWAL 1988). In der Gattung kommen auch seltene Derivate der Pipecolinsaure sowie 
Abkommhnge des Piperidin vor (MARLIER et al. 1979, Rom E RO et al. 1983 ). 

Wirkung 

Die Wirkung des Harzes wird als hypnotisch und schlaferzeugend beschrieben (EM BODEN 1979: V). Ob es iiberhaupt 
psychoaktive Erfahrungen mit der Pflanze gibt, ist nicht bekannt. 

Die verwandte Calliandra portoricensis hat beruhigende Wirkungen auf das Nervensystem (ADESINA 1982, BERLIN und 
BERLIN 1996: 213). 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

AI,EsINA, S.K. 

1982 »Studies an Some Plants Used as Anticonvulsants in Amerindian and African Traditional Medicine*, Fitoterapia 53: 147-162. 
A(i(JWA, C.N. und A.M. LAWAi. 

1988 »Pharinacologic Studies an the Active Principles of Ccilliaiidra portoricensis Leaf Extracts*, Jolrrtlal 

o/ Etlltlopliarrilacology 22: 63-71. 
BERLIN, Elois Ann und Brent BERLIN 

1996 Medical Etllrlol)iologh o/ the Highland Maya of 
Chiapas, Mexico, Princeton Nj : Princeton University Press. 
MARLIER, Michel, Gast„n LJARDENNE und lean CASIMIR 1979 »2S,4R-Carboxy-2-Acetylairiino-4-riperidine 

dans les feuilles de Calliandra llcicrilcitocepllalci«, 

Phytochennstry 1979: 479-481. 
ROMEO, lohn T. 

1984 ,,liisecticidal Aminoacids in Leaves of Calli- 
andra«, Biocheinistrya~id ~yst(~rlatic Ecology 12(3): 293-297. 
ROMEO, lohn T., Lee A. SWAIN und Anthony B. BLEECKER 

1983 »Cis-4-hydroxypipecolic Acid and 2,4-cis-4,5- 
trriris-4,5-Dihydroxypipecolic Acid from Cralliclridrrl"', Pliy,toclie»tistry, 22(7): 1615-1617. 



Camellia sinensis Teestrauch 



Familie 

rrheaceae (Teegewachse) [veraltet: Ternstroemiaceae; Camelliaceae]; Unterfamilie Theoideae (Camellioidae); Tribus Theeae 
(Camellieae) 

Formen und Unterarten 

Es ist noch nicht endgiiltig geklart, ob der Assamteestrauch eine Varietal (Camellia sinensis var. assainica), eine Unterart 
(Camellia sinensis ssp. assamica) oder eine eigene Art (Canlellia assamica) darstellt. Tatsache ist, daB sich beide Formen (oder 
Rassen?) okologisch unterscheiden und vor allem okonomisch unterschieden werden. Aus Assamtee wird schwarzer Tee 
gewonnen, aus Chinatee griiner und brauner. Aus beiden Sorten sind zahlreiche Hybride geziichtet worden; auch wurden 
Kreuzungen vorgenommen, die hohere Ertrage erwirtschaften. Die meisten Autoren gehen von zwei Varietaten aus: Canielha 
sinensis var. sinensis und Caiiiellicl sinensis var. assainica (TEUSCHER 1992: 629). 

Verschiedene Arten derselben Gattung dienen gelegentlich als Teesurrogat (Camelha kissi in Tibet und Nepal, Canielha japonica 
in Japan). 



Synonyme 

CCIiilC'imi cISSCIl llicci (J.W. MASTERS) W. WIGHT (Assamteepflanze) Caiilelllll lisslilillcll SSP. lasiocalyx (WATT) 
WIGHT Camellia bohea (L.) SWEET Camellia chliiensis (SIMS) KUNTZE Cainelha oleosli (LOUR.) REHDER Cainellia thea 
LINK Camellia thea var. lasioseilyx WATT Caiiiellici viriclis (L.) SWEET Thea bohea L. Thca cantonensis LoUR. Tfiea 
chlnensls SIMS Tllea cochinchlnensls MAKING Thea grandiflora SALISB. Tlleli oleosa LOUR. Thea pcirviflorci SALISB. 
Tliea sinensis L. (Chinateepflanze) Tliea stricta HAYNE Thea viridis L. (Griiner Tee) Theaphylla assainica J.W. MASTERS 
Tlieaphylla caiitoileilsis (LOUR.) RAF. Theaphylla kiriceolata RAF. Theaphylla laxa RAF. Theaphylla viridis RAF. 

Volkstiimliche Namen 

Arbre a the, Caha (Sanskrit), Cay (Hindi), Cha, Cha (Hindi), Cha'i sabz (Persisch), Chai, Ch'a, Charil, Cajnoe derevo (Russisch), 
Gur gur cha, Herba thee, Kaiser-Thee, Ojandonnassame Tzshe, Syamaparni (Sanskrit), Te, Tea plant, Teashrub, Teebaum, 
Teepflanze, Teyila (Malayam), Teyilai (Tamil), Theier, Tzshe noky 

Geschichtliches 

Die friiheste schriftliche Erwahnung des Teestrauches stammt aus dem Jahr 221 v. Chr. Nach diesem Dokument hat der 

chinesische Kaiser Tsching-Schi-huang-ti eine Teesteuer eingefiihrt (TEMMING 1985:9). 

Der Legende nach hat Bodhidarma, ein Jiinger Buddhas, den Tee - zusammen mit der buddhistischen Lehre - von Indien nach 

China gebracht (um 5 19 n. Chr.). Dort wurde er begeistert aufgenommen und welter nach Siidost- und Ostasien verbreitet. Das 

erste Handbuch zum Tee wurde von dem Chinesen Lu-Yu (740-804) verfaBt. 

Der Teestrauch wurde im Jahre 801 von dem buddhistischen Monch Saicho nach Japan eingefiihrt (OKAKURA 1979: 34). Das 

erste japanische Buch iiber Tee (und dessen Heilwirkungen), vom Zenmonch Esai verfaBt, stammt aus dem friihen 13. Jahrhundert 

(IGUCHI 1991). 

Der Teestrauch wurde botanisch erstmals vom Europaer Engelbert Kampfer anlaBlich seiner Reise nach Japan im Jahre 1712 

beschrieben. Der Tee gelangte 1610 nach Europa; er wurde von hoUandischen Kaufleuten aus Japan nach Amsterdam gebracht 

(GILBERT 1981). Schon in der ersten europaischen Beschreibung des Getrankes durch Johan Neuhof (Reisebericht 1655-1657) 

wird dessen psychoaktive Wirkung gepriesen: 

»Die Krafft und Wirckung dieses Trancks ist / daB er den unmaBigen Schlaf vertreibet; insonderheit aber befinden sich gantz wol 

darnach die jenigen / welche den Magen mit Speise iiberladen / und das Gehirn mit starckem Getrancke beschweret haben: denn 

er truncknet und. nimbt weg alle iibrige Feuchtigkeit / und vertreibet die aufsteigenden Diinste oder Nebel / so den Schlaf 

verursachen; er starcket die Gedachtnus / und scharffet den Verstandt.« (zit. nach TEMMING 1985: 14) 

Verbreitung 

Der Teestrauch war urspriinglich im Gebiet des Landerdreiecks Siidchina, Assam und Kambodscha beheimatet. Heute wird er fast 
weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten angebaut. Die okonomisch wichtigsten Anbaugebiete sind China, Japan, 
Indien, Sri Lanka und Indonesien. Zunehmend an Bedeutung gewinnen auch Anbaugebiete in Australien (North Queensland), 
Natal, Ostafrika (Kenia), Siidbrasilien, im Kaukasus und auf den Seychellen (Mahe). Das beriihmteste Anbaugebiet ist Darjeeling, 
das kleine Land im Himalaya, das kulturell zu Nepal gehort, politisch aber ein Protektorat Indiens ist (VOLLERS 1981). 

Anbau 

Der Teestrauch wird meist durch Stecklinge angepflanzt, kann aber auch aus der Saat gezogen werden. Die Pflanze benotigt eine 
Jahresdurchschnittstemperatur von 20° C und einen Mindestniederschlag von 1300 mm. Die Teepflanze brauchtkeine besonderen 
Boden (zum Anbau siehe FRANKE 1994: 85-94). Nach drei Jahren kann der erste Tee geerntet werden, aber erst nach 6 bis 7 
Jahren kann man mit groBen Ertragen rechnen. Geerntet wird das ganze Jahr hindurch, z.T. in kurzen Abstanden (10 bis 14 Tage). 

Aussehen 

Der bis zu 10 Meter hohe, immergriine Baum wird in Kultur als Strauch von etwa 1,5 Meter Hohe gehalten. Er hat elliptische, 
gezahnte und lederige Blatter, die bis zu 10 cm lang werden konnen. Die Bliiten haben fiinf weiBe Bliitenblatter und gelbe 
Stempel. Die Frucht liegt in Kapseln, die ein-, zwei- oder dreifachrig sein konnen. 

Droge 

Die jungen Blatter (Folia Theae, Thea folium); die beste Qualitat liefern junge Blattchen von Sorten, die in begiinstigten 

Hohenlagen (Darjeeling) angebaut werden. 

Die Art des Tees ergibt sich aus dem jeweiligen Bearbeitungsverfahren. Griiner Tee besteht aus unfermentierten, getrockneten 

Blattern (Thea viridis folium); schwarzer Tee besteht aus fermentierten Blattern (Thea nigrae folium), und Oolong (auch weiBer 

oder brauner Tee genannt) ist halbfermentiert. 

Der VerarbeitungsprozeB besteht im Pfliicken, Trocknen durch heiBen Wasserdampf oder Welken, RoUen der gewelkten Blatter, 

Fermentieren, Feuern oder Rosten. 

Zubereitung und Dosierung 

Tee wird durch einfaches Aufbriihen der Blatter mit kochendem oder heiBem Wasser bereitet (Infusion). Je nach Sorte variiert die 
Dauer des Ziehenlassens. Darjeeling soUte nicht langer als eine Minute Ziehen, stark fermentierte Schwarztees konnen bis zu drei 
Minuten Ziehen. Oolongtees konnen sogar bis zu zehn Minuten Ziehen. Bei griinem Tee hangt die Dauer von der Qualitat ab. Die 
besten Sorten (z.B. japanischer Gyokuro) benotigen nur 30 Sekunden, konnen dafiir mehrfach aufgegossen werden. Wahrend 



schwarzer Tee immer mit sprudelnd kochendem Wasser aufgebriiht werden sollte, diirfen feine Griintees nur mit heiBem Wasser 

um die 60 bis 70° C iiberbriiht werden. Wenn Tee zu lange zieht, losen sich die bitteren Gerbstoffe. 

Die Dosierung von Tee ist individuell recht unterschiedlich. Manche Menschen vertragen bis zu 35 Tassen Tee am Tag, andere 

konnen kaum mehr als eine Schale zum Friihstiick verkraften. Ein Teebeutel pro Tasse ergibt ca. 60 mg Koffein; bei Blattee ist die 

Ausbeute geringer (bei gleicher Gewichtsmenge werden nur etwa 40 mg Koffein gelost). 

Der beriihmte tibetische Buttertee, der auch in der Mongolei vorkommt, wird aus Teeziegeln (mit Ochsenblut verklebte und 

gepreBte Schwarzteeblatter) zubereitet. Die geraspelten Teile werden mit einem Gemisch aus Milch und Wasser (1:2) gekocht und 

mit Reis, Ingwer (siehe Zingiber officinalis), Orangenschalen, verschiedenen Gewiirzen und Salz gewiirzt. AnschlieBend wird der 

suppenartige Tee gebuttert. Dazu wird ein Stiick Yakbutter (nicht ranzig, wie oft falschlich berichtet) in den Tee gegeben. Das 

Ganze muB dann in einem speziellen, tubischen GefaB geschlagen werden, bis eine Emulsion entsteht. 

Gelegentlich wird Tee mit anderen Pflanzen kombiniert, um sein Aroma zu verandern. Besonders typisch ist der Marokkanische 

Tee, ein Gemisch aus griinem chinesischem Tee und der nordafrikanischen Nanaminze (Mentha x nana), der stark aufgebriiht und 

stark gesiiBt wird (er wird in Marokko vor allem zum Kiffen getrunken; vgl. Cannabis sativa). Im Jemen wird Tee mit Zweigen 

von Catha edulis aromatisiert. In Ostasien wird der Oolongtee oft mit den Bliiten von Chrysanthemum spp. vermischt. 

Verschiedene Pflanzen dienten oder dienen als stimulierender Tee-Ersatz; besonders Mate (Ilex paraguariensis) wird als 

Alternative verwendet. Es wurden dazu auch Ilex cassine. Ilex guayusa. Ilex vomitoria so wie andere Ilex spp.. Coca (Erythroxylum 

coca) und Ephedra spp. benutzt. Der afrikanische Rooibostee besteht aus den Blattern der Leguminose Aspalathus linearis 

(BURM. £) R. DAHLGR. ssp. linearis; er enthaltkein Koffein oder andere stimuUerenden Wirkstoffe (REHM und ESPIG 1996: 

257). 

Rituelle Verwendung 

Die Ursprungslegende des Tees erklart gleichermaBen die anregende Wirkung und die rituelle Bedeutung: Ein frommer Monch - 

manchen Versionen zufolge Bodhidarma, der Jiinger Buddhas -schlief bei der Meditation im Kloster standig ein. Erbost dariiber, 

daB ihm immer die Augen zufielen, schnitt er sich kurzerhand die Augenlider ab und warf sie fort. Dort wuchs der erste 

Teestrauch aus der Erde mit Blattern, die dem Augenlid ahneln. Die Monche sahen das Wunder und nahmen ein paar Blatter und 

iiberbriihten sie. Sogleich bemerkten sie die wachmachende Kraft des neuen Getrankes und tranken von nun an immer Tee vor der 

Meditation (TEMMING 1985: 9). 

ijberall auf der Welt sind Teegebrauche entstanden, die z.T. einen stark kultischen oder zeremoniellen Charakter tragen (GOETZ 

1989). In China wurde der Tee zunachst von Taoisten und Buddhisten zur Unterstiitzung der Meditation und sexueller Praktiken 

getrunken. Daraus entwickelte sich die chinesische Teezeremonie (BLOFELD 1986), die ihre Vervollkommnung im japanischen 

Teekult erfuhr: 

»Der Teekult wurde bei uns mehr als nur eine Idealisierung der Form des Trinkens; er ist eine Religion der Lebenskunst. Das 

Teetrinken wurde allmahlich ein Vorwand fiir die Verehrung der Reinheit und der Verfeinerung, es wurde eine heilige Handlung, 

bei der Gastgeber und Cast sich zusammenfanden, hochste Gliickseligkeit zu schaffen.« (OKAKURA 1979: 35) 

Der Teeweg (Cha-tlo-yii) ist ein echtes entheogenes Ritual, bei dem es einen Zeremonienmeister gibt, der nicht nur die Substanz 

zubereitet, sondern auch die geistige Richtung des Kreises vorgibt. Zu Beginn des Rituals, das in einem speziellen Haus (Teehaus) 

oder einem extra dafiir eingerichteten Raum abgehalten wird, werden Raucherstabchen (Joss-sticks auf der Grundlage von 

Aloeholz, Aquilaria agallocha) oder spezielle Mischungen verschiedener Raucherstoffe verbrannt (siehe Raucherwerk). Der Tee 

wird rituell zubereitet: Griiner Pulvertee (macha) wird mit ca. 60° C heiBem Wasser mit dem Teebesen in der Teeschale aus 

Steinzeug (chawan) schaumig geschlagen. Die Dosis pro Person betragt »dreieinhalb Schluck«. Die Gaste miissen sich vor der 

Zeremonie rituell reinigen (Waschungen) und gegebenenfalls auf philosophische Gesprache vorbereiten (EHMCKE 1991, 

HAMMITZSCH 1977, IGUCHI 1991, SADLER 1992, SOSHITSU SEN XV 1991, STAUFELBIEL 1981): 

»GewiB ist der Tee-Weg nicht ein Weg vieler, wenn auch viele dem Weg folgen. Wenige Wissende nur erreichen sein letztes Ziel 

- sie finden im Tee-Weg den Weg zum wahren Selbst. Sie werden frei von der Sorge um die Verganglichkeit alles Irdischen, sie 

nehmen teil am Ewigen, finden zuriick zur Natur, well sie im Einklang mit alien Lebewesen stehen.« (HAMMITZSCH 1977: 125) 

So wie der Wein die abendlandische Philosophic gepragt hat, wurde die ostliche Philosophic vom Geist des Tees befliigelt: 

»Teeismus ist die Kunst, Schonheit zu verhiillen, um sie zu entdecken, und etwas anzudeuten, was man nicht zu enthiillen wagt. 

Er ist das feine Geheimnis, leise und doch unergriindlich iiber sich selbst zu lachen, und ist somit gute Laune selbst - das Lacheln 

der Philosophie.« (OKAKURA 1979: 19) 

Tee wurde schon immer als Aphrodisiakum (vgl. STARK 1984: 1091 zubereitet und spielt in den chinesischen und japanischen 

Liebeskiinsten eine bedeutende RoUe (SOULIE 1983). 

Cha-usu ist der japanische Name des Teemorsers. Gleichzeitig bezeichnet dieses Wort eine Spielart erotischer Vergniigung: Der 

Mann liegt auf dem Riicken, die Frau hockt iiber ihm und klemmt seinen »Teest6Bel« (kine) in ihren »Teem6rser« (HEILMANN 

1991:46). Teetrinken gehort bei vielen taoistischen und ahnlichen erotischen Ritualen zu den erforderlichen Praktiken. 

Teeblatter werden auch im afroamerikanischen Candomblekult als Zutat zum Einweihungstrank benutzt (siehe Madzokamedizin). 

Artefakte 

Der Tee hat nicht nur die taoistische, zen-buddhistische Philosophic gepragt, er hat auch die damit zusammenhangende Kunst 
beeinfluBt (SosHITSU SEN XV 1991). So gibt es zahlreiche Darstellungen von taoistischen Heiligen, die Tee trinken. 
Es gibt auch viele chinesische und japanische Hochzeitsbilder und andere erotische Darstellungen (Shunga), die zeigen, wie die 
Liebenden, oft innig miteinander verschlungen, wahrend des Aktes Tee trinken (HEILMANN 1991, MARHENKE und MAY 
1995, SOULIE 1983). Oft finden die erotischen Vergniigungen im Teehaus (nach der Teezeremonie) statt. 



Der japanische Teeweg hat zahllose Artefakte hervorgebracht, die vor allem der Ausfiihrung der Zeremonie dienen (EHMCKE 
1991). 1989 inszenierte der japanische Regisseur Hiroshi Teshigahara den Spielfilm Rikyu, der Teemeister. Darin werden die 
Feinheiten, aber auch die Schwierigkeiten des Teeweges eindriicklich dargestellt (die Filmmusik stammt von dem Avantgarde- 
Komponisten Toru Takemitsu). 

Medizinische Anwendung 

Bevor Tee als GenuBmittel seinen Siegeszug durch die Welt antrat, wurde er hauptsachlich medizinisch verwendet. In der 
traditionellen chinesischen Medizin gilt der »Schaum aus fliissiger Jade« als ein ausgezeichnetes Universalmittel. Er wird als 
Medizin erstmals in einem chinesischen Krauterbuch aus dem 6. Jahrhundert erwahnt und besonders Leuten, die zuviel schlafen, 
empfohlen (LEUNG 1995: 241f.*). Folgende Eigenschaften wurden dem Tee in der chinesischen Literatur zugeschrieben: Tee 
»f6rdert die Blutzirkulation in alien Teilen des Korpers; [er] unterstiitzt klares Denken und geistige Wachsamkeit; fordert die 
Ausscheidung von Alkohol und sonstigen schadlichen Substanzen (Fette und Nikotin) aus den Korperorganen; starkt die 
Widerstandskraft des Korpers gegeniiber einem breiten Spektrum von Krankheiten; beschleunigt den Stoffwechsel und die 
Aufnahme von Sauerstoff durch die Organe; verhindert Zahnausfall; reinigt und belebt die Haut, was zur Erhaltung eines 
jugendlichen Aussehens beitragt; verhindert oder verlangsamt Blutarmut; reinigt den Urin und begiinstigt seine Ausscheidung; 
bekampft die Auswirkungen der sommerlichen Hitze; tut den Augen wohl und macht sie glanzender; fordert die Verdauung; 
lindert Unbehagen in Gliedern und Gelenken; verhindert schadliche Schleimabsonderungen, loscht den Durst; bekampft die 
Miidigkeit oder Anfalle von Depression, belebt den Geist und fiihrt ein allgemeines Gefiihl des Wohlbehagens herbei; verlangert 
die Lebenserwartung.« (KLOFELD 1986: 209) 

In Japan wird dem »neugeborenen Tee« {Gyokuro, wortl. »kostbarer Tau«) - damit wird die erste Ernte des Jahres bezeichnet - 
ganz allgemein eine starke Heilkraft zugeschrieben. Er gilt als Verjiingungsmittel. Griiner Tee wird von vielen Japanern bei 
Erkaltungen mit einem SchuB Sake oder Whisky (Alkohol) getrunken. 

Starke Teeaufgiisse eignen sich auch zur auBerlichen Behandlung von Hautkrankheiten (FuBpilz, Hautausschlage, entziindliche 
Abschiirfungen). 

Inhaltsstoffe 

Teeblatter enthalten je nach Herkunftsort und FermentierungsprozeB 0,9 bis 5% Koffein (friiher: Thein oder Tein), das frei 
vorkommt oder glykosidartig gebunden vorliegt, 0,05% Theobromin, etwas Theophyllin (C7II,N402), die Purinderivate Xanthin, 
Methylxantin und Adenin sowie 5 bis 27% Gerbstoffe (Tannin, Polyphenole, Gallussaure- und Katechinderivate) und Chlorophyll 
(nur im frischen oder unfermentierten Blatt). Daneben kommen Vitamine (A, B„ C, D, P, Nikotinsaure), Mineralstoffe (z.B. 
Mangan) und Kohlenhydrate (Dextrin, Pektin) vor, auBerdem Spuren von atherischen Olen, die fiir das Aroma verantwortlich sind 
(die frischen Blatter enthalten etwa 4- bis 5mal soviel atherisches Ol wie die getrockneten oder fermentierten; ALEiJOS 1977: 
103). Den hochsten Gehalt an atherischem Ol hat der sogenannte »Flugtee« aus Darjeeling (erste Ernte des Jahres, die per 
Luftfracht exportiert wird; Vgl. VOLLERS 1981). 

Wirkung 

Tee hat durch den z.T. hohen Gehalt an Koffein (bis zu 4,5%) eine stark anregende und stimulierende Wirkung. Die Gerbstoffe 

wirken stark adstringierend und »gerbend«. Tee hat eine langsamer anflutende, dafiir etwas langer anhaltende belebende Wirkung 

als Kaffee (siehe Cojfea arabica), da das Koffein oft erst von der Bindung an die Gerbstoffe und die glykosiden Stoffe befreit 

werden muB. Die Gerbsaure bindet giftige Alkaloide und regt die Verdauung von Fetten an. Das atherische Ol hat 

euphorisierende, andererseits nervenberuhigende Wirkungen (ALEiJOS 1977: 106, BLoFELD 1986: 212). Das atherische Ol als 

solches hat sehr ahnlich stimulierende Wirkung wie Koffein. 

Japanische Studien zur Pharmakologie und Pharmakokinetik des Griinen Tees haben erwiesen, daB das Nationalgetrank der 

Japaner antikarzinogene Wirkung hat, den Cholesterinspiegel senkt und hypoglycemische Effekte zeigt sowie die Bildung von 

Arteriosklerose verhindert. Viele Langzeitstudien in Japan haben gezeigt, daB Teetrinker (von japanischem griinem Tee) 

signifikant weniger oft an Krebs erkranken als Nichtteetrinker (KLOFELD 1986: 214; vgl. auch SCHOLZ und BERTRAM 1995). 

Der relativ hohe Gehalt an Vitamin P wirkt sich positiv auf Bluthochdruck und Herzkrankheiten aus. 

Eine jiingst durchgefiihrte Studie zur Heilwirkung von schwarzem Tee hat gezeigt, daB der HeiBwasserextrakt (als »normaler 

Tee«) antiulcerogene Wirkungen hat (MAITY et al. 1995). Das Theaflavin hat bakterientotende Eigenschaften (VIJAYA et al. 

1995). 

Starker Tee hat allgemein entgiftende Wirkungen und ist ein brauchbares Antidot bei Alkoholvergiftung, Haschisch- und 

Opiumiiberdosierung sowie bei Nikotin- oder Heroinentzug (KLOFELD 1986: 211). 

Tee wird auch in der Homoopathie als Urtinktur sowie in verschiedenen Potenzen verwendet (Thea chinensis hom. HAB34, Thea 

sinensis hom. IIPUS78). Entsprechend dem homoopathischen Arzneimittelbild wird er u.a. bei Magenschwache, Kopfschmerzen, 

Kreislaufstorungen, Erregungszustanden und Verstimmungen eingesetzt (TEUSCHER 1992: 638f.). 

Marktformen und Vorschriften 

Tee kommt in verschiedenen Formen auf den internationalen Markt. Als Blattee wird schwarzer Tee und griiner Tee (Sencha), 
auch als Oolong aus spezifizierten Anbaugebieten, in verschiedenen Qualitatsstufen angeboten. Daneben gibt es Mischungen (z.B. 
Englischer Tee, Ostfriesentee; vgl. HADDINGA 1977) und auch parfiimierte oder aromatisierte Tees (z.B. Vanille, Earl Grey, 
Zimt). Weltweit am meisten verkauft wird Tee in Teebeuteln (Schwarztee). Daneben gibt es Teespezialitaten wie japanischen 
Pulvertee (macha), tibetische Teeziegel, chinesische Teefladen, Reistee (Genmaicha) usw. (ADRIAN et al. 1983, MARONDE 
1973). 



Tee ist ein weltweit zugelassenes GenuBmittel, das meist als Nahrungsmittel eingestuft wird. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Koffein 

ADRIAN, Hans G., Rolf L. TEMMING und Arend VOLLERS 

1983 Das Teeblech, Miinchen, Luzern: C.J. Bucher. 
ALEilOs 
1977 T'ii Ch'uan -griine Wunderdroge 7'ee, Wien: 

Universitatsbuchhandlung W. Braumliller. 
BLOFELL), John 
1986 Das lilo des Teetrinkens, Bern, Miinchen, Wien: 

O.W. Barth. 
BURGESs, Anthony, Alain STELLA, Nadine BEAUTHUAC, 
Gilles BROCHARI) und Catherine DONZEI. 

1992 Das Buch vom Tee, Miinchen: Heyne. 
DAS, Minati, Joseph RAJ AN VEDASIROMONI, Saran Pal 

SINGH CHAUHAN und Dilip Kumar GANGULY 

1994 »Effects of the Hot-Water Extract of Black Tea 

(Camellia sinensis) an the Rat Diaphragm*, Planta 

Med ica 60: 470-47 L 
EHMC:KE, Franziska 

1991 Der japanische Tee-iweg: Bewufitseinsschulung 
und Gesaintkunstwerk, Koln: DuMont. GILBERT, Richard M. 
1981 »Einfuhrung des Tees in Europa«, in: G. VOLGER (Hg.), Ranch und Realitat, Bd.l: 386-389, Koln: 

RaLltenstrauch-Joest-Museum. 
GOETz, Adolf 

1989 7'eegehrd eiche in China, Japan, England, Rufiland 

Und Deutschland. Mit einem Essay »Der Schaum 

von flussiger Jade« von C. RATSCH, Berlin: \7-WB. 
HADDINGA, Johann 

1977 Idas Blich vom ostfriesischen Tee, Leer: Schuster. 
HAMMI'rzSCH, Horst 

1977 Zen in der Kunst der Tee-Zeremonie, Bern, 

Miinchen, Wien: Scherz. [Seit 1994 unter dem Titel 
Zen in der Kunst des Tee-Weges. ] 
HEILMANN, Werner (Hg.) 

1991 Japanische Liebeskunst - Das japanische Kopf 
kissenbuch, Miinchen: Heyne. 
IGUCHi, Kaisen 

1991 na Ceremony, Osaka: Hoikusha. KAUFMANN, Gerhard (Hg.) 
1977 Tee: Zur Kulturgeschichte eines Getrdnkes, 

Hamburg: Altonaer Museum (Ausstellungskatalog). 
MAITY, S., J.R. VEDASIROMONI und D.K. GANGULY 
1995 »Anti-Ulcer Effect of the Hot Water Extract 

of Black Tea (Camellia sinensis)«. Journal of Ethno 

pharinacolo~Z 
y 46: 167-174. [Enthalt eine auszgezeich nete Bibliographic.] 
MARONDE, Curt 1973 Rund urn den Tee, Frankfurt/M.: Fischer TB. 

MARQUIS, F. und Fr. W. WESTYHAL 1836 Taschenbuch fUr Theetrinker oder der Thee in naturhistorischer, culturlicher, merkantilischer, niedicinisch- 
didtetischer und luxurioser Hinsicht, Weimar: Voigt. 
OKAKURA, Kakuzo 1979 Das Buch vom Tee, Frankfurt/M.: Insel. 

OPYIAGER, Peter 1996 Der Griine Tee: Genufi und Heilkraft aus der Teepflanze, Kiittigen/Aarau: Midena Verlag. 
SADLER, A.L. 1992 Cha-no-yai: The Japanese Tea Ceremony, Rutland/Vermont, Tokyo: Charles E. Tuttle Co. 

SCHOLz, E. und B. BERTRAM 1995 »Carriellia sinensis (L.) O. KUNTZE: Der Teestrauch«, Zeitschrift fUr Phytotherapie 17: 231-246. [Sehr gute 
Bibliographic. ] 

SOSHfTSU SEN XV 1991 Ein Leben aufdeal Teeweg, Ziirich: Theseus Verlag. 
SOULIE, Bernard 1983 Japanische Erotik, Fribourg/Geneve: Liber. 

STAUFELBIEL, Gerhardt 1981 »Die Teezeremonie in Japan«, in: Rausch und Realitat, Bd. 2: 576-581, Koln: Rautenstrauch-JoestMuseum. 
TEMMING, Rolf L. 1985 Voni Geheimnis des Tees, Dortmund: Harenberg, 

TEUSCHER, Eberhard 1992 »Camellia«, in: Hagers Handbuch der pharinazeutischen Praxis, Bd.4, S. 628-640, Berlin u.a.: Springer. 

VIIAYA, K., S. ANANTHAN und R. NALINI 1995 »Antibacterial Effect of Theaflavin, Polyphenon 60 (Caniellia sinensis) and Euphorbia hirta an Shigella spp. 
- a Cell Culture Study*, /owma/ o/£//!nopft<3(-iWe/cology 49: 1 15-1 18. 

VOLLERS, Arend 1981 Darjeeling: iMnddes Tees ani Rande der Welt, Braunschweig: Verlagsservice. 
YUTANG, Lin 1960 Weisheit des Idchelnden Lebens, Reinbek: Rowohlt. 



Cannabis indica Indischer Hanf 



Familie 

Cannabaceae [= Cannabinaceae; auch: Cannabiaceae, Cannabidaceae] (Hanfartige, Hanfgewachse); gelegentlich wird Cannabis in 
die Familie Moraceae eingegliedert (Vgl. ZANDER 1994: 1650. 



Eine Vorbemerkung zur Botanik von Cannabis spp. 

Bis heute werden in der Botanik zwei Standpunkte zur Gattung Cannabis eingenommen (CLARKE 1981, SCHMIDT 1992, 
SMALL et al. 1975). Die einen halten die Gattung fiir monotypisch und glauben, daB es lediglich eine Art, namlich Cannabis 
sativa, gibt, die sich in mehrere Varietaten und viele Sorten aufgliedern laBt (ANDERSON 1980, SMALL und CRONQUIST 
1976, STEARN 1974); die andere Fraktion halt an dem Konzept von drei Spezies fest (EMBODEN 1974a, 1974b, 1981a und 
1996; SCHULTES etal. 1974). 
In dieser Enzyklopadie folge ich der Einteilung in drei Arten. 

Formen und Unterarten 

Der wilde oder verwilderte Indische Hanf wird manchmal als Cannabis indica LAM. var. spontanea VAVILov bezeichnet 
(SCHMIDT 1992: 641). 

Synonyme 

Cannabis foetens GILIBERT Cannabis rnacrosperma STOKES Cannabis orlentalis LAM. Cannabis sativa a-kif DC. Cannabis 
sativa var. indica LAM. Cannabis sativa ssp. indica (LAM.) E. SMALL et CRONQ. 

Volkstiimliche Namen 

Azalla, Azallii (Assyrisch), Bandsch, Bang, Banj, Bengali, Bengue, Bhamgi (Tamil), Bhang, Bhanga, Black prince, Bota, Can xa, 
Canamo de India (Spanisch), Canapem Indiana (Italienisch), Canhamo, Canhamo da India, Caras, Charas, Charras, Churrun, Dona 
Juanita, Gai ando (Vietnamesisch), Ganaja, Ganca, Ganja, Gangue, Ganzigiinu (Assyrisch), Garda (Kashmiri), Ghariga, Ghee 
(»Butterschmalz«), Gunjah, Haschischpflanze, Hemp, Hierba santa (Spanisch »heiliges Kraut«), Indian hemp, Juanita, Jvalana 
rasa, Kamashwar modak, Kancavu, Kancha, Kerala grass, Keralagras, Kimbis (Mesopotamien), Konopie indyjskie, Kumari asava. 
La amarilla. La mona. La Santa Rosa (»die heilige Rose«), Lai chourna, Liamba, Madi, Maguoon, Manali, Maria Rosa, 
Marihuana, Marijuana, Mariquita, Mazar-i-sharif, Menali, Misarai, Mustang gold, Parvati, Qunnab, Qunubu (Assyrisch), Ramras, 
Rosamaria, Santa rosa, Shivamuli, Siddhi (Bengali »wunderbare Fahigkeit«), Soft hemp, Tarakola, The herb. True hemp. Utter, 
Yaa seep tit (Thai »Droge«), Vijaya (Sanskrit »der Sieger«), Zacate chino 
Viele dieser Namen werden auch fiir Cannabis sativa und Hanfhybriden benutzt (siehe Cannabis x und Ziichtungen). 

Geschichtliches 

Wann der Indische Hanf kultiviert wurde, wann er zum erstenmal als Nutz-, Heil- und GenuBpflanze verwendet wurde und wo der 
Beginn seines rituellen Gebrauches liegen, ist bisher nicht eindeutig geklart worden (ABEL 1980, MERLIN 1972, SCHULTES 
1973). Sehr wahrscheinlich wurde er schon in prahistorischen Zeiten im Industal und in Mesopotamien verwendet. Seine 
psychoaktive Wirkung war von Anfang an bekannt und wurde sowohl rituell wie auch medizinisch genutzt. Manche Autoren 
glauben, daB die arische Wunderdroge Soma als Cannabis indica zu deuten sei (BEHR 1995). Sicher ist, daB der Hanf in 
postvedischer Zeit als Somasubstitut diente. In Indien ist er seit 1400 v. Chr. als Medizin dokumentiert. In Nordindien und im 
Himalaya wird der Hanf seit prahistorischer Zeit im Schamanismus (vgl. Cannabis ruderalis, Cannabis sativa), im Tantrakult, im 
Yoga sowie in der Zauberei eingesetzt. Diese Verwendung ist z.T. heute noch lebendig (CHOPRA und CHOPRA 1957, 
SHARMA 1977). 

Immer wieder wird die Geschichte von den Assassinen, den » fanatischen Meuchelm6rdern«, aufgewarmt, um die »schrecklichen 
Auswirkungen« des Haschischs zu demonstrieren (z.B. MECK 1981, NAHAS 1982). Es heiBt, ihr Name bedeute » 
Haschischleute« oder »Haschischesser«; sie wiirden von ihrem Oberhaupt durch HaschischgenuB gefiigig gemacht und blindlings 
jeden Mordauftrag erfiillen. Aber: »Nirgends, in keiner orientalischen und keiner abendlandischen Quelle, wird auch nur 
angedeutet, es habe jemals ein gefangener Assassine etwas iiber den Gebrauch von Haschisch oder sonstigen Drogen verlauten 
lassen« (GELPKE 1967: 274). 

In Europa wurde der Indische Hanf erst im 19. Jahrhundert bekannt (MARTIUS 1855). In Paris erschien 1811 ein groBes 
Tafelwerk iiber die Gebrauche der Hindus. Darin sind zahlreiche Szenen abgebildet, in denen Inder aus verschiedenen 
Wasserpfeifen und Rauchgeraten den Hanf genieBen (SOLVYNS 1811). Der Indische Hanf bzw. das aus ihm gewonnene 
Haschisch wurde sogleich medizinisch genutzt, aber auch von Kiinstlern als Quelle der Inspiration entdeckt und in okkultistischen 
Kreisen als Hellsehen bewirkendes Mittel getestet (HOYE 1974, MEYRINK 1984). Sehr einfluBreich wurden die Studien des 
franzosischen Psychiaters Moreau de Tours (1804-1884) sowohl in medizinischer wie auch in kultureller Hinsicht 
(SCHARFETTER 1992). Durch seine Publikation wurden eine Reihe von Kiinstlern, Dichtern und Bohemiens dazu angeregt, in 
Paris den Club de Hashishins, den »Verein der Haschischesser« zugriinden (HAINING 1975, MULLER-EBELING 1992b). Zu 
dieser Zeit kursierten in Marseille auch die beriihmten Orientalischen Frohlichkeitspillen. 

Die systematische Verteufelung des bislang harmlosesten bekannten GenuB- und Rauschmittels ist der US-amerikanischen 
Drogenpolitik zu verdanken (vgl. HERER und BROCKERS 1993). Das Hanfverbot ist ein junges Phanomen und hat nichts mit 
wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern nur mit gesellschaftspolitischen Zielen und okonomischen Strukturen zu tun (HESS 
1996). Seit einigen Jahren wird auch von richterlicher Seite wegen des »Rechts auf Rausch« die Freigabe von Cannabis-Produkten 
gefordert (NESKOVIC 1995). 

Hanf ist heute weltweit die am haufigsten konsumierte illegale Droge, wobei die Benutzer Hanfprodukte als GenuBmittel 
klassifizieren (DRAKE 1971, HAAG 1995). Uberall hat sich im Zusammenhang mit dem HanfgenuB eine Hanfkultur gebildet 
(GIGER 1995, NOVAK 1980, RATSCH 1996a, VRIES 1993). In den neunziger Jahren hat der Hanf eine Renaissance erlebt: er 
wurde als Nutzpflanze mit okologisch groBartigen Qualitiiten wiederentdeckt (GALLAND 1994, HERER und BROCKERS 1993, 
HESCH et al. 1996, RATSCH 1995b, ROBINSON 1996, ROSENTHAL 1994, SAGUNSKI et al. 1995, WASKO 1995 ). 



Verbreitung 

Das Verbreitungsgebiet ist auf Nordindien, Afghanistan, Pakistan und das Himalayagebiet beschrankt (MACMILLAN 1991: 
4210. Ob der im alten Mesopotamien benutzte Hanf tatsachlich Cannabis indica war, ist schwer zu beurteilen. Wild ist er nur im 
Himalayagebiet beobachtet worden. Im Taratal beim Dhaulagirimassiv liegt ein groBes Wildvorkommen; die Wildpflanze heiBt 
tara khola (HAAG 1995: 75). Ansonsten werden Cannabis indica und die daraus geziichteten Hybriden weltweit kultiviert (vgl. 
Cannabis x und Hybriden). 

Anbau 

Die Vermehrung von alien Cannabis-Arten kann grundsatzlich durch Samen oder Stecklinge (Klonen) geschehen. Die Anzucht 
mit Stecklingen erfordert einiges Geschick, einen griinen Daumen und viel Gliick, garantiert aber eine rein weibliche 
Nachkommenschaft (siehe Cannabis x und Hybriden). 

Das Keimen der Samen kann entweder in Saatbeeten oder mit Quellknopfen geschehen. Man kann die Samen aber auch in 
feuchten, warmgehaltenen Papiertiichern (21° C), die man in einen Teller legt und abgedunkelt halt, vorkeimen lassen. Bei dieser 
Methode sieht man am deutlichsten, ob der Samen die voile Lebenskraft enthalt. Nach wenigen Tagen bricht die Samenschale auf. 
Dann kann der Samen in die Erde gesteckt werden (0,5 cm tief). Der junge Samling vertragt keine direkte Sonnenbestrahlung und 
darf keinesfalls austrocknen. Sobald der Samling die ersten paar Blatter ausgetrieben hat, kann er umgepflanzt werden. In 
Mitteleuropa beginnt man mit dem Keimen am besten im April (in der Wohnung oder im Gewachshaus). Die jungen Pflanzen 
soUten nicht vor Mitte Mai ins Freie (Balkon, Garten) gesetzt werden. Man kann die Samen allerdings auch im Mai direkt ins 
Gelande streuen oder aussaen. Allerdings ist der Keimerfolg wesentlich geringer. Im Himalaya sat sich Cannabis indica selbst aus. 
Cannabis-Pflanzen benotigen zum Wachstum relativ viel Wasser. Deshalb miissen sie regelmaBig gegossen werden. Man kann 
das Verzweigen der Pflanze anregen, indem an der Stengelspitze ab und zu die neuen Blatter abgeknipst werden. Die 
Bliitenbildung wird gefordert, wenn die Pflanzen gelegentlich etwas entlaubt werden. Sobald der Hanf zu bliihen beginnt, braucht 
man ihn nicht mehr so stark zu gieBen. Viel Licht und wenig Wasser sorgen fiir harzreiche Bliitenstande. Zum Diingen herrschen 
sehr unterschiedliche Meinungen. 

Aussehen 

Der Indische Hanf wird meist nur 1,2 Meter hoch, ist stark verzweigt und hat dadurch ein konisches Aussehen, das haufig an 
einen Tannenbaum erinnert. Durch die vielen schrag zur Seite stehenden Zweige bildet diese Art bei weitem die groBte Menge an 
(weiblichen) Bliiten aus, was sie fiir die Gewinnung der psychoaktiven Produkte besonders geeignet macht. Die Samenmantel sind 
stark artikuliert, wahrend sie bei Cannabis sativa eher glatt erscheinen (Vgl. CLARKE 1981: 158). Die Samen sind etwas dunkler 
und kleiner. AuBer der GroBe und starken Verzweigtheit ist das Hauptunterscheidungsmerkmal die Form der Blatter, die 
gewohnlich wesentlich breiter und ovaler sind als die Blatter der anderen Arten. Der Indische Hanf ist praktisch immer 
zweihausig. Die mannlichen Pflanzen sind etwas schlanker und hoher wachsend als die weiblichen. 

Dieser Hanf kann nicht nur sehr leicht mit den anderen Hanfarten verwechselt werden, sondern auch mit anderen Pflanzen, wie 
dem Scheinhanf Dataca cannabina L., der verbliiffend ahnlich aussieht und sogar in Herbarien verwechselt wird (SMALL 1975). 

Droge 

- Weibliche Bliiten/Bliitenstande (Ganja) - Blatter (Bhang) 

- Kraut aus Bliiten und Blattern (Cannabis indicae herba, Herba Cannabis indicae, Summitates Cannabis) 

- Samen 

- Harz (Resina Cannabis indicae, Charas = Churrus, Haschisch) 

- Ol aus dem Harz (Haschischol) - Ol aus den Samen (Hanfol) 

Zubereitung und Dosierung 

Die Zubereitungsformen von Cannabis indica sind sehr vielseitig. Fiir psychoaktive Zwecke werden am liebsten das Harz und die 
weiblichen Bliiten verwendet. Die Blatter der weiblichen Pflanze werden ebenfalls benutzt. Mannliche Pflanzen sind praktisch 
unbrauchbar. AUe Produkte konnen entweder geraucht oder gegessen (getrunken) werden (RIPPCHEN 1995). Am haufigsten 
werden die getrockneten Bliiten der weiblichen Pflanze, die moglichst vor der Bildung der Samen geerntet und langsam im 
Schatten getrocknet wurden, geraucht. Das von den weiblichen Bliiten abgeriebene Harz bzw. die Harzdriisen sind die kostbarsten 
Produkte der Pflanze. 

Das Harz kann auf verschiedene Weise geerntet oder gewonnen werden (GOLD 1994). Das hochwertigste Harz wird durch 
Abreiben der weiblichen Bliitenstande mit den Handen gewonnen. Das Harz und einige Harzdriisen kleben an den Handflachen 
fest, sammeln sich bei weiterem Abreiben dort an und konnen dann von der Handflache gekratzt oder geschabt werden. Die 
Abreibungen werden dann verknetet und ergeben eine weiche, aromatische, schwarze oder tiefdunkel olivgriine Masse, die im 
Himalayaraum unter dem Namen Charas (= Charras, Chura, Churrus) bekannt ist. Charas wird entweder in verschiedene Speisen 
(Pudding, Kuchen, Platzchen usw.) eingearbeitet oder, mit anderen Krautern vermischt, in Rauchmischungen geraucht. 
In Indien, Pakistan, Afghanistan und Nepal wird das Harz nach Herkunft oder Gebrauch in Sorten eingeteilt: Kashmiri oder 
Dunkelbrauner Kashmiri, Manali oder Fingerhaschisch, Rajasthani (Harz, mit Pflanzenteilen vermischt), Indian Gold oder Black 
Gold (hochwertiges Harz, mit Blattgold vergoldet), Charas oder Schwarzer (weiches, reines Harz), Bombay Black (Harz, mit 
Opium, Papaver somniferum; oder Morphin versetzt), Parvati (handgeriebenes Harz), Pakistani oder Brauner Pakistani (braunes 
Harz), Afghani oder Schwarzer Afghane (handgeriebenes Harz), Schimmelafghane (minderwertige Sorte). 



Nach Charas ist das potenteste Produkt der nicht abgeriebene, entblatterte, getrocknete weibliche Bliitenstand. Dieses Produkt 

heiBt gewohnlich Ganja und wird entweder pur oder mit anderen Krautern (z.B. Datura metel, Turnera dijfusa, Brugmansia 

suaveolens, Amanita muscaria, Nicotiana rustica, Aconitum ferox) geraucht. Ganja kann aber auch gegessen oder getrunken 

werden. 

Das dritte psychoaktive Produkt heiBt Bhang. Damit sind zum einen die kleinen, harzreichen Blatter gemeint, zum anderen 

werden so die daraus bereiteten Getranke bezeichnet. 

Bhang wird grundsatzlich aus gewasserten, d.h. eingeweichten und zermahlenen Hanfblattern, vermischt mit Zucker und Melasse, 

zubereitet (typische Art der Zubereitung in der Gegend von Varanasi/Benares). Bhang wird aber auch gerne mit Milchprodukten 

hergestellt: 

»Das aus Yoghurt, Wasser, Honig, Pfeffer [vgl. Piper spp.] und Hanfbliiten hergestellte Getrank bhang lassie (thandal, polst, 

siddlli, raniras) symbolisiert den heiligen Ganges und ist auch im heutigen Indien fiir Pfennigbetrage iiberall erhaltlich. Es wird 

von Pilgern wie Teilnehmern von Hochzeiten und Tempelfesten gleichermaBen verehrt. Wird Bhang Alkohol zugesetzt, heiBt es 

lolltki; wurde bei der Zubereitung zusatzlich Opiumtinktur [siehe Papaver somniferum] benutzt, nennen die Inder das Getrank 

mourra. Bhang, mit Eiscreme vermischt, ergibt das besonders in Nordindien beliebte gulfi, auch harfgalf (griines Eis).« (HAAG 

1995: 78) 

Manchmal werden die Blatter auch nur mit Wasser oder Milch getrunken; solche Getranke dienen der Erfrischung und heiBen 

thclndai (MORNINGSTAR 1985). Mit Ganja laBt sich auch Bier brauen (ROSENTHAL 1996). 

Bhang-Rezept (Nepal) 

Obligatorische Zutaten: - Hanfbliiten (ganja) 

- (Biiffel-)Milch 

- Zucker oder Honig 

- Gewiirze (z.B. Kardamom, Kurkuma, Muskat [Myristica fragrans ] , Nelken, Pfeffer [Piper spp.], Zimt) 

Fakultative Zutaten: 

- Krahenaugen (Strychnos nux-vomica) 

- Opium (Papaver somniferum) 

- Stechapfelsamen (Datura metel) 

- zermahlene Niisse (z.B. Mandeln) 

- Ghee (Butterschmalz) 

Die Hanfbliiten fein hacken, mit den Gewiirzen (und den fakultativen Zutaten) vermischen. Zucker oder Honig 
in der Milch losen. Den Hanf und die Gewiirze darin auflosen. 

Fiir tantrische Rauchmischungen werden manchmal Hantbliiten (Gcitija) mit Kobragift getrankt. Das kristalline KobragiftVl-" - 

die Kobra ist ein heiliges Tier und Symbol des Shiva - wird mit zerkleinerten Hanfbliiten oder Haschisch vermischt und im 

Chilam geraucht. Andere tantrische Mischungen enthalten Aconitum ferox. Datura metel, Brugmansia arborea. Opium (siehe 

Papaver somniferum), Tabak (Nicotiana tabacum) oder Bilsenkraut (Hyoscyamus niger). 

Indische Zigaretten wurden uni 1 870 herum in Paris aus folgenden Zutaten gefertigt: 

0,3 g Belladonnablatter (Atropa belladonna) 0,15 g Bilsenkrautb latter (Hyoscyamus niger) 0,15 g Stechapfelblatter (Datura 

stramonium) 0,5 g Indische Hantblatter, mit Opiumextrakt und Kirschlorbeerwasser (Prunus laurocerasus L.) getrankt 

Dieses Rezept erinnert an die Hexensalben und an moderne Rauchmischungen. Ein anderes Rezept fiir »Indische Zigaretten« 

nennt Papier, getrankt finit einer Tinktur aus Cannabis indica. Opium (siehe Papaver somniferum) und Lobelia inflata. 

In Kambodscha wird den Hantbliiten und -blattern zur Verstarkung ihrer Wirkung beim Rauchen das Holz des botanisch bisher 

nicht identifizierten Shlain-Baumes zugesetzt. 

Generell ist die psychoaktive Dosis beim Rauchen etwa doppelt so hoch zu berechnen wie beim Essen, da rund 50% des THCs in 

den Rauch iibergeht. Eine Menge von 5 bis 10 mg THC sind eine normale Dosis. Das entspricht etwa 0,25 g gerauchter Bliite oder 

0,1 g Charas (Harz). Diese Angaben sind mit Vorsicht zu befolgen, da der THC-Gehalt sehr stark schwanken kann (SCHMIDT 

1992: 650). Generell sind die Produkte aus Cannabis indica potenter als die von Cannabis sativa. 

Der Chilam-Kult 

Mit dem Wort chilam (auch chilum geschrieben, tschillum ausgesprochen) wird ein konisches Rauchrohr zum Hanfkonsum 

bezeichnet. Das Rauchen von Chilams ist eine alte, bis heute lebendige Tradition im Himalayaraum und in Indien (KNECHT 

1971, MORNINGSTAR 1985). Uberhaupt ist der Himalayaraum - was Hanf angeht - das traditionsreichste Gebiet der Erde 

(FISHER 1975, SHARMA 1972 und 1977). Wie alt der Chilamgebrauch ist, laBt sich nicht eindeutig sagen. Ob das Chilam eine 

alte Erfindung der Volker des Himalayagebietes ist oder aus dem »Kopf« (Oberteil) der moslemischen hookah (traditionelle 

orientalische Wasserpfeife) hervorgegangen ist, kann nicht entschieden werden (MORNINGSTAR 1985: 150). 

Das Chilam ist das typische Rauchgerat der Sadhus oder Yogis, die es standig rituell zum Gottesdienst, zur Meditation und fiir 

Yogaiibungen benutzen (BEDI 1991, GROSS 1992, HARTSUIKER 1993). 

Als europaische Morgenlandfahrer (»Hippies«) in den sechziger Jahren nach Indien und Nepal reisten, lernten sie dort schnell den 

einheimischen Gebrauch von Chilam und Hanf von den Sadhus kennen. Sie brachten nicht nur die Rauchgerate mit nach Europa, 

sondern auch das Wissen um den richtigen Gebrauch. Bald schon wurden groBe Mengen indischer oder nepalesischer Chilams 



von Indienladen und Head Shops importiert. Die meisten Kiffer oder Haschischraucher besitzen ein oder mehrere Chilams und 
wissen, wie sie traditionell gebraucht werden. 

Das Chilam wird niemals alleine geraucht, sondern immer im Kreis Gleichgesinnter (chilam chakri, »Rauchkreis«). Das Chilam 
wird von einer Person mit einer Rauchmischung (z.B. Haschisch und Tabak; Haschisch und Marijuana; Haschisch und Datura 
metel) gestopft und der im Kreis nachsten Person zum Anziinden gereicht. Das Chilam soil mit zwei Streichholzern entflammt 
werden (die beiden Streichholzer stehen fiir den mannlichen und den weiblichen Pol des Universums). Bevor die Mischung im 
Chilam angeziindet wird, hebt man das Chilam vor die Stirn (das »Dritte Auge«) und spricht eine kurze Formel (japa), meist Bum 
Shankar! Dadurch wird der Rauch dem Hindugott Shiva geweiht, der genauso wie sein Sohn Ganesha in Kifferkreisen als 
»Kiffergott« gilt. Nachdem das Chilam »angeraucht« ist, wird es im Kreis meist im Uhrzeigersinn herumgereicht. 1st das Chilam 
»durch«, wird es vom Besitzer ausgeklopft und mit einem Stiick Stoff sorgfaltig gereinigt. Das Chilamrauchen ist vergleichsweise 
aufwendig, zeigt aber den tiefen Respekt der Konsumenten vor der Pflanze sowie der asiatischen Tradition und offenbart oft eine 
religiose Einstellung dem Kiffen gegeniiber. 

Die meisten Europaer, die heutzutage Chilams benutzen, haben den Gebrauch nicht in Indien oder Nepal gesehen, sondern von 
Mitkiffern gelernt. Der Chilamkult hat in Europa eine etwa dreiBigjahrige Tradition, die inzwischen auch von einer Generation an 
die nachste weitergegeben wird (RATSCH 1996a). 

Rituelle Verwendung 

Von alters her ist der Hanf eine Schamanendroge (ELIADE 1975: 376ff.*, KNOLL-GREILING 1950, SEEBODE und PFEIFFER 
1988: 16). Die Entdeckung pharmakologisch wirksamer Pflanzen wird im allgemeinen den Schamanen zugeschrieben, so auch die 
Entdeckung des Hanfes und dessen vielfaltiger Verwertbarkeit (MERLIN 1972). Er wurde schon im Neolithikum in Zentral- und 
Ostasien benutzt. Von dort stammt auch unser Wort »Schamane«. In der tungusischen Sprache bezeichnet i/zaman den heilenden 
und prophezeienden BewuBtseinskiinstler (SEBODE und PFEIFFER 1988: 7). Der friiheste literarische bzw. ethnohistorische 
Beleg fiir Hanf findet sich in schamanistischen Texten aus dem alien China (LI 1974a und 1974b). 

In Nepal ist der Schamanismus nach wie vor von groBer Bedeutung fiir viele einheimische Volker, die noch recht wenig mit der 
westlichen Medizin in Beriihrung gekommen sind. Bei den meisten Volkern Nepals herrscht eine Mischreligion vor. Elemente aus 
vedischer Zeit, aus der alttibetischen Bon-Religion, aus dem tibetischen Lamaismus und verschiedenen hinduistischen 
Ausrichtungen sind hier zu einer harmonischen Einheit verschmolzen. Schamanen gibt es in fast jedem Dorf. Meist werden sie 
jakri genannt; das Wort hat die Bedeutung »Zauberer"„ oder »Zauberin«. Diese Schamanen leben in einem polytheistischen 
Koslnos, in dem Buddha genauso zu Hause ist wie die alien Bon-Damonen und die vedischen und hinduistischen Goiter: 
» Indra, die vedische Urgottheit, hat schamanistischen Uberlieferungen zufolge das Cannabis entdeckt und auf das Himalaya 
ausgesat, damit es immer fiir die Menschen zur Verfiigung stehe, die durch das Kraut Freude, Mut und starkere sexuelle Begierde 
erlangen k6nnen.« (HAAG 1995: 78)%j 

Von den Schamanen wird der auf den vedischen Rudra zuriickgehende Shiva verehrt. Er gilt ihnen als der Urschamane, der erste 
Schamane, der die Schamanenkunst selbst perfekt beherrscht und sie manchen ausgewahlten Menschen ebenfalls verleiht. Ein 
nepalesischer Name fiir Shiva lautet vijaya, »der Siegreiche«; denselben Namen tragi der Hanf schon in den vedischen Schriften. 
Shiva heiBi auch Bhangeri Baba, »Der Herr des Hanfs« (STORE 1988: 83, 198, 201). Er hat den Uberlieferungen der Schamanen 
zufolge den Hanf entdeckt und im Himalaya ausgesat, damit er immer fiir die Menschen da ist. Shiva hat den Menschen auch die 
verschiedenen Rezepturen zu seiner Verwendung gegeben: »In Nepal wurden diese Mittel von Asketen, Schamanen und Magiern 
schon von alters her in kleinen Mengen konsumiert, um Trancezustande herbeizufiihren.« (GRUBER 1991: 144) 
Am weitesten verbreitet ist das Rauchen der verschiedenen Hanfprodukte (KNECHT 1971). Dazu werden die Hanfblatter, die 
weiblichen Bliiten (ganja) oder das klebrige, aromatische Harz (charas), pur oder mit Stechapfelblattern (Datura metel), 
Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), Akonit (Aconitum ferox, Aconitum spp.) oder Tabak (Nicotiana tabacum) vermischt, in ein 
Rauchrohr, das Chilam, gestopft. Das Chilam, ein Symbol und Attribut des Shiva, wird an die Stirn gehalten und dem 
»Kiffergott« mit der Formel Bum Shankar, »Heil dem WohMter«, geweiht (MORNINGSTAR 1985). 

In Nepal wird der Hanf oft in der Form von Bhang getrunken (MULLER-EBELING und RATSCH 1986: 20*). Die Schamanen 
des Himalaya trinken Bhang, um selbst in die fiir ihre Heilrituale erforderliche Trance oder Ekstase zu verfallen. Sie opfern Bhang 
an den phallusgestaltigen Shivaheiligtiimern (heilige Steine, Lingams). Durch das Opfer bewegen sie die Heilkraft des Gottes, 
denn niemand liebt den Hanf und den Hanfrausch so sehr wie Shiva selbst. Der berauschte Gott sendet seine Heilkraft aus, die 
durch den Schamanen kanalisiert und auf den Kranken iibertragen wird. Obwohl bei den schamanischen Heilbehandlungen 
meistens nur der Schamane Ganja raucht oder Bhang trinkt, werden Hanfpraparate von ihnen auch medikamentos eingesetzt. Der 
Shiva geweihte Schamane kann durch das Hanfrauchen - dank seiner Begabung - eine besonders wirksame heilige Medizin 
herstellen: 

»Das Rauchen ist eine Entwerdung, eine Auflosung, ein Todesvorgang. In diesem kleinen, kreisenden Scheiterhaufen verbrennen 
die Hiillen der Tauschung, die uns umwinden, zu Asche. Die faulenden Leichen unserer Vergehen, die Kadaver des alten Karmas 
schmoren darin und werden zu schneeweiBer Asche verwandelt . . . Der Riegel zum Tor des „Ubersinnlichen" zerschellt; die 
damonische Schar Shivas, die atherischen Bilder der Naturgewalten und Seelengestalten tanzen vor 

Augen des Geweihten. Die Toten erscheinen und die Goiter! In einem noch tieferen Samadhi horen dann alle Erscheinungen, 
jeder Schein auf, und es ist einfach! In absoluter Versunkenheit sitzt Shiva auf dem Heilsberg Kailash, dem Schneeberg, dem 
Ascheberg. (...) Nachdem das Chilam voUstandig zu Ende geraucht und die Meditation verflossen ist, nimmt er die Asche und 
reibt sie sich auf die Stirn, oder er nimmt es als Prashad auf die Zunge, denn das heilige weiBe Pulver gilt als die beste Medizin. « 
(STORE 1988: 204, 205*) 

Hanf ist die wichtigste Ritualdroge der indischen und nepalesischen Tantriker, die ihn vijaya, »den Siegreichen«, nennen und ihn 
als »das einzige wirkliche Aphrodisiakum« betrachten (BHARATI 1977: 209). Hanfpraparate werden deshalb bei den erotischen 



Paarritualen, bei denen sich die Liebenden in die Gotter Shiva und Parvati verwandeln, benutzt (ALDRICH 1977). Der sadhaka 

(oder Tantriker) stellt eine Schale mit einer Hanfbereitung vor sich auf ein Mandala und ruft die tantrische »G6ttin des gottlichen 

Nektars« an, um den Hanf zu weihen. Danach vollfiihrt er iiber dem GefaB rituelle Gesten (rrludras). Dann spricht er ein Mantra 

an den Guru, den Lehrer, um ihm das Trankopfer darzubringen. Zum SchluB beriihrt er sein Herz und trinkt den Trank zu Ehren 

des von ihm hierfiir gewahlten Gottes, meist Shiva (BHARATI 1977: 207f.). 

Bei einem noch heute in Nordindien lebendigen tantrischen Ritual wird der Hanf (bhang) in den Gottertrank Arnrita (vgl. Soma) 

verwandelt: 

» 1. Als Akt der Vorbereitung und rituellen Reinigung werden die Blatter der Cannabisstaude mit schwarzem Pfeffer [vgl. Piper 
spp.l angerieben, Wasser wird hinzugegeben, und die Mischung wird in einen Steinbehalter gefiillt. 

2. Ein yantra (Ritualdiagramm)aus Kreis, Quadrat und Dreieck wird gezeichnet. Die weibliche Urkraft ardhar shakti wird in 
diesem yantra verehrt. 

3. Der Behalter mit bhatig wird auf das yantra gestellt. Es folgen Meditation und Rezitation. 

4. Mit einem mantra (eine Art Zauberformel) wird vijaya (Name der Gottin) in den bliarrg-Behalter einberufen und willkommen 
geheiBen. 

5. Mit einem bestimmten mantra (Zauberformel) wird bhang in amrita (ein Gottergetrank) verwandelt. 

6. Mit einer rituellen Verehrungsgeste [tnudra] wird der Behalter voll bhang an die Stirn gehoben, und eine Gebetsformel zu 
Ehren des Guru (religioser Lehrer) wird gesprochen. 

7. Die Einnahme der bhang-Zubereitung. 

Die beschriebene Handlung wird von Rezitationen und Ritualgesten (mudra) begleitet.« (MOSERSCHMITT 1981: 545) 

Seit der postvedischen Zeit benutzen die Brahmanen Hanf zur Unterstiitzung der Meditation und zur Forderung der Konzentration 

sowie zur Vertiefung des Verstandnisses der heiligen Texte (Rig Veda, Atharva Veda, Puranas usw.). Orthodoxe Brahmanen aus 

der Gegend von Varanasi (_ Benares) und Allahabad (Uttar Pradesh) nehmen heute noch regelmaBig jeden Freitag Bhang 

(BHARATI 1977: 207). 

In Mesopotamien, vor allem bei den Assyrern, wurde Hanf als heiliges Raucherwerk verbrannt (GENNETT et al. 1995: 15, 19). 

Zum skythischen Hanfritual siehe Cannabis ruderalis (vgl. auch »Baume mit besonderen Fruchten«). Im Okkultismus wurde 

Hanf als visionarer Weihrauch verwendet (GENNETT et al. 1995: 280ff., MEYRINK 1984). 

Auf der karibischen Insel Jamaika steht der Indische Hanf im Zentrum des Rastakultes (Rastafari). Er ist erst in diesem 

Jahrhundert entstanden und soil seine Wurzeln in Athiopien haben. Der Reggae ist die Ritualmusik der Rastas; ihr Sakrament ist 

der Hanf (ganja). Ein Rastafiihrer faBt die kulturelle Bedeutung des Hanfs so zusammen: 

»Wir benutzen dieses Kraut als Medizin und fiir spirituelle Erfahrungen. Es hilft uns, Krankheit, Leiden und Tod zu iiberwinden 

... Wir benutzen unser Kraut in unserer Kirche - als Weihrauch fiir Gott, so wie die Romisch-Katholischen Weihrauch in ihrer 

Kirche benutzen. Wir verbrennen unseren Weihrauch, um unseren Gott durch spirituelle Erfahrung zu verehren ... Es gibt uns 

spirituellen Trost, wir preisen Gott in Frieden und Liebe, ohne Gewalt ... Wenn wir deprimiert sind, wenn wir hungrig sind, 

rauchen wir unser kleines Kraut, und wir meditieren iiber unseren Gott. Das Kraut ist fiir uns ein wahrer Trost.« (zit. in 

KITZINGER 1971:581) 

In der Rastafarigemeinde hat der erste Rausch, ausgelost durch Ganjarauchen, den Charakter einer Einweihung oder Initiation. 

Der junge Raucher soil eine Vision empfangen, die ihn als vollwertiges Mitglied der Rastagemeinde auszeichnet und ihm den 

Weg durch sein Leben offenbart (RUBIN und COMITAS 1976). »Ganja ist die am starksten geteilte Erfahrung unter den 

Briidern« (GEBRE-SELASSIE 1989: 156). Die Rastas lehnen iibrigens Alkohol ab. Er darf nur als Losungsmittel fiir Ganja 

benutzt und in Heilmitteln konsumiert werden. Der Alkoholrausch gilt als verwerflich, schadlich, aggressionsfordernd und asozial 

(BLATTER 1990 und 1993). 

In Mexiko gibt es unter Indianern einen Kult, bei dem der Hanf la santa rosa, »die heilige Rose«, genannt und als heilige Pflanze 

verehrt wird. Die Kultmitglieder kauen bei ihren Treffen Hanfbliiten aus und nutzen die psychoaktive Wirkung zum intuitiven 

Sprechen heiliger Worte, zur Divination und zum Ausdruck des Gottlichen (WILLIAMSGARCIA 1975). Dieser Kult um den 

Hanf geht vielleicht auf einen prakolumbianischen Gebrauch einer anderen psychoaktiven Pflanze (moglicherweise Salvia 

divinorum) zuriick. 

Artefakte 

Eine sumerische Kette aus Ur enthalt eine Reihe von Elementen, die sehr an Cannabis-Bldtter erinnern (EMBODEN 1995: 99*). 
Offensichtlich spielte der Hanf auch bei den Mithrasmysterien eine RoUe, wie aus der antiken Darstellung der Stiertotung 
hervorgeht. Aus der Wunde des von Mithras als weltenschaffendes Opfer getoteten Stieres quillt das Blut in Gestalt eines 
Hanfblattes hervor (GENNETT et al. 1995: 146; vgl. Peganum harmala, Haoma). 

Der Hanfkonsum hat in der Kunst (Malerei) bei weitem nicht so deutliche Spuren hinterlassen wie andere psychoaktive Pflanzen. 
Das liegt sicherlich daran, daB die Hanfwirkung nur sehr selten visionar ist. Bei vielen Kiinstlern weiB man nicht, ob ihre Werke 
von Hanf oder anderen psychoaktiven Substanzen beeinfluBt wurden, well sich die Betroffenen dariiber ausschweigen (MULLER- 
EBELING 1992b). 

Aubrey Beardsley (1872-1898), einer der groBen Kiinstler des Jugendstils, hat sich Zeit seines kurzen Lebens von Hanf inspirieren 
lassen. Er bezeichnete das damals in der Apotheke erhaltliche Warden's Extract of Cannabis indica als »meine geistige Nahrung« 
(GEHR 1995: 185). Es ist sehr wahrscheinlich, daB auch andere Jugendstilkiinstler, von Hanf berauscht, ihre Kunst schufen, 
allerdings sind die Quellen diinn gesat (MULLER-EBELING 1994). Es wundert deswegen wenig, daB der Jugendstil in der 
psychedelischen Kunst der sechziger Jahre wieder aufgenommen wurde. 



Das Haschisch hat maBgeblich den Surrealismus gepragt (BRETON 1968). Aber auch andere Maler haben sich durch Hanf 

inspirieren lassen. Picasso (vgl. Artemisia absinthium) kannte das Haschisch gut und war der Meinung, daB es frohlich mache und 

die Phantasie anrege; Alfred Kubin erfuhr die Wirkung hingegen auf einer existentiellen Ebene und sah sich gezwungen, seine 

Haschischvisionen kiinstlerisch umzusetzen (GEHR 1995: 208f., 244f.). Ein neueres Werk des amerikanischen Kiinstlers Alex 

Grey, der durch seine psychedelischen Visionen The Sacred Mirror bekannt wurde, ist dem Hanf gewidmet. Es ist eine 

Illustration fiir den kommenden Cannabis Cup und zeigt eine Hanfgottin (RATSCH 1995d: 306). 

Seit den sechziger Jahren finden sich Hanf, Hanfblatter, der Hanfkonsum, Rauchgerate, Karikaturen zum Kiffen und zur 

Polizeiverfolgung usw. auf Postern und Postkarten abgebildet. 

In der Kunst der Rastafaribewegung wird die Hanfpflanze manchmal als heiliger Baum dargestellt. Viele Rastabilder sind 

offensichtlich durch den starken Hanfkonsum der Maler (z.B. Ivan Henry Baugh, Jah Wise) inspiriert oder beeinfluBt worden 

(HAUS DER KULTUREN DER WELT 1992). 

Vermutlich wurden zahlreiche Sanskrittexte durch Hanfkonsum inspiriert. Sicher ist der enorme EinfluB des Haschischrausches 

auf die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht (vgl. Papaver so mniferum). 

Der Haschischrausch hat schon im 19. Jahrhundert Autoren zu literarischen Verarbeitungen inspiriert. Die Werke von Charles 

Baudelaire (Die kiinstlichen Paradiese), Fitz Hugh Ludlow (Der Haschisch Esser), Maurice Magre (La ntiit de hasch ish et 

d'opititri), Walter Benjamin (Uber Haschisch), Leo Perutz (Der Meister des letzten Tages) und Ernst Jiinger (Anndherungen) 

gehoren langst zu den Klassikern der Weltliteratur (KIMMENS 1977). 

Die Dichter der Beat Generation - Jack Kerouac, Gary Snyder, Allen Ginsberg, Paul Bowles - sahen den Gebrauch von Haschisch 

als eine wesentliche Inspirationsquelle an und hinterlieBen in ihren Werken zahlreiche Belege dafiir. Den Autoren der 

psychedelischen Generation - Robert Anton Wilson, Robert Shea, Tom Robbins, Mohammed Mrabet, Stephen Gaskin, Hunter S. 

Thompson, Tom Wolfe - ist das Kiffen (das Haschischrauchen) als Inspirationsquelle eine Selbstverstandlichkeit. Der siiffisante 

Roman Griin ist die Hoffnung (Hamburg, 1990) vom Erfolgsautor T. Coraghessan Boyle erzahlt die turbulente Geschichte des 

Hanfanbauprojekts einiger Hippies und die damit verbundene Paranoia. Auch die Rastafaribewegung samt ihrem Hanfkonsum 

und der damit unzertrennlich verbundene Reggae werden zum Gegenstand literarischer Verarbeitungen (z.B. THELWELL 1986, 

ZAHL 1995). 

Mehr noch als die Literatur sind die Underground-Comics von Hanf inspiriert und fiir hanfberauschte Leser gezeichnet. Es gab 

sogar eine amerikanische Comics-Serie mit Geschichten verschiedener Autoren und Zeichner, die Dope Comix hieB. Zu den 

Klassikern dieses Genres zahlen die Zeichner Robert Crumb und Gilbert Shelton (The Fabiclous Furry Freakbrothers). Die 

Freak-Briider-Geschichten wurden sofort ins Deutsche iibersetzt und ein echter Underground-Hit (1975). Das Lebensmotto der 

drei standig kiffenden Freak-Briider driickte das Lebensgefiihl vieler Hanfkonsumenten aus: 

»Wie uns alien bekannt ist, bringt Stoff einen besser durch geldlose Zeiten als Geld einen durch stofflose Zeiten!« 

Was Gilbert Shelton fiir die amerikanische Szene war, ist Gerhard Seyfried fiir Westdeutschland. Mit seinen Comics und 

Karikaturen (Wo soil das alles enden, Freakadellen und Bulletten) hat er ein deutliches und amiisll.6( G)-5. 1(14. 1(1 1.6())6.5( d)-5.5(e)-1.4i 



Manche Musik wurde durch Kiffen inspiriert und komponiert, andere wird direkt unter HanfeinfluB gespielt, manche Musik 
bedient sich Texten zur Hanfkultur, manche wird fiir ein bekifftes Publikum gespielt. So vielseitig wie die 
Verwendungsmoglichkeiten der Hanfpflanze sind auch die musikalischen Exkursionen in die Welt des hanfberauschten 
BewuBtseins. Tatsachlich wird die Wahrnehmung der Musik stark durch CannabisEinfluB verandert (FACHHER et al. 1995). Das 
neue Horerlebnis produziert auch neue Musik (MEZZROw 1995, SHAPIRO 1988). So ist der Jazz maBgeblich durch die neuen 
Horerlebnisse gepragt worden. Der auf Jamaika entstandene Reggae ist eine »reine Kiffermusik« (EpP 1984). 
Heutzutage zieren immer haufiger Hanfblatter die Hiillen von CDs oder die regenbogenfarbenen CDs selber. Das Hanfblatt ist ein 
politisches Zeichen der Untergrund- bzw. einer Gegenkultur geworden. Das Blatt signalisiert die Unzufriedenheit mit dem 
bestehenden politischen und gesellschaftlichen System zum einen, zum anderen zeigt es einen friedvollen Weg der Berauschung 
und des Musikgenusses. Manche Bands nennen sich sogar nach der Pflanze und deren Produkten: z.B. Bongwater,Gunjah, Hash, 
The Smoke (CALM 1995). 
Zu Rauchgeraten und anderen Paraphernalia siehe Cannabis sativa. 

Medizinische Anwendung 

Im Altertum verwendeten besonders die Assyrer den Indischen Hanf (azallu, qannapis, ganzigunnLi) und Haschisch (martakal) in 
ihrer Medizin (THOMPSON 1949: 220ff.*). Zahlreiche Keilschrifttafeln zeugen davon. Die Hanfwurzeln wurden bei schwierigen 
Geburten verordnet. Bei Leibschmerzen wurde die ganze Pflanze ausgekocht und als Klistier verabreicht. Ebenso wurde Hanfol 
oder Hanf in Petroleum auf einen geschwollenen Magen gerieben. Die gerosteten Samen wurden bei der arirntu-Krankheit, einer 
Art Gliederzittern, gegeben. Die zerstoBenen Hanfsamen wurden, mit den Samen einer Mesembryanthemum sp. vermischt, zur 
»Unterdruckung der Geister« - vermutlich eine Art von Depression - verabreicht. Eine Mischung von Hanf und Getreidemehl 
diente als Antidot. Mit anderen Pflanzen und mit »Schweine61« vermischt, wird Hanf als kleine Analkompresse aufgelegt. 
SchlieBlich kommt der Hanf im Bier (kurilnnu) zur Verwendung. Dieses Gebrau wird gegen Krankheiten, die durch Hexerei 
entstanden sind, getrunken (THOMPSON 1949: 221 f.*). Moglicherweise haben die Assyrer die Inhalation von Hanfrauch von 
den Skythen kennengelernt und iibernommen (vgl. Cannabis ruderalis). Die Skythen pflegten lange Handelsbeziehungen mit den 
Assyrern, bevor sie dann zu deren Vernichtung beitrugen. Die Assyrer atmeten den Hanfrauch ein, um Sorgen, Note und Trauer 
zu beheben (THOMPSON 1949: 2200. Da sich diese Leiden oft hinter den Masken der Damonen verbergen, ist es sehr 
wahrscheinlich, daB der Hanf auch im Exorzismus verwendet wurde. 

Discographie zur Hanfmusik (kleine Auswahl) 

Traditionelle bzw. ethnische Hanfrnusik 

Jilala und Gnaoua - Moroccan Trance Music (SUB CDO 13-36 Sub Rosa Records 1990) [aufgenommen von PAUL 

BOWLES] 

L'ENSEMBLE TRADITIONNEL DE L'ORISSA, L'Inde - Musique traditionnelle de danse Odissi (ARN 64045 Arion 

Records 1975) 

Maroc-Festival de Marrakech (PS 65041 Playasound Recordsl989) 

THE MASTER MUSICIANS OF JAJOUKA feat. B ACHIR ATTAR, Apocalypse Across the Sky (iiA 

510857-2 Axiom Records 1992) [Begleittext von WILLIAM S. BURROUGHS] 

Rembetica: Historic Urban Folk Songs from Greece (CD 1079 Rounder Records 1992) [historische 

Originalaufnahmen (dreissiger Jahre) aus den legendaren tekedes (Haschisch-Cafes)] 

Rembetiko - Original Filmmusik (CD CMC 013009 PROTON/Videorent 1985) 

Songs of the Underground (The Greek Archives, Vol. 5, F.M. Records 631) 

Reggae 

Big Blunts - Smokin' Reaggae Hits, Vol. I, II und III (Tommy Boy Records 1995ff.) 

CULTURE, International Herb (44006 Shanachie Records 1992) 

DUB SYNDICATE, Stoned Immaculate (ON-U LP56 On-U Sound Records 1991) 

INNER CIRCLE, The Best of (74321 12734 2 Island Records 1992) 

PETER TOSH, Legalize It (CDV 2061 CBS/Virgin Music 1976) 

PETER ToSH, Bush Doctor (IC 064-61 708 EMI Electrola Records 1978) 

Tougher Than Tough: The Story of Jamaican Music (4 CDs Island Records 1993) 

ZION TRAIN, Natural Wonders of the World in Dub (WWLP/CDS Zion Records 1994) 

Jazz, Pop, Rock, Metal, Ambient/Techno/Trance usw. 

ALEX ORIENTAL EXPERIENCE, Studio Tapes 1976-78 (Wiska Records WR 08517122, 1996) 

BLACK CROWS, The Southern Harmony and Musical Companion (512 263-2 Def American Records, 1992) 

BLUE CH EER, Oh! Pleasant Hope (1971/LMCD 9.51080 Z Line Records 1991) 

Cannabis Weekend (Dope Records, 1995) 

CHILDREN OF THE BONG, Sirius Sounds (Ultimate Records 540394-2, 1995) 

CYPRESS HILL, Black Sunday (CK 53931, Ruffhouse/Columbia Records 1993) 

Dope an Plastic, Vol. /, //und III (React CDs, 1994ff.) 

DR. JOHN, THE NIGHT TRIPPER, Remedies (AMCY-231, org. Atlantic 1970) 



EMBRYO, Turn Peace (EFA 01045-26 Schneeball Records, 1990) 

FREAKY FUCKIN WEIRDOZ, Senseless Wonder (PD 75331 RCA Reeords 1992) 

Give'em Enough Dope, Vol. I, II und III (Wall of Sound CD 001/310, ca. 1995ff.) 

GODFATHERS, Dope, Rock'n'Roll und Fucking in the Streets (GFTR CD 020 Corporate Image 1992) 

GONG, Flying Teapot (1973/Charly Records 1990, CD LIK67) 

GONG, Camenbert Electrique (CD LIK 64 Charly Records 1990) 

GREEN PIECE, Northern Herbalism (Kijf Reeords CD 003, 1996) 

Hasch stoppt Hass - Alkohol killt (Vince Records 019, ca. 1995) 

Hempilation: Freedom is Normal (Capricorn Records 1995) 

HANs HASS, IR., Magic Ganja (Aquarius Records AIM0085, 1996) 

HIGHZUNG (LC-8248 Rockwerk Records 1992) 

IDJo, Argile (Schneeball/Indigo 3055-2, 1995) 

JEFFERSON AIRPLANE, Long John Silver (NL89133 RCA Records 1978) 

JOINT VENTURE, Dinger (Fun Beethoven Records, ca. 1994) 

Marijuana's Greatest Hits Revisited (7-5042-2 Rehash Records 1992) 

MC5, High Time (org Atlantic 1971, reissue Rhino Records 1992, R2 71034) 

NEw RIDERS OF THE PURPLE SAGE, Adventures of Panama Red (CK 32450 Columbia Records 1973) 

DAVID PEEL und THE LOWER EAST SIDE, Have a Marijuana (Elektra 1968/Line Records 1991, LECD 9.01050) 

Pro Cannabis -Tranceformed Ambient Collection (DO CD 1 Dope Records 1994, distributed by EFA), feat. Robert 

Anton WILSON 

RAUSCH, G/arf (848546-2 Vertigo 1991) 

Reefer Songs - 23 Original Jazz und Blues Vocals (Jass CD-7 Jass Records 1989) 

Show BUD AND THE FLOWER PEOPLE, Green Thing (FH-339D Flying Heart Records 1991) 

TAD, Inhaler (74321 16570 2 Giant Mechanic Records 1993) 

SWEET SMOKE, Just A Poke (LC 0162 EMI Electrola Records 1970) 

TEN YEARS AFTER, Stonedhenge (Decca 1969, reissue Dream 1989 820 534-2) 

THE GOLDEN DAWN, »Power Plant« (reissue Charly Records 1988, LIK 24) 

The Sky is High ... 25 jazzige Reefer Songs der 30er und 40er Jahre (Transmitter, LC 4590, 1995) 

U.S. Homegrown (City of Angels COA 70003-2, 1995) 

WITTHiJSER und WESTRUPP, Der Jesus Pilz - Musik vom Evangelium (2021098-7 Pilz Records, 1971) 

ZENTRALPARK, Haschisch in Marseille (Peace Records, 1995) 

Gesprochene Worte (u.a.) 

CHEECH AND CHONG (9 3250-2 Warner Bros. Records 1972) 

CHEECH und CHONG, Up in Smoke (7599-27367-2 Warner Bros Records 1978) Soundtrack des Films »Viel Rauch um 

nichts« 

CHEECH und CHONG, Greatest Hit (WB K 56 961 Warner Bros. Records 1981) 

MICK FARREN'S TIJUANA BIBLE, Gringo Madness (CDWIK 777 Ace Records 1993) 

MOHAMMED M'RABET, The Storyteller und the Fisherman (SUB CD015-38 Psalmodia Sub Rosa 

Records 1990), iibersetzt und gelesen von PAUL BOWLES (Vgl. MRABET 1995) 

Cannabis -Produkte sind seit Anbeginn der ayurvedischen Medizin ein unverzichtbarer Teil des Arzneimittelschatzes. Die Blatter 
(bhang) werden bei Krampfen, Ohrenschmerzen (Otalgie), Unterleibsbeschwerden, Durchfall (auch blutiger Dysenteric, Ruhr), 
Korperschmerzen und Blutsturz (Hamatorrho) eingenommen. Die pulverisierten Blatter werden als Schnupfpulver verwendet (u.a. 
bei Kopfschmerzen). Das Harz (charas) wird vor allem als Aphrodisiakum eingesetzt, meist mit Opium (Papaver somniferum), 
Krahenaugen (Strychnos nux-vomica), Stechapfelsamen (Datura metel) und Gewiirzen kombiniert (vgl. Orientalische 
Frohlichkeitspillen). In Nepal wird Hanf als Tonikum, Magenmedizin, Schmerz- und Schlafmittel verwendet. Dem Kranken 
werden Hanftriinke bei verschiedenen Leiden, wie Depression, Appetitlosigkeit, Wankelmut oder der im Himalaya oft 
auftretenden Hohenkrankheit, verordnet (MORNINGSTAR 1985). In Kaschmir werden die gerosteten Blatter und Bliiten der 
weiblichen Pflanze, mit Honig vermischt, als Schlafpillen verwendet (SHAH 1982: 2980. 

Die Inder haben in der Karibik nicht nur die Pflanze eingefiihrt, sondern der dortigen Bevolkerung auch ihre vielseitige 
Verwendung gezeigt. So ist auf Jamaica ganja ein wesentlicher Bestandteil der Buschmedizin und der Rastamedizin geworden. Es 
wird nicht nur als allgemeines Heil- und Starkungsmittel (WITT 1995: 80f£) und als erfolgreiches Mittel zur Entspannung 
geschatzt, sondern dient auch als Schmerzmittel, das dort genauso benutzt wird wie bei uns oder in den USA das Aspirin 
(KITZINGER 1971: 581). Die zionistische koptische Kirche Athiopiens bestarkt die jamaikanischen Rastas in diesem Gebrauch 
und erklart, »daB das Herb durchaus fiir seinen Gebrauch als Asthma-Heilmittel, als Heilmittel gegen den griinen Star und 
Gelenkentziindungen angebaut werden darf; ferner zur Unterstiitzung der Behandlung von Krebs wie auch fiir den 
wirtschaftlichen Gebrauch in der Kleidungsindustrie und fiir die Papiergewinnung, z.B. die Herstellung von Bibeln.« (GEBRE- 
SELASSIE 1989: 161) Salben, die aus den zerstampften Blattern und Fett hergestellt werden, dienen, auBerlich aufgetragen, als 
Schmerzmittel. Ein Breiumschlag wird zur Behandlung offener Wunden und innerer Schmerzen verwendet. Manchmal werden 
Neugeborene mit einem Hanfbrei abgerieben. Hanftee wird gerne prophylaktisch, aber auch therapeutisch bei praktisch alien 
Leiden getrunken. Besonders effektiv ist er zur Behandlung von Augenschwache und Nachtblindheit (WEST 1991 ). 



Im 19. Jahrhundert wurde von Europaern die schmerzstillende Eigenschaft des Indischen Hanfs entdeckt (MARTIUS 1855, 
OSHAUGHNESSY 1839). Daraufhin wurde eine Reihe von Schmerzmitteln aus Cannabis indica entwickelt und sowohl in 
Europa als auch in den USA vermarktet (EI)ES 1893, MATTISON 1891). In Mitteleuropa wurden die Samen, vermischt mit 
Bilsenkrautextrakt (siehe Hyoscyamus niger), gegen Gonorrho benutzt (V RoBINSON 1930: 39). Um die Jahrhundertwende 
wurden zahlreiche Zigaretten und medizinische Raucherpulver auf der Basis von Cannabis indica zur Behandlung von Asthma, 
Lungenleiden, Neuralgien und Schlafstorungen eingesetzt (vgl. Raucherwerk, Rauchmischungen). 

In der Homoopathie wird Cannabis indica (Cannabis indica horn. HAB34, Cannabis indica horn. IIPUS78) entprechend dem 
Arzneimittelbild bei vielen Leiden, u.a. bei Asthma, Impotenz, Appetitlosigkeit, sexueller Erschopfung, Alptraumen und 
Nervenleiden, angewendet (BOERICKE 1992: 187, SCHMIDT 1992: 644).71 

Der amerikanische Arzt Lester Grinspoon sieht sehr erfolgversprechende Moglichkeiten des medizinischen Einsatzes von 
Cannabis bei folgenden Leiden: Depressionen, Schmerzen, Kopfschmerzen, Migrane, Menstruationskrampfe, Lahmungen, 
traumatische Verletzungen, Spasmen, Epilepsie, Asthma, Griiner Star, Begleiterscheinungen bei der Krebstherapie und bei AIDS 
(GRINSPOON 1996, GRINSPOON und BAKALAR 1995; vgl. auch ROFFMAN 1982). Uberhaupt verstarkt sich von Seite der 
Medizin der Wunsch, Hanfprodukte wieder therapeutisch zuzulassen, damit sie vom Arzt verordnet werden konnen (CLARKE 
und PATE 1994, GROTENHERMEN und KARUS 1995, IVERSEN 1993). Auch in der Psychiatric findet eine Neubewertung 
statt (BAUMANN 1989, HESS 1996). Vor allem fordern Patienten, die mit der illegalen Selbstmedikation sehr gute Erfahrungen 
gemacht haben, die (langst iiberfalUge) LegaUsierung von Cannabisprodukten (CORRAL 1994, RATHBUN und PERON 1993). 
Forschungsprojekte zum medizinischen Einsatz innerhalb der AIDS-Therapie sind in Planung (DOBLIN 1994). In Kalifornien 
und Arizona wurde in Volksabstimmungen fiir die Freigabe von medizinischem Marijuana entschieden (ADH 1997). 

Inhaltsstoffe 

Das Harz, die weiblichen Bliitenstande, sowie die Blatter des Hanfes enthalten neben atherischem Ol und anderen Stoffen vor 
allem Cannabinoide, von denen bereits iiber 60 strukturell und pharmakologisch bekannt sind (BRENNEISEN 1986, CLARKE 
1981, HOLLISTER 1986, MECHOULAM 1970, SCHMIDT 1992). Der Hauptwirkstoff ist das Delta-9-Tetrahydrocannabinol 
(A'-THC, entspricht dem O'-THC, kurz THC genannt). Das Harz (Haschisch) enthalt die vier Hauptkomponenten, die sogenannten 
Cannabinoide: O'-Tetrahydrocannabinol (THC) mit drei Varianten, von denen zwei erst bei der Lagerung des Harzes als Artefakt 
entstehen, das Cannabidiol (CBD) und das Cannabinol (CBN). Diese Stoffe sind fiir die psychoaktive Wirkung des Hanfs 
verantwortlich. Von ca. 30 weiteren Cannabinoiden mit schwacher oder ohne psychoaktive Wirkung konnte die Struktur 
aufgeklart werden. Zudem kommen im Harz noch verschiedene Zucker, Flavonoide, Alkaloide (Cholin, Trigonellin, Piperidin, 
Betain, Prolin, Neurin, Hordenin, Cannabisativin) sowie Chlorophyll vor. Der THC-Gehalt ist extrem variabel. Er kann bei 
einigen Pflanzen gleich Null sein (Faserhanf), bei anderen bis zu 25% des Harzes ausmachen. Die psychoaktiv sowie die 
analgetisch wirksame Dosis liegt bei 4 bis 8 mg (SCHMIDT 1992). 

Das charakteristisch duftende atherische Ol, das sozusagen das Bukett der Hanfdrogen ausmacht, enthalt u.a. Eugenol, Guaiacol, 
Sesquiterpene, Caryophyllen, Humulen, Farnesen, Selinen, Phellandren, Limonen. 
Die Inhaltsstoffe der Samen, Lignane usw., sind ahnlich zusammengesetzt wie bei Cannabis sativa. 

Wirkung 

Die Hauptwirkung beim Hanfkosum ist eine milde bis starke Euphoric, begleitet von reichen Assoziations- und 
Imaginationsfahigkeiten, angeregter Phantasie und korperlichem Wohlbefinden. Sehr oft wird die Hanfwirkung als aphrodisisch 
Oder erotisierend empfunden (AMENDT 1974, BLATTER 1992, LOHEN 1982, LEWIS 1970).7.5 Die Wirkung tritt beim 
Rauchen spatestens nach 10 Minuten voll ein, beim Essen oder Trinken nach 45 bis 120 Minuten. Die euphorische Phase halt 1 
bis 2 Stunden an; dann tritt ein beruhigender Effekt in den Vordergrund. Oft gipfelt die Wirkung in einem mehr oder weniger 
traumreichen Schlaf. Hanfprodukte konnen die Wirkung anderer Substanzen verstarken (z.B. von Nachschattengewachsen wie 
Atropa belladonna, Brugmansia spp.. Datura spp., Hyoscyamus niger, von Kokain, Nikotin Opium (Papaver somniferum], 
Ayahuasca und Ayahuascaanalogen, Piper methysticum). Generell soUte beachtet werden, daB die Wirkung von Cannabis der 
Wirkung von Tabak (Nicotiana tabacum) gegensatzlich ist. Nikotin unterdriickt die TI-IC -Wirkung, wahrend THC die 
Nikotinwirkung potenziert (vgl. Rauchmischungen). 

Wenn Haschisch in groBerer Menge gegessen oder getrunken wird, kann es zu visionaren Zustanden, lebhaften Imaginationen, 
Halluzinationen und sogar Nahtodeserfahrungen kommen (BAUDELAIRE 1972, BENJAMIN 1972, LOHEN 1966, HAINING 
1975, HOFMANN 1996, KIMMINS 1977, LUDLOW 1981, ROBINSON 1930, TART 1971). Uberdosierungen konnen zu 
Kreislaufproblemen, Angstzustanden und Erbrechen fiihren. In Nepal wird bei Uberdosierungen stark gebriihter Tee (vgl. 
Camellia sinensis) empfohlen. In der europaischen Szene wird eine hohe Dosis Vitamin C als Erste-Hilfe-MaBnahme genannt. 
Gefahrliche Symptome oder gar Todesfalle durch Cawnafe«-Uberdosierungen sind unbekannt (GRINSPOON und BAKALAR 
1994, HESS 1996, HOLLISTER 1986, MIKURIYA 1973, SCHMIDT 1992). 

Die Wirkung von Cannabis-Produkten wird wesentlich durch den Hauptwirkstoff THC gesteuert. Das THC hat euphorisierende, 
stimulierende, muskelentspannende, antiepileptische, brechreizmindernde, appetitsteigernde, bronchienerweiternde, 
blutdrucksenkende, stimmungsaufhellende und schmerzhemmende Wirkungen. Das Cannabidiol (CBD) hat keine psychoaktive 
Wirkung, ist dafiir sedierend und schmerzhemmend. Cannabinol (CBN) ist leicht psychoaktiv, aber vor allem 
augeninnendrucksenkend und antiepileptisch wirksam. Cannabigerol (LBG) ist nicht psychoaktiv, dafiir beruhigend, antibiotisch 
und ebenfalls augeninnendrucksenkend. Cannabichromen (CBC) wirkt beruhigend und fordert die schmerzhemmende Wirkung 
des THCs (GROTENHERMEN und KARUS 1995: 7). Die Lignane, die in den Samen enthalten sind, haben eine 
allergiehemmende Wirkung. 



Es herrschen in der offiziellen, staatlich akzeptierten und geforderten Psychiatric die seltsamsten Vorstellungen und Vorurteile 
iiber die Langzeitwirkungen von hiaufigem oder chironisciiem Cannabis-Gebrauchi, z.B. die Hypothiese von der »Einstiegsdroge« 
und das sogenannte »amotivationale Syndrom* (T ASCHNER 1981). Diese »psychiatrischen Syptome« sind reine Erfindung und 
entbehren jeder Empirie (vgl. HESS 1996). Uber die Langzeitwirkung von chronischem HanfgenuB hat eine politisch 
unabhangige sozialwissenschaftliche Studie ein interessantes Bild ergeben: »Mit zunehmender Hanferfahrung wachst die Chance, 
daB man unter HanfeinfluB kreativ und produktiv denkt und arbeitet« (ARBEITSGRUPPE HANF und Fuss 1994: 103). Viele 
Studien zum Langzeitkonsum beweisen, daB Cannabis-Produkte die harmlosesten psychoaktiven GenuBmittel sind, die der 
Mensch bisher entdeckt hat (Vgl. BLATTER 1992, GRINSPOON 1971, HESS 7996, MICHKA und VERLOMME 1993, 
SCHNEIDER 1995). 

In der letzten Zeit wird der EinfluB von Cannabis auf das Fahrverhalten im StraBenverkehr diskutiert. Der Gesetzgeber halt 
skurrilerweise die Wirkung des Hanfs fiir gefahrlicher als die von Alkohol - obwohl mehrere Studien zeigen, daB Fahrer unter 
HaschischeinfluB wesentlich langsamer und umsichtiger fahren als niichterne oder betrunkene Autofahrer (KARRER 7995, 
ROBBE 7994 und 7996J. 

Marktformen und Vorschriften 

THC-reiche Hanfprodukte sind fast weltweit durch die Single Convention an Narcotic Drugs illegalisiert worden und damit 

rechtlich nicht verkehrsfahig. Es gibt nur wenige Ausnahmen: 

»Bangladesh, Indien und Pakistan behielten sich bei der Unterzeichnung der Single Convention vor, den auBermedizinischen 

Gebrauch von Opium und Cannabis zu gestatten.« (HAAG 1995: 174) 

Die Anwendung von Cannabis als Medikament ist in Deutschland durch das Betaubungsmittelgesetz verboten (KORNER 1994: 

56")!'c, Dies gilt auch fiir wirkstofffreie Hanfpraparate: 

»Die homoopathischen Drogen und Zubereitungen unterliegen den Bestimmungen des Betaubungsmittelgesetzes und sind daher 

nicht verkehrsfahig. « (SCHMIDT 7992; 653) 

Nur die Samen sind ausdriicklich verkehrsfahig und frei verkauflich (KORNER 1994: 38, 56*). In vielen Landern ist inzwischen 

der Anbau von Faserhanf (siehe Cannabis sativa) oder THC-armen Sorten fiir die industrielle Nutzung gestattet. 

Auf dem Schwarzmarkt sind jedoch viele Haschischsorten aus aller Welt, mehrere Marijuanasorten (besonders die potenten 

Ziichtungen aus Holland; vgl. Cannabis x und Hybriden; Acapulco Gold, Thai Sticks usw.), seltener Haschischol erhaltlich. In 

Holland gibt es die Coffeeshops, Kaffeehauser (vgl. Cojfea arabica) oder Bars, wo man - polizeilich geduldet - Hanfpraparate in 

kleinen Mengen erwerben kann (vgl. HAAG 1995). Der rechtliche Umgang mit Hanfkonsumenten kann von Land zu Land, von 

Staat zu Staat stark variieren. Gilt es in Europa meist als Bagatelldelikt (BUHRER O.J.), MUB man in einigen siidostasiatischen 

Landern (Malaysia, Singapur, Philippinen) sogar mit der Todestrafe rechnen. 

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ZAHL, Peter-Paul 1995 Teufelsdroge Cannabis, Berlin: Verlag Das Neue Berlin. 



Marijuanasubstitute 

Hierbei handelt es sich um Pflanzendrogen, die anstelle von Cannabis-Bliiten geraucht werden, um denselben 
Oder einen ahnlichen Effekt zu erzeugen. (Nach OTT 1993*, SCHULTES und HOFMANN 1995*; modifiziert 
und erganzt) 



Popularer Name Droge 
Niando WurzelAfrika 



Dill 

Stachelmohn 
Estafiate 
Zacatechichi 



Botanischer Name 

Alchornea floribunda M.-A 

Anethum graveolens 

Argemone mexicana 

Artemisia mexicana 

Galea zacatechichi 

Canavalia maritima (AuBL.) THOUARSll 

[syn. Canavalia obtusifolia] 

(Leguminosae) 
Capsicum fructescens Paprika 

(vgl. Capsicum spp.) 
Catharanthus roseus Periwinkle 

Cecropia mexicana HEMSL.'S 

[syn. Cecropia obtusifolia BERT.] 
Cestrum laevigatum SCHLECHT. MaconhaBlatter 

(vgl. Cestrum parqui) 
Cymbopogon densif lorus Zitronengras 
Daucus carota Karotte 

Helichrysum spp. Strohblume 

Helichrysum foetidum (L.) MOENCH 
Helichrysum stenopterum DC 
Hieracium pilocella 
Hydrangea paniculata 



Ort/Kultur 



Kraut USA 
BlatterMexiko 
KrautMexiko 
KrautMexiko, USA 
Frijolillo Blatter Mexiko 



verrottete Friichte USA 

BlatterFlorida 
ChancarroBlatter Mexiko 



(Veracruz) 



Bliitenextrakt 
Kraut USA 
Kraut 

Kraut 
Kraut 

Haret hogeurt KrautDanemark 
Hortensie Blatter USA 



Hortensie Bliiten, Blatter 

Salat Blatter USA 

Wilder LattichBlatter USA 



Giftlattich 

Wild Dagga 

Marijuanillo 

Dormilona 

Banane 

MuskatnuB 



Hydrangea s'p. 
Lactuca sativa L. 
Lactuca serriola 
Lactuca virosa 
Leonotis leonurus 
Leonurus sibiricus 
Mimosa sp.'9 
Musa X sapientum 
Myristica fragrans 
Nepeta cataria 
Nepeta spp. 
Petroselinum crispum 
Piper auritum 
Sceletium tortuosum 
Sida acuta BURM. 

Chichibe 
Sida rhombifolia L. 
Turnera dijfusa 
Zornia latifolia DC. 
(Leguminosae) 
Zornia diphylla (L.) PERS. Maconha brava 

Yerba de la viborO'- 



Brasilien 



Tanganjika 



Zulu/Afrika 
Afrika 



USA 



LactucariumUSA 
KrautHottentotten 
KrautMexiko (Chiapas) 
KrautSan Salvador 
Innenschaleweltweit 



Same, Argillus USA, Europa 
Katzenminze/Catnip Kraut weltweit 

Katzenminze Krautweltweit 
Petersilie bliihendes Kraut USA, Europa 

Goldpfeffer BlatterBelize 
Kougoed Kraut, Wurzeln Siidafrika 

Malva amarilla. Kraut Mexiko, 

Belize 
Escobilla KrautMexiko 1° 

Damiana Krautweltweit 

Maconha bravagedorrte Blatter Brasilien" 



Blatter Brasilien 



Nicht identifiziert 
Kanna Kraut 



PupusalChachalana83Kraut 
Siidafrika 



Atacam a/Chile 



Cannabis ruderalis Ruderalhanf 



Familie 

Cannabaceae [= Cannabinaceae] (Hanfartige, Hanfgewachse) 



Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Cannabis intersita SOJAK 

Cannabis sativa L. ssp. spontanea SEREBR. 

eX SEREBR. et SIZOV 

Cannabis sativa L. var. ruderalis (JANISCH.) 

Cannabis sativa L. var. spontanea MANSFIELD 

Cannabis spontanea MANSFIELD 

Volkstiimliche Namen 

Anascha, Konopli, Mimea, Momea, Mumeea, Penka, Penscha, Russischer Hanf, Wilder Hanf, Verwilderter Hanf, Weedy hemp 

Geschichtliches 

Der Ruderalhanf wurde schon zu prahistorischer Zeit in Zentralasien schamanisch und rituell verwendet. Der von Herodot (ca. 
500-424 V. Chr.) beschriebene Gebrauch des Hanfs bei den Reinigungs- und Begrabnisritualen der antiken Skythenl4 wurde 
archaologisch im Altaigebirge (Mongolei) nachgewiesen. Der Hanf wurde von den Skythen aber auch als GenuBmittel geraucht 
(ROCKER 1995). In der Mongolei wird der kleine, wilde Hanf bis heute schamanisch und medizinisch verwendet. Kiirzlich 
wurde eine skythische Schamanin in einem unversehrten, tiefgefrorenen Grab im Altaigebirge entdeckt. Sie hatte Haschisch und 
andere Hanfprodukte bei sich (Stem 18/94, S. 194ff.). 

Diese Hanfart wurde erst 1924 durch den Russen Janischewsky beschrieben. Heute hat sie vor allem zur Ziichtung von 
kleinwiichsigen, THC-haltigen Hanfsorten eine Bedeutung (siehe Cannabis x und Hybriden). 

Verbreitung 

Cannabis ruderalis kommt heute vom Kaukasus bis nach China wild vor. Diese Hanfart bevorzugt sogenannte Ruderalstellen, das 
sind steinige Standorte, Gerollfelder oder Schuttflachen (daher der botanische Artname). Urspriinglich kommt Cannabis ruderalis 
nur im siidostlichen RuBland wild vor (EM BODEN 1979: 172'0. Er wurde vermutlich von den Skythen in die Mongolei 
eingefiihrt und hat sich dort verwildert. 

Anbau 

Siehe Cannabis indica. Cannabis x und Hybriden 

Aussehen 

Diese Hanfart wird nur 30 bis 60 cm hoch, hat fast keine Verzweigungen und recht kleine Blatter. Der Bliitenstand ist nicht 
besonders uppig und tritt nur am Ende des Stengels auf. Die Samenhiille hat eine fleischige Basis. 

Droge 

- Weibliche Bliite 

- Samen 

- Harz 

Zubereitung und Dosierung 

Die weiblichen Bliitenstande werden getrocknet geraucht oder als Raucherwerk inhaliert. Die Cannabisbliiten eignen sich auch gut 

als Raucherung bei Schwitzhiittenritualen (Vgl. BRUCHAC 1993). Dafiir konnen sie auch mil Artemisia absinthium, Artemisia 

mexicana oder einer anderen Artemisia spp. kombiniert werden. 

Eine schamanische Raucherung mit psychoaktiver Wirkung kann aus je gleichen Teilen Hanfbliiten, Wacholderzweigspitzen 

(Juniperus communis L., Juniperus recurva, Juniperus spp.), Thymian (Thymus spp.) und Sumpfporst (Ledum palustre) gemischt 

werden. 

In RuBland wurden beruhigende, aphrodisische und schmerzlindernde Speisen aus Hanf, Safran (Crocus sativus), MuskatnuB 

(Myristica fragrans), Kardamom, Honig und anderen Zutaten hergestellt (vgl. Orientalische Frohlichkeitspillen). 

Rituelle Verwendung 

Das alteste, bisher bekannte literarische Zeugnis iiber die Verwendung von Hanf stammt von Herodot. In einem umfangreichen 

Kapitel in seinem Geschichtswerk beschreibt er die Sozialstruktur, Religion, Mythologie und Gebrauche der Skythen. Ihr 

Begrabnis- oder Totenritual ist von besonderer Bedeutung: 

»Nach dem Begrabnis aber reinigen sich die Skythen auf folgende Art: Nachdem sie sich die Kopfe gewaschen und gesalbt haben, 

machen sie mit dem Korper folgendes: Nachdem sie drei gegeneinander gekehrte Stangen aufgestellt haben, breiten sie dariiber 

woUene Filzdecken aus, und nachdem sie sie moglichst dicht zusammengestopft haben, werfen sie aus einem Feuer gliihende 

Steine in eine Wanne, die inmitten des durch die Stangen und Filzdecken gebildeten Raumes steht. 

Nun wachst in ihrem Lande der Hanf, der ganz das Aussehen von Flachs hat, nur daB er viel dicker und hoher ist. Er wachst von 

selbst, wird aber auch gesat; ja, die Thraker fertigen sich auch Tiicher daraus, die den leinenen sehr ahnlich sind, und wer sich 



nicht genau darauf versteht, wiirde nur schwer unterscheiden konnen, ob sie von Flachs oder Hanf sind. Wer aber noch nie Hanf 
gesehen hat, wird meinen, es sei Leinen. 

Vom Samen dieses Hanfes nehmen die Skythen, wenn sie unter das Filzzelt schliipfen, und werfen ihn auf die gliihroten Steine; 
das gibt dann einen Qualm und einen Dampf, daB kein hellenisches Schwitzbad dagegen ankommt. Die Skythen fiihlen dabei ein 
wohliges Behagen, daB sie vor Lust aufjubeln. Es dient ihnen anstatt eines Bades; denn sie baden nicht im Wasser. Nur ihre 
Weiber gebrauchen Wasser fiir eine Mischung aus Zypressen-, Zedern- und Weihrauchholz [vgl. Boswellia sacra], das sie an 
einem rauhen Stein zerreiben. Damit bestreichen sie sich den ganzen Leib und das Gesicht; denn das gibt ihnen einen lieblichen 
Duft, und wenn sie am folgenden Tag das Pflaster herabnehmen, haben sie eine reine und glanzende Haut.« (IV, 73-75) 
Offensichtlich waren die Hanfsamen noch in den Bliitenstanden verhaftet, denn wie hatte sonst ein »Qualm und Dampf« entstehen 
konnen, der die Skythen vor »Lust aufjubeln« laBt? Herodot beschreibt eine Kulthandlung, bei der die Angehorigen des Toten in 
schamanistischer Trance die Seele des Verstorbenen ins Jenseits geleiten. Das Ritual dient zum einen dem Seelenheil des 
Verstorbenen, zum anderen dem Seelenheil der Hinterbliebenen. Der Hanf weicht die Schranken des Todes auf und laBt die 
Menschen an der Unsterblichkeit der Seele teilhaben: eine koUektive Bewaltigung der Trauer. 

Diese rituelle Verwendung des Ruderalhanfs hat Meuli (1935) als »Familienschamanismus« ohne ausgepragtes Spezialistentum 
charakterisiert (JETTMAR 1981: 310). Ahnliche Rituale waren auch anderen Volkern (z.B. den Assyrern; vgl. Cannabis indica) 
und Stammen des Altertums (den Thrakern und Massageten) bekannt. Die Massageten, ein Nomadenstamm aus Zentralasien, 
lagerten gemeinsam an Feuern, in die bestimmte »Fruchte« geworfen wurden. Wenn die Teilnehmer den Rauch inhaliert batten, 
sprangen sie vor Begeisterung auf (JETTMAR 1981: 312). 

Artefakte 

In den tiefgefrorenen skythischen Hiigelgrabern von Pazyryk Kurgan (Altaigebirge, Mongolei) wurden im Zusammenhang mit 
WeihrauchbrenngefaBen (vgl. Raucherwerk) Lederbeutel mit Hanfsamen entdeckt, die 2400 Jahre alt sind. Die recht kleinen 
Samen lassen darauf schlieBen, daB sie von wild wachsenden Pflanzen - vermutlich wohl Cannabis ruderalis - stammen 
(CLARKE 1996: 104). Der russische Archaologe S. L Rudenko hat verschiedene bronzene RauchergefaBe ausgegraben, iiber 
denen noch ein Gestell mit einer Filzdecke stand (RUDENKO 1970). Im Grabungsbericht heiBt es: 

» In der Siidwestecke der Grabkammer des II. Pazyryk -Kurgans wurde ein Biindel von 6 Staben gefunden. Darunter stand ein 
rechteckiges BronzegefaB auf vier Beinen, angefiillt mit zugeschlagenen Steinen. Die Lange der Stabe betragt 122,5 cm, ihr 
Durchmesser etwa 2 cm, am unteren Ende ungefahr 3 cm. Durch Offnungen an jedem Stab im Abstand von 2 cm unterhalb des 
oberen Endes war ein Riemchen gezogen, das die Stabe zusammenhielt. Alle Stabe sind spiralig mit einem schmalen Streifen aus 
Birkenbast beklebt. Nordlich davon, in der Westhalfte der Kammer, wurde ein zweites BronzegefaB entdeckt, und zwar vom Typ 
eines skythischen Kessels. Es war ebenfalls mit Steinen gefiillt. Dariiber lagen ausgespreizt, beim Einbruch der Rauber teilweise 
gebrochen und umgeworfen, 6 ebensolche Stabe, die zusammen mit dem RauchergefaB von einem groBen Lederiiberwurf bedeckt 
waren. 

In beiden GefaBen wurde auBer den erwahnten Steinen eine groBe Menge Hanfsamen (Cannabis sativa L. der Varietat C. 
ruderalis JANISCH.) festgestellt. Hanfsamen fanden sich auch in einer bereits beschriebenen Lederflasche, die an einem der 
Stabe des SechsfuBes befestigt war, der iiber dem GefaB in Form eines skythischen Kessels stand. Die Steine in den 
RauchergefaBen waren angegliiht, ein Teil der Hanfsamen verkohlt. AuBerdem waren die Griffe des als RauchergefaB benutzten 
Kessels mit Birkenbast umwickelt. Offenbar wurde das GefaB von den gliihenden Steinen so erhitzt, daB man es mit bloBen 
Handen nicht hatte angreifen konnen (...) Folglich haben wir hier vollstandige Garnituren jener Utensilien vorliegen, die fiir die 
Durchfiihrung des Reinigungsrituals notwendig waren, von dem Herodot in bezug auf die Pontischen Skythen so prazise berichtet. 
Garnituren fiir die Hanfinhalation gab es in alien Pazyryk -Kurganen ohne Ausnahme. Wenn auch die GefaBe sowie die 
ijberwiirfe, abgesehen vom II. Kurgan, von Pliinderern geraubt wurden, so blieben doch die Stabe in alien Kurganen erhalten. Das 
Rauchen von Hanf wurde folglich nicht nur bei Reinigungsritualen praktiziert, sondern auch im taglichen Leben (...) Dabei 
rauchten sowohl Manner wie Frauen.« (zit. in JETTMAR 1981: 311) 

Medizinische Anwendung 

Aus dem Altai ist eine mongolische Medizin namens bagaschun bekannt, die eine Art Allheilmittel sein soil und wahrscheinlich 
aus Hanf, Wacholder (vgl. Juniperus recurva) und Fledermauskot bereitet wurde. Diese Zubereitung heiBt auch rnurnio und wird 
in der russischen Volksmedizin als Tonikum geschatzt (RATSCH 1991). 

Oberall in den ehemals skythischen Gebieten wachst heute noch Cannabis ruderalis. Er wird nach wie vor in der russischen und 
mongolischen Volksmedizin zur Befreiung von Depressionen verwendet. In jiingster Zeit wurde von der Mongolischen Akademie 
der Wissenschaften ein Projekt gefordert, das der Erfassung des schamanischvolksmedizinischen und lamaistischen Wissens iiber 
Heilpflanzen dient. Dabei wurde festgestellt, daB in der mongolischen Tradition die medizinische Anwendung von Cannabis 
sativa und Cannabis ruderalis unterschiedlich ist. Cannabis sativa wird meistens als Ollieferant genutzt, wahrend Cannabis 
ruderalis wegen seiner psychoaktiven Eigenschaften geschatzt wird (miindliche Mitteilung von Herrn Giinther, Ulan-Bator). Es ist 
durchaus wahrscheinlich, daB mongolische Schamanen im Altai neben Wacholder auch Cannabis ruderalis zur Induktion der 
schamanischen Trance verwenden. (JETTMAR 1981) 

Inhaltsstoffe 

Diese Hanfart enthalt mehr oder weniger die gleichen Cannabinoide wie Cannabis indica oder Cannabis sativa. Allerdings ist der 
Anteil an THC deutlich niedriger. Nur 40% oder weniger der anwesenden Cannabinoide konnten als THC identifiziert werden; bei 
Cannabis sativa liegt der THCAnteil bei rund 70% (BEUTLER und DER MARDEROSIAN 1978: 390). 



Wirkung 

Siehe Cannabis indica 

Marktformen und Vorschriften 

Siehe Cannabis indica 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Cannabis indica. Cannabis sativa, THC 

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Cannabis sativa Nutzhanf 

Familie 

Cannabaceae [ = Cannabinaceae ] (Hanfartige, Hanfgewachse) 

Formen und Unterarten 

Mitte des 19. Jahrhunderts versuchte der beriihmte Botaniker Alphonse Louis Pierre Pyramus de Candolle (1806-1893) die 

Taxonomie von Cannabis zu vereinheitlichen und schlug folgende Varietaten vor: 

Cannabis sativa var. a Kif DC. (Marokkanischer Hanf) 

Cannabis sativa vax.fi vulgaris DC. (Nutzhanf) Cannabis sativa var. y pedeifioiitatia DC. (wilder Hanf) 

Cannabis sativa var. 8 chinensis DC. (Chinesischer Hanf Riesenhanf) [= C Chinensls (DEL.) A. DC, 

C gigailtea DEL. ex VILM. = C. sativa cv. Gigantea] Nach CLARKE (1981: 159) laBt sich diese Art in folgende Unterarten und 

Varietaten aufteilen (wobei es sicherlich keine gute Idee ist, einmal eine spp. indica, ein andermal eine var. indica einander 

gegeniiberzustellen) : 

Cannabis sativa var. sativa (der gewohnliche, angebaute Nutzhanf) 

Cannabis sativa var. spontanea (hat kleinere Samen, kommt wild vor) 

Cannabis sativa spp. indica (sehr reich an Cannabinoiden) [= Cannabis indica] 

Caiitiabis sativa var. indica (sehr kleine Friichte, kleiner als 3,8 mm) 

Cannabis sativa var. kafiristanica (kurze Friichte) 

Daneben wird noch eine Einteilung in vier Phenotypen (Chemotypen) vorgenommen (vgl. CLARKE 1981: 160), die sich jedoch 

meiner Meinung nach nicht aufrechterhalten laBt, da es innerhalb einer Population bereits zu starken Schwankungen irr 

Cannabinoidgehalt kommen kann (HEMPHILL et al. 7975, LATTA und EATON 1975). Fiir Afrika sind zwei Chemotypen 

beschrieben worden (BOUCHER et al. 1977). 

Synonyme 

CanllablS ainericana HOUGHTON C(I%l%laC)IS CilitlCYISiS DELILE Cannabis Culta MANSFIELD Cannabis erratica 

SIEVERs Cannabis getieralis KRAUS Cannabis gigantea CREVOST Cannabis intersita SOJAK 

Cannabis lllplllllS S(;OPOLI 

Cannabis niacrosperina STOKEs Cannabis pedettiontana CAMP 

Cannabis sativa nionoica HOLUBY 

Cannabis sativa spp. culta SEREB. ex SEREB. et SIZOv 

Volkstiimliche Namen 

Agra, Al-haschisch, Anascha, Asa, Atchi e erva. Bang, Bangi, Banj, Baretta, Basiling, Bengi, Beyama, Bhamgi, Bhang, Bhanga, 
Bhangalu, Bhangaw, Bhangi, Birra, Bota (Spanisch), Bushman grass, Cabe~a de negro, Canamo, Canamo, Canape (Italienisch), 
Canep (Albanisch), Cangonha, Canharno, Cannabis, Cannabus, Cannacoro, Ceviche, Cha de birra, Chamba, Chanvre, Charas, 
Chira, Chriitli (Schweizerdeutsch »Krautlein«), Da hola herb, Daboa, Dacha, Dagga, Dakka, Damo (Tagalot »Gras«), Dar-akte- 
bang, Dendromalache, Deutscher Hanf Dhagga, Diamba, Dirijo, Djamba, Dumo, Dona Juanita, Donna Juanita, Durban poison. 
El-keif (Libanesisch), Entorpecente (»Beruhigungsmittel«), Epangwe, Erva, Esra (Tiirkisch »das Geheime«), Faserhanf Femea, 



Femmel, Fimmel, Fiive (Ungarisch), Fumo brabo, Fumo d' Angola, Fumo de caboclo, Gallow grass, Garca, Ganja, Garca, 
Gemeiner Hanf, Gnaoui, Gongo, Gosale (Persisch), Gras, Graspflanze, Grass, Green Goddess, Grifa, Habibabli, Hafion, Hajfu 
(Tiirkisch), Hamp (Schwedisch), Hampa (Danisch), Hanaf, Hanf, Hanif, Hapis ciel (Seri »gruner Tabak«), Hapis-coil (Seri), 
Happy smoke, Haschisch, Haschischpflanze, Hashisch, Hashish (Arabisch), Hasisi (Griechisch), Hasjet, Hemp, Henep, Hennup 
(HoUandisch), Hierba santa (»heiliges Kraut«), Hierba verde (»grunes Kraut«), Huntul k'uts (Lakandon »ein anderer Tabak«), 
Indracense, Injaga, Kabak, Kamanin (Japanisch), Kamonga, Kamugo, Kanab, Kannabion, Kannabis, Kancaru, Kancha, Kansa, 
Kemp (Flamisch), Kenvir (Bulgarisch), Kif, Knaster, Konopie, Konopli, Kraut, Lopito, Lubange, Ma, Maconha, Maconha di 
Pernarnbuco, Maconha negra, Macusi (Huichol), MakhUf, Mala vida (»schlechtes Lebeii« ), Malak, Malva (»Malve«), 
Mapouchari, Mara-ran (Ka'apor »Falsche Malaria«), Maria-Johanna, Maria Juana, Maricas, Mariguana, Marihuana, Marijuana"6, 
Marimba, Mariquita, Masho, Masmach, Mastel, Mavron, Mbange, Mbanji, Mbanzhe, Mfanga, Mmoana (Lesotho), Moconha, 
Morrao, Mota (Mexikanisch), Mulatinha, Muto kwane, Myan rtsi spras, Nasha, Nederwiet, Njemu, Nsandu, Ntsangu, Opio do 
pobre (Portugiesisch »Opium der Armen«), Panama red, Panga, Planta da felicidade (Portugiesisch »Gluckspflanze«), Penek, Pot, 
Potagua ya, Pungo, Rafi, Rauschgiftpflanze, Riamba, Rosa Maria, Rosamaria, Sadda, Samenhanf, Sangu, Santa Rosa 
(Mexikanisch »Heilige Rose«), Shivamuli, Siddhi, Siyas (Tiirkisch »das Schwarze«), Ssruma, Starker Tobak, Swazi, Taima, 
Tedrika, Tiquira, Trava (Kroatisch), Tujtu (Cuicatleca), Ugwayi abadala (»Rauch der Ahnen«), Uh-terere, Uluwangula, Umbaru, 
Umburu, Wacky weed. Weed, Wee-wee, Whee, Wiet, Yama, Yesil (Tiirkisch »das Griine«), Zahret-elassa, Zerouali, Zhara, Ziele 
konopi 

Geschichtliches 

Der alteste archaologische Beleg fiir die kulturelle Verwendung von Hanf deutet auf einen urspriinglich schamanischen Gebrauch 
(vgl. Cannabis indica, Cannabis ruderalis). In den neolithischen Bandkeramik-(LBK)-Schichten von Eisenberg in Thiiringen 
(Ostdeutschland) wurden Hanfsamen, die als Cannabis sativa bestimmt werden konnten, gefunden (RENFREW 1973: 163, 
WILLERDING 1970: 358*). Die Schichten werden auf ca. 5500 v. Chr. datiert. Hanfsamen wurden auch bei den Ausgrabungen 
anderer, etwasj lingerer neolithischer Schichten entdeckt, so in Thainigen (Schweiz), in Voslau (Osterreich) und in Frumusica 
(Rumanien) (RENFREW 1973: 1630. Diese Funde stammen aus einer Zeit friedlicher, ackerbauender, vorindogermanischer 
Kulturen, die besonders die GroBe Gottin verehrten (GIMBUTAS 1989) und den Schamanismus kannten (PROBST 1991: 239). 
Die Bandkeramik, die dieser steinzeitlichen Kulturepoche den Namen verlieh, ist mit graphischen Zeichen verziert, die 
archetypische Motive und Muster halluzinatorischer oder psychedelischer Themen wiedergeben (STAHL 1989). 
In Bayern wurden bereits vor 3500 Jahren Hanf oder daraus gewonnene Produkte, moglicherweise zusammen mit Schlafmohn 
oder Opium (Papaver somniferum), geraucht, wie Funde von Tonpfeifenkopfen mit holzernen Saugrohren bei den Ausgrabungen 
der Hiigelgraber von Bad Abbach-Heidfeld belegen (PROBST 1996: 174). Auch aus friihgermanischer Zeit gibt es Belege: 
»Hanfreste aus der vorgeschichtlichen Zeit Nordeuropas kamen im Jahre 1896 zum Vorschein, als der deutsche Archaologe 
Hermann Busse in Wilmersdorf (Brandenburg) ein Urnengrab offnete. Das dabei gefundene, aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. 
stammende GefaB enthielt Sand, dem Pflanzenreste beigemischt waren. Der Botaniker Ludwig Wittmaack (1839-1929) konnte 
darunter Frucht- und Samenschalfragmente von Cannabis sativa L. feststellen.« (REINING ER 1941: 2791) 
Bei den Germanen war der Hanf der Liebesgottin Freia heilig und wurde anscheinend als rituelles und aphrodisisches 
Rauschmittel genossen. Der deutsche Nutzhanf war und ist - genauso wie der Indische Hanf (Cannabis indica) - von 
berauschender Wirkung: 

»Doch besitzt die frische Pflanze auch bei uns einen auBerst starken, unangenehmen, oft betaubenden Geruch, und es ist bekannt, 
daB haufig Schwindel, Kopfschmerz und sogar eine Art Trunkenheit eintritt, wenn man langere Zeit in einem bliihenden 
Hanfacker verweilt. Auch hat man beobachtet, daB beim sogenannten Rosten des Hanfes sich ein ahnlicher, betaubender Geruch 
entwickelt.« (MARTIUS 1855: 31) 

Der Nutzhanf wird als Nahrungslieferant bereits im altchinesischen Shih Ching, dem »Buch der Lieder« (ca. 1000-500 v. Chr.), 
mehrfach erwahnt (KENG 1974: 399f.*). Etwa zur gleichen Zeit miissen die Agypter den Hanf kennengelernt haben. 
Im Altertum war die Nutz- und Heilpflanze Hanf sehr wohl und weithin bekannt. Theophrast beschrieb den Hanf botanisch 
korrekt unter dem Namen dendronialache. Hanf war im Altertum als sehr guter Faserlieferant bekannt und geschatzt, wie viele 
antike Autoren (z.B. Varro, Columbarius und Gellus) bekunden, und wurde auch im groBen Stil angebaut. Plinius schrieb 
ausfiihrlich iiber den Hanf, bei ihm cannabis genannt. 

Zum Begriff ist der klassisch-griechische Ausdruck cannabeizein iiberliefert, der »Hanfrauch einatmen« bedeutet. Ein weiteres 
Wort ist rnethyskesthai, »berauscht werden durch Drogengebrauch«; Herodot benutzte dieses Wort, um die durch Rauch erzeugte 
Berauschung der Bewohner der Insel im Araxes zu beschreiben (vgl. Cannabis ruderalis, Baume mit besonderen Friichten). Die 
aufheiternde Wirkung des Hanfs blieb auch dem »lachenden Philosophen« Demokrit (460-371 v. Chr.) nicht verborgen. Er nannte 
die Pflanze ^oianiaugis. Er sagte, wenn diese Pflanze zusammen mit Myrrhe (Cotrirrtiphorti rrtolrrtol ENGL.) in Wein (vgl. 
Vitis vinifera) getrunken werde, erzeuge sie Delirien und Visionen. Besonders fiel ihm das unmaBige Lachen auf, das dem GenuB 
eines derartigen Trankes zwangslaufig folgte. Galen (um 130-199 n. Chr.) schrieb, in Italien sei es iiblich geworden, zum 
Nachtisch kleine, hanfhaltige Kuchen zu reichen, die die Lust am Trinken erhohten, im UbermaB genossen aber betaubend 
wirkten (VI 549f.). Es gehorte zum guten Benehmen, den Gasten Hanf anzubieten, da er als »F6rderer der Fr6hlichkeit« gait (vgl. 
Orientalische Frohlichkeitspillen) . 

Schon friih muB sich der Hanf von Arabien und Agypten aus welter nach Afrika verbreitet haben. Es wurden viele Pfeifen und 
Rauchgerate in archaologischen Kontexten gefunden, die z.T. noch THC-haltige Reste enthielten (VAN DER MERVE 1975). 
Dabei scheint der besser wirkende, eingefiihrte Hanf den Gebrauch einheimischer Rauchkrauter (Leonotis leonurus, Sceletium 
tortuosum) verdrangt zu haben (DU TOIT 1981: 511). 



Der Hanf hat sich als Kulturfolger des Menschen iiberall auf der Welt verbreitet. In vielen Landern, z.B. in Marokko oder auf 
Trinidad, hat der Hanfanbau unersetzliche okonomische Bedeutung fiir die einheimische Bevolkerung gewonnen (JOSEPH 1973, 
LIBBER 1974, MIKURIYA 1967). 

Verbreitung 

Cannabis sativa stammt entweder aus Mitteleuropa oder Zentralasien. Er hat sich aber schon im Neolithikum als Kulturfolger des 
Menschen stark verbreitet. Heute kommt er praktisch iiberall auf der Welt vor. Er hat sich an sehr unterschiedliche 
Bodenverhaltnisse und Klimazonen angepaBt. Als Wildpflanze ist er nicht bekannt. 

Anbau 

Siehe Cannabis indica und Cannabis x und Hybriden 

Aussehen 

Der sehr variable Nutzhanf wird bis zu 5 Meter hoch. Er ist wie die anderen Cannabis-Arten meistens zweigeschlechtlich, in 
Kultur aber auch hermaphroditisch. Er ist nur wenig oder kaum verzweigt und hat von den drei Arten die groBten Blatter. Dabei 
sind die einzelnen »Finger« der Blatter lang, lanzettformig und sehr schmal (wichtiges Erkennungsmerkmal). 
Cannabis sativa wird manchmal mit dem anaphrodisischen Keuschlammstrauch (Vitex agnusCastus L.; Verbenaceae) 
verwechselt. Keuschlamm hat Blatter, die den Cannabis-sativa-Blattern tauschend ahnlich sehen. Die in vielen Publikationen als 
»alteste Darstellung der IIanfpflanze« (z.B. FANKHAUSER 1996) abgebildete Illustration aus dem Wiener Dioskurides ist in der 
Tat Vitex agnus Castus. 

Droge 

- Weibliche Bliiten - Harzdriisen 

- Harz 

- Rotes Hanfol (Haschischol, Cannabis-Resinoid) - Samen (Cannabis sativae fructus, Fructus Cannabis, Semen Cannabis, 
Hanffriichte, Hanfkorner, Hanfsamen) 

- Blatter 

Zubereitung und Dosierung 

Fiir psychoaktive Zwecke werden hauptsachlich die getrockneten weiblichen Bliitenstande sowie das Harz bzw. harzreiche 
Zubereitungen verwendet; sie werden geraucht oder eingenommen (vgl. Cannabis indica). 

Die Bliitenstande werden gewohnlich Marijuana (= Marihuana) - oder im Slang auch Grass - genannt. Beriihmte kolumbianische 
Marijuanasorten aus Cannabis sativa sind Santa Marta Gold (= Mrriios de oro: gelbbraune Farbe), Blue Sky Blonde (gelbliche 
Farbe), Red Dot (= Punto rojo: gelbe Farbung mit rotlichen Tupfern) und das Mangoviche-Grass. Legendar sind Panama Red aus 
Panama und Matri Wain aus Hawaii. 

Cannabis sativa eignet sich genauso wie Cannabis indica und Cannabis ruderalis zur Gewinnung von Haschisch. In Mexiko wird 
das Haschisch, das gepreBte Harz, auch marijitana pura, »reines Marihuana«, genannt, und auf folgende Weise gewonnen: »ES 
geniigt ein Gang in den iiblichen, schweren Lederhosen, wie sie Rancheros tragen, durch das Feld mit der diabolischen Flora und 
ein Messer, mit dem man dann das an den Hosen festgeklebte Harz anschabt, um es zu Kiigelchen zu drehen« (REKO 1936: 65*). 
Aus Cannabis sativa werden mehrere Haschischsorten gewonnen: Griiner Tiirke (manchmal mit Henna, Lawsonia inerrnis L., 
syn. Lawsonia alba LAM., versetzt), Gelber (aus Syrien), Gelber Libanese, Roter Libanese, Zero-Zero (reines Harzdriisenpulver, 
gepreBt), Schwarzer Marokkaner (handgeriebenes Harz), Griiner Marokkaner (gepreBte Harzdriisen und Bliiten)', » Polle« 
(ungepreBte Harzdriisen; hat nichts mit Pollen bzw. Bliitenstaub zu tun). 

Haschisch kann man auch selber machen. Die weiblichen Bliitenstande werden grob zerschnitten und auf Gaze iiber einer 
Schiissel abgerieben. In der Schiissel sammelt sich ein feiner Staub, das sind die wertvollen Harzdriisen und feinen beharzten 
Blattspitzen. Das Pulver wird getrocknet und gepreBt. Fertig ist das Haschisch. Aus einem Kilo Pflanzenmaterial (Pflanzenspitzen 
mit Bliitenstanden) erhalt man nach dieser Methode etwa 30 bis 50 g Haschisch (HALLER 1996). 

Das Rote Hanfol (= Haschischol) wird durch Extraktion der weiblichen Bliitenstande und anschlieBendes Abdampfen des 
Losungsmittels (Ethanol; vgl. Alkohol) als Resinoid erzeugt. Das leicht nach frischen Hanfbliiten duftende atherische Hanfol wird 
durch Wasserdampfdestillation gewonnen. 

Cannabis sativa ist ein vielgebrauchter Zusatz zu alkoholischen Getranken. Cannabis sativa wurde friiher anstelle von Humulus 
lupulus als Zusatz zum Bier verwendet (vgl. Cannabis indica). Seit 1996 wird in der Schweiz wieder ein Hanfbier gebraut, das 
frei verkauflich ist (zumindest in der Schweiz). Die Bliiten werden in Siidamerika auch Tranken aus Trichocereus pachanoi 
beigegeben (vgl. Cimora). Zur innerlichen Anwendung eignet sich das beriihmte Rezept fiir einen Hanfwein nach Demokrit: Ein 
Teeloffel Myrrhe (Commiphora molmol, vgl. Raucherwerk) und eine Handvoll Hantbliiten werden eine Woche in einem Liter 
Retsina oder trockenem griechischem WeiBwein mazeriert (vgl. Vitis vinifera). Vor dem Trinken abseihen. Mit Hanf konnen auch 
Schnapse angefertigt werden. Die Mexikaner »zerkleinern die Bliiten und die obersten Telle der Stengel, verreiben sie mit Zucker 
und Chile (spanischer Pfeffer) [vgl. Capsicum spp.] und mischen das Ganze in ein Glas Milch oder Mescal (Agavenschnaps) 
[siehe A^ave spp.].« (REKO 1936: 64*) 

Rituelle Verwendung 

Wann und wo der rituelle Gebrauch von Cannabis sativa begonnen hat, ist nach dem jetzigen Stand des Wissens nicht zu 
bestimmen (vgl. Cannabis indica). Moglicherweise wurde er in Mitteleuropa bereits im Neolithikum schamanisch genutzt 



(PROBST 1991, STAHL 1989). Sicher ist, daB die Schamanen im alten China den Hanf kannten. Sie benutzten ihn zur Erzeugung 

eines schamanischen BewuBtseinszustandes, um wahrsagen und heilen zu konnen. Die altchinesische Literatur ist voUer Angaben 

iiber seinen medizinischen Gebrauch. In den friihesten Quellen zur chinesischen Krauterkunst heiBt es, daB man durch den 

andauernden GenuB von Mafen (»Hanffruchten«) »Teufel sieht«, die man sich nutzbar machen kann. Leider wird nicht 

angegeben, wie der Hanf eingenommen, ob er gegessen, getrunken oder gerauchert wird (LI 19750. 

Hanfprodukte batten auch bei den Griechen der Antike kultische Bedeutung. Der griechische Archaologe Sotiris Dakaris, der seit 

1959 das Totenorakel von Acheron erforscht, hat in Ephyra »sackweise schwarze Klumpen von IIaschisch« entdeckt 

(VANDENBERG 1979: 24*). Es Ist durchaus moglich, daB den Tempelschlafern am Acheron eine Hanfzubereitung verabreicht 

wurde, um besonders lebhafte Traume zu erzeugen. Moglicherweise wurde der Hanf als »skythisches Feuer« (vgl. Cannabis 

ruderalis) im Kult des Heilgottes Asklepios als Raucherwerk verwendet. 

Im altagyptischen Grab Amenophis IV (Akhenaten; 1550-1070 v. Chr.) in el-Amarna wurden Hanfiiberreste gefunden. 

Hanfpollen wurden an der Mumie von Ramses II. identifiziert. Agyptische Mumien waren mit Haschisch voUgepumpt 

(BALABANOVA et al. 1992). Somit ist der rituelle Gebrauch (Totenkult) von Hanf bereits fiir das dynastische Agypten (Neues 

Reich) des z. Jahrtausends v. Chr. belegt (MANNICHE 1989: 82f.*). Dadurch konnte auch der altagyptische Name smsmt als 

»Hanf« identifiziert werden. Haschisch hat bis heute in Agypten eine rituelle Bedeutung als sozialintegratives Element bei 

gesellschaftlichen Anlassen behalten. Nach dem Essen, bei Konzerten und Tanzvorfiihrungen wird gemeinsam aus der 

Wasserpfeife geraucht (SAMI-ALI 1971). 

Hanfprodukte spielten in der mittelalterlichen Gesellschaft des Islams in erster Linie eine Rolle als heilige Pflanzen zur 

Unterstiitzung der Meditation bei verschiedenen Sufi- und Derwischorden. Die Pflanze wurde dermaBen mit dem mystischen 

Gebrauch bei den Sufis identifiziert, daB sie » Haschisch der Armen [= Sufis]« genannt wurde (ROSENTHAL 1971: 13 ). 

In Siidafrika wird der dagga genannte Hanf heute zwar iiberwiegend hedonistisch geraucht, hatte aber friiher eine rituelle 

Bedeutung in verschiedenen Stammesritualen (Du ToiT 1958, 1975 und 1980, MORLEY und BENSUSAN 1971, WATT 1961). 

Der Rauch wurde zur Divination inhaliert und manchmal koUektiv fiir Heiltanze geraucht (vgl. Ferraria glutinosa, Kanna). Oft 

wurde dagga in Verbindung mit anderen psychoaktiven Pflanzen rituell benutzt (siehe Mesembryanthemum spp., Sceletium 

tortuosum, Tabernanthe iboga). 

In der Schweiz wurden friiher in den Hanffeldern auf der AUmend (Gemeinschaftsland einer Gemeinde) heidnische und erotische 

Rituale durchgefiihrt, die in der Wahrnehmung der Obrigkeit als »Hexentanze« oder »Hexensabbath« gedeutet wurden (Lussi 

1996). 

Im modernen Deutschland verbreitet sich zunehmend ein ritualisierter Hanfgebrauch in Form sogenannter »Hanf-Heilkreise«, die 

auf traditionelle schamanische Muster zuriickgreifen (vgl. Cannabis indica). Wegen der rechtlichen Lage ist dieser Gebrauch 

bisher nicht genauer beschrieben worden. 

Artefakte 

In galloromanischen Grabern wurden Pfeifen gefunden, die zum Rauchen von Hanf bestimmt waren (BROSSE 1992: 1810. In 
keltischen und germanischen Grabern wurden zudem Bliitenstande von Cannabis sativa entdeckt (vgl. Papaver somniferum). 
In Afrika sind sehr viele Rauchgerate erfunden worden; neben der Wasserpfeife mit Schlauchen (sog. argile) sind dies besonders 
Hornpfeifen, Erdpfeifen, Kiirbisflaschenpfeifen (Du ToIT 1981: 518f£). 

Die Kreativitat kennt - was Rauchgerate betrifft - auch sonst keine Grenzen. Zahlreich sind die zum Hanfkonsum erdachten und 
benutzten Pfeifen. Es werden neben den herkommlichen Tabakpfeifen und orientalischen Wasserpfeifen (Hookas) eigens fiir den 
Kiffer entwickelte Cerate angeboten. Es gibt Purpfeifen, Bongs (Wasserpfeifen, je nach Wunsch aus Laborglas, Plastik oder 
Keramik), Kawums (Rauchrohre mit starker Luftzufuhr) usw. in den verschiedensten Ausfertigungen. Eine andere erstaunliche 
Erfindung stammt aus Kalifornien. Dort gibt es einen im Meer lebenden Seeigel (Clypeaster rosacea), dessen Gehause eine ideale, 
natiirliche Purpfeife abgibt. Man benotigt auBer dem Gehause nur noch ein kleines Sieb. Das wird in die Mundhohle der 
Seeigelschale gelegt. Aus deren Analoffnung wird der Rauch gesogen. Deshalb hat es sich in der Szene eingebiirgert, von einem 
»rituellen Anilingus« zu sprechen. Kiirzlich kam eine nur aus Metall bestehende High-TechPfeife im Scheckkartenformat (zum 
Purrauchen), entworfen von Nick Montefiore und James Hassal, auf den Markt, die sofort den Designer-Preis der BBC: erhielt. 
Hanfprodukte und damit zubereitete Rauchmischungen werden aber meistens in Form einer selbstgedrehten Zigarette, dem 
sogenannten Joint (auch spliff, dlibie, Haschischzigarette usw. genannt), geraucht. Dazu wird entweder kommerzielles 
Zigarettenpapier (Blattchen) oder spezielles kommerzielles Jointdrehpapier, das sich vom Zigarettenpapier nur durch das Format 
(meist groBer) unterscheidet, benutzt. In Paris wurde 1986 eine Ausstellung des Zigarettenkonzerns BAT unter dem Titel Les 
papiers dtv paradis (»Die Papiere des Paradieses«) gezeigt. Dabei waren die meisten Drehpapiere fiir Joints gedacht, wie aus dem 
Ausstellungskatalog deutlich hervorgeht. 

Zur modernen Verarbeitung von Cannabis sativa in Malerei, Musik, Literatur, Comics und Filmen siehe Cannabis indica. In der 
Kunst werden die Cannabis -Arten nicht unterschieden. 

Medizinische Anwendung 

Zur medizinischen Verwendung siehe auch Cannabis ruderalis. 

Aus den medizinischen Pyramideninschriften und Papyri der alten Agypter geht eine vielseitige Verwendung von Hanf als 

Heilmittel hervor: 

»Ein Heilmittel fiir die Augen: Sellerie; Hanf; wird zermahlen und im Tau der Nacht gelassen. Beide Augen des Patienten werden 

damit am Morgen gewaschen.« (P. Ramesseum 11, 1700 v. Chr. ) 



Dieses Rezept wird als Behandlung des Glaukoms, einer im alten Agypten verbreiteten Krankheit, gedeutet - eine Deutung, die 

sehr aufschluBreich ist, da Augenarzte bis heute keine bessere Medizin zur Glaukomtherapie gefunden haben als den Hanf (vgl. 

Cannabis indica). 

Hanf wurde schon in der friihen Kolonialzeit in Neuspanien (Mexiko, Peru) eingefiihrt und ist dort seither als Stimulans geschatzt. 

Hanf, mit aguardiente (= Zuckerrohrschnaps; vgl. Alkohol) vermischt, wird als Heilmittel innerlich oder auBerlich bei 

Skorpionstichen und Tarantelbissen verwendet (BYE 1979a: 145*). 

Zu Beginn der friihen Neuzeit stimmten alle »Vater der Botanik« darin iiberein, daB der Hanf eine »warme und trockene Natur« 

babe und deswegen die Winde und Blahungen auflose. Sie schrieben, daB er bei Ohrenleiden ein gutes Medikament abgabe. 

Ebenso ist die Verwendung der gekochten Wurzel als Umschlag bei Gliederschmerzen mehrfach erwahnt. Die wichtigste Angabe 

zur friihen medizinischen Nutzung findet sich bei Tabernaemontanus, dessen Krduterbuch zu den umfangreichsten Werken seiner 

Art zahlt: »Welchen Weibern die Mutter aufstoBt / denen soil man Hanff anziinden / und fiir die Nasen halten« ( 173 1 : 937* ). 

Dies ist wahrscheinlich die erste schriftliche Erwahnung des medizinischen Kiffens (zur Behandlung von Gebarmutterkrampfen) 

in der deutschen Literatur. 

Im 19. Jahrhundert waren in Europa sogenannte »Indische Cigaretten« in den Apotheken erhaltlich, die zur Behandlung von 

Asthma, Lungen- und Kehlkopfleiden, Neuralgien, Schlaflosigkeit usw. geraucht werden soUten (vgl. Cannabis indica). Sie 

bestanden aus Hanfblattern, die mit einem Opiumextrakt (Papaver somniferum) getrankt wurden, Belladonnablattern (Atropa 

belladonna), Bilsenkrautblattern (Hyoscyamus niger), Stechapfelblattern (Datura stramonium) und manchmal Lobelia inflata oder 

Kirschlorbeerwasser (Prunus laurocerasits L.), also Mischungen, die sowohl an die Rezepte fiir Hexensalben wie auch an 

Rauchmischungen (auch Kinnickinnick) erinnern. Die Dosierung wurde mit einer Zigarette bei Bedarf angegeben 

(FANKHAUSER1996: 156£). 

Der Hanf gehort seit der Geburtsstunde der Homoopathie - sie wurde als medizinische Methode vom Arzt Samuel Hahnemann 

(1755-1843) begriindet - zu ihrer Materia Medica. Hahnemann selbst schrieb iiber den Hanf: 

»Cannabis sativa. Bisher wurde der Hanf bei akutem Tripper und bei einigen Arten von Gelbsucht mit Nutzen gegeben. Diese 

organotrope Tendenz findet sich wieder in den Priifungssymptomen bei den Harnorganen. In persischen Wirtshausern bedient 

man sich des Krautes, um die Ermiidung der zu FuB Reisenden zu heben. Auch hierfiir gibt es geeignete Priifungssymptome. 

Lange Zeit gab ich Hanfsaft in Urtinktur, in der Gabe des kleinsten Teiles eines Tropfens. Aber jetzt finde ich, daB die Potenz C30 

diese Arzneikrafte hoher entwickeln kann.« (BUCHMANN 1983: 19f.* ) Es hat sich in der homoopathischen Arzneimittellehre 

eingebiirgert, zwischen Cannabis sativa und Cannabis indica zu unterscheiden, da die Arzneimittelbilder bzw. Leitsymptome 

beider Arten deutlich voneinander abweichen. Cannabis sativc (Cannabis sativa hom. HPUS78, Cannabis hom HAB34) wird vor 

allem bei Urinverhalt, Erkrankungen der Harnwege (Gonorrhoe, Entziinduni des Penis) und der Atemorgane verordnet. Als 

Ersatzmittel gilt Hedysarum ildefonsiatium, ein( brasilianische SiiBkleeart (BOERICKE 1992: 1900. 

Das Hanfsamenol wird heute volksmedizinisch bei Neurodermitis auf die entsprechenden Hautstellen aufgetragen (die 

Behandlung soil erstaunlich erfolgreich sein). 

Inhaltsstoffe 

Die Chemie von Cannabis sativa ist sehr komplex, aber recht gut aufgeklart worden (LEHMANr 1995). Der psychoaktive 

Hauptwirkstoff ist das THC (vgl. Cannabis indica). Es kommt vor allerr im Harz, in den weiblichen Bliiten und in geringe 

Konzentration in den Blattern vor. Das konzentrierteste Produkt ist das Haschischol; es enthalt ca. 70% THC. Im Harz hat es bis 

zu 25'% Anteil. Selbst bei langer Lagerung oxidiert das THC nur sehr langsam zu dem viel weniger aktiven CBN, wie 

Untersuchungen an alten Materialien gezeigt haben (HARVEY 1990). 

Das in der Pflanze, vor allem im Haschisch, vorhandene atherische Ol enthalt Caryophyllenoxid. Auf diesen Duftstoff werden die 

Polizeihunde im Dienste der Drogenverfolgung dressiert (MARTIN et al. 1961, NIGAM et al. 1965). Das atherische Hanfol ist 

meist frei von THC oder enthalt lediglich Spuren davon. 

In den Samen kommen neben dem lignanreichen Ol Proteine und das Enzym Edestinase vor (ST. ANGELO und ORY 1970). 

Auch wurde in unreifen Friichten das Wachstumshormon Zeatin gefunden (RYBICKA und ENGELSRECHT 1974). Die Samen 

enthalten ebenfalls die Alkaloide Cannabamine A-D, Piperidin, Trigonellin und L-(+)-IS01eucin-Beatin (BERCHT et al. 1973). 

Das Hanfsamenol, das durch Kaltpressung der Samen gewonnen wird, ist sehr reich an ungesattigten Fettsauren (» Vitamin F«). 

In den Pollen konnten A'-THC sowie THCA, eine alkaloidartige Substanz, Flavone und phenolische Stoffe nachgewiesen werden 

(PARIS etal. 1975). 

Die Blatter von Cannabis sativa enthalten Cholin, Trigonellin, Muscarin, ein nichtidentifiziertes Betain, die Cannabamine A-D 

und erstaunlicherweise ein Alkaloid, das in vielen Kakteen vorhandene B-Phenethylamin Hordenin (EL-FERALY und TURNER 

1975). Daneben kommen in den Blattern thailandischer und afrikanischer Populationen wasserlosliche Glykoproteine, Serin-O- 

galactosid und HydroxyproUne vor (HILLESTAD und WOLD 1977, HILLESTAD et al. 1997). 

In der Wurzel von Cannabis sativa wurden neben Friedelin, E,pifriedelinol, N-(p-Hydroxy-(3phenethyl)-p-hydroxy-trans- 

cinnamamid, Cholin und Neurin die Steroide Stigmast-5-en-3B-ol-7on (= 7-keto-B-Sitosterol), Campest-5-en-3B-ol7-an und 

Stigmast-5,22-dien-3B-ol-7-an entdeckt (SLATKIN et al. 1975). 

Wirkung 

Siehe Cannabis indica 

Marktformen und Vorschriften 

Siehe Cannabis indica 



Literatur 

Siehe auch Literaturverzeichnis unter Cannabis indica, THC 

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VAN DER MERWE, Nikolaas 1975 »Cannabis Smoking in 13th-14th Century Ethiopia: Chemical Evidence*, in: V RUBIN (Hg.), Cannabis and Culture, S. 77- 
80, The Hague: Mouton. 

VAN DER WERE, Hayo 1994 Crop Physiology of Fibre Hemp (Cannabis sativa L.), Proefschrift Wageningen (Distributed by the International Hemp Association 
IHA, Amsterdam). 
WATT, J. M. 1961 »Dagga in South Africa*, Bulletin an Narcotics 13: 9-14. 



Cannabis x und Zuchtungen Hanfhybriden 



Familie 

Cannabaceae [= Cannabinaceae] (Hanfartige, Hanfgewachse) 



Marijuana (= weibliche Hanfbliiten), das mit Samen durchsetzt ist, gilt unter HanfgenieBern als minderwertig. Es stehen die 
psychoaktiven, THC-reichen Sorten hoch im Ansehen, die keine oder nur wenige Samen ausbilden. Sie werden unter dem Namen 
sinserrlilla, wortlich »ohne Samen«, zusammengefaBt (MOUNTAIN GIRL. 1995). In der Zucht von Cannabis-Kreuzungen oder - 
Sorten wird grundsatzlich zwischen Hybriden, die im Freien gezogen werden konnen, und solchen, die nur unter kiinstlicher 
Beleuchtung innen gedeihen (sog. Indoor-Sorten) unterschieden. 

Sehr beliebt sind Kreuzungen aus Cannabis indica und Cannabis ruderalis, da sie sehr klein und zugleich hochpotent sind. 
Kreuzungen mit Cannabis ruderalis eignen sich gut fiir den Anbau im Freien, da sie ungeachtet der Lange der Tage friih bliihen. 
Durch den polizeilichen Druck wird Cannabis fiir Rauchzwecke immer haufiger in abgeschlossenen Raumen kultiviert. Besonders 
in Holland ist man dazu iibergegangen, hochpotente Sorten in Gewachshausern anzubauen (JANSEN 1991). 

Die meisten Marijuanaziichter vermehren ihre Pflanzen nicht mehr mit Samen, sondern durch Stecklinge (Klonen) von weiblichen 
Pflanzen. Dazu werden 8 bis 10 cm lange, kraftige SproBlinge mit einem scharfen Messer von der Mutterpflanze abgetrennt. Sie 
werden entblattert und sofort in einen Behalter mit lauwarmem Wasser gestellt. Dann werden die Stecklinge in gewasserte und 
durchlocherte SteinwoUe gesteckt. Zur Forderung der Wurzelbildung kann in das Wasser ein Wurzelhormon gegeben werden. Am 
besten schlagen die Stecklinge Wurzeln, wenn sie sich in einem warmen Raum (Bodentemperatur 21 bis 24° C) mit sehr hoher 
(mindestens 80%) Luftfeuchtigkeit befinden (z.B. in einem kleinen, beheizten Gewachshaus). Haben die Stecklinge Wurzeln 
geschlagen, konnen sie mit Erde eingetopft werden. 

Die Lichteinstrahlung hat den entscheidendsten EinfluB auf die Ausbildung der THC-reichen Bliitenstande: »Wenn zwei Klone 
einer weiblichen Hanfpflanze in zwei ganz verschiedenen Umgebungen groB werden, d.h. eine vielleicht im Schatten und die 
andere in der prallen Sonne, bleiben ihre Genotypen identisch. Der im Schatten wachsende Klon wird jedoch hochwiichsig und 
schlank werden und spat reifen, wahrend der im Sonnenlicht stehende Klon klein und buschig bleiben und viel friiher reifen 
wird.« (CLARKE 1997: 28£) 

Ein wesentlicher Punkt bei den Ziichtungen ist die Verkiirzung der Dauer bis zur voUen Ausbildung der THC-reichen 
Bliitenstande ohne Samenproduktion. Deswegen werden viele Sorten oder Hybriden nach der Dauer des Zeitraumes vom Keimen 
der Samen bis zur vollausgebildeten, harzreichen Bliite bewertet (Beispiele): 

Skunk Spezial Bliite nach 9 Wochen 

Super Skunk Bliite nach 7 Wochen 

Big Bud Bliite nach 9 Wochen 

Califorma Orange Bud Bliite nach 9 Wochen 

California Indica Bliite nach 7 Wochen 

Misty Bliite nach 10 Wochen 

NL Shiva Bliite nach 9 Wochen 

Shiva Shanti Bliite nach 7-8 Wochen 

NL Masterkush Bliite nach 10 Wochen 

Haze Bliite nach 1 1 Wochen 

Afghaan Bliite nach 8 Wochen 

Durban Poison Bliite nach 9 Wochen 

Hindu Kush Bliite nach 6-7 Wochen 

Northern Lights Bliite nach 7-8 Wochen 

Jack Herer Bliite nach 10 Wochen 

Besonders spektakular sind die Experimente, bei denen Cannabis sativa auf Humulus lupulus und Humulus japonicus gepfropft 

wurde. Dazu wurden vier Wochen alte Hopfensamlinge glatt abgeschnitten. Der Stengel wurde gespalten. Ein Cannabisstengel, 

der ebenfalls gespalten wurde, wurde in den Hopfenstengel gesteckt und mit Zellstoff festgebunden. Uber 30% dieser gepfropften 

Pflanzen iiberlebten und bildeten groBe Pflanzen. Wenn THC-reicher Hanf auf Humulus gepfropft wird, bildet er auch weiterhin 

viel Wirkstoff aus. Andersherum funktioniert es leider nicht (CROMBIE und CROMBIE 1975). 

Es gibt eine sehr reiche Literatur zu Anbaumethoden fiir alle Hanfsorten und Kreuzungen: BEHRENS 1996, FRANK und 

Rosenthal 1980, STARKS 1981, STEVENS 1980. Es sind sogar High-Tech-Methoden zur optimalen Bewasserung von 

Hanffeldern in trockenen oder sehr trockenen Gebieten (Steppen, Wiisten) entwickelt worden. Fiir die Indoor-Zucht gibt es 

besondere Verfahren der Hydrokultur (STORM 1994). 

Es bliiht inzwischen ein reger Handel mit verkehrsfahigen (vgl. Cannabis indica) Samen besonderer Sorten und Ziichtungen, 

sowohl fiir den Anbau in der eigenen Wohnung als auch fiir die Landkultivierung. 

Literatur 

Siehe Eintrage unter den anderen Cannabis -Arten 

BEtiRENs, Katja 1996 Leitfiiden ziiin Hciilf, 'iiiljaii in Hais, Hof~ctrld (arten, Frankfurt/M.: Eichborn. 

CLARKE, Robert C. 1997 Hanf- Botanik, Anbau, Veriiielirung arid ZUchtung, Aarau: AI' Verlag. (Original 1981 Mril-ijiiciiiti Botany; Berkeley: Ronin Publ.) 

CorFhiAN, C. 13. und VV. A. CENTNER 1979 »Creenhotise Propagation of Cannabis sativa L. by Vegetative CLittings«, Ecolloiilic Botany 33(2): 1 24-127. 

(;ROMBiE, Leslie und W. Mary L. CROMBIE 1975 »Cannabiiioid Formation in Cannabis sativci Crafted Inter-Racially, and With Two Himmliis Species«, 

Phytocheinistry 14: 409-412. 

FRANK, MAI und Ed RosENTHAL 1980 Das Handhlich_fUr die Miiriliiiciiici-Ziiclit in Haies Bild Garten, Linden: Volksverlag. 

JANSEN, A.C.M. 



7997 Cannabis in Amsterdam: A Geography of Hcisliish 

and Mariliuaiia, Muiderberg: Dick Coutinho. 
MANN, Peggy 

79S7 Pot Siifciri: A Visit to the Top Marijliciiici 

Researc hers Ui the U .S., New York: Woodinere Press. 
MARCOIAS, Jack S. und Richard CLORFENE 
7979 Der Grassgarten, Linden: Volksverlag. 
MOUNTAIN GIRL 

7995 Sitiseiiiilla: Konigin des Cannabis, Markt 

Eribach: Raymond Martin Verlag. 
S-rARKS, Micliael 

79S7 Mciriiiticiiiii-Potenz, Linden: Volksverlag. 
STEVENS, Murphy 
79S0 Mtiriiiiitiiiti-Aiibtiit in der Wohnring=, Linden: 

Volksverlag. 
STORM, Daniel 

799^ Mtirijiitiiiii Hydropoiiics: Higli-Tecli Weiter 
Ciiltiire, Berkeley: Ronin. 



Carnegia gigantea Saguaro, Riesenkaktus 

Familie 

Cactaceae (Kaktusgewachse); Tribus Cereeae, Subtribus Cereanae 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Cereits gigcIUtE'ltS LNVELM. 

Volkstiimliche Namen 

Cardon grande. Giant cactus. Great thistle, Ha'rsany (Pima), Harsee, Hoshan (Papago, Pinia), Mojepe, Moj~pe, Moxeppe (Seri), 
Pitahaya, Riesenkaktus, Saguarokaktus, Sahuaro, Sahuro, Sah-wahro, Sajuaro, Sauguo (Mayo), Suhuara 

Geschichtliches 

Aus archaologischen Entdeckungen wird geschlossen, das der Saguaro schon von den prahistorischen Hohokatn (1 1501350 n. 
Chr.) vielseitig genutzt wurde (HODGE 1991: 48, NABHAN 1986: 32). Bis heute hat er eine zentrale Bedeutung in den Kulturen 
des Siidwestens von Nordamerika. Der Kaktus sowie der daraus bereitete Wein wurden erstmals 1540 von den spanischen 
Konquistadoren, die unter der Fiihrung von Coronado nach Norden marschierten, unter dem Namen pitahaya erwahnt (BRUHN 
1971: 324). 1848 wurde er zum erstenmal in einer botanischen Veroffentlichung unter dem Namen Cereits giganteits beschrieben. 
Der heute giiltige Gattungsname wurde nach Andrew Carnegie, einem passionierten Wiistenforscher, gebildet (HODGE 1991: 6). 

Verbreitung 

Der Riesenkaktus ist in Arizona, Siidkalifornien, der Baja California und dem nordlichen Sonora (Mexiko) heimisch. 

Anbau 

Die Vermehrung kann mit Samen erfolgen, ist jedoch auBerst schwierig und gelingt praktisch nie. Deshalb sind auch die meisten 
Wiederaufforstungsversuche fiir Saguarowalder in Arizona gescheitert (HODGE 1991: 35ff.). Die Friichte konnen nicht von Hand 
gelesen werden, sondern miissen mit langen Staben (2 bis 5 Meter lang), an deren Spitze ein weiterer Stab befestigt ist (kilibit), 
geerntet werden (BRUHN 1971: 325). Der Kaktus braucht ein extremes Wiistenklima mit sehr hohen Temperaturen im Sommer. 
Er vertragt Frost und Schnee im Winter (NABHAN 1986: 16£). 

Aussehen 

Der Kaktus wird iiber 12 Meter hoch, hat einen Hauptstamm und 8 bis 12 nach oben ragende Seitenzweige. Das Skelett hat 12 bis 

24 Rippen. Die weiBen Bliiten treten aus den griinen, schuppigen Knospen an der Spitze des Stammes und der Zweige hervor. Sie 

haben leuchtendgelbe StaubgefaBe und Stempel. Der Kaktus bliiht zum ersten mal in seinem Leben nach 50 bis 75 Jahren 

(BRUHN 1971: 323). Die Frucht wird 6 bis 9 cm lang und enthalt ein karmesinrotes Fruchtfleisch, in dem die ca. 2200 Samen 

verteilt sind. 

Gelegentlich hat der Kaktus einen monstrosen Wuchs. Solche Exemplare werden gerne als rrionarchs with crowns (»Monarchen 

mit Kronen«) bezeichnet (HODGE 1991: 3 lf£). 

Der Kaktus wird 150 bis 175 Jahre alt und erreicht ein Gewicht von 6 bis 10 Tonnen. Der hohe Wassergehalt (80 bis 95%) 

ermoglicht es dem Kaktus, auch bei jahrelanger Diirre regelmaBig zu bliihen und Friichte zu tragen (BRUHN 1971: 323). 

Normalerweise bliiht er im Friihling. Die Bestaubung erfolgt u.a. durch Fledermause und Vogel (HODGE 1991: 16). Der von den 

Bliiten gesammelte Honig hat keine psychoaktiven Wirkungen und gilt in Arizona als kulinarische Spezialitat. 



Droge 

Frucht (Pitahaya, Tjiini, A-a, A-ag, Nol-bia-ga) 

Zubereitung und Dosierung 

Vergorene Getranke (bierartige oder Wein) aus den Friichten des Saguaro heiBen in seinem Verbreitungsgebiet tiswin, sawado, 
saguaro, haren, ha'san na'vai (»Saguarotrunk«) oder na'vait. Bei den O'odham (= Papago) heiBt der Wein nawait. 
Aus dem Fruchtfleisch wird durch Einkochen ein siiBer brauner Sirup (sitoli) gewonnen, der entweder so verspeist oder 
fermentiert werden kann.18 Wenn aus dem Sirup oder aus den frischen Friichten mit Wasser ein vergorenes Getrank bereitet wird, 
entstehen nur bis zu 5% Alkohol (HODGE 1991: 47f.). ES handelt sich daher gar nicht um einen Wein, sondern um ein bierartiges 
Getrank (ganz ahnlich der siidamerikanischen Chicha). Die Garung dauert etwa 72 Stunden. Mogliche Additive sind unbekannt 
geblieben (BRUHN 1971: 326). Auch die nordmexikanischen Seriindianer haben aus den Saguarofriichten ein gegorenes Getrank 
gebraut, das imam hanidax, »Fruchtwein«, hieB. Dazu wurden die Friichte in einem Korb zerstoBen und mit Wasser vermischt. 
Nach ein paar Tagen war alles fermentiert. Seltener wurde ein echter Wein ohne Wasser bereitet (FELGER und MOSER 99 1 : 
2471. 

Rituelle Verwendung 

Die Tohono O'odham (= Papago) verehren den Saguaro als heiligen Baum. Sie erzahlen, daB er aus den zu Perlen verdichteten 
SchweiBtropfen entstanden ist, die von den Augenbrauen des I'itoi, des Alteren Bruders des Stammespantheons, im Morgentau 
heruntergetropft sind. Nach einer anderen Ursprungsmythe ist der Kaktus ein verwandelter Junge. Er hatte sich, von der Mutter 
unbeaufsichtigt, in der Wiiste verlaufen und fiel dabei in das Loch einer Tarantel. Als Kaktus ist er daraus wieder 
hervorgekommen. Vielleicht wird deshalb nach der Geburt die Placenta bei einem Saguaro vergraben. Dadurch soil dem Kind 
auch ein langes Leben gesichert werden. Zur Tagundnachtgleiche im Friihling singen die O'odham die ganze Nacht iiber 
besondere Lieder, um die Bildung der Kaktusfriichte zu unterstiitzen (HoDGE 1991: 47). 

Die O'odham brauen den Kaktuswein im ju= harsany paihitak marsat, »Saguaro-Erntemonat«) fiir ihre jahrliche Regenzeremonie, 
die von I'itoi, dem Alteren Bruder, gestiftet wurde (BRUHN und LUNDSTROM 1976: 197). Der dabei getrunkene Wein wird aus 
Friichten oder Sirup gebraut, der von alien Familien gespendet wurde (BRUHN 1971: 326). Das Ritual ist zugleich eine 
Beschworung des Regens - eine in der Wiiste hochst wichtige Zeremonie - sowie eine sozialintegrative Stammesfeier und ein 
Erntedankfest. Dabei wird von alien Stammesmitgliedern als eine Art Sympathiezauber reichlich nawait getrunken: Man imitierte 
damit die Naturbeobachtung, daB »die Erde Wasser trinkt« und dadurch die Pflanzen, vor allem die Kakteen, gedeihen laBt. Bei 
dem Fest werden Gesange und Texte vorgetragen, die den Lebenszyklus des Kaktus beschreiben, wie die Friichte richtig geerntet 
werden und welchen Einflurs der Kaktusgeist auf das »Regenhaus« hat, in dem das Wetter gemacht wird (UNDERHILL 1993: 
21ff.). Die Stammesaltesten sprechen Gebete in die vier Himmelsrichtungen. Man darf bei dem Fest nicht um einen Trank bitten, 
sondern muB warten, bis er einem eingeschenkt wird (HODGE 1991: 48). 

Bei dem Fest tritt - wie bei vielen Stammen des Siidwestens - ein Zeremonialclown auf, der das Ritual durch den Kakao zieht. Der 
Zeremonialclown (Naviju-Tanzer) der O'odham wird als Personifikation des Saguaro betrachtet. Uberhaupt werden die 
Riesenkakteen als »Indianer« angesehen (BRUHN 1971: 327). 

Die in der mexikanischen Sonorawiiste lebenden Seri glauben genau wie die O'odham, daB der Saguaro urspriinglich ein Mensch 
war. Deshalb vergraben sie die Placenta eines Neugeborenen an seiner Wurzel; dadurch soil sich das Kind eines langen Lebens 
erfreuen (FELGER und MOSER 1991: 248, LINDIG 1963). 

Ein psychoaktiver Gebrauch des Kaktusfleisches oder einer alkaloidreichen Zubereitung daraus ist bisher nicht entdeckt worden. 
Moglicherweise hat es ihn friiher gegeben, denn der Saguaro gilt auch als Peyotesubstitut (siehe Lophophora williamsii). 

Artefakte 

Darstellungen des Riesenkaktus werden in unterschiedlicher Abstraktion als graphische Elemente in die aus Yucca (Yucca spp.), 

Catclaw (Acacia greggii) und anderen Wiistenpflanzen geflochtenen Korbe eingearbeitet (HODGE 1991: 47). In Arizona State 

Museum ist eine Figur des Naviju-Tanzers, der Personifikation des Kaktus, ausgestellt. 

Der Saguarokaktus ist auf zahlreichen Western-Gemalden dargestellt; er ist so etwas wie ein Symbol des Wilden Westens 

ge worden. 

Der O'odham-Kiinstler Leonard F. Ghana hat ein Acrylgemalde mit dem Titel When the Clous Colne gemalt, auf dem die Ernte 

der Saguarofrucht dargestellt ist (auch als Postkarte publiziert von Indigena Fine Art Publishers, 1995). Der Luiseno/Hunkpapa- 

Sioux-Maler Robert Freeman hat den Kaktus auf dem Gemalde Lady in Waiting (1990) verewigt. 

Die O'odham und andere Stamme haben zahlreiche Lieder, die den Kaktus besingen; einige von ihnen wurden auch 

aufgenommen, iibersetzt und publiziert. Manche Lieder, vor allem die Traumlieder, sollen von der Wirkung des Weines inspiriert 

worden Sein (BRUHN 1971: 327, DENSMORE 1929, UNDERHILL 1993). 

Die Skelette der zerfallenen Kakteen werden als Rohmaterial fiir zahlreiche Produkte verwendet. Sie dienen auch dem Aufziehen 

von Zaunen und werden heute weltweit fiir Schaufensterdekorationen (Wild-West- Ambiente) benutzt. 

Medizinische Anwendung 

Die mexikanischen Seriindianer schneiden aus dem lebenden Kaktus ein Stiick aus dem Stamm, entfernen die Stacheln und 
erhitzen das Kaktusfeisch auf heiBer Holzkohle. Dann wird es in ein Tuch gewickelt und auf rheumatische oder schmerzende 
Stellen gelegt (BRUHN und LUNDSTROM 1976: 197, FELGER und MOSER 1974: 421 *). Ansonsten sind keine ethno- oder 
volksmedizinischen Verwendungen registriert worden. 



Inhaltsstoffe 

Im Kaktustleisch wurden die B-Phenethylamine Carnegin, Gigantin, Salsolidin, 3-Methoxytyramm, 3,4-Dimethoxyphenethylamm, 
Arizonin und Dopamin nachgewiesen (BRUHN und LUNDSTROM 1976, MATA und McLAUGHLIN 1982: 96*). Die 
Alkaloide Carnegin, Gigantin und Salsolidin sind nah mit den Wirkstoffen des Peyote (Lophophora williamsii) verwandt 
(BRUHN 1971: 323). Das Hauptalkaloid ist Salsolidin (= Norcarnegin), das etwa 50% des Gesamtalkaloidgehalts ausmacht; 
dieses Alkaloid wurde zuerst in einer Salsola sp. (Chenopodiaceae) entdeckt und kommt auch in Pachycereus pecten-aboriginum 
vor (BRUHN und LUNDSTROM 1976: 199). Insgesamt enthalt der Kaktus 0,7% Alkaloide (BRUHN 1971: 323). 
Die gesamte, luftgetrocknete Frucht enthalt etwa 7%, Zucker und 13% Proteine. Der Fruchtsirup besteht zu 63% aus Zuckern. Die 
Samen enthalten reichlich Tannin und ca. 16% Proteine (BRUHN 1971: 324f.). 

Wirkung 

Der bei Verwundungen aus dem Kaktus flieBende Saft ist sehr bitter und erzeugt, wenn man ihn einnimmt, normalerweise 

Cbelkeit und Schwindelgefflhle (BRUHN und LUNDSTROM 1976: 197) 

Das Alkaloid Gigantin hat im Labortest bei Affen und Katzen Halluzinationen ausgelost (BRUHN und LUNDSTROM 1976: 197) 

- ich frage mich allerdings, wie man die Halluzinationen von sprachunfahigen Tieren erkennen kann. 

Von der Wirkung des Saguaroweines heiBt es lediglich, daB er »gute Gefuhle« erzeuge (BRUHN 1971: 327). 

Marktformen und Vorschriften 

Der Kaktus gilt als bedrohte Art und steht deshalb unter Naturschutz. In Arizona ist lediglich der Saguarohonig erhaltlich. 

Literatur 

BRUHN, Ian G. 

1971 »Carrlegien glgarltea: The Saguaro and Its Uses«, 

Ecollolrlic Botany 25(3): 320-329. 
BRUHN, Ian G. und jan LUNDSTRONI 

1976 »Alkaloids of Carneyiea gigantea. Arizonine, 

A New Tetrahydroisoquinoline Alkaloid*, Lloydia 

39(4): 197-203. (Weiterfiihrende Literatur.) 
DENSMORE, Francis 

1929 »Papago Music*, Bureau of American Ethno 

logy. Bulletin 90. 
HoDGE, Carle 

1991 All Abollt Saguaros, Phoenix: Arizona Highways 

Books. 
LINDIG, Wolfgang 

1963 »Der Riesenkaktus in Wirtschaft und Mytho- 
logie der sonorischen Wiistenstamme*, Paideunla 9: 

27-62. 
NABHAN, Gary Paul 

1982 The Desert Smells Like Rain: A Naturalist ill 

Papag=o Indian Country, San Francisco: North Point 
Press. 

1985 Gatherin gl the Desert, Tuscon, AZ: The Univer- 
sity of Arizona Press. 

1986 Sa guaro, Tucson, AZ: SPMA. (Enthalt eine 

ausgezeichnete Bibliographic.) 
UNDERHILI,, Ruth Murray 

1993 Singing for Power: Tbc Song Magic of the Papago 
Indians of Solltllerrl Arizona, Tucson and London: 

The University of Arizona Press. 
WILD, Peter 

1986 The Saguaro Forest, Flagstaff Northland Press. 



Catha edulis Katstrauch 

Familie 

Celastraceaely (Spindelbaumgewachse); Celastroideae, Tribus Celastreae 

Formen und Unterarten 

In Athiopien werden von den Katbauern zwei Varietaten unterschieden, ahde, die »WeiBe«, und dimma, die »Rote«; als Merkmal 
gilt die Farbung der Blatter; die »roten« Blatter sollen starker wirken (GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 359ff.). Ansonsten 
sind botanisch keine Varietaten oder Formen beschrieben worden (BRENNEISEN und MATHYS 1992: 730). 



Synonyme 

Catha edulis FORSK.y" Catha forskalii A. RICH Catha inermis G.F. GMEL. Celastrus edulis VA HL Dillonia abyssinica 
SACLEUX Trigonotheca serrata HOCHST. 

Volkstiimliche Namen 

Abessinischer Tee, Abyssinian tea, Al-qat, Arab tea, Arabian tea, Arabischer Tee, Bushman's tea. Cat, Cath, Chat, Chat tree. 
Flower of paradise. Gat, Jaad (Somali), Jat, Kafta (Arabisch »Blatt«), Kat, Kat, Kath, Kathbaum, Khat, Khatstrauch, Miraa, 
Mirungi, Mirra, Muhulo (Tansania), Muirungi (Kenia), Musitate (Uganda), Qaad (Somali), Qat, Qat, Qatbaum, Qatstrauch, 
Somali tea, Somalitee, The des abyssins, Tschat 

Geschichtliches 

Der Gebrauch der psychoaktiven Katblatter ist sehr alt, auf jeden Fall alter als das Kaffeetrinken (Cojfea arabica). Sehr 
wahrscheinlich wurde Kat zuerst in Athiopien als GenuBmittel und Stimulansy' gekaut. Die Pflanze wurde erstmals in einer 
Arzneiliste von 1222 angefiihrt; auBerdem wird sie in dem Buch Die Kriege des ^Amda Syon I., einem christlichen Konig, der im 
friihen 14. Jahrhundert regierte, erwahnt (GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 356). In einem Geschichtsbuch des AlMaqrizi 
(1364-1442) heiBt es von den abessinischen Pflanzen: » Zu ihnen gehort ein Baum, der gat genannt wird. Er tragt keine Friichte, 
man iBt die Blatter, und die ahneln den kleinen Blattern des Orangenbaumes. Sie erweitern das Gedachtnis, wobei sie das 
Vergessene in Erinnerung rufen. Sie erfreuen und verringern die Lust auf das Essen, die Sexualitat und den Schlaf. Fiir die 
Bewohner jenes Landes, gar nicht zu reden von den Gebildeten, ist der GenuB dieses Baumes mit groBem Begehren verbunden.« 
(SCHOPEN 1978:46£) 

Der Gebrauch von Kat ist in der Friihzeit stark durch Sufis und wandernde Derwische verbreitet worden (SCHOPEN 1981). Sie 
sahen in der Einnahme der Blatter einen Gottesdienst und nutzten Kat zur Erlangung mystischer Erfahrungen. Sie sagten: »Dabei 
schaust Du Dinge von seltener Erkenntnis, die zu Gottes Erhabenheit geh6ren« (SCHOPEN 1978: 52). 

Der Name Kat ist wahrscheinlich von arabisch kut, »Nahrung, Antriebsmittel« oder vom Ortsnamen Kafa (in Athiopien), von dem 
vermutlich auch das Wort Kaffee herriihrt, abgeleitet worden. In der Folklore heiBt es meist, daB sowohl der Katstrauch als auch 
das Katkauen aus dem Jemen stammen. Der Hirte Awzulkernayien soil beobachtet haben, wie seine Ziegen von einem Strauch die 
Blatter abfraBen und daraufhin ein angeregtes Verhalten zeigten. Der Hirte probierte die frischen Blatter. Sogleich fiihlte er sich 
wacher und starker als jemals zuvor in seinem Leben. Bevor er am Abend ins Bett gehen woUte, kaute er ein paar der 
mitgebrachten Blatter. Er konnte die ganze Nacht nicht schlafen und verbrachte sie betend und meditierend. Daraufhin wurde Kat 
zu einem heiligen Baum erklart und gait als wunderbare Medizin (GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 353f.). 
Nach einer anderen Legende heiBt es, daB zwei Heilige, die oft die ganze Nacht im Gebet verbrachten, immer wieder eindosten 
und mit dem Schlaf kampften. Sie beteten zu Gott, daB er ihnen ein Mittel gebe, das sie am Einschlafen hindere. Da erschien 
ihnen ein Engel und zeigte ihnen die Pflanze, durch deren GenuB man die ganze Nacht iiber wach bleiben und beten konne 
(GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 356). 

Charles Muses hat die Theorie aufgestellt, daB Kat bereits im alten Agypten als »Nahrung der G6tter«, »himmlische Speisung« 
oder »Essen des Daseins« gait und fiir magische Zwecke gebraucht wurde. Sie soil auf agyptisch kht geheiBen haben (Muss 1989). 
Andere haben das homerische Nepenthes als Kat gedeutet. Auch wurde behauptet, daB Kat die magische Medizin war, mit der 
Alexander der GroBe seine Soldaten auf wunderbare Weise heilte. Sogar der Rauch von Delphi (vgl. Hyoscyamus albus) sollte 
von Katblattern stammen und als psychoaktives Raucherwerk inhaliert worden sein (ELMI 1983: 164). 
Die Pflanze wurde 1775 vom schwedischen Botaniker Pehr Forsskal (1732-1763), der lange im Jemen lebte und dort auch 
verstorben ist, beschrieben. Die pharmakognostische und chemische Erforschung des Katstrauches begann Ende des 19. 
Jahrhunderts im deutschen Sprachraum (vgl. BEITTER 1900 und 1901). In den zwanziger und dreissiger Jahren wurden in 
London verschiedene Pharmazeutika und GenuBmittel aus Kat, z.B. eine Ctlthcl-(:ocoa Milk (Kat-Kakaomilch; vgl. Theobroma 
cacao), angeboten (BRENNEISEN und MATHYS 1992: 735). Erst zu Anfang der achtziger Jahre wurde im Rahmen 
schweizerischer Forschungen der eigentliche psychoaktive Wirkstoff, das amphetaminartige Cathinon, entdeckt (KALIX 1981). 
Der Beginn der ethnographischen Katforschung (fiir den Jemen) hat erst in den siebziger Jahren mit der bahnbrechenden Arbeit 
von Armin Schopen (1978) begonnen. 

Verbreitung 

Der Strauch stammt hochstwahrscheinlich aus der Gegend uni den Tanasee (Harar) in Athiopien. Von dort hat er sich nach 
Ostafrika iiber Kenia bis lansania so wie nach Aden, Arabien und in den Jemen verbreitet (GETAHUN und KRIKORIAN 1973). 
Der Katstrauch kann in recht unterschiedlichen Okozonen gedeihen und kommt sowohl in tropischen als auch in kiihleren 
Bergregionen vor. Der wilde Katstrauch wachst im tropischen Regenwald des Guragelandes (Shoa/ Athiopien). In Arabien, 
Zambia und Somalia und sogar bis nach Afghanistan wird er angebaut (GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 357 ). 

Anbau 

Kat wird am besten durch Stecklinge (ca. 35 cm lang) aus den jungen Asten vermehrt, da die Pflanze in Kultur selten Samen 
ausbildet. Sie bevorzugt zur Vermehrung ein trocken-heiBes Klima (GRUBBER 1991: 43* ). Die Stecklinge werden - meist zwei 
Stiick - in ein wassergefiilltes Loch gesteckt. Kat kann das ganze Jahr iiber angepflanzt werden, sofern die jungen Pflanzen 
geniigend bewassert werden konnen. Die Straucher werden in Reihen im Abstand von etwa einem Meter gesetzt. Dazwischen 
wird oft Hirse (Sorghllrrl) ausgesat. 

Die Vermehrung konnte auch durch die Samen erfolgen, wird aber im Anbaugebiet nirgends ausgeiibt (GETAHUN und 
KRIKORIAN 1973: 364). 



Kat benotigt das gleiche oder ein ahnliches Klima wie Kaffee (Cojfea arabica), also ca. 1200 mm Niederschlag. Als 
Gebirgspflanze vertragt der Strauch sogar leichten Frost. Wenn der Strauch 3 Jahre alt ist, kann er erstmals abgeerntet werden; 
meist geschieht dies jedoch erst nach 5 bis 8 Jahren. Die Katpfanzungen werden hauptsachlich von Mannern betrieben 
(GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 365, SCHRODER 1991: 126*). Die Katstraucher werden oft von einem Insekt aus der 
Gattung Empoasca befallen; allerdings schadet der Befall nicht, ganz im Gegenteil werden durch den InsektenfraB an der Pflanze 
weitaus mehr junge Triebe, also die beste Ware, ausgebildet (GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 367). 
Bedeutende Anbaugebiete liegen vor allem in Athiopien, im Jemen, heute auch im nordlichen Madagaskar, in Afghanistan, 
Turkestan, vereinzelt sogar in Israel. Im Jemen sind ca. 60%o der fruchtbaren Flachen mit Katplantagen ausgenutzt 
(BRENNEISEN und MATHYS 1992: 732). 

Aussehen 

Der immergriine, schnellwiichsige Strauch kann zu einem richtigen Baum heranwachsen, der so groB wird wie eine Eiche (15 bis 
20 Meter hoch); in Kultur wird er meist auf 3 bis 5, seltener bis zu 7 Meter Hohe gehalten (GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 
356). Je mehr er beschnitten wird, desto schneller schieBen junge Triebe hervor. 

Die Blatter sind an bliihenden Zweigen stets gegenstandig, an jungen Zweigen oder an Jungpflanzen auch alternierend 
(BRENNEISEN und MATHYS 1992: 730, KRIKORIAN 1985). Sie haben einen gesagten Rand und eine glanzende, leicht 
ledrige Oberflache. Junge Blatter an den Zweigspitzen sind hellgriin, die alteren Blatter dunkelgriin. Manchmal nehmen sie auch 
eine rote Farbung an. Die in den Blattachseln sitzenden kleinen, sternformigen Bliiten sind weiB und stehen in Biischeln 
zusammen. Die Fruchtschoten sind 7 bis 8 mm lang und viergeteilt. Beim Reifen offnen sie sich wie kleine Bliiten (KRIKORIAN 
1985). 

Die Gattung Catha hat nur sehr wenige Arten (WANG 1936), vermutlich hochstens drei: Catha transvaalensis CODD. [syn. 
Catha cassinoides N.K.B. ROBSON], Catha abbottll VAN WYK et PRINSy'; Catha spinosa FORSSK. tragi heute den giiltigen 
botanischen Namen Maytenus parviflora (VAHL) SEBSEBE (BRENNEISEN und MATHYS 1992: 730). Diese afrikanischen 
Straucher konnen mit Kat verwechselt werden, haben selbst aber keine ethnopharmakologische Bedeutung. 

Droge 

- Blatter (Catha-edulis-Bliitter, Katbliitter) 

- Frische Blatter und Zweigspitzen, auch die Blattknospen 

- Getrocknete Blatter (Kattee) 

Zubereitung und Dosierung 

Die frischen Blatter werden nach dem Pfliicken sobald wie moglich ausgekaut. Sie diirfen nicht alter als zwei Tage sein. Sie 

brauchen in keiner Weise weiterbehandelt und mit keinen anderen Substanzen vermischt zu werden. Man nimmt davon soviel, wie 

man kann, in den Mund. Die Blatter werden etwa zehn Minuten gekaut und dann ausgespuckt oder geschluckt (GETAHUN und 

KRIKORIAN 1973: 371). Der Saft der gekauten Blatter wird nach einer Weile hinuntergeschluckt (SCHOPEN 1978: 85). Je 

langer der wirkstoffreiche Saft im Mund behalten wird, desto starker ist seine Wirkung. Im Jemen werden die frischen Blatter 

auch im Morser zerstampft. 

Die frischen Blatter und Zweigspitzen werden auch (seltener) als Tee aufgebriiht oder ausgekocht. In Siidafrika ist ein KataufguB 

unter dem Namen bushman's tea bekannt. Im Jemen wurden die gerosteten Katb latter friiher zum Bereiten von »Kaffee« benuizi 

(SCHOPEN 1978: 86). Sie werden auch zerrieben, mit Honig oder Zucker vermischt und als Konfekt gegessen (GETAHUN und 

KRIKORIAN 1973: 357). In Somalia werden die Blatter manchmal in der Sonne getrocknet, danach zerstampft. Aus dem Pulver 

wird zusammen mit Kardamom, Gewiirznelken und Wasser eine Paste hergestellt, die dann als Priem genommen wird. Frische 

oder getrocknete Katzweige werden zum Aromatisieren von Tee (Camellia sinensis) in den AufguB gelegt. Mit Kat wird in 

Athiopien sogar Met gebraut: »Der KataufguB wird mit Honig vergart. Man erhalt dadurch ein braunes, bitteres, metahnliches 

Getrank, das schwach berauscht.« (SCHOPEN 1978: 85) 

Die getrockneten Blatter werden in Arabien (Jemen) pur oder mit anderen Substanzen, vor allem zusammen mit Haschisch 

(Cannabis indica, vgl. auch Rauchmischungen) geraucht (GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 357). Die noch griinen, aber 

getrockneten Blatter dienen als (medizinisches) Raucherwerk. 

Die trockenen Blatter werden auch pulverisiert, mit einem Bindemittel zu Kugeln geformi, die den Pilgern nach Mekka geniigend 

Kraft fiir ihre Reise geben sollen. Fiir alte Leute ohne Zahne wird aus den getrockneten Blattern mit Wasser ein Brei bereitet 

(GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 366). 

Blatter, die Frost abbekommen haben, werden aschgrau und sollten nicht benuizi werden, da sie Kopfschmerzen hervorrufen 

(GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 367). 

Generell heiBi es, daB man zum KatgenuB Tabak (Nicotiana tabacum) rauchen soil, well dadurch die Katwirkung versiarki werde 

(SCHOPEN 1978: 86). 

Nur die Blattknospen, die jungen Blatter und Zweigspitzen enthalten geniigend Wirkstoffe. Beim Trocknen zerseizi sich der 

psychoaktive Hauptwirkstoff recht schnell. Bei frischen, tiefgefrorenen Blattern bleibt er iiber Monate hinweg erhalten 

(BRENNEISEN und MATHYS 1992: 732). 

In der Katrunde werden etwa 100 bis 200 g Blattmasse konsumiert (SCHRODER 1991: 127"). Athiopische Katbauern essen 

schon am Vormittag zwischen '/a und ;/a kg Blatter - natiirlich von der feinsten Qualitat (GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 

374). 



Die Giftigkeit des Hauptwirkstoffs Cathinon ist etwa dreimal weniger stark als die AmphetaminToxizitat. Ein alkoholischer 
Katextrakt hat in einer Dosis von 2 g pro Kilogramm Korpergewicht bei Mausen todlich gewirkt (BRENNEISEN und MATHYS 
1992: 738). 1 g Katblatter entlialten 3,27 mg Cathinon/Cathin (AHMED und EL-QIRIB 1993: 214). 

Rituelle Verwendung 

Die meisten Moslems im Verbreitungsgebiet des Kat erachten Strauch und Blatter als heilig und sprechen vor dem GenuB ein 
Dankgebet (GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 356). In Athiopien wurde Kat urspriinglich nur von alteren Mannern und nur in 
Verbindung mit religiosen Riten gekaut. Sie kauten die Blatter und tranken Kaffee dazu, um fiir die langen Gebete wach zu 
bleiben. Oftmals wurde dabei auch Haschisch geraucht. Im Laufe der Geschichte wurden Katblatter dann auch bei der 
Krankenwache, bei Heiraten und Begrabnissen sowie bei geschaftlichen Verhandlungen gekaut. Heute werden Katblatter von 
Mannern und Frauen aller Altersgruppen, von Studenten, Schiilern und Kindern gekaut (GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 
371f.). 

Die Derwische in Athiopien benutzen Kat bei ihren religiosen Heilungen. Sie kauen die geweihten Blatter und speien auf den 
Kranken, bevor sie ihn mit Gebeten und Zauberspriichen besprechen (SCHOPEN 1978: 87). 

Im Jemen ist der rituelle Gebrauch von Kat bei gewissen Festen und religiosen Anlassen - Verlobung, Heirat, Begrabnis - weit 
verbreitet. Die meisten Jemeniten kauen Kat taglich im Rahmen einer geselligen Runde, die nach genau definierten Ritualformen 
strukturiert ist und als wesentliches sozialintegratives Element der jemenitischen Gesellschaft zentrale Bedeutung hat (SCHOPEN 
1978). Am Nachmittag, zur »Blauen Stunde«, versammeln sie sich, meist Manner, manchmal auch Frauen, zur taglichen Katrunde 
im Hauptraum der Privathauser oder in entsprechenden Katraumen in Behorden, groBen Firmen usw. Jeder Teilnehmer pfliickt 
frische Blatter von den Zweigspitzen und stopft sie sich in den Mund. Die Blatter werden gut eingespeichelt und durchgekaut. 
Standig wird eine Kanne mit Wasser herumgereicht, »denn die Alkaloide wirken nur, wenn durch das Trinken der mit Speichel 
vermengte Zellsaft der Blatter in den Magen gelangt« (SCHRODER 1991: 1270. Da das Rauchen von Tabak (seltener Haschisch) 
beim Katkauen als absolut notwendig gilt, werden entweder Zigaretten gereicht, Pfeifen herumgegeben oder aus groBen 
Wasserpfeifen mit Schlauchen geraucht. Oft wird gemeinsam gesungen und musiziert. Zunachst unterhalten sich die Teilnehmer - 
dem Wirkungsverlauf entsprechend - angeregt iiber tagespolitische Themen, aktuelle Geschehnisse, Klatsch und den Islam. Wenn 
nach etwa zwei Stunden die Wirkung nachlaBt, ermatten die Teilnehmer, und die Gesprache verstummen. Zu diesem Zeitpunkt 
wird die Runde aufgehoben (SCHOPEN 1978 und 1981). 

Artefakte 

Im Jemen gibt es eine ganze Reihe arabischer Gedichte, die den KatgenuB verherrlichen oder kritisieren (SCHOPEN 1978). 
Moglicherweise sind groBe Bereiche der arabischen Kunst durch KatgenuB inspiriert worden. Im Jemen gibt es die Samarmusik, 
die eigens fiir die nachmittaglichen Katrunden komponiert und wahrend der geselligen Gelage gespielt und gesungen wird. Es gibt 
mindestens eine international publizierte Schallplatte mit Samarmusik, die vor Ort aufgenommen wurde: Music from Yemen 
Arabia: Sarnar (Lyrichord Discs LLST 7284). 
In Tanzania wird das Holz des Katstrauches zur Herstellung von Loffeln und Kammen verwendet (SCHOPEN 1978: 86). 

Medizinische Anwendung 

Generell wird Kat recht wenig als Medizin benutzt. In nur zwei arabischen Pharmakopoen werden die Blatter erwahnt. Kat wird 
als magenberuhigend und die Darme kiihlend dargestellt und zur Behandlung von Depressionen und Melancholic empfohlen 
(SCHOPEN 1978: 87). Es wird im Jemen auch als Appetitziigler verwendet (FLEURENTIN und PELT 1982: 96f.*). Seltener 
werden die Dampfe einer Katraucherung bei Kopfschmerzen inhaliert (SCHOPEN 1978: 88). 

In Afrika wird die Katwurzel als Grippemedizin, gegen Magenprobleme und Erkrankungen der Brust benutzt (GETAHUN und 
KRIKORIAN 1973: 357). 

In Athiopien glaubt man, daB Kat 501 Krankheiten und Leiden kurieren kann, well der Numerologie des arabischen Namens 
entsprechend GaA-T, in Zahlen umgesetzt, 400 +100+1 bedeutet (GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 370). Kat wird dort 
auch als Aphrodisiakum verwendet (KRIKORIAN 1984), auBerdem bei Depressionen und Melancholic. Bei Kopfschmerzen wird 
ein Katblatt auf die Stirn gelegt. Bei den Massai und Kipsigistammen behandelt man mit den Blattern die Gonorrhoe. Auch heiBt 
es, regelmaBiger Katkonsum wiirde vor Malaria schiitzen. In Saudiarabien benutzt man Kat bei Asthma und Fieber 
(BRENNEISEN und MATHYS 1992: 735). 

Inhaltsstoffe 

Zu Beginn der Katforschung wurde vermutet, daB die Blatter Koffein enthalten; dies konnte jedoch durch keine Studie erhartet 
werden. Spater hielt man Katin (= Cathin) oder »Celastrina« fur den Wirkstoff (KRIKORIAN und GETAHUN 1973: 279). Bald 
darauf hieB es, daB Ephedrin fiir die Wirkung verantwortlich sei. Auch wurde gelegentlich die Anwesenheit von d- 
Norpseudoephedrin angefiihrt (KRIKORIAN und GETAHUN 1973: 287). Die das Zentralnervensystem (ZNS) anregenden 
Hauptwirkstoffe sind die Khat-Phenylalkylamine oder Khatamine (Phenylpropylamine) Cathinon und Cathin [= S,S-(+)- 
Norpseudoephedrin ] (BRENNEISEN und GEISSHUSLER 1985). In geringen Mengen kommen die ebenfalls ZNS-erregenden 
Phenylpentylamine Merucathin, Pseudomerucathin und Merucathinon sowie etwas R,S-(-)Norephedrin vor (BRENNEISEN und 
GEISSHUSLER 1985: 293, BRENNEISEN et al. 1984). Dabei stellt Cathinon [= S-(-)-Cathinon oder S-(-)-a-Aminopropiophenon 
] den eigentUchen, psychoaktiven, stimulierenden Hauptwirkstoff dar (BRENNEISEN und MATHYS 1992: 731, KALIX 1992). 
Der Wirkstoffgehalt in den frischen Blattern kann je nach Herkunft, Anbaugebiet, Alter und Qualitat erheblich schwanken 
(GEISSHUSLER und BRENNEISEN 1987). Der Alkaloidgehalt bewegt sich zwischen 0,034% (Blatter aus Harar/Athiopien) und 
0,076% in Blattern aus Aden. Erstaunlicherweise enthalten die Blatter von Katstrauchern, die in Europa oder den USA 



angepflanzt wurden, kaum oder fast gar keine Alkaloide (KRIKORIAN und GETAHUN 1973: 379, 388). Bei Blattern aus 
Athiopien konnte der Gehalt an Cathinon auf ca. 0,9 mg pro Blatt (Frischgewicht) bestimmt werden (HALKET et al. 1995: 1 1 1). 
In den luftgetrockneten Blattern und Zweigspitzen wurden die Flavonoidglykoside Myricetin-30-B-D-galactosid, 
Dihydromyricetin-3-O-rhamnosid, Myricetin-3-O-rhamnosid und Quercetin3-0-B-D-galactosid entdeckt (AL-MESHAI, et al. 
1986); also ahnliche Stoffe wie in Psidium guajava. 

In den frischen Blattern kommen einige Polyphenole vor (EL SISSI und ABD ALLA 1966). AuBerdem sind sie reich an 
Vitaminen (vor allem Vitamin C; daneben Thiamin, Niacin, Riboflavin, (3Caroten) und Mineralstoffen (Mg, Fe, Ca) sowie 
Tannin, Catecholtannin, Zucker (Mannitol, Glukose, Fruktose, Rhamnose, Galaktose, Xylose), Flavonoiden, Glykosiden, 
Aminosauren (Phenylalanin, Cholin usw.) und Proteinen (KRIKORIAN und GETAHUN 1973). Auch wird von einem atherischen 
Ol berichtet (Qi;DAN 1972). 

Wirkung 

Die Hauptwirkung von Kat ist eine Steigerung der Energie und der Wachheit (WIDLER et al. 1994). Das Katkauen bewirkt 
zunachst eine frohliche Stimmung, Heiterkeit und Euphorie. Auch tritt eine gewisse Geschwatzigkeit ein. Nach etwa zwei 
Stunden nimmt der erregte Zustand ab. Die stimulierende Wirkung beginnt meist mit einem Kribbeln auf dem Kopf. Es heiBt, Kat 
»erzeugt ein geselliges Delirium« (REMANN 1995: 79). Die Wirkung der Blatter wird oft mit einer »Kombination von Koffein 
und Morphium« verglichen (SCHR6DER 1991: 1250. 

Sufis und Derwische nutzen Kat zur Erzeugung von Ekstase, aber Kat »ruft sie nicht hervor, wenn nicht die groBte Absicht dabei 
ist. Tritt sie nicht ein, so bist du nachlassig« (SCHOPEN 1978: 200). Das heisst, ekstatische Wirkungen treten nur unter 
bestimmten Beriicksichtigungen von Set und Setting auf. 

Der Hauptwirkstoff Cathinon wird als »naturliches Amphetamin« bezeichnet und hat eine dementsprechend ahnliche Wirkung 
(KALIx 1992). Das Cathinon agiert mit der Neurochemie von Dopamin (PEHEK et al. 1990) und setzt Catecholamine an den 
Synapsen frei (KALIx 1992). ES hat die gleichen oder doch sehr ahnliche pharmakologische Eigenschaften und dieselbe 
sympathomimetische Wirkung wie Amphetamin (KAIAx 1992, WIDLER et al. 1994). Allerdings scheint die Wirkung der Blatter 
durch Synergismen von Cathinon und anderen Inhaltsstoffen bestimmt zu sein (KRIKORIAN und GETAHUN 1973: 278). Kat 
bzw. das in den Blattern enthaltene Wirkstoffgemisch hat interessante cholesterinsenkende Eigenschaften (AHMED und EL- 
QIRIB 1993: 215). 

Neben der psychoaktiven Wirkung hat Kat auch einen antidiabetischen Effekt. Langer, chronischer Gebrauch soil auch zu 
Magenproblemen, Unterernahrung und Nervositat fiihren konnen. Die athiopischen Christen behaupten, daB die Moslems durch 
den dauernden Katgebrauch »schwachsinnig« wurden (KRIKORIAN und GETAHUN 1973: 378). In einem Dokument der WHO 
von 1964 heiBt es: »Physische Abhangigkeit (in dem Sinne, wie dieser Begriff fiir Morphin, Substanzen mit morphinahnlicher 
Wirkung oder vom Barbiturattyp verstanden wird) kommt [bei Kat] nicht vor, nicht einmal, wenn sich eine gewisse Toleranz dem 
Effekt gegeniiber gebildet hat.« (GETAHUN und KRIKORIAN 1973: 375) 

Marktformen und Vorschriften 

In Axhiopien wird Kat nach GroBe und Alter der Blatter sowie nach Geschmack und Zartheit in die drei kommerziellen 

Qualitatstufen kudda (1. Klasse), uretta (2. Klasse) und kerti (3. Klasse) unterteilt. In Kenia werden die Qualitaten giza (besser) 

und kangeta (minderwertiger) unterschieden. Die Spitzenqualitat giza-botrtti gelangt nicht auf den Markt; sie wird von den 

Anbauern selbst konsumiert (GEISSHUSLER und BRENNEISEN 1987 276). Im Jemen werden etwa 200 Sorten unterschieden 

(SCHOPEN 1978: 66ff.). Alle Versuche, der Katgebrauch im Jemen zu unterdriicken oder durch Kaugummi zu ersetzen (!), sind - 

zu Rechtgescheitert (SCHOPEN 1978: 1 1). 

Katblatter werden heute weltweit iiberall dort wo Ethnien aus den traditionellen Katlandern siedeln, benutzt. Dazu werden taglich 

ganze Flugzeugladungen nach Frankreich, Italien, England, ir die Schweiz und sogar in die USA verschickt. Welt weit werden 

taglich zwei bis acht Millionen Kat Portionen gekaut. Der durchschnittliche Preis betragt etwa 10 US-Dollar fiir ein Biindel von 

50 1 (BRENNEISEN und ELSOHLY 1992: 99, 109). 

In Arabien werden die getrockneten Blatter im Supermarkten als Tee verkauft (SCHRODER 1991 127* ). Die frischen Blatter 

hingegen sind - ge nauso wie in Djibouti - verboten (BRENNEISEr und ELSOHLY 1992: 1 1 1). 

Der reine Hauptwirkstoff Cathinon ist auf Emp fehlung der WHO eine international kontroUiert Substanz geworden, die in 

Schedule I of- the Ur Convention an Psychotropic Substances eingeordne wurde (BRENNEISEN und ELSOHLY 1992: 109). 

Auf dem Schwarzmarkt gibt es sogenannte Kat Pillen (»Nexus« ), die laut Aufdruck Extrakte vot Catha edulis enthalten soUen. 

Tatsachlich bestehet sie aus reinem 2-CB, einem synthetischen Phenethylamin mit emphatogener Wirkung (SHULGIt und 

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Siehe auch Eintrag unter Ephedrin 

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Cestrum nocturnum Hammerstrauch 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Cestroideae, Tribus Cestreae 

Formen und Unterarten 

Es ist fiir Mexiko eine Variatet beschrieben worden: 
Cestrum noctrtrntirtl L. var. rnexicanris 

Synonyme 

Cestrunl hirtellum SCHLECHTENDAL 
Chiococca nocturna MOC. et SESSE 



Volkstiimliche Namen 

Akab-xiu (Maya »Nachtkraut«), Ak'ab-yom, Ak'a'yo'om (Lakandon »Nachtschaum«), Arum ndalu (Javanisch), Dama de noche, 
Ejek tsabalte; Galan de noche, Galan de tarde, Hedeondilla, Hedioncilla, Hediondilla, Hierba de zorilloyl, Hierba hedionda, Huele 
de noche, Ijyocxibitl, Iscahuico (Totonakisch), Ishcahuico'ko, It'ib to'ol (Huastekisch), Lady of the nighty4, Mach-choch, 
Minoche, Mocxus, Nachtschaum, Nachtschaumbaum, Nightb looming jasmine. Night-blooming jessamine, Orquajuda negro, Palo 
huele de noche, Parqui, Pipiloxihuitl, Pipiloxohuitl (Nahuatl), Putanoche (»Nuttennacht«), Scauilojo (Totonakisch), Tzisni sanat, 
Tzisnutuwan, Tzon tzko kindi t oan (Amuzgo), Zitza kiwi (Totonakisch) 
In Peru heiBt eine botanisch nicht welter be stimmte Cestrum sp. im Volksmund Hierba r,.:,itu »heiliges Kraut«. 

Geschichtliches 

Die meisten Cestrum-Arten sind im Amazonasbecken heimisch, viele kommen in den Anden vor (HUNZIKER 1979: 70). Ob 
diese psychoaktiv Pflanze schon in vorspanischer Zeit rituell ode medizinisch genutzt wurde, ist unbekannt, aber moglich. Ein 
traditioneller Gebrauch fiir psychoaktive Zwecke ist bisher nicht dokumentier worden. Uberhaupt ist die Gattung Cestrurn 
ethnobotanisch und ethnopharmakologisch nur wenig untersucht worden (vgl. Cestrum parqui). 

Verbreitung 

Die Heimat des Strauches liegt in Westindien Mittel- und Siidamerika; er kommt in Mexiko i~ Coahuila, Guerrero, Oaxaca, 
Veracruz und Chiapas vor (MARTINEZ 1994: 4371. Er ist durch Kultivierung auch in Siidkalifornien verbreitet (ENAR o.J.:22). 

Anbau 

Die Vermehrung kann mit Samen oder Steckling geschehen. Die Samen werden entweder vor gekeimt oder in Saatbeeten 
angezogen. Die Stecklinge (ca. 20 cm lang) werden von den Astspitzen abgetrennt und in Wasser gestellt, bis sie Wurzeln 
schlagen. Dann konnen sie eingepflanzt werden Die Pflanze vertragt keinen Frost und kein kalte; Klima und braucht recht viel 
Wasser. Sie kann in Mitteleuropa nur als Zimmer- oder Gewachshauspflanze gezogen werden. Der Strauch wird haufiger in 
tropischen Gebieten als Nachtdufter angebaut (MORTON 7995; 1300. 

Aussehen 

Der bis zu 4 Meter hohe, ausdauernde Strauch hat glanzende Blatter und 2 bis 3 cm lange, trichterformige, griinlich-welBe, in 
Biischeln stehende Bliiten, die sich nur nachts offnen, um dann einen suBen, sehr intensiven und durchdringenden, kostlichen Duft 
abzusondern. Die weiBen Friichte sind rund, aber leicht oval und werden 2 cm lang. Der Strauch kann drei- oder viermal im Jahr 
bliihen (MORTON 1995: 130*). Die frischen Blatter haben beim Reiben einen ahnlichen Geruch wie die frischen Blatter von 
Datura innoxia oder Datura stramonium. 

Es werden heute botanisch 775 bis 250 Arten der Gattung Cestrum akzeptiert (D'ARCy 1991: 78*, HUNZIKER 7979; 70). Viele 
Arten sehen sich zum Verwechseln ahnlich. So ist Cestrum nocturnum leicht mit dem von den Antillen stammenden Tagesjasmin 
oder Cestrum diitrnistn L. (Dama de poche. Day jessatfritte) zu verwechseln, aber auch mit der guatemaltekischen Art Cestrum 
aurantiacum LINDL., die prachtige, gelbe Bliiten ausbildet. 

Cestrum nocturnum wird gelegentlich mit Cestrutti diurnum L. gekreuzt, da der Hybrid (Cestrlnn nocturnum X lillimllttl) besser 
an nichttropisches Klima zu gewohnen ist. Cestrunt nocturnum ist mit vielen anderen gelbbliihenden Arten der Gattung zu 
verwechseln (vgl. Cestrum parqui). 

Droge 

- Blatter 

- Bliiten 

Zubereitung und Dosierung 

Die Blatter werden, getrocknet, pur oder in Rauchmischungen geraucht (vgl. Cestrum parqui). Die frischen oder getrockneten 
Bliiten werden als Tee aufgegossen (ARGUETA et al. 1994: 830*). Dosierungen werden nicht angegeben. 

Rituelle Verwendung 

In der Mythologie der Lakandonen von Naha; die die vorspanische Kosmologie der Maya bis heute bewahrt haben (vgl. Balche'), 
ist der Herr des Todes (kisiti) aus der Bliite von Cestrum noctumuni geboren worden. Moglicherweise wurde die Pflanze bei 
nekromantischen Ritualen der alien Maya benutzt. Ansonsten ist bisher keine traditionelle Verwendung fiir psychoaktive Zwecke 
bekannt geworden. 

Artefakte 

Keine 

Medizinische Anwendung 

Die yucatekischen Maya benutzen Abkochungen als medizinische Bader bei kaltem SchweiB und einer merkwiirdigen, ak'ahkilka 
(»NachtschweiB«) genannten Krankheit (PULIDO S. und SERRALTA P 1993: 61*). 

In der mexikanischen Volksmedizin wird ein Extrakt aus den Blattern als Antispasmodikum, besonders zur Behandlung der 
Epilepsie benutzt (MARTINEZ 1994: 438*). Haufig ist der Gebrauch bei Kopfschmerzen und Erkrankungen durch susto, 
»Schrecken« (ARGUETA et al. 1994: 830*). 



Inhaltsstoffe 

Die Komposition des betaubenden Duftes ist genausowenig bekannt wie die meisten Inhaltsstoffe (MORTON 1995: 130*). 
Chemische Studien an Cestrum noctumum stehen noch aus (AGUILAR CONTRERAS und ZOLLA 1982: 56* ). Lediglich in den 
Slattern konnten die Sapogeninsteroide Trigogenin, Smilagenin und Yucagenin nachgewiesen werden (ARBAIN et al. 1989: 76, 
ARGUETAetal. 1994: 830*). 

Die charakteristischen Inhaltsstoffe der Gattung Cestrutn, also die chemotaxonomisch relevanten, sind Saponine (SCHULTES 
1979b: 151 *). Daneben kommen in der Gattung Alkaloide, Gerbstoffe und Glykoside vor (WONG 1976: 1370. Viele Arten 
enthalten Alkaloide vom Nikotintyp (SCHULTES und RAFFAUF 1991: 36*). Cestrutn diurnurn enthalt ein Prinzip, das sich wie 
Atropin verhalt und auch so wirkt (MORTON 1995: 24*). In der ganzen Pflanze kommen die Saponine Yuccagenin (0,5%) und 
0,04% Tigogenin vor (Nagers 1980: 821). 

Wirkung 

Bereits das tiefe Inhalieren des Duftes kann psychoaktiv wirken (ARGUETA et al. 1994: 830f.*). Die Beeren und auch die Blatter 
soUen ebenfalls Halluzinationen auslosen konnen (AGUILAR CONTRERAS und ZOLLA 1982: 56*, ENARI o.J.: 22). 
Nach dem GenuB von einigen Friichten von Cestrutn diurnurn hatte ein Kind starke Halluzinationen (MORTON 1995:24*). 

Marktformen und Vorschriften 

In den tropischen Gebieten Amerikas werden Jungstraucher in Baumschulen angeboten. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Cestrum parqui 

ARBAIN, Dayar, Jack R. CANNON, AFRIASTINI et al. 

1989 »Survey of Some West Sumatran Plants for 

Alkaloids«, Ecotiotttic Botany 43(1): 73-78. 
ENARI, Leonid 
o.J. Poisonous Plants of Soutllern Callfl~rnlc~, 

Arcadia/CA: Dept. of Arboreta and Botanic Gardens. 
HALIM, A.F., R.P COLLINS und M.S. BERIGARE 

1971 »Isolation and Characterization of the Alkaloids 

of Cestrum noctumum and Cestrum dilimtint. Analy 

sis of the Essential Oil of Comptania peregrlna«, 

Planta Medica 20: 44. 
HUNZIKER, Armando T 

1979 » South American Solanaceae: A Synoptic 

Survey«, in: /. G. HAWKEs, R. N. LESTER und 

A. D. SKELDING (Hg.), The Biolog y and Taxonotny of 
the Solanaceae, S. 49-85, London: cademic Press. KARAWYA, M.S., A.M. RIZK, et al. 

1971 » Phytochemical Investigation of Certain 

Cestrum Species: General Analysis, Lipids, and Triter 

penoids«, Planta Medica 20: 363. 
MA'Ax, K'ayum und Christian RATSCH 
1994 Ein Kosmos irn Regenwald (2. Aufl.), Miinchen: 
Diederichs. 



Cestrum parqui Chilenischer Hammerstrauch, Palqui 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Cestroideae, Tribus Cestreae 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Cestruni salicifoliilrri H. et B. 
Cestrurn virgatuni Ruiz et PA VON 

Volkstiimliche Namen 

Alhuelahuen, Duraznillo negro. Green cestrum, Hediondilla (»stinkend« )""?, Paipalquen, Paique, Palguin, Palki, Palqui, Palqui 
bianco, Palquin, Parqui, Parquistrauch, Willow-leafed jessamine (Englisch »Weidenblattriger Jasmin« ), Yerba Santa 

Geschichtliches 

Die Pflanze wird seit prakolumbianischen Zeiten von den Mapuche in Siidchile medizinisch und vermutlich auch rituell 
verwendet. Der spanische Missionar Bernabe Cobo hat in seiner Historia siel Nitevo Mundo (1653) den medizinischen Gebrauch 



eines hediondilla genannten Krautes beschrieben (BASTIEN 1987: 1 17*). Louis Lewin hat schon friih von dem Gebrauch von 
Holz und Slattern als Tabakersatz (vgl. Nicotiana tabacum) bei den Cholosindianern berichtet (LEW IN 1980: 411*). 
ijberhaupt scheint vor Einfuhr des Tabaks Palqui geraucht worden zu sein (HARTWICH 191 1: 4°, 523* ): 
»Nach OCHSENIUS [ 18841 rauchen Chonosindianer (sic) auf der Insel Chiloe bei Mangel an Tabak das Kraut einer anderen 
Solanacee, die Palguin (Cestrtirri pardui UHERIT.) heiBt. Es ware moglich, daB hier ein Rest einer Rauchsitte vorliegt, die alter 
als der'Iabak ist.« (HARTWICH 1911: 48f.* ) 

Verbreitung 

Die Pflanze stammt aus dem zentralen Chile, hat sich aber schon friih bis nach Peru, Argentinien, Uruguay und Brasilien 
verbreitet (VON REIS und LIYY 1982: 267* ). In Chile kommt sie siidUch bis Osorno und Chiloe vor (HARTWICH 1911: 523, 
MONTES und WILKOMIRSKY 1987: 164*). Sie 1st im Mittelmeerraum und in KaUfornien eingeburgert (ZANDER 1994: 
179*). 

Anbau 

Die Vermehrung erfolgt am besten mit Samen. Sie wird auch als Zierpflanze gezogen. 

Aussehen 

Der bis 1,5 Meter hoch wachsende Strauch hat schmale, lanzettformige, mattgriine Blatter. Die gelben, rohrenformigen, 
fiinfzipfeligen Bliiten stehen an den Stengelenden in Rispen oder Trauben. Sie bliihen in Siidamerika zwischen Oktober und 
November und verstromen einen starken, betaubenden Geruch. Die Pflanze hat kleine, oval-runde Beerenfriichte (ca. 5 Inm lang), 
die beim Reifen eine schwarzglanzende Farbung annehmen. 

Der Palquistrauch kann leicht mit Cestrum cittrcirttiacltrtt LINL)L. verwechselt werden. Andere ahnliche Arten sind: CeStl'U 111 
ele~gcIIIs (BRONGN. ex NEUM.) SCHLECHT., Cestruni ocltracetirit und Cestrunz laevigatiirri SCHLECHT. (ROTH et al. 
1994: 209* ). 

Droge 

- Blatter 

- Rinde 
-Holz 

Zubereitung und Dosierung 

Die Blatter von Cestruni parciiii werden getrocknet und zerkleinert und pur oder in Rauchmischungen, z.B. mit Cannabis sativa, 

geraucht. Als Anfangsdosis konnen 3 bis 4 Blatter pro Person benutzt werden. Die Blatter sind ein Bestandteil der psychoaktiven 

Raucherung m\i Latua pubiflora (vgl. auch Raucherwerk). 

Fiir volksmedizinische Zwecke wird ein Dekokt aus Blattern und Rinde oder ein Rindentee (AufguB) getrunken. 

In Brasilien werden die getrockneten Blatter der nah verwandten Art C:estrum laevigcatttrtt SCHLECHT. als tttclcotthct 

bezeichnet und als Marijuanaersatz geraucht (SCHULTES und HOFMANN 1995: 38* ). 

Rituelle Verwendung 

In Siidchile wird die heilige Pflanze bei schamanischen Heilbehandlungen verwendet. Die Pflanze hat die contra genannte Tugend 
oder Kraft, die den Angriffen der Hexer oder schwarzen Schamanen (ttie-tue oder chottchottes) widersteht. Da Krankheiten oft 
durch andere Schamanen erzeugt werden, konnen sie am besten von einem Schamanen mit Hilfe des Palqui geheilt werden. Aus 
den Stengeln werden Holzkreuze gefertigt und als magischer Schutz vor Krankheitsdamonen an den Fenstern oder AuBenwanden 
des Hauses angebracht. Ein Tee schiitzt auch vor susto (»Schrecken«) und mal de ojo (»b6ser Blick«) und wird bei 
Reinigungszeremonien (litnpia) getrunken (HOFFMANN et al. 1992: 172*). 

Die Kamsaschamanen (Sibundoy, Kolumbien) nennen eine Cestrum sp. borrachero widoke. Die Blatter werden in Wasser 
zerdriickt und getrunken, um Dinge wie unter AyahuascaeinfluB zu sehen (SCHULTES und RAFF AUF 1991: 36*). 

Artefakte 

Aus den Stengeln gefertigte Holzkreuze und Amulette. 

Medizinische Anwendung 

Die in Siidchile lebenden Mapuche trinken einen AufguB aus den Blattern gegen Pocken, Tuberkulose und Lepra, gegen Herpes 
und zum Auswaschen von Wunden (HOUGHTON und MANBY 1985: 99f.*) und auch gegen Fieber (MONTES und 
WILKOMIRSKY 1987: 164*, SCHULTES 1980: 1 14*). Ein Tee oder Dekokt aus der Rinde wird als starkes Schmerz- und 
Schlafmittel genommen (HOFFMANN et al. 1992: 171 f.* ). Die Blatter und der frisch gepreBte Pflanzensaft werden vor allem 
zur Behandlung von Ameisenbissen benutzt. In Chile heiBt es, »Wo der Teufel Ameisen hingesetzt hat, dort hat Gott einen Palqui- 
Baum gepflanzt« (MOSBACH 1992: 105*). In den Anden werden die Blatter in erster Linie zur Behandlung von Wunden 
verwendet (BASTIEN 1987: 116f.*). 

Die nah verwandte Art Cestrum ochracettm FRANCEY [ Cestrum ochraceum var. macrophyllum FRANCEY] wird von den 
kolumbianischen Sibundoyindianern als Tee bei Kopfschmerzen, Schmerzen, Schwellungen, Fieber und Rheuma getrunken 
(BRISTOL 1965: 267*). Es heiBt, der Patient wiirde in ein leichtes Delirium verfallen, wenn er (zuviel) von dem Tee getrunken 
habe (SCHULTES 1981: 34*, 



SCHULTES und RAFFAUF 1991: 36* ). Cestrum laevigaturn wird in Brasilien als Sedativum verwendet (Hcagers 1980: 820); an 
der brasilianischen Kiiste werden die Blatter als Marijuanaersatz (vgl. Cannabis indica) geraucht (SCHULTES 1979b: 151 *). 

Inhaltsstoffe 

Cestrum parqui enthalt das Solasonin, ein glykosides Steroidalkaloid, sowie Solasonidin (MONTES und WILKOMIRSKY 1987: 
164*, SCHULTES 1979b: 151 * ). Das bittere Alkaloid Parquin hat die Summenformel C, I H 3yN08) und wirkt ahnlich wie 
Strychnin oder Atropin (ROTH et al. 1994: 209*). Daneben kommen ein Triterpen und Fitoesterol vor. Die Blatter und Friichte 
enthalten Tigogenin, Digallogenin, Digitogenin und Ursolsaure (MONTES und WILKOMIRSKY 1987: 164*). Die Friichte 
enthalten mindestens drei Alkaloide. Das Solasonin gilt als Hauptwirkstoff (HOFFMANN et al. 1992: 172*). Das Alkaloid 
kommt sowohl in den Blattern als auch im Holz vor (HARTWICH 1911: 523*). 
In Cestrum parqui und Cestrum laevigattltri sind Gitogenin und Digitogenin enthalten. 

Wirkung 

Pharmakologisch hat der Extrakt eine atropinartige Wirkung (MONTES und WILKOMIRSKY 1987: 164*; vgl. Atropin). 
Die Wirkung von gerauchten (.estrum-pctrqtii-Blattern ist eindeutig psychoaktiv und erinnert an die Wirkung von gerauchten 
Brugmansia-Blattern. Allerdings tritt keine Mundtrockenheit ein. Die Wirkung ist relativ milde und auBert sich in einer leichten 
Euphoric und korperlichen Entspannung. 

Marktformen und Vorschriften 

In Chile sind die getrockneten Blatter an den meisten Krauterstanden und in Naturmedizinladen erhaltlich. Ansonsten wird die 
Pflanze nicht vertrieben. 

Literatur 

Siche auch Eintrag unter Cestrum nocturnum 

SILVA, M. und P MANCINELL 

1959 » Chemical Study of Cestrum parqlii«, Boletill 

de la Sociedad Chilena de Ql„„ a 9:49-50. 



Cinnamomum camphora Kampferbaum 

Familie 

Lauraceae (Lorbeergewachse); Lauroideae, Tribus Cinnamomeae, Subtribus Cinnamominae 

Formen und Unterarten 

Es wurde friiher zwischen verschiedenen Formen, Varietaten und sogar anderen Spezies unterschieden, die heute jedoch nur als 
chemische Rassen aufgefaBt werden (MORTON 1977: 103f.*). Bedeutsam ist heute noch die Varietal Cirlnarrlorrlllrfl camphora 
var. linaloolifera, die besonders reich an Sesquiterpenen ist. Die meisten Unterteilungen sind geographischer Art (CHAURASIA 
1992: 896): Cinnanlomlun calnphora ssp. forrrlosana (TaiwanKampfer) 
Cinnamomum calrlphora ssp. japonicum (JapanKampfer) 
Cinnamomum camphora ssp. rlewzealarlda (Neuseeland-Kampfer) 

Synonyme 

Camphora calnphora KARST. Camphora officirtarilrrl NEES Cinnamomum carrlphora FRIES Cinnamomum camphora (L.) 
NEEs et EBERM. Cinnamomum carrtphora PRESL et EBERM. Cinnamomum camphoriferum ST. LAG. Laurus camphora L. 
Laurus carrlphorifera SALISB. Persea camphora SPR. 

Volkstiimliche Namen 

Alcanfor (Spanisch), Baum-Camphera, BorneoCampher, Borneo-Kampfer, Camfora (Italienisch), Cam'pherbaum, Camphero, 
Camphor laurel. Camphor tree, Camphre, Camphrier du japon, Chang (Chinesisch), Chang-shu, Cusnocy (Altjapanisch), 
Cutakkarpuram (Malayisch), Ga bur (Tibetisch), Gaara-boon (Tai), Gaburi (Mongolisch), Gum camphor, Japaansche 
Kamferboom (Hollandisch), Kafr (Tschechisch), Kamfer, Kamferboom (Hollandisch), Kamforfa (Ungarisch), Kampferlorbeer, 
Kanfur (Arabisch), Kapor, Kapur, Kapiir, Karpura, Karpurah (Sanskrit), Karpuram (Tamil), Kuso-noki (Japanisch), Laure a 
camphre, Laurocanfora (Italienisch), Re 

Geschichtliches 

In China und Japan wird Kampfer mindestens seit dem 9. Jahrhundert aus dem Kampferbaum gewonnen (MORTON 1977: 105*). 
Kampfer ist von alters her in Asien ein vielgelobtes Aphrodisiakumyl und Heilmittel (WARRIER et al. 1994 II: 81*). 
Die Araber benutzten Kampfer bereits im 1 1. Jahrhundert fiir allerlei medizinische Zwecke (B ARTELS 1993: 123). Der erste 
Kampferbaum wurde 1676 nach Europa gebracht und in Hollan3 angepflanzt (MORTON 1977: 1030. Kampfer wird seit 1910 in 



Deutschland synthetisch aus dem aPinen (Terpentin) gewonnen. Der Kampfer wurde in den »goldenen Zwanzigern« relativ haufig 
als Rauschmittel gebraucht. 

Verbreitung 

Der Baum ist in Indien, China und Formosa (Taiwan) heimisch. Er hat sich von dort iiberall in den tropischen Zonen Siidostasiens 
verbreitet. Er wird sogar im mediterranen Raum als Zierpflanze angebaut (B ARTELS 1993: 1230. 

Anbau 

Die Vermehrung des Kalnpferbaumes erfolgt durch Samen, Stecklinge, Ableger oder Wurzelstiicke. Stark kalnpferhaltige 

Stecklinge treiben selten Wurzeln aus. Meist wird der Baum aus Samen, die von 20 bis 23 Jahre alten Mutterbaumen stammen, 

gezogen. Die Samen jiingerer Baume sind unfruchtbar. Die Samen konnen nur im frischen Zustand keimen. Allerdings keimen 

jeweils nur sehr wenige der angesetzten Samen. Die Keimdauer betragt ca. 90 Tage. Wenn die Samlinge sechs Monate alt sind, 

werden sie erstmals beschnitten und umgepflanzt (MORTON 1977: 104*). Baume iiber dreiBig Jahre liefern den meisten 

Kampfer. 

In den Tropen (Ceylon, Indien) gedeiht er am besten auf einer Hohe zwischen 1220 und 1800 Metern, wo 1 14 bis 368 cm 

Niederschlag pro Jahr fallen. 

Kommerzielle Anbaugebiete liegen hauptsachlich auf Taiwan, aber auch in Indien und Georgien (MORTON 1977: 103*). 

Aussehen 

Der immergriine Baum wird bis zu 50 Meter hoch, er bildet einen knorrigen Stamm (bis zu 5 Meter dick) und eine ausladende 
Krone aus. Er hat langgestielte, lederartige, glatte, langliche Blatter, die auf der Oberseite glanzend-griin, auf der Unterseite matt 
blaugriin sind und in jugendlichem Stadium oft rotlich erscheinen. Die Blatter riechen beim Zerreiben stark nach Kampfer. Daran 
ist der Baum am sichersten zu identifizieren. Die griinlich-weiBen Bliiten sind klein und eher unscheinbar; sie bilden 
achselstandige, 5 bis 7 cm lange Rispen aus. Die Friichte sind kleine, einsamige, von einem Becher umgebene Beeren 
(CHAURASIA 1992: 896). 

Der Baum kann vom Erscheinungsbild leicht mit dem echten oder Ceylonzimtbaum (Ciriiiamontllm verum PRESL; syn. 
Cinnamomum ceylandicum BL.) verwechselt werden; die Zimtblatter duften aber (fast iiberdeutlich) nach Zimt, wenn sie 
zerrieben werden. Die Gattung Cirtriantorritlrrl umfaBt ca. 150 bis 250 Arten, die vor allem in Ostasien vorkommen; viele ahneln 
dem Kampferbaum (BARTELS 1993: 123, CHAURASIA 1992: 884). 

Droge 

- Blatter 

- Friichte (Fructus camphorae) 

- Kampfer (Camphora; Depositum in den Olzellen, Japankampfer) 

- Kampferbaumol (Cinnaniomi camphorae aetheroleum. Oleum Camphorae, Oleum Cinnamomi camphorae, Campferol, Huile de 
camphre) 

Der sogenannte »Borneo-Kampfer« (auch Kaper genannt) stammt von der Stammpflanze Dryobalanops arorriaticcl GAERTN., 

die zur Familie der harzliefernden Dipterocarpaceae gehort. Aus seinem Holz wird der Duftstoff Borneol destilliert. An seinem 

Stamm kristallisieren sich mitunter Kristalle aus reinem Kampfer aus (MARTIN 1905). 

Daneben gibt es noch den Safrolkampfer (vgl. Sassafras albidum) und den Petersilienkampfer (_ Apiol; siehe Petroselinum 

crispum). 

Zubereitung und Dosierung 

Der eigentliche Kampfer wird durch vorsichtige Destination aus den zerkleinerten Holzstiicken gewonnen. Er kristallisiert aus und 

ist damit gebrauchsfertig. 

Die Angaben fiir die Dosierung bei innerer Anwendung schwanken. Bis zu 10 g soUen noch angenehme, berauschende 

Wirkungen haben konnen. Allerdings ist die Reaktion individuell verschiedenN7: »Schwere Vergiftungen kamen durch Einnahme 

von 10 bis 20 g Kampfer vor; todliche Vergiftungen durch 6g in Losung subkutan« (FiiHNER 1943: 237* ). 

In Indien und Nepal wird Kampfer (Kapur) hauptsachlich als stimulierender Zusatz in den Betelbissen gegeben und als Zutat fiir 

Raucherwerk verwendet. 

Die wichtigste japanische Raucherstoffmischung fiir buddhistische Andachten und Zeremonien besteht aus fiinf bzw. sieben grob 

zerkleinerten Zutaten. Die Mischungsverhaltnisse konnen beliebig variiert werden. Dadurch entstehen immer neue 

Duftkompositionen (vgl. Raucherwerk). Bei der Shokoh-5-Mischung handelt es sich um eine Kombination von: 

AloeholzAduilaria agallocha 

WeiBem SandelholzSantalum album 

NelkenSyzygiiirfi aromaticum 

Kassia-ZimtCinnamomum arorrtaticiirn 

Kampfer Cinnamomum carriphora ssp. 

Bei der Shokoli-7-Mischung kommen zu diesen fiinf Substanzen noch Ingwer (Zingiber officinale) und Amber hinzu 

(MORITA 1992). 
Die Blatter des kambodschanischen Kampferbaumes (Cinnamomum tetragonum) werden zu einem stimulierenden Getrank 
verarbeitet (VON REIs ALTSCHUL 1975: 78*). 



Rituelle Verwendung 

Kampfer ist in Japan ein wichtiger Bestandteil rituellen Raucherwerks, er gehort zu den wichtigsten Raucherstoffen im 

traditionellen tibetischen Tantrakult (YESHE TSOGYAL 1996) und hat vor allem auch in Siidindien eine groBe rituelle 

Bedeutung. Im Gebiet von Nordarcot liegt ein heiliger Berg namens Arunachala, »Roter Berg«, der innen hohl und von Wesen mit 

auBergewohnlichen geistigen Fahigkeiten bewohnt sein soil. Dort gibt es einen groBen Tempel, der einer Gottin desselben 

Namens geweiht ist: 

»Einmal im Jahr feiern die Priester ihr groBes Fest. Sowie es im Tempel seinen Anfang nimmt, wird auf dem Gipfel des Berges 

eine riesige Flamme entfacht, die von groBen Mengen Butter und Kampfer genahrt wird. Sie brennt tagelang und ist meilenweit 

siclitbar.« (BRUNTON 1983: 153) 

Dieser Kult ist eng mit dem Gott der Ekstase und Rauschmittel, Shiva, dem der Kampfer ebenfalls heilig ist, verbunden: 

»Unseren heiligen Legenden zufolge erschien der Gott Shiva einmal als feurige Flamme auf dem Gipfel des Heiligen Roten 

Berges. Daher ziinden die Priester des Tempels einmal im Jahr zur Erinnerung an dieses Ereignis, das sich vor Tausenden von 

Jahren zugetragen haben muB, das groBe Feuer an. Ich nehme an, daB der Tempel fiir dieses Fest gebaut wurde, da Shiva noch 

heute den Berg beschirmt.« (ebd.: 165) 

In Varanasi (= Benares), der heiligen Stadt Shivas, gibt es ein Heiligtum des Krishna, in dem eine goldene Statue des jugendlichen 

Gottes und Liebhabers verehrt wird. Dazu werden Blumen (z.B. Cestrum noctumum), Friichte (Stechapfel; vgl. Datura metel) und 

Farben geopfert. Als Raucherstoff wird an dieser Stelle Kampfer verbrannt (BRUNTON 1983:217). 

In Malaysia hatte der Borneo-Kampfer bei der malaiischen Urbevolkerung eine rituelle und magische Bedeutung: 

»Mit dem Hantu-Glauben und der Vorstellung, daB Dinge in der Natur verzaubert werden konnen, hangt noch eine eigentiimliche 

Sitte zusammen, die sich allerdings nur bei den Jakun findet und die unter dem Namen Kampfer-Sprache (Bhasa Kapor) bekannt 

ist. Die Eingeborenen gebrauchen dafiir den Ausdruck „Pantang Kapiir" (mal. „pantang" = verboten) und wollen damit 

ausdriicken, daB wahrend des Kampfersuchens der Gebrauch der gewohnlichen malaiischen Sprache (...) verboten sei. In der 

Tat glauben die Jakun, daB ein „bisan" [= „Frau"] oder Geist iiber die Kampferbaume [Dryobalanops aromatica] wache und daB 

es unmoglich sei, Kampfer zu gewinnen, ehe man jenen sich geneigt gemacht habe. Wahrend der Nacht stoBt er schrille Tone aus 

(...), und dies ist ein Beweis, daB sich in der Nahe Kampferbaume befinden. Um nun den Kampfergeist zu beschwichtigen, 

spenden ihm die Jakun, bevor sie selbst essen, einen Teil ihrer Nahrung (...), essen etwas Erde und bedienen sich der besonderen 

Sprache ...« (MARTIN 7905; 972f.) 

Seit der Jahrhundertwende mehren sich die Nachrichten iiber den psychoaktiven Gebrauch von Kampfer: 

»Tatsachlich begegnet man seit etwa zwei Jahrzehnten in den oberen Kreisen der englischen Gesellschaft Kampferessern und 

Kampferesserinnen, die das Mittel in Milch, Alkohol, in Pillen usw. nehmen. Das gleiche findet man in den Vereinigten Staaten 

und in der Slowakei. Frauen behaupten, dadurch einen frischen Teint zu bekommen. Der wahre Beweggrund scheint aber zu sein, 

einen gewissen Erregungs- bzw. Rauschzustand dadurch zu erlangen, der freilich, wie mir scheint, eine besondere Disposition 

hierfiir erfordert.« (LEWIN 1981: 302*) 

Kampfer wird heute in Amazonien von Mestizoschamanen im Zusammenhang mit Ayahuasca verwendet (siehe dort). 

Artefakte 

In Japan wurden aus dem riechenden Kampferbaumholz Ritualmasken, z.B. vom Tengu (siehe Amanita muscaria, Ibotensaure), 
fiir die GagakuTanzspiele geschnitzt (seit dem z. Jh.). 

Medizinische Anwendung 

Der Kampferbaum gehort seit friihesten Zeiten zu den wichtigsten Medizinalgewachsen der chinesischen Materia Medica. Das 

weiBe, aromatische 

Kampferharz heiBt im Chinesischen long nao xiang, »Drachengehirn«yII. Es wurde schon vom Gelben Kaiser als Heilmittel fiir 

Kopfschmerzen und Hamorrhoiden verwendet: 

»Wir wissen nicht, ob das geronnene Harz sie an das Gehirn erinnerte und, well es so selten und kostbar war, dem Konig der Tiere 

zugeschrieben wurde oder ob der Name daher stammt, daB der Kampfer dem Kaiser, dem „Drachen" vorbehalten war.« 

(FAZZIOLI 1989:23) 

Der Kampferbaum gait in China und Tibet lange Zeit als »K6nig der fernostlichen IIeilpflanzen«; denn »der Kampfer ist 

vergleichbar einem „wilden Mann" (Yeti, Schneemenschen des Himalaya)* (KAUFMANN 1985: 106). In Nepal wird Kampfer 

als Stimulans, als wurmtreibendes und verdauungsforderndes Mittel verwendet (SINGH et al. 1979: 188'0. 

In der ayurvedischen Medizin wird Kampfer bei Entziindungen, Herzschwache, Husten, Asthma, Krampfen, Blahungen, Durchfall 

und Dysenteric (Ruhr) verordnet (WARRIER et al. 194 11: 81*). Kampfer wird gerne als Beruhigungsmittel, sozusagen zur 

Kiihlung, bei Hysteric und Nervositat verabreicht: 

»Kampfer vermehrt Prana, offnet die Sinne, verleiht dem Geist Klarheit. (. . .) Eine Prise Kampferpulver wird geschnupft, wenn 

die Nase verstopft ist, bei Kopfschmerzen und um die Wahrnehmung zu steigern. Wahrend einer Puja, einer religiosen Andacht, 

wird Kampfer als Rauchmittel verbrannt, um die Atmosphare zu reinigen und die Meditation zu fordern. (...) Zur Behandlung 

der Atemwege kann KampferaufguB auch gekocht und die Dampfe eingeatmet werden. Zum inneren Gebrauch sollte nur roher 

Kampfer verwendet werden und nicht der im Handel haufig angebotene synthetische Kampfer. « (LAD und FRAW LEY 1987: 

179f.- ) 

Er hat in der westlichen Medizin eine groBe Bedeutung bei der Behandlung von Husten und Erkaltungen sowie Schiittelfrost 

(MORTON 1977: 106, PAHLOW 1993: 388*). In der Homoopathie wird Camphora entsprechend des Arzneimittelbildes, u.a. bei 

Koliken und Krampfen, verwendet (ROTH et al. 7994; 2330. 



Inhaltsstoffe 

Alle Pflanzenteile enthalten Kampferol und atherische Ole mit Sesquiterpenen (Campherenon, Campherenol, Campheraderivate); 
daraus scheidet sich die weiBe Substanz Kampfer (Summenformel C,„H„0) aus. Der Gehalt an Kampfer kann stark schwanken. 
Die Blatter indischer Kampferbaume enthalten 22,2 "% Kampfer. 

Das atherische Ol ist sehr kompliziert zusammengesetzt und variiert je nach Standort, Klima usw.; es sind u.a. Azulen, Bisabolon, 
Cadinen, Camphen, a-Camphoren, Carvacrol, Cineol (Hauptanteil), n-Cymol, Eugenol, Laurolitsin, 8-Limonen, Orthoden, a- 
Pinen, Reticulin, Safranal, Safrol, Salven und Terpineol festgestellt worden. Haufig ist das Safrol stark vertreten; es kommt 
reichlich im Holz vor. Der hochste Safrolgehalt befindet sich in den Wurzeln (MORTON 1977: 104* ). In den Blattern kommt 
ebenfalls reichUch Safrol (vgl. Sassa/ra^' albidum) vor (CHAURASIA 7992; 896). 

Im Kernholz des Stammes kommen Sesquiterpene und Cyclopentenone vor (TAKAOKA et al. 1979). In der Wurzel sind die 
Alkaloide Laurolitisin und RetlCulin anwesend (CHAURASIA 1992: 896). Die Samen enthalten vor allem Laurin und ein Ol, das 
in seiner Zusammensetzung dem Kokosol gleicht (vgl. Cocos nucifera). In der ganzen Pflanze kommen in Spuren Kaffeesaure, 
Quercetin, Kampferol und Leukocyanidin vor (CHAURASIA 1992: 896). 

Wirkung 

In der medizinischen und toxikologischen Literatur wird immer wieder angegeben, daB Kampfer in hohen Dosierungen 

Halluzinationen auslosen kann (MORTON 1977: 107 ): 

»Nach Einnehmen von etwa 1 ,2 g konnen sich einstellen: angenehm empfundene Hautwarme und eine allgemeine 

Nervenerregung, Bewegungsdrang, Kribbeln in der Haut und eine eigentiimliche, rauschahnliche, ekstatische, geistige Aufregung. 

„Klar und deutlich lag einem solchen Selbstversucher seine Bestimmung mit Tendenzen der schonsten Art" vor. Dieser Zustand 

hielt anderthalb Stunden an. Nach Einnehmen von 2,4 g stellte sich Bewegungsdrang ein. Alle Bewegungen waren erleichtert. Im 

Gehen hoben sich die Schenkel iiber die MaBen. Geistige Arbeit war unmoglich. Ein Gedankensturm stellte sich ein, eine 

Vorstellung folgte wild der anderen, schnell, ohne daB eine verharrte. Das Bewufitsein der Personlichkeit ging verloren.« (LEWIN 

1981: 302f.*) 

Die berauschende Kampferwirkung wird oft mit der des Alkohols verglichen: 

»Bei Einnahme groBerer Kampfermengen kann friihzeitig Ubelkeit und Erbrechen den groBten Teil der Substanz wieder 

entfernen. Resorptiv zeigt sich bei leichterer Vergiftung zentrale Erregung, Schwindel, Kopfschmerz, ein dem Alkoholrausch 

ahnlicher Rauschzustand mit Sinnestauschungen und Wahnideen; Nierenreizung kommt vor, kaum jemals Hamaturie. Bei 

haufiger Kampferaufnahme kann sich „Kampfersucht" ausbilden.« (FUHNER 1943: 237" ) 

Marktformen und Vorschriften 

Da Kampfer relativ einfach synthetisiert werden kann, bekommt man im Apothekenhandel praktisch nur noch den synthetischen 
Kampfer (Camphora synthetica DAB 8). Ob dieser die feinen Qualitaten des natiirlichen Produktes hat, sei dahingestellt. Dem im 
Apothekenhandel befindlichen »Kampfer61« ist - trotz des Namens - der Kampfer entzogen worden. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Raucherwerk, Atherische Ole 

BRUNTON, Paul 1983 Von Yogis, Magiern und Fakiren: Begegnungen in Indien, Mlinchen: Knaur. CHAURASIA, Neera 1992 »Cinnamomum«, in: Halters 
Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Bd. 4: 884-911, Berlin usw.: Springer. FAZZIOLI, Edoardo 1989 Des Kaisers Apotheke, Bergisch-Gladbach: Gustav 
Llibbe. MARTIN, Rudolf 1905 Die Inlandstdrtnne der malayischen Halbinsel, Jena: Gustav Fischer. MORITA, Kiyoko 1992 The Book of Incerise: Enjoying the 
Traditioncil Art ofjapaiiese Scents, Tokyo: Kodansha International. TAKAOKA, Daisuke, Minoru IMOOKA und Mitsuru HIROI 1979 »A Novel 
Cyclopentenone, 5-Dodecanyl-4-hydroxy-4-Methyl-2-Cyclopentenone from CI irlcliiioinum cartiphor««, Phytochenilstry 18: 488-489. YESHE TSOGYAL 1996 
Der Lotaisgeborene im Land des Schnees: Wie Pcidiiicisciriiblicivci Alen Buddismus nach Tibet brachte, Frankfurt/M.: Fischer. 



Cocos nucifera Kokospalme 

Familie 

Palmae (Palmengewachse), friiher Arecaceae 

Formen und Unterarten 

In den Tropen und Subtropen werden viele Varietaten und Ziichtungen kultiviert (STEWART 1994: 88*). Es gibt Ziichtungen fiir 
Zierzwecke, die nur einen kurzen Stamm haben und ungenieBbare, kleine, gelbe Friichte ausbilden. Eine Varietat mit griinen 
Friichten heiBt Cocos nucifera var. viridis. Deutlich lassen sich nur die hochwiichsigen Varietaten (Cocos nucifera var. typica 
NAR.) von den Zwergformen [Cocos nticifera var. nana (GRIFF.) NAR.] unterscheiden (FRANKE 1994: 2400. 

Synonyme 

Cocos btityracetirri Cocos nana GRIFF. 

Volkstiimliche Namen 

Coco nut tree. Coco palm. Coconut, Coconut palm, Cocotero (Spanisch), Cocotier (Franzosisch), Cocus, Dab (Bengali), Green 
gold, Ha'ari, Hach kokoh, Khopra (Hindi), Koko, Kokoh, KokosnuBpalme, Kuk, Kuk-ana (Ka'apor), Mabang, Mbang ntnag, Naral 



(Marathi), Narial (Hindi), Narikela, Narikelamu, Narikera, Nariyal (Sanskrit), Narkol (Bengali), Niu (Samoa), Obi, Ogop, 
Palmeer-Baum, Palmenbaum, Pol, Suphala (Sanskrit), Tenga, Tengu (Kannada), Tenkai, Tennaimaram (Tamil), Thengu, Thenna 
(Malayalam) 

Geschichtliches 

In Indien wird die Kokospalme seit 3000 bis 4000 Jahren kulturell genutzt. In der europaischen Literatur taucht sie erstmals im 6. 
Jahrhundert auf und wurde durch Ubernahme der arabischen Medizin in Europa ein offizinelles Heilmittel (SCHNEIDER 1974 I: 
3410. Sie war unter den Namen Nuces Indicae, Carya Indica oder IndianischniiB bekannt. Der Name cocos bedeutet »Grimasse« 
und wurde der Palme von den Spaniern wegen der »Augen« am NuBansatz der Friichte verliehen (BREMNESS 1995: 491. 
In der alteren Literatur wird die Kokospalme oft als »der allerniitzlichste Baum« bezeichnet, well alle Pflanzenteile verwertbar 
sind (MEISTER o. J.: 43*). Die Palme liefert Nahrung, Medizin, Fasern, Kopra (= copra) und andere Rohmaterialien sowie 
verschiedene berauschende Getranke. Der Palmwein wird schon in der alten Sanskritliteratur erwahnt. 

Die Kokospalme gehort in den Tropen zu den kulturell und okonomisch wichtigsten Nutzpflanzen. Kokosol liefert 8% der 01- und 
Fettversorgung der Welt. Aus dem Ol wird u.a. Margarine hergestellt (UDUPA und TRIPATHI 1983: 64). 

Verbreitung 

Wahrscheinlich stammt die heute pantropisch verbreitete Kokospalme aus Asien oder Melanesien (ZANDER 1994: 194"). 
Allerdings gab es bereits Kokospalmen in Colima (Mexiko), als die ersten Europaer dorthin gelangten (DRESSLER 1953: 1290. 
An den Stranden der Inseln des Indischen Ozeans, Indiens, Siidostasiens, Mittel- und Siidamerikas, der Karibik und Melanesiens 
bildet sie die finit diesen Gebieten assoziierte, »typische« Vegetation. 

Anbau 

Die natiirliche Vermehrung und Verbreitung der Kokospalme geschieht durch Kokosniisse, die ins Meer fallen, vom Wasser 
fortgetragen und an geeigneten Orten angespiilt werden. Die Palme gedeiht im Sand, am besten in Strandnahe; sie kann bis zu 1 % 
Salz im Bodenwasser vertragen. Zum Anbau werden die Friichte ausgelegt (in regenreichen Gebieten unter einem Dach), mit der 
schmalen Seite nach unten. Sie konnen bis zur Halfte leicht mit Sand eingegraben werden. Nach 4 bis 5 Monaten hat die Frucht 
Wurzeln geschlagen und einen Trieb ausgebildet. Nach 6 bis 12 Monaten wird der Samling an den gewiinschten Ort gepflanzt. 
Die Keimdauer kann verkiirzt werden, indem die KokosnuB, in einen nach oben etwas geoffneten Plastikbeutel gehiillt wird 
(REHM und ESPIG 1996: 87f.*). 

Aussehen 

Die schlanke, leicht geneigte Kokospalme wird bis zu 30 Meter hoch und bildet bis zu 6 Meter lange Fiederblatter aus. Sie hat 
cremefarbige Bliitenrispen und groBe Friichte (Kokosniisse), die in dichten Trauben zwischen den Blattstielen hangen. 
Die Kokospalme kann leicht mit der KonigskokosnuB (Cocos lriityrczceii»r) - falls es sich um eine eigene Art handelt - 
verwechselt werden. 

Droge 

- KokosnuB 

- Kokosmilch (Kokoswasser) 

- Blutungssaft (Toddy); Palmwein (Surf, Tuaco, Vino de coco) 

Zubereitung und Dosierung 

Die erste detaillierte Beschreibung (1692) der Gewinnung des Palmweins aus der KokosnuB stellt die bis heute iiberall in 
Siidostasien und auf den Inseln des Indischen Ozeans angewandte Methode genau dar: 

»Nun folget die Nutzbarkeit des edlen Palmeer-Weines (...) Dieser Wein, so der Saft dieses Baumes ist, welchen die Einwohner 
auf Java Major, die Malabaren, Tuaco, die Hollander aber Surii heiBen, wird nachfolgendermaBen von dem Baume abgezapfet: 
Man schneidet, wenn die Bliite noch seine Langes gewonnen, dieselbe mit einem hierzu gemachten breiten Messer vorne ab und 
stecket solche abgekiirzten Zweiglein in einen Bambus (welcher Bambus fast eines Beines dickes hohles Rohr ist, von welchem 
durchgehends in Indien die Einwohner ihre Hauser zu bauen pflegen) oder aber in einen in der Sonne stehenden oben engen Topf. 
Wenn nun durch ihre Warier oder also genannte Divitores sie besuchet werden, klettern diese schwarzen Affen, wie die 
vierbeinigen, in einigen eingehauenen Stufen eilends hinauf und gieBen das Sura in einen am Leibe festgebundenen Pober oder 
indianische Kiirbis-Schale, zum wenigsten In 24 Stunden zweimal, also friihe, was sich des Nachts, abends, was sich des Tages 
angesammelt hat. (...) Dieses Sura oder Saft, wenn es gleich alsbald frisch getrunken wird, ist iiber alle maBen herrlich und gut 
und siiBe, bevor aus die so um Cannanor oder in dem Konigreich Calicuth, auf der Kiiste C:annera und Malabaren wachsen, 
welche fast so siiBe als ein junger, nur ausgepreBter Most gar annehmlich schmecken. So man dessen ein wenig zuviel trinket, 
bekommet man gar leicht einen Rausch davon.« (MEISTER o.J.: 49*) 

Der Palmwein verandert sich im Laufe eines Tages durch Garung und enzymatische Prozesse erheblich: 
»Der Palmwein, des Morgens geholt, schmeckt etwa bis 10 Uhr wie siiBer Most, allerdings mit dem oligen Beigeschmack der 
KokosnuB, dann fangt er an zu garen und schaumt schneeweiB gegen 12 Uhr iiber den GefaBrand der Flasche oder Bambuspinte, 
in der er offen verwahrt wurde. Abends gegen 3 Uhr ist er dann ein berauschendes Getrank, ein ,Feuerwasser", wie es der 
Eingeborene nennt. (...) Will der Palmbauer die Garung verhindern, so nimmt er etwas Muschelkalk und mischt ihn dem 
Palmensaft bei.« (SCHROTER In HARTWICH 1911:6271 



Wird der Palmwein langer stehen gelassen, fermentiert er zu Palmessig. Die Produktion des Blutungssaftes kann durch Klopfen 

mit einem speziellen Klopfholz oder Knochen auf den Bliitenstand angeregt und vermehrt werden. 

Arrak heiBt der aus dem fermentierten Bliitensaft (toddy, tonwack) destillierte Schnaps (FERNAND( 1970). Auf den Marquesas 

wird aus der vergorenen Kokosmilch ein Branntwein destilliert (Alkohol). Auf der siidlichen Solomoneninsel Rennel Island wird 

ein aus Kokosniissen gewonnenes Getrank kava kava ragangi genannt, enthalt aber - trotz des Namens - kein Piper methysticum 

(HOLMES 1979). 

Kokosflocken sind eine Zutat des Betelbissens ebenso wie der Orientalischen Frohlichkeitspillen. 

Rituelle Verwendung 

In Indien werden Kokosniisse als Opfergaben ins Meer geworfen, um die Geister des Monsuns zu besanftigen. In Guharat wird 
die Palme als Familiengott verehrt. Die Moslems schleudern Kokosstiicke und Kalk iiber die Kopfe Jungvermahlter, um bose 
Geister zu vertreiben. Die Bengalis glauben, daB die Kokosniisse Augen haben und sehen konnen, ob jemand unter der Palme 
liegt, so daB sie nicht auf dessen Kopf fallen (GANDHI und SINGH 1991: 65*). Weil die KokosnuB so groB ist wie ein 
Menschenkopf, wurde sie anstelle von echten Menschenopfern der blutdiirstenden Gottin Bhadrakali (»gliickverheiBende 
Schwarze [G6ttin]«), einer schreckeneinfloBenden Form der Shiva-Gemahlin Parvati, geopfert (GANDHI und SINGH 1991:661. 
Die in Afrika heimischen Yoruba glauben, daB die KokosnuB am Anfang der Schopfung ein reiner, liebevoUer und tugendhafter 
Mensch war, der spater in die Pflanze verwandelt wurde. Deshalb ist die Palme ein heiliger Baum, der verehrt und respektiert 
wird. 

Kokospalmwein hat vor allem in Westneuguinea, aber auch andernorts rituelle Bedeutung: »Palmweintrinken gehort zu gewissen 
gotzendienerischen Zeremonien, im Privatleben aber sind die Palmweinsaufer verachtet und nicht so haufig wie die 
Gewohnheitstrinker bei uns« (SCHROTER In HARTWICH 1911:627*). 
Tmx weiteren rituellen Verwendung siehe unter Palmwein. 

Artefakte 

Aus der KokosnuB wurden in Siidostasien Schnupftabakbiichsen gefertigt (MEISTER o.J.: 48*). Aus den halben Schalen wurden 

und werden in Ozeanien die Kavatrinkschalen hergestellt (vgl. Piper methysticum). 

Die zur Anregung der Saftproduktion benutzten Klopfholzer, pudscha genannt, wurden als Idole angesehen und dementsprechend 

verehrt (HARTLAICH 1911:627*). 

Da die Kokospalme ein Symbol fiir tropische Siidseeromantik ist, wird sie auf vielen Bildern, die ein derartiges Ambiente 

vermitteln woUen; dargestellt. DaB es durch den KokospalmweingenuB inspirierte Kunstwerke gibt, ist moglich, wird aber 

nirgends berichtet. 

Medizinische Anwendung 

Auf Samoa wird die KokosnuB sehr vielseitig als Heilmittel bei Magenproblemen, Verstopfung, offenen Wunden, Kindfieber, 
Tripper, Entziindungen, Augenleiden, Schwangerschaftsleiden und bei Stichen des sehr giftigen Steinfischs (,Synancejcl sp. u.a.) 
verwendet (UHE 1974: 6f.* ). Ahnlich wird sie in der Volksmedizin anderer Siidseeinseln genutzt. Kokosmilch dient in 
Polynesien als Losungsmittel fiir Heilkrauter (WHISTLER 7992; 82). 

In Indien (Karnataka) wird ein Tee aus den zarten Bliitenknospen drei Tage lang jeden Morgen getrunken, um alle 
UnregelmaBigkeiten der Menstruation auszugleichen (BHANDARY et al. 1995: 157* ). Die olige Ausschwitzung erhitzter 
KokosnuBschalen wird in der ayurvedischen Medizin zur Behandlung von Parasiten verwendet (VENKATARAMAN et al. 1980). 
Die Kokosmilch wird bei Gastritis, Magengeschwiiren und Sodbrennen verordnet (UDUPA und TRIPATHI 1983: 64). 
Auf der malaiischen Halbinsel wird die zermahlene Wurzel als Antidot bei einer Vergiftung mit Datura metel verabreicht 
(PERRY und METZGER 1980: 304* ). 

Die Fang von Zentralafrika gewinnen aus der Rinde eine Medizin gegen Zahnschmerzen (AKENDENGUE 1992: 1690. 
Weit verbreitet ist der Gebrauch von Kokosflocken und - Fleisch als Aphrodisiakum so wie zur Behandlung von 
Geschlechtskrankheiten. In Indonesien wird die zu Asche verkohlte NuBschale, mit Wein vermischt, zur Behandlung von Syphilis 
verwendet (PERRY und METZGER 1980: 404* ). In Indonesien hat der erschlaffte oder erkrankte »Venus-Ritter« sein 
geschadigtes Glied in ein Loch in der frischen KokosnuB gehangt und in ihrer Milch gebadet, um zu neuen Kraften zu kommen 
bzw. die eingefangenen Geschlechtskrankheiten zu kurieren (MEISTER o. J.: 46*). In der islamischen Medizin wird der Penis mit 
einem Brei aus frischem Kokosfleisch eingehiillt, um ihm neue Energie zu geben (MOINUDDIN 1984: 96*). Auf den Bahamas 
wird das zarte Kokosfleisch, mitMuskatnuB (Myristica fragrans) vermischt, zur Heilung von »Schwache« eingenommen 
(ELDRIDGE 1975: 314* ). 
Das aus dem getrockneten Endosperm des Samens gewonnene Kokosol ist in der kosmetischen Industrie sehr wichtig. 

Inhaltsstoffe 

Die Pflanze enthalt ein atherisches Ol, Wachs und 01. Im Blutungssaft, der zu Palmwein vergart, sind Proteine, Aschen, 15°/, 
Zucker (Saccharose) und Enzyme enthalten (PERRY und METZGER 1980: 304*, REHM und ESPIG 1996: 74, 89* ). 
In der Kokosmilch der noch griinen Frucht konnte 1,3-Diphenylurea, ein zellwachstumstimulierender Wirkstoff, nachgewiesen 
werden (WONG 1976: 1 10* ). Kokosflocken enthalten Proteine, Kohlehydrate und den Vitamin-B-Komplex. 

Wirkung 

Der aus dem Blutungssaft gewonnene Palmwein hat wegen des geringen Alkoholgehalts - selbst beim GenuB groBer Mengen - 
eine anregende, geradezu erfrischende und belebende, aber ins Rauschhafte tendierende Wirkung. Anders wirkt das aus der Milch 



fermentierte Getrank: vergorne Kokosmilch ist sehr alkoholhaltig: ein Zuviel ruft Vergiftungserscheinungen hervor« (UDUPA 
undTRIPATHI 1983:64). 

Marktformen und Vorschriften 

Kokosniisse sind weltweit im Obst- und Gemiisehandel erhaltlich. Palmwein bekommt man allerdings nur vor Ort, da er nicht gut 
haltbar ist. Arrak kann iiberall in Siidostasien erworben werden. Er gelangt nur selten in den Westen. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Areca catechu, Palmwein 

FE~.RNANI)(), I. 1970 »Arrack, Toddy and Ceylonese NationalIslll«, Ceylon Stitcties seminar 9: 1-33, Colombo. 
VUz.-itiN-RR'AS, P. 1984 »Cocoilut and Other Palin Use in Mexico and the Philippiiles«, Principes 28(1): 20-30. 
HOLNlFs, Lowell h. 

1979 »The Kava Coniplex in Oceania*, Nein Pacific 

4(5): 30-33. 
U1)UPA, K. N. UN 1) S. N. TRlPATEil 1983 NatUrlic he Hellkrafte, Eltville ain Rhein: Rheillgauer Verlagsgesellschaft. 

VENKATARANIAN, S., T.R. RAhlANL%lA;%l Lind V.S. VENKATASLIBBU 1980 »AntifLiiigal Activity of the Alcoholic Exti-act of Coconut Shell - Cocos 
rttcci/~ra /..«, jc~ttrttal o -Ethnophartnacology 2: 291-293. 
WE-IISTLER, Arthur 1992 Polytiesian Herbal Medicine, Lawai, Kauai, Hawaii: National Tropical Botanical Garden. 



Coffea arabica Kaffeestrauch 

Familie 

Rubiaceae (Rategewachse); Cinchonoideae, Tribun Coffeeae 

Formen und Unterarten 

In den Bergwaldern Athiopiens kommt die Varietal Coffea arabica L. var. abyssinica A. CHEV. (Wildform) vor. Es werden im 

Prinzip zwei aus friihen arabischen Plantagen stammende Varietaten kultiviert: 

C:offca arabica L. var. arabica (= var. typt ca CRAMER) 

Coffea arabica L. var. bourbon (B. RoDR.) CHOUSSY 

Es sind sehr viele Mutanten und Kulturformen beschrieben worden. Von wirtschaftlichem Interesse sind folgende: 

Coffea arabica L. cv. Caturra (gedrungener Wuchs, ertragreich) 

Coffea arabica L. cv. Mundo novo (sehr guter Ertrag) 

Cofjea arabica L. cv. Catuai vermelho (rote Friichte) 

Cof-ea arabica L. cv. Catuai amarelo (gelbe Friichte) 

Coffea arabica L. cv. Mragogipe (gigantische Form) 

Coffea arabica L. cv. Mokka (sehr kleinwiichsig) 

Die letztgenannte Kulturform, die auch unter der Bezeichnungen Mokha oder Moka bekannt ist, wurde auch als Varietal 

beschrieben: 

Co/fea arahica L. var. niokka CRAMER 

Synonyme 

Cotfea IcillrifOlia SALISB. Co%fca niaurltlana ROST. non LAMK. ~,Otf L'li vulgaris MOENCH jliStillilUill liraUlClilfl lallrl 
folia DE JUSS. 

Volkstiimliche Namen 

Arabian coffee, Arabica coffee, Arabica-Kaffee, Arabischer Kaffee, Bergkaffee, Bun (Jemen), Buna (»Wein«), Buni (Athiopisch), 
Cabi, Cafe, Cafeier, Cafeiro, Cafeto, Chia-fei (Chinesisch), Coffa, Coffee, Coffee tree. Common coffee, Kaffeebaum, 
Kaffeepflanze, Kahawa (Swahili), Kahwa (Arabisch), Kahwe (Tiirkisch), Kahweh, K'hoxweeh (Navajo), Koftie (Hollandisch), 
Kopi, Qahiia, Qahwa (Arabisch »Wein«), Qahwe 

Geschichtliches 

Lange bevor der erste Kaffee gebriiht wurde, wurden in Afrika die Beeren des Kaffeestrauches als stimulierendes Anregungsmittel 
gekaut (ca. im 6. Jh.). Das Kaffeetrinken wurde spater als das Katkauen (siehe Catha edulis) entdeckt. Der Name Kaffee wird 
manchmal von dem arabischen Wort gahwe, »Wein«""', abgeleitet; aber der arabische Name fiir den Kaffee, kahwa, geht 
vermutlich eher auf den Ortsnamen Kafa (In Athiopien) zuriick. In Athiopien wird iiber die Entdeckung des Kaffees dieselbe 
Geschichte wie iiber die Entdeckung des Kat im Jemen erzahlt. Ein Ziegenhirte sah, wie seine Ziegen aufgeregt umhertollten, 
nachdem sie vom Kaffeestrauch gefressen hatten. Er nahm einige der Bohnen und iibergab sie dem Priester des Dorfes. Der 
experimentierte damit herum, bis er ihre stimulierende Kraft erfuhr und damit die langen Gebete besser rezitieren konnte 
(MERCATANTE 1980: 171 *). Der KaffeegenuB ist erstmals im 12. Jahrhundert fiir den Jemen erwiihnt (MEYER 1965: 137). 



Der Kaffee wurde von den afrikanischen Sufis, Angehorigen mystischer Geheimgesellschaften im Islam, sehr geschatzt, denn er 
ermoglichte ihnen, nachtelang ihren mystischen Ritualen zu fronen, ohne einzuschlafen, und leichter die religiose Ekstase zu 
erreichen. Die Sufis und wandernden Derwische haben stark zur Verbreitung und Popularisierung des Kaffees beigetragen. 
Im 16./17. Jahrhundert ist der Kaffee nicht nur in Europa, sondern auch an der afrikanischen Swahilikiiste bekannt geworden 
(SHEIKH-DILTHEY 1985: 253). In Europa wurde der Kaffee begeistert aufgenommen, als AUheilmittel gepriesen und als 
Aphrodisiakum benutzt (MULLER 1981). Botanisch voUstandig wurde die Pflanze erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts 
beschrieben (MEYER 1965: 142). 

Kaffee ist heutzutage vermutlich das weltweit meistgetrunkene stimulierende Getrank (MORTON 1977: 356*). Damit gehort der 
Kaffeestrauch zu den kulturell wichtigsten psychoaktiven Pflanzen iiberhaupt. 

Der Kaffee hat aufgrund seiner okonomischen Bedeutung oft zu heftigen Auseinandersetzungen Lind kriegerischen Aktionen 
gefiihrt. In Puebla (Mexiko) ist in den zwanziger und dreissiger Jahren wegen Kaffee ein regelrechter »Hexenkrieg« 
ausgebrochen, bei dem iiber hundert Nahuatindianer starben (KNAB 1995* ). 

Verbreitung 

Der Kaffeestrauch stammt wahrscheinlich aus Abessinien, also dem siidwestlichen Athiopien (SCHNEIDER 1974 I: 3430, denn 
dort ist er heute noch heimisch (BAUMANN und SEITZ 1992: 927, MEYER 1965). Inn Sudan sind auch Wildpflanzen 
beobachtet worden. 

Anbau 

Der Kaffeestrauch benotigt zum Gedeihen tropisches Klima und vertragt keinen Frost. Er muB im Halb- oder Ganzschatten 
gezogen werden. Wenn man ihn in unseren Breiten anpflanzen mochte, gelingt dies nur als Kiibelpflanze bzw. 1111 tropischen 
Gewachshaus. Die Samen werden auf torfhaltige, sandige Aussaaterde gelegt; sie sollen nicht mit Erde iiberdeckt, sondern nur am 
Boden angedriickt und standig feucht gehalten werden. Die unregelmaBig verlaufende Keimdauer ist recht unterschiedlich, meist 
liegt sie zwischen 2 und 4 Wochen (bei 25 bis 30° C! ). Die gekeimten Samen oder Samlinge konnen pikiert und in die 
vorgesehenen Kiibel gesetzt werden. Oft diingen und gut wassern. Die Aussaat kann im Prinzip das ganze Jahr iiber erfolgen, ist 
jedoch dem Biorhythmus der Pflanze entsprechend am sinnvoUsten zwischen November und Januar. Nach etwa dreijahriger 
Kultur bringt der Strauch erstmals Friichte hervor, die Kaffeebohnen enthalten. 

Der Kaffeeanbau ist in vielen tropischen Landern verbreitet und bildet fiir zahlreiche sogenannte Drittweltlander eine okonomisch 
wichtige Einkommensquelle. AuBerhalb Afrikas liegen die bedeutendsten Anbaugebiete in Mexiko (Chiapas), Guatemala, 
Nicaragua, Kolumbien und Brasilien. Im tropischen Afrika wird auch die nah verwandte Art Cojfea liberica BULL, als Lieferant 
von Kaffeebohnen angebaut. Auch der Robustakaffee wird in Afrika in groBerem MaBe kultiviert. Cojfea canephora liefert etwa 
20% des Weltbedarfs an Kaffeebohnen; 80% stammt von Cojfea arabica (BAUMANN und SEITZ 1992: 928). 

Aussehen 

Der mehrjahrige Kaffeestrauch wird bis zu ca. 4 Meter hoch, hat eine dichte Belaubung mit 2 bis 3 Jahre ausdauernden, 
glanzenden Blattern (6 bis 20 cm lang, 2,5 bis 6 cm breit). Die weiBen, sternformigen Bliiten (ca. 3 mm langer Kelch) stehen in 
dichten Knaueln von 10 bis 20 Stiick und verstromen einen feinen, kostlichen Duft, der entfernt an Jasmin (Jasminum sp.) 
erinnert. Die griinen, ovalen Friichte (Beeren) werden beim Reifen leuchtend rot (nur die Kulturformen cv. Catuai amarelo bildet 
gelbe Beeren aus). 

Die Gattung Cojfea umfaBt ca. 90 Arten, von denen viele dem Kaffeestrauch ahneln. Co ffea arabica sieht zwei tropischen Arten, 
Cojfea congoensis FROEHN. und Cojfea ellgetiioides S. MOORE, sehr ahnlich und kann leicht mit diesen verwechselt werden 
(MEYER 7965; 138). 

Andere kaffeeliefernde Coffea-Arten 

(Nach BAUMANN und SEITZ 1992, MEYER 1965; er- 
ganzt) 

Handelsname Stammpflanze 

Kongokaffee Cojfea canephora PIERRE ex FROEHNER 

[syn. C arabica L. var. stuhlmannii 

WARB., C. bukobensis ZIMM., 

C laurentii DE WILD., 

C niaclatidii A. CH EV., 

C ugandae CRAMER, 

C welwitschii PIERRE ex DE WILD.] 

Robustakaffee Cojfea canephora var. canephora 

[syn. Coffea robusta LIND.] 

Ngandakaffee Cojfea canephora var. nganda HAARER 

[syn. Coffea kouiloiiensis PIERRE 

ex DE WILD.] 
Liberiakaffee Coffea liberica BULL ex HIERN 

Inhambanekaffee Coffea racemosa LoUR. 
Regenwaldkaffee Cojfea dewevrei DE WILD, et DUR. 



Droge 

- Samen (Kaffeebohnen, Semen Coffeae, Coffeae semen, Griiner Kaffee) 

- Gerostete Kaffeebohnen (Coffeae semen tostae) Die gerosteten Kaffeebohnen miissen gut verschlossen, dunkel und vor 
Feuchtigkeit geschiitzt aufbewahrt werden. 

Zubereitung und Dosierung 

Nachdem die reifen Friichte (Kaffeekirschen, Kaffeebeeren) von Hand geerntet wurden, werden sie in einer 3 bis 4 cm dicken 

Schicht zum Trocknen in der Sonne ausgebreitet. Die ausgebreiteten Friichte werden oft, manchmal mehrmals taglich geharkt. 

Nach 3 bis 4 Wochen sind die Friichte vollstandig trocken. Die Bohne liegt jetzt lose in der Fruchtschale, die nun von Hand 

abgerieben oder maschinell (mit sog. Huller) geschalt werden. Die Samen miissen zum Kaffeebriihen gerostet werden. Dazu 

werden die griinen Kaffeebohnen nach den verschiedensten Verfahren entweder auf Ton- oder Metallplatten iiber dem Feuer oder 

mit industriellen Maschinen unterschiedlich lange gerostet. Aus dem Rostvorgang ergibt sich das Aroma, das fiir die 

Handelsqualitat sehr wichtig ist. 

Die gerosteten Bohnen werden grob zerkleinert, mit kochendem Wasser zehn Minuten aufgebriiht oder in Wasser ein paar 

Minuten ausgekocht. Diese Methoden sind in Afrika und Skandinavien verbreitet. Meist werden die gerosteten Kaffeebohnen 

gemahlen und in einen Filter oder eine entsprechende Kaffeemaschine gegeben. Das kochende Wasser wird langsam 

daraufgegossen. 

Eine normale Tasse Kaffee, die aus 5 g Filterkaffee und 300 cm j Wasser gebriiht wurde, enthalt 70 bis 80 mg Koffein (RoTH et 

al. 1994: 2480. Bei doppeltem Espresso"" liegt der Gehalt bei ca. 250 mg Koffein. Wird so viel Kaffee konsumiert, daB taglich 1,5 

bis 1,8 g Koffein aufgenommen werden, kann es zum »Coffeinismus« kommen (BAUMANN und SEITZ 1992: 935). Dennoch 

soil es Leute geben, die pro Tag bis zu fiinfzig Tassen starken Kaffee trinken. Zu ihnen gehorte der franzosische Dichter Voltaire 

(HUCHZERMEYER 1994). 

In Afrika wird der Kaffee meist mit Kardamom gewiirzt (dawa ya chai, »Teemedizin«), fiir Heiltranke auch mit Ingwerwurzeln 

(Zingiber of cinale) versetzt. Fiir medizinische Zwecke werden in Afrika 10 bis 12 gerostete Kaffeebohnen fiir einen Heiltrank 

aufgegossen. Werden sie fiir medizinische Zwecke gekaut, nehmen Kinder 1 bis 2 Bohnen, Erwachsene 7 oder bis zu 12 bis 14 

Stuck (SHEIKH-DILTHEY 1985: 254). 

Fiir ein Purgativ, das an dem Tag nach der Entbindung verabreicht wird, nimmt man folgende Zutaten: 

5 Tassen Wasser 

»sehr viel« zerstampfte Kaffeebohnen 

2 Betelblatter (Piper betle) 

1 Loffel getrocknetes Dillkraut (Anethum graveolens) 

1 Teeloffel Ajwan-KUmmel [ Trachysperllllilil ainrnl (L.) SPRAGUE] 

2 Zimtstangen 

5 Kardamomfriichte [ Elettaria cardanionium (L.) MATON] 

5 Gewiirznelken (Syzygililii aromaticum) 

2 Teeloffel Melasse (aus Zuckerrohr) 
Alle Zutaten werden zerkleinert und mit dem Wasser aufgekocht. Beim Abseihen bleiben etwa zwei Tassen iibrig (SHEIKH- 
DILTHEY 1985: 255). 

In Athiopien und anderen afrikanischen Landern werden auch die getrockneten und/oder gerosteten Blatter des Kaffeestrauchs 
zerkleinert, mit Wasser ausgekocht und mit etwas Milch versetzt, gesiiBt oder gesalzen getrunken. Ein AufguB aus den Blattern 
oder Fruchthiilsen heiBt in Athiopien hoja und wird mit Milch getrunken (WELLMAN 1961 ). 

Als Kaffee-Ersatz dienten verschiedene andere stimulierende Pflanzen, z.B. Ilex guayusa, aber auch die gerosteten Samen von 
Abrus precatorius. Die gerosteten Wurzelknollen der Wegwarte (Cichorium intyl)us L. var. scitii,ti»i LAM. et DC.), die allerdings 
keine stimulierenden oder psychoaktiven Wirkstoffe enthalten, liefern den Zichorienkaffee (REHM und EsPIG 1996: 2550. Iln 
Jemen und umliegenden Landern wird auch ein AufguB aus getrockneten Katblattern als Kaffeesubstitut verwendet (siehe Catha 
edulis). Als Kaffee-Ersatz oder auch als Verfalschung dienen Lowenzahnwurzeln (Iill-iIxi%CIII%I 0%flCilll71C WEBER), 
Feigenfriichte (Fictts carica L.), Zuckerriibenwurzel (Beta v«Igaris L.), Lupinensamen (Lupinus spp.), Roggenkorner (Secale 
cereale I..) und Gerstenkorner (Hordeum distichon L.). Mane he Psychotria spp. werden »wilder Kaffee« genannt und sollen 
ehemals auf Jamaika und anderen Karibikinseln als Kaffeesubstitut gebraucht worden sein. 

Rituelle Verwendung 

In Ostafrika glaubt man, dal3 in den Kaffeebohnen Geister wohnen und dal3 sie deswegen magische Krafte in sich haben, die 
durch Rituale und Beschworungen nutzbar gemacht werden konnen. Der arabischen Legende nach wurde dem kranken 
Mohaillllled vom Erzengel Gabriel der erste Kaffee zur Genesung gereicht (BRUNNGRABER 1952: 1280. Deshalb ist er heilig 
und wird Im Islam als Zeremonialtrankbenutzt. In Swahililand wird bei alien religiosen Riten, beim abendlichen Koranlesen und 
bei mitternachtlichen Gottesdiensten in den Moscheen reichlich Kaffee getrunken (vermutlich, um bei dem Sermon nicht 
einzuschlafen): 

»Das groBte der islamischen Feste an der Swahilikiiste ist Maulidi al Nabi, das Geburtstagsfest des Propheten. (...) Hierzu 
sammeln sich in den groBeren Stadten Menschen aller ethnischen Gruppierungen und nehmen an den Prozessionen durch die 
Stadt teil, die von Musikantengruppen angefiihrt werden und religiose Lieder zum Preise Muhammeds singen. Wenn es dunkelt, 
treffen die Festziige auf einem groBen Platz vor einer Moschee zusammen. Im Schein von Fackeln oder Gliihbirnen, in den Duft 



von Ubani (Weihrauch [vgl. BoswelUa sacra)) gehiillt, werden nun alle den Vorbetern bis tief in die Nacht lauschen, die die 
Lebensgeschichte Muhammeds in Prosa oder Dichtung rezitieren. Hierbei wird Gewiirzkaffee ausgeschenkt und von alien 
Anwesenden getrunken.« (SHEIKH-DILTHEY 1985: 255) 

Der Gebrauch von Kaffee zur Unterstiitzung der Gebete, Meditationen und geheimen Rituale war bei vielen Sufiorden von groBer 
Bedeutung. 

Die Gebrauche des Kaffeetrinkens in den Wiener Kaffeehausern haben auch einen rituellen Charakter, werden aber von den 
Kaffeetrinkern gewohnlich nicht als Rituale verstanden (THIELEDOHRMANN 1997, WEIGEL et al. 1978). Auch der magische 
Gebrauch des Kaffees hat sich in gewissen Kreisen im Kaffeesatzlesen, einer sehr volkstiimlichen Orakelmethode, erhalten. Fiir 
viele Menschen im Westen ist das morgendliche Kaffeebereiten ein kleines, personliches Ritual geworden, um sich auf den Tag 
vorzubereiten. Viele Kaffeetrinker sind vor dem Morgenkaffee auch »offiziell« nicht ansprechbar, d.h., der Kaffee offnet die 
Menschen fiir die Welt. Auch die Kaffeekranzchen und die Kaffeepausen bei der Arbeit haben rituellen und sozialintegrativen 
Charakter. 

Artefakte 

Kaffee hat als stimulierende, wachmachende Arbeitsdroge indirekt sicherlich viel zur S chaff en skraft kreativer Kiinstler 
beigetragen. Viele Musiker haben sich von Kaffee inspirieren lassen. Wenn man dem amerikanischen Komponisten Frank Zappa 
(1940-1993), der von vielen Musikliebhabern als psychedelischer Musiker verehrt wird, glauben kann, war fiir ihn Kaffee (neben 
Zigaretten) die »Grundnahrung«, die Grundlage seiner musikalischen Produktivitat. Das groBte musikalische Werk, das dem 
Kaffee gewidmet ist, ist die ganz weltliche »Kaffeekantate« von Johann Sebastian Bach (1685-1750), die u.a. zur Auffiihrung in 
Kaffee- und Teehausern komponiert wurde. Bekannt ist auch die Hymne »Cigarettes And Coffee« des Rockbarden Jerry »Captain 
Trips« Garcia (1942-1995) (Soundtrack zum Film Slnoke, 1995) sowie die Crossover-Ballade »Caffeine« von der Heavy-Metal- 
Band Faith No More (auf dem Album Angeld lest, 1992) 111'. 

Die kiirzlich publizierte Anthologie Music for Co ffeeshops (Dreamtime Records, 7995 ), die Maxi-Single ~otf-e Shop (von der 
Crossover-Band Red Hot Chili Peppers, WEA, 1996) und das Album Locked Ilia Dutch Coffeesllop (von EUGENE 
CHADBOURNE und JIMMY CARL BLACK, ca. 1993) beziehen sich nicht auf echte Kaffeehauser, sondern auf die beriihmten 
hollandischen Coffeeshops, in denen quasi legal Haschisch und andere Hanfprodukte (Cannabis indica) verkauft werden. 

Medizinische Anwendung 

In Afrika werden gerostete Kaffeebohnen bei Kopfschmerzen, Malaria und allgemeiner Schwache gekaut (SHEIKH-DILTHEY 

1985: 254). In Arabien wird der Kaffeesatz volksmedizinisch bei Dysenteric (Ruhr) gegessen oder auBerlich auf eitrige Wunden 

und Entziindungen gelegt (BAUMANN und SEITZ 1992: 930). Auf Haiti werden Dekokte aus den gerosteten Kaffeebohnen bei 

Hepatitis, Leberbeschwerden, Odemen, Anamie und Schwachezustanden getrunken (BAUMANN und SEITZ 1992: 934). 

In den USA wird im paramedizinischen Bereich behauptet, daB Kaffeeklistiere, die alle zwei Stunden verabreicht werden miissen, 

Krebs heilen konnen. Diese Therapie wird meist von Krebspatienten anderen Mitpatienten empfohlen. Dabei ist es mindestens 

zweimal zu Todesfallen gekommen (EISELE und REAY 1980). 

In der Homoopathie ist »Coffea - Kaffee« ein wichtiges Mittel; es wird aus einer Tinktur der ungerosteten Samen gewonnen 

(SCHNEIDER 1974 I: 3451. Aber auch Zubereitungen aus den gerosteten Kaffeebohnen (Coffea arabica tosta hom. HAB]) 

kommen, u.a. bei Neuralgien und Schlafstorungen, zur Anwendung (BAUMANN und SEITZ 1992: 936). 

Inhaltsstoffe 

Die griinen Bohnen enthalten Purinalkaloide. Neben 0,58 bis 1,7% Koffein und nur geringen Konzentrationen an Theobromin 

(vgl. Theobroma cacao), Theophyllin, Paraxanthin, Theacrin, Liberin und Methylliberin. Daneben enthalten sie 5,5 bis 7,6% 

Chlorogensauren, davon 60 bis 80% 5Caffeoylchinsaure. Ein Teil des Koffeins ist an die Chlorogensaure gebunden. In der Bohne 

sind ca. 16% Kaffeeol mit Diterpenalkoholen enthalten. Im Kaffeewachs kommen Fettsaurederivate des 5Hydroxytryptamins vor 

(BAUMANN und SEITZ 1992: 931). In den griinen Kaffeebohnen sind auch Konzentrationen von 3% Koffein festgestellt worden 

(ROTHetal. 1994:2480. 

Durch das Rosten der Samen nimmt der Koffeingehalt fast gar nicht ab, aber die Chlorogensaure wird bis auf 10% ihrer 

anfanglichen Konzentration reduziert. Durch das Rosten entstehen auch neue Verbindungen, z.B. Nikotinsaure, 5-Hydroxyindole, 

Alkane, Trigonellin und polymere Pigmente, die fiir die braune Farbung der Bohne verantwortlich sind. Wodurch das typische 

und fiir die Handelsware ausschlaggebende Kaffeearoma gebildet wird, ist noch unbekannt. Der durchschnittliche Koffeingehalt 

des gerosteten Kaffees Uegt bei 1% (BAUMANN und SEITZ 1992: 932f.). 

Die rote Pigmentierung der Friichte geht auf Antho~yanine mit dem Aglykon Cyanidin zuriick. In der Fruchthiille (Pulpa) sind 

reichUch Gerbstoffe vorhanden (BAUMANN und SEITZ 1992: 928). 

Ob die Blatter Koffein, andere Purine oder Chlorogensaure enthalten, ist unbekannt (ROTH et al. 1994: 248 ). 

Wirkung 

Kaffee wirkt stark stimulierend, macht wach, beschleunigt den Herzschlag, regt die SchweiBbildung an. In einer gewissen 
Dosierung, die individuell verschieden und vom Grad der Gewohnung abhangig ist, wird die geistige Fahigkeit gefordert. Er 
verbessert oft die Herztatigkeit und die Urinausscheidung. Bei sehr hohen Dosen kann es zu starken Wahrnehmungsstorungen, 
Zittern, Nervositat und Schlafstorungen kommen. Die Diskussion um die wohltatige oder schadigende Wirkung des Kaffees auf 
die Gesundheit ist anscheinend nicht abgeschlossen und stets Gegenstand popularer Medien und Gesundheitsapostel. Die 



Chlorogensaure ist fiir den »Sauregehalt« des Kaffees verantwortlich und bewirkt in groBen Mengen einen sauren Magen mit 
Sodbrennen, stechenden Schmerzen und eventuell folgenden Magengeschwiiren (ROTH et al. 1994: 2481. 
»FaBt man die Ergebnisse der recht umfangreichen Forschung zu den Akuteffekten des Coffeins wie zu den Langzeitwirkungen 
des Alltagskaffees zusammen, muB man den Kaffee unter die harmlosesten aller Drogen einstufen«, resiimiert ein 
Ernahrungswissenschaftler (HUCHZERMEYER 1994). 

Marktformen und Vorschriften 

Keimfahige Samen (in Keimschutzpackung) sind im Blumen- und Samenhandel erhaltlich. Fiir Kaffeebohnen gelten lediglich die 
jeweiligen Lebensmittelverordnungen. Es sind verschiedene Sorten Kaffee erhaltlich. Besonders geschatzt wird der 
kolumbianische Kaffee, der tiirkische Mokka, der italienische Espresso. Zudem gibt es auch koffeinfreie, also nachtraglich 
entkoffeinisierte Handelsware. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Koffein 

BAUMANN, Thonlas W. und Renate SEIT? 

1992 »Coffea«, in: Hagers Handbuch der phcartncazeu- 

tischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 4: 926-940, Berlin: 

Springer. EISELE, John W. und Donald T. REAY 

1980 »Deaths Related to Coffee Eiieraas«, Journal of 

the American Medical Assoc Tation 244(14): 

1608-1609. 

HABERLAND, Elke 1981 »Kaffee in Athiopien«, in: G. VOLGER (Hg.), Rauch und Realitat, Bd.2: 492-495, Koln: Rautenstrauch-Joest-Museum. 

HENTSCHEL, Kornelius 1997 Geister, Ma gier Und Muslime: Ddlrlonenwelt und Geisteraust re lining irre Islam, Miinchen: Diederichs. 

HUCHZERMEYER, Hans 1994 »Kaffee: Wirkungen einer alltaglichen „Drohnung«„, in: Kostlichkeiten: Vorl »sirirlvollerrl« Essen und Trillkell 

(Jubilaumsschrift), Minden: Institut fiir Ernahrungsmedizin. 

JACOB, Heinrich Eduard 1934 Sage Und Sie~zleszicg des Kaffe es, Hamburg: Rowohlt. 

MEYER, Frederick G. 1965 »Notes an Wild Cofea arabica from Southwestern Ethiopia, with some Historical Considerations*, Ecorlorrlic Botany 19: 136-151. 

MULLER, Irnlgard 1981 »Einfuhrung des Kaffees in Europa«, in: G. VOLGER (Hg.), Rauch I ind Realitat, Bd.l: 390-397, Koln: Rautenstrauch-Joest-Museum. 

SCHNYDER-V. WALDKIRCH, Antoinette 1988 Wie Europa den Kaffee entdeckte: Reisebericht der Barockzeit als Quellen zur Geschichte des Kaffees, Ziirich: 

Jacobs Suchard Museum. 

SHEIKH-DIUI'HEY, Helmtraut 1985 »Kaffee, Heil- und Zeremonialtrank der Swahilikuste«, Curare, Sonderband 3/85: 253-256. 

SYLVAIN, Pierre G. 1958 »Ethiopian Coffee: Its Significance to World Coffee Problems*, Economic Botany 12: 111130. 

THIELE-DOHRMANN, Klaus 1997 Europiiische Kateehauskultur, Zurich und Dusseldorf: Artetuis & Winkler. 

WEIGEL, Hans, Werner J. SCHWEIGER und Christian 1 3RANDSTATTER 1978 Das l~Vierler Ka/feellalls, Wien, Munchen, Zurich: Verlag Fritz Molden. 

WELLMAN, F.L. 

1961 Cof%c~e, London: Leonard Hill. 



Cola spp. (Cola acuminata und C. nitida) Kolabaum 

Familie 

Sterculiaceae (Sterkuliengewachse); Tribus Sterculieae, Subtribus Sterculiinae 

Formen und Unterarten 

Die beiden bedeutendsten Baume, die Kolaniisse liefern, sind so ahnlich, daB sie eigentlich nur an der Struktur der Kolaniisse zu 

erkennen sind: 

Die Gattung Cola umfaBt 50 bis 60 Arten, von denen manche eine Bedeutung als GenuBmitt~ Arznei oder Ritualdroge gewonnen 

haben. 

Volkstiimliche Namen 

Abata Kola, Abe, Afata, Ajauru, Ajo pa, Al mur, Alie a uke, Aloko, Alou, Ang-ola, Apo, Ashaliya, Atara, Ataras, Atarashi, 
Awasi, Awedi, Ballay Cornu, Bar ni da mugu, Bese, Bese-fitaa (»WeiBe Cola«), Bese-pa (Ghanesisch »gute Cola«), Bese bene ( 
»K6nigs-Cola« ), Bese koko ( »Rote Cola« ), Bese kyem, Besi, Bichy nuts, Bise bene, Bise kyem, Bise pa ( »Gute Cola«), Bisi, 
Bisi tur, Bisihin, Bissy, Bitter Cola, Bobe, Buesse, Buesse, Burduk'u, Bare, 'Bari, Chigban, Chousse, Cola, Cola tree, Colatier, 
Dabo, Daushe, "Dan agyaragye, "Dan agyegye, "Dan badum, "Dan katahu, Dibe, "Dan kataku, "Dan kwatahu, "Dan laka, "Dan 
richi, Doe-fiah, E esele, Ebe, Ebi, Egin-obi, Ehousse, Ehuese, Ereado, Erhesele, Eseri, Evbe gabari, Evbe gbanja, Evbere, Evbi, 
Eve, Evi, Ewe, Ewese, Fakani, Farafara, Farsa, Fatak, Fecho, Fetjo, Gabanja, Gandi, Ganjigaga, Gazari, Ge, Go (»NuB«), Godi 
(»Baum«), Godoti, Gola, Gonja, Gooroo nuts, Gor, Gore, Goriya, Goro, Gorohi, Goron "yan k'asa, Gotu, Gotu kola, Guere, Guere, 
Guiti, Guli, Gura, Gura nuts, Guresu, Guresu, Guro, Gwanja, Gwe, Gwolo, Hak'orin karuwa, Halon, Halou, Hannunruwa, Hapo, 
Hure, Hure, Ibe oji, Ibi, Ibong, Ihie, Inkurrna, JOuro, Kanu, Kanwaga, Ko-tundo, Kobe, Kola, Kola nut tree, Kolabaum, Kolai, 
Kolaxai»e, Kui, Kuruo, K'waryar goro, K'waryar yaraba, K'yarik'yambishi, K'yanshe, Labuje, Labure, Lou, Maandin, Mabanga, 
Marsa, Mbuesse, Mbuesse, Minu, Na fo (»WeiBe Cola«), Na he (»Rote Cola«), Nafo, Nahe, Nata, Ngoro, Ntawiyo, Ntawo, Obi, 
Obi (Yoruba)"", Obi abata. Obi gbanja. Obi gidi, Oji, Oji ahia, Oji aniocha, Oji anwe, Oji inenabo, Oji odi, Oji tigo, Ornbene, 
Oro, Oue, Oue, Oure, Oure", Sandalu, Saran-waga, Siga, Suture, Tino uro, Tohn-we-eh, Toli,'I61o, Toloi, Togo, Tshere,I'ugule, 
Tugure, Tugwi, Tui, Ture, Tutugi, Uro, Vi, Wa na. We na. We na, We-eh, Wobe ihie. Wore, Woroe, Wuro, Yetou 



Die volkstiimlichen Namen gelten fast immer fiir beide Cola spp. (AYENSU 1978: 255 ). 

Geschichtliches 

Die in Westafrika heimische KolanuB (Cola nitida. Cola acununata) war urspriinglich den Gottern vorbehalten. Bei einem Besuch 

auf der Erde wurde ein Stiick vergessen, das die Menschen aufsammelten. Kolaniisse wurden wegen ihrer stimulierenden Kraft als 

Zaubermittel, Amulette und Aphrodisiakum verwendet. Heute spielen sie noch im religiosen und sozialen Leben vieler 

westafrikanischer und zentralafrikanischer Kulturen eine zentrale RoUe. 

In Europa wurde die KolanuB erst in der zweiten Halfte des 16. Jahrhunderts bekannt; 1865 wurde in den Samen Koffein entdeckt 

(SCHNEIDER 1974 I: 346 ).Die erste Beschreibung der Kola stammt von Clusius (1605). Um 1680 wurden die ersten 

Kolaplantagen in Westindien angelegt (SCHRODER 1991: 1 191. Die Stammpflanze blieb dennoch lange unbekannt 

(SCHUMANN 1900). 

Aus dem KolanuBextrakt wurde mit Coca-Blattern (Erythroxylum novogranatense) die originale Coca-Cola, die ein stark 

psychotropes Getrank war, hergestellt. 

Verbreitung 

Die Gattung Cola stammt urspriinglich aus dem tropischen Westafrika. Cola acuminata kommt von Togo bis Angola, Cola nitida 
von Liberia bis zur Elfenbeinkiiste sowie in Senegal und Nigeria vor. Durch Anbau haben sich beide Arten in tropische Zonen der 
Neuen Welt und Siidostasiens verbreitet. 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht mit den aus der Mitte der Frucht stammenden, groBen, unbeschadigten Samen. Sie werden zum 

Keimen ohne weitere Behandlung in gut befeuchtete Saatbeete gelegt oder direkt an die Erde angedriickt. Die Samen keimen nach 

3 bis 5 Wochen. Der Baum kann auch mit Stecklingen von WurzelschoBlingen vermehrt werden (EiJNATTEN 1981). Zum 

Anbau eignet sich besonders gut die Varietat Cola acuminata var. trichandra K. SCHUM. (SEITZ et al. 1992: 941). 

Kola wird heute auch in der Gegend von Bahia (Brasilien) zur Verwendung im afrobrasilianischen Candomblekult angebaut 

(VOEKS 1989: 1260. 

Die Kolabaume benotigen ein feucht-warmes, tropisches Klima und gedeihen besonders gut im Regenwald. Sie bevorzugen 

Schwemmlandboden und Humuserde. 

Aussehen 

Der immergriine, bis zu 25 Meter hohe Baum bildet blaBgelbe, purpurn gestreifte Bliiten und sternformige Sammelfriichte mit 
groBen, holzigen Samenhiilsen aus. Die wechselstandigen Blatter von Cola nititla sind glanzend hellgriin, die von Cola 
ciclltrlitiata ledrig dunkelgriin. Die ledrig-holzigen, bis 3 kg schweren Friichte (sogenannte Balgfriichte) enthalten die groBen (bis 
3 cm), von einer schleimigen Schicht umhiillten Samen mit 2 (C. nitida) oder 4 bis 6 Keimblattern (C clcilllliliata), die 
sogenannten »Kolaniisse«, die sich beim Trocknen rotbraun verfarben. Die Cola- Arten bliihen in den Tropen das ganze Jahr iiber, 
mit der Hauptbliite am Beginn der Regenzeit. 

Die beiden Arten C acuminata und C nitida konnen leicht init der tropischen Art Cola qllirlq.lieloba (K. SCHUM.) GARCKE 
sowie anderen Cola spp. verwechselt werden. 

Droge 

Sannen (»Niisse«, Semen Cola, Semen Colae, Colae seinen, Cotyledones colae. Embryo colae, Nuces Sterculiae, Nux colae) 

Zubereitung und Dosierung 

Kolaniisse sind die von der Samenschale befreiten, getrockneten Samenkerne, also der Keimling oder Embryo der Pflanze. Im 

pharmazeutischen Handel diirfen nur die Samen von Cola acununata und Cola nitida als Kolaniisse bezeichnet werden (SEITZ et 

al. 1992:942). 

Die Samen werden durch Aufbrechen der Balgkapseln von Hand aus den Friichten befreit. Die an ihnen haftende, weiBe 

Samenschale wird verschiedentlich entfernt. Entweder legt man die Kolaniisse iiber Nacht in Wasser und zieht am Morgen die 

gequollene Hiille ab, oder man laBt die Kolaniisse in groBen Haufen 5 bis 6 Tage antrocknen. Sobald sich der Samenmantel 

braunt, zersetzt er sich. AnschlieBend miissen die Niisse nur noch gewaschen werden. Manchmal werden die frisch geernteten 

Kolasamen auch in Termitenhiigel gelegt. Die Termiten fressen fein sauberlich den Samenmantel ab, riihren die KolanuB aber 

nichtan (SCHRODER 1991: 123' ). 

Die bitteren, roten und weiBen Samen werden zum Teil auch frisch gekaut (BREMNESS 1995: 501, meist aber in Wasser 

eingelegt (damit sie weich bleiben) oder an der Sonne getrocknet. 

Als mittlere Tagesdosis gelten 2 bis 6 g bzw. bei drei Gaben taglich jeweils 1 bis 3 g (SETZ et al. 1992: 944). Aus den Niissen 

werden auch Extrakte, Tinkturen und Weinausziige hergestellt, die je nach Aufbereitungsart erhebliche Schwankungen in der 

Wirkstoffkonzentration aufweisen konnen. 

Cola-Verfalschungen oder Cola-Ersatz 

Die Droge wird zum einen durch die Samen minderwertiger (d.h. koffeinarmerer) Cola-Arten zum anderen durch die 
Friichte/Samen der »falschen Cola« (z.T. koffeinfrei) verfalscht (SEITZ f al. 1992: 943 ): 

Cola anomala K. SCHUM. Kamerun 



Cola astrophora W ARB . »Kpadu-Cola« Togo 

Cola dtgltata MAST. 

Cola lepidata K. SCHUM. 

Cola pachicarpa K. SCHUM. 

Cola supfiana BussE Avatimecola 

Coula edulis BAILL. Oleaceae Westafrika 

Dimorphartdra mori SCHOMB . Fabaceae Guayana, Trinidad 

Garcinia cola HECKEL (Bitter-Cola) Guttiferae Sierra Leone 

Garcinia floributida (Bitter-Cola) Guttiferae Lagos 

Heritiera litoralis DRYANDER Sterculiaceae Afrika, Indonesien, 

Antillen 

Lucuma mammosaGRlSEB. Sapotaceae Hinterindien 

Napoleona imperialis BEAUV. Lecythidaceae Benim, Nigeria 

Pentadesma bictyraceurrt G. DON Guttiferae Kenia, Westfarika 

Rituelle Verwendung 

In Westafrika und der Sahelzone wird das gesamte Leben stark von der KolanuB bestimmt (UCHENDU 1964). Sie stellt das 
wichtigste sozialintegrative Element dar. Sie wird jedem Cast als Geste der Achtung und Ehrerbietung angeboten, sie wird den 
Geliebten als Liebespfand zugespielt, als Vertragsbesiegelung bei geschaftlichen Verhandlungen ausgetauscht und den Ahnen, 
Orischas, Geistern und Gottern geopfert. Bei alien gesellschaftlichen und religiosen Ereignissen nimmt man gemeinsam die 
stimulierenden Niisse zu sich. Sie werden bei Begrabnissen, Namensgebungen, Taufen und Opfern gekaut oder anderen 
geschenkt. An den Konigshofen (z.B. im nordlichen Ghana) werden alle politischen Zusammenkiinfte und Besprechungen mit 
dem gemeinsamen Kauen von Kola eingeleitet. Die Niisse werden an Weggabelungen als Schutzamulette abgelegt, den Leprosen 
und Bettlern als Gabe geschenkt, den Arzten und Heilern als WillkommensgruB iiberreicht und den Wahrsagern zur Divination 
gespendet (DRUCKER-BROWN 1995). 

Die sozialen Zusammenkiinfte, bei denen zeremoniell Kolaniisse verteilt und gemeinsam konsumiert werden, erinnern stark an 
den Gebrauch von Catha edulis im Jemen, von Erythroxylum coca und Erythroxylum novogranatense in Siidamerika, von Ilex 
cassine oder Ilex vomitoria im Siidosten Nordamerikas, von Ilex paraguariensis im siidlichen Siidamerika, von Piper methysticum 
in Ozeanien, von Camellia sinensis in Japan, von Cannabis sativa in Marokko und Betel in Siidostasien (vgl. GRAEBNER 1927). 
Kolaniisse haben auch in Lateinamerika rituelle Bedeutung erlangt. Sie gehoren zu den liturgischen Pflanzen im Candomblekult 
und sind ein unverzichtbares Element bei der Initiation neuer Kuhmitglieder (VOEKS 1989: 1260. 

Im afroamerikanischen Santeriakult (vgl. Madzokamedizin ) wird zur Initiation des neuen Kultmitglieds (sontero) eine heilige 
Fliissigkeit namens orrtiero getrunken. Eigentlich soil orrtiero aus 101 Krautern bestehen, die alle Orixas (Yoruba-Gottheiten ) 
1"1 darstellen. Da das Sammeln all dieser Krauter fast unmoglich ist, wurde die Anzahl der heiligen Orixa-Krauter auf 21 
reduziert. Orniero wird aus diesen 21 Krautern sowie den folgenden Ingredienzien zubereitet: Regenwasser, Meerwasser, 
FluBwasser, Heiligem Wasser (Weihwasser), Opferblut, Rum, Honig, manteca de corojo, Kakaobutter, cascnrilla, Pfeffer (Piper 
spp. ) und vor allem Kolaniissen (GONZALEZ-WIPPLER 1981: 95). Diese Zubereitung konnte allein schon durch die 
Anwesenheit der vielen Kolaniisse, des Rums (siehe Alkohol) und der Kakaobutter (siehe Theobroma cacao) stimulierend oder 
leicht psychoaktiv sein. Leider ist die botanische Identitat der 21 OrixaPfVanzen nicht vollstandig bekannt. Darunter befinden sich 
Solnrmrn rtigrtim (vgl. Solanum spp., Hexensalbe), Lattich (Lactuca virosa), Zimt und Earn (siehe Polypodium spp.), Pflanzen, 
die moglicherweise zur Psychoaktivitat beitragen konnen (GONZALES-WIPPLER 1981: 96). 

Artefakte 

Die Kolaniisse an sich stellen Artefakte dar, da sie in Afrika eine Zeitlang als Wahrung benutzt wurden (SCHRODER 1991: 
116"). 

Medizinische Anwendung 

Die Friichte werden volksmedizinisch vor allem in Afrika vielseitig verwendet (AKENDENGUE 1992: 111 *); meist als Tonikum 
und Stimulans, bei Dysenteric (Ruhr), Fieber mit Erbrechen und Erschopfung (AYENSU 1978: 2570. Viele Afrikanerinnen kauen 
die Kolaniisse zur Vorbeugung von Schwangerschaftserbrechen und zur Behandlung oder Unterdriickung aufsteigender Migrane 
(SEITZ et al. 1992: 944). Kola gilt auch in gewissem MaBe als Aphrodisiakum (DRUCKER-BROW N 7995.- 132f.). 
In Europa wurden Kolaniisse friiher medizinisch gegen Migrane, Neuralgien, Erbrechen, Seekrankheit und bei Durchfallen 
eingesetzt (SCHNEIDER 1974 I: 347 ). Heute werden Cola-Zubereitungen weltweit bei korperlicher und geistiger Ermiidung 
eingenommen (siehe Energy Drinks). In der Homoopathie wird eine Urtinktur (»(:ola Dom. HABT«) verwendet (SEITZ et al. 
7992.- 945). 

Inhaltsstoffe 

Die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe ist in beiden Arten dieselbe. Die Purine Koffein und Theobromin (vgl. Theobroma cacao) 
kommen in alien Pflanzenteilen, konzentriert aber in den Samen und Keimlingen vor. Die Kolaniisse en thai ten bis zu 2,2% 
Koffein in Cola acuminata und bis zu 3,5% Koffein in Cola nitida, aber weniger als 1% Theobromin (BROWN und M ALONE 
1978: 11*, SEITz et al. 1992: 942). Daneben enthalten sie noch die Polyphenole Leucoanthocyanidin und Catechin sowie 
reichlich Starke (SEITZ et al. 1992: 940). Koffein und Catechin liegen iiberwiegend - vor allem in der frischen NuB - in Form 



eines Coffein-Catechin-Komplexes vor, der friiher falschlicherweise fiir ein Glykosid gehalten und Kolanin genannt wurde 
(SEITZ et al. 1992: 941). 

Wirkung 

Die Kolaniisse haben eine ausgesprochen stimulierende, wachmachende und wachhaltende sowie tonisierende, d.h. allgemein 
starkende und konzentrationsfordernde Kraft. Dabei ist die Wirkung frisch gekauter Niisse starker, da der in ihnen anwesende 
Koffein-Catechin-Komplex schneller aufgeschlossen wird. Da er in den getrockneten Samen zerfallen ist, lassen sich die 
Alkaloide schwerer und langsamer aus dem Gewebe Ziehen. Negative Wirkungen des Cola-Genusses bei Schwangerschaft 
konnten bisher nicht beobachtet werden (SEITz et al. 1992: 944). 

Marktformen und Vorschriften 

In Afrika gibt es zahlreiche Handelswaren, die in unterschiedlichen Gebieten produziert werden. In vielen Landern werden 
Tinkturen und Erfrischungsgetranke hergestellt. Alle Cola-Produkte sind weltweit frei verkauflich (SEITZ et al. 1992). Es gelten 
lediglich die entsprechenden Nahrungsmittelgesetze. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Koffein 

Ac;ilit, Babatunde A. 

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Berlin: Springer. 
UCHENDU, V 

1964 »Kola Hospitality und Igbo Lineage Structure*, 
Man 64: 47-50. 



Coleus blumei Buntblatt 

Familie 

Labiatae (Lamiaceae; Lippenbliitler) 

Formen und Unterarten 

Es gibt zahlreiche (loleris-blitrriei-Hybriden, die als Zimmer- und Zierpflanzen gezogen werden (ROTH et al. 1994: 256f.* ). 

Synonyme 

Keine 

Volkstiimliche Namen 

Buntnessel, Coleus, Coleus scutellaire. Common coleus. El ahijado (»das Patenkind«), El nene (»das Kind«), La'au Fai Sei 
(Samoa), Manto de la virgen (Peru), Painted nettle (»Bernalte Nessel«), Patharcheer, Patharchur 



Geschichtliches 

Das Buntblatt ist in erster Linie eine Zierpflanze. Ober ihre Ethnobotanik ist nur sehr wenig bekannt. Der psychoaktive Gebrauch 
bei den mexikanischen Mazateken wurde im Zusammenhang mit der friihen Erforschung von Salvia divinorum 1962 von Gordon 
Wasson entdeckt (OTT 1993: 381 *) und ist nur rudimentar erforscht. Erst in letzter Zeit haufen sich die phytochemischen 
Untersuchungen der Pflanze, konzentrieren sich aber vorwiegend auf enzymatische Prozesse (KEMPIN et al. 1993, PETERSEN 
1992 und 1993). 

Verbreitung 

Das Buntblatt stammt aus Siidostasien und wurde friihestens in der Kolonialzeit nach Amerika verschleppt (SCHULTES 1970: 
42*). Heute ist es eine pantropische Zierpflanze. 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht hauptsachlich mit Stecklingen. Dazu wird ein ca. 10 cm langer, junger Trieb oder ein junger Zweig 
von der Mutterpflanze abgetrennt. AUe Blatter, bis auf das letzte Paar am Ende des Stengels, werden vorsichtig entfernt. Der 
Stengel wird in ein Glas mit Wasser gestellt. Nach spatestens zwei Wochen haben sich die ersten Wurzeln entwickelt. Nach 3 bis 
4 Wochen kann man das Pflanzchen in humusreicher Erde einpflanzen. Gut gieBen und nicht im direkten Sonnenschein halten. In 
Mitteleuropa kann das Buntblatt nur als Topfpflanze gehalten werden, da es keinen Frost vertragt. 

Aussehen 

Die krautige oder buschige Pflanze wird bis ca. 80 cm hoch. Die »bunten«, griin-roten Blatter sind kreuzstandig, eiformig 
zugespitzt, haben einen gesagten Rand und eine leicht buckelige Oberflache. Die kleinen Bliiten wachsen in endstandigen Trauben 
oder Rispen. In den Tropen kann die Pflanze das ganze Jahr iiber bliihen, als Zimmerpflanze bliiht sie meist von Juni bis 
September. Friichte werden anscheinend nie oder nur extrem selten ausgebildet. 

Es gibt eine ganze Reihe von Coleits-bltirriei-Hybriden, die z.T. mit anderen Coleus spp. verwechselt werden konnen. Besonders 
die bevorzugt angebaute Ziichtung cv. Verschaffetii wird leicht mit Coleus forskohlii (PoiR.) BRIQ. verwechselt. Sehr ahnlich 
sieht auch die aus Borneo stammende Art COIC'uS PIIIl 1 1 1 1 IS BLANCO [syn. Coletis rehneltiantis BERGER] aus. 

Droge 

Blatter 

Zubereitung und Dosierung 

Die Blatter werden getrocknet und pur oder mit anderen Krautern vermischt geraucht (vgl. Rauchmischungen). 

Die Blatter trocknen in den Tropen nur sehr langsam, verschimmeln aber nicht wie andere Pflanzen. Ab drei Blattern konnen beim 

Rauchen psychoaktive Effekte auftreten. 

Rituelle Verwendung 

Die Mazateken rechnen das Buntblatt zur selben »Familie« wie Salvia divinorum. Dabei ist die Salvia das »Weibchen«, und 
Coleus das »Mannchen«. Es wird noch welter differenziert: Coletts purnilus BLANCO [syn. Coleits rehneltianus 5ERGER] ist 
der »Mann«, und die beiden Formen des Buntblattes sind das »Kind« und das »Patenkind« (SCHULTES 1970: 42* ). Die frischen 
Blatter werden genau wie Salvia divinorum verwendet, d.h. als Priem gekaut. Mazatekische Wahrsager benutzen die 
Buntnesselblatter anscheinend nur als Ersatz fiir Salvia divinorurri. 

Artefakte 

Keine 

Medizinische Anwendung 

Auf Samoa wird das Kraut zur Behandlung von Elephantiasis (UHE 1974: 15*), in Siidostasien zur Behandlung von Dysenteric 

(Ruhr) und Verdauungsproblemen (VALDES et al. 1987: 474), in Papua-Neuguinea bei Kopfschmerzen verwendet (OTT 1993: 

381 * ). Das Buntblatt findet auch Verwendung als Heilpflanze im San-Pedro-Kult (vgl. Trichocereus pachanoi). 

Die nahe verwandte Art Coleus atropurpureus BENTH. wurde friiher zur Empfangnisverhiitung verwendet (SCHNEIDER 1974 

1:3490. 

Inhaltsstoffe 

Im Buntblatt wurden kiirzlich salvinorinartige Substanzen (vgl. Salvinorin A) von noch ungeklarter chemischer Struktur entdeckt 

(vgl. Diterpene). Moglicherweise werden diese Diterpene durch das Trocknen oder Verbrennen chemisch modifiziert und zu 

wirksamen Substanzen transfomiert. Chemie und Pharmakologie miissen jedoch welter erforscht werden. 

In Zellkulturen von Coleus bluntei wird Rosmarinsaure biosynthetisiert (HAUSLER et al. 1992, MEINHARI) et al. 1992 und 

1993). 

In der verwandten Art Coletts forskohlii (POIR.) BRIQ. [syn. Coletts barbatus BENTH.] ist ein Diterpen (Forskolin = Coleonol) 

entdeckt worden, das stark bioaktiv ist (VALDES et al. 1987). Moglicherweise ist auch in Coleits blitrtiei Forskolin oder ein 

ahnlicher Wirkstoff enthalten. Bei einer ersten Untersuchung indischer Pflanzen konnte jedoch kein Forskolin nachgewiesen 

werden (VALL)ES etal. 1987: 479). 



Forskolin aktiviert das Enzym Adenylat-Cyclase, einen intrazellularen Neurotransmitter, der sich an verschiedene Rezeptoren 
binden kann, d.h., Forskolin kann indirekt starke Auswirkungen auf die Neurotransmission ausiiben (D. McKENNA 1995: 103*). 
Ob dadurch psychoaktive Wirkungen entstehen, ist noch unbekannt. 

Wirkung 

Bei ca. 30% der Probanden, die getrocknete mexikanische Colerts-blitmei-Blatter rauchten, traten ahnliche Wirkungen wie bei 
einer kleinen Dosis gerauchter Salvia divinorum ein (Anstieg des Pulses, Korperschwere, walzende Gefiihle, tanzende Lichter vor 
den Augen). Moglicherweise bedarf es einer besonderen Korperchemie, um mit der Pflanze zu reagieren. Es kann auch sein, daB 
die Wirkung erst nach mehrmaligem Probieren wahrgenommen wird (ahnlich wie bei Cannabis oder Salvia divinorum). 
Die Psychoaktivitat des Buntblattes ist in der Fachliteratur allerdings stark umstritten: 

»Die Buntnessel findet man in jedem Fachbuch iiber Rauschdrogen. (...) Ich selber, als auch eine groBere Zahl mir bekannter 
Personen [haben] Versuche mit dieser Pflanze unternommen, teils auch mit wirklich groBen Mengen der Blatter. In keinem Fall 
kam es zu irgendeiner Wirkung. (...) Dafiir spricht eine Mitteilung des Ethnopharmakologen Daniel J. Siebert. Er war selbst im 
Gebiet der Mazateken und schrieb mir, daB dort nur ein einziger Indianer behauptet, die Buntnessel ware psychoaktiv. Die 
anderen Indios verneinen dies.« (SCHULoES 1995: 78* ) 

Marktformen und Vorschriften 

Lebende Buntblatter sind in Europa fast in jeder Pflanzenhandlung erhaltlich. Es liegen keine Vorschriften oder gesetzlichen 
Bestimmungen vor. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Salvia divinorum, Diterpene, Salvinorin A 

DUBEY, M.P., R.C. SRINIAL, S. NITYANANI) und B. N. DHAWAN 

1981 »Pharinacological Studies an Coleonol, a Hypotensive Diterpene fron Coletis.hir:kohlii«, joiirnal ol* 

Ethnophctriitctcology 3(1): 1-13. 
GARCIA, LA_ L.L. C„ShiE, H.R. PERALrA et al. 
1973 »Phytochemical Investigation ofColciis hliiiiiei. 1. Preliminary Studies o/the Leaws«, Pliilippiiic 

Jottritrtl o/ SciencclOl: 1. 
HAUSLER, E., M. PETERSEN und A.W. ALFERMANN 
1992 »Isolation o/Protoplasts and Vacuoles from Cell Suspension Cultures ofColeus hltititei«, Plantet Me- 

dica 58, Suppl. Issue 1: A 595. 
KARWATIKI, B., M. PETERSEN und AAN'. ALFERNIANN 

1992 »Properties o/Hydroxycinnamate: CoA Ligase from Rosmarinic Acid-Producuig Cell Cultures of 
Coleiis bliititei«, Plclittcl ledica 58, Suppl. ISsLie 1: 

A 599. 
KEMPIN, B., M. PETERSEN und AM7. ALFERMANN 

1993 »Partial Purification and Characterization of Tyrosine Aminotransferase from Cell Suspension 
Cultures ofColeus hliiiiiei«, Planta Medica 59, 

Suppl. Issue: A 648. 

LAMPRECHT, ~ I'.O. jr., H. Ai,l,LEC;A~l~E und R.D. POWELL 1975 »Pigments ofColeus hliiiitck, Phyton 33: 157. 

ME1NHAR17, 1., M. PETERSEN und A.W. ALFERMANN 

1992 »Purification of Hydroxypheilylpyruvate Reductase fron Cell Cultures ofColeus hliiiitei«, Platttot 
Meclica 58, Suppl. Issue: A 598-A 599. 

1993 »Rosmarinic Acid in Organ Cultures ofColeus bliittiei«, Planta Meclica 59, Suppl. Issue: A 649. 
PETERSEN, M. 

1992 »New Aspects of Rosmarinic Acid Biosynthesis in Cell Cultures of Coleus lilititiei«, Planta Medica 58, Suppl. Issue 1: A 578. 

1993 »The Hydroxylation Reactions in the Biosynthesis of Rosmarinic Acid in Cell Cultures of Coleus blittiiei«, Planta Medica 59, Suppl. Issue: A 648. 
VALIUS 111, L.L, S.G. MISLANKAR und A.G. PAUL 

1987 »Coleiis barhatus (C. forskolili) (Lamiaceae) 
and the Potential New Drug Forskolin (Coleonol)*, Ecottonnc Botany 41(4): 474-483. 



Convolvulus tricolor Dreifarbige Winde 



Familie 

Convolvulaceae (Windengewachse) 

Formen und Unterarten 

Es gibt drei Unterarten so wie verschiedenfarbige, bliihende Kultivare: 'Royal Ensign' zeichnet sich durch ein nichtrankendes, sehr 
buschiges Wachstum und enzianblaue Bliiten aus. 

Synonyme 

Keine 

Volkstiimliche Namen 

Bunte Ackerwinde, Dreifarbige Winde, Dwarf morning glory 



Geschichtliches 

Moglicherweise kannte Dioskurides diese Winde unter dem Namen llelxitie, von der er sagt, »der Saft der Blatter hat, getrunken, 
den Bauch losende Kraft« (IV 39)1";. AUerdings ist die taxonomische Geschichte dieser Winde alles andere als geklart 
(SCHNEIDER 1974 1: 3620. Sie wurde als mogliche Ingredienz zum eleusinischen Einweihungstrank gedeutet (siehe Kykeon). 
Die Pflanze muB noch ethnopharmakologisch erforscht werden. 

Verbreitung 

Die Pflanze stammt aus Siideuropa (Italien oder Portugal) und kommt im gesamten Mittelmeerraum ebenso wie in Nordafrika vor 
(FESTI und ALLIOTA 1990, ,CHONFEI.DER 1994: 1 581. In Danemark ist sie eingebiirgert worden. In Deutschland sieht man 
sie meist nur in botanischen Garten. 

Anbau 

Die Aussaat erfolgt am besten zwischen April und Juni. Dazu werden die gekeimten Samen (Keimdauer 14 bis 20 Tage bei 15 bis 
18° C) direkt ins Freiland gepflanzt. Diese Winde ist auch als Balkonpflanze geeignet. Die Pflanze liebt kalkhaltige Boden und 
gedeiht am besten an sonnigen Standorten. Wenn man nur wenig diingt, wird der Bliitenansatz gefordert. Die Bliitezeit liegt 
zwischen Juli und September. 

Aussehen 

Diese buschig wachsende, einjahrige Winde erreicht nur eine Hohe von ca. 35 cm. Die trichterformigen, fiinfzahligen, 
dreifarbigen Bliiten (innen gelb, in der Mitte weiB und am Rand blau) stehen einzeln und sind langgestielt (wie das Blatt); die 
Krone ist 1,5 bis 4 cm lang. Die Narbe hat zwei langliche Lappen (dadurch ist die Gattung ConvolncUis von Ipomoea zu 
unterscheiden). Convolvccllcs tricolor wird manchmal, sogar in Fachpublikationen, mit Ipomoea violacea, besonders ihrem 
Synonym Ipotfioeci tricolor„verwechselt (z.B. BAUERREISS 1995", ROTH et al. 1994'0. 

Droge 

Samen (Semen Convulvull, Windensamen) 

Zubereitung und Dosierung 

Die zerstoBenen Samen werden als Kaltwasserauszug getrunken. Dosierungen wurden bisher nicht berichtet. 

Rituelle Verwendung 

Eine traditionelle rituelle Verwendung von Convolvlcllcs tricolor- als psychoaktive Substanz ist bisher nicht bekannt geworden, 
aber durchaus moglich. Einige »Kellerschamanen« glauben, daB die Samen dieser Winde moglicherweise eine Zutat zum Kykeon, 
dem eleusinischen Einweihungstrank, waren. 

Artefakte 

Keine bekannt 

Medizinische Anwendung 

Vielleicht wurde diese Winde ahnlich wie Scammonium (Cotivolvicliis scanitrionia L.) oder die Zaunwinde (C:alyste — ria 
sepitlrn (L.) BR., syn. Coni,olvtclles sepUlin L.) volksmedizinisch als Abfiihrmittel verwendet (PAHI.ow 1993: 353'0. 
Scammonium wurde in der Antike und Neuzeit als Geburtshilfe- oder Wehenmittel gebraucht (ALBEBT-PUITO 1979). 

Inhaltsstoffe 

Moglicherweise sind in den Samen Mutterkornalkaloide, Ergoline und andere Lysergsaurederivate enthalten. In einer Zucht aus 

Danemark wurden diese Alkaloide in Spuren (0,001 % des Frischgewichts) nachgewiesen (GENEST und SAHASRABUDHE 

1966). 

Die nah verwandte Ackerwinde (Cotivolviiltis arvensis L.) enthalt Tropanalkaloide, u.a. Tropin, Cuskohygrin und Hygrin (TODD 

etal. 1995). 

Die verwandte Convolvulus pseiidocantabriciis SCHRENK. soil analgetisch wirkende Alkaloide enthalten, ganz ahnliche 

Wirkstoffe wie in Turbina corymbosa. Convolvulus scammonia enthalt anscheinend Mutterkornalkaloide (ALBERT-PULEo 

1979). 

Wirkung 

Moglicherweise haben die Samen eine hypnotische Wirkung. 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen sind im Blumen- und Samenhandel erhaltlich und unterliegen keiner weiteren Vorschrift. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ar gyre ia nervosa, Ipomoea violacea, Ipomoea spp., Turbina corymbosa, Mutterkornalkaloide 



ALBERT-PULEO, Michael 1979 »The Obstetrical Use in Ancient and Early Modern Times of Cottvolvulus scainnionia or Scammony: Another Non-fungal 
Source of Ergot Alkaloids?*, Journal of Etlttiopltcirtiiacolo^glj, 1(2): 193-195. GENEs'r, K. und M. R. SAHASRAI3UI)HE 1966 »Alkaloids and Lipids of 
Ipoittoeci, Rilwa and Convolviihis and Their Application to Chemotaxonomy«, Ecotioiiiic Botany 20(4): 416-428. Tone, Fred G., Frank R. STERMIT%, Patricia 
SCHULTHEIs, Anthony P. KNIGHT und losie TRAUBDARGATZ 1995 »Tropane Alkaloids and Toxicity of Convolvtiltis arvettsis«, Phytochetuistry 39(2): 301- 
303. 



Corynanthe spp. 



Familie 

Rubiaceae (Rotegewachse); Cinchonoideae, Tribus Cinchoneae 

Die Gattung Corynanthe umfaBt 5 bis 6 Arten; sie ist sehr eng mit Pausinystalia yohimba verwandt und wurde oft mit 
letztgenannter Art verwechselt. Die kleinen Baume kommen im tropischen Regenwald von Westafrika vor. Alle bisher 
untersuchten Arten [Corytianthe pachyceras K. SCHUM., Corynanthe tnayumbensis (GOOD) N. HALLE enthalten 
Indolalkaloide der Corynanthein-Yohimbin-Gruppe (CHAURASIA 1992: 1029). Die Rinde (Pseudocinchonae africanae cortex) 
von Corynanthe pachyceras"", enthalt ca. 5,8%o Indolalkaloide, darunter Corynanthin (= Rauhimbin), Corynanthidin (= a- 
Yohimbin), Corynanthein, Dihydrocorynanthein, Corynantheidin, Corynoxein, Corynoxin und B-Yohimbin. Die Rinde wird im 
pharmazeutischen Handel oft zur Verfalschung oder als Ersatz fiir die echte YohimbeRinde (von Patisinystalia yohimba) 
verwendet (CHAURASIA 1992, NEUWINGER 1994: 701*). 

In der Elfenbeinkiiste wird die Rinde von Corynanthe pachyceras zur Herstellung von Pfeilgiften benutzt (NEUWINGER 1994: 
700 und 1997: 780*). In ehemals Franzosisch-Aquatorialafrika wird die Rinde zur Verstarkung fermentierter Getranke. (Bier, 
Palmwein) verwendet. Der Rindenextrakt hat eine schwach analgetische und lokalanasthesierende Wirkung. Er vermindert im 
Tierversuch die Toxizitat von Amphetamin (vgl. Ephedrin) um 100%! In Westafrika wird die Rinde als Aphrodisiakum geschatzt 
(CHAURASIA 1992: 1031, RAYMOND-HAMET 1937). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Pausinystalia yohimba, Yohimbin 

CHAURASIA, Neera 1992 »Corynanthe«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 4: 10291032, Berlin: Springer. 
GOUTAREL, R., M.M. JANOT, R. MIRZA und V. PRELOG 1953 »Uber das reine Corynanthein*, Heli-eticci Clutnica Acta 36: 337-340. 
KARRER, P., R. SCHWYZER und A. FLAM 1952 »Die Konstitution des Corynantheins und Dihydrocorynantheins*, Helvetica Clutnica Acta 35: 851-862. 
RAYMOND-HAMET 1937 »Uber die Wirkungen von Corynanthin auf die mannlichen Genitalfunktionen«, Archiv tiir Pharmakologie und experimentelle 
Pathologic 184: 680-685. 



Coryphantha ssp. Warzenkakteen 

Familie 

Cactaceae (Kaktusgewachse); Tribus Cereeae, Subtribus Coryphanthanae 

Arten 

In folgenden Arten wurden 6-Phenethylamine (oft Hordenin) mit (vermeintlich) psychoaktiven Wirkungen nachgewiesen (HOWE 

et al. 1977, KELLEY H. et al. 1972): 

Coryphantha comifera (DC.) LEM. 

Coryplicirrthci durangensis (RUNGE) BR. et R. 

Coryphantha echitltis (ENGELM.) BR. et R. [syn. Coryphantha comifera var. echittiis] 

Coryphantha elephantidens (LEM.) LEM. Coryphantha greetiwooclii H. BRAVO 

Coryphantha ottottis (PFEIF.) LEM. 

Coryphcititjicl pectinata (ENGELM.) BR. et R. Coryphantha vivipara var. ctrizotticci 

Etlinobotaniscli relevante Arten: 

Coryphantha compacta (ENGELM.) BRITT. et ROSE (Peyotesubstitut) 

Coryphantha macromeris (ENGELM.) BRITT. et ROSE [syn. Lepidocoryphatha macromeris] (Peyotesubstitut) 

Coryphantha macromeris var. runyonii 

Coryphantha palmeri BRITT. et ROSE (Narkotikum) Coryphantha ramillosa CUTAK 

Vollistiiniliclie Namen 

Biznaga de pina, Donana, Falscher Peyote, Huevos de coyote (Spanisch »die Eier [ = Hoden] des Kojoten«), Mulato (fiir 
Coryphantha ttiricrottieris), Stachelkaktus 



Verbreitung 

Die meisten Arten der Gattung stammen aus Mexiko, manche sind von Nordmexiko bis Texas verbreitet. 

Anbau 

Die Arten konnen, wie alle Kakteen, aus Samen gezogen werden. Coryphantha gedeiht am besten in sandiger und lehmiger Erde, 
braucht viel Sonne und zur Bliitezeit viel Wasser (aber nicht naB halten). Im Winter wird iiberhaupt nicht gegossen (HECHT 
1995: 26'x). 

Aussehen 

Der ethnopharmakologisch interessanteste Warzenkaktus, Coryphantha compacta, ist ein leicht gedriickter Kugelkaktus von 
maximal 8 cm Durchmesser; er hat strahlig angeordnete, weiBliche, 1 bis 2 cm lange Stacheln. Die meisten Coryphantha-Arten 
sind kugelige, stark bestachelte Kugelkakteen (PRESTON-MAFHAM 1995). Oft entwickeln sie prachtige, sonnengelbe Bliiten. 
Sie konnen mitmanchen Arten aus den Gattungen Ferocactns und Echinocactus, aber auch mit Mammillaria spp. verwechselt 
werden. 

Droge 

Kaktusfleisch, frisch oder getrocknet 

Zubereitung und Dosierung 

Zunachst werden die Stacheln entfernt; dann werden die oberirdischen Telle frisch verspeist. Als Dosierung werden 8 bis 12 
Kakteen (Coryphanta macromeris) angegeben (GOTTLIEB 1973: 12*). 

Rituelle Verwendung 

Vermutlich ist die einzige rituelle oder schamanische Verwendung mancher Coryphantha-Arten die als Peyotesubstitut (siehe 
Lophophora William's,]!). 

Artefakte 

Keine 

Medizinische Anwendung 

Vermutlich ahnlich wie Lophophora williamsu. 

Inhaltsstoffe 

In vielen Coryphantha-Arten wurden 6-Phenethylamine (Hordenin, Normacromerin, Calipamin, Methyltyramine und -derivate, 
Synephrin, Macromerin, Metanephrin, Tyramin) nachgewiesen (BRUHN et al. 1975). Die meisten Arten enthalten hauptsachlich 
Hordenin (HowE et al. 1977, MATA und McLAUGHLIN 1982: 97-100, RANIERI et al. 1976). 

Wirkung 

Coryphanta cottipacta »wird von Schamanen als starke Droge eingenommen; die Indianer behandeln sie mit groBer Furcht und 
Achtung« (SCHULTES Lind HOFMANN 1995: 67*). 

Marktformen und Vorschriften 

Viele Arten der Gattung kommen im Kakteenhandel vor. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Lophophora williamsii, B-Phenethylamine 

BRUHN, J., S. AGURELL und 1. LINDGREN 1975 » Cactaceae Alkaloids. XXI: Phenethylamine Alkaloids of Coryphantlta Species«, Acta Pharm. Stiecica 12: 

199. HOWE, R.C., R.L. RANIERI, D. STATZ und McLAUGHLIN 1977 » Cactus Alkaloids. XXXIV: Hordenine HCl from Coryphantha vivipara var. irizonica«, 

Planta Medica il: 29 A. 

KELLER, W.J. und J.L. McLAUGHLIN 1972 »Cactus Alkaloids. Xlll: Isolation of (-)-Normacromerine from Coryphantha macrotneris var. rttnyotlik. Journal 

of Pltctrtrtctceutical Science 61: 147. 

KELLY HORNEMANN, K. M., J. M. NEAL und J. L. McLAUGHLIN 1972 »Cactus Alkaloids Xll: 6-Phenethylamine Alkaloids of the Genus CorypUatrtlla«, 

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RANIERI, R.L., J.L. MCLAUGHLIN und G.K. ARP 1976 »lsolation of 6-Phenethylamines from Coryphantha greenwoodu«, Voydia 39(2-3): 172-174. 



Crocus sativus Safrankrokus 

Familie 

Iridaceae (Schwertliliengewachse) 



Formen und Unterarten 

Eine sehr spat bliihende Form ist als die Varietat Crocus sativus L. var. oe autumnalis beschrieben worden. Der in Kaschmir 
angebaute Safran wird als Crocus sativus L. var. cashmiriantcs bezeichnet (BOWLES 1952). Die Unterart Crocus sativus ssp. 
cartwrightianus soil in Griechenland endemisch sein (BAUMANN 1982: 158'0. 

Synonyme 

Crocus autumnalis MILZ. 
Crocus hispanicus 
Croctcs luteus L. 
Croctcs orientalis 

Volkstiimliche Namen 

Abir (Persisch), Crocus (Romisch), Gewiirzsafran, Hay saffron, Karcom (Hebraisch), Karkom, Karkum (Persisch), Kesar 
(Sanskrit), Kesara (Hindi), Kesari, Krokos (Griechisch), Krokus, Kumkumkesari, Plam phool (Pakistani), Saffron (Englisch), Sn- 
wt.t (Altagyptisch), Zafran, Z'afaran (Arabisch/Jemen) 

Geschichtliches 

Der Safrankrokus ist eine der altesten Kulturpflanzen iiberhaupt. Eine Wildform ist nicht mehr bekannt (CZYGAN 1989: 413). 
Die erste Erwahnung findet sich in dem Namen einer Stadt am Euphrat: Azupirano, »Safranstadt« (ca. 2300 v. Chr.). Safran 
wurde schon zu minoischer Zeit auf Kreta und Thera (Santorini) kultiviert (BASKER und NEGBI 1983: 228). Der Grazist Carl 
Ruck glaubt, daB der Safrankrokus im archaischen Griechenland wegen seiner Farbe als Substitut fiir den urspriinglich als heilig 
verehrten und rituell verzehrten Fliegenpilz (Amanita muscaria) entheogen benutzt wurde (RucK 1995: 133*). Der friiheste 
schriftliche Beleg fiir den Safran findet sich vermutlich in der Ilias sowie im Hohelied der Bibel. Er wird fiir Kaschmir erstmals im 
5. Jahrhundert v. Chr. dokumentiert (BASKER Und NEGBI 1983: 228). 

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Safran als ein sicherlich sehr kostspieliges Rauschmittel verwendet, das in seiner Wirkung dem 
Opium (vgl. Fapaver somniferum) ahnlich gewesen sein soil. Obwohl bekannt ist, daB Safran eine psychoaktive Wirkung besitzt, 
ist dieser Aspekt doch nur sehr diirftig erforscht worden. Der Grund dafiir ist der nach wie vor sehr hohe Preis des echten Safrans ( 
Kokain erscheint dagegen geradezu als »Mittelstandsdroge«). 

Da echter Safran schon immer sehr teuer war, wurde das begehrte Gewiirz oftmals verfalscht; zudem wurde der Name fiir alle 
moglichen Pflanzen verwendet (SCHNEIDER 7974 /; 3780. Im Altertum hatte Safran eine groBe Bedeutung als Farbstoff, vor 
allem zum Farben fiirstlicher oder koniglicher Gewander (BASKER und NEGBI 1983: 230). Safran hatte auch eine gewisse 
Bedeutung in der Parfiimerie, die bereits von Aristophanes (Die Wolken, Z. 51) angedeutet wurde. 

Der Safran wurde im 10. Jahrhundert in Spanien kultiviert und von dort in alle Lander Europas exportiert (HooPER 1937: 1070. 
Ein beriihmtes, sehr altes Anbaugebiet liegt im Oberwallis (Schweiz); dort befinden sich die sogenannten »Krummellegga« oder 
Safranacker, die 1420 von riickkehrenden Kreuzrittern angelegt wurden. Nachdem sie iiber lange Zeit dahinkiimmerten, hat sich 
7979 eine Safranzunft konstituiert, die den Safrananbau wieder intensivieren will (VONARBURG 1995). 

Verbreitung 

Da die Wildform nicht bekannt ist, laBt sich lediglich das Verbreitungsgebiet der Safrankulturen angeben. Es liegt vor allem in 
Westasien, Kleinasien, Tiirkei, Persien, Griechenland, Indien und Spanien. 

Anbau 

Die Vermehrung erfolgt vegetativ durch Abtrennen kleiner Knollen. Die genauen Anbaumethoden werden aus okonomischen 
Griinden gerne verschwiegen. 

Safran ist das teuerste Gewiirz der Welt, daher hat der Anbau groBe wirtschaftliche Bedeutung in den Anbaugebieten. 20000 
Narben ergeben nur 725 g, nach einer anderen Rechnung sind fiir ein Kilo getrocknete Staubfaden etwa 60 000 Bliiten oder 
720000 bis 150000 Narben notwendig (VONARBUR(, 7995; 75). 

Aussehen 

Die im Herbst bliihende, ausdauernde Knollenpflanze hat sehr schmale, lange Blatter. Die Bliite sitzt auf dem Stengel und ist 
violett geadert. Sie hat drei gelbe Staubblatter, einen diinnen, gelben Griffel und drei lange, aus der Bliite herausragende, 
trichterformige, rote Narbenschenkel. Der Safran bliiht im Herbst. 

Der Safrankrokus sieht der Herb stzeitlo sen (Colchicum auf«mnuale L.)'°% sehr ahnlich und kann nur allzuleicht mit ihr 
verwechselt werden, vor allem, well auch sie im Herbst bliiht (BOWLEs 1952). 

Droge 

Safran (Croci stigma, Flores Croci, Crocus): die durch ein kurzes Griffelstiick zusammengehaltenen Narbenschenkel von 
ziegelroter Farbe. Die getrockneten Narben sind ca. 20 bis 40 mm lang. Sie haben einen stark aromatischen Duft und einen 
wiirzig-scharfen Geschmack. 

Es werden zwei Qualitaten unterschieden: 

- Crocus electiis (Safranspitzen, frei von Griffelresten) 

- Croclis uaturalis (mit reichlich Griffelresten) 



Die Droge muB lichtgeschiitzt und luftdicht verpackt aufbewahrt werden, da sich sonst das atherische Ol verfliichtigt und die 

Farbe verbleicht. 

Die gesamte Bliite wird volksmedizinisch genutzt. 

Die Hippokratiker erwahnen neben dem griechischen einen »agyptischen Safran«, der auBerlich zur Anwendung kam. Damit war 

wahrscheinlich der gelbe Satlor (Farberdistel; Carthamus tirictoriits L.) gemeint. Denn die Agypter bauten den Safran, den sie 

»Blut des Herakles« nannten, nicht selbst an. Sie importierten ihn aus Kreta und Vorderasien. Die Safranfaden werden oft mit den 

Bliitenblattern des Saflors oder der Farberdistel (Carthanius tinctoriiis) verwechselt oder verfalscht (NORMAN 1991: 33*). 

Kurkuma (Curcttma lorrga L., Zingiberaceae) wird als Safranwurz, auch als »indischer Safran« oder Indian sajfron bezeichnet. 

Die Herbstzeitlose tragt auch den verwirrenden Namen »Wiesensafran« oder nieadow sajfrou (BASKER und NAGBI 1983: 232). 

Zubereitung und Dosierung 

Safran wurde in der Antike vor allem als - zusatzlich berauschender - Weinzusatz (vgl. Vitis vmifera) verwendet (NORMAN 

1991: 33*). Safran ist ein bedeutender Bestandteil des Laudanum, der Tinctura Opii crocata (vgl. Papaver somniferum, 

Schlafschwamm). Safran ist auch eine Zutat der sogenannten Schwedenkrautermischungen (vgl. Theriak) sowie der 

Orientalischen Frohlichkeitspillen und anderer Aphrodisiaka. Im alten China wurde Safran als Zusatz fiir Sake benutzt. 

Auf einem griechischen Papyrus aus dem agyptischen Arsinoites (3. Jh. v. Chr.) erscheint ein Rezept, leider ohne 

Anwendungsangabe: 

»Das Pflaster des Dionysos: zwei Drachmen Kupferoxyd, drei Obolen Rosenbliitenherzen (viell. speziell Rosa gallica), drei 

Obolen Safran, eine halbe Obole Mohnsaft (Papaver somniferum), drei Obolen weiBen (Akazien-)Gummis (Gummi arahiciirri). 

Diese (Dinge) in Wein aufs beste glattriihren (und) Salben machen, anwenden.« (zit. nach HENGSTL 1978: 272) 

Vielleicht handelt es sich dabei um eine aphrodisische Salbe, denn der Safran stand immer im Ruf eines Aphrodisiakums und 

Liebesmittels. 

Bei einer maximalen Tagesdosis von 1,5 g sind bisher keine Risiken dokumentiert worden. Als todliche Dosis werden 20 g 

angegeben, als Abortativdosis 10 g (nach der Monographie der Konimission E, vgl. CZYGAN 1989: 414). 

Rituelle Verwendung 

Im minoischen Kreta und Thera, wie wohl iiberall im Verbreitungsgebiet der minoischen Kultur, liegen die Wurzeln des rituellen 

Gebrauchs des als heilig betrachteten Safrans. Auf Kreta und Thera hatte der Safran eine wichtige rituelle Bedeutung, wie aus den 

vielen Safranfresken in den Heiligtiimern zu schlieBen ist. Der Safrankrokus stand offensichtlich mit der priesterlichen Verehrung 

der minoischen Gottin, mit der Verehrung der Natur und mit der Fruchtbarkeit in Zusammenhang. Wie auf der Wandmalerei von 

Thera deutlich wird, wurde die Safranernte durch Priesterinnen erledigt (DOUMAS 1992). Moglicherweise spielte der Safran 

auch bei der rituellen Einbalsamierung und Vorbereitung der Toten in Agypten eine RoUe. 

Der Safran war auch der Gottin Hekate heilig, denn die Schattenherrscherin wurde in den orphischen Hymnen als »Meeresg6ttin 

im Safrangewand« angerufen. Der Safran war in den orphischen Mysterien, die zum Dionysoskult gehorten (vgl. Vitis vinifera), 

ein rituelles Raucherwerk, das zum Rezitieren oder Singen der Hymnen gerauchert wurde. 

ijber einen traditionellen und rituellen Gebrauch von Safran als psychoaktive Substanz ist bisher nichts bekannt geworden. 

Artefakte 

Der Safrankrokus sowie die Ernte sind Gegenstand minoischer Wandmalereien (MARINATOS 1984).. Die Safranbilder von 

Thera (Santorini, Xestes 3, Raum 3a, 1. Stock) spiegeln den liebevollen Umgang mit dem Gewachs (DOUMAS 1992: 152ff., 

DOUSKOS 1980). 

Mit Safran gefarbte Gewander sind aus der Antike, dem Mittelalter und der friihen Neuzeit erhalten geblieben. Die »safrangelben« 

Gewander der buddhistischen Monche (von Sri Lanka) hingegen sind nicht - wie falschlich angenommen - mit dem echten Safran 

gefarbt worden (BASKER und NEGBI 1983). 

In dem Roman Die Safranhdndlerin von H. Glaesener (1996) wird die mittelalterliche Welt des Gewiirzhandels auf amiisante 

Weise dargestellt. 

Medizinische Anwendung 

Der Safran gehort zu den altesten und am meisten verwendeten Arzneien der Hippokratiker. Er sollte als Antidot gegen 
Trunkenheit wirken (siehe Vitis vinifera) und die Potenz steigern. Laut Plinius war der Safran ein Allheilmittel und ein 
Aphrodisiakum: » Es bewirkt Schlaf, hat gelinde Wirkung auf den Kopf und reizt den Geschlechtstrieb« (XXI, 137). Im alten 
Rom diente Safran deswegen auch als eine wichtige Ingredienz zu den Liebestranken (MERCATANTE 1980: 50*). Noch in der 
Renaissance hieB es, wenn man am bliihenden Krokus riecht, »erweitert er die Brust und die Werkzeuge des Geistes und regt zum 
Beischlaf an«. 

In der mystischen Medizin des Islams heiBt es vom Safran: » Er ist ein ausgezeichnetes Mittel fiir das Blut und fiir die Starkung 
der Seele. Er erleichtert Gelenkschmerzen und verstarkt in jungen Mannern den Geschlechtstrieb« (MOINUDDIN 1984: 99*). 
Der Safran wurde seit dem Mittelalter als Heilmittel gegen das »Antoniusfeuer« (Ergotismus; vgl. Claviceps purpurea) 
verwendet. Im viktorianischen England wurde er zur Behandlung von Verstopfung benutzt und fand seinen Weg per Klistier an 
den Ort des Problems (MERCATANTE 1980: 51 *). 

In der westlichen Medizin wurde Safran als Nervenberuhigungsmittel, zur Behandlung von Krampfen und Asthma eingesetzt, hat 
aber heute medizinisch keine Bedeutung mehr. In der Volksmedizin wird Safran noch als Sedativum und krampflosendes Mittel 
verwendet (CZYGAN 1989: 414). In der Homoopathie wird die Urtinktur aus den getrockneten Staubfaden (Narben) hergestellt 
und vorwiegend als Frauen- und Kindermittel benutzt (VONARBURG 1995: 76). 



Safran hat auch seinen Weg in die traditionelle chinesische Medizin gefunden. Er wird dort als psychoaktives Heilmittel 

verwendet: 

»Zu den Erkrankungen, die man im allgemeinen mit Safran behandelt, gehoren Depression, Engegefiihl in der Brust, Angst, 

Schock, Verwirrtheit (Geistes- und Gemiitsstorungen), Blutspucken, Periodenschmerzen und andere Menstruationsbeschwerden, 

Blutanschoppung [ Blutansammlung in den Kapillaren] und Bauchsclimerzen nach der Entbindung. Bei langfristigem Gebrauch 

soil Safran von Depressionen und Beklemmungsgefiihlen befreien und Gliicksgefiihle erzeugen.« (LEUNG 1995: 186 ) 

In Belutschistan (Pakistan) werden 10 g der khakhobe genannten, zermahlenen Bliite (nicht nur die Stempel) morgens und abends 

mit fliissigem Joghurt vermischt gegen Dysenterie (Ruhr) getrunken (GOODMAN und GHAFOOR 1992: 52*). Im Jemen wird er 

heute noch als aromatisches Stimulans verwendet (FLEURENTIN und PELT 1982: 90f.- ). 

Inhaltsstoffe 

Safran enthalt 8 bis 13'% festes 01, Oleanolsaurederivate, bis zu 1 % atherisches Ol, Glykoside, den Bitterstoff Picrocrocin, der 
sich bei Lagerung in den typischen Safranduftstoff Safranal umwandelt, und kristalline gelbe Farbstoffe (a-Crocin = Crocetin-di- 
B-D-gentiobiosylester, Crocetin u.a.) (CZYGAN 1989: 414). Safran enthalt auch die Vitamine Riboflavin (100 y/g!) und Thiamin 
(BHAT und BROKER 1953). Das atherische Ol ist recht komplex aufgebaut (ZARGHAMI 1970): »Die Hauptkomponente des 
atherischen Ols ist Safranal, der fiir die Droge typische Geruchstrager. Safranal entsteht erst beim Trocknen, weshalb dieser 
Vorgang der Aufbereitung besonderer Beobachtung bedarf.« (PAHLOw 1995: 78*) 

Wirkung 

Die psychoaktiven Wirkungen des Safrans werden u.a. als »Lachkrampf« und »Delirium« beschrieben (VONARBURG 1995: 
76); »in seinen Wirkungen nahert sich der Safran dem Opium [vgl. Papaver somniferum] ; in kleinen Dosen excitiert er, heitert 
auf und erregt Lachen (...), in groBen Dosen dagegen betaubt er, macht Schlaf, Sopor« (Mosz~ 1843: 536'0. Das atherische Ol 
bzw. die Ausdiinstungen haben ebenfalls psychoaktive Effekte, »eine betaubende Wirkung auf das Gehirn, schlafbringend, 
erzeugen Kopfschmerzen, heitere Delirien und lahmen motorische Nerven. Blindheit. Eigentiimlicher Orgasmus« (ROTH et al. 
1994: 276). Tatsachliche Berichte iiber Primarerfahrungen liegen - vermutlich wegen des extrem hohen Preises der Droge - nicht 
vor. 

Safran fordert die Verdauung von EiweiB, well er die Enzymtatigkeit anregt. Er stimuliert die Gebarmuttertatigkeit und wirkt 
dadurch abortativ. Safran hat von alien Pflanzen prozentual den hochsten Gehalt an Riboflavin und dadurch anscheinend 
cholesterinspiegelsenkende Eigenschaften (BASKER und NEG131 1983). Der Extrakt hat stimulierende und entkrampfende 
Eigenschaften (HooPER 1937: 1070. 

Marktformen und Vorschriften 

Safran war friiher eine wichtige, offizinelle Droge; heute ist sie nur noch in OAB, Ph. Eur. l/III und Ph. Helv. VI verzeichnet. 
Safran ist frei verkauflich, well er als Gewiirz eingestuft wird. 

Safran wird sehr oft verfalscht auf den Markt gebracht. Oft werden gelb oder rot gefarbte Bliitenteile der Ringelblume (Calendida 
officinalis L.) oder der Farberdistel (Carthanius tinctoriiis L.) als »Safran« angeboten (sogar in den Erzeugerlandern wie 
Griechenland oder Spanien). Auch sind schon Bliitenblatter von Tagetes spp. (»Amerikanischer Safran«) im Handel aufgetaucht. 
Als gemahlener Safran wird oft Paprikapulver (Capsicum friictescens) oder Kurkuma (Curcuma longa L.) verkauft. Die rote 
Farbung wird oft durch Rotes Sandelholz (Pterocarplis santalinus L.£) erreicht. Das Safranpulver wird auch durch sehr dichte 
Zusatzstoffe (Bariumsulfat, Ziegelmehl, Glycerol) schwerer gemacht (CZYGAN 1989: 415). 

Literatur 

BASKER, D. und M. NEGBI 1983 »Uses of Saffron*, Economic Botany 37(2): 228-236. 

BHKI', l.V. und R. BROKER 1953 »Riboflavine and Thiamine Content of Saffron, Crocus sativus L.«, Nature 172: 544. 

Bowi,Fs, E.H. 1952 A Handbook oJCrociis and Colchicunt, London: Bodley Head. 

CZYGAN, Franz-Christian 1989 »Safran«, in: Max WICHTL (Hg.), Teedrogen, S. 413-415, Stuttgart: WVG. 

DOUMAS, Christos 1992 The Wall-Paintings ofThera, Athen: The Thera Foundation. 

DOUSKOS, 1. 1980 »The Crocuses of Santorini«, in: C. DOUMAS (Hg. ), Thera and the Agean World, Bd.2: 141-146, London. 

GLAESENER, Helga 1996 Die Safranhdndlerin, Munchen: List. 

MAllAN, C. L., B.M. KAPUR und U.S. GUPTA 1966 »Saffron«, Ecoriorriic Botany 20: 377-385. 

MARINATOS, Nannto 1984 Art and Religion in Thera: Reconstructing a Bronze Age Soc iety, Athen: Mathioulakis. 

NAURIYAI,, ;. P., R. VUPTA und C.K. GEORGE 1977 »Saffron in lndia«, Arecaniit Spices Bulletin 8: 59-72. 

PFAN1)ER, H. Lind F. Wll'TWER 1975 »Untersuchungen zur Carotin, )id-Zusammensetzung Inn Safran«, Helvetica Cliirnica Acta 58: 1608-1620. 

VONARBURG, Bruno 1995 »Hom6opathisches Pflanzenbrevier 19: Crocus sativus«, Naturlich 15(10): 75-78. 

ZARGHAMI, N.S. 1970 The -lolcitile Constituents of Saffron (Crocus sativus L.), Davis, CA: University of California, Ph.D. Thesis. 



Cytisus canariensis Kanarischer Ginster 

Familie 

Leguminosae (Hiilsenfruchtgewachse); Unterfamilie Papilionoideae, Tribus Genisteae, Cytisinae 



Formen und Unterarten 

Die Taxonomie der Gattung Cytisits (= Genista), vor allem in bezug auf die kanarischen Arten, ist recht verwirrend und 
mehrdeutig (vgl. KUNKEL 1993). Gelegentlich wird eine Varietat unter dem Namen Cytisus canariensis (L.) O. KUNTZE var. 
rcamosissimtls (POIR.) BRIQ. beschrieben. 

Synonyme 

Cytisus attleyanus hort. Cytislis canariensis STEUD. Cytisus ramosissirnus POIR. Genista canariensis L. 

Volkstiimliche Namen 

Canary Island broom, Kytisos, Spanish broom, Spartion, Spartium 

Geschichtliches 

Der Ginster stammt von den Kanarischen Inseln. Vielleicht war er bereits eine Ritualpflanze der Guanchen, der kanarischen 
Ureinwohner, die im 15. Jahrhundert noch steinzeitlich lebten und die GroBe Gottin (Tara) in ausgemalten Ritualhohlen verehrten 
(siehe BRAEM 1995: 1 14-128). Er wurde vermutlich friih in die Neue Welt eingefiihrt, da viele Schiffe, die nach Neuspanien 
fuhren, auf den Kanarischen Inseln einen Zwischenhalt machten. Durch den Sklavenhandel gelangten viele Pflanzen von den 
Kanaren in die Neue Welt, mit ihnen vielleicht auch der Gebrauch von Ginster als Rauschmittel. 

Der Ginster wird in Nordmexiko von Yaqui-Schamanen rituell benutzt (FADIMAN 1965). In den USA werden die Bliiten als 
Tabakersatz (vgl. Nicotiana tabacum) geraucht (FADIMAN 1965). 

Verbreitung 

Der Strauch gehort zu den endemischen Pflanzen der Kanarischen Inseln, ist aber durch Kultivierung (Zierpflanze) im ganzen 
Mittelmeergebiet und in Nord-, Mittel- und Siidamerika anzutreffen. 

Anbau 

Der Anbau gelingt sowohl mit Samen als auch mit Stecklingen. Die Samen sollten im Januar vorgekeimt und eingepflanzt 
werden. Der Strauch vertragt keinen Frost (GRUBBER 1991: 19*). 

Aussehen 

Der immergriine Strauch wird bis zu 2 Meter hoch. Die kleinen, griinen Blatter sind dreigeteilt. Die duftenden, hellgelben 
Lippenbliiten bilden sich an den oberen Zweigenden. Die Bliitezeit liegt zwischen Mai und Juli. Die Friichte werden von kleinen 
Schoten (15 bis 20 mm) mit mehreren bohnenartigen, kleinen Samen gebildet. 
Der Kanarische Ginster wird sehr leicht mit anderen Arten der Gattungen Cytisus und Spartium verwechselt (siehe Cytisus spp.). 

Droge 

Bliiten 

Zubereitung und Dosierung 

Die Bliiten werden getrocknet und zerkleinert. Sie werden, alleine oder mit anderen Krautern usw. vermischt, in Joints 
(Zigaretten) gedreht oder in der Pfeife geraucht (vgl. Rauchmischungen). Aus den Bliiten kann auch ein aphrodisischer Trank 
bereitet werden: 

»Die Bliiten des Kanarischen Ginsters werden iiber kleinem Feuer getrocknet, dann mit Wasser iiberbriiht, gefiltert und getrunken. 
Nach Einnahme dieser Fliissigkeit wird man in einen Zustand totaler Euphoric versetzt - was eine intensivere Empfindung 
sexueller Regungen mit sich fiihrt; dazu paart sich intensivere Wahrnehmung, ein HochstmaB an Gelassenheit und Ruhe.« 
(STARK 1984: 56*) Als Dosis gilt die Menge an getrockneten Bliiten, die in 1 bis 3 normalen Zigaretten (Einblatt-Joints) Platz 
hatte (FADIMAN 1965). 

Rituelle Verwendung 

Der psychoaktive Gebrauch dieser Pflanze wurde durch einen Schamanen der Yaqui entdeckt. Nachdem er eine psychoaktive 
Pflanze (vermutlich Peyote, siehe Lophophora williamsii) eingenommen hatte, wurde ihm in seiner. Vision gezeigt, daB die 
Bliiten des Ginsters geraucht werden sollen. Der rituelle Gebrauch muB noch welter untersucht werden. 

Artefakte 

Keine 

Medizinische Anwendung 

Keine 

Inhaltsstoffe 

Der Kanarische Ginster enthalt reichlich Cytisin (OTT 1993: 407) und andere Alkaloide. Genaue chemische Studien fehlen 
(SCHULTES und HOFMANN 1980: 1530. 



Wirkung 

Das Rauchen der getrockneten Blatter wird als mild psychedelisch ohne unangenehme Neben- oder Nachwirkungen beschrieben 
(ALLEN und ALLEN 1981: 2110. Eine kleine Dosis (ein Joint pro Person) produziert fiir etwa zwei Stunden entspannte Gefiihle 
mitpositiven Einstellungen. Bei hoheren Dosierungen (2 bis 3 Joints) stellt sich eine Steigerung der intellektuellen Fahigkeiten 
(Klarheit, Flexibilitat) sowie erhohte Wachheit ein. Obwohl von gescharfter Wahrnehmung und starkerer Intensitat der Farben 
berichtet wurde, sind Halluzinationen nicht beobachtet worden. Bei geschlossenen Augen steigt die Imagination. Die Wirkungen 
halten maximal fiinf Stunden an. Neben- oder Nachwirkungen, auBer einem leichten Kopfschmerz am nachsten Tag (selten), 
wurden bisher nicht bekannt (FADIMAN 1965). 

Marktformen und Vorschriften 

Die Pflanze ist als Ziergewachs im Blumenhandel erhaltlich. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Cytisus spp., Cytisin 

BRAEM, Harald 

7995 Maglsche Riten und Kulte: Das dunkle Europa, 
Stuttgart, Wien: Weinbrecht. FADIMAN, lames 
1965 »Genista canariensis: A Minor Psychedelic*, 
Economic Botany 19: 383-384. KUNKEL, Gunther 
1993 Die Kanarischen Inseln und ihre Pflanzenwelt 
(3. Aufl. }, Stuttgart usw.: Gustav Fischer. 



Cytisus spp. und Verwandte Besenginsterarten 

Familie 

Leguminosae (Hiilsenfruchtgewachse); Unterfamilie Papilionoideae, Tribus Genisteae, Subtribus Genistinae (friiher Cytisinae) 

Die urspriinglich altweltliche Gattung Cytisus (_ Genista) umfaBt ca. 50 Arten, davon 23 bis 33 in Europa (WINK 1992: 1 124). 
Viele Arten enthalten die Alkaloide Anagyrin, Cytisin, Lupanin, N-Methylcytisin, Spartein (ALLEN und ALLEN 1981: 2100. 
Chinolizidin-Alkaloide (vom Sparteintyp) sind von chemotaxonomischer Bedeutung (vAN RENSEN et al. 1993). 

Cytisus scoparius (L.) LINK [syn. Genista angulata POIRET, Genista glabra SPACH, Genista liirsuta MOENCH, Genista 
scoparia (L.) LAM., Genista scoparius DC, Genista vulgaris GRAM, Sarothamnus ericetorum GANDOGER, 
Sarothamnus obtusatus GANDOGER, Sarothamnus scoparius (L.) WIMM. ex W.D.J. KocH, Sarothamnus vulgaris 
WIMM., Spartium angulosum GD^IB., Spartium glabrum MD^L., Spartium scoparium L.] - Besenginster 

Der Gebrauch von Besenginster fiir Rauschzwecke soil angeblich von der Beobachtung herriihren, daB Schafe ein aufgeregtes und 

merkwiirdiges Verhalten zeigen, wenn sie Ginster gefressen haben (BROWN und MALONE 1978: 8*). 

Getrocknete Besenginsterbliiten werden seit einigen Jahren als »Legal high« betrachtet und in Rauchmischungen verwendet. 

Benutzer berichten immer wieder von einer mild euphorisierenden Wirkung und deutlichen synergistischen Effekten, wenn die 

Bliiten mit anderen Substanzen, besonders Cannabis sativa, vermischt werden. 

Aus den Zweigen wurden friiher Besen hergestellt - daher der Name Besenginster. Die Hexen soUen aus dem Ginster ihre 

Flugbesen gebunden haben (LUDWIG 1982: 143*). Vielleicht hat diese Verwendung als Assoziation mit dem Hexenflug zum 

psychoaktiven Gebrauch gefiihrt (vgl. Hexensalben). 

Die Ginsterbliiten werden volksmedizinisch zum Entwassern und Blutreinigen getrunken. In der Phytotherapie haben sie lediglich 

die Bedeutung einer Schmuckdroge fiir Teemischungen (WINK 1992: 1 128). 

Besenginster enthalt in seinen oberirdischen Teilen und in den Samen das Alkaloid Spartein (= Lupinin), Sarotharrinin und 

Genistein. Cytisin scheint nicht vorhanden zu sein (BROWN und MALONE 1978: 9*). Dafiir kommen in den Bliiten 

Phenylethylaminderivate (Tyramin u.a.) vor (WINK 1992: 1127). Deshalb sollten sie nicht mit MAO-Hemmern kombiniert 

werden (siehe Peganum harmala, Ayahuascaanaloge). Das Spartein bindet sich an die nikotinergen Acetylcholinrezeptoren 

(WINK 1992: 1 130). Vielleicht hangt mit dieser Eigenschaft die schwach psychoaktive Wirkung zusammen. 

Cytisus spp. - Ginsterarten 

Einige Cytisus-Arten enthalten Cytisin und wurden anscheinend haufiger als Tabakersatz (Nicotiana tabacum) geraucht. 
Im kolonialzeitlichen Peru wurde eine Pflanze, die moglicherweise eine Cytislts sp. ist, als medizinisches Raucherwerk 
verwendet. In der Quelle heiBt es: »Ein anderes Kraut, chreqlricaylla, ahnlich dem Ginster, raucherten sie bei Fieber.« (zit. nach 
ANDRITZKY 1989: 267* ) 

Genista spp. - Ginster 

Die Arten der Gattung Genista sind leicht mit Cytisus canariensis oder auch Spartirinr spp. zu verwechseln. Der Farberginster 
(Genista tinctoria L.) enthalt genau wie der Deutsche Ginster (Genista gerrnanica L.) das Alkaloid Cytisin: »Einige Alkaloide aus 



Genista-Arten zeigen halluzinogene Wirkung« (ROTH et al. 1994: 372*). Uber traditionelle Gebrauche als psychoaktive Pflanzen 
ist bisher nichts bekannt geworden. 

Sparlium June eum L. [syn. Sarothanrnlrs jlrncelis LINK, Spartianthits jtincelis (L.) LINK] - Spanischer Ginster, Spanischer 
Besenginster 

Der Spanische Ginster kann leicht mit dem Kanarischen Ginster (Cytisus canariensis) verwechselt werden. Der alkaloidreiche 
Spanische Ginster, der hohe Konzentrationen an Cytisin aufweist, hat anscheinend ebenfalls psychoaktive Wirkungen: 
»Die Droge hat offensichtlich schwach hailuzinogene Eigenschaften: Ein Kiinstler hatte mehrmals Spanische Ginsterbliiten- 
Aufgiisse als „Herzstarkungsmittel" getrunken, da er glaubte, Cytisi scoparii flos vor sich zu haben. Er berichtete, daB er danach 
sehr intensiv getraumt und dabei sehr farbige Bilder gesehen hatte. (...) Nach Einnahme eines Teeaufgusses aus Samen und 
Zweigspitzen (Dosis nicht bekannt) soUen bei einer Frau Erbrechen, Sehstorungen und das Gefiihl von Trunkenheit aufgetreten 
sein.« (WINK 1994: 771) 

Im Hochland von Ecuador heiBt die aus Europa eingefiihrte Pflanze retama und soil, als Tee getrunken, abtreibend oder verhiitend 
wirken. Die getrockneten Bliiten werden dort gegen Asthma geraucht (SCHULTES 1983a: 262* ). Im siidlichen Peru werden die 
Bliiten verrieben und der aus Mais gebrauten Chicha zugefiigt, um sie »berauschender« zu machen (FRANQUEMONT et al. 
1990:82*). In Peru heiBt der Strauch ebenfalls retarna und wird zusammen mit markhrt [Ambrosia peruviana WILLD.], gllliCO 
IMrkanla SCCIII(IPrrS WILLD.; siehe Mikania cordata]. Coca [Erythroxylum coca], RosmsLxm [Rosrrrcrrinns of fi cirrctUs L.; 
vgl. Fabiana imbricata] und nijnd [Myric(r pubescens H. et B. ex WILLD. var. glandulosa CHEVJ bei Rheumatismus 
eingenommen (BASTIEN 1987: 131*). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Cytisus canariensis, Cytisin 

VAN RENSEN, 1., M. VEFT, R. GREINWAl.l), P. CANTn und F.-C. CZYGAN 

1993 »Simultaneotls I)eterlninanon of Alkaloids and Flavonoids as a Useful Toll in Chemotaxonoray of the Genus Gerlista«, Planta Meciica 59, Suppl. Issue: A 
592. 

WlCHTl,, Max 

1989 »Besenginsterkraut«, in: ders. (Hg.), Teedrogen, S. 91-93, Stuttgart: WVG. 

WINK, Michael 

1992 »Cytisus«, in: Hager-s Hccriclhlt U cler plrarrnazeutischen Praxis (5. Aufl. ), Bd. 4: 1 124-1 133, 

Berlin: Springer. 

1994 »Spartitlm«, in: Hagers Handbuch der- pUartnazeutische n Praxis (5. Aufl. ), Bd. 6: 768-772, Berlin: 
Springer. 



Datura discolor Heiliger Stechapfel 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Tribus Datureae, Sektion Dutra 

Formen und Unterarten 

Vermutlich keine 

Synonyme 

Datura thontasii TORR. 

Volkstiimliche Namen 

A'neglakya, Desert Datura, E"ee kamostim (Seri »Pflanze, die einen schielen laBt«), E"ee karookkoot (Seri »Pflanze, die verriickt 
macht«), Hehe camostim, Hehe carocot, Heilige Datura, Holy Datura of Zuni, Malykatu (Mohave), Sacred Datura, Sacred 
thornappel, Thomas' thornapple, Toloache 

Geschichtliches 

Die Geschichte der stark halluzinogenen Datura-Arten hat immer noch dunkle Wurzeln. Obwohl in den letzten hundert Jahren der 
ethnopharmakologisch so bedeutsamen Gattung viel forscherische Aufmerksamkeit geschenkt wurde, bleiben zahlreiche Fragen 
offen (AVERY 1959). Taxonomisch herrscht einige Verwirrung (vgl. Datura spp.). In der ethnobotanischen Literatur wird Datura 
discolor meistens als Datura innoxia oder Datura meteloides (syn.) angefiihrt. In der Tat iiberschneiden sich die 
Verbreitungsgebiete beider Arten; zudem werden sie ethnopharmakologisch praktisch identisch genutzt und tragen viele 
gemeinsame Volksnamen. Im Siidwesten Nordamerikas hat es sich jedoch eingebiirgert, die Datura discolor als Sacred Datura 
oder Holy Datura of the Zuni und Datura innoxia als Toloache oder Devil's weed zu bezeichnen. 



Verbreitung 

Das Hauptverbreitungsgebiet dieser relativ seltenen Stechapfelart erstreckt sich iiber den Siidwesten Nordamerikas und 
Nordmexiko. Gelegentlich wird vom Vorkommen der Pflanze in Westindien berichtet. 

Datura discolor wird wegen ihres hohen Alkaloidgehalts in Agypten zur pharmazeutischen Scopolamingewinnung kommerziell 
angebaut (SABER et al. 1970). 

Anbau 

Die Vermehrung der Datura discolor geschieht wie bei alien Datura- Arten durch Samen. Oft geniigt es, die Samen einfach im 
Gelande zu verstreuen. Die Samen konnen auch in Anzuchtbeeten oder Quellknopfen vorgekeimt werden. Dazu werden sie leicht 
in die Erde bzw. in das Anzuchtsubstrat gedriickt (0,5 bis 1 cm tief) und regelmaBig befeuchtet. Sie keimen relativ schnell (in 5 
bis 10 Tagen). Die Samlinge sind relativ empfindlich. Sie vertragen keine direkte oder zu intensive Sonnenbestrahlung, aber auch 
keinen Vollschatten. Sie diirfen nicht zu stark gegossen werden. Wenn ihr Mutterboden oder Substrat austrocknet, sterben sie. Sie 
wachsen schnell zu kleinen, robusten Pflanzen heran. Dann konnen sie umgetopft oder umgepflanzt werden. Jetzt ist die Pflanze 
auch starker Sonneneinstrahlung gegeniiber bestandig. 

Die meisten Datura-Arten benotigen relativ viel Wasser. Ansonsten erfordern sie nur wenig Pflege. Die Datura sat sich auch von 
selbst aus. Hat man sie einmal im Garten, wird man sie vermutlich jedes Jahr wieder heranwachsen sehen. 
Obwohl die Daturas aus subtropischen und tropischen Zonen stammen, passen sie sich gut dem Klima in Mitteleuropa an. Hier 
diirfen die Samlinge erst ab Mitte Mai ins Freie verpflanzt werden. Die verwilderten, sich selbst aussaenden Pflanzen passen sich 
den ortlichen okologischen Bedingungen recht schnell an. 

Aussehen 

Die einjahrige Pflanze bildet ein mehrfach verzweigtes, buschiges, niedrigwachsendes und sich seitlich ausbreitendes Kraut von 
dunkelgriiner Farbe mit weichen, leicht gezackten Blattern aus. 

Sie hat auffallend trichterformige, weiBe Bliiten, die manchmal innen violett gefarbt sind; sie wachsen aus den Zweigachseln 
heraus und stehen seitlich oder fast gerade nach oben. Sie bliihen abends auf, verstromen nachts einen siiBen, aber feinen und 
kostlichen Duft und verbliihen im Laufe des folgenden Vormittags. Die griine Frucht hangt nach unten; sie hat wenige lange 
Stacheln und bildet viele schwarze Samen aus (wichtiges Erkennungsmerkmal). Ansonsten sieht sie sehr ahnlich wie Datura 
innoxia aus, ist aber in jeder Hinsicht etwas kleiner. 

Droge 

- Samen 

- Blatter 

- Wurzel 

Zubereitung und Dosierung 

Aus den getrockneten, zermahlenen Samen von Datura discolor, Zimt (Cinnamomum verum), den Blattern des Wiistenlavendels 

(Hyptis ernoryi TORR.) und Zucker wird ein medizinischer Tee bereitet (FEEDER und MOSER 1991: 320, 3660. Leider wird 

keine Dosierung angegeben. 

Die getrockneten Blatter werden pur, in Kinnickinnick oder anderen Rauchmischungen geraucht. Die frische Wurzel wird 

ausgekaut. Ansonsten wie Datura innoxia. 

Zubereitungen aus Datura discolor miissen eventuell vorsichtiger dosiert werden als Datura innoxia, da sie etwas hohere 

Alkaloidkonzentrationen aufweisen konnen. 

Rituelle Verwendung 

In der Mythologie der Seriindianer heiBt es, daB Datura discolor eine der allerersten Pflanzen der Schopfung war und deshalb von 
Menschen nicht beriihrt werden darf (FEEDER und MOSER 1991: 366*). Die Pflanze darf nur von Schamanen benutzt werden, 
da der unsachgemaBe Gebrauch sehr gefahrlich sein kann. 

Der rituelle Gebrauch von Datura discolor deckt sich im Siidwesten Nordamerikas mit dem der Datura innoxia (siehe dort). Er ist 
allerdings viel seltener. 

Artefakte 

Siehe Datura innoxia 

Medizinische Anwendung 

Die nordmexikanischen Seriindianer trinken bei geschwoUenem Hals einen Tee aus den Samen (FEEDER und MOSER 1974: 

426*). 

Die ethnomedizinische Verwendung von Datura discolor deckt sich mit der von Datura innoxia. 

Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze enthalt zwischen 0,13 und 0,49% Alkaloide (meist Tropanalkaloide), wo von die Halfte Hyoscin (= 
Scopolamin) ausmacht. Im Laufe des Wachstums kommt es zu erheblichen Schwankungen in der Alkaloidkonzentration. Die 
hochste Konzentration wurde wahrend der Fruchtphase im Stengel festgestellt (SABER et al. 1970). 



Im getrockneten Kraut sind 0,17% Alkaloide enthalten. Das Hauptalkaloid istHyoscin bzw. Scopolamin (0,08% in der 
Trockenmasse), daneben kommen Apohyoscin, Norhyoscin, Hyoscyamin, Meteloidin, Tropin und c-Tropin vor. 
In den getrockneten Wurzeln sind 0,31 % Alkaloide enthalten, hauptsachlich Hyoscin/Scopolamin, daneben Norhyoscin, Atropin, 
Littorin, Meteloidin, 3(x,6(3-Ditigloyloxytropan, 3a,6B-Ditigloyloxytropan-7B-ol, Cuskohygrin (Hauptalkaloid in den Wurzeln), 
Tropin und c-Tropin (EVANS und SOMANANBANDHU 1974). 

Wirkung 

Siehe Datura innoxia 

Marktformen und Vorschriften 

Datura discolor gelangt nur sehr selten in den Blumenhandel. Das angezogene Gewachs und die Samen sind frei verkauflich. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Datura innoxia, Tropanalkaloide 

AVERY, A.G. (Hg.) 

1959 Blakeslee - The Getius Datura, New York: Ronald 

Press. EVANS, William C. und Alra-On SOMANABANDHU 

1974 »Alkaloids of Datura dlscolor«, Phytochernistry 

13:304-305. SABER, A.H., S.l. BALBAA, G.A. ELHOSSARY und 

M.S. KARAWYA 

1970 »The Alkaloid Content of Datura discolor 

Grown in Egypt*, Lloydia 33(3): 401-402. 



Datura innoxia Toloache, l\/lexikanischer Stechapfel 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Tribus Datureae, Sektion Dutra 

Formen und Unterarten 

Heute werden meist zwei Unterarten akzeptiert: Datura innoxia MILZ. ssp. quinquecuspidata TORR. Datura Innoxta MILL. Ssp. 
janosa (BYE) 

Synonyme 

Die Taxonomie dieser Datura-Art hat zu vielen Fehlern, unterschiedlichen Interpretationen und Synonymen gefiihrt (Vgl. EWAN 

1944): 

Datura guayaquilensis /f.B.K. 

Datura hybrida TENORE 

Datura inoxia MILZ. 

Datura lanosa B ARCLEY ex BYE Datura metel DUNAL non L. 

Datura metel Sims non L. 

Datura metel [/CRIA 

Datura metel L. var. qtiinqueczispida TORR. Datura meteloides DC. ex DUNAL 

Volkstiimliche Namen 

A'neglakya (Zuni), A-neg-la-kia (Mazatekisch)'°~, Chamico, Chanikah, Ch'ohojilyeeh, Ch'oxojilghei (Navajo »verrucktmachend« 
), Dekuba (Tarahumara), Devil's weed (Englisch »Teufelskraut«), Dhatura (Pakistani), Dhaturo (Nepali), Hehe camostim (Seri 
»Pflanze, die Grimassen erzeugt«), Hehe carocot (»Pflanze, die verriickt macht«), Hierba del diablo, Hierba hedionda, 
Hippomanes, Hoozhonee yilbeezh (Navajo »Beautyway-Dekokt«), Hyoscyamus de Peru, Indian apple, Jamestown weed, 
Jimsonweed, Katundami (Pima), Kieli, Kieri 1 "y, Kielitsa (Huichol »schlechte Kieli« ), Kikisow-il (CoahuUia), Kusi, Loco 
weed'T, Menj (Arabisch/Jemen), Moapa, Moip, Nacazcul, Nacazul, Nocuana-patao (Zapotekisch), Nohoch xtohk'uh (Maya 
»Gro6e [Pflanze] in Richtung der G6tter«), Nongue bianco, Ntigiliitshoh (Navajo »groBe Sonnenblume«), Ooze apple. Poison lily, 
Pomum spinosum, Rauchapfel, Rikiii, Rikuri, Sacred Datura (Englisch »heiliger Stechapfel«), Sape enwoe be (Tewa), Solanum 
manicum, Stechapfel, Tapate, Tecuyaui (Garigia), Telez-ku, Thorn apple, Tikiiwari (Tarahumara), Tlapa, Tohk'u, Tolachi, 
Tolguacha, Toloa, Toloache, Toloache grande, Toloatzin (»geneigter Kopf«), Tolochi, Tolohuaxihuitl (Aztekisch »geneigtes 
Kraut«), Tolovachi, Toluache, Toluah (»Geneigtes«), Uchuri (Tarahumara), U'teaw ko'hanna (Zuni »die WeiBe Blume«), Wichuri, 
Xtohk'uh (yucat. Maya »in Richtung der G6tter«), Xtoku (Maya »in Richtung der G6tter«), Yerba del diablo (Spanisch 
»Teufelskraut«) 

Geschichtliches 

Toloache ist in der Neuen Welt die ethnopharmakologisch bedeutsamste Stechapfelart. Schon die prahistorischen Puebloindianer 
des Siidwestens nutzten die Samen rituell, wie aus archaologischen Untersuchungen von Ritualraumen aus der Zeit von 1200 bis 



1250 n. Chr. hervorgeht (LITZINGER 1981: 64, YARNELL 1959). Wie alt der Gebrauch dieses Stechapfels in Mexiko ist, kann 
beim derzeitigen Stand der Forschung nicht bestimmt werden. Sicher stammt er aus prahistorischer Zeit. Noch heute wird Datura 
innoxia von vielen mexikanischen Indianern rituell und medizinisch sowie als Aphrodisiakum haufig verwendet. 

Verbreitung 

Das urspriingliche Verbreitungsgebiet der Datura innoxia erstreckt sich iiber den Siidwesten Nordamerikas und Mexiko bis nach 
Guatemala und Belize. Die Art hat sich von dort auf die Inseln der Karibik ausgebreitet. Sie wurde schon friih nach Asien 
eingefiihrt. In Indien ist sie oft mit Datura metel vergesellschaftet. Verwildert kommt sie auch in Griechenland und Israel vor 
(DAFNI und YANIV 1994). 

Anbau 

Zum Anbau siehe Datura discolor. 

Kommerzielle Anbaugebiete der Datura innoxia, fiir die pharmazeutische Nutzung bzw. die Gewinnung von Scopolamin liegen in 

Mittelamerika, Nordafrika, Athiopien, Indien und England (GER- i LACH 1948). 

Aussehen 

Datura innoxia ist eine meist 1 bis 2 Meter hohe, einjahrige Pflanze; in den Tropen kann sie auch iiber 3 Meter hoch werden und 

mehrjahrig sein. Die Wurzel wird bis zu 60 cm lang. Das hell- bis mattgriine Kraut ist stark verzweigt und hat behaarte Blatter mit 

gezacktem Rand. In den Achseln treiben die fast gerade nach oben stehenden, weiBen, trichterformigen Bliiten aus, die abends 

einen kostlichen Duft absondern, am nachsten Morgen aber bereits verbliihen. In Mitteleuropa liegt die Bliitezeit zwischen Juni 

und September, an geschiitzten Orten kann die Pflanze bis in den November hinein Bliiten treiben. 

Die Frucht hangt herunter und hat viele kurze Stacheln. Die Samen haben eine ockerfarbene, leicht ins Orange gehende Farbe. Sie 

sind groBer als die schwarzen Samen von Datura discolor oder Datura stramonium, konnen aber leicht mit denen von Datura 

metel und Datura wrightii verwechselt werden. 

Datura innoxia sieht der asiatischen Datura metel sehr ahnlich und ist sehr leicht mit dieser zu verwechseln. In der Tat ist es 

fraglich, ob beide Arten wirklich als eigene Species betrachtet werden konnen. Neuere phytochemische Untersuchungen zeigen, 

daB die beiden Arten extrem ahnlich sind (MINO 1994). Vielleicht sind es nur Unterarten oder Varietaten derselben Art. Am 

besten lassen sich die beiden Arten (oder Formen) an der Beschaffenheit der Stengel unterscheiden. Datura innoxia hat griine, 

weich behaarte Stengel, Datura metel glatte, violett gefarbte Stengel. 

Datura innoxia ist ebenfalls sehr leicht mit Datura discolor und Datura wrightii zu verwechseln, ist aber von letztgenannter Art 

recht gut geographisch zu trennen. 

Droge 

- Blatter (Daturae innoxiae herba), frisch oder ge- 
trocknet 

- Wurzel 

- Bliiten 

- Samen 

Zubereitung und Dosierung 

Die getrockneten Blatter und Bliiten werden pur oder mit anderen Krautern und Substanzen vermischt geraucht (vgl. 

Rauchmischungen). 

Die Schamanen der yucatekischen Maya (hmeno'ob) drehen aus den Blattern von Datura innoxia und Tabak (Nicotiana tabacum, 

Nicotiana undulata, vgl. Nicotiana spp.) Zigarren, die chamal genannt werden. Dazu wird meist pro Zigarre ein Blatt von jeder 

Pflanze genommen. Der Schamane raucht von dieser Zigarre so viel, bis er den gewiinschten veranderten BewuBtseinszustand 

erreicht hat (kann individuell recht unterschiedlich sein). 

Die Samen und Blatter werden auch zerstoBen und mit einem Garstoff zu einem alkoholischen Getrank fermentiert (HAVARD 

1896: 39*). Die Wurzeln werden oft als berauschender Zusatz fiir Pulque (siehe Agave spp.) und Bier oder Chicha verwendet. Die 

Tarahumara fiigen die Samen ihrem tesgiiino genannten Bier bei, das aus Mais gebraut wird (BYE 1979b: 35*). Auch die Stamme 

entlang des Colorado River und die Paiute verstarkten ihr Bier mit Samen und Blattern der Datura innoxia (HAVARD 1896: 39*). 

Die Yaquiindianer stellen aus den zermahlenen Samen und Blattern zusammen mit Schmalz eine Salbe her, die zur Erzeugung 

von Visionen auf den Bauch gerieben wird. 

Die Wurzel wird entweder frisch zerstoBen und auBerlich aufgelegt, ausgekaut oder getrocknet und pulverisiert verwendet. Leider 

gibt es in der Literatur keine genauen Angaben zur Dosierung der gekauten oder gegessenen Wurzel. 

Als aphrodisisch wirksame Dosis beim Rauchen gelten bis zu vier getrocknete Blatter. Uberdosierungen sind bei dieser Form der 

Einnahme fast ausgeschlossen. Ein Tee aus den Blattern muB sehr vorsichtig dosiert werden. Schon ein groBes Blatt kann starke 

Halluzinationen bewirken. Da die Alkaloidkonzentration stark schwanken kann (siehe Inhaltsstoffe) und die individuelle Reaktion 

auf die Tropanalkaloide recht variabel ist, sind genaue Angaben zur Dosierung kaum vorzufinden. Bei den Samen gelten 30 bis 40 

Stiick als stark visionare oder halluzinogene Dosis. AUerdings konnen bereits zehn Samen zu extremen 

Wahrnehmungsveranderungen fiihren. Zur todlichen Dosis siehe Datura stramonium. 

In Pakistan gelten 150 g der Blatter, Friichte oder Bliiten als todUche Dosierung (GOODMAN und GHAFOOR 1992: 40'~). Diese 

Angabe scheint recht hoch zu sein. 



Rituelle Verwendung 

Toloache wird mehrfach in den medizinischen Texten der Azteken als Heilmittel, besonders gegen Fieber, genannt (RATSCH 

1991 a: 254ff.*): 

»Toloa. Es ist auch eine Fiebermedizin. Sie wird in einer schwachen Infusion getrunken. Und wo die Gicht ist, da wird sie darauf 

gegeben, dort wird man mit ihr eingerieben. Sie lindert, vertreibt, bannt [den Schmerz]. Sie wird nicht inhaliert noch eingeatmet.« 

(SAHAGUN XI, 7) 

In den schriftlichen Quellen finden sich keine eindeutigen Hinweise auf die Verwendung als Rauschmittel. Da der moderne 

rituelle und magische Gebrauch in alien Teilen Mexikos anzutreffen ist, kann man davon ausgehen, daB die stark berauschenden 

Krafte der Datura innoxia auch in vorspanischer Zeit genutzt wurden. Es wurde spekuliert, daB die Menschenopfer zur 

Vorbereitung auf ihren Opfertod einen Datura-Trank erhielten (RATSCH 1986a: 2340. Auch scheint die Verabreichung von 

Datura-Praparaten fiir die Initiation in Mesoamerika bekannt gewesen zu sein (vgl. Datura wrightii). 

In Yucatan (Siidmexiko) ist die xtohk'iih, »in Richtung der G6tter«, genannte Datura innoxia ein seltenes Gewachs. Sie wird aber 

haufig in Hausgarten als Zierpflanze und Drogenlieferant angebaut. Die hmeno'ob, »die Macher« - so heiBen die Schamanen der 

yucatekischen Maya - benutzen die Datura nicht nur als Heilmittel, sondern in erster Linie als Ritualdroge. Zum Divinieren mit 

einem Bergkristall (ilmah sastun) werden entweder aus Daturablattern gedrehte Zigarren (chamal) geraucht oder Daturasamen 

gegessen (RATSCH 1987). Es heiBt, sie seien hack md'lo' ta wol, »sie sind sehr gut fiir dein BewuBtsein«. Im Rauschzustand 

kann der Schamane im Kristall Dinge sehen, die ihm AufschluB iiber vorher gestellte Fragen geben (z.B. iiber gestohlene oder 

verlorene Gegenstande, Krankheitsursachen, Zauberei). Einige moderne Mayaschamanen benutzen auch die vor ca. 100 Jahren in 

Mexiko eingefiihrten Tarotkarten bei der Divination (RATSCH 1988b). Gelegentlich rauchen sie Datura vor dem Legen der 

Karten. Die gegessenen Samen befahigen den h-men dazu, zum yuntsil balam, dem »Herrn Jaguar«, zu reisen, wenn ein Kranker 

seine ah-kanul-Schutzgeister verloren hat. Die duftenden Bliiten gelten zudem als ausgezeichnete Opfergabe fiir die Cotter 

(RATSCH und PROBST 1985: 1 138). Bei den Maya ist auch der Cebrauch als Aphrodisiakum (Rauchen der getrockneten 

Blatter) und Liebeszauber (Verschenken der Bliiten an die begehrte Person) weit verbreitet (KENNEDY und RATSCH 1985, 

RATSCH und PROBST 1985). 

In der urbanen brujeria"2 spielt Toloache eine groBe RoUe in der Bereitung von Zauberpulvern (verdadero polvo de toloache), in 

der Herstellung von aphrodisierenden Salben und Badezusatzen sowie im Liebeszauber. Die Datura innoxia wird in einigen 

Cebieten in Zentralmexiko als quasi-katholischer Heiler unter dem Namen Santo Toloache in Kirchen verehrt und zur Erzeugung 

von Liebeszaubern angerufen. 

Viele Mexikaner begegnen der Pflanze mit Respekt, Scheu oder Ablehnung. Sie hat eine innige Beziehung zu dunklen Praktiken, 

die dem Ahnungslosen unheimlich erscheinen (MADSEN und MADSEN 1972*). Sie steht im Ruf, Wahnsinn" zu erzeugen, giftig 

zu sein und von den brtijos (» Hexern«) fiir Schadenzauber miBbraucht zu werden. Nach Ansicht vieler mexikanischer Schamanen 

ist Toloache deshalb besonders gefahrlich, well es dem Benutzer Macht gibt. Die Huichol sehen in ihr eine »schlechte Pflanze der 

C6tter« und assoziieren sie meist mit Hexerei (vgl. Solandra spp.). Uber die magischen Eigenschaften des »Teufelskrautes« 

wurde Carlos Castaneda von seinem Lehrer Don Juan aufgeklart: 

»Die zweite Dosis des Teufelskrautes wird zum Fliegen gebraucht. (...) Die Salbe allein ist nicht genug. Mein Wohltater sagte, 

daB allein die Wurzel die Richtung und Weisheit gibt und daB sie die Ursache des Fliegens ist. Wenn du mehr weiBt und sie oft 

nimmst, um zu fliegen, wirst du beginnen, alles mit groBer Klarheit zu sehen. Du kannst Hunderte von Meilen weit durch die Luft 

jag en und an jedem Ort, den du dir vorstellst, sein, sehen, was geschieht, oder du kannst deinen Feinden in der Feme einen 

todlichen Schlag versetzen. Wenn du mit dem Teufelskraut vertrauter bist, wird es dich all diese Dinge lehren.« (CASTANEDA 

1973: 105*) 

Datura innoxia hat eine wichtige Rolle in der indianischen Divination. Jene Volker, die Nahuatl sprechen, wie auch die zur 

Mayasprachfamilie zahlenden benutzen den Stechapfel als Prophetenund Orakelpflanze. Auch von den Mixteken wird berichtet, 

daB sie Datitra innoxia traditionell als Halluzinogen fiir die Divination einnehmen (AvILA B. 1992*). Viele Stamme des 

Siidwestens (Colorado-River- und Pah-Ute-Stamme, Coahuilla) haben die Blatter geraucht und ihren Getranken (Chicha, Pulque; 

vgl. Agave spp.) beigefiigt, um ein prophetisches Delirium zu erzeugen (BARROWS 1967:75*). 

Datura innoxia ist den Navajo eine heilige Pflanze, die wegen ihrer extrem starken Wirksamkeit mit hohem Respekt verehrt und 

benutzt wird. Es sind verschiedene Navajonamen fiir die Datum bekannt geworden: ch'ohojilyeeh, »Verriickheit erzeugend«, 

hoozhonee yilbeezh, »Beautyway-De^oki« (BRUCCE 1982: 92). Bei den Navajo erfolgt das Sammeln des Stechapfels, der rituell 

als » Kleines WeiBes Haar« angerufen wird, nach einem bestimmten Ritual. Zunachst werden Maispollen iiber die Pflanze 

gestreut und folgendes Gebet gesprochen: 

»Kleines WeiBes Haar, vergib mir, daB ich dich nehme. Ich tu das nicht aus Ubermut. Ich will, daB du mich heilst. Ich nehme nur 

so viel, wie ich brauche.« (ABEL 1983: 193) 

In der Zeremonie, die unter dem Namen BeoMtyway in der Literatur bekannt geworden ist, werden Datura-Zubereitungen zur 

Erzeugung von Visionen eingenommen (BRUGGE 1982: 92). In vielen Heilzeremonien stehen Visionen und Traume im 

Vordergrund. Die Medizinmanner oder Schamanen lernen von den Visionen und erlangen dadurch Krafte, die sie dann heilsam 

einsetzen konnen (HAILE 1940). In geheimen Zeremonien werden dazu die Samen gegessen. Die Navaho-Medizinmanner 

benutzen den Stechapfel auch zur Behandlung von Halluzinationen. 

Die Navajo nehmen kleine Portionen Datura zu sich, um sich vor Angriffen von Hexerei zu schiitzen (SIMMONS 1980: 154). 

Andererseits wird die Zauberkraft der Pflanze fiir positiven und negativen Liebeszauber genutzt (HILL 1938: 21). Dazu versucht 

man, der begehrten Person Datura unters Essen oder in den Rauchtabak zu mischen (TIERNEY 1974: 49). 

Es gibt eine Zeremonie, die auf Navajo ajike heiBt und die in der ethnographischen Literatur unter den Bezeichnungen Excess 

way. Prostitution way oder Frenzy witchcraft bekannt ist. Ajilee ist der Name fiir einen Mythos, einen Zaubergesang und ein 

Ritual, bei dem sich der Ausfiihrende in einen Datitra-Geist verwandelt und iiber begehrte Frauen oder Jagdwild Macht gewinnen 



kann (HAILE 1978, LOCKERT 1978). Ajilee gehort nicht zu den groBen Heilritualen und wird von manchen, vor allem den 
christianisierten Navajo, als Hexerei betrachtet. Im ajilee-Mythos und -Ritual spielen vier magische Pflanzen, darunter die Datitra 
innoxia, vermutlich auch Argemone mexicana und die Locoweeds (Astragalus spp.) eine zentrale Rolle. Mit dem Ritual konnen 
begehrte Frauen (vor allem Jungfrauen der Hopi und Pueblo Bonito) fiir sexuelle Geniisse herbeigerufen werden. Mit denselben 
Gesangen wird aber auch das Jagdwild angelockt. Das Ritual dient auch der Heilung von Personen, die an sexuellen 
Ausschweifungen leiden, oder von Frauen, die sich zwanghaft prostituieren miissen (HAILE 1978). Dadurch, daB sich der 
Ausfiihrende in die Datura innoxia verwandelt, erlangt er durch die von ihr ausgehende aphrodisische Wirkung magische Gewalt 
iiber die begehrte Frau. Durch die verwirrende und betaubende Wirkung der Datura gewinnt der Ausfiihrende Gewalt iiber Tiere 
(HAILE 1978: 26, 35jf.). 

In der Gegend ostlich der Lukachukai Mountains soil es ein paar Medizinmanner geben, die Datura-Divinationen, sogenannte 
Kriminaltelepathie, machen. Sie benutzen die Pflanze, um Diebe aufzuspiiren und verschwundene Gegenstande wiederzufinden 
(SIMMONS 1980: 154). 

Die kulturelle Bedeutung der Datura innoxia bei den Navajo 

(Nach MiJLLER-EBELING und RATSCH 1998) 

- Mittel zur Erzeugung von Visionen 

- Liebeszauber 

- Aphrodisiakum 

- Jagdzauber 

- Divination (Kriminaltelepathie) 

- Diagnose (von Krankheitsursachen) 

- Medikament 

- magischer Schutz 

- GenuBmittel 

Die Apachen benutzen die pulverisierte Wurzel als rituelle Medizin in geheimen Zeremonien. Die Coahuilla nutzen sie zur 
Erzeugung ritueller Delirien. Die Costanoan rauchen die getrockneten Blatter als Halluzinogen. Eine »Liebesmedizin« besteht aus 
den Samen und Tabak (Nicotiana tabacum), die vermischt bei Ritualen der Liebesmagie geraucht werden. Die Medizinmanner 
der Hopi kauen die Wurzel aus, um in einen visionaren Zustand fiir die Diagnose von Krankheiten zu fallen (vgl. Mirabilis 
multiflora). Die Luiseno geben den Wurzelsaft ihren Jiinglingen bei der Initiation (vgl. Datura wrightii). Die Shoshonen brauen 
einen halluzinogenen lee fiir geheime Riten (MOERMAN 1986: 148f.*- ). 

In Belutschistan (Pakistan), wo die aus Amerika eingeschleppte Pflanze verwildert vorkommt und mit dem Sanskritnamen dhatura 
(vgl. Datura metel) bezeichnet wird, ist der Gebrauch als Rauschmittel gut bekannt. Dazu werden ein paar zerstoBene Samen oder 
ein getrocknetes Blatt, mit Tabak (Nicotiana tabacum) vermischt, geraucht (GOODMAN und GHARFOOR 1992: 401. In Indien 
wird Datura innoxia genauso wie Datura metel benutzt. 

Artefalite 

Eigenartigerweise sind Artefakte, die mit loloache in Verbindung stehen, in Mexiko relativ selten. Im Denver Museum gibt es 

eine postklassische Mayakeramik, die einen plastischen Kopf mit eindeutig naturalistisch wiedergegeben Datura-Ohrhangern 

darstellt. 

In West-, Zentral- und Siidmexiko sind viele WeihrauchbrenngefaBe gefunden worden, die in ihrer Gestalt an die stacheligen 

Friichte von Datitra innoxia erinnern (KAN et al. 1989: 129, 201). In manchen indianischen Gebieten, z.B. bei den Lakandonen 

von Naha; hat sich diese Tradition der WeihrauchbrenngefaBe erhalten (MA' AX und RATSCH 1994: 58* ). Litzinger (1981) sieht 

darin echte Reprasentanten der berauschenden Frucht. In der Tat werden noch heute Datura-Samen medizinisch und rituell 

gerauchert. Der mit Datura-Samen versetzte Weihrauch (Copal, Pom; vgl. Bursera bipinnata) kann durchaus stark psychoaktive 

Wirkungen erzeugen (vgl. Raucherwerk). 

Aus dem Siidwesten der USA und aus Nordmexiko sind mehrere KeramikgefaBe (spiked vessels) bekannt geworden, die wie 

Nachbildungen der Stechapfelfrucht aussehen und vermutlich als RauchergefaBe dienten (CAMILLA 1995: 106f.*, LITZINGER 

1981: 58jf.). 

In einer Kiva (kosmologischer Ritualraum) von Kuaua bei Bernalillo, New Mexico, wird auf der Pueblo-IV-Wandmalerei (1300- 

1550 n. Chr.) eine Figur dargestellt, die in ihrer Hand eine Datura-Bliite halt (WELLMANN 1981: 92*). 

Die Hopifrauen von Moki trugen eine traditionelle Frisur, bei der an beiden Seiten des Kopfes die Haare zu runden Wiilsten 

zusammengedreht wurden. Diese beiden »Auswiichse« wurden squash blossonrs (wortl. »Kiirbisbliiten«) genannt, stellten aber 

eigentlich die heilige Datura innoxia dar (FURST und FURST 1982: 56). Es gibt bei Moki einige Petroglyphen, die wie 

Stechapfelbliiten, von oben betrachtet, aussehen und in der Literatur als Squash blossoms, »Kiirbisbliiten«, fehlinterpretiert 

werden (PATTERSON 7992; 189). 

Die Zuni benutzen in verschiedenen Ritualtanzen einen Kopfschmuck, der an den Kopfschmuck von A'neglakya, der 

Personifikation von Datura iririoxiti, erinnern soil. Dazu wird die getrocknete Frucht von Martynia touisiana MILL, mit farbigen 

Wollbandern umwickelt und an ein ledernes Stirnband gebunden. Die friihen Ethnologen beschrieben diesen Kopfschmuck als 

Symbol fiir die Kiirbisbliite, ein Fehler, der den Zuni gut gefiel, da dadurch ihre heilige Datura geheimgehalten wurde (MULLER- 

EBELING und RATSCH 1998). 



In der Schmiedekunst der Navajoindianer gibt es einen Kettentypus, der offentlich und in der popularen Literatur als Squash 

/jlossom necklace (»Kurbisblutenkette«) bekannt ist. Allerdings werden in dieser Squash-blossortt-Ornamentik nicht 

Kiirbisbliiten, sondern die kultisch wesentlich bedeutenderen Bliiten des heiligen Stechapfels (Datitra innoxia, Datura discolor) 

dargestellt. Squash blossoni ist ein weit verbreiteter Deckname fiir die im geheimen angewandte und verehrte Datura (MULLER- 

EBELING und RATSCH 1998). 

Es gibt einige Petroglyphen der Shoshonen, die Visionen, unter dem EinfluB von Datura innoxia geschaut, wiedergeben 

(CAMILLA 1995: 1090. 

Einige Malereien der amerikanischen Kiinstlerin Georgia O'Keeffe (1887-1986) zeigen iippigschone Datura-innoxia-Bliiten, z.B. 

die Olgemalde White Trumpet Flower (1932) und Jimson Weed (ca. 1934). Gerade diese Bilder gelten als fiir Stil und Ausdruck 

der Malerin typisch (CASTRO 1985). Sie wurden auf vielen Kalenderblattern und auf Postkarten nachgedruckt. 

Medizinische Anwendung 

In der Ethnomedizin der Stamme des Siidwestens spielt Datura innoxia eine hervorragende Rolle (die Datura discolor wird 
genauso, aber viel seltener benutzt). Die Apachen benutzen den aus den Bliiten und Wurzeln frisch gepreBten Saft zur 
Desinfektion von Wunden. Die Coahuilla reiben die mit Wasser zerdriickte Pflanze bei ihren Pferden auf wunde Stellen, die von 
den Satteln herriihren. Die Costanoan schmieren eine Salbe aus den Blattern auf Verbrennungen. Die in den Bliiten gesammelten 
Tautropfen dienen ihnen als Augenspiilung. Die erhitzten Blatter werden bei Atemstorungen auf die Brust gelegt. Die Mahuna 
benutzen die Pflanze zur Behandlung von Bissen von Klapperschlangen und Taranteln. Die Navaho behandeln mit ihr die 
Kastrationswunden von Schafen. Frische Stechapfelblatter werden bei Hautverletzungen aufgelegt. Die Wurzel wird bei starken 
Schmerzen ausgekaut. Ein waBriger Auszug wird als auBerliches Mittel bei Verwundungen eingesetzt. Die Zuni benutzten die 
Wurzel als Anasthetikum bei chirurgischen Eingriffen (vgl. Schlafschwamm). Die Tubatulabal nehmen die Pflanze bei 
Verstopfung ein und benutzen sie zur Behandlung von Entziindungen, Wunden und Schwellungen (BRUGGE 1982: 92, 
MOERMAN 1986: 148f.*). 

Die Azteken setzten die Stechapfelblatter zur Behandlung von Knochenfrakturen (z.B. Schadelbruch), Geschwiiren und 
Kniegeschwiilsten ein. Dabei wurden meist die iiber Wasserdampf erwarmten Blatter aufgelegt. Die Maya benutzen die Blatter 
gegen Rheumatismus (PULIDO S. und SERRALTA P. 1993: 61 * ). Weit verbreitet ist das Rauchen der getrockneten Blatter bei 
Asthma, Bronchitis und Husten. 

In der mexikanischen Volksmedizin ist Toloache eines der bedeutendsten Aphrodisiaka"5 und Betaubungsmittel. In landlichen 
Gebieten werden Toloache-Gebraue bei der Niederkunft gereicht, um einen Dammerschlaf zu erzeugen und die Geburtsschmerzen 
zu mindern (HEFFERN 1974: 98*). In Mexiko werden volksmedizinisch oft Salben aus Schmalz und Datura-innoxia-Extrakten 
zur Behandlung von Hautkrankheiten, Muskel- und Gelenkschmerzen aufgetragen. Dieser Gebrauch wurde schon friih - 
zusammen mit der Pflanze - nach Europa eingefiihrt. John Gerard schrieb bereits im 16. Jahrhundert in seinem The Herball dazu: 
»Der Saft des Stechapfels, mit Schweineschmalz gekocht, ergibt ein Unguentum oder eine Salbe, die alle Entziindungen, alle 
Verbrennungen von Feuer, Wasser oder fliissigem Blei, SchieBpulver, Blit,, schlag heilt. Und ich habe im taglichen Gebrauche 
gemerkt, daB es ein gutes Mittel sei.« 

ijberall, wohin sich die Pflanze in der Alien Welt ausgebreitet hat, wird sie ethnomedizinisch verwertet. In der israelischen 
Volksmedizin werden die Blatter als Dekokt bei Durchfall getrunken und bei Schmerzen als Paste auBerlich aufgetragen (DAFNI 
und YANIV 1994: 13*). In Asien wird die eingebiirgerte Art genauso wie Datura metel oder Datura stramonium verwendet 
(SHAFI und JosHt 1971: 420*, SINGH et al. 1979: 188*). 

Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze ist reich an Tropanalkaloiden. In den oberirdischen Teilen iiberwiegen Scopolamin (Hauptalkaloid) und 

Hyoscyamin, in den Bliiten kommt als wesentlicher Bestandteil das Tyramin vor, in den Stengeln Meteloidin. 

In der Wurzel sind folgende Alkaloide vorhanden: Hyoscyamin, Scopolamin, Cuskohygrin, 3Tigloyoxytropan, 3-Hydroxy-6- 

tigloyloxytropan, 6-Hydroxyhyoscyamin, 6-Tigloyloxyhyoscyamin und Tropin (lONKOVA et al. 1989); nach einer anderen 

Analyse: Tigloidin, Atropin, Pseudotropin, 7-Hydroxy-3:6-ditigloyloxytropan, 3a:6B-Ditigloyloxytropan, Hyoscin und Meteloidin 

(EVANS und WELLENDORF 1959). 

In den Samen sind insgesamt 0,3% Alkaloide vorhanden (0,09% Scopolamin, 0,21 % Hyoscyamin ). 

In den Blattern sind neben den Alkaloiden noch phenolische Verbindungen anwesend (Kaffee- und Cumarsaureester ). 

Einige Pflanzen produzieren weitaus mehr Scopolamin als andere (HEROUART et al. 1988). Daraus erklart sich die mitunter 

schwierige Dosierung. 

Wirkung 

Die Wirkung von Datura innoxia - eigentlich von alien Datura spp. - ist stark abhangig von der Dosierung und bei den 
verschiedenen Applikationen sehr unterschiedlich (WEIT. 1977). Hier gilt die indianische Dreistufeneinteilung ganz besonders: 
eine leichte Dosis hat medizinisch-heilsame Auswirkungen, eine mittlere Dosis ist aphrodisisch und hohe Dosierungen sind fiir 
schamanische Zwecke bestimmt. 

Die Wirkung von vier Blattern, die gemeinsam von einem Paar geraucht wurden, scheint fiir Datura innoxia typisch zu sein: 
»Die Haut bekam eine ungeahnte Sensibilitat Ein einfaches, leichtes Streicheln wurde zu einem erfiillten zartlichen Erlebnis. In 
unseren Unterleibern sammelte sich plotzlich so schnell das Blut, daB es uns nach Vereinigung drangte. Die normalen sexuellen 
Funktionen waren extrem gesteigert. Jede Form des erotischen Austausches und der sexuellen Aktivitaten war von besonderer 
Kostlichkeit. Die Dauer bis zum Orgasmus war viel langer, und der Orgasmus selbst schien sich iiber Minuten hinauszudehnen. 
Wahrend der Phase der sexuellen Aktivitat waren wir beide angenehm gedankenfrei, enthemmt und sehr auf den Augenblick 



konzentriert. Die Wirkung hielt die ganze Nacht an, so daB es zu vielen Vereinigungen kam. Am nachsten Morgen, nach einem 

kurzen Schlaf mit erotischen Traumen(!), erwachten wir mit klarem BewuBtsein, einem sehr wohlig-warmen Gefiihl im Korper, 

immer noch iibersensibler Haut und einem trockenen Hals.« (RATSCH und PROBST 1985: 1 139) 

Schamanische Dosierungen bewirken starke Visionen, heftige Halluzinationen und Delirien. Die Halluzinationen konnen 

entweder metaphysischer Art oder banalen Inhaltes sein, ganz ahnlich wie bei Brugmansia suaveolens. 

Oberdosierungen konnen bei anfanglicher Erregung zu Tanzwut, Tobsucht und Lachkrampfen und iiber akute Halluzinose zum 

Tod durch Atemlahmung fiihren (SIEGEL 1981). In Mexiko wird Peyote (Lophophora williamsii) bei Oberdosierungen mit 

Toloache als Antidot verwendet (NADLER 1991: 951. 

Marktformen und Vorschriften 

In Mexiko werden auf den Brujeria-Markten verschiedene Bereitungen, wie magische Safte und Zauberpulver, die angeblich aus 
Toloache bestehen sollen, angeboten. Die chemische Analyse eines legitittro polvo de toloache (»rechtmaBiges Toloachepulver«) 
hat ergeben, daB die Probe keine Alkaloide en thai t, also nicht aus Datura bestehen kann (HASLER 1996). 
In Europa sind Topfpflanzen und Samen frei verkauflich und iiber den Blumenhandel erhaltlich. Pharmazeutische Datura- 
Praparate werden fast ausschlieBlich aus Datura stramonium oder Datura metel gewonnen (siehe dort). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Datura discolor. Datura stramonium. Datura wrightii, Tropanalkaloide 

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Datura metel Indischer Stechapfel 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Tribus Datureae, Sektion Dutra 

Formen und Unterarten 

Diese Datura-Art ist sehr variabel, was zur Beschreibung vieler Formen, Varietaten und Unterarten, aber auch zu einer 
verworrenen Taxonomie gefiihrt hat (AVERY 1959). WeiBbliihende Varietaten werden heute meistens als Datura metel var. alba, 
violett bliihende als Datura metel var. fastuosa bezeichnet. Zudem gibt es eine Reihe von Ziichtungen: Datura metel cv. Fastuosa 
(gefiillte, violette Bliiten), cv. Chlorantha (gelbe Doppeltrompeten), cv. Coerulea (blaue Bliiten), cv. Atrocarmina, cv. Lilacina, cv. 
Violace (violette Bliiten), cv. Alboplena, cv. Flavaplena usw. Datura metel L. f. pleniflora DEGENER hat dreifache, gelbe Bliiten. 

Synonyme 

Brugmansia waymannii PAXTON Datura alba NESS Datura alba EISENB. Datura bojeri iJAFFENEAU-DELILE Datura 
cathaginensis HORT. ex SIEBERT et Voss Datura chlorantha HOOK. 

Datura cornucopaea HORT. ex W.W. Datura dubia /"ERS. Datura fastuosa L. Datura fastuosa L. var. 8 alba BERNH. Datura 
fastuosa L. var. flaviflora SCHULZ (gelbbliihend) Datura fastuosa L. var. a glabra BERNH. Datura fastuosa L. var. B parviflora 
NESS Datura fastuosa L. var. y rubra BERNH. Datura fastuosa L. var. B tuberctilosa fiERNH. Datura huberiana HORT. Datura 
humilis DESFONTAINES Datura hummatu BERNH. Datura indica «om nud. Datura muricata BERNH. Datura nigra RUMPH. in 
HASSKARL. Datura nilhummatu DUNAL Datura pubescens RoQUES Datura timoriensis ZIPP. ex SPANOGHE Stramonium 
fastuosa (L.) MOENCH. 

Volkstiimliche Namen 

Arhi-aba-misang, Bunjdeshtee (Persisch), Chosen-asagau (Japanisch »Koreanische Morgensch6nheit«), Da dhu ra (Tibetisch), 
Datula, Datur-a (Mongolisch), Datura (Sanskrit), Datura engletrompet (Danisch), Datura indica. Datura kachubong. Devil's 
trumpet flower of Ceylon, Dhatra (Santali), Dhattiira (Sabskrit), Dhatur-ma, Dhatura (Sanskrit »verschiedenartig«), Dhatiira, 
Dhaturo, Dhetoora (Hindi), Dhustura, Dhustiira, Dhutro (Bengalisch), Dhutura (Bengalisch), Dootura, Dornapfel, Dotter 
(HoUandisch), Doutro, Doutry, Dutra, Dutro, Dutro banguini, Dutroa, Engelstrompete, Engletrompet, Ganga bang, Gelber 
Stechapfel, Goozgiah (Persisch), Hearbe dutroa, Hindu Datura, Hummatoo, Insane herb, Jous-mathel (Arabisch), Jowz massel, 
Kachubong (Philippinen), Kala dahtoora, Kala dhutura (Hindi »Schwarze Datura«), Kalu antenna, Kalu attana. Karoo omatay 
(Tamil), Kechu-booh (Agyptisch), Kechubong, Kechubong hitam (»schwarze Datura«), Kechubong puteh (»weiBe Datura« ), 
Kechubung (Malaiisch), Kecubong (Bali), Keppate jad, Krishna dhattura, Man-to-lo (Chinesisch)' 16, Menj (Arabisch/Jemen), 
Metelapfel, MetelnuB, Mnanaha (Swahili), Mondzo (Tsonga), Nao-yanghua (Chinesisch), Neura, Neurada, Nongue morado, 
Nucem metellam arabum. Nulla oomantie, Nux metel, Nux-methal, Paracoculi, Pigxble, Rauchapfel, Rauchopfel, Rotecubung, 
Shanch'ieh-erh (Chinesisch), Shiva's Plant, Stechopfel, Stramonia, Talamponay, Takbibug, Tatorah (Arabisch), Thang-phrom 
dkar-po (Tibetisch), Thorn apple, Umana, Unmata (Sanskrit »g6ttlicher Rausch«), Unmeta, Violettblaue Engelstrompete, 
Violettblauer Stechapfel 

Geschichtliches 

Der Indische Stechapfel wird erstmals in der Sanskritliteratur erwahnt (Vamana Parana, Garuda Parana). Der arabische Arzt 
Avicenna (= Ali al-Husayn Abd Allah Ibn Sina, 980-1037) erwahnt den medizinischen Gebrauch und die Bedeutung der 
Dosierung bei den Arabern, die den Stechapfel den sogenannten mokederrat, den Narkotika, zuordneten (AVERY 1959: 3). 
Dieser Stechapfel taucht auch in sehr alien tibetischen und mongolischen Texten auf, deren Existenz beweist, daB Datura metel 
bereits vor dem 75. Jahrhundert in Asien heimisch war (SIKLOS 1993 und 1996). Seit wann der Stechapfel in Afrika verbreitet 
ist, bleibt unbekannt. Datura metel hat vor allem in Indien, Siidostasien und Afrika bis heute eine groBe ethnopharmakologische 
Bedeutung als psychoaktive Pflanze. 

Verbreitung 

Urspriinglich stammt diese Art wohl aus Nordindien, hat sich aber schnell iiberall in Siidostasien verbreitet: auf den Philippinen, 
in Indonesien, auf den Inseln des Indischen Ozeans (Seychellen, Mauritius usw.). Sie ist vermutlich durch den Menschen nach 
Afrika und in die Neue Welt (Mittel- und Siidamerika, Karibik) verschleppt worden. 

Anbau 

Die Vermehrung erfolgt mit Samen (vgl. Datura discolor). Die Samen laBt man am besten eine Nacht vorquellen. Am nachsten 
Morgen driicktman sie 1 bis 2 cm tief in sandige, humushaltige Aussaaterde und bedeckt sie leicht. Nie austrocknen lassen. 
Keimdauer: 14 bis 35 Tage. In Mitteleuropa erfolgt die Aussaat (im Freien) zwischen April und Juli, vorzugsweise im Juni. Die 
Pflanze ist frostempfindlich, kann aber im Spatherbst stark zuriickgeschnitten und im Keller iiberwintert werden. Mit etwas Gliick 
schlagt sie im nachsten Friihjahr nochmals aus. 

Datura metel wird meist in subtropischen oder tropischen Gebieten in aller Welt (vor allem in Indien und Afrika) kommerziell als 
Alkaloidlieferant (Scopolamin) angebaut. 



Aussehen 

Datura metel ist eine ein- bis zweijahrige Pflanze von krautig-buschigem Wuchs. Sie kann iiber zwei Meter hoch werden und sich 

stark verzweigen. Die weichen Blatter haben eine hell- bis mattgriine Farbe und einen leicht gezackten Rand. Die Pflanze hat 

glatte, violette oder dunkelpurpur gefarbte Stengel. Die je nach Varietat, Unterart oder Ziichtung weiBen, violetten oder gelben, 

trichterformigen Bliiten stehen schrag nach oben. Sie bliihen abends auf, verstromen des Nachts einen angenehmen Duft und 

verbliihen im Laufe des nachsten oder iibernachsten Tages. Datura metel bildet oft gefiillte, doppelte oder dreifache Bliiten aus. 

Die var.fastuosa tragi haufig violette Doppeltrompeten. In den Tropen bliiht die Pflanze das ganze Jahr hindurch. In Mitteleuropa 

liegt die Bliitezeit zwischen Juni und Okiober. 

Die Frucht steht schrag nach oben und hat wenige kurze Stacheln, oft nur rundliche Erhebungen. Die nierenformigen Samen sind 

ockergelb und fast nicht von den Samen von Datura innoxia oder Datura wrightii zu unterscheiden. 

Datura metel, besonders die var. alba, kann sehr leicht mit Datura innoxia verwechselt werden. Manchmal wird sie sogar mit 

bestimmten Formen von Datura stramonium verwechselt. 

Droge 

- Bliitter 

- Samen - Wurzel - Bliiten (sie werden in der chinesischen Medizin verwendet und heiBen dort Yang Jin Hua; Lu 1986: 82-) 
Da der Alkaloidgehalt in der ganze Pflanze bis zum Ende ihrer reproduktiven Phase zunimmt, werden die Rohdrogen am besten 
wahrend oder nach Ende der Fruchtbildung gesammelt (AFSHARYPUOR et al. 1995). 

Zubereitung und Dosierung 

Aus gleichen Teilen von Datura metel fSamen/B latter) und Hanfbliiten (Cannabis sativa), in Wein eingelegt, wird ein 
narkotisches oder berauschendes Getrank bereitet (PERRY und METZGER 1980: 392*). In Asien werden die Blatter oft mit 
Wein oder Sake eingenommen (PENZER 1924: 160). Die Stechapfelsamen werden in Darjeeling und Sikkim zum Starken des 
Rokshi (Hirseschnaps; siehe Alkohol) verwendet. Die Samen sind auch ein Bestandteil des Betelbissens. 

Eine besondere Art der Zubereitung wurde in Indien entdeckt: In Ostindien fiitterten Frauen bestimmte Kafer (die Art ist leider 
nicht identifiziert worden) eine Weile mit Daturablattern, sammelten die Kaferexkremente ein und mischten sie ihren untreuen 
Gatten aus Rache unters Essen. Uberhaupt gibt es in Indien eine Reihe traditioneller Zubereitungen: 

»Indien hat Gebrauchszonen der Datura. So z.B. Bengalen. Besonders Leidenschaftliche rauchen Cannabis indica, Ganjah, mit 
Zusatz von zwei oder drei Stechapfelsamen oder einer Menge der Blatter. Um alkoholische Getranke in ihrer Gehirnwirkung zu 
verstarken und zu verandern, weicht man Samen in dem Getrank ein, seiht durch und mischt mit Palmwein. Dies geschieht z.B. in 
der Provinz Madras. Oder man bringt, wie in Bombay, den Rauch der gerosteten Samen mit einem alkoholischen Getrank fiir eine 
Nacht in Beriihrung. Es ist sicher, daB wirksame Bestandteile der Pflanze sich dabei verfliichtigen und dann vom Alkohol 
aufgenommen werden k6nnen.« (LEwIN 1980: 181 * ) 

Die getrockneten Blatter, weniger die Bliiten und Samen, sind ein wichtiger Bestandteil tantrischer Rauchmischungen (vgl. 
Aconitum ferox). Besonders eine Mischung aus gleichen Teilen Datttra-metel-Blattern und Hanfbliiten (Cannabis indica) wird 
wegen der berauschend-aphrodisischen Wirkung geschatzt. Die Samen werden auch magischem oder psychoaktivem 
Raucherwerk zugefiigt. In Malaysia werden die Samen mit Aloeholz (Aquilaria agallocha). Cat's eye resin (von Balanocarpus 
maximus KING; Dipterocarpaceae) oder Leban-Harz (von Yitex pubescens VAHL.; Verbenaceae) vermischt und als 
berauschendes Raucherwerk verbrannt (GIMLETTE 1981: 216*). 

In Malaysia wird auch eine halluzinogene Paste aus Opium (vgl. Papaver somniferum), DaturaSamen, den griinen SchoBlingen 
der gadong genannten, wilden Yamsart (Dioscorea triphylla LAM.; vgl. Dioscorea composita) und der griinen Innenrinde von 
Glycosmis citrifolia (Rutaceae) gemischt (GIMLETTE 1981: 220). 

Die Samen sind ein Hauptbestandteil der Orientalischen Frohlichkeitspillen und verwandter Aphrodisiaka. In Burma werden die 
Samen dem Curry beigefiigt, damit er starker aphrodisisch wirkt (PERRY und METZGER 1980: 391 *). In Ozeanien werden sie 
dem Kava-Getrank zugesetzt, um es berauschender zu machen (siehe Piper methysticum). Auf Java wird der Stechapfel als 
Rauschmittel wie folgt zubereitet: Es werden die ausgewachsenen, reifen, aber noch nicht aufgeplatzten Friichte gesammelt und 
geoffnet. Die Samen werden in der Sonne getrocknet und anschlieBend zerrieben. Dann werden sie, mit Tabak (dem 
nelkenolparfiimierten indonesischen Zigarettentabak; Nicotiana tabacum) vermischt oder in ein Tabakblatt eingedreht, geraucht. 
Auch in Japan wurden friiher die getrockneten Blatter mit Tabak (Nicotiana tabacum) vermischt geraucht (LEWIN 1980: 181*). 
Auf Mactan Island (Cebu/Philippinen) werden die jungen, noch nicht entfalteten Bliiten gepfliickt und kurz in kochendes Wasser 
getaucht. Danach werden sie zum Trocknen an die Sonne gelegt. Die trockenen Bliiten werden dann zerbroselt und, in 
Zigarettenpapier gedreht, geraucht. Die Wirkung soil marijuanaahnlich, aber heftiger sein. 

Die homoopathische Urtinktur wird aus den reifen Samen mit 90% Weingeist hergestellt (Arzneigehalt der Tinktur 1/10). 
In Malaysia gelten, innerlich verabreicht, 50 Samen als halluzinogene bzw. (fiir verbrecherische Zwecke eingesetzt) delirante 
Dosis (GIMLETTE 1981: 214* ). 100 Samen (= 1 g) konnen gefahrliche Zustande und Vergiftungen bewirken. Aus Indien wird 
berichtet, daB 125 Samen todUch sein konnen (GIMLETTE 1981: 217 ). 

Rituelle Verwendung 

Nach dem Vamana Purana ist der Stechapfel dem hinduistischen Gott Shiva, dem Herrn der Rauschmittel, aus der Brust 
gewachsen (vgl. Cannabis indica). Nach dem Garuda Purana sollen dem Gott Yogashwara (= Shiva) am 13. Tag des 
zunehmenden Mondes im Januar Datura-Bliiten geopfert werden (M EH RA 1979: 63f. ). I n Nepal ist die Datura dem Shiva 
heilig und wird meist Dhatur-ma genannt. Dabei wird Dhatur als ein anderer Name von Shiva gedeutet; ma heiBt »Pflanze«. 
Stechapfelbliiten und -friichte gehoren zu den wichtigsten Opfergaben der nepalesischen Newari. Bei jeder Familien-pttja 



(Andacht, Opferzeremonie) werden Shiva zuerst Datura-Friichte geopfert, um ihn »glucklich« zu machen. In Varanasi, der 

heiligen Stadt Shivas, werden aus den Metelapfeln und Rosenbliiten Opferketten (malas) fiir den Gott des Rausches gefertigt und 

an den Eingangen seiner Tempel den Pilgern und Frommen verkauft. Die Datura-Kette wird dann andachtsvoll um den lingam, 

das Gottesbild in Gestalt eines Phallus, gelegt, und iiber den lingam werden frische Bliiten geworfen (vgl. Artefakte). Der lingarti 

steht normalerweise in einer yoni, der kosmischen Vulva. In sie werden frische Metelapfel als Opfergaben gelegt. 

In Uttar Pradesh (Nordindien) ist der berauschende Gebrauch von Datura nietel gut bekannt. Dabei gilt das Rauchen als 

ungefahrlich und angenehm, wahrend das Schlucken als gefahrlich betrachtet und von den meisten vermieden wird. Vor allem 

Yogis und Sadhus rauchen Stechapfelblatter oder -Samen zusammen mit Hanf (Cannabis indica) und anderen Krautern (Aconitum 

ferox, Nicotiana tabacum). 

In Tibet und in der Mongolei wurde dieser Stechapfel im Rahmen der geheimen Vajramabhairava-Tarrtra-Rituale als 

Raucherwerk verbrannt, um Reichtum in Armut zu verwandeln und um bestimmte Geister oder Energien zu vertreiben. Die 

Friichte oder Samen wurden dazu benutzt, jemanden nach Belieben verriickt zu machen (SIKLOS 1995: 252). 

In China war die weiBbliihende Datura metel var. alba eine heilige Pflanze, well man annahm, daB bei einer Ansprache Buddhas 

glitzernde Tautropfen vom Himmel auf ihre Bliiten regneten. Die chinesischen Buddhisten nannten sie rnart-t'o-lo, nach einer 

nicht iibersetzbaren Passage aus einer Sutra namens man t'o lo hua. Im alien China war es anscheinend popular, die duftenden 

Bliiten, in Wein bzw. Sake eingelegt, zu genieBen. Li Shihchen schrieb im Pentsao kangmu iiber die Eigenschaften der Pflanze 

folgendes: 

»Der ijberlieferung zufolge gilt: lacht jemand, wahrend die Bliiten zum Gebrauche mit Wein gepfliickt werden, wird der Wein in 

jedem, der davon kostet, ein Lachen hervorrufen. Werden die Bliiten gepfliickt, wahrend jemand tanzt, wird der Wein einen Tanz 

hervorbringen.« 

Moglicherwesie verbirgt sich hinter dieser Angabe ein altes schamanisches Ritual. 

Die Igorot, ein malaiisches Stammesvolk auf Luzon (Philippinen), kochen aus den Blattern eine Suppe, die zum GenuB der 

berauschenden Wirkung gemeinsam im rituellen Kreis gegessen wird. 

In Afrika wird die Datura metel zur Kriminaltelepathie und bei der Initiation verwendet. Allerdings werden dort die Samen auch 

zum Vergiften von Opfern, die ausgeraubt werden sollen, miBbraucht. In Ostafrika sind die toxischen und halluzinogenen 

Eigenschaften der Pflanze gut bekannt. Die Samen werden dem lokal gebrauten Bier zugesetzt, um es starker wirksam zu machen 

(WEISS 1979: 49). 

Im Tsongaland, das sich iiber Mozambique und Transvaal erstreckt, wird Datura ntetel var. fastuosa als halluzinogene Ritualdroge 

(mondzo) bei der Initiation von Madchen zu Frauen - ganz ahnlich wie Datura wrightii bei Knaben - verwendet. Die Madchen 

werden bei der Einweihung mit rotem Ocker (als Symbol des Menstruationsblutes) bestrichen und miissen sich nacheinander in 

einer fotalen Position auf eine Palmenstrohmatte legen, wahrend die anderen, sich an den Hiiften fassend, um sie herumtanzen. 

Dazu werden bestimmte Lieder gesungen, durch die die Madchen von ihrer Kindheit getrennt werden. Danach wird die Novizin 

an einen Baum (Euphorbia cooperi N.E. BR.) gebunden. Andere schlagen mit einem Stock an den Baum, bis der weiBe Milchsaft 

(Symbol des Spermas) aus der Rinde hervorquillt. Hierauf beginnt ein Wasserritus, durch den die Initiandinnen gereinigt werden 

und ihre kindliche Vergangenheit abstreifen sollen. Vor der Einnahme des Stechapfels miissen die Madchen eine Tierhaut iiber ein 

WassergefaB spannen. Alte Frauen durchstechen die Haut mit Stocken und riihren im Wasser. Nach dieser symbolischen 

Defloration bricht eine »Schulmutter« aus dem Gebiisch hervor, die ganz mit Datura-Blattern, Krotenhauten und Hundezahnen 

behangen ist. Die Novizinnen werden, in Decken eingehiillt, auf Palmenstrohmatten gelegt und unter Trommelrhythmen auf die 

Einnahme des Datura-Trankes vorbereitet. Die » Schulmutter« nahert sich den Novizinnen, bespuckt sie und sagt ihnen immer 

wieder, daB sie bald die Stimme des Fruchtbarkeitsgottes horen werden. Sie legt den Madchen, deren Schamhaare vor der 

Zeremonie abrasiert wurden, Tonwiirfel, in denen Strohhalme stecken, zwischen die Beine. Damit soil angedeutet werden, daB die 

nachwachsenden Schamhaare die einer Frau und nicht mehr die eines Madchens sind. Dann wird der Stechapfeltrank in einer 

Muschelschale herbeigetragen. Er wird mit Wasser aus dem Kraut gekocht und soil -angeblich mit menschlichem Fett oder 

pulverisierten Menschenknochen versetzt sein. Die Schulmutter halt den Trank in Handen und singt: »Man grabt die 

Medizinpflanzen, die alien bekannt sind. Nehmt die Medizin, von der ihr soviel schon gehort habt!« Jetzt trinken die Novizinnen 

und achten auf die Stimme des Fruchtbarkeitsgottes. Sie erleben bestimmte Visionen, die durch Musik und Gesang gepragt und 

gesteuert werden. Am Ende der Initiation werden die Novizinnen aus den Decken befreit, mit neuer Kleidung angezogen und 

geschmiickt. Zum AbschluB tanzen und singen sie. Jetzt sind die jungen Frauen heiratsfahig (JOHNSTON 1972). 

Artefakte 

Datura-metel-BlUten sind gelegentlich in der hinduistisch-tantrischen Kunst dargestellt, meist im Zusammenhang mit Bildnissen 

von Shiva in seinen verschiedenen Erscheinungsformen. Beriihmt ist eine Malerei (18. Jh.) von einer Lingam-Yoni-Statue (= 

kosmische Vereinigung von Phallus und Vulva), auf der eine Stechapfelbliite als Opfergabe abgelegt wurde (MOOKERJEE 1971: 

49). Die Pflanze ist auch auf tibetischen Medizinthankas abgebildet (ABIS 1992: 67*). Im Kathmandutal gibt es einen Unmata 

Bhairab, einen »g6ttlich berauschten Stechapfel-Bhairab« - eine besondere tantrische Form des Shiva -, der auf Thankas und 

Statuen gerade stehend dargestellt wird. 

Ein meisterhaftes Portrat der Pflanze hat der Hamburger Blumenmaler Hans Simon Holtzbecker fiir den Gottorfer Codex (um 

1650) gemalt (DE CUVELAND 1989: Tafel 50*). 

Die berauschenden und aphrodisischen Eigenschaften der Pflanze werden in vielen orientalischen Marchen erwahnt (PENZER 

1924: 158-162). E.TA. Hoffmann (1776-1822) hat eine Erzahlung mit dem Titel »Datura fastuosa (Der schone Stechapfel)« 

hinterlassen, in der er die psychoaktive Wirkung des Duftes auf romantische Weise darstellt (HOFFMANN 1967: 329-380). 

Im Tsongaland gibt es spezielle Musik und T>atura fastitosa-Lieder, die bei der Initiation zur Steuerung des visionaren Zustandes 

dienen (JOHNSTON 1975). Eine Techno-Pop-Band hat sich nach dem Stechapfel »Datura« genannt. 



Medizinische Anwendung 

Der Gebrauch von Datura-metel-Samen ist seit friihester Zeit in der indischen Volksmedizin und im Ayurveda belegt. Im 
Ayurveda werden Daffcra-Zubereitungen bei vielen Krankheiten und Leiden eingesetzt: Kopfschmerzen, Mumps, Windpocken, 
Furunkeln, schlechtheilenden Wunden, Schmerzen aller Art, Rheumatismus, Muskelverspannungen, nervosen Leiden, Krampfen, 
Konvulsionen, Epilepsie, Wahnsinn, Syphilis und anderen Geschlechtskrankheiten, Asthma, Bronchitis und Opiumiiberdosierung 
(siehe Papaver somniferum). Die Samen dienten friiher auch als Ersatz fiir Opium (siehe Morphin). 

In der indischen Medizin namens Unani, die maBgeblich durch Avicenna gepragt wurde und die bis heute fortbesteht (CHISHTI 
1988), wurde und wird Datura metel ahnlich oder gleich wie im Ayurveda benutzt. 

In der indischen Volksmedizin der Santalen wird der Stechapfel fiir sehr viele Krankheiten als Heilmittel eingesetzt: 
Kopfschmerzen, Otitis, Wunden, Mumps, Schmerzen, Wassersucht, Schwachsinn, Rheumatismus, Muskelverspannungen, 
Epilepsie, Krampfe, Delirium febris, Pickel, Pocken, Syphilis, Geschlechtskrankheiten und Orchitis (JAIN und TARAFDER 
1970: 251). In Karnataka werden die frischen, zerquetschten Blatter bei Mumps aufgelegt. Bei Skorpionstichen wird auBerlich 
eine Infusion aufgetragen. Zusammen mit den Blattern von Solarium nigrum L. (siehe Solarium spp.) und Erythrina variegata L. 
(siehe Erythrina spp.) wird ein Tonikum bereitet (BHANDARY et al. 1995: 155f.*). In Uttar Pradesh (Nordindien) wird aus den 
Samen eine Paste gewonnen, die zur Behandlung von parasitaren Hautkrankheiten verwendet wird (SIDDIQUI et al. 1989: 4840. 
Die pulverisierten Samen werden zusammen mit den trockenen SchoBlingen von Cannabis sativa, der Wurzel von Laportea 
crenulata und Ingwer (Zingiber oficinale) bei Schmerzen und Krampfen eingenommen (JAIN und BORTHAKUR 1986: 579* ). 
In Java werden die Samen auf schmerzende Zahne gelegt, in Zahnlocher gesteckt oder leicht zerkaut. Auch in der traditionellen 
chinesischen Medizin wird die Datura metel var. alba vielseitig verwendet, u.a. zusammen mit Wein (siehe Vitris vinifera) und 
Hanf (siehe Cannabis indica) als Narkotikum. Die Bliiten und Samen werden bei Hautausschlagen und Hautkrankheiten, bei 
Erkaltungen und Nervenleiden eingesetzt. 

Datura metel wird iiberall in ihrem Verbreitungsgebiet weltweit gegen Asthma eingesetzt (PERRY und METZGER 1980: 391 *, 
BAKER 1995*). In Ostafrika werden die getrockneten Blatter zu diesem Zweck entweder in Form von Zigarren geraucht oder in 
WeihrauchgefaBen gerauchert und inhaliert (WEISS 1979: 49). Auf den Philippinen wird das frische Kraut in ein offenes Feuer 
gelegt und der sich entwickelnde Rauch von Asthmatikern inhaliert (vgl. Raucherwerk). Auch in Europa ist diese Datura-Art unter 
dem Namen »Rauchapfel« als Heilpflanze sofort bekannt geworden, da ihre Blatter gegen Asthma geraucht werden konnen. 

Inhaltsstoffe 

Datura metel enthalt in alien Formen und Varietaten stark halluzinogene Tropanalkaloide (AFSHARYPUOR et al. 1995). Datura 
metel ist unter alien Stechapfeln die Art mit dem hochsten Gehalt an Scopolamin. Neben Scopolamin kommen vor allem 
Hyoscyamin, Atropin, Meteloidin, Norscopolamin, Norhyoscyamin, IIydroxy-6-hyoscyamin und Datumetin vor. AuBerdem sind 
in der ganzen Pflanze Withanolide anwesend: Daturilin, Withametelin, Daturilinol, Secowithametelin und verschiedene 
DaturameteUne (LINDEQUIST 1992: 1142). 

In den Blattern sind 0,5%, in den Bliiten 0,1 bis 0,8%, in den Friichten 0,12%, in den Wurzeln 0,1 bis 0,2% und in den Samen 0,2 
bis 0,5% Alkaloide nachgewiesen worden (LINDEQUIST 1992: 1142). 

Wirkung 

Im Prinzip wirkt Datura metel genauso wie Datura innoxia (siehe dort). Allerdings sind einige Details bekannt, die als spezifisch 
erscheinen. Die Rauchmischung aus Dattira-metel-Samen und Tabak (Nelkenoltabak) wirkt erheiternd und produziert einen 
Schlaf mit lebhaften Traumen. 

Im Tsongaland (Afrika) werden die halluzinogenen Wirkungen durch Musik gesteuert, so daB es zu auditiven Halluzinationen und 
synasthetischen Wahrnehmungen kommt, bei denen die Musik als Farben und stereotypisierte Muster wahrgenommen wird. Zu 
den Inhalten der Visionen zahlen blau-griine Muster, griine Schlangen/Wiirmer, Strudel und Sandbanke. Dabei werden die 
Schlangen als Ahnengotter und die auditiven Halluzinationen als sprachliche Botschaften des Fruchtbarkeitsgottes interpretiert 
(JOHNSTON 1977). 

ijberdosierungen enden meist in einem Delirium, aus dem man manchmal erst Tage spater erwacht, ohne sich an irgend etwas zu 
erinnern. Diese Eigenschaft machen sich Diebe, Verbrecher und Rauberbanden (z.B. die Thuggs) zunutze, um ihre Opfer zu 
betauben und in Ruhe ausrauben oder vergewaltigen zu konnen (GIMLETTE 1981: 204ff.* ). In Siidostasien wird bei zu starker 
Berauschung mit Datura metel SiiBholz (Glycyrrhiza glabra L.) als Antidot empfohlen (PERRY und METZGER 1980: 392' ). 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen und Topfpflanzen aller Ziichtungen, Formen, Varietaten und Unterarten sind frei verkauflich. Im Apothekenhandel 
liegen Zubereitungen als homoopathische Urtinktur (Datura metel hom. HAB34) und verschiedene Potenzen vor (LINDEQUIST 
1992: 1142). Die Urtinktur sowie die Potenzen bis D3 sind verschreibungspflichtig (vgl. Datura stramonium). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter anderen Datura- Arten 

AFSHARYPUOR, Suleiman, Akbar MOSTAJERAN und Rasool MOKHTARY 1995 »Variation of Scopolamine and Atropine in Different Parts of Datura metel 
During Development*, Planta Medica 61: 383-386. AVERY, A.G. 1959 » Historical Review«, in: ders. (Hg.), Blakeslee -The Genus Datura, S. 3-15, New York: 
Ronald Press. CHISHTI, Hakim G. M. 1988 The Traditional Healer: A Comprehensive Guide to the Principles and Practice of Unani Herbal Medicirle, 
Rochester, Vermont: Healing Arts Press. HOFFMANN, E.T.A. 1967 Meister Floh und letzte Erzahlungen, Frankfurt/M.: Insel (= Gesammelte Werke, Bd. 4). 
JAIN, S.K. und C.R. TARAFDER 1970 » Medicinal Plant Lore of the Santals«, Economic Botany 24(3): 241-278. JOHNSTON, Thomas F. 1972 »Ddtlira 
jcistiiosa: Its Use in Tsonga Girls' Initiation®, Economic Botany 26: 340-351. 1975 »Power and Prestige Through Music in Tsongaland*, Human Relations 27(3): 



235-246. 1977 » Auditory Driving, Hallucinogens and MusicColor Synesthesia in Tsonga Ritual*, in: B.M. Du ToIT (Hg.), Drugs, Rituals and Altered States of 
Co«ic(OMiness,Amsterdam: Balkema Press. LINDEQUIST, Ulrike 1992 »Datum«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 4: 1 138-1 
154, Berlin: Springer. MOOKERJEE, A)lt 1971 Tantra Asana - Ein Weg zur Selbstverwirklicllling, Basel: Basilius Press. PENZER, N.M. 1924 The Ocean of 
Story, London: Sawyer. SIKLOs, Bulcu 1993 »Datura Rituals in the Vajramahabhairava-Tantra«, Curare 16: 71-76, 190 (Addendum). 1995 »Flora and Fauna in 
the VajramahabhairavaTantra«, JahrbuchfUr Ethnorriedizin und Bewufitselnsjdrsch ung 3 (1994): 243-266. 1996 The Vajrabliairava Tantras: Tibetan and 
Motigolian Versions, English Translation and Annotations, Trink, U.K.: The Institute of Buddhist Studies (Buddhica Britannica, S.C. Vll). WEISS, E. A. 1979 
»Some Indigenous Plants Used Domestically by East African Coastal Fishermen*, Economic Botany 33(1): 35-51. 



Datura stramonium Gemeiner Stechapfel 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Tribus Datureae, Sektion Stramonium 

Formen und Unterarten 

Diese variable Art wird heute in vier Varietaten aufgeteilt: Datura stramonium L. var. godronii DANERT (= [syn. I Datura 

inemlis) mit stachellosen Friichten und hellvioletten Bliiten Datura stramonium L. var. inermis (Jass. ex JACQ.) TIMM. mit 

glatten Friichten, weiBen Bliiten und griinen Stengeln Datura stramonium L. var. tatula TORR mit stacheligen Friichten, violetten 

Bliiten sowie violett angelaufenen Sprossen, Blattstielen und Blattnerven. Vom Chromosomensatz her ist Datura stramonium L. 

var. tatula TORR fast identisch mit Datura wrightii (SPURNA et al. 1981). Datura stramonitim L. var. strantoniunl OFF. mit 

stacheligen Friichten, weiBen Bliiten und griinen Sprossen 

Friiher sind auch folgende Varietaten beschrieben worden: Datura strantonium L. var. B canescens WALLICH In ROxBURGH 

Datura stramonium L. var. B chalybea KOCH 

Heute geht man zudem auch von einigen Unterarten aus: Datura stramonium L. ssp.ferox (L.) BARCLAY (FRANQUEMONT et 

al. 1990: 99*), die wohl aus Siidamerika - und nicht aus China - stammt. Datura stramonium L. ssp. quercifolia (H.B.K.) BYE 

Datura strantoniiim L. spp.[/var.] villosa (FERN.) SAFE. 

Synonyme 

Datttra bernhardii LUNDSTROM 

Datura bertolonii PARL. ex Guss. 

Datura capensis HORT. ex BERNHARDT 

Datura ferox L. (Estramonia de la Chino) 

Datura inermis JACQ. 

Datura laevis L. f. 

Datura loricata SIEBER 

Datura lurida SALISB. 

Datura parviflora SALISB. 

Datura peregrinum Datura pseudo-stramoniunt SIEBER 

Datura quercifolia H.B.K. 

Datura spinosum LAM. 

Datura tatula L. 

Datura vtllosa FERNARLD 

Datura wallichii DUNAL 

Stranloniunl^erox BOCCONE 

Stratnoniunl foetidttifl SCOPOLI 

Stramoniunl spinoslittl LAM. 

Stramonium vulgare MOENCH 

Stranlontunt vulgatllal GAERTNER 

Volkstiimliche Namen 

Ama:ymustak, Ama:y'uhc (Mixe »gefahrliche Pflanze«), Ana panku (Quetschua), Apple of Peru, Arhi-aba, Asthmakraut, Atafaris, 
Attana, Azacapan-yxhuatlazol-patli (Nahuatl), Chamaka, Chamico (Quetschua), Chasse-taupe, Chililiceno tapat (Verballhornung 
von tlapcitl), Cojon del diablo, Concombre a chien, Concombre zombi (Karibik »Zombie-(,urke«), Devil's apple. Devil's trumpet 
(Englisch »Teufelstrompete«), Dhatura, Donnerkugel, Doornappel (HoUandisch), Dornapfel, Dornkraut, Dutry, Elrita 
(Marokkanisch), Endormeuse, Estramonio, Feng-ch'ieh-erh (Chinesisch), Hehe caroocot (Seri »Pflanze, die verriickt macht«, 
Herbe aux sorciers (franzosisch »Zauberkraut«), Herbe de taupes, Hierba inca (»lnkakraut«), Hierba del diablo (»Kraut des 
Teufels«), Hierba hedionda (»stinkendes Kraut«)"', H iguera loca (»verriickte Feige«), Igelkolben, Ix telez ku, Jamestown weed, 
Jimson weed, Jimsonweed, Jouj macel (Arabisch), Khishqa khishqa (Quetschua »sehr dornig«), Kieli-sa (Huichol »schlechte 
kieli«), Kratzkraut, Manzana del diablo (»Apfel des Teufels«), Manzana espinosa (»stacheliger Apfel«), Matul (Tzeltal), Mehen 
xtohk'u'u (Maya »kleine Pflanze in Richtung der Cotter «), Menj (Arabisch/Jemen), Mezerbae, Mezzettoni, Miaia, Miaya 
(Mapuche), Mixitl, Miyaya, Moshobaton tahui (Shipibo), Muranha (Suaheli), Niungue, Noce puzza, Noce spinosa, Nongue, 
Nongue morada. Papa espinosa (Spanisch »stachelige Kartoffel«), Parbutteeya, Patula (Tiirkisch), Patura, Pomme de diable, 
Pomme epineuse, Rurutillo (von Quetschua ruru, »Frucht«), Santos noches, Schlafkraut, Schwarzkiimmel, Semilla de la virgen 



(»Samen der Jungfrau«), Shinah azqhi, Simpson weed, StachelniiB, StachelnuB, Stink weed, Stramoine, Stramoine commune, 
Stramonio, Stramonio comune. Stramonium, Taac-amai'ujts (Mixe), Taig'amih (Mixe »GroBmutter«), Tatula (Persisch 
»stechen«), Tc'oxwotjilyaih (Navajo), Teufelsapfel, Thanab (Huastekisch), Thanab thakni' (»wei6e thanab«), Thang-phrom 
dkarpo (Tibetisch), Thorn apple, Tohk'u (Maya »Richtung der G6tter«), Tollkraut"!, Toloache, Tonco-onco, TOrescua 
(Taraskisch), Tukhm-tatiira (Persisch), Tzitzintlapatl (Aztekisch »stacheliges Tlapatl«), WeiBer Stechapfel, Wysoccan, Xholo 
(Zapotekisch), Yacu toe, Yoshu chosen asago (Japanisch »fremde Morgenblute«), Zigeunerapfel 

Geschichtliches 

Die Herkunft dieser stark halluzinogenen Stechapfelart ist ungewiB und botanisch heftig umstritten (SYMON 1991: 1420. 
Manche Autoren vermuten, daB Datltra stramonium eine altweltliche Art ist und aus der Gegend des Kaspischen Meeres stammt, 
andere sehen ihr Ursprungsgebiet in Mexiko. Seltener wird angenommen, daB sie von der Ostkiiste Nordamerikas kommt 
(SCHULTES und HOFMANN 1995). Wiederum andere Autoren glauben, daB diese Pflanze aus Eurasien stammt und erst in der 
Kolonialzeit nach Mexiko gelangte (BERLIN et al. 7974; 489*). 

Im 17. Jahrhundert wird ihr Gebrauch als Rauschmittel (»in Wein getrunken«) in Chile dokumentiert (HOFFMANN et al. 1992: 
1450. Datura tatlila (= Datura stratrtonium L. var. tatlila) wird als »verlorenes Rauschmittel« der Shawnee gedeutet (TYLER 
1992). 1676 wurde in Jamestown/Virginia ein Trupp Soldaten von ihrem Koch mit Salat aus Stechapfelblattern verkostigt. Die 
Soldaten verfielen in ein ausuferndes Delirium und benahmen sich wie Idioten (siehe unter Wirkung). Daraufhin wurde die 
Pflanze lamestown weed genannt. Durch Abschleifung entstand daraus der Name litrisorlweed. In Mexiko wird Datura 
stramonium meist als »jungeres Geschwister« von Datura innoxia betrachtet und gleichermaBen genutzt. 
Sehr ungewiB ist die Deutung des von Theophrast und Dioskurides erwahnten Gewachses stryclltlos manikos als Datura 
stramonium (vgl. DIECKHOFER et al. 7977; 432, MARZELL 7922; 170' ). Wahrscheinlich beziehen sich die antiken Angaben 
auf die BrechnuB (Strychnos nux-vomica). Den tranceinduzierenden Rauch von Delphi (vgl. Hyoscyamus albus) fiihrte man auf 
ein Raucherwerk aus Datura stratrionium zuriick (LEWIN 1980: 1830. 

In der europaischen Literatur werden diese und andere Stechapfelarten (Datura innoxia, Datura metel) in alien Krauterbiichern 
der »Vater der Botanik« beschrieben. Matthiolus schreibt, daB liltitla Strominio altera aus dem Orient gekommen ist. Weit 
verbreitet ist die Ansicht, daB dieser Stechapfel von den Zigeunern nach Europa gebracht wurde (PERGER 1864: 1830. Die ersten 
botanisch genauen Darstellungen der Datura stramonium finden sich in den Kauterbiichern von Hieronymus Bock und Pierendrea 
Matthiolus. 

Verbreitung 

Heute ist Datura strarrioniurn in Nord-, Mittelund Siidamerika, Nordafrika, Mittel- und Siideuropa, im Vorderen Orient und im 
Himalaya weit verbreitet. Die Pflanze ist sehr haufig auf den Kanarischen Inseln (CONCEPCION 1993: 554). Im Himalaya 
(Nepal) findet sich vor allem die violettbliihende Datura stramonium var. tatula. Die Unterart ssp. ferox wachst vor allem in 
Mittel- und Siidamerika. Spatestens seit dem 16. Jahrhundert ist der Gemeine Stechapfel auch in Deutschland und der Schweiz 
verwildert - meist auf Schuttplatzen und an Wegrandern - anzutreffen (LAUSER und WAGNER 1996: 8020. Er hat sich auch 
nach Israel und Griechenland ausgebreitet (DAFNI und YANIV 19940. 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht genau wie bei Datura discolor (siehe dort). 

Der Gemeine Stechapfel wird fiir pharmazeutische Zwecke (Rohdrogen- und Scopolamingewinnung) kommerziell angebaut. Es 
wurde festgestellt, daB angebaute Stechapfel bei einer intensivierten Lichteinstrahlung wesentlich mehr Scopolamin bilden 
(COSSONet al. 1966). Stickstoffhaltige Diinger hingegen bringen nichts (DEMEYER und DEJAEGERE 7997 j. WahrscheinUch 
kann die Alkaloidproduktion in der Pflanze durch Zufiigen von Zucker (Saccharose) angeregt werden (DUYRAZ et al. 1993). 

Aussehen 

Das einjahrige Kraut wird etwa 7,2 Meter hoch und hat mehrere gabelastig verzweigte, kahle Stengel. Die sattgriinen Blatter sind 

buchtig grob gezahnt. Die aus den Achseln hervortreibenden, trichterformigen, fiinfzipfeligen Bliiten stehen gerade hoch; sie sind 

bei der gewohnlichen Form weiB. Unter den Datura spp. hat diese Art die kleinsten Bliiten (6 bis 9 cm lang). Die var. tatula hat 

kleinere, violette Bliiten. Die griinen, eiformigen, dicht mit kurzen, spitzen Stacheln besetzten, viergeteilten Friichte stehen in den 

Achseln gerade nach oben (wichtiges Erkennungsmerkmal). Die nierenformigen, abgeflachten Samen (bis zu 3,5 mm lang) sind 

schwarz. Die Samen von spp. ferox konnen braun oder schwarz sein (sie kommen auch farblich gemischt in einer einzigen Frucht 

vor). 

Die friiher als eigene Art angesehene Unterart ssp. ferox hat deutlicher und tiefer gezackte Blatter und an den Friichten langere, 

leicht gebogene Stacheln. Die Samen sind etwas heller. Die Bliiten sind rein weiB. 

Die Friichte aller Varietaten und/oder Unterarten stehen immer gerade nach oben; dadurch laBt sich die Art gut von anderen 

Datura spp. unterscheiden. Die var. stramonium hat viele kurze Stacheln, die spp. ferox hat wenige lange, manchmal leicht 

gebogene Stacheln, die var. 9uercifolia hat noch weniger und etwas kiirzere, an der Basis dicke Stacheln. Die ssp. villosa (vgl. 

Datura spp.) hat stark behaarte Zweige, Stengel und Bliitenkelche. 

Datura stramonium kann mit kleinen Formen der Datura discolor. Datura innoxia und Datura metel verwechselt werden. 

Droge 

- Blatter (Stramonii folium. Folia Stramonii, Stramoniumblatter, Stechapfelblatter) 

- Samen (Stramonii semen. Semen Stramonii, Stechapfelsamen, Tollkornerl, Kachola"") 



- Bluten 

- Wurzel (Radix stramonii, Tollwurzel) 

Zubereitung und Dosierung 

Das Kraut wird kurz nach der Bliitephase geerntet und zum Trocknen im Schatten aufgehangt. Es kann pur oder mit anderen 

Krautern in Rauchmischungen geraucht werden: 

»Die Blatter von Datura stramonium sollen von Indianern am GroBen Salzsee, den Utahs, auch den Pimas und Maricopas 

zusammen mit denen von Arctostaphylos glauca geraucht bzw. fiir sich allein gekaut werden. « (LEWIN 1980: 183*) 

Bis in dieses Jahrhundert hinein diente das Kraut als Hauptbestandteil von Asthmazigaretten (vgl. Cannabis indica). Als 

therapeutisch wirksame Dosis von gerauchten Blattern (Alkaloidgehalt ca. 0,25%) gilt 1 g (LINDEQUIST 1992: 1148); allerdings 

ist diese Angabe - wie alle Dosisangaben zum Stechapfel - mit Vorsicht zu genieBen: 

» Die Menge der applizierten Alkaloide bei der inhalativen Anwendung der Droge in Raucherpulvern und „Asthmazigaretten" ist 

unkalkulierbar.« (ROTH et al. 1994: 291*) 

Die an der mexikanischen Golikiiste lebenden Huaxteken stellen eine magische Medizin aus den Stechapfelblattern, geloschtem 

Kalk und Chilischoten (Capsicum annuum var. annuum, vgl. Capsicum spp.) her (ALCORN 1984: 93*). In Siidamerika wird fiir 

den auBerlichen Gebrauch eine Paste aus den frisch zerriebenen Blattern (von ssp. ferox) und Essig hergestellt (SCHULTES 1980: 

1 150. Im Andenraum wird Datura stramonium (meist ssp. ferox) als Additiv zu San-Pedro-Triinken (siehe Trichocereus 

pachanoi) verwendet. Der Stechapfel, auch »Zombiegurke« genannt, ist ein wirksamer Bestandteil des Zombiegiftes. 

Eine todlich wirksame Alkaloidmenge befindet sich in 4 bis 5 g der getrockneten Blatter (LINDEQUIST 1992: 1149). Allerdings 

konnen bereits ab 0,3 g giftig wirken (ROTH et al. 1994: 291 *). Als halluzinogene Dosis gelten in Marokko die Inhalationen des 

Rauches von 40 Samen, die auf gliihende Kohle gestreut wurden (V RIES 1984* ). Zur Verwendung in psychoaktivem 

Raucherwerk siehe Datura metel. 

Der Stechapfel wird in der Homoopathie auch in zusammengesetzten Mitteln verwendet, z.B. besteht »Stramonium Pentarkan« 

aus Datura stramonium, Ignatiusbohne (vgl. Strychnos spp.), Calciumphosphat, Zink und Passionsblume (PassiyZora spp.}. 

Rituelle Verwendung 

Die psychoaktive Verwendung von Datura stramonium deckt sich in Mexiko und angrenzenden Gebieten mit dem Gebrauch von 

Datura innoxia (siehe dort). Bei den Huasteken heiBt es, daB die Datura-stramonium-Blatter Hexen/Zauberer (brujas, brujos) toten 

konnen (ALCORN 1984: 6240. 

Die Mixe in Oaxaca (Mexiko) glauben, daB Datura stramonium einen Pflanzengeist in der Gestalt einer sehr alien Frau enthalt; 

daher auch der Mixe-Name ta:g'amih, »GroBmutter« (vgl. Datura wrightii). Wenn von der Pflanze ein Teil geerntet werden soil, 

bringi man ihr ein kleines Opfer, bestehend aus drei Kieseln oder ein paar Asten. Dazu wird ein Gebet gesprochen: 

»GroBmutter, tu uns einen Gefallen und heile die Krankheit, an der N.N. leidet. Hiermit bezahlen wir dich; wir nehmen von der 

Pflanze, damit wir sehen, welche Krankheit er/sie hat. Wir vertrauen darauf, daB du [die Krankheit] heilen 

Die Samen werden dann im rituellen Rahmen zur Divination (vgl. Datura innoxia) - genau nach dem Muster des Pilzrituals (siehe 

Psilocybe mexicana) - in folgenden Dosierungen geschluckt: Manner nehmen dreimal neun Samen (= 27) ein, Frauen schlucken 

dreimal sieben Samen (= 21). Datura-Samen konnen im Gegensatz zu Pilzen und Ololiuqui (Turbina corymbosa) auch tagsiiber 

eingenommen werden (LIPP 1991: 190. 

Stechapfelzubereitungen aus Datura stramonium (vgl. Datura innoxia), z.B. Jugo de Toloache oder Polvo de Toloache, werden 

auf mexikanischen Krautermarkten zwar angeboten, aber meist nur unter dem Ladentisch, da die (katholische) Bevolkerung 

glaubt, daB dieses Gewachs vom Teufel erschaffen wurde (BYE und LINARES 1983: 4*). Die yucatekischen Maya benutzen 

diese mehen xtohk'uh, »kleines Wesen in Richtung der G6tter«, genannte Pflanze genau so wie Datura innoxia. 

Chamico, der in Siidamerika gebrauchliche Name fiir den Stechapfel (ssp, ferox), leitet sich von dem Aymarawort chamakani, 

»Wahrsager«, ab (GUEVARA 1972: 160). Das Gewachs hat anscheinend eine lange Tradition als Propheten- und Orakelpflanze 

(ahnlich wie Brugmansia sanguinea). Die Mapuche benutzen ein psychoaktiv wirkendes Gebrau aus den Samen von Datura 

stramonium ssp. ferox (miyaya) zur Heilung von (Geistes-)Krankheiten, die von den wefukes-Geistem ausgelbst werden, sowie 

zur Erziehung ihrer Kinder (MUNIZAGA 1960). 

In Nordamerika hat Datura stramonium vor allem eine rituelle Bedeutung als Zusatz zu Rauchmischungen und Kinnickinnick, die 

der Visionssuche dienen. Wenn die Deutung des Namens wysoccan als Datura stramonium stimmt, wurde sie von den Algonkien 

als rituelles Narkotikum verwendet. 

In Europa wurde der Stechapfel in der friihen Neuzeit mit Hexenritualen und Hexensalben assoziiert. Die Samen wurden in 

Deutschland, RuBland und China auch dem Bier zugesetzt, um ihm stark narkotische Eigenschaften zu verleihen (MARZELL 

1922: 172* ). In Europa dienen die Samen als Raucherwerk, ein Brauch, der von den Zigeunern stammen soil: 

»Man beniitzt den Samen zu Raucherungen, um Gespenster zu verscheuchen oder um Geister herbeizurufen. Alle Kiinste der 

Zigeuner sollen vorziiglich in der genauen Kenntnis der Safte des Stechapfels bestehen.« (PERGER 1864: 183) 

Die Zigeuner benutzten den Stechapfel als » Orakelpflanze« in einem schamanisch anmutenden Ritual: 

»In der Andreasnacht (30. November) laBt man Stechapfelsamen drauBen im Freien liegen und wirft sie dann am nachsten 

Morgen ins Feuer. Wenn die Samenkorner mit lautem Gekrach verbrennen, dann wird der Winter trocken, aber sehr kali werden. ( 

. . . ) Die Zeltzigeuner befragen, um zu erfahren, ob ein Kranker gesund wird oder nicht, die „Zaubertrommel". Eine Tierhaut wird 

mit Strichen versehen, von denen jeder eine besondere Bedeutung hat. Auf diese Haut werden 9 bis 21 Stechapfelsamen gestreut 

und diese durch eine bestimmte Anzahl von Schlagen (9 bis 21) mittels eines kleinen Hammers in Bewegung versetzt. Die Lage 

der Korner auf oder zwischen den Strichen laBt dann auf Genesung oder den Tod des Kranken schlieBen. Dasselbe Verfahren wird 

auch bei kranken Tieren oder um gestohlenes Gut wiederzuerlangen, geiibt.« (MARZELL 1922: 173, 174*) 



Artefakte 

Der spatmittelalterliche Maler Hieronymus Bosch (um 1450-1516) hat in seinem Gemalde Der Garten der Liiste in den 
phantastischen, alchemistisch wirkenden Konstruktionen, aus floralen und kiinstlichen Elementen zusammengesetzten 
Bauwerken, mehrfach Friichte dargestellt, die wie naturalistische Abbildungen des Stechapfels erscheinen. Das ganze Bild ist 
voller Anspielungen auf die bewuBtseinsverandernden Wirkungen merkwiirdiger Friichte (BEAGLE 1983). Vielleicht waren 
einige Visionen des Hieronymus Bosch durch Datura stramonium ausgelost worden (vgl. Claviceps purpurea). Falls diese 
Deutung zutrifft, miiBte der Stechapfel schon vor dem ersten Kontakt mit Amerika in Europa heimisch gewesen sein (siehe 
Verbreitung). 

Die amerikanische Bestsellerautorin Jean Auel hat in ihrem Roman Ayla und der Clan des Bdren beschrieben, wie die Zauberer 
der prahistorischen Neandertaler aus dem Stechapfel einen berauschenden Trank bereiten und ihn bei Stammeszeremonien, 
Tanzen und zur Induktion von Visionen genieBen (AUEL 1986). 

Die skandinavische Death-Metal-Band Tiamat hat Datura stramonium und ihre Wirkung in dem Song »Whatever That Hurts« 
besungen (Wildhoney, Magic Arts 1994; Gaia, Century Media, 1994). 

Medizinische Anwendung 

In den medizinischen Texten der Azteken heiBt es von Datura stramonium: 

» Mixitl. Es ist von durchschnittlicher GroBe, rund, griinblattrig. Es hat Samen. Wo es Gicht gibt, werden die gemahlenen Samen 

aufgetragen. Es ist nicht eBbar, nicht trinkbar. Es lahmt einen, schlieBt einem die Augen, zieht einem den Hals zusammen, halt die 

Stimme zuriick, macht einen durstig, betaubt die Hoden, spaltet die Zunge. 

Es kann nicht bemerkt werden, wenn es getrunken wird. Derjenige, den es lahmt - wenn dessen Augen geschlossen sind, bleibt fiir 

immer mit geschlossenen Augen zuriick. Das, was er ansieht, sieht er fiir immer an. Man wird starr, stumm. Dies wird mit Wein 

[= Pulque; vgl. Agave spp.] ein wenig gelindert. Ich nehme Mixitl. Ich gebe jemandem Mixitl. « (SAHAGUN XI, 7) 

Die yucatekischen Maya rosten die Blatter auf einer Ton- oder Metallscheibe (comal) und legen sie bei Muskelschmerzen und 

Rheuma auf die entsprechenden Stellen (PULIDO S. und SERRALTA P. 1993: 61 * ). Ansonsten gleicht die volksmedizinische 

Verwendung der von Datura innoxia. 

In Peru und Chile wird ein Tee aus den Blattern getrunken, um Schmerzen zu lindern (SCHULTES 1980: 1 15*). Ebenfalls in Peru 

wird ein Tee aus ssp. ferox bei Magenschmerzen getrunken (FRANQUEMONT et al. 1990: 40*). Die Mapuche benutzen einen 

Tee aus dem frischen Kraut von Datura stramonium ssp. ferox als Narkotikum. Fine Datura-Salbe verwenden sie bei 

Zahnschmerzen. Die ganze Pflanze wird in verschiedenen Zubereitungen gegen Schmerzen, Entziindungen, Krebs und 

Nervenentziindungen eingesetzt (HOUGHTON und MANBY 1985: 100*). 

In Uttar Pradesh (Indien) wird der aus den Friichten gepreBte Saft zur Behandlung von Schuppen in die Kopfhaut einmassiert 

(SIDDIQUI et al. 1989: 484*). In Siidostasien wird die Wurzel zur Behandlung von Bissen toUwiitiger Hunde und Schwachsinn 

benutzt, die Blatter werden bei Asthma geraucht (MACMILLAN 1991: 423*). 

ijberall auf der Welt gilt Datura stramonium als Aphrodisiakum (GUEVARA 1972: 160) und als Mittel gegen Asthma (BAKER 

1995*, DAFNI und YANIV 1994: 13*, MOSBACH 1992: 105*, VRIES 1984*, WILSON und MARIAM 1979: 30*). Zur 

Behandlung von Asthma werden entweder die Blatter geraucht oder die als Raucherwerk verbrannten Samen inhaliert. Auf den 

Kanarischen Inseln heiBt diese Art Santos noches (»Heilige Nachte«); auch hier werden die getrockneten Blatter gegen Asthma 

geraucht (CONCEPCION 1993: 54). In der friihen Neuzeit wurde Datura stramonium zur Bereitung von Liebestranken 

verwendet, aber auch bei psychischen Leiden und anderen Krankheiten empfohlen: 

»Sowohl das Kraut als der Same dieser betaubenden Giftpflanze wird in manchen Theilen von Frankreich und Deutschland als 

Hausmittel gegen Zahnschmerzen, Engbriistigkeit und andere Nervenleiden chronischer Art in Anwendung gebracht. Den Samen 

legt man in den hohlen, schmerzhaften Zahn, und von den Blattern nimmt man ein Theil und acht Theile Tabak [siehe Nicotiana 

tabacum], wovon taglich einmal, oder so oft die Anfalle von Asthma kommen, eine kleine Pfeife voU geraucht wird. Auch in 

Cigarren werden die getrockneten gemacht und zu gleichem Zweck geraucht. Die Tinctura Seminum Stramonii, zweibis dreimal 

taglich zu fiinf bis fiinfzehn Tropfen, ist in den Handen des Arztes ein sehr wirksames Mittel gegen krankhaft erhohte 

Geschlechtslust, Nymphomanie und Satyriasis, darf aber nie zum Volksmittel werden. « (MOST 1843: 141 *) 

In Peru werden chamico-Blatter (Datura stramonium var. ferox) auBerlich zur Behandlung von Kopfschmerzen und Migrane als 

Gesichtswaschung aufgetragen. Fiir den gleichen Zweck wird ein industriell hergestelltes Parfum namens »Chamico« auf das 

Gesicht getupft. Ansonsten wird dieses Duftwasser zur Forderung der eigenen Attraktivitat so wie zum Liebeszauber und zur 

Potenzsteigerung verwendet. Ob es unter Verwendung von Datura hergestellt wird, ist nicht bekannt, aber sehr unwahrscheinlich. 

Im Beipackzettel wird allerdings im »Gebet an das Chamico-Parfum« auf die hypnotische Wirkung desselben aufmerksam 

gemacht. 

Seit dem 18. Jahrhundert ist der medizinische Gebrauch auch in Europa weit verbreitet. Elisabeth Blackwell schreibt 1747 in 

ihrem Krduterbuch dazu: 

»Die Blatter brauchen einige als ein kiihlendes Mittel, wenn man sich gebrannt hat, und wider Entziindungen. Der Samen hat eine 

schlaff machende und betaubende Krafft.« (HEILMANN 1984: 82* ) 

Bis in das zwanzigste Jahrhundert wurden Zigaretten aus Datura stramonium gegen Asthma und Geisteskrankheiten geraucht 

(HIRSCHFELD und LINSERT 1930: 174*). 

In der Homoopathie wird » Datura stramonium hom.«, meist in Potenzen ab D3, entsprechend dem Arzneimittelbild u.a. bei 

Keuchhusten, Asthma, Neuralgien, nervoser Erregung usw. verwendet (PAHLOw 1993: 304*). Es kommt vor allem bei 

Storungen des Geistes zum Einsatz, denn »die gesamte Gewalt dieses Mittels scheint sich im Gehirn zu verbrauchen« 

(BOERICKE 1992: 720*). 



Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze enthalt Tropanalkaloide. Der Alkaloidgehalt kann stark schwanken und liegt zwischen 0,25 und 0,36% (0,5%) 
in den Slattern, zwischen 0,18 und 0,22% in den Wurzeln. Die Bliiten konnen bis zu 0,61 % Alkaloide enthalten, die Samen bis 
0,66%. Die Hauptalkaloide sind in alien Pflanzenteilen L-Hyoscyamin und L-Scopolamin, daneben kommen Apoatropin, Tropin, 
Belladonin und Hyoscyamin-N-oxid vor. Getrocknete Blatter und Samen enthalten 0,1 bis 0,6% Alkaloide. Apoatropin und 
Tropanol entstehen erst beim unsachgemaBen oder zu langen Lagern der Rohdrogen (ROTH et al. 1994: 291*). Junge Pflanzen 
enthalten hauptsachlich Scopolamin, altere Gewachse vor allem Hyoscyamin. 

Datura stramonium L. var. tatula TORR enthalt vor allem Hyoscyamin (SPURNA et al. 1981). Neben den Alkaloiden, die als 
Hauptwirkstoffe gelten, kommen auch Withanolide, Lectine, Peptide und Cumarine vor. 

In den Samen der argentinischen Datura stramonium ssp. ferox wurden 3(x-Tigloyloxytropan (= Tigloytropein), 3-Phenylacetoxy- 
66, 76-epoxytropan (= 3-Phenylacetoxyscopin), Aposcopolamin (= Apohyoscin), 7B-Hydroxy-6B-propenyloxy-3a- 
tropoyloxytropan, Spuren von 7B-Hydroxy6B-isovaleroyloxy-3a-tigloyoxytropan, das Pyrrolidinalkaloid Hygrin und die bisher 
unbekannten 3-Phenylacetoxy-6B,7B-epoxytropan (= 3-Phenylacetoxyscopin) und 7B-Hydroxy-6B-propenyloxy3a- 
tropoyloxytropan nachgewiesen (VITALE et al. 1995). 

Wirkung 

Das Wirkungsprofil von Datura stramonium entspricht im wesentlichen denen von Datura innoxia und Datura metel. Zu den 
charakteristischen Effekten gehoren Mundtrockenheit, Schluckbeschwerden, Pupillenerweiterung, Ruhelosigkeit, Verwirrung und 
Halluzinationen. Die Wirkung setzt manchmal schon nach einer halben Stunde, gelegentlich aber erst nach vier Stunden ein und 
kann tagelang anhalten (GOWDY, 1972, LINDEQUIST 1992: 1148, ROTH et al 1994: 292 ). 

Robert Beverly beschrieb in seiner History and Present State of Virginia die vielzitierten Wirkung en, die bei englischen Soldaten 
in Jamestown auftraten, nachdem sie versehentlich bzw. unwissentlich Stechapfelblatter als Salat verspeist hatten: 
»Als einige von ihnen im UbermaB davon aBen, hatte das recht merkwiirdige Wirkungen zur Folge. Mehrere 'lage lang benahmen 
sie sich wie ausgesprochene Schwachkopfe. Wahrend einer von ihnen Federn in die Luft blies, warf ein anderer wie wild mit 
Strohhalmen nach ihnen, die wiederum ein dritter, der splitterfasernackt und grinsend wie ein Affe in einer Ecke saB, versuchte, 
abzumahen; der vierte im Bunde kiiBte und tatschelte seine Kameraden zartlich und schnitt hamische Grimassen. Moglicherweise 
hatten sie sich in diesem verriickten Zustand selbst zerstort, hatte man sie nicht gefangengenommen; trotz allem wirkten ihre 
Handlungen sehr gutmiitig und unschuldig. Sie spiel ten noch eine Unmenge dieser kindlichen Dummheiten und kamen nach elf 
Tagen wieder zu sich, ohne sich jedoch an das geringste zu erinnern.« (zit. nach MULLER-EBELING und RATSCH 1986: 130f.' 

) 

Auf den Kanarischen Inseln wachst der Stechapfel wie Unkraut. Viele junge Touristen haben Tee aus den Bliiten getrunken, die 

Samen geschluckt oder geraucht und die frischen Blatter gegessen. Es werden iiberwiegend unangenehme Erfahrungen berichtet. 

Ein Mann rauchte Stechapfelsamen und bekam davon drei Tage Fieber. Ein anderer verspeiste, nachdem er einen Tee aus den 

Bliiten getrunken hatte, in den nachsten drei Tagen seinen angesammelten Kothaufen. Andere wiederum gingen, nachdem sie die 

Samen geschluckt hatten, baden und wollten zu einer anderen Insel schwimmen. Einige fiihlten sich in alte Zeiten zuriickversetzt 

und unterhielten sich mit den Guanchen, den kanarischen Ureinwohnern, die »seit 500000 Jahren ausgestorben« sind (vgl. Cytisus 

canariensis). Vielen wurde nur schlecht. Ubelkeit, Kopfschmerz und Verwirrtheit wurden berichtet. Positive Erfahrungen, die es 

auch gibt, werden nur selten erwahnt. 

Gelegentlich kommen auch todliche Vergiftungen mit Datura stramonium vor (MMWR Vol. 44, No. 3, 1995, ROTH et al. 1996: 

291 f.*). 

Beim Rauchen der Asthmazigaretten soil es oft zu »unerwiinschten« Nebenwirkungen gekommen sein, namlich zu »sexuell 

betonten Traumen« (SCHENK 1954: 78'x, HIRSCHFELD und LINSERT 1930: 174f.*). Die erotisierende Wirkung ist auch in 

der medizinischen Literatur beschrieben worden (DIECKHOFER et al. 1971: 432). 

Marktformen und Vorschriften 

Alle pharmazeutischen Marktformen (Kraut, Extrakte, Tinkturen, homoopathische Zubereitungen: Datura stramonium hom. 
HAB]) sind apotheken- und verschreibungspflichtig. Datura stramonium ist ein verbotener Stoff der Kosmetikverordnung (vom 
19.6.1985, Anlage 1: 301). Samen und Topfpflanzen hingegen sind frei verkauflich. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Datura discolor, Datura innoxia, Datura metel, Tropanalkaloide 

AUEL, Jean 1986 Ayla und der Clan des Bdren, Miinclien: Heyne. 

BEAGLE, Peter S. 

1983 Der Garten der LUste: Unsere Welt in den modernen Malereien des Hieronymus Bosch, Koln: DuMont. 

CONCEPCION, Jose Luis 

1993 Costumbres, tradiciones y remedios medicinales canarios: Plantas curativas, La Laguna, Tenerife: ACIC. COSSON, L., P. CHOUARD und R. PARIS 1966 

»Influence de I 'eclairement sur les variations ontogeniques des alcaloides de Datura tatula«, Doydia 29(1): 19-25. 

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1991 Anfluence of the N-Forra Used in the Mineral 

Nutrition of Datura stramonium an Alkaloid Production*, Planta Medica, Suppl. 2: A 27. 

DIECKHOFER, K., Th. VOGEL und J. MEYER-LINDENBERG 1971 »Datura stramoniunl als Rauschmittel«, Der Nervenarzt 42(8): 431-437. 

DuPRAZ, Jean-Marc, Philippe CHRISTEN 

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IILTON, M.G: und M.J.C. RHODES 1993 »Factors Affecting the Growth and Hyoscyamine Production during Batch Culture of Transformed Roots of Datura 

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JNDEQUIST, Ulrike 1992 »Datura«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 4: 1 138-1 154, Berlin: Springer. 

AUNIZAGA A., Carlos 1960 » Uso actual de miyaya (Datura stramonium) por los araucanos de Chile«, Journal de la Societe des Americanistes 52: 4-43. 

WORTSTEFFEN, A., B. DRAGER und A. NAHRSTEDT 1991 »lsolation of Two Tropinone Reductases from Datura stramonium Root Cultures*, Planta 

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SPURNA, Vera, Marie SOVOVA, Eva JIRMANOVA, Alena SUSTACKOVA 1981 »Chromosomal Characteristics and Occurence of Main Alkaloids in Datura 

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TYLER, Varro E. 1992 »lohn Uri Lloyd and the Lost Narcotic Plants of the Shawnees«, Herbalgram 27: 40-42. 

VITALE, Arturo A., Andres ACHER und Alicia B. POMILIO 1995 »Alkaloids of Datura ferox from Argentina*, Journal of Ethnopharmacology 49: 81-89. 

WEIN, Kurt 1954 »Die Geschichte von Datura stramonium«, Kulturpflanze 2: 18-71. 



Datura Wrightii Wrights Stechapfel 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Solanoideae, Tribus Datureae, Sektion Dutra 

Formen und Unterarten 

Die Pflanze ist vom Chromosomensatz her fast identisch mit Datura stramonium L. var. tatula TORR. (siehe Datura stramonium). 
Moglicherweise ist Datura wrightii nur eine lokale (kalifornische) Variante der Datura innoxia (HICKMAN 1993: 1070). 

Synonyme 

Datura metel var.[?] quinquecuspida TORR. Datum meteloides DUNAL in DC. Datura wrightii BYE Datura wrightii HORT. 

Volkstiimliche Namen 

Kalifornischer Stechapfel, Kiksawel (Cahuilla), Kusi (Diegueno), Malkapit, Manai (Yokutisch), Manet, Manit (Gabrielino), 
Manitc (Serrano), Manoyu (Miwok), Mo'moy, Momoy (Chumash), Monayu (Miwok), Nakta mush (Luisen o), Naktanuuc 
(Cupeno), Smalikapita (Yuma), Tanabi, Tanabi (Mono), Tanai, Tanai, Tanai, Tana'nib (Mono), Thornapple, Toloache, Wright's 
datura 

Geschichtliches 

Diese siidkalifornische Stechapfelart wird vermutlich seit iiber 5000 Jahren rituell und medizinisch genutzt (GRANT 1993; vgl. 
BOYD und DERING 1996: 266f.). In der Kolonialzeit war der schamanische Gebrauch bei vielen Stammen sehr zum Leidwesen 
der katholischen Missionare auBerst lebendig. Erst in den letzten Jahren wird der Datura-Kult der Chumash von jungen Indianern, 
die nach ihren kulturellen Wurzeln und ihrer ethnischen Identitat suchen, wiederbelebt (BAKER 1994). 

Verbreitung 

Diese Datura kommt nur im siidlichen Kalifornien, besonders haufig in den alien Stammesgebieten der Chumash (L.A. County bis 
Ventura) vor. 

Anbau 

Siehe Datura discolor 

Aussehen 

Datum wrightii ist fast nicht von Datura innoxia zu unterscheiden. Sie hat aber einen kriechenden, sich flachig ausbreitenden 
Wuchs und eine herabhangende Frucht mit Vielen diinnen Stacheln. Datum wrightii wird auch sehr leicht mit Datura discolor, 
seltener mit Datura metel verwechselt. 

Droge 

- Wurzel, frisch oder getrocknet und pulverisiert 

- Blatter 

Zubereitung und Dosierung 

Die frischen Wurzeln werden zerstampft und mit Wasser ausgezogen (TIMBROOK 1990: 252*). Uber Dosierungen wird in den 
ethnographischen Quellen leider nicht berichtet (vgl. Datura innoxia). 

Einige siidkalifornische Stamme stellten aus den Samen oder aus den ganzen Friichten ein bierartiges Getrank her (vgl. Bier). 
Dazu wurden die frischen Samen (oder Friichte) zermahlen und in Wasser gelegt. Moglicherweise wurden noch andere Garstoffe 
zugefiigt, z.B. Manzanitafriichte (Arctostaphylos manzanita PARRY). Damit die Garung (durch wilde Hefen) rasch einsetzte, 
wurde das GefaB an die Sonne gestellt. Nach 1 bis 2 Tagen war die Garung abgeschlossen. Das nur schwach alkoholische Getrank 
muB extrem potent gewesen sein (BALLS 1962: 67). 



Die Samen und getrockneten Blatter dieser Datura sind - genau wie bei alien anderen Datura-Arten - als Zusatz zu 
Rauchmischungen und Raucherwerk geeignet. 

Rituelle Verwendung 

Diese siidkalifornische Datura-Art war besonders bedeutsam fiir die Initiationsriten (chungichnich-Kult, manet, kiksawel) der 

ehemals dort heimischen Indianer (GAYTON 1928, JACOBS 1996). 

Die Chumash sahen in der Datura ein weibliches Geistwesen, die »Alte Frau Momoy« (momoy ist der Chumash-Name fiir die 

Datura wrightii; BAKER 1994). Sie batten Schamanen, die auf den Datura-Gebrauch spezialisiert waren und alshukayayich, »der, 

der die Berauschung erzeugt« oder auf spanisch toloachero, »Stechapfelgeber« genannt wurden (APPLEGATE 1975: 10, 

WALKER und HUDsON 1993: 43). Der Stechapfel wurde als » Traumhelfer« betrachtet und von Schamanen oft zur Induktion 

prophetischer Traume verwendet. 

Am wichtigsten war der Stechapfel bei der Initiation der Knaben zu Mannern. Vor der Einnahme des Trankes, der von der 

GroBmutter des Initianden bereitet werden soUte, muBte man fasten und auf jeden Fall auf Fleisch verzichten. Wahrend des 

Fastens wurde viel Tabak (Nicotiana attenuata, Nicotiana bigelovii, vgl. Nicotiana spp.) geraucht (APPLEGATE 1975). Meist 

war der Initiand alleine, wenn er den Trunk erhielt und sich den dadurch ausgelosten Visionen hingab. Er wurde entweder in einer 

Hohle oder einer Behausung sich selbst iiberlassen. AUe Fragen, die er hatte, konnten nur noch vom Datura-Geist beantwortet 

werden; denn es hieB, »der Stechapfel lehrt dich alles«. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, im visionaren Zustand einen 

geistigen Verbiindeten in Form eines Tieres (Koyote, Habicht usw.) zu finden. Der Initiand fiel meist fiir etwa 24 Stunden in ein 

Delirium, aus dem er nur zogerlich erwachte. AnschlieBend wurden zusammen mit dem Datura-Schamanen die Visionen gedeutet 

und als Plan fiir den weiteren Verlauf des Erwachsenenlebens interpretiert (APPLEGATE 1975). 

Die Chumash haben die Datura auch im Zusammenhang mit Schwitzhiittenritualen benutzt; leider ist der genaue Gebrauch nicht 

iiberliefert worden (TIMBROOK 1987: 174). Vielleicht dienten die Samen dabei als psychoaktives Raucherwerk, das auf die 

gliihenden Steine gestreut wurde (vgl. Artemisia spp.). 

Bei vielen anderen kalifornischen Stammen (Coahuilla, Yokuts, Gabrielino, Luiseno, Diegueno, Dumna) wurden die Jugendlichen 

bei der Initiation ebenfalls mit einem kraftigen Datura-Tee in die Geheimnisse des Lebens eingeweiht (BEAU und SIVA 

SAUBEL 1972: 6 Iff.). Die erlebten Visionen und Traume sollten den Jugendlichen Leitbilder fiir ihr kiinftiges Leben geben 

(JACOBS 1996). 

Ganz ahnlich wie die Datura wurden von vielen kalifornischen Stammen rote Ameisen bei Initiationsfeiern psychoaktiv verwendet 

(BLACKBURN 1976*, GROARK 1996; vgl. Nepeta cataria). 

Die Schamanen der Miwok aBen die Wurzel oder tranken eine Abkochung des frischen Krauts, um iibernatiirliche Krafte zu 

sammeln und in die Zukunft schauen zu konnen (BARRET und GIFFORD 1933: 169). Die Datura wurde von Schamanen auch 

fiir schadUche Absichten gebraucht (APPLEGATE 1975). 

Die Kawaiisu benutzen Datura wrightii als rituelle Medizin bei der Initiation von Knaben sowie zur Erzeugung von Visionen und 

prophetischen Traumen (MOERMAN 1986: 1490. 

Artefakte 

Initiatorische Datura- Verwendungen sind aus dem Siidwesten Nordamerikas, z.B. bei den Chumash, gutbekannt (TIMBROOK 
1987: 174f.). Die Chumash haben eine sehr alte Tradition, Felsen und Hohlen rituell zu bemalen. Einige dieser bis 5000 Jahre 
alien Malereien werden als Zeugnisse des Datura-Kultes gedeutet (GRANT 1993). Auch tragen sie durchweg schamanische 
Beziige (HEDGES 1992). Die gesamte Felskunst der Chumash ist offensichtlich von Datura- Visionen gepragt. Viele Malereien 
stellen die in den Visionen bedeutsamen Erscheinungen auf symbolische Weise dar. Die Maler iibersetzten sozusagen ihre 
Visionen in den symbolischen Kodex der Churcash-Kultur (HUDsON 1979, WELLMANN 1981 * ). 

Medizinische Anwendung 

Die Chumash haben Tees oder Abkochungen der Wurzel innerlich zur Behandlung von Schmerzen, besonders bei 
Knochenbriichen und Verletzungen, getrunken. Sie tranken Datura auch bei Schlangenbissen, wahrscheinlich aus 
sympathiemagischen Griinden. Es hieB, daB Schlangen ihre Giftzahne in einen Stechapfel stechen, um sie giftig zu machen, bevor 
sie ein Tier oder einen Menschen beiBen woUen. Das Gift wird demnach mit demselben Gift bekampft - also geradezu nach der 
homoopathischen Grundregel. Zur Behandlung von Asthma inhalierten sie den Rauch der getrockneten Blatter als medizinisches 
Raucherwerk (TIMBROOK 1987: 174). 

Die Kawaiisu nehmen die zerdriickte Wurzel innerlich bei starken Schmerzen ein und behandeln Knochenbriiche und 
Schwellungen auBerlich mit einer Paste davon. Ein Tee aus der Wurzel wird als medizinisches Bad bei Rheuma und Arthritis 
benutzt (MOERMAN 1986: 1490. 

Inhaltsstoffe 

Siehe Datura innoxia 

Wirkung 

Siehe Datura innoxia 

Marktformen und Vorschriften 

Die Datura wrightii gelangt fast nie auf den Markt. Es bestehen keinerlei Vorschriften. 



Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Datura innoxia 

APPLEGATE, Richard B. 1975 »'rhe Datura Cult Among the Churcash«, The Journal of Califorriia Anthropology 2(1): 7-17. 

BAKER, John R. 1994 »The Old Woman and Her Gifts: Pharmacological Bases of the Chumash Use ofDatura«, Curare 17(2): 253-276. (Sehr gute 

Bibliographie.) 

BALLS, Edward K. 1962 Early Uses of California Plants, Berkeley: University of California Press. 

BARRETT, S.A. und E.W. GIFFORD 1933 »Miwok Material Culture*, Bulletin „f Milwaukee Public Museuin 2(4). 

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HICKMAN, James C. (Hg.) 1993 The jepson Manual: Higher -lauts o/Cc~lifbrnia, Berkeley: University of California Press. 

HUDSON, Travis 1979 »Chuinash Indian Astronomy in South Coastal California*, The Masterkey 53(3): 84-93. 

JACOBS, David 1996 »The Use of Datura in Rites of I'raiisition*, Jahrbuch fiir Traiiiskulturelle Medizin und Psycliotherapie 6(1995 ): 341-351. 

TiMBROOK, Jan 1987 »Virtuous Herbs: Plants in Churcash Medicine*, Journal o/ Ethiu~biolo~ly 7(2): 171-180. 

WALKER, Philip L. und Travis HUDSON 1993 Chutnash Healing", Banning, CA: Malki Museum Press. 



Datura spp. Stechapfelarten 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Solanoideae, Tribus Datureae 

Es werden heute gewohnlich elf Arten der Datura akzeptiert (D'ARCY 1991: 78*). Neuerdings wird von einigen Botanikern, die 
allerdings nicht iiber eine besonders gute ethnohistorische Einsicht verfiigen, behauptet, daB die Gattung Datura ausschlieBlich 
aus der Neuen Welt stamme und sich erst in den letzten vierhundert Jahren nach Asien (D. metel) und Australien (D. leichhardtii) 
verbreitet haben soil. Diese puristische Ansicht kann ich in keiner Weise teilen (vgl. Datura metel). Die beiden Botaniker haben 
leider iibersehen, daB der Name der Gattung schon aus dem Sanskrit stammt (SYMON und HAEGI 1991). 

Datura kymatocarpa A. S. BARCLAY 

Diese Art, falls es wirklich eine eigene Art und nicht nur eine der vielen Varietaten der Datura innoxia ist, kommt nur im 
tropischen Tal des Rio Balsa in Mexiko vor. Man kann sie an den behaarten Friichten erkennen (BARCLAY 1959: 257). Ein 
ethnobotanischer Gebrauch ist bisher nicht berichtet worden. 

Datura lanosa BARCLAY ex. BYE [syn. Datura innoxia spp. lanosa] - Rikuri, Rikiii 

Diese erst kiirzlich beschriebene Stechapfelart (BYE 1986) kommt ausschlieBlich in Nordmexiko vor und ist vielleicht nur eine 
lokale Varietat von Datura innoxia. Der Name, den sie bei den Tarahumara tragt (rikiiri), leitet sich von rikii, »trunken«, ab (BYE 
et al. 1991: 34). Der Name ist linguistisch mit kiri/kieri verwandt, ein Wort, das die Huichol hauptsachlich zur Bezeichnung von 
Solandra spp. benutzen. 

Datura leichhardtii F. MUELL. ex BENTH. [syn. Datura pruinosa GREENMAN] - Leichhardts Stechapfel, Australischer 
Stechapfel 

Diese australische bzw. in Australien weit verbreitete (fast einzige) Art soil angeblich auch in wenig zuganglichen Gebieten von 
Mexiko und Guatemala vorkommen (SYMON und HAEGI 1991). Sie hat eine kleine, runde, herabhangende Frucht mit vielen 
kurzen Stacheln. Ansonsten sieht sie sehr ahnlich wie Datura stramonium aus. In Australien wird sie als Ersatz fiir Pituri 
verwendet. Dort heiBt sie auch Killer of sheep, »Schaft6ter« (Low 1990: 187*). 

Datura pruinosa GREENMAN - Bereifter Stechapfel 

Diese mexikanische Art kommt nur in Oaxaca in einer Hohe zwischen 550 und 1550 Metern vor; sie hat sehr kleine Bliiten und 
fein behaarte Blatter, die wie bereift aussehen. Das getrocknete Kraut enthalt 0,16% Alkaloide (Atropin als Hauptalkaloid, 
daneben Apoatropin, Noratropin, Hyoscin (= Scopolamin), Norhyoscin, Apohyoscin, Littorin, Tigloidin, 3aTigloyloxytropan, 
Meteloidin, Tropin und 'f -Tropin (EVANS und TREAGUST 1973). Die chemische Zusammensetzung ist praktisch mit den 
Inhaltsstoffen der Datura leichhardtii identisch. Der Name Datura pruinosa wird heute meist als Synonym fiir Datura 
leichhardtii angesehen (SYMON und HAEGI 1991: 198). 

Datura quercifolia H.B.K. [syn. Datura stramonium spp. qttercifolia (H.B.K) BYE] - Eichenblattriger Stechapfel 



Diese Datura ist auf Texas, Arizona und Nordmexiko begrenzt; sie hat sehr langstachelige Friichte und ahnliche Blatter wie eine 
Eiche (daher der Name). Wahrscheinlich ist sie mit Datura stranionium identisch (SAFFORD 1921: 177); sie wird heute 
bestenfalls als Unterart von Datura stramonium betrachtet (BYE 1979b: 371. 

Die nordmexikanischen Pimaindianer rosten die toloache genannten Friichte, zermahlen und vermischen sie mit Fett zu einer 
Salbe, die auf offene Wunden aufgetragen wird. Die Friichte werden zusammen mit den Blattern einer coronilla oder kokoviiri 
genannten Physalis sp. zu einem Dekokt gegen Husten gekocht (PENNINGTON 1973: 2280. 

Datura reburra A.S. BARCLAY 

Wurde fiir den mexikanischen Bundesstaat Sinaloa beschrieben. Die Pflanze sieht sehr ahnlich wie Datura discolor aus, allerdings 
sind die Stacheln langer und diinner (BARCLAY 1959: 259). Wahrscheinlich handelt es sich nur um eine Varietat von Datura 
discolor. 

Datura villosa FERNALD [ syn. Datura stramonium spp./var. villosa (FERN.) SAFE] - Zottiger Stechapfel 

Kommt in Jalisco und San Luis Potosi (Mexiko) vor; ist moglicherweise identisch mii Datura stramonium (SAFFORD 1921: 
177). 

Datura (Ceratocaulis) ceratocaula ORTEGA [syn. Datura rrracrocaulis ROTH, Apemon crassicaule RAF., Datura sinuata 
SESSE et Moc, Ceratocaulus daturoides SPACH.] - Tlapatl 

Diese Art kommt nur in Zentralmexiko (Estado de Mexico, Queretaro, Oaxaca) vor. Sie ist eine Wasserpflanze, die nicht wie ein 

Kraut oder Busch, sondern wie ein Rankengewachs aussieht. Sie hat dicke, gabelformige Stengel und stachellose seitlich 

herabhangende Friichte. In Mexiko wird sie tornaloco, »verriicktmachende [Pflanze]«, genannt und ist wahrscheinlich mit der als 

atlinan, »seine Mutter ist Wasser«r2, oder tlapatl bezeichneten Zauberpflanze der Azteken identisch. Sie gait bei den Azteken als 

»Schwester des 01oliuqui« (siehe Turbina corymbosa) (SCHULTES und HOFMANN 1995: 41, 111 *) und wurde in einer 

aztekischsprachigen Quelle wie folgt beschrieben: 

»Es ist klein und rund, blau, griinhautig, breitblattrig. Und es bliiht weiB. Seine Frucht ist glatt, sein Samen schwarz, iibelriechend. 

Es fiigt einem Schaden zu, nimmt einem den Appetit, macht einen toll, berauscht einen. 

Derjenige, der es iBt, wird keine Nahrung mehr woUen, bis er sterben wird. Und wenn er es regelmaBig iBt, wird er auf immer 

durcheinander sein, toll; er wird immer besessen sein, nie mehr ruhig. Und wo es Gicht gibt, wird es diinn als Salbe aufgetragen, 

um zu heilen. Noch soUte es geschnupft werden, denn es fiigt einem Schaden zu; es nimmt einem den Appetit. Es fiigt einem 

Schaden zu, macht einen wahnsinnig, nimmt einem den Appetit. Ich nehme Tlapatl; ich esse, ich gehe umher und esse dabei 

Tlapatl. 

So heiBt es von dem, der umhergeht und herabsetzt, der iiberheblich umhergeht, anmaBend, der umhergeht und die Mixitl- und 

Tlapatl-Krauter iBt; er geht umher und nimmt Mixitl und Tlapatl zu sich.« (SAHAGUN XI, 7*) 

Der Pflanzengeist dieser Datura wird in einem kolonialzeitlichen, aztekischen Zauberspruch wie folgt beschworen: 

»Ich rufe dich an, meine Mutter, die du bist der schonen Wasser! 

Wer ist der Gott, oder wer hat die Kraft, daB er meinen Zauber brechen und verzehren kann? 

Komm herbei, Schwester der Griinen Frau Ololiuqui, von der, durch die ich gehe und ich den griinen Schmerz, den braunen 

Schmerz hinterlasse, daB er sich selbst verstecke. 

Geh und zerstore mit deinen Handen die Eingeweide des Besessenen, daB du seine Macht erprobst und er in Schande falle.« 

(JACINTO DE LA SERNA, In: DOcunlentos /nedltos para la Historia de Espawe 104: 159-160; vgl. SAFFORD 1921: 182; auch 

RATSCH 1988a: 142*) 

Diese Datttra soil sehr stark betaubende Wirkungen haben. Uber einen modernen Gebrauch ist fast nichts bekannt (SCHULTES 

und HOFMANN 1995: 111 *). In Mexiko Stadt soUen Datura-ceratocaula-Zubereitungen in gewissen Kreisen als Modedroge 

eingenommen werden. Auch habe ich gehort, daB Psychiater in Mexiko ihren Patienten Kombinationen von Ketamin und Datitra 

ceratocaula fiir psychotherapeutische Zwecke verabreichen. 

Datura velittinosa FUENTES - Samtiger Stechapfel 

Wurde kiirzlich fiir Kuba beschrieben. Wahrscheinlich handelt es sich aber um ein Synonym von Datura innoxia. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter den anderen Datura-Arten so wie Brugmansia spp. 

BARCLAY, Artliur S. 

1959 »New Considerations in an Old Genus: Da 
tura«, Botanical Museum Lett/lets Harvard University 
18(6): 245-272. BYE, Robert A. 

1986 » Dat«ra lanosa, a New species of Datum from 

Mexico«, Plrytologicl 61: 204-206. 
BYE, Robert A., Rachel MATA und Jose PIMENTEL 

1991 »Botany, Ethnobotany and Chemistry of Datura 

latrosa (Solanaceae) in Mexico«, Anales del Instltwo 

Blologlco de la Universidad Autonorna Naclonal de 

Mexico, Ser. Bot. 61: 21-42. 
EVANS, William C. und Peter G. TREAGUST 

1973 »AikiAo'\ds of Datura prriltrosa«, Plrytoclrettrlstry 

12:2011 -IOTA. 



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1921 »Synopsis of the Genus Datura«, Journal of the 
Wcishington Academy of Scietrces 11(8): 173-189. 

SATINA, Sophie und A.G. AVERY 

1959 » A Review of the Taxonomic History of 
Datura«, in: Amos G. AVERY, Sophie SATINA und 
Jacob RIETSEMA (Hg.), Blakeslee: The Genus Damra, 
S. 16-47, New York: The Ronald Press Co. 

SYMON, David E. und Laurence A.R. HAEGl 

1991 »Datrlra (Solanaceae) is a New World Genus",,, 

in: HAWKES, LESTER, NEE und ESTRADA (Hg.), 

Solanaceae III: Taxonotny, Cherrlistry, Evolritio,r, 

S. 197-210, London: Royal Botanic Gardens Kew and 

Linnean Society. 



Desfontainia spinosa Latuy 

Familie 

Desfontainiaceae (nur eine Gattung); gelegentlich wird die Gattung der Familie Loganiaceae zugeordnet (BRAKO und 
ZARUCCHI 1993: 618*). 

Formen und Unterarten 

In Chile kommt die Varietal Desfontainia spinosa Ruiz et PAv. var. hookeri (DUN.) Voss ex VILMORIN vor (EM BODEN 1979: 
1760. Eine kleinblattrige (andine) Form wurde als Desfontainia spinosa var. pclrvifolicl (D. DON) HOOKER beschrieben 
(BRAKO und ZARUCCHI 1993: 6180. 

Synonyme 

DesfOntainia obovata KRAENZLIN 

Desfontaitna ptirvifolia D. DON 

Desfontaitna spinosa var. hookeri (DUN.) REICHE 

Volkstiimliche Namen 

Borrachera de paramo (»Trunkenmacher des Moores«), Chapico (»Chiliwasser«), Desfontainia, Intoxicator, Latuye, Mechai, 
Michai, Michai bianco, Michay, Michay bianco, Muerdago, Taique, Trau-trau (Mapuche »einzigartig«), Trautrau 1 2; 

Geschichtliches 

Der psychoaktive Gebrauch dieser schonen Pflanze wurde 1941 von Richard Evans Schultes im Sibundoytal von Kolumbien 
entdeckt (DAVIS 1996: 173*). Seither wurde sie leider kaum erforscht und erprobt. 

Verbreitung 

Der Strauch kommt von Kolumbien (Sibundoy) bis Siidchile (Chiloe), ebenso in Ecuador und Argentinien, dort in etwas hoheren 
Andenregionen, vor (BRAKO und ZARUCCHI 1993: 6180. In Siidchile ist der Strauch vom Rio Maule bis Magallanes, haufiger 
siidlich von Valdivia, gewohnlich im Unterholz von Lenga- und Coigiiewaldern verbreitet. Er wurde auch in Costa Rica 
beobachtet (ZANDER 1994: 2300. 

Anbau 

In Siidchile wird Desfontainia als Gartenzierpflanze empfohlen (DONOSO ZEGERS und RAMIREZ GARCIA 1994: 49*). Wie 
sie anzupflanzen ware, ist noch unbekannt. Wahrscheinlich laBt sie sich iiber Samen oder, einfacher noch, iiber Stecklinge 
vermehren. Der Strauch benotigt feuchte bis sehr feuchte Boden (sumpfige Gebiete, Moore). 

Aussehen 

Desfontainia spinosa ist ein kleiner, 2 bis 3 Meter hoher, immergriiner Busch oder strauchartiger Baum mit dicken, stacheligen, 
mittel- bis dunkelgriinen Blattern und groBen, trichterformigen Bliiten, die orangerot sind und gelbe Rander haben. Die Blatter 
erinnern an die Blatter der Stechpalme (Ilex tlqlcifolium L.; vgl. Ilex cassine); die Bliiten sehen aus wie von einem 
Nachtschattengewachs, z.B. lochroma fuchsioides. 

Die Pflanze kann sehr leicht mit verschiedenen Arten der Gattung Berberis, besonders mit Berberis darwinii HOOK verwechselt 
werden. In Chile werden mehrere Berberis-Arten michay genannt (B. actinacantha MART., B. chilensis GILL, ex HOOK, B. 
darwinii, B. serrata, B. dentata) und zur Gewinnung gelber Farbe verwendet (DONOSO ZEGERS und RAMIREZ GARCIA 
1994). Die BerberisFmchte dienen zur Herstellung von Chicha. Das Mapuchewort michay bedeutet »gelber Baum« (MOSBACH 
1992: 78'x). 



Droge 

- Blatter 

- Friichte 

Zubereitung und Dosierung 

Ein halluzinogener Tee wird aus den Slattern aufgebriiht oder ausgekocht. Die Friichte gelten als starker wirksam; sie werden 
vermutlich als Dekokt zubereitet. Dosierungen sind unbekannt. Vielleicht wurde friiher aus den Friichten eine stark psychoaktive 
Chicha bereitet. 

Rituelle Verwendung 

Die Schamanen der Kamsa aus dem Sibundoytal in Kolumbien trinken einen Tee aus den Slattern, wenn sie »traumen« oder 
durch Visionen Krankheiten diagnostizieren wollen (SCHULTES 1977: 100). Die Machis (Schamanen) der Mapuche benutzen 
die Pflanze anscheinend genauso wie Latua pubiflora. AUerdings muB dieser Gebrauch noch erforscht werden. 

Artefakte 

In der Folklore von Chiloe (Insel in Siidchile) gibt es eine mythische Gestalt names El Trauco, die moglicherweise urspriinglich 
der Pflanzengeist der trautrau genannten Desfontainia gewesen ist. El Trauco ist ein kleiner, perverser Mann, ein »Satyr des 
Waldes«; er hat ein Steinbeil, um Saume zu fallen, und sieht aus wie ein Pilzgeist. In Ancud (Chiloe) gibt es eine groBe Statue des 
El Trauco; in der Souvenirindustrie werden kleine Repliken aus Stein geschnitzt und zum Kauf angeboten. 

Die siidchilenischen Mapuche benutzen die Slatter zur Gewinnung eines gelben Farbstoffes, mit dem sie WoUe und die Stoffe fiir 
ihre traditionelle Kleidung farben (MOSSACH 7992; 101 ). 

Medizinische Anwendung 

In Chile werden die Slatter volksmedizinisch als Magenmittel verwendet. In einem alteren chilenischen Such iiber Heilpflanzen 
wird Desfontainia zwar - erstaunlicherweise - genannt, aber mit der Angabe, sie habe keine medizinische Verwendung 
(URQUIETA SANTANDER 1953: 87). 

Inhaltsstoffe 

Sisher konnten keine Inhaltsstoffe entdeckt werden (MCKENNA 1995: 1000. Der Dragendorftest iiber die Anwesenheit von 
Alkaloiden verlief negativ (SCHULTES 7977; 100). 

In Siidchile gilt die Pflanze als giftig (MOSSACH 7992; 707 *). Doch ein Giftstoff oder Toxin wurde bisher nicht gemeldet. Nach 
neueren Informationen, die von Rob Montgomery und mir in Chiloe gesammelt wurden (Mai 1995), ist die Pflanze den 
einheimischen Pflanzenkennern gut bekannt, sie gilt als ungiftig, aber halluzinogen. 

Wirkung 

Seim Rauchen von zwei getrockneten Slattern konnten eindeutig psychoaktive Wirkungen mit Wahrnehmungsveranderungen 
(flackernde Lichter, »High«-Sein) festgestellt werden. 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

MONTGONIERY, Robert und Cliristian RATSCH 
o.l. La tile or La tuy, Manuskript. SCHULTES, Richard Evans 
1977 »De Plantis Toxicariis e Mundo Novo Tropicale 
Commentationes XV: Desfontainia: a New Andean 
Hallucinogen*, Botanical Museum Leaflets 25(3): 

99-104. 
URQUIETA SANTANDER, Carlos 
1953 Diccionario de medicacitsls c Mund (5. Aufl.), 
Santiago de Chile: Editorial Nascimento. 



Diplopterys cabrerana Yaheliane 

Familie 

Malpighiaceae (Malpighiengewachse) 

Formen und Unterarten 

Keine 



Synonyme 

Banisteria rusbyana NIEDENZU 

Banisteriopsis cabrerana CUATRECASAS 

Banisteriopsis rusbyana (NIEDENZU) MORTON 

Banisteriopsis rusbyana sensu ethnobotanical, non (NIEDENZU) MORTON 

In der Literatur findet man auch die Schreibweise Diplopteris. 

Volkstiimliche Namen 

Biaxii, Chagropanga, Chagropanga azul pisco, Chagrupanga (Inga » chagru-Blatt«), Chakruna, Ka-hee-ko (Karapana), Kahi 
(Tukano »das, was erbrechen laBt«), Kamarampi (Campa »erbrechen«), Mene kahi ma, Mene kahima, Nyoko-buko guda hubea 
ma (Barasana), Nyoko-buku guda hubea ma, Oco yage, Oco-yage (»Wasser-Yage« ), Yacoayahuasco (Quetschua/Peru), Yage- 
oco, Yage, Yag~uco, Yageiico, Yahe 'oko (Siona-Secoya » Banisteriopsis-Wasser«), Yahe=oko (Kofan), Yaje, Yaje oko, Yaji, 
Yaji 

Geschichtliches 

Diese Liane wurde zu Ehren des Pioniers der Ethnobotanik Henry Hurd Rusby (1855-1940) zwerst mit dem Namen Banisteria 
rusbyana bezeichnet (diese Ehre ist leider dem Synonym zum Opfer gefallen). Rusby war einer der ersten WeiBen, die eine 
Ayahuascazeremonie gesehen und zudem noch gefilmt haben. Er hat sich auch als einer der ersten Drogisten und Botaniker 
intensiv um die Erforschung von Coca (Erythroxylum coca), Guarana (Paullinia cupana) und Fabiana imbricata bemiiht 
(RosseWILCOx 1993). 
Die Verwirrung iiber die botanische Identitat wurde erst 7952 aufgeklart (GATES 1982: 214). 

Verbreitung 

Die tropische Liane ist nur im Amazonastiefland (Ecuador, Peru, Brasilien, Kolumbien) verbreitet. Sie kommt wild im Wald, 
meist aber in Kultur vor. 

Anbau 

Die Pflanze wird mit Stecklingen in Hausgarten angepflanzt. Dazu wird ein junger Trieb oder eine Zweigspitze in Wasser gestellt, 
bis Wurzeln austreiben, oder einfach in den feuchten Dschungelboden gesteckt. 

Aussehen 

Die sehr lange Liane hat gegenstandige Blatter, die langlich-oval sind und eingebuchtet spitz zusammenlaufen. An den 

Blattstielachseln treiben die Bliitenstande mit jeweils vier winzigen Bliiten aus. AUerdings bildet die Pflanze nur sehr selten 

Bliiten aus, in Kultivation fast nie. 

Die nah verwandte Art Mezia includens (NIEDENZU) GATES [syn. Diplopterys involiita (TURCZ.) NIEDENZU] wird in Peru 

ayahitasca negro genannt. Moglicherweise wurde auch sie friiher psychoaktiv genutzt (SCHULTES 1983b: 3530. In Mexiko ist 

die sehr ahnliche Art Diplopterys mexicana B. GATES verbreitet (GATES 1982: 215). 

Diplopterys cabrerana kann leicht mit Banisteriopsis caapi verwechselt werden. Am besten lassen sich beide Arten anhand ihrer 

Blatter unterscheiden. Diplopterys hat deutlich breitere und groBere Blatter. 

Droge 

Frische/getrocknete Blatter 

Zubereitung und Dosierung 

Die Blatter der mit Banisteriopsis nahe verwandten Liane werden von den Desana, Barasana und anderen Indianern im 
kolumbianischen Amazonasgebiet zur Herstellung von Ayahuasca verwendet (BRISTOL 1965: 211*, REICHEL-DOLMATOFF 
1979a: 35*). Im kolumbianischen Sibundoy wird ein biaxii genanntes, berauschendes Getrank aus Banisteriopsis caapi und den 
Blattern von Diplopterys cabrerana gekocht (siehe Ayahuasca). 

Die Shuar benutzen die Blatter als Ayahuascazusatz (BENNETT 1992 ), genauso wie die Siona-Secoya (VICKERS und 
PLOWMAN 1984: 19*) und die kolumbianischen Mocoaindianer. Leider schweigen die Quellen iiber exakte Dosierungen der 
Blatter (Vgl. BRISTOL 1966). 

Rituelle Verwendung 

Die Barasana am unteren Piraparana stellen aus den Stengeln einen yage genannten, halluzinogenen Trunk her, der genau wie 
Ayahuasca verwendet wird (SCHULTES 1977b: 1 160. Ansonsten haben die Blatter ihre Hauptbedeutung als Af ATDMT-liefernder 
Ayahuascazusatz (DER MARDEROSIAN et al. 1968, GATES 1982). 

Artefakte 

Siehe Ayahuasca 

Medizinische Anwendung 

Keine, auBer in der medizinischen Anwendung von Ayahuasca. 



Inhaltsstoffe 

Die Blatter enthalten 0,17 bis 1,75% NN-DMT (AGURELL et al. 1968, DER MARDEROSIAN et al. 1968, POISSON 1965). 
Neben dem Hauptalkaloid DMT enthalten sie noch N-Methyltryptamin, 5MeO-DMT, Bufotenin und N-MethyltetrahydroB- 
carbolin (vgl. B-Carboline). In den Stengeln kommen NN-DMT als Hauptalakloid, daneben 5-MeO-DMT und N- 
Methyltetrahydro-B-carbolin vor (PINKLEY 1973: 1851. 

Wirkung 

Siehe Psychotria viridis und Ayahuasca. 

Marktformen und Vorschriften 

Im kolumbianischen Sibundoygebiet werden unter Indianern und Schamanen fertige Zubereitungen gehandelt (BRISTOL 1966: 
123). Ansonsten herrschen keine Vorschriften, obwohl die rechtliche Situation beziiglich DMT-haltiger Pflanzen und Produkte 
unklar ist. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Banisteriopsis caapi, Banisteriopsis spp., Ayahuasca 

AGURELL, S., B. HOLMSTEDT und J. E. LINDGREN 

1968 »Alkaloid Content of Banisteriopsis rusl)yana«, 
American Journal of Pharmacy 140: 148-151. BRISTOL, Melvin L. 

1966 »The Psychotropic Banisteriopsis Among the 

Sibundoy of Colombia*, Botanical Museum Leaflets 

21(5): 113-140. (Hauptsachlich iiber Ban/itec/opiM 

rusbyana = Diplopterys cabreraria. ) 
CUATRECASAS, JOSe 

1965 »Banisteriopsis caapi, B. inebrians, B. rusbyana«, 

Journal d'Agriculture Tropicale et de Botanique 

Appliquee 12: 424-429. 
DER MARDEROSIAN, Ara H., K.M. KENSINGER, J. CHAO 

und F.J. GOLDSTEIN 

1970 » The Use and Hallucinatory Principles of a 

Psychoactive Beverage of the Cashinahua Tribe 

(Amazon Basin) «, Drug Dependence 5: 7-14. 
DER MARDEROSIAN, A.H., H.V PINKLEY und 

M.F. DosslNS IV 

1968 »Native Use and Occurence of N,N-Dimethyl 

tryptamine in Leaves of Banisteriopsis riisbyana«, 

TheAmerican Journal of'Pharmacy 140: 137-147. 
GATES, Brownwen 

1982 »A Monograph of Banisteriopsis and Diplop 

terys, Malpighiaceae«, Flora Neotropica, Monograph 
No. 30, The New York Botanical Garden. POISSON, J. 
1965 »Note sur le „Natem", boisson toxique 
peruvienne et ses alcaloides«, Annales Pharrna- 
ceutique Fran(aises 23(4): 241-244. 



Duboisia hopwoodii Pituristrauch 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Cestroideae, Tribus Anthocercideae/Salpiglossideae 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Anthoceris hopwoodii 
Duboisia piturie BANCROFT 

Volkstiimliche Namen 

Bedgerie, Bedgery, Camel poison. Emu plant, Pedgery, Petcherie, Picherie, Pitchery, Pitchiri, Pitjuri, Pitschuri, Piturir4, 
Pituribaum, Pituribusch, Pizuri, Poison bush 

Geschichtliches 

Moglicherweise wird der psychoaktive Pituristrauch schon seit der Besiedlung Australiens von den Aborigines hedonistisch und 
rituell genutzt. Die Pflanze bzw. die getrockneten, fermentierten Blatter spielten als wertvolles Tauschgut eine wesentliche RoUe 
in der einheimischen Okonomie. 



Die Pflanze wurde erst 1878 von dem groBen deutsch-australischen Botaniker Ferdinand J.H. von Mueller (1825-1896) 
beschrieben und als Piturilieferant erkannt (HARTWICH 1911: 518'0. 1879 wurde ein Alkaloid isoliert, das Piturin getauft wurde. 
Genauer erforscht wurde die Pflanze aber erst in den letzten Jahrzehnten. 

Verbreitung 

Duboisia hopwoodii ist vor allem im Innern Australiens verbreitet. Die Pflanze kommt weder in der Viktoriawuste noch auf 
Tasmanien vor (BARNARD 1952: 5). 

Anbau 

Die Vermehrung dieser wie auch der anderen Duboisia spp. erfolgt durch Samen oder Stecklinge von den Zweigspitzen 
(BARNARD 1952). 

Aussehen 

Der verzweigte, immergriine Strauch mit verholztem Stamm wird bis zu ca. 2,5 bis 3 Meter hoch. Sein Holz hat eine gelbe 
Farbung und einen auffallig nach Vanille riechenden Duft. Die griinen Blatter sind lineal-lanzettformig (12 bis 15 cm lang, 8 mm 
breit), ganzrandig, in den Blattstiel verschmalert. Die weiBen, mitunter rosagefleckten Bliiten sind glockenformig (bis 7 mm lang) 
und stehen in Biischeln an den Zweigspitzen. Die Bliitezeit liegt zwischen Januar und August. Die Frucht ist eine schwarze Beere 
(6 mm lang) mit zahlreichen winzigen Samen. Duboisia hopwoodii kann leicht mit den anderen Duboisia spp., eventuell auch mit 
Anthoceris spp. (Solanaceae) verwechselt werden. 

Droge 

Blatter 

Zubereitung und Dosierung 

Die Blatter werden im August gesammelt, wenn die Pflanze bliiht, und zum Trocknen aufgehangt oder iiber dem Feuer gerostet. 
Sie werden entweder als Priem gekaut (vgl. Pituri) oder, mit alkalischen Substanzen zu Zigarren gedreht, geraucht: »Die 
Eingeborenen Australiens rauchen zuweilen die angefeuchteten, mit Pflanzenpottasche gemischten Pituri-Blatter.« (STARK 
1984:98) 

Der Pituripriem besteht aus zerkleinerten Duboisia-hopwoodii-Blattern, gemischt mit Akazienblattern (vgl. Acacia spp.}, 
»kleinen, getrockneten Beeren und ungeoffneten Bliitenknospen in der Form einer Kaper« (MAIDEN 1888: 370). Duboisia- 
hopwoodii-Bldtter konnen auch allein gekaut werden, allerdings gilt die Wirkung als nicht besonders stark. Es heiBt, die 
zugesetzte Pflanzenasche wiirde die stimulierende Wirkung erst voll zur Entfaltung bringen. 

Rituelle Verwendung 

Siehe Pituri 

Artefakte 

Die Felsbilder - Malereien, Spriihbilder oder Felsritzungen - der Aborigines lassen sich bis in die friiheste Zeit zuriickverfolgen. 
Geisterhafte Wondjinas, Traumzeittiere, magische Totems, »R6ntgenbilder« und Visionen von der MilchstraBe gehoren zu den 
friihesten Kunstwerken der Aborigines. Sehr alt scheinen die abstrakt wirkenden Malereien auf Rindenbast (Arnhem Land) zu 
sein. Auch die halbabstrakte Kunst der Regenwaldvolker in der Nahe von Cairns (North Queensland) haben eine lange Tradition. 
Sie bemalten mit Naturpigmenten vor allem die Kampfschilder: 

»Alle Abbildungen stellten Nahrungsmittel des taglichen Bedarfs sowie Medikamente oder Gegengifte dar, die aus den 
unterschiedlichsten Baumen gewonnen wurden. Um jede dieser Zeichnungen rankte sich eine Geschichte mit einer bestimmten 
Bedeutung.« (HOLLINGSWORTH 1993: 115) 

Sicherlich wurden Pituri und Corkwood (Duboisia spp.) in dieser Weise dargestellt, denn die Regenwaldvolker machten von 
ihnen Gebrauch als Rauschmittel, Medizin und Fischgift. 

Im 19. Jahrhundert haben einige Aborigines europaische Maltechniken adaptiert und sich an der europaischen Kunst orientiert. 
Erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich ein ganz eigener Aboriginalstil herausgebildet, der sich an die rituellen 
Sandmalereien der Stamme des »Outback« anlehnt. Diese Gemalde wirken auf viele westliche Betrachter extrem 
»psychedelisch«. Meist werden »Traume« (engl. Dreamings) dargestellt, oft Urzeitwesen, die mit dem Clan des Malers oder 
seinen Familienangehorigen verbunden sind. Viele Bilder erzahlen die Mythen der Traumzeit, zeichnen die Traumpfade oder 
»Songlines« der Ahnen nach. Sie wirken wie Bilder, die die aus dem Korper des Malers hinausgetretene Traumseele auf ihrem 
Flug iiber das getraumte Land erblickt. Sie sind Kartographien oder Topographien der Traumzeit. Der Kiinstler, z.B. Clifford 
Possum Tjapaltjarri (»The Van Gogh of Aboriginal art« ), sieht sich selbt als » Cartographer of the Dreaming« (JOHNSON 1994: 
47). Durch die Aboriginalkunst wird das Wirken der Traumzeit auf unsere heutige Welt erhalten und mit jedem Bild, mit jeder 
Malerei neu erschaffen. Die Kunst ist die Wirklichkeit der Traumzeit. Colin McCormick sagte, daB sich einige Maler durch den 
Piturirausch inspirieren lassen. 

Manchmal werden die Dreamings bestimmter Pflanzen dargestellt. Einige Pflanzen erscheinen als Totems oder Ahnengeister, 
andere erscheinen symbolisch, oft nur als einzelne Punkte auf den Dreamings. Theoretisch konnen alle Pflanzen, auch Pituri, 
Totems sein und dargestellt werden. Von Clifford Possum gibt es ein sehr psychedelisch wirkendes Gemalde, das Corkwood 
Dreaming (1982) heiBt (JOHNSON 1994: Abb. 34, S.94, 95, 165). Es ist der Traum seiner Mutter. Da mit Corkwood mehrere 



Pflanzen, nicht nur die Duboisias, bezeichnet werden, z.B. auch Hakea spp.'2-5, bleibt unklar, ob es sich bier vielleicht um ein 
geheimes Pitttri Dreaming handelt. 

Oft werden Pflanzen nur durch Linien, Punkte oder Farbtupfer angedeutet. Bruce Chatwin beschreibt in seinem 
autobiographischen Roman Traumpfade, wie ein Aboriginal »Pitjuri« (»Pitjuri ist ein mildes Narkotikum, das Aborigines kauen, 
um den Hunger zu verdrangen«) als »Schn6rkel« in der Mitte einer Zeichnung malt (CHATWIN 1990: 350). Der »Schn6rkel« ist 
nur durch die Erklarung des Zeichners zu entziffern. 

Medizinische Anwendung 

Pituri gilt heute als bush medicine, also als wilde Heilpflanze, die von bushwalkem als Schmerzmittel verwendet wird 
(CHERIKOFF 1993: 171*, LASSAK und MCCARTHY 1992: 33*). 

Inhaltsstoffe 

Duboisia hopwoodii enthalt verschiedene stark stimulierende, aber auch toxische Alkaloide: Piturin (moglicherwesie identisch mit 
Nikotin), Duboisin, D-nor-Nikotin und Nikotin (HICKS und LEMESSURIER 1935). Die Anwesenheit von Nikotin ist umstritten, 
aber moglich (PETERSON 1979: 178* ). D-nor-Nikotin gilt als Hauptwirkstoff (BARNARD 1952: 12, BOTTOMLEY et al. 
1945). Die trockenen Blatter konnen zwischen 2,4 und 5% Nikotin/Nornikotin enthalten. Daneben konnten Myosmin, N- 
Formylnornikotin, Cotinin, N-Acetylnornikotin, Anabasin, Anatabin, Anatalline und Bipyridyl gaschromatographisch 
nachgewiesen werden (LUANRATANA und GRIFFIN 1982). 

In der Wurzel wurde das halluzinogene Tropanalkaloid Hyoscyamin entdeckt (KENNEDY 1971). Auch konnten Spuren von 
Scopolamin, Nikotin, Nornikotin, Metanikotin, Myosmin und N-Formylnornikotin festgestellt werden (LUANRATANA und 
GRIFFIN 1982). 

Wirkung 

Carl Lumholz hat die Wirkung von Duboisia hopwoodii mit der von Tabak (Nicotiana tabacum) und Opium (Papaver 
somniferum) verglichen (1889: 49). Carl Hartwich, der sich intensiv mit Duboisia hopwoodii befaBte, schrieb iiber die Wirkung, 
»daB es berauschend wirkt, es ruft leidenschaftliche Traume hervor. Ferner nimmt es ( . . . ) das Gefiihl fiir Hunger und Durst« 
(HARTWICH 1911: 834*) - alles Effekte, die ihn an die Wirkung von Coca (Erythroxylum coca) erinnerten. 
Wenn die Blatter pur geraucht werden, erzeugen sie eine ahnliche Wirkung wie Marijuana (siehe Cannabis indica). Es wird auch 
iiber »starkende, leicht psychedelische und erotisierende Eigenschaften der Pflanze« berichtet (STARK 1984: 98*). 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Duboisia spp., Nicotiana spp., Goodenia spp., Pituri 

BARNARD, COlln 

1952 »The Duboisias of Australia*, Economic Botany 

6:3-17. 
BO'rTOMLEY, W., R. A. NOLTE und D. E. WHITE 

1945 »The Alkaloids of Duboisia hopwoodU«, 

Australian Journal of Science 8: 18-19. 
CHATWIN, Bruce 

1990 Traumpfade, MUnchen, Wien: Hanser (Original 

Songlines, 1987). 
HICKS, C. S. und H. LEMESSURIER 

1935 »Preliminary Observations an the Chemistry 

and Pharmacology of the Alkaloids of D. hopwoodii«, 

Australian Journal of Experimental Biology and 

Medical Science 13: 175-178. 
HOLLINGSWORTH, Mark 

1993 »Die Cape-York-Halbinsel und Nord-Queens 

land«, in: Aratjara: Kunst der ersten Australier 
(Austellungskatalog), S. 109-115, Koln: DuMont. 

JOHNSON, Vivien 1994 The Art of Clifford Possurn Tjnpaltjarri, East Roseville NSW: Craftsman House (Gordon and Breach Arts International). 
KENNEDY, G. S. 1971 »(-)-Hyoscyamine in Dliboisia llopwoodii«, Phytochernistry 10: 1335-1339. 
LUANRATANA, O. und W. J. GRIFFIN 1982 »Alkaloids of Duboisin hopivoodii«, Phytochemistry 21: 449-451. 

LUMHOLZ, Carl 1889 Al 1 lolig Cannibals, London: John Murray. MAIDEN, Joseph Henry 1 888 »Solne Reputed Medicinal Plants of New South Wales«, 
Proceedings (Linnean Society of New South Wales) 2nd Series 3(24): 367-371. SENFT, Enl. 1911 »ijber Diiboisica hopwoodii«, Karin. Praxis Yisft 1. 



Duboisia spp. und JHybride Korkrindenbaume 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Cestroideae, Tribus Anthocercideae/Salpiglossideae 



Die Gattung Diuboisia mit nur drei Arten (D'ARCY 1991: 78' ), von denen alle in Australien heimisch, zwei davon in Australien 
endemisch sind (HAEGI 1979), ist nahe mit den Gattungen Anthoceris, Anthotroche (beide in Australien endemisch) und 
Brunfelsia verwandt (vgl. Duboisia hopwoodii). Sie werden im australischen Englisch alle wegen ihrer korkartigen Rinde 
Corkwood, »Korkenrindenbaum«, genannt (DOWLING und MCKENZIE 1993: 151 f.'* ). Die Inhaltsstoffe der Duboisia sind in 
Konzentration, Verteilung und Mischungsverhaltnis anscheinend extrem variabel, was zu einer ziemlichen Konfusion in der 
phytochemischen Literatur gefiihrt hat. Der Alkaloidgehalt ist von verschiedenen Faktoren abhangig: Standort der Pflanze, 
Zeitpunkt des Sammelns, Existenz chemischer Rassen und Hybriden (DOWLING und MCKENZIE 1993: 1530. Neben Nikotin 
und Nikotinderivaten konnten in alien Duboisias folgende Tropanalkaloide gefunden werden: Hyoscin (= Scopolamin), 
Hyoscyamin, Norhyoscyamin, Tiglioidin, Valeroidin, Poroidin, Isoporoidin, Butropin, Valtropin, 3aTigloyloxytropan, 
3aAcetoxytropan, Norhyoscin, Apohyoscin, Tropin (= Tetramethylputrescin), 6-IIydroxyhyoscyamin. Die meisten dieser Tropane 
kommen auch in der Gattung Datura vor. Aus Corkwood (Diiboisicl spp.) werden heute in der internationalen pharmazeutischen 
Industrie Praparate gegen die Reisekrankheit hergestellt (LEWINGTON 1990: 1490. 

Auf Papua-Neuguinea kommen auch verschiedene (?) Duboisia-Arten vor, die von den Papuas neben einheimischen und 
eingefiihrten Tabakarten (Nicotiana suaveolens, N. fragrans, Nicotiana tabacum, Nicotiana spp.) geraucht und sogar gekaut 
werden. Die Duboisia-Blatter und ihre Wirkungen sind zum Teil selbstandig von den Papuas entdeckt worden, zum Teil wurde ihr 
Gebrauch sowie das Pflanzenmaterial iiber Handelsbeziehungen mit den Torres-StraBen-Inseln nach Neuguinea eingefiihrt. 

Duboisia leichhardtii F. MUELL. - Leichhardts Corkwood 

Dieser strauchartige Baum mit geradem Stamm, der bis zu 7,5 Meter hoch wachst, ist die unbekannteste Duboisia-Art. Die 0,5 bis 
1,5 cm langen Bliiten sind das deutlichste Merkmal dieser Art; die Bliitenblatter sind lang, schmal und spitz zulaufend. Diese 
Corkwoodart gedeiht nur auf lehmigen und sandigen Boden. Ihr natiirliches Verbreitungsgebiet ist auf das zentrale und westliche 
Queensland und auf das westliche New South Wales beschrankt (DOWLING Lund McKENZIE 1993: 152*, Morton 1977: 2990. 
Die Art enthalt eine recht hohe Konzentration an Tropanalkaloiden, die sich bei Ziichtungen und Kreuzungen noch steigern lassen 
(LUANRATANA und GRIFFIN 1980a). In den getrockneten Blattern kommen ca. 1,4% Alkaloide, hauptsachUch Scopolamin, 
vor (MORTON 1977: 299" ). Es ist bisher nicht bekannt, ob diese Art von den Aborigines benutzt wurde oder wird. 

Duboisia myoporoides R. BR. (syn. Natalaea ligustrina SIB.] - Corkwood, Onungunabie, Ngmoo 

Dieser immergriine, strauchartige Baum wird bis zu 15 Meter hoch. Er hat lanzettformige, 10x3 cm groBe Blatter. Die kleinen 

Bliiten sind weiB und fiinffiedrig. Die Friichte sind 0,5 cm lang, oval und von griinlich-gelber Farbe. Wenn sie reif sind, werden 

sie schwarz. Im Juli (Winter bzw. Regenzeit) sind sowohl Bliiten als auch Friichte ausgebildet. Corkwood ist eine typische 

Regenwaldpflanze der Ostkiiste Australiens (PEARSON 1992: 95*). Sie wachst auf lehmigen und sandigen Boden, manchmal 

sogar in Kiistennahe an Sandstranden (DowLING und McKENZIE 1993: 152ff." ). 

Die Blatter dieser auch eye-plant oder elrn genannten Dltboisici-Art wurden alternativ zu Duboisia hopwoodii als Pituri oder 

Pituriersatz verwendet. Die Aborigines haben zudem aus Corkwood einen »stupefying drink« gewonnen (CRISB und CRIBB 

1984: 222*) und die Alkaloide auch anderweitig genutzt (PEARSON 1992: 95*, STARK 1984: 76* ). 

In Neukaledonien werden von den dortigen Eingeborenen die frischen Blatter als Antidot bei Vergiftungen mit dem 

Ciguaterafisch verwendet (BOURDY et al. 1992, DUFVA et al. 1976, OTT 1993: 376* ). 

Die australische Rohdroge wurde zu Anfang des Jahrhunderts als Ersatz fm Atropa belladonna verwendet. In der Homoopathie ist 

»Duboisia« (eine Essenz aus den frischen Blattern von D. ntyoporoides) ein wichtiges Mittel (SCHNEIDER 1974 11: 44*). Heute 

wird sie in Kulturen angebaut, um die pharmazeutische Industrie mit Scopolamin zu beliefern (MORTON 1977: 294*). 

In Duboisia myoporoides konnte schon friih reichlich Scopolamin nachgewiesen werden (EMBODEN 1979: 146*). Die 

Hauptalkaloide in den Blattern sind Scopolamin und Hyoscyamin (CoUGOUL et al. 1979). In alien Pflanzenteilen konnten die 

Alkaloide Nikotin, Nornikotin, Atropin und Scopolamin nachgewiesen werden. Dabei enthalten ca. zwei MundvoU der Blatter 50 

mg Nikotin und 20 mg Scopolamin (OTT 1993: 376 ). Daneben kommen Tropin, 3aAcetoxytropan, a-Alkylpiperidinalkaloide 

(z.B. Pelletierin), Myrtin, in der Wurzel ein Chinolizidinalkaloid sowie BPhenethylaminderivate vor (BACHMANN et al. 1989). 

Wenn der Wurzelkultur bzw. der Pflanze bestimmte Vorlaufersubstanzen von Tropanen, z.B. Putrescin, Ornithin, Arginin oder 

Tropin, zugefiihrt werden, wird die Biosynthese von Scopolamin erheblich erhoht (YOSHIOKA et al. 1989). 

Auf Diiboisici myoporoides schmarotzt die australische Mistel (Benthamia alyxifolia), die dadurch wahrscheinlich Scopolamin in 

ihre Blatter einlagert. 

Duboisita myoporoides R. BR. x Duboisia leichhardtii F. MUELL. - Hybrid 

In Australien ist aus den beiden baumartigen Duboisias ein Hybrid geziichtet worden, der in groBen Plantagen zur Gewinnung von 
Alkaloiden angepflanzt wird. Es hat sich herausgestellt, daB dieser Hybrid besonders reich an Tropanen ist und sich die 
Kultivierung deshalb kommerziell lohnt (LUANRATANA und GRIFFIN 1980a und 1980b). Die Hybride haben den Vorteil, daB 
sie praktisch frei von Nikotin sind und gegebenenfalls eine scopolaminkonzentration bis zu 3% erreichen (MORTON 1977: 301 * 
). Es sind inzwischen mehrere Methoden zur BeeinfluBung bzw. zur Steigerung des Alkaloidgehalts entdeckt und entwickelt 
worden (LUANRATANA und GRIFFIN 1982). Diese Hybride spielen in der Ethnobotanik der Aborigines (vermutlich) keine 
Rolle. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Duboisia hopwoodii, Pituri, Scopolamin 

BACHMANN, P, L. WITTE und F.-C. CZYGAN 1989 »The Occurence of 6-Phenethylamine Derivatives in Suspension Culture of Duboisia myoporoides« 
Planta Medico 55: 231. 



BOURDY, G. et al. 1992 »Traditional Remedies Used in the Western Pacific for tlie Treatment of Ciguatera Poisoning*, Journal of Etllnopllcirmncology 36(2): 

163-174. 

COUGOUL, N., E. MIGINIAC und L. COSSON 1979 »Un gradient metabolique: Rapport Scopolamine/Hyoscyamine dans les feuilles du Dtiboisia rrlyoporoides 

en fonction de leur niveau d'lnsertion et du stade de croissance«, Phytochennstry 18: 949951. 

DUFVA, E. et al. 1976 »Dltboisia myoporoides: Native Antidote Against Ciguatera Poisoning«, Toxicon 14: 55-64. 

GRIFFIN, W.J., H.P BRAND und J.G. DARE 1975 »Analysis of Duboisia rrlyoporoides R. Br. and Duboisici leichhardtii F. Muell.«, Journal of Pllarmaceiitical 

Science 64(11): 1821-1825. 

HAEGl, L. 1979 »Australian Genera of the Solanaceae«, in: J. G. HAWKES et al. (Hg.), The Biology and Taxonomy of the Solanaceae, S. 121-124, London usw.: 

Academic Press. 

LUANRATANA, O. und W. J. GRIFFIN 1980a »Cultivation of a Duboisia Hybrid. Part A. Nutritional Requirements and Effects of Growth Regulators an 

Allfaloid Content*, Journal of Natural Products 43(5): 546-551. 1980b »Cultivation of a Duboisia Hybrid. Part B. Alkaloid Variation in a Commercial 

Plantation*, Journal of Natural Products 43(5): 552-558. 1982 »The Effect of a Seaweed Extract an the Alkaloid Variation in a Commercial Plantation of a 

Duboisia Hybrid*, Journal of Natural Prodlicts 450): 270-271. 

YOSHIOKA, TOshiro, Hikaru YAMAGATA, Aya IFHOH, Hiroshi DENO, Yasuhiro FuJIFA und Yasuguki YAMADA 1989 »Effects of Exogenous Polyamines 

an Tropane Alkaloid Production by a Root Culture of Dliboisia itryoporoides«, Planta Medica 55: 523524. 



Echinopsis spp. 



Nach ZANDER (1994: 249) ist Echinopsis ZUcc. in der botanischen Taxonomie der heute giiltige Gattungsname fiir Trichocereus 
spp. In die Gattung Echinopsis wurden die Genera Chamaecereits, Lobivia, Setiechinopsis und Soehrensia eingegliedert. Da 
sowohl in der botanischien als auchi in der ethnobotanischen und ethnopharmakologischien Literatur sowie in den akademischien 
botanischien Garten weltweit der traditionell eingebiirgerte Gattungsname Trichocereus vorherrscht, bleibe ichi im Rahimen dieser 
Enzyklopadie beim etablierten Gattungsnamen Trichocereus. Zudem fragt sichi, ob sichi die Vereinnahimung in die Gattung 
Echinopsis botanischi tatsachilichi rechitfertigen laBt und ob sie sinnvoll ist. So wird der San-Pedro-Kaktus in der neuesten, 
revidierten Ausgabe der Flora del Ecuador unter dem botanischien Namen Echinopsis (Trichocereits) pachanoi gefiihrt 
(PATZELT 1996: 108). 

Literatur 

PATZE LT.Erwin 1996 Flora del Ecuador (2., iiberarb. Autl.), Quito: Banco Central del Ecuador. 



Ephedra gerardilana Somalata 

Familie 

Ephedraceae (Meertraubelgewachse); Sektion Monospermae 

Formen und Unterarten 

Es werden heute einige Varietaten akzeptiert: Ephedra gerardiana WALL. var. gerardiana Ephedra gerardiana WALL. var. 
saxatilis - Tsafad Ephedra gerardiana WALL. var. sikkimensis STAPF 

Synonyme 

Ephedra saxatilis RoYLE var. sikkimensis (STAPF) FLORIES Ephedra vulgaris RICH. 

Volkstiimliche Namen 

Amsania, Asmani-booti, Asmania, Budagur, Biidsiir, Biitsiir, Chefrat, Cheldumb, Chewa, Ehewa, Khanda, Khanda-phog, Khanna, 
Ma houng (Tibetisch), Ma-huang (Chinesisch), Narom (Pakistani), Mtshe (Tibetisch), Oman (Pashto), Phok, Raci, Sang Kaba 
(Sherpa »kaba-Weihrauch«), Sikkim ephedra. Soma, Somalata (Sanskrit »Mondpflanze«), Somlata (Nepali), Thayon (Ladakhi), 
Tootagantha (Hindi), Trano, Tsafad, Tsapatt-tsems, Tse, Tseh (Tamang), Tutgantha (Hindi), Uman (Pashto), Uroman 

Geschichtliches 

Die Pflanze muB schon in vedischer oder postvedischer Zeit bekannt gewesen sein, denn sie wurde als Somasubstitut verwendet 
(vgl. auch Haoma). Botanisch wurde sie im letzten Jahrhundert beschrieben. Ihr Artname bezieht sich auf den englischen 
Krauterbuchautor John Gerard, der eine der friihesten genauen Beschreibungen und Darstellungen von Ephedra unter dem Namen 
Vua marina publizierte (GERARD 1633: 1117). 

Verbreitung 

Im Himalaya (von Afghanistan bis Bhutan) kommt diese Art in einer Hohe zwischen 2400 und 5600 Metern vor (NAvcHoo und 
BUTH 1989: 1431. Sie bevorzugt trockenere alpine Gebiete und Hochgebirgswiisten (weniger als 50 cm Niederschlag pro Jahr). 
In Nepal kommt Somalata gehauft in Langtang und im Mustangdistrikt vor. In Sikkim herrscht die Varietal sikkimensis vor. 



Diese Hochgebirgs-Ephedra-Art wachst in Nepal meist zwischen 3000 und 4000 Meter Hohe, oft vergesellschaftet mit Juniperus 
recurva und Rhododendron spp. (MALLA 1976: 34). Das EphedrsL-Kxsai stellt im Hochgebirge eine wichtige Winternahrung fiir 
Yaks und Ziegen dar (POLUNIN und STAINTON 1985: 384) und wird von ihnen wohl auch als Stimulans gefressen. 

Anbau 

Die Pflanze kann aus Samen gezogen werden. Sie benotigt einen humusarmen, steinigen Boden, kommt mit sehr wenig Wasser 
aus und kann an sehr trockenen Orten wachsen. Die robuste Pflanze gedeiht sogar in salzhaltigen Boden, z.B. in der Nahe von 
Salzseen (HEMSLEY und ROCKHILL 1973: 18). 

Aussehen 

Somalata ist eine mehrjahrige, krautige Pflanze, die praktisch blattlos ist und nur aus faserigen, segmentierten Stengeln besteht 
(etwa 15 Segmente bei alteren Exemplaren). Die kleinen, unscheinbaren, gelben Bliiten wachsen direkt aus dem Stengel an den 
Segmenten heraus. Im Herbst (August bis September) reifen kleine, runde, rote Friichte heran (6 mm Durchmesser), die eBbar 
sind. Das Kraut wird meist kaum hoher als 20 cm, kann aber eine Gesamthohe bis zu 60 cm erreichen (MORTON 1977: 33* ). 
Diese Art ist - wie alle anderen Ephedra-Arten, sehr leicht mit den verwandten Species zu verwechseln. 

Droge 

Getrocknete Stengel; sie werden im Monsun (Juni) wahrend der Bliite gesammelt, well dann der Alkaloidgehalt am hochsten ist 
(MANANDHAR 1980: 35* ). 

Zubereitung und Dosierung 

Das getrocknete Kraut (Stengel) wird ca. 10 Minuten in Wasser gekocht. 6 g des getrockneten Krauts gelten als eine medizinisch 

wirksame Einzeldosis. Fiir eine euphorisierend wirkende Dosis konnen bis zu 20 g benutzt werden. 

Die Pflanzenasche soil im Himalaya auch als Schnupfpulver verwendet worden sein (VON REIS und LIPP 1982: 6*). 

Rituelle Verwendung 

In postvedischer Zeit, als die Arier im Industal die urspriingliche, psychedelisch wirkende Somapflanze nicht mehr finden 
konnten, das Wissen dariiber geheimgehalten wurde bzw. verlorenging, wurde der heilige Somatrank (entspricht dem persischen 
Haoma) mit Ersatzpflanzen zubereitet (vgl. Soma). Deshalb heiBt die Ephedra-Art des Himalaya noch heute Somalata, »Pflanze 
des Mondes« (SINGH et al. 1979: 189*). Die Wirkung ist zwar stark stimulierend, aber nicht visionar. Die nah verwandte, sehr 
ahnliche oder synonyme Art Ephedra saxatilis STAPF heiBt im Himalaya ebenfalls Somalata. 

Im Gegensatz zu den Tibetern verbrennen die nepalesischen Tamang ihre Toten. Die Leichenverbrennung findet an kleinen, extra 
dafiir errichteten Tschorten, (Kultschreinen) auBerhalb des Dorfes statt. Als Raucherwerk werden bei dieser 
Leichenverbrennungszeremonie getrocknete Biischel Ephedra-Kraut verwendet. Der Rauch hat einen iiberraschend angenehmen, 
feinen, leicht wiirzigen Geruch, der entfernt an den Geruch bei 'einem Waldbrand erinnert. 

Artefakte 

Im Archaologischen Museum von Peshawar (Indien) gibt es eine pakistanische GandharaSkulptur (1. bis 6. Jh. n. Chr. ), die 
Buddha als Krauterkundigen darstellt. Ihm werden von Bauern Biindel von Stengeln dargeboten, die von Mahdihassan (1963 und 
1991) als Ephedra gerardiana gedeutet wurden. 

Medizinische Anwendung 

In der ayurvedischen Medizin wird ein Ephedra-Tee (6 g pro Dosis) bei Erkaltung, Husten, pfeifender Atmung, Bronchitis, 
Asthma, Arthritis und Wassersucht verwendet. Um unerwiinschte Nebenwirkungen (z.B. Herzrasen) zu vermeiden, kann dem 
Ephedra-Tee Siifiholz (Glycyrrhiza glabra L.) zugefiigt werden. 

In der nepalesischen Volksmedizin wird das Kraut als Tonikum gegen Asthma, Heuschnupfen und Erkrankungen der Luftwege 
verwendet (MANANDHAR 1980: 35*, SINGH et al. 1979: 189*). In der tibetischen Medizin gilt Ephedra als 
»Verjiingungsmittel«. In Ladakh wird die pulverisierte Pflanze zusammen mit Wasser als schleimlosendes Mittel und zur 
Behandlung von »Bluterkrankungen« eingenommen (NAVCHOO und BUTH 1989: 144* ). 

Inhaltsstoffe 

Das Kraut enthalt 0,8 bis 1,4% Alkaloide, davon 50% Ephedrin, 50% andere Alkaloide, u.a. Pseudoephedrin (MANANDHAR 
1980: 35*, MORTON 1977: 34*), sowie Bitter- und Gerbstoffe. Wird die Pflanze mit Aminosauren gediingt, so steigt die 
Biosynthese von Ephedrin (RAMAWAT und ARYA 1979). 

Wirkung 

Ein Dekokt aus Ephedra gerardiana erhoht den Blutdruck, verengt die BlutgefaBe, wirkt diuretisch, stimulierend (natiirlicher 
Wachmacher) und euphorisierend, daneben verschwinden allergische Erscheinungen (Heuschnupfen, Asthma). Die Wirkung halt 
6 bis 8 Stunden an. 

Marktformen und Vorschriften 

Fiir Kraut von Ephedra gerardiana, das auBerhalb des Himalayaraumes in den Handel gelangt, gelten dieselben Vorschriften wie 
fiir die anderen Ephedra-Arten (siehe Ephedra sinica). 



Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ephedra sinica, Ephedra spp., Ephedrin 

HEMSI,EY, W. Bottlng und W. Woodville RoCKHILL 

1973 Two Small Collections of Dried Plants froin Tibet, 
New Delhi: Palm Primlane (The Chronica Botanica). 
MAHDIHASSAN, S. 

1963 »Identifying Soma as Ephedra«, Pakistan Journal of Forestry Okt. 1963: 370 ff. 1991 Indian Ale hetny or Rasayana, Delhi: Motilal Banarsidass Publ. 
QUAZELBASH, N.N. 1948 »Sorae Observations an Indian Ephedra*, Quarterly Journal olThar»lacy arid Phartnacolog "y 21: 502ff. 
RATSCH, Christian 

1995 »Mahuang, die Pflanze des Mondes«, 
I)ao 4/95: 68. 
RAMAWAT, KI shan Gopal und Harish Chandra ARYA 

1979 »Effect of Amino Acids an Ephedrine Produc 

tion in Ephedra gerarchana Callus (;ulture«, Phytoche 
,nistry 18: 484-485. 
STEIN, Sir A. 

1932 »OII Ephedra, the Huln Plant and Soma«, Btrl. 
School of Oriental Studies London Itistitution 6: 50 Iff. 



Ephedra sinica l\/la-huang 

Familie 

Ephedraceae (Meertraubelgewachse); Sektion Ephedra 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Keine 

Volkstiimliche Namen 

Ask-for-trouble, Chinese ephedra" Chinese Joint fir, Chinesisches Meertraubel, Mahuang, Mahuang, Ts'ao Ma-huang 

Geschichtliches 

In China ist das Ma-huang eine der altesten bekannten Heilpflanzen. Das Alter des medizinischen Gebrauchs wird auf 6000 Jahre 
geschatzt (BREMNESS 1995: 102, MORTON 1977: 35*). Mahuang ist erstmals im Krauterbuch des legendaren Shennung 
erwahnt und hat seither einen festen Platz in der chinesischen Materia Medica. In China gibt es mehrere Ma-huang -Arten, die 
medizinisch verwendet werden, die bedeutendste Art ist jedoch Ephedra sinica. China war bis 1925 weltweit der Hauptlieferant 
von Ephedrae Herbae (MORTON 1977: 35*). 

Verbreitung 

Ephedra sinica ist in Nordchina von Sinkian zur Hopeh Provinz bis in die AuBere Mongolei verbreitet. Es kommt nur in einer 
Hohe von ca. 1500 Metern vor (MORTON 1977: 33*). Die Art wird wild vor allem in halbtrockenen Gebieten an steinigen 
Hangen gefunden (BREMNESS 1995: 1020. 

Die anderen Ma-huang-Arten sind geographisch deutlich getrennt verbreitet. Ephedra sherznungiana kommt nur in Fukien vor 
(ZANDER 1994: 2560. Ephedra equisetina lebt nur auf einer Hohe von 1220 bis 1700 Metern in der Inneren Mongolei 
(MORTON 1977: 33*). Neuerdings wird E. shennungiana fiir ein Synonym von E. equisetina gehalten (HILLER 1993: 48). 
Ephedra intermedia ist von der Inneren Mongolei bis nach Pakistan verbreitet, gedeiht aber nur in niedrigeren Lagen. 

Anbau 

Der Anbau erfolgt mit Samen, die im Friihjahr in leichten, sandigen Boden gesat werden. Man kann sie aber auch durch 
abgetrennte Wurzelstocke vermehren (MORTON 1977: 34* ). Die Samen keimen am besten, wenn sie von Hand aus den reifen, 
noch am Kraut befindlichen Friichten extrahiert werden. Die Pflanze benotigt ein trocken-warmes Klima. 
Die Ma-huang-Arten werden auch in Australien, Kenia, den USA (South Dakota) und England kultiviert (MORTON 1977: 33*). 

Aussehen 

Das ausdauernde, schachtelhalmartige Kraut wird bis zu 75 cm hoch und bildet nur blattlose, segmentierte Ruten mit rundem 
Querschnitt aus. Die mannlichen Bliiten sehen wie Weidenkatzchen aus. Die roten Friichte enthalten einige schwarze Samen und 
sitzen auf kurzen Stengeln, die aus den Stengelsegmenten kommen. Die Friichte werden im Spatherbst gebildet. 
Ephedra sinica ist von den anderen Ma-huang-Arten auBerlich fast nicht zu unterscheiden. Am sichersten kann die jeweilige Art 
an der geographischen Verbreitung, der Hohenlage (siehe unter Verbreitung) und der erreichbaren Pflanzenhohe identifiziert 



werden: E. sinica wird 45 bis 75 cm hoch, E. equisetina wird 60 bis 180 cm hoch, E. iritermedia nur 30 bis 60 cm (MORTON 

1977:33*). 

Die Ma-huang-Arten konnen leicht mit den Arten Ephedra gerardiana, Ephedra likiangensis FLORIN, Ephedra przewalskii 

STAFF und Ephedra distachya L. verwechselt werden (die Droge kann ebenfalls mit diesen Arten verfalscht sein) (PAULUS und 

DING 1987: 124*). 

Droge 

Ma-huang: Getrocknete Stengel (Ephedrae Herba, Herba Ephedra) 

Die Droge stammt vor allem von Ephedra sinica, liegt aber auch als Mischung verschiedener Arten vor. Die Qualitat der 

kommerziellen Droge kann stark schwanken (LIU et al. 1993: 377). 

Ma-huang gen: Getrocknete Wurzeln (Radix Ephedrae) 

Die Drogen sollen lichtgeschiitzt gelagert werden (HILLER 1993: 52). 

Asiatische Ephedra-Arten, die die chinesische Droge Ma-huang liefern: 

(Nach Liu et al. 1993, MORTON 1977: 33ff.*, PAVLUS und DING 1987: 123*, SCHNEIDER 1974 11:54*) 

Ephedra equisetina BUNGE Mu-ts'e Ma-huang 

Ephedra Uiterriiediii SCHRENK und MEYER Ma-huang 

Epliedni slientiiiiigiana TANG Ma-huang 

Ephedra sinica STAFF Ts'ao Ma-huang 

Zubereitung und Dosierung 

Ein Tee (1 gehaufter Teeloffel Ephedra-Kraut aufevaen Viertelliter Wasser, 5 bis 10 Minuten auskochen) kann bei Heuschnupfen, 
Bronchitis, Asthma oder asthmatischen Beschwerden sehr erleichternd sein. Das frische oder getrocknete Kraut kann auch mit 
schwerem Wein oder Weinbrand angesetzt werden. Den adstringierenden Geschmack kann man durch Beigabe von Kardamom, 
Anis und Fenchel verbessern. Die Tagesdosis von Ma-huang wird mit 1,5 bis 9 g als Einzeldroge oder in Kombinationspraparaten 
(als Tee) angegeben; die Tagesdosis der Wurzel liegt zwischen 3 und 9 g (FAULUs und DING 1987: 1230. 

Die chinesische Zubereitung Mitnahuang wird aus der zerschnittenen Rohdroge und Honig gewonnen (10:2). Die Stengel werden 
so lange gerostet, bis der Honig eingezogen ist und sie nicht mehr klebrig sind (HILLER 1993: 53). 

Rituelle Verwendung 

Da die Anfange der traditionellen chinesischen Medizin im Schamanismus liegen (SCHNEIDER 1993) und der Gebrauch von 
Ma-huang sicher iiber 5000 Jahre alt ist, kann man annehmen, daB Ephedra von nordchinesischen und mongolischen Schamanen 
magisch, medizinisch und rituell verwendet wurde. Leider sind bisher keine Quellen aufgetaucht, die diese Annahme bestatigen. 
Interessanterweise wird Ephedra, nla-huang, mit Cannabis sativa, ma-fen, in eine taxonomische Kategorie, nra, gestellt. 
Moglicherweise, well beide Fflanzen euphorisierend, stimulierend und dadurch fiir Schamanen sehr niitzlich sind. 
Da Ma-huang noch heute eine Ingredienz von Tonika und vitalisierenden Aphrodisiaka bildet, kann man annehmen, daB das Kraut 
bereits von den taoistischen Alchemisten bei ihrer Suche nach langem Leben und Unsterblichkeit genutzt und in magischen 
Sexualriten eingesetzt wurde. 

Artefakte 

Bisher unbekannt 

Medizinische Anwendung 

Ma-huang wird seit iiber 5000 Jahren in der traditionellen chinesischen Medizin erfolgreich zur Behandlung von Asthma 
verwendet (WEE und KENG 1992: 77*). Generell werden beide Drogen -Stengel und Wurzeln - bei Erkrankungen der Lungen 
und Harnblase verwendet. Die Stengel werden besonders fiir die Behandlung von Fieber, Erkaltungen, Kopfschmerzen, 
Bronchialasthma und Heuschnupfen, die Wurzeln bei iibermaBiger SchweiBbildung eingesetzt (FAULUS und DING 1987: 1231. 

Inhaltsstoffe 

Im luftgetrockneten Kraut sind 1 bis 2,5% Alkaloide (manchmal sogar bis zu 3,3%!), hauptsachlich 1-Ephedrin, d-Fseudoephedrin 
und I-Norephedrin, enthalten. Daneben kommen die Analoge Norpseudoephedrin, Methylephedrin und Methylpseudoephedrin 
vor. Das im Herbst gesammelte Kraut hat den hochsten Alkaloidgehalt. Analysen verschiedener kommerzieller Ma-huang-Drogen 
aus Taiwan haben ergeben, daB das Kraut aus Ephedra sinica immer den hochsten Alkaloidgehalt (ca. 1,1 bis 2,1%) aufwies, 
gefolgt von Ephedra equisetina; den geringsten Gehalt hatte Ephedra intermedia (0,8 bis 1,5%) (Liu et al. 1993). Die Wurzeln 
und Friichte sind fast alkaloidfrei (HILLER 1993, MORTON 1977: 34"). In den Ma-huang-Drogen wurde auch Ephedroxan, ein 
entziindungshemmendes Frinzip, entdeckt (KONNo et al. 1979). Neben den Alkaloiden, die als Hauptwirkstoffe anzusehen sind, 
finden sich Gerbstoffe, Saponine, Flavonoide (Vicenine, Lucenine usw.), ein atherisches Ol und Traubenzucker (FAULUS und 
DING 1987: 124*). 

Wirkung 

Ephedra-Kraut hat eine ahnlich zentral erregende Wirkung wie Ephedrin; sie stimulieren, machen wach, beschleunigen den Fuls, 
verengen die GefaBe. Der Gesamtauszug wirkt gefaBverengend, kreislaufstimulierend, blutdrucksteigernd, zentral erregend, stark 



diuretisch, appetitdampfend, krampflosend auf die Bronchien und hebt die Heuschnupfensymptome (fiir mindestens 8 Stunden) 

auf. 

Ephedra-Extrakt sowie das Ephedrin-Hydrochlorid gelten als ausgezeichnete Aphrodisiaka; in erster Linie fiir Frauen. Bei 

Mannern konnen hohe Ephedra-Dosierungen - trotz erotischer Erregung! - wegen der stark gefaBverengenden Kraft zu temporarer 

Impotenz fiihren. Personen mit erholitem Blutdruck und Herzfehlern sollten auf Ephedra verzichten. Die Droge sollte nicht bei 

Herzrhythmusstorungen und Bluthochdruck verwendet werden (PAULUS und DING 1987: 123*). 

MAO-Hemmer (Peganum harmala, Harmalin und Harmin) verstarken die Wirkung von £/7/iedra-Praparaten erheblich (HILLER 

1993: 53). 

Marktformen und Vorschriften 

Ma-huang ist unter der Bezeichnung Ephedrae herba (Ephedrakraut) nach DAB 10 offizinell; eine daraus bereitete Tinktur, 
Tinctura Ephedrae EB6, wird aus pulversiertem Ephedra-Kraut und verdiinntem Weingeist (1:5) gewonnen. Nach dem 
Arzneibuch der chinesischen Medizin darf der Alkaloidgehalt im Kraut 0,8% nicht unterschreiten (HILLER 1993: 51). 
Fiir Ephedra-Kraut und vor allem fiir Zubereitungen daraus besteht in Deutschland Verschreibungspflicht. Ephedrinhaltige 
Arzneimittel werden in der Doping-Liste des IOC und des Deutschen Sportbundes als unerlaubte Stimulantien gefiihrt (HILLER 
1993: 54). 

In den USA sind sowohl das Kraut als auch die daraus bereiteten Krauterpillen und Tinkturen frei verkauflich und in »Health 
Food Stores« sowie chinesischen Apotheken erhaltlich (vgl. HIRSCHHORN 1982). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ephedra gerardiana, Ephedra spp., Ephedrin 

HILLER, Karl 

1993 »Ephedra«, in: Hagers HandbucU der pliarma- 
zeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 2: 46-57, Berlin: 
Springer. HIRSCHHORN, Howard H. 
1982 »Natural Substances in Currently Available 
Chinese Herbal and Patent Medicines*, yoHri/a/ 
o f Etlirlopharirlacology 6(1): 109-119. Hu, Shiu-Ying 
1969 »Ephedra (Ma-Huang) in the New Chinese 

Materia Medica«, Economic Botany 23: 346-351. KONNO, Chohachi, Takashi TACUCHl, Mitsuru TAMADA 
und HI roshi HIKING 

1979 » Ephedroxane, Anti-inflammatory Principle 

ofEpliedra Herbs«, Phytoclicrrtistry 18: 697-698. Liu, Ying-Mei, Shuenn-Jyi SHEU, Shiow-Hua CHIOU, 
Hsien-Chang CHANG und Yuh-Pan CHEN 

1993 » A Comparative Study an Commercial Samples o/Ephedrae Herba«, Planta Medica 59: 376-378. RATSCH, Christian 
1995 »Mahuang, die Pflanze des Mondes«, 
Dao 4/95: 68. SCHMIDT, Wolfgang G.A. 
1993 Der Klassiker des Gelben Kaisers zur Inneren 
Medizin: Das Grundbuch cltiriesiscUell Heilwissens, 
Freiburg usw.: Herder. 



Ephedra ssp. Meertraubelarten 

Familie 

Ephedraceae (Meertraubelgewachse) 

Volkstiimliche Namen 

Ephedrakraut, Joint fir, Meertraubel, Meertraubl, Meertraubchen, Uva maritima 

Verbreitung 

Ephedra-Arten sind vor allem in Eurasien und Amerika verbreitet. Im Himalayaraum kommen ca. drei Arten vor (siehe Ephedra 
gerardiana). In China und Zentralasien gibt es mehrere Arten (siehe Ephedra sinica). Meertraubelarten wachsen auch in Europa, 
hauptsachlich im ostlichen Mittelmeerraum (Griechenland, Tiirkei, Zypern). Diese Ephedra-Strducher konnen mit dem Ephedra- 
ahnlichen Ginster (Genista ephedroides DC), der im Mittelmerraum verbreitet ist, verwechselt werden. 

Es herrscht einige taxonomische und nomenklatorische Verwirrung iiber die Gattung Ephedra. Hat man friiher bis zu 77 Arten 
beschrieben und akzeptiert (STAFF 1889), wird nach einer Revision der Gattung nur noch von ca. 44 gut definierten Arten 
gesprochen. Besonders bei der Frage, was Synonyme, was Unterarten oder Varietaten sind, herrscht in der Literatur nach wie vor 
ein ziemUches Durcheinander (Vgl. ZANDER 1994: 225f.*). 

Geschichtliches 

Ephedra ist eine der altesten vom Menschen verwendeten Pflanzen. Schon die Neandertaler von Shanidar im heutigen Irak haben 
sie rituell, wahrscheinlich auch medizinisch genutzt. Pflanzenreste (Pollen) wurden in den Hohlen von Shanidar, einer ca. 30000 
Jahre alten Begrabnisstatte der Neandertaler, gefunden (SOLECKI 1975). Ephedra-KxsLUi und andere bioaktive Blumen (Senecio 



spp., Achillea sp. Centaitrea solstitialis L., Muscari sp.) wurden den Verstorbenen auf ihre letzte Reise mitgegeben. Die Art 
wurde als Ephedra altissima DESF. (= E.-distachya-Typ, E.fragilis-Typ) identifiziert (LEROIGOURHAN 1975, LIETAVA 
1992). Moglicherweise handelt es sich jedoch um die Arten Ephedra alata DECNE., Ephedra foliata Bols. et KOTSCHY oder 
Ephedra fragilis ssp. campylopoda (SOLECKI 1975: 881). 

Bei archaologischen Grabungen im Siidosten der Karakorumwiiste (Turkmenistan) wurde unter gewaltigen Sandwallen eine 3000 
Jahre alte Tempelanlage ausgegraben, die genauso aussah wie ein prazoroastrisches Heiligtum. Am gut erhaltenen Feueraltar fand 
man groBe TongefaBe und »Wannen«, in denen offensichtlich groBere Mengen eines vermutlich fermentierten Ritualtrankes 
zubereitet wurden. Einige Braureste konnten erfolgreich bestimmt werden. Das Ergebnis war erstaunlich: Hier wurden Ephedra- 
haltige Trdnke gebraut. Moglicherweise lag hier die Heimat des Religionsstifters Zoroaster (= Zarathustra). Dieser Fund deutet 
darauf hin, daB der berauschende Haomatrank Ephedra enthielt. An den Bei Funden (StoBeln usw.) sind auch Reste von Papaver 
somniferum identifiziert worden (SARIANIDI 1988). Heute noch heiBen Ephedra spp. im Harirudtal (Belutschistan) hum, hurra 
oder yahma. Diese Namen scheinen eine gewisse Erinnerung an die alten Feuerkulte zu sein. 

Inhaltsstoffe und Wirkung 

Fast alle Ephedra-Arten enthalten das amphetaminartige Ephedrin so wie die verwandten Alkaloide Pseudoephedrin und 
Norephedrin, daneben Gerbstoffe, Saponine, Flavonoide und ein atherisches Ol. Die mediterranen Arten haben die hochtse 
Alkaloidkonzentration im August; deswegen sollten sie erst dann gesammelt werden. E. major enthalt 0,69% Alkaloide, E. 
distachya 0,35% und E. campylopoda nur 0,14% (TANKER et al. 1992). Der Gesamtauszug wirkt wie Ephedra gerardiana oder 
Ephedra sinica. 

Die ethnobotanisch wichtigeren Ephedra-Arten 

Ethnobotanisch und ethnopharmakologisch bedeutsame Arten kommen vor allem in Siidamerika und Asien vor. Hier seien die 
wichtigsten vorgestellt. 

Ephedra americana HuMB. et BONPL. ex WHvLD. - Pinku-Pinku 

Dieser pinkit pinktt, naranja naranja (»Apfelsinchen«) oder refresco (»Erfrischung«) genannte Strauch ist von Ecuador bis nach 
Argentinien verbreitet und kommt auch im Hochgebirge vor. In Peru wird ein Tee als Tonikum getrunken (FRANQUEMONT et 
al. 1990: 40*). Die verwandte, aber flachwiichsige Art Ephedra rupestris BENTH. heiBt auf Quetschua pampa pinku pinkit und 
wird bei Lungenproblemen als Tee getrunken (FRANQUEMONT et al. 1990: 40f.*). 

Ephedra andina POEPP. ex C.A. MEY. [syn. Ephedra aniericana var. andina STAPF) - Pingo-Pingo 

Dieser siidamerikanische Strauch heiRt pingopingo, wortlich »R6hre«, wird aber auch als catiotii, »Joint, Haschischzigarette«, 
bezeichnet, ebenso als solupe oder transmontaga. In der chilenischen Folklore steht diese Pflanze als Symbol fiir Draufganger und 
Herzensbrecher - vielleicht wegen ihrer angeblich aphrodisierenden Wirkung. (Volks)medizinisch wird sie bei Bronchitis, Asthma 
und Keuchhusten verwendet (MOSBACH 1992: 60*). Anders als in den sonstigen Ephedra-Arten ist in PingoPingo kein Ephedrin 
enthalten; dafiir konnten Vicenin-I und -1 1 sowie Flavone und Kampferol nachgewiesen werden (GURNI und WAGNER 1982, 
MONTES und WILKOMIRSKY 1987: 40*). Ob diese Art psychoaktiv ist, muB noch erforscht werden. Die sehr ahnUche Art 
Ephedra niultiflora PHIL, wird ehenf alls pingopingo genannt (ALDUNATE et al. 1981: 209' ). 

Ephedra breana PKHv. - Pingo-Pingo 

Diese Art wachst zu einem richtigen Baum heran, der einen verholzten, dicken Stamm von bis zu 20 cm Durchmesser ausbildet. 
Er ist auf die extrem trockene Hochwiiste von Atacama (Nordchile) begrenzt und heiBt dort pingo-pingo oder tume. Die eBbaren 
Friichte werden granada, »Granatapfel«, genannt (ALDUNATE et al. 1981: 209' und 1983*). Ein Dekokt aus den frischen oder 
getrockneten Stengeln hat sehr stark stimulierende, stimmungsaufhellende Wirkungen mit angenehm aphrodisischen Gefiihlen 
und erinnert in gewisser Weise an die Wirkung von MDMA (vgl. Herbal Ecstasy). 

Ephedra campylopoda C.A. MEY. [syn. Ephedra fragilis DESF. SSP. cclttipylopoda (C.A. MEY.) ASCHERS et GRAEBN.; 
E. fragilis DESF. var. ccittipylopoda (C.A. MEY.) STAPF] - Polik Stap 

Diese vor allem auf Zypern und den griechischen Inseln verbreitete Art (SFIKAS 1990: 94*) wurde in der Antike wahrscheinlich 
»Nahrung des Saturn« genannt. Leider ist fast nichts iiber ihre friihe Geschichte bekannt. Die modernen Griechen halten das Kraut 
fiir giftig. Ein Dekokt hat nur schwach stimulierende, dafiir aber sehr erfrischende Wirkungen. 

Ephedra distachya L. [syn. E. maxitna SAINT LAGER, E. vulgaris L.C. RICH.; E. distachya L. ssp. distachya] - 
Meertraubel, Meertraubclien 

Manchmal wird diese bis zu 50 cm hoch wachsende Art, die im Mittelmeergebiet heimisch ist und in flacheren Zonen vom 
Schwarzen Meer bis nach Sibirien vorkommt, fiir ein Synonym der nur im Hochgebirge gedeihenden Ephedra gerardiana 
gehalten. Diese Art wird vor allem in der Homoopathie benutzt (Ephedra distachya hom. HAB], Ephedra distachya spag. Zimpel 
hom. HAB], Ephedra vulgaris hom. HPS88). Das Kraut ist fast so alkaloidreich wie Ephedra sinica. 

Ephedra helvetica C.A. MEY. [syn. Ephedra distachya L. ssp. helvetica (C.A. MEY.) ASCHERS] Schweizer Meertraubchen 

Die mitteleuropaische Art hat recht diinne Stengel von griiner Farbe und einen kriechenden Wuchs (20 bis 50 cm hoch). Sie 
gedeiht vor allem in steinigen Gebieten. Das Schweizer Meertraubel kommt vor allem im Tessin und Wallis (Rhonetal) vor und 



kann dort wild gesammelt werden (LAUBER und WAGNER 1996: 82*). Ein daraus gekochter Tee hat eine stimulierende 
Wirkung, die ahnlich stark ist wie die eines aus Ephedra sinica bereiteten Tranks. 

Ephedra intermedia SCHRENK et MEY. - Narom 

Von dieser Art werden vier geographisch getrennte Varietaten unterschieden: 

- var. glauca (REGEL) STAFF - transkaspisches Gebiet, Famir, Mongolei 

- var. persica STAFF - Iran, westliches Afghanistan - var. schrenkii STAFF - Nordwestiran, Turkestan 

- var. tibetica STAFF - Afghanistan, Fakistan, Indien, Tibet 

Das oberirdische Kraut (von var. tibetictl) wird in Belutschistan (Fakistan) zum Farben und Gerben verwendet (GOODMAN und 
GHARFOOR 1992: 14*). Ein Dekokt aus 25 g der Stengel wird bei Riickenschmerzen oder als allgemeines Tonikum getrunken 
(ebd.: 52" ). In Fakistan wird das Kraut zu Asche verbrannt und mit Nicotiana tabacum zu Kautabak vermischt (MORTON 1977: 
36*). In China ist var. gla«ca eine der drei Ma-huang-Arten (siehe Ephedra sinica). Die persische Varietat heiBt hotti, hittrl oder 
hunia und gilt als Ersatz oder Bestandteil von Haoma. 

Ephedra major HOST [syn. Ephedra equisetiformis WEBB, et BERTH., E. nebrodensis TINEo ex Guss., E. scoparia 
LANGE] - GroBes Meertriiubchen 

Das GroBe Meertraubchen hat zwei Unterarten: E. major ssp. major und E. major ssp. procera (FISCH. et C. A. MEY.) MARKG. 
[syn. E. procera FISCH. et C.A. MEY.]. Die ssp. tnajor kommt in Spanien, entlang des Mittelmeeres bis nach Westasien vor; die 
ssp. procera ist in Dalmatien, Griechenland, Vorderasien und im Kaukasus heimisch (ZANDER 1994: 256" ). Das recht seltene, 
ziemlich hoch wachsende Kraut enthalt iiber 2,5% Alkaloide, wovon 75% Ephedrin sind (MORTON 1977: 34*). Es ist also ein 
sehr guter Ephedrinlieferant. 

Ephedra monosperma C.A MAY - Tibetisches Meertraubchen 

Diese Hochgebirgsart kommt fast ausschlieBlich in Tibet vor. Sie ist dort unter dem Namen nttshesdinn von alters her Bestandteil 
der tibetischen Fharmakopoe und wird bereits im Blauen Beryll des Sangye Gyamtso (1653-1705) erwahnt. Das Kraut wird zur 
Behandlung von »Leberfieber« und Blutungen benutzt, ist aber besonders wegen seiner erfrischenden und verjiingenden 
Eigenschaften beriihmt (ABIS 1992 I: 69,11: 2250. 

Ephedra nevadensis WATs - Mormonentee 

Diese im Siidwesten Nordamerikas vorherrschende, ca. 90 cm hoch wachsende Art wurde schon zu prahistorischer Zeit von den 
Indianern der Caldwell-Cave-Kultur (1200 bis 1450) rituell oder medizinisch (zur Behandlung von Diarrhoe) verwendet, wie die 
Analyse von archaologischen Koprolithen (versteinertem Kot) erwiesen hat (SoBOLIK 1996: 8, SOBOLIK und GERICK 1992). 
Sie heiBt bei den Coahuillaindianern (Siidkalifornien) tii-tiit. Daraus wird durch AufgieBen ein stimulierender Tee aufgebriiht 
(BARROWS 1967: 73f.*). Wegen der aphrodisierenden Wirkung wird die Fflanze bzw. der daraus bereitete Tee heute auch 
whorehouse tea, »IIurenhaustee«, genannt (MORTON 1977: 36*). Er ist das Lieblingsgetrank der Mormonen, die ansonsten 
erklarte »Drogengegner« sind. 

Ephedra torreyana S. WATS - Torrey Joint-Fir 

Die Navajo nennen diese nur 60 cm hoch wachsende Art tl'oh azihii libdhigii, »graues Reibegras«, und benutzen die Stengel als 
Diuretikum bei Nierenleiden, zur Behandlung von Geschlechtskrankheiten und Nachgeburtsschmerzen. Die Navajo haben die 
Stengel vor dem Aufbriihen gerostet, um dem Tee den bitteren Geschmack zu nehmen (MAYES und LACY 1989: 54*). 

Ephedra trifurca TORR. - Tlanchalahua 

Diese in Mexiko verbreitete Art wird seit prakolumbianischer Zeit medizinisch genutzt. Der daraus bereitete Tee (AufguB, 
Dekokt) wird in der Volksmedizin als Schlankmacher und Appetitziigler verwendet (MARTINEZ 1994: 3040. Diese Anwendung 
erklart sich durch den hohen Alkaloidgehalt der Fflanze. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ephedra gerardiana. Ephedra sinica, Ephedrin 

ALDUNATE, Carlos, Juan 1. ARMESTO, Victoria CASTRO und Carolina VILLAGRAN 1983 »Ethnobotany of Pre-Altiplanic Community in the Andes of 

Northern Chile«, Ecotiottiic Botany 37(1): 120-135. GROFF, G.Weidman und Guy W. CLARK 1928 »The Botany of Ephedra in Relation to the Yield of 

Physiologically Active Substances«, University of California Publications In Botany 14(7): 247-282. GURNl, Alberto A. und Marcello L. WAGNER 1982 

»Apigeninidin as a Leucoderivative in Epliedra frlistilltittl« , Phytocheinlstry 21(9): 2428-2429. LEROI-GOLIRHAN, Arlette 1975 » The Flowers Found with 

Shanidar IV a Neanderthal Burial in lraq«. Science 190: 562-564. LIETAVAJan 1992 »Medicinal Plants in a Middle Paleolithic Grave Shanidar 1V?«, Journal of 

Etllllopllarlilclcology 35: 263-266. NAWWAR, M.A.M., H.H. BARAKAT, J. BUDDRUST und M. LINSCHEID 1985 »Alkaloidal, Lignan and Phenolic 

Constituents of Ephedra alata«, Phytochennstry 24(4): 878-879. NIELSON, C.H., C. CAUSLAND und H.C. SPRUTH 1927 »The Occurence and Alkaloidal 

Content of Various Ephedra Species«, Journal of the American Pharinacelaical Association 16(4). 

SARIANIDI, W. 1988 »Die Wiege des Propheten«, l-visseliscliaft in der UdSSR 5: 1 18-127. 

SOBOLIK, Kirstin D. 1996 »Direct Evidence for Prehistoric Sex Differences«, AUtllropolo" „Jy Newsletter 37(9): 7-B. 

SOBOLIK, Kirstin D. und Deborah 1. GERICK 1992 »Prehistoric Medicinal Plant Usage: A Case Study froh Coprolites«, Journal of Etllilolliolojgy 12(2):203- 

211. 

SOLECKl, Ralph S. 1975 »Shanidar IV a Neanderthal Flower Burial in Northern Iraq«, Science 190: 880-881. 

STAPF, Otto 

1 889 »Die Arten der Gattung Ephedra«, Denkschrift 

der Kalserllc-llell Akadelnle der Lvlsscnschaftcn (Wlen), Mathematlschnaturwlssensclulftllche Klasse 56: 1-112. 

TANKER, N., M. COSKUN und L. AI,rUN 1992 »Investigation an the Epllcclrcl Species Growing in Turkey«, Planta Mccllca 58, Suppleinent Issue 1: A 695. 



WALLACE, JanieS W., Pat L. PORTER, Elisabeth BESSON und Jean CHOPIN 1982 »C-Glycosylilavones of the Gnetopsida«, Phytochennstry 21(2): 482-483. 



Erythrina americana Amerikanischer Korallenbaum 

Familie 

Leguminosae (Hiilsenfruchtgewachse); Unterfamilie Papilionoideae 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Corallodendron americanum KUNTZE Corallodendron triphylltcm nom. nud. Erythrina carnea AIT. Erythrina enneandra DC. 
Erythrina fulg ens LOISEL. 

Volkstiimliche Namen 

Bolita Brande, Cehst (Mixe), Chakmolche' (Maya »der Baum des Roten Pumas«), Chakmool-che; Chocolin, Chotza, Colorin, 
Cosquelite, Demti (Otomi), Equimite, Hutukuu' (Huastekisch), Iquemite, Iquimite, Jiquimiti, Kante' (Maya »gelber Baum«), 
Korallenstrauch, Lakatila (Totonakisch), Lakatili, Lakatilo, Lak'tanga, Lipa shcua (Chontal), Madre alcaparra, Madre brava, 
Madre cacao, Madre chontal, Maja-nti (Chinantekisch), Palo de coral, Pali de pite, Parencsuni, Patol, Pat-olli, Pichoco, Pito, Pito 
pichoco, Puregue, Purenchecua (Taraskisch), Purgne, Quemite, Quimiti, Sompantle, Sompantli, Sumpantle, Te'batai (Otomi), 
Tlalni, Tsejch (Mixe), Tsizch, Tu saba (Mixtekisch), Tzinacancuahuitl, Tzite (Quiche), Tzompancuahuitl (Aztekisch 
»Tzompantlibaum«)121, Tzompantli, Tzompomitl (mod. Nahuatl), Tzon te kichilo, Uhkum, Xk'olok'max (yucatekisches Maya), 
Xoyo' (Maya), Zompantli, Zompantlibaum, Zompantlibohne, Zumpantle 
Die eBbaren, roten Bliiten heiBen in Veracruz gasparitos, auf nahuatl cozquelite. 

Geschichtliches 

Die roten Samen lassen sich schon in prahistorischen Schichten nachweisen. Der Baum und dessen Hieroglyphe tauchten bereits 
in vorspanischen Bilderhandschriften der Maya (Codex Dresdensis) unter dem Namen k'ante', »Gelber Baum«, auf (RATSCH 
1986: 223" ). Er wurde ebenfalls in aztekischen und anderssprachigen Quellen der friihen und spaten Kolonialzeit erwahnt. Die 
Gattung und viele ihrer Arten wurden erstmals von Linne beschrieben. 

Wegen der lahmenden Wirkung des Extraktes wurde das Mittel friiher zur Vivisektion miBbraucht (ROTH et al. 1994: 327*). 
Die Bliiten werden in Veracruz gekocht und als Gemiise gegessen. Sie gelten als aphrodisische Speise (REKO 1938: 127', OTT 
1993: 4230. Die Samen wurden auch in einer Art Wiirfelspiel (patol) verwendet (KRUKOFF 1939: 210). 

Verbreitung 

Der Baum kommt von Nordmexiko bis Guatemala vor. Er bevorzugt trocken-warmes Klima. Sein Verbreitungsgebiet ist auf 
Zentralmexiko (Morelos, Puebla, Veracruz, Colima, Guerrero, Oaxaca) konzentriert (KRUKOFF 1939: 299). 

Anbau 

Der Anbau erfolgt sehr einfach. Man pflanzt eine vorgekeimte Bohne ein. Gut gieBen, aber nicht iibergieBen. In Mexiko wird der 
Baum seit prakolumbianischen Zeiten als »lebender Zaun« angepflanzt (KRUKOFF 1939: 210). 

Aussehen 

Der amerikanische Korallenbaum wird etwa 6 bis 8 Meter hoch und hat groBe, breite, aber spitz zulaufende Blatter, die zu je 
dreien an einem Stengel sitzen. Die leuchtendroten Bliiten sind bis zu 10 cm lang und traubenformig nach oben stehend 
angeordnet. Der Baum wirft im Winter sein Laub ab. Die Bliiten treiben zuerst am kahlen Baum aus (Januar bis Marz). Mit dem 
Nachwachsen der Blatter reifen die leicht geschniirten Fruchtschoten heran, die 2 bis 5 knallrote, bohnenformige Samen enthalten. 
Der Baum kann leicht mit der sehr ahnlich erscheinenden Art Erythrina mexicana KRUK., deren Samen auf aztekisch ebenfalls 
eqisitriitl heiBen, verwechselt werden, ebenso mit anderen Erythrina spp. Er sieht praktisch identisch aus wie Erythrina 
standleyana KRUK. und laBt sich von dieser Art nur anhand der geographischen Verbreitung unterscheiden (KRUKOFF 1939: 
300f.). 

Droge 

Samen (colorines, equirriitl, tute) 

Zubereitung und Dosierung 

Fiir den inneren Gebrauch miissen die Samen zermahlen werden. Maximal die Halfte einer Bohne wird als wirksame Dosis 
angegeben. Diese Angabe ist mit hoher Vorsicht zu genieBen. Es liegen keine verlaBlichen Daten vor! 



Rituelle Verwendung 

Die prakolumbianischen Maya assoziierten diesen Baum mit der Himmelsrichtung Siiden, deren symbolische Farbe Gelb ist. Der 
Mayaname Vante', »Gelber Baum«, bezieht sich nicht auf die Farbe der roten Bliiten oder roten Samen, sondern auf den gelben 
Farbstoff, der aus der Wurzelrinde gewonnen wird (KRUKOFF 1939: 210). Der Baum wird auch in Zauberspriichen zur Heilung 
von Besessenheit (tancasil) angerufen und kommt anthropomorphisiert als gottliches Wesen unter dem Namen ah kantenal, »der 
des Gelben Baumes«, in den prophetischen Texten des schamanischen Jaguarpriesters (chilarri balam) vor (RATSCH 1986: 
223*). Es gibt nur ein paar vage Hinweise, daB die Samen von den heutigen Schamanen der yucatekischen Maya fiir Heilrituale 
und Divinationen verwendet werden (GARZA 1990: 1880. 

Aus dem Holz werden von den Huaxteken heute noch Ritualmasken geschnitzt (ALCORN 1984: 640 

Die traditionellen Wahrsagepriester der Kanjobal (Guatemala) benutzen fiir ihre Divinationen noch den alien indianischen 260- 
Tage-Kalender. Zum Auszahlen der Daien nehmen sie die Samen des Korallenbaumes. Die Kalenderwahrsagerei hai sich bis in 
unsere Zeii erhalien und hai fiir die Kanjobal eine wichiige Funkiion zum Losen personlicher Probleme und sozialer Konflikie 
(Hinz 1984). 

Der Korallenbaum siand in der aziekischen Kuliur mii den Menschenopfern in nachsier Verbindung. Bevor die Opfer ausgeweidei 
und fiir den Verkauf auf dem groBen Markt von Mexico-Tenochtitlan geschlachtet wurden, nahm man ihnen die Kopfe ab. Die 
Schadel wurden in einem Gestell aus senkrecht angeordneten Pfahlen deponiert; sie wurden so auf die holzernen Siangen 
gespieBt, daB immer mehrere iibereinanderlagen. Dieses Gestell hieB auf aztekisch tzompatitli (Schadelgeriist) und befand sich 
immer in der unmittelbaren Nahe des Haupttempels (KRICKEBERG 1975: 239). Es sind mehrere vorspanische Steinskulpturen, 
die ein tzompantli darstellen, erhalien geblieben. Mii dieser Prakiik war der Korallenbaum direki oder symbolisch verbunden, 
denn er irug schlieBlich den Namen »izoriipanili-Baum«. Leider schweigen die Quellen iiber den iaisachlichen Zusammenhang. 
Moglicherweise wurden die Samen den hierfiir vorgesehenen Opfern zur Beiaubung gegeben (vgl. Datura innoxia, Bursera 
bipinnata). Das Holz des Geriisies war mii Sicherheii nichi aus dem Siamm des Korallenbaumes, da dieses sehr weich isi und 
darum fiir die vielen Schadel nichi iragfahig genug gewesen ware. 

Artefakte 

Das Holz wurde und wird zur Hersiellung von Riiualobjekien, z.B. Masken und Goiierfiguren, verwendei (AGUILERA 1985: 
128f.* ). Bis in dieses Jahrhunderi hinein wurden in Zeniralmexiko aus dem Holz kleine iihyphallische Goiierbilder geschniizi, die 
als magischer Schuiz gegen die Verderbnis in der Kiiche aufgesielli wurden (REKO 1938: 127f.*). 

Eine Goiierfigur aus dem Holz einer nahe verwandien Ari wird bis heuie im Hochland von Guatemala kuliisch verehri. Bei den 
Tzuiujil vom Lago Aiiilan isi der Fliegenpilz (Amanita muscaria) mii der heiligen Holzfigur des Maximon, die durch Bliizschlag 
aus einem Korallenbaum (Erythritia rltbrinervia) entstand, verbunden. Der Legende zufolge siand der Baum inmiiien einer 
Gruppe von Fliegenpilzen, als er vom Donnerkeil zerieili wurde. Von diesen Pilzen soil ein Mann ein Siiick gegessen und sich 
dadurch verjiingi haben (Lowv 1980 ). 

Die roien Samen werden in Mexiko ofi zur Hersiellung von Amuleiien Lind zum Aufziehen von Halskeiien verwendei: 
»Uberdies sagi man den Samen nach, daB sie zur Liebe reizen. Tragi ein Madchen eine Keiie aus solchen Samen um den Hals, so 
soil sie nach dem Volksglauben bald so wenig widersiandsfahig gegen die Wiinsche eines Mannes werden, daB sie sich ihm ohne 
weiieres hingibi. - Wahrscheinlich schmiicken sich gewisse Damen, die zur Kaiegorie jener gehoren, die nichi sierben, wenn sie 
lieben, auf Grund dieser Tradition noch heute gerne mit den ominosen Ketten, um die Lebewelt entsprechend aufmerksam zu 
machen, welchem Zauber sie unterliegen.« (REKO 1938: 127*) 

Ein schones Pflanzenportrat vom Blumenmaler Georg Dionys Ehret (1708-1770) wurde 7750 in den Plantae selectae von 
Christoph Jakob Trew pubUziert (TREw 1981: Tab. VI 1 1 ). 

Medizinische Anwendung 

Die modernen Huasteken benutzen die Blatter als Medizin bei Schlaflosigkeit, Unruhe und Aufschreien in der Nacht (ALCORN 
1984: 640*). In der mexikanischen Volksmedizin wird ein Dekokt aus den Bliiten bei Brustschmerzen eingenommen. Der aus 
dem Siamm gezapfie Saft wird bei Skorpionstichen verwendet. Die Rinde wird als Diuretikum und Purgativ getrunken 
(KRUKOFF 1939: 210). 

Inhaltsstoffe 

Die Samen und auch in geringem MaBe die Bliiten und andere Pflanzenteile enthalten Erythrinaalkaloide (Erythran, Erythroidin, 
Corallin, Coralloidin, Erythro-Coralloidin). Die Rohdroge wird auch »mexikanisches Curare« genanni (KRUKOFF 1939: 205, 
ROTH et al. 1994: 327*). In den Samen konnten 1,61 % Alkaloide (Erysopin, Erysovin, Erybidin, Erisodin, Erythrartin) 
nachgewiesen werden (LARA OCHOA und MARQUEz ALONSo 1996: 39*, MARTINEZ 1994: 78* ). In den Bliiten sind 0,1 1 
% Alkaloide (a-Erythroidin, (3 -Erythroidin) enthalten (AGUII,AR etal. 1981). 

Wirkung 

Bei Frauen sollen die Samen angeblich sogenannte »Frauenrausche« auslosen, nymphomanisch-ekstatische Zustande mit starker 
Liebesgier: »Die erste derartige Vergiftung wird in einem Berichie aus dem Jahre 1719 gemeldet. Ein Indianerweib hatte aus den 
roten Bohnen, die ihr eBbar erschienen, ein Gericht gemacht und anderen Weibern davon gegeben. Alle, die davon aBen, begannen 
darauf grundlos zu lachen, schwatzten allerhand irres Zeug und fiihrten schamlose Reden. Spater torkelten sie wie Trunkene, und 
schlieBlich verfielen sie in einen tiefen Schlaf, so daB man sie nach Hause tragen muBte. 

Im September 1738 hat ein ehrbares junges Madchen durch Zufall von den roten Zompantlibohnen gegessen und kurz darauf 
dariiber den Verstand verloren. Sie lief, graBlich lachend, mit aufgehobenen Rocken, durch die Gassen, sehr zum Argernis der 



Weibsbilder und zum Gespotte der Manner. Nachbarsleute schafften sie nach Hause, wo sie in ein hitziges Fieber verfiel, all ihr 

Bettzeug zerriB und am dritten Tage darnach starb. (...) In alien Fallen zeigt sich nach der Einverleibung der roten Bohnen erst 

unmaBige Heiterkeit, dann Irrereden, Schwanken wie bei Trunkenen und erhohte Libido. Dann fallen die Vergifteten in einen 

tiefen Schlaf, aus dem sie gewohnlich nichtmehr erwachen.« (REKO 1938: 129ff.* ) 

Solche und ahnliche Berichte liegen iiber die mutmaBliche Wirkung der roten Bohnen vor. Ob sie authentisch sind oder eher in 

den Bereich der Legende fallen, laBt sich kaum entscheiden. AUerdings haben diese Berichte dazu gefiihrt, daB sich seither 

niemand mehr getraut hat, die Bohnen an sich selbst auszuprobieren. 

Die gekochten Bliiten werden in Mexiko als Gemiise gegessen und haben eine leicht hypnotische Wirkung (AGUILAR et al. 

1981). 

Marktformen und Vorschriften 

In Mexiko werden die colorines auf Markten und in Devotionalienhandlungen zum Kauf angeboten. Aus den Samen aufgefadelte 
Ketten werden von Indianern an Ruinen oder anderen Touristenattraktionen angeboten. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Erythrina spp. 

AGUILAR, Maria Isabel, Francisco GIRAL und 

Ofelia EsI'EIO 

1981 »All£aloids from the Flowers of Erythrina ameri 

cana«, Phytochetnistry 20(8): 2061-2062. 

Fol_KERS, K. und R. 'f. MAJOR 1937 »Isolation of Erythroidin, an Alkaloid o/Curare Action, from Erythrina atrlericana«. Journal of the American Chetnical 

Society 59: 1580ff. 

HARGREAVEs, R.T., R.D. lOHNSON, D.S. MILLINGTON, M.H. MONUAL, W. BEAVERs, L. BECKER, C,. YOUNG und K.L. RINEHARTJr. 1974 

»Alkaloids o/ American Species of Erythrina« , Lloydia 37: 569ff. 

HIN7, Eike 1984 » Kanjobal Maya Divination: An Outline of a Native PsychoSociotherapy«, Sociologus 34(2): 162-184. 

KRICKESERG, Walter 1975 Altmexikanische Kulturen. Berlin: Safari-Verlag. 

KRUKOFF, B. A. 1939 »The American Species of Erythrina*, Brittonia 3(2): 205337. 

LowY, Bernard 1980 »Ethnomycological Inferences from Mushroom Stones, Maya Codices, and Tzutuhil Legend*, Revistcl/Review Interamericana 10(1): 94- 

103. 

RAMIREI, E. und M. D. RIVERO 1935 »Contribucibn al estudio de la accibn farmocodinamica de la Erythrina atnericana«, Anales del Instituto Biologico de la 

Universidad Naciondl de Mexico 6: 301-305. 



Erythrina berteroana Pito Korallenbaum 

Familie 

Leguminosae (Hiilsenfruchtgewachse); Unterfamilie Papilionoideae 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Keine 

Volkstiimliche Namen 

Aposhi, Aposi, C:hilicote, Colorin, Coral bean, Coralina, K'ante' (Lakandon »Gelber Baum«), Peonia, Pioneo, Tzinacancuahuitl 
(Aztekisch), Tzompantli 

Geschichtliches 

Zur Geschichte der Korallenbaume siehe Erythrina americana. 

In Guatemala und El Salvador werden die jungen Bliiten dieser Korallenbaumart (frisch oder tiefgefroren) als Gemiise gegessen. 

Wenn man eine groBere Menge verspeist, wirkt das Mahl sedativ und erzeugt einen langen, tiefen Schlaf. Der Baum wird in 

Zentralamerika haufig (als »lebender Zaun«) kultiviert. Friiher wurden die zerstoBenen Aste als Fischgift verwendet (MoRTOrr 

1994). 

Verbreitung 

Diese Art ist hauptsachlich in Guatemala, El Salvador, Siidmexiko, aber auch in Zentral-, seltener in Nordmexiko anzutreffen. 

Anbau 

Der Baum ist nur schwierig aus den vorgekeimten Samen zu Ziehen, hingegen leicht aus Stecklingen (aus den bereits verholzten 
Stammen oder Asten). Er stellt keine besonders hohen Anspriiche an den Boden. Reichlich gieBen, aber nicht iibergieBen. Der 
Baum vertragt weder Kalte noch Frost (GRUDsER 1991: 26* ). 



Aussehen 

Der strauchartige, bis zu neun Meter hoch wachsende Baum mit dornigen Asten bildet 6 bis 9 cm lange Blatter aus, die jeweils zu 
dreien an einem Stengel angeordnet sind. Die roten, 3 bis 6 cm langen Bliiten stehen in lockeren, vielbliitigen Trauben. Die 
leuchtendroten, bohnenformigen Samen (jeweils 2 bis 3 Stiick) sind in den Fruchtschalen eingeschniirt. 
Dieser Baum ist leicht mit der nah verwandten Art F.rythrina flabelUformis zu verwechseln (siehe Erythrina spp.). 

Droge 

Samen (coloritres) 

Zubereitung und Dosierung 

Ein Viertel oder die Halfte eines Samens wird ausgekaut und geschluckt (GOTTLIEB 1973: 9*). Ansonsten siehe Erythrina 
americana. 

Rituelle Verwendung 

Siehe Erythrina americana 

Artefakte 

Aus den Samen werden von alters her Halsketten hergestellt. Sie dienen auch als Bestandteile von Amuletten. 

Ein botanisch korrektes Pflanzenportrat vom Blumenmaler Georg Dionys Ehret (1708-1770) wurde 1760 in den Plantae selectae 

von Christoph Jakob Trew publiziert (TREw 1981: Tab. LVIII*). 

Medizinische Anwendung 

Gelegentlich wird ein Tee aus den Bliiten als »Schlafpille« getrunken (MORTON 1994). 

Inhaltsstoffe 

Die Samen enthalten Erythrinaalkaloide (Erysodin, Erysopin, Erysothiopin, Erysothiovin, a- und 6-Erythroidin, Hypaphorin), die 

auch in geringen Mengen in der Bliite vorkommen. Sie sind fiir die sedierende Wirkung verantwortlich. 

Aus dieser Art ist das neue Alkaloid ErythratinN-Oxid isoliert worden (SOTO-HERNANDEZ und JACKSON 1994). 

Wirkung 

Die psychoaktive Wirkung der Samen wird als narkotisch, sedierend, leicht berauschend und angeblich auch als aphrodisierend 
beschrieben (vgl Erythrina americana). 

Marktformen und Vorschriften 

Die roten Samen sind in Slid- und Zentralmexiko auf indianischen Markten und in Devotionalienhandlungen zu erwerben. Ketten 
aus den Bohnen werden manchmal von Indianerinnen in Touristenzentren (z.B. in Palenque) zum Verkauf angeboten. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Erythrina americana, Erythrina spp. 

MORTON, Julia F. 

1994 »Pito (Erytliriitca berteroana) and Chipilin 

(Crotalaria lottgirostrata), (Fabaceae), Two Soporific 

Vegetables of Centi-al Anierica«, Et-ottotliic Botany 

48(2): 130-138. So'ro-HERNANDE7_, M. und Anthony H. JACKSON 

1994 »Erytliritici Alkaloids: Isolation and Character 

isation of Alkaloids from Seven Erythrrna Species"*, 

Planta Medica 60: 175-177. 



Erythrina spp. Korallenbaumarten 

Familie 

Leguminosae (Hiilsenfruchtgewachse); Unterfamilie Papilionoideae 

Korallenbaume kommen vor allem in den tropischen Zonen der Neuen und Alten Welt vor (ST AND LEY 1919). Es gibt aber auch 
Arten in Australien. Die Gattung umfaBt etwa hundert Arten (BARTELS 1993: 1420. Die Samen enthalten meist Cytisin oder 
andere erythrina- und curareartige Alkaloide (EL-OLEMY et al. 1978, WANDJI et al. 1994). Daher gelten sie allgemein als giftig. 
Nur die Samen der andinen Art Erythrina edulis TRIANA [syn. Erythrina esculenta 5PRAGUE, E. edulis PoSADA-ARANGO, 
E. loretioi F. MAEBR., E. megistophylla DIELS] konnen gegessen werden (BARTELS 1993: 68*). Sie werden oft auf 
Indianermarkten als »Bohnen« angeboten. In den Bohnen mancher Arten kommen Lectine vor (PENA et al. 1988). 



Erythrina corallodendron L. [syn. Erythrina corallodendron var. occidentalis L., E. spinosa MHvL., E. inermis MHvL., E. 
cortallifera SALISB., Corallodendron occidentale KUNTZE] - Madre del cacao 

Dieser in Zentralamerika heimische Baum, der nur kultiviert oder verwildert vorkommt, ist ein wichtiger Schattenspender in den 
tropischen Kakaoplantagen (vgl. Theobroma cacao). Seine roten Samen heiBen colorines unci werden zu Ketten aufgezogen. Sie 
enthalten angeblich »halluzinogene Stoffe« (BARTELS 1993: 68*). 

Erythrina falcata BENTH. - Seibo 

In Peru heiBt dieser schon bliihende Baum pisonay. Er kommt auch in Bolivien, Brasilien und Paraguay sowie in 
Nordwestargentinien vor. Dort tragt er die volkstiimlichen Namen seibo, ceibo, seibo del noroeste, seibo de jiijiiy, seibo de salta, 
seibo de Tliciitiiciti, seibo de la selva, seibo rosado, seiba oder sicifiatidi (SANTOS BILONI 1990: 21*). Er wird vermutlich auch 
seibo silvestre genannt und soil angeblich die Quelle fiir ein halluzinogenes Schnupfpulver sein (personliche Mitteilung eines in 
Tartagal lebenden Arztes). Der argentinische Nationalbaum Erythrina crista-gtilli L. heiBt ebenfalls seibo. Er spielt in vielen 
Legenden eine Rolle; es heiBt, daB sich die haBliche Guarani-Jungfrau Anahi in die wunderschone Bliite verwandelt habe 
(SANTOS BILONI 1990: 171*). 

Erythrina flabelliformis KEARNEY [syn. Erythrina purpusi BRAND.] - Facherformiger Korallenstrauch 

Die Schamanen der Tarahumara haben friiher die Samen in Ritualen verwendet, allerdings ist nicht genau bekannt wie (BYE 
1979b: 38*). Vermutlich wurden die Samen auch dem aus Agaven (Agave spp.) oder Mais (Zea mays) gebrauten tesgiiino-Bier als 
»Rauschverstarker« zugesetzt (BYE 1979b: 38*). Die Samen werden oder wurden von nordmexikanischen Indianern zu Ketten 
aufgezogen (BYE 1979b: 37*). Sie werden alternativ zu den Meskalbohnen (Sophora secundiflora) verwendet. Die 
nordmexikanischen Seriindianer kochen aus den Samen ein Dekokt, das sie zur Behandlung von Durchfallen trinken (FELGER 
und MOSER 1974: 425 1 . Die Pimaindianer zermahlen die Samen und vermischen sie mit Schweinefett oder Schmalz zu einer 
Salbe, die bei Entziindungen aufgetragen wird. Etwas pulverisierter Same -der fiir giftig gehalten wird - wird als Purgativ 
geschluckt (PENNINGTON 1973: 222*). Die Tarahumara haben die Samen zur Behandlung von Zahnschmerzen und 
Unterleibsbeschwerden verwendet. Die Indianer der Barranca-de-Batopilas-Region trugen eine Art Salbe aus den zermahlenen 
Samen zur Verbesserung der Sehfahigkeit oder Sicht auf die Augenlider auf (BYE 1979b: 37*). 

Die Samen enthalten mehrere Erythrinaalkaloide, davon 14% Erysotrin, 45% Erysodin, 40% Erysovin und ca. 1% Eryspin (BYE 
1979b: 38*). Die Tarahumara sagen, daB diese Pflanze »erotische Traume« hervorrufe. Der Extrakt hat curareahnliche Wirkung 
(DiAZ 1979: 87*). Uber eine tatsiichUch psychoaktive Wirkung gibt es bisher keine Berichte (SCHULTES und HOFMANN 
1980:3380. 

Erythrina fusca LOUR. 

Dieser anlasisa oder gachica genannte Korallenbaum kommt in Amazonien vor und wird als Ayahuascazusatz verwendet. In ihm 
sind die Alkaloide Erythralin, Erythramin und Erythratin nachgewiesen worden. 

Erythrina glauca WHvLDENOW - Amasisa 

Dieser »blaue« Korallenbaum kommt in Amazonien vor und ist in Kolumbien unter dem Namen arnasisa, in Brasilien als cissacii- 
rana bekannt. Die Tikunaindianer kochen die Rinde aus, um damit Wunden auszuwaschen. In Brasilien wird ein Tee aus der 
Wurzel gegen rheumatische Beschwerden und Leberleiden, in hoheren Dosierungen als Purgativ getrunken. In sehr starken 
Konzentrationen soil der Wurzeltee narkotisch wirken. Die Chemie dieser Art ist unbekannt (SCHULTES und RAFF AUF 1990: 
241 *). Telle der Pflanze werden als Ayahuascaadditiv verwendet (OTT 1993: 217*). 

Erythrina indica LAMARCK [syn. Erythrina variegata L.] -Mandara 

Dieser Baum ist in Indien und Nepal heilig, well er zum einen mit der Produktion von arrrrita, dem Trank der Unsterblichkeit (vgl. 
Soma), zum anderen auch mit Shivas Paradies assoziiert wird. Nach vedischer Mythologie entstand der Baum, als die Milch des 
Urozeans gequirlt wurde, um den Gottertrank zu erzeugen. Indra sah den Baum aus der Tiefe aufsteigen und pflanzte ihn in seinen 
Lustgarten. Er gilt als einer der fiinf himmlischen Baume und wird als wunscherfiillend (kalpavriksha) verehrt. Krishna stahl den 
Baum aus Indras Garten und brachte ihn den Menschen. Das Holz des Mandarabaumes ist heilig und wird als Opfergabe auf dem 
homa genannten Feueraltar verbrannt. Die knallroten Bliiten werden Shiva geopfert. Oberhaupt ist der Baum eng mit Shiva 
verbunden. Die drei Blatter an einem Stiel symbolisieren die Trinitat der Hindugotter Brahma, Vishnu und Shiva (GuPTA 1991: 
39f. *). Die Samen (auch die Rinde) der im Himalaya verbreiteten Art wurden oder werden als Fischgift verwendet. Es ist gut 
moglich, daB der Baum friiher halluzinogen genutzt wurde. Auf Sri Lanka werden die Baume angebaut, damit sich an ihnen der 
Kubebenpfeffer (Piper cubeba, vgl. Piper spp.) hochranken kann (MACMILLAN 1991: 415'0. Zusammen mit den Blattern von 
Solanum nigrum L. (siehe Solanum spp.) und den Samen von Datura metel wird aus der Pflanze ein Tonikum bereitet 
(BHANDARY et al. 7995.- 155f.- ). 

Erythrina mulungu MART. - Mulungu 

Die Rinde dieser brasilianischen Art wurde friiher in Form galenischer Praparate medizinisch als Betaubungsmittel verwendet. Sie 
»enthalt ein dem Opium ahnlich wirkendes Narcoticum« (SCHNEIDER 7974 //.• 667. 

Erythrina poeppigiana (WALPERS) COOK 

Telle dieses in Amazonien heimischen Korallenbaumes werden als Ayahuascaadditiv verwendet (OTT 1993: 217, 2700. Die 
Bliiten dieser Art werden in Lateinamerika gerne als Gemiise oder Salat gegessen. 



Erythrina standleyana KRUKOFF - Chakmolche', Pito del monte 

Die Samen gelten in Yucatan (Mexiko) als magischer Schutz vor »b6sen Winden« (k'ak'as Wo') und werden von den Maya auf 
den Altar fiir die Regenzeremonie ch'a'chak (vgl. Balche') gelegt (BARRERA M. et al. 1976: 303 ). Ob sie psychoaktiv verwendet 
wurden oder werden, ist unbekannt. Moglicherweise ist diese Art nur eine Varietat von Erythrina americana. 
Erythrina vespertilio BENTH. - Batswing coral tree Dieser kleine Baum kommt im tropischen Ostaustralien vor. Die dortigen 
Aborigines stellen aus den roten, bohnenartigen Samen Ketten und (magischen) Schmuck her, aus dem Holz Schilde (PEARSON 
1992: 1060. Ob die Samen auch psychoaktiv verwendet wurden, ist unbekannt. Allerdings ist die Pflanze stark alkaloidhaltig 
(COLLINS et al. 1990: 40*). 

Erythrina spp. 

Die Samen vieler Erythrina -Arten werden colorines genannt und magisch oder ethnomedizinisch genutzt (siehe Tabelle). In der 
ethnographischen Literatur werden oft Arten genannt, die sicherlich nicht mit Herbariumexemplaren verglichen und botanisch 
richtig identifiziert wurden. Daher ist eine genaue Zuordnung leider nicht moglich. 

In Venezuela wird die Asche des Holzes einiger bucare (auch anauco, ceibo, inimortelle) genannter Erythriria spp. als Zusatz fiir 
die unter dem Namen Chimo bekannte Tabakmischung verwendet (siehe Nicotiana tabacum). 

Colorines 

Auf mexikanischen Markten gibt es Stande, die frische und getrocknete Krauter, Heiligenbilder und Amulette, Kerzen *und 
Raucherstoffe anbieten. Dor werden oft auch Erythrina- Samen als »magische Samen« oder »Zauberbohnen« unter dem Namen 
colorines angeboten (BYE und LINARES 1983: 6*). Allerdings werden auch die Samen anderer Pflanzen unter demselben 
Namen mit der gleichen oder einer ahnlichen magischen Bedeutung gehandelt (MARTINE2 198%*). 

Name der Stammpflanze Beschreibung der Samen 

Abrus precatorius L. rot-schwarze Samen (klein, rundlich) 

Capparis indica (L.) FAwc. 

et RENDL. rote Beere 

Erythrina americana MILL. rote Samen (bohnenformig) 

Erythrina berteroana URB. rote Samen (bohnenformig) 

Erythrina breviflora DC. dunkelbraune Samen (bohnenartig) 
Erythrina corallodendron L. rote Samen (bohnenformig) 

Erythrina coralloides DC. scharlachrote Samen mit schwarzem 

Strich 
Erythrina flabelliformis KEARN. rote bis gelbe Samen (bohnenformig) 
Erythrina herbacea L. rote Samen (bohnenformig) 
Erythrina lanata ROSE rote Samen (bohnenformig) 
Erythrina lepthorriza DC. schwarze Samen (bohnenformig) 
Erythrina occideritalis STANDL. rote Samen (bohnenformig) 
Erythrina phaseloides DC. rote Samen (bohnenformig) 
Erythrina spp. rote Samen (bohnenformig) 
Hamelia xorullensis H.B.K. ? 

Ormosia istmensis STANDL. '2g rote Samen (rund und buckelig) 
Ormosia macrocalyx DUCKE rote Samen (rund und buckelig) 

Ormosia toledana STANDL. rote Samen (bohnenartig) 

Ormosia sp. rot-orange Samen (rund, buckelig) 

Ormosia sp. rot-schwarze Samen (rund, buckelig) 

Piscidia americana Moc. et SEss. ? 
Rhynchosia pyramidalis 

(LAM.) URS. rot-schwarze Samen (klein und rund) 
Rivina hamilis L. rote Samen 

Sophora conzatti STANDL. rote Samen (bohnenformig) 

Sophora purpusii T.S. rote Samen (bohnenformig) 
Sophora secundifiora (ORT.) LAG. rote bis gelbe Samen~(bohnenf6rmig) 
Sophora tomentosa L. rote oder gelbe Samen (bohnenformig) 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Erythrina americana 

AMER, M.E., M. SHAMMA Lind A.J. FREYER 

1991 »The Tetracyclic Erythrina Alkaloids«, )ourtial 
ofNdttsral Products 54: 329-363. EL-OLEMY, M.M., A.A. ALl und M.A. EL-MOTTALEB 

1978 »Erythrina Alkaloids. 1. The Alkaloids of the 

Flowers and Seeds of Erythrina varie~gata«, Voydia 41: 

342-347. 
GAMES, D.E., A.H. JACKSON, N.A. KHAN und 



D.S. MII,LINGTON 

1974 »Alkaloids of Some African, Asian, Polynesian 
and Australian Species of Erytlirirta« Lloydia 37: 

581 ff. 
PENA: Claudia, Fanny VILLARRAGA und Gerardo PEREZ 

1988 »A Lectin from the Seeds of Erythrina rubriner 
via«, Phytochemistry 27(4): 1045-1048. STANDLEY, P.C. 
1919 »The Mexican and Central American Species of 
Erytlirirta«, Contributions of the U.S. Herbariim» 20: 

175-182. 
WANDJl, J., Z. TANEE FOMUM, F. T11_LEQU1N, 

A.L. SKALTSOUNIS und M. KOCH 

1994 »Erysenegalenseine H and 1: Two New 

Isoflavones from Erythrina sertegalettsis«, Planta 
Medico 60: 178-180. 



Erythroxylum Coca Kokastrauch 

Familie 

Erythroxylaceae (Kokagewachse, Rotholzgewachse) 

Formen und Unterarten 

Die Gattung ErythroxylUm (friiher Erythroxylon) umfaBt ca. 300 Arten, die auBer Erythroxyliitri coca und Erythroxylum 
novogranatense keine nennenswerten Mengen an Kokain enthalten. Die Erythroxylisrri coca ist die am meisten angebaute Art; sie 
wird in zwei Varietaten aufgeteilt, die sich morphologisch, geographisch und okologisch trennen lassen (PLOWMAN 1982): 
Erythroxylittn coca LAM. var. coca - Huanuco, Bolivian coca (feuchte Bergregionen von Ecuador bis Bolivien) 
Erythroxylttrtt coca var. ipadii PLOWMAN Ipadu-Coca (tropisches Tiefland, Amazonien) 

Synonyme 

Erythroxylon coca LAM.'-y 

Erythroxylon periiviarllirrr PRESCOTT (= E. coca var. Coca) 

Erythroxylittit boliviartiiiri BURCK (= E. coca var. Coca) 

Erytlzroxyliirfi pertiviatttttrl PRESCOTT (= E. coca var. Coca) 

Erythroxyltttn coca var. Coca: 

Erythroxyltsni coca var. ipadii: 

Volkstiimliche Namen 

Bolivian coca, Bolivianische Coca, Boto, Ceja de montana coca, Ceylon Huanuco, Coca, Coca bush. Coca del Peril, Cocaine 

plant. Cocaine tree, Cocamama, Cocastrauch, Cocca, Cochua, Coco, Cuca, Divine plant of the Incas, Gran remedio, Huanuco 

coca, Huanacoblatt, Koka, Khoka (Aymara »Baum«), Kuka (Quetschua), La'wole (Mataco), Mamacoca, Peruvian coca, Spadie 

Batii, Boto (Maku), Coca, Coca-a (Siona), Daallimii, Ebee, Hibi, Hibia, Hibio, Huangana-Coca (Bora), Igatiia (Karijona), Ipado, 

Ipadu (Lengua Geral), Ipatii (Yukuna), Ipi (Bora), Jibina (Witoto), Kahee (Makuna), Majarra coca, Pato (Tatuyo), Pa-to6 (Kubeo), 

Pelejo coca, Tsi-paa, Ypadu, Ypadii. 

Das Wort coca stammt aus der Aymarasprache und bedeutet nichts welter als »Baum« (WEIL 1995). Darin driickt sich die groBe 

kulturelle Bedeutung der Pflanze aus. 

Auch wenn es heute korrekt ist, die Pflanze als Kokastrauch zu bezeichnen und den Namen mit K zu schreiben, werde ich im 

Folgenden, wenn es um die als Droge benutzten Blatter und nicht um die Pflanze an sich geht, die alte Schreibweise Coca 

benutzen. 

Geschichtliches 

Der Kokastrauch stammt aus den Regenwaldern der Andenauslaufer und wird seit Jahrtausenden in Siidamerika kultiviert und 
vielseitig genutzt. Der alteste archaologische Beleg fiir das Cocakauen wird auf ca. 3000 v. Chr. datiert. Im trockenen Tiefland 
von Peru sind in zahlreichen prakolumbianischen Grabern Reste von Cocablattern (vgl. Erythroxylum novogranatense), von Kalk 
und mit dem Cocagebrauch assoziierte Artefakte gefunden worden (HASDORF 7957, MARTIN 7969, ToWLE 7967; 58jf.*). Im 
andinen Hochland sind archaologische Funde von Cocablattern extrem selten, was vor allem am Erhaltungszustand botanischen 
Materials und an den stiimperhaften Ausgrabungsmethoden der vergangenen Jahrzehnte liegt. Erst kiirzlich wurde in einer 
Siedlung im Mantarohochtal (Peru) erstmals Erythroxylum coca var. Coca aus prahistorischer Zeit (Late Intermediate Period, 
1000-1460; Late Horizon) identifiziert (HASTORF 1987). In Nordchile wurden die Haare von Mumien auf Kokain und den 
bedeutendsten Metaboliten (Benzylecgonin) hin untersucht. In fast alien Proben wurden Spuren festgestellt. Die altesten Mumien 
sind ca. 4000 Jahre alt (CARTMELL et al. 1991). 

Coca hat in vielen prakolumbianischen Kulturen eine auBerst wichtige Funktion als okonomisches Austauschgut, als Medizin, 
Aphrodisiakum, Heilmittel und rituelles Rauschmittel gespielt. Die andinen Zivilisationen sind ohne Coca nicht denkbar 
(MORTIMER 1974). Als die Spanier nach Siidamerika zogen, wo sie die einheimischen Kulturen unterwarfen und unterdriickten. 



sahen sie erstmals den weitverbreiteten Cocagebrauch und verstanden ihn genausowenig wie andere Bereiche indianischer Kultur. 

Die Regierung von Neuspanien verbot Coca bereits in den Jahren 7560 bis 7569, und zwar mit einer fadenscheinigen Begriindung, 

die durchaus an moderne »Argumente« fiir das Betaubungsmittelgesetz erinnert: 

»Die Coca-Pflanze ist nur Abgotterei und Hexenwesen, die nur durch Trug des Bosen zu starken scheint, keine wahre Tugend 

besitzt, wohl aber das Leben einer Anzahl von Indianern erfordert, die im besten Falle nur mit zerstorter Gesundheit den Waldern 

entkommen.« (zit. nach VOIGT 1982:36) Im 17. Jahrhundert wurde die Verehrung der Coca von der Inquisition als Anzeichen fiir 

Hexerei und Zauberei angesehen; sie konnte sich daran aber die Zahne ausbeiBen. Den Indianern, die den Kokastrauch als heilig 

und nicht als teuflisch betrachten, war ein Leben ohne Coca im sauerstoffarmen Hochgebirge undenkbar. Deshalb hielten sie an 

ihrer Tradition fest und beachteten die neuspanischen und katholischen Gesetze nicht. Bei der Losung vorn Spanischen 

Mutterland wurde der Gebrauch der Coca wieder normalisiert und schlieBlich in Peru und Bolivien legalisiert. Heute wird der 

Gebrauch von Coca mit der indianischen Identitat assoziiert; Coca ist sozusagen der Ausdruck des indianischen Lebensstils und 

der einheimischen Kultur (INSTITUTO INDIGENISTA INTER AMERICANO 1986 und 1989, Ions 1974). 

Der spanische Arzt Nicolas Monardes schrieb 1565, daB die Indianer Coca zusammen mitTabak auskauen. 1569 (nach anderen 

Quellen 1580) brachte er die erste Kokapflanze nach Europa (MORTON 1977: 180*). Clusius hat die Pflanze erstmals 1605 

botanisch dargestellt (LLOYD und LLOYD 1911: 3). Doch erst 1859 wurde vom deutschen Chemiker Albert Niemann aus den 

Blattern erstmals der Hauptwirkstoff, das Kokain, isoliert. 

Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Philadelphia Zigarren und Zigaretten aus Cocablattern geraucht; in England wurden die 

Blatter anscheinend auch geraucht, denn sie hieBen Peritviari tobacco, »Peruanischer 'Tabak« (LINDEQUIST 1993: 90). 

Henry Hurd Rusby bemiihte sich im Auftrag der Firma Parke und Davis um die Aufnahme von Cocablattern in die amerikanische 

Pharmakopoe (ROsSI-WILLCOx 1993). 1863 kreierte der korsische Chemiker Angelo Mariani seinen Vin Mariniii, einen 

Cocaextrakt in SiiBwein. Zu den beriihmtesten GenieBern dieses Weines gehorten Konigin Viktoria, Papst Leo XIII. (Amtszeit 

von 1878 bis 1903), der Schah von Persien Mozaffer-et-Dine, der Erfinder Thomas Edison, die Erfinder des Kinos sowie 

zahlreiche Kiinstler und Intellektuelle (ANDREWS und SOLOMON 1975: 243-246, VOIGT 1982: 22). 

Die wichtigsten botanischen und ethnobotanischen Forschungen in diesem Jahrhundert stammen von Timothy Plowman (1944- 

1989). 46 seiner Publikationen handeln von Coca und Erythroxyllirri (DAVIS 1989: 98). 

In den letzten Jahren bemiihen sich die Regierungen von Bolivien und Peru um eine Internationale Legalisierung von 

Cocaprodukten. AUerdings setzt sich heute in der Diskussion immer wieder die »moralische Dichotomie« der »guten Coca« und 

des »b6sen Kokains« durch (CABIESES 1985, HENMAN 1990). 

Verbreitung 

Der Kokastrauch stammt aus den Regenwaldern an den Gebirgsabhangen von Peru und Bolivien, den sogenannten yungas 
(SCHRODER 1991: 1 12*). Er kommt bis auf 2000 Meter Hohe vor, wird meist aber zwischen 500 und 1500 Meter Hohe 
kultiviert. Die amazonische Koka kommt nur im tropischen Tiefland (Amazonasbecken) vor (PLOWMAN 1979b: 46). Der 
Kokastrauch hat sich durch Anbau in viele Telle der Welt (Indonesien, Seychellen, Ostafrika, Indien) verbreitet (POTRATZ 
1985). Beriihmt wurde die Ceylon Htlciriaico, die erfolgreich auf Sri Lanka angebaut wird (MACMILLAN 1991: 4150. 

Anbau 

Die natiirliche Aussaat geschieht durch Vogel, die die reifen Steinfriichte vom Strauch fressen und unverdaut wieder ausscheiden. 

Die Vermehrung der Erythroxyliitri coca var. cocn erfolgt in den Anden fast ausschlieBlich durch Samen (PLOWMAN 1979b: 

46). Wenn Kokasamen trocknen, werden sie unfruchtbar (meist schon nach drei Tagen). Die Samen werden zum Keimen in 

beschattete Saatbeete gedriickt. Wenn die Samlinge etwa handgroB sind, werden sie umgepflanzt. Zwischen den Pflanzen soUte 

ein Abstand von ca. 1,5 Metern bestehen. In Siidamerika wird das Umpflanzen wahrend der Regenzeit durchgefiihrt. In den 

Anden gibt es groBe Kokapflanzungen und Plantagen, die cocal (Einzahl) oder cocales heiBen. 

Der Strauch stellt an den Boden keine groBen Anforderungen. Er bevorzugt einen lockeren, humusreichen Grund, der oft mit 

Pflanzenkompost gediingt werden sollte. Er gedeiht gut auf Lehmboden, der aus verwittertem Schiefer entstanden ist; Kalkboden 

sind nicht geeignet (BUHLER und BUESS 1958: 3047). Die schattenliebende Pflanze benotigt hohe Luftfeuchtigkeit und 

reichlich Niederschlag (mindestens 2000 mm pro Jahr) und vertragt keinen Frost. 

Wenn die Koka gepflanzt ist, dauert es etwa 18 Monate, bis erstmals Blatter geerntet werden konnen. Ein Strauch ist fiir 20 bis 30 

Jahre ertragreich. Wahrend der Regenzeit konnen die Straucher alle 50 bis 60 Tage abgeerntet werden. Dabei macht es der Pflanze 

nichts aus, wenn fast alle Blatter entfernt werden. In der Trockenzeit kann man nur alle drei oder vier Monate ernten. Wenn Coca 

nicht geerntet wird, wachst der Strauch zu einem richtigen Baum"" heran. Die Blatter solcher Kokabaume haben kaum noch eine 

Wirkung. 

In Amazonien ist der Cocaanbau fast ausschlieBlich Sache der Manner; wahrend der Anbau von Nahrungspflanzen meist den 

Frauen zufallt. Der amazonische Kokastrauch wird auf ca. 1,5 Meter Hohe gestutzt. Diese Biische werden ilyitrrera, »kleine 

V6gel«, genannt. Die Vermehrung der Amazonas-Koka erfolgt ausschlieBlich iiber Stecklinge, da diese Varietat keinen 

fruchtbaren Samen produziert (PLOWMAN 1979b: 46f.). 

Aussehen 

Die meist strauchwiichsige Kokapflanze hat spiralig angeordnete, elliptische Laubblatter, die je nach Unterart unterschiedlich lang 
werden. Die Rinde erscheint bei jiingeren Pflanzen rotlich. 

Charakteristisch sind Schuppenblatter an der Basis junger Zweige, in deren Achseln sich die winzigen, zwittrigen, weiBen Bliiten 
entwickeln. Die Bliiten sind radialsymmetrisch mit zehn am Grunde verwachsenen Staubblattern. Die kleinen, ovalen Friichte 



(Steinfrucht) werden beim Reifen zunachst gelb, dann leuchtend rot. Der Kokastrauch (var. coca) wird meist nur 3 bis 5 Meter 

hoch, kann aber auch hoher werden. 

Die Amazonische Koka (var. ipadii) wird nur etwa 3 Meter hoch und ist an ihren langen und sehr diinnen Asten zu erkennen. Die 

Blatter sind groBer als bei var. coca, etwas runder, elliptisch geformt und laufen nicht spitz zu (PLOWMAN 1979b: 46). In 

Amazonien sind die Kokastraucher oft total mit Flechten bedeckt. 

Der Kokastrauch kann sehr leicht mit anderen Arten der Gattung Erythroxyluni verwechselt werden, da viele ein sehr ahnliches 

Aussehen haben. Am sichersten ist die botanische Bestimmung durch das Kauen der getrockneten Blatter mit einer alkalischen 

Substanz. Wird die Mundschleimhaut betaubt, kann es sich nur um eine der beiden kokainhaltigen Arten (Erythroxyluni 

novogranatense) oder ihre Varietaten handeln. 

Anscheinend werden auch in der wissenschaftlichen Literatur nach wie vor verschiedene Arten der Gattung Erythroxyliim mit E. 

coca verwechselt bzw. unter dieser Spezies subsummiert. Durch die vielen lokalen Varietaten der Kokapflanze ist auch fiir 

Botaniker die Bestimmung nicht immer ganz einfach (PLOWMAN et al. 1978). 

Droge 

Getrocknete Blatter (Cocae folium) 

Die Blatter miissen vor dem Gebrauch getrocknet (gerostet) werden, sonst entfalten sie nicht die gewiinschte Wirkung. Frisch vom 
Busch gepfliickte Blatter kann man leicht rosten oder als Tee zubereiten. Die frisch geernteten Blatter werden so getrocknet, daB 
sie zum einen ihre griine Farbe behalten, zum anderen weich und elastisch bleiben. Das Trocknen kann an der Sonne oder 
kiinstlich geschehen. Wenn die Blatter im Ofen o.a. getrocknet werden, darf die Temperatur 40° C nicht iiberschreiten, da sonst 
der Kokaingehalt abnimmt (SCHRODER 1991: 1 14"). Die getrockneten Blatter haben einen Geschmack, der sehr stark an griinen 
chinesischen Tee (Camellia sinica) erinnert. Die amazonische Ipadu-Coca hingegen hat eine etwas bittere Geschmacksnote 
(KOCH-GRiJNBERG 1921: 175") 

Zubereitung und Dosierung 

Cocablatter konnen gekaut, geraucht/gerauchert und inhaliert oder als Extrakt (Tee, Dekokt, Tinktur usw.) eingenommen werden. 
Am allerhaufigsten ist das Kauen, eigentlich ein Auslutschen der Blatter. Der Cocabissen oder Cocapriem wird in den Anden 
meist acullico genannt. Das Cocakauen heiBt dementsprechend acullicar. Am Anfang der Inkaperiode wurden Cocablatter 
zusammen mit Tabakblattern (siehe Nicotiana tabacum) gekaut. Diese Praktik wurde auch noch zur Kolonialzeit beobachtet, 
scheint heute aber weitgehend verschwunden zu sein. Der Schweizer Naturforscher Johann Jacob von Tschudi (1818-1889), der 
auch als erster den Gebrauch der Engelstrompete (siehe Brugmansia sanguinea) beobachtet und beschrieben hat, hat den andinen 
Cocagebrauch, wie er bis heute unverandert geiibt wird, sehr genau dargestellt: 

»Wenigstens dreimal, in der Regel aber viermal des Tages ruhen die Indianer von der Arbeit aus, um ihre Coca zu kauen. Zu 
diesem Zwecke nehmen sie die einzelnen Blatter sorgfaltig aus dem Huallgui (Beutel), losen die Rippen heraus, stecken das 
geteilte Blatt in den Mund und zerbeiBen es, womit sie so lange fortfahren, bis sich unter den Mahlzahnen eine ordentliche Kugel 
geballt hat, dann stecken sie ein diinnes befeuchtetes Holzchen in gebrannten Kalk und stechen es mit dem daran klebenden 
Pulver in den Cocaballen im Munde; dies wiederholen sie ein paar Mai, bis er die richtige Wiirze hat; den reichlich sich 
entwickelnden Speichel, der sich mit dem griinen Safte der Blatter mischt, spucken sie nur teilweise aus, der meiste wird 
verschluckt. Wenn der Ballen nicht mehr hinreichenden Saft liefert, werfen sie ihn weg und legen einen neuen an. Ich habe ofter 
gesehen, wie der Vater die fast saftlose Kugel seinem kleinen Knaben reichte, der sie gierig in den Mund nahm und noch lange 
daran herumkaute.« (zit. nach BUHL und BUESS 1958: 3052f.) 

Die Cocablatter miissen mit einer alkalischen Substanz vermischt werden (sogenanntes »SiiBen« des Cocabissens), damit das 
Kokain frei wird und iiber die Mundschleimhaut aufgenommen werden kann (CRUZ SANCHEZ und GUILLEN 1948, RIVIER 
1981, WIEDEMANN 1979: 280). In Siidamerika werden hierfiir entweder Pflanzenaschen oder gebrannter/geloschter Kalk 
unterschiedlicher Herkunft verwendet (GANTZER et al. 1975: 10). 

Im Andengebiet wird Coca mit der sogenannten llipta (Quechua), Abreibungen von einem Aschekuchen, gekaut. Llipta - auch 
chile, Ihicta, Uinta, Iliptti, tocra genannt - wird aus den Aschen verschiedener Pflanzen hergestellt (siehe Tabelle Seite 247f.). Die 
Asche entsteht nicht durch Verbrennen, sondern durch starkes Rosten. Dazu werden die entsprechenden Pflanzenteile in einen 
Topf aus Metall oder Keramik gelegt. Der wird so lange iiber das Feuer gehalten, bis die Pflanzenteile zu einem ascheahnlichen 
Pulver zerfallen. Die Aschen werden dann mit Limonensaft, kochendem Wasser, Chicha (Maisbier), Zuckerrohrschnaps 
(Alkohol), gesiiBtem Tee (Camellia sinensis. Ilex paraguariensis), Salzwasser oder sogar Urin befeuchtet und mit einer 
Tragersubstanz, z.B. Kartoffelmehl oder Starke, zu groBen Scheiben, zu kleinen Pyramiden, zu Schlangen o.a. geknetet und einen 
Tag an der Luft getrocknet (BUHLER und BUESS 1958: 3054, FRANQUEMONT et al. 1990: 66f.*). Dabei wird die llipta hart 
wie ein Stein. Davon wird ein Stiick abgebrochen und in den Cocapriem gelegt. 

In Bolivien und Nordwestargentinien werden heutzutage Cocablatter mit Natriumbikarbonat (bicarboriato de sodio, bica, yiispe), 
das in Plastiktiiten zu 20 g gehandelt wird, ausgekaut. Die Mataco (Wichi »Menschen des Ortes«) kauen Coca im andinen Stil, 
allerdings »essen« sie die Blatter mit Stumpf und Stiel. Sie stopfen sich den Mund so voll, daB sie eine riesige Beule im Gesicht 
haben. Die llipta (Natriumbikarbonat) wird einfach in den offenen Mund geworfen. 

Dem Cocabissen werden verschiedene Substanzen zugefiigt, um seine psychoaktive oder medizinische Wirkung zu modifizieren 
oder zu spezifizieren. Im Dreilandereck Bolivien, Argentinien, Chile werden die Cocabissen mit der Asche von Bliiten und 
Friichten (ohne Samen) eines groBen Stangenkaktus (Trichocereics pasacana), der oft mit dem San-Pedro-Kaktus (vgl. 
Trichocereus pachanoi) verwechselt wird, versetzt und gekaut (miindliche Mitteilung von CM. Torres). Moglicherweise 
verandert dessen (Haupt-) Alkaloid Candecin'" die Wirkung der Coca. Die argentinischen Mataco gewannen ihre yista (= llipta) 



aus der Asche des Kaktusfleisches einer Trichocereus-Art (tso'nahlak). Dadurch soil die Coca starker gewirkt haben (vgl. 

Trichocereus spp.). 

Es gibt auch eine Reihe von Substanzen, die dem Cocabissen zum Aromatisieren und zur geschmacklichen Verbesserung 

zugesetzt werden. 

Die vorher gerosteten und dadurch ungiftig gemachten Blatter der in Nordperu misquina genannten Paternostererbse (Abrus 

precatorius L.; vgl. Rhynchosia pyramidalis) verleihen dem Cocabissen einen lakritzartigen Geschmack. Auch die Blatter der in 

Siidpem pampa anis (»Steppenanis«) genannten Tagetes pusilla H.B.K.'l' (vgl. Tagetes spp.) geben dem Cocabissen einen 

aromatischen Geschmack (PLOWMAN 1980: 254). 

Die peruanischen Campaindianer versetzen ihre Coca gerne mit der Rinde der auch als Heilpflanze verwendeten Chamairo-Liane 

[Mussatia hyacinthlna (STANDL.) SANDW.; Bignoniaceae]. Diese Praktik ist auch in anderen Gebieten Perus anzutreffen, denn 

die Rinde wird fiir genau diesen Zweck auf den Markten verkauft (PLOWMAN 1980: 255f.). 

Die amazonische Zubereitung ist ganz anders als die andine. Sie ist bis auf eine Ausnahme bei alien Stammen gleich. Die Blatter 

der amazonischen Kokaart (E. coca var. ipadli) werden taglich frisch vom Strauch gepfliickt und sofort auf einem Cassava- 

Backblech gerostet. Das Rosten muB behutsam und vorsichtig geschehen, damit die Blatter nicht verkohlen. Die gerosteten Blatter 

werden dann von Mannern in groBen Morsern aus ausgehohlten Stammen von Hartholzbaumen der Gattung Tabebuia, aus 

Mahagoni [Swietenia ntahagoni (L.) JACQ. ] oder Chontaduropalmen (Gitilielrria speciosa MARTIUS) zerstampft. Wahrend des 

Zerstampfens werden Blatter anderer Pflanzen auf einem Holzkohlenfeuer verascht. Die graue Asche wird mit dem griinen 

Cocapulver zu etwa gleichen Teilen vermischt und ist dann fertig fiir den Konsum. Meist wird ein Loffel voll auf einmal in den 

Mund genommen, sorgfaltig durchgespeichelt und anschlieBend mit der Zunge zwischen Zahne und Backe gebracht. Dort lost 

sich das Gemisch langsam iiber etwa 30 bis 45 Minuten auf und wird nach und nach heruntergeschluckt. 

In Amazonien ist der bei weitem beliebteste alkalische Zusatz zur Coca die Asche aus den groBen, frischen Blattern des petiry; 

gora-nti, guarunio oder setico genannten Baumes Cecropia sciadophylla (SCHULTES und RAFF AUF 1990: 3130. Es werden 

dafiir aber auch andere Arten der Gattung Cecropia sowie von Pourourna cecropiaefolia genutzt (PLOWMAN 1979b: 47). 

Gelegentlich kommen auch andere Pflanzensubstanzen zur Anwendung. Die Witoto geben manchmal etwas pulverisierte Wurzel 

von Chelonanthits alatus in das Coca-Asche-Gemisch, um ihm einen »bitteren Geschmack« zu verleihen (SCHULTES 1980: 57), 

oder mischen es mit den pulverisierten, getrockneten Blattern von Tachia guiariesis AUBLET (Gentianaceae), um den 

Geschmack zu verbessern (SCHULTES und RAFFAUF 1986: 276'0. 

Eine besondere Zubereitungsform ist bei einer kleinen Gruppe der Tanimuka (am Rio Apaporis, Kolumbien) entdeckt worden. 

Die Asche aus den Cecropiablattern wird mit Raucherwerk aromatisiert. Dazu wird das durch Einschnitte in der Rinde gezapfte 

und 3 bis 4 Monate abgelagerte Harz von Protium heptaphyllum MARCH genutzt. Das Harz ;;, in Amazonien unter den Namen o- 

nio-tci, hee-ta-rrta-kci, brea, pergamin, tacamahaca oder breuzinho bekannt, wird in kleine Klumpen gebrochen und in einem 

halbtrockenen Blatt von Ischnosiphon sp. zu einer Art Zigarette gerollt. Die mit der Cocabereitung beschaftigten Manner nehmen 

diese »Zigarette« in den Mund, entziinden sie, aber inhalieren nicht. Sie pusten die Luft durch die harzgefiillte Rohre, so daB am 

anderen Ende der aromatische Rauch herausstromt. Wenn die »Zigarette« gut brennt, stecken sie die Spitze fiir ein paar Minuten 

in die Asche und berauchern sie. Das Aroma wird von der Pflanzenasche sehr gut absorbiert und verleiht der fertigen Coca-Asche- 

Mischung ein harziges, weihrauchartiges Aroma (SCHULTES 1957, SCHULTES und RAFFAUF 1990: 117*, USCATEGUI M. 

7959; 297 ). 

Die Makiiindianer benutzen ihre Coca (ipadit, bold) anders als alle anderen Amazonasstamme. Die Blatter werden gerostet, mit 

der Asche aus frischen, griinen Bananenblattern (Musa sp.) vermischt und rituell fein pulverisiert. Dieses Pulver wird dann mit 

Mehl (Cassava, Farinha, Tapioca) zu Broten geknetet. Sie werden )eden Abend frisch bereitet, gelten als Nahrung und werden 

nicht gekaut, sondern richtig gegessen (PRANCE 1972x: 19*). 

Coca-Asche-Pulver wird in manchen Gebieten Kolumbiens auch geschnupft (vgl. Schnupfpulver), allerdings ist dieser Gebrauch 

nur sehr diirftig bezeugt (SCHULTES 1980: 53). 

Coca ist mit fast alien anderen psychoaktiven Substanzen kombinierbar. Manchmal fordert Coca sogar die Wirkung einer anderen 

Substanz, z.B. Anadenanthera colubrina. Cocablatter eignen sich als stimulierender Zusatz zu Raucherwerk und 

Rauchmischungen, besonders gut lassen sie sich mit Cannabis sativa rauchen. 

Wenn man Coca kaut, sollte man unbedingt vermeiden. Mate (Ilex paraguariensis) zu trinken; nicht, well beide Substanzen eine 

negative Synergic ergeben, sondern well man durch die betaubte Mundschleimhaut kein Gespiir mehr fiir die Hitze des Mate hat 

und sich leicht - ohne es zu merken - stark verbriihen kann. Bei chronischem Cocakauen kommt es gelegentlich zu leichten 

Entziindungen der Schleimhaut. Gegen solche Veratzungen der Mundschleimhaut wird ein Tee aus Fagainea macrophylla 

SPRUCE ex BENTH. (Blatter, Rinde) getrunken (SCHULTES 1980: 57). 

Als iibliche Dosierung fiir einen medizinisch wirksamen Tee werden 5 g der getrockneten Cocablatter pro Gabe genannt 

(MORTON 1977: 1800. Beim Kauen werden aber wesentlich groBere Mengen konsumiert. Bei einem durchschnittlichen 

Gebrauch von 60 g guter Blatter pro Tag kann man davon ausgehen, daB 100 bis 200 Milligramm Kokain aufgenommen werden. 

In Amazonien gibt es Stamme (z.B. die Yukuna), bei denen es nicht ungewohnlich ist. Manner zu sehen, die pro Tag bis zu einem 

Pfund Coca-Asche-Pulver konsumieren (SCHULTES 1980: 51). Beim Rauchen haben bereits kleine Mengen (ab 0,1 g) der 

gerosteten Blatter stimulierende Wirkung. Die Omagua rauchen die Blatter gleichzeitig zun7 Kauen (BUHLER und BuESS 1958: 

3054). 

Rituelle Verwendung 

Die rituellen Verwendungen der Coca sind sehr vielseitig. Die Blatter sind Teil von Opferhandlungen, Orakeln, sozialintegrativen 
Umgangsformen, schamanischen Heilungen, Initiationen und Stammesfesten. Die rituelle Cocaverwendung muB so alt sein wie 
der Gebrauch der Blatter iiberhaupt, also mindestens 5000 Jahre. Leider ist iiber den vorspanischen Gebrauch nur wenig bekannt. 



Aus den Grabbeifunden geht deutlich hervor, daB den Toten Coca auf ihre Reise in die andere Welt mitgegeben wurde. Auch 

deutet die Darstellung des Cocakauens auf prakolumbianischien Artefakten einen sehr alten, rituellen Gebrauch an. 

Die etiinoiiistorisdien Zeugnisse aus der Kolonialzeit sind ehier diirftig und natiirlich durch die »Teufelsbrille« der katholisciien 

Spanier gefiltert. Jose de Acosta schrieb in The Naturall and Moral Historic of the West Indies (ca. 1570) erstaunlich 

vorurteilsfrei: 

»Die Ingua [= Inka] beniitzten Coca als ein delikates und konigliches Ding, das sie in ihiren Opfern am meisten darbrachten, indem 

sie es zu Ehren ihrer Cotter verbrannten.« 

Die Bedeutung der Coca im Inkareich laBt sich wie folgt zusammenfassen: 

»Im alten Peru, wo die Koka als Ceschenk der Cotter der Sonne geweiht war, gab es kaum eine Zeremonie, bei der die Droge 

nicht benotigt worden ware. Bei groBen Festlichkeiten raucherte man mit Kokablattern, und die mit Koka bekranzten Priester 

weissagten aus dem Rauch. Nur mit einem Kokabissen im Munde wagte man es, sich an die Cottheiten zu wenden, und den 

Priestern brachte man unter anderem Koka als Ceschenk dar. Von besonderer Wichtigkeit war das Kokaopfer.« (BUHLER und 

BUESS 1958:3061) 

Additive zum Cocal«auen 

(Nach ALDUNATE et al. 1981*, FERNANDEz DISTEL 1984, PLOWMAN 1980, FRANCE 1972a und 
1972b*, SCHULTES 1957, 1980 und 1983b*, SCHULTES und RAFFAUF 1986* und 1990*, WIEDE 
MANN 1979; modifiziert und erganzt) 



Name Teil Benutzte Form 

Pflanzen 

Abrus precatorius L. getrocknete Blatter Pulver 

Amaranthus sp. (aiaco, aromo) Kraut ohne Wurzel Asche 

Aristeguietia (Eupatorium) discolor Kraut Asche 

(DC.) KINC et ROBINSON (isphinhuy) 
Astrocaryum munbaca MART. (rui-re-go-Palme) Blatter Asche 

Baccharis tricuneata (L. f.) FERS. (tayanqa) Kraut Aroma 
Brugmansia spp. frische Blatter Blattstiicke 
Cactaceae (k'achilana) Kaktusfleisch Asche 
Capsicum spp. Frucht Chilipulver 

Cecropia spp. (yarumo-Baume)134 frische Blatter Asche 
Cecropia ficifolia WARBURC ('wa-fco'-fco-taj Blatter Asche 

Cecropia palmata WILLD. Blatter Asche 
Cecropia peltata L. Blatter Asche 

Cecropia sciadophylla MARTIUS Blatter Asche 

(guarumo, setico) 
Chelonanthus alatus (WILLD.) PULLE Wurzel Pulver 
Chenopodium ambrosioides L. ganze Pflanze Asche 

Chenopodium hircinum SCHRAD. Kraut Asche 

(yuyo, quinoa, ch'api) 
Chenopodium pallidicaule AELL. ganze Pflanze Asche 
Chenopodium quinoa WILLD. ganze Pflanze Asche 

Chenopodium i'pp. (ajarilla, illincoma) Kraut ohne Wurzel 

Cortaderia atacamensis (PHIL.) PILC. (cortadera) Bliiten Asche 
Costus amazonicus (LoEs.) MACBR. (na'-ka) Blatter Asche 

Costus erythrocoryne K. SCHUM. Blatter Asche 
Diplotropis martiusii BENTH. (ko-ma'-ma) Blatter Asche 
Distictella/?M/verM/enta ^ANDW. Blatter Asche 

(»Liane fiir Cocaasche«) 
Eupatorium sp. (suytu suytu) Kraut Aroma 

Helianthus annuus L. (Sonnenblume) Bliitenblatter Asche 

Heliconia sp. Wurzel Asche 

Ipomoea batatas (L.) LAM. (Siisskartoffel) Rhizom Mehl 
Iriartea exorrhiza MARTIUS (Paxiiiba-Palme) Blatter Asche 

Musa X paradisiacum L. (Banane) Wurzel Asche 
Musa sapientum L. Bananenblatter Asche 

Musa spp. Blatter Asche 

Mussatia hyacinthina (STANDL.) SANDW. Rinde Rindenstiicke 

(chamairo)13s 
Nicotiana tabacum (Tabak) Blatter Paste, Pulver 

Octea opifera MARTIUS Friichte Asche 136, Pulver 
Octea simulans C.K. ALLEN Blatter Asche 

Palmen, diverse Blatter Asche 



Asche 



Flumbago coerulea H.B.KXasulnuqchu) Kraut Asche 
Portulacca oleracea L. (verdolaga) Kraut ohne Wurzel 
VourourasLcecropiaefoUa MhWI. Blatter Asche 

(curiira, uva de monte) 
Protium heptaphyllum MARCHAL (breuzinho) Harz 

Puya weberbaueri MEz (taynu) Bliiten, getrocknet 
Schinus mofle L. Friichte Roter-Pfeffer-Pulver 
Senecio sp. (chula-chula) Blatter Blattstiicke 
/zn/fl«Mm to/7!>o HUMB. et BONPL. Samen Pulver 

Solanum tuberosum L. (Kartoffel) Knolle Kartoffelmehl 
Stylogyne amplifolia MACBRIDE Blatter Asche (?) 
Styrax anthelmintic um SCHULTES Rinde Asche 
Styrax spec. nov. Rinde Asche 

Suaeda aff. divaricata MoQ. (jume) Kraut ohne Wurzel Asche 

Name Teil Benutzte Form 

Tachia guianesis AuBL. Blatter Pulver 

Tachigalia cavipes (SPRUCE eX BENTH.) MACBRIDE Rinde 



Asche 



Rauch(» incensed coca«) 
Asche 



Pulver 



Tachigalia paniculata AUBL. 

var. comosa DWYER 
Theobroma cacao L. Friichte Asche 

Trichocereus pasacana (WEBE.) BRITT. et ROSE 
ohne Samen Asche 

Trichocereus sp. Frucht Asche 

Vemonia sp. Stengel Asche 

Viciafaba L. Wurzel Asche 

Vochysia ferruginea MARTIUS 
Zea mays L. Maisgriffel 

Stengel, Kolben 
Tiere 

Knochen, diverser Herkunft 
Mollusken (Auswahl): 
Melongena melongena L. 
Venus spp. Schale 

Strombus spp. Schale 

Strombus gigas L. 
Strombus raninus GMELIN 
Strombus gallus L. 
Strombus pugilis L. 
Mineralien 
Kalkstein (mombi) 

geloschter Kalk 
S talaktiten/S talagmiten 



Blatter Asche 117 



Bliiten, Friichte 



Blatter Pulverl;8 



Asche 



Asche 
Schale 



gebrannter Kalk 



gebrannter Kalk 
gebrannter Kalk 



gebrannter Kalk/ 



Ton 

Erde 

Anderes 

Backpulver 

Natriumbikarbonat (bica) 

Zuckermolasse 

Maniokmehl (farina) 



gebrannter Kalk 
getrocknet oder gebrannt 
kalkhaltig 



Saccharose 

Stiirke 



Cocablatter sind in den Anden nach wie vor eine der wichtigsten rituellen Opfergaben. Auf den hochsten Punkten eines Passes 
befindet sich ein apacheta genannter Opferhaufen. Es ist meist ein Haufen aus handgroBen Steinen, auf den Cocablatter als 
»Bezahlung« fiir eine sichere PaBiiberquerung gestreut werden. Auch durchgekaute Cocabissen sowie Flaschen mit Bier, 
aguardiente oder reinem Alkohol werden dort abgestellt. Die Cocablatter sind ein Geschenk an die Muttergottin Pachamama. Das 
Opfern von Cocablattern an heiligen Orten vermittelt den andinen Indianern eine tiefe Verbundenheit mit ihrer Lebenswelt 
(ALLEN 1988: 130). Das Opfern hat zudem eine medizinische Bedeutung: 

»Coca wird, zusammen mit anderen aromatischen Pflanzen, entweder verbrannt und als Rauchopfer dargebracht oder in Form von 
besonders schon gewachsenen Blattern im Naturzustand geopfert. Die einfachste Opfergabe besteht aus sechs schon geformten 
Cocablattern, iiber die etwas Schnaps und Lamafett getraufelt werden. Fiir umfangreichere Opfer werden 

einhundertvierundvierzig aita (jeweils sechs Cocablatter) in Zwolferreihen dargebracht. Dies tut der citrandero - Medizinmann -, 
wenn er seine Krankenmesse zelebriert. Als Opfergaben verlangt er von den Angehorigen des Kranken aromatische Krauter, 
Lamafett, Muscheln, einen Rosenkranz, SiiBigkeiten und ein gewebtes Tuch mit Cocablattern (inkuna). Zu Beginn, wahrend der 
„siiBen" Messe, werden die SiiBigkeiten geopfert. Es folgt die „Apostelmesse", die wegen der dargebrachten zwolf Reihen von 



Cocablattern so genannt wird. Dann erst stellt der Heilkundige die Diagnose, und schlieBlich verbrennt er die Opfergaben, um die 

Gotter versohnlich zu stimmen.« (WIEDEMANN 1992: 7) 

Coca ist den Indianern heilig, weil sie die Verbindung zwischen Mensch und Gottheit ermoglicht (ALLEN 1988: 132, LLOYD 

und LLOYD 1911), aber auch den Kontakt zwischen den Menschen, z.B. als Liebeszauber und Aphrodisiakum"9 (MORTIMER 

1974: 429), vertieft. 

Bei alien Zusammentreffen andiner Indianer wird Coca angeboten, ausgetauscht und gemeinsam gekaut. Man ladt sich gegenseitig 

zum Cocakauen ein, um dadurch einen sozialen Austausch herbeizufiihren. Das Prinzip ist iiberall dasselbe, die tasachliche 

Ausfiihrung variiert allerdings von Gebiet zu Gebiet (ALLEN 1988: 126f£). Bevor man die Blatter zum Einspeicheln in den Mund 

steckt, werden drei Stiick wie ein Facher zusammengelegt und vor die Stirn gehalten. Man dreht sich zu dem hochsten der 

nachstgelegenen Berge und weiht die Blatter mit den Worten poporo apli. 

Im Andenraum sind Cocablatter bei magischreligiosen Heilritualen absolut unverzichtbar. Viele Krankheiten haben ihre Ursache 

in der Geisterwelt: piiquio, eine Schlaflosigkeit, die einen iiberfallt, wenn man den heiligen Quellen keinen Respekt erwiesen hat; 

huari, eine Krankheit, die von den Geistern, die in den alten Ruinen hausen, erzeugt wird; japipo, eine Krankheit die durch 

Geister bewirkt wird, die Telle der Seele rauben; tinco oder tasko entsteht, wenn man einer aggressiven Seele begegnet; slisto, der 

»Schrecken«, der durch eine starke emotionale Belastung ausgelost wird, ist ebenfalls eine ernste Krankheit. Um diese 

eigentiimlichen Krankheiten, die nicht in das westliche Bild von symptomorientierter Diagnose passen, heilen zu konnen, muB der 

traditionelle Heiler die Orte, an denen die Geister leben oder an denen eine Begegnung mit ihnen stattgefunden hat, ausfindig 

machen und aufsuchen. Hat er den richtigen Ort gefunden, opfert er den entsprechenden Geistwesen so lange und so viele 

Cocablatter, bis sie sich schlieBlich bitten lassen, die Krankheit von seinem Patienten zu nehmen (HOFFMANN et al. 1992: 75*). 

Die Cocablatter werden von darauf spezialisierten Wahrsagern auch zum Orakelwerfen (coca qbaway) benutzt. Sie werden von 

Hilfesuchenden bei Krankheiten und Problemen aller Art konsultiert (ALLEN 1988: 133jf., FRANQUEMONT et al. 1990: 67, 

QUIT ADA JARA 1982: 39ff.). Das immer noch praktizierte Cocaorakel ist uralt: 

»Das heutige Orakelwesen mit Koka-Blattern erscheint nur als matter Abglanz der zur Inkazeit beriihmten Staatsorakel wie 

Pachacama („Herr der Erde") in der Nahe von Lima. Dort im Lurin-Tal liegt eines der altesten Kultzentren Siidamerikas, dessen 

Besiedlung vor 10000 Jahren begann. Pilger kamen aus den Urwaldgebieten und selbst von Mittelamerika, um nach langerer 

Fastenzeit den Spruch des Orakels zu h6ren.« (ANDRITZKY 7987; 52) 

Der Cocawahrsager hat durch seine Kunst eine wesentliche Funktion in der Strukturierung der Gemeinschaft (ALLEN 1988: 

133ff.) und dadurch eine groBe soziale Verantwortung. Die Ausbildung zum Cocawahrsager dauert lange und erfordert zusatzlich 

ein starkes Einfiihlungsvermogen in seine Klienten. Das Ritual muB genau durchgefiihrt werden, da die Klienten sonst miBtrauisch 

werden konnten: 

»Das geistige Prinzip der Koka-Blatter, die „Koka-Mama", gewinnt zusammen mit den „wamanis" [lokalen Berggeistern] durch 

die rituellen Akte des Orakels eine neue Qualitat: Aufgrund seiner medialen Fahigkeiten und in einem Zustand veranderten 

BewuBtseins tritt der Wahrsager in eine Zwiesprache mit diesen geistigen Machten. Er hat die RoUe des Interpreten, der die 

Struktur der Koka-Blatter und ihr Muster auf dem Orakeltuch nach bestimmten Regeln auslegt. (...) Da viele Koka-Wahrsager 

auch Heiler sind, spielt die Diagnose durch Koka-Blatter eine wichtige Rolle.« (ANDRITZKY 1987: 52) 

Manchmal werden auBer den Blattern auch noch andere Objekte geworfen und »gelesen«, z.B. Mutterkorner (vgl. Claviceps 

purpurea). 

Peruanische Schamanen inhalieren groBe Mengen Cocarauch, um in Ekstase zu verfallen und in die jenseitige Weltreisen zu 

konnen. Dabei iiberschreiten sie eine »Brucke aus Cocarauch« und betreten eine andere Wirklichkeit, das schamanische 

Universum, in dem sie heilen konnen (MARTIN 1969). 

Die meisten Stamme des Amazonasbeckens benutzen Coca als Stimulans und GenuBmittel und kauen es praktisch taglich. Der 

Ipadiistrauch ist neben dem Grundnahrungsmittel Maniok (Manihot escidenta) das wichtigste Kultigen, hat aber auch rituelle 

Bedeutung. Die Tukanoindianer glauben, daB die erste Kokapflanze aus dem Fingerglied einer Tochter des Herrn der Tiere 

entstanden ist. Da die Banisteriopsis-caapi-Liane aus dem Fingerglied einer anderen Tochter des Herrn der Tiere entsprang, 

gelten Ayahuasca und Coca als »Geschwister« (SCHULTES und RAFFAUF 1990: 167 ). Beim Tukanostamm der Yebamasa hat 

Ipadii zugleich eine rituelle und hedonistische Bedeutung: 

»Jeder erwachsene Mann verwendet taglich etwa drei Stunden auf die Herstellung von Kokapulver aus gerosteten Blattern des 

Kokastrauches. Dieses Pulver konsumieren die Manner tagsiiber praktisch unablassig. Es macht sie korperlich leistungsfahiger, 

verhindert Ermiidung und betaubt das Hungergefuhl. Aber nicht deswegen allein essen es die Yebamasa. Mit dem Koka nehmen 

sie zugleich die ihm innewohnende magische Kraft auf, die sich vitalisierend und damit schiitzend auf ihren Korper und Geist 

auswirkt. Daneben hat das Kokapulver eine wichtige soziale Funktion: das gegenseitige Anbieten von Kokapulver ist eine 

Kontakt- und Freundschaftsgeste.« (DELTGEN 1979: 23*) 

Artefakte 

Es gibt viele Artefakte, die mit dem Kokastrauch in Verbindung stehen. Zum einen die Paraphernalia zum Gebrauch der Blatter, 
dazu die Darstellungen der Pflanze bzw. der in ihr wohnenden Gottin und schlieBlich viele kulturelle Produkte, die durch die 
stimulierende Wirkung inspiriert wurden. 

Sowohl die andinen als auch die amazonischen Indianer stellen besondere Behaltnisse zum Aufbewahren und Transportieren 
(Mitfiihren) der Blatter her. In den Anden werden Cocataschen (chtcspa, pisca, niochila, guambis) zum Aufbewahren benutzt. 
ijber die Jahrhunderte oder Jahrtausende hat sich eine hohe Kunst in der Fertigung solcher Cocataschen entwickelt. Die gewebten 
Taschen sind meist mit abstrakten Mustern und Bildern symbolisch bedeutsamer Tiere und Gottheiten verziert. So wird der 
hochste Gott Viracocha (andere Schreibweisen: Huiracocha, Virakocha; wortl. »Vater der Sonne«) durch eine kleine Ente 
dargestellt (WIEDEMANN 1992: 17). 



In Amazonien werden zum Aufbewahren des Coca-Asche-Pulvers hauptsachlich Cocaflaschen (cuya) aus jicaras (Fruchtschalen 
des Baumkiirbisses oder Kalebassenbaumes, Crescentia ciijete L.) oder Cocabeutel (tuttiri) aus Rindenpapier von Ficus sp. oder 
Eschweilera sp. benutzt. Die Kalkbehalter (checo, iscupitru, calero monibero) werden meist aus einer kleineren Kalebasse 
gefertigt. Die amazonischen Cocaloffel wurden friiher hauptsachlich aus jaguarknochen hergestellt (SCHULTES 1980: 51). Heute 
werden auch westliche Loffel benutzt. 

In Europa hat Coca viele Dichter, Schriftsteller und Kiinstler beeinfluBt oder inspiriert. Das vermutlich erste europaische Gedicht - 
ein Hymnus -, in dem die Coca gewiirdigt wird, stammt von dem englischen Arzt und Diplomaten Abraham Cowley (1618-1667). 
Vor allem der Vin Mariani, der kraftige Cocawein, hat die Kiinstler, Intellektuellen und Politiker des ausgehenden 19. 
Jahrhunderts angetrieben und bei ihrer kreativen Arbeit inspiriert und unterstiitzt. Die Schriftsteller Alexandre Dumas, Henrik 
Ibsen, Octave Mirbeau, SuUy-Prudhomme und vor allem Jules Verne und H. G. Wells haben vom Mariani-Wein »gelebt« und 
unter seinem EinfluB ihre besten Werke geschrieben. Die franzosischen Komponisten Charles Gounod (1818-1893) und Jules 
Massenet (1842-1912) sprachen dem »wunderbaren Cocawein« eifrig zu und lobten dessen »segensreichen Sch6pfer« . 
Kokain wird in der modernen Musik sehr oft besungen, die Coca selbst nur sehr selten. Merrell Fankhauser hat der Pflanze eine 
Hymne (»Treasure of the Inca«) auf seiner CD Jungle Lo Lo Band (Legend Music LM 9015, 1994) geweiht. 

Medizinische Anwendung 

Es ist sicher, daB Cocablatter bereits in vorspanischer Zeit eine wichtige Arznei darstellten. Aufgrund der schlechten Quellenlage 

lassen sich leider keine spezifischen Anwendungen ausmachen. Zur Verwendung in der prakolumbianischen Trepanation siehe 

unter Erythroxylum novogranatense. 

Der heutige volksmedizinische Gebrauch ist derart vielfaltig, daB man die Coca das »Aspirin der Anden« genannt hat. Coca wird 

bei Schmerzen aller Art, bei Neuralgien, Rheuma, Erkaltungen, Grippe, Verdauungsstorungen, Verstopfung, Koliken, 

verdorbenem Magen, Hohenkrankheit, Ermiidung, Schwachezustanden und zur Erleichterung der Geburt verwendet (QUIJADA 

JARA 1982: 35ff.). Bei Bronchitis, Asthma und Husten werden die Cocablatter gerauchert oder geraucht (MORTON 1977: 180*). 

Sogar in Deutschland wurde im 19. Jahrhundert in der volksnahen Encyclopddie der medizinisch-pharmazeutischen Naturalien- 

und Rohwarenkunde von Eduard Martiny (1854) der Gebrauch von Cocarauch bei Asthma angegeben. In England wurden 

Cocablatter anscheinend oft zu diesem Zweck geraucht, denn sie wurden dort unter dem Namen Peruvian tobacco, »Peruanischer 

Tabak«, eingefiihrt! 

Der aufgebriihte Cocatee (fiiate de coca) wird bei Diabetes und zur Appetithemmung bei iibergewicht empfohlen, als 

Magentonikum und Verdauungshilfe, bei Durchfallen, bei Erschopfungszustanden und vor allem gegen die Hohen- und 

Reisekrankheit. Der Tee ist sowohl vorbeugend als auch therapeutisch bei der auf dem Altiplano, dem andinen Hochplateau, 

haufigen soroche oder la puna genannten Hohenkrankheit wirksam (und wird vor allem von Europaern gerne benutzt) (S ARP A 

und AIMI 1985, SCHNEIDER 1993: 19*). 

In Peru wird bei Magenschmerzen und anderen UnpaBlichkeiten ein Tee aus Cocablattern und cedron [Lippia cl tridoria (ORT. 

ex PERS.) H.B.K. _Aloysia triphylla (L'HERIT.) BRITT.; vgl. Marari] getrunken. 

In Bolivien wird ein jarabe de coca genannter Extrakt aus E. coca var. coca produziert, der laut Beipackzettel die physische 

Schonheit, die sexuelle Funktion, die Verdauung und die geistige Tatigkeit verbessern, den Appetit und Blutkreislauf anregen, die 

Knochen starken und die Lebertatigkeit fordern soil. 

Gegen Rheumatismus wird von den andinen Callawaya-Wanderheilern eine Mischung aus Cocablattern und anderen Krautern 

(siehe Cytisus spp., Mikania cordata) benutzt (BASTZEN 1987: IJl'O. 

Der Gebrauch von Coca als Dopingmittel -heute benutzen Show-Sportier (FuBballer, Baseballstars usw.) zu diesem Zweck das 

reine Kokain geht auf die laufenden Boten der Inkazeit zuriick. Diese »Postlaufer« legten im Hochgebirge gewaltige Distanzen 

zuriick, um die in Fadenschniire geknoteten Botschaften im Inkaimperium zu verteilen. Ohne Coca ware dieser vorspanische » 

Postdienst« sicherlich zusammengebrochen. 

Die Kofan kauen ihre Coca nicht (oder nur selten) als GenuBmittel; sie kultivieren den Strauch lediglich fiir medizinische Zwecke. 

Sie und andere Stamme des Amazonasbeckens trinken einen Tee aus den Ipadiiblattern gegen Schmerzen in der Herzgegend. Im 

kolumbianischen Vaupesgebiet wird aus den Blattern der Coca und der Vochysia laxiflorn STAFLEU ein Tee gekocht, der bei 

totalem Harnverhalt eingenommen wird (SCHULTES 1977b: 1 17* und 1980: 57). 

In der europaischen Medizin haben die einstmals offizinellen Cocablatter keine Verwendung mehr. Nur in der Homoopathie wird 

noch das durch Mazeration der frischen oder getrockneten Blatter hergestellte Mittel Erythroxylon coca hom. HPUS88 verwendet 

(LINDEQUIST 1993: 96). 

Inhaltsstoffe 

Die Cocablatter haben je nach Herkunft einen Alkaloidgehalt von 0,5 bis 2,5%. Die Hauptalkaloide sind Kokain und Cuscohygrin 
(= Cuskohygrin). Zu den wichtigsten Nebenalkaloiden gehoren Cinnamoylcocain, a-Truxillin, B-Truxillin. Am meisten Kokain 
enthalten die peruanischen und bolivianischen Cocablatter, ca. 75'% des Gesamtalkaloidgehalts (MORTON 1977: 1780. Sie 
konnen im getrockneten Zustand bis zu 20/o Kokain enthalten! 

AuBerdem besitzen vor allem die frischen Blatter ein atherisches Ol, daneben Flavonoide (Rutin, Quercitrin, Iso-quercitrin), 
Gerbstoffe, Vitamine (A, B, C), EiweiB, Fett und reichlich Mineralstoffe, besonders Kalzium und Eisen. Ca. 100 g Cocablatter 
liefern die empfohlene Tagesdosis an alien wichtigen Mineralstoffen und Vitaminen (DUKE et al. 1975). Die frischen, aber auch 
die getrockneten Blatter haben einen hohen Nahrwert (305 Kalorien pro 100 g) - deshalb gilt Coca bei den Indianern als 
Nahrungsmittel. 



Das nach Gras duftende atherische Ol von E. cocn var. cocn besteht aus ca. 38% a-Dihydrobenzaldehyd, 16,1 % cis-3-Hexen- 1 - 
ol, 13,6% Methylsalicylat, 10,4% trans-2-Hexanal, etwas N-Methylpyrrol, 1-Hexanol, NN-Dimethylbenzylamm'4" und einigen 
bisher nicht identifizierten Substanzen (NOVAK und SALEMINK 1987). 

In den Slattern und in der Rinde kommen die Tropanalkaloide Cuskohygrin und Hygrin vor. Die Samen und die Rinde enthalten 
ebenfalls etwas Kokain (BUHLER und BUESS 1958: 3046, MORTON 1977: 178*). 

Wirkung 

Die Indianer klassifizieren Coca als Nahrungsmittel und betonen den nahrenden Wert der Blatter (HANNA 1974). Die andinen 
Indianer sagen, daB die Coca, wenn sie richtig und respektvoU gekaut wird, Trauer und Schmerzen aufsauge und den Kauenden 
wie eine Mutter behiite (ALLEN 1988: 135). Das Kauen von Coca hat eine regulierende Wirkung auf den Blutzuckerspiegel. 
Offensichtlich steigt beim Cocakauen ein zu niedriger Blutzuckerspiegel, ein zu hoher wird gesenkt. Das heisst, der Gebrauch von 
Coca halt den Blutzuckerspiegel auf dem vom Korper benotigten Niveau (BURCHARD 1975). Cocakauen wirkt den Belastungen 
in groBer Hohe entgegen und scheint die Sauerstoffaufnahme in der diinnen Hohenluft zu verbessern (BITTMANN 1983, 
BOLTON 1979, BRAV und DOLLERY 1983). Der Nahrwert der Cocablatter ist bei der amazonischen Zubereitungsform und der 
dort iiblichen Einnahme (alles wird geschluckt) hoher (SCHULTES 1980: 52). Coca betaubt die Magennerven und unterdriickt 
dadurch zusatzlich zum Nahrwert das Hungergefiihl. Allgemein hat das Cocakauen eine stimulierende, anregende Wirkung, die 
sich liber eine allgemeine Stimmungsaufhellung, iiber aphrodisische Geliiste bis zur Euphorie entwickelt. Ein Cocabissen, der mit 
Chamairorinde versetzt ist, soil eine »Sensation von Wohlgefiihl und Ruhe« bewirken (PLOwMAN 1980: 256). Cocabissen, die 
mit Trichocereus spp. gemischt sind, konnen wahrscheinlich stark stimulierend, vielleicht sogar leicht psychedelisch wirken 
(FERNANDEZ DISTEL 1984). 

Das durch das Kauen aus den Blattern geloste Kokain verbleibt (als Metabolit Ecgonin) fiir ca. 7 Stunden im Korper, allerdings in 
nur sehr geringer Menge. Die aktive Menge ist 1 bis 2 Stunden im Blut vorhanden. Sie ist fiir den stimulierenden Effekt des 
Cocabissens verantwortlich (HOLMSTEDT et al. 1978). Zur Pharmakologie siehe den Eintrag Kokain. 

Wenn man einen Cocabissen in den Mund nimmt, die Blatter gut durchgespeichelt und mit einer alkalischen Substanz versetzt hat, 
dauert es ein paar Minuten, bis sich das Kokain aus den Blattern lost und mit dem Speichel, der sich reichlich bildet, im ganzen 
Mund verteilt. Die Mundschleimhaut wird an der Oberflache sofort taub. An der Geschwindigkeit der Betaubung kann man die 
Qualitat der Coca erkennen. Nach weiteren 5 bis 10 Minuten macht sich die stimulierende Wirkung des Kokains deutlich 
bemerkbar. Der Effekt steigert sich langsam iiber die nachsten Minuten, bleibt dann fiir ca. 45 Minuten erhalten und fallt 
schlieBlich recht schnell ab. 

Es wird immer wieder behauptet, daB Kokain die Nasenscheidewand zerstore. Aber Coca y Bica zerfriBt die Backenschleimhaute 
viel aggressiver. Die langjahrigen coqueros miissen eine Art Lederhaut im Mund haben. Ich empfinde die Wirkung des 
Cocabissens auf die Mundschleimhaut im Vergleich zu jener des Kokains auf die Nasenschleimhaut als wesentlich schadlicher. 
Das Kauen von Coca kann tatsachlich zu verschiedenen Problemen im Mundbereich fiihren. Im kolumbianischen Vaupesgebiet 
wird die Rinde von Tachigalia cavipes (SPRUcE ex BENTH.) MACBRIDE pulverisiert und auf geschwiirartige Wunden gestreut, 
die durch UbermaBiges Cocakauen entstanden sein soUen (SCHULTES 1978a: 1840. 

Marktformen und Vorschriften 

In Peru, Bolivien und Nordwestargentinien (Chaco) ist Anbau, Handel und GenuB von Cocablattern erlaubt. Die getrockneten 

Blatter ebenso wie llipta und andere alkalische Substanzen (Natriumbikarbonat) werden auf Markten, in Krauterladen, an 

Zeitungsstanden und in Kramerladen angeboten - meist unter der Bezeichnung Coca y Bica (»Cocablatter und Bikarbonat«). Es 

werden meistens drei Qualitaten angeboten: regular (»gew6hnliche«), seleccionada (»ausgewahlte) und super seleccionada 

(»besonders ausgewahlte«) bzw. sele desfolillada. In Nordchile ist der Cocagebrauch zwar verboten, wird aber geduldet. Den 

Aymaraindianern und den Ureinwohnern der Atacamawiiste ist der Cocagebrauch gestattet. 

Cocablatter werden auch in Teebeutel zum AufgieBen (sog. Mate de coca) verarbeitet und unter anderem in Supermarkten 

verkauft. In Peru gibt es verschiedene fertige Geschmacksrichtungen und Kombinationen: mit Gewiirzen aromatisiert, mit Kamille 

(Matricaria chamomilla), mit Hierba luisa [ »Luisenkraut« (?) ], Anis ( Pitfipinella anisum L. oder Tagetes pusilla H.B.K.; vgl. 

Tagetes spp.}, Minze (Mentha spp.}, Canelo [»Kaneel« ; vermutlich eingefiihrter Zimt; urspriinglich wohl Canella winterana (L.) 

GAERTN.] und MInin [Minthostachys andina (BRITT.) EPLING, Satureja spp. oder Mentha viriles L.; vgl. BASTIEN 1987: 

133]. 

Die Regierungen von Peru und Bolivien bemiihen sich seit Jahren darum, daB die Cocablatter legalisiert und in alle Welt 

exportiert werden konnen. Die Legalisierung der Coca wiirde fiir die beiden Lander die wirtschaftliche Rettung bedeuten (WEIT. 

1995). 

In Europa gilt die Droge (Cocablatter) als obsolet, ware aber theoretisch erhaltlich, denn es besteht lediglich Apothekenpflicht, 

keine Verschreibungspflicht (LINDEQUIST 1993: 96). Allerdings fallen sie unter das Betaubungsmittelgesetz, well sie Kokain 

enthalten (KORNER 1994: W). Sie sind als verkehrsfahige Betaubungsmittel in der Anlage II des Betaubungsmittelgesetzes 

aufgelistet (ebd.: 57'). 

Cocasubstitute 

(Nach ALDUNATE etal. 1981*, HENMAN 1981, PLOWMAN 1980, SCHULTES 1980, SCHULTES und 
RAFF AUF 1990: 166ff.*, VON REIS Und LIPP 1982: 233*; erganzt) 

Name Pflanzenteil Ort/Kultur 

Chenopodium arequipensis (CUATR.) CUATR. Blatter Chile/ Atacama 



Blatter Campaindianer/ 



(pariente de la coquilla, coquilla) 
Cordia nodosa L. (tabaco chuncho) 

Andenauslaufer 
Couma macrocarpa BARB. RODR. 

(sorva, juansoco) 
Cydonia oblonga MILL, (membrillo, Quitte) Blatter 

Dodonea viscosa L. Blatter hohe Anden 



Blatter Oberer Amazonas 



Atacam a/Chile 



Erythroxylum acuminatum Rutz et PAV. 

(Coca de mono) 
Erythroxylum cataractarum SPRUCE 

(Coca de pescado)14z 
Erythroxylum fimbriatum PEYR. (Coca brava) 
Erythroxylum gracilipes PEYR. Blatter 

Erythroxylum macrophyllum CAV. (Coca bravo) 
Lacmellea spp. (2 Arten) Blatter 

L. lactescens (KUHLM.) MARKGRAF 
L. cf. peruviana 

(HEU, etMUELL. ARC.) MARKGRAF 
Rosa sp. (rosa) Blatter Atacama/Chile 

Sonchus oleraceus L. (wirikocha)i4; 
Stylogyne amplifolia MACBRIDE 

(jipina Coca, Coca silvestre) 
Urmenetea atacamensis PHIL. 

(coquilla. Coca de surf) 
Wemeria dactylophylla SCH. BIP. 



Blatter Kolumbien, Peru 

Blatter Barasana/ 
Rio Piraparana 

Blatter 
Quichua/Ecuador 

Blatter 



Oberer Amazonas 



Oberer Amazonas 



Oberer Amazonas 
Blatter 



Blatter 



Blatter 



Blatter 

Blatter Atacama/Chile 
Rio Putumayo/ 
Witoto 
Atacama/Chile 



Blatterl44 



hohe Anden 



Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Erythroxylum novogranatense, Kokain 



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Erythroxylum novogranatense Kolumbianischer Kokastrauch 

Familie 

Erythroxylaceae (Kokagewachse, Rotholzgewachse) 

Formen und Unterarten; Synonyme 

Vom kolumbianischen Kokastrauch gibt es zwei regional getrennte kultivierte Varietaten: 

- E. novogranatense MORRIS var. novogranatense [syn. Erythroxyhtm coca var. novogranatense MORRIS) -Colombian coca 
(trockenheiBe Regionen im nordlichen Siidamerika) 

- E. novogranatense var. trLtxillense (RusBY) PLOWMAN [syn. Erythroxylurrl truxillense RUSBY, Erythroxylum hardinii E. 
MACHADO, Erythroxylum coca LA M. var. sprttceantsm] - Trujillo coca (Kiistenzone Nordperus) 

Volkstiimliche Namen 

- var. Novogranatense: 

Colombian coca. Coca, Hahio, Hayo, IIayu,Koka 

- var. truxillense: 

Coca, Coca de trujillo, Trujillo coca, Trujillo-Kokastrauch, Tupa (»k6niglich/edel«). Small-leaved coca, Peruvian coca, Java coca 

Geschichtliches 

Der Gebrauch dieser Kokaart ist in ihrem Verbreitungsgebiet genauso alt wie der Gebrauch von Erythroxylum coca. Bei den 
Ausgrabungen der sehr alten Valdiviakultur (Ecuador) wurden Kalkbehalter gefunden, die auf 2100 v. Chr. datiert werden. Alle 
Cocablatter, die bei archaologischen Ausgrabungen im peruanischen Kiistenstreifen gefunden wurden, stammen von der Trujillo- 
Coca (CoHEN 1978, GRIFFITHS 1930, PLOWMAN 1979: 55). 

Sie wurde seit mindestens 3000 Jahren hauptsachlich in den vorspanischen Kulturen von Modre und Nazca verwendet. 
Die erste europaische Quelle, die den Cocagebrauch (von E. novogranantense var. novogranatense) beschreibt, ist der Bericht des 
Amerigo Vespucci (nach dem Amerika benannt wurde) von 1499: 

»Wir erspahten eine Insel im Meer, die etwa 15 Meilen vor der Kiiste lag, und entschieden uns, dort hinzugehen und zu sehen, ob 
sie bewohnt sei. Wir trafen auf die verderbtesten und haBlichsten Leute, die wir je gesehen haben: sehr haBlich waren ihre 
Gesichter und ihr Ausdruck, und alle von ihnen hatten die Backen voU mit einem griinen Kraut, auf dem sie die ganze Zeit 
herumkauten wie die Tiere, so daB sie kaum sprechen konnten; und jeder von ihnen trug zwei Kiirbisse um den Hals, einer war 
mit dem Kraut, das sie in ihren Miindern hatten, gefiillt, und der andere war mit einem weiBen Pulver, das wie zermahlener Gips 
aussah, gefiillt, und von Zeit zu Zeit stippten sie einen Stab in das Pulver, nachdem sie ihn in ihrem Mund befeuchtet hatten, und 
fiihrten ihn tief in jede Seite des Mundes, um das Pulver an das Kraut, das sie kauten, zu bringen; sie taten dies sehr oft. Wir 
waren iiber diese Sache sehr erstaunt und konnten nicht ihr Geheimnis verstehen oder warum sie dies taten. « 
Der spanische Chronist Pedro de Cieza de Leon beschrieb in der friihen Kolonialzeit sehr genau den Gebrauch der Erythroxylum 
novogranatense in Kolumbien und im nordperuanischen Kiistenstreifen sowie einige Cocasubstitute, die leider nicht identifiziert 
wurden: 

»Oberall, wo ich in Westindien herumreiste, habe ich bemerkt, daB die Eingeborenen ein groBes Vergniigen daran haben, 
Wurzeln, Zweige oder Pflanzen im Mund zu halten. In der Umgebung der Stadt Antiocha (Antigua in Kolumbien) kauten einige 
von ihnen kleine Coca-Blatter und in der Provinz Arma andere Pflanzen, und in Quimbaya und Acerma schnitten sie Streifen aus 
einer Art kleinem Baum, der Welches Holz hat und immergriin ist, und hielten sie die ganze Zeit zwischen den Zahnen. In den 
meisten Stammen, die den Stadten Call und Popayan unterstehen, halten sie Blatter des kleinen Coca, von dem ich gesprochen 
habe, im Mund und stippen aus kleinen Kiirbisflaschen, die sie tragen, eine Mischung heraus, die sie zubereiten und in den Mund 
stecken, und kauen alles zusammen; das gleiche tun sie mit einer Sorte Erde, die wie Kalk ist. In ganz Peru war und ist es Brauch, 
dieses Coca im Mund zu haben, und dort behalten sie es, ohne es je herauszunehmen, vom Morgen bis zur Schlafenszeit. Als ich 
einige Indianer fragte, warum sie immer diese Pflanze im Mund haben (die sie nicht essen, sondern nur zwischen den Zahnen 
halten), sagten sie, daB sie dadurch keinen Hunger fiihlen und sie ihnen groBe Kraft und Starke gebe. Ich glaube, wahrscheinlich 
iibt es in dieser Hinsicht irgendeine Wirkung aus, obwohl mir das eine ekelerregende Gewohnheit erscheint und von Leuten wie 
diesen Indianern zu erwarten war.« (zit. in VON HAGEN 1979: 10 If.) 

Weder in Kolumbien noch in Peru konnten die Spanier den ihnen unverstandlichen Cocagebrauch ausrotten. Die Indianer lieBen 
sich wahrend der Kolonialzeit sehr viel - viel zu viel - gefallen, nur eines lieBen sie sich nicht nehmen, ihren Cocakonsum. Bis 
heute hat sich in diesen Gebieten kaum etwas daran geandert. 

Die Trujillo-Coca ist die Art, die als Aroma- und Geschmacksgeber bis heute fiir die Produktion von Coca-Cola verwendet wird. 
Ihren Namen Tritjillo coca hat sie von der Wiistenzone bei Trujillo, Peru, wo sie kultiviert wird (PLOWMAN 1979: 52). Der 
Coca-Cola-Erfinder Dr. John S. Pemberton (1831-1888) brachte zu Anfang der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts, vor 
Einsetzen der Prohibition, erfolgreich ein Getrank auf den Markt, das dem Mariani-Wein nachempfunden war. Es enthielt neben 
Ausziigen von Trujillo-Coca und den westafrikanischen Kolaniissen (Cola spp.) Siidwein und Damianaextrakt (Turners diffusa), 
war also ein recht potentes, psychoaktives und wohl auch aphrodisisches Getrank (PENDERGRAST 1996: 40). Obwohl der Coca- 
Cola schon seit 1903 das Kokain entzogen wird, hat sich um dieses Getrank ein Mythos geschlungen und es zu einem der 
popularsten Erfrischungsgetranke der Geschichte gemacht. Coca-Cola gilt heute oft als ein Symbol fiir den US-amerikanischen 
Kulturimperialismus. 



In Kolumbien wird Erythroxyliirri novogranatense var. novogranatense zunehmend fiir die (illegale) Produktion von Kokain 
kultiviert. 

Verbreitung 

Diese Kokaart kommt in beiden Varietaten generell in tieferen Lagen vor als Erythroxylum coca (ToWLE 1961: 60*). Sie 
bevorzugt generell warmeres Klima. Die var. novogranatense ist vor allem in Nordkolumbien, sowohl in den Andenauslaufern als 
auch in der Sierra Madre, heimisch und wird dort von den verschiedenen Indianerstammen von alters her kultiviert. 
Die an das Wiistenklima angepaBte Trujillo-Coca hat heute ein sehr kleines Verbreitungs- bzw. Anbaugebiet, das im 
nordperuanischen Kiistenstreifen bei der Ortschaft Trujillo (= Truxillo) liegt (PLOW MAN 1979: 52 ). Wahrscheinlich war ihr 
Verbreitungsgebiet in prakolulnbianischer Zeit weitaus groBer und hat sich auf den gesamten Kiistenstreifen erstreckt 
(ROSTWOROWSKI 1973). Allerdings sind im nordwestlichen Ecuador und dem anschlieBenden Kolumbien kleinere 
Populationen, die hauptsachlich als Medizinalpflanzen in Hausgarten kultiviert werden, bekannt geworden (PLOWMAN 
1979:56). 

Schon wahrend der Kolonialzeit fiihrten die Hollander Erythroxyltirri novogranatense var. \xuxillense in ihren Kolonien auf Java 
und Sumatra ein. Die Englander brachten die Pflanze auch nach Ceylon (SCHRODER 1991: 113*). 

Anbau 

Im Prinzip gilt fiir die Vermehrung dieser Cocaart das gleiche wie fiir Erythroxylum coca. 

Gelegentlich unterliegt der Anbau rituellen Regeln. So diirfen in der Sierra Madre de Santa Maria neue Cocapflanzungen, die als 

heilige Felder gelten, nur nach Absprache mit den Medizinmannern bzw. Priesterschamanen (rrrarrias) angelegt werden 

(BAUMGARTNER 1994, BUHLER 1958: 3059). Meist wird dieser Kokastrauch klein gehalten. Der auf etwa einen Meter 

zuriickgeschnittene Strauch wird pajarito, »V6gelchen«, genannt. 

In der nordperuanischen Wiiste werden die Pflanzungen der Trujillo-Coca kiinstlich bewassert, da sie dort sonst kaum existieren 

konnten (PLOWMAN 1979:51 ). 

Aussehen 

Die Erythroxyliirrt novogranatense ist fiir den nichtspezialiserten Botaniker nur schwer von Erythroxylum coca zu unterscheiden. 
Das deutlichste Merkmal ist vielleicht GroBe und Struktur der Blatter. Die Blatter der var. Novogranatense werden nicht so breit 
wie die der Erythroxylum coca und erscheinen oft leicht gelblich. Die Trujillo-Coca wird bis ca. 3 Meter hoch und ist am 
einfachsten an den kleineren, relativ schmalen, lanzettformigen und spitz zulaufenden Blattern zu erkennen. AuBerdem haben sie 
ein charakteristisches, an Coca-Cola erinnerndes Aroma (daran kann man die Blatter sogar in getrocknetem Zustand von den 
anderen Sorten unterscheiden). AuBerdem stehen die Bliiten in kleinen Biischeln und sitzen auf langeren Stielen (PLOWMAN 
1979). 

Droge 

Blatter 

Erythroxyliirri novogranatense schmeckt aromatischer und daher fiir viele Benutzer besser als Erythroxylum coca, enthalt dafiir 

aber etwas weniger Kokain. 

Zubereitung und Dosierung 

Die Zubereitung der Erythroxyliini novogranatense entspricht etwa der Zubereitung der Erythroxylum Coca, wobei die var. 

novogranatense oft genauso wie die E. Coca var. ipadu und die var. truxillense wie E. coca var. Coca zubereitet und verwendet 

wird. Die Blatter von Erythroxyliim novogranatense miissen ebenfalls, um ihre Wirkung entfalten zu konnen, mit einer 

alkalischen Substanz vermischt werden (siehe Tabelle Seite 247f.). 

In Kolumbien werden meist Muschelkalk, Kalk oder Pflanzenaschen als alkalische Zusatze verwendet. Der Aschekuchen heiBt 

hier mambe oder auf spanisch lejia. Die Indianer der Sierra Nevada de Santa Marta (Kogi, Arhuaco, Ika) so wie ihre 

prakolumbianischen und kolonialzeitlichen Vorlaufer, die Tairona, kauten bzw. kauen die Cocablatter mit geloschtem Kalk 

(yotittwe) aus Meeresmuscheln und -schnecken (NICHOLL 1990: 389, REICHEL-DOLMATOFF 1955). 

Die Kogi bereiten ihre Coca wie folgt zu. Die frischen Blatter werden getrocknet oder gerostet und zermahlen. Der Kalkzusatz 

wird aus Schneckenund Muschelschalen (Melongena melongena L., Venus spp., Strombus spp. u.a.) von der Karibikkiiste 

gewonnen (REICHEL-DOLMATOFF 1955). Dorthin pilgern die Kogi von Zeit zu Zeit, um ihre Vorrate aufzufrischen. Die 

Muschelschalen werden in pyramidenartig aufgeschichteten Grasfeuern gebrannt. Der so gebrannte Kalk wandelt sich durch 

Wasserzugabe oder durch die Luftfeuchtigkeit in geloschten Kalk um und wird in speziellen Kiirbisschalen (Ciictirbita pepo L.) 

aufbewahrt. 

Bei den Arhuacoindianern ist die Ernte und der TrockenprozeB sehr elaboriert: 

»Zum Trocknen breitet man sie auf groBen Steinplatten in der Nahe des Hauses aus. Sind die Umstande dafiir giinstig, so ist die 

Ernte vom friihen Morgen bereits gegen Abend vollig getrocknet. Fine rasche Trocknung schlieBt die stimulierenden Alkaloide im 

Blatt ein, und die coca del dia [= „Coca des Tages"] ist das Blatt, fiir das der hochste Preis erzielt wird. Hat man sie erst einmal 

getrocknet, sind die Blatter sprode und briichig. Nach dem Trocknen werden sie zu Haufen aufgeschiittet und zwei oder drei Tage 

lang liegengelassen. Dadurch fangen sie zu schwitzen an, und sie erhalten etwas von ihrer Geschmeidigkeit und Feuchtigkeit 

zuriick. Im AnschluB daran werden sie an der Sonne noch einmal sehr rasch getrocknet und hinterher verpackt. Jeder einzelne 

Schritt dieser Prozedur ist ein heikles Unterfangen. Wenn die erste Trocknung zu lange gedauert hat, verfarbt sich das Blatt 

braunlich und wird feucht. Hat man die Blatter zu lange schwitzen lassen, werden sie grau und muffig und sehen schimmlig aus. 



haben (...) eine caspa, das heiBt Schuppen. Zur Aufbewahrung werden die Kokablatter zuerst mit Holzgewichten gepreBt, dann 
in Bananenblatter eingeschlagen und in Sackleinen oder groben Wollstoff gewickelt. Wurden die Kokablatter richtig getrocknet 
und verpackt und werden sie anschlieBend in einer kiihlen und trockenen Umgebung aufbewahrt, behalten sie ihre Kraft ein 
ganzes Jahr lang, und der coquero ist bis zur nachsten Ernte versorgt.« (NICHOLL 1990: 395f.) 

In Kolumbien ist oder war es weit verbreitet, Cocapulver mit einer Paste aus frischen, zerriebenen Tabakblattern (Nicotiana 
tabacum) oder pulverisierten, getrockneten Tabakblattern zu vermischen, um sie zu kauen (oder auch zu rauchen?). Die 
pulverisierten Cocablatter werden in Kolumbien anscheinend auch als »Schnupftabak« benutzt (vgl. Schnupfpulver). 

Rituelle Verwendung 

Aus den archaologischen Funden sowie den wenigen ethnohistorischen Quellen geht deutlich hervor, daB die Kulturen in der 
peruanischen Wiiste (Nazca, Mochica) schon immer Coca, und zwar die var. truxillense, rituell verwendet haben. So wurden etwa 
den Toten Cocablatter in den Mund gelegt, damit sie auch bei ihrer »letzten Reise« gut stimuliert wurden (BUHLER 1958). 
Die Mochica haben die Coca als Aphrodisiakum verwendet und bei erotischen Ritualen, die in Keramiken (Grabbeigaben) 
verewigt wurden, benutzt. Leider ist nur wenig iiber diese erotischen Riten bekannt, allerdings lassen die Keramiken ein 
deutliches Bild erkennen. Die Erotik diente nicht der Fortpflanzung (95% der erotischen Darstellungen zeigen den heterosexuellen 
Analkoitus)'4" sondern der Erzeugung veranderter BewuBtseinszustande, die wiederum genutzt wurden, um in die gewohnlich 
nicht sichtbare Welt Einbhck zu bekommen (LARCO HOYLE 1979: 145). 

In diesen Kulturen war auch die Trepanation, die Schadeloffnung am Lebenden, sehr weit verbreitet. Funde ergeben so hohe 
Zahlen, daB kaum anzunehmen ist, alle Operationen dienten der Entfernung von Hirntumoren. Wahrscheinlich wurden die 
zahlreichen Trepanationen (bis zu 45% der in Paracas gefundenen Schadel sind trepaniert! WEDEMEYER 1969: 302) eher aus 
rituell-religiosen denn aus medizinischen Griinden durchgefiihrt. Es scheint, als »ob man mit den Trepanationen auch 
Personlichkeitsveranderungen und -steigerungen hervorrufen woUte. In der modernen Medizin wurde die eindrucksvoUe 
Beobachtung gemacht, daB es nach schweren Kopfverletzungen oft zu einem eigentiimlichen euphorischen Zustand kommt. Die 
Schwereempfindung ist aufgehoben, man meint zu schweben, man hat eine Art „IIimmelsfahrtserlebnis" „ (WEDEMEYER 1969: 
307). Vielleicht war die Trepanation eine wesentliche schamanische Methode zur Erzeugung ekstatischer BewuBtseinszustande. 
Cocakauen (der var. novogranatense) war schon in vorspanischer Zeit in ganz Kolumbien weit verbreitet (USCATEGUI M. 
1954). Aus der Zeit der Tairona gibt es zahlreiche Objekte aus Gold, die auf den Cocagebrauch Bezug nehmen. Der CocagenuB 
war bei den Tairona, ganz ahnlich wie spater bei den Kogi und Ika, mit der Wahrsagerei und der schamanischen Priesterschaft 
verbunden: 

»Mit der Wahrsagerei beschaftigten sich nach Castellanos (160 1, 11, Santa Marta 1, Str. 16) auch Frauen, woraus auf eine 
besondere Gruppe religioser Spezialisten (Schamanen?) geschlossen werden kann, denn Priesterschaft im engeren Sinne war 
Mannern vorbehalten. Priesterliche Qualifikationen erwarb man durch 16- bis 20jahriges Fasten in Abgeschiedenheit und 
Visionserlebnisse unter dem EinfluB aromatischer, nur fiir das Tempelfeuer bestimmter Holzer, verstarkt durch Coca-GenuB.« 
(BISCHOF 1986: 25) 

Die Nachfahren der Tairona haben sowohl diese Rituale als auch die Restriktionen betreffs des Cocagebrauchs bewahrt: 
»Der GenuB der Koka ist fast iiberall [ in Nordkolumbien] auf die Manner beschrankt und den Frauen streng verboten. Wie sehr 
das Kokakauen als Vorrecht der Manner betrachtet wird, geht aus einem Bericht (...) iiber die Ijca [= Ika] hervor. Diese Indianer 
suchen namlich beim Eintritt einer Mondfinsternis den astronomischen Vorgang dadurch zu beeinflussen, daB sie die RoUen von 
Mann und Frau vertauschen, d.h., die Manner setzen sich auf den FuBboden und spinnen, wahrend die Frauen zusehen und dabei 
Kokakauen. (KUHLER 1958: 3059) 

Bei den Arhuacoindianern diirfen nur verheiratete Manner Coca kauen. Wenn ein junger Mann heiraten will, wird er vom nianie, 
dem Priesterschamanen, in vielen Dingen angeleitet und in die Mysterien des Erwachsenenlebens eingeweiht. Zur Hochzeit 
bekommt der Jungvermahlte dann eine eigene, poporo genannte Kalkflasche (aus Lagenaria spp.) und darf fortan - soviel, wie er 
will oder kann - Coca kauen. Die Kalkflasche ist das Symbol seiner Initiation und wird als Amulett betrachtet (NICHOLL 1990: 
394f.). 

Ganz ahnlich ist der Cocagebrauch und der damit verbundene Symbolismus bei den Kogi (BAUMGARTNER 1994, EREIRA 
1993, MULLER-EBELING 1995). Jeder Junge bekommt bei der Initiation zum Erwachsenen eine eigene Kalkkiirbisflasche 
(poporo), die ihn fiir den Rest seines Lebens ununterbrochen begleiten wird. Dem Initianden wird gesagt, daB die Kiirbisflasche 
eine Frau symbolisiert, mit der er wahrend der Einweihungszeremonie rituell verheiratet wird. Wenn der Initiand wahrend dieses 
Rituals zum erstenmal den holzernen Stab (Kalkspatel) in die Kiirbisflasche einfiihrt, »defloriert« er seine »Partnerin« und 
gewinnt sie so zur »Frau«. Der Stab, der eingefiihrt wird, wird als Phallus, das Reiben des Stabes als Koitus und die Kiirbisflasche 
als Vulva verstanden. Die Manner der Kogi soUen alle sexuellen Aktivitaten unterdriicken und lediglich im konstanten CocagenuB 
ihre Erotik ausleben (REICHEL-DOLMATOFF 1985 I: 87-90*, USCATEGUI M. 1959: 282*, OCH lAI 1978 ): 
»Der kleine, in Form einer Acht gestaltete Kiirbis [poporo], der als Kalkbehalter dient, ist ein Abbild des Kosmos, und der Stab, 
der darin eingefiihrt wird, seine Achse. GemaB dem Denkmuster der Kogi folgt, daB der Kiirbis eine Gebarmutter und der Stab 
einen Phallus darstellt, daB die Cocablatter, die gekaut werden, weiblich sind und der pulverisierte Kalk mannlichen Samen 
reprasentiert.« (REICHEL-DOLMATOFF 1987: 78) 

Artefakte 

Sowohl aus der nordperuanischen Wiiste als auch aus Nordkolumbien sind viele archaologische Objekte bekannt, die auf Coca 
und ihren Gebrauch Bezug nehmen. 

In der spektakularen Goldkunst der Tairona und verwandter Volker werden oft Menschen, die Coca benutzen, dargestellt. Es gibt 
zudem goldene Kalkbehalter, die entweder die Form der Flaschenkiirbisse oder anderer Gestalten aufnehmen. Besonders 



eindrucksvoll sind goldene Kalkflaschchen in Form eines cocakauenden Indianers mit Cocataschen in den Handen; die Offnung 
befindet sich auf dem Scheitel (BRAV 1979b: Kat.-Nr. 143a). Auch sind eine Reihe reich verzierter Kalkspatel aus Gold gefunden 
worden (BRAY 1979a). 

Das rituelle Kauen von Coca wird haufig in der GefaBmalerei und Keramik der Moche sowie der Nazcakultur dargestellt 
(KUTSCHER 1977*, NARANJO 1974: 610, ToWLE 1961: 58f.*). In der Keramik der Mochica gibt es viele anthropomorphe 
GefaBe, die Menschen beim CocagenuB darstellen (DIETSCHY 1938: 1999). Manche Autoren haben versucht, die erotische 
Kunst der Mochica (LARGO HOYLE 1979), die sie fiir »pervers« halten, mit dem Gocagebrauch in Verbindung zu bringen. Sie 
sehen darin einen sexualpathologischen Ausdruck, der von einer »Gocain-Psychosis« herriihren soil (vgl. KAUFMANN-DOIG 
1978: 22). Ich erwahne diese Hypothese nur, um auf die »Perversion« gewisser sogenannter Wissenschaftler hinzuweisen. 
Auch der Gocagebrauch bei der (rituellen) Trepanation wurde auf Keramiken abgebildet: 

»Es gibt eine peruanische Tonplastik, die den Ghirurgen darstellt, wie er, den Kopf des Patienten zwischen den Knien, Goca kaut 
und diese zur ortlichen Betaubung in die Wunde spuckt. Neben der therapeutischen wird dem Speichel auch magische Wirkung 
zugesprochen. So hatte er bei der Beichte eine besondere Funktion. Man spie die Siinde aus, und zwar auf ein Grasbiischel, das 
dann in den FluB geworfen wurde; das ist eine eigene Weise des befreienden Aussprechens.« (WEDEMEYER 1969: 306) 
Sogar aus dem Strauch werden Artefakte hergestellt. Aus dem Holz alterer Pflanzen wurden und werden Gotterbilder (idolos) 
geschnitzt. Ein paar schone Exemplare befinden sich im Volkerkundemuseum von Basel (Schweiz). Sie dienen hauptsachlich als 
Altarobjekte fiir schamanische Heilseancen. 

Nach wie vor benutzen die Indianer Taschen fiir die Blatter, Flaschenkiirbisse fiir den Kalk und Kalkspatel. Die Gocataschen der 
Indianer der kolumbianischen Sierra Madre heiBen rnochilas, tiitu oder kuetand diaja. Die Kalkkalebassen werden poporo, 
yoburo oder kuetand-ticky, die Kalkspatel sokane genannt. 

Die Trujillo-Goca hat in gewisser Weise auch ihre Spuren in den friihen Produkten von Coca-Cola hinterlassen. Besonders die 
Werbeplakate, die um die Jahrhundertwende entstanden sind, zeigen junge, rosig-gesund aussehende Frauen, die iippig 
herausgeputzt sind und meist zusammen mit RosenstrauBen dargestellt werden; es scheint, als ob in diesen Bildern noch der Geist 
von Mama Goca anwesend ist. 

Medizinische Anwendung 

Die Mochica haben Goca medizinisch benutzt; leider sind keine Dokumente iiber das tatsachliche Anwendungsgebiet erhalten 

geblieben (VON HAGEN 1979: 156f.). Goca wurde in prakolumbianischer Zeit anscheinend haufiger als Lokalanasthetikum fiir 

Trepanationen und andere chirurgische Eingriffe verwendet (DIETSGHY 1938). 

Die heutige volksmedizinische Anwendung der Erythroxylunt novogranatense deckt sich weitgehend mit der von Erythroxylum 

coca. 

Inhaltsstoffe 

Die Inhaltsstoffe der beiden Varietaten entsprechen mit geringen Abweichungen den Inhaltsstoffen der Erythroxylum coca. Am 
unterschiedlichsten ist die Konzentration an Kokain. Beide Varietaten enthalten weniger als 1 % Kokain und andere Alkaloide. In 
den Blattern und in der Rinde kommen die Tropanalkaloide Guscohygrin (Guskohygrin) und Hygrin vor. 
Die var. truxillense enthalt von den vier Gocasorten die hochste Konzentration an atherischem Ol und anderen angenehmen 
Geschmacksstoffen (PLOWMAN 1979:52). 

Wirkung 

Die Wirkung entspricht der Wirkung von Erythroxylum coca, ist allerdings aufgrund des geringeren Kokaingehalts etwas 
schwacher. 

Marktformen und Vorschriften 

In Kolumbien wird der indianische Gebrauch der Goca toleriert. In Peru ist der Anbau und Gebrauch der Trujillo-Goca legal. 
Vor einigen Jahren wurde ein mate de coca aus Trujillo-Goca (in Teebeuteln) in die USA exportiert; der Verkauf wurde aber 
schnell unterbunden, well sich in dem Tee geringe Mengen an Kokain nachweisen lieBen (SIEGEL et al. 1986). 
Die gesetzlichen Bestimmungen (BtMG, Arzneimittelgesetz) sind mit jenen zu Erythroxylum coca identisch. 

Literatur 

Siehe Literatur unter Erythroxylum coca, Kokain 

ALLEN, Frederick 1994 Coca-Cola-Story: Die wahre Geschichte, Koln: vgs. 

AUSSTELLUNGSKATALOG 1986 Tairona-Goldschmiede der Sierra Nevada de Santa Marta, Kolumbien, Hamburg: Museum fiir Volkerlcunde. 

BAUMGARTNER, Daniela 1994 »Das Priesterwesen der Kogi«, JahrbuchfUr Ethnomedizin und Bewufitseinsforschung 3: 171-198, Berlin: VWB. 

BISCHOF, Henning 1986 »Politische Strukturen und soziale Organisation im Bereich der Tairona-Kultur«, in: Tairona - Goldschmiede der Sierra Nevada de 

Santa Marta, Kolumbien, S. 22-21 , Hamburg: Hamburgisches Museum fiir Volkerkunde. 

BRAY, Warwick 1979a Gold of EI Dorado, New York: American Museum of Natural History. 1979b EI Dorado: Der Traum vom Gold, Hannover: Biicher- 

BUchner. 

BiJHLER, A. 1958 »Die Koka bei den Indianern Sudamerikas«, Ciba Zeitschrift 92: 3052-3062. 

COHEN, M.N. 1978 »Archaeological Plant Remains from the Central Coast of Peru«, Nawpa Pacha 16: 23-50. 

DIETSCHY, Hans 1938 »Die Heilkunst im Alien Peru«, Ciba Zeitschrift 58:1990-2017. 

EREIRA, Alan 1993 Die grofien Briider: Weisheiten eines urtUmlichen Indio-Volkes, Reinbek: Rowohlt. 

GRIFFITHS, CO. 1930 »Examination of Coca Leaves Found in a Pre-Incan Grave*, Quarterly Journal of Phclrrriacy and Pharmacology 3: 52-58. 

HARMS, H. 1922 »Ubersicht der bisher in altperuanischen Grabern gefundenen Pflanzenreste«, in: Eestschrift Eduard Seler, S. 157-186, Stuttgart: Strecker und 

Schroder. 



KAUFMANN-DOIG, Federico 1978 Sexualverhalten im Alten Peru, Lima: Kompaktos. 

LARGO HOYLE, Rafael 1979 Ars et Amor: Peru, Mijnchen: Heyne. 

MULLER-EBEIANG, Claudia 1995 »Die Botschaft der Kogi«, Esotera 5/95: 24-29. 

NARANJO, Plutarco 1974 »E1 cocaismo entre los aborigenes de Sud America*, Anl~ricd Indigena 34(3): 605-628. 

NICHOLL, Charles 1990 Treffpunkt Cafe »Frirclltpalclst«: Erlebnisse in Kolurnbien, Reinbek: Rowohlt. 

OCHlAl, Ines 1978 »E1 contexto cultural de la coca entre los indios kogi«, America Indigena 37 (1): 43-50. 

PENDERGRAST, Mark 1996 FUr Gott, Vaterland und Coca-Cola: Die unautorisierte Geschichte der Coca-Cola-Company, Miinchen: Heyne. 

PLOWMAN, Timothy 1979 »The Identity of Amazonian and I'rujillo Coca«, Botanical Museum Leaflets 27(1-2): 45-68. 

REICHEL-DOLMATOFF, Gerardo 1955 »Conchales de la costa caribe de Colombia*, Anais Do XXXI Congreso Intemacional de Americanistas: 619-626, Sao 

Paulo. 1987 »The Great Mother and the Kogi Universe: A Concise Overview*, Journal of Latin American Lore 13: 73-1 13. 1991 Los Ika: Sierra Nevada de Santa 

Marta, Colombia - Notas Etnograficas 1946-1966, Bogota: Universidad Nacional de Colombia. 

ROSTWOROWSKl DE DIEZ CANSECO, M. 1973 »Plantaciones prehispanicas de coca en la vertiente del pacifico«, Revista del Museo Nacional (Lima) 39: 

193-224. 

RUSBY, Henry H. 1900 »The Botanical Origin of Coca Leaves*, Druggists Circular und Chemical Gazette, Nov.: 220-223. 1901 »More Concerning Truxillo 

Coca Leaves*, Druggists Circular und Chemical Gazette, March: 47-49. 

SIEGEL, Ronald K., Mammoud A. ELBOMlx, Timothy PLOWMAN, Philipp M. RURY und Reese T. JONES 1986 »Cocaine in Herbal Tea*, Journal of the 

Anterican Medical Association 255(1): 40. 

USCATEGUl M., Nestor 1954 »Contribucion al estudio de la masticacion de las ho)as de coca*, Revista Colonrbiana de Antropologia 3: 209-289. 

VON HAGEN, Victor W. 1979 Die Wustenkonigreiche Perus, Bergisch-Gladbach: Bastei-LUbbe. 

WEDEMEYER, Inge von 1969 »„Cultura cefalica" in Alt-Perl:l: Fin Beitrag zur Bedeutung der Schadelbehandlungen*, Antaios 10: 298-312. 



Eschscholzia californica Goldmohn, Kalifornischer Mohn 

Familie 

Papaveraceae (Mohngewachse); Papaveroideae, Tribus Eschscholzieae 

Formen und Unterarten 

Zahlreiche Ziichtungen (iiber 30) sind fiir Zierpflanzen, besonders weiB- und rotbliihende Kultivare, auch sole he mit gefiillten 
Bliiten, bekannt (GREY-WILSON 1995: 55*). Von der Wildpflanze sind mehrere Varietaten oder Unterarten beschrieben worden 
(KREIS 1993: 111): 



Eschscholzia californ 
Eschscholzia californ 
Eschscholzia californ 
Eschscholzia californ 
Eschscholzia californ 
Eschscholzia californ 
Eschscholzia californ 



ca CHAM. var. alba 

ca CHAM. var. crocea (BENTH.) JEPSON 

ca CHAM. f. dentata (tiefgeschlitzte Blatter) 

ca.CHAM. var. douglasii (BENTH.) GRAY 

ca CHAM. var. maritima (GREENE) JEPSON (mehrjahrig) 

va CHAM. SSP. mexicana (GREENE) C. CLARKE 

ca CHAM. SSP. [oder var.] peninsularis (GREENE) MUNZ (Siidkalifornien, Baja California) 



Synonyme 

Chryseis californica TORR. et GRAM 
Eschscholtzia californica CHAM. 
Eschscholtzia douglasii BENTH. 
Eschscholtzia <iouglasii (HOOK, et ARN.) WALP. 
Eschscholtzia mexicana GREENE 
Eschscholtzia maritima GREENE 

Volkstiimliche Namen 

Amapola amarilla, Amapola de California, Amapola de los indios (»Opium der Indianer«), Amapolla, California poppy, 
Californian poppy, Copa de oro (Spanisch »Goldkelch« )14(, Cululuk (Rumsen), Globe du soleil, Goldmohn, Indianischer Mohn, 
Knipmutsje (Hollandisch), Pavot de Californie, Schlafmiitzchen, Slapmutshe, Yellow poppy 

Geschichtliches 

Der Goldmohn wird von kalifornischen Indianern seit prahistorischen Zeiten medizinisch und/oder psychoaktiv verwendet. 

Die Gattung ist nach dem Chirurgen Dr. J.F. Eschscholtz (1793-1831) benannt, der als Naturforscher an den russischen 

Expeditionen von 1816 und 1824 an die pazifische Nordkiiste teilgenommen hat (GREY -WILSON 1995: 55*). 

Der Goldmohn oder Kalifornische Mohn ist zur Blume des US-Staates Kalifornien erklart worden (BREMNESS 1995: 2500. Die 

Pflanze wird seit 7790 auch in europaischen Garten kultiviert (GREYWI LSON 7995; 55*). 

Seit den sechziger Jahren gilt sie als »Legal high« und Marijuanaersatz (vgl. Cannabis indica) (KREIS 1993: 113). 

Verbreitung 

Die Pflanze stammt aus dem Westen Nordamerikas (Kalifornien, Oregon); sie gedeiht bis auf einer Hohe von 2000 Metern, 
benotigt maBig trockene Boden und viel Sonne. Siidlich kommt sie bis in die Baja California und bis nach Nordmexiko vor (ssp. 
mexicana). 



Anbau 

Die Aussaat erfolgt mit Samen. Sie werden 0,5 bis 1 cm tief in die Erde gedriickt und gegossen. Bei 10 bis 22° C keimen sie 
innerhalb von 8 bis 75 Tagen. Die kleinen Pflanzen miissen pikiert werden, da sie sich sonst im weiteren Wachstum storen. In 
Mitteleuropa ist es ratsam, die Pflanze im Zimmer anzuziehen und ab Ende April in den Garten oder Balkonkasten umzupflanzen. 
Die Anzucht von Kalifornischem Mohn ist sehr erfolgreich. Es werden nur wenige Samen benotigt, da sie sehr effektiv keimen. 
Die Pflanze vertragt verschiedene Boden. 
Der pharmazeutisch genutzte Anbau findet sich hauptsachlich in Siidfrankreich (KREIS 1993: 1 12). 

Aussehen 

Der Kalifornische Mohn ist eine einjahrige Pflanze, die bis zu 40 cm hoch wird. Die mehrfach gefiederten Blatter sind 
wechselstandig und von blaugriiner oder fast grauer Farbe. Die samtigen Bliiten haben eine leuchtend orangegelbe Farbe und 
sitzen endstandig auf schlanken, langen Stielen. Die Wildpflanze bliiht von Juni bis August. Die Friichte sind lange, diinne, spitz 
zulaufende Schoten, die gerade nach oben stehen und die vielen winzigen Samen enthalten. 

Die Gattung Eschscholzia umfaBt ca. 10 Arten, die wild nur in Nordamerika, besonders in Kalifornien, vorkommen. Eschscholzia 
califomica kann leicht mit der in der kalifornischen Sierra Nevada vorkommenden Art Eschscholzia caespitosa BENTH. [syn. E. 
tenuifoUca BENTH. 1 und Eschscholzia lemrnonii GREENE verwechselt werden (GREY -WILSON 1995: 60f.*) 

Droge 

- Blatter/Kraut (Eschscholziae herba, Herba Eschscholtziae, Herba Eschscholziae, Eschscholzienkraut) 

- Bliiten 

- Friichte 

Zubereitung und Dosierung 

Blatter, Bliiten und Friichte werden getrocknet, pur oder mit anderen Krautern vermischt, geraucht (vgl. Rauchmischungen). Der 

Effekt ist sehr milde. Die Dosis scheint nach oben recht offen zu sein (GOTTLIEB 1973: 9*). 

Als beruhigender Tee werden ein bis zwei gehaufte Teeloffel des getrockneten Krauts auf eine Tasse kochendes Wasser gegeben 

(13 Minuten Ziehen lassen). 

Die frischen Friichte (auch das frische Kraut) konnen nach Belieben ausgekaut werden. Tinkturen und Extrakte sollten zunachst 

nach der Packungsbeilage dosiert werden, um dann nach Belieben mit steigenden Dosierungen zu experimentieren. 

Rituelle Verwendung 

Es ist moglich, daB es in prahistorischer Zeit unter kalifornischen Indianern eine rituelle Verwendung der Pflanze gab. 

Artefakte 

Der Goldmohn ist aufgrund seiner Schonheit oft auf kalifornischen Malereien, auf Postkarten und Postern (z.B. The Panama- 
Pacific International Exposition, 1915) zu sehen. 

Medizinische Anwendung 

Die kalifornischen Indianer benutzen Bliiten, Stengel und Blatter vor allem als Betaubungsmittel fiir schmerzende Zahne 
(BREMNESS 1995: 250* ). Dazu werden meist die frischen Blatter ausgekaut. Ein Dekokt aus den Bliiten wird zur Behandlung 
von Kopflausen benutzt. Zwei Bliiten werden Kindern zur Verbesserung des Schlafes unter das Kopfkissen gelegt. Indianerfrauen 
meiden den Goldmohn wahrend der Schwangerschaft (KREIS 1993: 113). 

In Nordmexiko wird der Goldmohn volksmedizinisch wie Opium (vgl. Papaver somniferum) verwendet (MARTINEZ 1994: 36*). 
Er wird auch in der Kinderheilkunde gerne anstelle von Opium als leichtes Beruhigungs- und Schmerzmittel benutzt (STURM et 
al. 1993). Dazu werden Tinkturen aus dem wahrend der Bliitezeit geernteten Kraut bevorzugt (COLOMBO und ToME 1993). In 
der Homoopathie werden Zubereitungen aus der frischen, bliihenden Pflanze (Eschscholtzia californica hom. PFX, Eschscholtzia 
californica hom. HPUS88) entsprechend dem Arzneimittelbild, u.a. bei Schlafstorungen, verwendet (KREIS 1993: 114). 

Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze enthalt Alkaloide. Wahrend der Bliitezeit ist der Gehalt am hochsten; er betragt bei dem zu dieser Zeit 
gesammelten Material bis zu 1,1 % der Trockenmasse. Die Wurzel enthalt bis zu 2,7% Alkaloide, darunter 0,014°/,, Magnoflorin 
(= Escholin; ein Aporphinalkaloid), 0,013% (-)-aCanadinmethohydroxid, 0,05% Norargemonin und 0,08% Bisnorargemonin; 
diese Stoffe kommen im Kraut sonst nur in Spuren vor. Das Hauptalkaloid der Wurzel stellt mit ca. 1,8% das Allocryptopin dar. 
Die Samen enthalten Protopin (= Macleyin = Fumarin = Biflorin), Allocryptopin, Chelerythrin u.a. (KREIS 1993: 11 1). Im Kraut 
sind neben Magnoforin noch Californidin, Protogin, Allocryptopin, Sanguinarin (= Pseudochelerythrin ), Coptisin 11%, 
Chelerythrin (= Toddalin), Escholzin (= Eschscholtzin = Californin), N-Methyllaurotetanin (= Lauroscholtzin), Corydin, 
Isocorydin, Chelirubin, Macarpin, Chelilutin und O-Methylcariachin vorhanden (KREIS 1993: 112). Wenn die Pflanzen unter 
starkem Licht gezogen werden, reichern sich die Alkaloide in den oberirdischen 'feilen stark an (COLOMBO und ToUt 1991). 

Wirkung 

Der Goldmohn hat nur eine sehr milde psychoaktive Wirkung: »Eschscholzia erhoht die Sauerstoffversorgung des Korpers und 
fordert die Aufnahme von Vitamin A. ( . . . ) Geraucht rufen Blatter und Bliiten leichte Euphoriezustande hervor - 
Nebenwirkungen unbekannt!« (BREMNESS 1995: 250) 



Der Extrakt hat im Tierversuch (an Mausen) eindeutig sedative und angstlosende Wirkungen gezeigt, d.h., er verhalt sich 
pharmakologisch wie ein Tranquilizer (ROLLAND et al. 1991). Der Extrakt verlangert die Wirkung von Barbituraten (KREIS 
1993: 113). 

Die beiden Alkaloide Chelerythrin und Sanguinarin binden sich an die Vasopressin-[ViJ-Rezeptoren; aus diesem 
neurochemischen Verhalten erklart sich vielleicht die Psychoaktivitat des Goldmohns (GRANGER et al. 1992). 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen sind in jeder Blumenhandlung erhaltlich (meist werden verschiedene Ziichtungen angeboten). In den USA werden in 
Health Food Stores fliissige Extrakte aus dem Kalifornischen Mohn (frische Wurzeln, Blatter und Bliiten) aus garantiert 
organischem Anbau verkauft. AUe Produkte sind frei verkauflich. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Papaver spp. 

COLOMBO, M.L. und F. ToMF 1991 »Growth and Alkaloid Content in Eschscholzid californica in Controlled (:onditions«, Planta Medici 57, Suppl. Issue 2: A 

91. 1993 »Nuclear DNA Changes During Morphogenesis in Calli of Eschscholzia calil"lrriicci« , Planta Medica 59, Suppe. Issue: A 596. 

URANGER, L, C. SERRADEIL-LE GAL, J.M. AUGEREAU und J. GLEYE 1992 »Benzophenaiithriiie Alkaloids Isolated from Eschscholzia cciliforiiicci Cell 

Suspension Cultures Interacts with Vasopressin (V i) Receptors*, Planta Medica 58: 35-38. KREIS, Wolfgang 1993 »Escliscliolzici«, in: Ha gem Handbuch der 

pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 5: 1 10-1 15, Berlin: Springer. 

RODRiGUE?, Eloy, MANN Chin Shen, Toln J. MARBY und Xorge A. DOMiNGUE? 1973 »lsorhamnetin 3-OGlucoside 7-O-Arabinoside from Eschscholzia 

rriexiccirici«, Phytochernistry 12: 2069-2071. 

ROLLANl,, Alain, Jacques Fl.EURETlN, Marie-Claire LANllERS, Chafique YOUNOS, Rene MISSLIN, Fran~ois MORTIER und Jean Marie PELT 1991 

»Behavioural Effects of the American Traditional Plant Eschscholzia califorriiccl: Sedative and Anxiolytic Properties*, Planta Medici 57: 212-216. 

RUSBY, Henry Hurd 1889 »Escliscliolzia californica C:HAMisso«, Druggists Bulletin 3(6): 176-179. 

STURM, S., H. STUPPNER, N. MULINACCI und F. VINCEIERI 1993 »(:apillary Zone Electrophoretic Analysis of the Main Alkaloids from Eschscholzia 

ccilifi~riiica«, Pkiiitci Medica 59, Suppl. Issue: A 625. 



Fabiana imbricata Fabianastrauch (Pichi-Pichi) 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Cestroideae, Tribus Nicotianeae 

Formen und Unterarten 

Moglicherweise existiert in Siidchile eine Unterart, die sich durch baumartigen Wuchs auszeichnet. 

Synonyme 

Keine 

Volkstiimliche Namen 

Coa, Fabiane, Fabiane imbriquee, K'oa"S, K'oa Santiago, Monte derecho (Spanisch »Rechter Berg«), Monte negro (»Scharzer 
Berg«), Peru fiese heath (Englisch »Falsche peruanische Heide«), Peta, Piche, Picheng, Pichi'll, Pichi-picheng, PichiPichi, Pichi- 
romero' 5", Pichirromero, Romero' 5', Romero Pichi, Tola' 5' 

Geschichtliches 

Die Pflanze wurde schon in der friihen Kolonialzeit nach Europa gebracht und im Botanischen Garten von Madrid, der extra fiir 
die Kultivation und Verbreitung neuweltlicher Gewachse angelegt wurde, vermehrt. Eigenartigerweise fehlen allerdings in der 
kolonialzeitlichen Literatur Angaben zu Fabiana (HOFFMANN et al. 1992: 1840. Erst im 19. Jahrhundert erregt die 
volksmedizinisch erfolgreich genutzte Pflanze auch medizinische Aufmerksamkeit. Henry Hurd Rusby war einer der ersten 
Forscher und Drogisten, die sich genauer mit der Fabiana beschaftigt haben (Rus"3Y 1885, Rosse-WILCOX 1993: 5*). Durch 
ihn wurde das Kraut unter dem Namen Pichi-Pichi in den USA als Medikament eingefiihrt (RUSBY 1890). Um die 
Jahrhundertwende wurde es auch in die europaischen Pharmakopoen als Diuretikum aufgenommen (SCHNEIDER 1974 II: 86*) 
Die Gattung wurde nach Francisco Fabiano y Fuero (1719-1801), dem Erzbischof von Valencia, einem Forderer der botanischen 
Wissenschaft, benannt (GENAUST 1996: 2430. 

Verbreitung 

Der Fabianastrauch ist in Chile heimisch und kommt dort hauptsachlich im Siiden zwischen C;oquimbo und Magallanes vor. 
Erfindet sich aber sogar noch in Patagonien, auch im argentinischen Teil (HOFFMANN et al. 1992: 184"), ebenso in Bolivien, 
Peru und einigen Gebieten Brasiliens. 

Es gibt ca. 21 Arten der Gattung Fabiana ( I)'ARCY 1991: 78*), iiber die meisten ist ethnobotanisch nur wenig bekannt. 
Moglicherweise werden von den Andenbewohnern viele Arten unter der Bezeichnung Pichi-Pichi zusammengefaBt. In Chile 
werden verschiedene Fabiana-Arten fola'sj genannt (MOSBACH 1992: W50:Fablana ericoides DUN. Fabiana barriosii PHIL. 
Fabiana denudata MIERS. 



Pichi-Pichi wird manchmal mit den verwandten Arten Fabiana bry aides PHIL, und Fabiana friesii DAMMER verwechselt und 
verfalscht. Diese beiden Arten kommen nur im Hochgebirge vor (Atacama, Nordchile). 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht mit den winzigen Samen, die wie bei alien Nachtschattengewachsen vorgekeimt und als Samlinge 
eingetopft werden. Der Strauch gedeiht am besten auf steinigen und armeren Boden. Er wird in Siidchile als Garten- und 
Zierpflanze in Baumschulen gezogen (HOFFMANN et al. 1992: 184*). In Europa ist der Anbau im Kalthaus ebenso wie in 
iiberwiegend frostfreien Gebieten moglich (Spanien, Irland). 

Aussehen 

Der buschartige Strauch wird bis zu 3 Meter hoch und ist an den Zweigenden meist sehr stark verzweigt. An den geraden Stengeln 
sitzen zahlreiche winzige, fast stab- oder nadelformige Blatter, die wie Schuppen angeordnet sind. An den Spitzen der Zweige 
wachsen die kleinen, weiBen oder violetten (die Farbe ist variabel), trompetenartigen Bliiten. Die Friichte bilden eine ovale 
Kapsel, die 5 bis 6 mm lang wird. Die Bliitezeit liegt in Siidamerika meist zwischen November und Januar, in Europa zwischen 
Mai und Juni. 

Droge 

- Kraut (Herba Fabianae imbricatae, Summitates Fabianae, Pichi, Pichi-Pichi-Kraut) 

- Holz (Lignum Fabianae, Lignum Pichi-Pichi) 

Zubereitung und Dosierung 

Fiir psychoaktive Zwecke werden die Zweigenden getrocknet und gegebenenfalls zerkleinert. Das getrocknete Kraut kann dann 
als Raucherwerk verbrannt oder auf gliihende Holzkohle gestreut werden. Fabiana ist Bestandteil einer psychoaktiven 
Raucherung mit Latua pubiflora. Die aromatischen Zweigspitzen verbreiten beim Rauchern einen harzigen, leicht zu 
inhalierenden Rauch mit einem suB-herben, etwas an Pinien oder Tannen erinnernden Duft. Uber Dosierungen dieser 
Anwendungsform liegen keine Informationen vor. Uberdosierungen bei der Rauchinhalation scheinen nicht bekannt zu sein. 
Fiir medizinische Zwecke wird das frische oder getrocknete Kraut bzw. die Rinde gebraucht. Ein Dekokt aus der Rinde ergibt ein 
starkes Diuretikum. Ein durch Uberbriihen von einem Essloffel voU des frischen oder getrockneten Krautes gewonnener Tee wird 
als Tonikum getrunken (HOFFMANN et al. 1992: 1861. 

Rituelle Verwendung 

Fabianakraut ist ein heiliger Weihrauch, der bei alien traditionellen, urspriinglich indianischen Zeremonien gerauchert wird 
(ALDUNATE et al. 1983). Von den nordchilenischen Aymara wird das getrocknete Kraut in Biischeln gehalten und entziindet. 
Das glimmende Kraut entwickelt reichlich Rauch. Die Indianer dieser Gegend benutzen Fabiana bei alien religiosen Zeremonien 
und Festen und vor allem bei den traditionellen Opferzeremonien an Pachamama als Rauchermittel. Auch bei Krankenheilungen 
werden Patienten und Raume damit ausgerauchert. Der Rauch soil geisterbannend und damonenabwehrend sein. Das Verbrennen 
von Raucherwerk wird in der Atacamawiiste als »Bezahlung« fiir die Toten und als allgemeine Reinigung betrachtet. Durch den 
Rauch werden die Totengeister bezahmt und vertrieben (ALDUNATE et al. 1981: 210*). Ganz ahnlich werden andere Fabiana- 
Arten verwendet (siehe Tabelle Seite 265). 

Artefakte 

Keine 

Medizinische Anwendung 

Eine Infusion des frischen Krautes wird in der chilenischen Volksmedizin seit Urzeiten bei Nierenleiden und Erkrankungen der 
Harnwege sowie als Diuretikum getrunken (DONOSO ZEGERS und RAMiREz GARCIA 1994: 55, 104*, HOUGHTON und 
MANBY 1985: 100*, SAN MARTIN A. 1983). Auch zur Verdauungsforderung wird der Tee benutzt (RAZMILIC et al. 1994). In 
Peru und Chile glaubt man, daB die Pflanze stark wurmtreibende Wirkungen auf Schafe und Ziegen hat (SCHULTES 1980: 
115£*). 

Der Gebrauch als Diuretikum und gegen Geschlechtskrankheiten hat sich allgemein in der siidamerikanischen Volksmedizin 
durchgesetzt. Als Diuretikum wurde das Kraut auch in Internationale Pharmakopoen aufgenommen. Gelegentlich wird in der 
Homoopathie eine Urtinktur (Fabiana imbricata) benutzt (BOERICKE 1992: 329*). 

Inlialtsstoffe 

Die oberirdischen Pflanzenteile enthalten ein atherisches Ol, Harze (Fabianaresen), einen Bitterstoff sowie ein recht einfach 
aufgebautes Alkaloid namens Fabianin, diverse Zucker (D-Manoheptulose, D-Arabitinol, D-Manitol, D-Galactose, D-Xylose, 
Primaverose), ein Glykosid (FabianaGlykotannoid), verschiedene Alkane, Fettsauren, Erythroglaucin, Physcion und 
Acetovanillon (HOFFMANN et al. 1992: 186*, KNAPP et al. 1972, ROTH et al. 1994: 347" ). In den Blattern bzw. im Kraut sind 
verschiedene Murolane und amorphane Sesquiterpene' 51 (3,11-Amorphadien) nachgewiesen worden (BROWN 1994, BROWN 
und SHILL 1994). Im Kraut sind auBerdem die Flavonoide bzw. Glykoside Quercetin (vgl. Artemisia absinthium, Psidium 
guajava, Vaccinium uliginosum, Kinnickinnick), Kampferol und Quercetin3-0-rhamnoglucosid (= Rutin) vorhanden 
(HORHAMMER et al. 1973). Das Kraut (besonders die Zweige) enthalt zudem das Cumarin Scopoletin, allerdings in stark 



schwankenden Konzentrationen (KNAPP et al. 1972: 3092, RAZMILIC et al. 1994, ROTH et al. 1994: 347) sowie eine Substanz 
namens Fabiatrina (MONTHS und WILKOMIRSKY 1987: 166' ). 

In den anderen Fabiana-Arten, sofern sie iiberhaupt schon chemisch untersucht wurden (z.B. Fabiana denudata wniiFabiana 
squatnata), scheinen ahnliche Substanzen vorzukommen (KNAPP et al. 1972). 

Wirkung 

Ein Extrakt aus dem Kraut hat stark diuretische Wirkung und ist deshalb bei der Behandlung von Erkrankungen der Nieren und 
Harnwege sehr erfolgreich (MONTES und WILKOMIRSKY 1987: 1660. Ein waBrig-alkoholischer Extrakt des Krautes hemmt 
das Enzym B -Glucuronidase (RAZMILIC et al. 1994) und wirkt antiseptisch (HOFFMANN et al. 1992: 184'~ ). Der Tee aus dem 
Kraut wirkt als allgemeines Tonikum (HOFFMANN et al. 1992: 1860. Der tief inhalierte Rauch hat euphorisierende und 
berauschende Wirkungen, die zum Teil nur subtil auftreten, bei manchen Menschen aber sehr deutlich sind. Fiir die narkotische 
Wirkung konnte Quercetin verantwortlich sein (vgl. Psidium guajava). 

Der aromatisch-harzige Rauch von Fabiana denudata Idfit sich gut inhalieren und hat leicht stimulierende Wirkung. Der 
gelbliche, intensive Rauch von Fabiana bryoides hat ein zitronig-wiirziges, aber doch befremdliches Aroma, laBt sich nicht so 
einfach inhalieren und hat auch nicht die gleiche stimulierende Wirkung. 

Weitere zum Rauchern verwendete Fabiana-Arten (Nach ALDUNATE et al. 1981: 209U) 

Art Volkstiimliche Namen 

Fabiana bryoides PHIL. k'oa Santiago, k'oa, pata de loro 

(»Papageienklaue«), pata de perdu 

(» Rebhuhnklaue« ) 
Fabiana densa REMY var. tara (»Farberstrauch«), tara macho 

ramulosa WEDD. (»mannlicher Farberstrauch«) 

Fabiana denudata MIERS alma tola (»Seelen-Farberstaude«), 

Lena de alma (»Brennholz der Seele«), 

tara hembra (»weiblicher Farberstrauch«), 

tolilla (»kleine Farberstaude«) 
Fabiana squamata PHIL. k'oa pulika 

Marktformen und Vorschriften 

Fabianakrautspitzen (Fabianae Herba, Herba Pichi-Pichi oder Summitates Fabianae) sind in Europa nur schwer zu bekommen. 
Fabiana ist im Apothekenhandel meist nur als homoopathische Urtinktur (unter den Bezeichnungen Fabiana imbricata oder 
Pichi-Pichi) erhaltlich. Die lebende Pflanze gelangt gelegentlich in den Pflanzenhandel (als Kalthauspflanze; ROTH et al. 1994: 
3470. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Cumarine, Scopoletin 

ALDUNATE, Carlos, Juan J. ARMESTO, Victoria CASTRO 

urld Carolina VILLAGRAN 

1983 » Ethnobotany of Pre-Altiplanic Community 

in the Andes of Northern Chile«, Ecottotrtic Botatry 

370): 120-135. BROW N, Geoffrey 1). 

1994 »The Sesquiterpenes of Fabiana irril}ricata« , 

Phytochenristry 35(2): 425-433. 

BROWN, G.D. und Joanne SKILL 1994 »Isolation of 3, 1 1-Amorphadiene frone Fabiana ittlbriccltci«, Planta Medica 60: 495-496. 

HORHAMMER, 1.., Hildebert WAGNER, M.T. WILKOMIRsKY und M. Aprarneya IYENGAR 1973 »Flavonoide in einigen chilenischen Heilpflanzen«, 

Phytochemistry 12: 2068-2069. 

KNAPP, I.E., N.R. FARNSWORTH, M. THEINER und P.L. SCHIEF jr. 1972 »Anthraquinones and Other Constituents of Fabiana irrlbriccitci«, Phytochemistry 

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MUNIZAGA A., Carlos und Hugo GUNCKEI. 1958 »Notas etnobotanicas del pueblo atacameno de Socaire«, Universidad de Chile, Centra de Estudios 

Antropologicos, Publicaciotl 5: 7-35. 

RATMILLIC, 1., G. SCHMNEDA-HIRSCHMANN, M. DUTRABEHRENS, S. REYES, 1. LoPEZ und C. THEODULOZ 1994 »Rutin and Scopoletin Content 

and Micropropagation of Fabiana irribricata«, Planta Medica 60: 140-142. 

RusBY, Henry Hurd 1885 »The New Chilean Drug ,,Pichi"«, Therapeutic Gazette 9: 810-813. 1890 »The Status o/Pichi as a Remedy in Genitourinary Disease*, 

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SAN MARTIN A., Jose 1983 » Medicinal Plants in Central Chile«, Economic Botany 37(2): 216-227. 



Heimia salicifolia Sinicuiche 

Familie 

Lythraceae (Weiderichgewachse) 



Formen und Unterarten 

Fiir Mexiko ist eine Varietat beschrieben worden: 
Heimia salicifolia var. mexicana LINK 

Synonyme 

Helmta salicifolia (KUNTH) LINK Heimia syphillitiea DC. Nesaea salicifolia H.B.K. Nesaea syphilitica STEUD. 

Volkstiimliche Namen 

Abre-o-sol (Portugiesisch »Sonnen6ffner«), Anchinol, Anchinoli, Chapuzina, Cuauxihuitl (Nahuatl »Wiesenbrand«) 155, Escoba 
colorada (Spanisch »Bunter Besen«), Escoba de arroyo (»Besen des Baches«), Escobilla del rio, Flor de San Francisco, Garanona, 
Granadilla' S6, Granadillo, Grandadillo, Hachinal, Hanchinal, Hanchinol, Hanchinoli, Hauchinal, Hauchinol, Hauchinoli, Heimia, 
Herva de la vida (Portugiesisch »Kraut des Lebens«), Herva de vida, Hierba de San Francisco (»Kraut des hi. Franziskus«), 
Hierba jonequil, Huachinal, Huauchinolli (Nahuatl »das Brennen des Holzes«), Jara, Jara negra, Jarilla, Jarrilal51, Ko'Bi la'wo, 
Maajaji lop'om, Maan witsiil (Huastekisch »Gelb sind ihre Bluten«), Penaganaq'te, Quiebra arado, Quiebra yugo, Rosilla de 
Puebla (Spanisch »Kleine Rose von Puebla«), Sinicuiche, Sinicuichi, Sinicuil, Sinicuilche, Sinicuitl, To: la'Gaik, Witlat lek'e, 
Xonecuili, Xonecuite, XonecuUi, Xoneguilchi, Xonochilli, Xonocuili (Nahuatl » verdrehter FuB«), Yerba de las animas (Spanisch 
»Kraut der Seelen 

Geschichtliches 

ijber die prahistorische Verwendung von Heimia salicifolia liegen keine Daten vor. Moglicherweise stand die Pflanze mit dem 
Kult des aztekischen Friihlings- und Lustgottes Xochipilli im Zusammenhang (WASSON 1974*). Im 19. Jahrhundert wurde die 
Pflanze in Mexiko zur Behandlung der Syphilis empfohlen (ARGUETA V et al. 7994; 851 *). 

Falschlicherweise wird oft angenommen, daB der Strauch nach dem beriihmten Elsasser Mykologen Roger Heim benannt wurde 
(vgl. Psilocybe mexicana). Die nur drei Arten umfassende Gattung Heimia erhielt ihren Namen jedoch nach dem Berliner Arzt 
Ernst Ludwig Heim (1747-1834), der Alexander von Humboldt in die Botanik einfuhrte (GENAUST 7996; 281*). 
Der Name Sinicuiche wird sowohl fiir die Pflanze als auch fiir den daraus bereiteten Tran:; benutzt. Die mexikanischen Namen 
sinicuiche und die Ableitungen sinicuilche oder sinicuil werden auch fiir andere berauschende, psychoaktive oder giftige 
Gewachse verwendet: Abrus precatonus L., Rhynchosia spp., Piscidia spp. (vgl. Lonchocarpus violaceus) und Erythrina spp. (D. 
MCKENNA 1995: 702* REKO 1938: 145f*, SCHULTES 7970; 35*). 

DaB Heittlia salicifolia ein psychoaktives Praparat abgibt, wurde erstmals von Calderon (1896) behauptet. Er beschrieb die nach 
der Einnahme der Blatter auftretende optische Wirkung (Gelbsichtigkeit) und die akustischen Phanomene. AUerdings hat er bei 
einem Selbstversuch mit 5, 10 und 15 g Bliittern keine dieser Wirkungen erlebt (MALONE und ROTHER 7994; 141). 
Anscheinend wurde von Calderon ein morphogenetisches Feld erzeugt, das bis heute fortwirkt und sich welter aufbaut. Victor 
Reko hat mit seiner dramatischen Darstellung des »vergessenmachenden Zaubertrankes« zu dieser Reputation maBgeblich 
beigetragen (REKO 1938: 140-147*). 

Verbreitung 

Der Strauch ist hauptsachlich im Hochland von Mexiko, aber auch in Baja California verbreitet (MARTINEZ 1994: 293*). Er 
kommt iiberall in Siidamerika bis nach Argentinien vor. 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht mit Stecklingen oder den winzigen Samen. Sie werden in Anzuchtbeeten oder Anzuchttopfen ausgesat. 
Der Boden muB von feiner Beschaffenheit sein und wird mit einem Ziegel festgedriickt und geglattet. Die Samen werden auf dem 
Boden verstreut und mit einem flachen Objekt leicht angedriickt. Die Samen werden nur mit einem Wasserzerstauber befeuchtet, 
nicht begossen. Der Boden soUte, bis die Samen keimen, standig leicht feucht sein. Die Keimlinge vertragen keine direkte 
Sonnenbestrahlung. Erst wenn sich die ersten eigentlichen Blatter ausgebildet haben, konnen die jungen Pflanzen Sonnenlicht 
vertragen und richtig begossen werden. Der Boden soil zwischen dem GieBen austrocknen. Beim Umpflanzen muB beachtet 
werden, daB schon sehr junge Pflanzen ein groBes Wurzelsystem ausbilden (GRUBBER 1991:61 f*). 

Die Pflanze bevorzugt lockere Boden, die nach dem Wassern schnell trocknen. Sie gedeiht am besten in warmen, trockenen Zonen 
und vertragt keinen Frost; in Mitteleuropa kann sie nur als Topfpflanze gehalten werden. 

Aussehen 

Der ausdauernde, krautartige Strauch kann iiber 3 Meter hoch wachsen, hat viele verholzte Stamme und schmale, 2 bis 9 cm 
lange, weidenartige Blatter. Die gelben Bliiten (2 cm breit) haben sechs Bliitenblatter und stehen meist in Paaren in den 
Blattachseln. Die gerippten Friichte sind kelchartige Kapseln (5 mm lang), die winzige Samen enthalten. 

Es gibt zwei weitere Heirnia-Arten, die praktisch identisch aussehen und selbst von Experten nur schwer zu unterscheiden sind: 
Heimia rnyrtifolid CHAM, et SCHL. (im siidwestlichen Brasilien heimisch)'" und Heimia rrlontana (GRISEB.) LILLO (in 
Bolivien und Argentinien verbreitet) (MALONE und ROTHER 1994: 136, ROTHER 1990). Heimia myrtifolia wird nur ca. 1 
Meter hoch und erscheint wie eine Zwergform von Heimia salicifolia. 

Droge 

- Blatter 

- Kraut/Zweigspitzen 



Zubereitung und Dosierung 

Sinicuiche, der mexikanische »Vergessenstrank«, wird aus den Slattern gewonnen: 

»Die Zubereitung des Trankes besteht darin, daB man die Blatter in leicht angewelktem Zustande einen Tag lang in Wasser legt 

und am folgenden Tag kraftig auspreBt. Der so erhaltene Saft wird der Garung iiberlassen. Man erhalt auf diese Weise einen 

eigenartigen, nicht unangenehm schmeckenden Trank, dessen Wirkung aber sicherlich nicht dem nur in geringer Quantitat 

vorhandenen Alkohol zuzuschreiben ist, sondern von anderen, bei der Garung sich bildenden Stoffen herruhrt.« (REKO 1938: 

142*) 

Nach einem neueren Rezept wird fiir eine Person eine Handvoll der frischen Zweigspitzen zerquetscht und in Wasser gegeben, das 

fiir ein paar Tage an der Sonne stehen gelassen wird und dabei leicht in Garung iibergeht. Eine Tasse davon soil Gelbsichtigkeit 

und milde Euphorie bewirken (D. MCKENNA 1995: 102*). Der Kaltwasserauszug aus den Slattern ist klebrig. Selbst bei 

Dosierungen von 15 g getrockneter Blatter konnten keine psychoaktiven Wirkungen bemerkt werden (MARTINEZ 1994: 295*). 

Die frischen oder getrockneten Blatter werden alleine oder mit anderen Krautern als Tee aufgebriiht. 

Aus dem frischen Kraut kann mit 60 bis 80% Ethanol ein alkoholischer Extrakt (Tinktur) gewonnen werden. 20 bis 25 g der 

Tinktur gelten als psychoaktiv wirksame Dosis. 

Rituelle Verwendung 

Bisher ist keine traditionelle, rituelle Verwendung von Heimia salicifolia bekannt geworden. 

Artefakte 

Ein florales Element auf der beriihmten aztekischen Statue des Xochipilli erscheint wie eine naturalistische Darstellung der 
Sinicuichebliite (WASSON 1974). 

Der okkultistische Schriftsteller Hanns Heinz Ewers (1871-1943) hat den »vergeBlich machenden Zaubertrank« in seiner Novelle 
Die blauen Indianer verewigt (REKO 1938: 141 ). 

Medizinische Anwendung 

Sinicuiche gilt in der mexikanischen Volksmedizin als Narkotikum, Rauschmittel, Diuretikum und Fiebermittel (DiAZ 1979: 77*, 
Jiu 1966: 2540. Die Huasteken benutzen den Strauch als medizinischen Badezusatz (ALCORN 1984: 665*). In der mexikanischen 
Volksmedizin gilt ein Tee aus den Blattern als verdauungsfordernd (MARTINEZ 1994: 294* ). Das Kraut dient auch der 
Behandlung von ToUwut und gegen den »B6sen Blick« (ARGUETA V et al. 1994: 851 * ). Weit verbreitet ist der Gebrauch bei 
Syphilis (MALONE und ROTHER 1994: 136). 

Heimia salicifolia hat in Mexiko vor allem ethnogynakologische Bedeutung. So soil unfruchtbaren Frauen ein Bad, bereitet aus 
Sinicuiche, pen'con (Tagetes lucida, vgl. Tagetes spp.), Rosmarin (Rosmarinus offinnalis L.'6°, vgl. Raucherwerk, Atherische Ole) 
und Lavendel (Lavandula angustifolia MILL.; syn. Lavandula ocinalis CHAIx)'6', helfen. Zur Beforderung der Befruchtung 
soUen Frauen taglich einen Tee aus Sinicuichezweigen, dorrnilona (Mimosa pudica, vgl. Mimosa spp.}, gobernadora [Larrea 
tridentata (DC.) CAV.], raiz de lafuerza (»Wurzel der Kraft«; nicht identifiziert) oder raiz hijera (?) trinken. Wenn eine Frau 
kinderlos bleibt, soil sie Sinicuichezweige zusammen mit cuatecomate (Crescentia alata H.B.K), pericon (Tagetes lunda) und 
Maiskolben (Zea mays) als Tee einnehmen. Zur Steigerung der Fruchtbarkeit, zur Behandlung von sexueller Schwache und 
Frigiditat sowie bei Eierstockentziindungen und Gebarmutterleiden soil die Vagina mit einem Tee aus Rosmarin und Sinicuiche 
bedampft werden. Nach der Geburt und zur Behandlung der Symptome einer drohenden Fehlgeburt wird ein Trunk aus 
Sinicuiche, Zimt (Cinnamomum verum), Pulque (vgl. Agave spp.) und piloncillo (?) getrunken (ARGUETA V et al. 1994: 851 * ). 
Die Makaindianer aus dem Chaco in Paraguay benutzen die frischen Heimia-B latter als ausziehendes Pflanzenpflaster bei 
Verwundungen durch Dornen, die im Fleisch stecken geblieben sind. Die Heimia-B latter sollen die Extraktion des Stachels 
vereinfachen; auch scheinen sie beim Ausheilen der Wunde forderlich zu sein (ARENAS 1987: 290*). Die Pilaga aus dem 
argentinischen Chaco legen die frischen Blatter auf Geschwiire auf, trinken ein Wurzeldekokt bei Magenschmerzen und baden 
darin bei Kratze (FILIPOV 1994: 188*). 

Inhaltsstoffe 

Der Strauch enthalt die Chinolizidinalkaloide Lythrin, Cryogenin (= Vertin ), Heimin, Sinicuichin, Anelesin, Heimidin, Lyfolin, 
Dehydrodecodin, Abresolin, Demethyllasubin-I und -II, Epidemethocyabresolin, Sinin, Lythridin, Vesolidin und Cryofolin. Das 
Cryogenin gilt als Hauptalkaloid mit anticholinerger und krampflosender Wirkung (MALONE und ROTHER 1994: 137, 
SCHOLZ und EIGNER 1983: 75*). Die vier am besten erforschten Lythraceaealkaloide sind Vertin (= Cryogenin), Lyfolin, 
Lythrin und Nesidin (MALONE und ROTHER 1994). Die biologische Vorlaufersubstanz zum Vertin ist Phenylalanin (ROTHER 
und SCHWARTING 1972). 

In den Blattern sind 15% Tannin, 9c% Bitterstoffe und 14% Harze enthalten (MARTINEZ 1994: 294* ). Die Wurzeln und Samen 
sind frei von Alkaloiden (DOBBERSTEIN et al. 1975, MALONE und ROTHER 1994: 139). 

Wirkung 

Der aus Heitrlia salicifolin gebraute Trank hat nur schwach psychoaktive Wirkungen: 

»Sinicuiche ist von schwach intoxinierender Wirkung. Es verursacht einen angenehmen, leicht euphorischen Schwindel, Taubheit, 
und die Umgebung wird dunkler wahrgenommen. Gehorhalluzinationen treten auf, der Berauschte hort unklare Tone aus groBer 
Distanz. Die Umwelt schrumpft. Es sind keine unangenehmen Nachwirkungen bekannt.« (SCHOLZ und EIGNER 1983:75) 



Immer wieder wird von gelbsichtigen Visionen und leichten auditiven Halluzinationen, Tunneleffekten und Tunnelvisionen 
berichtet (D. McKENNA 1995: 102; miindliche Mitteilung von Rob Montgomery). Auch Schiittelfrost wurde genannt (miindliche 
Mitteilung von Bob Wallace). 

Die Alkaloide zeigen im Tierversuch anticholinerge und antispasmodische Wirkung (D. MCKENNA 1995: 1020. Die 
Pharmakologie von Vertin (= Cryogenin) soil mit der des Gesamtextraktes identisch sein (KAPLAN und M ALONE 1966). 
Selbstversuche mit den Alkaloiden Vertin, Lythrin (310 mg; entspricht etwa 36 bis 156 g der getrockneten Zweigspitzen) und 
Acetylsalicylsaure haben keine Psychoaktivitat belegt (MALONE und ROTHER 1994: 142). 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen werden gelegentlich im ethnobotanischen Fachhandel angeboten. Vorschriften liegen nicht vor. 

Literatur 

APPEL, H.-G., Ana ROTHER und A. E. SCHWARTING 1965 »Alkaloids ofHeimics salicifoUc-, 2: Isolation o/Nesodine and Lyfoline and Their Correlation 

with Other Lythraceae Alkaloids«, Lloydia 28: 84-89. 

BLOMSTER, R.N., A.E. SCHWARTING und J.M. BOBBITT 1964 »Alkaloids ofHeimia salici-oUa, 1: A Preliminar;, Report«, Lloydia 27: 15-24. 

CALDERON, J.B. 1896 »Estudio sobre el arbusto llamado sinicuichi"', Anales des Instituto MMico Nacioncil 2: 36-42. 

DoBBERSTElN, R.H., J.M. El)WARDs und A.E. SCHWARTING 1975 »The Sequential Appearance and Metabolisin o/ Alkaloids in Heinna scclicifi)Ua«, 

Phytochemistry 14: 1769-1775. 

DOUGLAS, B., J.L. KIRKPATRICK, R.l'. RAFFAUF, O. RlllElRO und J.A. WEISBACH 1964 »Problems in (:hemotaxonomy, 11. The Major Alkaloids o/the 

Genus Heirriia«, Lloycha 27:25-31. 

HORHAMMER, R.B., A.E. SCHWARTING und J. M. EDWAR1)S 1970 »The Structure o/SlillClilchlne«, Lloydia 33(4): 483. 

KAPLAN, Harvey R. und Marvin H. MALONE 1966 »A Pharmacologic Study o/Nesodine, Cryogenin and Other Alkaloids ofHeinria scilic i folia«, Lloydia 29: 

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KAPLAN, HAR., R.V. RoBlCHAUD Lind M.H. MALONE 1965 »Further Pharmacologic Studies o/Cryogenine, an Alkaloid Isolated from Heirnia sciUcil-lrlici 

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1,EMA, Wllllanl J., James W. BLANKENSlllP und Marvin H. MALONE 1986 »Prostaglandin Synthetase Inhibition by Alkaloids ofHeirrrid sellicifolia«, 

Journal of EtUriopliarrnaco\o~y 15: 161-167. 

MALONE, Marvin H. und Ana ROTHER 1994 »Heirrriel sellieif-lier: A Phytochernical and Phytopharrnacologic Review*, Journal o/ Etliriopircirrrraeology 

42: 135-159. 

REKO, Victor A. 

1926 »Siliictiichi«, La Revista Mcc~iea dc Yirc'eiteiri 14: 

22-27. 

1935 »Sinicuichi: Der vergel31ich machende Zauber 

trank«, Pluirrnnccretise he Monutshefte 16: 155-157. 
ROTHER, Ana 1985 »The Phenyl- and Bipheiiyl-quinolizidines of in vitro-grown Heirnia salicifolia«, Journal ofNnticral Products 48: 33-41. 1989 »Hcirrria 
salieifolici: In vitro Culture and the Production o/Phenyl- and Bipheiiyl-quinolizidines"*, in: Y.P.S. BAJAJ (lig.),fiioteclrrrology in Agriciilticreand Porc''stry; 
Bd. 7: Medicinal ernd Aromatic Plants U, S. 246-263, Heidelberg usw.: Springer 1990 »Alkaloids ofHeirniel rrrorrtnrul« , Pliytoclierrristry 29:1683-1686. 
ROTHER, Ana und A.E. SCHWARTING 1972 »Pheiiylalanine as a Precursor for Cryogenin Biosynthesis in Heinncl salici/~rlicr«, Phytochemistry 11: 2475- 
2480. 

RO'T'HER, Ana, H.-G. APl'EL, J.M. KIELY, A.E. SCHWARTING und J.M. BOBBITT 1965 »Alkaloids of Heirnia salicifolia. Ill: Contribution to the Structure 
of Cryogenine«, Lloydia 28: 90-94. 



Humulus lupulus Hopfen 



Familie 

Cannabaceae (Cannabinaceae, Hanfartige, Hanfgewachse); manchmal der Familie Moraceae zugeordnet (Vgl. ZANDER 1994: 
315"). 

Formen und Unterarten 

Es gibt nur eine Art'l-", eine Wildform mit verschiedenen Varietaten, aber zahlreiche Kultivare (EDWARDSON 1952, SMALL 
1978). Die Kultivare sind friiher als eigene Arten beschrieben worden (siehe Synonyme); heute werden sie als Varietaten 
behandelt. Aufgrund morphologischer Unterschiede werden heute fiinf Varietaten beschrieben: Humulus lupulils var. cordifolilis 
(MIQ.) MAXIM in FRANCH. et SAv.; Humulus hipulus var. hipuloides E. SMALL; Humulus lupulus var. hipuliis L.; Hllmiilus 
lupulus var. neomexicanus NELSON et COCKERELL und Humulus hrpulus var. pubescens E. SMALL. Die beriihmtesten 
angebauten Sorten sind Saazer Hopfen (Tschechien, Bohmen), Nittelfriih-Hopfen (Bayern), Tettnanger Hopfen (Schweiz), 
Fuggles-Hopfen (England), Goldings-Hopfen (England) und Cascade-Hopfen (Amerika). 

Synonyme 

Cannabis lupulits (L.) Scopo 1 . 1 

Humulus americanus NUTT. [= Humulus lupldus var. lupuloides E. SMALL] 

Humulus cordifolius MIQ. [= Humulus lupulus var. cordifolius (MIQ.) MAXIM in FRANCH. et Av.] 

Humulils hipulus var. brachystachyils ZAPALOWICS Humulus neoniexicanus (NELSON et COCKERELL) RYDBERG [= 

Hutnulus hipulus var. neomexicaniis NELSON et COCKERELL] 

Humulus volubilis SAIASB. Humultis vulgaris GILIB. 

Humulus yunnanensis Hu (moglicherweise eine eigene Art) 



Lupulus cotrimltnis GAERTN. Lupulus hamulus MILL. Lupulus scandens LAM. 

Volkstiimliche Namen 

Bierhopfen, Gemeiner Hopfen, Hop, Hopf, Hoppen, Hoppho, Hops, Houblon, Hupfen, Lupolo, Luppolo, Lupulo, Vigne du nord 

Geschichtliches 

Vermutlich wurde der Hopfen erstmals von Plinius erwahnt; Dioskurides kannte ihn noch nicht. Namentlich wird er erstmals in 
mittelalterlichen Schriften angefiihrt; auBerdem werden dort Homularien, »Hopfengarten«, genannt, die sich aber nicht auf 
Kulturen, sondern auf gehaufte Wildvorkommen beziehen (DELYSER und KASPER 1994:166). Hildegard von Bingen hat 
erstmals seine psychoaktiven Wirkungen und seinen Gebrauch als Konservierungsmittel (von Bier) genauer beschrieben. Er taucht 
bei alien Vatern der Botanik auf und wurde botanisch von Linne beschrieben. 

Da fossile Vorlaufer fehlen, ist die Phylogenie der Pflanze voUig unbekannt. Hopfen ist der nachste Verwandte des Hanfs 
(Cannabis indica, Cannabis sativa). 

Hopfen ist heutzutage das meistgebrauchte Biergewiirz. Die Verwendung als Bierzusatz wurde im ausgehenden Mittelalter von 
christlichen Monchen erfunden, die selbst ein groBes Interesse an der anaphrodisischen Qualitat der Hopfenbliiten hatten. In den 
Statutae Abbatiae Corbej (822 n. Chr.) wird von Abbe Adalhard erstmals der Gebrauch von Hopfen in Bier dokumentiert; der 
Gebrauch als Bierwurze setzte sich jedoch erst im 16. Jahrhundert nach ErlaB des Bayerischen Reinheitsgebotes - des ersten 
deutschen Drogengesetzes durch (DELYSER und KASPER 1994: 168, WILSON 1975). 

Verbreitung 

Der Hopfen stammt wahrscheinlich aus dem nordlichen Eurasien und hat sich im Gefolge des bierliebenden Menschen in alle 
Welt verbreitet. Bereits im B. Jahrhundert ist er fiir Mitteleuropa belegt. Hopfen wird heute in alien gemaBigten Zonen der Erde 
kultiviert. Lines der kommerziell bedeutungsvoUsten Anbaugebiete befindet sich in Tasmanien (PEARCE 1976). Tasmanien hat 
die beste Luft der Welt, viel Regenfall und leider schon zuviel, d.h. fiir Menschen schadliche UV-Einstrahlung. 
In Mitteleuropa findet man wilden Hopfen in Auwaldern und Erlenbriichen, auch an Wegrandern und in Hecken. 

Anbau 

In Kulturen werden nur weibliche Pflanzen vegetativ, d.h. durch Klone und Stecklinge, gezogen (GROSS 1900). 

Aussehen 

Hopfen ist ein 6 bis 8 Meter (in Kulturen bis 12 Meter) langes, ausdauerndes und rechtswindendes Schlinggewachs mit drei- bis 

fiinftappigen Blattern, die gegenstandig wachsen. 

Die Pflanze ist zweihausig: die mannliche Bliite ist rispenformig, die weibliche eine sogenannte Scheinahre, die zu den 

Fruchtzapfen (Hopfenzapfen) wird. Die Bliitezeit liegt zwischen Juli und August, die Fruchtzapfen reifen von September bis 

Oktober (in Australien und Tasmanien ist die Reifezeit April bis Mai). 

Die Stengel liefern Fasern (ahnlich wie der Hanf, aber nicht so dauerhaft), die friiher zu Leinentiichern verarbeitet wurden 

(DELYSER und KASPER 1994). 

Droge 

Weibliche Fruchtstande (Hopfenzapfen), auch Hopfenbliiten genannt (Stroboli Lupuli, Lupuli strobuli); Hopfendriisen (Lupuli 

glandula) 

Da die Inhaltsstoffe bei der getrockneten Droge kontinuierlich durch Autooxydation abgebaut werden, soUen keine Zapfen benutzt 

werden, die iiber ein Jahr alt sind. Die Hopfenzapfen miissen geerntet werden, bevor sie die Driisenblatter verlieren. 

Zubereitung und Dosierung 

Ein beruhigender Hopfentee wird aus 2 gehauften Teeloffeln Hopfenbliiten und einem Viertelliter kochendem Wasser aufgebriiht. 
Um die beruhigende Wirkung zu steigern, kann noch etwas Baldrian (Valeriana ojficinalis L.) hinzugefiigt werden (Schlaftrunk). 
Viele Brauereien produzieren stark gehopfte Biere (Pilsener), die meist sehr bitter schmecken und ebenfalls als Schlaftrunk 
brauchbar sind. 

Rituelle Verwendung 

Der Hopfen - die »Seele des christlichen Bieres« - wurde erstmals »rituell« von Monchen zur Unterdriickung des natiirlichen 

Triebes eingenommen. Die keuschen Manner tranken riesige Mengen Bier, um den Versuchungen des Teufels, namlich ihrer 

eigenen Lust, zu widerstehen. 

Als eigentliche Ritualpflanze hat der Hopfen jedoch nie eine besondere Rolle gespielt. In den letzten Jahrhunderten wurden 

Hopfenzapfen gelegentlich als Raucherwerk bzw. als Zusatz zu Rauchermischungen gebraucht. Dabei wurde der Hopfen dem 

Planeten Mars (CULPEPER) und dem Element Wasser zugeordnet. 

Im Stamm der Omahaindianer gab es eine Gesellschaft der Biiffelarzte (Te'ithaethe), die aus Mannern und Frauen bestand, denen 

der Biiffel im Traum erschienen ist. Die Mitglieder dieser Gesellschaft waren auf das Heilen von Wunden spezialisiert. Ihre 

wichtigste Medizin bestand aus wildem Hopfen, den Wurzeln des Nachtschattengewachses Physalis heterophylla NEES. und dem 

wilden Anis, Osmorhiza longistylis (TORR.) DC. Diese drei Bestandteile wurden ausgekaut und mit etwas Wasser auf die 

verwundeten Stellen gespuckt (KINDSCHER 1992: 269*). 



Artefakte 

Hopfen bzw. die Hopfenernte ist Gegenstand vieler Malereien und Graphiken des 19. und friihen 20. Jahrhunderts (z.B. Die 
Hopfenernte von William Henry Pyne oder Die Hopfenpfhicker von H. Stelzer). 

Medizinische Anwendung 

Sowohl in der Volksmedizin als auch in der Schulmedizin werden Hopfen und Hopfenextrakte als Beruhigungsmittel eingesetzt. 
Vom Bundesgesundheitsamt wird Hopfentee als Beruhigungsmittel bei Unruhe, Angstzustanden und Schlafstorungen empfohlen. 
In der Aromatherapie werden »Hopfenkissen« zur Beruhigung und bei Schlafstorungen verwendet. Schon im 18. Jahrhundert 
waren Hopfenkissen bekannt und wurden bei Fallen eingesetzt, in denen »Opium bereits versagt hatte« (DELYSER und KASPER 
1994: 167). 
Auch in der Homoopathie wird das Mittel » Humulus lupulus« in erster Linie als Beruhigungsmittel verwendet. 

Inhaltsstoffe 

Die Hopfenzapfen enthalten 15 bis 30% Harze, die Bittersauren Humulon und Lupulon (und deren Autooxydationsprodukte) 

sowie ein atherisches Ol mitMono- und Sesquiterpenen (2-Methyl-3-buten-2-ol, B-Caryophyllen, Farnesen, Humulen, 2- 

Methylisobutyrat, Methyl-ti-octylketon, Myrcen, Posthumulen-1, Posthurnulen-2), daneben Mineralstoffe, Flavonoide, Chalkone, 

Polyphenole, Catechine. 

In den Hopfenzapfen befinden sich die gelben Harzkornchen, die das bittere Lupulon enthalten. Das antibiotische Lupulon 

verleiht dem Bier die charakteristische Bitterkeit; es wirkt auf den Menschen beruhigend und verhindert die Ejaculatio praecox. 

Daneben kommen enzymhemmende Polyphenole vor (WILLIAMS und MENARY 1988). 

Fiir den Hopfen sind zahlreiche chemische Rassen (Chemocultivate, Chemovarietaten) beschrieben worden, die sich quantitativ 

und qualitativ in den Konzentrationen von Bitterstoffen und atherischen Olen unterscheiden (WOHLFART 1993: 448). Der 

Hopfen bildet einen gelben Farbstoff aus, der friiher in der Farberei benutzt wurde. 

Die Blatter enthalten Kampferol, Quercetin und Quercetinglykoside (Rutin; vgl. Psidium guajava), Proanthocyanidine 

(Procyanidin, Prodelphinidin), Ascorbinsaure und Quebrachitol (WOHLFART 1993: 448). 

Da Hopfen sehr eng mit dem Hanf (Cannabis sativa) verwandt ist, hat man versucht, in ihm Cannabinoide (THC) nachzuweisen, 

bisher jedoch ohne Erfolg. 

Wirkung 

Hopfen ist ein Sedativum, Inan hat ihn auch als »schwaches Hypnoticum« bezeichnet (ROTH et al. 1994: 406*, LEE et al. 1993). 

Besonders in Kombination mit Baldrian (Valeriana of cinalis) hat er ausgesprochen beruhigende Wirkungen und ist zur Therapie 

von Schlafstorungen und zum Entzug bei Diazepamsucht wirksam (BRATTSTROM 1996). 

Die Bitterstoffe haben antibakterielle, antimykotische, spasmolytische und ostrogene (= estrogene) Wirkungen. Die ostrogene 

Eigenschaft des Hopfens fiihrt bei chronischem BiergenuB bei Mannern zu einer Verweiblichung, die sich auch morphologisch, 

u.a. in den sogenannten »Biertitten«, auBert. Die Wirkung des Hopfens wird durch Alkohol nicht beeinfluBt (BRATTSTROM 

1996). Das Quercetin konnte einen Teil der narkotischen Wirkung ausmachen (vgl. Psidium guajava). 

Frische Hopfenzapfen konnen hautreizend sein (d.h. allergisch wirken) und eine Dermatitis, die sogenannte 

»Hopfenpfluckerkrankheit«, bewirken. AuBerdem kann das sogenannte »Hopfenauge«, eine Conjunctivitis, auftreten 

(WOHLFART 1993: 453ff ). 

Nebenwirkungen (auBer den allergischen Reaktionen) und Wechselwirkungen sind nicht bekannt. 

Marktformen und Vorschriften 

Alle Hopfendrogen und -zubereitungen, auch homoopathische (Humulus lupulus hom. HAB 1, Humulus lupulus hom. PFX, 
Lupulus, Lupulinum hom. HPSU88), sind frei verkauflich. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Cannabis x. Bier 

BRATTSTRo M, A. 

1996 »Wirksamkeitsnachweis von Phytopharmaka 

am Beispiel einer Hopfen-Baldrian-Kombination«, 

Forschende Korrlplerrlertt/irrrledizirl 3(4): 188-195. EDWARDSON, J. R. 

1952 »Hops - Their Botany, History, Production, 

and Utilization*, Economic Botany 6: 160-175. LIELYSER, D. Y. und W. J. KASPER 

1994 »Hopped Beer: The Case for Cultivation*, 

EcorlOrriic Botany 48(2): 166-170. 

GROss, E. 1900 Hops: In Their Botanical, Agricultural and Technical Aspect and as an Article of Corrlrrierce, London: Scott, Greewood und Co. 

LEE, K.M., J.S. JUNG, D.K. SONG, M. KRAUTER und Y.H. KIM 1993 »Effects of Humulus hipulus Extract an the Central Nervous System in Mice«, Planta 

Medica 59, Supplement: A 691. 

PAHLOW, Mannfried 1985 Hopfen und Baldrian., Stuttgart: I.E. Steinkopf. 

PEARCE, H. R. 1976 The Hop Industry in Australia, Melbourne: Melbourne University Press. 

SIMMONDS, P.L. 1877 Hops: Their Cultivation, Cotrimerce, and Uses in harious Countries, London: E. und EN. Spon. 

SMALL, E. 1980 »The Relationships of Hop Cultivars and Wild Variants of Hlrrntrltrs lupliliis«, Canadian Journal o.V Botctrry 58(6): 676-686. 

STEVENS, R. 1967 »The Chemistry of Hop Constituents*, Chenncal Review 67: 19-71. 

WILLIAMS, Elizabeth A. und Robert C. MENARY 1988 »Polyphenolic Inhibitors of Alpha- Acid Oxidase Activity*, Phytochennstry 27(1): 3539. 

WILSON, D. G. 1975 »Plant Remains from the Graveney Boat and the Early History of Hlrmulus hrpulus L. in Western Europe*, New Phytologist 75: 627-648. 

WOHLFART, Rainer 1993 »Humulus*, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Autl.), Bd. 5: 447-458, Berlin: Springer. 



ZUURBIER, K.W.M., S.Y. FUNG, J.J.C. SCHEFFER und R. VERPOORTE 1993 »Possible Involvement of Chalcone Synthase in the Biosynthesis of Bitter 
Acids in Hunllrlus luplrllrs«, Planta ntedica 59, Supplement: A 588. 



Hyoscyamus albus Gelbes Bilsenkraut 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Solanoideae, Tribus Hyoscyameae, Subtribus Hyoscyaminae 

Formen und Unterarten 

Meist werden die drei Varietaten unterschieden: Hyoscyarrtits albies L. var. desertorinn Hyoscycirrtus albus L. var. canariensis 
Hyoscyarritis albus L. var. albus 

Synonyme 

Hyoscyamus hiteus nom nud. 

Volkstiimliche Namen 

Altersum, Apollinaris, Bily blin (Bohmisch), Diskiamos (mod. Griechisch), Dontochorton (Zypriotisch), Helles Bilsenkraut, 
Hyoskyamos, Obecny (Bohmisch), Sikran (Marokkanisch), WeiB Biilsen, WeiB Biilsenkraut, WeiBes Bilsenkraut, Zam 
Biilsenkrautl Ij 

Geschichtliches 

Diese Bilsenkrautart war das in der Antike am meisten verwendete Zauberkraut und Heilmittel (SCHNEIDER 1974 11: 184*). Es 
wurde ausfiihrlich von Dioskurides (IV, 69) beschrieben und als die medizinisch wertvollste Art dargestellt. Ahnlich auBerte sich 
der Romer Plinius in seiner Naturgeschichte (I. Jh.): 

»Dem Herakles schreibt man auch die Pflanze zu, die bei uns Apollinaris oder von manchen altercum, bei den Griechen aber 
hyoskyarrios genannt wird. Es gibt von ihr mehrere Arten: die eine hat einen schwarzen Samen, fast purpurrote Bliiten, ist am 
Kelch stachelig und wachst in Galatien [Hyoscyamus niger]; die gewohnliche Art ist aber weiBer, buschiger und hoher als der 
Mohn [Hyoscyamus muticus (?)]; der Same der dritten Art ist dem des Hederichs ahnlich; alle drei Arten erzeugen Raserei 
[insania] und Schwindel. Die vierte Art ist weich, woUig, fetter als die iibrigen Arten, hat einen weiBen Samen und gedeiht in 
Kiistengegenden. Diese [Art, Hyoscyamus tilbits] haben die Arzte verwendet, ebenso die mit dem rotlichen Samen. Manchmal 
wird aber auch der weiBe Same rotlich, wenn er nicht reif geworden ist, und man verwirft ihn. Uberhaupt sammelt man nirgends 
die Pflanze, bevor sie nicht diirr geworden ist. Sie hat die Eigenschaft des Weins, daher verunsichert sie Sinn und Kopf. Man 
verwendet den Samen sowohl fiir sich als auch den ausgepreBten Saft. Man preBt ihn gesondert aus, auch aus den Stengeln und 
Blattern. Man bedient sich auch der Wurzel; es handelt sich aber jedenfalls, wie ich glaube, um ein gewagtes Arzneimittel. Es ist 
bekannt, daB auch die Blatter den Geist verwirren, wenn man mehr als vier im Getrank nimmt; sie soUen aber nach Meinung der 
Alten in Wein das Fieber vertreiben. Aus den Samen bereitet man (...) ein Ol, das, selbst in die Ohren getraufelt, den Verstand 
verwirrt, und es ist merkwiirdig, daB man denen, die es getrunken hatten, Heilmittel wie gegen ein Gift verabreicht und es doch 
selbst als Heilmittel verwendet.« (PLINIUS XXV 17, 35-37) 

In England identifizierte man den aus der Neuen Welt stammenden Tabak (Nicotiana rustica, Nicotiana tabacum) als eine Art des 
Bilsenkrauts (Hyoscyamus periivianus). Das Wort »Tabak« war im 17. Jahrhundert eine Art Synonym fiir Krauter, die sich 
rauchen lieBen. Deshalb wurde das »Kleine gelbe Bilsenkraut« (Hyoscyamus luteits), das in vielen englischen Garten anpflanzt 
wurde und sich anscheinend selbst aussate, English Tobacco genannt (GERARD 1633: 3560. Ein deutlicher Hin weis dafiir, daB 
das in Europa heimische Bilsen kraut schon friiher zu den Rauchkrautern gehor hat und moglicherweise rituell verwendet wurde 
(vgl. GOLOWIN 1952'0. 

Das Gelbe Bilsenkraut hat heute nur eine geringe pharmazeutische Bedeutung in der Produktion von Tropanalkaloiden 
(SAUERWEIN und SHI MOMURA 1991). 

Verbreitung 

Das Gelbe Bilsenkraut ist vor allem in Siideuropa (Spanien, Italien, Griechenland) und im Nahen Osten verbreitet. Sehr haufig 
kommt es auf den israelischen Golanhohen vor (DAFNI und YANIV 1994: 12*). Es wachst bevorzugt an sonniger Stellen in 
Meeresnahe. 

Anbau 

Diese ein- bis dreijahrige Bilsenkrautart laBt sich am erfolgreichsten anbauen. Die Samen miissen nur locker auf sandigen oder 
lehmigen, auch kargen Boden verstreut werden. Am Anfang gelegentlich gieBen, aber niemals iibergieBen. Da; hitzebestandige 
Kraut kann auch in Ritzen, altem Mauerwerk und zwischen Felsen gedeihen. Im Mittelmeergebiet ist die Bliitezeit zwischen April 
und Mai, in Mitteleuropa (als Kulturpflanze) zwischen Juni und September. Das ganze Kraut wird noch wahrend der Bliite 
geerntet und an der Wurzel an einem luftigen Ort aufgehangt. Das Trocknen dauert 3 bis 6 Wochen. 



Aussehen 

Das ca. 40 bis 50 cm hoch wachsende Kraut hat zwar aufrechte Stengel, erscheint aber oft buschig. Die hellgriinen Stengel und 
gezackten Blatter sind ebenso wie die Bliitenkelche und Friichte stark behaart. Das Kraut bliiht auf Zypern und in Griechenland 
von Januar bis Juli. Die Bliiten haben eine hellgelbe Farbe. Im Innern sind sie oft tiefviolett. Die Samen haben eine weiBliche oder 
ockerfarbene, seltener eine graue Farbung. 

Droge 

- Blatter 

- Kraut 

- Samen 

Zubereitung und Dosierung 

Das getrocknete Kraut kann bei Asthma, Bronchitis und Husten geraucht werden (in der Menge einer Zigarette). Mit Hantbliiten 
(Cannabis indica, Cannabis sativa) und getrockneten Fliegenpilzen (Amanita muscaria) zu]e, gleichen Teilen kann man eine 
aphrodisierende Rauchmischung herstellen. Einen »prophetischen Wahnsinn« kann man durch das Inhalieren glosender 
Bilsenkrautsamen erzeugen. Das frische oder getrocknete Kraut kann, in Wein eingelegt, als Mittel gegen Schmerzen und 
Krampfe dienen. Zur Dosierung siehe Hyoscyamus muticus und Hyoscyamus niger. In Marokko sagt man, daB die Menge, die 
man zweimal mit den Fingerspitzen aufnehmen kann, halluzinogen wirkt (VRIES 1984). 

Rituelle Verwendung 

Das Bilsenkraut, besonders diese Art, war sicherlich das wichtigste antike Mittel zur Erzeugung einer Trance und wurde 
offensichtlich bei vielen Orakeln und von weissagenden Frauen (Sibyllen, Pythias) eingenommen. Als »Drachenkraut« im alten 
Erdorakel der Gaia, als »Rasendmachende« im kolchischen Orakel der Hexengottin Hekate, als »Zeusbohne« beim Orakel des 
spatantiken Zeus-Ammon und romischen Jupiter und als »Apollonpflanze« in Delphi und anderen Orakeln des Gottes des 
»prophetischen Wahnsinns«",' (RATSCH 1987). 

Meist wurden die Samen einzeln oder finit anderen Substanzen vermischt als rituelles Raucherwerk verbrannt und inhaliert, oder 
die Blatter wurden, in Wein eingelegt, getrunken. Wenn die Wahrsager und Prophetinnen nach rituellen Waschungen den Rauch 
inhalierten bzw. den Wein tranken, riefen sie die Orakelgottheit, meistens ApoUon, an. Wenn sie, vom Gott erfiillt, das 
menschliche BewuBtsein verloren hatten, gaben sie die Botschaften Apolls durch ihren Mund bekannt. Das meist unverstandliche 
Gebrabbel, Geachz und Gestohn wurde von Priestern »ubersetzt«, d.h. interpretiert und als Orakelspruch verlesen (KERI~NYI 
1983, MAAS 1993, PARKE 19()5 und 1988, ROBERTS 1984). 

Das Kraut oder die Samen der sikrani, »Rauschmittel«, genannten Pflanze (vgl. Hyoscyamus mwticus) werden in Marokko heute 
noch fiir psychoaktive Zwecke gerauchert oder als Bestandteil psychoaktiven Raucherwerks, meist mit den Samen von Peganum 
harmala kombiniert, benutzt (VRIES 1994). 

Artefakte 

Eigenartigerweise gibt es keine antiken Hinterlassenschaften, die sich als Darstellungen des Gelben Bilsenkrautes interpretieren 
lieBen. 

Medizinische Anwendung 

Der medizinische Gebrauch des Bilsenkrauts wurde schon vom legendaren Arzt Hippokrates (uni 460 bis um 370 v. Chr.) 
geriihmt. Seine Schiiler, die Hippokratiker, gaben die Samen zusammen mit Wein bei Fieber, Tetanus und Frauenleiden. Als 
Gegenmittel (Antidot) bei Oberdosierungen wurde Eselsmilch angegeben. 

Das Gelbe Bilsenkraut gehorte zu den bedeutendsten Schmerzmitteln der Antike. Nach Galen (um 130-199 n. Chr.) ist es der 
Hauptbestandteil eines Schlaf- und Betaubungsmittels names philonion. Dieses bestand aus 5 Teilen Safran (Crocus sativus), je 
einem Teil Pyrethrum, Eitphorbium, Spica nardi, je 20 Teilen weiBem Pfeffer (Piper albuni = Piper nigrum) und Bilsenkraut und 
10 Teilen Opium (vgl. Schlafschwamm). 

Auf Zypern werden heute noch die zerdriickten Blatter als schmerzstillendes Pflanzenpflaster aufgelegt. Mit Tabak (Nicotiana 
tabacum) zusammen werden die getrockneten Blatter gegen Asthma geraucht (GEORGIADES 1987 II: 56*). In der israelischen 
Volksmedizin der Bewohner der Golanhohen werden die Blatter in verschiedenen Zubereitungen (Dekokt, Paste) zur auBerlichen 
Behandlung von Hautkrankheiten, offenen Wunden, Kopfschmerzen, Rheuma, Augenentziindungen und Insektenstichen benutzt 
(DAFNI und YANIV 1994: 13*). 

Inhaltsstoffe 

Das ganze Kraut enthalt die Tropanalkaloide Hyoscyamin und Scopolamin, daneben Aposcopolamin, Norscopolamin, Littorin, 
Tropin, Cuskohygrin, Tigloidin und Tigloyloxytropan in ahnlicher Konzentration wie Hyoscyamus niger. 

Wirkung 

Die psychoaktive Wirkung des Bilsenkrauts war in der Antike sehr gut bekannt und wurde -als mania oder »Wahnsinn« 

bezeichnet. Mit »Wahnsinn« beschrieben die Griechen keinesfalls einen pathologischen Zustand, sondern eine dramatische 

BewuBtseinsveranderung: 

»Wahnsinn (mania): Der Gattung nach gibt es nur einen Wahnsinn; aber seine Formen sind tausendfaltig. Er ist seinem Wesen 

nach ein dauerndes AuBersichsein. (...) Auch der Wein kann ja im Rausch bis zur Verriicktheit erhitzen; sogar EBbares erzeugt 



Raserei, wie Alraun [Mandragora officinarum] oder Bilsenkraut. Aber all das fallt noch nicht unter den Namen Wahnsinn; so 
plotzlich wie er gekommen ist, so schnell verschwindet er wieder.« (ARETAEUS, De calisis et signis niorborurn chrotiicorlirft 1, 

6) 

Dieser »Wahnsinn« gait als eine »g6ttliche Veranderung des gewohnlichen, ordentlichen Zustandes«: 

»Den gottlichen Wahnsinn aber teilten wir nach vier Gottern in vier Zeile und eigneten den weissagenden Wahnsinn dem Apollon 

zu, den der Weihen dem Dionysos, den dichterischen den Musen, den vierten aber der Aphrodite und dem Eros, und den 

Wahnsinn der Liebe nannten wir den besten.« (SOKRATES in PLATON, Phaidros 48) 

Da das Bilsenkraut das nach auBen gerichtete BewuBtsein betaubt, offnet sich der Mensch fiir das Gottliche: 

»Wenn der gottliche Wahnsinn prophetischer Begeisterung iiber den Menschen kommen soil, so muB die Sonne des BewuBtseins 

in ihm untergehen; das menschliche Licht muB in dem gottlichen verschwinden.« (PHILON VON ALEXANDRIA) 

Genau der »weissagende Wahnsinn«, eine Art prophetisch-hellsichtiger BewuBtseinszustand (oder eine Form der Trance), wurde 

durch die heilige »Pflanze des Apollon« ausgelost (Vgl. PLINIUS XXVI, 140). Ansonsten ist die Wirkung dieser Bilsenkrautart 

den Effekten der anderen Arten ahnlich oder gleich. 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter anderen Hyoscyamus-Arteli 

KERENYI, Karl 

1983 Apollo, Dallas: Spring Publications. MAAS, Michael 

1993 Das antike Delphi, Darmstadt: WBG. 

PARKE, H. W. 1985 The Oracles o/ Apollo in Asia Minor, London etc.: Croora Helm. 1988 Sibyls and Sibyllitte Prophecy in Classical Antiquity, London und 

New York: Routledge. 

RATSCH, Christian 1987 »Der Rauch von Delphi: Eine ethnopharmakologische Annaherung«, Curare 10(4): 215-228. 

ROBERTS, Deborah H. 1984 Apollo and His Oracle in the Oresteia, Gottingen: Vandenhoeck und Ruprecht (Hypomnelnata, Heft 78). 

SAUERWEIN, M. und K. 7HIMOMURA 1991 » Production of Tropane Alkaloids in Hyoscyan/es albus Transformed viith Agrobacteriunl rhizogenes«, Planta 

Medica 57, Suppl. 2: A 108-A 109. 



Hyoscyamus muticus Agyptisches Bilsenkraut 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Solanoideae, Tribus Hyoscyameae, Subtribus Hyoscyaminae 

Formen und Unterarten 

In Marokko kommt eine Unterart vor (VRIES 1984 und 1989: 39*): Hyoscyamus muticus L. ssp.falezles (Saharisches 
Bilsenkraut) 

Synonyme 

Hyoscyamus hetaefoUus ANI. Hyoscyamus datura nom. nud. Hyoscyamus insantis STOCKS Scopolia datora DUN. Scopolla 
inuttca DUN. 

Volkstiimliche Namen 

Bhang, Cyprus henbane, Egyptian henbane, Giusquiamo egiziano, Indian henbane, Jusquiame d'Egypt, Kohi-bhang, Kohl-bung, 
Mountain hemp, Pitonionca (Griechisch »Drachenpflanze«), Sakra, Sakran, Sekaran (Arabisch »die Berauschende«), Sikran sahra, 
Sikrane (Marokkanisch), Ssakaran, Traumkraut 

Geschichtliches 

Die alten Agypter nannten das bei Ihnen heimische Bilsenkraut sakran, »das Trunkene«; sie benutzten damit ein aramaisches 

Lehnwort (KOTTEK 1994: 1290. Als Heilpflanze wird es in einem griechisch geschriebenen Papyrus aus dem 1. Jahrhundert n. 

Chr. erwahnt. Die Pflanze dientbis heute in Agypten als Heil- und Rauschmittel (GERMER 1985: 169' ). 

In Arabien wurde sie fiir kriminelle Zwecke verwendet. Das pulverisierte Kraut wurde, mit Dattelmus (Phoenix dactylifera) oder 

Milch vermischt, potentiellen Opfern gegeben, die darauf ins Delirium fielen und einfach ausgeraubt werden konnten (MORTON 

1977:309). 

Heute ist das Agyptische Bilsenkraut von alien Hyoscyamus-Arten die pharmazeutisch und okonomisch wichtigste. 

Verbreitung 

Das bevorzugt in Wiistengebieten wachsende Kraut ist von Agypten bis zum Sudan, in Syrien, Afghanistan, Pakistan und 
Nordindien verbreitet. 



Anbau 

Die Pflanze bevorzugt trockene und steinige Boden und ein Wiistenklima. Die Samen (sofern man welche erhalt) werden auf 
sandige Lehmerde gestreut und leicht angedriickt. Zunachst gut wassern, spater kann das Kraut ofter eine kurze Trockenperiode 
vertragen. Selbst wenn das Kraut wegen Wassermangel verwelkt erscheint, richtet es sich nach ein paar Wassertropfen sofort 
wieder auf. Das geerntete Kraut wird an einem schattigen und luftigen Ort an den Wurzeln zum Trocknen aufgehangt (die 
Trockendauer kann bis zu sechs Wochen in Anspruch nehmen!). 

Anbaugebiete fiir die pharmazeutische Verwertung liegen in Agypten, dem ehemaligen Jugoslawien, in Griechenland, Pakistan 
und Indien. 

Aussehen 

Die ein- bis zweijahrige Pflanze wird bis zu 90 cm hoch und hat als Erkennungsmerkmal einen fast eckig erscheinenden Stengel. 
Ansonsten sieht sie dem Hyoscyamus albus und ebenso dem Hyoscyamus niger (siehe dort) recht ahnlich. 

Droge 

- Blatter/Kraut (Folia Hyoscyami mutici, Hyoscyami mutici herba) 

- Samen 

Zubereitung und Dosierung 

Es werden entweder die frischen Blatter als Pflanzenpflaster oder das getrocknete Kraut und die Samen verwendet. Bei innerer 

Einnahme sollte eine Einzeldosis 0,25 g, die Tagesgesamtdosis 1,5 g nicht iiberschreiten. Da die individuelle Reaktion auf 

Tropanalkaloide sehr unterschiedlich sein kann, ist es schwierig, allgemeingiiltige Angaben zur Dosierung zu geben. Wer mit dem 

Agyptischen Bilsenkraut fiir therapeutische oder psychoaktive Zwecke experimentieren mochte, sollte sehr vorsichtig, mit einer 

sehr kleinen Dosis beginnen und sie nur langsam steigern. 

Die getrockneten Blatter und Samen eignen sich als Bestandteil von Raucherwerk und Rauchmischungen. Das Kraut kann auch 

zum Bierbrauen verwendet werden (siehe Rezept bei Hyoscyamus niger). 

In Marokko werden 20 Samen der Unterart ssp. falezles in einer Dattel (vgl. Palmwein) in den Mund genommen, gut durchgekaut 

und geschluckt, um Halluzinationen auszulosen. Sie werden auch als Zutat fiir majun (siehe Orientalische Frohlichkeitspillen) 

benutzt (VRIES 1984* und 1989: 391. 

Rituelle Verwendung 

Das zauberhafte homerische Nepenthes wurde als Agyptisches Bilsenkraut gedeutet (MILLSPAUGH 1974: 488* ).Die antiken 

Assyrer brauten ihr Bier u.a. mit Bilsenkrautzusatz (THOMPSON 1949: 2300. Nach AeUan (um 170 bis um 240 n. Chr.) muBten 

beim Graben dieses Bilsenkrauts ahnliche Vorkehrungen getroffen werden wie bei der Alraune (siehe Mandragora officinarum). 

Allerdings sollte man zum Herausziehen der Pflanze anstelle eines Hundes einen Vogel am Kraut festbinden (II, 251). 

Im alien Agypten wurde das Agyptische Bilsenkraut sehr wahrscheinlich als rituelles Rauschmittel verwendet; leider ist dazu nur 

sehr wenig aus der Spatantike bekannt. Anscheinend spielte es im Totenkult eine Rolle; in der Tiergalerie von Saqqarah hat man 

eindeutig identifizierte Bilsenkrautreste gefunden (GERMER 1986: 169, MANNICHE 1989: 20" ). Eine Identifizierung init einem 

Hieroglyphennamen ist jedoch bisher leider nicht gelungen. Daher ist der Gebrauch des Agyptischen Bilsenkrauts lediglich aus 

der griechischen Literatur bekannt. Auf einem griechischen Papyrus aus dem agyptischen Arsinoites (3. Jh. v. Chr.) erscheint ein 

recht interessantes Rezept, leider ohne Anwendungsangabe: 

»Anderes [Rezept ] : Fiir das Pilaster mischte er zusammen drei Telle weiBen Gummis, ein Tell [Kupfer-]Oxyd, ein halbes Tell 

gebrannten Kupfers, gleich viel Bilsenkrautsaft wie Kupfer. Diese [Dinge] glatt riihren und in Wasser auflosen, anwenden.« 

Ein Rezept, mit dem man »einen Mann fiir zwei Tage einschlafern kann« (vermutlich, uni prophetische Traume auszulosen), ist 

aus dem spatantiken Leidener Zauberpapyrus iiberliefert: 

»Alraunenwurzel [Mandragora officinarum], eine Unze, SiiBholz, eine Unze, Bilsenkraut, eine Unze, Efeu [Hedera helix], eine 

Unze, du zerstoBt sie zusammen. (...) Wenn du es geschickt anstellen mochtest, gibst du zu jedem Tell die vierfache Menge 

Wein [siehe Vitis vinifera], du benetzt alles am Morgen bis zum Abend, du schiittest es ab, du laBt es trinken; sehr gut.« 

(GRIFFITH und THOMPSON 1974: 149f. *) 

Die Araber wiirzten ihren Kaffee (siehe Coffea arabica) gerne mit zerquetschten Bilsenkrautsamen. Moglicherweise hat die 

Pflanze auch in geheimen Riten der Derwische oder Sufis eine Rolle gespielt. Die Towarabeduinen auf der Halbinsel Sinai 

rauchten noch in diesem Jahrhundert die Blatter und bekamen davon »einen Rausch mit Delirien« (LEWIN 1981: 1770. 

In Indien wird Hyoscyamus muticus, das starker als Hyoscyamus niger wirkt, anstelle von Opium (siehe Papaver somniferum) als 

Rauschmittel verwendet (MACMILLAN 1991: 4210. Im Punjab und in Belutschistan werden die Blatter zusammen mit Cannabis 

indica geraucht (LEWIN 1981: 1780. 

Heute ist das Agyptische Bilsenkraut in der »Szene« zum Tell unter dem Namen »Traumkraut« bekannt (LINDEQUIST 1993: 

463) und wird pur oder mit anderen Substanzen vermischt geraucht (Rauchmischungen). 

Artefakte 

Das magische Bilsenkraut war schon friih eine »Pflanze der G6tter«. Der Turban (Mitra) des Hochsten Priesters der Hebraer war 
laut Josephus Flavius mit einem Bilsenkrautzweig geschmiickt (KOTTEK 1994: 129 ). Ansonsten sind keine Artefakte bekannt 
geworden. 



Medizinische Anwendung 

In Nigeria dient das Kraut als krampflosendes Mittel, gegen Asthma und Seekrankheit. Im Iran wird der Rauch der brennenden 

Samen gegen Zahnschmerzen inhaliert (MORTON 1977: 308'0. 

In Marokko werden die Samen der ssp. falezles fiir denselben Zweck benutzt (VRIES 1984). 

Inhaltsstoffe 

Das Agyptische Bilsenkraut hat von alien Hyoscyamus-Arten den hochsten Alkaloidgehalt. Er kann in der Trockenmasse bis zu 
2% ausmachen. Es sind zudem zahlreiche Methoden entdeckt worden, wie die Konzentration in angebauten Pflanzen fiir 
pharmazeutische Zwecke noch gesteigert werden kann (MISRA et al. 1992, OKSMAN-CALDENTEY et al. 1991, SEVON et al. 
1992, SEvoN et al. 1993, VANHALA et al. 1992). Die Pflanze bildet hauptsachUch Hyoscyamin und nur Spuren von Hyoscin (= 
Scopolamin) und Atropin aus (MISRA et al. 1992). Daneben sind die Tropanalkaloide Scopolamin, Aposcopolamin, 
Norscopolamin, Littorin, Tropin, Cuskohygrin, Tigloidin und Tigloyloxytropan vorhanden (LINDEQUIST 1993). 
Erstaunlicherweise enthalten die Bliiten die hochste Alkaloidkonzentration (2%), gefolgt von den Blattern (1,4 bis 1,7%) und den 
Samen (0,9 bis 1,3%). Die Stengel haben mit nur 0,5 bis 0,6% den geringsten Gehalt (MORTON 1977: 308"). 

Wirkung 

Das Agyptische Bilsenkraut ist von alien Hyoscyamus spp. die am starksten berauschend wirkende Art. In Indien soil es bei den 
Benutzern zu Schwachsinn, Tanzwut und Exhibitionismus gekommen sein (MORTON 1977: 3080. Ansonsten sind bei hoheren 
Dosierungen vor allem Halluzinationen und eventuelle unangenehme Nebenwirkungen (Pupillenerweiterung, Mundtrockenheit, 
Koordinationsstorungen, Ideenflucht, Delirium) zu erwarten (vgl. Hyoscyamus niger). 

Marktformen und Vorschriften 

Das Kraut (Hyoscyami mutici herba) ist nach Hagers nur apothekenpflichtig (LINDEQUIST 1993:464). Agypten verbietet den 
Export keimfahiger Samen (MORTON 1977: 308'0. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter anderen Hyoscyamus-Arten 

LINDEQUIST, Ulrike 

1993 »Hyoscyamus«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 5: 460-474, Berlin: Springer. 

MISRA, H.O., l.R. SHARMA und R.K. LAL 1992 »Inheritance of Biomass Yield and Tropane Alkaloid Content in Hyoscyatril-s rriiitic iis«, Planta Medica 58: 

81-83. 

OKSMAN-CAI.I)EN'rEY, K.-M., M.-R. LAAKS()NEN und R. HILTUNEN 1989 »„Hairy Root" Cultures of Hyoscyamus rnt4ticus and their Hyoscyamine 

Production*, Planta Medicd 55: 229. 

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Hyoscyamus niger Schwarzes Bilsenkraut 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Tribus Hyoscyameae, Subtribus Hyoscyaminae 

Formen und Unterarten 

Die Art laBt sich in verschiedene Varietaten unterteilen (Vgl. STRAUSS 1989): 

Hyoscyamus niger L. var. a agrestis KIT. - Bliite meist blaBgelb 

Hyoscyamus niger L. var. annims Sims - emjahrige, meistangebaute Varietal 

Hyoscyamus niger L. var. chinensis MAKINO chinesische Varietal 

Hyoscyamus niger L. var. niger - Wildform 

Hyoscyamus niger L. var. pallidus (WADST. et KIT.) KOCH [= H. niger L. var. B pallidus KIT.] - zweijahrig 

Synonyme 

Hyoscarpiis niger (L.) DULAC 
Hyoscyamus agrestis KIT. 
Hyoscyamus aitriculattts TEN. 
Hyoscyamus sinensis MAKINo 
Hyoscyamus bohemicus SCHMIDT 



(vgl. Hyoscyamus spp.) 

Hyoscyamus lethalis SALISB. 

Hyoscyamus officinalis CR. 

Hyoscyamus pallidais WALDST. et KIT. ex WILLD. 

Hyoscyamus persiclis Bolss. et BUHSE 

Hyoscyamus pictus ROTH 

Hyoscyamus syspirettsis KOCH 

Hyoscyamus verviensis LEI. 

Hyoscyamus vulgaris NECK 

Volkstiimliche Namen 

Alterco, Alterculum, Altercum (Arabisch), ApoUinaris (Romisch »Kraut des Apollon«), Apolloniakraut, Asharmadu 
(Altassyrisch), Banj (Persisch), Bazrul (Hindi), Belendek (Angelsachsisch), Belene, Beleno (Spanisch) 11-5, Beleno n~gro, 
Belinuntia (Galisch), Bendj, Bengi (Arabisch), Bilinuntia (Keltisch »Kraut des Bel[enus] «), Bilisa, Bilsa, Bilse, Bilsen, 
Bilsencruydt, Bilzekruid (Hollandisch), Bilzenkruid, Black henbane, Blin, Blyn (Bohmisch), Bolmort (Schwedisch), Bolondito 
csalmatok (Angelsachsisch), Bulmeurt (Danisch), Calicularis, Caniculata, Cassilagine, CaBilago, Caulicula, Demonaria, Dens 
caballinus, Dentaria, Dente cavallino, Dioskyamos (Griechisch » G6tterbohne« ), DoUkraut, Dordillen saett, Dull-Dill, 
Dulbillerkraut, Dulldill, Dullkraut, Endromie, Erba del dento, Faba louis, Faba lupina, Faba suilla, Fabulonia, Fetid nightshade. 
Foetid nightshade, Gemeines Bilsenkraut, Giusquiamo (Italienisch), Giusquiamo nero, Gur (Altassyrisch), Hannebane, Henbain, 
Henbane (Englisch), Henbell, Herba canicularis, Herba pinnula, Herbe aux chevaux, Herbe aux dents, Hisquiamum, Hogbean, 
Hiihnertod, Hyoscyamus (Romisch), Hyoskyamos (Griechisch »Saubohne«), Indian henbane, Insana, losciamo, lupiters beame, 
lusquiame, lusquiamo, lusquiamus, Jupitersbohne, Jusquaime noire, Jusquiamus, Kariswah (Newari), Khorasanijowan 
(Bengalisch), Khurasani ajowain (Hindi), Khurasani ajavayan, Khurassani jamani, Khursani ajwan (Nepali), Kurasaniajowan 
(Hindi), Lang dang, Lang-tang (Chinesisch), Lang-thang-tse (Tibetisch), Meimendro (Portugiesisch), Meimendro negro, Milicum, 
Milimandrum, Nicotiana minor. Palladia, Parasikayavani (Sanskrit), Piliza, Pilsener krutt, Pilsenkrawt, Pythonion (Griechisch » 
Drachenkraut« oder »Kraut der Pythia«), Poison tobacco, Rasenwurz, Rindswurz, Rindswurzel, Saukraut, Saubohnen, Saukraut, 
Schlafkraut, Shakruna (Aramaisch), Sicklysmelling nightshade, Sikran, Stinking nightshade. Stinking roger, Swienekruud, 
Symphoniaca, Taubenkraut, Teufelsauge, Teufelsaugn, Tollkraut, Tornabonae congener, Totenblumenkraut, Veleno negro, 
Zahnkraut, Zigeunerkorn, Zigeunerkraut'66 

Geschichtliches 

Der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl vermutet, daB das Bilsenkraut bereits im Palaolithikum in Eurasien rituell und schamanisch 
benutzt wurde. Als die Palaoindianer von Asien iiber die BeringstraBe nach Amerika eingewandert sind, batten sie zwar den 
Gebrauch des Bilsenkrautes im Reisegepack, konnten die ihnen bekannte Pflanze auf dem amerikanischen Kontinent aber nicht 
finden und ersetzten sie deshalb durch ein ahnlich erscheinendes, verwandtes Gewachs, den Tabak (Nicotiana tabacum). 
Das Bilsenkraut war schon bei den vorindogermanischen Volkern Mitteleuropas eine Ritualpflanze. In Osterreich wurden in einer 
Art Urne zwei Handvoll Bilsensamen zusammen mit Knochen und Schneckenhausern gefunden. Der Fund stammt aus der friihen 
Bronzezeit (GRAICHEN 1988: 69). 

Das Schwarze Bilsenkraut war den antiken Autoren (Dioskurides, Plinius) sehr gut bekannt (siehe Hyoscyamus albus). Es wurde 
sogar fiir das homerische Zauberkraut Nepenthes gehalten (HOCKING 1947: 313). Carl Ruck glaubt, daB das Bilsenkraut unter 
dem Namen hyoskyamos, »Saubohne«, der GroBen Gottin Deo-Demeter-Persephone heilig war, denn ihr heiliges Tier war die 
Sau, das »Mutterschwein« (RUCK 1995: 141 *) vielleicht bedeutet »Schwein gehabt«, daB man von den Saubohnen kosten 
durfte. 

Fiir die keltischen Gebiete ist der Name beliniiriticl, »Kraut des Sonnengottes Bel«, iiberliefert; die Gallier vergifteten ihre 
WurfspieBe mit Bilsensud. Heilende Eigenschaften wurden schon in den mittelalterlichen angelsachsischen Arzneibiichern 
angefiihrt. Der Name geht auf Indogermanisch *bhelena zuriick und soil urspriinglich »Tollkraut« bedeutet haben (Hoops 1973: 
284). Urgermanisch scheint bil soviel wie »Vision, Halluzination« oder »magische Kraft, Wunderkraft« bedeutet zu haben 
(VRIES 1993). Es gibt sogar eine Gottin (Asin), die Bil hieB; ihr Name wird als »Augenblick« oder »Ermattung« interpretiert. Sie 
wird als Bildnis im Mond oder als eine der Mondphasen gedeutet. Vielleicht war sie eine »Bilsenfee« oder »G6ttin des 
Bilsenkrautes«, eventuell sogar eine Gottin des Regenbogens: Bil-rost ist der Name der Regenbogenbriicke, die nach Asgard 
fiihrt. Bil wird dann auch als urspriingliches Wort fiir »Himmelsbriicke« angenommen (SIMEK 1984: 48£). 
Guy de Chauliac hat bereits im 14. Jahrhundert die narkotische Inhalation fiir medizinische Zwecke beschrieben. Ahnlich wird 
eine Raucherung in den Mdrchen aus Tausendundeiner Nacht dargestellt (HoCKING 1947: 313, 314). Gerauchert wurde aber 
meist zu magischen Zwecken. Schon Albertus Magnus berichtet in seiner Schrift De Vegetcibilil)iis (6, 362f.), daB das 
Bilsenkraut von Nekromanten (Totenbeschworern) dazu benutzt wird, die Seelen von Verstorbenen und Damonen herbeizurufen. 
Im ausgehenden Mittelalter wurden in den beriichtigten Badehausern Bilsenkrautsamen auf die gliihenden Kohlen gestreut, um die 
erotische Atmosphare anzuheizen. Der Rauch, der sich mit dem Wasserdampf vermischte, hatte offensichtlich stark 
aphrodisierende Wirkungen (RATSCH 1990: 148-). 

Das Bilsenkraut wurde im Mittelalter bereits verteufelt und dem angeblichen Hexenwesen zugeschrieben (MULLER-EBELING 
1991): »Die Hexen tranken den Absud vom Bilsenkraut und batten jene Traume, fiir die sie gefoltert und hingerichtet wurden. 
Auch zur Hexensalbe ward es verwendet, und man beniitzte es zum Wettermachen und zum Geisterbeschworen. Gab es eine 
groBe Diirre, so tauchte man einen Bilsenstengel in eine Quelle und besprengte damit den sonnengliihenden Sand.« (PERGER 
1864: 181*) In einem pommerschen HexenprozeB aus dem Jahre 1538 »bekennt eine Hexe«, daB sie einem Manne 



Bilsenkrautsamen gegeben habe, damit er »toll« (= geil) herumgelaufen sei. In einer ProzeBakte der Inquisition »gibt eine Hexe 
zu«, daB sie einmal Bilsenkraut zwischen zwei Liebende gestreut und dazu folgenden Zauberspruch rezitiert habe: »IIier sae ich 
wilde Saat, dazu gab der Teufel den Rat, daB sie so lange sich iiassen und meiden, bis man diese Saat tut scheiden.« (MARZELI. 
1922: 1690. 

Beriilimt war das Bilsenkraut als heftig wirkende Bierwiirze (MARZELL 1922: 1701. Dieser Gebrauch wurde mit dem 
»Deutschen Reinheitsgebot« von 1516, dem ersten deutschen Drogengesetz, verboten (KOTSCHENREUTHER 1978: 83*). 
Der antike Gebrauchi des Bilsenkrauts hat sich bis heute vor allem in Zypern und Nordafrika, besonders in Marokko und Agypten, 
erhalten. Dort wird das Bilsenkraut, oft mit Spanischen Fliegen (Canthariden; Lytta versicatoria) vermischt, gegen Erkrankungen 
der weiblichen Geschlechtsorgane, aber auch als Schmerzmittel, Aphrodisiakum und Rauschmittel (dann mit Haschisch versetzt; 
vgl. Cannabis sativa) verwendet (VENZLAFF 1977). 

Verbreitung 

Das Schwarze Bilsenkraut hat von alien Arten der Gattung das weiteste Verbreitungsgebiet. Es kommt von Europa bis Asien vor 
(LAUSER und WAGNER 7996; 804*) und wachst wild von der Iberischen Halbinsel bis nach Skandinavien (MORTON 1977: 
303*). Es ist haufig in Nordafrika (besonders Marokko) anzutreffen. Im Himalaya (Uttar Pradesh) gedeiht es bis auf 3600 Meter 
Hohe (JAIN und BORTHAKUR 1986: 579*). In Nordamerika und Australien ist es eingebiirgert worden. 

Anbau 

Der Anbau erfolgt mit Samen, die eigentlich nur in sandige und lehmige Erde gedriickt werden miissen (Marz bis April). 
Allerdings ist es erfolgversprechender, die Samen in Anzuchterde keimen zu lassen und dann umzupflanzen. Das Bilsenkaut sat 
sich auch von alleine aus. Da die Pflanze stickstoffreichen Boden benotigt, kann man mit Reinstickstoff oder Kalkstickstoff 
diingen. Nicht ubergieBen. Das Kraut muB vor Kartoffelkafern und Bilsenkrautflohen (Psylloides hyoscyami) geschiitzt werden 
(MORTON 1977: 3040. 

Das Schwarze Bilsenkraut wird fiir die pharmazeutische Verwendung in Mittel- und Osteuropa (Rumanien, Bulgarien, Albanien) 
sowie in Indien angebaut, allerdings in geringerem MaBe als Hyoscyamus muticus. Die Sammelzeit oder Ernte ist wahrend der 
mittleren Bliitephase (Juni bis August). Das Kraut trocknet nur sehr langsam. 

Aussehen 

Das Schwarze Bilsenkraut kann ein- oder zweijahrig sein (je nach Standort und Klima); meistens ist es aber ein einjahriges 
Gewachs. Das aufrechte Kraut wird bis zu 80 cm hoch und besitzt ungeteilte, gezackte, stark riechende" Blatter. Die fiinflappigen 
Bliiten stehen wechselseitig in dichten Rispen. Diese Hyoscyamus-Art zeichnet sich unter alien Arten der Gattung durch die 
groBten Bliiten aus. Sie sind normalerweise blaBgelb und violett geadert. Seltener kommt eine Varietat mit zitronen- oder 
hellgelben, ungeaderten Bliitenkronen vor. Die schwarzen Samen sind winzig und bleiben zahlreich in den Fruchtkelchen zuriick. 
Die Bliitezeit ist in Mitteleuropa von Juni bis Oktober. Im Mitteelmeerraum beginnt sie im Mai und istmeist im Juli oder August 
beendet. 

Das Schwarze Bilsenkraut kann leicht mit Hyoscyamus muticus verwechselt werden, letzteres hat kleinere Bliiten, die nicht violett 
geadert sind, und eine starkere Behaarung. Am ahnlichsten sieht das Schwarze Bilsenkraut aber der Art Hyoscyamus reticulatus, 
die purpurviolette, netzartig geaderte Bliitenkronen hat. Das ebenfalls ahnliche Gelbe Bilsenkraut (Hyoscyamus albus) kann man 
an den kleineren, rein gelben Bliiten sowie den kleineren, kaum gezackten, fast rundlichen Blattern unterscheiden. 
Die Lang- fang genannte, asiatische Varietat wurde zunachst als Scopolia japonica L. oder Scopolia sinensis //EMSL. (siehe 
Scopolia carniolica) gedeutet und wird auch heute noch mit diesen Tollkrautern verwechselt (Li 1978: 19*) 

Droge 

- Blatter (Hyoscyami folium, DAB 10 [ Eur. ], OAB, Helv.VII ) 

- Kraut ohne Wurzeln (Herba Hyoscyami, Hyoscyami herba) 

- Samen (Hyoscyami semen); die Samen erscheinen in chinesischen Krauterbiichern unter dem Namen Tian xian zi (Lu 1986: 
80*). 

- Bilsenkrautol (Hyoscyamusol) 

Zubereitung und Dosierung 

Das zerkleinerte, getrocknete Kraut kann als Bestandteil von Raucherwerk und Rauchmischungen, zum Bierbrauen oder zum 

Wiirzen von Wein sowie als Tee (AufguB, Dekokt) verwendet werden. Die Samen eignen sich am besten als Ingredienz von 

Rauchermischungen. 

Bei alien Zubereitungen ist mit Vorsicht zu dosieren. Die therapeutische Einzeldosis des eingestellten Hyoscyamus 

(standardisierter Alkaloidgehalt von 0,05%) betragt nach Hagers 0,5 g, die Tagesdosis 1,5 g (maximal 3 g) (LINDEQUIST 1993: 

469). Ansonsten gilt das bei Hyoscyamus muticus Gesagte. 

Das. Oleum Hyoscyamin infusum wird durch Kochen von Blattern in Ol gewonnen. Es kann auBerlich zur therapeutischen oder 

erotischen Massage verwendet werden. 

Rezept fiir Bilsenkrautbier 

40 g getrocknetes Bilsenkraut 

(Herbae Hyoscyamus niger cone.) 

5 g Gagel oder eine andere Myrica-Art (diese aromatische Zutat kann auch weggelassen werden) 



1 Liter (ca. 1,2 Kilo) Braumalz (Gerstenmalz) 

900 g Honig (z.B. Fichten- oder Tannenhonig) ca. 23 Liter Wasser 

obergarige Hefe (getrocknet ca. 5 g) 

Zuerst werden das getrocknete, zerkleinerte Bilsenkraut und der Gagel mit einem Liter Wasser ausgekocht (zwecks der 

erforderlichen Sterilitat). Das Bilsenkraut verbleibt im Wasser, bis der Sud abgekiihlt ist. 

Das BraugefaB (Kunststoffeimer) mit kochendem Wasser sterilisieren. Zuerst wird das verfliissigte Malz in das 

BraugefaB gegeben; dazu 2 Liter heiBes Wasser und der Honig. Nachdem alles verriihrt ist, wird der Bilsenkrautsud samt 

dem Kraut (und Gagel) hinzugefiigt. Nachdem nochmals alles gut verriihrt wurde, wird mit kaltem Wasser auf ca. 25 

Liter aufgefiillt. Zum AbschluB wird die Hefe auf der Losung verteilt. 

Das angesetzte Gebrau muB wegen der obergarigen Hefe an einem warmen Ort (20° bis 25° C) verbleiben. Die Garung 

setzt nur langsam ein, da die Hefe von den Tropanalkaloiden zunachst gelahmt wird. Nach 4 bis 5 Tagen ist die 

Hauptgarung abgeschlossen und geht in die Nachgarung iiber. Die Hefe setzt sich langsam ab und bildet einen 

Bodensatz. 

Jetzt kann man das Gebrau auf Flaschen Ziehen, wobei auf jede Flasche (0,7 1) zwecks weiterer Nachgarung ein 

gehaufter Teeloffel brauner Zucker zugesetzt wird. Das Bilsenkrautbier schmeckt am besten, wenn es zwei bis drei 

Monate kiihl (im Keller) gelagert wird. 

Rituelle Verwendung 

Die Assyrer gaben dem Bilsenkraut den Namen sakiru. Sie verwendeten das Kraut medizinisch, als berauschenden Bierzusatz und 

als Raucherwerk in Kombination mit Schwefel zum Schutz vor Zauberei (THOMPSON 1949: 230'0. 

Im alien Persien wurde das Bilsenkraut bangha genanni, ein Name, der spater auf den Hanf (Cannabis sativa) und auf andere 

psychoaktive Krauter iibertragen wurde. Es hatte neben dem bis heute nicht sicher identifizierten Haoma eine religiose Bedeutung 

als Ritual droge. In vielen persischen Quellen werden jenseitsreisen und Visionen beschrieben, die durch verschiedene 

Bilsenkrautzubereitungen ausgelost wurden. Der Fiirst Vishtasp, der als Beschiitzer Zoroasters (= Zarathustra) in die Geschichie 

einging, trank mang, eine Zubereitung aus Bilsenkraut und Wein. Daraufhin verfiel er fiir drei Tage und Nachie in einen 

todesahnlichen Schlaf. Wahrend dieser Zeit reiste seine Seele in das Obere Paradies. Finer spateren Quelle zufolge trank er eine 

Mischung aus horn (= Haoma) und Bilsenkraut in Wein. Auch ein anderer persischer Visionar namens Viraz machte mit Hilfe 

einer Bilsenkraut-Wein-Mischung eine dreitagige Jenseitsreise. Am Ende der dritten Nacht »hat die Seele des Gerechten [= Viraz] 

das Gefiihl, inmitten von Pflanzen zu weilen und Diifie einzuatmen. Sie verspiirt einen intensiv duftenden Wind, der von Siiden 

her weht. Die Seele des Gerechten saugt diesen Wind durch ihre Nase ein« (COULIANO 1995: 141*). 

Bei den Kelten hieB das Schwarze Bilsenkraut beleno und war dem Orakel- und Sonnengott Belenos geweiht. Ihm zu Ehren 

wurde es gerauchert. Der inhalierte Rauch verseizie die Druiden und Barden in die »Anderswelt«. Dort konnten sie mit Feen und 

anderen Wesen kommunizieren. 

Das Bilsenkraut war anscheinend auch eine der wichtigsten Ritualpflanzen der Wikinger. In Wikingergrabern aus der Eisenzeit 

hat man Hunderte von Bilsenkrautsamen gefunden. Beriihmt wurde das Grab einer Frau aus Fyrkat in Danemark. Sie trug als 

wichtigste Grabbeigabe einen Lederbeutel, gefiillt mit unzahligen Bilsensamen, bei sich (RoBINSON 1994: 544, 547'0. 

Der alteste ethnohistorische Beleg fiir die Verwendung des Bilsenkrautes als germanische Zauberpflanze findet sich im 19. Buch 

der Sammlung kirchlicher Dekrete (»Deutsches BuBbuch«) des Bischofs Burchard von Worms (gest. 1025). In einer Beichtfrage 

wird folgendes Ritual - erstaunlich detailliert! - dargestellt: 

»Tatest du, was gewisse Frauen zu tun pflegen? Wenn sie Regen benotigen und keinen haben, sammeln sie mehrere Madchen und 

erwahlen sich daraus eine kleine Jungfrau gewissermaBen zur Anfiihrerin. Sie entbloBen sie und fiihren die so EntbloBte auBerhalb 

der Siedlung an einen Ort, wo sie Hyoscyamus finden, was auf deutsch Bilse heiBt. Sie lassen sie dieses Kraut mit dem kleinen 

Finger der rechten Hand ausreiBen und das entwurzelte Kraut an der kleinen Zehe des rechten FuBes mit irgendeinem Band 

befestigen. Dann fiihren die Madchen, von denen jedes eine Rute in Handen halt, die besagte Jungfrau, die das Kraut hinter sich 

herzieht, in den nachsten FluB, und mit eben den Ruten bespritzen sie die Jungfrau mit FluBwasser, und so hoffen sie, mit ihren 

Zaubereien Regen zu erhalten. Dann fiihren sie die besagte Jungfrau, nackt, wie sie ist, und die FiiBe nach Art des Krebses 

aufsetzend und bewegend, an den Handen vom FluB zur Siedlung zuriick. Wenn du das getan oder zu tun zugestimmt hast ...« 

(zitiert nach HASENFRATZ 1992: 87*) ll'll 

Hier wird also das Bilsenkraut in die Nahe des germanischen Wetter- und Gewittergottes Donar geriickt. Die Romer assoziierten 

das Kraut mit ihrem Gott Jupiter, den sie mit dem germanischen Donnergott gleichsetzten. In der Schweiz findet sich heute noch 

der volkstiimliche Name Jltpitersinort, »Bohne des Jupiter«" 

Der germanische Donnergott war der trinkfreudigste und trinkfesteste unter den Gottern. Ihm waren darum die stark 

berauschenden Bockbiere geweiht. Das Bier fiir den Gewittergott wurde mit seiner Pflanze, dem Bilsenkraut, gebraut. Die 

Germanen hatten wegen der groBen Nachfrage nach dem in Deutschland und Nordeuropa sehr seltenen Bilsenkraut eigens dafiir 

Bilsengarten angelegt. Diese Bilsengarten standen unter dem Schutz des Wotan/Odin, des Vaters des Donnergottes, und galten als 

Heilacker. Diese ehemaligen Anpflanzungen leben in verschiedenen Ortsbezeichnungen bis heute fort, z.B. Bilsensee, Billendorf, 

Bilsengarten und vor allem im bohmischen Pilsen (R6MPP 1950:271*). 171' 

Im Mittelalter und in der friihen Neuzeit war das Bilsenkraut in Europa allgemein mit Hexerei und Zauberei, vor allem mit dem 

Orakelwesen und dem Liebeszauber verbunden. So heiBt es bei LoNICERUS: »Die alien Weiber brauchen diB Kraut zu 

Zaubereyen, sy sagen, wer die wurtzel bei sich tragi, soil unverwundbar bleiben.« 



Man glaubte auch, daB der Bilsenkrautrauch unsichtbar machen konne, und rauchte zu diesem Zweck die Blatter in einer Pfeife 

(HINRICHSEN 1994: 107). Wenn eine Pflanze zu den echten Bestandteilen der Hexensalbe gehorte, dann war es das Bilsenkraut 

(Vgl. MARZELL 1922: 168* ): 

»Das Bilsenkrautgift wirkte rasch, da es von der Haut aufgenommen wird. Und noch etwas. AuBerordentlich rasch und intensiv 

wirkte es bei der Aufnahme iiber Schleimhaute. Da man aber auch die Besenstiele mit dem Bilsenkraut einrieb, auf ihnen ritt, und 

zwar Frauen und Manner entbloBt, war die Wirkung enorm. Bei den Frauen war die Wirkung wesentlich starker und schneller, 

well die Schleimhaut von After und Scheide bei wilden Bewegungen auf dem Besenstiel mit der Hexensalbe in Beriihrung kam 

und sofort wirkte. « (Hue 1993: 140) 

Bilsenkrautsamen wurden im modernen Okkultismus zum Beschworen von Geistern, vor allem bei der Nekromantie oder 

Totenbeschworung, als Raucherstoff verwendet. Dazu wurde nach folgendem Rezept ein Raucherpulver gemischt (vgl. 

Raucherwerk): 

1 Teil Fenchelwurzel/-Samen (Foeniculum vulgare) 

1 Teil Olibanum (BoswelUa sacra) 

4 Telle Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) 

1 Teil Koriandersamen (Coriandrum sativum L.) 

1 Teil Kassiarinde (Cinnamomum cassia PRESL) 
Es hieB, mit diesem Weihrauch solle man in einen gespenstischen, dunklen Wald Ziehen, auf einem Baumstumpf eine schwarze 
Kerze und die Raucherpfanne entziinden. Man solle das Pulver so lange rauchern, bis plotzlich die Kerze verlischt. Dann sahe 
man in der Dunkelheit die Geister der Nacht aus dem Rauch erscheinen. Um sie wieder zu vertreiben, soil eine Mischung aus 
gleichen Teilen Asa foetida (»Teufelsdreck«) und Olibanum gerauchert werden (HYSLOP und RATCLIFFE 1989: 15" ). 
Auch in Asien wurde und wird das Bilsenkraut psychoaktiv genutzt. Im Peri-ts'ao Ching, einem sehr alten chinesischen 
Krauterbuch, helBt es von der Lang-taug genannten Unterart: 

»[Die Samen], werden sie [richtig zubereitet] iiber einen langeren Zeitraum hinweg eingenommen, ermoglichen einem, sehr lange 
Strecken zu gehen, sind niitzlich fiir den Geist und vermehren die Kraft. (...) AuBerdem kann man durch sie mit Geistern 
kommunizieren und Teufel sehen. Wenn man sie im UbermaBe nimmt, so lassen sie einen verbl6den.« (Li 1978: 191 
Die Samen wurden anscheinend zusammen mit jenen der Caesalpinia decapetala als psychoaktives Raucherwerk verwendet (LI 
1978: 20f. *) . 

Im Siiden Kaschmirs (am Rande des Himalayas) werden die Blatter, mit Tabak (Nicotiana tabacum) vermischt, als Halluzinogen 
geraucht (SHAH 1982: 2970. Leider ist der rituelle oder hedonistische Rahmen nicht bekannt. 

Artefakte 

Obwohl das Bilsenkraut im Pflanzenreich eine unverwechselbare Erscheinung ist und in der europaischen Kultur und 
Pharmaziegeschichte eine so hervorragende Bedeutung hat, sind eigentlich keine Artefakte bekannt (vgl. Hyoscyamus muticus). 
Das Kraut fehlt auch auf den friihneuzeitlichen Hexenbildern. In der Gebrauchskunst des Jugendstils taucht das Bilsenkraut 
gelegentlich als florales Element auf. Es ist auf den medizinischen Thankas (RoUbildern) zur Illustration der tibetischen Medizin 
dargestellt. 

Medizinische Anwendung 

Sehr weit verbreitet ist der Gebrauch von Bilsenkrautrauch gegen Zahnschmerzen (RowELL 1978: 263) und Asthma. In 

Darjeeling und Sikkim wird Bilsenkraut neben diesen Anwendungen auch zur Behandlung von Nervenkrankheiten verwendet 

(BISWAS 1956: 71). In Uttar Pradesh dient die Pflanze zum Heilen von Knochen (JAIN und BORTHAKUR 1986: 579'0. In 

Nepal werden die Blatter bei Asthma geraucht und als Beruhigungsmittel und Narkotikum verwendet (SINGH 1979: 1900. In der 

traditionellen chinesischen Medizin wird der Rauch der Samen des chinesischen Bilsenkrautes (Lang-dang-zi) bei Husten, Asthma 

bronchiale, Rheuma und Magenschmerzen inhaliert. 

In Europa wurden Bilsenkrautzubereitungen seit der Antike und bis in dieses Jahrhundert hinein medizinisch als schmerz- und 

krampfstillendes Mittel (vgl. Schlafschwamm) bei Magenkrampfen, Keuchhusten, Zahnschmerzen, Unterleibsentziindungen, 

Neuralgien, aber auch in Form von Asthmazigaretten verwendet (RATSCH 1995a: 114121 *). 

Hildegard von Bingen empfiehlt das psychoaktive Kraut als Gegenmittel bei einem alkoholischen Rausch: »Damit aber ein 

Betrunkener wieder zu sich kommt, lege er Bilsenkraut in kaltes Wasser, und er befeuchte seine Stirn, Schlafen und Kehle 

(damit), und es wird ihm besser gehen. « (Physica I, 1 10) 

In der modernen deutschen Volksheilkunst gibt es ein Rezept gegen Pilzbefall (z.B. durch Candida albicans): »ein Drittel 

Brennesseln [ Urtica dioica L., U. urens L.], ein Sechstel Bilsenkraut, ein Sechstel geriebene MuskatnuB [sxehs Myristica 

fragrans], eine Prise Safran [siehe Crocus sativus], ein Drittel Zitronenmelisse [Melissa officinalis L.] mit kochendhelBer 

Fleischbriihe iibergieBen und vier Stunden im Kiihlschrank Ziehen lassen, dann vier Wochen taglich davon trinken.« (Quelle: 

Natur 6/96: 60) 

»Hyoscyamus niger« wird unter dieser Bezeichnung in der Homoopathie entsprechend dem Arzneimittelbild u.a. bei Unruhe, 

Erregungszustanden, Schlafstorungen und krampfartigen Verdauungsstorungen verwendet (LINDEQUIST 1993: 472). 

Es sind auch pharmazeutische Pflaster mit Bilsenkrautextrakten entwickelt worden, die man sich bei Reisekrankheit hinter das 

Ohr klebt (mit dem Bilsenpflaster ist der Reisende auf seiner Reise immer auf Trip ...). 

Inhaltsstoffe 

In den Blattern bzw. im Kraut sind 0,03 bis 0,28% Tropanalkaloide enthalten. Die Hauptalkaloide S-(-)-Hyoscyamin (bzw. 
Atropin, das beim Trocknen entsteht) und S-(-)-Scopolamin liegen im Verhaltnis 2:1 bis etwa 1:1 vor. Daneben kommen in 



Spuren Aposcopolamin, Norscopolamin, Littorin, Tropin, Cuskohygrin, Tigloidin und Tigloyloxytropan vor, auBerdem 

Flavonoide (Rutin) und Cumarinderivate (LINDEQUIST 1993: 467). 

Die homoopathisclie Urtinktur enthalt mindestens 0,007 bis hochstens 0,01 % Alkaloide, berechnet als Hyoscyamin. 

Wirkung 

Die parasympathikolytische Wirkung der Drogen und Zubereitungen aus dem Schwarzen Bilsenkraut gehen auf die 
Hauptalkaloide Hyoscyamin (bzw. Atropin) und Scopolamin zuriick. Charakteristisch ist die periphere Dampfung bei 
gleichzeitiger zentraler Stimulierung. Die Hauptwirkung halt 3 bis 4 Stunden an. Halluzinogene Nachwirkungen konnen bis zu 
drei Tage dauern. Die Alkaloide gelangen iiber das Blut in die Placenta und sind schon in der Muttermilch nachgewiesen worden 
(LINDEQUIST 1993: 469). 

Zu den unangenehmen Nebenwirkungen gehoren starke Mundtrockenheit, Bewegungsstorungen und Weitsichtigkeit. Bei 
ijberdosierungen kommt es zu Delirien, Koma, Atemlahmung und Tod. Todliche Vergiftungen sind in der toxikologischen 
Literatur allerdings sehr selten zu finden (LINDEQUIST 1993: 470). Deswegen ist auch eine tatsachlich todlich wirkende Dosis 
nicht genau bekannt. Das Kraut ist auch fiir weidendes Vieh, Hirsche, Fische und viele Vogel giftig. Schweine sind offensichtlich 
gegen die Giftwirkung immun (MORTON 1977: 305) und scheinen die berauschende Wirkung dafiir um so mehr zu genieBen. 
Daher kommt vielleicht der antike Name »Saubohne«. 

Ein mit Bilsenkraut gebrautes Bier berauscht in geringer Dosis (0,5 bis 1 Liter); in mittleren Dosen ( I bis 1,5 Liter) aphrodisiert es 
(Bilsenkrautbier ist das einzige Getrank, von dem man immer durstiger wird, je mehr man davon trinkt!). In hoheren Dosen (ab 2 
bis 3 Liter) kommt es zu deliranten, »verbl6deten« Zustanden, Verwirrung, Gedachtnisstorungen '%', mit »tollen«, unsinnig 
erscheinenden Verhaltensweisen. 

Marktformen und Vorschriften 

Die Pflanze steht unter Naturschutz und ist in der Roten Liste der gefahrdeten Pflanzen verzeichnet. Das Kraut ist apotheken- und 
verschreibungspflichtig. Bilsenkrautol ist frei verkauflich (auch in Drogerien). Bei homoopathischen Zubereitungen bestehen 
unterschiedUche Vorschriften (lANDEQUIST 1993: 471). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter anderen Hyoscyamus-Arten 

GRAI(-IIEN, Gisela 1988 Das Kultplatzbuch (2. Autl.), Hamburg: Hoffmann und Campe. 

HINRICHSEN, Torkild 1994 Erzgebirge: »Dcr Duft des Hmeeeeels«, Hamburg: Altonaer Museum. 

HOCKING, George M. 1947 »Henbane: Healing Herb of Hercules and Apollo«, Ecoeioeeeic Botany 1: 306-316. 

Hoops, Johannes 1973 »Bilsenkratlt«, in: Reallexikon dergermaniscleenAltertuneskundc, Bd. 1: 284. 

HUG, Ernst 1993 Wolfzahn, Bilsenkraut und Dachsschenalz: Ruckblick irr eire Schwarzwalddorf, St. Margen: Selbstverlag Ernst Hug. 

KLEIN, G. 1907 »Historisches zum Gebrauche des Bilsenkrautextraktes als Narkotikum«, MUnchener medizinische ~~17oc llertsclirift 22: 1088-1089. 

LINDEQUIST, Ulrike 1993 »Hyoscyamus«, in: Hagers Handbuch der plearmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 5: 460-474, Berlin: Springer. 

MAKlNo, T. 1921 » Hyoscycirrlits niger L. var. c IlieleeeslS MAKING (Solanaceae)«, Journal of Japanese Botany 2(5): 1 (Japanisch). 

MEYRINK, Gustav 1984 Des deutschere Spie";ers Wunderhorn 2: Der violette Tod, Rastatt: Moewig. 

MULLER-EBELING, Claudia 1991 »Wolf und Bilsenkraut, Himmel und HoUe: Ein Beitrag zur Damonisierung der Natur«, in: Susanne G. SEILER (Hg.), Gala - 

Das Envachen der Gottin, S. 163-182, Braunschweig, Auruln. 

SCHIERING, Walther 1927 »Bilsenkraut: Eine okkultistisch-kulturgeschichtliche Betrachtung«, Zentralblatt fiir Okkultismus, S. 23-31, Leipzig. (Reprint 111: 

BAUEREISS 1995: 81-91*.) 

SIMEK, Rudolf 1984 Lexikon dergermanischen Mythologie, Stuttgart: Kroner. 

STORE, Wolf-Dieter 1996 Vortrag iiber Bilsenkraut auf der Rothenburg bei Mariastein i.L. (Schweiz). 

STRAUSS, A. 1989 »Hyoscyatreels spp.: In Vitro Culture and the Production of Tropane Alkaloids*, Bioteclleeology in Agriculture and Forestry, Vol. 7, 

Medicinal and Aroenatic Plants 1 1 (hrsg. v. Y P. S. BAJAJ), S. 286-314, Berlin, Heidelberg: Springer- Verlag. (Enthalt eine ausfiihrliche Bibliographic.) 

VRlEs, Herman de 1993 »heilige bdume, bilseeikraut und bildzeiteeteg«, in: C. RATSCH (Hg.), Naturverehrenng und Heilkunst, S. 65-83, SUdergellersen: Verlag 

Bruno Martin. 



Hyoscyamus spp. Bilsenkrautarten 



Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Solanoideae, Tribus Hyoscyameae, Subtribus Hyoscyaminae 

Es gibt in der Gattung Hyoscyamus ToURN. etwa 20 akzeptierte Arten, die nur in Eurasien heimisch sind (D'ARCY 1991: 78*, 
SYMON 1991: 141 *). Manche sind nur sehr selten und spielen deshalb in der Ethnobotanik keine groBe Rolle. In ihrem 
Aussehen sind die Arten ahnlich, z.T. sehr ahnlich, und dadurch manchmal schwer zu bestimmen (Lu und ZHANG 1986: 67). 
Alle Arten enthalten die Tropanalkaloide Hyoscyamin und Scopolamin, daneben Aposcopolamin, Norscopolamin, Littorin, 
Tropin, Cuskohygrin, Tigloidin und Tigloyloxytropan (LINDEQUIST 1993: 461). 

Hyoscyamus aureus L. - Goldenes Bilsenkraut, Goldbilsenliraut 

In der Bibel erscheint dieses Bilsenkraut, die haufigste der fiinf in Israel vorkommenden Arten, unter dem Namen shikrona 
(ZOHARY 1986: 187*). Es kommt heute auf den Golanhohen recht haufig vor (DAFNI und YANIV 1994: 12* ). Die Samen und 
Blatter werden in der israelischen Volksmedizin verbrannt; der aufsteigende Rauch wird bei Zahnschmerzen und Zahnzerfall 
inhaliert. Ein Dekokt der Blatter wird als Augentropfen bei Augenentziindungen benutzt; die frischen, zerriebenen Blatter werden. 



mit Olivenol vermischt, auf offene Wunden aufgetragen. Der Wasserdampf von gekochten Slattern oder der Rauch von 
verbrennenden Slattern wird bei Asthma und anderen Erkrankungen der Atemwege inhaliert. Die zerriebenen Slatter werden, mit 
Mehl vermischt, als Paste bei Kopfschmerzen auBerlich aufgetragen (DAFNI und YANIV 1994: 13f.*). 

Hyoscyamus bohemicus F.W. SCHMIDT 

Diese »b6hmische« Art ist von Nordchina iiber Zentralasien bis in den Nahen Osten verbreitet. Die Samen werden in der 
traditionellen chinesischen Medizin ahnlich wie Lang-tang (Hyoscyamus niger var. chinensis) verwendet (Lu 1986: 80*, Lu und 
ZHANG 1986: 71). Uber einen ethnischen psychoaktiven Gebrauch ist bisher nichts bekannt geworden. AUerdings ist es gut 
moglich, daB diese Art in Zentralasien anstelle von Hyoscyamus niger geraucht wird. Diese Art wird auch als Synonym oder 
Varietat von Hyoscyamus niger angesehen (LINDEQUIST 1993: 464). 

Hyoscyamus boveanus (DUN. in DC.) ASCH. eX SCHWEINFURTH 

Diese Art ist in der ostlichen Wiiste Agyptens verbreitet und heiBt bei den Seduinen saykaraan, ein Lehnwort aus dem 
Arabischen, das »berauscht werden« bedeutet (siehe Hyoscyamus muticus). Friiher wurden die Slatter und Sliiten dieser wenig 
bekannten Silsenkrautart von den Seduinen und Nubiern (und werden von ihnen z.T. auch noch heute) als Rauschmittel geraucht, 
manchmal mit Tabak (Nicotiana tabacum) oder anderen Krautern (vermutlich Cannabis sativa) vermischt. Das Kraut ist aber auch 
heute noch auf den Krautermarkten im Niltal im Angebot (GoODMAN und HOSSS 1988: 84f.). Diese Art ist wahrscheinlich mit 
Hyoscyamus niger synonym. 

Hyoscyamus desertorum Bolss. (= H. albus var. desertoriirri) -Wiistenbilsenkraut 

Die getrockneten Slatter und Samen werden von den Sewohnern der Negevwiiste und des nordlichen Sinai bei Zahnschmerzen, 
Srustschmerzen, Husten, Asthma und Hysteric geraucht (DAFNI und YANIV 1994: 14*). 

Hyoscyamus x gyorffyi 

ist ein Hybrid aus Hyoscyamus niger und Hyoscyamus albus (lONKOVA et al. 1994). Er hat keine ethnopharmakologische 
Sedeutung, enthalt allerdings reichlich Tropanalkaloide. 

Hyoscyamus pal lidus KITAIB. 

Anscheinend wurde diese nahostliche Silsenkrautart von den Assyrern als Zahnschmerz- und Rauschmittel verwendet 
(THOMPSON 1949: 216* ). 

Hyoscyamus physaloides L. 

Die Tungusen rosteten die Samen dieser zentral- und ostasiatischen Silsenkrautart und briihten sie als Getrank auf. Diesen 
besonderen »Kaffee« tranken sie nach dem Essen, vermutlich wegen seiner berauschenden Wirkung (RoWELL 1978: 263*). In 
Sibirien wird das ganze Kraut mit der Wurzel als Serauschungsmittel und Ersatz fiir Opium (siehe Papaver somniferum) benutzt. 
Die Wurzel diente dort auch als stark berauschender, halluzinogener Zusatz zum Sier (HARTWICH 1911: 522*). 

Hyoscyamus pusillus L. 

Diese Art ist - genau wie Hyoscyamus bohemictts - von Nordchina iiber Zentralasien bis in den Nahen Osten verbreitet (Lu und 
ZHANG 1986: 71). Die Samen werden ebenfalls in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet (Lu 1986: 80* ). Uber 
einen psychoaktiven Gebrauch bei asiatischen Volkern ist bisher nichts bekannt geworden. Allerdings ist es gut moglich, daB auch 
diese Art in Zentralasien anstelle von Hyoscyamus niger zur Serauschung geraucht wird. Wahrscheinlich wurde diese 
Silsenkrautart von den alien Assyrern als Schmerz-, und Rauschmittel genuizi (THOMPSON 1949: 2160. Auf arabisch heiBt die 
Pflanze sufaird. 

Hyoscyamus reticulatus L. 

kommt genau wie Hyoscyamus desertorum nur in der Negevwiiste vor und wird von den Seduinen volksmedizinisch genutzt 
(DAFNI und YANIV 1994: 171. Die Sewohner des Negev rauchen die getrockneten Slatter bei Zahnschmerzen, als Seruhigungs- 
und Rauschmittel (DAFNI und YANIV 1994: 14*). In Syrien und im Iran heiBt die Pflanze bazri-banj, kohi bang, ban] barri oder 
benj. Die Samen werden von dortigen Arzten wie Opium (vgl. Papaver somniferum) verwendet (HooPER 1937: 12 8') . 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter anderen Hyoscyamus-Arten 

GOODMAN, Steven M. und Joseph J. HOBBS 1 988 »The Ethnobotany of the Egyptian Eastern Desert: A Comparison of Common Plant Usage Between Two 

Culturally Distinct Bedouin Groups*, Journal of Ethnopharnlacology 23: 73-89. 

lONKOVA, Iliana, L. WITTE und A.W. ALFERMANN 1994 » Spectrum of Tropane Alkaloids in Transformed Roots of Datura innoxia and Hyoscyamus X 

.gyorffyi Cultivated in Vitro«, Planta Medica 60: 382-384. 

LINDEQUIST, Ulrike 1993 »Hyoscyamus«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl. ), Bd. 5: 460-474, Berlin Springer. 

Lu An- ming und ZHANG Zhi-yu 1986 »Studies o/the Subtribe Hyoscyaminae in China«, in: William G. DARCY (Hg.), Solanaceae: Biology and Systernatics, 

S. 56-78, New York: Columbia University Press. 



Ilex cassine Cassinabaum 

Familie 

Aquifoliaceae (Stechpalmengewachse) Tribus Iliceae 

Formen und Unterarten 

Es werden drei Varietaten und eine Form botanisch akzeptiert (GALLE 1997: 165f.): Ilex cassine L. var. cassine Ilex cassine L. 
var. angustifolia AIT. Ilex cassine L. var. mexicana (TURCZ.) BLACK Ilex cassine L.f. aureo-bractea 

Die in Florida verbreitete Myrtle-leaf holly (Ilex myrtifolia WALT.) wird manchmal als eigene Art, gelegentlich als Varietat von 
Ilex cassine angesehen: Ilex cassine var. myrtifolia WALT. (BELL und TAYLOR 1982: 75). 

Synonyme 

Ageria germinata RAF. Ageria heterophylla RAF. Ageria obovata RAF. Ageria palustris RAF. Aquifolium carohnesse CAT. et 
DUH. Ilex aquifolium carolinianum DUH. (= L cassine var. angustifolia) Ilex cassinaefolia LOES. Ilex cassene L. Ilex cassine a 
L. Ilex cassine corymbosia W.T. MILL. Ilex cassine L.f glabra LoEs. (= I. cassine var. mexicana) Ilex cassine L.f. hirtella LoEs. 
(= L cassine var. mexicana) Ilex cassine var. latifolia AIT. Ilex cassinoides LINK (= I. cassine var. angustifolia) Ilex cassinoides 
Du MONT (= L cassine var. angustifolia) Ilex castaneifolia HORT. ex LOES. Ilex chinensis DC. Ilex dahoon WALT. Ilex 
dahoon var. angustifolia (WILLD.) TORR. et GRAM (= 1. cassine var. angustifolia) Ilex dahoon var. grandiflora KOCH Ilex 
dahoon var. laurifolia (NUTT.) NUTT. Ilex dahoon var. ligustrum (ELL.) WOODS (=1. cassine var. angustifolia) Ilex lanceolata 
GRISEB. Ilex ligustrina ELLIOT (= L cassine var. angustifolia ) Ilex mexicana (TURCZ.) BLACK (= L cassine var. mexicana) 
Ilex phillyreifolia HORT. ex DIPPEL Ilex prinoides WI LLD. Ilex ramulosa RAF. Ilex watsoniana SPACH (=L cassine var. 
angustifolia) Pilostegia mexicana TURCZ. (= L cassine var. mexicana) Prinos cassinoides HORT. ex STEUDEL 

Volkstiimliche Namen 

Black drink plant, Cassena"j, Cassiana, Cassina, Cassine, Dahoon, Dahoon holly, Dahoon-hoUy, Dahoon plant. Holly-ilex, 
Southern yaupon, Yaupon, Yupon 

Geschichtliches 

Diese Pflanze war den Indianern Floridas und der nordamerikanischen Ostkiiste heilig und wurde genau wie Ilex vomitoria zur 
Herstellung des Black Drink verwendet (GALLE 1997: 165, MILLSPAUGH 1974: 416* ). 

Bis heute werden Ilex cassine und Ilex vomitoria miteinander verwechselt; dabei lassen sich beide Arten gut morphologisch und 
geographisch voneinander trennen. Manchmal wurden beide Arten fiir synonym gehalten, was keinesfalls zutreffen kann. Fiir 
Verwirrung sorgte natiirlich auch die Tatsache, daB der indianische Gebrauch beider Pflanzen praktisch identisch ist und deshalb 
auch von Ethnographen nicht unterschieden wurde. 

Verbreitung 

Diese nordamerikanische Ilex-Art ist an den Randern von Siimpfen und an Wasserlaufen heimisch; meist wachst sie in 
Meeresnahe und kommt in Virginia, Florida und entlang der Golfkiiste bis zum Colorado River (Texas) vor. In Mexiko ist die var. 
rtiexicana anzutreffen. 

Anbau 

Nicht bekannt, vermutlich aus Samen. 

Aussehen 

Der stark verzweigte Baum kann bis zu 8 Meter hoch werden und eine ausladende Krone bilden. Die Blatter sind 6 bis 10 cm 
lang, lanzettformig, laufen spitz zu und sind auf der Oberseite glanzend. Sie sind wesentlich langer und schmaler als die Blatter 
von Ilex vomitoria. Ilex cassine hat leuchtendrote Friichte, die im Vergleich zu den an den Zweigen dicht in Trauben sitzenden 
Friichten von Ilex vomitoria, vereinzelter auftreten. 

Cassina wird auch haufiger, vor allem in der ethnologischen Literatur, mit der Stechpalme Ilex aqiiifolilinl L.'%4, die in vielen 
Varietaten vorkommt, verwechselt. 

Droge 

Blatter 

Zubereitung und Dosierung 

Die frischen Blatter werden mit Wasser gekocht (mindestens 10 Minuten), bis ein schwarzes Dekokt entsteht. Dieser Tee heiBt 

Black Drink oder »Schwarzer Trank« (vgl. Ilex vomitoria). 

Eine starker wirksame Zubereitung ist etwas zeitaufwendiger: Dazu werden die Blatter zuerst gerostet und dann mindestens eine 

halbe Stunde in Wasser ausgekocht. Dabei wird der Sud kraftig geriihrt und/oder mehrfach umgegossen, bis er schaumig wird 

(HAVARD 1896: 40*). Der Schwarze Trank erinnert im Geschmack leicht an Oolong-Tee (siehe Camellia sinensis). 

Fiir Rituale und Feste wurde der Trank besonders stark 'gekocht und mit verschiedenen Krautern und Wurzeln verstarkt bzw. in 

seiner Wirkung verandert. So wurden erbrechenerregende Pflanzen zugefiigt: Button Snakeroot (Eryngium aquaticum L.), Iris 



versicolor L. und Lobelie (Lobelia inflata). Dadurch erbrachen sich die Teilnehmer an den Festen oft sehr heftig, was als rituelle 
Reinigung betrachtet wurde (HAVARD 1896: 41*). 

Manchmal wurde der Black Drink (unter Zugabe von Garstoffen) der Fermentation iiberlassen. Dann wirkte er nicht nur stark 
stimulierend, sondern auch berauschend (HAVARD 1896: 41f.*). Seltener wurde dem Trank Tabak (Nicotiana tabacum, 
Nicotiana spp.) zugesetzt (WALDMAN 1985: 63* ). 

Rituelle Verwendung 

Die Stamme der Kiistengebiete von Carolina bis nach Florida und Texas, aber auch die Inlandstamme an beiden Seiten des 

Mississippi benutzten Cassina als Black Drink fiir so bedeutende jahrliche Zeremonien wie das Busk-Ritual bzw. das Green Corn 

Festival und genossen den Trank reichlich zur Unterstiitzung der zeremoniellen Begebenheiten. Bei diesem Fest stand der 

Gedanke der Erneuerung der Welt im immer wiederkehrenden Jahreslauf im Zentrum der Aufmerksamkeit (WALDMAN 1985: 

63*). Die Blatter wurden iiber weite Strecken hinweg gehandelt (HAVARD 1896: 40* ). Manchmal war es nur den Mannern 

gestattet, den Black Drink zu sich zu nehmen (MILLSPAUGH 1974: 416*). 

Beim Stamm von Apalachicola wurden bei den Stammesfesten riesige Mengen Black Drink in groBen Schneckenschalen 

(Bnsycon spp.) dargeboten und_ getrunken; dazu wurde reichlich geraucht (Nicotiana rustica). 

Zu weiteren rituellen Verwendung en siehe Ilex vomitoria, deren Gebrauch sich mit jenem von Ilex cassine deckt. 

Artefakte 

In Florida wie auch andernorts wurden die groBen, linksgewundenen Gehause der Meeresschnecke Busycon contrarium 
CONRAD als TrinkgefaBe fiir den Cassinatrunk verwendet (Vgl. MOORE 1921). Mitunter wurden sie mit Gravuren verziert, die 
mythische oder schamanische Wesen darstellen. 

Medizinische Anwendung 

Das Dekokt wurde vor allem als brechenerregendes Mittel verwendet (MILLSPAUGH 1974: 4160. Die Cherokee, 
Alabamaindianer, Creek und Natchez benutzten ein Dekokt der Blatter und jungen Triebe als brechenerregendes Mittel, bei 
Urinierproblemen (HarngrieB), als schweiBtreibendes Mittel, bei Wassersucht und zur Reinigung, auch der »moralischen« 
(MOERMAN 1986: 232*). 

Inhaltsstoffe 

Die Blatter enthalten 0,27 bis 0,32% Koffein (HAVARD 1896: 40*), daneben Gerbstoff und vielleicht noch andere Substanzen. 
Nach neueren Angaben ist in den Blattern kein Koffein, wohl aber Theobromin (ein wichtiger Wirkstoff in Theohroma cacao) 
enthalten. In den Friichten kommt Cyanidin-3-xylosylglucosid vor (ALIKARIDIS 1987: 17.61 Uex-Arten, aus denen 
stimulierende Getranke bereitet werden 

Die Gattung Ilex besteht aus 400 bis 600 Arten, die weltweit verbreitet sind, aber in Siidamerika und Asien konzentriert auftreten. 
In 15 Arten wurden Caffeoylchinasauren nachgewiesen. Purine kommen in 19 Arten vor. Viele enthalten Koffein und werden 
oder wurden zur Bereitung anregender Getranke benutzt (HARTWICH 1911: 452*): 

Botanischer Name Vorkommen Einheimische(r) Name(n) 

Ilex amara (VELL.) LOES. Brasilien Cauna, Caurina, Congohinha 

Ilex affinis CARD. Brasilien Congonha do campo 

Ilex argentina LILLO [syn. Hex tucumanensis SPEC] Argentinien Palo de Yerba 

Ilex brevicuspis REISS. Siidamerika Mate 

Ilex cassine WALT. siidliches Nordamerika Cassina, Black Drink 

Ilex caroliniana (LAM.) LoEs. Carolina/USA Cassine 

Ilex congonhinha LoFs. Brasilien Congonhinha 

Ilex conocarpa REiss. Brasilien Congonha, Catuaba do mato 

Ilex cuyabensis REISS. Matto Grosso Congonha 

Ilex diuretica MART. Brasilien Congonha 

Ilex dumosa REISS. Brasilien, Uruguay, Paraguay Congonha miuda, Caa-Chiri 

Ilex dumosa var. guaranina LoEs. Brasilien Congonha 

Ilexfertilis REIss. ex MART. Siidamerika Mate 

Ilex glabra A. GRAM Nordamerika Black Drink 

Ilex glazioviana LoEs. Brasilien Congonhinha 

Ilex guayusa LoEs. Ecuador Guayusa 

Ilex microdonta REiss. Siidamerika 

Ilex paraguariensis ST. HIL. Siidamerika Mate (echte Mate) 

Ilex perado AIT. [syn. Ilex quercifolia MEERB.] Nordamerika Black Drink 

Ilex pseudobuxus REISS. Siidamerika Mate 

Ilex pseudothea REiss. Brasilien 
Ilex tarapotina LoEs. Ostperu Mate 

Ilex theezans MART. Brasilien, Argentinien Cauna amarga, Pao d'aceite, 

Caa-na 



Ilex verticillata A. GRAM Nordamerika Black Drink 

Ilex vitis-idaea LoFs. Peru Mate 

Ilex vomitoria AIT. Siidosten der USA Yaupon, Black Drink 

Ilex yunnanensis FRANCH. China/Tibet 

Ilex yunnanensis var. eciliata Hu China Shui-cha-tze (»Wasser-Tee«) 

Wirkung 

Der Black Drink hat durch seinen Gehalt an Koffein stimulierende und zudem stark diuretische Wirkungen (HAVARD 1896: 
41*). In hoheren Dosierungen (individuell unterschiedlich) kann er Erbrechen auslosen. Wenn der Trank unter Zusatz von 
Garstoffen fermentiert wurde, hatte er sicherlich hauptsachlich eine Alkoholwirkung, man schlief unter seinem EinfluB allerdings 
vermutlich nicht so schnell ein. Der Zusatz von Lobelie (vgl. Lobelia inflata) oder Tabak (vgl. Nicotiana spp.) verstarkt die 
psychoaktive und emetische Wirkung erheblich. 
Die roten Friichte sollen fiir Menschen giftig sein; Genaueres iiber toxische Wirkungen ist Jedoch nicht bekannt. 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ilex guayusa. Ilex paraguariensis. Ilex vomitoria, Koffein 

ALIKARIDIs, F. 

1987 »Natural Constituents of [lex Species*, lournal 

of Ethnophtlrrrlticology 20: 121-144. 

BELL, C. Ritchie und Bryan 1. TAYLOR 

1982 Florida Wild Flowers and Roadside Plants, 
Chapel Hill: Laurel Hill Press. 
GALLE, Fred C. 

1997 Hollies: The Gencis Ilex, Portland: Timber Press. 
HALF, E.M. 

1 89 1 »llex Cassine, the Aboriginal North American 
Tea«, Bulletin No. 14, U.S.D.A. Division o/Botany. 
Hu, Shiu-Ying 

1949 »The Genus Ilex in China«, Journal of the Arnold 
Arboretum 30: 341 ff. 
HUDSON, Charles (Hg.) 

1979 Black Drink: A Native American Tea, Athens: 
University of Georgia Press. 
Huivlr., H. Harold 

1953 Hollies, New York: Macmillan. 
MOORE, Clarence B. 

1921 »Notes an Shell llnplements from Florida«, 
American AntliropologistN.S., 23: 12-18. 



Ilex guayusa Guayusa 

Familie 

Aquifoliaceae (Stechpalmengewachse); Tribus Iliceae 

Formen und Unterarten 

Die Indianer unterscheiden eine Wildform und das kultivierte Gewachs. Ansonsten sind bisher keine Varietaten o.a. beschrieben 
worden. Ilex guayusa wurde schon als eine Kulturform von Ilex paraguariensis gedeutet (SHEMLUCK 1979: 156). 

Synonyme 

Ilexguayusa l,OESENER emend. SHEMLUCK 
Ilexguaytisa var. utilis MOLDENKE 

Volkstiimliche Namen 

Aguayusa, Guanusa, Guayupa, Guayusa, Guayusa, Guayusa holly, Guayyusa, Huayusa, Kopiniak (Zaparo), Rainforest holly, 

Wais (Shuar), Wayus (Achuar), Wayusa, Weisa (Jibaro) 

In Peru heiBt bis heute das ethnomedizinisch bedeutende Pfeffergewachs Piper callostsm Ruiz et PAV. im Volksmund huayusa. 

Geschichtliches 

Der rituelle Gebrauch von Guayusa (ein Quetschuawort) ist in Siidamerika sehr alt. In Nino Korin (Bolivien) wurden als 
Grabbeigabe dienende, sorgfaltig eingewickelte Blatter gefunden, die mit der Radiocarbonmethode auf 355 n. Chr. datiert wurden 
und die bei der chemischen Analyse sogar noch Koffein enthielten. Die Guayusablatter wurden zusammen mit 



Schnupfpulverparaphernalia und Klistiergeraten gefunden; es ist jedoch ungewiB, ob die Blatter auch zu einem stimulierenden 
Schnupfpulver oder psychoaktiven Klistieren verarbeitet wurden (SCHULTES 1972: 115£, WASSEN 1972: 29). Die 
psychoaktive und medizinische Verwendung der Pflanze wurde bereits von Jesuiten und Missionaren des 17. und 18. Jahrhunderts 
angedeutet (SCHULTES 1972: 126f£). Moglicherweise war der Gebrauch von Guayusa im prakolumbianischen Amerika weitaus 
starker verbreitet als heute. Anscheinend hat es fiir den hohen Bedarf groBe Pflanzungen gegeben (SCHULTES 1979: 144f. ). 
Der englische Botaniker Richard Spruce (1817-1893) hat den Guayusagebrauch zwar genau beschrieben, aber erstaunlicherweise 
kein botanisches Material gesammelt (SCHULTES 1972: 120). Die Pflanze wurde erstmals um die Jahrhundertwende beschrieben 
(LOESENER 1901). Sie ist bis heute recht wenig bekannt und ethnopharmakologisch noch nicht erschopfend erforscht. 

Verbreitung 

Guayusa kommt nur im tropischen Regenwald des westlichen Amazonasgebietes, hauptsachlich in Ecuador, aber auch im 
nordostlichen Peru und siidwestlichen Kolumbien, vor (SCHULTES 1979: 144). 

Anbau 

Die Vermehrung erfolgt ausschlieBlich iiber Stecklinge, die in Hausgarten oder auf kleinen Plantagen gezogen werden. 

Aussehen 

Der immergriine Baum wird ca. 15 Meter hoch und kann offensichtlich einen recht dicken Stamm ausbilden (PATINO 1968: 
314). Die wechselstandigen, spitz zulaufenden, ovalen Blatter werden 2,5 bis 4,5 cm lang. Die Bliiten wachsen in Biischeln aus 
den Blattstielachseln (SHEMLUCK 1979). Bliiten treten bei Kulturpflanzen nie auf. Es hat nach der Beschreibung durch Richard 
Spruce iiber hundert Jahre gedauert, bis ein Botaniker, Homer Pinkley, zum erstenmal eine Guayusabliite erblickt hat. Die Bliiten - 
so berichtete er - wachsen direkt aus dem Stamm der Pflanze heraus, sind kleiner als 3 cm, erinnern an eine kleine Schiissel und 
haben eine blaBgelbe Farbung (SCHULTES 1972: 120f.). 

Ilex guayusa kann sehr leicht mit Ilex paraguariensis, aber auch mit anderen Ilex spp. verwechselt werden (SHEMLUCK 1979: 
158). 

Droge 

Blatter 

In einem kolonialzeitlichen Bericht heiBt es, daB die Indianer eine ahnliche Pflanze namens tripiliponi mit etwas groBeren Blattern 
und etwas weniger stimulierender Wirkung zusammen mit Limonen- oder Apfelsinensaft als Ersatz fiir Guayusa getrunken hatten. 
Leider ist bisher die botanische Identifikation von tripiliponi nicht gelungen (PATINO 1968: 311). 

Zubereitung und Dosierung 

Die gepfliickten Blatter werden auf eine Schnur gezogen und entweder an der Sonne oder im Haus zum Trocknen aufgehangt. Die 

getrockneten Blatter werden dann mindestens zehn Minuten, am besten aber eine halbe oder sogar eine ganze Stunde bei 

schwacher Hitze gekocht. 

Oft werden als Dosis fiir einen Becher Tee fiinf Blatter angegeben (SCHULTES 1972: 132). Ein Guayusatrank der Jibaro 

(Achuar) wurde chemisch untersucht; er enthielt 3,3% Koffein. Die Manner trinken morgens im Durchschnitt 2,2 Liter, wovon sie 

meist die Halfte (nach etwa 45 Minuten) erbrechen. Damit behalten sie im Ganzen etwa 690 mg Koffein bei sich, eine Menge, die 

etwa 8 Tassen Kaffee (Cojfea arabica) entspricht (LEWIS et al. 1991: 25). 

Die Jibaro kochen die Blatter oft stunden-, manchmal sogar nachtelang (SCHULTES 1972: 129). Bei ihnen darf Guayusa - sie 

nennen den Tee wayus - nur von Mannern bereitet werden, obwohl auch Frauen und Kinder von dem Dekokt trinken konnen. Der 

Tee wird sogar den Hunden vor der Jagd eingefloBt, damit sie besser »sehen« konnen. 

Rituelle Verwendung 

iiber die Verwendung der Guayusablatter im prakolumbianischen Siidamerika kann nur gemutmaBt werden, da auBer Grabfunden 

fast keine Zeugnisse bekannt sind. Allerdings zeigt der Fund von Blattern im Grab eines Schamanen der Tiahuanocokultur in 

Bolivien, daB die Blatter bekannt und begehrt waren, zudem in Ehren gehalten und als wertvolle Grabbeigabe betrachtet wurden 

(SCHULTES 1972, WASSEN 1972). 

1682 sandte der spanische Jesuit Juan Lorenzo Lucero einen Brief an den Vizekonig von Peru, Melchor Navarra y RocafuU, in 

dem er iiber Guayusa berichtete: 

»Sie [die Jibaro) vermischen all diese teuflischen Krauter [Banisteriopsis caapi, Brugmansia, Datura o.a. ] mil guarms a und 

Tabak [Nicotiana tabacum], der auch vom Teufel erfunden wurde, zusammen und lassen alles so lange kochen, bis nur noch 

etwas Fliissigkeit, die Quintessenz des Bosen, iibrig bleibt; und der Glauben derjenigen, die dieses trinken, ist vom Teufel durch 

die Frucht der Verwiinschung verdreht worden und immer zum Nachteil aller (.. . ).« (zit. nach PATINO 1968: 311) 

Guayusa hat eire lange Tradition als Liebeszauber. In Ecuador heiBt es, wenn man seinem Geliebten Guayusa zu trinken gebe, 

werde er immer wieder zuriickkehren, egal wie weit er sich auch fortbewegt hat. Die Indianer am Ostrand der Anden trinken 

Guayausatee als Tonikum, als rituelles Brechmittel und zur Erlangung von »Jagdtraumen« (MULLER 1995: 1960. Auch die 

Schamanen oder Medizinmanner der Kamsaindianer (Kolumbien) benutzen die Guayusablatter - wie ist allerdings nicht 

iiberUefert (SCHULTES 1979: 144). 

Am besten bekannt ist der rituelle, tagliche Gebrauch von Guayusa bei den Jibaro (Shuar, Achuar). Die Manner des Stammes 

trinken jeden Morgen, oft in geselliger Runde, iiber einen Zeitraum von etwa einer Stunde ca. 2,2 Liter eines mindestens eine 

Stunde gekochten Guayusadekokts. Dann stecken sie den Finger in den Hals oder kitzeln den Rachen mit einer Feder, um sich zu 



iibergeben (PATiNo 1968: 312). Dabei wird etwa die Halfte des Getrunkenen erbrochen. Der Trank macht die Manner wach und 
gibt ihnen Kraft; sie sagen auch, daB sie dadurch den ganzen Tag nichts zu essen brauchen (fiir Jager eine durchaus wichtige 
Wirkung). Das Erbrechen nach reichlichem GuayusagenuB wird offensichtlich nicht durch darin befindliche Wirkstoffe ausgelost, 
sondern ist eine gelernte, anerzogene Korperiibung (LEWIS et al. 1991). Durch das Erbrechen soUen die unverdauten, den Magen 
belastenden Speisereste des Vortages ausgeschieden sowie eine Uberdosierung verhindert werden. 

Guayusa wird auch vor den wichtigsten Stammeszeremonien, wie dem Tabakritual der Frauen, der Siegesfeier (tsantsa) sowie zur 
(heute nicht mehr praktizierten) Herstellung von Schrumpfkopfen, reichlich getrunken (SCHULTES 1972: 130£). 
Die Jibaro sagen, daB Guayusa auch narkotische oder hypnotische Eigenschaften haben kann, durch die man »kleine Traume« 
erhalt, in denen man sehen kann, ob ein Jagdausflug erfolgreich verlaufen wird. Es gilt zudem als gutes Omen, wenn man heftig 
kochende Guayusa im Traum sieht (KARSTEN 1935, PATINO, 1968: 3 12f., SCHULTES 1972: 131). 

Die Shuar benutzen die Blatter als Ayahuascaadditiv (BENNETT 1992: 4920. Der Guayusatee wird auch vor, wahrend oder nach 
der Einnahme von Ayahuasca getrunken, »um den bitteren Geschmack zu tilgen« und »um dem Kater vorzubeugen«; auBerdem 
»verleiht er dem Umgang mit Ayahuasca Kraft und Starke« (SCHULTES Lind RAFFAUF 1990: 80*, SHEMLUCK 1979: 157). 
Fiir folgende Stamme - neben den libaro - ist der Gebrauch von Guayusa bezeugt: Omagua, Kokama, Panobo, Kaschibo, Koto, 
Pioche, Lamisto, Kichos, Kanelo (= Canelos), Mocoa, Aguano, Kandoschi, Ssabela, Chivaro, Mayoruna, Tschayahuita, 
Tschamikuro, Chebero, Omurana, Yagua, Auischiri, Ssimaku, Ikito, Zaparo, Yameo und Pintsche (PATINO 1968: 312). 

Artefakte 

Die ecuadorianischen und nordostperuanischen Indianer stellen besondere Guayusatrinkschalen oder -gefaBe her, die giiayiiceros 
genannt werden (SCHULTES 1972: 126£) 

Medizinische Anwendung 

In Amazonien glaubt man, daB der Guayusatee »gut zur Beruhigung der Nerven« und »gut fiir schwangere Frauen« sei. Der Tee 
wird bei Magenproblemen und als Aphrodisiakum getrunken (SHEMLUCK 1979: 157). Die Mocoaindianer benutzen Guayusa 
zur Behandlung von Leberschmerzen, Malaria, Syphilis, Magenschmerzen und zur Regulation der Menstruation (SCHULTES und 
RAFFAUF 1990: 801. Die Asche von Guayusablattern, vermischt mit Honig und Gerste, soil ein Heilmittel gegen Amenorrhoe 
(Nichteintreten der ?,/lenstruation) abgeben. Guayusablatter, mit der Rinde von Pnrrllitrita yoco gekocht, wird bei Dysenteric und 
Magenschmerzen getrunken (PATINO 1968: 314). Gelegentlich heiBt es auch, daB Guayusa zur Behandlung von 
Geschlechtskrankheiten, Schiittelfrost und Unfruchtbarkeit dient (SCHULTES 1972: 128). 

Die Jibaro und andere Indianer trinken Guayusa auch als »Gesundheits-Tonikum« (SCHULTES 1972: 120). Mit Honig gesiiBt, 
soil Guayusa Frauen fruchtbar machen. Stammt der Honig von der apate genannten Bienenart, wird die Frau, die von dem damit 
gesiiBten Guayusadekokt trinkt, »sofort« schwanger (PATINO 1968: 313). Auf den Krautermarkten von Ecuador werden die 
Blatter auch als »entkrampfendes Mittel« angeboten (SCHULTES 1972: 135). 

Inhaltsstoffe 

Die Blatter enthalten meist 1,7 bis 1,8% Koffein, seltener bis zu 3 bis 4%; eine Wildpflanze enthielt sogar 7,6% Koffein - das ist 
in der Pflanzenwelt der Rekord an Koffeinkonzentration. Daneben kommen geringe Mengen an Theobromin (0,003 bis 0,12%) 
und Spuren anderer Dimethylxanthine vor. Emetin und andere emetisch wirksame Substanzen (z.B. wie in Ipecacuanha o.a.; vgl. 
Psychotria spp.) sind bisher nicht entdeckt worden (LEwis et al. 1991: 25, 27, 28). 

Das Koffein ist in den Guayusablattern sehr lange haltbar. In Proben, die iiber tausend Jahre alt waren, konnte noch mehr als die 
Halfte der Konzentration (1,0%) wie bei rezenten Blattern (1,8%) festgestellt werden (HOLMSTED und LINDGREN 1972). 
Moglicherweise sind Triterpene und Chlorogensaure enthalten, da diese beiden Stoffe in der Gattung Hex gut vertreten sind 
(SCHULTES und RAFFAUF 1990: 7 

Wirkung 

Der Guayusatee hat stark stimulierende, wachmachende und wachhaltende Wirkung. Die immer wieder berichtete emetische, d.h. 
brechreizerregende Wirkung ist kulturell erlernt und nicht pharmakologisch begriindet (LEWIS 1991: 27). Die Jibaro benutzen 
ungerne Wildpflanzen, die hohe Konzentrationen an Koffein aufweisen, well sie an einer Koffeiniiberdosis nicht interessiert sind, 
sondern eine ganz bestimmte Stimulation suchen, nicht aber iibersteigern woUen. Als typische Symptome einer Uberdosis werden 
von den Achuar heftige Kopfschmerzen, blutunterlaufene Augen und storende Wahrnehmungen (Pseudohalluzinationen, 
Tauschungen, Illusionen) beschrieben (LEWIS et al. 1991: 27). 

Marktformen und Vorschriften 

Lebende Guayusapflanzen gelangen gelegentlich in den ethnobotanischen Fachhandel. Die getrockneten Blatter konnen eigentlich 
nur in Ecuador erworben werden. Gesetzliche Bestimmungen liegen nicht vor. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ilex cassine. Ilex paraguariensis, Ilex vomitoria, Koffein 

HoI,h4STEDT, Bo und Jan-Erik LINDGREN 1972 »Alkaloid Analysis of Botanical Material More Than a Thousand Years 01d«, Etnologiska Stiidier 32: 139- 

144. 

KARSTEN, Rafael 1935 Tile Head-Hunters of l~lesterti Amazonas: Tile Life sind Cilltlil-e of tile libaro Indians of Eastern Ecuador and Pei-ti, Corninentationes 

Humanaruin Litterarura (7, 174, 380). 

LEWIS, W.H., E.J. KENELLY, G.N. BASS, H.J. WEDNER, M.P. ELVlN-LEh'lS und D. FAST W. 1991 »Ritualistic Use of the Holly Ilexguaytlsa by 

Alnazonian Jibaro lndians«, Journal of Etlitioplicli-lllilco~o~y 33: 25-30. 



LOESENER, Theodor 1901 Monographia Atliiilc)liciceririiiii, Halle: Abhandlungen der Kaiserlichen Leop. -Carol. -Deutschen Akademie der Naturforscher (Nova 

ActaLXXVlll). 

PATINO, Victor Manuel 

1968 »Guavusa, a Neglected Stimulant frotn 

the Eastern Andean Foothills«, Ecoiiotiiic Botany 22: 

311-316 
Sc:HuLrEs, Richard Evans 1972 »lle:v giiriy,iisci from 500 A.D. to the Preseilt«, Etnologiska Stwlier 32: 1 15-138. 1979 »Discoverv of an Ancient Guavusa 
Plantation in Colombia*, Botanical AUiseiiiii Leallets 27(5-6): 143-153. 

SHENlLUCh, Melvin 1979 »The Flowers of llc:v=iuayiisii«, Botanical Museum Lea llets 27(5-6): 155-160. 
WASS~,N, S. Henry 1972 »A Medicine-inan's 1 Inplelnents and Plants In a Tihuanacoid Tomb in Highland Bolivia*, Etitologiska Studici' 32: 3-1 14. 



Ilex paraguariensis Mateteestrauch 

Familie 

Aquifoliaceae (Stechpalmengewachse); Tribus Iliceae 

Formen und Unterarten 

Diese sehr variable Art laBt sich nur schwer in Varietaten, Formen oder Unterarten abgrenzen (HOLZL und OHEM 1993: 508). 

Gelegentlich wird die wilde Mate als Ilex paragiiariensis var. genluna bezeichnet. In Rio Grande do Sul (Brasilien) werden drei 

Varietaten unterschieden: var. talo roxo (»roter Stengel«), var. tnlo brnnco (»wei6er Stengel«) und var. piriquita. Botanisch wird 

die Art in drei Varietaten gegliedert: 

Ilex pdragitariensis ST.-HIL. var. pnragiiarietisis 

Ilex paragiiariensis ST.-HIL. var. sincorensis LOES. Ilex pnragiiarietlsis ST.-HIL. var. vestitn (REISS.) LOES. 

Synonyme 

Ilex bonplandiana MUENTER Ilex bonplandiana MUNTER Ilex congonhas LIAIS Ilex ciirtibensis MIERS Ilex ciirtibetisis 

MIERS var. gardneriana MIERS Ilex dottiestica REISS. Ilex gongotiha MARTIUS Hex tricita ST.-HIL. 

Ilex inate ST.-HIL. Ilex parcigiinietisis LAMB. 

Ilex pamgitdiensis UMGER Ilex paragitahnsts ENDLICHER Ilex paraguariensis D. DON Ilex ptiiagiin3,etisis HOOK. Ilex 

pamgitayensis MORONG et BRITT. Ilex pnmgitayiensis Ei). WINKLER Ilex paragiiayriensis BONPL. Ilex paragitensis D. 

DON Ilex sorbilis REISS. Ilex theneznns BONPL. Ilex tlleezatis BONPL. Ilex i,estita REISS. Rhanunis quitensis SPRENG. 

Volkstiimliche Namen 

Caa (Guarani »Blatt«), Caachiri, Caa-cuy, Caacuyo, Caa-guazii, Caaguagu, Caiina, Caunina, Congoin, Congoinfe, Congonha 
(Brasilien), Congonhas, Congoni, Erva mate, Griines Gold, Herba da Bartholomei, Herva-Mate, Jesuiten-Teestrauch, Jesuitentee, 
Kaa, Kaa-Mate, Mate, Mate, MatePalme, Matepflanze, Mathee, Matte, Palo de yerba mate, Paraguay tea, Paraguay-Tee, 
Siidseetee, Yerba, Yerba mate, Yerba mate, Yerbabaum, Yerva de palo 

Geschichtliches 

Mate wird wahrscheinlich schon seit Jahrtausenden in Siidamerika als GenuBmittel und Ritualdroge verwendet. In Peru 

(Andenraum) sind in prakolumbianischen Grabern Mateblatter entdeckt worden. In Nordargentinien wurden indianische Graber 

mit silbernem Trinkgeschirr gefunden. Die Guaraniindianer benutzten Mate auch im Schamanismus. 

In der friihen Kolonialzeit hat man versucht, die Indianer zu versklaven, was allerdings bald durch die Konige von Spanien 

untersagt wurde. Daraufhin pferchten die Jesuiten die Indianer in Reservate und zwangen sie dazu, Mateplantagen anzulegen und 

so Teil der Geldwirtschaft zu werden. Im Gedenken an diese »groBartige Leistung« christlicher Nachstenliebe wurde Mate 

zunachst unter dem Namen » Jesuitentee« bekannt (SCHRODER 1991: 102*). 

In Argentinien und Paraguay werden Matebaume auch von Nichtindianern seit 1606 kultiviert (SANTOS BILONI 1990: 1960. In 

Brasilien ist Mate zum Symbolbaum des Estado de Rio Grande do Sul erklart worden. 

Der Arzt und Botaniker Aime Bonpland (1773-1858), einer der Reisebegleiter Alexander von Humboldts, beschrieb die Mate 

liefernde Pflanze im Jahre 1821. Ihr giiltiger botanischer Name wurde der Pflanze erst ein Jahr spater verliehen. 

Verbreitung 

Der echte Matestrauch kommt ausschlieBlich in Siidamerika, zwischen dem 20. und 30. siidlichen Breitengrad vor. Das 
Verbreitungsgebiet erstreckt sich iiber Gebiete in Paraguay, Nordargentinien, Uruguay, Brasilien und Bolivien (HOLZL und 
OHEM 1993: 508). 

Anbau 

Mate war urspriinglich ein Unterholzgewachs der ausgedehnten Araukarienwalder. Heute stehen die Matepflanzen oft frei, da die 
groBen Walder stark abgeholzt wurden. In Argentinien wird Mate in groBem Stil in Plantagen (yerbatales) angebaut. Der 
Hauptlieferant fiir Mate ist jedoch Brasilien. Im Plantagenbau wird der Strauch auf 2 bis 5 Meter Hohe gehalten. Die Ernte findet 
alle zwei Jahre in den Monaten zwischen Mai und September statt. 
Die Vermehrung geschieht durch Samen, ist aber recht schwierig, da man mit einer sechsmonatigen Stratifikation rechnen muB: 



»Die Verbreitung besorgen Vogel (Fasanenarten). Die Samen werden von ihnen aufgepickt, und auf dem Weg durch Mag en- und 
Darmtrakt wird die harte AuBenschale des Samens so weit zerstort, daB er - wieder ausgeschieden - keimen kann. Legt man den 
Samen unvorbereitet in die Erde, kann der Keim die Schale nicht durchbrechen und verfault im Boden. Die Jesuiten losten das 
Problem auf ihre Weise: sie mischten den Samen unter das Huhnerfutter!« (SCHRODER 1991: 104*) 

Der Matebaum bevorzugt Schwemmlandboden; tonige und kalkige Boden vertragt er nicht. Der junge Baum ist schnellwiichsig 
und kann erstmals nach 3 bis 6 Jahren abgeerntet werden. Bei der Ernte konnen bis zu 95% der Blatter (samt Zweigen) vom Baum 
genommen werden. Der Baum ist 50 bis 60 Jahre produktiv. 

Aussehen 

Der immergriine Baum mit meist heller Rinde wird 15 bis 20 Meter hoch und hat eine langlichovale Krone. Die wechselstandigen 
Blatter konnen 6 bis 20 cm lang werden, haben einen gesagt-gekerbten Rand, eine lederartige Oberflache und sind auf der 
Oberseite dunkelgriin, auf der Unterseite hellgriin. Die biischeligen Bliitenstande sind achselstandig und haben 40 bis 50 Bliiten 
mit vier- bis fiinfblattrigen Kelchen. Die rotliche Steinfrucht ist rund und bildet 4 bis 8 Samen aus. Die Baume bliihen im 
(siidamerikanischen) Friihjahr, d.h. von Oktober bis November. Neben den meist rein mannlichen Pflanzen kommen auch 
weibliche, sogar zweihausige Bliiten vor (SCHRODER 1991: 103*) 

Mate kann manchmal mit Ilex aquifolium L. verwechselt werden, da beide Arten variabel sind und so eine erstaunlich ahnliche 
Erscheinung annehmen konnen. Ilex aquifolium enthalt aber kein Koffein und ist deshalb keinesfalls als Mateersatz brauchbar 
(HOLZL und OHEM 1993). 

In Argentinien kommt der recht ahnliche Palo de Yerba (Ilex argentina LILLO; syn. Ilex tucunianensis SPEC.) vor. Seine Blatter 
wurden friiher als Mateersatz getrunken (SANTOS BILONI 1990: 37*). In Chile heiBt eine Pflanze [Citronella rriucronata (R. et 
P.) D. DON] aus der FamiUe Icacinaceae yerba mate de Chile (MOSBACH 1992: 90*). 

Droge 

Blatter (Mate folium. Folia mate. Mate) 

Der aus den Blattern hergestellte Tee wird Matetee, Jesuitentee, Missionstee, Paraguaytee, Paranatee, St. Bartholomew's tea. 

Mate, The du Paraguay, Chimarrao, Erva Mate oder Yerba Mate genannt. 

In Siidamerika werden folgende Arten als Ersatz oder Verschnitt fiir die echte Mate verwendet: Ilex brevicuspis REISS., Ilex 

conocarpa REISS., Ilex dumosa REISS., Ilex microdonta REISS, Ilex pseiedobuts REISS. und Ilex theezaris MART. (HOLZL 

und OHEM 1993: 508). In Bolivien halt man Coussarea hydrangeaefolia BENTH. et HOOK. (Rubiaceae) fiir die echte Mate 

(HARTWICH 1911: 4520. 

Zubereitung und Dosierung 

Die frisch geernteten Blatter und Zweige werden zunachst kurz stark erhitzt, damit sie ihre griine Farbe behalten (bei langsamem 
Trocknen werden sie schwarz), dann entweder getrocknet, geschwelt oder iiber einem Holzfeuer gerostet bzw. in einem 
Metallzylinder welter erhitzt (sogenannte Zapekierung, »Schwelen«). Heute kommen verschiedene industrielle 
Verarbeitungsverfahren zur Anwendung. Die fertig getrockneten und gerosteten Blatter werden pulverisiert oder fein zerkleinert 
in den Handel gebracht. In Europa unterscheidet man griine und braune Mate (auch gerostete Mateblatter oder Mate folium 
tostum). Mate hat einen herben, rauchigen, leicht zusammenziehenden Geschmack. 

Als normale Einzeldosis gelten 2 g getrocknete Blatter auf eine Tasse oder einen Becher Wasser. Die Blatter werden mit dem 
helBen, nicht sprudelnden Wasser iibergossen und 5 bis 10 Minuten Ziehen gelassen. Die Wirkung kurz gezogener Aufgiisse ist 
stimulierender, doch auch Kaltwasserausziige sind schmackhaft und stimulierend (SCHR6DER 1991: 103 ). 
In Siidamerika wird Mate fast immer mit einem Saugrohr (borfibillca) aus KiirbisgefaBen bzw. -flaschen, den sogenannten cnias, 
getrunken. Das Matepulver (chirfiarron wird in die Flasche gefiillt und mit heiBem Wasser iibergossen. Wenn die Fliissigkeit 
abgesaugt ist, wird iiber die bereits benutzten Blatter neues Wasser gegossen. Dieser ProzeB kann mehrfach wiederholt werden 
und hat zu einem ritualisierten MategenuB gefiihrt. Meist wird Mate ungesiiBt getrunken. Manchmal wird der Saft von Limonen 
oder Zitronen zugesetzt. 

In Paraguay wurde Mate meist siiB getrunken. Die Guaraniindianer siiBten den Tee mit den getrockneten und zerbroselten Blattern 
der SiiBstoffpflanze Stevia rebaudiana (BERTONI) HEMSL. (Compositae), die keine Zucker, sondern siiB schmeckende 
Diterpene enthalt (KONIG und GOEZ 1994: 791, SOEJARTo et al. 1983: 9). Die Guarani nennen die Stevia-Pflanze kaci hee, 
»siiBes Kraut«, wobei kad gleichzeitig der Name fiir den Matebaum ist (SCHRODER 1991: 1020. 

Rituelle Verwendung 

In vielen indianischen Legenden wird der Baum als eines der wichtigsten Gewachse, die der Schopfergott erschaffen hat, 
dargestellt. In der Kolonialzeit vertraten die Spanier die Meinung, daB es Santo Tome (der heilige Thomas) war, der den Indianern 
Baum und Getrank gebracht hat. Die Guarani und Caingang verehrten Mate als magische Pflanze, da sie ihnen den Kontakt zur 
iibernatiirlichen Welt vermitteln konnte. Sie glaub(t)en, daB im Matebaum ein Geist namens Ka'a Yary lebt, der die flelBigen und 
artigen Arbeiter beschiitzt, diejenigen aber, die nicht an die Pflanzenseelen glauben, bestraft (CADOGAN 1950, SCHADEN 
1948). 

Die anregende Wirkung der Mate wurde von indianischen Schamanen im siidlichen Siidamerika entdeckt. Sie tranken starke 
Dekokte zur Stimulation und zur Erregung der fiir nachtliche Rituale notwendigen Wachheit. Schon in prakolumbianischer Zeit 
hat sich das rituelle Matetrinken bei den Indianern herausgebildet. Man saB im Kreise zusammen und reichte ein GefaB mit 
Mateblattern, iibergossen finit heiBem Wasser, herum. Die Stimulation wurde gemeinschaftlich genossen und zum Erzahlen von 
Geschichten genutzt. 



Im heutigen Siidbrasilien, Paraguay und Nordargentinien (Chaco) gehort das gemeinsame Matetrinken in alien 
Gesellschaftskreisen zum taglichen Leben, wie in England der Fiinf-Uhr-Tee (vgl. Camellia sinensis) oder das nachmittagliche 
Katkauen im Jemen (vgl. Catha edulis). 

Artefakte 

Bei den mit Mate zusammenhangenden Artefakten handelt es sich praktisch ausschlieBlich um die zum Trinken verwendeten 
Gegenstande, vor allem die cuia (KiirbisgefaB) und die bombilla (Saugrohr). Die cuia wird heute oft aus reinem Silber 
geschmiedet, ist aber immer noch meist der natiirlichen Gestalt des Flaschenkiirbis nachgebildet. Das Saugrohr ist in der Regel 
schlicht gestaltet; die besten sind aus Silber gefertigt. 

Medizinische Anwendung 

In Argentinien ist es unter Indianern iiblich, praktisch alle medizinischen Heilkrauter in Matetee einzunehmen (FILIPOV 1994: 

1821. Allgemein gilt Mate in den Herkunftslandern als magenstarkend, wird bei Rheuma, Fieber und als Pilaster bei Geschwiiren 

verwendet (Ho LZL und OHEM 1993: 51 1). 

Die Manner der Makaindianer (Chaco, Paraguay) stellen aus Mate und dem Penisknochen des Nasenbaren (Naslta nasua, 

Procynidae) durch AufgieBen mit heiBem Wasser ein Aphrodisiakum her (ARENAS 1987: 285f.*)."', Als Kaltwasserauszug heiBt 

das Getrank tererc. Gegen Magenbeschwerden wird ein Tee aus Mate und der Rinde der Tabebllia caraiba (MART.) BUR. 

gekocht (ebd.: 293). 

In der Homoopathie findet unter der Bezeichnung »Prinos verticillatus« eine Essenz aus der Rinde der nah verwandten Art Ilex 

verticillata (L.) A. GRAY Verwendung (SCHNEIDER 1974 11: 1930. Ansonsten werden »Mate hom. HAB34« oder » Ilex 

paraguariensis hom. HPUS88« entsprechend dem Arzneimittelbild u.a. bei Verdauungsschwache eingesetzt (HOLZL und OHEM 

1993: 511). 

In Europa wird Mate vor allem bei Schlankheitskuren und als Fastengetrank verwendet. Durch die stimulierende Wirkung und den 

relativ hohen Vitamingehalt ist sie geradezu ideal, um Fastenkuren zu unterstiitzen. 

Inhaltsstoffe 

In den Blattern sind 0,4 bis l,6'/o Koffein, 0,3 bis 0,45%b Theobromin und Spuren von Theophyllin enthalten (vgl. Theobroma 
cacao). Die Blatter enthalten neben den Purinen, Vitamin C, 0,01 bis 0,78 % atherisches Ol, eine enzymatische Substanz, 
Caffeoylchinasauren (Chlorogensauren 3,5-, 4,5- und 3,4-Dicaffeoylchinasaure, Neochlorogensaure, Kryptochlorogensaure), 
Flavonoide (Isoquercetin, Kampferolglykoside, Rutosid), Saponine, Menisdaurin sowie einige Phenole (HOLZL und OH EM 
1993 ). 

Wirkung 

Mate hat eine stimulierende, erregende Wirkung, die Korper und Geist erfrischt. Bei hohen Dosierungen kann es zu euphorischen 
Gefiihlen bei klarer Wachheit kommen. Meist wird der Appetit unterdriickt. Die Wirkung von Mate ist nicht identisch mit der 
Koffeinwirkung, da sie durch mindestens drei Wirkstoffe (Koffein, Theobromin, Chlorogensaure) bestimmt wird. 
Nebenwirkungen oder unerwiinschte Effekte sind nicht bekannt (HOLZL und OHEM 1993: 51 1). 
Von den Guaranischamanen wird berichtet, daB sie mittels reichlichen Mategenusses in hellsichtige Trancen verfallen konnten. 

Marktformen und Vorschriften 

Mate ist weltweit eine legale Droge und iiberall frei verkauflich. Die in Argentinien ubliche Handelsform sind zermahlene Blatter 
rnit Stiicken der Stengel (La 1 1(1 la elaborada con palo). In Deutschland wird Mate auch in Teebeuteln angeboten. Dabei handelt 
es sich meist um gerostete Mate, die mit Arornastoffen versetzt wurde. Neuerdings gibt es auch Teebeutel, die neben Mate noch 
Guarana (Paullinia cupana) enthalten. 

Nach DAB86 sollen die Mateblatter mindestens einen Koffeingehalt von 0,6% aufweisen (HOLZL und OHEM 1993: 510). Der 
im Handel erhaltliche Matetee wird gelegentlich durch verwandte Arten verfalscht (Ilex brevicttspis REISS., Ilex (Ittttlosa REISS 
var. guaraiuna LOESS.) (SANTOS BILONr 1990: 196* ). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ilex cassine, Ilexguayusa, Ilex vorriitoria, Koffein 

BALrASSAT, F., N. DARi;OUR Lind S. FERRY 1984 »Etuide du contenu purique des drogties a cafeine: 1. - Le inate: Ilex paragiiarierisis LAb4B.«, Planfes 
NI~cliciiiciles et Phytoth-rapie 18: 195-203. CAi)()GAN, Lehn 1950 »E1 ctilto al arbol y a los animales sagrados en el folklore y las tradiciones gLiarailies«, 
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Bd. 5: 506-512, Berlin: Springer. KONIG, Gabriele und Christiane Gor:z 1994 »Stevia«, in: Hagers Handlriich der pliariiiazciitischen Praxis (5. ALif. ), Bd. 6: 
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SCii„iii,'i', M. 1988 »Mute - eine vergessene Heilpflanze?«, PTA lieiite 2(1 ): 10-11. Sc:U~i.i~,, Francisco N. 1993 El inate: BelUcla nacional argewina, Buenos 
Aires: Editorial Plus Ultra. SOEJARTO,l)jaja D., Cesar M. COMPADRE und A. DoLiglas KINGHORN 1983 »Ethnobotanical Notes an Stevia«, Botanical 
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Ilex vomitoria Yaupon 

Familie 

Aquifoliaceae (Stechpalmengewachse); Tribus Iliceae 

Formen und Unterarten 

Es werden heute zwei Unterarten und eine Form botanisch akzeptiert: Ilex vomitoria AIT. SSP. vomitoria Ilex vomitoria AIT. 
ssp. chiapensis (SHARP) E. MURR. Ilex vomitoria AYT.f.pendula FORST et SoLYMOsY 

Fiir Mexiko (Chiapas) ist eine Varietat mit behaarten Slattern und langeren Haaren an den Zweigen beschrieben worden (SHARP 
1950): Ilex vomitoria [SOLAND. in] AITON var. chiapensis A.J. SHARP. Eine andere Varietat ist unter dem Namen Ilex 
vomitoria [SOLAND. in] AITON var. yawkeyii TARBOX bekannt geworden (SCHULTES 1950: 99). 

Synonyme 

Ageria cassena (L.) RAF. Ageria cassena (MICHx.) RAF. Casine yapon BARTRAM [ nom. nud. ] Cassine amulosa RAF. [nom. 
sphalm.] Cassine caroliniana LAM. Cassine paragua (L.) MILL. Cassine paragua MILL, [non Cassine peragua L.] Cassine 
peragiia L. Cassine peragiia MILL. Cassine rannilosa RAF. Cassine vomitoria SW ANTON [nom. nudj Cassine yaupon 
GATSCHERT [nom. nud.] Entetila ramiilosa RAF. Hierophyllus cassine (L.) RAF. Hierophyllus cassine (WALT.) RAF. Ilex 
atranientaria BART. Ilex caroliniana (LAM.) LOES. Ilex carohnianum (LAM.) LOES. Ilex cassena MICHx. Ilex cassine L. Ilex 
cassine fi L. Ilex eassine (L.) WALT. Ilex cassine WALT. Ilex floridana LAM. Ilex floridiana LAM. Ilex ligitstrina JACQUIN 
Ilex opaca SOLAND. in AIT. Ilex peragua (L.) TREL. Ilex religiosa BART. Ilex vomitoria SOLAND. in AIT. Ilex vomitoria var. 
ehiapensis SHARP (= 1. vomitoria ssp. chiapensis) Oreophila myrtifolia SCHELLE Prinos glaber L. 

Volkstiimliche Namen 

Black Drink tree, Cassena, Cassena vera floridanorum, Cassiana, Cassina, Cassine, Holly, HoUyllex, Virginien yaupon. Yap 
(Waccon »Holz«), Yapon, Yaupon holly, Yop 

Geschichtliches 

Wie alt der Gebrauch von Ilex vomitoria im siidostlichen Nordamerika ist, laBt sich derzeit nicht bestimmen. Sicher war er schon 
in prahistorischer Zeit bekannt, denn er wurde bereits in den ersten Quellen der Kolonialzeit beschrieben (vgl. Ilex eassine). 
Die vielleicht friiheste Beschreibung der Yauponpflanze in der botanischen Literatur findet sich in der groBen Enzyklopadie 
Historia plantarum universalis (»Universal-Geschichte der Pflanzenwelt«) von Bauhin und Cherler (165 1). Der Black Drink 
hingegen wurde bereits 1542 von Nunez Cab«a de Vaca in seiner Relacion y comentarios samt stimulierender und 
appetitziigelnder Wirkung beschrieben. 

Gerostete Yauponblatter wurden wahrend des amerikanischen Biirgerkriegs auch von WeiBen als Ersatz fiir Tee (Camellia 
sinensis) oder Kaffee (Coffea arabica) getrunken. Der Gebrauch ist heute aufgrund der geringen Koffeinkonzentration fast voUig 
verschwunden, da viele andere Koffeinlieferanten iiberall erhaltlich sind. Yaupon hielt man friiher sogar fiir den Matelieferanten 
(SCHNEIDER 1974 11: 192; vgl. Ilex paraguariensis). 

Eine »siidliche Yaupon«-Form soil von den Cherokee als »Halluzinogen« zur »Erzeugung von Ekstasen« benutzt worden sein 
(MOERMAN 1986: 2320. Leider fehlen hierzu die entsprechenden Rezepte oder Informationen iiber besondere Zusatze, die aus 
dem leicht koffeinhaltigen Black Drink eine derart starke Zubereitung machten. 

Verbreitung 

Der Baum ist im Siidosten Nordamerikas und in der Nahe der nordamerikanischen Karibikkiiste heimisch. Eine Varietat oder 
Unterart kommt in Mexiko (Chiapas) vor (SHARP 1950). 

Anbau 

Der Baum benotigt feuchte bis maBig trockene Boden. Die Vermehrung geschieht vermutlich mit Samen. Da die Indianer nur von 
Wildbestanden sammelten, wurde von ihnen keine Anbaumethode erdacht. 

Aussehen 

Der immergriine, bis zu sechs Meter hoch wachsende, vielstammige und verzweigte Baum bildet weiBe Bliiten und scharlachrote 
Beeren aus. Die glanzenden, gebuchteten Blatter sind wechselstandig und sehen sehr ahnlich wie die Blatter von Ilex 
paraguariensis aus, sind aber meist kleiner. Die rundlicheren Blatter sind an den oberen Zweigen ca. 4 cm lang und deutlich 
kleiner als die von Ilex cassine. Die Friichte reifen im Oktober. 

Droge 

- Blatter (frisch, getrocknet oder gerostet) 

- Friichte 

Zubereitung und Dosierung 

Zur Herstellung des Black Drink (des »Schwarzen Tranks«) oder Yaupon holly tea gibt Hartwich drei Zubereitungsformen an: » 1. 
Durch AufguB auf frische Blatter, z. auf getrocknete Blatter, 3. AufguB, welcher garen muBte und der dann berauschend gewesen 



sein soll« (H A RT W I C H 1911: 468*). Leider ist nirgends eine Anmerkung iiber den potentiellen Garstoff des Getrankes zu 
finden. Vielleicht wurde er mit Sabalfriichten versetzt (vgl. Palmwein, Wein). 

Die Meekosukiindianer, die heute in den Everglades (Florida) leben, wohin sie deportiert wurden, benutzen immer noch bei 
bestimmten Starnmesritualen einen Zeremonialtrunk, der Black Drink genannt wird. Er wird aus einer oder mehreren Everglades- 
Pflanzen gewonnen oder fermentiert. Moglicherweise gar nicht aus einer Ilex sp., sondern aus den Friichten der Sabalpalme [ 
Sererioa repens (BARTB.) SMALL; syn. Serenoa serrldata (MICHx.) NICHOLS; Vgl. Palmwein]. Weder der Trank noch das 
damit verbundene Ritual konnten bisher erforscht werden. 

Rituelle Verwendung 

Allgemein glaubten die Indianer der siidlichen Kiistengebiete Nordamerikas, daB sie durch den Gebrauch von Ilex vorriitoria bzw. 
dem daraus bereiteten Black Dritik eine zeremonielle Reinheit erlangten und so fiir alle Rituale und Zeremonien ideal vorbereitet 
wurden (MOERMAN 1986: 2320. Bei den Cherokee durften nur die Krieger, die bereits ihre Tapferkeit bewiesen hatten, vom 
Black Drink trinken. Er soil ekstatische Zustande bewirkt haben (HAMEL und CHILTOSKEY 1975: 62). 
Der Black Driflk wurde in Oklahoma von sozial hochgestellten oder bedeutenden Personlichkeiten getrunken, um sich fiir ihre 
offentlichen Aufgaben zu reinigen. Ansonsten wurde der aus Ilex vonntoria gekochte Trank genau wie der aus Ilex cassine 
bereitete benutzt. 

Artefakte 

In Oklahoma wurden aus den groBen Schalen der Meeresschnecken Bitsycon contrariiim CONRAD oder Bllsycolr perverslern L. 
verzierte, mesoamerikanisch erscheinende Schalen zum rituellen Trinken von Yaupon gefertigt (vgl. Ilex cassine). 
In Mark Catesbys umfangreichem Werk The Natitral History of Carolina, Florida and the Bahanla Islands (1754) ist ein 
Yauponzweig mit Friichten abgebildet (Abb. XXV), der von einer Schlange umschlangelt wird. Moglicherweise wollte der 
Kiinstler damit die medizinische oder heilige Qualitat der Pflanze zum Ausdruck bringen. 

Medizinische Anwendung 

Vor allem als Emetikum, also als erbrechenerregendes Mittel, soil die Pflanze ethnomedizinisch genutzt worden sein 
(SCHULTES 1950). Die Cherokee haben Yaupon - genau wie Ilex cassine - zur Behandlung von Wassersucht und HarngrieB 
benutzt (HAMEL und CHILTOSKEY 1975: 62). 

Inhaltsstoffe 

Die Blatter enthalten relativ wenig Koffein, meist nur 0,27 bis 0,32%o, dafiir aber um die 7% Gerbstoff (HARTWICH 1911: 468', 
POWER und CHESTNUT 1919). Nach neueren Untersuchungen (Stone Co., Mississippi) sind darin sogar lediglich 0,09'% 
Koffein, daneben 0,04% Theobromin und kein Theophyllin vorhanden. Tatsachlich emetisch wirkende Inhaltsstoffe sind bisher 
nicht berichtet worden (vgl. Ilex guayusa). In den Friichten kommt Cyanidin-3-xylosylglucosid vor. 

Wirkung 

Der Black Drink hat wahrscheinlich nur eine leicht stimulierende Wirkung entfaltet. Manchmal wird in der Literatur behauptet, 
ein starker Dekoktkonne »Halluzinationen ausl6sen« (TURNER und SZCZAWINSKI 1992: 156*). Auch die emetische Wirkung 
muB bezweifelt werden. Vermutlich handelt es sich bei den friiher beschriebenen »Brechritualen« der Indianer um rituelle 
Methoden (z.B. Finger in den Hals; vgl. Ilexguayusa), die nicht auf einer pharmakologischen Wirkung beruhen. 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ilex cassine, Ilexguayusa, Ilex paraguariensis, Koffein 

HAVEL, Paul B. und Mary U. CHILI'oSKEY 

1975 Cherokee Platts, Their Uses - a 400 Year 

Histrory; Selfpublished (Library of Congress Catalog 

Card Number 75-27776). POWER, F.B. Lind VK. CHEs'rNUT 

1919 »Ilex vo»ntoria as a Native Source of Caffellle«, 

Journal of tile A»lcricair Che»ucnl Society 41: 

1307-1312. SCHLATES, Richard Evans 

1950 »The Correct Nalne of the Yaupon«, Bottmical 

Museum Lea flets 14(4):97-105. 

SHARP, A.J. 

1950 »A New Varietv of Ilex vomitoriafrom Southern 

Mexico«, Botanical Museum Leatlets 14(4): 107-108. 



lochroma fuchsioides Yasbaum, Veilchenstrauch 



Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Tribus Solaneae 

Formen und Unterarten 

Es werden heute 12 bis 15 Arten der Gattung lochrorna botanisch akzeptiert (D'ARCY 1991: 79*, SCHULTES und RAFFAUF 
1991: 37"). Fiir die Art lochrorna flichsloides wurden bislang keine Unterarten oder Varietaten beschrieben. 

Synonyme 

lochronia fuchsioides (HUmB. etBONPL.) MIERS Lyciiirii filchsioides H.B.K. 

Volkstiimliche Namen 

Arbol de campanilla, Borrachera, Borrachera andoke"l, Borrachero, Campanitas (Spanisch »G16ckchen«), Dotajuanseshe 
(Kamsa), Flor de quinde (Spanisch »Blute des Kolibris«)"°, Guatillo, Hacadero, Hummingbird's flower (Englisch »Blute des 
Kolobris«), lochroma, Isug yas gyeta, Paguando, Paguano, Tatujansuche, Tetajuanse, Totubjansush, Totubjansushe, Totufjansush, 
Totujanshve, Yas 

Die Kamsaindianer (Kolumbien) nennen auch die nah verwandte Art lochrorria gesnerioides (H.B.K.) MIERs borrachera. Ob sie 
psychoaktiv wirkt oder benutzt wurde, ist unbekannt (SCHULTES und RAFFAUF 1991: 38*). Auch die lochrorna umbrosa 
MIERS wurde als Rauschpflanze angefiihrt; diese Angabe scheint aber falsch zu sein (BRISTOL 1965: 290f.*). 

Geschichtliches 

ijber einen prakolumbianischen Gebrauch des Veilchenstrauches ist bisher nichts bekannt geworden. Der psychoaktive Gebrauch 
dieser schonen und seltenen Pflanze wurde 1941 von Richard Evans Schultes im Sibundoytal von Kolumbien entdeckt (DAVIS 
1996: 173'0. Allerdings wartet das Gewachs noch auf detaillierte ethnobotanische und ethnopharmakologische Untersuchungen. 

Verbreitung 

Der Veilchenstrauch ist in den andinen Hohenketten von Kolumbien und Ecuador auf etwa 2200 Meter Hohe anzutreffen. 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht mit Samen oder Stecklingen. Die Stecklinge werden am besten im Februar oder friihen Marz 
geschnitten und in Wasser gestellt. Sie brauchen sehr lange, bis sie Wurzeln austreiben (GRUBBER 1991: 41 *). 
Der Veilchenstrauch wird in den Subtropen als Zierpflanze angebaut (BRISTOL 1965: 2900. In Nordkalifornien" ist der Anbau 
des Strauches gelungen (z.B. in den botanischen Garten von Berkeley und San Francisco (Strybing Arboretum). Die Pflanze 
vertragt keinen Frost. 

Aussehen 

Der ausdauernde, 3 bis 4 Meter hohe Strauch mit verholzten Stammen und rotlich-braunen Asten bildet lanzettformige, hellgriine, 
bis zu 10 cm lange Blatter aus. Die in doldenformigen Gruppen herabhangenden, roten, trompetenformigen, 2,5 bis 4 cm langen 
Bliiten haben eine satte, rote Farbe. Die Beerenfriichte haben einen Durchmesser von ca. 2 cm und bleiben zum Teil von den 
verwelkten Bliitenkelchen umschlossen. 

Der Veilchenstrauch sieht der in tropischen und subtropischen Gebieten haufig als Zierpflanze kultivierten, aus Kolumbien 
stammenden Art lochroma cyaneum (LINDL.) M.L. GREEN [syn. lochroma lanceolatitrrz (MIERS) MIERS, lochroma 
tubulosiim BENTH. ] sehr ahnlich. Der Strauch kann auch leicht mit der verwandten, mittelamerikanischen Art lochrorna 
coccineum SCHEID. verwechselt werden (BARTELS 1993: 1550. Die Pflanze ahnelt ebenso der mexikanischen Fuchsia fulgens 
Mo4. et SESSE ex DC. (Onagraceae) auf verbliiffende Weise. 

Droge 

- Blatter 

- Bliiten 

Zubereitung und Dosierung 

Die Blatter konnen auBer in den Wintermonaten das ganze Jahr iiber geerntet und getrocknet werden. Die Bliiten werden 
gesammelt, sobald sie erste Anzeichen von Welken zeigen (GRUBBER 1991: 41 * ). Die getrockneten Blatter werden geraucht 
oder als Tee aufgebriiht. Uber die Dosierung ist nichts Genaues bekannt (GOTTLIEB 1973: 21 * ). Wahrscheinlich konnen Blatter 
und Bliiten, auch mit anderen Krautern kombiniert, in Rauchmischungen geraucht werden. 
In Kolumbien werden die (frischen) Blatter auch in Form von Tees (Infusionen) oder Abkochungen (Dekokten) getrunken. 

Rituelle Verwendung 

Die Schamanen der kolumbianischen Kamsaindianer nehmen Zubereitungen dieses Nachtschattengewachses ein, wenn sie mit 
Fallen konfrontiert werden, die sich nur sehr schwer diagnostizieren lassen. 
lochroma fuchsioides dient auch als Ayahuascaadditiv. 



Artefakte 

Auf einer alten indianischen Zeichnung (»Eine Frau unter einem borrachero-Baum«) von Francisco Tumina Pillimue aus 
Kolumbien ist nicht, wie friiher publiziert, die Brugmansia sanguinea ssp. vulcanicola, sondern die lochrorna fiichsioides 
dargestellt (SCHULTES und BRIGHT 1977, SCHULTES und RAFF AUF 1991: 38' ). Uber dem Baum schwebt ein Vogel, 
wahrscheinlich ein transformierter Schamane oder der visionenbringende Pflanzengeist (nach GREGORIo HERNANDEZ DE 
ALBA, Nuestra gente - namuy misag, 1949). AUerdings erinnert die Zeichnung viel deutlicher an den GroBbliitigen 
Veilchenstrauch lochrorna grandifloriirri BENTH., der in den Anden von Ecuador und Peru vorkommt. 

Medizinische Anwendung 

lochrorna fuchsioides wird ethnomedizinisch als Narkotikum bei schwierigen Geburten und Verdauungsstorungen verwendet 

(SGHULTES und HOFMANN 1995:46'). 

Die Volksheiler (curanderos) von Nordperu benutzen eine contrahechizo, »Gegenzauber«, genannte lochrorna sp. als Additiv 

zum San-Pedro-Trank (vgl. Trichocereus pachanoi) und als purgierendes Heilmittel zur Behandlung von Erkrankungen durch 

Schadenzauber. Die Pflanze soil Erbrechen und Durchfall auslosen und dadurch den Korper von alien Giften und negativen 

Einfliissen reinigen (vgl. GIESE 1989: 229, 250'). 

lochrorria grandiflorum gilt in Nordperu als eine typische Heilpflanze aus dem Gebiet der Las Huaringas. Die cliranderos 

nehmen an, da6 die Pflanze hier besonders heilkraftig ist, well sie das Wasser der heiligen Seen in sich aufnimmt. Sie wird dort 

campanitas, »G16ckchen«18', oder yerba para mal hechizo, »Kraut gegen bosen Zauber«, genannt. Sie findet hauptsachlich als 

Badezusatz zur Entzauberung Verwendung. Dazu wird sie manchmal mit Fuchsia spp. kombiniert. Moglicherweise wird sie von 

den curanderos auch psychoaktiv genutzt. 

Inhaltsstoffe 

In lochrorna fuchsioides konnten bisher keine Alkaloide, wohl aber Withanolide festgestellt werden (RAFF AUF et al. 1991). 
In der nahe verwandten lochrorna coccineurn SCHEIDW. wurden ebenfalls Withanolide entdeckt (ALFONSO und 
BERNARDINELLI 1991, ALFONSO etal. 1992). 

Wirkung 

Der Rausch soil oft tagelang anhalten oder Nachwirkungen haben. Selbsterfahrungsberichte liegen bisher nicht vor. 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Withanolide 

ALFONSO, D. und G. BERNARDINELLI 1991 »New Withanolides from lochrorna coccineurn", Plan ta Medica 57, Supplement 2: A 67. 

ALFONSO, D., G. BERNARDINELLI und 1. KAPETANIDIS 1992 »Tour New Withanolides from lochrorna coccineutn«, Planta Medica 58, Supplement 1: 

A712-A713. 

HERNANDEZ DE ALBA, Gregorio 

1949 Nuestra gente - namuy rnisag, Popayan: Editorial Universidad del Cauca. 

RAFFAUF, Robert F., Melvin 1. SHEMLUCK und Philip W LE QUESNE 1991 » The Withanoloides of lochrorna fuchsioides«, Journal of Natural Products 

54(6): 1601-1606. 

SCHULTES, Richard Evans 

1977 »A New Hallucinogen from Andean Colombia: [ocllromafuchsioides«, Imirnal of Psychedelic Drugs 9(1): 45-49. 

SCHULTES, Richard Evans und Alec BRIGHT 

1977 »A Native Drawing o/an Hallucinogenic Plant from Colombia*, Botanical Museinn Leaflets 25(6): 151-159. 



Ipomoea violacea Prunkwinde 

Familie 

Convolvulaceae (Windengewachse); Unterfamilie Convolvuloideae, Tribus Ipomoeeae 

Formen und Unterarten 

Mindestens zwei Varietaten sind beschrieben worden: 

Ipomoea violacea var. rubrocaerulea HooK. Ipomoea violacea var. tricolor CAV.'s= 

Folgende Sorten (Kultivare),die als Zierpflanzen weltweit verwendet Werden, sind unter eigenen Namen bekannt: 'Blaustern', 

'Blue morning glory; 'Crimson rambler; 'Darling; 'Heavenly Blue' (_ Kaiserwinde, Blaue Trichterwinde), 'Klimmende blaue 

Winde' (Hollandisch), 'Morning glory', 'Pearly Gates; 'Summer Ski es; 'Blue Star; 'Flying Saucers; 'Wedding Bells: 

Synonyme 

Ipomoea tricolor CAV. Ipomoea rubrocaerulea HooK. Ipomoea violacea LUNAN et auct. mult., non. L. Pharbitis rubrocaerulea 
(HooK.) PLANCH. 



Volkstiimliche Namen 

Badoh negro (Zapotekisch »schwarzes Badoh«), Badolngas (»schwarzes Badoh«), Badungas (»schwarzes Badoh«), Bejucillo 
(Spanisch »Rankchen«), Blaue Trichterwinde, Coatlxoxouhqui, Dreifarbige Prunkwinde, Ipomee, Kaiserwinde, La'aja shnash 
(Zapotekisch »Samen der Jungfrau«), Ma:sung pahk (Mixe » Knochen der Kinder«), Mehen tu'xikin (Lakandon »kleines 
Stinkohr«), Mantos de cielo (»Himmelsmantel«), Michdoh, Morning glory, Pih pu'ucte:sh (Mixe » Blume der zerbrochenen 
Teller «), Pihyupu"ctesy (Mixe »Blume des zerbrochenen Tellers«), Prachtwinde, Purpurwinde, Quiebraplato (Mexikanisch 
»Tellerbrecher«), Tlitliltzin (Aztekisch »Schwarzes G6ttliches«), Trichterwinde, Xha'il (Maya »die vom Wasser«), Ya'axhe'bil, 
yaxce'lil 

Die Samen, die vor allem rituell benutzt werden, heiBen bei den Chinanteken und Mazateken piule, also genau wie die Samen der 
Turbina corymbosa; bei den Zapoteken badoh negro, also wie die Pflanze selbst (vgl. Rhynchosia pyramidialis). Bei den Azteken 
soUen sie tliUltzin oder tlitliltzin, »die sehr Schwarzen«, geheiBen haben (SCHULTES Und HOFMANN 1995: 46*). Sowohl in 
der pharmazeutischen als auch der ethnobotanischen Literatur wie auch andernorts werden die Ipomoea-violacea-Samen 
verwirrenderweise »01oliuqui« genannt. 

Geschichtliches 

Ob die Ipomoea violacea tatsachlich mit der entheogenen Pflanze tlitliltzin der Azteken identisch ist, konnte bisher nicht eindeutig 
bewiesen werden, ist aber sehr wahrscheinlich. Seit der spaten Kolonialzeit ist ihr psychoaktiver Gebrauch bei Divinationen und 
Heilritualen dokumentiert. 

Diese Winde wurde erstmals von Linne botanisch beschrieben. Nach ihm wurde sie mehrfach unter anderen Namen neu 
beschrieben. Gleichzeitig wurde das schone Gewachs durch Anbau und Zucht so verandert, daB die neuen Sorten wie neue, 
unbeschriebene Arten erscheinen muBten. Diese Pflanze wird von »Kellerschamanen«, Gartnern und Ziichtern oft mit Ololiuqui 
(Turbina corymbosa) verwechselt. 

Verbreitung 

Die Pflanze stammt aus den tropischen Gebieten Mexikos, ist heute aber als Gartenzierpflanze (in vielen Ziichtungen) weltweit in 
tropischen und subtropischen Gebieten verbreitet. In gemaBigten Zonen kommt sie nur als einjahrige Gartenzierpflanze vor. 

Anbau 

Diese schnellwachsende Ipomoea gedeiht gut in Muttererde, bevorzugt aber leicht basische Boden. Sie kann an geschiitzten Orten 
im Freien oder z.B. auf einem Balkon mit Siidlage gezogen werden. Sie braucht viel Wasser, kann aber auch iiber einige Tage 
ohne Wasser auskommen. Sogar vertrocknet erscheinende Pflanzen konnen sich bei guter Neubewasserung erholen. 
Zur Anzucht werden 4 bis 5 Samen im Marz bis April in einen Blumentopf gesteckt (Keimdauer 10 bis 20 Tage bei 18 bis 20°C, 
aber auch schneller) und ab Mitte Mai ins Freie gestellt oder gesetzt. 

Aussehen 

Die Ranke verzweigt sich friih und wird bis zu 3 Meter lang; sie hat herzformige Blatter. Die ersten beiden Blatter, die von den 

jungen Trieben ausgebildet werden, sind charakteristisch gespalten (daran kann man Samlinge sic her identifizieren). 

In den mexikanischen Tropen kann die Ipomoea das ganze Jahr hindurch bliihen. Sehr haufig und in voUer Bliite steht sie im 

Februar und Marz. In gemaBigten Zonen, wo sie lediglich als einjahrige Pflanze zu Ziehen ist, liegt die Bliitezeit je nach Ziichtung 

oder Sorte zwischen Juni und Oktober. Die Bliiten der Wildform sind meist bis 8 cm breit und leuchtend violett; die Bliiten der 

geziichteten Sorten sind bis zu 10 cm breit und haben eine blaue, rosa oder weiBe Farbe. Die Bliiten entrollen sich am Morgen und 

schlieBen sich vor Einbruch der Dammerung (oft schon am Nachmittag gegen 16 Uhr). Die Narbe ist ein- bis dreikopfig 

ausgebildet. Die Samen sind schwarz, langlich dreieckig, etwa 7 bis 8 mm lang und ca. 4 mm breit. 

Ipomoea violacea wird sehr oft, auch in der Fachliteratur, mit Ipomoea purpurea, aber auch mit anderen Ipomoea spp. 

verwechselt. 

Droge 

Samen (Semen Ipomoeae violaceae, Ipomoeae violaceae semen) 

Zubereitung und Dosierung 

Bei den Mixe werden 26 Samen als Dosis angegeben. Die Samen miissen von einer 10 bis 75 Jahre alien Jungfrau zermahlen und 

mit Wasser vermischt werden - andernfalls »sprechen« die Samen nicht (LiPP 1991: 1900. Die Zubereitungs- und 

Verabreichungsformen sind bei alien Volkern in Oaxaca mehr oder weniger gleich. 

Schuldes gibi als niedrige Dosis 20 bis 50 Samen, als mittlere Dosis 50 bis 150 Samen, als hohe Dosis 300 Samen an; erst bei 

mittleren bis hoheren Dosierungen konnte er LSD-ahnliche Wirkungen erzielen (SCHULDES 1993: 86f.*). Nach anderen 

Angaben werden 5 bis 19 g der Samen gekaut und geschluckt oder zermahlen und eine halbe Stunde in Wasser angeseizi 

(GOTTLIEB 1973: 37*). 

Ein Kaltwasserauszug aus 300 zerstoBenen oder zermahlenen Samen soil etwa 200 bis 300 g LSD entsprechen (miindliche 

Mitteilung von Rob Montgomery, VEIT 1993: 548). Die LDS~ der isolierten Alkaloide soil an Ratten bei 164 bis 214 mg/kg, bei 

Menschen bei ca. 1 bis 2 g liegen. 



Rituelle Verwendung 

Es ist sehr wahrscheinlich, daB die Samen der Ipomoea violacea von Nahua sprechenden Volkern (z.B. den Azteken) bereits in 
vorspanischer Zeit rituell benutzt wurden. Fiir die Kolonialzeit ist der rituelle Gebrauch von tlitliltzin im Bericht des Pedro Ponce 
(Breve Relacion de los Dioses y Ritos de la Gentilidad, Par. 46) bezeugt: 

»Daruber, wie man iiber verlorene Dinge herausfindet und andere Dinge, die die Menschen wissen wollen: Sie trinken ololiuhque 
[sic! Vgl. Turbina corymbosa], Peyote [vgl. Lophophora williamsiil und einen Samen, den sie tlitlitzin nennen. Diese sind so 
stark, daB sie die Sinne [der Eingeborenen ] betauben und daB - so sagen sie - vor ihnen kleine, schwarze Manner erscheinen, die 
ihnen erzahlen, was sie von ihnen zu wissen verlangen. Andere sagen, daB ihnen Unser Herr erscheint, andere wiederum [sagen], 
es seien Engel. Und wenn sie dies tun, betreten sie einen Raum, schlieBen sich dort ein und lassen jemanden wachen, damit er 
horen kann, was sie sagen. Und es ist nicht gestattet, daB Leute zu ihnen sprechen, bevor sie wieder aus ihrem Delirium erwacht 
sind, denn sonst wurden sie verriickt werden. Und dann fragen sie, was sie gesagt haben, und das ist so.« (vgl. ANDREWS und 
HASSIG 1984: 218*) 

Die Zapoteken benutzen die Ipomoea-Samen genauso wie die Turbina-Samen (MACDOUGALL 1960). Oft gelten die schwarzen 
Ipomoea-Samen als macho, »mannlich«, die hellen Turbina-Samen als hembra, »weiblich« (WASSON 1971: 340). Bei den Mixe 
gelten Turbina corymbosa und Ipomoea violacea als Geschwister. Allerdings halten die Mixeschamanen die Ipomoea fiir 
wirkungs- und kraftvoller (LIPP 1991: 187'0. Tatsachlich ist der Alkaloidgehalt in den Ipomoea-Samen erheblich hoher als in den 
Turbina-Samen (HOFMANN 1971: 354). 

Angeblich wird die Ipomoea violacea auch von den mamas (Priesterschamanen) der Kogi in der kolumbianischen Sierra Madre 
bei Ritualen benutzt (BAUMGARTNER 1994, REICHEL-DOLMATOFF 1987): 

»Diese ganze astronomische Bildersprache steht mit bestimmten heutigen Ritualen in Beziehung, in denen ein Priester von hohem 
Rang, der eine jaguarmaske tragi und damit die Sonne personifiziert, im Haupttempel mit seiner Schwester-Frau schlaft, die, den 
Mond darstellend, eine Maske eines weit aufgerissenen Rachens eines schwarzen Jaguars iiber ihrem Gesicht tragi. Das Ritual 
findet bei Neumond und unter dem EinfluB eines Halluzinogens, wahrscheinlich Morning Glory (Ipomoea violacea)' 1 14, statt. 
Schwarze Jaguare (nebbi abaxse) gibi es in Kolumbien angeblich ziemlich haufig, wobei sie sich mit normalfarbigen Jaguaren 
kreuzen konnen; beide Jaguartypen, also auch die schwarzen Jaguare, haben eine dunkle Fellmusterung, die in der Kogisprache 
Sonnen- und Mondflecken sind und, den Priestern zufolge, Zeichen des Inzests darstellen. Wir wiirden sie maculae nennen. Der 
aufgerissene Schlund der Mondmaske konnte als weiteres Symbol der verschlingenden Gebarmutter der „GroBen Mutter" 
interpretiert werden. Auf jeden Fall ist das hier beschriebene Ritual, wie die Kogi ziemlich deutlich darlegen, eines der 
Neuschopfungs- bzw. Wiedererschaffungsrituale. Es ist die Uberwindung der Finsternis.« (REICHEL-DOLMATOFF 1987) 
»Der wichtigste mythische Jaguar-Priester hieB Kasindiikua, ein Herr oder Mama mit sehr ambivalenten Eigenschaften. Er war ein 
erfahrener Heller von menschlichen Krankheiten, und seine Haupikrafiobjekie bestanden aus einer Jaguarmaske und einem 
blaulichen Bergkristall oder Samen, der nebbis kwai, Hoden des Jaguars, genanni wird; die „GroBe Mutter" selbst gab ihm diese 
Gegenstande, und aus einigen Texten geht hervor, daB sie auf den Gebrauch von Halluzinogenen hindeuten. Wenn die Maske 
aufgeseizi und gleichzeitig der „Hoden" geschluckt wurde, begann sich die gewohnliche Wirklichkeit zu verandern; Krankheiten 
wurden fiir das Auge in Form von schwarzen Kafern sichtbar und konnten auf diese Weise vernichtet werden; Frauen 
verwandelten sich in kostliche Ananasfriichte und Maisstengel in bewaffnete Manner. « (ebd.) 

Moglicherweise handelt es sich um eine Iporrroea carnea (siehe Ipomoea spp.). An anderer Stelle wird die Art nicht genauer 
beschrieben: 

»Die Kogi vergleichen die glitzernde Spiegelung auf dem Wasser mit bestimmten, leuchtenden Sinneswahrnehmungen, die eine 
Person unter EinfluB einer Droge hat. Ein Priester oder irgendein anderer frommer Glaubiger, der durch Fasten, Meditation und 
den Gebrauch halluzinogener Drogen wie Morning Glory (Convolvulaceae) versucht, mit der iibernatiirlichen Sphare in Kontakt 
zu treten, nimmt manchmal ganz plotzlich ein strahlendes Licht wahr, das er fiir eine direkte Manifestation eines gottlichen 
Wesens halt. Da diese Trancezustande oftmals von Schreckensvisionen begleitet werden, sind die plotzlichen Lichtblitze von 
gewohnlichen Leuten, die diese mit einer geisterhaften und gefahrlichen Seinsdimension in Verbindung bringen, iiberaus 
gefiirchtet.« f/;£'/C/f£'LDOLMATOFF 1978) 

Artefakte 

Arthur Harry Church (1865-1937) hat ein Aquarell einer »Morning Glory« in Types of Floral Mechanisni veroffentlicht. 
Bliihende Winden tauchen auch als florale Elemente in amerikanischen Jugendstilfenstern auf (vgl. Turbina corymbosa). 

Medizinische Anwendung 

Die Lakandonen nennen die Ipomoea violacea ah tii'xikin, wortlich »die ScheiBe/Faulnis des Ohrs«"5. Diese violettbliihende 
Winde gedeiht in der Selva Lacandona entlang der Wege, an Lichtungen, bei alien Ruinen und verwilderten Milpas (pakche'kol). 
Die Lakandonen betrachten sie als Verwandte der ah riehen tii'xikin, »kleine ScheiBe/ Faulnis des Ohrs« (Aristolochia foetida 
H.B.K.; Aristolochiaceae), so wie der nukuch tii'xikin, »GroBe ScheiBe/Faulnis des Ohrs«, genannten Pflanze (Aristolochia 
grandiflora SWARTZ, syn. Aristolochia gigas). Die Iporrioea ist ein Heilmittel fiir eine Krankheit, die sie selbst bewirkt: »Wenn 
du mit der Bliite der Purpurwinde spielst, bekommst du Ohrenschmerzen, fault dir das Ohr. Die Purpurwinde hat eine Krankheit. 
Wenn du die Bliite abpfliickst oder mit der Purpurwinde spielst, verfault dein Ohr. Aber ich meine, es ist ein anderes Ohr 
[Hodensack, Schamlippen]. Es ist ganz gleich, ob Frauen oder Manner damit spielen, ihnen wird das Ohr faulen.« Nach Angaben 
einiger Lakandonen konne diese »Ohrenkrankheit« dadurch geheilt werden, daB eine Ipomoea-Bliite gerostet und fiir eine Weile 
(wie lange?) in das erkrankte »Ohr« gesteckt wird (RATSCH 1994c: 77*). Ich glaube, daB diese lakandonische Aussage ein 
Rudiment aus der Zeit ist, da der psychedelische Gebrauch der Winde religiosen Spezialisten vorbehalten war. Die Warnung, 



nicht mit den Bliiten zu spielen, d.h. ihnen gegeniiber unachtsam zu sein bzw. sie nicht zu respektieren, zeugt von einer 
Schutzhaltung der Pflanze gegeniiber. 116 

Inhaltsstoffe 

Die Blatter enthalten die Mutterkornalkaloide (Ergolinderivate) Ergometrin, Isolysergsaureamid und Lysergsaureamid (LSA). Die 
Biosynthese dieser Indolalkaloide erfolgt in den Blattern, die darauffolgende Translokalisation fiihrt zu einer Anreicherung der 
Alkaloide in den Samen. Darin sind verschiedene Lysergsaurederivate enthalten: (+)Lysergsaureamid, (+)-Isolysergsaureamid, 
Lysergsaurehydroxyethylamid, Chanoclavin, Elymoclavin und Ergometrin. Die Wirkstoffkonzentration kann je nach Standort der 
Pflanze und je nach Ziichtung erheblich variieren (GROGER 1963a, ROTH et al. 1994: 428*'s'). Der Gehalt an Chanoclavin ist in 
den noch jungen Samen sehr hoch, nimmt aber bei der Reifung zugunsten von Lysergsaureamid ab (GROGER 1963b). 
Die kultivierten Sorten 'Heavenly Blue; 'Pearly Gates; 'Summer Skies; 'Blue Star; 'Flying Saucers; 'Wedding Bells' enthalten 
allesamt psychoaktive Alkaloide (DER MARDEROSIAN und YOUNG KEN 1966) . 

Wirkung 

Wenn man die Samen iBt, muB man mit starken Nebenwirkungen (Ubelkeit, Erbrechen, Unwohlsein, Mattigkeit) rechnen. Diese 

Wirkung geht wahrscheinlich auf nicht wasserlosliche Alkaloide und andere Stoffe zuriick. Am wenigsten Nebenwirkungen sind 

beim Kaltwasserauszug der gemahlenen oder zerkleinerten Samen zu erwarten. 

Ein Kaltwasserauszug wirkt eindeutig halluzinogen, allerdings nicht genauso »wie LSD«. Charakteristisch sollen Visionen von 

»kleinen Leuten« sein (TURNER und SZCZAWINSKI 1992: 1780. Die Wirkung hat eine narkotische und hypnotische 

Komponente, die sich die indianischen Schamanen fiir ihre Seelenreisen zunutze machen. Die meisten Westler, die mit 

Windensamen experimentiert haben, mochten das einmalige Experiment nicht wiederholen. 

Daneben haben die Samen, vermutlich durch die Anwesenheit von Ergonovin, einen stimulierenden EinfluB auf die Gebarmutter 

(DER MARDEROSIAN et al. 1964). 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen kommen meist unter dem Namen »Ipomoea tricolor« in den Blumen- und Samenhandel. Es gibt keine gesetzlichen 
Bestimmungen. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ipomoea spp., Turbina corymbosa, Indolalkaloide, Mutterkornalkaloide 

BAUMGARTNER, Daniela 1994 »Das Priesterwesen der Kogi«, JahrbuchfUr Ethnorrtedizin und Bewufitseinsforschung 3: 171-198, Berlin: VWB. 

DER MARDEROSIAN, Ara H. 1965 »Nomenclatural History of the Morning Glory, Ipomoea vioIocea«, Taxon 14: 234-240. 1967 »Psychotomimetic Indole 

Compounds from Higher Plants«, Lloydia 30: 23-38. 

DER MARDEROSIAN, Ara H., Anthony M. GUARINO, John J. DEFEO und Heber W. YOUNGKEN, jr. 1964 »A Uterine Stimulant Effect of Extracts of 

Morning Glory Seeds«, The Psychedelic Review I (3 ): 317-323. 

DER MARDEROSIAN, Ara und Heber W. YOUNGKEN, jr. 1966 »The Distribution of Indole Alkaloids Among Certain Species and Varieties of Ipomoea, Rivea 

and Convolvulus (Convolvulaceae)«, Lloydia 29(1): 35-42. 

GROGER, D. 1963a »Uber das Vorkommen von Ergolinderivaten in lpomoea-Arten«, Flora 153: 373-382. 19636 »Uber die Umwandlung von Elymoclavin in 

lpomoea-Blattern«, Planta Medica 4: 444-449. 

HOFMANN, Albert 1963 » The Active Principles of the Seeds of Rivea corymbosa and Ipomoea violacea«. Botanical Museum Leaflets, Harvard University 20: 

194-212. 1971 »The Active Principles of the Seeds of Rivea corymbosa (L.) HALL£ (Ololiuhqui, Badoh) and Ipomoea tricolor CAv. (Badoh Negro)«, in: 

Homenaje a Roberto J. Weitlaner, S. 349-357, Mexico, D.F.: UNAM. 

MACDOUGALL, Thomas 1960 »lpomoea Tricolor: a Hallucinogenic Plant of the Zapotecs«, Boletin del Centro de Investigaciones Antropologicas de Mexico 6: 

61-65. 

REICH EL-DOLMATOFF, Gerardo 1978 »The Loom of Life: A Kogi Principle of Integration*, Journal of Latin American Lore 4(1): 5-27. 1987 » The Great 

Mother and the Kogi Universe: A Concise Overview*, Journal of Latin American Lore 13: 73-113. 

VEIT, Markus 1993 » Ipomoea*, in: Hagers Handbuch der phmmazeutischen Praxis, Bd. 5: 534-550, Berlin: Springer. 

WASSON, R. Gordon 1971 »01ohuqui and the Other Hallucinogens of Mexico*, in: Homenaje a Roberto J. Weitlaner, S. 329-348, Mexico: UNAM. 



Ipomoea spp. Windenarten 



Familie 

Convolvulaceae (Windengewachse); Unterfamilie Convolvuloideae, Tribus Ipomoeeae 

Es gibt in Mexiko in alien Vegetationszonen viele verschiedene, sowohl wilde als auch kultivierte Windengewachse (Familie 
Convolvulaceae). Weit verbreitet in indianischen Gebieten ist die als Nahrungsmittel angebaute SUBkartoffel (Iponloea fcatatas 
L.). Viele Windenarten werden wegen ihrer farbenprachtigen, kelchformigen Bliiten (inzwischen weltweit) als Zierpflanzen 
angebaut. Die Anzahl der Arten wird auf uber 500 geschatzt (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 151*). Manche Arten 
werden wegen ihrer medizinischen Eigenschaften geschatzt, z.B. die Purgierwinde (Exogonium purga (WENDER.) BENTH., syn. 
Ipomoea purga (WENDER.) HAYNE, Convolvulus jalapa SCHIEDE non L.; Vgl. VEIT 1993: 543ff.). Doch von alien 
mexikanischen Windenarten werden nur zwei rituell in schamanischen Zusammenhangen eingenommen: Turbina corymbosa 
sowie Ipomoea violacea in alien bekannten Variationen. 



Ipomoea batatas (L.) POIR. - SiiBkartoffel, Batate, Sweet potato 

Diese vielfach kultivierte Ipomoea-Art hat rosafarbene, kleine Bliiten und bildet dicke, starke- und zuckerhaltige KnoUen aus, die 
von vielen Indianern als Nahrungsmittel genutzt werden. Gelegentlich wurde vermutet, daB die Samen auch Alkaloide enthalten 
(Vgl. SCHULTES und HOFMANN 1980: 367* ); aber hierfflr gibt es keinerlei Belege. In der Kultur des Rausches spielte die 
SiiBkartoffel nur als Garstoff fiir Bier und Zusatz zum Cocabissen (vgl. Erythroxylum coca) eine Rolle. Sie stammt vermutlich aus 
Mexiko, hat sich aber schon in prakolumbianischer Zeit weit nach Siidamerika und sogar nach Polynesien verbreitet. Vermutlich 
ist Ipomoea tiliacea (WILLD.) CHOISY [syn. Ipomoea fastigata (RoxB.) SWEET] die Wildform, aus der die SiiBkartoffel 
geziichtet wurde (DRESSLER 1953: 135*). Wenn die Knolle mit Ceratocystis fimbriata infiziert ist, enthalt sie Sesquiterpene 
(INOUE et al. 1977). 

Ipomoea sp. aff. calobra - Weir vine 

Diese nur in einem begrenzten Gebiet im siidlichen Queensland (Australien) vorkommende Winde enthalt anscheinend LSD- 
ahnliche Indolalkaloide, die neben einer psychoaktiven Wirkung aber auch stark toxische Eigenschaften (zumindest auf Schafe 
und Rinder) haben (BOWLING und MCKENZIE 1993: 1 17f*). 

Ipomoea carnea /ACQ. [syn. Ipomoea fistulosa MART, ex CHOISY, Ipomoea carnea ssp. fistulosa (MART. eX CHOISY) 
D. AUSTIN; vgl. HUBINGER T. et al. 1979: 33*] -Manjorana, Canudo, Toe 

Diese fleischfarben bliihende Windenart ist im gesamten Amazonasbecken und den angrenzenden Regionen verbreitet 
(ALMEIDA FALCAO 1971). In Ecuador heiBt sie floron oder borrachera, »Trunkenmacher«, (PATZELT 1996: 178*), also 
genauso wie viele Brugmansia-Arten, oder auch matacabra (»Ziegent6ter«). Der Gehalt an Ergotalkaloiden scheint recht hoch zu 
sein. Es konnten bisher die Ergolinalkaloide Agroclavin und aDihydrolysergol nachgewiesen werden (ASOLKAR et al. 1992: 371 
*, SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 151*). Dies macht die Samen dieser Winde, die z.T. wirksamer als jene von 
Ipomoea violacea sind, zu einer potenten Ausgangssubstanz. In Ecuador soUen die mutterkornalkaloidhaltigen Samen noch heute 
als schamanisches Rauschmittel verwendet werden (LASCANo et al. 1967, OTT 1993: 127*). Im peruanischen Ucayaligebiet 
heiBt die Winde toe (»Rauschmittel«) und wird in der Gegend von Pucallpa als zusatzlich berauschender Bestandteil der 
Ayahuasca zugesetzt (Mitteilung von Mellington Curichimba Marin). In Amazonien kennt man das als Gift gefiirchtete Gewachs 
auch unter den Namen manjorana, canudo und algodao bravo. 

Im yucatekischen Maya heiBt sie chok'obkat und gilt als honigliefernde Blume (TELLEZ V et al. 1989: 67*; vgl. Honig). 
Die siidamerikanische Pflanze wird in der alteren Literatur noch unter dem Synonym Iponioea fistulosa gefiihrt. Heute geht man 
von einer Unterart Ipomoea carnea ssp. fistulosa (MART, ex CHOISY) D. AUSTIN aus (AUSTIN 1977, HUBINGER T. et al. 
1979: 33*). In Argentinien wird die Asche dieser we'daGaik'gel'ta genannten Unterart von den Pilagaindianern zur Behandlung 
von Verbrennungen und Hautbeulen verwendet (FI LI POV 1994: 186* ). 

Ipotnoea crassicaulis ROBINSON [syn. Ipomoea fistulosa MART. ] 

Diese weiBbliihende, groBbliitige Winde heiBt in Mexiko Palo santo de castilla, »Heiliger Baum von Kastilien« (MARTINEZ 
1987: 1 137*). Dieser Name konnte auf einen alien psychoaktiven Gebrauch hindeuten. Die Samen enthalten Mutterkornalkaloide 
(OTT 1993: 127*). 

Ipomoea hederacea JACQUIN [syn. Convolvulus hederaceus var. Beta L., C. trilobus MACH., Ipomoea barbigera SWEET, 
1. coerulea RoxB.,1. desertorum HOUSE, \. punctata PERS., 1. scabra GMEL., 1. triloba THUNB., Pharbitis hederacea (L.) 
CHOISYJ - Japanische Winde 

Diese einjahrige, 2 bis 3 Meter lang wachsende Winde heiBt auf japanisch asagau, » Morgen-Blume«; sie gilt in Asien als 
Aphrodisiakum und taucht deswegen gelegentlich in der erotischen Kunst Japans auf (MARHENKE und MAY 1995: 49*). Die 
schone, blaulich bliihende Pflanze ist im Himalaya bis auf 2000 Meter Hohe zu finden und hat sich auch in den amerikanischen 
Tropen verwildert. Sie kommt sogar in der Selva Lacandona (eingefiihrt) vor und kann dort leicht mit Ipomoea violacea 
verwechselt werden. In Mexiko ist sie unter dem Namen Manto de la virgen, »Mantel der Jungfrau«, bekannt (MARTINEZ 1987: 
1 137*). Im Iran hiilt man die Samen fiir giftig (HooPER 1937: 130*). 

Ipomoea hederacea hat behaarte Samenblatter und bildet Kapseln mit 4 bis 6 Samen aus. Die Samen spielen eine gewisse Rolle 
als pharmazeutische Rohdroge (Pharbitidis semen, Kaladana) fiir Kalanaharze. In den Samen sind Ergotalkaloide nachgewiesen 
worden (ABOU-CHAR 1970, VEIT 1993: 535). In Samen aus Pakistan wurden die Alkaloide Lysergol, Chanoclavin, 
Penniclavin, Isopenniclavin und Elymoclavin gefunden (ASOLKAR et al. 1992: 372*). 

Ipomoea involucrata P BEAUV. 

Diese afrikanische Winde heiBt bei den Fang in Zentralafrika Nguenga. Die Medizinmanner der Fang (vgl. Tabernanthe iboga) 
bereiten aus der frischen, ganzen Pflanze eine stimulierend wirkende, magische Medizin, die bei der Behandlung Verzauberter 
angewendet wird (AKENDENGUE 1992*). Ob diese Medizin tatsachlich psychoaktiv ist, muB noch erforscht werden. 

Ipomoea muricata (L.) JACQ. [syn. Calonyction muricatum (L.) G. DON] - Lakshmana 

In Indien heiBt diese weiBbliihende Ranke mit herzformigen Blattern Lakshmana'ly und steht der Gottin des Gliickes Lakshmi 
nahe. Es heiBt, die Wurzel sei eine Nahrung fiir die feinstoffliche Kundalinischlange (vgl. Cannabis indica), die im Unterleib des 
Beckens ruht und die sexuelle Schopferkraft darstellt. In der ayurvedischen Medizin ist Lakshmana eines der bedeutsamsten 
vajikarana (Aphrodisiaka). Nach einer tantrischen Rezeptur wird die Pflanze zusammen mit Bezoarsteinen zu einer Salbe 
verrieben, die man sich auf die Stirn schmiert. Sie soil Liebeszauber und mystische Erfahrung ermoglichen. Der Wurzel werden 



heilende Krafte bei Schlangenbissen zugeschrieben. Schlangenbeschworer benutzen die Wurzel als magischen Schutz vor Kobras 
(KUMARASWAMY 1985, RATSCH 1990: 51 *). Man hat auch vermutet, daB diese Kletterpflanze mit dem vedischen Soma 
identisch sei. 

Alle Pflanzenteile enthalten bis zu 3,7% Behensaure, die zentral erregende, anscheinend auch psychoaktive und aphrodisierende 
Wirkungen hat. In den Samen wurden Ergotalkaloide nachgewiesen (VEIT 1993: 535); es wurde darin auch das Alkaloid Ipomin 
entdeckt (AsOLKAR et al. 1992: 3720. Die Samen sind unter dem Namen Kaladana im pharmazeutischen Handel. 

Ipomoea murucoides /?OEM. et SCHULT. 

Diese weiBbliihende Ipomoea-Art wachst als Strauch oder Baum und heiBt in Mexiko Palo bobo, »berauschender Baum«, oder 
Arbol del muerto, »Baum des Toten«; er gilt als Giftpflanze und soil Paralyse (Lahmung) bewirken (JIU 1966: 2520. Er war den 
Azteken schon unter dem Namen micacuahuitl bekannt und wird heute noch in Sonora Palo santo, »Heiliger Baum«, genannt 
(MARTINEZ 7957; 1137 ). Uber einen psychoaktiven Gebrauch ist nichts bekannt. 

Ipomoea nil (L.) ROTH [syn. Convolvulus hederaceus L., C. hederaceus var. zeta L., C. nil L., C. tomentosus VELLOSO, 
Ipomoea cuspidata Ruiz et PAv.,L githaginea A. RICHARD, L scabra FORSSK., Pharbitis nil (L.) CHOISY, Ipomoea 
hederacea auct. non JACQ. ] 

Diese blaubliihende Winde (es gibt violettblaue und purpurrote Sorten) ist kaum von der Ipomoea hederacea zu unterscheiden und 
wird mit dieser oft verwechselt (beide haben behaarte Samenblatter). Sie kommt weltweit in tropischen Gebieten vor. In Japan 
wird sie seit dem 75. Jahrhundert als Zierpflanze kultiviert (Ipomoea nil cv. Imperialis). Auf Maya heiBt sie tsotsk'abil, »Behaarter 
Arm«, und ist vermutlich eine der nektarliefernden Pflanzen, die rituell verwendeten Honig produzieren. In den Samen, die in der 
pharmazeutischen Literatur unter der Bezeichnung Pharbitidis semen gefiihrt werden, sind neben Glykosiden ca. 0,5% 
Ergotalkaloide (bestehend aus Lysergol, Chanoclavin, Penniclavin, Isopennyclavin und Elymoclavin, jedoch kein Ergometrin) 
nachgewiesen worden (VEIT 1993: 535f.). Aus den Samen einer pakistanischen Sorte wurden die Alkaloide Lysergol, 
Chanoclavin, Penniclavin, Isopenniclavin und Elymoclavin extrahiert (ASOLKAR 1992: 372'0. Daneben ist in den Samen vor 
allem Gibberellin enthalten (KOSHIOKA et al. 1985). Aus den Samen wird das pharmazeutisch bedeutsame Kaladanaharz 
extrahiert. 

Ipomoea pes-caprae (L.) BROWN [Ipomoea pes-caprae (L.) BROWN var. brasiliensis OOSTSTROOM; syn. Ipomoea 
biloba] - Strandwinde 

Diese am Sandstrand gedeihende, bodenbedeckende Winde heiBt in Mexiko u.a. Hierba de la raya, »Kraut des Rochens« 
(MARTINEZ 1987: 1138); eine interessante Assoziation, da in der alten Mayakultur Rochenstachel zum rituellen AderlaB, der der 
Visionssuche diente, verwendet wurden (FURST 1976c*). Die Blatter der Strandwinde werden weltweit ethnomedizinisch bei 
Rheuma u.a. genutzt. In Thailand wird das Extrakt der Blatter zur Behandlung von Entziindungen und Verbrennungen durch 
Feuerquallen verwendet. Die Blatter enthalten Damascenon und E-Phytol, die beide eine antispasmodische Wirkung, ganz ahnlich 
wie Papaverin, besitzen (PONGPRAYOON et al. 1992). In den Samen sind Ergotalkaloide enthalten. Ob sie sich fiir einen 
psychoaktiven Gebrauch eignen, ist unbekannt. Immerhin werden sie im afroamerikanischen Candomblekult als Zutat zum 
Einweihungstrank benutzt (siehe Madzokamedizin). 

Ipomoea purpurea (L.) ROTH [syn. Pharbitis purpurea (L.) VOIGT; Varietat Ipomoea purpurea var. diversifolia (LINDL.) 
O'DONNEL, syn. Ipomoea mexicana GRAM; zahlreiche Kultivare] - Friihbluhende Trichterwinde 

Diese bis zu 3 Meter lange Kletterpflanze stammt aus den amerikanischen Tropen und ist heute weltweit als Zierpflanze verbreitet 
(TYKAC und SEVERA 1985: 128). Diese Pflanze ebenso wie ihre Samen werden sehr haufig mit Ipomoea violacea verwechselt 
(OTT 1993: 162*). In der Literatur findet man immer wieder die Behauptung, die Samen wurden Ergolin und andere 
Mutterkornalkaloide enthalten, allerdings haben die meisten Studien (auBer einer: WILKINSON et al. 1986) die Abwesenheit von 
Alkaloiden ergeben. Die Bliiten konnen purpurrot, aber auch fast weiB, rosa, hellblau und tiefviolett gefarbt sein. Die Samen sind 
im Blumenhandel erhaltlich (meist unter der Bezeichnung »PurpurPrunkwinde«). Die Samen sind wesentlich kleiner (3x4 mm) 
und rundlicher als die Samen der Ipomoea violacea. 

Folgende Windenarten enthalten Mutterkornalkaloide bzw. Indolalkaloide und konnten moglicherweise psychoaktiv genutzt 

werden (nach OTT 1993: 127'x, SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 18 71 

Ipolnoea argyrophylla VATKE 

Iponioea coccinea [Ipomoea coccinea L. var. hederifolia HOUSE; syn. Quamoclit coccinea MOENCH] 

Ipomoea leptophylla TORR. Ipomoea littoralis BLUME 

Ipomoea medium CHOISY Ipomoea muelleri BENTH. 

Die weitere Erforschung der Gattung Ipomoea stellt sicherlich ein hochst interessantes Gebiet der Ethnopharmakologie dar und 
bedarf ausgiebiger humanpharmakologischer Untersuchungen (Heffter-Technik! ). 

Von folgenden mit Ipomoea verwandten Windengewachsen wird gelegentlich behauptet, sie seien psychoaktiv oder halluzinogen: 
Merremia tuberosa (vgl. Argyreia nervosa) und Stictocardia titiaefoUa (CHOISY) HALL. f. (SCHULTES und FARNSWORTH 
1982: 187'x, SCHULTES und HOFMANN 1980: 367'0. 



Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ipomoea violacea, Turbina corymbosa, Mutterkornalkaloide, Indolalkaloide 

ABOU-CHAR, C.l. 1970 »Alkaloids of an lpo»ioea Seed Known as Kaladana in Pakistan*, Nature 225: 663. 

ALMEIDA FALCAO, Joaquim Inacio de 1971 »Convolvulaceae do Amazonas«, Acta Am'azon/ca 1(1): 1520. 

Austin, Daniel F. 1977 »Ipornoea carnea JACQ. vs. Ipomoea fistulosa MART. ex. CH01SY«, Taxon 26(2/3): 235238. 1991 »Iponloea littoralis 

(Convolvulaceae): Taxonomy, Distribution, and Ethnobotany«, Economic Botany 45(2): 251256. 

DER MARDEROSIAN, Ara und Heber W. YOUNGKEN, jr. 1966 »The Distribution of Indole Alkaloids Among Certain Species and Varieties of Iponioea, Rivea 

and Convolvulus (Convolvulaceae)«, Lloydia 29(1): 35-42. 

GROGER, D. 1963 »Uber das Vorkomraen von Ergolinderivaten in lpomoea-Arten«, Flora 153: 373-382. 

INOUE, Hiromasa, Natsuki KATO und Ikuzo URITANl 1977 »4-Hydroxydehydromyopororone from Infected Iponioea batatas Root Tissue*, Phytochemistry 16: 

1063-1065. 

KoSHlKA, Masaji, Richard P. PHARIS, Rod W. KING, Noboru MUROFUSHl und Richard C. DURLEY 1985 »Metabolism of [ IH ] Gebberellin As in 

Developing Pharbitis nil Seeds*, Phytochemistry 24(4): 663-671. 

KUMARASWAMY, R. 1985 »Ethnopharmacognostical Studies of the Vedic Jangida and the Siddha Kattuchooti as the Indian Mandrake of the Ancient Past*, 

Curare (Sonderband 3/85 Ethnobotanik): 109-120. 

LASCANO, C. et al. 1967 »Estudio fitoquimico de la especie psicotomimetica Ipornoea carnea«, Ciencias Naturales 10: 315. 

PONGPRAYOON, U. P. BAECKSTROM, U. JACOBSSON, M. LINDSTROM und L. BOHLIN 1992 » Antispasmodic Activity of B-Damascenone anc E-Phytol 

Isolated from Ipomoea pes-caprae«, Planta Medica 58: 19-21. 

TYKAC, Jan und Frantlsek SEVERA 1985 Kletterpflanzen und rankende Pflanzen, Hanau: Dausien. 

VEIT, Markus 1993 »lpomoea«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Bd. 5: 534-550, Berlin: Springer. 

WILKINSON, R. E. et al. 1986 »Ergot Alkaloid Contents of Ipomoea lacunosa, 1. hederacea, 1. trichocarpa, and L purpurea Seeds*, Canadian Journal of Plant 

Science 66: 339343. 



Juniperus recurva Hochgebirgswacholder 

Familie 

Cupressaceae (Zypressengewachse) 

Formen und Unterarten 

Es gibt eine Zwergform, die aber keinen eigenen botanischen Namen tragt. Juniperus recurva var. squamata (DON) ist die in 
Kaschmir wachsende Varietat (WEYERSTAHL et al. 1988). 

Synonyme 

Juniperus macropoda AUCT. non Boiss.191 
Juniperus squamata D. DON 

Volkstiimliche Namen 

Apurs (Pakistani), Bsang (Tibetisch »Weihrauch«), Dhupi (Nepali »Weihrauchbaum Drooping juniper (»herabhangender 
Wacholder«), Hapusha (Sanskrit), Shangshing (Tamang »Weihrauchbaum«), Weeping blue juniper (»trauernder blauer 
Wacholder«) 

Geschichtliches 

Wacholderarten gibt es auf der ganzen Welt; besonders verbreitet sind sie in Europa, Asien und Nordamerika. Praktisch iiberall 
werden sie rituell, magisch und medizinisch genutzt. In den meisten Kulturen, die den Schamanismus kennen, ist der Wacholder 
ein Raucherwerk der Schamanen. Er ist vermutlich eines der altesten Rauchermittel der Menschheit iiberhaupt. Verschiedene 
Wacholderarten sind schon in den altesten schriftlichen Dokumenten aus der Antike belegt (DIOSKURIDES, PLINIUS). 
Vermutlich hat schon Alexander der GroBe den Wacholder aus dem Himalaya kennengelernt. Seit wann der 
Hochgebirgswacholder im Himalaya rituell verwendet wird, ist unbekannt. Botanisch beschrieben wurde er erstmals im 19. 
Jahrhundert. 

Verbreitung 

Der Hochgebirgswacholder ist von Pakistan bis nach Siidwestchina verbreitet und besonders in Nepal haufig anzutreffen 
(Langtang und Helumbu), wo er ganze Walder bildet (SHRESTHA 1989). Er wachst erst ab 3000 Meter Hohe und kann bis auf 
4500 Meter Hohe vorkommen; er bildet z.T. groBe Walder (»Weihrauchwalder«) in den subalpinen Zonen. 

In Nordindien sagt man, die Wacholderwalder im Himalaya seien die »Wohnstatt der G6tter«. Es gibt an gewissen heiligen Orten 
(z.B. in Muktinath) einzelne, oft sehr alte Wacholderbaume, die als heilige Baume verehrt werden. 

Anbau 

Nicht bekannt; vermutlich kann diese Art genauso wie der Gemeine Wacholder (Juniperus communis L.) oder der Chinesische 
Wacholder (Juniperus chinensis L.) vermehrt und kultiviert werden. 



Aussehen 

Der Hochgebirgswacholder wird bis zu 12 Meter hoch, erreicht oft aber nur eine Hohe von 3 bis 5 Metern. Meist hat er einen 
gedrungenen oder flachigen Wuchs. Die Zweigspitzen hangen gebogen herab (daher seine Namen). Die relativ weichen Nadeln 
werden 6 bis 8 mm lang. Die 8 bis 13 mm groBen, ovalen Friichte enthalten nur einen Samen und haben eine violettbraune bis 
schwarze Farbung (POLUNIN und STAINTON 1985: 390). Der Hochgebirgswacholder kann sehr leicht mit der nah verwandten 
Art Junipems excelsa M. BIEB. verwechselt werden (GoODMAN und GHARFOOR 1992: 521. 

Droge 

- Frische oder getrocknete Zweigenden 

- Kernholz 

- Harz 

Zubereitung und Dosierung 

Der Hochgebirgswacholder gehort zu den bedeutendsten tibetischen Raucherstoffen und wird in Raucherpulvern und 
Raucherstabchen verarbeitet. Dazu werden zum einen die Zweigspitzen, zum anderen aber auch das (Kern-)Holz verwendet. 
Tibetische Rauchermischungen auf der Grundlage von Hochgebirgswacholder enthalten meist noch andere Juniperus-Arten, 
Zweigspitzen der Himalayazypresse (Cupressus torulosa D. DON) und verschiedene Arternisia-Arten (vgl. Artemisia spp. und 
Raucherwerk). 

Nepalesische Schamanen stellen aus frisch zermahlenen Zweigen, weiBem Sandelholz (Santalum albuni L.) und nepali kagas oder 
Seidelbastpapier (Daphne papyracea WALL, ex STEUD; syn. D. cannabina LoUR.) ca. 10 cm lange Raucherzopfe her, die sie bei 
ihren Ritualen verbrennen. Meist werden jedoch nur die frischen, halbtrockenen oder getrockneten Zweigenden auf gliihende 
Kohlen geworfen und tief inhaliert. Konkrete Angaben zu Dosierungen sind kaum moglich, da die Menge von kleinen 
Zweigspitzen bis zu ganzen Biischeln oder sogar Asten reichen kann. 

Rituelle Verwendung 

Der Hochgebirgswacholder ist praktisch alien Himalayavolkern heilig. Zweige davon werden oft an den Spitzen der 

Gebetsfahnenmaste angebracht (als Symbol des Wei ten- oder Schamanenbaumes). Die Zweige dienen auch Gebirgswanderern als 

Amulette zum Schutz vor Absturz und Steinschlag. Sie werden den Berggeistern an Steinhaufen auf Passen geopfert. Die 

hauptsachliche rituelle Verwendung des Hochgebirgswacholders ist die als Raucherstoff. 

Die Tibeter bezeichnen den aus dem Hochgebirgswacholder gewonnenen Weihrauch als » Nahrung der G6tter«. Damit ist ein 

spezielles, bsang (sprich: shang - iibrigens derselbe Name wie der Baum) genanntes Ritual zur Reinigung verbunden. Dazu 

werden die Zweigspitzen unter der Rezitation spezieller Mantras (Beschworungsformeln) verbrannt. Die westtibetischen 

Schamanen benutzen den Wacholder auch als tranceinduzierendes Raucherwerk (SCHENK 1994). 

Den im Himalaya lebenden Buddhisten (Tibeter, Bhotyas, Tamang, Sherpa) dienen die frischen oder getrockneten 

Wacholderzweige als Raucherstoff bei der Morgenandacht (puja) vor Buddha Shakyamuni. Die Sherpa rauchern mit Wacholder 

bei Geisterbeschworungen und bei der Leichenverbrennung. 

Die nepalesischen Schamanen (jhdkri) benutzen viele Raucherstoffe, von denen der Wacholder jedoch der wichtigste ist. Sie 

verwenden entweder die Zweige oder das Harz. Der Hochgebirgswacholder hat auf die Schamanen eine eindeutig psychoaktive 

Wirkung: 

»Es war auffallend, daB bei der exorzistischen Handlung der Schamane (jhdkri) zu Beginn sich iiber eine Raucherschale mit 

gliihenden Wacholdernadeln von recurva (andere Arten werden nicht verwendet) und Harzklumpen beugte und den Rauch kraftig 

inhalierte, bevor er sich mit Hilfe einer groBen Lamatrommel in Trance trommelte.« (KNECHT 1971: 218) 

In Pakistan wird der Wacholder als heiliger Baum verehrt und von den Schamanen der Darden als Raucherstoff verwendet. Auch 

die bitaiyo genannten Schamanen und Trancetanzer der benachbarten Hunza inhalieren den Wacholderrauch: 

»Der Zustand echter Trance wird durch das Einatmen des Rauches von Wacholderfeuer, durch BeiBen auf Wacholderzweige und 

Trinken vom Blut eines abgeschlagenen Kopfes eines mannlichen Zickleins erreicht. (...) In wilden Spriingen lauft der 

Trancetanzer (bitan) umher. (...) Immer wieder durchbricht er seinen rasenden Lauf, (...) lauscht in die Musikinstrumente 

hinein und singt endlich, iiber einer Trommel zusammenbrechend, seine Weissagung in einer alien Sprache, die er im 

Wachzustand weder sprechen noch verstehen kann.« (zit. in KNECHT 1971: 219) 

Bei den Hunza werden die schamanischen Fahigkeiten direkt auf die Einwirkung des Wacholderrauches zuriickgefiihrt: 

»Bitaiyo gelten in Hunza als Menschen mit iibernatiirlichen Kraften, deren Dienste als Propheten, Zauberer und Heiler in 

Anspruch genommen wurden. Sie entfalten ihre Fahigkeiten erst nach dem Inhalieren von Rauch brennender Wacholderzweige 

und dem GenuB warmen Ziegenblutes. AnschlieBend tanzten sie zu rhythmischen Trommelschlagen, bis sie den Trancezustand 

erreichten. Nach der Zukunft befragi, gaben sie dann die Botschaften der Feen in Liedform welter. « (FELMY 1986: 19) 

Um die psychotrope Wirkung zu steigern, werden Wacholdernadeln, mit den Samen der Steppenraute (Peganum harmala) 

vermischt, gerauchert. 

Artefakte 

Zweige und Stamme des Hochgebirgswacholders werden als Symbole des Welten- und Schamanenbaumes an Klostern und 
Schreinen aufgestellt. Es gibi zahlreiche RauchergefaBe, die dem Rauchern mit Wacholder (und anderen Raucherstoffen) dienen. 
Sie sind meist aus Bronze oder messingahnlichen Legierungen und gewohnlich mit buddhistischen Symbolen (den Acht 
Gliickszeichen, Drachen usw.) verziert. 



Medizinische Anwendung 

In Darjeeling, das kulturell zu Nepal gehort, als Verwaltungsdistrikt aber Indien untersteht, werden die Zweige zum Vertreiben 
von Insekten und Moskitos gerauchert. 

Die reifen Frii elite werden in Darjeeling und dem winzigen Himalayaland Sikkim als Geschmacksgeber in das lokal gebraute 
Hirse- und Reisbier gegeben (BISWAS 1965). In anderen Gebieten nimmt man sie auch zum Parfiimieren von selbstgebrannten 
Hirseschnapsen (rokshi). Die Wacholderbeeren soUen eine reinigende Wirkung auf die Aura und den subtilen Korper haben und 
werden deshalb in der ayurvedischen und tantrischen Medizin als Raucherstoff verwendet. Im Ayurveda werden die Beeren als 
Diuretika und zur Verbesserung der Verdauung eingenommen. Als Paste werden sie auBerlich bei Arthritis, Schwellungen und 
Schmerzen aufgetragen (LAD und FRAWLEY 1987: 214*). 

Inhaltsstoffe 

Der Hochgebirgswacholder ist reich an atherischem Ol, das vermutlich ahnlich zusammengesetzt ist wie das des Juniperus 
communis L. 193 Es ist am starksten in den Zweigspitzen, den Friichten (0,46 bis 0,88%) und im Kernholz konzentriert. In der 
ganzen Pflanze konnten Isocedrolische Saure und 4Ketocedrol nachgewiesen werden. In den Nadeln sind Biflavone, 
Cupressoflavone und dessen Derivate vorhanden (ASOLKAR et al. 1992: 380). Die Zusammensetzung des atherischen Ols der in 
Kaschmir wachsenden var. squamata konnte aufgeklart werden: Es besteht zu 23,6% aus Limonen, 16,3% Sabinen, 14,6% a- 
Pinen, etwas a-Thujon, Myrcen, Terpinen, 8-Cadinen und Spuren weiterer Stoffe (WEYERSTAHL et al. 1988: 260). In den 
getrockneten Blattern wurden Biflavone (Amentoflavon, Hinokiflavon, Isocrytomerin) und Flavonol-O-Glykoside (Quercetin-O- 
a-LRhamnoside, Kaempferol-3-O-B-D-Glucosid) gefunden (ILYAs etal. 1977). 

Der Rauch von Juniperus recurva wurde chemisch auf psychoaktive Bestandteile untersucht. Die Gasphase enthalt iiber 40 
Substanzen, deren Hauptkomponenten identifiziert werden konnten: Aceton, Benzol, Toluol, Athylbenzol, oXylol, mXylol und 
wahrscheinlich Limonen (KNECHT 1971: 220). Ein eigentlich psychoaktiver Wirkstoff konnte bislang nicht entdeckt oder isoliert 
und pharmakologisch erprobt werden. 

Manchmal findet man die Angabe, daB in dieser himalayischen Wacholderart Norpseudoephedrin vorkommt (SCHULDES 1995: 
45*). Dies diirfte jedoch falsch sein (vgl. Ephedrin). 

Wirkung 

Indische und nepalesische Wissenschaftler stellten fest, das der Rauch des frischen Holzes emetische Wirkungen mit lang 
anhaltendem Erbrechen hat (SUWAL et al. 1993: 72); die Extrakte der Zweigspitzen scheinen antikarzinogene Effekte zu haben. 
Vielfach wird dem Hochgebirgswacholder eine psychoaktive Wirkung zugeschrieben. Dabei ist nicht klar, ob der Duft eine 
psychologische Wirkung hat oder der Rauch pharmakologisch wirkt. Moglicherweise bedarf es einer Art besonderer Begabung 
des Individuums, um den Rauch psychoaktiv zu empfinden. 

Bei mir selbst hat der Rauch eine erinnerungsfordernde Wirkung. Ich bin sofort in den Himalaya versetzt und nehme geistig an 
archaischen Ritualen der Schamanen teil. 

Marktformen und Vorschriften 

In Nepal und Indien werden die getrockneten Zweigspitzen auf Krautermarkten und bei Weihrauchhandlern (z.B. an der Stupa 
von Bodnath bei Kathmandu) angeboten. Der Hochgebirgswacholder unterliegt keinen Vorschriften. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Atherische Ole, Raucherwerk 

BISwAs, K. 

1956 Common Medicinal Plants of Darjeeling and the 

Sikkim Himalayas, Allpore: West Bengal Government 

Press. 
FELMY, Sabine 
1986 Mdrchen und Sagen aus Hunza, Koln: 

Diederichs. 
ILYAS, Mohammad, Najma ILYAS und Hildebert 

WAGNER 

1977 »Biflavones and Flavonol-O-Glycosides from 
Juniperus maeropoda«, Phytochernlstry 16: 1456-1457. KNECHT, Sigrid 
1971 »Rauchen und Rauchern in Nepal«, Ethno 
medlzln I (2): 209-222. MALLA, S. B. et al. (Hg.) 

1976 Flora of Langtang and Cross Section Vegetation 

Survey (Central Zone), Kathmandu: His Majesty's 

Government, Dept. of Medicinal Plants. 
RATSCH, Christian 

1995 »Einige Raucherstoffe der Taurang«, Jahrbuch 
fUr Ethnomedlzln und Bewufitselnsforschung 4: 

153-161. 
SHRESTHA, Bom Prasad 
1989 Forest Plants of Nepal, Lalitpur (Nepal): 

Educational Enterprise. 
WEYERSTAHL, P., H. MARSCHALL- WEYERSTAHL, 

E. MANTEUFFEL und V.K. KAUL 
1988 »Constituents of Juniperus recurva var. 



squamata Oil«, Planta Medica 54: 259-261. 



Justicia pectoralis Justizia 

Familie 

Acanthaceae (Barenklaugewachse/Akanthusgewachse) 

Formen und Unterarten 

Es gibt eine Varietat, die vor allem in Venezuela und Ecuador vorkommt und ethnopharmakologisch bedeutsam ist: Justicia 
pectoralis JACQ. var. stenophylla LEONARD. 

Synonyme 

Dianthera pectoralis (JACQ.) MURR. Eelobiiim pectorale (JACQ.) KUNTZE Psacadocalyrrima pectorale (JACQ.) BREMEK 
Rhytiglossa pectoralis (JACQ.) NEEs Stethoma pectoralis (JACQ.) RAF. 

Volkstiimliche Namen 

Boo-hanak, Buhenak, Carpenter bush. Carpenter grass, Curia'yl, Fresh cut. Garden balsam, Herbe a charpentier, Kokoime, 
Kumaru-ka'a (Ka'apor »Tonkabohnenkraut«), Mahfarahenak (Malta), Marlca (ShlplboConlbo), Mascl-hlrl, Mashaharl, Masha- 
hara-hanak, Masha-hlrl (Walka), Mashlhlrl, Mashlhlrl, Paxararok (Nlnam), Plra-plshlka'a (Ka'apor »Flsch(?)-Kraut«), Sua-ka- 
henako (Yanomaml »Blatter zum Gebrauch an Frauen«, TUo (Kuba), Tllo casero, Tllo crlollo, Tllo de )ardln, Tllo natural, 
Toyeau, Trebo, Ya-ko-yo6 (Puinave), Yacu piri-piri, Zeb shepantye 

Geschichtliches 

1953 wurde erstmals vom Gebrauch der Justizia als Schnupfpulver bei den venezolanischen Indianern berichtet (SCHULTES 
1990: 61). Die Ethnopharmakologie und Chemie der Pflanze ist bis heute kaum erforscht worden. 

Verbreitung 

Die Pflanze wachst an Wasserlaufen in den tropischen Regenwaldern von Mexiko, Zentralamerika, auf den Karibikinseln (Kuba) 
und im nordlichen Siidamerika. Die var. stenophylla kommt nur in Siidamerika vor. 

Anbau 

Die Vermehrung erfolgt mit Samen oder durch Verpflanzen der abgetrennten Wurzelstocke. Am einfachsten ist die Vermehrung 
allerdings mit Stecklingen, die zum Wurzeln gebracht wurden, oder durch Ableger (Stengel, die an den unteren Knoten Wurzeln 
ausgetrieben haben). Die Pflanze wird in Siidamerika als Ziergewachs angebaut. Die Yanomamoindianer kultivieren sie fiir die 
Herstellung von psychoaktiven Schnupfpulvern. Dazu werden die Pflanzen zwischen Bananenstauden im Halbschatten gezogen. 
Die Pflanze vertragt keinen Frost. 

Aussehen 

Das Kraut wird 70 bis 80 cm hoch, bildet aufrechte, schrag nach oben stehende Stengel aus, die manchmal an den unteren Knoten 

Wurzeln schlagen. Die zahlreichen hellgriinen, etwas rauhen Blatter sind schmallanzettformig und werden 2 bis 5 cm lang und 2 

bis 3 cm breit. Die fiir die Familie typischen Bliiten bilden sich an den Stengelspitzen. Die Kelche sind nur 5 mm lang und meist 

von weiBer oder leicht violetter Farbung. In den Tropen liegt die Bliite zwischen November und April. Die Friichte mit ihren 

flachen, rotlich-braunen Samen bilden sich von Dezember bis Marz. 

Die Varietat var. stenophylla unterscheidet sich in erster Linie durch einen gedrungeneren Wuchs (bis 30 cm hoch) und schmalere 

Blatter (1 bis 2 cm breit). 

Die Pflanze kann sehr leicht mit anderen lusticia spp. verwechselt werden, da allein in Mexiko ca. 80 Arten der Gattung vertreten 

sind (weltweit gibt es ca. 400 Spezies der Gattung! vgl. DANIEL 1995). 

Droge 

Blatter, frisch oder getrocknet 

Zubereitung und Dosierung 

Fiir einen beruhigenden Tee wird eine Handvoll der frischen Blatter mit helBem Wasser aufgegossen. 5 bis 10 Minuten Ziehen 

lassen und nach Belieben mit Honig siiBen. 

Auf Guadeloupe (Karibik) wird das frische Kraut mit Wein angesetzt und, mit Honig gesUBt, als Liebestrank benutzt (MULLER- 

EBELING und RATSCH 1986: 126 ). 

Fiir psychoaktive Zwecke dienen ausschlieBlich die im Schatten getrockneten Blatter. Sie werden zu einem feinen Pulver 

zermahlen und in erster Linie als Zusatzstoff zu den epena genannten Schnupfpulvern gebraucht. Das Justicia-Pulver wird oft mit 

dem getrockneten Harz von Virola spp. vermischt (PRANCE 1972a: 17*). 



Heutzutage werden die getrockneten Blatter mit Marijuana (Cannabis indica) vermischt geraucht. Diese Mischung hat ein 
angenehmes Aroma (siehe Rauchmischungen). Wahrscheinlich ist justicia pectoralis auch ein Bestandteil der chimo genannten 
Tabakzubereitung (siehe Nicotiana tabacum). 

Rituelle Verwendung 

Die Blatter der Varietat var. stenophylla haben vor allem Bedeutung als Zusatz zu psychedelischen Schnupfpulvern auf der Basis 

des eingetrockneten Harzes von DMT-haltigen Arten der Gattungen Anadenanthera und Virola. Die getrockneten Blatter nehmen 

einen aromatischen Geruch an. Sie werden in dieser Weise von verschiedenen Stammen im Amazonasgebiet verarbeitet. Die 

Waika oder Yanomamo stellen aus Justicia-Blattern und Virola-Harz ein Schnupfpulver namens machohara her. Sie sagen, daB 

zwar beide Zutaten pur geschnupft werden konnen, um leichte Visionen zu erzeugen, daB es aber gerade die Mischung ist, die 

besser und starker wirkt (SCHULTES 1990: 68). 

Moglicherweise wurde Justicia pectoralis im prahistorischen Mexiko als Schnupfpulver verwendet. 

Die Shipibo sagen, daB die Pflanze den Arbeitsgeist im Menschen weckt und beim Fischen Gliick bringt; dazu muB man einen 

AufguB aus den Blattern trinken (AREVALO V 1994: 185*). 

Artefakte 

Die Frauen der Yanomamo stecken sich Blatterbiischel als Schmuck in die Locher ihrer Ohrlappchen. 

Medizinische Anwendung 

Die Yanomamo benutzen die justicia pectoralis var. stenophylla als Aphrodisiakum fiir Frauen (SCHULTES 1990: 64f.). Eine 
verwandte Art, Justicia ideogenes LEONARD, wird von den Kofanindianern in Kolumbien ausgekocht und zur Behandlung von 
Alterserscheinungen verwendet (SCHULTES 1993: 131*). 

Auf Kuba heiBt die Justicia-pectoralis-Pflanze tilo'ys, seltener tila, und wird als leichter Nervenberuhigungstee (Sedativum) 
getrunken. Er hat einen aromatisch-suBen Geschmack. AuBerdem gilt die Pflanze in der kubanischen Volksmedizin als Heilmittel 
bei Sodbrennen, Epilepsie, Arteriosklerose, Kahlkopfigkeit, Schnupfen, Blindheit, Koliken, Appetitlosigkeit, Schwache, 
Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Grind (Schorf), Husten und Depressionen (SEOANE GALLO 1984: 876*). In der Karibik wird 
ein Tee vor allem bei Husten und Erkaltungen getrunken. Ein frisch gepreBter Blattersaft wird auf blutende Wunden getropft 
(SEAWORTH 1991: 70*). Auf Trinidad wird ein Dekoktbei Grippe, Fieber, kalter Brust, Husten, Lungenentziindung und 
Erbrechen getrunken (WONG 1976: 139*). Auf Guadeloupe wird die Pflanze als Aphrodisiakum verwendet (MULLEREBELING 
undRATSCH 1986: 126*). 

In der mexikanischen Volksmedizin wird die trebo genannte Pflanze bei erhohter Temperatur gegeben (ARGUETA V et al. 1994: 
1519*). 

Inhaltsstoffe 

Urspriinglich wurde in den Blattern AW-DMr festgestellt, was sich spater als falsch herausstellte (OTT 1993: 410*), aber als 

Moglichkeit wieder in Betracht gezogen wird (SCHULTES 1990). 

Sicher ist die Anwesenheit von Betain, Umbelliferon, einem atherischen Ol, verschiedener Cumarine (Scopoletin u.a.), 

Benzopyrane und justicidin B (MACRAE und TOWERS 1984, SEAWORTH 1991: 70* ); auch wurden geringe Mengen an 

Vasicin sowie Spuren von Tryptaminen nachgewiesen (SCHULTES 1990: 66). 

Beim Trocknen der Blatter entsteht reichlich Cumarin, wodurch die Rohdroge ihren aromatischen Geruch erhalt (SCHULTES 

1990: 68). In der Gattung Justicia kommen auch Lignane vor (GHOSAL et al. 1979). 

Wirkung 

Die Pflanze wird manchmal als halluzinogen beschrieben (DANIEL 1995: 75). Eigentlich ist aber iiber die psychoaktive Wirkung, 
auBer einem leicht beruhigenden Effekt, nichts bekannt. Gelegentlich werden hypnotische und sedierende Wirkungen berichtet, 
die auf das Cumarin der Justicia zuriickzufiihren sind (MACRAE und TOWERS 1984). 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen sind gelegentlich im ethnobotanischen Fachhandel erhaltlich. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Schnupfpulver 

DANIEL, Thomas F. 

1995 Flora of Chiapas, Part 4: Acanthaceae, San 

Francisco: Dept. of Botany, California Academy of 

Sciences (S. 75£). GHOSAL, Shibnath, Shanta BANERJEE und Radhey 

S. SRIVASTAVA 

1979 »Simplexion, a New Lignan from justicia 

slinptex«, Phytoehemlstry 18: 503-505. 
MACRAE, W. Donald und G.H. Neil TOWERS 
1984 » Justicia pectoralis: A Study of the Basis for Its 
Use as a Hallucinogenic Snuff Ingredient*, Journal of 
Ethnopharmacology 12: 93-111. SCHULTES, Richard Evans 
1990 » De Plantis Toxicariis e Mundo Novo Tropicale 
Commentationes XXXVl: Justicia (Acanthaceae) as a 



Source of an Hallucinogenic Snuff «, Economic Botany 
44(1): 61-70. 



Lactuca virosa Giftlattich 

Familie 

Compositae (Asteraceae); Unterfamilie Cichorioideae; Tribus Lactuceae 

Formen und Unterarten 

Die Taxonomie der wilden Lactuca- Arten ist nicht vollstandig geklart. Moglicherweise gibt es mehrere Varietaten von Lactuca 
virosa. 

Synonyme 

Lactuca agrestis nom. nud. Lactuca sylvestris nom nud. 

Volkstiimliche Namen 

Bitter lettuce, German lactucarium, Giftlattich, Giftsalat, KompaBpflanze, Lactuca agresti, Lactucke, Laitue vireuse (Franzosisch), 
Lattichopium, Lattig, Latuga velenosa (Italienisch), Leberdistel, Lettuce, Lettuce opium, Lopium, Prickly lettuce, Stinksalat, 
Totenkraut, Wild lettuce. Wilder Lattich 

Geschichtliches 

Auf agyptischen Grabmalereien, die auf ca. 4500 v. Chr. datiert werden, sind Pflanzen dargestellt, die stark an eine wilde 

Lattichart oder eine bereits daraus geziichtete, kultivierte Form erinnern (WHITAKER 1969: 261). Schon in der Antike herrschte 

einige Verwirrung iiber Name und Herkunft der Droge (SCHNEIDER 1974 IL 222ff.*). So ist bis heute nicht eindeutig geklart, 

welche Lattichart bei den alten Agyptern bekannt war und genutzt wurde. Es konnte sich um Lactuca scariola L. (syn. Lactuca 

serriola TORNER), Lactuca virosa oder eine Form von Lactuca sativa gehandelt haben (HARLAN 1986: 7). Vermutlich wurde 

der Gartensalat Lactuca sativa im alten Agypten aus Lactuca scariola geziichtet (LINDQVIST 1960). Der wilde Lattich hatte in 

der Antike offensichtlich eine rituelle (Divination) und medizinische Bedeutung: 

»Der wilde Lattich, welchen die Propheten „Titansblut", Zoroaster Pherumbros, die Romer Lactuca silvatica nennen, gleicht dem 

Gartenlattich, hat aber einen starkeren Stengel, weiBere, diinnere, rauhere und bitter schmeckende Blatter. Im Ganzen ist er in 

seiner Wirkung dem Mohn ahnlich, weshalb auch einige seinen Saft unter das Opium mischen. (...) Er ist iiberhaupt 

schlafmachend und schmerzstillend. Ferner befordert er die Katamenien, auch wird er gegen Skorpions- und Spinnenstiche 

getrunken. Der Same wird wie der des Gartenlattichs genommen, verhindert Pollution und Beischlaf. Auch der aus ihm gepreBte 

Saft wird in irdenen GefaBen, nachdem er an der Sonne getrocknet ist, wie die iibrigen Safte aufbewahrt.« (DIOSKURIDES 11, 

165) 

Vielleicht war auch das von Plinius als »Allheilmittel« hochgelobte »Zw61fg6tterkraut« eine Lactuca-Art, eventuell sogar der 

Giftlattich selbst (siehe Dodecatheon). Der arabische Arzt Avicenna (= Ibn Sina, 980-1036), der den Opiumgebrauch (vgl. 

Papaver somniferum) in der islamischen Medizin begriindet hat, schrieb: »Opium wird zuweilen auch aus den Samen von Lactuca 

agrestis (Lattich) bereitet, es ist nur schwach betaubend.« (Qanun, V, 526). 

Hildegard von Bingen hat sicherlich zur psychoaktiven Reputation beigetragen: 

»Die Lattiche, die gegessen werden konnen, sind sehr kalt, und ohne Wiirze gegessen machen sie mit ihrem unniitzen Saft das 

Gehirn des Menschen leer. (...) Aber die Giftlattiche haben beinahe dieselbe Natur. Wer namlich Lattiche, die unniitz sind und 

Unkraut genannt werden, entweder roh oder gekocht aBe, wiirde wahnsinnig, das heiBt unsinnig, und im Mark wiirde er leer, well 

jene weder warm noch kalt sind, sondern lediglich ein unniitzer Wind, der die Frucht der Erde ausdorrt und der keine Frucht 

bringt. Und jene Lattiche wachsen aus dem Schaum des ErdschweiBes und sind daher unniitz. « (Physica I, 90/91) 

Leonard Fuchs hat in seinem Krduterbuch von 1543 eine Lattichpflanze unter dem Namen Lactuca capitata, eine wilde oder 

bereits kultivierte Lactuca-Art, abgebildet. (WHITAKER 1969: 262) 

Der wilde Lattich war friiher ein wichtiger Opiumersatz (CoxE 1799, SCHNEIDER 1974 II: 226" ). Ein Arzt namens Kore hat 

1792 in Philadelphia das Lactucarium, den eingedickten Milchsaft, erfunden (BIBRA 1855: 254 ).Angeblich soil Lattich von den 

nordamerikanischen Indianern geraucht worden sein (MILLER 1993: 48*). 

Verbreitung 

Das urspriingliche Verbreitungsgebiet liegt in Siideuropa. In Mitteleuropa ist Lactuca virosa weitlaufig verwildert, da sie friiher 
zur Gewinnung von Lactucarium angebaut wurde. Im siidlichen Nordamerika ist der aus Europa eingeschleppte Giftlattich heute 
weit verbreitet. 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht mit Samen (genau wie beim Gartensalat). Sie werden im Friihjahr einfach auf der Erde ausgestreut 
(GRUBBER 1991: 66*). Der Lattich liebt lockere, gut entwasserte Humusboden (Muttererde). 



Aussehen 

Lactuca virosa ist eine 60 bis 150 cm hoch wachsende, ein-, manchmal zweijahrige Pflanze mit rundem Stengel, der oben rispig 
verzweigt ist. Die Blatter sind dornig gezahnt, die Mittelrippe ist an der Unterseite mit Stacheln besetzt. Die Bliiten sind hellgelb 
und korbchenformig. Die schwarzlichen Friichte sind schmal und fliigelartig. Am besten ist die Pflanze an dem in alien Teilen 
flieBenden, weiBen Milchsaft (Latex) zu erkennen, der bei jeder Verletzung hervorquillt. 

Lactuca virosa kann leicht mit dem Stachellattich Lactuca scariola (= Lactuca serriola L.) verwechselt werden. Letzterer hat stark 
eingeschnittene bzw. eingebuchtete Blatter. Manchmal wird der Lattich auch mit verschiedenen Arten der Gattung Sonchus (vgl. 
Erythroxylum coca) verwechselt. 

Droge 

- Eingedickter Milchsaft (Latex): Lactucarium'y6, Lactucarium germanicum 

- Getrocknete Blatter 

Zubereitung und Dosierung 

Die getrockneten Blatter konnen pur oder mit anderen Krautern vermischt in Rauchmischungen geraucht werden. 

Lactucarium wird auf verschiedene Weise gewonnen: 

»Aus der Pflanze kann der Saft durch elektrisches Entsaften gewonnen und getrunken werden. Haufiger wird der obere Teil der 

Pflanze wiederholt angeschnitten und der austretende Milchsaft aufgefangen. Diesen laBt man eintrocknen und raucht ihn 

anschlieBend. Es kann auch die ganze Pflanze getrocknet und geraucht werden. Die groBte Einzeldosis Lactucarium betrug 0,3 die 

maximale Tagesdosis 1 Gramm.« (SCHULRES 1995: 46*) 

Das Lactucarium kann man einfach durch Eintrocknen des aufgefangenen Milchsaftes gewinnen. Es kann entweder, in Alkohol 

aufgelost, getrunken oder, mit anderen Krautern (Minze, Hanf, Stechapfel; vgl. Rauchmischungen) vermischt, geraucht werden: 

»Die Indianer in Nordamerika haben Lattichopium vielfach verwendet, indem sie den getrockneten Saft der Pflanze rauchten. Sie 

schnitten die Blumenkopfe ab, sammelten den heraustretenden Saft und lieBen ihn an der Luft trocknen. Das wiederholten sie iiber 

einen Zeitraum von zwei Wochen, wobei sie jedesmal nur ein kleines Stiick von der Spitze abschnitten.« (MILLER 1988: 116*) 

Die Blatter oder das Lactucarium waren auch ein Bestandteil der sogenannten Hexensalben. 

Als psychoaktive Dosis gelten 28 g Lattichblatter (MILLER 1988: 1 170; als medizinische, groBte Einzelgabe des Lactucariums 

0,3 g; die Tagesgesamtgabe Uegt bei 1,0 g (ROTH et al. 1994: 4440. 

Rituelle Verwendung 

Der Lattich war die heilige Pflanze des volkstiimlichen, agyptischen Gottes Min (KEIMER 1924), der schon im Alten Reich 
verehrt wurde. Die Griechen erkannten in ihm eine Form ihres liisternen Pan (vgl. Arundo donax). Min wurde meistens mit 
erigiertem Penis dargestellt. Er war auf der einen Seite der Gott der Wiiste, des Blitzes, des Sandsturms, auf der anderen Seite ein 
Gott der Fruchtbarkeit und der Zeugung. Er trug einen Kopfschmuck aus StrauBenfedern. Seine Symbole waren der Phallus und 
der Lattich. Sein Fest, eine Art Erntedank, wurde im ersten Monat des Sommers gefeiert. Dabei wurde bei den heiligen 
Prozessionen seine Statue in einem Lattichbeet herumgetragen (HARLAN 1986: 6). 

Artefakte 

Der Lattich wurde oft auf agyptischen Kunstwerken dargestellt; haufig ist er in Zusammenhang mit Darstellungen des Gottes Min 
zu sehen (LURKER 1987: 124). Seine zeremonielle Prozession ist auf mehreren Wandmalereien in Gebauden, die aus der Zeit 
von Ramses II., Ramses III., Herihor, Seti I., Amenhotep III., Sosestris und Thutmosis III. stammen, abgebildet (HARLAN 1986: 
6). 

Medizinische Anwendung 

Aus dem Lattich oder dem daraus gewonnenen Lactucarium wurden friiher Aphrodisiaka hergestellt. Im alten Agypten gab es ein 

»Buch der Liebesmittel«, das leider verlorengegangen ist. Deshalb sind die Rezepte fiir Aphrodisiaka auf der Basis von Lattich 

nicht iiberliefert. Merkwiirdigerweise hatte der Lattich bei den alten Griechen die gegenteilige Bedeutung, namlich die eines 

Anaphrodisiakums (HARLAN 1986: 8). 

In der Neuzeit wurde Lactucarium als Sedativum und Substitut fiir Opium (vgl. Papaver somniferum) verwendet. 

In der Homoopathie wird »Lactuca virosa« entsprechend dem Arzneimittelbild (das anders als das von Lactuca sativa ist) u.a. bei 

Schlaflosigkeit und Reizhusten verwendet (ROTH et al. 1994: 444* ): 

»Dieses Mittel wirkt hauptsachlich auf das Gehirn und das Kreislaufsystem. Delirium tremens mit Schlaflosigkeit, Kalte und 

Tremor. Hydrothorax und Aszites. Impotenz. Gefiihl von Leichtigkeit und Enge, den ganzen Korper betreffend, besonders die 

Brust. Es scheint ein echtes Laktagogum zu sein. Ausgepragte Wirkung auf die Extremitaten.« (BOERICKE 1992: 460* ) 

InlialtsstolTe 

Das Lactucarium enthalt die sedativ wirksamen Sesquiterpenlacton-Bitterstoffe (Guaianolide) Lactucin (C,5H„05) und dessen p- 
Hydroxyphenylessigsaureester, das Lactupicrin (= Lactucopicrin)'ys, daneben Triterpenalkohole (Lactucerol), ein Melampol- 
Glykosid (Lactusid A) sowie weitere Guaianolide (11 B,13-Dihydrolactucin, 8Deoxylactucin, Jacquinelin, Zaluzaninderivate; 
STOJAKOWSKA et al. 1993 und 1994). In der alteren Literatur wird noch die Anwesenheit eines » hyoscyaminahnlichen 
Alkaloids« (vgl. Tropanalkaloide) genannt (FROHNE und PFANDER 1983: 67£*). 

ijbrigens kommen auch im Gartensalat oder Lattich (Lactuca sativa L.) opiumartige Alkaloide vor (BIBRA 1855: 259*). Wenn 
der Kopfsalat ausschieBt und Stengel bildet, entsteht ein weiBer Milchsaft, der sedierend wirkende Alkaloide enthalt (RATSCH 



1995a* und 1995c* ). Die als Gartensalat angebaute Varietat Lactuca sativa var. capitata L. heiBt auch lettuce opium oder frerich 
lactucarilitrl (BROWN und MALONE 1978: 23*). 

Wirkung 

Lactucarium hat schmerzlindernde, sedative und hustendampfende Wirkungen (STOJAKOWSKA et al. 1993). Die Wirkung 

wurde friiher sogar mit der der ToUkirsche (Atropa belladonna) verglichen (HARLAN 1986: 10). Auch hat man sie zur Erklarung 

der Kavawirkung herangezogen (siehe Viper methysticum). Die Wirkung wird als »schwacher Traumzustand« (MILLER 1988: 

118*) oder aphrodisisches »High« beschrieben. 

Der Pionier Freiherr Ernst von Bibra (18061878), der viel mit Lactucarium experimentiert hat, kam zu folgendem SchluB: 

»Ganz ahnlich wie beim Opium scheint auch das Lactucarium aus den verschiedenen Arten und Varietaten der Lactuca-Arten 

einigermaBen abweichende Eigenschaften zu besitzen, indessen ist es sich in den Hauptwirkungen, ebenso wie Opium, gleich.« 

(BIBRA 1855: 255*) 

Die im Latex vorkommenden Sesquiterpen-Lactone vom Guaianetyp, die oft als Glykoside vorliegen, soUen fiir die sedative 

Wirkung verantwortlich sein (STOJAKOWSKA et al. 1994: 93). 

Marktformen und Vorschriften 

Alle Zubereitungen aus Lactuca virosa sind verkehrsfahig. 

Neuerdings werden Zubereitungen aus dem Lattich (sog. Lettucene) unter den aufreizenden Namen »Hash Oil« oder »Hashish« 
als »extrastarke« Haschischsubstitute (siehe Cannabis indica) verkauft. Sie bestehen aus Damiana (Turnera diffusa) und Lactuca- 
sativa-Extrakten, manchmal enthalten sie noch Yohimberinde (Pausinystalia yohimba). 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Papaver somniferum 

COXE, lohn Redman 

1799 Anquiry into the Comparative Effects of the 

Opium officinarum. Extracted from the Papaver 

sortitliferiirii or White Poppy of Linueus; and of that 

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STOIAKOWSKA, A., 1. MALARZ und W. KlSlEL 

1994 »Sesquiterpene Lactones in Tissue Culture of 
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ZtlBKE, Achim 
1998 »Lactucarium«, Hanf$latt 5(41): 12-15. 



Latua pubiflora Latue, Baum der Zauberer 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Cestroideae, Tribus Nicotianeae 

Formen und Unterarten 

Es gibt nur eine einzige Art in der Gattung (D'ARCY 1991: 78*); moglicherweise lassen sich aufgrund der starken oder fast 
fehlenden Bestachelung zwei Formen unterscheiden. Die Mapucheindianer unterscheiden eine »mannliche« (stachellose) und eine 
»weibliche« (stachelige) Form. 



Synonyme 

Latua pltbiflom (GRISEB.) PHIL. Latua venenntn PHIL. (Falschschreibung in Literatur) Latitn venenosa PHIL. Lycioplesitttrt 
pitbifloritrri GRISEB. 

Volkstiimliche Namen 

Arbol de los brujos (spanisch »Baum der Zauberer«), Latua, Latue (Mapuche »der, der t6tet«), Latue, Latiie, Latue-hue, Latuhue, 
Latuy' yy, Latuye, Palo de bruja (»Baum der Hexe«), Palo de brujos (»Baum der Zauberer«), Palo mato (»Baum des Todes«), 
Tayu, Witches Tree 

Geschichtliches 

Wahrscheinlich wurde das Gewachs schon in vorspanischer Zeit in Siidchile schamanisch genutzt. Die kolonialzeitlichen Quellen 
schweigen iiber irgendeinen Gebrauch. Die Gattung und Art wurden erstmals vom deutschen Botaniker Rudolph A. Philippi 
(1858) beschrieben. Der Name Intfi e stammt aus der Mapudungunsprache (Mapuche) und bedeutet »das, was den Tod bewirkt«. 
In Chile kursieren viele Geriichte iiber die todlichen Auswirkungen des Baumes, der allgemein so sehr gefiirchtet wird, daB 
niemand dariiber sprechen will (was die Erforschung nicht gerade einfach macht'). 

Der Strauch wurde friiher von chilenischen Fischern als Fischgift verwendet. Dazu wurde der Pflanzensaft mit der Rinde des 
canelo genannten, heiligen Schamanenbaums (Drimys winteri FORST; siehe Raucherwerk) kombiniert (PLOWMAN et al. 1971: 
74). Der nicht unangenehm schmeckende Pflanzensaft wurde oder wird zum Vergiften von Speisen verwendet (HOUGHTON und 
MANB Y 1985:100). Damit racht man sich vor allem an begehrten Personen, die nicht liebesbereit sind. 

Verbreitung 

Latun pltbiflora ist in Chile ein endemisches Gewachs (HOFFMANN 1994: 222), das nur in sehr genau definierten Gebieten, z.B. 
in der Cordillera Pelada de Osorno, vorkommt (Mo SBACH 1992: 104 ). Etwas haufiger ist der Strauch auf den Bergriicken der 
Cordillera de San Juan la Costa, also inmitten des Mapuchegebietes. Latua soil auch auf der Insel Chiloe heimisch sein, allerdings 
ist sie dort wohl extrem selten (PLOWMAN et al. 1971). 

Latua pubiflora ist eine der seltensten psychoaktiven Pflanzen iiberhaupt. Sie ist bisher nirgends sonst kultiviert oder durch 
Menschenhand verbreitet worden. 

Anbau 

Die Vermehrung kann mit vorgekeimten Samen geschehen (Experimente werden gerade durchgefiihrt). Die Mapuche vermehren 
das wunderschone Gewachs mit Stecklingen von den noch griinen Asten. Latua benotigt ein gemaBigtes Klima ohne Frost und mit 
viel Regen. Allerdings darf der Boden nicht zu feucht werden. 
Wenn der Latiiestrauch im Schatten wachst, bildet er wesentlich groBere Blatter aus und erhalt ein (noch) schoneres Aussehen. 

Aussehen 

Der ausdauernde Strauch wird 2 bis 10 Meter hoch, erreicht aber meist eine Hohe von 3 bis 4 Metern. Er hat einen oder mehrere 
Hauptstamme, die verholzen und bis zu 25 cm dick werden. Die grauen Aste treiben merkwiirdig in alle Richtungen. Bei manchen 
Pflanzen sind sie dicht mit langen, spitzen und harten Stacheln besetzt, bei anderen Individuen fehlen sie fast vollstandig. Die 
graugriinen, lanzettformigen Blatter, die bis zu 8 cm lang werden konnen (meist aber nur 3 cm erreichen), sind wechselstandig. 
Die violetten, glockenformigen Bliiten hangen wie in Rispen von den stachelbesetzten Zweigen und werden ca. 4 cm lang. Die 
Friichte sind kleine, runde, gelblichgriine Beeren, die viele winzige Samen enthalten. Die Bliitezeit liegt zwischen Oktober und 
Marz. Allerdings gibt es Straucher, die mehrmals pro Jahr bliihen. Die Friichte reifen meist im Marz. Die Bestaubung erfolgt 
durch Kolibris (PLOWMAN et al. 1971: 68). 

Lnttut kann leicht mit dem tayo oder palo santo (»Heiliger Baum«) genannten Strauch Dasyphyllum diacanthoides (LEss.) CABR. 
(syn. Flotowia diacanthoides LESS.), der volksmedizinisch genutzt wird, verwechselt werden (PLOWMAN et al. 1971: 70). 

Droge 

- Blatter, frisch oder getrocknet; daraus gepreBter Saft 

- Stengel/Holz 

- Rinde, frisch oder getrocknet 

- Ganze Pflanze ohne Wurzel (tot.) 

- Bliiten, frisch oder getrocknet 

Zubereitung und Dosierung 

Die Schamanen der siidchilenischen Mapuche (sog. ntachi, vgl. BACIGALUPO 1995) benutzen gewohnlich den aus den frisch 

geernteten Blattern gepreBten Saft, den sie mit Wasser verdiinnen. Der frischgepreBte Pflanzensaft wird auch mit Wein vermischt; 

manchmal wird ein Dekokt aus der Rinde junger Triebe bevorzugt. Aus den getrockneten Pflanzenteilen wird ein Tee (Infusion, 

AufguB) bereitet (HOUGHTON und MANBY 1985: 100). Leider werden nirgends Mengenangaben gemacht. 

Die Mapucheschamanen trinken alle 20 bis 30 Minuten etwas von dem Tee und konnen so die Wirkung langsam anfluten lassen 

und iJberdosierungen vermeiden (PLOWMAN et al. 1971: 81). 

Es gibt mehrere Rezepte fiir (psychoaktive) Latueraucherungen (stttirtterio Ale lattie). Meist werden gleiche Telle von canelo- 

Rinde (Dritttys winteri), romero Kraut (Fabiana imbricata), palqtu-Blattern (Cestrum parqui) mit Lama-Blattern vermischt. Ein 

anderes Rezept nennt gleiche Telle von Fabiana, Latuaund Cestrum parqui Ein drittes Rezept gibt eine Mischung aus Latua, 



Weizen, Mate (Ilex paraguariensis) und Fabiana an, zu der gelegentlich noch Pferdeknochen gegeben werden (NAKASHIMA 

DEGARROD O.J.: 1 If.) 

Die Bliiten und Blatter werden im Schatten getrocknet und konnen dann geraucht werden. Erste Experimente haben gezeigt, daB 

die Dosis ein Gramm pro Person nicht iiberschreiten sollte. 

Fiir auBere Behandlungen werden aus den Blattern, oft mit anderen Krautern kombiniert, alkoholische Ausziige (licor) gewonnen. 

Eine Handvoll der getrockneten Rohdroge (tot.) wird, in Wasser aufgekocht, als Badezusatz bei Rheumatismus (bano de 

retttrtatisrtio) verwendet. 

Als traditionelles Antidot bei Latua-Uberdosierung gilt ein Dekokt aus hierbtl «tora (Solanum nigrum; siehe Solatium spp.) und 

Oxalis-sp. -Kraut oder die Frucht von Rhaphitamnus 5'pinosus (A. JUSS.) MOLDENKE (PLOWMAN et al. 1971: 75). 

Rituelle Verwendung 

Friiher wurde diese Pflanze von den Schamanen (tnachi) der Mapuche in der Gegend von Valdivia benutzt. Die meisten 

Schamanen der Mapuche sind weiblich, nur einige wenige Manner haben dieses Amt (PHILIP 1994). 

Bei einer Gruppe der Mapuche, den Huilliche, wird die Pflanze noch heute als Schamanenbaum verehrt, denn er bringt Kraft, 

Wissen und Erkenntnis, bietet magischen Schutz und kann heilen (NAKASHIMA DEGARROD O.J.: 8). 

Vor der Ernte muB der Pflanze ein Opfer (Brot, gekochtes Huhn, Weizengriitze, Tabak) dargebracht werden. Dann spricht man 

zum Pflanzengeist ein kurzes, aber sehr wichtiges Gebet: »Kleine Pflanze, komm zu mir, ich nehme etwas von dir, damit du mir 

Gesundheit gibst.« 

Viele Schamanen behaupten, daB sie ihre Krafte und Fahigkeiten durch die Einnahme von Latuezubereitungen bei ihrer Initiation 

erhielten (NAKASHIMA DEGARROD O.J.: 1 1 ). 

Latue ist fiir die Mapucheschamanen das wichtigste Raucherwerk zur Vertreibung boser Geister, schlechter Stimmung, Sorgen 

und Trauer. Dazu wird das Kraut, immer mit anderen Substanzen vermischt (siehe oben), in das offene Feuer gestreut. 

Die Pflanze wurde auch von schwarzen Schamanen ffcatofj/wrniedertrachtige Zwecke (Verhexung, Todeszauber) gebraucht. 

Artefakte 

Bisher sind keine Artefakte bekannt geworden. Moglicherweise werden jedoch einige von den Mapucheschamanen hergestellt 
oder benutzt. 

Medizinische Anwendung 

Latue gilt als Aphrodisiakum und wurde als Zutat fiir Liebestranke benutzt (BODENDORF und KUMMER 1962). Die Mapuche 
glauben, daB die Pflanze in kleinen Gaben physische Kraft bewirken kann und daB man Kindern etwas Latue einfloBen sollte, 
damit sie »groB und stark« werden (NAKASHIMA DEGARROD O.J.: 13). Diinne Infusionen aus den Blattern und Friichten 
werden von Mapucheschamanen als Schmerzmittel innerlich gegeben (NAKASHIMA DEGARROD O.J.: 15). 
In Chile wird die Rinde des tayti genannten Busches volksmedizinisch als Dekokt zur Behandlung von Quetschungen und 
Blutergiissen verwendet (SCHULTES 1970: 48*). Ein Dekokt aus Latiie, Fabiana imbricata und Palqui (Cestrum parqui) wird 
von Schamanen als medizinischer Badezusatz empfohlen. Der licor de lattie wird bei Rheuma, Arthritis, Husten, Schmerzen usw. 
auBerlich aufgetragen. 

Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze enthalt die Tropanalkaloide Atropin und Scopolamin (SCHULTES und EARNS wORTH 1982: 166*), dabei 
iiberwiegt die Konzentration an Atropin (0,18%) gegeniiber jener an Scopolamin (0,08'%) (PLOWMAN et al. 1971: 86). Die 
Blatter enthalten 0,18% Hyoscyamin (= Atropin) und weniger Scopolamin (BODENDORF und KUMMER 1962). Sie haben nach 
friiheren Analysen die hochste Konzentration an Wirkstoffen, die Stengel enthalten weniger, die Friichte sind alkaloidfrei. Nach 
anderen Analysen enthielten die Stengel die meisten Alkaloide, wahrend in den Samen und Blattern nur wenige gefunden wurden 
(PLOWMAN et al. 1971: 86). 

Wirkung 

Latue soil heftige Delirien und visuelle Halluzinationen erzeugen und bewirkt starke Mundtrockenheit, VergoBerung der Pupillen, 
Kopfschmerzen und Verwirrung. Die Wirkung soil bis zu drei Tage andauern; Nachwirkungen konnen (ahnlich wie bei 
Brugmansia) wochenlang anhalten. Selbst ein Blattertee erzeugt Halluzinationen und Krampfe (HOUGHTON und MANBY 
1985: 100* ). Es heiBt auch, daB Latua permanente »Schwachsinnigkeit» erzeugen kann (MURILLO 1889). Den Schamanen 
macht die Pflanze anscheinend nichts; im Gegenteil, sie hilft ihnen, an verborgene Informationen zu gelangen. 
Beim Rauchen von getrockneten Blattern hat sich bei mir eine sehr angenehme korperliche Wirkung mit aphrodisischen Gefiihlen 
und eine starke geistige Entspannung mit assoziativen Gedanken eingestellt (ganz ahnlich wie bei verschiedenen Arten der 
Gattung Brugmansia). 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Atropin, Tropanalkaloide, Scopolamin 

BAC-IC;ALUno, Ana Mariella 1995 »Renouncing Shamanistic Practice: The Conflict of Individual and Culture Experienced by a Mapuche McicliU, 
Anthropology o/ Cotiscioiisiiess 6(3): 116. 



BAUMANN, Peter 1981 Valdivia: Die Entdeckung der altesten Kultur Anierikas, Frankfurt/M.: Fischer Tb. 

Boni:NI)oRi— , K. und H. KUMMER 1962 »Uber die Alkaloide in Latua Ieiuiiosa«, PbarinazeutiscUe ZetitrccUlccllc- l)eiitsc lilaiicls 101: 620-622. 

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MURlLLo, A. 1 889 Plantes Mediciiiciles de Chile, Paris: Imprimerie de Lagny . 

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RATSCH, Christian 1998 »Auf der Suche nach dera Bauire der Zauberer«, NatUrlicli (im Druck). 

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Ledum palustre Sumpfporst 

Familie 

Ericaceae (Heidekrautgewachse); Unterfamilie Rhododendroideae 

Formen und Unterarten 

Es werden die beiden eurasischen Unterarten Ledum palustre L. ssp. palustre (Europa-Sumpfporst) und Ledum palustre ssp. 
sibiricus (Sibirischer Sumpfporst) unterschieden. Der Gronlandische Sumpfporst (auch Gronland-Sumpfporst) wird neuerdings als 
Unterart angesehen: Ledum palustre ssp. groenlandicum (OED.) HULT. (ZANDER 1994: 341 * ). Ansonsten hat die Gattung nur 
wenige Arten. 

Synonyme 

Ledum groelilnlidiclllll OED. 

Im Sommer 1996 hat die US-amerikanische Horticultural Association die Gattung Ledum in die Gattung Rhododendron 

eingegliedert. Ob sich diese taxonomische Neuerung durchsetzen wird, ist nicht abzusehen. Ob sie botanisch sinnvoU ist, bleibt 

abzuwarten. 

Volkstiimliche Namen 

Altseim, Baganz, Bagen, Bagulnik, Bieneheide, Bienenscheide, Bohmischer Rosmarin, Borse, Brauerkraut, Biipesbupt (Makah 
»Preiselbeere«), Cistus ledonfoliis rosmarini ferugineis, Einheimischer Lorbeer, Flohkraut, Getpors (Schwedisch »Ziegen-Porst« 
), Gichttanne, Grantze, Gruitkraut, Gruiz, Grund, Gruut, Hartheide, Heidenbienenkraut, Hudson's bay tea, Kiefernporst, Kienporst, 
Kienrost, Klopovnik, Kiihnrost, Labrador tea, Labradortee, Ledo, Ledon des marais. Ledum silesiacum, Leduinporst, Lunner, 
Mirtus, Marsh tea, Moor-Rosmarin, Moerasrozenmarijn, Morose, Mottenkraut, Mutterkraut, Myrto, Nuwaqwa~nti (Quinault), 
Pors, Porsch, Porskraut, Porst, Post, Postkraut, Rausch, Rosmarinkraut, Rosmarmus sylvestris, RoBkraut, Sautanne, 
Schweineposse, Sqattram, Tannenporst, Ti:mapt (»Teepflanze«), Waldrosmarin, Wanzenkraut, WeiBe Heide, Wild rosemary. 
Wilder Rosmarin, Zeitheide, Zeitheil 

Geschichtliches 

Der Sumpfporst war den Autoren der Antike anscheinend noch unbekannt; allerdings erwahnt Plinius ein betaubend wirkendes 
Gewachs namens Ledum (RowELL 1978: 27r0. In den spaten Krauterbiichern der »Vater der Botanik« taucht er unter dem 
Namen Ledllnl slleslacuin (CLUSIUS) oder Wilder Rosmarin (TABERNAEMONTANUS) auf. Die Holzschnitte z.B. bei 
TABERNAEMONTANUS und GERARD, sind botanisch korrekt und eindeutig identifizierbar, aber erst Linne beschrieb die 
Pflanze wissenschaftlich. Er schrieb 1775 sogar eine medizinische Abhandlung iiber dieses Gewachs (VONARBURG 1995: 78). 

Verbreitung 

Der Sumpfporst wachst fast ausschlieBlich in Hoch- und Ubergangsmooren. Er ist sehr weit verbreitet, aber doch selten wild 
anzutreffen. Er wachst im Alpengebiet und in Nordeuropa, in Mittel- und Nordasien (Sibirien) und Japan. Bei uns steht die seltene 
Pflanze unter Naturschutz. 

Der Sumpfporst, der oft mit Kiefern und Birken vergesellschaftet ist, kommt in den Alpen vor, aber auch in Sibirien und Ostasien. 
Eine nah verwandte Art wachst in Nordamerika. Der Sumpfporst gilt als eine Reliktpflanze aus der Eiszeit, denn er ist an kiihles 
und feuchtes Klima angepaBt. 

Anbau 

Der Anbau kann mit Samen erfolgen. Es liegen jedoch kaum Erfahrungen mit der Kultivierung vor. 



Aussehen 

Der Sumpfporst ist eine strauchartige, immergriine, bis 1,5 Meter hohe Pflanze mit lanzettformigen, unten behaarten Blattern und 

weiBen Bliiten in endstandigen Doldentrauben. Die Kapselfriichte sind eiformig und hangen herab. Bliitezeit ist zwischen Mai und 

Juni. 

Der Sumpfporst ist sehr leicht mit den nahe verwandten amerikanischen Arten zu verwechseln. Besonders der Driisige 

Sumpfporst sieht sehr ahnlich aus und hat auch ein ahnliches Aroma. 

Friiher nannte man ihn auch Wilder Rosmarin (Rosmarinum sylvestre), denn er erinnert in seiner Gestalt, vor allem in der Struktur 

der harzigen Blatter, an das Kiichengewiirz, ist mit ihm aber gar nicht verwandt (GREVE 1938a und b). 

Droge 

Bliihendes Sumpfporstkraut (Herba Ledi palustris, Ledi palustris herba), getrocknet oder frisch, auch junge Sprossen (fiir die 
Herstellung von alkoholischen Extrakten und der homoopathischen Urtinktur) 

Zubereitung und Dosierung 

Das bliihende Kraut wird im Schatten luftgetrocknet. Es kann dann direkt als Einzelrauchermittel verwendet werden. Der 

getrocknete Sumpfporst ist leicht entziindlich und brennt mit lichter und prasselnder Flamme. Wenn man die brennenden 

Zweigspitzen ausblast, glimmen Blatter und Stengel welter und sondern einen weiBen, aromatisch duftenden Rauch ab. Der Duft 

ist harzig, wiirzig und angenehm und erinnert etwas an Wacholder und Tanne. Im Raum bleibt ein feiner, harziger Duft mit einer 

schwach herben Note zuriick. Fiir psychoaktive Wirkungen miissen groBe Mengen gerauchert und inhaliert werden. 

Zur oralen Aufnahme liegen kaum Angaben iiber Dosierungen vor. Bei Teezubereitungen diirften kaum psychoaktive oder 

toxische Wirkungen auftreten. Anders bei alkoholischen Extrakten, da sie reich an atherischem Ol sind. 

Zur Herstellung des Labradortees werden die Blatter im Mai, bevor die Pflanze bliiht, gesammelt und iiber dem Ofen gerostet. Sie 

werden einfach mit kochendem Wasser aufgebriiht (TURNER und EFRAT 1982: 65). 

Rituelle Verwendung 

Die Schamanen der Tungusen - aus deren Sprache iibrigens das Wort »Schamane« stammt - und der benachbarten Giljaken 
benutzten neben dem Wacholder (vgl. Juniperus recurva) vor allem den Sumpfporst als rituellen und tranceinduzierenden 
Raucherstoff. Sie inhalierten den Rauch in tiefen Ziigen, um in den schamanischen BewuBtseinszustand zu verfallen. Manchmal 
wurde zusatzlich zum Inhalieren des Rauches auch die Wurzel ausgekaut. Auch bei den Schamanen der Ainu, der Ureinwohner 
des nordlichen Japans, wurde dieser Raucherstoff geschatzt. Bei Menstruationsschmerzen und kolikartigen Unterleibskrampfen 
kochen die Ainu-Schamaninnen einen kraftigen Sumpfporsttee (MITSUHASHI 1976). 

Obwohl der Sumpfporst in Europa auch als Heilmittel genutzt wurde, war er in erster Linie als berauschender Bierzusatz 
(»Grutbier«) und Ritualpflanze von Bedeutung. Der Sumpfporst war neben dem Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) und dem 
Stechapfel (Datura stramonium) der wichtigste psychoaktive Zusatz fiir die germanischen Biere (WIRTH 1995: 146), wie sie vor 
dem Deutschen Reinheitsgebot (1516) gebraut wurden (vgl. Bier, Humulus lupulus). Da das Sumpfporstol aggressives Verhalten 
stimulieren kann, wird vermutet, daB' sich die Berserker mit dem in Skandinavien weit verbreiteten »Porstbier« in die 
sprichwortliche »Berserkerwut« versetzten (SANDERMANN 1980, SEIDEMANN 1993). 20-2 

Artefakte 

Es sind bisher keine Artefakte bekannt geworden. 

Medizinische Anwendung 

In Sibirien war der Sumpfporst schon immer eine volkstiimliche Heilpflanze. Man rieb sich bei Knochen- und Gelenkschmerzen 

mit dem frischen Kraut die Gelenke ein und verbrannte das halbtrockene oder getrocknete Kraut als Insektenschutzmittel. In 

RuBland wurde der Sumpfporst denen gegeben, die »besoffen wie ein Fisch« waren (ROWELL 1978: 271 * ). 

Wegen seiner narkotischen Wirkung findet der Sumpfporst in der Volksmedizin bei der Behandlung von Keuchhusten, innerlich 

eingenommen oder als medizinische Raucherung eingeatmet, Verwendung. Die Samen (»Lappen«) inhalieren den Dampf von 

Abkochungen des Krautes gegen Erkaltungen. Mit der Abkochung baden sie auch schmerzende Glieder und Frostbeulen. Ein Tee 

davon wird bei Husten getrunken. Die Polen benutzen den Sumpfporst als Raucherstoff bei alien Lungenleiden (GREVE 1938a: 

76£). 

In Nordamerika wurde der Labradortee von vielen nordlichen Indianerstammen als Tonikum getrunken (GUNTHER 1988: 43*). 

Da Ledol abortativ wirkt, wurden Sumpfporstzubereitungen friiher fiir Abtreibungen benutzt. Dabei kam es aber zu heftigen 

toxischen Reaktionen. 

In der Homoopathie werden verschiedene Potenzen bei Gelenkrheumatismus, Ischias, Schulterrheuma, Quetschungen usw. 

eingesetzt (VoNARBURG 1995 ). 

Inhaltsstoffe 

In der ganzen Pflanze ist ein atherisches Ol anwesend (in den Blattern 0,5 bis 1%), das aus Ledol (= Ledumkampfer), Palustrol, 
Myrcen, Ericolin u.a. besteht, daneben das Glykosid Arbutin, die Flavonoide Hyperosid und Quercetin (vgl. Artemisia absinthium, 
Fabiana imbricata, Humulus lupulus, Psidium guajava, Vaccinium uliginosum), Harze sowie Spuren von Alkaloiden (ROTH et 
al. 1994: 452, TATTJE und BOs 1981, VONARBURG 1995: 78). 



Wirkung 

Das atherische Ol kann rauschartige Zustande und Krampfe, aber auch Aborte auslosen. Das Ledol hat stark berauschende und 
narkotische Wirkungen, die einen durchaus aggressiven Charakter annehmen konnen. Die Wirkung des alkoholischen Extraktes 
ist sehr ahnlich wie jene von Alkohol. Ein mit Sumpfporst versetztes oder gebrautes Bier (Grutbier) hat dadurch wesentlich 
starker berauschende Eigenschaften. Uberhaupt verstarkt Ledol die Alkoholwirkung (ahnlich wie Piper niethysticum). 
Das isolierte Harz zeigt eine stark anasthesierende Wirkung, die moglicherweise auch fiir die hustenhemmende Eigenschaft des 
Krautes verantwortlich ist (GREVE 1938a: 79). 

Marktformen und Vorschriften 

Sumpfporst ist als Urtinktur (Hahnemann selbst fiihrte den Sumpfporst als homoopathisches Mittel ein) apothekenpflichtig und 
unter dem Namen Ledum (D 1) erhaltlich. Sie wird aus den getrockneten, harzigen Slattern hergestellt (HABAa). 
Der Sumpfporst ist in vielen Gebieten eine geschiitzte Pflanze, bzw. er wachst in meist geschiitzten Landschaften. 

Literatur 

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Leonurus sibiricus Sibirischer Lowenschwanz 

Familie 

Labiatae (Lamiaceae) (Lippenbliitengewachse); Lamioideae (= Stachyoideae), Tribus Lamieae (_ Stachydeae), Subtribus 
Lamiinae 

Formen und Unterarten 

In Ost- und Siidostasien sollen zwei Varietaten unterschieden werden (HASLER o.J.: 1). 

Synonyme 

Leonurus artetnisia 

Volkstiimliche Namen 

Altamisa, Amor mio (Spanisch »meine Liebe«), Chinesischer Lowenschwanz, Chinesisches Mutterkraut, Coda di leone, Gras zum 
Segen der Mutter, Ich-mau-thao (Vietnamesisch), I-mu-tsao (Chinesisch), Marihuanilla (Spanisch »kleine Marijuanapflanze«), 
Mahjiki (Japanisch)"'j, Mehajiki (Japanisch), Motherwort, Rangadoronphul, Sibirisches Herzgespann, Sibirisches Mutterkraut, 
T'uei, Yakumosos (Japanisch) 



Geschichtliches 

Das Sibirische Mutterkraut wird unter dem Namen t'uei bereits im altchinesischen Shih Ching, dem »Buch der Lieder« (ca. 1000- 

500 V. Chr.), erwahnt (KENG 1974: 402*). Spater wurde es gelegentlich als Heilpflanze in alten chinesischen Krauterbiichern 

geriihmt. 

Wann sich die Pflanze in die Neue Welt verbreitet hat, ist unbekannt, wer erstmals darauf gekommen ist, das Kraut als 

Rauschmittel zu rauchen, ebenfalls. 

Verbreitung 

Der Sibirische Lowenschwanz kommt im siidlichen Sibirien, in China, Korea, Japan, Vietnam, Siidostasien, verwildert in 
Brasilien (Kiistenregionen) und Mexiko (Chiapas) vor. 

Anbau 

Die Vermehrung erfolgt mit Samen. Sie werden leicht mit Erde bedeckt und gut durchgefeuchtet an der Sonne gelassen. Das 
Kraut keimt und wachst iiberraschend schnell. Man kann die Samen auch direkt in den Garten streuen. Keimlinge konnen auch in 
Topfe gepflanzt oder in Gartenbeete gesetzt werden. Die Pflanze vertragt keinen Frost und soUte den Winter als Topfpflanze in 
der Wohnung verbringen. In frostfreien Gegenden kann sie zu einem mehrjahrigen Busch heranwachsen. Das Kraut kann gut 
gewassert und gediingt werden, ist aber auch mit diirftigeren Bedingungen recht zufrieden. 

Aussehen 

Das gerade hochwachsende, meist einstengelige Kraut kann iiber zwei Meter hoch werden, zeigt eine kiefernformige Verastelung 
und hat fein gefiederte, dunkelgriine Blatter. Die violetten Bliitenahren treten an alien Astspitzen auf und konnen lange, attraktive 
Bliitenstande bilden. 

Leonurus sibiriciis kann leicht mit dem Herzgespann (Leonurtts cardiaca L.), dem Leonotis quinquelobatus GILIB. (syn. 
Leonurus villosus DESF. ex SPRENG.), besonders aber mit den ostasiatischen und sibirischen Arten Leotiiirus japotiiciis 
HOUTT. [syn. Leonurus arternisia (LoUR.) S.Y. Hu, Leonurus heterophyllus SWEET, Leonurus sibiriciis auct. non L.; vgl. 
KARTNIG et al. 1993: 648] und Leonuruslanatus (L.) PERS. verwechselt werden. 

Droge 

- Bliihendes Kraut 

- Getrocknete Blatter 

- Wurzel 

Zubereitung und Dosierung 

Die getrockneten Blatter, die vom bliihenden Kraut geerntet wurden, werden als Marijuanasubstitut (vgl. Cannabis indica) 
geraucht. Meist werden fiir einen Joint 1 bis 2 g der getrockneten Blatter verwendet. Eine wirklich toxische Dosis ist bisher nicht 
bekannt. Im Laborversuch fiihrten selbst sehr hohe Dosen (750 bis 3000 mg Leo«MrM5sibiriciis-Extrakt pro kg K6rpergewicht/?er 
os) nicht zum Tod der Versuchstiere (Ratten) (HASLER o. J.. 4). 

Da die Wirkung des puren Krautes nicht besonders deutlich ist, kann diese synergistisch durch Vermengen mit Cannabis indica 
oder Cannabis sativa potenziert werden (vgl. Rauchkrauter). 

Rituelle Verwendung 

In Assam (Indien) werden die Bliiten in den pujas (Andachts- und Opferhandlungen) der Hindus verwendet (BOISSYA et al. 
1981: 2210. Eine traditionelle und rituelle Verwendung fiir psychoaktive Zwecke ist bisher nicht bekannt geworden. 
In Veracruz, Mexiko, wird die Pflanze in der volkstiimlichen Magie dazu benutzt, daB »der Brautigam zuriickkehrt« (ARGUETA 
Vetal. 1994: 114-). 

Artefakte 

Keine 

Medizinische Anwendung 

Die Samen und Friichte gelten als medizinisch wertvoU. Das getrocknete Kraut findet sich in alien chinesischen Krauterapotheken 
(KENG 1974: 402*). Es wird gegen Potenzverlust, zu starke Regelblutungen, Nachgeburtsblutungen und schmerzhafte 
Menstruation verwendet (STARK 1984: 81 *) und findet auch als Diuretikum Verwendung (OTT 1993: 41 1 *). Das Kraut soil 
auch von nordamerikanischen Indianern in der Geburtshilfe verwendet werden (KARTNIG et al. 1993: 653). In Siidmexiko wird 
die Wurzel bei Frauenleiden und zur Einleitung der Menstruation als Tee getrunken. Die in Alkohol mazerierten Blatter werden 
auBerlich zur Behandlung von Rheumatismus benutzt (ARGUETA V. et al. 1994: 1 140. 

Inhaltsstoffe 

Die meisten Wirkstoffe der Pflanze scheinen labil zu sein und nur in kleinen Konzentrationen im Kraut vorzukommen. In der 
Pflanze konnten 0,1 des Flavonglykosids Rutin (vgl. Psidium guajava) nachgewiesen werden (HAYASHI 1963). Fiir die Samen 
wurde das Alkaloid Leonuridin beschrieben. Im Kraut sind 0,02 bis 0,04% des Alkaloids Leonurin das anscheinend ein 
Guanidinderivat darstellt, enthalten (HAYASHI 1962). Insgesamt sind fiinf Guanidinderivate (4-Guanidinobutanol, Arginin, 
Arginin, 4Guanidinbuttersaure, Leonurin) beschrieben worden (REUTER und DIEHL 1970 und 1971). Chinesische Forscher 



haben fiir die Blatter ein Alkaloid »A« beschrieben. Daneben kommt auch das fiir die Familie der Labiatae charakteristische L- 
Stachydrin vor (REUTER und DIEHL 1970) Sowie glykosidische Bitterstoffe, Syringasaure, Rosmarinsaure, Kaffeesaure- 
Depside. Besonders interessant in Hinblick auf die psychoaktive Wirkung war die Entdeckung dreier neuer Diterpene: 
Leosibiricin, Leosiberin und des Isomers Isoleosiberin im atherischen Ol (SAVONA et al. 1982). Vielleicht haben diese 
Diterpene ahnliche Wirkungen wie Salvinorin A. Leosibiricin und Leosiberin kommen auch im Herzgespann (Leonitriis cardiaca) 
und vermutlich in vielen anderen Arten der Gattung Leonurus vor (KNOSS und GLOMBITZA 1993). Leonurin findet sich auch 
in Leonurus japonictts (KARTNIG et al. 1993: 649). 

Hasler nimmt an, daB es in Leonurus sibiriczis noch weitere, bisher nicht nachgewiesene Stoffe (methoxylierte Phenylkorper, 
Amide) gibt, die iiber Biotransformation in psychoative Methoxyphenylalkylamine umwandelt werden (HASLER o. J.. 8) . 

Wirkung 

Die Wirkung wird gelegentlich als »schwach narkotisierend« oder Cannabis-ahnlich beschrieben. Sie ist keinesfalls spektakular, 

es sei denn, das Kraut wird mit anderen Substanzen kombiniert. 

Im Tierversuch hat die Verabreichung eines Extraktes bei Ratten deutliche ZNS-Aktivitat gezeigt. 

Das Alkaloid »A« erhoht den Uterustonus (HASLER o.J.: 3). Der Extrakt aus der nah verwandten Art Leonurus quinquelobattis 

GILIB. [syn. Leonurus cardiaca L. spp. villosus (DESF. ex URV.) HYL.] hat im Tierversuch eindeutig sedative und narkotische 

Wirkungen gezeigt (RACS und RACS-KOTILLA 1989). 

Marktformen und Vorschriften 

Das Kraut und die lebenden Pflanzen sind frei verkauflich (aber meist schwierig zu bekommen). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Diterpene, Salvinorin A 

HASLER, Felix o.J. Leonltrus Sibirlctis, Basel, Unverbffentliches Manuskript (13 S., ca. 1994 verfaBt). HAYASHI, Y. 1962 » Studies an the Ingredients of 
Leonurus sibiricus L. (1 )«, Yakligllktt Zasshi 82: 1020-1025. 1963 »Studies an the Ingredients of Leonurus sibiricus L. (n}«, Yakugaku Zasshl 83: 271-274. 
KARTNIG, Theodor, Kerstin HOFFMANN-BOHM und Renate SEITZ 1993 »Leonurus«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 5: 
645-654, Berlin: Springer. KNOSS, W. und K.-W. GLOMBITZA 1993 » Diterpenes in Cultures ofLeonurtis cardiaca«, Planta Medica 59 Suppl. Issue: A 655-A 
656. Rncs, G. und E. RACS-KOTILLA 1989 »Sedative and Antihypertensive Activity of Leonltrus qttittqtielobattts«, Planta Medica 55: 97. REUTER, G. und H.- 
J. DIEHL 1970 »Arzneipflanzen der Gattung Leonurus und ihre Wirkstoffe«, Die Pharmazie 25(10): 586-589. 1971 »Guanidinderivate in Leonurus sibiricus L.«, 
Die Pharmazie 26(12): 777. SAVONA, Giuseppe, Franco Plozzt, Maurizio BRUNO und Ben)amin RODRIGUEZ 1982 »Diterpenoids from Leonttrus sibiriciis«, 
Phytochernistry 21(1 1): 2699-2701. SERRADELL, M.N. und P. BLANCAFORT 1977 »Leonurine«, Drugs of the Future 2(9): 597-599. 



Lolium temulentum Taumellolch 

Familie 

Gramineae: Poaceae (Echte Graser/SuBgraser); Tribus Hodeae 

Formen und Unterarten 

In Agypten ist von alters her, d. h. seit mindestens 5000 Jahren, eine Varietat verbreitet (GERMER 1985: 215*): Lolium 
ternulenturn var. raa,cxochcaeton A. BR. 

Synonyme 

Loliuni maxirrtllrrT WILLD . 

Volkstiimliclie Namen 

Bearded darnel, Borrachera (Kanarische Inseln »Trunkenmacher«), Cizana, Darnel, Darnel grass. Delirium grass, Dolik 
(HoUandisch), Dower, Drunken lolium, Hammerl (Osterreich), Hierba loca (Spanisch »verrucktes Kraut«), Huedhuedcachu 
(Mapuche, »verrucktes/verrucktmachendes Kraut«), Ivraie (»berauschend«), Ivraie enivrante (Franzosisch), Jamdar (Persisch), 
Jollo, Joyo, Loglio ubriacante (Italienisch), Lolch, Olio, Rauschgras, Schwindelhaber, Schwindelhafer, Schwindelweizen, Tares, 
Taumellolch, Tobgerste, Tollkorn, Tollkraut (Nassau) 

Gescliiclitliclies 

Der Taumellolch wird schon in steinzeitlichen Ablagerungen in Europa gefunden und war den alten Agyptern gut bekannt 
(CHRISTIANSEN und HANCKE 1993: 1180. Er wird vielleicht schon in der Bibel erwiihnt, wo die »Spreu vom Weizen« 
getrennt werden soil; ein Hinweis darauf, daB die Weizenfelder mit Lolium infiziert waren (GERMER 1985: 215). 
Moglicherweise stand der Taumellolch mit dem Kult der GroBen Gottin Demeter in Zusammenhang, da er ein berauschendes 
Getreide darstellt (RUCK 1995: 141 *; vgl. Kykeon). Anscheinend wurde aus dem Taumellolch auf den Kanarischen Inseln ein 
Rauschmittel gewonnen (D ARIAS et al. 1986: 188). Ebenfalls soUen die Gallier die »taumelnde Wirkung« ausgenutzt und aus 
dem Lolch Bier gebraut haben. Im Mittelalter gelangte der Taumelloch oft ins Getreide und wurde damit in Brote eingebacken, 
die nach dem Verzehr psychoaktiv wirkten und Taumeln verursachten (daher der Name!). Es soil zu richtigen Massenvergiftungen 



- ahnlich wie beim Mutterkorn (Claviceps purpurea) -gekommen sein (ROTH et al. 1994: 4651. Der Taumellolch war 
moglicherweise eine Zutat zur »Hexensalbe«. 

Verbreitung 

Das Gras stammt vielleicht aus dem Nahen Osten; es hat sich seit altagyptischer Zeit als Kulturbegleiter in alle Welt verbreitet 
(AICHELE und HOFMANN 1991: 1421. Es ist vor allem in Mitteleuropa haufig anzutreffen und wachst gerne in 
Getreidefeldern, an Wegrandern und auf Odland. 

Anbau 

Lolium temulentum kann leicht iiber Samen vermehrt werden. Meist geniigt das einfache Ausstreuen auf die Erde. Der 
Taumellolch liebt kalkhaltige Boden und wachst gerne zwischen Hafer und Gerste. 

Aussehen 

Das einjahrige, griine bis blaulichgriine Gras hat steife, aufrechte, bis zu 75 cm (selten bis zu 100 cm) hohe, rauhe Halme, die am 

Grund oft verzweigt sind, aber keine Blatttriebe aufweisen. Die bis zu 20 cm langen Ahren haben lange Grannen. Die Hiillspelzen 

sind zwei- bis viermal langer als die Deckspelzen. Die Bliitezeit liegt zwischen Juni und August. Die braunen Friichte sind 

langlich. 

Friiher glaubte man, daB der Taumellolch vom Mutterkorn (Claviceps purpurea) befallen sei (HOOPER 1937: 137*). Das Gras ist 

aber tatsachlich von dem oder den Pilzen Endoconidiutn temulentum PRILLIEux et DELACROIx und Chaetonium kunzeanum 

ZOPF Oder auch Gibberella subinetii (MONT.) SACCARDO infiziert (BLOHM 7962; 77* CHRISTIANSEN und HANCKE 

1993: 1181. Bis zu 80% der Grassamen konnen vom Pilz befallen werden (GERMER 1985: 2150: 

»Wenn die Samen keimen, wachst der Pilz durch die ganze Pflanze empor zu den neuen Kornern und wird damit auf die nachste 

Generation iibertragen. Eine solche feste Verbindung zwischen Wirtspflanze und Pilz wird zyklische Symbiose genannt. So weit 

man weiB, hat nur der Pilz einen Vorteil von diesem Zusammenleben. Der Pilz schadet dem Gras nicht, es hat aber auch keinen 

Nutzen davon.« (CHRISTIANSEN und HANCKE 1993: 1 18*) 

Der Taumellolch kann leicht mit dem sehr ahnlich aussehenden Italienischen Raygras (Lolium multiflorum LAMK.; syn. Lolium 

italicum A. BR.) verwechselt werden (AICHELE und HOFMANN 7997; 142*) und sieht auch dem Deutschen Weidelgras 

(Lolium perenne L.) ahnlich, in dem die Substanz Loliolid vorkommt (vgl. Salvia divinorum). 

Droge 

Ahren (Fructus Lolii temulenti, Lolii temulenti fructus, Taumellolchfriichte, Samen, Lolchfriichte) 

Zubereitung und Dosierung 

Die Samen des Taumellolchs wurden als Bestandteil der Hexensalben, als Garstoff fiir fermentierte oder destillierte Getranke 
(Alkohol) und als Zusatz zu Bier (Europa) oder Chicha (Peru) verwendet: »Gelegentlich wurde der Same auch absichtlich unter 
die Gerste gemischt, um das Bier berauschender zu machen.« (AICHELE und HOFMANN 1991: 142*) 
Der Hauptwirkstoff Loliin (= Temulin) hat bei einem Tierversuch (an Mausen) gezeigt, daB noch 200 mg/kg bei einer 
intraperitonealen Injektion (in die Bauchhohle) keine toxischen Wirkungen erzeugen (OTT 1993: 159f.*). 

Rituelle Verwendung 

Geriichten zufolge werden die Lolchsamen in einem mystischen Geheimkult im Libanon mit Wasser mazeriert. Der Extrakt wird 
getrunken, um eine religiose Ekstase auszulosen (OTT 1993: 155'). 

Artefakte 

Keine 

Medizinische Anwendung 

»Der Taumellolch wird in der Heilkunde wenig beniitzt; nur in der Homoopathie verwendet man ihn bei rheumatischen und 
gichtischen Beschwerden, gegen Magenschmerzen, Schwindel und Gliederzittern.« (WIRTH in BAUEREISS 1995: 144'). Die 
Pflanze wurde oder wird volksmedizinisch als Abtreibemittel verwendet (BLOHM 1962: 11*). Auf den Kanarischen Inseln 
wurden die Taumellolchfriichte volksmedizinisch auch als Beruhigungsmittel eingesetzt (OTT 1993: 155*). 

Inhaltsstoffe 

In den Ahren sind bis zu 0,06% der Pyridinbase Tenulin enthalten (ROTH et al. 1994: 465*). Daneben kommen noch zwei bisher 
nicht identifizierte Alkaloide vor. In den Stengeln ist Perlolin nachgewiesen worden (DANNHARDT und STEINDL 1985). Das 
narkotische oder berauschende Alkaloid Tenulin, auch Loliin (= Loline), ist ein Stoffwechselprodukt des schmarotzenden 
Rostpilzes Endoconidium temulentum, der fast immer auf den Kornern wachst (CHRISTIANSEN und HANCKE 1993: 1180. 

Wirkung 

Der Taumellolch soil starke Wahrnehmungsveranderungen verursachen (BLOHM 1962: 11*): »Trunkenheit, Taumeln, 
Kopfschmerzen, Triibung des Denkvermogens, Sehstorungen, heftiges Erbrechen, Koliken, Schlafrigkeit oder Schlafsucht, Tod 
durch Atemlahmung. Todlicher Ausgang ist selten, die zentralen Storungen konnen aber tagelang anhalten« (ROTH et al. 1994: 
4650. 



»Der Inhaltsstoff Temulin bewirkt Storungen der Bewegungskoordination, motorische Lahmungen und kann eine spontane 

Atemlahmung herbeifiihren. Seine atropinartigen Erscheinungen driicken sich in einer Erweiterung der Pupille aus.« (WIRTH In 

BAUEREISS 1995: 1430. 

Wenn Taumellolch unter das Getreide gemischt wird, kann das daraus bereitete Brot oder Bier »verruckt« machen (MOSBACH 

1992: 64*). 

Die typische »taumelnde« Wirkung wird auch durch den Taumelkerbel (Chaerophyllum temulentum L., Apiaceae), der ein 

fluchtiges Alkaloid (Chaerophyllin?) enthalt, bewirkt (ROTH et al. 1994: 210'). 

Marktformen und Vorschriften 

Lolium temulentum gehort in der Roten Liste zu den vom Aussterben bedrohten Pflanzen (ROTH et al. 1994: 4650. Ansonsten 

liegen keine gesetzlichen Bestimmungen vor. 

Im Apothekenhandel ist die Urtinktur (= TM) »Lolium temulentum« erhaltlich. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Claviceps purpurea 

DANNHARDT, G. und L. STEINDL 

1985 »Alkaloids of Lolium temulentum: Isolation, 
Identification and Pharmacological Activity*, Planta 
Medicaid: 212-21 A. 

DARIAS, V, L. BRAVO, E. BARQUIN, D. MARTIN HERRERA 
und C. FRAILE 

1986 »Contribution to the Ethnopharmacological 
Study of the Canary lslands«. Journal ofEthno- 
phannacology 15(2): 169-193. KATz, /. 

1949 Contribution a 1 'Etude de I'lvraie Envivrante 
(Lohum temulentum L.), Zurich: Acole Polytechnique 
Federale, Thesis. 



Lonchocarpus violaceus Balchebaum 

Familie 

Leguminosae: Papilionaceae (Fabaceae, Schmetterlingsbliitler); Papilionoideae: Dalbergieae, Tribus Lonchocarpinae 

Formen und Unterarten 

Moglicherweise ist der von den Lakandonen kultivierte Baum eine Varietal oder bisher nicht beschriebene Unterart. 

Synonyme 

Lonchocarpus longistylus PITTIER 

Lonchocarpus maculatus DC.z"4 

Lonchocarpus punctatics 

Lonchocarpus violaceus H.B.K. 

Lonchocarpus yucatanensis PITTIER 

Der fiir Indien beschriebene Lonchocarpus violaceus RTH. (POOL 1898; NEUWINGER 1994: 623*) ist wahrscheinlich eine 

andere Art, der Name an sich miifite obsolet sein. 

Volkstiimliche Namen 

Bache; Balche (Maya)-""5, Balche' (Lakandon, »Ding des Holzes/Essenz des Waldes«), Balche, Ba'alche' (modernes 
yucatekisches Maya), Baalche, Lance-pod (Trinidad), Lancepod, Palo de patlaches (Mexico), Patachcuahuitl (Nahuatl), Pitarilla 
(Spanisch), Samea (Chiapas), Saayab, Sakiab, Sayab2°l, (Yucatan), Violet lancepot, Xbalche (kolonialzeitliches Maya) 

Geschichtliches 

Der Baum war schon den prakolumbianischm Maya bekannt und wurde von ihnen rituell genutzt. Erstmals erwahnt wird er in den 
friihkolonialzeitlichen Quellen aus Yucatan (DIEGO DE LAND A, Relaciones de Yucatan, Maya-Worterbiicher). 
Wissenschaftlich beschrieben wurde er erstmals im 19. Jahrhundert. Eine Art aus der Gattung wurde bereits 1665 von de 
Rochefort fur die Antillen erwahnt (ALLEN und ALLEN 1981: 396*). 

Verbreitung 

Sein Hauptverbreitungsgebiet sind die tropischen Regenwalder von Siidmexiko (Chiapas, Yucatan; vgl. STEGGERDA 1943: 
209*) sowie das angrenzende Petengebiet (Guatemala). Der Baum kommt auch auf Trinidad und Tobago vor (GRAF 1992: 558, 
1033 ). Ebenso wurde er fiir Puerto Rico, die kleinen Antillen, Isla Margarita, Venezuela und Kolumbien als einheimisch 
beschrieben (MORTON 1995:44). 



Mehrere Arten der Gattung wachsen wild im Wald; im lokalen Spanisch heiBen sie matabuey (BERLIN et al. 1974: 277*). An der 
Golfkiiste ist die sehr ahnliche Art Lonchocarpus santarosanus DONN., im Huastekisch ehtiil i thai te' (»wie der thal-Baum«) 
genannt, verbreitet (ALCORN 1984: 691*). 

Anbau 

Die Lakandonen (Chiapas, Mexiko) kennen nur die kultivierte Form des Baumes. Der Anbau erfolgt bei ihnen hauptsachlich iiber 
Stecklinge, die aus diinnen Asten geschnitten und eingesetzt werden (ca. 30 cm lang). Die Samen lassen sich ebenfalls keimen und 
einpflanzen. Der Baum benotigt feuchtes, tropisches Klima. Er ist sehr schnellwiichsig und wachst auch nach, wenn man Aste 
Oder Stamme geerntet hat. 

Aussehen 

Balche' ist ein mittelgroBer Baum, der in Kultur bis zu 10 Meter Hohe erreicht. Er hat eine glatte, helle Rinde, die oft von Flechten 
besetzt ist (RATSCH 1994). Die Blatter sind lanzettformig. Die violetten Bliiten stehen in Rispen. Die Friichte sind 8 bis 12 cm 
lange, flache Schoten, die nur ein bis zwei Samen enthalten. Die Bliitezeit ist Mai, die Fruchtreife im Januar bis Februar. 
Der Baum kann leicht mit dem Gemeinen Fischfanger \\'\s,c\disL piscipula (L.) SARGENT, syn. Piscidia erythrina (LOEFL.) L.], 
der in den mexikanischen Regenwaldern haufig vorkommt, verwechselt werden. Der Fischfanger heiBt auf Lakandon ya'ax 
balche' (»erster Balche'baum«) und gilt als stark giftiger, wilder Verwandter des echten Balche'baumes. 

Droge 

Frische Rinde, seltener die frischen Bliiten 

Zubereitung und Dosierung 

Die Rinde wird mit einem Schlagholz vom frisch gefallten Stamm geklopft. Fiir den ebenfalls Balche' genannten Ritualtrunk 
nehmen die Lakandonen 2 bis 10 Rindenstiicke (Lange ca. 1 m, Breite ca. 10 bis 20 cm) auf eine Wassermenge von rund 180 
Litem. Je mehr frische Rinde in den Balche'trunk eingelegt wird, desto starker wird dessen psychoaktive Wirkung. Gelegentlich 
werden frische Bliiten in den fertigen Balche'trank eingelegt. 

Rituelle Verwendung 

Der aus der Rinde gebraute Trank wird ausschlieBlich in Ritualen (Opferzeremonien, Erntedankfesten, Initiationen, 
Krankenheilungen) koUektiv getrunken (siehe Balche'). 

Artefakte 

Der Baum wurde merkwiirdigerweise bisher nicht in der prakolumbianischen Mayakunst identifiziert. Lediglich Trinkszenen, 
TrinkgefaBe und Opferzeremonien des Trankes wurden dargestellt (z.B. im Codex Dresdensis). Es ist gut moglich, daB ein Teil 
der Mayakunst durch Erfahrungen mit Balche' inspiriert wurde. 

Die Lakandonen benutzen eine Vielzahl an Ritual- und TrinkgefaBen, die z.T. mit Ritzzeichnungen und anderen Ornamenten 
verziert sind. 

Medizinische Anwendung 

In den kolonialzeitlichen Rezeptbiichern der Maya sind verschiedene Rezepte angefiihrt. Die zerdriickten, frischen Blatter wurden 
auf die Pocken, eine eingeschleppte Krankheit, gerieben. Ein Tee aus den Blattern wurde bei »Verlust der Sprache« getrunken 
(Rots 1976:216'). 

Inhaltsstoffe 

In der Rinde und den Samen ist Rotenon enthalten (deutlich am Geruch erkennbar; vgl. MORTON 1995: 441, ebenso einige 
Rotenoide oder Saponine, Flavonoide und Tannine (DELLE MoNACHE et al. 1978; MENICHINI et al. 1982; NEUWINGER 
1994: 623' ). Die Rinde des Baumes enthiilt zudem die prenyUerten Stilbene A-, B-, Cund D-Longistylin (DELLE MONACHE et 
al. 1977, DE SM ET 1983: 140 ). Die Friichte (Schoten und Samen) enthalten anscheinend die hochste Konzentration an Rotenon 
(MORTON 1995: 44*). Manchmal wird auch die Anwesenheit eines Alkaloids angenommen. Bei einer ersten Analyse des mit 
Lonchocarpus violaceus gebrauten Balche'trankes konnten keine Alkaloide nachgewiesen werden (H. Laatsch, personliche 
Mitteilung). 

In den als giftig geltenden Samen des nah verwandten Lonchocarpus sericeus (POIR.) H.B.K. wurden 0,5% Enduracidin und eine 
verwandte Saure entdeckt (FELLOWS et al. 1977). Ob auch diese Substanzen in Lonchocarpus violaceus vorhanden sind, ist 
bisher nicht bekannt. 

Wirkung 

Die Longistyline sind chemisch mit den Kawainen bzw. Kawapyronen (vgl. Piper methysticum) und mit Hispidin (siehe 

»Polyporus mysticus«) verwandt und haben wohl eine ahnliche Wirkung. Rotenon ist in verschiedenen Pflanzen, z.B. in der 

Tubawurzel [Derris elliptica (SWEET) BENTII."'9 Fabaceae], enthalten; es gilt als Abortativum und ist deshalb wahrend der 

Schwangerschaft gefahrlich (ROTH et al. 1994: 2980. Die Wirkung des Balche'trankes geht vermutlich auf die Longistyline 

zuriick: 

»Chemisch lassen die Strukturen der Longistyline einigen Raum fiir Interpretationen. So konnte man z.B. eine Aminierung im 

Korper (ahnlich wie bei Myristicin aus der MuskatnuB [vgl. Myristica fragrans] } zu meskalinahnlichen Alkaloiden fiir die 



Wirkung verantwortlich machen. Die strukturelle Ahnlichkeit mit den Styrylpyronen des Piper methysticuni stellt den Trank aber 

wo hi eher mit Kawa-Kawa auf eine Stufe, was auch mit der von Ihnen beschriebenen Wirkung recht gut ubereinstimmt.« 

(Hartmut Laatsch, personliche Mitteilung vom 1.7.1987) 

Rotenon gehort zur Gruppe der Pyranoderivate (ROTH et al. 1994: 912). Rotenon gilt als starkes Fischgift. Beim Menschen wird 

die LD (Letaldosis) auf 0,3 bis 0,5 g/kg geschatzt (ebd.). Die Giftwirkung soil beim Einatmen starker als bei der Einnahme sein. 

Als Symptome werden genannt: Betaubung der Schleimhaute, Ubelkeit, Erbrechen, Tremor, Tachypnoe, Atemlahmung; »Rotenon 

erregt die Nerven; es treten Krampfe auf, aus denen Nervenlahmungen resultieren, die schlieBlich zum Exitus fuhren« (ROTH et 

al. 1994: 299, 9120. Rotenon scheint nicht (oder nicht allein) fiir die psychoaktive Wirkung verantwortlich zu sein. 

In Siidamerika werden stark rotenonhaltige Lonchocarpus-Arten (L. rariflorus, L. floribundus, genannt timbo oder barbasco) als 

Fischgifte verwendet (IM THURN 7967.- 234; HEIZER 1958; SCHULTES und RAFF AUF 1990: 244f*). Eine Art 

(Lonchocarpus utilis) ist sogar ein Curarezusatz (SCHULTES und RAFF AUF 1990: 308'0. Rotenon ist der Hauptwirkstoff des 

Gemeinen Fischfangers Piscidia piscipula (L.) SARGENT [syn. Piscidia erythrina (LOEFL.) L., Fabaceae; ROTH et al. 1994: 

573], auf Lakandon ya'ax ba'che', »gruner/erster Balche'baum«: 

»Vergiftungserscheinungen: Nach GenuB zu groBer Mengen der alkoholischen Tinktur wurde Erbrechen, SpeichelfluB, 

SchweiBausbruch, Benommenheit und Zittern beobachtet.« (ROTH et al. 1994: 573 ) 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Balche' 

DELLE MONACHE, P., F. MARLETTI, G. B. MARINI 

BETTOLO, 1. F. DE MELLO und O. GONCALVES DE LIMA 

1977 »Isolation and Structure of Longistylines, A, B, 
C, and D, New Prenylated Stilbenes from Lonchocar 
pus violaceus«, Lloydia 40: 201-208. 

DELLE MONACHE, F., L. E. C. SUAREZ und G. B. MARINI 
BETTOLO 

1978 » Flavonoids from the Seeds of Six Lonchocarpus 
Species«, Phytochemistry 17: 1812-1813. 

FELLOWS, Linda E., Robert C. HIDER und Arthur BELL 

1977 » 3-[2-Amino-2-imidazolin-4(5)-yl]alanine 

(Enduracididine) and 2-[Amino-2-imidazolin-4(5) 

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Lophophora williamsii Peyotekaktus 



Familie 

Cactaceae (Kaktusgewachse); Cactoideae, Tribus Cereeae (= Cacteae); Subtribus Echinocacteinae (= Echinocactinae) 

Formen und Unterarten 

Die Huichol unterscheiden anhand der graphischen Struktur mehrere Formen von Peyotekakteen; eine Form sieht wie die Bliite 
einer Solandra spp. aus und wird deshalb kieri genannt; eine andere Form erinnert an Mais (Zea mays); beide Formen sind 
speziell fiir die Schamanen brauchbar; eine Form heiBt »Pforten zur anderen Welt«; ein 12- oder 14mal segmentierter Peyote ist in 
der Native American Church der Chief, »Hauptling«. Der manchmal durch Virusbefall degenerierte Kaktus wird von den 
Indianern als culebra, »Schlange« , bezeichnet. 
Botanisch wurde eine Form mit tief violett-rosa Bliiten beschrieben: Lophophora williamsii (LEM.) CouLT. £ jordanniana. 



Synonyme 

Anhalonium lewinii HENNINGS 

Anhalonium williamsii (LEM.) LEM. 

Anhalonium willianisii (LEM.) RUMPLER 

Ariocarptis williamsii Voss 

Echinocactus lewinii (HENNINGS) K. SCHUM. 

Echinocactus williamsii LEM. ex SALM-DYCK 

Lophophora echinata CROIZAT 

Lophophora echinata var. lutea CROIZAT 

Lophophora fric 11 HABERMANN 

Lophophora lewinii (HENNINGS) RUSBY 

Lophophora lewinii (HENNINGS) THOMPSON 

Lophophora lutea BCKBG. 

Lophophora williamsii var. decipiens 

Lophophora williattisii var. lewitiii (HENNINGS) COULT. Mammillaria lewinii KARSTEN Mammillaria williattisii COULT. 

Volkstiimliche Namen 

Azee (Navajo), Bacanoc, Bad seed, Beyo (Otomil, Biisung (Delaware), Biote, Biznaga, Camaba (Tepehuan), Challote, Chaute, 
Chiee (Cora), Ciguri, Devil's root. Diabolic root. Divine herb (»g6ttliches Kraut«), Dry whiskey (»trockener Whiskey«), 
Dumpling cactus, Hicouri, Hiculi, Hikuli, Hikuli (Tarahumara), Hikuli walula saeliami, Hikuli waname, Hikuri, Hikiiri, Ho 
(Mescalero), Huatari (Cora), Hunka (Winnebago), Icuri, Indian dope, Jicori, Jicule (Huichol), Jiculi, Jicuri, Jicurite, Kamaba, 
Kamba, Makan (Omaha), Medicine of god, Medizin, Mescal-"'r, Mescalito, Mezcal buttons (Englisch »Mescalkn6pfe«), Moon, 
Muscale, Nezats (Wichita), P, Pejote, Pee-yot (Kickapoo), Peiotl, Pejori (Opata), Pejuta (Dakota »Medizin«), Pellote, Peotl, 
Peyote, Peyotekaktus, Peyotl (Aztekisch »Wurzel, die erregt« [ ? ] -' 11), Peyotl, Peyotle zacatecensis, Peyotlkaktus, Piule' 1', Raiz 
diabolica (»Teufelswurzel«), Rauschgiftkaktus, Schnapskopf, Seni (Kiowa), Seni, Tuna de tierra (»Erdkaktus«), Turnip cactus, 
Uocoui, Walena (Taos), White mule (»weiBes Maultier [= Dickkopf]«), Wohoki, Wokowi (Comanche), Xicori 

Geschichtliches 

Im Gebiet von Transpecos, Texas, wurden in archaologischen Zusammenhangen Peyotebuttons gefunden, die ca. 6000 Jahre alt 
sind (BOYD und DERING 1996: 259*, FURST 1996* ). Im nordostlichen Mexiko wurden bei archaologischen Grabungen 
Peyotereste entdeckt, die etwa 2500 bis 3000 Jahre alt sind (ADOVASIO und FRY 1976*; SCHULTES und HOFMANN 1995: 
132*). In COahuilla sind in einem Hohlengrab (810-1070 n. Chr.) Peyoteteile entdeckt worden, die noch Alkaloide enthielten 
(BRUHNetal. 1978). 

In Mexiko wurde Peyote bereits in prahistorischer Zeit als Entheogen rituell genutzt. In der Kolonialzeit wurde den Indianern der 
Peyotegebrauch verboten und von der Inquisition hart verfolgt (LEONARD 1942). Der Peyotekult der Huichol, der im 
wesentlichen seit vorspanischer Zeit iiberlebt und sich in relativ reiner Form erhalten hat, ist inzwischen sehr gut erforscht 
(SCHAEFER und FURST 1996). 

Vermutlich wurde der rituelle Gebrauch des Peyotekaktus durch die Mescalero-Apachen und wahrscheinlich auch durch die Lipan 
von Mexiko nach Nordamerika verbreitet (OPLER 1938). Der Gebrauch von Peyote wurde im Gebiet, das heute zu den USA 
gehort, erstmals um 1760 beschrieben. In der Zeit des Biirgerkriegs war der Gebrauch schon bei vielen Prariestammen verbreitet 
(SCHULTES 1970: 30*). Der Peyotekult ist in Nordamerika sehr verbreitet. Es gibt Kultanhanger bei den meisten Stammen. Die 
Mehrzahl der Anhanger befinden sich allerdings in den Stammen des Siidwestens. Die Zahl der Peyotisten wird auf iiber 250000 
geschatzt (EVANS 1989: 20). Der Peyotekult der nordamerikanischen Indianer ist in den letzten hundert Jahren sehr gut 
dokumentiert und untersucht worden (GERBER 1980, GOGGIN 1938, GUSINDE 1939, HAYES 1940, LA BARRE 1989, 
OPLER 1940, SLOTKIN 1956, STEWART 1987, WAGNER 1932). 

Die taxonomische Geschichte der Zauberpflanze ist recht verworren und spiegelt die typischen wissenschaftlichen Eitelkeiten der 
Botaniker wider (SCHULTES 1937a, 1937b und 1970: 32*). Die erste botanisch stimmige Beschreibung findet sich bei 
HERNANDEZ (1615) unter dem Namen Peyote zacatecensis (SCHULTES 1970: 30*). Der von ihm beschriebene Peyote 
xochimilcensis ist wahrscheinlich Cacalia cordifolia (vgl. Galea zacatechichi), ein Kraut, das noch heute in Jalisco als 
Aphrodisiakum verkauft wird (SCHULTES 1966: 296*). Botanisch wurde der Kaktus erst Mitte des 19. Jahrhunderts vom 
franzosischen Botaniker und Kakteenkenner Antoine Charles Lemaire (1800-1871) unter dem Namen Echinocactus williamsii 
beschrieben (1839). Spater beschrieb der deutsche Botaniker Paul Christoph Hennings (1841-1908) den Kaktus, den er zu Ehren 
von Louis Lewin (1850-1929) Anhaloiniun lewinii nannte (HENNINGS 1888). Lange Zeit glaubte man, daB die beiden Namen 
verschiedene Arten oder zumindest Unterarten oder Varietaten bezeichnen. Heute gelten sie als Synonyme. Der Kaktus wurde 
1894 vom nordamerikanischen Botaniker John Merle Coulter (185 1-1928) in die Gattung Lophophorti plaziert. Die ersten 
chemischen Untersuchungen wurden von Louis Lewin (1888) und Arthur Heffter (1894) publiziert. 

Peyote ist eine der am besten erforschten psychoaktiven Pflanzen iiberhaupt (BRUHN und HOLMSTEDT 1974). Das Ende des 
19. Jahrhunderts aus ihm isolierte Meskalin hat die europaische Psychiatriegeschichte revolutioniert. Zu Beginn dieses 
Jahrhunderts wurde Peyote in kiinstlerischen und okkultistischen Kreisen eine Modedroge (ROUHIER 1996). Peyotetinkturen 
waren frei verkauflich (GARTZ 1995). 



Verbreitung 

Der Kaktus kommt in den Wustengebieten von Texas bis Mittelmexiko (Tamaulipas, Coahuila, Nuevo Leon, San Luis Potosi, 
Zacatecas) vor. In Pecos (Texas) gedeiht der Peyote naturgemaB unter Mesquitebaumen [Prosopis 7'M/(/Zora (SW.) DC.]. Die 
Mustang Plains in Texas sind nordlich von Mexiko das bedeutendste natiirliche Vorkommen des Kaktus (MORGAN 1983a und 
1983b). 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht vor allem mit Samen. Sie werden leicht in sandige oder lehmige Kakteenerde gedriickt und taglich 
etwas befeuchtet. Die Keimdauer kann sich iiber Wochen hinziehen. Da die Keimlinge sehr winzig sind, kann man sie leicht 
iibersehen. Durch zu starkes GieBen konnen sie auch weggeschwemmt und dadurch in ihrem Wachstum behindert werden. Die 
Aussaat kann das ganze Jahr iiber erfolgen. Der Kaktus vertragt keinen Frost. 

Der Peyote braucht mineralische, nahrhafte, luftdurchlassige, lehmhaltige Erde. Ansonsten ist er anspruchslos und darf auch mal 
etwas einschrumpfen. Im Sommer sollte man ihn dem Sonnenlicht aussetzen und maBig gieBen, aber nie naB halten. Im Winter 
braucht er praktisch iiberhaupt kein Wasser (HECHT 1995: 60*). 

Nach fiinfjahrigem Wachstum ist ein Peyotekaktus groB genug, um fiir den Verzehr geerntet zu werden. Der Stumpf bildet nach 
und nach neue Kopfe aus. Peyote gehort zu den ausgesprochen langsam wachsenden Kakteen. Es gibt jedoch eine gartnerische 
Technik, um sein Wachstum zu beschleunigen: 

»Da Peyote so langsam wachst, kann man die Wachstumsrate vervierfachen, indem man einen Kopf auf einen Stamm gleichen 
Durchmessers von Trichocereus pachanoi oder von jedem anderen Trichocereus pfropft. Dies machtman, indem man vorsichtig 
jede der beiden Oberflachen absolut flach und glatt schneidet, bevor man sie zusammensetzt. Bis die Pfropfung halt, kann der 
Peyote festgehalten werden, indem man mehrere Schniire mit kleinen Gewichten daran iiber ihn legt. Man sollte einen kleinen 
Ring aus Vaseline um den Schnitt schmieren, um die Austrocknung der bei den aneinanderliegenden Oberflachen zu vermindern. 
In vier Jahren wird der Kopf sehr groB sein. a Man kann ihn dann abschneiden, wieder bewurzeln lassen und neu einpflanzen.« 
(DEKORNE 1995: 135*) 

Aussehen 

Der fleischige, stachellose Kaktus wird bis 20 cm groB und tritt meistens einkopfig auf. Er kann mehrfach gerippt sein und 

verschiedene Muster bilden. Auf den Rippen stehen in Biischeln die feinen Haare. Die riibenformige Wurzel wird 8 bis 1 1 cm 

lang. Die hellrosa Bliiten wachsen aus dem Zentrum des Kopfes heraus, sie erreichen einen Durchmesser von bis zu 2,2 cm und 

verbliihen nach einigen Tagen. Die Bliitezeit liegt zwischen Marz und September. Die Frucht ist eine keulenformige, rosafarbene 

Beere, die die schwarzen, rauhen, 1 bis 1,5 mm langen Samen enthalt. 

Lophophora dijfusa (CROIZ.) BRAVO (syn. Lophophora echinata var. diffusa) ist die einzige andere Spezies der Gattung; sie 

heiBt im mexikanischen Spanisch Peyote de Qucretaro, »Peyote aus Queretaro«, da sie nur dort verbreitet ist (DIAZ 1979: 88*), 

und enthalt das Alkaloid O-Methylpellotin (BRUHN und AGURELL 1975). 

Der Peyotekaktus wurde immer wieder mit anderen Kakteen verwechselt (SCHULTES 1937b; siehe Tabelle). Am ahnlichsten ist 

ihm Turbinicarpus lophophoroides (WERDERM.) BUXB. et BCKBG. (BRENNEISEN und HELMLIN 1993: 707). Peyote kann 

auch mit der afrikanischen Euphorbia obesa HooK. verwechselt werden. 

Droge 

Buttons (Lophophora-williamsii-SproB, Lophophora-williamsiiKopf, Lophophora-williamsii-Krone, Mescalbutton) 
Selbst bei langer Lagerung bleibt die Potenz der Buttons fast unvermindert erhalten (SCHULTES 1970: 31*). 

Zubereitung und Dosierung 

Die Buttons sind die oberhalb der Wurzel abgetrennten oberirdischen Kopfe des Peyotekaktus. Sie konnen entweder frisch 
verspeist oder zur spateren Einnahme getrocknet und dann zerkleinert oder pulverisiert werden. Die frischen oder getrockneten 
Buttons konnen mit Wasser ausgekocht oder aufgegossen werden. Sowohl die Buttons als auch der Tee schmecken extrem 
widerlich bitter. 

Die Dosis variiert erheblich, und zwar sowohl individuell als auch rituell. Es werden Dosierungen zwischen 4 und 30 Buttons 
geschluckt (SCHULTES 1970: 33*). Bei den Kiowa werden gewohnlich pro Person pro Nacht 10 oder 12 Buttons gegessen 
(HAVARD 1896: 39*). Starke psychedelische Effekte und Visionen treten erst auf, wenn eine Menge, die 200 bis 500 mg 
Meskalin entspricht, eingenommen wird (OTT 1996). Ca. 27 g Trockengewicht entsprechen etwa 300 mg Meskalin (DEKORNE 
1995: 1371. Antonin Artaud (1896-1948) hat zu Anfang des Jahrhunderts (1936) eine interessante Beobachtung zur Dosierung bei 
den Tarahumara gemacht: 

»Es ist mit dem Peyotl wie mit allem Menschlichen. Er ist ein wunderbares magnetisches und alchemistisches Prinzip, sofern man 
weiB, wie man ihn nehmen muB, das heiBt in vorgeschriebenen und nach und nach gesteigerten Dosierungen. (...) Wer 
wahrhaftig Ciguri [= Peyote] getrunken hat, das richtige MaB Ciguris, des MENSCHEN, nicht des unbestimmten GESPENSTES, 
der weiB, wie die Dinge beschaffen sind, und kann nicht mehr den Verstand verlieren, well Gott in seinen Nerven ist und von 
daher lenkt. Ciguri trinken bedeutet aber gerade, die Dosis nicht iiberschreiten, denn Ciguri ist das Unendliche, und das Geheimnis 
der therapeutischen Wirkung der Heilmittel ist an die Menge gebunden, in der unser Organismus sie aufnimmt. Das Notwendige 
iiberschreiten bedeutet die Wirkung STOREN.« (ARTAUD 7975; 19f.) 

Die Tarahumara haben friiher bei ihren Ritualen (z.B. beim Chumaritanz) ein Raucherwerk, »angeblich ein Harz [von Pitiiis sp.?], 
mit Stiicken von Pejote untermengt«, hergestellt (ZABEL 1928: 264). Getrocknete Peyoteschnipsel werden auch pur oder mit 



anderen Krautern in Rauchmischungen geraucht. Peyotepulver wird als Zusatz zu alkoholischen Getranken (Bier, Chicha, Balche' 

[ ? ] , Pulque Oder Mescal [vgl. Agave spp.] ) verwendet: 

»Getrockneter jikliri, das sind Peyote und andere Kaktusarten [Ariocarpus fissuratus, Coryphantha spp., Echinocereus spp., 

Mammillaria spp., Pachycereus pecten-aborgininum], wird in Nararachi zermahlen und mit Wasser vermengt zum tesgiiino 

[Maisbier] getrunken, wurde friiher aber auch als Zutat in den tesgiiitio gegeben, damit er „genuBreicher" werde.« (DEIMEL 

1980: 78) 

Eine tinctitra de peyotl wird aus 50 g getrocknetem und zermahlenem Peyote gewonnen. Das Pulver wird zunachst mit etwas 

Wasser befeuchtet und dann mit 100 ml hochprozentigem Alkohol begossen. Das Ganze bleibt fiir zwei Tage in einem gut 

verschlossenen GefaB stehen. Der Extrakt wird dann filtriert. Als medizinische Dosis (z.B. bei Herzbeschwerden) werden dreimal 

taglich 30 Tropfen eingenommen (DEIMEL 7956; 87). 

Die homoopathische Urtinktur wird aus den frischen Peyotebuttons mit Alkohol gewonnen: 

»Herstellung [von Lophophora williamsii hom. HPUS781: Zu einer feuchten Pflanzenmasse, bestehend aus 50 g Festanteil und 

auf 283 ml erganztem Pflanzensaft, gibt man 754 ml Alkohol 94,9(% (V/V) zur Bereitung von 1000 ml Urtinktur. (...) 

Arzneigehalt l/20.« (BRENNEISEN und HELMLIN 1993: 711) 

Ca. 31/2 EBloffel der Urtinktur haben eine psychedelische Wirkung. 

Rituelle Verwendung 

Die rituelle Verwendung von Peyote geht weit in prahistorische Zeiten zuriick und laBt sich sowohl fiir Pecos (Texas) als auch fiir 

Mexiko nachweisen (FURST 7965 und 7996 ). Die Azteken kannten den Kaktus und dessen Wirkungen sehr gut. In dem Kapitel, 

»in dem die Namen der vielen Pflanzen genannt werden, die einen verwirren, toll machen« (SAHAGUN), heiBt es vom Peyote: 

»Dieser Peyote ist weiB und wachst nur dort im nordlichen, Mictlan genannten Gebiet. Auf denjenigen, der ihn iBt oder trinkt, iibt 

er eine Wirkung wie Pilze aus. Auch sieht derjenige viele Dinge, die ihn angstigen oder ihn zum Lachen bringen. Er beeinfluBt 

einen vielleicht einen Tag, vielleicht zwei Tage, aber genauso laBt er nach. Dennoch fiigt er einem Schaden zu, wiihlt einen auf, 

berauscht einen, iibt eine Wirkung auf einen aus. Ich nehme Peyote; ich bin aufgewiihlt.« (SAHAGUN XI, 7) 

Der spanische Arzt Francisco Hernandez schrieb in seiner Naturgeschichte Neig-Spaniens (1615) iiber den Peyote, den er peyotl 

zacatecensis nennt: 

»Dieser Wurzel werden wunderbare Eigenschaften zugeschrieben, wenn man dem Glauben schenken will, was dariiber gesagt 

wird. Diejenigen, die sie nehmen, bekommen die gottliche Gabe der Vorsehung und konnen kiinftige Dinge wie Propheten 

vorauswissen. (...) Die Chichimeken glauben, daB die Kraft dieser Wurzel das erm6glicht.« 

Die Azteken nannten die nomadischen Stamme des Nordens allgemein Chichimeken. Unter diesen Volkerschaften befanden sich 

sehr wahrscheinlich die Ahnen der Huichol, die heute in der Sierra Madre leben, und die Tarahumara aus dem hohen Norden. 

Sowohl die Huichol als auch die Tarahumara haben (neben anderen Volkern, z.B. den Yaqui und CoraL") den in die 

prakolumbianische Zeit zuriickreichenden Peyotekult bewahrt (BENZI 7972, DEIMEL 1980, LUMHOLTZ 7902, ROUHIER 

1927). Durch den Kontakt mit den spanischen Eroberern sind dennoch einige katholische Elemente in das Zeremoniell der 

Huichol eingedrungen (ZINGG 1982). 

Die Wiistengebiete, die von den Azteken Mictlan, »Z6tenreich«, genannt wurden, sind das Paradies der Huichol, das sie wirikuta 

nennen. Im dritten Peyotelied heiBt es (BENITEZ 1975: 78): 

»In Wirikuta wachst eine Blume, die spricht, und du verstehst sie.« 

Einmal im Jahr Ziehen die mara'akame, die Schamanen der Huichol, als Pilger nach wirikuta, um an den mythischen Ursprung der 

Dinge und zu den begehrten Peyotegarten zu reisen. Sie unternehmen die Reise, »um ihr Leben zu finden« und um den dafiir 

benotigten Peyote, den sie grundsatzlich fiir »weiblich« halten, zu jagen. Der Peyotekaktus ist zugleich Ursprung und Zentrum des 

Universums. Er wird in der Huicholkosmologie symbolisch als GroBvater Feuer (= Sonne), als Hirsch und als Maispflanze 

betrachtet. Diese Trinitat spiegelt die Grundlage (Diversitat und Integritat) der Huicholkultur wider: Sammeln (Peyote), Jagen 

(Hirsch) und Landwirtschaft (Mais) bilden eine unzertrennliche mythische und praktische Einheit (vgl. HELL 1988). 

Die Reise nach wirikuta ist ein Trip zum Ursprung der Welt und der Kultur. Hier in wirikuta haben die Goiter die Welt in all ihren 

Erscheinungformen erschaffen; hier begann die Zeit mit all ihren Folgen; hier wachst der Peyote, der die Erinnerung an die 

Schopfung wachhalt, indem er die Menschen zum Ursprung alien Seins zuriickfiihrt und so am Gottlichen teilhaben laBt. Der 

Peyotekaktus wird nach rituellen Vorbereitungen -die Schamanen weihen die Peyotegarten mit einem rrttlvieri (»Facher«, ein 

Holzstab mit Federn) - mit kleinen Pfeilen und Bogen gejagt, denn er ist der Blaue Hirsch der Schopfung. Das »erjagte Fleisch« 

wird gegessen und offnet den Pilgern die Augen fiir den Anfang der Welt. Gemeinsam reisen die Pilger zum Ursprung und 

kommen wie neugeboren daraus wieder hervor. Sie sammeln viele Peyotebuttons, die sie mit nach Hause nehmen (MYERHOFF 

1980). Die Peyotebuttons benotigt man fiir Feste, Schamanenreisen und Heilbehandlungen von Kranken, die meist unter der 

Aufsicht des Schamanen alleine oder mit ihm zusammen Peyote essen (BERRIN 1978). 

Bei den groBen Peyotefesten (hikiiri neirra) nehmen alle Huichol, ob jung oder alt, sogar Greise, Kleinkinder (!) und Schwangere, 

den heiUgen Kaktus ein (HAAN 1988: 128ff., SCHAEFER 1997). Zum GenuB von Peyote wird in groBer Menge eine 

Rauchmischung aus Nicotiana rustica und Tagetes lucida (siehe Tagetes spp.) geraucht (SCHAEFER und FURST 1996: 154). 

Die in Nordmexiko lebenden Tarahumara hatten friiher einen ausgepragten Peyotekult, der allerdings seit den letzten Jahren am 

Verschwinden zu sein scheint (DEIMEL 1996). Peyote wurde vor allem bei Stammesfesten (Tanzen) gemeinschaftlich 

eingenommen (ARTAUD 1975, ZABEL 1928). Aber auch die legendaren Langlaufer der Tarahumara benutzten Peyote oder 

chilitos (Friichte von Mammillaria spp., Epithelantha microrrieris) als (rituelles?) Dopingmittel. Friiher wurde Peyote zur 

Wahrsagerei, Diagnose, Krankenheilung, als Schutz vor bosen Zauberern, Dieben und Feinden gebraucht (DEIMEL 1980: 80ff.). 

Ahnlich wurde Peyote auch bei den in Sonora und Arizona lebenden Yaquiindianern verwendet (z.B. im Pascolaoder Hirschtanz). 

Die bei CARLOS CASTANEDA (1973, 1975) geschilderten Verwendungen von Peyote und die Visionen von Mescalito haben 



keine Verbindung mit den Traditionen der Yaqui und werden von ethnologischer Seite her stark angezweifelt (vgl. FIKES 1993, 
LA BARRE 1989: 271-275, 307f.). 

Die Blackfoot, die den Peyotekaktus erst in diesem Jahrhundert kennengelernt haben, benutzten ihn zur Unterstiitzung ihrer 
Visionssuche (JOHNSTON 1970 ). 

In Nordamerika hat der Peyote vor allem Bedeutung als Sakrament bei den Peyote nteetitigs der Native American Church 
(Eingeborenenkirche). Die Geschichte und die Ritualformen der Native American Church sind sehr gut dokumentiert (BRAVE 
BIRD 1993, DUSTIN 1962, SMITH und SNAKE 1996, WAGNER 1932). Heute wird meist von der PeyotereUgion oder dem 
Peyoteweg gesprochen (ABERLE 1991, GERBER 1980, STEWART 1987). Die stammesiibergreifende PeyotereUgion ist eine 
synkretistische Form organisierter Spiritualitat, die Elemente aus indianischen Traditionen und Gedanken aus dem Christentum 
miteinander verbindet (STEINMETZ 1990). Die nordamerikanischen Peyotisten opfern vor dem Sammeln der Buttons den 
texanischen Peyotegarten sogenannte Traumfangerzl4. 

Zu Beginn des Peyoterituals werden in Papier oder Maislischblattern selbstgedrehte Zigaretten mit Tabak (bevorzugte Sorte: Bull 
Durham; vgl. Nicotiana tabacum), eventuell mit Sumachblattern (Rhus glabra L.; vgl. Kinnickinnick) vermischt, geraucht 
(SCHULTES 1937a: 138f.). Bei den Peyote meetings wird als rituelles Raucherwerk red cedar, »rote Zeder«, die Zweigspitzen 
des Amerikanischen Wac holders (Juniperus virginiana L.; vgl. Juniperus recurva), bevorzugt. Es werden aber auch verschiedene 
Artemisia spp. gerauchert (SCHULTES 1937a). Die Kiowa und angrenzende Stamme trugen bei Peyoteritualen oft Ketten aus 
Meskalbohnen (Sophora secundilora) (SCHULTES 1937a: 148). Daraus wird gelegentlich abgeleitet, da6 der nordamerikanische 
Peyotekult aus einem prahistorischen, psychoaktiven Meskalbohnenkult hervorgegangen sei (vgl. LA BARRE 1957 und 1989). 
Das typische Peyote nteeting - ein »Kreisritual« -findet meist in einem Tipi (Indianerzelt), seltener in einem Hogan (Rundbau der 
Navajo) und stets nachts statt. Das Tipi symbolisiert das ganze Universum; in seiner Mitte brennt ein Feuer, das vom Kreis der 
Menschen umschlossen wird. Vor dem Feuer, das die ganze Nacht iiber unterhalten werden muB, wird ein Altar in Form eines 
Halbmondes aufgebaut. Darauf liegen die Ritualgegenstande: Peyotestab (talking stick), Rassel (Kiirbisrassel), Trommel, Flote. 
Der Peyotestab symbolisiert die Verbindung von Himmel und Erde, GroBem Geist und Menschen; die Rassel bzw. das Rasseln 
gilt als direktes Gebet an Gott; und die Trommel ist das Herz bzw. das Trommeln der Herzschlag. Zwischen das Feuer und den 
Altar wird ein groBer, lebender Peyotekaktus gestellt, der als Chief Peyote oder Grandfather Peyote angesprochen und als 
Inkarnation des GroBen Geistes verehrt wird. Die Teilnehmer (Manner, Frauen, Jugendliche, Kinder) setzen sich im Kreis um 
Feuer und Altar. Der Leiter des Rituals, meist Roadman genannt (BRITO 1989), raucht zunachst und reinigt das Tipi mit 
Raucherwerk, spricht Gebete, liest eventuell etwas aus der Bibel vor und singt Lieder. Er verteilt die frischen Peyotebuttons, das 
Pulver oder den Tee. Jeder Teilnehmer dosiert sie sich nach Moglichkeit selbst. Die Teilnehmer soUen nicht miteinander sprechen 
und den Kreis bis zum nachsten Morgen nicht verlassen. Sie diirfen nur nach Absprache mit dem Roadman austreten. Wahrend 
der Kaktus seine Wirkung entfaltet, werden Peyotestab, Rassel und Trommel im Uhrzeigersinn herumgereicht. Wer den 
Peyotestab halt, singt seine eigenen Peyotelieder. Er begleitet sich selbst mit der Rassel oder der Trommel. Manchmal gibt es auch 
einen speziellen Trommler, der die Teilnehmer begleitet. Es gibt mehrere Runden, die mit stillen Phasen abwechseln. 
Zwischendurch wird nachdosiert, gerauchert, Wasser getrunken, eventuell Tabak geraucht und mit dem Peyotefacher gearbeitet. 
Sinn und Zweck des Rituals beschreibt der Sioux-Medizinmann Leonard Crow Dog: 

»GroBvater Peyote vereinigt uns alle in Liebe, doch zuerst muB er uns trennen, uns von der AuBenwelt abschneiden, uns dazu 
bringen, in unser Inneres zu schauen. (...) Ein neues Verstandnis dammert in dir - freudig und heiB wie das Feuer oder bitter wie 
das Peyote. (...) Du wirst Leute sehen, die sich zu einer Kugel zusammenkriimmen, als waren sie noch im Bauch ihrer Mutter, 
sich an Dinge erinnernd, die noch vor der Geburt lagen. Die Zeit und der Raum wachsen und schrumpfen auf unerklarliche Weise 
- eine ganze Lebensspanne des Seins, Lernens, Verstehens, zusammengepreBt in ein paar Sekunden der Einsicht, oder die Zeit 
steht still, bewegt sich iiberhaupt nicht, eine Minute wird zu einem ganzen Leben.« (LAME DEER und ERDOES 1979: 247f.) 
Die Peyote meetings finden nicht nach kalendarisch festgelegten Daten, sondern nach vereinbarten Terminen statt. 
Das nordamerikanische Peyote meeting diente westlichen Menschen als Modell fiir moderne Ritualkreise, bei denen psychoaktive 
Substanzen (MDMA [vgl. Herbal Ecstasy]; Psilocybe cyanescens, Psilocybe semilanceata, LSD [vgl. Mutterkornalkaloide]) 
eingenommen werden (MULLEREBELING und RATSCH O.J., RATSCH 1995d). 

Artefakte 

Im Westen Mexikos (Colima, Nayarit, Guerrero) wurden viele Artefakte, vor allem einige Tonfiguren, gefunden, die 
offensichtlich mit dem prakolumbianischen, schamanischen Peyotekult in Zusammenhang stehen. Viele Tonfiguren aus den 
Schachtgrabern Nordwestmexikos (200 v. Chr. bis 500 n. Chr.) zeigen Schamanen in rituellen Haltungen und Gesten (FURST 
1965 und 1969). Eine dieser Figuren zeigt einen Mann, der ein peyoteartiges Objekt zum Munde fiihrt 

(AuSTELLUNGSKATALOG 1986: Abb. 78). Eine andere Keramik zeigt ein Kind mit je einem Peyote in jeder Hand (Colima, 1. 
Jh. n. Chn; vgl. GUERRA 1990: 1250. Aus dem gleichen Fundgebiet stammt ein GefaB mit pflanzlichem Dekor, das recht 
eindeutig mit zehn Peyoteknollen verziert ist (AUSSTELLUNGSKATALOG 1986: Abb. 88; ein vergleichbares Stiick: KAN et al. 
1989: 163). In Monte Alban (Oaxaca) wurde ein KeramikgefaB gefunden, das offensichtlich als Schnupfpfeife fiir Schnupfpulver 
diente (ca. 5. Jh. v. Chr.). Diese Keramik stellt einen kleinen Hirsch mit einem Peyotebutton im Maul dar (FURST 1976b: 155'x, 
SCHULTES und HOFMANN 1995: 1330. 

Die Peyotekakteen werden in der aztekischen Poesie metaphorisch als »Blumen« bezeichnet (BRINTON 1887) und oft besungen 
(QUEZADA 1989 ). In den aztekischen Zauberspriichen wird der Kaktus als »Griine Frau« angerufen (RuiZ DE ALARCON 
1984*). 

Die meisten modernen Artefakte, die durch Peyoteerfahrungen inspiriert wurden oder auf den Kaktus und dessen zauberhafte 
Wirkung anspielen, stammen von den mexikanischen Huicholindianern. 



Nach dem Peyotefest wie iiberhaupt nach Peyoteerfahrungen werden von den Huichol Opfergaben zum Dank fiir die 
empfangenen Visionen und die damit verbundenen Heilungen hergestellt und bei Bergschreinen (Steinhaufen), heiligen Platzen, 
am »Baum des Windes« (Solandra spp.) usw. dargebracht. Die wichtigsten Opfer sind nierika fVotivgaben), rukuri 
(Gebetsschalen, Votivschlangen) und tsikuri (»Gottesaugen«). Das Wort nierika (= nearika) bezeichnet eigentlich »den Eingang 
zur anderen Welt, dort, wo es nach der dunklen Passage wieder hell wird« (BOLLHARDT 1985: 30). Die nierika sind 
urspriinglich einfache Holzscheiben mit Loch (Schilde) oder geschnitzte Holzobjekte, z.B. in der Form von Tieren (Schlangen) 
Oder Menschen (z.B. die Erdgottin Nakawe oder die Peyotegottin Wuili Uvi), die mit Kleister bestrichen und mit bunten Faden 
(WoUgarn) oder Glasperlen ornamental verziert werden (LUMHOLTZ 1989). Die hauptsachlich verwendeten Ornamente sind 
Abstraktionen von Peyote in verschiedenen Graden oder Symbole fiir den Peyotekaktus (stilisierte Hirsche, Maispflanzen, Vogel 
usw.). Die nierika waren oft sehr personlich, genau wie die Visionen (iiber die man wegen des personlichen Inhaltes schweigen 
soil) und wurden nur als Votivgaben verwendet. 

»In ihrer rituellen Bedeutung sind Nierikas Gesichter oder auch Spiegel mit zwei Seiten. Sie stellen die auBere Erscheinung von 
Menschen, Dingen oder auch Elemente dar. Das Loch, das jede Nierika in der Mitte hat, symbolisiert ein magisches Auge, durch 
das Goiter und Menschen sich gegenseitig betrachten. Es laBt auch Dinge in welter Feme erkennen. Nierikas findet man in 
Tempeln, Hohlen und an Quellen. Wie alle anderen Opfergaben werden auch sie nach Wirikuta getragen.« (HARN 1988: 162 ) 
Die Gebetsschalen bestehen aus den Unterteilen von Kiirbissen und werden in der gleichen Technik wie die Nierika farbenfroh 
verziert. Die Gottesaugen sind Fadenkreuze, die zum einen den mystischen oder visionaren Blick symbolisieren, andererseits als 
magischer Schutz von Haus und Hof aufgestellt werden, u.a. um den »B6sen Blick« abzuhalten (HARN 1988: 160ff). Ahnliche 
Opfergaben an die Peyotegottheit wurden schon in der Kolonialzeit von Ruiz de Alarcon beschrieben (1984: 501. 
Aus diesen Opfergaben hat sich bei den Huichol eine sehr ungewohnliche Kunstform entwickelt. Visionen, die unter 
PeyoteeinfluB geschaut wurden, werden mit bunten Wollgarnfaden auf groBen Holzplatten dargestellt (BERRIN 1978, 
STRAATMAN 1988, VALADEZ 1992). Diese WoUgarnbilder, die heute international unter der Bezeichnung Nierika gehandelt 
werden, konnen als echte psychedelische Kunst bezeichnet werden, denn sie resultieren aus psychedelischen Erfahrungen. »Die 
Garnbilder zeichnen farblich und gedanklich die Visionen nach. Ihre Betrachtung fiihrt in die andere Welt.« (MULLER- 
EBELING 1986: 2900 Es gibi nach Auskunft der Huichol heutzutage zwei Arten von Garnbildern, namlich die, »die aus rein 
kommerziellen Griinden hergestellt werden und nur einen dekorativen Wert haben; und die, welche das personliche, spirituelle 
Erlebnis des sichtbar gewordenen Unsichtbaren ausdriicken und von tiefer magisch-religioser Bedeutung sind.« (HAAN 1988: 
169) 

Die Huichol stellen zudem aus gewebter Wolle oder Glasperlen eine Reihe von Schmuckstiicken (Armbander, Halsketten, Ketten 
fiir Amulettaschchen, Ohrhanger) her, die iiberwiegend, z.T. ausschlieBlich mit mehr oder weniger abstrahierten Darstellungen 
oder Symbolen (Hirsche) von Peyote verziert sind. Sie weben auch Peyotedarstellungen in unterschiedlicher Abstraktion in ihre 
Festtags- und Ritualkleidung ein (SCHAEFER 1989, 1993a und 1993b). 

Im nordamerikanischen Peyotekult werden eine Reihe von Paraphernalia benutzt: Stab, Facher, Rassel, Trommel. Ober die Jahre 
hat sich bei der Herstellung dieser kunstvollen Objekte ein bestimmter, wiedererkennbarer, d. h. standardisierter Stil 
herausgebildet, der sofort den Bezug zum Peyotekult offenbart (WIEDMAN 1985). Die Peyotefacher dienen wahrscheinlich dazu, 
Halluzinationen oder Visionen auszulosen. 

Im Silberschmuck der Stamme des Siidwestens erscheint der Peyotevogel in verschiedenen Erscheinungsformen, Stilen und 
Auslegungen. Die ersten Peyotevogel tauchen im Navajo-Silberschmuck um 1940 auf (BAHTI 1974: 61). Der langhalsige Vogel 
helBt anhinga, im regionalen Englisch snake bird, water bird oder water turkey; es ist ein kormoran-artiger Vogel (Anhinga 
anhinga,Anhmgidae) von der Golfkiiste. Seine Federn sind fiir die Herstellung von Peyotefachern sehr begehrt (BAHTI 1974: 61). 
Ende des letzten Jahrhunderts begannen nordamerikanische Indianer damit, Bilder von Peyotezeremonien und den dabei erlebten 
Visionen zu malen. Finer der ersten war der Kiowa Silverhorn oder Haungooah (WIEDMAN und GREENE 1988). Der 
Peyotekult ist ein wichtiges Thema in der modernen Malerei indianischer Kiinstler (z.B. ARCHIE BLACKOWL, Peyote-Mutter; 
WooDY CRUMBO, Religiose Peyotezeremonie; JERRY INGRAM, Peyote Dream; AL MOMADAY, The Peyote Dreamers; 
ALFRED WHITEMAN, Peyote Chief). 

Peyote und Peyoteerfahrungen sind haufig in Comics verarbeitet worden: in dem Band Jikuri (Nr. 3 der Serie Julian B.) von 
Plessix und Dieter (1993) geht es um magische Rituale mit dem Peyotekaktus. Jeronaton hat eine aztekische Geschichte in seinem 
Comic Im Reich Peyotls (1982) verarbeitet. Gilbert Shelton (geb. 1940) laBt seine Freak Brothers in der parodistischen 
Geschichte Die mexikanische Odyssee (Rotbuch Verlag, Berlin, 1990) auf Carlos Castanedas Don Juan treffen. Mit ihm 
zusammen nehmen sie Peyote ein und sehen Mescalito, den Peyotegeist. In der kurzen Comicgeschichte Ein Indianer kommt zum 
Essen (in: UComix, Nr. 45, 1984, S. 58-59) laBt Shelton einen Indianer bei einer durchschnittlichen amerikanischen Familie zu 
Besuch kommen. Der Fernseher ist kaputt - er liefert nur SchwarzweiBbilder - und muB repariert werden. Da zieht der Indianer ein 
paar Peyotebuttons aus der Tasche. Nachdem er und die beiden WeiBen je vier Buttons gegessen haben, werden die Bilder wieder 
bunt; die WeiBen sind begeistert und woUen ihre Jobs kiindigen. 

Die Bildergeschichte Im Reiche des Mescal erzahlt die erste Erfahrung eines Indianerjungen in der visionaren Welt des Peyote 
(SCHAFER und Cuz 1968). 

Der liebevoll-sarkastische Zukunftsroman Die Sirenen des Titan (1959) vom amerikanischen Kultautor Kurt Vonnegut (1922- 
1984) ist offensichtlich von Peyoteerfahrungen gepragt. Mehrfach wird darauf hingewiesen, daB der Held der turbulenten 
Geschichte glaubt, auf einem Peyotetrip zu sein (VONNEGUT 1991). Richard Wilson hat eine Science-Fiction-Story iiber Peyote 
(»Der Sonnentanz«) geschrieben, in der es helBt: »Halt dich an Peyote« (WI LSON 1981: 10). Der Beatpoet Allen Ginsberg hat 
viele Gedichte unter PeyoteeinfluB geschrieben und den Kaktus selbst in manchen Dichtungen erwahnt: »Peyote ist sicherlich eine 
der groBen Drogen der Welt.« (EINSBERG 1982: 43) Uberhaupt scheint Peyote eine der wichtigeren Inspirationsquellen der 
Beatpoeten (z.B. Michael McClure, Ken Kesey) gewesen zu sein. Der indianische Erfolgsautor Natachee Scott Momaday (geb. 



1934) hat in seinem Roman Haus aus Morgerid«rrimerting eine Peyoteerfahrung verarbeitet (MOMADAY 1988). Auch in 
anderen Werken blickt der Peyotekaktus zwischen den Zeilen hervor (MOMADAY 1991) . 

Peyote hat sehr viele musikalische Inspirationen bewirkt (siehe Discographie Seite 334). Es gibt zum einen die iiberlieferten 
Stammesgesange und Heillieder, die von den mexikanischen Indianern traditionell benutzt und auch weitergegeben werden. Im 
modernen nordamerikanischen Peyotekult spielen die Gesange eine zentrale RoUe. Sie sind unter den Teilnehmern einer 
Zeremonie das hauptsachliche Kommunikationsmedium, um sich mit dem Kreis der anderen Teilnehmer zu verbinden und um 
sich fiir die Welt der Visionen zu offnen. Diese rituellen Peyotelieder sind keine Volkslieder in unserem Sinne, sondern 
individuelle Kunstwerke, die zur Steuerung veranderter BewuBtseinszustande dienen. Viele Indianer, die dem Peyoteweg folgen, 
sagen, daB der Kaktus jedem Menschen seine eigenen Lieder beibringt. Diese Lieder haben »Kraft« und wirken als »Medizin«. Es 
werden nur selten Texte gesungen, meist handelt es sich um Laute und Tonfolgen, denen gewisse Bedeutungen zugeschrieben 
werden (MERRIAM und DAZEVEDO 1957). Die Lieder werden in den meisten Fallen mit Trommeln und/oder Rasseln 
begleitet. Der monotone Rhythmus hat meist um die 200 Schlage pro Minute";. Eine vergleichende ethnomusikologische Studie 
mit vielen Transkriptionen der Peyotelieder mehrerer Stamme ist schon in den spaten vierziger Jahren erschienen 
(MCALLESTER 1949). 

Peyote taucht immer wieder in der Musikszene auf, manchmal in stark verwandelter Gestalt. Der zeitgenossische Komponist 
Gyorgy Ligeti (geb. 1923) hat in den Jahren 1974-1977 die Oper Le Grand Macabre geschaffen. Die HauptroUe singt eine Dame 
namens Mescalina. Ob der Komponist vom Geist des Kaktus beseelt war, teilt er leider nicht mit. 

Die aus Seattle stammende Grunge-Band Pearl Jam, die Mitte der neunziger Jahre zur erfolgreichsten Gruppe der sogenannten 
Alternative Music avancierte, hat ihren seltsamen Namen der aus Peyote und anderen Zauberkrautern gekochten Marmelade (jani) 
von Leadsanger Eddie Vedders GroBmutter (Pearl) zu verdanken. In San Francisco hat sich Mitte der neunziger Jahre eine 
psychedelische Band namens The Wild Peyotes formiert. Der Country-Rock-Sanger Calvin Russell hat ein Album 
herausgebracht, das Dream of the Dog heiBt und dessen Cover von einem Peyotebild im Huicholstil geziert wird. Der Sanger - er 
ist indianischer Abstammung, seine GroBmutter war eine Komanchin und Peyotefrau, nimmt direkt Bezug auf die indianische 
»Medizin«. Auch andere Musiker und Bands benutzen Peyotebilder der Huichol als Cover-Illustrationen, zum einen um ihre 
Verbundenheit mit der indianischen Kultur und Spiritualitat zu zeigen; zum anderen um ihren eigenen psychedelischen 
Erfahrungen Ausdruck zu geben (z.B. SANTANA, Shango, 1982 CBS). 

Medizinische Anwendung 

Fiir die Indianer ist Peyote die »Medizin« schlechthin, eine Art AUheilmittel, besonders fiir Korper und Geist (CROW Doc 1993). 

Entsprechend zahlreich sind die indianischen Anwendung en des Kaktus fiir medizinische Zwecke (ANDERSON 1996a, DEIMEL 

1985, SCHULTES 1938): 

»Peyote ist ohne Zweifel die allerwichtigste Medizin, die bei den nordamerikanischen Indianern zur Zeit im Gebrauch ist. Sie 

ersetzt auch die alteren, weniger spektakularen Pflanzenmedizinen [z.B. Sophora secundiflora] . Sie wird haufig im taglichen 

Leben als Hausmittel gebraucht. Und alle Peyotezeremonien, ob von mexikanischen oder nordamerikanischen Indianern, sind 

definitiv Heilungsrituale, bei denen den Kranken hohe Dosen des Kaktus gegeben werden. « (SCHULTES 1938) 

Schon die Azteken benutzten den Kaktus als Heilmittel: 

» Peyotl. Er ist eine Fieber-Medizin. Er wird gegessen, er wird maBig getrunken, nur etwas.« (SAHACUN XI, 5, 30) 

Peyoteabkochungen wurden bei starkem Fieber als Klistier verabreicht. Eine Methode, die noch heute bei den Huichol praktiziert 

wird. Sie verwenden dafiir einen Kaltwasserauszug aus getrocknetem, pulverisiertem Peyote. 

Die nordmexikanischen Kickapooindianer benutzen frisch geschnittene Peyotescheiben zur Behandlung von Kopfschmerzen oder 

Sonnenstich. Dazu wird die Kaktusscheibe mit einem Leinentuch auf die Stirn des Leidenden gebunden. Bei Arthritis wird ein 

Peyotedekokt getrunken (LATORRE und LATORRE 1977: 3500. In Mexiko wird Peyote auch bei Uberdosierungen mit Toloache 

(Datura innoxia) als Antidot verwendet (NADLER 1991: 95*). Peyote kommt auch in der mexikanischen Volksmedizin zum 

Einsatz. Im lokalen Spanisch gibt es das Wort empeyotizarse, »sich selbst mit Peyote behandeln«. 

Peyote wird in der Native American Church erfolgreich als Heilmittel fiir Alkoholismus (vgl. Alkohol) benutzt (ALBAUGH und 

ANDERSON 1974, PASCAROSA und FUTTERMAN 1976). 

In der Homoopathie wird » Anhalonium« (Anhalonium lewinii hom. HAB34, Lophophora williamsii hom. HPUS78) in D3 bis 6 

u.a. bei Depressionen, verwendet (BOERICKE 1992: 62f.*, BRENNEISEN und HELMLIN 1993: 710f.): 

» In der homoopathischen Therapie ist es einige Jahrzehnte in Gebrauch. (...) AuBer den Durchblutungsstorungen werden 

folgende Heilanzeigen fiir Anhalonium angegeben: BewuBtseinstriibung, Kopfschmerzen, Migrane, Halluzinationen, 

Schlaflosigkeit, seelisch bedingte Krankheitszustande, Nervenschwache und Gehirnerschopfung. (...) 

Doch wie bescheiden nehmen sich diese Anwendungsgebiete gegen das iiberdimensionale und weltraumfremde Bild des 

Peyotlrausches aus. Ein Flaschchen des Mittels ist ein Teil von jener Kraft, die den Erdball aus seiner Richtung tragen und unsere 

Seele in den Himmel heben kann, und ebenso ein Teil jener ordnenden Hand, ohne die Leben und Gesetz nicht moglich sind.« 

(GABLER 1965: 199, 204f. ) 

Inhaltsstoffe 

Bisher sind aus dem Peyotekaktus iiber fiinfzig Alkaloide isoliert und beschrieben worden. Der Gesamtgehalt liegt beim frischen 
Kaktus, der viel gegossen wurde, bei ca. 0,4%, bei Exemplaren, die unter extrem trockenen Verhaltnissen leben, bei bis zu 2,74%, 
in den getrockneten Buttons bei bis zu 3,7% (BRENNEISEN und HELMLIN 1993: 708f.). Die Alkaloidkonzentration kann 
ziemlich schwanken (TODD 1969). 

Peyote enthalt neben dem Hauptalkaloid Meskalin die B-Phenethylamine Tyramin, N-Methyltyramin, Hordenin, Candicin, 
Anhalamin, Lophophorin, Pellotin, O-Methylpellotin, Af,ATZ)imethyl-3-methoxytyramin, Dopamin, Epinin, 3-Methoxytyramin, N- 



Methylmescalin, N-Formylmescalin, N-Acetylmescalin, N-Formylanhalamin, N-Acetylanahalamin, Isoanhalamin, Anhalinin, 
Anhalidin, Anhalotin, Isoanhalidin, Anhalonidin und diverse Derivate (MATA und MCLAUGHLIN 1982: 105f.*). Anscheinend 
hat nur das Meskalin eine deutlich psychoaktive Wirkung (MACLAUGHLIN und PAUL 1966). Entgegen der popularen Meinung 
enthalten die Kaktushaare kein Strychnin. 

Lophophora dijfusa enthalt Pellotin, Lophophorin, Anhalamin, Anhalonidin, Meskalin und OMethylpellotin (MATA und 
MCLAUGHLIN 1982: 1050. 

Discographie: Peyotemusik 

Indianische Musik 
DENNY, Bill, jr. 

Intertribal Peyote Chants (Canyon Records, 1984) 
DIVERSE SANGER 

Cheyenne Peyote Songs (Indian House, 1975) 

Indiens Yaquis: Musique et dances rituelles (Arion, 1978) 

Music of the Plains: Apache (Asch Records, 1969) 

Musical Atlas: Mexico (EMI Records, 1982) 
Musiques Mexicaines (Ocora Disques. o.J.) 
Navajo Peyote Ceremonial Songs Vol I (Indian House, 1981) 
Peyote Songs from Rocky Boy (Montana) Vol. 1-3 (Canyon Records, 1978ff.) 

The Kiowa Peyote Meeting (Ethnic Folkways Records, 1973) 

Yankton Sioux Peyote Songs (Indian House, 1976) 
GUY & ALLEN 

Peyote Canyon (Soar. Sound of America Records, 1991) 

Peyote Brothers (Soar Sound of America Records, 1993) 

Peyote Strength (Soar Sound of America Records, 1994) 
MOTHER EAGLE KAILI 

Huichol Sacred MusiclMusica y Canto Ceremonial Huichol (Paraiso, 1995) 
NEZ, Billie 

Peyote Songs from Navaholand (Soar Sound of America Records, 1992; Spalax Music, 1993) 
PRIMEAUX Und MIKE 

Walk in Beauty: Healing Songs of the Native American Church (Canyon Records, 1995) 
PRIMEAUX, MIKE Und ATTSON 

Healing and Peyote Songs in Sioux and Navajo (Canyon Records, 1994) 
TURTLE, Grover und Sam SWEEZY 

32 Cheyenne Peyote Songs (Indian Records, 1979) 

Nicht-indianische Musik 
LIGETI, Gyorgy 

Le Grand Macabre ( Wergo Schallplatten, 1991) 
PEYOTE 

Alcatrazll Will Fight No More (Runds Records, ca. 1994) 
RUSSELL, Calvin 

Dream of the Dog f^Py Recordings, 1995) 

Wirkung 

Peyote hat je nach Dosierung heilsame, aphrodisische oder psychedelisch-visionare Wirkungen. Die psychedelische Wirkung setzt 
meist nach 45 bis 120 Minuten ein. Oft kommt es zu Ubelkeit und Erbrechen, bevor die Visionen eintreten; deshalb heiBt es, daB 
bei Peyote der Kater vor der Wirkung kommt. Die psychedelische Wirkung halt 6 bis 9 Stunden an. Nachwirkungen sind selten. 
Es wurde gelegentlich von Kopfschmerzen am nachsten Morgen berichtet. Die durch Peyote zugangliche visionare Welt ist sehr 
ahnlich wie die durch Psilocybin, Psilocybe spp., LSD (vgl. Mutterkornalkaloide) oder Meskalin bewirkte »andere Wirklichkeit«. 
Die vom Peyote erzeugten Visionen scheinen bei den Huichol viele Konstanten aufzuweisen und sind durchweg mystischer Natur 
(MYERHOFF 1975). Der beriihmte, inzwischen verstorbene Huicholschamane Ramon Media Silva erklart sehr genau die 
Wirkung des Peyote und die Besonderheit der Wirkung auf den Schamanen: 

»Wenn man zum ersten Mai Peyote in den Mund nimmt, fiihlt man, wie er in den Magen hinunterwandert. Er fiihlt sich sehr kalt 
an, wie Eis. Und der Mund wird trocken, sehr trocken. Und dann wird er waBrig, sehr waBrig. Er ist voUer Speichel. Wieder etwas 
spater fiihlt man sich flau. Der Korper fiihlt sich schwach. Man fiihlt sich matt. Man beginnt zu gahnen und wird sehr miide. Und 
nach einer Weile fiihlt man sich sehr leicht. Der ganze Korper fiihlt sich leicht an, ohne Schlaf, ohne alles. 

Und dann, wenn man genug genommen hat, schaut man empor, und was sieht man da? Man sieht Dunkelheit. Nur Dunkelheit. Es 
ist sehr dunkel, sehr schwarz. Man fiihlt sich betrunken vom Peyote. Wenn man dann wieder emporschaut, herrscht voUige 
Dunkelheit, auBer einem kleinen Lichtschimmer, einem winzigen Lichtpunkt, ein leuchtendes Gelb. Ein leuchtendes Gelb taucht 
auf. Und man schaut in das Feuer. Man sitzt da und schaut in das Feuer, das latewari ist. Man sieht das Feuer in Farben, sehr 
vielen Farben, fiinf Farben, verschiedenen Farben. Die Flammen trennen sich, alles ist strahlend, sehr strahlend und sehr schon. 



Die Schonheit ist groBartig, einfach groBartig. Es ist eine Schonheit, die man ohne Peyote niemals sehen kann. Die Flammen 

ziingeln hoch, sie schieBen nach oben, und jede Flamme fachert sich in einer dieser Farben auf, und jede Farbe hat viele Farben, 

Blau, Griin, Gelb, alle diese Farben. Das Gelb erscheint in den Flammenspitzen, die nach oben schieBen. Und aus den Spitzen 

spriihen viele kleine Funken in vielen Farben. Auch der Rauch, der vom Feuer aufsteigt, sieht immer mehr gelb aus, immer 

leuchtender. 

Dann sieht man das Feuer, sehr funkelnd, man sieht die Opfergaben dort, viele Pfeile mit Federn, sie sind alle voller Farben, 

schimmern und schimmern. Das sieht man dabei. 

Aber der Mara'akame [= Schamane], was sieht er? Er sieht Tatewari, falls er der Fiihrer jener ist, die auf die Peyote-Jagd gingen. 

Und er sieht die Sonne. Er sieht den Mara'akame, wie er das Feuer verehrt, und er hort die Gebete wie Musik. Er hort Gebete und 

Gesange. 

All das ist notwendig, um zu verstehen, um zu begreifen, um das Leben zu besitzen. Das miissen wir tun, damit wir sehen konnen, 

was uns Tatewari aus seinem Herzen schenkt. Man versteht dann all das, was einem Tatewari gab. So ist es, wenn wir all das 

verstehen, wenn wir unser Leben dort driiben finden. Aber viele kiimmern sich nicht geniigend darum. Deshalb wissen sie nichts. 

Deshalb verstehen sie gar nichts. Man muB sehr aufmerksam sein, um verstehen zu konnen, was das Feuer und die Sonne sind. 

Deshalb sitzt man auf diese Weise da, um all das zu horen und zu sehen, um zu verstehen. « (MYERHOFF 1980: 149f.) 

Fiir viele nordamerikanische Indianer ist es besonders wichtig, durch den Peyote eine Vision zu empfangen, nach der sie ihr Leben 

ausrichten konnen (ANDERSON 1996b: 92ff.). Navahos haben berichtet, daB ihr Traumerleben durch haufigen PeyotegenuB 

gestort ist (DITTMANN und MOORE 1957). Oft wird von mystischen Erfahrungen, die noch hoher eingeschatzt werden als 

Visionen, berichtet: 

»Peyotisten haben selten Visionen und betrachten sie als bloBe Ablenkung vom Wesentlichen. Man kann vielleicht sagen, die 

mystische Erfahrung besteht in der Harmonic aller unmittelbaren Erfahrungen mit dem, was der einzelne als das hochste Gut 

betrachtet. Peyote hat die bemerkenswerte Fahigkeit, dem Menschen eine mystische Erfahrung von unbegrenzter Dauer zu 

vermitteln.« (TEDLOCK und TEDLOCK 1978: 107) 

Westliche Benutzer haben die visionare oder psychedelische Wirkung des Peyote mit den in der indischen Literatur 

beschriebenen, hoheren BewuBtseinszustanden des Yoga verglichen (z.B. JAMES 1964), aber auch oft als »Trunkenheit« abgetan 

oder als »kunstliche Psychose« charakterisiert (vgl. Meskalin). Immer wieder wird berichtet, daB die psychoaktive Wirkung des 

Peyote innerhalb eines indianischen Rituals viel bedeutender, tiefer und spiritueller ist als in anderen Kontexten (AMMON und 

PATTERSON 1971). 

Ein Extrakt aus dem Kaktus hat antibiotische Wirkungen (MCCLEARY et al. 1960). Auch sagen die Huicholfrauen, daB Peyote 

den MilchfluB anregt. 

Marktformen und Vorschriften 

Schon zur Kolonialzeit (17. Jh.) wurde den mexikanischen Indianern der rituelle und religiose Peyotegebrauch bei Androhung 
hoher Strafen untersagt und von der Inquisition verfolgt (LEONARD 1942). Lange Zeit war der PeyotegenuB auch fiir 
nordamerikanische Indianer verboten (BULLIS 1990, CAMINO 1992). Seit 1995 ist der religiose bzw. sakramentale 
Peyotegebrauch fiir Mitglieder der Native American Church in den USA erlaubt. Sie diirfen in den Peyotegarten von Texas den 
Kaktus sammeln oder Peyotepulver in fertigen Teebeuteln kaufen. Der immer seltener werdende Kaktus fallt unter das 
Washingtoner Artenschutzabkommen (DEIMEL 1996:24). 

Der lebende Peyotekaktus ist nicht in der Anlage zum Betaubungsmittelgesetz erfaBt, d. h. er ist eigentlich verkehrsfahig 
(KORNER 1994). Aber der Hauptinhaltsstoff, das Meskalin (sowie Zubereitungen, die Meskalin enthalten), gehort laut Anlage I 
des Betaubungsmittelgesetzes zu den »nicht verkehrsfahigen Betaubungsmitteln«. Wiirde der Kaktus wegen seines Gehalts an 
Meskalin nicht unter das Betaubungsmittelgesetz fallen, ware er eine verschreibungspflichtige Arznei (BRENNEISEN und 
HELMLIN 1993: 710). Homoopathische Zubereitungen sind erst ab D4 verkehrsfahig. Die Urtinktur ist neuerdings auch im 
Apothekenhandel nur schwer erhaltlich. 

Dennoch tauchen lebende Peyotepflanzen im Kakteen- und Blumenhandel auf (manchmal unter der Bezeichnung »Lebende 
Steine«). Samen sind iiber den ethnobotanischen Fachhandel erhaltlich. 

Peyotesubstitute und Pflanzen, die »Peyote« heiBen 

(Nach ANDERSON 1996b: 162f., BRUHN und BRUHN ~ 1973, BYE 1979b*, DEIMEL 1996: 22, DfAZ 

1979*, MARTfNEZ 

1987*, OTT 1993*, SCHULTES 1937a, 1937b und 1966*, SHULGIN 1995*; erganzt) 

Botanischer Name Indianischer Name Wirkstoff(e) 

Bromeliaceaezlb 

Tillandsia mooreana L.B. SMYTH Wararuwi ? 

Cactaceae 

Ariocarpus fissuratus (ENGELM.) K. ScHUM. Peyote cimarron, Hordenin, Tyramin 

[=Roseocactus fissuratus (ENGELM.) BG.] Hikuli sunami B-Phenethylamine 
Ariocarpus kotschoubeyanus (LEM.) Peyote cimarron Hordenin usw. 

Ariocarpus retusus SCHEIDW. Chaute Hordenin, B-Phenethylamine 
Astrophytum asterias (Zucc.) LEM. Peyote Alkaloide (?) 
Astrophytum myriostignta LEM. Peyote cimarron Alkaloide 

[mehrere Varietaten: 



Saguaro Arizonin, Carnegin 



var. columnare (SCH.) TSUDA 

var. nudum (R. MEY.) BCKBG. 

var. quadricostatunt (MOELL.) BAUM] 
Aztekium riterii BOEDEKER Peyotl ? 

Carnegiagigantea (ENGELM.) BRITT. et ROSE 
Coryphantha compacta Bakana DMPEA 

(ENGELM.) BRITT. et ROSE Wichuri, Santa Poll 

Coryphantha macromeris (ENGELM.) LEM. Mulato DMPEA, Macro merin 

Echinocereus triglochidiatus ENGELM. Hikuli, Pitallitaz" 3-Hydroxy-4-methoxy 

[syn. E. Salm-dyckianus SCHEER] phenethylamin, Alkaloide 

Epithelantha micromeris (ENGELM.) WEB. Hikuli mulato, Chilito Alkaloide (?), Triterpene 

[syn. E. polycephala, E. rufispina, Hikuli rosapara 

Mammillaria micromeris ENGELM.] 
Lophophora diffusa (CROIZAT) BRAVO Peyote Pellotin, Lophophorin, 

Anhalidin, Anhalonidin, 
Hordenin, Meskalin 
Lophophora fricii HABERMANN Chiculi hualala Pellotin, Lophophorin, 

[syn. Lophophora williamsii] Meskalin 

Mammillaria craigii LINDSAY Peyote de San Pedro ? 

[= M. standleyi (BRITT. etRosE) ORCUTT] 
Mammillaria grahamii ENGELM. Hikuli, Peyote ? 
M. grahamii var. oliviae (ORCUTT) L. Hikuli, Peyote 

Mammillaria heyderi (Mu.) BRITT. et ROSE Hikuli, 

Biznaga de chilito s 
Mammillaria longimamma DC. Alkaloide 

[syn. Dolichothele longimamma 

(DC.) BRITT. et ROSE] 
Mammillopsis senilis (LORD.) WEBER 

[syn. Mammillaria senilis LODD. 
Cabeza de viejo 
Obregonia denegrii FRIC Hikuli sunami, 

Peyoti, Peyotillo Hordenin, Tyramin 
Pachycereus pecten-aboriginium 

(ENGELM.) BRITT. et ROSE Chawe; Cardillo 6-Phenethylamine 

Wichowaka 
Pelecyphora aselliformis EHR. Peyote meco, Peyotillo Anhalidin, Hordenin, Pellotin 
Pelecyphora pseudopectinata BCKBG. Peyote Hordenin 

Solisia pectinata BRITT. et ROSE Peyotillo Hordenin, Methyltyramin 

Strombocactus disciformis (DC.) BRITT. et ROSE Peyote, Peyotillo Alkaloide 
Turbinicactus pseudomacrochele 



Wichuri, Witculiki 



Dimethoxyphenethylamin 



Peyote cristiano, 
Hikuli deweame, 

6-Phenethylamine, 



Alkaloide (?) 



(BCKBG.) RuxB. et BCKBG. 



Peyotillo 



Hordenin 



Compositae 



Cacalia cordifolia L. £ Peyote, 

Alkaloide (?)z'g 
Peyote Xochimilcensis 
Botanischer Name Indianischer Name 



Cacalia decomposita GRAM 
Matarique, 
Hongo de los pinos 
(»Pilz der Pinien«) 

Cacalia spp. Peyote ? 

(vgl. Calea zacatechichi) 

Senecio canicida Moc. et SEss. 
Itzcuinpatli, 
Hierba del perro 

Senecio cardiophyllus HEMSL. 

Senecio grayanus HEMSL. 

Senecio hartwegii BENTH. 

Senecio praecox (C Av) GRAM 

Palo bobo, Palo loco. 



Peyote, Maturi, 
Alkaloide (?) 



Clarincillo, 



Wirkstoffe) 
Sequiterpenlactone, 



Peyote, Palo bobo, Piote Sesquiterpenlactone 
Palo loco Pyrrolizidin 

Peyote de Tepic Pyrrolizidin 
Quantlapatzinzintli, 



Candelero, Texcapatli 
Senecio tolucanus DC. Guantlapazinzintli, ? 

Peyote 
Crassulaceae 

Cotyledon sp. Peyote Glykoside 

Cyperaceae 

Scirpus spp. Bakana, Bakanowa Alkaloide 

Lycoperdaceae 
Lycoperdon spp. Kalamota, ? 

Pedo del diablo 
Leguminosae 

Rhynchosia longeracemosa MART, et GAL. Peyote Alkaloide 

Orchidaceae 
Oncidium ce%olleta (JACQ.) Sw.219 Hikuli Alkaloide (?) 

[syn. O. ascendens LINDL., 

Oncidium longifolium LINDL.J 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ariocarpus fissuratus,Meskalin 

Seit Sommer 1996 wird von der Peyote Foundation eine Zeitschrift unter dem Namen The Peyote- Awareness Journal 

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Mammillaria spp. Warzenkakteen, Mammillarienarten 

Familie 

Cactaceae (Kaktusgewachse); Tribus Cacteae, Subtribus Echinocactinae 

Arten 

Die Gattung Mammillaria umfaBt 150 bis 200 Arten und ist damit nach der Gattung Opuntia die artenreichste Gattung innerhalb 
der Familie der Kakteengewachse. 

Ethnobotanisch relevante Arten: 

Mammillaria craigii LINDSAY [syn. Mammillaria standleyi (BRITT. et ROSE) ORCUTT] (Peyotesubstitut) 

Mammillaria grahamii ENGELM. (Peyotesubstitut) M. grahamii var. oliviae (ORCUTT) L. (Peyotesubstitut) 

Mammillaria heyderi (Mu.) BRITT. et ROSE (Peyotesubstitut) 

M. heyderi var. gummifera (ENGELM.) L. BENSON 

M. heyderi var. hemispaerica (ENGELM.) ENGELM. 

M. heyderi var. macdougalii (RosE) L. BENSON 

M. heyderi var. meiacantha (ENGELM.) L. BENSON 

M. heyderi var. coahuilensis (BOEDEKER) /. LUTHY comb. nov. 

Mammillaria longimamma DC. [syn. Dolichothele longimamma (DC.) BRITT. et ROSE, Dolichothele uberiformis (Zucc.) 

BRITT. et RosE, Mammillaria uberiformis Zucc] (Peyotesubstitut) Mammillopsis senilis (LoDD.) WEBER [syn. Mammillaria 

senilis LODD.] (Peyotesubstitut) 

In folgenden Arten aus der direkten Verwandtschaft von Mammillaria crinita (Reihe Stylothelae) wurde ein moglicherweise 

psychoaktives Alkaloid (sog. »M.-wildii-Profil«) nachgewiesen (LUTHY 

1995): 

Mammillaria anniana GLAss et FoSTER 

Mammillaria aurihamata (nach REPPENHAGEN 1991) 

Mammillaria bocasana POSELGER [syn. M. eschauzieri (COULT.) CRAIG] 

Mammillaria brevicrinata BOEDEKER (nach REPPENHAGEN 1991) 

Mammillaria crinita DC. [syn. Mammillaria zeilmanniana BOEDEKER (» Muttertagskaktus«), 

Mammillaria gilensis BOEDEKER] 

Mammillaria duwei ROGOZINSKI et BRAUN (nach REPPENHAGEN 1991 ) 

Mammillaria erythrosperma BOEDEKER 

Mammillaria fittkaui GLASs et FOSTER 

Mammillaria limonensis REPPENHAGEN [= Mammillaria fittkaui ssp. limonensis (REPPENHAGEN) LUTHY comb. nov. ] 

Mammillaria mathildae KRAEHNBUEHL et KRAIZ [= Mammillaria fittkaui ssp. mathildae (K. et K.) LUTHY comb, nov.] 

Mammillaria variabilis REPPENHAGEN Mammillaria monancistracantha REPPENHAGEN Mammillaria ojuelensis n.n. 

Mammillaria puberula REFFENHAGEN Mammillaria pygmaea (BRITT. et ROSE) BERG Mammillaria schwarzii SHURLY 

Mammillaria wildii A. DIETRICH [= Mammillaria crinita, die unter dem Namen Mammillana wildii kultiviert und international 

gehandelt werden] 

Synonyme 

Siehe oben. 

Volkstiimliche Namen 

Biznaga de chilillos, Biznaga de chilitos, Falscher Peyote, False peyote, Hikuli, Jiculi, Jicuri, Muttertagskaktus, Peyote, 
Wichuriki, Warzenkaktus 

Geschichtliches 

Die Gattung und einige der vielen Arten wurden bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts beschrieben. Die Gattung ist heute gut 
erforscht und taxonomisch mehrfach revidiert worden (LUTHY 1995). Viele Arten der Gattung sind heute international gefragte 
Zierpflanzen. 

Verbreitung 

Die Gattung Mammillaria ist amerikanischen Ursprungs und tritt konzentriert in Nordmexiko auf. Die meisten Arten leben in 
trocken-heiBen Gebieten (Wiisten), z.T. auf steinigen, felsigen, aber auch auf sandigen und vulkanischen Boden. 



Anbau 

Viele Mammillarien lassen sich recht einfach aus Samen Ziehen. Die winzigen Samen werden auf wasserdurchlassiger Erde nur 
leicht angedriickt und mit etwas reinem Sand bedeckt. Anfangs sehr feucht und sonnig halten. Die Keimdauer betragt bei 20 bis 
25° C etwa 2 bis 6 Wochen. Bei uns sind sie nur als Zimmerpflanze oder im Gewachshaus anzubauen. 

Aussehen 

Die ethnobotanisch und chemotaxonomisch interessanten Arten haben alle ein recht ahnliches Aussehen. Es handelt sich um 
kleine, kugelige, stark bestachelte und behaarte, wollige Kakteen mit ca. 1,5 cm langen, weiBen, rosa, roten oder violetten Bliiten. 
Die Bliitezeit liegt zwischen Marz und Mai. Die Friichte sind meist kleine, rote Schoten, die an Chilischoten (Capsicum spp.) 
erinnern und deswegen in Mexiko chilitos genannt werden. 

Droge 

- Friichte (sogenannte Chilitos) 

- Kaktusfleisch 

Zubereitung und Dosierung 

Als Dopingmittel wird eine Handvoll der frischen Friichte angegeben. Das getrocknete und pulverisierte Kaktusfleisch wurde als 
Peyotesubstitut in Maisbier (Chicha) getrunken (siehe Lophophora williamsii). 

Rituelle Verwendung 

Manche Mammillarien wurden von den nordmexikanischen Tarahumaraindianern als Peyoteersatz (siehe Lophophora williamsii) 
verwendet (BYE 1979b*, DEIMEL 1996: 22, DiAZ 1979: 80*). Mammillaria craigii soil friiher von den Schamanen der 
Tarahumara gegessen worden sein, um einen »klaren Blick« zu erhalten und Hexen und 

Zauberer (brujos) »sehen« zu konnen (BYE 1979b: 30*). Das Kaktusfleisch von Mammillaria grahamii var. oliviae wurde von 
Schamanen und Teilnehmern bei geheimen Zeremonien verspeist, um eine Reise in ein Reich brillanter Farben anzutreten. Es 
heiBt, daB man verriickt wird, wenn man diesen Kaktus in unangemessener Weise zu sich nimmt (ebd.: 31). 

Artefakte 

Einige Abbildungen auf Briefmarken. 

Medizinische Anwendung 

Moglicherweise haben die Tarahumara die Mammillarien volksmedizinisch ahnlich genutzt wie echte Peyotekakteen. 
Gerostete Telle oder Herzstiicke von Mammillaria heyderi werden bei Kopfschmerzen in den Gehorgang eingefiihrt. Dieser 
Kaktus gilt auch als lebensverlangernd. Seine Friichte (Chilitos) werden von den Langlaufern der Tarahumara als Dopingmittel 
verspeist (BRUHN und BRUHN 1973: 244). 
Latexhaltige Mammillarien werden auf mexikanischen Markten als volkstiimliche Hell- und Enthexungsmittel verkauft. 

Inhaltsstoffe 

In einigen Arten kommt das Alkaloid Hordenin vor (HOWE et al. 1977). Andere B-Phenethylamine sind haufiger nachzuweisen 
(KNox et al. 1983, WEST und McLAUGHLIN 1973). MeskaUn konnte bisher nicht nachgewiesen werden (SHULGIN 1995). 
In den Bliiten und Friichten der Arten mit dem M.-wildii-Profil wurde ein neues Alkaloid mit der wahrscheinlichen 
Summenformel C, iH, jNOj entdeckt (LUTHY 1995: 58f.). Die meisten Mammillarien enthalten einen Latex, der aus Terpenen 
aufgebaut ist. 

Wirkung 

Hordenin und andere B-Phenethylamine konnen psychoaktive Wirkungen haben. Ob das neuentdeckte Alkaloid tatsachlich 
psychoaktiv ist, muB noch humanpharmakologisch untersucht werden. 

Marktformen und Vorschriften 

Viele Arten der Gattung Mammillaria finden sich im Kakteen- und Blumenhandel. Da die Gattung bei Kakteenfreunden und 
Kakteensammlern sehr beliebt ist, haben die einschlagigen Geschafte oft eine groBe Auswahl. AUerdings muB man mit den 
botanischen Angaben vorsichtig sein. Zahlreiche Arten werden unter dem Namen Mamillaria zeilmanniana angeboten. 

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Siehe auch Eintrage unter Lophophora williamsii, B-Phenethylamine 

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Mandrora officinarum Alraune 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Solanoideae, Tribus Solaneae, Subtribus Mandragorinae; chemotaxonomische Untergruppe, 
bestehend aus den Gattungen Mandragora und Scopolia [vgl. Scopolia carniolica] (JACKSON und BERRY 1979: 511) 

Formen und Unterarten 

Vermutlich kommt die Mandragora officinarum in mehreren Varietaten vor, die urspriinglich als eigene Arten beschrieben 

wurden (JACKSON und BERRY 1979): 

Mandragora officinarum L. var. officinarum Mandragora officinarum L. var. hallssknechtii 

Mandragora officinarum L. var. hybrida 

Mandragora of cinarum L. var. vernahs 

(sehr friih bliihende Form) 

Synonyme 

Atropa acaulis L. 1762 

Atropa mandragora L. 

Atropa mandragora (L.) WOODVILLE 1794'211 

Mandragora acaulis GAERTN. 

Mandragora haussknechtii HELDR. 

Mandragora hispanica VIERHAPPER 

Mandragora hybrida HAUSSKN. et HELDR. 

Mandragora nlas GERSAULT 

Mandragora neglecta G. DON 

Mandragora of,flcincalis MILZ. 

Mandragora praecox SWEET 

Mandragora vemalls BERTOLINI 

Volkstiimliche Namen 

Abu'1-ruh (Altarabisch »Meister des Lebensatems«), Abu-roh, Adam-kokii (Tiirkisch »Menschenwurzel« ), Adam koku, 
Adamova golowa (Russisch »Adamshaupt«), Alrauinwortel (Hollandisch), Alraun, Alraunmannchen, Alraunwurzel, Alriineken, 
Alrune (Schwedisch), Althergis, Av8ponopopoo5 (Altgriechisch; nach Pythagoras »menschengestaltig« ), Antimelon (»an Apfels 
Stelle«), Antimenion (Griechisch »dem Zorn entgegen«), Apemum (Agyptisch/Koptisch), Archine, Armesiinderblume, Astrang- 
dastam harysh, Atzmann, Baaras (Hebraisch »der Brand«), Bayd aljinn (Neuarabisch »Hoden des Damon«), Bhagner, Bid-1-gul, 
Bombochylos (Griechisch »ein Saft, der dumpfes Rauschen erzeugt«), Ciceron (Romisch »Pflanze der Kirke« ), Circe's plant, 
Diamonon, Dirkaia, DoUwurz, Drachenpuppe, Dudaim, Diida'im (Hebraisch), Dukkeurt (Danisch »Dollwurz), Erdmannchen, 
Erdmannlein, Folterknechtwurzel, Galgenmannlein, Geldmannlein, Giatya bruz, Gonogeonas, Hausvaterchen, Hemionus, 
Henkerswurzel, Hundsapfel, Hunguruk koku, Jebriiah (Syrisch/Aramaisch »nielischeliahnliches Kraut«), KakavOpono,- 
(Zypriotisch »guter Mann«), Kammaros (Griechisch »dem Schicksal unterworfen«), Kindleinkraut, Kirkaia (»Pflanze der Kirke«), 
Lakhashmana, Lakmuni, Lebruj, Liebesapfel, Liebeswurzel, Love apple, Lufahat, Luffah manganin (Arabisch »Tollapfel«), 
Luffat, Mannlicher Alraun, Main de gloire (Franzosisch), Mala canina (Romisch »Hundeapfel«), Mala terrestria (Romisch 
»Erdapfel«), Mandraghorah, Mandragora, Mandragora, MoevopayopaS (Altgriechisch), Mandragore, Mandrake, Manntragerin, 
Mannikin (Belgisch »Mannchen«), Mano di gloria, Mardami, Mardom ghiah (Persisch »Manneskraut,"), Mardum-gia 
(Altpersisch »Menschenkraut«), Matragun (Rumanisch »Hexentrank«)„l, Matraguna, Matryguna (Galizisch), mcntrcgwrw 
(Agyptisch), Mehr-egiah (Persisch »Liebeskraut«), Mela canina (Italienisch »Hundeapfel«), Menschenwurzel, Minos, Namtar Ira 
(Assyrisch »die mannliche [Pflanze] des Gottes der Plagen«), Natragulya (Ungarisch), Oriental Mandrake, Pevenka trava 
(Russisch »das Kraut, das schreit«), Pisdiefje (Hollandisch), Planta semihominis (Romisch »Halbmenschenpflanze« ), Pomo di 
cane (Italienisch »Hundeapfel«), Putrada, Rakta vindu, rrm.t (Agyptisch), Satan's apple, Siradsch Elkutrhrub (andalusisches 
Arabisch »Wurzel des Damon Elscherif«), Sirag al Qutr (Arabisch), Sirag el-Kotrub (Arabisch/Palastina »Teufelslampe« ), 
Taraiba, Taraila (Marokkanisch), Tepillalilonipatli'", Thjofarot (Islandisch »Diebeswurzel«), Thridakias, Tufah al-jinn 
(Neuarabisch »Apfel des Damon«), Tufah al-Majnun (Arabisch »[Liebes-]Apfel des Majnun2'-1« ), Tufhac el sheitan (Arabisch » 
Teufelsapfel«), Womandrake (Englisch), Ya pu lu (Chinesisch), Yabrough (syrisches Arabisch »Lebenspender«), Yabruh 
(Arabisch), Yavruchin (Aramaisch), Yubru-jussanam, Zauberwurzel 

Geschichtliches 

Die geheimnisvoUe Alraune oder Mandragora - die »K6nigin aller Zauberkrauter« - ist keine Marchenfigur, sondern eine echte 
Pflanze, die besonders im ostlichen Mittelmeerraum verbreitet ist. Es gibt nur zwei europaische Arten, deren botanische Identitat 
lange Zeit ungeklart blieb (vgl. Mandragora spp.). Diese Pflanze wurde zu Recht als »beruhmteste Zauberpflanze der Geschichte« 
bezeichnet (HEISER 1987). Ihre medizinische und magische Verwendung, ihre aphrodisischen und psychoaktiven Wirkungen 
ebenso wie ihre Mythologie und der sie umgebende Sagenkreis heben sie aus der Fiille der Zauberkrauter heraus (SCHLOSSER 
7957, SCHOPF 7956, STARCK 1986). Es gibt kaum eine andere Pflanze, zu der ein derart reiches Schrifttum vorliegt (vgl. 
HANSEN 7987 *j. 



Die vermutlich friihesten schriftlichen Erwahnungen der Alraune finden sich in den Keilschrifttafeln der Assyrer und im Alten 
Testament; sie beziehen sich hauptsachlich auf das Gebiet von Babylon. Im Assyrischen liieB die Alraune NamTar-Gir(a) 
["NAM-TAR-*cIR12]2'-l. Dabei war Nam Tar der »Gott der Plagen«; (g)ira bedeutet » mannlich«. In einem ugaritischen 
Keilschrifttext aus Ras Schamra (15./ 14. Jh. v. Chr.) scheint ein Ritual angedeutet zu sein. Der Text lautet: »Pflanze Mandragoras 
in die Erde ...« (SCHMIDBAUER 1968: 276). In den mesopotamischen Keilschrifttexten wird ofter ein » Rindsauge« genannter 
Wein angefiihrt. Es soil ein mit Alraunen gemischter Wein gewesen sein. »Die Wirkung des Alrauns auf die Pupille ware 
demnach der AnlaB fiir die merkwiirdige Bezeichnung „Rindsauge" gewesen. « (HIRSCHFELD und LINSERT 1930: 162) 
Die Alraune hatte in der Antike eine enorme Bedeutung als Ritualpflanze, Rausch- und Heilmittel. Der deutsche Name Alraune 
laBt auch eine altgermanische Verwendung der Pflanze vermuten: »Alraun kommt von Alrun und heiBt urspriinglich „der alle 
Runen kennt" oder der „Allweise«„ (SCHMIDBAUER 1969: 281). Die germanischen Seherinnen (seidkona, wolwas), die schon 
im ausgehenden Altertum iiber Europas Grenzen hinaus fiir ihre wunderbaren Fahigkeiten beriihmt waren (z.B. Albruna und 
Weleda; eine wirkte sogar in Agypten!), fielen mit Hilfe solcher Zaubermittel und schamanistischer Techniken in eine 
prophetische Ekstase (DEROLEZ 1963: 2400. Mit der Christianisierung Germaniens wurde auch die Mandragora (als alte 
heidnische Ritualpflanze) damonisiert. Hildegard von Bingen hat als erste die Alraune verteufelt: 

»Die Alraune ist warm und etwas waBrig und ist von jener Erde verbreitet worden, aus der Adam geschaffen wurde; sie ahnelt 
etwas dem Menschen. Jedoch ist bei diesem Kraut, auch wegen seiner Ahnlichkeit mit dem Menschen, mehr teuflische 
Einfliisterung als bei anderen Krautern dabei und stellt ihm nach. Daher wird auch der Mensch gemaB seinen Wiinschen, seien sie 
gut oder schlecht, durch die Alraune angetrieben, wie er es auch einst mit den Gotzenbildern machte. (...) Sie ist schadlich 
durch vieles Verderbliche der Zauberer und Trugbilder, wie denn auch einst viel Schlimmes mit den Gotzenbildern getrieben 
wurde. « (Physica 1, 56) 

Obwohl man die Mandragora zu den Hexenpflanzen zahlte (vgl. Hexensalben), wurde die als Talisman und Gliicksbringer 
geschatzte Pflanze im Mittelalter oft gefalscht. Bis in unser Jahrhundert hinein wurden sogar in Apotheken Surrogate verkauft. 
Wegen der Schwierigkeit, an Pflanzenmaterial zu gelangen, hat die Alraune in der Subkultur der Hippies oder der modernen 
»Kellerschamanen« nie eine groBe Bedeutung als psychoaktive Substanz gewonnen. Erstaunlicherweise ist die Psychoaktivitat der 
Wurzel niemals systematisch untersucht worden. 

Verbreitung 

Die Mandragora officinarium ist in Siideuropa von Portugal bis Griechenland verbreitet; haufig ist sie in Griechenland und Italien 
(FESTI und ALIOTTA 1990'; VIOLA 1979: 1750. Nordlich der Alpen kommt sie nie wild vor (BECKMANN 1990: 129*). 
Allerdings ist die Wurzel winterfest und kann auch in Mittelund Nordeuropa gezogen werden. Sie findet sich auch in Nordafrika, 
in Kleinasien und im Vorderen Orient und ist auf den meisten Mittelmeerinseln (Zypern, Kreta, Sizilien) gut vertreten 
(GEORGIADES 1987: 50', SFIKAS 1990: 246*). Sie gedeiht oft an trockenen, sonnigen Orten, meist an Wegen und an den alten 
Tempeln. Sie gehort in Europa dennoch zu den seltenen Pflanzen. 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht mit Samen (die sehr ahnlich wie die Samen von Datura innoxia aussehen). Die Samen werden am 
besten vorgekeimt (wie bei Datura discolor). Die Keimlinge sollten in sehr groBe Topfe umgepflanzt werden, da die Pflanze iiber 
die Jahre hinweg eine sehr groBe Wurzel ausbildet. Nach vier Jahren treibt sie erstmals Bliiten aus. Die Pflanze kann gut in 
Muttererde mit einem leichten Sandanteil gezogen werden. Sie darf auf keinen Fall iibergossen werden, besonders nicht in der 
Ruhephase. 

Obwohl die Pflanze eigentlich keinen Frost vertragt, kann sie doch in Mitteleuropa als winterfeste Pflanze gehalten werden. Dazu 
muB sie bzw. ihr Standort im Herbst mit einem Haufen Laub bedeckt werden. Im Friihjahr wird das alte Laub entfernt. Die 
Pflanze bildet in Mitteleuropa erst im Friihsommer Blatter aus. 

Aussehen 

Die Alraune ist eine mehrjahrige, stengellose Pflanze mit einer bis 100 cm langen, fleischigen Wurzel, die mitunter bizarre oder 
anthropomorphe Formen annehmen kann. Die meiste Zeit des Jahres bleibt die Pflanze »unsichtbar« im Erdreich verborgen. 
Einmal im Jahr treiben direkt aus der Wurzel lange und breite Blatter aus, die eine charakteristische Rosette bilden. Aus der Mitte 
der Rosette wachsen die blaulichen oder violetten, glockenformigen, fiinftappigen Bliiten an kurzen Stielen hervor. Wenn die 
gelben Friichte (Beeren) reifen, verwelken die Blatter. Die Wurzel birgt jedoch noch Leben in sich und wird im folgenden 
Friihjahr wieder Blatter und Bliiten austreiben. Die goldgelben Friichte haben ein fruchtiges Aroma (ahnlich wie die Friichte von 
Physalis spp.), schmecken aber eher wie Tomaten, die ja auch zu den Nachtschattengewachsen zahlen. Die Blatter riechen etwas 
nach frischem Tabak (Nicotiana tabacum). 

Mandragora officinarum ist leicht mit der Herbstalraune zu verwechseln. Beide europaische Arten sind anatomisch sehr ahnlich. 
Das Rhizom von M. officinarum wird jedoch groBer als das von M. autumnalis. Der Hauptunterschied ist die Bliitezeit. M. 
officinarum bliiht im Mai, wahrend M. aMfwrnnalis im Herbst (September bis November) bliiht (vgl. Mandragora spp.). 
In der medizinhistorischen und ethnographischen Literatur wird die echte Alraune oft mit dem Maiapfel (Podophyllum peltatum 
L.) und anderen Pflanzen verwechselt (siehe Tabelle). 

Droge 

- Wurzel (Mandragorae radix, Alraunwurzel) 

- Wurzelrinde 

- Blatter 



- Friichte (Alraunenfriichte, Liebesapfel, Dudaim, arabisch Lofah) 

Pflanzen, die als Ersatz oder zur Falschung der Alraune dienten 

(Nach BRONDEGAARD und DILG 1985, DAHL 1985, EMBODEN 1974*, RATSCH 
1986, 1987 und 1994, WLISLOCKI 1891: 90*; modifiziert und erganzt) 

Allermannsharnisch Allium victorialis L. 

American Mandrake226 Podophyllum peltatum L. 

(= mandrake root) 
Blutwurz/Heptaphyllum Potentilla erecta (L.) RAUSCHEL 

[syn. Tormentilla erecta L.] 
Cimbola, Cimitrkwurzel227 Chelidonium majus L. 

(= SchoUkraut, Zymbelkraut) 
Galgant Alpinia officinarum cinarum HANCE, A. galanga 

(vgl. Kaempferia galanga) 
Ginseng Panax ginseng, 

(»Alraune des Ostens«) Panax pseudochinseng WALL., 

Panax spp. 
Iriswurzel Iris pseudacorus L. 

Kalmuswurzel Acorus calamus 

Kanna Canna edulis KER-GAWL. (vgl. Kanna), 

Aureliana canadensis228 
Karengro-Wurzel Orchis mascula (L.) L. 

Karottenwurzel Daucus carota 

Knabenkraut Orchis spp. 

(»Alraune des Nordens«) 
Kougoed-Wurzel Scleletium tortuosum 

(»Alraune des Sudens«) 
Schlafbeerenwurzel Withania somnifera 

Shang-luh Phytolacca acinosa 

ToUkirschenwurzel Atropa belladonna 

ToUkrautwurzel Scopolia camiolica 

Zaunriibe Bryonia cretica L. ssp. dioica (JACQ.) TUTIN221 

[syn. Bryonia dioica JACQJ, Bryonia alba L. 

Zubereitung und Dosierung 

Die Friichte soUten nur frisch verzehrt werden. Selbst noch bei einer Menge von zehn Friichten wurden keine Anzeichen einer 

ijberdosierung bemerkt. 

Die Blatter konnen entweder frisch ausgekaut oder zur weiteren Verwendung getrocknet werden. Sie sollten am besten vor der 

Fruchtphase geerntet und im Schatten getrocknet werden. Sie konnen pur (als Tabakersatz; vgl. Nicotiana tabacum) oder mit 

anderen Krautern in Rauchmischungen geraucht werden. Sie dienen auch als Raucherwerk. 

Auch die Wurzel wird gerauchert. Die Wurzelstiicke verbreiten dabei einen eher unangenehmen Geruch, der an verbranntes Essen 

erinnert, der Rauch ist aber recht gut zu inhalieren. Alraune kann zum Rauchern gut mit dem wohlriechenden Olibanum (vgl. 

Boswellia sacra) kombiniert werden. Beim Rauchern und Rauchen ist die psychoaktive Wirkung der Alraune nur subtil spiirbar. 

Am haufigsten wird die getrocknete Wurzel verwendet. Sie wird nur selten gegessen. Die in ihr anwesenden Alkaloide sind gut 

wasserloslich, deshalb werden Tinkturen aus einem waBrigen Gesamtauszug gewonnen. 

Die Alraune eignet sich sehr gut zur Herstellung oder Aufbesserung von Bier und Wein. Ein Alraunenbier wird genau wie 

Bilsenkrautbier (siehe Hyoscyamus niger) gebraut. Dabei werden 50 g der getrockneten Wurzel auf 20 Liter Fliissigkeit gerechnet. 

Um das Alraunenbier geschmacklich zu verbessern, kann man dem Gebrau Zimtstangen und/oder Safran (Crocus sativus) 

zusetzen. 1/2 bis 1 Liter Alraunenbier haben sehr deutliche Wirkungen. Vorsicht bei der Dosierung! 

Bei den alien Griechen war es verbreitet, die frische oder getrocknete Wurzel in Wein (vgl. Vitis vinifera) einzulegen und sie als 

Liebestrank zu genieBen. Dioskurides iiberliefert ein komplettes Rezept zur Herstellung von Mandragorenwein (IlF-pi 

gavbpayop wom) : 

»Mandragorawein. Zerschneide die Rinde der Wurzel und gib 1 12 Mine [= 8 Unzen], in Leinen gebunden, in 1 Metretes [= 36,4 

Liter] Most drei Monate lang, dann gieBe den Wein um. Die mittlere Gabe ist 1/2 Kotyle [= 5 Unzen]. Er wird getrunken unter 

Zusatz von doppelt so viel Most. Man sagi, daB 1 Hemine [= 10 Unzen], davon 1 Chus [= 10 Pfund = 120 Unzeni zugemischt, 

Schlaf mache und betaube; 1 Becher, mit Xestes [= 1 Pfund 8 Unzen ] Wein getrunken, totet. Beim richtigen Gebrauche wirki er 

schmerzstillend und die Fliisse verdichtend. Ob er in der Riiucherung, als Klistier oder als Trank angewandt wird, er hat dieselbe 

Wirkung.« (V 81) 

Ich benutze zur Herstellung eines Mandragorenweins eine Handvoll (ca. 23 g) zerkleinerter Alraunenwurzel (Mandragorae Radix 

cone), die in eine Flasche Retsina (0,7 1) gegeben wird. Das Gemisch laBt man eine Woche stehen. Es wird nicht abgeseiht, die 

Wurzelstiicke verbleiben im Wein, bis er getrunken ist. Man kann auch ein paar Zimtstangen (2 bis 3 Stiick) und einen EBloffel 



Safran (vgl. Crocus sativus) hinzufiigen; dadurch wird der erdige, leicht bittere Geschmack deutlich verbessert. Die wirksame 

Dosis liegt bei einem Likorglas (40 bis 60 ml Wein). 

Ein aphrodisischer »Liebestrank« kann nach folgendem Rezept hergestellt werden (nacli MILLER 1988: 51% abgeandert): 

1 Flasche WeiBwein (Sorte nach Geschmack) 

28 g Vanilleschoten (Vanilla planifolia ANDR.) 

28 g Zimtstangen (Cinnamomum verum J.S. PRESL) 

28 g Rhabarberwurzel (Rheum officinale BAILL. oder R. palmatum L.) 

28 g Alraunenwurzel (Mandragora officinarum) 

Alle Zutaten werden grob zerkleinert und fiir zwei Wochen mit dem Wein angesetzt. Moglichst taglich einmal schiitteln. Dann 
wird die Fliissigkeit durch ein Sieb abgegossen und eventuell mit etwas Johanniskraut (Hypericum perforatum L.) oder Safran 
(Crocus sativus) gefarbt; auch SuBen mit Honig (am besten in Verbindung mit Gelee Royal) ist moglich. Die Dosierung muB man 
selbst herausfinden. 

Die Wurzelstiicke konnen auch in jeden beliebigen Schnaps (Alkohol) eingelegt werden. Noch heute wird in Rumanien 
Alraunenwurzel alkoholischen Getranken zugesetzt: »Ein paar Alraunenfasern im Wein oder Schnaps erhalten dem Schankwirt 
die Kundschaft«, heiBt es (ELIADE 1982: 226). 

In der Antike wurde verschiedentlich auch die recht diinne Wurzelrinde verwendet: 

»Aus der Rinde der Wurzel wird Saft bereitet, indem sie frisch zerstoBen und unter die Presse gebracht wird; man muB ihn dann 
an die Sonne setzen und nach dem Eindicken in einem irdenen GefaB aufbewahren. In ahnlicher Weise wird auch aus den Apfeln 
der Saft bereitet, aber es wird aus ihnen ein schwacherer Saft gewonnen. Auch wird die ringsum abgezogene Rinde der Wurzel 
auf eine Schnur gereiht und zum Aufbewahren aufgehangt. Einige kochen die Wurzeln mit Wein bis auf den dritten Teil ein, 
klaren es und setzen es dann weg, um einen Becher davon bei Schlaflosigkeit und ubermaBigem Schmerzgefiihl anzuwenden, 
ebenso bei solchen, bei denen sie, um sie zu schneiden oder zu brennen, Gefiihllosigkeit bewirken woUen. Der Saft, in der 
Gewichtsmenge von zwei Obolen mit Honigmet [vgl. Met] getrunken, fiihrt den Schleim und die schwarze Galle nach oben ab 
wie die Nieswurz [ Veratrum album]; ein GenuB von mehr nimmt das Leben weg.« (DIOSKURIDES IV, 76) 
Dosierungsangaben sind in der Literatur fast nie zu finden. Nach Hagers Handbuch betragt die therapeutische Dosis 15 bis 30 
Tropfen der Tinktur, einem in Alkohol konservierten, waBrigen Wurzelauszug (RoTH et al. 1994: 4850. 30 bis 50 Tropfen der 
Urtinktur haben aphrodisisch-psychoaktive Wirkungen. 
Die Alraune soil auch eine Ingredienz der Hexensalben gewesen sein. 

Rituelle Verwendung 

Die Alraune hatte im Altertum vor allem eine rituelle Bedeutung in erotischen Kulten. Leider sind aufgrund der schlechten 

Quellenlage nur rudimentare Informationen verfiigbar. Die wichtigste Quelle zur orientalischen Verwendung der Alraune ist 

jedoch das Alte Testament. Darin werden die »Liebesapfel« unter dem althebraischen Namen diidd'im mehrfach genannt, und 

zwar als Aphrodisiakum (die Identifizierung mit der Mandragora wird nicht von alien Bibelinterpreten anerkannt)'". Nach Rabbi 

Jacob ben Asher (1269-1343) ist der Name diidd'im aus der Zahlenmagie zu verstehen. Der numerische Wert des Wortes ist mit 

dem hebraischen Wort ke'adam, »wie ein Mensch«, identisch und deutet auf die anthropomorphe Gestalt (RoSNER 1993: 8). 

Moglicherweise wurde die Alraune, die nach kabbalistischen Prinzipien ein Symbol der Einswerdung darstellt, bei geheimen 

mystischen Riten im alten Israel benutzt (WEINREB 1994: 252-267). 

Die aphrodisische Qualitat wurde in erster Linie dem Duft der reifen, goldgelben Friichte zugeschrieben (FLEISHER und 

FLEISHER 1994). In der Genesis wird vermutlich ein archaisches, magisches Ritual angedeutet: 

» Ruben [= Reuben] ging aus zur Zeit der Weizenernte [Mai] und fand Liebesapfel [diidd'im] auf dem Felde und brachte sie heim 

zu seiner Mutter Lea. Da sprach Rahel zu [ihrer Schwester] Lea: Gib mir von den Liebesapfeln deines Sohnes. Sie antwortete: 

Hast du nicht genug, daB du mir meinen Mann genommen hast, und willst auch die Liebesapfel meines Sohnes nehmen? Rahel 

sprach: Wohlan, laB ihn diese Nacht bei dir schlafen fiir die Liebesapfel deines Sohnes. Als nun Jakob am Abend vom Felde kam, 

ging Lea hinaus ihm entgegen und sprach: Zu mir soUst du kommen, denn ich habe dich erkauft mit den Liebesapfeln meines 

Sohnes. Und er schlief die Nacht bei ihr. Und Gott erhorte Lea, und sie ward schwanger und gebar Jakob ihren fiinften Sohn.« 

(Genesis 30: 14-16) 

Ein ahnliches Liebesritual mit der magischen Frucht scheint dem vielzitierten Text des erotischen Hoheliedes zugrunde zu liegen: 

»(...) ich werde Liebe machen mit dir. 

Die Alraunen verstromen ihren Duft (... )« (Hohelied 1 : 13, 14) 

Noch heute gelten die duftenden Alraunenfriichte im Nahen Osten als Aphrodisiakum (FLEISHER und FLEISHER 1994; 

MOLDENKE und MOLDENKE 1986: 137ff.*) und Liebeszauber (RosNER 1993: 7). 

In einer anderen, nachbiblischen Legende wird die Schopfung der Alraune Adam selbst zugeschrieben: 

»Als Adam lange Zeit von seiner Frau Eva getrennt war, spielte ihm die lange Enthaltsamkeit einen Streich. Er phantasierte ihre 

Anwesenheit so inbriinstig, daB aus seinem Samen, der durch die Liebesumarmung emporquoU und auf den Boden spritzte, eine 

Pflanze entstand, die menschliche Gestalt annahm, der Caiiimarath, die Mandragora.« (MULLER-EBELING O.J.: 97; STARCK 

1986:21) 

Die ausfiihrlichste Schilderung dieser magischerotischen Wurzel samt ihrem Sammelritual stammt von Flavius Josephus (1. Jh.), 

der auf Griechisch schrieb, um den Griechen die Sitten des Volkes von Judaa verstandlicher zu machen. Moglicherweise hatte er 

sein magisches und botanisches Wissen von den Essenern, unter denen er langere Zeit lebte, erworben (KOTTEK 1994: 163* ): » 

In dem Tal, das sich an der Nordseite der Stadt (Machairos)'-j-" hinzieht, ist ein besonderer Platz mit Namen Baaras, und dort 

wachst eine Wurzel, die den gleichen Namen tragi. Jeden Abend strahlt sie einen feuerroten Lichtglanz'-j3 aus: Will aber jemand 

sich ihr nahen, um sie auszureiBen, so laBt sie sich nur schwer fassen, sie entzieht sich den Handen und kann nicht friiher gebanni 



werden, als bis man Monatsblut oder Urin auf sie gieBt. Aber auch dann bedeutet eine unmittelbare Beriihrung mit der Wurzel den 
augenblicklichen Tod, es sei denn, man trage sie so in der Hand, daB die Wurzelspitze nach unten schaut. Allein, man kann sich 
der Wurzel auch ohne jede Gefahr bemachtigen, und zwar so: ringsum grabt man die Erde ab, daB nurmehr ein kleines Stiick der 
Wurzel von der Erde bedeckt bleibt. Dann bindet man einen Hund daran. Wenn nun dieser dem Menschen, der ihn angebunden 
hat, wieder folgen will, zieht er natiirlich die Wurzel ganz leicht aus dem Boden. Aber im gleichen Augenblick stirbt er, gleichsam 
zur Siihne fiir den, der in Wahrheit die Pflanze weggenommen hat. Von jetzt an kann man ohne Furcht die Wurzel angreifen. Der 
Grund dafiir, daB diese Wurzel trotz ihrer Gefahrlichkeit so gesucht ist, liegt in ihrer einzigartigen Wirkung: sie hat namlich die 
Kraft, die sogenannten Damonen, das sind Geister boser, verstorbener Menschen, die in noch lebende hineinfahren und sie selbst 
toten, wenn man nicht zu Hilfe kommt, schon durch bloBes Annahern an die Kranken zu vertreiben.« (FLAVIUS JOSEPHus, 
Geschichte des Juddischen Krieges VII, 6, 3) 

Im alten Agypten dienten Alraunenfriichte ebenfalls als Liebesgaben bei der Werbung und wurden offensichtlich als Aphrodisiaka 
verspeist. Die Liebespflanze stand anscheinend mit der Liebesgottin Hathor in Verbindung. Das ihr heilige [Alraunen-]Bier spielt 
in der beriihmten Mythe »Die Vernichtung des Menschengeschlechts und die Erschaffung des Himmels« (BRUNNER-TRAUT 
1991: 101-106) eine tragende RoUe. 

Der Sonnengott Re war iiber die Menschen verargert, well sie Anschlage gegen ihn ersonnen batten. Aus Zorn schuf er die 
schreckliche, lowenkopfige Sachmet (eine friihe Form der spateren Liebesgottin Hathor). Sie sollte das Menschengeschlecht 
bestrafen. Sie wiitete einen ganzen Tag unter den Menschen und war bis Sonnenuntergang noch nicht fertig, denn sie woUte die 
Menschheit komplett ausloschen. Das wollte Re wiederum nicht und ersann eine List, um das todliche Toben der Gottin zu 
beenden. Dazu lieB er sich Alraunenfriichte aus Elephantine, einer Insel im Nil, bringen (BRUGSCH 1918: 31, TERCINET 1950: 
17, THOMYSON 1968: 43), in anderen Versionen und/oder Obersetzungen auch Hamatit-'j4 oder »roten Ocker« (BRUNNER- 
TRAUT 1991: 103). Gleichzeitig lieB er ungeheure Menge Gerstenbier ansetzen (7000 Kriige). Er mischte die Alraunen (bzw. den 
Hamatit oder roten Ocker) darunter und lieB die Felder mit dem blutroten Bier (dem »Schlaftrunk«) bedecken. Als die Gottin beim 
nachsten Sonnenaufgang das Bier sah, nahm sie zunachst ihr Spiegelbild wahr und erkannte sich so selbst. Danach trank sie gierig 
das Bier, das sie wegen der roten Farbe fiir Menschenblut hielt, bis zum letzten Tropfen aus: 

»Ihr Antlitz wurde milde dadurch, und sie trank; das tat ihrem Herzen wohl. Trunken kam sie zuriick, ohne die Menschen erkannt 
zu haben.« (BRUNNER-TRAUT 1991: 104) 

Die Menschen lehnten sich aus Dankbarkeit nicht mehr gegen Re auf. Sachmet verwandelte sich in die Kuh Hathor und trug Re in 
den Himmel. 

Als Erinnerung an dieses dramatische Geschehen in der Urzeit richtete Re das Hathorfest (wortl. »Fest der Trunkenheit«) ein, bei 

dem der Gottin geweihte Madchen ein sdr.t (= »Schlaftrunk«?) genanntes Bier nach ahnlichem Rezept herzustellen batten. Die 

Hathorfeste waren ekstatische Orgien mit obzonen Darbietungen, Opferhandlungen und wilder Musik (CRANACH 1981 *). 

Hathor 

wurde spater als Erfinderin des Bieres gefeiert und »Herrin der Trunkenheit ohne Ende« genannt (THOMPSON 1968: 46). 

Die Alraune war auch im alten Griechenland ein heiliger Liebeszauber. Schon das Sammeln der Pflanze stand unter dem Zeichen 

der Liebesgottin: »Man soil, so wird gesagt, drei Kreise mit dem Schwert um die Alraune Ziehen und sie, mit dem Gesicht nach 

Westen'j6 gewandt, schneiden. Und beim Schneiden des zweiten Stiickes soil man um die Pflanze herumtanzen und so viel wie 

moglich iiber die Mysterien der Liebe sprechen.« (THEOPHRAST, Geschichte der Pflanzen IX, 8) 

Der zypriotische Kult der Aphrodite geht unmittelbar auf die orientalischen Kulte der Liebesgottin Ischtar, Astarte, Ascherot usw. 

zuriick. J. Rendel Harris hat die Theorie aufgestellt, daB der griechische Kult der Aphrodite auf die Assimilation der orientalischen 

Vorstellungen von der Alraune zuriickzufiihren sei (HARRIS 1917). Aphrodite tragi den Beinamen Mandragoritis (»die der 

Mandragora«; griech. gUVOpa'yopITIS rl Axpo81irl), der von Hesychius (Lexicon; vgl. RAHNER 1957: 201, 364/ Anm. 21*, 

SCHLOSSER 1987: 22, THOMPSON 1968: 55) iiberUefert ist. Daher hatte die Mandragora eine innige Beziehung zur 

Liebesgottin, sie war ihre heilige Pflanze (vgl. Papaver somniferum). In den spatantiken Mysterien der GroBen Gottin wurde 

Aphrodite mit Hekate identifiziert (APULEIUS, Metamorphosen). Somit ware die »Alraune der Hekate« nichts anderes als die 

heilige Pflanze der Liebesgottin. 

Die Alraune, aber vor allem die Wurzel, war die Pflanze der Hekate. Die chthonische Gottin stammt aus Kairen (Kleinasien) und 

tragi viele asiatische Attribute. Als Gottin der Dreiwege (Enodia, Trivia) war sie dreigestaltig, hatte drei Kopfe und sechs Arme. 

Sie war im Himmel, auf Erden und in der Unterwelt zugleich verwurzelt. Als Gottin des nachtlichen Spuks (visuelle 

Halluzinationen) wurde sie von bellenden Hunden und larmenden Schreckgespenstern (akustische Halluzinationen) bei ihrem 

wilden Treiben begleitet. Hekate gait gleichermaBen als schadenstiftende Hexengottin (Giftkiiche) wie auch als Geburtsgottin 

(Aphrodisiakum; erotische Halluzinationen). Im Argonautensang wird der Zaubergarten der Hekate beschrieben: »Darin wachsen 

reichlich Mandragoren« (Orph. Argonaut. 922 f.). 

Hekate ist die »Herrin der Unterirdischen«, nach dem Christen und griechischen Kirchenschriftsteller Eusebios (um 260-339 n. 

Chr.) die »Gebieterin iiber alle bosen Damonen«, auch die »Schwarze« oder ein mit Aphrodite gleichgesetzter »Damon der 

Liebestollheit«. Sie ist die Mutter der Kirke von Italien und der Medea von Kolchis, der »kosmischen Superhexe« (LUCK 1962: 

61*).'l 1 Sie sendet den Menschen driickenden Schlaf und lastende Traume, verursacht Epilepsie, die »heilige Krankheit«, und 

Wahnsinn (mania), konnte also veranderte BewuBtseinszustande hervorrufen. Es scheint geradewegs so, als wiirde sich die dunkle 

Gottin erst durch die Wirkung des Alraunensaftes enthiillen. Mit der Alraune konnte man die Gottin herbeirufen, wie Demokrit 

(ca. 470-380 v. Chr.), der »lachende Philosoph«, in seiner verlorenen Schrift Cheiroktneta (»mit der Hand gefertigte Dinge«) 

berichtet: 

»Es steht nun fest, daB das Buch Cheirokmeta von Demokritos stammt. Aber um wieviel abenteuerlichere Dinge weiB dieser 

Mann zu berichten, der nach Pythagoras die Magier am eifrigsten studiert hat! So berichtet er von dem Kraut aglaophof«, das 



seinen Namen durch die Bewunderung der Menschen fiir seine besondere Farbe eriialten hiabe und das in den Marmorbriiciien 

Arabiens auf der persisciien Seite gedeiiie, weshalb man es auch marmaritis [= Marmorkraut] nennt; seiner bedienten sicii die 

Magier, wenn sie die Cotter herbeirufen wollten.« (PLINIUS XXIV, 160) 

Hekate wurde in vielen spatantiken Beschworungen (Zauberpapyri) als wichtigste Gottin angerufen. Meist wurde sie bei 

Liebeszaubern, und dann oft im Zusammenhang mit Hunden, sogar mit dem Kerberos, beschworen (LUCK 1990: 129ff.*). 

Anstelle der Hekate wurde in den Zauberpapyri auch Medea angerufen (LuCK 1990: 50*). 

Die Alraune war auch die Pflanze der Kirke oder Circe (DIERBACH 1833: 204*). Sie war die zauberkundige Tochter des Helios 

und lebte an der italienischen Kiiste oberhalb Siziliens (PLINIUS XXV, lOf.). Noch heute gibt es dort den Monte Cicero, den 

heiligen Berg der Circe. Moglicherweise wurde die Alraune schon friih mit Moly identifiziert. 

ijber die rituelle Verwendung in Germanien kann nur spekuliert werden. Offensichtlich war die Alraune vor allem mit der 

Liebesmagie und der Divination, aber auch mit magisch-ritueller Heilung verbunden. Hildegard von Bingen beschreibt ein kleines 

Ritual zur Beeinflussung der Psyche (eine Art rituelle Heilung von Depression): 

»Und wenn ein Mensch in seiner Natur so durcheinander ist, daB er immer traurig ist und immer in Drangsal ist, so daB er haufig 

Schwache und Schmerz in seinem Herzen hat, der nehme Alraune, wenn sie schon mit der Wurzel aus der Erde gezogen ist, und 

er lege sie einen Tag und eine Nacht in eine Quelle (...) und lege sie dann, von der Quelle abgewaschen, in sein Bett neben sich. 

So wird von seinem SchweiB dieses Kraut warm, und er sage: „Gott, der du den Menschen aus dem Schmutz der Erde ohne 

Schmerz machtest. Nun lege ich diese Erde, die nie iiberschritten worden ist, neben mich, damit auch meine Erde jenen Frieden 

spiire, wie du ihn geschaffen hast.«„ (Physica I, 56) 

Die Alraune wurde in der Magie der Renaissance und im neuzeitlichen Okkultismus als unter dem EinfluB des Mondes stehendes 

Raucherwerk verwendet. In Mecklenburg legte man sich friiher Alraunen unters Kopfkissen, um prophetische Traume zu 

empfangen (SCHMIDBAUER 7969; 281£). 

In Rumanien hat sich ein erotischer Alraunenkult bis in dieses Jahrhundert hinein erhalten (ELIADE 1942). Die Alraune gilt als 

»Kraut des Lebens und des Todes« und wird als Aphrodisiakum und magisches Liebesmittel angesehen. Die Pflanze muB bei 

VoUmond zwischen Ostern und Himmelfahrt geerntet werden. Das Sammeln geschieht nach rituellen Vorschriften: 

»Die Pflanze sollte ohne Wissen der anderen gesammelt werden; (...) Frauen und Madchen tanzen nackt um die Alraune, 

manchmal begniigen sie sich damit, das Haar zu losen. (...) Die Paare streicheln und umarmen sich. Um die Blatter der Alraune 

zu sammeln, legen sich die Madchen in der Art des Sexualaktes aufeinander. (...) 

Vier junge Madchen pfliicken die Alraune und sprechen Zauberformeln iiber sie; sie vergraben sie in der Mitte der StraBe, wo sie 

dann ganz nackt tanzen. Wahrend des Tanzes bleiben vier junge Manner in ihrer Nahe, um sie zu bewachen; sie wiederholen 

dabei: 

„Alraune, gute Mutter, verheirate mich in diesem Monat, wenn nicht in diesem, dann aber im nachsten, aber mach, daB ich nicht 

langer Madchen bleibe.«„ (ELIADE 1982: 223, 219) 

In das Loch werden Opfergaben (Salz, Brot, Zucker, Wein, Alkohol, Eier usw.) gelegt. Die Wurzel wird nach Hause getragen, 

sorgfaltig gewaschen und als Talisman aufbewahrt. 

Artefakte 

Die Alraunenwurzel dient seit der Antike als Amulett und wird fiir diesen Zweck bearbeitet (SCANZIANI 1972). Aus der Wurzel 

wurden friiher sogenannte Alraunmannlein (Atzmann, Galgenmannlein) geschnitzt oder wie eine Puppe hergerichtet. Solche 

Puppen muBten magisch »belebt« werden. So soil z.B. »ein italienischer Charlatan eine aus der Alraunwurzel geschnitzte 

menschliche Figur durch ein in die Scham gestecktes Hanfkorn [Cannabis sativa] beseelt haben« (VON LUSCHAN 1891: 742). 

In Siidtirol hat sich dieser Brauch bis heute gehalten: 

» In Vorratskammern und Hausgangen der alten Hole war oft das sogenannte „Galgenmandl" zu finden, die Wurzel der Alraune 

in menschenahnlicher Gestalt. Das „Galgenmandl" gait als guter Hausgeist, das „Weibele" als Beschiitzerin der Korntruhe. (. . .) 

Im Dezember 1968 hat man beim „Rauter iiber Franzensfeste" ein Alraunsarglein gefunden, das iiber der Kiichentiir eingemauert 

war. Sein Alter wurde auf 300 Jahre geschatzt.« (FINK 1983: 74) 

Es gibt sogar aus Mandragorenwurzeln gefertigte Kreuze (Wurzelkreuze), die als »wundertatige Objekte« in Kirchen aufbewahrt 

wurden (BAUER 1993). 

Die Alraune wurde vermutlich zur Zeit der 18. Dynastie (Neues Reich; 1551-1305 v. Chr.) aus Palastina nach Agypten gebracht 

und dort als Gartenpflanze gezogen (GERMER 1985: 170*, MANNICHE 7959; 777*j. Garten waren der Liebesgottin Hathor 

heilig; darum wurden dort auch Alraunen gezogen (HUGONOT 1992). Im Grab des Tutenchamun ist ein Halskragen gefunden 

worden, der halbierte Mandragorenfriichte enthielt (GERMER 1985: 171 *). Die gelben Friichte (Liebesapfel) treten haufig in der 

pharaonischen Kunst auf (SCANZIANI 1972: 50f.). In den Liebesliedern des Neuen Reiches werden die Friichte (rrrn. t) oft im 

Zusammenhang mit Lotusbliiten (Nymphaea caerulea) erwahnt (EM BODEN 1989)'-jy: 

» Feiere einen schonen Tag! (...) 

Gib Balsam und Wohlgeruch zusammen an deine Nase, 

Kranze von Lotus [= Seerosenbliiten] und Liebesapfeln [= Alraunenfriichte] auf deine Brust, 

wahrend deine Frau, die in deinem Herzen ist, bei dir sitzt.« 

Auch in der griechischen Dichtung erscheint die Alraune. Lukian (etwa 120-180 n. Chr.) fiihrt an, daB man unter dem EinfluB der 

Mandragora einschlaft (Timon 2). Auf der Marcheninsel Hypnos (»Schlaf«), dem Eiland der dunkel aufsteigenden Traume, ist der 

Ort, »wo nur hoch aufgeschossener Mohn [Papaver somniferum] wuchert und Mandragoren bliihen, umflattert von stillen 

Schmetterlingen, den einzigen Vogeln dieses Landes.« (LUKIAN, Verae historiae 11, 33) 



Es ist ein winziges Fragment (32 Verse) einer Komodie des attischen Dichters Alexis (um 372 bis 270 v. Chr.) iiberliefert, das den 
Namen rl Mav6payopi~opF,yv, »Die durch Mandragora betaubte Frau«, tragt. Aus dem Fragment gehit die Benutzung der 
Alraune zu Liebeszwecken iiervor (SCHLOSSER 7957; 46; STARCK 1986: 8, 15). 

Der skrupellose Renaissance-Politiker und -Schriftsteller Niccolo Machiavelli (1469-1527) schrieb eine Komodie namens La 
Mandragora, bei der es um die fruchtbarkeitsbringende Kraft der Alraune geht (SCHMIDBAUER 7969; 277, TERCINET 7950; 
105). Die Pflanze taucht auch sonst in vielen Werken der Weltliteratur auf z.B. bei APULEIUS (Metamorphosen, Der Goldene 
Esel), SHAKESPEARE (Romeo Und Julia, Macbeth u.a.), E.T.A. HOFFMANN (Der kleine Zack), GOETHE (Faust), GUST AVE 
FLAUBERT (Salammbo, Die Versuchung des heiligen Antonius), MARCEL SCHWOR (Le Roi au Masque d'Or), GUSTAV 
MEYRINK u.v.a. (PETERS 1886, TABOR 1970, TERCINET 1950). Friedrich Baron de laMotte Fouque (1777-1849) publizierte 
im Jahre 1810 die literarisch einfluBreiche Geschichte vom Galgenmdnnlein (FouQuE 1983). Das »Galgenmannlein«, die durch 
den letzten Abgang eines Gehenkten entstandene Alraune, wurde mehrfach literarisch behandelt (SCHLOSSER 1987). Ein 
englischsprachiger Roman, der in Indien spielt und in dem es um verschiedene psychoaktive Drogen geht, hsi&i Mandragora 
(PALMIER 1940). 

Der okkultistische Schriftsteller Hanns Heinz Ewers (1871-1943) hat die magische Wurzel und das daraus entstehende weibliche 
Wesen in seinem Roman A/rawne (1911) verewigt. Sein Buch wurde mehrfach verfilmt, so erstmals 1918 (unter unbekannter 
Regie), danach 1927 von Regisseur und Drehbuchautor Henrik Galeen unter dem Titel Alraune. 1930 entstand die erste 
Tonfilmversion, bei der Richard Oswald Regie fiihrte (SEESSLEN 1980: 93 und 99, SEESSLEN und WEIL 1980: 139). In dem 
Film ist Alraune »das Produkt einer kiinstlichen Befruchtung, die ein Wissenschaftler mit dem Samen eines Morders an einer 
Prostituierten vornimmt. Er zieht das Kind auf, vorwiegend deshalb, well er seine Theorie beweisen will, daB der Charakter eines 
Menschen viel mehr von Umwelt und Erziehung als von Veranlagung gepragt wird. Doch Alraune ist auch mit den besten 
Absichten nicht von ihren verbrecherischen Anlagen zu befreien. Es sind jedoch, so legt der Film nahe, nicht nur diese 
Erbanlagen, sondern auch der „seelenlose" Akt ihrer Zeugung, die aus ihr ein menschliches Ungeheuer machen, den 
mechanischen Vamp, dessen einziger Lebenszweck es ist. Manner in Ruin, Zerstorung und Selbstmord zu treiben.« (SEESSLEN 
1980: 93 ) 

In einer Fernsehverfilmung von Hoffmanns Der kleine Zack spielt eine Alraune mit. Im Fantasy-Film Der Zauberbogen (USA 
1981; Regie NICHOLAS COREA) kommt eine Frau vor, die Mandrake/Mandrax heiBt. 

Der esoterische Schriftsteller Manfred Kyber (1880-1933) beschreibt in seiner Geschichte Alrdunchen (1923) ein Kind gleichen 
Namens; es ist ein »Wechselbalg, ein Wurzelmannchen, das ganz tief in der Erde wurzelt und zum Wechselbalg wird, wenn man 
die Wurzeln aus der Erde herausreiBt« (KYBER 1985). 

Der US-amerikanische Kultautor Tom Robbins (geb. 1936) hat in seinem u.a. durch Psilocybe spp. inspirierten Roman Ein Platz 
fiir Hotdogs (Another Roadside Attraction) in einem Dialog zwischen Jesus und Tarzan die Wirkung der Alraune beschrieben: 
»Johannes der Taufer hat mir mal Alraunenwurzeln angedreht. Die Erfahrung hat sich gelohnt, aber einmal reicht.« Er [Jesus] 
schirmte seine Augen gegen die strahlende Erinnerung der Visionen ab. »Heutzutage bin ich ganz von selber stoned, i'ozusagen 
von Natur aus.« (RoBBINS 1987: 335) 

Die Alraune, das Alraunmannle oder -weible, das Galgenmannlein, und mit diesem Mythenkreis verbundene Themen wurden von 
alters her illustriert. Die Alraune wurde im antiken Hellas zum wesentlichen Symbol der Pharmakologie und Arzneikunde. In der 
altesten erhaltenen Handschrift der um 68 n. Chr. verfaBten Arzneimittellehre (IZF-pt yl~,l~ taTptlcrlS = De materia medica) des 
Dioskurides Pedanius aus Anarzaba (Kilikien), dem Codex Vindobonensis niedicus graecus 1 (dem sogenannten »Wiener 
Dioskurides«; um 512 n. Chr.), findet sich eine Illustration, die den zentralen Platz der Alraune in der griechischen Pharmazie und 
Medizin zeigt. Auf fol. 5v ist ein antikes Buchillustrationsatelier dargestellt, in dem sich die Gottin Epinoia (»Denkkraft«) 
befindet und eine Alraunenpflanze in Handen halt. Links davon sitzt der Illustrator'", der ein Alraunmannchen auf die Leinwand 
bannt. Rechts davon sitzt Dioskurides, der ein Buch (iiber Medizinpflanzen) studiert und dem Illustrator Informationen vermittelt 
(STUCKELBERGER 1994: 82; Tafel 17). Im Codex Ynedlcus graecae Nr. 5 ist auf fol. 4 Dioskurides sitzend dargestellt. Die 
Gottin der wissenschaftlichen Forschung, Hereusis, iiberreicht ihm eine anthropomorphe Alraune (KRUG 1993: 107, Abb. 42*). 
Darunter findet sich ein sterbender Hund, durch den die Erlangung der Alraune iiberhaupt erst moglich wurde. 
Seit dem friihen Mittelalter ist die magische Alraunenjagd immer wieder Gegenstand von lUustrationen in Krauter- und 
Gesundheitsbiichern (HEILMANN 1973). 1974 fand in Prag sogar eine ganze Ausstellung iiber Alraunenillustrationen vom 15. 
bis 17. Jahrhundert statt (VRCHOTKA 1974). 

In der Kunst (Malerei) wurde die Alraune nur selten verarbeitet. Ein Gemalde von Otto Boyer (19. Jh.) heiRt Alraun und zeigt eine 
alte Hexe, die viktorianischen Damen ein Alraunmannchen anbietet. 

In der Comic -Kunst jedoch finden sich vielfache Darstellungen der Alraune. Durch das Gedicht Mandrake Root von John Donne 
angeregt, produzierte Lee Falk ab 1934 die Comicserie Mandrake (deutsch: Mandra). Mandrake ist ein geheimnisvoUer Zauberer 
aus dem Himalaya, der Zeit und Raum iiberwinden kann. In der franzosischen Comicserie Die Schliimpfe von Peyo benutzt ein 
»'o6ser Zauberer« standig Alraunen, um die kleinen blauen Pilzbewohner zu verzaubern (vgl. Veratrum album). In der Geschichte 
Blauschlumpfe und Schwarzschliirripfe (Carlsen Comics 1979) stellt der Zauberer aus Alraunenwurzel und Schlangengift einen 
kleinen Schlumpf (also einen Homunculus) her. In der Geschichte »Ein Alchemist wacht auf« laBt Alexis seinen Helden das 
Leben eines normalen Burgers unter EinfluB einer »mit Kase iiberbackenen Mandragora« halluzinieren (in: Einsame Phantasien, 
Linden: Volksverlag, 1983: 37-38). Der psychedelische Comics-Kunstler Caza hat eine fantastische Geschichte mit dem Titel 
Mandragore gezeichnet, bei der eine unter einem Galgen gegrabene Alraune durch ein magisches Ritual in eine verfiihrerische, 
aber verhangisvoUe Frau verwandelt wird (in: Gesammelte Werke, Bd. 4, Linden: Volksverlag, 1980). Der italienische Comic- 
Kiinstler Paolo Eleuteri Serpieri hat in seiner extrem bizarren und erotischen SF-Serie Morbus Gravis, die stark von 
psychedelischen Erfahrungen gepragt ist, einen Band mit dem Titel Mandragora veroffentlicht (1995). Es geht tatsachlich um die 



»Wunderblume«. Ein Comics-Kunstler der psychedelischen Avantgarde schlieBlich hat sich selbst mit der Alraune identifiziert 
und zeichnet unter dem Pseudonym Mandryko (RATSCH 1986: 97-99). 

In der Musik hat die Alraune nur wenige Spuren hinterlassen. Die magische Wurzel wurde von der Rockband Deep Purple auf 
Mandrake Root (OhBoy 1-9048, Bootleg; Originalstiick auf dem Album Shades of Deep Purple, Emi, 1968) besungen. 
»Mandrake« heiBt auch ein Stiick auf einem Album der psychedelischen Band Gong (Shanial, Virgin Records 1975/1989). Nach 
der Pflanze hat sich eine von 7969 bis 7977 aktive Acid Rock Band Mandrake Paddle Steamer genannt (Forgotten Jewels Records 
FJ 007, 1989). Mitte der neunziger Jahre formierte sich in England eine neopsychedelische Underground-Band, die sich 
Mandragora nannte (Album MANDRAGORA, Over the Moon, Delec CD 027, ca. 1995). 

Medizinische Anwendung 

Die alten Assyrer benutzten die Alraune als Schmerz- und Betaubungsmittel. Sie wurde bei Zahnschmerzen, 

Geburtskomplikationen, Hamorrhoiden und die pulverisierte Wurzel in Bier bei Magenbeschwerden verwendet. Man raucherte die 
Wurzel, um »Gift aus dem Fleisch« zu treiben (Exorzismus) (THOMPSON 1949: 218f.*). Die Alraune wurde auch in Agypten 
sicherlich seit dem Beginn des Neuen Reiches medizinisch verwendet. Die Identifizierung der Alraune im alteren Papyrus Ebers 
(um 7600 V. Chr.) ist umstritten (HEIDE 1921). Wenn sie stimmt, waren im Papyrus Ebers sieben Rezepte mit Alraunen (sogar 
»Alraunen von Elephantine*) enthalten. Dabei handelt es sich um Zubereitungen gegen pend-WUrmer, gegen Schmerzen (bzw. 
»Schmerzdamonen«), gegen Hautentziindungen, gegen Knochenschmerzen, zum »Geschmeidigmachen der Haut«, »um 
Verhartungen der Glieder zu erweichen« und gegen eine »kranke Zunge«. 

Kaum eine Pflanze hatte in der Antike ein derart weites Anwendungsspektrum wie die Alraune. Sie diente als Schlafmittel, 
Schmerz- und Betaubungsmittel, Antidot, Abortativum, Aphrodisiakum, Liebeszauber und Rauschmittel. Zahlreich waren auch 
ihre medizinischen Indikationen. Sie wurde zur Behandlung folgender Erkrankungen verwendet: Abszesse, Arthritis, 
Augenentziindungen und -erkrankungen, AusfluB, Beklemmung, Besessenheit, Depression, Driisenbeulen, Entziindungen, 
Gebarmutterentziindung, Geburtskomplikationen, Gelenkschmerzen, Geschwiilste, Geschwure (Ulcer), Gicht, Hamorrhoiden, 
Hautentziindungen, Hiiftschmerzen, Hysteric, Impotenz, Knochenschmerzen, Kopfschmerzen, Krampfe, Leberschmerzen, 
Magenbeschwerden, Melancholic, Menstruationsbeschwerden und -verhalt, Milzschmerzen, Schlaflosigkeit, Schlangenbisse, 
Schmerzen, Seitenschmerzen, Skrofeln, Tuberkeln, Unfruchtbarkeit, Vergiftungen, Verhartungen, Verlust der Sprache, Wiirmer, 
Wunden, Wundrose (Erysipel), Zahnschmerzen (RATSCH 1994). 

Der Gebrauch von Alraunenwurzeln als Schlafmittel war in der Antike schon friih weit verbreitet (V ALETTE 1990: 4680. Das 
Wort hypo mandragora kathetidein, wortlich »unter der Alraune schlafen«, wurde synonym fiir »schlafrig« verwendet. Zwei 
Rezepte dazu sind im spatantiken LeidenerZauberpapyrus iiberliefert (GRIFFITH und THOMPSON 1974* ): 
»Ein anderes [Mittel] wenn du einen Mann fiir zwei Tage schlafen lassen willst: Alraunenwurzel [gavbpaKopofi pi~a], eine Unze; 
SiiBholz [?], eine Unze; Bilsenkraut [Hyoscyamus muticus], eine Unze; Efeu [Hedera helix], eine Unze; du zerstoBt sie 
zusammen. (...) Wenn du es geschickt anstellen mochtest, gibst du zu jedem Teil die vierfache Menge Wein, du benetzt alles 
am Morgen bis zum Abend, du schiittest es ab, du laBt es trinken; sehr gut.« (Coi- XXIV 6-14) 

Auch nach dem Corpus Hippocraticum wurde die Alraunenwurzel als Schlaf- und Betaubungsmittel, aber auch als Heilmittel bei 
psychischen Beklemmungen und Niedergeschlagenheit (Depressionen) verordnet. Die Hippokratiker benutzten die Alraune gegen 
MelanchoUe (Corp. Hippocrat. 420, 19) und bei wiitigen Kriimpfen (BERENDES 1891: 2230. 

Nach Aristoteles (384-322 v. Chr.) zahlt die Alraune neben Opium (vgl. Papaver somniferum), Wein (vgl. Vitis vinifera) und dem 
Taumellolch (Lolium temulentum) zu den Hypnotika; er fiihrt sie in seiner Schrift Uber Schlaf Und Wachsein als Schlafmittel auf 
(KREUTER 7952; 24* STARCK 79S6; 8). Der Philosoph Platon (427-347 v. Chr.) erwiihnte die Mandragora in seiner Republik 
als ein Betaubungsmittel, vergleichbar dem Met (488c). Der griechische Arzt Aretaios (2. Jh. n. Chr.) nennt Mandragora als 
Betaubungsmittel fiir chirurgische Eingriffe. Oberhaupt war die Alraune das bedeutendste Narkotikum oder Anasthetikum der 
Antike, der Spatantike und des Mittelalters (vgl. Schlafschwamm). 

Der Arzt und Naturforscher Aulus Cornelius Celsus, der zur Zeit des Tiberius (14-37 n. Chr.) wirkte, erwahnt die Alraunenfriichte 
als Schlafmittel; die Wurzel benutzte er bei SchleimfluB der Augen und die Abkochung der Wurzel als Mittel bei Zahnschmerzen 
(727, III, Kap. 18). Er schrieb: 

»Es gibt eine andere, effektivere Methode, um den Schlaf auszulosen. Dazu wird Alraune mit Opium und Bilsenkrautsamen 
[Hyoscyamus n;ger] in Wein zerquetscht. 

Bei Kopfschmerzen, Geschwiiren, Entziindungen der Gebarmutter, Hiiftschmerzen, Leber-, Milz= oder Seitenschmerzen oder bei 
alien Fallen von weiblicher Hysteric und Verlust der Sprache wird ein Bolus des folgenden Rezeptes, unterstiitzt von Ruhe, die 
Krankheit heilen. Von Kieselerde, Eicheln, Steppenraute [Peganum harmala ] ]eweils eine Drachme. Rhizinus, Zimtjeweils zwei 
Drachmen; von Opium, Allheilkrautwurzel, getrockneten Alraunenfriichten, Bliiten des runden Zypergrases [vgl. Cyperus spp.] ]q 
drei Drachmen und 56 Pfefferkorner [vgl. Piper spp. ] . Jedes muB fiir sich pulverisiert und dann alles miteinander vermischt 
werden. Passum muB von Zeit zu Zeit hineingegeben werden, damit es eine bestimmte Konsistenz erhalt. Eine kleine Menge wird 
in der Form eines Kiigelchens oder in Wasser gelost als Klistier gegeben.« (nach THOMPSON 1968: 101 f) 

Rufus von Ephesus (1. Jh. n. Chr.) mischte ein Wurzeldekokt mit Mohn (Papaver somniferum) und Kamille (Chamomilla recutita) 
(TERCINET 1950: 24). Von dem beriihmten Arzt Galen (131-210 n. Chr.) ist ein interessantes Rezept fiir ein zusammengesetztes 
Praparat iiberliefert. Die Alraunenwurzel wird, mitMyrrhe (Commiphora sp.), Kassia (Cinnamomum cassia BLUME), Zeder 
(Cedrus libani RICH.), Pfeffer (Piper spp.), Safran (Crocus sativus) und Bilsenkrautsamen (Hyoscyamus niger) vermischt, auf 
schmerzende Korperpartien aufgetragen (XIII, 92; vgl. TERCINET 1950: 24). Die Bedeutung der Alraune als Schmerzmittel wird 
vielfach bestatigt, z.B. auch von Serenus Samonicus (1. Jh. n. Chr.). Bis in die Renaissance hinein waren Alraunenpraparate die 
einzigen Anasthetika (vgl. Schlafschwamm). 



In einer friihmittelalterlichen, persischen Handschrift, die vermutlich auf sehr viel altere Vorlagen zuriickgeht, wird die 
Mandragora neben Opium, Datura metel und Hanf (Cannabis indica) als einschlaferndes Mittel angefiihrt (BERENDES 1891: 
43*). 

Der Englander Hugh J. Schonfield behauptet in seinem Buch The Passover Plot, daB darin, »daB Jesus am Kreuz ein in Essig 
getrankter Schwamm gereicht wurde, ein dritter, wenn auch sehr verborgener Hinweis auf die Mandragora in den Evangelien zu 
sehen sei«. Schonfield ist der Ansicht, daB der Essig Alraunensaft enthielt, der in Christus einen todesahnlichen Zustand 
hervorrief. Dies, um ihn so schnell wie moglich vom Kreuz abnehmen und mit der Hilfe von Arzten wieder zum Leben erwecken 
zu konnen. »Der Plan schlug fehl, als einer der Soldner - unerwartet und vollig regelwidrig -Christus die Lanze in die Seite stieB.« 
(HANSEN 1981: 27f.*) Ob diese Geschichte wahr ist oder einen Kern an Wahrheit enthalt, ist nicht zu entscheiden. AUerdings 
war es eine romische Sitte, den Gekreuzigten einen Alraunenwein zu verabreichen, der in der friihmittelalterlichen Literatur (5. 
Jh.) als morion, [»Todes«-]Trunk, bezeichnet wurde (THOMPSON 1968: 225). Uberhaupt war es bis in die friihe Neuzeit hinein 
weit verbreitet, Verurteilten vor der StrafvoUstreckung (Marter, Folter, Exekution) Alraunenpraparate zu verabreichen. Aus 
diesem Zusammenhang erklart sich auch die Geschichte von der Alraune als Galgenmannlein (siehe SCHLOSSER 1987; Vgl. 
BECKMANN 1990: 130* ): 

»Also traufelten die Henker den Saft zerquetschter Samen [von Biilsen (= Bilsenkraut), roten und toUen Tiifus-Beeri (= Alraunen- 
und Tollkirschenfriichte) oder Fliegenpilz] in das Wasser, mit dem sie, nur scheinbar herzlos, die Ohnmachtigen wahrend der 
Folter erfrischten und zu neuen Qualen erweckten.« (GOLOWIN 1970: 30) 

Die antike Bedeutung der Alraune (Mandragora) 

Es gibt eine Reihe von verwandten Wurzeln und Zauberpflanzen, die als anthropomorph gelten und magische 

Wirkungen haben. 

Es gibt (drei) Arten der Mandragora, wo von zwei ahnlich sind und als »mdnnlich« und »weiblich« gelten. 

Die Friichte sind die »Liebesdpfel«, sie sind »weiblich«. 

Die Wurzel ist ein mannlicher Phallus. 

Die Alraune ist eine »Pflanze der Gdtter«: 

Die Liebesapfel sind der Liebesgottin (Astarte, Aphrodite, Hathor usw.) heilig. 

- Die Wurzel ist den chthonischen Unterweltsgottheiten (Hekate) geweiht. 

- Sie ist eine phallische Pflanze der Himmels- und Blitzgotter (Re, Zeus). 

Die Pflanze darf nur rituell geemtet werden (magische Handlungen, Beschworungen, Opfer). 

Die Pflanze, besonders die Wurzel, ist ein Amulett. 

Die Pflanze ist ein Heilmittel und liefert ein typisches pharmakon: - Sie ist ein Gift und totet. - Sie erregt die 

Fruchtbarkeit und spendet Leben. 

Die Pflanze ist ein Aphrodisiakum: 

Die Friichte sind die »Liebesapfel«. 

Der Duft der Friichte erregt die Liebeslust. 

Die Wurzel sichert die Liebesbereitschaft des anderen Geschlechts. 

Wurzelprodukte regen die Potenz an. 
Die Wurzel bzw. der Wurzelsaft liefert ein medizinisch wertvolles Narkotikum: 

schmerzlindernd 

einschlafernd 

betaubend 
Die Alraune war die Verbindung zwischen 

Himmel und Erde, 

gottlicher Gunst und menschlicher Kunst. 
Die Alraune wurde alkoholischen Getranken (Bier, Wein usw.) zugesetzt, um deren psychoaktive Wirkung zu verbessern. 

In Rumanien wird die Alraune vielseitig volksmedizinisch genutzt. Bei Schmerzen in den GliedmaBen, im Kreuz, im Riicken und 
bei Fieberanfallen wird ein Alraunensud auBerlich aufgetragen und/oder eingenommen. Die frischen Blatter werden bei 
Zahnschmerzen ausgekaut. Bei Husten wird die Raucherung von Alraunenblattern inhaliert (ELIADE 1982: 227). 
Eine Alraunenraucherung wird auch zur Behandlung von Kopfschmerzen verbrannt (vgl. Raucherwerk). Dazu werden 
Alraunenwurzelstiicke, BeifuB (Artemisia spp.), Minze (Mentha spp., Mentha pulegium) und Nelken kombiniert. 
Ahnlich wurde die Wurzel friiher in der russischen Volksmedizin benutzt (ROWELL 1978: 2690. In der europaischen 
Volksmedizin wurde die Alraune ebenfalls verwendet: »Diese Pflanze wird auBerlich in alien Entziindungen, hitzigen 
Geschwulsten und aufgetriebenen, verharteten Driisen gebrauchet. Einige lassen den Saft in die Augen tropfeln, wider die Hitze 
und Rothe derselben. Weil diese Pflanze hier zu Lande selten gefunden wird, nimmt man gemeiniglich statt derselben (zum 
Exempel unter das Unguentum Populeon [vgl. Hexensalben ]) das Bilsen-Kraut [ Hyoscyamus niger] «, schreibt Elisabeth 
Blackwell in ihrem Krduterbuch (HEILMANN 1984: 94*). In Siidtirol werden bei Hausgeburten die Gebarenden mit 
Alraunensaft bestrichen, um die Geburtswehen zu lindern (FINK 1983: 238). 

In der Homoopathie werden Zubereitungen aus der Wurzel (Mandragora hom. HAB34, Mandragora officinarum hom. HPUS88, 
Mandragora e radice siccato hom. HABI, Mandragora, athanol. Decoctum hom. HABI) entsprechend dem Arzneimittelbild u.a. bei 
Kopfschmerzen verwendet. 



Inhaltsstoffe 

Die Alraune enthalt besonders in der Wurzel (0,3 bis 0,4%), aber auch in den Blattern die psychoaktiven und anticholinergen 
Tropanalkaloide Scopolamin [(L)-Scopolamin/(D,L)-Scopolamin; ROTH et al. 1994 ], Atropin, Apoatropin, LHyoscyamin, 
Mandragorin, Cuskohygrin (= Bellaradin)24-', Nor-Hyoscyamin (= Solandrin), 3aTigloyloxytropan, 3,6-Ditigloyloxytropan 
(JACKsoN und BERRY 1973 und 1979, MAUGINI 1959, STAUB 1962). Dieses Alkaloidgemisch wurde friiher unter dem 
Namen »Mandragorin« beschrieben (AHRENS 1889, HEssE 1901). 

Die trockene Wurzeldroge enthalt zwischen 0,2 und 0,6% Alkaloide. Das Tropanalkaloid Belladonnin kommt nur in der trockenen 
Wurzel vor (JACKSON und BERRY 1973). Die Wurzel enthalt neben den Alkaloiden noch Cumarine (Scopolin, Scopoletin), 
Sitosterol, Zucker (Rhamnose, Glukose, Fructose, Saccharose) und Starke (MULLER 1982, TERCINET 1950). 
Friiher glaubte man, die Friichte seien giftig und daher ungenieBbar; ihr Verzehr ist jedoch unbedenklich. Sie enthalten nur Spuren 
von Alkaloiden (GERMER 1985: 170'0. In der Frucht kommt B-Methylesculetin vor. Die aromatischen Komponenten des Duftes 
der Alraunenfriichte konnten kiirzlich chemisch identifiziert werden. Die Zusammensetzung ist fiir einen Duftstoff sehr 
ungewohnlich, besonders die hohe Anwesenheit schwefelhaltiger Chemikalien. Das atherische Ol setzt sich hauptsachlich aus 
Ethylacetat, Ethylbutyrat, Butylacetat, Butanol, Butylbutyrat, Hexylaxetat, Hexanol, Ethyloctanoat, Ethyl -3 -hydro xybutyrat, 3- 
Methylthiopropanol, 3-Phenylpropanol und Eugenol zusammen; daneben kommen vor: Methylbutyrat, Ethyl-2-methylbutyrat, 
Hexanal, Propylbutyrat, Limonen, (E)-2-Hexanal, Ethylhexanoat, Amylalkohol, 3-Hydroxy-2-butanon, Isopropylbenzol, 
Propylhexanoat, Hexylbutyrat, Octylacetat, Benzaldehyd, Indanon, Linalol, Octanol, Ethyl-3 -methyl -thiobutyrat, Ethyldecanoat, 
Ethylbenzoat, aTerpinol, y-Hexalacton, Benzylacetat, Carvon, Decanol, Isobutyldecanoat, 6-Phenethylisobutyrat, Ethyllaurat, 
Benzylalkohol, Henylethylalkohol, 3-Phenylpropylacetat, Methyleugenol, y-Octalacton, 2-Ethyl-4-hydroxy-5-methyl-3(2H)- 
furanon, Ethylcinnamat, y-Decalacton, (E)-Cinnamylacetat, Cinnamoylalkohol, (E)-Isoeugenol, y-Dodecalaton, Vanillin 
(FLEISHER und FLEISHER 1992 und 1994). 

Wirkung 

Obwohl die Alraune seit Jahrtausenden eine der beriihmtesten psychoaktiven Arzneipflanzen darstellt und ganze Heerscharen von 
Autoren zum Schreiben inspiriert hat, gibt es in der Fiille an Literatur kaum Erfahrungsberichte. Finer der friihesten stammt vom 
Kirchenvater Augustin (354-430 n. Chr.), der nach eigenen Aussagen in die Wurzel hineingebissen hat, sie aber nur »von 
abscheulich bitterem Geschmack befand« (RAHNER 1957: 201 *). Der spatantike Lexikograph Suidas sagte, die Alraune hat 
»eine Frucht, die hypnotisch wirkt und alles in Vergessenheit sinken la6t« (Lexicon 136; Lexicographi Graeci I]I, 317). Laut der 
Volksheiligen und Seherin Hildegard von Bingen (1098-1 179 n. Chr.) erzeugt die Alraune »Trugbilder« (Physica 1, 56). 
Bei SCHENK (1954: 36*) heiBt es, die Wurzel erzeuge »Rausch, Narkose, Halluzinationen, Visionen«; ein einziges Beispiel wird 
angefiihrt: 

»Hier ist es auch am Platz, den sonderbaren Fall eines 40jahrigen Malers wiederzugeben, der eine seltsame Mandragora- 
Vergiftung zum Inhalt hat. Seit seiner Kindheit litt er bei Fohnwetter an Kopfschmerzen. Ein Bekannter riet ihm, sein Leiden mit 
einer Teekur zu heilen, und zwar mit „Alraunentee". Er beschaffte sich drei Alraunenwurzeln, kochte sie und trank von dieser 
Aufkochung einige Tassen. Am anderen Tage waren seine Pupillen stark erweitert, sein Mund war trocken, und auBer geringen 
Schwindelgefiihlen blieb er sonst ohne Beschwerden. In den darauffolgenden drei Tagen trank er immer wieder von diesem Tee. 
Unterdes hatten sich aber gewiB die Alkaloide starker angesammelt, denn die Wurzeln waren in der Teekanne liegengeblieben. 
Am vierten Tage war der Maler in einem vollig verwirrten Zustand, sein Gesicht hatte sich stark gerotet, und er raste in seiner 
Wohnung umher. Sein Bett trug er in das Treppenhaus hinaus und versuchte, Mobel und Bilder aus dem Fenster zu werfen. Die 
erschreckte Wirtin rief den Arzt, der ihn in ein Krankenhaus iiberfiihren lieB. Sein Gesicht blieb noch lange gerotet, die Pupillen 
waren iibermaBig erweitert. Mit den Handen nestelte er an der Bettdecke. Er hatte jedes Orientierungsgefiihl verloren. Doch nach 
zwei Tagen konnte er ohne Beschwerden entlassen werden. « (SCH-ENK 1954: 37f.*) 

Roth et al. (1994: 485) behaupten, die Wirkung sei ahnlich wie die der Atropa belladonna. Typhche, klinische Symptome sind 
Trockenheit im Mund und auf anderen Schleimhauten, VergroBerung der Pupillen, Weitsichtigkeit, Muskelerschlaffung. 
Erhohung der Pulsfrequenz (ebd.). AUe genannten Symptome der »Alraunen-Intoxikation« ahneln sehr stark dem 
homoopathischen Arzneimittelbild (Vgl. MANUL 1985: 1330. 

Ich habe mehrfach am Nachmittag ein Glas mit Alraunenwurzel angesetztem Wein getrunken. Nach ca. 15 bis 20 Minuten stellt 
sich die Wirkung ein. Sie ist mit einem leichten Euphoriegefiihl verbunden. Es entstehen im Korper angenehme, z.T. woUiistige 
Gefiihle. Die visuelle Wahrnehmung wird nur sehr geringfiigig verandert; leichte Weitsichtigkeit tritt auf. In den Nachten nach 
dem GenuB des Mandragorenweins erlebte ich immer eine erhohte Traumtatigkeit, oft mit erotischen Inhalten. Nach dem GenuB 
eines halben Liters Alraunenbier konnte ich folgendes beobachten: 

»Die Alkoholwirkung bleibt aus. Es macht sich im Kopf ein leichter Druck bemerkbar, wie er auch bei Bilsenkraut oder 
Stechapfel auftritt. Es bringt mehr SpaB, zu tanzen als am Computer zu sitzen. Es ist eine Lust, im Rhythmus der Musik 
aufzugehen ... Selbstvergessenheit, geniiBliche Korpergefiihle ... angenehmes Kribbeln auf der Kopfhaut. Leicht trockene Lippen, 
deutliche Veranderungen des Gesichtsfeldes, so, als ob sich die Perspektive etwas verschoben habe.« (ProtokoU, 28.12.1994) 
Ich habe auf Zypern alle reifen Alraunenfriichte, die ich gefunden habe, gegessen, um ihre aphrodisische oder geistbewegende 
Wirkung zu erproben. Direkte psychoaktive Wirkungen konnte ich nicht bemerken. Aber in den Nachten hatte ich vermehrt 
Traume erotischen Inhalts. 

Marktformen und Vorschriften 

Falls Mandragora officinarum in den pharmazeutischen Handel kommt, wird normalerweise die zerkleinerte Wurzeldroge 
angeboten (Mandragorae Radix cone). Fiir die Mandragora-Wurzel besteht Apothekenpflicht, aber keine Verschreibungspflicht. 
Die Urtinktur ist frei verkauflich. Die Samen kommen nur sehr selten in den Blumen- oder ethnobotanischen Fachhandel. 



Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Atropa belladonna, Mandragora ssp., Hexensalben, Tropanalkaloide, Scopolamin 

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Mandragora spp. Alraunenarten 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Solanoideae, Tribus Solaneae, Subtribus Mandragorinae 

Es werden heute 4 bis 6 Arten der Gattung Mandragora botanisch akzeptiert, die auf Eurasien und Nordafrika beschrankt sind 
(D'ARCY 1991: 78f*, SYMON 1991: 1470. 

Mandragora auturnnalis SPRENG. [syn. Mandragora autumnalis BERTOL., Mandragora microcarpa BERTOL., 
Mandragora foemina GERSAULT, Mandragora foemina THELL., Mandragora haussknechtii HELDR., Mandragora 
officinalis MORIs ex MILLER, Mandragora officinarum BERTOL. non LINNAEUS] - Herbstalraune 

Die Herbstalraune ist seit dem Altertum als »die weibliche Alraune« bekannt. Sie ist das »weibliche« Gegenstuck zur 

»mannlichen« Mandragora officinarum. Es heiBt: 

»Eine Art [der Mandragoral ist weiblich, schwarz, thridakias genannt, sie hat schmalere und kleinere Blatter mit haBlichem und 

scharfem Geruch, iiber die Erde ausgebreitet, daneben Apfel wie Speierlingsbeeren [Sorbus domestica L.], gelb, wohlriechend, 

darunter auch eine Frucht wie die Birne, die Wurzeln sind sehr groB, zwei oder drei, miteinander verwachsen, auBen schwarz, 

innen weiB und mit einer dicken Rinde. Einen Stengel treibt sie nicht.« (DIOSKURIDES IV, 76) 

Plinius (1. Jh.) berichtet von ihren psychoaktiven und medizinischen Eigenschaften: 

» Es ist nicht die Alraune aller Lander, die einen Saft produziert; wenn sie aber einen liefert, so wird er zur Zeit der Weinlese [vgl. 

Vitis vinifera] gesammelt. Sie hat dann einen starken Duft, den der Wurzel, aber am meisten den der Frucht. Die Frucht wird 

gesammelt, wenn sie reif ist; sie wird im Schatten getrocknet, und der Saft, wenn er extrahiert wurde, wird an der Sonne 

eingedickt. Dasselbe wird mit dem Saft der Wurzel gemacht, der entweder durch Zerdriicken oder durch Einkochen mit Rotwein 

auf ein Drittel gewonnen wird. Die 

Blatter werden am besten in einer starken Lake [Salzwasser] aufbewahrt; ihr Saft ist ein unheilvoUes Gift; diese schadliche 

Eigenschaft wird auch nicht durch die Lake ganzlich aufgehoben, wenn die Blatter darin aufbewahrt werden. Ihr spezifischer 

Geruch driickt auf den Kopf, aber es gibt Lander, in denen die Friichte gegessen werden. Personen, die unkundig ihrer 

Eigenschaften sind, sind iiberzeugt davon, daB sie vom Duft dieser Pflanze stumm wiirden und daB eine zu hohe Dosierung des 

Saftes todlich wirke. Gibt man eine Dosierung, die der Kraft des Patienten angemessen ist, hat der Saft eine betaubende Wirkung; 

eine mittlere Dosierung ist ein Cyathus. Er wird auch bei Verwundungen durch Schlangen und bevor der Korper geschnitten oder 

punktiert wird, gegeben, um die Schmerzempfindlichkeit zu senken.« (PLINIUs XXV ) 

Die Mandragora autuninalis ist sehr leicht mit Mandragora officinarum zu verwechseln (BERRY und JACKSON 1976). Der 

Hauptunterschied ist die Bliitezeit. Die Herbstalraune bliiht im Herbst (September bis November). '-1 1 Beide Arten sind in 

Siideuropa von Portugal bis Griechenland verbreitet (FESTI und ALIOTTA 7990; VIOLA 7979; 175*); die Herbstalraune kommt 

auch haufig in Nordafrika (Marokko) vor. 

In Marokko wird ein fingergroBes Wurzelstiick der taraiba, taraila, bid I'giil oder bioe al ghorl genannten Herbstalraune mit 

einer MuskatnuB (Myristicafragrans) kombiniert eingenommen, um einen »guten Kopf« zu bekommen (VRIES 1984 und 1989: 

39, 40, 44*), und die Wurzel wird hier noch heute zum Schatzsuchen gebraucht (VRIES 1989: 39* ). Anscheinend wird sie auch 

fiir magisches Raucherwerk verwendet. 

Mandragora auturnnalis enthalt die gleichen Tropanalkaloide wie Mandragora officinarum. Von ihrer Wirkung ist nur Weniges 

bekannt: 

»Nach Verzehr von Gemiise, das mitMflWiirflgora-caiitrimnalis-Blattern verunreinigt war, entwickelten sich bei 75 Personen 

Vergiftungssymptome. Die Latenzzeit betrug 1 bis 4 h, im Mittel 2,7 h. Ein Zusammenhang der Latenzzeit und der Schwere der 

Intoxikation wurde nicht beobachtet. Bei alien Patienten traten Sehstorungen, Mundtrockenheit, Tachycardie, Mydriasis und 

Hautrotung auf. Bei 14 der 75 Patienten wurden trockene Haut und Schleimhaute, Halluzinationen und Uberaktivitat, bei 9 von 75 

Patienten Agitiertheit/Delirium, Verwirrtheit, Kopfschmerzen, Miktionsstorungen, bei 8 Patienten Schluckbeschwerden und 

Bauchschmerzen beobachtet. Ein Patient entwickelte eine kurzzeitige, akute Psychose. (MECHLER 1993: 765) 

Mandragora caulescens C. B. CLARKE [syn. Anisodus hurnilis (HOOK./.)7 - Himalaya- Alraune 

Es wurden bisher vier Unterarten der Himalaya-Alraune beschrieben (MECHLER 1993: 765): 

Mandragora caidescens ssp. brevicalyx GRIERSON et LONI 

Mandragora caidescens ssp. caidescens 

Mandragora caidescens ssp. flavida GRIERSON et LONI 

Mandragora caidescens ssp. purpurascens GRIERsoN et LONI 

Diese gelbbliihende, kattuchooti oder chi'ieh shen genannte Art kommt im Himalayaraum im Hochgebirge meist zwischen 3000 

und 4000 Meter Hohe vor (POLUNIN und STAINTON 79S5; 287, plate 93*). Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich uber Tibet bis 

nach Westchina (DES 1979: 94); sie ist haufig in Sikkhim und Darjeeling und wachst im westlichen Sichuan, nordwestlichen 

Yunnan und ostlichen Xizang zwischen 2200 und 4200 Meter Hohe (Lu 1986: 81/.). In Sikkim wird diese Alraunenart fiir 

magische Rituale (MEHRA 1979: 162) und manchmal als Alternative zu Withania somnifera verwendet; sie wurde auch als das 

vedische jangida gedeutet. In der traditionellen chinesischen und tibetischen Medizin kommt sie bei Magenbeschwerden zum 



Einsatz (MECHLER 1993: 765). Die Wurzel enthalt 0,13% Hyoscyamin, moglicherweise auch Mandragorin; Scopolamin und 
Cuskohygrin konnten nicht nachgewiesen werden (MECHLER 1993: 765). 

Mandragora chinghaiensis KUANG et A. M. Lu - Chinesische Alraune 

Diese erst jiingst beschriebene, auch chinghai chi'eh shen genannte Alraunenart ist auf dem Qinghai-Xizang-Plateau im westlichen 
China endemisch. Ihre Wurzel wird in der dortigen Volksmedizin verwendet (Lu 1986: 82). In Tibet wird sie gegen Schmerzen 
und als Ersatz fiir Mandragora calilescens verwendet. In der ganzen Pflanze sind 0,19% Hyoscyamin und 0,12% Scopolamin, in 
der Wurzel 0,21 1% Hyoscyamin und 0,48% Scopolamin enthalten (MECHLER 1993: 765). 

Mandragora tnorion nom. nud. 

Die in der alten Literatur unter dem Namen Mandragora morion angefiihrte Pflanze ist entweder mit einer Mandragora-Art, mit 
Atropa belladonna oder irgendeinem anderen Nachtschattengewachs (vgl. Solanum spp., Withania somnifera) identisch. In der 
antiken Literatur heiBt es von Mandragora morion: 

»Man berichtet, es gabe noch eine andere. Morion [von moria = „Stumpfheit der Sinne" oder morion = „mannliches Glied"] 
genannte Art [vielleicht die Mandragora turcomanica oder M. caulescens], welche an schattigen Platzen und um Felsenhohlen 
wachst; sie hat Blatter wie die weiBe Mandragora, aber kleiner und etwa spannenlang, weiB, kreisformig um die Wurzel gestellt, 
welche zart, weiB, etwas groBer als eine Spanne und daumendick ist. Diese, in der Gabe von einer Drachme [ca. 3,8 g] getrunken 
oder mit Graupen im Brot oder in der Zukost genossen, soil tiefen Schlaf bewirken; es schlaft namlich der Mensch in derselben 
Stellung, in welcher er sie genossen hat, ohne jede Empfindung drei bis vier Stunden von da ab, wo sie eingenommen ist. Auch 
diese gebrauchen die Arzte, wenn sie schneiden oder brennen wollen. Die Wurzel soil auch ein Gegenmittel [antidoton] sein, 
wenn sie mit dem sogenannten Strychnos nianikos-"4-5 genommen wird.« (DIOSKURIDES IV, 76) 

Mandragora shebbearei FISCHER - Tibetische Alraune 

Diese Art oder Varietat der Alraune soil nur in Tibet vorkommen. Moglicherweise ist sie mit M. caidescens identisch. 

Mandragora turcornanica MIZGIREVA - Turkmenische Alraune 

Diese seltene, nur in Turkmenien wachsende, violettbliihende Art wurde von der Bevolkerung des Sumbartales von alters her als 
Heilmittel verwendet. Offensichtlich wurde diese asiatische Art schon im Mittelalter von asiatischen Autoren wie Abu-Reichan 
Beruni (973-1048) mit der europaischen Mandragora der antiken Literatur identifiziert; nach KHLOPIN (1980: 227) ist sie mit 
der »mannlichen« Mandragora des Dioskurides identisch (vgl. Mandragora officinarum). Ihre groBen, saftigen, goldgelben 
Friichte gelten als eBbar (in MaBen genossen). Die turkmenische Alraune gedeiht nur auf lehmigen Boden in 600 Meter Hohe 
(KHLOPIN 1980). 

Die Parsen hatten eine heilige Pflanze mit berauschenden oder entheogenen Qualitaten, die Haoma hieB und im Awesta oft 
genannt wird. Nun ist die botanische Identitat von haoma genauso unsicher wie jene des indischen Somas oder der griechischen 
Ambrosia. Moglicherweise wurden auch mehrere Pflanzen mit dem Wort haotna bezeichnet (vgl. Peganum harmala). Schon friih 
wurde die Vermutung geauBert, daB das haoma mit der Alraune identisch sein konnte. Mit der Entdeckung und Beschreibung der 
turkmenischen Alraune wurde diese Hypothese wieder aufgegriffen: 

»Wenn man die Beschreibung der Haoma der Awesta mit der weiBen, mannlichen Mandragora der antiken und mittelalterlichen 
Gelehrten vergleicht, so kann man sehen, daB es sich wahrscheinlich um dieselbe Pflanze handelt. Andrerseits, muB man dieselbe 
weiBe, mannliche Mandragora mit der turkmenischen Mandragora identifizieren. Also benutzten die awestischen Arier [die alten 
Parsen ] fiir die Anfertigung des Gottergetranks die turkmenische Art der Mandragora und nannten sie Haoma ... Als die 
indischen Arier nach dem Zerfall der indisch-iranischen Einheit nach Nordindien vom Westen eingedrungen waren, haben sie dort 
die himalaische Art der Mandragora gefunden, welche den Namen Soma bekommen hat.« (KHLOPIN 1980: 230f.) 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Atropa belladonna, Mandragora officinarum, Tropanalkaloide, Scopolamin 

BERRY, Michael I. und Betty P. JACKSON 1976 »European Mandrake (Mandragora oficinarlirrl L. und M. aulurrtnalis Br.RTOL.); the Structure of the 

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Solanaceae, S. 87-112, London usw.: Academic Press. 

KHLOPIN, Igor N. 1980 »Mandragora turcornanica in der Geschichte der Orientalvolker«, Orientalia Lovaniensia Periodica 11: 223-231. 

Lu, An-ming 1986 »Solanaceae in China«, in: William G. D'AltcY (Hg.), Solanaceae: Biology and Systetnatics, S. 79-85, New York: Columbia University Press. 

MECHLER, Ernst 1993 »Mandragora«, in: Hagers Hciridbiicll der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 5: 762-767, Berlin: Springer. 



Mesembryanthemum spp. Mittagsblumen, Eiskrauter 

Familie 

Azioaceae (Eisblumengewachse) 

Wahrscheinlich haben bereits die alten Assyrer eine dilbat genannte Art der Gattung Mesembryanthemum zusammen mit 
Indischem Hanf (Cannabis indica) medizinisch zur »Unterdriickung der Geister« verwendet (THOMPSON 1949: 2220. 



In Nordperu heiBt eine Mesembryanthemum sp. im lokalen Spanisch hierba de la senorita, »das Kraut des Frauleins«. Die 
fleischigen Blatter werden von den Volksheilern des San-Pedro-Kultes (siehe Trichocereus pachanoi) in Krauteramuletten (sog. 
seguros, »Versicherungen«) besonders fiir Liebeszauber verwendet (GIESE 1989: 2520. 

Heute werden zwei oder mehrere Arten in Siidafrika Kanna (auch: Channa, Kanna, Kougoed) genannt. Von dem vor etwa 250 
Jahren beschriebenen kanna oder channa, das die Hottentotten fiir Berauschungszwecke kauten, wird vermutet, daB es sich um 
Mesembryanthemum spp. gehandelt hat. Neuerdings wurde eine als Kanna benutzte Pflanze als Sceletium tortuosum identifiziert. 
Das Eiskraut (Mesembryanthemum crystalUnum L. [syn. Cryophytum crystallinum (L.) NT. BR., Gasoul crystallinum (L.) 
ROTHM.)) wird als Gemiise- und Salatpflanze angebaut. Es stammt aus dem Vorgebirge der Guten Hoffnung und wurde 1785 
durch Liebig in Deutschland als Arzneimittel empfohlen. Die Art wurde unter dem Namen »Hottentottenfeige« bekannt; es hieB 
um 1900 herum, daB ihre Bliiten (Flores Candiae) fiir »aberglaubische Zwecke« verwendet wurden (SCHNEIDER 1974 II: 322*). 
Die Wurzeln wurden von den Hottentotten in der Kalahari wiiste angeblich auch gekaut oder geschnupft (Schnupfpulver). Von der 
Eisblume, die Mesembrin und Oxalsaure enthalt, wurden auch (psychoaktive) Intoxikationen berichtet (FESTI Und SAMORINI 
1995: 32f.). 

Die Wurzeln von Mesembryanthemum mahonii NT. BR. werden von den Bantu zum Brauen eines stark berauschenden Bieres 
verwendet. Die nah verwandte Art Trichodiadema stellatum (MILLER) SCHW ANTES Wird in Siidafrika als Hefeersatz zum 
Brotbacken und Bierbrauen benutzt. Die Wurzel soil angeblich stark berauschende Eigenschaften aufweisen (FESTI und 
SAMORINI 1995:31). 

Die nah verwandte, ebenfalls »Hottentottenfeige« genannte Mesembryanthemum edule L., die heute den giiltigen botanischen 
Namen Carpobrotus edulis (L.) N. E. BR. tragi, enthalt sehr wahrscheinlich auch Mesembrin, wirkt sedierend und ist 
mogUcherweise psychoaktiv (FESTI und SAMORINI 1995). 

In der Gattung sind die Alkaloide Mesembrin, Mesembrinin und sechs weitere Abkommlinge enthalten (FROHNE und JENSEN 
1992: 125, D. MCKENNA 1995: 1 O 1 *). Sie haben schmerzUndernde und kreislaufstimulierende Wirkungen (TYLER 1966: 280 
). Mesembrin hat sedative und zugleich kokainartige Eigenschaften (SCHOLZ und EIGNER 1983: 75*). Nach Auskunft des 
Chemikers K. Trout enthalten einige Arten der Gattung A^NDMT. 

Eine andere Art derselben Familie, Rabaiea albinota (HAw.) NT. BR. (syn. Nananthus albinotus NT. BR.), wurde ebenfalls bei 
siidafrikanischen Stammesvolkern als Zusatz fiir Rauchoder Schnupftabak (Nicotiana tabacum, Schnupfpulver) benutzt (D. 
MCKENNA 1995: 101 *). 

In einigen anderen Arten der Familie Azioaceae ist ebenfalls das Alkaloid Mesembrin nachgewiesen worden: Drosanthemum 
hispidum (L.) SCHW ANTES (syn. Mesembryanthemum hispidum L.), Sceletium anatomicum (HAw.) L. BOLUS (syn. 
Mesembryanthemum anatomicum HAw.), Sceletium tortuosum (L.) NT. BR. (syn. Mesembryanthettzum tortuosum L.), 
Trichodiadema barbatum (L.) SCHW ANTES (syn. Mesembryanthemum barbatum L.), Trichodiadema bulbosum (MILLER) 
SCHW ANTES (syn. Mesembryanthemum stellatum MILLER) und Trichodiadema intonsum (HAw.) SCHW ANTES (syn. 
Mesembryanthemum intonsum HAw.) (FESTI und SAMORINI 1995: 32). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Sceletium tortuosum, Kanna 

BODENDORF, K. und P. KLOSS 

1961 »Uber Abbau und Biogenese der Alkaloide 
Mesembrin und Meserabrenin«, Archiv der Pharmazie 66: 654-661. 
FESTI, Francesco und Giorgio SAMORINI 

1995 »Carpobrotus edulis (L.) N.E. BROWN in PHIL 
LIPS (Fico degli Ottentotto/LLottentos Fig)«, Eleusis 2: 28-34. 
HEBRE, H. 

1971 The Genera of the Mesembryanthemaceae, Kapstadt: Tafelberg Publishers. 
POPELAK, A., E. HAACK, G. LETTENBAUER und H. SPINGLER 
1960 »Zur Konstitution des Mesembrins«, Naturwissenschaften Al: 156. 
POPELAK, A., G. LETTENBAUER, E. HAACK und H. SPINGLER 
1960 »Die Struktur des Mesernbrins und Mesembrenins«, Naturwissenschaften 47: 231-232. 



Mimosa tenuiflora Jurema, Tepescohuite 

Familie 

Leguminosae: Mimosaceae-Fabaceae (Mimosenartige); Unterfamilie Mimosoideae 

Formen und Unterarten 

Kiirzlich wurde eine Varietal aus Guyana unter dem Namen Acacia tenuifolia var. prodlicta GRIMES beschrieben, die 
mogUcherweise eine Form der taxonomisch nicht gesicherten Art ist (GRIMES 1992). 



Synonyme 

Acacia tenuiflora MLLD. Mimosa cabrera ^^/JSTMlritosa hostills (MART.) BENTH. Mimosa nigra HUBER nom. nud. 
Mimosa jurema nom. nud. Mimosa tenuefolia L. (Falschschreibung in der Literatur) Mimosa tenuiflora KARST. 

Volkstiimliche Namen 

Ajuca, Cabrero (»Ziegenhirt«), Carbon (»Holzkohle«), Carbonal, Espineiro, Jurema, Jurema negro24', Jurema preta, Jurema preta, 
Tepescahuite, Tepescohuite, Veueka, Vinho da Jurema 

Geschichtliches 

Die Baummimose war bereits den Azteken in prakolumbianischer Zeit bekannt. Der heutige, in Mexiko allgmein iibliche Name 
Tepescohuite leitet sich von Aztekisch tepus-cuahuitl, »Metallbaum«, ab; der Name bezieht sich auf das sehr harte Holz. Der 
mexikanische Baum wurde Anfang des 19. Jahrhunderts (1810) botanisch beschrieben. Erst vor wenigen Jahren wurde erkannt, 
daB es sich bei diesem Baum um dieselbe Art wie die fiir Brasilien beschriebene Mimosa hostilis handelt (OTT 1996b: 11*). Der 
Juremakult, bei dem Mimosa-Triinke eingenommen werden, wurde erstmals 1788 beschrieben. Er schien bis vor kurzem 
ausgestorben, erfahrt aber eine starke Renaissance. 

Verbreitung 

Der Baum kommt wildwachsend in Siidmexiko (reichlich in Oaxaca und an der Pazifikkiiste von Chiapas), Zentralamerika, 
Venezuela und Brasilien (besonders im Nordosten; Minas Gerais, Bahia, Pernambuco) vor. Er gedeiht am besten im tropischen 
Tiefland, kann aber bis zu einer Hohe von 1000 Metern wachsen (SANCHEz LEON 1987). 

Anbau 

Bisher ist nur wenig iiber Anbaumethoden bekannt. Erste Versuche haben gezeigt, daB es wohl iiber Stecklinge moglich ist, den 
Baum anzupflanzen. 

Aussehen 

Bei dieser Mimose handelt es sich um einen strauchartigen Baum, der bis zu 8 Meter hoch wird. Er tragt gefiederte Blatter, ist an 
den Zweigen mit kurzen, aber spitzen Stacheln besetzt, hat weiBe, in Biischeln stehende Bliiten und kleine, lanzettformige Friichte 
(2 bis 4,5 mm breit, 5 bis 7 mm lang), von denen jeweils 3 bis 4 in Schoten gereiht sind (SANCHEz LEON, 1987). 

Droge 

- Getrocknete Rinde vom Stamm 

- Getrocknete Rinde von der Wurzel 

Zubereitung und Dosierung 

Der Vinho do Jurema wird in Brasilien gelegentlich mit Maracujasaft (vgl. Passiflora spp.) versetzt. Die Wurzelrinde eignet sich 
zur Herstellung eines Ayahuascaanalogs. Dazu werden pro Person 9 bis 12 g der getrockneten Wurzelrinde mit 3 g Peganwm 
harmala kombiniert. 

Rituelle Verwendung 

Viele Indianervolker des ostlichen Amazonasgebietes (Karin, Tusha, Fulnio u.a.) ebenso wie die Pancariiindianer stellten in 
vergangenen Zeiten aus der Wurzel Jurematriinke, auch ajuca oder veueka genannt, her, um schamanische BewuBtseinszustande 
auszulosen (GONCALVES DE LIMA 1946). Leider sind die genauen Zubereitungen und die Rituale nur sehr rudimentar 
aufgezeichnet worden. In der alteren ethnographischen Literatur (zusammengefaBt in SCHULTES und HOFMANN 1980:153ff.*) 
heiBt es von dem »geheimnisvollen Trank«, er wiirde den Schamanen phantastische und bedeutungsvolle Traume schenken, er 
wiirde sie »verzaubern und gen Himmel tragen«. Dabei »wurde vom alten Meister der Zeremonie, unter dem Schiitteln einer mit 
Federmosaiken dekorierten Rassel, den Teilnehmern eine Schale eines Tees aus Juremawurzeln gereicht. Sie bekamen dann 
wunderbare Visionen vom Geisterland, von Blumen und Vogeln. Sie mochten einen fliichtigen Blick von dem drohnenden Felsen, 
der die Seelen der Verstorbenen auf ihrer Reise zertriimmert, erhaschen oder den Donnervogel, wie er Blitze aus dem riesigen 
Federbiischel auf seinem Kopf schieBt und den Donner ergroUen laBt, sehen.« (Nach R. H. LOWIE, In SCHULTES und 
HOFMANN 1980: 154*.) Der indianische Juremagebrauch ist im Laufe dieses Jahrhunderts stark zuriickgegangen, zum einen 
durch die Zerstorung indigener Kulturen, zum anderen durch die Popularisierung von Ayahuasca und Ayahuascakirchen. 
Seit Anfang dieses Jahrhunderts wurde der rituelle Gebrauch des Vinho do Jurema in die afrobrasilianischen Kulte des 
Candomble und Macumba integriert. Vermutlich wurde aber kaum Mittrosa tenuifora, sondern Pithecolobium diversifolium zur 
Bereitung des Vinho do Jurema verwendet. 

Heutzutage gibt es in Brasilien verschiedene Zirkel unterschiedlicher ethnischer Herkunft, in denen Jurema rituell eingenommen 
wird (NOVAES DA MOTA 1987). 
Eine rituelle Verwendung von Mimosa terruiflora in Mexiko ist bisher nicht bekannt geworden. 



Artefakte 

In einigen afrobrasilianischen Ayahuascakulten werden indianische Geister, sogenannte caboclos, als Heilige verehrt und auf 
Heiligenbildern dargestellt. Unter diesen Heiligen gibt es die Cabocla Jurema, die als Gottin des Waldes gilt. Sie ist vermutlich 
eine Personifikation der Mimosa tenuiflora. 

Medizinische Anwendung 

Die pulverisierte Rinde des Stammes wird in der mexikanischen Volksmedizin zur Behandlung von Verbrennungen, 

Entziindungen und Wunden -anscheinend sehr erfolgreich - verwendet (GRETHER 1988, SANCHEZ LEON 1987). Die 

analgetische Heilwirkung bei Verbrennungen wurde weltberiihmt durch die erfolgreiche Behandlung von Opfern zweier 

Katastrophen (Erdgasexplosion von 1982; Erdbeben von 1985), von denen die Weltpresse berichtete. Die Todesrate der 

Brandopfer fiel dadurch signifikant (ANTON et al. 1993). 

Das Rindenpulver wird in Mexiko auch, in Gelatinekapseln gefiillt, als Tonikum geschluckt (oft kombiniert mit zermahlener 

Rinde von Una de gato [ Uricaria tomentosa] ). Die brasilianische Landbevolkerung hat die Rinde des Stammes ebenfalls als 

Hausmittel gegen Erschopfung und Schwache verwendet. 

In Brasilien benutzen die Indianerinnen frische Wurzelrinde als aphrodisischen Liebeszauber; dazu wird diese auf die FuBsohle 

des begehrten Mannes gestrichen. Ob dies unbemerkt geschehen kann, sei dahingestellt. 

Inhaltsstoffe 

In der Rinde des Stammes wurden mehrere Triterpen-Saponine gefunden (Mimonoside A, B und C) sowie Steroidsaponine (3-0- 
6-D-glucopyranosyl-campesterol, 3-O-B-D-glucopyranosyl-stigmasterol, 3-0-B-D-glucopyranosyl-6-sitosterol), die eindeutig 
biologisch aktiv sind (JIANG et al. 1991a und 1991b, LARA OCHOA und MARQUEZ ALONSO 1996: 99*); daneben Lupeol, 
Campesterol, Stigmasterol und B-Sitosterol. Die Rinde enthalt reichlich Calciumoxalatkristalle sowie viel Starke und Tannine 
(ANTON et al. 1993), auBerdem geringe Mengen an Alkaloiden, von denen A^.ATDMT, 5-IIydroxytryptamin und B-Carboline 
identifiziert werden konnten (LARA OCHOA und MARQUEZ ALONSO 1996: 99*, MECKES-LOZOYA et al. 1990). Zudem 
konnten neue Chalcone nachgewiesen werden, die nach der Mayagottheit Kukulcan (»Gefiederte Schlange«) Kukulkanine 
genannt wurden (DOMINGUEZ et al. 1989). 

Sensationell sind die neuesten Untersuchungen der mexikanischen Wurzelrinde, die reich an Alkaloiden ist. Die getrocknete 
Wurzelrinde enthalt ca. 1 % NN-DMT. In der Wurzelrinde der brasilianischen Pflanze wurden 0,57% NN-DMT nachgewiesen 
(FARNSWORTH 1968: 1088', PACHTER et al. 1959*, SCHULTES und HOFMANN 1980*). 

Wirkung 

Auf Verbrennungen gestreut, wirkt das Pulver der Stammrinde wahrend 2 bis 3 Stunden analgetisch und verkiirzt die 
Regenerationszeit der Epidermis deutlich. Die Rinde hat anscheinend eine stimulierende Wirkung auf das Immunsystem (ANTON 
etal. 1993). 

Wenn man der ethnographischen Literatur trauen darf, ist ein Wurzeldekokt oral psychedelisch wirksam. Ob die Indianer dabei 
noch MAO-hemmende Additive benutzten, ist nirgends erwahnt. Wenn die Wurzelrinde allerdings B-Carboline enthalt, konnte der 
Tee tatsachlich oral wirksam sein. Beim modernen Gebrauch wurde lediglich Maracujasaft als Additiv beobachtet. Die orale 
Wirksamkeit eines Wurzelrindendekoktes wird durch den Zusatz von Maracujasaft (siehe Passiflora spp.) vermutlich erhoht, da er 
angeblich MAO-hemmende Eigenschaften besitzt. 

Ich habe 1 g der getrockneten, grob zerkleinerten mexikanischen Wurzelrinde (entspricht etwa 100 mg NNDMT) in einer Pfeife 
geraucht. Der Rauch verstromt beim Entziinden sofort einen fast iiberdeutlichen, charakteristischen DMT-Geruch. Ich habe aber 
nur sehr leichte DMT-Wirkungen verspiirt. Vermutlich ware ein eingedampfter Rinderextrakt (Kaltwasserauszug!) konzentriert 
genug, um durch Rauchen eine gute DMT-Wirkung zu erzeugen. 

Marktformen und Vorschriften 

In Mexiko ist Tepescohuite entweder als getrocknete Rinde oder als Rindenpulver auf Markten, in Drogerien und Naturkostladen 
erhaltlich. Ob Tepescohuite nach Europa eingefiihrt werden darf, ist unklar. Durch die Anwesenheit der Alkaloide diirfte es in 
Europa nicht als Heilmittel zugelassen werden (vgl. ANTON et al. 1993: 156). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Mimosa spp., Ayahuascaana/o^e, NN-DMT 

ANTON, R., Y. JIANG, B. WENIGER, J. P. BECK und 

L. RIVIER 

1993 »Pharmacognosy of Mitnosn teniaflora (WILLD.) 

POIRE~I~«, Joiirticil of Etlitiopliciriiicicology 38: 153-157. 
DOMINGUEZ, Xorge A., Sergio GARCIA G., Howard 

J. WILLIAMS, Claudio ORTIz, A. Ian SCOTT und 

Joseph H. REIBENSPIES 

1989 »Kukulkanins A and B, New Chalcones froh 
Mltnosa teuuejdtln«, Journal of Natural Products 52(4): 864-867. 

GRIMES, James W. 1992 »Description of Acacia teniiifolia var. producta (Leguminosae, Mimosoideae), a New Variety from the Guianas, and Discussion of the 
T'ypification of the Species*, ^rifto«M 44(2): 266-269. 

GONl~ALVES DE LIMA, Oswald,) 1946 »Observa~6es sobre o „vinho da jurema" utilizado pelos indios Pancurii de lacaratli (Pernambuco)«, Arduivos do 
Instituto de Pesclinsas Agronomicas 4: 45-80. 
GRETHER, R. 1988 »Note an the Identity of Tepescohuite in Mexico*, Boletin de la Sociedad Botanica de Mexico 48: 151. 



JIANG, Y., J.P. BECK, L. ITALIANO, M. HAAG und R. ANTON 1991 a »Biological Effects of the Saponins froin Mitnosa teniiiflora an Fibroblast Cells in 

Culture*, Planta Medica 57, Supplement Issue 2: A 38. 

JIANG, Y., 13. WENIGER, G. MASSJOT, C. LAVAUZ) und R. ANTON 1991 b »Saponins froh the Bark ofMHtiosci teiiiiifloid«, Plante Medica 57, Supplement 

Issue 2: A 38-39. 

MECKEs-LoZOYA, M. et al. 1990 »Dimethyltryptamine Alkaloids in Munosa teiiiiiflorci Bark (Tepescohuite)«, Arch. Invest. Med. 1990: 175-177. 

NOVAES DA MOT A, Clalrlce 1987 As Juretna Told Us: Kariki Shoko and Shoco Modo of Utilization of medic iiicll Plnnts in the Coiitextof Modern 

Northeastern Brazil, Ann Arbor, ML: University of Michigan Press (Microfilm ). (UMl order no. 8717395) 

SANCHEZ LE()N , Victor 1987 EI tepescohuite, Tuxtla Gutierrez/Chis.: Instituto de Historia Natural (Plantas de ChiapasYashte-1). 



Mimosa ssp. Mimosenarten 

Familie 

Leguminosae: Mimosaceae-Fabaceae (Mimosenartige); Mimosoideae 

Die Familie umfaBt etwa 500 Arten, die iiberwiegend in Siidamerika vorkommen. Sie brauchen tropisches oder subtropisches 
Klima (SCHULTES und RAFFAUF 1990: 246*). Mimosenarten werden oft mit Akazien (siehe Acacia spp.), auch mit 
Anadenanthera peregrina und Anadenanthera colubrina verwechselt. 

Mimosa pudica L. - Schamhafte Sinnpflanze 

Moglicherweise hat die beriihmte Sinnpflanze, die bei Beriihrung sofort ihre Blatter zusammenfaltet, eine gewisse Bedeutung als 

psychoaktive Substanz. In Amazonien wird aus dieser chami genannten Pflanze ein Tee gegen Schlafstorungen gekocht (DUKE 

und VASQUEZ 1994 ). Auch in Belize (ARVIGO und BALICK 1994: 215*) und auf der karibischen Insel La Reueion werden 

die Stengel, Blatter und Wurzeln als Beruhigungs- und Schlafmittel verwendet. In Brasilien heiBt die Pflanze" renta, die var. 

acerba BENTH.Jwrefna branca (vgl. Mimosa tenuiflora, Pithecellobium spp.}. Beide Formen werden im afroamerikanischen 

Candomblekult als Zutat zum Einweihungstrank benutzt (siehe Madzokamedizin). 

Auf Quetschua heiBt die Pflanze ptttiyo-sisa. Ihre Blatter werden alten Leuten und Kindern ins Kopfkissen gelegt, damit sie besser 

schlafen (SCHULTES 1983a: 261 * ). In Amazonien lassen Frauen die Blatter in dem aus der Wurzel gepreBten Saft ausziehen 

und schmieren sich den Saft zwischen die Briiste und auf die Sohlen ihrer FiiBe. Sie behaupten, dadurch starke sexuelle Krafte zu 

erhalten (GOTTLIEB 1974:66"). 

Auf den Philippinen gilt Miniosa pudica als Aphrodisiakum fiir frigide Frauen. Dazu werden die Blatter gepfliickt und gekocht. 

Die Blatter fallen sich beim Pfliicken zusammen und entblattern sich wieder beim Kochen. Das sich offnende Blatt symbolisiert 

die zur Sexualitat bereite Vagina. Das Dekokt wird getrunken. 

In Indien werden die Blatter ausgekaut und der entstandene Brei zur Blutstillung auf frische Wunden gestrichen (BHANDARY et 

al. 1995: 1540. 

In der Pflanze ist Norepinephrin enthalten (SCHULTES Und RAFFAUF 1990: 246' ). Der narkotische Effekt soil durch das 

Alkaloid Mimosin zustande kommen (WONG 1976: 1230. Im oberirdischen Kraut wurden zwei C-Glykosylflavone (2"- 

ORhamnosylorientin, 2"-0-Rhamnosylisoorientin) nachgewiesen (ENGLERT et al. 1994). In der Wurzel kommt Tannin vor 

(WONG 1976: 1230. 

Mimosa scabrella BENTH. - Bracaatinga 

Die Rinde dieses kleinen Baumes enthalt A^.ADMT, MMT, Nformyl-MMT und 2-Methyll,2,3,4-tetrahydro-B-carbolin, also 
sowohl psychedelische Tryptamine als auch MAO-hemmende B-Carboline. Die Rinde ist vermutlich zur Herstellung von 
Ayahuascaanalogen brauchbar. Ein traditioneller psychoaktiver Gebrauch ist bisher nicht bekannt geworden. 

Mimosa verrucosa BENTH. 

Von dieser Art geht das Geriicht, daB sie psychoaktiv oder halluzinogen sei (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 188 ). Es 
liegen jedoch weder chemische Untersuchungen der Pflanze noch irgendein detaillierter Bericht iiber ihren moglichen Gebrauch 
vor. 

Mimosa spp. 

Es scheint mehrere Mimosen zu geben, die chemisch interessant sind und moglicherweise als N,N-DMT-Lieferanten fiir weitere 
Ayahuascaanaloge brauchbar sind. Ebenso scheint es verschiedene Arten zu geben, die in Zentralamerika als Marijuanaersatz 
(vgl. Cannabis indica) geraucht werden. 

Literatur 

Siehe Eintrage unter Mimosa tenuiflora, Ayahuascaanaloge, B-Carboline, NN-DMT 

ENGLERT, Jurgen.Yuliii JIANG, Pierre CABAIAON.AU OULAD-ALIund Robert ANTON 1994 »C-Glycosylflavones from Aerial Parts of M imosa pudica«, 
Planta Medica 60: 194. 



Mitragyna speciosa Kratom 



Familie 

Rubiaceae (Rotegewachse) 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Mitragyna religiosa nom nud. 

Mitragyne speciosa (KORTH.) [Falschschreibung] 

Volkstiimliche Namen 

Biak, Biak-Biak, Gra-tom, Katawn, Kraton, Kutum, Mabog, Mambog, Mitragyne 

Geschichtliches 

Bereits im 19. Jahrhundert wurde berichtet, daB Kratom in Malaysia als Opiumsubstitut und zur Heilung der »Opiumsucht« 
verwendet wurde (BECKETT et al. 1965b: 241, TYLER 1966: 285, WRAY 1907a und 1907b). Um 1920 begann die 
phytochemische Erforschung der Pflanze (FIELD 1921). Kurz darauf wurde der Hauptwirkstoff pharmakologisch untersucht 
(GREWAL 1932a und 1932b). 

Verbreitung 

Der Baum ist in Thailand sowie von der nordlichen Malaiischen Halbinsel bis Borneo und Neuguinea heimisch (MACMILLAN 
1991:4160. 

Anbau 

Der Baum wachst in sumpfigen Gebieten. Uber die Vermehrung ist nichts bekannt. 

Aussehen 

Der tropische Baum oder Strauch wird oft nur 3 bis 4 Meter hoch, manchmal aber auch bis zu 12 bis 16 Meter; er hat einen 
geraden Stamm mit gegabelten, schrag nach oben stehenden Asten. Die ovalen, griinen Blatter sind sehr groBflachig (8 bis 12 cm 
lang), laufen aber spitz zu. Die tiefgelben Bliiten stehen in kugelformigen Gruppen, die langgestielt aus den Blattachseln wachsen. 
Die Samen sind gefliigelt (EMBODEN 1979: 1840. 

Kratom kann leicht mit anderen Arten der Gattung Mitragyna verwechselt werden, z.B. mit Mitragyna brunonis (WALL, ex G. 
DON) CRAIB aus Afrika. 

Droge 

Blatter (Kratom) 

Zubereitung und Dosierung 

Die getrockneten Blatter werden geraucht, gekaut oder zu dem kratom bzw. niambog genannten Extrakt verarbeitet (WRAY 
1907a). Sie werden auch pulverisiert und, mit heiBem Wasser aufgebriiht, als Tee getrunken; als Dosis werden 8,8 g genannt 
(MACMILLAN 1991: 4161. Eine weitere Zubereitung besteht darin, daB die getrockneten Blatter pulverisiert und in Wasser 
gekocht werden, bis ein Sirup entsteht, der gut haltbar ist. Davon gelten 0,38 g als Dosis. Der Sirup kann auch mit den fein 
zerhackten Blattern der Palaspalme (Lificuala paliidosn) vermischt und zu Pillen gedreht werden. Dieses Produkt ist in Malaysia 
unter dem Namen macht bekannt und wird in langen Bambuspfeifen geraucht (MACMILLAN 1991: 4160. 
Die frischen Blatter werden auch zusammen mit Betelniissen (Areca catechu) gekaut (SCHOLZ und EINER 1983: 75*). Dabei 
wird oft Salz zugefiigt, um Verstopfung vorzubeugen. Gewohnlich werden 3- bis lOmal pro Tag jeweils ein Mundvoll Blatter 
gekaut (SUWANLERT 1975). 

Der Hauptwirkstoff Mitragynin ist offensichtlich gut vertraglich und zeigt auch in hohen Dosierungen kaum toxische Effekte. Im 
Tierversuch auBerten sich bei Mausen sogar bei Extremdosierungen von bis zu 920 mg/kg Korpergewicht keine toxischen 
Wirkungen (JANSEN und PRAST 1988: 117). 

Rituelle Verwendung 

Kratom wird in Thailand vor allem als Opiumsubstitut benutzt. Moglicherweise hat sich ein ahnlicher ritueller Gebrauch wie um 
das Opiumrauchen (siehe Papaver somniferum) entwickelt. Leider ist dieser Bereich ethnographisch nicht erforscht. 

Artefakte 

Keine 



Medizinische Anwendung 

Kratom wird in der thailandischen Medizin gegen Durchfall eingesetzt (OTT 1993: 4130. Es wird von den Tuk-Tuk-Fahrern in 
Bangkok als Amphetaminersatz konsumiert (SCHULRES 1995: 52*). In Malaysia werden die Blatter als Wurmmittel 
volksmedizinisch genutzt (SAID et al. 1991). 

In Westafrika wird die verwandte Art Mitragyna stipulosa (DC.) O. KUNTZE volksmedizinisch als Lokalanasthetikum 
verwendet. Die Rinde wird mit Palmwein (vgl. auch Cocos nucifera) gegen Vergiftungen und als Diuretikum getrunken 
(AYENSU 1978: 222* ). 

Inhaltsstoffe 

In der Pflanze sind mehrere Indolalkaloide anwesend: Mitragynin, Ajmalicin, Corynanthedin, Isomitraphyllin, Mitraphyllin, 

Mitraversin, Paynanthein, Speciogynin, Speciofolin, Speciophyllin, Stipulatin (= Rotundifolin), Rhynchophyllin, Mitragynalin, 

Corynantheidinalin, Mitragynalinsaure und Corynantheidinalinsaure (BECKET et al. 1965a und 1965b, HOUGHTON et al. 1991, 

TYLER 1966: 286*). 

Der Hauptwirkstoff Mitragynin (66% des Gesamtalkaloidgemischs) ist vor allem in den Blattern enthalten. In den jungen Blattern 

thailandischer Pflanzen kommt 7a-Hydroxy-7H-Mitragynin (1,6% des Gesamtalkaloidgemischs) vor (PONGLUx et al. 1994). In 

den getrockneten Blattern sind insgesamt etwa 0,5% Alkaloide anwesend (BECKETT et al. 1965b: 242). In frischen Blattern 

wurde ein neues Indolalkaloid, das 3-Dehydromitragynin, entdeckt (HOUGHTON und SAID 1986). 

Mitragynin ist chemisch verwandt mit Psilocybin und anderen Mutterkornalkaloiden (D. Mc KENNA 1995: 102*), z.B. 

Alstovenin (vgl. Alstonia scholaris). Mitraphyllin und Isomitraphyllin gehoren zum Typ des Yohimbins (PONGLUx et al. 1994). 

In den frischen Blattern kommt zudem (-)-Epicatechin vor. In den getrockneten Blattern sind mehrere Flavonoide anwesend. In 

beiden, den getrockneten und den frischen Blattern, konnte Ursolsaure nachgewiesen werden (SAID et al. 1991). 

In Holz und Rinde ist das Alkaloid Mitraspecin enthalten (BECKETT et al. 1965b). 

Einige dieser Alkaloide kommen auch in anderen Arten (z.B. Mitragyna parvifolia) vor (JANSEN und PRAST 1988: 115, 

SHELLARD 1974 und 1983). 

Wirkung 

Die Wirkung von Kratom ist nach Selbstversuchen, den Beschreibungen in der Literatur und den pharmakologischen 

Eigenschaften der Wirkstoffe zugleich stimulierend wie Coca (Erythroxylum coca) und dampfend wie Opium (siehe Papaver 

somniferum), also geradezu paradox (PONGLUx et al. 1994). Es hat einen Effekt, als wiirde man zugleich Coca kauen und Opium 

rauchen (JANSEN und PRAST 1988). Beim Kauen der frischen Blatter setzt die stimulierende Wirkung bereits nach 5 bis 10 

Minuten ein (SUWANLERT 1975). 

Das reine Alkaloid Mitragynin hat folgende Haupteffekte: »a) Steigerung der Erregbarkeit des cranio-sacralen und des 

sympathischen Teiles des autonomen Nervensystems, b) Steigerung der Erregbarkeit der Medulla und der motorischen Zentren 

des ZNS.« (SCHOLZ und EIGNER 1983: 75*) Es handelt sich also in der Tat um einen paradoxen Wirkstoff (vgl. GREWAL 

1932a und 1932b, JANSEN und PRAST 1988). Die Wirkung von Mitragynin wurde sogar mit der des Codeins verglichen 

(MACKoetal. 1972). 

Die angebliche Kratomsucht soil ein kulturelles Phanomen Thailands darstellen (JANSEN und PRAST 1988: 117). 

Marktformen und Vorschriften 

In Thailand ist die Pflanze, die zwar nicht »suchtig« macht, aber das Verbal ten verandert, verboten worden (D. MCKENNA 1995: 
102, SAID et al. 1991, SCHULRES 1995: 52*). Ansonsten Uegen keine Vorschriften vor; leider auch keine Marktformen. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Alstonia scholaris, Indolalkaloide 

BECKETT, A.H., E.J. SHELLARD, J.D. PHILIPSON 

und M.L. CALVIN 

1966 »The Mitragyna Species of Asia Part IV: Oxin 

dole Alkaloids from the Leaves of Mitragyna speciosa 

KOR-LH.«, PlantaMedica 14: 266-276. 
BECKETT, A.H., E.J. SHELLARD, J.D. PHILIPSON 

und CM. LEE 
1965a »Alkaloids from Mitragyne specioscl (KORTH.)«, Journal of~Pharmaceiitical Pharmacology 17: 753-755. BECKETT, A.H., E.J. SHELLARD und A.N. 
TACKIE 

1965b »The Mitragyna Species o/Asia - The 
Alkaloids o/the Leaves of Mitragyna speciosa KORTH.: 
Isolation of Mitragynine and Speciofoline«, Planta 
Medlca 13(2): 241-246. FIELD, E.J. 
1921 »Mitragynine and Mitraversine, Two New Alka 
loids from Species oi Mltragyrze«, Transcations of the 
Chemical Society 119: 887-891. GREWAL, K.S. 
1932a »Observations an the Pharmacology of 
Mitragynine«, The Journal of Pharmacology and 
Experimental Therapeutics 46: 251-271. 
1932b » The Effect of Mitragynine an Man«, British 
Journal of Medical Psychology 12: 41-58. 

HOUGHTON, Peter J., Aishah LATIFF und Ikram M. SAID 1991 »Alkaloids of Mitragyna speciosa«, Phytochemistry 30(1): 347-350. 
HOUGHTON, Peter J. und Ikram M. SAID 1986 »3-Dehydromitragynine: An Alkaloid from Mitragyna speciosa«, Phytochemistry 30(1): 347-350. 



JANSEN, Karl L.R. und Colin J. PRAST 1988 »Ethnopharmacology of Kratom and the Mitragyna Alkaloids«, Journal of Ethnopharmacology 23: 115-1 19. 

MACKO, E., J. A. WEISBACH und B. DOUGLAS 1972 »Some Observations an the Pharmacology of Mitragyne«, Archive International de Phartnacodynamie 

198: 145-161. 

MCMAKIN, Patrick D. 1993 Flowering Plants of Thailand: A Field Guide. Bangkok: White Lotus. 

PONGLUx, Dhavadee, Sumphan WONGSERIPIPATANA, Hiromitsu TAKAYAMA, Masae KIKUCHI, Mika KURIHARA, Mariko KITAJIMA, Norio AiMI 

und Shin-ichiro SAKAl 1994 »A New Indole Alkaloid, 7a-Hydroxy-7Hmitragynine, from Mitragyna speciosa in Thailand*, Planta Medica 60: 580-581. 

SAID, Ikram M., Ng Chee CHUN und Peter J. 

HoUGHTON 

1991 »Ursolic Acid froh Mitragyna speciosci«, Planta 

Med ica 57: 398. 
SHELLARLi, E.J. 

1974 »The Alkaloids of Mitragyna with Special 

Reference to Those of M. speciosa KORTH.« Bulletin 
oV Ncircotics 26: 41-54. 

1983 »Mitragyna: A Note an the Alkaloids of African Species«, Journal of Ethtiopliciriricicology 8: 345-347. SUWANI.ERT, S. 1975 » A Study of Kratoln 
Eaters in Thailand*, Bulletin of Narcotics 27: 21-27. WRAY, L. 1907a »Notes an the Anti-Opium Remedy*, The Pliai-niciceiiticcil joumaYJS: 453. 1907b 
»„Biak": An Opium Substitute*, Journal of the Federated Malay States Musetitil 2: 53. 



Mucuna pruriens Juckbohne 



Familie 

Leguminosae-Papilionaceae (Schmetterlingsbliitler): Papilionoideae: Phaseoleae, Tribus Erythrininae 

Formen und Unterarten 

Die Art laBt sich in mindestens 2 bis 3 Subspezies unterteilen (ZANDER 1994: 385*; LASSAK und MCCARTHY 1992: 66*): 
Mucuna pruriens (L.) DC. ssp. deeringiana (BORT) HANELT Mucuna pruriens (L.) DC. ssp. pruriens Mucuna pruriens (L.) D 
C ssp. gigantea (15 cm lange Friichte) 

Die friiher als eigene Art angesehene Mucuna utilis WALL, ex WIGHT wird heute als Varietat betrachtet (ALLEN und ALLEN 
1981: 448*): Mucuna pruriens (L.) DC. var. utilis (WALL, ex WIGHT) BACKER 

Synonyme 

Dolichos pruriens L. 

Mucuna deeringianum (BORT) MERK. 

Mucuna prurita HOOK. / 

Mucuna prurita WIGHT 

Mucuna utilis WALL, ex WIGHT 

Mucuna utilis WALL, ex WIGHT var. utilis BACKER ex BURCK 

Stizolobium deeringianum BORT. 

Stizolobium pruriens (L.) MED IK. 

Stizolobium pruritum PIPER 

Volkstiimliche Namen 

Acharriya-pala, Afrikanische Juckbohne, Akushi (Bengali), Baidhok, Balagana, Chiikan (Maya), Chipororo, Chiporro, Cow itch, 
Cowhage, Cowhage-Winde, Cowitch, Demar pirkok (Cuna), Haba, Huacawuru (Shipibo), Itchweed (Englisch »Juckkraut«), 
Jeukboontje (Hollandisch), Juckende Fasel, Juckfasel, Kachaguli, Kawanch, Kiwach (Hindi »schlecht zu reiben«), Korodu, 
Kuhkratze, Mucunan, Ojo de vaca (Spanisch »Rinderauge",), Ojo de venado (Spanisch »Hirschauge«), Ojo de zamuro, Oyobe, 
Pwa gwate. Pica Pica, Pois a gratter, Pois pouillieux, Shabun baranti (Shipibo), Siliqua hirsuta. Velvet bean, Wich yuk (Lakandon 
» Rehauge« ), Wodza, Zizi, Zootie 

Geschichtliches 

ijber die friihe Geschichte der Pflanze ist fast nichts bekannt. Sie wird in Indien seit langer Zeit ethnomedizinisch genutzt. Der 
Gattungsname Mucuna ist vom Tupiwort ntunmdn, mit dem in Amazonien mehrere Arten der Gattung bezeichnet werden, 
abgeleitet (ALLEN und ALLEN 1981: 446*). Bereits 1688 brachte Hans Sloane eine Sammlung von Juckbohnensamen nach 
London, die dort als itch powder, »Juckpulver«, ausgestellt wurden (ALLEN und ALLEN 198 1: 447* ). Das aus der Juckbohne 
gewonnene, bekannt gewordene L-Dopa hat die Behandlung der Parkinsonkrankheit stark revolutioniert (REMMEN und ELLIS 
1980). 

Verbreitung 

Der Ursprung dieser Pflanze laBt sich nicht mehr feststellen; moglicherweise stammt sie aus dem tropischen Asien (ZANDER 
1994: 385* ). Heute ist sie in tropischen Gebieten beider Hemispharen verbreitet (Amerika, Afrika, Asien). Sie wachst oft an 
kultivierten Platzen und Waldrandern, gerne in Meeresnahe, auch auf sandigen Boden. 

Anbau 

Die Pflanze laBt sich aus vorgekeimten Samen oder vegetativ vermehren. Uber den Anbau ist nur wenig bekannt. 



Aussehen 

Die Juckbohne ist eine kraftige Kletterpflanze mit traubenartigen, iippigen, violetten Bliitenstanden. Die Fruchtschoten sind ca. 8 
bis 10 cm lang und mit feinen Haaren besetzt. Sie enthalten die groBen, runden, abgeflachten, dunkelbraunen Samen, die von 
einem schwarzen Band umgeben sind. 

Die Juckbohne kann leicht mit einer Glyzine (Wisteria sinensis) verwechselt werden. Die Gattung Mucuna umfaBt ca. 150 Arten, 
von denen viele einander zum Verwechseln ahnlich sind (ALLEN und ALLEN 1981: 446*). 

Droge 

- Samen 

- Blatter 

Zubereitung und Dosierung 

Fiir aphrodisische und ethnomedizinische Zwecke werden die trockenen Samen zermahlen und mit einer Fliissigkeit 

eingenommen. Moglicherweise eignen sie sich auch zur Herstellung von Ayahuascaanalogen. Als aphrodisische Dosis (fiir 

Manner) werden 75 g der Samen genannt (ARGUETA V et al. 7994; 7757 *). 

Fiir medizinische Zwecke werden die Friichte ausgekocht (Dekokt). 

Die getrockneten Blatter - sie trocknen selbst in den feuchten Tropen in einem Tag - konnen geraucht werden; als wirksame Dosis 

gelten ein bis zwei Joints (ANONYM 1995). 

Rituelle Verwendung 

In Indien (Karnataka) wird aus den Samen ein Aphrodisiakum gewonnen. Dazu werden jeweils am Abend zwei zermahlene 
Samen in Kuhmilch eingenommen (BHANDARY et al. 1995: 1550. Moglicherweise werden aus der Juckbohne bereitete 
Aphrodisiaka auch in sexuellen Riten des Tantrakultes verwendet (vgl. Alstonia scholaris). Ein volkstiimlicher Liebeszauber zur 
Starkung der Zeugungskraft deutet darauf hin: 

»Zwei Pflanzen kommen dabei zur Anwendung: Mucuna pruntits [sic] und Feronia elephanturn [= Linionia acidissinra L.; 
Rutaceae]. Sie werden mit folgenden Worten ausgegraben: „Oh Kraut, du bist von Stieren entwurzelt worden. Du bist der Stier, 
der von liisterner Starke iiberschaumt: Und fiir einen Stier von dieser Art wirst du heute von mir ausgegraben!" (...) Nachdem 
sie zerkleinert und in Wasser eingeweicht worden sind, werden Aufgiisse von ihnen mit etwas Milch vermischt. Der Patient, der 
auf einer Keule oder einem Pfeil sitzt, trinkt die Mixtur und rezitiert unterdessen den Zauberspruch fiir Zeugungskraft. (...): „Oh 
Indra, gib diesem Mittel Kraft; seine Hitze gleicht derjenigen des Feuers. Wie die mannliche Antilope besitzt du, oh Kraut, alle 
Kraft, die es gibt, du Bruder des groBen Soma.«„ (SHAH 7994; 79S7 

Artefakte 

ijberall, wo die groBen Samen gefunden werden, stellen die Menschen aus ihnen Amulette her, so in Mexiko, Guatemala, in der 
Karibik, im tropischen Afrika (Ghana) und in Indien. Die Samen werden oft als Kettenperlen oder Anhanger benutzt (MADSEN 
7965; 110). 

Medizinische Anwendung 

In Mexiko gelten die pulverisierten Samen als starkes Aphrodisiakum (MARTINEZ 1994: 2550. In der mexikanischen 

Volksmedizin werden die Augen der Neugeborenen mit einem Dekokt aus den Samen gewaschen, um Augenentziindungen zu 

verhindern (PATTEN 1932: 210). In Puebla wird ein Dekokt aus den Friichten als Wurmmittel getrunken (ARGUETA V et al. 

1994: 1151 *). In Brasilien wird die Pflanze als Aphrodisiakum und Nerventonikum verwendet. Die Cunaindianer benutzen sie 

ebenfalls als Aphrodisiakum (DUKE 7975; 290* ). Auf Trinidad werden die zerstoBenen Samen mit Zuckerrohrsaft bei 

intestinalen Wiirmern eingenommen (WONG 1976: 1260. 

In der ayurvedischen Medizin und im Unanisystem werden die Samen von alters her als Aphrodisiakum verwendet 

(BHATTACHARYA et al. 1971: 53). Die Stammesvolker von Bastar benutzen die Samen zur Steigerung der Samenproduktion 

und um »nachtliche Traume« (Pollutionen?) zu kurieren (JAIN 1965: 2410. 

In der nepalesischen Volksmedizin werden sie bei Nervenleiden verordnet. In Indien werden 4 bis 5 Haare von der Fruchthiilse 

mit Milch oder Buttermilch als wurmtreibendes Mittel eingenommen (BHANDARY et al. 1995: 155* ). 

In Siidostasien ist der Glaube verbreitet, daB die achciriyci-pcilci genannten Samen von Mucuna pritriens var. utilis das Gift von 

Skorpionen durch einfaches Auflegen aus der Stichwunde saugen (MACMILLAN 1991: 424*). In diesen Landern benutzte »die 

Krauterheilkunde ein Dekokt aus der Wurzel und den Hiilsen als harntreibendes Mittel und zur Linderung von 

Stirnh6hlenentziindungen.« (STARK 1984: 69*) 

In der westafrikanischen Ethnomedizin gilt die Juckbohne als wurmtreibendes Mittel (OTT 1993: 400f.*). 

In der Homoopathie wird eine Tinktur aus den Haaren der Fruchthiilse unter dem Namen »Dolichus pruriens - Juckbohne« 

verwendet (SCHNEIDER 1974 II: 334*). Extrakte der Samen sind moglicherweise fiir die Behandlung der ParkinsonKrankheit 

geeignet (HUSSAIN und MANY AM 1997). 

Inlialtsstoffe 

Die Samen enthalten NN-DMT, DMT-N-oxid, 5-MeO-DMT und Bufotenin sowie zwei B-Carboline (BHATTACHARYA et al. 
1971). Auch Serotonin (= 5-Hydroxytryptamin) und L-DOPA konnten nachgewiesen werden (ARGUETA V. et al. 1994: 7757 * 



on 1993: 400* ), daneben die Alkaloide Mucunin, Mucunadin, Prurienen, Prurieninin, Mucuadin, Mucuadinin, Mucuadininin, 

Prurienidin, Prurieninin und Nikotin (ALLEN und ALLEN 1981: 447* ). Tryptamine sind auch in den Slattern enthalten. 

Die Substanzen Aprotein und Mucunain kommen in den Haaren auf den Fruchtschoten vor und sind fiir die Hautirritation 

verantwortlich (SEA WORTH 1991: 142*). 

In den Zellen ist eine Phenoloxidase enthalten, die Tyrosin, wenn dieses den Zellen als Substrat gegeben wird, in L-Dopa 

umwandelt (WOERDENBAG et al. 1989; vgl. auch BEMMEN und ELLIS 1980). 

Vermutlich enthalten auch andere Arten der Gattung Mucuna nennenswerte Mengen an psychoaktiven Tryptaminen. In mehreren 

Mucuna spp. konnte L-Dopa nachgewiesen werden (BEMMEN und ELLIS 1980, YOSHIDA 1976). 

Wirkung 

Im Tierexperiment (an Ratten) wurde nachgewiesen, daB ein Extrakt aus den Samen halluzinogene Wirkungen haben muB 
(BHATTACHARYA et al. 1971). Humanpharmakologische Experimente wurden nur sehr wenige durchgefiihrt. Ein sehr 
interessanter Bericht liegt iiber die Wirkung der gerauchten Blatter vor: 

»Raucht man einen Joint von der GroBe einer Zigarette, so resultiert daraus eine generelle ZNS-Stimulierung (ein pochender 
„Tryptamin-Rausch"). Die Einnahme von 3 g Harmala [Samen von Peganum harmala J und zwei gerauchten Mucuna-Joints 
fiihrte zu einem Pochen im Kopf, begleitet von farbigen, geometrischen Mustern. Eine milde Irritation entwickelte sich innerhalb 
einer Stunde zu einem zarten Gefiihl (pulsierende farbige Muster bewegten sich spiralformig um mich herum, ich hatte das starke 
Bediirfnis, mich hinzulegen. Sehr zart und losgel6st.)« (ANONYM 1995: 33) 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen werden mitunter als Kettenperlen in Laden, die mit Kunsthandwerk und Antiquitaten aus Afrika und Ubersee handeln, 
verkauft. Es liegen keine weiteren Bestimmungen vor. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter NN-DMT, Ayahuascaanaloge 

ANONYM 

1995 » Mucuna pruriens«, Entheogene 5: 33. 
BHATTACHARYA, S.K., A.K. SANYAL und S. GHOSAL 

1971 » Investigations an the Hallucinogenic Activity 

of Indole Alkylamines Isolated from Mucuna prunens 

DC.«, Indian Journal ofPllysiology 25(2): 53-56. 
HUSSAIN, Ghazala und Bala V MANY AM 

1997 »MLiciina pruriens Proves More Effective than 

L-DOPA in Parkinson's Disease Animal Model«, 

Phytotherapy Research 11: 419-423. 
Madsen, Claudia 

1965 A Study of Cliaiige in Mexican Folk Medicine, 

New Orleans: Middle American Research Institute. 
PATTEN, Nathan van 

1932 » Obstetrics in Mexico prior to 1600«, Annals 
of Medical History N.S. 4(2): 203-212. BEMMEN, Shirley F.A. und Brian E. ELLIS 
1980 »DOPA Synthesis in Non-Producer Cultures of 
Mucuna deerit(giana«, Phytochentistry 19:1421-1423. WOERDENBAG, H.J., N. PRAS, H.W. FRIILINK, C.E LERK 

und Th.M. MALINGRE 

1989 » Cyclodextrin-Facilitated Bioconversion of 

6-Estradiol by Cultured Cells of Mucuna pruriens 

and Derived Phenoloxidase Preparations*, Planta 

Medici 55:bU. 
YOSHIDA, Takeo 

1976 »A New Amine, Stizolalnine, froh Stizolobium 
liassjoo«, Phytochernistry 15: 1723-1725. 



Myristica fragrans MuskatnufBbaum 



Familie 

Myristicaceae (Muskatgewachse) 

Formen und Unterarten 

Es gibt wahrscheinlich verschiedene Varietaten und Kultursorten, die sich besonders in der psychoaktiven Wirkung unterscheiden. 

Synonyme 

Myristica ambolnensls GANDOGER 
Myristica americana ROTTB. 
Myristica arotnatica LAMK. 
Myristica aromatica SWARTz 



Myristica moschata THUNBERG 

Myristica officitlalis L. f. 

Myristica philippetisis G ANDOGER 

Volkstiimliche Namen 

Almendra de la semilla, Balla (Bandasprache), Banda nutmeg, Bazbaz (Persisch), Bisbasa al-hindi (Arabisch/Jemen), Buah pala 
(Malayalam), Bushapal,Chan-thet (Laotisch), Hindi, Jaephal (Hindi), Jan-thet (Tahi), Jauz-i-biiya (Arabisch »duftende NuB«), Ju- 
tou-k'ou, Juz, Mada shaunda, Massa, Miskad, Moscada, Moscata miristica (Italienisch), Moschocaria, Moschocarydia, Muscade, 
Muscadier, Muscadier cultive, MuscatennuBbaum, MuschatennuB, Muskach'u (Callawaya), Musque, Myristica moschata, Noix 
muscade, Nootmuskaat (Hollandisch), Noz moscada, Nuce muscata, Nuez moscada, Nutlneg, Nutmeg tree, Pala banda, 
Roudoukou (Chinesisch) 

Geschichtliches 

Mit groBer Sicherheit ist die urspriingliche Heimat des Muskatbaumes die Insel Banda (MEISTER oj.: 57*, VAN GILS und Cox 
1994: 118). Dort ist er durch Anbau aus einer Wildform hervorgegangen. Die MuskatnuB gelangte wahrscheinlich erstmals mit 
den Kreuzfahrern nach Europa (NORMAN 1991: 461. Im 17. Jahrhundert bliihte der Handel mit Muskatniissen. Er wurde von der 
hollandischen Vereenigde Oostindische Companie (V.O.C.) beherrscht. Dazu gehorte das Monopol auf den Gewiirzinseln (VAN 
GILS und Cox 1994: 118). 

In England wurden friiher mit Muskatniissen, zerrieben in Bier, Abtreibungen eingeleitet (FUHNER 1943: 2400. In den fiinfziger 
und sechziger Jahren wurde in den USA in groBen Mengen MuskatnuBpulver als Marijuanaersatz geschluckt. Heute gilt die 
Pflanze als halluzinogen (BASTZEN 1987: 138' ). In Indonesien scheint ein psychoaktiver Gebrauch unbekannt (gewesen) zu sein 
(VAN GILS und Cox 1994: 124). Allerdings berichtete Rumphius (1741-55), daB zwei Soldaten auf der Insel Banda unter einem 
Muskatbaum schliefen und am nachsten Morgen ganz betrunken erwachten (VAN GILS und Cox 1994: 123). 

Verbreitung 

Der MuskaknuBbaum ist in der indonesischen Maluku-Provinz, die friiher als Spice Islands oder Gewiirzinseln bekannt war, 
endemisch (VAN GILS und Cox 1994: 117). Heutzutage wird er in vielen tropischen Gebieten angepflanzt. 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht durch Samen, die vorsichtig vorgekeimt werden miissen. Die Samlinge konnen dann am gewiinschten 
Ort eingepflanzt werden. 

Der Baum braucht tropisches Klima mit starkem Niederschlag (2210 bis 3667 mm pro Jahr). Er liebt vor allem reichen, 
vulkanischen Boden und gedeiht eigentlich nur in einem maritimen Umfeld (VAN GILS und Cox 1994: 118). Der Baum tragi in 
Kultur erstmals nach sieben oder acht Jahren Friichte und produziert dann fiir viele Jahre (20 bis 30 Jahre) welter (PAHLOw 
1995: 72*). Obwohl er das ganze Jahr iiber Friichte tragi, liegen die Haupterntezeiten im April und November (VAN GILS und 
Cox 1994: 120). 

Aussehen 

Der bis zu 20 Meter hoch wachsende Baum hat immergriine Blatter, die kurzgestielt sind und ca. 8 cm lang werden. Die 
unscheinbaren, weiBlichen Bliiten sind eingeschlechtlich und hangen in lockeren Trauben herunter. Der Baum ist diozisch 
(zweihausig), aber es kommen auch Pflanzen mit mannlichen und weiblichen Bliiten vor. Die blaBgelbe Frucht erinnert an eine 
Aprikose, ist aber etwas langlicher. Wenn sie reif ist, platzt sie von oben nach unten auf, so daB der vom roten Samenmantel 
(Arillus) umhiillte, dunkelbraune Samen zum Vorschein kommt (ISAAC 1993). 

Der echte MuskatnuBbaum ist sehr leicht rail Myristica argentea WARB. (Neuguinea), M. malabarica LAM. (Indien) und M. 
speciosa WARB. sowie der auf den Malakuinseln heimischen Art Myristica fattta HoUTT. zu verwechseln. Die Handelsware 
wird auch mit Samen und Samenmanteln dieser sowie anderer Arten (siehe Tabelle) verfalscht (SCHNEIDER 1974 II: 3390. 
Es gibt in Australien zwei einheimische MuskatnuBbaumarten (Myristica insipida und Horsefieldia australiana), die der echten 
MuskatnuB sehr ahnliche Friichte und »Niisse« ausbilden. AUe Telle des Baumes inklusive der »Niisse« wurden von den 
Aborigines als Werkstoffe, Nahrungsmittel und Medikamente genutzt (WIGHTMAN und ANDREWS 1991: 14*). Es ist durchaus 
denkbar, daB von ihnen auch die psychoaktive Wirkung des Muskatols entdeckt wurde. 

Andere Arten der Gattung Myristica, die Musliatniisse und Macis liefern (Nach ISAAK 1993, PAHLOW 
1995: 73*) 

Stammpflanze Handelsname Herkunft 

Myristica argentea WARB. Pferdemuskat Indonesien 

[syn. Myristica finschii WARB. Makassarniisse Neuguinea 

Papuaniisse 

Papuan nutmeg/macis 

Akum, Gagom, Heen 

Makassar -Macis 
Myristica intpressinerva J. SINCLAIR 
Myristica iners BL. 



Myristica malabarica LAM. Malabarniisse Indien 

[syn. Myristica fatua HOUTT., Bombay-Macis 

M. dactyloides WALL, non GAERTN., 

M. notha WALL., 

M. tomentosa GRAHAM non THUNB.l 
Myristica malaccensis KH. Malakkaniisse Indonesien 

Myristica succedanea REINW. ex BL. Batjang-MuskatnuB, Molukken 

[syn. Myristica speciosa WARB., Pala maba, Onem, 

M. radja MIQ., M. resinosa WARB., Tidore, Gosara onin 

M.schejferi WARB.] 
Myristica umbellata ELMER 

Droge 

- MuskatnuB (Myristicae semen, Myristicae nux, Nuces aromaticae, Nuces nucistae. Nuclei myristici, Nux moschata. Semen 
Myristicae) 

- Samenmantel/Arillus (Macis, Mace, gul-i-jauz, »Blute der MuskatnuB«, Muskatbliite, Arillus Myristicae) 

- Muskatol (Myristicae aetheroleum, Aetheroleum Myristicae, Macidis aetheroleum, Myristici essentia. Oleum Macidis, Oleum 
Myristicae, Oleum Myristicae aethereum. Oleum Nucis moschati. Oleum Nucis moschati aethereum, Atherisches MuskatnuBol, 
Macisol) 

Zubereitung und Dosierung 

Die aus den reifen Friichten gewonnenen Samen werden an der Sonne, iiber einem Holzkohlenfeuer oder in Trockenhausern 

getrocknet und gekalkt. Urspriinglich wurden die Samen mit Kalk umhiillt, um ihre Keimfahigkeit zu unterbinden; heute dient der 

Kalk dem Schutz vor InsektenfraB und -befall (PAHLOW 1995: 72*). 

Die Muskatbliite (Arillus, Macis) wird nach der Reife der Friichte vom Samen abgezogen, flachgedriickt und in Trockenhausern 

oder an der Sonne getrocknet. Dabei wechselt seine urspriinglich leuchtendrote Farbe meist in ein warmes Gelb iiber. 

Das hellgelbe atherische Muskatol wird durch Wasserdampfdestillation aus den Niissen und Samenmanteln gewonnen (ISAAC 

1993: 868, VAN GILS und Cox 1994: 120). Aus den griinen Blattern kann ebenfalls durch Wasserdampfdestillation ein 

atherisches Ol gewonnen werden. Es dient in erster Linie zum Strecken oder Verfalschen des echten Muskatols (ISAAC 1993: 

869). 

Eine Mischung namens obat penenang, »beruhigende Medizin«, wird nach folgendem Rezept hergestellt (die Menge entspricht 

der Dosis fiir ein Kind; ein Erwachsener nimmt die 1 l/2fache Menge): 

9 Blatter violtjes (Viola odorata L.) 

3 Blatter daun seribu (Achillea millefolium L.) 

2 Samenmantel Macis (Myristica fragrans) 

1 Rhizomstiick (ca. 4 cm lang) jahe merah (Zingiber officinale) 

1 Rhizomstiick (ca. 4 cm lang) dringo (Acorus calamus) 
Die Wurzeln von Kalmus und Ingwer werden kleingeschnitten und mit den iibrigen Zutaten sowie drei Glasern Wasser in einen 
Topfgegeben und 15 Minuten gekocht. Danach wird die Fliissigkeit abgeseiht und nach Belieben mit Honig gesiiBt. Wahrend 1 bis 
2 Wochen wird 2- bis 3mal taglich eine Tasse davon getrunken (VAN GILS und Cox 1994: 123). 

In Malaku wird aus Muskatniissen, kombiniert mit jahe merah (Zingiber offz'cinale), sereh (Zitronengras, Cytilbopogon nardus 
(L.) RENDLE; Vgl. Cymbopogon densiflorus), Nelken (Syzygium aromaticiitri) und eingeweichtem, rohem Reis, eine Salbe fiir 
medizinische Zwecke bereitet (VAN GILS und Cox 1994: 122). 

MuskatnuBpulver kann auch als Zutat fiir Rauchmischungen und Schnupfpulver benutzt werden (WEIL 1965 ). 
Die Dosisangaben fiir psychoaktive Zwecke sind sehr unterschiedlich. Lobelius berichtete 1576, daB eine schwangere 
Englanderin, nachdem sie 10 oder 12 Muskatniisse gegessen hatte, ins Delirium verfiel (VAN GILB und Cox 1994: 123). 
Malcolm X alias Malcolm Little (1925-1965) hat in seiner Autobiographic beschrieben, daB eine Streichholzschachtel voll 
Muskatpulver einem »IIigh« wie von 3 bis 4 Marijuana] oints entspricht (SCHLEIFFER 1979: 100' ). Meist werden 2 bis 3 
Muskatniisse als »halluzinogene« Dosis angegeben (SHERRY et al. 1982: 61). In kontrollierten Versuchen wurde fiir eine 
deutlich psychoaktive Wirkung eine Dosis von bis zu 15 g des Samenpulvers ermittelt (ISAAC 1993: 884). Nach LEUNG (1995: 
157") bewirken 7 bis 8 g Halluzinationen und Euphoric. 

Bei Verwendung des atherischen Ols konnen schon einige Tropfen deutliche psychoaktive Effekte haben. Das Muskatol wird 
sublingal, d.h. unter der Zunge, appliziert. Von dort verteilt es sich langsam. Uber die toxische Menge findet man in der 
medizinischen und toxikologischen Literatur keine definitiven Angaben. Einmal heiBt es, daB ein Kaninchen nach 8 bis 21 g 
Muskatol innerhalb von 13 Stunden bis fiinf Tagen sterben wiirde (ISAAC; 1993: 871). 

Rituelle Verwendung 

Die MuskatnuB wurde im alien Indien niada shaunda, »betaubende Frucht«, genannt und diente als Aphrodisiakum, als Zusatz 
zum Betelbissen und als wichtiger Currybestandteil. Sie wurde nicht nur in der Kiiche, sondern auch in der Medizin (Ayurveda) 
und Magie eingesetzt; in Malaya wurden Muskatniisse zur Behandlung von Besessenheit gegessen, eine Erkrankung des Geistes 
also mit einer psychoaktiven Substanz behandelt. Im Mittelalter gait sie als ein Mittel, das zum »Venushandel« reizt. Ein 
merkwiirdiger Liebeszauber hat sich bis in unsere Zeit erhalten (siehe den Text rechts). 



In Papua-Neuguinea ist es unter Studenten weit verbreitet, Macisbliiten zu rauchen, um »high« zu werden (miindliche Mitteilung 
von David Orr). Diese Verwendung hat wahrscheinlich eher einen hedonistischen denn rituellen Charakter. Es wurde auch 
beobachtet, daB beim indonesischen Schattentheater (Wayang) fein zermahlene Muskatniisse geschnupft wurden (WEIL 1965) 
(vgl. Schnupfpulver). 

Auf den Malakuinseln werden die Muskatniisse bei religiosen Heilritualen verwendet. Wenn bei einem ernsthaft erkrankten Kind 
alle anderen Methoden versagt haben, werden ihm Muskatniisse um den Hals gelegt. Dazu werden Gebete gesprochen, mit denen 
Gott gebeten wird, das Kind zu heilen und sein Schicksal bekanntzugeben (VAN GILS und Cox 1994: 123). 

Friichte, die als »Muskat« bezeichnet werden und als Substitute oder Verfalschungen dienen (Nach ISAAC 
1993: 881) Keines dieser Surrogate enthalt Myristicin, nur einige enthalten Safrol. 

Name Stammpflanze Familie 

Brasilianische MuskatnuB Cryptocarya moschata NESS et MART. Lauraceae 

Chilenische MuskatnuB Laurelia sempervirens (R. et P) TULASNE Monimiaceae 

GroBe Macisbohne Acrodiclidium puchurymajor (MART .) MEZ. ? 

Kalebassenmuskat Monodora myristica Annonaceae 

Kalifornische MuskatnuB Torreya californica TORR. Taxaceae 

Kua Kung Laurelia sempervirens (R. et P) TULASNE Monimiaceae 

Macisbohne Monodora myristica Annonaceae 

Madegassische MuskatnuB Ravensara aromatica SONN. Lauraceae 

Nuces Caryophyllatae Ravensara aroniatica SONN. Lauraceae 

OtobamuskatnuB Dialyanthera otoba (H. etB.) WARE. Myristicaceae 

Owere seed Monodora myristica Annonaceae 

PflaumenmuskatnuB Atherosperma moschatum Monimiaceae 

PichurimnuB Acrodiclidium puchurymajor (MART .) MEL. ? 

Artefakte 

Keine 

Medizinische Anwendung 

In der traditionellen indonesischen Medizin spielt die MuskatnuB eine wichtige Rolle. Sie wird bei Magenschmerzen, 

Magenkrampfen, Nierenproblemen, Rheumatismus, Nervositat, Erbrechen, Keuchhusten usw. verwendet. Auf den Malakuinseln 

wird die MuskatnuB vor allem als Sedativum fiir Kinder und bei Schlafstorungen gebraucht. Dazu werden die pulverisierten Niisse 

mit Milch oder einem Bananentrunk eingenommen. Besonders gut soil die Mischung oh&i penenang, »beruhigende Medizin«, 

wirken (siehe oben); allerdings meinen einheimische Heiler, daB man von diesem Trunk in gewisser Weise »abhangig« werden 

kann (VAN GILS und Cox 1994: 123). Eine Mischung aus Macis, Viola-odorata-Blattern, rotem Ingwer (Zingiber officinale) und 

den Bohnen von Phaseolus radiatus L. soil die Konzentrationsfahigkeit verbessern. 

In der malaiischen Medizin (auch in der Medizin der malaiischen Mohammedaner) werden Muskatniisse und -bliiten als 

Stimulans, Digestiv, Aphrodisiakum und Tonikum verwendet. Sie wurden sogar bei Malaria und »B16dheit« genommen (VAN 

GILS und Cox 1994: 122). Das Muskatol wird bei Kopfschmerzen auf die Schlafen aufgetragen oder in Tee (ein Tropfen) 

eingenommen. Die param genannte Salbe wird auBerlich bei Rheuma und schmerzenden Gliedern aufgetragen. 

Auf den Malakuinseln wird auch das Ol der verwandten Art Myristica malabarica LAM. zur Behandlung von Kopfschmerzen 

verwendet (VAN GILS und Cox 1994: 122). 

In Indien dienen Bereitungen aus MuskatnuB als Ersatz fiir Opium (siehe Papaver somniferum), wenn bei einem Patienten Opium 

kontraindiziert ist. Mit Weinbrand (Alkohol) und Salz wird ein Tonikum gewonnen (ISAAC 1993: 884). Die Niisse werden im 

Jemen als Tranquilizer verwendet, die »Bliiten« gegen Kopfschmerzen (FLEURENTIN und PELT 1982: 92f.*). Weit verbreitet 

(von Indien iiber Arabien bis nach Europa) war und ist der Gebrauch als Aphrodisiakum (WEIL 1965). 

In der Homoopathie werden Tinkturen aus Muskatniissen und Macisbliite (Myristica fragrans hom. HAB], Nux moschata hom. 

PFX, Nux moschata hom. IIPUS88) entsprechend dem Arzneimittelbild oft bei nervosen Beschwerden und 

Wahrnehmungsstorungen verwendet (ISAAC 1993: 886). 

Inhaltsstoffe 

Das iitherische Ol der MuskatnuB besteht aus ca. 4% Myristicin, 39% Sabinen, 13% a-Pinen, 9% B-Pinen, 4% a-Phellandren, 4% 

Limonen, 1 

-y-Terpinen, 1 % n-Cymen, 1 % Terpinolen und Spuren anderer Stoffe (Safrol, Eugenol, Isoeugenol). Die Zusammensetzung kann 

durchaus variieren (JANSSENS et al. 1990). Das aus den Blattern gewonnene atherische Ol enthalt 80% a-Pinen und 10% 

Myristicin (BASTZEN 1987: 138, ISAAC 1993: 869). 

Das Myristicin, das Elemicin und das Safrol scheinen fiir die psychoaktive Wirkung verantwortlich zu sein. Vermutlich tritt im 

Metabolismus eine Aminierung ein, die aus den beiden Substanzen zentral aktive Amphetaminderivate macht (ISAAK 1993: 883, 

SHULGIN und NARANJO 1967, WEIL 1965 und 1967). Aus Myristicin wird durch Aminierung MDA (= Methylendioxy- 

amphetamin) oder MMDA (= 3-Methoxy-4,5-methylendioxyamphetamin), beides bekannte entaktogene Wirkstoffe (SHULGIN 

und SHULGIN 1991*). Aus dem Elemicin wird TMA (3,4,5-Trimethoxyamphetamin), eine mitMeskalin verwandte Substanz. 

Safrol wird durch Aminierung zu MDMA (3,4-Methylendioxymethamphetamin), das heute in der »Szene« als »Liebesdroge« 



Oder » Ecstasy« bekannt ist (vgl. Herbal Ecstasy). Myristicin hat eine pharmakologisch erwiesene, geringe MAOhemmende 
Wirkung (ISAAC 1993: 883), ist aber vermutlich nicht fiir Ayahuascaanaloge brauchbar. Das im Extrakt vorhandene Trimyristin 
hat auf Hiihner einschlafernd gewirkt (SHERRY et al. 1982). 

Wirkung 

Hildegard von Bingen hat bereits die psychoaktiven Krafte der MuskatnuB und ihre MDMA-ahnlichen, empathogenen Wirkungen 

beschrieben (vgl. Herbal Ecstasy): 

»Die MuskatnuB hat groBe Warme und eine gute Mischung in ihren Kraften. Und wenn ein Mensch die MuskatnuB iBt, offnet sie 

sein Herz und reinigt seinen Sinn und bringt ihm einen guten Verstand. Nimm, wie auch immer, MuskatnuB und in gleichem 

Gewicht Zimt und etwas Nelken und pulverisiere das. Und dann mach mit diesem Pulver und mit Semmelmehl und etwas Wasser 

Tortchen, und IB diese oft, und es dampft die Bitterkeit des Herzens und deines Sinnes, und es offnet dein Herz und deine 

stumpfen Sinne, und es macht deinen Geist frohlich und reinigt deine Sinne, und es mindert alle schadlichen Safte in dir, und es 

verleiht deinem Blut einen guten Saft, und es macht dich stark. « (Physica I, 21) 

Der Pharmakologe Johann E. Purkyne hat in seinem Werk Einige Beitrdge zur physiologischen Pharmacologie (1829) sehr 

detailliert die psychoaktive Wirkung der MuskatnuB dargestellt: 

»Uber die narkotische Wirkung der MuskatnuB. (...) Ich nahm erst eines Morgens eine ganze NuB, stiickweise mit Zucker, was 

eben nicht unangenehm war. Die Wirkung, die ich darauf verspiirte, war unbedeutend; etwas Tragheit in den auBeren Sinnen und 

im Bewegungssystem, ziemlich nachhaltend, indem sie den ganzen Tag gedauert hatte, jedoch nicht storend, weder auf das 

Denken noch auf die iibrigen Verrichtungen; nur bemerkte ich, daB ein Glaschen Wein nach Tisch mich unverhaltnismaBig stark 

affizierte. Eines Nachmittags, nach einer maBigen Mahlzeit, nahm ich drei Muskatniisse zu mir. Die Wirkung auBerte sich sehr 

bald: eine unwiderstehliche Schlafrigkeit befiel mich, und in angenehmen, ruhigen Traumen schwarmend, die von Zeit zu Zeit 

durch auBere Storung unterbrochen wurden, brachte ich den Nachmittag in einer sonst unbequemen Lage auf einem kleinen Sofa 

schlummernd zu. ( . . . ) Nachdem diese Wirkung vollkommen verschwunden war, machte ich noch einen Versuch, indem ich mit 

etwa zwei Drachmen [= 8,74 g] MuskatnuB reinen Branntwein zusammenrieb und austrank. Auch hier fand ich die Wirkung 

bedeutend verschieden, indem mich statt einer ruhigen Schlafrigkeit eine allgemeine Unruhe im Muskelsystem und 

Schwindelhaftigkeit befiel. « (in SAJNER 1965: 16ff.) 

Gefangnisinsassen, die Muskat als Ersatzdroge (fiir Cannabis indica) benutzt haben, berichten von visuellen und auditiven 

Halluzinationen, Schwebegefiihlen und Storungen des Korperschemas (VAN GILS und Cox 1994: 123). 

Unter dem EinfluB des Muskatols sind sogar auBerkorperliche, schamanische Erfahrungen erlebt worden (DEVEREUX 1992). 

Marktformen und Vorschriften 

Muskatniisse und Muskatbliite werden international als Gewiirze, also als Nahrungsmittel, eingestuft und unterliegen lediglich 
dem jeweiligen Lebensmittelrecht. Es kommen verschiedene Qualitatsstufen in den Handel. Beim atherischen Ol ist die rechtliche 
Lage nicht ganz klar. Es wird manchmal im Aromastoffhandel angeboten. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Atherische Ole 

DEVEREUX, Paul 

1992 » An Apparently Nutmeg-Induced Experience of 

Magical Flight«, JahrbuchfUr Ethnomedizin und 

Bewufitseinsforschung 1: 189-191, Berlin: VWB. FORREST, J.E. und R.A. HEACOCK 

1972 »Nutmeg and Mace, the Psychotropic Spices 

from Mynsticafragraris«. Lloydia 35: 440-449. GREENBERG, S. und E.L. ORTIZ 

1983 The Spice of Life, New York: Amaryllis Press. 

ISAAC, Otto 1993 »Myristica«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl. ), Bd. 5: 863-894, Berlin: Springer. 

JANSSENS, JOs, Gert M. LAEKEMAN, Lug A.C. PIETERS, Jozef TOTTE, Arnold G. HERMAN und Arnold J. VLIETINCK 1990 »Nutmeg Oil: Identification 

and Quantitation of Platelet Aggregation*, Journal of Ethnopharrnacology 29: 179-188. 

PAYNE, R.B. 1963 » Nutmeg Intoxication*, New England Journal of Medicine 269: 36-38. 

SAJNER, JOSef 1965 »Joh. Ev. Purkynes Beschreibung der pharmakologischen Wirkung der MuskatnuB*, Die Medizini- 

S'/;^ Weft 46: 2613-2615. 

SHERRY, C.J., L.E. RAY und R.E. HERRON 1982 »The Pharmacological Effects of a Ligroin Extract of Nutmeg (Myristicafragrans}«, Journal of 

Ethriopharniacology 6(1): 61-66. 

SHULGIN, Alexander T. 1963 »Composition of the Myristicin Fraction from Oil of Nutmeg*, Nature 197: 379. 

SHULGIN, Alexander T. und Claudio NARANJO 1967 »The Chemistry and Psychopharmacology of Nutmeg and of Several Related Phenylisopropylamines*, in: 

D. EFRON (Hg.), Ethnopharmacologic Search for Psychoactive Drugs, S. 202-214, Washington, D.C.: U.S. Dept. of Health, Education, and Welfare. 

TRUITT, Edward B., )'r. 1967 » The Pharmacology of Myristicin and Nutmeg*, in: D. EFRON (Hg.), Ethnopharmacologic Search for Psychoactive Drugs, S. 

188-201, Washington, D.C.: U.S. Dept. of Health, Education, and Welfare. 

VAN Gii.s, Carl und Paul Alan Cox 1994 »Ethnobotany of Nutmeg in the Spice Islands*, Journal of Ethriopliarmacology 42: 1 17-124. 

WEIL, Andrew 1965 »Nutmeg as a Narcotic*, Economic Botany 19: 194-217. 1967 »Nutmeg as a Psychotropic Drug*, in: D. EFRON (Hg.), Ethnopharmacologic 

Search for Psychoactive Drugs, S. 188-201, Washington, D.C.: U.S. Dept. of Health, Education, and Welfare. 



Nicotiana rustica Bauerntabak 



Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Cestroideae, Tribus Nicotianeae, Rubiflorae 

Formen und Unterarten 

Es werden verschiedene Varietaten benannt, die sich vor allem phytogeographisch voneinander trennen lassen (HARTWICH 

1911:29*): 

Nicotiana rustica L. var. rustica (heimisch in Texas, Mexiko, bis Brasilien verbreitet) 

Nicotiana rustica L. var. texana (I COMES (heimisch in Nordmexiko, Sonora und Texas) 

Nicotiana rustica L. var. jamaicensis CoM Es (Mexiko, Guatemala, Jamaika) 

Nicotiana rustica L. var. brasilia SCHRANK 

(heimisch in Brasilien, in Ungarn kultiviert) 

Nicotiana rustica L. var. asiatica SCHRANK (in Syrien, Arabien, Persien und Abessinien angebaut) Nicotiana rustica L. var. 

humilis SCHRANK (in Peru kultiviert) 

Daneben kommen anscheinend einige Ziichtungen vor. Es gibt eine hybridogene Kultursippe, die »Machorka« genannt wird. 

Synonyme 

Hyoscyalnlls hlteus Dom. nud. 

Volkstiimliche Namen 

Andumucua (Taraskisch), Aztec tobacco, Bauerntabak, Catherinaire, C'jama saire (Aymara), Ch'aque khuri (Quetschua), 
Gelbbilsenkraut, Herba legati, Herba medicea, Herba prioris, Herba reginae, Herbe divine, Herbe sacree, Herbe sainte, Huana, 
Indian tobaco, Indianisch Bilsenkraut, Klein Nicotianskraut, Kraut der Ambassadoren, K'ta tobaco (Quetschua), K'uru (Aymara), 
Latakia, Machene, Macuche, Mahorka, Makucho (Huichol), Nicotiana media, Nicotiane, Nohol xi k'uts (Inod. Maya »Sudlicher 
Tabak«), Noholki'k'uuts (Maya »Sudtabak«), Panacea (»Allheilmittel«), Pesietl, Petum, Petiin, Piciete, Picietl (Nahuatl), Picietl, 
Piciyetl (»kleiner Tabak«), Pycielt, Qonta saire (Aymara), San Pedro'48, Sana sancta Indorum, Sayre (Quetschua), Sero (Susu), 
Tabaco bianco (Spanisch »weiBer Tabak«), Tabaco macuche, Tabaco rupestris (Spanisch »landlicher Tabak«), Tabaquillo 
(»kleiner Tabak«), Tangoro, Tawa, Tenapete, Teneshil (mod. Nahuatl), Tobaco cimarron (Spanisch »wilder Tabak«), Toeback, 
Tonbeki, Tombac, Toutoune estamboule, Turkentabak,'rurkischer Tabak, Turkomani tambaku (Afghanisch), Tiithln, Um-weh 
(Paez), Upawoc, Veilchentabak, Warimba, Wild tobacco' ly. Wilder Tabak, Ya, Ye, Yellow henbane, Yetl, Yetl 

Geschichtliches 

Die Gattung Nicotiana ist nach dem franzosischen Gesandten Jean Nicot benannt worden, der 1560 Samen von Nicotiana rustica 
von Portugal, wo er die Pflanze in seinem Garten kultivierte, nach Paris geschickt und die Pflanze dadurch bekannt gemacht hat 
(SCHNEIDER 1974 II: 359*). 

Der Bauerntabak wurde sehr wahrscheinlich zu prakolumbianischen Zeiten in Mexiko kultiviert (DRESSLER 1953: 138*). Er ist 
anscheinend nicht aus einer Wildform hervorgegangen, sondern durch Kreuzung und weitere Kultivierung - moglicherweise aus 
Nicotiana paniculata L. und Nicotiana undidata RUiz et PAv. -entstanden (SCHULTES und RAFFAUF 199 1 : 41 *, WILBERT 
1987: 6; vgl. Nicotiana spp. ). 

Wie bei Analysen von Pflanzenmaterial, das als Grabbeigabe diente, entdeckt wurde, wurde Nicotiana nlstica bereits zur Bliitezeit 
der Tiahuanacokultur in den Anden rituell benutzt (BONDESON 1972). Diese Tabakart wurde erstmals von Francisco Hernandez 
beschrieben (1651). Sie wurde in Europa zuerst unter dem Namen Hyoscyamus perimanus, »Peruanisches Bilsenkraut« (vgl. 
Hyoscyamus spp.), bekannt (SCHNEIDER 1974 11: 360* ). Die psychoaktive Kraft des Bauerntabaks wurde bereits von Sahagun 
(XI, 7) dokumentiert. Als GenuBmittel hat der Bauerntabak niemals dieselbe Bedeutung erlangt wie Nicotiana tabacum. 
Da mehrfach in agyptischen Mumien Nikotin nachgewiesen werden konnte, ergibt sich die Frage, wie das Nikotin in die Korper 
gelangte. Die einfachste Antwort ist durch Rauchen. Doch was konnten die alten Agypter rauchen? Gemeinhin gilt, daB die 
Gattung Nicotiana aus der Neuen Welt stammt. Hatten die Agypter also schon Handelsbeziehungen zu den prakolumbianischen 
Volkern? Die Chemikerin Swetlana Balabanowa, die an den Untersuchungen der Mumien beteiligt ist, vertritt die Hypothese, daB 
der Bauerntabak, gemeinhin auch als Gelbbilsenkraut bekannt, eine altweltliche Pflanze ist, die schon von den Agyptern als 
Raucherwerk, spater sogar als europaischer »starker Tobak«'-5" benutzt wurde (PAHL 1996). Es gibt allerdings keinerlei Beweise 
dafiir, daB das Nikotin nicht aus einer anderen Quelle stammt oder iiber die Jahrtausende als Ablagerungsprodukt entstanden ist. 
Immerhin ist Nikotin auch in manchen Arten der Gattung Datura vorhanden. Vielleicht sollten die Chemiker die Mumien auch 
auf Tropanalkaloide untersuchen. 

Verbreitung 

Der Bauerntabak ist heute weltweit verbreitet. Er stammt entweder aus Mexiko oder dem nordlichen Siidamerika. Er wachst wild 
in Nayarit, Jalisco (Mexiko) und in den Anden, sogar bis auf iiber 3400 Meter Hohe (BASTZEN 1987: 1530. Er soil schon in 
prakolumbianischer Zeit bis nach Kanada verbreitet worden sein (HARTWICH 1911: 32*). 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht durch Samen. Meist geniigt es, wenn sie auf lockeren Boden ausgestreut werden. Man kann sie auch 
vorkeimen wie die von Nicotiana tabacum. In gemaBigten Zonen (Mitteleuropa) soUte die Aussaat zwischen Marz und Mai 
erfolgen. Die Pflanze gedeiht gut in gewohnlicher Erde. Die Huichol bevorzugen Erde, die mit der Asche von verbrannten 
Baumen gediingt wurde. 



Der Bauerntabak wurde bereits in prakolumbianischer Zeit in den Anden, in Mexiko sowie im siidwestliciien und ostlichien 
Nordamerika angebaut. Heute wird er in groBem MaBe zur Gewinnung von Nikotin fiir die Herstellung von Insektiziden kultiviert 
(REHM und ESPIG 1996: 252*). 

Aussehen 

Die einjaiirige Staude wird etwa 60 bis 80 cm hoch. Sie hat kleinere und rundlichere Blatter als Nicotiana tabacum, zudem etwas 
kiirzere und kleinere, gelbe Bliiten. Die Bliitezeit liegt zwischen Juni und Juli. Die Friichte sind runde Kapseln, die viele winzige, 
rotlichbraune Samen enthalten. 
Der Bauerntabak kann mit anderen Nicotiana spp. verwechselt werden (z.B. mit Nicotiana langsdorjfil WEINM.). 

Droge 

Blatter 

Zubereitung und Dosierung 

Die Blatter werden an einem luftigen Ort an der Sonne getrocknet. Meist werden sie pulverisiert und mit anderen Substanzen 

(Kalk; Tagetes lucida, vgl. Tagetes spp.) versetzt. Diese Form der Zubereitung wurde schon in der friihen Kolonialzeit 

aufgezeichnet: 

»Derjenige, der piciete verkauft, zerstoBt es mit Kalk und pulverisiert dann beides zwischen den Handen. Einige tun es mit dem 

Weihrauch der Erde, nehmen es dann in die Hande und in ihren Mund, um Kopfschmerzen zu lindern oder Trunkenheit zu 

verursachen.« (SAHACUN XI) 

Die Azteken haben die Blatter mit verschiedenen Krautern, die leider nicht mehr bestimmbar sind, gemischt und mit dem als 

Raucherwerk benutzten amerikanischen Styrax, dem Oleoresin von Liquidambar styracifllia L., behandelt (EMBODEN 1979: 

4*). Die Warao (Venezuela) versetzen die Tabakblatter mit dem carai-ia, cilrucay oder tacarnahaco genannten Harz von 

Protliirii heptaphylluni (AUBL.) MARCH., das ansonsten als rituelles Raucherwerk bei Ayahuascaritualen dient (WILBERT 

1991: 183). Die Huichol benutzen die pulverisierten Blatter als rituelles Raucherwerk. Die Mazateken verwenden das San Pedro 

(vgl. Trichocereus pachanoi) genannte Pulver bei alien Ritualen. Sie nehmen es auch ein. 

Fiir schamanische Zwecke kommt der aus den frischen Blattern gepreBte Salt zum Einsatz. Die frischen oder getrockneten Blatter 

konnen aber auch als Kaltwasserauszug, AufguB oder Dekokt zubereitet werden. Solche Extrakte werden getrunken oder als 

Klistier verabreicht. 

In Nordamerika wurden die Blatter dem Kinnickinnick und anderen Rauchmischungen zugesetzt (HARTWICH 1911: 32*). Die 

Warao drehen daraus bis zu 90 cm lange Zigarren fiir die schamanische Initiation. 

Im Iran und Irak werden die Blatter zu Schnupftabaken verarbeitet (vgl. Schnupfpulver). Dazu werden sie entweder in Arrak 

(Palmzucker/Palmschnaps; vgl. Alkohol, Palmwein) eingelegt, getrocknet und dann mit der Asche der huma genannten Ephedra 

pachyclada Bolss (vgl. Ephedra spp.) vermischt oder mit Jasminol (vgl. Jasminum spp.) parfiimiert (HooPER 1937: 143U). 

Im Himalayagebiet besteht die khanlera genannte Rauchmischung aus Bauerntabakblattern, die mit keora (Pandanus tectorius 

PARKINS ex DU Rol; syn. Pandanus odoratissinius L. f.; vgl. Pandanus spp.) parfiimiert wurden, Blattern der Moschuspflanze 

Delphinium brunonianum ROYLE (vgl. Delphinium consolida), Sandelholzpulver (Santahun albuni L.), gul-kand genannten 

Rosenbliitenblattern, den Friichten von Zizyphus jujuba MILL. (syn. Zizyphus vulgaris LAM.), Kardamom und den welken 

Blattern der Betelpalme (Areca catechu). Die Mischungsverhaltnisse sind ein wohlgehiitetes Geheimnis der Tabakhandler 

(ATKINsoN 1989: 756f.). 

Der Bauerntabak ist extrem nikotinhaltig und wesentlich potenter als Nicotiana tabacum und alle anderen Nicotiana spp. Er muB 

deshalb mit groBer Vorsicht verwendet werden. Die Dosierung ist individuell so verschieden, daB sich keine genaue Angabe 

machen laBt (vgl. Nikotin). 

Rituelle Verwendung 

Der Bauerntabak (picietl) war bei den Azteken eine heilige Pflanze, die wie Peyote (Lophophora williamsii) oder Ololiuqui 

(Turbina corymbosa) zur magischen Heilung mit Zauberspriichen und Divination verwendet wurde (RuiZ DE ALARCN ): 

»Indem sie ihn rauchten und indem sie davon berauscht wurden, riefen sie den Damon an, um zukiinftige Ereignisse zu erfahren 

und um Rat zu fragen fiir Bitten anderer, die sie damit beauftragt hatten.« (FUENTES Y GUZMAN, in MAURER 1981: 347 ) 

Der kolonialzeitliche Chronist Jeronimo Mendieta schrieb in seiner Historia eclesidstica Indiana dazu: 

»Andere sagen, daB einige das Kraut, genannt picietl, das die Spanier Tabak nennen, als den Korper der Gottin Ciuacoatl ansehen. 

Und aus diesem Grund hat es einige medizinische Wirkungen. Es muB sehr vorsichtig geraucht werden, denn es ist sehr 

gefahrlich, nimmt es doch jenen den Verstand, die es zu sich nehmen und laBt sie sich verriickt und toll auffiihren.« (zit. nach 

MAURER 1981:3471.) 

Ciuacoatl oder Cihuacoatl, »Frau-Schlange«, war bei den Azteken eine Mutter- und Erdgottin. Sie war die Patronin der 

Hebammen und wachte iiber das Schwitzbad. Sie - die Seele des Bauerntabaks - wurde wie folgt beschrieben: 

»In folgender Tracht lieB sie sich vor den Leuten sehen - mit Kalk geschminkt, wie eine Dame aus dem Palast -: sie tragi 

Ohrpflocke aus Obsidian, sie tritt in weiBer Tracht auf, sie hat weiBe Tracht angezogen, ist ganz weiB; oben hat sie aufgesteckt 

ihre Frauenfrisur. In der Nacht heult sie, briillt sie, auch ist sie Vorzeichen fiir Krieg. Ihr Bild wurde in folgender Weise 

geschmiickt: ihr Gesicht ist zur Halfte rot, zur Halfte schwarz; sie tragi eine Krone aus Adlerfedern, sie tragi einen goldenen 

Ohrp flock, sie tragi ein kragenartiges Obergewand, sie fiihrt ein blaues Webemesser.« (SAHAGUN 1,6) 

DaB die Gottin mit Kalk geschminkt ist, konnte ein Hinweis auf die Zubereitung des Bauerntabaks mit Kalk sein. 



Die Huichol sehen in dieser Tabakart eine Manifestation des Feuergottes Tatewari. Er war urspriinglich ein Falke, der in eine 
Pflanze verwandelt wurde (SIEGEL et al. 1977: 16). Fiir die Huichol ist der Bauerntabak heilig und begleitet alle zeremoniellen 
Handlungen (Peyoterituale, Trinkfeste, Peyotepilgerschaft; vgl. Lophophora williamsii). Er wird auch mit Tagetes lucida (siehe 
Tagetes spp.) zusammen geraucht. 

Die Mazateken nennen den Bauerntabak San Pedro (= Sankt Petrus'S' ), assoziieren ihn also mit dem Heiligen, der den Schliissel 
zum Himmel besitzt (vgl. Trichocereus pachanoi). Der Tabak wird, pulverisiert und mit Kalk vermischt, sowohl als GenuBmittel 
zur Etablierung sozialer Strukturen wie auch magisch-religios bei alien Zeremonien (schamanischen Heilungen, Divination, 
Pilzkreisen; vgl. Psilocybe spp.) ausgetauscht oder geopfert. Der Rauch gilt bei ihnen auch als magischer Schutz vor 
Klapperschlangen, Skorpionen und RiesenhundertfuBlern. 

In Siidamerika (Tiahuanacokultur) wurde pulverisierter Bauerntabak als rituelles Schnupfpulver verwendet (BONDESON 1972). 
Leider sind keine Details bekannt. Dieser Gebrauch wurde noch zur Kolonialzeit beobachtet, mit dem Vermerk, daB die Indianer 
den sayre genannten Bauerntabak fiir viele Dinge gebrauchten und das Pulver auch schnupften, um »ihre Kopfe zu reinigen« 
(BASTIEN 1987: 1530. 

Die in Venezuela lebenden Warao haben aufgrund ihrer Tabakerfahrungen eine extrem komplexe Mythologie und Kosmologie 
entwickelt. Der Anthropologe Johannes Wilbert ist seit Jahrzehnten damit beschaftigt, dieses komplexe Gebilde zu entschliisseln 
und zu verstehen. Die Warao stellen aus den Blattern ca. 90 cm lange Zigarren her, die nur von Schamanen und Initianden 
geraucht werden diirfen. Vor dem Gebrauch muB man sieben Tage fasten und darf nur Wasser trinken. Es werden nur wenige 
Zigarrenziige genommen, da die meisten bereits nach der ersten, tiefen Inhalation zu Boden fallen und in einen extrem 
veranderten BewuBtseinszustand eintreten (WILBERT 1996). 

Viele Schamanen erwerben die Fahigkeit, mit Hilfe des Tabaks in andere Wirklichkeiten zu reisen. Sie lernen, in das Haus des 
Tabaks einzutreten, am Tabakrauch in den Himmel hochzuklettern, mit den Pflanzengeistern des Tabaks - die oft die Gestalt von 
Schlangen haben - zu kommunizieren. Bei Heilungen werden die Kranken oft mit Tabakrauch beblasen, um sie von 
Krankheitsgeistern zu befreien oder davor zu schiitzen. Der Tabakrauch ist fiir den initiierten Schamanen das Tor in eine andere 
Welt, die Welt der Visionen, die Welt jenseits von Raum und Zeit. 

Bei den Carinaindianern wird bei den Schamanenanwartern mit einer Mischung aus Bauerntabak und Ingwer (Zingiber officinale) 
die Fahigkeit der Nachtsicht gefordert. Der Saft beider Pflanzen wird den Kandidaten in die Augen getraufelt, damit sie spater 
gute und bose Geister sehen und erkennen konnen (WILBERT 1987: 166). 

Der Bauerntabak wird von peruanischen Volksheilern bei San-Pedro-Ritualen auf drastische Weise eingenommen (vgl. 
Trichocereus pachanoi). Dieser als singando bezeichnete Vorgang besteht im rituellen Trinken eines Absuds des tabaco bianco 
genannten Bauerntabaks durch das Nasenloch. Das singando ist eine bis heute in Nordwestperu haufig geiibte Praktik der 
curanderos. Damit weihen sich die Heiler den Berggottern und fallen durch die heftige Nikotinwirkung in tranceartige, veranderte 
BewuBtseinszustande. Das singando ist ein wesentlicher Bestandteil der niesa-Rituale, bei denen hauptsachlich San Pedro, 
seltener floripotidio (Brugmansia sanguinea, Brugmansia spp.) getrunken wird. Der Tabaksud wird durch Mazeration mit Wasser, 
Schnaps (vgl. Alkohol) und Duftwasserchen (z.B. Eau de Cologne, Agua Florida), eventuell mit weiteren Krautern versetzt, aus 
den Tabakblattern gewonnen. Als TrinkgefaB dienen meist Muschelschalen, bevorzugt werden Schalen von Perlaustern [ Fteria 
sterna (GOULD, 1851); syn. Pteria peruviana REEVE, 1857], da sie einen spitz zulaufenden AbfluB haben. 

Artefakte 

Die Huicholindianer fertigen aus Baumkiirbissen (Crescetitia cujete L.) Tabakkalebassen (yekwe) fiir zeremonielle Zwecke an, die 
z.T. mit visionaren Elementen oder Bildern aus Peyoteerfahrungen (siehe Lophophora williamsii) verziert sind; sie dienen auch 
als Opfergaben an Solandra spp., den magischen »Baum des Windes«. Die Tzeltalindianer (Chiapas/Mexiko) stellen gelegentlich 
aus dem yat kohtom genannten Penis und/oder Hodensack des Nasenbaren (Nasua nasua narica) einen Tabakbeutel fiir 
Rauchmischungen (bankilal) aus Bauerntabak her. 

Viele archaologische Objekte des mesoamerikanischen Raumes stehen mit Tabak im Zusammenhang. Dabei laBt sich nicht 
bestimmen, zu welcher Tabaksorte sie gehoren (siehe Nicotiana tabacum). In Siidamerika gibt es verschiedene Typen von 
Tabakpfeifen und die gegabelten, aus Holz geschnitzten Zigarrenhalter (WILBERT 1987). 

Medizinische Anwendung 

Die siidamerikanischen Callawaya-Wanderheiler empfehlen den Bauerntabak zur Behandlung geschwoUener Muskeln. Dazu 

werden die frischen Blatter eine halbe Stunde an der Sonne erwarmt und dann auf die schmerzenden Stellen massiert (BASTIEN 

1987: 1531. In Peru wird ein AufguB der Blatter bei Ruhr getrunken. 

In der aztekischen Medizin wurde der Bauerntabak bei geschwoUenem Magen auf den Bauch gelegt, bei Asthma geraucht und zur 

Behandlung von Gebarmutterbeschwerden, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Entziindungen der Milz, Zahnschmerzen, Syphilis, 

Schlangenbissen und Pfeilwunden benutzt (HERNANDEZ 1959: 81f. und 376, SAHAcUN XI, 7). 

Im heutigen Mexiko wird der Bauerntabak zusammen mit Ephedra nevadensis (siehe Ephedra spp.) gegen Kopfschmerzen 

geraucht. 

Inhaltsstoffe 

Nicotiana rustica ist sehr reich an Nikotin (3,9 bis 8,6%) und anderen Piperidinalkaloiden (Nornikotin, Anabasin). Daneben 
enthalt er Spuren von Harmalaalkaloiden und Tabakkampfer (BASTIEN 1987: 153, DiAZ 1979: 85*). Die getrockneten Blatter 
konnen bis zu 16% Nikotin enthalten. Im Tabakrauch sind mehr als 900 Substanzen nachgewiesen worden (SIEGEL et al. 1977: 
18). 



Wirkung 

Die Starke psychoaktive Wirkung von Nicotiana rustica wurde bereits in der friihen Kolonialzeit vom Italiener Girolamo Benzoni 

in seiner Historia del Mondo Nuovo (1568) beschrieben: 

»Sie entziinden das eine Ende der Zigarre, stecken das andere in den Mund, atmen dadurch und fiillen sich ganz mit dem 

graBlichen Ranch, so daB sie ihren Verstand verlieren. Manche nehmen so viel davon, daB sie nmfallen, als seien sie tot 

nnd bleiben den groBten Teil des Tages oder der Nacht bewuBtlos.« (in MAURER 1981: 348) 

Der Bauerntabak kann auchi Halluzinationen bewirken, die sichi die Schiamanen zunutze machen. Die durchi den Bauerntabak 

ausgelosten Halluzinationen der Waraoindianer werden von WILBERT (1996) phanomenologisch so aufgelistet: - Traumartig und 

chromatisch 

Multisensorische Wahrnehmungen 

- Brillante Lichterscheinungen 

Intuitives Wissen und spontane Erkenntnisse 

- Seelengeleit durch einen Psychopompus 
Tunnelerlebnisse 

Derartige Phanomene treten aber nur bei initiierten Schamanen auf. Nicht-Schamanen diirften sich bei den Mengen, die von 
Schamanen konsumiert werden, lebensbedrohliche Vergiftungen zuziehen (Vgl. WILBERT 1991). 

Marktformen und Vorscliriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Nicotiana tabacum, Nicotiana spp., Nikotin 

BONDESON, Wolmar E. 1972 »Tobacco from a Tiahuanacoid Culture Period*, Etnologiska Studier 32: 177-184. MAURER, Ingeborg 1981 »Die Rauchenden 
Gotter - Tabak in Kunst, Geschichte und Religion der Maya«, in: G. VOLGER (Hg.), Rausch und Realitat, Bd.l: 346-350, Koln: Rautenstrauch-Joest-Museum. 
PAHL, Carola 1996 »Schon die alten Agypter fronten der Drogensucht«, Frankfurter Rundschau 20.7.96. SIEGEL, Ron K., P R. COLIANGS und Jose L. DlAz 
1977 »On the Use of Tagetes lucida and Nicotiana rustica as a Huichol Smoking Mixture*, Econotnic Botany 31: 16-23. 

WILBERT, Johannes 1972 »Tobacco and Sharaanistic Ecstasy Among the Warao Indians (,f Venezuela*, in: Peter FURST (Hg.), Flesh of the Gods, S. 55-83, 
New York: Praeger. 1975 » Magico-Religious Use of Tobacco Among South American Indians*, in: Vera RUBIN (Hg.), Cannabis and Culture, S. 439-461, The 
Hague: Mouton. 1979 » Magico-Religious Use of Tobacco Among South American Indians*, in: David BROWMAN und Ronald A. SCHWAR7 (Hg.), Spirits, 
Sharnans, and Stars, S. 13-38, The Hague: Mouton. 1987 Tobacco and Shamanism in South America, New Haven and London: Yale University Press. 
(Ausgezeichnete Bibliographic.) 1991 »Does Pharmacology Corroborate the Nicotine Therapy and Practices of South American Shamanism?*, Journal of 
Etlltiopharrricicology 32: 179-186. 1996 Illuminative Serpents: Tobacco Hallucinations of the Warao, Vortrag, gehalten auf der EntheobotanyKonferenz, San 
Francisco, 18.-20.10.96. 



Nicotiana tabacum Echter Tabak 

Familie 

Solanaceae ( Nachtschattengewachse); Cestroideae, Tribus Nicotianeae 

Formen und Unterarten 

Es gibtmehrere beschriebene Varietaten, die sich meist phytogeographisch trennen lassen (HARTWICH 1911: 27f.*): Nicotiana 
tabacum L. var. brasiliensis CoMES (heimisch in Brasilien und im nordlichen Siidamerika) Nicotiana tabacum L. var. fruticosa 
HooK. f. (heimisch in Mexiko und Brasilien, meisikultivierte Sorte) Nicotiana tabacum L. var. havanensis CoMES (heimisch in 
Mexiko, von danach Kuba und Manila eingefiihrt) Nicotiana tabacum L. var. lancifolia CoMES (heimisch in Ecuador und 
Zentralamerika) Nicotiana tabacum L. var. macrophylla SCHRANK (Marylandtabak;heimisch in Mexiko) Nicotiana tabacum L. 
var. virginica CoMES (heimisch am Orinoko, von da nach Virginia/USA eingefiihrt) 

Aus all diesen Varietaten gibt es zahlreiche Kreuzungen, Zuchtformen und Sorten. Als wichtigste Handelssorten gelten 
„Virgin"und „Burley". 

Synonyme 

Nicotiana chinensis FISCH. Nicotiana fruticosa L. 

Nicotiana lancifolia WILLD. ex LEHM. Nicotiana latissima MILZ. Nicotiana loxensis H.B.K. Nicotiana macrophylla LEHM. 
Nicotiana mexicana SCHLECHTEM). Nicotiana nepalensis LK. et OTTO Nicotiana pilosa DUN. Nicotiana ybarrensis H.B.K. 
Nicotiana tabacum L. var. subcordata SENDTNER Nicotiana tabacum L. var. macrophyllum DUN. 

Volkstiimliclie Namen 

,'Egte tobaksplante. Alee (Bara), A'-li, Anjel, Apagu (Cuicatleca), Ascut, A'xcu't (Totonakisch), Ayic (Popoluca), Bujjerbhang 
(Arabisch), Bunco (Malabar), Buncus, Chimo, Ch'ul winik (»Menschenpisse«), Cocorote, Cuauhyetl, Cultivated tobacco, Cutz, 
De'-oo-we, De-oo-we ( Witoto), Dhum-kola, Dhuumrapatra (Sanskrit), Doonkola, Duma, Dumkola (Singhalesisch), Dunkala, 
Echter Tabak, Echter Rauchtabak, Elee (Baniwa), E'-li, Finak, Gemeiner Tabak, Guacharo, Guexa (Zapotekisch ), Gueza, Hach 
k'uts ( Lakandon ), Hapis copxot (Seri), Hepeaca (Tarahumara), Herba sancta, Herbe petum, Huepaca, Huipa (Tarahumara)" 
Indianisch Wundkraut, lyatl, Jaari, Jacha, Jakhon, Jakhu, Ju'uikill (Mixe), Kapada, Kherm'ba (Kofan), Kuanmat, Kulturtabak, 



Kuts, K'uts (Maya), K'iits, Kutz, Kuutz, Ku'utz, Lixcule, Lixculi, Lu-kux-ree (Yucuna), Lukux-ri, Maay (Huastekisch), Majoris 
peti. May (Tzeltal), May wamal, Me-e (Chontal), Mito (Siona), Moo-loo (Desano), Moy (Tzotzil), Mulii (Tukano), Mu-lu; 
Nat'oohlijinih, Nat'oohntl'izikiih (Navajo), Nat'oohxiit'aalih, Nicotiana maior, Nicotiane, Nicotianskraut, Otzi (Zoque), Pa-ga-ree- 
moo-le (Desano), Pagari-mule (Desana), Pahu"ky (Mixe), Piitrem (Mapuche »das, was geraucht wird«), Petum, Petun, Piciete, 
Picietl, Poga, Poghako, Poghei elley (Tamil), Pop siwa, Poyile, Piichrem (Mapuche), Puthem, Quahyetl, Quaryetl, Quauyetl 
(Nahuatl), Rauchtabak, Ro-hii (Chinantekisch), Rome (Shipibo-Conibo), Salom, Sana sancta, Sang-yen (Chinesisch), Sayri, Sidi, 
Suma, Symphytum indicum, Tabac, Tabacco, Tabacco vero, Tabaci, Taback, Tabaco, Tabaco cimarron, Tabaco de la montana, 
Tabaco huitl, Tabaku, Tagyi (Komanch), Takap, Tamaku, Tambaku (Hindi), Tambracoo, Tamer, Tenejiete, Tenexiet, Thnam, 
Thuok, Tobacco, Toback, Tobak, Tombeki, Tosu, Toutoune kordestani, Tranco corto, Tsaank (Shuar), Tsank, Tuma, Tumak, 
Tumbaku, Uar (Cuna), Uipa (Guarigia), Uxkut (lepehuano ), Vesciakola (Veddah »Kolablatt«), Virgineischer Tabak, Virginian 
tobacco, Virginiatabak, Ya, Yana (Cora), Ye'-ma (Tariana), Yen (Chinesisch), Yerba santa (Spanisch »heiliges Kraut« )'5', Yetl 
(Aztekisch ), Yinheu, Youly, Yse, Yuyi (Otomi) 

Geschichtliches 

Der Echte Tabak ist entweder in Mexiko oder in Peru kultiviert worden, hat sich auf jeden Fall schon sehr friih in das jeweils 
andere Gebiet verbreitet (DRESSLER 1953: 138f.*). Er ist wahrscheinlich nicht aus einer Wildform hervorgegangen, sondern 
durch Kreuzung entstanden (SCHULTES und RAFF AUF 1991: 41 * ). Eine Vorlauferform mag Nicotiana sylvestris SPEGAZZ. 
et COMES gewesen sein. In Mittel- und Siidamerika ist Tabak die wichtigste und meistbenutzte Schamanenpflanze iiberhaupt. 
Im alten Mesoamerika wurde der Tabak religios verehrt und war eine »Pflanze der G6tter«. Mit ihrer Hilfe versetzten sich die 
Priester in einen Rausch, der ihnen den Kontakt zur Welt der Cotter eroffnete (ELFERINK 1983, RoBICSEK 1978). Von diesem 
Ritual zeugt der »Rauchende Cott« von Palenque (= Cott K), den die Lakandonen gut kennen und als k'tih kit ts'aits', »der Cott, 
der raucht«, beschreiben. Der Tabak spielte schon in der prakolumbianischen Mayakultur eine hervorragende Rolle. Neben seinen 
zahlreichen sozialen Bedeutungen ist der Tabak ein indianisches Universalheilmittel gegen alle Arten von Tierbissen und 
Vergiftungen. 

Der friiheste Bericht vom Tabak stammt aus der Feder des Monchs Romano Pane, einem Reisegefahrten des Christoph Kolumbus 
(1451-1506), der 1518 auch Tabaksamen an Karl V schickte. Die erste botanische Beschreibung stammt von Hernandez (1525), 
der den Tabak mit dem in Europa gut bekannten Bilsenkraut (Hyoscyamus niger, Hyoscyamus spp.) verglichen hat (vgl. Nicotiana 
rustica). In Europa wurde der Tabak als AUheilund Wundermittel aufgenommen und vielseitig als Volksheilmittel verwendet 
(KELL 1965). 

Im siidlichen Pazifik scheint der Tabak schon in prakolumbianischen Zeiten eingefiihrt worden zu sein (FEINHANDLER et al. 
1979), nach Indien gelangte er im 15./ 16. Jahrhundert durch die Portugiesen (CUPTA 1991: 62'x). In Slid- und Siidostasien 
wurde der Tabak und das Tabakrauchen bzw. -kauen im 17. Jahrhundert von den HoUandern eingefiihrt und verbreitet. In Indien 
und Nepal war es anscheinend schon im 16. Jahrhundert bekannt. Im 19. Jahrhundert hat der Tabak schlieBlich ganz Asien 
erobert. Er gehort heute zu den weltweit meistverwendeten psychoaktiven CenuBmitteln. 

Verbreitung 

Der Echte Tabak ist eine reine Kulturpflanze, die entweder in Mittelamerika oder in Amazonien bzw. den angrenzenden Gebieten 
kultiviert wurde. Heute wird er in alien Teilen der Welt angebaut. Einen besonderen Namen in der Tabakindustrie hat sich 
auBerhalb Amerikas vor allem die Tiirkei gemacht (Tiirkischer Tabak). Auch in Deutschland gibt es industriell genutzte 
Tabakpflanzungen. Die eigentlich aus den Tropen stammende Pflanze hat sich sehr gut an subtropisches, trocken-warmes und 
gemaBigtes Klima angepaBt. 

Anbau 

Der Tabakanbau erfolgt iiber Samen. In den Tropen werden sie einfach auf die meist aschegediingte Erde gestreut. In Mitteleuropa 
miissen die Samen Mitte bis Ende Marz im Gewachshaus oder auf der Fensterbank in durchlassige, sandige Erde ausgesat werden. 
Die Samen werden nur leicht angedriickt und keimen bei 18 bis 20° C nach 10 bis 20 Tagen. Die Jungpflanzen sollten dann 
umgetopft oder in Beete gepflanzt. werden. Tabak benotigt viel Sonne, viel Diinger und reichlich Wasser und gedeiht am besten 
an geschiitzten Orten. 

Wenn der Tabak schnell Bliitenstande austreibt, sollten diese rechtzeitig entfernt werden. Dann wachst die Pflanze welter, bildet 
mehr und groBere Blatter aus. 

Aussehen 

Das einjahrige, bis zu 2 bis 3 Meter hohe, staudenartige Kraut bildet langlich-elliptische, groBe Blatter aus (30 bis 40 cm lang). 
Die in Rispen stehenden Bliiten sind glockig-trichterformig, fiinfzipfelig, haben hellgriine Kelche und rosa gefarbte Bliitenblatter. 
In Nordamerika und Europa liegt die Bliitezeit zwischen Juli und September. Die kapselformigen Friichte enthalten viele winzige, 
braune Samen. 
Der Echte Tabak ist eventuell mit anderen Nicotiana spp. verwechselbar. 

Droge 

- Blatter (getrocknet und/oder fermentiert; Folia Nicotianae, Nicotianae folium, Herba Tabaci, Herba Nicotianae virginianae, 
Tabakblatter) 

- Kraut (Nicotianae virginianae Herba) 



Zubereitung und Dosierung 

Die Blatter werden auf unterschiedliche Art getrocknet. Fiir die Rauchwarenindustrie werden die Tabakblatter je nach 
Verwendungszweck »fermentiert«. Zigarettentabak wird langsam im Feuchten getrocknet, Zigarrentabak wird an der Luft, 
Kautabak wird iiber dem Feuer getrocknet und Tiirkischer Tabak an der Sonne (MACMILLAN 1991: 419*). Manche 
Pfeifentabake werden mit Fruchtsaften versetzt. Beim Trocknen (»Fermentieren«) entsteht dann ein besonderes, gewunschtes 
Aroma. Das Fermentieren kann auch durch Aufeinanderlegen der angetrockneten Blatter geschehen. Dieser ProzeB kann mehrere 
Monate dauern. Rauchtabak soil gelblich oder braun sein. Die Blatter werden manchmal durch Schwefeln gebleicht, um eine 
hellgelbe Farbung zu erhalten. Die Geschmacksveredelung geschieht durch Saucieren. Dazu werden die Blatter mit 
Zuckerlosungen, Gewiirzen, Salzen und Farbstoffen versetzt. Kautabak wird aus Tabakblattern, die in eine Tabaklauge eingelegt 
wurden, gewonnen. Industriell gefertigter Schnupftabak wird mit Extrakten von Wacholderbeeren (Juniperus communis L.; vgl. 
Juniperus recurva), Kalmuswurzel (Acorus calamus), Sassafrasholz (Sassafras albidum) und Gewiirzen aromatisiert (WAGNER 
1985: 1720. In Burma »begieBt man den Tabak, um den Wohlgeschmack zu erhohen, mitUrin« (HARTWICH 1911: 1130. 
Die Indianer hangen die Blatter im Schatten zum Trocknen auf. Selten werden sie an der Sonne ausgebreitet. 
Tabakblatter werden pur oder in Rauchmischungen mit anderen Krautern (z.B. Cannabis indica. Datura innoxia) geraucht (vgl. 
Kinnickinnick). Die Siona drehen die Tabakblatter in getrocknete Bananenblatter (Musa x sapientum) ein, um sie zu rauchen 
(VICKERS und PLOWMAN 1984: 31 *). In Mexiko werden vor allem die Lischblatter vom Maiskolben (Zea mays) als Hiilse 
benutzt. Die trockenen, aber noch elastischen Blatter werden auch ohne Zusatze zu Zigarren geroUt. Die Schamanen von Yucatan 
(Mexiko) drehen Zigarren aus je einem Blatt von Nicotiana tabacum und Datura innoxia. Manchmal wird dem Tabak Birkenrinde 
zugemischt, um die Wirkung abzuschwachen (HARTWICH 1911: 91*). 

In Sibirien wird der Rauchtabak mit Fichtenrinde [Picea otriorika (PANG.) PURKYNE], geschabtem Birkenholz (Betula spp.), 
Tannenholz (Abtes spp.) und Moos (Polytrichum) versetzt (HARTWICH 1911: 1100. 

In Burma drehen sich Manner und Frauen verschiedene Zigaretten. Die Mannerzigaretten bestehen aus feingeschnittenem Tabak, 
der in Laubblatter folgender Pflanzen gehiillt wird: Ficus spp., Cordia dichotoma FORST. f. (syn. Cordia myxa ROXB., Cordia 
obliqua WILL.; Cordiaceae), Careya arborea RoxB. (Barringtoniaceae), Tectona grandis L.f. (Verbenaceae). Fiir 
Frauenzigaretten benutzt man als Umhiillung die abgezogene Epidermis der Bliitenscheide von Areca catechu, Maislischblatter 
oder auf erhitzten Steinen geglattete Bambushaut. Die Fiillung ist eine Mischung aus zerhackten Blattern, Stengeln und Wurzeln 
des Tabaks, Wurzeln einer Euphorbia sp., dem Mark der oh'ne genannten Pflanze (Streblus asper LOUR.; Moraceae), manchmal 
Palmzucker (vgl. Cocos nucifera, Palmwein) und feingeschnittenen Bananenblattern (HARTWICH 1911: 113*). 
In Mitteleuropa ist es weit verbreitet, Haschisch (siehe Cannabis indica. Cannabis sativa) mit Tabak, zu Joints gedreht, zu 
rauchen. Allerdings ist diese Kombination pharmakologisch nicht sinnvoU, da beide Substanzen zusammen eine negative Synergic 
ergeben. Der Tabak unterdriickt die Haschischwirkung, wahrend das Haschisch die Nikotinwirkung verstarkt. 
Im westlichen Amazonasgebiet und in Venezuela war oder ist auch das sogenannte Tabaklecken oder -lutschen bekannt. Der 
Tabak wird zu einer Art Sirup namens ambil oder chimo (chimii) eingekocht. Der Sirup wird mit einem Stab in Cocapulver 
(Erythroxylum coca var. ipadu) oder Pflanzenasche (vgl. Erythroxylum coca) getaucht und abgeleckt (KAMEN-KAYE 1971 und 
1975). Diese Zubereitungs- und GenuBformen gehen bis in vorspanische Zeit zuriick. Je nach den Zusatzen und der Qualitat der 
verwendeten Tabakblatter ergibt sich ein chimo manso (mild), chimo dulce (suB), chitno bravo (tapfer) oder chirao fuerte (stark). 
Die chimo-Paste wird zwischen die Lippe und die unteren Vorderzahne gelegt, wo sie sich langsam auflost; der schwarze Speichel 
wird ausgespuckt. Gewohnte chitno-Konsumenten (egal ob Manner, Frauen oder Kinder) nehmen die Paste von morgens bis 
abends (KAMEN-KAYE 1971: 17). Es gibt ahnlich wie beim Rauchen von Zigaretten keine festgelegten Dosierungen. 

Chimo-Additive 

Venezolanische Chimo-Zubereitungen bestehen aus Tabakblattern und einer Reihe von Additiven 
(KAMEN-KAYE 1971: 46f): 

sarrapia Tonkabohnen Dipteryx odorata (AUBL.) WILLD. 

(syn. Coumarouna odorata AUBL.) 
anis Anissamen Pimpinella anisum L. 

cafecito Blatter Cephalis rinctoria254 

cafecito bianco Chimo-Blatter Palicourea chim6255 

chivatalcervata nicht identifiziert 

clavo de olor Nelken Syzygium aromaticum 

cocuy Cocui-Likor aus: Agave cocui 

curia justiziab latter rusticia caracasana 

(syn. Rhytiglossa caracasana, 

Ecbolium caracasana) 

)usticia pectoralis 
nuez moscada MuskatnuB Myristica fragrans 

quina negra Blatter Guettarda sabiceoides 

tamo de caraota Bohnenstreu Leguminosae spp. 

vainilla Vanille Vanilla planifolia ANDR. 

[syn. V. fragrans (SALISB.) AMES] 
panelalpapelon brauner Zucker Saccharum officinarum L. 

amapolo (vgl. Amapola) Opium Papaver somniferum 



Alkalizusatze: 

cernada Pflanzenaschen aus: Erythrina spp. 

Musa spp. 
uroa Natriumkarbonat 

Natriumbicarbonat 

Die Siona stellen ihr ambil aus Tabakblattern her, die gekocht, ausgepreBt und samt PreBsaft weiter eingekocht werden, bis ein 

dunkelbrauner Sirup entsteht. Dazu wird die Asche aus den Fruchthiilsen von cacao Colorado de monte (Herrania sp; 

moglicherweise Herrania breviligulata) und Bananenschale (siehe Musa x sapientum) sowie die Rinde von Paullinia yoco 

gegeben. Das dickfliissige Gemisch wird in KiirbisgefaBen aufbewahrt und zum Verbrauch gelutscht oder sogar geschluckt 

(KAMEN-KAYE 197 1: 53). Die WItoto geben Avocadosamen (Persea americana MILL.) in den kochenden Tabaksud und suBen 

ihr ambil mit Rohrzucker. Meist wird bei ihnen eine salzige Pflanzenasche aus dem Holz der Regenwaldbaume aus der Gattung 

Lecythis oder aus Palmenholz der Gattungen Bactris und Chamaedorea zugesetzt (KAMEN-KAYE 1971: 36). Ambil wird oft in 

den Fruchtschalen einer wilden Kakaoart (Theobroma glaucum KARSTEN; vgl. Theobroma spp.) aufbewahrt; die Indianer 

glauben, daB sich dadurch der Geschmack wesentlich verbessert. Um den Tabaksud einzudicken, benutzen die Kogi Maniokmehl 

(Manihot esculenta CRANTZ) oder sagU (Maranta arundinacea L.). Andere Indianer nehmen auch su^h' (Sorghum spp.), eine 

Hirseart (KAMEN-KAYE 1971: 33 und 1975: 58). In Venezuela wird auch die Holzasche einer Erythrina spp. benutzt (PLOTKIN 

etal. 1980:295). 

Zur Herstellung von Schnupfpulvern werden in Amazonien griin getrocknete Blatter fein zermahlen und mit der Asche einer 

wilden Kakaoart (Theobroma subincanum MART:; siehe Theobroma spp.) zu gleichen Teilen vermischt. Manchmal wird noch 

eine Prise Chili (Capsicum spp.) oder etwas Cocapulver (Erythroxylum coca var. ipadii) zugefiigt (SCHULTES und RAFFAUF 

1991: 42*). In Europa wurde der »Schneeberger Schnupftabak« unter Zusatz von Veratrum album hergestellt. 

In Franzosisch Guyana und Surinam wird aus Tabakblattern und einem alkalischen Zusatz, der Asche des Stammholzes von dem 

mahot cochon oder okro-oedoe genannten Baum [Sterculia excelsa, Sterculia pruriens (AUBL.) K. SCIIUM."j], eine Fliissigkeit 

gewonnen, die in die Nase gesaugt wird. Dazu werden die frischen Tabakblatter mit der Asche bestreut und mit etwas Wasser 

befeuchtet. Nach einer Weile werden die so behandelten Blatter ausgequetscht. Der Saft wird in die Nase gezogen. Unmittelbar 

nach dem Hochsaugen setzt eine heftige psychoaktive Wirkung ein, die als »uberwaltigende Gefiihle von Ekstase« charakterisiert 

wird. Die Wirkung halt ca. 20 bis 30 Minuten an (PLOTKIN et al. 1980). 

Peruanische Schamanen bereiten aus frischen Tabakblattern - oft unter Zugabe von anderen Pflanzen oder Aromastoffen, auch 

von Alkohol -Kaltwasserextrakte (VICKERS und PLOWMAN 1984: 31*). Diese Zubereitung wird meist vor der Einnahme von 

Trichocereus pachanoi oder Cimora durch die Nase eingenommen. 

Eine erstaunlich ahnliche Anwendung ist in Afrika bekannt (gewesen?): 

»Wo sie [die Wadschidschi, Tanganjikasee] gehen und stehen, fiihren sie in einem Kiirbis Tabak und, am Halsbande hang end, 

eine metallene oder holzerne Klemme bei sich. Von Zeit zu Zeit fiillen sie Wasser in den Kiirbis und driicken den Saft des so 

angefeuchteten Tabaks in die hohle Hand. Aus dieser schliirfen sie ihn in die Nase, und nun wird jene Klemme vorsorglich 

vorgesteckt, damit nichts herausflieBe.« (LIPPERT 1885: 128) 

Als Priem wird in Amazonien gerne ein halbtrockenes Tabakblatt mit Cocapulver (Erythroxylum coca var. ipadii) bestreut, 

eingerollt und ausgekaut (SCHULTES und RAFFAUF 1991: 42' ). Indem der Tabak mit geloschtem Kalk zusammen oral 

eingenommen wird, wird die Wirkung merklich verstarkt. 

Die Jibaro mischen Tabaksaft mit Banisteriopsis caapi und Piripiri (wahrscheinlich Cyperus sp.). Die mestizo ayahuasqueros von 

Iquitos mischen Tabaksaft mit Ayahuasca. Dazu werden die getrockneten Tabakblatter eingespeichelt und iiber Nacht in eine 

Hohle, die in den Stamm eines liipuna-Baumes (Trichilia tocacheana C. DC, Meliaceae) geschnitten wurde, gelegt. Sie werden 

durchweicht und nehmen zusatzlich den toxischen Saft des Baumes auf (SCHULTES und RAFFAUF 1991: 42'). 

Tabak wird vielen anderen psychoaktiven Produkten zugesetzt: Ayahuasca, Balche', Betelbissen, Bier, Hexensalben, Klistieren, 

Raucherwerk, Rauchmischungen, Schnupfpulver. 

In Mexiko wird als auBerliche Medizin zur Behandlung von Wasser in den Beinen ein AufguB aus Tabakblattern, Stengeln der 

capulin agarroso genannten Conostegia xalapensis (BONPL.) DON, Guavenblattern (Psidium guajava), Avocadoblattern (Persea 

americana MILZ.), muicle-Kraut (Jiisticia spicigera SCHLECHTEND. oder Justicia mexicana ROSE, vgl. Justicia pectoralis), 

Fuchskraut [Dyssodia porophylla (CAv.) CAV.] und Knoblauch (Allium sativum L.) bereitet (ARGUETA V. et al. 1994: 1301 *). 

In Indien werden die frischen oder griin getrockneten Blatter als Kautabak und als Zusatz zum Betelbissen verwendet (JAIN und 

BORTHAKUR 1986: 579'). Indische Bidis bestehen manchmal aus unfermentiertem Tabak und Stechapfelblattern (Datura 

metel). In Vorderindien gibt es eine guracco genannte Rauchmischung, die neben Tabak vor allem Hanf (Cannabis indica), 

manchmal Opium (vgl. Papaver somniferum), Rohzucker, Friichte, Blatter einer Eugema sp.. Blatter von Rhododendron 

campanulatuni D. DON (Vgl. Rhododendron caucasicum) und Marrubium candidissimum L. enthalt. Als Schnupftabak dient eine 

Mischung aus Tabak- und Rhododendronblattern. Im Himalayaraum wird Tabak auch in selbstgebrannten Schnaps (Alkohol) 

eingelegt (HARTWICH 1911: 92'). 

Die fiir Erwachsene todliche Dosis liegt bei 40 bis 60 mg Nikotin (ROTH et al. 1994: 517*). Dieser Dosis konnen je nach Sorte 

und Zubereitung sehr unterschiedliche Mengen an Tabakblattern entsprechen. Es konnte passieren, daB man durch den GenuB 

einer industriell gefertigten Zigarette das Zeitliche segnet (vgl. Nicotiana rustica). Eine »normale« Zigarette enthalt ca. 1 g Tabak, 

der meist einer Konzentration von 5 bis 10 mg Nikotin (berechnet als Salz) entspricht (WAGNER 1985: 172') . 



Rituelle Verwendung 

In Mesoamerika hat der Tabak eine lange Geschichte als »Pflanze der G6tter«. Er wurde nicht nur verehrt, sondern auch den 

Gottern geopfert und stets bei Ritualen und Zeremonien ebenso wie bei schamanischen Heilungen geraucht (vgl. Nicotiana 

rustica). 

Noch heute spielt der Tabak, oft nur noch in Form von industriell gefertigten, gekauften Zigaretten, eine zentrale Rolle im 

mexikanischen Schamanismus. Die Nahuat opfern Tabakblatter oder Zigaretten bei schamanischen Heilritualen von Seelenverlust 

(KNAB 1995: 160' ). Er wird auch als magischer Schutz vor bosen Zauberern, Geistern und Schlangen gerauchert. Die 

Mayaschamanen von Yucatan rauchen Tabak (meist in Kombination mit Datura innoxia) zur Diagnose, aber auch zur Vertreibung 

von Krankheitsgeistern. 

Die Lakandonen rauchen besonders viele Zigarren beim gemeinschaftlichen Trinkritual mit Balche'. Zigarren dienen ihnen auch 

als Geschenke fiir die Brautwerbung. Tabak bzw. Zigarren sind bei ihnen iiberhaupt das wichtigste traditionelle Geschenk zur 

Ankniipfung oder Vertiefung sozialer Beziehungen. 

Ein priesterlicher und schamanischer Gebrauch von Tabak ist auch fiir das prakolumbianische Zentralamerika und die karibischen 

Inseln nachzuweisen. Dort wurde der Tabak oft mit anderen Substanzen vermischt, u.a. mit dem als Raucherwerk benutzten 

Balsam von Liquidambar styraciflua L. (ELFERINK 1983). 

Der indianische Gebrauch von Tabak ist in Kolumbien weit verbreitet und geht auf prakolumbianische Zeiten zuriick 

(UsCATEGUI M. 1956). Er ist praktisch bei alien Stammen im Amazonasgebiet von groBer ritueller, medizinischer und 

magischer Bedeutung. Der Tabak wird entweder geraucht, gekaut, geschnupft (vgl. Schnupfpulver), als PreBsaft oder Sud 

(Dekokt, Kaltwasserauszug) getrunken, als Klistier rektal appliziert oder der Ayahuasca zugesetzt (SCHULTES und RAFF AUF 

1990: 432ff.' ). 

Um die halluzinogene Wirkung zu verstarken, wird unter die Ayahtiasca oft frischgepreBter Tabaksaft (aus den Blattern und 

Stengeln) oder ein wassriger Tabaksud (Dekokt) gemischt. Die meisten Indianer Amazoniens rauchen zudem unter 

AyahuascaeinfluB fast pausenlos dicke Zigarren oder schnupfen Tabakpulver (SCHULTES Lind RAFF AUF 1991:42*). 

Das Schnupfen von Tabak ist in Amazonien zwar iiberwiegend hedonistischer Art, kann aber auch rituell eingebunden sein. Viele 

Indianer des westlichen Amazonasgebiets schnupfen bei Ayahuascazeremonien riesige Mengen an Tabakpulver, das mit der 

Asche der Rinde einer wilden Kakaoart (Theobrotna subincanuni MART.; Vgl. Theobroma spp.)-"'7 und gelegentlich sogar mit 

zermahlenen ChiUschoten (Capsicum spp.) vermischt wird (REICHEL-DOLMATOFF 1971, SCHULTES und RAFF AUF 7990; 

43 3 '0.251 

Unter den Tukanos ist es verbreitet, daB Schamanen den Novizen fiir dieses Ami groBe Mengen an Tabaksaft einfloBen, damit sie 

sich erbrechen und in Ohnmacht fallen. Nur wer diese »chemische Tortur« iiberlebt - ein »normaler« Mensch wiirde an der 

verabreichten Dosis sofort sterben -, kann ein verniinftiger Schamane werden (SCHULTES und RAFF AUF 1990: 435 ). 

Die Aguaruna (ein jibarostamm in Ecuador) mischen Tabaksaft mit Ayahuasca und verabreichen es als rituelles Klistier. Vor der 

Applikation trinken sie abwechselnd Ayahuasca und Tabakwasser, bis sie sich iibergeben miissen. Danach wird das Klistier 

gegeben (SCHULTES und RAFF AUF 1991: 43' ). Die Kinder der Shuar bekommen manchmal anstelle von Brugmansia 

suaveolens ein Tabakwasser verabreicht, um ihre Traumseele (ariitarri) finden zu konnen (BENNETT 1992: 493'). 

Die Mapuche benutzen die brennenden Blatter zum Ausrauchern von Raumen (vgl. Raucherwerk), in denen sich Kranke aufhalten 

oder aufgehalten haben, um die Geister und Krankheitsursachen zu vertreiben (HOUGHTON und MANBY 1985: 100'). Die 

Mapucheschamanen rauchen sehr viel Tabak, oft vermischt mit anderen Krautern und anderen Tabakarten [Nicotiana acuminata 

(GRAN.) HOOK., Nicotiana spp., Nicotiana rustica], um ekstatische oder tranceartige Zustande zu erreichen (HoUGHTON und 

MANBY 1985: lOO'O. AuBerdem werden die Kranken mit dem Rauch beblasen (MOSBACH 7992; 705^. 

Bei den Ayoreoindianern im paraguayischen Chaco muBten friiher die Novizen einen Kaltwasserauszug (Mazerat) aus 

Tabakblattern trinken, um zu einem Schamanen (naijrlci) zu werden. Der Novize muBte vor Einnahme des Trankes zwei Tage 

fasten. Wenn er sich von dem Trank nicht erbrechen muBte, konnte er ein Schamane werden. Danach muBte er nochmals zwei 

Tage fasten und dann einen Trank aus Tabakblattern und einem najniir genannten Kaperngewachs (Capparis ipeciosa GRISEB.) 

iiberstehen. AbschlieBend muBte er noch die getrockneten Wurzeln von jatropha grossidentata und Manihot anomala rauchen 

(SCHMEDA-HIRSCHMANN 799J; 109'). 

Der Echte Tabak, der urspriinglich nicht in Nordamerika heimisch war, wurde schon friih von vielen nordamerikanischen 

Stammen, vor allem in Montana und in Virginia (daher auch der Name Virginiatabak), angebaut (vgl. Nicotiana spp.). Die 

Crowindianer, ein typisches Prarievolk, hatten sogar eine Geheimgesellschaft, die dem Anbau, der Pflege und dem Gebrauch des 

Tabaks gewidmet war (LOW I E 7975 ). Im modernen Peyoteritual der Native American Church wird die Zeremonie mit dem 

Rauchen von Tabak (Sorte Bull Durham) eroffnet (siehe Lophophora williamsii). Nicotiana tabacunl ist heute eine haufige 

Ingredienz ritueller Rauchmischungen und des Kinnickinnick. 

Der schamanische Gebrauch von Tabak hat sich auch auBerhalb der Neuen Welt verbreitet (TSCHUBINOW 1914: 45'): » 

Tungusen- und Sojoten-Schamanen rauchen importierten Tabak, um in Ekstase zu fallen. Mandschu-Schamanen rauchen ihn und 

blasen Kranke an. Tabak ist in Asien jung, aber den Rauch verschiedener Pflanzen einzuatmen, um in Trance zu geraten, war ein 

altes Mittel der dortigen Schamanen« (RUBEN 1952: 2391 (siehe Juniperus recurva. Ledum palustre). Im Sibirien des 18. 

Jahrhunderts »zerrieben Priester, die weissagen soUten, Tabakblatter zwischen den Handen und streuten sie in Branntwein, den sie 

dann tranken, um sich in die erforderliche Begeisterung zu versetzen.« (HARTWICH 1911: 109') In Nepal wird der Tabak als 

heilige Pflanze des Shiva verehrt und auch dort von Schamanen verwendet (vgl. Aconitum ferox. Cannabis indica). In Nepal 

wurde der Tabak auch als Schnupfpulver benutzt. 

Schamanismus und Zauberei sind in PapuaNeuguinea eng mit dem Rauchen und Kauen der einheimischen und eingefiihrten 

Tabakarten verbunden (vgl. Nicotiana spp.). In gewisser Weise erinnern bestimmte Aspekte der Mythologie und Kultur der 

Papuas an Merkmale der australischen Aborigines (vgl. Pituri): 



»Bei den Fore im ostlichen Hochland erhalten die Medizinmanner, auch Dream Men oder Smoke Men genannt, ihre groBen 
Kenntnisse aus einem Wissen, das ihnen in Traumen, verursacht durch psychotropische Pflanzen und die Inhalation von 
Tabakrauch, zugefiihrt wird.« (MICHEL 1981: 261) Nach Ansicht der Eipo entstand der Tabak in der Urzeit aus den Exkrementen 
von V6geln(ebd.: 260).'59 

Im Rheinischen Antiquarius erschien um 1851 ein Artikel iiber Hexenfahrten (vgl. Hexensalben), in dem eine Art »Tabak- 
Schamanismus« beschrieben wurde: 

»Ungefahr aber um Mitternacht, da er eine Tabakpfeife angeziindet und ein wenig gerauchert hatte, ware er unter wahrendem 
Tabaktrinken gleichsam wie in eine Ohnmacht oder in Schlaf gefallen, wonach ihm alleweil getraumt oder gedeucht, als ob er 
iiber einen tiefen Brunnen oder eine Zisterne schliche, mit kontinuierlicher Gefahr, in solchen tiefen Brunnen hinabzufallen. Wie 
er aber, noch vor Aufgang der Sonne, munter geworden, hatte er sich neben oder bei seinem Kameraden [der 27 Deutsche Meilen 
entfernt eingekerkert saB] mit hochster Verwunderung befunden und die Tabakpfeife, halb voll, in Hiinden gehabt, welche er 
hierauf wieder angeziindet und vollends aufgeraucht hatte. Ob er aber auf einem Bock oder Mantel oder einer Ofengabel oder 
sonst heriibergefahren, hat er nicht gewuBt, sondern nur allezeit sich diinken oder traumen lassen, als ob er schlafend traumte, wie 
er iiber einen tiefen Brunnen schUche.« (STRAMBERG 1986: 50) 

In Europa haben sich mit der Erschaffung des Raucherzimmers rituelle Formen des gemeinschaftlichen Rauchens 
(»Rauchgesellschaften«) entwickelt und sich rudimentar bis in moderne Zeiten erhalten. Dazu gehort auch das Anbieten von 
Zigaretten in gesellschaftlicher Runde. 

Artefakte 

Die altmexikanische Kunst, besonders die Kunst der Maya, ist voller Beziige zum Tabak (vgl. Nicotiana rustica). Es werden 

haufig rauchende Goiter dargestellt; besonders der in der Literatur als »Gott K« bezeichnete Mayagott hat Zigarren'6°, Zigaretten 

oder Rauchrohre (chamal) als Attribute (RoBICSEK 1978: 59ff.).26' »Gott K« taucht vielfach in den Mayahandschriften und den 

Reliefs der klassischen Mayazeit (300 bis 900 n. Chr.) auf. Am bekanntesten ist sein Bildnis als »Rauchender Gott von Palenque«. 

Moglicherweise sind manche Darstellungen anderer Welten durch Tabakvisionen inspiriert worden (ROBICSEK 1978; vgl. 

DOBKIN DE RIOS 1974a*). 

Unzahlig sind die Paraphernalia zum TabakgenuB. Am bedeutendsten sind natiirlich die Pfeifen, um die besonders westliche 

Raucher einen rechten Kult treiben. Zur Erfindung der Pfeife gibt es eine possierliche Geschichte: 

»In Siidafrika lieB man friiher den Tabak in einem Loche in der Erde verglimmen, und Mehrere saugten den Rauch aus demselben 

Loche durch Rohren ein. Nun lag es nahe, an das Ende der Rohre selbst so einen kleinen Kohlentopf und tragbaren Rauchaltar zu 

befestigen - so entstand unsere Tabakspfeife.« (LIPPERT 1885: 127) 

Sehr vielfaltig sind auch die GefaBe zur Aufbewahrung von Tabakzubereitungen (Schnupftabakdosen, Zigarrenschachteln, 

Tabakdosen). Oft sind solche GefaBe mit Elementen der kulturell bedeutsamen Ikonographie versehen. So gab es z.B. eine 

Zigarrenschachtel, die mit Alraunen (Mandragora officinarum) verziert war. 

Es gibt in Venezuela chirno-Dosen (cajeta, cuca, chirnoera, cachita), die traditionell aus Kuhhornern (cacho, cuerna de res) 

gearbeitet werden; daran ist meist ein Spatel (paletica, pajuela) aus Horn, Holz, Knochen oder Silber befestigt (KAMEN-KAYE 

1971: 20ff.). 

Medizinische Anwendung 

Tabak wird iiberall in Mittel- und Siidamerika gegen Schlangenbisse verwendet (SCHULTES und RAFFAUF 1991: 42*). Die 

Tzeltalen benutzen zu diesem Zweck noch heute Tabakpflaster als Heilmittel (BERLIN et al. 1974: 445*). Die Verwendung von 

Tabak(-saft) als Pestizid ist in Mexiko bei fast alien Indianern wie auch den Mestizen weit verbreitet. 

Bei Insektenstichen und -bissen werden die betroffenen Stellen mit Tabaksaft (ii yits k'uts) bedeckt. u yits Vuts, wortlich »der Saft 

des Tabaks«, ist die Bezeichnung fiir das Kondensat des Tabaks, welches beim Zigarrenrauchen im Speichel sichtbar zuriickbleibt. 

Die Lakandonen glauben, daB Tabak giftig, aber gerade deswegen ein allgemeines Antidot ist und die Kraft hat, selbst starke Gifte 

zu neutralisieren. So hat sich ein Ritual erhalten, bei dem mit Tabak Schlangengift neutralisiert wird.zlz Wenn eine giftige 

Schlange, z.B. eine Nauyaca (Bothrops atrox) oder eine Klapperschlange (Crotalus terrificus), in der Siedlung oder auf der Milpa 

angetroffen wird, muB sie sofort getotet werden. Der toten Schlange wird ein Zigarrenstummel in den Hals geschoben, um das 

Gift zu neutralisieren. Die so behandelte Schlange wird vergraben. Wenn man im Dschungel iibernachtet, soil man mit 

Zigarrenasche einen Kreis um das Lager Ziehen. Dadurch werden die Giftschlangen ferngehalten. Moglicherweise wurden bei 

ihnen friiher auch Schlangenbisse mit Tabak behandelt (RATSCH 1994b: 55*). 

In Venezuela wird chimo volksmedizinisch als Heilmittel bei Skorpionstichen, Bissen von HundertfiiBlern, Insektenstichen 

(Wespen, Bienen usw.) und Schlangenbissen benutzt. Auch die Fleischwiirmer (Dermatobia hominis), die unter der Haut leben, 

werden mit chimo abgetotet und ausgetrieben. Die chimo-Benutzer glauben, daB die Zubereitung gut fiir die Zahne sei, den 

»B6sen Blick« abhalte. Hunger und Erschopfung so wie bose Geister vertreibe und allerlei Krankheiten (Husten, Kopfschmerzen, 

Dysenteric, Zahnschmerzen, Asthma, Grippe, Magenschmerzen) heile (KAMEN-KAYE 1971: 23ff.). 

Die Makaindianer (Paraguay), bei denen nur die Manner und die nicht stillenden Frauen Tabak rauchen oder kauen - stillende 

Frauen wiirden dadurch »schlechte Milch« bekommen, heiBt es -, benutzen die harzigen Teerriickstande in den Pfeifen als 

Wundheilmittel (ARENAS 1987: 291*). 

Die Shipibo verwenden Kombinationen von Tabakbliittern und dem Stengelmark der Brugmansia suaveolens als Pflanzenpflaster 

bei schmerzenden Weisheitszahnen (AREVALO V. 1994: 2590. 

In Indien werden die Blatter zusammen mit den Blattern von Erythrina stricta Roxs. (vgl. Erythrina spp.) und Desmodium 

caudatum (vgl. Ayahuascaanaloge, Soma) zu einer Paste zerdriickt, die zur Behandlung von Geschwiiren aufgetragen wird (JAIN 

und BORTHAKUR 1986: 579*). 



In der deutschen Volksmedizin wurde Tabak gegen Zahnschmerzen geraucht, gerauchert oder gekaut (vgl. Raucherwerk). Die 

Blatter wurden in Form eines Aufgusses bei Briichen als Klistier verabreicht (PASST 1887 II: 1400. 

In der Homoopathie wird »Nicotiana« oder » Tabacum« meist in hoheren Potenzen entsprechend dem Arzneimittelbild u.a. bei 

Angina verwendet (ROTH et al. 1994: 5180: 

»Die Symptomatik von Tabacum ist auBerst markant. Die Ubelkeit, der Schwindel, die totenahnliche Blasse, das Erbrechen, die 

eisige Kalte und der SchweiB mit dem intermittierenden Puis sind alle hochst cliarakteristisch.« (BOERICKE 1992: 741*) 

Pflanzen, die als Ersatz fiir Tabak geraucht (geschnupft oder gekaut) werden (Nach HARTWICH 1911*, 
Low 1990*, OTT 1993*, SCHULTES und RAFEAUF 1986: 275*, VICKERS und PLOWMAN 1984: 13*; 
modifiziert und erganzt) 



Parquin 



Kraut (ohne a-Lobelin 

Wurzeln) 



Blatter Anabasin 



Stammpflanze Pflanzenteil Wirkstoff 

Adriana glabrata GAUDICH Blatter 

Asperula spp. Kraut Cumarin 

Cestrum parqui Blatter, Holz 

Chelonanthus alatus (AUBL.) PULLE 

(Tabaco bravo, „ Wilder Tabak«) 
Clerodendrum floribundum R. BR. 
Cytisus spp. Blatter Cytisin 

Dalbergaria picta (KARSTEN) WIEHLER 

(Soma miito, Secoya: »Koch-Tabak«) 
Desmodium lasiocarpum (BEAuv.) DC. 

B-Carboline 
Lobelia inflata L. 

(Indianertabak) 
Lobelia tupa Blatter 

Mandragora officinarum L. 

(Alraune) 
Nicotiana glauca 

(siehe Nicotiana spp.) 
Notholeana nivea ? 

(Inca sayre; Polypodiaceae)z63 
Piper interitum TRELEASE 

(vgl. Piper spp.) 
Rheum palmatum L. 

(vgl. Soma) 
Rhododendron sp. 

(vgl. Rhododendron caucasicum) 
Stemodia lythrifolia 

(Bush tobacco) 
Syzygium spp. Blatter atherisches Ol 

(Lilly pilly leaves) 
Trichodesma zeylanicum Blatter 

Tussilago farfara L. Blatter 

(Huflattich) 
Typha latifolia L. Kolben ? 

(Rohrkolben, Pfaffenpint) 



Blatter 



Blatter Alkaloide 



Blatter 



Blatter (?) 



DMT (?), 



Blatter Tropanalkaloide 



Blatter atherisches Ol u.a. 



Blatter Anthrachinon 



Blatter, 



Blatter 



Arbutin u.a. 

Rinde 

9 



Alkaloide 
Senkirkin 



Inhaltsstoffe 

Es sind bis 1989 alleine 2549 einzelne Substanzen im Tabak nachgewiesen und beschrieben worden! Das ganze Kraut 

enthalt Nikotin (Hauptwirkstoff), daneben Nornikotin und weitere Pyridinalkaloide (Anabasin, Nicotyrin). Der Gehalt an 

Alkaloiden kann sehr stark schwanken und liegt zwischen 0,05 und 4% (ROTH et al. 1994: 516*). Neben den Alkaloiden 

kommen Amine, Flavone, Cumarine, Pyrrolidin und Piperidin vor. In fermentiertem Tabak liegt bis zu 0,4% freie 

Nicotinsiiure vor (WAGNER 1985: 1730. 

In sonnengetrockneten Blattern kommt ein Aromastoffgemisch, aus Hunderten von Substanzen (vor allem fliichtigen Sauren) 

bestehend, vor (KIMLAND et al. 1973). Der sogenannte Tabakkampfer (= Nicotianin) ist als eine fliichtige Substanz beschrieben 

worden (vgl. Cinnamomum camphora). 

Im Rauch kommerzieller Zigaretten ist Myristicin (vgl. Myristica fragrans, Atherische Ole) nachgewiesen worden. Die mitunter 

berichtete, halluzinogene Wirkung von Tabak geht vielleicht u.a. auf diesen Bestandteil des Rauches zuriick (SCHMELTZ et al. 

1966). 

Das Kondensat von Zigarettenrauch wurde auf Alkaloide untersucht und hat zu erstaunlichen Entdeckungen unter seinen 

Inhaltsstoffen gefiihrt. Das Hauptalkaloid der analysierten Masse ist das B-Carbolin Harman, gefolgt von N-Methylanabasin, 

Nicotinamid, Anabasin; in geringerer Konzentration wurden 2,2'-Bipyridyl, B-Nicoyrin, 2,6-Dimethylquinolin und Myosmin 



gefunden (BROWN und AHMAD 1972: 3486, JANIGER und DoBKIN DE Rios 1973 und 1976, POINDEXTER und 
CARPENTER 1962). 

Wirkung 

Die Tabakwirkung wird im wesentlichen vom Nikotin bestimmt. Tabak hat in kleinen Dosen eine anregende, stimulierende, das 

Hungergefiihl unterdriickende Wirkung. In hoheren Dosierungen kommt es leicht zu Ubelkeit, Erbrechen, Durchfall, Blutleere, 

Schwindel. Bei hohen Dosierungen kann es zu Delirien mit Halluzinationen (vgl. Nicotiana rustica), aber auch zum Tod durch 

Atemlahmung kommen (WAGNER 1985: 173*). Die Reaktionen auf Tabak und auf unterschiedliche Dosierungen hangen stark 

von der Gewohnung ab. Chronische Raucher konnen subletale Dosen problemlos iiberstehen. 

Tabak kann bei chronischem Gebrauch zu starken Gesundheitsschaden fiihren (Krebs, Lungenleiden, Kehlkopfprobleme, 

Raucherbeine). In Mexiko wird »Raucherhusten« (Bronchialkatarrh) mit Damianatee behandelt (Turners diffusa). 

Wenn Tabak mit anderen Substanzen kombiniert wird, z.B. mit dem Betelbissen, kommt es zu synergistischen Wirkungen, iiber 

die allerdings pharmakologisch kaum etwas bekannt ist. 

Marktformen und Vorschriften 

Tabak ist die einzige alte, heilige Pflanze, die heutzutage iiberall auf der Welt (in Form von Zigaretten oder Zigarettentabak) legal 

erhaltlich ist! 

In Deutschland ist der private Anbau von Tabak bis zu 100 Pflanzen steuerfrei. Wer mehr als 100 Pflanzen kultiviert, muB bei der 

ZoUbehorde Meldung erstatten. 

In Europa muB jede Tabakzubereitung fiir den Verkauf den Warnhinweis auf die potentielle Gesundheitsgefahrdung tragen. In 

Belgien besteht seit 1987 in offentlichen Gebauden ein generelles Rauchverbot. In den USA ist das Rauchen von Tabak 

inzwischen auch praktisch iiberall in der Offentlichkeit verboten. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Nicotiana rustica, Nicotiana spp., Nikotin Es gibt verschiedene Zeitschriften, die von der 
Zigarettenindustrie gesponsert werden und in denen stets die aktuellsten chemischen Untersuchungen publiziert werden. Die 
bedeutendste dieser Zeitschriften ist Beitriige zur Tabakforschung International (seit 1978). 

BROWN, E. V und 1. AHMAI) 1972 »Alkaloids of Cigarette Smoke Condensate*, Phytocheinistry 11: 3485-3490. CALIFANO, Mario und Alicia Fernandez 
DISTEL 1978 »L'emploi du tabac chez les Mashco de I'Araazonie sud-occidentale du Perou«, Bulletin de la Societe Sitisse des Aiiiericciiiistes 42: 5-14. 
ELFERINK, Jan G. R. 1983 »The Narcotic and Hallucinogenic Use of Tobacco in Precolumbian Central Ainerica«, Journal of Etliiiopliariiicicology 7: 1 1 1-122. 
FEINHANDLER, Sherwin J., Harold C,. FLEMING und Joan M. MOHAHON 1979 »Pre-C:olumbian Tobaccos in the Pacific*, Economic Botany 33(2): 213- 
226. HARTMANN, Gunther 1981 »Tabak bei den sudamerikanischen lndianern«, in: G. VOLGER (Kg.), Rausch und Realitat, Bd. 1: 224-235, Koln: 
Rautenstrauch-Joest-Museum. HEIMANN, Robert K. 1960 Tobacco and Aincricans, New York, Toronto, London: McGraw-Hill. JANIGER, Oscar und Marlene 
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Hallucinogen?*, Econotnic Botany 30:295-297. KAMEN-KAYE, Dorothy 1971 »Chiizi6: An Unusual Form of Tobacco in Venezuela*, Botanical Museum 
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C.R. ENZELL 1973 »Volatile Acids of Sun of Sun-cured Greek Nicotiana tal)aciiiii«, Phytocheinistry 12:835-847. LEWis, Albert B. 1924 Use of Tobacco in 
New Guinea and Neigliboring Regioiis, Chicago: Field Museum of Natural History (Anthropology Leaflet 17). LIPPERT, Julius 1885 Die Kulturgeschichte in 
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MICHEL, Thomas 1981 »Tabak in Neuguinea*, in: Rausch und Realitat, Bd. 1: 258-262, Koln: Rautenstrauch-Joest-Museum. 

PLOTKIN, Mark J., Russell A. MITTERMEIER und ISabel CONSTABLE 1980 »Psychotomimetic Use of Tobacco in Surinam and French Guiana*, Journal of 
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STRAMBERG, Chr. von, et al. 1986 »Hexenfahrten*, in: Hermann HESSE (Hg.), Spuk- und Hexengeschichten, S. 26-62, Frankfurt/M.: Insel. (Original ca. 1851 
erschienen im Rheinischen Antiquarius, Bd. 11. 4, S. 334-361.) 

TIEDEMANN, Friedrich 1854 Geschichte des Tabaks und anderer dhnlicher Genufimittel, Frankfurt/M.: H.L. Bronner. 
UScn~rEGUl M., Nestor 1956 »E1 tabaco entre las tribus indigenas de Colombia*, Revista Colombiana de Antropologia 5: 12-52. 

VOLPRECHT, Klaus 1981 »Tabak und sein Gebrauch in Afrika*, in: G. VOLGER (Hg.), Rausch und Realitat, Bd. 1: 248-257, Koln: Rautenstrauch-Joest- 
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WALTHER, Elisabeth 1981 »Kulturhistorisch-ethnologischer AbriB uber den Gebrauch von Tabak*, in: G. VOLGER (Hg.), Rausch und Realitat, Bd. 1: 208-215, 
Koln: Rautenstrauch- JoestMuseum. 
WYNDER, E. L. und D. HOFFMANN 1967 Tobacco and Tobacco Smoke: Studies an Experimental Carcinogenesis, New York: Academic Press. 



Nicotiana spp. (Wilde) Tabakarten 



Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Cestroideae, Tribus Nicotianeae 

Es werden heute 95 Arten der Gattung Nicotiana botanisch akzeptiert (D'ARCY 1991: 78 ); bei SCHULTES und RAFFAUF 

(1990: 4320 lediglich 66 Arten, dafiir aber viele Unterarten. Davon sind etwa 45 Arten in der Andenregion heimisch (SCHULTES 

und RAFFAUF 1991: 41 *). In Australien sind 16 bis 20 Arten endemisch. 

Viele Nicotiana spp. werden als »wilder Tabak« oder »Indianertabak« bezeichnet; die Lobelia nicotianaefolia wird ebenfalls 

»wilder Tabak« genannt, die Lobelia inflata heiBt »Indianertabak« und Lobelia tupa sogar »Teufelstabak«. 

In Nordamerika wurden in prahistorischen Zeiten nur wilde Tabake geraucht (DIXON 1921, SETCHELL 1921 ). 

Nicotiana acuminata (GRAN.) HooK. 

Dieser wilde Tabak kommt in Siidchile in den Varietaten var. multiflora (PHIL.) REICHE und var. acuminata vor. Die Blatter der 
petrem genannten Pflanze werden seit prakolumbianischen Zeiten von den Mapuche geraucht. Die Mapucheschamanen (machi) 
rauchen sehr viel bei ihren Heilzeremonien (vgl. Latua pubiflora). Sie soUen dadurch in Ekstase fallen konnen (MOSBACH 1992: 
105f.*). 

Nicotiana attenuata TORR. ex WATS. - Coyote Tobacco 

Diese nordamerikanische, wilde Tabakart wurde von den Stammen des pazifischen Nordwestens geraucht (HEIZER 1940). Meist 
wurden die Blatter mit Barentraubenblattern [Arctostaphylos uva-ursi (L.) SPRENG.; vgl. Kinnickinnick oder anderen, nicht 
identifizierten, heimischen Pflanzen vermischt (FRENCH 1965: 380£). Die Blackfeet haben diesen pistacan oder mah-wat-osis 
(»harter Tabak «) genannten Tabak sogar kultiviert und ihm zu Ehren eine Tabakpflanzzeremonie entwickelt (JOHNSTON 1970: 
3190. 

Im Siidwesten Nordamerikas wurden Reste dieser Tabakart in 1300 Jahre alten Schichten (Basketmaker-III-Periode) identifiziert 
(JONES und MORRIS 1960). Dieser wilde Tabak heiBt bei den Hopiindianern /?;-^m und wird von ihnen vielseitig rituell genutzt. 
Deshalb ist diese Art auch unter dem Namen Hopi Tobacco bekannt geworden. Die Navajo nennen ihn tzHndt'ooh, »Bergtabak«, 
und benutzen ihn in vielen Zeremonien und Heilritualen. Er wird dabei in die Gebetsstabe gefiillt (siehe Phragmites australis). 
Die in Siidkalifornien lebenden Coahuillaindianer nennen diesen wilden Tahak pivat-isil, »Co}'otetabak«. Die Blatter wurden auf 
einem Stein zerrieben und, mit etwas Wasser vermischt, gekaut (BARROWS 1967: 75*). Die benachbarten Chumash vermischten 
die pulverisierten Blatter mit Kalk, der aus Muschelschalen gebrannt wurde. Diese pespibata genannte Mischung wurde entweder 
als Priem gelutscht oder, mit Wasser ausgeschwemmt, getrunken. Die Wirkung wird als stark euphorisierend beschrieben. Der 
Gebrauch stand wahrscheinlich auch mit der Initiation mit Datura wrightii im Zusammenhang. 

Nicotiana bigelovii (TORR.) WATS. (syn. Nicotiana plumbaginifolia var. bigelovii TORR.) - Pespibata 

Diese Tabakart war den siidkalifornischen Chumashindianern heilig. Sie wurde als Opfergabe dargebracht und von den 
sogenannten »Rauchheilern«, speziellen Tabakschamanen, fiir rituelle Heilungen geraucht oder, mit Kalk vermischt, 
eingenommen (TIMBROOK 1990: 2520. Die Blatter wurden oder werden auch von anderen Indianern des Siidwestens geraucht 
(BARROWS 1967: 74*, SETCHELL 1921: 404). 

Der Rauch ist derart stark, daB man davon bewuBtlos werden kann bzw. in eine tiefe Trance verfallt. Diese Wirkung haben sich 
die kalifornischen Indianer bei Initiationen und Krankenheilungen zunutze gemacht. Die heilige Pflanze gilt heute als sehr selten. 

Nicotiana clevelandii GRAM - Cleveland's Tabak, Pavivut 

Die nordmexikanischen Seriindianer nennen diesen wilden Tabak xeezej islitx, »das innere Ohr des Dachses«. Die kleinen, breiten 
Blatter trocknen und rauchen sie in Tonpfeifen, den Schalen einer Wurmschnecke (nach Lit. Tripsycha tripsycha; vermutlich 
Serpulorbis spp.) oder in Rohrstiicken von Phragmites australis. Anscheinend wird diese Tabakart heute nur noch von den Seri 
geraucht (FELcER und MOSER 1991: 3690. Friiher wurde sie auch in SiidkaUfornien gebraucht (SETCHELL 1921: 412f.). 

Nicotiana glauca GRAN. [syn. Nicotidendron glauca (GRAN.) GRISEB., Nicotidendron glauca (GRAN.) GRISEB., 
Siphaulax glabra RAF.] -Blauer Tabak, Macuchi 

Diese strauchartige Pflanze mit blaulichen Blattern und gelben Bliiten wurde erstmals fiir die Provinz Salta (Nordwestargentinien) 

beschrieben; sie kommt dort bis auf ca. 3700 Meter Hohe vor. Sie hat sich schnell iiber ganz Amerika verbreitet und ist heute 

sogar als Zierpflanze (angebaut und verwildert) in Europa und Asien zu sehen. Uberreste dieser Pflanze sind in archaologischen 

Schichten der Nazcakultur entdeckt worden (BRUHN et al. 1976: 45). 

Im siidlichen Andengebiet von Peru wird der Strauch auf Quetschua supay kayku genannt, wobei supay soviel wie »Teufel« heiBt. 

Die Pflanze wird bei Krankheiten, die durch suq'a (»b6se Geister«) verursacht werden, zu einem medizinischen Bad verwendet. 

Die p'aqus genannten, traditionellen Heiler zerreiben die Blatter und legen sie in Chicha ein. Diesen Trunk nehmen sie im 

geheimen ein, um sich daran zu berauschen und um Krankheiten diagnostizieren oder heilen zu konnen (FRANQUEMONT et al. 

1990: 1000.264 In den Anden wird er belen-belen oder huelenhuelen (»sehr links«) genannt; in Chile auch palqui extranjero, 

»fremder Palquistrauch [Cestrum parqui] « (MOSBACH 1992: 1050. 

Die argentinischen Pilagaindianer benutzen die frischen Blatter der konyel'kaik genannten, strauchartigen Pflanze als 

Pflanzenpflaster bei Kopfschmerzen (FILIPOv 1994: 1900. 

Die nordmexikanischen Seriindianer nennen den Strauch tiojoopis caacol, »Kolibri, der die groBe Justizia [vgl. Justicia pectoralis] 

aussaugt« (FELGER und MOSER 1991: 369*). 



Das Hauptalkaloid ist Anabasin (LEETE 1982 ), daneben kommt Nornikotin vor (ARGUETA V et al. 1994: 1306 ). Gelegentlich 
wird auch die Anwesenheit von Nikotin erwahnt, was jedoch zweifelhaft ist (ROTH et al. 1994: 515*). Allerdings ist die 
pharmakologische Wirkung von Anabasin der Nikotinwirkung sehr ahnlich (BLOHM 1962: 94*). 

Nicotiana langsdorffii WEINM. 

Diese wilde Tabakart kommt im siidlichen Brasilien und in Chile vor (HARTWICH 1911: 29*). Sie wurde friiher von den 

Schamanen der Mapuche (mac hi) und anderer Volker bei Heilritualen geraucht (vgl. Latua pubiflora). 

Nicotiana palmeri A. GRAM 

Die Navajo nennen diese wilde Tabakart tipendt'ooh, »Schaftabak«, und benutzen ihn in vielen Zeremonien und Heilritualen. 
Auch dieser Tabak wird in die Gebetsstabe gefiillt (siehe Phragmites australis). 

Nicotiana plumbaginifolia TORR. 

Dieser wilde Tabak wurde von kalifornischen Indianern gesammelt und geraucht (BARROWS 1967: 74*). Sie kommt auch in 
Siidamerika vor und wurde auch dort geraucht (HARTWICH 1911: 29*). 

Nicotiana quadrivalvis PURSH var. multivalvis GRAM (syn. Nicotiana multivalvis LINDL.) 

Diese Varietat einer wilden Tabakart wurde von den Indianern am Columbia River (Nordwesten) kultiviert und hedonistisch oder 
rituell geraucht (BARROWS 1967: 74*). Neben den Blattern wurden auch die Bliiten geraucht (HARTWICH 1911: 31*). 

Nicotiana sylvestris SPEGAZz. et COMES - WilderTabak 

Diese ausdauernde Tabakart bliiht das ganze Jahr hindurch und vertragt sogar leichten Frost. Sie stammt aus dem Hochland 
Boliviens und war moglicherweise einer der Vorlaufer von Nicotiana tabacum. Die klebrigen Blatter konnen getrocknet und 
geraucht werden. 

Nicotiana trigonophylla DUNAL - Wiistentabak 

Der Wiistentabak wird von den Indianern des Siidwestens benutzt (BARROWS 1967: 74*). Die Tarahumara nennen ihn 
bawardka oder wipake und verwenden ihn als Schmerzmittel (DiAZ 7979:851. Er wird auch tabaco del coyote, »Tabak des 
Koyoten«, genannt. Die nordmexikanischen Seriindianer nennen diese wilde Tabakart hapis casa, »das, was geraucht wird, 
verfault«, und glauben, daB die Pflanze magische Krafte hat. Die kleinen, schmalen Blatter wurden anscheinend rituell gesammelt 
und langsam getrocknet. Sie sollen sehr stark wirksam sein (FELGER und MOSER 1991: 3690. 

Nicotiana undulata Ruiz et PAv. (syn. Nicotiana tabacum var. undulata SENDTNER) - Yaquitabak 

Diese mittel- und siidamerikanische Tabakart heiBt auf Quetschua kaniasayri und wird auBerlich zur Behandlung von 
Magenschmerzen aufgetragen (FRANQUEMONT et al. 1990: 1000. Fine Zubereitung aus den Blattern wurde bei den Maya 
vermutlich fiir medizinische oder rituelle psychoaktive Klistiere verwendet. Moglicherweise ist diese Art durch Kreuzung mit 
Nicotiana panic ulata zu Nicotiana rustica mutiert (EMBODEN 1979: 42' ). 

Nicotiana spp., die als Kautabak und Pituribissen verwendet werden (Australien) 

Species Alyawara-Name 

(Nach O'CONNELL et al. 1983: 108*) 
Nicotiana benthamiana DOMIN. ngkulpa putura 
Nicotiana gossei DOMIN. ngkulpa inpiynpa 
Nicotiana ingulba J. M. BLACK ngkulpa nguninga 
Nicotiana megalosiphon HEURCK et J.MUELL. ngkulpa ntarrilpa 
Nicotiana stimulans BURBIDGE 
Nicotiana velutina WHEELER ngkulpa ntarrilpa 
Nicotiana x - Ziertabak 

Die verschiedenfarbig bliihenden, kultivierten Ziertabake sind in ihrer chemischen Zusammensetzung nur wenig erforscht. Sie 
werden zunehmend von Psychonauten ausprobiert und auf mogliche psychoaktive Wirkungen hin getestet. 

Nicotiana spp. - diverse Arten (wilder Tabak) 

In Siidamerika wurden und werden anscheinend viele wilde Tabakarten ethnomedizinisch, hedonistisch oder rituell genutzt. 
Solche wilden Tabake, die leider meist nicht identifiziert wurden, gelten den Indianern als potenter als die kultivierten Arten 
(Nicotiana rustica, Nicotiana tabacum). Es wurden folgende Arten geraucht (HARTWICH 1911: 29ff.*): Nicotiana glutinosa L. 
(in Peru und Chile), Nicotiana planiculata L. (in Peru), Nicotiana pusilla L. (in Mexiko, Kuba), Nicotiana mexicana SCHLECHT. 
(in Mexiko, Guatemala und Bolivien; syn. oder var. von Nicotiana tabacum), Nicotiana alata LINK et OTTO (in Brasilien, 
Uruguay und Paraguay), Nicotiana alata var. persica CoMEs (in Brasilien), Nicotiana repanda WILLD. (in Mexiko) und 
Nicotiana angustifolia Ruiz et PAv. (in Chile und Brasilien). 

Nicotiana spp. sind bei archaologischen Grabungen, u.a. in einem Grab der Tiahuanacokultur (im Zusammenhang mit Ilex 
guayusa), identifiziert worden (BRUHN et al. 1976). Ihr Gebrauch scheint sehr alt zu sein. 



Wilder Tabak in Australien 

Es kommen in Australien etwa 20 Arten der Gattung Nicotiana vor (BAHADUR und FAROOQUI 1986, BURBIDGE 7960, 
HAEGI 1979). Alle australischen Nicotiana-Arten - gewohnlich wild tobacco genannt21=3 - sind einjahrige kleine Pflanzen, die 
selten hoher als einen Meter werden. Alle Arten gelten als giftig, vor allem fiir grasende Rinder und Schafe (DOWLING und 
MCKENZIE 1993: 91*). Zu den giftigsten Arten gehoren Nicotiana megalosiphon und Nicotiana velutina, die beide als Kautabak 
Verwendung finden. 

In alien australischen Nicotiana-Arten sind Pyridinalkaloide, hauptsachlich Nikotin und Nornikotin, enthalten (DOWLING und 
MCKENZIE 1993: 92*). Mindestens sechs der einheimischen Arten wurden und werden von den Aborigines psychoaktiv genutzt, 
meist als Kautabak oder Pituri (vgl. Duboisia hopwoodii). Als Ersatz gelten Goodenia spp., Trichodesma zeylanicum u.a. (siehe 
Nicotiana tabacum) (O'CONNELL et al. 1983: 97f.*). 

Nicotiana gossci gilt als die am starksten wirksame, wilde Tabakart, gefolgt von Nicotiana ingulba und Nicotiana benthamiana. 
Die Arten Nicotiana velutina und Nicotiana megalosiphon gelten als schwach wirksam und werden nur in auBersten Notfallen 
konsumiert (O'CONNELL et al. 1983: 98*). Die wilden Tabakblatter werden getrocknet und zu RoUen gedreht. Zur Benutzung 
werden sie zunachst eingespeichelt, dann in Pflanzenasche (von Acacia spp., Eucalyptits tnicrotheca. Eucalyptus sp., Ventilago 
vitninalis u.a.) gedippt und ausgekaut (vgl. Pituri). 

Bis vor kurzen wurden die wilden Tabakarten von den in Zentralaustralien lebenden Alyawara auch als jadggifte verwendet. Dazu 
wurden die Blatter in Wasser mazeriert und der Auszug in die Wasserstellen der Emus gegeben. Wenn die Emus von diesem 
vergifteten Wasser tranken, wurden sie betaubt und dadurch den Jagern eine leichte Beute (O'CONNELL et al. 1983: 98* ). 
Der wilde Tabak wurde auch in den Ritualen der Regenmacher benutzt.' Es hieB, daB die zerkauten Blatter von Nicotiana spp., mit 
Speichel vermischt, »nach Regen riechen«. Durch das Kauen wurde die »Lebensessenz« aus den Blattern gelassen. Der 
Regenmacher und seine Assistenten spuckten zum Regenmachen das Zerkaute gen Himmel. Der Regenmacher konnte das 
Zerkaute auch auf einen glatten Stein speien. Dann nahm er eine Perlauster (Pinctada tnargaritifera L.), die er bei anderen 
Zeremonien an einer Schnur um den Hals trug und die fiir ihn von groBer magischer Kraft und hohem Wert war, und rieb sie 
einige Zeit iiber das Gekaute. Dabei sang er verschiedene Zauberlieder. Dann wurde die Perlauster mit Blut eingeschmiert, in 
Mulgablatter gelegt und mit Gras bedeckt. Danach wurde sie an einen Mulgabaum (Acacia aneura F. MUELL. ex BENTH., vgl. 
Acacia spp.) gehangt. Dadurch wurde der Regen von der Auster angezogen (MATHEWS 1994: 26). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Duboisia hopwoodii, Nicotiana rustica, Nicotiana tabacum, Pituri, Nikotin 

BAHADUR, Bi r und S. M. FAROOQUI 1986 »Seed and Seed Coat Cliaracters in Australian Nicotiana«, in: William G. D'ARCY (Hg.), Solanaceae: Biology and 

Systematics, S. 1 14137, New York: Columbia University Press. 

BRUHN, Jan G., Bo HOLMSTEDT, Jan-Erik LINDGREN und S. Henry WASSEN 1976 »The Tobacco from Nino Korin: Identification of Nicotine in a Bohvian 

Archaeological Collection*, Goteborgs Etnografiska Musetiril Arstryck 1976: 45-48. 

BURBlllGE, N. T. 1960 » The Australian Species of Nicotiana L. (Solanaceae)«, Australian Journal of Botany 8: 342-380. 

DIXON, Roland B. 1921 » Words for Tobacco in American Indian Languages*, American Anthropologist N.S. 23: 19-49. 

FRENCH, David H. 1965 »Ethnobotany of the Pacific Northwest Indians*, Economic Botany 19: 378-382. 

GOODSPEEl), Thomas H. 1954 The Genus Nicotiana, Waltham, Mass.: Chronica Botanica Company. 

HAEGI, L. 1979 »Autralian Genera of the Solanaceae*, in: J. G. HAWKEs et al. (Hg.), The Biology and Taxonotny of the Solanaceae, S. 121-124, London usw.: 

Academic Press. 

HEIZER, Robert F. 1940 » The Botanical Identification of Northwest Coast Tobacco*, Atnerican Anthropologist 42: 704706. 

JONES, VH. und E.A. MORRIS 1960 »A Seventh-Century Record of Tobacco Utilization in Arizona*, El Palacio 67(4): 1 15-117. 

LEETE, E. 1982 »Tabacco Alkaloids and Related Compounds. 46: Biosynthesis of Anabasine from DL- (4,5-13C,2,614C)Lysine in Nicotiana glauca Examined 

by l3CJ<iMR«, Journal of Natural Products 45: 197-205. 

MATHEWS, Janet 1994 Opal that Turned into Fire, Broome WA: Magabala Books. 

SETCHELL, William Albert 1921 »Aboriginal Tobaccos*, American Anthropologist N.S. 23(4): 397-315. 

Tso, T. C. 1972 Physiology and Biochemistry of Tobacco Plants, Dowden: Hutchinson and Ross. 



Nuphar lutea Gelbe Teichrose 

Familie 

Nymphaeaceae (Seerosengewachse) 

Formen und Unterarten 

Friiher nahm man an, daB die Gattung Nuphar c a. 25 bis 26 Arten umfaBt. Neuerdings geht man von lediglich zwei Arten aus, 

wobei Nuphar lutea in neun Unterarten aufgeteilt wird (BEAL 1956, SLOCUM et al. 1996: 165 ): 

Nuphar lutea ssp. lutea BEAL 

Nuphar lutea ssp. macrophylla (SMALL) BEAL [= N. advena (AIT.) AIT.// 

Nuphar lutea ssp. orbiculata (SMALL) BEAL 

Nuphar lutea ssp. ozarkana (MILLER et STANDLEY) BEAL 

Nuphar lutea ssp. polysepala (ENGELM.) BEAL Nitphar lutea ssp. pitrriila (TIMM) BEAL [= N. triicrophylla BEAL] 

Nuphar lutea ssp. sagittifolia (WALTER) BEAL 

Nuphar lutea ssp. illvacea (MILLLER et STANDLEY) BEAL 

Nuphar lutea ssp. variegata (ENGELM.) BEAL 



Synonyme 

Nenuphar luteum nom. nud. Nuphar advena (AITON) AITON/ Nuphar luteum SMITH Nuphar microphylla BEAL Nymphaea 
lutea L. Nymphaea liiteutn S. SM. 

Volkstiimliche Namen 

Amello, American spatterdock, Andere Seerose, Cape Fear spatterdock, Carfano maschio, Gael Seebluomen, Geel Seeblume, 
Geelseeblumen, Gelbe Seerose, Gelbe Teichrose, Gelbe Wasserlilie, Gelber Mummel, Gele plomp (Hollandisch), Madonais, 
Mummel, Nailufar (Arabisch »Wasserlilie«), Naunufero, Nenuphar, Ninfea, Ninfea gialla (Italienisch), Ninupharo, Nuphar, 
Nuphar jaune, Nuphara, Nymphe minor, Nymphon, Pond lily, Seeblume, Seekandel, Spatterdock, Teichrose, Yellow water-lily 

Geschichtliches 

Die Gelbe Teich- oder Seerose wurde bereits von Dioskurides beschrieben: 

»Andere Seerose. Es gibt noch eine andere Nymphaia (einige nennen sie Nymphon, ihre Bliite heiBt Nuphar) mit Blattern, ahnlich 

denen der vorgenannten [Nymphaea alba L.]; sie hat eine groBe und rauhe Wurzel, eine gelbe, glanzende, der Rose ahnliche 

Bliite. Die Wurzel und der Same, in dunklem Wein getrunken, haben gute Wirkung gegen den FluB der Frauen. Sie wachst aber in 

Gegenden Thessaliens am Flusse Peneus.« (III,139[149]) 

Die Wurzel wurde medizinisch oft alternativ zu Nymphaea alba L. verwendet (SCHNEIDER 19741 1: 365*). Ein traditioneller 

Gebrauch als psychoaktive Substanz wurde bisher nicht bekannt. 

Verbreitung 

Die Gelbe Teichrose kommt in ihren Varietaten in Europa, Nordamerika und Asien vor. Sie gedeiht in stehenden und langsam 
flieBenden Gewassern bis zu ca. 1,5 Meter Tiefe. 

Anbau 

Die Gelbe Teichrose laBt sich mit Ablegern des kriechenden Rhizoms leicht vermehren (SLOCUM et al. 1996 ). 

Aussehen 

Die ausdauernde Pflanze hat ovale, herzformige und langgestielte Schwimmblatter und groBe, dottergelbe Bliiten, die die Blatter 
iiberragen. Sie bildet eine flaschenformige Kapselfrucht aus. Die Bliitezeit ist Juni bis August. Das Rhizom kann mehrere Meter 
lang wachsen und bis zu 10 cm dick werden. 

Die Gelbe Teichrose kann leicht mit der japanischen Teichrose (Nitphar japotiica DC.) verwechselt werden. Die Japanische 
Teichrose hat allerdings leicht rotliche Blatter und bildet orangerote Bliiten aus (SLOCUM et al. 1996: 1650. 

Droge 

- Wurzel (Rhizoma Nupharis lutei, Nupharis lutei rhizoma, Teichro sen wurzel) 

- Samen 

Zubereitung und Dosierung 

Die frische Wurzel wird zerkleinert und mit Rotwein (vgl. Vitis vinifera) mazeriert. Uber psychoaktiv wirksame Dosierungen ist 
bisher nichts bekannt geworden. Die Samen sind eBbar. 

Rituelle Verwendung 

Moglicherweise spielte die laut Dioskurides besonders in Thessalien wachsende Gelbe Teichrose in dem dortigen antiken 

Hexenkult eine Rolle. Die Teichrose wird auch als Ingredienz der friihneuzeitlichen Hexensalben genannt. 

Aus Mitteleuropa ist ein altes Rezept fiir eine magische Verwendung iiberliefert, das an antike Hexengebrauche anzukniipfen 

scheint: 

»Die „Seeblume", gesammelt in dem Moment, wo die Sonne in das Zeichen des Krebses tritt, und an der Mitternachtsluft gedorrt, 

ist ein Mittel wider den Schwindel, wenn man dieses Kraut an die Wand hangt und es nur ansieht.« (SCHOPF 1986: 141*) 

Artefakte 

Keine 

Medizinische Anwendung 

In der antiken Medizin wurde die Gelbe Teichrose ethnogynakologisch, u.a. bei vaginalem AusfluB, benutzt. 

Die Japanische Teichrose (Nitplzar japortica DC.) wird in Japan als Schlaf- und Beruhigungsmittel (MEISTER o. J.: 114*} und 

zur Behandlung von Syphilis, Kreislaufproblemen und Nachgeburtskomplikationen verwendet (TsUMURA 1991: 175*). 

In der Homoopathie wird die Essenz aus der frischen Wurzel unter dem Namen »Nuphar luteum -Gelbe Teichrose« verwendet 

(SCHNEIDER 7974 //; 3650. Das Mittel wird alternativ zu » Yohimbinum« (siehe Pausinystalia yohimba) benutzt, da sich 

Bereiche des Arzneimittelbildes stark iiberlappen: 

» Nuphar luteum. Bewirkt nervose Schwache, mit ausgepragten Symptomen im sexuellen Bereich. (...) Mannlich. - VoUiges 

Fehlen des sexuellen Verlangens; Geschlechtsteile sind erschlafft; der Penis zuriickgezogen. Impotenz, mit unwillkiirlichen 



Samenergiissen wahrend des Stuhlgangs und beim Urinieren, Spermatorrhoe, Schmerz in Hoden und Penis. « (BOERICKE 1992: 
556f*) 

Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze, vor allem der Wurzelstock (Rhizom) enthalten bis zu 0,4% Nupharin (Summenformel C,sH,40,N,) und B- 
Nupharidin; das Hauptalkaloid ist aber Desoxynupharidin (= aNupharidin) mit der Summenformel C„H23N0 (REICHERT et al. 
1949 III: 839*, ROTH et al. 1994: 520* ). Daneben enthalt die Wurzel 5,9% Gerbsaure, Dextrose, 1,2% Saccharose, 18,7% 
Starke, Metarabinsaure und Fett (REICHERT et al. 1949 111: 839* ). 

Im Rhizom der Japanischen Teichrose sind die Alkaloide Nupharidin, Desoxynupharidin und Nupharamin enthalten. Daneben 
kommen B-Sitosterol, Olsaure, Palminsaure, Nicotinsaure und Tannine (Nupharin-A, -B und -C) vor (TSUMURA 1991: 175*). 

Wirkung 

Nupharin soil opiumartige Wirkungen haben und tranceahnliche Zustande hervorrufen (GORls und CRETE 1919). Im 
Tierversuch konnten atropin- und papaverinahnliche Wirkungen beobachtet werden (vgl. Atropin, Papaverin). Desoxynupharidin 
wirkt tonisch und erhoht den Blutdruck (ROTH et al. 1994: 5200. 

Marktformen und Vorschriften 

Die Pflanze steht unter Naturschutz (wie alle einheimischen Nymphaeaceen). Ansonsten ist sie ein »Legal high«. 

Literatur 

Siehe auch Literatur unter den Eintragen Nymphaea ampla, Nymphaea caerulea, Papaverin 

REAL, Ernest O. 

1956 »Taxonomic Revision of the Genus Nuphar 

of North America and Europe*, Journal of the EUsha 

Mitchell Sonety. 
Gotts, A. und L. CRETE 

1919 »Sur la nupharine«, Bulletin de Scierice 
et Pharmacologie 17: 13-15. 



Nymphaea ampla Mexikanische Seerose 

Familie 

Nymphaeaceae (Seerosengewachse); Gruppe Apocarpiae, Untergattung Brachyceras 

Formen und Unterarten 

Die Art wird in zwei Varietaten unterteilt: 

Nymphaea ampla var. pulchella (DC.) CASPARY 

Nymphaea ampla var. speciosa (MARTIUS et 

ZUCCARINI) CASPARY 

Zudem gibt es in Mexiko (und andernorts) allerlei Kreuzungen und Ziichtungen verschiedener Nymphaea-Arten, darunter auch 

Nymphaea ampla-Kultivare, die eine gewisse Bedeutung als Zierpflanzen erlangt haben (SLOCUM et al. 1996*). 

Synonyme 

Keine 

Volkstiimliche Namen 

Apepe, Japepe, Lolha' (Maya »Blume des Wassers«), Naabz61 (Maya), Nab, Nikte'ha' (Maya »Blute/ Vulva des Wassers«), Ninfa, 
Ninfea, Nukuchnaab (Maya »Gro6e Seerose«)Z6y, Pan de manteca, Quetzalxochiatl (Aztekisch »Quetzalfederblume«), Saaknaab, 
Saknaab (Maya »WeiBe Seerose«), Sol de agua (Spanisch »Sonne des Wassers«), U k'omin (Lakandon), U k'omin ha; Waterlily, 
Xikinchaak (Maya »das Ohr des Regengottes«), Zac-nab 

Geschichtliches 

Die mexikanische Seerose wurde bereits in prakolumbianischer Zeit in der Kunst wie auch in den Mayahandschriften dargestellt 
(EMBODEN 1983). Wissenschaftlich beschrieben wurde sie erst im 19. Jahrhundert. Erstmals wurden Berichte iiber ihren 
psychoaktiven Gebrauch in den siebziger Jahren bekannt. 

Verbreitung 

In Siidmexiko ist sie im gesamten Mayatiefland (EMBODEN 1979a), aber auch in Chiapas auf den hoher gelegenen Seenplatten 
(Lagunas de Montebello, Yahaw Petha' Lago Metzabok, Laguna de Naja usw.) verbreitet. Haufig findet sie sich in den Cenotes 
(natiirlichen Brunnen, Karsteinbriichen) bei Merida im nordlichen Yucatan (Rots 1976: 267*) so wie im Lago Peten Itza. Sie soil 
angeblich auch in Brasilien vorkommen. 



Anbau 

Das Rhizom kann vermehrt und in Teiche mit AbfluB eingesetzt werden. Die Pflanze kann auch in langsam flieBenden Gewassern 
gedeihen. 

Aussehen 

Die Pflanze bildet ein starkes Rhizom aus und hat langstielige, herzformige Blatter. Die weiBen Bliiten iiberragen die 
Schwimmblatter um 20 bis 30 cm. Die Nymphaea ampla kann sehr leicht mit der sehr ahnlichen europaischen Nymphaea alba L. 
verwechselt werden. 

Droge 

- Knospen oder Bliiten 

- Rhizom 

Zubereitung und Dosierung 

Die Mexikanische Seerose wird als Tee oder Dekokt zubereitet, allerdings ist iiber ihre Dosierungen bisher nichts bekannt 
geworden (vgl. Nymphaea caerulea). 

Die getrockneten Knospen und Bliiten werden pur oder in Rauchmischungen geraucht. Als psychoaktive Dosis werden 1 bis 2 
Knospen genannt. Das frische Rhizom kann roh oder gekocht verzehrt werden. Bei einem ganzen Rhizom treten milde 
Hochgefiihle ein (personliche Mitteilung von Brett Blosser). 

Rituelle Verwendung 

Wahrscheinlich wurde die Seerose als Additiv zum Balche'trank verwendet. 

Angeblich sollen in der ersten Halfte dieses Jahrhunderts die Bliiten von Brasilianern als narkotisches Rauschmittel mit 
opiumartigen Effekten benutzt worden sein (EMBODEN 1979a: 51). In den siebziger Jahren sollen die Bliiten den »Hippies« in 
Chiapas als rekreationales Rauschmittel gedient haben. 

Artefakte 

Darstellungen von Seerosen sind in der mesoamerikanischen Kunst sehr haufig. Der Regengott von Teotihuacan (»Tlaloc«; vgl. 

Argemone mexicana) wird sehr oft zusammen mit Blattern, Knospen und Bliiten von Seerosen dargestellt. Manchmal halt er die 

Knospen sogar im Mund (PASZTORY 1974). Kurioserweise hat der bedeutende Ethnomykologe R. Gordon Wasson gerade diese 

Darstellungen der Seerosen als Reprasentationen entheogener Pilze (siehe Psilocybe mexicana) gedeutet (dazu: EMBODEN 1981 

und 1982). 

Besonders haufig wurden Seerosen in der Kunst der klassischen Mayazeit in ikonographischen Zusammenhangen dargestellt 

(RANDS 1953), die auf verschiedene Weise interpretiert werden konnen. Es kommen im wesentlichen drei Motive vor: im 

Wasser schimmernde Krokodile, aus deren Riicken Seerosen sprieBen; der Kopf des »Erdmonsters«, den Seerosen umranken; 

Jaguare, die entweder Seerosenstengel und -knospen als Kopfschmuck tragen oder mit Seerosen tanzen. Die Verbindung von 

Jaguar und Seerose ist besonders dominant (RANDS 1953: 88; vgl. EMBODEN und DOBKIN DE Rios 1981). 

Haufig wird die Seerose auf KeramikgefaBen, die anscheinend hauptsachlich visionare Szenen aus der Unter- oder Anderswelt 

darstellen, abgebildet (COE 1973, EMBODEN 1979b): 

»Im Zusammenhang mit verwandlungsfahigen Kaulquappen und Balche'-GefaBen scheint die Seerose schamanische Ekstase zu 

beschworen. Die Kaulquappe wird ihre Gestalt wandeln und zur Krote werden; der Schamane wird eine ahnliche Verwandlung 

durchmachen und sich in seinem Alter Ego manifestieren. In manchen Fallen sieht man die Krote in einer menschlichen Form, die 

Trankopfer darbietet; moglicherweise bestehen diese aus Balche' oder aus Balche; die mit Seerosen versetzt wurde - damit die 

Verwandlung erleichtert wird.« (EMBODEN 1979a: 51) 

Es gibt sogar eine Mayahieroglyphe, die » JaguarSeerose« heiBt und die wesentlich zur Entzifferung der Mayaschrift beigetragen 

hat (COE 1993: 257). Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Seerosen-Jaguar ein verwandelter Schamane. Der Jaguar ist in den 

amerikanischen Tropen das wichtigste Schamanentier bzw. das Tier, das mit dem Schamanen identisch ist und dessen Gestalt er 

annehmen kann (REICHEL-DOLMATOFF 1975*, WALTER 1956). 

Vielleicht deutet die uay-Glyphe an, daB der Schamane durch einen kraftigen Balche'-Trank in einen Jaguar verwandelt wurde und 

in eine andere Wirklichkeit reist. Das ikonographische Element der Seerose ist moglicherweise ein Symbol fiir den Balche'-Trank, 

das Wasser, in dem der berauschte Jaguar schwimmt, die Berauschung oder die andere Wirklichkeit. Immerhin kommt die 

Seerose als Ritualzepter vor und wird iiber Balche'-GefaBen dargestellt (EMBODEN 1979a: 50 und 1992: 81). 

Medizinische Anwendung 

Die Seerose wird in verschiedenen kolonialzeitlichen Mayazauberspriichen zur Heilung von Geschwiiren und Hauterkrankungen 
angerufen (Rots 1965: 39£, 123). Im heutigen Yucatan soil die Pflanze auch ethnomedizinisch verwendet werden (BARRERA M. 
etal. 19760. 

Inhaltsstoffe 

In den Bliiten ist Aporphin nachgewiesen worden. Aporphin ist nahe verwandt mit dem Opiat Apomorphin (TAMMINGA et al. 
1978). Es unterscheidet sich nur durch das Fehlen zweier Hydroxylgruppen. Aporphin kann sich moglicherweise bei 
Verarbeitung, Lagerung oder im Metabolismus in Apomorphin umwandeln (EMBODEN 1979a: 50). Aporphin ist auch in der 



Mohnart Papaver fugax POIR. enthalten (PHILLIPSON et al. 1973; vgl. Papaver spp). Alkaloide vom Aporphintyp kommen auch 
in den Lorbeergewachsen (z.B. Litsea sebifera PERS., Litsea wightiana HOOK, f., Actinodaphne obovata BL.) vor (UPRETY et 
al. 1972). Das Grundgeriist der Aporphine bildet das Boldin, eine Substanz, die in den Blattern des Boldobaumes (Peumus 
boldus), die traditionell als Raucherwerk benutzt werden, enthalten ist. 
Neben dem Aporphin scheinen in Nymphaea ampla noch Chinolizidinalkaloide vorzukommen (EM BODEN 1983). 

Wirkung 

Ein Tee aus den Knospen soil angeblich psychoaktiv wirken (DOBKIN DE Rios 1978). Er soil auch psychodysleptische 
Wirkungen haben und kann Erbrechen auslosen, hat aber keine toxischen Nachwirkungen (EMBODEN 1979a: 51). Es miissen 
jedoch noch weitere humanpharmakologische Experimente durchgefiihrt werden. 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Nymphaea caerulea, Balche' 

CoE, Michael D. 

1973 The Maya Scribe and His World, New York: 

The Grolier Club. 

1993 Breaking the Maya Code, London: Thames und 

Hudson. 
CONRAD, H.S. 

1905 The Waterlilies: A Monograph of the Genus 

Nyrnphaea, Washington D.C.: Carnegie Institution. 
DoBKIN DE Rios, Marlene 

1978 » The Maya and the Water Lily«, New Scholar 
5(2): 299-307. EM BODEN, Wilham A. 
1979a » Nymphaea ampla and Other Mayan Narcotic 
Plants«, Mexicon 1: 50-52. 

1979b »The Water Lily and the Maya Scribe*, The 
New Scholarly. 103-127. 

1981 »Pilz Oder Seerose - literarische und bildliche 
Zeugnisse von Nymphaea als rituellem Psychotogen 
in Mesoamerika«, in: G. VOLGER (Hg.), Rausch und 
Realitdt, Bd. 1: 352-357, Koln: Rautenstrauch-Joest 
Museum. 

1982 »The Mushroom and the Water Lily«, Journal of Etlrrroplrcrrrrlcicolo,gy 5: 139-148. 1983 » The Ethnobotany of the Dresden Codex with Special 
Reference to the Narcotic Nyrrrplrcrc,cr clrrrplcl«. Botanical Muserrrn Leuflets 29(2): 87-132. 1992 » Medicinal Water Lilles«, Jahrbuch tiir Etlrrrorrtedizin und 
Bewtrf^tseirtsfilrsclrrrrrg 1: 71-88. 

EMBODEN, Wllllaln A. und Marlene DOBKIN DE RIOS 1981 »Narcotic Ritual Use of Water Lilies Among Ancient Egyptialls and the Maya«, in: G.G. 

MEYER, Karl BLum und J.G. CULL (Hg.), Folk Henning clnd Herbal Meciicirre, Springfield, Illinois: Charles C. Thomas Publishers. 

PASZTORY, Esther 1974 The Iconogruphy of tire TeotilUulccirr Maloc, Washington, D.C.: Dumbarton Oaks. 

PHILLIPSON, J. David, Gunay SARIYAR und Turban BAY7'OP 1973 »Alkaloids from Pnpclverfirgcrx of Turkish Origin«, Phytochernistry 12: 2431-2434. 

RANDS, Robert L. 1953 »The Water Lily in Maya Art: A Colnplex of Alleged Asiatic Origin*, Arltliropological Papers No. 34, Smithsonian Institution BAE 

Bulletin 151:75-153. 

Rots, Ralph L. 1965 Ritual of tire Bacalrs, Norman: University of Oklahoma Press. 

TAMMINGA, C.A. et al. 1978 »Schizophrenia Symptoms Improve with Apomorphine«, Science 200(5): 567-568. 

UPRETY, Henna, D.S. BHAKUNI und M.M. DHAR 1972 »Aporphine Alkaloids of Litsea selritera, L. wightinna and Actirrodnphne obovcltcr«, Phytochennstry 

11: 3057-3059. 

WALTER, Heinz 19561 )er Jaguar irr der Vorstellungswelt der sUdiwierikanlschen Natlu-vOlker, Hainburg: Diss. MS. 



Nymphaea caerulea Blaue Lotusblume 

Familie 

Nymphaeaceae (Seerosengewachse); Gruppe Apocarpiae, Untergattung Brachyceras 

Formen und Unterarten 

Keine (Vgl. SLOCUM etal. 1996: 164* ). 

Synonyme 

Nytrtphaea coertilea (Falschschreibung!) 

Volkstiimliche Namen 

Blaue Seerose, Blauer Lotus, Himmelblaue Seerose, AnioB (Altgriechisch), Lotus (Romisch), vwpoataa (Altgriechisch), 
Nymphaea (Romisch), Ssn (Agyptisch), Utpala (Sanskrit) 



Geschichtliches 

Blauer und WeiBer Lotus waren im alten Agypten die wichtigsten kultivierten (rituellen) Pflanzen. Sie wuchsen wild in Teichen 
und Nilniederungen, wurden aber in alien natiirlichen und kiinstlich angelegten Wasserflachen angebaut (HUGONOT 1992). Sie 
wurden wegen ihrer Schonheit, wegen ihres bezaubernden, hyazinthahnlichen Duftes, wegen ihrer Symbolik und vermutlich 
wegen ihrer berauschenden Wirkung geschatzt. Die Knospen und Bliiten waren ein beliebter Kopf- und Haarschmuck. Lebende 
und Tote wurden gleichermaBen mit Girlanden behangt. Die Grabgirlanden des groBen Pharaos Ramses 1 1. (12901223 v. Chr.) 
bestanden fast ausschlieBlich aus den weiBen und blauen Bliitenblattern (GERMER 1988 ). Der Agyptische Lotus [ Nyrtiphaea 
lotits (L.) WILLD.] wurde bereits von Dioskurides beschrieben (IV 112); sicherlich war ihm auch der Blaue Lotus bekannt. 
Erstmals erwahnt wurde der Blaue Lotus im Agyptischen Totenbuch (HORNUNG 1993: 167, 364). Anscheinend wurden die 
Rhizome von den alten Agyptern gegessen. 

Verbreitung 

Der Blaue Lotus kommt nur im Nildelta und den Nilniederungen, seltener in Palastina vor (ZANDER 1994: 397 ). Heute ist er im 
Nilland fast voUig verschwunden und stark vom Aussterben bedroht. 

Anbau 

Die Pflanze laBt sich iiber das Rhizom vermehren und in ruhige Wasserflachen setzen. 

Aussehen 

Der Blaue Lotus hat blaue oder himmelblaue, manchmal etwas ins Violett gehende Bliiten, die an langen Stielen die 
Wasseroberflache um 20 bis 30 cm iiberragen. Die langstieligen Schwimmblatter sind rund. Der Blaue Lotus kann leicht mit der 
violett bliihenden Nymphaea nollchcili BURMAN f. [syn. Nymphaea stellata WILLDENOW] verwechselt werden 

Droge 

Knospen oder Bliiten 

Zubereitung und Dosierung 

Es werden sechs Knospen oder Bliiten, die bereits geoffnet waren und sich wieder geschlossen haben, in Wasser ausgekocht. Die 
Bliiten werden in einem Leinentuch ausgedriickt, so daB ihr griinbrauner Saft in das Wasser iibergeht. 

Rituelle Verwendung 

Der Blaue Lotus stand im alten Agypten sehr eng mit den detaillierten und visionaren Jenseitsvorstellungen und 
Wiedergeburtskonzepten in Verbindung. Zahlreiche Knospen, Bliitenblatter und Girlanden wurden als Mumienschmuck und 
Grabbeigaben entdeckt. Die Bliite steht fiir das erleuchtete und wiedererwachte BewuBtsein des Verstorbenen; es ist »jene 
Lotusbliite, die in der Erde leuchtet« (Totenbuch, Spruch 774, 30; vgl. DASSo 1994). In der Geschichte vom Kampf zwischen 
Horus und Seth erscheint die Lotusbliite als ein Symbol des gottlichen, also alles erschauenden Auges. Als Seth den ruhenden 
Horus unter einem Baum in einer Oase aufgespiirt hatte, riB er dem Schlummernden beide Augen aus und vergrub sie im Sand, 
woraufhin sie sich in Lotusbliiten verwandelten. 

Aufgrund der mythologischen, kosmologischen, symbolischen und kiinstlerischen Bedeutung der Seerose vermutet William 
Emboden (1978), daB die alten Agypter den Blauen Lotus wegen seiner narkotisierenden Wirkung als Droge zur Erzeugung einer 
schamanischen Ekstase unter einer elitaren Priesterschaft benutzten. Da der Blaue Lotus meist zusammen mit Alraunen 
(Mandragora officinarum) und Mohnbliiten (von Papaver somniferum oder Papaver rhoeas, vgl. Papaver spp.) dargestellt wurde, 
liegt die Vermutung nahe, daB es sich dabei um ein »ikonographisches Rezept« handelt. Demnach ware ein psychoaktiver 
Ritualtrunk, bestehend aus Lotusknospen, Alraunenfriichten und Mohnkopfen, durchaus denkbar (EMBODEN 1989). 

Artefakte 

Von Tutenchamun wurde ein Portratkopf gefunden, der aus einer Lotusbliite hervorgeht. Die Seerose war mit dem Sonnengott Re 
als Lichtbringer verbunden. Meist wurden blaue Seerosenbliiten zusammen mit gelben Alraunenfriichten und roten Mohnkopfen 
dargestellt (siehe oben). Sehr haufig erscheinen sie in Szenerien, die schamanischen, visionaren oder initiatorischen Charakter 
haben. Stilisierte Lotusbliiten waren ein wichtiges ornamentales Element in der Kunst (GefaBformen, Saulenkapitelle) im alten 
Aygpten (EM BODEN 1989). Die Blaue Lotusbliite war auch ein Symbol des Mysteriengottes Osiris, der auch als Herr von Bier 
und Wein (siehe Vitis vinifera) gait. 

Medizinische Anwendung 

Seerosen wurden im alten Agypten zur Behandlung der Leber, bei Verstopfung, gegen Giftstoffe und zur Regulierung des Harns 
verordnet. Man benutzte die Bliitenblatter sowohl auBerlich wie auch innerlich, dann vor allem als Klistier (RATSCH 1995: 351 * 
). 

Inhaltsstoffe 

»Von Nymphea Lotus und Nymphea coeridea [ sic! ] sind keine pharmazeutischen Eigenschaften bekannt.« (GERMER 1979: 
28*) Die Blatter und Bliiten soUen aber narkotische Eigenschaften haben. Nach EMBODEN sind in Nymphaea caeridea 
vermutlich Alkaloide enthalten (1978). Die Bliiten produzieren ein kostbares atherisches Ol, dem aphrodisierende Eigenschaften 
zugeprochen werden. 



Wirkung 

3 bis 6 Knospen, als Tee getrunken, sollen hypnotische Wirkungen hervorrufen. Das Dekokt beginnt nach ca. 20 Minuten zu 
wirken. Zuerst treten Muskelzittern und Ubelkeit auf. Danach kommt es zu einer besonnenen Ruhe mit Veranderungen der 
Farbwahrnehmung, Gehorhalluzinationen und anderen Veranderungen der auditiven Wahrnehmung. Die Wirkung klingt nach 
zwei Stunden schnell ab. 

Marktformen und Vorschriften 

Der Blaue Lotus ist heute eine sehr seltene Pflanze geworden. Es ist zu bezweifeln, daB er in irgendeiner Form gehandelt wird. 
Das atherische Ol kommt nur sehr selten in den Handel. Es ist dann meist in Sandelol gelost und extrem teuer (miindliche 
Mitteilung von John Steele). 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Nymphaea ampla 

DAsso, Eva von (Hg.) 1994 The Egyptian Book of the Dead, San Francisco: Chronicle Boolcs. 
EMBODEN, Will lam A. 

1978 »The Sacred Narcotic Lily of the Nile: Nynl 

phaea caerulea«, Econotnic Botany 32(4): 395-407. 

1989 » TTie Sacred Journey in Dynastic Egypt: Shama 

nistic Trance in the Context of the Narcotic Water 
l_iliy and the Mandrake«, Journal of Psychoactive Drugs 21(1): 61-75. 
HORNUNG, Erik 1993 Das Totettbticii derAgypter, Munchen: Goldmann. 

HUGONOT, J.C. 1992 »Agyptische Garten*, in: M. CARROI.I,SPILLECKE (Hg.), Der Garten von derAntike bis zUm Mittelalter, S. 9-44, Mainz: Philipp von 
Zabern. 



Pachycereus pecten-aboriginum Kamm-Baumkaktus 

Familie 

Cactaceae (Kaktusgewachse) 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Cereus pecten-aboriginum A. BERGER 
Pachycereus pectenaboriginum 

Volkstiimliche Namen 

Bigi-tope (Zapotekisch), Bitaya mawali (Tarahumara), Cardon, Cardon barbon, Cardon espinoso. Carve, Cawe, Chave, Chawe, 
Echo, Hecho, Organo, Pitahayo, Pitayo, Sahueso, Shawe (Tarahumara), Wichowaka, Xaasx (Seri) 

Geschichtliches 

Sicherlich war der auffallige Kaktus schon in prahistorischen Zeiten bekannt und wurde - ahnlich wie heute - ethnobotanisch 
genutzt (STROMBOM und BRUHN 1978). Die mexikanischen Indianer benutzen die stachelige Frucht als Haarbiirste und 
pflanzen den Kaktus als »lebenden Zaun« an. Das Kaktusholz diente friiher als Baumaterial. Die Tarahumara sammeln die Friichte 
und Samen und benutzen sie als Nahrungsmittel (BRUHN und LINDGREN 1976: 175). 

Verbreitung 

Der Kaktus kommt nur in Mexiko vor: in Baja California, in Chihuahua, Sonora, Colima, aber auch bei Tehuantepec. 

Anbau 

In Mexiko erfolgt der Anbau durch das Einpflanzen von herausgeschnittenen Stiicken von jungen Trieben. Oft wird der Kaktus in 
dichten Reihen angebaut, um als »lebender Zaun« Haus und Hof zu beschiitzen. 

Aussehen 

Dieser Kaktus bildet lange, gerade Stangen aus, die parallel gerade aufwarts streben und an die Floten einer Orgel erinnern. Der 
Kaktus wird 5 bis 6 Meter hoch, ist etwas bestachelt und tragt stachelige Friichte. 

Diese Art kann sehr leicht mit dem nahe verwandten Pachyceretss pringlei (S. WATS.) BRITT. et ROSE [syn. Ceretis pritiglei S. 
WATS.] verwechselt werden, der in Sonora unter den Namen cardon, cardon pelo oder sagiiera bekannt ist (MARTNEZ 1987: 
1 176*). Eine ahnlich aussehende Art [Pachycereus etnarginatus (DC.) BRITT. et ROSE] ist in Mexiko unter den gleichen Namen 



organo und pitayo bekannt, wird aber in erster Linie fiir »lebende Zaune« kultiviert (DRESSLER 1953: 1400. Sehr ahnlich ist 
auch der alkaloidhaltige Pachycereus weben (CouLT.) BACKBG. (MATA und McLAUGHLIN 1980). 

Droge 

Junge Zweige (Stangen) 

Zubereitung und Dosierung 

Das frische Kaktusfleisch wird in einem ausgehohlten Stein zerstampft. Der entstandene Saft wird mit Wasser vermischt (etwa ein 
Teil Kaktussaft und drei Telle Wasser). Leider wird nicht angegeben, wieviel man von dieser Losung trinken muB, um 
psychoaktive Wirkungen zu erzielen (BRUHN und LINDGREN 1976: 175). 

Die Tarahumara pressen den Saft aus frischen Stangen aus und trinken ihn zur Induktion von Visionen. Der Saft wird dazu 
entweder mit tesgiiino (Maisbier, Chicha) vermischt oder gekocht und fermentiert (BYE 1979b: 34*). 

Rituelle Verwendung 

Die nordmexikanischen Tarahumaraindianer haben friiher den Kaktussaft bei geheimen Zeremonien in den westlichen Canyons 
getrunken (BRUHN und LINDGREN 1976: 175, PENNINGTON 1963: 166f. ).Ansonsten dient er als Peyotesubstitut (siehe 
Lophophora williamsii). 

Artefakte 

Es gibt ein vorspanisches TongefaB aus Colima, das die Form von vier Stangen eines Saulenkaktus dekorativ aufnimmt. Vielleicht 
ist damit dieser Kaktus dargestellt. 

Medizinische Anwendung 

In der mexikanischen Volksmedizin wird dieser Kaktus zur Behandlung von Magengeschwiiren und Krebs verwendet (BRUHN 
und LINDGREN 1976: 175). Das frische, erhitzte Kaktusfleisch von Pachycereus pringlei dient als Auflage bei Rheumatismus 
(FELGER und MOSER 1974: 421*). 

Inhaltsstoffe 

Das Kaktusfleisch enthalt die B-Phenethylamine Carnegin (= Pectenin), 3Hydroxy-4-methoxyphenethylamin, Salsolidin, 3,4- 
Dimethoxyphenethylamin, Heliamin, 3-Methoxytyramin, Arizonin (BYE 1979b: 35*, BRUHN und LINDGREN 1976, MATA 
und MCLAUGHLIN 1982: 109*). 

Wirkung 

Der frisch gepreBte, mit Wasser vermengte Kaktussaft soil ahnlich wie Peyote (siehe Lophophora williamsii) wirken, schwindelig 
machen und Visionen erzeugen (BRUHN und LINDGREN 1976:175, PENNINGTON 1963: 167). Der fermentierte Saft wirkt 
zudem stark purgativ (BYE 1979b: 34*). 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Lophophora williamsii 

BRUHN, Jan G. und Jan-Erik LINDGREN 

1976 »Cactaceae Alkaloids. XXIII: Alkaloids of Pachyceretis pecten-aborigiittim and Cereus jariiacaru«, Lloydia 39(2-3): 175-177. 

MKrA, Rachel und Jerry L. McLAUGHLIN 

1980 »Tetrahydroisoquinoline Alkaloids o/the Mexican Columnar Cactus Piicltycereus wel)eri«, Phytochemistry 19: 673-678. 

PENNINGTON, C.W. 

1963 The Tarahurnar oj~Mexico: Their Environment und Material Culture, Salt Lake City: University 

of Utah Press. 
STROMROM, J. und J.G. BRUHN 
1978 »Alkaloids of Pacltycereiis pectetiaboriginuni, a Mexican Cactus of Ethnopharmacologic Interest*, Acta Pharin. Suecicci 15: 127. 



Papaver somniferum Schlafmohn 



Familie 

Papaveraceae (Mohngewachse) 

Formen und Unterarten 

Von dem sehr variablen Gewachs sind im Laufe der Zeit zahlreiche Sorten, Formen, Varietaten und Unterarten beschrieben 
worden. Die wichtigsten sind: Papaver somniferum var. album DC. (weiBbliihend) Papaver somniferum var. apodocarpum HUss. 



(mit Lingestielter Fruchtkapsel) Papaver somniferum var. glabra (produziert besonders hochwertiges Opium; MACMILLAN 
1991: 417*) Papaver somniferum var. hortense HUss. (mit flacher Narbenscheibe) 
Papaver somniferum var. nigrum DC. 
Papaver somniferum ssp. setigerum (DC.) 

CORBIERE (Dies ist vielleicht die Wildform; vgl. GREY-WILSON 1995: 172*, MACMILLAN 1991:417*, ZANDER 1994: 
417*.) 

Papaver somniferum ssp. somniferum 

Eine ungewohnliche Form ist forma 'Hen and chickens; bei der die Kapsel von kleinen Nebenkapseln umhiillt wird (GREY- 
WILSON 1995: 173*). AuBerdem sind eine Reihe von Kultivaren als Zierpflanzen geziichtet worden, z.B. 'Black Peony; 'Golden 
Peony; 'Pink Chiffon; 'White Cloud' usw. (GREY -WILSON 1995: 172*). 

Papaver somniferum var. glaucum (Boiss. et HAUSSKN.) O. KUNTZE wird heute als eigene Art Papaverglaucum Boiss. et 
HAUSSKN. (sog. Tulpenmohn) eingestuft (ZANDER 1994: 416*). 

Synonyme 

Papaver glaucurn Bocss. et HAUSSKN. Papaver nigrum DC. Papaver offinnale GMEL. Papaver setigerttrrt DC. 

Volkstiimliche Namen 

Adormidera, Aguna (Litauisch), Amapola, Amapola de opio, Biligasgase (Kannada), Black poppy, Bloed-zuipers-bloem 
(Flandern), Calocatanos (Gallisch), Feldmohn, Garden-poppy, Gartenmohn, Guia-guina (Zapotekisch), Kasa-kasa (Tamil), 
Kashakhasa (Malayam), Kavl-a-kiiknar (Persisch), Kishkash (Arabisch/Jemen), Koknar (Persisch), Koquenar, Madi-huada 
(Mapuche »lieblicher Kurbis«), Magan, Magen, Magen, Magenkraut, Magesamo, Maggona (Estnisch), Maggons (Lettisch), 
Mago, Magsat, Magsomkraut, Mahan, Mahonnus (Vulgarlatein), Mahunus, Mak (Slawisch), Manus, Mechones, Meconium, 
Mekon, Miconium, Mohn, Namtilla (Altassyrisch »Pflanze des Lebens«), Nocuana-bizuono-huseachoga-becala (Zapotekisch), 
Oehlmagen, Oehlsaamen, Opium poppy, Papaver (Lateinisch), Papaver, Papaver album, Papavero indiano (Italienisch), Papavero 
somnolente, Papoeg, Papula, Pavot des jardins, Pavot somnifere, Popig, Popoeg (Angelsachsisch), Poppy, Post (Hindi), P6st-a- 
kiiknar (Afghanisch), Posto (Bengali), Schwarzer Magsaamen, Slaapbol (Hollandisch), White poppy, Ying su ke (Chinesisch) 

Volkstiimliche Namen fiir Opium 

Affion (Arabisch), Affium, Afin (Kannada), Afion, A-fu-yung (Chinesisch), Afyun (Arabisch), Ahiphena, Amapola (Spanisch), 
Amfion (Portugiesisch), Amphion, Amsion, Aphenam (Sansrikt »schaumlos«), Aphim (Hindi), Aphu (Marathi), Arfiun, Chandu, 
Maslach (Tiirkisch), Meconium, Meseri, Milk of poppies, Misri (Agyptisch), Nagaphena, O, Offion, Ofium, Opio (Lateinisch), 
Opion (Griechisch), Poust, Tschandu, Tschibuk 

Geschichtliches 

Der Mohn ist nur als Kulturpflanze bekannt. Er wurde nicht, wie oft falschlich angenommen wird, in Asien kultiviert; seine 
Heimat liegt in Mittelund/oder Siideuropa (GREY -WILSON 1995: 1690. Bereits im Neolithikum wurde in Oberitalien, der 
Schweiz und Siiddeutschland Mohn angebaut. Er wurde wohl als Nahrungs- und Rauschpflanze genutzt; »die berauschenden und 
einschlafernden Eigenschaften der Samen und des daraus gewonnenen Ols sind den Pfahlbauern vielleicht nicht entgangen. Die 
Art der Verwendung so wie die Haufigkeit des Vorkommens und die Menge der gefundenen Mohnsamen zeigen jedenfalls, daB 
wir es hier mit einer wichtigen Kulturpflanze der Pfahlbauern, zu tun haben.« (Hoops 1973: 233; vgl. HARTWICH 1899) Der 
Anbau des Mohns in den slid- und nordgermanischen Gebieten muB sehr alt sein, ist allerdings zeitlich bislang nicht genau 
festzulegen. Die Germanen pflanzten Mohn (urgermanisch rnagan) auf Mohnackern oder Magenfeldern an; diese Felder hieBen 
OlhililSCickr und galten als Genesungsstatten, auf denen OdinAVotan heilsame Wunder wirkte. 

Der Mohn ist eine der wichtigsten Heilpflanzen der gesamten Pharmaziegeschichte. Er enthalt einen Milchsaft - der »Saft vom 
Kraut des Vergessens« (OvID). In der Antike sprach man von den »Tranen des Mondes« oder den »'Tranen der Aphrodite«. Wenn 
der Milchsaft an die Luft tritt, gerinnt er zu einer braunen Masse, dem Rohopium oder Opium. Die Entdeckung der 
Opiumgewinnung liegt nicht - wie oft falschlich vermutet - in Siidostasien, sondern im steinzeitlichen Mitteleuropa im Bereich 
des Bodensees oder in der Provence (HARTWICH 1899, SEEFELDER 1996: 11). 

Die friiheste Erwahnung des Mohns hingegen findet sich auf einer sumerischen Schreibtafel (ca. 3000 v. Chr.). Darin wird er als 
»Pflanze des Glucks« beschrieben. In der Literatur wird er erstmals in der Ufas des Homer genannt (vgl. Nepenthes). Unser Wort 
Opium leitet sich ab von Griechisch opion, »Milchsaft [des Mohns]«, das wiederum auf opos, »Pflanzensaft«, zuriickgeht. Der 
Schlafmohn und dessen Eigenschaften waren schon den Galliern gut bekannt, wie aus romischen Berichten hervorgeht (HOFLER 
1990: 93*). Die psychoaktive Wirkung des deutschen Mohns wurde bereits im 9. Jahrhundert von Walahfried Strabo (809-849) in 
seinem hexametrischen Hortulus als der » Ceres geheiligt« besungen (SCHMITZ 1981: 380, STOFFLER 1978: 91). Von den 
Wikingern ist bekannt, daB sie Opium als Heilmittel, vermutlich auch als Rauschmittel, verwendet haben (RoBINSON 1994: 
5470. 

Wie alt der Gebrauch von Opium in Agypten ist, laBt sich beim derzeitigen Stand der Kenntnis nicht festlegen. Manche Autoren 
vermuten, daB der Schlafmohn schon im Alten Reich bekannt war und genutzt wurde, andere Autoren sind der Meinung, daB die 
Agypter den Mohn und das Opium erst im Neuen Reich oder in der Spatantike kennen- und schatzen gelernt haben (BISSET et al. 
1994, MERRILLEES 1962). 

In China ist Opium erst seit dem 3. Jahrhundert dokumentiert. Der chinesische Arzt Hua To benutzte fiir chirurgische Operationen 
Narkotika aus Opium und Cannabis indica (GEDDES 1976: 201). Der arabische Gelehrte Avicenna (= Abu Ali alHosein ben 
Abdallah Ibn Sina, 980-1036), der als der bedeutendste Arzt des Mittelalters gilt, tragi den Ubernamen »Vater des Schlafes«, well 



er den Gebrauch des Opiums in die islamische Medizin eingefiihrt hat (SEEFELDER 1996: 52jf.). In Europa wurden ahnliche 

Praparate als Anasthetika verwendet (vgl. Schlafschwamm). 

In Peking wurde Opium im 75. Jahrhundert als bestes Aphrodisiakum gefeiert und anscheinend reichlich genossen (DUKE 1973: 

393). In Siam (Thailand) wurde Opium spatestens seit dem 14. Jahrhundert von den Konigen von Ayuthia geschatzt. Die 

Produktion oblag vermutlich schon damals den Bergstammen, die noch heute zu den wichtigsten Produzenten gehoren (GEDDES 

1976: 208). Im Mittelalter wurde Opium in alien europaischen Arzneimittellisten gefiihrt (SCHNEIDER 1974 1 1 1: 20* ). 

1670 wurde vom englischen Arzt Thomas Sydenham das geschichtstrachtige Laudanum erfunden. Laudanum ist eine Tinktur, die 

aus Opium, Safran (Crocus sativus), Zimt (Ciririarrrorriiirri vertirrt), Nelkenpulver (Syzygiterri aromaticum) und spanischem 

Wein besteht. Bis ins 19. Jahrhundert war Laudanum eines der wirkungsvoUsten Universalheilmittel, das auch getrunken wurde, 

uni sich zu berauschen. 

Im 17. Jahrhundert war Opium einer der bedeutendsten Handelsartikel der hoUandischen Ostlndischen Kompagnie (MEISTER 

O.J.: 93*). In der Pharmakopoe Wiirttembergs von 1741 wird Opium (= Meconium Thebaicum) als ein »g6ttliches Medikament« 

bezeichnet (SCHNEIDER 1974 111: 21 * ). Goethe nannte es den »Inbegriff der holden Schlummersafte« (Faust 1). Die 

Isolierung des Morphins durch den deutschen Apotheker Sertiirner (1805) hat die Pharmaziegeschichte total revolutioniert, da 

erstmals ein reiner Wirkstoff vorlag. 

Beriihmt wurde Opium durch die Dichter des 19. Jahrhunderts. So sah Thomas de Quincey (1785-1859) im Opium ein Manna, ein 

Ambrosia, eine Panaceae, ein AUheilmittel, ein »geheimnisvolles Labsal zur Erfiillung aller menschlichen Wunsche« (DE 

QUINCEY 1985: 183). 

Der von den Englandern aus rein okonomischen Griinden angezettelte Opiumkrieg von 1840 bis 1842 hat zu starken 

Veranderungen in der Weltpolitik und den internationalen Handelsstrukturen gefiihrt (BEHR 1980, Vgl. GEDDES 1976: 202f., 

SOLOMON 1978). In den zwanziger Jahren nahm der Gebrauch von Opium gesellschaftliche Formen an, die den Herrschenden 

bedrohlich erschienen. Als MaBnahme wurde schlieBlich ein weltweites Verbot erwirkt (JOHNSON 1981, KOHN 1992*). 

Heute hat Opium in erster Linie Bedeutung als Ausgangssubstanz fiir die illegale Heroinproduktion. 

Verbreitung 

Die Kulturpflanze hat sich in alle Telle der Welt verbreitet. GroBe Anbaugebiete - entweder fiir die pharmazeutische Industrie 

Oder die illegale Heroinproduktion - liegen im Goldenen Dreieck, Nordthailand, Zentralasien, Tiirkei, Mexiko, Tasmanien und 

Osterreich. 

In der Schweiz kommt der Mohn heute als Wildpflanze bzw. verwildert vor (LAUBER und WAGNER 1996: 144'0. 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht mit den Samen und ist sehr einfach. Sie werden an den Stellen, wo man spater die Mohnpflanzen 
haben mochte, im Friihling ausgestreut. Einige der Samen keimen nach 10 bis 15 Tagen. Die Keimlinge schatzen es nicht, 
umgepflanzt zu werden. Hat man einmal Mohn im Garten, wird man ihn mit ziemlicher Sicherheit fiir immer haben. Er sat sich 
namlich sehr erfolgreich selbst aus. Er kann auch verwildern und sich in die Garten der Nachbarn ausbreiten. Bel der Ernte der 
Mohnkapseln soUte beachtet werden, daB einige Pflanzen mit den Kopfen unberiihrt bleiben, um auszureifen und gutes Saatgut zu 
produzieren. Zur Verbreitung der Mohnpflanzen tragi auch das Kompostieren der vertrockneten Pflanzen bei. Die Samen werden 
dann mit dem Kompost verteilt. 

Mohn gedeiht am besten auf warmeren, nahrstoffreichen Boden, die viel Humus enthalten und gut gepflegt werden. Die Pflanze 
hat einen hohen Kalkbedarf und liebt deshalb kalkreiche Boden (HEEGER und POETHKE 1947: 236). Zu weiteren, 
kommerziellen Anbaumethoden siehe GRIFFITH 1993. 

Aussehen 

Die einjahrige Pflanze besitzt eine ausgepragte Pfahlwurzel, aus der sie einen aufrechten, einfachen oder wenig verzweigten 
Stengel (von bis zu 175 cm Hohe) austreibt. Die graublaulichen, seltener griinlichen Laubblatter sind langlich-eiformig mitmehr 
oder weniger gesagtem Rand oder unregelmaBiger Lappung. Auf dem langen Bliitenstiel, der glatt oder leicht behaart ist, sitzt eine 
einzelne Bliite mit vier Bliitenblattern von unterschiedlicher Farbung (weiB, rosa, violett, blaulich, purpurn, hellrot, leuchtendrot, 
dunkelrot, fast schwarz). Der Stempel sieht schon der Fruchtkapsel ahnlich. Die kapselformige, glatte und runde Frucht tragi eine 
Krone und kann je nach Lage, Sorte, Varietat oder Unterart eine GroBe von 2 bis 6 cm erreichen. Sie kann ein eher schlankes 
Aussehen haben oder stark bauchig gewolbt erscheinen. Eine Kapsel kann bis zu 2000 der winzigen nierenformigen Samen 
enthalten. Es gibt cremegelbe, braune, blaugraue und schwarze Samen. In Mitteleuropa liegt die Bliitezeit im Juni und Juli. 
Spatestens im August sind die Friichte ausgereift. In der ganzen Pflanze flieBt ein weiBer Milchsaft (Latex). 

Der Schlafmohn ist leicht mit dem Tulpenmohn, Papaver glaucum Bolss. et HAUSSKN. [syn. Papaver somniferum var. glaucurn 
(Bolss. et HAUSSKN.) O. KUNTZE], der aber keine psychoaktiven Alkaloide enthalt, zu verwechseln. Er wird auch manchmal 
mit dem Feuermohn verwechselt (siehe Papaver spp.). 

Opiumsubstitute 

(Nach EMBODEN 1979 und 1986: 165*, Low 1990: 199*, LUDWIG 1982: 134f.*, MILLSPAUGH 

7974.- 168*, SEEFELDER 7996; erganzt) 

Folgende Pflanzen und Produkte wurden oder werden als Opiumsubstitute verwendet: 

Name Stammpflanze Bemerkungen 

Amapola diverse 

Amapola silvestre Bernoullia flammea OLTV . Samen 



(»wildes Opium«) 
Black tar Papaver somniferum Rohopium, das durch 

(»schwarzer Teer«) Diacethylierung mit Heroin 

angereichert ist 
Chicalote Argemone mexicana Latex 

Argemone platyceras LK. et OTTO Latex 
California buckeye Aesculus califomicus 1/s der Starke des 

(Fruchtschale) (Hippocastanaceae) echten Opiums 

Goldmohn Eschscholzia califomica Tinkturen 

Kratom Mitragyna speciosa Blatter 

Heroin aus Morphin synthetisiert 
Indian pipe Monotropa uniflora L. getrocknetes Kraut 

(Monotropaceae) 
Lactucarium Lactuca virosa » Lactuca agrestis« 

(Latex) Lactuca sativa L. 
Lactuca serriola L. 
[ syn. Lactuca scariola L. ] 
Lactuca quercina L. 
Mohnstroh Papaver rhoeas L. 

(siehe Papaver spp.) 
Papaver somniferum 
Papaver bracteatum 
(vgl. Papaver spp.) 
Morphin aus Thebain synthetisiert 
Ohio buckeye Aesculus glabra W\\AX>. hypnotischer 

Wirkstoff Aesculin 
Pituri Duboisia hopwoodii Nornikotin 

Red buckeye Aesculus pavia L. hypnotischer 

Wirkstoff Aesculin 
Teufelsdreck Euphorbia spp. Latex als medizinisches 

Raucherwerk 

Fruchtkapseln (Fructus Papaveris immaturi. Capita Papaveris immaturi, Pericarpium Papaveris, Mohnkopfe, 
Mohnkapsel, Opiumkapseln) 

- Opium (Latex) 

- Samen (Semen Papaveris, Mohnsamen) 

- Blatter (Folia Papaveris, Mohnblatter) 

- Wurzel 

Zubereitung und Dosierung 

Die Blatter werden wahrend der Reifezeit der Fruchtkapseln gesammelt und im Schatten getrocknet. Sie konnen pur oder in 

Rauchmischungen geraucht werden. Fine eher subtile Opiumwirkung tritt erst nach GenuB mehrerer Joints ein. Die getrockneten 

Blatter konnen auch als Tee gebriiht oder gekocht werden. 

Die beiden wichtigsten Produkte sind die Kapseln (Mohnkopfe) und der Milchsaft (Latex). Am meisten Latex fiihrt die Pflanze zu 

Ende der Bliitephase und bei beginnender Reifung; bei der Ausreifung nimmt er wieder ab. Deshalb werden sowohl die Kapseln 

als auch der Milchsaft kurz nach dem Verbliihen geerntet. Die Kapseln werden am Stielansatz abgebrochen und frisch verwendet 

oder zum Trocknen ausgelegt. Zum Trocknen miissen sie locker in einfacher Schicht ausgebreitet werden (eventuell auch an der 

Sonne), da sie sonst verschimmeln konnten. Beim Trocknen reifen die Samen welter und sind im nachsten Jahr wieder als Saatgut 

brauchbar (sie sind allerdings nicht ganz so vital wie die komplett ausgereifter Pflanzen). 

Der durch Ritzen der reifenden Kapsel hervorquellende Pflanzensaft (Latex) trocknet zu einer braunen Masse ein, dem Rohopium. 

Den hochsten Ertrag erhalt man, wenn »zwischen dem B. und 10. Tag nach Abfall der Bliitenblatter die Kapselwand in den 

Nachmittags- oder Abendstunden mit Spezialmesserchen quer oder schrag zur Langsachse angeritzt wird. Der austretende, weiBe 

Milchsaft erhartet schon nach kurzer Zeit unter Braunfarbung. Am nachsten Tag wird die klebrige Masse abgekratzt und 

gesammelt. Pro Kapsel erhalt man ca. 20-50 mg Rohopium. Um 1 kg Opium zu erhalten benotigt man mindestens 20000 

Mohnkapseln. Dies entspricht einem ca. 400 qm groBen Mohnfeld.« (WAGNER 1985: 162) 

Das braune Rohopium wird dann zu Kugeln oder Fladen gepreBt. Es trocknet mit der Zeit aus und wird zu einer harten, schalig- 

briichigen, festen Masse. Es soil luftdicht verschlossen im Dunklen gelagert werden. Opium wird auf verschiedene Weise 

konsumiert: oral (Opiumessen, Opiumtrinken), rektal (als Suppositorium oder Klistier), geraucht oder, sterilisiert und in 

Salzwasser gelost, injiziert. Opium schmeckt sehr bitter und charakteristisch (erdig-krautig). Hat man es einmal geschmeckt, wird 

man es immer wiedererkennen. 

In Rom waren zur Zeit der Casaren »Schlummertrunke«, die als Hauptbestandteil Opium enthielten, sehr beliebt (vgl. 

Schlafschwamme). Sie wurden auch als »schmerzstillendes Katapotium« (= Catapotium) bezeichnet. Ein iiberliefertes Rezept 



Droge 



nennt folgende Zutaten: Sili (vermutlich Taumelkerbel, Chaerophyllunl ternidentum L.'%'), Acorus calamus, »Rota« (entweder 
die Samen von Rata graveolens oder Peganum harmala), Castoreum (Bibergeil), Cinnamomum (Zimt, wahrscheinlich 
Cinnamomum verlirri), Tranen des Mohns (Opium), Panaxwurzel (unbestimmbar), Mandragora (Alraunenwurzel, Mandragora 
off icinarum), getrocknete Apfel (vermutlich Alraunenfriichte), Lolium temulentum, Pfefferkorner (Pipernigrum, vgl. Piper spp.). 
Die Zutaten wurden zerkleinert und mit Rosinenwein (vgl. Vitis vinifera), also einem sehr suBen, schweren Wein, betraufelt und 
zu einer Masse verrieben (SCHMITZ 1981: 380, SEEFELDER 1996: 36). Diese Mixtur erinnert stark an die spateren, 
opiumhaltigen Schlafschwamme und den Theriak. In China wurden aphrodisische »Lenzmittel« aus Opium, Ginsengwurzeln 
(Panax ginseng) und Moschus gemischt. 

Ein Opiumtee (poppy tea) kann auf verschiedene Arten zubereitet werden. Die frisch geernteten Kapseln werden mit Wasser 15 
bis 20 Minuten gekocht (bis sie aussehen wie gares Gemiise). Nach dem Abkiihlen abseihen und trinken. Eine deutlich wirksame 
Dosis besteht aus zwei Handen voll Kapseln pro Person. Der Tee schmeckt wie Artischockenwasser. Man kann auch den Saft 
einer halben Zitrone mitkochen (wahrscheinlich wird dadurch die Losung der Alkaloide giinstig beeinfluBt). Ahnlich kann man 
auch mit getrockneten Kapseln verfahren. Allerdings lassen sie sich noch optimaler nutzen, indem sie zermahlen (z.B. in einer 
Kaffeemiihle), mit reichlich Zitronensaft durchfeuchtet und dann im Wasser kurz aufgekocht werden. Das Ganze 10 bis 30 
Minuten stehen lassen, dann abseihen und trinken. Der Geschmack dieser Zubereitung ist leicht unangenehm. 
Aus den frischen, noch nicht voll ausgereiften Kapseln kann man einen Opium-Rumtopf bereiten. Dazu wird ein gut 
verschlieBbares GlasgefaB randvoU mit Kapseln gefiillt und darauf so viel Rum gegeben, bis alle Friichte bedeckt sind. Zur 
Verbesserung des bitteren Geschmacks und zur Verstarkung der Wirkung konnen noch einige weibliche Bliitenstande von 
Cannabis indica oder Cannabis sativa und Bliiten von Datura metel oder anderen Datura spp. zugefiigt werden. Das Ganze laBt 
man sechs Monate an einem relativ warmen Ort stehen. Danach wird die Fliissigkeit abgegossen und die Opiumkapseln in einem 
Sieb kraftig ausgedriickt. Bereits bei einem Schnapsglas tritt eine deutlich spiirbare Opiumwirkung ein. 

In der Antike und Spatantike wurde Opium meist in Wein (Vitis vinifera) aufgelost getrunken (KRUG 1993: 14* ). Schlafmohn 
und Opium wurden auch dem Bier und Met zugesetzt. Tabernaemontanus fiihrt in seinem Kreuterbuch (16. Jh.) ein Rezept fiir 
Gerstenmet an, dessen wirksamer Bestandteil Magsaamen (= Papaver somniferum) sind! In Indien wird ein Getrank aus Wein, 
Hanfsamen (Cannabis indica), Mohnsamen und Opium bereitet (DUKE 1973: 392). Opium ist auch eine Zutat zu 
Bhanggetranken (vgl. Cannabis indica). 

Im alten Indien wurde Opium, mit araq (Alkohol) vermischt, geschluckt. Opium ist einer der wesentlichen Grundbestandteile der 
Orientalischen Frohlichkeitspillen. Im Orient wurde Opium entweder pur oder mit anderen Substanzen, wie Haschisch (vgl. 
Cannabis indica), Gewiirzen, Ambra, Moschus, Olibanum (vgl. Boswellia sacra), pulverisierten Perlen und Edelsteinen 
(Lapislazuli, Rubin, Smaragd), zu Kiigelchen gedreht - manchmal sogar vergoldet - und geschluckt oder anal appliziert 
(CROUTIER 1989: 55). Als Dosis fiir ein rektales Suppositorium wird ein Kiigelchen von 0,5 bis 0,7 mm Durchmesser 
angegeben. Es wird moglichst tief in den Darm geschoben. Dort lost es sich schnell auf, so daB die Wirkung bereits nach 10 bis 15 
Minuten eintritt. Bei dieser Applikation muB man sehr vorsichtig dosieren. Opium enthalt meist um die 10% Morphin (die 
Konzentration kann stark schwanken). Eine moderate psychoaktive Dosis ist die Opiummenge, die etwa 30 mg Morphin 
entspricht, d.h. die Opiummenge sollte bei etwa 300 mg ('/j g) liegen. 

Uralt ist der Gebrauch von Mohnkapseln, Mohnsamen und Opium als Raucherwerk. Gegen Zahnschmerzen wurde eine 
Raucherung aus Opium und Bitumen inhaliert (SCHMITZ 1981: 380). Im Mittelalter stellte man medizinisches und psychoaktives 
Raucherwerk aus Opium, Mandragora officinarum und Arsenik her (SEEFELDER 1996: 200). 

Rauchopium (chandu) wird in China durch Wiederauflosen des Rohopiums in Wasser und anschlieBendes Einkochen gewonnen. 
Die feuchtbleibende, eingekochte Masse wird nun der Fermentation iiberlassen, die nach einigen Tagen oder Wochen 
abgeschlossen ist. Das Ferment wird getrocknet, bis es eine elastische, knetbare Masse ergibt. Das chandu ist nun gebrauchsfertig. 
Opium (chandu) wird pur nicht »geraucht«, sondern im Pfeifenkopf erhitzt und verdampft. Der Dampf wird tief inhaliert 
(HOGSHIRE 1994: 86). Dabei wird eine Opiumkugel von der GroBe einer Erbse als Dosis fiir eine Opiumpfeife angesehen. Fiir 
deutlich visionare Effekte muB man mehrere Pfeifen in kurzen Abstanden rauchen. Meist beginnt die gewiinschte Wirkung nach 
der fiinften Pfeife. 

In China und Laos wurde und wird Opium mit Tabak (Nicotiana tabacum) vermischt geraucht (GEDDES 1976: 202, 
WESTERMEYER 1982: 56). In Laos werden die aus haufig gebrauchten Opiumpfeifen gekratzten, harzigen Riickstande 
(Kondensat aus dem Rauch bzw. Dampf), mit Rohopium vermischt, unter dem Namen klie dyafeen, »Opium-Schwanzlinge«, 
verkauft (WESTERMEYER 1982: 56). In Sumatra wird das Opium mit den Blattern von Ficus hypogaea vermischt (VON REIS 
ALTSCHUI. 1975: 53*). In Indien raucht man Opium auch mit Hanf (Cannabis indica) oder Bauerntabak (Nicotiana rustica). In 
Marokko werden getrocknete Mohnkapseln als Schlafmittel geraucht (VRIES 1984*). Rauchopium wird manchmal auch mit 
Huhnerkot gestreckt (BOURKE 1996: 161 *). 

Laudanum heiBt die Tinktur, die urspriinglich aus Opium, Safran (Crocus sativus), Zimt (Cinnamotnunt verum), Nelkenpulver 
(Syzygiiittl aromaticiirrr) und spanischem Wein (vgl. Vitis vinifera) bestand. Spater wurde sie nur aus Opium, Safran und 
hochprozentigem Alkohol (70%iger Ethanol) gewonnen (Opii tinctura). Die pharmazeutisch standardisierte Tinktur soil ca. 1 '% 
Morphin enthalten. Die groBte therapeutische Einzelgabe wird mit 1,5 g Opiumtinktur angegeben (WAGNER 1985: 165*). 

Rituelle Verwendung 

Opium wurde in der minoischen Kultur zur Erzeugung der in religiosen Zeremonien erforderlichen ekstatischen Zustande 
eingenommen (KRITIKos 1960). Auf Kreta gab es Seherinnen, die unter OpiumeinfluB orakelten und divinierten: 
»Im Land der Gottinnen der Gesundheit und der Heilung [Kreta] wurde um 1300-1250 v. Chr. Opium inhaliert oder als 
Raucherwerk verwendet; das beweisen ein Aschehaufen und eine rohrenformige Vase mit seitlicher Offnung, auf die man bei 



Ausgrabungen (...) bei den gottlichen Idolen von Gazi gestoBen ist. (...) Vom Opiumrauch erwartete man die gleiche 

Wirkung wie spater vom Tabakrauch: Heiterkeit, Vergessen oder Ekstase.« (FAURE 1990: 1231 

Die mit Mohnkranzen geschmiickte Erdgottin und Kornmutter Demeter wurde urspriinglich im minoischen Kreta verehrt. Von 

dort verbreitete sich ihr Kult auf die anderen griechischen Inseln und auf das Festland. Der Mohn war eine ihrer heiligen Pflanzen 

(vgl. Kykeon): 

»Die berauschende Pflanze ist im Demeterkult, der sich ja nicht auf Eleusis beschrankte, sondern iiber das ganze Siedlungsgebiet 

der Magna Graecia verbreitet war, iiberall nachzuweisen, so zum Bei spiel in Enna auf Sizilien, auf dessen heiligem Berg ein 

Demeterheiligtum thronte, in dem ebenfalls recht ausschweifende Initiationsmysterien abgehalten wurden. Riten und Feste dieser 

Art gelten auch fiir die Gottinnen, die der Demeter entsprechen, fiir Kybele zum Beispiel in Kleinasien und spater Ceres in Rom, 

als der EinfluB der griechischen Gotterkulte sich in dem neuen Machtzentrum manifestierte.« (SEEFELDER 1987: 19) 

Der Mohn und dessen berauschende Wirkung gait in der antiken Welt als Nahrung wahrsagender Drachen, als geheimnisvolle 

Zauberpflanze oder als Schlaf- und Traummittel. Nach Theokrit soil der Mohn aus den Tranen der Aphrodite gewachsen sein, als 

sie um ihren jugendlichen Geliebten Adonis trauerte. Die Pflanze war vielen Gottern und Gottinnen heilig: Die groBe Muttergottin 

Kybele wurde mit Mohnkopfen in der Hand gezeigt, ebenso Hypnos, der Gott des Schlafes, der »L6ser der Sorgen«; auch 

Hermes/Merkur trug die Pflanze in der linken Hand (vgl. Moly). Thanatos, der Tod, wurde mit Mohnkranzen geziert und die 

Nachtgottin Nyx mit mohnumschlungenen Schlafen dargestellt. 

In der Spatantike waren Mohnsamen bei den orphischen Mysterien (einem Dionysoskult) ein wichtiges rituelles Raucheropfer an 

Hypnos, den Gott des Schlafes. Der Mohn war ein Symbol des prophetischen Traumes schlechthin. Opium wurde wahrscheinlich 

auch im heiligen Raucherwerk von Epidauros verbrannt und in Zubereitungen fiir den heilsamen, visionenschenkenden 

Tempelschlaf benutzt. Mohn und Opium hatten in der Antike einen festen Platz im religiosen Heilkult (KRUG 19931. 

Der Schlafmohn gehorte auch zu den Zauberund Ritualpflanzen der Germanen. Er war dem siidgermanischen (frankischen) Gott 

LoUus heilig. Ludwig Bechstein hat den erstaunlich lange iiberlebenden, heidnischen Brauch in Der Sagenschatz des 

Frankenlandes (1842) beschrieben: 

»Man liest noch von einem angeblichen Heidengotzen, dessen Art und Name dem Frankenlande ganz allein eigen. Dieses ist 

Lollus, Lollus oder Lidhis,, dessen besondere Verehrung am Main (bei der nachmaligen Stadt Schweinfurt) stattgefunden haben 

soil. Man fand das Erzbild des Gotzen, gestaltet als einen Jiingling, goldhaarig und gelockt. Um den Hals hing iiber die Brust 

herab ein Kranz von Magsamenkopfen (Mohnsamenkopfen). Mit der rechten Hand griff das Bild nach dem Munde und faBte mit 

Daumen und Zeigefinger die Zunge; mit der linken halt es einen Becher Wein, in welchem Kornahren standen. Der Leib war ganz 

nackt, auBer einem Schurz um die Lenden. In einem heiligen, umzaunten Haine zunachst dem Mainufer soil das Bildnis gestanden 

haben, und es sollen ihm vom Volke zu gewissen Zeiten Trauben und Ahren zum Opfer dargebracht worden sein.« (zit. nach 

HASENFRATZ 1992: 109f.*) 

Sein Name Loll(us) deutet auf »lallen«; er war also ein von Opium und/oder Wein berauschter, lallender, vielleicht »in Zungen 
sprechender", sozusagen orakelnder Gott. Lull(us) deutet zudem auf einlullen, »einschlafern«. Immerhin ist bis in unsere Zeit 
hinein der landliche Brauch, unruhige oder schreiende Kinder mit etwas Mohnsaft (Rohopium) einzulullen, iiberliefert. Vielleicht 
stellt das LoUus-Bildnis auch ein ikonographisches Rezept dar: Mohnkopfe (Opium) werden mit Getreide (vielleicht Mutterkorn? 
- vgl. Claviceps purpurea) in Wein gegeben. Trinkt man davon, wird man »in Zungen sprechen«.'lj Das Sprechen in Zungen, die 
sogenannte Glossolalie, eine Art unbewuBter RedefluB, ist von alters her bekannt und tritt sowohl in schamanischen Ritualen als 
auch in religiosen Kulten auf (GooDMAN 1974). 

Opium spielte bei einigen islamischen Sekten und Geheimbiinden (Suffs, Derwischorden) eine RoUe bei der Meditation und bei 
mystischen Ritualen, iiber die leider wegen der geheimen Traditionen keine Details bekannt sind (SEEFELDER 1996: 56). Die 
Frauen in orientalischen Harems waren sehr dem Opium ergeben und entwickelten in der oden Einsamkeit gewisse Rituale: 
»Die Nachte im Harem standen im Zeichen von fcey/(h6chste Erfiillung), der auf dem GenuB von Opiumkiigelchen und dem 
schlafrigen Frieden der gesattigten Sinne beruht. Die Frauen fronten langen Opiumritualen, bei denen sie die Droge - das „Elixier 
der Nacht" - inhalierten oder aBen und von fernen Landern traumten. Am liebsten aBen sie die Droge, well der Rausch dann langer 
anhielt und die Traume bis in den Morgen dauerten. Wieder zu BewuBtsein gekommen, wuBten sie oft nicht mehr, was geschehen 
war. Wenn sie viele Nachte hintereinander Opium nahmen, litten sie unter Schlaflosigkeit, sobald sie es absetzten. Die Frauen 
begannen, unter Gedachtnisschwund zu leiden, und sie vergaBen ihre feme Heimat, vergaBen sogar das Leben, das sie vor der Zeit 
im Serail gefiihrt hatten. Um sich zu erinnern, erzahlten sie einander Geschichten. Tausend Geschichten iiber feme Lander, 
Geschichten in der Nacht. Zuerst waren es tausend Nachte mit Geschichten, doch selbst Zahlen konnten Ungliick bringen, und so 
fiigten sie eine hinzu.« (CROUTIER 1989:56) 

In Asien wurde Opium vielfach in erotischen Ritualen der Taoisten und Tantriker als Aphrodisiakum benutzt (vgl. Camellia 
sinensis, Orientalische Frohlichkeitspillen ). 

Opium wird in Asien bis heute von Fakiren, Yogis, Sadhus und Schamanen genutzt (vgl. Aconitum ferox. Cannabis indica). Die 
Schamanen der Miao, ein Bergstamm im Norden Thailands, rauchen vor einer Heilzeremonie Opium, um in die fiir die Heilung 
notwendige Trance zu verfallen (GEDDES 1976: 218f.). In diesem Zustand konnen sie in den Himmel reisen und dort fiir den 
Kranken wirken. Opium wird in Thailand auch als adaquate Opfergabe an heilige Baume und heilige Felsen verwendet. Nach 
einer Legende der Akha entstand die erste Mohnpflanze aus dem Herzen einer wunderschonen Frau, die getotet wurde, well sie 
sich alien Mannern in Liebe hingegeben hatte (ANDERSON 1993: 1170. 



Artefakte 

Die aus sumerischer Zeit stammende, in Ur gefundene Statue des Tammuz (heiliger Widder), der an einer Pflanze steht, ist 
vielleicht eines der altesten Artefakte zum Mohn. Die an der Statue angebrachten Bliiten erinnern stark an Papaver somniferum 
(EMBODEN 1995: 1000. 

Zu den spektakularsten Artefakten der Antike zahlt die kretische »Mohng6ttin«. Die spatminoische Terrakotta (1400-1 100 v. 
Chr.) aus dem Heiligtum von Gazi zeigt eine halbnackte Frau mit erhobenen Handen, ekstatisch verziicktem Blick ins Unendliche 
und einem Stirnband, in das drei geritzte Opiumkapseln gesteckt sind. Man hat diese »Mohnblumeng6ttin« auch als eine 
»Personifizierung der Gottin des Schlafes oder des Todes« gedeutet (SAKELLARAKIS 1990: 91). 

Auf dem Portal des ehemaligen Athener Eleusinions sind mehrere geritzte Mohnkapseln dargestellt. Auf einer Goldtafel von 
Mykene ist Demeter zu sehen, wie sie dem Griinder der »Pilzstadt«, Perseus, drei Mohnkapseln iiberreicht. Auf einer bootischen 
Platte ist dieselbe Gottin mit Fackel, zwei Getreideahren und zwei Opiumkapseln abgebildet. Auf einer Miinze des Konigs 
Pyrrhus von Epirus ist sie als Erdmutter mit Ahren und Opiumkapseln eingepragt. Auf einem Terrakottarelief der Campanischen 
Sammlung halt die ekstatisch in die Unendlichkeit blickende Demeter in den beiden schlangenumwundenen Handen Ahren und 
geritzte Mohnkapseln. Auf der mystischen Kiste (loste mystica) des eleusinischen Kultes ist ein StrauB aus Kornahren und 
Mohnblumen deutlich erkennbar. Mohn bzw. Mohnkapseln sind seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. auf vielen antiken Miinzen 
dargestellt (SEEFELDER 1996: 15). 

Der auf altagyptischen Fresken haufig, meist im Zusammenhang mit Alraunenfriichten (Mandragora officinarum) und 
Lotusblumen (Nymphaea caerulea) dargestellte Mohn wird von einigen Autoren als Schlafmohn (EMBODEN 1995), von anderen 
meist als Klatschmohn (Papaver rhoeas, GERMER 1985), seltener als Feuermohn (Papaver orientale, vgl. Papaver spp.) 
gedeutet (SEEFELDER 1996: 13). Im Agyptischen Museum (Berlin) gibt es eine Statue (Neues Reich) der Isis als Kobra, die 
Kornahren und Opiumkapseln umschlingt. 

In Ayuthia, der alten, siamesischen Konigsstadt, wurden im 14. Jahrhundert geritzte Mohnkapseln in Bergkristall geschnitten. In 
Thailand und Burma (Siam) wurden auch die »Opiumgewichte« - mit denen auch andere Dinge auBer Opium abgewogen wurden 
- in Tierform (Ente, Lowe, Vogel, Elefant) aus Metallegierungen gefertigt. Sie gelten als Gliickssymbole und wurden sogar als 
Zahlungsmittel verwendet (BRAUN 1983, GREIFENSTEIN o.J.: 55ff.). Heute sind sie nur noch im Antiquitatenhandel 
anzutreffen. Im 19. Jahrhundert wurden in Thailand viele Miniaturen (Buchmalerei) erotischen Inhalts gemalt. Oft wurden die 
sogenannten »Opiumh6hlen« dargestellt. Dort wurde nicht nur reichlich Opium geraucht, sondern auch alien Spielarten der Erotik 
gefront (HAACK 1984: 55, 121). 

Zahlreiche Gerate zum Rauchen bzw. Inhalieren von Opium wurden im Laufe der Zeit entwickelt (HARTWICH 191 10. Im 
Heiligtum der Astarte (Vorform von Aphrodite) von Kition (Zypern) wurde eine Opiumpfeife aus Elfenbein entdeckt, die auf das 
12. Jahrhundert v. Chr. datiert wird (KARAGEORGHIS 1976). Sie ist moglicherweise der alteste archaologische Beleg fiir das 
Opiumrauchen in Europa. In Thailand werden meist aus Bambusrohren und runden KiirbisgefaBen oder KokosnuBschalen (Cocos 
nucifera) Wasserpfeifen gefertigt. In China wurden Wasserpfeifen nach demselben Prinzip aus Messing hergestellt. In China, 
Korea und Japan waren vor allem lange, diinne Pfeifen mit kleinen Kopfen - in die genau eine Opiumdosis paBt - verbreitet. Diese 
Pfeifen sind sehr haufig in der chinesischen und japanischen Kunst abgebildet. 

Im arabischen Mittelalter war Opium Gegenstand zahlloser Gedichte, Erzahlungen und Romane (GELPKE 1995"). Viele 
Geschichten aus der Sammlung Mdrchen als Tausendundeiner Nacht sind opiuminspiriert oder erzahlen direkt vom Opium und 
dessen Auswirkungen (CROUTIER 1989:56). 

Im 19. Jahrhundert war Opium sowohl eine sehr weit verbreitete Volksdroge, z.B. als poppy tea in England (LONDON et al. 
1990), wie auch das bevorzugte Rauschmittel vieler Kiinstler (BERRIDGE und EDWARDS 1987, KRAMER 1981). Fiir viele 
Dichter und Literaten war es von herrausragender Bedeutung und hat sich in ihrem Werk poetisch verewigt (HAYTER 1988). 
Novalis (1772-1801) hat das Opium in seinen Hymnen an die Nacht besungen, Edgar Alan Poe (1809-1849) hat die meisten seiner 
Erzahlungen unter OpiumeinfluB geschrieben, ebenso kannte und nutzte E.T.A. Hoffmann (1776-1882) die Opiumwirkung. 
Charles Baudelaire (1821-1867) hat iiber Opium in Die kiinstlichen Paradiese geschrieben (vgl. Cannabis indica) und seine 
Erfahrungen in der Gedichtsammlung Die Blumen des Bosen verarbeitet. 

Besonders einfluBreich in literarischer Hinsicht und fiir spatere Autoren und Epigonen stilpragend war Thomas de Quincey (1785- 
1859). 1822 erschien in London The Confessions of an English Opitsryi-Eater. Dieses Buch lieferte eine Art Muster fiir spatere 
literarische Verarbeitungen der Opiumwirkung und die damit einhergehende Abhangigkeit. 
Oft sind die Freuden und Leiden des Opiumgenusses in Romanen oder literarischen Selbsterfahrungsberichten 
(Tagebuchaufzeichnungen) verarbeitet worden (COBBE 1895, COCTEAU 1948, DETZER 1988, EKERT-ROTHOLZ 1995, 
JONES 7700, MAGRE 1929, SCHWERINER 1910). Auch der Opiumkrieg hat seine Uterarische Aufarbeitung gefLlnden (z.B. 
ERASER 1987, THOMPSON 1984). 

Opium wurde im 19. Jahrhundert ebenfalls Gegenstand malerischer Verarbeitung. Carl Spitzweg (1808-1885) hat 1856 ein 
Gemalde (»Tschibuk rauchender Orientale auf einem Diwan«) gemalt, das das orientalische Opiumrauchen darstellt 
(SEEFELDER 1996: 61). John Frederick Lewis hat auf seinem Olgemalde »Die Mittagsruhe« (1876) eine von Opium berauschte, 
in orientalischer Pracht ausgebreitete Schone dargestellt. Auf seinem Gemalde »Im Garten des Bey in Kleinasien« (1865) steht 
eine blumenpfliickende Haremsdame neben groBen Schlafmohnpflanzen. Eugene Delacroix (1798-1863) hat das gleiche Sujet 
zum Gegenstand seines Olgemaldes »Odaliske« (1845) genommen. Auf dem Olgemalde »Odaliske und Sklavin« (1842) zeigt 
Jean Auguste Dominique Ingres (1780-1867) eine fast nackte, opiumberauschte Frau, der von ihrer Dienerin Musik vorgespielt 
wird. Der Eunuche auf dem Olgemalde »Der Wachter des Harems« (1859) von Jean-Leon Gerome (1824-1904) halt eine 
meterlange Opiumpfeife in der Hand (CROUTIER 1989: 31, 45, 55f, 124). Das Bild »The Lascar's Room« (1873) von Gustave 
Dore (1832-1883) ist zu einer Art Archetyp der Opiumhohle geworden. Im Jugendstil wird der Schlafmohn oft fiir florale 
Elemente herangezogen oder auch im Zentrum dargestellt. 



Auf japanischen Holzschnitten aus dem 19. Jahrhundert finden sich oft erotische Szenen, bei denen die Liebenden vor, wahrend 
Oder nach dem Akt, ebenso zum Tee (Camellia sinensis) Opium aus langen, diinnen Pfeifen rauchen (MARHENKE und MAY 
7995 ).Die Opiumwirkung hat einige Farbholzschnitte von Katsushika Hokusai (1760-1849) inspiriert (z.B. das »Rauchende 
Gespenst«). 

In den »Goldenen zwanziger Jahren« wurde das Opiumrauchen in der Berliner Gesellscliaft wie aucli in anderen Kreisen 
Deutschlands und San Franciscos (USA) oft in Bildern und Illustrationen dargestellt. Besonders popular waren die Zeichnungen 
von Paul Kamm, Max Briining und D. Fenneker, die in verschiedenen Zeitschriften (Berliner Leben, Der Junggeselle u.a.) 
veroffentlicht wurden. Diese Illustrationen haben stark zur Bildung des Stereotyps der »Opiumh611e« beigetragen (vgl. Morphin). 
Auf einem deutschen Notgeldschein (Wert 2 Mark) dieser Zeit ist ein mit Klistierspritze bewaffneter Arzt abgebildet, dem 
folgende Worte in den Mund gelegt sind: »Ich bin der Doktor Eisenbarth / Kurier die Leut' nach meiner Art. Dem Nachtwachter 
Dideldum, dem gab ich 10 Pfund Opium. « 

In mehreren Banden aus der sehr popularen Kinderbuchserie Mecki raucht der Held, ein anthropomorpher Igel, auffallig oft 

Opium. Seine Visionen werden in Wort und Bild beschrieben (Mecki bei den Chinesen, 1955; Mecki bei Prinz Aladin, 1958; 

Mecki aufdeni Mond, 1959). 

Opium ist auch Gegenstand einiger Comics (z.B. HERGE, Tini und Struppi: Der Blaue Lotus; FRANCIS LEROI Lund 

MARCELINO TRUONG, Der Banibusdrache; DANIEL TORRES, Opiiltn). 

In der Musikgeschichte hat das Opium die deutlichste Spur in der Symphonie Fantastique von Hector Berlioz (1803-1869) 

hinterlassen, die eine Art Programm-Musik zur Imagination eines Opiumtrips darstellt. Uber den sonstigen EinfluB auf die Musik 

des 19. Jahrhunderts ist praktisch nichts bekannt. 

Auf dem Cover des Albums Spitfire (1976) der psychedelischen Band Jefferson Starship sitzt eine Chinesin auf einem Drachen, 

der aus dem Rauch ihrer Opiumpfeife hervorquillt. Mitte der neunziger Jahre gab es voriibergehend eine britische, 

neopsychedelische Band, die sich Opium Den (» Opiumh6hle«) nannte. Die kalifornische, avangardistische Metall-Band Tool 

nannte ihr erstes Album Opiate (BMG, 7992 j. 

SchlieBlich sind de Quincys Bekenntnisse eines Opiumessers in den sechziger Jahren in England verfilmt worden. 

Medizinische Anwendung 

Die Agypter des Mittleren Reiches kannten bereits die schlaffordernde Wirkung des Mohns: 

»Heilmittel fiir das Beseitigen von ubermaBigem Geschrei: Mohnkorner von der Mohnpflanze; Kot von Fliegen, der sich an der 

Mauer befindet; werde zu einer Masse gemacht; werde durchgepreBt; werde getrunken an vier Tagen. Es hort sofort auf.« 

(Papyrlts Raniesselim) 

Diese Verwendung von Mohn und Mohnsaft hat sich bis in unsere Tage gehalten.-'%4 Im modernen Agypten wird dem Opium 

nachgesagt, es reize die Manner zum Krieg und zur Liebe und erzeuge spektakulare Traume. Meist wird es mit Gewiirzen 

vermischt gegessen oder auch geraucht. Es ist ein beliebtes Aphrodisiakum, besonders in den Orientalischen Frohlichkeitspillen. 

Die alten Assyrer haben sogar die Wurzel als Aphrodisiakum geschatzt (THOMPSON 1949: 2270. 

Das Opium gehorte zu den wichtigsten Heilmittel der antiken Hippokratiker. Sie benutzten es bei der Behandlung von fast alien 

Krankheiten, besonders bei Wassersucht, Durchfall, Gebarmutterleiden, Entzundungen der Mastdarmfisteln, gegen hysterische 

Beschwerden und natiirUch bei Schlafstorungen (KRUG 1993, RATSCH 1995a: 240-249 ). 

Aus der Volksmedizin ist bekannt, daB der innerlich eingenommene Mohnsaft (Opium) vor nachtlichen Qualgeistern, 

blutsaugenden Vampiren, Alben (Alptraumen) und Nickelkobolden schiitzt (HOFLER 1990: 94*). Bis in dieses Jahrhundert 

hinein wurden Mohnschnuller in Apotheken hergestellt und zur Beruhigung von Kleinkindern benutzt (NADLER 1991: 58*). 

»Die getrockneten Mohnblatter werden nur gelegentlich als Beruhigungsmittel in der Volksheilkunde benutzt.« (HEEGER und 

POETHKE 1947: 235) 

Opium wird iiberall auf der Welt volksmedizinisch gegen Husten (vgl. Codein) und Durchfall eingesetzt (FLEURENTIN und 

PELT 1982: 92£*, PAULUS und DING 1987: 3941. 

Schlafmohn war auch ein wesentlicher Bestandteil der Pappelsalbe (Unguentum populeum; vgl. Hexensalben). Elisabeth 

Blackwell schreibt in ihrem Krduterbuch: 

»Die Blatter werden unter kiihlende Salben genommen, man halt sie fiir dienlich bey verbrannten Theilen, Entziindungen, hitzigen 

Geschwiilsten, und kommen zu dem Unguent, Popul.« (HEILMANN 1984: 106*) 

»Opium« wird auch in der Homoopathie, meist in hoheren Potenzen, entsprechend dem Arzneimittelbild u.a. bei Reizzustanden 

verwendet (BoMHARDT 1994): 

» Hahnemann sagt, daB der Mohnsaft in seinen Wirkungen viel schwieriger zu beurteilen sei als fast irgendeine andere Arznei. 

Die Wirkungen von Opium, wie sie in der Unempfindlichkeit des Nervensystems, der Dampfung von Korperfunktionen, der 

schlafrigen Benommenheit, der Schmerzlosigkeit, der Untatigkeit, der allgemeinen Tragheit und dem Mangel an Vitalreaktion 

zum Ausdruck kommen, stellen die Hauptindikationen fiir die homoopathische Anwendung dieser Droge dar.« (BOERICKE 

1992:571) 

Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze auBer Wurzel und Bliitenblattern enthalt ein Latex, der sich zu Opium eindickt. Das Opium enthalt ca. 40 
Alkaloide, die als Opiumalkaloide zusammengefaBt werden. Opium kann 3 bis 23% Morphin, 0,1 bis 2% Papaverin, 0,1 bis 4% 
Codein, 1 bis 1 1 % Narcotin und 0,1 bis 4% Thebain enthalten; die anderen Alkaloide treten nur in Spuren auf (HEEGER und 
POETKE 1947). Die Zusammensetzung der Alkaloide, vor allem die Konzentration an Morphin, kann sehr stark schwanken. Der 
Morphingehalt kann mit modernen Techniken sehr schnell bestimmt werden (Hsu et al. 1983). 



Im Callus-Gewebe konnten die Alkaloide Sanguinarin, Norsanguinarin, Dihydrosanguinarin, Oxysanguinarin, Protopin, 

Cryptopin, Magnoflorin und Cholin nachgewiesen werden (FURUYA et al. 1972). 

Der charakteristische Geruch des Opiums wird aus ca. 70 Substanzen gebildet, wovon Pyrazine besonders pragend zu sein 

scheinen (BUCHBAUER et al. 1994). 

Die Mohnsamen enthalten praktisch keine oder nur geringe Spuren von Alkaloiden (NORMAN 1991: 49*). Sie sind reich an Ol, 

Kohlenhydraten, Kalzium, Aminosauren (auBer Tryptophan) und Proteinen. AUerdings kann bei der Verdauung durch Pepsin 

Codein erzeugt werden. 

Wirkung 

In der alteren Literatur wird die Wirkung von Opium auffallig oft mit der Wirkung des Weins (vgl. Vitis vinifera) verglichen 

(SCHMITZ 1981: 384). Alle OpiumgenieBer machen einen deutlichen Unterschied zwischen der Wirkung von Rauchopium und 

eingenommenem Opium (CocTEAU 1968: 70). Gegessen oder getrunken, hat Opium meist eine starkere korperliche Wirkung, die 

als paradiesischer Zustand und Gliickseligkeit empfunden wird: 

»Opium (...) lost die Seele aus ihrer Verflechtung mit den Dingen des AUtags und der AuBenwelt. (...) Opium macht still und 

sanft. Es inspiriert und befliigelt die Phanatsie, auch die erotische, steigert die Sensibilitat und das Zartlichkeitsempfinden, 

wahrend gleichzeitig Bewegungsdrang und Betatigungstrieb, Mitteilungsbediirfnis, Ehrgeiz, sexuelle Potenz, Affekte und 

Aggressivitat ganz allgemein verringert werden. « (GELPKE 1995: 421 

Stark hervorgehoben wird in Beschreibungen der Opiumwirkung die eintretende Heiterkeit und damit verbundene Labsal fiir das 

Gemiit: 

»Opium breitet iiber die aktiven und passiven Fahigkeiten Heiterkeit, setzt sie ins Gleichgewicht und gibt dem Gemiit und der 

moralischen Urteilskraft im allgemeinen eine Art vitaler Warme, der der Verstand zustimmt und die eine Korperkonstitution von 

urspriinglicher, sozusagen vorsinnflutlicher Gesundheit immer begleiten wird. So zum Beispiel macht Opium - wie Wein - das 

Herz weit und erzeugt einen Zustand von WohlwoUen; doch mit dem merklichen Unterschiede, daB in der plotzlichen, 

iiberstromenden Giite, die die Betrunkenheit begleitet, immer eine Sentimentalitat liegt, die sie dem Beobachter verdachtig 

erscheinen laBt. (...) Dagegen ist die durch das Opium hervorgerufene Ausdehnung liebreicher Gefiihle kein fiebriger Anfall; 

nein - der gesamte Naturzustand kehrt zuriick, in den unser Geist wieder gelangen wiirde, wenn jede Spur von Schmerz und Leid, 

die die Impulse eines urspriinglichen, guten und gerechten Herzens miBleitet haben, verwischt worden ware.« (DE QUINCEY 

1985: 184f.) 

Obwohl der Inhalt der Visionen stark personlich gepragt sein kann, wird immer wieder von ihrer vegetativ-pflanzlichen Art 

berichtet: 

»Das Opium ist die einzige pflanzliche Substanz, die uns den pflanzlichen Zustand vermittelt. Durch das Opium erlangen wir eine 

Vorstellung von jener anderen, der pflanzlichen Schnelligkeit.« (COCTEAU 1968: 74) 

OpiumgenieBer erzahlen von Begegnungen mit der Pflanzenseele, oft in Gestalt einer betorend schonen, liebevollen Frau oder 

Gottin (SCHWOB 1969). Haufig werden auch telepathische und hellsichtige Zustande (z.B. Blicken durch Wande) als fiir die 

Opiumwirkung charakteristisch genannt (ARSAN 1974). 

Bei unregelmaBigem oder gelegentlichem OpiumgenuB ist die »Ekstase des Opiophagen stark mit geschlechtlichen Vorstellungen 

durchsetzt, wahrend parallel damit eine starke Erregung des Geschlechtsapparates festgestellt« wurde (HIRSCHFELD und 

LINSERT 1930: 252*). 

Die Opiumwirkung erklart sich aus dem Synergismus der Hauptalkaloide: Der Hauptwirkstoff Morphin hat sedativ-hypnotische, 

narkotische, antitussive atemdepressorische und verstopfende Wirkungen. Papaverin steigert den Blutandrang in den 

Penisschwellkorpern; Codein ist das beste bekannte Hustenmittel. Die Wirkung des Opiums setzt recht schnell ein und halt fiir 6 

bis 8 Stunden in fast konstanter Starke an. 

Zu den unerwiinschten Nachwirkungen des Opiumgenusses gehoren Verstopfung, Ubelkeit und Erbrechen (setzen meist am 

nachsten Tag ein). Als Gegenmittel eignet sich Metoclopramid (z.B. Paspertin"). Bei chronischem Gebrauch konnen sich 

Abhangigkeitsstrukturen mit einem »Suchtverhalten« entwickeln. Das sogenannte »Suchtpotential« des Opiums ist allerdings in 

keiner Weise so hoch, wie es von der Sensationspresse und uninformierten Politikern gerne dargestellt wird. 

Marktformen und Vorschriften 

Der Schlafmohn ist ein nicht verkehrsfahiges Betaubungsmittel (BtMG Anlage II). Es diirfen in Deutschland nur 10 Quadratmeter 
des eigenen Gartens mit Schlafmohn bepflanzt werden. In Deutschland diirfen seit 1984 im Blumenhandel nur noch »entgiftete« 
Mohnkapseln, denen das Morphin entzogen wurde, gehandelt werden. In Danemark sind Mohnkapseln fiir Dekorationszwecke 
seit 1986 verboten (ROTH et al. 1994: 536*). Opium unterliegt weltweit den Betaubungsmittelgesetzen und darf nur mit 
Spezialrezepten verschrieben werden. Es scheint so, als ob sowohl die Pharma-Lobby als auch die Mafia an der Schwierigkeit, 
Opium zu verschreiben, groBes Interesse haben. Denn dadurch konnen die einen ihre sehr teuren synthetischen Opiate auf den 
Markt werfen, die anderen besser das illegale Heroin an den Mann bringen. 
Nur in Indien und Pakistan ist Opium nach wie vor verkehrsfahig (siehe Cannabis indica). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Papaver spp., Orientalische Frohlichkeitspillen, Schlafschwamm, Codein, Morphin, Opiumalkaloide, 
Papaverin 

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Papaver spp. Mohnarten 

Familie 

Papaveraceae (Mohngewachse) 

Die Gattung Papaver, zu der auch Papaver somniferum gehort, ist innerhalb der Familie mit ca. 70 Spezies der artenreichste 
Genus (GREY-WILSON 1995: 1281. Die Gattung Papaver ist zwar sehr alkaloidreich, psychoaktive Arten sind jedoch nur diirftij 



vertreten (SARIYAR et al. 1994). Nah verwandt mit Papaver sind der Stachelmohn (Argemone mexicana), der Kalifornische 
Mohn (Eschscholzia califomica) und das Schollkraut (Chelidonium mal*us L.; vgl. Mandragora of 

Papaver bracteatum LINDL. [ syn. Papaver orientale var. bracteatum LEDEB.] - Orientalischer Mohn 

Der Orientalische Mohn ist im Kaukasus, in der ostlichen Tiirkei (Anatolien) und im nordwestlichen Iran endemisch. Seine 
taxonomische Geschichte ist mehr als verwirrend. Dazu kommen viele ahnliche Sorten, die aus ihm durch Kreuzung mit anderen 
Arten geziichteten Zierformen (GREY-WILSON 1995: 138* ). Diese Art enthalt zwar kein Opium bzw. weder Morphin noch 
Codein, dafiir aber reichlich Thebain (C,NII„N03), das als Ausgangssubstanz fiir die pharmazeutische Synthese von Morphin, 
Codein und Nalaxon" verwendet wird (MORTON 1977: 1240. Einige Chemotypen weisen in ihrem Alkaloidgesamtgehalt 
Konzentrationen bis zu 98°/) Thebain auf (BRENNEISEN und BORNER 1985: 303, KETTENEs et al. 1981). Mit vermehrtem 
Anbau von Papaver bracteatum fiir pharmazeutische Zwecke will man den Anbau von Papaver somniferum einschranken 
(KETTENES et al. 1981). 

Papaver orientale L. [syn. Papaver poUakii A. KERNER] - Feuermohn 

Die auch Staudenmohn oder Oriental poppy genannte Pflanze ist in Anatolien (Tiirkei) heimisch (GREY-WILSON 1995: 1560. 
Sie bildet eine mehrjahrige Staude (bis ca. 80 cm). Wegen ihrer ausgesprochenen Schonheit ist sie eine auBerst beliebte 
Gartenzierpflanze. Es gibt zahlreiche Kultivare von Papaver orientale (z.B. cv. Cedric's Pink, Mirs Perry, Goliath), die als 
Zierpflanzen weit verbreitet sind (GREY -WILSON 1995: 157*). Die gelegentlich als psychoaktiv bezeichnete Pflanze ist kaum 
von Papaver bracteatum zu unterscheiden und wird manchmal mit Papaver somniferum verwechselt. Sie enthalt keine 
bedeutenden Opiumalkaloide. Als Hauptalkaloide gelten Oripavin oder Isothebain, die lediglich fiir die pharmazeutische Industrie 
interessant sind (BRENNEISEN und BORNER 1985: 303). 

Papaver rhoeas L. [syn. Papaver strigosum (BOENN.) SCHUR] - Klatschmohn 

Der einjahrige Klatschmohn - auch Wilder Klatschmohn (CortT -poppy. Wild-poppy, Pavot coqttelicot) - ist eine europaische und 
mediterrane Wildpflanze, die manchmal mit Papaver somniferum verwechselt wird. Die Varietat Papaver rhoeas var. oblongatum 
kommt auf Zypern vor und gehort zu den heiligen Blumen der Aphrodite (GEORGHIADES 1987 I: 64*, RATSCH 1995a: 2450. 
Die alien Assyrer haben die Pflanze itkiishrirfi oder irrfit genannt und offensichtlich ahnlich wie echtes Opium verwendet 
(THOMPSON 1949: 225'0. Klatschmohn wurde fruher als Beruhigungs- und Schlafmittel fiir Kinder verwendet (SCHNEIDER 
1974 III: 26* ). Die ihm gelegentlich zugeschriebene psychoaktive, opiumahnliche Wirkung ist zweifelhaft. 

Das Hauptalkaloid in den oberirdischen Teilen von Papaver rhoeas ist (H-)-Rhoeadin (0,06%). Der Gesamtalkaloidgehalt liegt bei 
0,11 bis 0,12% (ROTH etal. 1994: 534*). Daneben sind noch die Alkaloide Allocryptopin, Protopin, Coulteropin, Berberin, 
Coptisin, Sinactin, (H-)-Isocorydin, (H-)Roemerin und (H-)-Rhoeagenin enthalten (KALAV und SARIYAR 1989). Einige dieser 
Alkaloide kommen auch in Eschscholzia califomica vor. Opiumalkaloide hingegen sind nicht anwesend. 

Glaucium flavum CRANTZ [syn. Papaver cornutum nom. nud., Glaucium luteum ScoP.] - Gelber Hornmohn 

Der Hornmohn ist im Mittelmeergebiet heimisch (GREY-WILSON 1995: 41 *}. Er wurde bereits von Dioskurides unter dem 

Namen rnekon keratitis beschrieben: 

»Nach dem Essen oder Trinken dieses Mekon Keratitis treten dieselben Erscheinungen auf wie beim Mohnsafte [= Opium; vgl. 

Papaver somniferum] . Man begegnet ihnen auch mit denselben Mitteln. Die Frucht wird im Sommer, wenn sie trocken ist, 

gesammelt. Die Abkochung der Wurzel wird mit Wein [Vitis viniferal genommen, sie hilft gegen Dysenteric. « (DIOSKURIDES 

IV, 68) 

Die Pflanze wurde friiher zusammen mit Honig volksmedizinisch zur Behandlung von Geschwiiren benutzt (GREY -WILSON 

1995: 36*). Manchmal wird der Hornmohn als psychoaktiv bezeichnet. Immerhin enthalt die Pflanze Glaucin, das wie Codein 

wirkt (ROTBI et al. 1994: 374*). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Papaver somniferum, Morphin 

BRENNEISEN, R. und S. BORNER 

1985 »Psychotrope Drogen. IV: Zur Morphinalka 

loidfiihrung von Papaver somniferum und Papaver 

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KETTENES-VAN DE BOSCH, J.J., CA. SALEMINK 

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1994 »Quarternary Alkaloids of Papaver spicatum«, 
Planta Medlca 60: 293. 



Passiflora spp. Passionsblumen, Passionsfruchte 

Familie 

Passifloraceae (Passionsblumengewachse); Passifloreae 

Arten und Unterarten/Formen 

Die Gattung Passiflora umfaBt etwa 400, hochstens 500 Arten (MEIER et al. 1994: 34, VANDERPLANK 1991). Hier sind 

folgende Arten und Unterarten von ethnopharmakologischer Bedeutung: 

Passiflora caerulea L. [cv. Constance Elliot] Blaue Passionsblume 

Passiflora edulis Sims var. edulis SIMS - Passionsfrucht, Maracuja, Purple Passion Fruit, PurpurGranadille 

Passiflora edulis SIMS var. favlcarpa DEGENERGranadilla, Granadille, Yellow Passion Fruit 

Passiflora foetida L. - Amapola, T'usku; Tsyquitieco, Pok'pok' 

Passiflora incarnata L. [syn. Granadilla incarnata MEDIK., Grenadilla incarnata MEDIK., Passifora edulis SIMS var. kerii 

MASTERS, Passiflora kerii SPRENG.] - Echte Passionsblume, Passion Flower Passiflora involucrata (MASTERS) A. GENTRY 

[syn. Passiflora quadriglandulosa var. involucrata (MASTERS) KILLIP, Passifora vitifolia var. involucrata MASTERS - Chontay 

huasca 

Passiflora joruUensis H.B.K. - Coanenepilli Passiflora laurifolia L. 

Passiflora quadrangularis L. [syn. Passiflora macrocarpa MASTERS - Tumbo, Bate 

Passiflora rubra L. - Liane zombie (»Zombieliane«; vgl. Zombiegift) 

Geschichtliches 

Die meisten Passionsblumen sind tropische Gewachse, die in Mittel- und Siidamerika heimisch sind. Manche Arten wurden 
bereits zu prakolumbianischer Zeit von Indianern als Nahrungslieferanten (12 bis 60 Arten sind eBbar), Beruhigungs- und 
Heilmittel genutzt. Als die spanischen Missionare die Neue Welt iiberroUten, entdeckten sie in der Passiflora ein Zeichen Gottes 
und sahen in der ungewohnlichen Bliite einen Hinweis auf das Mysterium und die Leidensgeschichte ihres Heilands. MaBgeblich 
an dieser Deutung waren der Klosterschiiler und Kiinstler Jacomo Bosio, der Jesuit J.B. Ferrari in Siena, Pater Simone Parlasca 
und Papst Paul V (KLOCK 1996: 13). 

Der englische Krauterkundler John Gerard hat vielleicht als erster iiber die neue Mysterienpflanze berichtet (MEIER 1995b: 1 16, 
RATSCH 1991a: 2031. Botaniker sorgten im 18. und 19. Jahrhundert fiir eine fast weltweite Verbreitung vieler 
Passionsblumenarten (MEIER 1995b: 1 15). Die meisten Arten wurden im 19. Jahrhundert beschrieben (SCHNEIDER 1974 111: 
31'x). 

Heute gehoren die Passionsfruchte weltweit zu den begehrten exotischen Friichten (MOLLENHAUER 1962). Eine griindliche, 
ethnopharmakologische Erforschung der Gattung, besonders in Hinblick auf ihre psychoaktive Nutzbarkeit, steht noch aus (Vgl. 
MEIER 1995b: 119). 

Verbreitung 

Fast alle Arten der Gattung Passif lora stammen aus den tropischen Regenwaldern Amerikas, hauptsachlich aus Siidamerika. 
Passiflora incarnata war urspriinglich im Karibikraum und auch im Siidosten Nordamerikas zu Hause (MEIER et al. 1994: 35). 
Nur die wenigen kalteresistenten Arten (P. caerulea L., P. incarnata L., P. lutea L.) konnen in gemaBigten Zonen im Freien 
iiberleben. P. caerulea ist in Siideuropa (Italien und Griechenland) verwildert (MEIER 1995b). Passionsfriichte werden in Portugal 
und Siidspanien angebaut. Viele Passiflora-Arten, z.B. die wunderschone P. amethystina, haben sich als Zierpflanzen nach 
Siidostasien ausgebreitet. 

Anbau 

Die Passionsblumen haben zunehmend eine Bedeutung als Zimmer- und Ziergewachse erlangt. Alle Arten lassen sich aus Samen 
Ziehen (siehe KLOCK 1996). Die Aussaat in sehr lockere und luftige Aussaaterde kann das ganze Jahr iiber erfolgen, in unseren 
Breiten ist jedoch die Zeit von November bis April am besten (Keimdauer 2 bis 6 Wochen bei 20 bis 25° C). Die Zimmerpflanzen 
miissen von April bis September reichlich gegossen und alle 14 Tage gediingt werden. Im Friihjahr sollten die Triebe auf 10 bis 15 
cm Lange zuriickgeschnitten werden (even tu ell auch umtopfen). 

Aussehen 

Alle Passiflora-Arten sind immergriine, kletternde Schlinggewachse oder Straucher mit mehrlappigen Blattern und 
unverwechselbaren, bizarren Bliiten mit drei Griffeln, ca. 72 Fadchen und fiinf Staubbeuteln. Die Friichte sind meist oval und von 
vielen Arten eBbar. 

Droge 

- Passionsblumenkraut - Blatter und Stengel (Passiflorae herba, Herba Passiflorae) aus der Stammpflanze Passiflora incarnata L.; 
die Passiflora caerulea L. wurde friiher gleichermaBen verwendet, heute gilt sie als Verfalschung der Droge (MEIER 1995b). 

- Wurzel von Passiflora involucrata - Fruchtsaft aus Passiflora edulis 

- Bliitenkelche von Passiflora foetida 



Zubereitung und Dosierung 

Fiir Beruhigungstees wird das getrocknete Kraut von Passiflora incamata am besten mit Baldrianwurzel (Valeriana officinalis), 

auch mit Hopfenzapfen (Hamulus lupulus) und Johanniskraut (Hypericum perforatum L.) oder Melisse (Melissa officinalis L.), 

Anis (Pimpinella anisum L.) und Minze (Mentha 5p.) kombiniert (MEIER1995b: 124f.). Als Tagesdosis des getrockneten Krauts 

von Passiflora incamata werden 4 bis 8 g empfohlen. Als Tee werden 2,5 g pro Tasse 3- bis 4mal taglich angegeben (MEIER 

1995b: 122, WICHTL 1989). Zur Teebereitung werden auch 15 g Passionskraut auf 150 g kochendes Wasser genannt. 

Wechselwirkungen (negative Synergien) mit anderen Substanzen sind bisher nicht bekannt geworden (MEIER et al. 1994: 46) . 

Das Kraut kann pur oder in Rauchmischungen geraucht werden (Uberdosierungen sind unbekannt). 

In Mexiko werden die Bliiten von Passiflora foetida Amapola, »Opium«, genannt und, als Tee aufgebriiht, als Opiumersatz 

getrunken (ARGUETA V et al. 1994: 1 19*). 

Die Wurzel von Passiflora involucrata eignet sich zur Herstellung von Ayahuascaanalogen. 

Der Passionsfruchtsaft wird mit Mimosa tenuiflora und vermutlich Pithecellobium spp. zur Herstellung des jurema genannten, 

ayahuascaahnlichen Trankes benutzt. Diese Anwendung muB noch welter erforscht werden. 

Rituelle Verwendung 

Die Wurzeln der amazonischen Art Passiflora involucrata werden in der Gegend von Iquitos als Ayahuascaadditiv verwendet, 
»damit die Visionen intensiver werden« (personliche Mitteilung von Rob Montgomery). Der Maracujasaft spielt eine noch nicht 
genau bekannte Rolle im wenig erforschten brasilianischen Juremakult, der stark dem Ayahuascagebrauch ahnelt. 

Artefakte 

Moglicherweise gibt es im brasilianischen Juremakult Artefakte, die sich auf die Passionsblume beziehen. 

Medizinische Anwendung 

In Amazonien wird ein Tee aus den Maracujablattern (P(Issiflortl edulis) als Beruhigungsmittel getrunken (DUKE und 
VASQUEZ 1994: 1300. Ein Tee aus den Blattern von Tumbo (Passiflora quadrangularis) wird als Narkotikum und Sedativum 
benutzt. Die Kubeoindianer sagen, daB ein Dekokt aus den Blattern von Passiflora laurifolia schlaferzeugend wirkt (SCHULTES 
und RAFF AUF 1986: 269' ). Auch die karibischen und mittelamerikanischen Indianer kennen Passiflora-Arten, die sie als 
Beruhigungs- und Schlafmittel verwenden. 

In der europaischen Volksmedizin und Phytotherapie wird Passiflora incamata bei nervosen Unruhezustanden als Tee oder in 
Kombinationspraparaten eingenommen (MEIER 1995b: 122, WICHTL 1989). In der Homoopathie wird eine Urtinktur (Passiflora 
incarnata hom. HAB], PFX, HPUS88) u.a. zur Beruhigung und Forderung des Schlafes eingesetzt (MEIER et al. 1995: 47). 

Inhaltsstoffe 

Friiher hielt man die Harmanalkaloide fiir das wirksame Prinzip der Passiflora incarnata sowie anderer Arten (L6HDEFINK und 
KATING 1974; vgl. B-Carboline, Harmin und Harmalin)."S Gelegentlich wird in der Literatur angegeben, daB sich in 100 g 
getrocknetem Passifloraiticarnata-Kraut ca. 10 mg Harmanalkaloide befinden; diese Gehaltsmenge wird aber stark angezweifelt 
(MEIER 1995b: 120). Moglicherweise sind bei der Analyse Zimtsaurederivate und Cumarine mit Harmanen verwechselt worden 
(MEIER et al. 1994: 38). Das als Hauptwirkstoff in Betracht gezogene Maltol (ein y-Pyron) ist ein Nebenprodukt, das bei der 
Erhitzung der Rohdroge entsteht und nicht fiir die Wirkung verantwortlich sein kann. Nach neuesten Forschungsergebnissen 
wurden jedoch die C-Glycosylflavone Apigenin und Luteolin als Hauptwirkstoffe erkannt (MEIER 1995b: 120, MEIER 1995a, 
MEIER et al. 1994). Folgende Verbindungen sind in Passiflora incarnata vorhanden: Vicenin-2, Isoorientin-2"-0-glucosid, 
Schaftosid, Isoschaftosid, Isoorientin, Isovitexin-2"-0-glucosid, Isovitexin und Swertisin. Orientin und Vitexin sind nur in 
geringen Spuren vorhanden. Das friiher auch als Inhaltsstoff beschriebene Saponarin fehlt (MEIER 1995a). Passiflora jorullensis 
enthalt Passicol, Harmol, Harman, Harmin, Harmalol und Harmalin (EMBODEN 1979: 1870. 

Die schleimige Pulpe (Fruchtmark) der Passionsfriichte (Passiflora editlis) enthalten in erster Linie 2 bis 4% Zitronensaure, relativ 
wenig Ascorbinsaure (nur 20 bis 50 mg pro 100 g Pulpe), Carotinoide (0,5 bis 2,5 mg pro 100 g Pulpe), Starke sowie iiber 200 
Aromastoffe (MEIER 1995b: 1 16ff.). Ob in der Frucht tatsachlich Harmane vorkommen, ist nicht belegt. 

Die Wurzel von Passiflora involucrata ist anscheinend reich an B-Carbolinen mit MAO-hemmenden Eigenschaften. Die Chemie 
der Bliiten von Pass-tlora foetida ist noch nicht aufgekliirt (ARGUETA V. et al. 1994: 1 190. 

Wirkung 

Maracujasaft erhoht die Wirksamkeit des vinho do Jurenza (siehe Mimosa tenuiflora), da er angeblich MAO-hemmende 

Eigenschaften besitzt (vgl. Ayahuascaanaloge). 

Im Tierexperiment hat sich gezeigt, daB der waBrige Extrakt von Passiflora incarnata den Schlaf vertieft und verlangert. Die 

neuropharmakologische Wirkung wird mit den Effekten von Cannabis sativa verglichen (SPERONI und MINGHETTI 1988). Oft 

wird auch eine beruhigende Wirkung erwahnt, die aber pharmakologisch nicht belegt ist. Es scheint sich eher um angstmindernde 

Effekte zu handeln (MEIER 1995b: 123). 

Geraucht, soil das Kraut von Passiflora incarnata ein marijuanaahnliches »High« bewirken (BROWN und MALONE 1978: 1 1 

*). Die Wirkung ist sehr subtil. Es wurde auch behauptet, daB durch das Rauchen von Passiflora oral verabreichtes NN-DMT 

(iurch MAO-Hemmung wirksam werde. 

Passiflora jorullensis fiihrt, geraucht, zu einer Euphoric, die ahnlich der durch Cannabis indica ausgelosten sein soil (EMBODEN 

1979: 1870. Ob die Passiflora rubra von der Dominikanischen Republik einen »zombieartigen« Zustand erzeugen kann, ist 

unbekannt. 



Marktformen und Vorschriften 

Samen verschiedener Arten werden im Blumenhandel angeboten (die Blaue Passionsblume ist haufig unter der Bezeichnung 
»Passiflora coerulea« im Handel). Passionsfriichte sind heutzutage fast weltweit im Obsthandel erhaltlich. Teemischungen und 
Krauterpillen auf Basis von Passi/Zora incarnata sind frei verkauflich und konnen in Apotheken, Krauterladen, Reformhausern 
usw. bezogen werden. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ayahuasca, Ayahuascaanaloge, B-Carboline, Harmin und Harmalin 

KILLIP, Ellsworth P. 1938 »The American Species of Passifloraceae«, Publications o/tlie Field Museum o/Natural History, Botanical Series Bd. 19: 1-613. 
KLOCK, Peter 1996 Das groBe Buch der Passionsblumen, Hamburg: Lagerstroemia Verlag. LOHDEFINK, J. und H. KASTING 1974 »Zur Frage des 
Vorkommens von Harmanalkaloiden in Passiflora-Arten«, Planta Medica 25: 101-104. MARTIN, F. W. und H. Y. NAKASONE 1970 »The Edible Species of 
Passiflora«, Economic Botany 24: 333-334. MEIER, Beat 1995a »Passiflora herba - pharmazeutische Qualitat«, Zeitschrift %iir Phytotherapie 16(2): 90-99. 1995b 
»Passiflora incarnata L. - Passionsblume: Portrait einer Arzneipflanze«, Zeitschrift fiir Phytotherapie 16(2): 1 15-126. MEIER, Beat, Anne REHWALD und 
Marianne MEIER-LIEBI 1994 »Passiflora«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 6: 34-49, Berlin: Springer. MOLLENHAUER, H. P 
1962 »Die Grenadilla (Passiflora edulis Silurs)«, Deutsche Apotheker-Zeitung 102: 1097-1 100. SPERONI, E. und A. MINGHETTI 1988 »Neuropharmacological 
Activity of Extracts from Passiflora incarnata*, Planta Medica 54: 488-491. VANDERPLANK, John 1991 Passion Flowers and Passion Fruit, London: Cassell 
Publishers Limited. WICHTL, Max 1989 »Passionsblumenkraut«, in: ders. (Hg.), Teedrogen, S. 362-364, Stuttgart: WVG. 



Paullinia cupana Guaranaliane 

Familie 

Sapindaceae (Seifenbaulngewachse); Sapindoideae, Tribus Paullinieae 

Formen und Unterarten 

Die Wildform heiBt auch Paullinia cupana H.B.K. var. typica (SEITZ 1994: 53). Die kultivierte Form wird oft als eine Unterart 

Oder Varietal angesehen (ERICKSON et al. 1984: 273): 

Pciiilliriici cupana H.B.K. ssp. [oder var.] sorbilis (MART.) DUCKE 

Synonyme 

Pdldlinia cupana H.B.K. Paullinia sorbilis MART. PnuUinia sorbilis (L.) MART. 

Volkstiimliche Namen 

Brasilianischer Kakaobaum, Brazilian cocoa, Camu-camu (Shipibo), Cipo-Guarana, Cupana, Cupana, Dschungeltee, Guarana, 
Guarana, Guarafia, Guaranaranke, Guaranastrauch, Guaranauva, Guaranazeiro, Narana, Naranajeiro, Uabano, Uarana, Urana 

Geschichtliches 

Der Gebrauch von Guarana - die Indianer sehen in der Pflanze ein »Geschenk der G6tter« - soil angeblich vom amazonischen 
Satere-Mawe-Stamm entdeckt worden sein und eine mehrtausendjahrige Tradition haben (CARNEIRO M. 1989: 60f.*, PAVIA 
1995: 137*, STRATEN 1996: 62). Ein Trank aus Wasser und zermahlenen Friichten der Guaranaliane wurde urspriinglich von 
Schamanen getrunken, um sich geheimes Wissen zu erschlieBen. Viele Indianer benutzen Guaranatranke, die sie auch »Elixiere 
ewiger Jugend« nennen, als Jagddroge. Den Amazonasindianern sind sowohl die Pflanze als auch die anregenden Produkte seit 
Jahrhunderten bekannt. 

In Europa wurde allerdings erstMitte des 17. Jahrhunderts von der Dschungelliane berichtet (STRATEN 1996: 60f.). Bekannter 
wurde sie durch Alexander von Humboldt, der die Pflanze und das daraus bereitete Getrank bei seiner Reise vom Orinoko zum 
Rio Negro kennenlernte. Der hohe Koffeingehalt wurde bereits 7840 festgestellt und immer wieder bestatigt (BERREDO 
CARNEIRO 1931). Heute wird Guarana als GenuBmittel und fiir die pharmazeutische Weiterverarbeitung zunehmend nach 
Europa exportiert (SCHRODER 1991: 108f.*). Guarana wird gerne als Kaffee-Ersatz (siehe Coffea arabica) benutzt, ist als 
»Technodroge« bekannt geworden (vgl. Herbal Ecstasy) und hat zur Entwicklung der Energy Drinks maBgeblich beigetragen. 

Verbreitung 

Das natiirliche Verbreitungsgebiet liegt im mittleren Amazonas vom Rio Madeira bis zum Rio Tapajos und am Rio Negro und 
Orinoko. Nur in diesem Gebiet kommen Wildbestande vor. Erstaunlicherweise lassen sich auch nur dort Pflanzen kultivieren 
(SCHRODER 1991: 1090. 

Anbau 

Guarana kann entweder aus den keimfahigen Samen oder aus Stecklingen an Stiitzen gezogen werden. Lange Zeit war unbekannt, 
wie die fiir den Ertrag sehr wichtige Bestaubung funktioniert. Es sind offensichtlich Hunderte Insekten dafiir verantwortlich 
(ESTEVES GONDIM 1984). 

Guarana wird seit Jahren erfolgreich im zentralen Amazonasgebiet kultiviert (SCHULTES 1979: 259). Das ca. 6000 Hektar groBe 
Hauptanbaugebiet liegt bei Manaus (ERICKSON et al. 1984). Eine Pflanze ergibt pro Ernte ca. ein Kilo Samen. 



Erstaunlicherweise ist nirgendwo sonst auf der Welt der kommerziell lohnende Anbau von Guarana gelungen. Lediglich in Sri 
Lanka, Uruguay und Mittelamerika konnte die Pflanze kultiviert werden (SEITZ 1994: 54). 

Aussehen 

Der verholzte, lianenartige Kletterstrauch kann iiber 12 Meter lang werden und klettert mit Hilfe spreizender Aste an 
Stiitzbaumen. Die ausdauernde Unterholzpflanze hat einen glatten, aufrechten Stamm und groBe, lange Blatter, die aus fiinf 
langlich-ovalen Einzelblattern bestehen. Aus den Zweigachseln kommen die kurzstengeligen, in biischeligen Rispen stehenden, 
weiBen und geruchlosen Bliiten hervor. Der dreifacherige Fruchtknoten enthalt meist nur einen ausgebildeten Samen; dieser ist ca. 
1 cm groB, rund und in eine dunkelbraune, diinne Samenschale eingebettet. Der Same wird von zwei starkereichen Keimblattern 
ausgefiillt (TSCHIRCH 1918). Die Bliite beginnt am Ende der Regenzeit. Nach etwa drei Monaten reifen die Friichte 
(»Guaranatrauben«) heran (SEITZ 1994: 54). 
Die Guaranaranke kann leicht mit anderen Arten der Gattung Paullinia verwechselt werden (siehe Paullinia spp.). 

Droge 

- Samen 

- Pasta Guarana (Pasta Guarana, Pasta Seminum Paulliniae, Massa guaranae, Guaranapaste, Guarana Paste) 

Zubereitung und Dosierung 

Die traditionelle Aufbereitung der Samen dient der Herstellung der Guaranabrote (auch Bastao genannt): 

»Man legt die Friichte in Wasser und laBt die auBere Fruchthiille etwas quellen, damit sie einfacher zu entfernen ist. Die Samen 

werden dann leicht gerostet, damit die Starke die Keimblatter zusammenklebt. Die in dieser Form zubereiteten Samen werden 

mitsamt der Schale gemahlen oder in Morsern zerstampft. Mit Maniokstarkemehl [Manihot esculenta CRANTZ] oder auch Kakao 

[Theobroma cacao] und unter Zusatz von Wasser wird alles zu einer teigigen Paste verknetet. Diese Guaranapaste, deren 

Koffeingehalt, je nach der Menge der Beimischungen, erheblich schwankt, wird fiir den Binnenhandel in Form von etwa 

fuBlangen, handgelenkdicken RoUen an der Sonne oder an leichtem Feuer getrocknet.« (SCHRODER 1991: 110) 

Die amazonischen Indianer kratzen von diesen Stangen, die sich gut im Handgepack transportieren lassen, mit dem 

Zungenknochen des pirarucii genannten Amazonasfisches je nach Bedarf etwas ab und trinken das Pulver aufgeschwemmt in 

Wasser. 

Fiir die pharmazeutische und industrielle Weiterverarbeitung wird Guarana als Paste aus den getrockneten, geschalten, mehr oder 

weniger stark gerosteten und pulverisierten Samen mit Wasser bereitet (SEITZ 1994: 54). 

Als mittlere Tagesdosis wird oft ein halber Teeloffel des aufbereiteten Pulvers genannt. Die Einzelgabe der pharmazeutischen 

Guaranapaste liegt bei einem Gramm (SEITZ 1994: 56). 

Rituelle Verwendung 

In der Mythologie der brasilianischen Tupiindianer hat die Guaranapflanze einen schamanischen Ursprung. Die Schamanin 
Omniamasabe, deren Wissen um die »wirkliche, dem Menschen jedoch verborgene Welt« sehr umfangreich war, wurde in der 
Waldeinsamkeit vom Schlangengott Mboy geschwangert. Bald darauf gebar sie einen Sohn. Ihre eifersiichtigen Briider 
beauftragten einen feindlich gesonnenen Schamanen, den Sohn zu toten. Dazu trank dieser Ayahuasca und verwandelte sich in 
einen Ara-Papageien. In dieser Gestalt suchte er den Jungen und totete ihn. Als die Tranen der Mutter iiber den Leichnam flossen, 
verwandelte er sich in die Guaranaliane. Seither essen die Schamanen die Guaranafriichte, um in die Geheimnisse der wissenden 
Schamanin Omniamasabe eingeweiht zu werden. 

Die meisten Amazonasindianer, z.B. die Mundurucu, erzahlen folgende Ursprungsmythe: 

»Einem Ehepaar des Maue-Stammes wurde ein Sohn geschenkt, der durch seine Schonheit, Lebenslust und Aufgewecktheit 
auffiel. Allen spendete er Freude. Obwohl alle Stammesangehorigen darauf achteten, daB dem Kind nichts zustoBe, trieb es den 
Jungen eines Tages unbeaufsichtigt in den Wald. Dort lauerte lurupari, ein boser Geist, der neidisch auf den Kleinen war. Der 
Geist verwandelte sich in eine riesige Giftschlange und totete den Jungen. Als die Dorfbewohner sein Verschwinden bemerkt 
hatten, liefen sie in den Wald. Dort fanden sie den Jungen mit weitaufgerissenen, erstarrten Augen zum Himmel weisend. Als der 
Stamm sein Trauerfest beging, schlug ein machtiger Blitz in die Erde. Der Donnerkeil fuhr daraufhin in die Mutter des Jungen. 
Die sagte, sie habe die gottliche Botschaft erfahren, nach der man die Augen des verstorbenen Kindes begraben sollte. Da 
niemand diese schreckliche Tat ausfiihren woUte, verblieb es der Mutter, dem gottlichen Wort zu folgen. An der Stelle aber, an 
der sie die Augen ihres Jungen vergraben hatte, wuchs bald eine Liane aus dem Boden. Dies war die erste Guarana-Pflanze. Und 
well sie aus den Augen eines Kindes entstanden ist, haben noch heute die reifen Friichte die Form eines offenen Auges.« (nach 
ERICKSON et al. 1984: 280f. ) 

Aufgrund dieser Geschichte erklaren sich die Indianer auch die wachmachende Wirkung der Friichte. Ihre Augengestalt wird als 
eine Art Signatur fiir den mystischen Blick interpretiert. Deshalb hat die Pflanze eine gewisse Bedeutung als Schamanenpflanze 
und wird bei der Diagnose von Krankheiten eingenommen (vgl. KARLINGER 1983: 128-132). Die Indianer pfliicken aus diesem 
Grund die Guaranatrauben erst, wenn sich das erste »Auge« geoffnet hat (SEITZ 1994: 54). Manche Amazonasindianer benutzen 
Guarana auch beim rituellen Fasten (STRATEN 1996: 143). 

In den letzten Jahren ist Guarana in Mitteleuropa als »Technodroge« bekannt geworden (W ALDER 1995). Mit viel Guarana ist es 
ein leichtes, die Nachte bei Techno-Partys, die durchaus einen rituellen Charakter haben, durchzutanzen. In gewissen Szenen wird 
Guarana auch als Ersatz fiir Kokain genommen. 



Artefakte 

»Die Indianer verwenden die Guaranapaste auch, um daraus dekorative Artikel herzustellen. 

Sie formen sie zu Menschen-, Tier- und Pflanzenfiguren, ja sogar zu Reliefbildern mit Darstellungen aus dem dorflichen Leben. 
Diese Plastiken werden oft mit Farben geschmiickt, die aus heimischen, natiirlichen Farbstoffen [z.B. Bixa orellana] und 
Mineralien hergestellt sind. Der traditionelle Wert dieser Objekte iibertrifft bei weitem ihre schlichte Schonheit. Da sie aus einem 
der kostbarsten Arznei- und Nahrungsmittel der Indianer angefertigt sind, nehmen sie eine spirituelle, fast religiose Bedeutung 
an.« (STRATEN 1996: 64) 

Medizinische Anwendung 

Guarana wird von vielen Amazonasindianern als Aphrodisiakum gepriesen. Im peruanischen Amazonasgebiet gilt insbesondere 

die Unterart sorbilis als Aphrodisiakum (RUTTER 1990). Ansonsten wird es vor allem bei Darmerkrankungen als Heilmittel 

geschatzt (SCHRODER 1991: llO'O. Volksmedizinisch wird Guarana auch bei Menstruationsschmerzen, 

Verdauungsbeschwerden, Schwachezustanden, Durchfallen und Fieber getrunken (SEITZ 1994: 56). 

In der Phytotherapie und Alternativmedizin hat sich Guarana vor allem als Antidepressivum und zur Behandlung der 

»Kaffeesucht«, bei Migrane sowie dem CFS (Chronisches Erschopfungssyndrom) bewahrt (STRATEN 1996: 70, 155). 

In der Homoopathie wird eine Tinktur aus reifen Samen unter dem Namen »Guarana - Guaranapaste« (= Guarana hom. HAB34) 

Oder Paullinia sorbilis hom. HPUS88 u.a. bei Kopfschmerzen verwendet (SCHNEIDER 1974 III: 33*, SEITZ 1994: 57). 

Inhaltsstoffe 

Guarana ist die starkste Koffeindroge. Sie ist etwa dreimal so stark wie Kaffee (Coffea arabica) und achtmal so stark wie Mate 

(Ilex paraguariensis). 

Die Samen enthalten ca. 5% Koffein, 3% fettes 01, 9% Gerbsauren, 8% Harze, 10% Starke, 50% Faserstoffe, Mineralstoffe 

(Kalium, Natrium, Magnesium, Calcium), etwas EiweiB, Zucker und Wasser. Dem Ol werden manchmal, z.B. in den 

Beipackzetteln von kommerziellen Guaranaprodukten, die in der »Techno-Szene« vermarktet werden sollen, »halluzinogene« 

Eigenschaften zugeschrieben. 

Sogar die Blatter enthalten 0,38% Koffein, daneben bis zu 1,2% Theobromin (vgl. Theobroma cacao). In alien anderen 

Pflanzenteilen kommen auch Spuren von Koffein und anderen Purinen vor (SEITZ 1994: 54). 

Die Wirkstoffe und Konzentrationen verandern sich bei der Verarbeitung der Samen zur Paste. Dabei entstehen vermutlich 

cyanogene Glykoside. Die Paste enthalt 3,6 bis 5,8% Koffein, 0,03 bis 0,17% Theobromin, 0,02 bis 0,06% Theophyllin, bis zu 

12% Gerbstoffe [Proanthocyanidin, (+)-Catechin, (-)-Epicatechin], Saponine, Samenfette, Mineralstoffe und Wasser. Ein Teil des 

Koffeins liegt in komplexer Bindung mit den Gerbstoffen vor. Dieser Komplex wurde friiher als Guaranin bezeichnet (SEITZ 

1994: 55). 

Wirkung 

Guarana hat eine stark stimulierende Wirkung, die auf das Koffein bzw. das »Guaranin« zuriickgeht. Allerdings unterscheidet sich 
die Gesamtwirkung deutlich von der des Kaffees oder anderer Purindrogen. Es wird angenommen, daB die langanhaltende 
Stimulation (im Vergleich zu der recht kurzen Wirkung von Kaffee) durch die komplexe Bindung des Koffeins an die Gerbstoffe 
bestimmt wird. Guarana hat auBerdem eine dampfende Wirkung auf Hunger- und Durstgefiihle. Es wird als »ein ungefahrliches, 
mildes Antidepressivum« bezeichnet (STRATEN 1996: 11). Immer wieder wird von einer aphrodisischen Wirkung berichtet 
(MILLER 1988: 57'x, STRATEN 1996: 61). Manche Menschen empfinden selbst bei hohen Dosierungen erstaunlicherweise 
keine Wirkung oder werden paradoxerweise miide. 

Marktformen und Vorschriften 

Brasilien erlaubt zum Schutz der eigenen Okonomie und Monopolstellung nicht den Export keimfahiger Samen (SCHRODER 
1991: 1090. Ansonsten unterliegt Guarana den jeweiligen Lebensmittelverordnungen. 

Es gibt zahlreiche Fertigprodukte, die Guarana als Hauptbestandteil enthalten und frei verkauflich sind (Supermarkte, Body 
Shops, Reformhauser, Tankstellen usw. In den USA wird ein zuckerfreier Kaugummi namens Buzz Giint"'7 mit Guaranaextrakt 
verkauft. In der Schweiz gibt es Gummibonbons mit Guaranaextrakt, zusatzlich noch mit Koffein und Taurin versetzt. Neuerdings 
sind in Deutschland auch Teebeutel im Handel, die neben Guarana noch Mate (Ilex paraguariensis) enthalten. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Paullinia spp., Koffein 

BERREDO CARNEIRO, Paulo E. de 

1931 he Guarana et Paiilliilia Cupana H.B. ET K.: 
Contribution a 1 'Etiide des Plantes d Cafeine, Paris: 

Jouve et Cie. Editeurs. 
ERICKSON, H.T., Maria Pinheiro F. CORRFA 

und Jose Ricardo ESCOBAR 

1984 »Guarana (Paullinia cupana) as a Commercial 

Crop in Brazilian Amazonia«, Ecotiotriic Botany 38(3): 

273-286. 
EsTEVEs GONL)lM, Carlos Jose 

1984 »Alguns aspectos da biologia reprodutiva do 
guaranazeiro (Paullinia ci4pana var. sorbilis (MART.) 
DUCKE - Sapindaceae«, Acta Ainnzonica 14(1-2): 



9-38. 

HENMAN, Anthony Richard 1982 »Guarana (Paullinia cupana var. sorbilis): Ecological and Social Perspectives an an Economic Plant of the Central Amazon 

Basin«, Journal oJ~Ethno pharmacology 6: 311-338. 

KARLINGER, Felix und Elisabeth ZACHERL 1976 SUdamerikanische Indianermdrchen, Koln: Diederichs. 

SCHULTLJ, Richard Evans 1979 » The Amazonia as a Source of New Economic Plants«, Economic Botany 33: 259-266. 

SEITz, Renate 1994 »Paullinia«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 6: 52-59, Berlin: Springer. 

STRATEN, Michael van 1996 Guarana: Energiespendende und heilkraftige Somen aus dem Amazonas-Regenwald, Aarau, Stuttgart: AT Verlag. TSCHIRCH, A. 

1918 »Uber den Bau der Samenschale von Paullinia cupana KUNTH.«, Schweizerische Apotheker-Zeitung 5605): 445-447. WALDER, Patrick 1995 

»Technodrogen«, in: Philipp ANZ und Patrick WALDER (Hg.), Techno, S. 192-197, ZUrich: Verlag Ricco Bilger. 



Paullinia spp. Paullinia-Arten 

Familie 

Sapindaceae (Seifenbaumgewachse); Sapindoideae, Tribus PauUinieae 

Es kommen mehrere Arten der Gattung Paullinia roden mittel- und siidamerikanischen Tropen vor. Insgesamt umfaBt die Gattung 
150 bis 200 Spezies. Einige enthalten reichlich Koffein (siehe Paullinia cupana), andere (z.B. Paullinia curruru L.) haben stark 
giftige Eigenschaften und wurden als Fischgifte sowie zur Herstellung von Pfeilgiften mit curareartiger Wirkung verwendet 
(BLOHM 1962: 67, MILLSPAUGH 1974: 167*, SCHULTES 1942: 314). Auch Arten aus der sehr nah verwandten Gattung 
Serjania enthalten starke Fischgifte (SCHULTES 1942: 314). 

Paullinia australis ST.-HJL. 

Diese in den Waldern Brasiliens heimische Art soil einen toxischen oder psychoaktiven Honig produzieren (MILLSPAUGH 
1974: 1670. In argentinischen Pflanzen kommt ein sedativ und narkotisch wirkendes Alkaloid in den Blattern und Wurzeln vor 
(SCHULTES 1942:314). 

Paullinia carpopodea CAMB. 

Die Blatter werden in Brasilien volksmedizinisch als Schmerzmittel verwendet. Vielleicht enthalten sie ein narkotisches oder 
analgetisches Prinzip. 

Paullinia emetica SCHULTES 

Die kolumbianischen Karijonaindianer verwendeten einen Tee aus den Blattern dieser Art medizinisch und rituell als stark 
brechenerregendes Mittel (SCHULTES 1977b: 119). Ob die Pflanze auch Koffein enthalt und psychoaktiv ist, kann nur vermutet 
werden. 

Paullinia pinnata L. [syn. Paullinia angusta N. E. BR., Paullinia nitida STEUD., Paullinia pinnata DC, Serjania curassavica 
RADLK.] - Timbosipo, Cururu ape, Guaratimbo 

Dieses immergriine Schlinggewachs heiBt in Amazonien sapo huasca (sapo bedeutet »Kr6te«!) und wird angeblich als 

Rauschmittel benutzt. In der Wurzelrinde soil ein narkotisch wirksames Toxin (»Timboin, Timbol«) enthalten sein (DUKE und 

VASQuEZ 1994: 132, MILLSPAUGH 1974: 167, SCHULTES 1942: 314). 

In Paraguay wird die erejna genannte Paullinia pinnata L. von den Ayoreindianern als Rheumaheilmittel verwendet 

(SCHMEDA-HIRSCHMANN 1993: 107 ). In Venezuela heiBt der Kletterstrauch bejuco de zarcillo (»OhrringUane«). Die Stengel 

und Wurzeln wurden als Fischgift und zu Selbstmorden verwendet (BLOHM 1962: 67*). Die Pflanze ist chemisch kaum 

untersucht. 

Paullinia yoco SCHULTES et KILLIP eX SCHULTES - Yoco 

Diese sehr lang werdende, holzige Liane, die bis zu 12 cm Durchmesser erreicht, ist in Siidkolumbien (Putomayo) und Ecuador 
verbreitet und heiBt dort Yoco oder Yoko (SCHULTES 1942). Die Indianer unterscheiden verschiedene Formen: yoco bianco, 
yoco Colorado, huarmy yoco, taruco yoco, vage yoco, canaguche yoco, verde yoco usw., die allerdings botanisch nicht 
unterschieden werden (SCHULTES 1942 und 1987: 527). Der Name vage yoco suggeriert einen Zusammenhang mit 
Banisteriopsis caapi oder dem Gebrauch von Yoco als Additiv fiir Ayahuasca. Der Name canangucha yoco deutet auf einen 
Zusatz von Yoco zu einer chicha de canaguche genannten Sorte der Chicha, die aus den Friichten von Mauritia minor BURRETT 
(vgl. Palmwein) vergoren wird (SCHULTES 1942: 312). Die Kofan unterscheiden zwei okologische Formen mit den Namen to- 
to-oa-yoko, »weiBes Yoco«, und cui-yoko. Die erste Form soil besser sein, da sie mehr Latex enthalt (SCHULTES 1981: 23*). 
Der Gebrauch von Yoco ist erst in den zwanziger Jahren entdeckt worden (SCHULTES 1942: 309). Yoco wird von den Inga, 
Kofan und Coreguaje als allmorgendliches Stimulans getrunken. Diese Indianer gehen niemals ohne einen Vorrat an 
Lianenstiicken auf Jagdausfliige oder Reisen (SCHULTES 1942: 322). 

In der Rinde flieBt ein milchiger Latex, der sehr viel Koffein enthalt. Die Yocorinde wird nur als Kaltwasserauszug getrunken. 
Dazu wird die Liane (Epidermis, Rinde) abgeraspelt; aus den Rindenteilen und dem koffeinhaltigen Latex entsteht eine Masse, die 
dann in kaltem Wasser ausgedriickt wird. Eine Dosis wird aus 15 bis 28 Unzen (= 420 bis 790 g) der geraspelten Rinde und einem 
Baumkiirbis (jicara) voU Wasser bereitet (SCHULTES 1987). Der Effekt ist eine starke Stimulation mit Kribbeln in den Fingern. 
Schon wenige Minuten nach dem GenuB setzt ein allgemeines Wohlbefinden und klare Wachheit ein. Dabei wird der Appetit stark 



und dauerhaft unterdriickt. Die meisten YocogenieBer trinken zv/eijicaras am Morgen gleich nach dem Aufstehen und essen erst 

am spaten Nachmittag etwas (SCHULTES 1942:,323). 

Die Rinde wird auch der ambil genannten Tabakzubereitung zugesetzt (siehe Nicotiana tabacum) sowie mit Ilex guayusa 

vermischt. 

Die Yocorinde enthalt 2,73% Koffein (ROUHIER und PERROT 1926). Daneben ist kein weiterer Wirkstoff gefunden worden. In 

den Knopsen wurde ebenfalls Koffein nachgewiesen (SCHULTES 1942: 313). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter PauUinia cupana, Koffein 

PERROT, E. und Alexandre RoUHIER 

1926 »Le yocco, nouvelle drogue simple a cafeine«, 

Comptes Rendiis Hebdorriadaires des Seclnces Acad, de 

Science 182: 1494-1496. 
ROUHIER, A. und E. PERROT 

1926 »Le „yocco", nouvelle drogue simple a cafeine«, 

Bulletin de Science Pharrrlacologique 33: 537-539. 
SCHULTES, Richard Evans 

1942 »Plantae Colombianae 1 1 - Yoco: A Stimulant 

of Southern Colombia*, Botanical Miiseiini Leaflets 
1000): 301-324. 

1987 »A Caffeine Drink Prepared from Bark«, 
Economic Botany 41: 526-527. 



Pausinystalia yohimba Yohimbebaum 



Familie 

Rubiaceae (Rotegewachse/Krappflanzen) 

Formen und Unterarten 

Vermutlich keine 

Synonyme 

Corynanthe johimbe K. SCHUM. 

Corynanthe yohimba K. SCHUM. 

Corynanthe yohimbe K. SCHUM. 

Pausinystalia macroceras KENNEDY [non (SCHUM.) PIERRE] 

Pausinystalia johinibe (K. SCHUM.) PIERRE ex BEILLE 

Pausinystalia yohimbe PIERRE 

Volkstiimliche Namen 

Johimbe, Liebesbaum, Lustholz, Pau de cabinda (Portugiesisch), Potenzbaum, Potenzholz, Potenzrinde, Yohambine (Arabisch), 
Yohimba, Yohimbe, Yohimbe, Yohimbe tree, Yohimbehe, Yohimbehe (Franzosisch), Yohimbehon, Yohimbene, Yohumbe, 
Yumbehoa 

Geschichtliches 

Die Rinde dieses Baumes wurde von alters her in Afrika vor allem von Bantuvolkern als Aphrodisiakum verwendet (MILLER 
1993: 70"). Moglicherweise haben die alten Agypter den Baum gekannt bzw. iiber Handelsbeziehungen die Rinde aus Westafrika 
importiert. Im Kamerun wird dieser Dschungelbaum schon sehr lange als Aphrodisiakum und Stimulans geschatzt (DALZIEL 
1937). 

1896 hat der deutsche Chemiker Spiegel aus der Rinde das Alkaloid Yohimbin isoliert, das daraufhin in der westlichen Medizin 
zur Behandlung von Impotenz und als Lokalanasthetikum Verwendung fand (BROWN und MALONE 1978: 20*, SCHNEIDER 
1974 111: 34*). Der Baum wurde 1901 botanisch korrekt beschrieben (GILG und SCHUMANN 1901: 94f.). Aus der Rinde wird 
das pharmazeutisch wertvoUe Alkaloid gewonnen (OLIVER-BEVER 1982:39). 

Verbreitung 

Der Baum kommt in den tropischen Waldern von Nigeria und Kamerun sowie im Kongo vor (HUTCHINSON und DALZIEL 
1963: 112). 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht entweder mit Samen oder Stecklingen. Details sind allerdings nicht bekannt. 



Aussehen 

Der etwas an eine Eiche erinnernde, immergriine Baum wird bis zu 30 Meter hoch. Er hat ovale, spitz zulaufende Blatter (7 bis 13 
cm lang), biischelige Bliitenstande Lind bildet gefliigelte Samen aus. Die helle oder graubraune, 4 bis 8 mm dicke Rinde zeigt 
Langs- und Querrisse und ist meist stark mit Flechten bewachsen. 

Der Yohimbebaum ist sehr leicht mit Pausinystalia nlacroceras (K. SCHUM.) PIERRE ex BEILLE sowie manchen Arten der 
Gattung Corynanthe spp. zu verwechseln. 

Droge 

Rinde (Cortex Yohimbe, Yohimbe cortex, Yohimbehe cortex, Yohimberinde, Yohimbeherinde, Potenzrinde) 

Die Rohdroge wird vermutlich durch die Rinde anderer Pcirisirrysttilici-Arten und Corynanthe spp. verfalscht: 

»Interessant ist iibrigens, daB die Eingeborenen im franzosischen Kongo die Rinde eines Baumes als Aphrodisiacum benutzten, 

den sie „Endun" nannten und den Pierre „Pausinystalia Trillesii" nannte. Auch diese Rinde enthalt Yohimbin; der Baum selbst 

gehort wahrscheinlich zur Gattung Corynanthe. « (HIRSCHFELD und LINSERT 1930: 172) 

Zubereitung und Dosierung 

Es wird nur die getrocknete Rinde benutzt. Sie kann mit Alkohol extrahiert (Tinktur) oder als Tee zubereitet werden (vgl. 

GESCHWINDE 1996: 1460. 

Fiir einen Tee werden sechs Teeloffel voll Yohimberinde pro Person mit 500 mg Vitamin CIO Minuten gekocht und dann 

schluckweise getrunken (nach GOTTLIEB 1974: 76*, MILLER 1988: 1430. 

Ein »starkes Potenzmittel« wird aus folgenden Zutaten bereitet (nach GOTTLIEB 1974: 81 *): 

1 Teeloffel Yohimberinde (Cortex Yohimbe) 

1/2 Teeloffel Ditasamen (Alstonia scholaris), zerdriickt 

1 Teeloffel Kolaniisse (Cola spp.), zerbrochen 

1 Teeloffel Sarsaparillarinde (Stnilax spp.) 
Die Zutaten werden 10 Minuten in Wasser gekocht und als Dekokt schluckweise getrunken. 

Yohimbeextrakte werden in der pharmazeutischen Industrie zur Herstellung von Aphrodisiaka oder Medikamenten zur 
Behandlung von Impotenz verwendet. Dazu werden sie u.a. mit Atropin, Tumera diffusa, Strychnos nux-vomica, Strychnos spp., 
Liriosma ovata u.a. kombiniert. 

Die Rinde wird auch in aphrodisischen Rauchmischungen verwendet (BROWN und MALONE 1978: 20*). In Westafrika diente 
oder dient sie als Zusatz zu Iboga (siehe Tabemanthe iboga). 

Als »Stimulans fiir die Sexualorgane« wird als DOSIS 10 Tropfen einer 1 %igen Losung genannt (BOERICKE 1992: 8030. Zur 
weiteren Dosierung siehe Yohimbin. 

Rituelle Verwendung 

Anscheinend wurde Yohimbe friiher in Westafrika als Einweihungstrank in Fetisch- und Ahnenkulten sowie bei der Initiation in 
Geheimgesellschaften verwendet. Es wird vermutet, dass Yohimbe zusammen mit Tabemanthe iboga bei den bieri-Kulten der 
Fang benutzt wurde. Leider sind keine detaillierten Zeugnisse iiberliefert (vgl. Alchomea spp.). 

Heute findet Yohimbe vor allem in Nordamerika, aber auch in Europa bei sexualmagischen Riten, die sich an das indische Tantra 
anlehnen und an Techniken verschiedener Okkultisten (ALEISTER CROWLEY) orientieren, Verwendung. MILLER (1988) 
schlagt Yohimbe als Sakrament fiir eine »heidnische« Hochzeit vor. 

Artefakte 

Siehe Tabemanthe iboga 

Medizinische Anwendung 

In Kamerun wird Yohimbe volksmedizinisch gegen Impotenz als Folge von Hexerei verwendet (vgl. AMRAIN 1907). 
Yohimbehaltige Praparate werden auch in der modernen Phytotherapie und in der westlichen Medizin zur Behandlung von 
Frigiditat und Impotenz benutzt und finden in der Tiermedizin Anwendung (PAHLOW 1993: 4840. In der Homoopathie gilt 
»Yohimbinum« als alternatives Mittel zu Nuphar lutea. Es »Erregt die Sexualorgane, wirkt auf das Zentralnervensystem und das 
Atemzentrum. Ist in physiologischen Dosen ein Aphrodisiakum, aber bei alien akuten und chronischen Entziindungen der 
Bauchorgane kontraindiziert. Homoopathisch sollte es bei kongestiven Zustanden der Sexualorgane helfen konnen. Verursacht 
Hyperamie der Milchdriisen und stimuliert die Milchbildung.« (BOERICKE 1992: 802*) 

Inhaltsstoffe 

Die Stammrinde enthalt bei Baumen, die alter als 15 bis 20 Jahre sind, 2 bis 15% Indolalkaloide: Yohimbin (= Corynin, 
Quebrachin), a-Yohimbin (= Corynanthidin, Isoyohimbin, Mesoyohimbin, Rauwolscin), B-Yohimbin (= Amsonin), Yohimbinin, 
Corynanthin (= Rauhimbin), Corynanthein, Dihydrocorynanthein, AUoyohimbin (= Dihydroyohimbin), Pseudoyohimbin, 
Tetrahydromethylcorynanthein und Ajmalicin (OLIVER -BEYER 1982: 39, PARIS und LETOUZEY 1960, POISSON 1964, 
ROTH et al. 1994: 544*). Der durchschnittliche Gehalt an Yohimbin in der Handelsware (Cortex Yohimbe) liegt zwischen 1,67 
und 3,4% (ROTH et al. 1994: 545*). Neben den Alkaloiden enthalt die Rinde Gerbsaure und einen Farbstoff (PAH LOW 1993: 
484* ). 



Wirkung 

Die Yohimberinde genieBt den Ruf eines Halluzinogens (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 189*). Die psychoaktive 
Wirkung wird hauptsachlich durch den Hauptwirkstoff Yohimbin bestimmt (ROTH et al. 1994: 545*). Yohimbin hat 
sympatholytische Effekte und eine lokalanasthetisierende Wirkung wie Kokain, zudem wirkt es gefaBerweiternd, besonders auf 
die Sexualorgane (OLIVER-BEYER 1982: 40). Yohimbin hat Wechselwirkungen mit anderen Psychopharmaka (ROTH et al. 
1994: 544*). Oberdosierungen konnen sehr unangenehm sein (SACHA RUNA und LADY SANNA 1995). Zur Psychoaktivitat 
siehe Yohimbin. 
Zubereitungen aus der Rinde wirken meist nur schwach oder subtil. 

Marktformen und Vorschriften 

Die Rinde (Cortex yohimbe) ist frei verkauflich, wahrend das reine Alkaloid verschreibungspflichtig ist. In den USA sind 
pharmazeutische Extrakte aus der Yohimberinde, oft in einer Tinktur zusammen mit Sabalfriichten (Serenoa repens, vgl. Turnera 
dijfusa, Palmwein, Wein), frei verkauflich und werden in »Health Food Stores« angeboten. 



Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Corynanthe spp., Alchomea spp., Yohimbin 



AMRAIN, Karl 1907 »Die Starkung mannlicher Kraft«, Anthropopliyteia 4: 291-293. 

CHAURASIA, Neera 1992 »Corynanthe«, in: Hagers Hdndbucli der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 4: 1029-1032, Berlin: Springer. 

DALZIEL, J.M. 1937 The Useful Plants of- West Tropical Africa, London: Crown Agents. 

GILG, E,. und K. SCHUMANN 1901 »Uber die Stammpflanze der johimberilide«, Notizblatt des Konigl. botanischen Gartens und Museimns ziii Berlin 3(25): 

92-97. 

HU'rCHINSON, J. und J.M. DALZIEL 1963 Flora of West Tropical Africa (Second Edition), Volume z. London: Crown Agents for Oversea Governments and 

Administrations. 

OLIVER-BEYER, B. 1982 » Medicinal Plants in Tropical West Africa*, Journal of "Etlittopharrrtacology 5(1): 1-71. 

PARIS, R. und R. LETOUZEY 1960 »Repartitioli des alcaloides chez lejollirnbe«, Journal dAgriculture Tropicale et de Botanique Appliquee 7: 256. 

POISSON, J. 1964 »Recherches recentes Sur les alcaloides de Pseudocinchona et du Yoliiirlbe«, Annales de Chirrlie (Paris) 9: 99-121. 

SACHA RUNA und LADY SANNA 1995 » Yohimbe-Rinde - Uberdosis«, Entlleogene 5: 12-13. 



Peganum harmala Steppenraute 

Familie 

Zygophyllaceae (Jochblattgewachse) 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Keine 

Volkstiimliche Namen 

Aspand (Kurdisch), Besasa (Agyptisch »Pflanze des Bes«), Churma, Epnubu (Agyptisch), Gandaku, Haoma (Persisch) Harmal, 
Harmal rutbah (Arabisch/Irak), Harmale, Harmalkraut, Harmel, Harmelkraut, Harmelraute, Hermel, Hermelkraut, Hermelraute, 
Horn (Persisch), Kisankur, Moly, Mountain rue, Pegano, Pegano, Peganon, Sipand (Persisch), Syrian rue, Syrische Raute, 
Techepak (Ladakhi), Tukhm-iisfand, Uzarih (Tiirkisch), Wilde Raute 

Geschichtliches 

Die Steppenraute ist vermutlich eine sehr alte Ritualpfanze, die schon friihzeitig psychoaktiv genutzt wurde. Sie war eventuell das 
altpersische Haoma und wurde spater als Substitut verwendet. Die Pflanze taucht bereits in der antiken Literatur 
(DIOSKURIDES) unter dem 'Harasn pegnnon auf. Das W ori peganon oder peganurri soil von Pegasus abgeleitet worden sein. 
Pegasus war in der antiken Mythologie ein gefliigeltes Pferd, das vom Meeresgott Poseidon und der sterbenden Medusa gezeugt 
worden war. Man hielt die Pflanze auch f4r das sagenhafte Zauberkraut Moly. 

Die medizinisch und rituell genutzten Samen wurden schon friih aus Persien nach Indien exportiert, wo die Pflanze von den 
Mohammedanern eingefiihrt wurde (HOOPER 1937: 148*). Nach Mitteleuropa gelangte sie spatestens im 15. Jahrhundert und 
wurde bei den »Vatern der Botanik« portratiert. Die Steppenraute hat im Nahen Osten so wie in Nordafrika ihre groBe Bedeutung 
als rituelles Raucherwerk bis heute behalten. In Nordamerika und Mitteleuropa wird sie zunehmend zur Herstellung von 
Ayahuascaanalogen benutzt. 

Verbreitung 

Die Steppenraute ist vom ostlichen Mittelmeergebiet iiber Nordindien (Rajasthan) bis in die Mongolei und nach Mandschurien 
verbreitet (SCHULTES 1970: 25'). Haufig kommt sie im Jemen und der Negevwiiste vor. In Siideuropa trifft man sie gelegentlich 
in Zypern und seltener in Griechenland an (SFIKAS 1990: 1400. 



Anbau 

Obwohl die Steppenraute in extremen Wustenklimata problemlos gedeiht, gibt es bei der Kultivierung oft groBe Schwierigkeiten. 
In Mitteleuropa gelingt der Anbau fast nie. In Siideuropa ist es eher moglich, geeignete Boden und Klimata zu finden. In 
Kalifornien ist der Anbau vergleichsweise einfach. Dort werden die Samen auf normaler, feuchter Anzuchterde verteilt und leicht 
angedriickt. Bei geniigend, aber nicht zuviel Sonnenschein und warmer Luft keimen einige Samen und lassen sich als Samlinge 
umtopfen, sobald die Wurzel stark genug ausgebildet ist. Die Aufzucht von Steppenrauten in groBerer Zahl erfordert eine Menge 
gartnerischer Erfahrung und Kenntnis. 

Aussehen 

Die ausdauernde, 50 bis 100 cm hoch wachsende Staude hat weit verzweigte, biischelige Wurzeln und viele diinne Stengel. Die 
vielspaltigen Blatter sind gegenstandig und von fragilem Aussehen. Die weiBen Bliiten haben 5 Bliitenblatter und 10 gelbe 
Stempel. Die zierlichen Bliiten sitzen einzeln auf langen Stielen, die in den Achseln der Laubblatter stehen. Die dreifacherige 
Frucht ist rund und nimmt bei zunehmender Reife eine rotliche Farbe an. In ihr liegen viele graue oder fast schwarze, bis zu 3 mm 
lange, dreikantige Samen. 

Im Februar beginnt das Kraut neu auszutreiben. Ab April treten Bliiten auf. Im friihen Sommer ist die Pflanze griin und bildet im 
Juli Friichte aus. Das Kraut hat einen charakteristischen Geruch, der mitunter als unangenehm penetrant empfunden wird. 

Droge 

Samen (Semen Harmalae, Semen Rutae silvestris, Harmalae semen, Harmalasamen) 

Zubereitung und Dosierung 

Die weitaus haufigste Verwendung von Peganum harmala ist das Rauchern der trockenen Samen, die dazu, zum Teil mit anderen 
Substanzen kombiniert, auf gliihende Holz- oder Raucherkohle gestreut werden (vgl. Raucherwerk). Die Samen werden auch als 
Bestandteil von Rauchmischungen, z.B. mit Haschisch (vgl. Cannabis indica), benutzt. In Ladakh werden die Samen auf einer 
gliihendheiBen Eisenplatte gerostet, sehr fein zermahlen und dann, entweder pur oder mit Tabak (Nicotiana tabacum) vermischt, 
geraucht (NAVCHOO und BUTH 1990: 320* ). Eine besonders wirksame Zubereitung zum Rauchen wird aus 15 g Samen und 
dem Saft einer Zitrone gewonnen. Die zermahlenen Samen werden dazu mit etwas Wasser und dem Zitronensaft vorsichtig 
eingekocht, bis eine Paste entsteht. Diese wird, mit Tabak vermischt, geraucht und soil berauschende und aphrodisierende 
Wirkungen haben. 

Fiir innerliche Zwecke werden in Pakistan 5 bis 10 g der unzerstoBenen Samen mit Wasser nach dem Essen eingenommen 
(GOODMAN und GHAFOOR 1992: 25*). In Marokko werden die Samen in Wein (Vitis vinifera) eingelegt (Harmelwein). Die 
pulverisierten Samen dienen als Schnupfpulver, um einen »klaren Geist« zu bekommen (VRIES 1984*). 
Fiir psychoaktive Zwecke sind schon bis zu 20 g der zermahlenen Samen geschluckt worden, allerdings kann diese Dosierung 
bereits zu schweren Vergiftungen fiihren. »Ober 4 mg/kg (oral) der beiden Substanzen [ Harmin und Harmalin ] wirken beim 
Menschen halluzinogen« (ROTH et al. 1994: 5480. Etwa 3 bis 4 g der zerstoBenen Samen (ca. ein Teeloffelvoll) wirken als DMT- 
aktivierender MAO-Hemmer in Ayahuascaanalogen. Es ist iibrigens nicht notwendig, die Samen bzw. das Pulver (in 
Gelatinekapsel) zu schlucken. Man kann dieselbe Menge mit kaltem Wasser ausziehen und die Losung benutzen. 
In den letzten Jahren haben viele Psychonauten mit den abenteuerlichsten Kombinationen von Harmelsamen und anderen 
psychoaktiven Substanzen (Lophophora williamsii, Phalaris arundinacea, Psilocybe spp., Trichocereus pachanoi, Meskalin, LSD 
usw.) experimentiert (DEKORNE 1995*, TURNER 1994*). Bei solchen Selbstversuchen soUte hochste Vorsicht gewahrt werden! 
Besser zu wenig als zu viel! 

Rituelle Verwendung 

Wenn die Steppenraute tatsachlich die urspriingliche Haomapflanze war, ist ihre groBe rituelle Bedeutung im vorzoroastrischen 
Persien zu suchen. Moglicherweise war die Pflanze auch das geheime Rauschmittel im antiken Mysterienkult des Mithras. 
Dioskurides fiihrt an, daB die Steppenraute bei den spatantiken Syriern besasa genannt wurde. Dieser Name wird gewohnlich als 
»Pflanze des Bes« gedeutet. Der zwergenwiichsige Bes war ein miBgestalteter Gott mit einem Greisengesicht, der besonders beim 
einfachen agyptischen Volk beliebt war, denn er war ein alles Bose abwehrender Schutzgeist. Sein Bild wurde in Form von 
kleinen Amuletten an Kopfstiitzen, Betten, Spiegeln und SchminkgefaBen angebracht. Die kleinen Besfiguren wurden mit 
Steppenrautensamen berauchert, um ihre apotropaische Kraft zu fordern. 

Die Steppenraute war im alien Orient eine heilige Pflanze. Im Koran heiBt es: »Jede Wurzel, jedes Blatt von Harmel wird bewacht 
von einem Engel, wartend auf einen Menschen, der kommt, um seine Heilung zu suchen. « Harmelsamen soUen deswegen auch 
von Derwischen in Buchara wegen ihrer berauschenden Wirkung geschatzt und rituell verwendet werden. 
Steppenrautensamen werden in Form kleiner Raucherkugeln (sepetari) noch heute beim Nouruz (»Neuen Tag«), dem 
altiranischen, aber inzwischen islamisierten Friihjahrs- und Neujahrsfest (am 21. Marz, also zur Tagundnachtgleiche), als 
Opfergaben reichlich gerauchert. Der aufsteigende Rauch wird im ganzen Haus verteilt, um alles Ungliick fernzuhalten 
(SCHLEGEL 1987). In Persien (Iran, Irak) werden die Samen auch bei Hochzeiten auf gliihende Kohlen gestreut, um bose Geister 
und den »B6sen Blick« abzuwehren. Es heiBt, der Rauch wiirde epidemische Krankheiten vertreiben (HOOPER 1937: 148*). 
In Belutschistan (Pakistan) werden mit den Samen die Verzauberungen durch einen jin neutralisiert und iiberhaupt alle bosen 
Geister verscheucht. Der Verzauberte oder jin-Besessene wird angehalten, moglichst viel des aufsteigenden Rauches von den 
knisternden Samen auf der Holzkohle zu inhalieren. Es heiBt, daB es bei dieser Behandlung meist schnell zur Besserung komme 
(GOoDMAN und GHAFOOR 1992: 25*). Auch in der Tiirkei rauchert man mit Harmel gegen die Auswirkungen des »B6sen 
Blicks«. 



Die Steppenraute gilt in Nordafrika von alters her als ein magisches und medizinisches Universalmittel. Die Samen werden alleine 
Oder in Kombination mit anderen Substanzen als Raucherwerk verwendet. Die Samen werden auf Raucherkohlen gestreut, um 
bose Geister zu vertreiben. Ihr Rauch wird gegen Kopfschmerzen sowie gegen die Folgen des »B6sen Blicks« und gegen 
Geschlechtskrankheiten inhaliert. Um die Erotik der Hochzeitsnacht anzufeuern, wird in Marokko eine Raucherung aus 
Steppenrautensamen, Alaun und Olibanum (Boswellia sacra) verbrannt (VRIES 1985). Auch die damonenabwehrende 
Raucherung aus Harmelsamen und Alaun soil berauschend wirken. 

Im Himalaya und angrenzenden Gebieten dienen die Samen den Schamanen als magisches Rauchermittel. Die Schamanen der 
Hunza, die im heutigen Pakistan leben, inhalieren den Rauch, um in hellseherische Trance zu verfallen. Die Schamanen (bitayo) 
treten sodann mit den wahrsagerischen Feen in einen engen, woUiistig-sexuellen Kontakt, durch den sie wichtige Informationen 
erhalten und heilen konnen (vgl. Juniperus recurva). 

Artefakte 

Moglicherweie hat die Pflanze zur Bildung der floralen Muster und Elemente in der moslemischen Kunst beigetragen. Falls die 

Steppenraute im Haomakult oder in den Mithrasmysterien als Rauschmittel benutzt wurde, diirften viele Kultbilder durch sie 

inspiriert worden sein. 

Im heutigen Iran werden die Fruchtkapseln von Peganum harmala aufgefadelt und als Schutzamulette (Panja) an der Kleidung 

befestigt. 

Medizinische Anwendung 

Traditionell werden die Steppenrautensamen vor allem gynakologisch genutzt. In Indien werden die Samen (hurmur, lahouri, 
marmara) als Raucherwerk verbrannt, um die Geburt zu erleichtern. Die Samen (harnlal, is-band) gelten in der indischen 
Volksmedizin als Aphrodisiakum, Asthmamittel und Heilmittel bei Menstruationsbeschwerden. In Pakistan werden unfruchtbare 
Frauen und Frauen mit starken Geburts- oder Uterusschmerzen mit den Samen berauchert: Ihnen wird auch der Rauch mit 
speziellen Pfeifen direkt in die Vagina geblasen (GOODMAN und GHAFOOR 7992; 24f*, HASSAN 1967). Uberhaupt wird der 
aufsteigende Rauch bei alien Krankheiten von den Kranken inhaliert. Bei Blahungen wird ein Tee aus 5 bis 10 g Samen nach dem 
Essen getrunken (ebd.: 54*). In Rajasthan dient der Rauch von den vergliihenden Samen als antiseptisches Mittel, mit dem 
Wunden berauchert werden (SHAH 1982: 3010. 

In Klein- und Zentralasien werden Zubereitungen der Steppenraute als Aphrodisiaka volksmedizinisch verwendet. In Persien 
gelten die Samen als reinigende Medizin und Aphrodisiakum (HOOPER 1937: 148*). Die Beduinen der Negevwiiste benutzen 
die Pflanze als menstruationsforderndes Mittel sowie zur Abtreibung (BAILEY und DAMN 1981, SHAPIRA et al. 1989). Das 
Kraut wird traditionell auch bei merkwiirdigen Hautleiden verwendet (EL-RIFAIE 1980). Ein AufguB aus den Samen wird gegen 
Magenbeschwerden, Herzleiden und gegen Ischias getrunken. Starke Dekokte konnen wie Tranquilizer wirken. 

Inhaltsstoffe 

Kraut und Samen enthalten die B-Carboline Harmin, Harmalin, und verwandte Basen, wie z.B. Harmalol, Harmidin (AL- 
SHAMMA et al. 1981, DEGTYAREV et al. 1984). Daneben kommen noch Chinazolinalkaloide mit ahnlicher Struktur vor: (-)- 
Vasicin, (+)-Vasicin, Vasicinon, Pegalin, Tetrahydroharman, Desoxyvasicinon. Der Alkaloidgehalt in den Samen schwankt 
zwischen 2 und 6% (ROTH et al. 1994: 548*). Neben den B-Carbolinen enthalt das Kraut der Steppenraute ein angenehm 
duftendes atherisches Ol, das in Massageolen entspannende Wirkung auf die Muskulatur ausiibt, sowie Vitamin C und Fettsauren. 

Wirkung 

Die Samen wirken antidepressiv und phantasieanregend. Es wird auch von traumartigen Zustanden nach Einnahme groBerer 
Mengen berichtet. Die Alkaloide ebenso wie der Gesamtauszug der Samen wirken als MAO-Hemmer, d.h., sie verhindern die 
Ausschiittung des korpereigenen Enzyms Monoaminooxydase (= MAO), die bestimmte korpereigene Neurotransmitter 
(Serotonin) sowie korperfremde Giftstoffe abbaut. Dadurch konnen bestimmte Wirkstoffe (A'.ATDMT, 5-MeO-DMT, B- 
Phenethylamine) oral wirksam werden (vgl. Banisteriopsis caapi, Ayahuasca, Ayahuascaanaloge). 

An der Universitat von Lawrence, Kansas, wurde nachgewiesen, daB das in den Steppenrautensamen vorhandene Harmin 
antibiotisch gegen Mikroorganismen (Mikroben) wirkt (AL-SHAMMA et al. 1981; vgl. auch HARSH und NAG 1984). Ein 
Extrakt aus den Stengeln und Blattern hat im Tierversuch abortative und antifertile Eigenschaften gezeigt (SHAPIRA et al. 1989). 
Moglicherweise gehen die B-Carboline in den Rauch iiber und konnen so die Wirkung anderer gerauchter Substanzen (z.B. THC) 
potenzieren. 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen sind frei verkauflich und iiber den Samenhandel oder im ethnobotanischen Spezialhandel zu beziehen. Ansonsten 
liegen keine Bestimmungen vor. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ayahuascaanaloge, Harmin und Harmalin 

AL-SHAMMA, A., S. DRAKE, D. L. FLYNN, L. A. 
MITSCHER, Y. H. PARK, G. S. R. RAO, A. SIMPSON, 
J. K. SWAYZE, T. VEYSOGLU und S. T-S. Wu 
1981 »Antimicrobial Agents from Higher Plants: An- 
timicrobial Agents from Peganum harmala Seeds«, 
Journal of Natural Products 44(6): 745-747. BAILEY, C. und A. DANIN 



1981 » Bedouin Plant Utilization in Sinai and the 

Negev«, Economic Botany 35: 145—162. 

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HARSH, M.l. und T.N. NAG 1984 » Anti-microbial Principles from in vitro Tissue Culture of Peganum harmala«, Journal of Natural Products 47(2): 365-367. 

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Peganum harmala«, Che»nstry of Natural Compounds 3: 364-365. 

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1932 »Uber die Verbreitung der Harmelstaude in 

Anatolien und ihre Bindung an die menschlichen 
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SCHIPPER, A. und O.H. VOLK 1960 »Beitrage zur Kenntnis der Alitaloide von Peganum llarmtlltl«, Deutsche Apotheker-Zeitung 100: 255-259. 
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Etllttopharmacology 27: 319-325. 

VRIES, Herman de 1985 »hermel, harmel, harmal, peganum harmala, die Steppenraute, ihr gebrauch in marolflfo als heilpflanze und psychotherapeutil£um«, Salix 
1(1): 36-40. 



Pelecyphora aselliformis Asselkaktus, Peyotillo 

Familie 

Cactaceae (Kaktusgewachse) 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Keine 

Volkstiimliche Namen 

Falscher Peyote, False peyote. Hatchet cactus, Peotillo, Peyote (siehe Lophophora williamsii), Peyote meco, Peyotillo, Piote 

Geschichtliches 

Der relativ seltene Asselkaktus wurde friiher von nordmexikanischen Indianern ahnlich wie Peyote oder als Ersatz fiir Peyote 
genutzt (siehe Lophophora williamsii). 

Der psychoaktive Kaktus wurde vom Berliner Mediziner und Botaniker Christian Gottfried Ehrenberg (1795-1876) erstmals 
botanisch beschrieben. Das Kaktuspulver wurde friiher in Paris als poudre de peyote, »Peyotepulver«, verkauft. 

Verbreitung 

Dieser Kaktus kommt nur in Nordmexiko (San LUIS Potosi) vor (PRESTON-MAFHAM 1995: 167, ZANDER 1994: 422 ). 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht mit Samen; es wird in gleicher Weise wie bei Lophophora williamsii verfahren. 

Aussehen 

Dieser bis zu 10 cm hoch wachsende Kaktus ist einzelstehend und hat eine meist runde Gestalt. Die seitlich abgeflachten Warzen 
sind spiralig angeordnet und mit einem schuppenartigen Stachelkamm besetzt. Der Kaktus hat dabei manchmal das Aussehen 
eines Gehirns mit tiefen Hirnwindungen. Die Bliiten sind bis zu 3 cm breit und haben innen eine leuchtend violette Farbe. Die 
Friichte sind rote Schoten. 

Der Peyotillo kann leicht mit der nah verwandten Art Pelecyphora strobilifomus (WERDERM.) KREUZ. [syn. Artocarpus 
stroblltfortnis WERDERM., Encephalocarpiis strobiliforrriis (WERDERM.) BERGER; vgl. Ariocarpus fissuratus], der in Nuevo 
Leon (Mexiko) vorkommt, verwechselt werden (PRESTON-MAFHAM 1995: 167). Sehr ahnlich sieht auch Pelecyphora 
psetsdopectiriata BCKBG. [syn. Neolloydia pseiidopectitiata (BCKBG.) ANDERSON, Turbinicarpus pseudopectinatus 
(BCKBG.) GLAss et FOSTER] aus; dieser Kaktus wird in Tamaulipas ebenfalls »Peyote« genannt (DiAZ 1979: 90'). 
Turbinicarpus valdeziantis (MOELL.) GLASs et FOSTER [syn. Pelecyphora valdezianus MOELL. ] ist ebenfalls recht ahnlich, 
aber kleiner (nur bis 2,5 cm) und kommt in Coahuila vor (PRESTON-MAFHAM 1995: 194' ). 

Droge 

Frisches oder getrocknetes Kaktusfleisch (Buttons) 



Zubereitung und Dosierung 

Das Kaktusfleisch (der oberirdische Teil oder Kopf) wird frisch oder getrocknet gegessen. Uber die Dosierung ist nichts bekannt. 

Rituelle Verwendung 

Nur als Peyotesubstitut (siehe Lophophora vf/fliamsii). 

Artefakte 

Siehe Lophophora williamsii 

Medizinische Anwendung 

Siehe Lophophora williamsii 

Inhaltsstoffe 

Der Kaktus enthalt Hordenin, Anhalidin, Pellotin, 3Dimethyltrichocerin, etwas Meskalin, NMethylmescalin und andere 6- 
Phenethylamine (MATA und MCLAUGHLIN 1982: 110', NEAL et al. 1972). 

Wirkung 

Ein Kaktus soil, wenn er frisch gegessen wird, eine peyoteahnliche Wirkung entfalten (vgl. Lophophora williamsii), zwar nicht 
ganz so stark, aber mit den typischen visuellen Veranderungen und Erscheinungen (EMBODEN 1994). 

Marktformen und Vorschriften 

Dieser seltene Kaktus gelangt fast nie in den internationalen Kakteenhandel. Eventuell lassen sich bei ethnobotanischen 
Versendern Samen beziehen. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Lophophora williamsii 

EMBODEN, William 

1994 Personliche Mitteilung. 

NEAL, 1. M., P T. SATO, W N. HOWALD und 1. L. 

McLaughlin 

1972 »Peyote Alkaloids: Identification in the Mexican 

Cactus Pelecyphora aselliformis EHRENBERG«, Science 176: 1131-1 133. 



Petroselinum crispum Petersilienkraut 

Familie 

Apiaceae (Umbelliferae) ( Doldenbliitler); Aploideae, Tribus Amminae 

Formen und Unterarten 

Die Art wird in zwei Unterarten eingeteilt (FRANK 1994: 105): 

Petroselinum crispum ssp. crispum (Blattpetersilie mit einer glattblattrigen und einer krausblattrigen Form, sowie drei 

C;hemovaren (siehe unter Inhaltsstoffe) 

Petroselinum crispum ssp. tuberosum (BERNH. ex RCHB.) SO (Wurzelpetersilie, Knollenpetersilie, Petersilienwurzel) 

Synonyme 

Apium hortense E.H.L. KRAUSE Apium laetum SALISB. Apium petroselinum L. 

Apium romanum ZUCCAGNI Apium vulgare DRUCE Carum petroselinum BENTH. et HooK. Helosciadium oppositifolium 
REUSS Ligusticum levisticum ELSMANN Petroselinum hortense HOFFM. Petroselinum macedonicum (LONITZER) BUBANI 
Petroselinum petroselinum KARST. Petroselinum sativum auct. non HOFFM. Petroselinum sativum HOFFM. Petroselinum 
vulgare KIRSCH L. Selinum petroselinum E.H.L. KRAUSE Slum OppOSltlfOhum KIT. Wydleria portoricensis DC. 

Volkstiimliche Namen 

Apio ortense (Italienisch), Apium, Bittersilche, Elixanter, Gartenpetersilie, Jaubert, Maghdunes (Irak), Oxillatrum, Parsley, Perejil 
(Spanisch), Persil, Peterchen, Peterlein, Peterling, Peterselie (HoUandisch), Petershiljen, Petersilie, Petersill, Petersillig, 
Petroselino, Petrosella, Pitar saleri (Hindi), Prezzemolo, Silk, Tukhm-i-kalam (Persisch) 

Geschichtliches 

Moglicherweise wurde die Petersilie von Dioskurides unter dem Namen sison als ein in Syrien genossener Same beschrieben (III, 
57). Der altagyptische Gebrauch ist umstritten (GERMER 1985: 144U). Eine der friihesten Beschreibungen der Petersilie erwahnt 



schon eine psychoaktive Wirksamkeit: »Im Geist des Menschen erzeugt sie Ernst« (HILDEGARD VON BINGEN, Physica I, 68). 
Sie ist seit dem Mittelalter in alien Pharmakopoen als Heilmittel verzeichnet (SCHNEIDER 1974 III: 43*). 
Die Petersilie hat in erster Linie kulinarische Bedeutung als Kiichengewiirz, Suppenkraut und Aromastoff (u.a. fiir alkoholische 
Getranke; vgl. Alkohol). In der Geschichte der psychoaktiven Substanzen ist sie nur von geringer Bedeutung. Sie war vielleicht 
ein Bestandteil der Hexensalben und des Theriaks. Sie wurde ofter als Bierzusatz verwendet. Das getrocknete Kraut wird seit den 
sechziger Jahren als Marijuanaersatz geraucht (vgl. Cannabis indica), die Wurzel wird manchmal als Bestandteil von 
Raucherwerk verwendet, und das Petersilienol dient der (illegalen) Produktion psychoaktiver Phenethylamine vom Typ des MDA 
Oder MDMA (siehe Myristica fragrans. Herbal Ecstasy; SHULGIN und SHULGIN 19910. 

Verbreitung 

Die Petersilie stammt vermutlich aus dem Mittelmeergebiet, ist durch Anbau heute weltweit verbreitet und z.T. auch verwildert. 

Anbau 

Petersilie laBt sich sehr einfach und erfolgreich aus Samen Ziehen. Die Samen brauchen nur in ein Beet mit guter Muttererde 
gestreut und begossen zu werden. 

Aussehen 

Das zweijahrige, wiirzig riechende Kraut hat fiederformig zerschnittene Blatter, glatte Stiele und eine spindel- oder riibenformige, 
senkrechte Wurzel. Die Wurzel der Unterart tuberosum ist wesentlich dicker und knollenartiger. Der sich von der Mitte an 
verzweigende Stengel mit der weiBen Bliitendolde erscheint erst im zweiten Jahr. Deshalb ist bliihende Petersilie den meisten 
Hobbygartnern unbekannt. Die Bliitezeit liegt zwischen Juni und Juli. An den 10- bis 20strahligen Dolden reifen die 2 bis 3 mm 
langen graubraunen Friichte heran. 

Petersilie kann mit der einzigen anderen Art der Gattung, Petroselinum segetum (L.) KOCH, tragischerweise aber auch mit der 
toxischen Hundspetersilie (Aethusa cynapium L.) und dem Gefleckten Schierling (Conium maculatum) verwechselt werden 
(FRANK 1994: 106). 

Droge 

- Kraut (Petroselini herba. Folia Petroselini, Herba Petroselini, Petersilienkraut), frisch oder getrocknet 

- Samen (Semen Petroselini, Petroselini fructus) 

- Petersilienfruchtol (Petroselinum aetheroleum e fructibus. Oleum Petroselini, Parsley seed oil, Griines Apiol, Apiolum) 

- Wurzel (Petroselini radix. Radix Petroselini, Petersilienwurzel) 

Zubereitung und Dosierung 

Von der Unterart crispum wird vor allem das Kraut, von der ssp. tuberosum hauptsachlich die Wurzel verwendet. 

Als medizinische Tagesdosis des getrockneten Krautes gelten 6 g (FRANK 1994: 1 15). Bei Einnahme der pulverisierten 

Petersilienfriichte gilt als therapeutische Einzelgabe die Menge von einem Gramm. Als Kalt- oder HeiBwasserauszug werden 1 bis 

3 g der kurz zuvor zerdriickten Samen pro Tag genannt (FRANK 1994: 1 12). Den HeiBwasserauszug oder AufguB laBt man 5 bis 

10 Minuten Ziehen. 

Das Petersilienfruchtol wird durch Destination der reifen Friichte gewonnen, die Zusammensetzung ist je nach chemischer Rasse 

verschieden (siehe Inhaltsstoffe). Es hat demnach unterschiedliche Anwendungsgebiete und Dosierungen. Das Ol aus der 

Apiolrasse wird zur Abtreibung benutzt. Dabei wird entweder einmal bis zu 10,8 g oder taglich 1 g iiber ein bis zwei Wochen 

eingenommen (FRANK 1994: 109). Fiir psychoaktive Zwecke ist nur das Ol der Myristicinrasse zu gebrauchen (vgl. Myristica 

fragrans). Leider sind keine verlaBlichen Angaben zur Dosierung verfiigbar. 

Rituelle Verwendung 

Petersilienkraut hat im mitteleuropaischen Brauchtum eine magische und apotropaische RoUe gespielt: 

»In Mahren macht das Kraut, wenn es zwischen dem 24. und 26. Juni gesat wurde, bei Kiihen den EinfluB der Hexen unwirksam. 
In vielen Gemeinden bekommt das Kind am ersten Jahrestage seiner Geburt einen Petersilienkranz aufgesetzt, well es dann die 
gefahrlichste Zeit iiberstanden hat. Verbreitet ist auch der Aberglaube, daB eine aus der Erde gezogene Petersilienwurzel jener 
Person den Tod bringt, an die beim Einpflanzen gerade gedacht wird. Die ruthenische Braut in Galizien tragi auf dem Weg zur 
Kirche Brot und Petersilie, uni dadurch bose Geister abzuhalten. Knoblauch und Petersilie bindet man auf das Leintuch, unter 
welchem die Wochnerin liegt, um diese vor Zaubereien zu schiitzen.« (SCHOPF 1986: 124) 

Artefakte 

Keine 

Medizinische Anwendung 

Volksmedizinisch wird Petersilienkraut zur Blutreinigung und zur Behandlung von Erkrankungen der Harnwege verwendet 
In der Homoopathie wird eine Essenz aus dem frischen Kraut unter dem Namen »Petroselinum -Petersilie« (Petroselinum crispum 
hom. HAB], Petroselinum sativum hom. HPUS88) sowie eine Tinktur aus den reifen Friichten unter dem Namen »Petroselinum e 
seminibus« verwendet (SCHNEIDER 1974 III: 43*). 



Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze enthalt ein atherisches Ol, bestehend aus Myristicin, p-Apiol (= Petersilienkampfer), Mono- und 
Sesquiterpenen. In den Samen ist die hochste Konzentration an atherischem Ol (2 bis 6%, durchschnittlich 2,7%) vorhanden 
(CZYGAN 1989: 268, FUHNER 1943: 240", ROTH et al. 1994: 552*); nach den Hauptbestandteilen des atherischen Ols der 
reifen Friichte werden drei Chemovare (chemische Rassen) unterschieden (FRANK 1994: 106, WARNCKE 1992): 

- Myristicinrasse, mit 49 bis 77% Myristicin, bis 3% Apiol und I bis 23% Allyltetramethoxybenzol - Apiolrasse, mit 58 bis 80% 
Apiol, 9 bis 30% Myristicin und bis zu 6% Allyltetramethoxybenzol 

- Allyltetramethoxybenzol-Rasse, mit 50 bis 60% Allyltetramethoxybenzol, 26 bis 37% Myristicin und Spuren von Apiol 

Das atherische Ol in der Wurzel von ssp. tuberosum besteht hauptsachlich aus Apiol (Hauptbestandteil, B-Pinen und Myristicin 
sowie Spuren von Elemicin, Limonen, Bisabolen, Sesquiphellandren und Germacren A (CZYGAN 1989: 370£, FRANK 1994: 
1 16). Im Kraut kommen auch Flavone (Apiin) und Furanocumarine vor (vgl. Cumarine). Die Friichte sind reich an fettem Ol 
(Petroselinsaure), die Wurzeln enthalten Polyacetylene und Furanocumarine. Das Petersilienkraut hat einen hohen Gehalt an 
Vitamin C (165 mg pro 100 g), daneben Nicotinamid und reichlich Kalium (1%). 

Wirkung 

Das atherische 01 der Apiolrasse hat stark abortative Wirkung (FUHNER 1943: 2401; es kann auch ein Koma auslosen (FRANK 
1994: 109). Das atherische Ol der Myristicinrasse hat vorwiegend psychoaktive, berauschende Wirkungen, mit denen der 
Myristicafragrans vergleichbar (CZYGAN 1989: 369). 

Marktformen und Vorschriften 

Frische Petersilie ist eines der meistverkauften Gewiirzkrauter. Im Krauter- und Apothekenhandel werden das getrocknete Kraut, 
die Samen und die getrocknete Wurzel (Schnittdroge) gehandelt (frei verkauflich). Samen sind auch im Blumenhandel erhaltlich. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Hexensalben, atherische Ole 

CZYGAN, Franz-Christian 

1989 »Petersilienfriichte« und »Petersilienwurzel«, in: M. WICHTL (Hg.), Teedrogen, S. 368-369 und 

370-371, Stuttgart: WVG. 
FRANK, Bruno 

1994 »Petroselinum«, in: Hegers Handbuch der pharniazeutisclien Praxis (5. Aufl.), Bd. 6: 105-1 19, Berlin: Springer. 
WARNCKE, D. 

1992 Untersuchungen Uber die Zusattitnensetzung der atherischen Ole von Petroselinum crispum (MILZ.) 
A.W. HILL und Petroselinum segetum (L.) KOCH 

unter besonderer Beriicksichtigung von Handelsdrogen und Handelsolen, Wiirzburg, Dissertation (Fach- 
bereich Biologie). 



Phalaris arundinacea Rohrglanzgras 

Familie 

Gramineae: Poaceae (Echte Graser/SUBgraser) 

Formen und Unterarten 

Es sind mehrere Varietaten und Kultivare beschrieben worden, darunter Phalaris arundinacea var. B picta L. (aus Nordamerika), 
das Bendgras. Der weitverbreitete Kultivar Phalaris arundinacea cv. Turkey Red produziert hauptsachlich 5-MeODMT 
(APPLESEED 1995: 37). 

Synonyme 

Baldingera arundinacea (L.) DUMORT. Phalaroides arundinacea (L.) RAUSCHERT Typhoides arundinacea (L.) MOENCH. 

Volkstiimliche Namen 

Bendgras, Canarygrass, Glanzgras, Militz, Phalaridos, Randgras, Reed Canarygrass, Reed grass, Rohrglanzgras 

Geschichtliches 

Das Rohrglanzgras war bereits im Altertum bekannt. Ob das phalaridos des Dioskurides als diese oder eine andere Art (z.B. 
Phalaris aquatica L. oder Phalaris canariensis L.) zu deuten ist, kann nicht entschieden werden. Verschiedene Graser tauchen in 
den Krauterbiichern der friihen Neuzeit auf. DaB Phalaris eine psychoaktive Pflanze ist, wurde eigentlich erst durch die 
phytochemische Untersuchung der Graser fiir landwirtschaftliche Zwecke bekannt. Seit einigen Jahren probieren die »Keller- 
Schamanen« Moglichkeiten der psychoaktiven Nutzung dieses und anderer Graser aus (vgl. Arundo donax, Phalaris spp., 
Phragmites australis). 



Verbreitung 

Das Gras ist in Eurasien, Nordafrika und Nordamerika verbreitet. Es wachst in dichten Bestanden an Ufern und auf feuchten 
Wiesen, oft in Rohricliten und GroBseggensiimpfen (sog. Phragmitetea). 

Anbau 

Das Gras kann aus Samen gezogen oder durch abgetrennte Wurzelsektionen vermehrt werden (APPLESEED 1995). Die Samen 
miissen nur auf der Erde ausgestreut werden. Das Gras hat gerne nahrstoffreiche, saure Boden und braucht die Nahe zum Wasser 
oder muB haufig gegossen werden. 

Aussehen 

Das mehrjahrige Gras bildet bis zu 2 Meter hohe, graugriine Halme aus, die sich verzweigen konnen. Die langen und breiten 
Blatter haben rauhe Kanten und sitzen an den Halmen. Die Rispe kann eine blaBgriine oder rotviolett angelaufene Farbung 
annehmen. Die Ahrchen sind einbliitig. Die Bliitezeit liegt zwischen Juni und August (CHRISTIANSEN und HANCKE 1993: 
74f.*). GroBe Exemplare konnen mit kleinen Formen von Phragmites australis verwechselt werden. 

Droge 

Blatter 

Zubereitung und Dosierung 

Das getrocknete Gras kann zwar geraucht werden, hat dabei aber fast niemals eine Wirkung. Zum Rauchen eignet sich besser ein 
aus den Blattern gewonnener Extrakt. Dieser kann auf folgende Weise gewonnen werden: Die getrockneten Blatter werden fein 
zerkleinert oder pulverisiert, am besten gefriergetrocknet (oder auch mehrfach eingefroren und wieder aufgetaut). Das so 
vorbereitete Material wird mit Wasser im Mixer zu einem Brei verarbeitet, der mit einer Saure (z.B. Essigsaure) gesauert und 
leicht gekochelt wird. Das Ganze wird schlieBlich zu einer teerartigen Masse eingekocht. Diese Masse kann dann in etwas 
Alkohol (oder einem Ethanol-Wasser-Gemisch) gelost werden. Mit dieser Losung wird gut rauchbares Pflanzenmaterial (z.B. 
Damianakraut; vgl. Turnera diffusa) getrankt. Nach dem Trocknen soUte eine recht potente Rohdroge vorliegen (vgl. DEKORNE 
7995; 187ff.') . 

Das Gras wird immer haufiger zur Herstellung von Ayahuascaanalogen verwendet, allerdings liegen bisher kaum detaillierte 
Erfahrungen iiber optimale Dosierungen oder definitive Angaben iiber die verwendbaren Rassen bzw. Sippen des Grases vor 
(APPLESEED 1993). 

Eine Kombination von 12,5 g Extrakt aus den Samen von Peganum harmala und 50 mg des Phalaris-Extraktes hat zwar zu 
psychedelischen Wirkungen, aber in Wellen auftretender Ubelkeit gefiihrt (DEKORNE 1995: 151*). Phalaris hat bei 60 g 
Frischgewicht und 3 g Peganum harmala stark toxische Effekte erzeugt (FESTI und SAMORINI 1994). 

Rituelle Verwendung 

Bis jetzt ist eigentlich kein traditioneller Gebrauch von Phalaris arundinacea als psychoaktive Substanz bekannt geworden. 
Allerdings beschreibt der romische Dichter Ovid (43 v. Chr. bis 77 n. Chr.) eine schamanische Verwandlung, die von einem - 
leider nicht naher bestimmten - »Gras« ausgelost wurde. In der Geschichte von Glaucus, einem Fischer aus Anthedon in Bootien 
berichtet Glaucus selbst iiber seine wundersame Metamorphose zu einem Meergott: 

»IIat ein Gott dies bewirkt oder der Saft des Grases? Und ich sage: „Welches Kraut hat denn solche Kraft?" Schon hat meine 
Hand Gras abgerupft und mein Zahn das Abgerupfte gekaut. Kaum hat die Kehle die unbekannten Safte so recht geschluckt, als 
ich plotzlich ein Beben in der Brust fiihlte; Sehnsucht nach einem anderen Lebensbereich riB mich mit sich fort. Ich konnte nicht 
lange widerstehen: „Leb wohl, Erde, auf Nimmerwiedersehen!" Ich sprach's und tauchte in die Meerestiefe. Da nehmen mich die 
Meergotter auf, ehren mich als Mitregenten und bitten Oceanus und Tethys, alles Sterbliche, das ich an mir trage, von mir zu 
nehmen. Ich werde von ihnen gelautert, muB neunmal einen Spruch wiederholen, der mich von Frevel reinigt, und dann meine 
Brust unter hundert Fliisse halten. Und alsbald winden sich von verschiedenen Seiten Strome heran, und das ganze Meer ergieBt 
sich iiber mein Haupt. Soweit kann ich dir die denkwiirdige Begebenheit erzahlen, soweit ich mich erinnere; mein BewuBtsein hat 
das Weitere nicht mehr wahrgenommen. Kaum war es zuriickgekehrt, war ich mir neu geschenkt, doch am ganzen Leibe ein 
anderer als zuvor, und auch mein BewuBtsein war nicht mehr dasselbe. Damals sah ich zum erstenmal diesen griinspanfarbenen 
Bart und mein Haar, das ich im Meer lang hinter mir herziehe, die machtigen Schultern, die blaulichen Arme und die Schenkel, 
die sich am Ende zu einer Fischflosse kriimmen.« (OVID, Metatriorphosen XIII, 940ff. ) 

Vielleicht war das »Gras« Phalaris ariifidinacea, von dem man in der Antike eine Zubereitung gekannt hat, die es fiir Rituale der 
Tierverwandlung geeignet macht. 

Artefakte 

Keine 

Medizinische Anwendung 

Dioskurides gibt an, daB das »zerstoBene, mit Wasser oder Wein zu Saft verarbeitete Kraut getrunken die Kraft hat, bei 
Blasenleiden gut [ zu ] wirken« (III, 149). 



Inhaltsstoffe 

Das ganze Gras enthalt Indolalkaloide, die in ihrer Zusammensetzung je nach Rasse, Sippe, Standort, Erntezeit usw. sehr variabel 
sein konnen (MARTEN 1973, OSTREM 1987). Meist ist N,NDMT, MMT, 5-MeO-DMT enthalten (MARUM et al. 1979). Das 
Gras kann daneben hohe Konzentrationen an Gramin, einem sehr toxischen Alkaloid, aufweisen (APPLESEED 1995). 

Wirkung 

Beim Rauchen einer geeigneten Zubereitung konnen Effekte wie durch NN-DMT eintreten. Bei den bisher getesteten 
Ayahuascaanalogen sind zwar auch »ayahuascaahnliche Wirkungen« verzeichnet worden, aber oft werden unangenehme 
Erfahrungen berichtet (vgl. FESTI und SAMORINI 1994). 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen werden im ethnobotanischen Fachhandel angeboten. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Arundo donax, Phragmites australis, Ayahuascaanaloge, NN-DMT, 5-MeO-DMT 

APPLESEED, Johnny 

1993 »Ayahuasca Analog Plant Complexes of the 
Temparate Zone: Phalaris arundlnacea and the 
Desrnanthus spec.«, Integration 4: 59-62 

1995 »Phalaris in groBen Mengen«, Entheogene 4: 

36-37. 
FES-ri, Francesco und Giorgio SAMORINI 

1994 »Alcaloidi indolici psicoattivi nei generi Phalaris 
e Arundo (Grariiinaceae): Una rassegna«, Annali dei 

Musei Civici di Rovereto 9(1993): 239-288. (Sehr gute Bibliographic.) MARTEN, G.C. 

1973 »Alkaloids and Palatability of Phalaris arundi 

nacea Grown in Diverse Environments*, Agronomy 

Journal 65: 199-201. 
MARUM, P., A.W. HovlN und G.C. MARTEN 

1979 » Inheritance of Three Groups of Indole Alka- 
loids in Reed Canarygrass«, Crop Science 19: 539-544. OSTREM, L. 
1987 »Studies an Genetic Variation in Reed 
Canarygrass, Phalaris arundlnacea I: Alkaloid Type 
and Concentration*, Hereditas 107: 235-248. 



Phalaris spp. Glanzgraser 

Familie 

Gramineae: Poaceae (Echte Graser/SUBgraser) 

Nach einer griindlichen Revision der Gattung Phalaris werden insgesamt 22 Arten akzeptiert. Die meisten Arten (11) kommen im 
Mittelmeergebiet vor, wo sie zur einheimischen Flora gerhoren. Im Siidwesten Nordamerikas sind vier Arten einheimisch 
(BALDINI 1995). Viele Arten sind, genau wie Phalaris arundlnacea, sehr variabel. Es liegen offensichtlich bei den 
verschiedenen Arten jeweils Chemotypen und chemische Rassen vor. Daher ist das Experimentieren mit unbekannten Phalaris- 
Sorten ohne vorhergehende Analyse sehr gefahrlich. In vielen Grasern kommt das sehr giftige Alkaloid Gramin vor. 

Phalaris aquatica L. [syn. Phalaris bulbosa auct. non L., Phalaris commutata ROEM. et SCHULT., Phalaris nodosa 
MURRAY, Phalaris tuberosa L.] Wasserglanzgras 

Diese aus dem Mittelmeerraum stammende Art ist heute weltweit verbreitet. In Australien ist Phalaris aquatica sehr haufig und als 
giftiges Gras auf den Schafweiden gefiirchtet (MCB ARRON 199 1 : 17). Gerade diese Art enthalt vermutlich mit den hochsten 
NN-DMT-Gehalt der Gattung (BAXTER und SLAYTOR 1972, MACK et al. 1988). Ob dieses Gras von den Aborigines in 
irgendeiner Form benutzt wurde, ist unbekannt. Auch fehlen Hinweise darauf, ob das Gras bereits vor der Ankunft der Europaer in 
Australien heimisch war oder erst mit den Rindern und Schafen eingefiihrt wurde. Es gibt mehrere Varietaten (z.B. var. australia, 
var. uneta), die z.T. chemische Rassen bilden. Manche Sorten oder Sippen enthalten iiberwiegend A'.ATDMT, andere hauptsachlich 
5-MeO-DMT (MACK und SLAYTOR 1979, MULVENA und SLAYTOR 1982 und 1983). Dieses Gras wird zunehmend zur 
Bereitung von Ayahuascaanalogen getestet. 

Phalaris spp. - Rohrglanzgraser 

In altagyptischen Grabern sind Grabgirlanden entdeckt worden, in die Telle oder ganze Stengel samt Rispen von Phalaris spp. 
eingearbeitet worden waren (GERMER 1985: 2190. Moglicherweise sind in vielen Phalaris-Arten psychoaktive Tryptamine 
anwesend. 



Literatur 

Siehe auch Phalaris arundinacea, Ayahuascaanaloge 

ANONYM 

1995 »Phalaris Special*, Elelisis 49-51. BALDINI, Riccardo M. 

1993 »The Genus Plialaris L. (Gramineae) in Italy*, 

Webbia 47: 1-53. 

1995 »Revision of the Genus Plialaris L. (Grami 
neae)«, Webbia 49: 265-329. 

BAXTER, C. und M. SLAYTOR 

1972 »Biosynthesis and Turnover of N,N-Dimethyl 
tryptamine and 5-Methoxy-N,N-Dimethyltrypt 

amine in Phalaris tliberostl«, Phy tocher rtistry 1 1 : 
2767-2773. 

MCBARRON, E. J. 

1991 Poisonous Plants, Melbourne, Sydney, London: 
Inkata Press. 

MACK, J.P G., et al. 

1988 »NN-Dimethyltryptamine Production in 
Phalaris aquatica Seedlings: A Mathematical Model 
for Its Synthesis*, Plant Physiology 88: 315-320. 

MACK, J.PG. und M. SLAYTOR 

1979 »lndolethylamine N-Methyltransferase of 
Phalaris tuberosa«, Phytochemistry 18: 1921-1925. 

MULVENA, D.P und M. SLAYTOR 

1982 »Separation of Tryptophan Derivatives in 
Phalaris aquatica by Thin Layer Chromatography*, 

Journal of Chromatography 245: 155-157. 

1983 »N-Methyltransferase Activities in Phalaris 

aquatica«, Phytocllemistry 22(1): 47-48. 



Phragmites australis Gemeines Schilfrohr 

Familie 

Gramineae (Poaceae; SuBgraser) 

Formen und Unterarten 

Es sind mindestens zwei Unterarten beschrieben worden (GERMER 1985: 2050: 
Phragmites australis ssp. altissimus (BENTH.) CLAYTON 
Phragniites australis ssp. stenophyllus (Boiss.) BOR. 

Synonyme 

Arundo isiaca DEL. Arundo phragmites L. Arundo vulgaris LAM. Phragmites communis L. Phragmites cotrittiiinis TRIN. 
Phragrmtes comrtiunis var. isiacus (DEL.) COSS. et DR. 

Volkstiimliche Namen 

Calamus vallaris, Canna sepiaria, Carrizo, Carrizo de panocha. Common reed, 'Eqpe'w (Chumash), Gemeines Rohr, Harundo, 
Iqpew, Lok'aa' (Navajo »Rohr«), Kalamos, Phragmites (Griechisch), Ranciil, Reed, Reedgrass, Ried, Rohr, Schelef, Schilf, 
Schilfrohr, Topo, Xapij 

Geschichtliches 

Das Schilfrohr wurde im alten Agypten vielseitig, vor allem als Werkstoff, genutzt (GERM ER 1985: 205* ). Es wird bereits von 
Theophrast, Dioskurides und Plinius beschrieben. Ein traditioneller Gebrauch fiir psychoaktive Zwecke - anders als der als 
Garstoff -ist bisher nicht dokumentiert worden. 

Das Schilfrohr wurde im Laufe der Geschichte vielseitig verwendet, etwa zum Dachdecken, zur Zellulosegewinnung, zur 
Herstellung von Pfeilen, Rohrmatten und Musikinstrumenten (AICHELE und HOFMANN 1991: 120*; vgl. Arundo donax). Die 
Pflanze wurde auch als Nahrungslieferant gebraucht. Aus den Samen kochte man Griitze, junge SchoBlinge ergeben ein gutes 
Gemiise, und das siiBe Mark kann zu fermentierten Getranken (Bier) verarbeitet werden (BREMNESS 1995: 202*, TIMBROOK 
1990: 246*). 

Verbreitung 

Das Schilfrohr ist in Mitteleuropa das groBte Gras und wachst oft an Seeufern (aber im Wasser) in sogenannten Rohrichten. Das 
Gras kann auch an Land gedeihen, aber nur dann, wenn der Grundwasserspiegel dicht unter der Oberflache liegt und sich nicht 
iiber langere Perioden absenkt, z.B. auf Riedgraswiesen und im Flachmoorgebiet (CHRISTIANSEN und HANCKE 1993: 89*). 
Das Schilfrohr ist heute auf der ganzen Erde anzutreffen. 



Anbau 

Die Vermehrung erfolgt hauptsachlich vegetativ. Das Gras laBt sich leicht aus einem Stiick der Wurzel (Erdachse) Ziehen. Das 
Schilfrohr bevorzugt sumpfige Erde und braucht viel nahrstoffhaltiges Wasser. Es ist gut als Zierpflanze fiir Gartenteiche 
geeignet. Es vertragt allerdings kein saures Wasser (CHRISTIANSEN und HANCKE 1993: 89*). 

Aussehen 

Das mehrjahrige Sumpfgras bildet eine dicke, kriechende, vielverzweigte Erdachse (Rhizom) aus, von der Auslaufer in den 
sumpfigen Untergrund ausgehen. Die Halme werden 1 bis 3 Meter hoch, die Blatter haben rauhe Kanten, werden 40 bis 50 cm 
lang und 1 bis 2 cm breit. Die sehr groBe, 15 bis 40 cm lange Rispe ist vielbliitig und bildet dunkelviolette, vier- bis sechsbliitige 
Ahrchen aus. Die Bliitezeit liegt zwischen Juli und September (CHRISTIANSEN und HANCKE 1993: 88*). Die Samen reifen 
erst im Winter, wenn auch die Blatter abgeworfen werden. Dann nimmt die Rispe meist eine hellweiBe Farbe an. Die neuen Triebe 
erscheinen erst im Friihsommer und wachsen recht langsam. Die Unterart altissirnus wird mindestens 5 Meter hoch. In den 
Tropen kann das Schilfrohr bis zu 10 Meter hoch werden und ist dann leicht rmiArundo donax zu verwechseln (AICHELE und 
HOFMANN 1991: 120*). Von Arundo donax ist das Gras gut an seiner nur nach einer Seite hangenden Bliitenrispe zu 
unterscheiden (GERMER 1985: 205*). 

Droge 

Wurzel (Schilfrohrwurzel, Radix Arundinis vulgaris) 

Zubereitung und Dosierung 

Der frische oder getrocknete Wurzelstock (20 bis 50 g) wird mindestens 15 Minuten ausgekocht und, mit 3 g Samen von 
Peganum harmala kombiniert, als Ayahuascaanalog getrunken. Vorsicht bei der Dosierung! 

Rituelle Verwendung 

Fiir die Navajo ist das Schilfrohr eine heilige Pflanze von ritueller Bedeutung. In ihrer Schopfungsgeschichte war es das 
Schilfrohr, das die Menschheit (d.h. die Navajo) bei der GroBen Flut gerettet hat. Die Navajo erhielten das Schilfrohr von einer 
Heiligen Person. Die Menschen, Tiere und Insekten kletterten in das magische Rohr, das sogleich bis zum Himmel wuchs. Damit 
es gerade aufsteigen konnte, nahm eine Heilige Person eine Feder und befestigte sie an dem aufschieBenden Rohr wie eine 
Pfeilbefiederung. Daher hat das Schilfrohr heute noch eine Bliite, die wie eine Feder im Wind flattert. Aus dem Schaft des 
Schilfrohrs werden die Gebetsstangen fiir alle Zeremonien und Heilrituale gefertigt (MAYES und LACY 1989: 101 f.') . 
Die nordmexikanischen Seriindianer benutzen Fragmente des Rohrs zum Rauchen wilder Tabakarten (siehe Nicotiana spp.). 

Artefakte 

Das Schilfrohr ist auf vielen altagyptischen Kunstwerken dargestellt, z.B. auf den Wandmalereien von Medinet Habu und 
Amarna. Der charakteristischen Bliitenrispe ist sogar eine Hieroglyphe (j) nachempfunden worden (GERMER 1985: 205f.*). 
Aus den Stengeln werden die Gebetsstangen der Navajo und Pfeilschafte vieler Volker gefertigt. 

Medizinische Anwendung 

In der Spatantike wurde aus der fein zerriebenen Wurzel zusammen mit Zwiebeln ein Umschlag oder Pflanzenpflaster zum 
Ausziehen von Dornen und Splittern bereitet. Mit »Essig vermischt lindert sie Verrenkungen und Hiiftschmerzen« 
(DIOSKURIDES 1, 114). Das Kraut wurde in Europa friiher als Diuretikum verwendet (SCHNEIDER 7974 111: 541. Zum 
selben Zweck wird volksmedizinisch ein AufguB aus der Wurzel getrunken (AICHELE und HOFMANN 1991: 1200; er dient 
ebenfalls zur Behandlung von Verschleimung, Husten, Lungenschmerzen und Schluckauf (BREMNESS 1995: 2020. 
Die Navajo benutzen einen Tee als brechenerregendes Mittel bei bestimmten Mag en- und Hautproblemen (MAYES und LACY 
1989: 101 *). 

Inhaltsstoffe 

Der Wurzelstock enthalt NN-DMT, 5-MeODMT, Bufotenin und Gramin (WASSEL et al. 1985). 

Wirkung 

Dioskurides gibt an, daB die Bliitenbiischel von Phragmites australis - genau wie jene von Arundo donax-, wenn sie in die Ohren 
gelangen, Taubheit hervorrufen (1, 114). 

Die Berichte iiber psychoaktive Wirkungen von Phragmites australis sind fast ausschlieBlich Erfahrungen mit einem 
Ayahuascaanalog, das aus dem Wurzelextrakt, Zitronensaft und den Samen von Peganum harmala besteht. Es wird meistens von 
unangenehmen Nebenwirkungen (Ubelkeit, Erbrechen, Diarrhoe) gesprochen (EROS 1995). 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur S 

iehe auch Eintrage unter Arundo donax, Phalaris arundinacea, Ayahuascaanaloge 

ANONYM 

1995 »Phragmites Australis - Eine weitere Pflanze zur 



Ayahuasca-Bereitung«, Entheogene 4: 39-40. EROS 

1995 » Phragmites australis: positiv«, Entheogene 5: 43. WASSEL, G.M., S.M. EL-DIFRAWY und A.A. SAEED 

1985 »Alkaloids from the Rhizomes of Phragmites 

australis CAv.« , Sclentla Pharmaceutlca 53: 169-170. 



Phytolacca acinosa Kermesbeerspinat, Shang Lu 

Familie 

Phytolaccaceae (Kermesbeerengewachse) 

Formen und Unterarten 

Die Chinesen unterscheiden eine Form mit weiBen Bliiten und einer weiBen Wurzel, die als harmlos und eBbar gilt, und eine 
Form, mit roten Bliiten und einer rotlichen Wurzel, die als gefahrlich, giftig und halluzinogengilt (LI 1978: 21). Die eBbare Sorte 
ist vermutlich die Varietat Phytolacca acinosa ROXB. var. esculenta MAXIM., die friiher als eigene Art betrachtet wurde (siehe 
Synonyme). 

Synonyme 

Phytolacca esculenta VAN HOUTTE 

Volkstiimliche Namen 

Cancer-root, Chinese pokeweed, Chinesische Kermesbeere, Dpa'-bo dkar-po, Dpa'-bo ser-po (Tibetisch), Fu, Indian poke, Jaringo, 
Jaringo sag (Nepali), Jumper, Pokeweed, Shang-lu, Sweet belladonna, Tibetische Kermesbeere, White pokeberry. Yellow 
pokeberry 

Geschichtliches 

Die eBbare Varietat (var. esculenta) wird unter dem Namen fii bereits im altchinesischen Shih Ching, dem »Buch der Lieder« (ca. 
1000-500 V. Chr.), erwahnt (KENG 1974: 4020. Die Blatter werden von alters her als Gemiise gegessen (LI 1978: 21*). Die 
Pflanze wird bis heute in der traditionellen chinesischen und tibetischen Medizin verwendet. Die Gattung Phytolacca ist 
inzwischen pharmakologisch und chemisch recht gut bekannt (Woo 1978). Die Psychoaktivitat ist umstritten. 

Verbreitung 

Im Himalaya kommt die Pflanze zwischen 2000 und 3000 Meter Hohe vor (POLUNIN und STAINTON 1985: 3420. Sie ist in 
Tibet, China, Korea, Japan und Indien verbreitet und in Europa stellenweise eingebiirgert (z.B. Griechenland). Sie wird in vielen 
europaischen botanischen Garten angebaut. 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht mit Samen. Sie werden vorgekeimt und in gute Muttererde gepflanzt. Das ausdauernde Gewachs laBt 
sich in Mitteleuropa recht gut kultivieren. Nach der Fruchtperiode stirbt das oberirdische Kraut ab. Im nachsten Friihjahr treibt die 
Wurzel neue Triebe aus. 

Aussehen 

Das buschige, stark verzweigte Kraut wird etwa einen Meter hoch, hat groBe, bis zu 26 cm lange, langliche, spitz zulaufende 

Blatter. Die Stengel haben normalerweise eine hellgriine, manchmal aber eine violette Farbe. Die Bliiten stehen in endstandigen 

Trauben. Sie sind weiBlich, die reifen Beerenfriichte dunkelviolett bis schwarz. Die Pflanze bliiht im Juni, die Friichte reifen bis 

August. Manchmal finden sich Friichte und Bliiten an derselben Traube. Die Pflanze hat eine riibenformige WurzelknoUe. 

Shang Lu ist leicht mit der Amerikanischen Kermesbeere Phytolacca atnericana L. [syn. Phytolacca decandra L.] zu 

verwechseln. Diese Art soil von den nordamerikanischen Indianern des pazifischen Siidwestens als Narkotikum verwendet 

worden sein (EMBOLIEN 1986: 164* ).'7 

Phytolacca annosa hat im Unterschied zu Phytolacca americana senkrecht hochstehende Bliitenund Fruchtstande; bei der 

amerikanischen Verwandten stehen die Bliiten- und Fruchtstande schrag zur Seite. 

Die corczUllo, colorities oder hierba moral genannte, nah verwandte Art Rivina humilis L. (Phytolaccaceae) soil mit dem 

aztekischen Narkotikum attttttlaxiotl identisch sein (DiAZ 1979: 93*). 

Droge 

Wurzel 

Zubereitung und Dosierung 

Wie die Wurzel fiir psychoaktive Zwecke zubereitet und in welcher Dosis sie benutzt werden muB, ist leider nicht iiberliefert. 
Moglicherweise wurde sie als Zusatz bei der Herstellung von Sake benutzt, denn in den diirftigen Quellen wird von einer 
»gebrauten« Zubereitung gesprochen. 



Die jungen und zarten Blatter und Stengel werden in Nepal als Gemiise gekocht und gegessen (MALLA 1982: 193); daher auch 
der deutsche Name Kermesbeerspinat. 

Rituelle Verwendung 

Im alten China wurde die Wurzel mit Ginseng (Panax gipseng) und Alraune (Mandragora officinarum) zusammen in eine 

Kategorie zusammengefaBt. Die Wurzel wurde auch als Ersatz fiir Tollkirschenwurzel (Atropa belladonna) verwendet 

(EMBOLIEN 1986: 1640. 

T'ao Hung-ching hat berichtet, daB die Pflanze »von den Taoisten benutzt wird. Wenn sie gekocht oder gebraut und genommen 

wird, ist sie gut fiir Unterleibsparasiten und um Geister zu sehen« (LI 1978: 22*). Su Sung schreibt: »Sie wurde in alten Zeiten 

sehr viel von den Zauberern [= Schamanen] gebraucht.« (LI 1978: 22*) Su Ching wird etwas genauer: 

»Diese Medizin gibt es in zwei Arten, einer roten und einer weiBen. Die weiBe Art wird in der Heilkunst gebraucht. Die rote Art 

kann benutzt werden, um Geister herbeizurufen; sie ist sehr giftig. Sie kann sonst nur auBerlich bei Entziindungen gebraucht 

werden. Wird sie gegessen, ist sie sehr grausam: sie bewirkt blutigen Stuhl. Sie kann todlich sein. Sie bewirkt, daB man Geister 

sieht.« (LI 1978: 221. Leider ist ansonsten nichts welter iiber einen schamanischen oder alchemistischen Gebrauch bekannt 

geworden. 

Artefakte 

Die Pflanze ist auf tibetischen Medizinthankas abgebildet (ABIS 1992: 79, 2350. 

Medizinische Anwendung 

Die Wurzeln von Shang lu (Phytolacca acinosa RoxB. var. esculenta MAXIM.) werden in der traditionellen chinesischen 
Medizin zur Behandlung von Tumoren, Odemen und Bronchitis verwendet (YEUNG et al. 1987, Yi 1992). Sie wird in der 
asiatischen Volksmedizin speziell wegen ihrer entziindungshemmenden und antirheumatischen Wirkung geschatzt. 
In der tibetischen Medizin werden der Wurzel kiihlende Eigenschaften zugeschrieben. Sie wird als Antidot, bei der Behandlung 
chronischer Fieber und zur Schmerzbehandlung von Wunden eingesetzt. Die nepalesischen Sherpa benutzen die Wurzelpaste als 
starkes Purgativ bei Lebensmittelvergiftungen (BHATTARAI 1989: 51 *). 

Inhaltsstoffe 

In den Wurzeln von Phytolacca acinosa RoxB. var. esculenta MAXIM, wurden verschiedene Saponine (Esculentosid I, 

Esculentosid N, Derivate des Phytolaccagenins) entdeckt (Yi 1992). In den Blattern wurden die Triterpene Phytolaccagenin und 

Acinospesigenin gefunden (SPENGEL Lind SCHAEFFNER 1990). In den Friichten kommen Sauren des 28,30-Dicarboxy- 

Oleanen-Typs bzw. deren Ester vor (SPENGEL et al. 1992); es wurden die Triterpene Acinosolsaure, Phytolaccagenin 

(Summenformel Cj,II4007), Phytolaccageninsaure, Esculentinsauren, Jaligoninsaure, Phytolaccagenin A, Acinosolsaure A und B 

identifiziert (HARKAR et al. 1984). 

In Wurzeln, Blattern und Samen kommen Proteine vor, die abtreibend wirken (YEUNG et al. 1987). 

In der fiir grasendes Vieh giftigen hri Phytolacca bogotensis H.B.K. sind Cyanoglykoside nachgewiesen worden (SCHULTES 

1977b: 1110. 

Wirkung 

AuBer den alten chinesischen Quellen, nach denen der Gebrauch von Shang Lu »Geister sehen laBt« - also halluzinogen ist -, sind 

keine psychoaktiven Erfahrungen berichtet worden. 

Betaubende Wirkungen sind moglich, da auch andere Arten der Gattung narkotisch verwendet werden. Die kolumbianischen 

Kofanindianer stellen aus den Blattern von Phytolacca rivinoides KUNTH et BOUCHE und den Blattern einer Phyllanthus sp. ein 

Fischgift her (SCHULTES 1977b: 1120. 

Die in der Gattung vorhandenen Saponine (Triterpen-Aglycone) in den Wurzeln haben immunstarkende, entziindungshemmende 

und moUuskentotende Wirkungen (PARKHURST et al. 1990, YI 1992). 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen sind gelegentlich im Samen- oder Blumenhandel erhaltlich, da der Strauch eine schone Zierpflanze darstellt. 

Literatur 

BARBIERI, L., G.M. ARON, J.D. IRVIN und F. STIRPE 

1982 »Purification and Partial Characterization of 
Another Form of the Antiviral Protein from the Seeds of Phytolacca arnericana L. (Pokeweed)«, Biochemical Journal 203:55-59. 
HARKAR, S., T.K. RAZDAN und E.S. WAIGHT 

1984 » Further Triterpenoids and ' ~C NMR Spectra of Oleanane Derivatives from Phytolacca acinosa« , 
Phytoc hemistry 23(12): 2893-2898. 

MALLA, Samar Bahadur (Hg.) 1982 Wild Edible Plants of Nepal, Kathmandu: Department o/Medicinal Plants (Bulletin No. 9). 
PARKHURST, Robert M., David W. THOMAS, Robert P. 

ADAMs, Lydia P: MAKHUBu, Brian M. MTHUPHA, L. WOLDE-YOHANNES, Ephraim MAMO, George E. 

HEATH, Janeen K. STROBAEUS und William O. JONES 1990 » Triterpene Aglycones froh Various Phytolacca dodecandra Populations*, Phytoc hemistry 
29(4): 
1171-1174. 

SPENGEL, Sigrid, St. LUTERBACHER und Willi SCHAFFNER 1992 »Phytolaccagenin and Phytolaccagenic Acid from Berries, Roots, Leaves, and Calli of 
Phytolacca dodecandra«, Planta Medica 58, Suppl. Issue 1: A 684. 



SPENGEL, Sigrid und Willi SCHAFFNER 

1990 »Acinospesigenin - ein neues Triterpen aus den Blattern von Phytolacca acmosa«, Planta Medica 56: 

284-286. 

Woo, W.S. 1978 The Chemistry and PUarrriacolo~gy of Phytolacca Plants, Seoul: Natural Product Research Institute, Seoul Natural University. 

YEUNG, H.W., Z. FENG, W.W. LI, W.K. CHEUNG und T.B. NG 1987 »Abortifacient Activity in Leaves, Roots and Seeds of Phytolacca aciriosa«. Journal of 

Etllri(?pharmacology 21: 31-35. 

Yl Yang-Hua 1992 » Two New Saponins from the Roots of Phytolacca esculenta«, Planta Medica 58: 99-101. 



Piper auritum Goldpfeffer 

Familie 

Piperaceae (Pfeffergewachse); Tribus Pipereae 

Formen und Unterarten 

Moglicherwesie gibt es Varietaten, Formen oder Unterarten, die sich anhand der Blatter unterscheiden lassen. Allerdings ist die 
Taxonomie der neotropischen Piper-Arten recht verworren. 

Synonyme 

Piper auritum KUNTH. Piper umbellatum L. 

Moglicherweise ist auch Piper sanctum (MIQ.) SCHL. ein Synonym; MARTiNEZ 1987: 1188 listet praktisch dieselben 

mexikanischen Namen fiir die beiden Arten auf. 

Volkstiimliche Namen 

Acoyo, Acuya, Acuyo, Aguiyu, Alahan, Bakanil a iits' (Huastekisch), Cordoncillo, Cordoncillo bianco, Corriemineto, 
Coyoquelite, Hierba anis (»Aniskraut«), Hierba de Santa Maria (Spanisch »das Kraut der heiligen Maria«)'7y, Hierba santa, 
Hinojo sabalero, Ho'ben (Lakandon »das Kraut der Fiinf«), Hoja de anis, Hoja de cancer, Hoja santa (Mexikanisch »Heiliges 
Blatt«), Homequelite, Ix-maculan, Jaco, Jinan (Totonakisch), Ma'haw, Ma'joo, Maculan, Mak'ulan, Mecaxochitl (Nahuatl), 
Momo, Mumun, Mumun te' (Tzeltal), Omequelite, Omequilit-dos quelite, Santa Maria"°, Tlampa, Tlanepa, Tlanepaquelite, 
Tlanipa, Totzoay, Tzon tzko ntko. Wo, Woo, Xalcuahuitl, Xmaculan (Maya/Q.Roo), Xmak-ulam, Xmak'ulan, X'obel (Maya de 
San Antonio/Belize), Yerba Santa 

Geschichtliches 

Der Goldpfeffer ist ein altes, traditionelles Heilmittel der Maya, das bereits in den sparlichen Quellen der Kolonialzeit (z.B. dem 

MOTUL-Worterbuch sowie den Relaciones de Yucatan) als Medizinpflanze erwahnt wird (Rots 1976: 263" ). Im heutigen 

Mexiko gilt er vor allem als ein Gewiirz; Fische und Meeresfriichte werden, in den groBen, aromatischen Blattern eingewickelt, 

gedunstet (BYE und LINARES 1983: 6*, CIORO 1982: 1430. 

In Panama wurden oder werden mit den Blattern Fische gefangen. Anscheinend hat ihr Geruch eine anziehende Wirkung auf den 

sabalo pipwu genannten Speisefisch (GUPTA et al. 1985). 

In Brasilien dienten die Blatter der industriellen Produktion von Safrol als Rohdroge fiir den internationalen Markt (miindliche 

Mitteilung von RoB MONTGOMERY). 

Verbreitung 

Der Goldpfeffer ist von Mexiko iiber Zentralamerika bis nach Siidamerika verbreitet. Er ist in der tropischen Flora von Mexiko 
(Chiapas), Belize, Panama und Brasilien sehr haufig und wurde auch in andere tropische Gebiete verschleppt. 

Anbau 

Die Pflanze laBt sich am einfachsten durch Stecklinge, die aus den unteren Stengeln geschnitten werden (ca. 75 bis 20 cm lang), 
vermehren. In tropischen Gebieten kann sie sehr leicht verwildern und gewisse okologische Schaden durch Verdrangung anderer 
Pfeffergewachse (z.B. Piper methysticum) bewirken (wie z.B. auf Hawaii). 

Aussehen 

Der immergriine, mehrjahrige Strauch wird bis zu 4 bis 5 Meter hoch und bildet verzweigte, griine Stengel aus, die erst spat am 

unteren Ende verholzen. Seine gegenstandigen Blatter sind oval, spitz zulaufend und stehen waagerecht zur Seite oder hangen 

leicht herab. Die griin-weiBen, sehr diinnen Bliitenstande ragen senkrecht nach oben und werden iiber zehn Zentimeter lang. 

Der Goldpfeffer ist leicht mit der sehr ahnlichen, ebenfalls hoja santa genannten Art Piper sanctum (moglicherwesie ein 

Synonym) zu verwechseln. Auch diese Art enthalt reichlich Safrol (MARTiNEZ 1994: 1851. Piper sanctum wird nur bis zu 1,5 

Meter hoch und kommt nicht im siidostlichen Tiefland vor (ARGUETA et al. 1994: 8131. 

Die nahe verwandte, ahnliche, aber im Ganzen kleinere Art Piper amalago L. (siehe Piper spp.) enthalt ebenfalls Safrol und wird 

ethnobotanisch ganz ahnlich benutzt (ARVIGO und BALICK 1994: 64£* ). Diese Pflanze wird von manchen Mayas als 

»Weibchen« zum »mannlichen« Goldpfeffer betrachtet. 

Der Goldpfeffer sieht fast genauso aus wie Piper methysticum und kann vom Laien meist nur am Geruch der Blatter unterschieden 

werden. 



Droge 

- Frische Blatter 

- Getrocknete Blatter 

- Atherisches Ol 

Zubereitung und Dosierung 

Die im Schatten getrockneten Blatter werden pur oder zusammen mit anderen Krautern (siehe Rauchmischungen) geraucht. Die 

frischen Blatter werden in Alkohol (aguardiente = Zuckerrohrschnaps; Mescal, siehe Agave spp.) eingelegt (ARGUETA et al. 

1994: 49'x). 

Das atherische Ol kann leicht durch Wasserdampfdestillation gewonnen werden (GUPTA et al. 1985). Es eignet sich als 

Ausgangsmaterial fiir die Synthese von Amphetaminderivaten (z.B. MDMA; vgl. Herbal Ecstasy). 

Bei Ratten hat ein Pflanzenextrakt bei einer oral verabreichten Dosis von 9 g/kg keine todlichen Folgen gehabt. Bei Injektion 

wurde die LD5 1 1 mit 2 g/kg berechnet (ARCUETA et al. 1994: 50*). 

Rituelle Verwendung 

In Belize werden heutzutage die groBen Blatter geraucht, vermutlich eher als Marijuanaersatz (vgl. Cannabis indica) und fiir 
hedonistische Zwecke. Traditionelle Rituale, bei denen der Goldpfeffer wegen seiner Psychoaktivitat verwendet wird, sind bisher 
nicht bekannt geworden. 

Eine im Karibikraum verbreitete Art namens Piper plantagineum SCHLECHT. soil in Westindien (oder Mexiko) friiher von den 
Eingeborenen ahnlich wie Kava-Kava (Piper methysticum) als Narkotikum verwendet worden sein. Moglicherweise ist diese Art 
mit Piper auritum synonym. Leider ist fast gar nichts dariiber bekannt geworden. 

Artefakte 

Keine 

Medizinische Anwendung 

In Belize (San Antonio, Cayo District) werden die groBen, frischen Blatter iiber einem Holzfeuer erhitzt und auf schmerzende 
Stellen am Riicken, besonders in der Kreuzgegend, gelegt. Die yucatekischen Maya von Quintana Roo benutzen die Blatter als 
Stimulans, Schmerzmittel und zur Behandlung von Asthma, Bronchitis, Atemnot, Verdauungsschwache, Magenschmerzen, 
Schnupfen, Wundrose, Fieber, Gicht, Rheumatismus und Wunden (CIORO 1982: 143, Rots 1976: 263'0. In der mexikanischen 
Volksmedizin werden die Blatter ethnogynakologisch eingesetzt. Gegen Skorpionstiche wird ein Tee aus den Blattern mit Honig 
getrunken. Bei Asthma, Husten und Bronchitis wird der aus den Blattern gepreBte Saft eingenommen (ARGUETA et al. 1994: 
49*). 

Die frischen Blattknopsen und jungen Triebe konnen als milde Stimulantien gegessen werden. Beim Verzehr entsteht im Mund 
eine leichte Betaubung, die sich sehr ahnlich wie die durch Piper methysticum verursachte Schleimhautanasthesie anfiihlt. 

Inhaltsstoffe 

Die Blatter enthalten 0,47 bis 0,58% atherisches Ol (MARTINEZ 1994: 1850. Es ist auch in den Stengeln, allerdings in 

wesentlich geringerer Konzentration, anwesend (OSCAR und POVEDA 1983). 

Das charakteristisch nach Safrol oder Sassafras riechende atherische Ol besteht zu ca. 70% aus Safrol; daneben kommen ca. 40 

weitere Substanzen darin vor: a-Thujen, a-Pinen, Camphen, Sabinen, B-Pinen, Myrcen, a-Phellandrene, Caren, a-Terpinen, 

Limonen, l,8-Cineol,y-Terpinen, B-Phellandren, cis-Sabinenhydrat, Nonanon-2, r-Cymenen, Terpinolen, Linalool, Kampfer, 

Borneol, r-Cymen8-ol, Bornylacetat, Eugenol, D-Elemen, a-Cubenen, Muurolen, a-Copaene, B-Bourbonen, Parrafin, B- 

Caryophyllen, Humulen, Myristicin, B-Bisabolen, Elemicin, D-Cadinen, Cadina-l,4-dien, Spathulenol, B-Caryophyllenoxid, ri- 

Hexadecan u.a. (GUPTA et al. 1985; ARGUETA et al. 1994: 49*). 

In den Blattern wurden auch das Flavonoid 3'IIydroxy-4;7-dimethoxyflavon, B-Sitosterol und das Diterpen traps-Phytol 

nachgewiesen. In den Blattern sind verschiedene Phenole anwesend (AMPOFo et al. 1987). In der Wurzel kommen 

Isochinilonalkaloide, Phenylpropenoide und Safrol vor (ARGUETA et al. 1994: 49*, HANSEL et al. 1975, NAIR et al. 1989). 

Wirkung 

Die pharmakologische Wirkung der Blatter geht eindeutig auf den hohen Gehalt an Safrol zuriick (vgl. Sassafras albidum). 

Marktformen und Vorschriften 

Fiir die Pflanze bestehen keine Vorschriften. Sie ist aber weder als lebendes Gewachs noch als getrocknete Rohdroge im Handel. 
Safrol ist als Vorlaufersubstanz fiir die Synthese von MDMA oder nah verwandten Alnphetaminderivaten registrierbar (vgl. 
Herbal Ecstasy). Mitunter ist der Handel mit Safrol oder stark safrolhaltigen Zubereitungen reglementiert oder sogar verboten. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Piper betle. Piper methysticum. Piper spp., Atherische Ole 

AMPOFO, Stephen A., Vassilios Roussls und David 
F. WIEMER 
1987 »New Prenylated Plienol ics from Piper 



clt,ritlirtl«, Phytochennistry 26(8): 2367-2370. 

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1956 Coritribllcion al es tUdio del Piper cairritlllrt, 
Mexico, D.F.: Tesis, Facultad de Ciencias Quimicas. 

GUPTA, Mahabir P., Tomas D. ARIAS, Norris 

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Oil from Piper allritnm of Panama«, Journal of 

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NAIR, Muraleedharan G., John SOMMERVILLE 
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1983 »Piperauritum (H.B.K.), Piperaceae Family: 

Preliminary Study of the Essential Oil from its 

Leaves«, lng=. Ciencias Qliirtliccts 7(1/2): 24-25. 



Piper betle Betel pfeffer 

Familie 

Piperaceae (Pfeffergewachse); Tribus Pipereae 

Formen und Unterarten 

Die beiden am haufigsten kultivierten und benutzten Varietaten unterscheiden sich hauptsachlich in der Konzentration an 

atherischem Ol bzw. Oleoresinen: 

Piper betle L. var. bangla: 5,9% Oleoresine, 1,6'% atherischies Ol 

Piper betle L. var. rrietllcl-thakpcila: 4,9% Oleoresine, 2,4% atherisches Ol 

Auf Sri Lanka werden mehrere Varietaten unterschieden: 'Rata Bulath-vel; 'Siribo Bulath; 'Naga Walli-Bulath' (mit gefleckten 

Blattern), 'GetatoduBulath' 'Mala-Bulath; 'GalBulath' und 'DaluKotu-Bulath' (MACMILLAN 1991: 427*). 

Synonyme 

Chavica anriculata MIQ. Chavica bette (L.) MIQ. Chavica chuvya MIQ. Chavica densa MIQ. I.e. Chavica sibirica (h.) MIQ. I.e. 
Piper malamiris L. I.e. p.p. Piper plngillSplclltfl C. DC. et KOORD Piper sinboa L. 

Volkstiimliche Namen 

Beatelvine, Betel, Betel, Betel-leaf, Betel pepper. Betel vine, Betele, Betle, Betre (Malaiisch »Einzelblatt,"), Bettele, Bettele- 
Pfeffer, Bu, Buio, Bulath (Singalesisch), Bulath-vel, Buru, Daun syry (Malaiisch), Fu-liu, Fu-liu-t'eng (Altchinesisch), Ikmo 
(Phillippinen), Liu, Mo-lii, Nagavalli (Sanskrit), Paan, Pan, Pelu (Thai), Pu, Sirih, Tambul (Sanskrit), Tambula (Sanskrit), 
Tembul, Veth-thile 

Geschichtliches 

Der Gebrauch von Betelblattern muB in Siidostasien und Indien sehr alt sein (vgl. Areca catechu, Betelbissen). Die Pflanze wird 

bereits in friihen Sanskrittexten erwahnt. 

Die erste europaische Darstellung des Betelblattes (allerdings voUig inkorrekt) befindet sich auf einem Kupferstich aus Delle 

navigationi e viaggi des Giovanni Battista Ramusio (1485-1557) und wurde 1553 in Venedig verlegt. Die erste botanisch richtige 

Darstellung wurde 1758 in Paris in der Histoire Generale des Voyages von Antoine Fran~ois Prevost publiziert. 

Heute gehort der Betelpfeffer in Siidostasien, aber auch in alien Siedlungsgebieten mit hohem Anteil an Indern oder Tamilen zu 

den bedeutendsten Handelsgiitern (frische Betelblatter). 

Verbreitung 

Der Betelpfeffer ist heimisch im indomalaiischen Gebiet, wird aber heute in ganz Slid- und Siidostasien angebaut, selbst auf den 
Seychellen, Mauritius, Madagaskar und Ostafrika. Er stammt wahrscheinlich aus Zentral- oder Ostmalaysia. Manche Autoren 
nehmen an, daB die Pflanze urspriinglich aus Java komme (GUPTA 1991: 79*). 

Anbau 

Die Vermehrung erfolgt fast ausschlieBlich durch Stecklinge, die aus dem Stengel geschnitten werden (10 bis 20 cm lang); sie 
werden entweder in Wasser gestellt, bis die Wurzeln ausschlagen oder in feuchten Zuchtbeeten angesetzt. Die Pflanze braucht 
humusreichen, feuchten Boden und einen Standort im Halbschatten (MACMILLAN 1991: 4270. 

In den Tropen konnen die Blatter des immergriinen Gewachses das ganze Jahr iiber geerntet werden. Sie werden normalerweise 
friih am Morgen gepfliickt. 



Aussehen 

Der Betelpfeffer ist ein kletternder Halbstrauch, der glanzend hellgriine, herzformige Blatter (bis 18 cm lang) tragt. Der Glanz der 
Blatter ist ein sicheres Unterscheidungsmerkmal zu anderen Piper-Arten, mit denen er leicht verwechselt werden kann (vgl. Piper 
spp.}. Die »Knospen« (= Ahren) hangen wie lange, helle Faden an den Blattstengeln. Die mannlichen Bliitenahren sind 
zylindrisch, die weiblichen werden nur bis zu 4 cm lang. Die Frucht ist eine kugelige Steinfrucht von ca. 6 mm Durchmesser. 

Droge 

- Betelblatter (Folia Piperis betle, Piperis betle folium, Betelpfefferblatter); zur Herstellung des Betelbissens eignen sich nur 
frische Blatter, fiir medizinische Zwecke sind auch getrocknete Blatter brauchbar. Die Blatter werden nach dem Sammeln gepreBt. 

- Gelegentlich werden auch die »Knospen« (= Ahren) fiir Betelbissen verwendet. 

Zubereitung und Dosierung 

Es werden fast ausschlieBlich die unbeschadigten, frischen und nicht angetrockneten Blatter verwendet. Ein Blatt pro Betelbissen 
gilt als normale Dosis. Aus den frischen oder getrockneten Blattern kann auch ein Tee aufgebriiht werden. Dabei wird ebenfalls 
ein Blatt pro Einnahme benutzt. 

Rituelle Verwendung 

In Indien ist das ganze Leben rituell mit dem Betelpfeffer verbunden. Wenn ein Stiick Land zur Kultivierung von Betelpfeffer 
vorbereitet wird, wird zuerst unter der Rezitation besonderer Mantras eine Ziege geopfert. Der Kopf der Ziege wird an einer Ecke 
des zukiinftigen Betelfeldes (paan mara), die vier Hufe werden in den vier Himmelsrichtungen begraben, und das Blut wird, mit 
Erde gemischt, als Landmarke dem Rand des Feldes entlang verteilt. Dann werden Reihen von 5'/zo/;/ia«jana-Baumen gepflanzt. 
An den Asten dieser sehr schnellwiichsigen Baume konnen sich spater die Betelranken emporwinden. An den Randern des Feldes 
werden Reihen von Manadarabaumen (Erytrhina indica; siehe Erythrina spp.) als Windschutz gepflanzt. Wer das Feld betritt, 
muB eine Geste der Verehrung ausfiihren, da das Feld als Tempel angesehen und auch dementsprechend geachtet wird (GUPTA 
1991: 77f.*). 

Die als heilig betrachteten Betelblatter gehoren zu den wichtigeren Opfergaben an Shiva, dem ja sowieso alle berauschenden 
Gewachse heilig sind (vgl. Aconitum ferox. Cannabis indica. Datura metel, Strychnos nux-vomica). In der Mythologie heiBt es, 
daB die Betelranke zuerst nur im Himmel wuchs. Shiva bat die Pflanze, auf die Erde zu den Menschen zu gehen. Die Ranke 
weigerte sich zunachst, well sie Angst hatte, nicht ausreichend respektiert und verehrt zu werden. Shiva versprach der Pflanze, daB 
ihre Blatter respektvoll in alien Zeremonien beniitzt werden wiirden. Als er die Pflanze iiberzeugt hatte, stieg sie vom Himmel 
herab auf die Erde. Deshalb gehort es zum guten Stil, Gasten als erstes ein paar Betelblatter (mit oder ohne Arekaniisse; vgl. 
Areca catechu) anzubieten. Betelblatter werden auch bei alien Zeremonien dazu benutzt, das heilige Wasser zu versprengen. 
Wenn die Blatter mit Nelken, Bibergeil, Salz, roter, schwarzer, weiBer und gelber Farbe kombiniert werden, gelten sie als ein 
sicheres Mittel, um Damonen zu bannen (GUPTA 1991: 78f.*). 
Zur weiteren rituellen Verwendung siehe Betelbissen. 

Artefakte 

Die herzformigen Blatter werden von alters her in der indischen Kunst dargestellt und dienen oft als ornamentale Verzierung an 
Gegenstanden zur Herstellung oder zum Gebrauch der Betelbissen. 

Medizinische Anwendung 

In der slid- und siidostasiatischen Volkmedizin werden Betelblatter bei Husten, Schleimhautentziindungen, Diphtheric, 
Mittelohrentziindung und alien moglichen Magenbeschwerden gekaut oder gegessen. In Indien werden die Blatter auch zur 
Behandlung von Schlangenbissen und als Aphrodisiakum gebraucht (GuPTA 1991: 79* ). 

In Siidostasien werden die Wurzeln und Bliitenstande bei Verdauungsschwache verwendet (MACMILLAN 1991: 424* ); dieser 
Gebrauch ist auch auf den Seychellen und anderen Orten mit indischer Population verbreitet. Auf den Seychellen werden die 
Blatter »gekaut, um gesund zu bleiben. Sieben Blatter, kleingehackt und auf Wunden gelegt, fordern die Verheilung. Eine 
Kompression soil auch bei Krampfadern wirksam sein« (MULLER-EBELING und RATSCH 1989: 29*). 

Inlialtsstoffe 

Die Blatter enthalten 0,2 bis 2,6% atherisches Ol mit phenolischen Bestandteilen: Eugenol, Isoeugenol, AUylpyrocatechol, 
Chavicol, Carvacrol; sowie nichtphenolische Stoffe: Cineol, Cadinen und a-Caryophyllen (ROTH et. al. 1994: 569* ). Zusatzlich 
kommen Safrol, Anethol, Hentricontan, Pentatriacontan, B- und y-Sitosterol, Stearinsaure und Triacontol vor. Der in den meisten 
Piper-Arten vorhandene, scharfe Wirkstoff Piperin ist im Betelpfeffer nicht nachzuweisen. 

Aus den Stengeln (und Blattern) sind von einem chinesischen Forschungsteam Neolignane (Methylpiperbetol, Piperol A, Piperol 
B, Crotepoxide) isoliert und aufgeklart worden (YIN et al. 199 1). In den Betelpfefferbliiten kommt reichlich atherisches Ol, 
hauptsachlich mit Eugenol und Isoeugenolvor. 

Wirliung 

Die Blatter haben anregende, antibiotische, verdauungsfordernde und entblahende Wirkungen (ROTH et al. 1994: 569* ). Sie 
haben einen deutlich stimulierenden, wachmachenden Effekt und offnen die Wahrnehmung. Die Wirkung scheint durch die 
anderen Zutaten des Betelbissens synergistisch verstarkt zu werden. 



Das atherische Ol hat wurmwidrige Eigenschaften (ALI und MEHTA 1970) und anscheinend antimutagene und krebshemmende 
Wirkungen. Dadurch ist das Betelblatt ein wichtiger, gesundheitserhaltender Bestandteil des Betelbissens. WaBrige Blatterextrakte 
von indonesischen Pflanzen haben bei pharmakologischen Untersuchungen am Forschungszentrum fiir traditionelle Medizin 
(Airlangga-Universitat, Surabaya) gezeigt, daB sie die Phagocytose stimulieren, also das korpereigene Immunsystem starken 
(SUTARJADI et al. 1991). Andererseits soil das Neolignan Crotepoxid eine starke cytotoxische Wirkung haben (YIN et al. 1991). 

Marktformen und Vorschriften 

Es liegen keine Arzneimittelgesetze oder ahnliche Vorschriften vor, da Betelblatter international nicht als »suchterzeugende 
Droge« oder » Rauschgift« gelten, sondern als Nahrungsmittel klassifiziert werden (Lebensmittelrecht beachten). Die frischen 
Blatter sind sogar in der Schweiz in indischen Fachgeschaften erhaltlich. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Areca catechu, Piper auritum, Piper betle. Piper methysticum, Macropiper excelsum, Betelbissen 

ALI, S. M. und R. K. MEHTA 1970 »Preliminary Pharmacological and Anthelminitic Studies of the Essential Oil of Piper betle«, Indian Journal of Pharrriacy 

32: 132-133. PATEL, R. S. und G. S. RAJORHIA 1979 »Antioxidative Role of Curry (Murray koenigi) and Betel (Piper betle) Leaves in Ghee«, Journal of Food 

Science and Technology 16: 158-160. SEN, SOUmltra 1987 Cytotoxic and Histopathological Effects of~Piper betle L. Varieties witll Betei mit, Linie, and 

Tobacco, Calcutta: Ph. D. Sc. Thesis, University of Calcutta. 

SUTARJADI, M. H. SANTOSA, BENDRYMAN und W. DYATMIKO 1991 »lmmunomodulatory Activity of Piper betle, Zingiber aromatica, Andrographis 

panict4lata, AlhuMl sativum, and Oldenlandia corymbosa Grown in Indonesia*, Planta Medica 57 Supplement Issue 2: A 136. 

YIN, M.-L., J. LIU, Z.-L. CHEN, K. LONG und H.-W. ZENG 1991 » Some New PAF Antagonistic Neolignans from Piper betle«, Planta Medica 57, Supplement 

Issue 2: A 66. 



Piper methysticum Kava-Kava, Rauschpfeffer 

Familie 

Piperaceae (Pfeffergewachse) 

Formen und Unterarten 

Es gibt zahlreiche Sippen, die sich morphologisch und chemisch unterscheiden lassen, botanisch aber kaum als Varietaten 
beschrieben werden (HOLZL et al. 1993: 201). 

Die Polynesier hingegen unterscheiden eine groBe Zahl von Varietaten. Auf Fiji werden sechs gezahlt, die sich durch Hohe, Lange 
und Dicke der Knoten an den Stengeln und der Farbe (von Griin bis Purpur) unterscheiden. Besonders geschatzt ist die 'Yagona 
Leka; die recht kleinwiichsig ist, dafiir aber das beste Aroma entwickelt. Auf Tahiti wurden friiher 14 Varietaten, ausschlieBlich 
nach ihren berauschenden Qualitaten unterschieden (LEWIN 1886: 6). Auf Hawaii wird vor allem die Varietat 'Black Awa' 
unterschieden, die fast schwarze Stengel entwickelt; daneben werden folgende Formen genannt: apu, liwa, ke'oke'o, kumakua, 
kuaea (= nene), niakea, marnaka, mamienie, rno'i, rnokilana, papa, papa ele'ele, papa kea und kau la'au (SINGH 1992: 20). Auf 
den Marquesas wurden 21 Varietaten gezahlt, auf PapuaNeuguinea fiinf, und von Vanuatu wurden sogar 72 verschiedene 
Kultivare berichtet (LEBOT und CABALION 1988). Die Existenz einer derartigen Vielfalt konnte der Grund fiir die recht 
unterschiedlichen Erfahrungen mit den Kava-Getranken der verschiedenen Regionen sein. Erst kiirzlich sollen auf Vanuatu voUig 
neue, bisher unbekannte Varietaten entdeckt worden sein (KILHAM 1996). 

Synonyme 

Macropiper latifolium MIQ. Macropiper methysticum (G. FORST.) HOOK, et ARNOTT Macropiper methysticum MIQ. Piper 
decunianum OPITZ Piper inebrians BERTERO Piper inebrians SOLAND. 

Volkstiimliche Namen 

Agona, Angona, Angooner, Ava, 'Awa (Hawaiianisch), 'Ava, Ava-Ava, Awa, Awa-Awa, Cava, Gea, Gi, Intoxicating pepper, 
Kawa, Kawa-Kawa, Kawa pepper, Kawapfeffer, Malohu, Maluk, Meruk, Milik, Poivre enivrant, Sakau, Wati, Yagona, Yakona, 
Yangona, Yaona, Yaqona, Yaquona 

Die polynesischen Worte awa oder kava bedeuten »bitter« , »scharf«, »sauer« oder auch »sauerlich«; yangona (und Ableitungen 
davon) heiBt »Getrank« oder gleichzeitig »bitter«, bedeutet also »bitteres Getrank« (SINGH 1992: 15). Die Namen fiir die Pflanze 
und das daraus bereitete Getrank sind in den meisten Fallen identisch. Auf der Rennelinsel (siidliche Solomonen) wachst weder 
Piper methysticum, noch wird dort ein daraus bereiteter Trunk benutzt; allerdings heiBt dort ein aus KokosnuB (Cocos nucifera) 
bereitetes Getrank merkwiirdigerweise kava kava ngangi (SINGH 1992: 16). 

Geschichtliches 

Kava-Kava ist das bedeutendste psychoaktive Mittel Ozeaniens (LEBOT et al. 1992). Auf den meisten Inseln Polynesiens haben 
sich der Gebrauch und der Anbau der Pflanze wahrscheinlich gleichzeitig mit der Besiedlung der Inseln verbreitet. Die Pflanze 
und das Kavatrinken haben sich auch auf mehrere Inseln Melanesiens ausgebreitet (SINGH 1992: 15). Es wurde vermutet, daB die 
Osterinsel Rapa Nui von den Polynesiern im 3. oder 4. Jahrhundert kolonisiert wurde, well ein Hauptling von einer durch Kava- 
Kava ausgelosten Vision dorthin »geleitet« wurde (RIPINSKY-NAXON 1989: 2210. 



Der Ethnologe R. W. Williamson hat die starke Ahnlichkeit des vedischen Somarituals mit der polynesischen Kavazeremonie 

herausgearbeitet und vermutet, daB sich zumindest das Kavaritual von Indien nach Ozeanien verbreitet hat. Dort wurde als Ersatz 

fiir die indische Somapflanze der Rauschpfeffer verwendet (WILLIAMSON 1939). Ein anderer Ethnologe geht davon aus, daB 

Polynesien urspriinglich von zwei Kulturen, die er nach ihrem Drogenkonsum » Betel-Leute« und »Kava-Leute« nennt, besiedelt 

wurde, da sich noch heute die Gebiete, in denen Betel gekaut, und jene, in denen Kava bevorzugt wird, deutlich geographisch 

abgrenzen lassen (CHURCHILL 1916). Nur selten iiberlappt sich der Gebrauch des Betelbissens mit dem Kavatrinken. 

Die ersten Europaer, die Kava-Kava kennengelernt haben, waren Kapitan James Cook (1727-1779) und seine Mitreisenden. Der 

ihn begleitende Johann Georg Forster (1754-1794) hat die Pflanze 1777 erstmals botanisch beschrieben und die mit ihr 

verbundene Zeremonie skizziert (VONARBURG 1996: 57). In dem Bericht iiber Cooks Reise (1784) wird bereits angegeben, 

daB, »als einige Leute von der Schiffsmannschaft das Getrank zu sich genommen hatten, an ihnen eine Wirkung wie die einer 

starken Dosis eines spirituosen Getrankes oder vielmehr eine Betaubung, wie sie Opium [vgl. Papaver somniferum] hervorruft, 

beobachtet wurde. Auch mit der Wirkung des Lattichs [vgl. Lactuca virosa] und der des Haschisch [vgl. Cannabis indica] ist die 

Kawawirkung verglichen worden.« (LEWIN 1886: 44) 

Viele Insulaner benutzten oder benutzen Kava als alltagliches Getrank, wie in anderen Teilen der Welt Tee (Camellia sinensis) 

oder Kaffee (Coffea arabica) konsumiert wird (GAJDUSEK 1967, LEWIN 1886: 18). Auf Fiji und anderen Inseln gibt es 

offizielle Kavabars. 

Auf vielen Siidseeinseln hat der durch die Missionare eingefiihrte Alkohol den Kavagebrauch verdrangt und zu erheblichen 

Verheerungen der einheimischen Kulturen gefiihrt. Seit einigen Jahrzehnten ist dieser ProzeB gliicklicherweise riicklaufig, da 

durch die Steigerung der ethnischen Identitat die traditionellen Werte neues Leben erhalten. Dadurch wird vielerorts wieder 

reichlich Kava getrunken und damit dem voranschreitenden Alkoholismus recht erfolgreich entgegengewirkt. 

Von den in Australien eingefiihrten psychoaktiven Pflanzen scheint Kava unter Aborigines die groBte Bedeutung gewonnen zu 

haben. Seit 1980 gehort das Kavatrinken im Nordlichen Territorium zur Kultur (LEBOT et al.: 72, 199-202). Dabei wird es von 

manchen Aborigines zur Behandlung von Alkoholismus gebraucht, von anderen wird Kava-Kava in derartigen Oberdosierungen 

getrunken, daB dadurch neue Probleme entstehen (PRESCOTT und MCCALL 1988, SINGH 1992:17). 

In Europa wurde Kava erstmals um 1820 therapeutisch genutzt, zuerst vor allem zur Behandlung von Geschlechtskrankheiten 

(LEWIN 1886: 17). 

Die ersten pharmakognostischen und pharmakologischen Untersuchungen wurden um die Jahrhundertwende durchgefiihrt 

(LEWIN 1886, PENAUD 1908). Heute wird der Rauschpfeffer gerne als »TranquiUzer der Natur« bezeichnet (VONARBURG 

1996:61). 

Verbreitung 

Die urspriingliche Heimat des Rauschpfeffers ist unbekannt; gelegentlich wird sie in Neuguinea oder auf den Neuen Hebriden 

gesehen. Wildpflanzen sind nicht bekannt, aber es gibt hier und da Bestande an verwilderten Pflanzen. Da alle Kultivare steril 

sind, kann die Pflanze nur durch Menschenhand verbreitet worden sein. Sie hat sich moglicherweise aus Piper wichmannii C. DC. 

entwickelt. 

Die prahistorischen Polynesier brachten die Pflanze schon sehr friih nach Hawaii (= Sandwich Islands), wo sie sich schnell 

ausgebreitet hat (KRAUSS 1981: 2*). 

Auf Neuseeland (vgl. Macropiper excelsum) und den Osterinseln kommt sie nicht vor (WHISTLER 1992b: 185 ). 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht durch Stecklinge (ca. 15 bis 20 cm lang), die aus den unteren Stengeln geschnitten oder bei der 
Wurzelernte als junge Stengeltriebe vom Rhizom abgetrennt werden. Schon nach kurzer Anwuchsdauer schieBt die neue Pflanze 
empor. Nach spatestens 5 bis 6 Jahren ist sie zu einem ansehnlichen Strauch herangewachsen und damit erntereif. Die 
Kavapflanzungen werden fast ausschlieBlich mit Holzasche gediingt und gut gepflegt: 

»Die Cultur der Kawa erfordert viel Sorgfalt, Geschicklichkeit und FleiB. Der Boden wird fiir diesen Zweck oft der Bearbeitung 
mit der Harke unterworfen, von Unkraut befreit und mit Muschel- und Korallenkalk gediingt. (...) Fiir eine jede Familie gilt es, 
da wo die Cultur noch geiibt wird, fiir eine Ehrensache, gute Kawa zu Ziehen. Vor der Ankunft der Missionare war, der 
Kawaacker in drei Theile getheilt. Den besten erhielten die Unheilsgotter - er war tabu d.h. sacrosanct, den zweiten die Atuas, die 
Schlafgotter, und der dritte war der Familienantheil. (...) Fiir die Anlage der Pflanzungen werden mit Vorliebe erhohte, an 
Abhangen gelegene und trockene Stellen gewahlt. Nur wenn es nicht anders angeht, findet man die Pflanzen auch in niederen und 
feuchten Thalern am Rande von Fliissen. Die hier entwickelten Pflanzen sind weniger geschmackvoU und aromatisch wie die 
ersteren. Die Anpflanzungen ahneln den von jungen Feigenpflanzungen.« (LEWIN 1886: 13) 
Die wichtigsten kommerziellen Anbaugebiete liegen heute in Samoa und Fiji, aber auch Vanuatu. 

Aussehen 

Der buschige, immergriine Strauch wird meist ca. 2 Meter hoch, kann aber auch iiber 4 bis 5 Meter Hohe erreichen. Die 
hellgriinen, wechselstandigen, herzformigen Blatter werden bis zu 30 cm lang. Die griinlich-weiBen, mannlichen Bliitenstande 
werden bis zu 6 cm lang und sitzen auf blattwinkelstandigen Ahren; weibliche Bliiten sind nicht bekannt (WHISTLER 19926: 
185). Die Friichte sollen einsamige Beeren bilden (LEWIN 1886). Die saftige Wurzel (Rhizom) wird sehr groB, stark verastelt und 
kann 2 bis 10 Kilo wiegen. 

Piper rnethysticiirn ist leicht mit ahnlichen PiperArten (z.B. Piper tutuilae C. DC), die auch kava oder ava genannt werden, zu 
verwechseln (UHE 1974: 23*). 



Die auf Tonga sehr haufige, nah verwandte Art Piper puberuhtm (BENTH.) BENTH. var. glabrurn (C. DC.) A.C. SM. [syn. 
Macropiper piibertiliitri BENTH., Piper rriacgillivrayi C. DC. ex SEEM.l sieht ahnlich aus - hat jedoch rote Bliitenstande - und 
wird auch kavakava'iili oder kavakava'lilie, auf Niue sogar kavaktlva genannt, wird allerdings nicht fiir psychoaktive Zwecke 
genutzt (WEIHER 1971: 443, WHISTLER 1992a: 73£ und 19926: 169). Eine weitere, sehr ahnUche Art ist Piper latifolium 
FORST. (auch »Bastard-Kawa« genannt; LEWIN 1886: 8), der auf den Marquesas wachst. Auf den Society Islands wird er 
avavahai genannt. Uber einen psychoaktiven Gebrauch ist nichts bekannt (STEINMETZ 1973: 6). 
Die Kavapflanze sieht dem amerikanischen Piper auritum so ahnlich, daB man die Arten fast nur am Geruch der Blatter 
unterscheiden kann. Steinmetz berichtet von einer karibischen, sehr ahnlichen Art (Piper plantagineuni SCHLECHT.), die in 
Westindien oder Mexiko friiher von den Eingeborenen ahnlich wie Kava verwendet worden sein soil (STEINMETZ 1973: 6). 

Droge 

- Wurzel (Rhizom, Kava-Kava rhizoma, Kavakavawurzelstock, Rauschpfefferwurzel, Piperis methystici rhizoma. Radix Kava- 
Kava, Rhizoma KavaKava, Rhizoma Kavae, Waka); meistens der geschalte, von kleinen Wurzeln befreite Wurzelstock. - Die 
Trockendroge muB lichtgeschiitzt aufbewahrt werden. Das Rhizom verliert beim Trocknen ca. 60% Fliissigkeitsgehalt. Besonders 
hochwertige Kava kommt von Vanuatu. 

- Frische Blatter 

- Frische oder getrocknete Stengel (Lewana) 

Zubereitung und Dosierung 

Die frisch gegrabene Wurzel wird von den kleineren Nebenwurzeln befreit, geschalt und zerschnitten, dann entweder frisch 

weiterverarbeitet oder getrocknet. Kawaine (Kavapyrone) sind kaum wasserloslich, aber sehr gut alkoholloslich. Deshalb ist es am 

besten, aus dem Rhizom eine alkoholische Tinktur anzufertigen. In der pharmazeutischen Industrie werden aus der getrockneten 

Wurzeldroge Extrakte mit 94%igem Ethanol + 1 

Ethylmethylketon, mit Alkohol-Wasser-Gemischen oder mit Aceton gewonnen. Die Ausbeute bzw. der Gehalt an Kavapyronen 

ist beim rein alkoholischen Extrakt am hochsten (31,6 bis 35,4% ), bei Alkohol-Wasser-Gemischen bei etwa 30% (vgl. HOLZL et 

al.: 203). Als medizinische Dosis werden 60 bis 120 mg Kavapyrone angegeben (der Gehalt kann je nach Zubereitung stark 

schwanken), bei klinischen Studien wurden iiber mehrere Tage hinweg Tagesdosen von 200 bis 300 mg verabreicht. Trotz des 

taglichen Gebrauchs unzahliger Polynesier wird in der pharmazeutischen Literatur vor einer Daueranwendung iiber drei Monate 

hinaus gewarnt. Auch soUen Schwangere sowie Personen mit endogenen Psychosen auf Kava verzichten (HOLZL et al. 1993: 

210). 

Die traditionelle Herstellung des erfrischenden und berauschenden Kavagetranks (auch Ava, Kavakava, Sakau, Wati, Viti- oder 

Fidjigrog genannt) verlauft fast auf alien Inseln gleich. Normalerweise werden die frischen Wurzeln geschalt und dann von jungen 

Mannern, seltener von Madchen oder jungen Frauen etwa zehn Minuten durchgekaut und eingespeichelt. Dabei nimmt das 

Volumen der Wurzelstiicke z.T. erheblich zu. Das durchgekaute Material wird dann in besonderen, heiligen Behaltern 

(Kavabowle, Tanoo, Kanoa), die aus dem harten Vesi-Holz [Intsia bijuga (COLEBR.) O. KTZE.; syn. Afzelia bijuga A. GRAM; 

Leguminosae (Caesalpiniaceae) ] mit Wasser vermischt und vor dem GenuB kurz »fermentiert«. Danach wird das triibe Getrank 

durch ein Sieb aus der Innenrinde von Hibiscus tiliaceus L. (vau, fau) oder Kokosfasern (Cocos nucifera) gefiltert und in die 

Trinkschalen gefiillt. Es wird nur frisch bereitet genossen, well es nach langerem Stehen schal und sehr unappetitlich wird 

(STEINMETZ 1973 13ff.). In der friihen Literatur heiBt es manchmal, daB der Trank fermentiert bzw. der »Garung« iiberlassen 

wird; diese Angabe scheint jedoch auf einem Irrtum zu beruhen (LEWIN 1886: 24). 

Das fertige Kavagetrank hat eine dunkle, manchmal braune, gelbe oder graue, triibe Farbe und einen charakteristischen 

Geschmack, der unterschiedlich aromatisch sein kann, aber auch seifenartig, streng bitter oder zusammenziehend ist. Das Getrank 

bewirkt im Mund eine Oberflachenanasthesie, vergleichbar der Cocawirkung (vgl. Erythroxylum coca). 

Friiher wurde auf Fiji, vermutlich auch andernorts, das Kavagetrank nicht durch Kauen (mama), sondern durch Raspeln der 

Wurzel mit groBen Pilzkorallen bereitet (FORD 1967: 165). Auf Hawaii wurde Kava auch anstatt mit Wasser mit Kokosmilch 

(vgl. Cocos nucifera) angesetzt (KRAUSS 1981: 2*). Dort kochten die Hunazauberer (kahunas) friiher aus den an einem 

regenreichen Tag gesammelten Wurzeln zusammen mit den Blattern von Tephrosia piscatoria (= Thephrosia purpurea). Daphne 

indica und Lagenaria sp. einen Gifttrank (KEPLER 1983, MCBRIDE 1988; vgl. auch SINGH 1992: 15). 

Fiir gewohnlich werden bei Kavazeremonien 1 bis 4 Kokosschalen (= 0,5 bis 2 Liter) pro Person getrunken. Viele Polynesier 

trinken taglich ein paar Schalen frisch bereiteter Kava. Einige Aeidenschaftliche Kawatrinker nehmen das Getrank 6bis 8mal 

taglich zu sich« (LEWIN 1886: 19). 

Die alte Vorstellung, daB Kava-Kava erst durch die »Fermentation« (Einspeicheln) seine berauschende oder psychoaktive 

Wirkung erhalt, ist eindeutig widerlegt worden (SCHMIDT 1994: 376f.). Allerdings scheint das Einspeicheln zu bewirken, daB 

die kaum wasserloslichen Kavapyrone in Emulsion iibergehen und dadurch beim Trinken des frischen Getranks aufgenommen 

werden konnen. 

Eine berauschende (psychoaktive) Wirkung tritt erst nach GenuB mehrerer Liter auf: »Eine gewisse Benommenheit tritt erst nach 

der Einnahme von zirka 9 Liter Kava-Getrank ein« (VONARBURG 1996: 58). Bei chronischem GenuB sehr hoher Dosen (13 

Liter pro Tag, entspricht etwa 310 bis 440 g des getrockneten Rhizoms) kann es zu toxischen Effekten (Hautausschlag, 

Haarausfall, Gelbfarbung der Haut, Rotung der Augen, Appetitlosigkeit usw.) kommen (HOLZL et al. 1993: 211). Bei einer 

Tagesdosis von bis zu vier Litem treten diese Symptome nicht oder nur auBerst selten auf. 

Bei den traditionellen Herstellungsmethoden kommen ca. 100 g Trockendroge auf 100 ml Wasser, was einer Anwesenheit von ca. 

70 mg Kavapyrone, oftmals auch mehr, entspricht (HOLZL et al. 1993: 203). Eine todlich giftige Dosis ist fiir den Menschen 

nicht bekannt. Bei der Maus liegt die LD, bei 1500 mg Kawapyrone pro Kilogramm Korpergewicht (HOLZL et al. 1993: 212). 



Die berauschende Wirkung des Kava kann aber auch durch Additive bewirkt oder verstarkt werden: 

Kavazusatze 

Gelegentlich werden dem Kavatrunk andere Stoffe hinzugefflgt (HOLMES 1967: 107, LEWIN 1886: 23, 
SINGH 1992: 23): 

Chilischoten Capsicum spp. Polynesien 

Kavablatter Piper methysticum Neu-Guinea 

Kokosmilch Cocos nucifera Hawaii 

Stechapfelsamen Datura metel Fiji 

Yagoyagona-Extrakt Piper puberulum Fiji 

Kava kann aber auch allein, unzubereitet benutzt werden. Eine gute Dosis mit psychoaktiven Wirkungen ist ein frisches 

Wurzelstiick in Lange und Dicke eines Fingers. Es wird zunachst gekaut und dann eventuell geschluckt. Die Kavawirkung wird 

anscheinend durch Cannabis zufuhr verstarkt. 

Ein Tonikum kann aus gleichen Teilen der zermahlenen Kavawurzel und Lecithin, mit dem Mixer in Wasser emulgiert, zubereitet 

werden. Gelegentlich werden Kavarhizome als Zutat fiir den Betelbissen verwendet. Moglicherweise laBt sich mit der Kavawurzel 

und Honig ein Met brauen, der starker berauschend wirkt als der Kaltwasserauszug aus den gekauten Wurzeln. Ob der 

berauschende Trank namens Keu - wie angenommen wurde - aus Piper methysticum bereitet wurde, ist ungeklart. 

Auf den Society-Inseln wurde aus dem Wurzelsaft von Piper tristachyon ein berauschendes Getrank »fermentiert«, das ava ava 

hieB (VONREIS ALTSCHUL 1975:450. 

Rituelle Verwendung 

Die traditionellen rituellen Anwendungen des Rauschpfeffers umfassen die Kavazeremonien und Anwendungen in der Zauberei. 
Besonders die urspriinglicheren Kavazeremonien sind in der ethnographischen Literatur gut dokumentiert worden und bestehen in 
gleicher oder ahnlicher Form noch heute auf Fiji, Samoa und Vanuatu (LEBOT et al. 1992, SINGH 1992). 
Es gibt sehr formelle und weniger strikt verlaufende Kavazeremonien. Sie dienen entweder der BegriiBung von Gasten, dem 
Stammespalaver oder dem abendlichen, entspannenden, geselligen Gelage. Das zeremonielle Grundmuster ist immer gleich. 
Zunachst wird das Getrank unter Gebeten und Gesangen bereitet. Dann setzen sich die Teilnehmer in zwei Gruppen einander 
gegeniiber oder im Kreis zusammen. Vom Priester, Hauptling, Politiker oder Gastgeber wird dann an alle Teilnehmer gleichmaBig 
der Trank verteilt. Nach diversen Runden wird die Zeremonie, die meistens von kollektiven Gesangen begleitet ist, beendet. Zum 
AbschluB werden der Veranstaltungsort, der Tempel und die Zeremonialgegenstande gereinigt. Manchmal gehoren auch Tanze 
zum Zeremoniell (SINGH 1992). . 

In manchen Gegenden diirfen an den Kavazeremonien nur Manner teilnehmen, auf anderen Inseln konnen alle mittrinken, auf 
Tonga hatten die Frauen friiher ihre eigenen Trinkgesellschaften (LEWIN 1886: 20). Manchmal werden auch Initiationsweihen 
mit Kavagelagen begangen, wie z.B. die Einweihung der Madchen in das heilige Hulatanzen. Auf Niue haben friiher nur die 
Priester Kava getrunken, und zwar um Visionen zu erhalten (SINGH 1992: 16). 

Hatte man den haifischgestaltigen Meeresgott Sekatoa im Wasser gesehen, muBte man sich mit einem Kavagetrank zeremoniell 
reinigen (SINGH 1992: 28). 

Die Samoaner bitten bei den Zeremonien oder Libationen durch den Hauptling die Goiter um Gesundheit, langes Leben, gute 
Ernie und erfolgreiche Kriege. Auf Samoa werden die groBten Rhizomelupesina (»hohe Achtung«) genanni und nur als 
Geschenke an Respektspersonen verwendet, nicht aber konsumiert (Cox und O'RouRKE 1987: 454). 

Kavawurzeln wurden oder werden in Tempeln und Schreinen als Opfergaben niedergelegt oder zusammen mit kleinen Zweigen 
von Waltheria americana aufgehangt. Kavawurzeln werden auch als letztes Lebewohl auf den Grabern verstorbener 
Familienangehoriger niedergelegt. Vielleicht ist dies in Verbindung mit manchen mythologischen Uberlieferungen zu sehen, nach 
denen die erste Kavapflanze auf dem Grab eines aussatzigen Tongoaners gewachsen ist. Auf den Marquesas glaubt man, daB die 
Pflanze als Kind des Gottes Atea, der Nahrung spendet, Regen sendet und der Herr der Bauern ist, geboren wurde und spater in 
das berauschende Gewachs verwandelt wurde. Auf Tonga erzahlt eine Geschichte, daB dem groBen Hauptling Loua bei einem 
Festmahl die gekochte Tochter des Gastgebers vorgesetzt wurde. Als er den Braten roch, lieB er das gare Fleisch bestatten. Aus 
dem Grab wuchs die erste Kavapflanze. Auf Vanuatu heiBt es, daB ein alter Mann beobachtet habe, wie ein Kaninchen an einer 
Kavawurzel kaute. Als er dies mehrmals bemerkte, versuchte er die Wurzel selbst und erfand den Kavatrank (SINGH 1992: 18f.). 
Auf Vanuatu wie auch auf anderen Siidseeinseln wird Kava auch in der Zauberei, vor allem im Schadenzauber, rituell verwendet 
(SINGH 1992: 29). Auf Vanuatu heiBt die Praktik elioro und dient dem Aussenden von Krankheit oder Tod an eine spezielle 
Person. Dazu vergrabt der Zauberer ein »t6dliches Objekt« - meist eine Kavawurzel, die besprochen wurde, oder eine blutgefiillte 
Bambusrohre - an einem Ort, von dem angenommen wird, daB das ausgewahlte Opfer dort vorbeikommen wird. Beim Vorbei- 
oder besser noch beim Oberschreiten der Stelle nimmt das ahnungslose Opfer den Schadenzauber auf, wird krank oder stirbt 
(LUDVIGSON 7955; 56). Umgekehrt gilt Kava auf Hawaii als Enthexungsmittel (SINGH 1992: 15). 

Artefakte 

Die meisten Artefakte, die mit Kava assoziiert sind, sind die fiir die Bereitung und den GenuB benutzten Paraphernalia (Schalen, 
Schiisseln, Morser, Trinkschalen). 

Die groBen, runden Holzschalen zur Kavabereitung haben oft beschniizie Beine (oftmals Darstellungen von Menschen). An den 
Kavaschiisseln der Hauptlinge sind an Kokosfaserschniiren Kaurischnecken (Cypraea rnoneta L., Cypraea annulus L.) als 



magischer Schutz befestigt. Auf Samoa wurde das wa ni tanoa, das »K6nigsgefaB«, manchmal mit der beriihmten Goldkauri 
(Cypraea aurantium GMELIN), dem Symbol der Herrscherwurde, versehen (FORD 1967: 166, 167). 

Auf Fiji werden Trinkschalen (m'bilo, bilo ni yagona, ipu'ava, 'apu 'awa) aus halben Kokosniissen (Cocos nucifera) gefertigt, die 
gelegentlich mit einer Schlinge aus Kokosfaserschnur versehen sind. Die KokosnuB trinkschalen erhalten nach haufigem Gebrauch 
von den harzigen Riickstanden des Getranks eine glasahnliche Politur. Diese Schicht wird gelegentlich abgekratzt und als 
besonders stark wirksame Kavaform eingenommen (LEWIN 1886: 27, SINGH 1992: 26). Auf Tonga werden Kavabecher aus 
Bananenblattern fiir den einmaligen Gebrauch geflochten. Auf Hawaii und anderen polynesischen Inseln werden rituelle 
Kavatrinkschalen auch aus Flaschenkiirbissen (Lagevaria spp.) gefertigt (DODGE 1995). 

In Fiji und Samoa gibt es zahlreiche Kavalieder, die wahrend der Zeremonien, zur BegriiBung, bei der Herstellung usw. gesungen 
werden. Einige dieser Lieder sind auf ethnomusikologischen Schallplatten veroffentlicht worden (z.B. Unique Fiji: The 
Nakamakania Villagers in Mekes and Songs, Olympic Records Nr. OL-6159, 1979). Eine psychedelische Rockgruppe aus 
England hat sich nach der berauschenden Pflanze Kava-Kava genannt. Gelegentlich ist die Pflanze auf Malereien hawaiianischer 
Oder polynesischer Kiinstler zu sehen. 

Medizinische Anwendung 

Kava gilt auf Samoa als Aphrodisiakum, Tonikum und Stimulans. Der Wurzelstock dient auch zur Behandlung von Gonorrhoe 
und Elephantiasis (UHE 1974: 23*, WEINER 1971: 443). Weit verbreitet ist der Gebrauch als inneres und auBerliches 
Schmerzmittel (WHISTLER 1992b: 186). 

Auf Hawaii wurde ruhelosen und fiebrigen Kindern morgens und abends von der Mutter vorgekaute Kavawurzel verabreicht 
(KRAUSS 1981: 2*). Auf Tonga werden die gelben (halbwelken) Blatter zerstoBen und als AufguB schreienden Kindern zur 
Beruhigung eingefloBt (WEINER 1971: 443). Auf Neukaledonien werden die frischen Blatter bei Bronchitis gekaut (WEINER 
1971: 443); auf Tonga werden die frischen Blatter auch auf Stiche von RiesenhundertfuBlern, Insekten und giftigen Fischen 
gerieben (WHISTLER 1992a: 73). In Ozeanien dient Kava auch als Antidot bei Vergiftungen mit Strychnin oder Strychnos nux- 
vomica (PFEIFFER et al. 1967: 155, SCHMIDT 1994: 474), eine traditionelle Anwendung, die pharmakologisch bestatigt wurde 
(SINGH 1992: 39). 

In Papua-Neuguinea wird Kava in groBer Menge gekaut und geschluckt, um eine gewisse Betaubung beim schmerzhaften 
Tatowieren zu erzielen (STEINMETZ 1973: 23). 

In der westlichen Phytotherapie werden Kavazubereitungen bei nervosen Angst-, Spannungs- und Unruhezustanden (HOLZL et 
al. 1993: 210, SCHMIDT 1994) sowie - nach Aussage bestimmter Krauterpillenhersteller - zur Unterstiitzung der 
Konzentrationsfahigkeit und Leistungsstarke verwendet (HANSEL und WOELCK 1995). Kombinationspraparate mit 
Johanniskraut (Hypericum perforatum L.) dienen als milde Antidepressiva (vgl. BECKER 1994: 3* ). Die Essenz oder Urtinktur 
(Piper methysticum hom. HAB34, Piper methysticum hom. HPUS88) wird auch in der Homoopathie u.a. bei Erregungs- und 
Erschopfungszustanden benutzt (HOLZL et al. 1993: 212). 

Inhaltsstoffe 

Kawalactone (= Kawa-Pyrone, Kawapyrone, aPyrone, Kawaine) kommen in alien Pflanzenteilen vor, meistens iiber 5% 
Gesamtkawalactone mit 1,8% Kawain, 1,2% Methysticin (= Kawahin, Kawakin, Kawatin, Kanakin), 1% Desmethoxyyangonin, 
1% Yangonin, 0,6% Dihydrokawain, 0,5% Dihydromethysticin, in Spuren Dihydrokawain5-ol, 1 1,1 2-Dimethoxyhydroka wain, 
11 -Hydro xyl2-methoxykawain, Il-Methoxy-nor-yangonin, 1 1-Methoxyyangonin sowie die beiden Ethylketone Cinnamoylaceton 
und Methylendioxy-3,4cinnamoylidenaceton (SHULGIN 1973, YOUNG et al. 1966). Weiterhin sind Amide (2-Methoxy- 
zimtsaurepyrrolidid, Zimtsaurepyrrolidid), Chalcone (Flavokawin A und B), freie und aromatische Sauren (Anissaure, 
Benzoesaure, Capronsaure, Hydroxyzimtsaure sowie Derivate) nachgewiesen worden (HOLZL et al. 1993: 202, KLONS 1967). 
Es wurde auch ein atherisches Ol von blaBgelber Farbe beschrieben (LEWIN 1886: 30). 

In den Blattern kommen 0,71 % des unbestandigen Pipermethysticins (ein Alkaloid) vor, geringere Konzentrationen sind auch in 
den Stengeln, nicht aber in den Wurzeln enthalten (Cox und O'RouRKE 1987: 454). In den Stengeln kommen Dihydrokawain, 
Dihydromethysticin und Yangonin vor. In der Wurzel (nach DAB Erg. Bd. 6) wurde in geringen Spuren Cepharadion A entdeckt, 
eine Substanz, die auch in anderen Piper spp. vorkommt (JAGGY und ACHENBACH 1992). 
Die Kawapyrone sind chemisch mit den Longistylinen verwandt (vgl. Lonchocarpus violaceus, Balche'). 

Wirkung 

Vor allem von Ponape werden stark psychoaktive Wirkungen des dortigen Kavagetranks berichtet (HAMBRUCH 1917, 
THURNWALD 1908). Es heiBt, daB die Teilnehmer am Trinkritual nach mehreren Runden ihre Korper verlassen, um im 
korperlosen Zustand iiber die tropische Inselwelt zu gleiten und in den Himmel, die Heimat der Kavapflanze, reisen zu konnen. 
Sie erleben Gefiihle der Verbriiderung und Einheit mit ihrer Umwelt sowie erotische Visionen. Diese und ahnliche Angaben in der 
alteren Literatur, nach denen Kava halluzinogen wirken konne, werden von vielen Autoren, die iiber reichliche Eigenerfahrung 
verfiigen, stark angezweifelt (Cox und O'RoURKE 1987: 454). Manchmal wird die legendare, halluzinogene Wirkung auf die 
Zusatzstoffe (vor allem Datura metel) zuriickgefiihrt (siehe oben). 

Haufig wird eine euphorisierende Wirkung beschrieben, die kurz nach Einnahme groBerer Mengen eintritt und nach 2 bis 3 
Stunden wieder abklingt (ROTH et al. 1994: 572 ). AUgemein stimmen alle Autoren und Kavakonsumenten darin iiberein, daB das 
Getrank den Durst besser loscht »als Bier«, daB es leicht stimuliert, kraftigt, den Korper nach groBen Strapazen erholt, den Kopf 
klar macht, die Geisteskrafte scharft und den Appetit anregt. Umstritten ist die aphrodisierende oder anaphrodisierende Wirkung 
(LEWIN 1886, STEINMETZ 1973). » Kava ist auch ein Mittel zum Erreichen oder Verstiirken von Intimitat« (GREGORY 1995: 
41). Louis Lewin hat die berichteten psychoaktiven Wirkungen wie folgt zusammengefaBt: 



»Nach nicht zu groBen Mengen tritt ohne jede korperliche oder gemiitliche Erregung das Gefiihl einer gliicklichen Sorglosigkeit, 
Behaglichkeit und Zufriedenheit auf. Die Sprache ist anfangs leicht und frei und Gesicht und Gehor fiir feinere Eindriicke 
gescharft. Das Mittel auBert eine besanftigende Macht. Die Trinker werden nie argerlich, bose, streitsiichtig oder lahmend wie 
durch Alkohol, was die Fidschiinsulaner auch besonders als Vorzug dieses Getrankes riihmen. Die Eingeborenen und die Weisen 
sehen es als ein Beruhigungsmittel bei Ungliicksfallen an. Das BewuBtsein und die Vernunft bleiben erhalten. Sind etwas groBere 
Mengen genommen, so werden die Glieder matt; die Muskelkrafte scheinen nicht mehr unter der BotmaBigkeit und Controle des 
Willens zu stehen; das Gehen wird langsam und unsicher; die Leute sehen wie halbtrunken aus; man fiihlt das BediirfniB, sich 
hinzulegen. Das Auge sieht die vorhandenen Gegenstande, will und kann sie aber nicht gehorig fixiren, ebenso wie das Ohr 
percipirt, ohne sich iiber das Gehorte Rechenschaft geben zu konnen und zu wollen. Bei dem Trinker macht sich eine 
iiberwaltigende Ermattung und ein jedes Gefiihl beherrschendes BediirfniB zu schlafen bemerkbar; er wird somnolent und schlaft 
schlieBlich ein. Manche Europaer haben diese gleich einem Zauber die Sinne lahmende und schlieBlich zum Schlaf fiihrende 
Kawawirkung an sich selbst beobachtet. Oft bleibt es nur bei dem torpidsomnolenten, von unzusammenhangenden Traumen 
begleiteten Zustande, der nach einigen Angaben auch von erotischen Visionen begleitet sein soll.« (LEWIN 1886: 44f.) 
Mehrere pharmakologische Studien belegen, daB die psychoaktiven Wirkungen des Kava-Kava in den Kawapyronen, und zwar 
nicht in einer isolierten Substanz, sondern offensichtlich im Gemisch begriindet liegen (MEYER 1967: 140). Im Tierversuch hat 
der Extrakt bei Mausen starke sedierende Wirkungen erzielt (HOLZL et al. 1993: 203 ): 

»Die Kawapyrone vermogen, ahnlich wie Meprobamat oder Benzodiazepine [vgl. Diazepam], die Erregbarkeit des limbischen 
Systems zu verringern, wobei die Hemmung der Aktivitat des limbischen Systems als Ausdruck einer Dampfung der emotionalen 
Erregbarkeit und einer Steigerung der Stimmungslage gilt.« (HOLZL et al. 1993: 204) Daneben sind muskelentspannende, 
krampflosende, schmerzlindernde, lokalanasthesierende und nervenschiitzende Wirkungen pharmakologisch nachgewiesen 
worden. Die Kawapyrone fiihren auch zu einer Verlangerung oder Vertiefung einer Narkose (z.B. durch Chloroform, Ather, 
Lachgas, auch Barbiturate), wobei Methysticin am starksten synergistisch wirkt. Der Kavaextrakt hat auf Dopamin, Apomorphin 
und Amphetamin ,vgl. Ephedrin) eine antagonistische Wirkung (HOLZL et al. 1993: 205, MEYER 1976). Kava verstarkt auch 
den Effekt von Alkohol (z.B. Schlafdauer nach dem Rausch; vgl. ZUBKE 1997). Die lokalanasthesierende Wirkung ist der des 
Kokains, Procains und Lidocains sehr ahnlich, die Wirkdauer etwa gleich lang (HOLZL et al. 1993: 206, MEYER und MAY 
1964, SINGH 1992:40). Es gibt einige Hinweise, daB sich die Kawapyrone an die GABA- und/oder Benzodiazepinrezeptoren 
binden ([jH] -GABA-Bindung, [ ;H] -Diazepam-Bindung), also eine ahnliche Affinitat wie Muscimol und Diazepam aufweist 
(HOLZL et al. 1992). Bei humanpharmakologischen Studien konnte an gesunden Probanden (210 mg oder sogar 300 bis 600 mg 
Kawapyrone pro Tag) bewiesen werden, daB die Schlafqualitat gefordert, Angstzustande gelost, die Informationsverarbeitung im 
Gehirn verbessert, das Reaktionsvermogen aber nicht beeintrachtigt wird (HOLZL et al. 1993: 207, HANSEL und KAMMERER 
1996). Oft stellen sich die erwiinschten Wirkungen erst nach einigen 'lagen regelmaBiger Einnahme ein (SCHMIDT 1994: 376). 
Es kann in seltenen Fallen bei Kavagebrauch zu leichten allergischen Reaktionen kommen, »Hinweise auf physische und/oder 
psychische Abhangigkeit liegen nicht vor.« (HOLZL et al. 1993: 210) 

Es wurde mehrfach berichtet, daB Kava-Kava marijuanaahnlich (vgl. Cannabis indica) wirken kann, daB der Effekt aber sehr 
subtil sei und erst bei mehrfacher Einnahme der Substanz wahrgenommen werde (MILLER 1988: 75*, ZUBKE 1997). 

Marktformen und Vorschriften 

Kava-Kava als Rohdroge so wie die verschiedenen Zubereitungen sind weltweit frei verkauflich (auch in Krauterladen, 
Reformhausern, Health Food Stores, Supermarkten usw.). Auf vielen Siidseeinseln gibt es Bars, in denen kein Alkohol, dafiir aber 
Kava in verschiedenen Zubereitungen ausgeschenkt wird. 

Es gibt verschiedene Zubereitungen und Produkte auf dem europaischen Markt (Kapseln, Krautertabletten, Dragees, Losungen, 
Tinkturen), Kapseln mit Kavaextrakt und Johanniskrautol (Hypericum perforatum L.; vgl. BECKER 1994) gegen StreB und zur 
Entspannung, Kapseln mit Extrakten aus Kava und Baldrian (Valeriana officinalis). Die Antares'-120-Tabletten (Handelsname) 
enthalten pro Tablette 120 mg Kawapyrone und sind eine der konzentriertesten Handelsformen (SCHMIDT 1994: 376). Das 
Psychopharmakon Neuronika' enthaltpro Kapsel sogar 200 mg Kawain (vgl. KRETSCHMER 1970). Viele Produkte enthalten 
lediglich 10 mg Kawapyrone pro Pille. 

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Piper spp. Pfefferarten 

Familie 

Piperaceae (Pfeffergewachse); Tribus Pipereae 

Es gibt in der Gattung Piper ca. 1000 bis 1200 Arten" von denen viele ethnobotanische Bedeutung haben (HOLZL et al. 1993: 
191, SCHULTES Und RAFF AUF 1990: 364* ). Die Halfte aller Piper spp. kommt in den amerikanischen Tropen vor. Es handelt 
sich um epiphytisch lebende Pflanzen, um Klettergewachse, Halbstraucher oder kleine Baume. In der Gattung kommen viele 
atherische Ole vor, so daB viele Blatter, Bliitenstande und Friichte stark aromatisch sind und dadurch kulturelle Aufmerksamkeit 
erregt haben. Manche Piper-Arten haben angeblich psychoaktive, andere aphrodisierende Wirkungen. In verschiedenen Arten 
konnten Safrol und Asaron (so in Piper divaricatum MEYER, P. manassausense, P. futokadsura, P. sarmentosum) identifiziert 
werden (AVELLA et al.l994). Folgende Arten, die in der brasilianischen Volksmedizin als Schmerzmittel benutzt werden, sind 
pharmakologisch aktiv (nach COSTA et al. 1989): Piper abutiloides KUNTH, Piper cmcmnatoris YUNCKER, Piper lindbergii C. 
DC. Sogar vom gewohnlichen Schwarzen Pfeffer (Piper nigrum L.) wurde berichtet, daB er »halluzinogen« wirken konne 
(SCHULTES und HOFMANN 1980: 368 ). 

Der »Rote Pfeffer« stammt nicht von einer Piper-Art, sondern vom Peruanischen Pfefferbaum (Schinus molle L., vgl. NORMAN 
1991: 53) und wird in Siidamerika als Garstoff fiir Chicha oder auch als Bierzusatz verwendet. 



Piper amalago L. [syn. Piper medium JACQ.] - Amalagopfeffer 

Dieser in Zentralamerika (Siidmexiko, Belize) heimische Strauch hat kleinere und schmalere Blatter als Piper auritum, sieht aber 
sonst recht ahnlich aus. Seine Blatter duften beim Reiben stark nach dem atherischen Ol Safrol. Vermutlich laBt sich diese 
Pfefferart psychoaktiv nutzen. Bei den Maya gilt die yaaxpehelche' genannte Pflanze als »kleineres Geschwister« oder 
»Weibchen« von Fiper auritum. 

Piper angustifolium Ruiz et PA VON - Maticopfeffer 

Ob diese amerikanische Pfefferart an sich psychoaktiv wirkt, ist nicht bekannt. Wegen der desinfizierenden Eigenschaft der 
frischen Blatter wird die Pflanze auch Soldatenkraut genannt. Ihre Blatter und Bliitenstdnde sind eine Zutat zu diversen 
aztekischen Kakaorezepten (siehe Theobroma cacao) und haben wegen des atherischen Ols eine leicht stimulierende Wirkung 
(RATSCH 199 la: 1850. Piper angustifijlium ist nach Ansicht mancher Autoren ein Synonym von Piper elongatum, der ebenfalls 
Maticopeffer heiBt. 

Piper cubeba L. [syn. Cubeba officinalis Mm. (oder RAF.) - Kubebenpfeffer 

Der auf den Sundainseln und in Ostasien heimische Kletterstrauch, der sich bevorzugt auf Erythrina variegata (= E. indica, vgl. 
Erythrina spp.) hochrankt, liefert Friichte, die als Cubeben, Kubeben, Kubebenpfeffer, Pimenta cubeba oder Fructus Cubebae in 
den Handel gelangen (MACMILLAN 7997; 475* NORMAN 7997; 54*). Sie enthalten 10 bis 20% atherisches Ol, 2,5% Cubebin 
(C„,H„,0„) und amorphe Cubebensaure. In hohen Dosen kann das atherische Ol Reizungen in den Harnwegen und 
Kopfschmerzen auslosen; daher auch der volkstiimliche Name »Schwindelk6rner«. Es wurde auch von typischen ZNS- 
Symptomen wie Angstzustanden und Delirien berichtet. Als vertragliche Einzeldosis werden 2 g angegeben, die Tagesdosis sollte 
10 g nicht iiberschreiten (ROTH et al. 1994: 570* ). Die psychoaktive Wirkung, allerdings auch ein nicht nachzuvoUziehender 
anaphrodisischer Effekt, wurden von Hildegard von Bingen beschrieben: 

»Die Kubebe ist warm, und jene Warme hat die richtige Mischung in sich, und sie ist auch trocken. Und wennjemand Kubebe iBt, 
wird jene ungeziemende Begierde, die in ihm ist, gemaBigt. Aber sie macht auch seinen Geist frohlich und macht seinen Verstand 
und sein Wissen rein, well die niitzliche und gemaBigte Warme der Kubebe die ungeziemenden Gluten der Begierde, in denen 
stinkende und schlammige Fliissigkeiten verborgen sind, ausloscht, und den Geist des Menschen und seinen Verstand macht sie 
erhellend klar.« (Physica 1,26) 

Volksmedizinisch werden Kubeben bei Gedachtnisschwache und zur Steigerung des Sexualtriebes (Aphrodisiakum) eingesetzt 
(GOTTLIEB 1974: 26f.*, HOLZL et al. 1993: 196). Im Jemen gelten die kebdb genannten Friichte als Aphrodisiakum und 
Nerventonikum (FLEURENTIN und PELT 1982: 92f.*). Friiher wurden Kubeben haufig als Gewiirz verwendet. Heute werden sie 
nur noch in der asiatischen Kiiche (z.B. als Curryzutat) gebraucht. Sie sind ein Hauptbestandteil der marokkanischen 
Gewiirzmischung Ras el hanout, die ansonsten Kardamom (Elettaria cardatnorriitrtr), MuskatnuB und -bliite (Myristica 
fragrans), Galanga (Alpinia sp.; vgl. Kaempferia galanga), Langen Pfeffer (Piper longilrrt), Zimt (Cinnamomum verum), 
Gewiirznelken (Syzygiittn aromaticum), Ingwer (Zingiber officinalis), Rosenknospen (Rosa sp.), Lavendelbliiten (Lavandida 
angitstifolia MILL.), Spanische Fliegen (Cantharides), Eschenbeeren (Fraxinrts sp. ?), Paradieskorner (Amonium ttielegiteta), 
Schwarzen Pfeffer (Piper nigrum), Erdniisse (Arachis hypogaea L.), Gelbwurz (Curcuma lotiga), Kassie (Cinnamomum cassia), 
Schwarzkiimmelsamen (Nigella sativa), Monchspfeffer (Vitex agnus-castus), Tollkirschen (Atropa belladonna) und 
Veilchenwurzel (Viola odorata L.) enthalt (NORMAN 1991: 96f.*). Diese Gewiirzmischung diirfte - in groBem MaBe genossen - 
psychoaktiv und aphrodisierend wirken. Die Kubeben sind auBerdem ein Bestandteil der Orientalischen Frohlichkeitspillen und 
wurden friiher als Weinzusatz (siehe Vitis vinifera) verwendet. 

Piper elongatum VAHL [syn. Artanthe elongata (VAHL) MIQ., Piper angustifolium Ruiz et PA VON, Piper purpurascens D. 
DIETR., Steffensia elongata (VAHL) KUNTH.] - Maticopfeffer 

Der Matico- oder Soldatenpfeffer stammt aus den mittel- und siidamerikanischen Tropen und hat eine lange Geschichte als Heil- 
und GenuBmittel. Die verwendeten Blatter enthalten 0,3 bis 6% atherisches Ol, in dem neben dem Hauptbestandteil Dillapiol auch 
Asaron und Petersilienapiol vorhanden sind (vgl. Acorus calamus, Petroselinum crispum). In Panama wird der Maticopfeffer als 
Aphrodisiakum und Stimulans verwendet (HOLZL et al. 1993: 198). In Mexiko gehort er zu den traditionellen Gewiirzen fiir 
Kakao (siehe Theobroma cacao). Die Blatter haben bei hoher Dosis moglicherweise leicht psychoaktive Wirkung. 

Piper interitum TRELEASE - Tetsipfeffer 

Die peruanischen Kulinaindianer bereiten aus den Blattern und Wurzeln des tetsi genannten Fiper interitum ein angeblich 
psychoaktiv wirkendes Schnupfpulver als Ersatz fiir Tabakschnupfpulver (vgl. Nicotiana tabacum) zu (SCHULTES 1978b: 227, 
SCHULTES und RAFF AUF 7990; 365f*). 

Piper longum L. [syn. Chavica roxbhurgii MIQ., Chavica sarmentosa (ROXB.) MIQ., Piper latifolium HUNTER, Piper 
sarmentosum RoxB.l Langer Pfeffer, Pippali 

Die unreifen Friichte des Langen Pfeffers werden in Asien und Arabien als Gewiirz, Aphrodisiakum und Heilmittel verwendet 
(FLEURENTIN und PELT 79S2; 92f*, RATSCH 7995). Sie enthalten ca. 1 % atherisches Ol mit 

Sesquiterpenkohlenwasserstoffen und p-Cymen, Dihydrocarveol, Terpinolen und aThujen sowie Amide (Piperidin u.a.). Die 
Droge hat gefaBerweiternde Wirkung (HOLZL et al. 1993: 200). Der Lange Pfeffer wird in Asien iibrigens schon viel langer als 
Gewiirz verwendet als der Schwarze Pfeffer (NORMAN 1991: 52*). Gilt der Schwarze Pfeffer bei uns schon seit dem Altertum 
als Aphrodisiakum, wird der Lange Pfeffer erst recht als solches betrachtet. In vielen Rezepturen fiir aphrodisische Zubereitungen, 
die bei tantrischen Ritualen verwendet werden, ist der Lange Pfeffer ein Hauptbestandteil (vgl. Orientalische Frohlichkeitspillen). 



Auch in der ayurvedischen Medizin gilt er als »Scharfmachier«. Seine Qualitat ist »schiarf, eriiitzend, suB«, deshialb starke er die 
Funktionen des Genitalsystems und soil die Lustorgane mit einer warmenden Energie versorgen (LAD und FRAWLEY 1987: 
249*). Im Ananga Ranga, einem alten indischen Buch zur Liebeskunst, wird ein tantrisches »Geheimmittel« - mit moglicherwesie 
psychoaktiver Wirkung -angefiihrt, das den Lingam (= Phallus) zum Leben erweckt: 

»Ninim einige Korner schwarzen Pfeffer [ Piper nigrum]. Kerne vom Stechapfel [Datura metel], eine Schote Pinpalli (Piper 
longiim, der langsam wirkenden Pfeffer ergibt, oder Betelpuder [Areca catechu]) mit Lodhra-Schale oder Morinda citrifolia, die 
man zum Farben beniitzt; verreibe es mit hellem Ho nig und [reibe es auf den Lingam ] . Dieses Mittel ist unubertrefflich.« 
(ANANGA-RANGA 1985: 65) 

Die in Indien weithin bekannte Gewiirzmischung trikatu, »drei Gewurze«, besteht zu gleichen Teilen aus Langem Pfeffer, aus 
Schwarzem Pfeffer und getrockneten Ingwerwurzelstiicken (Zingiber officinale). Diese Mischung gilt als das wichtigste 
ayurvedische Anregunsgmittel. Trikatu ist ein Verjiingungsmittel fiir agni, das innere Feuer. Es ist gleichzeitig als begleitendes 
Mittel fiir andere Medizinen von Bedeutung, da durch die anregende Wirkung die Aufnahme von Wirkstoffen aller Art verstarkt 
oder verbessert wird. 

Piper plantagineum SCHLECHT. 

Diese karibische Art wurde friiher in Westindien (Mexiko) angeblich ahnlich wie Piper methysticum verwendet und ist 
moglicherweise mit Piper auritum identisch. 

Piper sp. - Syryboa 

Der Ostindienreisende George Meister hat in seinem Buch Der Orientalisch-Indianische Kunst- und Lustgdrtner (1692) eine 
Piper-Art beschrieben, die ahnlich wie oder als Ersatz fiir den Betelpfeffer (Piper betle) verwendet wurde: 

»Von Foliis Syryboae. Diese laufen gleichermaBen, wie die Folia Bettele oder der Pfeffer, langs den Baumen hinauf. Die Frucht 
ist fast einer langen Pfeffer-Art, scharfen Geschmackes, aussehend wie die an den Haselniissen im Friihling hangenden als 
genannten Katzchen, jedoch etwas dicker und langer, fast einer Spannen lang. Diese werden voneinander geschnitten und nebst 
eingesteckten Bettele-Blattern und der Frucht Areca [vgl. Areca catechu] gegessen. Item, sie nehmen auch die Blume, Canange 
genannt, welche gelbe Blatter hat, mit dazu, so ebenfalls nicht allein wohlriechet, sondern auch gut schmecket.« (Kap. IX, 20) 
Leider laBt sich die Pfefferart, die hier als Zusatz zum Betelbissen beschrieben wird, nicht genau bestimmen. Die »Blume 
Canange« ist sehr wahrscheinlich als die Bliite des Ylang-Ylang-Baumes (Cananga odorata, vgl. Atherische Ole) zu deuten. 

Piper spp. - Maslio-liara 

Die Tanimuka- und Yukunaindianer des Rio Miritiparana (Amazonien) kochen aus den sehr aromatischen Blattern einer Piper sp. 
einen Trank, der alte Leute wieder in Schwung bringen soil (SCHULTES 1993: 135*). Auch andere mashoham oder yauardi- 
hena genannte Piper- Arten werden in Amazonien als rituelle Schnupfpulver verwendet. Die Muinane von der Gegend uni La 
Pedrera stellen aus getrockneten Piper-sp. -Blattern und Tabak (Nicotiana tabacum) ein Schnupfpulver her. Verschiedene Piper 
spp. werden von Schamanen gekaut oder geraucht, um Falle von Hexerei aufzuspiiren. Die Canelos benutzen eine Piper sp., die 
sie gtiayusa nennen (vgl. Ilex guayusa), als Stimulans (SCHULTES und RAFF AUF 1990: 367£*). Auf Papua-Neuguinea gibt es 
eine endemische Piper sp., die bisher nicht botanisch beschrieben wurde und die Kawalactone enthalt (vgl. Keu). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Piper auritum. Piper betle. Piper methysticum, Macropiper excelsum 

ANANGA-RANGA 

1985 Orientalische Liebeslehre, Munchen: Goldmann. ATAL, C. K., K. L. DHAR und 1. SINGH 

1975 » The Chemistry of Indian Piper Species«, 

Lloydia 38: 256-264. AVELLA, Ehseo, Pedro P DiAZ und Aura M.P. DE DiAz 

1994 » Constituents from Piper divaricatt~tn«, 

Planta Medica 60: 195. 

COSTA, Mirtes, Luiz C. DI STASI, Mizue KIRIZAWA, Sigrid L.J. MENDA(~OLLI, Cecilia GOMES und GUstaf TROLIN 1989 »Screening in Mice of Some 

Medicinal Plants Used for Analgesic Purposes in the State of Sao Paulo«, Journal of Ethnopharrnacology 27: 25-33. HOLZL, Josef, Wiltrud JURETZEK, Sn und 

Elisabeth STAHL-BISKUP 1993 »Piper«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 5: 52-59, Berlin: Springer. 

ILYAS, M. 

1976 »Spices in India«, Ecoriorriic Botany 30: 273-280. 
RATSCH, Christian 

1995 »Piper longinn, der ayurvedische Scharfmacher«, 
Dao 6/95: 68. 



Psidium guajava Guajavabaum, Guava 



Familie 

Myrtaceae (Myrtengewachse) 



Formen und Unterarten 

Es gibt verschiedene Wildsorten und Zuchtformen, die sich vor allem in der GroBe der Frucht unterscheiden (LUTTERODT und 
MALEQUE 1988: 219). 

Synonyme 

Psidlum guajava RADDI Psidium pomiferlirri L. Psidium pyriferum L. 

Volkstiimliche Namen 

Aci'huit, Ah pichib, Al-pil-ca (Chontal), Araza, Nsihui't (Totonakisch), Asiuit, Asiwit, Bee (Huastekiseh), Bek, Bijui 
(Zapotekiseh), Bimpish (Shipibo-Conibo), Bui, Ca'aru (Cora), Carii, Chak-piehi (Maya »Rote Guava«), Chalxoeotl (Aztekiseh), 
Coloe, Cuympatan, Djambubaum, Enandi (Taraskiseh), Gouyave, Guabes-Baum, Guaibasim (Mayo), Guajave, Guajave-Apfel, 
Guava's', Guave, Guavenbaum, Guayaba, Guayaba dulee, Guayaba manzana, Guayaba perulera, Guayabilla, Guayabilla 
cimarrona, Guayabo, Guayabo eolorado, Guayabo de venado, Guayabo del monte, Guayabo morada, Guayavabaum, Guyav, 
Huayabo, Jaljocote pichi, Jalocote, Jukoin papoxtiks, Julti, Kautonga, Kolok, Kuava, Ku'ava, Kuawa (Hawaiianisch), Kuma 
(Siona), Lacow (Huave), Mo'eyi (Cuitlatekisch), Ngoaba (Fang), Nulu (Cuna), Ni-joh (Chinantekisch), Pachi; Palo de guayabo 
bianco, Pata (Tzotzil), Patan, Pehui (Zapotekiseh), Pichi, Pichi' (Maya), Pichib, Pici, Pitchcuy, Pocs-cuy (Zoque), Pojosh 
(Popoluca), Posh-keip (Mixe), Potoj, Potos, Pox (Mixe), Poxr, Puita, Sacpichi, Sahuintu, Saiyii, Sumbadan (Zoque), Tuava, Tzon t 
kichi (Amuzgo), Ushca-aru (Tepehuano), Vayevavaxite (Huichol), Vi papalagi, Xalacotl (Nahuatl), Xalcolotl, Xalxocotl, 
Xaxokotl, Xaxucotl (Nahutl), Xoxococuabitl (Aztekiseh), Yaga-huii (Zapotekiseh) 

Geschichtliches 

Die Pflanze ist urspriinglich von Mexiko bis Brasilien heimisch, heute aber als tropische Nutzpflanze weltweit verbreitet 
(ANZENEDER et al. 1993: 591. Sie wurde schon im B. Jahrhundert v. Chr. in Peru kultiviert (RoOT 1996: 1050. Der erste 
Bericht iiber den Guavenbaum findet sich in der Relacon de las cosas de Yucatdn vom Franziskanermonch Diego de Landa (1524- 
1579). Eine der friihesten botanischen Beschreibungen des Baumes sowie ein Kupferstich der Friichte stammt von dem 
Ostindienreisenden George Meister (1692). Das Kauen der Blatter als Narkotikum und Durchfallmedizin ist in den Tropen 
allgemein bekannt. Der psychoaktive Gebrauch der Blatter wurde aber erst kiirzlich in Ghana entdeckt (LUTTERODT und 
MALEQUE 1988: 220). 

Verbreitung 

Der Guajavenbaum stammt wahrscheinlich aus Mexiko, ist aber in alien tropischen Zonen von Mexiko bis Peru verbreitet 
(DRESSLER 1953: 1540. Er wird auch in anderen Teilen Siidamerikas (Brasilien, Paraguay, Argentinien) angebaut und dort auch 
wild Oder verwildert gefunden (SANTOS BILONI 1990: 222"). Er bevorzugt eindeutig tropisches Klima und hat sich in alle Welt 
verbreitet (Afrika, Ozeanien, Siidostasien, Indien). 

Anbau 

Die Vermehrung erfolgt durch Stecklinge oder durch Saat. In der Natur wird der Baum durch Vogel, Fledermause, Nagetiere und 
Menschen verbreitet. Die Samen in den Friichten passieren unversehrt den Verdauungstrakt und werden »gut gedungt« 
ausgeschieden (LUTTERODT und MALEQUE 1988: 219). 

Aussehen 

Der kleine, knorrige, immergriine Baum, der kaum hoher als zehn Meter wachst, hat eine schuppige Rinde und elliptische Blatter 
(5 bis 15 cm lang, 3 bis 6 cm breit), die gegenstandig angeordnet sind. Die groBen, weiBen Bliiten sind fiinfzahlig, die Friichte (ca. 
7,5 cm lang) sind zunachst griin, werden beim Reifen gelb und verstromen dann ein fruchtiges Aroma. Die Bliiten haben sehr 
viele StaubgefaBe (bis zu 275). Die Friichte der Wildform haben sehr viele Samen und nur wenig Fruchtfleisch; bei den 
kultivierten Obstbaumen ist es umgekehrt, sie haben nur sehr wenige Samen und viel Fruchtfleisch (LUTTERODT und 
MALEQUE 1988: 219f.). 

Der Guajavenbaum wird leicht mit dem ebenfalls guayaba genannten und wegen seiner eBbaren Friichte kultivierten Baum 
Psidium ciciitangitliim DC. verwechselt (VICKERS und PLOWMAN 1984: 24" ). 

Droge 

- Blatter (Djambublatter, Djambu Folium, Folia Djambu) 

- Rinde 

- Wurzelrinde 

Zubereitung und Dosierung 

Die frischen Blatter werden je nach Bedarf ausgekaut oder als Dekokt getrunken. Uberdosierungen scheinen nicht vorzukommen. 
In Siidostasien, vor allem in China, wird auf sehr ungewohnliche Weise eine narkotische Psidiitn7Droge gewonnen. Die frischen 
Blatter werden als ausschlieBliche Nahrung an Insekten (Stabheuschrecken, Gottesanbeterinnen, besonders Hepteroptevyx dilata) 
verfiittert. Die Kotausscheidungen der Insekten werden gesammelt, in Form kleiner Kugeln geknetet, getrocknet und luftdicht 
aufbewahrt. Einige dieser Pillen werden bei Bedarf in heiBem Wasser aufgelost und getrunken. Das weinfarbene Getrank soil 
einen »angenehmen Geschmack« haben (LUTTERODT 1992: 156). 



Rituelle Verwendung 

Bei den kiistennahen Ga-Stammen von Ghana wurde erstmals der Gebrauch der Blatter als psychoaktive Substanz beobachtet. 

Dazu werden die frischen Blatter gekaut. Ob damit rituelle Gebrauche (z.B. gemeinsames Kauen als sozialintegratives Element, 

magische Handlungen, Heilzeremonien) verbunden sind, ist nicht berichtet worden. Die Ga sagen, daB die gekauten Blatter bei 

Schlaflosigkeit einen zentral dampfenden Effekt haben und die Wirkung von Alkohol unterdriicken (LUTTERODT und 

MALEQUE 1988: 220). 

Auf den Philippinen wird die Rinde als Ersatz fiir die ArekanuB (Areca catechu) im Betelbissen ausgekaut (HARTWICH 1911: 

5290. 

Artefakte 

Keine 

Medizinische Anwendung 

Die Blatter werden in vielen traditionellen Medizinsystemen als Analgetikum, Durchfallmittel (auch bei Cholera) und 

Neuroleptikum verwendet (LUTTERODT 1992: 15 1). AUerdings ist die volksmedizinische Kenntnis der pharmakologisch 

nachgewiesenen, guten Wirksamkeit als Durchfallmedizin nicht so weit verbreitet, wie man eigentlich annehmen miiBte 

(LUTTERODT 1992: 155). Auf Hawaii werden die frischen, jung en Blatter bei Diarrhoe gekautund geschluckt (KRAUSS 1981: 

24*). Auf Trinidad dient ein AufguB der Blatter demselben Zweck (WONG 1976: 1330. 

Die yucatekischen Maya trinken ein Dekokt aus der Rinde oder aus den Blattern gegen Durchfall (PULIDO S. und SERRALTA P 

1993: 46*). In Belize wird ein Tee aus den Blattern bei Mundgeschwiiren und Zahnfleischblutungen gegurgelt. Ein Dekokt aus 

neun Blattern und neun jungen Friichten (20 Minuten gekocht) wird bei Durchfall, Dysenteric (Ruhr), verdorbenem Magen und 

Erkaltungen dreimal tagUch vor den Mahlzeiten getrunken (ARVIGO und BALICK 1994: 1210. 

In Siidamerika werden bei Verdauungstorungen Tees aus den Blattern getrunken (ANZENEDER et al. 1993: 591. In Chile und 

Peru werden die Blatter gekaut, um die Zahne stark zu machen (SCHULTES 1980: 1 10*). In Panama werden die Blatter bei 

Zahnschmerzen gekaut (LUTTERODT und MALEQUE 1988: 220). 

Die Fang von Zentralafrika stellen aus den Blattern einen wurmtotenden Saft her (AKENDENGUE 1992: 1691. Auf Samoa 

werden die Blatter als Hustenmedizin und als Antidot bei Vergiftungen aller Art verwendet (UHE 1974: 22'x). 

Inhaltsstoffe 

Die Blatter enthalten ca. 10% Tannin, B-Sitosterol, Maslensaure, Guaijavolsaure, atherisches Ol (hauptsachlich Caryophyllen, 

daneben B-Bisabolene, Aromadendren, B-Selinen, Nerolidiol, Caryophyllenoxid und Sel-ll-en-4a-ol, Eugenol), Triterpenoide 

(Oleanol-, Ursol-, Crategol- und Guaijavolsauren)'r, ein Quercetinderivat, Guaijaverin (= 3-a-L-Arabopyranoside) und einige 

nicht identifizierte Substanzen (ARGUETA et al. 1994: 71 1 *, LUTTERODT und MALEQUE 1988: 220, WONG 1976: 1330. 

Das Glykosid Quercetin'lj bzw. das Derivat (Quercetin-3-arabinosid) wird als Hauptwirkstoff (fiir die narkotische Wirkung) 

angesehen (LUTTERODT und MALEQUE 1988: 229). 

In einer friiheren Studie sind in den Guavenblattern die Polyphenole Quercetin, Guaijaverin, Leucocyanidin und einige 

Amritsoside nachgewiesen worden (SESHADRI und VASHISHTA 1965). Opiate (Opiumalkaloide) oder Cannabinoide (vgl. 

THC) konnten nicht entdeckt werden (LUTTERODT 1992: 152). 

Die Friichte enthalten reichlich Vitamine (A, B, C), etwa 2- bis 3mal so viel wie eine Apfelsine (ARVIGO und BALICK 1994: 

1210. 

Wirkung 

Der Extrakt aus den Blattern hat im Tierversuch eine deutliche morphinartige Wirkung durch Hemmung der Acetylcholin- 
Ausschiittung gezeigt (vgl. Morphin). Dieser Effekt wird hochstwahrscheinlich durch das in den Blattern enthaltene Quercetin 
erzeugt (LUTTERODT 1989 und 1992: 152). Der Wirkstoff bindet sich anscheinend nicht an die Opioid-Rezeptoren und soil kein 
»Suchtpotential« haben (LUTTERODT und MALEQUE 1988: 225). Toxische Wirkungen und Uberdosierungen sind nicht 
bekannt (ARGUETA et al. 1994: 711*). 

Ein HeiBwasserextrakt aus den getrockneten Blattern wirkt antibakteriell bei Sarcina lutea, 5tophylococcus aureus und 
Mycobacterititn phlei. Ein waBriger Extrakt aus den frischen Blattern hat fungizide Wirkung (ARVIGO und BALICK 1994: 1210. 

Marktformen und Vorschriften 

Gelegentlich sind Guajavenblatter Bestandteil von fertigen Teemischungen (Magentees), die in Apotheken gefiihrt werden 
(PAHLOw 1993: 4370. 

Literatur 

BRIESKORN, Carl Heinz, Klaus MUNZHUBER und Gerhard UNGER 1975 »Crataegolsaure und Steroidglukoside aus Bliitenknospen von Syzygiwn arorrultic 

llrrU, Phytochemistry 14: 2308-2309. 

CHEN(;, J.T und R.S. YANG 1983 »Hypoglycaemic Effects of Guava Juice in Mice and Human Subjects«, American Journal of Chinese Medicine 11(1-4): 74- 

76. 

EL-KHADEM, H. und Y.S. MOHAMMED 1958 »Constituents of the Leaves of Psidiunz giiajava. 1 1 : Quercetin, Avicularin and Guaijaverin*, Jollrlicil of the 

Chemical Society (London): 3320-3323. 

LU~I-TEROI),I~, George D. 1989 »Inhibition Gastrointestinal Release of Acetylchohne by Quercetili as a Possible Mode of Action of Psidilllrl guajava Leaf 

Extracts in the Treatment of Acute Diarrhoeal Disease*, jollrrlcll of Ethnopharrnacology 25: 235-247. 1992 »lnhibitioli of Microlax*-induced Experimental 

Diarrhoea with Narcotic-like Extracts of Psidillrrl gllalava Leaf in Rats«, lolirrlal ot Etllrlopharrllclcology 37:151-157. 



LUTIrERODT, George D. und Abdul MALECUE 1988 »Effects an Mice Locomotor Activity of a Narcotic-like Principle from Psidiurn gilcijcii.ci Leaves**, 

Journal of Etlhlopharrrlacology, 24: 219-231. 

OSMAN, A.M., M.E. YOUNES und A.E. SHETA 1974 »Triterpinoids of the Leaves of Psidillrrl gUajava«, Phytochernistry 13: 2015-2016. 

SESHADRI, T.R. und K. VASISHTA 1965 »Polyphenols of the Leaves of Psidiurn girajavaQasxceim, Guaijaverin,l.eucocyaliidili and Amritsoside«, Phytoche 

inistry 4: 989-992. 



Psychotria viridis Chacruna 



Familie 

Rubiaceae (Rotegewachse) 

Formen und Unterarten 

Bei der Chacruna konnen an der Unterseite der Blatter am Mittelnerv weiche Stacheln (Domatia) auftreten. Anhand der Anzahl 
dieser Stacheln werden von den siidamerikanischen Ayahuasqueros verschiedene Formen der Pflanze unterschieden. Pflanzen mit 
drei Stacheln pro Blatt gelten als besonders stark, heilsam und gut fiir die Herstellung von Ayahuasca geeignet. Eine Form mit 
neun Stacheln gilt als hochste Qualitat. 

Synonyme 

Moglicherweise ist Psychotria psychotriaefolia (SEEM.) STANDLEY ein Synonym (vgl. Psychotria spp.). 

Volkstiimliche Namen 

Amirucapanga, Cahua (Shipibo-Conibo), Chacrona, Chagropanga, Chalipanga, Horova (Campa), Kawa (Cashinahua/Sharanahua), 
Oprito (Kofan »himmlische Leute«), Sami ruca 

Geschichtliches 

Wie alt der Gebrauch von Chacruna in Amazonien ist, weiB man nicht. Er ist vermutlich ebenso alt wie der Gebrauch von 
Banisteriopsis caapi und Ayahuasca. Aber erst in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts wurde vom amerikanischen 
Ethnobotaniker Homer Pinkley, einem Schultes-Schiiler, bei den Kofanindianern Kolumbiens der psychoaktive Gebrauch, und 
zwar der als Ayahuascazusatz, beobachtet und beschrieben (PINKLEY 1969). Die Gattung Psychotria wurde botanisch erstmals 
von Linne beschrieben. Den Gattungsnamen hat er dabei von dem zuvor in der Literatur kursierenden Namen Psychotrophiim 
(PATRICK BROWNE) abgeleitet; leider wird kein Grund dafiir angegeben. Man konnte bei dem Gattungsnamen durchaus 
annehmen, daB er »die Psyche beeinflussen« bedeutet (Vgl. PINKLEY 1969). 

Verbreitung 

Der tropische Strauch ist hauptsachlich im unberiihrten Wald des amazonischen Tieflands zu Hause, hat sich aber durch 
ausgiebige Kultivierung von Kolumbien bis nach Bolivien und ins ostliche Brasilien verbreitet und soil auch nordlich des 
Amazonasgebiets bis Zentralamerika vorkommen (PINKLEY 1969: 535). Heute gibt es auch Pflanzungen auf Hawaii und in 
Nordkalifornien. 

Anbau 

Die Anzucht aus Samen ist sehr schwierig. Die Keimdauer kann 60 Tage betragen. Manchmal keimt nur einer von hundert Samen. 
Die Vermehrung iiber Stecklinge ist hingegen wesentlich einfacher und erfolgreicher. Man braucht lediglich einen kleinen Zweig 
in die Erde zu stecken und gut zu gieBen. Selbst aus einem Stiickchen Zweig mit nur zwei Blattern, ja sogar aus einzelnen Blattern 
bzw. Blattstiickchen konnen Pflanzen gezogen werden. Es soil sogar vorkommen, daB sich aus einem Blattstiick, das zufallig mit 
etwas Erde bedeckt wurde, eine junge Pflanze entwickelt. Die Pflanze benotigt humusreichen, feuchten Boden. Sie vertragt, wie in 
Amazonien, sogar eine zeitweise Oberflutung ihres Standorts (PINKLEY 1969). 

Aussehen 

Der immergriine Strauch kann zu einem kleinen Baum mit stark verholztem Stamm heranwachsen, wird aber meist in Kultur auf 
einer Hohe von 2 bis 3 Metern gehalten. Er hat lange, schmale, spitz zulaufende Blatter von hellgriiner bis dunkelgriiner Farbe und 
einer glanzenden Oberseite. Die Bliiten mit griinlich-weiBen Bliitenblattern stehen an langen Stielen. Die rote Beerenfrucht enthalt 
mehrere kleine, langlich-ovale, eingebuchtete Samen (ca. 4 mm lang). Die konvexe Seite ist von drei an den Randern 
unregelmaBigen Kerben parallel durchzogen. 

Psychotria viridis kann leicht mit anderen Psychotria-Arten verwechselt werden. Besonders Fsychotria psychotriaefolia ist sehr 
ahnlich - wenn nicht sogar synonym (siehe Psychotria spp.). 

Droge 

Blatter 



Zubereitung und Dosierung 

Die Blatter miissen morgens gesammelt werden und dienen entweder frisch oder getrocknet zur Herstellung von Ayahuasca. Die 

getrockneten Blatter haben eine kaffeebraune Farbe. Die Blatter werden heute auch zur Herstellung von Ayahuascaanalogen 

verwendet. 

Aus den Blattern kann ein Extrakt gewonnen werden, der sich zu einer teerartigen Masse eindicken und rauchen laBt. 

Der aus den frischen Blattern gepreBte Saft soil ab 1 ml Menge etwa 100 mg AW-/)Mr enthalten (vgl. Russo 1997: 6). 

Rituelle Verwendung 

Siehe Ayahuasca 

Artefakte 

Siehe Ayahuasca (Discographie Ayahuasca-Musik) 

Medizinische Anwendung 

Die Machiguenga benutzen den frisch gepreBten Saft aus den Blattern von Psychotria viridis oder Psychotria spp. als 
Augentropfen zur Behandlung von Migrane (Russo 1997: 5). Psychotria viridis ist zwar als Heilpflanze bekannt, aber in dieser 
Verwendung bisher kaum erforscht worden (siehe auch Ayahuasca). 

Inhaltsstoffe 

Die Blatter enthalten 0,1 bis 0,67 % NN-DMT, daneben Spuren von MMT und MTHC (= 2-Methyltetrahydro-B-carbolin); 
meistens wohl um die 0,3°/o DMT. Die Psychotria-Blatter enthalten anscheinend am friihen Morgen die hochste DMT- 
Konzentration und sollten deshalb nur morgens gesammelt werden (miindliche Mitteilung von Dennis McKenna). 

Wirkung 

Die Kofanindianer sagen, daB sie durch die Beimengung von Psychotria-viridis-Blattern zu ihrer Yage (= Ayahuasca; vgl. 
Banisteriopsis caapi) die kleinen »himmlischen Leute«, die oprito, also genau wie die Pflanze selbst genannt werden, sehen 
konnen (PINKLEY 1969: 535). Als Ayahuascaadditiv entfalten die Blatter eine typische DMTWirkung (siehe Ayahuasca). 

Marktformen und Vorschriften 

Die getrockneten Blatter kommen gelegentlich in den ethnobotanischen Fachhandel. Die rechtliche Situation beziiglich der 
Rohdroge ist' ungeklart. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Psychotria spp., Ayahuasca, Ayahuascaanaloge 

DER MARDEROSIAN, Ara H. et al. 

1970 »The Use and Hallucinatory Principles of a 

Psychoactive Beverage of the Cashinahua Tribe 

(Amazonia Basin)«, Dreig Dependence. 5: 7-14. 

PINKLEY, Homer V. 1969 »Etymology of Psychotrio in View of a New Use of the Genus«, Rhodora 71: 535-540. 

PRANCE, G.T. und A.E. PRANCE 1970 »Hallucinations in Amazonia*, Gardere Joeerelal 20:102-107. 

Russo, Ethan B. 1992 »Headache Treatments by Native Peoples of the Ecuadorian Amazon: A Preliminary Cross-Disciplinary Assessement«, Joemeal ot 

Etlieeopleae-eteacology 36: 192-206. 1997 »An Investigation of Psychedelic Plants and Compounds for Activity in Serotonin Receptor Assays for Headache 

Treatment and Prophylaxis*, Maps 7(1): 4-B. 



Psychotria ssp. Wilder Kaffee, Psychotrio-Arten 

Familie 

Rubiaceae (Rotegewachse) 

Die meisten der ca. 7200 bis 7400 beschriebenen Psychotrio-Arten kommen in den tropischen Zonen Mittel- und Siidamerikas 
vor, einige Arten sind aber auch in den Regenwaldern Malaysias und auf Neukaledonien verbreitet (STANDLEY 1930). In der 
Karibik werden die Samen mancher Arten, z.B. Psychotria nervosa, als »Wilder Kaffee« bezeichnet und als Kaffee-Ersatz (vgl. 
Cojfea arabica) getrunken. Die Friichte vieler Psychotrio-Arten (P. involucrata SWARTZ, P. nudiceps STANDLEY) werden fiir 
giftig gehalten (SCHULTES 1969: 158 und 1985). In manchen Arten konnte NN-DMT nachgewiesen werden. In einigen kommt 
das Alkaloid Psychotridin vor, in anderen Indole (LAJIS et al. 1993). Einige Arten (Psychotrio poeppigiarla MUELL. ARC, 
Psychotrio ulviformes STERM.) haben anscheinend opiumartige Wirkstoffe (ELISABETSKY et al. 1995: 78). Die 
zentralamerikanischen Arten Psychotria acuminata BENTH. (ixanal) und Psychotria tenuifolia Sw. (x'anal) werden von den 
yucatekischen Maya als »Frau« und »Mann« angesehen und zur Behandlung von Nervositat und Schlaflosigkeit verwendet 
(ARVIGO und BALICK 7994; 45,105*). In Europa wurde vor allem Psychotrio emetica (L. fil.) MUTIS, die Peruanische 
Brechpflanze, als Verfalschung der Ipecacuanha [Cephaelis ipecaciianha (BROT.) TUSSAC, syn. Psychotrio ipecacuanha 



(BROT.) STOKES] bekannt (RATSCH 7997a; 736/* SCHNEIDER 1974 ///; 135f.*). Der brechenerregende Stoff Emetin 
kommt in mehreren Psychotria-Arten vor (FISHER 1973: 231). 

Psychotria brachypoda (MUELL. ARC.) BRIXTON 

Diese Psychotria wird traditionell als Schmerzmittel verwendet. Die Art enthalt Wirkstoffe, die einen opiumartigen, analgetischen 
Effekthaben (ELISABETSKY et al. 1995). 

Psychotria carthaginensis JACQUIN - Sameruca 

Nach Auskunft der kolumbianischen Makunaindianer verursacht die Frucht dieses Strauches, wenn sie gegessen wird, mehrtagige 
Wahrnehmungsveranderungen, Ubelkeit, Schwache und Fieber (SCHULTES 1969: 158). Die Blatter enthalten etwas NN-DMT. 
Die Blatter werden als Ayahuascaadditiv verwendet (SCHULTES 1985: 118). 

Psychotria colorata (WILLD. ex R. et S.) MUELL. ARC. 

Im brasilianischen Amazonasgebiet heiBt dieser Strauch Perpetua do niato und wird volksmedizinisch zur Behandlung von Ohren- 
und Unterleibsschmerzen verwendet. Die Caboclos stellen aus den Bliiten, die in Bananenblattern auf heiBer Asche erhitzt 
werden, Ohrentropfen her. Fiir Leibschmerzen wird aus den Wurzeln und Friichten ein Dekokt gekocht und getrunken. In den 
Blattern und Bliiten wurden Alkaloide bislang unbekannter Struktur mit einer opiumahnlichen Wirkung entdeckt 
(ELISABETSKY et al. 1995). 

Psychotria poeppigiana MUELL. ARG. - Orejadel diablo (»Teufelsohr«) 

Der Nektar dieser Art wird in Amazonien (Ecuador) traditionell als Ohrenmedizin verwendet. Die Blatter sind sehr reich an A^A^- 
DMrund ein offensichtlich gut geeigneter Ayahuascazusatz (Ayahuascaanaloge) (miindliche Mitteilung von Rob Montgomery). 
Im kolumbianischen Putomayogebiet wird die Wurzel bei Lungenleiden eingesetzt (SCHULTES 1985: 1 19, SCHULTES lind 
RAFFAUF 1990: 3950. 

Die Psychotria poeppigiana MUELL. ARG. heiBt bei den Ka'apor yawaru-ka'a, »Schwarzer-JaguarKraut«, oder tapi'i-ka'a, »Tapir- 
Kraut« (BAUE 1994: 303*). Diese Namen deuten auf eine mogliche Verwendung im Schamanismus (Tierverwandlung) hin. 

Psychotria psychotriaefolia (SEEM.) STANDLEY 

Im Putomayogebiet (Kolumbien) werden die Blatter zusammen mit Banisteriopsis caapi zur Herstellung von Ayahuasca benutzt. 
In Ecuador werden zu diesem Zweck sowohl die Blatter als auch die Friichte verwendet (SCHULTES 1969: 158). Der Zusatz 
dieser Pflanze soil die Visionen vertiefen und verlangern. Die Blatter enthalten N.ATDMT. Die Kofanindianer nennen diese Pflanze 
oprito. Denselben Namen benutzen sie zur Bezeichnung der »himmlischen Leute«, mit denen sie unter AyahuascaeinfluB Kontakt 
aufnehmen (ebd.: 164). Moglicherweise ist diese Art ein Synonym von Psychotria viridis. 

Psychotria spp. 

Es gibt unter den vielen Psychotria-Arten sicherlich noch weitere Spezies, die NN-DMT enthalten und als Ayahuascaadditive in 
Frage kommen. Es sind bereits unbeschriebene Arten aus der Gattung bekannt geworden, die zur Herstellung von Ayahuasca 
verwendet werden und oft chacruna genannt werden. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Psychotria viridis, Ayahuasca, N,N-DMT 

ELISABETSKY, Elaine, Tania A. AMADOR, Ruti R. ALBUQUERQUE, Domingos S. NUNES und Ana do C. T CARVALHO 1995 »Analgesic Activity of 
Psychotria colorata (WILLD. ex R. et S.) MUELL. ARG. Alkaloids«, Journal of Ethriopharrrtacology 48: 77-83. FISHER, H.H. 1973 »Origin and Uses of 
Ipecac*, Econorriic Botany 27:231-234. LAIIS, Nordin H., Zurinah MAHMUD und R.F. TolA 1993 »The Alkaloids of Psychotria rostrata«, Planta Medica 59: 
383-384. SCHULTES, Richard Evans 1969 »De Plantis Toxicariis e Mundo Novo Tropicale Commentationes IV«, Botanical Museum Leaflets 22(4): 133-164. 
1985 » De Plantis Toxicariis e Mundo Novo Tropicale Commentationes XXXIV: Biodynamic Rubiaceous Plants of the Northwest Amazon*, Journal of 
Ethnopharrnacology 14: 105-124. SMALL, John K. 1928 »Psychotria Sulzneri«, Addisonia 13: 47-48. STANDLEY, Paul C. 1930 The Rubiaeeae ofColonlbia, 
Chicago: Field Museum of Natural History (Botanical Series Vol. VIII, No. 1). 



Rhynchosia pyramidalis Krebsaugenbohne 

Familie 

Leguminosae: Papilionoideae (Hiilsenfruchtgewachse); Fabodeae 

Formen und Unterarten 

Die Gattung umfaBt ca. 300 Arten, die in den tropischen und subtropischen Regionen beider Hemispharen vorkommen 
(SCHULTES und HOFMANN 1980: 338" ). 

Synonyme 

Dolicholus phaseoloides Sw. Rhynchosia phaseoloides (Sw.) DC. 



Volkstiimliche Namen 

Ah mo' ak' (Lakandon »Ara-Papagei-Liane«), Antipusi, Atecuixtle, Atecuxtli, Bejuco culebra. Bird's eyes (Englisch 
»Vogelauge«), Casanpulgas, Chanate pusi, Cha'pak' (Maya), Colorin chiquito, COlorincito, Colorines (vgl. Erythrina americana), 
Coralito, Frijol de chintlatlahua, Frijolillo, Guarecitas, Gun-ma-muy-tiona (Chinantekisch), Liucai-nofal (Chontal), Negritos, 
Ojitos de picho (Spanisch »Auglein der Taube«), Ojo de cangrejo (Spanisch »Krebsauge«), Ojo de chanate (Mexikanisch »Auge 
der Drossel [Cassidix tnexicanllsl «), Ojo de culebra (Spanisch »Schlangenauge«), Ojo de pajarito (Spanisch »Auge des kleinen 
Vogels«), Ojo de zanate (Mexikanisch »Auge der Drossel [Cassidix trlexicatltlsJ« ), Pega palo, Peonia, Perico, Peyote (siehe 
Lophophora williamsii), Pipilzintli, Piule, Pulguitas, Puren-sapicho, Saltipiis, Senecuilche (siehe Heimia salicifolia), Shasham 
wupu'ar (Pima), Sinicuiche, Xenecuilche 

Pflanzen und Pilze, die in Mexil«o piule genannt werden 

(Nach MARTIINEZ 1987: 757*, OTT 1993: 419*, SANTESSON 1938; erganzt) 

Rhynchosia spp. 

Rhynchosia longeracemosa (MART, et GAL.) RosE piule, peyote, 

(cha'pak) 

Rhynchosia minima (L.) DC.piule 

Rhynchosia pyramidalis (LAM.) URBAN piule 

Rhynchosia spp. piule 

Kakteen 

Lophophora williamsiipiule, peyote 
Winden (Convolvulaceae) 

Ipomoea violacea piule 

Turbina corymbosa (L.) RAFF, piule 
Pilze 

Psathyrella sepulchralis SING., SM. et Guz. piule de barda 

Psilocybe mexicana HElMpiule de churis 

Psilocybe zapotecorum HEIM pitile de barda 

Gescliiclitliclies 

Die auffalligen Samen wurden vielleicht schon von den Azteken rituell verwendet (SCHULTES und HOFMANN 1980: 340* ). 
Die unter dem Namen piw/e bekannten rot-schwarzen Samen (SANTESSON 1938) wurden oder werden in der Ortschaft San 
Pedro Nexapa an den Hangen des Popocatepetl (Mexiko) rituell genutzt (WASSON und WASSON 1957: 306f.). Der Name piule 
dient seit dem 20. Jahrhundert in Mexiko als Uberbegriff fiir psychoaktive Pflanzen (MARTINEZ 1987: 151*; vgl. Vsilocybe 
mexicana, Turbina corymbosa). Moglicherweise leitet sich das W oxi piule von Nahuatl peyof/ (= Lophophora williamsii) ab. 
Dementsprechend sind pilderos diejenigen, die eine psychoaktive Substanz (piule) zum Wahrsagen und/oder Heilen verwenden 
(SANTESSON 1937a, 1937b). Manche Arten, z.B. Rhynchosia loligeracetflosti MART, et GAL., sind heute auch unter dem 
Namen »Peyote« gelaufig (SCHULTES 1966: 296*). 

Verbreitung 

Die Kletterpflanze ist in den tropischen und warmen Regionen Mexikos ebenso wie auf vielen Inseln der Karibik (Kuba) 
verbreitet (VON REIS und LIPP 1982: 1390. Sie wachst meist an Waldrandern und auf Lichtungen. Haufig gedeiht sie auf 
brachliegenden Milpas (Brandrodungsfeldern). 

Anbau 

Das Vorkeimen der Samen geschieht am besten in einem Gemisch aus Erde und Moos. Sobald der Samen aufgegangen und der 
junge Trieb zu sehen ist, muB der Keimling in Muttererde umgepflanzt und gut gegossen werden (GRUBBER 1991: W). Die 
Pflanze benotigt ein feuchtwarmes Klima, ist bei uns also nur als Zimmerpflanze zu halten. 

Ausselien 

Die einige Meter lang werdende Ranke hat typische Bohnenblatter, die zu je dreien an einem Stengel sitzen. Die Kletterpflanze 

hat griinliche Bliiten, die in langen, traubigen Bliitenstanden angeordnet sind. Die bohnenformigen Fruchtschoten sind um die 

Samen herum eingeschniirt. Sie enthalten zwei rot-schwarze, kleine, fast kugelrunde, harte Samen (4 bis 6 mm lang). 

Die nierenformigen Samen der nahe verwandten Rhynchosia longeracenlosa sind hell- und dunkelbraun gesprenkelt (SCHULTES 

und HOFMANN 1995: 55* ). 

Die Rhynchosia pyramidalis wird oft mit der als Gift gefiirchteten Paternostererbse Abrlts precatorills L. verwechselt, die 

ebenfalls rot-schwarze, etwas groBere Samen (6 bis 7 mm lang) ausbildet. 

Die Paternostererbse kann man an den kleinen, gefiederten Blattern unterscheiden. Die Samen von Abrus precatorius enthalten 

das hitzeunbestandige Abrin (ein Lectingemisch), eines der starksten bekannten Gifte, sowie einige Alkaloide (GHOSAL und 

DUTTA 1971, NWODO 1991, NWODO und ALUMANAH 1991, ROTH etal. 1994: 83f.*). Die Samen yon Abrus precatorius 

werden in Mexiko auch als colorines bezeichnet (siehe Erythrina spp.). Sie stehen mit dem Meskalbohnenkult in Zusammenhang 

(siehe Sophora secundifl'ora); die Blatterasche wird als Cocazusatz verwendet (siehe Eryth roxyl u m coca). 



Droge 

- Samen (Semina Rhynchosiae phaseoloides, »Krebsaugen«, colorines) 

- Stengel 

Zubereitung und Dosierung 

Bei entheogenen Ritualen im Hochtal von Mexiko wurden 12 unbehandelte Samen mit 6 Paaren von Psilocybe aztecortim pro 
Person eingenommen (WASSON und WASSON 1957: 306). 

Rituelle Verwendung 

Bisher ist nur der rituelle Gebrauch der Samen im Zusammenhang mit der Einnahme von Pilzen beschrieben worden. Die 
Einnahme der Samen hat vermutlich eher eine symbolische Bedeutung. Denn die rot-schwarzen Samen stellen korperlose, 
freischwebende Augen, ein Symbol fiir den psychedelischen und prophetischen Blick, dar. 

Bei den Zapoteken von Miahuatlan soUen die Samen der nahe verwandte Art Rhynchosia minima (L.) DC. (= Dolicholus 
minimus) bei magischen Riten verwendet worden sein (DiAZ 1979: 87*). 

Artefakte 

Aus den kleinen, haltbaren Samen werden Amulette und Ketten angefertigt (vgl. Erythrina americana, Erythrina spp., Sophora 

secundiflora). 

Angeblich sollen die Samen auf den Wandgemalden von Teopantitla (bei Teotihuacan) dargestellt worden sein, wie sie dem 

Regengott Tlaloc aus der Hand fallen (I). MCKENNA 1995: 102*). Die rot-schwarze Farbe soil ein Hinweis auf den 

halluzinogenen Gebrauch sein (SCHULTES 1970c, SCHULTES und HOFMANN 1980: 340* ). 

Medizinische Anwendung 

Die Samen gelten in der mexikanischen Volksmedizin als Narkotikum und Gift (JIU 1996: 254*). Die yucatekischen Maya stellen 
aus der Wurzel in Verbindung mit anderen Krautern eine Medizin gegen Pellagra-"81 her (PULIDO S. und SERRALTA P. 1993: 
37* ). Die nordmexikanischen Pima zermahlen die Samen auf einem Reibstein und streuen das Pulver denjenigen in die Augen, 
die am »B6sen BUck« leiden (PENNINGTON 1973: 223*). 
In der Dominikanischen Republik wird aus den Stengeln ein aphrodisisches Getrank bereitet (DiAz 1979: 87*). 

Inhaltsstoffe 

Die Chemie der Inhaltsstoffe ist noch nicht geklart. Die Berichte iiber Alkaloide sind widerspriichlich (SANTESSON 1937a). 
Anscheinend enthalten die Samen ahnliche Alkaloide wie Sophora secundiflora und Erythrina spp. (D. MCKENNA 1995: 102*). 
Moglicherweise enthalt die Wurzel Nikotinsaure oder Nikotinamid, da sie in Yucatan volksmedizinisch als Heilmittel fiir Pellagra 
(Maidismus) eingesetzt wird. Ob das Flavonol Rhynchosin (ADINARAYANA et al. 1980) in der Pflanze vorkommt, ist ungewiB. 

Wirkung 

In Mexiko ist der Glaube verbreitet, daB die Samen »Schwachsinn« oder »Verriicktheit« bewirken (DiAZ 1979: 87*, JIu 1996: 
254*). Uber tatsachlich psychoaktive Wirkungen ist bisher nichts berichtet worden. Von einem Extrakt der Samen heiBt es, er 
habe eine curareahnliche Aktivitat (SCHULTES und HOFMANN 1980: 340*). 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen sind gelegentlich im internationalen Samenhandel zu erhalten. In Mexiko werden von Indianern manchmal Halsketten 
angeboten, die Rhyttchosia-Samen als Perlen enthalten. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Erythrina spp., Sophora secundiflora 

ADINARAYANA, Dama, Duvvuru GUNASEKAR, Otto SELIGMANN und Hildebert WAGNER 1980 » Rliyncliosin, a New 5-Deoxyflavonol from Rhynchosia 

beddomek, Phytochemistry 19: 483-484. GHOSAL, S. und S. K. DUTTA 1971 »Alkaloids ofAbrllsprecatorills«, Pllytochetrlistry 10:195198. GREAR, J.W. 

1978 » A Revision o/the New World Species of Rllyllchosia (Leguminosae-Fabodeae)«, Melrloirs of the New Yoric Botanical Garden 31, Suppl.l: 1-168. NwoDo, 

O. F. C. 1991 » Studies an Abrlis precatorius Seeds. 1: Uterotonic Activity of Seed Oil«, Journal of Ethnopharrllacology 31(3): 391-394. 

NWODO, O. F. C. undE. O. ALUMANAH 1991 »Studies an Abrlis prectllorilis Seeds.ll: Antidianhoenl Activity^, Journal ol~Etlltiopllarrtlacology 3 [{3 ): 39 

1-394. 

RISTIC, S. und A. THOMAS 1962 »Zur Kenntnis von Rllyllchosia pyranndalis (Pega Palo)«, ArchivfUr Pllarnlakologie 295: 510. 

SANTESSON, C. G. 1937a »Notiz iiber pil~le, eine mexikanische Rauschdroge«, Etnologiska Studier (Goteborg) 4: 1-11. 1937b »Piule, eine mexikanische 

Rauschdroge«, ArchivfUr Pharmazie: 532-537. 1938 »Noch eine mexikanische ,,Piule"-Droge: Semina Rynchosiae phaseoloidis DC. [sic! ] «, Ettlologiskar 

Studier 6: 179-183. 

WASSON, R. Gordon und Valentina P. WASSON 1957 Mllsliroollls, Rilssia, and History; New York: Pantheon Books. 



Salvia divinorum Wahrsagesalbei 



Familie 

Labiatae (Lamiaceae; Lippenbliitler); Nepetoideae, Tribus Salvieae, Subtribus Salviinae, Sektion Dusenostachys 



Formen und Unterarten 

Keine, nur unterschiedlich bitter schmeckende Klone bzw. Rassen. Der Wasson-Klon ist sehr bitter und geht auf die 1962 
gesammelten Pflanzen zuriick; der Palatable Clone (»wohlschmeckender Klon«) ist kaum bitter und wurde vom US- 
amerikanischen Ethnobotaniker Bret Blosser in Llano de Arnica, Oaxaca, gesammelt (OTT 1996: 33). 

Synonyme 

Keine 

Volkstiimliche Namen 

Aztekensalbei, Blatter der Hirtin, Diviner's Sage, Foglie della pastora, Hierba de la pastora, Hierba de la virgen, Hoja de la pastora 
(Spanisch »Blatt der Schaferin«), Hojas de adivinacion, Hojas de Maria pastora. La hembra. Leaves of the Mary shepherdess, 
»Pipiltzitzintli«, Mazatekischer Salbei, Sage of the seers. Salvia, Salvia of the SeerS, Ska Maria pastora. Ska pastora (Mazatekisch 
»Blatt der Schaferin«), Wahrsagesalbei, Yerba de Maria, Yerba Maria, Zaubersalbei 

Geschichtliches 

Die Azteken kannten und benutzten eine Pflanze namens Pipiltzintzintl (wortl. »der edelste kleine Prinz«) ganz ahnlich wie Pilze 
(Psilocybe spp.) in entheogenen Ritualen. Verschiedene Autoren nehmen an, daB es sich dabei um die Wahrsagesalbei gehandelt 
hat ( WASSON 1962, OTT 1995 und 1996). 215 

Die Pflanze und ihr divinatorischer Gebrauch wurde Anfang der sechziger Jahre von Gordon Wasson (1962) entdeckt. Botanisch 
beschrieben wurde sie erstmals im selben Jahr von den UCLABotanikern Carl Epling und Carlos D. Jativa-M. In den sechziger 
Jahren hat Albert Hofmann bei der ersten Analyse des PreBsaftes noch keinen Wirkstoff entdecken konnen (HOFMANN 1979: 
15 1-168 und 1990). Die Chemie und Pharmakologie wurde erst mit der Entdeckung von Salvinorin A in den achtziger und 
neunziger Jahren aufgeklart (ORTEGA et al. 1982, VALDES 1994, VALDES et al. 1987, SIEBERT 1994). 

Verbreitung 

Die Wahrsagesalbei ist im Mazatekengebiet der Sierra Madre Oriental im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca endemisch. 
Ansonsten trifft man sie nur als Kultigen bei »Neo-Schamanen« und in botanischen Garten an. Sie kommt natiirlich in tropischen 
Regen- und Nebelwaldern in einer Hohe zwischen 300 und 1800 Metern vor ( REISFIELD 1993). Die Pflanze gehort wegen ihrer 
geringen urspriinglichen Verbreitung zu den seltensten natiirlichen Entheogenen. Inzwischen wird sie von Pflanzenliebhabern in 
aller Welt angebaut. 

Anbau 

Die Vermehrung erfolgt durch Stecklinge oder Ableger bzw. SchoBlinge. Dazu wird eine etwa 8 bis 12 cm lange Zweigspitze bis 
auf das oberste Paar von den Blattern befreit und in Wasser gestellt. Nach ca. zwei Wochen schlagt der Steckling Wurzeln. Nach 
rund 4 Wochen kann er eingepflanzt werden. Die Salvia divinorum braucht sehr viel Wasser und bevorzugt eine hohe bis sehr 
hohe Luftfeuchtigkeit. Wenn die Blatter braune Rander bekommen, ist dies ein sicheres Zeichen, daB die Luft zu trocken ist. Als 
Schattenpflanze vertragt sie keine direkte Sonneneinstrahlung, hat gerne dunkle Erde und braucht sehr viel Wasser, d.h., sie muB 
praktisch jeden Tag gegossen werden. Obwohl die Pflanze kalteempfindlich ist, kann angebaute Salvia divinorum sogar leichten 
Frost iiberstehen. 
An Methoden zur Anzucht aus Samen wird zur Zeit gearbeitet (vgl. REISFIELD 1993). 

Aussehen 

Die immergriine Pflanze wachst staudenformig bis iiber einen Meter hoch. Am charakteristischsten ist der voUkommen viereckige 
bzw. sogar quadratische, bis zu 2 cm dicke Stengel. Die Ecken laufen scharf zu. An den Stengelknoten treten die gegenstandigen 
Blatter bzw. ausladenden Verzweigungen hervor. Die hell- bis sattgriinen Blatter sind ganz leicht behaart, werden iiber 20 cm lang 
und ca. 10 cm breit. Sie sind lanzettformig und an beiden Enden spitz zulaufend. Die rispigen Bliitenstande befinden sich am Ende 
des Stengels und sehen genau wie die von Coleus blumei aus. Die glockigen Kelche sind blaulich oder purpurfarben, die 
Kronblatter stets weiB (REISFIELD 1993; vgl. BRAND 1994: 540). In Mexiko bliiht die Pflanze zwischen Oktober und Miirz, 
meist aber im Januar. In Kultur kommt es fast nie zur Bliite. Friichte treten praktisch nie auf. Es ist allerdings kiirzlich ein Klon 
entdeckt worden, der haufiger Friichte mit Samen ausbildet. Als Bestauber wurde ein Kolibri beobachtet (REISFIELD 1993). Die 
Samen lassen sich zwar keimen und anziehen, aber die Samlinge gehen beim derzeitigen Stand der Gartnerkunst immer wieder 
ein. 

Die Wahrsagesalbei kann mit der ahnlichen, nah verwandten, in Zentralmexiko verbreiteten Art Salvia cyanea LAMB, ex 
BENTH. verwechselt werden (EPLING und JATIVA-M. 1962, MAYER 1977: 777). 

Droge 

Frische oder getrocknete Blatter (Salvia-divinorum-Blatter, Folia Salviae divinorum. Divination leaf ) 

Zubereitung und Dosierung 

Die Mazateken nehmen 13 Paar frische Blatter, also 26 Stiick, drehen sie zu einer Art Zigarre (Priem ), die in den Mund gesteckt 
und ausgeluscht oder zerkaut und im Mund behalten wird. Der Saft wird nicht geschluckt, da die Wirkstoffe nur iiber die 
Mundschleimhaut aufgenommen werden! Fiir einen Priem benotigt man mindestens sechs frische Blatter (Schwellendosis), kann 



aber fiir einen deutlichen Effekt 8 oder 10 Blatter nehmen. Die Wirkung tritt bei der Priemmethode nach ziemlich genau 10 

Minuten ein und halt ca. 45 Minuten an. Die getrockneten Blatter werden am besten pur geraucht. Dabei kann bereits bei der 

Menge eines halben, mittelgroBen Blattes (2 bis 3 tiefe Inhalationen) eine stark psychoaktive Wirkung eintreten. Meist werden 

jedoch 1 bis 2 Blatter geraucht. Die getrockneten Blatter konnen auch mit Salviadivinoriim-Tinktur getrankt werden; man laBt sie 

danach erneut trocknen. 

Getrocknete Salvia-divinorium-Blatter werden zunehmend als Bestandteil von Rauchmischungen geschatzt, ja sogar zur 

Herstellung von psychoaktivem Raucherwerk benutzt (VALDES 1994). 

Tinkturen werden aus den frischen oder getrockneten Blattern mit einem Ethanol-WasserGemisch (60%iger Alkohol) angesetzt. 

Die Tinktur kann entweder zum Tranken, also zum Verstarken der Wirkung der getrockneten Blatter benutzt oder sublingual 

appliziert werden. Die Dosierung ist anscheinend individuell recht unterschiedlich. AuBerdem scheint man erst nach mehreren 

Experimenten die Wirkung wahrzunehmen. Dann kann man allerdings riickblickend erkennen, daB man auch schon vorher etwas 

gespiirt hat. 

Zu Anwendung und Dosierung des Hauptwirkstoffs siehe unter Inhaltsstoffe und Salvinorin A (vgl. auch OTT 1995, SIEBERT 

1994, VALDES 1994). 

Rituelle Verwendung 

Die Schamanen oder Schamaninnen der Mazateken von Oaxaca benutzen die Wahrsagesalbei in divinatorischen und Heilritualen, 
meist als Ersatz fiir die ansonsten bevorzugten psychoaktiven Pilze (vgl. Psilocybe mexicana, Psilocybe spp.). Es gibt nur wenige 
Schamanen, die den Blattern den Vorzug geben. Die rituelle Verwendung gleicht stark dem Pilzgebrauch (HOFMANN 1990). 
Salvia-divinorium-Rituale finden fast ausschlieBlich nachts in voUkommener Dunkelheit und Stille statt. Entweder ist der Heiler 
mit seinem Patienten allein, oder es sind zusatzlich weitere Patienten, aber auch gesunde Teilnehmer anwesend. Bevor der 
Schamane und gegebenenfalls weitere Personen die Blatter als Priem kauen und lutschen, werden sie unter Gebeten mit Copal 
berauchert (vgl. Raucherwerk) und den hoheren Machten geweiht. Nach dem Kauen der Blatter legen sich die Teilnehmer hin und 
geben moglichst keinen Laut von sich. Gerausche und Lichtquellen storen stark das visionare Erleben. Salvia-Rituale dauern 
kaum langer als ein bis zwei Stunden, da die Blatter wesentlich kiirzer als die Pilze wirken. Wenn die Visionen stark genug waren, 
hat der Schamane die Krankheitsursache oder ein anderes Problem erkannt. Er berichtet davon, gibt dem Patienten entsprechende 
Ratschlage und lost das nachtUche Treffen auf (HOFMANN 1990, MAYER 1977, OTT 1995, VALDES et al. 1987, WASSON 
1962). 

In der Volkstaxonomie der Mazateken ist Salvia divinorum mit zwei Arten oder Formen von Coleus verwandt. Dabei ist Salvia 
die »Mutter« (la hernbra), das aus Europa eingefiihrte Buntblatt Coletts purnila der »Vater« (el macho) und Coleus blumei 
sowohl el nene (»das Kind«) wie el ahijado, das »Patenkind« (WASSON 1962: 79). Aus diesem Zusammenhang erklart sich der 
Ruf des Buntblattes als psychoaktive Pflanze. 

In der Gegend von Puebla soil eine xiwit genannte, ahnliche Art, eine botanisch bisher nicht bestimmte Salvia sp., kultiviert, zur 
Behandlung der Volkskrankheit susto (»Schreck«) und rituell verwendet werden. Das Ritual soil sehr ahnlich wie der 
mazatekische Gebrauch sein (DIAZ 1979: 91 ). 

Artefakte 

Der Botaniker William Emboden sieht in gewissen floralen Elementen in den Hieroglyphenhandschriften der Maya 

Reprasentationen der Wahrsagesalbei (vgl. Nymphaea ampla). Diese Interpretation ist kaum vorstellbar, da die Pflanze in Yucatan 

vollig unbekannt ist. 

Die US-amerikanische Kiinstlerin Brigid C. Meier hat mehrere Gemalde gemalt, die durch eigene Salvia-divinortitn-Visionen 

inspiriert wurden. 

Ein turbulenter Roman, in dem es um Salvia divinorutn und eine daraus hergestellte »Superdroge« geht, heiBt Nette Typen sterben 

schneller (DEBIN 1995). 

Medizinische Anwendung 

Die Indianer benutzen nicht-psychoaktive Zubereitungen zur Behandlung von Storungen beim Stuhlgang und Urinieren, bei 
Kopfschmerzen, Rheumatismus, Blutarmut und zur Wiederbelebung von Kranken, Alien und Sterbenden (BRAND 1994: 541, 
VALDES 1994: 277). 

Inhaltsstoffe 

Die Blatter enthalten die Neoclerodan-Diterpene Salvinorin A und Salvinorin B (= Divinorin A und Divinorin B) sowie zwei 

weitere, noch nicht genauer bestimmte, ahnliche Substanzen (BRAND 1994: 540, SIEBERT 1994, VALDES 1994). Der 

Hauptwirkstoff ist das Salvinorin A, das schon bei 150 bis 500 Jig eine extreme Wirkung hervorruft (SIEBERT 1994, ZUBKE 

1997). 

Auch wurde Loliolidzsll, das aus Lohurn perenne L. (vgl. Lolium temulentum) bekanni ist, nachgewiesen (VALDES 1986). 

Atherische Ole oder das in anderen Salvia-Arten vorkommende Thujon konnten nicht entdeckt werden (OTT 1996: 35). 

Wirkung 

Die meisten Menschen, die Salvia divinorum als Priem, Tinktur oder geraucht eingenommen haben, berichten von sehr bizarren, 
ungewohnlichen psychoaktiven Effekten, die sich kaum mit den bekannten Wirkungen von euphorisierenden oder 
psychedelischen Substanzen vergleichen lassen. Oft wird eine Kriimmung des Raumes wahrgenommen; auch werden walzende 
und rollende Korpergefiihle oder auBerkorperliche Erfahrungen oft als typisch dargestellt. 



Die Phanomenologie der Salvia-diviriorutnWirkung hat Daniel Siebert (1994) wie folgt zusammengefaBt: 

»Bestimmte Themen sind vielen beschriebenen Visionen und Empfindungen gemeinsam. Das Folgende ist eine Liste der haufiger 

vorkommenden Inhalte: 

1. Sich in ein Objekt zu verwandeln (gelbkarierte Pommes frites, frische Farbe, eine Schublade, ein Hosenbein, ein 
Ferris-Reifen etc.) 

2. Visionen verschiedener, zweidimensionaler Oberflachen, Filme und Membranen. 

3. Orte aus der Vergangenheit wieder aufzusuchen, speziell aus der Kindheit. 

4. Verlust des Korpergefiihls oder der Identitat. 

5. Verschiedene Gefiihle der Bewegung, oder von Machten irgendwelcher Art gezogen oder verdreht zu werden. 

6. UnkontroUierbares, hysterisches Lachen. 

7. Sich iiberlappende Realitaten. Die Wahrnehmung, daB man zur gleichen Zeit an mehreren Orten ist.« (SIEBERT 1994: 
55) 

Dieses Wirkungsprofil erinnert sehr stark an die Effekte, die von Ketamin (Ketanest") bei subanasthetischen Dosierungen (50 bis 
100 mg) erlebt werden (BOLLE 1988, JANSEN 1996).28-, 

Marktformen und Vorschriften 

Lebende Pflanzen werden zunehmend im ethnobotanischen Fachhandel, besonders in Nordamerika und Mitteleuropa, angeboten. 
Fiir die Pflanze bestehen keinerlei Vorschriften. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Coleus blumei, Diterpene, Salvinorin A 

BOLLE, RalfH. 

1988 Arn Ursprung der Selinsucht: TiefCtrpsycliologi- 

sche Aspekte verdnderter IVaclibeivirf, 'tseittsziistiinde am 

Beispiel des Andsthetikums KETANEST, Berlin: VWB. BRAND, Norbert 

1994 »Salvia«, in: Hagers Handbuch der pltcarrtiazeuti- 
sc hen Praxis (5. Aufl. ), Bd. 6: 538-574, Berlin: 

Springer. 
CLEBSCH, Betsy 

1997 A Book of Sali,ias: Sa ges for Every Garden, 
Cambridge (UK): Tilnber Press. DFBIN, David 

1995 Nette Typen sterben schneller, Mlinchen: 
Goldmann. EPLING, Carl und Carlos D. JATIVA-M. 
1962 »A New Species of Salvia from Mexico«, Botani- 
cal Muse inn Leaflets 20(3): 75-76. 

HOFMANN, Albert 1990 »Ride Through the Sierra Mazateca in Search for the Magic Plant „Ska Maria Pastora«„, in: Th. RIEDLINGER (Hg.), The Sacred 

Mtislrroorrt Seeker, S. 1 15127, Portland, OR: Dioscorides Press. 

JANSEN, Karl L.R. 1996 »Using Ketaraine to Induce the NearDeath Experience: Mechanism of Action and Therapeutic Potential*, JahrbuchfUr Ethnorrtedizin 

und BewuJ^tseirtsforschurtg 4(1995): 55-79. 

MAYER, Karl Herbert 1977 »Silvia divinorum: Ein Halluzinogen der Mazatelcen von Oaxaca« , Ethnologia Americana 14(2): llb-ll'). 

OTT, Jonathan 1995 »Ethnopharmacognosy and Human Pharmaco/ogj of Silvia divinorum and Salvinorin A«, Curare 18(1): 103-129. 1996 »Sali~ia divinorum 

EPLING et JATIVA (Foglie della Pastora/Leaves of the Shepherdess)*, Eleusis 4: 31-39. (Sehr gute Bibliographic.) 

REISFIELD, Aaron S. 1993 »The Botany of Silvia divirrorlttrt (Labiatae)«, Sida - Contributions to Botany 15(3): 349-366. 

SIEBERT, Daniel J. 1994 »Sctli~ici divinorum and Salvinorin A: New Pharmacologic Findings*, Journal of Ethnopharrnacology 43: 53-56. 

VALDES, Leander J., 111. 1983 The Pharmacology o/Silvia divinorum EPLING and JATIVA-M., Arm Arbor, Ml: University of Michigan, Ph.D. Thesis. 1986 

»Loliolide from Salvia divittorttrrl«. Journal of Natural Products 49(1): 171. 1994 »Silvia divinorltrtl and the Unique Diterpene Hallucinogen, Salvinorin 

(Divinorin) A«, Journal of Psychoactive Drugs 26(3): 277-283. 

VALDEs, Leander J., Jose L. DIAZ und Ara G. PAUL 1983 »Ethnopharmacology of ska Maria Pastora (Silvia divinorum EPLING and JATivA-M.)«, Journal of 

Ethnopltarrrtacology 7: 287312. 

VALDEs, L. J., G. M. HATFIELD, M. KOREEDA und A. G. PAUL 1987 »Studies of Silvia divirrorurrt (Lamiaceae), an Hallucinogenic Mint froh the Sierra 

Mazateca in Oaxaca, Central Mexico*, Ecorrornic Botany 41(2): 283-291. 

WASSON, R. Gordon 1962 »A New Mexican Psychotropic Drug from the Mint Family*, Botanical Museutir Leaflets 20(3): 77-84. 

Z[UBKE], A[chim] 1997 »Silvia divinorum: Lieferant des starksten aus dem Pflanzenreich bekannten Psychedelikums*, Hanfblatt 4(36): 15-19. 



Sassafras albidum Sassafrasbaum 

Familie 

Lauraceae (Lorbeerbaumgewachse); Lauroideae, Tribus Cinnamomeae, Subtribus Cinnamominae 

Formen und Unterarten 

Die Art wird in zwei sehr ahnlich aussehende Varietaten unterteilt, die geographisch etwas getrennt verbreitet sind: Sassafras 
albidtcrrr (NUTT.) NESS var. albidtcnl Sassafras albidtcrn (NUTT.) NESS Var. rnoUe (RAF.) FERN. 

Synonyme 

Laic r us sassafras L. 

Per sea sassafrcts SPRENG. 



Sassafras ocinale TH. NESS et EsERM. 

Sassafras o cinczUs NESS et EBERM. 

Sassafras sassafras (L.) KARST. 

Snssafrccs variif-Olium (SALISBURY) O. KUNTZE 

Sassafras variifolilcrrt (SALISBURY) O. KUNTZE var. 

albidum (NUTT.) FERN. 

Volkstiimliche Namen 

Ague tree. Cinnamon wood, Fenchelholz, Fenchelholzbaum, Laurus sassafras, Nelkenzimtbaum, 
Pavane, Saloop, Sassafras tree, Sassafrax, Sassafrax tree, Saxifrax, Sommerlorbeer 

Geschichtliches 

Sassafraswurzelrinde wurde schon in prakolumbianischen Zeiten von nordamerikanischen Indianern als stimulierender, 

tonisierender und heilsamer Tee getrunken. Das Sassafrasholz wurde bereits 1582 in deutschen Arzneilisten unter den 

Bezeichnungen Lignum pauamum, Lignurrz Floridum oder Sassafrassum gefiihrt (SCHNEIDER 1974 III: 230'0. 

Der Name Sassafras ist vermutlich eine Verballhornung des spanischen Wortes fiir Saxifraga, die durch den spanischen Botaniker 

Monardes im 16. Jahrhundert gebildet wurde. Bis in dieses Jahrhundert hinein konnte man Sassafrastee unter dem Namen saloop 

in London an jeder Ecke mit Milch und Zucker zum Friihstiick erhalten (GRIEVE 1982: 7150. 

Die Wurzelrinde wurde in Amerika wahrend des Biirgerkriegs als Ersatz fiir chinesischen Tee (Camelliasinensis) getrunken 

(HAVARD 1896: 45*). Sie wurde auch bis vor kurzem in den USA zum Aromatisieren von Root Beer (ein nichtalkoholisches 

Erfrischungsgetrank; »Wurzelbier«) verwendet (BREMNESS 1995: 83*). Die getrockneten, jungen Blatter werden in den 

Siidstaaten als Gewiirz fiir gumbo, eine kreolische Speise, benutzt. 

Verbreitung 

Entlang der Atlantikkiiste von Nordflorida bis nach Kanada bildet der Baum gelegentlich ganze Walder. Die var. albidunt kommt 
von Maine bis Michigan und Illinois, siidlich bis Virginia und Arkansas vor; die var. urolle ist von Maine bis New York, in 
Illinois, Iowa und Kansas, siidlich bis Florida und Texas verbreitet (ZANDER 1994: 500* ). 

Anbau 

Der Baum kann entweder aus den reifen, noch nicht getrockneten Samen, aus Stecklingen oder Wurzelablegern vermehrt werden. 

Der Baum gedeiht in nahezu alien Bodenarten, am besten aber in guter Erde. Er benotigt ein gemaBigtes Klima (GRUBBER 1991: 

58f.*). 

Pharmazeutischer Anbau wird hauptsachlich in den US-Staaten New Jersey, Pennsylvania und North Carolina betrieben, 

angeblich auch im nordlichen Mexiko und auf Taiwan (BERTRAM und ABEL 1994: 611). 

Aussehen 

Der bis 30 Meter hoch wachsende, sommergriine Laubbaum hat im Herbst rot-goldenes Laub. Die dicke Rinde ist tief gefurcht 
und bei den beiden Varietaten von unterschiedlicher Struktur. Die vor den neuen Blattern erscheinenden, kleinen, gelben Bliiten 
stehen in Biischeln. Die kleinen, blauen Friichte (erbsengroBe Steinfriichte) sitzen auf roten Stengeln. 
Sassafras ist ein Baum, den man besonders gut an den Blattern erkennen kann. Der Baum bildet namlich drei verschiedene 
Blattformen aus, die allesamt an je einem Ast auftreten. Die kleinste Form ist oval, die etwas groBere Form ist oval mit einer 
Einbuchtung (zweilappig). Die groBte und haufigste Form ist (dreilappig) tief gefingert mit zwei Einbuchtungen. AuBerdem laBt 
sich der Baum anhand des typischen Safrolgeruchs identifizieren, der von den zerriebenen oder zerquetschten Blattern ausgeht. 
Der Sassafrasbaum kann mit den beiden einzigen anderen Arten der Gattung, Sassafras tziirriii (HEMSL.) HEMSL. und 
Sassafras randaiensis (HAY.) REHD., verwechselt werden (BERTRAM und ABEL 1994: 610). 

Droge 

- Wurzelholz (Sassafras Lignum, Lignum Sassafras, Sassafrasholz, Lignum pavanum, Fenchelholz) 

- Das daraus durch Wasserdampfdestillation gewonnene atherische Ol (Sassafrasol, Sassafras Aetheroleum, Oleum Sassafras, 
Fenchelholzol, Sassafras oil. Essence de Sassafras) 

- Wurzelrinde (= Wurzelbast; Sassafras Radix, Sassafras cortex, Fenchelholzrinde) 

Die stark aromatische Wurzelrinde kann vom lebenden Baum gewonnen werden, ohne daB dieser dabei sterben muB. Man grabt 
an einer Stelle ein Loch bis auf die Wurzel und legt ein Stiick (nicht mehr als ein Drittel) frei. Die Wurzelrinde wird vorsichtig 
abgehoben. Man muB darauf achten, daB die Innenrinde nicht beschadigt wird. Dann kann der Baum die entfernte Wurzelrinde 
erneuern (GRUBBER 1991: 59*). 

Andere Sassafrasarten 

In Nordamerika werden auch andere Baume als »Sassafras« bezeichnet: Magnolia virginiana heiBt Swamp Sassafras, Massoja 
aromatica wird Sassafras goesianum genannt, und Umbellularia californica ist unter dem Namen California Sassafras bekannt 
(GRIEVE 1982:7160. 

Der Baum Mespilodaphne sassafras MEISTER wird Brasilianisches Sassafras genannt und dient auch der Verfalschung des 
echten Sassafrasholzes (BERTRAM und ABEL 1994: 615). 



Das aus Ocotea cymbarum H.B.K. (Lauraceae) gewonnene atherische Ol darf ebenfalls unter dem Namen » Sassafras61« (auch: 
Brasilianisches Sassafrasol) gehandelt werden (BERTRAM und ABEL 1994: 611). 

Der Name »Sassafras« wird in Australien fiir einige Baume aus der Familie Monimiaceae verwendet, die »nach Sassafras duften« 
und ebenfalls Safrol enthalten: Atherosperma moschatum LABILE (auch: Southern Sassafras, Black Sassafras), Doryphora 
sassafras ENDL. (auch: Real Sassafras, Yellow Sassafras, Canary Sassafras). Beide Baume dienen als bush tea mit 
stimulierenden und tonisierenden Wirkungen. Doryphora enthalt in der Rinde auBer dem atherischen Ol das Alkaloid Dryphorin 
(CRIBB 1984: 172, 174*). 

Zubereitung und Dosierung 

Sassafras wurde friiher dem Bier zugesetzt und zum Aromatisieren von Tabak (Nicotiana tabacum) benutzt (SCHNEIDER 1974 

111:231*). 

Als Tee (Sassafras tea, Saloop) werden 30 g der geschnittenen Wurzelrinde mit einem halben Liter kochendem Wasser 

aufgebriiht. Als normale Dosis fiir einen »Blutreinigungstee« werden 2,5 g der geschnittenen Wurzeldroge (Sassafrasholz) 

genannt. Diese Menge wird mit kochendem Wasser iibergossen und nach 10 Minuten abgeseiht (WICHTL 1989). Als Einzelgabe 

konnen 5 g Sassafrasholz eingenommen werden (BERTRAM und ABEL 1994: 617). 

Als medizinische Dosis des Sassafrasols werden mehrmals taglich 1 bis 2 Tropfen, in etwas Alkohol gelost, eingenommen. Als 

Einzeldosis wird nach EB6 0,1 g genannt (BERTRAM und ABEL 1994: 612). Fiir aphrodisische und psychoaktive Zwecke gelten 

100 bis 200 mg des Ols als Anfangsdosis (GOTTLIEB 1973: 45*). Die Dosis sollte nur sehr vorsichtig gesteigert werden. 

ijberdosierungen fiihren zu Nierenreizungen (PAHLOw 1993: 418*). Ein Teeloffel des Sassafrasols erzeugt Erbrechen, erweiterte 

Pupillen, Stupor und eventuell KoUaps (GRIEVE 1982: 716' ). Das im Ol vorhandene Safrol gilt als krebserzeugend (BERTRAM 

und ABEL 1994: 612f.). Friiher wurde fiir die Behandlung von Kindern Sassafrasol unter das Opium (vgl. Papaver somnifemm) 

gemischt, um den eklig-bitteren Geschmack des Opiums zu iiberdecken. Fiir die medizinische Verwendung wurde das Sassafrasol 

meist mit Giiaiac«m spp. und Sarsaparille (Srriilax regellii KILL, et C.V. MORTON) vermischt (GRIEVE 1982: 7160. 

Die getrockneten Blatter (file powder) werden in Louisiana zum Andicken von Suppen und zum Kochen des gltrribo genannten 

Eintopfes verwendet (BREMNESS 1995: 83*). 

Rituelle Verwendung 

Eine rituelle Verwendung des Sassafras, vor allem fiir psychoaktive Zwecke, ist bisher nicht dokumentiert worden. Der Gebrauch 
von Sassafrasol als Rauschmittel ist eigentlich erst mit dem Verbot von MDMA (vgl. Herbal Ecstasy) bekannter geworden. 

Artefakte 

Es gibt eine Schallplatte von Dr. John, the Night Tripper, dem »Hohepriester des Voodoo-Rock«, die nach dem mit 
Sassafrasblattern bereiteten Gericht Gumbo (Atlantis Records, 1972) heiBt. Ob der reichliche GenuB der Sassafrasblatter zu den 
auf dem Album verewigten Halluzinationen beigetragen hat, laBt sich nur vermuten. 

Medizinische Anwendung 

In Europa hieltman Sassafras fiir eine Panazee (SCHNEIDER 1974 111: 2300. Volksmedizinisch wurde das Sassafrasol bei 

korperlicher und geistiger Schwache, Rheumatismus, Gicht, Menstruationsbeschwerden, Harnverhalt, Harnrohrenentziindung und 

Blasenentziindung innerlich eingenommen. AuBerlich diente es zur Linderung rheumatischer Schmerzen und von Insektenstichen 

(BERTRAM und ABEL 1994: 612). Das 01 wurde innerlich zur Behandlung von Menstruationskrampfen und -schmerzen 

gebraucht (GRIEVE 1982: 7160. Es wurde auch zur Abtreibung benutzt; deshalb sollte es wahrend einer gewollten 

Schwangerschaft vermieden werden (BERTRAM und ABEL 1994: 612). 

In Mitteleuropa war besonders ein Blutreinigungstee aus den Blattern oder aus der Wurzelrinde popular (BREMNESS 1995: 83*, 

WICHTL 1989: 425 ). 

In der Homoopathie wird die Urtinktur, mit 90%"igem Weingeist aus der getrockneten Wurzelrinde gezogen (Sassafras hom. 

HAB34, Sassafras ofticinale hom. HPUS88), verwendet (BERTRAM und ABEL 1994: 617). 

Inlialtsstoffe 

Die Wurzelrinde enthalt meist 6 bis 9% atherisches Ol mit dem Hauptanteil Safrol (ca. 80%); daneben Safrolkampfer (= 
Kampfer/D-Campher; vgl. Cinnamomum camphora), Gerbstoffe (Sassafrid), Gerbstoffrot (ein oranger Farbstoff), Harz, Wachs, 
Schleim, Zucker, Sitosterol (BERTRAM und ABEL 1994: 611, GRIEVE 1982: 715'0. Kiirzlich wurde die Zusammensetzung des 
atherischen Ols genauer aufgeklart: 85% sind Safrol, 3,25% Kampfer, 1,1 

Methyleugenol. Alle anderen Bestandteile machen jeweils weniger als ein Prozent des Gemisches aus. Nennenswert sind noch 
Estragol, Eugenol, Elemicin, Myristicin (vgl. Myristica fragrans), 5-Methoxyeugenol und Apiol (KAMDEN und GAGE 1995). 
Nach einer anderen Analyse setzt sich das durch Wasserdampfdestillation gewonnene atherische Ol aus der Wurzelrinde wie folgt 
zusammen: 90% Safrol; die verbleibenden 10% bestehen aus: 300/o 5-Methoxyeugnol, 18% Asaron, 5% Kampfer, 7(% 
Coniferaldehyd, 11 % Piperonylacrolein und Spuren an Apiol, 1-Menthon, a-Phellandren, B-Phellandren, Thujon, Anethol, 
Caryophyllen, Copaen, Elemicin, Eugenol, Myristicin, a-Pinen und Syringaaldehyd (SETHI et al. 1976). 
In der Wurzelrinde kommen auch Alkaloide (Aporphin- und Benzylisochinolinderivate, Boldin, Isoboldin, Norboldin, 
Cinnamolaurin, Norcinnamolaurin, ReticuUn) vor (BERTRAM und ABEL 1994: 614, CHOWDHURY et al. 1976, WICHTL 
1989: 425). 



Im Wurzelholz kommen 1 bis 2% atherisches Ol vor, das zu ca. 80% aus Safrol besteht. In den Samen sind 60% fettes Ol mit 
Linol- und Olsauren vorhanden (BERTRAM und ABEL 1994: 611, 616). 

Wirkung 

Vom Tee werden kaum psychoaktive Wirkungen berichtet: »GroBe Dosen Tee wirken anregend und schwei6treibend« 
(SCHULDES 1995: 69*). Vor allem bei Einnahme hoherer Dosen des Sassafrasols kommt es zu starker Stimulation, erregter 
Erotik, auch zu Wahrnehmungsveranderungen und vor allem zu tieferem Empfinden im emotionalen Bereich. Manchmal wird von 
MDMA-ahnlichen, empathogenen Effekten gesprochen (vgl. Myristica fragrans). Bei hohen Dosen werden auch unangenehme 
Nebenwirkungen angefiihrt (kalter SchweiB, Verkrampfung der Kaumuskulatur, Nervositat, Unruhe). 

Marktformen und Vorschriften 

Seitdem behauptet wird, daB das Sassafrasol krebserzeugend sei, ist es in den USA seit 1960 verboten worden (KAM DEN und 
GAGE 1995). Weil das Sassafrasol als Vorlaufersubstanz zur illegalen Herstellung von MDMA geeignet ist, ist es heute weltweit 
kontrolliert und wird selbst in geringen Mengen fast nirgends mehr abgegeben. Auch die Rohdrogen (Wurzelholz, Wurzelrinde) 
sind praktisch vom Markt verschwunden. In den USA, vor allem in den Siidstaaten, sind nur noch pulverisierte Sassafrasblatter als 
Gewiirz unter dem Namen Gumbo File erhaltlich. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Atherische Ole 

BERTRAM, Barbara und Gudrun ABEL 1994 »Sassafras«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 6: 610-619, Berlin: Springer. 

CHOWDHURY, Be)oy K., Manohar L. SETHI, H.A. LLOYD und Govind J. KAPADIA 1976 »Aporphine and Tetrahydrobenzylisoquinoline Alkaloids in 

Sassafras albidum«, Phytocheniistry 15: 1803-1804. 

KAM DEN, Donatien Pascal und Douglas A. GAGE 1995 »Chemical Composition of Essential Oil from the Root Bark of Sassafras albidutri«, Planta Medica 

61:574-575. 

SETHI, Manohar L., G. Subbu RAO, B.K. CHOWDHURY, J.F. MORTON und Govind J. KAPADIA 1976 »ldentification o/Volatile Constituents of Sassafras 

albidum Root Oil«, Phytocliemistry 15: 1773-1775. 

WICHTL, Max 1989 » Sassafrasholz«, in: Max WICHTL (Hg.), Teedrogen, S. 424-425, Stuttgart: WVG. 



Sceletium tortuosum Kougoed 



Familie 

Aizoaceae (Eiskrautgewachse) (Mesembryanthemaceae;Unterfamilie Mesembryanthemoideae; Vgl. BITTRICH 1986) 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Mesembryanthemum tortttosum L. 

Volkstiimliche Namen 

Canna, Canna-root, Channa, Gunna, Kanna, Kauwgoed, Kauwgood, Kon (»Priem«), Kou, Tortuose fig-marygold 

Geschichtliches 

Vor fast 300 Jahren wurde erstmals beschrieben, daB die siidafrikanischen Hottentotten ein Rauschmittel kauen, schnupfen oder 
rauchen, das Kanna oder Channa geheiBen haben soil (SCIILEIFFER1979: 39ff.*). Die Rauchlust der Hottentotten ist alien 
friihen Reisenden aufgefallen. Leider ist ihnen meist die botanische Herkunft des »Tabaks« entgangen (z.B. MEISTER o. J.: 
3 If.*). So wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts vermutet, daB es sich bei dem Rauschmittel um Mesembryanthemum spp. handeln 
miisse, well diese Pflanzen zu der Zeit in Siidafrika immer noch Karma genannt wurden. AUerdings waren die damit erlebten 
Wirkungen bei weitem nicht so stark und berauschend wie erhofft (MEIRING 1898). Schon damals glaubte Carl Hartwich, daB es 
sich um die Art Mesembryanthemum tortuosum handeln miisse (191 1: 810'0. Sie ist kiirzlich bei einer taxonomischen Revision als 
Sceletium tortuosum neu klassifiziert worden. AUerdings gelang erst vor wenigen Jahren der ethnobotanische Beweis fiir den 
psychoaktiven Gebrauch von Sceletium tortuosum als Kougoed (SMITH et al. 1996). 

Verbreitung 

Die Pflanze kommt nur in Siidafrika, im sogenannten Kannaland, vor. Sceletium tortuosum sowie andere Arten (Sceletium 
strictum) sind in Siidafrika selten geworden und sind immer schwieriger zu finden (SMITH et al. 1996: 128). 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht mit Samen, die wie Kakteensamen behandelt werden miissen. Sie werden am besten auf Kakteen- oder 
Sukkulentenerde gestreut, leicht angedriickt und gegossen (SCHW ANTES 1953). Anbau und Pflege sind ahnlich wie bei Kakteen 
- die Cactaceae sind immerhin die nachstverwandte Familie. 



Aussehen 

Die an eine Blattsukkulente erinnernde, krautige Pflanze wird bis 30 cm hoch, bildet fleischige Wurzeln, einen fleischigen, glatten 
Stamm und niedrigliegende, sich stark ausbreitende Aste aus. Die dicken, eckigen, fleischigen Blatter sitzen ohne Stiel direkt an 
den Asten. Die MaBgelben Bliiten werden 3 bis 4 cm breit und stehen am Ende der Zweige. Die Pflanze bildet eckig geformte 
Friichte mit kleinen Samen aus. 

Kougoed kann leicht mit anderen Arten der Gattung Sceletium (aber auch mit Mesembryanthemum spp.) verwechselt werden. 

Vermutlich wurden die Arten, die nicht nur ahnlich aussehen, sondern auch ahnlich wirken bzw. denselben Wirkstoff 

(Mesembrin) enthalten, ebenfalls als Kougoed bezeichnet und genauso benutzt (ARNDT und KRUGER 1970, JEFFS et al. 1970 

und 1974, D. McKENNA 1995: 101 

Sceleti«ni anatomician (HAw.) L. BOLUs 

[syn. Mesernbryanthetnurn anatoniicimt HAW .] 

Sceletitim expansuni (L.) L. BOLUS [ syn. Mesembryanthernrtrrz expansum L.] 

Sceletium joubertii L. BOLUS221 

Scelethum narnaquense L. BOLUs Sceletilirri strictian L. Boi.us 

Droge 

Gesamte Pflanze mit Wurzel 

Zubereitung und Dosierung 

Die Aufl^ereitung von Kougoed ist erst kiirzlich entdeckt und genauer beschrieben worden. Das gesammelte Pflanzenmaterial - es 
soil im Oktober gesammelt werden, well dann die Pflanze am »kraftigsten« ist - wird nach der Ernte zwischen zwei Steinen 
zerquetscht und fiir ein paar Tage in einem verschlossenen GefaB »fermentiert«. Friiher wurden dazu Tierschlauche oder 
Hanftaschen benutzt, heute sind Plastiktiiten an ihre Stelle getreten. Zunachst wird die Tiite mit dem Pflanzenmaterial an die 
Sonne gelegt. Tagsiiber schwitzt die Pflanze ihre Safte aus, die sich am Plastik niederschlagen und spater vom Pflanzenmaterial 
wieder absorbiert werden. Nachts kiihlt das Ganze ab. Nach 2 bis 3 Tagen wird die Tiite geoffnet und der Inhalt gut durchgeriihrt. 
Daraufliin wird die Tiite wieder verschlossen und wieder ausgelegt. Am achten Tag nach Beginn der Prozedur wird das Kougoed 
aus der Tiite geholt und zum Trocknen an der Sonne ausgebreitet. Sobald es trocken ist, kann es benutzt werden. Nach Aussage 
des Informanten haben die frischen Blatter keine Kraft, nur das so »fermentierte« Kraut ist psychoaktiv. Es wird dann welter 
zerkleinert oder pulverisiert. Vermutlich wird durch diesen ProzeB der fiir die Gattungen Sceletiiirri und Mesembryanthemum 
charakteristische, hohe Gehalt an Oxalsaure wesentlich reduziert. Oxalsaure kann starke Reizungen und Allergien bewirken. 
Wenn man es eiliger hat, kann eine frische Planze auch auf gliihender Holzkohle gerostet werden, bis sie ganz trocken ist und sich 
pulverisieren laBt (SMITH et al. 1996: 126). 

Das Pulver wird meist mit etwas Alkohol in den Mund genommen und dort fiir ca. 10 Minuten behalten. Der sich dabei 
sammelnde Speichel kann schon vorher geschluckt werden. 2 g des Pulvers erzeugen nach ca. 30 Minuten eine ruhige 
Gelassenheit; ca. 5 g des Pulvers sind eine angstlosende Dosis, bei hoheren Dosen kann es zu starkeren Effekten (Euphoric, 
Visionen) kommen (SMITH etal. 1996: 126f.). 

Das zerkleinerte Pflanzenmaterial kann auch pur oder mit Cannabis sativa vermischt geraucht werden (vgl. Rauchmischungen). 
Angeblich soil das fein zermahlene Pulver pur oder mit Tabak vermischt geschnupft worden sein (vgl. Schnupfpulver). 
Diese und andere Arten wurden als psychoaktive Zusatze zum Bier oder zur Einleitung der Fermentation genutzt (SMITH et al. 
1996: 127). 

Rituelle Verwendung 

Die siidafrikanischen Buschleute (San) nennen Sceletnum tortuosuni genau wie die Elanantilope (Taurotragiis oryx PALLAS) 

kanna. Die Elanantilope gilt als »Trance-Tier« par excellence; sie spielt seit prahistorischer Zeit eine zentrale Rolle als magischer 

Verbiindeter bei vielen Zeremonien und war sowohl mit dem Regenmachen als auch der Divination, dem Heilen und den 

kollektiven Trancetanzen eng verbunden (LEWIS -WILLIAMS 1981). Im Zusammenhang mit diesen Ritualen wurde 

wahrscheinlich Kanna benutzt (vgl. auch Ferraria glutinosa). 

Die Hottentotten (Khoi) haben anscheinend Sceletiicm fiir ihre Ritual- und Heiltanze gekaut oder mit dagga (Cannabis sativa) 

vermischt geraucht. Auch sie nennen die magische Elanantilope kanna (SMITH et al. 1996: 120). 

Heutzutage hat Kougoed in Siidafrika eher die Bedeutung eines GenuBmittels und wird, ganz so wie Cannabis in der westlichen 

Gesellschaft, als Partydroge benutzt. 

Artefakte 

Moglicherweise ist ein GroBteil der siidafrikanischen Felskunst, die z.T. sehr visionar erscheint, durch Kougoed inspiriert worden 
(LEWIS-WILLIAMS 1981). 

Medizinische Anwendung 

Die Eingeborenen von Namaqualand und die Schwarzen von Queenstown trinken einen Tee aus den Blattern als Schmerzmittel 
und um den Hunger zu unterdriicken (SMITH et al. 1996: 128). 



Inhaltsstoffe 

Die Pflanze enthalt in Blattern und Stengeln 0,3 bis 0,86% Mesembrin (Summenformel CI7H,3N03), daneben etwas 
Mesembrinin und Tortuosamin (SMITH et al.). Sie scheint auch Oxalsaure in den Blattern zu fiihren (FROHNE und JENSEN 
1992: 1250. Es ware auch moglich, daB in der Pflanze Tryptamine vorkommen. Immerhin ist in einer zur selben Familie 
gehorenden, nah verwandten Delosperma sp. Methyltryptamin (MMT) und AWDMT" nachgewiesen worden (SMITH et al. 1996: 
124). 

Wirkung 

Die siidafrikanischen Benutzer nennen als wichtige Effekte von kleinen Dosen Kougoed Befreiung von Angst und StreB, 
Vertiefung sozialer Kontakte, Steigerung des SelbstbewuBtseins, Erlosung von Hemmungen und Minderwertigkeitsgefiihlen. 
»Einige berichteten von Euphorie sowie einem Gefiihl meditativer Ruhe. Einige Benutzer sahen sich durch die von Kougoed 
erzeugte Entspannung dazu in die Lage versetzt, sich auf innere Gedanken und Gefiihle zu fokussieren oder sich auf die Schonheit 
der Natur zu konzentrieren. Einige Informanten sprachen von einer gesteigerten Hautsensibilitat bei leichter Beriihrung sowie von 
sexueller Erregung.« (SMITH et al. 1996: 127f.) 

Bei hoheren Dosierungen, vor allem in Verbindung mit Cannabis sativa und Alkohol (Whisky), kommt es zu leichten Visionen. 
Wenn man kurz nach dem Rauchen von Cannabis etwas Kougoed kaut, wird die Hanfwirkung wesentlich potenziert. Sowohl die 
Wirkung von Tabak (Nicotiana tabacum) als auch das Bediirfnis nach Nikotin wird durch Kougoed herabgesetzt. 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen von Sceletium tortuosum und anderer Sceletium spp. sind - meist unter dem Synonym Mesembryanthentum - 
gelegentlich iiber den Blumenhandel und den ethnobotanischen Fachhandel zu beziehen. Lebende Pflanzen der Gattung werden 
manchmal von Kakteenziichtern und -handlern angeboten. 

Literatur 

Siehe Eintrage unter Mesembryanthemum spp., Kanna 

ARNDT, R.R. und P.E.J. KRUGER 1970 »Alkaloids from Sceletium _Jotirbertii L. BOLUS: the Structure of joubertiamine, Dihydro)oubertiamine and 

Dehydro)oubertiamine«, Tetrahedron Letters 37: 3237-3240. 

BITTRICH, V. 1986 »Untersuchungen zu Merkmalbestand, Gliederung und Abgrenzung der Unterfamilie Mesembryanthemoideae (Mesembryanthemaceae 

Fenzl)«, Mitteilungen aus dein [ttstitttttiirAllgettteitte Botanik (Hatttbttrg) 21: 51 16. 

BODENDORF, K. und K. KRIEGER 1957 »Uber die Alkaloide von Mesetnbryantlletttum tortttosutit L.«, Archivfiir Pltarrnazie 62: 441-448. 

JEFFS, P.W., G. ALLMANN, H.F. CAMPBELL, D.S. FARRIER, G. GANGULl und R.L. HAWKS 1970 »Alkaloids of Sceletium Species 1 1 1 : The Structures of 

Four New Alkaloids from Sceletium strictttttt« , journal ofOrgattic Chetnistry 35: 3512-3528. 

JEFFS, P.W., T. CAPPAS, D.B. JOHNSON, J.M. KARLE, N.H. MARTIN und B. RALICKMAN 1974 »Sceletiuttt Alkaloid VI: Minor Alkaloids from Sceletntm 

tiatitaguense and Sceletium strictttttt«. Journal ofOrgattic Cltetttistry 39: 2703-2709. 

LA11)LER, P.W 1928 »The Magic Medicine of the Hottentots*, South African Journal of Science 25: 433-447. 

LEWIS-WILLIAMS, l.D. 1981 Believing and Seeing: Symbolic Meanings itt Southern San Rock Paintings, London: Academic Press. 

MEIRING, 1. 1898 »Notes an Some Experiments with the Active Principle of Mesetnbryanthetnutn torttiostirrt«, Transactiotts of the South African Philosophical 

Society 9: 48-50. 

SCHW ANTES, G. 1953 The Cultivation of the Mesetttltryctttthemaceae, London: Blandford Press. 

SMITH, Michael T., Neil R. CROUCH, Nrgel GERICKE und Manton HIRST 1996 »Psychoactive Constituents of the Genus Sceletiutn NT. BR. and Other 

Mesembryanthemaceae: A Review*, Jottrttal of Ethttopltartttacology 50: 1 19-130. (Gute Bibliographic.) 



Scopolia carniolica Tollkraut 



Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Tribus Hyoscyameae, Subtribus Hyoscyaminae 

Formen und Unterarten 

Es werden heute 3 bis 5 Arten botanisch akzeptiert (D'ARCy 1991: 79*, LU 1986: 6). Von Scopolia carniolica sind verschiedene 

Varietaten beschrieben worden: Scopolia carniolica JACQ. var. brevifolia DUN. Scopolia carniolica JACQ. var. carniolica 

Scopolia carniolica JACQ. var. concolor DUN. Scopolia carniolica JACQ. var. hladnikiana (FLEISCHM.) FIORI Scopolia 

carniolica JACQ. var. longifolia DUN. 

Kiirzlich wurde eine neue Form, die es nur in Slowenien (Hladnikov) gibt und die reingelbe Bliiten hat, beschrieben 

(DAKSHOBLER 1996): 

Scopolia carniolica JACQ. forma hladnikiana 

Synonyme 

Hyoscyaiiiiis scopolia L. 
Scopolia hladnikicina FLEISCHM. 
Scopolia longifolia DUN. 
Scopoliria atropoides SCHULTES 
Scopoliiici hladnikiana FREYER 
Scopolina viridiflora FREYER 



Volkstiimliche Namen 

Altsitzerkraut, Deewa sales, Durna rope (Litauisch »tolle Rube«), Glockenbilsenkraut, Gotteskraut, Krainer Tollkraut, Matragun 
(Rumanisch)'ly, Mauda, Maulda, Pikt-rope (»b6se Rube«)'yl 1, Pometis ropes (»pometis-Rube«), Russian belladonna, Scopolie, 
Scopolia (Italienisch), Skopolia, Skopolie, Tollriibe, Volcic, Walkenbaum 

Geschichtliches 

Ob das Tollkraut schon den Autoren der Antike bekannt war, ist ungewiB. Manchmal wird der » Schlafstrychnos« (Strychnos 
hyprioticos) des Dioskurides (vgl. Solarium spp.) als Scopolia gedeutet (FUHNER 1919: 223). Die Gattung wurde nach dem 
Naturkundler Antonio Scopoli (1723-1788) benannt, der als erster die Flora Sloweniens studiert und beschrieben hat (FESTI 
1996: 35). In Slowenien wurde das Kraut friiher moglicherweise zur Bereitung von Hexensalben benutzt. In OstpreuBen diente die 
ToUkrautwurzel als volkstiimliches Rauschmittel und Aphrodisiakum. Angeblich soUen sich Frauen damit junge Manner als 
willige Liebhaber zugefiihrt haben. AuBerdem hat man sich einen SpaB daraus gemacht, anderen etwas von der Wurzel in den 
Kaffee (Coffea arabica) zu tun, um sich dann iiber das unsinnig erscheinende Verhalten des Berauschten zu amiisieren (FUHNER 
1919). 

In der Pharmaziegeschichte spielte die Scopolia nur eine geringe Rolle als Ersatz oder Verfalschung fiir die Tollkirschenwurzel 
(Atropa belladonna) und ToUkirschenblatter (SCHNEIDER 1974 111: 240* ). Heute wird die Pflanze zur industriellen 
Darstellung von L-Hyoscyamin und Atropin angebaut (WAGNER 1985: 1721. 

Verbreitung 

Die Pflanze kommt wild in den Alpen, in den Kaparten und im Kaukasus vor (GELENCIR 1983: 217). Sie ist in Siidosteuropa 
(Slowenien), Litauen, Lettland und der Ukraine verbreitet. 

Anbau 

Die Vermehrung ist sehr einfach. Im Friihjahr werden die Samen zur Anzucht in Saatbeete gestreut. Die Samlinge konnen dann an 
einen gewiinschten Ort verpflanzt werden. Die Pflanze vertragt keine hohe Sonnenbestrahlung (FESTI 1996: 36). Das Kraut 
bevorzugt dunkle, feuchte Walder und kalkhaltige Humuserde. Es wird von alters her in Litauen und Lettland als Heilpflanze im 
Garten angebaut. 

Aussehen 

Das einjahrige, meist 30 bis 60 cm, aber auch bis zu 80 cm hoch wachsende Kraut bildet eine fleischige, spindelformige Wurzel 
aus. Die triibgriinen Blatter gleichen denen der Tollkirsche (Atropa belladonna) - daher der englische Name Russian belladonna. 
Die kleinen, herunterhangenden, glockenformigen Bliiten haben eine purpurne bis blaBgelbe Farbe und sehen der Form nach 
ahnlich wie Bilsenkrautbliiten aus (Hyoscyamus albus) -daher auch der deutsche Name Glockenbilsenkraut. Die Bliitezeit liegt 
zwischen April und Juni. Die Frucht bildet eine Kapsel mit doppelter Trennwand und vielen kleinen Samen. 
Das Tollkraut ist leicht mit dem Chinesischen Tollkraut (Scopolia camiolicoides C.W. Wu et C. CHEN) und dem Japanischen 
Tollkraut (Scopolia japonica MAXIM.) zu verwechseln. Die in Nepal und Sikkim heimische Scopolia anomala (LINK et OTTO) 
AIRY SHAW [syn. Scopolia lurida DUN.] ist etwa doppelt so groB wie das europaische Tollkraut (WEINERT 1972). 

Droge 

- Wurzel (Rhizoma scopoliae, Scopoliae Radix, Scopoliawurzel, Glockenbilsenkrautwurzel, Europaische Scopoliawurzel) 

- Kraut (Herba et Radix Scopoliae carniolicae) 

Zubereitung und Dosierung 

Die frische Wurzel wird, weichgekocht und zerrieben, als Brei oder in Kaffee (Coffea arabica) eingenommen. Sie wird auch in 

Bier eingelegt oder mitgebraut, um es berauschender zu machen (FUHNER 1919: 224). 

»Man verwendet die Wurzel und den Wurzelstock (Scopoliae Radix et Rhizoma). Die Wurzel wird ausgegraben, getrocknet und 

genau wie die Wurzel der Tollkirsche verwendet. Geschmack, Farbe und Aussehen sind genau so wie bei der Tollkirsche. Viele 

Pflanzensammler verwechseln das Glockenbilsenkraut mit der Tollkirsche [Atropa belladonna], daher findet man bei Belladonna 

immer Beimischungen von Tollkraut, besonders wenn die Tollkirsche aus den Karpaten kommt.« (GLENCIR 1983: 217) 

Das getrocknete, wahrend der Bliite gesammelte Kraut kann pur oder in Rauchmischungen geraucht werden. 

Rituelle Verwendung 

In OstpreuBen, Litauen sowie im Balkan wurde das Tollkraut friiher genau wie die Alraune (Mandragora officinarum) gesammelt 
und magisch verwendet. Von diesem ehemals rituellen Umgang waren schon zu Beginn dieses Jahrhunderts nur mehr Rudimente 
erhalten geblieben (FUHNER 1919). 

Artefakte 

Siehe Mandragora officinarum. 

Scopolia anomala wird auf tibetischen Medizinthankas dargestellt (ARIS 1992: 67* ). 



Medizinische Anwendung 

Die Scopolia carniolica wurde in Osteuropa auch volksmedizinisch wie die Mandragora officinarum benutzt (SCHNEIDER 1974 
111: 240*). In Litauen wurde die Pflanze zur Behandlung von Rheuma, Gicht, Zahnschmerzen, Ko liken, Parkinson-Syndrom, 
aber auch als Schlafmittel fiir Kinder, als Aphrodisiakum und zur Abtreibung verwendet (FUHNER 1919: 224). 
In der Homoopathie wird die aus dem frischen, bliihenden Kraut gewonnene Essenz namens »IIyoscyamus Scopolia« 
entsprechend dem Arzneimittelbild eingesetzt (SCHNEIDER 1974 III: 240') . 

Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze enthalt halluzinogene Tropanalkaloide (EVANS 1979: 249*). Der Gesamtalkaloidgehalt wird mit 
durchschnittlich 0,5% angegeben, kann aber zwischen 0,3 und 0,8% schwanken (FUHNER 1919: 223, ROTH et al. 1994: 648*). 
In den getrockneten Slattern sind 0,19% Hyoscyamin und 0,13% Scopolamin enthalten (SCHOLTEN et al. 1989). Die Wurzel 
enthalt ca. 0,5% Scopolamin (GELENCIR 1983: 218). Daneben kommen noch die Alkaloide Cuskohygrin, Tropin und 3a- 
Tigloyloxytropan vor. Damit ist die Scopolia chemotaxonomisch eng mit dem Bilsenkraut (Hyoscyamus spp.) verwandt (EVANS 
1979: 249*, ZITO und LEARY 1966). Die trockenen Wurzeln konnen bis zu 1% Alkaloide aufweisen (WAGNER 1985: 172*). 
Die ganze Pflanze enthalt neben den Alkaloiden noch die Cumarine Scopolin und Scopoletin so wie Chlorogensaure (ROTH et al. 
1994: 648*). 

Wirkung 

Es liegen nur wenige Dokumente iiber die tatsachliche Wirkung des Tollkrauts vor (FESTI 1996). Dabei konnen alle 
Zubereitungen je nach Dosierung psychoaktive Effekte auslosen, die sehr den Wirkungen des Bilsenkrauts ahneln. Niedrige 
Dosierungen bewirken aphrodisische Gefiihle, hingegen »wirken groBere Mengen der Wurzel berauschend und erzeugen einen 
Zustand, der mit unberechenbaren, komischen Handlungen verbunden ist« (FUHNER 1919: 224). Bei hohen Dosierungen wurden 
Delirium, Realitatsverlust, Koma, starke Pupillenerweiterung, Kopfschmerz, Koordinationsstorungen und andere Symptome 
beobachtet, die an eine typische Uberdosis von Atropa belladonna erinnern. 

Das Rauchen der Blatter hat nur sehr milde psychoaktive Wirkungen, vergleichbar mit dem Rauchen von Hyoscyamus niger oder 
Datura stramonium. 

Marktformen und Vorschriften 

Kraut und Wurzeln tauchen gelegentlich im osteuropaischen Krauterhandel auf. Samen werden manchmal im ethnobotanischen 
Fachhandel angeboten. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Cumarine, Scopolamin, Scopoletin, Tropanalkaloide 

IJAKSKOBLER, Igor 

1996 »Hladnikov volcic (Scopolia cartiiolicaf. hladni- 

kiana) tudi v Zelenem potoku«, Proteus 58: 102-103. FESTI, Francesco 

1996 »Scopolia carniolica JACQ.«, Eleusis 5: 34-45. FUHNER, Hermann 

1919 »Scopoliawurzel als Gift und Heilmittel bei 

Litauen und Letten«, Therapeutische Monatshefte 33: 

221-227. GELENCIR, Nikola 

1983 Naturheilkunde des Balkans, Steyr: Verlag 

Wilhem Ennsthaler. SCHOLTEN, H.J., S. BATTERMAN und J.F. VISSER 

1989 »Formation of Hyoscyamine in Cell Cultures 

of Scopolia cciriiiolica«, Planta Medica 55: 230. WEINERT, E. 

1972 »Zur Taxonomie und Chorologie der Gattung 

Scopolici JACQ.«, Feddes Repertoriiiin 82(10): 617-628. ZITo, S.W. und J.D. LEARY 

1966 »Alkaloids of Scopolia cciriiioUcci«, Journal of 

Plitiriiiciceiitical Sciences 55: 1150-1151. 



Solandra spp. Goldkelch 



Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Unterfamilie Solanoideae, Tribus Solandreae (friiher Tribus Datureae) 

Arten 

Es werden heute 10 bis 12 Arten der Gattung Solandra botanisch akzeptiert (D'ARCY 1991: 79*, BARTELS 1993: 207*, 

SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 166 ), allerdings ist die Taxonomie der Gattung zeimlich verworren oder, wie sich 

Schultes ausdriickt, »sehr wenig verstanden« (1979b: 150 ). 

Ethnopharmakologisch bedeutsame Arten sind: Solandra brevicalyx STANDL. - Kieli, Kieri, Kieri 

Solandra guerrerensis MARTINEZ - Huipatli, Hueypahtli, I ecomaxochitl'y' 

Solandra guttata D. DON ex LINDLEY (ist moglicherweise mit Solandra brevicalyx identisch; FURS-I' 1995:55) 

Solandra nitida Zucc. [syn. Solandra maxima P.S. GREEN, Solnndra /iartwegii NT. BROWN, Swartzia nitida Zucc.l - 

Cutaquatzitziqui, Copa de oro 



Alle vier Arten sind fiir den Nicht-Botaniker nicht oder nur sehr schwer zu unterscheiden (MORTON 1995: 20*). Sie werden auch 

von Indianern als gleichwertig betrachtet. 

Folgende Arten kommen ebenfalls in Mexiko vor, sind reich an Alkaloiden (EVANS et al. 1972 ), sind bisher aber nicht 

ethnobotanisch erfaBt oder erforscht worden: 

Solandra grandiflora Sv/. Solandra hirsuta DUN. 

Solandra raacrantha DUN. 

Synonyme 

Datum rnaxirllcl SESSE et MOCINA (= Solandra sp.) Datura sarrnentosa LAM. (= Solandra grnndiflora Sw. ) Datura scnndens 

VELLosO (= Solandra sp.) 

Solandra herbncea MORDANT DE LAUNAY 1st ein Synonym fiir Datura ceratocatda (siehe Datura spp. ). 

Volkstiimliche Namen 

Die volkstiimlichen Namen werden in Mexiko alien Arten der Gattung gegeben (Vgl. MARTiNEz 1966): 
Arbol del viento, Bolsa de Judas (Spanisch »Tasche des Judas«), Bolute, Chalice vine (Englisch »Kelchliane«), Copa de oro 
(Spanisch »Goldkelch«), Cup of gold, Ciitacua (Taraskisch), Floripondio del monte (Spanisch »Engelstrompete des Waldes«), 
Hueipatl, Hueypatli, Hueytlaca, Itzucuatziqui, Kieli, Kieli, Kieri, Kieri (Huichol »Baum des Windes«), K'ani bak'el (Lakandon 
»Gelbknochen/duft«), Lipa-ca-tu-hue (Chontal), Ndari (Zapotekisch ), Perilla, Tecomaxochitl (Aztekisch »Opfertrankkraut«), 
Tetona, Tima' wits (Huastekisch »Jicara-verzierte Kiirbisbliite«), Tree of the wind (»Baum des Windes«), Wind tree, Windbaum, 
Xochitecomatl (Nahuatl) 

Geschichtliches 

Wie alt der rituelle Gehrauch der stark halluzinogenen Goldkelche in Mexiko ist, weiB man nicht. Er ist moglicherweise 
prahistorischen Ursprungs. Die aztekische Pflanze tecomaxochitl, die sehr wahrscheinlich als Solandra 5'p. zu deuten ist, wurde 
erstmals von Hernandez in der friihen Kolonialzeit beschrieben. Der psychoaktive Gebrauch der Solandra 5pp. wurde erst von 
Maximino Martinez dargestellt (1966). Moglicherweise ist der zentralmexikanische Solandra-Schamanismus alter als der aus 
Nordmexiko stammende Peyotekult (vgl. Lophophora williamsii) (FURST 1995). 

Die Gattung ist nach dem Schweden D.C. Solander (17361786), einem Schiiler Linnes und Reisegefahrten von Kapitan Cook, 
benannt worden. Die Ethnobotanik der Gattung ist bisher nur schlecht erforscht, da die Pflanzen oft mit Hexerei und 
Schadenzauber assoziiert, ihr Gebrauch deswegen geheimgehalten und vertuscht wird. Sowohl die Pflanze als auch der mit ihr 
einhergehende Gebrauch ist friiher oft mit Datura innoxia verwechselt worden. Die Huichol bezeichnen Solandra brevicalyx als 
die »echte« Kidi, Datura innoxia als kielitsha, »schlechte Kieli« (KNAB 1977: 81). 

Verbreitung 

Die Gattung Solandra ist in Mexiko einheimisch (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 1660. Die meisten Arten kommen in 
Zentralmexiko vor. Siidlich findet sich die Gattung bis in die Regenwalder von Chiapas (MARTINEZ 1966). Einige Arten haben 
sich auch in die Karibik und nach Siidamerika (Peru) verbreitet (FURST 1995: 51). 

Anbau 

Die Vermehrung ist mit Stecklingen sehr einfach. Man muB nur ein etwa 20 cm langes Stengelstiick (moglichst vom Zweigende) 

in Wasser stellen. Sobald es Wurzeln geschlagen hat, kann es eingepflanzt werden. Die Solandra mufi gut gegossen werden und 

vertragt keinen Frost. Im Regenwald geniigt es oft, ein Stengelstiick in den Boden zu stecken. Es dauert nicht lange, bis es wieder 

austreibt. 

Als Garten- und Zierpflanzen werden vor allem die Arten Solandra grandiflora und Solandra nitida angebaut (BARTELS 1993: 

2070. 

Aussehen 

Die ausdauernde, stark verzweigte, raschwiichsige Kletterpflanze bildet langlich-elliptische, zugespitzte, bis zu 15 cm lange 
Blatter aus. Die einzelstehenden, endstandigen, gelben, kelchformigen Bliiten sondern meist abends einen siiBbetaubenden, aber 
kostlichen und sehr feinen Duft ab, der mit dem Parfiim der Brugmansia suaveolens oder Brugmansia x insignis vergleichbar ist. 
Da fast alle Pflanzen kultiviert sind, bilden sich nur sehr selten Friichte (kugelige, vom Kelch umschlossene Beeren) aus. Die 
Bliite von Solandra nitida kann bis zu 20 cm lang werden. Ihre papaturra genannten Friichte werden bis zu einen Kilo schwer 
(BARTELS 1993: 207*). 

Solandra-Arten konnen mit dem tropischen Hundsgiftgewachs Allamandra cathartica L., einem starken Abfiihrmittel, 
verwechselt werden (BLOHM 1962: 79f.*). 

Droge 

- Bliiten 

- Stengel 

- Bliitter 



Zubereitung und Dosierung 

Aus den Stengeln wird ein Tee bereitet (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 166*). Aus den frischen Stengeln kann ein Salt 

gepreBt werden; »der Triebsaft aus Solandra maxima [= S. nitida] ist ein Rauschmittel mexikanischer Indianer« (BREMNESS 

1995: 29*). Uber Dosierungen liegen leider keine Angaben vor. 

Die frischen Blatter (von Solandra brevicalyx) konnen zerstoBen als Suppositorium (Analzapfchen) oder auch als Dekokt in Form 

eines Klistiers verabreicht werden (KNAB 1977: 85). Die Bliiten und Blatter werden getrocknet, pur oder in Rauchmischungen 

geraucht. 

Als medizinische Dosis gilt der aus einer frischen Bliite bereitete Tee (YASUMOTO 1996: 247). 

Im kolonialzeitlichen Mexiko wiirzten die Indianer ihre Kakaogetranke (vgl. Theobroma cacao) mit dem Goldkelch (HEFFERN 

1974: 1010. 

Rituelle Verwendung 

Der Goldkelch wird nur selten als schamanische Trancedroge benutzt; dementsprechend diirftig sind die ethnographischen 

Berichte. Die Huasteken sollen die Bliiten von Solandra nitida noch rituell einnehmen und bringen die duftenden Bliiten auf 

Altaren als Opferblumen dar (ALCORN 1984: 320, 7930. Auch von den Mixteken wird berichtet, daB sie Solandra traditionell als 

Halluzinogen fiir die Divination einnehmen (AvILA B. 1992*). 

Am besten bekannt ist der Gebrauch der »G6tterpflanze« kieli oder kieri bei den Huicholindianern, die im heutigen Bundesstaat 

Jalisco leben. Fine von ihnen benutzte Pflanze wurde botanisch als Solandra brevicalyx identifiziert (KNAB 1977: 86). 

In der Mythologie der Huichol war die Pflanze urspriinglich ein Gott - Kieli Tewiali, Gott des Windes und der Zauberei. Am 

Anfang der Welt war er aus der Vereinigung der kosmischen Schlange mit dem Regen geboren worden. Spater verwandelte er 

sich - zum Nutzen und Segen der Menschheit - in die betorend duftende Pflanze, den »Baum des Windes«. Es liegt ein ganzer 

Mythenzyklus zu diesem Thema vor (FURST und MyERHOFF 1966). '1' Oft wird die Solandra mit Kieritawe, dem »Trunkenen 

Kieri«, identifiziert (FURST 1989, YASUMOTO 1996). 

Diese Gotterpflanze gilt als sehr kraftvoll und machtig und kann deshalb fiir jede Art von Zauberei (»kieli-Schamanismus«), auch 

fiir dunkle Zwecke (Schadenzauber, Todeszauber) verwendet werden. Bevor Schamanenschiiler die machtige Zauberpflanze 

benutzen diirfen, miissen sie eine fiinfjahrige Lehrzeit absolvieren. Die Blatter, die nur von erfahrenen Schamanen (rriara'akame) 

vom Baum abgetrennt werden diirfen, dienen ihnen spater als Zauberwaffen bei der Heilung von Krankheiten, die durch Zauberei 

oder fremde, niedertrachtige Schamanen verursacht wurden (KNA13 1977). 

Die Gottpflanze darf nicht gestort oder beleidigt werden; sonst wird man mit Wahnsinn oder dem Tod bestraft. Der Pflanze 

werden ahnliche Opfergaben wie dem Peyote (Lophophora williamsii) dargebracht: Zeremonialpfeile, Maisfladen, selbstgebraute, 

tUche genannte Tequila (vgl. Agave spp.), Tabakkalebassen (vgl. Nicotiana rustica), Miinzen, WoUgarnbilder, Schmuck, 

Perlenketten usw. Die Huichol gehen manchmal zu der Pflanze und richten Gebete an sie, z.B. bevor sie eine Reise antreten oder 

auf Pilgerschaft in das Peyoteland Wirikuta Ziehen. Es wird bei ihr auch um Fruchtbarkeit, Verbesserung der gesanglichen 

Fahigkeiten oder kiinstlerischer Kreativitat gebeten (KNAB 1977: 83). 

Schamanen konnen von dem »Baum des Windes« heiliges Wissen erhalten. Der Huicholkiinstler Jose Bautista Corrillo hat zu 

einer Darstellung eines derartigen Erkenntnisrituals auf einem seiner Garnbilder erklart: 

»Kauyumari, der Fiihrer des Schamanen in der Gestalt eines Hirsches, friBt von Kieri, dem Baum des Windes, um die Legenden 

der Vergangenheit und die Heilkunst zu erlernen. Er gibt dieses Wissen an den Schamanen welter, der Kieri bittet, ihm alles 

beizubringen, wahrend er die ganze Nacht hindurch singt. Der Puma, der einst das Feuer war, und der Wolf, der einst ein 

Schamane war, helfen dem Schamanen dabei, die Lehren zu begreifen.« (1996) 

Die Pflanze wird anscheinend nur auBerst selten als Halluzinogen eingenommen. Dazu werden offensichtlich die Blatter 

bevorzugt, dennoch gelten die extrem selten auftretenden Friichte und die Wurzeln als potenter (KNAB 1977: 85). Mit Hilfe der 

Pflanze soil man fliegen konnen (FURST 1995: 53). Manchmal wird der halluzinogene Gebrauch der Solandra als sicheres 

Zeichen fiir Zauberei, Hexenkiinste und Schwarze Magie angesehen (KNAB 1977: 85, FURST 1995). Andererseits sagen einige 

Huichol, daB diese Pflanze ihren Geist fiir »die hochsten Ebenen der Erleuchtung« offnet. 

Manche Huichol sagen, daB man die Pflanze nicht einnehmen darf, man darf sich lediglich ihrem Duft aussetzen. Schon dieser 

Duft kann eine Trance auslosen und wird von den Huichol als spiritueller Fiihrer in mystische Gefilde benutzt (VALADEZ 1992: 

103f.). Dazu ersteigt man einen steilen Berg, auf dem eine kiele-Pflanze wdchst. Zuvor und wahrenddessen muB man fasten (keine 

Nahrung, keine Getranke, auch kein Wasser) und verbringt die Nacht bei der duftenden Pflanze, inhaliert den Geruch und erweist 

dem Strauch seine Achtung und Aufmerksamkeit (MEIER 1996). Im Schlaf erhofft man sich erkenntnisreiche, visonare Traume, 

aus denen Botschaften abgelesen werden konnen. 

Artefakte 

Kieri wird manchmal auf den visionaren Garnbildern vieler Huicholkiinstler dargestellt (VALADEZ 1992). Dabei lassen sich 
unterschiedliche Stufen der Abstraktion erkennen. Meist ist die Pflanze jedoch recht naturalistisch und botanisch korrekt (gelbe 
Bliiten, Blatterstand) wiedergegeben. 

Viele florale Elemente in der prakolumbianischen Wandmalerei von Teotihuacan konnten Goldkelchranken symbolisieren (vgl. 
Turbina corymbosa). Manche Darstellungen ahneln den typischen Solandra-Ikonen auf den modernen Huichol-Garnbildern (vgl. 
Lophophora williamsii). 

Medizinische Anwendung 

In Mexiko wird der Goldkelch volksmedizinisch hauptsachlich als Liebestrank und Aphrodisiakum verwendet. Vor 
ijberdosierungen wird stets gewarnt: man kann austrocknen und an iibermaBigem Geschlechtstrieb sterben. Die Huasteken 



benutzen das Regen- oder Tauwasser, das sich in den Knospen von Solandra nitida angesammelt hat, als Augentropfen zur 
Verbesserung der Sehfahigkeit (ALCORN 1984: 7930. Bin Tee aus der Blute wird gegen Husten getrunken (YASUMOTO 1996: 

247). 

Inhaltsstoffe 

Alle mexikanischen Solandra-Arten enthalten stark halluzinogene Tropanalkaloide. Die Hauptalkaloide sind Atropin, Noratropin 
und (-)Hyoscyamin (urspriinglich als »Solandrin« beschrieben); die Nebenalkaloide sind Littorin, Hyoscin, Norhyoscin, Tigloidin, 
3a-Tigloyloxytropan, 3aAcetoxytropan, Valtropin, Norhyoscyamin, Tropin, Nortropin, x-Tropin und Cuskohygrin (EVANS et al. 
1972, SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 166'0. Nach anderen Angaben ist Scopolamin mit einer Konzentration von 0,1 bis 
0,2% das Hauptalkaloid (DiAZ 1979: 84*). In den Stengeln von Solandra guttata wurde zusatzlich Norhyoscin nachgewiesen. 
Solandra ist chemotaxonomisch sehr nahe m\i Datura und Duboisia spp. verwandt (EVANS 1979: 2450. 

Die meisten Solandra-Arten enthalten etwa 0,15% Alkaloide (SCHULTES 1979b: 1500. Die hochste Konzentration an Alkaloiden 
(berechnet als Atropin) wurde in der Wurzel von Solandra grandiflora festgestellt (0,64%). Die Wurzeln sind im allgemeinen am 
alkaloidreichsten (EVANS et al. 1972). Bei Solandra nitida ist die Alkaloidkonzentration eindeutig in den Friichten am hochsten 
(MORTON 1995: 20*). 

Wirkung 

Die Huichol vergleichen die Visionen, die durch Solandra brevicalyx ausgelost werden, mit den Wirkungen von Lophophora 

williamsii, warnen aber vor ihnen, denn sie konnen einen »zu Tode« erschrecken (KNAB 1977). 

Solandra nitida Zucc. (Perilla) gilt in Mexiko als giftig (Jiu 1966: 2560. Der Tee aus einer Bliite hat bei einem Erwachsenen eine 

»toxische Psychose« bewirkt, von der er sich erst nach 36 Stunden vollig erholt hatte (MORTON 1995: 20*). Bei der inneren 

Einnhame von Solandra-Zubereitungen kann es zu heftigen Halluzinationen, Delirien, Wahnvorstellungen usw. kommen. Das 

Wirkungsprofil ahnelt stark dem der Brugmansia sanguinea. 

Beim Rauchen der Bliiten und/oder Blatter sind die Wirkungen eher subtil, aber deutlich psychoaktiv und aphrodisierend, im 

ganzen sehr ahnlich wie die Effekte von anderen gerauchten Nachtschattengewachsen (Brugmansia, Datura, Latua pubiflora). 

Bereits das Inhalieren des Duftes soil zu entheogenen Zustanden fiihren konnen (MEIER 1996). Die Lakandonen sagen, daB der 

Duft erotisch erregt und die sexuelle Begierde weckt. 

Marktformen und Vorschriften 

Fiir Solandra 5'pp. liegen keine gesetzlichen Bestimmungen vor. In Nordamerika werden gelegentlich Jungpflanzen im 
Blumenhandel angeboten. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Scopolamin, Tropanalkloide 

EVANS, W. C, A. GHANI und Valerie A. WOOLLEY 

1972 »Alkaloids of Solandra Species*, Phytochemistry 

11:470-472. 

FURST, Peter T. 1989 »The Life and Death of the Crazy Kieri: Natural and Cultural History of a Huichol Myth«, Journal o fLatin American Lore 15(2): 155-177: 

1995 »The Drunkard Kieri: New Observations of an Old Problem in Huichol Psychotropic Ethnobotany«, Integration 5: 5 1-62. 1996 »lntroduction to Chapter 8«, 

in: Stacy S(:HAEFER und Peter T. FURST (Hg.), People of the Peyote, S. 232-234, Albuquerque: University of New Mexico Press. 

FURST, Peter T. und Barbara G. MYERHOEF 1966 »Myth as History: The Jilnson Weed Cycle of the Huichols of Mexico*, Arttropol(igi« 17: 3-39. 

HUYSMANS, Joris-Karl 

1994 Tiefuntem, Stuttgart: Reclam. (Vorher 1972) 
KNAB, TInl 1977 »Notes Concerning Use of Solandra Among theHuichol«, Econorrnic Botanny 31: 80-86. 

MARTINEZ, Maximi'no 1966 »Las solandras de Wxico con una specie nueva«, Anales del Institute de Biologia 37(1/2): 97106, Mexico, D.F.: UNAM. 
MEIER, Brigid Cavan 1996 Personliche Mitteilung. 

VALADEZ, Mariano und Susana 1992 Huichol Indian Sacred Rituals, Oakland: l)harma Enterprises. 

YASumo,ro, Masaya 1996 »The Psychotropic Kieri in Huichol Culture*, in: Stacy SCHAEEER und Peter T. FURST (Hg.), People of the Peyote, S. 235-263, 
Albuquerque: University of New Mexico Press. 



Solanum spp. Nachtschattenarten 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Solanoideae, Tribus Solaneae, Subtribus Solaninae 

Es werden heute ca. 1000 bis 2000 Arten der Gattung Solanum botanisch akzeptiert (D'ARCY 1991: 79*, SCHULTES und 
RAFFAUF 1991: 43*, TEUSCHER 1994: 734). Viele Solanum-Arten sind eBbar und werden als NahrungsUeferanten genutzt 
(Aubergine, Kartoffel, Kanguruhbeere). Mehrere Arten haben eine lange Tradition als Volksheilmittel. Einige Arten werden als 
Zusatze zum Cocakauen verwendet (siehe Erythroxylum coca). Manche scheinen psychoaktiv zu sein oder psychoaktiv genutzt zu 
werden. Solanum elaeagnifolium CAv. wurde noch um die Jahrhundertwende von den Zuniindianern als betaubendes 
Schnupfpulver benutzt (VON REIS und LI PP 1982: 271 * ). 



Einige Arten der Gattung enthalten Tropanalkaloide (SCHULTES und RAFFAUF 1991: 43*) und Myricetinderivate, Substanzen, 
die u.a. auch in Ledum palustre vorkommen (KUMARI et al. 1984). In den Wurzeln vieler Arten sind Steroidalalkaloide und 
Sapogenine nachgewiesen worden (RIPPERGER 1995). 

Solanunt dulcamara L. [syn. Dulcamara flexuosa MOENCH., Solanum laxum ROYLE, Sola num lyratum , Solanum 
scandes LAMK. - BittersiiBer Nachtschatten 

Dieser Nachtschatten wird als der »Schlafstrychnos« (vgl. Strychnos nux-vomica) des Dioskurides gedeutet (SCHNEIDER 1974 
III: 274*). In der Antike wurde die Wurzelrinde in Wein als Schlafmittel getrunken. 

Die Pflanze wurde schon von den Germanen als Narkotikum genutzt und zusammen mit Solanunt nigrum als »Nachtschaden« 
bezeichnet. »Nachtschaden« ist der Name einer Krankheit, die durch einen elbischen Damon (nachtlicher Alpdamon) nachts im 
Schlaf ausgelost wird und mit Solanum dulcamara geheilt werden kann. Die Krankheit »sollte durch die Verkorperung eines 
zauberkraftigen anderen elbischen Damons in der Pflanze bekampft werden, d.h. die nachtliche Unruhe des Kranken durch ein 
narkotisches Mittel beschwichtigt werden« (HOFLER 1990: 96*). 

Der BittersuBe Nachtschatten »galt als ein Alfenkraut und heiBt noch jetzt Alpranke. Man legte es den Kindern gegen 
Verzauberungen in die Wiege und hing es dem Vieh gegen die „IIunsch" oder Engbriistigkeit um den Hals. Der Mensch scheint 
im allgemeinen eine Abneigung vor dieser Pflanze zu haben, denn er nennt sie Saurebe, Stinkteufel, Hundsbeere, Stickwurz usw., 
.sie gilt auch als Sinnbild eines Heimtuckischen.« (PERGER 1864: 182*) Im Mittelalter wurden die Beeren als Amulett oder 
Talisman, gegen iible Nachrede auf ein Band gezogen, um den Hals getragen. Die Pflanze spielte auch sonst im magischen 
Brauchtum eine RoUe: »Die getrockneten Stengel mit dem Namen eines Feindes versehen und vor die Tiir dieses Menschen legen, 
um einen Rachezauber zu initiieren [und] fiir alle Verwandlungszauber, besonders aber die Lycantropiezauber, konnten die 
Beeren als magische Unterstiitzung genutzt werden. « (MAGISTER BOTANICUS 1995: 193*) - Moglicherweise gehorte sie zu 
den Ingredienzien der Hexensalben. 

In Mexiko wird die Pflanze dttlcantara oder Jazrriincillo genannt und volksmedizinisch als Beruhigungs- und Betaubungsmittel 
genutzt. In mexikanischem Pflanzenmaterial wurden Solaninderivate und Tropanalkaloide nachgewiesen (DiAZ 1979: 85* ). 
In dem Kraut kommen 0,3 bis 3,0% Steroidalalkaloidglykoside vor, in der Wurzel ca. 1,4%. In den Friichten nimmt mit 
fortschreitender Reifung der Alkaloidgehalt ab. Die reifen Friichte sind fast alkaloidfrei (TEUSCHER 1994: 737). Der 
Alkaloidgehalt und die Zusammensetzung konnen stark variieren (MATHE und MATHE 1979). Vielleicht gibt es chemische 
Rassen, die psychoaktiv sind. 

Solanum hirtum VAHL 

Diese neotropische Nachtschattenart heiBt auf Maya /7Mf balarn, »Papaya des Jaguars«. Der Jaguar gilt bei den Maya als 
wichtigstes und machtigstes Schamanentier (vgl. Nymphaea ampla). Vielleicht stand oder steht diese Pflanze mit schamanischen 
Praktiken in Zusammenhang.— 'yj Wenn die frischen Blatter ausgekaut werden, entfalten sie eine narkotische und stimulierende 
Wirkung. Die Friichte werden auch medizinisch gegen Angina verwendet (PULIDO S. und SERRALTA P. 1993: 62*). In Mexiko 
wird die zum Verwechseln ahnliche Art Solanum rostratum DUN. volkstiimlich hierba del sapo, »Kraut der Kr6te«, genannt 
(MARTINEZ 1994: 434* ). 

Solanum hypomalacophyllum BITTER ex PITTIER 

Diese Pflanze heiBt in Venezuela borrachera und enthalt moglicherweise Tropanalkaloide (SCHULTES 1983a: 271 * ). Daneben 
wurden steroidale Alkaloide (Solaphyllidin, Solamaladin) und ein steroidales Sapogenin (Andesgenin) isoliert (GONZALEZ et al. 
1975, SCHULTES und RAFFAUF 1991: 44* ). Ob die Pflanze psychoaktiv wirkt und entsprechend genutzt wurde, ist unbekannt, 
aber moglich. Warum sollte sie sonst borrachera, »Trunkenmacher«, genannt werden? 

Solanum leptopodum VAN HEURCK et MUELL. ARC. 

Die Secoyaindianer nennen diesen Busch oyoha'-o, »Fledermausblatt«, und benutzen die Blatter fiir Waschungen zur Behandlung 
bzw. Beruhigung schreiender Kinder. Vielleicht iiben sie eine beruhigende Wirkung aus (SCHULTES und RAFFAUF 1991: 
44f.*). 

Solanum ligustrinum LORD. - Natre 

Dieser in Chile volksmedizinisch bei Fieber genutzte Strauch hat leicht analgetische Eigenschaften und tragi den interessanten 
Namen hierba de chavalongo, was meist als »Typhusfieberkraut« iibersetzt wird (HOFFMANN et al. 1992: 1540. Doch der Name 
hat eine fast zu auffallige Ahnlichkeit mit der mysteriosen, bisher nicht identifizierten Cabalonga, der psychoaktiven 
Zauberpflanze des nordlichen Andengebiets. Es wiirde sich bestimmt lohnen, die Ethnobotanik dieses Gewachses genauer zu 
untersuchen. Immerhin enthalt die Pflanze einige Alkaloide (Natrin, Huevin) sowie Solanin (HOFFMANN et al. 1992: 1560. 

Solanum mammosum L. 

Die pulverisierten Friichte dieser Art werden in Siidamerika als Gift gegen Kakerlaken verwendet. In Kolumbien sollen sie auch 
zum »Befrieden von Kindern«, also als diimpfendes Narkotikum, verwendet werden (SCHULTES 1978a: 1930. 

Solanum nigrum L. [syn. Solanum americanum MHvL., Solanum caribaeum DUN., Solanum nodiflorum DUN.; weitere 
Synonyme siehe TEUSCHER 1994: 744] - Schwarzer Nachtschatten 



Dieser Nachtschatten wird als der »Gartenstrychnos« (vgl. Strychnos nux-vomica ) des Dioskurides gedeutet (SCHNEIDER 1974 
111: 2740. Immer wieder wird ihm eine psychoaktive Wirksamkeit zugeschrieben: »ein echt germanisches Narkotikum war der 
Nachtschaden« (HOFLER 1990: 961. Auch gehort die Pflanze zu den Ingredienzien der Hexensalben. 
Die amerikanische Varietat des Schwarzen Nachtschattens wird in Mexiko chichiquilitl oder hierba mora genannt und 
volksmedizinisch als ortliches Schmerzmittel, Beruhigungsmittel oder Stimulans und zur Behandlung der Parkinsonkrankheit und 
der Epilepsie verwendet (DiAZ 1979: 85*). In Venezuela heiBt das Kraut yocoyoco, ein Name, der auffallig an PaulUnia yoco 
(siehe PaulUnia spp.) erinnert (BLOHM 1962: 97*). In Chile dient der Schwarze Nachtschatten als Antidot bei Uberdosierungen 
von Latua pubiflora. Das Kraut enthalt vor allem Solanin und verwandte Alkaloide. Die unreifen Friichte konnen bis zu 1,6% 
Alkaloide enthalten; reife Friichte sind meistens alkaloidfrei (TEUSCHER 1994: 744). Ob die Pflanze psychoaktiv nutzbar ist, 
muB noch welter erforscht werden. 

Solanum subinerme JACQ. - Gujaco 

Die Witotoindianer geben die reifen Friichte der gujaco oder ujaca genannten Art in ihr Cassavabier, um ihm eine besondere 
Wiirze zu verleihen. Es ist nicht klar, ob nur der Geschmack verandert wird oder ob die Friichte eine zusatzliche psychoaktive 
Wirkung ausiiben (SCHULTES und RAFFAUF 1991: 46") . 

Solanum topiro HUMB. et BONPL. [syn. Solanum sessilif lorum DUN.] - De-twa' 

Die kleinen Samen der eBbaren Friichte werden von den Taiwanoindianern getrocknet und pulverisiert den Cocablattern zugesetzt, 
wenn die Mundschleimhaute vom allzu haufigen Cocakauen wund sind (vgl. Erythroxylum coca). Diese Mischung soil Linderung 
schaffen (SCHULTES 1978a: 194, SCHULTES und RAFFAUF 1991: 46"). 

Solanum tuberosum L. - Kartoffel 

Die Kartoffel ist eine der wichtigsten Nahrungsmittelpflanzen iiberhaupt. Sie stammt aus Peru, wo es zahlreiche Sorten gibt, und 
wird heute weltweit angebaut. In der Rauschkultur spielt sie zum einen als Garstoff fiir Chicha und Bier sowie zur Destination 
von Wodka (Alkohol) eine Rolle. In der Wurzel kommt Solanidin vor (RIPPERGER 1995). Kiirzlich wurde in der Kartoffel 
»natiirliches Valium« nachgewiesen (siehe Diazepam). Mit feinsten Analysemethoden »wurden Spuren von Stoffen in den 
Knollen gefunden, die die Bindung von Benzodiazepin an Benzodiazepinrezeptoren aus dem Rattenhirn hemmen. Davon konnten 
bisher 8 als Benzodiazepinderivate identifiziert werden, darunter Diazepam und Lormetazepam.« (TEUSCHER 1994: 747) 
Allerdings diirfte es schwierig sein, von diesen Stoffen beim KartoffelgenuB eine Wirkung zu verspiiren. Man miiBte 
wahrscheinlich einen ganzen Sack essen. 

Solanum varbascifolium L. 

Diese pantropisch verbreitete, toonpaap (»scharfer Schwanz«) genannte Pflanze wird anscheinend von den Schamanen der 
yucatekischen Maya (Siidmexiko) verwendet. Leider ist nichts Genaueres bekannt (GARZA 1990: 189'0. Der Mayaname deutet 
allerdings auf einen aphrodisischen Gebrauch hin. 

Solanum villosum MJLZ. [syn. Solanum nodiflorum JACQ. ] -Hexentomate 

Diese Art steht dem Schwarzen Nachtschatten sehr nahe (HEISER et al. 1979). Sie heiBt in Spanien tomate de la bruja, 
»Hexentomate«, und soil dort angeblich friiher psychoaktiv genutzt worden sein (Mitteilung von J.M. Fericgla und FERICGLA 
1996* ). Moglicherweise gehorte sie zu den Bestandteilen der Hexensalbe. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Atropa belladonna. Datura stramonium 

BONIN, Werner F. 

1986 Naturvolker und ihre Ubersinnlichen Fdhigkeiten, 

Munclien: Goldmann. GONZALES,, Antonio G., Cosme G. FRANCISCO, 

Raimundo FREIRE, ROsendo HERNANDEZ, 

Jose A. Salazar und Ernesto SUAREZ 

1975 » [New Sources of Steroid Sapogenins. 29: ] Andesgenin, a New Steroid Sapogenin from Solanum hypornalacophylhirn« , Phytochemistry 14: 2483-2485. 

HEISER, Charles B., jr., Donald L. BURTON und Edward E. SCHILLING, jr. 1979 »Biosystematic and Taxonomic Studies of the Solanum nigrum Complex in 

Eastern North America«, in: J.G. HAWKES et al. (Hg.), The BI ology and Taxonomy of the Solanaceae, S. 513-527, London: Academic Press. 

KUMARI, G.N. Krishna, L. Jagan Mohan RAO und N.S. Prakasa RAo 1984 »Myricetin Methyl Ethers from Solanum pubescerzs«, Phytochemistry 23(1 I ): 2701- 

2702. 

MATHE, Imre, )r. und Imre MATHE, sr. 1979 »Variation in Alkaloids in Solanum dulcamara L.«, in: J.G. HAWKES et al. (Hg.), The Biology and Taxonomy of 

tile Solanaceae, S. 211-222, London: Academic Press. 

RIPPERGER, Helmut 1995 »Steroidal Alkaloids and Sapogenins from Roots of Some Solanuni Species*, Planta Medica 61: 292. 

TEUSCHER, Eberhard 1994 »Solanum«, in: Halters Handbuch der pharrriazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 6: 734-752, Berlin: Springer. 

USUBILLAGA, A. 1984 »Alkaloids from Solarium hyporrtalacophyllitrrU , Journal of Natural Products 47: 52. 



Sophora secundiflora Meskalbohne, Schnurbaum 



Familie 

Leguminosae (Schmetterlingsbliitler); Unterfamilie Lotoideae (Papilionoideae), Tribus Sophoreae 

Formen und Unterarten 

In Texas kommt eine Form mit ausschlieBlich gelben Bohnen vor, die unter folgendem Namen beschrieben wurde (RUDD 1968: 
528): Sophora secitndiflora (ORT.) LAG. £ xanthosoma REHDER 

Synonyme Agastianis secundiflora (G6MEZ-ORTEGA) RAF. Broussonetia secundiflora GROUSSONETIA Calia 
erythrosperma BERLANDIER In MIER-TERAN Cladmstis secundiflora (GOMEZ-ORTEGA) RAF. ex JACKS. 
Dermatophyllum speciosum SCHEELE Sophora sempervirens ENGELM. in A. GRAM Sophora speciosa (SCHEELE) BENTH. 
Virgilia secundiflora (GOMEZ-ORTEGA) CAV. 

Volkstiimliche Namen 

Big drunk bean, Chilicote, Colorin, Colorines, Coral bean tree. Coral beans, Frijolillo, Frijolillo of Texas, Frijolillos (Spanisch 
»B6hnchen«), Frijolito, Frixolillo, K'awn-k'odl (Komanch), Mescal beans (Englisch »Mescalbohnen«), Mountain laurel294, 
Patiol, Patol, Red Bean, Red medicine, Texas mountain laurel 

Geschichtliches 

In Texas wurden Meskalbohnen zusammen mit Ungnadia speciosa in archaologischen Kontexten (Ritualhohlen) gefunden, die zu 

Schichten bis zu einem Alter von 8000 Jahren reichen (ADOVASIO und FRY 1976). In jiingeren Schichten taucht die 

Meskalbohne zusammen mit Ungnadia und Peyote (Lophophora williamsii) auf. Im Siidwesten ist seit 8000 Jahren der Gebrauch 

der Bohnen fiir Schmuckzwecke belegt (MERRILL 1977). 

Manche Anthropologen nehmen an, daB der Meskalbohnenkult (mescalism) einen Vorlaufer des Peyotekultes (peyotism) darstellt. 

Der Meskalbohnenkult ist verschwunden, well die Wirkungen des Peyotekaktus weitaus angenehmer und visionarer sind 

(CAMPBELL 1958, HOWARD 1957 und 1960, LA BARRE 1957). 

Der Name mescal oder »Meskal« fiir diese Pflanze bzw. ihre Samen hat sowohl in der ethnographischen als auch der 

ethnobotanischen Literatur zu reichlicher Verwirrung gefiihrt. Der Name mescal wird in Mexiko fiir einen Schnaps aus Agave spp. 

verwendet; mescalito wird in Nordmexiko als Bezeichnung fiir Peyote, Peyote-Buttons oder den Peyotegeist verwendet. 

SchlieBlich gibt es noch den Apachenstamm der Mescaleros, die fiir die Verbreitung des Peyotekultes nach Nordamerika 

verantwortlich sind. Zusatzlich verwirrend ist die Tatsache, daB Ketten aus Meskalbohnen im historischen und modernen 

Peyotekult als Ritualobjekte verwendet werden (vgl. Lophophora williamsii). 

In Nordmexiko werden die Meskalbohnen abwechselnd mit den Samen von Erythrina flabelliftjrmis verwendet (MERRILL 

1977). 

Verbreitung 

Der Baum ist von Texas und New Mexico siidlich bis Zentralmexiko verbreitet (Ruin) 1968: 528). 

Anbau 

Der Anbau erfolgt aus Samen, die am besten vorgekeimt werden. Der Strauch benotigt ein trocken-warmes Klima. Er kann auch 
mit Stecklingen aus dem griinen Holz vermehrt werden (GRUBBER 1991: 49*). 

Aussehen 

Der Strauch oder kleine Baum wird bis zu 12 Meter hoch, hat 7- bis 1 1 fiedrige, immergriine Blatter. Die duftenden, violetten, ca. 
3 cm langen Bliiten bilden hangende Trauben. Die schotenformigen, eingeschniirten Friichte enthalten die eigentlichen 
Meskalbohnen (Samen). Die Bohnen sind 0,8 bis 2 cm lang und 0,5 bis 1,5 cm breit. Sie sind gewohnlich rot, mitunter aber auch 
dunkelrot, hellrot, orange oder gelb gefarbt. 

Die Meskalbohnen sind kaum von den ebenfalls roten Samen von Erythrina flabelliforniis (vgl. Erythrina spp.) zu unterscheiden 
und werden oft mit diesen verwechselt. Die nah verwandten, ahnlichen Arten Sophora conzatti ST ANDL. und Sophora purpusii 
BRANDEG. kommen in Mexiko vor und werden dort shenfaW's, frijolillo genannt (Rum) 1968: 525 ff.). 

Droge 

Samen (»Bohnen«, »Mescalbohnen«, »Meskalbohnen«, »Colorines«) 

Zubereitung und Dosierung 

Hochstens ein Viertel einer Bohne wird am Feuer gerostet, bis sie gelb wird, dann zermahlen, gekaut und geschluckt (GOTTLIEB 

1973: 35*). 

Die Mescalero-Apachen setzten die Samen ihrem aus Mais (Zea mays) gebrauten Bier (tiswin, tulhai) zur Verstarkung der 

Rauschwirkung zu (BYE 1979b: 38* ). 

Eine halbe Bohne soil ausreichen, um ein 2 bis 3 Tage andauerndes Delirium zu erzeugen (HAVARD 1896: 39*). Bis zu 3 mg 

Cytisin pro Tag wurden friiher als respiratorisches Stimulans verwendet (BROWN und MALONE 1978: 9*). 

In Oklahoma sollen zu Anfang dieses Jahrhunderts die Meskalbohnen von Chinesen als »rote Bohnen aus China« mit Zucker, 

Vanille und Moschus zu aphrodisischem Konfekt verarbeitet worden sein (REKO 1938: 137* ).-"'3 



Rituelle Verwendung 

Die Coahuiltecoindianer, die im siidlichen Texas und nordlichen Mexiko leben, haben in der Kolonialzeit noch Meskalbohnen 
(die Quelle nennt siefrixolillo) alternierend zu Peyote in gemeinschaftlichen Ritualen gegessen (MERRILL 1977). Die Indianer 
von San Antonio (Texas) haben die Bohnen friiher als rituelles Rauschmittel verwendet (HAVARD 1896: 39* ). Auch einige 
Prariestamme haben die Bohnen verzehrt. 

Weit verbreitet war der Gebrauch als Amulett. Dazu wurden die Samen in kleinen, ledernen Medizinbeuteln aufbewahrt oder am 
Korper getragen. Bei den Prariestammen gab es mitunter Meskalbohnen-Geheimgesellschaften, die die Bohnen vermutlich zur 
Visionssuche verwendet haben. Leider ist wegen der Geheimhaltung tatsachlich nichts Genaues bekannt geworden (MERRILL 
1977). 

Artefakte 

Aus Nordamerika sind zahlreiche Ketten, die aus Meskalbohnen bestehen, bekannt und ethnographisch beschrieben worden. 

Ethnographische Meskalbohnen -Objekte sind von folgenden Stammen dokumentiert worden: Apachen, Arapaho, Arikara, 

Blackfoot, Caddo, Cheyenne, Coahuilteco, Crow, Delaware, Hidatsa, Iowa, Kansa, Kickapoo, Kiowa, Kiowa-Apachen, 

Komanchen, Mandan, Missouri, Ojibwa, Omaha, Osage, Oto, Pawnee, Ponca, Prarie-Potawatomi, Pueblos, Sac und Fox, 

Shawnee, Schoschonen, Nordliche Ute, Sioux, Tonkawa, Wichita und Winnebago (MERRILL 1977). Noch heute werden 

Meskalketten bei Peyotezeremonien getragen. 

In den Paraphernalia der Meskalbohnen-Geheimgesellschaften und einigen Medizinbiindeln der Iowa und Omaha sind auch die 

rot-schwarzen Samen von Abrus precatorilts L. gefunden worden (vgl. Rhynchosia pyramidalis). 

Im Siidwesten von Texas wurde ein prahistorisches Medizinbiindel gefunden, das sieben Meskalbohnen und das Kraut von 

Ephedra sp. enthielt (MERRILL 1977: 68). Uberhaupt wird der prahistorische Kunststil (Pecos River Style) dieser Gegend mit 

dem Meskalkult in Verbindung gebracht (WELLMANN 1981: 941. 

Medizinische Anwendung 

Die nordmexikanischen Kickapooindianer verwenden die Samen bei Ohrenleiden. Aus einer zermahlenen Bohne und etwas Tabak 
(Nicotiana spp.) wird ein Dekokt gekocht, das in den Gehorgang getraufelt wird. Ein Kaltwasserauszug aus den zerdriickten 
Bohnen wird als Ohrenwaschung verwendet. Ohrentropfen werden auch aus einer Bohne und einem Wacholderzweig (Juniperus 
sp.) gekocht (LATORRE Und LATORRE 1977: 352*). 

Inhaltsstoffe 

Die Meskalbohnen enthalten die Alkaloide Cytisin (= Baptitoxin, Sophorin, Ulexin, Laburnin, Cytiton), N-Methylcytisin und 
Spartein (KELLER 1975, MERRILL 1977). Daneben wurden Chinolizidinalkaloide identifiziert: epi-Lupinin, 0-5- 
Dehydrolupanin, Anagyrin und Thermopsin (HATFIELD et al. 1977). Cytisin ist mit 0,25% der Hauptwirkstoff. 

Wirkung 

Die Bohnen haben je nach Dosierung zunachst psychoaktive, dann aber stark toxische Wirkungen. Der Wirkungsverlauf beginnt 

mit Rotsichtigkeit und Berauschung, umfaBt Krampfe, Muskelstarre, Kopfschmerz, Ubelkeit, Erbrechen, Darmentleerung, 

Ohnmacht, Delirium und endet mit dem Tod. Die Rotsichtigkeit wurde wiederholt berichtet (HOWARD 1957: 76). 

Ob Meskalbohnen halluzinogen sind, ist nach wie vor fragUch (SCHULTES und HOFMANN 1995: 

In der toxikologischen Literatur ist bisher nur ein einziger Fall einer Vergiftung dokumentiert (HATFIELD et al. 1977: 374). 

Marktformen und Vorschriften 

Meskalbohnen sind gelegentlich im internationalen Samenhandel erhaltlich. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Lophophora williamsii, Cytisin 

CAMPBELL, T. N. 

1958 »Origin of the Mescal Bean Cult«, American 

Anthropologist 60:156-160. 
HATFIELD, G.M., L.J.J. VALDES, W.J. KELLER, 

W.L. MERRILL und V .H. JONES 

1977 »An Investigation of Sophora secundiflora Seeds 

(Mescalbeans)"., Lloydia 40(4): 374-383. (Enthalt eine 

ausfuhrliche phytochemische Bibliographie.) 
HOWARD, James H. 

1957 »The Mescal Bean Cult of the Central and 

Southern Plains: An Ancestor of the Peyote Cult?«, 

Arrterican Antliropologist 59: 75-87. 

1960 »Mescalism and Peyotism Once Again*, Plains 

Anthropologist 5: 84-85. 

1962 »Potawatomi Mescalism and Its Relationship to 

the Diffusion of the Peyote Cult«, Plains Anthropolo 

gistl: 125-135. 
IZADDOOST, Mohamed 

1975 »Alkaloid Chemotaxonomy of the Genus 

Sophorcl«, Phytochernistry 14: 203-204. 
KELLER, Will larnj. 



1975 »Alkaloids from Sophora secundiflora«, Phyto 
chemistry 14: 2305-2306. 

LA BARRE, Weston 

1957 »Mescalism and Peyotism«, American Anthro 
pologist 59: lOS-Tll. 

MERRILL, William L. 

1977 »An Investigation of Ethnographic Specimens 
of Mescalbeans (Sophora secundiflora) in American 
Museums«, Museum of Anthropology, The Univer 
sity of Michigan, Technical Reports, No. 6 (Research 
Reports in Ethnobotany, Contributions 1). 

RUDl,, Velva E. 

1968 » Leguminosae of Mexico - Faboideae. 1 : 
Sophoreae and Podalyrieae«, Rhodora 70: 492-532. 

TROIKE, Rudolf C. 

1962 »The Origin of Plains Mescalism«, American 
Anthropologist 64: 946-963. 



Strychnos nux-vomica Brechnuf3baum 

Familie 

Loganiaceae (Loganiengewachse, Strychnosgewachse); Strychneae 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Strychnos colubrina WIGHT Strychnos lucida R. BR. Strychnos spireana Dop Strychnos vomica ST. LAG. 

Volkstiimliche Namen 

Azaraki, Brauntaler, Cilibucha, Fuluz mahi (Persisch), Gemeines Krahenauge, Goda-kaduru, Kajara, Kanchurai, Kraenauglein, 
Krahenauge(n), Krahenaugenbaum, Kuchila (Hindi), Kuchla, Kuchla of India, Kuchiilah, Noce vomica, Noix vomique, Nux 
vomica, Nux-vomica tree. Poison nut. Poison nut tree, Quaker buttons, Rvotnyi orech (Russisch), Strychninbaum, Strychnine, 
Strychnine plant, Visamusti 

Geschichtliches 

Vermutlich wurde die BrechnuB erstmals von Theophrast unter dem Namen strychnos manikos, »rasendmachende Strychnos«, 
beschrieben. Friiher glaubte man, daB sich dieser Name auf den Stechapfel (vgl. Datura stramonium) bezieht, was aber nach 
heutigen Kenntnissen sehr fragwurdig erscheint (MARZELL 7922; 777 *, SCHNEIDER 7974 777; 294=^). Der » 
Schlafstrychnos« des Dioskurides wird heute als Solanum dulcamara, der » Gartenstrychnos« als Solanum nigrum gedeutet (vgl. 
Solanum spp.). Die BrechnuB taucht als paralysierendes Mittel in vielen sehr friihen persischen Quellen auf (HooPER 1937: 
175*). Richtig bekannt wurde sie in Europa erst im 75. Jahrhundert. 

Verbreitung 

Der Baum, der wahrscheinlich aus den Trockenwaldern Sri Lankas stammt (MACMILLAN 1991:416* ), ist in Indien und Birma 
heimisch, hat sich aber in alle tropischen Gebiete des Indischen Ozeans und Siidostasiens verbreitet (BREMNESS 1995: 131 *). 
Er kommt am haufigsten in trockenen Waldern vor. 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht durch Samen oder Stecklinge. Der Baum bevorzugt sandige Boden und ein tropisches, aber eher 
trocken-heiBes Klima. Die Samen werden hauptsachlich von August bis November gesammelt (MACMILLAN 1991: 417* ). Die 
wichtigsten Anbaugebiete liegen in Siidostasien, Indien, Pakistan und im tropischen Afrika (TEUSCHER 1994: 829). 

Aussehen 

Der ausladende, strauchartige Baum wird bis zu 25 Meter hoch und erreicht einen Stammumfang von bis zu 3 Metern. Die ovalen, 
glatten, glanzenden Blatter sind gegenstandig und haben fiinf Nerven. Aus der griinlichweiBen Bliitendolde gehen gelbe Friichte 
mit grauen, scheibenformigen Samen hervor, die durch feine Harchen einen seidigen Glanz aufweisen. 

Der BrechnuBbaum kann leicht mit der sehr ahnlichen Art Strychnos izicx-blanda A.W HILL verwechselt werden. Letztere hat 
groBere Bluten und Fruchte (TEUSCHER 1994: 829). 

Droge 

Reife, getrocknete Samen (BrechnuB, Krahenauge, Strychni semen, Nux Metella, Nux vomica. Semen nucis vomicae. Semen 
Strychni) 



Zubereitung und Dosierung 

Nach dem Pfliicken der Friichte werden die Samen extrahiert und an der Sonne getrocknet. Die Samen miissen kiihl, vor Licht 

geschiitzt und luftdicht aufbewahrt werden. Die Rohdroge diirfte richtig verwahrt - sehr lange haltbar sein. Fiir pharmazeutische 

Zwecke werden aus den Samen Extrakte und Tinkturen gewonnen (TEUSCHNER 1994: 832). Zur Herstellung ayurvedischer 

Medikamente werden die Samen mit Milch oder Kuhurin gekocht (sog. Sodhna-Verfahren). 

Als groBte therapeutische Einzeldosis gelten 0,1 g der getrockneten BrechnuB (bei einem standardisierten Alkaloidgehalt von 2,4 

bis 2,6%); als groBte Tagesgesamtgabe werden 0,2 g angegeben (TEUSCHNER 1994: 836). Die Dosis des reinen Strychnins 

soUte 5 mg niemals iibersteigen. Strychnin wird in der »Drogenszene« zum Strecken von Kokain und Heroin benutzt 

(TEUSCHNER 1994: 836). 

Bei Theophrast finden sich ziemlich drastische Dosierungen (nicht zur Nachahmung geeignet!): 

»Man gibt davon, wenn jemand bloB Possen treiben und sich selbst als der schonste diinken will, eine Drachme [ca. 3,4 g], zwei 

Drachmen aber, wenn er toll werden und Erscheinungen haben soil; andauernde ToUheit soil durch drei Drachmen hervorgebracht 

werden. Um den Tod herbeizufiihren, sind vier Drachmen notwendig.« 

Die Wurzel (eine Drachme davon) wurde in der Antike fiir psychoaktive Wirkungen in Wein getrunken. Brechniisse sind 

Bestandteil von bhang oder majun (siehe Cannabis indica), den Orientalischen Frohlichkeitspillen und ahnlichen Aphrodisiaka. In 

Persien wird ein aphrodisierender Tee aus Krahenaugen, Hanf (Cannabis indica) und Mohnblattern (Papaver somniferum) 

getrunken (MOST 1843: 570f.* ). 

Rituelle Verwendung 

Brechniisse haben eigentlich nur als Zutaten anderer psychoaktiver Produkte eine rituelle Bedeutung erlangt (vgl. Cannabis 
indica, Vitis vinifera, Orientalische Frohlichkeitspillen, Wein). 

Artefakte 

In Indien werden die Brechniisse als Amulette zum magischen Schutz von Haus und Hof verwendet (JAIN 1991: 172*). 

Medizinische Anwendung 

In der ayurvedischen Medizin gelten die Samen als Tonikum und Stimulans (MACMILLAN 1991: 417*) und vor allem als 
Aphrodisiakum. In der indischen Volksmedizin wird der Saft der Wurzelrinde zusammen mit Kuhmilch bei Schlangenbissen 
auBerlich aufgetragen (BHANDARY et al. 1995: 154*). Die Rinde wird dort auch gegen Cholera eingesetzt. In Nepal werden die 
Samen bei Lahmungen und ToUwut verwendet (BREMNESS 1995: 131*). Im Iran werden die Krahenaugen noch in diesem 
Jahrhundert als Tonikum verwendet (HooPER 1937: 175*). 

In Europa wurden Krahenaugen friiher als Heilmittel fiir die Pest angesehen (SCHNEIDER 1974 III: 295*) und gal ten lange als » 
Nervenstarkungsmittel" (BREMNESS 1995: 29*). Volksmedizinisch werden die Brechniisse auch zur Behandlung von Migrane, 
Nervositat und Depressionen verwendet (TEUSCHNER 1994: 835). Die BrechnuB wird auch in der Homoopathie (Strychnos nux- 
vomica hom. HABI, Nux vomica hom. PFX, Angustura spuria hom. HAB34) entsprechend dem Arzneimittelbild (u.a. bei 
Verstimmungen, Kopfschmerzen, nervlicher Uberreizung) verwendet (TEUSCHNER 1994: 832). Nux-vomica D6 soil sehr gut 
und zuverlassig bei Kater, selbst starkem Kater mit heftigen Kopfschmerzen, helfen (miindliche Mitteilung von Olaf Rippe). Es 
kommt auch in Kombinationspraparaten vor (siehe Claviceps purpurea). 

Inhaltsstoffe 

Sowohl die Rinde als auch die Wurzel und besonders die Samen enthalten die Indolalkaloide Strychnin sowie Brucin, daneben 

Colubrin, Pseudostrychnin, Vomicin und Strychnicin (BISSET und CHOUDHURY 1974). 

Die Samen enthalten durchschnittlich 2 bis 3%, seltener 0,25 bis 5,3% Alkaloide. Der Strychningehalt liegt zwischen 1,1 und 

1,5%, manchmal erreicht er 2,3%; daneben kommen 1,1 bis 2,1 

Brucin sowie die Nebenalkaloide (insgesamt hochstens 1%) 12-Hydroxystrychnin, 15-Hydroxystrychnin, a, -Colubrin, B-Colubrin, 

Icajin, 1 1-Methoxyicajin, Novacin, Vomicin, Pseudostrychnin, Pseudobrucin, Pseudo-a-Colubrin, Pseudo-B-Colubrin, N-Methyl- 

sec-pseudo-B-colubrin und Isostrychnin vor (TEUSCHER 1994: 831). 

Im Fruchtfleisch und der Fruchtschale sind im Prinzip die gleichen Alkaloide vorhanden wie in den Samen. Zusatzlich wurden die 

Alkaloide 4-Hydroxystrychnin und N-Methyl-sec-pseudo-B-colubrin nachgewiesen. Daneben kommen die Iridoide Loganin und 

Secologanin vor (BISSET und C/fOf/DHURY 1974). 

In den Blattern kommen 0,3 bis 8% Gesamtalkaloide vor (TEUSCHER 1994: 829). Auch die Bliiten enthalten Alkaloide. In dem 

bitteren, gelegentlich als eBbar klassifizierten Fruchtmus konnten nur 0,35% Alkaloide nachgewiesen werden. 

In der Stammrinde kommen bis zu 9,9% Alkaloide, in der Wurzelrinde sogar bis zu 18%, im Wurzelholz bis zu 1,8%, in der 

Zweigrinde bis zu 6,8%, im Zweigholz bis zu 1,4%, im Stammholz dagegen nur 0,3% Alkaloide vor. Dabei ist immer Strychnin 

das Hauptalkaloid (TEUSCHER 1994: 829). In der Wurzelrinde von einer Probe aus Sri Lanka wurde das neue Alkaloid 

Protostrychnin entdeckt (BASER et al. 1979). 

Wirkung 

Die Wirkung der BrechnuB ist fast ausschlieBlich durch den Strychningehalt bestimmt. AuBer dem 12-Hydroxystrychnin weisen 
die anderen Alkaloide keine nennenswerte pharmakologische Aktivitat auf. Strychnin und 12-Hydroxystrychnin sind spezifische 
Antagonisten des Neurotransmitters Glycin. Sie binden sich an denselben Rezeptoren an. Dadurch kommt es zu einer Erregung 
des Zentralnervensystems. »Die Wahrnehmung von Sinneseindriicken wird verstarkt, Farb- und Helligkeitsunterschiede werden 
besser wahrgenommen, das Gesichtsfeld wird vergroBert und das Tastempfinden verbessert« (TEUSCHNER 1994: 835). Die 



BrechnuB hat eine ahnliche erotisierendpsychoaktive Wirkung wie Pausinystalia yohimba, was in erster Linie aus der 

Verscharfung der Sinneswahrnehmungen (Sehkraft, Geruchssinn, Geschmackssinn) resultiert. AuBerdem konnen bei Mannern 

»starke Erektionen auftreten« (ROTH et al. 1994: 684* ). 

Bei ijberdosierungen kommt es zu angstvollen Ichi-Auflosungen, zu schiweren Krampfen bei vollem BewuBtsein und schilieBlich 

zum Tod durchi Atemlahimung. Bereits 0,75 bis 3 g konnen todlichi sein (TEUSCHNER 1994: 836f.). 

In Indien und Siidostasien werden die pulverisierten Samen von Syzygium curnini (L.) SKEELS [syn. Myrtus cumini L., Eugenia 

ctimini (L.) DRUCE, Eugenia jambolana LAM., Syzygiuni jambolana (LAM.) DC] als Antidot bei Uberdosierungen von 

Brechmiissen verwendet (MACMILLAN 1991: 417*). In Ozeanien wird Pipermethysticum anschieinend erfolgreichi als Antidot 

eingesetzt. In der Antike gait Met als Antidot. Auch wurde die Behandlung von Strychninvergiftungen mit Curare beschrieben 

(ROTH etal. 7994; 654 *j. 

Marktformen und Vorschriften 

Brechniisse (die allerdings fast nie in den Einzelhandel gelangen) sind apotheken- und verschreibungspflichtig; die Urtinktur 
sowie homoopathische Potenzen bis einschlieBlich D3 sind ebenfalls verschreibungspflichtig (TEUSCHNER 1994: 838). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Strychnos spp., Indolalkaloide, Strychnin 

BASER, Keraal H.C., Norman G. BISSET und Peter 

l.HYLANDS 

1979 »Protostrychnine, a New Alkaloid from 

Strychnos tiiix-votnica«, PllytocUetrlistry 18: 512-514. 
BISSET, N. G. und A. K. CHOUDHURY 

1974 »Alkaloids and Iridoids from Stryclittos 

nlix-votrtica Fruits*, Pliytoclrettiistry 13: 265-269. 
TEUSCHER, Eberhard 

1994 »Strychnos«, in: Hagers Handbuch derpllarma 
zC'utisc hen Praxis (5. Aufl. ), Bd. 6: 816-846, Berhn: 
Springer. 



Strychnos Spp. Strychnosgewachse 

Familie 

Loganiaceae (Loganiengewachse, Strychnosgewachse); Strychneae 

Die Gattung Strychnos ist sowohl in der Alten wie der Neuen Welt in ca. 200 Arten vertreten (NEUWINGER 1994: 517*). 
Generell kann man sagen, daB die altweltlichen Arten Alkaloide vom Strychnintyp enthalten, wahrend in den Arten der Neuen 
Welt Wirkstoffe aus der Curaringruppe vorhanden sind (MACMILLAN 1991: 432*). Mehrere Strychnos-Arten der Neuen Welt 
dienten und dienen der Herstellung von Curare und ahnlichen Pfeilgiften (BAUER 1965). Daneben werden einige Arten 
ethnomedizinisch genutzt. Strychnos potatorum L. f. wird in der ayurvedischen Medizin zur Behandlung von Halluzinationen 
gebraucht. Viele neuweltliche Arten enthalten Indolalkaloide, hauptsachlich in der Rinde. Im Extrakt von Strychnos- 
bamhartiana-Bldttem wurde Nor-Harman (siehe Harmalin und Harmin) entdeckt (QUETINLECLERCQ et al. 1990). Die 
mysteriose Cabalonga wurde als eine Art der Gattung Strychnos gedeutet (Strychnos cabalonga hort. LIND.). Viele Arten 
enthalten Strychnin, werden deshalb als Aphrodisiaka genutzt und konnen potentielle Rohdrogen fiir psychoaktive Substanzen 
abgeben. 

Strychnos icaja L. [= Strychnos ikaja, syn. Strychnos dewevrei GHvG, Strychnos dundusanensis DE WHvDEMAN, Strychnos 
kipapa GILG, Strychnos mildbraedii GD^G, Strychnos pusilliflora S. MOORE, Strychnos venulosa HUTCHINSON et M.B. 
MOSS] Ikaja, Bondeswurzel 

Die bondo, tnbundu, ntbondo oder icaja (Fang) genannte Pflanze ist eine 20 bis 100 Meter lange Liane, die bis 40 Meter hoch 
klettert. Sie hat unter den afrikanischen Strychnos-Arten die groBte Bedeutung als Jagdgift (NEUWINGER 1994: 519*). In 
Zentralafrika wurde sie zur Herstellung von Pfeilgiften verwendet (MACMILLAN 1991: 4320. Sie ist eine »heilige Pflanze«, well 
sie bei Gottesurteilen verwendet wurde. Fiir die Gewinnung des Gifts wurde die rote Wurzelrinde ausgekocht. Im Kongo 
»verwendet man das Wurzelmazerat in Palmwein bei sehr schmerzhaften gastrointestinalen Beschwerden und Briichen. In 
schwachen Dosen soil es diuretisch und berauschend wirken« (NEUWINGER 1994: 521 * ). In Zaire wird die Wurzelasche zur 
Behandlung von Irrsinn eingesetzt. Die Pflanze enthalt hauptsachlich Strychnin sowie die verwandten Alkaloide Icajin, Vomicin 
und Novacin (NEUWINGER 7994; 527 ff.*, OHIRI et al. 1983: 177). Von dieser Art berichtete der Missionar Rev. Alexander Le 
Roy (1854-1938) Folgendes: 

»Im Gebiet von Sette Cama [Zentralafrika] und andernorts hat Bwiti, welcher der groBe Fetisch des Landes ist, seine 
Eingeweihten. Um in die Geheimgesellschaft aufgenommen zu werden, muB der Anwarter zuerst bestimmte Wurzeln kauen und 
eine Abkochung aus der Rinde eines Baumes, der den Botanikern unter dem Namen Strychnos icaja bekannt ist, trinken. Es dauert 
nicht lange, und er verfallt in einen tiefen Schlaf und verliert vollkommen das BewuBtsein. Dann wird ihm ein Windengewachs 
[Ipomoea spp.] um den Hals gebunden. Drei Tage spater, wenn er beginnt sich zu erholen, wird er vom Zauberer gebeten, in ein 



Stiick Glas zu schauen, das am Bauch von Bwiti befestigt ist. Darin wird er bestimmte Figuren erblicken, iiber die er bericiiten 
muB. Wenn er das Richtige sagt, wird er aufgenommen; wenn nicht, gilt dies als Zeichen dafiir, daB der Fetisch sich ihm nicht 
offenbaren will.« (LE RoY 1922: 222 ) 

Dieser Bericht ist aus mehreren Griinden sehr aufschluBreich. Erstens wird darin die Verbreitung des Bwitikultes neben 
Westafrika auch fiir Zentralafrika belegt; zweitens wird der heute synkretistische, neomessianistische Bwitikult als reiner, typisch 
afrikanischer Fetischkult charakterisiert (vgl. TRIEL et al. 1986); drittens wird der Gebrauch von Strychnos icaja als psychoaktive 
Substanz etabliert; und viertens laBt sich aus der Textstelle interpretieren, daB Strychnos icaja einen Ibogazusatz (vgl. 
Tabernanthe iboga) darstellt. Interessant ist zudem die Erwahnung der Fesselung mit einer Winde, also einer Pflanze, die 
ebenfalls dem Kreis psychoaktiver Gewachse angehoren kann. 

Strychnos ignatii BERGIUS [syn. Ignatia amara L. /., Ignatia philippinensis BLUME, Ignatiana phillippinica LoUR., 

Strychnos balansae A.W. RILL, Strychnos beccarii GD^G, Strychnos blay-hitam 

DRAGENDORFF, Strychnos cuspidata A.W. RILL, Strychnos hainanensis MERR. et CHUN., Strychnos krabiensis A.W. 

RILL, Strychnos lanceolaris MIQ., Strychnos ovalifolia WALL, ex G. DON., Strychnos philippensis BLANCO, Strychnos 

pseudo-beute A.W. RILL, Strychnos beute LESCH ] -Ignatiusbohne 

Der rankende Kletterstrauch, auch Bittere FiebernuB oder Sankt-Ignatius-Bohne genannt, stammt von den Sundainseln und den 

Philippinen, ist aber heute in ganz Siidostasien verbreitet. In Malaysia gilt die Ignatiusbohne als upas radja, »k6nigliches Gift«, 

und wurde als Pfeilgift sowie als Mordgift gebraucht (LEWIN 1920: 5560. Schon in der friihen Neuzeit wurde von der 

psychoaktiven Wirkung berichtet: »Die Ignatiusbohne hat eine sehr energische Wirkung auf das Nervensystem (...) wirkt ganz auf 

die namUche Weise wie die BrechnuB [Strychnos nux-vomica] « (MEISSNER In SCHNEIDER 1974 111: 2970. 

Die Ignatiusbohne wird heute in der pharmazeutischen Industrie zur Gewinnung von Strychnin eingesetzt. Volksmedizinisch wird 

sie als Aphrodisiakum und fiir Tonika verwendet. Sie hat auch eine gewisse Bedeutung in der Homoopathie gewonnen (Strychnos 

ignatii hom.HABI ). Die Ignatiusbohne ist apotheken- und verschreibungspflichtig. Auch homoopathische Zubereitungen 

(Urtinktur bis einschlieBlich D3) sind verschreibungspflichtig. 

Die Samen (Faba febrifuga, Faba indica, Faba Sancti Ignatii, Fabae St. Ignatii, Semen Ignatii, Ignatii semen, Ignatiusbohne) 

enthalten 2,5 bis 4% Alkaloide (manchmal bis zu 5,6%), davon 45 bis 60% Strychnin, daneben Brucin sowie Kaffeesaure und 

Chlorogensaure. Die therapeutische Einzeldosis wird mit 0,1 g, die Tagesgesamtdosis mit 0,3 g angegeben (ROTH et al. 1994: 

6820. 

Ein psychoaktiv wirksames Aphrodisiakum (Einzelgabe) besteht aus 12,5 mg Yohimbeextrakt (Pausinystalia yohimba), 12,5 mg 

Extrakt aus der Ignatiusbohne, 0,3 mg Atropin-Methonitrat und 3,3 mg Ephedrin-HCL (friiher als Medikament zur Behandlung 

der Blasenhypotonie unter dem Namen Tonaton' zugelassen). 

Strychnos usambarensis GILG [syn. Strychnos cooperi HUTCHINSON et M.B. Moss, Strychnos distichophylla GILG, 
Strychnos micans S. MOORE] - Kleine Affenapfelsine, Umuhoko 

Diese Art gehort zu den drei haufigsten Sfryc/znos-Gewachsen in Afrika. Eine 3 bis 15 Meter hohe Baumform ist in Ost- und 
Siidafrika verbreitet. Eine kletternde Strauchform kommt in Zaire, im Kongo und in Westafrika vor. Sie kann iiber 70 Meter lang 
werden! Die Banyambojager von Ruanda stellen aus den Wurzeln und Blattern der Baumform ein Pfeilgift her. Das Gift hat 
curareartige Wirkung (durch die Alkaloide Curarin, Calebassin, Dihydrotoxiferin und Afrocurarin). In den Blattern wurden 16 
Indolalkaloide vom Usambaranetyp festgestellt. In der Stammrinde beider Formen wurden erhebliche Mengen an Harman 
gefunden (QUETINLECLERCQ et al. 1991). Moglicherweise laBt sich die Rinde dieser Strychnos-Art psychoaktiv nutzen (vgl. 
Ayahuascaanaloge) . 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Strychnos nux-vomica. Strychnin 

BAUER, Wilhelm P. 1965 »Der Curare-Giftkreis im Lichte neuer chemischer Untersuchungen«, Baessler-Archiv NT. 13:207-253. 

LE RoY, Alexander 1922 The Religion of the Primitives, New York: Macmillan. 

OHIRI, F.C., R. VERPOORTE und A. BAERHEIM SVENDSEN 1983 »The African Strychnos Species and Their Alkaloids: A Review*, Journal of 

Etlitlopllciritlacology 9: 167-223. 

QUETIN-LECLERCQ, Joelle, Luc ANGENOT und NOrman G. BISSET 1990 »South American Stryclltlos Species: Ethnobotany (Except Curare) and Alkaloid 

Screening*, Journal of~Etllttopllclr»Iacology 28: 1-52. 

QUET1N-LECLERC:(, Joelle, MonlClue TITS, Luc ANGENOT und Norman G. BISSET 1991 »Alkaloids of Strychtios usainbarensis Stem Bark«, Planta 

MedicaST: 501. 

RICHARD, C, C. DELAUDE, L. LE MEN-OLIVIER, 1. LEVY und J. LE MEN 1976 »Alcaloides du Strychtios varicll)ilis« , PUytochemistry 15: 1805-1806. 

THIEL, Josef F., Jiirgen FREMBGEN u.a. 1986 Was sind Fetische?, Frankfurt/M.: Museum fiir Volkerkunde (Ausstellungskatalog). 



Tabernaemontana spp. Tabernaemontana-Arten 

Familie 

Apocynaceae (Hundsgiftgewachse); Unterfamilie Plumerioideae, Tribus Tabernaemontaneae, Subtribus Tabernaemontaninae 



Synonyme 

Ervatcamia spp. Peschiera spp. 

Volkstiimliche Namen 

ijberall auf der Welt werden verschiedene TabernaernontanaArten aufgrund der suggestiven Gestalt ihrer Friichte nach den 
Genitalien verschiedener Saugetiere benannt: Dog's testicles, u nek' pek' (»die Hoden des Hundes«), U nek' tsimin (»die Hoden 
des Tapirs«), Ah toon tsimin (»der Penis des Tapirs«) usw. 

Verbreitung und Geschichte 

Die Gattung Tabemaemontana umfaBt etwa 120 tropische, auch einige subtropische Arten (SIERRA et al. 1991). Die meisten 
kommen in tropischen Regenwaldern, vor allem in Mittel- und Siidamerika und in Afrika vor (SCHULTES 1979). In Afrika 
werden viele Arten ethnomedizinisch genutzt (WvIiNO und KOKWARO 1993). 

Linne hat den Gattungsnamen nach dem Naturforscher und »Vater der Botanik« Jakob Theodor gen. Tabernaemontanus (1522- 
1590) gebildet. Die Gattung wird seitkurzem phytochemisch untersucht. Es herrschen Indolalkaloide vor; in einigen Arten konnte 
sogar Ibogain und Voacangin nachgewiesen werden (vgl. Tabemanthe iboga, Voacanga spp.). Daher ist diese Gattung fiir die 
Entdeckung neuer psychoaktiver Pflanzen von besonderem Interesse. Von einigen Arten sind bereits psychoaktive Wirkungen 
bzw. Verwendungen bekannt geworden. 

Aussehen 

Die meisten Arten der Gattung sind buschige Straucher, Halbstraucher, Kletterpflanzen oder kleine Baume. Sie haben 
immergriine, lanzettformige, mehr oder weniger spitz zulaufende Blatter, oft mit einer ledrigen Oberseite. Die fiinfzipfeligen 
Bliiten wachsen meist in Biischeln aus den Blattachseln hervor. Die Friichte sind immer symmetrisch zweigeteilt mit einer mehr 
oder weniger deutlichen Einschniirung. Daher sehen sie oft den Hodensacken hoherer Saugetiere tauschend ahnlich. Manche 
Friichte werden beim Reifen leuchtendrot. Charakteristisch fiir die Gattung ist die Anwesenheit von weiBem oder gelblichem 
Latex in der Rinde. 

Tabemaemontana coffeoides BoJER ex DC. 

Die Pflanze wird in Madagaskar als Stimulans verwendet. Sie enthalt Voacangin und andere Alkaloide. Voacangin kann in vitro 
zu Ibogain metabolisiert werden (OTT 1993: 401 *). 

Tabemaemontana crassa BENTHAM 

Dieser mittelgroBe Baum stammt aus den westafrikanischen Regenwaldern. Von der dortigen Bevolkerung wird er 
volksmedizinisch genutzt. Der Milchsaft (Latex) wird zur Behandlung von Wunden und Fleischwiirmern auBerlich aufgetragen. 
Ein Extrakt aus den Blattern wird bei Fieber eingenommen. Besonders popular ist die Nutzung der Blatter als ortliches 
Betaubungsmittel, z.B. bei der Behandlung von Verrenkungen und Knochenbriichen (AGWU und AKAH 1990). Ob die Pflanze 
zusatzlich psychoaktiv (als Narkotikum) genutzt wurde oder wird, ist bisher nicht bekannt geworden. 

Tabemaemontana dichotoma ROXBURGH ex WALLICH -DIvl Kaduru 

Die Wurzel- und Stammrinde dieser Art wird in Indien volksmedizinisch zur Behandlung von Wunden sowie Bissen von 
Schlangen und HundertfiiBlern verwendet (PERERA et al. 1985: 2097). AuBerdem gilt die Rinde in Indien als eine Droge, die 
Delirien auslosen, also psychoaktive Wirkungen haben kann (OTT 1993: 401 *, PERERA et al. 1983). Auf Sri Lanka gilt Divi 
Kadurn als »Verbotene Frucht« und fallt volkstaxonomisch mit Strychnos nux-vomica (Coda Kaduru) in eine Kategoie; kadurii 
bedeutet »giftig«. Von Moslems wird die Frucht »die verbotene Frucht des Gartens Eden«, von auf Sri Lanka ansassigen 
Europaern »Evas Apfel« genannt. Die Samen soUen sehr stark narkotisch und halluzinogen wirken und werden von Volksheilern 
mit Samen von Datura metel gleichgesetzt (PERERA et al. 1984: 233f.). In der Rinde sind 22 Alkaloide vom Ibogaintyp, darunter 
das stimulierende Vobasin und Ibogamin nachgewiesen worden (PERERA et al. 1985). 

Tabemaemontana heterophylla VAHL. - Sanango 

Die Tukanoindianer im brasilianischen Amazonasgebiet geben alien Leuten, die langsam und vergeBlich werden, 2 Wochen lang 
zweimal taglich einen Tee aus den Blattern (SCHULTES 1993: 1320. In Amazonien heiBen verschiedene Gewachse sanango, ein 
Name, der soviel wie »Gedachtnis« bedeutet (SCHULTES 1979: 186). Ob diese Art psychoaktiv ist oder nur als Hirntonikum 
eingestuft werden muB, ist noch ungeklart. Moglicherweise dienen die Blatter auch als Ayahuascazusatz. 

Tabemaemontana muricata LINK ex ROEMER et SCHULTES 

Die Blatter und weiBen Bliiten werden an der Sonne getrocknet und als stimulierender Zusatz zur Chicha aus Mariihot esculenta 
verwendet. Solche Chicha soil besonders fiir alte Leute gut sein. Die Blatter und Bliiten enthalten Alkaloide (SCHULTES 1979: 
186). 

Tabemaemontana pandacaqui POIR. [syn. Ervatamia pandacaqui (POIR.) PICHON, Tabemaemontana wallichiana 
STEUB.] 

Die Wurzel dieser in Thailand haufigen Art wird volksmedizinisch zur Behandlung von Fieber, Schmerzen und Dysenteric (Ruhr) 
verwendet. Pharmakologische Studien haben erwiesen, daB die alkoholischen Extrakte aus Wurzel, Stamm, Blattern und Bliiten 
stark schmerzlindernde (analgetische) Wirkungen haben (TAESOTIKUL et al. 1989a). Ober eine psychoaktive Wirkung am 



Menschen ist bisher nichts bekannt geworden. Immerhin wurde in der Wurzel 3S-Hydroxyvoacangin nachgewiesen, ein 
Indolalkaloid vom Voacangintyp, der in Voacanga spp. vorkommt. Daneben kommen auch Alkaloide vom Ibogaintyp vor 
(SIERRA etal. 1991). 

Tabernaemontana rimulosa WOODSON ex SCHULTES 

In Venezuela werden ein paar Blatter dieser Art, in Milch gekocht, als Schlafmittel getrunken (SCHULTES 1979: 186). 

Tabernaemontana sananho Ruiz et PA VON - Sanango 

In Amazonien gilt Sanango als AUheilmittel; die Blatter, die Wurzeln und die latexreiche Rinde werden volksmedizinisch 
verwendet (SCHULTES 1979: 187ff.). Die Blatter des bis zu 5 Meter hoch wachsenden Baumes werden psychoaktiv zum einen 
als Ayahuascaadditiv verwendet, zum anderen bei der Herstellung eines oral wirksamen Halluzinogens mit Virola spp. 
kombiniert. In Amazonien heiBt die Pflanze uch pa huasca sanango und gilt als »Gedachtnispflanze«, d.h., ihre Einnahme bewirkt, 
daB man die Erfahrungen, die man unter ihrem EinfluB gemacht hat, besser im Gedachtnis behalt. Ebenso wird die Ayahuasca 
damit versetzt, damit man sich spater besser an die geschauten Visionen erinnern kann. In Ecuador heiBt die Pflanze sikta. Sie 
wird auf lokalen Markten als Rohdroge (kurze Zweigstiicke) angeboten. 

Die Jibaro traufeln den frischgepreBten Salt in die Nasenlocher ihrer Jagdhunde, damit sie das Wild besser aufspiiren konnen. Die 
Pflanze wird auch yacu zanango'yl, genannt. Sie istreich an Alkaloiden (SCHULTES 1983a: 270 ). 

Tabernaemontana tetrastachys H.B.K. - Uchu Sanango, Saticu 

Die Makunaindianer nennen die Pflanze Wege und benutzen ihren Latex als stimulierende Augentropfen (vgl. Tabemanthe 
iboga). Ein paar Tropfen sollen die Miidigkeit und den Schlaf vertreiben (SCHULTES 1979: 189). 

Inhaltstoffe 

Indolalkaloide sind in der Familie Apocynaceae gut vertreten. In den ca. 120 Arten der Familie sind bisher 256 Alkaloide entdeckt 
worden, von denen viele Ibogainanaloge sind. Einige Arten enthalten sogar reines Ibogain. Viele TabernaemontanaArten enthalten 
hohe Konzentrationen an Indolalkaloiden, vor allem Tabernanthine, Ibogain und Ibogaminalkaloide (ACHENBACH und 
RAFFELSBERGER 1980, VAN BEEK et al. 1984). Andere Arten, z.B. Tabernaemontana campestris (Rizz.) LEEUWENBERG 
[syn. Peschiera campestris (Rizz.) Rlzz.], enthalten Voacangin, den Hauptwirkstoff in Voacanga spp., und ahnliche Alkaloide 
(GOWER et al. 1986). Biochemische Studien zeigen, daB die Indolproduktion stark beeinfluBbar und modifizierbar ist 
(DAGNINo et al. 1992). Viele der Alkaloide haben eine stimuUerende Wirkung (VAN BECK et al. 1984). 

Verwandte 

Manche der urspriinglich in der Gattung Tabernaemontana angesiedelten Arten werden heute als eigene Gattung, Pandaca, 
angesehen. In der Gattung Pandaca kommen ebenfalls Indolalkaloide vom Ibogaintyp vor. 

Tabernaemontana van heurkii MUELL. ARC. tragt heute den giiltigen botanischen Namen Peschiera van heurkii (MUELL. 
ARC.) L. ALLORGE. Die Blatter und die Stammrinde enthalten 20 Indolalkaloide, z.T. mit antibakterieller Wirkung (MuDIE et 
al. 1994). 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Indolalkaloide 

ACHENBACH, Hans und Bernd RAFFELSBERGER 1980 » 1 9Ethoxycoronaridine, a Novel Alkaloid from Tabernaemontana glciiidiilosci«, Phytocheinistry 19: 

lib-Ill. 

AGwu, l)ere E. und Peter A. AKAH 1990 »Taberiicieiiloiitciiici crassa as a Traditional hocal Anesthetic Agent*, Joiirnal of Etluloplilirlilacolo~gy30: 1 15-119. 

DAGNINO, D., ;. SCHRIPSEMA und R. VERPOORTE 1992 »Comparison of Two Cell Lines of Taliemaeniontana divaricata with Respect to their Indole 

Allfaloid Biosynthetic and Transformation Capacity*, Planta Medica 58, Suppl. 1: A 608. 

DELLE MONACHE, G. et al. 1977 »Studi sugli alcaloidi di Tabernaeinmitana sananho R. et P.«, Atti Ace. Naz. L iticei 62: lllllb. 

GOWER, Adriana E., Benedito da S. PEREIRA und Anita 1. MARSAIOLI 1986 »lndole Alkaloids fron Peschiera campestris«, Phytocheinistry 25(12): 2908- 

2910. 

MLJN(iz, v., C. MORETTl, M. SAUVAIN, C. CARON, A. PORLEL, G. MASSIOT, B. RICHARD und L. LE MENDIAVIER 1994 »lsolation of BisAndole 

Alkaloids with Antileishmanial and Antibacterial Activities from Peschiera van heurlcii (Syn. Tabernaeiilontciila Villi heurkii)«, Planta Meciicci 60: 455-459. 

PERERA, Premila, Duangta KANJANAPOOTHf Finn SANDBERG und Robert VERPOORTE 1984 »Screening for Biological Activity of Different Plant Parts 

of Tabernaemontana dichotoina. Known as l)ivi Kaduru in Sri Lanka«, Journal of Etlitiophartriacology 1 1 : 233-241 . 1985 »Muscle Relaxant Activity and 

Hypotensive Activity of Some Tabernaemontana Alkaloids*, Journal of Etlitiopliciriiicicology 13: 165-173. 

PERERA, P., G. SAMUELSSON, T.A. VAN 13EEK und R. VERPOORIE 1983 »Tertiary Indole Alkaloids froin Leaves of Tabernaeiilontana dichotoinci«, 

Planta Medica Al: 148-150. 

PERERA, P., F. SANBERG, T.A. VAN BEEK und R. VERPOORTE 1985 »Alkaloids of Stern and Rootbark of Tiiliernaenlontana dicliotottici«, Phytocheinistry 

24(9): 2097-2104. 

SCHULTES, Richard Evans 1979 »De Plantis Toxicariis e Mundo Novo Tropicale Commentationes. XIX: Biodynamic Apocynaceous Plants of the Northwest 

Amazon«, Journal of Ethnophariiicicology 1: 165-192. 

SIERRA, Marta 1., Robert van der HEUDEN, Ian SCHRIPSEMA und Robert VERPOORTE 1991 »Alkaloid Production in Relation to Differentiation in Cell a:ld 

Tissue Cultures of Taliemaeniontana paiidciccigiU«, Planta Meclica 57: 543-547. 

TAESOTIKUL, T., A. PANTHONG, D. KANJANAPOTHL 

R. VERPOORTE und J.J.C. SCHEFFER 

1989a »Hippocratic Screening of Ethanolic Extracts 
frone two Tabernaertiontana Species*, Journal of Ethtiophiirlliacolo~gly 27: 99-106. 1989b »Cardiovascular Effects ofTabernaenlontanapcindcicritjili«, 
Journal of Etlilioplitirilicicology 27: 
107-119. 
VAN BEEIS, T.A., EL.C. KUULAARS, P.H.A.M. THOMAS 



SEN, R. VERPOORTE und A. BAERHEIM SVENDSEN 
1984 »Antimicrobiallv Active Alkaloids from Taker 
naernontana pticliysipllon«, Phytochelnistry 23(8): 
1771-1778. 

VAN BEEK, T.A. und M.A.J.T. VAN GESSEL 
1988 »Alkaloids ofTabernaeltiontana Species*, in: 
S.W. PELLETIER (Hg.), Alkaloids: Chemical and Bio 
logical Perspectives, Bd. 6: 75-226, New York usw.: 
Wiley & Sons. 
VAN BEEK, T.A., R. VERPOORTE, A.BAERHEIM SVENDSEN, 

A.J.M. LEEUWENBERC und N.G. BISSET 
1984 » Tciberticiettionttina (Apocynaceae): A Review 
of Its Taxonomy, Phytochelnistry, Ethnobotany and 
Pharmacology*, Journal of Edinopharlriacology 10: 
1-156. 



Tabernanthe iboga Ibogastrauch 

Familie 

Apocynaceae (Hundsgiftgewachse); Plumerioideae, Tribus Tabernaemontaneae 

Formen und Unterarten 

Die Synonyme werden gelegentlich als eigene Arten definiert. Vielleicht handelt es sich lediglich um Varietaten, Formen, Rassen 
usw. Die Eingeborenen von Gabun unterscheiden anhand der Fruchtform zwei Varietaten (BRENNEISEN 1994: 890). In der 
ethnographischen Literatur wird gelegentlich zwischen zwei Varietaten unterschieden (FERNANDEZ 1982): 
Tabernanthe iboga var. iboga (Iboga vrai, Mabasoka ) 
Tabemonthe iboga var. manii (Noke) 

Synonyme 

Iboga Valeriana J. BR. et K. SCHUM. 

Tabernanthe albiflora STAFF 

Tabemnnthe bocca STAFF 

Tabernanthe trltlnnii STAFF 

Tabernanthe pubescens PICHON 

Tabernanthe subsessilis STAFF 

Tabernanthe tenu~flora STAFF 

Tabemanthes eboka (Falschschreibung in Lit.; z.B. FERNANDEZ 1966: 46) 

Volkstiimliche Namen 

Abona, Abonete, Aboua, Abua (Fahuin), Bocca, Boccawurzel, Boga, Botola, Bugensongo (Ngala), Dibuga, Dibugi, Difuma 
(Eshira), Eboga (Fang), Eboga bush, Eboga, Eboge, Eboghe, Eboka (»Wunderholz«), Elahu (Mongo), Eroga, Ghana (Ghaya), 
Gifuma, Iboa, Ibo'a, Iboga (Galwa-Mpongwe/ Miene), Iboga typique (Kongo), Iboga vrai, Ibogain-Fflanze, Ibogakraut, 
Ibogawortel (HoUandisch), Ibogawurzel, Ikuke (Mongo), Inado a ebengabanga (Tshiluba), Inaolo a ikakusa (Turumbu), Inkomi 
(Mono), Isangola, Leboka, Liboko (Vili/Yoombe), Libuga, Libuka, Lofondja, Lopundja, Mabasoka, Mbasaoka, Mbasoka 
(Mitsogo), Mhondo (Aka-Fygmaisch), Meboa (Bakwele), Minkolongo (Fang), Moabi, Mungondo (Eshira), Noke, Nyoka 
(Mitsogo), Obona, Obuete, Fandu (Mongo), Sese (Fang), Wunderholz 

Geschichtliches 

Der Legende nach entstand der Ibogastrauch wie viele andere psychoaktive Fflanzen aus einem Menschen. In der Mythologie der 
westafrikanischen Fang heiBt es: Zame ye Mebege, der letzte der erschaffenden Gotter, gab uns Iboga. Fines Tages bemerkte er 
den Fygmaen Bitamu hoch oben in einem Atangabaum beim Ffliicken der Friichte. Er lieB ihn zu Boden fallen. Bitamu starb, und 
Zame schnitt der Leiche des Fygmaen die kleinen Finger und Zehen ab und pflanzte sie in verschiedenen Teilen des Waldes. Aus 
ihnen entwickelte sich der Ibogastrauch (SCHULTES Und HOFMANN 1995: 112' ). 

Vielen westafrikanischen Stammen wurde die Fflanze zu einer »Brucke zu den Ahnen«, zu 11111111 Einweihungsinstrument in 
die wirkliche W'eit, zu einem Fetisch, in dem die personliche Gottheit wohnte. In der Fflanze verkorperte sich die Weisheit des 
Urahnen, des pflanzenkundigen Fygmaen Bitamu, dessen Opfer den Fflanzenkult begriindete. Die Einnahme von Iboga bewirkt 
eine Reise durch die Zeit. Iboga ist ein Sakrament und ein Symbol der Kraft des Waldes (» Bwiti ist eine Religion der Baume«, 
heiBt es bei den Fang). 

Iboga wird in Westafrika von alters her in Fetischkulten und in der Zauberei verwendet (BISSET 1989: 21, FOFE 1969). Ihre 
psychoaktive Wirkung wurde im Kongo auch dazu genutzt, Medien von Fetischen besessen zu machen (SCHLEIFFER 1979: 
49*). Die Wurzel wurde von den Jagern gekaut, um bei den langen Jagdausfliigen wach und bei Kraften zu bleiben. Es heiBt, die 
Ibogawurzel verleihe die Kraft, auf der Jagd nach den begehrten Lowentrophaen zwei Tage lang unbeweglich zu verharren 
(BOUQUET 1969). 



Die groBte Bedeutung fand Iboga in den reformativen Kulten, die um die Jahrhundertwende aus den Ahnenkulten (bieri) der Neo- 
Bantuvolker (Fang) hervorgingen und unter dem Namen Bwiti bekannt wurden (FERNANDEZ 1964 und 1966: 44). Die 
Verwaltung von Gabun hat mehrfach versucht, den Bwitikult zu unterdriicken - mit so fadenscheinigen Argumenten wie, »Bwiti 
ist ein Kult von Kannibalen und Ritualm6rdern« (SCHLEIFFER 1979: 541. Bwiti ist bis heute im nordlichen Gabun lebendig und 
erfahrt eine stetig steigende Popularitat. Der erste WeiBe, der jemals in einen Bwitikult initiiert wurde und die Wirkung der 
Ibogawurzel durchgestanden und iiberlebt hat, war der italienische Ethnobotaniker Giorgio Samorini (1993 und 1996a). 
1864 wurde erstmals iiber die Pflanze, ihre stimulierende und aphrodisierende Wirkung berichtet (SCHULTES 1970: 35*). 
Botanisch wurde der Strauch 1889 von Henri E. Baillon (1827-1895) beschrieben. Der 1901 aus der Pflanze isolierte 
Hauptwirkstoff, das Ibogain, wurde vor allem in Frankreich pharmakologisch untersucht. 

Verbreitung 

Die tropische Pflanze kommt in Gabun und in den umliegenden Gebieten des Kongos sowie von Kamerun bis Angola vor, wird 
aber in vielen Gegenden Westafrikas angebaut. Sie ist eine typische, schattenliebende Unterholzpflanze, die auf Hohen zwischen 
und 1500 Metern gedeiht und oft an FluBlaufen und in sumpfigen Gebieten gefunden wird (VONK und LEEUWENBERG 1989: 
11). 

Anbau 

Die Vermehrung geschieht meist durch vom Wurzelstock abgetrennte Wurzelsegmente oder ausgeschossene Ableger. Die 
Vermehrung mit Samen ist sehr schwierig, da sie nur so lange keimfahig bleiben, solange sie nicht vollstandig ausgetrocknet sind. 
Tabemanthe iboga laBt sich mit Tabemanthe elliptica kreuzen. Es kommen sogar natiirliche Hybriden vor (VONK und 
LEEUWENBERG 1989: 12f.). Der sogenannte Kisantu-Hybrid wurde unter dem Namen Daturicarpa elliptica x Tabemanthe 
iboga beschrieben; vielleicht miiBte er aber besser als Tabemanthe elliptica x Tabernaeniontana (Pterotabera) incorispiciici 
interpretiert werden (BISSET 1989: 24, MASSLOT etal. 1988). 

Aussehen 

Der immergriine, verzweigte Strauch wird bis zu 1,5, seltener bis zu 2 Meter hoch und hat gegenstandige Lanzettblatter, die 10 bis 
15 cm lang werden konnen. Der Strauch bildet kraftige, stark verzweigte Wurzeln aus; sie haben eine braunliche Rinde und 
gelbliches Holz. Die winzigen, gelben Bliiten mit 5 bis 10 mm langer Krone stehen oft in Gruppen. Die orangegelben Friichte sind 
eiformig zugespitzt (18 bis 24 mm lang) und hangen herunter. In der Pflanze flieBt ein weiBer, stark riechender Milchsaft. In den 
Tropen bliiht der Strauch von Marz bis Juni/Juli (manchmal auch langer). Die Friichte reifen zu Beginn der Trockenzeit. Bliiten 
und Friichte konnen gleichzeitg erscheinen. 

Der Ibogastrauch kann leicht mit anderen Arten der Gattung Tabemanthe verwechselt werden. Nach der letzten taxonomischen 
Revision der Gattung allerdings nur noch mit Tabemanthe elliptica (STAFF) LEEUWENBERG [syn. Datriricarpa elliptica 
STAFF, Daturicarpa firrnula STAFF, Daturicarpa lanceolata STAFF]. Die sehr ahnliche Tabemanthe elliptica unterscheidet 
sich durch den ihr eigenen, reichlich flieBenden weiBen Latex. Der Ibogastrauch kann auch mit einigen Tabernaeniontana spp., 
die als nachste Verwandte gelten, verwechselt werden (VONK und LEEUWENBERG 1989:3). 

Droge 

- Wurzel (Tabemanthe radix, Tabernanthewurzel, Boccawurzel, Ibogawurzel) 

- Wurzelrinde (Tabemanthe radicis cortex, Tabernanthewurzelrinde) 

- Blatter (Tabemanthe folium, Tabernantheblatt) 

Zubereitung und Dosierung 

In Gabun werden die Wurzeln von lebenden Pflanzen geerntet. Dazu wird ein kleines Loch in der Erde am Wurzelstock 
ausgehoben. Ein Teil der Wurzeln wird abgetrennt; dabei wird so viel vom Wurzelstock iibriggelassen, daB die Pflanze 
weiterleben und neue Wurzeln austreiben kann. Die Wurzel oder Wurzelrinde wird getrocknet und geraspelt oder zermahlen. Die 
extrem bitter und abstoBend schmeckende Wurzel wird entweder gegessen und mit Wasser heruntergespiilt oder seltener als Tee 
aufgebriiht. Im Kongo wird ein Aphrodisiakum aus der frischen oder getrockneten Wurzel hergestellt. Sie wird fiir ein paar 
Stunden in Palmwein eingelegt und ausgezogen (BOUQUET 1969: 67). Ein gehaufter Teeloffel voll Wurzelpulver wirkt als 
Stimulans (Wachmacher) und erzeugt eine angenehme Euphoric (SAMORINI 1993: 6). 6 bis 10 g des getrockneten 
Wurzelpulvers losen Visionen und psychedelische Halluzinationen aus. Bei der Initiation in den Bwitikult werden 50 bis 100 g, 
manchmal wohl noch mehr (200 g) verspeist. Bei einer Gabe, die 2 bis 10 mg pro kg Korpergewicht (als Ibogain berechnet) 
entspricht, kommt es zu einer nicht-amphetaminahnlichen Stimulation des Zentralnervensystems, bei einer Menge, die 40 mg 
Ibogain pro kg entspricht, werden die Serotonin-Rezeptoren besetzt, und es tritt eine LSD-ahnliche Wirkung ein (BRENNEISEN 
1994:892). 

Aus der Rinde bzw. dem Rindensaft wurden auch mit Parquetina- und/oder Strophanthus -Arten Pfeilgifte hergestellt (BISSET 
1989: 21). Die Friichte sind eBbar und haben keine psychoaktive Wirkung (FERNANDEZ 1982: 474). Blatterextrakte sollen, 
obwohl sie andere Alkaloide enthalten, starker pharmakologisch aktiv sein (BISSET 1989: 25). 

Manchmal wurde oder wird Ibogawurzel mit anderen Pflanzen, von denen nur wenige botanisch identifiziert werden konnten 
(siehe Tabelle), vermischt zubereitet (EM BODEN 1979: 73, SCHULTES 
1970: 36*). 



Ibogaadditive 

Name Stammpflanze DrogeWirkstoff 

alan, niando Alchomea floribunda MJJLL. ARG . Wurzel Alkaloide 

(vgl. Alchomea spp. ) 
ayang beyem Elaeophorbia drupiferaLatex Alkaloide (?) 

bangi Cannabis sativaBliiten, Blatter THC 

duna nicht identifizierter Pilzz97 Fruktifikation ? 

ikaha Strychnos icaja L.Wurzelrinde Strychnin, 

(vgl. Strychnos spp.) Indole 

tava Nicotiana spp. BlatterNikotin 

yohimb~ Pausinystalia yohimbaRinde Yohimbin 

Psychoaktive Augentropfen? 

Wahrend der Initiation werden den Initianden manchmal Augentropfen (ibama, ebama) in die Augen getraufelt, durch die sie 
tiefere oder deutlichere Visionen erhalten soUen. Moglicherweise sind einige Zubereitungen psychoaktiv oder haben mit Iboga 
eine synergistische Wirkung (SAMORINI 1996b). Es sind einige Zutaten, aber keine genauen Rezepte bekannt: 
Costus lucanusianus ]. BRAUN et K. SCHUM. (Zingiberaceae), Amorphophallus maculatus N.E. BR. (Araceae), Afromomum 
sanguineum K. SCHUM. (Zingiberaceae), Euphorbia hermentiana LEM (Euphorbiaceae), Mimosa pigra L. (Leguminosae; vgl. 
Mimosa spp.}, Buchholzia macrophylla PAx (Capparidaceae), Elaeophorbia drupifera STAFF. (Euphorbiaceae) sowie der Saft 
eines groBen TausendfuBlers (FERNANDEZ 1972: 242f, SAMORINI 1996b). 

Rituelle Verwendung 

Nach Aussage der Fang wurde die Ibogapflanze urspriinglich von den Pygmaen im Regenwald entdeckt. Von den kleinen 
Regenwaldmenschen lernten die Apindji und Mitsogho das Geheimnis um die bewuBtseinserweiternde Wurzel. Sie legten den 
Grundstock fiir den initiatorischen Gebrauch. Von ihnen haben die Fang um 1890 das Ahnenritual (bieri) iibernommen und mit 
christlichen Gedanken und Gebrauchen zum synkretistischen Bwitikult verschmolzen (SAMORINI 1993). Dabei wird die 
Ibogapflanze gelegentlich mit dem Kultgott Bwiti selbst identifiziert (FERNANDEZ 1966: 62f.). In jedem Fall gilt Iboga als der 
echte Baum der Erkenntnis, der direkt aus dem Garten Eden stammt, damit die Menschen durch ihn Gott und die Welt erkennen 
und, eingeweiht in paradiesische Geheimnisse, das Leben auf der Erde in Freude verbringen konnen (SAMORINI 1993). Der 
Bwitikult hat gewisse Parallelen zum nordamerikanischen Peyotekult (siehe Lophophora williamsii) und zum brasilianischen 
Santo-Daime-Kult (siehe Ayahuasca), die ebenfalls eine psychoaktive Substanz als Sakrament in einem synkretistischen Ritual 
einnehmen. Der Bwitikult ist in erster Linie ein Initiationsritus: 

»Die Geschichte des Bwiti ist 150 Jahre alt. Sie entstand aus der Oberlagerung der traditionellen Kulte, in denen Iboga gebraucht 
wurde, mit dem Christentum und breitete sich bei verschiedenen Stammen Gabuns und benachbarter Lander aus. Bwiti teilt sich 
in zahlreiche Sekten auf, die jeweils aus unterschiedlichen Gemeinden bestehen und die sich in erster Linie im jeweiligen Grad 
der Obernahme christlicher Symbole und Praktiken unterscheiden. Bei alien Sekten wird Iboga als das „echte" Sakrament im 
Gegensatz zu der wirkungslosen christlichen Hostie angesehen. (...) Die ngoze oder Bwiti-Messen werden in drei 
aufeinanderfolgenden Nachten (von Donnerstag bis Samstag) durchgefiihrt, wobei die Glaubigen eine „bescheidene" Menge 
gemahlene Iboga-Wurzeln zu sich nehmen und sich bis Tagesanbruch ihren Tanzen und Liedern hingeben (...). Der tobe si [ist] 
der Initiationsritus, der beim Eintritt jedes Novizen in die Glaubens-Gemeinde durchgefiihrt wird. In diesem Fall muB der Novize 
eine riesige Menge Iboga zu sich nehmen, die Hunderten von beim ngoze gebrauchten Dosen entspricht: eine Menge, die ihn 
allmahlich in ein tiefes und andauerndes Koma versetzt, wahrend seine Seele eine Reise in die „andere Welt" macht und sein 
Korper daliegt und von den Offizianten bewacht wird. Noch heute erwacht mancher nicht mehr aus dem Zustand der 
BewuBtlosigkeit und stirbt.« (SAMORINI 1995: 105) 

Es gibt bei den verschiedenen, jeweils rund 50 Personen umfassenden Kultgemeinden meist Tempel2ys (abein), die der 
Einweihung, aber auch besonderen Festen (Ostern, Weihnachten) und dem wochentlichen, nachtlichen Gottesdienst dienen. Der 
Priester des Bwitikultes legt sich, bevor er seine Predigt halt, unter IbogaeinfluB in ein in die Erde geschaufeltes Grab. Dort 
verweilt er so lange, bis er die Worte fiir seine Predigt (nkobo akyunge, wortl. »schlaue Rede«) gefunden hat. Meist liegt er iiber 
Stunden in dem Grab, steigt nach Mitternacht daraus auf und verkiindet seine »schlauen Worte« (FERNANDEZ 1966: 46). 
Sogar in Europa und den USA hat sich in gewissen Kreisen ein ritueller Gebrauch von Ibogawurzeln (oft in Kombination mit 50 
gg LSD) in Kreisritualen, sogenannten »Visionskreisen«, entwickelt. Die Ritualstruktur orientiert sich an indianischen Pilzkreisen 
(vgl. Psilocybe mexicana) und Peyote-Meetings (vgl. Lophophora William's,!!) . Manchmal folgt der Visionskreis einem 
psychedelischen Medizinrad. Dabei nehmen die im Siiden sitzenden Teilnehmer Trichocereus pachanoi, die im Osten sitzenden 
Psilocybe spp., die im Westen Ayahuasca und die Teilnehmer im Norden Ibogawurzel ein (WESTERHOUT 1996). 

Artefakte 

Das Herstellen und Verehren von Fetischen fiir Ahnenkulte ist in Westafrika sehr alt und gehort zu den charakteristischen 
Kulturmerkmalen (KOLOSS 1980). Schon Ende des 19. Jahrhunderts schnitzten die Fang anthropomorphe Ahnenfiguren, die als 
Fetische im bieri-Kult, spater auch im Bwitikult verwendet wurden. 

Im Ibogakult werden verschiedene Paraphernalia benutzt, wovon die Harfe besonders wichtig ist. Sie wird mit groBer Sorgfalt 
hergestellt und wahrend des Rituals gespielt (SWIDERSKI 1970). Die Musik und die zur Harfenmusik gesungenen Texte stellen 



die bedeutendsten kulturellen Artefakte des Bwitikultes dar (GREBERT 1928). Der Sanger und Harfenspieler der Kultgemeinde 
singt Bwitilieder zum Geleit der Seele des Initianden, z. B.: 

» So war der Anfang. Geister der Erde, Geister des Himmels. Der Ort, den wir durchschreiten. Vater Zame, der der Torwachter 
ist. Ich komme in ein neues Land, das der Friedhof ist . .. Blitz und Donner. Sonne und Mond. Himmel und Erde. Sie sind alle 
Zwillinge mitsammen. Sie sind Leben und Tod. Sie sind Zwillinge mitsammen. Das gahnende Loch des Grabes und das neue 
Leben, sie sind Zwillinge mitsammen ... Freude, voUer Freude begriiBen euch die Ahnen und horen die Neuigkeiten. Das besorgte 
Leben der Geborenen ist zu Ende, zu Ende, zu Ende. Und jetzt kommen die Jiinger des Todes. Ich gehe zu den Toten .. . AUes ist 
rein, rein. Alles neu, neu. AUes ist licht, licht. Ich habe die Toten gesehen und ich fiirchte mich nicht!« (nach FERNANDEZ 1982) 

Discographie: Bwitimusik 

Gabon: Les musiciens de laforet, vol. 1 (Ocora558569, Paris, 1981) 

Gabon: Musica da un Microcosmo Equatoriale -Musica Fang Bwiti con esempi musicali Mbiri (Albatros, VPA 8232/13, 

Mailand, 1975) 

Gabon: Musiques de Mitsogho et des Bateke (Ocora OCR 84, Paris 1984) Music from an Equatorial Microcosm: Fang Bwiti 

Music with Mbiri Selections (Recorded by iames Fernanden; Folkways Records FE 4214, New York, 1973) 

Medizinische Anwendung 

Ibogawurzel wird in Westafrika volksmedizinisch als Stimulans, Tonikum, Aphrodisiakum, bei Nervenschwache, gegen Fieber 
und Bluthochdruck sowie wegen seiner anasthesierenden Eigenschaften bei Zahnschmerzen eingesetzt (BRENNEISEN 1994: 
892). Bei den Mitsogho wird die Ibogawurzel auch zur Divination und Diagnose von Krankheitsursachen benutzt (PRINS 1987). 
Im Kongo diente Iboga auch zur Behandlung der tropischen Schlafkrankheit (HIRSCHFELD und LINSERT 1930: 202 ). 
Die Franzosen priesen friiher in Aquatorialafrika einen Ibogaextrakt unter dem Namen Lambarence als Allheilmittel an und 
empfahlen ihn vor allem zur Behandlung von Neurasthenic und Syphilis (MILLER 1988: 65*). 

In der Homoopathie werden eine aus der frischen Wurzel gewonnene Urtinktur und verschiedene Potenzen (Tabernanthe iboga 
hom.) entsprechend dem Arzneimittelbild verwendet. 

Inhaltsstoffe 

In der getrockneten Wurzelrinde konnen insgesamtbis zu 6'% monoterpene Indolalkaloide enthalten sein (BRENNEISEN 1994: 
892, SCHULTES 1970: 36" ). In der ganzen Wurzel Uegt die Alkaloidkonzentration bei ca. 1 % (ROTH et al. 1994: 688*). Sie 
lassen sich in drei Gruppen einteilen: Ibogaintyp (Ibogain, Tabernanthin, Ibogamin, Gabonin, Ibogalin usw.); Voacangintyp 
(Voacangin, Catharanthin, Voacryptin usw.); Voaphyllintyp (Voaphyllln) (BRENNEISEN 1994: 890). Der Hauptwirkstoff ist das 
Ibogain. Als weiterer wichtiger Wirkstoff ist das Voacangin in Betracht zu Ziehen (vgl. Voacanga spp.). Das Alkaloidgemisch ist 
je nach Sippe, Standort usw. variabel. Viele der Ibogaalkaloide kommen auch in Tabemaemontana spp. vor. 
In den Samen kommen die Alkaloide (-)-Catharanthin, (+)-Voaphyllin und (-)-Coronaridin vor (ROTH et al. 1994: 6880. 
In der in Zaire heimischen Form, die friiher unter dem Namen 7dberrianthe pubescens beschrieben wurde, konnten folgende 
Alkaloide nachgewiesen werden: Coronaridin, Voaphyllin, Tetrahydroalstonin, Voaphyllinhydroxyindolenin, 11- 
Hydroxytabersonin, Ibogamin, Ibogain, Ibogalin, Iboxygain, Voacangin, Voacanginhydroyindolenin, Voacristin, 3,6-Oxido- 
Iboxygain, 10-Hydroxycoronaridin, 10-Hydroxyheyneanin und 3,60xidoibogain (MULAMBA et al. 1981). 

Wirkung 

Die Fang beschreiben Visionen infolge der Einnahme von Iboga als »durch den Wald wandeln«. Sie erleben, daB sie die ganze 
wunderbare Welt des Waldes in sich selbst tragen. Stereotyp sind die Berichte in Hinblick auf die visionare Begegnung mit den 
Ahnen (FERNANDEZ 1982: 476ff.). 

Obwohl nur wenige WeiBe die Gelegenheit batten, die Ibogawurzel zu benutzen, sind doch auch ihre Berichte in mancher 
Hinsicht konstant. Es wird von starken, aber ruhigen Visionen erzahlt und vor allem der Kontakt mit verstorbenen 
Familienmitgliedern, unbekannten Menschen und Tieren (»Ahnen« im weitesten Sinne) angefiihrt. Folgender Bericht einer 
Ibogaerfahrung kann als typisch angesehen werden: 

» Vor mir stieg ein weiBes Licht auf. Zuerst als unendlich kleiner Punkt. Der Punkt wuchs alien mathematischen Definitionen zum 
Trotz. Er wurde groBer, bildete aber keinen Kreis ... Er wurde zu einem Dreieck, genaugenommen zu einem dreieckigen Kristall, 
der weiB gliihte. Ich wuBte, er ist das Zentrum des ewigen Kreises. Seine drei Kristallflachen waren Vergangenheit, Zukunft und 
Gegenwart. Alle drei Aspekte der Zeit waren eins, sie beriihrten sich und ergaben zusammen die Welt. Ich hatte das kosmische 
Juwel vor mir. In der Tat ist die Etymologic von Kosmos Juwel. Auch Buddha halt ein Zauberjuwel, aus dessen Glanz die Welt 
entsteht, in seiner erleuchteten Hand. Um den dreieckigen Kristall lagen viele ockerbraune Schichten. Eine jede beherbergte eine 
andere. Alle Schichten durchdrangen sich in alle Richtungen. Jede Schicht war ein Abschnitt in der Entwicklung des Universums, 
in der Evolution des Lebens, in der Entfaltung des BewuBtseins. Jede Schichtenfolge, ob es die vergangene, gegenwartige oder 
zukiinftige war, transzendierte bis zur Unendlichkeit. Dort trafen sich die Schichten wieder. Die Unendlichkeit war die auBerste 
Reichweite des Kristalls, und sie lag genau in dessen Mitte. Ich sah eine Kultur, die jenseits aller Kulturen und doch alien 
Kulturen inharent ist. Ich sah Goiter, die jenseits aller bekannten Goiter und doch in alien Gottern enthalten sind. Ich sah Reihen 
von Ahnen, die alle jenseits der Menschen sind und doch bis heute auf sie einwirken. Ich sah die Archetypen. Sie tanzten 
Ringelreihen in alien BewuBtseinseinheiten und fiihrten sie sicher durch das Universum. Maya ist nicht der Schein der Dinge. 
Maya sind die Masken der Archetypen. Wir brauchen Maya, sonst wiirden wir die Welt nicht mehr verstehen. Es gab keinen 
Einhalt in diesem Erkenntnisstrudel, ein Gesicht jagte das nachste. Und doch blieben alle Gesichter bestehen. Ich erinnerte mich 



noch niemals zuvor so gut an Gesichter. Sie sind seitdem nicht mehr geschwunden. Ich kann klar alles erinnern, nichts ist 

verwirrt.« 

Der Extrakt der Wurzel hat eine stark stimulierende Wirkung auf das Gehirn, die aber nicht mit der durch Amphetamine (vgl. 

Ephedrin) erzeugten Stimulation vergleichbar ist (BERT et al. 88). Die Wirkung der Wurzel ist auch anders als die des isolierten 

Oder reinen Ibogains, da auch die anderen Alkaloide zu bestimmten Rezeptoren eine Affinitat aufweisen oder Antagonisten 

darstellen (z.B. hat Tabernanthin an den Benzodiazepin- und GABA-Rezeptoren eine antagonistische Aktivitat). 

Marktformen und Vorschriften 

Die Pflanze ist (noch) legal, obwohl es Bestrebungen gibt, den Wirkstoff Ibogain dem Betaubungsmittelgesetz zu unterstellen. In 
Frankreich und in der Schweiz ist eine Urtinktur aus der Wurzel erhaltlich. Potenzen (ab D3) sind auch in den USA zu 
bekommen. Pflanzenmaterial ist auBerhalb von Westafrika nur auBerst selten erhaltlich. Manchmal wird im ethnobotanischen 
Fachhandel Ibogawurzel angeboten, oft stellt sich das Material aber als Falschung heraus. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Tabernaemontana spp., Alchornea spp., Voacanga spp., Ibogain, Indolalkaloide 

BERT, Maryse, Rene MARCY, Marie- Anne QUERMONNE, Michel COTELLE und Michel KOCH 1988 »Non-Amphetaminenic Central Stimulation by 

Alkaloids from Ibogane and Vobasine Series«, Planta Medica 36: 191-192. 

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Tagetes spp. Studentenblumen 

Familie 

Compositae: Asteraceae (Korbbliitler); Tribus Helecieae 



Ethnobotanisch bedeutende Arten 

Tagetes erecta L. - Cempoalxochitl, Flor de los muertos (fiir Ziichtungen wurde hauptsachlich die Unterart Tagetes erecta nana 

verwendet; Tagetes-erecta-Hybriden) 

Tagetes lucida CAv. - Yauhtli 

Tagetes minuta L. (syn. Tagetes glandulifera SCHRANK) -Kleine Studentenblume 

Tagetes patula L. - French Marigold 

Tagetes pusilla H.B.K. (syn. Tagetes filifolia LAG., T. congesta /fOOK et ARN., T. multifida DC.) Pampa Anis 

Volkstiimliche Namen 

Diese Namen gelten meist fiir alle Tagetes-Arten: Anisillo, Belbop (Nepali), Cempoal, Cempoalxochitl, Flor de tierradentro 
(Spanisch »Blume der Unterwelt«), Flor de los muertos (Spanisch »Blume der Toten«), Gainda, Gendha, Hierba anis, Hierba de 
nubes (Spanisch »Wolkenkraut«), Marigold, Marygold, Pericirituela de muerto (Spanisch 211 »Rose der Toten«), Sammetblume, 
Santa Maria Sempoalxochitl, Stinkende Hofart (Schweiz), Studentenblume, Tagete, Yerbanis 

Geschichtliches 

Tagetes-Arten wurden bereits in prakolumbianischer Zeit in Mexiko kultiviert und geziichtet. Erstmals beschrieben wurden sie in 
dem aztekischen Badianus-Manuskript von 1552 (EMMART 1940). Der aztekische Name fiir die TagetesArt(en), die als 
rituelle(s) Rauchermittel benutzt wurde(n), lautet yyaubtli (andere Schreibweise yyahitl); das Wort leitet sich von ujana, 
»Weihrauch, der beim Opfern gerauchert wird«, ab (SIEGEL et al. 1977: 20). Der spanische Arzt Fernando Hernandez schrieb in 
seinem kolonialzeitlichen Werk iiber die Tagetes, dafi sie die geschlechtliche Begierde anreizen und die Verriickten erleichtern 
wiirden. 

Die meisten Tagetes-Arten (vor allem T. erecta und T. patula) haben sich schnell als Zierpflanzen in alle Welt verbreitet. In Indien 
und Nepal haben sie sogar rituelle Bedeutung als Opferblumen fiir die Gottin Bhagwati und fiir Shiva erlangt (MAJUPURIA und 
JOSHI 1988: 221 "). Tagetes hat auch eine gewisse Bedeutung als »Amerikanischer Safran« zum Verfalschen des erheblich 
teureren echten Safrans (siehe Crocus sativus). 

Verbreitung 

Alle Tagetes-Arten stammen aus Amerika und sind vom siidwestlichen Nordamerika bis Argentinien verbreitet (FERRARO 
1955). Das Hauptverbreitungsgebiet und die hochste Vielfalt liegt in Siidmexiko (NEHER 1968: 317). Tagetes lucida ist sehr 
haufig in Nayarit und Jalisco bis auf eine Hohe von 2100 Metern anzutreffen (SIEGEL et al. 1977: 20). Tagetes erecta stammt aus 
Mexiko (DRESSLER 1953: 147U ). 

Anbau 

Alle Tagetes-Arten lassen sich mit Samen sehr leicht anbauen. Die Samen werden im Marz oder April auf die Erde gestreut und 
nur leicht bedeckt. 

Aussehen 

Die meisten hier besprochenen Arten liegen in zahlreichen kultivierten Formen und Ziichtungen vor (KAPLAN 1969). Sie sind oft 
kaum voneinander zu unterscheiden. Erschwerend kommt hinzu, daB es meist verschieden stark gefiillte Bliiten gibt (GRAF 1992: 
3300. Sie werden 20 bis 50 cm hoch, haben fast immer gelbe Bliiten, die entweder deutlich fiinf Bliitenblatter zeigen oder 
unterschiedlich stark gefiillt sind, und meist gefiederte Blatter. Alle Tagetes-Arten verstromen einen starken, mitunter strengen 
»medizinischen« Geruch. 

Droge 

Bliihendes Kraut 

Zubereitung und Dosierung 

Das Kraut wird aufgegossen, ausgekocht oder zu einer Paste verrieben. Auf mexikanischen Markten werden Biindel des frischen 

oder getrockneten, bliihenden Krautes von Tagetes lucida angeboten, die entweder als Gewiirz zur Speisebereitung - das 

aromatische Kraut dient zum Wiirzen von Maisspeisen -, als Heilmittel oder als Ritualpflanze benutzt werden (BYE und 

LINARES 79SJ; 6/ *j. 

Der aromatische Tee (AufguB eines Biindels) aus Tagetes lucida hat nach 2 bis 3 Tassen eine stark stimulierende Wirkung 

(NEHER 1968: 321). 

Die Blatter der in Siidperu pampa anis (»Steppenanis«) genannten Tagetes pusilla werden zu Asche erhitzt und dem Cocabissen 

(siehe Erythroxylum coca) hinzugefiigt.3°° 

Im Basutoland (Afrika) werden die Blatter von Tagetes minuta zu Asche verbrannt und mit Tabakblattern (Nicotiana tabacum). 

Aloe sp., Maiskolben und Hirsestengeln (Sorghum spp.) fein zermahlen und zu einem (medizinischen?) Schnupfpulver verarbeitet 

(NEHER 1968: 320). 

ijber genaue Dosierungen liegen leider keine Angaben vor. 

Rituelle Verwendung 

Die mexikanischen Indianer schreiben den T&getes- Arten seit prakolumbianischen Zeiten magische Eigenschaften zu. Eine 
Varietat der Tagetes erecta mit gefiillten Bliiten hieB auf aztekisch Macuilxochitl (nach SAHAGUN). Macuilxochitl (andere 



Schreibweise: Macuilsuchitl), »Funf-Blume«, ist eine Erscheinungsform des Xochipilli, des Gottes der psychoaktiven Pflanzen 

(NICHOLSON 1967). Diese Blume wurde von den Maya als Zusatz zum heiligen Balche'trank verwendet. Angeblich sollen noch 

heute die Mayaschamanen die xpichuc genannte Pflanze als Rauschmittel benutzen (OTT 1993: 4020. Die Mixe von Oaxaca 

trinken einen Tee aus neun Bliiten zur Divination (LIPP 1991). 

Die Bliiten von Tagetes erecta und liigetes patula heiBen Flor del muerto, »Blumen des 'Toten«, und werden in Mexiko an 

Allerheiligen (in der Nacht auf den 1. November) den Verstorbenen geopfert. Die Bliiten dieser Arten werden auch in vielen 

Hinduzeremonien in Indien und Nepal als Opferblumen verwendet. 

Die Azteken streuten ein Pulver aus der yauhtli, »Wolkenpflanze«, genannten Tagetes lunda den Kriegsgefangenen, die durch 

Verbrennen geopfert werden soUten, ins Gesicht, damit sie sich betaubt ihrem Schicksal iiberlassen (NEHER 1968: 322). Viele 

mexikanische Indianer verbrennen heute noch das getrocknete Kraut von Tagetes lucida als Raucherstoff an ihren Hausaltaren 

Oder auch bei offentlichen Zeremonien (NEHER 1968: 322). 

Die Huicholindianer der Sierra Madre (Mexiko) nennen Tagetes lucida entweder tisrriutsali oder seltener yahutli und rauchen das 

getrocknete Kraut pur oder zu gleichen Teilen vermischt mit den Blattern von Nicotiana rustica. Obwohl Tagetes auch 

rekreational geraucht wird, hat die Mischung doch zeremoniellen Charakter. Die Blatter und Bliiten werden in Zigaretten aus 

Maislischblattern geraucht. Die Rauchmischung wird oft im Zusammenhang mit der Einnahme von Peyote (Lophophora 

williamsii) oder tesquino bzw. nawa (Maisbier) oder selbstgebranntem ci oder soter (Kaktusschnaps; vgl. Alkohol) geraucht. Diese 

Kombinationen sollen zu lebhaften Halluzinationen fiihren. Biindel des getrockneten Krautes werden in Tempeln, 

Verwaltungsgebauden und an heiligen Orten als Opfergaben abgelegt (SIEGEL et al. 1977: 20).;1 1' 

In der mexikanischen brujeria (»Hexerei«) werden verschiedene Krauter fiir lirrtpias, »Reinigungen« (zum Vertreiben von 

Krankheiten), verwendet. Darunter befinden sich auch die TagetesArten T. lunda und T. erecta. 

Artefakte 

In der prakolumbianischen Kunst gibt es oft Darstellungen von Bliiten mit fiinf Bliitenblattern. Moglicherweise werden damit 

auch Tagetes-Arten abgebildet. Im Museo Carlos Pellicer Camara (VI llahermosa. Tabasco) gibt es ein zylindrisches, 

polychromes KeramikgefaB aus der klassischen Mayazeit (300 bis 900 n. Chr.) mit der Darstellung einer gelben Bliite, die von 

Form und Farbe her eine Tagetes lunda sein konnte. 

In der mexikanischen Volkskunst werden allerlei Totenkopfe, Gerippe u.a. fiir das Fest zu Allerheiligen hergestellt. Diese Objekte 

aus Holz, Pappmache oder Zucker sind manchmal mit gemalten Tagetes-Bliiten verziert. 

Die mexikanische Musikgruppe Tribu hat auf dem Album IN Mixkoakali (Cademac Records, 1996) mit prakolumbianischen 

Musikinstrumenten ein Stiick namens » Sempoalxochitl« der »Blume der zwanzig Diifte« (7dgetes erecta), gewidmet. 

Medizinische Anwendung 

Bei den Azteken wurden alle Tagetes-Arten medizinisch genutzt, z.B. zur Heilung von Schluckauf und Durchfall. Vom Blitz 

Getroffene wurden mit Extrakten von Tagetes lunda behandelt. 

Das frische Kraut von Ttigetes lucida wird heutzutage als Tee bei Leibschmerzen getrunken (BYE und lANARES 1983: 8*). In 

Mexiko glaubt man auch, daB durch das Kraut der MilchfluB gefordert wird (JIu 1966: 252*). Ebenso wird es als Badezusatz bei 

Rheumatismus verwendet (SIEGEL et al. 1977: 20). 

In Uttar Pradesh (Indien) wird der frischgepreBte Saft aus den Blattern von Tagetes erecta zur Behandlung von Ekzemen 

eingesetzt (SIDDIQui et al. 1989: 482* ). 

In Mexiko werden die zerdriickten Blatter oder der aus dem Kraut von Tagetes erecta gepreBte Saft, mit Wasser oder Wein 

(Pulque; vgl. Agave spp.) vermischt, als Aphrodisiakum getrunken (NEHER 1968: 318). Ein Tee daraus dient als Stimulans. 

Ein Dekokt der Blatter von Tagetes minttta L. wird in Argentinien bei Husten getrunken (FILIPov 1994: 186* ). Ansonsten ist es 

ein gutbekanntes Insektenmittel (Repellent). 

Inhaltsstoffe 

Alle Tagetes-Arten enthalten stark riechende atherische Ole. Tagetes lunda und Tagetes erecta enthalten salvinorinartige 
Substanzen (siehe Salvinorin A), deren Struktur noch nicht ganz aufgeklart werden konnte, daneben Thiophenverbindungen, z.B. 
a-Terthienyl (ROTH et al. 1994: 689*). In Tagetes pattda sind Benzofurane enthalten (SUTFELD et al. 1985). 
Im frischen, bliihenden Kraut von Tagetes niinuta sind Mono- und Sesquiterpene (Carvon, Linalool, Tagetone) und Ocimenone 
vorhanden. Das (5E)-Ocimenon hat auf Moskitolarven der Art Aedes aegypti todliche Wirkung (MARADUFU et al. 1978). 

Wirkung 

Der Wirkungsmechanismus der Tagetes-Arten muB noch erforscht werden. Die Huicholrauchmischung soil bei geschlossenen 
Augen Bilder und Visionen erzeugen konnen, die den durch Peyote (Lophophora williamsii) erzeugten ahneln (SIEGEL et al. 
1977: 20£). 

Marktformen und Vorschriften 

Die Samen vieler Tagetes-Arten, Ziichtungen und Hybriden sowie lebende Pflanzen sind in alien Blumenhandlungen erhaltlich. 

Literatur 

FERRARO, Matilde 

1955 »Las species Argentinas del genero Tagetes*, 

Boletin de la Sociedad Argentina de Botdnica 6(1): 



30-39. KAPLAN, Lawrence 
1960 »Historical and Ethnobotanical Aspects 
of Domestication in Ta getes«, Ecoraotriic Botany 14: 
200-202. MARADUFu, Asafu, Richard LUBECA und Franz DORN 
1978 »Isolation of (5E)-Ocinienone, A Mosquito 

Larvicide from Tagetes rriiriuta«, Lloydia 41: 181-183. NEHER, Robert Trostle 
1968 »The Ethnobotany of Tagetes«, Ecorrottiic Botany 
22:317-325. SIEGEL, Ron K., P. R. COLLINGS und Jose L. DlAz 
1977 »On the Use of Tagetes lucida and Nicoticltia 
nlstica as a Huichol Smolfing Mixture*, Ecoriotnic Bo- 
tany 31: 16-23. SUTFELD, Rainer, Felipe BALZA und G. H. Neil TOWERS 
1985 »A Benzofuran from Tagetes patula Seedlings*, 
Phytochennstry 24(4): 876-877. 



Tanaecium nocturnum Koriboranke 

Familie 

Bignoniaceae (Bignoniengewachse) 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Keine 

Volkstiimliche Namen 

Huangana huasca, Hutkih (Lakandon)3"', Koribo, Koribo, Pumap, Puu tt'ott,o moki (Yanomamo), Samedu-ap 

Geschichtliches 

Zur Geschichte dieser Pflanze im indianischen Amerika ist erst in den siebziger Jahren etwas Uber ihren ethnomedizinischen und 
rituellen Gebrauch bekannt geworden. 

Verbreitung 

Die tropische Pflanze kommt in Amazonien, Westindien, Zentralamerika und Siidmexiko (Yucatan) vor. 

Anbau 

Die Pflanze wird von den Paumariindianern gelegentlich durch Stecklinge angepflanzt. Diese Methode ist recht neu, da die 
Paumari urspriinglich ein nomadischer Stamm waren, der jetzt seBhaft gemacht wurde (PRANCE et al. 1977: 131f.). Vermutlich 
konnte die Pflanze recht einfach aus Samen gezogen werden. 

Aussehen 

Dieser Kletterstrauch hat herzformige Blatter und lange, trompetenformige, weiBe Bliiten, die sich an der Sonne 

zusammenkrauseln. Abends verstromen sie einen kostlichen Mandelolduft. 

Die Pflanze kann leicht mit der WeiBen Winde (Ipomoea alba L.; vgl. Ipomoea spp.) verwechselt werden. 

Die nah verwandte, kolumbianische Art Tanaecittm exitiosum DUN. ist fiir Vieh sehr giftig. In Venezuela heiBt eine vergleichbare 

Art (Tanaecium crucigerum SEEMANN) erstaunlicherweise borrachera (BLOHM 1962: 97*) - genau wie viele andere 

psychoaktive Pflanzen (z.B. Brugmansia spp., lochroma fuchsioides, Pernettya spp. usw.}. 

Droge . 

- Blatter und Stengel 

- Wurzelrinde 

Zubereitung und Dosierung 

Die griinen Blatter werden gerostet und, mit Tabak (Nicotiana tabacum) vermischt zermahlen, als Schnupfpulver benutzt 
(PRANCE 1978: 72). 

Rituelle Verwendung 

Aus den Blattern stellen die Paumari (= Ija'ari) am Rio Puriis ein nur rituell verwendetes Schnupfpulver namens koribonriclfitrii 
her. Es wird von Schamanen fiir die Behandlung besonderer Falle geschnupft, z.B. um magische Objekte (Grashiipfer, 
Holzstiicke, Knochen) aus dem Korper des Patienten zu extrahieren. Uberhaupt wird es nur von den Mannern benutzt. Sie 
schnupfen es auch bei einem Ritual zum Schutz der Kinder, um in Trance zu fallen. Diese Rituale werden haufig ausgefiihrt, 
immer dann, wenn das Kind eine neue Art von Nahrung (z.B. ein Tier) aufzunehmen lernt. Das Ritual wird von heiligen Liedern 
begleitet und beginnt mit dem Schnupfen von koribo. Die Manner schnupfen das Pulver mit Vogelknochen bei den Pubertatsriten 



fiir Madchen (PRANCE et al. 1977: 131). Frauen benutzen niemals das Schnupfpulver, wohl aber einen Tee, den sie aus der 
Wurzelrinde (2 Teeloffel pro Person) bereiten (PRANCE 1978: 72). 

Die Lakandonen, die im siidmexikanischen Regenwald leben, nutzen den milchigen Saft (Latex) der Stengel der hiitkih genannten 
Pflanze als Vulkanisator bei der rituellen Herstellung von Kautschukfiguren (tulis k'ik', »volles Blut«), die den Gottern geopfert 
Oder in magischen Riten gebraucht werden (BRUCE 1974, RATSCH 1985: 128*). 

Artefakte 

Keine (auBer den Kautschukfiguren der Lakandonen) 

Medizinische Anwendung 

Die Karitanaindianer von Porto Velho (Brasilien) vermischen die Blatter mit den Blattern einer Leguminose zur Behandlung von 
Durchfallen (PRANCE et al. 1977: 134). Die Chocoindianer benutzen die Pflanze als Aphrodisiakum. Die Wayapiindianer 
(Guiana) kochen die Rinde bzw. Stengel und waschen damit krankhafte Stellen. Die Palikur stellen aus den Blattern und Stengeln 
ein Dekokt her, das sie bei Migrane als Kopfbad benutzen. Die brasilianischen Yanomamo kochen die Blatter und reiben den 
daraus gepreBten Saft auf juckende Hautstellen (MILLIKEN und ALBERT 1996: 18, 19). 

Die kolumbianischen Creoles glauben, daB das Gewachs bei Lungenleiden wirksam ist. Blatterausziige werden auch dazu benutzt, 
um Haustiere von Lausen und Flohen zu befreien (DUKE Lind VASQUEZ 1994: 165f.*). 

Inhaltsstoffe 

Die Blatter enthalten hohe Konzentrationen an Blausaure (HCN), wodurch sie nach bitteren Mandeln duften (DUKE und 
VASQUEZ 1994: 166 ), daneben toxische Cyanoglykoside; ansonsten ist die Chemie praktisch unbekannt. Die Cyanoglykoside 
werden beim Rosten der Blatter wahrscheinlich zerstort (D. MCKENNA 1995: 1010. Ebenso wird beim Rosten der Blatter die 
Blausaure zerstort. 

Wirkung 

Das Schnupfpulver soil somnambule Zustande hervorrufen, bewirkt dabei Schlafrigkeit, Konzentrationsstorungen und 
BewuBtseinstriibung (MULLER 1995: 197" ). Der Tee bewirkt auch eine stark eingeschrankte Wahrnehmung (PRANCE et al. 
1977: 131). Die Indianer hingegen beschreiben die Wirkung als identisch mit dem Effekt des fcawabl genannten Schnupfpulvers 
aus Virola elongata (BENTH.) WARB. (siehe Virola spp.) (PRANCE et al. 1977: 134). 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

BRUCE, Robert 1). 1974 »Figuras ceremoniales lacandones de pule«, Boletin (INAH): 25-34. 

MILLIKEN, William und Bruce ALBERT 1996 »The Use of Medicinal Plants by the Yanomami Indians of Brazil*, Ecortoiriic Botany 50(1): 10-25. 

PRANCE, Ghillian T. 1978 »The Poisons and Narcotics of the Deni, Paumari, Janiamadi and Jarawara Indians of the Purus River Region«, Rei~ista Brasileirci do 

Botanica 1: 71-82. 

PRANGE, Ghillian T., David G. CAMPBELL und Bruce W. NEI_sON 1977 »The Ethnobotany of the Paumari Indians*, Ecorioiiiic Botany 31: 129-139. 



Theobroma cacao Kakaobaum 

Familie 

Sterculiaceae (Sterkuliengewachse); rhribus Byttnerieae 

Formen und Unterarten 

Theobrotna ist -wie alle alten Kulturpflanzen ein iiberaus variables Gewachs, vor allem in Hinblick auf Farbe, Form und GroBe 

der Friichte und Samen (BAUMANN Und SEITZ 1994: 943). Es sind mehrere Unterarten, Varietaten und Formen beschrieben 

worden: 

Theobrotna cclcno ssp. cacao (L.) CUATR. - CrioUotyP 

Theobrotna cclCClO ssp. SphaE'rOCdrpllrrl (CHEVA LIER) CUATR. - Forastero, C;alabacillo, Amelonado Theobronla cclcao 

var. catorlgcl 

Theobrotna Cclcao f. lacandonerlse CUATR. - Wildform, Balamte' (»Jaguarbaum«) 

Theobrotna cacclo f. leiocclrpllrrl (BERNOULLI) DUCKE - Porcelaine Java Criollo, Cacao C;alabacillo 

Theobronlcr caCaof. pentagonlcnl (BERNOULLI) CUATR. -»Alligatorkakao«, Cacao Lagarto 

Die forma lacandonense ist ein halbkletternder Wildstrauch mit relativ kleiner Frucht, der tatsachlich im Primarwald der Selva 

Lacandona (Chiapas/Mexiko) vorkommt. Diese Form gilt als der natiirliche Vorlaufer des kultivierten Kakaobaumes 

(BAUMANN und SEITZ 1994: 943). 



Meist unterscheidet man im kommerziellen Anbau im wesentlichen nur zwei kultivierte Sorten: Forastero und CrioUo. Die erste 
Sorte wird hauptsachlich in Brasilien und Afrika angebaut, die zweite in Mittelamerika. Daraus sind verschiedene Hybriden 
gezogen worden, die nach ihrem jeweiligen Anbaugebiet Guayaquil, Caracas, Bahia oder Accra heiBen. 

Synonyme 

Cacao gllianerlsis AUBL. 
QaCaO rrllntiS GAERTN. ' 
CaCao sativa AuBL. 
Theobrotna CarlbaCa SWEET 
Theobrotna interregima STOKES 
Theobroma kalagua DE WILD. 
Theobrotna leiocarpa BERNOULLI 
Theobroma pentcagona BERNOULLI 
Theobrotna saltzmanniana BERNOULLI 
Theobromcl sapidum PITTIER 
Theobroma sativa (AUBL.) LIGN. et LE BEY 
Theobroryza sphaerocarpa CHEVALIER 

Volkstiimliche Namen 

Ah kakaw ( Lakandon), Aka-'i ( Ka'apor), Aka'iwa (Ka'apor), Aka-'iwe-te (Ka'apor), Ako'o-'i (Ka'apor), Bana torampi (Shipibo), 
Biziaa (Zapotekisch), Bizoya, Cacahoaquiahuit, Cacahoatl, Cacahua, Cacahuatl, Cacao, Cacaocuahuitl (Aztekisch), Cacao tree, 
Cacaotero, Cacau, Cacauatzaua (Zoque), Cacauaxochitl (Aztekisch »Kakaoblute«)-1113, 'Cacayoer, Caco (Mixe), Cagau 
(Populuca), Cajecua (Taraskisch), Chocolate, Chudechii (Otomi), Cocoa Tree, Haa (Maya), Hach kakaw, Kahau, Kaka (Ka'apor), 
Kakao, Ma-micha-moya (Chinantekisch), Ma-mu-guia, Mocha (Chinantekisch), Palo de cacao, Pizoya (Zapotekisch), 
Quemitoqui, Sarhuiminiqui, Schokoladenbaum, Sia (Cuna), Si'e (Siona), Tlapalcacauatl (Aztekisch »Farbiger Kakao«), Torampi 
(Shipibo-Conibo), Turampi (Quetschua), Turanqui, Tzon xua, Xocoatl, Yagabisoya (Zapotekisch), Yaga-pi-zija, Yau 

Geschichtliches 

Der Kakaobaum wurde vor ca. 4000 Jahren in Mittelamerika kultiviert und als »Nahrung der G6tter« verehrt. Er wurde in 
Ritualen konsumiert und den Gottern geopfert. Linne hat diese Tatsache zum AnlaB genommen, das tropische Gewachs 
Theobroma cacao zu nennen. Theobroma bedeutet »G6tterspeise«; cacao ist ein Lehnwort aus der Mayasprache und bezeichnet 
sowohl den Baum als auch die Frucht und das daraus bereitete Getrank. Das Wort Schokolade kommt von dem aztekischen 
xocolatl, einem Namen fiir das Getrank. Die feste Schokolade scheint eine Schweizer Erfindung zu sein. 

Die Azteken schatzten die Kakaobohnen sehr. Sie dienten ihnen als Nahrungsmittel, Stimulans, Medizin, ja sogar als Wahrung 
(besonders zur Bezahlung von Prostituierten) und wurden ehrfurchtsvoll als »G6tterspeise« betrachtet. In der aztekischsprachigen 
Textsammlung von Bernardino de Sahagun wird die psychoaktive Wirkung des Kakaos beschrieben (OTT 1985). 
Der Konquistador Hernan Cortez brachte die ersten Kakaobohnen nach Europa, wo sie zunachst fast nur zur Herstellung von 
Liebestranken gebraucht wurden. 1609 wurde in Neuspanien (Mexiko) das erste Buch iiber den Kakao veroffentlicht: Libro en el 
cual se trata del chocolate (»Buch iiber die Zubereitung von Kakao«). 1639 erschien in Europa ein Buch, in dem behauptet 
wurde, der Meeresgott Neptun habe die Schokolade aus der Neuen Welt geholt und nach Europa gebracht (MORTON 1995: 16). 
Heute gehoren das Getrank Kakao und die verschiedenen Sorten von Schokolade zu den weltweit haufig konsumierten Nahrungs- 
und/ oder GenuBmitteln. 

Verbreitung 

Die Wildform der Pflanze ist nur in Siidmexiko bekannt. Ansonsten hat sich der kultivierte Kakaobaum schon in prahistorischer 
Zeit in alle tropischen Regenwaldgebiete Amerikas verbreitet. Heute gibt es auch in Afrika und Siidostasien groBe Vorkommen 
(Anbau). 

Anbau 

Die Vermehrung erfolgt durch die frischen Samen, die vor der Verpflanzung in die Plantage vorgekeimt und zu kleinen Baumchen 
hochgezogen werden. Der tropische Baum kann nur in den Tropen bei einer Niederschlagsmenge von mindestens 130 cm Regen 
pro Jahr angepflanzt werden. Der Kakaobaum ist eine Schattenpflanze und darf nicht dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt 
werden. Auf den modernen Kakaoplantagen werden deshalb neben, denjungen Baumchen Bananenstauden, sogenannte 
»Kakaomiitter«, angepflanzt (MORTON 1995: 49). Nach acht Jahren kann erstmals geerntet werden. Dann kann mindestens 
zweimal pro Jahr eine reiche Ernte eingeholt werden. 

Im alten Nicaragua muBten die Kakaobauern vor der Aussaat dreizehn Tage sexuell abstinent sein, um den Gott der Schokolade (= 
Mondgott) nicht zu erziirnen und die Ernte zu schiitzen. 

Aussehen 

Der immergriine Baum wird ca. 15 Meter hoch und etwa 60 Jahre alt. Die winzigen, weiBen, rosafarbenen oder violetten Bliiten 
wachsen direkt aus dem Stamm oder aus den dickeren Hauptasten heraus; oft gleichzeitig wie die Schoten (Friichte), die nur an 
kurzen Stengeln am Stamm herunterhangen. Ein einzelner Baum treibtpro Jahr ca. 100000 Bliiten aus. Die Schoten sind zuerst 
griin und werden beim Reifen gelb, rot oder purpurfarben. 



Droge 

- Kakaobohnen (Cacao semen, Avellanae mexicanae, Faba cacao, Fabae mexicanae. Nuclei cacao. Semen cacao. Semen cacao 
tostum. Semen theobromae, Theobromatis semen, Kakaosamen) 

- Kakaoschalen (Cacao cortex. Cortex Cacao, Cortex Cacao tostus. Testae Cacao, Kakaotee) 

- Kakaobutter (Cacao oleum, Butyrum Cacao, Oleum Cacao, Oleum Theobromatis, Kakaofett) 

- Frisches Fruchtfleisch (zum Brauen von Bier oder Chicha) 

Zubereitung und Dosierung 

Die Indianer bereiten ihren Kakao aus gerosteten, gemahlenen Kakaobohnen, Maisteig (vgl. Zea mays), Honig (von wilden 
Bienen), Vanille, Piment und Chilischoten zu. Kakao wurde friiher meistens unter Zusatz verschiedener Gewiirze (Zimt/Kaneel, 
Vanille, Mandeln, Pistazien, Moschus, Muskat [vgl. Myristica fragrans] , Nelken, Piment, Anis) zubereitet. 
Der spanische Konquistador Hernan Cortez soil 1528 folgendes Kakaorezept nach Spanien mitgebracht haben (nach 
MONTAGNIAC 1996: 27): 

700 g Kakao 

750 g weiBer Zucker 

56 g (= 2 Unzen) »Zimt« (Kaneel, vielleicht Canella winterana) j°4 

14 Korner mexikanischer Pfeffer (Capsiccinl spp.) 14 g »Gewurznelken« (Pimenta dioica) 

3 Vanilleschoten (Vanilla plani folia) 

1 HandvoU »Anis« (wahrscheinlich Tagetes hicida) 1 HaselnuB 

Moschus, grauer Amber und Orangenbliitenwasser 
Eine wichtige Zutat waren die Kakaobliiten, die von Quaranheafunebris und nicht von Theobrorna cacao stammen. Der mit 
Quararibea-Bliiten zubereitete Kakaotrunk heiBt heute tejate (WEST 1992: 106). Uberhaupt scheint Kakao eine wichtige Funktion 
als Tragersubstanz fiir andere psychaoktive Pflanzen und Pilze gewesen zu sein (OTT 1985). 

In Deutschland hat man im 17./18. Jahrhundert eine Succolade aus pulverisierten Kakaobohnen, Zucker und Wein getrunken, 
manchmal noch reichlich mit Kardamom (-vgl. atherische Ole) und Safran (Crocus sativus) verstarkt (ROOT 1996: 364* ). 
Zu Anfang des Jahrhunderts wurden in London unter dem Namen Catha-Cocoa Milk kraftigende Getranke aus Kakao und Catha 
edulis hergestellt. Beliebt sind auch Zubereitungen aus Kakao und Cola spp. oder Cojfea arabica. In der Schweiz wird im 
geheimen eine besondere Schokolade mit pulverisierten Psilocybe semilanceata hergestellt. 

Aus den Kakaoschalen wird durch Uberbriihen der Kakaotee gewonnen. Dazu werden 2 bis 4 g auf eine nasse Wasser gerechnet 
(BAUMANN und SEITZ 1994: 946) . 
ijberdosierungen mit Kakao sind bisher nicht bekannt geworden. 

Aztekische Additive zum Kakao (Nach DRESSLER 1953: 149*, HEFFERN 1974*, NAVARRO 1992: 124*, 

OTT 1993*, REENTS-BUDET 1994: 77-79; erganzt) 

Aztekischer Name Botanischer Name Wirkstoff 

Cacahuaxochitl Quararibea funebris (LEAVE) ST. 

(siehe Quararibea spp.) 
Teonanacatl Psilocybe mexicana HEIM Psilocybin 

Psilocybe aztecorum HEIM Psilocybin 

Psilocybe spp. Psilocybin 

Achiotlin (Matico) Piper angustifolium Ruiz et PAv. atherisches Ol, 

(siehe Piper spp.) Maticin, Harze 

Mecaxochitl Piper sp. [amalago L. ?]atherisches Ol 

(Mecaxuchitl) 
Hueynacaztli/ Cymbopetalum penduliflorum 

Teonacaztli/ (DUN.) BAIL.; Alkaloide? 

Xochinacaztli oder: Enterolobium cyclocdrpum 

(JACQ.) GRISEB. Tryptamine? 

Chili Capsicum annuum L. Capsaicin 

Capsicum spp. 
Tlilxachitl (Vanille) Vanilla planifolia ANDR. Vanillin, 

[syn. V. fragrans (SALISB.) AMES] atherisches Ol 

Tecomaxochitl Solandra spp. Tropanalkaloide 

Xocoxochitl Pimenta dioica (L.) MERK. atherisches Ol 

[syn. Pimenta officinalis LINDL.] (Eugenol u.a.) 

Cempoalxochitl/ Tagetes lucida CAv. atherisches Ol 

Yauhtli (siehe Tagetes spp.) 

Tlacoxiloxochitl Calliandra anomala Alkaloide 



Rituelle Verwendung 

Die rituelle Verwendung von Kakao - als Opfergabe, Raucherstoff oder Rauschmittel - muB in Mesoamerika sehr alt sein, wie 
zahlreiche archaologische Funde beweisen. Bei den prahistorischen Tolteken bekam ein jeder, der den Gottern ein offentliches 
Raucheropfer dargebracht hatte, als Zeichen seiner religiosen Ehrerbietung einen Kakaozweig in die Hand. 
Die Azteken sahen im Kakaobaum ein Geschenk ihres friedliebenden Gottes Quetzalcoatl (»Gefiederte Schlange«). In einem 
aztekischen Text aus der friihen Kolonialzeit wird der Baum und das Getrank, das berauschend sein konnte, genau beschrieben: 
»CactIOCIqtinvitl - Kakaobaum 

Er hat breite Aste. Es ist einfach ein runder Baum. Seine Frucht ist wie ein Kolben getrockneten Maises, wie ein Kolben griinen 
Maises. Ihr Name ist „Kakaokolben~. Einige sind rotlichbraun, einige weiBlichbraun, einige blaulichbraun. Ihr Herz, das, was ihr 
Inneres ist, ihr gefiilltes Inneres, ist wie ein Maiskorn. Der Name davon, wenn es wachst, ist cacao. Dies ist eBbar, trinkbar. 
Dieser Kakao, wenn man viel davon trinkt, wenn man viel davon zu sich nimmt, besonders von dem, der griin ist, der zart ist, 
macht einen betrunken, hat eine Wirkung auf einen, macht einen krank, bringt einen durcheinander. Wenn eine normale Menge 
getrunken wird, macht er einen froh, erfrischt einen, trostet einen, starkt einen. So wird gesagt: „Ich nehme Kakao. Ich befeuchte 
meine Lippen. Ich erfrische mich.«„ (SAHAGUN, XI) 

Kakao oder Schokolade wurde bei den Azteken und wird noch heute bei verschiedenen Stammen zusammen mit entheogenen 
Pilzen (Psilocybe spp.) in entsprechenden Ritualen eingenommen (WEST 1992: 106). 

Die yucatekischen Maya verehrten einen schwarzen Gott namens Ek Chuah (= »Gott M«, vermutlich identisch mit dem 
aztekischen, langnasigen Gott der Handler Yacatecuhtli) als Kakaogott. Im Monat Muan des alten Mayakalenders wurde von den 
Kakaobauern ihm zu Ehren ein Fest abgehalten. Auf Reisen wurde ein Opfer von Weihrauch (vielleicht aus Kakaobohnen und 
Copal) dargebracht, um eine sichere Riickkehr zu erwirken. Dieser Gott wurde oft auf WeihrauchgefaBen dargestellt. Die 
Namensglyphe des Gottes war ein freischwebendes Auge (TAUBE 1992: 88ff.). Die Maya und Lakandonen benutzen 
frischgequirlten Kakao als rituellen Zusatz zur Balche'. 

Kakaobohnen werden auch von den Schamanen der in Panama (Darien) lebenden Cunaindianer als rituelles Raucherwerk 
verwendet, das von den Heilern fiir die Diagnose benutzt wird. Zunachst werden in ein tonernes RauchergefaB, das an den Seiten 
zwei Griffe hat, gliihende Holzkohlen gefiillt. Dann streut der Schamane Kakaobohnen darauf. Er blickt in den aufsteigenden 
Rauch. An dessen Verhalten und Struktur kann er die Krankheit des Patienten ablesen. Kakaobohnen werden bei fast alien 
rituellen Anlassen und Stammeszeremonien als Weihrauch verbrannt. Der Kakaorauch wird zudem auch medizinisch genutzt. 
Dazu werden die Bohnen, mit Chilischoten (Capsicum fructescens L.; siehe Capsicum spp.) vermischt, gerauchert. Dieser scharfe 
Rauch soil bei alien Fiebererkrankungen inklusive Malaria heilsam wirken (DUKE 1975: 2930. 

Artefakte 

Die Maya der klassischen Periode (300 bis 900 n. Chr.) haben einen reichen Schatz an rituellen TrinkgefaBen hinterlassen. Diese 

polychrome Keramik ist kunstvoU mit Hieroglyphentexten und verschiedensten Darstellungen visionarer Erfahrungen und 

ritueller Handlungen verziert. Es konnten inzwischen mehrere der Hieroglyphentexte auf derartigen TrinkgefaBen entziffert 

werden. Haufig wird der Besitzer des GefaBes genannt, und im Text heiBt es dann, daB »das GefaB fiir den frisch vom Baum 

gepfliickten Kakao« genutzt werde. D.h., diese TrinkgefaBe standen mit der rituellen Einnahme von Kakao in direkter Beziehung 

(MACLEOD und REENTS-BUI)ET 1994). Die Hieroglyphe fiir Kakao ist ein stilisierter Affenkopf. 

Kakaofriichte sind oft in der aztekischen und verwandter Kunst dargestellt. Der Baum, die Friichte oder das daraus bereitete 

Getrank sind in den Bilderhandschriften der verschiedenen mesoamerikanischen Volker haufiger abgebildet. 

In den sechziger Jahren nannte sich eine psychedelische US-amerikanische Band Chocolate Watch Band. Ihre Musik war aber 

eher durch andere Drogen inspiriert. 

Medizinische Anwendung 

Im alten Amerika wurde Kakao als Tonikum und Aphrodisiakum geschatzt. In der indianischen Volksmedizin wird Kakao auch 

bei Durchfallen und innerlich zur Behandlung von Skorpionstichen getrunken. 

Die Cunafrauen trinken ein Dekokt aus dem Fruchtfleisch als Schwangerschaftsmedizin. Lustlosen Kindern wird ein Tee aus den 

Blattern verabreicht, und die frischen, jungen Blatter werden als antiseptisches Mittel auBerlich verwendet (DUKE 1975: 2930. In 

Peru wird Kakao vor allem als Diuretikum und bei Niereninfektionen getrunken (CHAVEZ V. 1977: 322*). 

In der Homoopathie wird gelegentlich die aus den gerosteten Samen durch Mazeration gewonnene Urtinktur (Cacao hom. 

HPUS88) verwendet (BAUMANN und SEITZ 1994: 946). 

Bis heute halt die Debatte an, ob Schokolade gesund oder schadlich sei (FULLER 1994). Das jiingst publizierte Buch eines Arztes 

vertritt die Ansicht, daB Schokolade fiir den Menschen sehr gesund sei (MONTIGNAC 1996): 

» Es besteht heute die moralische Verpflichtung, ihre auBergewohnlichen Ernahrungseigenschaften iiberall zu verbreiten, die sie 

zusammen mit ihrer vorbeugenden Wirkung vor allem im Cholesterinbereich zu einem wohltuenden und heilsamen 

Nahrungsmittel machen, von dem haufiger Gebrauch gemacht werden soUte und das in vertretbaren Mengen als regelmaBiger 

Bestandteil der Ernahrung zu empfehlen ist.« (MONTIGNAC 1966: 198) 

Inhaltsstoffe 

In der Kakaobohne sind 18% Proteine, 56% Lipide (Fette), 13,5% Kohlenhydrate, 1,45% Theobromin, 0,05'% Koffein, 5% 
Tannin enthalten (MONTIGNAC 1996: 203). Theobromin kommt auch in Ilex cassine und llexguayusa vor. Daneben ist noch das 
ahnlich aufgebaute Theophyllin enthalten. AuBerdem finden sich B-Phenethylamin, Tyramin, Tryptamin, Serotonin und 
CatechinGerbstoffe (vor allem in der Schale). In der getrockneten und gerosteten Kakaoaschale kommen bis zu 0,02% Koffein 
und 0,4 bis 1,3% Theobromin vor (BAUMANN und SEITZ 1994: 946). Auch in den Blattern sind die Methylxanthine 



Theobromin und Koffein, je nach Sorte in unterschiedlicher Konzentration, meist weniger als 1 % der Trockenmasse, en thai ten. 
Daneben enthalten sie Chlorogensaure und Rutosid (BAUMANN und SEITZ 1994: 944). Kiirzlich wurde entdeckt, daB Kakao 
Anandamide enthalt (siehe THC). 

Wirkung 

Die in den aztekischen Quellen beschriebene psychoaktive Wirkung ist vielleicht auf die Kakaoadditive oder einen Synergismus 

mit den zugesetzten Substanzen zuriickzufiihren. Ich babe das traditionell hergestellte, indianische Getrank als sehr stimulierend 

und euphorisierend empfunden. Diese Wirkung ist bei kommerziellem Kakao nicht unbedingt zu erwarten. 

Schokolade wird gerne als »Hirnnahrung« oder »Nervennahrung« bezeichnet und hat bei maBigem bis hohem GenuB eindeutig 

eine stimmungsaufhellende und wohltuende Wirkung. Sie wird auf das Theobromin zuriickgefiihrt, konnte aber auch vom 

Anandamid herriihren (vgl. THC). Theobromin kann offensichtlich zu einer Art Abhangigkeit fiihren (sogenannte 

»Schokoladensucht«) . 

DaB Kakaobohnenrauch eine pharmakologische Wirkung hat, ist kaum anzunehmen. 

Marktformen und Vorschriften 

Kakao unterliegt nur den jeweiligen Lebensmittelverordnungen und ist frei verkauflich. International ist vor allem die Criollosorte 
gefragt, da sie als besonders hochwertig gilt. Sie wird in Europa auch als »Maya-Schokolade« vermarktet. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Theobroma spp., Koffein 

BAUMANN, Thomas und Renate SEITZ 1994 »Theobroma«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 6: 941-955, Berlin: Springer. 

BUHLER, Margrit 1987 Geliebte Schokolade, Aarau, Stuttgart: AT Verlag. 

CUATRECASAS, Jose 1964 » Cacao and Its Allies: A Taxonomic Revision of the Genus Theobroma«, Contribution of the US. National Herbarium 35(6). 

FULLER, Linda K. 1994 Chocolate Fads, Folklore, and Fantasies, New York usw.: The Haworth Press. 

MAcLEOD, Barbara und Dorie REENTS-BUDET 1994 »The Art of Calligraphy: Image and Meaning*, in: Dorie REENTS-BUDET (Hg.), Painting the Maya 

Universe: Royal Ceramics of the Classic Period, S. 106-163, Durham und London: Duke University Press. 

MrrSCHERLlCH, A. 1859 Der Cacao und die Chocolade, Berlin: A. Hirschwald. 

MONTIGNAC, Michel 1996 Gesund mit Schokolade, Offenburg: Artulen Verlag. 

MORTON, Marcia und Frederic 1995 Schokolade: Kakao, Praline, Trilffel und Co., Wien: Deutike. 

OTT, Jonathan 1985 Chocolate Addict, Vashon, Washington: Natural Products Co. 

REENTS-BUDET, Dorie (Hg.) 1994 Painting the Maya Universe: Royal Ceramics of the Classic Period, Durham und London: Duke University Press. 

SCHWARZ, Aljoscha und Ronald SCHWEPPE 1997 Von der Heilkraft der Schokolade: Geniessen ist gesund, Mijnchen: Peter Erd. 

TAUBE, Karl Andreas 1992 The Major Gods of Ancient Yucatan, Washington, D.C.: Dumbarton Oaks. 

WEST, John A. 1992 »A Brief History and Botany of Cacao«, in: Nelson FoSTER und Linda S. CORDELL (Hg.), Chilies to Chocolate: Food the Americas Gave 

the World, S. 105-121, Tucson und London: The University of Arizona Press. 

YOUNG, Allen M. 1994 The Chocolate Tree: A Natural History of Cacao, Washington, London: Smithsonian Institution Press. 



Theobroma ssp. Wilder Kakao 



Familie 

Sterculiaceae (Sterkuliengewachse); Tribus Byttnerieae 

Die Gattung Theobronza besteht aus etwa 20 neotropischen, d.h. amerikanischen Spezies. Einige wilde Kakaoarten, die in den 
mittel- und siidamerikanischen Tropen vorkommen, haben ethnopharmakologische Bedeutung. Die chemotaxonomische 
Bearbeitung der Gattung ist bisher nur diirftig. So ist die Anwesenheit von Koffein und Theobromin eigentlich nur fiir Theobroma 
cacao belegt (BAUMANN und SEITZ 1994: 942). 

Theobroma bicolor HUME, et BONPL. 

Diese mittelamerikanische Kakaoart heiBt auf Maya kakaw oder xaw, auch balattite' (»Jaguarbaum« ), sonst wird sie in Mexiko 
Cacao bianco. Cacao malacayo, Pataste oder Pataxte genannt (HERNANDEZ 1987: 1228'). Die Maya benutzten ihn als 
Balche'zusatz. Seine Friichte werden in Mexiko als Ersatz fiir den kultivierten Kakao (Theobroma cacao) genommen. Er wird im 
Bundesstaat Guerrero sogar in Plantagen angebaut. Dort wird aus dem Fruchtsaft ein Erfrischungsgetrank und ein fermentierter, 
weinartiger Trunk bereitet. 

Theobroma grandiflorum (WILLD. ex SPRENG.) SCHUM. - Cupuassu 

Diese Cupuassii genannte, wilde Kakaoart kommt in der Gegend von Manaus (Amazonien) vor und wird vor allem wegen ihrer 
Friichte, die runder und flacher als die von Theobroma cacao sind, geschatzt (DE AGUIAR und LLERAS 1983). Aus dem 
reichlichen Fruchtsaft werden fermentierte Getranke (Kakaowein) gebraut. Die Blatter werden zur Herstellung von alkalischer 
Pflanzenasche fiir Schnupfpulver und Cocabissen (siehe Erythroxylum coca) benutzt. Diese Kakaoart enthalt weder Koffein noch 
Theobromin, der einzige Wirkstoff ist das Purinalkaloid Theacrin (BAUMANN Und SEITZ 1994: 942). 

Theobroma subincanum MARTIUS - Cacahuillo 

Die Pflanzenasche aus der Rinde dieser Kakaoart wird von verschiedenen Amazonasstammen zur Herstellung von 
Schnupfpulvern, besonders jenen aus Virola spp., verwendet und auch dem Schnupftabak (vgl. Nicotiana tabacum) zugesetzt 



(SCHULTES 1978a: 1870. Die pulverisierte Innenrinde soil, mit Tabak vermischt, als Halluzinogen benutzt werden (DUKE und 
VASQUEZ 1994: 1690. 

Manchmal wird angenommen, daB aus dieser amazonischen Art vielleicht durch Kultivierung Theobroma cacao hervorgegangen 
ist (BAUMANN und SEITZ 1994: 942). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Erythroxylum coca, Theobroma cacao, Balche', Schnupfpulver, Koffein 

BAUMANN, Thomas und Renate SEITZ 

1994 »Theobroma«, in: Hagers Handbuch der phar 

mazeutischen Praxis (5. Aufl. ), Bd. 6: 941-955, Berlin: 

Springer. 
DE AGUIAR FALCAO, Martha und Eduardo LLERAS 

1983 »Aspectos fenologicos, ecologicos e de produti 

vidade do cupua~u - Theobroma graudiflortlm 

(WlLLD.eXSPRENG.) SCH UM.«,ActaAttlltZ()tUcli 
13 (5-6): 72 5-73 5. 



Trichocereus pachanoi San-Pedro-Kaktus 

Familie 

Cactaceae (Kakteen); Unterabteilung Cereus 

Formen und Unterarten 

Die Indianer unterscheiden zwei Formen des Kaktus, eine »mannliche« (mit langen Stacheln) und eine »weibliche« (mit kurzen 
Oder gar keinen Stacheln); diese Formen tragen keine botanischen Namen. 

Synonyme 

Cereus peruvianas nom. nud. Cerells glgalltells Echiliopsis pachanoi (BRITT. et ROSE) FRIEDR. et Rowi_ (vgl. Echinopsis 
spp.) 

Volkstiimliche Namen 

Achuma, Agua-coUa, AguacoUa, AgLIacolla-cactus alucinogena, Cardo, Cimarron, Cimora blanca, Cuchuma, Giganten, 
Huachuma, Huachumo, Huando hermoso, Kachum, »Rauschgiftkaktus«, Sampedro, San Pedro, San-Pedro-Kaktus, San Pedrillo, 
Simora 

Geschichtliches 

Der San-Pedro-Kaktus stand am Anfang der andinen Zivilisation (BURGER 1992); er war die inateria prilna der Schamanen 
(GIESE 1989b: 225). In Peru bzw. im zentralen Andenraum und den angrenzenden Wiistengebieten wird der Kaktus seit 
mindestens 2000 Jahren rituell benutzt (CABIESES 1983). Der alteste archaologische Beleg fiir die rituelle Verwendung findet 
sich in den friihen Schichten der Formativen Periode von Chavin (JoRALEMON und DoUGLAS 1993: 185). Er fand als 
Sakraldroge ebenso wie als schamanisches Heilmittel Verwendung (ANDRITZKY 1989, DONNAN und DoUGLAS 1977). Der 
Kaktus wird seit 200 v. Chr. bis 600 n. Chr. (Elirly-liiterrrledilite-Periode) an der peruanischen Kiiste kultiviert (DAvis 1983: 
368). 

Erstaunlicherweise sind kolonialzeitliche Berichte iiber die indianische Anwendung sehr diirftig. Auch ist der Gebrauch des 
Kaktus nicht von der Inquisition (die ihn wahrscheinlich nicht gekannt hat) verfolgt worden (ANDRITZKY 1987). 
Niemand weiB genau, wie die heilige Pflanze der Indianer den Namen eines katholischen Heiligen (Sankt Peter, heiliger Petrus) 
erhielt. Vermutlich stand der Kaktus mit Regenkulten und heidnischen Regengottern in Zusammenhang. Da San Pedro der Heilige 
des Regens ist, lag es nahe, den Kaktus so zu nennen (und ihn so vielleicht vor der pharmakratischen Inquisition zu retten). 
AuBerdem ist Petrus derjenige, der den Himmelsschliissel besitzt (vgl. Nicotiana rustica). 

Verbreitung 

Der San-Pedro-Kaktus stammt aus Peru und ist in einer Hohe zwischen 2000 und 3000 Meter verbreitet (GIESE 1989b; POLIA 
und BIANCHI 1991). Er wird in vielen andinen Gebieten, z.B. in Ecuador und Peru kultiviert. Man kann diesen Kaktus in den 
meisten botanischen Garten und Kakteenhandlungen der Welt finden. Er kann sowohl in trockenen Gebieten als auch in feuchten 
Zonen gedeihen. 

Anbau 

Der Kaktus kann aus Samen, die winzig klein sind, gezogen oder durch Stecklinge vermehrt werden. Dazu muB nur ein 
Kaktusstiick in die Erde gesteckt werden. An der Schnittstelle treiben dann ein oder zwei neue Stangen aus. 
Vor allem in Kalifornien werden heute groBe Mengen Trichocerelis pachanoi angebaut - nicht nur zur Zierde, sondern in erster 
Linie zur Verwendung als Entheogen. Der Kaktus gedeiht im kalifornischen Klima prachtig und wachst auBerst schnell, wenn er 



jeden Tag gewassert wird. Da er kein Wustenbewohner ist, sondern aus den feuchtwarmen, regenreichen Gebieten der Anden 
stammt, ist er an reichlich Wasser gewohnt. Bei eigenen Kultivierungsversuchen hat sich gezeigt, daB man bei regelmaBigem 
GieBen (taglich!) den Kaktus geradezu aus dem Boden schieBen sieht.3°5 Auf der anderen Seite ist er aber auch sehr geniigsam. 
Er kann monatelang ohne Wasser iiberleben. Selbst abgeschnittene Teile iiberleben monate-, sogar jahrelang. Auch ohne Nahrung 
und Wasser treiben sie Seitentriebe aus. Wer einmal den Kaktus zu Hause angepflanzt hat, wird von seiner unglaublichen 
Lebenskraft stark beeindruckt sein. 

Trichocereus pachanoi eignet sich gut zum Pfropfen mit anderen Kakteen, z.B. mit Peyote (Lophophora williamsii). Dazu wird 
die Spitze glatt abgeschnitten. Auf die Schnittstelle wird der Kopf eines anderen Kaktus gesetzt und fiir ein paar Tage 
festgebunden. Die aufgepfropften Kakteen enthalten allerdings kein Meskalin, es sei denn, es handelt sich um eine 
meskalinhaltige Art. 

Aussehen 

Der fast stachellose Stangen- oder Saulenkaktus wird bis zu sechs Meter hoch (BRITTON und ROSE 1963 II: 134ff.*). Er hat 
mehrere Rippen, meistens sechs, sehr selten - oder iiberhaupt nicht? - nur vier (dann ist er fiir die Indianer besonders kraftig, da er 
die vier Himmelsrichtungen symbolisiert), oft sieben bis acht, sogar bis zu zwolf Rippen. Er treibt seine wunderschonen, weiBen 
Bliiten nur nachts aus. Die sehr wohlschmeckenden roten, fast kinderkopfgroBen Friichte treten nur auBerst selten auf. 

Droge 

Scheiben des frischen Kaktus; Rindenpulver. Die frischen Kaktusscheiben werden in Peru auf den »Hexenmarkten« angeboten 
(ANZENEDER et al. 1993: 791 . 

Zubereitung und Dosierung 

Der San-Pedro-Trank wird aus frischen Kaktusstangen oder -stiicken bereitet. Die Stangen werden zerschnitten und (oft unter 
Zusatz anderer Pflanzen) in reichlich Wasser ein paar Stunden ausgekocht. Dann wird der Dekokt abgegossen und iiber weitere 
Stunden auf die Halfte eingekocht (DAvis 1983, DOBKIN DE Rios 1968). Manche curanderos kochen vier diinne Stangen in 20 
Liter Wasser sieben Stunden lang aus (SHARON 1980: 66). 

Meist wird ein ca. 25 cm langes und 5 bis 8 cm dickes Kaktusstiick pro Person in Scheiben geschnitten ausgekocht. Zur 
Verbesserung der Losung des Meskalins kann etwas Zitronen- oder Limonensaft hinzugefiigt werden. Es ist auch eine Technik 
mit einem Dampfdrucktopf entwickelt worden (TORRES und TORRES 1996). 

Traditionelle curanderos verstarken den San-Pedro-Trank mit Blattern der misha genannten Engelstrompete (Brugmansia spp.; 
GIESE 1989a: 225), aber auch mit anderen Pflanzen, die z.T wie hornarno oder condorillo botanisch bisher nicht eindeutig 
identifiziert werden konnten (POLIA M. 1988'x, POLIA und BIANCHI 1991: 66, SHARON 1980: 66). Diese Pflanzen verandern 
deutlich die Qualitaten des San Pedro (DOBKIN DE Rios 1968: 191, GIESE 1989b: 228ff.). 

Zur Ernte werden die Stangen ca. 5 bis 10 cm oberhalb des Bodens abgeschnitten. Die verbleibenden Stummel treiben nach kurzer 
Zeit wieder aus! Die Stangen werden in handliche, ca. 30 bis 40 cm lange Stiicke zerlegt. Nun werden die Rippen 
auseinandergeschnitten. An der Stelle, wo die griine Einfarbung des Fleisches verschwindet, schneidet man die Haut oder Rinde 
ab. Die frische Haut wird zum Trocknen an die Sonne gelegt. Nach einigen Stunden roUen sich die Hautstiicke etwas ein und 
soUten dann so ausgelegt werden, daB die Innenseite zur Sonne gewandt ist. Je nach Sonneneinstrahlung kann der 
TrocknungsprozeB zwischen 2 und 6 Tage dauern. Wenn die Kaktushaute durchgetrocknet sind, werden sie zermahlen. Dazu kann 
man entweder einen Morser (sehr anstrengend), eine mexikanische Metate (Reibstein), eine Kaffeemiihle oder ein professionelles 
Gerat zum Zerkleinern von Rohdrogen aus dem Apothekenhandel benutzen. Je feiner das Kaktusmaterial zermahlen wird, desto 
effektiver ist die Resorption des Meskalins. Da der Kaktus extrem, geradezu ekelerregend bitter schmeckt, hat es sich bei vielen 
Kaliforniern eingebiirgert, das Pulver in Gelatinekapseln zu 1 g abzufiillen. In dieser Form laBt sich die Dosis auch einfach 
festlegen. Das Pulver soUte trocken und dunkel aufbewahrt werden. Da Meskalin ein recht stabiles Molekiil ist, kann das Pulver 
bei richtiger Lagerung lange aufbewahrt werden. Wenn man das Pulver mit Milch, Wasser, Apfelsaft, Tee o.a. aufschwemmt, muB 
man es schnellstmoglich hinunterstiirzen, da es sich sonst zu einer widerlichen Masse verdichtet. 

Rituelle Verwendung: 

In vorspanischer Zeit hatte der Kaktus eine rituelle Bedeutung im Orakelwesen, in der Sexualmagie und im Schamanentum 
(ANDRITZKY 1989, BURGER 1992, DOBKIN DE Rios 1982). Leider sind keine genauen priikolumbianischen Rituale 
dokumentiert worden, obwohl der Gebrauch sehr alt zu sein scheint. Dobkin de Rios (1985) nimmt an, daB die beriihmten 
Erdzeichnungen von der Nazca-Ebene eine Art heilige Kartographie (oder auch visionary niap) der Mocheschamanen fiir ihren 
auBerkorperlichen Flug darstellten. 

Der heilige Kaktus wird heute noch von peruanischen curanderos, »Heilem«, bei ihren nachtlichen Mesaritualen eingenommen 
und auch den Teilnehmern verabreicht. Die Mesa ist ein Altar mit zahlreichen Objekten (Staben, Muscheln, Keramik, 
Heiligenbildern etc.), der in seiner Struktur auf die vorspanische Zeit zuriickgeht und eine visionary rnap darstellt (GIESE 1989a 
und 1989b; JORALEMON 1985: 21; JORALEMON Und SHARON 1993: 167; VILLOLDO 1984). Der Trank wird hauptsachlich 
von Schamanen eingenommen, um bei nachtlichen Zeremonien die Ursache einer Krankheit erkennen zu konnen. Seltener wird 
dem Patienten und anderen anwesenden Personen etwas von dem Trank gereicht. Vorher muB allerdings aus einer Schnecken- 
oder Muschelschale ein alkoholischer Extrakt von Tabak (Nicotiana rustica) durch die Nase »getrunken« werden, uni sich zu 
reinigen und vor negativen Machten zu schiitzen. 



Der Gebrauch des San-Pedro-Trankes bei den peruanischen Volksheilern ist nicht mehr wirklich schamanisch, sondern hat eine 
eher symbolische Form angenommen. Bei den Mesaritualen wird auch normalerweise eine nicht psychoaktiv wirksame Dosis 
eingenommen: 

»Nach meinen Beobachtungen bei mehreren mesa-Ritualen in Lima und Huancabamba hat der achurna-Trank keine halluzinogene 
Wirkung. Auch beim curandero und seinen Helfern (rastreadores) waren keine Anzeichen eines veranderten 
BewuBtseinszustandes zu bemerken. Der achunia soil nach ihren Aussagen die seherisch-diagnostische Sensibilitat starken, die 
Objekte der niesa beleben und die Seele der Patienten „erbluhen" lassen. Echte halluzinogene Visionen wurden aber von keiner 
rnesa berichtet.« (ANDRITZKY 1989: 113f.*) 

Artefakte 

Es sind zahlreiche prakolumbianische Artefakte aus Nazca und aus der Moche-Chimu-Zeit bekannt, auf denen Saulenkakteen, die 
exakt wie Trichocere«s /?flc/za«o( (weniger wie andere Arten) aussehen, abgebildet sind (DOBKIN DE Rios 1977 und 1980). 
Besonders bekannt ist der in eine Stele gehauene Orakelgott von Chavin, der einen Kaktus in der Hand halt (BURGER 1992, 
CORDY-COLLINS 1977 und 1980, MULVANY DE PEO,. B 1984*). Der bliihende Kaktus wurde auch auf 2000 Jahre alten 
schamanischen Textilien der Chavinkultur dargestellt, allerdings in einer idealisierten Form, namlich nur mit vier Rippen. Obwohl 
auch heute noch peruanische Schamanen davon sprechen, daB die viergerippten Kakteen am starksten seien, sind doch noch keine 
derartigen Exemplare in der Natur aufgefunden worden (CORDY-COLLINS 1982*). Viele SteigbiigelgefaBe der Mochica zeigen 
Kaktusdarstellungen, entweder plastisch oder als Zeichnungen, die eindeutig auf schamanische Zusammenhange verweisen 
(BOURGET 1990, CORDYCOLLINS 1977, DONNAN und SHARON 1977, KUTSCHER 1997*, SHARON 1972, 1980 und 
1982). Besonders interessant ist ein GefaB, bei dem der magische Kaktus aus einem Hirsch herauswachst, d.h., hier wird eine 
ahnliche Beziehung zwischen einem Cerviden und einem meskalinhaltigen Gewachs hergestellt wie im Peyotekult der Huichol 
(siehe Lophophora williamsii). Es gibt ein GefaB der Mochica, das eine erotische Szene darstellt. Dabei halt der Mann, der gerade 
die auf dem Riicken liegende Frau penetriert, eine San-Pedro-Scheibe in der Hand (FURST 1996). 

Die amerikanische Kiinstlerin Donna Torres hat einige von San-Pedro-Erfahrungen inspirierte Bilder gemalt. Der chilenische 
Museumsillustrator und Kiinstler Jose Perez de Arce Antoncich hat eine Lithographic mit dem Titel »Homo Adentro« nach seiner 
ersten eigenen Erfahrung mit dem San-Pedro-Kaktus angefertigt (handsignierte Exemplare sind im Nationalmuseum fiir 
prakolumbianische Kulturen von Santiago de Chile erhaltlich). 
Es gibt eine peruanische Briefmarke mit einer gezeichneten Darstellung eines bliihenden Trichocereus pachanoi. 

Medizinische Anwendung 

Der Kaktus dient in erster Linie den Schamanen fiir psychedelische Rituale. In der peruanischen Volksmedizin werden 
Zubereitungen aus dem Kaktusfleisch in geringem MaBe als Aphrodisiakum und Tonikum gebraucht (DOBKIN DE Rios 1968). 
In der Homoopathie und der westlichen Medizin hat der Kaktus derzeit keine Verwendung. 

Inhaltsstoffe 

Im trockenen Extrakt des Trichocereiis pachanoi soUen 2% Meskalin enthalten sein (CABIESES 1983: 138, POLIA und 
BIANCHI 1991: 66). Die Angaben zur Wirkstoffkonzentration sind in der Literatur oft unterschiedlich. Nach GOTTLIEB (1978: 
45*) sollen 1,2 g Meskalin in einem Kilo frischem Kaktus enthalten sein. Im frischen Kaktus soil der Meskalingehalt bei 0,12% 
Uegen (POLIA und BIANcHI 7997; 66). Andere haben 0,33% MeskaUn im gefriergetrockneten Material festgestellt (BROW N 
und MALONE 797S; 14*). DEKORNE (1994: SS*j gibt an, daB in 100 g Trockenmaterial 300 mg Meskalin enthalten sind. 
Neuere, chromatographische Methoden (HPLC) haben sehr genaue Messungen ergeben und zeigen, daB der Meskalingehalt in 
sechs verschiedenen Proben von Trichocereus pachanoi 1,09 bis 23,75 pg pro mg des getrockneten Materials ausmacht. D.h., die 
Konzentration an Meskalin kann extrem variabel sein (HELMLIN und BRENNEISEN 7992; 94). ES ist aufgrund 
humanpharmakologischer Experimente deutlich geworden, daB das Kaktusmaterial von jiingeren Exemplaren wesentlich starker 
wirkt als das von alten, verholzten Individuen (miindliche Mitteilung von Manuel Torres). 

Neben Meskalin sind in Trichocereus pachanoi noch Tyramine und B-Phenethylamine enthalten (MATA und MCLAUGHLIN 
19760; auch Trichocerin (POLIA und BIANCHI 1991: 66) und Tyramin, Hordenin, 3,4-Dimethoxy-B-phenethylamin und 
Anholidin (BROWN und MALONE 1978:14*). 
Sogar die auf dem Kaktus lebenden Schnecken sollen Meskalin enthalten (FURST 1996). 

Traditionelle Additive zum San-Pedro-Tranli 

(Nach DAvIs 1983, DoBKIN DE Rios 1968, GIESE 1989b: 227ff.*, SHARON 1980; erganzt durch eigene 
Beobachtungen in Chiclayo, Nordperu; vgl. Cimora) 

Einheimischer Name Stammpflanze Wirkstoff 

misha Brugmansia sp. Tropanalkaloide 

= floripondio (= »Datura arborea«) 

misha curandera Brugmansia sp. Tropanalkaloide 

misha rastrera Brugmansia sanguinea Tropanalkaloide 

= misha colorada 

misha rastera blanca Brugmansia arborea Tropanalkaloide 

= cimora Brugmansia x Candida PERS. 

cimora oso B. x Candida f. 



cimora galga 
cimora toto curandera 
chamico 



condor misha 

= hierba del condor 

condor purga 

= huaminga oso 
= trenza shimbe 
= huaminga misha 

condorillo 

condorillo de quatro filos 

condoro 

toro-maique 
contrahechizo 



piri-piri;°l 

= congona 



hornamo 

hornamo amarillo 
hornamo bianco 
hornamo caballero 

= hornamo caballo 
hornamo chancho 
hornamo cuti 
hornamo lirio 
hornamo loro 
hornamo morado 

hornamo toro 

hornamo verde 

ishpingo 

marijuana 

cimora 

= timora 
(vgl. Cimom) 

timora 

cimora misha 
= misha 

cimora toro 

= misha veneno 

siempreviva 



B. X Candida f. 
B. X Candida £ 
Datura stramonium 
D. stramonium spp. ferox 
Datura innoxia 
Lycopodium saururus 

Lycopodium spp. 



Tropanalkaloide 

Alkaloidell6 
Alkaloide 



Lycopodium sp. 

Lycopodium affine HoOK et GREV. 

Lycopodium tetragonum 

Lycopodium magellanicum 

Lycopodium reflexum 

Pemettya sp. ? 

lochroma grandiflorum ? 

(vgl. lochroma fuchsioides) 

Fuchsia sp. 

Peperomia galioides H.B.K. 

(vgl. Peperomia spp.) 

Peperomia flavamenta TRELEASE 

Peperomia galioides H.B.K. 

Peperomia sp. 

Senecio spp. ( ?) ? 

Senecio tephrosioides TURZ. ? 

Onoseris sp. ( ?) 

Pleurothallis sp. oder Epidendron sp. 



Lycopodium sp. 

Lycopodium sp. 

Valeriana adscendens TURZ. 

(vgl. Valeriana oicinalis) 

Niphogeton scabra (WOLFF.) MACBR. 

9 

(siehe Espingo) 

Cannabis sativa THC 

Iresine spp. ? 

Iresine celosia L. ? 

Euphorbia cotinifolia L. ? 

Pedilanthus tithymaloides POIT. 
Pedilanthus retusus BENTH. ? 
(vgl. Pedilanthus spp.) 
Hippobroma longiflora DON 
(= Isotoma longiflora L.; 
vgl. Pituri) 
Tilliandsia sp. ? 
(vgl. Lophophora williamsii) 



atherisches Ol 



Wirkung 

Gewohnlich werden die Wirkungen des Trichocereus pachanoi als »psychedelisch« oder »entheogen« bezeichnet. Diese 

Wirkungen lassen ihn als ideale schamanische Droge fiir auBerkorperliche Reisen usw. erscheinen (GIESE 1989a: 83; TURNER 

1994: 32f., 36*). 

Ich habe Experimente mit verschiedenen Dosierungen des Pulvers durchgefiihrt. Bei 1 g konnte ich keine Wirkung bemerken. Bei 

2 bis 4 g stellt sich eine leichte Stimulation ein, die ca. 6 bis 8 Stunden anhalt. Diese Menge wirkt wie ein echtes Tonikum, ein 

Starkungsmittel. Ich habe diese Dosierung auch im Hochgebirge erprobt und eine deutliche Leistungssteigerung gespiirt. Wenn 

man wahrend der Wirkdauer etwas iBt, verstarkt sich bei einsetzender Verdauung die Wirkung. 

Bei Mengen um 5 bis 6 g kommen zur tonisierenden Qualitat noch empathogene Empfindungen. 10 g des Pulvers sind eindeutig 

psychedelisch. Allerdings stellen sich kaum Halluzinationen ein. Die psychedelische Wirkung auBerte sich mehr im emotionalen 



Bereich. Sehr starke psychedelische Wirkungen erzielt man, wenn man zu den 10 g noch etwa 50 g LSD einnimmt (vgl. 

Mutterkornalkaloide) . 

Neuerdings greift der Gebrauch von Kaktuspulver als Rauchsubstanz um sich (u.a. in Kombination mit den Samen von Peganum 

harmala). Ob dabei tatsachlich psychoaktive Wirkungen erzielt werden, ist fraglich. Ich selbst habe dabei keinerlei Wirkung 

gespiirt. 

Marktformen und Vorschriften 

Der Kaktus ist iiber den internationalen Kakteenhandel erhaltlich (gelegentlich auch die Samen). Es gibt zur Zeit keine 
Einfuhrbeschrankungen. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Trichocereus peruvianus, Trichocereus spp., Meskalin 

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BoURGET, Steve 1990 »Caracoles sagrados en la iconografia moche«, Gaceta Arqueologiga Andina 5 (20): 45-58. 

KURGER, Richard L. 1992 Chavin and the Origins of Andean Civilization, London: Thames und Hudson. 

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DOBKIN DE Rios, Marlene 1968 »Trichocereus pachanoi: A Mescaline Cactus Used in Folk Healing in Peru«, Econotnic Botany 22: 191-194. 1969 »Folk 

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VWB. 

VILLOLDo, Alberto 1984 »Die Mesa des Don Eduardo*, Sphinx 26: 10-17. 



Trichocereus peruvianus Peruanischer Stangenkaktus 

Familie 

Cactaceae (Kakteen); Unterabteilung Cereus 

Formen und Unterarten 

Es wird eine geographisch getrennte Varietat mit dem Namen Trichocereus peruviantls var. truxilloensis bezeichnet. 



Synonyme 

Echinopsis peruvianus (vgl. Echinopsis spp.) 

Volkstiimliche Namen 

Cuchuma, Peruanischer Kaktus, San Pedro 

Geschichtliches 

Die Art wurde botanisch erst 1937 von Britton und Rose in ihrer groBen Kakteenmonographie beschrieben (II: 136). Ansonsten 
ist iiber die Geschichte nichts bekannt. 

Verbreitung 

Diese Trichocereus-Art kommt fast ausschlieBlich in Peru auf Hohen um 2000 Meter vor. 

Anbau 

Der Trichocereus peruvianus wachst genau so schnell oder sogar schneller als der Trichocereus pachanoi, allerdings nur dann, 
wenn er jeden Tag gewassert wird. In wasserarmen Zeiten braucht er wesentlich weniger Wasser. 

Aussehen 

Trichocereus perzmaniis unterscheidet sich von Trichocereus pachanoi in erster Linie durch wesentlich langere, hartere und 
spitzere Stacheln. Er erinnert stark an Trichocereus bridgesii (vgl. Trichocereus spp.}, wird aber nicht so groB; er erreicht nur etwa 
zwei bis vier Meter Hohe. 

Droge 

Frisches Kaktusfleisch; getrocknetes Rindenpulver 

Zubereitung und Dosierung 

Siehe Trichocereus pachanoi. Aufgrund der langen Stacheln ist bei der Zubereitung Vorsicht geboten (Handschuhe!). Es reicht 
ein ca. 10 cm langes Kaktusstiick fiir eine Person. 

Rituelle Verwendung 

Wie bei Trichocereus pachanoi. Manchmal wird T. periivianus fiir das »mannliche« Gegenstiick von T. pachafzoi gehalten. 

Artefakte 

Vielleicht beziehen sich einige prakolumbianische Kaktusdarstellungen auf der peruanischen Keramik auf den T. peruvianus. 

Medizinische Anwendung 

Bisher unbekannt. 

Inhaltsstoffe 

Der Trichocereus perttviantts enthalt ca. dreimal so viel Meskalin wie die anderen Arten (TURNER 1994: 31 * ). Er soil die 
gleiche oder sogar eine hohere Meskalinkonzentration aufweisen als Peyote (vgl. Lophophora wllllamsu) (PARDANANI et al. 
1977: 585). Gelegentlich soil er bis zu zehnmal so viel Meskalin wie Trichocereus pachanoi enthalten (miindliche Mitteilung von 
Rob Montgomery). 

Wirkung 

Siehe Trichocereus pachanoi 

Marktformen und Vorschriften 

Der Kaktus kommt im internationalen Kakteenhandel vor und unterliegt keiner Vorschrift. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Trichocereus pachanoi, Trichocereus spp., Meskalin 

PARDANANI, 1. H., 1. L. McLAUGHLIN, R. W. KONDRAT und R. G. COOKS 1977 »Cactus Alkaloids. XXXVL Mescaline and Related Compounds from 
Trichocereus peruviarlus«, Lloydia 40(6): 585-590. 



Trychocereus spp. Saulenkakteen 

Familie 

Cactaceae (Kakteen); Unterabteilung Cereus 



Synonyme 

Echinopsis spp. Helianthocereus pasacana (RUMPL.) BCKBG. 

Folgende Arten der Gattung Trichocereus sind psychoaktiv: 

Trichocereus bridgesii (SALM-DYCx) BRITT. et RosE 

Trichocereus cuscoensis BRITT. et RosE 

Trichocereus fulvinanus RITT. 

Trichocereus macrogonus (SALM-DYCx) Rice. 

Trichocereus pachanoi BRITT. et RosE 

Trichocereus peruvianus BRITT. et RosE 

Trichocereus taquimbalensis CARD. 

Trichocereus terscheckii (PARMENTIER) BRITT. et RosE Trichocereus validus (Molw.) BcxsG. 

Trichocereus werdermannianus BCKBG. 
In all diesen Arten konnte Meskalin nachgewiesen werden (AGURELL 1969, MATA Und MCLAUGHLIN 1976). Einige dieser 
Arten werden auch San Pedro genannt oder als Ersatz dafiir angesehen (siehe Trichocereus pachanoi). 
In folgenden Arten, die chemisch untersucht wurden, konnte (bisher) kein Meskalin nachgewiesen werden: Trichocereus 
spachianus (LEM.) Rice. 308 Trichocereus candidans (GILL.) BRITT. et RosE 

Volkstiimliche Namen 

Achuma, Cardon, Cardon grande, Pasakana, Saulenkaktus, San Pedro 

Verbreitung 

Diese Arten kommen in Ecuador, Peru, Bolivien, Nordchile und Argentinien vor. 

Anbau 

Der Trichecereus bridgesii laBt sich aus Samen Ziehen und verlangt ahnliche Bedingungen wie T. pachanoi. Die anderen 
Trichocereus-Arten konnen ebenfalls aus Samen gezogen oder auch durch Ableger und Kaktusabschnitte vermehrt werden. 

Aussehen 

Alle Trichocereus-Arten bilden lange, gerippte, mehr oder minder stachelbesetzte Saulen aus. Es gibt inzwischen sogar einige 
Hybriden aus verschiedenen Trichocereus-Arten. 

Rituelle Verwendung 

Die Art Trichocereus bridgesii, gemeinhin achuma genannt, soil in Bolivien traditionell von Indianern, in La Paz von 
Jugendlichen »wegen seiner stimulierenden Wirkung auf die Psyche« verwendet werden (GIESE 1989b: 2250. Davis berichtet 
von starken psychedelischen Effekten dieser Art (1983: 3750. 

Der Pasakanakaktus Trichocereus pasacana (WEBE.) BRITT. et RosE scheint in Siidamerika schon sehr lange kulturell genutzt 
worden zu sein. Trichocereus pasacana-Friichte wurden in einer Hohle bei Jujuy (Argentinien) in Schichten gefunden, die auf 
7670 bis 6980 v. Chr. datiert werden. Sie wurden auch in alien folgenden Schichten, also kontinuierlich, nachgewiesen. Erst im 
15. Jahrhundert (Inkazeit) treten sie zusammen mit Cocablattern (Erythroxylum coca) auf. Unklar ist, ob der Kaktus schon in der 
Friihzeit psychoaktiv oder nur kulinarisch genutzt wurde. Die Friichte (ohne Samen) und Bliiten werden heute noch in der Gegend 
von Jujuy zur Herstellung von llipta, dem alkalischen Cocazusatz, verwendet (FERNANDEZ DISTEL 1984). 

In Nordwestargentinien kommen auch der rotbliihende Trichocereus tarijensis [syn. Trichocereus poco] (FERNANDEZ DISTEL 

1984) und der meskalinhaltige Trichocereus terscheckii (MATA und MCLAUGHLIN 1982: 1 141 vor. Sie werden dort San Pedro 

oder cardon santo, »heiliger Kaktus«, genannt. Die Mataco haben aus dem Kaktusfleisch dieser oder vielleicht auch anderer Arten 

llipta zum Cocakauen gewonnen. Derartige Cocabissen soUen nicht nur besser geschmeckt, sondern auch viel starker gewirkt 

haben. 

Der Trichocereus atacamensis scheint in prahistorischer Zeit in der Atacamawiiste in Zusammenhang mit Schnupfpulvern 

verwendet worden zu sein. 

Inhaltsstoffe 

In den Trichocereus spp. sind Meskalin und gegebenenfalls andere 6-Phenethylamine vorhanden (AGURELL 1969a). 
Trichocereiis terscheckii enthalt 0,25-l,2%b Alkaloide (hauptsachlich Trichocerin und Meskalin; vgl. RETI und CASTRILLO 
1951, auch HERRERO-DUCLOUX 1932). 

In Trichocereus pasacana wurde das Alkaloid Hordenin gefunden, das moglicherweise eine sympathomimetische Wirkung hat 
(ARGURELL 1969b, FERNANDEz DISTEL 1984). Ebenfalls konnte das Alkaloid Candicin nachgewiesen werden (MEYER und 
MCLAUGHLIN 1980). 



Wirkungen 

Das Kaktusfleisch von Trichocereus atacamensis (PHIL.) BRITT. et ROSE [syn. Helianthocereus atacamensis (PHIL.) BCKBG., 
Cereus atacamensis PHIL.; vgl. ALDUNATE et al. 1981: 211 * ] schmeckt sehr bitter (ganz ahnlich wie Trichocereus pachanoi) 
und hat deutlich stimulierende Eigenschaften. 
Trichocereus terscheckii soil genauso wie Trichocereus pachanoi wirken. 

Marktformen und Vorschriften 

Gelegentlich sind Samen verschiedener rWc/zocereus-Arten erhaltlich; es liegen keine besonderen Bestimmungen vor. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Trichocereus pachanoi, Triehocereus peruvianus, Meskalin 

AGURELL, Stlg 1969a »Identification of Alkaloid Intermediates by Gas Chromatography-Mass Spectometry. 1. Potential Mescaline Precursors in Trichocereus 
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and Archaeological Evidence of Llipta Elaboration from the Cactus Trichocereiis pasacana in Northwest Argentina*, Proceedings 44 International Congress of 
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Turbina corymbosa Ololiuquiranke 

Familie 

Convolvulaceae (Windengewachse); Convolvuloideae, Tribus Argyreieae 

Formen und Unterarten 

Keine 

Synonyme 

Convolvidus corytribosa L. Convolvidus coryrribosiis L. 

Convolvulus domingensis DESR. Convolvulus sidaefolia H.B.K. Convolvulus sidaefolius KUNTH. Ipomoea antillana 
MILLSPAUGH Ipomoea burmanni CHOISY Iporrioea corynibosa (L.) ROTH Iponioea dominguensis (DESR.) HOUSE 
Ipomoea sidaefolia (H.B.K.) CHOISY Ipomoea sidaefolia (KUNTH) CHOISY Rivea corymbosa (L.) HALL./ 

Volkstiimliche Namen 

Aguinaldo (Kuba), A-mu-kia, Angelito, Badoh (Zapotekisch), Badoh bianco (»weiBes Badoh«), Badoh-shnaash, Badoor, Bejuco 
de San Pedro (»Ranke des hi. Petrus«), Bidoh shnaash, Bi-to, Coatlxihuitl (Aztekisch »Schlangenkraut«), Coatlxoxouhqui 
(Aztekisch »grune/blaue Schlange«), Coatlxoxouqui, Cuan-bodoa, Cuexpalli, Cuetzpallin (»Mauereidechse«), Flor de la virgen 
(Spanisch »Blume der Jungfrau«), Flor de pascua (Spanisch »Osterblume«), (;rune Schlange, Guana-lace, Hierba de la virgen 
(»Kraut der Jungfrau«), Hierba Maria, Hoja del norte (»Blatt des Nordens«), Huan-mei (Chinantekisch), Huan-men-ha-sey, 
Loquetica, Loquetico (»der Verruckte«), Manta, Mantecon, Manto (»Mantel«), Ma:sungpahk (Mixe »Knochen der Kinder «), 
M'+'oo quia' see, Mo-ho-quiot-mag, Mo-so-lena (Mazatekisch), Nicuana-laci, Nocuana-laci, Nosolena, Ololiuhqui (Aztekisch 
»das, welches Drehungen verursacht«), Ololiuqui, Pamaxunk, Pi-too (Zapotekisch), Piule3'°, Quahn shnaash, Sachxoit 
(Tepehuan), Santa (»die Heilige«), Santa Catarina, Schlangenpflanze, Semillas de la virgen, Senorita (»Dame« ), labentun, 
Trepadora (»Winde«), Tumba caballo (»Grab des Pferdes«), Ua-men-hasey (Chinantekisch), WeiBe Trichterwinde, Xtabentum, 
Xtabentun (Maya »Edelsteinkordel« ), Xtabentiin, Yaga-bidoo, Yerba de la serpientes, Yerba de la virgen, Yololique (Nahuat), 
Yucu-yaha (Mixtekisch) 

Geschichtliches 

Der rituelle und medizinische Gebrauch der psychoaktiven Samen der Ololiuquiranke geht weit in vorspanische Zeit zuriick. Seit 

der friihen Kolonialzeit wird die Nutzung der »kleinen G6tter« (= Samen) bei den Azteken und anderen mesoamerikanischen 

Volkern bezeugt. Der divinatorische und medizinische Nutzen wurde schon von Sahagun dokumentiert. Die Pflanze und ihre 

Eigenschaften wurden zuerst von Hernandez dargestellt. Ximenez hat die Pflanze und ihren Gebrauch in den Cuatrolibros de la 

naturaleza (1790) beschrieben. Der ausfiihrlichste Bericht stammt von Ruiz de Alarcon. 

Zu Anfang dieses Jahrhunderts hielt man den Ololiuquigebrauch fiir ausgestorben. Auch war die botanische Herkunft lange Zeit 

ungeklart. So wurde Ololiuqui als Datura innoxia oder Lophophora williamsii gedeutet (SAFFORD 1915, REKO 1934). Friiher 

glaubte man sogar, daB es sich bei Ololiuqui um eine narkotisch wirkende Mohnart (Papaver spp., Argemone mexicana) gehandelt 

haben miisse (CERNA 1932: 3050. 

Die botanische Identitat von Ololiuqui wurde erst von Richard Evans Schultes in den vierziger Jahren aufgeklart (DAVIS 1996: 

94ff.*, SCHULTES 1941). Die Wirkstoffe wurden zu Anfang der sechziger Jahre von Albert Hofmann isoliert und als 



Mutterkornalkaloide aus der nachsten Verwandtschaft der Wirkstoffe aus Claviceps purpurea und LSD erkannt (HOFMANN 
1961). Diese Entdeckung war in chemotaxonomischer Hinsicht eine absolute Sensation. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es niemand 
fiir moglich gehalten, daB ein primitiver Pilz dieselben Stoffe biosynthetisieren konnte wie eine hochentwickelte Bliitenpflanze. 
Daher stieB Albert Hofmann bei seiner Erstveroffentlichung und bei den ersten Vortragen auf starkes MiBtrauen und Unglauben. 

Verbreitung 

Die Pflanze stammt sehr wahrscheinlich aus dem tropischen Mexiko, ist auch sehr haufig auf Kuba, ebenso auf anderen 
westindischen Inseln sowie an der nordamerikanischen Golfkiiste anzutreffen. Sie kommt auch in Zentralamerika vor und hat ihr 
siidlichstes Vorkommen im Amazonasbecken von Siidkolumbien (RICHARDSON 1992: 69*). Auf den Philippinen ist die 
Pflanze schon friih eingefiihrt worden und hat sich dort verwildert (BRENNEISEN 1994: 1014). 

Anbau 

Die Vermehrung erfolgt mit den Samen, die am besten vorgekeimt oder in Anzuchttopfen zu Keimlingen gezogen werden. Die 
Anzucht ist nicht besonders erfolgreich, meist keimen nur wenige Samen. Die Pflanze benotigt ein tropisches Klima, relativ viel 
Wasser und vertragt keinen Frost (vgl. auch Ipomoea violacea). 

Aussehen 

Die groBe, verholzte, ausdauernde Schlingpflanze (bis 8 m lang) hat herzformige Blatter (5 bis 9 cm lang, 2,5 bis 6 cm breit) und 
aus den Blattachseln wachsende Bliitenzweige, die in Biischeln oder Dolden die trichterformigen Bliiten tragen. Die Kelchblatter 
sind nur etwa 1 cm breit, die weiBen Kronblatter konnen 5 cm lang werden. Die Friichte enthalten nur jeweils einen hellbraunen 
oder ockerfarbenen Samen. Die Pflanze bliiht in Mexiko zwischen Dezember und Marz. Die Bliiten liefern sehr viel 
(psychoaktiven) Honig. Der meiste in Kuba erzeugte Honig stammt von der Turbina coryntbosa. 

Die Gattung Turbina umfaBt 12 bis 15 Arten, die z.T. ahnlich aussehen, aber nur sehr wenig bekannt sind (BRENNEISEN 1994: 
1013). Sie kommen im tropischen Afrika und auf Neukaledonien vor (SCHULTES 1941: 20). Vielleicht werden in den Samen 
anderer Turbina spp. - so wie bei Argyreia nervosa - eines Tages auch psychoaktive Mutterkornalkaloide entdeckt werden. 
Ololiuqui stellt die einzige neuweltliche Art der Gattung dar. 

Droge 

- Frische oder getrocknete Samen (Turbinacorymbosa-Samen, Pascua, Piule;", Badoh, Ololiuqui) 

- Blatter 

- Wurzel 

Zubereitung und Dosierung 

Die frischen oder getrockneten Samen werden zum Gebrauch normalerweise in alkoholische Getranke wie Mescal (vgl. Agave 

spp.), aguardiente (Zuckerrohrschnaps; vgl. Alkohol), tepache (Maisbier, Chicha) oder Balche' eingelegt (SCHULTES 1941: 37). 

Die frischen Samen werden zerquetscht in Pulque (vgl. Agave spp.) eingelegt und gequollen. Dieses pittle genannte Getrank kann 

zur Erreichung hypnotischer Zustande getrunken werden. 

15 oder mehr Samen werden zerstoBen und in einer halben Tasse Wasser ausgezogen (GOTTLIEB 1973: 39*). Die Zapoteken 

nennen als schamanische Dosis 13 Paare der Samen (FIELDS 1968: 206); als traditionelle Dosierungen werden auch 14 oder 22 

Samen angefiihrt (WASSON 1971: 343). Da die traditionellen Dosierungsangaben bei westlichen Versuchspersonen keinerlei 

Wirkung erzielen, wurde mit hoheren Mengen experimentiert: 

»60 bis 100 Stiick fiihrten nach Einnahme zu Apathie, Teilnahmslosigkeit und erhohter Empfindlichkeit auf optische Reize. Nach 

ca. 4 h folgte eine langerdauernde Phase der Entspanntheit und des Wohlbefindens. Im Gegensatz dazu zeigten bei 8 mannlichen 

Versuchspersonen bis zu 725 Samen auBer Erbrechen keine Wirkung. « (BRENNEISEN 1994: 1015) 

Es sind sogar Dosierungen von 300 bis 500 Samen erprobt worden; meist mit unbefriedigenden Ergebnissen und starken 

Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall usw. (BRENNEISEN 1994: 1016). 

In der kolonialzeitlichen Literatur wird auch eine Salbe erwahnt, die aus zu Asche verbrannten Insekten, Tabak (Nicotiana 

tabacum, Nicotiana rustica) und Ololiuquisamen bereitet und » Heiliges Fleisch« genannt wurde (JOSEPH AcoSTA, Historia 

natural y moral de las Indias ..., Sevilla 1590). 

Angeblich soil auch die Wurzel fiir divinatorische Zwecke benutzt werden, allerdings ist die Zubereitung nicht bekannt (FIELDS 

7965; 206). 

Rituelle Verwendung 

In der kolonialzeitlichen Literatur ist die Pflanze samt ihrer psychoaktiven Wirkung gut bekannt: 

»Seine Blatter sind schlank, strickartig, klein. Sein Name ist Ololiuhqui. Es berauscht einen; es macht einen wahnsinnig, wiihlt 

einen auf, macht einen toll, macht einen besessen. Derjenige, der es iBt, der es trinkt, sieht viele Dinge, die ihn in hohem MaBe 

erschrecken. Er ist wirklich geangstigt von der groBen Schlange, die er aus diesem Grund sieht. 

Derjenige, der Leute haBt, veranlaBt einen, es im Getrank und in der Nahrung zu verschlucken, um einen toll zu machen. 

Allerdings riecht es sauer; es brennt ein wenig im Hals. Gegen die Gicht wird es nur auf der Oberflache aufgetragen.« 

(SAHAGUN XI, 7) 

Der spanische Arzt Francisco Hernandez schrieb in seinem Rerum ntedicarum Novae Hispaniae thesaures iiber Ololiuqui: 

»Es gibt in Mexiko ein Kraut, das heiBet Schlangenkraut, eine Schlingpflanze mit pfeilformigen Blattern, die deshalb auch das 

Pfeilkraut genannt wird. Der Same dient in der Medizin. Zerrieben und getrunken mit Milch und spanischem Pfeffer, nimmt er die 



Schmerzen weg, heilt allerhand Storungen, Entziindungen und Geschwiilste. Wenn die Priester der Indianer mit den Geistern 
Verstorbener in Verkehr treten wollen, genieBen sie von diesen Samen, um sich sinnlos zu berauschen, und sehen dann Tausende 
von Teufelsgestalten und Phantasmen um sich.« (zit. nach RATSCH 7997 a: 193" ) 

Dem spanischen Missionar Hernando Ruiz de Alarcon verdanken wir die detailliertesten Berichte iiber den indianischen Gebrauch 
der Zauberpflanzen (vgl. Lophophora williamsii, Nicotiana rustica). Seine Schriften wurden 7629 unter dem Titel Traktat iiber 
die heidnischen Aberglauben, die heute zwischen den Indianischen Eingeborenen Neu-Spaniens lebendig sind veroffentlicht. 
(Dieses Werk wurde eine Art »Hexenhatrinier« , die juristische Grundlage der Hexenverfolgung in der Neuen Welt.) Uber den 
Gebrauch von Ololiuqui, der mit dem Gebrauch von Peyote gleichgesetzt wird, heiBt es darin: 

»Das sogenannte Ololiuqui ist ein Samen wie Linsen oder Linsenerbsen, der, wenn er getrunken wird, einem die Urteilskraft 
entzieht. Und das Vertrauen, das diese ungliicklichen Eingeborenen in diesen Samen setzen, ist erstaunlich, denn, wenn sie davon 
trinken, befragen sie ihn wie ein Orakel bei allem, was sie zu wissen wiinschen, sogar die Dinge, die iiber das menschliche Wissen 
hinausreichen, wie die Griinde fiir Krankheiten; beinahe jeder von ihnen, der an Schwindsucht, Tuberkulose, Durchfall oder an 
sonst einer hartnackigen Krankheit leidet, fiihrt diese auf Verhexung zuriick. Und um diese Probleme zu beheben, wie auch 
Fragen iiber gestohlene Dinge und Angreifer zu beantworten, lassen sie diesen Samen von einem ihrer zweifelhaften Doktoren 
befragen, von denen einige genau diese Aufgabe haben, namlich den Samen zu solchen Befragungszwecken zu trinken, und diese 
Art von Doktor wird payni genannt - wegen dieser Aufgabe, fiir die er sehr gut bezahlt wird, und sie bestechen ihn auf ihre Art mit 
Essen und Trinken. Falls der Doktor diese Funktion ablehnt oder sich von dieser Tortur befreien mochte, rat er dem Patienten, den 
Samen selbst zu trinken oder eine andere Person, fiir deren Dienste sie genau wie fiir den Doktor bezahlen, aber der Doktor 
bestimmt fiir ihn den Tag und die Stunde, zu der er ihn trinken soil, und er sagt ihm, zu welchem Zweck. 
Endlich, ob es der Doktor selbst oder eine andere Person an seiner Stelle ist, um diesen Samen zu trinken, oder einen namens 
Peyote, der eine andere kleine Wurzel ist, und zu dem sie das gleiche Vertrauen zeigen wie zu den ersteren, schlieBt er sich in 
einen Raum ein, der iiblicherweise sein Gebetsraum ist, und wo keiner hinein darf, wahrend der ganzen Zeit der Befragung, die so 
lange andauert, wie der Befrager nicht bei Sinnen ist, denn das ist die Zeit, in der, wie sie glauben, das Ololiuqui oder Peyote 
ihnen das Gewiinschte eroffnet. Sobald der Rausch oder der Entzug der Urteilskraft vorbei ist, erzahlt der Betroffene zweitausend 
Schwindel, unter welche der Teufel meistens ein paar Wahrheiten streut, so daB er sie voUkommen getauscht oder betrogen hat. ( . 

..) 

Sie machen auch Gebrauch von dem Trank, um Dinge zu finden, die gestohlen, verloren oder verlegt wurden, um zu erfahren, wer 

sie genommen oder gestohlen hat. (...) 

Wenn der Ehemann die Frau oder die Ehefrau den Mann verlaBt, dann Ziehen sie ebenfalls ihre Vorteile aus dem Ololiuqui, und in 

diesem Falle arbeiten Einbildungskraft und Phantasie genauso, und sogar besser als in den Fallen von Krankheit, well in diesem 

zweiten Falle MutmaBungen spielen, die Grund fiir starkere Verdachtigungen liefern, und so funktioniert es mit groBerer Kraft 

wahrend des Rausches, denn man kann gut sehen, daB eine Person leicht davon iiberzeugt werden kann, daB ein anderer seine Frau 

oder sein Eigentum gestohlen hat. (...) 

Endlich machen diese Propheten Gebrauch von Ololiuqui oder Peyote, um diese Ratsel zu losen, in der Art wie schon 

beschrieben. Dann sagen sie, daB ihnen ein ehrwiirdiger alter Mann erschiene, der sage, er sei der Ololiuqui oder der Peyote, und 

daB er auf ihren Ruf hin erschienen sei, um ihnen in allem, was notig sei, zu helfen. Denn, wenn er iiber den Diebstahl oder die 

verschwundene Frau befragt wird, antwortet er, wo oder wie sie sie oder jenes finden konnten. (...) 

Hier sollte genau beachtet werden, wie sehr diese armen Leute ihren Aberglauben des Ololiuqui und Peyote vor uns verbergen, 

und der Grund dafiir i,':, wie sie bekennen, daB, eben der, den sie befragen, ihnen befiehlt, es uns nicht zu enthiillen. (...) Dies 

entschuldigen sie mit den Worten ipampa amo nechtlahueliz, was in etwa bedeutet, „damit der Ololiuqui sich nicht zu meinem 

Feind erklart".« (RUIz DE ALARCON I, 6) 

Diese Verwendung der Ololiuquisamen hat sich bis heute bei den Zapoteken, Mixteken, Mazateken und Mixe in gleicher Form 

mit nur geringen Variationen gehalten. Bei den Mixe gilt die Pflanze bzw. deren Telle (Samen usw.) als apotropaisch. Mit den 

entsprechenden Pflanzenteilen halt man die Hexen vom Hause fern. Die Samen werden in der gleichen Weise benutzt wie die 

Pilze (vgl. Psilocybe mexicana). Als Dosis werden 26 Samen angegeben (LIPP 1991: 190*). Fiir die Zapoteken ist die Pflanze 

heilig »wie ein kleiner Gott«; fiir divinatorische, hellseherische und medizinische Zwecke werden 13 einzelne Samen oder 13 

Paare von Samen (= 26) eingenommen (FIELDS 1968). Die Samen werden pulverisiert (moglichst von einer Jungfrau) und, in 

Wasser aufgeschwemmt, eingenommen. Angeblich soUen sie in manchen Gegenden auch zu Schnupfpulver verarbeitet werden 

(FORST 1976b: 155*). Wenn die Samen geerntet werden, soil der Patient folgendes Gebet an die Pflanze richten (FIELDS 1968: 

206): 

»IIier komme ich, um etwas von Dir zu kaufen. Mit Deiner Erlaubnis, 

wirst Du meine Krankheit heilen.« 

Einige Stunden nach der Einnahme der Samen werden dem Patienten in einem traumartigen, hypnotischen Zustand wesentliche 

Dinge offenbart. Zwei Kinder (niige) oder die badoh-Pflanze selbst erscheinen dem Kranken und erzahlen ihm den Grund seiner 

Krankheit. Meistens stammelt der Patient vor sich hin. Seine Laute und Worte werden von der curandera gedeutet. Nach der 

Sitzung bespricht sie mit dem Patienten die Botschaften der Pflanze (FIELDS 1968: 207). 

Der medizinische und rituelle Gebrauch der Ololiuquiwinde ist im Mayagebiet (Yucatan) bereits fiir die Kolonialzeit belegt. Sie 

wird unter dem Namen xtabentum, »Edelsteinkordel«, durchgangig in den Mayalexika gefiihrt und im Libro dej Judio 

beschrieben: 

»Die Pflanze, tabentun, ist eine Ranke, die weiBe Bliiten bekommt. Sie ist haufig in den Garten. Ihre Qualitat ist „gemaBigt" 

[Humoraltheorie] und sie hat viele Wirkungen; die bekannteste ist fiir die, die nicht urinieren konnen. Sie kann die Kanale, in 

denen ein Stein ist, offnen. Von ihren Bliiten holen die Bienen IIonig.« (RATSCH 1986a: 232 ) 



Honig spielte im Kult der Maya eine hervorragende Rolle bei der Zubereitung des leicht alkoholischen Ritualtrankes Balche'. 
Dessen Gebrauch reicht weit in die klassische Mayazeit zuriick und ist auch heute noch in Yucatan bekannt. Der xtabentum-Honig 
wird gerne zur Herstellung von Balche' benutzt, da er dessen Wirkung verbessert. Die Samen werden auch mit Balche' 
eingenommen. Ein Mayaschamane (h-rrien) erzahlte iiber xtabenturn folgendes: 

»Besonders wenn man sie frisch erntet, zermahlt und als Getrank einnimmt; und wenn man geniigend davon trinkt, sieht man 
Tausende von Geistern, hat man Fiihlung mit dem Teufel und der Holle ... Wenn einer etwas WertvoUes verliert, geben wir ihm 
Xtabentum zu trinken. Bevor er einschlaft, sagen wir ihm immer wieder ins Ohr: „Wo ist der verlorene Gegenstand." Und wir 
beschreiben ihn. Er wird im folgenden Xtabentum-Schlaf klarsichtig und sehen, wo der Gegenstand liegt. Und wenn er gestohlen 
wurde, wird er den Dieb erkennen. Da der Schlaf nicht tief ist, konnen wir durch wiederholten Anruf mit ihm reden, wie mit 
Menschen in Hypnose. Er wird klare Antworten geben, doch langsam und stockend. Im Xtabentumrausch wird einer auch 
schwach und bedauert seine Siinden. Er gibt alles zu, wenn man ihn fragt ...« (LEUENBERGER 1979: 83f.') 

Artefakte 

In der prakolumbianischen Kunst gibt es viele Pflanzendarstellungen und florale Elemente, die als Windengewachse gedeutet 

werden konnen (z.B. als Ipomoea violacea). Besonders bestechend sind Darstellungen auf den Wandmalereien von Tepantitla 

(Teotihuacan). Zahlreiche windenartige Gewachse haben weiBe Bliiten, in deren Bliitenblattern sich korperlose Augen befinden. 

Peter T. Furst sieht darin Reprasentationen der TurbinaW inde. Sie stehen in einem direkten ikonographischen Zusammenhang mit 

einer Gottheit, die friiher als der (aztekische) Regengott Tlaloc (vgl. Argemone mexicana) interpretiert wurde, wahrscheinlich aber 

eine Muttergottheit darstellt (FURST 1974). 

In den Mayacodices kommen auch Winden vor, die Ololiuqui darstellen konnten (RATSCH 1986a: 2320. Im Codex MagUabecchi 

ist die Planze als Kletterranke auf einem von Klapperschlangen getragenen Feld dargestellt (vgl. GUERRA 1990: 1770. 

Die Pflanze ist auf einer kubanischen Briefmarke, die zu Weihnachten 1960/61 herausgegeben wurde, abgebildet (SCHULTES 

und HOFMANN 1995: 158 ). 

Medizinische Anwendung 

Die yucatekischen Maya benutzen die Pflanze auch medizinisch als Diuretikum und zur Behandlung von Wunden und 
Quetschungen (PULIDO S. und SERRALTA P 1993: 20*). In Teciin Uman (Guatemala) werden die Blatter zur Behandlung von 
Tumoren verwendet (FIELDS 1968: 206). Inder kubanischen Volksmedizin wird die Pflanze zur Erleichterung der Geburt 
eingesetzt (SEOANE GALLO 1984: 853). 

Inhaltsstoffe 

In den frischen Samen (bzw. nur im Embryo) kommen 0,012 bis 0,07% Indol- bzw. Mutterkornalkaloide (Ergolinalkaloide) vor. 
Das Hauptalkaloid Ergin [= 5R,8R-(+)-Lysergsaureamid, LA-111 = Ergobasin ] macht50% der Gesamtmenge aus. Das wichtigste 
Nebenalkaloid ist das Erginin [= Isoergin, 5R,8S-(+)-Isolysergsaureamid], daneben sind kleine Mengen an Chanoclavin, 
Elymoclavin und Lysergol vorhanden. Zusatzlich wurden Terpenglykoside (z.B. Epicorymbosin) und Galactomannane 
nachgewiesen (BRENNEISEN 1994: 1014, LOOK und KEALAND 1962). 

Auch die Blatter und Stengel, nicht aber die Wurzeln, enthalten psychoaktive Indolalkaloide. Die getrockneten Blatter weisen eine 
Konzentration von 0,016 bis 0,027%, die getrockneten Stengel 0,01 bis 0,012% (vor allem Ergin und Erginin = Isoergin) auf 
(BRENNEISEN 1994: 1014). 

Wirkung 

Die Wirkung der Ololiuquisamen ist nicht psychedelisch wie die Wirkung von Psilocybe spp., LSD oder NN-DMT. Sie erzeugen 
einen hypnotischen Zustand, ahnlich wie Ipomoea violacea. Die Indianer berichten von starken Visionen - schon bei sehr geringen 
Dosierungen. Moglicherweise spielt bei der Ololiuquierfahrung die kulturelle Pragung eine besonders wichtige Rolle. Vielleicht 
entfalten sie auch nur eine visionare Wirkung, wenn sie von einem berufenen Schamanen eingenommen werden. 
Der Hauptwirkstoff Ergin hat zwar eine nachgewiesene psychoaktive Wirkung, ist jedoch nicht mit LSD vergleichbar. Ergin lost 
eher eine Art Trance oder Dammerschlaf mit Traumbildern aus (BRENNEISEN 1994: 1015f.). 

Marktformen und Vorschriften 

Obwohl fiir die Pflanze keine gesetzlichen Bestimmungen vorliegen, ist sie praktisch nicht erhaltlich. Selbst in Mexiko ist es fast 
unmoglich, Pflanzenmaterial zu erwerben. Manchmal gelangen Samen (in sehr bescheidener Quantitat) in den ethnobotanischen 
Fachhandel. Leider stammen viele Samen, die als Ololiuqui angeboten werden, von anderen, meist wirkstofflosen Ipomoea spp. 
oder sonstigen Convolvulaceen. 

Den Xtabentum genannten Likor kann man in Merida oder Valladolid (Yucatan) kaufen. Es ist aber fraglich, ob er tatsachlich mit 
T tirbina-coryrribosa-Honig zubereitet wurde. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ipomoea violacea, Ipomoea spp., Mutterkornalkaloide 

BRENNEISEN, Rudolf 

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WOLFF, Robert 1966 » Seeds of Glory*, Psychedelic Review 8: 1 1 1-122. 



Turnera diffusa Damiana 

Familie 

Turneraceae (Safranmalvengewachse) 

Formen und Unterarten 

Die in der Baja California verbreitete Damiana wird als Varietal beschrieben: 
Turnera dijfusa WILLD. var. aphrodisiaca (WARD) URBAN 

Synonyme 

Turnera aphrodisiaccl L.F. WARD 
Turnera aplirodisiaca WILLD. 
Turnera hlirrlifiisa ENDL. 
Turriera pringlei ROSE 

Volkstiimliche Namen 

Ajkits, Damiana amarilla, Damiana americana, Damiana de California, Garanona, Hierba de la mora, Hierba de la pastora 
(Spanisch »das Kraut der Schaferin«)-1 12, Hierba del Pastor (»Schaferkraut«), Hierba del venado (Spanisch »Kraut des Hirschs«), 
Itamo real, Jicamo real, Mexican damiana, Mezquitillo, Miixkok, Mis kok (»Asthmabesen«), Misibkok (Maya »Asthmafeger«), 
Misibkook, Old woman's broom, Oreganillo (»Oreganolein«), Oreja de venado (»Ohr des Hirschs«), Paralena, Pastorcita 
(»Schaferlein«), Pastorica, Rosemary, Salverreal, San Nicolas, Shepherd's herb. Stag's herb, Xmisibkok, Xmisibkook 

Folgende Arten werden ebenfalls als »Damiana« bezeichnet und unter diesem Namen im Handel angeboten (MARTINEZ 1994: 

120*): 

Turnera pumilla L. Bruja (= »Hexe«) 

Turnera ulmifolia L. Clave de oro (= »Goldnelke«) 

Chrysactinia mexicana A. GRAYFalse Damiana 



Bigelowia veneta A. GRAM False Damiana [= Haplopappus discoideusJ 
Haplopappus laricifoliusFalse Damiana 

Geschichtliches 

Damiana wurde selir walirsclieinlicli sclion in prahistorischer Zeit in Nordmexiko und im Mayagebiet als Medizin und Liebestrank 
verwendet. Der Missionar Jesus Maria de Salvatierra hat in seiner Chronica von 1699 erstmals den aphrodisischen Gebrauch bei 
nordmexikanischen Indianern erwahnt. Der Name »I)amiana« leitet sich entweder vom heiligen Damian, dem Schutzpatron der 
Apotheker, oder von Peter Damiani, der im 1 1. Jahrhundert die Sittenlosigkeit der Geistlichen anprangerte, ab. 

Die Pflanze wurde botanisch erstmals 1820 vom osterreichischen Botaniker Josef August Schultes (1773-1831) beschrieben. Im 
19. Jahrhundert wurde das Kraut als Tonikum und Aphrodisiakum in die US-amerikanische (1874) und Mexikanische 
Pharmakopoe aufgenommen (MARTINEZ 1994: 121 * ). 1880 wurde es in Europa eingefiihrt (HIRSCHFELD und LINSERT 
1930: 174*). Seit Ende der sechziger Jahre gilt die Pflanze als »Legal high« und Marijuana- bzw. Tabakersatz (vgl. Cannabis 
indica, Nicotiana tabacum). 

Der Coca-Cola-Erfinder Dr. John S. Pemberton (1831-1888) hatte vor Einsatz der US-amerikanischen Prohibition ein 
tonisierendes Getrank, das dem Mariani-Wein nachempfunden war, entwickelt: French Wine Coca. Es enthielt neben Coca- und 
Cola-Ausziigen Siidwein und einen Damianaextrakt (vgl. Erythroxylum novogranatense). 

Verbreitung 

Damiana ist von Siidkalifornien (Baja California) bis nach Argentinien verbreitet. Das Hauptverbreitungs- und Produktionsgebiet 
liegt in Nordmexiko und Baja California. 

Anbau 

Das Kraut kann sowohl aus Samen (sehr schwierig) als auch aus Stecklingen gezogen werden. Es benotigt warmes oder heiBes 
Klima und stellt keine hohen Anspriiche an den Boden (GRUBBER 1991: 26f.* ). Damiana kann auch gut in Wiistenzonen 
wachsen (MILLER 1988: 31*). 

Aussehen 

Das meist 30 cm, seltener bis zu maximal 2 Meter hoch wachsende Kraut hat wechselstandige bis zu 2 cm lange, lanzettformige, 

gezackte und leicht behaarte Blatter. Die gelben Bliiten werden nur 12 mm lang und stehen in den Blattachseln. Die Blutezeit liegt 

zwischen Juli und September. Die runde, dreifachrige Kapselfrucht wird nur 2 bis 4 mm groB und enthalt wenige (1 bis 2) 

birnenformige Samen. 

Damiana kann leicht mit anderen Arten der Gattung Tumera sowie mit Chrysactinicl rrlexicancl verwechselt werden. Von der 

sattgriinen Tumera Lilniifolia laBt sie sich durch die graublauliche Farbe der Blatter und die deutlich kleineren Bliiten 

unterscheiden. 

Droge 

Kraut ohne Wurzeln (Herba damianae, Damianakraut) 

Zubereitung und Dosierung 

Das getrocknete Kraut kann entweder als Tee zubereitet, alkoholisch extrahiert oder geraucht und gerauchert werden. Fiir 
aphrodisische Zwecke raucht man einen Joint aus den Blattern oder trinkt einen Tee aus dem Kraut (GOTTLIEB 1974: 27£' ). 
Damianakraut ist ein Bestandteil von psychoaktiven Rauchmischungen (MILLER 1988: 33*); besonders gerne werden die Blatter 
anstelle von Tabak (Nicotiana tabacum) mit Haschisch (siehe Cannabis indica, Cannabis sativa) zusammen geraucht. 
Damianatee kann als Infusion, Dekokt oder Kaltwasserextrakt zubereitet werden. Der AufguB aus Damianakraut, eventuell unter 
Zusatz von Orangenbliiten, wird 3 bis 5 Minuten gebriiht. Fiir ein starker wirksames Dekokt kann man es bis zu einer Stunde 
kochen. Der Kaltwasserextrakt wird fiir 24 Stunden angesetzt. Die Dosis fiir einen Tee betragt 4 g pro Tasse oder Becher (LOW 
RY 1984: 267). Die Dosis kann jedoch beliebig gesteigert werden, da Nebenwirkungen unbekannt sind. 
Fiir aphrodisische Zwecke wird Damiana oft (1:1) mit Sabalfriichten (vgl. Palmwein, Wein), manchmal auch mit KolanuB 
vermischt (Cola spp.). Friiher gab es eine Zubereitung namens pildoras de damiana, die aus 5,5 g Phosphor, 9 g Strychnos nux- 
vomica und 10 g Damiana bestand (MARTINEZ 1994: 1220. Damiana kann auch mit reinem Strychnin kombiniert werden 
(LOWRY 1984). 

Das Kraut eignet sich sehr gut zur Bereitung von angesetzten Schnapsen. Aus ihm wird in Mexiko auch ein Likor mit angeblich 
aphrodisischen Wirkungen hergestellt. 

Damianaschnaps (Angesetzter) 

1 Flasche (0,71) Alkohol [weiBer Rum (Zuckerrohrschnaps) oder Tequila (vgl. Agave spp.)] 
ca. 10-20 g Damianakraut (Turnern diffusa) 

ca. 20-25 g Sabalfriichte (Fructus Sabalae serrulata tot.) (vgl. Palmwein) 

2 Vanilleschoten (= 7-9 g) (Vanilla planifolia) 
4 Zimtstangen (ca. 15 g) (Cinnamomum verum) 
ca. 2 g Macisbliite (Myristica fragrans) 



ca. 0,5 g Galgantwurzel [Alpinia galanga (L.) WILLD. (syn. Maranta galanga L.) oder Alpinia ojficinarum HANCE] (vgl. 
Kaempheria galanga) 

Die Vanilleschoten werden der Lange nach aufgeschnitten oder halbiert. Zusammen mit alien anderen Zutaten ansetzen und vor 
Gebrauch mindestens zwei Wochen an einem warmen Ort stehen lassen. Danach entweder abseihen oder die Zutaten in der 
Flasche lassen. Ein Glaschen taglich oder eine Stunde vor einem geplanten erotischen Geschehen. 

Ein mexikanisches Rezept fiir einen aphrodisierenden Damianatee 

30% Damiana (Chrysactinia mexicana GRAM) 

10% Gobernadora (Larrea tridentata (DC.) CAv.; auch Larrea divaricata [?] ) 

50% Damiana California (Turnern dijfusa WILLD.) 

10% Garanona (Castilleja canescens BENTH.; Castilleja arvenis SCHL. et CHAM.) 

Zwei Teeloffel der Mischung auf einen Liter Wasser geben; eine Tasse taglich nach jeder Mahlzeit. 

Rituelle Verwendung 

Aus Mexiko ist bisher kein traditioneller Gebrauch von Damiana bekannt geworden, der sich um die Psychoaktivitat gebildet hat. 

Im Voodookult, wie er im Siiden der USA geiibt wird, ist Damiana der Liebesgottin Erzulie geweiht und wird im Liebeszauber 

verwendet (MULLEREBELING und RATSCH 1986: 122f.", RIVA 1974). 

Der Gebrauch von Damianakraut als Raucherwerk ist sehr wahrscheinlich eine moderne Erfindung. Es wird oft sogenannten Pan-, 

Venus- oder Liebesraucherungen zugesetzt, denn es gilt auch als Raucherstoff als aphrodisierend. Beim Rauchern hat Damiana 

einen angenehm krauterigen, suBen, aber charakteristischen, leicht wiedererkennbaren Wohlgeruch. Er verbindet sich sehr gut mit 

Copal (Harz von Protium copal oder Bursera spp.; vgl. Bursera bipinnata). 

Bei den Makaindianern gab es einen magischen Brauch mit den Wurzeln der Itirnera iiltti~folia, um den Klang der rituell 

geblasenen Floten zu verbessern (ARENAS 1987: 287' ). 

Artefakte 

In Mexiko werden fiir den kommerziellen Damianalikor Flaschen in Frauengestalt produziert, die auf den aphrodisischen Effekt 
des Getriinks hinweisen soUen (RATSCH 1990: 160" ). 

Medizinische Anwendung 

In der indianischen Medizin wird Damiana vor allem als Heilmittel bei Asthma verwendet - daher der Mayaname rnis kok, 

»Asthmabesen«, denn damit wird die Krankheit »weggefegt«. Dazu wird das Kraut entweder als Tee getrunken, gerauchert oder 

geraucht. In Mexiko steht Damiana im Ruf, ein gutes Aphrodisiakum zu sein und wird deshalb »Hemdauszieher« genannt 

(ARGUETA V et al. 1994: 5661. In der mexikanischen Volksmedizin trinkt man Damianatee als Diuretikum und zur Regulierung 

der Periode 15 Tage lang zweimal taglich (JIu 1966: 256*). Die nordmexikanischen Indianer benutzen das Kraut hauptsachlich 

bei Muskelschwache und Nervositat und natiirlich als Aphrodisiakum (MARTINEZ 1994: 121*). Damiana wird in Nordmexiko 

auch zur Behandlung von Magenproblemen, Rheumatismus, Kopfschmerzen und Skorpionstichen benutzt (WOLTERS 1996: 

57'). Verschiedene Zubereitungen werden gegen Raucherhusten (vgl. Nicotiana tabacum) getrunken (ARGUETA V et al. 1994: 

5660. 

Auf den Bahamas wird der Dampf von in Wasser gekochtem Damianakraut bei Kopfschmerzen inhaliert (BROWN und 

MALONE 1978: 12*). Bettnasser trinken drei oder vier Tage hintereinander jeweils am Morgen einen Damianatee, um ihren 

»Riicken zu stiirken« (ELDRIDGE 1975: 3200. 

Damiana hat sich in der Phytotherapie vor allem bei der Behandlung von Menstruationsschmerzen und -krampfen bewahrt, da es 

nicht nur entkrampft, sondern auch stimmungsaufhellend wirkt. Fiir diesen Zweck kann dem Tee noch Zimtkassie (Cinnamomum 

aromaticum NESS; syn. Cinnamomum cassia BL.) zugesetzt werden (LOWRY 1984). 

In der Homoopathie wird die Tinktur (Urtinktur) aus den getrockneten Blattern unter dem Namen »Damiana« u.a. als 

Aphrodisiakum verwendet (SCHNEIDER 1974 111: 3620: 

»Soll bei sexueller Neurasthenic von Nutzen sein; Impotenz. Sexuelle Schwache aufgrund nervoser Prostration. Inkontinenz bei 

alien Menschen. Chronische Prostatorrhoe. Nieren- und Blasenkatarrh; Frigiditat bei Frauen. Hilft, einen normalen 

MenstruationsfluB bei jungen Madchen herzustellen. - Dosierung. - Tinktur und fliissiger Auszug, Gaben von 10-40 Tropfen.« 

(BOERICKE 1992: 292* ) 

Damiana wird auch in zusammengesetzten homoopathischen Mitteln, die u.a. bei sexueller Schwache eingesetzt werden, 

verarbeitet. So besteht z.B. »Damiana Pentarkan« aus Damiana, Ginseng (Panax ginseng), Muira puama (Liriosma ovata), 

Phosphorsaure und Ambra. 

Inhaltsstoffe 

Die Damianablatter enthalten 0,2 bis 0,9% atherisches Ol, 6% hartes, braunes Harz, ca. 8% welches Harz, 3,5% Tannin und 6% 
Starke (BROWN und MALONE 1978: 12*). Nach der Mexikanischen Pharmakopoe enthalt das Kraut 8,06% Chlorophyll, weiBes 
Harz und iitherisches Ol, 6,39% hartes, braunes Harz, 3,46% Tannin und 7,08% gelben Farbstoff (MARTINEZ 1994: 120*). Nach 
einer anderen Analyse sind im Kraut 0,51 % atherisches Ol von griinlicher Farbe, zwei Harze, 0,7% Arbutin, der Bitterstoff 
Damianin, Tannin, Zucker und Albuminoide vorhanden (STEINMETZ 1960). Das atherische Ol besteht aus ca. 20 Stoffen, von 



denen l-S-Cineol, a-Pinen, B-Pinen und para-Cymen identifiziert werden konnten (AUTERHOFF und HAUFFEL 1968, 
ARGUETA V et al. 1994: 566*). Das atherische Ol besteht etwa zur Halfte aus Sesquiterpenen (Guajanderivate u.a.), zur anderen 
Halfte aus Monoterpenen (Pinen, Thymol); Cineol und para-Cineol konnten nur in einigen Drogenproben nachgewiesen werden 
(WOLTERS 1996: 59*). Fraglich ist die oft genannte Anwesenheit von Koffein in den Blattern (LARA OCHOA und MARQUEZ 
ALONSO 1996: 47*, LOWRY 1984: 268). In den Stengeln hingegen konnte Koffein nachgewiesen werden (ARGUETA V et al. 
1994: 566*). Das Flavon 5Hydroxy-7,3;4'-trimethoxyflavon ist aus dem Kraut isoliert worden (DoMINGUEZ und HINOJOSA 
1976). Ebenso Tetraphyllin B (SPENCER und SEIGLER 1981). Ephedrin ist nicht anwesend. 

Die verwandte Turnera wlmifolia enthalt in den Blattern Procyanidine; in den Samen und Blattern hohere Konzentrationen an 
Koffein (WOLTERS 1996: 59* ). 

Wirkung 

Beim Rauchen des Krautes tritt eine leichte Euphorie und eine milde, marijuanaahnliche Wirkung ein (MILLER 1993: 8*) Das 
»IIigh« dauert ca. 60 Minuten (LOWRY 1984: 268). Beim Trinken des Tees oder anderer Zubereitungen sind die Wirkungen nur 
subtil wahrnehmbar und keineswegs spektakular. Damiana hat dabei einen Effekt auf den Unterleib, der sich in erhohtem 
Blutandrang auBern kann. Frauen berichten immer wieder, daB Damiana eine sehr entspannende Wirkung bei 
Menstruationskrampfen oder -schmerzen hat. 

Das Kraut gilt allgemein als tonisierend, diuretisch, stimulierend und aphrodisierendj' j. In einem Test verschiedener, angeblich 
aphrodisischer Pflanzen und Naturdrogen hat Damiana als bestes Mittel abgeschnitten (RADAKOVICH 1992: 32). Ein 
Ethanolextrakt hat SLwf Staphylococcus aureus und Bacilltis siibtili antibiotische Wirkungen (ARGUETA V et al. 1994: 566*). Jiu 
(1966: 257*) konnte eine ZNS-Wirkung feststellen. 

Marktformen und Vorschriften 

Das frei verkaufliche Damiana ist iiber den Apotheken- oder Krauterhandel erhaltlich (Damiana _JoUum cone, Herbae 
Damianae). In den USA werden Tinkturen und Extrakte aus Damiana in Health Food Stores und Supermarkten verkauft. In 
Europa ist auch eine Damianaurtinktur erhaltlich. Damianaextrakte und -tropfen werden in Sexshops verkauft. 
Mitunter wird eine »Damianaessenz« angeboten, dabei handelt es sich aber um das atherische Davanaol, das von anderen 
Stammpflanzen (z.B. von Artemisia pallens, vgl. Artemisia spp.) stammt. Unter dem Namen Damiana werden auch die 
Rohdrogen von Turnera ulmifolia, Haplopappiis spp. und Chrysactitiia mexicana verkauft. 

Literatur 

AUTERHOFF, H. und H.P HAUFFEL 

1968 »Inhaltsstoffe der Damiana-Droge«, Archiv fUr 

Phartnazie 301: 537-544. DER MARDEROSSIAN, Ara H. et al. 

1977 »Pharmacognosy; Medicinal Teas - Boon or 

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DOMiNGUEZ, X.A. und M. HINOJOSA 

1976 » Mexican Medicinal Plants. XXVlll: Isolation of 

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dijfusao, Planta Medica 30(68): 68. 
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1965 »A Chemical Investigation of Damiana (Turnera diffusa)«. Spec ialities 1(1 2): 21. 
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1906 »Damiana«, Anales del Itistititto Medico Naciondl 8: 238. 
LOWRY, Thomas P 

1984 » Damiana*, Journal of PsyclIOCIctive Drugs 16(3): 267-268. 
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1992 »Love Drugs«, Details 8/92: 32-33. 
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Anales del Instituto Medico Naciondl 5: 238. 
RIVA, Anna 

1974 Voodoo Handbook of Gilt Secrets, Toluca Lake, 
CA: Occult Books. 
Ruiz, Luis E. 

1906 »Damiana«, Allales del Itistititto Medico Naciondl 8: 87. 
SPENCER, K.C. und D.S. SEIGLER 
1981 »Tetraphyllin B froh Turnera diff iistl«, Planta 
Medica 43: 175-178. 
STEINMETZ, E.F. 

1960 »Damiana folia«. Acta Pllyto Therapeiaica 7(1): 1-2 . 
ZUBKE, Achim 

1998 »Damiana, das sanfte Aphrodisiakum«, 
Hatif$latt 5(44): 8-10. 



Vaccinium uliginosum Rauschbeere 



Familie 

Ericaceae (Heidekrautgewachse); Vaccinioideae, Tribus Vaccinieae 

Formen und Unterarten 

Diese Pflanze kann je nach Standort stark variabel erscheinen. Im Tiefland wird sie ein stattlicher Busch, im Hochgebirge hat sie 
eine gedrungene Form (HECKER 1995: 288*). 

Synonyme 

Keine 

Volkstiimliche Namen 

Airelle uligineuse (Franzosisch), Bog bilberry. Bog whortleberry, Bogbilberry, Lausbeere, Mirtillo falso (Italienisch), Moorbeere, 
Moorheidelbeere, Moosbeere, Rausch, Rauschbeere, Rijsbes (Hollandisch), Saftbeere, Schwindelbeere, Schwindelbeeri, 
Sumpfheidelbeere, Tollbeere, Trunkelbeere 

Geschichtliches 

Der beriihmte Palaoanthropologe Bjorn Kurten hat die nordeuropaische Urgeschichte des Menschen in Romanform rekonstruiert. 
Darin legt er die Erfindung eines aus Heidekrautgewachsen bereiteten Rauschtrankes in die friihe Steinzeit. Im Mittelalter wurden 
in Skandinavien aus Rauschbeeren Weine gekeltert. In Sibirien benutzten die Schamanen die Beeren zusammen mit Fliegenpilzen 
(Amanita muscaria), ein Gebrauch, der auch in Europa bekannt gewesen sein konnte. In Tirol heiBt es heute noch. Kinder wurden 
den Verstand verlieren, wenn sie von den Rauschbeeren essen (ENGEL 1982: 109*). 

Verbreitung 

Die Rauschbeere ist zirkumpolar, auch in Nordamerika und Sibirien, verbreitet. In den Alpen kommt sie haufig in 
Zwergstrauchheiden und Arvenwaldern, z.B. auf der Bettmeralp und an anderen Orten im Wallis, vor (HECKER 1995: 288*). 

Anbau 

Die Vermehrung erfolgt mit Samen. Sie konnen in feucht gehaltenen Saatbeeten angezogen werden. Die kleinen Pflanzchen 
werden dann an den gewahlten Standort umgepflanzt. 

Aussehen 

Der bis zu 1 Meter hoch wachsende Halbstrauch hat wechselstandige, sommergriine Laubblatter. Die rosaweiBlichen Bliiten 
hangen in Trauben herab. Die runden, blaubereiften Friichte sehen wie Blaubeeren aus, haben einen farblosen Salt 

Andere Rauschbeeren 

Der Name »Rauschbeere« wird mehreren Pflanzen gegeben, vor allem dem auch Krahenbeere oder Black crow berry genannten, 

immergriinen Zwergstrauch Empetrum nigrum L. (Empetraceae/Krahenbeerengewachse). Von dieser Rauschbeere gibt es zwei 

Unterarten: ssp. herrrtaphroditum (LANGE) BOCHER [syn. Empetruni hermaphroditum (LANGE) HAGERUP] und ssp. nigrum 

(ZANDER 1994: 558*). Die skandinavische Pflanze wurde schon friih als Rauschmittel verwendet: 

»In Norwegen hat man aus dem Safte der Trunkelbeere oder Rauschbeere (Empetrum nigrum L.) Wein gemacht. Der Konig 

Sverre (12. Jahrhundert) suchte durch solchen heimischen Wein den von deutschen Kaufleuten eingefiihrten fremden Wein zu 

verdrangen. Der Bischof Jon lehrte 1203 die Islander solchen Wein machen, wie er es von Konig Sverre gelernt hatte. 

Wahrscheinlich handelte es sich um diesen oder einen anderen aus Beeren bereiteten Wein, als die norwegische und islandische 

Geistlichkeit den Papst Gregor IX. bat, zu gestatten, im Lande selbst hergestellten Wein beim Gottesdienst zu benutzen, da echter 

Wein im Lande nicht vorhanden sei. Obschon der Papst diese Erlaubnis nicht gab, soil nach der Tradition auf Island solcher 

Rauschbeerenwein beim Abendmahl benutzt worden sein.« (HARTWICH 1911: 761*) 

Noch heute hat die Pflanze die Reputation eines »IIalluzinogens«: »Die Rauschbeere der Nordseekiiste, die roh und gekocht 

verzehrt wird, fiihrt Rauschzustande und Halluzinationen herbei, ist aber kein BtM [= Betaubungsmittel].« (KORNER 1994: 

1572*) 

In der ganzen Pflanze sind Quercetin, Ursolsaure, Rutin, Isoquercitrin, Ellagsaure, Andromedotoxin und Alkaloide vorhanden. 

Honig von dieser Pflanze kann toxisch sein (ROTH et al. 1994: 3 19*). 

Auch die Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea L.) wird im Volksmund »Rauschbeere« genannt. Vermutlich deshalb, well auch aus 

ihren Beeren berauschende Getranke bereitet werden (z.B. Kroatzbeerenlikor). 

Die in Bolivien beheimatete, mit Vaccinium uhginosum nah verwandte Art Vaccinium floribundum H.B.K. var. rarnosissimum (D. 

DON) SLEUNER wird macha-macha genannt - genau wie die verwandte Pemettya spp. - (VOA^ REIs ALTSCHUL 1975: 215*) 

und tragt ebenfalls berauschende Friichte (vgl. Chicha). und einen sauerlich-siiBen Geschmack. Die Bliitezeit liegt im Juni und 

Juli, die Friichte reifen im Herbst (August bis September). 

Die Pflanze kann, besonders vor der Reifezeit, leicht mit der echten Blaubeere (Vaccinium myrtillus L.) und anderen 

Heidekrautgewachsen (z.B. Vaccinium vitis-idaea L., Vacciniuni oxycoccus L.) verwechselt werden. 

Droge 

- Friichte (Uliginosi fructus, Fructus Uliginosi, Rauschbeeren, Rauschbeerfriichte) 

- Blatter (Uliginosi folium. Folia uliginosi, Rauschbeerblatter) 



Zubereitung und Dosierung 

Es werden die frischen Beeren oder der aus ihnen gepreBte Saft eingenommen. Als rauscherzeugende Dosis wird eine HandvoU 
der Beeren angegeben. Die Reputation als Rauschmittel hat die Rauschbeere auch erhalten, weil aus ihr ein Wein bereitet wird: 
»In Norwegen laBt man den Saft der Friichte von Vaccinitim tsliginosum L., der Moorheidelbeere, mit etwas Zucker, den man 
iibrigens auch sonst bei der Herstellung von Beerenwein gern zusetzt, zu einem Wein vergaren.« (HARTWICH 1911: 761*) 
Der aus den frischen Rauschbeeren gepreBte Saft wurde in Sibirien, mit getrockneten Fliegenpilzen (Amanita muscaria) 
vermischt, getrunken (LEWIN 1980: 168*, SCHULTES 1969: 246*). Das Gemisch wurde eventuell auch mit Wasser und Hefe zu 
einer Art Bier vergoren. Moglicherweise dienten die Beeren auch als zusatzlich berauschendes Additiv zum germanischen Met 
und Bier. 

Die Beeren konnen durch Trocknen haltbar gemacht werden. Dazu werden sie zur Reifezeit gesammelt und an der Sonne oder an 
einem warmen Ort bzw. unter Warmezufuhr getrocknet. 

Die getrockneten Blatter konnen geraucht (vgl. Rauschmischungen, Kinnickinnick) oder als Tee, sog. Batumtee, aufgebriiht 
werden (LEWIN 1980: 352*). 

Rituelle Verwendung 

Der aus der Rauschbeere gekelterte Wein wurde wahrscheinlich in altgermanischer Zeit bei bestimmten Trinkritualen 
eingenommen. Denn er diente in der friihchristlichen Zeit als MeBwein. Da die katholische Kirche zur Durchsetzung ihrer 
Machtposition immer traditionell heidnische Gebrauche in die lokale Liturgie integrierte, liegt die Vermutung nahe, daB der 
Rauschbeerenwein friiher ein Trankopfer fiir die germanischen Gotter war, z.B. fiir Odin/Wotan, der laut Edda unter den Gottern 
der »Weintrinker« ist (vgl. Met). 
Zum schamanischen Gebrauch der Rauschbeere in Sibirien siehe Amanita muscaria. 

Artefakte 

Vielleicht sind einige Skaldengesange und Stabreime vom Rauschbeerenwein inspiriert worden (vgl. Met). 

Medizinische Anwendung 

Volksmedizinisch wurden die Rauschbeerenblatter genau wie Heidelbeer- oder Barentraubenblatter (Arctostaphylos uva-isrsi, vgl. 
Kinnickinnick) benutzt. Ein Tee (Kaltwasserauszug) von Rauschbeerenblattern und/oder -fruchten wird bei Durchfall und 
Blasenleiden getrunken (PAHLOW 1993: 245f.*). 

Inhaltsstoffe 

Die ganze Pflanze enthalt Flavanole, flavonoide Verbindungen, Gerbstoffe, Vitamine (besonders C), Mineralstoffe, ein Glykosid 

und Arbutinderivate (PAHLOW 1993: 254*). 

Die berauschenden Wirkstoffe der Beeren sind wahrscheinlich die Stoffwechselprodukte oder Inhaltsstoffe eines schmarotzenden 

Pilzes (Sclerotina megalospora WOT.), der oft die Friichte befallt (FROHNE und PFANDER 1983: HI*). Der Wirkstoff konnte 

bisher aber weder isoliert noch identifiziert werden (ROTH et al. 1994: 718*). Da es vermutlich das Stoffwechselprodukt eines 

Pilzes ist, konnte es sich um Mutterkornalkaloide handeln. 

Die Blatter enthalten Hyperosid, Ursolsaure, aAmyrin, Friedelin, Oleanolsaure, (+)-Catechin und organische Sauren (ROTH et al. 

1994: 7180. Das in den Blattern vorhandene Quercetinderivat Quercetin-3-glucuronid (GERHARDT et al. 1989) konnte ein 

narkotischer Wirkstoff sein (vgl. Psidium guajava). 

Wirkung 

Nach dem Verzehr der Friichte kommt es zu rauschartiger Erregung, Pupillenerweiterung, Schwindelgefiihl, aber auch Erbrechen 
und Benommenheit wurden berichtet (FROHNE und PFANDER 1983: 111*, ROTH et al. 1994: 719*, ZIPF 1944). Manchmal 
wird als einzige Wirkung »Ubelkeit« genannt (ROOT 1996: 32£*). 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

GERHARI,~r, G., V SINNWELL und L). KRAUS 

1989 »Isolierung von Quercetin-3-glucuromd aus 

Heidelbeer- und Rauschbeerblattern durch DCCC«, 

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ZIPF, K. 

1944 »Vergiftungen durch Rauschbeeren: Sammlung 

von Vergiftungsfallen«, ArchWfiir Toxikologie 13: 

139-140. 



Veratrum album WeifBer Germer 

Familie 

Liliaceae (Liliengewachse), friiher: Melanthiaceae 

Formen und Unterarten 

Der amerikanische Germer wird manchmal als eigene Art, neuerdings aber auch als Unterart des WeiBen Germers betrachtet 

(ROTHetal. 1994:725): 

Veratrum album L. ssp. viride AIT. Veratrum album var. viride BAKER 

Synonyme 

Veratrum viride BAKER 

Volkstiimliche Namen 

Brechwurz, Condision, Elabro bianco (Italienisch), Elleborus albus, European white hellebore. False hellebore, Fieberstellwurzel, 
Garwere, Gentiana maior. Germander, Germar, Germara, Germara, Germaren, Germarrun vel hemerun, Germer, Germerra, 
Germerwurzel, Gonos aetou (Griechisch »Adlerbrust, Sommervogelkind« ), Heimwurz, Helleboros leukos, Helleborus albus, 
Hemer, Hemera, Hemerum, Kondochi, Kundush (Persisch), Lausekraut, Lagnion (Gallisch »Arztkraut«), Langwort, Liippwurzel, 
Marsithila (»Sitz eines Mardamons« ), Melampodium, Nieskraut, Nieswurz, Politizon, Rumex albus, Scamphonie, 
Schampanierwurtzel, Sichterwurtz alba, Sitterwurz, Sittirwurz, Siittirwurz, Somphia (Agyptisch), Veladro, Veratre blanc 
(Franzosisch), Veratro bianco (Italienisch), WeiB NieBwurtz, WeiBe Nieswurz, White flowered veratrum. White hellebore, 
Winterwurz, Wis nisworz, Wiswurz, Witte nieswortel (HoUandisch) 

Geschichtliches 

Im prahistorischen Griechenland war laut Theophrast die Nieswurz, die helleboros, in ihren zwei Spielarten als Schwarze 
Nieswurz (Helleborus niger L.) und WeiBe Nieswurz (Veratrum album), die wichtigste Heilpflanze iiberhaupt. Sie war das 
zentrale Medikament der Rhizotomen, der Wurzelgraber, die sich der magischen Pflanze mit schamanischen Ritualen naherten. 
Die Nieswurz war eine heilige »Pflanze der G6tter«. Der Name helleboros leitet sich moglicherweise von hella-Bora, »Speise der 
Gottin IIelle«, ab. Helle war eine pelasgische Gottin, nach der der Hellespont benannt wurde (RANKE-GRAVES 1985: 5290. Die 
wichtigste Applikation der Wurzel war nasal, als Schnupfpulver. Durch das kiinstlich ausgeloste Niesen soUten die 
Krankheitsdamonen den Korper verlassen. »Am besten ist die weiBe Nieswurz, die sehr schnell das Niesen hervorruft; sie ist aber 
weit schrecklicher als die Schwarze [Helleborus niger L.]« (PLINIUS XXV 23, 56). Der Gebrauch als Schnupfpulver hat sich bis 
in unsere Zeit gehalten, ist aber zunehmend profanisiert worden. So wurde die Germerwurzel unter den Schneeberger 
Schnupftabak, der als GenuBmittel geschnupft wird, gemischt (HOFLER 1990: 85*, SCHNEIDER 1974 111: 386*). Die Wurzel 
wurde oft als Niespulver fiir Scherze, z.B. in der Silvesternacht, gebraucht (vgl. Calliandra anomala). Als psychoaktive Substanz 
hatte der Germer im Okkultismus eine gewisse Bedeutung (WERNER 191: 469*). 

Verbreitung 

Die Pflanze kommt iiberall in Eurasien, besonders in den Alpen, den Pyrenaen, Zentralasien, Skandinavien, Finnland, Sibirien, 
Nordamerika und Alaska vor. Die Pflanze ist haufig in Hochstaudenfluren, auf Gebirgswiesen und Lichtungen anzutreffen. In der 
Schweiz gehort der Germer zur typischen Flora des Juras. 

Anbau 

Der Anbau erfolgt mit den Samen oder mit Ablegern bzw. Wurzelsegmenten. Die Pflanze liebt kalkhaltige Boden, auch 
humusreiche und nahrstoffhaltige Erde bekommt ihr gut. . 

Aussehen 

Die ausdauernde, bis zu 1,5 Meter hoch wachsende Staude hat einen geraden, dicken, runden, fleischigen Stengel, an dem direkt 
wechselstandig die breiten, eiformigen, ganzrandigen, 25 bis 30 cm langen Blatter sitzen. Die Pflanze hat einen walzenformigen 
Wurzelstock, von dem zahlreiche, bis 20 cm lange, fleischige, aber diinne Wurzeln ausgehen. Die nur 1 cm groBen, griinen oder 
weiBen Bliiten sitzen in dichten, endstandigen, langen Rispen. Die Bliitezeit dauert meist von Juni bis August. Die Friichte sind 
kleine, samengefiillte, braune, rundliche Kapseln. 

Der WeiBe Germer kann leicht mit der nah verwandten, nordamerikanischen Art oder Unterart Veratrum viride AIT. verwechselt 
werden. Der Germer sieht tragischerweise auch dem GroBen Enzian (Gentiana lutea L.) tauschend ahnlich, kann aber durch die 
Anordnung der Blatter unterschieden werden: Beim Germer sind je drei Blatter auf einem Stengelumfang angeordnet; der Enzian 
tragt kreuzgegenstandige, mit starken Bogennerven durchzogene Blatter, deren Stiele von unten nach oben immer kiirzer werden 
(PAHLOW 1993: 122'). 

Der Germer ist auch leicht mit der westindischen Sabadille [Schoenocaulorl offinnale (CHAM, et SCHLECHT.) A. GRAM; syn. 
Veratrum sabadilla] zu verwechseln (Vgl. PEREIRA 1849: 111*, WOLTERS 1996: 230' ). 



Droge 

- Wurzelstock mit Wurzeln (Rhizom, Rhizoma Veratri albi. Radix Veratri albi, Veratri albi rhizoma, Germerwurzel, WeiBe 
Nieswurzel, Radix ellobori albi. Radix campanica) 

- Blatter (Folia Veratri albi; Germerblatter, Nieswurzblatter) 

Zubereitung und Dosierung 

Die Wurzel wird im September oder Oktober von wilden Pflanzen gesammelt, gut getrocknet und pulverisiert. Das Wurzelpulver 

ist neben Nicotiana tabacum u.a. Bestandteil des »Schneeberger Schnupftabaks«, eines neuzeitlichen, europaischen 

Schnupfpulvers. j' 4 

Die getrockneten Blatter werden pur, als Bestandteil von Kinnickinnick oder in anderen Rauchmischungen geraucht. Anscheinend 

laBt sich Germerwurzel fiir psychoaktive Zwecke gut mil Amanita muscaria kombinieren (MEYRINK 1984'). 

Aus der Wurzel wird (aus Versehen) auch ein »Enzianschnaps« (vgl. Alkohol) gebrannt (HRUSY et al. 1981), der verheerende 

Wirkungen entfalten kann (ROTH et al. 1994: 723*). 

Manchmal wird angenommen, daB der WeiBe Germer auch Bestandteil der Hexensalben war. Er diente in der friihen Neuzeit als 

berauschender Zusatz zu Bier, moglicherweise auch zu Met und Wein. 

Der unkundige Gebrauch von Veratrum album ist sehr gefahrlich! Die todliche Dosis (Atem- und Kreislauflahmung) liegt bei 

etwa 1 bis 2 g der getrockneten Wurzel (FROHNE und PFANDER 1983: 153*, ROTH et al. 1994: 723*). Uber Dosierungen beim 

Rauchen ist nichts bekannt. 

Rituelle Verwendung 

Die Griechen und Romer benutzten die WeiBe Nieswurz, die nach einem ahnlichen Ritual wie die Mandragora ojficinarum 
gegraben werden muBte, als rituelles Reinigungsmittel, das nicht nur geschnupft, sondern auch in Wohnungen und auf Herdstatten 
ausgestreut wurde (HOFLER 7990; 82*). 

Die Propheten und Magier der Spatantike nannten die Pflanze »Samen des Herakles« (DIOSKURIDES IV, 148), assoziierten sie 
also mit dem halbgottlichen Sperma. Leider existieren iiber die magische Anwendung nur vage Angaben. Wahrscheinlich sind in 
der Quelle mit »Propheten und Magiern« die keltischen Druiden gemeint. Immerhin erfreute sich Herakles/Herkules im 
spatantiken Gallien groBer Beliebtheit und wurde Gegenstand der keltischen Mythologie und Weiherituale (BoTHEROYD 1992: 
157). Vielleicht wurden deshalb Germerzweige als apotropaischer Schutz ans Haus gehangt. Sicher ist bei den Galliern die 
Verwendung der Wurzel als Pfeilgift (PLINIUS XXV, 25, 61). Moglicherweise wurde der Germer von den Kelten psychoaktiv 
genutzt. Die keltische Muttergottin Cerridwen, verwandt mit Demeter oder Ceres, kannte das Geheimnis vom »Trunk der 
Inspiration und aller Weisheit«. Wer davon trank, erlangte die Erleuchtung und konnte Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als 
Einheit erleben (vgl. Met). Der mythisch und rituell bedeutende »Kessel der Cerridwen«l 15 enthielt »wahrscheinlich eine 
Maische aus Gerste, Eicheln, Honig, Stierblut und heiligen Pflanzen wie Efeu [Hedera helix], Nieswurz und Lorbeer [Laurus 
nobilis] « (RANKE-GRAYES 1985: 529*). Fiir das schamanisch anmutende »Fest der Anderswelt« wurde im Kessel Honigmet 
gebraut (BOTHEROYD 1992: 182). Anscheinend war das Ziel dieses Rituals, mit Hilfe des Trankes in die Anderswelt reisen zu 
konnen, denn sie ist »der Born aller Weisheit; hier lernten die Helden ihre magischen Kunststiicke, holen sich die Dichter 
Inspiration und die Druiden ihre Zauber, mit denen sie die reale Welt beschworen. Hier wird auch der wunderbare Schatz gehiitet, 
den Beherzte heben wollen: hier wohnt die absolute Wirklichkeit.« (BOTHEROYI) 7992; 18) 

Der germanische Name der Pflanze, germcir, ist »vermutlich der Name eines speerberiihmten, altgermanischen Helden« 
(HOFLER 1990: 84*). Die Germanen betrachteten die Wurzel als »Marrensitz«, d.h. als Aufenthaltsort von Elben (ebd.: 85*). 
Vielleicht benutzten auch sie den Germer fiir Reisen in jenseitige Welten, zur Kontaktaufnahme mit den Elben, d.h. den Alben, 
die als Lichtalben im Himmel oder als Schwarzalben in der Erde wohnen. Moglicherweise wurde der Germer schon in 
germanischer Zeit als Raucherwerk inhaliert oder geraucht, eine Anwendung, die sich bis ins spate 79. Jahrhundert gehalten hat 
(WERNER 7997; 468f.*). Die »getrockneten Blatter des Germers werden in Tirol ab und zu geraucht« (HOFLER 7990; 84* ). 
Die Flatheadindianer nennen den nordamerikanischen Germer (Ueratrum virile) steso'o, » Niesen«, und benutzten die 
pulverisierte Wurzel als 

Schnupfpulver, um durch Niesen eine Klarung der Atemwege zu bewirken (HART 7979; 273*). Die getrockneten Wurzeln 
wurden mit Tabak (Nicotiana spp.) oder Barentraubenblattern geraucht (siehe Kinnickinnick). Die Blackfeet nennen den nahe 
verwandten Veratrum eschscholtzii A. GRAM etarva-asi, »was dich niesen laBt" , und schnupften die getrocknete, pulverisierte 
Wurzel gegen Kopfschmerzen (JOHNSTON 1970: 3090. Bei den Quinault heiBt der nordamerikanische Germer tci'ai 'nix, bei 
den Cowlitzindianern mimii '«'"und hatte anscheinend eine gewisse Bedeutung im Schamanismus. Es heiBt, daB ein Stiickchen 
der Wurzel ausgekaut wurde. Der entstandene Speichel wurde auf das Wasser gespuckt, » um Seemonster verschwinden zu 
lassen« (GUNTHER 1988: 24*)! 

Artefakte 

Obwohl der helleboros im alien Griechenland eine so zentrale Bedeutung als Heilmittel hatte, taucht er doch nicht in der 

griechischen Kunst auf. Auch sind keine Schnupfpulverparaphernalia entdeckt oder beschrieben worden. 

Der Schriftsteller Gustav Meyrink (1868-1932) hat sich offensichtlich vom Germer zu einigen Literaturstiicken inspirieren lassen 

(MEYRINK 1984'). In der franzosischen Comic-Serie Die Schliimpfe von Peyo bereitet der Oberschlumpf standig Zaubertriinke 

aus Nieswurz zu. Die Wirkungen dieser alchemistischen Gebraue werden als turbulent und spaBig gezeichnet (vgl. Cannabis 

indica). 



Medizinische Anwendung 

Der Germer wurde in der Antike medizinisch bei vielen Leiden, besonders psychischer Art, verwendet: 

»Der Korper muB vorher sieben Tage lang durch scharfe Speisen und Enthaltung des Weines, am vierten und dritten Tag durch 

Erbrechen, am Tage vorher durch Fasten vorbereitet werden. Die weiBe Nieswurz gibt man auch in etwas SiiBem, am besten aber 

in Linsen oder in einem Brei. (...) Ungefahr nach vier Stunden begint die Entleerung; die ganze Behandlung ist in sieben 

Stunden beendet. Die Nieswurz heilt auf diese Weise die Epilepsie, (...) den Schwindel, die Schwermut, den Wahnsinn, die 

Besessenheit, die weiBe Elefantiasis, den Aussatz, den Starrkrampf, das Zittern, die FuBgicht, die Wassersucht, beginnende 

Trommelwassersucht, die Magenschwache, den Hundskrampf, das Hiiftweh, das Viertagefieber, wenn dies nicht anders vergehen 

will, hartnackigen Husten, Blahungen und widerkehrendes Bauchgrimmen.« (PLINIUS XXV, 24, 59f.) 

Hildegard von Bingen benutzte den Germer ahnlich: »Die weiBe Sichterwurtz vertreibt, vermischt mit Quendel [Thymus 

pulegioiles L.] und 

Fenchel [Foeniculum vulgare] und Fett (...), sogar den Wahnsinn im Menschen« (Physica I, 130). Die Germanen benutzten die 

Wurzel u.a. zur Abtreibung (HOFLER 1990:84*). 

In Persien (Iran) wird aus der frischen Wurzel eine Paste gewonnen, die bei Kopfschmerzen und Neuralgien auBerlich aufgetragen 

wird (HOOPER 1937: 183*). In der russischen Volksmedizin wurde die Wurzel, in Honig eingelegt, Kindern als wurmtreibendes 

Mittel verabreicht (RoWELL 1978: 265*). In der Volksmedizin der Alpenlander wird die WeiBe Nieswurz innerlich und 

auBerlich, bei Mensch und Tier verwendet. Salben, Umschlage und Waschungen mit Germerausziigen werden zur Behandlung 

von Kratze, Lausen, Schuppenflechte und anderen Hautkrankheiten auBerlich benutzt. Das Wurzelpulver wird bei Schwermut (= 

Depression), Asthma, Wassersucht, Lahmungen, Rheuma und Fieber innerlich gebraucht (PAH LOW 1993: 242*). 

In der Homoopathie wird eine Tinktur aus dem getrockneten Wurzelstock gewonnen und unter dem Namen » Veratrum -WeiBe 

Nieswurz« gehandelt. Veratrum wird erst ab D3 entsprechend dem Arzneimittelbild u.a. bei Gemiitsleiden, Depression, Folgen 

von Schreck, Zorn und Migrane verwendet (PAHLOW 1993: 242*, SCHNEIDER 1974 III: 386*). 

Inhaltsstoffe 

In der ganzen Pflanze sind Steroid- und steroidahnliche Alkaloide mit einem C,;-Steroidgerust (Protoverin, Jervin, Protoveratrin, 
Germerin, Pseudojervin, Veratrosin, O-Acetyljervin, Jervinon, lHydroxy-5,6-dihydrojervin) enthalten (ATTAR-URRAHMAN et 
al. 1993, MORTON 1977:63*). Die Wurzel hat einen Alkaloidgehalt von 1,2 bis 1,6%, in den Blattbasen sind 0,9 bis 1,5% 
Alkaloide anwesend. Als Hauptwirkstoffe gelten drei Esteralkaloide: Protoveratrin A und B sowie Germerin. Der Alkaloidgehalt 
ist in den Pflanzen, je nach Standort und Hohenlage, sehr schwankend. Grundsatzlich gilt: je hoher der Standort der Pflanze, desto 
geringer die Alkaloidkonzentration (ROTH et al. 1994: 723*). 

Neben den Alkaloiden kommen das Glykosid Veratramin, Chelidon- und Veratrumsauren sowie Fett vor (MORTON 1977: 63*). 
Der WeiBe Germer ist sehr giftig. Schon 1 bis 2 g der getrockneten Wurzel (entspricht etwa 20 mg der Esteralkaloide) sind 
todlich. 

Wirkung 

Durch die Dampfung der sympathischen Zentren und eine starke Blutdrucksenkung kann Veratrum album leicht zum Koma 
fflhren (ATTAR-URRAHMAN et al. 1993, FROHNE und PFANDER 1983: 152*). Als typische Symptome gelten Brennen und 
Kribbeln im Rachenraum mit anschlieBendem Gefiihl des Taub- und Pelzigseins (ahnlich wie die Aconitum-Symptome; vgl. 
Aconitum napellus). 

Das BewuBtsein bleibt bis zum Kollaps und Eintritt des Todes erhalten; allerdings kommt es dabei zu Halluzinationen (HRUBY et 
al. 1981). In der toxikologischen Literatur ist ein Fall bekannt, bei dem ein 13jahriger Junge die getrockneten Blatter als »Tabak« 
geraucht hat; die einzige beschriebene Wirkung war ein einwochiger Durchfall (ROTH ei al. 1994: 723*). 

Marktformen und Vorschriften 

Der WeiBe Germer wird im Apothekenhandel nur in homoopathischen Potenzen abgegeben. Pharmakologisch aktive Praparate 
sind nicht erhaltlich. Niespulverzubereitungen aus Veratrum album sind nach der Spiel- und Scherzartikelverordnung verboten 
(ROTHetal. 1994:7230. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Bier, Hexensalbe, Schnupfpulver 

ATTAR-UR-RAHMAN, Rahat Azhar ALI, Anwar-ul-Hassan 

GILANI, M. IQBAI. CHOUDHARY, Khalld AFTAB, Bilge 

SEHER und Songol TURKOZ 

1993 »Isolation o/ Antihypertensive Alkaloids /rom 

the Rhizomes of Veratrum all)H»i«, Plawa Medica 59: 569-571. 

BOTHEROYD, Sylvia und Paul/ 

1992 Lexikon der keltischen Mythologie, Miinchen: 

Diederichs. 

HRUBY, K., K. LENZ und J. KRAUSLER 

1981 »Vergiftungen mit Veratru»l album (weiBer 
Germer)«, Wiener KUnische Ivocltettschrift 93(16): 

517-519. 
KANEKO, K., M. WATANAME, S. TAIRA und H. MITSU- 
HASHI 
1972 »Conversion o/Solanidin to Jerveratrum Alkaloids in Veratrum glrriridiflortirtt«, Pllytoclletrristry 11: 3199-3202. 



Virola ssp. Parikabaum, TalgmuskatnufBbaum 

Familie 

Myristicaceae (MuskatnuBgewachse); 6 Sektionen 

Psychoaktiv genutzte Arten (und Synonyme) 

Die Gattung Virola umfaBt ca. 40 Arten, die alle im tropischen (Sud-)Amerika heimisch sind (PLOTKIN und SCHULTES 1990: 
357). Andere nennen 45 bis 60 Arten (HOLMSTEDT et al. 1982: 217). 

Virola-Arten, die zu psychoaktiven Schnupfpulvern verwendet werden (SCHULTES 1979): 

Virola calophylla WARE. [syn. Myristica calophylla SPRUCE, Virola incolor WARE., Otoba incolor KARSTEN ex 

WARE.] 

Virola calophylloidea MARKGRAF [syn. Virola lepidota A.C. SMITH] 

Virola cuspidata (EENTH.) WARE. 

Virola elongata (SPRUCE ex EENTH.) WARE. [syn. Virola cuspidata (SPRUCE) WARE, Virola rufula WARE.] 

Virola loretensis A.C. SMITH 

Virola pavonis (DC.) A.C. SMITH 

Virola rufula (MART, ex A. DC.) WARE, (fraglich) 

Virola surinamensis (ROL.) WARE. 

Virola theiodora (SPRUCE ex EENTH.) WARE. [Einige Autoren betrachten V. calophylla und V. elongata als 

Synonyme von V. theiodora (ERENNEISEN und HASLER 1994: 1157) 

Virola venosa (EENTH.) WARE. 

Virola-Arten, die als oral aktive Halluzinogene verwendet werden: 

Virola duckei A.C. SMITH (Huapa blanca) 
Virola elongata (SPRUCE ex EENTH.) WARE. 
Virola loretensis A.C. SM ITH 
Virola pavonis (DC.) A.C. SMITH 
N'vcola. peruviana (A. DC.) WARE. 
Virola surinamensis (ROL.) WARE. 

Volkstiimliche Namen 

Are-de-ye, Camaticaro, Cedrillo, Cozoiba, Cuajo, Cudo rebalsero, Cumala3'l, Cumala caspi, Ebene, Epena, Epena, Huapa, 
Isioma, Jakuana, Jeajeamadou, K-de'-ko, Ko-ga, Koona, Kriideeko, Machfara-a, Nyakwana, Pa-ree-ka, Paricaj'l, Parika, Parikana, 
Parikarana, Rapa, Ra-se-ne-mee, Rosenameti, Rose-nemee, Sangerino, Shomia, Tchkiana, Trompillo, Tsu-nem, Ucuba, Ucufe-ey, 
Ucuiiba preta, Uucuba, Viho, Ya-kee, Yakee, Yakoana, Yakohana, Yakohana-hi, Ya-to, Yeag aseiin 

Geschichtliches 

Der Gebrauch von verschiedenen Virola-Arten als rituelle Schnupfpulver wurde erst in den fiinfziger Jahren dieses Jahrhunderts 
vom amerikanischen Ethnobotaniker Richard Evans Schultes entdeckt, der sich selbst dariiber wunderte, daB dieser Tatbestand 
nicht vorher bemerkt wurde (SCHULTES 1954). Die einzige friihere Angabe stammte von dem brasilianischen Eotaniker 
Adolpho Ducke, der schrieb, daB die Indianer am Rio Negro aus den Elattern von Virola theiodora und Virola cuspidata ein 
Schnupfpulver namens paricd herstellen (HOLMSTEDT et al. 1982: 216). Erstaunlicherweise hatte Richard Spruce bereits 
zwischen 1851 und 1854 botanisches Material verschiedener Virola-Arten gesammelt, ohne daB ihm der psychoaktive Gebrauch 
der Rinde aufgefallen war (SCHULTES 1983c*). 

Verbreitung 

Das Hauptverbreitungsgebiet liegt vor allem in Amazonien und angrenzenden tropischen Gebieten (Erasilien, Kolumbien, Peru, 
Venezuela). Manche Arten kommen auch in den tropischen Zonen Zentralamerikas vor (ERENNEISEN und HASLER 1994: 
1 154, SCHULTES 1955: 79f.*). Selbst in Siidmexiko und Guatemala gibt es eine Art [ Virola guatemalensis (HEMSL.) WARD.; 
sie heiBtin Chiapas cacao volador, »Kakao-Fluggerat«-l 19 (MARTINEZ 1987: 1238 ). 

Anbau 

In Amazonien werden die Eaume anscheinend nicht angebaut; Informationen iiber mogliche Kultivierungsformen liegen nicht 
vor. Eisher ist anscheinend niemandem die Kultivierung gelungen (miindliche Mitteilung von Rob Montgomery). 

Aussehen 

Die Virola-Arten sind groBe, bis zu 30 Meter hohe Eaume mit ungeteilten, ganzrandigen, fiedernervigen Elattern ohne 
Nebenblatter. Die winzigen Eliiten, die in Rispen stehen, sind zweihausig. Die Friichte sind rundlich-oval. Die Elatter konnen eine 
Lange von iiber 30 cm erreichen. 



Die einzelnen Arten lassen sich nur sehr schwer voneinander unterscheiden. 

Droge 

Harze (= Latex, Exsudat) bzw. Innenrinde (Kambium ) 

Ethnobotanisch bedeutsame Virola-Arten 

(Nach DUKE und VASQUEZ 1994: 174ff.*; sowie BELoz 1992, SCHULTES et al. 1977; modifiziert und 
erganzt) 



Schnupfpulver 

Dekokt aus Zweigspitzen 



Botanischer Name Indianische(r) Name(n) Gebrauch 

(andere als cumala) 
Arten, die als cumala blanca bekannt sind: 
Virola calophylla WARE. epena 

(Bora, Huitoto) 
Virola divergens DUCKE 
Virola elongata (BENTH.) WARB. anya huapa 

ko-de-kofiir arthritische Schwellungen 

(Barasana); Schnupfpulver; 

orales Halluzinogen (Bora) 
Virola flexuosa A.C. SMITH caupuri de altura Insektenschutzmittel 

huapa, pucuna huapa 
Virola loretensis A.C. SMITH 
Virola peruviana (DC.) A.C. SMITH 

sacha avio 

ichilla muyu sebu 
Virola sebifera AUBL. 

[syn. Myristica sebifera (AUBL.) S.W.] 
Virola surinamensis (ROL.) WARB. 

Ucuba (Bora, Huitoto) 

DiaruLatex zur Behandlung 

von Backengeschwiiren (Warao) 

CaupuriAyahauscaadditive (Iquitos) 

Cumala colorada 
Arten, die als cumala negra bekannt sind: 
Virola decorticans DUCKE 

Zahneschneiden (Jibaro) 
Virola multinerva DUCKE ila yura 

Arten, die als aguano cumala bekannt sind: 
Virola albidiflora DUCKE 

(Kumeo, Tukano) 
Virola pavonis (DC.) A.C. SMITH caupuri del bajo 

cedro ajua (Bora, Huitoto) 

puliu huapa 
pucuna huapa 
huachig caspi orales Halluzinogen 

(Bora) 

Zubereitung und Dosierung 

Das Harz bzw. Latex (meist oorti oder yri-keeoom genannt) der Virola-Arten kann auf verschiedene Weise gewonnen werden. 

Man kann die Rinde ritzen oder flachenweise abtragen oder die Innenrinde (Kambium) erwarmen und so das Harz ausschwitzen 

lassen. Da das reine Harz klebrig ist, wird es meist mit Pflanzenasche, z.B. von der Rinde eines wilden Kakaobaumes (Theobroma 

stibincaniim MART.; vgl. Theobroma spp.) oder auch mit Muschelkalk (von gebrannten SiiBwassermuscheln) vermischt und 

dann zermahlen (SCHULTES 1954: 247ff.). Ohne Beigabe von (alkalischer) Pflanzenasche hat das Schnupfpulver anscheinend 

keine Wirkung. 

Die Indianer sagen, daB man die Rinde am friihen Morgen, noch bevor die Sonne auf den Stamm fallt, ernten muB, da sonst die 

Kraft des Pulvers verfliegt. Die Sonnenstrahlen soUen die Wirkung stark beeintrachtigen (SCHULTES 1954: 248). 

Die Dosis fiir schamanische Zwecke wird mit einem leicht gehauften Teeloffel des mit Pflanzenasche vermischten Harzpulvers 

angegeben. Diese Menge wird gewohnlich in kurzen Intervallen (15 bis 20 Minuten) dreimal hintereinander geschnupft 

(SCHULTES 1954: 250). 

Manche Amazonasstamme stellen ihre Schnupfpulver aus dem eingetrockneten Rindensaft der verschiedenen Virola-Arten und 

der Asche von Theobroma siibincariiim MARTIUS oder getrockneten Blattern der justicia pectoralis JACQUIN her 

(SCHULTES und HOLMSTEDT 1968). 



Halluzinogen (Huitoto) 

sacha annona Rinde als Halluzinogen 



Volksmedizin 

Nyakwana, Schnupfpulver 



orales Halluzinogen (Bora) 

Blattersaft zum 

Nutzholz 

Harz zur Wundbehandlung 

Schnupfpulver 



Die Desana vom kolumbianischen Vaupes benutzen die Innenrinde der Arten Virola calophylla, V. calophylloidea und V. 
theiodora fiir ihre Schnupfpulver. Entsprechend dem rituellen AnlaB und der gewiinschten Wirkung werden der feingemahlenen 
Rinde pulverisierte Tabakblatter (Nicotiana tabacum), pulverisierte Cocablatter (Erythroxylum coca var. ipadu), die Asche von 
CecropiaBlattern, pulverisierte Rindenstiicke von 5a««teriopsis spp. oder der von Stalaktiten gekratzte Kalk zugesetzt 
(REICHEL-DOLMATOFF 1979: 32f.). 

Zur oralen Einnahme werden andere Rezepte verwendet. Die kolumbianischen Huftoto kochen den Saft so lange ein, bis er eine 
sirupartige Konsistenz annimmt. Der eingedickte Saft wird dann zu bohnengroBen Kugeln gerollt und mit der Asche von Glistavia 
poeppigiana BERG ex MARTIUS umhiillt. Drei bis sechs dieser Kugelchen werden geschluckt oder in Wasser aufgelost und 
getrunken (SCHULTES 1969). Der orale Gebrauch scheint jedoch durch erhohten Akkulturationsdruck im Verschwinden 
begriffen zu sein (SCHULTEs et al. 7977; 259). 

Auch die peruanischen Bora und Huitoto kannten den oralen Gebrauch. Sie haben die Innenrinde (Kambium) verschiedener Arten 
(besonders Virola elorigcatcl) aus- und eingekocht, bis eine ko'do genannte Paste entstand, die ohne weitere Verarbeitung 
geschluckt wurde. Die Paste wird andernorts auch mit der Asche von einer Art der Gattung Carltidovica (Cyclanthaceae; vgl. 
BRISTOL 1961) und den Blattern einer Palme der Gattung Scheelea vermischt (SCHULTEs et al. 1977: 262f.). Zudem wird die 
»Salz« genannte Asche von der Rinde des groBen Baumes Eschweilera itayensis KUNTH (Lecythidiaceae) sowie die Asche aus 
Knospen und Blattern von Spathiphyllum cannaefolium (DRY AND.) SCHOTT (Araceae) fiir den selben Zweck zugesetzt 
(SCHULTES 1979: 228). 

Manche Virola-Arten dienen als Ayahuascaadditive: So wird von einigen Schamanen in Iquitos dem Ayahuascatrank Virola 
surinarnensis zugesetzt, damit durch den AyahuascagenuB »Medizin gelehrt« wird. 

Rituelle Verwendung 

Die Bora und Huitoto im Orinokogebiet benutzen Virola calophylla als Schnupfpulver sowie auch oral als Halluzinogen. Auch 

aus dem Kambium von Virola elongata und Virola siirinarriensis stellen sie ein Schnupfpulver her. Die Art Virola pavonis wird 

von ihnen ebenfalls halluzinogen genutzt. Meist nehmen nur Schamanen dieses anscheinend heftig wirkende Schnupfpulver, um 

Krankheiten zu diagnostizieren. 

Bei den Desana ist der Gebrauch von ViVo/a-Schnupfpulvern (viho) sehr haufig. Meist wird es nur vom Schamanen zur Diagnose 

von Krankheiten geschnupft. Allerdings miissen alle Knaben, die zum Manne initiiert werden, bei der Einweihungsfeier lernen, 

wie das Pulver zubereitet wird, und miissen es erstmals benutzen (REICHEL-DOLMATOFF 1979). Viele Manner nehmen es 

zusatzlich zu Ayahuasca ein. 

Die Quichua von Ecuador benutzen das gekochte Rindensekret von Virola duckei A.C. SMITH als oral wirksames Halluzinogen 

(BENNETT und ALARCON 1994). Leider sind die genauen rituellen Anwendungen bisher nicht dokumentiert worden. 

Die Yanomamo (= Waika) benutzen Virola theiodora nicht nur als schamanisches Halluzinogen, sondern ebenfalls als Pfeilgift 

(SOARES MAIA und RODRIGUES 1974). Auch Virola elongata wird zur Herstellung von Pfeilgiften gebraucht (MACRAE und 

TowERS 1984). 

Stamme, die Virola-Arten zur Bereitung psychoaktiver Drogen benutzen, sind: Puinave vom Rio Inirida, Kuripakos vom Rio 

Guainia, Kubeo, Tukano, Desana, Papuri, Barasana, Makuna vom Rio Piraparana, Taiwanos vom Rio Kananari, Tukanos vom 

brasilianischen Abschnitt des Rio Vaupes, verschiedene kleine Stamme vom Rio Issana, brasilianische und venezolanische 

Yanomamo/Waika, Mundurukiil'", Huitoto (= Witoto), Bora und vermutlich noch weitere Stamme oder Ethnien. 

Artefakte 

AuBer gewissen Schnupfrohren und anderen Paraphernalia ist bisher nichts bekannt (vgl. Schnupfpulver). 

Medizinische Anwendung 

Die getrocknete Innenrinde von Virola sebifera wird von venezolanischen Schamanen bei Tanzen zur Behandlung von 
Fiebererkrankungen geraucht (ALTSCHUL 1973: 76*, PLOTKIN und SCHULTES 1990: 357). Die Rinde, unter den Namen 
wircaweiyek oder erika-bai-yek bekannt, wird zur Vertreibung boser Geister gekocht (ALTSCHUL 1973: 76*). Eine bisher nicht 
naher bestimmte Virola-Art soil als Verhiitungsmittel im Gebrauch sein (PLOTKIN und SCHULTES 1990: 357). 
Verschiedene Virola-Arten gelten als Hirnstimulantien und soUen sowohl das Erinnerungsvermogen als auch die Intelligenz 
steigern (PLOTKIN und SCHULTES 1990: 357.) 

Viele Virola-Arten [z.B. V. elongata, V. melinonii (BENTH.) A.C. SMITH, V. sebifera, V. surinarnensis] werden 
volksmedizinisch zur Behandlung von Hautkrankheiten verwendet (BRENNEISEN und HASLER 1994: 1 158, PLOTKIN und 
SCHULTES 1990: 358ff.). 

Die Urtinktur aus Virola sebifera (Arzneimittelgehalt 1/10) wird unter dem Namen »Myristica sebifera hom. HAB 34« (auch 
HPUS88) in der Homoopathie, u.a. bei Eiterungen, verwendet (BRENNEISEN und HASLER 1994: 1157). Das Mittel gilt als eine 
»Arznei von groBer antiseptischer Kraft« (BOERICKE 1992: 532*). Es wird auch in zusammengesetzten homoopathischen 
Mitteln, z.B. » Sulfur Pentarkan«, bestehend aus Schwefel, Atropa belladonna, Quecksilber, »Myristica sebifera« und 
Kieselsaure, benutzt. 

Inhaltsstoffe 

Friiher glaubte man, daB das wirksame Prinzip in den Paricadrogen das Myristicin (vgl. Myristica fragrans) sei (SCHULTES 
1954: 247). Diese Vermutung konnte aber nicht bestatigt werden. 

Viele Virola-Arten enthalten Tryptamine (A'.ATDMT, 5-MeO-DMT u.a.) und B-Carboline; manche, z.B. Virola cuspidentata, sogar 
Harmanderivate (6-Methoxyharmalan, 6-Methoxyharman, 6-Methoxytetrahydroharman) sowie Diarylpropane vom Typus des 



Virolans und des Virolins (BRENNEISEN und HASLER 1994: 1154). Die meisten untersuchten Virola-Arten enthalten 

Tryptamine, am haufigsten DMT (HOLMSTEDT et al. 1982). 

Virola calophylla enthalt NN-DMT, MMT, 5-MeO-DMT, 5-MeO-MMT und B-Carboline (DUKE und VASQUEZ 1994: 174). 

Erstaunlicherweise sind im Latex der Arten oder Individuen, die reichlich rotes Harz produzieren, keine psychoaktiven Indole und 

Tryptamine gefunden worden (SCHULTEs et al. 1977: 260). In der Rinde sind MMT, DMT und 5-MeO-DMT nachgewiesen 

worden (FARNSWORTH 1968: 10880. 

Im Harz von Virola theiodora sind 8% 5-MeODMT enthalten (SCARES MAIA und RODRIGUES 1974). 

Die Rinde von Virola elongata enthalt neben Harz Sesartemin und Yaugambin, Substanzen, die angeblich die Aggressivitat 

hemmen. 

Obwohl in Virola surinamensis bisher kein eigentlicher Wirkstoff gefunden wurde (im Latex sind Diarylpropanoide, Neolignane 

und langkettige Ester enthalten; BARATA et al. 1978, GOTTLIEB et al. 1973), ist die pharmakologische Aktivitat doch 

experimentell bewiesen (BELOZ 1992). Langkettige Ester sind in vielen Virola-Arten enthalten (KAWANISHI und 

HASHIMOTO 1987). 

Die Samen enthalten reichlich Ol, das unter den Namen Virola fat, Ucuiiba oder Ucuiiba butter ^ehandelt wird und an 

Kakaobutter erinnert (daraus werden sogar Kerzen hergestellt; PLOTKIN und SCHULTES 1990: 357). 

Wirkung 

Die Wirkung des Virola-Schnupfpulvers wird als sehr heftig und als nicht unbedingt angenehm beschrieben. Schultes berichtet bei 

seinem Selbstversuch fast nur von unangenehmen Nebenwirkungen (starker Kopfschmerz, Augendruck, Koordinationsstorungen 

usw.). Schamanen fallen gewohnlich in einen schlafahnlichen Trancezu stand, der von Traumen und Halluzinationen begleitet 

wird. Es wurde sogar berichtet, daB ein Schamane unter dem EinfluB des Virola-Pulvers gestorben sei (SCHULTES 1954: 251). 

Die kolumbianischen Desana beschreiben die Wirkung des Schnupfpulvers so: »Diese Virola-Rinde, diese lichtvoUen Tup fen, sie 

dringen in uns ein und machen uns schwindelig/benommen.« (REICHEL-DOLMATOFF 1979: 36). 

Die Harze verschiedener Virola-Arten, besonders Virola elongata, haben pilzhemmende Wirkungen (DUKE und VASQUEZ 

1994). 

Ob die orale Einnahme tatsachlich zu halluzinatorischen Erfahrung fiihren kann, ist ungewiB: 

»Die Wirksamkeit der peroralen Applikationsform (Pillen, Pasten etc.) ist vor allem hinsichtlich der RoUe der Monoaminooxidase 

und damit die metabolische Inaktivierung der Tryptaminderivate hemmenden B-Carbolinderivate umstritten, da diese Alkaloide in 

der Regel biogen nur in geringen Mengen vorliegen. Es ist allerdings denkbar, daB diese Alkaloide groBtenteils erst bei der 

Verarbeitung des Rindenexsudates als Artefakte von Tryptaminealkaloiden entstehen. Es wird vermutet, daB andere Virola- 

Inhaltsstoffe, z.B. Flavonoide, Neolignane und Diarylpropane, als Antioxidantien den oxidativen First-pass-Abbau der 

Tryptaminalkaloide durch MAO, mischfunktionellen Oxigenasen, unspezifisch hemmen und damit die perorale Wirksamkeit 

erhohen k6nnen.« (BRENNEISEN und HASLER 1994: 1158) 

Marktformen und Vorschriften 

Keine, auBer fiir die Herstellung der » Myristica sebifera« genannten Urtinktur (Vgl. BRENNEISEN und HASLER 1994: 1 157). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Justicia pectoralis, Schnupfpulver 

AGURELL, S., B. HOLMSTEDT, J.-E. LINDGREN und R.E. SCHULTES 1969 »Alkaloids in Certain Species of Virola and Otlier South American Plants of 
Etlinopliarmacologic Interest*, Acta Chemica Scandinavica 23: 903-916. 
BARATA, L.E., P .M. BAKER, O.R. GOTTLIEB und 

E.A. RuvEDA 

1978 »Neolignans of Virola surinamensis«, Phytoche 

raistry 17: 783-786. 
BELOZ, Alfredo 1992 » Brine Shrimp Bioassay Screening of two Medicinal Plants Used by the Warao: Solarium stranrinifohum and Virola surinamensis«, 
Journal of Ethnopharntacology 37: 225-227. 

BENNET, B.C. und ROcio ALARCON 1994 »Osteophloeunl platysperrrlurit and Virola duckei (Myristicaceae): Newly Reported as Hallucinogens from 
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BRENNEISEN, Rudolf und Felix HASLER 1994 »Virola«, in: Hagers Handbuch der pharrrtazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 6: 1 154-1 159, Berlin: Springer. 
BRISTOL, Melvin Lee 1961 »Carltidovica paltnata in Broommaking«, Botanical Museum Leaflets 19(9): 183-189. 

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FERNANDES, Joao Batista, Paulo Cezar VIEIRA und Regina Liicia FRAGA 1988 »Transforma~oes quimicas de liganas isolodas de Virola sebifera ein analogos 
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GOTTLIEB, Otto R. 1979 »Chemical Studies an Medicinal Myristicaceae from Amazonia«, Journal of Ethnoplicirmacology 1: 309-323. 
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HOLMSTEI)T, B., I.E. LINDGREN, T. PLOWMAN, L. RIVIER, R.E. SCHULTES und 0. TOVAR 1982 Andole Alkaloids in Amazonian Myristicaceae: Field 
and Laboratory Research*, Botanical Museum Leaflets 28(3): 215-234. 

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MACRAE, W. Donald und G.H. Neil TOWERS 1984 » An Ethnopharmacological Examination of Virola elongata Bark: A South American Arrow Poison*, 
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REICHEL-DOLMATOFF, Gerardo 1979 »Some Source Materials an Desana Shamanistic Initiation*, Antropologia 51: 27-61. 



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an Oral Hallucinogen Among the Boras o/Peru*, Botanical Museum Leaflets 25(9): 259-272. 

SOARES MAIA, J. G. und William A. RoDRIGUES 1974 »Virola theiodora como alucinogena e toxica*. Acta AmazOnica 4: 21-23. 



Vitis vinifera Weinrebe 

Familie 

Vitaceae (Weinrebengewachse), friiher auch: Ampelideae 

Formen und Unterarten 

Es werden verschiedene Unterarten und Varietaten der Weinrebe beschrieben: 

Vitis vinifera L. ssp. caucasia VAVILOv 

Vitis vinifera L. ssp. sativa DC. (Kulturform fiir Obstertrag) 

Vitis vinifera L. ssp. sylvestris (C.C. GMEL.) BERGER (Wildform) 

Vitis vinifera L. ssp. vinifera (Kulturunterart) Vitis vinifera L. var. apyrena L. 
Zusatzlich gibt es zahlreiche Kultivare (Rebsorten), die vor allem in der Weinkelterei wegen ihres unterschiedlichen Geschmacks 
von Bedeutung sind (PASST 1887 II: 211'0. 

Synonyme 

Vitis sylvestris C.C. GMEL. 

Volkstiimliche Namen 

Angur (Hindi), Drakh, Draksha (Sanskrit), Duracina, Grape vine, Gvid (Keltisch »Strauch«), Inab (Irak), Khamr (Arabisch)ri, 
Palmes, Parra, Reba, Rebe, Rebo, Rebstock, Vigne, Vine, Vitis sativa (Romisch), Weinranke, Weinstock, Wynreben, Zame 
Weinreben 

Volkstiimliche Namen fiir Wein 

Aqua vitae, Oinos, Sharab, Vin, Vinho, Vino, Vinum, Wein, Woinos 

Geschichtliches 

Der Weinstock stammt aus Asien und wurde anscheinend schon sehr friih zur Bereitung berauschender Getranke verwendet. Im 

Sommer 1990 wurden in Godin Tepe (Iran) tonerne TrinkgefaBe gefunden, die nach chemischen Analysen eindeutig nachweisbar 

zum WeingenuB dienten. Die sensationellen Funde werden auf 3500 bis 2900 v. Chr. datiert. Dies ist der alteste Beleg fiir die 

Weinkultur iiberhaupt (MCGOVERN et al. 1995). In Mesopotamien bliihte bald darauf die erste, gut dokumentierte Weinkultur 

(Rebstockanbau, Weinkelterei). Von Kleinasien hat sie sich schon friih nach Agypten, Kreta und Griechenland ausgebreitet 

(LESKO 1978). In der Antike wurde der Weinbau von den Romern in alien Gebieten ihres Imperiums, die iiber geeignete Klima- 

und Bodenbedingungen verfiigten, eingefiihrt. 

In Agypten setzte sich der Weinbau erst im Neuen Reich durch. Es wurde fleiBig gekeltert und abgefiillt. Es sind zahlreiche 

Weinkriige mit Angaben des Jahrgangs, der Qualitat, der Lage und des Namens des Oberwinzers entdeckt worden (LESKO 1978). 

Der Wein war im Niltal ein Getrank der Oberschicht; er wurde bei privaten Gelagen genauso genossen wie bei religiosen 

Opferfesten (Libationen). 

Die nachantike Ausbreitung der Weinkultur ist in Europa sehr eng mit der »von oben« befohlenen Christianisierung verbunden 

(MARZAHN 1994:90, 96*). War die dionysische Religion noch ein Kult der Ekstase, verkam das Christentum zu einer 

Alkoholikerreligion (DANIELOU 1992'). 

Heutzutage ist der Weinbau weltweit verbreitet und stellt ein okonomisch bedeutungsvoUes Gewerbe dar. Die Pflanze an sich ist 

nicht psychoaktiv lediglich ihre wichtigsten Produkte, Wein und destillierter Alkohol (Weinbrand, Branntwein, Brandy, Cognac 

usw.). 

Verbreitung 

Nach heutiger Kenntnis stammen weder Weinrebe noch Weinbau aus Griechenland, sondern aus Kleinasien. Moglicherweise auch 
aus der Gegend zwischen dem Kaukasus und dem Hindukusch, wo heute noch wilde Reben auftreten (PASST 1887 II: 2120. 
Heute ist der Wein durch Kultivierung in alien Erdteilen verbreitet (auch in Nord- und Siidamerika, Australien, Siidafrika). 



Anbau 

Die Vermehrung der Weinrebe geschieht in erster Linie mit Stecklingen. Sie werden in Wasser zum Wurzeln gebracht und 
eingepflanzt. Die Weinrebe kann nur in gemaBigtem Klima, wo die Jahresmitteltemperatur 17° C nicht iibersteigt, gut gedeilien. 
Schon in der Antike haben viele Autoren den »rechten« Weinbau beschrieben (HAGENOW 1982: IVlff.). 

Aussehen 

Der schlingende Kletterstrauch kann iiber zehn Meter lang werden. Er hat einen verholzten, oft verdrehten Stamm, der mit einer 
holzigen, verastelten Wurzel tief in der Erde wachst. Der Strauch bildet viele rankende Zweige aus, die sich gabelig teilen. Die 
langgestielten, herzformigen Blatter sind drei- bis fiinftappig eingebuchtet und haben meist einen gezackten oder gesagten Rand. 
An den unteren Ranken entstehen die Bliitenrispen mit den gelblich-griinen, winzigen, meist zwittrigen Bliiten. Daraus entstehen 
die charakteristischen, in Trauben stehenden griinen, rotlichen, roten oder blauen Friichte (Weintrauben). Vitis vinifera kann leicht 
mit wilden Vitis spp. verwechselt werden. 

Droge 

- Friichte (Weintrauben) 

- Wein 

Zubereitung und Dosierung 

Der aus den Trauben gepreBte Salt wird zu Wein vergoren. Im Laufe der Geschichte sind zahlreiche Methoden des Kelterns 

entwickelt worden. Wein an sich ist schon eine psychoaktive Droge. Zusatzlich wurden dem Wein im Altertum viele psychoaktive 

Pflanzen beigefiigt (siehe Tabelle folgende Seite), um seine Wirkung auf den Menschen in die gewiinschte Richtung zu lenken 

(RUCK 1995*). Diese Zusatze wurden als die »Blume des Weines« bezeichnet (RUCK 1982). Grundsatzlich gab es zwei 

Methoden: Bei der einen wurde der Zusatz dem Ferment beigefiigt, bei der anderen wurde der fertige Wein als Losungsmittel zur 

Mazeration bestimmter Substanzen genutzt. Beriihmt war der Mandragorenwein. Er wurde aus Traubenmost unter Zugabe von 

frischen oder getrockneten Alraunenwurzeln (Mandragora officinarum) gekeltert. Nach anderen Rezepten wurden Wurzelstiicke 

in den fertigen Wein eingelegt. Da der mit »Blumen« versetzte Wein viel starkere Wirkungen hat, wurde er sehr vorsichtig 

dosiert. 

Die alien Griechen waren sich sehr wohl der Bedeutung der Dosierung des Weines bewuBt. In der Komodie Dionysos oder 

Seniele des Dichters Eubulos (4. Jh. v. Chr.) heiBt es: 

»Fiir verniinftige Leute bereite ich nur drei Mischkriige [mit Wein und Wasser] vor: einen fiir die Gesundheit (hygieia), den sie als 

ersten austrinken; den zweiten fiir die Liebe und das Vergniigen, und den dritten fiir den Schlaf. Wenn der geleert ist, gehen die 

Leute, die man weise nennt, nach Hause. Der vierte Mischkrug gehort nicht mehr mir, sondern zur MaBlosigkeit. Der fiinfte ist 

voll von Schreien; der sechste laBt schwarmen und grolen; der siebente bringt blaugeschlagene Augen; der achte ruft den 

Gerichtsdiener; der neunte ist voll Zorn und Ekel. Der zehnte fiihrt zum Wahnsinn (niania) und laBt straucheln. Denn fiillt man 

ihn in ein kleines GefaB, so schlagt er dem, der es leert, leicht die Beine weg und wirft ihn zu Boden.« Ganz allgemein erachteten 

die Griechen ihre verschiedenen Weine fiir zu berauschend, um sie unverdiinnt trinken zu konnen. Meist wurde er im Verhaltnis 

1:2 oder 1:3 mit Wasser vermischt genossen. Zudem wurde der Wein selten pur getrunken. Zahlreiche aromatische, medizinische 

und berauschende Zusatze (aroniatites) sind aus der Antike bekannt (WEEBER 1993: 35). 

Obwohl die meisten Zubereitungsformen geheimgehalten wurden, sind doch ein paar Rezepte iiberliefert, nach denen dem Wein 

Oleander (Neritirri oleander L.; vgl. Honig), Hanf (»Wein des Demokrit«; vgl. Cannabis sativa), Opium (vgl. Papaver 

somniferum), Nachtschattengewachse, vor allem die Alraune (Mandragora officinarum) - die »Rebe des Feldes« genannt -, aber 

auch Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) zugesetzt wurde. Im alien Italien war Crapula, »Rauschharz«, ein wichtiger Zusatz 

(WEEBER 1993:41). 

Im Mittelalter wurden Weine auch mit Pflanzen versetzt, um eine gewisse psychoaktive Wirkung zu erzielen: 

»Ein Mensch, in dem die Melancholic wachst, der hat ein finsteres Gemiit und ist immer traurig. Und dieser trinke oft den Wein 

mit der abgekochten Aronwurzel [Aaron aculatum = Arum maculatum L.], und sie mindert die Melancholic in ihm, das heiBt, sie 

verschwindet, wie auch das Fieber.« (HILDEGARD VON BINGEN, Physica 1, 49) 

Noch im 15. und 16. Jahrhundert erfreuten sich gewiirzte Weine groBer Beliebtheit. Beriihmt wurde der in Bremen und 

Norddeutschland reichlich genossene Clareth oder Lutertrank. Dies war ein schwerer Wiirzwein, mit Honig, Zucker, Safran 

(Crocus sativus), Nelken und Muskat Qs/iyri&tic&fragrans) versetzt. Er wurde sowohl im Bremer Ratskeller als auch in der 

Ratsapotheke verkauft (MARZAHN 1994: 96*). 

Psychoaktive Zusatze zum Wein 

(Nach KRUG 1993*, MACMILLAN 1991: 427*, PABST 1887: 216*, ROOT 1996*, RUCK 1992, WEEBER 
1993; erganzt) 

Name/Droge Stammpflanze Ort/Verwendung 

Alraune Mandragora offiicinarum Antike (Griechenland, 

Rom, Agypten) 

Mandragora spp. Antike 

Aronstab Arum maculatum L. Mittelalter 

(vgl. Arisaema dracontium) 
Bilsenkraut Hyoscyamus albus Antike 



Hyoscyamus muticus 


Agypten 




Hyoscymus niger 


Mittelalter 




BrechnuBwurzel 


Strychnos nux-vomica 


An tike 


Cocablatter 


Erythroxylum coca 


VinMariani(19. Jh.) 


Crapula (»Rauschharz«) 


? 


Italien 


Efeublatter 


Hedera helix 


Antike/Dionysoskult 


Eisenhutwurzel 


Aconitum napellus 


Volksmedizin 


Hanfbliiten (weibl.) 


Cannabis indica 


Neuzeit/Indien 


Cannabis sativa 


Spatantike 




Harmelsamen 


Peganum harmala 


Marokko: Harmelwein 


Hornmohnabkochung 


Glaucium flavum CRANTZ Spatantike 


(vgl. Papaver spp.j 






Kakaopulver 


Theobroma cacao 


Succolade (17. Jh./Europa) 


Kampfer 


Cinnamomum camphora 


Vinum camphoratu 


Kolaniisse 


Cola acuminata 


Afrika: kola-wine 


(vgl. Cola spp.) 






Koriander 


Coriandrum sativum 


Altes Agypten 


(vgl. Atherische Ole) 






Kubeben 


Piper cubebaAntike, Ostindien (17. ih.) 


(vgl. Piper spp.) 






MuskatnuB, Macis 


Myristica fragrans 


Clareth/Lutertrank 


Mutterkorn 


Claviceps purpurea 


Vinum Ergotae (19. Jh. ) 


Nachtschatten 


Solanum dulcamara 


An tike 


(vgl. Solanum spp.) 






Nieswurz 


Veratrum album 


ungewiB 


Nelken 


Syzygium aromaticum 


Clareth/Lutertrank 


(vgl. Atherische Ole) 






OUbanum 


Boswellia sacra 


An tike; Orient 


Opium 


Papaver somniferum 
VinumOpii(19. Jh.) 


Antike/Spatantike, Indien; 


Pilze Amanita muscaria 


An tike 




Psilocybe spp. 






Safran Crocus sativus 


Clareth/Lutertrank 




ToUkirschen 


Atropa belladonna 


Mittelalter 


Teichrosenwurzel 


Nuphar lutea 


An tike 


Wermut 


Artemisia absinthium 
Wermutwein; 


Antike bis Neuzeit; 




Vinum de Absinthio (19. Jh.) 



Rituelle Verwendung 

Der aus Weintrauben gekelterte Wein stand im Mittelpunkt der Kulte und Mysterien des Dionysos (= Bacchus). Dionysos war 
zum einen ein Fruchtbarkeitsgott, der in landlichen Festen als Herr der Pflanzen verehrt wurde; zum anderen war er ein 
schamanischer Gott der Psychopharmaka, der in ekstatischen Kulten gefeiert wurde und sich in geheimen Mysterien offenbarte 
(MERKELBACH 1988). 



Dionysos war der Prototyp des Schamanen in der Antike (EMBODEN 1977). In seiner Mythologie geht es um Leben und Tod, 
Heil, Ekstase und Raserei. Er wurde zwei- oder dreimal geboren und einmal von den Titanen durch Zerstiickeln getotet. Da er aber 
ein Gott und per definitionem unsterblich ist, wurde er wissend wiedergeboren. Die Erfahrung der Zerstiickelung verleiht ihm die 
Erkenntnis von der Unendlichkeit des Lebens. Der zerstiickelte Gott zeigt, daB - ganz gleich, was passiert - eigentlich nichts zu 
befiirchten ist. Am Ende jedes Grauens leuchtet das Heil. Dionysos gebardet sich auch sonst als Schamane. Er hat Tierhilfsgeister 
oder Tieridentitaten (Panther, Luchs, Lowe, Tiger, Delphin, Schlange, Stier, Bock), verfiigt iiber ekstatische Musik (Trommeln, 
Tamburine, Cymbeln, Floten), die ihn in Verziickung versetzt, kleidet sich oft - wie die sibirischen Schamanen - in Frauenkleider 
und huldigt transsexuellen Ausschweifungen. Er ist ein Maskentrager, ein Sanger, beriihmt ist sein Bocksgesang (tragodia), der 
Griinder des Theaters und Stifter der bakchantischen Mysterien. Zudem ist er ein Krauterkundiger und Heiler. 
Ihm zu Ehren wurden iiberall orgiastische Weinfeste gehalten, die sich oft zu wilden Bacchanalen steigerten. Der Dionysostempel 
im Pompeji hatte einen Weingarten, wo die Gelage des rauschhaften Gottes stattfanden. Dort floB reichlich der Wein, die Gabe 
des Dionysos, die ehrfurchtsvoll »das Blut der Erde«, auch das »Blut des Dionysos« oder einfach nach dem Gotte selbst Dionysos 
genannt wurde. Von ihm erhoffte man sich Anteil an der Unsterblichkeit. So spricht der seherische Tiresias: 
»Zwei Giiter, junger Herr, besitzen fiir die Menschen hochsten Wert: Demeter, das ist die Erde, kannst sie nennen, wie du willst; 
sie nahrt die Sterblichen mit ihren trocknen Gaben. Gleichwertiges erfand Semeles Sohn und fiihrte es bei den Menschen ein, den 
Traubensaft, den Trank, der die geplagten Sterblichen vom Leid befreit, wenn sie am Strom der Reben sich erquicken, und den 
Schlummer bringt, Vergessen aller Qual des Tages; er ganz allein schafft Hilfe gegen jede Not. Er, selbst ein Gott, wird Gottern 
dargebracht als Spende, so daB durch ihn der Mensch das Gute ernten kann.« 



(EURIPIDES, Bakchen 274ff.) 

Dionysos hat der Mythologie zufolge iiberall in die Welt, wo heute noch der Wein wachst, die ersten Stocke gebracht und selbst 

gepflanzt (DANIELOU 1992a* ). In der griechisch-romischen Welt wurde beim Anpflanzen von Weinstocken ein Zicklein 

geopfert, damit die Reben prall werden und Dionysos das Blut seines Lieblingstieres erhielt. 

Der Wein war eines der Mittel zur Erzeugung der dionysischen Ekstase;'--' (DETIENNE 1992, EMBODEN 1977, EVANS 1988). 

So wo hi in Griechenland als auch spater im romischen Reich wurden Trinkgelage abgehalten (MURRAY 1990). Das Gelage hieB 

Symposion oder Symposium, »Zusammentrinken«. Auf lateinisch heiBt der Leiter des Symposiums Magister, »Meister«. Er war 

fiir die Dosierung, das Mischungsverhaltnis von Wein und Wasser und gegebenenfalls weitere psychoaktive Zusatze 

verantwortlich. Xenophon sagte treffend: »So ist's am schonsten, vom Trinken nach Hause zu kommen: Niichtern bin ich nicht 

mehr, aber auch nicht zu berauscht.« - Ein Symposion war in erster Linie ein gemeinschaftliches Trinkgelage, oft mit 

intellektuellem Anspruch. Es war der Ort, an dem die antike Philosophic (z.B. eines Platon und Sokrates) geschaffen wurde. 

In Indien und im Himalayagebiet ist der Wein dem Shiva heilig (vgl. Aconitum ferox. Cannabis indica, Papaver somniferum, 

Alkohol). Shiva wurde schon in der Antike mit Dionysos identifiziert (DANIELOU 1992a*). Der Wein hat auch cine wesentliche 

Bedeutung im Tantrakult (SERRANO 1982). Da es in dem Kult u.a. darum geht, rituell gesellschaftliche Tabus zu brechen, gehort 

das Trinken von Wein zu den wesentlichen Moglichkeiten des Ubertritts, da den Hindus eigentlich der GenuB von Alkohol 

verboten ist. 

Bis heute wird Wein in der katholischen Kirche beim Ritual des Abendmahls getrunken: 

»War der Wein schon um des Abendmahls willen in der Kirche unentbehrlich, so spielte er auch noch aus andren Griinden 

daselbst eine Rolle. Der deutsche Heide namlich hatte seine Gotter und volkstiimlichen Heroen durch Zutrinken geehrt, der 

neubekehrte deutsche Christ aber trank auf jener Heiligen GedachtniB, die ihm durch Proben geistiger oder leiblicher Starke 

Bewunderung abgewannen; und die Kirche in ihrer Duldsamkeit nahm dieses sog. Minnetrinken in ihr Ritual auf, nachdem sie 

sich Jahrhunderte hindurch vergeblich bemiiht hatte, dasselbe zu unterdriicken; kaum gelang es den Bischofen, die Zahl der 

Heiligen zu beschranken, deren Gedachtnis oder Minne man trank.« (SCHULTZE 1867: 104) 

Viele Weinkenner machen sich heutzutage selbst einen Kult um den Wein, die sogenannte »Weinkultur«. Es geht dabei aber 

weniger um psychoaktive oder berauschende Wirkungen, sondern um Feinschmeckertum, Sammelleidenschaft und Besitzstreben. 

Artefakte 

Zahlreich sind die antiken Darstellungen der Weinrebe, der Weinernte, des Weingenusses und der Weinwirkung. Eine 
Marmorskulptur aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. zeigt den trunkenen Herkules, der nackt ist und seinen Penis zwischen den 
Fingern halt, als ob er uriniere (Herkulaneum, Haus der Hirsche). Die mit Wein begangenen dionysischen Mysterien sind auf den 
Wandmalereien von Pompeji abgebildet (GRIMAL und KosSAKOWSKI 1993). Dionysos, seine Gefolgschaft, seine Feste und 
Gelage sind Themen der Kunst seit der Antike (HAMDORF 1986). Manche Darstellungen beziehen sich wahrscheinlich auf 
Amanita muscaria. 

Dionysos-Bacchus, sein Wein, seine Feste und Mysterien sind in zahlreichen antiken Dichtungen beschrieben (BROMMER 1959, 
MERKELBACH 1988, PREISER 1981 a und 1981 b, WEEBER 1993). 

Unendlich ist die Zahl der TrinkgefaBe fiir den Wein (Krater, Kelche, Becher). Manche antike Weinkelche wurden schon als 
kryptische Symbole fiir Amanita muscaria oder andere psychoaktive Pilze gedeutet. 

Keine andere antike Gottheit hat so lange iiberlebt wie Dionysos-Bacchus. Der geheimnisvolle Gott des Rausches erhitzt nach wie 
vor die Gemiiter. Er erscheint auf Wein- und Bieretiketten, tritt im Theater auf- in den Bakchen des Euripides (ca. 480-406 v. 
Chr.), den Bassariden des Hans Werner Henze (geb. 1926) I'l oder in Ariadne aufNaxos von Richard Strauss (1864-1949). Seine 
wilderotischen Feste (Bacchanalien) wurden opulent von Richard Wagner (1813-1883) in seiner Oper Tannhdaiser verewigt. 
In dem »klassischen« Schauerroman Die Elixiere des Teilfels (1815) von E.T.A. Hoffmann (1776-1822) geht es um den »Wein 
des heiligen Antonius« (vgl. Claviceps purpurea). Dieser in einem Kloster als Reliquie bewahrte Wein wird als stark psychoaktiv 
beschrieben. Wer davon trinkt, wird in eine schizophrene Welt von Halluzinationen geworfen, die er als »Versuchung durch den 
Teufel« interpretiert. Ein Monch wagte den Trunk: »Unter diesen [Reliquien] befand sich eine verschlossenen Flasche, die der 
heilige Antonius dem Teufel, der darin ein verfiihrerisches Elixier bewahrte, abgenommen haben soUte. (...) Eine 
unbeschreibliche Liisternheit bemachtigte sich meiner, das zu erforschen, was wohl eigentlich in der Flasche enthalten. Es gelang 
mir, sie zur Seite zu schaffen, ich offnete sie und fand ein herrlich duftendes, siiB schmeckendes, starkes Getrank, das ich bis auf 
den letzten Tropfen genoB. - Wie nun mein ganzer Sinn sich anderte, wie ich einen brennenden Durst nach der Welt empfand, wie 
das Laster in verfiihrerischer Gestaltmir als des Lebens hochste Spitze erschien ...« (HOEEMANN 1982: 123) 
Der amerikanische Science-fiction-Autor Robert Silverberg hat 1974 eine mit dem Jupiter-Award ausgezeichnete Geschichte 
unter dem Titel »Das heilige Fest des Dionysos« veroffentlicht. In der Story gerat ein Astronaut auf dem Weg zum Mars in einen 
utopischen Dionysoskult jenseits von Raum und Zeit und wird mit einem besonderen Wein in die Mysterien des Gottes 
eingeweiht: 

»Die Rhythmen sind schroff und heftig. Dies ist die Musik der Bacchanten, dies ist ein orphisches Lied, fremd und erschreckend 
zuerst, dann auf merkwiirdige Art sanft und trostlich. (. . .) Nimm, IB. Dies ist mein Leib. Dies ist mein Blut. Mehr Wein. 
Gestalten bewegen sich um ihn herum, andere Kommunikanten treten vor. Er verliert jedes Gefiihl fiir Zeit und Ort. Er lost sich 
von der physikalischen Dimension und treibt iiber einen anschwellenden Ozean, ein groBes, warmes Meer, ein sanft wogendes 
Meer, das ihn leicht und heiter tragi. Er spiirt Licht, Warme, GroBe, Schwerelosigkeit, aber er spiirt nichts Greifbares. Der Wein. 
Die Hostie. Vielleicht eine Droge im Wein? Er gleitet aus der Welt hinaus und in das Universum. Dies ist mein Leib. Dies ist 
mein Blut. Dies ist das Erleben von Ganzheit und Einheit. Ich nehme den Becher des Gottes, und sein Wein lost mich auf. (...) Ich 
rufe den Namen des Gottes, und sein Donner betaubt mich. Dionysos! Dionysos!« (SILVERBERG 1984: 69 ) 



Medizinische Anwendung 

Der Wein hatte in der hippokratischen Medizin in etwa die gleiche Bedeutung wie das Bier in der babylonischen und agyptischen 

Heilkunde. Es wurden weiBe, dunkle, rote, siiBe, herbe, wohlriechende oder schwere Weine als diatetische Drogentrager 

verwendet. Zahlreiche Medizinalweine wurden aus Wein und den entsprechenden Krautern angesetzt. Dioskurides nennt eine 

ganze Reihe davon. 

Die heilsamen Eigenschaften von Weintrauben wurden bereits in den indischen Grundlagenwerken der ayurvedischen Medizin, 

von Susrata und Charaka, erwahnt (HOOPER 1937: 1860. 

1753 erschien von einem anonymen »Liebhaber der Oeconomischen Wissenschafften« Der curieus und offenherzige Wein-Artzt, 

ein Buch, das an antike Traditionen des Heilweines ankniipft und den Gebrauch von Medizinalweinen stark verbreitet hat. 

Noch heute wird Wein - in moderaten Dosierungen - als Heilmittel und Tonikum, besonders fiir altere Menschen, empfohlen 

(KOHNLECHNER 1978). 

Inhaltsstoffe 

Weintrauben enthalten groBe Mengen an Traubenzucker (= Glukose), Lavulose, Saccharose, Zitronen-, Apfel-, Wein-, Gerb-, 
Gall-, Salizyl-, Bernstein- und Oxalsaure sowie Kaliumsalze und auch Spuren von Starke (DOW NTON und HAWKER 1973). Es 
wurde die fungizide Substanz a-Viniferin als Inhaltsstoff der Weinranke beschrieben (PRYCE und LANGCAKE 1977). 
Der Alkoholgehalt von Weinen kann zwischen 6 und 18% liegen. WeiBwein hat meist 10 bis 12%, Rotwein 1 1 bis 15%. 
Geriichten zufolge soil im Rotwein der THC-analoge Wirkstoff Anandamid enthalten sein (vgl. Theobroma cacao, THC). 

Wirkung 

Im 18. und 19. Jahrhundert wurden verschiedenerseits eigenartige psychoaktive Wirkungen durch WeingenuB berichtet - leider 

sind weder die Weine noch die etwaigen pharmakologischen Manipulationen iiberliefert. Es heiBt nur, daB es »alte Weine« - 

arztlich verschrieben und heilsam - waren: 

»Aber diese Weine batten auch andere wunderbare Wirkungen: „Ich hatte von diesen Fdssern nur gekostet", schreibt anno 1800 

der Theologe Johann Gottfried Hoche, „ und dock schienen mir die Steine aufder Strafie gewachsen zui sein, als ich herauskam. " 

Wilhelm Hauff hatte nach einer Kostprobe vielleicht eines [Bremer] Rose-Weins von 1615 oder 1624 seine wunderbaren 

„Phantasien im Bremer Ratskeller";-'!, und Heinrich Heine sah nach einem Besuch im Ratskeller betrunkene Engel auf den 

Dachern sitzen und den Weltgeist mit der roten Nase.« (MARZAHN 1994: 109) 

SoUten sich bei Weinen, die iiber Jahrhunderte abgelagert sind, durch chemische Transformation visionare Substanzen 

entwickeln? - Leider diirfte es schwierig sein, alte Weine, die von Sammlern wie kostbare Edelsteine gehiitet werden, chemisch 

und pharmakologisch zu untersuchen. 

Die Wirkung von Wein ist sehr stark von der Dosierung abhangig (vgl. Alkohol, Bier). In moderaten Dosen wirkt er erheiternd, 

senkt die Hemmschwelle, entspannt und erregt. Wenn man z.B. den ganzen Abend iiber auBer Wein auch Wasser trinkt (im 

Verhaltnis 1 :3, 1:2 oder 1:1), kann man die ganze Nacht die angenehme stimulierende, erheiternde Wirkung genieBen. Trinkt man 

zuviel, kann das Erlebnis im Blackout, einer BewuBtlosigkeit, enden. Die individuelle Reaktion auf Wein kann sehr 

unterschiedlich sein und ist viel weniger steuerbar als etwa die Dosierung von Cannabis indica. Viele Menschen sind der 

Meinung, daB Schaumwein (Sekt, Champagner) anders wirkt als Wein. Er regt mehr an, ist aphrodisierender und bringt den 

Kreislauf in Schwung (natiirlich nur bei moderaten Dosierungen). 

Friiher wurde die Wirkung des Weines (»Trunkenheit«) gerne mit der Opiumwirkung verglichen (vgl. Papaver somniferum). 

Marktformen und Vorschriften 

Weintrauben und Weine aller Art unterliegen der Lebensmittelverordnung. Wein ist in den meisten Landern der Welt ein legales 
Rauschmittel. In einigen islamischen Staaten ist der GenuB von Alkohol allgemein verboten oder geachtet. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Alkohol, Wein 

BROMMER, Frank 

1959 Satyrspiele, Berlin: de Gruyter. DETIENNE, Marcel 

1992 Dionysos: Gottliche Wildheit, Frankfurt, 

New York: Campus. DowNTON, W. John S. und John S. HAWKER 

1973 »Enzymen of Starch Metabolism in Leaves and 

Berries ofVitis vitUjercU, Phytochetnistry 12: 

1557-1563. EMB01)EN, Wilham A. 

1977 »Dionysos as a Shaman and Wine as a Magical 

Drug«, Journal o/ Psyclledelic Drugs 9(3): 187-192. EVANs, Arthur 

1988 The God of Ecstclsy: Sex-Roles and the Madness 

of Diorrysos, New York: St. Martin's Press. 

GREWENING, Meinrad Maria (Hg.) 1996 Mysterium Wein: Die Cotter, der Wein und die Kunst, Speyer: Verlag Gerd Hatje. 

GRIMAL, P und E. KoSSAKOWSKl 1993 Pottlpeji: Ort der Mysterien, Mijnchen: Metamorphosis Verlag. 

HAGENOW, Gerd 1982 Aus dem Weingarten der Antike, Mainz: Philipp von Zabern. 

HAMl)oRF, Friedrich Wilhelm 1986 Dionysos-Bacchus: Kult und Wandlungen des Weingottes, Miinchen: Callwey. 

HEHN, Victor 1992 Olive, Wein und Feige: Kulturhistorische Skizzen, Frankfurt/M.: Insel. 

KOHNLECHNER, Manfred 1978 He' Ikriijte des Weines, Munchen: Knaur. 

LESKO, Leonard H. 1978 King Tut's Wine Cellar, Berkeley: B. C. Scribe Publications. 

MCGOVERN, Patrick E., Stuart J. FLEMING und Solomon H. KATz (Hg.) 1995 The Origins and Ancient History of Wine, Amsterdam: Gordon and Breach 

Publishers. 

MERKELBACH, Reinhold 1988 Die Hirten des Dionysos, Stuttgart: Teubner. 



MURRAY, OSWyn (Hg.) 1990 Syttipotica: A Symposium an the Symposion, Oxford: Clarendon Press. 

OTTO, Walter F. 1933 Dionysos: Mythos und Kultus, Frankfurt/M.: Vittorio Klostermann. 

PARIS, Ginette 1991 Pagan Grace: Dionysos, Hernles, and Goddess Metnory in Daily Lije, Dallas: Spring Press. 

PREISER, Gert 1981a »Wein im Urteil der griechischen Antike«, in: G. VOLGER (Hg.), Rausch und Real itdt, Bd.l: 296-303, Koln: Rautenstrauch-Joest-Museum. 

19816 »Wein im Urteil der Romer«, ebd., Bd. 1: 304-308. 

PRYCE, R.J. und P. LANGCAKE 1977 »(x-Viniferin: An Antifungal Resveratrol Trimer from Grapevines*, Phytochemistry 16: 1452-1454. 

RUCK, Carl A. P 1982 »The Wild and the Cultivated: Wine in Euripides Bacchae«, Journal of Ethtlopharttlacology 5: 231-270. 

SCHULTZE, Rudolf 1867 Geschichte des Weins und der Trinkgelage, Berlin (Sandig Reprint 1984). 

SERRANO, Miguel 1982 EllElla - Das Buck der Magischen Liebe, Basel. Sphinx. 

SILVERBERG, Robert 1984 »Das Fest des heiligen Dionysos*, in: Werner FUCHS (Hg.), Das Fest des heiligen Dionysos, S. 1-11 , Miinchen: Heyne. 

SMITH, Huston 1970 »Psychedelic Theophanies and the Religious Life«, Journal of Psychedelic Drugs 3(1): 87-91. 

WEEBER, Karl-Wilhelm 1993 Die Weinkultur der Romer, Zurich: Artemis und Winlder. 



Withania somnifera Schlafbeere 

Familie 

Solanaceae (Nachtschattengewachse); Solanoideae, Tribus Solaneae 

Formen und Unterarten 

Es werden heute botanisch 8 bis 10 Arten der Gattung Withania akzeptiert, die hauptsachlich in Nordafrika und dem 

angrenzenden Eurasien vorkommen (D'ARCY 1991: 79*, HEPPER 1991, SYMON 1991: 146*). 

In Indien werden zwei Varietaten oder Formen von Withania somnifera unterschieden, die morphologisch und geographisch 

getrennt werden konnen. Im Industal kommt eine Form mit einem knotigen Wurzelstock vor; im Punjab und in Rajasthan ist eine 

Form mit einer fleischigen Wurzel, die oft anthropomorphe Erscheinungen hervorbringt, verbreitet (KUMARASWAMY 1985: 

113). 

Gelegentlich wird die Art (aufgrund der verschiedenen Mischungen der Withanolide) in Chemotypen unterteilt (EASTWOOD et 

al. 1980). 

Synonyme 

Physalis somnifera L. 
Solanum somniferum nom. nud. 

Volkstiimliche Namen 

Agol (Athiopisch), Ambubi, Amkuram kizhangu (Dravidisch »sch6ne Pferdewurzel«), Amukkara, Asgandh (Hindi), Ashvaganda, 
Ashwagandha, Aswagandha, Beautiful horse root, Biididan, Hajarat el dib (Arabisch »Wolf-Baum«), Harhumbashir (Assyrisch 
»Rote Koralle«), Henbane32-5, Jangida, Kakink (Pakistani), Kuthmithi, Marjan (modernes Arabisch »Koralle«), Rasbhari, 
Salztiegel, Schlaffbeeren, Schlafmachende Schlutte, Sekran (Syrisch »Rauschmittel«), Slaepcruydt, Solanum somniferum, 
Timbutti eqli (Assyrisch »Ring des Feldes« oder » Cantharides«), 'Ubad (Arabisch/Jemen), Winterkirsche 

Geschichtliches 

Wenn die Deutung des assyrischen Namens als Schlafbeere richtig ist, wurde die Pflanze bereits in Mesopotamien medizinisch 

und narkotisch genutzt (THOMPSON 1949: 216 ). Im alten Agypten war sie gut bekannt (GERMER 1985: 167*), und auch im 

alten Arabisch wurde sie schon als sakrdn, »Rauschmittel«, bezeichnet und klassifiziert. Im gesamten Verbreitungsgebiet der 

Pflanze gilt sie als hypnotisch und schlafbringend (HOOPER 1937: 186*). Moglicherweise wurde die Schlafbeere in der 

Spatantike, u.a. von Plinius (XXI, 180), als eine Form des »Schlafstrychnos« angesehen (vgl. Datura stramonium, Solanum spp., 

Strychnos nuxvomica). Vielleicht war sie auch mit der mysteriosen Halicacabon identisch. 

Die in den vedischen Schriften, vor allem ira. Atharvaveda, gepriesene Wunderwurzeiyan^iiia, die als Panazee, Amulett, 

Zaubermittel und Aphrodisiakum gait, soil mit Withania somnifera identisch sein (KUMARASWAMY 1985). 

In Europa ist sie spatestens seit dem 16. Jahrhundert bekannt, denn sie wird in den meisten Krauterbiichern der »Vater der 

Botanik« beschrieben und dargestellt. 

Verbreitung 

Die Schlafbeere stammt aus Nordafrika, ist im Irak sehr weit verbreitet (AL-HINDAWI et al. 1992) und kommt in Pakistan und 
Nordindien vor. In China wird sie gerne als Zierpflanze kultiviert (Lu 1986: 81 'x). 

Anbau 

Die Vermehrung erfolgt durch Samen, die am besten vorgekeimt und dann eingepflanzt werden. Zunachst gut gieBen, spater nur 
noch maBig Wasser zufiihren. Da die Pflanze keinen Frost vertragt, soUte sie als Topfpflanze im Winter in der Wohnung gehalten 
werden. Als Zimmerpflanze kann sie sogar mehrmals im Jahr bliihen. 

Aussehen 

Das mehrjahrige, verzweigte Kraut kann iiber einen Meter hoch werden (selten bis zu 2,5 Meter), bleibt aber meist buschig klein. 
Die kleinen, ovalen Blatter sind wechselstandig. Die winzigen Bliiten haben griinliche Bliitenkelche und weiBe Stempel. Sie sitzen 



an den oberen Zweigen dicht am Hauptstengel. Die roten Beerenfriichte (daher der altassyrische Name »Rote Koralle«; 
THOMPSON 1949: 2151 sind wie bei Physalis sp. vom aufgeblasenen Kelch umgeben und sehen daher wie kleine Lampions aus. 
Die kleinen orangegelblichen Samen sind rund, abgeflacht und 1 bis 2 mm lang. Die diinnen, glatten Wurzeln konnen 30 bis 40 
cm lang und 1 bis 2 cm dick werden. 

Die Schlafbeere kann mit anderen Arten der Gattung, vor allem der mediterranen Withania frutescens (L.) PAUQ. und der 
kanarischen Withania anstata (AIT.) PAUQ., aber auch mit kleinwiichsigen Arten der Gattung Physalis spp. (vgl. Halicacabon) 
verwechselt werden. 

Droge 

- Wurzel 

- Oberirdisches Kraut 

Zubereitung und Dosierung 

Die Wurzel wird getrocknet und so belassen oder fein zermahlen. Das Pulver kann in Gelatinekapseln gefiillt eingenommen 
werden. Fiir einen tonisierenden und beruhigenden Tee wird die Wurzelrinde ein paar Minuten gekocht. Das Wurzelpulver kann 
in Milch zusammen mit Honig und Pippali (Piper longum; vgl. Piper spp.) gekocht werden. 

In der ayurvedischen Medizin gilt als Einzeldosis 250 mg bis 100 g der pulverisierten Wurzel (LAD und FRAW LEY 1987: 227 ). 
Bei 100 mg des Wurzelpulvers pro kg Korpergewicht setzt eine deutliche Anti-StreB-Wirkung ein (GRANDHI et al. 1994: 134*). 
Als Tonikum kann man taglich ein Wurzelstiick von der Lange eines halben Fingers kauen. Die Wurzel hat einen entfernt an 
SiiBholz erinnernden, nicht unangenehmen Geschmack. 

Rituelle Verwendung 

Die alten Araber nutzten die Wurzel als Tonikum, Aphrodisiakum und Rauschmittel. Leider ist iiber den rituellen Umgang nichts 

bekannt geworden. 

Der indische Arzt und Mitbegriinder des Ayurveda Sushruta hat die Wurzel als rasayana, also als alchemisches Elixier, und kaum 

zu iibertreffendes vajikarana (Aphrodisiakum) gelobt. Deshalb wurde Ashwagandha (z.T. in Verbindung mit Cannabis indica) bei 

sexualmagischen, tantrischen Ritualen zur Unterstiitzung der notigen Erektionsdauer benutzt. Die vaidyas (Volksheiler) stellen 

noch heute aus der Wurzel einen Liebestrank her, der das andere Geschlecht anziehen und liebesbereit machen soil 

(KUMARASWAMY 1985: 114, 116, 119). 

In Pakistan werden die Blatter der panirbad genannten, nah verwandten Withania coagulans (STOCKS) DUN. [syn. Puneeria 

coagulans STOCKS] als Rauschmittel verwendet, vermutlich geraucht (GOODMAN und GHAFOOR 1992: 43*). In Indien 

werden die Friichte zuln Koagulieren von Milch benutzt, wenn Lab aus religiosen Griinden bei Ritualen und Zeremonien nicht 

benutzt werden darf (MACMILLAN 1991: 422'" ). 

Artefakte 

Aus der Spatantike sind einige agyptische Bliitenkranzreste aus Fayum bekannt, in die die Friichte der Schlafbeere eingearbeitet 

sind(GERMER 1985: 167-). 

Die Wurzel diente als Ersatz fiir die Alraune (siehe Mandragora ojficinarum). 

Medizinische Anwendung 

Die Assyrer haben die Wurzel gerauchert und den Rauch auf schmerzende Zahne geleitet (vgl. Raucherwerk), nutzten die Pflanze 

also ganz ahnlich wie Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) (THOMPsON 1949: 2160. Im Jemen wird die Wurzel noch heute als 

Zahnschmerzmittel verwendet (FLEURENTIN und PELT 1982: 102f.*). 

In der Volksmedizin der Bewohner der Golanhohen und der Negevwiiste werden die Blatter, seltener die Friichte, auBerlich bei 

offenen Wunden, Schwellungen, Rheumatismus und auBeren Entziindungen als Paste aufgetragen und einmassiert (DAFNI und 

YANIV 1994: 161. 

In Afrika wird die Wurzel Kindern als Beruhigungsmittel verabreicht (SCHULDES 1995: 77*). In Athiopien werden die 

zerdriickten Blatter auf arthritische Gelenke geschmiert (WILSON und MARIAM 1979: 33*). 

In Belutschistan (Pakistan) wird die Wurzelrinde pulverisiert und, mit Wasser vermischt, zu einer Paste verknetet, die zur 

Behandlung von Wunden aufgetragen wird (GOODMAN und GHARFOOR 1992: 42*). In Indien raucht man das Kraut zur 

Linderung von Husten und Asthma (vgl. Rauchmischungen) (MACMILLAN 1991: 4250. 

In der ayurvedischen Medizin hat Ashwagandha eine ahnliche Bedeutung wie Ginseng (Panax ginseng) in der chinesischen 

Krauterkunst. Ashwagandha gilt als »verjiingende IIeilpflanze«; sie »ist von sattwischer Natur und ist eine der besten 

Heilpflanzen fiir den Geist, auf den sie eine klarende und nahrende Wirkung hat. Dieses Mittel wirkt beruhigend und fordert einen 

tiefen, traumlosen Schlaf" (LAD und FRAWLEY 1987: 2270. 

Inhaltsstoffe 

In der Pflanze sind steroide Laktone, Somniferin, Withaferin A und verschiedene Steroide enthalten (AL-HINDAWI et al. 1989: 
167). Die getrocknete Wurzel enthalt ca. 2,8% Steroidlactone, sogenannte Withanolide, daneben auch Starke (GRANDHI et al. 
1994: 134). In der Stengelrinde einer Probe aus Indien wurden die neuen Withanolide Withasomnilid, Withasomniferanolid, 
Somniferanolid, Somniferawithanolid und Somniwithanolid entdeckt (AH et al. 1997). 



Wirkung 

Die Wirkung der Wurzel wird als beruhigend, einschlafernd und allgemein tonisierend beschrieben. Ein waBriger Auszug aus der 
Wurzel hat eine Anti-StreB -Wirkung, die ahnlich jener des Ginsengs (Panax ginseng) ist (GRANDHI et al. 1994: 134). Durch die 
antiserotinerge Aktivitat wird der Appetit angeregt. Ein alkoholischer Extrakt aus dem oberirdischen Kraut hat recht starke 
entziindungshemmende Eigenschaften, die hauptsachlich auf die Anwesenheit der Steroide, vor allem auf Withaferin A 
zuriickgefiihrt werden (AL-HINDAWI et al. 1989: 167 und 1992). Toxische Nebenwirkungen, selbst bei Gebrauch wahrend der 
Schwangerschaft, sind bisher nicht bekannt geworden (GRANDHI et al. 1994: 132). Angaben iiber berauschende Wirkungen sind 
sporadisch und unsicher. 

Marktformen und Vorschriften 

Die Pflanze unterliegt keiner gesetzlichen Bestimmung und ist frei verkauflich. Die Wurzeldroge ist in Europa nur schwer 

erhaltlich. In Indien kann sie bei jedem Krauterhandler erworben werden. 

Jungpflanzen sind im ethnobotanischen Fachhandel und in spezialisierten Gartnereien zu beziehen. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Withanolide 

AL-HINDAWI, Muhaned K., Ishan H.S. Ai.-DEEN, May H.A. NABI und Mudafar A. ISMAIL 

1989 »Anti-Inflammatory Activity of Some Iraqi 

Plants Using Intact Rats«, Journal of Etlinophcirillac-ology 26: 163-168. 

AL-HINDAWI, Muhaned K., Saadia H. AL-KHAFAJI und May H. ABDUL-NABI 

1992 »Anti-granuloma Activity of Iraqi Witllanicl sotnnifera«, Journal of Ethnopharmacology 37: 

II3-II6. 

ALL Mohammed, Mohammed SHUAIB und Shahid Husain ANSARI 

1997 » Withanolides from the Stern Bark of Witliania somnifertk, Phytochelnistry 44(6): I I63-I 168. 

EAs-rwooD, Frank W., Isaac KIRSON, David LAvIE und Arleh ABRAHAM 

1980 »New Withanolides from a Cross of South African Chemotype by Chemotype 1 1 (Israel) in Witlianicl sotnnifera«, Phytochernistry 19: 1503-1507. 

GRANDI, Anuradha, AM MUJUMDAR und Bhushan PATWARDHAN 

1994 » A Comparative Pharmacological Investigation of Ashwagandha and Ginseng*, Journal of Ethnophtirrnacology AA: I3I-I35. (Weiterfiihrende Literatur 

wird angegeben.) 
HEPPER, F. Nigel 

1 99 1 »01d World Withania (Solanaceae): A Taxono- 
mic Review and Key to Species«, in: HAWKEs, LESTER, NEE und ESTRADA (Hg.), Solanaceae III: Taxonomy, 
Chemistry, Evolution, S. 21 lf£, London: Royal Botanic Gardens Kew and Linnean Society. 

KUMARASWAMY, R. 1985 »Ethnopharmacognostical Studies of the Vedic Jangida and the Siddha Kattuchooti as the Indian Mandrake of the Ancient Past«, 
Curare (Sonderband 3/85 Ethnobotanik): 109-120. 

NfTTALA, S.S., V VAN DEN VELDE et al. 1981 »Chlorinated Withanoloides fron Witlitinia solnnifera and Aclnstiis breviflorlis«, Pllytocllenlistry 20: 2547. 
SOUR, K.Y. 1980 Pllytocllcllliccll Investigation of Witliania somnifera Grown in Irciq, Baghdad: University of Baghdad, M.Sc. Thesis. 



Wenig erforschte psychoaktive Pflanzen - kleine Monographien 

Es gibt viele Pflanzen, die angeblich oder vielleicht auch nachweislich psychoaktive Wirkungen haben, die aber fast gar nicht 
ethnobotanisch oder phytochemisch erforscht sind. Zum Teil sind auch die botanischen Identifikationen zweifelhaft. Manchmal 
stammen die Angaben der Psychoaktivitat einer Pflanze (z.B. Cymbopogon densiflorus) lediglich von Notizen auf alten 
Exemplaren in Herbarien (ALTSCHUL 1975, VON REIS und LIYP 1982"). Einige Pflanzen, die mitunter psychoaktiv genutzt 
werden, sind zwar sehr gut bekannt, wie 7.13. der Ingwer (Zingiber officinale), allerdings sind bei ihnen der Gebrauch oder die 
Zubereitung und Applikation nicht wirklich erforscht. Bei manchen der hier in kleinen Monographien behandelten Pflanzen sind 
keine Aufbereitungsformen fiir die aus ihnen gewonnenen psychoaktiven Substanzen iiberliefert (z.B. Gomortega keule). Bei 
einigen pharmakologisch nachweislich psychoaktiven Pflanzen ist kein traditioneller Gebrauch bekannt oder berichtet worden 
(z.B. Mikania cordata). Viele der hier angefiihrten Pflanzen sind in erster Linie als Additive zu anderen Pflanzen oder Produkten 
von Bedeutung (z.B. Alchornea spp.}. Sie wirken als Einzeldrogen nicht psychoaktiv, aber in Kombination mit anderen 
Substanzen synergistisch. 

Dieses Kapitel kann sicherlich viele Anregungen fiir zukiinftige ethnopharmakologische und phytochemische Forschungen bieten. 
Soweit es moglich war, sind auch die kleinen Monographien mit Hinweisen auf Spezialliteratur versehen. Bei vielen Pflanzen 
liegt allerdings aufgrund der diirftigen oder sparlichen Forschungslage kein ihnen eigens gewidmetes Schrifttum vor. 

Die in diesem Absclinitt beliandelten Gattungen im Uberblicli: 

Ailanthus, Alchornea, Amaranthus, Anarmita, 

Archontophoenix, Armatocereus, Aspidosperma, 

Astragalus, Atherosperma 
Benthamia, Bernoullia, Boophane, Brosimum, 

Bursera 
Caesalpinia, Capsicum, Cardaniine, Carissa, 

Castanopsis, Cecropia, Clematis, Comandra, 

Conium, Cordia, Cordyline, Coriaria, Crotalaria, 

Cyntbopetaltini, Cyntbopogon, Cyperus, 

Cypripediitm 
Delphinium, Dictyoloma, Dictyonema, 

Dimorphandra, Dioscorea 
Elaeophorbia 
F err aria 
Gaultheria, Gelsemiitm, Gloeospermum, 

Gorriortega, Goodenia 
Hedera, Helichrysum, Helicostylis, Hieracium, 

Hipotriosa, Homalomena, Huperzia 
Iresine, Iryanthera 
jasminum, Jatropha, Jiianulloa 
Kaempferia 
Lagochilus, Lancea, Leonotis, [Lichene], 

Lirrimonium, Lobelia, Lotus, Lucuma, Lzepinus, 

Lycopodiuni 
Macropiper, Magnolia, Malva, Manihot, Maquira, 

Matayba, Mentha, Metteniusa, Mikania, Mira 

bilis, Monadenium, Monodora, Mostuea 
Neoraimondia, Nephelium 
Ocimltm, Osteophloeum, Oxytropis 
Pancratittm, Pandanus, Pedilanthus, Peperomia, 

Pemettya, Persea, Petunia, Peucedanum, 

Philodendron, Physalis, Pithecellobium, 

Polypodium, Pontederia, Pseuderanthemum 
Quararibea 

Ranunculus, Rauvolfia, Rhododendron 
Sanango, Santalum, Scirpus, Sclerocarya, Scoparia, 

Secitridaca, Senecio, Sida, Sloanea, Spiraea, 

Stephariomeria, Stipa 
Teliostachys, Terminalia, Tetrapteris, Thamnosma, 

Thevetia, Tillandsia, Tribulus, Trichochne, 

Trichodesrrta 
Umbellularia, Ungnadia, Urmenetea, Utricularia 



Valeriana, Vanda, Voacanga 
Zea 

»Von 1930 bis heute nahm die interdisziplinare Erforschung psychoaktiver Pflanzen standig zu. ( . . . ) Doch trotz der groBen 
Fortschritte, die in den verflossenen 125 Jahren in den verschiedenen einschlagigen Disziplinen erzielt werden konnten, bleibt 
noch ein gewaltiges Stiick Arbeit zu leisten bei der Erforschung dieser „Pflanzen der G6tter".« 
RICHARD EVANS SCHULTES und ALBERT HOFMANN Pflanzen der Gotter (1995: I S5" ) 

Ailanthus altissima (MILZ.) SWINGLE (Simaroubaceae) [syn. Ailanthttsglandldosa DESF., 
Ailanthus peregrina (BUC'HOZ) BARKL.] - Gotterbaum 

Der aus China stammende Gotterbaum ist in Europa und Nordamerika eingebiirgert (ZANDER 1994: 98*). Auf einem aus 
Pennsylvania (USA) stammenden Herbariumexemplar von 1937 ist notiert: »Keimlinge „m6glicherweise eine narkotische 
Pflanze«„ (VON REIS und LIPP 1982: 146*). Ob der Baum tatsachlich psychoaktiv wirken kann, ist nicht erforscht worden. Er 
enthalt den Hauptwirkstoff Quassiin = Ailanthin (5%) mit der Summenformel C3,H5(,0„) (REICHERT et al. 1949 1 1 1:169* ). 

Alchornea spp. (Euphorbiaceae; Acalyphoideae) 

Die tropische Gattung umfaBt ca. 70 Arten, von denen die meisten in Amerika, einige in Afrika vorkommen (SCHNEIDER 1992: 
166). Die siidamerikanische A/c/iornea castaneifolia (WILLD.) JUss. wird in Peru als Ayahuascaadditiv verwendet. Die Rinde 
dieser pdjaro arbol (Spanisch »Vogelbaum«) genannten Art hat pilzhemmende Wirkung (OTT 1993: 403*). Die Tikunaindianer 
verwenden die Rinde medizinisch bei Durchfall (SCHULTES und RAFF AUF 1986: 265*). Ob die Pflanze an sich psychoaktiv 
wirkt, ist unbekannt, aber moglich. 

In Afrika wird die in den tropischen Gebieten von Sierra Leone bis Zaire verbreitete, strauchformige Art Alchornea floribunda 
MUELL. ARC. niando oder malande genannt. Sie wurde friiher in einem bieri genannten Ahnenkult rituell genutzt (SMET 
1996*). Die frische oder getrocknete Wurzel (die ebenfalls niando heiBt) wird manchmal den Ibogapraparationen zugesetzt (siehe 
Tabemanthe iboga). Zudem wird die Pflanze in vielen Gebieten Afrikas als Stimulans und Rauschmittel verwendet (RAYMOND- 
HAMET 1952). Sie gilt auch als Marijuanasubstitut (siehe Cannabis indica) und wird als Aphrodisiakum geraucht (DE 
WILDEMAN 1920, SCHNEIDER 1992: 171). »Aus der zerriebenen Wurzel von A. floribunda wird von den Eingeborenen des 
Kongo ein stimulierender Trank, niando, durch Ansetzen mit Palmwein iiber einige Tage, bereitet. Der Trank dient sowohl als 
Aphrodisiakum als auch dazu, fiir Kriege und Stammesfeste geniigend Kraft zu erhalten« (SCHOLZ und EIGNER 1983: 78*). 
ijber die Wirkung heiBt es: »Die in Palmwein angesetzte Wurzeldroge bewirkt als narkotisches Halluzinogen nach der 
Erregungsphase eine tiefe Erschopfung mit vereinzelt todlichem Ausgang.« (SCHNEIDER 1992: 171). 

Die Pflanze enthalt kein Yohimbin, wie friiher berichtet wurde (PARIS und GOUTAREL 1958), dafiir die Alkaloide Alchornein, 
Isoalchornein, Alchorneinon, sowie Pyrimidin- und Imidazolderivate (KHUONG-Huu et al. 1972, OTT 1993: 4030. Der 
Alkaloidgehalt ist recht schwankend. In der Wurzel ist er meist am hochsten und kann zwischen 0,6 und 1,2% betragen. Alchornin 
wirkt als freie Base oder in Form einfacher Derivate antidepressiv, spasmolytisch und anticholinerg (SCHNEIDER 1992: 170f.). 
Die nah verwandte, zum Verwechseln ahnliche afrikanische Art Alchornea cordifolia (SCHUM. et THONN.) MUELL. ARC. 
wird ethnomedizinisch vielseitg verwendet. Ihre groBen Laubblatter dienen als Verpackung beim Transport von Kolaniissen (Cola 
spp.) (SCHNEIDER 1992: 170). Aus den getrockneten Blattern wird in Westafrika ein Tonikum aufgebriiht (Asse und GUINKO 
1991: 26*). 

Literatur 

DE WILDEMAN, E. 

1920 »Le „Niando" succMane du chanvre au Congo 

beige«, Congo I: 534-538. 
KHUONG-HUU, F., J.-P LE FORESTIER und R. GoUTAREL 

1972 »Alcliorneine, Isoalchorneine et Alchorneinone, Produits Isoles de I'Alchorrieafloriburida MUELL. 
ARG.«, Tetrahedron Letter 28: 5207-5220. PARIS, R. und R. GoUTAREL 

1958 » Les Alchornea africains. Presence de yohim 

bine chez 1 'Alcliorttea floribictida (Euphorbiaceae)«, 

Ann. Pharm. Fr. 16: 15-20. 
RAYMOND-HAMET 

1952 »LAchorriea florihitrida MULLER ou Niando«, 

Revue Internationale de Botanique Appliqii-e et dAgrl 

cislture Tropicale 32: 427-442. 
SCHNEIDER, Kurt 

1992 »Alchornea«, in: Hagers Handbuch der pharma 

zeutischen Praxis, Bd. 4: 166-173, Berlin usw.: 
Springer. 

Amaranthus spp. (Amaranthaceae) - Amarant 

Verschiedene Amaranthus -Arten werden in Siidamerika, zu Asche verkohlt, als Uipta zum Cocakauen verwendet (siehe 
Erythroxylum coca). In Mexiko wird aus den Samen von Attiarantht4s caudatus L. Chicha gebraut, die der Mutter Erde geopfert 
und rituell vor dem Bepflanzen eines neuen Feldes getrunken wird (EARLY 1992: 29). In Ecuador werden die Bliiten von 
Amaranthus hybridus L. ausgekocht. Die rote Fliissigkeit wird mit Rum zu einem Getrank namens draque gemischt. Dieses soil 
blutreinigend wirken und die Menstruation regeln (ebd.: 30). 



Die Lodha, ein westbengalisches Stammesvolk, sollen die getrocknete und pulverisierte Wurzel von Amaranthus spinosus L. 
(prickly amaranth, cauleyi, kateli, tanduliyah) als Halluzinogen rauchen. Eine Paste aus der Pflanze soil »vorubergehenden 
Schwachsinn« bewirken. In der ayurvedischen Medizin gilt die Pflanze als Tonikum und wird zur Behandlung von 
Halluzinationen eingesetzt (WARRIER et al. 1993 I: lOV'O. In Swaziland (Afrika) wird die ganze Pflanze (Atttaranthus spinosus) 
zu Asche verbrannt und, alleine oder mit Tabak (Nicotiana tabacum) vermischt, als Schnupfpulver verwendet (AYENSU 1978: 
32*). 

Eine Amaranthus -Art wurde in Nordamerika von den Cherokee ethnogynakologisch und zeremoniell verwendet (OTT 1993: 
4030. Uber psychoaktive Wirkstoffe in der Gattung liegen keine Angaben vor (vgl. auch Iresine spp.). 

Literatur 

COLE, Lohn N. 

1979 Amaranth from the Past for the Future, Emmous, 
Michigan: Reference Publications. EARLY, Daniel K. 
1992 »Tlie Renaissance of Amaranth«, in: Nelson 
FOSTER und Linda S. CORDELL (Hg.), Chihes to Cho- 
colate: Food the Americas Gave the World, S. 15-33, 
Tucson und London: The University of Arizona Press. 

Anarmita cocculus WIGHT et ARNOTT (Menispermaceae) [syn. Anarmita paniculata 
CoLEBROOKE, A. baueriana ENDL., A. Jucunda MIERS, A. populifolia (DC.) MIERS, A. 
toxifera MIERS, Cissampelos cocculus {L.) MIERS, Cocculus lacunosus {LAM.) DC, C. 
populifolius DC, C suberosus DC, Menispermum cocculus L, M. heterochtum ROXB., M. 
lacunosum LAM.] - Kokkelstrauch 

Dieses in Ostindien beheimatete, schlingstrauchartige Mondsamengewachs hat bis zu 1 cm groBe, runde, im frischen Zustand rote 
Friichte, die unter den Namen Kokkelskorner (Fructus Cocculi), Fischkorner oder Dollkorner/Tollkorner (vgl. Hexensalben) 
bekannt sind (SCHNEIDER 19741: 90*). Die Friichte en thai ten 1,5 bis 5% Picro toxin, bestehend aus Picrotoxinin und Pikrotin, 
sowie Basen vom Typ der Berberin- und Aporphinalkaloide. Das Picrotoxin wirkt erregend auf das zentrale Nervensystem, kann 
aber auch zu Koma und Delirien fiihren. Picrotoxin gilt als eines der besten Gegenmittel bei Barbituratvergiftung (ROTH et al. 
1994: 1221. Kokkelskerne wurden in der friihen Neuzeit als berauschender Zusatz zum Bier verwendet 

(TABERNAEMONTANUS 17310. Heute sind Kokkelskorner ein verbotener Stoff der Kosmetikverordnung vom 19.6.1985. Sie 
werden nur mehr in der Homoopathie verwendet. Die nah verwandten Arten Cocculus leaeba DC. und Cocculus, pendulus stehen 
im Ruf, psychoaktiv zu sein (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 187'x, SCHULTES und HOFMANN 1980: 368'0. 

Literatur 

HANSEL, Rudolf und Renate SEITZ 

1992 »Anarmita«, in: Haters Handbuch der pharina- 
zeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 4: 267-272, Berhn: 
Springer. 

Archontophoenix cunnlnghamlana (H. WENDL.) H. WENDL. et DRUDE (Palmae) [syn. 
Ptychosperma cunnlnghamlana H. WENDL., Seafortia elegans HOOK, non R. BR.] - 
Feuerpalme 

Die bis zu 25 Meter hoch wachsende, zur Unterfamilie Arecoideae gehorende Wedelpalme stammt urspriinglich aus Australien 
(Queensland, Neusiidwales). Sie tragi ca. 2 cm groBe, rundliche, rote Beeren, in denen sich die von breiten Fasern umhiillten 
Samen befinden. Die Papuas (Papua-Neuguinea) kauen angeblich die reifen Samenkerne, die eine berauschende Wirkung haben, 
als Alkoholersatz (BARTELS 1993: 43*). Moglicherweise wurde aus der Feuerpalme auch Palmwein gewonnen. 

Armatocereus laetus {H.B.K.) BCKBG. (Cactaceae) 

Dieser in Peru pishicol genannte Kaktus soil psychoaktiv sein und zu den Pflanzen des San-Pedro Kultes gehoren (siehe 
Trichocereus pachanoi). Chemische Untersuchungen fehlen (OTT 1993: 396') . 

Aspldosperma quebracho-bianco SCHLECHT. (Apocynaceae) [syn. A. chakensis SPEG., A. 
crotalorum SPEG., A. quebracho GRISEB., Macaglia quebracho O. KTZE., Macaglia 
quebracho-bianco (SCHLECHT.) LYONS] -WeifSer Quebracho 

Der weiBe Quebrachobaum ist in Argentinien (Chaco), Peru und Bolivien verbreitet. Er wird bis zu 20 Meter hoch und hat sowohl 
mythologische, rituelle wie auch ethnomedizinische Bedeutung. Er ist in vielen siidamerikanischen Indianerkulturen ein wichtiger 
Schamanenbaum, der gelegentlich zur Kommunikation mit Tiergeistern bestiegen wird (vgl. Jatropha grossidentata). Die Rinde 
des no'dik genannten Baumes wird von den Pilagaindianern (Chaco) als Dekokt bei Magenverstimmung, bei Husten, 
Kopfschmerzen und Syphilis sowie als Schmerzmittel und Abortativum verwendet (FILIPOV 1994: 185'). Den im paraguayischen 
Chaco lebenden Ayoreoindianern gilt der ebedu genannte Baum als Panazee, die bei alien Krankheiten eingesetzt wird 
(SCHMEDA-HIRSCHMANN 1993: 107, 108'). 



Der volkstiimliche Name Quebracho bedeutet » Axtbrecher« und wird fiir viele hartholzliefernden Baumarten benutzt: Horco 
Quebracho (Schinopsis haenkeana ENGLER), Quebracho Colorado Chaqueno (Schinopsis balansae ENGLER), Quebracho 
Colorado Santiagueno [Schinopsis quebrachocolorado (SCHLECHT.) BARKLEY et MEYER], Quebrachillo (Diatenopteryx 
sorbifolia RADLK.), Quebracho bianco chico (Aspidosperma triternaturn RoJAs AcoSTA; syn. Aspidosperrna quebrachoblanco 
SCHLECHT. ssp. brevifolitim HASSL) (Vgl. SANTOS BILONI 1990: 35, 107, 109, 199, 239'). In Peru h&i&i d&r Aspidosperma 
qiiebracho-blanco wnter Quetschuasprechern willca (kachakacha auf Aymara); der Name willca wird meist als Bezeichnung fiir 
Anadenanthera colubrina verwendet (SANTOS BILONI 1990: US'). 

Der Quebrachorinde werden immer wieder aphrodisierende Krafte mit psychoaktiven Wirkungen zugeschrieben (SCHULDES 
1995: 20*). Die auch bei Asthma phytotherapeutisch genutzte Rinde des Aspidosperma quebracho-bianco enthalt etwa 30 
Indolalkaloide, davon sechs Hauptalkaloide (insgesamt mindestens 1%): Quebrachin (= Yohimbin), Aspidospermin, 
Quebrachamin, Hypoquebrachin, Aspidosamin (SANTOS BILONI 1990: 119' ). Die Friichte enthalten das Indolalkaloid 
Aspidospermatin; auch die Blatter enthalten Indole. Pharmakologische Studien fehlen (HOFFMANN-BOHM 1992:40 If.). 

Literatur 

HOFFMANN-BoHM, Kerstin 

1992 »Aspidosperma«, in: Hagers Handbuch der phariricizei-tiscUcn Praxis (5. Aufl.), Bd. 4:400-405, Berlin: Springer. 

Astragalus spp. (Leguminosae: Fabaceae) - Locoweeds 

Von den iiber 500 Arten in Nordamerika tragen einige den spanisch-englischen Namen Locoweed, »verriicktes Kraut«, (vgl. 
Oxytropis spp.) und haben giftige oder psychotrope Eigenschaften (TURNER und SZCZAWINSKI 1992: 122 ). Viele Astragalus- 
Arten der nordamerikanischen Prarien haben cytotoxische, d.h. zelltotende Eigenschaften und konnten daher zur Behandlung von 
Krebs verwendet werden (MCCRACKEN et al. 1970). Der volkstiimliche Name dieser Pflanzen bezieht sich auf die 
Beobachtung, daB grasende Schafe, Rinder und Pferde »durchdrehen« oder »verriickt« werden, wenn sie Astragalus oder 
Oxytropis gefressen haben. In South Dakota habe ich gehort, daB die Dakotaindianer friiher und vielleicht auch heute noch die 
Locoweeds zur Erzeugung von Visionen gegessen (oder vielleicht geraucht) haben. Bislang wurde kein Inhaltsstoff festgestellt, 
der eine psychoaktive oder psychotrope Wirkung hat. AUerdings zeigen Astragahis-Arten ungewohnlich hohe Konzentrationen an 
Selen (EMBODEN 1976: 160, TURNER und SZCZAWINSKI 1992: 123'). Moglicherweise ist die stickstoffhaltige Substanz 
Miserotoxin (oder ein Abkommling) fiir die Wirkung verantwortlich (WILLIAMs et al. 1975). Miserotoxin (= 3-Nitro-l-propyl-B- 
D-Gentiobiosid) kommt vor allem in Astragalus miser DOUGL. var. serotinus (GRAM) BARNE13Y und in mindestens zehn 
weiteren Arten vor (MAJAK und BENN 1988). 

Die Navajo verwenden ein halluzinogenes l^ocoweed, vielleicht Bliie Loco, auf navajo dibehaich'iidii, »Grauer Schafkratzer«, 
zusammen mit Datura innoxia in magischen Ritualen. Fiir sie ist Blue Loco eine »Lebensmedizin« (MAYES und LACY 1989: 59' 

). 

Folgende Arten sollen psychoaktiv sein: Astragato arriphioxys A. GRAM, A. besseyi RDB., A. cagopus, A. mollissinnis TORR. 

(SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 187*, SCHULTES und HOFMANN 1980: 367* ). Ebenso die mexikanische Art 

Astragalus antphioxis GRAM (REKO 1938: 1871. 

Die altweltlichen Arten Astragalus microcephalus WILLD. und Astragalus gurtimifer LABILE, liefern ein Gummi (Tragacanth, 

Tragant), das zur Herstellung von Raucherwerk verwendet wird (SCHOLz 1992). 

Literatur 

MCCRACKEN, D.S., L.I. SCHERMEISTER 

und WH.BHATTI 

1970 »Phytochemical and Cytotoxic Evaluation of 

SsYtTnl Astragalus Species of North Dakota«, Lloydia 

33(1): 19-24. 
MAJAK, Walter und Michael H. BENN 

1988 »3-Nitro-l-propyl-13-D-Gentiobioside from 

Astragalus tnlser var. serotitllis«, Phytochetnistry 27(4): 

1089-1091. 
SCHOLZ, Eberhard 

1992 »Astragalus«, In: Hagers Handbuch der pharma 

zeutischen Praxis, Bd. 4: 405-417, Berlin usw.: 

Springer. 
WILLIAMS, M. Coburn, Frank R. STERMIT'L, Richard 

D. THOMAS 

1975 »Nitro Compounds m Astragalus Species*, 
Phytochemistry 14: 2306-2308. 

Atherosperma moschatum LABILL. (Monimiaceae) - Southern Sassafras, Black Sassafras 

Dieser bis 45 Meter hohe Baum kommt in den kiihlen und temperierten Regenwaldern Tasmaniens vor (COLLIER 1992: 24, 
KIRKPATRICK und BACKHOUSE 1989: 59). Er wird meist nur Sassafrasjzl, seltener Sotithem Sassafras genannt und ist nicht 
mit dem amerikanischen echten Sassafras albidum zu verwechseln. 

Die friihen europaischen Siedler kochten aus der frischen oder getrockneten, stark nach Sassafras duftenden, safrolhaltigen Rinde 
einen tonisierenden Tee (CRIBB und CRIBB 1984: 1720. Einen vergleichbaren Tee bereiteten auch die Siedler auf dem 
australischen Festland aus der Rinde des Real Sassafras genannten, nahe verwandten Baumes Doryphora sassafras ENDL. zu 



(COLLIER 1992: 24, CRIBB und CRIBB 1984: 174* ). Die Black wattle (Acacia decurrens, vgl. Acacia spp.) wurde genauso 
benutzt. Angeblich haben die Siedler den Gebrauch dieser Teepflanzen durch Trial- and- error entdeckt und nicht bei den 
Aborigines kennengelernt (Low 1992a: 34* ). 

Der Tee aus der Stammrinde (8 Streifen, 5 bis 7 cm lang, mit 1/41 Wasser 5 bis 8 Minuten Ziehen lassen) schmeckt deutlich nach 
Safrol und hinterlaBt ein leicht taubes, aber stimulierendes Gefiihl im Mund-Rachen-Raum. Er wirkt deutlich anregend; hohere 
Dosierungen haben typische Safrolwirkung. Besonders interessant ist die Nachricht, daB die friihen Siedler die Blatter und Rinde 
anstelle von Hopfen (Humulus lupulus) zum Bierbrauen verwendet haben (PETTIT 1989: 62). Es ware durchaus denkbar, daB 
durch den GarungsprozeB das Safrol durch die Bierhefe zu einem Amphetaminderivat metabolisiert wird. Angeblich soil noch 
heute in Tasmanien von home brewers ein psychoaktives Sassafrasbier gebraut werden. 

Die Rinde von Atherosperma moschatum enthalt neben dem safrolhaltigen Ol (vgl. Atherische Ole) mehrere Alkaloide: Berbamin 
(Hauptalkaloid), Isotetrandrin, Isocorydin, Atherospermidin, Atherosperminin, Spermatheridin, Atherolin, Moschatolin und 
Methoxyatherosperminin (LASSAK und MCCARTHY 1992: 80* ). 

Literatur 

COLLIER, Phil 

1992 Rainforest Plants of Tasmania, Hobart: Society 

for Growing Australian Plants Tasmanian Region. KIRCKPATRICK, 1. B. und Sue BACKHOUSE 

1989 Native 7rees of Tasmania, Hobart: Pandani 

Press. PEl-Trr, Rose 

1989 Tasrnanien: Reisen auf der urwUchsigen austra- 

lischen Insel, Alpers: SYRO. 

Benthamia alyxifolia (BENTH.) TIEGHEM (Loranthaceae) - Mistletoe 

Diese an die echte Mistel (Viscum album L., Loranthaceae) erinnernde, australische Pflanze schmarotzt u.a. auf Duboisia 
myoporoides (siehe Duboisia spp.). Die Blatter enthalten Scopolamin und werden in Australien als Rauschmittel geraucht (BOCK 
1994: 85*). Moglicherweise wird das Scopolamin aus dem Wirtsbaum Duboisia myoporoides durch das Schmarotzen extrahiert 
und in das eigene Gewebe eingebaut. 

Bernoullia flammea OLIVER in HooK. (Bombacaceae) - Amapola blanca 

In Guatemala wird der im tropischen Tiefland (El Peten) bis zu 40 Meter hoch wachsende, hochragende Baum amapola Blanca, 
»weiBer Opium [ -Baum ] «, genannt (vgl. Amapola). Er hat eine weiBliche Rinde, feuerrote Bliiten und bildet Friichte aus, die mit 
gefliigelten Samen, die zum einen an die Samen von Banisteriopsis caapi, zum anderen an Samen des Ahorns (Acer spp., 
Aceraceae) erinnern, gefiillt sind (LANZA RoSADO 1996: 22ff.). Sie werden von der guatemaltekischen Bevolkerung in der 
Gegend der spektakularen Mayaruine Tikal geraucht und soUen eine stark opiumartige Wirkung haben (miindliche Mitteilung von 
Rob Montgomery und Brett Blosser). Auf Itza-Maya heiBt der Baum chunte', im yucatekischen Maya wakut. 

Literatur 

LANZA ROSADO, Felipe 

1996 Manual de los rirboles de Tikal, Alicante, 
Barcelona: Agenda Espanola de Cooperacion Inter- 
national. 

Boophane disticha (L. f.) HERBERT (Amaryllidaceae) [syn. Amaryllis disticha L., 
Haernatrthiis toxicariiis THUMB., Boophane toxicaria (L. f.) HERB., Brunsvigia toxica KER., 
BTCfane toxicaria HERB., Bttphane toxicaria THUNBERG, Haernanthus lemairei (L. f.) 
HERBERT; auch: Buphane, Boophone, Boophone] 

Die Zwiebel dieser afrikanischen Amaryllisart wird volksmedizinisch, aber auch zur Herstellung von Pfeilgiften und bei den 
Buschleuten als Jagdgift (NEUWINGER 1994: 4f.*) verwendet; sie wird auch fiir (rituelle) Selbstmorde eingesetzt (LEWIN 
1912). Daneben wird sie in den geheimen Initiationszeremonien der siidafrikanischen Basuto benutzt. Die Jungen aBen die 
zerquetschte Zwiebel zusammen mit anderen Ingredienzien, um in Kontakt mit den Ahnen zu kommen. Wenn sie Anzeichen der 
Berauschung zeigten, wurde dies als das Einkehren des Erwachsenengeistes interpretiert. Auch das getrocknete Zwiebelpulver 
dient als rituelles und psychoaktives Raucherwerk: 

»Die Sotho, bei denen die Pflanze in besonders hohem Ansehen steht (sie nennen z.B. den Monat Oktober, in dem die Pflanze 
bliiht, mphalane es leshoma = Stiel von Boophane), nutzen die „alkoholisierenden" Eigenschaften von Boophane disticha bei der 
Initiations-Einleitung. Dazu wird Zwiebelpulver mit anderen Pflanzen gemischt, erhitzt und der Rauch inhaliert. Er macht die 
Initianden trunken wie von Alkohol. Treten Intoxikationserscheinungen auf, so deutet man dies als Zeichen, daB nun der Geist der 
Mannbarkeit in den Jungen gefahren ist.« (NEUWINGER 1994: 7*) 

Im Zusammenhang mit Boophane soil auch die mutterkornalkaloidhaltige Securidaca longepedunculata in Westafrika 
psychoaktiv verwendet werden (NEUWINGER und MELS 1997). 

In der frischen Boophane-Zwiebel sind 0,3 1 Alkaloide (Buphanidrin, Undulatin, Buphanisin, Buphanamin, Nerbowdin, Lycorin) 
mit der gleichen Bioaktivitiit wie die Tropanalkaloide der Datura vorhanden (HAUTH und STAUFFACHER 1961, RAUWALD 
und KOBER 1992: 527, TUpIN 1912, ROTH et al. 1994: 179*). Die Alkaloide haben z.T. auch morphinartige Strukturen und 



Wirkungen (NEUWINGER 1994: 6f.*). Uberdosierungen konnen todlich enden. Es liegen in der ethnographischen und 
ethnopharmakologischen Literatur mehrere einheimische Berichte iiber eine eindeutig halluzinogene Wirkung vor. In Zimbabwe 
wird die Zwiebel verwendet, um Ahnengeister erscheinen zu lassen (DESMET 1996: 142f.*). Volksmedizinisch wird die Zwiebel 
innerlich gegen Hysterie und bei Schlaflosigkeit eingenommen (RAUWALD und KOBER 1992: 528). 

Literatur 

HAUTH, und D. STAUFFACHER 

1961 »Die Alkaloide von Biiphcirie disticha (L. f.) HERB.«, Helvetica Chitnica Acta 44:491-502. 

LEWIN, Luis 

1912 »Untersuchungen iiber Buphane disticha 
(Haetnanthus toxicciriics)«, ArchivfUr experimentelle Pathologic und Pharrnakologie 68: 333-340. NEUWINGER, Hans Dieter und Dietrich MELS 1997 
»Boophatle distic ha - Eine halluzinogene Pflanze Afrikas«, Deutsche Apotheker-Zeitung 137(14). 
RAUWALD, Hans-W. und Martin KOBER 
1992 »Boophane«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Bd. 4: 526-528, Berlin usw.: 

Springer. 
TuTlN, F. 

1912 »Uber die Bestandteile von Biiplictne disticha«, 
ArchivfUr experimentelle Patholo gie und Pllarma- 
kologie 69: 314. 

Brosimum acutifolium ssp. Obovatum (DUCKE) C.C.BERG (Moraceae) 

Die amazonischen Palikur- und Wayapiindianer benutzten Telle (welche?) dieses Tamamuri oder Congona genannten Baumes als 
Halluzinogen, besonders bei Initiationsriten (DUKE und VASQUEZ 1994: 32*). Ob diese vagen Angaben tatsachlich stimmen, ist 
zweifelhaft. In dieser und anderen amazonischen Arten der Gattung sind Cumarine (Pyranokumarine, Furokumarine) 
nachgewiesen worden (GOTTLIEB et al. 1972).; ob diese allerdings psychoaktiv wirken, ist unbekannt. 

Literatur 

GOTTLIEB, O.R.,M.LEAO DA SILVA und J.G. SCARES MIA 1972 »Distribution of Coumarins in 
Amazonian Brosintum Species*, Phytochemistry 11: 3479-3480. 

Bursera bipinnata ENGL. (Burseraceae) [syn. Elaphriiim bipitinattim (DC.) SCHLECHT.] - 
Heiliges Copal 

Dieses Balsamstrauchgewachs heiBt heute in Mexiko Copal arnargo. Copal cimarron, Copal chitio. Copal de santo. Copal de la 
virgin, Copalio, Palo copal oder Pom und wird als ritueller Weihrauch verwendet (vgl. Raucherwerk). EMM ART (1937*) nimmt 
an, daB der Baum in vorspanischer Zeit teuvetli hieB und zur Vorbereitung der aztekischen Menschenopfer verwendet wurde (vgl. 
Datura innoxia). Aus der harzhaltigen Rinde soil ein Dekokt gekocht worden sein, das den Opfern vor der Zeremonie eingefloBt 
wurde. Vermutlich wurde der Extrakt mit Pulque (vgl. Agave spp.) vermischt, denn die Gefangenen muBten vor der Zeremonie 
vier Schalen Pulque trinken (DAv i Es 983: 244). Dieser Trank dampfte oder betaubte ihr BewuBtsein, schrankte aber die 
Koordination der Muskeln und die Bewegungsfahigkeit nicht ein. Beides war notwendig, denn die Opfer muBten die steilen 
Treppen der Tempelpyramiden erklimmen, um sich auf dem Opferaltar bei lebendigem Leibe das Herz herausschneiden zu lassen 
(TYLER 1966: 291"). Leider ist die botanische Identitat von Bnrsera bipititiatn mit dem aztekischen Baum Teuvetli nicht 
gesichert (EM BODEN 1979: 4*). 

Literatur 

DAVIES, Wigei 

19S3 Opfertod und Menschenopfer, Frankfurt/M. usw.: 

Ullstein. 

Caesalpinia decapetala (ROTH) ALSTON (Leguminosae) [syn. Caesalpinia sepiaria RoxB.;- 
7 ] - Yiin-shih, Caesalpinie 

Der gelbbliihende Kletterstrauch kommt im Himalayagebiet, aber auch in Zentralasien und China vor (POLUNIN und 

STAINTON 1985: 89*). Die Yiinshih genannte Pflanze wird in der traditionellen chinesischen Medizin zur Behandlung von 

Wurmbefall, Malaria und Entziindungen gebraucht. Sie soil friiher in China auch als Halluzinogen verwendet worden sein (LI 

1978: 20"). Die Bliiten sollen nach alten chinesischen Quellen »okkulte Krafte in sich bergen«. Im Pell Is'ao Ching, dem 

beriihmten Krauterbuch des Li Shih-chen heiBt es: 

» [Die Bliiten ] ermoglichen es einem, Geister zu sehen, aber wenn sie im UbermaBe genommen werden, verblodet man. Werden 

sie iiber einen langen Zeitraum genommen, erzeugen sie eine korperliche Levitation und fordern die Kommunikation mit den 

Geistern.« 

Im Krauterbuch Tao Hun-ching heiBt es welter: » [Die Bliiten] vertreiben die bosen Geister. Wenn sie in Wasser gelegt oder 

verbrannt [d.h. gerauchert; vgl. Raucherwerk] werden, konnen Geister herbeigerufen werden. (...) Die Samen sind wie die von 

Lang-taug [siehe Hyoscyamus niger]; werden sie verbrannt, konnen Geister herbeigerufen werden. « 

Der chinesische Botaniker Hui-Lin Li vermutet, daB diese Aussagen auf einen psychoaktiven Gebrauch bzw. auf eine 

psychoaktive Wirkung der Bliiten und Samen hindeuten (Li 1978: 20*). Ob es sich bei diesen Textstellen tatsachlich um Angaben 



zu einer moglichen Psychoaktivitat handelt, sei dahingestellt. SchlieBlich gibt es Hunderte von Pflanzen, die in magischen 

Ritualen und Geisterbeschworungen benutzt werden, ohne jedoch die geringste psychoaktive Wirkung aufzuweisen (vgl. 

GESSMANN O.J.*, MERCATANTE 1980'x, SCHOPF 1986" ). 

In der Caesalpinia decapetala wurde immerhin ein Alkaloid unbekannter chemischer Zusammensetzung entdeckt (SCHULTES 

und HOFMANN 1995: 37*). Wie es wirkt, ist unbekannt. Diese Caesalpinie ist leicht mit der gelbbliihenden Varietat der 

kultivierten Caesalpinia pulcherritna (L.) Sw. [syn. Poinciana pulcherritna L.] zu verwechseln. 

Die indische Verwandte Caesalpinia bonduc (L.) Roxs. [syn. Caesalpinia cristata L.] gait als moglicher Kandidat fiir Soma. Die 

schone Caesalpinica pulcherrinla (L.) Sw. ist ein Symbol fiir den gottlichen Phallus in der kosmischen Vulva und ist darum dem 

Hindugott Shiva heilig. Die verwandte amerikanische Art Caesalpinia echinata LAM. wird in Siidamerika als Ayahuascaadditiv 

verwendet. 

Capsicum spp. (Solanaceae) - Chilipfeffer 

Es gibt im tropischen Amerika viele Arten (ca. 40) und Ziichtungen von Chili oder Chilipfeffer, die meist als Gewiirz benutzt 
werden (ANDREWS 1992). Chilies haben auch ethnomedizinische und rituelle Bedeutung (LONC-SOLIS 1986). Die Schoten 
werden bei verschiedenen Krankheiten als Heilmittel verwendet und haben bakterientotende Eigenschaften (CICHEWICZ und 
THORPE 1996). In hoherer Dosierung (30 bis 125 mg) gilt ChiU als Aphrodisiakum (GOTTLIEB 1974: 19'). SchUeBlich ist es 
moglich, daB er unter Umstanden psychoaktiv sein kann. Immerhin werden Chilis als Zusatz verschiedenen psychoaktiven 
Produkten wie Ayahuasca, Balche', Bier, Kakao (siehe Theobroma cacao), Kava-Kava (siehe Piper methysticum), Raucherwerk 
oder Schnupfpulvern (vgl. Nicotiana tabacum) beigefiigt (WEIL 1976). Die Kakusiindianer von British Guyana benutzen 
Capsiclsrit sp. als Stimulans und als Anregungsmittel (SCHULTES 1967: 41*). Die Waoraniindianer in Ecuador kultivieren 
Capsicunl chinensis jACQ. und verwenden die Friichte als Magenmittel. Die Frauen geben ihren Mannern, wenn sie durch 
Ayahuasca zu stark berauscht sind. Chilis, um sie wieder niichtern zu machen (SCHULTES und RAFFAUF 1991: 35'x). 
In der »Drogenszene« gelten manchmal die getrockneten Uberreste verrotteter, griiner Paprikaschoten (Capsicum fructescens var. 
grossiirfT) als Marijuanaersatz (siehe Cannabis indica). 

In alien Arten der Gattung ist das scharfe Prinzip Capsaicin (chemisch verwandt mit Vanillin) anwesend (WEIL 1976). Manche 
Arten enthalten Flavonoide. In Capsicum annuum L. kommen steroidale Alkaloide und Glykoside vor (SCHULTES und 
RAFFAUF 1991: 35'x). 

Literatur (Auswahl) 

ANDREWS, lean 

1992 »The Peripatetic Chili Pepper: Diffusion of the 
Domesticated Capsicums Since Columbus«, in: 

Nelson FoSTER und Linda S. CORDELL (Hg.), Chilies 

to Chocolate: Food the Americas Gave the 1 Vorld, 

S. 81-93, Tucson und London: The University of 

Arizona Press. 
CICHEWicz, Robert H. und Patrick A. THORPE 

1996 »The Antimicrobial Properties of Chile Peppers 

(Capsicum Species) and Their Uses in Mayan Medi 

cine«, Journal of Ethnopharrnacology 52: 61-70. 
LONG-SOLis, lanet 

1986 Capsicum y cultura: La historia del chilli, Me 

xico, D.F.: Fondo de Cultura Economica. 
WALDMANN, Werner und Marion ZERGST 

1995 Chili, Mais und Kaktusfeigen, Munchen: Hugen 

dubel. 
WEIL, Andrew 

1976 »Hot! Hot! -1: Eating Chilies«, Journal of 
Psychedelic Drugs 8(1): 83-86. 

Cardamine sp. (Cruciferae) [syn. Dentaria sp.] - Pepper Root, Zahnwurz 

Mitunter wird berichtet, daB diese wenig bekannte Pflanze (moglicherweise C concatenata) ein Halluzinogen der Irokesen sei 
(MOERMAN 1986: 100, 604 ). Chemische und ethnobotanisc'l.z Daten fehlen leider (OTT 1993: 4050. Die Cockoo Flower 
(Cardamine pratensis L.) wurde friiher zur Behandlung von Epilepsie empfohlen (MILLSPAUGH 1974: 88*). 

Carissa edulis (FORSK.) VAHL (Apocynaceae) - Dagams 

Die Wurzel dieses Hundsgiftgewachses ist in der Volksmedizin von Kenia sehr popular. Die ausgekochte Wurzel wird gegen 
Kopfschmerzen oder als Aphrodisiakum und Stimulans getrunken. In Ghana wird die Wurzel bei schwindender Zeugungskraft 
verwendet, und in Siidafrika wird aus den Stengeln ein stimulierender und aphrodisierender Tee gekocht. Die Pflanze enthalt 
Indolalkaloide und ist moglicherweise psychoaktiv wirksam (OMINO und KOKWARO 1993: 171, 176"). 

Castanopsis acuminatissima (Fagaceae) - Kawang 

Die Samen dieses Baumes werden im Banzgebiet von Papua-Neuguinea gediinstet und gegessen. Bei reichlichem GenuB sollen 
sie eine betaubende oder psychoaktive Wirkung, ahnlich der gewisser Pilze (Russula, Boletus), ausiiben (SCHLEIFFER 1979: 
91.). 



Cecropia spp. (Moraceae) - Ameisenbaum 

In Mexiko (Veracruz) werden die groBen, getrockneten Blatter des guaruma genannten, tropischen Baumes (Cecropici mexicana 
HEMSL.; syn. Cecropitl obtiisifolia BERT., Cecropia schiedeana KLOTZSCH) als Marijuanaersatz geraucht (siehe Cannabis 
indica); sie sollen auch cannabisahnliche Effekte haben (OTT 1993: 4050. In Palenque wurden schon heftige und delirante 
Wirkungen an Cecropia-Rauchern beobachtet (miindliche Mitteilung von Chan K'in Tercero). In der mexikanischen Volksmedizin 
wird auch ein schmerzlinderndes Bad aus den frischen Blattern bereitet (ARGUETA et al. 1994: 7060. Die Pflanze enthalt Sterole 
und Tannine (Pirogalole). In den Blattern sind verschiedene Zucker (Rhamnose, Glucose, Xylose), Stigmasterol und drei Isomere, 
4-Ethyl-5(n-3-valeroil)-6-hexahydrocumarin (vgl. Cumarine) und l-(2-Methyl-l-nonen-8-il)-aziridin vorhanden (ARGUETA et al. 
1994: 7060. Im Tierversuch mit Ratten wurde eine blutdrucksenkende Wirkung beobachtet (VIDRIo et al. 1982). 
Die Blatter der guarumbo oder tzon ttdiie genannten, sehr ahnlichen Art Cecropia peltata L. [syn. Cecropia asperrinla fITT.l 
enthalten Leucocyanidin, in der Rinde kommen Sterin und Ursolsaure vor, und im Latex konnte das Alkaloid Cowleyin 
nachgewiesen werden (WONG 1976: 115"). In Yucatan wird ein Tee aus den Blattern bei Diabetes getrunken (ARGUETA et al. 
1994: 7080. 

In Siidamerika werden die Blatter verschiedener Arten zu Asche verbrannt und als llipta zum Kauen von Coca (Erythroxylum 
coca) verwendet. 

Literatur 

VIURIo, H. et al. 

1982 »Hypotensive Activity of Cecropia obtllsifoli~l«, 
Journal of~Pliarrriciceliticcil Science 71(4): 475-476. 

Clematis virginiana L. (Ranunculaceae) - Virginia-Waldrebe 

Die Stengel dieses Krautes sollen von den nordamerikanischen Irokesen als Bad oder Waschung benutzt worden sein, um 
»seltsame Traume« zu erzeugen. Leider sind keine weiteren ethnographischen oder chemischen Informationen verfiigbar (OTT 
1993: 406 ). Andere Clematis -Arten sind giftig und reizen das Nervensystem (ROTH et al. 1994: 241 *). In Bayern wurden friiher 
die Sprosse der Waldrebe (Clematis vitalba L.) als Tabakersatz (vgl. Nicotiana tabacum) geraucht. 

Comandra pallida (Santalaceae) 

Angeblich wurde diese Pflanze von den nordamerikanischen Kayenta, Navajoindianern, als Narkotikum verwendet. Leider liegen 
keine weiteren Daten vor (OTT 1993: 406*). 

Conium maculatum L. (Apiaceae) - Gefleckter Schierling 

Der Schierling ist seit dem Altertum eine beriihmt-beruchtigte Giftpflanze, die als Mordgift (»Becher des Sokrates«), 
Betaubungsmittel, aber auch als Aphrodisiakum bekannt war. In der germanischen Volksuberlieferung heiBt es, der Schierling 
werde von Mensch und Vieh gemieden, nur die Krote soil gerne unter ihm wohnen und dort »Gift einsaugen« (PERGER 1864: 
184*). Der Schierling steht somit in enger Beziehung zur Krotengottin, einer Erdgottheit, die besonders von den baltischen 
Stammen (den alten Pruzzen) verehrt wurde (GIMBUTAS 1983; vgl. Bufotenin). 

Saxo Grammaticus erzahlt von Haddingus, der einst von Riesen erzogen, spater zum Giinstling Odins wurde, daB ihm eines 
Abends am Herdfeuer eine Frau erschien, die in ihrem Gewand Schierling trug. Diese Frau, die als schamanischer Hilfsgeist 
gedeutet wird, schlug ihren Mantel um Haddingus und fiihrte ihn iiber eine Briicke in die Unterwelt bis zum Totenreich 
(LICHTENBERGER 1986: 3 If.). Der Schierling war in Skandinavien und England eine Zauberpflanze, die dem Wotan/Odin 
nahestand, wie aus dem norwegischen Namen wodendank und dem angelsachsischen wode-hwistle, »Wutr6hre/Wotanspfeife« 
hervorgeht. Das englische Wort hemlock, wortlich »Hanflauch«, erinnert noch an den Runenzauber Lina lalAkaR. Im 
Althochdeutschen heiBt die Pflanze wuotscerling oder wolle-sceme, »Wutschierling« (HOFLER 1990: 95*). Der Schierling gait 
als ein wesentlicher Bestandteil der Hexensalben. Der lothringische Arzt Andres Laguna (16. Jh.) fand einen Krug mit » 
Hexensalbe«, dessen Inhalt er analysierte und dabei Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), Alraunenwurzel (Mandragora of cinarum) 
und Schierling feststellte. Er bestrich mit der Salbe eine Frau, die daraufhin in eine Trance fiel. 

In Bohmen soil iibrigens friiher Bier mit Zusatz von Schierling gebraut worden sein. Uber die Wirkung ist leider nichts bekannt 
(HANSEN 1981*). Vielleicht sind alle Versuchspersonen an Uberdosierungen gestorben ... 

Die ganze Pflanze enthalt ca. 2% Alkaloide. Die Friichte weisen eine besonders hohe Konzentration von bis zu 3,5% auf. Das 
Hauptalkaloid ist das Coniin (ca. 90% des Gesamtalkaloidgehalts); daneben kommen y-Conicein, Conhydrin, Pseudoconhydrin 
und Methylconiin vor (TEUSCHER 1992). Bei Vergiftungen kommt es schnell zu Lahmungserscheinungen, Kalte, 
Gefiihllosigkeit und schUeBlich Tod durch Atemlahmung (ROTH et al. 1994: 259* ). 

Literatur 

GIMBUTAS, Marija 

1983 Die Balten: Volk im Ostseeraum, Miincheii, 
Berlin: Herbig. LICHTENBERGER, Sigrid 

1986 »Zuge des Schamaneiitums in der germanischen 
Uberlieferung«, in: Heino GEHRTS und Gabriele 
LADEM ANN-PRIEMER (Hg), Schatnanentum und 
Zaubertndrchen, S. 28-41, Kassel: Roth. TEUSCHER, Eberhard 
1992 »Conium«, in: Hagers Handbuch der pharrtia- 



zeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 4: 970-975, Berlin: 
Springer. 

Cordia boissieri DC. (Boraginaceae) - Nacahuita 

Von diesem mexikanischen Gewachs heiBt es, daB die Friichte eine berauschende Wirkung haben (VON REIS ALTSCHUL 1975: 

237*). 

Cordyline fruticosa (L.) A. CHEV. (Agavaceae, friiher: Liliaceae) (syn. Cordyline terminalis 
(L.) KUNTH] - Ti-Pflanze 

Diese polynesische Pflanze, die heute weltweit als Zier- und Topfgewachs verbreitet ist, heiBt auf Hawaii ki, ti oder ti (KRAUSS 

1993: 186*). Dort hat die Pflanze eine groBe Bedeutung in magisch-religiosen Ritualen gewonnen: 

»Ti wurde sehr vielseitig zeremoniell genutzt und um die helau [die heiligen Orte] herum angepflanzt. Die Priester trugen die 

Blatter um den Hals als Zeichen ihres hohen Ranges und der gottlichen Kraft. Sie war unter den Pflanzen, die auf dem hdlau-hula- 

Altar, der Laka, der Gottin des hula [heilige Tanze] geweiht war, dargebracht wurden. Sie wurde auch als Zauber gegen bose 

Geister geschatzt.« (ABGOTT 1992: 115) 

Aus der hawaiianischen Zauberpflanze wurde auch ein berauschendes Getrank gebraut: 

»Aus den Wurzeln oder Rhizomen bereitet man auf Hawaii und Samoa ein berauschendes Getrank. Da die Rhizome Zucker [ 

Saccharose ] haben, enthalt das Getrank vielleicht Alkohol. Aus den Blattern der Pflanze macht man Tanzgiirtel und 

Lendenschurze. Die Wurzel findet auch Verwendung gegen Diarrhoe und Ruhr. Zur Herstellung eines berauschenden Getrankes 

benutztman ebenfalls auf manchen Siidseeinseln Cordyline ti SCHOTT. [vermutlich ein Synonym]. « (HARTWICH 1911:8110 

Ob dieser vermutlich bierartige Trank (vgl. Bier) lediglich Alkohol als Wirkstoff enthielt oder auch andere psychoaktive 

Substanzen, ist unbekannt. 

Literatur 

ABGOTT, Isabella Aiona 

1992 Ld'au Hawaii: Traditional Hawaiian Uses of Plants, 

Honolulu: Bishop Museum Press. 

Coriaria thymifolia H.B.K. ex WILLD. (Coriariaceae) - Gerberstrauch 

Die Friichte dieses von Kolumbien bis Chile verbreiteteten, shanshi genannten Hochgebirgsstrauches sollen in Ecuador angeblich 
genossen werden, um einen Rauschzustand auszulosen. Dabei soil der Esser das Gefiihl haben, »in luftigen Hohen zu schweben« 
(ALVEAR 1971: 22*, SCHULTES und HOFMANN 1995: 40*); sie sollen also ganz iihnlich wirken wie Petunia violacea. 
Coriaria thymifolia kommt auch in Mexiko vor und wurde als das aztekische Rauschmittel tlacopetatl gedeutet (DiAz 1979: 93*). 
Im Las-Huaringas-Gebiet, einer Seenplatte in den nordperuanischen Anden, heiBt Curiaria thymifolia bei den Volksheilern 
(curanderos) contra-alergica, »gegen Allergien«. Sie bereiten aus dem Kraut einen Badezusatz (bano), mit dem sich Patienten, 
die an allergischen Reaktionen leiden, waschen. Einen psychoaktiven Gebrauch konnte ich dort leider nicht feststellen. Coriaria 
thymifolia kommt erstaunlich haufig in der Nahe der Ruinen von Machu Picchu vor. 

Die Friichte enthalten Catecholderivate und wohl einige Sesquiterpene (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 178*). Nach 
anderen Angaben ist aus der Pflanze eine toxische Substanz namens Coriamyrtin isoliert worden. Die Wirkung wird als zunachst 
stimulierend, dann aber unangenehm verlaufend bis zum Tod durch Nervenerschopfung beschrieben (BLOHM 1962: 62*). Es 
sollen die Sesquiterpene Coriamyrtin, Coriatin, Tutin und Pseudotutin enthalten sein (EM BODEN 1979: 1750. 
Der nahe verwandte in Chile deu, dewii, huique, matarratones (wortl. »Rattent6ter«) oder huiqui genannte Gerberstrauch Coriaria 
ruscifolia L. steht im Ruf, ein Halluzinogen zu sein. Sicher ist er giftig. In Chile werden die Friichte zu Rattengift verarbeitet 
(MOSBACH 1992: 89*). AngebUch sollen die Friichte fiir kleine Kinder todUch sein (DoNOSO ZEGERS und RAMiREz 
GARCIA 1994: 46"). Die Mapuche benutzen einen Tee aus den Blattern als brechenerregendes Mittel (HOUGHTON und 
MANBY 1985:94*). 

Crotalaria sagittalis L. (Fabaceae, Leguminosae) - Rattle Box 

Die Wurzeln dieses Schmetterlingsbliitlers sollen von den nordamerikanischen Delaware-Okle-Indianern als ein »sehr starkes 
Narkotikum« betrachtet worden sein (MOERMAN 1986: 140*). Andere Arten der Gattung enthalten starke Lebergifte (OTT 
1993: 406*); auch kommen Flavonoide (FLEURENTIN und PELT 1982: 96f.*) sowie Aminosauren und Alkaloide, darunter 
Neurotoxine, vor (PILBEAM et al. 1979, 1983 und 1983, WONG 1976: 126*). Die trockenen Samenschoten von verschiedenen 
Crotalaria-Arten lassen sich wie Rasseln benutzen. Deswegen heiBen sie im Englischen rattle box. In Argentinien werden die 
Schoten von Crotalaria incana L. zur magischen Heilung von Taubheit verwendet (SCHMEDA H. et al. 1987). 
Die verwandte Art Crotalaria juncea L. wird Bengalischer Hanf, Ostindischer Hanf oder Bombayhanf genannt. Dieser Name mag 
zur Annahme verleiten, daB es sich um ein psychoaktives Gewachs handeln konnte. 

Literatur 

PILBEAM, David 1. und E.Arthur BELL 

1979 »Free Amino Acids in Crotalaria Seeds*, Phyto 

chemistry 18: 973-985. 
PILBEAM, D.l. und A.J. LYON-JOYCE 



1983 » Occurence of the Pyrrolizidine Alkaloid Mo 

nocrotaline in Crotalaria Seeds«, Journal of Natural 

Products 46: 601-605. 
PILBEAM, D.I., R.M. POHLHILL und E.A. BELL 

1983 » Free Amino Acids and Alkaloids of South 

American, Asian and Australian Crotalaria Species«, 

Botanical Journal of the Linnean Society 79: 259-266. 
SCHMEDA HIRSCHMANN, Guillermo, Lucia FRANCO und 
Esteban FERRO B. 

1987»A Magic Use of Crotalaria incana pods«, 
Journal of Ethnopharmacolo~gy 21: 187-188. 

Cymbopetalum penduliflorum (DUN.) BAIL. (Annonaceae) 

Diese Pflanze war den Azteken unter dem Namen xochinacaztU, »Ohrenblume« bekannt; die aromatischen Bliiten hieBen 
teonacaztli, »Heiliges Ohr«"' und sollten »berauschend wie Pilze« wirken (SAHAGUN). Die getrockneten Bliiten wurden 
zusammen mit Tabak (Nicotiana tabacum) geraucht (DiAZ 1979: 94*). Die Bliiten werden im heutigen Mexiko unter dem Namen 
hueynacaztli als Gewiirz fiir Kakaotriinke (siehe Theobroma cacao) verwendet (OTT 1993: 4060. Man hat auch vermutet, daB 
diese Pflanze das bisher nicht identifizierte, aztekische Rauschmittel Poyomatli ist (MAZ 1979: 94*). 

Cymbopogon densiflorus (STENDL.) STAPF (Gramineae) 

Ein Extrakt aus den nach Zitrone duftenden Blattern dieser Citronelle oder die Bliiten wurden friiher von Medizinmannern in 
Tanganjika pur oder zusammen mit Tabak (Nicotiana tabacum) geraucht, um wahrsagerische Traume hervorzurufen und so die 
Zukunft vorhersagen zu konnen (VON REis und LIPP 1982: 10*). In Zentralafrika wurden die Blatter von Zauberern benutzt 
(KRAUSE 1909: 4). Das mehrjahrige Kraut ist im Kongo, in Gabon und Malawi (vgl. Madzoka-Medizin) verbreitet. Die Gattung 
Cymbopogon istreich an atherischen Olen (SCHULTES und HOFMANN 1995: 41*). Das atherische Ol der C. densiflorus ist 
chemisch untersucht worden, weist jedoch keine psychoaktiven Wirkstoffe auf (DA CUNHA 7972, KOKETSU et al. 1976). 

Literatur 

DA CUNHA, A.PM.A. 

1972 »Estudio quimico e cromatografico de oleo 

essencial de Cymbopogon densiflorus (STENDL.) STAPF, 

de Angola«, Anais da Academia Brasileira de Ciencias 

44, Suppl.: 285-288. 
KOKETSU, M., L.L. MOURA und M.T. MAGALHAES 

1976 »Essential Oils of Cyntbopogott densiflorus STAPF 

and Tagetes minuta L. Grown in Brazil*, Anais da 
Academia Brasileira de Ciencias 48: 743-746. KRAUSE, M. 
1909 »Die Gifte der Zauberer im Herzen Afrikas«, 
Zeitschrift fUr experimentelle Pathologic und Therapie 
6: 1-4. 

Cyperus spp. (Gramineae-Poaceae) - Zypergras (Piripiri) 

Die amazonischen Sharanahuaindianer benutzen eine CyperusArt, die vom Pilz Balansia cyperi EDGERTON befallen ist, als 
Ayahuascaadditiv. Dieser Pilz ist mit dem Mutterkorn (Claviceps purpurea) verwandt und enthalt bisher nicht identifizierte 
Mutterkornalkaloide. Viele Cyperus-Arten, die ethnogynakologisch verwendet werden, scheinen von diesem oder einem anderen 
Pilz der Gattung Balansia befallen zu sein (OTT 1993: 3960. 

Die ecuadorianischen Shuar, Achuar und Aguaruna benutzen verschiedene piri-piri genannte Arten aus der Gattung Cyperus 
(darunter C. articulatus L., C. odoratus L., C. prolixus HUMB. et KUNTH) nicht nur als Ayahuascaadditiv, sondern auch alleine 
als psychoaktive Substanzen. Einige Shuarschamanen (uwishin) trinken einen aus der Wurzel bereiteten Tee, der ihnen anstelle 
von Ayahuasca zur Diagnose dient. Sie sollen dadurch in Trance fallen und mit den Toten kommunizieren konnen (BENNETT 
1992: 490, 492*). Die benachbarten Secoya verwenden piripiri zum Vertreiben boser Geister und zur Einleitung der Geburt 
(CIPOLETTI 1988). Die Jibaro versetzen auch ihren Trinktabak (siehe Nicotiana tabacum) mit Cyperus-Extrakten. Auch die 
Frauen der Achuar Jibaro benutzen die Rhizome der mit Balansia cyperi EDGERTON infizierten Art Cyperus prolixus H.B.K. 
zur Einleitung der Geburt (LEWIS und ELVIN-LEWIS 1990). Die Arten Cyperus articulatus und Cyperus prolixus enthalten, 
sofern sie von Balansia cyperi befallen sind, bisher nicht genauer identifizierte Mutterkornalkaloide (PLOWMAN et al. 1990). 
In Venezuela wird Cypertts ctrticulattts L. - wie andere psychoaktive Pflanzen (z. B. Brugmansia spp., lochroma fuchsioides) - 
borrachera, »Berauschungsmittel«, genannt, well es berauschend wirken kann. In El Salvador wird die Pflanze volksmedizinisch 
bei Zahnschmerzen als Schmerzmittel benutzt (VON REIS und LIPP 1982: 15*). 

Literatur 

CIPOLETTI, M.S. 

1988 »EI piri-piri y su significado en el shaiilanisl71o 

Secoya«, Alnazonia Peruana 8: 83-97. 
LEWIS, Walter H. und Memory Ei_vlN-LEWIS 

1990 »Obstetrical Use of the Parasitic Fungus Balan 

sia cyperi by Alnazonian Jivaro Women«, Ecotlolrlic 

Botany 44: 131-133. 



PI,()WMAN,'l'imothy C, Adrian LEUCHTMANN, Carol 

BLANEY und Keith CLAY 

1990 »Significance of the Fungus Balansia c yperi 

Infecting Medicinal Species of Cyperus (Cyperaceae) 
from Amazonia«, Econottlic Botany 44: 452-462. 
(Weiterfiihrende Literatur wird angegeben.) 

Cypripedium calceolus (WILLD.) CORRELL var. Pubescens (Orchidaceaea) [syn. 
Cypripeditttti cctlceoltis L., Cypripedium luteum AIT. var. pubescens WILLD., Cypripediutn 
pctrvifloritttt WILLDENOW, Cypripediitrtt pubescens WILLD.] - Gelber Frauenschuh 

Die nordamerikanischen Menomineeindianer haben diese Orchidee in ihren heiligen Biindeln zur Erzeugung von iibernatiirlichen 
Traumen verwendet (MOERMAN 1986: 6040. Diese moglicherweise psychoaktiv wirksame Pflanze wurde von den benachbarten 
Cherokee als Beruhigungs- und Schmerzmittel gebraucht. Die Wurzel wurde von den amerikanischen Kolonisten als Ersatz fiir 
den beruhigenden Baldrian (Valeriana ofcinalis) bei Nervositat, Hysterie und Schlaflosigkeit verwendet (EM BODEN 1986: 166, 
MILLSPAUGH1974: 683f.*, VEIT 1992: 1123). In den oberirdischen Teilen der unter Artenschutz stehenden Orchidee sind 
wahrscheinlich Cypripedin und ahnliche Chinone vorhanden. Die Wurzel ist bisher nicht untersucht worden (VEIT 1992: 1 123). 

Literatur 

CRIBB, Philip 

1997 The Genlls Cypripeciilltti, Cambridge (UK): 

Timber Press. 
VEIT, Markus 

1992 »Cypripedium«, in: Hagers Handbuch der phar 

mazeutischen Praxis, Bd. 4: 1 122-1124, Berlin usw.: 
Springer. 

Delphinium consolida L. (Ranunculaceae) [syn. Consolida regalis S.F. GRAY, Delphinium 
nudicauleJ - Rittersporn 

Die kalifornischen Mendocinoindianer hielten diese mit dem Rittersporn (Delphinium elatum L.) verwandte Pflanze fiir ein 
Narkotikum. Ob die Pflanze tatsachlich psychoaktiv wirkt, ist fraglich. In der Gattung wurden bisher lediglich toxische Glykoside 
und aconitinartige Alkaloide (Delphiniumalkaloide) entdeckt (OTT 1993: 407, ROTH et al. 1994: 2960. Andere Delphinium- 
Arten wurden als zeremonielle Medizin benutzt (MOERMAN 1986: 1 501. Im Himalaya werden die Blatter von Delphitlitim 
brunonianum ROYLE, mit Nicotiana rustica vermischt, geraucht (ATKINSON 1989: 7560. 

Die Wurzel der aus Europa eingefiihrten Art Delphitnum consolida L. diente den kalifornischen Capellaindianern dazu. Kinder 
zum Schlafen zu bringen (EMBODEN 1976: 1600. Sie enthalt Diterpenalkaloide vom Aconitintyp, Delphinin, Delphinedin und 
Ajacin (EMBODEN 1979: 176, WREN 1988: 167"). In der sehr seltenen, kalifornischen Art Delphinium tricortie MICHx. kommt 
das Diterpenoidalkaloid Tricornin vor (PELLETIER und BHATTACHARYYA 1977). 

Literatur 

PEMTTIER, S. Will lain und 1. BHATTACHARYYA 
1977 »Tricornine, a New Diterpenoid Alkaloid from 
Delphinium tricortie«, PliytocUcrrlistry Id: 1464. 

Dictyoloma incanescens DC. (Rutaceae) -Tinqui 

Die Rinde dieses Baumes enthalt N,N-dimethyl5-methoxytryptamin (= 5-MeO-DMT) (PACHTER et al. 1959" ). Sie ist 
moglicherweise als wirksamer Bestandteil fiir Ayahuascaanaloge brauchbar. In dieser Pflanze wurde erstmals das 5-MeO-DMT 
nachgewiesen. 

Dictyonema sp. nov. (Basidiolichenes, Dictyonemataceae) - Flechte 

Die Waorani, die im ecuadorianischen Amazonasgebiet leben, verwenden diese Flechte anscheinend psychoaktiv. Die Flechte soil 
friiher von den Schamanen der Waorani unter dem Namen nenendape bekannt und als rituelles Entheogen benutzt worden sein 
(DAVIS und YOST 1983). Diese Flechte, vermischt mit einigen quigtnwni genannten, nicht identifizierten Moosen (Bryophyta), 
wird als Tee aufgebriiht und von einem Schamanen getrunken, wenn er eine Person verzaubern oder magisch toten will (DAviS 
und YOST 1983: 163, 170, 209*). Bisher ist nur von einer anderen Flechte eine psychoaktive Wirkung berichtet worden (vgl. 
Lichene). 

Literatur 

DAvis, E.W.und J.A Yos-i' 

1983 »Novel Hallucinogens from Ecuador*, Botanical 

Museum leaflets 29(3): 291-295. 



Dimorphandra parviflora (Leguminosae) 

Die Samen dieses brasilianischen Baumes wurden zur Bereitung von paricci-Schnupfpulvern verwendet (vgl. Virola spp.). Die 
Samen enthalten waiirsciieinlichi Alkaloide und konnten durchaus psychoaktiv sein (OTT 1993: 407f.*). Moglicherweise ist der 
botanische Name falschi oder veraltet. 

Dioscorea composita HEMSL. (Dioscoreaceae) - Barbasco, Camotillo 

Dieses Knollengewachis soil angeblich psychoaktiv wirken. »Der Camotillo bewirkt keinen Rausch, sondern einen latenten 
Dammerzu stand, der sich erst langere Zeit nach der Einverleibung manifestiert. Die Betroffenen werden gleichgiiltig gegen ihre 
Umgebung und auBere Eindriicke. Ihr Gedankenkreis wird eng und beschaftigt sich mit einem meist weit zuriickliegenden 
Ereignis ihres Lebens, das sie, nach Art der Monomanen, immer wieder in ihren Tagtraumen zu rekonstruieren versuchen.« 
(REKO 1938: 191*) Es wird behauptet, daB die Kaiserin Charlotte von Mexiko mit diesem Mittel um den Verstand gebracht 
worden sei (vgl. Datura innoxia). 

In Malasia werden der Wurzelknolle von der gadong genannten, wilden Yamsart [ Dioscorea triphylla LAM.; syn. Dioscorea 
daernona /?oxB., Dioscorea hirsuta BLUME narkotische Krafte zugeschrieben. Aus den griinen SchoBlingen, Opium (vgl. 
Papaver somniferum), Samen von Datura metel und der griinen Innenrinde von Glycosrnis citrifolia (Rutaceae) wird eine 
halluzinogene Paste gemischt (GIMLETTE 1981: 220, 222*). 
Aus Discorea-Knollen wird manchmal Bier gebraut. 

Elaeophorbia drupifera (THONN.) STAPF (Euphorbiaceae) - Ayan beyem 

Dieses wenig bekannte, afrikanische Wolfsmilchgewachs soil moglicherweise psychoaktive Wirkungen haben (SCHULTES und 
HOFMANN 1980: 367* ). In Westafrika wird das Kraut bei der Behandlung von Tierbissen sowie als Purgativ verwendet 
(AYENSU 1978: 123* ). Der Milchsaft der frischen Pflanze wird gelegentlich den Initianden des Bwitikultes in die Augen 
getropft, um starkere Visionen auszulosen (siehe Tabemanthe iboga). 

Ferraria glutinosa {BAK.) RENDLE (Iridaceae) - Gaise Noru Noru 

Die San oder ikung-Buschleute der westlichen Kalahariwiiste fiihren koUektive Heiltanze aus, bei denen ein ekstatischer Zustand 
angestrebt wird. Die heilkraftige Trance (kia) erreichen die Tanzer entweder durch den stundenlangen Tanz oder in Verbindung 
mit der Einnahme von dagga (Cannabis sativa) oder der Gaise Norti Norti (auch i kaishe) genannten Pflanze (DoBKIN DE Rios 
1986). Anscheinend wurde der aus den Wurzeln gekochte Trank friiher haufiger benutzt. Uber die Wirkung berichtete ein 
Buschmann folgendes: 

»Beim Tanzen haben es alle - alle Manner getrunken (. ..) AUe, die getanzt haben, haben es getrunken. Diejenigen, die noch kein 
Kia erreicht hatten, haben mehr getrunken als die, die das Kia schon erreicht hatten. Wir Altesten, die wir das Kia schon vor 
langer Zeit erlebt hatten, haben von dem Mittel nur ein biBchen getrunken. (.. .) Du fiihlst, wie sich bei dir im Bauch, in der Brust 
und im Riicken etwas zu bewegen beginnt. Im Riicken pulsiert es, und du spiirst dort etwas wie ein Stechen ... Du spiirst, wie bei 
dir die Wirbelsaule vorne anfangt, mit dem Herzschlag zu pulsieren, und wie sie zu zittern beginnt. Ich sage, daB dieses Gaise 
Noru Noru stark ist, well man es nicht einfach getrunken hat. Man muBte gewaschen werden, und man muBte mit bestimmten 
Nahrungsmitteln gefiittert werden. Gewisse Nahrungsmittel waren einem verboten, und man wurde mit frisch erlegtem Fleisch, 
dem Blut davon eingerieben. Danach wurde man wieder von etwas anderem gewaschen. All das ist mit diesem Gaise Noru Noru 
verbunden. Und deshalb sage ich, daB es stark war.« (in: KATz 1985: 299, 301, 307) 

Moglicherweise wurde das Kraut friiher auch geraucht oder in einem Schildkrotenpanzer gerauchert und inhaliert (WINKELMAN 
und DOBKIN DE Rios 1989: 56). Die Wurzel enthalt wenig erforschte Wirkstoffe, die moglicherweise halluzinogen oder 
psychoaktiv wirken. Andere Arten der Gattung Ferraria und verwandte Gewachse derselben Familie haben stark giftige 
Eigenschaften (WINKELMAN und DOBKIN DE Rios 1989:54). 

Gelegentlich wurde die botanische Bestimmung von Gaise Noru Noru als Ferraria glutinosa angezweifelt, sie scheint aber doch 
zu stimmen (DOBKIN DE Rios 1984: 205, 208 und 1986). Der Musikethnologe Richard Katz hat noch von einer anderen Pflanze 
berichtet, die gwa heiBt und in einem Trommeltanz zur Induktion von Kia benutzt wurde. Leider ist dieses Gewachs botanisch 
noch nicht identifiziert (DoBKIN DE Rios 1984: 205f.). Moglicherweise wurden auch andere Pflanzen von den Buschleuten zur 
Induktion von Kia verwendet: Albizia anthelmintic a A. BRONGN. (Leguminosae), Cassia spp. (Leguminosae), Cissampelos 
mucronata A. RICH (Menispermaceae; enthalt psychoaktive Wirkstoffe), Loranthus oleaefolius CHAM, et SCHLECHTEND. 
(Loranthaceae; soil Scopolamin enthalten) und Plumbago zeylanica L. (Plumbaginaceae). Allerdings wird in der 
ethnographischen Literatur nur von der volksmedizinischen Verwendung berichtet (WINKELMAN und DOBKIN DE Rios 1989: 
54f.). Weitere Forschung hierzu ist wiinschenswert. 

Literatur 

DOBKIN DE Rios, Marlene 

1984 »Review of Boiling Energy by RICHARD KATz«, 
Transcultural Psychiatric Research 21(3): 103-210. 
1986 »Enigma of Drug-Induced Altered States of 
Consciousness Among the ! Kung Bushmen of the 
Kalahari Desert«, Journal of Ethnopharmacology 15: 

297-304. 
KATz, Richard 

1985 Num - Heilen in Ekstase, Interlaken: Ansata 
Verlag. (Originaltitel Bo///ng Energy 1982.) 



MULLER-EBELING, Claudia 

1991 »Die Ekstase-Tanze der Buschleute«, in 

Ch. RATSCH, Von den Wurzeln der Kultur, S. 189-204, 

Basel: Sphinx Verlag. 
WINKELMAN, Michael und Marlene DOBKIN DE Rios 

1989 » Psychoactive Properties of !Kung Bushmen 
Medicine Plants*, Journal of Psychoactive Drugs 21(1): 51-59. 

Gaultheria sp. (Ericaceae) - Borrachera 

Auf einem von J. A. Steyermark in Venezuela gesammelten Herbariumexemplar einer unbestimmten Gaultheria von 1971 wird 
das mit Femettya spp. nahe verwandte Heidekrautgewachs als borrachera, »Trunkenmacher«, bezeichnet (VON REIS und LiPP 
1982: 227*). In Chile werden verschiedene Gaultheria- Arten zur Herstellung von Chicha verwendet. Gaultheria procumbens L. 
(Bergtee, Kanadischer Tee, Labradortee) wird in Nordamerika als Teeersatz getrunken (LEWIN 1980: 352*). Die Blatter 
enthalten atherisches Ol und Gaultherin (ROTH et al. 1994: 367*). 

Gelsemium sempervirens CL.j JAUME ST.-HIL. (Loganiaceae) [syn. Gelsemium nitidum 
MICHX.] -Giftjasmin 

Dieser duftende, wilde Jasmin stammt aus Nordamerika und wird von alters her in der indianischen Medizin als Heilpflanze 
verwendet (RATSCH 1991 a: 146* ). Bei den Aztekisch sprechenden Volkern Mexikos heiBt das gelbbliihende Schlinggewachs 
xomil-xihuite, » Idhmendes Gift«. Die benachbarten Otomiindianer nennen es beho-sito, »glaserner Sarg«. Angeblich soil die 
Wurzel als Gift bei Gottesurteilen benutzt worden sein. Die Wirkung wird recht drastisch beschrieben: »Die Vergifteten erstarren 
bei voUkommen erhaltenem BewuBtsein, mit offenen Augen, konnen sich nicht riihren und erfassen doch mit grauenhafter 
Klarheit alles, was um sie herum vorgeht.« (REKO 1938: 168*) Dieses Wirkungsbild erinnert stark an den Effekt des 
haitianischen Zombiegiftes. Angeblich haben friiher die Mexikaner die Wurzel in Schnaps (Alkohol) eingelegt, um diesem eine 
besondere Wirkung zu verleihen (REKO 1938: 167*). 

Auch wenn Gelsemium medizinisch eingesetzt wird, kommt es zu starken psychischen Veranderungen mit heftigen 
Halluzinationen (LEWIN 1980: 192*). Deshalb wird Gelsemium auch immer wieder als psychoaktive Pflanze oder auch als 
Halluzinogen dargestellt (EMBODEN 1986: 165*, SCHULTES und HOFMANN 1980: 367*). Die ganze Pflanze, vor allem die 
Wurzel, enthalt Indolalkaloide: Gelsemicin, Gelsemin, Gelsidin und Sempervirin, die z.T. ahnlich wie Strychnin wirken. 
Gelsemin lahmt das zentrale Nervensystem (BLAw et al. 1979, ROTH et al. 1994: 368f.*). 

Literatur 

BLAW, M.E., M.A. ADKISSON, D. LEVIN, J.C. GARRIOTT 

undR.S.A.TlNDALL 

1979 »Poisoning with Carolina Jessamine {Gelsemium 

sernpervirens)«, Journal of Pediatrics 94: 998-1001. 

Gloeospermum sphaerocarpum TR. et PL. (Violaceae) 

Die amazonischen Waunanaindianer trinken einen Kaltwasserauszug der Blatter der tamarillo genannten Pflanze als »zeremonielles Halluzinogen« (DUKE und 

VAsQUEz 1994: 81*). Weitere ethnopharmakologische Forschung ist vonnoten. 

Gomortega keule (MOLDENKE) I.M. JOHNST. (Gomortegaceae) [syn. Gornortega nitida Ruiz 
et PAVON] - Keule 

Diese einzige Art in der Familie Gomortegaceae, die mit der Familie Lauraceae verwandt ist, ist in Siidchile endemisch. Die 
Mapucheindianer nennen diesen hohen Baum keule, auch queule, queuli (sprich ke-ule), linge oder hualhual (wortl. » Umkreis«) 
und haben ihn moglicherweise friiher als psychoaktive Substanz verwendet. Die runden Friichte wirken, besonders wenn sie frisch 
sind, berauschend - eventuell sogar halluzinogen -, vermutlich durch das darin enthaltene atherische Ol (SCHULTES und 
FARNSWORTH 1982: 180*). Auch die gegenstiindigen, lanzettformigen Blatter soUen ein atherisches Ol enthalten (SCHULTES 
und HOFMANN 1980: 334*). In der Rinde sind verschiedene Derivate methoxylierter Cumarine festgestellt worden (D. 
MCKENNA 1995: 101*). Chemische Untersuchungen der Friichte wurden bisher nicht durchgefiihrt (OTT 1993: 408*). Leider ist 
dieser Fruchtbaum sehr selten und unbekannt. Er kommt nur in einem Gebiet von hundert Quadratmeilen vor (SCHULTES und 
HOFMANN 1980: 334*), im Kiistengebiet zwischen Maule und Arauco, etwas siidlich von Concepcion (MOSBACH 1992: 79*). 
Der Baum befindet sich anscheinend im Aussterben. 

Die Pflanze wurde erstmals vom spanischen Botaniker Don Hipolito Ruiz beschrieben, der sie auf einer Expedition nach Peru und 
Chile in den Jahren 1777 bis 1788 kennenlernte. Er schrieb, daB die Blatter einen sauerlich-zusammenziehenden Geschmack 
batten und wegen ihres Harzgehalts an den Zahnen kleben bleiben, wenn sie gekaut werden. Wenn sie zwischen den Fingern 
zerrieben werden, geben sie einen Geruch ab, der an Rosmarin und Terpentin erinnert. »Die schonen Friichte sind so groB wie 
kleine Hiihnereier und glanzend, haben eine gelbe Farbe, die zum Essen einladt. Wenn man viele davon iBt, bekommt man aber 
Kopfschmerzen.« (SCHULTES 1980: 97*) 

Die gelben Friichte enthalten einen extrem harten Kern. Die Friichte reifen Ende April und werden zur Herstellung von 
Marmelade benutzt (DoNOSO ZEGERS 1995: 94* ). Sie gelten auch als kulinarische Leckerbissen. An der Kiiste, ca. 50 km 
nordlich von Valdivia, liegt ein Fischerdorf der Mapuche (»Erdlinge« ), das nach dem mysteriosen Baum Queule genannt wurde. 
Von den dortigen Einwohnern kennt anscheinend niemand den Baum, ebensowenig den angeblich psychoaktiven Gebrauch. 
Wahrscheinlich dienten die Friichte friiher der Zubereitung von Chicha und genieBen deshalb heute noch den Ruf, psychoaktiv zu 
sein. 



Goodenia spp. (Goodeniaceae) - Goodenie 

Pflanzen der Gattung Goodenia haben in der Ethnobotanik der Aborigines eine gewisse Bedeutung als Heil- und 
Nahrungspflanzen sowie als Pituri oder Pituriersatz gefunden (0~CONNELL et al.l983: 109). Die Goodeniaceae sind in 
Australien gut vertreten. Neben der namengebenden Gattung ist vor allem Scaevola taccada (Pipe tree) von Bedeutung. Dieser 
buschige Strauchi ist eine typische Kiistenpflanze, die auf sandigen Boden wachst. Die Aborigines nutzen den Saft der Friichte als 
Augenheilmittel und als Gegengift bei Tierstichen und -bissen. Die Enden der Aste sind hohl; sie wurden als Pfeifen zum 
Piturirauchen verwendet (WIGHTMAN und MILLS 1991: 46f.). 

Goodenia lunata J. M. BLACK heiBt auf Alyawara ngkulpa ankirriyngka; die getrockneten Blatter werden, mit Pflanzenasche 
(hauptsachlich von Ventilago viniinalis HOOK.; Rhamnaceae) vermischt, von den Alyawara gekaut und taxonomisch mit dem 
wilden Tabak (Nicotiana spp.) in eine Kategorie gestellt (0~CONNELL et al. 1983: 1090. Mazerationen der frischen Blatter 
wurden ahnlich wie jene von wildem Tabak dazu benutzt, die Wasserstellen der Emus zu vergiften (ebd.: 98*). Die Blatter von 
Goodenia htnata scheinen, geraucht oder gekaut, leicht psychoaktiv zu wirken. 

Literatur 

WIGHTMAN, Glenn und Milton ANDREWS 
7997 Bush Tucker Identikit: Common Native Food 
Plants of~Australia's Top End, Darwin: Conservation 
Commission of the Northern Territory. 

Hedera helix L. (Araliaceae) [syn. Hedera caucasigena POJARK, Hedera chrysocarpa 
WALSH, Hedera helix ssp. caucasica KLEOP., Hedera helix var. chrysocarpa TEN., Hedera 
talirica CARR., Hedera helix var. taurica ToBLER] - Efeu 

Efeu ist eine alte, heilige Pflanze, die mit dem Kult des Wein-, Rausch- und Ekstasegottes Dionysos aufs engste verbunden war. 
Dioskurides hat drei Arten von Efeu"" beschrieben, eine davon hieB wie der Gott selbst Dionysos. Der Philosoph, Orakelpriester 
und Dionysosadept Plutarch schrieb in seinen Roniischen Fragen, 112, daB der Efeu »gewalttatige Geister« enthalt, die 
wahnsinnige Ausbriiche und Krampfe erzeugen. Efeu konne einen »Rausch ohne WeingenuB«, eine Art Besessenheit in 
denjenigen erzeugen, die einen natiirlichen Hang zur Ekstase hatten. Wenn dem Wein (siehe Vitis vinifera) Efeublatter zugesetzt 
werden, so erzeuge dieses Gemisch ein Delirium, »eine Verwirrung wie sie sonst nur durch Bilsenkraut [siehe Hyoscyanius niger] 
hervorgerufen werden k6nne«. Auch der romische Naturkundler Plinius der Altere beschreibt psychoaktive Wirkungen: 
» [ Der Efeu] verwirrt den Sinn, reinigt, zu reichlich getrunken, den Kopf; innerlich genommen, schadet er den Nerven, ist aber 
bei auBerlicher Anwendung eben diesen Nerven zutraglich. (...) Als Getrank wirken [alle Efeuarten] harntreibend, lindern den 
Kopfschmerz, besonders im Gehirn. (...) Die Beeren, die einen safranfarbenen Saft haben, geben, als Trank vorher genommen, 
sicheren Schutz vor einem Rausch.« (PLINIUS XXIV, 75/78) 

Efeu wurde vor allem durch Robert von RankeGraves in seinem Buch hie Weifie Gottin mit dem dionysischen Wahn der Manaden 
(= Bacchantinnen, Bassariden; vgl. Vitis vinifera) in Verbindung gebracht. Es geht das Geriicht, daB Ranke-Graves dieses Buch 
unter PsilocybineinfluB geschrieben hat, denn die antiken Quellen lassen sich ansonsten nur schwer auf diese Weise deuten: 
»Der Oktober war die Jahreszeit der ausschweifenden Bacchanalien in Thrakien und in Thessalien, bei denen die Bassariden wild 
durch die Berge streiften, wobei sie die Tannenzweige der Konigin Artemis (oder Ariadne) schwenkten, die zu Ehren Dionysos' ( . 
. . ) mit Efeuspiralen - von der gelben Efeusorte - umwunden waren, und sich auf den rechten Arm, iiber dem Ellbogen, einen 
Rehbock tatowiert hatten. In ihrer Ekstase rissen sie Rehkitze, Kinder und sogar Manner in Stiicke. Der Efeu war Osiris wie auch 
Dionysos heilig. Wein und Efeu nahern sich zur Jahreswende einander und sind gemeinsam der Auferstehung geweiht. (...) Der 
Trank der Bassariden war vermutlich Tannenbier (spruce ale), gebraut aus dem Saft der Silbertanne [Abies cephalonica LoUD.] 
und mit Efeusaft versetzt; vielleicht kauten sie auch Efeublatter wegen ihrer toxischen Wirkung. Doch das machtigste manadische 
Rauschmittel war wohl Amanita 
niuscaria (...).« (RANKE-GRAVES 1985: 212f *) 

Die botanische Identitat des berauschenden Efeus ist gar nicht geklart: »Allerdings war der dionysische Efeu nicht der bei uns 
heimische, sondern der nordindische mit gelben Beeren, von dem es heiBt, er sei nur auf dem Berge Meros nahe dem indischen 
Nysa gewachsen.« (DUERR 1978: 213*) Es konnte der Himalaya-Efeu (Hedera nepalensis K. KOCH; syn. Hedera hinialaica 
ToBL.) gemeint sein, der orangegelbe Friichte hat. 

Die getrockneten Blatter wurden beim Rauchen von manchen Probanden als berauschend empfunden. 

Efeublatter enthalten Glykoside, Inosit, Chlorogen-, Hederagerb-, Apfel- und Ameisensaure, Hederasaponine vom Triterpentyp 
(a-Hedrin) sowie die Spurenelemente Arsen, Zink, Kupfer, Mangan, Jod, Lithium und Aluminium. In agyptischen Sorten wurde 
das Alkaloid Emetin nachgewiesen (HORZ und REICHLING 1993: 399). In der toxikologischen Literatur heiBt es, »ein 3jahriges 
Kind aB eine groBere Menge und bekam Halluzinationen« (ROTH et al. 1994: 391*). Eigentlich berauschende Wirkstoffe sind 
bisher im Efeu nicht entdeckt worden. Francesco Festi hat sich intensiv mit der Botanik und Phytochemie des Efeus beschaftigt 
und bisher nicht den geringsten Hinweis auf die Anwesenheit psychoaktiver Wirkstoffe gefunden (miindliche Mitteilung). 
Vielleicht war das antike Wort »Efeu« ein Oberbegriff fiir rankende Pflanzen. Immerhin gibt es Windengewachse (Convolvulus 
tricolor) im Mittelmeerraum, deren Samen Lysergsaurederivate enthalten. Oder »Efeu« war ein Deckname fiir eine andere, heute 
nicht mehr bekannte oder zu identifizierende Pflanze mit stark berauschender Wirkung und psychoaktiven Inhaltsstoffen;;'. Man 
stelle sich vor: Ein Medizinhistoriker der Zukunft findet einen heute geschriebenen Artikel, in dem er liest: »Gras tornt gut, wenn 
es geraucht wird.« Er konnte dann meinen, daB das Gras vom Rasen als Rauschmittel gebraucht wurde. Wenn er es raucht, wird er 



feststellen, daB sich keine derartige Wirkung einstellt. Woher soil er auch wissen, daB »Gras« ein gebrauchlicher, fiir alle 
verstandlicher Deck- oder Spitzname fiir den Hanf (Cannabis sativa oder Cannabis indica) bzw. dessen weibliche Bliiten (§) war? 

Literatur 

HORz, Karl-Heinricli und Tiirgen REICHIANG 

1993 »tiedera«, in: Hagers Handbuch der pharrriazeu- 

tischen Praxis, Bd. 5: 398-407, Berlin usw.: Springer. 

Helichrysum foetidum (L.) MOENCH. (Compositae: Asteraceae) - Stinkende Strohblume 

Es heiBt, die Zauberarzte der afrikanischen Zulu batten ein Pulver aus dieser zu den Strohblumen gezahlten Pflanze inhaliert oder 
geraucht, um eine divinatorische Trance herbeizufiihren. Diese vage Information stammt lediglich von einer Notiz an einem 
Herbariumexemplar der Pflanze und ist ethnographisch nicht welter belegt (VON REIS und LIPP 1982: 3030. GleichermaBen soil 
Helichrysum stenoptemm benutzt worden sein (DE SMET 1996: 142*, VON REIS und LIPP 1982: 303*). In dieser Pflanze 
wurden verschiedene Derivate des Phloroglucinols entdeckt (JAKUPovic et al. 1986). In anderen Arten der Gattung wurden 
Cumarine und Diterpene gefunden (D. MCKENNA 1995: 101 *, SCHULTES und HOFMANN 1995: 441. Helichrysum 
serpyllifolium wurde als »IIottentottentee« bezeichnet und als AufguB getrunken (LEWIN 1980: 352- ). 

Literatur 

JAKUPOVIC, J., J. KUIINKE, A. SCHUSTER, M.A. ME-r- 
WALLY Lind F. BOHLMANN 
1986 »Phlorogluciiiol Derivatives and Otlier Consti- 
tuents from South African Helichrysian Species*, 
Phytochetnistry 25: 1133-1142. 

Helicostylis tomentosa (POEPP et ENDL.) RUSBY (Moraceae) - Takini 

Die Innenrinde dieses misho chaqui genannten Baumes wird in Amazonien angeblich als Halluzinogen verwendet. Im 

Tierversuch hat sich gezeigt, daB die Ratte dieselben Symptome wie bei einer Cannabis-Berauschung zeigt (BUCKLEY et al. 

1973, DUKE und VASQUEZ 1994: 86* ). 

Die Zauberer der Kariben und Bush Negroes von Guayana benutzten verschiedene Arten der Gattung Helicostylis (H. 

pecillnciilata BENOIST), um Visionen zu erzeugen (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 184* ). Der rothche Saft dieses 

heiligen Baumes wird zu einer Rohdroge namens takim verarbeitet (D. MCKENNA 1995: 101 *, SCHULTES und HOFMANN 

1995:45*). 

Literatur 

BUCKLEY, J.P., R.J. THEOBAI.I)):., 1. CAVERC) et al. 
1973 »Prelimiiiary Pharmacological Evaluation of 
Extracts of Takini: Helicostylis toinentosa and 
Helicostylis petiiiiic iilatii«, Voydia 36: 341-345. 

Hieracium pilosella L. (Cichoriaceae; Compositae/Asteraceae) - Habichtskraut, Behaartes 
Habichtskraut, Langhaariges Habichtskraut 

Die Pflanze war urspriinglich in Eurosibirien heimisch, ist haufig in der Schweiz und hat sich bis nach Nordamerika verbreitet 
(LAUSER und WAGNER 1996: 12041. 

In Danemark wird das hdret hogeurt genannte, gelbbliihende Kraut in Joints geraucht und soil bei einer Dosis von 1 g gute 
psychoaktive oder euphorisierende Wirkungen haben (LARRIS 1980). In den USA ist es unter dem Namen hawkweed, 
»Falkenkraut«, bekannt und wird von den Irokesen ethnomedizinisch verwendet (OTT 1993: 409*). Das bliihende, auf Wiesen 
und in der Heide haufig anzutreffende Kraut wird (ohne Wurzeln) mit der Blattrosette gesammelt und im Schatten getrocknet (im 
Apotheken- und Krauterhandel unter der Bezeichnung Herba Auriculae muris oder Hieracii pilosellae herba). Es enthalt 
Gerbstoffe, Flavonoide und Umbelliferon. Volksmedizinisch wird es zur Behandlung und Starkung der Augen (Tee, 
Augenspiilung) benutzt. Der deutsche Name Habichtskraut kommt von dem Glauben, daB die Habichte ihre starke Sehkraft durch 
diese Pflanze erhielten (PAHLOW 1993: 1460. Vielleicht verbirgt sich hier altgermanisches Schamanentum. Friiher gait das 
Kraut in Deutschland als magischer Schutz gegen Hexen und Zauber (PERGER 1864: 133" ). Das auch Kleines Mauseohr oder 
Nagelkraut genannte Gewachs soil angeblich fiir Schafe schadlich sein (CHAMISSO 1987: 228*). 

Habichtskraut wird heute im Apothekenhandel meistens unter dem Namen Pilosellae herba gefiihrt. Ich habe beim Rauchen von 
ca. 1 g leicht euphorisierende, cannabisahnliche, aber verhaltnismaBig schwache Effekte gespiirt. 

Literatur 

LARRIS, S. 

1980 Forbyde Hcillilciiiogeiier? Forbyd Naturen at Gro! 

(4. AulL), Nimtoffe: Forlaget Indkobstryk. 



Hipomosa carnea Matacabra 

Diese Pflanze, angeblich auch Flore oder chalviande genannt, soil in der Kiistenregion von Ecuador als Halluzinogen benutzt 
werden (ALVEAR 1971: 23* ). Ob die von Alvear angefiihrte botanische Bezeichnung zutrifft, ist mehr als fraglich. Es konnte 
sein, daB damit Ipotnoea carnea, die ebenfalls nratacabra (»Ziegent6ter«) heiBt, gemeint ist (siehe Ipomoea spp.). 

Homalomena sp. (Araceae) - Ereriba 

Dieses tropische Aronstabgewachs soil in PapuaNeuguinea als Halluzinogen benutzt worden sein. Die Blatter dieser Pflanze 
(moglicherweise Homalotnena belgraveana SPRAGUE) wurden zusammen mit der Rinde von Galbuliniima belgraveana (F. 
MUELL.) SPRAGUE [syn. Himantandra belgraveana F. MUELL.]..2 und den Wurzeln von Zingiber zerumbet (L.) SM. [syn. 
Alpinia speciosa] (siehe Zingiber officinale) eingenommen. Dabei kam es angeblich zu heftigen Visionen mit anschlieBenden, 
intensiven Traumen (BARRAU 1958). Da diese Pflanze genau wie Kaempferia galanga und Galbuliniima volkstiimlich maraba 
genannt wird, ist die botanische Identitat des angeblichen Halluzinogens fraglich. Chemische Untersuchungen liegen nicht vor 
(SCHULTES und HOFMANN 1995: 45') . 

Die Homalomena-Arten H. cordata SCHOTT und H. versteegii ENGLER werden in Papua-Neuguinea als Regen- und 
Liebeszauber verwendet (OTT 1993: 409*). Chemische Untersuchungen liegen auch zu diesen Arten nicht vor (D. MCKENNA 
1995: 1010. Das nach Ingwer riechende Rhizom der in Ostindien vorkommenden Homalomena aromatica wurde friiher als 
Aphrodisiakum benutzt (HIRSCHFELD und LINSERT 1930: 1800. Aus dem Stengel einer iva iva genannten Homalomena sp. 
wird in Papua-Neuguinea zusammen mit Kokosol (vgl. Cocos nucifera) eine Salbe hergestellt (VON REIS und LIPP 1982: 10*). 

Literatur 

BARRAU, Jacques 

1958 » Nouvelles observations au su)et des plantes 
hallucinogenes d'usage autochtone en Nouvelle- 
Guinee«, Journal d'Agriculture Tropicale et de Bota- 
nique Appliquee 5: 377-378. 

Huperzia selago (L.) BERNH. ex SCHRANK et MART. (Lycopodiaceae) [syn. Lycopodium 
selago L.; Urostachys selago (L.) HERTER] - Teufelsklaue 

Dieses zirkumpolar und antarktisch verbreitete Barlappgewachs (vgl. Lycopodium clavatum, Lycopodium spp.), auch 
Tannenbarlapp, Heckenysop, Teufelsklee oder Selago genannt, ist eine alte, keltisch-germanische Zauberpflanze und stand bei 
den Druiden hoch im Kurs: 

» Er wurde mit groBer Sorgfalt gesammelt, kein eisernes Gerat durfte ihn beriihren, auch die bloBe Hand war dieser Ehre 
unwurdig. Eine besondere Umhiillung, ein „Sagus", wurde mit der rechten Hand angewendet. Diese Bekleidung muBte geweiht 
und von einer geheiligten Personlichkeit heimlich mit der linken Hand entgegengenommen werden. Er durfte nur von einem 
weiBgekleideten Druiden mit entbloBten FuBen gesammelt werden, die in klarem Wasser gewaschen sein muBten. Ehe dieser die 
Pflanze sammelte, muBte er ein Opfer von Brot und Wein darbringen; danach wurde die Pflanze von dem Orte, wo sie wuchs, in 
einem neuen, reinen Tuche weggetragen. In dem „Kadir Taliesin" wird der Selago „Die Gottesgabe" genannt, und im modernen 
Walisisch wird er als „Gras Duw" oder die „Gnade Gottes" bezeichnet. Diese Pflanze wurde vor allem als Amulett angesehen, 
welches den Besitzer gegen alien Schaden schutzte.« (SCHOPF 1986: 581 

Das Kraut enthalt 0,1 bis 0,9% Gesamtalkaloide, die als »Selagin« bezeichnet werden und aus Lycopodin, Arifolin, Pseudoselagin 
(= Isolycodolin), Selagin und Lycodolin bestehen. Die ganze Pflanze kann im Menschen Erbrechen, Schwindel, Taumeln und 
BewuBtlosigkeit verursachen (ROTH et al. 1994: 4070. 

Iresine spp. (Amaranthaceae) 

Verschiedene Arten der Gattung werden in Siidamerika als Ayahuascaadditive verwendet. Ebenso werden einige Arten unter dem 
Namen cimora oder timora den San-Pedro-Triinken zugesetzt (siehe Trichocereus pachanoi). Iresine sp. soil auch der 
Hauptbestandteil oder ein Hauptbestandteil des geheimnisvollen, siidamerikanischen Zaubertranks Cimora sein (OTT 1993: 4090. 
Chemische Studien fehlen leider. 
Im Kraut der karibischen Iresine herbstii HOOK. f. wurde Betacyanin nachgewiesen (WONG 1976: 1 19*). 

Iryanthera JuruensisyNARB. (Myristicaceae) - Waldkakao 

Dieser auch cedro ajua, huapa, pucuna huapa (»Blasrohr-Huapa«) oder sacha cacao (» Waldkakao«) genannte kleine Baum 

liefert ein Harz, das zur Herstellung von Schnupfpulvern verwendet wird. Moglicherweise ist es psychoaktiv. Wirkstoffe konnten 

bisher nicht festgestellt werden (OTT 1993: 409* ). 

Die Indianer von Amazonien (Venezuela, Kolumbien, Peru, Brasilien) stellen aus Iryanthera macrophylla (BENTH.) WARB. ein 

Schnupfpulver her, das moglicherweise psychoaktiv ist. Nach einer Analyse wurde in diesem Pflanzenmaterial 5-MeO-DMT 

gefunden (SCHULTES 1985: 131); andere, spatere Untersuchungen konnten dies nicht bestatigen (OTT 1993: 409*). 

Die Bora und Witoto haben friiher Iryanthera ulei WARB. als orales Halluzinogen verwendet. In der Rinde wurde ebenfalls 5- 

MeO-DMT nachgewiesen. Ebenso soil Iryanthera longiflora DUCKE ein Halluzinogen sein (DAVIS und YOST 1983: 186*). 

Literatur 



SCHULTES, Richard Evans 

1985 » De Plantis Toxicariis e Mundo Novo Tropicale 
Commentationes XXXV: Miscellaneous Notes an 
Biodynamic Plants of the Northwest Amazon«, Jour- 
nal of Ethnopharmacology 14: 125-158. 

Jasminum spp. (Oleaceae) - Jasmin 

Aus den Bliiten einiger Jasminarten wird das duftende, fiir die Parfiimindustrie wichtige, eugenolhaltige Jasminol (Oleum 
Jasmini) gewonnen (vgl. Atherische Ole). Von zwei afrikanischen Arten werden sogar psychoaktive Wirkungen berichtet. Die 
Blatter der hab el tsahm genannten Art Jasminum floribundum R. BR. wurden in Abessinien, die von Jasminum abyssinicurn R. 
BR. in Erythrea als »Berauschungsmittel« verwendet (HARTWICH 1911: 8110. Inhaltsstoffe sind nicht bekannt. Mit dem Namen 
»Gelber Jasmin« wird Gelsemium sempervirens bezeichnet. 

Jatropha grossidentata PAx et HOFFM. (Euphorbiaceae) - Purgiernu(3 

Im Schamanismus der Ayoreindianer von Paraguay wurde die getrocknete Wurzel der caniroja genannten Pflanze geraucht, um 
mit Tiergeistern kommunizieren zu konnen und um Novizen in das Schamanentum einzuweihen. Gelegentlich stiegen die 
Schamanen (naijna) auf einen Quebrachobaum (Aspidosperma quebracho-blanca), um, in dessen Krone sitzend, diese Wurzeln 
zu rauchen und dadurch direkt mit den Tieren sprechen zu konnen (SCHMEDA-HIRSCHMANN 1993: 108, 109* ). Bei einem 
Selbstexperiment unter Aufsicht eines der letzten Ayoreoschamanen konnten keinerlei psychotrope Wirkungen festgestellt 
werden. AUerdings sind in der Wurzel Rhamnofolane und Diterpene gefunden worden (JAKUPOVic et al. 1988, SCHMEDA- 
HIRSCHMANN et al. 1992), die noch welter untersucht werden miiBten (immerhin ist der Salvia-divinorum-Wirkstoff auch ein 
Diterpen). Andere Jatropha-Arten gelten in Siidamerika als Aphrodisiaka (SCHULTES 1980: 104" ). In Nordperu heiBt die 
Jatropha rnacrantha ARC im Volksmund huanarpo macho und gehort zu den beriihmtesten Aphrodisiaka fiir Manner. Ob diese 
Art psychoaktive Wirkungen hat, muB noch erforscht werden. 

Literatur 

JAKUPOVIC, 1. M. GRENIund G. SCHMEI)A-HIRSCH- 
MANN 

1988 »Rhamnofolane Derivatives from latropha 

grossiderttcitca«, Phytochernistry 27: 2997-2998. SCHMEDA-HIRSCHMANN, G., F. TSlCHRfTZlS und 
J. JAKUPOVIC 

1992 »Further Diterpenes and a Lignan from Jatro- 
pha grossidentatcl«, Phytochernistry 31: 1731-1735. 

Juanulloa ochracea CUATRECASAS (Solanaceae) - »Ayahuasca« 

Dieses Nachschattengewachs wird in Kolumbien Ayahuasca genannt und wurde moglicherweise als Ayahuascaadditiv verwendet 
(OTT 1993: 410*, SCHULTES und RAFFAUF 1991: 39*). Eventuell wurde die Pflanze auch alleine fiir psychoaktive Zwecke 
gebraucht. Die Blatter und Stengel werden in der Gegend von Puerto Limon zur Behandlung von Wunden verwendet 
(SCHULTES 1978a: 192" ). In der ca. 12 Arten umfassenden Gattung wurde das Alkaloid Parquin (vgl. Cestrum parqui) 
nachgewiesen (SCHULTES 1979b: 151 *, SCHULTES und RAFFAUF 1991: 39*). 

Kaempferia galanga L. (Zingiberaceae) [neuere Schreibweise auch: Kernpferia galanga ] - 
Galangan 

Dieses Ingwergewachs, auch Galgant-Gewiirzlilie, Resurrection lily oder Hinguru-piyali genannt, kommt in den tropischen 
Gebieten Afrikas und Siidostasiens vor. Der sehr aromatische Wurzelstock (Rhizom) - er sieht oft wie eine Hand aus und ist meist 
unter dem Namen maraba bekannt -wird im gesamten Verbreitungsgebiet der Pflanze als Gewiirz und Heilmittel bei 
Verdauungsproblemen verwendet. Kaempferia hat einen starken, erfrischenden Geschmack. In Malaysia wurde die Wurzel auch 
einem aus Antiaris toxicaria bereiteten Pfeilgift zugefiigt (SCHULTES und HOFMANN 1995: 47*). Kaempferia galanga ist eine 
Ingredienz der indonesischen Krauterzubereitungen, die unter dem Namen Jarnw bekannt sind (REHM 1985) und ist vor allem in 
den tonisierenden und aphrodisierenden Mischungen als Hauptbestandteil en thai ten (MACMILLAN 1991: 4240. In Japan dient 
die Wurzel manchmal als Zutat zur Herstellung von Raucherwerk. In Thailand werden die Wurzel und die jungen Blatter auch 
zum Curry gegeben. Volksmedizinisch wird die zerdriickte Wurzel mit Whisky (vgl. Alkohol) als Paste bei Kopfschmerzen auf 
Stirn und Kopf aufgetragen (JACQUAT 1990: 117). 

Angeblich benutzen oder benutzten die Einwohner des Gebietes um Mount Hagen (Papua-Neuguinea) das Rhizom - ahnlich wie 
Homalomena sp. - als Halluzinogen (BARRAU 1962). » In ganz Siidostasien nutztman die Wurzel als Gewiirz und Rauschmittel. 
(...) Das Rhizom ruft Halluzinationen hervor (sogar ohne Nebenwirkung)« (BREMNESS 1995: 180* ). Aus Europa wird 
berichtet, daB nach Einnahme des Wurzelpulvers eine »iiberraschende Klarheit der Gedanken und ein verandertes Sehen« 
eintreten (SCHULDES 1995: 46*). 

Der Wurzelstock ist reich an atherischem Ol, dessen Zusammensetzung unbekannt ist. Moglicherweise enthalt es psychoaktive 
Substanzen (SCHULTES und HOFMANN 1995: 47*). Oft wird bei Einnahme des Pulvers iiber mangelnde oder ausbleibende 
Wirkungen berichtet (SCHULDES 1995: 95*). Das liegt wahrscheinlich daran, daB die Experimentatoren gar keine echte 
Kaempferia-Wurzel benutzt haben. Galanga ist namlich ein Name, der fiir viel Verwirrung gesorgt hat. So wird das 
Ingwergewachs Alpi,nia ojficinarum HANCE [syn. Languas officinarum; Galgant] ebenfalls als Galanga, bestenfalls als »Kleiner 
Galanga« bezeichnet und als Gewiirz zum Kochen verwendet (NORMAN 1991: 64*). Im Deutschen ist Alpin ia galanga (L.) 



WILLD. [syn. Galanga major RUMPF., Maranta galanga L., Languas galanga Sw.] als »GroBe Galangawurzel« sowie Alpinia 

ojficinarum als »Kleine 

Galangawurzel« bekannt (JACQUAT 1990: 118, NORMAN 1991: 45*, SEIDEMANN 1993: 180*). 

Literatur 

BARRAU, Jacques 

1962 »Observations et travaux recents sur les 

vegetaux hallucinogenes de la Nouvelle-Guinee«, 

Journal d'Agrlculture Tropicale et de Botanique 

Appliquee 9: 245-249. 
JACQUAT, Christiane 

1990 Plants from the Markets of Thailand, Bangkok: 
Editions Duang Karaol. REHM, Klaus D. 
1985 »Jarau - die traditionellen Arzneimittel lndonesiens«. Curare Sonderband 3/85: 403-410. 

Lagochilus inebrians BUNGE (Labiatae) - Berauschendes Hasenlippenkraut 

Diese buschformige Minzenart ist in den zentralasiatischen Steppen von Turkestan und Usbekistan einheimisch. Das unter dem 
Namen Intoxicating mint bekannte Kraut wird im Herbst gesammelt und zum Trocknen den Winter iiber an den Dachbalken 
aufgehangt. Aus den Blattern wird ein mit Honig gesuBter Tee aufgebriiht, der eine milde Euphorie bewirkt, aber auch als 
Beruhigungsmittel dient (D. MCKENNA 1995: 103*). In der russischen Volksmedizin und Phytotherapie wird die Pflanze auch 
zur Behandlung von AUergien, Blutgerinnseln und Hauterkrankungen verwendet (SCHULTES und HOFMANN 1995: 47*). 
In der Trockenmasse (Blatter) sind bis 17% Lagochilin, ein Diterpenalkohol, enthalten (der Durchschnitt liegt bei 3%; 
SCHULTES 1970: 41*, TYLER 1966: 287* ). In der russischen Literatur liegen zahlreiche Untersuchungen vor. Die Pflanze ist 
Oder war in der Russischen Pharmakopoe als natiirlicher Tranquilizer verzeichnet (D. McKENNA 1995: 103*, SCHOLZ und 
EIGNER 1983: 78*). 

Lancea tibetica HOOK. f. et THolvis. (Scrophulariaceae) - Depgul 

Die Wurzeln dieser depgul genannten Pflanze werden in Ladakh, gerostet und pulverisiert, mit Tabak (Nicotiana tabacum) 
geraucht oder in Milch getrunken. Das Produkt heiBt berzeatsink und soil stark stimulierend und aktivierend wirken (NAVCHOO 
und BUTH 1990: 320*). 

Leonotis leonurus (L.) R. Br. (Labiatae) - Lowenschwanz, Lowenohr 

Dieser siidafrikanische Strauch hat orangefarbene Bliiten und soil »halluzinogen« wirken (SCHULTES und HOFMANN 1980: 
367*). In Afrika heiBt er dacha, daggha oder wild dagga, »Wilder Hanf« (vgl. Cannabis indica). Die Hottentotten (Heusaquas) 
und Buschleute rauchen die Knospen und Blatter als Rauschmittel (SCHLEIFFER 1979: 93ff.*, SCHULDES 1995: 48*). 
Moglicherweise gehort auch diese Pflanze zu den Rauschmittelgewachsen, die unter dem Namen Kanna subsumiert werden (vgl. 
auch Mesembryanthemum spp. und Sceletium tortuosum). Die harzigen Blatter oder das von den Blattern gekratzte oder aus ihnen 
extrahierte Harz wird, pur oder mit Tabak (Nicotiana tabacum) vermischt, geraucht (GRUBBER 1991: 44*). In Nordkalifornien 
ist das Rauchen der Blatter und orangefarbenen Bliitenstande inzwischen weit verbreitet. Chemische Studien fehlen (OTT 1993: 
411 *). Der ziemlich bitter schmeckende Rauch der in Kalifornien gezogenen Bliitenstande hat eine leicht psychoaktive Wirkung, 
die zugleich an Cannabis und Datura erinnert. Im ostlichen Siidafrika soil auch die nahe verwandte Art Leonotis ovata fiir 
denselben Zweck geraucht werden (SCHLEIFFER 1979: 93*). 

In der ebenfalls nah verwandten Art Leonotis nepetaefolia (L.) R. BR., die in der Karibik volksmedizinisch Verwendung findet, 
wurden in den Blattern und Bliiten gebundene Ole, Bitterstoffe, Diterpene, Cumarine und Harze identifiziert (ARGUETA V et al. 
1994: 229*, PUROSHOTHAMAN et al. 1974a und 1974b, WONG 1976: 1360. Diese Pflanze wird in Mexiko Flor de mundo, 
»Weltenblume«, oder mota genannt. Mota bezeichnet normalerweise »Marijuana« (vgl. Cannabis indica); diese Benennung 
deutet vielleicht auf einen Gebrauch als Marijuanaersatz hin. Der Extrakt hat antispasmodische Wirkung und scheint Acetylcholin 
und Histamin zu hemmen (ARGUETA V. et al. 1994: 229*). 

Literatur 

PUROSHOTHAMAN, K.K. et al. 

1974a »4,6,7-Triniethoxy-5-methylchromon-2-one, 

a New Coumarin from Leonotis tiepetaefdUa«, Journal of the Clietnical Society, Perkin Transactions 1(1): 

2594-2595. 

1974b »Nepetaefolinol and two Related Diterpenoids 
from Leonotis riepetnel-Olici«, Journal of the Chemical 
Society, Perkin Transactions 1(1): 2661. 

Lichene non ident. (Lichenes) - Jievut hiawsik 

Der von den Pima- und 0'odham-(= Papago-) Indianern gleichermaBen verwendete Name jievlit hiawsik bedeutet »Erdblume« 
und wird fiir Flechten, die auf Steinen leben, benutzt. Eine botanisch leider nicht bestimmte Art, die einen starken Geruch 
absondert und aschgrau gefarbt ist, lebt auf Steinen und trockenem, altem Holz. Die Flechte hatte friiher eine religiose Bedeutung. 
Sie wurde mit Tabak (Nicotiana tabacum) vermischt bei den Sommertanzen geraucht (vgl. Kinnickinnick). Sie soil eine ahnliche 



Wirkung wie Marijuana (Cannabis indica) haben und »junge Manner verriickt machen«. Die Pima glauben zudem, daB sie, wenn 
sie die Flechte geraucht haben, jede Frau erobern konnen (CURTIN 1984: 77). Flechten sind bisher ethnopharmakologisch als 
psychoaktive Substanzen fast ganzlich unbekannt (vgl. Dictyonema). Neuerdings werden Bartflechten als Raucherwerk benutzt. 

Literatur 

CURTIN, L.S.M. 

1984 By the Prophet of* the Earth: Ethnobotany of the 

Pitna, Tucson: University of Arizona Press. 

Limmonium macrorhabdos O. KUNTZE (Plumbaginaceae) - Staspak 

Die sonnengetrockneten Blatter dieser staspak genannten Pflanze werden in Ladakh als Kaltwasserauszug (das Pulver verbleibt 
fiir ca. eine Woche im Wasser) getrunken. Dieser staspakchek genannte Trank soil stark berauschende Wirkungen haben und 
sogar gefahrUch sein (NAVCHOO und BUTH 1990: 3200. 

Lobelia inflata L (Campanulaceae) - Indianertabak, Lobelie 

Diese zarte Lobelie stammt aus Nordamerika und ist dort auch unter den Namen pukeweed (»Kotzkraut«) oder Indian tobacco 
bekannt. Das Kraut wurde von den nordamerikanischen Crowindianern zeremoniell genutzt und spielte bei den Pawnee und 
Mesquakie einen RoUe im Liebeszauber (OTT 1993: 411*). Das Lobelienkraut gehort zu den Bestandteilen des Kinnickinnick 
und anderen Rauchmischungen. Die Indianer rauchten das Kraut auch medizinisch gegen Asthma, Bronchitis, Halskratzen und 
Husten. Das Kraut wird zunehmend als Tabakersatz (siehe Nicotiana tabacum), vor allem zur Entwohnung, geraucht. Wird 
Lobelienkraut pur geraucht, ist es eindeutig psychoaktiv. Es hat zugleich eine beruhigende und stimulierende Wirkung, bei 
Nichtkenntnis ein durchaus iiberraschender Effekt. 

Das Kraut enthalt iiber 20 Piperidinalkaloide. Das Hauptalkaloid a-Lobelin ist ein Nikotinantagonist (SZOKE et al. 1993). a- 
Lobelin wird als Nikotinersatz zum medizinischen Entzug verwendet (KROCHMAL et al. 1972: 216). Der Gehalt an a-Lobelin ist 
in kultivierten Pflanzen hoher als im Wildwuchs, und zwar fast um das Doppelte (ca. 1,05 bis 2,25% der Trockenmasse; ebd. ). 
In Mexiko wird die nah verwandte Art Lobelia clijfordtiana L. zu den hierbas locas, den »verrucktmachenden Krautern«, gezahlt 
(MARTINEZ 1987: 427*, REKO 1938: 185*). Moglicherweise eignet sie sich auch als berauschender Bestandteil von 
Rauchmischungen. Die bis zu drei Meter hoch ragende, asiatische Art Lobelia nicotianaefolia wird rasni oder wild tobacco 
genannt. Ihre langen, tabakahnlichen Blatter gelten zwar als giftig, konnen aber doch geraucht werden (MACMILLAN 1991: 
430*). Der Name Lobelia longiflora L. ist ein veraltetes Synonym fiir Hippobroma longiflora (L.) G. DON, die eine Zutat zum 
siidamerikanischen Cimoratrank bildet (ZANDER 1994: 312*). 

Literatur 

KROCHMAL, Arnold, Leon WILKEN und Millie CHIEN 
1972 »Plant and Lobeline Harvest of Lobelia inflata 

L.«, Economic Botany 26: 216-220. SZOKE, E., A. KRAJEWSKA und A. NESMELYl 
1993 »NMR Characterization of Alkaloids from Lobe- 
lia inflata«, Planta Medica 59, Supplement: A 704. 

Lobelia tupa L. (Campanulaceae) - Teufelstabak 

Diese feuerrot bliihende, groBe Lobelie kommt in Siidamerika im Andengebiet und den Andenauslaufern vor; sie wird heute 
weltweit als Zierpflanze angepflanzt. Der gebrauchlichste Name fiir das auffallige Kraut lautet tupa, was soviel wie »Fleck, Punkt, 
Sonnenfleck« oder »Schandfleck« bedeutet. Viele Andenbewohner betrachten das Glockenblumengewachs als Giftpflanze und 
meiden sie. Da sie haufig tabaco del diablo (»Teufelstabak«) genannt wird, wurde angenommen, daB sie psychoaktiv oder sogar 
halluzinogen wirke (SCHULTES und HOFMANN 1995: 47*). Es gibt bisher jedoch keinen ethnographischen Beleg dafiir, daB 
der Teufelstabak rituell fiir psychoaktive Zwecke benutzt wurde oder wird. 

In Chile heiBen rieben Lobelia tupa noch verschiedene andere Arten trupa, tupa oder tabaco del diablo (Lobelia excelsa BONPL., 
Lobelia polyphylla H. et A.; vgl. MOSBACH 1992: 105*). Die Mapuche nennen auch die verwandte Lobelia salicifolia SWEET 
tupa und benutzen sie als Heilpflanze bei Grippe (Blattertee); der Latex soil starke Entziindungen der Augen und des 
Verdauungstraktes mit Erbrechen und Durchfall bewirken (HOUGHTON und MANBY 1985: 100*). 

In Lobelia tupa sind Piperidinalkaloide nachgewiesen worden; sie haben jedoch keine eindeutige psychoaktive Wirkung. Die 
Blatter enthalten wie die von Lobelia inflata das Hauptalkaloid a-Lobelin (KACZMAREK und STEINEGGER 1958). Daneben 
sind Lobelamidin und Norlobelamidin anwesend (ebd., SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 177*). Beim Rauchen der 
getrockneten Blatter wird der SpeichelfluB stark angeregt, und es tritt sofort eine Stimulation ahnlich wie bei Lobelia inflata, aber 
auch wie bei Tabak (Nicotiana tabacum) ein. Der weiBe Rauch laBt sich relativ leicht inhalieren und kratzt praktisch iiberhaupt 
nicht (vgl. Rauchmischungen). 

Literatur 

KACZMAREK, F. und E. STEINEGGER 

1958 sUntersuchungen der Alkaloide von Lobelia 
tupa L.«, Phartn. Helvetica Acta 33: 257-262. 

1959 »Botanische Klassifizierung und Alkaloidvor 



kommen in der Gattung Lobelia«, Pharm. Helvetica 
Acta 34: 413-429. 

Lotus wrightii (A. GRAY) GREENE (Leguminosae) - Deervetch, Wright's Hornklee 

Die Navajoindianer betrachten dieses Gewachs als »Lebensmedizin« und verwenden es rituell bei der Jagd (VESTAL 1958: 32*). 
Die Wurzeln wurden von den Apachen als berauschender Zusatz fiir selbstgebrautes Bier verwendet (siehe Bier). Mogliciierweise 
sind in der Wurzelrinde wie bei vielen anderen Planzen derselben Familie Alkaloide, z.B. Tryptamine, enthalten. 

Lucuma salicifolia H.B.K. (Sapotaceae) - Zapote borracho 

In Mexiko wurden die Friichte dieser Zapoteart, die ein knallgelbes Fruchtfleisch besitzen, von den Azteken cozticzapotl, 
»taumelnd machende Fruchit«, genannt (auch cochiz tzapotl, zapote somnifero oder bianco). Es lieiBt, der ubermaBige GenuB der 
Friichte fiihre zu eigenartigen alkoholahnlichien Rauschzustanden. Deshalb wird die Frucht heute meist als zapote borracho, 
»trunkene Zapote«, bezeichnet (MARTINEZ 1987: 1154*). Angeblich sollen sich die mexikanischen Bauern daran berauschen. » 
In Oaxaca und Puebla werden Zapotefriichte von Kneipenwirten (und auch von Hausfrauen) gekauft, die sie in Branntwein 
einlegen (wie bei uns die sog. Rum-Friichte). Sie verleihen billigen Schnapsen eine schone, kognakartige Farbe und sollen sie 
„starker" machen, d.h., die vom GenieBer gewiinschte Rauschwirkung tritt friiher ein als nach dem Genusse von gewohnlichem 
Branntwein.« (REKO 1938: 15 If.*) 

Als cozticzapotl wurde auch die zapote bianco, »weiBe Sapote«, oder zapote dormilte, »einschlafernde Sapote« (Casimiroa edulis 
LEAVE et LEX.; syn. Casimiroa sapota ORST., Fagara bombacifolium KRUG et URBAN, Zanthoxylum bombacifolium A. 
RICH., Zanthoxylum aracifolium TURCZ.; Rutaceae), identifiziert (ARGUETA V et al. 7994; 1413*). Auch sie soil sedativ- 
hypnotische Wirkungen haben. Die zu Asche gebrannten Samen wurden von den Azteken als Schlafmittel eingenommen 
(NAVARRO 1992: 94*). Noch heute wird in der mexikanischen Volksmedizin ein Tee aus den Blattern bei Schlafstorungen, zur 
Regulierung und Stimulation des Traumens getrunken (ARGUETA V et al. 1994: 1413*). In den Samen von Casimiroa edulis 
sind die Alkaloide N-Benzoyltyramin, Methylhistamin, Casimiroin, Fagarin und Casimiroidin sowie Cumarine (Scopoletin) 
nachgewiesen worden (AEBI 1956, ARGUETA V et al. 1994: 1414*, EMBODEN 7979; 6, 173*). In den Blattern kommen 
Methylhistamin und Dimethylhistamin sowie Rutin vor (ARGUETA V et al. 1994: 1414*). Der aztekische Name cozticzapotl 
wird auch als Calea zacatechichi interpretiert (LARA OCHOA und MARQUEZ ALONSO 7996; 123* ). 

Literatur 

AEBI, A. 

1956 »The Isolation of Casimiroidin from tlie Seeds 

of Casimiroa edulis", Helvetica Chimica Ada 39: 1495. 

Lupinus spp. (Fabaceae) - Lupine (Wolfsbotine) 

Im Mittelmeergebiet kommen mehrere Lupinenarten (Lupinus albus L., L. angustifolius L., L. luteus L.) vor, die in der Antike 
medizinisch (bei DIOSKURIDES II, 132 beschrieben), rituell und anscheinend auch psychoaktiv genutzt wurden. Die Pilger, die 
zum griechischen Totenorakel von Acheron (bei Ephyra, Thesprotien, Nordwestgriechenland) - dem Eingang zum Hades - kamen, 
muBten groBe Mengen von Lupinensamen essen, damit sie in Kontakt zu den Seelen der Verstorbenen treten konnten (DAKARIS 
1989). Sie wurden » in den engen Gangen des labyrinthartigen Heiligtums durch eine strenge Diat psychisch auf die 
Kommunikation mit der Unterwelt vorbereitet. (...) Der GenuB der alkaloidhaltigen Lupinenkerne verursachte bei den Pilgern den 
von den Priestern gewiinschten Rauschzustand und verminderte das Empfindungsvermogen, fiir den Eingeweihten die notigen 
Voraussetzungen, um eine echte Kommunikation mit den Schattenbildern der Verstorbenen vorzutauschen.« (BAUMANN 1982: 
146) Da die Orakelpriester eifersiichtig ihre Geheimnisse hiiteten, ist leider nichts Genaues iiber den tatsachlichen Gebrauch der 
Lupine bekannt (VANDENBERG 1979). VermutUch wurde zusatzUch mit Schwefel gerauchert (DAKIRIS 1989: 160). 
Nach anderen Quellen verspeisten die Pilger nicht Lupinensamen, sondern »Saubohnen«, also wahrscheinlich Hyoscyamus, beim 
Besuch des Orakels; diese bewirkten »Schwindelzustande, unwirkliche Sinneswahrnehmungen und Widerstandslosigkeit« 
(DAKARIS 1989: 162f.). Lukian beschreibt eine Totenbeschworung, bei der die Meerzwiebel als Zauberpflanze verwendet wurde 
(vgl. Moly). 

In den Samen der Lupine befinden sich verschiedene toxische Substanzen: Lupanin, 13 -Hydro xylupanin, Angustifolin, 13- 
Tigloyloxylupanin, Albin, Multiflorin, a-Isolupanin, 4-Hydroxylupanin, Ammodendrin, Anagryn und Spartein (ROTH et al. 1994: 
473 ). Das Lupanin ist nahe mit Cytisin verwandt. In der gelben Lupine (Lupinus luteus) wurde ein neues Alkaloid, (-)-(traps-4'-B- 
D-Glycopyranosyloxy-3'-methoxycinnamyl-)Lupinin, nachgewiesen (MURAKOSHI et al. 1979); allerdings weiB man noch nichts 
iiber die Pharmakologie dieser Substanz. 

Lupinenkerne wurden friiher auch als Kaffee-Ersatz (Coffea arabica) aufgebriiht. In Mexiko wird die Lupinenart Lupinus elegans 
H.B.K. als hierba loca, »verriicktmachendes Kraut«, bezeichnet (MARTINEZ 1987: 4270. Moglicherweise hat sie berauschende 
Wirkungen (vgl. Astragalus spp.). 

Literatur 

DAKARIS, Sotlrls 

1989 »Das Totenoraliel am Acheron«, in: Evi MELAS 

(Hg.), Tempel und Stdtten der Cotter G rlechenlands, 

S. 157-164, Koln: DuMont. 
MURAKOSHI, Isamu, KaZUO TORIIZUKA, Joju HAGINIWA, 



Shigeru OHMIYA und Hirotaka OTOMASU 
1979 »(-)-(traps-4'-6-D-Glycopyranosyloxy-3'-me 
thoxycinnamyl)-Lupinine, a New Lupin Alkaloid in 
Lupinus Seedlings«, Phytochemistry 18: 699-700. 

Lycopodium clavatum L. (Lycopodiaceae) - Keulenbarlapp 

Lycopodium clavatum L. und andere in Europa heimische Barlapparten (Lycopodium spp.; vgl. auch Huperzia selago) sind im 

Volksmund unter verschiedenen Namen bekannt, die auf eine alte Verwendung bei heidnischen Ritualen hindeuten und starke 

Assoziationen zum Hexenwesen aufweisen: DrudenfuBchrut, DrudenfuB, Drudenkraut, Drudenmehil, DrutenfuBmehil, Hexenkraut, 

Hexenmeiil, Hexenmehilkraut, Hexenstaub, Schlangenmoos, Teufelsklaue, Teufelskrallenmeiil, Teufelssciiutt, Unruiie. Die Sporen 

heiBen Hexenmehl, Drudenmeiil, Blitz-, Streu- oder Moospulver. » Barlapp« bedeutet »Gebarschmiere« (BECKMANN und 

BECKMANN 1990: 1960. 

Lycopodium clavatum und ahnliche Arten (L. cernuum L., L. hamiltonii SPRENG., L. serratum THUNB., L. subuUfoUum WALL. 

ex HOOK, et GREV.) kommen auch in Nepal vor. Dort ist der Barlapp eine dem Hindugott Vishnu geweihte Pflanze und wird bei 

seinen Festen fiir Girlanden usw. verwendet. 

Der Keulenbarlapp (Lycopodiiim clavattlnl L.) enthalt einen toxisch oder psychoaktiv wirkenden Alkaloidkomplex, der allgemein 

»Clavatin« genannt wird und sogar Nikotin einschlieBt (ROTH et al. 1994: 477*). 

Lycopodium spp. (Lycopodiaceae) - Kondorpflanzen, Condoros 

Im nordperuanischen curanderismo werden verschiedene Barlapparten von den Volksheilern als Heilpflanzen, Krauteramulette 
und Additive zum San-Pedro-Trank (vgl. Trichocereus pachanoi) verwendet. Im nordwestlichen Tiefland werden die 
Barlappgewachse normalerweise unter dem Begriff condor, »Kondor« oder »Kondorpflanze«, zusammengefaBt. Im Hochland von 
Huncabamba und von Las Huaringas werden sie htlatrlinga genannt. Lediglich eine bisher nicht bestimmte Art wird zu den 
Zauberpflanzen der Kategorie hornamo gerechnet (vgl. Senecio spp.). Sie dienen auch als Badezusatze sowie zur magischen 
Verteidigung bei Heilritualen (GIESE 1989: 227f.*). 

Folgende Kondorpflanzen werden im nordperuanischen curanderismo verwendet: 

Lycopodium spp. condor purga 

condorillo 

hierba de condorillo 

hornamo lirio 

hornamo loro 

huaminga misha 

huaminga oso 

trenza amarilla 

trenza shimbe 

Lycopodium affine HOOK. condorillo 

et GREV. 

Lycopodium clavatum L. trencilla verde 

Lycopodium contigum KLTz. trencilla blanca 

Lycopodium crassum H.B.K. trencilla 

Lycopodium magellanicum condoro 

Lycopodium reflexum condoro 

Lycopodium saururus hierba del condor 

condor misha 

Lycopodium spurium trencilla del lago 

Lycopodium tetragonum condorillo de quatro filos 

Lycopodium vestitum trencilla blanca 

Wird der San-Pedro-Trank mit condorillo oder condor misha versetzt, erscheint dem clirandero der Pflanzengeist als Kondor. Er 

kann im Auftrage des Heilers auf Astralreisen gehen und kleine Aufgaben erledigen. So beseitigt er Schadenzauber und bringt 

dem Patienten, der an susto, »Schrecken«, leidet, seine verlorene Schattenseele zuriick (GIESE 1989: 249*). Even tu ell gibt es 

Barlapparten mit psychoaktiven Wirkungen: 

»M6glicherweise steigert Lycopodium sp. auch die halluzinogene Wirkung des San-Pedro-Trankes. Manuel, ein Pflanzenhandler 

aus Trujillo, sagte von der Pflanze, die er „trenza shimbe" nannte und die „c6ndor misha" zu gleichen scheint, daB sie dazu diene, 

die „visionare Sicht" zu verbessern.« (GIESE 1989: 2281 

Ein Pflanzenhandler auf dem »Hexenmarkt« von Chiclayo erklarte mir im Juni 1997, daB die condoro, die ich als Lycopodium 

magellanicum bestimmen konnte, halluzinogen wirke, besonders in Verbindung mit Trichocereus pachanoi. 

In der Gattung Lycopodium (Barlapp) sind iiber 100 Alkaloide gefunden worden (GERARD und MAcLEAN 1986). Bisher ist 

nicht klar, ob es vielleicht einige psychoaktive Alkaloide darunter gibt. In der chilenischen Art Lycopodium magellanicum sind 

sechs Alkaloide nachgewiesen worden (LOYOLA et al. 1979). 

Moglicherweise ist auch in Chile ein psychoaktiver Gebrauch von Barlappgewachsen bekannt oder friiher ausgeiibt worden. 

Lycopodium paniculatum A.N. DEsv. heiBt auf Mapuche Ilclnca-lahllen, »kostbare Medizin«, wird im lokalen Spanisch auch 



Ucopodio, pittzpinela oder palmita genannt (MOSBACH 1992: 55*). Die Mapuche benutzen die ngal-ngal genannte Art 
Lycopodillrri gayatium REMY et FEE als beruhiigende Medizin. Im lokalen Spaniscii lieiBt sie harina de los brlcjos, »Mehil der 
Hexer« (MosBACH 1992: 55*). 

Literatur 

GERARD, Robert V. und David H. MACLEAN 

1986 »GC/MS Examination of Four Lycopodiiirri 

Species for Alkaloid Content«, Phytochernistry 25(5): 

1 143-1 150. LOYOLA, Luis A., Glauco MORALES und Mariano 

CASTILLO 

1979 »Alkaloids of Lycopodilirii rtidgellcltUct„tl«, 

Phytocheinistry 18:1721-1723. 

Macropiper excelsum (FORSTER) MIQ. (Piperaceae) - Maori-Kava 

Da auf Neuseeland Piper methysticum nicht wachst, haben die Maoris, als sie das Inselreich besiedelten, nach einem Ersatz 
gesucht und ihn in einer einheimischen Pfefferart gefunden. Sie wird ahnlich wie Piper methysticum zur Herstellung eines Kava- 
artigen Getranks benutzt. Die Pflanze enthalt ein atherisches Ol mit den aktiven Wirkstoffen Myristicin und Elemicin (BOCK 
1994: 98*). 

Magnolia virginiana L. (Magnoliaceae) [syn. Magnolia glauoa L.] - Virginia-Magnolie 

Die Blatter und die Rinde dieses nordamerikanischen Baumes wurden von den Rappahannockindianern als mildes Rauschmittel 

geschnupft (vgl. Schnupfpulver). Chemische Untersuchungen und weitere ethnographische Daten liegen nicht vor (OTT 1993: 

412" ). Die nach Safrol duftende Virginia-Magnolie wird in den USA auch swanip sassafras, »Sumpf-Sassafras«, genannt 

(GRIEVE 1982: 7161. Sie enthalt ein atherisches Ol, das offensichtlich einen hoheren Anteil an Safrol aufweist (vgl. Sassafras 

albidum). 

Eine andere Magnolienart wird mit dem aztekischen Rauschmittel Poyomatli in Verbindung gebracht. In Magnolien sind 

Alkaloide, z.B. Magnoflorin, nachgewiesen worden (RoTH et al. 1994: 479* ). 

Malva rotundifolia (Malvaceae) - Panirac 

Auf einem von E. Bacon in Afghanistan gesammelten Herbariumexemplar von 1939 steht: »die Samen machen einen trunken« 
(VON REIS und LIPP 1982: 178* ). 

Manihot anomala POHL ssp. Anomala (Euphorbiaceae ) 

Die getrocknete Wurzel dieser sienejrm genannten Maniokart wurde von den in Paraguay lebenden Ayoreoindianern bei der 
Einweihung ins Schamanentum (tiaijtla) geraucht, um mit den Geistern kommunizieren zu konnen (SCHMEDAHIRSCHMANN 
1993: 108* ). Allerdings glauben nicht alle Ayoreos, daB diese Pflanze tatsachlich wirkt. Es heiBt, der Schamane fiihlt sich wie 
betrunken, wenn er sienejna raucht. In diesem Zustand begegnen ihm die Geister der Tiere (vor allem von Leguanen, giftigen 
Schlangen und Vogeln) in der Gestalt kleiner Menschen, um ihren Aufenthaltsort bekanntzugeben (ebd.: 109' ). Bei 
Rauchexperimenten konnten jedoch keinerlei halluzinogene oder andere psychotrope Wirkungen festgestellt werden (ebd.: Ill *). 
Chemische Untersuchungen und weitere Experimente stehen noch aus. 

Maquira sclerophylla DUCKE (Moraceae) [syn. Oltriedioperebea sclerophylla] Rape dos 
Indies 

Aus der Rinde oder vielleicht auch aus den Samen dieses rape dos indios genannten, bis zu 30 Meter hohen Baumes werden im 
zentralen Amazonasgebiet (Xingu) von Brasilien Schnupfpulver bereitet, die halluzinogen wirken soUen und die bei religiosen 
Festen geschnupft werden (SCHULTES und RAFF AUF 1990: 3180. Anscheinend ist diese Praktik heutzutage verschwunden (D. 
MCKENNA 1995: 101 *). Das Pulver soil das zentrale Nervensystem stimulieren. Euphoric und visuelle Halluzinationen 
bewirken. Leider sind diese Wirkungen bisher nicht humanpharmakologisch getestet worden (CARLINI und GAGLIARID 1970, 
D. MCKENNA 1995: 101 *). Ein Experiment mit Ratten und Meerschweinchen hat nur - wie iiblich - wenig ergeben: 
amphetaminartige Reaktionen (CARVALHO und LAP A 1990). Friihere Studien zeigten die Anwesenheit von Cumarinen. Spatere 
Analysen konnten Herzglykoside nachweisen (OTT 1993: 4121. 

Literatur 

CARLINI, E.A. und R.J. GAGIAARID 

1970 »Coii-ipara~ao das acoes farmacologicas de 

estratos brutos de Ohnedioperebea calophylhim e 

Cannabis sativa«, Anais do Acadenna Brasileira dos 

Ciencies 42: 400-412. 
CARVALHO, Joao Ernesto de und Antonio Jose LAPA 
1990 »Pharmacology of an Indian-Snuff Obtained frone 
Amazonian Madliira scleropUylla«, Journal of Ethno 
phartnacology 30: 43-54. 



Matayba guianensis (Sapindaceae) - Para-Para 

Auf einem von J. A. Steyermark in Venezuela gesammelten Herbariumexemplar von 1945 ist vermerkt: »Fracht giftig oder macht 
einen „loco" [= verriickt], wenn man sie iBt« (VON REIS und LIPP 1982: 169* j. 

Mentha pulegium L. (Labiatae) - Poleiminze 

Diese friiher blechon oder glechon genannte Minzenart war anscheinend ein Bestandteil des Kykeon, des eleusinischen 
Einweihungstrankes (RUCK 1995: 1420. Aristophanes erwahnt in Pax einen kykeon genannten poleihaltigen Trank, der vorn 
Gotterboten Hermes als Schutz vor Krankheiten empfohlen wird. Die Polei wurde auch zu Liebestranken verarbeitet, sie gait als 
eine obszone Metapher fiir die Schamhaare einer Frau und war ein Symbol unerlaubter Sexualitat. Vom Krauterbuchautor Bodin 
(1591) wurde sie mit dem homerischen Nepenthes identifiziert. Poleiminze war eines der bekanntesten antiken Abtreibemittel und 
wurde medizinisch bei Unterleibskrampfen eingesetzt (RATSCH 1995a: 237f.*). In der Antike wurde das Kraut als Raucherwerk 
verbrannt. In Siidamerika dient das getrocknete Kraut noch heute als rituelles Raucherwerk und wird der Erdgottin Pachamama 
geopfert(OTT 1993:4120. 

In der zypriotischen Volksmedizin hat sich der medizinische Gebrauch der Poleiminze erhalten. Die frischen Blatter werden im 
Salat zur Heilung mannlicher Impotenz gegessen. Als Tee werden sie als Stimulans und Tonikum getrunken. 
Die Poleiminze hat bei der heidnischen Berberbevolkerung des Atlasgebirges (Marokko) eine medizinische und rituelle 
Bedeutung, die moglicherweise auf antike Vorstellungen zuriickzufiihren ist. Der Krautertee wird gegen Leibschmerzen, Koliken, 
Rheuma, Blahungen, als Tonikum und verdauungsforderndes Mittel getrunken. Bei der Sommersonnenwende wird das Kraut als 
Raucherwerk verbrannt, um Menschen und Tiere gegen Ungluck zu schiitzen. Das Festessen der Mittsommernacht besteht aus 
Schnecken, die mit Salz, Pfeffer (Piper nigrum, vgl. Piper spp.), Poleiminze und Thymian (Thymus spp.) gekocht werden. Mit 
diesem Essen sichert man sich eine gute Gesundheit fiir das kommende Jahr. Auch die medizinischen Eigenschaften der Pflanze 
sind am besten, wenn sie kurz vor der Sonnenwende gesammelt wird. Sie wird auBerlich bei Wunden, innerlich gegen Husten und 
Erkaltungen genommen (VENZLAFF 1977). 

ijber die psychoaktiven Krafte der Polei hat schon Hildegard von Bingen berichtet: »Wer im Gehirn Schmerzen hat, so daB er 
krank ist, der lege Polei in Wein und koche sie, und er lege sie so warm um seinen Kopf, und er binde ein Tuch dariiber, damit das 
Gehirn warm sei und der Wahnsinn in ihm unterdriickt.« (Physica I, 126) 

Die Poleiminze enthalt 1 bis 2% atherisches Ol, das zu 80 bis 94% aus Pulegon, ein Wirkstoff, der bei Tieren und Menschen 
Aborte auslost, besteht (BOYD 1992). Daneben kommen noch Piperiton und (-)-Limonen vor (ROTH et al. 1994: 4930. Die 
Anwendung zur Abtreibung kann sehr gefahrlich sein (GUNBY 1979, VALLANCE 1955). Es wurde sogar von Todesfallen 
berichtet (vgl. Focus 32/ 1994, S. 95). In hoheren Dosierungen kann das Oleum pulegii zu Delirien und narkoseartigen 
Lahmungen fiihren. AuBer dem atherischen Ol sind bisher keine psychoaktiven Bestandteile isoliert worden (OTT 1993: 4120. 

Literatur 

BOYD, E.L. 

1992 »Redeoma pulegioldes and Mentha pulegium«, 

In: PA.G.M. DE SMET, K. ICELLER, R. HANSEL und 

R.F. CHANDLER (Hg.), Adverse Effects of Herbal Drugs, 

S. I5I-I56, Berlin usw.: Springer. 

GUNBY, P 

1997 »Plant Known for Centuries Still Causes 

Problems Today*, Journal of the American Medical 

Association 241(21): 2246-2247. VALLANCE, W.B. 

1955 » Pennyroyal Poisoning, a Fatal Case«, Lancet 

(1955): 850-851. 

Metteniusa edulis KARST. (Metteniusaceae) [syn. Pentandria monogynia L., Gamopetalae 
nuculiferae ENDL.] - Macagua, Urupagua, Canyi 

In Kolumbien gibt es drei Arten der Gattung Metteniusa, die vor allem in Nebelwaldern gedeihen. Es sind Fruchtbaume mit 

groBen Friichten (GENTRY 1993: 474f.*). Die Gattung bildet eine eigene Familie, wird aber auch den Familien Alangiaceae oder 

Icacinaceae zugeordnet (BRAKO und ZARUCCHI 1993: 573' ). Karsten sieht sogar eine gewisse Verwandtschaft zu den 

Convolvulaceae: 

»Die Frucht- und Samen-Bildung dieses Baumes - dessen bitterlich schmeckende Samenkerne fiir den Stamm der Arguaco- 

Indianer, welche die Gipfel des Gebirges von St. Marta bewohnen, ein nicht unwichtiges Nahrungsmittel sind -, isolieren ihn von 

seinen natiirlichen Verwandten, den Cordiaceen und Asperifolien.« (KARSTEN 1858 I: 80). 

In der Sierra Madre de Santa Marta heiBt der Baum canyi. Bei den kolumbianischen Kogi soil er rituelle Bedeutung haben."j Die 

Priester (mdmas) schreiben den kastanienahnlichen Friichten des Baumes starke psychoaktive Wirkungen zu (REICHEL- 

DOLMATOFF 1977: 285'0. Ob sie tatsachlich psychoaktiv sind, ist zweifelhaft, da sie in Venezuela, allerdings gekocht, als 

Speise genossen werden (LOZANO-C. und LoZANO 1988: 26). 

In Peru kommt Metteniusa tessmanniana (SLEUMER) SLEUMER) [syn. Aveledoa tessmanniana SLEUMER] vor (BRAKO und 

ZARUCCHI 1993: 573*). 

Literatur 

KARSTEN, Hermann 



1858-61 Florae Columbiae, 1. Berlin. LoZANO-C, Gustavo und Nulla B. de LOZANO 
1988 Flora de Colombia, Bd.ll: Mettenlusaceae, 
Bogota: Universidad de Colombia. 

Mikania cordata (BURM) B.L. ROBINSON (Compositae) 

Dieser Strauch ist in den heiBen Zonen Indiens weit verbreitet. In der traditionellen Medizin werden die Blatter zur Behandlung 
von Juckreiz und als Wundpflaster verwendet. Neuropliarmakologisclie Untersucliungen am Wurzelextrakt haben im Tierversuch 
(Mause) gezeigt, da6 starke Verhaltensanderungen, besonders das Verschwinden aggressiven Verhaltens, auftraten. Der 
Wurzelextrakt hat anscheinend starke narkotische Wirkungen auf das zentrale Nervensystem sowie analgetische Effekte 
(BHATTACHARYA et al. 1988). 

Eine nab verwandte Art (Mikania scandens WILLD.; guaco genannt) wird in der andinen Callawaya-Medizin zusammen mit 
anderen Krautern (siehe Erythroxylum coca, Cytisus spp.) als Rheumamittel verwendet (BASTIEN 1987: 131*). 

Literatur 

BHATTACHARYA, Siddliartha, Siddhartlia PAI, und 
A.K.Nag CHAUDHURI 

1988 » Netlropharmacological Studies an MikanicI 
cordata Root Extract*, Planta Medica 54: 483-487. 

Mirabilis multiflora (TORR.) GRAM (Nictaginaceae Oder Nyctaginaceae) [ syn. Quamoclidion 
nililtiflorurn TORR.; Vgl. SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 189* ] - Wunderblume 

Das sogenannte »Hopf-Halluzinogen« gehort zu den Four o'clocks, den Wunderb lumen, deren Bliiten sich am spaten Nachmittag 
immer zur gleichen Zeit schlieBen. Sie heiBt so:'ksi oder so'kya. Sie hat rote Bliiten und eine lange, tiefgreifende Wurzel. Die 
Wurzel wurde von den Hopi-Medizinmannern gekaut bzw. ihr ausgepreBter Saft getrunken, um diagnostische Visionen zu 
erzeugen (WHITING 1939: 75). 28 bis 57 g der Wurzel sollen eine » halbstiindige Belustigung« ergeben. Die Zuniindiander 
backen ein Brot aus dem Wurzelmehl und benutzen es kurioserweise als Appetitziigler (MOERMAN 1986: 293* ). Die 
Inhaltsstoffe sind unbekannt (OTT 1993: 413*). Manchmal wird auch der botanische Name Mirabilis nyctaginea fiir das 
zweifelhafte Halluzinogen benutzt (MOERMAN 1982: 81f.*). 

Aufgrund dieser Angaben aus der alteren ethnobotanischen Literatur sowie der oberflachlichen Ahnlichkeit der Gattung mit den 
Nachtschattengewachsen glauben viele »Kellerschamanen«, daB die Wunderblume Mirabilis jalapa L. auch psychoaktiv sei. Die 
Samen dieser inzwischen weltweit verbreiteten Zierpflanze werden ethnomedizinisch als antibakterielles und 
entziindungshemmendes Mittel verwendet (KUSAMBA et al. 1991). Ob die WurzelknoUe psychoaktiv wirkt, ist unbekannt. Die 
nordmexikanischen Pimaindianer brauen aus den Blattern ein Tonikum fiir alte Menschen (PENNINGTON 1973: 221 * ). 

Literatur 

KUSAMBA, Chifundera, KizunguBYAMANAundWaMpoyiMBUYI1991 »Antibacterial actMty of Mirabilis jalapa SeedPowder«, Joltrnal of 
Etllnopllarmacology 35: 197-199. WH ITING, Alfred F. 1939 Ethrtobotany of the Hopi, Flagstaff: Northern Arizona Society of Science and Art (Museum of 
Northern Arizona Bulletin No. 15). 

Monadenium lugardae N.E. BR. (Euphorbiaceae) - Tshulu, Mhlebe 

Dieses siidafrikanische Wolfsmilchgewachs wird im ostlichen Transvaal volksmedizinisch benutzt und gilt als psychoaktiv 
(SCHULTES und HOFMANN 1980: 367*). Wenn eine geniigend groBe Menge (wieviel?) der WurzelknoUe genommen wird, soil 
es zu Halluzinationen und Delirien kommen. Die ortlichen Wahrsager schlucken manchmal Wurzelstiicke, um prophetische 
Visionen zu erschauen. Die Pflanze enthiilt bioaktive Alkaloide (GUNDIZA 1991, DE SMET 1996: 143f.*). Moglicherweise sind 
Methylamine enthalten (EM BODEN 1979: 1840. 

Literatur 

GUNDIZA, M. 

1991 »Effect of Methanol Extract from Moncldeililirrl 

htgardae an Contractile Activity of Guinea-Pig 

lleum«. Central African iolrrrlcll of Medicirle 37: 

141-144. 

Monodora myristica GAERTNER (Curcubitaceae) - Jamaica Nutmeg, 
KalebassenMuskatnulBbaum 

Die Samen dieses pebe genannten, baumartigen Kiirbisgewachses (»Kalebassen-MuskatnuB«) sollen in Westafrika dazu dienen, 
mit den Wassergeistern (rrianiiwata) Kontakt aufzunehmen. Vermutlich werden sie eingenommen und auf die Arme geschmiert. 
Die Samen werden von den Pygmaen als Stimulans und Kopfschmerzmedizin verwendet. Die nach Muskat riechenden Samen 
gelten auch als Substitut fiir die echte MuskatnuB (Myristica fragrans), die moglicherweise ebenfalls ein pebe zur 
Kontaktaufnahme mit den Wassergeistern darstellt (WAGNER 1991; vgl. auch OTT 1993: 413£*). Die Samen enthalten ein 
atherisches Ol, in dem vermutlich Myristicin oder Safrol vorhanden ist; dadurch waren sie als psychoaktive Substanz verwendbar. 



Die Pflanze wurde von afrikanischen Sklaven in die Karibik eingefiihrt, wo die Samen als Gewiirz genossen werden (BARTELS 
1993: 69*). 

Von einer anderen Kiirbisart (Echinocystis lobata TORR. et GRAM) geht das Geriicht, sie sei psychoaktiv oder sogar 
halluzinogen (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 188*, SCHULTES und HOFMANN 1980: 367*). 

Literatur 

WAGNER, Johanna 

1991 »Das „dawa" der mamiwata (Ein moglicherweise 

pharmakologischer Aspekt des westafrikanischen 
Glaubens an Wassergeister«, Integration 1: 61-63. 

Mostuea spp. (Logan iaceae) 

In Gabun werden die sata mbwanda oder sete mbwunde genannten Arten Mostuea gabonica B AILLON und Mostuea stimulans 
CHEVALIER als potente Aphrodisiaka betrachtet. Sie soUen genauso wie Tabernanthe iboga wirken. Die Wurzel wurde des 
Nachts ausgiebig ausgekaut. Sie wurde alleine oder mit Iboga vermischt geschluckt, um sexuelle Erregung zu erzeugen 
(CHEVALIER 1946 und 1947). Die nach Kolaniissen (Cola spp.) schmeckende Wurzel erzeugt Euphorie und Berauschung. In 
der Gattung Mostuea sind Alkaloide anwesend. In der Wurzelrinde von Mostuea stimulans sind 0,33% Alkaloide unbekannter 
Struktur enthalten. Sie haben eine pharmakologische Aktivitat wie Sempervirin und Gelsemin (vgl. Gelsemium sempervirens) und 
wirken ahnlich wie Strychnin (DE SMET 1996: 144*). 

Literatur 

CHEVALIER, A. 

1946 » Le Sata mbwanda racine stimulante et aphro 
disiaque employee par les Noirs du Gabon et son 
identification botanique«, Comptes Rendus de 1 'Aca- 
demic des Sciences 223: 767-769. 

1947 » Les Mostuea africains et leurs proprietes 
stimulantes«. Revue de Botanique Apptiquee 27: 
104-109. 

Neoraimondia arequipensis {MEYEU) BCKBG. [syn. Neoraimondia macrostibas {SCHUM.) 
BRITT. et ROSE] (Cactaceae) 

Dieser siidamerikanische Kaktus aus Nordperu genieBt den Ruf, psychoaktiv oder halluzinogen wirksam zu sein (SCHULTES und 
FARNSWORTH 1982: 187*). Er gehort zu den Bestandteilen des psychoaktiven Cimoratrankes. Er enthalt wahrscheinlich B- 
Phenethylamine. 

Nepeta cataria L. (Labiatae) - Katzenminze 

Katzen werden von dieser bei uns haufig als Zierkraut angebauten Pflanze (sowie ihren Varietaten) wie magisch angezogen und 
scheinen eine starke psychoaktive Wirkung zu verspiiren -daher der Name (SIEGEL 1991a*). Die getrockneten Blatter werden 
pur oder in Rauchmischungen geraucht. Der Extrakt kann auch auf andere Rauchkrauter gespriiht werden. Ein Tee aus gleichen 
Teilen Katzenminze und Damiana (Turnera dijfusa) (je 2 EBloffel auf einen Viertelliter Wasser, 5 Minuten Ziehen lassen) soil 
leicht euphorisierend wirken (SCHULDES 1995: 54*). 

Die Katzenminze enthalt ein aromatisches atherisches Ol, das aus Nepetalactonen, Dihydronepetalacton und 
Isodihydronepetalacton besteht. Zudem kommt das psychoaktiv wirksame Alkaloid Actinidin vor. DaB gerauchte 
Katzenminzenblatter psychoaktiv wirksam sind, wird vielfach, auch in ernstzunehmender Literatur berichtet (OTT 1993: 414f.*, 
SCHULTES 1970: 42*). 

Erstaunlicherweise sind die Wirkstoffe der Katzenminze (Nepetalactone) auch im Tierreich vorhanden. Der Stoff wurde im Gift 
der kalifornischen Ameisen der Gattung Myrmacomecocystus nachgewiesen. Diese Ameisen wurden von kalifornischen Indianern 
lebendig (in Adlerflaum gehiillt) geschluckt, um veranderte BewuBtseinszustande fiir Initiationen auszulosen. Die Ameisen haben 
anscheinend in die Bauchwand gebissen und so den Wirkstoff in die Blutbahnen abgegeben. Der rituelle Gebrauch der 
psychoaktiven Ameisen war dem Gebrauch der Datura wrightii sehr ahnlich (BLACKBURN 1976* ). 

Literatur 

JACKSON, B. und A. REED 

1969 »Catnip and the Alteration of Consciousness*, 

Journal of the American Medical Association 207: 

1349-1350. 

Nephelium topengii (MERK.) H.S. Lo (Sapindaceae) 

Moglicherweise ist dieser siidostasiatische Baum mit der in alten chinesischen Quellen lung-li genannten Pflanze, die angeblich 
halluzinogen wirken soil, identisch (LI 1978: 24f.*). Nephelium enthalt allerdings nur giftige Cyanglykoside (SCHULTES und 
HOFMANN 1995: 51 *, SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 187*). Allerdings ist die botanische Identitat fraglich (LI 1978: 

24*). 



Ocimum micranthum WILLD. [syn. Ocimum guatemalense GANDOGER] (Lamiaceae, 
Labiatae) - Kleinbliitiger Basilikum, Amerikanischer Basilikum 

In Amazonien heiBt es von dieser dort albaca, iroro, pichana albaca oder pichana blanca genannten Basilikumart, daB sie 
halluzinogen sei (DUKE und VASQUEZ 1994*). Die Blatter dienen auch als Ayahuascazusatz. In Mexiko und Guatemala wird 
das Kraut ethnomedizinisch als Schmerzmittel verwendet (ALCORN 1984: 715*, OTT 1993: 416*). In Yucatan heiBt das Kraut 
xkakaltun; es gilt als Honigpflanze (BARRERA M. et al. 1976: 263*) und wird in einer Abtreibemedizin verwendet (RATSCH 
und PROBST 1983). Die Sionaindianer nennen die aromatische Pflanze gono ma'nya, »Chicha-Parfum«, und bei den Secoya heiBt 
sie entsprechend kono na'nya (VICKERS und PLOWMAN 1984: 16*). Vermutlich wurde sie friiher als Chichaadditiv verwendet. 
In Brasilien wird das mangericdo genannte Kraut im afroamerikanischen Candomblekult als Zutat zum Einweihungstrank benutzt 
(siehe Madzokamedizin). In der Karibik hat es volksmedizinische Bedeutung. In der Pflanze ist atherisches Ol vorhanden (WONG 
1976: 137*). Es besteht u.a. aus Camphen, Cineol, Linalol, Myrcen, cis-trans-Ocimen, a-Pinen, B-Pinen, a-Terpineol, 
Aromandren, B-Caryophyllen, B-Elemen, b-Elemen, y-Elemen, a-Humulen, Neriol und Eugenol (ARGUETA V et al. 1994: 89*, 
MAIAetal. 1988). 

Das verwandte, in Indien heimische Heilige Basilikum (Ocitncttii sanctum L., syn. Ocimttrn tenuiflorttm L.), besser bekannt unter 
den Namen Tiilasi, Ttilsi oder Madura-talg (KNECHT 1985), ist an sich nicht psychoaktiv33 1, wird aber als Ersatz fiir den 
Betelbissen gekaut (MACMILLAN 1991: 424*). 

Literatur 

KNECHT, Sigrid 

1985 »Die heilige Heilpflanze Tulasi«, Curare Sonderband Ethnobotanik 3/85: 95-100. MAIA, J.G.S. et al. 

1988 »Uncommen Brazilian Essential Oils of the 

Labiatae and Compositae«, Dev. Food Science 18: 

177-188. 
RATSCH, Christian und Heinz J. PROBST 

1983 »Krauter zur Familienplanung«, Sexualmedizin 
120): 173-176. 

Osteophloeum platyspermum (DC.) WARBURG (Myristicaceae) - Huapa 

Kiirzlich wurde bekannt, daB die in Ecuador lebenden Quichua den anya huapa, huachig caspi, huapa, llauta caspi oder machin 
cara ylira (»Affenrindenbai.Im«) genannten Baum als Halluzinogen verwenden. Moglicherweise diente dieser Baum bereits in 
vorspanischer Zeit diesem Zweck, denn die Informanten erklarten, daB ihre Ahnen diese Pflanzen benutzten, um mit Phantomen 
und Geistern zu kommunizieren. Der rote Salt aus dem Stamm muB vor Gebrauch gekocht werden und wird manchmal, mit 
guando (Brugmansia spp.) und tzicta (Tabernaemontana sananho Ruiz et PAv.) vermischt, oral eingenommen. Die Quichua 
traufeln etwas von dem roten Salt in die Nasenlocher ihrer Hunde, damit sie besser jagen konnen. 

Ein chemischer Schnelltest (Dragendorftest) hat die Anwesenheit von Alkaloiden bestatigt (BENNET und ALARCON 1994). 
Ansonsten wird der Salt dieses auch tugnebdnpe genannten Baumes von den Makiiindianern bei Erkaltungen getrunken 
(PRANGE 1972a: 20*). In der Gegend von Manaos werden die Blatter bei Asthma geraucht (SCHULTES 1978b: 230* und 
1983b: 347*). 

Literatur 

BENNET, B.C. und Rocio ALARCON 

1994 »Osleophloetlrn platyspermum and Virola duckei 

(Myristicaceae): Newly Reported as Hallucinogens 

from Amazonian Ecuador*, Economic Botany 48(2): 

152-158. 

Oxytropis spp. (Leguminosae: Fabaceae) - Locoweeds 

Einige Arten der Gattung Oxytropis tragen in Nordamerika den spanisch-englischen Namen locoweed, »verrucktes Kraut«, (vgl. 
Astragalus spp.) und haben giftige oder psychotrope Eigenschaften (TURNER und SZCZAWINSKI 1992: 1220. Manche Arten 
wurden von den Indianern medizinisch benutzt (JOHNSTON 1970: 314*). Einige Arten wurden als rituelle oder medizinische 
Waschungen bei Schwitzhiittenzeremonien verwendet (MOERMAN 1986: 320f.*). In Mexiko heiBt die Art Oxytropis lamberti 
PURSH. hierba loca, »verrucktmachendes Kraut« (MARTINEZ 1987: 427*, REKO 1938: 185*). 

Pancratium trianthum HERBERT (Amaryllidaceae) - Pankrazlilie 

Diese unter dem Namen kwashi bekannte, afrikanische Meereslilie soil in Botswana angeblich unter Buschleuten als Halluzinogen 
beliebt sein. Dazu wird die in Scheiben geschnittene Zwiebel auf kiinstliche Wunden in der Kopfhaut gerieben (DE SMET 1996: 
142*). 

Diese Art gilt unter den ca. 15 Species der Gattung als die giftigste; sie enthalt diverse Herzgifte (SCHULTES und HOFMANN 
1995: 52*). In einer russischen Studie wurden Trispheridin, Tacettin, Hippeastrin, Pancratin, Galanthamin, Lycorin, Hordenin und 
zwei nicht identifizierte Basen aus der Zwiebel isoliert (MUNVIME und MURAVJOVA 1983). In der Zwiebel der mediterranen 
Pancratium maritimum L. ist Lycorin das Hauptalkaloid (SEHER et al. 1993). Lycorin, das in vielen Amaryllidaceen vorkommt, 
bewirkt zentrale Lahmungserscheinungen (ROTH et al. 1994: 8540. 



Literatur 

MUNVIME, F.D. und D.A. MURAVJOVA 

1983 »Alkaloids of Pancratium trianthum Herb.«, 

Farmatsiya 32: 22-24. 
SEHER, B., S. KOENUEKOL, C. KRUKL und U.K. PANDIT 

1993 »Alkaloids of Lycorine and Lycorenine Class 
from Pancratium niaritirtium L.«, ArchivfUr Phartnuzie 326: 61-62. 

Pandanus sp. (Pandanaceae) - Schraubenbaum 

In Papua-Neuguinea soil angeblich die Frucht einer nicht genau bestimmten Pandanus-Art halluzinogen verwendet werden oder 
verwendet worden sein. Leider liegen keine verlaB lichen ethnographischen oder ethnobotanischen Informationen vor. In den 
Friichten mehrerer Pandanus-Arten ist A^A^-DMr nachgewiesen worden (SCHULTES und HOFMANN 1995: 52*). Die Art 
Pandanus antaresensis ST. JOHN wird in Papua-Neuguinea als Schmerzmittel verwendet (OTT 1993: 401 *). Die australischen 
Ureinwohner stellen aus den Friichten von Pandanus spiralis R. BR. einen Wein her (BOCK 1994: 147*). 

In Nepal ist die Schraubenpinie (Pandanus nepalensis ST. JOHN, syn. Pandanus furcatus auct. non. RoxB.) ein heiliger Baum des 
elefantenkopfigen Hindugottes Ganesha. Die Blatter des Kevada oder Duftenden Schraubenbaums Pandanus odoratissimus L. 
(syn. P, tectorius auct. non SoLAND. ex PARKINSON), der auf Sanskrit ketaka heiBt, werden als Opfergabe seinem Vater Shiva 
dargebracht (MAJUPURIA und JOSHI 1988: 170f.*). Sie werden in der ayurvedischen Medizin als tonisierendes Aphrodisiakum 
und in der thailandischen Kiiche haufig als Gewiirz verwendet (NORMAN 1991: 66* ). Auf Hawaii wurde aus den iiberirdischen 
Wurzelspitzen mit Zuckerrohrsaft ein Tonikum bereitet (KRAUSS 1981: 6*). Die Bliiten enthalten ein stimulierendes atherisches 
Ol, bestehend aus Benzylbenzoat, Benzylacetat, Benzylalkohol, Geranol, Linalool, Guiacol, Phenethylalkohol und Aldehyden 
(MAJUPURIA und JOSHI 1988: 171 * ). In Indien wird aus den reifen Fruchtkolben von Pandanus tectorius PARKINS, ex Du 
Roi [syn. Pandanus odoratissimus L. f.] das sogenannte Kewda-Parfiim gewonnen, mit dem u.a. der Rauchtabak (Nicotiana 
rustica, Nicotiana tabacum) aromatisiert wird (BARTELS 1993: 1220. 

Auf den Seychellen werden die verschiedenen vacoa genannten Arten als Aphrodisiaka angesehen (MULLER-EBELING und 
RATSCH 1989: 72*). 

Pedilanthus spp. (Euphorbiaceae) - Schuhbliite 

In Peru wird Pedilanthus retusus BENTH. volkstiimlich misha genannt. Dieser Name wird gewohnlich als volkstaxonomischer 
ijberbegriff fiir die verschiedenen Engelstrompeten (Brugmansia spp.) gebraucht, allerdings gelegentlich auch anderen 
psychoaktiven Pflanzen gegeben (vgl. Lycopodium spp., Cimora). Im Institut fiir traditionelle Medizin in Lima ist man der 
Meinung, daB Pedilanthus retusus ein starkes Halluzinogen sei, da es eine Substanz wie Meskalin enthalten soil. 

Peperomia spp. (Piperaceae) - Tsemtsem, Zwergpfeffer 

Dieses epiphytisch wachsende, tropische Pfeffergewachs wird von den Shuar, die im ecuadorianischen Regenwald leben, als 
»mildes Halluzinogen« verwendet. Neugeborenen, die erst ein paar Tage alt sind, geben die Eltern die von ihnen durchgekauten 
Blatter. Alteren Kindern wird die Pflanze verabreicht, damit sie ihre Traumseele (arutam; vgl. Brugmansia suaveolens, Nicotiana 
tabacum) finden konnen (BENNETT 1992: 492f.*). Anscheinend werden die Blatter auch als Ayahuascaadditiv verwendet. 
Einige Peperotrria-Arten enthalten Alkaloide (SCHULTES und RAFF AUF 1990*). Die in Peru piripiri315 genannte Peperomia 
gahoides H.B.K. wird dem San-Pedro-Trank (vgl. Trichocereus pachanoi) zugesetzt, »um mehr Klarheit, Helligkeit und 
Deutlichkeit« in der psychoaktiven Wirkung zu erzeugen (GIESE 1989: 252*). 

Auf Trinidad werden die getrockneten Blatter von Peperomia emarginella (Sw.) C. DC. gegen Asthma geraucht. Das atherische 
Ol hat entkrampfende Wirkung (WONG 7976; 114*). 

Pernettya spp. (Ericaceae) - Torfmyrte 

Mehrere Arten dieser siidamerikanischen Heidekrautgewachse stehen im Ruf, psychoaktiv zu sein. Die Friichte der macha-macha 
genannten, andinen Art Pernettya prostrata (CAV.) SLEUMER var. pentlandii (DC.) SLEUMER aus Cochabamba (Bolivien) 
soUen, reichlich genossen, Schwindel verursachen: »Die Frucht hat eine einschlafernde Eigenschaft. Ein zahmer Affe, welcher die 
Beeren meiner zum Einlegen bestimmten Pflanzen genascht hatte, wurde total betrunken« (STEINBACH In SCHULTES 1967: 
279, VON REIS ALTSCHUL 1975: 215*). Manche Arten und Varietaten gelten als giftig [Pernettya prostrata var. purpurea (D. 
DON) JLEUMER, Pernettya mucronata (L.f.) GAUDICH. ex SPRENG.j. Pernettya prostrata (CAv.) DC. heiBt mogUcherweise 
auf Quetschua macha oder macha macha, »betrunken«. Allerdings ist diese Angabe keinesfalls gesichert (FRANQUEMONT et 
al. 7990; 66*). 

Pernettya furens (HOOK, ex DC.) KLOTZCH heiBt in Chile huedhued oder hierba loca, »verriicktes Kraut«, und soil geistige 
Verwirrung und Besessenheit bewirken (SCHULTES und HOFMANN 1995: 53*). Die taglli genannte Pernettya parvifolia 
BENTH. soil giftige und halluzinogene Friichte besitzen (ALVEAR 7977; 23*, SCHULTES und FARNSWORTH 79S2; 779*j. 
In ihnen sind Andromedotoxine oder Grayanotoxine nachgewiesen worden (OTT 1993: 417*). In der bei uns gelegentlich als 
Zierpflanze angebauten Pernettya mucronata ist ebenfalls Acetylandromedol (= Andromedotoxin) enthalten (ROTH et al. 1994: 
549*). In Pernettya furens sind Sesquiterpene nachgewiesen worden (HOSOZAWA et al. 1985). 

Ob die Friichte tatsachlich psychoaktiv wirken und aus diesem Grund auch kulturell genutzt wurden oder werden, ist fraglich. 
Vermutlich dienten die reifen Friichte lediglich als Braumaterial fiir Chicha. In Chile werden weitere Arten zum Brauen von 
Chicha benutzt (MOSBACH 1992: 100*). In Nordperu wird von den Volksheilern (curanderos) eine Pernettya sp. mit dem 



Namen toro-niaique als berauschender Zusatz zum San-Pedro-Trunk verwendet (vgl. Trichocereus pachanoi). Der Zusatz soil 
dem Trank »mehr Kraft« verleihen. Die Pflanzenseele erscheint dem Heiler in der Gestalt eines Stieres (GIESE 1989: 228*). In 
Venezuela werden verschiedene Arten der Gattung (v. a. P. prostata) borracherita, borrachero, borrachera, borracherito oder 
chivacu genannt (BLOHM 1962: 74*, VON REIS und LIPP 7952; 228*). Gewohnlich werden in Sudamerika alle psychoaktiv 
oder berauschend wirkenden Pflanzen unter dem Namen borrachero subsumiert. Daher ware eine Psychoaktivitat der 
venezolanischen Torfmyrte durchaus denkbar. 

Literatur 

HOSOZAwA, S., 1. MIURA, M. KIDD, O. MUNOZ und 

M. CASTILLO 1985 »Sesquiterpenes from Peraett>>a/ure;/i«, Phytochemistry 24(10): 2317-2323. 

SCHULTES, Richard Evans 

1967 »De Plantis Toxicariis e Mundo Novo Tropicale Coramentationes /«, Botanical Museum Leaflets 21(9): 265-284. 

Persea indica (L.) SPRENG. (Lauraceae) - Vinatigo 

Dieser mit der Avocado (Persea americana MILL.) verwandte Baum gehort zur einheimischen Flora der Kanarischen Inseln und 
wird vinatigo genannt. Es heiBt, man soUe unter diesem Baum nicht siesta halten oder schlafen, da dadurch ein Rausch 
hervorgerufen werde. Ziegen fressen begierig das Laub oder die Zweige, well sie davon »betrunken« werden. Ein psychoaktiver 
Gebrauch konnte bisher nicht festgestellt werden (V RI ES 1993). 

Literatur 

VRIES, Herman de 

1993 »Uber die Wirkungen von Persea ind ica (L. ) 

SPRENG.«, Integration 4: 57. 

Petunia violacea LINDL. (Solanaceae) - Petunie 

Angeblich wird die shanin genannte Pflanze von Indianern im Hochland von Ecuador geraucht und soil ahnlich wirken wie 
Coriaria thymifolia. Der GenuB soil dem Berauschten »das Gefiihl vermitteln, sich in die Luft zu erheben oder schwerelos 
dahinzuschweben« (ALVEAR 1971: 23*, SCHULTES und HOFMANN 1995: 53*). Chemische Untersuchungen haben bisher 
keine Anwesenheit von Alkaloiden ergeben (BUTLER et al. 1981, OTT 1993: 417*). Allerdings konnten, wie in der verwandten 
Petunia patagonica (SPEG.) MILLAN neue Diterpene vorhanden sein (GUERREIRO et al. 1984). Ansonsten sind in der Gattung 
Ketone vorhanden (ELLIGER et al. 1990). 

Literatur 

BUTLER, Edward Grant, Trevor RosINSON und Ricliard 

Evans SCI^ULTES 1981 »Petutlia violacea: HaWucinogen orNot?«, Journal of Ethrlophcarmacology 41): 111-114. 

ELLIGER, Carl A., Anthony C. WAISS, jr., Marby BENSON 

und Rosalind 7 WONG 1990 »Ergostanoids from Petunia parodii«, Phytochemistry 29(9): 2853-2863. 

GUERREIRO, Eduardo, /. de FERNANDEZ und 

O.S. GIORDANO 
1984 » Beyerene Derivatives and Other Constituents 
from Petunia patagottlca«, Phytochennstry 23(12): 2871-2873. 

Peucedanum japonicumTHiM^B. (Umbelliferae) - Fang-K'uei 

Die japanische Meisterwurzart kommt auch in China vor. Von der fang -Viiei genannten Art wird im Krauterbuch Tao Hung-ching 

berichtet: »Fiebernde soUten sie nicht nehmen, denn sie wirkt betaubend und laBt Geister erscheinen.« Diese Textstelle wurde als 

Angabe zu einer moglichen Psychoaktivitat interpretiert (Li 1978: 21*). 

Die Wurzeln (Radix Peucedani, Qian Hu, Zenko) verschiedener, nah verwandter Arten werden in der traditionellen chinesischen 

Medizin zur Behandlung von Lungen- und Milzleiden verwendet (PAULUS und DING 1987: 376*). Die Wurzel von 

Peucedanurn decilrsivtini (MIQ.) MAXIM, gilt als Nerventonikum und Aphrodisiakum (STARK 1984: 95*). Die Wurzel der 

zenko genannten Art Peucedanitnr praeruptorum DUNN, wird in der japanischen Kampomedizin zur Behandlung von Fieber, 

Schiittelfrost und Kopfschmerzen benutzt (TSUMURA 1991: 175* ). 

In der Gattung Peucedcaniim kommen alkaloidartige Substanzen vor. In Peticedantim japonic um sind Cumarine nachgewiesen 

worden (SCHULTES und HOFMANN 1995: 54*). Weitere chemische Untersuchungen stehen noch aus (OTT 1993: 417*) 

Philodendron scandens K. KOCH ef SELLO (Araceae) - Baumlieb 

Auf einem aus Peru stammenden Herbarium exemplar von 1969 steht: »Narkotikum, wird benutzt, um Schlaf zu erzeugen« (VON 
REIS und LIPP 1982: 20*). Als Hauptwirkstoff der allergologisch wirksamen Pflanze gilt das 5-Heptadecatrin-8(Z),ll(Z),14(Z)- 
enzylresorcinol (ROTH et al. 1994: 5590. Eine verwandte Montrichardia sp. wird als Ayahuascazusatz benutzt. 

Physalis spp. (Solanaceae) - Physalisarten 

Die Gattung Physalis umfaBt ca. 120 Arten und gehort damit zum umfangreichsten Genus der Familie (Lu 1986: 80*). Einige 
Arten gelten als Giftpflanzen, manche werden wegen ihrer ungewohnlichen Bliiten (»Lampions«) als Zierpflanzen gezogen. 



andere haben ethnomedizinische Bedeutung. Physalis pubescens L. und Physalis peritviana L. (Kapstachelbeere) sind die beiden 

hauptsachlich kultivierten Fruchtlieferanten. Beim Verzehr von vielen Beeren der Ph. peruviantts sind sehr leichte 

Vergiftungserscheinungen beobachtet worden (ROTH et al. 1994: 560* ). Der Kelch, der die Beere wie ein Lampion umhiillt, 

kann geraucht werden. Er hat eindeutig psychoaktive Wirkungen, die sich eher narkotisch auBern. 

Die im nordwestlichen Amazonasgebiet vorkommende Art Physalis angtdata L. soil schwach narkotisch wirken. Ihr Salt wird in 

der brasilianischen Volksmedizin zur Behandlung von Ohrenschmerzen verwendet (SCHULTES und RAFFAUF 1991: 43* ). Die 

Friichte der poowa genannten Physalis minima von den Caroline Islands sollen, im CbermaB genossen, einen berauschenden 

Effekt haben (VON REIS ALTSCHUL 1975: 269*). 

In den Wurzeln mancher Arten der Gattung wurden Tropanalkaloide und Alkaloide vom Hygrintyp gefunden (ebd.). In der 

Judenkirsche oder Lampionblume Physalis alkekengi L. (vgl. Halicacabon) kommen die schwach giftigen Bitterstoffe Physalin A, 

B und C vor (ROTH et al. 1994: 560* ). 

Pithecellobium spp. (Leguminosae) - Jurema Branca 

Die ca. 200 Arten umfassende Gattung Pithecellobium (manchmal Pithecolobiiim geschrieben) ist nahe mit der Gattung Mimosa 
verwandt und kann leicht mit ihr verwechselt werden. Meist wird Mimosa hostilis (= Mimosa tenuiflora) im brasilianischen 
Amazonasgebiet ywrerna genannt und zur Bereitung des ayahuascaahnlichen Trankes verwendet. AUerdings scheinen auch einige 
Arten aus der Gattung Pithecellobiiim, z.B. P. diversifolitirn (jurema branca, »weiBes jurema« genannt), fiir den gleichen Zweck 
genutztzu werden (RATSCH 1988: 83*). 

Der Gebrauch eines vinho do jurema aus Pithecellobium hat sich in Brasilien unter Anhangern verschiedener, urspriinglich 
westafrikanischer Kulte eingebiirgert. Wahrscheinlich wird der Gebrauch mit dem Candomblegott Ossain, der als groBer 
Zauberer, Schiitzer und Entdecker der Heilkrauter gilt, in Zusammenhang gebracht. Psychoaktive und andere Inhaltsstoffe sind 
iiberwiegend unbekannt. AUerdings kommen in der Gattung Alkaloide und Flavonoide vor (SCHULTES und RAFFAUF 1990: 
251 *). 

Die retno caspi, pashaquillo oder shimbillo genannte Art Pithecellobium laetum BENTH. enthalt Alkaloide und wird als 
Ayahuascaadditiv verwendet. In Mexiko werden die Arten Pithecellobium arboreum (L.) URS. und P. donnell-smithii BRITT. et 
ROSE auf Spanischfrijolillo genannt (MARTINEZ 1987: 1 189f.*). Dieser Name wird auch fiir Sophora secundiflora verwendet. 

Polypodium sp. (Polypodiaceae) - Tiipfelfarn, Baumfarn 

Der spanische Botaniker Hipolito Ruiz (17541816), der im 18. Jahrhundert Siidamerika bereiste, hat viele Pflanzen neu 
beschrieben und groBe Sammlungen botanischen Materials mitgebracht. In seiner Relacion hat er allerlei Erlebnisse so wie 
ethnobotanische Notizen aus Peru und Chile hinterlassen (SCHULTES 1980: 89*). Unter anderem beschreibt er darin einen 
cucacuca, incapcocam oder coca del Inca genannten Tiipfelfarn unter der binominalen Bezeichnung Polypodium incapcocam 
[tromen niidum], dessen botanische Identitat nicht einmal Richard E. Schultes herausfinden konnte. Ruiz notierte dazu, daB die 
Indianer ihm erzahlten, die Inkas benutzten die Blatter anstelle von Coca (siehe Erythroxylum coca). AuBerdem sei das 
Pflanzenpulver anstelle von Tabak (Nicotiana spp.) genommen worden (wie?), um den »Kopf zu klaren« (ebd.). 
Ob Polypodium psychoaktive Wirkungen hat, muB noch getestet werden. Moglich ware es. Interessanterweise wird die Wurzel 
einer nicht naher bestimmten Art der Gattung Polypodium zusammen mit den Samen von Anadenanthera colubrina oral 
eingenommen. Vielleicht enthalt sie MAO-hemmende B-Carboline (oder auch andere Substanzen mit gleicher Wirkung). Im 
Gemeinen Tiipfelfarn (Polypodium vulgare L.), auch EngelsiiB genannt, befinden sich in der Wurzel geringe Mengen eines 
atherischen Ols, Tannin, Bitterstoffe, und siiBschmeckende Saponine (PAHLOw 1993: 119*). 

Es ist gut moglich, daB es andere psychoaktive Fame gibt; sogar im deutschen Volkstum gibt es Uberlieferungen von Farnen 
(Filices, z.B. Wurmfarn Aspidium filix-mas) - auch » Irrwurz« genannt -, die zauberkraftig sind, Teufel erscheinen lassen und 
unsichtbar machen konnen (MARZELL 1964: 38f£, SCHOPF 1986: 84f.*). Es gibt auch Farne, die dem Bier zugesetzt wurden. In 
Mexiko kommt der itarno realll6 genannte Earn Pellaea cordata J. SM. vor, der als Rauschmittel wirken soil (DiAZ 1979: 93*). 

Pontederia cordata L. (Pontederiaceae) 

Diese Pflanze wird im kolumbianischen Amazonasgebiet amaron borrachero (»Haselwurz-Trunkenmacher«) genannt und 
einerseits als Ayahuascazusatz, andererseits moglicherweise auch alleine fiir psychoaktive Wirkungen verwendet (SCHULTES 
1972: 141 *). Die Pflanze wird auch ethnomedizinisch zur Behandlung von Gesichtsparalyse benutzt (SCHULTES 1981: 5*). In 
Nordamerika kommt die Varietat var. lancifolia vor. 

Pseuderanthemum sp. (Acanthaceae) - Dormidero 

Auf einem von Killip und Smith in Peru gesammelten Herbariumexemplar von 1929 wird die Pflanze als »narkotisches Kraut« 
bezeichnet (VON REIS und LIPP 1982: 281*). Der spanische Name dormidero bedeutet soviel wie »Einschlaferer«. 

Quararibea spp. (Bombacaceae) 

Die Gattung Quararibea umfaBt etwa 29 Arten (SCHULTES 1957: 249). In Mexiko werden die aromatischen Bliiten 
(»Kakaobliiten«) von dem kleinen Baum Quararibea funebris (LA LLAvE) VISCHER [syn. Lexarza funebris LA LEAVE, 
Myrodia funebris (LA LLAVE) BENTH. 1 als Gewiirz fiir Kakaotriinke (siehe Theobroma cacao) verwendet (ROSENG ARTEN 
1977, SCHULTES 1957). Sie wurden als mogliches Halluzinogen bezeichnet und auch als das mysteriose aztekische 
Rauschmittel Poyomatli identifiziert. Laut Jonathan Ott, der mit diesen Bliiten und den entsprechenden Kakaozubereitungen 



experimentierte, diirften die Quararibea-Bliiten nicht psychoaktiv sein (OTT 1993: 418*). Allerdings gibt es einige interessante 
Inhaltsstoffe (y-Butyrolactone, Alkaloide), die moglicherweise doch psychotrop wirken konnten (RAFFAUF und ZENNIE 1983). 
Das bisher nicht eindeutig identifizierbare, peruanische Rauschmittel Espingo wurde auch als Frucht einer Quararibea-Art 
gedeutet. In Amazonien dienen Quararibea spp. als Ayahuascaadditive und werden auch den peruanischen San-Pedro- 
Zubereitungen zugesetzt (siehe Trichocereus pachanoi). Die Kofanindianer benutzen Quararibea putumayensis CUATR. in der 
Herstellung von Pfeilgiften (OTT 1993: 418*). 

Literatur 

RAFFAUF, Robert F. und Thomas M. ZENNIE 

1983 »The Phytochemistry of Qiiararibea ft4nebris«, 
Botanical Museum Leaflets 29(2): 151-158. ROSENGARTEN, Frederic, Jr. 

1977 »An Unusual Spice from Oaxaca: The Flowers of 

Quararibea funebris« , Botanical Museum Leaflets 

25(7): 183-202. 
SCHULTEs, Richard Evans 

1957 »The Genus Quararibea in Mexico and the Use 

of Its Flowers as a Spice for Chocolate«, Botanical 
Museum Leaflets 17(9): 247-264. 

Ranunculus sp. (Ranunculaceae) - Hahnenfu(3 

Im alten China war eine Art der Gattung Ranunculus unter dem Namen shui lang oder maoken bekannt (vielleicht Ranunculus 
acris L. vox. japonic um MAXIM.). Sie soil, wenn sie versehentlich gegessen wird, eine Art von Delirium bewirken (LI 1978: 
24*). In der Gattung sind Glykoside (Protoanemonin) vorhanden (FROHNE und PFANDER 1983: 173*, SCHULTES und 
HOFMANN 1995: 54*). Ob es tatsachUch eine psychoaktive Art gibt, ist fraglich. 

Rauvolfia serpentina (L.) BENTHAM eX KURZ (Apocynaceae) - Schlangenwurzel 

Die Rauvolfia (alte Schreibweise Rauwolfia) oder Schlangenwurzel wird gelegentlich zu den psychoaktiven Pflanzen gezahlt. Das 
liegt vor allem an den theoretischen Uberlegungen zu den Alkaloiden vom Yohimbantyp, vertreten durch Corynanthin, 
Isorauhimbin und Yohimbin (KAHLER 1970). Der Hauptwirkstoff ist jedoch das Alkaloid Rerserpin. Es hat in erster Linie 
blutdrucksenkende, danach sedierende Eigenschaften. Rauvolfia bewirkt somit das Einschlafen (HANSEL und HENKLER 1994: 
369). Reserpin wirkt anscheinend ahnlich wie Neuroleptika und war wissenschaftlich bei der Aufklarung der Funktion der 
Monoamine-Neurotransmitter im Nervensystem bedeutend (D. MCKENNA 1995: 1031. Es ist denkbar, daB bestimmte, bisher 
nicht bekannte Zubereitungsformen psychoaktiv wirken. AuBerdem kann es unter den ca. 60 Arten der Gattung durchaus Pflanzen 
geben, die sehr viel mehr Yohimbin enthalten und ganz andersartig wirken. Die pharmazeutisch bedeutsamsten Arten sind neben 
Rauvolfia serpentina vor allem die afrikanische Rauvolfia vomitoria AFZEL und die amerikanische, u.a. borrachero 
(»Trunkenmacher«; vgl. Brugmansia) genannte Rauvolfia tetraphylla L. [syn. Rauvolfia canescens L., R. hirsuta JACQ., R. 
heterophylla ROEM. und SCHULT.] (MORTON 1977: 243-2570. Die meisten Arten sind tropisch und kommen sowohl in der 
Alten als auch in der Neuen Welt vor. Viele Arten haben ethnomedizinische Bedeutung. In Rauvolfia vomitoria wurde B- 
Yohimbin nachgewiesen (HOFMANN 1955, STOLZ et al. 1955). In Indien hat Rauvolfia serpentina eine lange Geschichte als 
Gegengift bei Schlangenbissen (JAIN 1991: 1530. In Kenia wird die mwerere, rerendet, omomure oder mutu genannte Rauvolfia 
caffra SOND. [syn. R. natalensis SOND.l von beschnittenen Jugendlichen als Schlaftee verwendet. Die Stengel werden als 
Garstoff zur Bereitung von Bier genutzt (OMINO und KOKWARO 1993: 173*). 

Literatur (Auswahl) 

HANSEL, Rudolf und Gunter HENKLER 

1994 »Rauvolfia«, in: Haters Handbuch der pharmazeutischen Praxis (S.Aufl.), Bd. 6: 361-384, Berlin: 

Springer. 
HOFMANN, Albert 

1955 » 6-Yohimbin aus den Wurzeln von Rauwolfia canescens L.«, Helvetica Chimica Acta 38: 536ff. 
KAHLER, Hans Joachim und Mitarbeiter 

1970 Rauwolfia Alkaloide: Eine historische, pharmakologische und klinische Studie, Mannheim: Boehringer. STOLZ, Arthur, Albert HOFMANN und R. 
BRUNNER 1955 »Alkaloide aus den Blattern von Rauwolfia canescens L.« , Helvetica Chimica Acta 38: 270f£ 

Rhododendron oauoasioum PALLAS und Rhododendron spp. (Ericaceae) - Kaukasische 
Al Penrose 

Im Gebirge des Nordkaukasus leben die Osseten, die als spate Nachkommen der Skythen des Altertums gelten. Der Orientalist 
Julius Klaproth besuchte die Osseten im letzten Jahrhundert und beschrieb ein divinatorisches Ritual, bei dem der kaukasische 
Rhododendron (ob die botanische Bestimmung richtig ist, muB dahingestellt bleiben) als psychoaktiver Raucherstoff verwendet 
wurde (KLAPROTH 1823 II: 223f.): 

»Er beschrieb ihre inbriinstige Verehrung fiir den als hochsten Schutzherrn geltenden Propheten Elias. In ihm geweihten Hohlen 
opferten sie [die Osseten] Ziegen und verzehrten deren Fleisch; danach breiteten sie deren Haute unter einem groBen Baum aus 
und verehrten sie in besonderer Weise am Feiertag des Propheten, damit sich dieser bereit finde, Hagel fernzuhalten und eine 
reiche Ernte zu bescheren. In diese Hohlen gingen die Osseten oft, um sich am Rauch des Rhododendron caucasicum zu 



berauschen, der sie in einen tiefen Schlaf fallen lasse: Die bei dieser Gelegenheit eintretenden Traume wiirden als Weissagungen 

angesehen.« (GINZBURG 1990: 165) 

Der kaukasische Rhododendron (Sektion Pontica) ist ein breiter Strauch, der nur bis zu einem Meter hoch wird; die Bliiten haben 

eine cremige oder blaBgelbe Farbe; manchmal sind sie rosa gepunktet. Er bliiht gewohnlich im April bis Mai und kommt 

vorzugsweise in einer Hohe zwischen 1800 und 2700 Meter vor. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich iiber die nordostliche 

Tiirkei und den Kaukasus (Cox 1985: 175). Seine immergriinen Blatter haben einen schwach aromatischen Geruch. Der 

Rhododendron caucasicum ist nur selten in Rhododendrengarten vertreten, da er sich im Gegensatz zu anderen Arten 

ausgesprochen schwierig kultivieren laBt. 

In Nepal wird heute noch der nahe verwandte Rhododendron lepidotum WALL, ex DONN [in zwei Formen: var. album 

DAVID IAN und var. minutiforme DAVID IAN; Vgl. COx 1985: 1 13f.] als rituelles und schamanisches Rauchermittel mit nur 

subtilen Wirkungen verwendet (siehe Raucherwerk). In Tibet und China werden auch andere Rhododendren als Raucherstoffe 

benutzt. Der gelbbliihende Rhododendron cinnabarinum HOOK. f. kommt im Hochgebirge von Sikkim vor. Von seinem Rauch 

wird berichtet, daB er auf Yaks eine ausgesprochen stark berauschende und verhaltensandernde Wirkung ausiibt. Vermutlich hat er 

auch beim Menschen psychoaktive Wirkungen. 

In Nepal werden die Blatter einer Rhododendron sp., mit Tabak (Nicotiana tabacum) vermischt, geraucht. Aus der Rinde von 

Rhododendron sp. und Tabakblattern wird ein Schnupfpulver bereitet (HARTWICH 1911: 108*). 

Andere Rhododendronarten, z.B. die Rostblattrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum L.) oder der Pontische Rhododendron 

(Rhododendron ponticum L.), produzieren psychoaktiven/giftigen Honig. 

Die Tartaren stellten einen Tee aus den Bliiten (zehn oder mehr) der Goldgelben Alpenrose (Rhododendron chrysanthum PALL. 

[syn. Rhododendron offieinale SALISB., Rhododendron aureum GEORG]) her, der auch Rauschzustande ausgelost haben soil 

(ROTH et al. 1994: 612*). Es gibt eine Rhododendronziichtung Rhododendron x sochadzeaee, die aus Rh. ponticum und 

caucasicum gekreuzt wurde (Cox 1985: 175f.). Moglicherweise ist diese seltene Gartenzierform stark psychoaktiv. 

Die aromatischen Rhododendronarten enthalten relativ viel atherisches Ol. In mongolischen Arten sind hauptsachlich Limonen, 

Aromadendren, Caryophyllen, 8-Candinen, B-Selinen und Gurjunen enthalten (SATAR 1985). 

Interessant ware es, einen moglichen kulturellen Zusammenhang von Rhododendronwaldern und psilocybinhaltigen Pilzen zu 

untersuchen. Manche psychoaktive Pilze, z.B. Psilocybe cyanescens, bevorzugen Rhododendronhaine als Habitat. 

Literatur 

Cox, Peter A. 

1985 The Smaller Rhododendrons, Portland, Oregon: 

Timber Press. GINZBURG, Carlo 

1990 Hexensabbat. Berlin: Wagenbacli. KLAPROTH, Julius 

1823 Voyage au Mont Caucase et en Georgie, 2 Bde., 

Paris. 

SATAR, S. 

1985 »Analyse der atherischen Ole aus drei Rhodo- 

dendron-Arten der Mongolischen Volksrepublik*, 

Pharrnazie 40(6): 432. 

Sanango racemosum (ReizeX PAv ) BARRINGER (Loganiaceae) [syn. Gomara racemosa 
Ruiz et PAv., Gomaranthus racemosus (R. et P) RAUSCHERT, Sanango durum BUNTING et 
DUKE] - Sanango 

Dieser seltene und mysteriose Strauch aus der Verwandtschaft von Desfontainia spinosa ist in den Regenwaldern des Amazonas 
bis auf 100 Meter Hohe verbreitet (BRAKO und ZARUCCHI 1993: 619*); er ist in Peru endemisch (GENTRY 1993: 564*). Die 
Blatter werden als Rauschmittel benutzt. Es werden wunderbare Wirkungen kolportiert, die ethnopharmakologische Erforschung 
des vielversprechenden Gewachses ist jedoch noch nicht weit gekommen. 

Santalum murrayanum (MITCH.) GARDNER (Santalaceae) - Bitter Quandong 

Dieser australische Baum ist mit dem Sandelholz (Santalum album L.; vgl. Raucherwerk) verwandt. Die Aborigines von Lake 
Boga benutzen die Rinde als Narkotikum. Sie stellen daraus einen betaubenden Trank namens cootha her (BOCK 1994: 1081. Die 
Stammrinde enthalt 0,21 % Alkaloide, die ab einer gewissen Dosis (2g/kg) stark toxisch wirken (COLLINs et al. 1990: 65, 1280. 
Die Blatter und das Holz der gumamu genannten, nah verwandten Art Santalum lanceolatum R. BR. wurden von den Bardi als 
medizinisches Raucherwerk bei Heilritualen gerauchert (LANDS 1987: 17). Es heiBt, fiir Kinder sei diese Behandlung »zu stark«; 
moglicherweise handelt es sich um einen psychoaktiven Raucherstoff. In den Blattern, im Stammholz und in der Rinde konnten 
Alkaloide nachgewiesen werden (COLLINs et al. 1990: 65*). 

Literatur 

LANDS, Merrilee(Hg.) 

1987 Mayi: Sowie Bush Fruits of Damplerland, 

Broome: Magabala Booics. 



Scirpus spp. (Cyperaceae) - Bakana, Simse 

Die in Nordmexiko lebenden Tarahumara benutzen eine Art aus der Gattung Scirpus, die sie bakdnoa, bakdnawa, bakdnowa oder 

bakana nennen, als HalluzinO~en. Der Ethnobotaniker Robert Bye ist der Meinung, daB dieses Gras bei den zentralen und 

westlichen Tarahumara (= Raramuri) das allerwichtigste Halluzinogen sei, noch wichtiger als Peyote (Lophophora williamsii) 

(BYE 1979b: 35*). Uber den rituellen Gebrauch ist nur wenig bekannt geworden: 

»Bakanowa ist eine andere rituell benutzte Heilpflanze. Eine Simse, bot. Scirpus sp. Hieran kniipft eine Zeremonie, nach der 

Pflanze benannt. Sie gilt als Kraftspender, vor allem von alteren Frauen und Mannern rituell verehrt und mit Opfergaben ernahrt. 

Bakanowa ist eine Art Gegenstiick des hikuri [= Peyote]. Die Pflanze wird im Westen der Sierra Tarahumara gesucht. Der 

Zeremonialkreis mit dem Opferaltar ist ebenso nach Westen ausgerichtet, wahrend die rituelle Semantik des hikuri nach Osten 

zeigt. Die Wurzel bakanowa, offenbar eine starke Droge, wird in den meisten Fallen nicht eingenommen, sondern nur rituell 

verehrt. Manche Heiler benutzen hierfiir ein Kerbholz wie bei den hikuri-Riten.« (DEIMEL 1996: 12) 

Die Ernahrung der Pflanze mit Opfergaben ist fiir die Gesundheit sehr wichtig. Ein Heiler der Tarahumara sagte dazu: »Wenn 

Gott onoriiame, die Gottin maria mechaka oder die Toten oder die heiligen Pflanzen hikuri und bakanowa hungern, werden die 

Menschen krank.« (ebd.) 

Die Wurzel wird volksmedizinisch als Schmerzmittel und zur Behandlung von Verriickten verwendet. Die Pflanze gilt als 

Schutzamulett und als Heilmittel aller Geisteskrankheiten. Deshalb bringt man ihr von Zeit zu Zeit Opfer dar. Wer die Pflanze 

schlecht behandelt, wird mit Krankheit bestraft. Wenn man die Wurzelknolle iBt, soil man in einen tiefen, von Visionen 

begleiteten Schlaf verfallen und in andere Dimensionen reisen konnen. Leider ist es bisher nicht gelungen, die von den 

Tarahumara benutzte Art zu identifizieren. 

In einer Art der Gattung Scirpus wurden Alkaloide nachgewiesen (BYE 1979b: 36*). Eventuell handelt es sich um 

Mutterkornalkaloide (vgl. Cyperus spp.), die von einem parasitaren Pilz als Stoffwechselprodukte hinterlassen werden. 

In Siidamerika werden Scirpus-Arten seit prakolumbianischen Zeiten zum Herstellen von Matten und anderem Flechtwerk, auch 

fiir rituelle Zwecke, verwendet (ToWLE 1952: 23 2£). 

Literatur 

DEIMEL, Claus 

7996 hikuri ba - Peyoteriten der Tarahumara, Hanno- 
ver: Niedersachsisches Landesmuseum (Ansichten 

der Ethnologie 1). 
TOWLE, Margaret Ashley 
1952 »Plant Remains from a Peruvian Mummy 
Bundle«, Botanical Museum Leaflets 15(9): 223-246. 

Sclerocarya caffra SOND. (Anacardiaceae) - Marula 

Dieser mit dem Kaschubaum (Anacardium occidentale L.) verwandte, bis zu 18 Meter hohe Baum wird oder wurde angeblich in 
Siidafrika wegen seiner berauschenden Eigenschaften konsumiert (LEWIN: 1980: 297*). Moglicherweise war diese Pflanze das 
Oder eines der als Kanna bezeichneten Gewiichse (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 174*). Auch die nah verwandte Art 
Sclerocarya schweinfurthiana SCHINZ. wurde als psychoaktiv bezeichnet (LEWIN: 1980: 297*, SCHULTES und 
FARNSWORTH 1982: 187*). Ein Wirkstoff ist bisher unbekannt (EMBODEN 1979: 191*). 

Scoparia dulcis L. (Scrophulariaceae) - Vacourinha, Su(3er Besenstrauch 

In Amazonien werden die getrockneten Blatter dieser bati matoshi oder piqui pic/zana genannten Pflanze als Marijuanaersatz 
(siehe Cannabis indica) geraucht (DUKE und VASQUEZ 1994: 1540. In Zentralafrika wird aus den Blattern der hier osim-miseng 
genannten Pflanze eine magische Medizin bei Verzauberung mit »Wiirmern« verwendet (AKENDENGUE 1992: 170*). Das 
Kraut wird in Brasilien volksmedizinisch als zusammenziehendes und entkrampfendes Mittel verwendet (GRIEVE 1982: 427*). 
Die Stamme von Bastar (Indien) drehen aus den Blattern Pillen, die bei Zeugungsschwache geschluckt werden (JAIN 1965: 2440. 
Die Pflanze enthalt Labdane (Diterpene). 

Securidaca longepedunculata PRESENILIS (Polygalaceae) 

Dieser in Westafrika und dem tropischen Siidafrika heimische Baum dient vielen Volkern als Gottesurteilsgift und bei Ordalen (= 
Giftproben) zur Aufdeckung von Hexerei (NEUWINGER 1994: 682ff.*). In Westafrika wird er zusammen mit Boophane disticha 
psychoaktiv verwendet. 

In Westafrika wird der Baum als Fetischpflanze verehrt und als magischer Schutz vor dem »B6sen Blick« und Krankheiten der 
Verstorbenen benutzt. Die Pflanze gehort zu den beriihmtesten und legendaren Heilpflanzen und Abtreibemitteln Afrikas. Bei den 
nigerianischen Haussa heiBt sie uwar magunguna, »Mutter der Medizin«. 

Bei den Kusase, die im auBersten Nordosten von Ghana siedeln, wird die Pflanze als psychoaktive Substanz bei der Weihe eines 
Novizen zum baga (»Wahrsager«) verwendet. Ihm wird ein Schnupfpulver aus pelig-Wurzeln (Securidaca longepedunculata), 
dann-vulin-Wurzeln [Ipomoea mauritiana JACQ.; syn. Ipomoea digitata auct. non L., Ipomoea paniculata (L.) R. BR.; vgl. 
Ipomoea spp.] oder ba-i'llalpunung-biiur-Wurzeln (Tinospora bakis), der Wurzelrinde des zurmuri-Pfeffers (Piper guineense 
SCHUMACH. et THONN.; Aschantipfeffer; vgl. Piper spp.), rotem nansus-Pfeffer (Schinus molle L.; vgl. Chicha) und dem 
getrockneten Kopf einer Fledermaus in die Nase geblasen. Daraufhin verfallt er in einen tranceartigen Zustand. Die Ngindo von 
Tansania benutzen das Wurzelmehl als Schnupfpulver bei Kopfschmerzen (NEUWINGER 1994: 6840. 



In Athiopien wird die Wurzel als medizinisches Raucherwerk bei Blahungen inhaliert. In Gambia wird der Rauch der Wurzelrinde 
von »Irren« eingeatmet (NEUWINGER 1994: 6850. 

In der Wurzel ist Methylsalycilat enthalten, in der Stammrinde kommt das Alkaloid Securin vor, und in den Slattern wurden 
Gerbstoffe, Saponine, Terpene usw. nachgewiesen (LENZ 1913). Securin wirkt stimulierend auf das zentrale Nervensystem und 
kann ahnliche Effekte wie Strychnin auslosen (NEUWINGER 1994: 6860. Die Wurzel enthalt verschiedene Indolalkaloide aus 
der Verwandtschaft der Mutterkornalkaloide, vor allem das psychoaktive Elymoclavin (COSTA et al. 1992). 

Literatur 

COSTA, C, A. BERTAZZO, G. ALLEGRI, O. CURCURUTO und h TRALOLI 1992 » Indole Alkaloids from the Roots of an African Plant, Securidaca 

longepedunculata« , Journal of Heterocycl. Chem. 29: 1641-1647. LENZ, W. 

1913 »Untersuchungen der Wurzelrinde von Seciiridaca longependuculata« , Arbeiten aus dem Pharrn. Inst. d. Univ. Berlin 10: 177-180. 

Senecio spp. (Compositae) - Kreuzkrauter 

Mehrere Arten dieser weltweit verbreiteten Gattung, die etwa 1300 Species umfaBt, sollen angeblich psychoaktiv wirken 
(SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 188'x, SCHULTES und HOFMANN 1995: 56*) oder stehen doch zumindest mit 
psychoaktiven Pflanzen oder Zubereitungen in Verbindung (siehe Lophophora williamsii, Trichocereus pachanoi). Die 
mexikanische Art Senecio cardiophyllus HEMSL. wird sogar als peyote bezeichnet (MARTINEZ 1994: 3840. Viele Senecio- 
Arten werden in Siidamerika als rituelles Raucherwerk verwendet (ALDUNATE et al. 19810. Im Andengebiet werden sie cundur- 
cundur genannt und stehen mythologisch anscheinend mit dem Kondor, einem heiligen Tier der Indianer, in Verbindung. Die 
chula-chula genannte Senecio sp. wird zusammen mit Coca gekaut (siehe Erythroxylum coca). In vielen Senecio-Arten sind 
Alkaloide vom PyrroUzidintyp vorhanden (RODER und WIEDENFELD 1977, SCHULTES und HOFMANN 1995: 56*). Ebenso 
kommen Cyanoglykoside vor (SCHULTES 1981: 43*). Das Alkaloid Jacobin sowie andere Pyrrolizidine gehen auch in den 
Honig iiber, der von den Kreuzkrautern gesammelt wurde (FROHNE und PFANDER 1983: 66*). 

In Nepal werden verschiedene gelbbliihende Kreuzkrauter als rituelle Opferblumen verwendet. Ein psychoaktiver Gebrauch ist 
bisher nicht bekannt geworden. 

Literatur 

RODER, Erhard und Helmut WIEDENFELD 

1977 »Isolierung und Strukturaufkiiirung des A/Joloids Fuchsisenesionin aus Senecio fuchsii«, Phytochernistry 16: 1462-1463. 

Sida acuta BURM. f. (Malvaceae ) 

Diese flachwiichsige oder auch strauchartige Pflanze mit gelben Bliiten kommt in den tropischen Zonen Mittel- und Siidamerikas 
vor. Die Cunaindianer (Darien, Panama) schatzen die kwala genannte Pflanze als »mystische Medizin« (DUKE 1975: 292 ). In 
Bangladesh wird ein Tee aus den Blattern getrunken; er wirkt als Einschlafdroge (OTT 1993: 4190. 

Die Blatter dieser auf Maya chichibeh (»die Kleine am Weg«) genannten Art und der nah verwandten Sida rhotiibifolia L. werden 
an der mexikanischen Golfkiiste als Marijuanaersatz geraucht (siehe Cannabis indica). Die beiden Arten werden volkstiimlich als 
el nlacho, »Mannchen« (S. rhornbifoliti), und la hembra, »Weibchen« (S. acuta), betrachtet (SCHULTES und HOFMANN 1980: 
347'0. Diese beiden Sida-Arten enthalten wahrscheinUch Ephedrin (SCHULTES und HOFMANN 1995: 56" ). Beim Trocknen 
verstromt das Kraut von Sida aclita einen sehr deutlichen Cumaringeruch. Die Blatter enthalten angeblich Saponine. Die 
Anwesenheit von Asparagin und Ephedrin in den Wurzeln wird von mehreren Studien an karibischen und philippinischen 
Pflanzen von Sida aciita belegt (WONG 1976: 1320. In Sida rhotiibifolici konnten in alien Pflanzen teilen die Alkaloide Cholin, 
Pseudoephedrin, BPhenethylamin, Vascin, Vascicin, Vascinol und Vascicinon nachgewiesen werden. Im Stengel kommen die 
Indolalkaloide Hipaphorin, Hipaphorinmethylester und Cryptolenin vor. In den Blattern sind Spuren eines atherischen Ols 
anwesend. In den Samen kommen Sesquiterpene (Gosipol u.a.) vor (ARGUETA et al. 1994: 6150. 

Sloanea laurifolia (Elaeocarpaceae) - Taque 

Auf einem von J. A. Steyermark in Venezuela gesammelten Herbariumexemplar von 1945 ist vermerkt: »Frische Frucht soil 
angeblich eine Art loco [ = verrucktJ-Gefuhl erzeugen (...) die zermahlene Frucht wird gekocht« (VON REIS und LIPP 1982: 
175* ). Die Frucht wird auch arepa de niaiz, »Maisbr6tchen«, genannt (vgl. Zea mays). 

Spiraea caespitosa NUTT. exTORR. ef A. GRAM (Rosaceae) [syn. Petrophyton 
caespitosiitti (NUTT. ex TORR. et GRAM) RYDB., Spiraea caespitosuni] Spierstrauch 

Die nordamerikanischen Kay en ta-Navaho -Indianer sollen diese strauchartige Pflanze als Narkotikum benutzt haben (MOERMAN 
1986: 4660. Sie enthalt aber nur Salicylsaure (= Spiersaure) und diirfte lediglich als Schmerzmittel wirken (OTT 1993: 420, 
GRIEVE 1982: 525'0. 

Stephanomeria pauciflora (TORR.) A. NELS. (Asteraceae) - Blue Gum 

Die Wurzel dieser Pflanze soil von den Kayenta-Navajo als Narkotikum benutzt worden sein (MoERMAN 1986: 4691. Ob diese 
Angabe stimmt, ist zweifelhaft, da die Wurzel ansonsten als Kaugummi verwendet wird (VESTAL 1952: 53*). Die Chemie der 
Pflanze ist unbekannt (OTT 1993: 4200. AUerdings gilt sie als »Lebensmedizin«; vielleicht stellt sie ein psychoaktives Kaugummi 
dar. 



Stipa spp. (Gramineae) - Schlafgras 

Verschiedene Arten aus der Gattung Stipa sind von Texas bis nach Guatemala verbreitet. In der Gegend von Rio Grande in den 
WeiBen Bergen ist Stipci vaseyi SCRIBN. [syn. Stipa robusta (VASEY) SCRIBN.] unter dem vermutlich urspriinglich 
aztekischen Namen popoton sacaton bekannt (EMSoDEN 1979: 191 *). Dieses Gras soil berauschend wirken und wird in 
Guatemala angeblich als Schlafdroge verwendet. Die verwandte Art Stipa viridula soil einen narkotischen Effekt ausiiben 
(EMBODEN 1976: 161 *). Kiirzlich wurde behauptet, daB die im Siidwesten heimische Art Stipa robusta starke psychoaktive 
Wirkungen entfaltet. Dieses Schlafgras lebt symbiotisch mit einem Pilz (Acremoniunt) zusammen, der in den Samen angeblich 
das Mutterkornalkaloid D-Lysergsaureamid produziert (vgl. Turbina corymbosa). Die Samen sollen in einer Dosis von neun Stiick 
LSD-ahnliche Wirkungen produziert haben (DEKORNE 1995: 1270. Ethnographische Belege fiir einen psychoaktiven Gebrauch 
fehlen bisher. 

Teliostachys lanceolata NESS var. Crispa NEES eX MARTIUS (Acanthaceae) 

Diese toe negro (vgl. Brugmansia suaveolens) genannte Acanthacee dient bei den kolumbianischen Kokamaindianern zum einen 
als Ayahuascazusatz, zum anderen wird sie auch alleine als psychoaktive Substanz verwendet. Dazu sollen zehn Blatter auf 
kleiner Flamme sieben Stunden gekocht werden. Der Effekt soil stark sein. Man verliert fiir drei Tage das Augenlicht, kann aber 
in dieser Zeit mit dem Pflanzengeist kommunizieren (SCHULTES 1972: 1390. Chemische Untersuchungen an dieser Pflanze 
haben gezeigt, daB die Blatter frei von Alkaloiden sind (OTT 1993: 402*). Die Pflanze wird der Ayahuasca nur zugesetzt, wenn 
diese fiir »Hexerei« verwendet werden soil (DUKE und VASQUEZ 1994: 1670. 

Terminalia bellirica (GAERTNER) ROXBURGH 

(Combretaceae) - Bahera, Bellerische Myrobalane Die Lodha von Westbengalen essen die getrockneten Samen dieser Pflanze, um 
Halluzinationen zu erleben. Auch in Siidostasien ist sie fiir ihre narkotischen Eigenschaften bekannt. In der traditionellen 
chinesischen Medizin wird sie als wurmtreibendes Mittel verwendet, in Kerala als Asthmamittel und in Nepal als Laxativ (OTT 
1993: 4200. Der Baum ist in Indien (unter dem Namen vibhitika) mit der Gottin Kali assoziert und wird in der schwarzen Magie 
zum Toten von Feinden verwendet (GUPTA 1991: 94*). 

Die Bellerische Myrobalane ist eng verwandt mit der Schwarzen Myrobalane [ Terminalia chebula (GAERTN.) RETZ.], die in 
Nepal und Indien als heiliger Baum verehrt wird. Es heiBt, er sei dadurch entstanden, daB ein Tropfen (Amrita, Ambrosia) vom 
Himmel auf die Erde fiel, als der somaberauschte Gott Indra vom Unsterblichkeitstrank genossen habe. Im Tantra soil der GenuB 
der Myrobalane die Gottin Shri, die erotische Gefahrtin des Vishnu, herbeirufen (MAJUPURIA und JOSHI 1988: 1090. 
Die Myrobalane (Sanskrit haritaki) ist das Attribut des tibetischen Medizinbuddhas (Bhaisajya Guru) und symbolisiert das 
»Elixier des langen Lebens«; das zweite Attribut des Medizinbuddhas ist die aus Lapislazuli geschnittene Almosenschale, die mit 
Amrita (= Ambrosia), dem »g6ttUchen Nektar der Erleuchtung« (vgl. Soma) gefiillt ist (BIRNBAUM 1982: 123ff.). 

Literatur 

BIRNBAUM, Raoul 

1982 DerHeilende Buddha. Bern usw.: O.W. 
Barth/Scherz. 

Tetrapteris methystica SCHULTES (Malpighiaceae) [syn. Tetrapteris styloptera JusSIEU] - 
Caapi, Pinima 

Diese recht unbekannte Pflanze wurde von Richard E. Schultes erst 1954 beschrieben. Sie wird von den Makii caapi (vgl. 

Banisteriopsis caapi) genannt und rituell genutzt (SCHULTES 1954: 204). 

Die am Rio Tikie (Amazonien) lebenden Makiiindianer stellen aus der Rinde dieses gelbbliihenden Kletterstrauchs ein 

psychoaktives Getrank her, das anscheinend ahnlich wie Ayahuasca wirkt und auch ahnlich benutzt wird. Moglicherweise enthalt 

die Rinde B-Carboline (SCHULTES und HOFMANN 1995: 58*). 

Die nah verwandte, gelbbliihende Tetrapteris styloptera JUSSIEU - wahrscheinlich ein Synonym -wird von den Tanimukas wee- 

po-awk genannt und medizinisch genutzt. Die pulverisierte Rinde wird als blutstillendes Mittel verwendet (SCHULTES 1983: 

137). 

Ebenfalls scheint Tetrapteris rriucronata CAv. unter dem Namen caapi-pinirna psychoaktiv genutzt zu werden (SCHULTES und 

HOFMANN 1995:66 f."). 

Literatur 

SCHULTEs, Richard Evans 
1954 »Plantae Austro-Americanae IX: Plantarum 
Novarum vel Notabilium Notae Diversae«, Botanical 
Museum Leaflets 16(8): 179-228. 

1983 » De Plantis Toxicariis e Mundo Novo Tropicale 
Commentationes XXXI: Further Ethnopharmacoilo- 
gical Notes an Malpighiaceous Plants of the North- 
western Amazon«, Botanical Museum Leaflets 29(2): 
133-137. 



Thamnosma montana TORR. et FREM. (Rutaceae) - Turpentine Broom 

Die Schamanen der nordamerikanischen Kawaiisuindianer tranken angeblich einen Tee aus dieser Pflanze, um »verruckt wie 
Koyoten« zu werden, d.h. sich in diese Tiere zu verwandeln (MOERMAN 1986:481). In der Pflanze kommen zahlreiche 
Cumarine, eventuell mit psychoaktiver Wirkung, vor. Zudem besteht die Moglichkeit, daB sie N,N-DMT enthalt (OTT 1993: 420 
). 

Thevetia spp. (Apocynaceae) - Schellenbaume 

Es gibt neun Arten in der Gattung Thevetia, die unter den Namen Schellenbaum oder Tropischer Oleander bekannt sind 
(ANZENEDER et al. 1993: 61 * ). Aus den sehr harten Fruchtschalen werden Klappern und Schellen fiir indianische Tanze 
hergestellt. 

Eine bisher nicht genauer bestimmte Art heiBt in Kolumbien und angrenzenden Gebieten cabalonga blanca und gilt als 
schwachere Verwandte der echten Cabalonga. Die cabalonga blanca soil ebenfalls magische Krafte und psychoaktive Wirkungen 
haben und wird als Ayahuascaadditiv verwendet. 

Thevetia thevetioides (H.B.K.) K. SCHUM. heiBt in Mexiko yoyotl und wird volksmedizinisch als Herzstimulans und 
Analgetikum verwendet (JIu 1966: 252*). Die weltweit in alien tropischen Zonen als Zierpflanze kultivierte, aus Peru stammende 
Thevetia pertiviana (PERS.) SCHUM. [syn. Th. neriifolia Juss.; Gelber Oleander] ist chemisch am besten untersucht. Die Samen 
sind reich an herzaktiven Glykosiden, z.B. Peruvosid (STEINEGGER und HANSEL 1972: 193* ). Fiir einen Erwachsehen sollen 
8 bis 10 Samen todlich sein (ROTH et al. 1994: 699*). Thevetia pertiviana wird im mexikanischen Bundesstaat San Luis Potosi 
palo de San Antonio, »Baum des heiligen Antonius«, genannt (AGUILAR CONTRERAS und .ZOLLA 1982: 196*). Der Name 
konnte durchaus von einer psychotropen Wirkung abgeleitet worden sein (siehe Claviceps purpurea). An der mexikanischen 
Golfkiiste, dem Gebiet der Huasteken, wird das Gewachs cabalonga de la htiasteca genannt (ebd.). 

Tillandsien sind Epiphyten der typisch amerikanischen Flora. Im prakolumbianischen Peru dienten Tillandsien als Fiillmaterial fiir 
die Scheinkopfe der Mumien (TOWLE 196 1 : 31*). Tillandsien erscheinen auf der Keramikmalerei der Mochica im 
Zusammenhang mit gefliigelten Schamanen (ANDRITZKY 1989: 169f.*). Vielleicht war friiher ein psychoaktiver Gebrauch 
bekannt, der heute vollig in Vergessenheit geraten ist. Die auf der MochicaMalerei dargestellte Pflanze wird manchmal als 
Tillandsia purpurea Ruiz et PAv. gedeutet (OTT 1996: 108* ). In der Tillandsia purpurea wurden Flavonoide nachgewiesen 
(ARSLANIAN et al. 1986). Bei den Tarahumaraindianern gilt Tillandsia mooreana SMITH als wardruwi, »Peyotebegleiter« (vgl. 
Lophophora williamsii), und wurde vermutlich als Peyotesubstitut verwendet (OTT 1996: 108*). Die muchiki chaboame genannte 
verwandte Art Tillandsia recurvata (L.) L. wird von den Tarahumara als Hustenmedizin verwendet (DEIMEL 1989: 61). Diese 
Pflanze wurde friiher als Tillandsia inflata MEZ. bestimmt (BYE 1975). 

In der brasilianischen Ethnomedizin wird Tillandsia usneoides (L.) L. (Louisianamoos) als Schmerzmittel benutzt. Es heiBt, daB 
ein waBriger Extrakt dieser Pflanze »Visionen« erzeuge (OTT 1996: 4200. 

Literatur 

ARSLANIAN, R.L. et al. 

1986 »3-Methoxy-5-hydroxyflavonols from Tillandsia piirpurea«. Journal of Natural Products 49(6): 

1177-1178. 

BYE, R.A. 

1975 »Plantas psicotropicas de los tarahumaras«, 

Cuademos Cientificos CEMEF 4: 49-72. 
DEIMEL, Claus 

1989 »Pflanzen zwischen den Kulturen: Tarahumaras 

und Mestizen der Sierra Madre im Noroeste de 
Mexico. Ethnobotanische Vergleiche«, Curare 12(1): 
41-64. 

Tribulus terrestris L. (Zygophyllaceae) - Erdburzeldorn 

In der ayurvedischen Medizin wird Tribtilus terrestris als Aphrodisiakum und Geriatrikum eingesetzt. 

Die Friichte dieser auch zama oder zimpating genannten Pflanze werden in Ladakh zur Starkung des Bieres verwendet; die jungen 

Aste und reifen Friichte werden auch pulverisiert in Milch getrunken. Bei hohen Dosierungen (wie hoch?) sollen sie Delirien 

auslosen (NAVCHOO und BUTH 1990: 319, 3201. In der Pflanze konnten neben Steroiden und Sapogenin rund fiinf Alkaloide, 

darunter Harman, Harmin und Harmol, nachgewiesen werden (OTT 1993: 426, FESTI und SAMORINI 1997: 26). 

In Belutschistan (Pakistan) werden 10 bis 20 g der getrockneten Friichte (ghur gan) zermahlen mit Wasser vermischt getrunken, 

um die sexuellen Fahigkeiten des Mannes zu verbessern (GOODMAN und GHAFOOR 1992: 55*). Die pulverisierten Friichte 

(gurgandako) der nah verwandten Art Tribulus longipetalus Viv. [syn. Tribulus alatus DEL.] werden bei verstopfter Nase als 

medizinisches Schnupfpulver benutzt (ebd.: 25*). 

Literatur 

FESTf Francesco und Giorgio SAMORINI 

1997 »Tribulus terrestris L. (Tribolo/Caltrop)«, Eleusis 

7: 24-32. 



Trichocline spp. (Compositae: Mutisieae) - Coro 

Im Chacogebiet von Nordargentinien werden verschiedene coro oder contrayerbal37 genannte Arten der Gattung Trichochne als 
psychoaktive Substanzen genutzt. Wie Jesuiten im 18. Jahrhundert berichteten, nahmen die Calchaquiindianer die zermahlenen 
Wurzeln zum Verstarken ihrer Chicha (Bier aus Mais o.a.). Die Mocovies, Tobas und Matacojj 1 rauchen die pulverisierte Wurzel 
alleine oder mit Tabak vermischt (vgl. Rauchmischungen). Der Rauch soil auch medizinisch bei Bauchschmerzen wirken. 
Heutzutage wird die Wurzel alleine oder mit Tabak auch als Raucherwerk verbrannt. Die meistverwendeten Arten sind 
Trichochne reptans (WEBE.) ROB., Trichochne exscapa GRISEB. und Trichochne dealbata (HOOK, et ARN.) GRISEB. 
(ZARDINI 1975: 649f. und 1977). Leider wurden bisher keinerlei chemische Untersuchungen an der Wurzel vorgenommen. Die 
Wurzeln werden angeblich auf argentinischen Markten im Chacogebiet an Krauterstanden angeboten. In Salta bot ein Handler aus 
Deutschland importierte Kalmuswurzeln (Acorus calamus) als coro an. 

Literatur 

ZARDINI, Elsa M. 

1975 »Revision del genero Trichochne (Compositae)«, 

Darwiniana 19: 618-733. 

1977 » The: Identification of an Argentinian Narcotic«, 

Botanical Museum Leaflets 25(3): 105-107. 

Trichodesma zeylancium R. BR. (Boraginaceae) - Bush Tobacco 

Die auch cattle bush (»Rinderbusch«) genannte, strauchartige Pflanze mit blauen Bliiten und lanzettformigen Blattern wurde 
friiher als Rauschmittel benutzt (WEBB 1969). In Australien (Arnhem Land) wurden die getrockneten Blatter als Ersatz fiir Tabak 
(Nicotiana tabacum) geraucht (Low 1990: 1900. Die ganze Pflanze enthalt 0,01 bis 0,07% Alkaloide (COLLINS et al. 1990: 
31'x). 

Literatur 

WEBB, I.J. 

1969 »The Use of Plant Medicines and Poisons by 

Australian Aborigines*, Mankind 7: 137-146. 

Umbellularia californica (HOOK, et Arn.) NUTT. (Lauraceae) - Kalifornischer Lorbeer 

Der immergriine Baum ist auch unter den Namen California laurel, California bay, California olive, Oregon myrtle, Pepperwood, 
Headache tree oder California sassafras bekannt (FULLER und MCCLINTOCK 1986: 184'0. Seine Blatter sind reich an 
atherischem Ol mit einem hohen Anteil an Safrol; allerdings ist der Hauptbestandteil Umbellulon (FULLER und MCCLINTOCK 
1986: 1840. In der Rinde des Stammes soil 5-MeO-DMT vorkommen (miindliche Mitteilung von Rob Montgomery). Ein 
traditioneller Gebrauch fiir psychoaktive Zwecke ist bisher nicht bekannt geworden (vgl. Sassafras albidum). Die Blatter werden 
volksmedizinisch bei Kopfschmerzen (daher der populare Name »Kopfschmerzbaum«), Koliken und Durchfallen verwendet 
(GRIEVE 1982: 7160; sie dienen in Kalifornien auch als Ersatz fiir die als Gewiirz genutzten Blatter des echten Lorbeerbaumes 
(Laurus nobilis). 

Ungnadia speciosa ENDL. (Sapindaceae) - Mexikanische RolBkastanie 

Gelegentlich wird vermutet, daB die Samen (Texas buckeyes) dieses kleinen Baumes friiher in Nordmexiko und Texas 
psychoaktiv genutzt wurden (SCHULTES und HOFMANN 1995: 59*). Immerhin wurden die schwarzen, 1,5 cm groBen Samen 
in archaologischen Kontexten im Zusammenhang mit Peyote (Lophophora williamsii) und Meskalbohnen (Sophora secundiflora) 
entdeckt (ADOVA^io und FRy 19760. Die Ungnadia-Samen enthalten Cyanverbindungen (SEIGLER et al. 1971). 

Literatur 

SEIGLER, D., F. SEAMAN und T. J. MABRY 
1971 »New Cyanogenetic Lipids/rom Ungnadia 
Speciosa«, Phytochetnistry 10: 485-487. 

Urmenetea atacamensis PHIL. (Compositae) [wurde auch als Retanilla ephedra (VENT.) 
BROGN. bezeichnet] - Coca del Suri 

Diese bis zu 10 cm hoch wachsende Pflanze mit violetten Bliiten kommt nur in der nordchilenischen Atacamawiiste - der 
trockensten Wiiste der Welt - vor und wird von den dortigen Oasenbewohnern coquilla, »kleine Coca«, oder coca del surf, »Coca 
des Surivogels«, genannt. Die weiBlichen, pelzigen Blatter wurden bis vor kurzem alleine oder zusammen mit llipta als 
Cocaersatz gekaut (siehe Erythroxylum coca). Die unscheinbare Pflanze dient den strauBenahnlichen Laufvogeln (suri) als 
Nahrung. Ein Tee aus den Blattern wird als Mittel gegen die Hohenkrankheit (puna) getrunken (ALDUNATE et al. 1981: 2180. 
Beim Kauen der Blatter entsteht ein leicht betaubtes Gefiihl im Mund. Es konnte auch eine leichte Psychoaktivitat (cocaahnliche 
Stimulation) beobachtet werden. Deutlich psychoaktiv, und zwar zunachst etwas narkotisch, danach stimulierend, wirken die 
getrockneten Blatter, wenn sie geraucht werden (0,3 g ist eine gute Dosis). Die Wirkung ist ahnlich wie beim Rauchen von 
getrockneten Cocablattern (siehe Erythroxylum coca). Chemische Untersuchungen liegen bisher nicht vor. 



Utricularia minor L. (Lentibulariaceae) - Kleiner Wasserschlauch 

Die getrockneten und pulverisierten Blatter dieser lingna genannten, insektenfressenden Pflanze werden in Ladakh auf einem 
flachen Stein gerostet. Das Pulver wird sodann mit Wasser in eine Flasche gegeben und fiir 10 bis 75 Tage vergraben. Die 
Ladakhis genieBen diesen Trank (lingeatzish) meist im Winter. Er soil sehr stark berauschend wirken und bei hohen Dosierungen 
sogar todlich sein (NAVCHOO und BUTH 7990; J20* ). 

Valeriana officinaiis L. (Valerianaceae) - Baldrian 

Der Baldrian gehort zu den germanischen Ritual- und Heilpflanzen. Er war der Gottin Hertha, die auf dem Edelhirsch reitet, 
heilig. Wieland, der schamanische Schmied der germanischen Mythenwelt, heilte mit der Wurzel Krankheiten; daher heiBt der 
Baldrian auch Velandswurt oder » Wielands Wurzel« (WEUSTENFELD 1995: 13*). Baldrian wurde friiher als Schutz vor Hexen 
und Hexerei, vor bosen Geistern und Teufeln am Haus aufgehangt. Die Wurzel wurde auch gegen Teufel gerauchert (vgl. 
Raucherwerk). In der friihen Neuzeit gait Baldrian wurzel als Aphrodisiakum und wurde zur Behandlung der »heiligen Krankheit« 
(Epilepsie) verwendet (KNOLLER 1996: 12f.). Er wurde auch Theriakwurzel genannt, da er ein wesentlicher Bestandteil des 
Allheilmittel Theriak war (WEUSTENFELD 7995; 75*). 

Baldrian (ebenso die Varietat Valeriana offcinalis L. var. sambucifolia MIKAN.), auch Katzenkraut genannt, ist fiir seine 
anziehende Wirkung auf Katzen beriihmt (vgl. Nepeta cataria). Die beruhigende Wirkung seiner Wurzel auf das Nervensystem ist 
eigentlich gut bekannt (PAHLOw 1993: 64*). Gelegentlich wird Baldrian wurzel als »Legal high« mit psychoaktiven Kraften 
bezeichnet (SCHULTES und HOFMANN 1980: 368*). Besonders der Tee aus gleichen Teilen Baldrian wurzel und Kava-Kava 
(Piper methysticum) soil »sch6ne Traume« produzieren (SCHULRES 1995: 76*). Mit Hopfen (Hamulus lupulus) zusammen 
ergibt Baldrian einen starken Schlaftee (vgl. auch Diazepam). 

In Siidamerika gilt Valeriana longifolia H.B.K. als Allheilmittel und Stimulans fiir altersschwache Menschen. Dort werden 
verschiedene Valerianahxisn als contrayerba bezeichnet (vgl. Trichochne spp.). Valeriana adscendens TURZ. wird in Peru 
hornamo morado genannt und als Zusatz fiir SanPedro-Triinke verwendet (vgl. Trichocereus pachanoi). Die nordamerikanischen 
Blackfeetindianer rauchen die Wurzeln von Valeriana sitchensis BONG, die im Englischen tobacco root (»Tabakwurzel«) 
genannt wird, pur oder mit Tabak (siehe Kinnickinnick) vermischt (JOHNSTON 1970: 320*). In Indien und Nepal wird die 
aromatische Wurzel der samyo oder muskbala genannten Art Valeriana jatamansi (DC.) JONES [syn. Valeriana wallichii DC.] 
als Raucherstoff oder Bestandteil von Raucherwerk fiir magische und religiose Riten gebraucht (SHAH 1982: 298*, SHAH und 
JOSHI 1971: 421 * ). Noch hoher eingeschatzt wird die stark duftende Wurzel der jatamansi oder masi genannten, nah 
verwandten Art Nardostachys jatamansi (D. DON) DC; sie wird als Weihrauch und zur Behandlung von Epilepsie benutzt 
(SHAH 1982: 297*). Ob diese beiden Raucherstoffe, wie gelegentlich behauptet, psychoaktiv wirken, sei dahingestellt. Das in 
Valeriana ofcinalis, Valeriana jatamansi und Nardostachys jatamansi vorhandene Sesquiterpen-Keton Valeranon ist vermutlich 
fiir die beruhigende (Tranquilizer-) Wirkung verantwortlich (HORSTER et al. 1977). 

In der Gattung wurde das Alkaloid Actinidin gefunden (SCHULTES 1981: 42*). Interessant fiir die weitere Erforschung einer 
moglichen Psychoaktivitat, die iiber eine sedative Beruhigung hinausgeht, ist die Erkenntnis, daB ein waBriger Extrakt den ZNS- 
Neurotransmitter GABA (y-Aminobuttersaure; Amanita muscaria, Ibotensaure, Muscimol) beeinfluBt (SANTOS et al. 1994). 

Literatur 

GRANICHER, F., P. CHRIS'T'EN und I. KAPETANIDIS 
1992 »Production of Valepotoriates by Hairy Root 
Cultures of Valeriana officinalis var. sambucijdlia« , 
Planta Medica 58, Suppl. 1: A 614. 
HORSTER, Heinz, Gerhard RUCKER und Joachim 

TAUTGES 

1977 »Valeranon-Gehalt in den unterirdischen Teilen 
von Nardostachys jatamansi und Valeriana ojjicinalis«, Phytochernistry 16: 1070-1071. 
KNOLLER, Rasso 

1996 Baldrian, Niedernhausen/Ts.: Falken Taschen- 
buch Verlag. 
SANTOS, Maria S., Fernanda FERREIRA, Antonio P 

CUNHA, Arselio P CARVALHO und Tlce MACE1)() 
1994 »An Aqueous Extract of Valeriana Influences 
the Transport of GABA in Synaptosomes«, Planta 
Medica 60: 278-279. 

Vanda roxburgtiii R. POR. (Orchidaceae) [syn. Vanda tesseiata (ROXB.) G. DON] - Vanda 

Wenn Bienen von dieser wunderschonen, in Sri Lanka, Indien und Burma verbreiteten Orchidee Nektar schliirfen, stiirzen sie bald 
narkotisiert ab (vgl. Honig). Von dieser Naturbeobachtung soil in Indien ein psychoaktiver Gebrauch abgeleitet worden sein: 
»Ayurvedische Schamanen benutzten die Bliiten in einem Dekokt, um in ihren Patienten eine hypnotische Narkose zu bewirken, 
und ermoglichten ihnen dadurch eine transzendente Erfahrung.« (EMBODEN 1979: 17*) 
Ein Wirkstoff ist bisher unbekannt (EMBODEN 1979: 194* ). 

Voacanga spp. (Apocynaceae) - Voacangostrauch 

Die Rinde und Samen des afrikanischen Hundsgiftgewachses Voacanga africana STAFF. 3jy enthalten bis zu 10% Indolalkaloide 
vom Ibogatyp (vgl. Tabernanthe iboga, Ibogain) und sollen stimulierend und halluzinogen sein (BISSET 1985b, OLIVER- 



BEYER 1982: 8). Voacamin ist das Hauptalkaloid. Angeblich werden die Samen von afrikanischen Zauberern zur Erzeugung von 
Visionen benutzt. In Westafrika wird die Rinde als Jagddroge und Stimulans eingesetzt (SCHULDES 1995: 77*). Sie gilt 
ebenfalls als potentes Aphrodisiakum. Die Rinde von Voacanga bracteata STAFF, wird in Gabun verwendet, um »high« zu 
werden (wahrscheinlich als Marijuanasubstitut; vgl. Cannabis indica). Sie enthalt 2,46% Alkaloide (Voacamin, Voacamin-N- 
oxide, 20-epi-Voacorin, Voacangin), die zwar nahe mit den Inhaltsstoffen der Tabemanthe iboga verwandt sind, anscheinend aber 
nur leicht dampfend wirken (DE SMET 1996: 145*, FUISEux et al. 1965). 

Ebenfalls soil Voacanga dregei E. MEY halluzinogen wirken (SCHULTES und HOFMANN 1980: 366*). Die Samen von 
Voacanga grandiflora (MIQ.) ROLFE werden in Westafrika von Zauberern fiir visionare Zwecke eingenommen. Leider sind die 
Details bisher nicht bekannt geworden, da das Wissen der Zauberer als Geheimnis gehiitet wird. 

Literatur 

BISSET, N. G. 

1985a »Phytochemistry and Pharlnacology of Voa 
canga Species«, Agricultural University Wageningen 
PapeA-i 85(3): 81-1 14. 

1985b »Uses ofVaocanga Species*, Agricultural 

University Wageningen Papers 85(3): 1 15-122. 
BOMBARl)ELH, EzlO, Attl 1 10 BONATl, Bruno GABETTA, 

Ernesto MARTINELLI, Giuseppe MUSTICH und 

Bruno DANIELI 

1976 » 17-0- Acetyl- 19,20-dihydrovoachal„tine, 

a New Alkaloid from Voacanga chalotiana«, Phyto- 
chernistry 15: 2021-2022. OLIVER-BEVER, B. 
1982 »Medicinal Plants in Tropical West Africa 1: 
Plants Acting an the Cardiovascular System«, Journal 

of Ethnophclrtnttcology 5(1): 1-71. PUlSEUx, P., M.P. PATEL, J.M. ROWSON und J. POISSON 
1965 »Alcalo odes des Voacanga: Voacanga africana 
STAPF.«, Annales Pharr»Iaceutiques Franfaises 23: 33-39. 

Zea mays L. (Gramineae: Poaceae) - Mais 

Der Mais wurde vor ca. 4000 Jahren in Mexiko kultiviert und ist fiir viele mittel- und siidamerikanische Indianer das wichtigste 
Grundnahrungsmittel. Aus den Maiskornern (Garstoff) werden zahlreiche Biere und Chicha gebraut (WEDEMEYER 1972). 
Die Maisgriffel (Stigmata Maydis, Maisnarben) spielen in der indianischen Medizin, aber auch in der modernen Phytotherapie 
eine gewisse Rolle als Diuretikum (CZYGAN 1989, RATSCH 1991a: 174-178*). Zudem werden sie » in Peru von den Indianern 
als Rauschmittel geraucht« (ROTH et al. 1994: 742*, CZYGAN 1989: 326). Sie werden auch in der »Szene« pur oder in 
Rauchmischungen zur Berauschung geraucht. In Nordamerika gehoren sie zu den Bestandteilen des zeremoniellen »Tabaks« 
Kinnickinnick. In den Griffeln sind bis zu 85% Alkaloide von bisher unbekannter Struktur (moglicherweise aus der 
Verwandtschaft der Mutterkornalkaloide oder Tryptaminderivate) enthalten, die bei Inhalation Erregungszustande und Delirien 
bewirken konnen (ROTH et al. 1994: 742*). 

Literatur (Auswahl) 

CTYGAN.Franz-Cliristiaii 

1989 »Maisgriffel«, in: Max WICHTL (Hg.), Teedrogen, 
S. 325-326, Stuttgart: WVG. WEDEMEYER, Inge von 
1972 »Mais, Rausch- und Heilmittel im alten Peru«, 
Ethnomedizin 2(1/2): 99-1 12. 

Zingiber officinale RoscoE (Zingiberaceae) - Ingwer 

Der Ingwer stammt aus den tropischen Regenwaldern Siidostasiens, wird seit mindestens 3000 Jahren iiberall im tropischen Asien 
angebaut (NORMAN 1991: 62*) und heute weltweit in tropischen Gebieten kultiviert. Er hat bei vielen indianischen Volkern eine 
ethnopharmakologische Bedeutung gewonnen. Vielfach wird er als Gewiirz und Heilmittel, z.B. bei Magenverstimmungen, 
verwendet (RATSCH 1994b: 58* ). In Ecuador wird der ajej genannte Ingwer von den Shuar, Achuar und Aguaruna als 
Halluzinogen verwendet. Die Schamanen nehmen Ingwer, um magische Macht zu gewinnen (BENNETT 1992: 493*). Die Carina 
reiben dem Schamanenlehrling eine Mischung aus Ingwerwurzel und Tabak (Nicotiana tabacum) auf die Augenlider, damit sie 
die Geister des Waldes sehen konnen. Ingwer gehort auch zu den Einweihungspflanzen der Schamanen-Novizen auf der 
indonesischen Insel Siberut: 

»SchlieBlich erhalt jeder Novize „sehende" Augen. Er geht mit dem Lehrmeister an eine verschwiegene Stelle in der Umgebung 
und muB geloben, das Geheimnis niemals zu verraten. (...) Alte Schamanen erzahlen, daB der Novize aufgefordert wird, aus 
einem mitgebrachten Speer ein Krankheitssteinchen herauszumassieren, das die Ahnen dort probeweise hineinversetzt haben. 
Nachdem dieser sich eine Weile vergebens bemiiht hat, zeigt ihm der Meister, wie es gemacht wird. AnschlieBend bekommt der 
Novize aus einem Flaschchen beizenden Ingwersaft in die Augen getraufelt und wird dadurch „sehend". Der Meister fragt ihn, 
was er sieht.« (SCHEFOLD 1992: 116) 

Ingwerextrakte haben deutliche Effekte auf das zentrale Nervensystem, ob sie allerdings Halluzinationen auslosen konnen (in 
welchen Dosierungen?), ist fraglich (BENNETT 1992: 4900. Weit verbreitet ist der Gebrauch von Ingwer als Aphrodisiakum. Die 
Secoya zahlen den Ingwer zu den nuni, Krautern iibernatiirlicher Herkunft (VICKERS und PLOWMAN 1984: 33*). 



Die in Papua-Neuguinea kaine genannten Wurzeln der wilden Ingwerart Zingiber zerumbet (L.) SM. (Bitter ginger) wurden 
angeblich zusammen mit Homalomena sp. als Halluzinogen verwendet (vgl. auch Kaempferia galanga). In der Siidsee wird eine 
Ingwerart fiir magische Zwecke verwendet. Auf der Gazellenhalbinsel (ehemals Neupommern) werden Ingwerblatter und - 
wurzeln bei alien Zauberhandlungen benutzt. Deshalb wurde der Ingwer von Ethnologen als »Alraunwurzel der Eingeborenen« 
(vgl. Mandragora ojficinarum) bezeichnet (MEIER 1913). 

Literatur 

MEIER, P Joseph 1913 »DieZauberei bei den Kiistenbewohnern der Gazellen-Halbinsel, Neupommern, Siidsee*, Anthropos 8: 1-11, 285-305, 688-713. 
RATSCH, Christian 1992 »Nahrung fiir den Feuergott - Die lngwergewachse«, Dao 4/92: 48-49. SCHEFOLD, Reimar 1992 »Schamanen auf Siberut«, in: Charles 
LINDSAY, Mentawai Schamane: Wachter des Regenwaldes, S. 105-1 17, Frankfurt/M.: Zweitausendeins. SCHULICK, Paul 1996 Ginger: Common Spice and 
Wonderfi4l Drug (3. Auflage), Brattleboro; VT: Herbal Free Press. 



Angeblich psychoaktive Pflanzen - »Legal highs« 

Durch die in den sechziger Jahren einsetzende, verscharfte Drogengesetzgebung haben die aficionados, nach neuen Moglichkeiten 
gesucht, sich ein legales »High« zu verschaffen. Dabei wurden viele legal erhaltliche Pflanzenprodukte geschluckt oder geraucht. 
Manche dieser »Legal highs« batten tatsacblicb eine psycboaktive Wirkung; einige wirkten nur bei einem Teil der Benutzer (z.B. 
Coleus blumei), andere scheinen bei niemandem so recht gewirkt zu haben. Anfang der siebziger Jahre erschienen dann 
Broschiiren und kleine Biicher, in denen die legalen Pflanzen vorgestellt wurden (GOTTLIEB 1973*, GRUBBER 1991 *). Mit 
Ihnen sowie durch Mundpropaganda verbreitete sich das Wissen (bzw. Halbwissen) um exotische und legale psychoaktive 
Pflanzen (BROWN und MALONE 1978*). Gleichzeitig entstanden allerlei populare Mythen oder Legenden um die Wirksamkeit 
mancher Gewachse. Im folgenden soUen die Pflanzen kurz vorgestellt werden, die nach wie vor als »Legal highs« gelten, deren 
psychoaktive Wirksamkeit aber zweifelhaft ist. AUerdings ist eine tatsachliche Psychoaktivitat nicht auszuschlieBen. Vielleicht 
kann zukiinftige Forschung hier noch Interessantes entdecken, z.B. die entsprechende Zu- oder Aufbereitungsform, Synergismen 
mit weiteren Zutaten usw. 

Die hier angefiilirten Gattungen im Uberblicli: 

Actinidia, Anethum, Arisaema Borago Catharanthus, Cineraria Daucus, Digitalis, Dioon Equisetum, Evodia Foeniculum Hyd ra 
ngea Laurus, Liriosrtza Matricaria (= Chamomilla), Musa Panax, Phrygilanthus, Podophyllum, Polygala Scutellaria, 
Sebastiana, Swainsonia Ungemia Wisteria 



Actinidia polygama (SIEB. et Zucc.) PLANCIH. ex l\/IAXII\/l. (Actinidiaceae) - 
Stralilengriffel 

Von diesem Baum, der nahe mit dem Kiwistrauch (Actinidia chinensis PLANCH.) verwandt ist (SCHNEEBELT-GRAF 1992: 
93'), geht das Geriicht, daB seine getrockneten Blatter fiir Tiere ein heftiges Rauschmittel oder ein starker Tranquilizer seien; daher 
auch der englische Name Chinese cat powder. Sie werden angeblich in asiatischen Tiergarten zur Betaubung groBer Wildkatzen 
eingesetzt. Die Zweige und jungen Blatter dieses Gewachses soUen halluzinogen wirken (GRUBBER 1991: 60'). Der Strauch ist 
in der Mandschurei, Korea, Japan, Sachalin und Westchina verbreitet. Es konnten die Inhaltsstoffe Metatabilaceton und Actinidin 
nachgewiesen werden (EMBODEN 1979: 168'). 

Anethum graveolens L. (Apiaceae: Umbellifererae) - Dill 

Der als Gewiirz benutzte Dill hat neben seiner langen Reputation als Aphrodisiakum auch den Ruf, ein Rauschmittel zu sein, denn 
»das Gartenkraut wird zu den sogenannten „Legal highs" gezahlt; wenn getrocknet und geraucht, verursacht Dill leichte 
Euphorie« (SAHIHI 1995: 153'). Das Kraut wird in der amerikanischen »Szene« auch vermischt mit Glutamat geraucht. Dill 
enthalt ein atherisches Ol (ca. 4%), bestehend aus Carvon, Limonen, Phellandren, Terpinen und Myristicin. Wahrscheinlich wird 
Dill immer wieder zu den psychoaktiven Pflanzen gezahlt, well er etwas Myristicin (vgl. Myristica fragrans) sowie Dillapiol, eine 
nichtaminierte Vorstufe fiir die Synthese von DMMDA-2 (vgl. Petroselinum crispum), enthalt (GOTTLIEB 173: 12'). AUerdings 
schrieb bereits Hildegard von Bingen, »auf welche Art auch immer er [der Dill] gegessen wird, macht er den Menschen traurig.« 
(Physica I, 67) 

Arisaema dracontium (L.) SCHOTT (Araceae) - Griiner Drachen, 
Drachenwurz(el) 

Diese mit dem Aronstab verwandte Drachenwurz, auch memory root genannt, soil halluzinogen wirksam sein (SCHULTES und 
FARNSWORTH 1982: 187', SCHULTES und HOFMANN 1980: 3661. Inder Familie Araceae gibt es einige stark giftige 
Gewachse (z.B. Arum, Diejfenbachia, Dracunculus) sowie zweifelhafte Halluzinogene wie den Kalmus (Acorus calamus) (Vgl. 
PLOWMAN 1969). Die Gattung Arisaema ist bekannt fiir ihre allergene Wirkung bei Beriihrung oder Verzehr. Friichte und 
andere Pflanzenteile enthalten mikroskopisch kleine Nadeln aus kristallisiertem Calciumoxalat, die bei Kontakt zu starken 
Histaminausschiittungen fiihren (TURNER und SZCZAWINSKI 1992: 116'). Aus den Bliiten der Pflanze wird das 
homoopathische Mittel » Arum Dracontium hom.« gewonnen. Die Ojibwayindianer sollen die Wurzel als Enthexungsmittel 
benutzt haben (MOERMAN 1982: 101'). Die verwandte Art Arum maculatum L. war ein Weinzusatz (vgl. Vitis vinifera). 

Literatur 

PLOWMAN, Timothy 

1969 »Folk Uses of New World Aroids«, Econotnic 

Botany 23(1): 97-122. 



Borago officinalis L. (Boraginaceae) - Borretsch, Wohlgemutkraut 

Diese alte Kultur- und Gewurzpflanze ist in Europa und Nordamerika weit verbreitet. Von ihr wird behauptet, sie konne 
psychoaktive oder halluzinogene Wirkungen ausuben (FARNSWORTH 1972: 68'x, SCHULTES und HOFMANN 1980: 3670. 
Im Borretsch kommen die leicht giftigen Pyrrolizidinalkaloide Lycopsamin, Intermedin und deren Acetylderivate, Amabilin und 
Thesinin, vor (ROTH et al. 1994: 169*). In der Phytotherapie hat Borretsch mehrere Indikationen, die zumindest teilweise auf das 
BewuBtsein ausgerichtet sind (HAAS 1961): »Einen starkenden Tee aus Blattern und Bliiten trinktman idealerweise bei StreB, 
Depressionen oder nach einer Kortisonbehandlung. Borretsch lindert Fieber, trockenen Husten und Hautausschlag. Samenol hilft 
u.a. bei Menstruationsproblemen, nervosen Darmbeschwerden, Bluthochdruck und „Kater«„ (BREMNESS 1995: 2330. Meist 
werden Borretsch-Krauterpillen zur Entwasserung und »Blutreinigung« angeboten. Die zur Bliitezeit gesammelten Bliiten werden 
volksmedizinisch als Beruhigungsmittel eingenommen (RATKA 1992). 

Literatur 

HAAS, H. 

1961 »Pflanzliche Heilmittel gegen Nerven- und 

Geisteskrankheiten«, Arzneimittel-Forschung 4: 

49-59. 
RATKA, Otto 

1992 »Borago«, in: Hagers Handbuch der pharmazeu- 
tischen Praxis 4: 528-532, Berlin: Springer. 

Cathiaranthius roseus{L.) G. DON (Apocynaceae) [syn. Ammocaiiis rosea 
SMALL, Loctinera rosea (L.) REICHB., Vinca rosea L.] - Madagaskar- 
Immergrun (Periwinkle) 

Das Madagaskar-Immergriin stammt wahrscheinlich aus Westindien (Karibik), wurde jedoch erstmals fiir Madagaskar 
beschrieben (MORTON 1977: 2370. Es hat rosa Bliiten, kommt aber auch in einer rein weiBbliihenden Form vor [Catharanthus 
roseus f. albus (SWEET) WOODSON]. Das Immergriin gehort zu den wirklich gut erforschten Heilpflanzen. Es liegt eine reiche 
monographische Literatur vor. In der karibischen Volksmedizin wird ein Immergriintee gegen Diabetes getrunken. In Florida 
werden die Blatter getrocknet und als Marijuanaersatz (siehe Cannabis indica) geraucht (MORTON 1977: 2410. Es wird immer 
wieder angegeben, daB die getrockneten Blatter auch in Europa geraucht werden und zu »Euphorie und Halluzinationen« fiihren 
(SCHULDES 1995: 30*). Auf Guadeloupe heiBt die Pflanze herbe aux sorciers, »Kraut der Zauberer«, und wird moglicherweise 
bei magischen Voodoo-Riten benutzt (siehe Zombiegift). 

Die Pflanze enthalt iiber 70 Alkaloide, meist Indolalkaloide, z.T vom Ibogaintyp (z.B. Catharanthin; SCOTT et al. 1980). In der 
Wurzelrinde kommt das beruhigend wirkende und blutdrucksenkende Alstonin (vgl. Alstonia scholaris) vor (MORTON 1977: 
2380. Neuere Studien zeigen, daB die Biosynthese von Indolalkaloiden mit verschiedenen Labormethoden beeinfluBt, vielleicht 
sogar zielgerichtet gesteuert werden kann (SCHRISEMA und VERPOORTE 1992). Dadurch ergibt sich in Zukunft vielleicht die 
Moglichkeit, Rassen zu ziichten, die tatsachlich psychoaktive Indole vom Ibogain- oder Voacangintyp produzieren (vgl. 
Tabemanthe iboga, Voacanga spp.). 

Der Gebrauch von Catharanthus ist nicht ganz ungefahrlich. Es sind bei chronischem Gebrauch schon starke Schaden am 
Zentralnerven- und Nervensystem beobachtet worden (MORTON 1977: 241 *, ROTH et al. 1994: 2040. 
Mitunter wird ebenfalls das Kleine Immergriin (Vinca minor L.), das auch als »Zauberers Veilchen« bezeichnet wurde 
(EMBODEN 1974: 66*), als psychoaktiv dargestellt (SCHULTES und HOFMANN 1980: 3660. Es enthiilt eine Reihe von 
Indolalkaloiden (Vincamin u.a.) mit blutdrucksenkender Wirkung (ROTH et al. 1994: 730, WILMS 1972). »Man glaubte, es 
gewahre Schutz gegen Hexen und Gewitter und nahm es auch zur Totenbeschworung. Immergriin war Bestandteil vieler 
Liebestranke.« (WEUSTENFELD 1995: 45*) 

Literatur (Auswahl) 

SCHRISEMA, /. und R. VERPOORTE 1992 »Regulation of Indole Alkaloid Biosynthesis in Catharanthus roseus Cell Suspension Cultures, Investigated with'H- 
NMR«, Platita Medico 58, Suppl.l: A 608. SCOTT, A. Ian, Hajirae MlZUKAMl, Toshifumi HIRATA und Siu-Leung LEE 1980 »Formation of Catharanthme, 
Akuaramicine und Vindoline in Catharanthus roseus Suspension Cells«, Phytochemistry 19: 488-489. WILMS, K. 1972 »Cheraie und Wirkungsraechanismus von 
Vinca-Alkaloiden«, Planta Medico 22: 324-333. 

Cineraria aspera TIHUNS. (Compositae) - l\/lohodu-wa-pela 

Geriichten zufolge soil dieser siidafrikanische Korbbliitler eine psychoaktive oder halluzinogene Wirkung haben (SCHULTES 
und FARNSWORTH 1982: 187'x, SCHULTES und HOFMANN 1980: 3670. Leider sind keine Details iiber Gebrauch und 
Wirkung bekannt (EMBODEN 7979; 1730. 

Daucus carota L. ssp. sativus (l-IOFFI\/l.) SCIHUBL. et G. I\/IARTENS 
(Umbelliferae) - I\/I6hre, Karotte, Wurzel 

Es fallt schwer zu glauben, daB die als Gemiise beliebte Mohre psychoaktive Wirkung haben soil. Aber immer wieder wird davon 
berichtet (SCHULTES und HOFMANN 1980: 367'0. Das oberidische Kraut wird getrocknet und geraucht und soil angeblich 
marijuanaahnliche Effekte erzielen (vgl. Cannabis indica). Erstaunlicherweise liegen iiber die Inhaltsstoffe des Krautes keine 



Angaben vor (ROTH et al. 1994: 2950. Friiher wurde die Wurzel der Karotte zur Falschung der Alraune verwendet (siehe 
Mandragora officinarum). »Besser« soil das Kraut samt der Bliitenkronen der eurasischen Wilden Mohre (Daucus carota L. ssp. 
carota) wirken. Von den Samen heiBt es bei Mattiolus, daB sie in Verbindung mit Theriak die »unkeuschen Geluste« reizen. 

Digitalis purpurea L. (Scrophulariaceae) - Roter Fingerhut 

Der in den mitteleuropaischen Gebirgen (Alpen) weit verbreitete und in Garten als Zierpflanze gezogene Fingerhut gehort zu den 
starksten bekannten Giftpflanzen. Dennoch wird Geriichten zufolge das Kraut psychoaktiv oder sogar halluzinogen genutzt 
(SCHULTES und HOFMANN 1980: 3670. Der Fingerhut enthalt mehrere Herzglykoside, die in geringen Dosierungen 
medizinisch wertvoll sind (WITHERING 1963), in hoheren Dosen aber zum Herzstillstand fiihren konnen (LUCKNER und 
DIETTRICH 1992). Bereits 0,3 g der getrockneten Blatter sind fiir Erwachsene gefahrlich giftig (ROTH et al. 7994; 3070. 

Literatur 

LUCKNER, Martin und Beate DIETTRICH 1992 »DigitaIis«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Bd. 4: 1 168- 1 1 87, Berlin usw.: Springer. 
WITHERING, William 1963 Bericht Uber den Fingerhut und seine medizinische Anwendung mit praktischen Bemerkungen iiber Wassersucht und andere 
Krankheiten, Mannheim: Boehringer. 

Dioon edule LINDL. (Cycadaceae) - l\/lexil<anischer Palmfarn 

Dieses aus Mexiko stammende, chamal genannte, eBbare Cycadengewachs soil angeblich psychoaktive oder sogar halluzinogene 
Wirkungen haben (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 187*, SCHULTES und HOFMANN 1980: 367*). Die Annahme geht 
wahrscheinlich darauf zuriick, daB die Pflanze in Mexiko hierba loca, »verrucktes/verrucktmachendes Kraut«, heiBt und bei 
Tieren zu merkwiirdigem Verhalten fiihren soil (REKO 1938: 1850. Es sind keine weiteren Einzelheiten bekannt, die auf eine 
tatsachUche Psychoaktivitat hindeuten (AGUILAR CONTRERAS und ZOLLA 1982: 91 * ). Die groBen Samen Uefern ein gutes 
Starkemehl (BARTELS 1993: 59*). In der mexikanischen Volksmedizin werden die Samen zur Behandlung von Neuralgien 
verwendet (MARTINEZ 1994: 409*). In der Pflanze sind die Biflavone Amentoflavon (Hauptbestandteil), Bilobetin, 
Sesquioflavon, Ginkgetin, Sciadopitysin, 7,4;7';4"-Tetra-0-methylamentoflavon und Diooflavon entdeckt worden (DosSAJI et al. 
1973: 372). 

Literatur 

DOSSAII, ST., E.A. BELL und l.W. WALLACE 
1973 »Biflavones of D/oo««, Phytochetnistry 12: 
371-373. 

Equisetum arvense L. (Equisetaceae) - Acl<erschachtelhalm 

Der Schachtelhalm ist eine sehr gut bekannte Arzneipflanze, die volksmedizinisch weltweit bei Durchfall verwendet wird. Wieso 
der Schachtelhalm manchmal als psychoaktiv bezeichnet wird, ist unklar (SCHULTES und HOFMANN 1980: 3670. Er enthalt 
hauptsachlich Kieselsaure (bis zu 10%), Flavonoide, Saponine, Kalziumsalze u.a. (PAHLOW 1993: 273*). Die nah verwandten 
Arten Equisetum fluvatile L. und Equisetum hymenale L. gelten als schwach giftig. Der Sumpfschachtelhalm (Equisetum paltistre 
L.) enthalt die Alkaloide Palustrin und Palustridin, die bei 'fieren die » Taumelkrankheit« auslosen. In alien Equisetum-Arten 
wurden Spuren von Nikotin nachgewiesen (ROTH et al. 1994: 321U). In Siidmexiko gilt Equisetum myriochaetum SCHLECHT. 
et CHAM, als Aphrodisiakum (RATSCH 1994b: 86*; vgl. PEREz G. et al. 1985). Alison B. Kennedy hat vorgeschlagen, die 
Somapflanze mit einer himalayischen Eqtiisetum-Art zu identifizieren. 

Literatur 

PEREz GU'rIERREZ,R.M.,G.YESCA LACUNA und 

AleksanderWALKOWSKI 
1985 » Diuretic Activity of Mexican Equisetum*, Journal of Etlitiopllcirtticicology 14: 269-272. 

Evodia bonwicl<ii F. v. I\/IUELL. (Rutaceae) [= Euodia] 

Dieses Gewachs hat den Ruf, »psychotomimetisch« zu wirken (FARNSWORTH 1972: 71*, SCHULTES und FARNSWORTH 
1982: 187, SCHULTES und HOFMANN 1980: 368*). Der Strauch wird in Papua-Neuguinea ethnomedizinisch zur Behandlung 
psychischer Leiden verwendet (SCOTT 1963). In verschiedenen Arten der Gattung (E. alata F. MUELL., E. beleha BAILL., E. 
hupehensis £)ODE, E. viteflora F. MUELL.) sind Cumarine nachgewiesen worden. 

Literatur 

SCOTT, K. 

1963 »Medicinal Plants of the Mt. Hagen People in 

New Guinea*, Economic Botany 17: 16-22. 



Foeniculum vulgare MILL. (Umbelliferae) [syn. Foeniculum officinale] - 
Fenchel 

Immer wieder wird berichtet, daB Fenchel oder Fenchelol psychoaktiv wirken konnen (ALBERTPUELO 1980: 339). Schon 
Hildegard von Bingen hat auf die mogliche psychoaktive Wirkung des Fenchels verwiesen: »Wie auch immer er gegessen wird, 
macht er den Menschen frohlich. (...) Sogar ein Mensch, den die Melancholie plagt, der zerstoBe Fenchel zu Saft, und er salbe 
oft Stirn, Schlafen, Brust und Magen, und die Melancholie in ihm wird weichen.« (Physica I, 66) 

Das Kraut des als Gewiirz gut bekannten Fenchels soil, geraucht, psychoaktiv wirken (SCHULTES und HOFMANN 1980: 367*). 
Fenchel enthalt ein suBlich duftendes atherisches Ol (ca. 6%), das hauptsachlich aus trans-Anethol und Fenchen besteht (BRAND 
1993, PAHLOW 1993: 132*). Volksmedizinisch wird Fencheltee zur Beruhigung getrunken (daher riihrt wohl die Vorstellung 
von der Psychoaktivitat). Den hochsten Gehalt an » psychotropem 01« sollen die Samen haben (GRUBBER 1991: 32*). Das im 
atherischen Ol enthaltene Estragol gilt als eine Vorstufe zum 4-Methoxyamphetamin (GOTTLIEB 1973: 50*). Das Anethol hat 
hauptsachlich eine ostrogene Wirkung (ALBERT-PUELO 1980). Fenchel und Anis werden in Griechenland zur Herstellung von 
Ouzo (siehe Alkohol) verwendet. 

Literatur 

ALBERT-PUELO, Michael 

1980 »Fennel and Anise as Estrogenic Agents«, 

Journal of Ethnopharmacology 2: 337-344. 
BRAND, Norbert 

1993 »Foeniculum«, in: Hagers Handbuch der phar- 
mazeutischen Praxis 5: 156-181, Berlin: Springer. 

Hydrangea paniculata SIEB. van Grandiflora (Saxifragaceae) - Rispige 
Hortensie 

Die aus China und Japan stammende Garten- und Zierpflanze (GRUBBER 1991: 39*) wird gelegentlich als »euphorisierend« 
beschrieben, allerdings wird vom Gebrauch » dringendst abgeraten« (SCHULDES 1995: 41*). Die getrockneten Blatter oder 
Bliiten sollen, geraucht, ahnliche Effekte wie Marijuana (siehe Cannabis indica) haben. In den Blattern kommt das Iso-Cumarin 
Hydrangenol vor, das fiir Kontaktallergien verantwortlich gemacht wird (ROT H et. al. 1994: 411 *). Ebenfalls sollen eine 
Substanz namens Hydrangin sowie Saponine und Blausaureverbindungen vorkommen (GOTTLIEB 1973: 20*). 

Literatur 

TAKEDA, KOsaku, Tomoko YAMASHITA, Akihisa TAKA 

HASHl und CoUn F. TIMBERLAKE 

1990 » Stable Blue Complexes of Anthocyaiiin-Alumi 

nium-3-p-Coumaroyl- or 3-Caffeoyl-quinic Acid 
Involved in the Blueing of Hydrangea Flov/er«, Phytochemistry 29(4): 1089-1091. 

Laurus nobilis L. (Lauraceae) - Lorbeerbaum 

Der immergriine Lorbeerbaum war den Griechen heilig. Er war vor allem Apollon, dem Gott der geistigen Ekstase, geweiht. In 
der antiken Mythologie war die Pflanze urspriinglich eine bezaubernde Frau oder Nymphe namens Daphne. Daher hieB das 
Gewachs im Altertum noch Daphne340. Die aromatischen Lorbeerblatter dienten friiher u.a. als Zusatz zu Bier und Wein. 
Lorbeerblatter waren ein wichtiges, in Delphi benutztes Raucherwerk. Die Pythia, die Orakelpriesterin von Delphi, kaute frische 
Lorbeerblatter und inhalierte Lorbeerrauch, bevor sie in Trance fiel, ihren Korper dem Gott Apollon offnete und ihn durch ihren 
eigenen Mund Prophezeiungen aussprechen lieB (vgl. Hyoscyamus albus). Die antiken Sanger, Dichter und Seher, die 
Lorbeerblatter auskauten oder den Rauch inhalierten, wurden Daphnephagen genannt (MELAS 1990: 54ff.). Die Asklepios- 
Priesterarzte (vgl. Papaver somniferum) atmeten Lorbeerrauch ein, um die Ursachen von Krankheiten zu diagnostizieren (sog. 
Daphnomantie). Dazu gehorte aber nicht nur das Inhalieren des Rauches, sondern auch die Deutung des Knisterns der 
verbrennenden Blatter sowie der Gestalt des Rauches (RATSCH 1995a: 222-227*). 

In der antiken Literatur (DIOSKURIDES, PLINIUS) wird dem Lorbeer eine starke Psychoaktivitat zugeschrieben. Nach Proclus 
ist Lorbeerrauch dazu geeignet, eine Geistererscheinung festzuhalten und sie sich dadurch dienlich zu machen. AUe Versuche, den 
Lorbeer psychoaktiv zu verwenden, sind bisher fehlgeschlagen. Vermutlich wurden im Altertum noch andere Pflanzen als daphne 
bezeichnet, und eine so genannte Art, deren botanische Identitat unbekannt blieb, war vielleicht psychoaktiv: 
»Die Blatter anderer Baume oder Straucher, die wir als Lorbeer bezeichnen, sind meist bitter, oftmals sogar giftig. Bastard- oder 
Steinlorbeer bezeichnet den Schneeball [Viburnum spp.], Rosenlorbeer den Oleander [Nerium oleander; vgl. Honig], 
Sommerlorbeer den Sassafrasbaum [Sassafras albidum], Giftlorbeer den Falschen Sternanis [Illicium anisatum L.; syn. Illicium 
religiosum SIEB. etZucc], wilder Lorbeer die Stechpalme [Ilex aquifolium L.; vgl. Ilex paraguariensis], Kampferlorbeer den 
Kampferbaum [Cinnamomum camphora], Berglorbeer die Lorbeerrose [Kalmia spp.; vgl. Kinnickinnick] und Kirschlorbeer den 
Kirschlorbeer [Laurus cerasi]. Am giftigsten sind die Blatter des Berglorbeers, aus denen die Delawareindianer ihre Version des 
Schierlingstranks [vgl. Conium maculatum, Hexensalben] zu Selbstmordzwecken brauten.« (RoOT 1996: 240*) 
Umbellularia califomica wird Kalifornischer Lorbeer genannt; seine Blatter dienen als Ersatz fiir den echten Lorbeer. 
Die Lorbeerblatter (von Laurus nobilis) enthalten 2% atherisches Ol, bestehend aus Cineol, Pinen, Phellandren, Sesquiterpenen, 
Eugenol, Terpineol, Linalool, Geraniol und Bitterstoffe. 



Literatur 

MELAs, Evi 

1990 Delphi: Die Orakelstcitte des Apollon, Koln: 

DuMont. 

Liriosma ovata MIERS (Olacaceae) [syn. Dulacia inopiflora (MIERS) O. 
KUNTZE, D. ovata (MIERS) K., Liriosma inopifiora MIERS, L. micrantiia 
SPRUCE ex ENGL.] - Potenzholz, Muira puama 

Dieser kleine, nur bis 15 Meter hohe Baum stammt aus dem tropischen Siidamerika (Amazonasbecken). Das Stamm- und 
Wurzelholz kommt unter dem Namen Lignum Muira puama in den internationalen Handel und wird vor allem als Aphrodisiakum 
(Potenzholz!) und Nerventonikum (600 bis 1200 mg) angepriesen (GOTTLIEB 1974: 54*, STARK 1984: 87*). Die 
Holzschnipsel werden auch verschiedenen psychoaktiven Rauchmischungen zugesetzt. Mitunter wird behauptet, daB das Holz 
nicht nur erotisiert, sondern auch psychoaktiv wirke. Die Inhaltsstoffe sind vollig unbekannt (SCHWEINS und SONNENBORN 
1993: 706). Unter derselben Bezeichnung (Lignum Muira puama, auch Radix Muira puama) wird auch die getrocknete Wurzel 
des verwandten Baumes Ptychopetalum olacoides BENTH. in den Handel gebracht. Darin sind ein Estergemisch, bestehend aus 
dem Behensaureester des Lupeols (0,4 bis 0,5%), Phytosterole und ein atherisches Ol aus Camphen, Kampfer, 6-Caryophyllen, a- 
Humulen, a- und BPinen enthalten. Diese Droge soil aphrodisierend wirken; allerdings liegen keine 
experimentellpharmakologischen Untersuchungen vor (BRAND 1994: 308f.). 

Literatur 

BRAND, Norbert 

1994 »Ptychopetalum«, in: Haters Handbuch der 

pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 6: 307-310, 

Berlin: Springer. 
SCHWEINS, Sabine und Ulrich SONNENBORN 

1993 »Liriosma«, in: Hagers Handbuch der pharma- 
zeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 5: 706-707, Berlin: 
Springer. 

Matricaria recutita L. (Asteraceae) [syn. Matricaria chamomilla L., Chamomilla 
recutita (L.) RAUSCHERT] - Echte Kamille 

Die Kamille gehorte zu den bevorzugten Heilpflanzen des spatantiken, griechischen Heilgottes Asklepios (vgl. Lauras nobilis, 
Papaver somniferum). Sie wurde anscheinend sehr haufig in den therapeutischen und visionaren Traumen der hilfesuchenden 
Tempelschlafer empfohlen (RATSCH 1995a: 1940. Wieso die Kamille gelegentlich als psychoaktiv eingestuft wird, ist unklar 
(SCHULTES und HOFMANN 1980: 367*). Die ganze Pflanze enthalt ein kompliziert zusammengesetztes atherisches Ol mit den 
Hauptkomponenten a-Bisabolol und Chamazulen. Daneben sind Flavonoide und Cumarine vorhanden, die erst im Zusammenspiel 
(Synergismus) mit dem atherischen Ol die bekannte, entziindungshemmende Wirkung der Kamille ausmachen (SCHILCHER 
1987). AuBer gelegentlich auftretenden, allergischen Reaktionen wurden keine interessanten Wirkungen in der toxikologischen 
Literatur berichtet (ROTH et al. 1994: 489*). 

Literatur 

SCHILCHER, Heinz 

1987 Die Kamille, Stuttgart: WVG. 

IViusa X sapientum L. (Musaceae) - Banane 

Mitte der sechziger Jahre kam das Geriicht auf, daB getrocknete Bananenschale bzw. die Innenschale geraucht werden konne und 
genau wie Marijuana (vgl. Cannabis indica) wirke (SCHULTES und HOFMANN 1980: 367*). Dieses Geriicht wurde 
maBgebUch durch den Song Mellow Yellow des Folkrock-Sangers Donovan verbreitet (DEROGATIS 1996: 59, KRIKORIAN 
1968: 385). Viele Jung-Hippies glaubten damals tatsachlich, daB man mit getrockneter oder gebackener Bananenschale »auf den 
Trip gehen« konne. Im Time Magazine erschien ein Leitartikel, Tripping an banana peels (April 1967), der das Ganze noch mehr 
popularisierte. In den USA wurden sogar Regierungsstudien in Auftrag gegeben, die feststellen soUten, ob man Bananen (wegen 
der groBen »MiBbrauchsgefahr«) in das Betaubungsmittelgesetz aufnehmen miiBe. Bis heute hat sich dieses Geriicht gehalten und 
flackert hier und da wieder auf. Es wurde sogar verbreitet, daB in der Bananenschale ein hochwirksames Alkaloid namens » 
Bananadin« enthalten sei (KRIKORIAN 1968). Der einzige mogliche Wirkstoff in der Banane ist Serotonin, das der gangigen 
pharmakologischen Theorie nach oral nicht wirksam sein kann (vgl. Panaeolus subbalteatus). 

Literatur 

DEROGATIS, Jim 

1996 Kaleidoscope Eyes, Secancus Nj: Citadel. KRIKORIAN, A. D. 



1968 »The Psychedelic Properties of Banana Peel: 
an Appraisal*, Economic Botany 22: 385-389. 

Panax ginseng C. A. MEY (Araliaceae) [syn. Panax schinseng TH. NESS] - 
Ginseng (Allheilkraut) 

Ginseng ist die bekannteste Heilpflanze Asiens. Sie ist geradezu das Symbol der traditionellen asiatischen oder chinesischen 
Medizin und Phytotherapie. Man hat die Pflanze auch als »Alraune des Ostens« oder »chinesische Alraune« (vgl. Mandragora 
ojficinarum, auch Phytolacca acinosa) bezeichnet (KIRCHDORFER 1981: 30f£). Vielleicht riihrt daher ihr Ruf, psychoaktiv 
wirksam zu sein (SCHULTES und HOFMANN 1980: 3670. Ginseng Ist zudem eines der beriihmtesten Aphrodisiaka und gilt als 
Allheilmittel (KIMMENS 1975). Die in der Wurzel enthaltenen Ginsenoside bewirken eine allgemeine Tonisierung und 
Stimulation (»Harmonisierung«) von Korper und Geist (FULDER 1984 und 1985). Die Chinesen sagen, daB Ginseng das »innere 
Feuer anfacht«. In der Homoopathie wird Ginseng u.a. bei Gedachtnisschwache und Depressionen verordnet. Er ist in vielen 
traditionellen und modernen Nerventonika enthalten (Hu 1976). Es handelt sich dabei um eine harmonisierende Droge bzw. ein 
somatensisches Arzneimittel, d.h., es stimuliert auf vollig untoxische Weise und produziert keinen StreB. Ginseng erhoht die 
Sauerstoffzufuhr in den Gehirnzellen und kann sogar durch Amphetamine und andere Aufputschmittel verursachte 
Sauerstoffarmut des Gehirns beheben (FULLER 1995: 210). Er vermindert den Gehalt an Alkohol im Blut um etwa die Halfte, 
d.h., GinsenggenuB bewahrt vor Trunkenheit (LEE 1996: 47ff.). 

In der toxikologischen Literatur werden als »Nebenwirkungen« bei haufigem Gebrauch Euphorie und Schlaflosigkeit genannt 
(ROTH et al. 1994: 5320. Die getrockneten Blatter werden fiir Rauchmischungen verwendet. Ob sie psychoaktiv wirken, ist 
zweifelhaft. Gleiches gilt fiir den amerikanischen Ginseng Panax quinquefolium L. (EMBODEN 1986: 165, PRITTS 1995). 

Literatur (Auswahl) 

FULDER, Stephen 

1984 Uber Ginseng, Bonn: Hornemann Verlag. 

1985 Tao der Medizin, Basel: Sphinx Verlag. 

1995 Das Buck vom Ginseng, Mlinchen: Goldmann. 
Hu, Shiu Ying 

1976 »The Genus Panax (Ginseng) in Chinese 
Medicine*, Economic Botany 30: 11-28. 
KAPPSTEIN, Stefan 

1980 Das Buck vom Ginseng, Bern: Morzsinay Verlag. KIMMENS, Andrew C. (Hg.) 
1975 Tales of Ginseng, New York: William Morrow 

and Co. KIRCHDORFER, Anton Maria 

1981 Ginseng: Legende und Wirklichlceit, Mlinchen, 
Ziirich: Droemer Knaur. LEE, Florence C. 

7996 Eacts About Ginseng: The Elixir of Life, Seoul: 
HoUym. PRITTS, Kim Derek 

7995 Ginseng: How to Eind, Grow, and Use America's 
Eorest Gold, Mechanicsburg, MA: Stackpole Books. 

Phrygilanthus eugenioides (L.) H.B.K. (Loranthaceae) 

Dieses mit der Mistel (Viscum album L.) verwandte Gewachs wird als magische Pflanze im Voodoo-Kult verwendet. Sie soil 
angebUch psychoaktiv oder halluzinogen wirken konnen (SCHULTES Und FARNSWORTH 1982: 187, SCHULTES und 
HOFMANN 1980: 367 ). Eigenartigerweise suggerieren die antiken Texte zur Mistel ebenfalls eine mogliche Psychoaktivitat 
(vgl. Benthamia alyxifolia). 

Podophyllum peltatum L. (Podophyllaceae) - Maiapfel 

Der Maiapfel stammt aus Nordamerika und wurde unter vielen Namen bekannt, die zu einiger Verwirrung gefiihrt haben: 
Mandrake, Wild Mandrake, American Mandrake, Indian Apple, Devil's Apple usw. (MORTON 1977: 87"). Mandrake ist 
eigentlich der englische Name fiir die Alraune (Mandragora ojficinarum) und wurde von den Siedlern auf den Maiapfel 
iibertragen, well dessen Wurzel von den nordamerikanischen Indianern als Amulett und Medizin verwendet wurde (EmBODEN 
1974: 1490. Aufgrund dieser Verwechslung glauben noch heute viele Menschen, vor allem natiirlich die englischsprachigen 
Amerikaner, daB der Maiapfel psychoaktiv sei. Die Wurzel enthalt aber keine bekannten psychoaktiven Wirkstoffe, sondern nur 
giftige Glykoside und PodophylUn, ein Harz mit kathartischer Wirkung (MEIJER 1974, MORTON 1977: 881. 
Der in China und Japan heimische asiatische Maiapfel [Podophyllum pleianthum HANCE, syn. Dysosma pleiantha (HANCE) 
WOODS.] wird mit Hanf (Cannabis sativa) und Kalmus (siehe Acorus calamus) zu einer psychoaktiven Substanz vermischt, die 
»einen Geister sehen laBt« (LI 1978: 23*). Im Kumaongebiet (Indien) wird aus den Samen der bankakri genannten Art 
Podophyllum hexandrum [syn. P. emodi WALL, ex HOOK. f. et TH.] ein alkoholisches Getrank (Bier) fermentiert (SHAH und 
JOSHI 1971:4170. 

In der Homoopathie wird »Podophyllum« in verschiedenen Potenzen bis heute eingesetzt. Beim Erstellen des Arzneimittelbildes 
wurden z.T. starke BewuBtseinsveranderungen registriert: 

»Podophyllum zeigt ein galliges Temperament. (...) Ferner besteht die Einbildung einer schweren Herz- oder Lebererkrankung, 
glaubt, er wiirde ernsthaft krank werden und sterben. Alles stimmt ihn melancholisch und traurig, dabei sieht er nirgends einen 
Lichtblick. Manchmal steigt die Einbildung auf, er habe durch eigenes Verschulden seine Gnadenfrist verspielt oder sein 



Seelenheil durch Todsiinden gefahrdet. Wieder andere haben das Empfinden, als waren die Wolken am Himmel zu dunkel, oder 
alles laufe verkehrt.« (VONARBURG 1996: 215) 

Dieses Beispiel macht deutlich, wie psychische Muster, die bei Arzneimittelgabe entstehen, durch die Kultur des Menschen 
gepragt, ausgestaltet und erfahren werden. 

Literatur 

MEUER, Willem 

1974 » Podophyllum peltatum - May Apple: 

A Potential New Cash-Crop Plant of Eastern North 

America*, Economic Botany 28: 68-72. VONARBURG, Bruno 

1996 »Entenfu6 - Podophyllum peltaturn L. 

(Homoopathisches Pflanzenbrevier: Folge 1 1)« , 

Naturheilpraxis 49(2): 212-216. 

Polygala tenuifolia\N\LLD. (Polygalaceae) - Diinnblattrige Kreuzblume 

Dieses in Cliina und der Inneren Mongolei einheimische Kraut liefert die Yuan-zhi (= Yuan-chih) genannte Droge (Radix 
Polygalae), die in der traditionellen chinesischen Medizin als »den Geist beruliigend« und »Gemiitsleiden heilend« gilt. Mit ihr 
werden Nervositat, Schlaflosigkeit, VergeBlichkeit, Stimmungsschwankungen und Depressionen behandelt (PAULUS und DING 
1987: 2580. Die auch chodat oder hsiao-ts'ao genannte Pflanze wurde in der taoistischen Medizin zur Steigerung der 
Gehirntatigkeit und Gedachtnisleistung verschrieben. Deshalb wird sie wohl gelegentlich als psychoaktive Pflanze betrachtet 
(SCHULRES 1995: 63*). Sie wird zur Herstellung von Herbal Ecstasy verwendet. Der »aktive Wirkstoff« soil »Senegin« sein, 
das in der Trockenmasse 7% ausmacht (GOTTLIEB 1973: 11*). Die Chemie ist gut bekannt. Die Wurzel enthalt hauptsachlich 
Polygalitol, Tetramethoxyxanthone und Triterpene (PAULUS und DING 1997: 2590. Von moglichen psychoaktiven Wirkstoffen 
keine Spur! Die chinesische Wurzeldroge wird gelegentlich mit der sehr ahnlichen Polygala sibirica L. verfalscht. 

Scutellaria lateriflora L. (Labiatae) - Helmkraut, Mad-dog skullcap 

Das Helmkraut ist ein Bestandteil angeblich psychoaktiv wirkender Rauchmischungen, die als Marijuanaersatz (siehe Cannabis 
indica) angeboten werden. Das Kraut wurde friiher als Beruhigungsmittel und Nerventonikum verwendet und sogar zur 
Behandlung von Epilepsie, Neuralgien und Schlaflosigkeit verordnet. Die Pflanze enthalt das Flavonoid Scutellarin, das sedative 
und entkrampfende Wirkung hat (FoSTER und DUKE 1990: 1860. Eine unter dem Namen Scutellaria arvense beschriebene Art 
soil psychoaktiv oder halluzinogen sein (SCHULTES und HOFMANN 1980: 3670. 

Sebastian la pavonia MUELL. ARG. (Euphorbiaceae) 

Dieses Wolfsmilchgewachs genieBt den zweifelhaften Ruhm eines Halluzinogens (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 

187'x, SCHULTES und HOFMANN 1980: 367*). Vermutlich geht diese Annahme auf den Bericht des Victor A. Reko in seinem 

Buch Magische Gifte zuruck (1938: 176-181 

Darin wird behauptet, daB die nordmexikanischen Yaquiindianer die pulverisierten Samen als Tonikum bei starken Strapazen 

benutzen. 

Swainsonia galegifolia R. BR. (Leguminosae) 

Wie so vielen Arten aus der Familie der Hiilsenfruchtgewachse wird auch dieser Pflanze eine mogliche psychoaktive Wirkung 
nachgesagt (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 187*, SCHULTES und HOFMANN 1980: 367) 

Ungernla m/nor (Amaryllidaceae) - Ungernie 

Dieses unbekannte Amaryllisgewachs soil angeblich psychoaktiv oder sogar halluzinogen wirksam sein (FARNSWORTH 1972: 
68*). In der Pflanze wurde das biologisch aktive Alkaloid Ungminorin entdeckt (ABDYMALIKOVA et al. 1966). AUerdings ist 
nicht einmal die Botanik der Pflanze richtig geklart (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 1870. Vielleicht Uegt eine 
Verwechslung mit Boophane disticha vor. 

Literatur 

ABDYMALIKOVA, N.V, Y.B. ZAKIROV und I.K. KAMILOV 
1966 »Some Pharmacological Activities of the New 
Alkaloid Ungmiiiorine«, Akad. Nauk. Uz- SSR, Khim. 
Biol. Old. Jg. 1966: 36-40. 

Wisteria sinensis (Sims) SWEET (Leguminosae: Fabaceae) [syn. Wisteria 
chinensis] - Glyzine (Blauregen) 

Der aus China stammende, windende Kletterstrauch ist bei uns als Zierpflanze beliebt, da er Trauben kostlich duftender Bliiten 
hervorbringt. Wohl wegen seiner Verwandtschaft und Ahnlichkeit mit Sophora secundiflora wird das Gewachs als psychoaktiv 
betrachtet (SCHULTES und HOFMANN 1980: 3670. Die Pflanze enthalt Wistarin, eine Substanz, die ahnlich, aber weniger stark 



als das Cytisin wirkt (ROTH et al. 1994: 7360. Die Glyzine ist iibrigens nahe mit der Sojabohne (Glycine max MERR.) verwandt 
(KENG 7974; 4020. 



Psychoaktive Pilze 



»Die Pilze geben mir die Macht, alles umfassend zu sehen. Ich kann bis zum Ursprung hinabblicken. Ich kann dorthin gehen, wo 
die Welt entspringt. Der Kranke wird gesund, und die Angehorigen kommen und besuchen mich dann, um mir zu sagen, daB eine 
Erleichterung eingetreten ist. Sie bedanken sich und bringen mir Schnaps, Zigaretten und ein biBchen Geld mit.« 
MARIA SABINA (In ESTRADA 1980: 72£*) 

»Pilze sind die Speise der G6tter« war ein gefliigeltes Wort in der Antike (GRAVES 1957**). Das vermutlich alteste schriftliche 
Zeugnis von Pilzen im allgemeinen findet sich bei Euripides (480-406 v. Chr.). Die ersten schriftlichen Erwahnungen von 
berauschenden Pilzen und entsprechenden Ritualen stammen aus dem Geschichtswerk Historia General de las Cosas de Nueva 
Espana, das zwischen 1529 und 1590 vom Franziskanermissionar Frater Bernardino de Sahagiin niedergeschrieben wurde. In 
diesem Werk findet sich auch die vermutlich alteste bildliche Darstellung von rituell verwendeten Pilzen (teonanacatl). Als 
friiheste Pilzdarstellung gilt aber eine Felszeichnung in der Tassiliebene in der siidlichen Sahara (Algerien). Sie wird in das spate 
Neolithikum datiert. Die Vermutungen, Euripides habe bereits von psychedelischen Pilzen geschrieben und die Felszeichnungen 
in der Wiiste seien Portrats friiher Pilzschamanen, erscheinen nach den Erkenntnissen und Entdeckungen der modernen 
Ethnomykologie in neuem Licht. 

Der Neoplatoniker Porphyrios (3. Jh. n. Chr.) nannte die Pilze »der Gotter Kinder«, die Poeten sprachen liebevoU von den 
»Kindern der Erde« (LONICERUS 1679: 1600. Viele Forscher nehmen an, daB der gottliche »Trank der Unsterblichkeit« - ob er 
nun Soma, Haoma, Amrta, Ambrosiaj44 oder Nektar hieB - ein Pilz, genauer ein psychoaktiver Pilz, war (GRAVES 1957**). 
Sogar der »Baum der Erkenntnis« wurde schon als Fliegenpilz, das Urchristentum als geheimer Pilzkult gedeutet. Ebenso soUen 
die Sufis Pilze, die sie »Brot der Krahe« nannten, benutzt haben, um Gott erkennen zu konnen (SHAH 1980: 104ff.*). Terence 
McKenna (1988*, 1996**) stellte die Hypothese auf, daB psilocybinhaltige Pilze der Art Psilocybe cubensis der induzierende 
Katalysator in der Evolution der Primaten war, durch den die Affen zu Menschen wurden. 

Die Entdeckung der immensen Bedeutung der psychoaktiven Pilze fiir die Kulturgeschichte steht noch am Anfang. Die 
Wissenschaft, die sich diesem Gebiet widmet, wurde vom amerikanischen Bankier R. Gordon Wasson (1898-1986) begriindet und 
Ethnomykologie genannt (RIEDLINGER 1990**). Dabei scheint die kulturhistorisch groBte Wirkung von den psychedelischen 
oder entheogenen Pilzen, die Psilocybin und Psilocin enthalten, ausgegangen zu sein (METZNER 1970**). 
Die psilocybinhaltigen Pilze, urspriinglich in Mexiko »entdeckt«, werden erstaunlicherweise heute auf alien Kontinenten 
gefunden (und von mykophilen Psychonauten in zunehmendem Umfang verspeist). Standig werden neue Arten beschrieben (z.B. 
Psilocybe samuensis GUZMAN, BAND ALA et ALLEN Oder Psilocybe azurescens STAMETS et GARTZ) und neue 
Verbreitungsgebiete und Vorkommen altbekannter Spezies entdeckt. 

Das Fleisch der Gotter 

Obwohl es im alten Europa mit hoher Wahrscheinlichkeit einheimische Pilzkulte gab (GRAVES 1957**, SAMORINI und 

CAMILLA 1995-), werden die Zauberpilze und die damit verbundenen Rituale erstmals in den (ethnohistorischen) Quellen zur 

friihen Kolonialzeit Amerikas erwahnt. Da der religiose Gebrauch psychoaktiver Pflanzen von der katholischen Kirche verboten 

wurde und die mexikanische und peruanische Inquisition jedes derartige Vergehen hart bestrafte (ANDRITZKY 1987*), wurde 

der sakrale Pilzgebrauch in den Untergrund verdrangt. Er wurde erst in den fiinfziger Jahren wiederentdeckt, als die Wassons von 

der mazatekischen Schamanin Maria Sabina in den nachtlichen Kult eingeweiht wurden (WASSON 1957**). Die inzwischen 

verstorbene Maria Sabina gilt heute als eine Art »Heilige der psychedelischen Bewegung«. Die botanische Identitat der in den 

kolonialzeitlichen Quellen teonanacatl (Nahuatl: »Fleisch der G6tter« oder »wunderbarer Pilz«) genannten Pilze wurde schon 

Ende der dreiBiger Jahre aufgedeckt (JOHNSON 1940-, REKO 1940*, SCHULTES 1939**, 1940** und 1978**, SINGER 

1958**, WASSON 1963**). 

Wegen ihrer enormen Krafte werden die Pilze (Psilocybe mexicana, Psilocybe spp.) oft als etwas Heiliges, Gottliches oder sogar 

als Gottheiten selbst angesehen. Wer die »G6tterpilze« rituell verspeist, reist in andere Wirklichkeiten, betritt das Reich der 

gottlichen Wesen, kann die Seelen Kranker wiederfinden und wahrsagen. Uber das Divinieren sagt ein mazatekischer 

Pilzschamane: 

»Die Sprache kommt nur dann, wenn der Pilz in meinem Korper ist. Ein Weiser lernt nicht auswendig, was er in seinen 

Zeremonien sagen muB. Der heilige Pilz ist es, der spricht. Der Weise leiht ihm lediglich seine Stimme.« (ESTRADA 1980: 

144**) 

Die velada, »Nachtwache«, ist eine nachtliche Zusammenkunft im Haus einer Schamanin oder eines Schamanen, wobei die 

Teilnehmer die meiste Zeit im Kreis sitzen. Nach Weihrauch, Opfergaben und Gebeten werden den Teilnehmern die Pilze 

gereicht, die paarweise unter Gebeten verzehrt werden. Nun stimmt die Schamanin eine Reihe von Gesangen an, die ihr und der 

Gruppe ermoglichen, in Trance zu verfallen und das psychedelische Universum des entheogenen Pilzes zu erkunden (WASSON et 

al. 1974**, ESTRADA 1980**, HOFMANN 1979*, LIGGENSTORFER und RATSCH 1996**): 

»Die Festsetzung eines Termins fiir das nachtliche Ereignis beinhaltet schon eine Auseinandersetzung des Patienten, des Heilers 

und evtl. der Gruppe mit der vorgegebenen Situation. Dabei werden die zu losenden Probleme (Krankheit oder andere 

Beweggriinde) ins Zentrum geriickt. Dona Julieta erklart, daB jeder einzelne der Mitwirkenden sich der Fragen klar werden miisse, 

die er den „santitos" stellen woUe. Oft kommt vor, daB es in der „velada" nicht nur um die Heilung eines einzigen, klar 



„deklarierten" Patienten geht, sondern daB die verschiedenen Partizipanten gleichermaBen ein Interesse an einer Reinigung 
(„limpia") oder Heilung bekunden.« (DONATI 1991: 86f.**) 

Die indianischen Modelle fiir entheogene Pilzrituale wurden in Europa fiir den Gebrauch von Pilzen (Psilocybe cubensis, 
Psilocybe cyanescens, Psilocybe semilanceata) oder anderen psychoaktiven Substanzen (z.B. LSD, MDMA; vgl. Herbal Ecstasy) 
in Gruppen entsprechend adaptiert (MuLLER-EBELING und RATSCH OJ.**). Es sind Kreisrituale, die manchmal Ceremonial 
Circle oder „Heilkreis", auch „Pilzkreis" genannt werden. Dieser rituelle Gebrauch hat zur Bildung einer neuen Bewegung gefiihrt 
(RATSCH 1996**). Die entheogene Pilzkultur ist dezentralisiert, anarchisch bzw. partnerschaftlich und reicht weit iiber religiose, 
kognitive und politische Grenzen hinaus. Sie gleicht dem Wachstumsverhalten der Pilze: Im Untergrund verbreitet sich das 
Wurzelgeflecht. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort treiben die Fruchtkorper aus, oft im Kreis (»Hexenring«), und verteilen ihre 
Sporen in alle Welt. Um in die Pilzkultur eingeweiht oder initiiert zu werden, muB man lediglich auf rituelle Weise, z.B. im Kreis 
Gleichgesinnter, Pilze essen und von »ihnen angenommen« werden. Diese rituelle Kreiserfahrung wird von vielen Menschen als 
Einweihung in die Mysterien der Pilze erlebt. Die entheogenen Pilze haben in der westlichen Welt einen spirituellen Kult mit 
eigenen Ritualen hervorgebracht, der durchaus mit dem Peyotekult (vgl. Lophophora williamsii) der Native American Church und 
ahnlichen Bewegungen zu vergleichen ist (LA BARRE 1990'). 

Die Welt der Feen und Hexen 

Im ausgehenden Mittelalter herrschte der Glaube, daB Hexen und Teufel die Pilze wachsen lieBen. Vor allem die »Hexenringe«, 
kreisformige Fruktifikationen verschiedener Pilzarten [z.B. der eBbare Violette Ritterling Lepista nuda (BULL.: FR.) COOKE, 
aber auch Amanita muscaria] , galten als gefahrlich und wurden als Anzeichen fiir die nachtlichen Versammlungsplatze der 
Hexen, Zaubererinnen, Elfen und »Schwammgeister« gedeutet (ENGLBRECHT 1994: 8, 56**): 

»In alien Zeiten, besonders im Mittelalter, erregten Pilze die Phantasie der Menschen. Aberglaubischen Leuten erschienen sie von 
jeher als seltsame Wesen. Von Pilzen erzahlte man die merkwiirdigsten Geschichten. Uber die „Elfenringe", auch 
„Elfentanzplatze" oder „Hexenringe" genannt, waren die verschiedensten Deutungen verbreitet. Man kann ihnen auch heute 
begegnen; auf Feldern, Wiesen oder Waldlichtungen wachsen Pilze in einem geschlossenen Kreis. In Liedern, Geschichten und 
Gedichten erzahlt man im Volk von ihnen. Man glaubte, sie seien der Ort nachtlicher Zusammenkiifte zartbefliigelter, frohlicher 
Elfen oder lustiger Scharen von Kobolden, die dort im Walde zierliche oder turbulente Tanze vollfiihrten. Der Volksglaube 
befaBte sich aber nicht nur mit dem reizenden Gebilde der Hexenringe, sondern gab den Pilzen iiberhaupt mystische Bedeutungen. 
So erzahlte man zum Beispiel von den Schirmpilzen, sie seien die Regen- oder Sonnenschirme von Zwergen und Elfen, und 
nannte sie auch „Elfenstiihlchen". Aus Pilzen, die wie kleine Pokale aussehen, sollten Nymphen den kiihlen Morgentau schliirfen, 
und in den groBeren nahmen die kleinen Marchenwesen des Waldes ein erfrischendes Bad. Man glaubte auch, daB bose Hexen aus 
Giftpilzen gefahrUche Zaubertriinke brauen.« (RIPPCHEN 1993: 13**) 

Derartige Vorstellungen sind nicht auf das mittelalterliche und neuzeitliche Europa beschrankt, sondern tauchen in vielen Teilen 
der Welt auf. Auch in Japan halt man Pilze, vor allem der Gattung Amanita (vgl. Amanita muscaria, Amanita pantherina), fiir die 
Nahrung oder den Aufenthaltsort von langnasigen Kobolden, sogenannten Tengus. Es ist sehr naheliegend zu vermuten, daB die 
Geschichten von Elfen, Kobolden und Feen durch die Visionen, die bestimmte Pilze auslosen, entstanden sind (GOLOWIN 
19730. Manche Autoren empfehlen sogar den Verzehr von Pilzen, um Zugang zur Feenwelt zu erlangen (MORRIS 1992: 5**). 

AUgemeine Namen fiir psychoaktive Pilze in Mexiko 

Aztekisch n(a!nacaf/»Fleisch« 

[MOLINA-Worterbuch] teonanacatl »Fleisch der G6tter« 

xochinanacatl »Blumen-Fleisch« 

teyhuinti-nanacatl »berauschender Pilz« 

Purepecha cauigua-ter~kua »Pilze, die trunken machen« 

(= Taraskisch) 

Mazatekisch dishitu »aus der Erde geboren« 

Modernes Maya lol Wum»Bliiten der Erde« 
Modernes Niihuatl nanakatsisten »Fleisch der Erde« 

tlakatsitsin »kleine Leute« 

a-pipil-tzin »Kindlein der Wasser« 

Mixe naax wiin mux » Pilze der Erd[g6ttin]« 

pi: tpi » 5'pindelstab« 

Zapotekisch beyo-zoo 

Spanisch hongos »Pilze« 

hongos maravillosos »wunderbare Pilze« 

hongitos » /"ilzchen* 

ninos »Kinder« 

ninos santos »heilige Kinder« 

santitos »kleine Heilige« 

cositas »Dingchen« 



In der keltischen Mythologie, so wie sie in der Neuzeit aufgezeichnet wurde, sind Pilze eng mit der » Anderswelt« und den Feen- 

und Elfenreichen verbunden. Aus dem keltischen Wales ist iiberliefert, daB es einen Pilz gibt, Bwyd-Ellyllon, »Elfenpilz«, 

genannt, der » zu den Leckerbissen der Elfen gehort, aber von Menschen und Thieren gefiirchtet wird« (PERGER 1864: 2100. 

Sehr wahrscheinlich 

haben schon die heidnischen Kelten die »Elfenpilze« verspeist: 

»Man kann sogar mit Sicherheit davon ausgehen, daB sie bei ihren Ritualen manche Pilze, wie zum Beispiel den Fliegenpilz, 

verwendeten, der bei sorgfaltig dosiertem GenuB Visionen und Trancezustande hervorruft.« (MARKALE 1989: 2030 

Noch heute wird in den keltisch gepragten Gebieten Englands, so in Wales und Cornwall, der Liberty Cap genannte Spitzkegelige 

Kahlkopf (Psilocybe semilanceata) von Neo-Heiden und Underground-Druiden als elfenbeschworendes Sakrament verspeist. 

Bevorzugte Orte sind die megalithischen Dolmen, z.B. der Chiin Quoit, der selbst wie ein gigantischer Pilz aussieht. Der britische 

Geomant Paul Devereux nennt diese Dolmen The Dreaming Stones und vertritt die Ansicht, daB an diesen traumf6rdernden;45 

Orten geeignete Erdkrafte stimulierend auf das BewuBtsein einwirken - vor allem dann, wenn es mit Pilzen erweitert wurde 

(DEVEREUX 1990, 1992a* und 1992b*; DEVEREUX et al. 1989: 1 17, 180ff.*). Immerhin ist es ein traditioneller keltischer 

Glaube, daB die Dolmen Eingange zur Feenwelt darstellen (EVANSWENTZ 1994*). Der Schliissel sind natiirlich die Pilze. 

Zur Archaologie von entheogenen Pilzkulten 

Da sich Pilze sehr schlecht oder fast gar nicht als organische Materialien iiber groBere Zeitraume erhalten, werden sie bzw. ihre 
Fruchtkorper bei archaologischen Grabungen so gut wie nie entdeckt (GARTZ 1992). Deshalb konnen kaum definitive Aussagen 
dariiber gemacht werden, ob Pilze als rituelle Opfer, Grabbeigaben oder schamanische Hinterlassenschaften eine Rolle spielten. 
Der schamanische Pilzgebrauch und die religiosen Pilzkulte konnen archaologisch nur durch Artefakte und bildliche 
Darstellungen festgestellt werden. Oft sind Petroglyphen die einzigen Zeugen einer versunkenen Kultur. So wurde anhand von 
Felsgravuren in der Sahara der »alteste psychedelische Pilzkult der Welt« entdeckt (SAMORINI 1992). Auch wurden 
skandinavische Petroglyphen als Anzeichen eines Pilzgebrauches der Wikinger herangezogen (KAPLAN 1975). Ebenso werden 
viele indianische Petroglyphen als Hinweise auf den schamanischen Gebrauch psychoaktiver Pflanzen (vgl. Datura wrightii) 
sowie als Reprasentationen derselben interpretiert (WELLMANN 1978 und 1981*). 

Pilze und Petroglyphen 

In der nordafrikanischen Tassiliebene (Algerien), einer heute kargen Landschaft in der Sahara, sind Felszeichungen und 
Petroglyphen entdeckt worden, die auf 9000 bis 7000 v. Chr. datiert werden und eine bliihende Jager- und Viehziichterkultur 
portratieren (MORI 1974). Eine Gruppe von Felsbildern steht offensichtlich mit den entheogenen Pilzen in Verbindung: 
»Die Szenen von Ernte, Verehrung und Opfer von Pilzen und groBe, maskierte „G6tter", bedeckt mit Pilzen, fiihren uns dazu 
anzunehmen, daB es sich hier um einen alten, halluzinogenen Pilzkult handelt und daB diese Pilze unterschieden werden nach 
einem komplexen System; jede Art mit ihrer eigenen mythologischen Darstellung. Sie belegen die alteste menschliche Kultur, 
worin der rituelle Gebrauch von halluzinogenen Pilzen deutlich vertreten ist.« (SAMORINI 1992: 69) 

Neben Psilocybe cubensis scheinen in den Felsbildern noch andere psychoaktive Pilze wie Fsilocybe cyanescens und Panaeolus 
spp. dargestellt worden zu sein (GARTZ 1992). Die eindrucksvollste Darstellung von Tassili zeigt laufende oder tanzende 
Gestalten, die wie anthropomorphisierte Pilze aussehen und in der Hand einen Pilz halten. Die bienengestaltige Gottheit, der die 
Pilze aus dem Korper sprieBen, gilt heute als eine Art »Urgottheit« der entheogenen Pilzkultur (RATSCH 1996**). 
Im Siidwesten Nordamerikas kommen sehr viele Petroglyphen vor, die sowohl von heute in dieser Region lebenden Indianern als 
auch von Archaologen und Ethnologen als schamanische Szenen interpretiert werden (SCHAAFSMA 1992). Manche 
Petroglyphen stellen »Schamanen« dar, die in der Hand Pilze oder pilzartige Objekte halten (RATSCH 1994, SAMORINI 
1995a*). Zwar werden im heutigen Siidwesten keine Pilze fiir rituelle oder schamanische Zwecke verwendet, der prahistorische 
Gebrauch ist, aber dennoch moglich. Es gab zwischen Mexiko und dem Siidwesten Nordamerikas in prahistorischer Zeit einen 
regen kulturellen Austausch. Von Mexiko aus fiihrten Handelsrouten in den Siidwesten, iiber die Ritualgegenstande (z.B. die 
heilige Dornenauster Sponcfyto princeps) nordwarts gelangten. Uber diese Handelswege konnen auch getrocknete, 
psilocybinhaltige Pilze zu den dort ansassigen Kulturen gekommen sein (vgl. MCGUIRE 1982**). 
Bei einigen der »Pilz«-Petroglyphen konnte es sich allerdings auch um den Fliegenpilz handeln, der ebenso bei anderen 
nordamerikanischen Indianervolkern schamanisch genutzt wurde. Der Fliegenpilz (Amanita muscaria) und eine Unterart oder 
Variante (A. tniiscaria var. formosa) sowie der starker halluzinogen wirksame Amanita pantherina kommen im Siidwesten vor 
und gelten als nicht selten (STATES 1990: 57f.**). Vielleicht wurden von den Schamanen der prahistorischen Puebloindianer in 
Erinnerung an ihre asiatische Herkunft Fliegenpilze rituell verspeist (RATSCH 1996). 

Entheogene Pilze in der Antike 

Es gibt bereits hethitische Idole, die wie anthropomorphe Pilze aussehen (MORGAN 1995: 112**). Die Mykener stammten 
urspriinglich aus Asien und ethymologisierten ihre »neue Heimat« Mykene von mykes, »Pilz«, in Erinnerung an den entheogenen 
Kult, der am Anfang ihrer Geschichte stand (RucK 1995: 1320. Das sogenannte »Schatzhaus des Atreus« in Mykene ist, von 
innen betrachtet, eine perfekte Nachbildung eines Pilzhutes in der Gestalt von Psilocybe semilanceata. Der Legende nach fand 
Perseus, der Griinder von Mykene, an dem Ort einen Pilz, verspeiste ihn anscheinend und empfing eine Vision seiner Stadt. 
DaB Pilze eine besondere religiose oder rituelle Bedeutung in den alten griechischen Kulturen hatten, kann man an Ketten mit 
Perlen in eindeutiger Pilzform erkennen. Solche Pilzketten wurden sowohl in minoischer Zeit als auch in hellenistischer Zeit 
angefertigt (z.B. im Museum von Heraklion/Kreta kann man ein derartiges, kunstvoUes Schmuckstiick bewundern). Aus der 



Bronzezeit stammen charakteristische Keramikfiguren, die unter dem Namen kotlrotrophos (»Milchamme«) bekannt sind. Dabei 
haben sowohl die Ammen wie die gesaugten Kinder die Gestalt von Pilzen (RiPINSKY-NAXON 1993*). Auf einem etruskischen 
Bronzespiegel ist der thessalische Held Ixion, ein Onkel des legendaren Asklepios, mit Adlerfliigeln iiber einem Pilz tanzend, 
dargestellt. Auf einer Amphore aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. wird Perseus zusammen mit der enthaupteten Medusa, die »den 
Kopf verloren hat«, dargestellt. Uber dem Helden schweben langstielige Pilze mit kleinen rundlichen Kopfen. Wenn etwas 
aussieht wie ein Pilz, dann ist es auch ein Pilz. Und all diese Pilzbilder erinnern stark an die Kahlkopfe. 

Der Grazist Carl Ruck interpretiert eine sehr enigmatische Szene in den Vogeln des Aristophanes als eine Anspielung auf einen 
Pilzkult um den Philosophen Sokrates: 

»In dem Land der SchattenfuBler Liegt ein Teich, wo ungewaschen Sokrates die Seelen fangt. 
Dorthin kam auch jiingst Peisandros, WoUte seine Seele suchen. 
Die ihn lebend verlieB.« (1553ff.) 

Die »SchattenfuBler« oder monocoU, waren eine Umschreibung von anthropomorphen Pilzen. 

Der »Teich« war der heilige »Sumpf des Dionysos« in Athen. Der »ungewaschene« Sokrates war unrein, well er die kleinen 

eleusinischen Mysterien profanisiert, d.h. im eigenen Hause ausgefiihrt hatte; deshalb gait er als Seelenfanger, well er die Jugend, 

hier in der Gestalt des Peisandros, zum Verzehr der heiligen Droge verleitete. DaB derselbe seine Seele, die ihm bei lebendigem 

Leibe aus dem Korper geschliipft war (ein durchaus schamanisches Motiv), bei einem entsprechenden Pilzritual sucht, wird nur so 

verstandlich. Nach Ruck wurden also im Gegensatz zu den Hauptmysterien in Eleusis, bei denen der Kykeon gereicht wurde, in 

den »kleinen Riten« entheogene Pilze kultisch verzehrt (RUCK 1981**). 

Diese Annahme wird durch ein in Eleusis gefundenes, spatantikes Relief aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. bestarkt. Darauf sind 

Demeter und Persephone dargestellt; die GroBe Gottin halt einen Pilz in der Hand und reicht ihn der Persephone (STAMETS 

1996: 14**). 

Die mesoamerikanischen Pilzsteine 

Aus dem siidlichen Mesoamerika, hauptsachlich Chiapas und Oaxaca (Mexiko), Guatemala und El Salvador, sind mehrere um die 
30 cm hohe Steinartefakte bekannt, die in der Each- und Popularliteratur als »Pilzsteine« bezeichnet werden (OHI und TORRES 
1994, ROSE 1977, TREBES 1997). Diese Steinartefakte sind zum Teil weit uber 2000 Jahre alt. Meist handelt es sich um 
Kleinkunst (Steinskulpturen). Dargestellt sind Tiere oder Menschen, aus deren Riicken oder Kopfen pilzartige Gebilde 
hervorkommen. Es sind viele solcher Objekte gefunden und dokumentiert worden (MAYER 1977 und 1979). Jiingst tauchte ein 
neuer »Pilzstein« aus dem Mayagebiet auf (TREBES 1997). 

Der deutsche Geograph Carl Sapper (1898) hielt sie fiir »Pilzf6rmige G6tzenbilder«. Der amerikanische Gelehrte Daniel G. 
Brinton (1898) war der Meinung, bei diesen Objekten handle es sich um Mondsymbole. Der amerikanische Archaologe Thomas 
W. Gann (1911) hingegen sah in ihnen Phallussymbole (vgl. auch BRUDER 1978). R. Gordon Wasson (1961 **) glaubte in den 
Pilzsteinen das Symbol einer archaischen entheogenen Pilzreligion zu erkennen. Der deutsche Altamerikanist Ulrich Kohler 
(1976) halt die Pilzsteine fiir Topfereiformen (siehe Kritik bei LowY 1981). Der mexikanische Mykologe Gaston Guzman (1984) 
sieht in den Pilzsteinen Reprasentationen von Speisepilzen, z.B. dem Steinpilz Boletus edulis BUILLARD ex FRIES; vgl. Boletus 
spp.). Am meisten verbreitet ist die Ansicht, daB es sich bei den Pilzsteinen um rituelle Objekte handelt, die mit der Einnahme 
psilocybinhaltiger Pilze verbunden waren. 

Der Fund von neun kleinen Pilzsteinen (14 bis 18 cm hoch) im Zusammenhang mit kleinen, handlichen Reibsteinen (metate und 
mano) in einem Ritualdepot von Kaminaljuyii (Guatemala) weist darauf hin, daB die Steine im Pilzkult als Idole verehrt und die 
Reibsteine zum Zermahlen der getrockneten Pilze verwendet wurden (BORHEGYI 7967, LowY 1971). Ethnohistorische Quellen 
(LowY 1980**) aus dem Fundgebiet bezeugen den rituellen Gebrauch der Pilzsteine: 

»Der kolonialzeitliche „Titulo de Totonicapan" bestatigt, daB die Herrscher der Quiche bei ihrer Inthronisation neben Insignien 
koniglicher Macht nanakat abaj beleje erhielten, „neun Pilzsteine". Obwohl sich diese Textpassage auf Praktiken der Postklassik 
bezieht, zeigt es deutlich die Fortdauer einer Skulpturentradition, die schon in der Praklassik begann. Pilzsteine waren vielleicht 
schon in der Praklassik Insignien koniglicher Macht, well nur die Fiirsten das besondere Privileg genossen, Pilze mit 
halluzinogener Wirkung zu sich zu nehmen.« (AUSSTELLUNGSKATALOG 7992; 314) 

In Westmexiko (Nayarit) sind mehrere Keramiken gefunden worden, die Darstellungen einer rituellen Einnahme von Pilzen sein 
konnten (FURST 7965, KAN et al. 1989: 82£, 91). In Jalisco sind Keramikfiguren entdeckt worden, die trommelnde Manner mit 
seltsamen, pilzartigen Auswiichsen an den Kopfen zeigen (KAN et al. 1989: 126f. ). Sind es Schamanen in pilzinduzierter Trance? 
Artefakte aus prakolumbianischer Zeit werden von den heutigen Maya als gottliche Gegenstande oder Geschenke der Cotter 
betrachtet. Derartige Artefakte gelten als besonders kraftgeladen und werden als Amulette und Gotterbilder benutzt. Die 
Lakandonen finden gelegentlich Artefakte bei der Feldarbeit oder im Wald. Keramiken nennen sie u pat k'uh, »T6pfereien der 
G6tter«. Zeremonialaxte heiBen u baat k'uh, »Axt der G6tter«. Kugelrunde Artefakte oder auch kugelrunde Steine werden kuxun 
tun, »Pilzsteine« oder »lebende Steine«, genannt. Dabei ist das gebrauchliche Wort fiir Stein tunich, tun hingegen bedeutet eher 
»Edelstein«. Vielleicht ist das Wort kuxun tun eine letzte linguistische Erinnerung an die prakolumbianischen Pilzsteine. 
Heutzutage sammeln Psilocybe-Pilzfreunde aus aller Welt Reproduktionen solcher Pilzsteine. Reproduktionen und Falschungen 
sind seit den sechziger Jahren im Handel (MAYER 1977: 2). Im Zusammenhang mit dem Pilztourismus nach Mexiko wurden von 
geschaftstiichtigen Souvenirherstellern kleine Pilzsteine (hongitos) und amulettartige Anhanger produziert. Sie werden aus Stein 
(Onyx, Marmor, Chalcedon, Obsidian), schwarzer Koralle, Bernstein, Keramik, sogar aus Pappmache hergestellt. Viele dieser 
Souvenirs sind auf den Hausaltaren der Pilzliebhaber in aller Welt gelandet (RATSCH 1996**). 



Die goldenen Pilze der Tairona 

Im vorspanischen Kolumbien bliihten viele Kulturen, die sich besonders auf die Verarbeitung von Goldschmuck verstanden. 
Dabei tragen die Goldarbeiten der Tairona eindeutig schamanische Ziige (REICHEL-DOLMATOFF 1981 und 1988). Es ist sehr 
wahrscheinlich, daB die Tairona psychoaktive Pilze kannten und rituell nutzten. Immerhin gibt es zahlreiche sogenante Darien 
Pectorals, figiirliche Goldobjekte, die eindeutige Pilzornamente aufweisen (SCHULTES und BRIGHT 1979). Reichel Dolmatoff 
hat den rituellen Gebrauch psychoaktiver Pilze bei den Kogi, den Nachfahren der Tairona, beschrieben (REICHEL- 
DOLMATOFF 1977: 2851. Der »Blauende Staubling« ist mykologisch vollig unbekannt (vgl. Lycoperdon); die andere, nicht 
welter beschriebene Art konnte eine Psilocybe sp. sein. Immerhin ist Psilocybe yungensis SING, et SMITH [syn. Psilocybe 
acutissima HEIM, P. isauri SINGER; Vgl. Psilocybe spp.] in Siidamerika verbreitet (SINGER 1978: 59**). Auch wird von 
visionaren Erfahrungen, ausgelost durch Psilocybe sp., die bei dem Ort San Agustin gesammelt wurden, berichtet (MANDEL 
1992). 

Die indisclien Dolmen 

In Kerala (Siidindien) gibt es eine Reihe prahistorischer Steinbauten (Dolmen), die zur Megalithkultur gehoren und aus der Zeit 
zwischen 1400 v. Chr. und 100 n. Chr. stammen. Sie werden in der Malayamsprache von Kerala kuda-kallu, »Schirm-Stein«, 
genannt; der Innenraum heiRt garbbagripa, »Gebarmutterkammer« (RIPPCHEN 1993: 99**). Sie sind 1,5 bis 2 m hoch und 
bestehen aus fiinf Steinen, die so aufgerichtet wurden, daB sie zusammen wie ein Pilz aussehen: » In der einheimischen Tradition 
werden sie gewohnlich als Sonnenschirme gedeutet und als archaische Symbole von Kraft, Autoritat und Heiligkeit angesehen« 
(SAMORINI 1995: 33). Im modernen Indien glaubt man, daB die »Schirmstein« genannten Dolmen ein Symbol fiir Psilocybe 
spp. sind (JAIN 1991: 151 *). Es wird ebenfalls eine Beziehung dieser Pilzsteine zu einem archaischen Totenkult oder zum 
vedischen Somakult erwogen: 

»Wenn die kuda-kallu Pilze darstellten, dann handelte es sich um psychoaktive Pilze, d.h. Pilze, die weit mehr als andere - z.B. 
Speisepilze - zur Assoziation mit dem Totenkult geeignet waren. Es scheint keine direkte Verbindung zwischen den kuda-kallu 
und dem vedischen Soma zu geben, in dem Sinne, daB diese Denkmaler nicht als Embleme eines Kultes erscheinen, der durch den 
Soma-Kult hervorgebracht oder beeinfluBt sein konnte, denn der mit den kuda-kallu assoziierte Kult entwickelte sich in einer 
Periode, die mit Sicherheit dem Kontakt der Arier mit Siidindien vorausging.« (SAMORINI 1995: 33) 

Die »Pilzsteine« erinnern von ihrer Gestalt her nicht so sehr an Arten der Gattungen Psilocybe oder Panaeolus, sondern eher an 
Amanita oder Boletus (vgl. Nonda). In Kerala kommen sowohl der Fliegenpilz (Amanita muscaria) als auch der Pantherpilz 
(Amanita pantherina) vor. Moglicherweise standen die kuda-kallu mit einem AmanitaKult im Zusammenhang. Im modernen 
Kerala gibt es im Dorf Ambalathara bei Thiruvananthapuram einen Tempel der Devi, der strahlenden Gottin der Pflanzendevas 
(STORE 1997: 21f£*), der den kudakallu nachempfunden zu sein scheint und wie ein gigantischer Pilz aussieht (SAMORINI 
1995: 36). Immerhin sollen die Nagas dieses Gebietes bis heute Fliegenpilze fiir psychoaktive Zwecke verspeisen. Es gibt auch in 
Cornwall einige megalithische Dolmen (z.B. Chiin Quoit), die den indischen kuda-kallu ausgesprochen ahnlich sehen und in der 
kargen Landschaft weithin wie riesige Pilze erscheinen (DEVEREUX 1990: 154f.* und 1992: 182f.). 

Literatur 

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Baessler-Archiv N.F. 17: 265-302. BRINTON, Daniel G. 1898 » Mushroom-shaped Images*, Science N.S. 8(187): 127. BRUDER, Glaus J. 1978 »Die Phallus- 
Darstellung bei den Maya: Ein Fruchtbarkeits-Symbol*, Ethnologia Americana 14(5): 809-815. DEVEREUX, Paul 1992 Secrets of Ancient and Sacred Places, 
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Maya-Gebiet«, JahrbuchfUr Ethnornedizitt und 
Bewufitseinsforschung 5(1996) (im Druck), Berlin: VWB. 



Zum Anbau von Pilzen 



In einer Comic-Geschichte von Gilbert Shelton wollen seine Helden, die Fabulous Furry Freak Brothers, psilocybinhaltige Pilze 
ziichten. Dazu holt Fed Freddy eine Schubkarre voll Kuhfladen von der nachsten Wiese. Die ganze Ladung kippt er in die 
Badewanne und besprenkelt sie reichlich mit der Brause, well ja nach jedem Regen die Pilze sprieBen. Am nachsten Tag will er 
seine Ernte einholen und findet natiirlich keine Pilze, aber Millionen von Kakerlaken vor, die nun, entdeckt, von ihrem 
Festbankett fliehen ... 

So etwa kann es einem bei der hauslichen Pilzzucht ergehen. Was im Prinzip sehr einfach erscheint, kann zu uniiberwindlichen 
Schwierigkeiten fiihren. Methoden zur Pilzzucht fiir kulinarische oder medizinische Zwecke sind z.T. sehr alt, wie etwa das 
Zuchten von Pilzen auf Stroh im alten China (CHANG 1977). 

Am einfachsten ist der Anbau von Pilzen im Freien, z.B. im eigenen Garten. Von den psychoaktiven Pilzen eignen sich zu diesem 
Zweck am besten die Arten Psilocybe azurescens und Psilocybe cyanescens. Beide Arten sind wild im Wald vorkommende Pilze, 
die ausgezeichnet dem Klima in Mitteleuropa angepaBt sind. 

Zunachst wird in der Erde ein 20 bis 25 cm tiefes Belt ausgehoben. In dieses wird als untere Packlage zerkleinertes Holz gefiillt 
(ca. 5 bis 10 cm hoch). Holzschnitzel oder Mulch werden mit dem Myzelium vermischt, gut durchfeuchtet und auf der unteren 
Packlage verteilt. Dariiber streut man eine Packlage reiner Holzspane. Das Ganze wird mit Laub und kleinen Asten abgedeckt. 
Das Belt darf niemals austrocknen, da sonst das Myzel nicht weiterwachst. Gegebenenfalls spannt man eine Folic dariiber oder 
legt Holzbretter aus. Wenn sich das Myzel wohl fiihlt und gut ausbreitet, kann bei der richtigen Wetterlage (in Mitteleuropa meist 
im Oktober, nach einer Periode von ca. zehn Tage mit viel Niederschlag und Temperaturen unter 10° C) eine reiche Ernte 
sprieBen. Da der Pilz Nahrung braucht, soUte nach der Ernte die obere Schicht des myzeldurchsetzten Holzes mit frischen 
Holzschnitzeln oder Mulch versetzt werden. Manchmal verwildert sich der Pilz aus dem Belt und kann plotzlich zur Freude des 
Nachbarn in seinem Garten auftauchen. 

Schon fiir die mykologischen und chemischen Untersuchungen von Psilocybe mexicana wurden Zuchtmethoden fiir das Labor 
entwickelt. Mitte der siebziger Jahre wurde von pilzbegeisterten Tiiftlern eine Methode zur heimischen Kultivierung von 
Psilocybe (Stropharia) cubensis, »dem Pilz, der von den Sternen stammt«, entdeckt und erstmals auf englisch im Jahr 1976 
veroffentlicht (Oss und OERIC 1981). Dieses Buch wurde in viele Sprachen iibersetzt, mehrfach indiziert und hat bis heute eine 
Gesamtauflage von einer halben Million (nicht mitgerechnet die Schwarzdrucke) erreicht. Viele Menschen haben diese 
Kultivierungsmethode erfolgreich angewandt. Mit der Zeit erschienen weitere Biicher zur Pilzzucht, in denen z.T. die Zauberpilze 
gar nicht genannt oder nur kryptisch gestreift werden, dennoch liefern sie den heimlichen Pilzziichtern brauchbare Informationen 
(HARRIS 1989, MEIXNER 1989, POLLOCK 1977, STAMETS 1993, STAMETS und CHILTON 1983). 

Im ethnobotanischen Fachhandel werden zunehmend Sporenabdriicke und Myzelien von Psilocybepilzen angeboten (der Handel 
mit Sporen ist nicht illegal). Im Handel sind auch Pilzzuchtanlagen samt genauer Gebrauchsanweisungen erhaltlich. Die Anzucht 
der Sporen auf Substrat ist eigentlich recht einfach und miBlingt meist nur dann, wenn die Petrischalen nicht gut genug sterilisiert 
wurden und sich andere, wilde Schimmelpilze auf dem Substrat ansiedeln. Substrate, z.B. Agar- Agar oder Roggen, konnen im 
Fachhandel bezogen werden. Ansonsten empfiehlt sich die Lektiire der Fachliteratur. Besonders brauchbar sind die Biicher von 
Paul Stamets und die Artike von Jochen Gartz. 

Die Zuchtmethoden werden standig verbessert und fiir den Hausgebrauch vereinfacht (GART 1993a und 1993b, STAMETS 
1993). Es wurden soga Methoden entdeckt, wie der Psilocybingehalt gesteigert werden kann (BADHAM 1985). Wenn de Substrat 
Tryptamine zugesetzt werden, konnen sie vom Pilz schnell in Psilocybin und Psilocin metabolisiert werden. Dazu konnen auch 
Phosphat beitragen (GARTZ 1991). In den letzten Jahren sind auch die Arten Psilocybe cyanescens und Panaeolus cyanescens 
erfolgreich in Heimlabors geziichtet worden. 

Literatur 

CHANG, Shu-Ting 1977 »The Origin and Early Development of Straw Mushroom Cultivation*, Economic Botany 31: 374-376. 

plTTMER, Werner 1994 Frische Pilze selbstgezogen (2.Aufl.), Munchen: B LV 

ENGLB RECHT, Jolanda 1994 Pilzanbau in Haus und Garten, Stuttgart: Ullmer. 

GARTZ, Jochen 1991 »Einfllisse von Phosphat auf Fruktifikation und Sekundarmechanismen der Myzelien von Psilocybe cubensis, Psilocybe sernilanceata und 

Gymnopilus purpuratUs«, Zeitschrift fiir Mykologie 57: 149-154. 1993a »Eine neuere Methode der Pilzzucht aus Nordamerika«, Integration 4: 37-38. 1993b »New 

Aspects of the Occurence, Chemistry and Cultivation of European Hallucinogenic Mushrooms*, in: Atti del 2° Convegno Nazionale sugli Avvelenamenti da 

Funghi, Annali del Musei Civici di Rovereto, Suppl. vol. n° 8 (1992): 107-123. 1994 »Extraction and Analysis of Indole Derivatives from Fungal Biomass*, 



Journal of Basic Microbiology 34(1): 17-22. 1995 »Cultivation and Analysis of Psilocybe Species and an Investigation of Galerina steglichii«, Annali dei Musei 

Civici di Rovereto 10(1994): 297-305. 

GOTTLIEB, Adanl 1976 Psilocybin Producers Guide, Kistone Press. 1997 Psilocybin Production" Berkley: Ronin. 

HADELER, Hajo 1995 Medicinal Mushrooms You Can Grow, Sechelt, BC: Cariaga. 

HARRIS, Bob 1989 Growing Wild Musllrooms: A Complete Guide to Cultivating Edible and Hallucinogenic Mushrooms (Revised Edition), Seattle: Homestead 

Bool£ Co. 

MEIXNER, Axel 1989 Pilze selber zUchten, Aarau: AT Verlag. 

Oss, O.T. und O.N. OERIC (= Terence MCKENNA UND Dennis MCKENNA) 1981 Psilocybin: Ein Handbuchfiir die Pilzzucht, Linden: Volksverlag. 

POLLOOK, Steven Hayden 1977 Magic Mushroom Cultivation, San Antonio: Herbal Medicine Research Foundation. 

STAMETS, Paul 

1993 Growing Gourmet umi Medicinal Mushrooms, 

Berkeley: Speed Press. 

1995 Growing Gourmet umi Medicinal Mushrooms, 

Revised Edition. Berkeley: Ten Speed Press. 

1998 Garden ing with Gourmet and Medicinal 

Mushrooms, Berkeley: Ten Speed Press. STAMETS, Paul und J. S. CHILTON 

1983 The Mushroom Cultivar, Olympia, WA: 

Agarikon Press. STEVENS, Jule und Rich GEE 

1977 How to Identify and Grow Psilocybin Mushrooms, 

Seattle: Sun Magic Publishing (Revised Edition). 



Pilze und das Gesetz 



Die Pilzwirkstoffe Psilocybin und Psilocin (aber nichtdie Pilze an sich!) zahlen nach Anlage 1 zum Betaubungsmittelgesetz 1982 

zu den »nichtverkehrsfahigen Betaubungsmitteln« (GESCHWINDE 1990: llO'x, KORNER 1994: 40*): 

»Die Pilze als „Pflanzen" unterstehen nicht dem BtMG, sie enthalten lediglich das Psilocybin. Der Anbau der Pilze ist nicht 

strafbar, so daB es auf das Wachstumsstadium nicht ankommt. Das Ernten und Verarbeiten der Pilze kann aber wieder den 

Herstellungstatbestand erfiillen. Folglich ist auch der Handel mit Pilzsporen nicht illegal. Eine Pilzzuchtanlage ist in gleicher 

Weise nicht illegal.« (BOHM 1993: 174) 

Die psilocybinhaltigen Pilze gedeihen also in einer juristischen Grauzone. Waren ihre Wirkstoffe Psilocybin und Psilocin nicht als 

»Betaubungsmittel« verboten, waren die getrockneten Pilze oder daraus bereitete galenische Praparate als 

verschreibungspflichtige Medikamente in Apotheken erhaltlich. 

In den USA herrscht eine ahnliche rechtliche Situation, nur kommen dort die Gesetze viel haufiger und barter zur Anwendung 

(BOIRE 1995, SHULGIN 19920. In Mexiko sind die Pilze der Gattungen Panaeolus und Psilocybe illegal (Konquista und 

Inquisition sind noch nicht beendet!). 

In den Niederlanden ist der Verkauf frischer Zuchtpilze (Psilocybe cubensis, Psilocybe cyanescens, Panaeolus cyanescens) 

erlaubt. 

Fliegenpilze (Amanita muscaria) und Pantherpilze (Amanita pantherina) sind eindeutig legal (KORNER 1994: 1572'0. 

Literatur 

BoHM, Riidiger 

1993 »Zauberpilze im Recht«, in R. RIPPCHEN (Hg.), 

Zauberpilze, S. 173-174, Lohrbach: MedienXperi- 

mente. BOIRE, Richard Glen 

7995 Sacred Mushrooms und The Law, Davis/CA: 

Spectral Mindustries (PO.Box 73401, Davis, CA 95617-3401) 



Die Gattungen und Arten von A bis Z 

Psychoaktive Pilze gibt es nicht nur - wie oft falschlich angenommen - in Mexiko, sondern auf der ganzen Welt, auf alien 
Erdteilen und auf fast alien Inseln Ozeaniens (GARTZ 1995- und 1996*, STAMETS 1996-, STIJVE 1995**). Dabei lassen sich 
die psychoaktiven Pilze nach ihren Wirkstoffen in drei Gruppen aufteilen: 

Psilocybintyp mit den Arten aus den Gattungen Conocybe, Copelandia, Galerina, Gymnopilus, Inocybe, Panaeolus, Pluteus, 
Psilocybe; moglicherweise auch Agrocybe, Gerronema, Hygrocybe, Mycena, Naematoloma, Panaeolina, Pholiotina, Psathyrella, 
Stropharia 

Ibotensaure/Muscimoltyp (Isoxazoltyp) mit Arten aus der Gattung Amanita; moglicherweise auch Boletus 

Mutterkornalkaloidtyp (Ergolintyp) mit Arten aus den Gattungen Balansia, Claviceps; moglicherweise auch Aspergillus, 
Cordyceps 



Zusatzlich gibt es einige angeblich oder moglicherweise psychoaktive Pilze, deren Inhaltsstoffe weitgehend unbekannt sind: 
Boletus, Heimiella, Laetiporus, Lycoperdon, Piptoporus, Polyporus, Russula, Scleroderma. 

Von alien psychoaktiven Pilzen sind die psilocybinhaltigen Arten der Gattung Psilocybe die kulturell bedeutsamsten. AuBerdem 
gelten sie allgemein als die besten, sichersten und nebenwirkungsfreiesten psychoaktiven Naturstoffe iiberhaupt. Psilocybinhaltige 
Psilocybe-Pilze (sogenannte Kahlkopfe) erfordern in der Regel keine aufwendigen Aufbereitungsverfahren, sie konnen frisch, 
sozusagen »von der Weide weg« verspeist oder getrocknet und zu einem spateren Zeitpunkt verzehrt werden. Die Dosis ergibt 
sich anhand der im Pilzmaterial vorhandenen Konzentration an Psilocybin (plus Psilocin und Baeocystin). Die psychedelisch 
wirksame Dosis an Psilocybin betragt 20 bis 30 mg. Die Wirkung, die klassisch als »psychedelisch«, » visionar« oder » 
entheogen« beschrieben wird, tritt nach 10 bis 60 Minuten ein und halt fiir ziemlich genau vier Stunden an. Der erste in der 
westlichen Literatur veroffentlichte Erfahrungsbericht mit einer Psilocybe sp. stammt von R. Gordon Wasson, dem Begriinder der 
Ethnomykologie: 

»Die Visionen kamen, ob wir die Augen offen oder geschlossen hielten. Sie waren von lebendiger Farbe, immer harmonisch. Sie 
begannen mit kunstvollen Ornamenten, dann entwickelten sie sich zu Palasten mit Garten und Arkaden, iiber und iiber mit 
Edelsteinen besetzt. Darauf sah ich ein mythologisches Monster einen Wagen Ziehen. Spater schienen sich die Hauswande 
aufgelost zu haben, und mein Geist flog davon. Ich schwebte in der Luft und betrachtete eine Gebirgslandschaft, iiber die 
gemachlich eine Kamelkarawane zog. Berge tiirmten sich in Kaskaden bis zum Himmel auf. Die Visionen waren weder 
verschwommen noch ungewiB, die Linien und Farben waren so scharf, daB sie mir wirklicher erschienen als alles, was ich je 
zuvor mit meinen Augen gesehen hatte. Ich sah die Archetypen, die Platonischen Ideen, die den unvollkommenen Bildern der 
Alltagswelt zugrunde lagen.« (WASSON 1957) 

Es wundert niemanden, der Psilocybe-Pilze prohisxi hat, daB die Arten der Gattung von den alien Volkern und Indianern liebevoU 
als Gottliche Pilze, Gotterspeise, Nahrung der Goiter, Fleisch der Goiter, Heilige Pilze, Ambrosia, Amrita und Zauberpilze 
bezeichnet werden. Nur Ignoranten sehen in ihnen das »Brot des Teufels« oder » Teufelspilze« (GRAVES 1957*). 
Die Zauberpilze - ob Psilocybe spp. oder Panaeolus, spp. - konnen nicht iaglich eingenommen werden, denn dann verlieren sie 
ihre Wirksamkeit. Es heiBi allgemein, »Marijuana ist das iaglich Brot, Pilze sind die seltene Festspeise«. Schon durch die 
Pharmakodynamik der Pilze ist ein rekreationaler, taglicher Gebrauch unmoglich: 

»Wird Psilocybin haufiger als 1 Mai wochentlich genommen, kann es rasch zu einer erheblichen Toleranzbildung kommen. Wie 
bei LSD-25 ist dann die jeweils doppelt so hohe Dosis zur Auslosung des gleichen Effektes erforderlich. Bei Absetzen der Droge 
kommt es, ebenfalls wie bei LSD-25, allerdings zu einem ebenso schnellen Verschwinden der Toleranzwirkung.« 
(GESCHWINDE 1990: 110*) 

Zur Identifizierung psilocybinhaltiger Pilze 

Viele Menschen in westlichen Kulturen haben Angst vor Pilzen (Mykophobie). Sie glauben, daB alle Pilze giftig und sehr viele 

von ihnen todlich giftig sind. Es gibt eigentlich nur einen wirklich gefahrlichen Pilz, namlich den Knollenblatterpilz Amanita 

phalloides (VAILLANT ex FRIES) SECRET AN (GRAVES 1957**). Er enthalt Amatoxine, die innerhalb von drei Tagen zum 

Tode fiihren. Bislang ist dagegen kein wirkliches Antidot gefunden worden. Der Knollenblatterpilz ist zwar sehr leicht zu 

erkennen, wird aber unter Umstanden mit Amanita muscaria oder Amanita pantherina verwechselt. 

Arten der Gattung Psilocybe konnen mit gefahrlich giftigen RiBpilzen (Inocybe spp.; vgl. GARTZ 1996) verwechselt werden: 

»Da die Rauschpilze iiblicherweise selbst gesammelt werden, ergibt sich eine nicht zu unterschatzende Verwechslungsgefahr mit 

„echten" Giftpilzen. So wird von einer Verwechslung von P. semilanceata mit dem bei fliichtiger Betrachtung recht ahnlichen 

muscarinhaltigen Erdblattrigen RiBpilz (Inocybe geophylla) berichtet.« (BRESINSKY und BESL 1985: 115**) 

Um Verwechslungen zu vermeiden, ist es ratsam, bei zweifelhafter Bestimmung einen Sporenabdruck anzufertigen. Jeder Pilz, der 

einen braunvioletten Sporenabdruck hat und sich bei Druck am Stengel blau verfarbt, ist ein psilocybinhaltiger Pilz der Gattung 

Psilocye oder Panaeolus. Die Blauende Verfarbung hingegen ist kein sicheres Zeichen fiir Pilze aus den Gattungen Psilocybe oder 

Panaeolus, (Vgl. STAMETS 1996**). Verwechslungsgefahren bestehen vor allem mit Arten aus der Gattung Galerina, die aber 

immer einen orangefarbenen Sporenabdruck bilden (vgl. Galerina steglichii). 

Es ist ratsam, sich eingehend mit der Bestimmungsliteratur (z.B. WINKLER 1996) zu befassen, um Gefahren beim Pilzkonsum 

vorzubeugen. 

Literatur 

GARTZ, Jochen 

1994 »Fuchsbandwurm und Pilze«, Jahrbuch fiir 
Ethnomedizin und Bewufitseinsforschung 2 (1993): 
165-166, Berlin: VWB. 

1996 »Das Hauptrisiko bei Verwendung psilocybin- 
haltiger Pilze - Verwechslung mit anderen Arten«, 
Jahrbuch fiir Transkulturelle Medizin und Psychothera- 
pie 6(1995): 287-297. WINKLER, Rudolf 
1996 2000 Pilze einfach bestimmen, Aarau: AT Verlag. 



Amanita muscaria Fliegenpilz 

Familie 

Agaricaceae (Wulstlinge): Amanitaceae (Knollenblattergewachse), Sektion Amanita 

Formen und Unterarten 

Es werden gewohnlich folgende Varietaten des Fliegenpilzes akzeptiert'" (OTT 1996): 

Amanita muscaria var. alba (PECK) SACCARDO -ist ganz weiB und kommt hauptsachlich in 

Idaho vor 

Amanita muscana var. aureola KALCHBR. - selten! Amanita muscaria var. formosa (FR.) SACCARDO -hat einen gelben Hut 

Amanita muscana var. niuscaria 

Daneben wird fiir Mittelamerika (Mexiko) eine Unterart, die einen orangegelben Hut ausbildet, 

beschrieben: 

Amanita muscaria ssp. flavivolvata SINGER 

Synonyme 

Agaricus auiscarius L. 

Agariciis niuscarius PERS. 

Amanita formosa Gorvl. et RAB. 

Amanita mexicana REKo nom. nud. 

Amanita muscaria var. mexicana REKo nom. nud. 

Volkstiimliche Namen 

Agaric au mouches. Agaric mouchete (Franzosisch), Ah kib lu'um (Lakandon »das Licht der Erde«), Aka-haetori (Japanisch 
»Roter Fliegenf anger «), Amanite tue-mouches, Amoroto (Baskisch »das krotenartige Ding«), Ampakhaw (Igorot), Ashitaka-beni- 
take (Japanisch »langbeiniger Pilz«), Beni-tengu-take (Japanisch »Roter Tengupilz« ), Bolg losgainn (Irisch »Kr6tenpilz«), 
Bolond gomba (Ungarisch »Narrenpilz«), Bunte poggenstool. Caws Uyffant (Walisisch), Crapaudin (Franzosisch von crapaud 
»Kr6te«), Diiwelsbriiet, Escula, Fanka'am (Tawgi ), Fausse-oronge, Fleugenschwamm, Fliegenkredling, Fliegenschwamm, 
Fliegenschwemme, Fliegenteufel, Fluesvamp (Danisch), Fluesop (Norwegisch), Flugsvamp (Schwedisch), Flugswampt, Fly 
agaric. Fly amanite, Flybane, Fly fungus. Fungus muscarius, Giftblaume, Grapudin, Grzyb muszy (Polnisch), Ha-ma chiin 
(Chinesisch »Kr6tenpilz«), Hango (Keltisch), How k'an c/uh (Chuj »giftige gelbe Kurbisschale« ), Itzel ocox (Quiche 
»diabolischer Pilz«), Kabell tousec (Bretonisch), Kaqualja, KaqLilja (Quiche), Kaqulja okox (Quiche »Donnerkeilpilz«), 
Karbseseene (Estnisch), Karpassiem (Finnisch), Kasschwamm, Krotenpilz, Krotenstuhl, Matamosques (Katalanisch 
»Fliegent6ter«), Migeschwamb, Miggeschamm, Miskwedo (Ojibway), Mouchete, Mousseron, Mucho-more, Muchomor 
(Polnisch), Muchumor, Muckenschwamm, Muckenschwemme, Miickenpfeffer, Miickenschwamm, Muhamor, Muhovna goba 
(Slowenisch), Mukamor, Mukhomor (Russisch »Fliegentod«), Mukkenswam, Muscinery, Musmira (Lettisch), Mussiomire 
(Litauisch), Narrenschwamm, Oriol foil (Katalanisch »verruckter Loriot« ), Oronja (Spanisch), Paddehat (Danisch), Paddockstool, 
Pain de crapault, Panga (Ostjakisch), Panx (Wogulisch), Pfifferling, Pin d'crapa (Franzosisch »Kr6tenbrot«), Pinka, Poddehiit 
(Friesisch), Ponx (Ostjakisch), Premate-it, Puddockstool, Rabenbrot, Reig bord (Katalanisch »unwahrer Pilz«), Rocox aj tza 
(Kekchi » Teufelspilz« ), Rod Flugsvamp, Rote Tiifus-Beeri, Roter Fliegenschwamm, Ruk'awach q'uatzu:y (Cakchiquel), 
Shtantalok, Shtantilok, Skabell tousec. Soma, Sunneschirmche, Tignosa dorata (Italienisch), Toad's bread. Toad's cap. Toad's 
meat, Toadcheese, Toadskep, Toadstool, Todestoll, Tshashm baskon (Afghanisch »Augen6ffner«), Tue-mouche, Tzajal yuy chauk 
(Tzeltal »roter Donnerkeilpilz«), Vliegenpaddestoel, Vliegenzwam (HoUandisch), Wapaq (Koryakisch), Wliachenschbomm, 
Wliagenschbamm, Yuy chauk (Tzeltal), Yuyo de rayo (mexikanisches Spanisch) 

Geschichtliches 

DaB der psychoaktive Fliegenpilz mit dem Schamanismus im Zusammenhang steht, ist unbestritten. DaB er dazu weltweit benutzt 
wurde oder wird, hat sich in den letzten Jahrzehnten immer deutlicher herauskristallisiert. Ob er tatsachlich das beriihmte Soma 
der Arier war, bleibt trotz der Bemiihungen um Beweise fiir Wassons These ungeklart (WASSON 1968 und 1972); ob er der 
»Baum der Erkenntnis« war, sei dahingestellt. Ob der Fliegenpilz tatsachlich ein geheimes Mittel buddhistischer Monche zur 
Erzeugung von Erleuchtungszustanden war, bleibt Spekulation (HAJICEK-DOBBERSTEIN 1995). Auch wann er zum erstenmal 
schamanisch benutzt wurde, bleibt noch im dunklen. DaB er sogar im germanischen Raum von schamanischer Bedeutung war, 
laBt sich inzwischen rekonstruieren. Moglicherweise wurde der Fliegenpilz von den prahistorischen » Becherleuten«, die 
Stonehenge als Ritualort genutzt haben, rituell verwendet (BURL 1987: 106f.). 

Obwohl der schamanische Gebrauch des Fliegenpilzes in Sibirien erst im letzten Jahrhundert entdeckt wurde, wird vermutet, daB 
sein Gebrauch bis in die Steinzeit zuriickreicht und iiberall in Eurasien verbreitet war. Wasson (1961 - und 1986: 78f.**) hat 
angenommen, daB das Wissen um den Fliegenpilz und dessen Wirkungen sowie der schamanische Gebrauch vor der Uberquerung 
der BeringstraBe in Asien verbreitet war. Als die Palaoindianer nach Nordamerika einwanderten, hatten sie den Fliegenpilzkult im 
»Reisegepack« und fiihrten ihn in Amerika welter. Allerdings geriet der Kult weitgehend in Vergessenheit, well es iiberall besser 
vertragliche und visionar starker wirksame psilocybinhaltige Pilze (Psilocybe spp.) gab. In Mesoamerika lassen sich noch Spuren 
des FUegenpilzkultes nachweisen (RATSCH 1995b), in Nordamerika ist er z.T. sogar noch erhalten (NAVET 1993, WASSON 



1979). Der sibirische Gebrauch des Fliegenpilzes hat mit dem nordamerikanischen Fliegenpilzkult der Ojibwayindianer viele 

Ahnlichkeiten (KUTALEK 1995). 

Der ehemalige Jesuit John Allegro, dem anscheinend einige der Offentlichkeit verschlossene, im Vatikan aufbewahrte antike 

Schriften zuganglich waren, stellte in seinem Buch Der Geheimkult des heiligen Pilzes (1971) die Theorie auf, daB Jesus 

eigentlich ein Fliegenpilz war und daB das sogenannte »Urchristentum« nichts anderes als ein geheimer Fliegenpilzkult gewesen 

sei. Der Fliegenpilz war das Fleisch Christi, das beim Abendmahl - einem nachtlichen Kultkreis - zusammen mit dem Blut Christi, 

namlich Rotwein, verspeist wurde (vgl. Vitis vinifera). Falls dies zutrifft, ware das »Urchristentum« eine direkte Fortsetzung des 

Dionysoskultes, bei dem offensichtlich mit Pilzen versetzter Wein getrunken wurde (ALLEGRO 1971). 

Robert Ranke Graves (1957- UND I960**) halt das Ambrosia, mit dem die Kentauren im Herbst Dionysos verehrten, fiir 

Fliegenpilze34y. Er vermutet auch, daB die Manaden nicht nur von efeuversetztem Bier (vgl. Hedera helix) oder Wein (vgl. Vitis 

vinifera), sondern ebenfalls vom Fliegenpilz berauscht waren. Wohlberg (1990) halt den thrakischen Dionysos Sabazios fiir die 

Entsprechung des indischen Soma und des persischen Haoma (vgl. Peganum harmala) und vertritt die Theorie, daB der thrakische 

Gott mit dem Fliegenpilz identisch sei.35o Carl Ruck halt sogar das geheime Opfer der Hyperboreer an den delischen ApoUon fiir 

einen Fliegenpilz und damit fiir die letzte Erinnerung an das indogermanische Soma (RUCK 1983*). Er sieht in dem Leoparden, 

dem heiligen Tier des Dionysos, ein Symbol fiir den rituell verzehrten und entheogen genutzten Fliegenpilz, well die Zeichnung 

des Fells an den getrockneten Fliegen-Pilzhut erinnert (RUCK 1995: 1330. Uberhaupt halt Ruck den Fliegenpilz fiir das 

urspriingliche Entheogen der griechischen Kultur(en), das .im Verlaufe der Geschichte durch zahlreiche (Placebo-)Substitute 

[Oliven, Viola odorata L., Consolida ajacis (L.) SCHUR (syn. Delphinium ajacis L.; vgl. Delphinium consolida), Apium 

graveolens L., hippomanes351, Aconitum napellus. Crocus sativus, Conium maculatum] ersetzt und vergessen wurde (RUCK 

1995*). Die Pinie (Pinus pinea L.) oder Kiefer (Pinus pinaster L., Pinus nigra ARNOLD, Pinus spp.) war dem Dionysos heilig, 

well sie jene Baume sind, mit denen der Fliegenpilz in Symbiose lebt (RUCK 1995: 137*). Man hat auch das Goldene Vlies und 

die »Apfel der Hesperiden« 352 als FUegenpilze gedeutet (ALLEGRO 1971, HAJICEK-DoBBERSTEIN 1995). Reste dieses 

antiken oder archaischen Fliegenpilzkultes haben sich moglicherweise bei den Basken und in Katalanien erhalten (FERICGLA 

1992 und 1994). 

Moglicherweise war der Fliegenpilz in Agypten unter dem Namen »Rabenbrot« bekannt.353 Da sich der heilige Antonius (vgl. 

Claviceps purpurea) nach gewissen Legenden in der Abgeschiedenheit von dem Brot, das von Raben oder ahnlichen Vogeln 

gebracht wurde, ernahrt hat, wurde der Fliegenpilz auch als Erzeuger der Visionen, durch die der heilige Antonius versucht wurde, 

gedeutet (KLAPP 1985). Es wird auch vermutet, daB der Fliegenpilz das »Elixier« der spatantiken und nachfolgenden 

Alchemisten war; er soil sogar der Gral gewesen sein (HEINRICH 1995). 

Plinius kannte wahrscheinlich den Fliegenpilz, den er aber, wie so viele nach ihm, irrtiimlich fiir ein »t6dliches Gift« hielt: 

»Von gewissen [Pilzen] erkennt man die Giftigkeit leicht an der fahl-roten Farbe; am ekligen Aussehen, an der blaulichen Farbung 

im Inneren, an den furchigen Lamellen und am ringsum blassen Saum. Bei einigen findet man diese Merkmale nicht; trocken und 

der Triiffel [vgl. Lycoperdon] ahnlich, tragen sie gleichsam weiBe Tropfen von ihrer Haut auf dem Hut.« (XXII, 93) 

Der Name fungus muscarius taucht schon 1256 in der Schrift De Vegetabilibus des Monchs Albertus Magnus auf (NEUKOM 

1996: 390). Eine der altesten Quellen, die namentlich den Fliegenpilz erwahnt, ist das Krduterbuch des Arztes Johannes Hartlieb 

von 1440: 

»Es ist auch ainerley swammen, dy sind zumal unrain, die sind prait und dick und oben rot mit weiBen pletern. wenn man die zu 

der milich mischet, so todt er dy mucken zu handt, darumb so hayst mucken swamm, zu latein miiscinery.« (Blatt 16 ) 

Seit Hartliebs Zeiten wird der Fliegenpilz nur sporadisch in den Krauterbiichern, z.B. bei Gerard (1633) und Lonicerus (1679), 

erwahnt oder beschrieben. Immer wird sein Gebrauch als Fliegengift angefiihrt; aber kein Hinweis auf seine psychoaktive 

Wirkung! Die psychoaktive Wirkung wird erst in der Neuzeit von Sibirienreisenden beschrieben (BAUER et al. 1991: 121-164; 

ROSENBOHNI 1991: 26-60). Um 1880 empfahl ein italienischer Arzt der Bevolkerung, bei grassierender Knappheit an Wein auf 

Fliegenpilz als Rauschmittel umzusteigen (SAMORINI 1996). 

In manchen Gegenden werden Fliegenpilze als Nahrungsmittel verspeist. So kochte man in der Gegend von Hamburg, die sehr 

reich an Fliegenpilzen ist, aus den von der roten Haut befreiten Pilzen Suppe. In einigen Alpentalern macht man aus frischen, in 

Scheiben geschnittenen Fliegenpilzen mit Essig, Ol, Salz und Pfeffer (vgl. Piper spp.) eine Vorspeise. In Japan gehort der 

Fliegenpilz zu den kulinarischen Besonderheiten der Landbevolkerung. In RuBland werden frische Fliegenpilze in den Wodka 

(vgl. Alkohol) eingelegt, um dessen Wirkung zu verbessern. 

Verbreitung 

Der Fliegenpilz kann nur in Symbiose mit Birken (Betula spp.) und/oder Kiefern (Pinus spp. ) gedeihen. Wo diese Bedingungen 
erfiillt sind, ist er aber weltweit verbreitet. Er kommt sowohl in arktischen wie in gemaBigten und auch tropischen Klimazonen vor 
(Alaska, Sibirien, Skandinavien; Mitteleuropa, Nordamerika, Australien; Mexiko, Philippinen). Manchmal erscheint er in Form 
von Hexenringen;54. 

Anbau 

Bislang ist es nicht gelungen, den Fliegenpilz anzubauen oder zu ziichten. 

Aussehen 

Das Myzelium ist weiB gefarbt. Der Fruchtkorper kann bis zu 25 cm hoch werden und bis zu 20 cm groBe Hiite ausbilden. Auf 
dem ausgebreiteten Hut bleiben die Reste des Velums (»Eihiille«) als Punkte zuriick. Der Fliegenpilz fruktifiziert in Mitteleuropa 
von August bis Anfang November, in Nordamerika meist im Oktober. 



Obwohl der Fliegenpilz von alien Pilzen der am einfachsten zu erkennende ist, kommen gelegentlich oder selten Verwechslungen 
vor. Meistens wird er mit dem Konigsfliegenpilz [Amanita regalis (FR.) MICHAEL; syn. Amanita mitscaria var. umbrina PR. ], 
der hauptsachlich im Gebirge ab 400 Meter Hohe vorkommt, verwechselt. Der Fliegenpilz kann auch mit dem Pantherpilz 
(Amanita pantherina) oder dem Kaiserling [Amanita caesarea (ScoP. ex FR.) PERS. ex SCHw. ] , einem kostlichen Speisepilz, 
verwechselt werden (vgl. ROTH et al. 1990: 42**). Im Eistadium hat der Fliegenpilz eine gewisse Ahnlichkeit mit Staublingen: 
»Ganz junge, auBen noch kein Rot zeigende Fliegenpilze konnen auch mit dem Flaschenbovist (Lycoperdon perlatum [vgl. 
Lycoperrfon/j verwechselt werden. «(BRESINSKYundBESL 1985: 104**) 

Droge 

Fruchtkorper (Fungus muscarius) 

Zubereitung und Dosierung 

Die Fruchtkorper konnen frisch oder getrocknet verbraucht werden. Wenn die frischen Pilze fiir Speisezwecke vorgesehen sind, 

miissen sie mindestens eine Stunde in kaltem Wasser eingelegt werden (dadurch losen sich die aktiven Wirkstoffe). Dieses Wasser 

kann man fiir psychoaktive Wirkungen trinken. Frische Pilze eignen sich gut zum Einlegen in Schnaps. Dazu werden ein bis drei 

Exemplare mit einer Flasche Wodka (oder einem anderen Alkohol) angesetzt und an einen warmen Ort oder am besten auf der 

Fensterbank an die Sonne gestellt. Der Fliegenpilzschnaps ist nach einigen Wochen zum GenuB bereit. Oft reicht ein Schnapsglas 

fiir eine psychoaktive Wirkung aus. 

Frische Pilze konnen auch in Butter gediinstet und verspeist werden (schmecken unheimlich gut). 

Zum Trocknen werden die Pilze an die Sonne gelegt oder bei schwacher Hitze (30 bis 40° C) im Ofen auf einem Rost getrocknet. 

Die Trockenmasse kann entweder pur oder in Rauchmischungen geraucht, in Getranke (z.B. Bier oder Wein) gebroselt oder 

einfach gegessen werden. Bei Rauchmischungen z.B. mit Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), Stechapfel (Datura stramonium) und 

Hanf (Cannabis indica) tritt eine synergistische Wirkung ein, die meist als aphrodisisch empfunden wird. AuBerdem verhindert 

der Fliegenpilz die Austrocknung der Schleimhaute, die sowohl von den Nachtschattengewachsen als auch vom Hanf bewirkt 

werden kann. 

In Sibirien wurden die getrockneten Fliegenpilze zum Verzehr oder Gebrauch mit dem frischgepreBten Saft aus Rauschbeeren 

(Vacciniiirri uliginosum) oder schmalblattrigen Weidenroschen (Epilobium angustifolium L.) vermischt (HARTWICH 1911: 257, 

SAAR 1991: 168, SCHULTES 1969: 246' ). Das Gemisch wurde entweder so eingenommen oder, mit Wasser verdiinnt, 

fermentiert und zu einer Art Fliegenpilzbier verarbeitet. Auch wurde der Urin von Fliegenpilzberauschten getrunken (BOURKE 

1996: 55ff.*). 

Man kann auch das Regenwasser, das sich in dem im Becherstadium befindlichen Fliegenpilzhut (nach oben gewolbter Hut) 

sammelt, trinken. Es ist praktisch ein Kaltwasserauszug und durchaus psychoaktiv wirksam. Dieser naturgegebene Extrakt wurde 

als »Zwergenwein« gedeutet (BAUER 1995). 

In der Literatur werden unterschiedliche Dosierungen genannt, die von einem Pilz bis iiber zehn Stiick reichen (FESTI und 

BIACHI 1992): 

»Die todliche Dosis liegt bei iiber 100 g Frischpilz, wobei der Toxingehalt je nach Standort auch sehr gering sein kann und der 

Fliegenpilz ohne Nachwirkungen gegessen werden kann. Die Fliegenpilzintoxikation macht 7-2% samtlicher Pilzvergiftungen 

aus.« (ROTH et al. 1990: 42**) 

Frische Fliegenpilze wirken meistens nicht so gut wie getrocknete. Beim frischen Material kann es auch zu leichter Ubelkeit 

kommen. Die wirksame Dosis des Fliegenpilzes ist wie bei kaum einem anderen Entheogen individuell extrem unterschiedlich 

(vorsichtig herantasten!). 

Man hat sogar vermutet, daB der Fliegenpilz ein Bestandteil der Hexensalben war. 

Rituelle Verwendung 

Sibirische Schamanen verspeisen getrocknete Fliegenpilze, um in eine hellseherische Trance zu verfallen und ihre schamanischen 
Heilkrafte zu mobilisieren. Nach korjakischer Uberlieferung entstehen die Fliegenpilze aus dem Speichel des hochsten Gottes; 
deshalb ist der Pilz eine heilige Pflanze (BAUER et al. 1991: 147 f. ). Die Schamanen nehmen den Fliegenpilz vor allem dann ein, 
wenn sie mit den Seelen der Ahnen kommunizieren oder mit Geistern Kontakt aufnehmen woUen, wenn ein Neugeborenes einen 
Namen erhalten soil, um in bedrohlichen Situationen einen Ausweg zu finden, um die Zukunft vorherzusehen und in die 
Vergangenheit zu blicken und um in andere Welten reisen oder fliegen zu konnen. Bei den Khanty (= Ostjaken in Sibirien) 
werden auch Schamanenanwarter mit hohen Fliegenpilzdosierungen getestet, ob sie den Pilz meistern und fiir ihr zukiinftiges Ami 
tauglich sind. In Sibirien wurden die Fliegenpilze frisch, gekocht oder getrocknet verzehrt (SAAR 1991). 

Die sibirischen Zeugnisse dienten Wasson als Grundlage fiir seine Vermutung, der Fliegenpilz sei das Soma der Arier gewesen 
(WASSON 1968, 1972 und 1995). In der vedischen Uberlieferung heiBt es aber, daB die Somapflanze im Hochgebirge, also im 
Himalaya, wachse. Bis heute ist im gesamten Himalayaraum kein Beleg fiir die Anwesenheit von Amanita muscaria erbracht 
worden. Die Identifikation von Soma als Fliegenpilz ist nach dem heutigen Stand der Ethnopharmakologie nicht haltbar. 
Allerdings haben sich im Hindukush Rudimente einer rituellen Einnahme des Fliegenpilzes, der dort tshashm baskon, 
»Augen6ffner«, genannt wird, erhalten (GHOLAM M. und GEERKEN 1979). Nachdem der sibirische Fliegenpilzgebrauch als 
verschwunden gait, wurde kiirzlich der schamanische und divinatorische Gebrauch auf der Kamtschakta-Halbinsel wiederentdeckt 
(SALZMAN et al. 1996). 

In der germanischen Mythologie, so wie sie in der Neuzeit aufgezeichnet wurde, gibt es einige Geschichten, die Wotan (auch: 
Wodan oder Odin), den schamanischen Gott der Ekstase und Erkenntnis, mit dem Fliegenpilz in Verbindung bringen. Der Sage 
nach entsteht der Fliegenpilz, wenn Wotan zur Wintersonnenwende auf seinem RoB mit seinem Gefolge, der Wilden Jagd, durch 



die Wolken reitet. Uberall dort, wo der Geifer von Wotans Pferd auf die Erde tropft, werden im Herbst - also genau neun Monate 
spater - Fliegenpilze aus dem geschwangerten Boden schieBen (HASENEIER 1992**). Im Volksmund heiBen die Fliegenpilze 
auch »Rabenbrot« (KLAPP 1985). Raben sind nicht nur uralte Schamanen- und Krafttiere, sondern auch die Botschafter Wotans, 
der auch »Rabengott« hieB. Es ist durchaus moglich, daB der Fliegenpilz in heidnischer Zeit bei ekstatischen Ritualen zur 
Anwendung gelangte (vgl. Met). Es wird auch vermutet, daB die Berserker, »Barenhauter«, dem Wotan geweihte Krieger, bei 
ihren geheimbiindischen Ritualen Fliegenpilze verwendet haben (THORSEN 1948). 355 

Aus der Steiermark ist ein volkstiimlicher Brauch iiberliefert, der den Zusammenhang mit dem fruchtbarkeitbringenden, wilden 
Gewittergott Donar, dem Sohn des Wotan, verdeutlicht. Zu Beginn der »Schwammzeit« (natiirlich an einem Donnerstag, nach 
dem ersten Donner) sucht man sich einen Fliegenpilz. Zunachst halt man den Pilz zum Wald, dann auf sich selbst und spricht zu 
ihm: »Wenn du mir nicht die guten Schwamme zeigst, dann schleudere ich dich auf die Erde, daB du zu Staub und Asche 
zerfallst!« (Handworterbuch des Deutschen Aberglaubens VII, 30) 

SchlieBlich ist es moglich, daB der weiB-rote Weihnachtsmann, der mit seinem Rentiergespann durch die Liifte fliegt, nichts 
anderes als ein anthropomorpher Fliegenpilz oder ein Fliegenpilzschamane ist (VAN RENTERGHEM 1995). 
In neoheidnischen Kreisen wird der Fliegenpilz heute als psychoaktives Sakrament benutzt: 

»Auch iiberliefert ist die heidnische Sitte, zu Samhein [ 1.11. ] einen besonderen Tee zu trinken, welcher aus der abgezogenen 
Haut zu Vollmond gepfliickter Fliegenpilze gebriiht wurde. Hier spielen wohl die Uberlieferungen sibirischer und nordischer 
Schamanen eine Rolle, bei welchen der Fliegenpilz eine immer wieder erwahnte psychoaktive Arbeitspflanze war.« (MAGISTER 
BOTANICUS 1995: 186*) 

An diesem alien keltischen Feiertag (vgl. Atropa belladonna) wird das in einer Familie noch tradierte Ritual durchgefiihrt: 
»Dafiir - und nur in dieser Nacht - bereiten wir einen Fliegenpilztee, der nach einem Rezept von meiner Oma wie folgt hergestellt 
wird: Zum Vollmond vor Samhein begeben sich die Familienoberhaupter in den Wald und suchen einige Fliegenpilze, mit 
welchen sie Koniaki aufnehmen. Die gesunden Pilze (ohne Wurmbefall oder SchlieckenfraB!) werden am Stiel abgeschnitten und 
in einen Weidenkorb gelegt; als Opfergabe lassen wir meist etwas Tabak [Nicotiana tabacum] und einen Apfel an der Erntestelle 
liegen. Danach wird von den Pilzen die rote Huthaut abgezogen und schnell getrocknet, die getrocknete Haut wird in einem roten 
Leintuch bis zu Samhein dunkel und kiihl aufbewahrt. In der Nacht wird ein Kalt[wasser]auszug hergestellt und von alien 
Familienmitgliedern vor dem Schlafengehen getrunken. Die darauffolgenden Traume werden am nachsten [sic] Morgen im Kreise 
der Familie erziihlt und gedeutet.« (MAGISTER BOTANICUS 1995: 197*) 

Im amerikanischen prakolumbianischen Fliegenpilzkult gait der Fliegenpilz (»Licht der Erde«, »Bliite der Erde«, 
»Unterweltspilz«, »Donnerkeil/Blitzpilz«) als ein Wesen, das mit der Unterwelt (xibcilb«, nietlan) in Verbindung stand (RATSCH 
19956). Er war symbolisch mit Kroten und Fliegen (Hilfsgeistern) verkniipft und bildete ein Tor zum Reich der Toten. Er war mit 
den bolon ti kith, den »Neun G6ttern« der Unterwelt assoziiert, die in Form von Pilzsteinen dargestellt wurden. Er wurde von 
Schamanen, Orakelpriestern und Heilern als rituelles, einzigartig wirkendes Rauschmittel eingenommen (gegessen oder mit Tabak 
[Nicotiana rustica, Nicotiana tabacum] vermischt geraucht), um in einem gewiinschten, veranderten BewuBtsein nekromantische 
Riten (nay xibalbn), auszufiihren, die Seelen Erkrankter aus der Unterwelt zu befreien und allgemein die seherischen Fahigkeiten 
zu verbessern. Hohlen galten allgemein als Eingange zur Unterwelt und wurden vielfach fiir nekromantische Rituale und 
Opferhandlungen genutzt. Der Pilz wurde bei der schamanischen Einweihung (Unterweltsreise) verwendet. Das Wissen um den 
Gebrauch des Fliegenpilzes war wenigen Wissenden vorbehalten. Um dieses Wissen zu schiitzen (Monopolisierung), wurde der 
Pilz offentlich als »giftig« oder gefahrlich hingestellt. Da Fliegenpilze nicht iiberall und zu jeder Zeit verfiigbar waren, wurden sie 
in den Pinienhainen gesammelt und luft- oder feuergetrocknet; die dadurch besser wirkenden Pilze wurden zusammen mit anderen 
Ritualparaphernalien von spezialisierten Handlern vertrieben (Transcendental Interaction Model). Es gab drei wesentliche Zentren 
des altamerikanischen Fliegenpilzkultes: das nordostliche Waldland von Nordamerika (Algonkin, Ojibway, Dogrib; vgl. 
KEEWAYDINOQUAY 1979, LARSEN 1977), das zentrale Mesoamerika (Mayavolker, Azteken, Purepecha; vgl. RATSCH 
1995b) und das westliche Peru (Mochica). 

Die Tzeltalen machen noch heute vom Fliegenpilz, den sie tzajal yuy chauk, »roten Donnerkeilpilz« nennen, Gebrauch. Sie Ziehen 
dem frischen Pilz die rotliche Haut ab, trocknen sie und rauchen sie, vermischt mit may, dem Bauerntabak (Nicotiana rustica). 
Durch den GenuB des Rauches werden die Tzeltalschamanen, so heissi es, hellsichtig und konnen bei ihren Patienten Krankheiten 
erkennen, verlorene oder gestohlene Gegenstande aufspiiren und Prophezeiungen abgeben. Auch die Schamanen der Chuj, eines 
Mayavolkes, das in der siidlichen Selva Lacandona und im nordlichen Guatemala zu Hause ist, rauchen getrocknete 
FUegenpilzstiicke, mit Bauerntabak vermischt (MiiLLER-EBELING und RATSCH 1986: vor 96*, RATSCH 1992: 78* ). Im 
Hochtal von Puebla fand Timothy Knab einen einheimischen curandero (= Heiler), der getrocknete Fliegenpilze, mit Tabak 
(Nicotiana tabacum) vermischt, rauchie, um rituelle Diagnosen zu stellen (DiAZ 1979: 86*). Bei den 'hzutujil ist eine Gotterfigur 
namens Maximon aus dem Holz des palo de pito, Erythrina rubrinervia (vgl. Erythrina spp.), mit dem Fliegenpilz assoziiert 
(LowY 1980: 102* * ). 

Japan ist sehr reich an Pilzen, die kulinarisch oder schamanisch genutzt wurden oder noch werden. Die Gattung Amanita ist mit 
vielen, z.T. endemischen Arten vertreten (IMAZEKI et al. 1988: 140-171**). AUe drei psychoaktiven Amanita spp. (vgl. Amanita 
pantherina) der japanischen Mycoflora werden unter dem laxon tetrgii take, »Tengupilz«, zusammengefaBt (WASSON 1973: 
15**). Der Tengu ist der Geist des Fliegenpilzes und gehort zu den populiirsten Gestalten der japanischen Mythologie und 
Folklore (DE VISSER 1908, FISTER 1985). Einmal erscheint er als vogelartiger Damon, ein andermal als verwilderter, 
einsiedlerischer Bergmonch. Manchmal werden die Tengus fiir transformierte Schamanen gehalten. Mai spricht man von nur 
einem Tengu, in anderen Berichten gibt es viele Tengus, die sogar einen Konig haben. Mai gilt der Tengu als Gott, mal als 
Damon, meist wird er als kanTi;-51 angesehen. Der Tengu kann seine Gestalt wandeln: einmal ist er Mensch, einmal Vogel358; er 
kann durch die Liifte fliegen, sich unsichtbar machen, Trugbilder erschaffen. Der mannliche Tengu, der eine knallrote Haut und 
eine phallische Nase hat, gilt als Trickster, als sexueller Damon, aber auch als Wohltater. Ihm zu Ehren wurden Bergschreine 



errichtet. Als seine sichtbaren Hinterlassenschaften gelten die fossilen Haifisciizahine. Sie lieiBen »Klauen des Tengu« und werden 
als Talismane, sogar in Tempeln und Schireinen verehirt und als religiose Heiligtiimer gehiitet (RATSCH 1995). Der Tengu hat ein 
magisches Blatt oder einen Zauberfacher, mit dem er seine Tricks und Zaubereien vollfiihrt. In manchen traditionellen 
Darstellungen erinnert dieses Blatt deutlich an ein Hanfblatt (Cannabis indica). Die gewohnlich unsichtbaren Tengus offenbaren 
sich entweder als Spukphanomene oder sprechen durch den Mund von Besessenen. Besonders haufig fallen betende Japaner auf 
den Gipfeln von Bergen und in Bergschreinen in Besessenheitszustande, in denen sie dem Tengu ihre Stimme leihen und 
Prophezeiungen verkiinden (LowELL 1894: 1-15). Tengus sind fiir ihre grenzenlose Gier nach Sake bekannt, deshalb soil man 
ihnen etwas Sake opfern. Tengus sind ausgezeichnete Schwertkampfer. Manchmal entfiihren sie Kinder oder jugendliche und 
unterrichten sie im Schwertkampf oder erteilen ihnen andere Lehren. Den Tengus werden Opfergaben dargebracht, damit sie die 
Menschen schiitzen und ihnen die Weisheit der Natur bringen (RATSCH 1995a). 

Artefakte 

In Asien wurden mehrere Petroglyphen entdeckt, die anscheinend mit dem schamanischen Fliegenpilzkult in Zusammenhang 

standen. 

Die italienischen Ethnomykologen Giorgio Samorini und Gilberto Camilla stellten kiirzlich die Theorie auf, daB gewisse 

griechische Darstellungen von Weintrauben (Vitis vinifera) epithetische Darstellungen des geheimgehaltenen Fliegenpilzes (oder 

anderer psychoaktiver Pilze) sind und mit dem Kult des Dionysos im Zusammenhang standen (SAMORINI und CAMILLA 1995 

*). 

In der prakolumbianischen Keramik der peruanischen Moche gibt es eine groBe Anzahl von anthropomorphen Pilzdarstellungen. 

Besonders deutlich wird der schamanische Bezug bei Darstellungen von Pilzen, die direkt aus der Stirn eines Sehers wachsen 

(FORST 1976a: 82* ). Im Peabody Museum der Harvard University befindet sich ein SteigbiigelgefaB der Mochica (ca. 500 n. 

Chr.) in der Form eines Portratkopfes. In der Mitte des Kopfes iiber der Stirn befindet sich eine sehr realistische Darstellung eines 

Fliegenpilzes, die quasi dem Hut entwachst. Es gibt anscheinend noch weitere Beispiele fiir Fliegenpilzdarstellungen in der 

Mochicakeramik (RIPINSKY-NAXON 1993: 180f.*). 

Aus Nayarit (Westmexiko) sind aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. mehrere Kleinkeramiken von fliegenpilzartigen Gebilden, unter 

denen ein Mensch sitzt, bekannt (FORST 1974, SCHULTES und HOFMANN 1995: 82*, WASSON 1986: 51 ). Eine Keramik im 

Remojadasstil von Tenenexpan (Veracruz, ca. 300 n. Chr.) zeigt ein iiberdimensioniertes Objekt, das wie ein Fliegenpilz aussieht, 

im Zusammenhang mit einer ekstatisch verziickten menschlichen Figur. Die dargestellte Person beriihrt den Pilz oder Pilzstein (?) 

mit der linken Hand und weist mit der rechten Hand gen Himmel (HEIM et al. 1966:~planche II**). In Michoacan wurde in einer 

vorspanischen Anlage der Purepechakultur eine kleine Steinfigur gefunden, die Guzman wie folgt interpretiert: »Die eine Seite 

erinnert an einen Fliegenpilzhut, die andere an einen Totenkopf« (1990: lOOf. — '). 

Der Fliegenpilz ist auch eine populare Gestalt in der deutschen Literatur. Er taucht in Marchen, Sagen, Liedern und Gedichten auf 

(BAUER 1992). Beriihmt ist das deutsche Volkslied-151 iiber den Fliegenpilz »Ein Mannlein steht im Walde« - ein Lied, das 

Engelbert Humperdinck (1854-1921) in seine Kinderoper Hansel und Gretel (1893) einbaute. 

Fliegenpilze sind haufig in illustrierten Kinderbiichern zu sehen (z.B. Wirfahren ins Zwergenland! , Hochzeit im Walde, 

Wichtelntanns Reise, Alice im Wunderland). Meist dienen sie Zwergen oder Elfen als Wohnungen. In dem Kinderbuch Mecki bei 

den 7 Zwergen raucht der Held der Geschichte zusammen mit seinen Freunden getrocknete Fliegenpilze. Im Rausch erkennen sie, 

daB die sieben Zwerge nichts anderes als die Fliegenpilzgeister sind: 

»Die Zwerge schiittelten die Kopfe hin und her und her und hin. Dabei verwandelten sich ihre lustigen Miitzen allmahlich in rote 

Hiite mit weiBen Flecken. Ihre Beine und Bauchlein schrumpften zusammen oder versanken im Erdreich. Dafiir aber wurden ihre 

weiBen Halse immer langer, so daB sie schlieBlich wie groBe, selfsame Fliegenpilze dastanden und mich anstarrten.« (RHEIN o.J.: 

45) 

Im Roman Der Herr des Feuers wird die Lebensgeschichte eines sibirischen Schamanen geschildert (BRAEM 1994). Er muB 

wahrend seiner Lehrzeit mehrfach mit Fliegenpilzen Erfahrungen machen. Der Autor, der auch Fachbiicher zum Schamanismus 

verfaBt hat (BRAEM 1994'), beschreibt sie wie aus eigenem Erleben: 

»Da war zum Beispiel das neue Sehen, eine iiberdeutliche, fast visionare Schau, hervorgerufen durch den haufigen GenuB roher 

Fliegenpilze. Kurz nach dem Verzehr des duftenden Pilzfleisches setzte die Wirkung ein: Zunachst waren beschleunigter Puls- 

und Herzschlag die sicheren Vorboten nahender Veranderung. Dann begannen die Farben aufzuleuchten, brennendes Griin, Blau 

von sehnsuchtsvoller Tiefe, sattes Braun und silbrig glanzendes Grau des Gesteins. Der Raum, der Wald, dehnte sich mit dem 

fliehenden Atem aus, zog sich mit jedem Atemzug enger zusammen. Atem und Wald und entsprechend das Sehen wurden zu 

einem einzigen Vorgang. Die Kraft der Hilfsgeister im Pilz lieB sichtbar werden, wie die Natur im Rhythmus vibrierte, machte das 

groBe Muster klar, gab dem kleinsten Detail eine ungeahnte Bedeutung. (...) War der Fliegenpilz gut und die Hilfsgeister in ihm 

machtig, so veranderte sich iiberdies sein Gehor. Das leiseste Knacken im Geholz vernahm er, das Rascheln einer Maus, er horte 

Knistern im Moos, die Bewegung der Blatter im Wind. Und was das erstaunlichste war: er konnte mitunter die Sprache der Tiere 

verstehen.« (BRAEM 1994: 149) 

Fliegenpilze tauchen oft in Comics auf. Im Band Asterix bei den Olympischen Spielen von Uderzo und Goscinny (1968) sammelt 

Methusalix, der Dorfalteste der widerspenstigen Gallier, Fliegenpilze fiir sein Siippchen. Der Druide Miraculix sagt, man miisse 

die Fliegenpilze »in Butter schmoren, nur so behalten sie ihren typischen Geschmack«. Moebius hat den Fliegenpilz in der Comic- 

Geschichte »Ein wirkliches Wunder des Universums« auf einen Millionen Lichtjahre entfernten Planeten transponiert und laBt ihn 

zu einem Kosmonauten sprechen, der schlieBlich ein Stiick von ihm probiert und zur Supernova wird. Im Band Soluna (1996) aus 

der Serie John Difool vor dem Incal von lanjetov und jodorowsky gibt es eine utopische Stadt, deren Zentrum ein Tempel in der 

Gestalt eines riesigen Fliegenpilzes ist. Der gesamte phantastische Comic -Zyklus Alef-Thau von Jodorowsky und Arno (1986- 

1991) spielt in einem Wald aus Fliegenpilzen. Francois Bourgeon hat in den drei Banden des Zyklus Die Gefiihrten der 



Ddmmerung (1984-1990) kunstvoll einen Fliegenpilztrip umgesetzt. Er gibt in Band 2 (Die drei Augen der blaugriinen Stadt) 

sogar genaue Gebrauchsanweisungen und Wirkungshinweise: 

»In diesem rotweiBen Hut stecken mehr Farben, als deine armseligen Menschenaugen jemals gesehen haben! (...) Wenn du ihn 

trocknest und kaust, kannst du im Traum furchtbare Geheimnisse liiften. Du kannst dich in die friihesten Zeiten der Welt 

hineinversetzen ... in die Zeiten vor deinem Gott . . . vor meinen Gottern . . . « (S. 13) 

Ein bedriickender und beklemmender Fliegenpilztrip wird in denl Comic Fliegenpilz von Christian Earner (1993) gezeichnet. 

In der Malerei erscheinen Eliegenpilze seltener, wahrscheinlich, well sie ein zu populares Symbol sind. Auf der Eederzeichnung 
Die Hexe (um 1900) von Heinrich Vogeler (1872-1942) streift eine Hexe durch den Wald; zu ihren EuBen sprieBen Eliegenpilze. 
Auf dem Olgemalde Brekkek-kwakkwak (1926) von Johan Eabricius (1899-1981) wachsen Eliegenpilze an einem wundersamen 
Teich. Der Illustrator Alan Lee hat mit mehreren Bildern von Eliegenpilzen und Elfen zu Das grofie Buck der Geister beigetragen 
(EROND und LEE 1979). 

Da Eliegenpilze in Europa Gliickssymbole darstellen, werden sie sehr oft auf GruB- und Gliickwunschkarten abgebildet. 
Eliegenpilzgeister erscheinen auf Oblaten (Glanzbildern), Ostereiern und als Weihnachtsdekoration (vielleicht well der 
Weihnachtsmann auch nur ein anthropomorpher Eliegenpilz ist). Es gibt zahlreiche Nachbildungen des Eliegenpilzes fiir 
Dekorationszwecke, Plastikfiguren von Schliimpfen mit Eliegenpilzen (vgl. Veratrum album) bis hin zu Eeuerwerkskorpern 
(»Gluckspilzen«) fiir die Silvesterparty. AuBerdem werden die schmucken Pilze gerne in Eorm von Osterkuchen, Schokolade (vgl. 
Theobroma cacao) und Marzipan reproduziert (BAUER et al. 1991). 

In den neunziger Jahren sind Eliegenpilze haufiger als Embleme auf Handzetteln fiir Rave Parties abgebildet (RATSCH 1995d* 
und 1995: 12**). Sie werden auch auf Govern von CDs mit Psychedelic Trance-Musik emblematisch verwendet (z.B. Holy 
Mltshroorri, Ironic Beat). Eliegenpilze sind auch auf Schallplatten- und CD-Hiillen anderer Musikrichtungen zu sehen. Auf dem 
Cover der LP Granny Takes a Trip von The Purple Gang stehen die Eliegenpilze in einem alchemistischen Kontext (1968). Auf 
dem Album Early One Morning (1973) von der Band Mushroom ist ein Pilz mit verdrehten Earben zu sehen: weiBer Hut und rote 
Punkte. Die deutsche Kombo Witthiiser und Westrupp hat die Theorien von John Allegro (1971) auf das Cover ihrer Schallplatte 
Der Jesuspilz - Musik vom Evangelium (1971) gebannt (vgl. Cannabis indica). Der als sechsarmiger Shiva dargestellte Mani 
Neumeier, Begriinder der Band Guru-Guru und Stammvater des Krautrocks, halt auf dem Cover seiner Solo-CD Privat (ATM 
Records, 1993) einen Eliegenpilz in der Hand. Die Eirma OM Records in San Erancisco hat den Eliegenpilz als Symbol fiir ihre 
Reihe Mitshrooni Jazz erkoren. Das Cover der avangardistisch-psychedelischen CD Venus Square Mars von Mark Naussef und 
Dave Philipson zeigt den Tengu, wie er aus einem Eliegenpilz »herausfraktalisiert« (M«A Records, 1995). 

In Japan werden bis heute Masken vom langnasigen Tengu, dem Eliegenpilzgeist, aus Holz oder anderen Materialien gefertigt und 
an Paraphernalienstanden bei Schreinen verkauft. Die Masken werden beim japanischen Neujahrsfest an den Hausern aufgehangt. 

Medizinische Anwendung 

Urspriinglich war der Eliegenpilz vermutlich eine rituelle Medizin (ROSENBOHM 1995). In Sibirien wurde er bei 
psychophysiologischen Erschopfungszustanden eingenommen." Bei Schlangenbissen wurde ein Eliegenpilztee (ein 
Kaltwasserextrakt aus getrockneten Eruchtkorpern) in den betroffenen Korperteil (meist die Beine) einmassiert. Dadurch soUte das 
Gift neutralisiert werden (SAAR 1991: 177**). 

Im 19. Jahrhundert wurde der Eliegenpilz sowohl als Hausmittel wie auch als arztlich verordnetes Medikament u.a. innerlich 
gegen Epilepsie und Eieber und auBerlich gegen Eistelgeschwiire benutzt: 

»Er ist unter dem Namen Fungus nruscarius offizinell. Man wahlt nur den unteren Teil des Strunks. (...) Man gibt den 
Eliegenschwamm in Pulverform, wozu er so schnell als moglich, ohne ihn zu zerstoren, getrocknet werden muB, innerlich (mit 
Vorsicht in kleinen Dosen (10 bis 30 Gran) gegen Eallsucht usw. und auBerlich zum Aufstreuen auf bosartige Geschwiire, Brand 
usw. Meinhard laBt die Tinktur gegen Kopfgrind und andere hartnackige Ausschlage nehmen.« (SCHNEIDER 1974 I: 80* ). 
In der Homoopathie ist » Agaricus muscarius« ein »Mittel gegen Beschwerden des gesamten Nervensystems« (BREMNESS 
1995: 2860. Er wird als homoopathische Potenz (D4, D6, D30, D200) entsprechend dem Arzneimittelbild u.a. gegen Beschwerden 
der Wechseljahre, Ubererregbarkeit sowie Blasen- und Darmkrampfe verwendet. Ein Arzt, der in seiner Praxis haufig die 
Urtinktur einsetzt, berichtete: 

»Ein Teil (15-20%) der von mir mit Agaricus muscarius behandelten Patienten hatte wahrend oder nach der Therapie veranderte 
Traume. Vor allem: Elugtraume mit positivem Inhalt, Traume in Richtung Alice im Wunderland und sonstige angenehme 
Traumerlebnisse. In keinem Eall traten Alptraume auf, wobei man jedoch auch sehen muB, daB es sich in der Therapie um 
iiberwiegend kleine Dosen handelt. Auch bei groBeren Dosen war in der Regel am drauffolgenden Tag ein Wohlbefinden und 
starker Arbeitseifer bei den Patienten festzustellen, ohne negative Nachwirkungen oder Katersymptomatik ... Nahezu alle 
Patienten zeigten nach der Eliegenpilzverordnung gesteigerten Antrieb, Stimmungsaufhellung und verbessertes geistiges und 
korperUches Wohlbefinden. Doch auch hier macht die Dosis, daB ein Ding kein Gift ist!« (WALDSCHMIDT 1992: 67) 

Inhaltsstoffe 

Der frische Eliegenpilz enthalt Cholin, Acetylcholin, Muscarin, Muscaridin, Muscazon (Summenformel C,H602N,), reichlich 
Ibotensaure (= Pramuscimol, » Pilzatropin«; OTT 1996), sehr wenig Muscimol sowie die seltenen Spurenelemente Selen und 
Vanadium. Der getrocknete Eliegenpilz enthalt durch Decarboxylierung der Ibotensaure reichlich Muscimol, das fiir die 
psychoaktive Wirkung verantwortlich ist (EESTI und BIANCHI 1992). Der Earbstoff ist ein Derivat der Ibotensaure (TALBOT 
und VINING 1963). Der Gehalt an Muscarin liegt hochstens bei 0,0003"/o (ROTH et al. 1990: 42**). Der Gehalt an Ibotensaure 
in frischem Material deutscher und Schweizer Herkunft weist im Durchschnitt eine Konzentration von 0,03% auf, kann aber bis 



zu 0,1 7o ausmachen (EUGSTER 1969). Es wurde auch von Spuren von Bufotenin (SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 

155) und dem Tropanalkaloid L-Hyoscyamin berichtet (SALEMINK et al. 1963). 

Muscimol gilt als der eigentliche psychoaktive Wirkstoff, obwohl diese Auffassung (von EUGSTER 1967a und 1967b) umstritten 

ist (COSACK 1995). Dennoch kann Muscimol im Urin Fliegenpilzberauschter festgestellt werden. Einige Experimente haben 

gezeigt, daB Fliegenpilzurin beim Menschen eine psychoaktive Wirkung auslost (MCDONALD 1978, OTT 1976). Die neueste 

pharmakologische Annaherung an den sibirischen Fliegenpilzschamanismus legt der Anthropologe und Molekularbiologe 

Theodor Schurr vor: 

»Die psychoaktiven Alkaloide und Substanzen in Anlamta niuscaria wirken als Agonisten der normalen Neurotransmitter des 

Gehirns, zerstoren die Koordination zwischen dem Katecholaliiin- und dem Serotonin-System und haben eine halluzinogene 

Wirkung ahnlich der, die durch Einnahme von LSD und Harmin erzeugt wird.« (SCHURR 1995: 31) 

Wirkung 

Die meisten Menschen im deutschen und englischen Sprachraum glauben - ungeachtet ihres Bildungsstandes -, daB Fliegenpilze 
todlich giftig sind und daB man sie unbedingt meiden muB. Die paracelsische Binsenweisheit, daB allein die Dosis macht, ob ein 
Ding ein Gift oder Heilmittel wird, ist anscheinend noch nicht durchgesickert. Wiirde man die Fliegenpilze danach bemessen, 
miiBte man Abschied vom liebgewonnenen Schwarz-WeiB-Denken nehmen - fiir viele sicherlich zu schmerzhaft oder einfach zu 
schwierig. 

ijber die Wirkungen des Fliegenpilzes ist in den vergangenen Jahren viel berichtet und geschrieben worden (Vgl. COSACK 1995, 
FESTI und BIANCHI 1992, OTT 1976 und 1993). Zu den Symptomen der Fliegenpilzberauschung werden allgemein starke 
parasympatholytische Erregung, wellenartiges Wechseln von Schlafen und Wachen, lUusionen, Halluzinationen und Delirien 
gezahlt (NEUNER 1981: 54*). Oft gelten Fliegenpilzberauschungen als unangenehm und konnen von unerfahrenen Benutzern 
leicht als »toxische Ekstase« (LEUNER) interpretiert werden. In der alteren Literatur wird der Fliegenpilz als »t6dliches Gift« 
dargestellt und vor seinem GenuB eindringlich gewarnt. Dennoch ist in der toxikologischen Literatur kein einziger Fall einer 
todlichen Fliegenpilzvergiftung bekannt geworden: »Todesfalle sind nicht nachgewiesen« (GARNWEIUNER 1993: 41**). In der 
neueren Literatur steht dann auch: »Wird der Pilz mit einer halluzinogenen Erwartungshaltung genossen, so ruft er eher eine 
angenehme Wirkung hervor.« (ROTH et al. 1990: 42**) - Die Erwartungshaltung (set) hat einen machtigen EinfluB auf das 
Erleben einer Rauscherfahrung. Glaubt man, der Fliegenpilz sei giftig, so sieht man Schreckgespenster; betrachtet man ihn als ein 
genieBbares Rauschmittel, so wird man angenehme Visionen und Gefiihle haben. 

Nach dem Verzehr von Fliegenpilzen kommt es manchmal zu einer voriibergehenden Ubelkeit, nach der man gewohnlich vom 
Schlaf iibermannt wird. Die visionare Wirkung, die oft durch Synasthesien charakterisiert ist, tritt beim Erwachen ein und kann 
fiir mehrere Stunden anhalten. Auffallig haufig wird bei den Visionen von Reisen in die Welt der Zwerge berichtet (CosACK 
1995). Beim Rauchen sind die Wirkungen eher subtil und auBern sich meist in einer erhohten Wahrnehmung und Empfindsamkeit 
in der Muskulatur. In jeder Darreichungsform wird die auditive Wahrnehmung erhoht, verfeinert oder variiert. 

Marktformen und Vorschriften 

Alle homoopathischen Zubereitungen sind apothekenpflichtig, nicht aber verschreibungspflichtig (nicht einmal die Urtinktur). 
Weder Sammeln noch Konsumieren des Fliegenpilzes ist illegal. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Amanita pantherina. Soma, Ibotensaure, Muscimol 

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Amanita pantherina Pantherpilz 

Familie 

Agaricaceae (Wulstlinge): Amanitaceae (Knollenblattergewachse), Sektion Amanita 

Formen und Unterarten 

Es werden gewohnlich drei Varietaten unterschieden: 
Arrlanita pantherina var. abietinum (GILB.) VES. - Tannen-Pantherpilz 
Atrianita pantherirza var. rrlliltisqiirirrioscl (PK.) JENKINS 
Arrtaruta pantherina var. pantherina 

Synonyme 

Agarinis pantherinus PR. 
Atilanlta cothllrtllila ATKINSON 

Volkstiimliche Namen 

Agarico panterino, Amanite panthere, Crapaudin gris, Fausse golmelle, Fausse golmotte, Fongo rosper (Treviso »Kr6tenpilz«), 
Haitori (Japanisch »Fliegenf anger «), Haitori-goke, Haitori-kinoko, Haitori-take, Hyo-take (Japanisch »Pantherpilz« ), Panther cap. 
Panther fungus. Panther mushroom, lengudake (Japanisch »~Iengupilz« ), Tengutake3 1 ', Tignosa bigia, Tignosa bruna 

Der Pantherpilz sieht dem Fliegenpilz (Amanita muscaria) sehr ahnlich, hat aber eine braunliche oder braune Hutfarbe. Er liefert 
einen weiBen Sporenabdruck und kann leicht mit dem ungiftigen, nicht-psychoaktiven Perlpilz [Amctnita rubescens (PERS. ex 
FR.) ST. GRAY; syn. Amanita rubens Scoho. ex FR.] verwechselt werden (ROTH et al. 1990: 48**). Der Pantherpilz kommt fast 
nur in Laub- und Tannenwaldern vor. In Europa fruktifiziert er von Juli bis Oktober, in Nordamerika meist schon im Friihjahr. 
Obwohl der Pantherpilz von vielen Menschen als Giftpilz gefiirchtet wird, hat er eine lange Tradition als Speisepilz: 
»Zunachst ist auffallend, daB in manchen Pilzbiichern der Pantherpilz als genieBbar bezeichnet wird. Mehrere unserer Patienten, 
die als verhaltnismaBig gute Pilzkenner anzusprechen waren, berichteten uns glaubhaft, daB sie die Pilze seit Jahren ohne Schaden 
genieBen.« (LEONHARDT 1992: 127) Der Pantherpilz ist aber auch eindeutig psychoaktiv, meist sogar potenter als Amanita 
muscaria. Aus RuBland hort man, daB dort der Pantherpilz lieber verspeist wird als der Fliegenpilz, da seine Wirkung angenehmer 
sein soil. In Zentralasien und Sibirien wurde er anscheinend von Schamanen alternativ zum Fliegenpilz als Ritualdroge 
konsumiert. Die russischen Pantherpilze soUen schone Visionen auslosen. Als Dosis werden ein bis vier Pilze angegeben. 
Der Panthgerpilz wird heute iiberall dort, wo er vorkommt, psychoaktiv genutzt: 

»Amanita pantherina ist ebenfalls eine verbreitete „Freizeit- und Plauschdroge", die starker wirkt als Amanita muscaria. Wird der 
Pilz in Erwartung eines halluzinogenen Effektes genossen, tritt eher eine angenehme Sensation ein. In vielen Gegenden der USA, 
in RuBland, in Frankreich, in Italien wird der Pantherpilz auch als Speisepilz gegessen. Es konnte sich um toxinarme Variationen 
handeln. Die psychotrope Wirkung kann auch durch Rauchen der getrockneten Huthaute oder Pilzkorper erreicht werden. Die 
todliche Giftmenge ist fiir Erwachsene in mehr als 100 g Frischpilz enthalten.« (ROTH et al. 1990: 43f.**) 
Die Wirkung klingt spatestens nach 10 bis 75 Stunden wieder ab (ROTH et al. 1990: 44**). In der alteren Literatur wird von 
euphorischen und psychotischen Zustanden, die bis zu 8 Tage anhalten konnen, berichtet (LEONHARDT 1992). 
In Pantherpilzen, zumindest denen nordamerikanischer Herkunft, konnten Ibotensaure und Muscimol nachgewiesen werden. 
Dabei nimmt der Gehalt an Ibotensaure bei Trocknung und anschlieBender Lagerung im gleichen MaBe ab, wie der Gehalt an 
Muscimol zunimmt (BEUTLER und DER MARDEROSIAN 7957; 423, 427; vgl. BENEDICT et al. 1966). Pantherpilze 
enthalten auBerdem Stizolob- und Stizolobinsaure (Amino sauren), die auch in Stizolobiltnr spp. und Muclina spp. (vgl. Mucuna 
pruriens) vorkommen (BRESINSKY UND BESL 7955; 107f.*). 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Amanita muscaria 

BENEDICT, R. G., V E. TYLER, Jr. undL. R. BRADY 

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BEUTLER, lohn A. und Paul P. VERGER 1980 »Amatoxins in American Mushrooms: Evaluation of the Maixner Test«, Mycologia 72(6): 1 142-1 149. 

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LEONHARDT, Wolfram 1992 »Uber Rauschzustande bei Pantherpilzvergiftungen«, Integration 2/3: 1 19-128. 

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Amanita spp. Arten der Gattung Amanita, die als psychoaktiv gelten oder als psychoaktive Substanzen benutzt werden (nach BEUTLER und DER 

MARDEROSIAN 1981, OTT 1978**, WEIL 1977**): 

Amanita citrina SCHAEFF. ex ST. GRAY [syn. Amanita mappa (BATSCH. ex LASCH) QUUL.] - Gelber Knollm blatterpilz; enthalt bis zu 7,5 mg Bufotenin in 

1 g Trockenmasse (BEUTLER und DER MARDEROSIAN 1981: 423) 

Amanita cothurnata ATKINSON = Amanita pantherina var. multisquamosa (PK.) JENKINS 

Amanita gemmata (FR.) GILL - enthalt Ibotensaure/Muscimol 

Amanita gemmata (FR.) GILL X A.-pantherina-Hybride - enthalten Ibotensaure/Muscimol 

Amanita parcivolvata PK. - Isoxazol-Spuren 

Amanita porphyria (ALB. et SCHW. ex FR.) SECRET AN - Porphyrbrauner Wulstling; enthalt Bufotenin (Spuren) 

Amanita strobiliformis (PAUL) QUALET - Ibo-tengu-take (Japanisch » Warziger Tengupilz* ); enthalt Ibotensaure/Muscimol 

Amanita tomentella XROMBHOLZ - enthalt etwas Bufotenin 

Balansia cyperi Zypergraspilz 

Familie 

Clavicipitaceae (Schlauchpilze); Unterfamilie Balansiae 

Der eng mit Claviceps verwandte Schlauchpilz Balansia cyperi schmarotzt ausschlieBlich auf Zypergrasern (Cyperacea; 
EDGERTON 1919). In Ecuador befallt er vor allem das piripiri genannte Gras Cyperus prolixus H.B.K., das von den jibarofrauen 
zur Unterstiitzung der Geburt verwendet wird (LEWIS und ELVIN-LEWIS 1990). Piripiri wird auch als Ayahuascazusatz genutzt 
(vgl. Cyperus spp.) und ethnomedizinisch bei Schlangenbissen eingesetzt (PLOWMAN et al 1990). 

Balansia cyperi schmarotzt vor allem auf folgenden Zypergrasern (CLAY 1986, LEWIS und ELVINLEWIS 1990, PLOWMAN 
etal. 1990): 

Cyperus articulatus L. 

Cyperus articulatus L. var. nodosus (H. et B. ex WILLD.) KUEK. 

Cyprus prolixus H.B.K. - Piripiri Cyperus pseudovegetus STEUDEL Cyperus rotundus L. - NuBgras Cyperus surinamensis 

ROTTB. 

Cyperus virens MICHX. 

Einige der in von Balansia befallenen Zypergrasern vorkommenden Mutterkornalkaloide (PLOWMAN et al. 1990), Ergobalansin 
und Ergobalansinin, konnten kiirzlich in der Winde Ipomoea piureusis (vgl. Ipomoea spp.) nachgewiesen werden (JNETT-SIEMS 
etal. 1994). 

Mutterkornalkaloide sind auch in folgenden Balansia-Arten anwesend: Balansia claviceps SPEG., Balansia epichloe (WEESE) 
DIEHL, Balansia henningsiana (MOELL.) DIEHL, Balansia strangulans (MONT.) DIEHL (PLOWMAN et al. 1990: 459). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ipomoea spp., Cyperus spp., Scirpus spp., Mutterkornalkaloide 

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259-261. 
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199. 19886 »Experimental Infection of Host Grasses and Sedges with Atkiiisonella liypoxylon and Balansia cyperi (Balansiae, Clavicipitaceae)*, Mycologici 
80(3): 291-297. 

LEWIS, Walter H. und Memory Ei.vIN-LEWIS 1990 »Obstetrical Use of the Parasitic Fungus Balansia cyperi by Amazonian Jivaro Women*, Econotriic Botany 
44: 131-133. 

PLOWMAN, Timothy C, Adrian LEUCHTMANN, Carol BLANEY und Keith CLAY 1990 » Significance of the Fungus Balansia cyperi /nfecting Medicinal 
Species of Cyperus (Cyperaceae) from Amazonia*, Economic Botany 44: 452-462. 



Claviceps purpurea Paspalum-Mutterkorn 

Familie 

Klasse Ascomycetes (Schlauchpilze), Ordnung Clavicipitales (Mutterkornpilze): Clavicipitaceae 

Synonyme 

Claviceps fiisiforrriis-paspali (bezeichnet auch eine Typengruppe) 
Claviceps rolfsii STEV. et HALL. 

Volkstiimliche Namen 

Ergot of paspalum, Paspalum staggers 

Das Paspalum-Mutterkorn ist ein schmarotzender Pilz, der ausschlieBlich die Ahren von Wildgrasern der weltweit verbreiteten 
Gattung Paspalurti (ca. 200 Arten; Gramineae; Poaceae) befallt und darin seine Sklerotien ausbildet (vgl. Claviceps purpurea, 
Claviceps spp.). Paspalum-Mutterkorner enthalten psychoaktive oder halluzinogene Mutterkornalkaloide (Lysergsaureamid und 
seine Derivate; AARONSON 1988, ACRAMONE et al. 1960 und 1961, PETROSKI und KELLEHER 1978). Daneben kommen 
Paspalin, Paspalinin und Paspalicin, bioaktive, antibiotische, nichttoxische Substanzen, vor (GALLAGHER et al. 1980, 
SPRINGER und CLARDY 1980). Mit Mutterkorn befallene Paspaluni-Graser stellen in der Viehzucht eine gewisse Gefahr fiir 
Rinder dar (HINDMARSH und HART 1939). Im Mutterkorn des nordamerikanischen Dallisgrases (Paspalum dilatatum POIR.), 
das fiir Rinder gefahrlich ist, wurde Paspalinin nachgewiesen (COLE et al. 1977). 
Die Mutterkornpilze folgender Paspalum-Arten haben eine gewisse Bedeutung als psychoaktive Substanzen gewonnen: 

Paspalurti distichurtl L. [syn. Paspalum paipa/oiiiei' (MICHX.) SCRIBN.] - Knot grass, Knotengras 

Das in Nordamerika verbreitete knot grass ist heute ein im Mittelmeergebiet haufiges Wildgras (WASSON et al. 1985). Auf 
diesem Gras schmarotzendes Mutterkorn produziert die Mutterkornalkaloide Lysergsaureamid (= Ergin, LSA) und 
Lysergsaurehydroxyethylamid, die beide auch in Ipomoea violacea und Turbina corymbosa vorkommen. Da es ausschlieBlich 
halluzinogene Alkaloide enthalt, wurde von Wasson et al. die Hypothese aufgestellt, daB das Paspalum-Mutterkorn die geheime 
Zutat zum Kykeon, dem eleusinischen Einweihungstrank, gewesen sei (vgl. Claviceps purpurea): 

»Der friihe Mensch im alien Griechenland konnte zu einem Halluzinogen aus Mutterkorn gelangt sein. Er konnte dieses aus 
Mutterkorn hergestellt haben, das auf Weizen oder Gerste wuchs [ Claviceps purpurea]. Ein einfacherer Weg hatte darin 
bestanden, das auf dem allgemein verbreiteten Wildgras Paspalurn wachsende Mutterkorn zu nehmen. Dieser SchluB ist auf der 
Annahme begriindet, daB die Krauterkundigen im alien Griechenland ebenso intelligent und erfinderisch waren wie die 
Krauterkundigen Mexikos vor der Konquisia.« (WASSON et al. 1985: 45) 

Wenn dieses Gras iatsachlich erst in der Neuzeit eingebiirgert wurde - alle Quellen deuten darauf hin -, fallt auch das Paspalum- 
Mutterkorn als wirksamer Bestandteil des Kykeon aus. 

Paspalurn plicatulum MICHX. Und Paspalum unispicatum (SCRIBN. et MERR.) NASH 

In Paraguay sind diese beiden Graser anscheinend oft mit Claviceps paspali infiziert. Dadurch bildet sich an den Ahren eine 
suBliches Sekret (= Honigtau), das von Wespen und Bienen aufgesaugt wird. Die Bienen, die von solchen Grasern kommen, 
impfen den Honig mit diesem Sekret. Der resultierende Honig heiBt in der Sprache der Makaindianer fic'e und kann an seinem 
strengen Aroma erkannt werden. Ihn in groBeren Mengen zu konsumieren ist gefahrlich, da er Schwindel, Kopfschmerzen und 
Trunkenheit erzeugt; er soil angeblich sogar todlich wirken konnen. Aus diesem Honig wird auch ein Bier oder Met gebraut, auf 
jeden Fall ein Getrank mit durchschlagender Wirkung. Als Gegenmittel bei einer Vergiftung durch diesen Honig oder der daraus 
bereiteten Getranke dient das Gras Ehontirus rrr"tticits (SPRENG.) KUNTH. Aus den unteren Teilen von fiinf Pflanzen wird ein 
Kaltwasserauszug gewonnen, der sowohl gegen die Effekte des Honigs wie auch gegen Vergiftungen durch Maniok (Manihot 
esculenta CRANTZ) getrunken wird (ARENAS 1987: 289f.* ). 

Paspalunr scrobiciilatittti L. [syn. Paspalunl comrnersonn LAM.] - Kodahirse, Kodrava, Kodo 

Dieses in Indien weitverbreitete Gras dient der einheimischen Bevolkerung als eine Art Hirse fiir die Ernahrung (Kodo; vgl. 

DEWET et al. 1983). Unter dem Sanskritnamen kodrava wird es bereits in den vedischen Schriften, den Puranas und den 

ayurvedischen Klassikern (z.B. SUSHRUTA) erwahnt. Im Ayurveda heiBt es von den Samen, daB sie »siiBlich und bitter, 

tonisierend, antidotisch bei Vergiftungen, brauchbar in der Behandlung von Geschwiiren seien; Verstopfung und Blahungen 

erzeugen, das korperliche Gleichgewicht storen und zu Halluzinationen und Dysurie [schmerzhafter Harndrang] fiihren« wiirden 

(AARONSON 1988: 364). Die beschriebenen Wirkungen und Symptome werden nicht durch das Gras an sich, sondern durch die 

Paspciluni-Mutterk6rner3c,j ausgelost (BHIDE und ALMEN 1959). Die Paspalitm-Mutterkorner wurden in Indien auch zur 

Behandlung der nachgeburtlichen Schmerzen verwendet (AARONSON 1988: 347). 

Im alien Indien wurden die Sklerotien ebenso in leider nur wenig bekannten religiosen Zusammenhangen verspeist: 

»Es heiBt, die Monche haben die Ahren mit Hiilse gegessen, wodurch sie die Symptome der Berauschung zeigten und nicht mehr 

stehen konnten. Es heiBt, dieser Effekt hat fiir mehrere Tage angedauert.« (CHAUDURI und PAL 1978) 

Im Jahre 7946 gab es eine Reisknappheit, wodurch viele Inder die Ahren der Kodahirse gesammelt und gegessen haben. Dabei 

wurden zahlreiche Falle LSD-ahnlicher Berauschung registriert. In dem Mutterkorn dieser Paspalitnt-Art wurden 0,003% 



Mutterkornalkaloide im Trockengewicht nachgewiesen: D-Lysergsaure, Methylcarbinolsaure, n-Lysergsaureamid (= Ergin) und 
Ergometrin (= Ergobasin, Ergotocin, Ergostetetrin) (AARONSON 1988: 345f., ARCAMONE et al. 1960). 
Die Lodhas aus Westbengalen sammeln entweder das Wildgras oder nehmen das angepflanzte. Die Samenhiillen werden als ein 
»rituelles Halluzinogen« benutzt (PAL und JAIN 1989: 468). Leider sind keine Einzelhieiten dieses Rituales bekannt. Die von den 
Hiillen befreiten Samen werden zur Destination eines Alkohols benutzt (AARONSON 1988: 346). 

Literatur 

Siehie auch Eintrage unter Claviceps purpurea, Claviceps spp., Kykeon, Mutterkornalkaloide 

AARONSON, S. 1988 »Pcispciliirri spp. and Claviceps paspali in Ancient and Modern India«, Journal of Etliiiopliartriclcology 

24(2,3): 345-348. 

ARCAMONE, P., C. BONINO, E.B. CHAIN, A. FERRETTI, P. PENNELLA, A. TONOI.O UND L. VERO 1960 »Prodtlction of 

Lysergic Acid Derivatives by a Strain Of Clclviceps paspali STEVENS et HALL in Submerged Culture«, Nature 187: 238-239. 

ARCAMONE, P., E.B. CHAIN, A. FERRETTI, A. MINGHETTI, P PENNELLA, A. TONOLO UND L. VERO 1961 

»Production of a New Lysergic Acid Derivative in Submerged Culture by a Strain of Claviceps paspah STEVENS et HALL«, 

Proceedings of the Royal Society (London, Series B) 155: 26-54. 

BHIDE, N. K. und R. A. ALMEN 1959 »Pharmacology of a Tranduilizing Principle in Paspaluni scrobiciclaticiii Grain«, Nature 

183: 1735-1736. 

CHAUDURI, R.H.N. UNI) D.C. PAL 1978 »Less Known Uses Of Some Grasses o/India«, Bulletin of the Botanical Society of 

Bengal 32: 48-53. 

COLE, Richard J., Joe W. DORNER, John A. LANSDEN, Richard H. Cox, Courtney PAPS, Barry CUNFER, Stephen S. 

NICHOLSON und David M. BEDELL 1977 »Paspalum Staggers: Isolation and Identification o/Tremorgenic Metabolites from 

Sclerotia of Claviceps pcispali«, Journal of Agric. Food Chein. 25(5): 1197-1201. 

DEWET, J. M. J. et al. 1983 »Diversity in Kodo Millet, Paspaluiii scrobiciilcitiiiii«, Ecotioiiiic Botany 37(2): 159-163. 

GALLAGHER, Rex T., Janet FINER und Ion CLARDY 1980 »Paspaline, a Tremorgenic Metabolite from ClavicepS pcISpali 

STEVENS et HALL«, Tetrahedron Letters 21:235-236. 

HINDMARSH, W.L. und L. HART 1939 »Poisoning o/Cattle by Ergotized Paspalum«, Veterinary Report of New South Wales 

1938:78-88. 

PAL, D.C. und S.K. JAIN 1989 »Notes an Lodha Medicine in Midnapur l)istrict. West Bengal, India«, Ecorioiiiic Botany 43(4): 

464-470. 

PETROSKI, Richard J. und WilliaLn J. KELLEHER 1978 »Biosynthesis of Ergot Alkaloids. Gell-free Formation of Three 

Products from L-Tryptophan and Isopentenylpyrophosphate and their Incorporation into Lysergic Acid Alnide«, Lloydia 41: 332- 

341 

SPRINGER, James P. und JOII CLARDY 1980 »Paspaline and Paspalicine, Two Indole-Mevalonate Metabolites from Claviceps 

paspcili«, Tetrciliedroii Letters 2i: 231-234. 

WASSON, R. Gordon, Albert HOFMANN und Carl A. P. RUCK 1984 Der I-17cg nach Eleusis: Das Geheimnis der Mysterien, 

Frankfurt/M.: Insel. 



Claviceps purpurea Mutterkorn 

Familie 

Klasse Ascomycetes (Schlauchpilze), Ordnung Clavicipitales (Mutterkornpilze): Clavicipitaceae 

Formen und Unterarten 

Es gibt zahlreiche Rassen, die sich vor allem durch ihre Inhaltsstoffe bzw. ihre jeweilige Alkaloidkomposition unterscheiden 
(HOFMANN 1964: 5). Manchmal werden Varietaten, z.B. Claviceps purpurea var. glyceriae angegeben, die botanisch jedoch 
nicht akzeptiert werden (TEUSCHER 1992: 912). 

Synonyme 

Clavarius clavUs nom. nud. 

Claviceps rrlicrocephala (WALLR.) TUL. 

Claviceps sesleriae STAEGER 

Claviceps settllosa QUEL. 

Clavis secahnus nom. nud. 

Cordiceps purpurea FRIES 

FUsariltrri heterosporlirri nom. nud. 

Sclerotilirrl claviis DC. 

Secale cornuturn nom. nud. 

Spacelia segeturn LEV EI I.LE 



Volkstiimliche Namen 

Achterkorn, Acinula clavus, Afterkorn, Ble, Ble cornu, Ble noire, Bleavorte, Bockshorn, Brandkorn, Calvi siliginis, Centeio 
espigado (Portugiesisch), Charbon de seigle, Chiodo segalino, Clavaria clavus, Clavus, Clavus secalinus, Cockspur, Cockspur rye, 
Conichuelo, Cornadillo (Spanisch), Cornezuelo del centeno, Cornichos, Cravagem de centeio, Cuernecillo de centeno, Diirrkorn, 
Ergot, Ergot de seigle. Ergot of rey, Ergota, Ergotum secale, Esparo de centeio, Espolon de centeno, Esporao de centeio. Faux 
seigle. Fungus secalis, Giftkorn, Grano allogliato, Grano cornuto, Grano speranota, Grano sperone, Hahnensporn, Horn seed. 
Horned rye, Hungerkorn, Kindesmord, Kornmuhme, Kornmutter, Kornzapfen, Krahenkopf, Kriebelkorn, Kriekelkorn, Madre 
segal, Mascarello, Mater secalis, Mehlmutter, Meldroje, Mjyoldrya, Mother of rye, Mutterkornpilz, Mutterzapfen, Rey ergot. Rye 
smut, Rockenmutter, Roggenbrand, Roggenmutter, Roter Keulenkopf, Schwarzkopf, Schwarzkorn, Sclerotium clavus, Secale 
clavatum, Secale corniculatum, Secale cornutum, Secale luxurians, Secale maternum, Secale temulentum, Secale turgidum, 
Secalis mater, Segala alloglioto, Segale cornuta, Seigle ergote, Seigle ergotise, Seigle ivre (Franzosisch »trunkenes Korn«), 
Spawn, Spermoedia clavus, Sperone di gallo. Spiked rye. Spur, Spurred rye, Tizon de centeno, Todtenkorn, Tollkorn, 
Wolf(s)zahn, Zapfenkorn 

Geschichtliches 

Die Geschichte des Mutterkorns ist vermutlich so alt wie die des Roggens (Secale cereale L.), auf dem es hauptsachlich 

schmarotzt. Roggen war in der Antike anscheinend weitgehend unbekannt (GERMER 1985*). Wahrscheinlich wurde der Roggen 

im 1. Jahrtausend v. Chr. in Mitteleuropa, also zur friihen Hallstadt-Eisenzeit kultiviert. Er erreichte Griechenland erst im 4. 

Jahrhundert n. Chr. (RENFREW 1973: 83*). Deswegen wird der Roggen genauso wenig wie das Mutterkorn bei den antiken 

Autoren angefuhrt (vgl. Diskussion in RATSCH 1995a: 250ff.). 

Die alten Hebraer kannten einen son oder sonin genannten »ausgearteten Weizen von schwarzer Farbe und bitterem Geschmack«. 

Der GenuB desselben sollte, je nach Dosis, sowohl berauschend als auch todlich wirken. Berendes sieht darin Claviceps purpurea 

(1891: 108'0. In der Bibel wird vom »Rostbefall des Getreides« gesprochen, den manche (z.B. MOLDENKE 1986) als die 

Uredineen-Gattung Puccinia, andere als Mutterkorn deuten. 

Shelley versucht nachzuweisen, daB Mutterkorn das Soma der Arier, das Haoma der Parsen, die Einweihungsdroge in die 

Mysterien des Mithra (vgl. Peganum harmala) und das »Elixier« bzw. der »Stein der Weisen« der Alchemisten war (SHELLEY 

1995). Gordon Wasson glaubte, im Mutterkorn den geheimen psychoaktiven Zusatz zum Kykeon zu erkennen (vgl. Claviceps 

paspali). 

Der romische Dichter Lukrez (ca. 94-55 v. Chr.) beschreibt in seinem Werk Von der Natur eine Krankheit, die als 

Mutterkornvergiftung gedeutet werden kann: 

»P16tzlich senkt sich nun diese neue, verheerende Pestluft 

Nieder aufs Wasser hin, oder sie nistet sich ein in die Feldfrucht (...) 

der ganze Leib war von brandigen Schwaren gerotet, 

Wie wenn das „heilige Feuer ( ignis sacer] sich iiber die Glieder verbreitet. 

VoUends im Innern der Menschen, da brannte es bis auf die Knochen, 

Brannte im Magen so loh wie die Flamme im Innern der Erde. (...) 

VoUig verwirrter Verstand mit Angstzustanden und Schwermut, 

Finstere Stirn und scharfer, ja wiitender Blick aus den Augen; 

Ferner ein angstlich erregtes Gehor und Brausen im Ohre . . . « 

(VL 1125, 1166ff.,1183f£) 

Im Mittelalter nannte man eine verheerende Seuche ignis sacer, »Heiliges Feuer«. Der franzosische Arzt Gay Didier, der im 
Dienst des Antoniter-Spitals in Saint Antoine du Viennois stand, schrieb 1560 in seinem Werk Epitonie Chiriigieae iiber das 
»Feuer« des heiligen Antonius: 

» Das Feuer besteht in einer mortifizierenden Gangraen eines Gliedes, man nennt es auch Sankt-Antonius- oder Sankt-Martialis- 
Feuer. Es ist bemerkenswert festzustellen, daB bei dieser Krankheit solcher Schmerz und solche Hitze entstehen, daB sie einer 
wirklichen Verbrennung gleichkommen.« (zit. nach BAUER 1973: 22) 

Das Antoniusfeuer (Ergotismus) war im 16. Jahrhundert eine epidemische Krankheit, die in Mittel- und Siideuropa grassierte 
(RUFFIS und SOURNIA 1993). Erst im 17. Jahrhundert entdeckte man die Atiologie der verheerenden Krankheit. Sie riihrte von 
einer Mutterkornvergiftung her. Da Claviceps purpurea iiberwiegend auf Roggen schmarotzt, tauchte die Krankheit haufig in 
jenen Gebieten auf, wo die Bevolkerung hauptsachlich von Roggen lebte und standig das »Brot der Traume«, das »Teufelsbrot«, 
essen muBte (CAMPORESI 1990, GEBELEIN 1991: 298f.*, MATOSSIAN 1989). Erst im 17. Jahrhundert erkannte man den 
Zusammenhang zwischen dem Antoniusfeuer und dem Mutterkorn. Man glaubte zu dieser Zeit, daB das Mutterkorn ein Geschopf 
des Teufels sei. Die Mutterkornvergifteten sahen im heiligen Antonius ihren Schutzpatron, da der Heilige einstmals in der 
agyptischen Wiiste erfolgreich den halluzinatorischen Versuchungen des Teufels - denen die Opfer nun selbst ausgesetzt waren - 
widerstand (ATHANASIUS 1987). Der heilige Antonius wurde lange Zeit als Heiler des Ergotismus verehrt (KOLTA 1987, 
MiJLLER-EBELING 1985). 

Die volkstiimlichen Namen Rockenmutter, Afterkorn, Totenkorn, Tollkorn und Mutterkorn weisen auf die Wirkungen und 
Anwendungen hin. Seit dem Mittelalter wird das Mutterkorn von Hebammen zur Einleitung der Geburt verwendet. Als erste 
schriftliche Quelle, die direkt das Mutterkorn als solches nennt, gilt das Krauterbuch des Lonicerus (17. Jh.). In der spateren 
Neuzeit war Mutterkorn das bedeutendste Wehenmittel (SCHNEIDER 1974 I: 335'0. 1808 erschien der erste wissenschaftliche 



Bericht iiber die Verwendung des Mutterkorns als uterotonisches Mittel. 1824 empfahl der amerikanische Arzt David Hosack das 

Mutterkorn zur Beschleunigung der Geburt. 

1918 wurde von Arthur StoU das Ergotamin als erstes Mutterkornalkaloid isoliert und beschrieben. Bei der spateren Analyse des 

Mutterkorns durch Albert Hofmann wurde nicht nur die Struktur zahlreicher weiterer Mutterkornalkaloide entdeckt, sondern 

»zufallig« LSD synthetisiert. Bei diesen Forschungen entstanden auch einige bis heute verwendete Praparate (z.B. Methergin, 

Hydergin). 

Verbreitung 

Claviceps purpurea kann weltweit als Schmarotzer an Grasern (Wiesenrispe Poa pratensis L., Knaulgras Dactylis glomerata L., 
Wiesenfuchsschwanz Alopecurus pratensis L.) und Getreide (Roggen, Gerste, Weizen) auftreten. Der Pilz wird als Parasit auf 400 
Gattungen der Familie Gramineae (= Poaceae) gefunden (TEUSCHER 1992: 912). 

Anbau 

Die Vermehrung des Mutterkorns erfolgt durch die sogenannte Impfung des Roggens: 

»Sie beruht darauf, daB die bliihenden Roggenahren mit einer durch in-vitro-Kultur gewonnenen Conidien-Suspension [Sporen- 

Aufschwemmung], sei es durch Bespriihen oder wirksamer durch Injektion, infiziert werden. Fiir die industrielle GroBproduktion 

werden heute Impfmaschinen eingesetzt, die es gestatten, groBe Felder nach dem Injektionsverfahren rationell zu infizieren.« 

(HOFMANN 1964: 7) 

GroBflachiger Anbau fiir pharmazeutische Zwecke wird in Tschechien, Ungarn, Portugal durch Beimpfung von Roggen getatigt 

(TEUSCHER 1992:914). 

Aussehen 

Das Dauermyzel von Claviceps purpurea ist dunkel purpurfarben. Das zapfenartige Sklerotium auf Roggen (Secale cereale L.) ist 
dunkelviolett bis schwarz, wird bis zu 6 cm lang und sieht einem langen, schlanken Zahn ahnlich. 

Droge 

- Secale cornutum (Mutterkorn, Ergot) 

- Nur die Sklerotien (Fruchtkorper) des auf Roggen (Secale cereale L.) schmarotzenden Mutterkorns werden verwendet 
(TEUSCHER 1992:912). 

Zubereitung und Dosierung 

Die Sklerotien werden gesammelt, wenn der Roggen reif ist und trocknet. Die Sklerotien werden getrocknet und pulverisiert 
weiterverarbeitet. Man kann aus dem Pulver alkoholische Extrakte oder Kaltwasserextrakte gewinnen. Da sich 
Mutterkornzubereitungen praktisch nicht standardisieren lassen und erhebliche Schwankungen in der Alkaloidkonzentration und 
dem Mischungsverhaltnis der Alkaloide aufweisen, ist es kaum moglich, Angaben zur Dosierung zu finden. In der alteren 
Literatur wird oft geschrieben, daB vier Mutterkorner eine geburtsbeschleunigende Wirkung batten. Diese Angabe ist jedoch mit 
Vorsicht zu genieBen. Alkoholische Extrakte konnen sehr gefahrlich sein, da sich die toxischen Alkaloide losen. Lediglich bei 
Kaltwasserausziigen bleiben die giftigen Alkaloide ungelost. Zur Verwendung von Kaltwasserextrakten liegen keine Daten vor. 
Vor Selbstexperimenten mufi dringend gewamt werden! Man hat auch vermutet, daB Mutterkorn ein Bestandteil des delphischen 
Raucherwerks (vgl. Hyoscyamus albus, Laurus nobilis) und der Hexensalben war. 

Das Rezept fiir eine »Lotion fiir prophetische Traume (nach Piobb) « enthalt neben Mutterkorn (als Hauptwirkstoff), Terpentin, 
das Eigelb einer Wildente, Diascordium (?), rote Rosen, Ziegenoder Stutenmilch, Efeu (Hedera helix), Alchimilla, Eisenkraut 
(Verbena ?), Abgeschabtes vom Hirschgeweih, Wolfswurz (Aconitum spp.), Walfett; das Ganze wird in Alkohol mit Kampfer 
(vgl. Cinnamomum camphora) gekocht, mit Korallensirup, Schwarzwurzel (Radix Consolid.), Balsam und Ammoniak versetzt 
und schlieBlich in Malvasierwein aufgelost. Drei Tropfen werden in einen Liter Wasser gegeben. Mit der Losung bestreicht man 
Hande, FiiBe, Kopf und Bauch, bevor man schlafen geht (SPILMONT 1984: 142f.). 

Mutterkorn ist auch ein Bestandteil zusammengesetzer homoopathischer Mittel, z.B. von » Secale Pentarkan«, bestehend aus 
Secale cornutum, Glonoin, Ignatiusbohne (siehe Strychnos spp.}, Magnesiumphosphat und BrechnuB (Strychnos nux-vomica). 
Als Heilmittel des Antoniusfeuers wurden verschiedene Pflanzen benutzt, z.B. die Alraune (Mandragora ojficinarum; vgl. 
GEBELIN 1991: 299 ). Der kostbare Safran (Crocus sativus) gait dabei als zauberkraftiges Gegenmittel. Auf dem Isenheimer 
Altar werden im Zusammenhang mit dem heiligen Antonius die Heilpflanzen der Seuche abgebildet (SEIDL und BAUER 1983: 
64). Sie konnen leicht als Breitwegerich (Plantago major L.) und Eisenhut (Aconitum napellus) identifiziert werden. Dabei war 
der Wegerich im Mittelalter als herba proserpinacia, »Kraut der Proserpina [= Persephone]« bekannt (STORE 1996: 1010. 
Persephone ist immerhin die Tochter der Demeter, die von Pluto/Hades geraubt wurde, wodurch die groBe Gottin letzlich ihre 
Mysterien gestiftet hat (vgl. Kykeon). 

Most fiihrt als Heilmittel bei Mutterkornvergiftungen den Rhabarber (Rheum spp.) an, also eine der vielen Pflanzen, die mit Soma 
assoziiert sind (MOST 1843:4570. 

Rituelle Verwendung 

Wenn das Mutterkorn tatsachlich eine Ingredienz von Haoma, Soma oder dem Kykeon war, wurde es schon in prahistorischer Zeit 
rituell als psychoaktive Substanz genutzt. 

Vielleicht diente es im alien Mitteleuropa zur rituellen Verwandlung in ein Tier: »Der Werwolf hockt mitten im Korn« - und dort 
wachst das Mutterkorn, heiBt es. Auch hieriiber laBt sich bestenfalls spekulieren. 



Mutterkorn oder mutterkornhaltige Praparate scheinen im franzosischen Okkultismus fiir divinatorische Zwecke verwendet 
worden zu sein (SPILMONT 1984). 

Die Mutterkorner werden in Peru heutzutage von indianischen Wahrsagern im Zusammenliang mit dem Cocaorakel verwendet 
(vgl. Erythroxylum coca). 

Artefakte 

Die vielleicht alteste Darstellung einer Kornahre, die von Mutterkorn befallen ist, befindet sich auf einer antiken keltischen Miinze 
(LENGYEL 1976). Meist wird der Holzschnitt im Krduterbuch des Lonicerus (1679) als friiheste Illustration des mit Mutterkorn 
infizierten Roggens angesehen. 

Mehrfach wurde angenommen, daB die Bilder des Hieronymus Bosch (um 1450-1516) durch Mutterkornhalluzinationen inspiriert 
sind (BROD 1991, DIXON 1984; vgl. Datura stramonium). Besonders die Bilder, die als Thema die Versuchung des heiligen 
Antonius zum Inhalt haben, wurden als Darstellungen der durch das »Antoniusfeuer« ausgelosten, grauenvoUen Visionen gedeutet 
(MiJLLER-EBELING 1983). Der beriihmte Isenheimer Altar des Matthias Griinewald (um 1470-1528) steht direkt mit dem 
Mutterkorn in Zusammenhang: 

»Dieser Altar stand vielmehr an einem abgeschiedenen Ort, vor einer abgeschiedenen, seltsamen Gemeinde: in einer 
Hospitalkirche zu Isenheim [ElsaB], die einem Antoniterkloster zugehorte. Der heilige Antonius war Schutzpatron der 
Aussatzigen, jener Unseligen, die von einer Seuche iiberfallen waren, die man zu jener Zeit den „II611enbrand" oder das 
„Brennende Leidem nannte. Seit dem 10. Jahrhundert ging diese verwiistende Seuche durch das Abendland, an der Tausende 
starben. Das Kloster zu Isenheim war ein Aussatzigenhaus, ein Hospital fiir solche kranken Leute. Fiir diese Bresthaften, dem 
langsamen, schwarenden Tod verfallenen Menschen war der Altar bestimmt. Er war das groBe Heiltum ihrer Kirche.« 
(FRAENGER 1983: llf. ) 

Der rechte Fliigel der dritten Schauseite zeigt die »Versuchung des hi. Antonius«; links unten ist »eine Menschengestalt, auf deren 
Korper alle Verwiistungen der Seuche schwaren« (FRAENGER 1983: 46), dargestellt (SEIDEL und BAUER 1983). Diese 
leidende Person ist ohnmachtig und scheint die wilde Szene zu halluzinieren. Rechts unten auf derselben Tafel ist ein 
Baumstumpf, mit Porlingen bewachsen, zu erkennen (vgl. »Polyporus mysticus«).Die Entstehung des Altars wurde von Paul 
Hindemith (1895-1963) in seiner Oper Mathis der Maler (1935) dahingehend dramatisiert, daB der Maler selbst Visionen hatte, 
die ihn - genau wie dereinst den heiligen Antonius - versuchten. » The Temptation of St. Anthony« wurde auch von der 
psychedelischen Rockgruppe The Sensational Alex Harvey Band vertont (1972). 

Das Bildmotiv der »Versuchung des heiligen Antonius« wurde in spateren Jahrhunderten gerne zur Darstellung halluzinatorischer 
Zustande oder visionarer Erfahrungen herangezogen (MULLER-EBELING 1989 und 1997). Auch die aus heutiger Sicht sehr 
»trippig« erscheinende gleichnamige Dichtung von Gustave Flaubert (1821-1880) gehort dazu. Ebenfalls hat E.T.A. Hofmann 
(1776-1822) in seinem Schauerroman Die Elixiere des Teufels (1815) einen »Wein des heiligen Antonius« beschrieben, der bei 
GenuB extreme Halluzinationen erzeugt (HOFFMANN 1982*; vgl. Vitis vinifera). Der Roman The Day of St. Anthony's Fire 
(FULLER 1968) verarbeitet die Geschichte einer angeblichen Mutterkornseuche, die 1951 in Pont-St-Esprit (Frankreich) zu 
Massenhysterie und kollektiven Halluzinationen gefiihrt hat (LATIMER 1981: 119). 

Leo Perutz (1882-1957) nimmt in seinem 1933 erschienenen Roman St.-Petri-Schnee auf eigentiimliche Weise die Entdeckung 
des LSD aus dem Mutterkorn vorweg (vgl. Ophiussa). Darin wird ein Experiment beschrieben, bei dem ein Chemiker aus einem 
Getreidepilz eine Gottesdroge isolieren soil, die mystische Erfahrungen ermoglicht: 

»Dieser Dionysos [Areopagita] erzahlt in seinen Schriften, daB er den Mitgliedern seiner Gemeinde, die sich nach der wirklichen 
Gegenwart Gottes sehnten, ein zweitagiges Fasten auferlegt und daB er sie dann mit dem „aus heiligem Mehl bereiteten Brot" 
bewirtet habe. - „Denn dieses Brot" - schreibt er - „fiihrt zur Vereinigung mit Gott und laBt das Unendliche begreifen." -(...) 
Die romischen Ackerpriester kannten wie alle Priester das Geheimnis des Rauschgiftes, das die Menschen in jenen Zustand der 
Ekstase versetzt, in dem sie „sehend werden" und „die Macht des Gottes erkennen. Der weiBe Frost, - das war keine Getreideart, 
sondern eine Getreidekrankheit, ein Parasit, ein Pilz, der in die Getreidepflanze eindringt und sich von ihrer Substanz ernahrt. ( . . . 
) In Spanien hieB sie „die Magdalenenflechte", im ElsaB „der Arme-Seelen-Tau". Das „Arztebuch" des Adam von Cremona 
beschrieb sie unter dem Namen „Misericordia-Korn", in den Alpen war sie als „St.-Petri-Schnee" bekannt. In der Umgebung von 
St. Gallen nannte man sie den „Bettelm6nch" und im nordlichen Bohmen die „St.-Johannis-Faule". Hier bei uns im 
Westfalischen, wo sie besonders oft auftrat, hieB sie bei den Bauern „Muttergottesbrand".« (PERUTZ 1960: 119, 120, 121) 
Der amerikanische Beat Poet Dale Pendell (geb. 1944) hat die Entdeckung des LSD aus dem Mutterkorn in einem Gedicht 
verewigt (PEN DELL 1997; Vgl. PENDELL 1995*). 

Die weltbekannte amerikanische Bestsellerautorin Marion Zimmer Bradley (geb. 1930) ist vor allem fiir ihre romantischen 
Fantasy- und Science-Fiction-Romane beriihmt. Auffallend haufig geht es in ihren Romanen und Erzahlungen um psychoaktive 
Drogen. In einem jiingeren Roman zeigt Zimmer Bradley, daB sie sich stark mit der Mutterkorn-in-Eleusis-These von Gordon 
Wasson auseinandergesetzt hat. In ihrem historischen Roman Die Feier von Troia (Firebrand) wird der trojanische Krieg aus der 
(feministischen) Perspektive der jungen Seherin Kassandra erzahlt (ZIMMER BRADLEY 1990). Sie wird dem Apollon geweiht 
und sowohl in Kolchis erzogen als auch von der Amazonenkonigin Penthesilea in die Lehre genommen. Zum AbschluB ihrer 
Lehrzeit bei den Amazonen wird Kassandra in die Mysterien der GroBen Gottin eingeweiht. Das von alteren Frauen geleitete 
Ritual wird in einem Tempel ausgefiihrt. Den Initiandinnen wird ein Mutterkorntrank gereicht: 

»Bis ihre Lippen die Fliissigkeit beriihrten, hatte sie geglaubt, es sei Wein. Sie schmeckte etwas seltsam Schleimiges, Bitteres, das 
sie an den Geruch des verdorbenen Roggens erinnerte, den Penthesilea ihr aufgetragen hatte, nie zu vergessen. Als sie schluckte, 
glaubte sie, ihr Magen wiirde sich wehren, aber wild entschlossen iiberwand sie die Ubelkeit und richtete ihre Aufmerksamkeit 
wieder auf die Trommeln.« (S. 140) 
Die Wirkung des Trankes setzt recht schnell ein und wird wie folgt beschrieben: 



»Merkwurdige Farben tanzten vor ihren Augen, und ganz kurz glaubte sie, durch einen groBen, dunklen Gang zu laufen.« (S. 140) 

Nach dem typisch psychedelischen Tunnelerlebnis, nimmt sie die Stimme der GroBen Gottin wahr: 

»Steige wie die Erdtochter hinab in die Dunkelheit. Eine feme Stimme schien sie zu fiihren, obwohl sie nicht wuBte, ob es 

wirklich eine Stimme war. Du mufit nacheinander alle Dinge dieser Welt hinter dir lassen, die dir lieb und teuer sind, denn nun 

hast dis nichts mehr damit zu tim. 

Dies ist das erste Tor der Unterwelt. Hier miifit ihr alles zuriicklassen, was dich an die Erde und cl n das Reich des Lichts bindet.« 

(S. 140f.) 

Kassandra besteht die Priifung und schreitet durch das Tor - ein zweiter psychedelischer Tunnel eroffnet sich ihr: 

»Dies ist das zweite Tor der Unterwelt. Hier mufit du deine Angste aufgeben oder alles, was dich davon abhdlt, dieses Reich als 

eine derer zu betreten, deren Fiifie den Pfad kennen und in MEINE Fufistapfen treten. « 

Nach einem Sterbeerlebnis erreicht sie das dritte Tor, und damit wird sie wiedergeboren. Der kronende AbschluB ist die 

Entdeckung der GroBen Gottin: 

»Feuer schoB durch sie hindurch, und das Rauschen von Fliigeln umgab sie. 

Gottin, wenn ichfiir DICH sterben soil, so gewdhre' wenigstens einen Blick aufDEIN Gesicht! 

Die Dunkelheit lichtete sich etwas; vor ihren Augen sah sie eine wirbelnde Blasse, aus der allmahlich zwei dunkle Augen und ein 

weiBes Gesicht auftauchten. Sie hatte dieses Gesicht schon einmal in einem FluB gesehen ... es war ihr Gesicht. Ganz nahe 

fliisterte eine Stimme durch das Trommeln und die klagenden Flotentone hindurch: 

WeiBt DU es noch nicht? DU bist ICH und ICH bin DU. 

Dann erfaBten sie die rauschenden Fliigel und loschten alles andere aus. Fliigel und dunkle Sturmwinde schleuderten sie hinauf, 

hinauf zum Licht . . . « (S. 142 ) 

Zum AbschluB des Rituals ermahnt sie Penthesilea: 

»Es ist verboten, iiber das Mysterium zu sprechen ... « (5. 143) 

Bis 1994 wurden alleine 440000 Exemplare der deutschen Ausgabe verkauft; d.h., das Buch wurde vermutlich iiber eine Million 

Mai gelesen (pro verkauftes Exemplar kann man bei einem Roman von mindestens zwei Lesern ausgehen). Dadurch haben 

sicherlich mehr Menschen von den Mutterkorn-Mysterien gehort als durch jede wissenschaftliche oder sachliche Darstellung in 

der Fachliteratur (RATSCH 1996). 

Die experimentelle Musikgruppe Psychic TV hat auf ihrem Album Drennls Less Sweet ein Stiick namens »Eleusis« veroffentlicht, 

das offensichtlich von Wassons Theorie beeinfluBt wurde (Sony/ Some Bizarre, SBZ. CD Oil, 1992). 

Medizinische Anwendung 

Seit dem Mittelalter werden Mutterkorner in der volkstiimlichen Gynakologie als Wehenmittel, zur Beschleunigung der Geburt 

und zur Behandlung der nachgeburtlichen Komplikationen verwendet (MUHLE und BREUEL 1977). Im 18. Jahrhundert wurden 

Mutterkorner in Thiiringen als blutstillendes Mittel eingesetzt. VuWis, parturiens hieB das zermahlene Mutterkorn im 19. 

Jahrhundert; es wurde u.a. bei Lahmungen gegeben, aber auch zur Abtreibung benutzt (MOST 1843: 4570. 

Mutterkorn wird heute nicht mehr allopathisch benutzt, da die Standardisierung der Droge fast unmoglich ist (TEUSCHER 1992: 

918). Praparate daraus werden nur noch in der Homoopathie (Secale cornutum hom. HAB], Secale cornutum hom. HPUS78) 

entsprechend dem Arzneimittelbild z.B. bei Gebarmutterkrampfen, Krampfleiden oder Migrane eingesetzt (TEUSCHER 1992: 

921). 

Einige aus den Mutterkornalkaloiden abgeleitete Stoffe werden bis heute vielfach verschrieben (z.B. Methergin, Dihydergot und 

Hydergin). 

Inhaltsstoffe und Wirkung 

Der Mutterkornpilz kann je nach Wirtspflanze, Klima und Standort unterschiedlich wirkende Alkaloide (die Mutterkornalkaloide 
Ergotamin, Ergotin, Ergocristin, Ergocryptin 1 1,%, Ergocornin, Ergometrin; daneben Ergoclavin, Histamin, Tyramin, Cholin, 
Acetylcholin) ausbilden (vgl. HORwELL und VERGE 1979). Zum einen handelt es sich um giftige, zum anderen uni 
psychedelische Alkaloide. Die schadlichen Alkaloide erzeugen zwei verschiedene Formen von Ergotismus (Mutterkornvergiftung, 
Brandseuche und Krampfseuche, »Antoniusfeuer«): 

»Die Brandseuche begann mit Erbrechen und Durchfall, mit Kribbeln in den Fingern und entziindlichen Erscheinungen, die von 
heftig brennenden Schmerzen begleitet waren. Nach einigen Tagen stellten sich dann die Zeichen der Gangran ein. Die Glieder 
begannen sich zuerst an den Fingern und Zehen blau-schwarz zu verfarben und mumifizierten. Bei starken Vergiftungen konnte es 
so weit kommen, daB sich Arme und Beine vollstandig ohne Blutverlust vom Korper ablosten. Auf die gangranose Form des 
Ergotismus bezogen sich die Krankheitsbezeichnungen wie „mal des ardents", „ignis sacen, „heiliges Feuer". Bei der konvulsiven 
Form des Ergotismus, die mit ahnlichen Symptomen wie die gangranose begann, standen schwere nervose Storungen im 
Vordergrund. Es traten schmerzhafte Muskelkontraktionen, namentlich der Extremitaten auf, die schlieBlich in epilepsieartige 
Kriimpfe iibergingen.« (HOFMANN 1964: 8 ) 

Das Mutterkorn von Weizen, Gerste und Roggen enthalt grundsatzlich die gleichen Alkaloide (Ergotamin- und Ergotoxingruppe, 
Ergonovin und gelegentlich Spuren von Lysergsaureamid). Die halluzinogenen Wirkstoffe Lysergsaureamid, 
Lysergsaurehydroxyethylamid und Ergonovin sind im Gegensatz zu den gefahrlichen Toxinen wasserloslich und dadurch 
voreinander zu trennen. Die Berichte iiber die Wirkungen von Ergonovin und Methylergonovin sind leider recht unbefriedigend 
(RIPINSKY-NAXON 1993). Weitere ethnopharmakologische Forschung ist notwendig. 



Marktformen und Vorschriften 

Fiir pharmazeutische Zubereitungen aus Mutterkorn besteht grundsatzlich Apothekenpflicht. Fiir alle Zubereitungen aus 
Mutterkornalkaloiden besteht Verschreibungspflicht (TEUSCHER 1992: 920). Lediglich homoopathische Potenzen ab D3 sind 
frei verkauflich. 

Literatur 

Vgl. Eintrage unter Claviceps paspali, Kykeon, Mutterkornalkaloide 

ATHANASIUS 1987 Vita Antonii, Grazusw.: Verlag Styria. 

BAUER, Veit Harold 1973 Das Antonius-Feuer in Kunst und Medizin, Basel: Sandoz (Historische Schriftenreihe 2). 

BovE, Frank James 1970 The Story of Ergot, Basel, New York: S. Karger. 

BROD, Thomas M. 1991 Hieronynius Bosch and Ergot Hallucinations, Paper presented at the American Psychiatric Association (144th Annual Meeting), 11.-16. 

Mai, 1991. 

CAMPORESl, PierO 1990 Das Brot der Tra unte, Frankfurt/New York: Campus. 

DKON, Laurinda S. 1984 »Boschs „St. Anthony Triptych" - An Apothecary's Apotheosis*, Art /owrna/ Sommer 1984: 119-131. 

FERRARO, G.E., S.L. DEBENEDETTl UND J.D. COUSSIO 1978 »lsolation of a-Ergokriptine from an Argentine Ergot«, Lloydia 41: 179-180. 

FRAENGER, Wilhelm 1983 Matthias GrUnewald, Miinchen: C.H. Beck. 

FULLER, John G. 1968 The Day of St. Anthony's Eire, New York: Macmillan. 

HAAS, Ursula 1991 Ereispruch fiir Medea, Frankfurt/M., Berlin: UUstein. 

HOFMANN, Albert 1964 Die Mutterkornalkaloide, Stuttgart: Enke. 

HORWELL, David C. und John P. VERGE 1979 »lsolation and Identification of 6,7-secoAgroclavine from Claviceps purpureas, Phytochemistry 18: 519. 

KOLTA, K.S. 1987 »Der heilige Antonius als Heiler im Spatmittelalter«, Beitrdge zur Geschichte der Medizin 31(38): 97-101. 

LATIMER, Dean 1981 »Mutterkorn und Roggenbrot«, in: H.A. HANSEN, Der Hexengarten, S. 109-146, Miinchen: TrikontDianus. 

LENGYEL, Lancelot 1976 Das geheime Wissen der Kelten, Freiburg: Bauer. 

MANNHARDT, Wilhelm 1865 Roggenwolf und Roggenhund: Ein Beitrag zur germanischen Sittenkunde, Danzig: Ziemssen. 1868 Die Kornddmonen: Ein 

Beitrag zur germanischen Sittengeschichte, Berlin: DUmmler's. 

MATOSSIAN, Mary Kilbourne 1989 Poisons of the Past: Molds, Epidemics, and History, New Haven and London: Yale University Press. 

MUHLE, Erich 1953 Vonl Mutterkorn, Leipzig: Akademische Verlagsgesellschaft. 

MUHLE, Erich und Klaus BREUEL 1977 Das Mutterkorn, ein Grdserparasit als Gift- und Heilpflanze, Lutherstadt: Wittenberg. 

MULLER-EBELING, Claudia 1983 »Die Versuchung des heiligen Antonius« als Identifikationsmodell der Maler des Ein de Siecle, 

Hamburg: Unveroffentlichte Magisterarbeit. 1985 »Was hat der hi. Antonius mit dem Wilden Mann zu tun?«, in: C. RATSCH und H. J. PROBST, Naniaste Yeti: 

Gechichten vorm wildert Mann, S. 89-98, Miinchen: Knaur. 1989 » The Return to Matter- The Temptations of Odilon Redon«, in: C. RATSCH (Hg.), Gateway to 

Inner Space, S. 167-178, Bridport, Dorset: Prism Press. 1997 Die »Versuchung des HI. Antonius« als » Mikrobenepos«: Eine motivgeschichtliche Studie ziii den 

drei Litliographiefolgeri Odilon Redons ziii Gustave Flauberts Roman, Berlin: VWB. 

PENDELL, Dale 1997 »Das Mutterkorn: The Making of Delysid«, in: R. Forte (Hg.), Entheogens and the Future of Religion, S. 23-29, San Francisco: Council of 

Spiritual Practices. 

PERUTz, Leo 1960 St.-Petri-Schriee, Wien, Hamburg: Paul Zsolnay Verlag. 

PRZYBYSZEWSKl, Stanislaw 1979 Die Synagoge Satans, Berlin: Zerling (Original 1900). 

RATSCH, Christian 1996 »Die Mutterkornmysterien im Roman von Marion Zimmer Bradley«, Jahrbuch fiir Ethrloniedizin und BewufStseinsforschung 4(1995): 

331-334. 1997 »Eine kurze Bibliographic zum Mutterkorn*, in: VOGEL 1997:67-73. 

RUFFIE, Jacques und jean-Charles SOURNIA 1993 Die Seuchen in der Geschichte der Menschheit, Miinchen: dtv/Klett-Cotta. 

SEIDEL, Max und Christian BAUER 1983 GrUnewald: Der IsenheinierAltar, Stuttgart, Zurich: Belser Verlag. 

SHELLEY, William Scott 1995 The Elixir: An Alchemical Study of the Ergot Mushroonis, Notre Dame, Indiana: Cross Cultural Publications Inc. 

SIEMENS, Fritz 1880 »Psychosen bei Ergotismus« , MchiyTm Psychiatric und Nervenkrankheiten 11(1-2): 366-390. 

SPILMONT, Jean-Pierre 1984 Mag (e, Munchen: Heyne. 

STOLE, Arthur 1943 »Altes und Neues Uber Mutterkorn*, Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft, Bern 1942: 45-80. 195 1 Die spezifischen Wirkstoffe 

des Mutterkorns und ihre therapeutische Anwendung, Aulendorf : Editio Cantor. 

TEUSCHER, Eberhard 1992 »Claviceps«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 4: 911-922, Berlin: Springer. 

VOGEL, Rudolf Augustin 1997 Schutzschrift fiir das Mutterkorn, als einer angeblichen Ursache der sogenannten Kriebelkrankheit, Berlin: VWB (Reihe 

Ethnomedizin und BewuBtseinsforschung-Historische Materialien 9). (Reprint von 1771.) 

ZIMMER BRADLEY, Marion 1990 Die Feuer von Troia, Frankfurt/M.: Fischer. 1994 Landung aufDarkover (2. Aufl.), Rastatt: Moewig bei UUstein. 



Claviceps ssp. Mutterkornpiize 

Familie 

Klasse Ascomycetes (Schlauchpilze), Ordnung Clavicipitales (Mutterkornpiize): Clavicipitaceae 

»Mutterkorn« heiBt das Uberwinterungsstadium (Sklerotium) mehrerer Schlauchpilze (Claviceps spp.; ca. 35 bis 50 Arten), die als 
Parasiten verschiedene Getreide (Roggen, Weizen, Gerste, Hirse) oder wilde SuBgraser (Gramineae = Poaceae; z.B. Taumellolch, 
Lolium temulentum; Paspallitrl-Arten), ebenfalls Binsengewachse (Juncaceae) und Riedgraser (Cyperaceae; vgl. Cyperus spp.) 
befallen konnen (Do RFELT 1989: 92**). 

Moglicherweise ist auch das Schlafgras (Stipa spp.) von Claviceps spp. befallen und dadurch psychoaktiv. Alle Mutterkornpiize 
produzieren psychoaktive und/oder toxische Alkaloide (Mutterkornalkaloide, Indolalkaloide). 

Claviceps gigantea FUENTES - Diente de caballo (»Pferdezahn«), Riesenmutterkorn 

Dieser Pilz schmarotzt vermutlich ausschlieBlich auf Mais (Zea mays), einem neuweltlichen Gras (MORENO und 
FUCIKOVSKY 1972). Er enthalt Mutterkornalkaloide von unbekannter Zusammensetzung und gilt in Mexiko als giftig 
(GUZMAN 1994: 1438"). Viele Indianer betrachten diesen Pilzbefall als Erkrankung der Maispflanze (RATSCH 1989). 



Als im 16. Jahrhundert die mexikanische Halbinsel Yucatan durch die Spanier erobert wurde, kamen Franziskaner ins Land und 
verfaBten verschiedene Berichte und Worterbiicher. In einem der drei wichtigsten erhaltenen Lexika, dem sogenannten Wiener 
Worterbuch von ca. 7625 (ANDREws HEATH DE Z. 1978), finden sich einige auBerst merkwiirdige und interessante 
Eintragungen, die den heiligen Antonius und das nach ihm benannte »Antoniusfeuer« (vgl. Claviceps purpurea) betreffen (WW 
306): 

- nietnahl kak: uiego de San Anton, »„Hollen-Feuer: Feuer des hi. Antonius« 

- he metnalil kake hunipati in nic lie yulel: Esta enfemiedad rnata sin reruedio, »Dieses Hollen-Feuer laBt alle Menschen zugleich 
verbrennen: Diese Krankheit totet ohne Heilmittel.« 

Aus diesen Eingangen geht eindeutig hervor, daB der Autor des Wiener Worterbuches bestimmte Erscheinungen und Termini der 
Indianer als das ihm aus Europa bekannte Antoniusfeuer (Ergotismus) interpretierte. Da der Zusammenhang zwischen der 
Krankheit und dem Mutterkorn noch nicht bekannt war und es den Mutterkornpilz in Yucatan moglicherweise noch gar nicht gab, 
hat fuego de San Anton vielleicht eine andere, aber ahnliche Erscheinung bezeichnet (vgl. Datura innoxia). Nach den Eintragen im 
Wiener Worterbuch muB es aber auch epidemische, dem gangranosen Ergotismus ahnliche Erscheinungen in Yucatan gegeben 
haben. DaB der heilige Antonius in der friihen Kolonialzeit bereits in Yucatan verehrt wurde, geht aus den Berichten zweier 
Spanier, Diego Lopez de Cogolludo und Fray Diego de Landa, hervor (HERMANNS und PROBST 1994). Vielleicht war das 
fuego de San Anton aber auch genau das, was es bezeichnet, namlich eine Form von Vergiftung des auf Mais parasitar lebenden 
Riesenmutterkorns Claviceps gigantea. 

Claviceps glabra LANGDON befallt zahlreiche Wildgraser. 

Claviceps nirgicans Tut., befallt zahlreiche Wildgraser. 

Claviceps paspali befallt ausschlieBlich Graser der Gattung Paspal tl rn. 

Claviceps purpurea schmarotzt bevorzugt auf Roggen, aber auch auf Weizen und Gerste. 

Claviceps sp. schmarotzt auf dem Helmgras (Amrnophila marititna), das mit Psilocybe azurescens symbiotisch lebt 

(STAMETS 1996: 95**). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Claviceps paspali, Claviceps purpurea, Mutterkornalkaloide 

ANDREWS HEATH DE ZAPATA, Dorothy 1978 VocliUlilcirlo de Mayathan por sus abecedarios, Merida: Area Maya. 

HERMANNS, Barbara und Heinz Jurgen PROBST 1994 »Bericht uber die Dinge von Yucatan (1572)«, in Cli. RATSCH (Hg.), Chac tute - hie Cotter der Maya 

(2., aktualisierte Aufl.), S. 175-211, Miinclien: Diedericlis. 

MORENO, M. und L. FUCIKOVSKY 1972 »Effect of Position and Number of Sclerotia of Claviceps gigantea an Maize ('~ermination«, Fitopatologia 5/6: 7-9. 

RATSCH, Christian 1989 »St. Anthony's Fire in Yucatan«, In: C. RATSCH (Hg.), Cateway to Inner Space, S. 161-165, Bridport, Dorset: Prisin Press. o.J. l)cis 

Antoniltsfeuer in Yucatcin: Eine etUtiopUcirtticikologische Spekulation, Hamburg: MS. 



Conocybe ssp. Samthaubchen 

Familie 

Agaricaceae: Bolbitiaceae (Mistpilzartige) 

Samthaubchen sind kleine, diinnfleischige Pilze von blasser Farbe und mit kegelig-glockigen Hiiten. Die Lamellen werden bei 
Bildung der Sporen rostbraun. Samthaubchen wachsen bevorzugt an lichten Stellen im Wald. Einige Arten der Gattung enthalten 
Psilocybin und sind psychoaktiv. Erst kiirzlich ist an der Elfenbeinkiiste ein rudimentarer Kult um eine tamit, »Pilz der 
Erkenntnis«, genannte Conocybe sp. entdeckt worden (SAMORINI 1995). Die ta'a'ya genannte Art Conocybe siliginoides HEIM 
wurde von den Mazateken als Entheogen benutzt. Eine chemische Analyse steht noch aus (OTT 1993: 313, STAMETS 1996: 
176""). 

Conocybe cyanoptis (ATKINS) KUHNER [= Cor\ocybe cyanopus (ATKINS) SING.; syn. Pholiotina cyanopusl - BlaufiiBiges 
Samthaubchen 

Der auf Rasenflachen und an bemoosten Orten von Sommer bis Herbst wachsende Pilz bildet einen stumpfkegeligen Hut von 0,5 
bis 2,5 cm Durchmesser aus. Der weiBliche Stil ist an der Basis blaugriin und verfarbt sich bei Druck blau. Der Pilz kommt in 
Deutschland und der Schweiz vor, gilt allgemein als »giftig« und enthalt 0,93% Psilocybin (Trockenmasse), etwas Baeocystin, 
aberkein Psilocin (GARTZ 1985 und 1992). 

Folgende Arten enthalten ebenfalls Psilocybin (ALLEN et al. 1992: 93**, GARTZ 1985): 

Conocybe ktiehneriana SINGER 

Conocybe siligineoi(les HEEM - Ta'a'ya 

Conocybe stnithii WATLING (enthalt auch Baeocystin; REPKE et al. 1977) 



Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Psilocybin 

BENEDI(;'r, R.G., L.R. BRADY, A.H. SMITH UND 

VE. TYLER 

1962 »Occurence of Psilocybin an Psilocin in Certain 

Conocybe and Psilocyhe Species*, Lloydia 25: 156-159. 
BENEDICT, R.G., VE. TYLER, JR. und R. WATLING 

7967 »Blueing in Conocybe, Psilocyhe and a Stropharia Species and the Detection of Psilocybin«, Lloydia 30: 150-157. 
CHRISTANSEN, A. L., K. E. RASMUSSEN und K. HOLLAND 

1984 »Detection of Psilocybin and Psilocin in 
Norwegian Species ofPluteus and Cotiocybe«, Planta Medica 45: 341-343. 
GARTZ, Jochen 

1985 »Zur Analytik der Inhaltsstoffe zweier Pilzarten der Gattung Conocybe«, Pharmazie 40(5): 366. 
1992 »Further Investigations an Psychoactive Mush 
rooms of the Genera Psilocyhe, Gyninopilus and 
Conocybe«, Annali dei Musei Civici di Rovereto 
70991): 265-274. 
REPKE, David B., Dale Thomas LESLIE und GaSton 

GUZMAN 
1977 » Baeocystin in Psilocyhe, Conocybe and Patiaeolus«, Lloydia 40(6): 566-578. 
SAMORINI, Giorgio 
1995 »Traditional Use of Psychoactive Mushrooms in Ivory Coast?*, Eleusis 1: 22-27. 



Copelandia ssp. Tintlingsarten 

Familie 

Coprinaceae (Tintlinge) 

Einige der urspriinglich zu dieser Gattung gerechneten psychoaktiven Pilze werden heute der Gattung Panaeolus zugeordnet: 
Panaeolus cambodginiensis, Panaeolus cyanescens, Panaeolus tropicales (vgl. Panaeolus spp.). 

Folgende Arten der Gattung Copelandia enthalten Psilocybin (ALLEN et al. 1992: 93**, OTT 1993: 309* ): 

Copekltldia atlottlclUIs (MURR.) SACC. etTROTT. 

Copelandia bispora (MALENCON et BERTAULT) SING, et WEEKS 

Copelandia chlorocystis SING., WEEKS et HEARNS 

Copelandia mexicana GUZMAN 

Copelandia westli (MURR.) SING. 

Von keiner dieser Arten ist ein traditioneller Gebrauch bekannt (Vgl. WEEKs et al. 1979). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Panaeolus cyanescens, Panaeolus spp., Psilocybin 

WEEKS, R.A., R. SINGER UND W. HEARNS 

1979 »A New Psilocybiaii Species of Copelaiidici« 
Journal o~ Naturccl Products 42: 71-74. 



Galerina stelichii Haubling 

Familie 

Cortinariaceae (Schleierlingsartige) 

»In der Gattung Galerina gibt es gefahrliche Giftpilze, in denen die gleichen todlichen Amatoxine enthalten sind wie in den 
Knollenblatterpilzen [Amanita phalloides (VAILL.) SECR.]. Diese Toxine wirken erst nach einer Latenzzeit von 12 Stunden und 
fiihren trotz Therapie meist zum Tode. Eine verbreitete Art in Nordamerika ist Galerina autumnalis (PECK) SINGER et SMITH, 
die wie einige der Psilocyhe- Arten auf Holzresten in Parks und Waldern wachst. Sie sieht der Psilocyhe stuntzii GUZMAN et 
OTT auf den ersten Blick sehr ahnlich und kann unmittelhar nehen dieser wachsen. Jedoch hlaut die Galerina- Art nicht.« 
JOCHEN GARTZ 
Narrenschwamme (1993: 67f.**) 



Dieser 1993 in Regensburg plotzlich aufgetauchte, winzige Pilz verfarbt sich blau, wenn er gedriickt oder gequetscht wird. In 
seinem Extrakt konnten Psilocybin, Psilocin und Baeocystin nachgewiesen werden. Damit sind diese psychoaktiven Alkaloide 
erstmals in einer Art der Gattung Galerina entdeckt worden (BESL 1993). Im getrockneten Fruchtkorper kommen 0,21 bis 0,51% 
Psilocybin, 0,02 bis 0,07'% Baeocystin und 0,08 bis 0,21 %o Psilocin vor (GARTZ 1995: 304). Diese Art laBt sich relativ 
erfolgreich auf einem Agarsubstrat ziichten. 
Achtung! Viele andere Arten der Gattung Galerina sind sehr giftig und konnen todlich wirken. 

Literatur 

BESL, H. 

1993 »Galeriiicl steglichii spec, nov., ein halluzinoge 

ner Haubling«, Zeitschrift fur Mykologie 59: 215-218. 
GART7, Jochen 

1995 »Cultivation and Analysis of Psilocybe Species 

and an Investigation of Galerina steglicliu«, Annali dei 
Musei Civici di Rovereto 10(1994): 297-305. 



Gymnopilus spp. Flammling 

Familie 

Cortinariaceae (Schleierlingsartige) 

Die Flammlinge sind kleine bis mittelgroBe Pilze mit leicht gebuckeltem oder gewolbtem Hut und gelb oder orange gefarbten 
Lamellen. Sie gedeihen auf Baumen, vom Sommer bis zum Herbst. Die meisten Arten schmecken bitter und gelten in der Regel 
als »giftig« oder ungenieBbar. Einige Arten soUen » halluzinogen« wirksam sein. 

Folgende Arten enthalten nachweislich Psilocybin (ALLEN et al. 1992: 93**, HATFIELD et al. 1978): 

Gyrrlnopillls aerllginoslis (PECK) SINGER [syn. 

Phollota aeruginosa DECK] 

Gyrrlnopillls braendlei (PECK) HESLER 

Gylflnopillls intermedius (SING.) SINGER Gytrlnopillis leteoviridis TRIERS 

Gymrlopillls liql.liritae (FR.) KARST. Gylllnoplllis lutells (DECK) HESLER Gymnopilus purpuratus (COOKE etMASS.) 

SING. [syn. Flanlnlula purpurata COOKE etMASSEE] -Purpurflammling 

Der Purpurflammling stammt vermutlich aus Siidamerika, kommt aber auch in Deutschland vor und enthalt neben Psilocybin auch 

Psilocin (GARTZ 1993: 55**). Dieser Pilz wurde friiher vielleicht berauschend benutzt (vgl. » Polyporus mysticus«). 

Gyrrlnopillls validipes (PECK) HESLER (vgl. HATFIELD et al. 1977) 

Gynlnopilus viridans MURRILL 

In folgenden Arten konnten psychoaktive Wirkstoffe vorkommen: 

Gymnopilus luteofolius (PECK) SINGER 

[syn. Pholiota luteofolia (PECK) SACCARDO] Gylrlnopillls ventricoslls 

Aus der Gattung Gyrrlnopillis hat nur eine Art eine gewisse kulturelle Bedeutung erlangt: . 

Gymnopillis spectabilis (FRIES) SINGER [syn. Gynlnopiliis jllnoniih (FR.: FR.) P.D. ORTON; Pholiota spectabilis (FRIES) 

GILLET] - Beringter Flammling 

Dieser groBe Pilz hat einen Hutdurchmesser von 5 bis 15 cm und wachst auf Laubholz, seltener auf Nadelholz. Er hat einen sehr 
schlechten Geschmack und kaum Wirkstoff. Er gilt im Volksmund als »giftig«. 

Die Varietal Cynlnopilils spectabilis var.junomus (FR.) I.E.. LANGE ist gelb und gehort zu den groBten bekannten Pilzen. Er 
kann Stiele bis zu 60 cm entwickeln! (GARTZ 1993: 55f.**) 

Der Beringte Flammling kommt auch in Nordamerika und Japan vor; aus beiden Landern sind psychoaktive Wirkungen berichtet 
worden (WALTERS 1965). Aus Kanada liegt erstmals ein Erfahrungsbericht vor: 

»Ich habe drei Gramm G. spectabilis probiert. Leichte optische Veranderungen, aber (zusammen mit meinen 
Meditationstechniken) genug, um mich in intensives, konvulsives Zittern zu treiben. Als ich mich ihm uberlieB fand ich, daB das 
eine Erinnerung an den Raum war, in dem ich mich nach meiner Geburt befand. Mir war dort sehr kalt, ich war verangstigt und 
brauchte meine Mutter. Der Hohepunkt war 3 bis 3,5 Stunden nach der Einnahme. (...) Psilocybe nimmt mir immer meine 
Klarheit; dieser Pilz verstarkt sie. (...) Die Wirkungen sind deutlich verschieden.« (in: Entheogene Nr.2, 1994/ 1995, S.23f. ) 
Der Pilz heiBt in Japan heute noch o-waraitczke, »GroBer lachender Pilz«, ein Name, der eine lange Geschichte hat. Im 
mittelalterlichen Japan wurde im Konjaku lllollogatarishll (»Geschichten aus alter Zeit«, 11. Jh.) eine Geschichte aufgezeichnet, 
aus der hervorgeht, daB psychoaktive Pilze schon sehr friih bekannt gewesen sein miissen. In der Geschichte treffen Holzfaller auf 
eine Gruppe von Nonnen, die singen und tanzen. Die Holzfaller halten die Nonnen fiir Manifestationen von Damonen oder 
Kobolden. Die Nonnen erklaren ihnen, daB sie von bestimmten Pilzen gegessen hatten, die sie zum Singen und Tanzen brachten. 



Daraufhin probierten die Holzfaller ebenfalls von den besagten Pilzen. Auch sie tanzten und sangen. Als die Begebenheit bekannt 

wurde, erhielt dieser Pilz den Namen maitake, »Tanzender Pilz«. In einem alten Worterbuch wird dieser Pilz als Grifola frondosa 

(DICKs. ex FR.) S.F. GRAY [syn. Boletus frondostis VAHL., Cladorrteris frondosa QUEL., Polyporttsyrondosus] identifiziert 

(vgl. »Polyporus mysticus«); allerdings mit dem Hinweis, daB der maitake der Konjaktt-Geschichte eigentlich waraitake, 

»Lachender Pilz«, hei6t."s Der waraitake wiederum wird im Daijiten als Panaeolus pctpilionaceus (vgl. Panaeolus spp.) oder 

Gymnopilus spectabilis identifiziert (SANFORD 1972: 174**). Von diesem Pilz heiBt es im Daijiten: 

»Leute, die diesen Pilz essen, werden berauscht. Sie konnen sich extrem erregen, tanzen und singen und sehen verschiedene 

Visionen. Andere Namen lauten odoritake [„Springender Pilz"] und maitcike.« (zit. nach SANFORD 1972: 175**) 

Aus einer taoistischen Quelle des 11. oder 12. Jahrhunderts geht hervor, daB aus dem »Lachenden Pilz« ein Lebenselixier (sog. 

»Erdtrank«) gewonnen wurde (SANFORD 1972: 178**). 

Moglicherweise enthalt der Gymnopiltts spectahilis Indolderivate; nach der Analyse von HATFIELD et al. (1978: 142) kommt 

Psilocybin darin vor (vgl. BENJAMIN 1995: 326**). Es wurden ebenfalls Styrylpyrone wie bis-Noryangonin und Bitterstoffe 

(Gymnopiline) gefunden (AOYAGI et al. 1983, TANAKA et al. 1993). Die Psychoaktivitat ist hingegen unbestritten (BUCK 

1967, ROMAGNESI 1964, SANFORD 1972' *). 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Psilocybin 

AOYAGI, F. et al. 1983 »Gymnopilins, Bitter Principles of the Big-Laughter Mushroom Gymnopilus spectabilis«. Tetrahedron Letters 1983: 1991-1993. 

BUCK, R.W. 1967 »Psychedelic Effect of Pholiota spectabilis«, New England Journal of Medicine 267: 391-392. 

GARTZ, Jochen 1992 » Further Investigations an Psychoactive Mushrooms of the Genera Psilocybe, Gymnopilus and Cotiocybe«, Annah de' Musei Civic i di 

Rovereto 7(199 1): 265-21 A. 1989 »Occurence of Psilocybin, Psilocin and Baeocystin in Gymnopilus pttrpurattts« , Persoonia 14: 19-22. 

GUZMAN-DAVALOS, L. und Gaston GUzMAN 1991 »Additions to the Genus Gymnopilus (Agaricales) froln Mexico« , Mycotaxoti 40(1): 43-56. 

HATFIELD, G. M., L. J. VALDES und A. H. SMITH 1977 »Proceedings-Isolation of Psilocybin from the Hallucinogenic Mushroom Gymnopilus validipes«, 

Lloyd' a 40: 619. 1978 »The Occurence of Psilocybin in Gymnopilus Species«, Voydia 41(2): 140-144. 

ROMAGNESI, M. H. 1964 »Charapignons toxiques au Japon«, Bulletin de ki Soc i~t~ Mycologiqtce de France 80(1): IV-V. 

TANAKA, Masayasu, Kilniko HASHIMOTO, Toshikatsu OKUNO und Haruhisa SHIRAHAMA 1993 »Neurotoxic Oligoisoprenoids of the Hallucinogenic 

Mushroom Gymnopilus spectabiHs«, Phytochemistry 34(3): 661-664. 

WALTERS, Maurice B. 1965 »Pholiotd spectabilis, a Hallucinogenic Fungus*, Mycologia 57: 837-838. 



Inocybe spp. RiBpiIze 

Familie 

Cortinariaceae (Haarschleierpilze) 

Die kleinen bis mittelgroBen RiBpiIze bilden zunachst kegelige, spater leicht gebuckelte Hiite mit leicht geknicktem Rand aus. 
Von der meist rissigen Oberflache haben sie ihren Namen. Sie wachsen von Sommer bis Herbst in Waldern, auf Wiesen und 
Mooren, auch in alpiner Lage. Von den ca. 160 Arten sind einige als Giftpilze gefiirchtet. Der Ziegelrote RiBpilz (Ir tocybe 
erttbescens BLYTT.; syn. Inocybe pcttotiillardii BRES.) enthalt Muscarinund kann ernste und sogar todliche Vergiftungen 
bewirken. Die wenigen blaugriin verfarbenden Arten (/. cterttginascens, 1 . corydulina, 1 . haemacta) enthalten Psilocybin und 
Baeocystin (STIJvE et al. 1985). Sie sind nicht giftig und kommen in Mitteleuropa (Deutschland, Schweiz) vor (GARTZ und 
DREWITZ 1985). Sie haben keine traditionelle Verwendung. 

Inocybe aeruginascens BABOS - Griinlichverfarbender RiBpilz 

Dieser RiBpilz wurde erstmals 1965 in Ungarn aufgefunden, breitete sich dort aus und tauchte 1975 plotzlich in Berlin auf. 1980 
gelangte er schlieBlich bis nach Holland und 1984 sogar bis ins Rhonetal (Schweiz). Es kann vermutet werden, daB es sich bei 
dieser Art um eine neue Spezies handelt, die erst vor wenigen Jahren entstanden ist (GARTZ 1992). 

Der Hut ist nur 2 bis 3 cm breit; der Stiel ist zur knolligen Basis hin stark blaugriin verfarbend. Der Pilz wachst vom Friihjahr bis 
zum Herbst bei Laubbaumen im Gras von Parkanlagen. Er enthalt Psilocybin und wirkt eindeutig psychoaktiv (GARTZ 1986b). 
Bei 2,4 g Trockenmasse stellten sich Visionen ein (GARTZ 1995). In keiner Probe konnte das giftige Muscarin, das ansonsten in 
der Gattung vorkommt, nachgewiesen werden (GARTz 1986a). 

Inocybe coelestiiiiri KUYPER - Himmelblauer Risspilz Inocybe corydciliria QUELET - Griinsclieiteliger RiBpilz 

Die Art kommt in zwei Varietaten vor: Itwcybe corydalina var. corydahna QUELET Inocybe corydtilitia var. eritiaceoniorphci 
(STANGE et VESELSKY) KUYPER (brauner Hut, iiber 5 cm breit) 
Dieser Pilz wachst von Sommer bis Herbst vorwiegend in Laubwaldern. 

Inocybe haeinacta (BERKELEY et COOKE) SACCARDO - Grunroter RiBpilz 

Dieser Pilz wachst im Herbst in Laubwaldern und Parkanlagen. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Psilocybin 



GARTZ, Jochen 1986a »Untersuchungen zuin Vorkommen des Muscarins in Inocybe cicriigiliciscciis 13A13oS«, Zeitschrift fiirMykologie 52(2): 359-361. 1986b 
»Psilocybin mMycelkvAtmenyon Inocybe cieriigiticiscelis«, Biocheni. Physiol. Pflanzen 181: 511-517. 1992 »lilocj,lle aerugiliciscelis, ei 1 1 „neuer" Pilz Europas 
mit halluzinogener Wirkung«, jahrbuch fUr Etliltomedizin und 13elvti/_~tscilisfcirschtUt~l 1 (1992): 89-98, Berlin: VW13. 1995 »ltiochyc' ciCi-tlgiUciscelis 
BASos«, Eleusis 3: 31-34. (Weitere Literatur.) 
GARTZ, Jlochen] und G. hREWlTZ 

1985 »l)er erste Nachweis von Psilocybin in RiBpil 

zen«, Zeitsclii-if t f iir Mykologic 51(2 ): 199-203. 
SEMERDZIEVA, Marta und M. WURST, 1'. KOZA und lochen GARTZ 1986 »Psilocybin in Fruchtkorpern von hiocybe ciel-tigiliciscells«, Planta Medica Al: 
83-85. 
STIJVE, T., 1 . KLAN und TH. KUYPER 1985 »Occurence of Psilocybin and Baeocystin in the Genus Inocybe (FR.) FR.«, Persooliici 12: 469-473. 



Panaeolus cyanescens Blauender Dungerling 

Familie 

Coprinaceae (Tintlinge); Panaeoloideae 

Synonyme 

Campanularius anotnalus MURR. Campanularius westii MURR. Copelandia cyanescens (BERK, et BR.) BOEDJIN Copelaudia 
cyanescens (BERK, et BR.) SACC. Copelandia cyanescens (BERK. etBR.) SING. Copelandia papilionacea (BULL, ex FR.) 
BRES. Copelandia papilionacea (BULL.) BRES. non FR. Copelandia westii (MURR.) SING. Panaeolus anonialus (MURR.) 
SACC. et TORR. Panaeolus westii (MURR.) 

Volkstiimliche Namen 

Blue meanies, Faleaitu (Samoanisch »Geisterhaus« oder »Kom6die«), Falterdiingerling, Hawaiian copelandia, Jambur, Jamur, 
Pulouaitu (Samoanisch »Geisterhut«), Taepovi (Samoanisch »Kuhfladen«), Tenkech (Choi) 

Anfang der sechziger Jahre wurden aus Siidfrankreich merkwiirdige »lntoxikationen« von Pilzen berichtet, die auf Pferdedung 

wuchsen. Die Pilze wurden als die tropische Art Copelaiiciicl cyclliescetis identifiziert und von Albert Hofmann analysiert. Er 

konnte in den Fruchtkorpern hohe Konzentrationen an Psilocin und nur geringe Werte fiir Psilocybin feststellen (HEim et al. 

1966). Man fand auch heraus, wieso die Pilze plotzlich in Frankreich aufgetaucht waren. Der Pilz wachst auf Pferdedung, d.h. in 

gewisser Weise symbiotisch finit Pferden. Als Pferde aus Indonesien zur Teilnahme an Pferderennen nach Siidfrankreich gebracht 

wurden, verwilderte sich der Pilz dort durch ihre Exkremente (GERHARDT 1987). Er stammt offensichtlich aus Siidostasien, ist 

in Indonesien, Australien (Low 1990: 206) und von alters her auf Samoa verbreitet (Cox 1981). 

Der Panaeolus cyanescens ist sehr leicht mit Fanaeoliis tropicales und Panaeolus cclliiliogiliietisis zu verwechseln (vgl. 

Panaeolus spp.). Moglicherweise sind die beiden letztgenannten Arten nur Varietaten oder Rassen und eigentlich mit Panaeohts 

cyttttescetts synonym. 

Der Pilz wird auf Bali kultiviert und angeblich bei Festen der Einheimischen sowie zum Verkauf an Touristen verwendet (Cox 

198 1 : 115). Auf Java hat er moglicherweise eine alte Tradition als Ritualdroge. Die javanischen Batikkiinstler in Yogyarkata 

(Java) essen die Jalnburpilze, um sich fiir ihr kiinstlerisches Schaffen inspirieren zu lassen. Kein Wunder, daB die Pilze oft auf 

ihren Werken dargestellt sind. 

In Samoa werden die Hiite in Wasser gekocht, bis ein schwarzer Saft entsteht. Dieser wird dann, mit Kaffee (vgl. Coffea arabica) 

gemischt, getrunken. Manchmal werden die Hiite roh gegessen und mit Coca-Cola heruntergespiilt. Gelegentlich werden sie 

getrocknet und geraucht (Cox 1981). 

Der Pilz wirkt sehr schnell, da er meistens iiberwiegend Psilocin, d.h. den eigentlichen Wirkstoff enthalt. Er erzeugt starke 

Euphoric mit visuellen und auditiven Halluzinationen, die bis zu sieben Stunden anhalten konnen. Bei sehr hohen Dosierungen 

kann es zum Versagen der Muskeln kommen. Auf Samoa heiBt es, der regelmaBige Gebrauch der Pilze wiirde einen 

schmerzhaften, roten Ausschlag um den Hals bewirken (Cox 1981).Vielleicht liegt dies an der Anwesenheit von Harnstof 

(STIIVE 1987 und 1992). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Panaeolus spp., Psilocybin 

Cox, Paul Allen 1981 »Use of a Hallucinogenic Mushroom, Copelandict c-yctttescctts, in Samoa«, jottrtutl of ~t~tttophctrttutcolo~y 4(1): 1 15-1 16. 
GERHARDT, E. 1987 »PltttltC()IttS cyctttescetis (BERK, et BR.) SACC. und Panaeoltts cttttillctrttttt (FR.) DENNts, zwei Adventivarten in Mitteleuropa«, 
Beitriige zerr Kc tttttttis der Pilze Mitteleuropas 3: 223-227. HEIM, Roger, Albert HOEMANN und H. TSCHERTER 1966 »Sur une intoxication collective i 
syndrome psilocybien causee en Erance par Ltn Copelctttdict«, Cotttptes rendu s de I'Acctd-tttie des Sciences (Paris) 262 519-523. ST IIVE, T. 1987 »Vorkommen 
von Serotonin, Psilocybin und Harnstoff in Panaeoloideae«, Beitrage zur Kenntnis clcr Pilze Mitteleuropas 3: 229-234. 1992 »Psilocin, Psilocybin, Serotonin und 
Urea in Pctttneoltts cyctttescctts from Various Origins*, Pcrsoottict 15: 117-121. 



Panaeolus subbalteatus Dunkelrandiger Dungerling 



Familie 

Coprinaceae (Tintlinge); Panaeoloideae 

Synonyme 

Panamlus cittctttltts BOLT. Panacolussttbalteatus (Falschschreibung!) Panaeolus subbalteatus (BERK. etBR.) SAC,.P(Ittcteoltts 
i'ettettoslts MURR. 

Volkstiimliche Namen 

Gezoneerde Vlek plaat (HoUandisch), Gezonter Diingerling, Magusotake (Japanisch »Pferdeweidenpilz« ) 

Der Dunkelrandige Diingerling ist in Europa weit verbreitet. Er gedeilit auf gediingtem, grasigem Boden, besonders auf 
Pferdewiesen und im Zusammenliang mit Pferdedung. Sein 2 bis 6 cm breiter, etwas gebuckelter Hut breitet sicli sclinell flacli aus. 
Er ist zunaciist feuciit braun, verblaBt in der Mitte bei zunehmendem Trocknen, wodurchi der Rand oft deutlichi dunkler erschieint 
(dahier der deutschie Name). Er hiat ausgebuchitete, rotbraune Lamellen, die spater durchi die Sporen schiwarz werden. Der 
Diingerling kann mit dem Stockschwammchen [Kttehtterorriyces nttttabiltS (SCHAFF. ex FR.) SING, et SMITH] verwechselt 
werden (ROTH et al. 1990: 95**). Der Pilz kommt auch in den Subtropen und Tropen vor (Asien, Amerika). 
Von diesem Pilz sind keine traditionellen Verwendungen iiberliefert. Moglicherweise war er eine Zutat zum Met oder Bier der 
Germanen. Immerhin steht der Pilz mit dem Pferd, dem heiligen Tier des germanischen Ekstasegottes Wotan, in symbiotischem 
Zusammenhang . 

Der Dunkelrandige Diingerling enthalt neben ca. 0,7% Psilocybin und 0,46%o Baeocystin viel Serotonin, auch 5-Hydroxy- 
Tryptophan, aber kein Psilocin (GARTZ 1989). Es ist fraglich, ob das Serotonin bei Einnahme der Pilze tatsachlich ins Gehirn 
gelangt. Die experimentelle Pharmakologie hat gezeigt, daB Serotonin, oral verabreicht, nicht das Gehirn ereicht. Dennoch ist der 
Effekt von Panaeolus subbalteatus nach alien berichteten Erfahrungen anders als die Wirkung von Pilzen, die nur Psilocybin 
enthalten; sie ist mehr empathogen, aphrodisisch, aber trotzdem visionar. Man kann die einzelnen Visionen langer betrachten und 
in Ruhe anschauen. Der Pilz ist ab 1,5 g Trockengewicht psychoaktiv (STEIN 1959); eine visionare Dosis liegt bei 2,7 g. Seine 
Psychoaktivitat wurde durch versehentlichen Konsum entdeckt (BERGHER und OETTEL 1971). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Panaeolus spp., Psilocybin 

BERGHER, H. und R. OETTEI, 1971 »Vergiftungen durch Dungerlinge«, Mykologisches Mitte ihingsblatt 15: 61-63. BROUIE, H.J. 1935 »The heterothallism of 
Panaeollis slibbciltetitiss Berk., a Sclerotium-Producing Agaric«, Canadian Journal of Research 12: 657-660. GARTZ, Jochen 1989 »Analyse der Indolderivate in 
Fruchtkorpern und Mycelien von Panaeollis subbalteatiis (BERK, et BR.) SACC.«, Bioclietriie und Physiologie der Pflanzers 184: 171-178. STEIN, Sara 1. 1959 
»Clinical Observations an the Effects of Pariaeolris venenoslis versus Psilocybe caersdescens Mushrooms*, Mycologia 51: 49-50. 



Panaeolus ssp. Dungerlinge 

Familie 

Coprinaceae (Tintlinge); Panaeoloideae 

Die weltweit verbreiteten (mehr als 20) Arten der Gattung Panaeolus bilden kleine bis mittelgroBe, gebrechliche Fruchtkorper mit 
meist eiformigglockigem Hut aus. Die blassen Lamellen werden vom schwarzen Sporenpulver zunehmend dunkel gefarbt. 
Diingerlinge wachsen auf nahrstoffreichen, grasigen Boden oder auf Dung. 

Panaeolus acuminatus (SCHAEFFER) QUELET sensu RICKEN [syn. Panaeolus rickenii HORA] 

Nordamerika; soil psychoaktiv sein, enthalt aber nach keiner Analyse Psilocybin oder Psilocin. 

Panaeolus africanus OLA'H - AfrilianisclierDiingerling 

Zentralafrika bis Sudan; gedeiht in Rhinozeros- und Elefantendung. Er enthalt unterschiedliche Mengen an Psilocybin/Psilocin. 

Panaeolus antillarum (FRIES) DENNII sensu DENNIS [syn. Panaeolus phalaenarum (FR.) QUELET, Panaeolus 
sepulcralis BERK., Anellaria sepulchralis (BERK.) SINGER] - Antillen-Diingerling 

Gilt zwar als psychoaktiv, enthalt aber nicht immer Wirkstoffe (MERLIN und ALLEN 1993**). 

Panaeolus ater (LANGE) KIJHNER et ROMAGNESI - Scliwarzer Dungerling 

Gilt heute als Synonym von Panaeolus fimicola. 

Panaeolus ctlttibodginiensis OLA'H et HEEVI [syn. Copelandia carnbodginiensis (OLA'H et HEEVI) SINGER] - Gold top 

Enthalt 0,55 bis 0,6% Psilocybin/Psilocin (MERLIN UND ALLEN 1993). 



Panaeolus castaneifolius (MURRILL) OLA'H [syn. Panaeolina castaneifolius (MURR.) SMITH-] 

Enthalt Spuren an Wirkstoffen. 

Panaeolus cinctullis BOLT. - Dunkelrandiger Diingerling 

Gilt als Synonym von Panaeolus subbalteatus. 

Panaeolus fimicola (FRIES) GILLET [syn. Panaeolus ater (LANGE) KIJHNER et ROMAGNESI] - Dunkler Dungerling 

In Afrika, Amerika, Europa; enthalt nur Spuren an Psilocybin und Psilocin (ROTH et al. 1990: 95**). Dieser kleine, rotliche bis 
braunschwarze Pilz (Hut 2 bis 4 cm) gedeiht auf grasbewachsenen Flachen im Wald. 

Panaeolus foenisecii (FRIES) KUHNER [syn. Panaeolina foenisecii (PERS.: FR.) MAIRE = Panaeobtsfoeniseci (PERS.: 
FR.) SCHROETER] - Heudungerling, Heuschnittpilz 

Der weltweit vorkommende Pilz wachst in Mitteleuropa von Friihling bis Herbst auf frisch gemahten Wiesen, an Wegrandern und 
auf Weiden. Die Anwesenheit von Psilocybin konnte nicht in alien Proben nachgewiesen werden (ALLEN und MERLIN 1992, 
GARTZ 1985a). 

PlitltleolitS olivticelis MOLLER 

In einer finnischen Probe wurde Psilocybin nachgewiesen. 

Pttillieollis plipillotiticcits (BULL, ex FRIES) QUELET [syn. A„gtiricits ctillostis FR., Agarictts (Ptitttieoltis) spliitictritiiis 
FRIES, P(Itttleohis ctilllptlittilattis (FRIES) QUELET, Ptititieoliis retirltgis (FRIES) QUELET, Ptititieoliis sphincirinus 
(FRIES) QUELET] - Blasser Dungerling, Glockendungerling 

Der auch Behangener Glockendungerling oder Runzeliger Glockendungerling genannte Pilz ist recht variabel, weswegen er friiher 
in verschiedene, heute synonyme Arten aufgeteilt wurde. Er kommt offensichtlich in verschiedenen chemischen Rassen vor, von 
denen einige Psilocybin enthalten, andere keine psychoaktiven Wirkstoffe aufweisen. Es wurde auch Serotonin nachgewiesen 
(GARTZ 1985b). Er wachst auf Weiden, nahrstoffreichen Wiesen mit Dungablagerungen und auf Dung. Er ist weltweit, auch in 
Mitteleuropa, verbreitet. 

In Japan heiBt der Pilz wtirtiittike, »Lachender Pilz«, (vgl. Gymnopilus spp.). Im alten China hieB er lisitio-cli'iiii, was ebenfalls 
»lachender Pilz« bedeutet. Von ihm war bekannt, daB er bei GenuB »ubermaBiges Lachen« erzeugt (LI 1975: 1750. 
Richard Evans Schultes hat bei seinen Bemiihungen, den mexikanischen Zauberpilz zu finden, ausgerechnet diese in ihrer 
Psychoaktivitat zweifelhafte Art bzw. eine Varietat davon als teotitiiitictitl identifiziert (SCHULTES 1939*): Pantieolus 
ctittiptitiiiltitiis L. var. spliitictriiiiis (FRIES) BRES. 

Neben dem Fliegenpilz (Amanita muscaria) sieht Ranke-Graves auch in Ptiiicieolits ptipilionacelts, der »noch heute von 
portugiesischen Hexen eingenommen wird«, einen weiteren Anwarter fiir das gottliche Ambrosia und Nektar (1985: 49*). Er fiihrt 
zur Unterstiitzung seiner Hypothese verschiedene Mythen und Kunstwerke an. Darunter eine attische Vase, auf der zwischen den 
Hufen von Nessus, dem Kentauren, ein Pilz sprieBte. Dieses pilzliche Ambrosia wurde spater das Sakrament der eleusischen und 
orphischen Mysterien. Er bringt sogar das Wort kekyon (= Kykeon; vgl. Claviceps purpurea) etymologisch mit itiykon, Pilz in 
Verbindung. In der griechischen Folklore sollen noch heute Pilze als »Nahrung der G6tter« bezeichnet werden (RIPINSKY- 
NAXON 1988: 5*). 

PtiiitieoUis settiiovattis FRIES (LUNDELL) [syn. Panaeolus separates GILLET, Atiellaria separata KARST.j 
Der in Nordamerika verbreitete Pilz enthalt moglicherweise Psilocybin. 

Patiaeolus tropicales OLA'H [syn. Copelandia tropicales (OLA'H) SING, et WEEKS, - Tropischer Dungerling Tropen 
Hawaii, Zentralafrika, Kambodscha (vgl. Panaeolus cyanescens). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Panaeolus cyanescens, Panaeolus subbalteatus 

ALLEN, John W. und Mark h. MERLIN 1992 »Observations Regarding the Suspected Psychoactive Properties Of P(ItitIC'olltI(I foeiUsecii MAIRE«, Jahrbuch 
fur Ethnoniedizin und Bewufitseinsforschung 1 (1992): 99-1 15, Berlin: VWB. BREITFELD, Matthias 1996 »Der falsche Pilz der Gotter«, her Titttlitig 4: 4-5. 
GARTZ, Jochen 1985a »Zum Nachweis der Inhaltsstoffe einer Pilzart der Gattung Pcititieoliis«, Pharmazie 40(6): 431-432. 19856 »Zur Analyse von Panaeolus 
campanulatus (FR.) QUFL.«, Phartnazie 40(6): 432. GUREVICH, L.S. 1993 »lrrdole Derivatives in Certain Panaeolus Species from East Europe and Siberia*, 
Mycologiciil Research 97:251-254. MOSER, M. 1984 »Piiiiiteolits alt-idis, a New Species from Scandinavia and Canada*, Mycolo,Ziti 76(3): 551-554. 
CJLA'H, Ces. M. 

1968 »Etude Chromataxinomique sur les Panaeolus, 
recherches sur les Presences des corps Indoliques Psy 
chotroges dans ces Champignons*, Comptes Rendus 
de FAcad-inie des Sciences 267: 1369-1372. 

1969 »A Taxonoinic and Physiological Study of the 
GellUS Panaeolus with the Latin Descriptions of 

the New Species*, Review of Mycolo .gy 33: 284-290. 

1970 »l.e Genre PiiticieoUis«, Revile de MycoloJIJie, 
Winoire, Hors-Serie 10: 1-273. 

POLLOCK, Steven H. 

1974 »A Novel Experience with PancieoUts: A Case 
Study from Hawaii*, joiirtiiil of Psyclietlelic Drugs 



6(1): 85-89. 

1976 »Psilocybian Mycetismus with Special Reference 

to Piiiiiicoliis«, Journal of Psycliedelic Drugs 8(1): 

43-57. 

Robbers, i. e., v. e. tyler und g. m. ola'h 

1969 »Additional Evidence Supporting the Occurence 
of Psilocybin in Ptiiiiieoliis /-Iletiisecii«, Voydia 32(3): 
399-400. 
WEEKS, R. Arnold, Rolf S1N(;ER und William Lee HEARN 
1979 »A New Psilocybian Species Of Copelandia«, 
Journal of Ntititriil Products 42(5): 469-474. 



Pluteus ssp. Dachpiize 

Familie 

Pluteaceae (Dachpiize) 

Die kleinen bis mittelgroBen Dachpiize, mit mehr oder weniger flach ausgebreiteten, buckeligen Hiiten, sind in Mitteleuropa gut 
vertreten (SINGER 1956). Viele Arten gelten als eBbar. In einigen konnten Psilocybin und Baeocystin nachgewiesen werden 
(ALLEN etal. 1992*, GARTZ 1986, STAMETS 1996 

Plutells atricapillus SINGER 

Diese Art wird heute als Synonym von Pllttells cervinlls (SCHAEFF.) P KuMM. (Rehbrauner Dachpilz) angesehen. Der 
Rehbraune Dachpilz gilt in Europa als eBbar. Ob die Fruchtkorper von Pluteus atricapillus psychoaktive Wirkstoffe enthalten, ist 
zweifelhaft. Nach ALLEN et al. (1992: 93**) enthalt die Art Psilocybin. 

Pluteus eyanopus QUELET 

Diese kleine, auch in Mitteleuropa verbreitete Art verfarbt sich an der Stielbasis griinblau. Der Pilz gilt als »etwas giftig«, well er 
Psilocybin enthalt. 

Phlteus nigriviridis BABOS 

In diesem Dachpilz wurde Psilocybin nachgewiesen (STIlvE und BONNARD 1986). 

Phlteus salicinus (PERSOON ex FRIES) KUMMER - Grauer Dachpilz 

Der nur vereinzelt auftauchende, recht seltene, graugefarbte Pilz hat einen glockigen, spater ausgebreiteten Hut mit schuppigem 
Buckel. Er wachst in Europa vom Friihsommer bis Herbst auf Laubholz. Er enthalt die psychoaktiven Wirkstoffe Psilocybin und 
Baeocystin (GARTZ 1987). In nordamerikanischen Proben wurden Psilocybin und Psilocin nachgewiesen (SAUNE 1981). 
Eine nicht blau verfarbende Varietal ist unter dem Namen Plutells salicinlls var. achloes SING, bekannt (SAUFE 1981: 783). 

Pluteus villosUs BULL. [syn. Pluteus ephebeus (FR.: FR.) VILLET, PluteuS Ynurinus BRES., PhiteuS leplotoldes A. 
PEARSON, PluteuS pearSOnll P.I). ORTON] 

Die in Mitteleuropa auf moderndem Laubholz von Friihsommer bis Herbst gedeihende Art soil angeblich Psilocybin enthalten 
konnen. 

Literatur 

CHRISTANSEN, A. L., K. E. RASMUSSEN tlnd K. Holl.AND 

1984 »l)etection of Psilocybin and Psilocin in 

Norwegian Species of Pliiteiis and ~ollocybc«, Planta 

Medial45: 341-343. 
GARTZ, Joclien 

1987 »Vorlcommen von Psilocybin und Baeocystin in 

Fruclitkorpern von Phltells salicilills«, Planta Medici 
1987 No. 3: 290-291. SAUEE, Steptien G. 
1981 »Occurence of Psilocybili/Psilocili in Pliiteiis 
salicitlils (Pluteaceae)«, Mycologicl 73(4): 781-784. SINGER, R. 

1956 »Contributions Towards a Monograph of the 

Genus Pliitelss«, Tratisactions o/-tlie Britisli Mycologiccli 

Society 39: 145-232. 
STIJVE, T. UND I. BONNARD 
1986 » Psilocybine et ur~e dans le genre Plriteils«, Mycologia HelveticcI 2: 123-130. 



Psilocybe azurescens Azureus-Kahlkopf 

Familie 

Agaricaceae: Strophariaceae (Blatterpilze); Tribus Stropharioideae, Sektion Caerulescentes oder Cyanescens 

Synonyme 

Psilocybe astoriensis nom. nud. Psilocybe eyaneseens Ossip nom. nud. 

Volkstiimliche Namen 

Astoriensis, Blue runner (Englisch »blauer Renner«), Flying saucer mushroom. Indigo psilocybe 

Die Geschichte des Psilocybe azurescens ist sehr jung und sehr mysteries. Dieser Kahlkopf wurde kiirzlich erstmals gefunden: 

» 1979 fanden Pfadfinder bei der Stadt Astoria im Staat Oregon, nahe der Miindung des majestatischen Columbia-River, stark 

blauende Blatterpilze, die ungewohnlich groB waren. Stiellangen bis zu 20 cm (!) und Hutbreiten um die 10 cm waren keine 

Seltenheit. Bereits 1981 wurden die Pilze outdoor auf Holzstiicken oder Rindenmulch kultiviert, diese urspriinglich fiir Psilocybe 

cyanescens entwickelte Methode wurde bereits friiher im Detail beschrieben (GARTZ 1994). Bald wurden diese »neuen« Pilze, 

welche sich als stark psychoaktiv erwiesen, „Psilocybe astoriensis" genannt (GARTZ in RIPPCHEN 1993*), jedoch keine 

mykologische Beschreibung mit einer giiltigen lateinischen Diagnose publiziert.« (GARTZ 1996: 189) 

Die Erstbeschreibung wurde erst 1995 von Paul Stamets und Jochen Gartz publiziert. Diese groBte Art der Gattung Psilocybe 

wachst auf Holzresten in der Kiistenregion der Staaten Oregon und Washington. Sie fruktifiziert dort im Herbst (Ende September 

bis Anfang November). Die Art verbreitet sich von alien Psilocybe spp. am aggressivsten. »Der Pilz wuchs sogar spontan auf 

zufallig herumliegenden Wascheklammern aus Holz.« (GARTZ in RIPPCHEN 1993: 72'~"). 

Der Pilz ist der Psilocybe cyarlofibrillosa STAMETS et GUZMAN (vgl. Psilocybe spp.) recht ahnlich, kann aber auch leicht mit 

dem Griinblattrigen Schwefelkopf [Hypliolorrici fascicrilcare (Hui)s.: PR.; KUMMER verwechselt werden. 

Der Sporenabdruck kann auf einer Agaroberflache innerhalb vor drei Tagen keimen. Die Anzucht des Myceliums erfolgt am 

besten auf einem Roggensubstrat. In Deutschland kommt es leider haufiger vor, daB der angebaute Pilz nicht fruktifiziert 

(SCHULDES 1995). 

Der Psilocybe azurescens kann Hiite von 10 cm Durchmesser ausbilden und Stiele von bis zu 20 cm Lange. DaB er erst zu Ende 

der siebziger Jahre entdeckt wurde, hat AnlaB zur Spekulation gegeben, daB der Pilz tatsachlich eine neue Art ist, die erst jetzt 

entstanden ist. Er wachst in einem fiir die Gattung Psilocybe sehr untypischen Habitat. Er gedeiht auf sandigen Boden in 

Meeresnahe, meist mit dem Gras Anunophila rnantinia (vgl. Claviceps spp.) vergesellschaftet. Von Astoria aus verbreitet sich der 

Pilz in rasender Geschwindigkeit und wird sicherlich bald im ganzen pazifischen Nordwesten eine sehr haufig anzutreffende Art 

darstellen. Er ist innerhalb der Gattung Psilocybe die potenteste Art. 

Der Azureus-Kahlkopf enthalt in der Trockenmasse 1,29 bis 1,78%, Psilocybin, 0,18 bis 0,37% Baeocystin und 0,27 bis 0,5(% 

Psilocin. Die Alkaloidkonzentration ist bei wild gesammelten, bei in Washington kultivierten und bei in Deutschland verwilderten 

Proben fast konstant gleich hoch (STAMETS und GARTZ 1995: 23). 

Typische Analysenwerte einzelner Trockenpilze der Psilocybe azurescens (Nach GARTZ 1996) 



Pilz 


Psilocybin 


Psilocin Baeocystin 


1 


1,71 


0,34 0,41 


2 


1,68 


0,28 0,38 


3 


.1,56 


0,30 0,32 


4 


1,40 


0,31 0,28 



Der Erlebnisbericht eines Mykologen zeigt deutlich die starke Wirkung der Psilocybe azurescens: 

»Zu meiner Uberraschung war das Pilzpulver (1 g) in der Orangensaftmischung geschmacklos, was ich als positiv im Vergleich 
zu friiheren Experimenten mit Psilocybe semilanceata und Vsxlocybe cubensis empfand. Nach etwa 20 Minuten setzte die 
Wirkung schlagartig in einer Weise ein, bei der sich der Korper plotzlich in reine Energie aufloste. Dieses Gefiihl einer 
verbleibenden, isolierten Seele ohne einen christlich-kirchlichen Kontext, irgendwo existierend und irgendwann, war auBerst 
eindrucksvoll. Es begann eine Reise durch historische Zeitabschnitte, die fiir mich ohne vorheriges Beispiel war. Die grobe 
Struktur der weiBen Zimmerdecke loste sich voUig auf, wie wenn Spinnweben zur Seite geschoben wiirden, und eine Biihne 
offnete sich. Eine Vielzahl von historischen Ereignissen, Erfahrungen, die meine Seele voUig real erlebte, wechselten in rascher 
Folge ab. So war das Zimmer einmal vollig nach Art einer altagyptischen Grabkammer transformiert, und ich lag im Zentrum 
darin, was einen Moment des jahen Schreckens hervorrief, da ein absoluter Echtheitscharakter vorlag. Generell verlief dieser Plug 
durch historische Zeiten aber in einer ruhigen, meditativen Grundstimmung mit vielen Erfahrungen transpersonaler Art wie sie [ 
Stanislav] Grof umfassend beschrieben hat. Personliche Probleme existierten nicht mehr. 

Nach etwa 5 Stunden endete diese Reise jenseits von Zeit und Raum durch ein recht abrupt eintretendes Gefiihl der Neuschaffung 
des Korpers und dessen Vereinigung mit der freischwebenden Seele. Aul5er einer gewissen Miidigkeit konnten keine weiteren 
Nachwirkungen festgestellt werden. Am nachsten Tag bestand dann ein sehr angenehmes »Gefiihl besonderer Geistesfrische, das 
sich dann langsam verlor.« (GARTZ 1996: 191). 



Literatur 

Siehe auch Eintrage unter den anderen Psilocybe-Arten, Psilocybin 

GARTZ, lochen 1994 »Ethiiopharmakologie psilocybinhaltiger Pilze im pazifischen Nordwesten der USA«, in: Jahrbuch des Europdischen CollegirrnrsfUr 
Beivttl-'tseirrsstrrdicrr 1993/ 1994: 159-164. 1996 »Ein neuer psilocybirihaltiger Pilz«, in: Roger LIGGENSTORFER und Christian RATSCH (Hg.), Maria 
Sabina - Botin der heiligen Pilze, S. 189-192, Solothurn: Nachtschatten Verlag. Sc-tiull.nrs, Bert Marco 1995 »Erfahrungen mit Psilocybe crstorierrsis«, 
Errtlicogene 4: 30-31. STANIETS, Paul und lochen GARTz 1995 »A New Caerulescent Psilocybe froin the Pacific Coast of Northwestern America«, Integration 
6: 21-27. 



Psilocybe (Stropharia) cubensis Zauberpilz, Gottlicher Dungpilz 

Familie 

Agaricaceae: Strophariaceae (Blatterpilze); Tribus Stropharioideae, Sektion CLibensae 

Formen und Unterarten 

Die kiirzlich beschriebene Art Psilocybe i'f/Zrcf/bellsisist moglicherweise nur eine Unterart oder Varietal von P. cubensis (vgl. 
Psilocybe spp. ). Es gibt drei beschriebene Varietaten: Psilocybe cubensis var. cubensis Psilocybe cubensis var. caeridescens 
(MURR.) SINGFR et SMITH Psilocybe Cubensis var. cyclrlcscens (MURR.) SINGER et ,MITH 

Synonyme 

HypholOrrlcl CnertllescE'ns (PAT.) SACC. etTROTZ. NcierrlcltOlOrnn caeridescens PAT. Psilocybe cubensis var. caeridescens 
(MURR.) SINGER et SMITH Stropharia cubensis EARLE Stropharia caeridescens (PAI'.) SING. Sti'Oplllil'lCi 
CyllrlE'SCE'lIS MURR. Stropharia SllbCyClllE'SCerlS RICK. 

Volkstiimliche Namen 

Derrumbe de estiercol de vaca (Spanisch »Abgrund der Kuhfladen« ), l)i-ki-sho-lerraja, Dishitjolerraja (Mazatekisch »g6ttlicher 
Dungpilz«), C:hampinon, Gottlicher Diingerpilz, Gold top. Golden top, Hed keequai (Thai), Honguillos de San Isidro Labrador 
(»Pilze des heiligen Isidro; Labrador [= der Heilige der Landwirtschaft]«, Hongo de San Isidro, Hongo maravilloso. Hysteria 
toadstool, Kubanischer Kahlkopf, Kubanischer Trauschling, L61 lii'um (Yukatekisches Maya »Bliiten der Erde«), Magic 
mushroom, Nti-xi-tjolencha-ja (Mazatekisch »Pilz wie der, der auf Kuhfladen wachst«), Nocuana-be-neeche (Zapotekisch), San 
Isidro, San Isidro Labrador, Tenkech (Choi), Tenkech (Choi: Panlencano), leotlaquilnanacatl (Modernes Nahuatl »der heilige Pilz, 
der in Farben malt«), Zauberpilz 

Geschichtliches 

Der international unter dem Namen Magic mushroom oder Golden cap bekannte Trauschling Stropharia cubensis EARLE [ = 
Psilocybe cubensis (EARLE) SING.] stammt aus Afrika und gedeiht auf Rinderdung bzw. auf Wiesen mit Dungablagerungen. Er 
hat sich in Symbiose mit den Rindern von Afrika aus in alle Welt verbreitet, wachst aber nur in tropischen oder in subtropischen 
Gebieten. Terence McKenna glaubt, daB dieser psychoaktive Pilz einen wesentlichen EinfluB auf die Evolution des Menschen 
ausiibte. Durch den GenuB dieser Pilze vollzog sich sozusagen ein »geistiger Quantensprung«, der aus dem affenahnlichen 
Vormenschen eine iiberlebensfahigere »Intelligenzbestie« machte. Aus dieser psychedelischen »Urerfahrung« entwickelten sich 
die ersten mystischen Pilzrituale, die die Grundlage fiir Schamanentum, Mythologien und Religionen bildeten (McKENNA 
1996*). Man hat sogar vermutet, daB dieser Pilz das urspriingliche Soma war. 

Der Pilz wurde zuerst in Kuba gefunden (deshalb heiBt er cubensis, »kubanisch«). Sein traditioneller Gebrauch wurde fiir Ceylon 
(Sri Lanka) erstmals vom Englander S. Baker beschrieben (Eight Years in Ceylon, London, 1855 [ 1884] ). Im Rahmen der 
Erforschung der mexikanischen Zauberpilze (vgl. Psilocybe mexicana) wurde auch der schamanische Gebrauch des Psilocybe 
cubensis in Mexiko entdeckt. Dort heiBt er hongo de San Isidro, »Pilz des Heiligen Isidor«. San Isidro ist bei den mazatekischen 
Indianern der Schutzpatron der Felder und Wiesen, also der Orte, an denen man den ausschlieBlich auf Dung wachsenden Pilz 
findet (HEIM und HOFMANN 1958a). 

Psilocybe cubensis ist heute in Thailand auf den Urlaubsinseln Koh Samui und Koh Pha-Ngan der meistangebotene Pilz (ALLEN 
1991, ALLEN und MERLIN 1992a und 1992b). Beriihmt sind die mit ihm zubereiteten Pilzomeletten. Auch auf BaU wird er 
reichlich gefunden (WALTY 1981). Da er sehr haufig in Palenque (Mexiko) vorkommt, hat man vermutet, daB er von den alien 
Maya als Entheogen genuizi wurde. Im vorspanischen Amerika gab es jedoch keine Rinder, deren Exkremente der Pilz zum 
Gedeihen benotigt. AUes deutet darauf hin, daB Psilocybe cubensis erst in der spaten Kolonialzeit nach Mexiko eingefiihrt wurde 
(CoE 1990) . 

Aussehen 

Der Pilz bildet relativ groBe Fruchtkorper mit leicht buckeligen, bis zu 8 cm breiten Hiiten aus. Die Hiite haben an der Spitze 
meist eine gelbe oder goldene Farbung. 

Psilocybe cubensis laBt sich von der in Zentralamerika suntiama genannten Art Psilocybe subcubensis lediglich anhand der 
SporengroBe unterscheiden (GUZMAN 1994: 1472*). 



Verbreitung 

Psilocybe cubensis kommt iiberall dort in den Tropen vor, wo es Viehzucht, Rinderwirtschaft oder Wasserbiiffel gibt: in Mexiko 
(Oaxaca, Chiapas), Kuba, Guatemala, Kolumbien, Bolivien, Brasilien, Argentinien, Florida, Thailand, Vietnam, Kambodscha, 
Indonesien, Philippinen und Australien. In den Tropen kann der Pilz das ganze Jahr iiber fruktifizieren. Meist schieBen die Pilze 
nach einem Regenfall aus den Kuhfladen hervor. 

Anbau 

Von alien Psilocybe-Arten ist diese am einfachsten und erfolgreichsten zu kultivieren. Wenn der Pilz auf Malzagarsubstrat 
gezogen wird, produziert er mehr Psilocybin (GARTZ 1987). Der Pilz fruktifiziert am besten bei hoher Luftfeuchtigkeit und 
tropischer Warme (24 bis 34°C). 

Ernte, Lagerung und Verzehr 

Psilocybe-cubensis-Fruchtkorper konnen in den Tropen leicht selbst gesammelt werden. Dabei soUten bestimmte Dinge beachtet 

werden: 

»Obwohl viele Leute die frischen Pilze direkt vom Feld essen, sei von dieser unhygienischen Praktik abgeraten. Einige Pilze 

wachsen dicht am Dung und haben moglicherweise Dungpartikel an ihr Fleisch geheftet. Aus Sicherheitsgriinden soUte der weise 

Benutzer nur frische, gesunde Exemplare, die frei von Insektenbefall sind, auswahlen und sich von verrottenden fernhalten. Sie 

soUten vor dem Verzehr griindlich mit Wasser gewaschen werden; der gewissenhafte Konsument wird auch das untere Ende des 

Stiels abschneiden. 

Zum Aufbewahren werden die Pilze an der Luft, etwa bei Raumtemperatur, getrocknet (es eignen sich auch Nahrungsmittel- 

Trockengerate; man kann sie auch auf einem Rost in der Nahe einer Warmequelle trocknen). Uberlange Trockenprozesse und 

hohe Temperaturen sind unbedingt zu vermeiden. Wenn die Pilze knusprig sind, werden sie in feuchtigkeitsundurchlassige GefaBe 

gefiillt. Jetzt kann man sie in der Tiefkiihltruhe verstauen. So bleiben sie bei sehr geringem Verlust ihrer Wirksamkeit monatelang 

haltbar. Die Pilze diirfen nicht eingefroren werden, bevor sie nicht komplett getrocknet wurden (sonst werden sie schnell 

wirkungslos). Sie diirfen auch nicht frisch in Honig eingelegt werden (das Ergebnis ist eine ekelhafte, vergorene Masse). Wenn 

man die Pilze nur fiir ein paar Tage aufbewahren will, geniigt es, sie in den Kiihlschrank zu legen. (...) 

Offensichtlich sind die getrockneten Pilze nicht so gut verdaulich, besonders, wenn sie nicht ausreichend eingespeichelt wurden. 

Wenn die Pilze mit Saft oder Schokolade vermischt werden, wird das Gewebe aufgebrochen und das Psilocybin geht besser in 

Losung iiber. Natiirlich vermischt man die Pilze nur unmittelbar vor dem Verzehr mit der Tragersubstanz. Einige Benutzer 

bevorzugen in Butter sautierte Pilze, die mit Toastbrot oder Kartoffelchips gegessen werden. Leichtes Sautieren iiber kleiner 

Flamme wird auch den Psilocybingehalt nicht wesentlich verringern (moglicherweise ist es immer besser, frische Pilze zu braten, 

damit eventuelle toxische Bestandteile, z.B. Gyromitrin und andere Methylhydrazine, vernichtet werden). « (OTT 1996: 161f.) 

Als wirksame Dosis des Psilocybe cubensis werden 3 bis 5 Gramm der getrockneten Pilze angegeben, wobei je nach Bedarf des 

GenieBers unterschiedliche Dosierungen fiir verschiedene Zwecke genommen werden. Es reicht von einem kleinen Pilz zur 

milden Psychostimulation bis zum „full blast" oder psychedelischen Durchbruch (Terence McKennas beriihmtes „heroisches" 

Rezept lautet: » Five grams an an empty stomach in total silent darkness«). Psilocybe cubensis sind die am haufigsten im 

Schwarzmarkt vertriebenen Psilocybinpilze (TURNER 1994: 27*). 

Meist werden die Zauberpilze frisch oder getrocknet verzehrt. Dabei haben sich bestimmte Formen des Genusses entwickelt: die 

Pilze werden, in Honig gestippt oder pulverisiert, mit Kakao (vgl. Theobroma cacao) getrunken. Manchmal werden die Pilze auch 

mitetwas Schokolade gegessen (vgl. REMANN 1989: 248*). 

Der Pilz wird in Thailand ebenfalls getrocknet und dann geraucht oder mit Hanf (Cannabis indica) zusammen in Kekse gebacken 

(ALLEN und MERLIN 1992a: 213). Frische Pilze werden genau wie Champignons zu Speisen verarbeitet. 

Rituelle Verwendung 

In Mitteleuropa wird der geziichtete Pilz genauso in Kreisritualen verwendet wie Psilocybe semilanceata. In Mexiko wird der auf 

Kuhdung wachsende Wildpilz genauso wie Psilocybe mexicana in schamanischen Ritualen benutzt. 

Der Pilz wird in Mitteleuropa auch bei geheimen Heilritualen erfolgreich verwendet (STRASSMANN 1996). 

Artefakte 

Auf der thailandischen »Pilzinsel« Koh Samui ist eine ganze T-Shirt-Industrie entstanden, die handbemalte T-Shirts mit 
Pilzmotiven an die Touristen verkauft (ALLEN 1991, ALLEN und MERLIN 1992b). Der Pilz taucht auch haufig auf 
indonesischen Batiken auf (vgl. Panaeolus cyanescens). 

Inhaltsstoffe 

Der Fruchtkorper enthalt maximal 1 % Psilocybin in der Trockenmasse. Nach einer Analyse von Gartz (1994: 19**) sind in der 
Trockenmasse durchschnittlich ca. 0,6% Psilocybin, 0,15% Psilocin und 0,02% Baeocystin enthalten. Der Gehalt an Wirkstoffen 
ist in den Hiiten hoher als in den Stielen (GARTZ 1987). 

Wirkung 

Psilocybe cubensis lost wie alle psilocybinhaltigen Pilze starke Visionen aus, die oft schamanisch gepragt sind: 

»Die Wirkungen der Pilze [Psilocybe cubensis] begannen, sich als durch meinen Korper laufende Energiewellen zu manifestieren. 

Die meinen Augen dargebotene Schonheit erschien mir noch wertvoller. 



Plotzlich glitt eine groBe Schlange aus der uns umgebenden Wiiste auf mich zu und schliipfte in meinen Korper. Als nachstes 
merkte ich, daB ich selbst die Schlange geworden war. Kaum hatte ich mich an diesen Zustand gewohnt, stieB ein groBer Adler 
herab und packte mich mit seinen Krallen. Mein Korper erzitterte von dem StoB, aber ich fiihlte keinen Schmerz. Der Adler hatte 
mich sicher im Griff, stieg wieder hoch, flog direkt in den Himmel hinein, bis er mit dem Sonnenlicht eins wurde. Meine 
personliche Identitat als abgetrenntes BewuBtsein loste sich auf. AUes, was blieb, war die Vereinigung mit dem Licht.« 
(PINKSON 1992: 144) 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter den anderen Psilocybe-Arten, Psilocybin 

ALLEN, John W 

1991 »Commercial Activities Related to Psychoactive Fungi in Thailand*, Boston Mycological Club Bulletin 46(1): 1 1-14. 
ALLEN, John W. und Mark D. MERLIN 

1992a »Psychoactive Mushroom Use in Koh Samui 
and Koh Pha-Ngan, Thailand*, Journal of Ethnophanviacology 35(3): 205-228. 
1992b »Psychoactive Mushrooms in Thailand: Some Aspects of Their Relationship to Human Use, Law 

and Art«, Integration 2/3: 98-108. 
BlGwoon, Jeremy und Michael W. BEUG 

1982 »Variation of Psilocybin und Psilocin Levels with Repeated Flushes (Harvests) of Mature Sporocarps of Psilocybe cubensis (EARLE) SINGER*, Journal of 
Ethnopharmacology 5(3): 287-291. 
COE, Michael D. 

1990 » A Vote for Gordon Wasson*, in: Th. J. RiEi, 
LINGER (Hg.), The Sacred Mushroom Seeker, S. 43-45, Portland, Oregon: Dioscorides Press. 
GARTZ, Jochen 

1987 »Variation der Indolalkaloide von Psilocybe cubensis durch unterschiedliche Kultivierungsbedin- 
gungen*, Beitrage zur Kenntnis der Pilze Mitteleuropas 3: 275-281. 

1989 »Bildung und Verteilung der Indolalkaloide in Fruchtkorpern, Mycelien und Sklerotien von 
Psilocybe cubensis«, Beitrage zur Kenntnis der Pilze Mitteleuropas 5: 167-174. 
HEIM, Roger und Albert HOFMANN 

1958a »lsolement de la Psilocybine a partir de 
Stropharia Cubensis EARLE et d'autres especes de champignons hallucinogenes mexicains appartenant au genre Psilocybe«, Comptes rendus de I'Academie 
des sciences, Paris 247: 557-561. 

19586 »La psilocybine et la psilocine chez les psilocybes et strophaires hallucinogenes*, in: HEIM und WASSON: 258-262-. KATERFEl,h, Raoul 1995 »A 
Glimpse into Heaven - a Meeting with Thailand Mushroom Spirits*, Integration 6: 47-49. OTT, Jonathan 1996 »Zum modernen Gebrauch des Teonanacatl*, In: 
Roger LIGGENSTORFER und Christian RATSCH (Hg.), Maria Sabina - Botin der heiligen Pilze, S. 161-163, Solothurn: Nachtschatten Verlag. PINKSON, Tom 

1992 »Reinigung, Tod und Wiedergeburt: Der klinische Gebrauch von Entheogenen in einem schamanischen Kontext*, in: C. RATSCH (Hg. ), Das Tor zlii 
irtrieren Riiumen, S. 141-166, SUdergellersen: Verlag Bruno Martin. 

STRASSMANN, Rene 1996 »Sarahs Stimmen - ein traditionelles europaisches Pilzritual*, in: Roger LIGGENSTORFER und Christian RATSCH (Hg.), Maria 

Sabina - Botin der heiligen Pilze, S. 183-188, Solothurn: Nachtschatten Verlag. 

WALTY, Samuel 1981 »EinfluB des Tourismus auf den Drogengebrauch in Kuta, Bali*, in: Rausch und Realitdt, Bd. 2: 572-575, Koln: Rautenstrauch-Joest 

Museum. 



Psilocybe cyanescens Blaufarbender Kahlkopf 

Familie 

Agaricaceae: Strophariaceae (Blatterpilze); Tribus Stropharioideae, Sektion Semilanceata = Cyanescens 

Synonyme 

Geophila cyanescens (MAIRE) KUHNer et Rom. 

Hypholoma coprinifacies (ROLLAND ex HERINK) 

POUZAR 

Hypholoma cyanescens MAIRE 

Psilocybe bohemica SEBEK; Vgl. Psilocybe spp. 

Psilocybe mairei SING. 

Psilocybe serbica MOSER et HORAK 

Volkstiimliche Namen 

Blauwwordend Kaalkopje (Hollandisch), Bohmischer Kahlkopf, Oink, Zauberpilz, Zyanescens 

Der Pilz ist am einfachsten an seinem auffallig gewellten Hut zu erkennen. Er lebt nicht auf Dung, sondern auf Pflanzenresten, 
stark vermorschtem Holz und humusreichen Boden. Er taucht in den alteren Pilzfiihrern oft unter dem Synonym Hyphaloma 
cyanescens auf (COOPER 1980: 18**). Er ist in Nordamerika und Mitteleuropa heimisch, sogar in Hamburg (FINDEISEN 1982): 
»Die Art besiedelt Holzstiickchen, die oft auf der Erde liegen, so daB der Pilz scheinbar direkt der Erde entspringt. Hauptsachlich 
findet man den Pilz im Pazifischen Nordwesten in Parks, oft in Hexenringen vorkommend, bis zu 100 Pfund. Die Pilze gehoren zu 
den potentesten Arten, die bekannt sind, und enthalten Psilocybin und Psilocin in Mengen bis zu 2% der Trockenmasse.« 
(GARTZ in RIPPCHEN 1993: 70*) 



In Deutschland wachsende Exemplare enthalten nach der Analyse von Gartz (1994: 19**) in der Trockenmasse ca. 0,3% 
Psilocybin, 0,5% Psilocin und 0,01 % Baeocystin. 

Psilocybe cyanescens wird in Mitteleuropa genau wie Psilocybe semilanceata in Ritualen verwendet (LIGGENSTORFER 1996). 
Dazu werden kultivierte Pilze verspeist, die eine sehr hohe Konzentration an Psilocybin aufweisen. Als visionare Dosis gilt ein 
Gramm der Trockenmasse. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter den anderen Psilocybe-Arten, Psilocybin 

FINDEISEN, Lotte 19S2 »Psilocybe serbica MOSER et HORAK, ein Blauender Kahlkopf«, Berichte des Botanischen Vereins zu Hantbt4rg Heft 4: 27-29. 

KRIEGELSTEINER, G. J. 1984 »Studien zum Psilocybe-cyariescens-Komplex in Europa«, Beitrage zur Kenntnis der Pilze in Mitteleuropa I: 61-94. 1986 

»Studien zum Psilocybe-cyclnescerls-callosasctriilanceata-Komplex in Europa«, Beitriige zur Kenntnis der Pilze in Mitteleuropa 2; 57-72. 

LIGGENSTORFER, Roger 1996 »Oinl£, der Icosmisclie Kiclierfal£tor«, in: Roger LIGGENSTORFER und Christian RATSCH (Hg.), Maria Sabina - Botin der 

heiligen Pilze, S. 179-182, So/othurn: Nachtschatten Verlag. 

MOSER, M. und E. HORAK 1968 »Psilocybe serbica spec, nov., eine neue Psilocybin und Psilocin bildende Art aus Serbien«, Zeitschrift fUr Pilzkunde 34: 137- 

144. 

MULLER, G.K. und Jochen GARTZ 1986 »Psilocybe cyanescens - eine weitere halluzinogene Kahlkopfart in der DDR«, Mykologisclies Mitteilungsblatt 29: 33- 

35. 

TJALLINGH-BEUKERS, D. 7976 »Een blauwwordernde Psilocybe (Psilocybe cyanescens Wakefield 1946)« , Coolia 19: 38-43. 



Psilocybe mexicana Mexikanischer Zauberpilz, TeonanacatI 

Familie 

Agaricaceae: Strophariaceae (Blatterpilze); Tribus Stropharioideae, Sektion Mexicanae 

Formen und Unterarten 

Es sind folgende Formen benannt worden (alle nom. nud.! OTT 1996): 

Psilocybe mexicana f. angttlata-olivacea HEIM et CAILLEUX 

Psilocybe tnexicanaf. distorta-interniedia HEIM et CAILLEUX 

Psilocybe mexicana f. galericislata-convexa HEIM et CAILLEUX 

Psilocybe mexicana f. galericulata-viscosa HEIM et CAILLEUX 

Psilocybe mexicana f. grandis-gibbosa HEIM et CAILLEUX 

Psilocybe mexicana f. navicula-viscosa HEIM et CAILLEUX 

Psilocybe mexicana f. reflexa-conica HEIM et CAILLEUX 

Die urspriinglich von Roger Helm postulierte Varietat Psilocybe niexicana var. longispora HEIM gilt heute als Synonym von 

Psilocybe aztecorutn HEIM (vgl. Psilocybe spp.). 

Volkstiimliche Namen 

Alcalde, Amokia, A-mo-kid (Chinantekisch), Amokya, Angelito (Spanisch »Engelchen«), A-ni, Atkat,Atka:t (Mixe), 
Chamaquillo (Spanisch »kleiner Junge«), Cui-ya-jo-to-ki (Chatino), Di-chi-tonize (Mazatekisch), Di-nize, Hongo sagrado, Kong, 
Kongk (Mixe), Konk, Little bird, Mbey-san (Zapotekisch), Mexican liberty cap, Mexikanischer Kahlkopf, Nashwinmush (Mixe 
»Erdpilz/Weltenpilz«), Ndi-shi-tjo-ni-se (Mazatekisch), Nize (Mazatekisch »kleiner Vogel«), Pajarito (Spanisch »V6gelchen«), 
Piitpa, Pi-tpa (Mixe), Pi-tpi, Pi:tpi, Piule de churisj'l, TeonanacatI (Aztekisch), Teotlaquilnanacatl (Nahuatl) 

Geschichtliches 

Wie aus ethnohistorischen Quellen hervorgeht, wurden die teonanacatl, »g6ttlicher Pilz« oder »Fleisch der G6tter«, genannten 
Pilze (Psilocybe mexicana und andere Arten der Gattung Psilocybe) bereits im vorspanischen Mexiko rituell verspeist und in 
religiosen Zeremonien benutzt. Der einheimische Pilzgebrauch wurde in der Kolonialzeit verboten und von der spanischen 
Inquisition grausam verfolgt. Dennoch hat sich der Pilzkult im Untergrund bis in unsere Tage erhalten. Der psychoaktive 
Gebrauch von Psilocybe mexicana im indianischen Schamanismus wurde Ende der dreiBiger Jahre wiederentdeckt. Ende der 
fiinfziger Jahre wurde der schamanische Gebrauch von Psilocybe ttiexicana auch bei den Mixeindianern von Coatlan, Oaxaca 
entdeckt (HOOGSHAGEN 1959). 

Psilocybe mexicana war der erste Pilz, in dem Albert Hofmann die LSD-ahnlichen Wirkstoffe Psilocybin und Psilocin entdeckte 
(HEIM etal. 1958, HOFMANN 1958 und 1959). 

Verbreitung 

Psilocybe mexicana kommt ausschlieBlich in Mexiko (Michoacan, Morelos, Jalisco, Oaxaca, Puebla, Xalapa, Veracruz) und 
Guatemala vor (STAMETS 1996: 129f.'*). Der Pilz wachst in subtropischen Waldern auf 1000 bis 1800 Meter Hohe in der Nahe 
von Amberbaumen (Liquidanibar styraciflua L.), Eichen (Quercus spp.}, Erlen (Alnus spp.) und Platanen (Platanus lindeniana 
MART, et GALL.). 



Aussehen 

Albert Hofmann sagt: Die mexicana erkennt man am Hut, der sieht namlich wie ein typischer mexikanischer Sombrero aus. 

Ansonsten sieht der mexikanische Zauberpilz der Psilocybe semilanceata sehr ahnlich. Er wird bis zu 10 cm hoch und hat kleine, 

glocken- oder hutformige Hiite (3 bis 5 cm breit). In Mexiko fruktifiziert er von Juni bis September. 

Psilocybe mexicana kann mit muscarinhaltigen, giftigen RiBpilzen, z.B. mit Inocybe geophylla (Sow. ex FR.) KUMMER 

verwechselt werden (vgl. Inocybe spp. ), ist den Arten Psilocybe semilanceata und Psilocybe pelliculosa sehr ahnlich und wird oft 

mit ihnen verwechselt (vgl. Psilocybe spp.). 

Psilocybe mexicana kann gut auf einem Substrat aus Loliurn sp. (vgl. Lolium temulentum) geziichtet werden. 

Die Fruchtkorper werden entweder frisch oder getrocknet verzehrt. Die mexikanischen Indianer nehmen den Pilz oft zusammen 

mit Honig oder Schokolade ein (vgl. Theobroma cacao). Friiher wurden die Pilze auch in Pulque eingelegt und getrunken (vgl. 

Agave spp.). 

Die Angabe von Carlos Castaneda (1973 und 1975*), daB diese Pilze getrocknet geraucht werden und psychedelisch wirken, 

wurde heftig in Frage gestellt und im hochsten MaBe bezweifelt (CLARE 1988**, SIEGEL 1981: 330*).3'4 

Rituelle Verwendung 

In der kolonialzeitlichen Literatur gibt es zahlreiche Texte, die die Pilze, ihre Wirkungen und ihren rituellen und/oder 
medizinischen Gebrauch bezeugen. In der friihkolonialzeitlichen, aztekischsprachigen Chronik des franziskanischen Missionars 
Fray Bernardino de Sahagiin (Florentiner Codex) heiBt es: 

»Nanacatl. Sie werden Teonanacatl, „Fleisch der Cotter", genannt. Sie wachsen in den Ebenen, im Cras. Der Kopf ist klein und 
rund, der Stengel lang und diinn. Er ist bitter und kratzt, er brennt in der Kehle. Er macht einen toricht; er verwirrt einen, bedrangt 
einen. Er ist Heilmittel bei Fieber, bei Cicht. Nur zwei, drei werden gegessen. Er macht traurig, bedriickt, bedrangt; er laBt einen 
fliehen, erschrecken, sich verstecken. Derjenige, der viele von ihnen iBt, sieht viele Dinge, die ihn erschrecken und die ihn 
erheitern. Er flieht, erhangt sich selbst, stiirzt sich von einem Felsen, schreit, hat Angst. Man iBt ihn mit Honig. Ich esse Pilze; ich 
nehme Pilze. Von einem, der hochmiitig, dreist, eitel ist, sagt man: „Er hat sich selbst bepilzt.«„ (SAHACUN XI, 7) 
Ein weiterer aztekischer Text berichtet rudimentar iiber die Pilzrituale: 

»Das erste, was man bei derlei Zusammenkiinften aB, war ein schwarzer Pilz, den sie Nanacatl nannten. Er wirkt berauschend, 
erzeugt Visionen und reizt zu unziichtigen Handlungen. Sie nehmen das Zeug schon friih am Morgen des Festtages und trinken 
vor dem Aufstehen Kakao. Die Pilze essen sie mit Honig. Wenn sie sich mit ihnen trunken gemacht haben, beginnen sie erregt zu 
werden. Einige singen, andere weinen, andere sitzen in ihren Zimmern, als ob sie tief in Sorgen versunken waren. Sie haben 
Visionen, in denen sie sich selbst sterben sehen, und das tut ihnen bitterlich leid. Andere wiederum erschauen Szenen, wo sie von 
wilden Tieren angefallen werden und glauben aufgefressen zu werden. Einige haben schone Traume, meinen sehr reich zu sein 
und viele Sklaven zu besitzen. Andere aber haben recht peinliche Traume: sie haben das Cefiihl, als seien sie beim Ehebruch 
ertappt worden oder als waren sie arge Falscher oder Diebe, die nun ihrer Bestrafung entgegensehen. So haben alle ihre Visionen. 
Ist der Rausch, den die Pilze hervorrufen, vorbei, sprechen sie iiber das, was sie getraumt haben, und einer erzahlt dem anderen 
seine Visionen. « (SAHACUN IX) 

Der Missionar Diego Duran wies in seiner Ylistoria de las Indias de Nueva Espane mehrfach darauf hin, daB Pilze bei 
Festlichkeiten eingenommen bzw. »wie Wein [= Pulque; vgl. Agave spp. ] getrunken«, aber mit Schokolade (vgl. Theobroma 
cacao) vermischt wurden (WASSON1980**). Psilocybe niexicana wird heute noch von Schamanen der Mazateken, Mixe, 
Zapoteken und Cuitlateca ganz ahnlich wie in vorspanischer Zeit benutzt (HooCSHACEN 1959, LIPh 1990, MILLER 1966, 
RAvIcz 1961). 

Fiir die Mixe ist die wichtigste Cottheit die Erdmutter Naaxwin (oder na:shwin, wortlich »das Auge der Erde«). Die Erde gilt als 
Quelle der Weisheit; die Erdmutter ist allwissend und hat Einblick in Vergangenheit, Cegenwart und Zukunft. Da die Pilze aus 
der Erde herauswachsen, werden sie als »extrem weise« und »voll mit Wissen« erachtet. Urspriinglich glaubten die Mixe, daB die 
Pilze aus den Cebeinen urzeitlicher Schamanen und Propheten geboren wurden. Nach einer anderen, christlich beeinfluBten 
Version gelten sie als Wahrsager, well sie mit dem Blut Christi gleichgesetzt werden. Es heiBt, als Jesus am Kreuze hing, floB 
Blut aus seinem Herzen auf die Erde. Aus diesem Blut erbliihten zahlreiche Blumen und eBbare Pilze. Zum SchluB kamen die 
Zauberpilze hervor und verdrangten die friiher ergriinten Pflanzen. Deswegen heiBen sie na:shwin mux, »Pilze der Mutter Erde« 
(LIPP 1991: 187*). Dementsprechend heiBen die Botschaften der Pilze »Stimme der Erde« (MAYER 1975: 604**). 
Es sind vor allem die meist weiblichen Schamanen, die die Zauberpilze rituell benutzen. Sie werden fiir divinatorische Zwecke 
gegessen. Mit ihnen konnen Krankheitsursachen erkannt. Tod und Verlust von Familienmitgliedern vorhergesehen, verlorene 
Objekte lokalisiert, Diebe und Zauberer entlarvt und Losungen fiir familiare Probleme gefunden werden. Die Pilze konnen auch 
dazu verhelfen, verborgene Schatze aufzuspiiren, Ruinen zu entdecken und rituelles Wissen zu erfahren. Normalerweise sprechen 
die Pilze Mixe, manchmal aber auch Zapotekisch (Lipp 1991: 1870. Bei den Mixe ist sogar noch der alte vorspanische 
Tonalamatl-Wahrsagekalender in Cebrauch. Manche Schamanen benutzen die Pilze im Zusammenhang mit der 
Kalenderdivination (MILLER 1966). 

Die Zauberpilze3'6 konnen nur im Sommer geerntet werden. Es heiBt, sie gedeihen lediglich auf heiligem Boden. Wenn man auf 
einen Pilz stoBt, soil man ihm drei Kerzen opfern, vor ihm niederknien und folgendes Cebet sprechen: 

»Turn 'Uh, die du bist die Konigin von allem, was da ist, und die du hier als Heiler aller Krankheiten stehst. Ich sage dir, daB ich 
dich von diesem Orte mitnehme zu dem Platz, um die Krankheit, die iiber mein Haus gekommen ist, zu heilen, denn du bist 
genannt das groBe Wesen der Erde. Verzeih diese Storung, aber ich trage dich zu dem Platz, an dem die kranke Person ist, so daB 
du erhellst, woran sie erkrankt ist. Ich verehre dich. Du bist der Meister von allem und du enthiillst alles den Kranken.« (Lipp 
1991: 189*) 



Die gesammelten Pilze werden vorsichtig auf dem Hausaltar plaziert oder fiir drei Tage in der Dorfkirche aufbewahrt. Sie 
bekommen ein Opfer von Weihrauch (Copal; vgl. Raucherwerk). Verzehrt werden sie entweder frisch oder sonnengetrocknet. 
Drei Tage vor dem GenuB der Pilze muB die Person sexuell abstinent sein und darf weder Gefliigel oder Schwein noch Eier oder 
Gemiise essen. Das Trinken von Alkohol (Mescal; vgl. Agave spp.) ist ebenso verboten wie der Gebrauch anderer Drogen oder 
Medikamente. Die Person soil wahrend dieser Zeit auch auf landwirtschaftliche Tatigkeiten verzichten. Am Morgen des vierten 
Tages nimmt sie ein Bad und ein leichtes Friihstiick (nur Maisspeisen; vgl. Zea mays). Den Tag iiber fastet sie. Am nachsten 
Morgen nach der Sitzung muB die Person eine groBe Menge Chilischoten (Capsicum spp.) essen und fiir den folgenden Monat auf 
Fleisch und Alkohol verzichten. Die Pilze werden immer in Paaren gegessen und auch nach Paaren dosiert: drei Paare fiir Kinder, 
sieben Paare fiir Frauen, neun Paare fiir Manner. Aber manche nehmen auch zwolf oder dreizehn Paare ein (Lipp 1991: 189f.*). 
Manchmal werden nur die Hiite gegessen (MAYER 1975: 604**). Man soil jeweils nur die Pilze ein und derselben Spezies zu 
sich nehmen. Aus dem Vermischen von Arten konnten unangenehme, d.h. bedrohliche Visionen resultieren. Bevor die Pilze 
gegessen werden, legt man zwei Eier neben sie. Dazu wird »Copal« (Weihrauch; das Harz der Palme Acrocomia niexicana 
KARW., aus der auch Palmwein gewonnen wird) gerauchert und eine Kerze angeziindet. Vor dem Verzehr richtet man ein Gebet 
an den Pilz: 

»Die Ihr gesegnet seid! Jetzt werde ich Euch schlucken, damit Ihr die Krankheit, die ich habe, heilt. Bitte gebt mir das Wissen, das 
ich benotige, Ihr, die Ihr alles wiBt, was ich brauche und was ich habe, iiber meine Probleme. Ich erbitte Euren Rat; sagt und 
diviniert mir, was ich wissen muB, aber tut mir nichts an. Ich wiinsche mir weder ein boses Herz noch Schlechtigkeit. Ich mochte 
nur etwas iiber meine Probleme, Krankheiten und andere Dinge, die Ihr fiir mich tun konnt, wissen. Ich bitte Euch, erschreckt 
mich nicht, zeigt mir nichts Boses, aber verschweigt auch nichts. Dies ist fiir einen Menschen mit einem reinen Herzen. Ihr konnt 
vieles erreichen, und ich bitte Euch, tut es fiir mich. Ich bitte nun noch um Verzeihung, daB Ihr diese Nacht in meinem Magen 
seid.«(Lipp 1991: 1900. 

Nachdem die Pilze im Stiick mit etwas Wasser heruntergeschluckt wurden, soil Ruhe einkehren. Es heiBt, die Pilze wie auch alle 
anderen Zauberpflanzen mogen keinen Larm und sprechen nicht mehr, wenn sie sich gestort fiihlen. Normalerweise wird die 
Person, die die Pilze gegessen hat, von ein oder zwei Freunden oder Familienangehorigen begleitet. Sie soUen darauf achten, was 
der »Bepilzte« von sich gibt, und konnen ihn gegebenenfalls bei Problemen mit Copal berauchern. Die Visionen, die auftreten, 
sind kulturell geformt. Zuerst sieht man Schlangen und Jaguare. Nachdem sie wieder verschwunden sind, erscheinen Sonne und 
Mond als Junge und Madchen, die Kinder des Windes und die Erdmutter. Oft horen die »Bepilzten« nur Stimmen, die ihnen 
Ratschlage erteilen, Diagnosen erstellen oder sie nach dem Grund der Pilzeinnahme befragen. In diesen Visionen erhalten die 
meisten Personen tiefe Einsichten iiber ihren Gesundheitszustand und lernen, wie sie heil und gesund werden konnen (RATSCH 
1996). 

Artefakte 

Manche prakolumbianische Bilderhandschriften der Azteken (tlacuiloUi) zeigen Szenen, die gemeinhin als Pilzrituale gedeutet 
werden (CASo 1963). Besonders einige Seiten in der Handschrift, die unter dem Namen Codex Vindobonensis Mexicanus 1 
bekannt geworden ist, vermitteln den Eindruck einer entheogenen Zeremonie. Mehrere Figuren sitzen mit jeweils zwei Pilzen 
(Paare!) in der Hand in ritueller Anordnung (vgl. RATSCH 1988a: 174f.*, WASSON 1983**). 
In dem Comic Azteken von Andreas (1992) werden die mexikanischen Zauberpilze zur Problemlosung eingenommen. 

Medizinische Anwendung 

Schon die Azteken nutzten den Teonanacatl als Medizin bei Fieber und Gicht (RATSCH 1991 a: 267*). Die mexikanischen 
Zauberpilze werden heute noch als Heilmittel bei verschiedenen Krankheiten, wie Magen-Darm-Storungen, Migrane und 
Kopfschmerzen, Schwellungen, Knochenbriichen, epileptischen Anfallen so wie bei akuten und chronischen Leiden eingenommen. 
Die meisten Indianer, die keine Schamanen sind, scheuen die Pilze und nehmen sie nur bei Krankheiten in kleinen 
(subpsychedelischen) Dosierungen ein. Sie fiirchten die Konfrontation mit den Pilzen, die zu ihnen sprechen und Unangenehmes 
enthiillen konnten (LIYY 1991: 187f.'). 

Inhaltsstoffe 

Albert Hofmann stellte bei seiner »klassischen« Analyse Konzentrationen von 0,250/o Psilocybin und 0,15'% Psilocin in der 
Trockenmasse fest (HEIM und HOFMANN 1958, HOFMANN 1960a). In frischen Pilzen ist mehr Psilocin enthalten (STAMETS 
1996: 130**). 

Wirkung 

Die mexikanischen Zauberpilze haben den BewuBtseinsforscher und ehemaligen Harvard-Professor Timothy Leary (1920-1996) 
sozusagen »auf den Trip« gebracht. Als er sich 1960 in Cuernavaca (Mexiko) aufhielt, schloB er zum erstenmal Bekanntschaft mit 
dem »G6tterpilz«. Das veranderte nicht nur sein eigenes Leben und Denken, sondern fiihrte zu tiefgreifenden Veranderungen in 
der Gesellschaft, aber auch im wissenschaftlichen Weltbild. Eine der ersten Wirkungen, die Leary bei seiner historischen 
Erfahrung bemerkte, war jenes beriihmte »kosmische Lachen«, vor allem iiber sich selbst und die Wissenschaft: 
»Ich lachte iiber meine tagliche Pompositat, jene engstirnige Arroganz des Wissenschaftlers, die Unverschamheit des Rationalen, 
die glatte Naivitat von Worten im Gegensatz zu den unverfalschten, reichen, ewig-wechselnden Panoramen, die mein Gehirn 
iiberfluteten. (...) Ich ergab mich der Freude, wie es Mystiker seit Jahrhunderten getan haben, als sie durch den Schleier blickten 
und entdeckten, daB die Welt - so plastisch sie schien - eigentlich eine kleine, vom Verstand konstruierte Biihnenszene war. Es 
gab eine Flut von Moglichkeiten dort drauBen (dort drinnen?), andere Wirklichkeiten, eine unendliche Anordnung von 
Programmen fiir andere Zukunftsszenarien.« (LEARY 1986: 33£' ) 



Auf dem Hohepunkt der Pilzerfahrung erlebte Leary eine ergreifende, mystische Weltenschau: 

»Dann war ich weg, abgefahren in die Abteilung fiir phantastische Optik. Die Palaste des Nils, die Tempel der Beduinen, 

glitzernde Edelsteine, fein gewobene Seidenkleider, die Farben atmeten, von Muzo-Smaragden gleiBende Mosaike, burmesische 

Rubine, Saphire aus Ceylon. Da waren edelsteinbesetzte Schlangen, maurische Reptilien, die ziingelten, sich wanden und den 

AbfluB in der Mitte meiner Retina hinuntertaumelten. Als nachstes folgte eine Reise durch die Evolution, die alle, die auf 

Gehirnreise gehen, garantiert erleben werden. Ich glitt den Rekapitulationskanal hinunter bis in die alten Produktionsraume des 

Mittelhirns: Schlangenzeit, Fischzeit, GroBer-Dschungel-Palme-Zeit, griine Zeit der Farnspitzenblatter. 

Ruhig beobachtete ich, wie das erste Meereswesen an Land kroch. Ich lag bei ihm, der Sand knirschte unter meinem Nacken, dann 

floh er zuriick Ins tiefgriine Meer. Hallo, ich bin das erste Lebewesen.« (LEARY 1986: 34*) 

Diese intitiatorische Erfahrung hat den akademisch geschulten Wissenschaftler nachhaltig verwandelt: 

»Die Reise dauerte etwas mehr als vier Stunden. Wie beinahe jeder, fiir den der Schleier geliiftet wurde, kam ich als veranderter 

Mensch zuriick. (...) In vier Stunden am Schwimmbecken in Cuernavaca lernte ich mehr iiber den Verstand, das Gehirn und 

seine Strukturen, als ich es in den vergangenen fiinfzehn Jahren als fleiBiger Psychologe vermocht hatte.« (LEARY 1986: 35*) 

Wie so viele Menschen vor und nach ihm hat auch Leary eine wesentliche Lehre von den Pilzen erhalten (oder sollte man sagen 

durch die Pilze entdeckt?): 

»Ich erfuhr, daB das Gehirn ein unbenutzter Biocomputer ist, der Milliarden von unerschlossenen Neuronen enthalt. Ich lernte, daB 

das normale WachbewuBtsein ein Tropfen in einem Ozean der Intelligenz ist. DaB BewuBtsein und Intelligenz systematisch 

erweitert werden konnen. DaB das Gehirn neu programmiert werden kann. DaB das Wissen um das Funktionieren unseres Gehirns 

die dringlichste wissenschaftliche Aufgabe unserer Zeit ist. Ich war auBer mir vor Enthusiasmus, iiberzeugt, daB wir den 

Schliissel, nach dem wir suchten, gefunden hatten.« (LEARY 1986: 35*) 

Fiir viele Wissenschaftler und Psychonauten wurden die mexikanischen Pilze - spater auch die europaischen und 

nordamerikanischen Arten - zu Schliisseln zu anderen Welten, Wirklichkeiten und Weltbildern. Sie wurden die Schliissel zu den 

gewohnlich verschlossenen Tiiren des erweiterten, visionaren oder kosmischen BewuBtseins. Viele haben seither diese »Pforten 

der Wahrnehmung« durchschritten und die iiberwaltigenden BewuBtseinsabenteuer in ihr Denken und Handeln, in ihre 

wissenschaftlichen Theorien und philosophischen Abhandlungen einflieBen lassen. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter den anderen Psilocybe-Arten, Psilocybin 

ANDREAS 

1992 Azteken, Hamburg: Carlsen. 

CAso, Alfonso 1963 »Representaciones de bongos en los cc~dices« Estitdios de Cultura Ndhuatl 4: 27-38. 

HOOGSHAGEN, Searle 1959 »Notes an tbe Sacred (Narcotic) Musbrooms from Coatlan, Oaxaca, Mexico*, Oklahonia Antliropologiccal Society, Bulletin 7: 71- 

74. 

HEIM, Roger, Artbur BRACK, Hans KosEL, Albert 

HOFMANN und Roger CAILLEUX 

1958 »Determinisme de la forlnation des carpo 

pbores et des sclerotes dans la culture du „psilocybe 
rrlexicclrlci" HEIM, agaric ballucinogene du Mexique, et inise en evidence de la psilocybine et dans de la psilocine«, Coniptes rendus des s~ances de 
I'Acaclerriie des Sciences (Paris) 246: 1346-1351. HOFMANN, Albert 1958 »La psilocybine sur une auto-experience avec le psilocybe nlexicana HEIM«, in: 
HEIM und WASSON: 278-280**. 1959 »Cbemical Aspects of Psilocybin, tbe Psycbotropic Principle from tbe Mexican Fungus, Psilocybe inexicana HEIM«, in: 
BRADLEY et al. (Hg.), Neuro-Psychophrlrtrtacolog 

y, S. 446-448, Amsterdam: Elsevier. 1960a »Die psycbotropen Wirkstoffe der mexikaniscben Zauberpilze«, Chirnia 14: 309-318. 1960b »Die psycbotropen 
Wirkstoffe der mexikaniscben Zauberpilze«, Verhandlungen der Naturforschenden Gessellschaft in Basel 7 1 : 239-256. 1960c »Das Gebeimnis der mexikaniscben 
Zauberpilze geliiftet«. Radio -H Fernsehen, Schweizer Radiozeitwig Nr.4, 1960: 8-9. 1961 »Die Erforscbung der mexikaniscben Zauberpilze«, Schweizerische 
Zeitschrift-fUr PilzkHnde 1: 1-10. 1964 »Die Erforscbung der mexikaniscben Zauberpilze und das Problem ibrer Wirkstoffe*, Basler Stadtbicch 1964: 141-156. 
1969 »Investigaciones sobre los bongos altlcinogenos mexicanos y la importancia que timen en la medicina sus substantias activas«, Artes de Mexico 16(Nr.l24): 
23-31. 

LIPP, Frank J. 1990 »Mixe Concepts and Uses of Entbeogenic Musbrooms«, in: Tbomas J. (Hg.) RIEDLINGER, The Sacred Mushroom Seeker: Essays for R. 
Gordon Wasson, S. 151-159, Portland, Oregon: Dioscorides Press. 

MILLER, Walter S. 1956 Cuentos Mixes (Einleitung von Alfonso VILLA RoJAS), Mexico, D.F. INI. 1966 »E1 tonalamtl mixe y los bongos sagrados«, in: 
Homenaje a Roberto J. Weitlaner, 349-357, Mexcio: UNAM. 
OTT, Jonatban 1996 Psilocybe rnexicana HEIM, Unpublisbed Computer file. 

RATSCH, Cbristian 1996 »Das Pilzritual der Mixe«, in: Roger LIGGENSTORFER und C, RATSCH (Hg.), Maria Sabina - Botin der heiligen Pilze, S. 139-141, 
Solotburn: Nacbtscbatten Verlag. 
RAvicz, Robert 1961 »La mixteca en el estudio comparativo del bongo alucinante«, Anales del Instituto Nacional de Antropologia e Historia 13(1960): 73-92. 



Psilocybe semilanceata Spitzkegeliger Kahlkopf 

Familie 

Agaricaceae: Strophariaceae (Blatterpilze); Trlbus Stropharioideae, Sektion Semilanceatae = Cyanescens 

Formen und Unterarten 

Es gibt Farbvarianten mit weiBen, braunen und blaulichen Hiiten (Vgl. DAHNCKE 1993:614f.): Psilocybe setnilanceata (FR.) 
QUELET f. -Braune Hiite Psilocybe setnilanceata (FR.) QUELET var. serriilanceata Psilocybe setnilanceata var. caenclescens 
(CKE.) SACC. - Hutrand und Stielbasis blauend 



Es wurden zwei Varietaten beschrieben, die nach neuerer Auffassung eine eigene Art darstellen (Psilocybe StrlctlpeS SINGEIZ et 
SMITH; vgl. Psilocybe spp.): Psilocybe setnilanceata var. obttisa BON. Psilocybe setnilanceata var. microspora SINGER 

Synonyme 

Agaricns glntinosiis CURTIs Agaricus semilanceatics PR. Coprinarius sernilaneecattcs PR. Geophila setnilanceata QuEL. 

Panaeoliis semilartceatics (PR.) LGE. 

Psilocybe setnilanceata PR. 

Psilocybe sernilanceata (PR.: SECRET AN) KUMMER 

Volkstiimliche Namen 

Blue leg, Halluzipilz, Kaalkopje (HoUandisch), Kleiner Prinz, Kleines Zwergenmiitzchen, Lanzenformiger Diingerling, Liberty 
cap. Magic mushroom, Meditationspilz, Narrenschwamm, Paddlestool, Pilzli, Pixie cap, Psilo, Psilocybinpilz, Puntig Kaalkopje, 
Sandy sagerose, Schwammerl, Traumpilz, Witch cap, Zauberpilz, Zuckerpuppe von der Wasserkuppe, Zwergenhut, 
Zwergenmiitzchen 

Geschichtliches 

Die Spitzkegeligen Kahlkopfe sind die in Italien haufigsten psychedelischen Pilze. Man nimmt an, daB sie dort seit 10 000 bis 12 

000 Jahren heimisch sind. In Norditalien (Monte Bego, Valcamonica) gibt es verschiedene spatneolithische Pelsbilder, die 

Darstellungen von Pilzen in schamanischen Zusammenhangen zeigen (RIPINSKY-NAXON 1993: 154 ). 

Der Spitzkegelige Kahlkopf wurde wahrscheinlich im ausgehenden Mittelalter in Spanien von Prauen, die als Hexen angeklagt 

wurden, als visionares Rauschmittel genutzt (PERICGLA 1996*). 

Nachdem zahlreiche mexikanische Arten (Psilocybe spp.) gesammelt, beschrieben und chemisch analysiert werden konnten 

(HEIM und WASSON 1958, WASSON 1961 * * j, erhielt der Schweizer Chemiker Albert Hofmann, der die Wirkstoffe 

Psilocybin und Psilocin zuerst in Psilocybe mexicana entdeckt hatte, von einem Schweizer Alpbewohner den Hinweis, daB es 

auch in den Alpen Pilze gebe, die so wirken wiirden wie die mexikanischen. Er habe die Pilze ofter gegessen und kenne die 

Wirkungen sehr genau. Daraufhin erhielt Hofmann eine Probe der Pilze, die zu der Art Psilocybe sernilanceata gehorten, und 

konnte in ihnen ebenfalls den Wirkstoff Psilocybin feststellen. Die Originalarbeit wurde in einer kleinen wissenschaftlichen 

Zeitschrift veroffentlicht (HOPMANN et al. 1963). Dennoch verbreitete sich das Wissen uni den einheimischen Zauberpilz, der 

anscheinend von Alpennomaden schon vorher rituell verspeist wurde (GOLOWIN 1991*), sehr schnell (GARTZ 1986): 

»Man kann heute sagen, daB die Psilocybe sennlanceata der psychotrope Pilz Europas hinsichtlich Verbreitung, Erforschung und 

Anwendung ist.« (GARTZ 1993: 23-) 

In der Schweiz ist das Sammeln und Einnehmen von Psilocybe sernilanceata seit mindestens zwanzig Jahren eine feste Tradition 

(VENTURINI und VANNINI 1995: 38f.*). In Deutschland begann das Sammeln und Essen der Psilocybe sertiilanceata etwas 

spater. Die rituelle Einnahme der einheimischen Zauberpilze wurde erstmals von Linder (1981) beschrieben. 

Der Pilz kann von Ende August bis Mitte Januar gesammelt werden (LEISTENPELS O.J.: 22**). Die Pilze werden entweder 

frisch verspeist oder getrocknet gelagert. Gelegentlich werden die getrockneten Pilze pulverisiert und dann mit Pruchtsaften, 

Kakao oder Schokolade eingenommen (vgl. Theobroma cacao). Hohe Dosierungsangaben liegen bei einer Handvoll frischer Pilze 

(ca. 30 bis 40 g) oder 2 bis 3 g getrockneter Pilze. In der Schweiz werden aus Schokolade und 1/2 g pulverisierten Kahlkopfen 

Platzchen (»die echte Schweizer Schokolade«) gegossen. Moglicherweise wurde der Pilz friiher dem Bier zugesetzt. 

Verbreitung 

Der Spitzkegelige Kahlkopf ist nicht nur in Europa und Amerika heimisch, er wird inzwischen weltweit (sogar in Australien) 
gefunden (GARTZ 7956, JOKIRANTA et al. 1984). Obwohl er weltweit vorkommt, konnte er in Mexiko noch nicht gefunden 
werden; daher riihrt die Annahme, daB V&ylocybe mexicana eventuell nur eine Unterart oder Varietat von Psilocybe sernilanceata 
darstellt. Er gilt als der haufigste und am weitesten verbreitete Pilz der Gattung Psilocybe. Der Kahlkopf wachst bevorzugt auf 
Wiesen mit alien Dungablagerungen und an grasigen, nahrstoffreichen Stellen (Weiden). Er ist im Plachland von Norddeutschland 
genauso anzutreffen wie auf den Wiesen in den Mittelgebirgen und den Almen der Alpenlander. Im Wald wurde er bisher nicht 
gefunden. Er scheint also eine Art Kulturfolger des Menschen zu sein. Seine Pruchtkorper reifen bereits im Spatsommer und 
Priihherbst. Als besonders gute Sammelgriinde in Amerika gelten die gemaBigten Zonen im Nordwesten (Oregon, Washington; 
WEIL 1975**); in Europa sind es die Schweizer Alpen, Valcamonica (PESTI und ALIOTTA 1990**), die Rhon und Wales (vgl. 
REM ANN 7959; 247, 262*). 

Aussehen 

Der Hut (1 bis 2 cm) ist glockig, spitzkegelig, oft mit etwas abgesetzter Papille; er fiihlt sich meist feucht oder schmierig an. Die 
Huthaut ist leicht abziehbar. Die schmalen Lamellen sind oliv- bis rotbraunlich, die Sporen sind dunkelbraun oder purpurbraun. 
Der Spitzkegelige Kahlkopf kann mit muscarinhaltigen RiBpilzen, z.B. mit hlocybe geophylla (Sow. ex PR.) KUMMER, 
verwechselt werden (vgl. Inocybe spp.). Er ist den nah verwandten Arten Psilocybe mexicana und Psilocybe pellic ulosa (vgl. 
Psilocybe spp.) sehr ahnlich und wird auch eilt diesen oft verwechselt. 

Rituelle Verwendung 

Es heiBi, daB die Alpennomaden die Psilocybe servtlanceata »Traumpilz« nannten und traditionell als psychoaktive Substanz 
verwendet haben. Leider sind keine Details bekannt geworden (GoLOWIN 1991: 63*). 



Die erste Beschreibung eines modernen, europaischen Pilzkultes wurde 7957 im Ausstellungskatalog zur gleichnamigen 
Ausstellung Rausch und Realitdt- Drogen im Kulturvergleich veroffentlicht: »Ich [konnte] vom 21. bis 23.12.1979 an einer 
Sonnenwendzeremonie im Kanton Bern teilnehmen, bei der kleine Pilze, die ich als Psilocybe seinilanceata identifizierte, im 
Rahmen eines seit etwa sieben Jahren bestehenden Kults mit komplizierten Schwitzbadritualen, Gebeten, Pfeifenzeremonien 
(ohne psychoaktive Substanzen), Fastengeboten, Raucherungen, Opferhandlungen und Musik in einem speziell hergerichteten 
Raum mit zentralem Altar verwendet wurden. Alle Anwesenden (5 Frauen und 6 Manner) batten vier Tage vor und nach der 
Zeremonie jegliche Drogen inklusive Alkohol, sexuelle Kontakte, Fleischnahrung und „schlechte Gedanken" strikt zu meiden und 
wahrend des Treffens selbst strenges Fasten einzuhalten, aber nur zwei Manner aBen am zweiten Abend nach vorangehenden 
Reinigungsritualen je zwanzig Pilze. Diese Verwendung hatte fiir die Gruppe offenbar eine Orakelfunktion. Sie wurde durch 
intensives, stundenlanges Trommeln aller Teilnehmer unterstiitzt. (...) Fiir die Gruppe, deren Ideologie von einem 
weitgespannten „heidnisch"-christlich-buddhistisch-hinduistischen Synkretismus gepragt ist ( . . . ), scheint der Pilz nicht unter die 
Kategorie „Drogen" zu fallen, sondern soil einen Bestandteil „der urspriinglichen Religion" gebildet haben« (LINDER 1981: 
727). 

Die modernen Pilzrituale werden von den Teilnehmern meist als eine Form des »Psychedelischen Schamanismus« (DEKORNE 
7994 ), in Verwandtschaft zu den indianischen Ritualen, gesehen. Allerdings haben die Teilnehmer das Gefiihl, daB es sich um 
eine wiederbelebte Urform entheogener Rituale handelt, die alien Menschen dank des »kollektiven UnbewuBten« oder des 
»morphogenetischen Feldes« zuganglich ist. 

Oft beginnt das Sammeln der Pilze mit einem Gebet an die Erdgottin Gaia oder an eine ominose Pilzgottheit; es werden auch 
Opfergaben, z.B. kleine Kristalle, am Rande der Wiese oder Aim als Dank an den Pilzgeist abgelegt. Die ersten zwei Pilze soUte 
man essen, danach wiirde man die richtige Art zielsicher erkennen und iiberall finden konnen. Einige Pilzsammler sagten mir, daB 
man die Pilze nur findet, wenn man »gut drauf« sei; Leute, die »schrag oder schlecht drauf seien«, konnten keine Pilze finden. In 
der Schweiz wurde schon in den siebziger Jahren eine rituelle Sammelmethode beobachtet: 

»Die Pilze werden auf einheimischen Wiesen unter Einhaltung von Meidungstabus gesammelt, mit Salbeirauch gereinigt, 
getrocknet und in ebenfalls rituell gereinigten GefaBen aufbewahrt. Sie gelten als „Geschenke Gottes" bzw. „der Natur" und 
werden nur in beschrankter Zahl gepfliickt, wobei man jeweils die groBten Exemplare einer Gruppe als „Oberhaupter" stehen laBt, 
ihnen dankt und Mehl und andere Opfergaben vor sie hinlegt. Das Singen von an sie gerichteten Liedern soil die im Gras 
verborgenen Pilze veranlassen, sich zu zeigen.« (LINDER 1981: 727) 

In Italien ist ein kleines Biichlein in enorm hoher Auflage erschienen, in dem der sakramentale Gebrauch der einheimischen 
Psilocybe sernilanceata als Anleitung leichtverstandlich dargestellt wird (PAGANI 1993). 

Bei modernen Ritualen in Mitteleuropa werden die Pilze in Gruppen von zwischen 6 und 20 Teilnehmern verwendet. Die Rituale 
finden entweder im Freien an besonders schonen Orten oder Kraftplatzen, in besonderen Raumen oder in Tipis statt. Vor der 
gemeinsamen Einnahme werden Schwitzhiitten, Meditationen, Waldgange und ahnliche Vorbreitungen getroffen. Das Ritual 
beginnt meist am Abend und dauert, der Wirkungsdauer der Pilze entsprechend, ca. vier Stunden. 

Das bei weitem wichtigste Ritualgerat ist der talking stick oder »Sprechende Stab«. Er stammt aus dem nordamerikanischen 
Peyotekult (vgl. Lophophora williamsii) und hat eine auBerst wichtige Funktion im Ritual. Er ist ein stabformiges Gebilde, das 
individuell gestaltet sein kann. Jeder, der den Sprechenden Stab in Handen halt, ist aufgefordert, sich dem Kreis mitzuteilen 
(durch Singen, Sprechen, Schweigen, Rasseln). Alle anderen Teilnehmer schweigen und schenken der Person, die den Stab in 
Handen halt, ihre voile Aufmerksamkeit. Der Stab wird in alien drei Ritualphasen im Kreis herumgereicht (immer im 
Uhrzeigersinn). Dadurch, daB jeder den Stab so lange behalten kann, wie er oder sie mochte, kann man sich selbst den Raum 
ritueller Aufmerksamkeit gewahren. Durch den Sprechenden Stab, das gemeinsame Verweilen im Kreis und die Kraft der Pilze 
kommt es zu kollektiven Visionen, Lachekstasen und individuellen Einsichten. Nach AbschluB des Kreises wird ein Nachtmahl 
angeboten. 

Am folgenden Morgen trifft man sich zum gemeinsamen Friihstiick. Die meisten Teilnehmer sind hungrig und haben guten 
Appetit. Beim Friihstiick wird meist gescherzt und gelacht, manchmal werden die Traume der letzten Nacht erzahlt und diskutiert. 
Nach dem Friihstiick versammeln sich alle im Ritualraum und nehmen wieder ihren Platz im Kreis ein. Es wird mil Sage 
(Artemisia spp.) gerauchert. Die Nachbereitung bzw. Verarbeitung der Erfahrung ist eigentlich der wichtigste Teil des Rituals. Es 
heiBt, Visionen seien nur dann wertvoU, wenn sie mitgeteilt werden. Die Visionen sollen ernst genommen werden, denn sie geben 
die Richtlinien fiir die Zukunft vor. Jetzt wird der Sprechende Stab zum letzten Mai herumgereicht, und die Teilnehmer sollen 
iiber ihre Erfahrungen sprechen. Oft wird ihnen erst zu diesem Zeitpunkt klar, daB ihre Frage beantwortet ist und was sie vorn Pilz 
alles gelernt haben. Es kommt dabei oft zu stark emotionalen Reaktionen und Dankbarkeitsbezeugungen. Praktisch alle 
Teilnehmer gehen aus dem Ritual mit einer tiefen Dankbarkeit hervor. Sie haben fast immer das Gefiihl, in die Mysterien des 
entheogenen Pilzes eingeweiht worden zu sein und ihre eigene Stellung im Kosmos erkannt zu haben. Ein Ritualleiter sagte 
einmal: 

»Auf die Pilze ist immer VerlaB. Egal, was wahrend der Wirkung passiert, ob die Leute vollig ausflippen, den nackten Horror 
erleben, schamanisch zerstiickelt werden oder in Paranoia verfallen, am Ende leuchtet der Pilz und verbreitet seine sagenhafte 
Heilkraft.« (in RATSCH 1996) 

Artefakte 

In der Schweiz werden seit einigen Jahren sehr naturalistische Modelle von Psilocybe sernilanceata aus Holz gedrechselt. 
Vor allem in den USA und in England sieht man immer haufiger T-Shirts, die mit Pilzen der Gattung Psilocybe, oft auch mit 
Psilocybe semilanceata verziert sind. Es gibt sogar ein T-Shirt mit dem Identifikationsschema fiir den Psilocybe sernilanceata 
(RATSCH 1996**). 



Die Spitzkegeligen Kahlkopfe erscheinen auch in der Ikonographie der Techno- und Rave-Kultur. Sie sind manchmal auf 
Schallplattenhiillen, Postern und Eintrittskarten psychedelischer Rockgruppen zu sehen (z.B. GRATEFUL DEAD, Aoxonioxoa, 
1971; THE GOLDEN DAWN, Power Plant, 1988; MERRELL FANKHAUSER und H.M.S. BOUNTY, Things Coin' Round In 
My Mind, 1985; PHISH). Es gibt sogar eine Magic Mushroom Band, die sich nach dem einheimischen Pilz benannt hat. 
Im Jugendstil und Art Deco wurden zahlreiche Lampen geschaffen, die wie naturalistische Darstellungen des Spitzkegeligen 
Kahlkopfs aussehen (UECKER 1992). 

Inhaltsstoffe 

Psilocybe semilanceata enthalt z.T. hohe Konzentrationen an Psilocybin, etwas Psilocin, ferner Baeocystin. Diese Art gehort zu 
den potentesten Psilocybinpilzen. Deutsche Exemplare enthalten nach der Analyse von Gartz (1994: 19**) in der Trockenmasse 
ca. 0,97% Psilocybin, kein Psilocin und 0,33% Baeocystin. In Pilzen aus Wildsammlung ist meist eine hohere 
Psilocybinkonzentration nachzuweisen (bis zu 1,34% wurden im Trockengewicht gemessen). Es kommt zu Konzentrationen an 
Gesamtindolen bis zu 7,9% (GARTZ 1986). In Schweizer Sammlungen wurden sogar bis zu 2,02% Gesamtalkaloide 
nachgewiesen (BRENNEISEN und BORNER 1988). Die Pilzwirkstoffe konnen im getrockneten Material lange bestandig sein: 
»Die Lagerbestandigkeit des Psilocybins im Pilzmaterial ist erstaunlich. Es konnte in einem Pilz von anno 1869 aus einem 
finnischen Herbar noch 0,014% Psilocybin nachgewiesen werden. Eine Probe von 1843 enthielt allerdings kein Alkaloid mehr. 
Jedoch lasst sich die Art der Trocknung zu dieser Zeit natiirlich nicht mehr feststellen. Temperaturen iiber 50°C bewirken 
Zersetzungen des Psilocybins und seiner Derivate. In den Laborversuchen wurden bei Zimmertemperatur getrocknete Pilze oder 
auch gefriergetrocknete Fruchtkorper untersucht. Hier muss aber darauf hingewiesen werden, dass durch die porose Struktur der 
gefriergetrockneten Pilze bei einer langeren Lagerung iiber Monate bei 20° C eine relativ schnelle Zersetzung der Alkaloide 
eintritt. Deshalb werden so hergestellte Exsikkate fiir Naturstoffanalysen bis zur Extraktion und Chromatographic bei -10° C 
trocken aufbewahrt.« (GARTZ 1993: 31**) 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter den anderen Psilocybe-Arten, Psilocybin 

BRENNEISEN, Rudolf und Stefan BORNER 1988 »Tlie Occurence of Tryptamine Derivatives in Psilocybe seirUlanceata«, Zeitschrift fiir Naturforschung 43c: 

511-514. 

CHRISTANSEN, A. L., K. E. RASMUSSEN und K. HOILAND 1981 »Tlie Content of Psilocybin in Norwegian Psilocybe sertiilczrlceata«, Planta Medica 42: 

229-235. 

DAWSON, P. 

1975 A Glnde to the Mcljor Psilocy,bi» Mlcsllrootils ol~ British Colllnlbla (Psilocy.besennlanceata), Vancouver, B.C.: Selfpublished. 

GARTZ, Jochen 1986 »Quantitative Bestimmung der Indolderivate von Psilocybe serrtilatlceata (PR.) KUMM.«, Biochemie und Physiologic der P/lanzeri 181: 

117-124. 

HAUSNER, Milan und Marta SEMERDZIEVA 1991 »„Acid Heads" und „Kahlkopfe" in Forscliung und Therapie - Zum Stand der Psycholyse in der 

Tschechoslowakei«, ya/iA-fewc/f rfei Ew-opaischen Collegitcins fiir Bewu/_itseinsstudien (ECBS) 1991: 109-118, Berlin: VWB. 

HOFMANN, Albert, Roger HEIM und Hans TSCHERTER 1963 »Presence de la psilocybine dans une espece europeenne dAgaric, le Psilocybe semilanceata 

PR. Note (") de MM.«, in: Coniptes rendus des s~clrlces de 1 'Academic des Sciences (Paris) 257: 10-12. 

JOKIRANTA, J. et al. 1984 »Psilocybin in Pinnish Psilocybe seiiiilcIUcecatci«, Planta Medica 50:277-278. 

LINDER, Adrian 1981 »Kultischer Gebrauch psychoaktiver Pflanzen in Industriegesellschaften - kulturhistorische Interpretation*, in: Rauscli und R(lilltlit, Bd. 2; 

724-729, Koln: Rautenstrauch-Joest-Museum. 

PAGANl, Silvio (Pseudonym eines bekannten Pilzforschers) 1993 Ftcnghetti, Torino: Nautilus. 

SCHWAIGER, Saskia 1994 »Schwammerlrausch«, Profil Nr. 42, 17.10.94: 88-89. 

SCHWESTER KROTENSTUHL 1992 »Eine Reise im Herbst«, Integration 2/3: 129-130. 

STllVE, T. 1984 »Psilocyl)e sertiilarlceatci als hallucinogene paddestoll«, Coolia 27: 36-43. 

UECKER, wolf 1992 Licht-Kurst: Lampen des Art Nouveau und Art Dec o, Rastatt: Neff. 

YOUNG, R. E., R. MILROY, S. HUTCHISON und C. M. KESSON 1982 »The Rising Price o/Mushrooms«, The Lamet 8265(1): 213-215. 



Psilocybe spp. Kahlkopfe 

Familie 

Agaricaceae: Strophariaceae (Blatterpilze); Tribus Stropharioideae 

Die Gattung Psilocybe wird in 18 Sektionen aufgeteilt und umfaBt mindestens 150 Arten (BRENNEISEN und ST ALDER 1994, 
GUZMAN 1983 und 1995). Die Gattung ist auf alien Erdteilen verbreitet. Die meisten Arten sind recht klein, haben diinne Stiele 
und mehr oder weniger glockenformige Hiite. Bei alien Arten ist der Sporenabdruck purpurfarben, violett bis dunkelviolett- 
schwarzlich. Die meisten Arten sind Dungbewohner oder bevorzugen nahrstoffreiche Boden mit alten Dungablagerungen. 
Manche Arten haben groBe kulturelle Bedeutung als traditionelle Entheogene erlangt (siehe Psilocybe cubensis, Psilocybe 
mexicana). Einige Arten spielen vor allem im modernen westlichen Pilzkult eine Rolle (Psilocybe azurescens, Psilocybe 
cyanescens, Psilocybe semilanceata). Die meisten psychoaktiven Arten hingegen werden traditionell nicht verwendet. Es werden 
standig, sogar zunehmend neue Arten entdeckt und beschrieben, die z.T. sehr potente Entheogene darstellen (GARTZ 1995, 
GARTz et al. 1994 und 1995, GUZMAN 1995, GuzmAN et al. 1993 und o.J., MARCANo et al. 1994). 
Folgende Arten der Gattung Psilocybe enthalten Psilocybin, die meisten auch Psilocin und einige Baeocystin (ALLEN et al. 
1992**). Nur einige potente Arten haben ethnopharmakologische Bedeutung: 



Psilocybe acutipilea (SPEC.) 

Psilocybe aeruginosa (CURTIos: FR.) NOORDELOOS [syn. Stropharia aeruginosa (CURTIs: FRIES) QUELET] 

Psilocybe angustispora SMITH 

Psilocybe cirgetitipes YOKOYAMA 

Psilocybe artnadii GuzmAN et POLLOCK 

Psilocybe atrobrunnea (LASCH) GILLET - Torfkahlkopf 

Die kleine Art kommt in Mitteleuropa in Moorgegenden vor und gedeiht auf Torf und Torfmoos (.Spliagtiiiiii). 

Psilocybe aucklandii GUZMAN, KING et BAND ALA 

Psilocybe aiigiistipleiirocystidiata GUZMAN 

Psilocybe australiana GUZMAN et WATLING - Australischer Kahlkopf 

Psilocybe ciztecoriitti HEIM emend. GuzmAN - Aztekischier Kahilkopf 

Den Pilz gibt es mindestens in zwei Varietaten: Psilocybe aztecoriitti var. aztecoriitti (Guz.) GUZMAN Psilocybe aztecoruni var. 
bonetti (Guz.) GUZMAN Dieser Pilz wird in Mexiko wie Psilocybe mexicana verwendet (GUZMAN 1994: 1462**). Namen: 
Nahua apipiltzin, teil-tiaticicatl, tejiliiiti, teyhuinti nanclcatl, Spanisch dortniloti »Langschlafer«; ninos, »Jungs«, uirio de las 
aguas (»Kind der Wasser«) 

Psilocybe baeocystiS SINGER et SMITH einend. GUZMAN 

Psilocybe banderiliensis GuzmAN 

Psilocybe barrerae CIFUENTES et GuzmAN 

Psilocybe boheinica SEBEK [syn. Hypholoma coprinifacies (ROLL.) HERINK] - Bohmischer Kahlkopf 

Wird heute als Synonym von Psilocybe cyanescens angesehen, da die Art mit Psilocybe nlairei verwechselt wird (SEBEK 1983). 

Psilocybe brasiliensis GUZMAN - Brasilianischer Kahlkopf 

Psilocybe brunneocystidia GuzmAN 

Psilocybe caerulea (KRIESEL) NooRDELOOS [syn. Stropharia caerulea KRIESEL, Stropharia cyai7ca (BOLT, ex SECR.) 

TUOMIKOSKI ] - Blauer Kahlkopf 

Psilocybe caerilleocinrtitlata SING.: GUZMAN 

Psilocybe caerulescens MURRILL [syn. Stropharia caerillescens] - Derrumbe 

Den Pilz gibt es in mehreren Varietaten: 

Psilocybe caerulescens var. albida HEIM Psilocybe caerulescens var. caerillescens HEIM -Spanisch derrumbe, »Abgrund«, 
razon-bei, canadas, »Schluchten«, Mazatekisch di-chi-teki-sho, modernes Nahuatl teotlaqiiilnancicatl, »der heilige Pilz, der in 
Farben malt« 

Psilocybe caerulescens var. mazatecoritm HEIM - Mazatekisch ntixitho ntikixo, »Abgrund« 

Psilocybe caertilescens var. nigripes HEIM - Chatina citi-ya'-jo'-o-su, »Pilz der groBen Vernunft«, Mixe kotig, »Herr/Herrscher« , 

ko:ngmus, »Herrscherpilz«, Mazatekisch ndi-ki-sho, ndi-shi-tjo-ki-sho, »die kleinen, lieben Dinger, die hervorschieBen«, Spanisch 

derrilnibe negro, 

»der schwarze Abgrund« 

Psilocybe caertilescens var. ontbrophila (HEIM) GUZMAN 

Diese Art wird in Mexiko (Oacxaca) wie Psilocybe mexicana benutzt (GUZMAN 1994: 1441**}; = P. mixtteensis; Mixe: atkat. 

Psilocybe caeritlipes (PECK) SACCARDO 

Psilocybe carbonaria SINGER 

Psilocybe collybtotdes SINGER et SMITH 

Psilocybe coliinibiattci GUZMAN - Kolumbischer Kahlkopf 

Psilocybe coprinifacies (ROLL.) POUZ. [syn. 

Hypholoma coprinifacies (ROLL.) HERINK] 

Psilocybe coprophila (BULLIARD ex FRIES) KUMMER [syn. Psilocybe iltutans MCKNIGHT] - Mistkahlkopf 

Der Mistkahlkopf ist sehr ahnlich wie der GroBsporige Mistkahlkopf Psilocybe siibcoprophila (BRITZ.) SACC, der jedoch 

groBere Sporen hat. Er wachst fast das ganze Jahr iiber auf Mist, auch in Mitteleuropa. 

Psilocybe cordispora HEIM - Mixe pi:tpiitills, pitperiedi:z, »Donnerzahne«, Mixe (Coatlan) atka:t, Spanisch ditlces clavitos del 

Senior, »SuBe Nelken des Herrn« 

Diese Art wird in Mexiko so wie Psilocybe mexicana benutzt. 

Psilocybe crobilla (FRIES) KUHNER et ROMAGNESI [syn. Geophila crobitla (FR.) KUHNER et RoMAGNESI, Psilocybe 

inquilina var. crobitla (FR.) HOLLAND] Gilt manchmal als Synonym von Psilocybe inquilina. 

Psilocybe cyartofibrillosa STAMETS et GUZMAN [syn. Psilocybe rhododendronetisis STAMETS nom. prov. ] 

Psllocyhe dltttiorttll SING.: GUZMAN 

Psilocybe eucalypta GUZMAN et WATLING - Eukalyptus-Kahlkopf 



Psilocybe f agicola HEIM et CALLI Eux Diesen Pilz gibt es mindestens in zwei Varietaten: 

Psilocybe fagicokt HEIM et CALLIEUX v&r.fagicola GUZMAN - Spanisch SMiores priiicipales, »Die Herren Prinzipale« 

Psilocybe f Igicola HEIM et CALLIEUX var. rltesocystidiatcl GUZMAN - Spanisch SMoresprincipales, »Die Herren Prinzipale« 

Psilocybe farittacea RICK. - Bestaubter Kahlkopf 

Psilocybe fittietarici (ORTON) WATLING [syn. Psilocybe fitnetaria (ORTON) SINGER, PS' locyhe caesloartnlllata SINGER, 

Stl-ophllrlli flilletartll ORTON ] 

Psilocybe fitligirtosci (MURR.) SMITH 

PslloCy 7 7e flirtlidoliitti GUZMAN 

Psilocybe galindii GUZMAN 

Psilocybe gastotti SING. [?] - Mazatekisch di-tiiz — te-ay« 

Psilocybegotiiospora (B. et BR.) SINGER 

Psilocybe graveolens PECK 

Psilocybe heiniii GUZMAN [syn. Psilocybe hoogsha genii HEIM var. ooghagemi] - Heims Kahlkopf; Spanisch po/an'to de 

nionte, »kleiner Vogel des Waldes«, Mixe atka:t, atkadinlis, »Richterpilz«, Nahuatl cihitatsitisiittle, Spanisch los chaiitaqili tos, 

»kleine Jungs«, los tiiilos, »Kinder« 

Psilocybe herrerae GUZMAN 

Psilocybe hoogshagenii HEIM Senstl lato [syn. Psilocybe caeritlipes var. gastonii SINGER, Psllocylle zUpotecoriiiit HEIM 

SenSU SINGER, Psilocybe seitiperi~ivli HEIM et CALLIEUX] Psilocybe hoogshagenii HEIM var. coitvexa GmzMAN [syn. P. 

senipervil~a HEIM et CALLIEUX] Psilocybe hoogshageriii HEIM var. Lioogslictgetiii GUZMAN 

Psilocybe hoogshagenii HEIM [var. hoogha gemi] [syn. Psilocybegastoni SING. ?] - Mixe citka:t, atkadinus, »Richterpilz«, 

Nahuatl ciliiicitsilisititle, Spanisch los chaniaquitos, »kleine Jungs«, los tiiilos, »Kinder«, modernes Nahuatl teotlaqiiiltiaiicicatl, 

»der heilige Pilz, der in Farben malt«, Mazatekisch di-tiize-te-ciyci 

Diese Art wird in Mexiko so wie Psilocybe mexicana benutzt. 

Psilocybe iticotisicilti GUZMtlN et HORAK 

Psilocybe IntllUllna (FRIES ex FRIES) BRESADOLA [syn. Psilocybe ecbola (FRIES) SINGER] - Klebhaut-Kahlkopf 

Diese in Europa verbreitete, auf Astchen, morschem Holz und Sagemehl gedeihende Art ist am besten an der leicht abziehbaren, 

klebrigen Huthaut zu erkennen. Die Art kommt in der Varietat Psilocybe inquilina var. crobida FR. [syn. Psilocybe crobula (FR.) 

LANGE ex SING.] ebenfalls in Mitteleuropa vor. 

Psilocybe jcicollsii GUZMAN - Jakobskahlkopf 

Psilocybe kcishrlierietisis ABRAHAM - Kaschmir-Kahlkopf 

Psilocybe kunlaenorlinl HEIM 

Psilocybe litlif ()1-1 1 Icll Is GUZMAN et BAS. 

ES gibt zwei oder mehrere Varietaten: 

Psilocybe Uniforintins GUZMAN et BAS. var. anlericana GUZMAN et STAMETS 

Psilocybe liiliforilicilis GuzmnN et BAS. var. 11111 f ortnatis 

Psilocybe lonchopharus (BERK, et BR.) H0RAK:GUZMAN 

Psilocy'be UlteolUtells (PECK) SACCARL)0 [syn. 

Stropharia llllll)ollcitc'SCellS (DECK) SACCARDO] 

Psilocybe niagnivelaris (PECK apud HARRIMAN) 

NoORDELOOS [syn. Psilocybe percevcilii (BERKELEY et BROOME) ORTON, Stropharia percevaUi (BERKELEY et 

BROOME) SACCARDO, Stropharitinlagnlvelaris PECK apud HARRIMAN] 

Psilocybe niairei SINGER [syn. Psilocybe niaire SINGER sensti GUZMAN, Hypholotna cyanescens MAIRE] 

Diese Art gilt heute als ein Synonym von V&ilocybe cyanescens. 

Psilocybe niakarorae lOHNSTON et BUCHANAN 

Psilocybe 1 liailitrUllcltcl (MURRILL) SMITH 

Psilocybe nierdaria (FRIES) RICKEN - Dungkahlkopf 

Der kleine Pilz mit 1 bis 4 cm groBem Hut gedeiht auf Mist; in Mitteleuropa wachst er von Friihjahr bis Herbst. 

Psilocybe moellerii GUZMAN [syn. Stropharia inerdaria FR. sensu REA, Stropharia nierdaricl var. niacrospora (MOLLER) 

SINGER] 

Psilocybe niontana (FRIES) QUELET [syn. Psilocybe titrorilf 1 (SCHAEFFER ex FRIES) QUELET] -Trockener Kahlkopf 

Der sich trocken anfiihlende, kleine Pilz gedeiht auf sandigem Boden, zwischen niederen Moosen bis hoch iiber die Baumgrenze 

hinaus. Er kommt in Mitteleuropa (Alpen) vor. 

Psilocybe inilliericida SINGER et SMITH [syn. Psilocybe wassonii HEIM, Psilocybe mexicana var. brevispora HEIM] - 
Mujercita; modernes Nahuatl ciliiicitsitisitrtle, hallo-catsintli, netochhuatata, ciiicliihttili-liclllciccltl (?), Matlazinca tie-to- 
chiitcita, »(liebe) kleine, heilige Herren«, Spanisch ililljercitas, »Madchen«, nincis, »T6chter«, niiio, »Sohn«, Nahua 
siwcitsitsintli, »Kleine Madchen« Diese Art wird in Mexiko so wie Psilocybe mexicana benutzt. 



Psilocybe natalensis GARTz, REID, SMITH et BICKER - Natalensischer Kahlkopf 

Die Entdeckung dieser afrikanischen, stark psychoaktiven Art in Natal ist von groBer ethnopharmakologischer Bedeutung: »Sie ist 
die erste blauende und entheogene Spezies, die in diesem Land nachgewiesen werden konnte. Die vergleichsweise groBen, iiberall 
weiBlich gefarbten Pilze wachsen im Sommer auf Weiden, jedoch nicht direkt auf Dung. (...) Durch Keimung der Sporen auf 
Agar wurde ein schnell wachsendes, ebenfalls blauverfarbendes Myzelium isoliert.« (GARTz et al. 1995: 29) Die Fruchtkorper 
enthalten in der Trockenmasse bis zu 0,6% Psilocybin, bis zu 0,04% Baeocystin und bis zu 0,21% Psilocin (GARTZ et al. 1995). 

Psilocybe ochreata (BERK, et BR.) HORAK 

Psilocybe papuana GUZMAN et HORAK - Papua-Kahlkopf 

Psilocybe pelliclUosa (SMITH) SINGER et SMITH [syn. Psathyra pelllclilosa A.H. SMITH] 

Psilocybe physaloides (BULL, ex MERAT) QUELET [syn. Psilocybe caespitosa MURRILL] - Heidekahlkopf 

Ist in Mitteleuropa verbreitet und kommt auf nahrstoffreichen Boden vor. 

Psilocybe pintonil GUZMAN 

Psilocybe pleiirocystidlosa GUZMAN 

Psilocybe plutonia (B. et C.) SACC. 

Psilocybe pseiidoblillcicea (PETCH) PEGLER 

Psilocybe pseudocyanea (DESMAZIERES: FRIES) NOORDELOOS (syn. Stropharia pseudocyanea (DESM.) MORGAN, 

Stropharia albocyanea (DES.) QUELET] 

Psilocybe quebecensis OLA'H et HEIM - Quebec -Kahlkopf 

Psilocybe rzedowski GUZMAN 

Psilocybe samuensis GUZMAN, ALLEN et MERLIN - Samoa-Kahlkopf 

Psilocybe sanctorum GuzmAN - Heiliger Kahlkopf 

Psilocybe schultesii GUZMAN et POLLOCK - Schultes Kahlkopf 

Psilocybe serniglobata (BATSCH: FRIES) NOORDELOOS [syn. Stropharia serniglobata (FRIES) QUELET] 

Psilocybe serbica MOSER et HORAK - Serbischer Kahlkopf 

Wird heute als Synonym von Psilocybe cyanescens angesehen. 

Psilocybe silvatica (PECK) SINGER et SMITH 

Psilocybe singen GuzmAN - Singers Kahlkopf 

Psilocybe squamosa (PERSOON ex FRIES) ORTON 

Psilocybe strictipes SINGER et SMITH [syn. Psilocybe 

callosa (FRIES ex FRIES) QUELET sensu auct., 

sensu GUZMAN (1983), Psilocybe semilanceata var. obtusa BON., Psilocybe settiilanceata var. microspora SINGER] 

Psilocybe stuntzii GUZMAN et OTT - Stuntzis Kahlkopf [syn. Psilocybe ptigetensis HARRIS] 

Psilocybe subaertiginascens HOHNEL [syn. Psilocybe aerugineomaculans (HOHNEL) SINGER et SMITH; Psilocybe 

stibaerligitiosa CLELAND] 

Es sind zwei Varietaten beschrieben worden: 

Psilocybe stibaeriigiriascens HOHNEL var. septentrlonalls GUZMAN 

Psilocybe subaeruginascens HOHNEL var. silbaeriiginascens 

Psilocybe siibcaerulipes HONGo 

Psilocybe subcubensis GUZMAN [siehe Psilocybe (Stropharia) cubensis. Soma] 

Psilocybe subfimetaria GuzmAN et SMITH 

Psilocybe siibviscida (PECK) KAUFFMAN 

Psilocybe subyungensis GUZMAN 

Psilocybe tanipanensis GuzmAN 

Psilocybe tasmaniana GUZMAN et WATLING - Tasmanischer Kahlkopf 

Psilocybe thratista (SCHULZER ex KALCHBREMER) ORTON [syn. Psilocybe squamosa var. Thrausta (SCHULZER CX 

KALCHBREMER) GUZMAN, Stropharia thrausta (SCHULZER et KALCHBREMER) BON] 

Psilocybe uriiguayerisis SING.: GuzmAN - Uruguay-Kahlkopf 

Psilocybe uzpanapensis GUZMAN 

Psilocybe venenata (IMAI) IMAZECKI et HONGO [syn. Psilocybe fasciatci HONGO, Stropharia caerulescens IMAI, 

Stropharia venenata IMAI] - Giftiger Kahlkopf 

In Japan heiBt dieser psilocybinhaltige Pilz waraitakemo(loki, »Falscher Lachender Pilz« (WASSON 1973: 14**), oder 

shibiretake, »Betaubender Pilz« (vgl. Gymnopilus spp.). 

Psilocybe veraecrucis GUZMAN et PEREZ-ORTIZ - Veracruz-Kahlkopf 

Psilocybe washingtonensis SMITH -Washington-Kahlkopf 

Psilocybe wassonii HEIM (wahrscheinlich mit Psilocybe niuliericula synonym; vgl. OTT 1993: 312] - Nahua siwatsitsintli, 

»Kleine Madchen«, Spanisch riiiijercitas, »Madchen« 

Psilocybe wassonioriiln GUZMilN et POLLOCK - Wassons Kahlkopf 

Psilocybe wellll GUZMAN, STAMETS et TAPIR - Weils Kahlkopf 

Psilocybe weldenii GuzmAN - Weldens Kahlkopf Psilocybe wrightii GUZMAN - Wrights Kahlkopf Psilocybe xalapensis 

GuzmAN et LoPEZ - Jalapischer Kahlkopf 



Psilocybe yungensis SINGER et SMITH [syn. Psilocybe acutlsslnla HEIM, Psilocybe isauri SINGER] - Spanisch derriirfibe 

riegro, »der schwarze Abgrund«; Mazatekisch di-nez — tci-a-ya, si-shi-tjoleta-ja, di-shi-to-tci-a-yci, Mixe atkad, »Richter«, piitpa, 

Spanisch pajarito de rrionte, »Waldv6glein«, horigo gen 'o, »genialer Pilz« 

Diese Art wird in Mexiko so wie Psilocybe mexicana benutzt. 

Psilocybe zapotecoriirri HEIM emend. GUZMAN [syn. Psilocybe bolivari, P. candidipes SINGER et SMITH , P. zapotecortirri 

forma elongata] - 

Zapotekischer Kahlkopf 

Dieser Pilz heiBt in Mexiko hongo de la cororia de cristo, badaoo, pilile de barda, hongo santo usw. und wird wie Psilocybe 

mexicana benutzt. (GUZMAN 1994: 1450-) Volkstiimliche Namen: Zapotekisch njte-je, nlbey san, badao zoo, badoo, bei, be- 

rneeche, beya-zoo, beneechi, patao-zoo, paya-zoo, peacho, pea-zoo, Chatina ciii-ya-jo-otnti, »Der groBe Pilzheilige«, 

Mazatekisch di-iiize-ta-a-ya, nche-je, Spanisch /7iMte de barda, »Rauschpflanze der Dornenkrone« (vgl. Rhynchosia pyramidalis): 

derrurnbe negro, »der schwarze Abgrund«, razon guiol, »die leitende Vernunft«, razon viejo, »alte Vernunft«, hongos de la 

razon, »Pilze der Vernunft«, corona cic cristo, »Krone Christi«, derrurnbe de agua, »Abgrund des Wassers« 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter den anderen Psilocybe- Arten, Psilocybin 

BECK, J. E. und I). V. BORDON 1982 »Psilocybian Mushrooms«, The' PharniChein Neivsletter 1 1( 1): 1-4. 

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Discographie zu »bepilzter« Musik 

ALLMAN BROTHERS BAND, Where /tAll BeginS (Sony Music 1994 ) 

AWAKANA, Earth's Crill (Wergo 1993) - Das Cover ziert ein Huichol-Garnbild rait einera leuchtenden Pilz. 

BRAINDUB, In Your Brain (Sun Records 1995) - Ein Techno-Pilz-Trip. 

DEEE-LITE, Dewdrops in the Gardere (Elektra, 1994) -Die Band sitzt in einera Garten uberdimensionaler Psilocybe cubensis und Fliegenpilze. 

MERRILL FANKENHAUSER & H.M.S. BOUNTY, Things Coin' Round My Mind (1968) 

HARALD GROSSKOPF, World of Quetzal (CMS Music 1992) - Vertonung eines aztekischen Mythos, bei dein der Gott Quetzalcoatl die Zauberpilze einniramt. 

HANS HASS )r., Magie Miishrootri - Strolig (Aquarius Records, 1996) 



HOLM MUSHROOM [Psychedelic Trance Sampler] (Efa Records, 1997) 

IRONIc BEAT, Move an Groove On (Rough Trade Records 1995) 

JEFFERSON AIRPLANE, S14PPeallstic PilloW (RCA Records, 1967) 

DR.TIMOTHY LEARY, Turn Otl, Tune In, Drop Out (The Original Motion Picture Soundtrack, 1967) 

MAGIC MUSHROOM BAND, RU Spaced Out 2 (Magic Eye Records , 1993) 

MINISTRY, Filth Pig (Warner Bros. Records, 1996) 

MUSHROOM, Early One Morning (1973) 

MUSHROOM TRAIL, My Medicine (LSD/A&M Records, 1993) - Klappt man das Cover auf, sieht man die Lehrbuchabbildungen vom Fliegenpilz und Psilocybe 

semilanceata. 

MARK NAUSEEF & DAVE PHILIPSON, Venus Square Mars (M-A Recordings, 1995) 

NEVERMORE, The Politics of Ecstasy (Century Media Records 1996) - Pilze werden als Sakramente gepriesen. 

PHUNK JUNKEEZ (Naked Language Records 1992) - Psychedelische Pilze auf dem Cover. 

PORNO FOR PYRos, Good God's Urge (Warner Bros. Records, 1996) - Die balinesischen Pilze werden besungen. 

ROBBIE ROBERTSON & THE READ ROAD ENSEMBLE, Mllsie for Tbc Native Americans (Capitol Records, 1994) - »We ate the sacred mushroom / And 

waded in the water / Howling like coyotes / At the naked moon, 

SACRED MUSHROOM, satne (Parallax, 1969) 

SHAMEN, Boss Druni (Rough Trade, 1992) 

SHAW & BLADES, Hallucinations (Warner Bros. Records, 1995) - Auf dem Cover sitzen die Musiker in einem Feld psychoaktiver Pilze. 

SI'ACE TIME CONTINUUM, Allen Dreanitime (Caroline Records 1993) 

SPACE TRIBE, Sonic Mandala (Spirit Zone Records, Hamburg, 1996) 

STEREO MC's, Connected (Island Records, 1992) - Auf dem Cover sind mehrere psychoaktive Pilze abgebildet. 

TH E Bi(; F, Is (Chrysalis, 1993) -Wird von einem Foto von laborgezUchteten Psilocybe cubensis geziert. 

THE GOLDEN DAWN, Power Plant (Independent Artists, 1967) 

THE TASSILLI PLAYERS, Outer Space (Universal Egg Records, 1996) 

TIAMAT, Wildhoney (Magie Arts, 1994) - »Honey 

tea, psilocybe larvae / Honeymoon, silver spoon / 

Psilocybe tea, 
TRIBU, IN Mixkoalcali (Cademac Records, 1996) - Ein Stlick namens »Teonanakatl (Hongo Divino)« 
RICK WAKEMAN, Journey to the Centre ofthe Earth (A 8,M Records, 1974) 
Yo LA TENGO, Mcly I Sing With Me (Slang 017/EFA, 1992) - Titel: »Mushroom Cloud of His« 
ZUVUYA & TERENCE MCKENNA, SlUailllilllll (Delirium Records, 1994) 
ZLJVUYA & TERENCE MCKENNA, Dreain Matrix TClC'illC/A-y (Delirium Records, 1993 ) 

»Bepilzte« Literatur 

BOYLE, T. Coraghessan 1995 Tod durch Ertrinken, MUnchen: Carl Hanser Verlag. Enthalt die psilocybininspirierte Erzahlung »Quetzalcoatl Lite*. 

BRAEM, Harald 1994 Der Herr des Feuers: Romall eines Sc hanianen, Miinchen, Zlirich: Piper. Siehe Amanita muscaria 

CARROLL, LeWis 1963 Alice ilii Wunderland, Frankfurt/M.: Insel. Siehe dazu CARMICHAEI. 1996"" 

GEERKEN, Hatmut 1988 inappa, Spenge: Klaus Krainm [Ein literarischer Pilztrip; siehe Buchbesprechung von Martin HANSI,MEIER in: Integ" ration 

2/3(1992): 137-140] 1992 »fliegen pilze? merkungen und anmerkungen zum schamanismus in Sibirien und andechs«. Integration 2/3: 109-1 14. Der Text ist nach 

Aussage des Autors unter dem EinfluB von Fliegenpilz entstanden. 

HUXLEY, Aldous 1984 Eiland, Miinchen: Piper. Huxley hat mit seinem Roman Eiland (orig. Island, 1962) dem psychedelischen Pilz als »Moksha-Medizin«l%y, 

als »WirklichkeitsenthUller«, als »Pille der Wahrheit und Sch6nheit« zu literarischem Ruhm verholfen. Ober den Wert der Erfahrung mit den Pilzen, die einmal 

pro Jahr unter rituellen Vorkehrungen gemacht werden soUen, schrieb er: »Faktum ist, daB diese Erfahrung einem die Augen offnen, einen gllickselig machen und 

das ganze Leben flir einen verwandeln kann« (S. 168). Dieser rituelle »Mykornystizismus« war fUr Huxley die Methode, um die Kraft der Pilze positiv zu nutzen: 

»Die nioksha-Medizin vermag euch bloB eine Folge seliger Einblicke, die eine oder andre Stunde der Erleuchtung und befreienden Gnade zu schenken. An euch 

ist es, ob ihr mit dieser Gnade zusammenwirken und euch jene Gelegenheiten zunutze machen wollt.« (S. 205) 

LLOYD, John Uri 1895 Etidorpha or Tbc End ofthe Earth: Tbc Strange History ofa Mysteriolis Being and the Account of a Renearkable Journey, Cincinnati: 

Published by the Author. Der Pilzforscher John Uri Lloyd (1849-1916), nach dem die Zeitschrift Lloydia benannt ist, hat seine Erfahrungen mit englischen Pilzen 

in dieser FantasyGeschichte verarbeitet, die maBgeblich Alice iin Wunderland beeinfluBt hat: »Jedenfalls scheint es klar, daB John Uri Lloyds bizarre 

Hohlweltnovelle ,J3tidorpha" eine Art Labyrinth war, in dem er seine Apotheosis personlicher Erfahrungen aus der Pilzwelt unterbringen konnte.« (MCKENNA 

1993*") 

MOERS, Walter 1992 Schoner Leben rnit dein Kleinen Arschloch: Sex, Dro~gen und Alkohol, Frankfurt/M.: Eichborn Verlag Der Autor gibt klare Anweisungen, 

wie die Pilze anzuwenden sind: »Pilze: Die mildesten Ergebnisse erzielen Sie mit Champignons, die wildesten mit Fliegenpilzen. Etwa in der Mitte liegen die 

PsilozybinPilze (sic), kleine, unscheinbare Gesellen mit manchmal magischer Wirkung. Doch keine Angst -wenn LSD der Porsche unter den 

bewuBtseinserweiternden Drogen ist, dann ist Psilozybin (sic) das Fahrrad. Das bedeutet, die Grenzen der Wahrnehmung werden nie so drastisch erweitert, daB 

man glaubt, man habe fiinf Lippen - drei Lippen sind das Hochste. Falls Sie richtig dosiert haben, werden sie bald eine nie gekannte Liebe fiir alle Lebensformen 

spiiren: fiir Menschen, fiir Tiere, fiir Pflanzen und besonders fiir Pilze. « (S. 32£) 

BEMANN, Micky 1989 SolarPerplexus: Achterbahn fUr die Neunziger, Basel: Sphinx. Enthalt das Kapitel »Gliicks-Pilze«; Bericht iiber eine Psilocybe- 

Erfahrung. 

SHEA, Robert 1991 Der weifie Schamane, Miinchen: Goldmann (5. Aufl., 1993) . Der bereits in mehreren Auflagen erschienene Bestseller beginnt mit einem 

Pilztrip. Ein zum Schamanen auserkorener, junger Mann begibt sich in eine Hohle und verspeist die Zauberpilze. Dadurch wird er in die Geheimnisse des 

schamanischen Universums eingeweiht und empfangt groBe, bedeutungsvolle und folgenschwere Visionen. 

WELLS, Herbert George 1904 The Food of tile Gods, dt. Die Riesen kommen! Frankfurt/M. usw.: Ullstein (1981). In dem Roman wird von Wissenschaftlern eine 

Droge erfunden, die »G6tternahrung«, die Riesenwachstum bewirkt. 

WIDMER, Urs 1995 »Meine Jahre im Koka-Wald«, NZZ-Folio Juni 1995: 64-65. Satirische Erzahlung zu Castaneda und seinen Pilzerfahrungen. 

ZIMMER BRADLEY, Marion 1987 Die Nebel von Avalon, Frankfurt/M.: Fischer. In dem internationalen Megaseller werden die psychedelischen Pilze als 

Ausloser eines anderen BewuBtseins angefiihrt. 

»Bepilzte« Comics 

Haufig erscheinen Pilze in Comics; sie konnen als Psilocybe- Arten oder Fliegenpilze (siehe Amanita muscaria) erscheinen oder ganz phantastische Gestalten 
annehmen. Manchmal werden auch Pilztrips dargestellt (z.B. JURGEN MICK, Traume, SEYFRIED -I- ZISKA, Space Bastards. 7RAVEL/AOUMRI, Das Volk 
der Wurzeln, JODOROWSKY/ARNO, Alef=Thau). Manchmal werden auch Gebrauch und Wirkungen der Pilze dargestellt (ANDREAS, Azteken; GILBERT 
SHELTON, The Fabulous Furry Freak Brothers; HOWARD CRUSE in Dope Comix No. 2, 1978). Auch in den Abenteuern des kleinen Spirou tauchen 
Zauberpilze auf. In dem Band Der geheimnisvolle Stern aus der Serie Tim und Struppi von HERGE (1947) geht es um merkwiirdige, rotweiBe Pilze. Ahnliche 
Pilze tauchen in Gazoline und der Rote Planet (1991) von JANo auf. Der Held der Geschichte Die Zeit derAsche (1987) von CHEVALIER und SEGUR schlurft 



zu Beginn ein Pilzei und geht auf einen phantastischen Trip. MALI und WERNER zeigen In Der Griine Planet den »Pfad zum Troll-Orakel«: Fliegenpilze. In Gon 
3 von TANAKA (1995) friBt ein kleiner Dinosaurier psychoaJitive Pilze und lacht sich fast zu Tode. 



Kombinationspraparate 



Viele Pflanzen werden traditionell oder pharmazeutisch bearbeitet und weiterverarbeitet oder mit anderen Pflanzen und 
Substanzen kombiniert, um die psychoaktive Wirkung zu verbessern, zu modifizieren oder iiberhaupt erst zu ermoglichen. 
Gewohnlich haben diese Produkte eine hohe kulturelle Signifikanz, entweder als GenuBmittel (Betelbissen, Chicha, Palmwein, 
Sake, Wein), als Schamanenwerkzeuge (Ayahuasca, Cimora, Schnupfxpulver) oder als Sakraldrogen (Balche; Met). Sie zeugen 
von der erstaunlichen Erfindergabe und Kreativitat des Menschen. Manche dieser Produkte werden seit der Steinzeit hergestellt 
und benutzt (Bier, Pituri, Raucherwerk, Honig). Bei manchen alten Produkten sind die genauen Rezepturen oder Inhaltsstoffe 
durch Geheimhaltung, Unterdriickung oder Vergessen nicht wirklich bekannt (Han-Shi, Haoma, Hexensalbe, Kykeon, Soma). 
Einige Produkte sind erst in jiingster Zeit entstanden (Ayahuascaanaloge, Energy Drinks, Herbal Ecstasy). Heute beschaftigen sich 
zunehmend mehr Menschen mit der Suche nach neuen psychoaktiven Substanzen und Produkten. Zahlreiche »Kellerschamanen« 
in Nordamerika und Europa experimentieren mit neuen Kombinationen, Extraktions- und Aufbereitungsmoglichkeiten. Ein 
derzeit aktuelles Forschungsfeld ist das Gebiet der Ayahuascaanaloge und Rauchmischungen. 

Manche Produkte erfordern einen hohen technischen Aufwand (Alkohol), andere zeichnen sich durch das geschickte und 
gezielte Kombinieren verschiedener Substanzen aus. Manchmal kommen die Pflanzen oder Rohdrogen iiberhaupt erst durch die 
Kombination zur Wirkung. Manchmal ergibt sich durch Zusatze ein synergistischer Effekt, d.h., die beiden Wirkungen 
beeinflussen sich gegenseitig und ergeben eine, neue Wirkung, die sich von Effekten der Einzelsubstanzen unterscheidet 
(Madzokamedizin, Zombiegift). Manchmal wird durch Kombinationen die Vertraglichkeit verbessert, manchmal die 
Hauptwirkung eines Bestandteils verstarkt oder in eine gewiinschte Richtung verandert (Orientalische Frohlichkeitspillen, 
Kinnickinnick, Klistiere, Schlafschwamm, Theriak). 

Alkohol (destllllert) 

Andere Namen 

Athanol, Athylalkohol, Alcohol, Alk, Aqua vitae. Brandy, Branntwein, Canaza, Dharu, Ethanol, Ethylalkohol, Gola, Pox, Rokshi, 
Schnaps, Spirituoses Getrank, Soju, Spirituose, Spiritus, Sprit, Weinbrand, Weingeist 

Seit der Mensch die siiBen Substanzen, die verschiedenen Zucker, kennt, stellt er daraus durch Fermentation mit Hefepilzen 
Alkohol her (BUSH 1974). Das entstandene Produkt kann entweder als Wein getrunken oder aber destilliert werden. Da Alkohol 
schneller als Wasser verdampft, kann man den Alkohol durch vorsichtiges Erwarmem abdestillieren. Da der Alkohol stark 
hygroskopisch, d.h. wasseranziehend ist, wird ein Teil des Wassers beim Destillieren mit in das Destillat gebracht. Das Destillat 
enthalt ca. 38% Alkohol sowie die mitdestillierten atherischen Ole und Wasser. 



Pflanzen, aus denen Schnaps destilliert wird (JAIN und DAM 1979; modifiziert und erganzt) 

(Nach BARTELS 1993: 21, 28, 29, 34", HAVARD 1896, HOSCHEN o.J.. 



Pflanzenteil 


botanischer Name Schnapsni 


^gavensaft 


igave spp. Tequila, Mescal 


^nis u.a. Krauter Pimpinella anisum L. 


^nisado. Ouzo, Raki, Pastis 


^pfel Malus sylvestris MILZ. 


I^alvados 


^prikosen Prunus armeniaca L. 


Barack 


Einzianwurzeln Gentiana lutea L 


inzian 


jermerwurzel Veratrum album 


■>Enzian« 


jetreide Triticum spp 


Korn, Rokshi, Whisky, Drusen branntwein 


Hlirse diverse Arten 


Rokshi 


tCartoffeln Solarium tuberosum (vgl. Solanum spp.) 


Wodka 


tCokosmilch Cocos nucifera 


Branntwein 


Vlais Zea mays 


Whiskey (Bourbon) 


yiarthuarong Croton roxburghii BALAK [syn. C oblongifolius 

;ioxB.] 


Daru 


Dbst, diverses 


Dbstler, Kirsch usw. 


i'almhonig Jubaea chilensis (Honigpalme) (MOL.) BAILL. 


Aguardiente 


i'almsirup Copemicia prunifera (Karnaubawachspalme) 
;MILZ.) H.E. MOORE Nypafruticans WURMB. 


Arrak Nipa-Brandy, Nipa-Whisky 


i'almwein Borassus flabellifer L. Hyphaene coriacea Hyphaene 


^Nipapalme) Arrak 



'hebaica (L.) MART. 




Palmwein (Toddy) Cocos nucifera 


4rrak, Rak, Kolwater 


Reis Oryza sativa L. 


Rokshi, Soju 


Sternanis Illicium anisatunl L 


i'astis (alt) 


raumellolch Lolium temulentum 


tCorn 


rollkirschen Atropa belladonna 


FoUkirsch 


Wacholderbeeren Juniperus communis L. 


jin, Genever, Wacholder (Hager) 


Wein Vitis vinifera 


Weinbrand, Cognac, Brandy 


PreBriickstande 


Frester, Grappa, Marc 


Weintrauben Vitis vinifera 


Pisco 


Wermut Artemisia absinthium 


A.bsinth 


Yuccafriichte Yucca baccata TORR Yucca macrocarpa 
C:OVILLE Yucca treculeana CARR. 


Aguardiente 


Zuckerrohr Saccharum ojficinarum L. 


Rum, Ron, Pox Pitu 


Zwetschgen Prunus domestica L 


Aguardiente, Slibovitz 



Der Beginn der Destillierkunst liegt im dunkeln. Im Tempel von Memphis wurden Destilliergerate entdeckt. Angeblich sollen die 
alten Agypter schon um 4000 v. Chr. Wein und Apfelwein destilliert haben (Bose 1994: 11). Im B. Jahrhundert v. Chr. war in 
Agypten das Destillieren zur Herstellung von Schminke bekannt. Ob zu dieser Zeit schon hochprozentiger Alkohol destilliert 
wurde, ist dennoch ungewiB. Im 4. Jahrhundert n. Chr. wurden in Wales verschiedene Destillationsverfahren ausprobiert. Im B. 
Jahrhundert wird dann die arabische Kunst der Destination durch die Sarazenen nach Spanien gebracht und hat sich von da schnell 
iiber ganz Europa verbreitet (HOSCHEN o. J.). Das Wort »Alkohol« leitet sich aus dem Arabischen ab (vgl. Catha edulis, Cojfea 
arabica). Die Araber waren der Meinung, daB das Destillat des Weines ein »Medikament sei, welches sowohl korperliche als auch 
seelische Schmerzen lindern k6nne« (Bosr 1994: 13). Die arabische Destillierkunst hatte einen starken EinfluB auf die 
mittelalterliche Alchemic in Europa. In Deutschland und Italien entstand eine reiche Destillierkunst, bei der nicht nur alkoholische 
Fermente, sondern praktisch jedes Kraut und jedes Tier destilliert wurde (BRAUNSCHWEIG 1610). Deswegen hat man den 
destillierten Alkohol als »geistiges Getrank«, »Spirituose« und »alchemistisches Elixier« bezeichnet. 

Es gibt zahlreiche Pflanzen, deren starke- oder zuckerhaltige Telle vermaischt und durch Hefezusatz fermentiert werden. 
Manchmal werden schon vor, wahrend oder nach der Garung andere Stoffe zugefiigt, meist aromatische Pflanzen, deren 
Inhaltsstoffe mitdestilliert werden. So werden der Maische haufig Krauter wie Wermut (Artemisia absinthium) oder Wacholder 
zugesetzt. Zur Herstellung mancher Palmschnapse (arrack, kolwater) wird der Palmwein vor oder wahrend der Destination mit 
der bitteren Rinde des muna-mal oder mukalai genannten groBen Baumes Mimusops elengi L. versetzt (MACMILLAN 1991: 
424*). 

Schnaps ist ein sehr gutes Losungsmittel fiir Krauter. Die Wirkstoffe oder Extrakte gehen nicht nur in die Losung iiber, sondern 
werden gleichzeitig durch den hohen Alkoholanteil haltbar gemacht (vgl. Theriak). Viele Schnapse werden aromatisiert, 
entweder mit Krauterausziigen oder mit atherischen Olen (MAYR 1984). Aquavit z.B., das »Wasser des Lebens«, ist eigentlich 
ein Kornbrand, der mit dem atherischen Ol des Kiimmels (Carum carvi L.) versetzt wird. Einen Absinthersatz kann man aus 
Schnaps und Wermut (Artemisia absinthium) herstellen: 

»Die oberen Telle des bliihenden Krautes in Schnaps ansetzen und zwei Wochen an eine sonnige Stelle geben, ofters schiitteln. 
Nach einer Ruhezeit von zwei Wochen filtrieren und vor Beniitzung eine langere Zeit lagern lassen.« (MAYR 1984: 96) 

Viele psychoaktive Pflanzen sind zum Ansetzen mit Schnaps geeignet: Cannabis in Tequila, Mandragora ojficinarum in 
Weinbrand, Ephedra in Weinbrand, Brugmansia in weiBem Rum, Datura innoxia in Tequila, Peyote (Lophophora williamsii) in 
Mescal, Fliegenpilz (Amanita muscaria) in Wodka. 

Ritueller Gebrauch 



Genauso wie alle anderen alkoholischen Getranke (Bier, Balclie', Palmwein, Wein, Pulque; vgl. Agave spp.) hat auch der 
destillierte Alkohol in aller Welt zu rituellen Anwendungen gefiihrt (BABOR 1988). Erstaunlicherweise ist Schnaps in 
verschiedenen Formen auch eine Schamanendroge und zwar, um in Trance zu geraten. Schnaps wird auch als Opfergabe an 
Berggeister, Gotter und Mai-na Coca (vgl. Erythroxylum coca) verwendet. SchlieBlich gibt es auch in der modernen Gesellschaft 
den rituellen SchnapsgenuB, z.B. der Gasttrunk, das kollektive Trinken mit AnstoBen, Trinkspriichen, die Saufgelage von 
Burschenschaften usw. 



In Nepal gilt Parvati, die gottliche Gemahlin und Shakti des Hindugottes Shiva, als die Schopferin des Rokshi (destillierter 
Schnaps, meist aus Hirsemaische gebrannt). Shiva in seiner erschreckenden Form als Bhairab ist ein groBer Liebhaber von Bier 
und Schnaps. Deswegen miissen seine Anhanger (groBe Mengen) Alkohol trinken, um sich mit ihm besser identifizieren zu 
konnen (FOUCE und ToMECKO 1990: 19). Die Newari sagen, daB es gut sei, etwas Rokshi zu trinken, aber niemals so viel, daB 
man besoffen wird. Der meist selbstgebrannte Rokshi wird bei den buddhistischen Opferriten der Newari und anderer 
nepalesischer Ethnien dargebracht und getrunken. In Darjeeling und Sikkim wird der Hirseschnaps auch mit den Samen der 



Datura metel, die ebenfalls dem Shiva/Bhairab heilig ist, verstarkt (BISWAS 1956: 70). 

Die Aghoris, Tantriker des Linken Pfades, trinken riesige Mengen von destilliertem Alkohol, ohne davon besoffen zu werden. Sie 
benutzen den Alkohol, um ihren Geist zu trainieren und zu scharfen. Mit Hilfe ihres Geistes verwandeln sie die trunkenmachende 
Wirkung des Alkohols (SvoBODA 1993: 173; vgl. Aconitum ferox. Cannabis indica). 

Die nordamerikanischen Irokesen haben sich in ihrem Leben stark durch besondere Traume leiten lassen. Seit sie vom WeiBen 
Mann den Alkohol kennenlernten, nutzen sie das »Feuerwasser«, um solche Traumzustande auszulosen (CARPENTER 1959). 

Bei vielen Ritualen und Gebetshandlungen werden unter mexikanischen Indianern groBe Mengen an Schnaps (agiiardietzte, 
refitio, yolixpa, pox) geopfert und getrunken. Derart, daB die heilige Handlung meist in einem koUektiven Besaufnis gipfelt (vgl. 
KNAB 1995: 160, LOYOLA 1986). 

Die Schamanen (nahnalli) der modernen Nahuat opfern den »Seelenfressern«, die in der Talocan genannten Unterwelt hausen und 
die Seelenteile (tonalli) der Menschen gefangenhalten, aguardiente, uni die andersweltlichen Wesen besoffen zu machen. Den 
betrunkenen Seelenfressern kann der Schamane leichter das verlorene tonal entreiBen (KNAB 1995). Auch in anderen 
mexikanischen Indianerkulturen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Schnaps und Hexerei (VIQUEIRA Und PALERM 
1954). 

Im Hochland von Chiapas ist aguardiente eine der wichtigsten Schamanendrogen (SIVERTS 1973). In Zinacantan (Chiapas) wird 
beim Fest des San Lorenzo ein besonderer pox zubereitet. Er besteht aus Zuckerrohrschnaps, Rohrzucker, Ananassaft und einem 
Extrakt aus Ipomoea violacea (DAWN DELO, personliche Mitteilung 1996). Die beriihmten Schamanen oder Heiler aus dem 
Dorf Masao bei Cuzco trinken bei ihren Heilritualen, Opferzeremonien (t'inkupas) und Cocaorakeln reichliche Mengen an cainzo 
(selbstgebranntem Zuckerrohrschnaps), meist in Verbindung mit ebenso reichlichem CocagenuB (vgl. Erythroxylum coca). 

Der Gebrauch von Schnaps bei den sibirischen Schamanen der Samojeden und Ostjaken ist schon im 19. Jahrhundert beschrieben 
worden: 

»Der Schamane kennt seinesgleichen, doch lebt er mit den bosen Schamanen in Feindschaft. Seine Kunst iibt er unentgeltlich. - 
Das Schamanentum vererbt sich vom Vater auf den Sohn. Ubrigens gibt es auch Schamaninnen. Von ihnen alien hat jeder seine 
Spezialitat. Der eine kann Verlorenes auffinden, der andere versteht die besten Fischplatze ausfindig zu machen. Wieder andere 
wissen den Sitz der Krankheit im menschlichen Korper zu ergriinden (zum Beispiel Wiirmer am Herzen!) oder gestohlenes Gut 
nachzuweisen. Dazu bedarf der Schamane eines Glases Kognak, eines Messers und eines Kreuzes. Letzteres benotigen 
insbesondere die christlichen, d.h. getauften Schamanen, da durch Christentum und Kreuz die Schamanenkraft keineswegs 
aufgehoben wird. Der Dieb wird bei der Beschworung vom Messer ins Auge getroffen.« (BRUTSGI 1987: 215) 

Als den sibirischen Volkern zur sowjetischen Zeit der schamanische und hedonistische Fliegenpilzgebrauch verboten wurde, 
griffen viele als Ersatz zum Wodka. Schamanen konnten damit umgehen, die meisten anderen wurden dadurch zu Alkoholikern. 

Alkohol und besonders die damit verkniipfte Suchtproblematik ist in vielen autobiographischen Romanen Gegenstand literarischer 
Verarbeitung geworden (beriihmte Beispiele sind Der Trinker von HANS FALLADA und Konig Alkohol von JACK LONDON). 

Die Alkoholwirkung 

Die euphorisierende Wirkung bestimmter Alkoholdosierungen hangt moglicherweise mit einer durch den Alkohol bewirkten 
Ausschiittung von Endorphinen bzw. einer Aktivierung des endophinergen Systems zusammen (VEREBEY und BLUM 1979). Es 
wurde auch vermutet, daB der erste Metabolit des Alkohols, Acetaldehyd, mit Dopamin und Enzymen reagiert und dadurch 
morphinartige Substanzen entstehen, die zur eigentlichen »Alkoholsucht« fiihren (DAvIS und WALSH 1970). Moglicherweise 
konnen sich bei AlkoholgenuB im Korper psychoaktive B-Carboline (Tetrahydroharman, Harman; vgl. Harmalin und Harmin) 
bilden und fiir gewisse stimmungsaufhellende Effekte des Alkohols verantwortlich sein. Im Korper von Alkoholikern konnten 
erhohte Konzentrationen an Harman registriert werden (SUSILO 1994). DaB sich durch enzymatische Prozesse aus Acetaldehyd 
und Tryptamin Tetrahydroharman im Organismus bildet, konnte inzwischen experimentell bewiesen werden (CALLAWAY et al. 
1996). 

Die Wirkung von Alkohol kann durch Kombination mit anderen Stoffen variiert, unterdriickt oder verstarkt werden. Unterdriickt 
wird die Wirkung durch Coca (Erythroxylum coca, Erythroxylum novogranatense), Ephedra-Arten, Ephedrin, Meskalin, Kokain, 
Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), Nikotin, LSD und Psilocybin. Durch Ledum palustre und Piper methysticum wird die 
Alkoholwirkung verstarkt. Synergistische Wirkung en (Wechselwirkungen) treten bei Kombination mit MAO-Hemmern (B- 
Carbolinen), Diazepam und zahlreichen Medikamenten (Psychopharmaka) auf. 

Halluzinogener Salamander-Brandy 

In den Bergen nordwestlich von Ljubljana, Slowenien, wird nach alten (alchemistischen) Rezepten heute noch ein Schnaps 



destilliert, der eindeutig halluzinogen wirkt. Dazu werden nach dem Destillieren einer Obstmaische lebende Feuersalamander 
(Salamandra salamandra) in den Destillierkolben gegeben. Sie werden sehr langsam, aber stark erhitzt. Es heiBt, je mehr die 
Tiere leiden, desto mehr der gewiinschten Alkaloide wiirden ausgeschwitzt werden und in das begehrte Destillat iibergehen. Die 
psychoaktiven Substanzen in der Salamanderhaut sind die Steroidalkaloide Samandarin und Samandridin. Daneben kommt noch 
Samandaron vor. Die Wirkung des Salamander-Brandys wird als ahnlich wie die Effekte von Ibogain oder Strychnin beschrieben. 
Das Brennen von lebenden Salamandern ist in Slowenien legal (OGOREVC 1995). Eine andere Methode besteht im Einlegen 
lebender Salamander in einen hochprozentigen Alkohol (VALENCIC 1998). 

Literatur 

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i6\0 A rs destillandi oder die rechte Kunst zu destillieren, StraBburg. 
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Ayahuasca 



Andere Namen 

Ambihuasca, Ambiwaska, Ayawaska, Biaxii, Caapi, Caji, Calawaya, Camaramti (Shipibo), Chahua (Shipibo), Cipo, Daime, 
Dapa, Dapa, Djungle Tea, Djunglehuasca, Doctor, Dschungel-Ambrosia, El remedio, Hoasca, Honi, lyaona (Zapara), Kaapi, Kahi, 
Kahpi, La droga (Spanisch »die Droge«), La purga (Spanisch »das Reinigende«), La soga, Masha (Shipibo), Meti, Mihi, Mii 
(Huaorani), Moca jene (Shipibo »bittere Bruhe«), Muka dau (Cashinahua »bittere Medizin«), Natem (Achuar), Natema, Natema, 
Natema, Nepe, Nepi, Nichi cubin (Shipibo »gekochte Liane«), Nishi sheati (Shipibo »Lianengetrank« ), Nixi honi, Nixi pae, 
Notema, Ohoasca, Ondi (Yaminahua), Pilde, Pilde, Pinde, Pinde, Rao (Shipibo »Medizinalpflanze«), Remedio, Sachahuasca, 
Santo Daime, The brew, Uni (Combo), Vegetal, Yage, Yaje, Yaxe 

Seit prakolumbianischer Zeit wird der Ayahuasca genannte psychoaktive Trank von Schamanen und Medizinmannern am 
Amazonas fiir Heilrituale und schamanische Erfahrungen benutzt (NARANJO 1986). Der Gebrauch ist vermutlich so alt wie die 
siidamerikanische Zivilisation. Er wurde anscheinend im westlichen Amazonasgebiet (dem heutigen Ecuador) entdeckt 
(NARANJo 1979). Im Kiistenland von Ecuador wurden bei archaologischen Grabungen sogenannte »Hexert6pfe« entdeckt, die 
dem Kochen von Ayahuasca dienten. Ihr Alter wird auf ca. 3500 Jahre geschatzt (ANDRITZKY 1989: 57*). 

Die Entdeckung des Tranks ist ein absolutes Mysterium und sicherlich kein Zufallsprodukt primitiver Indianer: 

»Vor langer Zeit lebte ein guter Jager im Regenwald. Lines Tages, er war weit von seiner Hiitte entfernt, horte er eine Liane, die 
zu ihm sprach. Der Jager, der viel dariiber wuBte, wie man aus Wurzeln, Rinden und Samen Jagdgifte bereitet, wuBte um die Kraft 
der Pflanzen. Er kehrte mit seinem neuen Fund nach Hause zuriick. In der folgenden Nacht hatte er einen Traum, in welchem ihm 
der Geist der Liane erklarte, wie man mit ihr ein Gebrau zubereiten konne, mit dem sich viele Krankheiten heilen lieBen.« 

Schamanen benutzen noch heute den »Trank der wahren Wirklichkeit«, um die Ursachen von Krankheiten zu ergriinden, um in 
die gewohnlich unsichtbare Welt des Waldes zu reisen, um mit den Herren der Tiere und Pflanzen zu kommunizieren und um bei 
Stammesritualen die Teilnehmer in die Welt der Mythen zu geleiten. 

Der Trank ist eine einzigartige pharmakologische Kombination aus der harmalinhaltigen Liane Banisteriopsis caapi und den 
DMT-haltigen Chacrunablattern (Psychotria viridis). Harmalin ist ein MAO-Inhibitor; er hemmt die Ausschiittung der 
korpereigenen Monoaminooxidase, die den psychedelischen Wirkstoff NN-DMT abbaut. Nur durch diese Kombination von 
Wirkstoffen kann der Trank seine bewuBtseinserweiternde Wirkung ausiiben (RIVIER und LINDGREN 1972). Wegen der starken 
und oft sehr plastischen Visionen wird Ayahuasca manchmal scherzhaft Amazonian Television (Nature Channel) oder 
»Dschungelkino« genannt. 

Fiir die Schamanen ist die Wirkung des Trankes nicht auf einen Wirkstoff zuriickzufiihren, sondern auf die Pflanzenseelen, die 
sich den Menschen unter AyahuascaeinfluB als Lehrmeister offenbaren. Von ihnen kann man die Ursache einer Krankheit 
erfahren, das Rezept fiir ein Heilmittel erhalten und das tief im Wald versteckte Jagdwild gezeigt bekommen. Die Schamanen 
benutzen ihren Zaubertrank seit langer Zeit, offenbar mit groBem Erfolg. Mit der steigenden Verstadterung der ehemaligen 
Regenwaldgebiete kamen immer mehr Nicht-Indianer mit dem alien Zaubertrank in Beriihrung, was zur Ausbildung eines urbanen 
Schamanismus fiihrte. Katholische Mestizen sind inzwischen etablierte Stadtschamanen geworden, die den Trank zur Behandlung 
der Leiden der Stadter benutzen. Ihre Rituale sind ein buntes Gemisch aus indianischen und katholischen Gebrauchen, bei denen 
christliche Lieder gesungen, aber auch die Geister des Waldes angerufen werden (DOBKIN DE Rios 1970, 1972, 1989 und 1992, 
LUNA 1986). Daneben sind mehrere Ayahuascakirchen und -Sekten so wie ein reger Ayahuascatourismus entstanden. 

Rezepte 

Die Zubereitung von Ayahuasca war in vergangenen Zeiten ein wohlgehiitetes Geheimnis der Schamanen. Nur sie kannten die 
ausgekliigeltem Rezepte. Nur sie wuBten, welche Pflanzen verwendet werden miissen, wo sie diese Lianen und Krauter finden; 
welche Schutzgeister beschworen werden miissen und wie das Rezept zu kochen ist. 

Alle Rezepte enthalten als Grundlage die Stengel von Banisteriopsis caapi. Zur Herstellung- von Ayahuasca miissen zunachst 
handliche Stiicke der Liane ausgekocht werden. Darin werden die Chacru nab latter (Psychotria viridis) hinzugegeben. Das 
Gemisch bleibt so lange iiber dem Feuer, bis eine schwarze, dicke, ekelhaft schmeckende Fliissigkeit entstanden ist. Der Trank 
soil nie in Aluminiumtopfen gekocht werden, da er das Aluminium angreift und unter Umstanden ungenieBbare Aluminiumsalze 
entstehen konnen. Selten werden reine Kaltwasserausziige von Banisteriopsis caapi und Psychotria viridis angesetzt; auch diese 
Methode funktioniert. 

Bei den Rezepten der Amazonasindianer iiberwiegt meist der Anteil der Liane. Pro Dosis sind bei verschiedenen Proben 20 bis 
40, 144 bis 158 oder sogar 401 mg B-Carboline sowie 25 bis 36 mg A^ATDMT nachgewiesen worden. Die Mestizo-Ayahuasca hat 
durchweg hohere Konzentrationen an Alkaloiden, vor allem an NNDMT, als die indianischen Zubereitungen. Die hochsten 
Konzentrationen soUen im Trank der Daune-Richtung von Barquinha vorhanden sein (miindliche Mitteilung von Luis Eduardo 
Luna, 1996). 



• Natema-Rezept der Shuar 

Die Shuarschamanen (uwishin) spalten einen 1 bis 2 Meter langen Stengel von Banisteriopsis caapi in schmale Streifen. Diese 
werden mit mehreren Litem Wasser in einen Topf gelegt. Dazu werden die Blatter von Diplopterys cabrerana, Herrania sp. Ilex 
guayusa, Heliconia stricta und einer nicht identifizierten Malpighiaceae namens mukuyasku gegeben. Das Ganze wird so lange 
gekocht, bis das meiste Wasser verdampft ist und eine sirupartige Fliissigkeit zuriickbleibt (BENNETT 1992: 486*). Ahnlich sind 
auch die Zubereitungen der Kamsa, Inga und Secoya (BRISTOL 1965: 207f£*). 

• Ecuadorianisches Rezept 

Von der Banisteriopsis-caapi-Liane wird die Rinde abgeschabt und unter einem bestimmten Baum im Wald deponiert. Die 
abgeschabten Stengel werden in 4 bis 6 Streifen gespalten und zusammen mit frischen oder getrockneten Blattern von Psychotria 
viridis eingekocht. Es werden pro Person ein ca. 180 cm langes Lianenstiick und 40 Psychotria-Blatter gerechnet. AUerdings soil 
bereits ein 40 x 3 cm groBes Stengelstiick ausreichen. Generell gilt: je weniger Liane, desto magenfreundlicher wird die 
Ayahuasca. 

• Zubereitung bei der Uniao do Vegetal (UDV Brasilien) 

Die Lianenstiicke von Banisteriopsis caapi werden zerstampft, mit den Blattern von Psychotria viridis vermischt und in rostfreien 
Stahltopfen 10 bis 12 Stunden gekocht, bis eine dicke Fliissigkeit entsteht, auf deren Oberflache sich in alien Spektralfarben 
schillernde Fettaugen bilden. 

• Rezept der Shipibo aus San FrancisoAfarinacocha 

Ein frisches Rindenstiick von Banisteriopsis caapi wird zusammen mit einer HandvoU Chakrunablatter (Psychotria viridis) und 
einer Flor de toe (Brugmansia suaveolens) eingekocht, bis ein dickfliissiges Dekokt entsteht. Diese Zubereitung soil besonders 
stark wirken und viele Visionen bringen. 

Die nativen Zubereitungen von Ayahausca konnen sehr unterschiedlich sein. Durch zahlreiche Pflanzenzusatze konnen 
psychoaktive Wirkungen hervorgerufen, aber auch stimulierende oder heilsame Getranke erzeugt werden. Als starkes Purgativ gilt 
eine ecuadorianische Zubereitung aus Banisteriopsis caapi und Ilex guayusa. Delirante Rezepte enthalten oft Tabak und 
Engelstrompeten (Brugmansia). Erfahrene Ayahuascaschamanen verfiigen iiber eine sehr reiche Kenntnis der Pflanzenwirkungen 
und konnen ihren Mischungen iiber 100 verschiedene Additive zusetzen, um die gewiinschten Effekte zu erzeugen. 

Oft enthalten die traditionellen Zubereitungen kein NN-DMT. Aber fiir Europaer haben gerade die DMT-konzentrierten, visionar 
wirksamen Triinke eine starke Anziehungskraft, die zahlreiche Ethnobotaniker, Psychedeliker, Kiinstler, Freaks, New-Age- 
Touristen und Esoteriker (LEGINGER 1981 *, MCKENNA 1989, MCKENNA und McKENNA 1994*, PERKINS 1995). Die 
Erfahrungen mit dem amazonischen Ayahuasca sind fiir die Fremden meist enttauschend (MCKENNA 1993). Oft treiben die 
curanderos oder selbsternannten Schamanen mit den drogen- und heilsuchenden WeiBen auch ihren Schabernack. Schon 
Burroughs berichtete 1953: »Bin von Medizinmannern iibers Ohr gehauen« worden (BURROUGHS und GINSBERG 1964: 27). 
Es gibt aber auch Gegenbeispiele (PINKSON 1993, WOLF 1992). 



Traditionelle Ayahuascazusatze 
FAUST und BIANCHI 1996, 

(Nach AY ALA FLORES und LEWIS 1978, GENNETT 
LUNA 1984a und 1986, OTT 1993: 269jf.* und 
modifiziert und erganzt) 



1992*, BIANCHI und SAMORINI 



1993, 



1995, PINKLEY 1969, SCHULTES 1972; 



Botanischer Name 


Volkstiimlicher Name 


Wirkstoffe 


Acanthaceae 






Teliostachys lanceolata var. crispa NESS 


Toe negro 




Amaranthaceae 






Alternanthera lehmannii HIERONYMUS 


Picurullana-quina 




Iresine sp. 






Pfala iresinoides 


Borrachera 
Marosa 




Apocynaceae 


Bellaco-caspi 


Fulvoplumieron 


Himatanthus sucuuba (SPRUCE) 


Sucuuba 




WOODSON 


Platanote 




Malouetia tamaquarina (AUBL.) DC. 38' 


Chicle Cuchura-caspi 


Indolalkaloide Conessin 


Mandevilla scabra SCHUMANN 




Dihydrokurchessin Kurchessii 
Tetramethylholarhimin 


Prestonia amazonica (BENTH.) 


Yaje 




MACBRIDE [syn. Haemadyction 


Tzicta 




amazonicum] 






Tabernaemontana sananho RUfz et PAv. 


Uchu-sanango 


Alkaloide 


Tabernaemontana sp. 






Thevetia sp. 


Cabalonga blanca 


Herzwirksame Glykoside 



• Aquifoliaceae 


Ilexguayusa LOES. 


Guayusa, Wais 


Koffein 


• Araceae 


Montrichardia arborescens SCHOTT 


Raya balsa, Camotillo 




• Bignoniaceae 


Mansoa alliacea (LAM.) A. GENTRY 


Ajo sac ha 




Tabebuia heteropoda (DC.) SANDWITH 


Tahuari 




Tabebuia incana A. GENTRY Tabebuia 
sp. 


Clavohuasca 




Tynanthas panurensis (BURM AN) 
SANDWITH 






• Bombacaceae 


Cavanillesia hylogeiton ULBRICH 


Puca lupuna, Embirana 




Cavanillesia umbellata Ruiz et PAv. 
Ceiba pentandra (L.) GAERTN. 


Lupuna, Kapok, Ceiba 




Chorisia insignis H.B.K. 


Lopuna, Yuchan Palo borracho 


Harz 


Chorisia speciosa ST.-HIL. 


Samohli, Ceiba 




Quararibea sp. 


Ishpingo 


(siehe Espingo) 


• Boraginaceae 


Tournefortia angustiflora Rutz et PAv. 






• Cactaceae 


Epiphyllum sp. 


Pokere, Wamapanako 




Opuntia sp. 


Thai 


Meskalin 


• Caryocaraceae 


Anthodiscus pilosus DUCKE 






• Celastraceae 


Maytenus ebenifolia REIss. 


Chuchuhuasi 




Maytenus laevis REISS. 


Chuchuasca 


Koffein (?) 


• Clusiaceae 


Tovomita sp. 


Chullachaqui caspi 




• Convolvulaceae 


Ipomoea carnea (vgl. Ipomoea spp.) 


Toe 


Mutterkornalkaloide 


• Cyclanthaceae 


Carludovica divergens DUCKE 


Tamshi 




• Cyperaceae 


Cyperus digitatus ROXB. 


Chicorro 




Cyperus proxilus H.B.K. Cyperus spp. 


Piri-piri 


Mutterkornalkaloide 


• Dryopteridaceae 


Lomariopsis japurensis (MARTIUS) J. 
SM. 


Shoka, Dsuiitetetseperi 




• Erythroxylaceae 


Erythroxylum coca var. ipadii 
PLOWMAN 


Ipadii 


Kokain 


• Euphorbiaceae 


Alchornea castaneifoUa (WILLD.) JUST. 


Hiporuru 


Alkaloide (?) 


Euphorbia sp. 


Ai euro 


Piscidide, Lectine 


Hura crepitans L. 


Catahua, Assacu 




• Gnetaceae 


Gnetum nodiflorum BRONGN. 


Tap-kam', Hoo-roo; Itua 




• Gramineae 


Arundo donax 


Carrizo Miya, Tara 


Tryptamine, DMT 


• Guttiferae 


Clusia sp. Tovomita sp. 






• Heliconiaceae 


Heliconia stricta HUBER Heliconia sp. 


Winchu 




• Labiatae 


Ocimum micranthum WILLD. 


Pichana, Abaca 


Atherisches 61 


• Lecythidaceae 


Couroupita guianensis AUBL. 


Ayahuma 


Indolalkaloide (Couroupitine 
Stigmasterol, Camphesterol 


• Leguminosae 



Bauhinia guianensis AuBL. 






Caesalpinia echinata LAM. 


Cumaseba 




Calliandra angustifolia SpRucE ex 
BENTH. 


Bobinsana Quinilla blanca, Chipero 


Alkaloide (Harman) 


Calliandra pentandra anomala) (vgl. 
Calliandra 


Huacapurana 


Harman, DMT (?) 


Campsiandra laurifolia BENTH. 






Cedrelinga castaneiformis DUCKE 


Cedrorana Huairacaspi, 




Erythrina glauca WILLD. 


Amasisa 




Erythrina fusca LOUR. 


Amasisa, Gachica 


Erythralin, Erythramin, 


Erythrina poeppigiana (W ALPERS) 

COOK 

(vgl. Erythrina spp.) 


Amaciza, Oropel 


Erythratin 
Alkaloide 


Pithecellobium laetum BENTH. 


Remo caspi Pashaquillo, Shimbillo 


Alkaloide 


Sclerobium setiferum DUCKE 


Palisangre Palisanto 




Vouacapoua americana AUBL. 


Huacapo, Hucapii 




• Loranthaceae 


Phrygilanthus eugenioides (L.) H.B.K. 


Miya, Ho-ho-ho 




Phrygilanthus eugenioides var. robustus 
GALZ. 






Phtirusa pyrifolia (H.B.K.) EICHLER 


Suelda con suelda 




• Malpighiaceae 


Banisteriopsis rusbyana (NIEDENZU) 
MORTON 


Oco-yage 


DMT, B-Carboline 


Diplopterys cabrerana (CUATR.) 
GATES 


Yaco-ayahusca 


DMT 


Diplopterys involuta (TURCZ.) 
NIEDENZU [= Mezia includens 
(BENTH.) CUATR.] 


Yaje, Yaji 




Mascagnia psilophylla var. antifebrilis 
NIEDENZU [= Cabi paraensis (fuss.) 
GRISEB. = Callaeum antifebrile 
(GRISEB.) JOHNSON! 


Ki-ria, Kairia 




Stygmaphyllonfulgens (LAM.) JUSSIEU 






• Maranthaceae 


Calathea veitchiana VEITCH ex HoOK. 
fil. 


Pulma 




• Meliaceae 


Trichilia tocacheana C. DC. 


Lupuna 


Latex 


• Menispermaceae 


Abuta grandifolia (MARTIUS) 
SANDWITH 


Abuta Trompetero Sanango 


Palmatin 


• Moraceae 


Coussapoa tessmannii MILDBREAD 


Renaco 




Ficus insipida WILLD. 


Renaco, Hoje, Huito, Bamba 




Ficus ruiziana STANDL. Ficus sp. 






• Myristicaceae 


Virola surinamensis (ROLAND) WARB. 


Caupuri, Cumala blanca 


Neolignane 


Virola spp. 


Cumala 


DMT 


• Nymphaeaceae 


Cabomba aquatica AuBL. 


Mureru, Murere 


Cumarine 


• Phytolaccaceae 


Petiveria alliacea L.391 


Muckra, Mucura, Chanviro 


Isoarboriol, Trithiolan, 


Trithic 


• Piperaceae 


Peperomia sp. Piper sp. 


Tsemtsem 


Atherisches Ol 


• Polygonaceae 


Triplaris surinamensis CHAMISSO 


Tangarana 




Triplaris surinamensis vor. chamissoana 
MEISSNER 


Tangarana 




• Pontederiaceae 


Pontederia cordata L. 


Amarron borrachero 





• Rubiaceae 


Calycophyllum spruceanum (BENTH.) 
HooK. fil. 


Capirona negro 




Capirona decorticans SPRUCE 


Capirona negro, Kashi muna 




Guettarda ferox STANDL. 


Garabata 




Psychotrio carthaginensis JACQ. 


Yage-chacruna, Rami appani. 


DMT 


Psychotrio psychotriaefoUa (SEEM.) 
STANDL. 


Sameruca 


DMT 


Psychotrio viridis RUfz et PAv 


Chacruna 




Psychotria spp. 


Chacruna Batsikawa, Nai kawa. 




Rudgea refifolia STANDL. 


Pishikawa, Kawa kui. Rami appane 




Sabicea amazonensis WERNHAM 


Kana, Koti-kana-ma, Cha-de-ke-na 




Uncaria guianensis (AUBL.) GMELIN 


Garabata 


Indole: Angustin, Isorynchopt 
Rhynchophyllin-N-oxid, 
Dihydrocoryanthein, Hirsutin, 


Uncaria tomentosa (?) 


Una de gato 


Indolalkaloide 


• Sapindaceae 


Paullinia yoco SCHULTES et KILLIP 
(vgl Paullinia spp.) 


YOCo 


Koffein 































































• Schizaeaceae 

Lygodium venustum SWARTZ 

• Scrophulariaceae 
Scoparia dulcis L.39i 
Solanaceae 



Tchai del monte. 
Rami 

Amellin 

Triterpene 

6-Methoxybenzoxozolinon 

Tropanalkaloide 

Sacha-toe, 



(Flor de) Toe, Tsuak, Tropanalkaloide 



• Toa-toe, 

Brugmansia imignis 

Danta ,borrachera 
Brugmamia suaveolens 

Borrachero, 
Floripondio 
Brunfelsia chiricaspi PLOWMAN Chiricaspi,Scopoletin 

Chiricsanango 
Brunfelsia grandiftora D. DON Chiricaspi,Scopoletin 

Chiricsanango 
Brunfelsia grandiflora ssp. schultesii PLOWMANSanango, Scopoletin 
(vgl. Brunfelsia spp.) Chiricsanango 

Catsi, 
Cap"m sp. Aji Capsaicin 

toc/zroma /Mcfo(0i(ie5 (H.B.K.) MIERS Borrachero, Alkaloide 

Guatillo, (Tropanderivate) 

Paguando, 
Campanitas 



Juanulloa ochracea CUATRE. Ayahuasca Parquin (?) 

Bit-ti-ka-oo-k, 
Markea formicarium DAMMER Na-ka-te-pe Scopoletin (- 



Ree-ko-pa 
Nicotiana rustica L. 



Tabaco 



Nikotin 



Nicotiana tabacum L. Mapacho Nikotin 

Sterculiaceae 

• Kushiniap Alkaloide (?~ 
Herrania sp. 

• Verbenaceae 

Cornutia odorata (P et ENDLICHER) POEPPIG Shinguarana, 

Ulape, Tal 
Vitex triflora VAHL Tahuari, Taruma 

• Violaceae 

Rinorea viridiflora RUSBY Chacruna, 

Amanga, Capinuri, 
Ayahuasca 

Traditionelle Verwendung 

Fiir den Schamanen ist Ayahuasca untrennbar mit dem Regenwald verbunden. Durch die Kraft des Trankes sieht er die 
Geistwesen, die in den Pflanzen und Tieren des Waldes gegenwartig sind. Mit iiinen kommuniziert er, von iiinen eriialt er das 
Wissen um ihr innerstes Wesen. Er lernt so die Bedeutung jedes einzelnen Tieres, jeder einzelnen Pflanze, versteiit, warum jede 
Art iiiren notwendigen Platz im »Kreis des Lebendigen« hat. Mit Hilfe von Ayahuasca sucht er die Herren der Tiere auf. In der 
»wahren Wirklichkeit« erscheinen sie ihm aber in der Gestalt von Menschen. Von ihnen erfahrt er, warum die Jager ihre Kinder, 
die Tiere, nicht mehr finden konnen. Der Grund: Ein unbekannter Jager hat zu viele Tiere erlegt, hat sie im Dschungel 
zuriickgelassen. Ihre Korper verrotteten ungenutzt. Dariiber hat sich der Herr der Tiere erziirnt; er verlangt Ausgleich. Der 
Schamane muB die Seele eines weiblichen Tieres schwangern, damit es wieder genug Nachwuchs gibt. Der Schamane kehrt in die 
Alltagswelt zuriick, berichtet von seinen Erfahrungen und warnt die Jager. Nur nach einer Phase der Schonung konnen sie diese 
Tierart wieder erbeuten. Ubertritt ein Jager dieses Gebot, so wird er vom Herrn der Tiere bestraft, z.B. mit einem unsichtbaren 
magischen Pfeil. 

Die visionare Wirkung machen sich die Schamanen zunutze, um in die »wahre Wirklichkeit« oft »blaue Zone« genannt - zu 
reisen, um die Geheimnisse von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu ergriinden, um die Kranken des Stammes zu heilen 
Oder einen Schadenzauberer, einen »schwarzen« Schamanen, zu bekampfen (REICHELDOLMATOFF 1966*). Der 
Schadenzauberer schleudert gewohnlich unsichtbare Gegenstande Pfeile, Dornen, Kristalle - in den Korper eines Opfers. In der 
Alltagswelt ist bei dem Leidenden nichts zu sehen. Erst wenn der Schamane Ayahuasca trinkt, sieht er wirklich. Erkennt er den 
fremden, magischen Gegenstand, so kann er ihn durch Saugen entfernen. Um in der auBeren, sichtbaren Welt den unsichtbaren 
HeilprozeB zu verdeutlichen, zeigt er stolz dem Kranken und den Anwesenden einen blutigen Dorn, den er zuvor mit einem 
raffinierten Taschenspielertrick in seinem Mund plaziert hat. Dieser kleine »Betrug« der eigentlich nur das Unsichtbare 
vergegenwartigt - ist fiir den Erfolg der Behandlung wesentlich (TH. OTT 1979). 

Die amazonischen Schamanen reisen meist in verwandelter Gestalt in die andere Wirklichkeit. Der paye hat seinen »Magen 
umgestiilpt« - so nennen die Tukano den Zustand, bei dem der Korper wie tot daliegt, das BewuBtsein aber zu einer Reise in eine 
andere Wirklichkeit aufgebrochen ist. Die Schamanenseele hat sich in einen Jaguar verwandelt und fliegt iiber einen Regenbogen 
zur MilchstraBe. Vor seinem inneren Auge entblattern sich die phantastischsten Farben und Formen. Wabenmuster tanzen vorbei, 
werden zu Kristallen, erfiillt von iiberirdischem Licht. Wellenlinien breiten sich aus und zerflieBen zu einem bunten Strudel. Der 
Jaguarschamane wird unweigerlich eingesaugt. Der Strudel offnet sich zu einem Tunnel aus kreisenden Totenschadeln, an dessen 
Ende ein warmes, blaues Licht leuchtet. Die MilchstraBe ist erreicht. Dort trifft der Jaguarschamane auf die Ayahuascafrau, die 
den Menschen am Anfang der Schopfung die »wahre Wirklichkeit« gezeigt und ihnen das Geheimnis um den »Trank der wahren 
Wirklichkeit« geschenkt hat (REICHELDOLMATOFF 1971 *, 1975 und 19780. 

Obwohl die »wahre Wirklichkeit« jenseits der MilchstraBe liegt, ist sie doch das Spiegelbild des Regenwaldes. Fiir die Schamanen 
ist die gewohnlich sichtbare Alltagswelt nur eine Scheinwelt, hinter deren Erscheinungen die Welt der Mythen, der Goiter und 
Geister wirkt. Dort liegen die Ursachen fiir alles, was in der Alltagswelt geschieht. Dort finden sich auch die Ursachen fiir 
Krankheiten, fiir ausbleibendes Jagdwild, Diirren und Uberschwemmungen. Die »wahre Wirklichkeit« ist dem gewohnlichen 
Auge verborgen (BAER 1987, REICHEL-DOLMATOFF 1996a*). Man kann dort nur iiber Traume und Visionen Einblick 
gewinnen. Der Spezialist dafiir ist der Schamane, eine Art Reiseleiter in die andere Wirklichkeit. Sein wichtigstes Werkzeug 
hierfiir ist der Zaubertrank Ayahuasca (DELTGEN 1993). Die Inhalte der Ayahuascavisionen werden durch kulturelle 
Ausdeutung oft zu standardisierten Mustern, die es den Indianern erlauben, gezielt und schnell in die Bereiche der visionaren Welt 
zu gelangen, die fiir sie von Wichtigkeit sind (LANGDON 1979). 

Schamanen bereiten sich auf die Ayahuascasitzungen oft mit einer Periode sexueller Enthaltsamkeit (zwischen drei Tagen und 
sechs Monaten), besonderer Diatvorschriften, dem Gebrauch von brechenerregenden und abfiihrenden Substanzen, Klistieren, 
Waschungen usw. vor. Die Ayahuascadiat verbietet den GenuB von Salz, Chili (Capsicum spp.)? Gewiirzen und Fett. Die Jibaro 
trinken Guayusa (Ilex guayusa), um sich zu erbrechen. Die Siona und Secoya trinken einen Kaltwasserauszug aus der hetu bisi 



genannten Liane (Tournefortia angustiflora Ruiz et PAv., Boraginaceae), um sich vor der Zeremonie rituell zu reinigen 
(VICKERS und PLOWMAN 1984: 8*). 

Wahrend der Ayahuascarituale wird oft permanent Tabak (Nicotiana rustica oder Nicotiana tabacum) geraucht. Dadurch soUen 
die bosen Geister vertrieben, d.h. unangenehme und bedrohliche Visionen gebannt werden. Zudem wird fast immer reichlich 
Chicha oder anderer Alkohol dazu getrunken (BENNETT 1992: 486) sowie Ipadu gekaut (Erythroxylum coca). Manchmal 
werden Brugmansia-Blatter, in Rum angesetzt, als Tonikum getrunken. Die Mestizo-Schamanen benutzen bei ihren Ayahuasca- 
Heilzeremonien Kampfer (Cinnamomum camphora) als Raucherwerk, moglicherweise um die Psychoaktivitat zu fordern 
(LUNA 1992: 246f.). Wenn die Schamanen etwas iiber eine ihnen bisher unbekannte Pflanze und deren heilsame Eigenschaften 
erfahren wollen, versetzen sie die Pflanze mit Ayahuasca und trinken die Mischung. 

Artefakte 

Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Artefakte, die mit Ayahuasca zu tun haben (MALLOL DE RECASENS 1963). Die 
Tukano deuten viele amazonische Petroglyphen als Ayahuascabilder (REICHELDOLMATOFF 1967). Sie verzieren ihre Hauser 
mit Mustern und Figuren, die sie bei ihren Ayahuascareisen gesehen haben. Oft nehmen die Muster symbolische Dimensionen an 
und konnen dem Eingeweihten ganze Geschichten von der anderen Wirklichkeit erzahlen (REICHEL-DOLMATOFF 1978*). Die 
unter Ayahuascaeinwirkung geschauten Muster werden auch in alltagliche Gegenstande, z.B. Korbe, geflochten 
(REICHELDOLMATOFF 1985a* und 1987 ). 

Es gibt mehrere Bilder von jibarokiinstlern, auf denen visionare Ayahuascaerfahrungen dargestellt sind (MUNZEL O.J.: 204, 205, 
207, 212, 213). Der aus Peru stammende, heute in Kalifornien lebende Kiinstler Yando Rios hat viele seiner friiheren 
Ayahuascavisionen gemalt (ANDRITZKY 1989: 191). Besonders eindrucksvoU und inzwischen gut bekannt geworden sind die 
Malereien des ehemaligen ayahuasqueros Pablo Amaringo. Er stellt auf seinen visionaren Bildern die ganze 
Ayahuascamythologie, auch die synkretistischen Elemente, die Dschungel-Pharmakopoe und die andere Wirklichkeit des 
schamanischen Universums dar (LUNA 1991, LUNA und AMARINGO 1991). Auch lateinamerikanische und europaische 
Kiinstler haben ihre Ayahuascavisionen gemalt, z.B. Alexandre Segregio (WEISKOPF 1995). 

William Burroughs (1914-1997) reiste in den fiinfziger Jahren (1953) in das Amazonasbecken, um etwas iiber die 
Ethnopharmakologie des geheimnisvollen Zaubertranks der Amazonasindianer zu erfahren und selbst davon zu kosten. Seine 
Erfahrungen sind in dem Buch Auf der Suche nach Yage - Ein Briefwechsel veroffentlicht worden (BURROUGHS und 
GINSBERG 1964). 

Der erfolgreiche Roman Der Inka beschreibt mehrere Ayahuascaerfahrungen (PETERS 1995). Eine groBartige Dichtung, direkt 
von Ayahuasca und der Geschichte von Bruce Lamb (1985a) inspiriert, hat der peruanische Poet Cesar Calvo in seinem Buch The 
Three Halves ofino Moxo publiziert (1995). 

Die Conibo-Shipibo haben eine erstaunliche Methode entwickelt, die unter Ayahuasca geschauten Muster durch Gesange zu 
kodieren und zu dekodieren. Wenn sie bestimmte Muster zur Bemalung von Gesichtern, Kleidungsstiicken oder Topferwaren 
benutzen mochten, singen sie die Muster vor. Die malende Person, meist eine Frau, kann dann den Gesang in Muster umsetzen 
(GEBHARDT-SAYER 1985 und 1987, ILLIUS 1987). ;9; 

Im traditionellen Schamanismus werden auch Ayahuascagesange benutzt, die vor allem als Kartographie fiir die Reise in die 
andere Wirklichkeit brauchbar sind. Im Ayahuascaschamanismus der urbanen Heiler von Iquitos spielen gepfiffene Melodien zur 
Erzeugung bestimmter, standardisierter Visionen eine erhebliche RoUe (KATZ und DOBKIN DE Rios 1971). Dazu werden 
ebenfalls die sogenannten Icaros benutzt (LUNA 1986 und 1992). 

Discographie Ayahuascamusik 

• Ethnische Aufnahmen 

Brazil - The Bororo World of Sound (Auvidis-Unesco D 8201,1989) 

Brasil Central - Chants et danses des Indiens Kaiapo (VDE-Gallo,1989) 

Indian Music of the Upper Amazon: Cocama, Shipibo, Campa, Conibo (Folkways Records FE 4458, 1954) 

Indiens dAmazonie (Le Chant du Monde LDX 74501, o.J.) Music of the Jivaro of Ecuador (Ethnic Folkways 

Records FE 4386, 1972) 

Santo Daime - Sacred Music from the 1930's to the 1990's (Orenda Institute, Baltimore, 1996) 

Waorani Waaponi -Archaic Chanting in the Amazon Rainforest (Tumi Records CD043, 1994) 

• Von Ayahuasca inspirierte Musik 

TORT Abos, Under the Pink (WEA/Warner, 1994) GREG WHITE HUNT, Enter the Oriente (All is Well 
Records, 1997) INTI C~sAR MALASQUEZ, Earth Incarnation (Meistersinger Musik NGH-CD-453, 1996) 



Ayahuascakirchen 

Neben dem echt schamanischen Gebrauch von Ayahuasca haben sich in Amazonien in den letzten Jahrzehnten verschiedene 
synkretistische Kirchen konstituiert, die Ayahuasca als Sakrament benutzten. Einige Ayahuascakirchen haben sogar afrikanische 
Orishas in ihren Kult integriert. In Brasilien gibt es aber auch andere nichtchristliche Sekten, die Ayahuasca rituell zur Verehrung 
von Geistern verwenden (PRANCE 1970: 67*). 

Sowohl im Santo-Daime-Kult als auch in der Ayahuascakirche Uniao do Vegetal werden regelmaBige Treffen einberufen, bei 
denen die Anhanger - iiberwiegend Mestizen aus der Unter- und Mittelschicht - gemeinsam Ayahuasca trinken und fromme Lieder 
singen. Unter der Leitung des Priesters reist die Gemeinde gleichermaBen zu den Geistern des Waldes wie zu den christlichen 
Heiligen. Viele Kultteilnehmer entdecken hierin einen neuen Sinn des Lebens und finden Heilung fiir ihre Seelen. Fiir die 
Anhanger dieser brasilianischen Kirchen, die inzwischen auch in Europa FuB gefaBt haben, ist der Gebrauch des Zaubertranks 
legal wie fiir die Schamanen des Waldes. Sie kochen ihre Ritualtriinke aus Banisteriopsis caapi und Psychotria viridis (LowY 
1987). Dabei ist der DMT-Anteil meistens hoher als in den traditionellen Zubereitungen (Liwszyc et al. 1992). Bei den Treffen 
wird das sehr wohlduftende Breuzinho (Raucherwerk aus Protium heptaphyllum und Protium spp.) gerauchert. Manchmal wird 
auch zusatzlich Cannabis indica (Santa Maria) konsumiert. 

Barquinha Daniel Pereira de Matos, der Begriinder einer Stromung des Santo-Daime-Kults, war bei der Marine; daher riihrt die 
militarische Struktur und Kostiimierung der Gemeinde. Barquinha sah in seiner Kirche eine Institution, die fiir alle Welt offen ist, 
daher der missionarische Eifer, mit dem der Kult in die westliche Welt getragen wird (BOGERS 1995). Es konnen Manner, 
Frauen und Kinder an den Zeremonien teilnehmen. Selbst Schwangere trinken Daime. Es soil noch niemals zu Problemen damit 
gekommen sein! 

Im Daime-Kult gilt die Banisteriopsis-caapi-Liane als Verkorperung von Jesus, die Psychotria-vindis-BVatter als Maria. Das 
fertige Gebrau wird auch als das »Fleisch und Blut Christi« betrachtet. Wahrend der Zeremonien wird auch Cannabis, Santa 
Maria genannt, als Sakrament geraucht. Europaer berichten haufig von tiefen spirituellen Erfahrungen, bei denen sich Jesus, Maria 
und die Waldgeister offenbaren (LUCZYN 1994, WEIGLE 1995). Das oftmals tagliche Trinken von Daime wird als heilsam und 
therapeutisch wertvoll betrachtet (GROISMAN und SNELL 1996); im Rahmen des SantoDaime-Kults wird Ayahuasca 
zunehmend zur Behandlung von Suchterkrankungen verwendet (YATRA 1995). In Peru lauft ein Projekt unter dem Namen 
Takiwasi, bei dem die schamanische Therapie mit Ayahuasca an Drogensiichtigen erprobt wird. Ersten Berichten zufolge hat 
diese Methode einen vielversprechenden Erfolg (MABIT et al. 1996). 

Die andere groBe Ayahuascakirche, die Uniao do Vegetal (abgekiirzt UDV von Gabriel da Acosta gegriindet), hat in den letzten 
Jahren unter einfachen, kulturell meist entwurzelten Brasilianern eine standig wachsende Anhangerschaft gefunden. Da die 
Wirkungen des Ayahuascatrankes deutlich positiv betrachtet werden, wurde in Brasilien der Gebrauch dieser psychoaktiven 
Droge im kultischreligiosen Rahmen von der Regierung legalisiert. Durch diese ungewohnliche soziopolitische Situation kann ein 
interdisziplinares Forschungsprojekt ausgefiihrt werden. Unter der Leitung von Charles Grob, Dennis McKenna und James 
Callaway haben sich verschiedene Universitaten aus Kalifornien, Finnland und Brasilien zusammengeschlossen, um die 
medizinischen, pharmakologischen und gesundheitlichen Auswirkungen regelmaBigen Ayahuascagebrauchs an den 
Kirchenanhangern zu erforschen. Die Forschung geschieht 

vor Ort, d.h. im Tempel der UDV. Dort wird eine Testgruppe vor, wahrend und nach einer Ayahuascaeinnahme verschiedenen, 
weltweit akzeptierten und standardisierten psychiatrischen Tests unterzogen. Auch wahrend die Testpersonen unter 
AyahuascaeinfluB stehen, werden an ihnen die medizinischen Standardtests durchgefiihrt. Die gewonnenen Daten werden in 
UCLA per Computer ausgewertet. Zum Vergleich gibt es eine Testgruppe (brasilianische Arbeiter, die nie Ayahuasca genommen 
haben), an der dieselben Tests durchgefiihrt werden. Die Pilotstudie des groB angelegten Projekts hat ergeben, daB die 
Kultanhanger, die regelmaBig Ayahuasca zu sich nehmen, sowohl in Korper und Geist durchschnittlich weitaus gesiinder sind als 
die, die niemals mit Ayahuasca in Beriihrung gekommen sind. Dieses Forschungsprojekt wird sicherlich dazu beitragen, daB im 
Westen die medizinische und psychiatrische Sicht von psychoaktiven Substanzen radikal geandert werden muB (CALLAWAY et 
al. 1994, GROB etal. 1996; vgl. DOBKINDE Rios 1996). 

Ayahuascatourismus 

Oft wurden von Reisenden Ayahuascaerfahrungen mit amazonischen Schamanen berichtet, die im Westen eine rechte Pilgerschaft 
in den Regenwald angeregt haben. Seit Jahren werden Touristen aus aller Welt von dem Zauberreich der Ayahuasca angezogen. 
Viele von diesen Heilsuchern versprechen sich dadurch Einblicke in die Personlichkeit und mystische Erfahrungen. Das Bediirfnis 
der Touristen haben sich geschaftstiichtige, selbsternannte Pseudoschamanen zunutze gemacht. Offentlich bieten sie 
Ayahuascarituale an. Meist bleiben die erwiinschten Wirkungen aus. Denn die Geschaftemacher sind keine eingeweihten 
Schamanen, die ihre Rezepte beherrschen. Oft werden bestenfalls wirkungslose, manchmal aber auch hochgiftige Pflanzen 
beliebig zusammengekocht und fiir gute Dollars als »Original Amazonas-Ayahuasca« verkauft. Die Reise, die eigentlich in 
mystische Gefilde fiihren soUte, endet im Koma oder Krankenhaus (DOBKIN DE Rios 1995). 

Wenn die Reisenden aber auf echte Schamanen treffen, berichten sie meist von sehr spirituellen, mystischen und heilsamen 
Erfahrungen (AY ALA F. und LEWIS 1978, PINKSON 1993, WOLF 1992). 



Pharmakologie 

Schon im 19. Jahrhundert drangen unglaubliche Geriichte und merkwiirdige Berichte von den wundersamen Wirkungen der 
Ayahuasca in den Westen. Es hieB, der von Ayahuasca Berauschte konne durch Mauern gehen, vergrabene Schatze finden, durch 
Berge schauen, die Zukunft erkennen und an Geschehnissen, die sich in fernen Landern ereignen, teilhaben. Missionare wie Arzte 
behaupteten, der Trank konne die telepathische Begabung des Menschen auslosen, gar fordern. 

Das neurochemische Geheimnis um die visionare Wirkung der Ayahuasca wurde erst in neuerer Zeit geliiftet (RIvIER und 
LINDGREN 1972). Die beiden Hauptwirkstoffe in Ayahuasca sind Harmalin (= Telepathin) und NN-DMT. Bei oraler Aufnahme 
gelangt das DMT nicht in das Gehirn, es wird vorher von dem Enzym Monoaminooxydase, kurz MAO, abgebaut. Harmalin 
(auch Harmin sowie einige andere BCarboline) verhindern die Ausschiittung der MAO; dadurch kann das DMT ungehindert die 
Blut-Hirn-Schranke passieren, sich an die entsprechenden Rezeptoren andocken und das Nervensystem in einen 
auBergewohnlichen Zustand versetzen, mit prachtigen und iiberwaltigenden Visionen (McKENNA et al. 1994a und 1994b, 
McKENNA und TOWERS 1985). KiirzUch wurde bekannt, daB Ayahuasca nur MAO-A hemmt (D. McKENNA 1996*). 

Die Gesamtwirkung dauert etwa vier Stunden. Zunachst bewirkt das Harmalin eine Sedierung, die manchmal bis zur 
Unbeweglichkeit geht. Harmalin erzeugt in der Phase der anflutenden Wirkung starke Ubelkeit und haufig sogar Erbrechen. Nach 
ca. 45 Minuten nach Einnahme des Tranks setzt die psychedelische DMT-Wirkung ein. Die visionare Hauptwirkung halt etwa 
eine Stunde lang an und bricht dann schlagartig ab. Wenn die DMT-Wirkung anflutet, verschwindet die Ubelkeit meist. Bei 
regelmaBigem AyahuascagenuB gewohnt sich der Korper an die pharmakologische Aktion des Harmalins, so daB bei chronischen 
Benutzern die Ubelkeit verschwinden kann. Da der Korper dem NN-DMT gegeniiber keine Toleranz aufbaut, kann man taglich 
mehrfach hintereinander Ayahuasca trinken. 

Gesetzeslage 

In Brasilien ist Ayahuasca heutzutage vollkommen legal. Die rechtliche Situation in den iibrigen Amazonasstaaten ist ungewiB. In 
westlichen Landern ist die Rechtslage sehr schwierig, da der Trank den verbotenen Stoff NN-DMT enthalt. 

Pervers erscheint das Patent No. 5751 des Unitod States Marks und Patents Office, das im Juni 1996 von der International 
Medicine Corporation (Reprasentant Loren Miller) angemeldet wurde (FERICGLA 19966). Damit will der Konzern das 
chemisch-pharmakologische Prinzip der Ayahuasca als Patent und Warenzeichen fiir sich selbst sichern, d.h. monopolisieren. 
Wenn das Patent tatsachlich in Kraft tritt, wird damit den Indianern, den Erfindern und Bewahrern der Ayahuascabereitung, das 
Brauen ihres Trankes verboten bzw. nur durch Zahlungen von Lizenzgebiihren an den Konzern gestattet. Da z.B. Ecuador unter 
das amerikanische Patentrecht fallt, diirfen bald die letzten traditionellen Indianer jedesmal, wenn sie Ayahuasca brauen. Geld an 
den Inhaber der Ayahuasca-Trademark abfiihren ... 

In einem offenen Brief an US-Prasident Bill Clinton protestierten die Oberhaupter von rund 400 Amazonasstammen gegen diese 
unerhorte Frechheit. »Unser durch viele Generationen vererbtes Heilmittel zu patentieren ist ein Angriff auf die Kultur unserer 
Volker und der gesamten Menschheit«, erklarte Valerio Grefa, der Sprecher der Konfoderation indianischer Organisationen des 
Amazonasbeckens. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ayahuascaanaloge, Banisteriopsis caapi, Psychotria viridis, Harmin und Harmalin 

ANIiRITZKY, Walter 

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Ayahuascaanaloge und Pharmahuasca 

Andere Namen 

Anahuasca, Ayahuasca borealis 

Das pharmakologische Prinzip, das bei der Erforschung des traditionellen Ayahuasca entdeckt wurde, kann mit Pflanzen, die die 
gleichen Wirkstoffe (Harmalin/Harmin, N,N-DMT/5-MeODMT) enthalten, imitiert werden. Nichttraditionelle Kombinationen 
von Pflanzen mit diesen 

Inhaltsstoffen werden heute Ayahuascaanaloge oder Anahuasca genannt. Kombinationen der isolierten oder synthetisierten 
Wirkstoffe heiBen Pharmahuasca: 

»Die psychonautische Pharmahuasca-Forschung ist so weit von der wissenschaftlichen Hauptrichtung entfernt, daB nahezu drei 
Dekaden vergehen muBten, bis die von niemandem unterstiitzten und unabhangigen Wissenschaftler im geheimen „Untergrund" 
die Enzym-Hemmer-Theorie der Ayahuasca-Pharmakologie auf die Probe stellten. Diese Forschung kann nun paradoxerweise fiir 
sich verbuchen, daB sich bald herausstellen konnte, daB genau die im eigentlichen Mittelpunkt der Erforschung der Biochemie des 
BewuBtseins und der Genetik der pathologischen Gehirnfunktionen stehen soUte! (...) Somit steht die Ayahuasca-Forschung 
nicht nur am neurowissenschaftlichen Scheitelpunkt, sondern die reversible MAO-Hemmung in Ayahuasca konnte sich als 
praktikable und weniger giftige Alternative zu den schadlichen Verbindungen erweisen, die derzeit medizinische Verwendung 
finden!« (OTT 1995x: 84) 

Das Wort Ayahuascaanalog wurde anscheinend von Dennis McKenna gepragt. Der amerikanische Ethnobotaniker Jeremy 
Bigwood war vermutlich die erste freiwillige Testperson, die Pharmahuasca (100 mg Harmalinhydrochlorid, 100 mg N,NDMT) an 
sich selbst erprobt hat und »DMT-ahnliche Halluzinationen« erlebte (OTT 1995x: 64). Sehr ausfiihrliche Versuche zu den 
optimalen Mischungsverhaltnissen der Alkaloide wurden vom Chemiker und Chaostheoretiker Mario Markus im Sinne der 
Hefftertechnik durchgefiihrt: 

»Markus berichtet von bereits einige Jahre zuriickliegenden Untersuchungen, in denen die Pflanzenmischung experimentell 
simuliert wurde, die indianische Ethnien im Amazonasgebiet zu rituellen Zwecken verwenden. In seinen damaligen Versuchen 
mischte Markus jeweils einen Vertreter der B-Carboline (Harmin, Harmalin oder 6-MeOHarmalan) mit einem Tryptamin (5-MeO- 
DMT). Dabei ergab sich ein Bereich jeweils optimaler Mischungsverhaltnisse, in dem es zu einer ausgepragten psychoaktiven 
Produktivitat mit halluzinatorischen Effekten kam. Innerhalb ganz bestimmter Dosisgrenzen zeigte sich eine insgesamt gute 
VertragUchkeit ohne starkere Nebenwirkungen.« (LEUNER Und SCHLICHTING 1986: 170*) 

Den Wert der Ayahuascaanaloge sieht Jonathan Ott in der entheogenen Wirkung, die zu einer vertieften, spirituellen Okologie und 
einer mystischen Gesamtschau verhilft. Ayahuasca und dessen Analoge bewirken - aber nur in der richtigen Dosis! eine 
schamanistische Ekstase: 

»Schamanistische Ekstase ist die echte „Religion der Alten Zeit", die modernen Kirchen sind nur noch blasse Erinnerungen daran. 
Unsere Vorfahren entdeckten an vielen Orten und zu vielen Zeiten, daB die leidende Menschheit in der ekstatischen, entheogenen 
Erfahrung die kultivierte Klugheit, die jedes einzelne menschliche Wesen von alien anderen Kreaturen und sogar von anderen 
Menschen trennt, mit den wilden und ungezahmten, prachtvollen animalischen Korpern, die wir auch sind, aussohnen kann. (...) 
Es ist nicht notig, den Glauben zu haben, denn es ist die ekstatische Erfahrung selber, die einem den Glauben an die wahre Einheit 
und Integritat des Universums gibt, an uns selber als integrale Bestandteile des Ganzen. Sie ist es, die vor uns die sublime 
Erhabenheit unseres Universums und das schwankende, schillernde, alchemische Wunder, das das alltagliche BewuBtseins 
darstellt, enthiillt. (...) Entheogene wie Ayahuasca konnten die richtige Medizin fiir die hypermaterialistische Menschheit auf 
der Schwelle zu einem neuen Jahrtausend sein, das dariiber entscheiden wird, ob unsere Art weiterhin wachsen und gedeihen oder 
sich selber in einem massiven biologischen Holocaust zerstoren wird, der sich mit nichts vergleichen laBt, was dieser Planet in den 
letzten 65 Millionen Jahren erfahren hat. (...) Die entheogene Reformation ist unsere groBte Hoffnung zur Heilung unserer Lieben 
Frau Gaea, wahrend sie ein wahres religioses Wiederaufleben in einem neuen Jahrtausend f6rdert.« (OTT 1995x: 109ff. ) 



Rezepte 

Alle Rezepte miissen einen MAO-Hemmer sowie einen DMT-Lieferanten beeinhalten. Bisher ist lediglich mit Banisteriopsis 
caapi, Banisteriopsis spp., Peganum harmala sowie synthetischen (pharmazeutischen) MAO-Hemmern experimentiert worden. 
Es gibt jedoch noch andere MAO-Hemmer in der Natur, z.B. Tribulus terrestris. Sehr interessant erscheint die weitere 
Untersuchung von Johanniskraut (Hypericum perforatum L.) oder anderer Hypericum-Arten als moglicher MAO-hemmender 
Bestandteil. Der Hauptwirkstoff »Hypericin selbst ist nachweislich ein Monoaminooxydasehemmer« (BECKER 1994: 48*). Als 
DMT-Lieferanten werden Psychotria viridis und Mimosa tenuiflora vorgezogen, jedoch gibt es zahlreiche weitere Moglichkeiten 
(siehe Tabellen auf den folgenden Seiten). Die Dosierungen lassen sich aus den jeweiligen Alkaloidkonzentrationen errechnen 
(hEKORNE 1996, OTT 1995a). 

Die meisten Ayahuascaanaloge haben - genau wie traditionelle Ayahuasca - einen geradezu ekelerregenden Geschmack und 
sind dadurch in der Regel nur schwer herunterzuwiirgen (da sie von unten wieder heraufwiirgen). Zur Beseitigung des oft 
widerlichen Geschmackes im Mund konnen Ingwerscheiben (Zingiber officinale) gekaut werden (DEKORNE 1995: 151*). 

• Klassisches Ayahuascaanalog Zutaten (pro Person): 

25 g getrocknete und pulverisierte Blatter von Psychotria viridis 3 g zermahlene Samen von Peganum harmala Saft einer Zitrone 
genug Wasser, um alle Zutaten zu kochen (ca. 200 bis 350 ml) 

Alle Zutaten werden in einem Stahltopf langsam zum Kochen gebracht und 2 bis 3 Minuten stark gekocht. Danach wird die 
Hitze reduziert und das Ganze fiir ca. 5 Minuten eingekocht. Das Dekokt wird abgegossen. Die im Topf verbliebenen Krauter 
werden nochmals mit etwas Wasser gekocht. Das erste Dekokt wird wieder hinzugefiigt. Nach einer Weile wird das Ganze 
nochmals abgegossen. Auf die Krauterreste wird etwas frisches Wasser gegeben und nochmals gekocht. Die Krauterriickstande 
werden entfernt und gegebenenfalls kompostiert. Nun werden die insgesamt drei Extrakte zusammengefiigt und vorsichtig erhitzt, 
um das Volumen zu verringern. Der Tee soil moglichst frisch getrunken werden (vorher abkiihlen lassen). Er kann aber im 
Kiihlschrank ein paar Tage aufbewahrt werden. Die Wirkung setzt nach ca. 45 Minuten ein. Die visionare Phase dauert eine 
Stunde. 

• ]uremahuasca oder Mimohuasca 

Dieses Ayahuascaanalog gilt unter Kennern der Materie als die am besten vertragliche und psychoaktivste Zubereitung. Dazu 
braucht man pro Person: 3 g Peganum-harmala-Samen, fein pulverisiert 
9 g Wurzelrinde von Mimosa tenuilora 
Saft einer Zitrone oder Limone 

Die Harmelsamen werden, zermahlen, in einer Gelatinekapsel geschluckt oder, mit Wasser aufgeschwemmt, heruntergespiilt. 15 
Minuten spater wird die mit Zitronensaft versetzte Abkochung der Mimosenrinde getrunken. 

• Prarie-Ayahuasca 

Diese Mischung ist vor allem in Nordamerika recht popular, da iiberwiegend angenehme Erfahrungen berichtet werden (OTT 
1995a: 76; vgl. DEKORNE 1995: 149U): 

3-4 g Peganum-harmala-Samen, fein pulverisiert 30 g Wurzelrinde von Desmanthus illinoensis (Prariemimose, Illinois 
bundleweed, Illinois bundleflower) 
Saft einer Zitrone oder Limone 
Die Zubereitung erfolgt wie bei juremahuasca. 

• Acaciahuasca 

Diese Mischung ist vor allem in Australien beliebt und kommt recht erfolgreich zur Anwendung. 3 g Peganum-harmala-Samen, 
fein pulverisiert 20 g Acacia-phlebophylla-Bldtter, gemahlen 
(vgl. Acacia spp.) 
Saft einer Zitrone oder Limone 
Die Zubereitung erfolgt wie bei juremahuasca. 

• Phalahuasca 

In Europa werden verschiedene Kombinationen von Phalaris arundinacea, Phalaris aquatica (siehe Phalaris spp.) mit Peganum 
harmala erprobt. Die Experimente sind leider seiten erfolgreich, was angenehme visionare Erfahrungen angeht. Durch die in den 
Glanzgrasern vorkommenden toxischen Alkaloide (Gramin) konnen diese Zubereitungen sehr gefahrlich werden (FESTI und 
SAMORINI 1994). 

• Peyohuasca 

Peyohuasca ist eine Kombination von Peganum harmala und Lophophora williamsii. Diese Mischung konnte pharmakologisch 
sehr gefahrlich sein. 

Pflanzen, die MAO-liemmende B-Carboline entlialten und fiir Ayaliuasca- • 

Myristicaceae 

analoge in Frage kommen Virola cuspidata (BENTll.)WARB. 6- 

Methoxyharman 



(Nach OTT 1995a sowie FLEURENTIN und PELT 1982*, SCHULTES und Passifloraceae 



FARNSWORTH 1982*, SHULGIN 1996; erganzt) 
Passiflora alata AITON 

• Agaricaeae 

Harman 
Coriolus maximus (MONT.) MURRILL 
Harman 

• Apocynaceae 

Amsonia tabernaemontana WALT. 

Harman 
Apocynum cannabinum L.Harmalol 

Harman 
Ochrosia nakaiana KoIDZ 
Harmol, 

• Araceae 

Pinellia pedatisecta Norharman 

• Bignoniaceae 

Newbouldoia laevis BENTH. et HOOK. f. 
Harmin, Harmahn 

• Calycanthaceae 

(3-Carboline 
Calycanthus occidentalis HooK. et ARNOT 
Harman 

• Chenopodiaceae395 
Hammada leptoclada (POP) ILJIN 
ORTEGA Harman 
Kochia scoparia (L.) SCHRAD. 
MAST. Harman 

[syn. Bassia scoparia (L.) A.J. SCOTTJ 
K. scoparia var. childsii KRAUS 
K. scoparia var. trichophylla (Voss) Boom 

• Combretaceae 

Guiera senegalensis LAM. 
fil. Tetrahydroharmin 

• Cyperaceae 

Carex brevicollis DC. Harmin u.a. 

• Elaeagnaceae 

Elaeagnus angustifolia L. Harman u.a. 

Harman 
Elaeagnus hortensis M.B.Tetrahydro harman u.a. 

Harman 
Elaeagnus orientalis L. Tetrahydroharman 
Elaeagnus spinosa L. Tetrahydroharman 

Harman 
Hippophae rhamnoides L. Harman u.a. 
Shepherdia argentea NUTT. 

Harman 
Shepherdia canadensis NUTT. 
KORTH. Harman 

• Gramineae 

Arundo donax L. Tetrahydroharman u.a. 

Harman 
Festuca arundinacea SCHREBER 
Lolium perenne L. Harman u.a. 

Norharman u.a. 

• Leguminosae 

Acacia baileyana F. v: MUELL. 
ROXB. Harman 

Acacia complanata A. CUNN. 
Burkea africana HoOK. Harman u.a. 
Calliandra pentandra Tetrahydroharmin 
Desmodium Harman 



Passiflora actinea HOOK. Harman 

Harman 

Passiflora alba LINK et OTTO 

HarmanPassiflora bryonoides H.B.K. 

Passiflora caerulea L. Harman 
Harmin u.a. Passiflora capsularis L. 

Passiflora decaisneana NICHOL 

HarmanPassiflora edulis L. Harman, 

Harmalin, Harmin 
Passiflora eichleriana MAST. Harman 
Passif lora foetida L. Harman 
HarmanPassiflora incamata L. Harman, 

Passiflora involucrata (MAST.) GENTRY 

HarminPassiflora quadrangularis L. 

Passiflora aff. ruberosa L. Harman 

Tetrahydroharman u.a. Passiflora subpeltata 

Harmin, Harman,Passiflora warmingii 

Triterpen-Glykoside (vgl. Passiflora spp.) 

• Polygonaceae 
Calligonum minimum LIPSKI Harman u.a. 

• Rubiaceae 

Harman u.a.Leptactinia densiflora HOOK. 

(= Leptaflorin) 
Nauclea diderrichiiHarman u.a. 
Ophiorrhiza japonica BLUME Harman 
Pauridiantha callicarpoides BREMEK 

Pauridiantha dewevrei BREMEK 

Pauridiantha lyalli BREMEK Harman 
Pauridiantha viridiflora HEPPER 

Simira klugii STANDL. Harman 

TetryhydroharmolSi'miVa rubra K. SCHUM. 

Tetryhydroharmol f/ncan'a attenuata 

Uncaria canescens KORTH. Harman 
Uncaria orientalis GUILLEMIN 

Harman u.a.« Sapotaceae 
Chrysophyllum lacourtianum DE WILD. 

• Symplocaceae 
TsirahydroharmanSymplocos racemosus 

Tetrahydroharman* Zygophyllaceae 
Fagonia cretica L. Harman 
Fagonia indica BURM.396 Harmin 
harmala 



BENTH. 
BAK. 
pulchellum u.a. 

ex 
Mucuna pruriens DC. 
Petalostylis labicheoides R. BROWN 
Petalostylis labicheoides var. cassioides 

N,N-DMT 
Prosopis nigra (GRISEB.) HIERONYMUS 
• Loganiaceae 

Strychnos usambarensis GILG. 
(\gl. Strychnos spp.) Harmin 
• Malpighiaceae 
Banisteriopsis spp. 
Cabi paraensis DUCKE 
[syn. Callaeum antifebrile (GRISEB.) JOHNSON] 



L. Harmin, Tetrahydroharman, 
Peganum 

6-MethoxyharmanDihydroharman„Harman, 
Tetrahydroharmanlsoharmin, Tetrahydro 
Tetrahydroharman,harmol, Harmalol, 
Harmol, Norharmin, 
Harman u.a.Harmalicin, 
HarmanTetrahydroharmin, 

Harmalin 
Tribulus terrestris L. Harmin u.a. 
Zygophyllum fabago L. Harmin u.a. 

Harmin 



• San-Pedro-Ayahuasca 

Mit folgenden Mengen und Zutaten wurden angenehme Wirkungen berichtet (in: Entheogene 5: 53, 1995): 

1-3 g Steppenraute (Peganum harmala) 

20-25 g San-Pedro-Kaktus-Pulver (siehe Trichocereus pachanoi) 

Diese Mischung konnte pharmakologisch gefalirlich sein. 

• Psilohuasca 

Die auch Pilzayahuasca, Mushroom-Ayahuasca oder Somahuasca genannten Mischungen bestehen aus: 

3 g Peganum harmala und 3 g Pilze (Psilocybe cubensis) oder: 

2 g Peganum harmala und 1,5 g Psilocybe semilanceata in Salbeitee 

Da die Wirkung solcher Mischungen extrem unangenehm sein kann, wird allgemein davor gewarnt (KENT 7995, MALIMA 
7995J. 

• LSA-/Desmanthus-Ayahuasca 

Diese Mischung besteht aus 3 g Peganum harmala, einem Samen von Argyreia nervosa und 3-4 g Wurzelrinde von Desmanthus 
illinoensis (in Entheogene 5: 40f, 1995). Obwohl von einer recht angenehmen Erfahrung berichtet wird, scheint dieses Gemisch 
potentiell gefahrlich zu sein. 

• Mayahuasca 

Es gibt seit einigen Jahren verschiedenen Spekulationen iiber die Moglichkeit eines ayahuascaanalogen, psychoaktiven 
Ritualtrankes der prakolumbianischen Maya. Dabei wird vermutet, daB die Maya eine im mesoamerikanischen Tiefland 
wachsende Banisteriopsis sp. in Verbindung mit einem DMT -Lief eranten zur Herstellung von » Mayahuasca« benutzt haben 
(HYMAN 1994). Es ware durchaus denkbar, daB dazu die harminhaltigen Stengel und DMT-haltigen Blatter von Banisteriopsis 
muricata verwendet wurden. D.h., es konnte aus ein und derselben Pflanze ein Ayahuascaanalog gekocht werden. 

• Pharmahuasca 

Bei Pharmahuasca wird pro Person normalerweise die Dosierung von 100 mg NN-DMT und 50 mg Harmalin empfohlen. Aber 
auch Kombinationen von 50 mg Harmalin, 50 mg Harmin und 50 mg N,N-DMT sind erfolgreich erprobt worden. Dabei kann man 
der Reg el folgen: Je weniger B-Carboline, desto weniger Ubelkeit; je mehr DMT, desto prachtigere Visionen. Die Wirkstoffe 
werden getrennt in Gelatinekapseln gefiillt. Die Kapsel mit Harmalin/Harmin wird zuerst geschluckt. Die DMT-Kapsel nimmt 
man 15 bis 20 Minuten spater. Statt Harmalin/Harmin ist auch der rein synthetische MAO-Hemmer Marplan® geeignet (OTT 
1996: 34). Statt NN-DMT kann auch 5-MeODMT oder eine Mischung aus beiden DMTs benutzt werden. 



DMT-haltige Pflanzen fiir Ayahuascaanaloge 

(Nach MONTGOMERY [personUche Mitteilung], OTT 1993* und 1995x; erganzt) 



Stammpflanze 



Droge 



• Gramineae (Poaceae) 

Arundo donax L. Rhizom 

Phalaris arundinacea L. 
Phalaris tuberosa L. 

(italienische Rasse) 

Phragmites australis (CAv.) TR. et ST. 

• Leguminosae (Fabaceae) 
Acacia maidenii F v MUEL. 



Tryptamine 



DMT 



Blatter 



Gras, Wurzel 
DMT 
Rhizom DMT, 



DMT 



5-MeO-DMT 



Rinde DMT (0,36%) 



Acacia phlebophylla F. v MuEL. 
Acacia simplicifolia DRUCE 
Anadenanthera peregrina (L.) SPAG. 
Desmanthus illinoensis (MIcHx.) MAcM. 
Indole 

(Illinois Bundleflower; 

vgl. KINDSCHER 1992: 239--240*) 
Desmanthus leptolobus 
Desmodium pulchellum BENTH. ex BAKER 

(syn. Phyllodium pulchellum) »Lodrum« 
Desmodium adscendens (SW.) DC. 

var. adscendens , DMT (?) 

(vgl. N'GoUEMO etal. 1996)39$ 
Lespedeza capitata MICHx. 

(vgl. KINDSCHER 1992: 257f.*) 
Mimosa scabrella BENTH. 
Mimosa tenuiflora (WILLD.) POIR. 

• Malpighiaceae Blatter DMT, 5- 
Diplopterys cabrerana (CUATR.) GATES 

• Myristicaceae Rinde . . . DMT 
Virola sebifera AUBL. 

Virola theiodora (SPRUCE ex BENTH.) WARB. 
Virola spp. Rinde/Harz 

• Rubiaceae Blatter 
Psychotria carthaginensis JACQUIN 
Psychotria poeppigiana MUELL. ARC, 
Psychotria viridis Blatter 

• Rutaceae Rinde 
Dictyoloma incanescens DC. 
Limonia acidissima L. 
Melicope leptococca (BAILLON) GUILLAUMIN 
Pilocarpus organensis RIZZINI et OCCHIONI 

sachlich 5-MeO-DMT 
Vepris ampody H. PERR. 
Zanthoxylum arborescens RosE 



Blatter 0,3% DMT 

Blatter, Rinde 0,81% DMT 

Rinde DMT, 5-MeO-DMT 
Wurzelrinde DMT (bis 0,34°fo), 



Wurzelrinde DMT 

Wurzelrinde397 DMT 



? DMT 

Rinde DMT 

Wurzelrinde 0,57% DMT 

MeO-DMT 



Bliiten 0,44% DMT 



DMT, 


5-MeO-DMT 




DMT 








Blatter 


DMT 


DMT 






0,04% 5-MeO-DMT 






DMT-Spuren 





Blatter/Zweige 0,21% DMT 
1,06% Alkaloide, haupt 



Blatter, Zweige 0,22% N,N-DMT 
DMT-Spuren 



• Endohuasca 

Der Pharmakologe James Callaway hat die Hypothese aufgestellt, daB sich im Gehirn unter Umstanden eine Art Pharmahuasca, er 
nennt es Endohuasca, bildet, wenn sowohl endogene B-Carboline wie endogene DMTs ausgeschiittet werden. Dieses Endohuasca 
produziert auf neurochemischem Weg das Traumen (CALLAWAY 1995; Vgl. auch OTT 1996). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Peganum harmala, Phalaris arundinacea, Phalaris spp., Ayahuasca, NN-DMT, Harmalin und 
Harmin, B-Phenethylamine 



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Balche' 

Andere Namen 

Bache; Ba'alche, Balche, Pitarilla 

Der Namen Balche' bezeichnet drei Dinge: einen Baum (siehe Lonchocarpus violaceus), einen daraus durch Garung (mit 
Saccharomyces cerevisiae) bereiteten Trank und ein religioses Ritual, bei dem der Trank kollektiv getrunken wird. Balche' ist ein 
Ritualtrunk der vorspanischen Maya, der yucatekischen Maya und der Lakandonen. Es ist eine Art Met, ein aus Wasser, Honig 
(seltener Zuckerrohrsaft, Ananassaft oder raffinierter Zucker) und der frischen oder bereits gebrauchten Rinde von Lonchocarpus 
violclceles gebrautes, schwach alkoholisches Getrank (2 bis 5% Alkohol), dem gelegentlich weitere Stoffe zugesetzt werden. 

Im Peten (Guatemala), z.B. beim Zeremonialzentrum Tikal, wurden bei archaologischen Grabungen zahlreiche sogenannte 
chultunes (Maya »feuchte Steinh6hlen«) entdeckt. Dabei handelt es sich um unterirdische, schuhformige Aushohlungen im 
Kalksteinboden. Manche Archaologen glauben, daB es sich dabei um Vorratsraume gehandelt habe. Andere Forscher vermuten, 
daB die chultunes in der klassischen Mayazeit (300-900 n. Chr.) als Braukessel fiir Balchetriinke dienten (DAHLIN und 
LITZINGER 1986). Der postklassische Chacmol, ein liegender Gott, wurde auch als Gott des Balchetrankes interpretiert 
(CUELLAR 1981). 

Der Baum und der daraus hergestellte Ritualtrunk werden in alien ethnohistorischen Quellen zu den yucatekischen Maya 
erwahnt (BLoM 1928, Rots 1967, RATSCH 1986 ). Im friihkolonialzeitlichen Motul-Worterbuch heiBt es vom Balchebaum, er sei 
ein Baum, aus dem »der alte Wein« gemacht wurde (MS 45r). Der Ubersetzer Gaspar Antonio Chi erwahnte, daB balche bereits 
vor der spanischen Eroberung das wichtigste Ritualgetrank der Maya war (BLOM 1928: 260). Der spanische Franziskaner und 
Biicherverbrenner Fray Diego de Landa schreibt dariiber in seiner Relaciori aus dem 16. Jahrhundert: 

»Die Indianer sind sehr ausschweifend im Trinken und Berauschen ... Und sie machen den Wein aus Honig und Wasser und aus 
einer bestimmten Wurzel eines Baumes, den sie hierfiir anbauen, die den Wein stark und iibelriechend macht.« (LANDA 1990) 

In den friihkolonialzeitlichen Relaciones de Yiicatcin wird der Trunk, dessen rituelle und medizinische Bedeutung beschrieben: 

»Ein weiterer Grund, warum diese Indianer an Zahl abnahmen, ist, well sie davon abgehalten wurden, einen Wein, den sie 
zubereiten, gewohnt waren, herzustellen und von dem sie sagen, er war gesund fiir sie und den sie balche nannten. Sie haben ihn 
aus Wasser, Honig und einer Wurzel, die balche heiBt, gemacht. Dies haben sie in groBe GefaBe, die wie groBe Wannen sind und 
fiinfzig arrobas [ = 200 Gallonen] oder mehr an Wasser fassen, gefiillt. Darin garte und schaumte es zwei Tage lang, wurde sehr 
kraftig und roch dann sehr schlecht. Bei ihren Tanzen und Gesangen, sowie sie sie tanzten und sangen, gaben sie jedem, der tanzte 
oder sang, eine kleine Schale zu trinken. Sie gaben ihnen so viele, bis sie ganz berauscht davon waren, daB sie abartige Dinge 
taten und machten solche Grimassen, daB es den Zuschauern nicht verborgen blieb. Als sie betrunken waren, erbrachen und 
entleerten sie sich. Das reinigte sie und machte sie hungrig, daB sie mit Appetit aBen. Einige der alien Manner sagten, daB dies 
sehr gut fiir sie war, daB dies eine Medizin fiir sie war, die sie heilte, well es wie ein sehr gutes Abfiihrmittel wirkte. Damit blieben 
sie gesund und kraftig und viele von ihnen wurden dadurch sehr alt.« (II, 188) 

In den esoterischen Texten des Chilam Balams, des schamanischen Wahrsagepriesters, tauchen immer wieder der Balche 
genannte Baum und der ebenso genannte Trunk auf. Der Trunk wird darin auch metaphorisch u ci niaya, das »K6stliche der 
Maya«, genannt. In einer Textpassage, in der es um die symbolische (Geheim-)Sprache von Zuyua geht, wird das Balcheritual 
metaphorisch als »kleine Frau« beschrieben: 

»Dies ist das griine Blut der kleinen Frau, nach der gefragt wird, es ist der Maya Kostliches. Dies sind die Eingeweide der kleinen 
Frau, sie sind Bienenstocke. Dies ist der Kopf der kleinen Frau, es ist das unberiihrte GefaB des angesetzten Kostlichen. Dies ist 
der Hocker der kleinen Frau, er ist die Wabe [?] der Bienen. Dies ist das linke Ohr des Ah Bol [vermutlich Gott des Rausches], es 
ist das zul-Schalchen [kleines BaumkiirbisgefaB, welches bei der Herstellung des Trunkes gebraucht wird] des Kostlichen. Dies 
sind die Knochen der kleinen Frau, sie sind die Rindenstreifen des Balchebaumes. Dies sind die Schenkel - so sagt man -, sie sind 
der Stamm des Balchebaumes. Dies sind die Arme der kleinen Frau, sie sind die Aste des Balchebaumes. Dies - so sagt man - ist 
ihr Weinen, es ist die Sprache des Rausches. « (ChumayelMS 37c; nach RATSCH 1986: 2161 

Der Balchetrunk ist mit dem Ursprung der Welt assoziiert. Der erste oder die ersten Goiter waren Ah Muzencab, »der/die 
Honigsammler« (Bienengottheiten). Der Balchetrunk wurde mit den Regengottern innerhalb der Schopfung (wieder)geboren. Im 
Schopfungsmythos der Maya, wie er im Buch des Chilam Balam von Chumayel iiberliefert wurde, werden der gottliche Ursprung 
des Trunkes und die mit ihm assoziierten Pflanzen genannt: 

» Da offnete der Herr (des Katun) Ahau seine Beine. Da kam das Wort des Bolon Dzacab (Neun Abstammung) heraus, aus der 
Spitze seiner Zunge. Da wurde die Last des Katun gesucht. Neunfach ist seine Last. Da kam sie aus dem Himmel. Kan ist der Tag, 
an dem seine Last gebunden wird. Da kam Wasser heraus, es kam aus dem Herzen des Himmels, fiir die Wiedergeburt, neunjahrig 
ist sein Haus. Und mit ihm kam Bolon Mayel [Neun Mayel; von Mayahuel, der aztekischen Gottin des Pulquerausches; siehe 
Agave spp.]; siiB war sein Mund und die Spitze seiner Zunge. SUB war auch sein Gehirn [d.h., sie waren sexuell erregt]. Da kamen 
die vier Chacs [die Regengotter der vier Himmelsrichtungen], segensreiche Topfe haben sie [gefiillt mit dem Balchetrunk]. Da ist 
der Honig der Blumen [des Balchetrunkes]. Da kam heraus das rote, sich offnende GefaB und das weiBe, sich offnende GefaB und 
das schwarze sich offnende GefaB und das gelbe, sich offnende GefaB und die geoffnete Seerose und die geschlossene Seerose. 
Und mit ihr kam heraus die fiinfblattrige Blume, die fiinfblattrige Blume, der gezahnte Kakao [= ninichh cacao] und die Chabil- 



Tok-Pflanze [?] und die Bac-Blume [vermutlich PoUanthes tuberosa] und die Macuil-Xuchit-Blume [die Blume des Macuil 
Xochitl, „Funf-Blume"=X99, des aztekischen Gottes der psychedelischen Pflanzen = Xochipilli], die Blume mit dem hohlen 
Inneren und die Lorbeer-Blume und die lahmende (gekriimmte Blume). « (SMAILUS 1986: 132£) 

Dieser Text ebenso wie verschiedene archaologische Quellen und andere ethnohistorische Berichte (so der von THOMAS GAGE 
1710, 1969: 225) legen nahe, daB dem Balchetrunk in der vorspanischen Mayazeit verschiedene Ingredienzien zugesetzt wurden 
(siehe Tabelle Seite 725). Der Balchetrunk der vorspanischen Mayazeit scheint also eine Art „Hexenkessel" mit recht starken, 
synergistischen Wirkungen gewesen zu sein (GON(~ALVES DE LIMA et al. 1977). 

Aus der Kolonialzeit liegen nur wenige diirftige Berichte iiber Balche vor (BLOM 1928). Am interessantesten ist der Reisebericht 
des englischen Geistlichen Thomas Gage, der im 16. Jahrhundert die Neue Welt besuchte. Im 10. Kapitel findet sich die 
»Beschreibung eines seltsamen Getrankes der Indianer«: 

»Sie [die Pokomchi] machen unter anderem einen besonderen Tranck / der den Wein an Starke weit iibertrifft / in groBen irdenen 

Kriigen oder Topffen / die aus Spanien gebracht werden / auff diese Weise: Sie thun erstlich ein wenig Zuckerrohren / oder ein 

wenig Honig / damit der Tranck siiBe werde / und sonst andere Wurzeln / welche da zu lande wachsen / und die sie wissen / daB 

sie dergleichen Wirckung haben / dazu. Ich habe selbst an unterschiedlichen Orthen gesehen / daB sie eine lebendige Krote dazu 

hinein geworfen haben. 

Hierauff wird das GefaBe zugemacht / und sie lassen dieses alles funffzehn Tage oder einen Monat lang miteinander jahren / biB 

alles wol durcharbeitet / die Krote ganzt verweset / und der Tranck die verlangte Starcke bekommen hat. 

Als denn machen sie das GefaBe wieder auff / und laden ihre Freunde zum SchmauBe / der gewohnlich bey Nacht angestellt wird / 

damit sie vom Priester des Dorffes nicht dariiber ertappet werden / und horen nicht eher auf zu trincken / biB sie samtlich toll und 

voll sind. 

Sie heiBen diesen Trank Chicha, der aus der MaBen libel reucht / und verursacht offters vielen den Todt / sonderlich an denen 

Orthen / wo sie Kroten hinein thun.« (GAGE 1710: 307f.) 

Auch die heutigen Maya in Yucatan verwenden den Balchetrunk (STEGGERDA 1943: 209*; REDFIELD und VILLA RolAS 
1962: 38). Er wird aus Wasser, dem Honig der einheimischen, stachellosen Bienen und je vier Rindenstiicken des Balchebaumes 
gebraut. Er wird bei Regen- und Feldbauzeremonien zu Ehren der Regengotter -(Chako'b getrunken (FREIDEL et al. 1993). Es 
scheint eine Reihe von Zauberspriichen zu geben, die von den Mayaschamanen (hmeno'ob) beim Brauen benutzt werden 
(BOLLES 1982). Ein Maya aus Campeche berichtete mir, daB es ein Balchelied (u k'dyil bd'lche') gibt, mit dem viele giftige Tiere 
und die Bienen des Waldes angerufen werden. 

Balche' wird nur bei nicht-katholischen Zeremonien gebraut. Der h-men, der Schamane, benutzt den Trunk, der in den horria 
genannten Kiirbisflaschen aufbewahrt wird, bei heidnischen Zeremonien fiir divinatorische Zwecke (REDFIELD und VILLA 
RolAS 1962: 36 und 125). Dazu werden den yuntsilob (den Herren der Tiere) Balchetropfen unter Gebeten geopfert (REDFIELD 
und VILLA RolAS 1962: 128). Bevor der h-men zur Divination in seinen sastun (Bergkristall; vgl. Turbina corymbosa) blickt, 
taucht er ihn in Balche ein; dadurch werden dessen Krafte geweckt (REDFIELD und VILLA RoJAS 1962: 171). Die h-rnend'ob 
nehmen auch die Samen von Datura innoxia und Turbina corymbosa zusammen mit Balche' ein. 

In Valladolid (Yucatan) wird Balche' auch fiir Hochzeiten gebraut (AGUILERA 1985: 131, BARRERA M. et al. 1976: 3020. Die 
yucatekischen Maya glauben, daB ein Mann, der Hiihner besitzt, die gerade Eier ausbriiten, keine Balche' trinken darf. Sonst 
wurden die Kiiken in den Eierschalen absterben (STEGGERDA 1943: 209*). 

Der Gebrauch von Balche' ist auch fiir die kolonialzeitlichen Chol-Lakandonen, die ehemals in Chiapas lebten und heute 
verschoUen sind, belegt. Sie benutzten als Garstoffe auch Zuckerrohr und Ananassaft (TOZZER 1984: 15). 

Besonders aber scheint sich das klassische Balcheritual bei den Maya-sprechenden Lakandonen von Chiapas erhalten zu haben. In 
dem friihesten ethnographischen Bericht heiBt es, daB »der Honig, mit der Rinde des Balchebaumes versetzt, zu einem 
berauschenden Getrank („Balche") vergoren wird.« (SAPPER 1981: 892) Die Lakandonen sollen zu der Zeit noch haufig in 
Yaxchilan, einer Ruine aus der klassischen Mayazeit, ihre Rituale begangen haben: 

»Es scheint mir wahrscheinlich, dass die Lacandonen wirklich von jeher in Beziehungen zu Manche Tinamit [= Yaxchilan] 
gestanden haben, denn sonst ware es nicht wohl zu erklaren, warum dieselben (bis vor kurzem) alljahrlich aus ihren, der Lage 
nach nicht genau bekannten Wohnsitzen von Lacanja und anderen Orten nach Manche kamen, um dort unter Balchegelagen und 
eigentiimlichen Gebrauchen ihre Feste zu feiern, und in verschiedenen Gebauden, insbesondere in einem dreistockigen, 
ausgezeichneten Bauwerk (offenbar dem Haupttempel der ehemaligen Stadt), ihren Gottern Opfer darzubringen.» (SAPPER 1891: 
894) 

Die Balchezeremonie, ein Kreisritual, wird noch heute von den Lakandonen von Naha' durchgefiihrt. Dieses Ritual ist ihren 
Urahnen, den »GroBen, alten Menschen, die noch die Wege in den Himmel fanden«, von den Gottern verliehen worden. 
Urspriinglich wurde das Ritual, bei dem gemeinschaftlich der berauschende Balchetrunk genossen wird, vom Schopfergott selbst 
erdacht. Das Brauen des Trunkes war aber die Aufgabe von Bol, dem Gott des Rausches: 



»Bol machte einen Balche'-Trunk fiir Hachakyum, Unseren Wahren Herrn. Der versuchte etwas davon. Bol stand auf und gab ihn 
den Gottern. Wie viele lagen sogleich da! Es lag da Mensabak, sogar Hachakyum; sie riihrten sich nicht, sie waren vollkommen 
betrunken. Es lagen da ausgestreckt all die Gotter. Sie wurden auf einen Schlag trunken. Sie waren sehr betrunken, aber sie waren 
glucklich und sangen.« (MA'Ax und RATSCH 1984: 127) 

Die Urahnen der Lakandonen sowie deren Nachfahren soUten fortan den Rausch der Gotter bei ihren Kreisritualen imitieren, den 
trunkenen BewuBtseinszustand, der die Harmonie zwischen Himmel und Erde herstellt, immer wieder neu erleben. Der Trunk 
wird aus Honig (oder Zucker), Wasser und der Rinde des extra dafiir kultivierten Balchebaumes in einem eigens dafiir aus 
Mahagoniholz gefertigten Zeremonialkanu (u chemi balche') hergestellt. Die Losung geht in Garung iiber; ist sie abgeschlossen - 
meist nach 2 bis 3 Tagen -, ist der Trunk fertig. Er enthalt 1 bis 5 % Athanol, der verschiedene andere Wirkstoffe aus der Rinde 
lost (RATSCH 1985a). 

Das Brauen des Balchetrunkes ist ein festgelegter magischer Akt. Dabei werden Zauberspriiche und Gebete rezitiert. Der Brauer 
identifiziert sich selbst mit Bol, dem Gott des Rausches. Mit einem langen Zauberspruch (u t'ani balche') ruft er die unsichtbaren 
Seelen aller giftigen Tiere und Pflanzen des Waldes herbei und bittet sie, die Essenzen ihrer Gifte in den Trunk zu geben, damit er 
besonders stark wird. Nacheinander werden folgende Tiere herbeigerufen und gebeten, den »Saft ihrer Stacheln/Zahne/Nesseln« 
in das Gebrau zu geben: Wespen, Nesselraupen, Ameisen, Spinnentoter, Vogelspinnen, Skorpione, Giftechsen, Speichelkafer, 
Schlangen. Danach werden verschiedene Wesen, z.B. der hilfreiche Wassergeist Chak Xok (» Roter Hai«), angerufen, die den 
Trunk verriihren, erhitzen und zum Aufschaumen bringen sollen (vgl. MA'Ax und RATSCH 1984: 270-282; auch BOREMANSE 
1981). 

Wenn der Trunk nach ein bis zwei Tagen fertig ist, muB zunachst die »Seele« des Balchetrunkes den Gottern geopfert werden. 
Der »Kopf der balche'« wird in einem Tonkrug in das Gotterhaus getragen. Die Gotter, in der Gestalt tonerner 
WeihrauchbrenngefaBe (ti Idkil k'uh), werden auf die Erde gestellt. Unter standigen Gebeten wird jedem Gott und jeder Gottin ein 
Schluck des Trunkes mit Hilfe eines Palmenblattes an den Mund gefiihrt. Von den Gotterschalen auf der Erde steigt dann die 
Seele des Trunkes in den Himmel auf und manifestiert sich dort als Trunk, an dem sich die Gotter berauschen. Die Gotter lieben 
den Rausch, singen, tanzen und amiisieren sich kostlich bei den Opferritualen der Menschen. 

Nachdem der Balchetrunk den Gottern dargebracht wurde, diirfen ihn die Menschen trinken. 

Das geschieht in einer Ritualform, die als Kreisritual bezeichnet werden kann. Das gemeinsame Trinken, bei dem tu wolol winik, 
»der ganze Kreis der Menschen«, teilhat, beginnt meist kurz vor Morgengrauen. Ist das erste Opfer beendet, stoBt der Brauer in 
eine Schneckentrompete (aus Strombus gigas) - die Aufforderung und Einladung der Menschen zum Ritual. Die Menschen 
kommen. Niemand muB am Ritual teilnehmen, aber alle Initiierten diirfen kommen. Die Manner gehen in das Gotterhaus, die 
Frauen treffen sich in der Zeremonialkiiche. Jedem wird von dem Brauer ein Platz im Kreis um den mit Balche' gefiillten Tonkrug 
zugewiesen. Mit einem MaB (ii p'iis) fiillt der Brauer fiir jeden Teilnehmer dieselbe Menge des Trunkes in besondere Trinkschalen 
(lisch oder hania', hergestellt aus Crescentia cujete L.; vgl. MORTON 1968) ab. Es wird immer gleichzeitig getrunken. Alle 
Anwesenden sollen die gleiche Menge trinken. In wenigen Stunden trinkt jeder Beteiligte etwa 17 Liter. Die gemeinsame 
Berauschung und der damit verbundene BewuBtseinswandel setzt recht schnell ein. Es heiBt, das BewuBtsein verlauft sich oder 
dreht sich, es ist dem Abenteuer des Rausches, der Trunkenheit ausgesetzt. Die Lakandonen sagen, daB die Wirkung des Trunkes 
durch die Qualitat der benutzten Rindenstiicke und die magischen Fahigkeiten des Brauers bestimmt werde. Dem Alkoholgehalt 
schreiben sie die geringste Wirkung zu. 

Balche' wirkt nicht wie Bier oder Wein oder wie ein anderes uns bekanntes Rauschmittel. Sie wirkt auch nicht halluzinogen. Die 
Wirkung ist eher als empathogen zu bezeichnen. Das BewuBtsein wird euphorisiert, die Wahrnehmung gescharft, die Muskeln 
werden entspannt, Magen und Darm entleert, und das Herz wird zum Lachen gebracht. Sehr starke Dosierungen (20 Liter) haben 
narkotisierende und schmerzlindernde Effekte. Besonders stark ist die Wirkung auf das Gemiit. Die Berauschten neigen zu 
Lachkrampfen und riihr- oder leutseligen Gefiihlen. Aggressive Gefiihle losen sich bei steigender Wirkung auf. Mitunter hat der 
Trunk einen milden psychedelischen Effekt, besonders dann, wenn ihm viel frische Rinde zugesetzt wurde (RATSCH 1985a). 

Das Kreisritual hat meist die Heilung eines Kranken zum Ziel oder soil das »BewuBtsein des Himmels« - so wird der Hauptgott 
Hachakyum zeremoniell angesprochen - in einen guten Zustand versetzen. Der ZusammenschluB im Kreis und die Imitation des 
Rausches der Gotter stimmen die im Himmel berauschten Gotter selbst so ein, daB sie ihre zauberischen Heilkrafte auf den 
Kranken wirken lassen oder okologische Katastrophen eindammen, den Regen fallen und den Mais wachsen lassen. 

Eine wichtige Funktion des Balcherituals ist die Forderung des sozialen Kontakts der Lakandonengemeinschaft, der gemeinsame 
BewuBtseins wandet und oft auch eine soziale Therapie, die durch die spezifischen Wirkungen des Trunkes begiinstigt erscheint. 
Wenn zwei gegeneinander aggressiv gestimmte Manner am Ritual teilnehmen, kann der eine zum anderen sagen: »Komm, laB uns 
trinken, denn es ist zwischen uns etwas. « Dann trinken beide gleichzeitig und sehr schnell eine riesige Menge, die kaum in ihren 
Magen Platz hat. Sie andern so gemeinsam ihr BewuBtsein und miissen, wegen der Unmengen- Fliissigkeit, bald gemeinsam 
erbrechen und Blase und Darm entleeren. So hat der Trank ihren Korper durchspiilt, das BewuBtsein dem verstarkten Rausch 
ausgesetzt und beide von ihrem Problem gereinigt. 



Das Ritual ist erst dann beendet, wenn der gesamte Trunk gemeinsam geleert ist. Gewohnlich fallen die Berauschten in einen 
traumlosen Schlaf. Daraus erwachen sie nach einigen Stunden mit klarem BewuBtsein und gereinigtem Korper (der Trunk hat 
diuretische, purgative und laxierende Eigenschaften). Unangenehme Neben- oder Nachwirkungen sind nicht bekannt. 

Balcheadditive 

Balche' scheint in Mesoamerika bzw. in der Mayakultur eine ahnliche Bedeutung und Funktion gehabt zu haben wie Ayahuasca 
in Amazonien. Aus den archaologischen, ethnohistorischen und ethnographischen Informationen geht klar hervor, daB Balche' ein 
Trunk war, dem je nach Zweck verschiedene andere, oft psychoaktiv starker wirkende Stoffe zugesetzt wurden. Zudem gibt es 
einige Spekulationen iiber mogliche Zusatze. 

Alte Lakandonen erinnern sich noch daran, daB die Lakandonen, die friiher bei Piedras Negras (Guatemala), lebten, eine extrem 
Starke Balche' brauten. Ein winziges Schalchen soil zu starken Berauschungen und Visionen gefiihrt haben. Ob sie diese Wirkung 
durch Kroten, Frosche (z.B. Dendrobates spp. oder Phyllobates spp.; vgl. DALY und MYERS 1967, MYERS et al. 1978) oder 
Pflanzen erreichten, kann nur hypothetisch angenommen werden. Ich vermute, daB die Pflanzen und Tiere, die im Zauberspruch 
zum Balchebrauen genannt werden, friiher tatsachlich auch zum Wiirzen oder Verstarken des Trankes benutzt wurden. Unter den 
genannten Pflanzen gibt es einige (z.B. Acacia spp.), die NN-DMT oder andere Tryptamine enthalten. Es ist durchaus denkbar, 
daB die Longystiline aus der Balcherinde MAO-hemmende Eigenschaften haben und so DMT-haltige Zusatze oral aktivieren 
konnten (vgl. Ayahuasca). 

In der Literatur taucht immer wieder die Behauptung auf, die Lakandonen wiirden psychedelische Pilze in ihre Balche' einlegen 
(FiJRST 1976, GREENE ROBERTSON 1972). Leider entbehrt diese Behauptung jegUcher ethnographischen Bestiitigung. Die 
Lakandonen kennen nur noch aromatisierende Zusatze (Polinnthes tuberosn, Phimeria spp., Kakaobohnen, Vanilleschoten, 
Balchebliiten). 

Es ist sehr wahrscheinlich, daB die klassischen Maya ihrer Balche' Nymphaea ampla zugesetzt haben; ebenso ist es sehr gut 
moglich, daB Tagetes spp. und andere, bisher nicht identifizierte Gewachse beigefiigt wurden. Aus der Kolonialzeit ist bekannt, 
daB im nordlichen Yucatan die Wurzel einer Maguey-Agave (vielleicht Agave aniericann var. expansa, vgl. Agave spp.) als 
Balchezusatz dienten (Relacion de Merida, Col. doc. inM., XL 49). 

Bekannte und angenommene (*) Balcheadditive 



Maya-Name 
akunte' 
babldh bdb 



bac nictel 
bdk nikte ' 
bukluch 
hack kdkaw 



ik 
kih 

Vuts 



kuxum Wum 
lol lu'um 

Macuil Xuchit 

nab 

nictell 

ninichh cacao 
(= balamte') 

poch, pochil-ak 

wi' (= »Wurzel«) 

wo' 

xtabentum 
xtohk'uh 

xut' 



Identifikation 

Acacia cornigera 

Bufo marinus 

Glykoside 

Bufo alvarius* 

Polianthes tuberosa 

Solandra spp. * 
Vanilla planifolia 
Theobroma cacao L. 
Phenethylamin 
Capsicum spp. 
Agave americana var. expansa 
Agave spp. 
Nicotiana rustica 
Nicotiana tabacum 
Nicotiana ondulata* 
Panaeolus venenosus* 



Wirkstoff(e) 
Tryptamine, DMT? 
Bufotenin, Tryptamine, 

5-Meo-DMT 
Atherisches Ol 
Tropanallialoide 

Vanillin, Cumarine 
Theobromin, 



Capsaicin 



Zucker, Enzyme 



Nikotin 

Nikotin 

Niliotin, Harmin 
Psilocybin, Psilocin, 
[syn. Panaeolus subbalteatus] Serotonin 

Psilocybe spp. * Psilocybin 

Psilocybe (Str.) cubensis* Psilocybin, Psilocin 

Tagetes lucida, T. erecta Atherisches Ol 
Nymphaea ampla Aporphin, Nuciferin 

Plumeria alba, P. rubra Atherisches Ol 
Theobroma bicolor HUMB. et BONPL. Theobromin, 
(vgl. Theobroma spp.) Phenethylamin 
Passiflora spp. * Harmin 

Lophophora williamsii* Meskalin, 



Bufo sp. [?] 
Physalaemus natereri 
Turbina corymbosa 

Datura innoxia 
Datura stramonium 
Dendrobates sp. * 



Phenethylamine 

[Tryptaminderivate] 
Ly serg saureamid 
Tropanallialoide 

Steroidalkaloide 



Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Lonchocarpus violaceus, Nymphaea ampla, Bufotenin, 5-MeO-DMT 

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Betelbissen 

Andere Namen 

Asia's chewing gum. Betel, Betel quid, Betele, Betelpriem, Betelpriemchen, Bulath, Paan, Pan, Pan masala. Pan, Pin-lang, Pynan, 
Sirih, Supari, Tambul, Tembul 

Der Betelbissen besteht grundsatzlich aus drei Bestandteilen: Betelniissen (Areca catechu), Betelblattern (Piper betle) und 
geloschtem Kalk. Allerdings werden fast immer andere Zutaten (Masala) beigefiigt. Etwa in der Halfte der Falle wird speziell 
behandelter, z.B. gekalkter oder fermentierter Tabak (Nicotiana tabacum) (GOWDA 1951: 196) sowie eine ganze Reihe von 
Gewiirzen und andere psychoaktiven Substanzen (siehe Tabelle Seite 729) mitverarbeitet. Die Mischungen konnen je nach 
Geschmack oder gewiinschter Wirkung variiert werden. 

Die alteste in der Literatur iiberlieferte Mischung stammt von Sushrata, dem oder einem der Begriinder der ayurvedischen 
Medizin (1. Jh.); er nennt Betelblatter, gefiillt mit zerbrochenen Betelniissen, Kampfer (Cinnamomum camphora), Muskat 
(Myristica fragrans) und Gewiirznelken, und fiigt hinzu, daB intelligente Menschen den Betelbissen nach dem Essen kauen. 
In Indien gibt es ganze Betelgarten. Die Betelpalmen werden zusammen mit Betelpfeffer kultiviert. Die Pfeffergewachse ranken 
am Stamm der 

Palmen empor, und zwischen den Palmen ist noch Platz, um die fiir die Betelbissen verwendeten Gewiirze anzubauen. 

Der Kalk, der fiir die Wirksamkeit und Absorption der Wirkstoffe unerlaBlich ist, wird durch Brennen und Loschen mit Wasser 

aus Meeresmuschel-, Meeresschnecken- und FluBschneckenschalen, aus Korallen oder Kalksteinen gewonnen. Die Gesamtzahl 



der heutigen Betelkauer wird auf etwa 450 Millionen Menschen geschatzt (ROTH et al. 1994: 1410. Es ist in Indien, Nepal, Sri 
Lanka (Ceylon), den Malediven, den Nicobaren, in Burma (Birma), Thailand, Siidchina, Malaysia, Singapur, Indonesien, Taiwan, 
den Philippinen, Papua-Neuguinea und Melanesien verbreitet. 

Das Betelkauen ist wahrscheinlich iiber 12 000 Jahre alt. In der Spirit Cave (Nordwestthailand) konnten Archaologen Fragmente 
von Betelniissen, Spuren von Piper sp. sowie Flaschenkiirbisschalen ausgraben, die den Gebrauch von Betelbissen suggerieren. 
Eine Datierung mit der Radiocarbonmethode hat ein Alter zwischen 12 000 und 750 Jahren, ergeben (GORMAN 1972, 
SEYFARTH 1981:562). 

In Indien hat das Betelkauen eine lange, vielleicht eine der langsten Traditionen. Neben dem streng rituellen Gebrauch wird Betel 
wegen seiner stimulierenden Wirkung vor allem hedonistisch gekaut. Schon in der spatvedischen Zeit werden Betelverkaufer 
genannt (MOSER-SCHMITT 1981). 

In Varanasi (Benares) wird sehr viel Betel gekaut. Uberall gibt es kleine Betelladen und Stande von Betel verkaufern (pan vala). 
Es werden nicht nur frisch zubereitete Betelbissen (pan) - meist nach Wunsch des Kunden speziell gewiirzt - verkauft, sondern 
auch hygienisch verpackte Mischungen (pan masala) angeboten, von denen es viele Sorten und Hersteller gibt. Der Preis pro 
Packung liegt zwischen 0,75 und 1,50 Rupien. Ob diese fabrikmaBig hergestellten Betelmischungen den traditionellen Betelbissen 
verdrangen konnen, ist nicht abzusehen, aber eher unwahrscheinlich. 

Die Wirkung des Betelbissens wurde friiher als »narkotisch« bezeichnet; sie ist aber das Gegenteil: stimulierend 
(CHARPENTIER 1977) und insgesamt in erster Linie auch parasympathomimetisch (» Muscarincharakter«). Er steigert den 
SpeichelfluB, dampft Hunger und Durst, kann aber auch abfiihrend wirken. Auf das zentrale Nervensystem wirkt der Betelbissen 
stimulierend. Die starkste Wirkung (zentral und peripher) setzt 6 bis 8 Minuten nach dem Durchkauen des Priems ein (CHU 1995: 
183). Die Trobriander sagen, daB der Betelbissen Hitzgefiihle, vermehrte Perspiration und ein Gliicksgefiihl erzeuge. Das 
euphorische Gliicksgefiihl ist starker, wenn fiir den Bissen unreife Arecaniisse benutzt werden (JUPTNER 1969: 371). Der 
Betelbissen wird international zwar nicht als »suchterzeugend«, aber als das »Sozialverhalten gestaltend« betrachtet 
(CHARPENTIER 1977: 1 17). »Betel macht die Ohren heiB, das Gesicht rot, die Augen schwimmend und erzeugt eine Stimmung 
wie bei Trunkenheit, wenigstens behaupten das chinesische Texte. Man glaubt, daB Betel ein Heilmittel gegen Malaria sei.« 
(EBERHARD 1983: 39) 

Schon im letzten Jahrhundert kam bei europaischen Beobachtern die Idee auf, daB Betelkauen krebserzeugend sei. Auf Ceylon 
wurde sogar eine Krankheit verzeichnet, die unter der Bezeichnung betel chewer's cancer in die Literatur eingegangen ist 
(CHARPENTIER 1977: 1 10). Immer wieder wird auch heute noch behauptet, daB regelmaBiges, iiber Jahre oder Jahrzehnte 
ausgedehntes Betelkauen Mund- und Zungenkrebs fordern oder sogar erzeugen kann. Die Ergebnisse der bisher durchgefiihrten 
Untersuchungen sind in SEN et al. 1989 zusammengefaBt. Danach scheint nur der mit Tabak versetzte Betelbissen diese 
Eigenschaften zu haben. Bei Betelkauern, die nie Tabak als Zusatz verwenden, scheint die krebshemmende Wirkung der 
Betelblatter (Piper betle) auszureichen, die Mundschleimhaut vor der zellschadigenden Wirkung, die vermutlich auf die Bildung 
von cytotoxischen N-Nitrosaminen beim Kauen zuriickgeht, zu schiitzen (SEN et al. 1989). Auch dem geloschten Kalk und dem 
Catechu wurden krebserzeugende Wirkungen zugeschrieben; diese Ansicht beruht aber lediglich auf Tierversuchen. 
Die beriichtigte Rotfarbung des Speichels bei Betelkauern soil durch das Arecarot, ein durch den geloschten Kalk rot gefarbtes 
Phlobatannin, eine phenolartige Substanz aus Areca catechti, hervorgerufen werden (HEUBNER 1952: 17*, ROTH et al. 1994: 
140*). 

Geloschter Kalk 

(Loschkalk, Linie, slaked lime. Quicklime, Calciumhydroxid) 

Auf Ceylon heiBt der geloschte Kalk hitrrii oder chwnarn. Er wird dort in groBen Brennofen (hirriii porariltwa) aus 
Muschelschalen, SiiBwasserschnecken, Korallenbruch (hirigallhltriisgal), seltener aus Kalkstein gebrannt. Dieser Kalk wird nicht 
nur zum Betelkauen verwendet, sondern auch zum Hausbau, in der Landwirtschaft und als Anstrichfarbe genutzt. Der zum 
Betelkauen verwendete geloschte Kalk wird manchmal mit dem gelben Kurkumapulver [Gelbwurzel, Ciirctiiiia longa L. 
(Citrciirria domestica), Zingiberaceae] gefarbt und mit etwas Kokosol vor dem Austrocknen und Verharten bewahrt 
(CHARPENTIER 1977: 111). 

»Die dritte Ingredienz zum Betelkauen, Kalk, wird in Melanesien weitgehend durch Brennen von Konchylien oder mineralischem 
Kalkstein erzeugt. Kiistenanwohnern bieten sich dafiir als Rohstoffe natiirlich Meeresmuscheln und Korallenarten an, 
Inlandgruppen verwerten, wenn vorhanden, vor allem Kalkstein und - dafiir geben die Yimar im siidlichen Sepikbereich ein 
Beispiel ab - FluBmuscheln. Sie kochen die Muscheln zunachst, bis sich die Schalen leicht offnen lassen und das Muskelfleisch 
herausgelost [ und gegessen] werden kann. Dann werden die Schalen an der Luft getrocknet, in Sagoblatter gewickelt, mit Rotang 
[-Palmenfasern] verschniirt und gebrannt. Die gebrannten Schalen zerkriimelt man mit der Hand und loscht sie mit Wasser ab, 
wickelt das grobe Kalkpulver zum Trocknen erneut in Blatter ein, bis es schlieBlich in den Kalkbehalter abgefiillt wird.« 
(SEYFARTH 1981:563) 

In Taiwan wird auch ein sogenannter red Linie, eine Mischung aus geloschtem Kalk und Catechu, angeboten und im Betelbissen 
verwendet (CHU 1995: 183). 

Zutaten zu Betelbissen 

(Nach CHARPENTIER 1977, CHINNERY 1922, CHU 1995, GOWDA 1951, HARTWICH 1911*, 

JAIN und DAM 1979*, 

KRENGER 1942b, SEYFARTH 1981; modifiziert) 

Name Stammpflanze/Herkunft Wirkstoff(e) 



Anis Pimpinella anisum L. Atherisches Ol 

(trans-Anethol ) 
BetelnuB Areca catechu L. Arecolin 

Areca macrocalyx ZIPP.40 1 Alkaloide 

Betelblatt Piper betle L. Atherisches Ol 

Piper spp. (als Surrogat) Atherisches Ol 
Bernstein Succinium Harze 

Catechu Acacia catechu L.Catechine 

Acacia chundra Catechine 

Acacia catechuoides Catechine 

Acacia polyantha WILLD. 
Dill Anethum graveolens L. Atherisches Ol 
Fenchel Foeniculum vulgare MILLER Atherisches Ol 

Foliis Syryboae Piper sp. Atherisches Ol 

Gambirlu2 Uncaria gambir (HUNT.) ROXB. Flavonole, Tannin 

Garu-Garu (= Aloeholz) Aquilaria agallocha RoxB. Harze 
Gewiirznelken Syzygium aromaticum (L.) MERK. Eugenol 
Haschisch Cannabis indica THC 

Heroin aus Morphin Heroin4o3 

Ingwer Zingiber officinale Rose. Atherisches Ol 
Kampfer Cinnamomum camphora Kampfer 

Dryobalanops aromatica GAERTN. Kampfer 

Kardamom Elettaria cardamomum (L.) MAT . Atherisches Ol 

Amomum subulatum RoxB. Atherisches Ol 

Kava-Kava Piper methysticum G. FORST. Kawaine 

Kokain Erythroxylum coca LAM. Kokain404 
Kokosschale (Kopra) Cocos nucifera L.Kohlenhydrate 

Koriander Coriandrum sativum L. Atherisches Ol 

Krahenaugen Strychnos nux-vomica Strychnin 
Kratom Mitragyna speciosa Indolalkaloide 

Kiimmel Carum carvi L. Atherisches Ol 

Carum bulbocastanum KOCH Atherisches Ol 

Kumin Cuminum cyminum L. Atherisches Ol 

Nigella sativa L. (= Schwarzkiimmel) Atherisches Ol 

Kurkuma Curcuma longa L. Atherisches Ol, 

Curcumin 
Melonenkerne Cucumis melo L. 
Menthol Mentha sy>. Atherisches Ol 

MuskatnuB Myristica fragrans HOUT. Atherisches Ol 

Nelken Syzygium aromaticum (L.) MERK 

et PERRY Atherisches Ol 

Opium Papaver somniferum L. Opiumalkaloide 
Potentilla Voicn\i\\a fulgens HooK. 

Ratabulath Vitis sp. (vgl. Vitis vinifera) ? 

Rote Beete Beta vulgaris L. Zucker 

Sandelholzrinde Pterocarpus santalinus L. £ Farbstoff 

Sandelol Santalum album L. Atherisches Ol 

Safran Carthamus tinctorius L. Farbstoff 

Crocus sativus L. Atherisches Ol 
Sagoblatter Metroxylon sagu ROTTB. 

Smilaxwurzel Smilax calophylla WALL. 
Speed synthetisch Amphetamin4os 

Stechapfelsamen Datura metel Tropanalkaloide 

(kecubong) Datura innoxia Tropanalkaloide 

Datura stramonium Tropanalkaloide 

Tabak Nicotiana tabacum L. Nikotin 

Nicotiana rustica L. Nikotin 

Tamarindenblatter Tamarindus indica L. 

Ylang-Ylang-Bliiten Cananga odorata (LAM.) HOOK. Atherisches Ol 

Zimt Cinnamomum verum PRESL. Atherisches Ol 

Cinnamomum cassia NEES Atherisches Ol 

Kalk, Lime, Loschkalk Kalkstein Ca(OH)Z 

(geloscht) Korallen 



Muschel- und Schneckenschalen 

FluBmuscheln (Sepik) 

FluBschnecken (Ceylon) 
Asche Perlen 

Kalkige Erde Loschkalk 

Zucker (Zuckerrohr) Saccharum officinarum L. Saccharose 

Zuckersirup 

Marmelade diverse Friichte Fruchtzucker 

Parfum, diverse 
Baumrinden diverse Arten loschkalkhaltige Aschen 

Paraphernalia (Geratschaften) 

Die Betelparaphernalia sind Ausdruck der kulturellen Besonderheit und Bedeutung des Betels (BERAN 1988). Oft werden sie 

sehr kunstvoU und prachtig ausgefiihrt. Die siamesischen und thailandischen Konige benutzten nur aus Gold gefertigte 

Betelgeschirre. 

Folgende Geratschaften sind fiir das Bereiten und Konsumieren von Betelbissen traditionell im Gebrauch (BROWNRIGG 1992): 

• Betelschere (tong, giraya, girri) 

• Betelhacker (Betet chopper, Bulath wangediya, Wanggedi moolah kaimili), eine Art Rohre mit einem eingebauten Hackmesser 
zum Zerkleinern von Betelniissen; wird oft von den zahnlosen Alten verwendet 

• Betet-Prasentierteller (Ilah thattuwa, Heppuwa), wird hauptsachlich fiir zeremonielle Anlasse verwendet 

• Tabakdose (Tobacco-box, Dunzkola heppiiwa), meist eine kleine, rechteckige Schachtel oder Kiste aus verschiedenen 
Materialien 

• Kalkdose (Linie-box, Hunu killotaya, Yaguma, Sunnadu-dabbi), gewohnlich eine kleine Flasche mit einem Spatel oder Loffel, 
der mit einem Band oder einer Kette am VerschluB der Flasche befestigt ist. Es gibt auch sehr groBe Kalkdosen, die aber nur fiir 
rituelle Anlasse benutzt werden. In Melanesien und anderen Gebieten wird der Kalk in Kiirbisflaschen (Lagenaria sp.) 
aufbewahrt. 

• Kalkspatel (kaiaku). In Melanesien ist z.T.. die einzige Geratschaft ein Kalkspatel, der meist aus Tier- oder Vogelknochen 
(Schweine, Kasuare), aber auch aus den Beinknochen verstorbener Angehoriger gefertigt sein kann. Der Spatel wird vor allem 
dann benutzt, wenn es sich nicht um einen Betelbissen handelt, sondern nur um die orale Aufnahme zerkleinerter Betelniisse und 
Betelblattstiicke. Sie werden zerkaut. Dabei fiihrt man sich mit dem Spatel standig etwas Kalk zu (SEYFARTH 1981: 564). 

Auf den Trobriandinseln, die zu Papua-Neuguinea gehoren, hat sich eine hohe Kunst der Kalkspatel entwickelt. Sie werden meist 
aus Hartholz (Ebenholz) geschnitzt, seltener aus Schildpatt; sie tragen Darstellungen von Schlangen, Vogeln und Krokodilen oder 
stellen Ahnenfiguren dar (JUPTNER 1969). Hier war es friiher auch Brauch, das Betelgeschirr aus den Knochen der Ahnen 
herzustellen: 

»In friiheren Zeiten war es iiblich, daB der Sohn einzelne Knochen aus dem Leichnam seines verstorbenen Vaters herausloste, zu 
einer Art „Reliquie" verarbeitete und aufbewahrte: Die Schadelkapsel wurde Kalkbehalter, Telle des Schienbeins oder 
Armknochen wurden als Kalkspatel verwandt. Solche Reliquien wurden eine Zeitlang in der Familie weitergegeben und 
schlieBlich auf einem Felsen ausgesetzt, der die See iiberragt.« (JUPTNER 1969: 375) 

Symbolik und rituelle Verwendung 

Die im zentralen Borneo lebenden Dayak benutzen wie fast alle Volker des malayischen Archipels und der siidostasiatischen 

Inseln Betelbissen als GenuBmittel und als wichtiges Element in rituellen Aktivitaten. Die Dayak haben eine sehr detaillierte 

Vorstellung von der Seele der Verstorbenen im Jenseits. Danach reisen die Seelen auf einem Geisterschiff ins Jenseits, das mit der 

Welt der Goiter und Geister verbunden ist. Diese Geisterkanus werden mit alien moglichen Statussymbolen und anderen 

Wertobjekten gefiillt. Das Wichtigste darunter ist das Betelgeschirr (Betelschere) sowie Betelblatter und Betelniisse. Hat der 

Verstorbene schon in seinem irdischen Leben standig Betel gekaut, so soil dessen Seele im Jenseits ewig dieser Freude fronen. 

Das betelbeladene Geisterschiff ist haufig auf den Kultzeichnungen der Dayak dargestellt (SEYFARTH 1981: 560f.). 

Das Betelkauen hat oft eine sehr groBe sozialdynamische Bedeutung (ganz ahnlich wie Camellia sinensis. Cannabis indica, Catha 

edulis, Coffea arabica, Erythroxylum Coca, Nicotiana tabacum. Piper methysticum, Alkohol, Bier, Wein): 

»Anbieten und gemeinschaftliches Kauen von Betel konnen Partnerschaften festigen, Verhandlungen abschlieBen, Konflikte 

beenden und sind nicht selten fester Bestandteil von Friedensabschliissen nach Fehden und Kriegen. Die ArekanuB ist geradezu 

das Symbol fur Freundschaft und Frieden.« (SEYFARTH 1981: 566) 

In Ceylon war es iiblich, daB fiir den Herrscher eine Royal Betel von einem speziellen Betelbereiter hergestellt und dem Konig 

standig gereicht wurde (CHARPENTIER 1977: 109). Er hatte das Privileg, Betelbissen mit pulverisierten oder zu Asche 

gebrannten Perlen zu genieBen. 

Die Eingeborenen der Trobriandinseln haben eine Betelzeremonie, die kakaui heiBt. Dazu treffen sich mehrere Leute und 
genieBen in relativ kurzer Zeit groBe Mengen an Betelbissen. Die Menge wird dabei nach der Anzahl der verwendeten und pro 
Person konsumierten Betelniisse berechnet. In 1 bis 3 Stunden werden pro Kopf S, 10 oder 12 Betelniisse verbraucht (JUPTNER 
1969: 371). 

Betelbissen sowie die fiir die Betelbereitung und den BetelgenuB benotigten oder verwendeten Gegenstande haben oft eine 
symbolische und rituelle Bedeutung. Auf Ceylon war es iiblich, bei Heiratszeremonien einen Betelprasentierteller herumzutragen. 



Der Friseur, der den Brautigam vor der Zeremonie rasierte und badete, wurde mit einer Rolle aus sieben Betelblattern (Piper 
betle), sieben Silbermiinzen und sieben BetelnuBscheiben entlohnt (CHARPENTIER 1977: 110). Auch bei den Minderheiten in 
Siidchina ist Betel ein rituelles Hochzeitsgeschenk (EBERHARD 1983: 39). Auf den Trobriandinseln ist es iiblich, daB ein Mann 
seiner Angebeteten oder Geliebten Betelniisse oder Tabak zum Stelldichein mitbringt (JUPTNER 1969: 376). 
Betelbissen haben oft eine sexuelle Konnotation. In Melanesien wird der Betelbissen oder auch nur die BetelnuB als Zeichen 
sexueller Begierde verschenkt und zum Liebeszauber benutzt. Die zermahlene Betelmixtur wird auf Pfeile gestrichen, um deren 
Zielsicherheit zu erhohen, auf Fischleinen gerieben, um den Beutezug beim Fischen zu verbessern, sowie auf Jagdfetische 
geschmiert, um sich die darin lebenden Geister dienstbar zu machen. Die Betelmischung, auf den Bauch einer Gebarenden 
gespriiht, soil den Geburtsvorgang einleiten und erleichtern. Der Betelspeichel, in den Wind gespuckt, soil Regen und Gewitter 
vertreiben; auf Getreide gespuckt, soil er das Wachstum und den Ertrag fordern. 

Gebrauchsfertige Mischungen (Pan Masala) 

In Indien werden die traditionellen Betelbissen zunehmend von fertigen Mischungen verdrangt. In den industriell verpackten 
Betelmischungen fehlt immer das Betelblatt (Piper betle). Ansonsten sind die Zutaten auf dem Riicken der Verpackung genau 
angegeben. Folgende Zutaten finden sich in diesen Mischungen: 

BetelnuB Areca catechu 

Catechu Acacia catechu (vgl. Acacia spp.) 

Lime Calciumhydroxyd 

Kardamom Elettaria cardamomum 

Kampfer vermutlich synthetisch (vgl. Cinnamomum camphora) 

Menthol 

Sandelol von Santalum album 

Safran vermutlich Carthamus tinctorius 

Tabak Nicotiana tabacum 

Parfiims keine genaue Spezifizierung 

»Permitted Spices« keine genaue Spezifizierung 

Dabei ist etwa die Halfte der auf dem Markt angebotenen Produkte mit Tabak versetzt. 

Einige dieser Produkte werden sogar ins Ausland (vor allem nach Nepal) exportiert. AuBer einer leichten Stimulation, 

Unterdriickung der Hanfwirkung und Verdauungsforderung habe ich keine besonderen psychoaktiven Wirkungen bemerkt 

(RATSCH 1996). 

Auf den Packungen steht: Betel chewing might be injurious to your health. Ein traditionell ayurvedisches Mittel zur Bekampfung 

der »Betelsucht«41)7 empfiehlt, statt des gewohnten Betelbissens nach dem Essen ein paar Tulsiblatter (Ocimum sanctum L.) 

auszukauen (vgl. Ocimum micranthum). Diese fordern ebenso die Verdauung und beseitigen gleichzeitig die Entzugssymptome 

(RAI 1988: 117). In Sudostasien werden die Blatter gelegentlich als Betelsubstitut gekaut (MACMILLAN 1991: 424*). 

Substitute 

Anstelle von Betelbissen werden gelegentlich die Samen anderer Areca-Arten gekaut (siehe Areca catechu). Es kommt aber auch 
vor, daB Rinden, Blatter und Wurzeln ganz anderer Gewachse (die leider der Literatur nach botanisch nicht bestimmt sind) als 
Surrogate verwendet werden (CHARPENTIER 7977; 115). 

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Bier 

Andere Namen 

Acca, Acupe, Ahai, Akka, Ale, Asua, Badek, Bakhar, Beer, Binburam, Birra, Biru, Bosa, Bouza, Burukutu, Busaa, Cangiii, 
Cashiri, Cauim, Caxiri, Caysuma, Cerveza, Chang, Chhang, Chica, Chicha, Mekzu, Darassun, Dolo, Huicii, Ikigage, Kaffir, 
Kalya, Kiwa, Kufa, Kwass, Lugri, Masato, Mazamorro, Mekzu, Merissa, Mqombothi, Munkoya, Murcha, Nawa, (Ol, Pachwai, 
Paiva, Paiwariu, Pajuarii, Pissioina, Pito, Sende, Sendecho, Talla, Taroba, Tesvino, Tesgiiino, Tizwin, To, Toach, Torani, Tulapi, 
Tulbai, Tulpi, Utywala, Yale 

Bier und bierartige Getranke wurden uberall auf der Welt erfunden (BUCHELER 1934, FAIRLEY 1992, HURLIMANN 1984). 
Bier besteht hauptsachlich aus Wasser, in dem ein starke- oder zuckerhaltiger Garstoff gelost ist. Durch Hinzufiigen von 
kultivierter Hefe oder durch wilde Hefen (siehe Tabelle Seite 735) geht die Losung in Garung iiber (Fermentation; vgl. 
HLAVACEK 1961). Dabei entsteht meist ein Gebrau mit einem Alkoholgehalt zwischen 2 und 5%, selten mehr. Bei modernen 
Bieren kann der Alkoholgehalt bis zu 10% betragen (Bock- oder Starkbiere). Heutzutage wird das meiste industriell gefertige Bier 
aus Gerstenmalz gewonnen (DELOS 1994, JACKSON 1988); friiher wurden fast alle dem Menschen bekannten Getreidearten, oft 
zu Brot verbacken, vergoren (GASTINEAU et al. 1979, LAZZARINI und LONARDONI 1984, ZIEHR und BUHRER 1984). 
Uberall auf der Welt war Bier urspriinglich ein Ritualtrunk, der bei schamanischen oder religiosen Zeremonien getrunken wurde, 
um die Goiter zu ehren (Trankopfer) und um den Koniaki zur anderen Wirklichkeit herzustellen (HUBER 1929). Derartige 
Ritualbiere wurden meist unter Zusatz psychoaktiver Pflanzen gebraut (siehe Tabelle Seite 736). Etwa 50 bekannte psychoaktive 
Pflanzen wurden irgendwann einmal irgendwo auf der Welt dem Bier zugesetzt. Solche Biere waren den Gottern oder Gottinnen 
geweiht (z.B. Thor, Dionysos-Bacchus, Hathor, Bhairab/Shiva, Isis; vgl. GOLOWIN O.J.). Beriihmt ist das Alraunenbier der 
Agypter (siehe Mandragora ojficinarum), das mit Engelstrompeten- oder Stechapfelsamen gewiirzie Maisbier der 
siidamerikanischen Indianer (siehe Brugmansia sanguinea. Datura innoxia, Datura stramonium) und das »echte Pilsener«, das 
germanische Bilsenkrautbier (siehe Hyoscyamus niger). Das » Porstbier« der Wikinger wurde mit Sumpfporst (Ledum palustre) 
oder Gag el (Myrica gale) gebraut und hatte stark berauschende Eigenschaften (SIMPSON et al. 1996). 

Die wichtigsten Garstoffe 

(Nach CUTLER und CARDENAS 1947, HARTMANN 1958, HAVARD 1896*, LA BARRE 
1938, Low 1990: 189*, MOwAT 1989, 
NICHOLSON 1960, RATSCH 1996; erganzt) 

Name botanischer Name Land/Kultur 

Agave Agave spp. Nordmexiko 

Airampu Opuntia sulphurea G. DON Peru (La Paz) 

Opuntia soerensii BRITT. et ROSE Peru (Cochabamba) 

Algarrobo Prosopis spp. Peru 

Assai Euterpe spp. Tupi/Siidamerika 

Banane Musa x sapientum Siidamerika, Asien 

Banksia Banksia spp. Australien 

Batauapalme Oenocarpus spp. Siidamerika 

Bipalme Mauritia sp. Siidamerika 

Birkensaft Betula spp. Nordamerika 

Chanar Gourleia spinosa (MOL.) SKEELS Chaco, Nordchile 



Dinkel Triticum spelta L.Germanien 

Emmer Triticum dicoccum SCHUBL. Agypten, Mesopotamien 

Triticum dicoccoides KORN Altes Griechenland 

Triticum monococcum L. Altes Griechenland 

Eicheln Quercus spp. Nordamerika 

ErdnuB (Mani) Arachis hypogaea L. Peru, Tupari 

Foambark tree lagera pseudorhus (A. RICH.) RADLK. Australien 

Frutilla Fragaria chilensis EHRH. Peru/Chile 

Gerste Hordeum vulgare L. weltweit 

Hordeum distichon L. 

Hordeum hexastichon L. 
Hafer Avena sativa L. Thrakien 

Hartweizen Triticum durum DESF. Altes Griechenland 

Honig Mel weltweit 

Kartoffel Solarium tuberosum L. Siidamerika 

(vgl. Solarium spp.) 
Kaschubaum Anacardium occidentale L. Aruak/Siidamerika 

Kolbenhirse Setaria spp. Asien, Afrika 

Kiirbis Cucurbita pepo L. Siidamerika 

Makrozamia Macrozamia spiralis (SAL.) MIQ. Australien 

Mais Zea mays L. Mexiko bis Peru 

Mangareto Xanthosoma sagittifolium SCHOTT Siidamerika 

Maniok Manihot esculenta CRANTZ Siid- und 

[syn. Manihot utilissima POHL] Zentralamerika 

Maniok, siiBer Manihot dulcis (GMEL.) PAX Mittel- und Siidamerika 

[syn. Manihot aypi POHL] 
MoUe Schinus molle L. Peru 
Mwerere Rauvolfia caffra SOND. Kenia 

(vgl. Rauvolfia spp.) 
Oca Oxalis tuberosa MOL. Peru 

Perlhirse Penisetum spp. Asien 

Pfeilwurz Maranta arundinacea L. Siidamerika, Karibik 

Pupunhapalme Bactris spp. Tupi/Siidamerika 

Quinoa Chenopodium quinoa WILLD. Peru 

Reis Oryza sativa L. Asien (vgl. Sake) 
Rispenhirse Panicum spp. Asien, Afrika 

Roggen Secale cereale L. Europa 

Rohrwurzeln Phragmites australis Neue Welt 

Saatweizen Triticum aestivum L. Altes Griechenland 

Schinusfrucht Schinus latifolius (GILL.) ENGL. Chile (vgl. Chicha) 

Schinus polygamus CAv. CABR. Chile (vgl. Chicha) 

Sorghumhirse Sorghum spp. Asien, Afrika 

Sotol Dasylirion spp. Nordmexiko 
SiiBkartoffel Ipomoea batatas POIR. Mittel- und Siidamerika 

(vgl. Ipomoea spp.) 
Taumellolch Lolium temulentum Gallien 

Ti Gordyline fruticosa Hawaii, Samoa 

Tusca Acacia aroma GILL. Chaco 

(vgl. Acacia spp.) 
Weizen Triticum spp. weltweit 

Wildeinkorn Triticum boeoticum Bolss. Altes Griechenland 

Yams Dioscorea sativa div ssp. Siidamerika 

Yucca Yucca spp. Jibaro/Peru 

Zuckerrohr Saccharum officinale L. Mittel- und Siidamerika 

Die wichtigsten Bierhefen 

(Nach LAPPE und ULLOA 1989, LITZINGER 1983) 

Art Verbreitung 

Candida famata [syn. Torulopsis Candida] Siidosteuropa 

Candida guilliermondi Nigeria, Siidafrika 

Candida krusei Kenia, Siidafrika 

Candida pseudotropicales Nigeria 



Candida tropicales Siidafrika, Siidamerika 

Candida valida [syn. Candida mycoderma] 

Candida vini [syn. Mycoderma vini] Siidamerika 

Candida spp. Nigeria, Indien 

Hansenula anomala Nigeria, Siidafrika 

Hansenula anomala var. scheggi Asien 

Hansenula sp. Indien 

Pichia burtonii [syn. Endomycopsis burtonii] ~ Asien 

Pichia membranaefaciens Mexiko, Nigeria 

Saccharomyces apiculata Siidamerika 

Saccharomyces cerevisiae weltweit 

Saccharomyces pastorianus Nigeria, Siidamerika 

Saccharomyces uvarum Himalaya 

Saccharomyces spp. Sudan 

Saccharomycopsis fibuligera Asien 

[syn. Endomycopsis fcbuliger] 
Trichosporon cutaneum Zambia 

Im Mittelalter war das Bierbrauen mit der Alcliemie und Hexerei assoziiert und geriet deslialb mitunter in offentliclien Verruf. Das 
lag oft an den »geheimen Zusatzen« (ECKSTEIN 1927). Man kannte nicht nur stark berauschende, sondern auch aphrodisierende 
und heilsame Biere. Bis in die friihe Neuzeit hinein wurden auch im »Bierland« Deutschland Biere unter Zusatz stark 
psychoaktiver Pflanzen gebraut, die z.T. botanisch nicht identifiziert werden konnen. Im 1720 erschienenen Betrugslexikon 
schreibt der fiirstlich-sachsische Rat Paul Honn: 

»Brauer betriigen, wenn sie das sogenannte Katzenhirn [?], Baldrian [Valeriana ojficinalis L.] und dergleichen kopfreiBende 
Dinge mehr in die Pfanne werfen, damit das Bier davon stark und die Leute, die es trinken, davon taumelnd werden, ferner wenn 
sie anstatt des Hopfens, solchen, da er aufgeschlagen, zu ersparen, Wermut [Artemisia absinthium] , Ochsengall und dergleichen 
unter das Bier thun, damit dasselbe nur bitter werde.« (zit. nach MATHASER 1996: 57) 

Das sogenannte Deutsche oder Bayerische Reinheitsgebot von 1516 war das erste deutsche Drogengesetz; mit ihm wurde 
ausdriicklich der Gebrauch des Bilsenkrauts (Hyoscyamus niger) als Bierzusatz verboten. Der Gebrauch von Hopfen (siehe 
Humulus lupulus) als Biergewiirz ist eine Erfindung christlicher Monche. Es besteht der Verdacht, daB das Deutsche 
Reinheitsgebot vor allem den Gebrauch heidnischer Ritualpflanzen unterdriicken und so die Bemiihungen der Inquisition 
vollenden sollte (RATSCH 1996). 

In den letzten Jahren ist das hausliche Bierbrauen wieder in Mode gekommen. In den eigenen vier Wanden kann man natiirlich 
alles, was das Herz begehrt, in das Bier geben. In den USA ist der Zusatz von Gewiirzen (Zimt, Koriander, Ingwer, 
Paradieskornern, MuskatnuB und -blute, Kardamom, Peffer, Chilies, Kumin, Kurkuma, Vanille) beliebt. In Deutschland wird 
wieder Bilsenkrautbier gebraut, und eine Schweizer Brauerei brachte 1996 ein Hanfbier auf den Markt! In Brasilien ist eine 
Mischung aus Weizenbier und einem Guaranaextrakt (Paullinia cupana) popular und wird seit kurzem auch in Europa vermarktet. 
In Belgien wird ein Weizenbier unter Zusatz von Schokolade (vgl. Theobroma cacao) hergestellt, das unter dem Namen Floris 
Chocolat bekannt ist. 

Rituelle Biere (siehe Chicha) mit psychoaktiven Zusatzen waren im vorspanischen Mittel- und Siidamerika weit verbreitet 
(ARRIAGA 1992, Coso 1990*). Manche Stamme, wie die Tarahumara, die Huichol und Quechua, verstarken noch heute ihre 
Maisbiere mit verschiedensten Zusatzen, die oft mit den Zusatzen zu Ayahuasca, Cimora und SanPedro-Triinken (vgl. 
Trichocereus pachanoi) identisch sind. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Chicha 

Die psychoaktiven Zusatze zum Bier , 

(Nach LA BARRE 1938, LAPPE und ULLOA 1989, MAURIzIO 1933, NAVCHOO und 
RUTH 1990, RATSCH 1996; erganzt) 

Name Teil Kultur/Land 

Acacia campylacantha Rinde Afrika: Dolo-Bier 

(vgl. Acacia spp.) 
Acorus calamus Rhizom Mittelalter 

Amanita muscaria Fruktifikation Sibirien 

Anadenanthera colubrina Samen Inka/Peru 

Anarmita cocculus Samen Friihe Neuzeit 

Ariocarpus fissuratus Button Tarahumara/Mexiko 

Artemisia absinthium Kraut Deutschland 

Artemisia toumefortiana Kraut Ladakh 

Artemisia vulgaris Kraut Germanien 



Artemisia spp. 
Atherosperma moschatum 
Atropa belladonna 
Brugmansia sanguinea 
Brugmansia spp. 
Cannabis indica 



Kraut Peru; Sherpa/Nepal 

Blatter, Rinde Tasmanien 
Friichte, Blatter Slawen, Mittelalter 
Samen Quechua/Peru 

Samen, Blatter Siidamerika 

weibliche Bliiten USA, Europa, 

Alter Orient, Skythen 

Schoten Chile, USA 

Honig Paraguay 

Kraut Bohmen 
Rinde Westafrika 



Capsicum spp. 
Claviceps paspali 
Conium maculatum 
Corynanthe pachyceras 

(vgl. Corynanthe spp.) 
Coryphantha compacta 

(vgl. Coryphantha spp.) 
Crocus sativus Stempel Agypten, Mittelalter, Neuzeit 

Datura innoxia Samen Huichol/Mexiko, 

Apache/USA 
Wurzeln, Blatter Tarahumara/Mexiko 



Kaktusfleisch Tarahumara/Mexiko 



Datura metel 
Datura stramonium 



Samen Afrika, Indien 

Samen Araukaner/Chile; 
Afrika: Dolo-Bier 

Chile 

Alter Orient 

Samen Nordmexiko 

Blatter Peru 
? Deutschland (?) 

weibliche Bliiten heute weltweit 

Spatantike 

Kraut Germanien 

Wurzel Sibirien 



Datura spp. Samen 

Ephedra spp. Kraut 

Erythrina flabelliformis 

Erythroxylum coca 

Filices (Fame) 

Humulus lupulus 

Hedera helix Blatter 

Hyoscyamus niger 

Hyoscyamus physaloides 

(vgl. Hyoscyamus spp. ) 

Juniperus recurva 

Ledum palustre 

Lolium temulentum 

Lophophora williamsii 

Lotus wrightii 

Lupinus spp. Samen 

Mandragora officinarum 

Mesembryanthemum 

mahonii N.E. BR. Wurzel 

(vgl. Mesembryanthemum spp.) 

Myrica cerifera Kraut Nordamerika 



Kraut 



Zweigenden Himalaya 

Germanien 

Fruchtstand Gallien, Mittelalter 

Buttons Nordmexiko 
Wurzeln Apachen/USA 

Gallien, Babylon 
Wurzel Altes Aygpten 



S iidafrika/B antu 



Myrica gale L.40$ 


Kraut Nordeuropa, Wikinger 


Myristica fragrans 


Samen Mittelalter 


Nicotiana tabacum 


Blatter Jfbaro/Ecuador 


Pachycereus 




pecten-aboriginum 


Kaktusfleisch Tarahumara/Mexiko 


Panaeolus subbalteatus 


Fruktifikation Germanien ? 


Papaver somniferum 


Opium Babylon, Agypten 


Mittelalter, 


Neuzeit 



Paullinia cupana Samenextrakt Brasilien 
Petroselinum crispum Wurzel Agypten, Germanien 
Phaseolus sp. Wurzel Tarahumara/Mexiko 
Physalis peruviana Blatter Australien 

(vgl. Physalius spp.) 
Piper spp. Blatter/Friichte Alter Orient 

Psilocybe cubensis Fruktifikation »Underground« 

Psilocybe spp. (?)Fruktifikation Germanien 
Quararibea sp. Frucht Peru/Kiistenkultur 
Salvia sclarea L. Kraut England (19. Jh.) 
Sar4hamnus scoparius Kraut Neuzeit 

(vgl. Cytisus spp. ) 



Scopolia camiolica Kraut, Wurzel Osteuropa/Litauen 

Solarium subinerme Friichte Siidamerika 

(vgl. Solanum spp.) 

Sophora secundiflora Samen Tarahumara/Mexiko 

Theobroma cacao Schokolade Belgien 

Trichocline spp. Wurzel Argentinien/Chaco 

Trichodiadema stellaturn (MILL.) SCHW. Wurzel Siidafrika 

Tribulus terrestris Friichte Ladakh 

Turbina corymbosa Samen Mexiko 

Vaccinium uliginosum Friichte Sibirien, Neuzeit 

Veratrum album Kraut/Wurzeln Neuzeit 

Bufo marinus total Chicha/Guatemala 
(vgl. Balche', Bufotenin) 

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Chicha 

Andere Namen 

Akha (Quetschua, kolonialztl. ), Asua (Quichua), Cachir, Cachiri, Chatchir, Cono (Secoya), Corn beer, Kashiri, Kasuma (Zapara), 
Maisbier, Nijiamanch (Achuar/Shuar), Tepae (Huaorani), TesgUino, Tesvino, Tizwin, Tsetsepa (Kofan), Tulpi 

Zur Herstellung von Chicha werden vor allem Mais (Zea mays), KnoUengewachse und Friichte verwendet. Dabei wird der 
Garstoff immer mit Wasser vermaischt, so daB es sich bei Chicha eigentlich um Bier handelt. 

Maisbier wird im siidwestlichen Nordamerika gebraut, z.B. von den Apachen (HRDLICKA 1904). Chicha aus Mais war in Mittel- 
und Siidamerika von alters her bekannt und als Nahrungs- und Rauschmittel geschatzt. Bei der Herstellung werden dem Getrank 
gelegentlich andere Pflanzen hinzugefiigt, von denen man glaubt, daB sie die Garung verbessern oder die Maiskorner schiitzen. In 



Peru werden die Blatter einiger Farne [ Thelypteris glandulosolanosa (C. CHR.) TYRON, Thelypteris riifa (POIRET) A.R. 

SMITH] zu diesem Zweck genutzt (FRANQUEMONT et al. 1990: 40*). Im iibrigen werden hier vor allem die Fruchtschoten von 

Prosopis pallida zur Chicha-Bereitung verwendet. 

Im ecuadorianischen Amazonasgebiet werden die Friichte der Chontapalme (Bactris gasipaes) gekocht und zu Chicha vergoren. 

Ansonsten dient das extrem harte Holz zur Herstellung von Bogen, Speeren, Pfeilspitzen und der kleinen, magischen 

Schamanenpfeile, die vornehmlich zum Schadenzauber und bei Schamanenkriegen zum Einsatz kommen. 

In Kolumbien wird eine Chicha aus der Sorte maiz blanda gewonnen. Die Maiskorner werden mit einem Steinmorser zerrieben 

und in verdiinnter Zuckerrohrmelasse (agtiattiiel, »IIonig wasser«) aufgeschwemmt und fiir 12 Tage fermentiert. Diesem Gebrau 

werden oft magische Zutatet wie zerriebene Knochen, Rattenschadel oder Kuh haut hinzugefiigt (vgl. Zombiegift). Bei der 

Fermentation kann aus dem pflanzlichen Maiskleber eine toxische Substanz namens Ptomain entstehen die zu unerwiinschten 

Nebenwirkungen fiihrt (vgl. Zea mays). 

In Mittel- und Siidamerika wird Chicha auch aus verschiedenen Palmen zubereitet (vgl. Palmwein). Die Friichte folgender Palmen 

werden zu Chichabereitung verwendet (nach VICKERS und PLOWMAN 1984): 

Bactris gasipaes H.B.K. 

Jessenia bataua (MART.) BURRET Mattritia flexiiosa L. 

Mauritia minor BURRET (chicha de canangitche) 
Die Palmenfriichte werden vor der Fermentation gekocht, dann meist zerquetscht, in Wasser aufgeschwemmt und der Garung 
iiberlassen. 

Chile ist ein echtes Chichaland. In Santiago d Chile wird heutzutage der Name Chicha fiir frischen, angegorenen Apfelmost 
verwendet (SEELE: 1994: 247). In landlichen und indianischen Gebieten ist Chicha ein Oberbegriff fiir alle gegorene Getranke, 
vor allem waBrige Losungen von Friichten (siehe Tabelle). 

Sehr popular ist die Chicha de Algarrobo. Inter essanterweise heiBt der Algarrobobaum [ Frosopi chilensis (MOL.) STUNTZ], 
aus dessen siiBe Fruchtschoten das Getrank fermentiert wird, in Peru auch tacu, huancu und huilca - genau wie die 
Anadenanthera colubrina (MOSBACH 1992: 84*). 

Chilenische Chichapflanzen 

(Nach DONOSO ZEGERS und RAMfREZ GARCIA 1994*, FRANQUEMONT et al. 1990*, G6MEZ 

PARRA und SIAREZ 

FLORES 1995, MOSBACH 1992*; modifiziert und erganzt) 

Chilenischer Name Botanische Bestimmung Benutztes Teil 

Algarrobo Prosopis chilensis (MOL.) STUNTZ Fruchtschoten 

P. chilensis (MOL.) STUNTZ var. chilensis 

Prosopis alba GRISEB. var. alba Fruchtschoten 

Araukarie Araucaria araucana (MOL.) KocH Sprossen 

(syn. Araucaria imbricata) 
Calafate Berberis linearifolia PHIL. Friichte 

Chanar Geojfrea decorticans (GILL, ex H. et A.) BURK Friichte 

Chaura Gaultheria spp.41° Friichte 

Gaultheria phyllireaefolia (PERS.) SLEUMER 

Pemettya spp. 

Pernettya myrtilloides Zucc. ex STEUD. 

Pemenya mucronata (L. f.) GAUD. 

P. mucronata var. mucronata 

P. mucronata var. angustifolia (LINDL.) REICHE 
Chaura comiin Gaultheria phyllireaefolia (PERS.) SLEUMER Friichte 

Ciid-ciid Pemettya insana (MOL.) GUNCKEL Friichte 

Huingan Schmus polygamus (CAv) CABR. Friichte 

Schinus dependens ORTEG. Friichte 

Keule Gomortega keule Friichte 

Litre Lithrea caustica (MOL.) H. et A. Friichte 

Luma Amomy rt us luma (MOL.) LEGR. etK AUS. Friichte 

Maiz Zea mays L. Korner 

Michay Berberis darwinii HOOK. Friichte 

Michay bianco Berberis congestiflora GAY Friichte 

MoUe Schinus molle L. Friichte 

Muchi, Miichii Schinus montanus (PHIL.) ENGLER Friichte 

Murta, ijnii Ugni molinae TUREZ. Friichte 

Ugni poeppigii BERG. 

Ugni philippii BERG. 
Quelon Aristotelia chilensis (MoL.) STUNTZ Friichte411 

Tamarugo Prosopis tamarugo PHIL. Fruchtschoten 

Trautrau4'2 Ugni candollei (BARN.) BERG. Friichte 



Psychoaktive Chichazusatze 

Stammpflanze Droge Ethnie/Ort 

Anadenanthera colubrina Samen Inka/Anden, 

Mataco/Argentinien 
Ariocarpus fissuratus Kaktusfleisch Tarahumara/Mexiko 

Brugmansia arborea Samen Peru 

Brugmansia aurea Samen Peru 

Brugmansia sanguinea Samen Andenraum 

Coryphantha spp. Kaktusfleisch Tarahumara/Mexiko 

Datura innoxia Wurzeln Tarahumara/Mexiko 

Lolium temulentum Samen Peru 

Lophophora williamsii Buttons, Pulver Tarahumara, Huichol/Mexiko 

Mammillaria spp. Kaktusfleisch Tarahumara/Mexiko 

Nicotiana glauca Kraut Amerika 

(siehe Nicotiana spp.) 
Pachycereus pecten-aboriginum Kaktusfleisch Tarahumara/Mexiko 

Paullinia yoco Rinde/Latex Putomayo 

(siehe Paullinia spp.) 
Tabemaemontana muricata Blatter/Bliiten Amazonien 

(siehe Tabemaemontana spp.) 

Es werden gelegentlich Zusatze zur Chicha verwendet, die den Geschmack oder die Wirkung des Getranks verandern sollen. Im 
kolumbianischen Vaupesgebiet werden die getrockneten, griingelben Bliiten von Duguetia odorata (DIELS) MACBRIDE 
(Annonaceae) zum Aromatisieren (und Verstarken?) der Chicha genommen. Die Pflanze ist reich an Alkaloiden (SCHULTES und 
RAFFAUF 1986: 2590. Ebenso werden dort die pulverisierten Bliiten von Heterostemon mimosoides DESF. zum Aromatisieren 
des Getranks verwendet (SCHULTES 1978b: 231 *). Die Barasanaindianer geben die pulverisierte Rinde der ka-kwee'-gaw-ya 
genannten Vochysia lomatophylla STANDL. in Chicha als Abtreibemittel (SCHULTES 1977b: 1170. SchUeBlich werden der 
Chicha allerlei andere psychoaktive Pflanzen zugefiigt (siehe Tabelle). 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Bier 

CASPAR, Franz 1952 »Die Tupari, ihre Chicha-Brauraethode und ihre Gemeinschaftsarbeit«, Zeitschrift fiir Ethnologie 77(2 ): 245-260. CUTLER, Hugh C. und 

Martin CARDENAS 1947 » Chicha, A Native South American Beer«, Botanical Museum Leaflets 13(3): 33-60. GOMEZ PARRA, Domingo und Eva SlAREz 

FLORES 1995 Alimentacion tradicional atacatnena, Antofagasta/Chile: Fondart. HARTMANN, Giinther 1958 Alkoholische Getranke bei den Naturvolkern 

SUdamerikas, Berlin: DISS. 1960 »Alkoholische Getranke bei den siidamerikanischen Naturvolkern*, Baessler-Archiv 8(1). 1981 »Alkoholische Getranke bei den 

sudamerikanischen lndianern«, in: Rausch und Real itat, Bd. 1: 152-161. HRDLICKA, A. 1904 » Method of Preparing Tesvino Among the White River Apaches«, 

American Anthropologist, N.S. 6: 190-191. 

KARSTEN, Rafael 1920 »Berauschende und narkotische Getranke unter den Indianern Sudamerikas«, Acta Acad. Aboensis. 

LoMNrT%, L. 1973 »lnfluencia de los cambios politicos y economicos en la ingestion de alcohol: el caso Mapuche«, America Indigena 33(1): 133-150. 

MOORE, Jerry D. 1989 »Pre-Hispanic Beer in Coastal Peru: Technology and Social Context of Prehistoric ProAvicX\on«, American Anthropologist 'H .S . 91: 682- 

695. 

Mow AT, Linda 1989 Cassava and Chicha: Bread and Beer of the Amazonian Indians, Aylesbury, Bucks: Shire Ethnography. 

NAC=HT1GALL, Horst 1954 »Koka und Chicha«, Kosmos 50(9): 423-427. 

NICHOLSON, G. Edward 1960 »Chicha Maize Types and Ch icha Manufacture in Peru«, Economic Botany 14(4): 290-299. 

SCHEFFER, Karl-Georg 1981 »Chicha in Sudamerika«, in: G. VOLGER (Hg.), Rausch und Realitat, Bd. 1: 146-151, Koln: Rautenstrauch-Joest-Museum. 

SELLER, Rolf 1994 Chile mit Osterinsel, Koln: DuMont. 

TERHUNE, Stuart J., James W. HocG und Brian M. LAW RENCE 1974 »6-Spathulene: A New Sesquiterpene in Schinus eiolle Oik , Phytochemistry 13: 865- 

866. 

VASQUEZ, Mario 1967 »La chicha en los paises andinos«, A»Ierica Indigena 27(2): 265-282. 

Cimora 

Andere Namen 

Timora 

Mit ciniora oder titilorci wird in Peru ein schamanisch genutzter, psychoaktiver Trank bezeichnet, der entweder hautpsachlich aus 
Iresine spp. (Iresine celosia L. u.a.) oder Britgtnatisia spp. besteht oder eine Mischung aus folgenden Pflanzen enthalt (OTT 
1993: 409, SCHULTES und FARNSWORTH 1982: 159*): 

Trichocereus pachanoi BR. et R. 

Neoraimondia arequipensis (MEYEN) BCKBG. 

[syn. Neoraittiortdia inacrostibas (K. SCHUM.) BR. etR., 

Neorainloiidia roseiflora (WERDERM. et BCKBG.) BCKBG., 



Pllocereiis iilacroStibas K. SCHUM.] 

Hippobrotila longiflora (L.) G. DON [syn. Isotonia lotigiflora DUCKE oder (L.) PRESL, 

Laiirentia lotigiflora (L.) PETERM., Lobelia longiflora L.J413 Pedilatithiis tithynialoides (L.) POLT. 

[syn. Pedilanthiis carinatiis SPRENG.] Brtigniansia spp. [syn. Datura] 

Manchmal wird angegeben, daB der Trank namens Timora hauptsachlich aus Iresitie spp. besteht (SCHULTES 1966: 3020. 
Iresitie scheint keine Alkaloide zu enthalten und vermutlich keine psychoaktive Wirkung zu entfalten. Das Wolfsmilchgewachs 
Eiiphorbia cotiriifolia L. wird in Peru ebenfalls als titilora bezeichnet (vgl. Trichocereus pachanoi). Das verwandte 
Wolfsmilchgewachs Pedilanthus tithynialoides POTT, tragt in Peru den volkstiimlichen Namen cirnora niisha (vgl. Pedilanthus 
spp.). Es scheint jedoch keine psychoaktive Wirkung zu haben (MULLER-EBELING und RATSCH 7959; 32fll41). 
Verschiedene Cultivare der Brugmansia x Candida sowie Brugmansia arborea werden in Peru ciinora genannt und stellen 
wahrscheinlich neben Trichocereiis pachanoi den eigentlich psychoaktiven Bestandteil des Cimoratrunkes dar. Genaue 
Rezepturen zur Herstellung von Cimora bzw. Timora fehlen genauso wie pharmakologische Untersuchungen des angeblichen 
Gemisches. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Trichocereus pachanoi 

DAV I S, E. Wade 

1983 »Sacred Plants of the San Pedro Cult«, Botanical Miiselitii Leaflets 29(4): 367-386. 

Energy Drinks 

Seit einigen Jahren werden im Zusammenhang mit der neu aufgekommenen Rave- und Techno-Kultur neuartige Getranke kreiert 
und als Energy Drinks oder Energiespender vermarktet. Die Getranke werden den Ravern als stimulierende, gesunde Alternative 
zu dem in zunehmendem MaBe als Partydroge verponten Alkohol angeboten (AHRENS 1994, MILLMAN und REEDER 1994). 
Dabei suggerieren die Namen unglaubliche psychoaktive Wirkungen: Mystery (ein »offizielles MichaelJackson-Produkt«), fit for 
fun. Flying Horse, Warp 4 Space Drink, Cult Energy Activator, Magic Man', Taurus und XTC" (= Ecstasy = MDMA). 
All diese Produkte basieren hauptsachlich auf Guarana (siehe Paullinia cupana). Zusatzlich enthalten sie viele Vitamine, DHA 
(mehrfach ungesattigte Fettsauren), Taurin (eine pharmakologisch wahrscheinlich unwirksame Substanz), Propolis und auch 
reines Koffein. Die Konzentrationen an Koffein sind allerdings nicht so hoch wie bei einer normalen Tasse Kaffee (vgl. Cojfea 
arabica). Es handelt sich also um ahnlich frustrierende Produkte wie bei Herbal Ecstasy. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Herbal Ecstasy 

AHRENS, Helmut 

1994 Partydrogen - safer-Ilse-iri- fo zu-' Ecstasy, Speed, 
LSD, Kokain, Berlin: Arbeitgruppe »Eve und Rave«. 
DIE GESTALTEN BERLIN und CHROMAPARK (Hg.) 

1995 Localizer LO: The Techno Hopse Book, Berlin: 
Die-Gestalten-Verlag. 

MILLMAN, Robert B. und Arm Bordwine REEDER 
1994 »The New Psychedelic Culture: LSD, Ectsasy, 
„Rave" Parties and The Grateful Dead«, Psychiatric 
Annals 24(3): 148-150. 

Han-shi 

Andere Namen 

Arzneipulver aus den fiinf Mineralien, Coldfood powder, Fiinf-Mineralien-Pulver, Han-shiPulver, Han-shih, Han-shih san, Kalte- 
MineralienPulver, Wu-shi 

Der chinesische Politiker He Yan (Amtszeit 240249 n. Chr.) gehorte zu den bedeutendsten Philosophen der Wei-Dynastie. Als er 

einmal vom /fanshi-Pulver probierte, auBerte er sich begeistert: 

»Wenn man das Fiinf-Mineralien-Pulver einnimmt, werden nicht nur Krankheiten geheilt, sondern auch der Geist wird erweckt 

und zur Klarheit ge6ffnet.« (zit. nach WAGNER 1981: 321) 

Der mutmaBliche Erfinder oder Entdecker dieser Droge, Huangfu Mi (215-282 n. Chr.), kommentierte: 

»In jiingster Zeit ergab sich He Yan der Musik und schatzte Sex, und als er die Droge zum ersten Mai einnahm, erlangte sein 

BewuBtsein zusatzliche Klarheit, und seine Korperkrafte wurden allmahlich starker. In der Hauptstadt reichte [aufgrund dessen] 

nach kurzer Zeit jeder die Droge herum. (...) Nach seinem Tode wurden derer, die sie einnahmen, noch viel mehr, und das horte 

auch mit der Zeit nicht auf.« (zit. nach WAGNER 1981: 321) 

Der Dichter Su Shi (1036-1101) nannte die Hauptbestandteile der Droge: 



»Es hat mit He Yan begonnen, daB die Leute Stalaktiten mit Aconit einnahmen und sich hemmungslos dem Wein [= Sake] und 

dem Sex hingaben, um so ihr Leben zu verlangern. He Yan war in seiner Jugend reich und geehrt, wie sollte es einen da erstaunen, 

daB er das Han-shi-Pulver einnahm, um so seine Begierden zu befriedigen?« (zit. nach WAGNER 1981: 321) 

Das wirkungsvoUe Pulver stand irgendwie mit Rezepturen der taoistischen Alchemie im Zusammenhang, wurde aber in erster 

Linie als GenuBmittel gebraucht (STRICKMAN 1979: 168). Es wurde in Kreisen, die ohnehin an Rauschmitteln interessiert 

waren, reichlich konsumiert: 

»Von der Wei-Zeit [ab 220 n. Chr.] an trifft man Wein [aus Trauben gekeltert] in einem ganz neuen Zusammenhang. Er wurde 

mit einer bewuBtseinserweiternden und potenzfordernden Droge, dem Han-shi-Pulver, von der Feudalschicht konsumiert. Laut 

Vorschrift des Erfinders Huang-fu Mi muBte die Droge mit heiBem, erstklassigem Wein eingenommen werden, um ihre Wirkung 

entfalten zu konnen. Die damalige Literatur berichtet verschiedentlich von Weingesellschaften, die in Wirklichkeit Drogenparties 

waren. Die geballte Wirkung von Wein und Droge lieB manchmal die Kontrolle entgleiten. So wurde von dem reichen Shi Ch'ung 

erzahlt, daB er bei Gelagen seine Gaste von sogenannten „sch6nen Frauen" zum Weintrinken animieren lieB. Falls der Gast dem 

Wein nicht bis zum auBersten zusprach, lieB er seine Animierdame hinrichten.« (MAJLIS 1981: 318) 

Viele Han-shi-Konsumenten - nicht nur Taoisten und/oder Alchemisten - experimentierten auch mit anderen Drogen wie Sake, 

Wein, Branntwein (Alkohol) und psychoaktiven Pilzen (WAGNER 1973 und 1981: 322; vgl. auch STRICKMAN 1979 sowie 

COOPER 1984: 23, 54, 62*). Leider ist bisher nicht bekannt, welche psychoaktiven Pilze benutzt wurden (vgl. » Volyporus 

mysticus«). Das Han-shi-Pulver wurde offensichtlich oft im Zusammenhang mit taoistischen Sexualpraktiken und 

sexualmagischen Ubungen eingenommen. 

Die Rezeptur oder die Rezepturen des oder der Han-shi-Pulver wurden von Yii Chia-hsi (1938 ) untersucht; allerdings liegen nur 

ungenaue Angaben vor: 

»Das Rezept der Droge liegt vor. Neben verschiedenen Kalziumbestandteilen (Stalaktiten [E Gttan ShiJ, Austernschalen [Mti LiJ, 

beides gemahlen) und zahlreichen Krautern enthalt es vor allem auch das giftige Aconit. Leider hat sich noch kein Pharmakologe 

dieser komplexen Droge angenommen, so daB keine Aussagen iiber Experimente oder theoretische Wirkungen vorliegen.« 

(WAGNER 1981:321) 

Leider wird nicht angegeben, ob es sich um pulverisierte oder gebrannte/geloschte E Gran Shi (wortlich » Gansehalssteine« = 

Stalaktiten) und Austernschalen [hochstwahrscheinlich Crassostrea gigas (THUNBERG 1793)]'"5 handelte. Es liegt aber nahe zu 

vermuten, daB es geloschter Kalk war, denn alle bekannten psychoaktiven Produkte, die mit Kalk versetzt werden, verlangen in 

ihrer Rezeptur geloschten Kalk (also Calciumhydroxid): vgl. Areca catechu, Erythroxylum coca, Nicotiana tabacum, Betelbissen. 

Shen Kuo nennt neben Stalaktiten als weiteren pflanzlichen Bestandteil Atractylodes macrocephala KoIDZ. (vgl. Sake). Er erklart 

die Effekte des Pulvers synergistisch: 

»Wenn man somit in einer Arznei viel Mineralien einnimmt, miissen sie selbst in eine Wechselwirkung treten konnen, und wenn 
man sie auBerdem noch mit Heilpflanzen anregt, muB die Wirkung sehr stark werden. Mischt man also Pulver der fiinf Mineralien 
mit verschiedenen Heilpflanzen, nimmt man auBerst wenig Mineralpulver, denn man muB die Wirkung nur mit geringen 
Beimengungen hervorrufen.« (SHEN Kuo 1997: 127f.*) 

Welter fiihrt er ein Zitat von Sun Simajao an, nachdem ein wirksamer Ersatz fiir das gefahrliche Fiinf -Mineralien-Pulver der 
Giftsumach [Aus toxicodendron L., syn. Toxicodendron qt4ercifolittttt (MICHx.) GREENE] oder die Kopoubohne [ Fttemria 
lobata (WILLD.) OHWI, syn. Dolichos lobrtttts WILLD., Ptteraria thunbergiana (SIEB. et Zucc.) BENTH., Pueraria htrsutR 
(THUNB.) SCHEU). non KURZ] sei (SHEN Kuo 1997: 129*). 

Aconit ist der einzige bekannte psychoaktive Bestandteil (vgl. Aconitum spp.). Moglicherweise reagiert er mit dem Kalk und den 
anderen Krautern - die allerdings laut Su Shi nicht von Bedeutung zu sein scheinen - synergistisch. AuBerdem darf man die 
berauschende Kraft des Alkohols, der als Tragersubstanz verwendet wurde, nicht unterschatzen oder unberiicksichtigt lassen. 
Es ware wirklich interessant, die Rezeptur zu rekonstruieren und humanpharmakologisch zu testen. Allerdings ist Vorsicht 
geboten, denn in der chinesischen Literatur wird auch von unangenehmen Nebenwirkungen, Auszehrung bei chronischem 
Gebrauch und Todesfallen bei Oberdosierung geschrieben (WAGNER 1981: 322f.). 

Literatur 

MAJLIS, Brigitte 

1981 »Alkoholische Getranke iin Alten China*, in: 

Rausch undRealitat, Bd. 1: 314-319. 
NEEDHAM, Joseph und HE PING-YU 

1959 » Elixir Poisoning in Mediaeval China«, 

Janus 48. 
STRICKMAN, Michel 

1979 »On the Alchemy of T'ao Hung-ching«, in: Hoi 

mes WELCH und Anna SEIDEL. (Hg.), Facets Ui 

Tnoisrii, S. 123-192, New Haven und London: Yale 
University Press. WAGNER, Rudolf G. 
1973 »Lebensstil und Drogen im chinesischen Mittelalter«, T'oiing Pno 59: 79-178. 

1981 »Das Han-shi Pulver - eine „inoderne" Droge im 

mittelalterlichen China*, in: Rausch und Realitdt, 

Bd. 1:320-323. 
YU CHIA-HSI 

1938 »Han-shih san k'ao*, in: Fit-jcii lisiieli-cliili 7: 
29-63. (Auf chinesisch.) 



Haoma 

Andere Namen 

Chaoma, Hauma, Horn, Homa, Sauma 

Die alten Parsen hatten einen heiligen, Haonta genannten Trank (auch Hauma, entsprechend dem indischen Soma), der 

berauschend gewesen sein und gottliche Inspiration verliehen haben soil. Er wurde zum gemeinschaftlichen Stieropfer getrunken. 

Dieser als Gottheit verehrte Rauschtram, wurde allerdings vom Religionsstifter Zarathustra (= Zoroaster) - der laut Plinius der 

»Urheber des Magie« war - genauso abgelehnt wie die alter (indoiranischen) Gotter, die Personifikationen vor Gestirnen, 

Gewassern und Naturerscheinungen (Feuer) waren (GAUBE 1992: 108, 774j.Diese Daiwas, »Damonen, G6tzen«, sind 

urverwandt mit den Devas, den Pflanzengeistern der Inder (vgl STORL 1997* ). Der Gott des Rauschtrankes hieB ebenfalls 

Hauma oder Haoma. Noch heute heiB die Steppenraute (Peganum harmala) bei den Persern jioni oder homa. 

»Um aus der Pflanze den heiligen Saft zu gewinnen, muB Haoma als Gott gewissermaBen getotet werden, was durch das 

Auspressen des Saftes geschieht. Bei der Hauptzeremonie der Pansen, des Opferung, wird nicht nur Haoma getrunken und damit 

also einem Gott das Opfer eines anderen sterbenden Gottes dargebracht, sondern auch geheiligtes Brot verzehrt. Indem Priester 

und Glaubige das tun, wollen sie der Unsterblichkeit des Gottes und damit der Auferstehung des ewigen Lebens teilhaftig 

werden.« (VON PRONAY 1989: 27) 

Haoma war fiir die Parsen nicht nur die Urpflanze, aus der alle anderen Heilpflanzen hervorgingen, sondern selbst ein kraftiges 

Heilmittel: 

»Flink macht der Haomarausch. Welcher Sterbliche den Haoma wie einen jungen Sohn lobt: denen wird sich Haoma bereitstellen, 

ihre Leiber heilen. Seitdem wachst du hervor auf diesen Gebirgen, der vielartige, milchreiche, goldfarbige Haoma; deine Arzneien 

sind mit den Wonnen des Vohu Manah verbunden.« (Awesta, Yasna 10) 

Die Perser sahen in der Haomapflanze einen »Wunderbaum« oder »Allsamenballm«, von dem die Samen aller Baume 

abstammen. Aus dem uralten iranischen Gott Mitra entstand in hellenistischer Zeit der Gott Mithras, der in einem geheimen 

Mannerbund kultisch verehrt wurde. In den Mysterien des Mithras lebte die Verehrung des parsischen Haoma fort (CUMONT 

1981, ULANSEY 1991). Auf einigen Kultbildern wird Mithras als junger Gott dargestellt, der einen Stier bei den Niistern packt 

und ihn mit der anderen Hand absticht'": 

»Da begibt sich das Wunder, daB aus dem Leib des im Tod zusammenbrechenden Stiers Segen hervortritt. Alle nahrenden und 

heilsamen Pflanzen kommen aus ihm hervor. Das ist angedeutet durch die Getreideahren, die aus seinem Schwanzende 

hervorwachsen; das wichtigste ist der zeugende Same, der aus dem Stier hervorquillt, und aus dem kiinftiges Leben hervorkommt. 

Teuflische Tiere, Schlange, Skorpion, Krebs, versuchen diesen Lebensquell zu rauben, aber der Same wird in einem GefaB 

aufgefangen und auf den Mond verbracht. Im Licht des Mondes gelautert, erzeugt dieser Same von dort aus ein Rinderpaar, und 

mit diesem Paar, von dem das irdische Rindergeschlecht abstammt, werden alle niitzlichen Tiere hervorgebracht. So entsteht 

durch den Tod des Stiers alles pflanzliche und tierische Leben auf Erden. Dieser Stier war das erste Lebewesen, das erschaffen 

war, und die grausame und grausige Tat, zu der sich Mithras auf GeheiB des obersten Gottes nur wider Willen bereitfand, das Ur- 

Leben zu morden, brachte alles Heil der Welt hervor, hat das Leben unendlich vermehrt, das vielfaltige AU-Leben der Natur geht 

hervor aus einem mythischen, einheitlichen Lebewesen, das dazu getotet werden muBte ... Dieser Stier ist Haoma. « (LoMMEL 

1949: 212)x"' 

Haoma wird mit Stierfett verriihrt zum »Unsterblichkeitstrank« (vgl. » Volyporus mysticus«); die psychoaktive Pflanze gilt als 

»Todabwehrer« und symbolisiert die Lebenskraft: 

»Diese heilige Pflanze ist der Inbegriff oder Ausbund der Pflanzenwelt oder die Urpflanze; sie befal3t in sich das Pflanzenreich 

iiberhaupt, und ihr Saft stellt alle Nahr- und Heilkrafte dar, die in der Pflanzenwelt enthalten sind. Er ist Symbol von Nahrung und 

Heilung ... Soma-Haoma ist also das AU-Leben, das, vom Himmel kommend, die ganze Natur durchpulst und in alien Lebewesen 

gestalthaft gegenwartig ist ... Bei VoUmond, wenn die Schale gefiillt ist mit dem lichten Lebenstrank, trinken die Gotter daraus. 

Davon haben sie ihre Unsterblichkeit, der Inhalt des Mondes ist der Unsterblichkeitstrank, amrta, ein Wort, verwandt mit 

Ambrosia.« (LoMMEL 1949: 213) 

Carl Ruck glaubt, daB die Pansen den vielfach als Ambrosia gedeuteten Fliegenpilz (Amanita muscaria) als Haoma erinnert haben 

(RucK 1995: 132 ). Leider ist es bis heute nicht wirklich gelungen, die echte Haomapflanze zu identifizieren. Auch ist es 

schwierig, die Methode oder Methoden der Zubereitung aus den diirftige Quellen zu rekonstruieren. Ziemlich sicher darf man 

jedoch annehmen, daB es sich bei Haoma genau wie bei Soma um eine stark psychoaktiv wirkende Pflanze bzw. um eine stark 

wirksame psychoaktive Zubereitung, vielleicht eine Art Ayahuascaanalog, z.B. aus Peganum harmala und Phragmites australis 

oder Phalaris arundinacea, gehandelt haben muB. Archaologische Funde deuten darauf hin, daB Ephedra spp. im Haomakult in 

einer bierartigen Zubereitung rituell getrunken wurde. 

Die psychedelische oder visionare Wirkung des Haoma wird in dem persischen Buch Arda Viraf(4. Jh. n. Chr.) beschrieben. Ein 

haomaberauschter Heiliger namens Viraz entschlaft - sein Haoma ist ein mang genannter Trank aus »Wein und Bilsenkraut« (vgl. 

Hyoscyamus niger, Vitis vinifera). Seine Seele wird iiber die Briicke, die den Weitenberg iiberspannt und das Diesseits mit dem 

jenseits verbindet, in den Himmel gefiihrt. Der Heilige gelangt iiber die Sphare der Sterne hinaus zum Reich des weisen 

Himmelsherrn Ahura Mazda oder Ohrmuzd und wird in die Geheimnisse des Lebens nach dem Tode eingeweiht. Nach sieben 

Tag en steigt er mit der Aufforderung, das Geschaute den Menschen zu berichten, wieder auf die Erde herab (COULIANO 1995: 

140f.*): 

» In Persien gait die visionare Schau der geistigen Welt nicht als etwas, das einem einfach durch gottliche Gnade oder als 

Belohnung fiir ein heiliges Leben zuteil wurde. Aus der Rolle, die Sauma [ = Haoma] offensichtlich bei den Initiationsriten 



spielte, laBt sich ablesen, daB Erfahrungen mit den Wirkungen des Sauma, das heiBt das Erlebnis einer Vision von der Menog- 
Existenz, irgendwann einmal die Voraussetzung gewesen sein muB, um Priester (oder davor Schamane) zu werden.« 
(FLATTERY und SCHWARTZ 1989: 31) 

Im Iran haben sich noch gewisse Rudimente des alten Haomakultes erhalten. Der Ritualtrunk wird entweder aus Granatapfelsaft 
(Punica granatum L.) und Meertraubel (Ephedra spp.) oder aus Raute (Ruta graveolens L.) und Milch gebraut (FLATTERY und 
SCHWARTZ 1989: 80). Das Feuerritual im Haomakult hat, integriert in Riten des tantrischen Buddhismus, bis heute iiberlebt und 
wird noch immer in Japan praktiziert (SASO 1991). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ephedra gerardiana, Mandragora spp., Peganum harmala. Soma 

CLAUSS, Manfred 1990 Mithras: Kult arid Mysterien, Miinchen: C.H. Beck. CUMONT, Franz 1981 Die Mysterien des Mitlira, Stuttgart: 
Teubner. FLATTERY, David S. und Martin SCHWARTZ 1989 Haorna and Harnialine, Berlteley: University of Califorma Press (Near 
Eastern Studies vol. 21). GAUBE, Heinz 1992 »Zoroastrismus (Die Religion des Zarathustra)«, in: Emma BRUNNER-TRAUT (Hg.), Die 
grofien Religionen des Alten Orients und der Antike, S. 95-121, Stuttgart: Kohlhammer. MERKELBACH, Reinhold 1984 Mithras, 
Konigstein/Ts.: Hain. LINDNER, Paul 1933 »Das Geheimnis um Soma, das Getrank der alten Inder und Perser«, Forschungen und 
Fortschritte 9(5): 65-66. LoMMEL, Herlnan 1949 »Mithra und das Stieropfer«, Paideunla 3(6/7): 207-218. SASO, Michael 1991 Hottia 
Rites and Mandala Meditation in Tendai Buddhism, New Delhi: Aditya Prakashan/lnternational Academy of Indian Culture. ULANSEY, 
David 1991 The Origins oftlie Mithraic Mysteries, New York: Oxford University Press. VON PRONAY, Alexander 1989 Mithras und die 
geheimen Kulte der Ronier Braunschweig: Aurum. WOLF, Fritz 1910 Avesta: Die Heiligen BUcher der Aarsen, StraBburg: Triibner. 

Haoma-Kandidaten 

(Nach COULIANO 1995*, FLATTERY und SCHWARTZ 1989, LINDNER 1933, RUCK 1995*; erganzt) 

Stammpflanze persischer Name Wirkstoffe) 

Amanita muscaria haoma Ibotensaure/Muscimol 

Cannabis indica beng, bang THC 

Ephedra spp. horn Ephedrin 

Ephedra ciliata F. etM. hum-i-bandak Ephedrin 

Ephedra intermedia SCHR. et MEY. horn, hum, hurra Ephedrin 

Ephedra nebrodensis TINEO. omah, umah Ephedrin 

Ephedra pachyclada Bols. horn, hum, hurra Ephedrin 

Hyoscyamus niger bhanga, bang Tropanalkaloide 

Mandragora turcomanica ? Tropanalkaloide 

(vgl. Mandragora spp.) 

Peganum harmala hom Harmalin, Harmin usw. 

Punica granatum L. hadanaepata NN-DMT (?), Alkaloide 

Ruta graveolens L. sudab, sadab Atherisches Ol, Harmalin 

Vitis vinifera hom Alkohol 



Herbal Ecstasy 



Andere Namen 

Cyberorganic Ecstasy, Herbal XTC, Natiirliches Ecstasy, Natur-XTC, Thrill Pills 

Die modernen Techno-Parties oder Raves der neunziger Jahre wirken wie neuerbliihte antike Bacchanalien, erinnern an die 
mittelalterliche Tanzwut und erscheinen dem unbeteiligtem Beobachter wie Hexensabbathe, wie haitianische Voodoo-Tanze, 
indianische Pow Wows oder die Trancetanze der San (oder iklung-Buschleute) in der Kalahariwiiste (vgl. Ferrariaglutinosa). 
Besonders die sogenannten Goa-Parties, die iiberwiegend im Freien stattfinden und hauptsachlich von Alt-Hippies und 
Neohippies besucht werden, erscheinen wie ekstatische Tanzrituale archaischer Volker (SAUNDERS und DOBLIN 1996). 
Diese Wochenendparties, die meist gegen Mitternacht beginnen und bis zum nachsten Nachmittag dauern, wirken wie eine 
Nachahmung dessen, was Aldous Huxley als »himmlische oder paradiesische Erfahrung« in seinem Klassiker Himmel und Holle 
beschrieben hat (HUXLEY 1970 ). Die Lightshow offenbart das mystische »uberirdische« Licht, die entziindeten 
Raucherstabchen (vgl. Raucherwerk) gemahnen an die himmlischen Wohlgeriiche, an die »paradiesische Brise«. Die DJs (Disk 
Jockeys) wirken wie die Oberpriester einer Kultgemeinde, die sich fiir das Ereignis in spezielle Festtagskleidung (techno style) 
gehiillt hat. Die DJs haben die Aufgabe, ihre Gemeinde in einen veranderten, namlich ekstatischen Zustand zu fiihren; ganz so wie 
der naturvolkische Schamane. Deshalb bezeichnen sich viele DJs gerne als »Techno-Schamanen«. Sie sind moderne 
»Schamanen«, die mit modernster Technologic arbeiten, um sich und andere in andere Wirklichkeiten zu entfiihren. Entscheidend 
dabei ist die stark rhythmusbetonte Musik: Techrio oder Trance (auch Psychedelic Trance) genannt (COUSTO 1995). 
Die meisten » Techno-Schamanen« und die meisten Partybesucher stimmen darin iiberein, daB die Rhythmen vor allem in 
Verbindung mit psychoaktiven Substanzen zu Tranceerfahrungen verhelfen. Verschiedene Untersuchungen in der Techno-Szene 
haben gezeigt, daB die Partyganger sich gezielt den Sound und Rhythmus aussuchen, der fiir sie funktioniert. Uberhaupt scheint 
die Antriebsfeder fiir das Partytreiben und die Tanzwut die Sehnsucht nach ekstatischer Erfahrung zu sein (KROLLPFEIFFER 
1995, BOPPLE und KNUFER 1996, RABES und HARM 1997). 



Die meisten Partybesucher nehmen psychoaktive Substanzen ein: »Ecstasy« (= MDMA; vgl. My ristica fragrans), LSD, 
psilocybinhaltige Pilze (Psilocybe semilanceata, Psilocybe cyanescens), Haschisch und Marijuana (Cannabis sativa), Kokain, 
Amphetamine und Guarana (Paullinia cupana). Da seit dem internationalen MDMA-Verbot (1987) die Probleme mit der 
Substanz erst begonnen haben, wird der Schwarzmarkt mit schlechten Praparaten, von denen die Benutzer oft gar nicht wissen, 
was in den Pillen tatsachlich enthalten ist, iiberschwemmt (AHRENS 1995). Die UngewiBheit iiber Reinheit und Qualitat des 
begehrten Produkts, verbunden mit der Toleranzbildung und dem Bediirfnis nach einer »naturlichen« Alternative haben dazu 
gefiihrt, daB in der Party-Szene immer mehr pflanzliche Produkte, sogenannte »naturliche Drogen«, verbreitet werden (vgl. 
Energy Drinks). Die Vertreiber und Hersteller bewerben ihre Produkte - gewohnlich unter dem Namen herbal ecstasy - als 
naturUches Surrogat fur MDMA und versprechen »ganz ahnUche Wirkungen« (LEITNER 1995, SAUNDERS und WRIGHT 
1995). 

Die Rezepte fiir Herbal Ecstasy orientieren sich an den aus den USA kommenden brain foods (»Hirnnahrung«) und smart drugs 
(»Intelligente Drogen«), die aus pflanzlichen Stimulantien (Ephedrin, Koffein), Vitaminen, Aminosauren und Hormonen bestehen 
(PELTON und PELTON 1989, POTTER und ORFALI 1993) und an traditionelle chinesische Tonika erinnern (TEEGUARDEN 
1984). Oft enthalten sie Fo-ti-tieng [Centella asiatica (L.) URBAN (syn. Hydrocotyle asiatica L.) J, ein tonisierendes, mitunter 
leicht psychoaktives Gewachs (EM BODEN 1985, STORE 1995). Gerne wird auch ein Extrakt aus Ginkgo biloba L. [syn. 
Salisbitria adiantifolia SM.; Ginkgoaceae] hinzugefiigt, well er das Hirn und die Gedachnisleistung Stimulieren soil (SCHMID 
und SCHMOLL 1994). Der Hauptbestandteil ist meisten Ma-huang (Ephedra sinica). Ob mit Herbal Ecstasy tatsachlich 
psychoaktive oder gar empathogene Erfahrungen gemacht werden, ist zweifelhaft. Selbst wenn Ephedrin enthalten ist, ware die 
Dosierung doch zu gering. Mitunter wird auch Yohimberinde oder -extrakt (Pausinystalia yohimba) zugefiigt (SAUNDERS und 
DOBLIN 1996: 157). Ein in der europaischen Szene als gut wirksam geltendes Rezept besteht aus folgenden Ingredienzien: 

Angelica dahurica (FISCH. Furanocumarine 

ex HOFFM.) BENTH. etHOOK./ 
Carthamus tinctorius L. ? 

Epimedium grandiflorum C. MORR. 
Syzygium aromaticum (L.) MERK. Eugenol 

et M.PERRY 

[syn. Eugenia caryophyllus 

(SPRENG.) BULL. et. HARR.] 
Glycyrrhiza uralensis FISCH. Glycyrrhizin u.a. 

Inula japonic a THUNB. 

[syn. 1 . britannica L. 

yar. japonica (THUNS.) FRANCH. 

et SAVAT. ] 
Ephedra sinica STAFF Ephedrin 

Paeoma veitchii LYNCH Paeoniflorin u.a. 

Panax notoginseng (BURK.) Ginsenoside 

F.H. CHEN 

[syn. P, pseirdoginseng WALL. 

var. notoginseng (BURK.) 

HOO et TSENG] 
Poly gala tenuifolia WILLD. Polygalitol u.a. 

Salvia nriltiorrhiza BGE. Tanshinone u.a. 

Zizyphus vulgaris LAM. var. Betulin u.a. 

spinosus BGE. 

[syn. Zizyphus jujuba MILL.] 

Empfohlen wird eine Dosis von 1 bis 3 Kapseln (pro Kapsel 0,8 g). Leider werden keine Mengenverhaltnisse angegeben. Ich habe 
bei drei Kapseln lediglich eine leichte Stimulation und aphrodisische Erregung gespiirt, aber keinerlei Ahnlichkeiten mit der 
MDMA-Wirkung festgestellt. In den USA wird ein Produkt - natiirlich 100% natural - namens herbal ecstasy"" angeboten, das 
folgende Inhaltsstoffe nennt: 

Tibetan Ma Huang Ephedra intermedia 

var. tibetica oder 

E. monosperma 

(siehe Ephedra spp.) 
Wild Brazilian Guarana Paullinia cupana 

Chinese Black Ginseng Panax sp. (siehe 

Panax ginseng) 
Wild Ginkgo biloba Ginkgo biloba L. 

African Raw Cola Nut Cola spp. 

Gotu-Kola Hydrocotyle sp. ? 

Fo-Ti-Tieng Centella asiatica 



Green tea extract Camellia sinensis 

Rou Gui (Rare form Myristica sp. ? 

of Chinese Nutmeg)4zz (vgl. Myristica fragrans) 

Die Wirkung dieses Produktes ist mit der des oben genannten alinlicli (enttauschend). Die Vermarktung von Herbal Ectstasy und 
ahnlichen Produkten (Ultitrzate Xphoria u.a.) - ein groBes Geschaft (300 Millionen Dollar Umsatz; JOLLY 1996) - hat in den 
USA dazu gefiihrt, daB die FDA Untersuchungen iiber die Inhaltsstoffe anstellte und den meist einzigen wirksamen Bestandteil, 
namlich den ephedrinhaltigen Ephedra- Extrakt, gesetzlich verbieten lieB und damit alle bisher frei verkauflichen Ephedra- 
Produkte vom Markt verbannte (Vgl. SAUNDERS und D0I3LIN 1996: 160). Die Hersteller von Herbal Ecstasy (u.a.) machen seit 
Sommer 1996 Werbung fiir Ephedra-free Herbal Ecstasy. Damit ware es zu einer Art »koffeinfreiem Kaffee«, namlich 
»ecstasyfreiem Ecstasy«, als harmlosem, aber teurem Placebo geworden. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage untev Myristica fragrans, Energy-Drinks 

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SCHMID, Maria und Helga SCHMOLL gell. EISENWERTH 
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1994 Ginkgo: Ur-Baum und Arzneipflanze - Mythos, 
Dichtung und Kunst, Stuttgart: WVG. 

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1995 »An Ethnobotanical Portrait of the Indian 
Pentlywortu, Jahrbuch -fiir Etliriotltedlzlri und BPwllfit 
seins/Orschurtg 3( 1994): 267-282. 

TEEGUARDEN, Ron 

1984 Chinese Tonic Herhs, Tokyo, New York: Japan 

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1996 »MDMA - Line aktuelle Ubersicht«, Jahrbuch 
des Europaischen Colle-giurns jiir BewllJ.itscinsstndion 

1995: 209-219. 



Hexensalbe 



Andere Namen 

Buhlsalbe, Flugsalbe, Hexenschmiere, Oyntment, Schlafsalbe, Unguenti Sabbati, Unguentum pharelis, Unguentum populi, 
Unguenta somnifera. Witches' ointment 

Die beriihmte »Hexensalbe« - also jene Substanz, durch die die vermeintlichen Hexen des Nachts »Ausfahrten« machten - ist 
keine Erfindung der Inquisition; sie wird bereits in antiken Schriften genannt (Loch 1962). Die erste Erwahnung einer »Flugsalbe« 
stammt vom »Vater der Dichtkunst« Homer: Hera salbt sich mit Ambrosia, um vom Olymp herab iiber Thrakiens Schneeberge, 
»uber die obersten Gipfel, und nie die Erde beruhrend« zu Zeus auf den Ichberg zu gelangen. Zeus ist zutiefst erstaunt dariiber, 
wie schnell sie die Fahrt ohne Pferd und Wagen schaffte (Illins II, XIV, 169f£). Beriihmt ist auch die Erwahnung der Hexensalbe 
im bekanntesten Schelmenroman der Spatantike, den Metcirrrorphosen (= Der Goldene Esel) des Apuleius (2. Jh. n. Chr.). Darin 
berichtet der Held Lucius von den Zauberpraktiken und Hexereien der Bewohner von Thessalien, »der Magie weltbekannte 
Heimat« (II). Danach waren die thessalischen Hexen darin kundig, Alraunmannchen (vgl. Mandragora officinarum) zu beleben, 
um sie nach ihren Wiinschen auszuschicken und Schaden anrichten zu lassen. Und ebenso konnten sie selbst nach Belieben die 
Gestalt wandeln und ausfahren: 

»Allererst zieht sich Pamphile fasernackt aus. Nachher schlieBt sie eine Lade auf, aus der sie verschiedene Biichschen nimmt. 
Eines von diesen Biichschen offnet sie und holt daraus eine Salbe, die sie lange zwischen beiden Hinden reibt, alsdann beschmiert 
sie sich damit von der Perse bis zum Scheitel. 

Nun halt sie ein langes, heimliches Gesprach mit ihrer Lampe. Darauf schiittelt und riittelt sie alle ihre Glieder. Diese sind kaum in 
wallender Bewegung, als daraus schon weicher Flaum hervortreibt. In einem Augenblick sind auch starke Schwungfedern 
gewachsen, hornig und krumm ist die Nase; die FiiBe sind in Krallen zusammengezogen. Dasteht Pamphile als Uhu!« 
(APULEIUS III, 21) 

Leider sind keine antiken Rezepte erhalten geblieben. 

Die mittelalterlichen Quellen schweigen zu diesem Thema. Erst gegen Ende des Spatmittelalters wird iiber die Hexensalben, die 

zum einem zum Hexenflug, zum anderen auch zur Tierverwandlung (z.B. in Werwolfe; vgl. LEUBUSCHER 1850, VOLKER 

1977) tauglich gewesen sein sollen, spekuliert (HAAGS 1984). Mit der Renaissance kam nicht nur ein Interesse an der Antike auf, 

sondern es tauchten auch alle moglichen narkotischen Salben, die offensichtlich antike Wurzeln hatten, in der Volksmedizin und 

in der Chirurgie (vgl. Schlafschwamm) wieder auf (PIOMELLI und POLLIO 1994). 

Dr. Johannes Hartlieb (ca. 1400-1468) war der Leibarzt der Wittelsbacher Herzoge, Schriftsteller und Diplomat. Er hat nicht nur 

eines der friihesten deutschen Krauterbiicher (um 1440; WERNECK und FRANZ 1980) hinterlassen, sondern verfaBte auch die 

wichtigste mittelalterliche Quelle iiber die Reste des Heidentums. Da er ein ergebener Christ war, stellte er die magischen 

Praktiken als verwerflich und gefahrlich dar und faBte sie in seiner Schrift Das Buck aller verbotenen Kiinste (1456; Originaltitel: 

Das poch aller verpoten krrnst, ungelatrbens und der zcrrrbrey) zusammen. 

Hartlieb war der erste Arzt, der ein Rezept fiir die Hexensalbe niedergeschrieben hat. In Kapitel 32 des Brakes aller verbotenen 

Kiinste heiBt es: 

»Wie die Fahrt durch die Liifte vor sich geht. Um auf eine solche Fahrt zu gehen, benutzen Manner und Frauen, besonders die 

Unholden, eine Salbe, die Unguenturrl pharelis heiBt. Sie wird aus sieben Krautern hergestellt. Dabei wird jedes einzelne Kraut 

genau an dem Tag gepfliickt, der ihm zugeordnet ist. So pfliicken oder ergraben sie am Sonntag Solseqtcircrrr, am Montag 

Lrmarica, am Dienstag Verbeng, am Mittwoch Mercrrrialis, am Donnerstag Barba Jovis, am Freitag Capillus Veneris. Daraus 

stellen sie dann unter Beimischung von Vogelblut und Tierschmalz Salben her. Aber das werde ich nicht im einzelnen 

beschreiben, damit niemand dadurch verdorben wird. Wenn ihnen denn danach ist, bestreichen sie damit Banke oder Stiihle, 

Rechen oder Ofengabeln und fahren (darauf) von hinnen. Das ist nichts anderes als Negromantie [= „schwarze Wahrsagung"42j] 

und strengstens verboten.« (HARTLIEB 1989a: 45) 

Hartlieb s Name iibersetzung Mogliche Deutung(en)414 

Solsequium »der Sonne folgend« Lowenzahn 

(= Taraxacum officinale WEB.S.L.) 

Ringelblume/Sonnenwende 

(Calendula officinalis L.) 

Wegwarte (Cichorium intybus L.) 

Sonnenwendkraut 
Lunaria »Mond[kraut]« Stumpfes Silberblatt (Car/ma ^p. .'j 

Spitzes Silberblatt, 

Konigsfarn, » Lunaria maior« 
Verbena »Eisenkraut« Eisenkraut415 

Verbena officinalis L. 
Mercurialis »Merkurs [kraut] « Schutt-Bingelkraut 

(Mercurialis annua L.) 

Wald-Bingelkraut (Mercurialis sp.) 
Barba Jovis »Bart Jupiters« Donnerkraut/Dach-Hauswurz 

(Sempervivum tectorium L.) 
Capillus Veneris »Venushaar« Frauenhaar 

(diverse Farnarten, u.a. 



Adiantum capilltis -veneris L.) 

Die den Wochentagen (und Planetengottern) zugeordneten Krauter lassen sich nicht wirklich eindeutig botanisch identifizieren. 

Zum Teil jedoch konnen die Namen mit Pflanzen identifiziert werden, die im ausgehenden Mittelalter mit den gleichen Namen 

benannt wurden. 

Es scheint, daB es sich bei diesem Rezept von Johannes Hartlieb eher um ein sympathiemagisches Mittel als um eine psychoaktive 

Substanz handelte (Vgl. BIEDERMANN 1974). Es sei denn, daB es bisher unbekannt gebliebene, psychoaktive Farne gibt. 

Es ist wahrscheinlich nur einmal in der Geschichte der Hexenverfolgung tatsachlich eine Salbe aufgefunden worden, die auch die 

ihr zugeschriebenen Wirkungen erfolgreich erzielte. Als der Herzog von Lothringen im Jahre 1545 schwerkrank darniederlag, 

wurde ein Ehepaar verhaftet, dem zur Last gelegt wurde, den Herzog verzaubert zu haben. Auf der Folterbank »gestanden« die 

beiden ihre Hexerei. Bei einer anschlieBenden Hausdurchsuchung wurde ein Krug mit einer Salbe gefunden, die vom papstlichen 

Leibarzt Andres de Laguna (1499-1560) untersucht wurde (vgl. ROTHMAN 1972). Er erkannte in der Salbe un cierto unguento 

verde conto el del Populeon (»eine bestimmte griine Salbe wie die Pappelsalbe«; vgl. VRIES 1991). Laguna vermutete, daB die 

Salbe Cicteta (Schierling), Solarium (?), Hyoscyamus und Mandragora enthielt, und erprobte sie an der Frau des Henkers. Diese 

verfiel fiir drei Tage in eine Art Koma oder Tiefschlaf und beschwerte sich argerlich, als sie aus diesem Schlaf mit suBen Traumen 

voller erotischer Abenteuer gerissen wurde. 

Auch fiir manche Inquisitoren, wie z.B. Pedro Ciruelo, war es eine klare Tatsache, daB die angeblichen Hexen nicht wirklich zum 

Sabbat flogen, sondern durch die Salbe halluzinatorische Erlebnisse hatten (DINZELBACHER 1995: 209). "1 1 

Von Anfang an fiihrten diejenigen, die iiber die Natur der Hexensalben spekulierten - meist friihneuzeitliche Arzte (VRIES 1991) 

-, die Wirkung der Salbe auf die Nachtschattengewiichse zuriick (EVANS 1978, FUHNER 1919, HARNER 1973; vgl. auch 

DUERR 1978). 

Johannes Wier (1515-1588), der Leibarzt des Herzogs Wilhelm von Jiilich, diskutierte die Hexensalben in seinem Werk (WEYER 

1563) und zitierte ein Hexensalbenrezept aus dem Buch De Subtilitate Rerurn von Hieronimus Cardanus Girolamo Cardano): 

»Salbe, welche soil der Kraft und Wirkung sein, daB man durch sie wunderbarliche Ding ersehen mag. Solche wird zubereitet aus 

Kinderfeiste, wie sie sagen, und Eppichsaft, Wolfskraut, Tormentill, Solano (Nachtschatten) und RuB. Jedoch halt man sie fiir 

schlafend, well sie solche Sachen sehen. Die Ding aber, ob welchen sie ihre Augen verweitern, sind mehrerteils Spielhauser, griine 

Lustplatz, herrliche Mahlzeiten, viel und mancherlei Gezierde, hiibsche Kleider, schone Jiinglinge, Konige, Oberherren, ja alles, 

daB darnach ihnen bang und watz ist, sie vermeinen auch nicht anders denn daB sie solcher Kurzweil und WoUusts genieBen, und 

gefreuet werden. Sie sehen aber beneb auch den Teufel, Raben, Kerker, Einodinen und des Henkers oder Folterers Gaukelsack ... 

Daher denn desto starkerer erfolget, daB sie bediinkt, daB sie durch viel weite und selfsame Lande reisen, und darin mancherlei 

Gattung erfahren, darzu denn auch mehr beschriebene Salben nicht iibel.« (in HAUSCHILD et al. 1979: 37) 

Wier beschrieb zudem ein selbsterdachtes »01« , das angeblich genau die Wirkungen entfalte, die den Hexensalben 

zugeschrieben werden. Es bestand aus: 

Lolium Taumellolch (Lolium temulentum) 
Hyoscyamus Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus 

niger) 
Cicuta Schierling (Cicuta virosa oder 

Conium maculatum) 
Papaver ruber »Roter Mohn«; moglicherweise 

Papaver rhoeas 
Papaver niger »Schwarzer Mohn«; moglicherweise 

Papaver somniferum 
Lactuca »Lattich«; moglicherweise 

Lactuca virosa 
Portulacca Portulak (Portulaca sp. ) 

SolanumFriichte der Schlafbeere (Withania 

somniferum somnifera); moglicherweise auch 

fructus ToUkirschen (Atropa belladonna) 
Opium Opium von Papaver somniferum 
thebaicum 

Diese Mischung sollte einen lang anhaltenden Schlaf mit halluzinatorischen Traumen bewirken. Der englische Politiker, 

Philosoph und Schriftstellers Francis Bacon (1561-1626) diskutierte in seiner Schrift The Oyntment that Witches Use das Rezept 

des Italieners Cardano, verkannte aber die Natur des »RuBes«, denn er ersetzte den RuB durch Weizenmehl. Der RuB bezeichnete 

aber mit ziemlicher Sicherheit den Getreidebrand (auch: »GetreideruB«) oder sogar das Roggenmutterkorn (Claviceps purpurea). 

AuBerdem mutmaBte Bacon, daB auch die neuweltlichen Gewachse Tabak (siehe Nicotiana tabacum und Hyoscyamus spp.) und 

Stechapfel (Datura stramonium) brauchbare Ingredienzien seien. 

Auch Paracelsus soil ein Kenner der Hexensalben und anderer Zaubermittel (vgl. Schlafschwamm, Papaver somniferum) gewesen 

sein. Johannes Praetorius (1630-1680) erwahnt dies in seinem erstmals 1668 erschienenen Buch: 

»Paracelsus berichtet, daB die Hexensalbe von den Hexen aus dem Fleisch der jungen, neugebornen Kindlein gemacht werde, 

welches sie wie einen Brei kochen, zusammen mit Krautern, die Schlaf verursachen, als da sind Mohn, Nachtschatten, 

Sonnenwendel, Schierling und dergleichen. Wenn nun die Hexen sich mit der Salbe einschmieren und folgende Worte sprechen: 



oben aus und nirgends an, so soUen sie, seiner Meinung nach, durch die Feuermauern, durch die Fenster und durch andere enge 

Locher mit Hilfe des Teufels davonfahren.« (PRAETORIUS 7979; 40) 

Der hallische Chemiker Hoffmann (1660-1742) fiigte den Nachtschattengewachsen und dem Opium noch die als Gift gefiirchtete 

Eibe (Taxus baccata L.) als Bestandteil der »Schlafsalben« zu. Immerhin gait die Elbe bei den Germanen als Zauberbaum und 

gehorte zu den Runennamen (eihwaz). Es ist durchaus moglich, daB die Eibe psychoaktive Wirkungen hat (vgl. Kinnickinnick). In 

einem HexenprozeB von 7758 werden folgende Zutaten der Salbe aufgefiihrt: »Alraun Wurzel, Bilsen-Samen, Nacht-Schatten- 

Beeren, Mag Samen Saft« (GRUNTHER 1992: 24). DaB in diesem Dokument tatsachlich andere Ingredienzien als Kinderfett 

genannt werden, ist eine totale Ausnahme. 

Sogar noch im 79. Jahrhundert werden in der Literatur spekulative Rezepte iibermittelt. Der romantische Marchenerzahler Ludwig 

Bechstein (1801-1860) nennt in einer seiner Hexengeschichten die Salbe einer Wetterhexe, die aus Sanikel (Pingtiicula vulgaris 

L.), Beschreikraut (moglicherweise das Berufskraut Conyza sp.), Ottermennige (= Odermennig, Agrimonia eupatoria L.), 

schwarzem Andorn (Ballota nigra L.) und TeufelsabbiB (Scabiosa succisa L., syn. Succisa pratensis MOENCH) bestand; mit 

dieser Mischung soUte man sich die Arme einschmieren (BECHSTEIN 1986: 255 ). 

DaB der Fliegenpilz (siehe Amanita muscaria) eine Zutat zu den Hexensalben war, ist eine Vorstellung des 20. Jahrhunderts; 

ebenso neueren Datums ist die Annahme, daB die Hexensalbe auf einen »Hexenbesen«, eine Art Dildo, aufgetragen und vaginal 

Oder rektal appliziert wurde. 

Erst gegen Ende des 79. Jahrhunderts begannen Wagemutige, die iiberkommenen Rezepte tatsachlich nachzukochen und an sich 

selbst zu erproben. Darunter war der Geheimwissenschaftler Carl Kiesewetter (1854-1895). Nach einigen wohl erfolgreichen 

Experimenten scheint er durch Unvorsichtigkeit an einer Uberdosis gestorben zu sein. Der spektakulare, immer wieder zitierte 

Bericht von Wilhelm Mrsich scheint - da er absichtlich keine Rezeptur preisgibt - eher ein literarisches Werk denn ein 

humanpharmakologisches Experiment gewesen zu sein (MRSICH 1978). 

Der einzige authentisch anmutende Selbstversuch (nach Portas Rezept) scheint der des deutschen Volkskundlers Will-Erich 

Peuckert (18951969) gewesen zu sein: 

»Wir hatten wilde Traume. Vor meinen Augen tanzten zunachst grauenhaft verzerrte Gesichter. Dann plotzlich hatte ich das 

Gefiihl, als floge ich meilenweit durch die Luft. Der Flug wurde wiederholt durch tiefe Stiirze unterbrochen. In der SchluBphase 

schlieBlich das Bild eines orgiastischen Festes mit grotesken sinnlichen Ausschweifungen.« (PEUCKERT 1960) 

Auch der bei Marzell (1964: 48*) zitierte Erfahrungsbericht von Siegbert Ferkel klingt authentisch. Hanscarl Leuner hat sich 

einem Selbstversuch unterzogen, aber keine Wirkung erzielt (LEUNER 1981: 67*). Die meisten Autoren, die in den letzten Jahren 

iiber Hexensalben publiziert haben, konnen iiber keine eigenen Erfahrungen berichten (z.B. DUERR, GRUNTHER, HANSEN, 

HARNER, KUHLEN, VOM SCHEIDT, VRIES, YILMA). Der Historiker Walter Ulreich hat eine selbstbereitete Salbe aus 

Tollkirsche, Mohn, Schierling, »anderen Krautern« und Schweinefett ausprobiert, allerdings ohne den gewiinschten Erfolg. Der 

Ritt zum Blocksberg blieb aus (»Auf der Tollkirsche«, in: People in Motion, Sommer 1996: 66f. ). 

Die Pharmakognosie der Hexensalben ist noch lange nicht geklart und wiirde ein lohnendes humanpharmakologisches 

Forschungsfeld bieten, wenn die zukiinftigen Forscher experimentierfreudiger waren. Ob die Wirkstoffe der Ingredienzien 

tatsachlich durch die Haut aufgenommen werden konnen, miiBte noch experimentell erforscht werden (vgl. GRUNTHER 1992, 

WALDVOGEL 1979). 

Die Vorstellung von der halluzinogenen Hexensalbe hat eine reiche Prosaliteratur hervorgebracht. Hier seien nur einige wenige, 

besonders interessante Erzahlungen und Romane angefiihrt: BECHSTEIN 1986, DELANEY 1994, GORRES 1948, MEYRINK 

1984: 179-186, TIECK 1988. 

Ingredienzien sogenannter »Hexensalben« 

• Pflanzenprodukte/angenommene Stammpflanze: 

Ackerwurz Acorus calamus 

Andorn Ballota nigra L. 

Apium Apium graveolens L. 

(Schwarze) BetelnuB Areca catechu 

Beschreikraut Conyza sp. 

Botrychium lunaria Botrychium lunaria L. Sw. 

Eibe Taxus baccata L. 

Epfich Apium graveolens (?) 

Eppichsaft Apium oder Aethusa (?) 

Calamus Acorus calamus 

Cicutal29 Cicuta virosa L. 

Conium maculatum L. 

(syn. Cicuta maculata 

GAERTN.) 
Drachenblut Dracaena cinnabari BALE. f. 

Fingerkraut Potentiella spp. 

Fliegenpilz Amanita muscaria 

Hanf Cannabis sativa 

Hundspetersilie Aethusa cynapium L. 

Hyoscyamus Hyoscyamus niger 



Literatur 



Hyoscyamus spp. 



Lactuca 

sativa L 
Lilie 

Lolium, Lolch 
Magsamen 
Mandragora 
Nachtschatten 
Napellus 
Nasturium 
Nieswurz 

Helleborus spp. 
Olibanum, Weihrauch 

B. spp. 
Opium thebaicum 

somniferum 
Ottermennige 
Papaver ruber 
Papaver niger 
Pastinak 
Pentaphyllum 
Pfeffer 
Populi 
Portulacca 
RuB 



Lactuca virosa, Lactuca 



Iris sp. 

Lolium temulentum 
Papaver somniferum 
Mandragora spp. 
Solanum spp. 

Aconitum napellus 

Nasturtium sp. 
Veratrum album 



Harz von Boswellia sacra, 



Opium von Papaver 



Agrimonia eupatoria L. 
Papaver rhoeas 
Papaver somniferum 
Pastinaca sp. 

Potentilla sp. (?) 
Piper nigruin L. 
Populus nigra L. 

Portulaca sp. 
Getreidebrand, Brandpilze 
(Ustomycetes) 
Claviceps purpurea 
Safran Crocus sativus 

Seerose Nympllaea alba L. 

Nuphar lutea 
Smyrnapaste Opium (?) 

Solanum spp. 



Withania somnifera 



Solano, Solanum 

Datura spp. 
Solanum somniferum 

Atropa belladonna 
Stramonii Datura stramonium 

Tabak Nicotiana tabacum 

TeufelsabbiB Scabiosa succisa L. 

Teufelsdreck Ferula asafoetida L. 

Thebaicum = Opium 

ToUkraut Scopolia camiolica 

Atropa belladonna 
Verbene Verbena officinalis L. (?) 
Wasser-Merck Apium graveolens oder Sium sp. 
Wolff skraut Aconitum spp. 

Wolfsmilch Euphorbia spp. 

Chelidonium majus L. 

• Tierprodukte: 

Dachsschmalz, Fledermausblut, Fuchsschmalz, 
Katzenhirn, Kinderfett, Wiedehopfblut, Wolfsblut, 
Wolfsfett, Wolfsschmalz, Krotengift (Bufo bufo), Spani 
sche Fliege (Lytta vesicatoria), Vogelblut, Sauglingsblut, 
Kinderblut, Eulenblut, Kauzchenblut, Geierfett 

• Sonstiges: 

Ol, Salz, Rost (?), Hostien, Wein 



AYULEIUS 

1975 Der Goldene Esel, Frankfurt/M.: Insel. 

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Honig 



Andere Namen 

Cab, Honey, Kab, Ksandra (Sanskrit), Mel, Mella, Miel 

Honig heiBt das Produkt, welches durch die domestizierte Honigbiene (Apis mellifica) und andere, wilde Bienen (Melipona spp., 

Trigona spp.) aus dem Nektar und den Pollen von verschiedenen Pflanzen entsteht. »Honig ist moglicherweise das einzige 

vorverdaute Nahrungsmittel, das der Mensch kennt« (ROOT 1996: 127*). 

Honig wird seit der Steinzeit zur Herstellung von Met benutzt. DaB Honig toxisch und/oder psychoaktiv, d.h. meist berauschend 

sein kann, ist weltweit bekannt und belegt (PALMER -JONES 1965). Honig hat eine lange Geschichte als Heilmittel oder 

»Himmelsmedizin«. In der hippokratischen Medizin wurde Honig als »eine Art Psychopharmakon gegen Depressionen und 

Melancholie und als Geriatrikum« verwendet ebenso wie als Antidot bei Opiumiiberdosierungen (Uccusic 1987: 38f.; siehe 

Papaver somniferum). 

Es gibt drei Kategorien von Pflanzen, die mit toxischem Honig in Verbindung stehen: 

1. Pflanzen, deren Nektar oder deren Pollen Bienen toten, bevor sie ihn zu Honig umwandeln konnen (z.B. Locoweed 
[Astragaltts lerttiginostrs], Veratrum cafifomtcllirt, Vemoma spp.); 

2. Pflanzen, deren Nektar fiir Bienen harmlos, dessen Honig fiir den Menschen aber toxisch/berauschend sein kann (z.B. 
Oleander [Nerittrrt oleander], Stechapfel [Datura spp.], Engelstrompeten [Brugmansia spp.], Berglorbeer [Kalmia 
spp.], Giftjasmin [Gelsemium sempervirens], Ettphorbia ntarginata, Serjania lethalis); und 

3. bekannte Giftpflanzen, die fiir Bienen ungefahrlich sind und die genieBbaren, oftkostlichen Honig produzieren (z.B. 
Rhus toxicodendron, Metopitirrt toxifert.irrt, Jatropha curcas, Baccharis halintifolia, Ricinus corrtmtinis) (MORTON 
1964:415). 

Schon Xenophon (etwa 430-355 v. Chr.) berichtet in Anabasis, wie sich Soldaten an dem Honig, der von pontischen Pflanzen 

(Rhododendron ponticttrrt L.) und wahrscheinlich von einem rotbliihenden Oleander (Nerittrrt oleander L.; vgl. RATSCH 1995: 

267f.*) gesammelt wurde, berauschten und vergifteten (ROTH et al. 1994: 615*) - »modern ausgedriickt: sie waren „high". (...) 

Der High-Zustand dauerte bei den Griechen nicht lange an und klang bald wieder ab« (RUDIGER 1974: 93). Dieser pontische 

(tiirkische) Honig ist in der toxikologischen Literatur unter den Namen »Tollhonig« oder »kleinasiatischer Gifthonig« zu finden 

(FiJHNER 1943: 2030. In der Antike war dieser berauschende Honig gut bekannt (KRAUSE 1926, PL,UGGE 1891); er hatte 

vielleicht mit der dionysischen Raserei zu tun: 

»In der Gegend am Pontos, beim Volke der Sanner, gibt es eine Art Honig, die nach dem Wahnsinn, den sie hervorruft, 

rrtaertorrtenon [= Tonmacher] genannt wird. Man glaubt, dies werde durch die Bliite des Oleanders [Rhododendron] verursacht, 

von dem die Walder iibersat sind.« (PLINIUS XXI, 77) 

Im Altertum glaubte man, der Oleander stamme aus dem Lande Kolchis (am Schwarzen Meer); man sah in ihm eine Pflanze der 

»Hexe« Medea (vermutlich eine skythische Schamanin). Anscheinend hatte der Oleander auch etwas mit den Weinen, die bei den 

dionysischen Orgien getrunken wurden, zu tun. Der Oleander wurde gerne auf Wandgemalden in Pompeji, das fiir seine Bacchus- 

Mysterien bekannt war, dargestellt. In den Oleanderblattern ist das starke Herzgift Oleandrin enthalten. Es kann durch Lahmung 

des Herzens fiir Tiere und Menschen lebensgefahrlich werden. Daneben finden sich weitere digitalisahnliche Glykoside (Neriin, 

Neriatrin, Adynerin, Cortenerin). Der Milchsaft enthalt Salicin und andere Alkaloide. Obwohl immer wieder vor der Giftigkeit des 

Oleanders gewarnt wird, wurden in der toxikologischen Literatur keine gefahrlichen Intoxikationen aufgrund des Verzehrs von 

Bliiten und Blattern beobachtet (FROHNE Und PFANDER 1983: 47*). 

In einem alchemistischen Papyrus aus der Spatantike findet sich ein ratselhaftes Rezept mit Tonhonig: 

»Herstellung von Smaragd. 1 Teil gebranntes Kupfer, 2 Telle Griinspan und entsprechend pontischen Honig koche eine Stunde.« 

(zit. nach HENGSTL 1978: 272) 

Bei diesem Rezept handelt es sich anscheinend - wie bei alien spateren alchemistischen Rezepturen - um eine Geheimanleitung 

fiir einen BewuBtseinsprozeB, der mit der Transmutation der Materie einhergeht. Interessant ist dabei vor allem der psychoaktive 

Honig. 

Unter »Leckmitteln« verstand man in der Antike verriebene Heilpflanzen, z.B. Wermut (vgl. Artemisia absinthium), und andere 

Pharmaka in Honig. Sie waren eine Art pharmazeutisches » Lutschbonbon« mit moglichen psychoaktiven Wirkungen, z.B.: 



»Ein Heilmittel, um die Gebarmutter zu kiihlen: Hanf wird in Honig zerstoBen und in die Vagina gefullt. Dies ist eine Kontraktion 

[des Uterus]. « (Papyrus Ebers 821, 1550 v. Chr.) 

Den Maya ist der Honig (cab) ein Geschenk der Bienengotter (ah ntuzen cab), eine vom Himmel gebrachte Speise (TOZZER und 

ALLEN 1910:298ff.). 

Schon zu prakolumbianischen Zeiten gab es in Yucatan eine einheimische Form der Apikultur (BRUNIUS 1995). In Yucatan und 

in der Selva Lacandona (Chiapas) gibt es mehrere einheimische, stachellose Bienen ( Familie Meliponidae), die sehr gezielt 

Bliiten anfliegen, um daraus Honig zu gewinnen. Die Lakandonen wissen, daB zu bestimmten Jahreszeiten (den Bliiteperioden) 

Honigsorten entstehen, die psychoaktiv oder berauschend sind, und zwar schon in einer recht kleinen Menge. Bereits bei einem 

EBloffel davon bemerkt man die Wirkung. Ich hatte bei einer Probe (von zwei EBloffeln in atole, einem Maisgetrank) eine recht 

Starke Berauschung mit ubermaBiger Heiterkeit verspiirt. 

Die yucatekischen Maya haben Melipona beecheii gezahmt und halten sie in besonderen Behausungen (ausgehohlten 

Baumstammen) fiir die Honigproduktion (BUCHMANN Und NABHAN 1996). Dieser Honig hat mehr religiose und rituelle als 

kulinarische Bedeutung. Er wird bei verschiedenen Feldbauriten geopfert und zu Balche', also einer Art Met, vergoren (BRUNIUS 

1995). In Yucatan heiBt der Honig von verschiedenen Winden (Ipomoea spp. und Turbina corymbosa) xtabentun oder xtabentunt 

(SOUZA NOVEL,0 et al. 1981: 32). Er hat psychoaktive Wirkungen und wird fiir das Brauen von Balche' bevorzugt. Aus ihm 

wird in der Gegend von Valladolid auch ein Likor gleichen Namens hergestellt. Er wird gewohnlich von November bis Dezember 

geerntet (BRUNIUS 1995: 20). 

Gewisse Pflanzenwirkstoffe gehen in den Nektar der Bliiten iiber und werden bei der Honigproduktion durch die Bienen nicht 

oder nur wenig metabolisiert. So gehen bei der Alpenrose die giftigen Grayanotoxine in den Honig iiber, bei der Tollkirsche die 

Tropane, vor allem das Atropin. 

In einigen Rhododendronarten, z.B. in der Azalee, gibt es das toxische Terpen Andromedotoxin (syn. Grayanotoxin, 

Rhodotoxin)l"". 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Balche', Met 

Einige bekannte Pflanzen, die psychoaktiven/giftigen Honig produzieren 

Name Botanischer Name Referenz 

Alpenrose Rhododendron ferrugineum L. ROTH et al. 1994: 613* 

Azalee Rhododendron sirnsii PLANCH. ROTH et al. 1994: 614f.* 

Mil Claviceps Paspalum plicatulurriMICHX. ARENAS 1987: 289* 

infizierte Graser Paspalum unispicatum (SM.) NASH 

Elbe Taxus baccata L. RUDIGER 1974:93 

EisenhutAcowifMOT napellus 

Euphorbie Etiphorbia spp. RUDIGER 1974:93 

(Afrika) 

Gronlandtee Ledum groenlandicurri L. PALMER -JONES 1965 

Hanf Cannabis Berichte von Hanfbauern 

Jakobskreuzkraut Senecio jacobaea L. FROHNE und PFANDER 1983: 66* 

Oleander Nerium oleander L. RATSCH 1995a: 267*, 

australisROTH et al. 1994: 511 

MILLSPAUGH 1974: 167 
PaullmiaPaullinia FUHNER 1943: 203*, 

Rhododendron Rhododendron ponticum L. 
(Pontische Alpenrose) [syn. Azalea pontica, Heraclea pontica] PLUGGE1891 

Rhododendron flavuni DON KRAUSE 1926: 978 

Schierhng Ciciita virosa L. RUDIGER 1974:93 

Sumpfporst Ledum palustre L. OTT 1993: 404* 

Toe Brugmansia sanguinea 

Tollkirsche Atropa belladonna L. HAZSLINSKY 1956 

Tutu Coriaria arborea LINDSAY PALMER-JONES und WHITE 1949 

(vgl. Coriaria thymifolia) 
Xtabentiin Turbina corymbosa 

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Kinnickinnick 

Andere Namen 

Atamaoya, Heiliger Tabak, Indian tobacco, Indianertabak, Killikinnick, Kinikinnik, Kinnecanick, K'nickk'neck, Larb, Native 
blends, Ninnegahe, Uakan-Tabak 

Kinnickiunick ist ein Algonkinwort und bedeutet »das Gemischte« oder »was gemischt ist«; es bezeichnet diverse Zutaten und 

Rauchmischungen, die rituell, z.B. in der sprichwortlichen Friedenspfeife, von Indianern geraucht werden. Oft werden die Zutaten 

zu solchen Rauchmischungen larb genannt. Bei diesem Wort handelt es sich um eine Verballhornung des franzosischen I'herbe, 

»Kraut« (JOHNSTON 1970: 317'0. 

Geraucht wurde oder wird bei alien Zeremonien, bei der schamanischen Krankenheilung, beim Pow Wow, bei Besprechungen der 

Stammesrate, beim Besiegeln von Vertragen und bei der Visionssuche. Die Kiowa rauchen die Blatter vom Sumach (Rhus glabra 

L.), bevor sie Peyote (Lophophora williamsii) nehmen, um sich fiir die Zeremonie zu reinigen (KINDSCHER 1992: 185*). 

In friihen Berichten iiber die Rauchgewohnheiten nordamerikanischer Indianer wird dem Kinnickinnick so manche psychoaktive 

Wirkung zugeschrieben. Einmal heiBt es, der Rauch wirke »narkotisch«, ein andermal soil er »wie Opium« wirken oder trunken 

machen (OTT 1993*). 

Der Grundbestandteil der diversen Mischungen ist die Barentraube Arctostaphylos isva-iirsi (L.) SPRENGEL [syn. Arbutus itva- 

ursi L., Arctostaphylos niedia GREENE, A. ojflnnalis WIMM., A. proctunberts PATZKE, Mairama tiva-ursi DESV., Uva-iirsi 

biixifolia S.F. GRAY, Uva-ursi prociirfibens MOENCH.l aus der Familie Ericaceae (Heidekrautgewachse). In Nordamerika ist 

die Barentraube auch unter den Namen smoking weed, ka-sin, ka-sixie, kayci 'nl, kwicd, sklewat oder kinnikinnik bekannt. 

Die flachwiichsige Pflanze kann leicht mit der Rauschbeere (Vaccinium uliginosum L.) und dem Wintergriin (Gaultheria 

procaunbens L.) verwechselt (auch verfalscht) werden (HOFFMANN-BOHM und SIMON 7992; 331). Die Blatter werden vielen 

diuretischen Tees als antiseptischer Bestandteil zugefiigt (PAPER et al. 1993). Die Flathead bliesen den aus Pfeifen ausgerauchten 

Rauch wegen seiner betaubenden Wirkung in schmerzende Ohren (HART 1979: 281 * ). Im Nordwesten wurde, bevor der Tabak 

eingefiihrt wurde, iiberall die Barentraube geraucht. Spater wurden die Blatter oft mit Tabak (Nicotiana tabacum) vermischt. Die 

Chehalis sagen, daB der Rauch der Barentraube beim Inhalieren ein »trunkenes Gefiihl« erzeuge. Ein Klallammann warnte sogar 

davor, Barentraubenblatter mit Eibennadeln (Taxis brevifolia NUTT.) zu versetzen, da diese Mischung »zu stark wirke« 

(GUNTHER 1988: 44). 

In den getrockneten Blattern kommen 5 bis 12%, sogar bis zu 75% Arbutin und gelegentlich bis zu 2,5% Methylarbutin vor 

(HOFFMANN-BOHM und SIMON 7992; 331). Die Blatter haben eine antibakterielle Wirkung. Hohe Dosierungen fordern die 

Wehen (ebd.: 335). Die Blatter der amerikanischen Pflanze enthalten die Flavone Myricetin und Quercetin (vgl. Psidium guajava, 

Vaccinium uliginosum), daneben Arbutin, Hydrochinon und Gallensaure (VEIT et al. 1992). Eine nah verwandte mexikanische 

hri Arctostaphylos arguta. wird im Volksmund madrono borracho, » frwnkener Erdbeerbaum«, genannt, vielleicht ein Hinweis 

auf eine mogliche psychoaktive Wirkung (MARTINEZ 7994; 2050. 

Ein sehr haufig benutzter Bestandteil ist die Innenrinde von Cornus stolonifera MICHX., die oft auch alleine geraucht und 

ebenfalls Kinnickinnick genannt wird (JOHNSTON 7970; 3170. 

Zum Aromatisieren der Mischungen wurden Moschusdriisen sowie verschiedene Tierfette (Biiffelfett) verwendet (KINDSCHER- 

7992; 2260. 

Manche Zutaten sind eindeutig psychoaktiv: die Wurzeln von Veratrum viride, die Blatter und Samen des Stechapfels (Datura 

stramonium. Datura innoxia), das Kraut der Lobelia inflata, die verschiedenen Tabakarten (Nicotiana spp.), Sassafrasrinde 



(Sassafras albidum) usw. (HART 7979:28 10. Viele Bestandteile ostlicher Kinnickinnickmischungen gelten gewohnlich als 
Giftpflanzen, manche als besonders gefahrlich: Datura strartiottitittt, Euonymus spp. (Alkaloide; vgl. BISHAY et al. 1973), 
Kalntia latifolia, Pritncts serotina, Taxus spp., Veratrum viride (DE WOLF 1974). Die Wirkungen der verschiedenen Mischungen 
konnen sehr unterschiedlich sein und sind wohl auf alle moglichen Synergismen und pyrochemischen Modifikationen 
zuriickzufiihren. 

Rezepte 

Es ist gut moglich, daB manche Kinnickinnickrezepte durch das geschickte Kombinieren der verschiedenen Zutaten und dadurch 
erzielte synergistische Effekte psychoaktiv wirken, obwohl die einzelnen Zutaten nicht geistbewegend sind. Manche Rezepte 
enthalten aber stark halluzinogene Bestandteile (z.B. Datura stramonium). Leider werden nie Mengenangaben angefiihrt. 

Die Rauchmischung namens Sagackhotrii besteht zu gleichen Teilen aus (EMBODEN 1986: 1620): 

Kinnickinnick ArctostapUylos iiva-iirsi (L.) SPRENG. 

Tabak Nicotiana tabacum L. 

Der zeremonielle »Pfeifentabak« der Blackfeet besteht zu gleichen Teilen aus (JOHNSTON 1970): 

Siputsiino (SuBgras) Hierochloe odorata (L.) BEAUV. 

Pistacan Nicotiana atteiuitita TORR. (Wilder Tabak'") (vgl. Nicotiana spp. ) 

Eine andere Mischung der Blackfeet besteht zu gleichen Teilen aus (JOHNSTON 1970: 317f*): 

Kuk-see Arctostaphylos iivci-iirsi (L.) SPRENG. 

Pistacan Nicotiana attenilata TORR. Wilder Tabak) 

Die Rauchmischung der Omaha bestand zu gleichen Teilen aus (KINDSCHER 1992: 184*): 

Chanzi Rliiis glabra L. 

Tabak Nicotiana spp. 

Oder: 

Red Willow Cortnis stolonifera MICHX. 

Oder: 

Arrow root Vibiirilutri sp. 

Die Cheyenne machten eine besonders »stal wirkende« Rauchmischung aus (KINDSCHER 199:1851): 

Aromatic Sumac Rhits aroitiatica AIT. 

Tabak Nicotiana sp. 

Dogwood Corpus stolonifera MICHx. 

Bearberry ArctostapUylos iiva-iirsi (L.) 

Eine haufig gebrauchte, moderne Ritualmischung, die man auch fertig kaufen kann, besteht aus: 

Blackberry leaf Riibiis sp. 

Katzenminze Nepeta cataria L. 

Comfreyblattern Cynoglossiirri virgiriiciniini L. 

Mullein Verbasciiifi tliapsiis L. 

Poppy flowers Eschscholzia califomica CHAM. 

Himbeerblattern Rulnis idaeus L. 

Spearmint Mentlia spicata L. 

Scharlach-Erdbeerblattern Fragaria virginiana DUCHESNE';' 

Fiir einen anderen indianischen Pfeifentabak werden vier Bestandteile genannt, die zu gleichen Teilen vermischt werden 
(RATSCH 1991: 168): 

Lobelienkraut Lobelia inflata L. 

Passionsblurnenkraut Passiflora incamata L. 

Bachminze Mentha aquatica L. (vgl. Kykeon) 

Damianakraut Turnera diffusa 

Kinnickinnickzutaten 

(Nach FOSTER und DUKE 1990, HART 1979*, HARTWICH 1911: 32f.*, JOHNSTON 1970*, 

KINDSCHER 1992*, OTT 

1993*, RUTSCH 1973, SCHROETER 1989; modifiziert) 

Botanischer Name [Indianische(r)J Name(n) Wirkstoff(e) 

Acorus calamus Moschusrattenwurzel Atherisches Ol 

Amorpha fruticosa L. Leadplant Amorphastib01433 



Antennaria microphyllaRYDB. Kinnickinnick Atherisches Ol 

Antennaria rosea GREENE Pussy-toes Atherisches Ol 

Arenaria spp. San wort 

Arctostaphylos alpina (L.) SPRENG. Kinnickinnick Arbutin (2%) 

Arctostaphylos glauca L. 

Arctostaphylos pungens H.B.K. Kinnickinnick 

Arctostaphylos uva-ursi (L.) SPRENG. Kinnickinnick, Arbutin 

Sagackhomi, 
Artemisia ludoviciana NUTT. Inkashapack Atherisches Ol 

(vgl. Artemisia mexicana. Sage 
Artemisia spp.) Bearberries Berberin 

Berberis spp. Sweet Birch Methylsalicylat 

Betula lenta L. 

Cannabis sp.434 Hemp THC 

Carpinus caroliniana WELT. Iron Wood 

Chimaphila umbellata (L.) NUTT. Pipsissewa435 Arbutin, Sitosterol 

C. umb. var. occidentalis (RYDB.) BLAKE 
Cornus amomunz Du Roi Kinnickinnick Tannin 

Comus 
LAM. 
rugosa 

Comus sanguinea L. 

[syn. Thelycrania sanguinea (L.) FOURR., 
Swida sanguinea (L.) OPIz] 

Comus sericea L. Kinnickinnick, Tannin 

[syn. Comus alba WANGENH. non L., Dogwood, 

Swida sericea (L.) HOLUB, Mekotsipis, 

Comus stolonifera MICHAUX] PFlikinick 

Cynoglossum virginianum L. Wild Comfrey436 Pyrrolizidine 

Datura innoxia L. Jimsonweed Tropanalkaloide 

Datura stramonium L. Jimsonweed Tropanalkaloide 

Elaeagnus sp. Mistletoe 

Eriodictyon califomicum GREENE Yerba Santa43 1 Atherisches Ol 

Eriogonum sp. Desert trumpet Hordenin 

Eschscholzia califomica CHAM. Kalifornischer Mohn Alkaloide 

Euonymus atropurpurea JACQ. Waahoo Glycoside, Alkaloide 

Eupatorium berlandieri DC. Wasserdost 

Fragaria virginiana DUCHESNE Strawberry Flavonoide 

Hierochloe odorata (L.) P BEAUV. Sweetgrass Cumarine 

Kalmia angustifolia L. Sheep Laurel Toxine 

K. angustifolia var. angustifolia438 
(Schmalblatt-Lorbeerrose) 
Kalmia latifolia L. (Berglorbeer) Calico, Arbutin, 

Mountain Laurel Andromedotoxin 

Ledum groenlandicum L (= Ledum palustre) Gronlandtee Ericolin, Ledol 

Lobelia inflata L. Indian tobacco Alkaloide (Lobelin) 

Mentha aquatica L Bachminze Atherisches Ol 

Mentha spicata L. Spearmint Atherisches Ol 

Nicotiana attenuata TORR. Wild tobacco Alkaloide 

Nicotiana bigelovii (ToRR.) WATSON Wild tobacco Alkaloide 

Nicotiana multivalvis GRAY Wild tobacco Alkaloide 

Nicotiana quadrivalvis PURSH. Nonchaw Alkaloide 

Nicotiana rustica L. Oyenkwa honne Nikotin 

Nicotiana tabacum L. Tobacco Nikotin 

Nicotiana trigonophylla DUNAL ex DC. Wild tobacco Alkaloide 

Osmorhiza occidentale (NUTT.) TORR. Cicely 

Passiflora incamata L. Passionsblume Alkaloide 

Pinus Pine bark Harz 

sp. Taubenkirsche Cyanglycosid, 

Prunus serotina EHRH. 

[syn. Prunus virginiana L. p.p.] Capulin Scopoletin 

Rhus aromatica AIT. Aromatic Sumac Atherisches Ol 

Rhusglabra L. Sumac, Mokola Tannin 



Rubus idaeus L. Red Rasberry 

Salix lasiolepis BENTH. Weidenrinde 

Salix nigra MARSH. Weidenrinde 

Salix purpurea L. Purpurweidenrinde 

Salix Weidenrinde 

spp. Sassafras Safrol 

Sassafras albidum (NUTT.) NESS 

Taxus brevifolia NUTT. Yew Taxol, Taxane 

Taxus spp. Yew Taxol, Taxane 

Turnera diffusa Damiana Atherisches Ol 

Vaccinium stamineum L. Blueberry Arbutin 

[= Polycodium stamineum] 

Vaccinium uliginosum Drunken berry Arbutin 

Valeriana sitchensis BONG. Tobacco-root Alkaloide 

Veratrum viride AIT. Nieswurz 

[syn. Veratrum eschscholtzii] 

(vgl. Veratrum album) 

Verbascum thapsus L. Mullein Rotenon, 

Cumarine 
Verbascum spp. 

Viburnum icerifoliiinz Haw Viburnin 
Viburnum sp. Arrow wood 
Zea mays L. Maisgriffel Alkaloide 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Rauchmischungen 

BISHAY, D.W., Z. KOWALEWSKI UND J.D. PHILLIPSON 1973 »Peptide and Tetrahydroisoquinoline Alkaloids from Eiionymus europaeus«, Phytochemistry 

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Plains, Published by the Pipestone Indian Shrine Association. 

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Folium)« , Planta Medica 59, Suppl.: A 589. 

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Amerikanistik. 

SCHWARZER HIRSCH 1982 Die heilige Pfeife, Gottingen: Lamuv. 

VEIT, M., 1. VAN RENSEN, J. KIRCH, H. GEIGER und F.-C. CZYGAN 1992 » HPLC Analysis of Phenolics and Flavonoids in Arctostaphylos itvae-[irsi«, 

Planta Medica 58, Supplement 1: A 687. 

WEST, George A. 1934 Tobacco, Pipes and Smoking Custonls of the Anterican Indians, Milwaukee Public Museum (Bulletin 17: 1-994) . 

Klistiere 

Andere Namen 

Clistere, Clysma, Clyster, Clysterium, Clystiere, EingieBungen, Einlaufe, Enemas, Klystier, Lavement 

Unter Klistieren versteht man rektal applizierte Fliissigkeiten fiir medizinisch-therapeutische, hedonistische oder rituell- 
psychoaktive Zwecke. Oft wird nur lauwarmes Wasser gegeben; fiir medizinische Wirkungen nutzt man Dekokte oder Aufgiisse 
bestimmter Pflanzen, z.B. von Abfiihrmitteln. Als Fliissigkeit konnen aber auch alkoholische Getranke (Bier'-", Wein, Chicha, 
Balche', Pulque; vgl. Agave spp.) genommen werden. Oft werden Medizinen, die nicht besonders magenfreundlich sind (z.B. 
Opium; vgl. Papaver somnifrrum), per Klistier verabreicht. Reinigende Klistiere werden haufig bei der rituellen Vorbereitung fiir 
entheogene Rituale genommen. 

Oft findet man die Angabe, daB das Klistier eine altagyptische Erfindung sei, die auf der Beobachtung des Verhaltens des Ibis 
basiere. Der Ibis klistiert sich mit seinem langen gebogenen, rohrartigen Schnabel angeblich selbst. Da der Ibis das Symboltier 
bzw. die Verkorperung des schamanischen Gottes Thot ist, wurde Thot zum »Gott des Klistiers« (DEGENHARD 1985: 13). 
Tatsachlich wurden aber an verschiedenen Orten der Welt Klistiergerate erfunden (HALLOWELL 1935, HEIZER 1944, 
LIEBERMAN 1944). Besonders die aus Kautschuk geformten Gummiballklistiere in Siidamerika sind von Bedeutung. In 
Siidamerika haben Schamanen auch Klistiere aus Jaguarblasen und Vogelknochen angefertigt (NORDENSKIOLD 1930: 188). 
Manchmal werden solche Klistiergerate auch zur Applikation trockener Schnupfpulver in die Nase benutzt. In Europa wurden 



meist spezielle Klistierspritzen verwendet. Das sogenannte Blasrohrklistier diente vor allem der rektalen Applikation von Rauch 
(DEGENHARD 1985: 22ff.). Vor allem wurde Tabakrauch (Nicotiana tabacum) mit dem Blasrohr oder speziellen dazu 
entwickelten Maschinen in den Darm gebracht (SCHAFFER 1772). Tabakrauchklistiere gab man nicht nur Menschen, sondern 
auch Pferden (DEGENHARD 1985: 171). 

Im alten Mexiko wurden Klistiere aus Pulque, dem vergorenen Saft von Agave spp., der meist mit anderen psychoaktiven 
Substanzen (z.B. Lophophora williamsii) versetzt war, bei sexuellen Riten benutzt (DE SMET 1985: 20). Die Maya benutzten in 
rituellen Kontexten wahrscheinlich Klistiere mit Nicotiana spp. und Balche' (DE SMET 1981, FURST und COE 7977 = 1989). 
Anscheinend wurden auch von den vorspanischen Mochica mit Aphrodisiaka versetzte Klistiere beim rituellen Analkoitus dem 
Mann wahrend der Vereinigung gegeben (vgl. DOBKIN DE Rios 1982). Das rituelle Klistieren ist vor allem im 
siidamerikanischen Schamanismus zur rituellen Reinigung und/oder Applikation psychoaktiver Zubereitungen von Wichtigkeit. 
In der Neuzeit wurde die Anwendung von Klistieren vor allem eine erotische Betatigung (DEGENHARD 1985). Im Orient wurde 
vor allem in der Welt des Harems Opium als aphrodisisches und vergessenmachendes Klistier gebraucht. In analerotischen 
Zirkeln werden heute verschiedene psychoaktive Substanzen (PCP, Ketamin, Kokain, Scopolamin) bei Orgien als aphrodisische 
Klistiere benutzt (RATSCH 1987). 

Schon im Altertum wurden verschiedene Zubereitungen als narkotische Klistiere gegeben (vgl. Schlafschwamm). Im 19. 
Jahrhundert wurden zu operativen Zwecken auch Narkoseklistiere aus Olivenol und Ather verabreicht (DEGENHARD 1985: 
333f.) Klistiere wurden ebenfalls zum katholischen Exorzismus sowie zur Folter und Demiitigung der als »Hexen« angeklagten 
Frauen miBbraucht. 

Literatur 

DE SMET, Peter A.G.M. 

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Pharrnac y International 2: 217-219. 
1983 »A Multidisciplinary Overview to Intoxicating 
Enema Rituals in the Western Heraisphere«, Journal 
of Etliiioplinriiincology 9: 129-166. (Sehr gute Biblio- 
graphic.) 

1985 Ritual Enemas und Snuffs in the Aniericas, 
Amsterdam: CEDLA (Latin America Studies 33). 

DE SMET, Peter und Nicholas M. HELLMUTH 

1986 »A Multidisciplinary Approach to Ritual Enema 
Scenes an Ancient Maya Pottery«, Journal of Etliiio 
phartnacohgy 16(1-2): 213-262. 

DEGENHARD, Armin von 

1985 Das Klistier; Flensburg: Carl Stephenson Verlag. 
FURST, Peter T. und Michael D. COE 
1977 »Ritual Enemas*, Naturnl History 86(3): 88-91. 
1989 »Ritual Enemas«, in: Arthur C. LEHMANN 
und James E. MYERS (Hg.), Magic, l~Vitclicrnj't. and 
Religion, S. 127-131, Mountain View, CA: Mayfield. 

(Nachdruck von 1977.) 
HALLOWFLL, A. Irving 

1935 »The Bulbed Enema Syringe in North America*, Ainerican Anthropologist 37: 708-710. HEIZER, R.F. 
1944 »The Use of the Enema among the Aboriginal 

American Indians*, Ciba Syniposia 5(1 1): 1686-1693. LIEBERMAN, William 
1944 »The History of the Eneina*, Ciba Syniposia 
5(11): 1694-1708. 

NORDENSKIOLD, Erland 1930 Modifications in Indian Culture Through Inventions and Loans: Appendix 1: The Use of Enema Tubes and Enema Syringes 
among Indians*, Comparative Ethnographical Studies 8: 184-195. RATSCH, Christian [ 1987] »Das Zepter der heroischen Medizin*, in: Das Scheifi Buch, S. 80- 
83, Lohrbach: Der Griine Zweig 123. SCHAFFER, Johann Gottlieb 1772 Der Gehrauch und Nutzen des Tahackrauchclystiers, Regensburg: Montag und Gruner. 

Ingredienzien psychoaktiver Klistiere 1908*, RATSCH 1987; erganzt) 

(Nach DE SMET 1983 und 1985, HOVORKA und KRONFELD Ort/Kultur der 

Verwendung 

Stammpflanze Pflanzenteil 

Agave spp. Pulque Mesoamerika 

Anadenanthera colubrina Samen Brasilien/Maue-Indianer, Inka 

Anadenanthera peregrina Samen Siidamerika 

Banisteriopsis spp. Rinde, Stengel Amazonien 

Boswellia sacra Olibanum Antike 

Brugmansia arborea Siidamerika 

Brugmansia x insignis Rindendekokt Huachipaire-Indianer/ 

suaveolens Amazonien (Peru) 

Brugmansia Bliiten/Ol Assyrien/Antike 

Cannabis indica Friichte Mittel- und Siidamerika 

Capsicum spp. Dekokt USA 

Cojfea arabica 

Datura ceratocaula Mesoamerika 



(siehe Datura spp.) 
Datura innoxia 
Datura stramonium 
Erythroxylum coca 
Hyoscyamus niger 
Ilex guayusa 
Ipomoea violacea 
Lonchocarpus violaceus 
Lophophora williamsii 
Mandragora officinarum 

Wein 
Nicotiana rustica 
Nicotiana tabacum 
Nicotiana undulata 
Nicotiana spp. 
caerulea 
Nymphaea 
Papaver somniferum 
Solandra brevicalyx 
(vgl. Solandra spp.) 
Virola spp. 



Blatter, Samen Nordamerika 

Blatter, Samen Nordamerika 
Kokain Schwulenkultur/San Francisco 
Dekokt Antike bis heute 

Dekokt Tiahuanacokultur 

Samen Maya 

Balche' Maya 

PreBsaft Huichol, Azteken 

Pulver, Dekokt Antike 



Blatter 



Blatter 



Mexiko 

Blatter Jibaro/Ecuador 

Blatter Maya 

Meso- und Siidamerika 



Bliiten/Wurzeln 
Opium 



Agypten 



Blatter 



Samenkorner 



Orient 
Mexiko/Huichol 

Brasilien 



Kykeon 



Andere Namen 

Ciceone, Cyceon, Einweihungstrank, Kekyon, Mischtrank 

Kykeon bedeutet eigentlich »Mischtrank« und wird speziell als Name fiir den Einweihungstrank in den eleusinischen Mysterien 

genannt. Im Mythos von Eleusis irrt die trauernde Demeter, die GroBe Gottin und Kornmutter, auf der Suche nach ihrer Tochter 

Persephone/Proserpina/Kore, die von Hades in die Unterwelt entfiihrt wurde, umher. Ihre Trauer hat zur Folge, daB die 

Fruchtbarkeit der Erde schwindet und das Korn verdorrrt. Erst als sie auf Metaneira traf, wurde sie wieder froh: 

» Metaneira bot ihr einen Becher mit Wein an, suB wie Honig, doch sie lehnte ihn ab und erklarte, Wein ware ein Sakrileg."'" 

Statt dessen bat sie, sie solle ihr Gerste und Wasser mit zarten Blattern von glechon zum Trinken vermischen. Metaneira machte 

den Trank und gab ihn der Gottin, wie diese erbeten hatte; und die groBe Deo nahm ihn entgegen zum Vorbild fiir das 

Mysterium.« (Homerischer Hymnos an Demeter 207f£)44" 

Dieser kykeon genannte Trank, dessen Herstellung ein wohlgehiitetes Geheimnis zweier eleusinischer Familien war, wurde das 

Sakrament der Einweihung im Telesterion.44' Alle Mysten muBten ihn trinken, wenn sie an den Weihen teilnehmen woUten: 

»Ich fastete; ich trank den Mischtrank [kykeon]; ich nahm aus der Kiste; nachdem ich meine Aufgabe erfiillt hatte, legte ich es in 

den Korb und aus dem Korb in die Kiste. « (KLEMENS VON ALEXANDRIA, Mahnrede an die Heiden 11,21,2) 

Was sich wirklich im Telesterion4 Ij abspielte, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Die auBerst sparlichen Angaben - es herrschte wie 

bei alien Mysterienkulten absolutes Schweigegebot - deuten auf koUektive psychedelische Visionen hin (EYER 1993). Der 

Hymnos an Demeter endet mit »Selig sind die, die dies geschaut haben«. Eleusis wurde um 2000 v. Chr. gegriindet. Das 

Telesterion wurde erstmals um 600 v. Chr. erbaut. 

Anfanglich handelte es sich wahrscheinlich um einen eher privaten Kult, der bald jedoch lokalen Charakter annahm und 

schlieBlich die gesamte antike Welt in Bann zog. Es gab die sogenannten kleinen Mysterien im Monat Anthesterion (Marz) und 

die groBen Mysterien im Monat Boedromion (September). Da es den Eingeweihten bei Todesstrafe verboten war, iiber das 

Geheimnis der Mysterien zu sprechen, ist tatsachlich kaum etwas bekannt geworden (TRAVLOS 1989). 

Woraus aber wurde der Kykeon zubereitet? 



Der Hymnos nennt die wichtigsten Zutaten: Wasser, Gerste (vermutlich gemalzt) und eine Minzenart, vermutlich die Bachminze 

(Mentha aquatica L.) oder Poleiminze (Mentha pulegium L.). 

Das atherische Ol der Bachminze enthalt vor allem Limonen, Caryophyllen und Menthol, aber auch etwas psychoaktives a- 

Thujon (MALINGRE und MAARSE 1974). Moglicherweise kann Limonen in hoher Dosis psychoaktiv wirken. Ein Trank aus 

diesen Zutaten konnte aber keinesfalls tiefgreifende entheogene Erfahrungen auslosen, selbst wenn es sich um ein Bier handelte. 

Man kann davon ausgehen, daB der Gerstentrank zwischen Herstellung und Gebrauch fermentierte und so schwach alkoholhaltig 

war. Wahrscheinlich waren Karl Kerenyi (1961) und Robert Graves (1957*) die ersten, die vermuteten, daB der Trank eine 

weitere, geheime Zutat enthielt, namlich eine visionar wirkende Substanz. 

Opium, aus dem der Demeter heiligen Mohn (Papaver somniferum) gewonnen, wurde bereits von Robert de Ropp in seinem 

Klassiker Drugs and the Mind als die » Mysteriendroge« bezeichnet (DE RoPP 1961*). Vielleicht sind die vielen antiken 

Darstellungen der Demeter mit Gerste und Mohnkapseln in den Handen ein ikonographsiches Rezept fiir den Kykeon? 



Robert Graves stellte als erster die Vermutung auf, daB es sich bei der geheimen Zutat um psychoaktive Pilze gehandelt habe 

miisse (GRAVES 1957* ). Spater formulierte er genauer: 

»Tantalos Verbrechen, so erklaren die Mythographen, bestand darin, daB er, naciidem ihm das Vorreciit gewahirt worden war, mit 

den Olympiern zusammen Ambrosia, die Speise der Gotter, zu essen, spaterhin auch gewohnliche Sterbliche einlud, sie zu kosten. 

Ambrosia liieB aber das Herbstfest des Dionysos, bei dem, wie ich meine, der berauschende Fliegenpilz einst seine Adepten in 

einen gottlichen Wahn versetzte; und in meinem Buch What Food the Centaurs Ate [I960*] weise ich nach, daB die von den 

klassischen Grammatikern aufgezahlten Ingredienzien der Ambrosia, namlich Nektar und kekyon (der Trank Demeters in Eleusis), 

ein Speisen-Ogham darstellen, denn ihre Anfangsbuchstaben bilden zusammen ein griechisches Wort fiir Pilz. Moglichierweise 

kam die Geschichte von der Missetat des Tantalos auf, als der Wein die Pilze bei den manadischen Orgien ersetzte, und ein Pilz - 

vielleicht nicht gerade der Fliegenpilz Amanita muscaria, sondern der mildere, eher in Trance versetzende Panaeolus 

papilionacetis [vgl. Panaeolus spp.] - wurde von den Adepten der Mysterien in Eleusis, Samothrake und Kreta verzehrt, die kraft 

der transzendentalen Visionen, die er ihnen schenkte, „wie Gotter" wurden.« (RANKE -GRAVES 1985: 398*) 

Die Hypothese von Wasson et al. (1984), daB der Kykeon mit Mutterkorn (Claviceps paspali, Claviceps purpurea) versetzt war, 

findet bei einigen Autoren Anklang (ILLMAIER 1995, OTT 1978), andere verwerfen die Annahme (MCKENNA 1996; vgl. 

Diskussion in VALENCIC 1995). 

Folgende psychoaktive Pflanzen wurden als mogliche Zusatze fiir den Kykeon in Betracht gezogen (MCKENNA 1996, RUCK 

1995: 142*, 

SCHMIDBAUER 1969, WOHLBERG 1990): 

Amanita muscaria 

Claviceps paspali 

Claviceps purpurea 

Convolvulus tricolor 

Lolium temulentum 

Panaeolus papilionacetcs (vgl. Panaeolus spp.) 

Papaver somniferum 

Peganum harmala 

Psilocybe spp. 

Psilocybe cubensis 

Psilocybe semilanceata 
Ein Hauptproblem bei der Losung des Ratsels ist die Frage nach der Verfiigbarkeit und entheogenen Wirkung der psychoaktiven 
Substanz, denn es muBten jahrlich Tausende den Kykeon trinken und begliickende Erfahrungen damitmachen. Von alien 
moglichen Zusatzen erfiillen eigentlich nur einfach zu ziichtende Pilze der Gattung Psilocybe die Voraussetzungen dazu. Sie sind 
erstens in Griechenland heimisch und bekannt gewesen (im Gegensatz zum Mutterkorn). Zweitens konnen sie einfach das ganze 
Jahr iiber geziichtet, geerntet und getrocknet werden. Drittens sind sie von alien Kandidaten die einzigen nebenwirkungsfreien 
Substanzen. SchlieBlich gibt es keine Pflanze, die so sicher in der Anwendung ist wie die Pilze. Toxische Reaktionen sind nicht 
bekannt. Zudem erzeugen sie von alien Kandidaten mit Abstand die groBartigsten Visionen. Da ihre Wirkung (im Gegensatz zum 
Fliegenpilz) vor allem in geloster Form sehr schnell eintritt, konnten die Mysten kurz nach Betreten des Telesterions in die Welten 
eintreten, die sie »gliickselig« machten. Zu bedenken ist auch, daB Gordon Wasson (WASSON et al. 1984) seine Uberzeugung, 
daB in Eleusis psychoaktive Pilze benutzt wurden, auf einem Trip mit den mexikanischen Zauberpilzen (Psilocybe mexicana ) 
gewann. Die Drogenhypothese wird iibrigens von den Grazisten angezweifelt, ignoriert oder als Hirngespinst verworfen 
(BURKERT 1990, FOLEY 1994, GIEBEL 1990, LAUENSTEIN 1987). Andere vermuten, daB der Kykeon von Eleusis mit dem 
persischen Haoma und dem indischen Soma identisch war (WOHLBERG 1990). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Claviceps paspali, Claviceps purpurea, Mutterkornalkaloide 

BURKERT, Walter 1990 Antike Mysterien, Mlinchen: Beck. EYER, Shawn 1993 »Psychedelic Effects and the Eleusinian Mysteries«, Alexandria: The Joiiriral 
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Essays, Princeton, New Jersey: Princeton University Press. GIANI, Leo Maria 1994 In heiliger Leidenschaft: Mythen, Kulte und Mysterien, MUnchen: Kosel. 
GIEBEL, Marion 1990 I)as Gehe' innis der Mysterien: Antike Kulte Hi Griechenland, Roni wid Agypten, Ziirich, Miinchen: Arternis. GRAVES, Robert [= 
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Der Wc~g nach Eleusis: Das Geheimnis der Mysterien, Frankfurt/M.: Insel. WOHLBERG, Joseph 1990 » Haoraa-Soma in the World of Ancient Greece«, Journal 

of Psychoactive Drugs 22(3): 333-342. 

Madzokamedizin 

Die Geistbesessenheit (spirit possession) ist bei vielen afrikanischen Volkern bekannt und wird als heiliger oder magischer Akt 
kulturell gefordert. Es gibt zahlreiche Besessenheitskulte, bei denen besondere Medien - oft oder meist sogar Frauen - in Trance 
oder Ekstase verfallen und ihren Korper von einem Geistwesen Besitz ergreifen lassen. Das Geistwesen - ob Gottheit, Damon, 
Buschgeist, Tiergeist, Ahne, Totengeist o.a. - spricht durch den Korper der Verziickten, schreit Orakel und Divinationen heraus, 
kann magisch heilen usw. (LEWIS 1978). Die afrikanischen Besessenheitskulte haben sich auch in der Neuen Welt in der Form 
von Santeria, Umbanda, Candomble, Voodoo usw. etabliert. Anthropologisch gesehen gehoren die afrikanischen 
Besessenheitskulte in die Verwandtschaft des Schamanismus, miissen jedoch als ein eigenes Phanomen betrachtet werden 
(GOODMAN 1991). AUerdings gibt es eine Reihe von Parallelen und Uberschneidungen, vor allem mit den siidostasiatischen 
Kulten (VAN QUEKELBERGHE und EIGNER 1996). »Zur Geisterbesessenheit zahlen ferner so spektakulare Praktiken wie die 
Derwischtanze, das Gehen auf gliihenden Kohlen, Schwertschlucken und Transvestitentum, ganz zu schweigen von so 
geheimnisvollen Phanomenen wie dem „automatischen Schreiben".« (LEWIS 1989: 42) 

In der Literatur zur Besessenheit heisst es meist, daB der Besessenheitszustand »von selbst« auftritt, bestenfalls durch magische 
Rituale, Opferzeremonien, ekstatisches Trommeln (»Voodootrommeln«) und Tanzen ausgelost. Die Besessenheitsliteratur hat 
einen ganz ahnlichen Tenor wie die friihe Schamanismusliteratur: sie ignoriert die Bedeutung pharmakologischer Stimuli. In den 
meisten Besessenheitskulten laBt sich jedoch z.B. der Gebrauch von Raucherwerk nachweisen. Im afrikanischen Voodookult von 
Dahomey werden offensichtlich psychoaktive Pflanzen bei der Initiation verwendet (VERGER 1995). Im brasilianischen 
Candomble wird reichlich mit der psychoaktiv wirkenden Poleiminze (Mentha pulegium; vgl. Fabiana imbricata, Kykeon) 
gerauchert (VOEKS 1989: 123, 126* ). Im haitianischen Voodoo soil Hanf (Cannabis sativa) eine gewisse RoUe bei der 
Auslosung der Besessenheit spielen, auch wurde von exzessivem Trinken von Rum (siehe Alkohol) berichtet. Im afrokubanischen 
Santeriakult werden Justicia pectoralis und Cola acuminata verwendet (GONZALEZ-WIPPLER 1981: 95). Es ist gut moglich, 
daB der Gebrauch bestimmter psychoaktiver Gewachse oder Produkte aus der indianischen Ethnoflora in die afroamerikanischen 
Besessenheitskulte iibernommen wurde. Im Candomblekult werden folgende Pflanzen fiir das Einweihungsgetrank verwendet: 
Ipomoea pescaprae SWEET (siehe Ipomoea spp.), Mimosa pudica L. und Mimosa pudica L. var. acerba BENTH. (siehe Mimosa 
spp.), vemonia bahiensis TOL., Hibiscus sp.. Hibiscus rosa-sinensis L., Mentha sativa L., Ocimum micranthum WILLD., 
Camellia sinensis, Vismia guinensis PERS., Vismia cayennensis PERS., Urostigma doliarium MiQ., Eugenia sp. und Eugenia 
jambosa L. (FICHTE 1985: 248). 

Friiher glaubte man, daB es in Afrika bzw. innerhalb der afrikanischen Kulturen keinen Gebrauch psychoaktiver oder 
halluzinogener Pflanzen gebe. Erst in den letzten zwei Jahrzehnten wird dieser Bereich ethnobotanisch genauer untersucht (DE 
SMET 1996). Es ist zu erwarten, daB sehr viele interessante Informationen ans Tageslicht gefordert werden. 
In Malawi wird im dortigen Besessenheitskult, der der Divination und Heilung dient, eine Krautermixtur, eine Madzokamedizin, 
benutzt, um die fiir die Geistbesessenheit (tnctdzoka) notige Trance auszulosen. Dazu werden die frischen Bestandteile 
(vermutlich zu gleichen Teilen) zusammen zerstoBen. Die entstandene Paste wird auf das Gesicht, auf die Arme und Beine 
gerieben und in die Nase geschnupft. Die Trance soil unmittelbar eintreten. Mitunter wird nochmals wahrend der Trance von der 
Mischung geschnupft (HARGREAVES 1986: 27). 

Die Madzokamedizin bestelit aus vier Pflanzen: 

Malawiname Botanische Bestimmung Benutztes Teil 

chiwanga azimu Chenopodium ambrosioides L. Blatter 

(»Geister vertreiben«) 
bwazi Securidaca longepedunculata FRESEN. Wurzel 

(»Strang«) 
kachachi mkazukwa Asparagus africanus LAM. Blatter 

ampoza Annona senegalensis PERS. Wurzel 

Das aus Amerika eingefiihrte Chenopodium antbrosioides wird in Siidamerika als Cocazusatz verwendet (siehe Erythroxylum 
coca). Securidaca longipedunculata wird in Mozambique von denen getrunken, die »von bosen Geister besessen« sind. Die 
pulverisierte Wurzel wirkt, wenn sie inhaliert wird, als starkes Niespulver (vgl. Veratrum album, Schnupfpulver). Die Karanga 
kauen die Wurzelrinde gegen Impotenz. Die Balanta (Guinea Bissau) benutzen waBrige Extrakte aus der tch li rifki genannten 
Wurzel wegen ihrer angeblich psychoaktiven Wirkung bei ihren religiosen Riten (SAMORINI 1996). Die Wurzel enthalt 4'% 
Saponine, Tannin, Steroidglucoside und Gaultherin; die Wurzel hinterlaBt ein taubes Gefiihl auf den Schleimhauten. Kiirzlich 
wurden in der Wurzel drei Mutterkornalkaloide entdeckt: Elymoclavin, Dehydroelymoclavin sowie ein neuer Ergolinabkommling 
»Compound A« (SAMORINI 1996). 



Die Rinde von Annona senegalensis enthalt reichlich Tannin; sie wird, mit Palmol vermischt, als Gegengift verwendet (Asse und 
GUINKO 1991: 30*). Asparagus africanus, der afrikanische Spargel, wird im Sotholand bei Beschneidungsritualen in kiinstliche 
Wunden gerieben, uni dem Initianden Kraft zu geben (HARGREAVES 1986: 30f.). Mo^licherweise ergibt die Mischung der vier 
Bestandteile eine synergistische Wirkung, die sich psychoaktiv auBert. 

Literatur 

FICHTE, Hubert 

1985 »Psycholeptica der „Obriga~zio da Cotisciencia«,„ Cirrare Sonderband 3/85: 247-248. 
Goodman, FellcltaS 1). 

1991 Ekstase, Besessenheit, Daraonen: l)ie gelicirrraisvoUe Seite der Religion, Glitersloh: Giitersloher 

Verlangshaus. 
GONIALEZ-WIPPLER, Migelie 

1981 Sarrteria: Africarr Magic irr hltin America, Bronx, N.Y: Original Products. 
HARGREAVES, Bruce J. 

1986 »Plant Induced „Spirit Possession" in Malawi*, Die Society,, of Mcilrilvi jolrrrrnl 39(1): 26-35. 
LEwls, loan M. 

1978 Ecstatic Religion: Arr Arrtllr-opolo~glicrrl Stlrdy of Spirit Possession arid Slldrrlcirrisnl, Harinondsworth: Penguin Boolcs. 
1989 Scllczrrrdrrert, Hexer, Kcirrrtilrcllerr: Die Realitat des Religiosem, Frankfurt/M.: Atheliziulil. 
SAMORINI, GlOrglo 

1996 »An African Kykeon?«, Elerrsis 4: 40-41. 
VAN QUEKELBERGHE, Renaud und Dagmar EIGNER (Hg.) 
1996 »Trance, Besessenheit, Heilrituale und Psychotherapie«, in: Jalirbrrclr fur Trclrrsklrltrrr-elle Medizin 

arid Psyclrotlrerapie 1994, Berlin: VWB. 
VE RGER, Pierre 

1995 »Del papel de las plantas psicoactivas duralite la inicioli a ciertas religiones africanas«, Takiwasi 3: 
80-87. 

Met 

Andere Namen 

Aqua muUa, Balche', Cashiri, Honigbier, HonigKwass, Honigmet, Honig-Meth, Honigwein, Honigwasser, Hydromel, Hydromeli, 
Kaschiri (Arawak), Mahdu, Mead, Melicraton, Meth, Metu, Mid, Mydromel, T'adj 

Met ist ein alkoholisches Getrank, das aus Wasser, Honig, weiteren Zusatzen (»bitteren Krautern«) sowie wilden oder kultivierten 

Helen (Saccharorrayces cerevisiae) gebraut wird. Traditioneller Met ist nur schwach alkoholisch (ca. 2 bis 4%) und keinesfalls 

siiB, da der Zucker im Honig voUkommen in Alkohol umgewandelt wird. Der heute meist populare Met ist ein suBes, klebriges, 

14%iges Getrank, das durch Fermentation einer gesattigten Honiglosung gebraut wird. In der alten Literatur wird zwischen Met 

und Bier oft nicht unterschieden. Das liegt daran, daB friiher oft Honig zusammen mit Malz verbraut wurde. In den letzten Jahren 

kommen immer mehr Getranke auf den Markt, die an Met erinnern (Honigbier). 

Met wurde wahrscheinlich schon in der Steinzeit erfunden und ist in vielen Gebieten der Welt nachweisbar. Er war in alien alten, 

heidnischen Kulturen heilig und wurde als Trankopfer und zur koUektiven Berauschung rituell benutzt (MAURIZIo 1933). Auch 

im alten Indien gait er als heilig und wird manchmal mit Soma in Verbindung gebracht. Die indischen Gottheiten werden als 

madhava, »dem Met Entsprossene«, bezeichnet. Der Trank war auch alien indogermanischen Volkern bekannt. Im Altertum 

wurde er vor allem medizinisch genutzt. Den trinkfreudigen Kelten und Germanen war er heilig (MARKALE 1989: 203*); sie 

wuBten vom gottlichen Ursprung der berauschenden Tranke: 

»Der Met selber war bei den Germanen das Symbol des Gottertrankes, der wie ein himmlischer Tau vom Weltenbaum 

heruntertropfte.« (DELOREZ 1963: 23) 

Bei den Trankopfern der Germanen wurde der heilige, speziell fiir das Fest gebraute Met (oder auch Bier) in groBen, mit 

mythischen Motiven verzierten Trinkhornern im Kreis der Anwesenden herumgereicht. Der Priester oder Hauptling nahm das 

Horn und trank den Gottern zu, opferte etwas der Erde und spritzte einige Tropfen gen Himmel. Er bedankte sich bei Wotan, dem 

Gott der Ekstase und dem Herrn der Zaubertranke. Er rief die Ahnen und Helden an, die die Kultur der Menschen begriindet 

haben, und wiinschte seinem Stamm Frieden, Heil und Gesundheit. Dann reichte er das Horn welter. Der nachste trank wiederum 

auf die Gotter, auf Freunde oder spezielle Ahnen. Er reichte das Horn welter und immer welter im Kreise herum, bis das Horn 

geleert war. Sogleich wurde ein neues gebracht, im Kreise herumgereicht, geleert - bis alle Menschen des Kreises gemeinsam und 

gleichzeitig berauscht waren und die Gotter unter den Menschen weilten (GAESSNER 1941). Die einsetzende Wirkung des 

Zaubertrankes offnete die Tore zur Welt der Gotter und Gottinnen: 

»Man schrieb dem Met die Kraft zu, den Menschen Begeisterung zu verleihen und ihnen den Zugang zur iibersinnlichen Welt zu 

offnen. So war er gewissermaBen der Quell der Weisheit und der kiinstlerischen Erweckung.« (FISCHER -FABIAN 1975: 196) 

Die Germanen bereiteten ihren Met wahrscheinlich auch unter Zusatz von Rauschbeeren (Empetrum nigrum und Vaccinium 

uliginosum), moglicherweise auch von Germerwurzeln (Veratrum album) zu. 

Aus friihesten Quellen zum germanischen Bier- und Metbrauen ist bekannt, daB dem Met verschiedene psychoaktive Pflanzen 

zugesetzt wurden, u.a. Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), Sumpfporst (Ledum palustre), Gagel (Myrica gale) und Taumellolch 

(Lolium temulentum) (Vgl. MAURIzio 1933). 

Manchmal helBt es auch, daB Met oder Bier unter Zugabe von »Schwammen« (= Pilze) gebraut wurden. Warum aber sollten dem 

nur schwach alkoholischen Getrank Pilze zugefiigt werden? Die einzig sinnvolle Erklarung ist die, um die Wirkung zu verbessern. 



SoUten die Germanen den Met mit psychedelischen Pilzen, z.B. den Spitzkegeligen Kahlkopfen (Psilocybe semilanceata) oder 
Dunkelrandigen Diingerlingen (Panaeolus subbalteatus), angereichert haben? Immerhin war der Met ein Ritualtrunk, der bei 
gemeinschaftlichen Zusammenkiinften genossen wurde, um die Gotter unter den berauschten Menschen weilen zu lassen. Eine 
letzte Erinnerung daran wurde im spaten Mittelalter dokumentiert: Johannes Hartlieb erwahnt, daB in Wien ein Mann gestorben 
ist, weil er Pilze (»Pfifferlinge«!) in Met getrunken hat (vgl. Hexensalben). DaB der Met unter Zusatz anderer Pflanzenprodukte 
gebraut wurde, ist noch in den Krauterbiichern der »Vater der Botanik« nachzulesen: 

»zu einer MaB guten Honigs / acht MaB Wasser nehme / dasselbige mit einander in einem weiten Kessel / bey sanfftem Feuer 
ohne Rauch sieden lasse / und jederzeit abseume / biB es gantz klar wird: Und je langer man den Meth hinhalten will / je langer er 
auch sieden soil: Nachmals wan er erkaltet / soil man ihn in ein FaBlein schiitten / bey drey Finger wahn lassen / daB er vergiesse. 
Will man ihn starker und krafftiger haben / so hencke man Ingwer / Zimmt / Naglein / Galgant / MuscatniiB [Myristica fragrans] 
und dergleichen Wiirtz darein / auch kan man ein wenig Saffran [Crocus sativus] darzu thun: Wann er nun gar vergiesset / soil 
man ihn dry Monat wol verschlagen ligen lassen / und darnach gebrauchen.« (TABERNAEMONTANUS 1731: 1526) 

Im Mittelalter hieB es in England und Irland, daB durch Met die Manneskraft gefordert werde. Deshalb erhielten die jungen Paare 
zur Hochzeit reichlich Met geschenkt, um den Fortbestand der Sippe zu sichern. Daher stammt auch die Bezeichnung honey moon 
(»Honig-Mond«) fiir die Flitterwochen. 

Met war und ist z.T. auch im indianischen Amerika bekannt und als Ritualtrunk geschatzt (vgl. Balche'). Die siidamerikanischen 
Matacoindianer brauen ihren Met aus Honig, den getrockneten und zermahlenen tusca-Friichten (?) und Wasser. Als Garbottich 
benutzen sie den ausgehohlten, dicken Stamm des Flaschenbaumes (Chorisia insignis H.B.K.; vgl. Ayahuasca), der in Argentinien 
deshalb palo borracho, »trunkener Baum«, heiBt (WILBERT UND SIMONEAU 1982: 120f.*). Met war auch in Nordamerika 
bekannt. Auf einem nordamerikanischen Herbariumexemplar vom Lederhiilsenbaum (Gleditsia triacanthos L., Leguminosae) 
steht: »Das siiBe Mark der Hiilsen wird als Mittel gegen Katarrhe benutzt, auch siedet man einen Meth daraus« (VON REIS und 
LIPP 1982:) 

In Afrika gibt es neben dem vielfach getrunkenen Hirsebier auch Met und Honigbier, dem magische Schutzkrafte zugeschrieben 
werden. Deshalb werden davon oft ein paar Tropfen verspritzt. In Athiopien werden dem Met zum Brauen die zerkleinerten 
Zweige des gescho genannten Kreuzdorns (Rhatnniis prinoides, Rhamnaceae) zugesetzt (HABERLAND 1981: 172). Dort wird 
zum Brauen am liebsten der von Mimosen (Mimosa spp.) gesammelte Honig verwendet. Aus Met, der au einem Gemisch von 
Honig und Wasser (1:5) bereitet wurde, wird durch Destination ein Schnaps (Alkohol) gewonnen (HABERLAND 1981: 173). 
Met wurde auch als Antidot bei Vergiftungen mit Strychnos nux-vomica angegeben. 

Im Sommer 7997 wurde in Deutschland ein: »Hanf Met« auf den Markt gebracht; allerdings enthalt der Trank kein THC. Im 
Untergrund kursieren neuerdings Metrezepte mit psychoaktive Pilzen (KELLY 1995). 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Honig 

FISCHER-FABIAN, S. 

1975 Die ersten Deutschen, Miinchen: Knaur. 
GAESSNER, Heinz 

1 94 1 Bier und hlerartlge Getranlie im gernlanlschen 

Kulturkreis, Berlin: Veroffentlichungen der Gesell 

schaft fiir die Geschichte und Bibliographie des Brau 

wesens. 
HABERLAND, Elite 

1981 »Honigbier in Athiopien«, in: G. VOLGER (Hg.) 

Rausch und Realitat, Bd. 1: 170-173, Koln: Rauten- 
strauch-Joest-Museum. KELLY, 1. 
1995 » Mushroom Mead«, Psychedelic Illununations 8 84. MAURIzIo, A. 

1933 Geschichte der gegorenen Getrdnke, Berlin: Verla 

Paul Parey. 
RATSCH, Christian 

1994 »Der Met der Begeisterung und die Zauber 

pflanzen der Germanen«, in: Ralph METZNER, Der 
Brunnen der Erinnerung, S. 231-249, Braunschweig: Aurum. 



Orien talische Frohlichkeitspillen 



Andere Namen 

Frohlichkeitspillen, Gandschakini (Sanskrit), Godschaki, Hab-i nishad (Arabisch »Fr6hlichkeitspillen« ), Ma'jun, Madgiun, 
Madjnun, Madschun, Majoon, Majun, Mojun, Nepenthe 

Unter dem Namen Frohlichkeitspillen werden Kombinationspraparate verstanden, die aus vier Grundbestandteilen 
zusammengesetzt sind: Opium (siehe Papaver somniferum), Cannabis-Produkten, Datura-Samen und Gewiirzen. Diese 
Kombinationen sind wirkungsvoUe, psychoaktive Aphrodisiaka, die das Nervensystem gleichzeitig an mehreren Stellen 
aktivieren. Die Rezepte stammen aus dem Orient und sind vermutlich sehr alt. 



Schon im alten Indien waren die bedeutendsten vajikarana (= Aphrodisiaka), diejenigen, die eine psychoaktive Wirkung ausiiben 

und im wesentlichen aus Opium, Haschisch, Wein usw. bestanden (BosE 1981). Viele Rezepte fiir Aphrodisiaka enthalten nach 

der friihen ayurvedischen Literatur (z.B. Bavasita) Opium, Datura metel, Kampfer, MuskatnuB, Pippali (Piper longum), Ingwer 

(Zingiber officinale) und Bhang (CHATURVEDI et al. 1981). Im Zeitalter der Moguln waren in Indien Rauschmittel, die aus 

Opium, Hanf, Datura und anderen Stoffen (Gewiirzen, Alkohol) komponiert wurden, weit verbreitet (SALEH 1981, SANGAR 

1980). 

Auch in den arabischen Landern waren die Frohlichkeitspillen bekannt. Dort wurden sie hauptsachlich von Derwischen benutzt: 

»Sie nehmen Opium, in Wein, Milch oder Wasser aufgelost, zu sich, schlucken es als „Fr6hlichkeitspillen" (hab-i nishad) und 

rauchen es seit dem 17. Jahrhundert auch als sirupartige Substanz mit verschiedenen Zutaten. (...) Opium fiihrt den Mystiker 

nach innen, entriickt ihn vom Diesseits und inspiriert sein Gottgedenken.« (FREMBGEN 1993: 202*) 

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts sind in Europa verschiedene Rezepte der Frohlichkeitspillen bekannt geworden. In der 

Encyclopddie der gesummten Volksmedizin von 1 843 heiBt es, »die Frohlichkeitspillen der Morgenlander haben Hanf zum 

IIauptbestandteil« (MOST 1843: 2250. AufschluBreich ist ihr Name, der sich auf das beriihmte homerische Nepenthes bezieht: 

» Um iible Laune und hypochondrische Gemiithsverstimmung zu vertreiben, nehmen die Orientalen, welche bekanntlich sich auch 

gern am Opiumrauchen und Opiumessen ergotzen, ihre Zuflucht zu einer Mischung: Nepenthe genannt, bestehend aus dem Pulver 

der trocknen, obersten Blatter und Bliithen des Hanfs, in Verbindung mit Opium, ArecanuB, Gewiirzen und Zucker, welche sie in 

Pillenform verschlucken.« (MOST 1843: 194* ) 

In einem Giftpflanzenbuch steht unter der Uberschrift Datura metel folgendes: 

»Die Samen bilden auch einen Bestandteil der orientalischen Frohlichkeitspillen, die auBerdem noch Mohnsaft, Hanf und einige 

Gewiirze enthalten; sie bilden fiir die Orientalen, denen der Wein untersagt ist, ein Surrogat desselben und sollen ein 

unbeschreibliches Wohlbefinden erregen; sie haben sich in neuester Zeit auch nach Europa verirrt und brachten in Marseille wahre 

Vergiftungssymptome hervor.« (BERGE und RIECKE 1845: 101) 

Auch Freiherr von Bibra kannte dieses GenuBmittel: 

» Mojun ist ein sehr starkes Praparat aus Hanf, Mohn, Stechapfel, Krahaugen, Milch und Zucker, Gondschaki endlich, oder 

Frohlichkeitspillen, deren schon bei den alten Sanskritschriftstellern gedacht wird, scheint ganz identisch mit einem der leichten 

orientalischen Praparate zu sein.« (BIBRA 1855: 271 * ) 

Sicher ist anzunehmen, daB den Frohlichkeitspillen in bestimmten Kreisen Europas recht stark zugesprochen wurde. Sie sind 

immer als kraftige Rauschmittel und auBerordentlich wirksame Aphrodisiaka geriihmt worden. Berichte von der Wirkung nehmen 

meist iiberschwenglichen und poetischen Ausdruck an: 

»Die Frohlichkeitspillen sind ein Fliegender Teppich, der einen an die perlenden Gestade geniiBlicher Sinnlichkeit tragi. Alle 

Sinne werden in kostlichster Weise ins UnermeBliche gesteigert. Die innere Frohlichkeit strahlt mit dem Lacheln der Gliickseligen 

durch den Korper, wie das Licht der Sonne die Tranen des Himmels als wunderbaren Regenbogen erscheinen laBt. Der GenuB des 

eigenen Korpers, des eigenen Seins und des Daseins ist von einer kultivierten und feinen Beschaffenheit, die das Leben mit dem 

Sinn der gottlichen Ewigkeit versiiBt. Die Seele kiiBt den Korper, tanzt mit ihm und reitet auf dem Drachen der Weisheit zu den 

Sternen, die wie edelsteinfunkelnde Augen der Unsterblichen blinzeln. Wie das Blut den Korper durchflieBt, durchstromt der 

Frieden des Herzens das Weltall, das vom Atem der Goiter in Liebe erleuchtet. Die Orientalischen Frohlichkeitspillen sind das 

ultimative, spezifische Aphrodisiakum.« 

Die Orientalischen Frohlichkeitspillen gehoren noch heute zum Arzneischatz der ayurvedischen Medizin: 

»Majun oder SiiBigkeit aus Hanf (Cannabis) bestehen neben ghee und Wasser aus bhang, ganja, caras. Opium, Mohnsamen, 

dhatura (Datura innoxia). Blatter und Samen, Nelken, Harz, Anis, Kiimmel, Zucker, Butter, Mehl, Milch, Kardamom und tabasir. 

Eine Dosierung von eineinhalb bis einer drachme reicht aus fiir jemanden, der diese Droge haufig nimmt. Sie schmeckt siiB und 

riecht ausgesprochen angenehm. Bisweilen werden noch Stramonium-Samen hinzugefiigt, nie jedoch Nux vomica. Die Wirkung 

ist erstaunlich: Ekstase, ein Hochgefiihl, das Gefiihl zu fliegen, gesteigerter Appetit und heftige sexuelle Wiinsche.« (THAKKUR 

797; 31) 

Es ist sicher kein Zufall, daB dieses Rezept an die Zusammensetzungen der Hexensalbe erinnert. 

Pro Person werden folgende Zutaten benotigt: 0,3 g Opium, 10 Daturasamen, 0,3 bis 0,5 g Haschisch und eine beliebige Auswahl 
an Gewiirzen, Harzen usw. Die Zutaten werden miteinander vermischt und in zerlassenes Butterschmalz gegeben. Sobald das 
Gemisch zu einer Masse verschmolzen ist, wird sie abgegossen (vgl. RATSCH 1990). 

Tmx Einnahme sollte griiner chinesischer oder japanischer Tee (vgl. Camellia sinensis) gereicht werden, um der einschlafernden 
Wirkung des Opiums vorzubeugen. Die voile Wirkung tritt meist nach rund 4 Stunden ein und halt mindestens wahrend 12 
Stunden an. 

Die Zutaten der Orientalischen Froliliclilieitspillen und verwandter Zubereitungen 

(Nach CHATURVEDI et al. 1981, MEISTER O.J.: 94'x, RATSCH 1990, THAKKUR 1977; ergiinzt) 

Name Botanischer Name Wirkstoff(e) 

Aloe Aloe vera (L.) BURM. Anthracene 

Ambra Physeter macrocephalus L. Pheromone 

Anis Pimpinella anisum L. Atherisches Ol 

Cannabis indica THC 

Bang Areca catechu Arecolin 
Betelniisse 



Betelpfeffer Piper betle Atherisches Ol 

Bilsenkraut Hyoscyamus niger Tropanalkaloide 

Bonduc Caesalpinia bonduc (L.) ROXB. Alkaloide 

(vgl. Caesalpinia decapetala) 
Brechniisse Strychnos nux-vomica Strychnin 

Dhatura Datura innoxia Tropanalkaloide 

Datura metel Tropanalkaloide 

Datura stramonium Tropanalkaloide 



Fenchelsamen 

Galangan 

Galgant 

Ghee 

Honig 

Ingwer 

Kampfer 

Kardamom 

Kokosflocken 

Koriander 

Kreuzkiimmel 

Kubeben 

(vgl. Piper spp.) 
Kiirbissamen 
Kurkuma 
Langer Pfeffer 



Atherisches Ol 
Atherisches Ol 
Atherisches Ol 



Foeniculum vulgare 

Kaempferia galanga 
Alpinia officinarum HANCE 
Butterschmalz Fett 

Zucker, Enzyme 
Zingiber officinale Atherisches Ol 

Cinnamomum camphora Campfer 

Elettaria cardamomum (L.) MATON 

Cocos nucifera Vitamine 

Coriandrum sativum L. Atherisches Ol 

Cuminum cyminum L. Atherisches Ol 

Piper cubeba L. Cubebin 



Cucurbita pepo L. Vitamin E 

Curcuma longa L. Atherisches Ol 

Piper longum L. Atherisches Ol 



Atherisches Ol 



Fett, Alkaloidspuren 
Pheromone 
Atherisches Ol 
Harz, atherisches Ol 



Mandeln (vgl. Piper spp.) Vitamine 
Prunus dulcis (MILL.) D.A. WEBB 
Mohnsamen Papaver somniferum 

Moschus Moschus moschiferus 

Muskatbliiten Myristica fragrans 

Myrrhe Commiphora molmol ENGL. 

Nelken Syzygium aromaticum (L.) M. et P Atherisches Ol 
Oleander Nerium oleander L. Oleandrin, Alkaloide 

Olibanum Boswellia sacra Atherisches Ol, Harz 

Opium Papaver somniferum Opiumalkaloide 

Safran Crocus sativus Crocin 
Spanische Fliege Lytta vesicatoria Cantharidin 

Zimt Cinnamomum verum PRESL Atherisches Ol 

Zucker Saccharum officinarum L. Saccharose 



Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Cannabis indica, Datura metel, Papaver somniferum 



AI;EL, Ernest L. 

1984 »Opiates and Sex«, Journal of Psychoactive Drugs 
160): 205-216. 

ANWARl-ALHOSSEYNl, Schams 

1981 »Uber Haschisch und Opium im lran«, in: 

G. Vo LGER (Hg.), Rausch und Realitat, Bd. 2: 

482-487, Koln: Rautenstrauch-Joest-Museum. 
BERGE, Fr. lind W.A. RIECKE 

1985 Giftpflanzen-Buch, Stuttgart: Hoffmann'sche 
Verlags-Buchhandlung. BOSE, A. K. 

1981 » Aphrodisiacs - A Psychosocial Perspective*, 

Imiian Journal of History of Science 16(1): 100-103. 
CHATURVEm, G.N., S.K. TlWARl UNI) NT. RAl 

1981 »Medicinal Use of Opium and Cannabis in 

Medieval lndia«, Indian Journal of History of Science 
16(1): 31-35. GAWIN, Frank H. 
1978 »Krugs and Eros: Reflections an Aphrodisiacs«, 
Journal of Psychedelic Drugs 10(3): 227-236. 

RATSCH, Christian 1990 Die »OrlentaUschen FrdhHchkeltsplllen« und verwandte psychoaktive Aphrodlsiaka, Berlin: VWB. 

SA1,EH, Ahmed 1981 sAllcohol und Haschisch im heutigen Orient*, in: G. Vo LGER (Hg.), Rausch und Realitat, Bd. 2: 488-491, Koln: Rautenstrauch-Joest- 
Museum. 

SANGAR, S. P 1980 » Intoxicants in Mughal lndia«, Indian Journal of~Hlstory of Science 16(2): 202-214. 
THAKKUR, Ch. G. \911 Ayurveda: Die Indlsche Hell- und Lehenskunst, Freiburg: Bauer. 

VETSCHERA, Traude und Alfonso Pll.LAl 1979 »The Use of Hemp and Opium in lndia«, Etllnotnedlzln 5, 1/2 (1978/79): 1 1-23. 
WILSON, Robert Anton 1990 Sex and Drugs, Phoenix AZ: New Falcon Publications. 



Palm we in 

Andere Namen 

Bourdon, Cachiry, Chicha de caanguche, Coroxo, Maboca, Mimbo, Palm wine, Palmenwein, Salap, Sura, Suri, Toddy, Vino 
palmeo 

In vielen Teilen der Welt werden aus Palmen (Palmae; friiher Arecaceae) durch Fermentation weinartige Getranke hergestellt, die 
allgemein Palmwein genannt werden (vgl. Wein). Dazu werden entweder die suBen Friichte ausgepreBt oder der im Stamm und in 
den Blatttrieben flieBende Saft (Blutungssaft) unverdiinnt vergoren. Manche Palmenfriichte werden auch, mit Wasser vermischt, 
zur Herstellung von Bier und Chicha verwendet. 

Meist wird der Blutungssaft verschiedener Palmen zu Palmwein vergoren. Dazu werden oft die jungen, mannlichen Bliitenstande 
angeschnitten. Vorher werden sie zur Anregung der Sekretion gedriickt oder gequetscht. Der zuckerhaltige Saft geht oft schon 
beim HerausflieBen in Garung iiber (vgl. Cocos nucifera). Mitunter wird auch ein Zapfloch am oberen Stammende angebracht. 
Die Garung wird meist durch Hefepilze ausgelost: Saccharomyces spp., Candida spp., Endomycopsis Sp. (OFAKOR 1972). 
In Siidostasien ist Palmwein ein beliebtes Getrank. Er wird entweder aus der Kokospalme (Cocos nucifera) oder aus der 
Zuckerpalme Arenga pinnata (WURMS.) MERR. gewonnen: 

»Seit Urzeiten wird sie [die Zuckerpalme, Arenga pinnata] zur Gewinnung von Zuckersaft angezapft. Dazu werden die jungen, 
mannlichen Bliitenstande abgeschnitten. Aus der Schnittstelle flieBen in einem Zeitraum von zwei bis fiinf Monaten taglich 2 bis 7 
1 Saft. Hat sich die erst Schnittstelle erschopft, wird ein welter unten stehender Bliitenstand angezapft. Eine Palme soil bis zu 1800 
1 Saft liefern, der in Bambusrohren abgeleitet wird. Der Saft enthalt etwa 15% Saccharose, er wird zu Palmwein vergoren oder 
durch Kochen zu braunem Rohrzucker verarbeitet, der, in Scheiben gepreBt, zum Kauf angeboten wird.« (BARTEI 1993: 56*) 
Schon die Agypter nutzten die Dattelpalm (Phoenix dactylifera L.) zur Weinerzeugung, w: Plinius bemerkte. Diese altweltliche, 
bis zu 30 Meter hohe Palme ist in Afrika, im Nahen Osten, in Arabien und Indien verbreitet. Sie wird wegen ihrer Friichte seit 
dem Altertum kultiviert (STEWAR 1994: 151 ). Vom Stamm der alteren Dattelpalme wird ein Saft gezapft, der sogleich in 
Garung iibergeht. Er war als Palmwein (Vino Palmeo) bekam und wurde besonders wegen seiner aphrodisierenden Eigenschaften 
gelobt, diente aber auch als ritueller Rauschtrank. Dazu wurde er mit verschiedenen anderen Zauberpflanzen, vermutlich 
Bilsenkraut (Hyoscyamus niger, Hyoscyamus spp. Alraune (Mandragora officinarum, Mandragora spp.) oder Hanf (Cannabis 
indica) verstarkt. Es ist ein in Keilschrift verfaBter Text iiber die Rauschwirkung eines solchen Weines iiberliefert: 

Palmen, die zur Weinbereitung dienen 

(Nach ALLEN 1947 und 1965, BARTELS 1993*, BALICK und GECK 1990*, FERGUSEN 1851, 
HARTWICH 1911:632'% 

HAWKES 1946, LEVI-STRAUSS 1950: 470 und 1952, PLOTKIN und BALICK 1984, REHM und 
ESPIG 1996: 75*; erganzt) 

Palmenart Verwendetes Teil Kultur/Ort 

acM/eata Friichte, Blutungssaft Siidamerika, Karibik 

Acrocomia 

Acrocomia mexicana KARW. (Taberna/Coyolpalme) Blutungssaft Honduras, 

Mexiko 

Acrocomia vinifera OERST. (Coyolpalme) Saft Honduras 

Areca catechu L. Friichte Indien 

Arenga /7m«ato (WURME.) MERK. Blutungssaft Siidostasien, Kambodscha 

[syn. A. saccharifera LABILE.] (Zuckerpalme) Siidamerika 

Attalea cohune MART. 

Attalea speciosa MART. Siidamerika 

Bactris major J ACQ. Friichte Brasilien 

Bactris gasipaes H.B.K. Friichte Ecuador, Kolumbien, 

[syn. Guilielma gasipaes BAL] Bolivien, Venezuela (Yanomamo) 

(Pfirsichpalme, Pupuna) 

Bactris sp. Friichte Mittel- und Siidamerika 

Borassus flabelliferL. (Falmyvapalme) Blutungssaft Indien, Ceylon 

Borassus aethiopium MART. Saft Elfenbeinkiiste 

Caryota urens L. Blutungssaft Siidostasien 

(Ostindische Brennpalme, Kitulpalme) 

Cocos butyracea L. (Palma de vino) Blutungssaft Brasilien 

Cocos eriospatha MART. Blutungssaft Brasilien 

Cocos nucifera L. Saft Tropen 

Copemicia prunifera (M.) MOORE Friichte, Samen Brasilien, 

[syn. Copemicia cerifera MART.] Argentinien 

(Carnaiiba-Wachspalme) 



Corypha silvestris BLUME Molukken 

Elaeis guineensis JAcQ. Saft Nigeria, 

[syn. Elaeis melanocca GAERTN.] Brasilien 

Friichte Bolivien 

Euterpe spp. 

Euterpe edulis MART. Friichte Brasilien 

Euterpe oleracea MART. Friichte Brasilien 

Euterpe precatoria MART . Friichte Brasilien 

natalensis Blutungssaft Tongaland 

(Ilalapalme) 
Hyphaene 

Hyphaene thebaica (L.) MART. (Dumpalme) Blutungssaft Afrika 

Hyphaene ventricosa Samenmantel Namibia 

Jubaea chilensis (MOL.) BAILL. Blutungssaft aus dem Stamm Chile 

)ubaea spectabilis H.B.K. Blutungssaft Siidamerika 

Saft Guaraon/Oriniko (Venezuela) 

Mauritia flexuosa L. f. (Miritypalme) 

Friichte Kolumbien (Amazonien) 

Mauritia minor BURRET (Canbanguchepalme) Saft Warrau/Siidamerika, Brasilien 

Mauritia vinifera MART. Blutungssaft Indochina, 

Nypafructicans WUMB. Philippinen 

(Nipapalme, Atappalme) Saft Honduras 

Orbignya cohune (MART.) DAHL. 
Attalea cohune MART.] 
[syn. Samen Brasilien 

Orbignya spp. (Babassupalme) 
Phoenix dactylifera L. (Dattelpalme) Friichte/Blutungssaft Antike, Naher Osten 

dem Stamm 
Phoenix spinosa SCHUMACH. aus tropisches Afrika 

Friichte 
[syn. Phoenix reclinata JACQ.] 

Phoenix sylvestris (L.) RoxB. (Walddattel) Blutungssaft aus dem Stamm Indien 

Pholidocarpus ihur BLUME Sundainseln 

Phytelephas macrocarpa RUfz et PAv. Neotropen 

Raphia hookeri MANN et WENDL. Blutungssaft Nigeria 

Raphia vinifera P BEAUV. (Weinpalme) Blutungssaft tropisches Afrika 

Roystonea venezuelana B AI. et MOORE Blutungssaft Venezuela 

Roystonea regia (H.B.K.) COOK (Kbmgspalme) Blutungssaft Haiti 

Sabal bermudanaFmchte Bermudas 

Scheelea princeps KARST. Brasilien 

Serenoa repens (BATR.) SMALL Friichte Kiistenstamme/ 

[syn. S. serrulata (MICHx.) NICHOLS.] Siidosten Nordamerikas 
(Sabalpalme; vgl. Wein) 

»Wenn ein Mensch Rauschtrank getrunken hat und sein Kopf ihm gepackt ist, er seine Worte vergiBt, wahrend seines Redens sie 

auswischt, seinen Verstand nicht festhalt, dem betreffenden Menschen seine Augen starr sind, soUst du zu seiner Genesung 

SiiBholzsaft (...) Bohnen, Oleander (...) in eins zerreiben, er soil es mit Ol und Rauschtrank vor dem Herabkommen der Gula [= 

„am Abend, bevor die Sterne aufgehen"], am Morgen, ehe die Sonne aufgeht und ehe jemand ihn gekiiBt hat, trinken, so wird er 

genesen.« (SIGERIST 1963: 30)115 

Aber auch aus den Friichten wurde ein berauschendes Getrank hergestellt, das bei den Agyptern srtri t hieB. Moglicherweise 

handelte es sich dabei um ein mit Dattelmus versetztes Bier (CRANACH 1981 *}. Diesem Getrank wurden oft Heilmittel 

beigegeben. Palmwein wurde auch bei der Einbalsamierung der Mumien zum Waschen der Leiche verwendet. Im Altertum 

wurden viele magische Pflanzen mit Safran (Crocus sativus) und Palmwein versetzt. Palmwein wurde auch gegen Halluzinationen 

getrunken (PLINIUS XXIV 165f.). 

Es gibt 77 Arten in der Gattung Phoenix, von denen mane he sehr leicht mit der echten Dattelpalme zu verwechseln sind. Manche 

Arten (z.B. Phoenix reclinata JACQ.) entwickeln Friichte, die ebenfalls als Datteln bezeichnet und gegessen werden. Der Saft der 

indischen Walddattel [Phoenix sylvestris (L.) Roxs.] wird ebenso zu Palmwein vergoren. 

In Afrika sind Palmweine sehr beliebt. Sie werden als Erfrischungsgetranke, als Losungsmittel fiir Medizinen und als Opfertranke 

(Libationen) verwendet. In Westafrika ist Palmwein zusammen mit Kolaniissen (Cola spp.) eine wichtige Opfergabe bei den 

Orishariten. Ogun ist im Land der Yoruba der schamanische Gott des Eisens und der Schmiede, des Krieges, der Jagd, der Steine 

und gilt als machtiger Schlangenbandiger. Sein Opfer ist wegen seiner Macht von groBer Bedeutung: 

»Eine Frau will sich an Ogun wenden; sie kommt und bringt eine Kalebasse mit Kolaniissen, fiir das Opfer hat sie einen Hund und 

gerostete Yams, auBerdem Palmol und Palmwein. Der Priester erhebt sich und wendet sich dem Schrein zu. Er beginnt mit einer 



Libation Wasser oder Palmwein, dann nimmt er einen Hammer, der ganz und gar aus Metall ist, und beriihrt die Embleme der 
Gottheit so, daB es etwas tont. Dazu spricht er: „H6re uns, o Ogun, Awo, Kontrolleur der Welt, Hauptling der Gotter, dessen 
Augapfel man nicht sieht, Stiitze der Waisen, Herr der unzahligen Himmelspalaste! „(...) Dann schiittet er den Palmwein und 
das Palmol auf oder vor den Schrein und befragt die KolanuB. Ist die Antwort giinstig, legt er einen Teil der NuB auf den Schrein. 
Dann folgt die Opferung des Hundes.« (BONIN 1979: 251) 

Palmwein (Salap) wird in Indien auch schamanisch genutzt. Die in den Dschungeln von Orissa lebenden Stammesvolker, 
besonders die Sora oder Saura, haben z. T bis heute ihre vorhinduistische, prahistorische Religion bewahrt. Sie besteht 
hauptsachlich in der Kontaktaufnahme mit der Unterwelt und den jenseitigen Geistern und Ahnen. Es heiBt, diese wiirden in der 
Unterwelt direkt unterhalb der Weinpalmen leben. Bei den schamanischen Unterweltszeremonien wird standig Palmwein in 
groBer Menge getrunken. Besonders der Kunan, der Schamane, genieBt den berauschenden Trank aus einer speziellen Kalebasse. 
Er nutzt den Palmwein als »Treibstoff zur Unterweltsreise« (personliche Mitteilung von Gerhard Heller). 
Palmwein wird auch an verschiedenen Orten zu Arrak oder Palmschnaps destilliert (vgl. Alkohol). 

Palmweimadditive 

Gelegentlich werden dem Palmwein, wie alien alkoholischen Getranken, andere Pflanzen oder Substanzen zugesetzt, um die 
Wirkung zu verandern (vgl. Vitis vinifera, Alkohol, Balche', Bier, Chicha, Wein). 

Im Kongo heiBt ein Palmwein, der unter Zusatz der Wurzeln von Alchornea floribunda gekeltert wird, niando (vgl. Alchornea 
spp.). Er wirkt psychoaktiv und aphrodisierend (SCHOLZ und EIGNER 1983: 78*). Im Kongo wird ein Palmwein mit 
Ibogawurzeln versetzt (siehe Tabemanthe iboga). In Ghana wird er mit den Blattern der f lakwa genannten Vemonia conferta 
vermischt, um aphrodisisch zu wirken (BREMNESS 1995: 29*). In Westafrika wird die Rinde von Mitragyna stipulosa (DC.) O. 
KUNTZE, die vermutlich Alkaloide vom Yohimbintyp enthalt, mit Palmwein getrunken (vgl. Mitragyna speciosa), in 
Zentralafrika mit der Wurzelrinde von Strychnos icaja L. (vgl. Strychnos spp.), in Westafrika mit der Rinde von Corynanthe 
pachyceras (vgl. Corynanthe spp.). 

In Indien wurde der Palmwein mit den Samen von Datura metel aufgebessert. Die Sora, ein Stammesvolk in Orissa, legen eine 
bisher unbestimmte Wurzel in ihren salap genannten Palmwein, um ihm eine cannabisahnliche Wirkung zu verleihen (Mitteilung 
von Gerhard Heller). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Cocos nucifera, Alkohol, Wein 

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Pituri 



Andere Namen 

Bedgery, Pedgery, Pitchery, Pitchuri, Pitjuri, Pituribissen, Pituripriem 

Pituri bezeichnet im weitesten Sinne alle Pflanzen bzw. die mit Zusatzen daraus gewonnenen Produkte, die von australischen 

Aborigines fiir hedonistische oder magische Zwecke gekaut wurden und/oder werden. In der neusten Literatur wird »Pituri« nur 

noch fiir das Nachtschattengewachs Duboisia hopwoodii verwendet (HORTON 1994). 

Gewohnlich werden Pituriblatter, mit alkalischen Pflanzenaschen vermischt, als Priem gekaut. Dabei hat das Kauen von 

verschiedenen wilden Tabakarten (Nicotiana ingulba, N. gossei, N. stimulans, N. benthannana, N. velutina, N. nzegalosiphon [vgl. 

Nicotiana spp.] und Goodenia lunata) eher einen hedonistischen Charakter, das Kauen von Duboisia hopwoodii und Datura446 

jedoch magisch-religiosen. Das Rauchen von Pituri ist moglicherweise erst durch den Kontakt mit den Rauchgewohnheiten der 

Europaer entstanden (EMBODEN 1979: 1460. 

Pituri nimmt Hunger und Durst, wirkt berauschend und ruft leidenschaftliche Traume hervor. Das ist vermutlich der Grund, 

warum die Aborigines Pituri als Zaubermittel gebrauch(t)en. In der Zauberei der Aborigines ist das Eintreten in die Traumzeit, 

den transzendenten Urzustand des Seins, von hervorragender Bedeutung. Die Traumzeit ist ein veranderter bzw. anderer 

BewuBtseinszustand. 

»Alles und jedes in der Natur ist ein symbolischer FuBabdruck der metaphysischen Welt, durch deren Wirken unsere Welt 

geschaffen worden ist. Wie bei einem Samen ist auch die einem Ort innewohnende Kraft mit der Erinnerung an seinen Ursprung 

gepaart. Die Aborigines nennen diese Kraft Dreaming, den Traum des Ortes, und dieser Traum begriindet die Heiligkeit der Erde. 

Nur auf auBergewohnlichen BewuBtseinsebenen kann jemand den inneren Traum der Erde wahrnehmen oder sich darauf 

einstellen.« (LAWLOR 1993: 1) 

In der Traumzeit konnen alle magischen Handlungen, die auf den als unwirklich verstandenen Normalzustand einwirken, 

festgelegt und ausgefiihrt werden. Es scheint so, als ob es verschiedene Pituriarten fiir verschiedene Zwecke gab und daB die 

verschiedenen Arten mit verschiedenen Liedern, Totems und den entsprechenden Traumpfaden oder Songlines verkniipft waren. 

Es gab einige Songlines, die als »Pituripfade« gesungen wurden. Es gab sogar Pituri-Clans (WATSON et al. 1983: 308). Das 

Pituri gait als mit dem Ort des Landes aufgeladen; es tragi den »Traum des Ortes«, an dem es wachst, in sich und gibt ihn an den 

Menschen welter. 

Der rituelle und hedonistische Gebrauch von Pituri ist vielleicht der langste kontinuierliche kulturelle Gebrauch einer 

psychoaktiven Substanz in der Geschichte der gesamten Menschheit. Die Kultur der Aborigines war die langste kontinuierliche 

Kultur der Welt. Moglicherweise haben schon die Traumzeitahnen der Aborigines vor 40000 bis 60000 Jahren Pituri gekaut 

(LAWLOR 1993). 

Das Sammeln und Zubereiten von Pituri 

Obwohl Duboisia hopwoodii und Nicotiana spp. in Australien weit verbreitet sind, werden doch bestimmte Gebiete zum Sammeln 
bevorzugt. In der ethnographischen und ethnobotanischen Literatur driicken die Autoren immer wieder ihr Erstaunen dariiber aus, 
daB die Aborigines der nordlichen Wiistengebiete, wo reichlich /Jw^ow/a-Straucher vorkommen, doch die weit aus dem Osten 
importierten Blatter bevorzugten. Leider sind keine Quellen erhalten, aus denen hervorgeht, warum die Aborigines die Blatter der 
ostlichen Gebiete vorzogen. Vermutlich hatte es magische Griinde, da das Sammeln nach bestimmten Songlines stattfand. Die 
Blatter sind mit der Kraft des Ortes oder des Landes, auf dem sie wachsen, aufgeladen. - Die Aborigines waren vielleicht 
psychoaktive Gourmets, die wie Feinschmecker dem Cognac unter den Brandys den Vorzug geben. Vor dem Kontakt der 
Aborigines mit den Europaern gab es in der zentralen Wiiste ein weitreichendes Handelsnetz, zu dem auch die sogenannten 
Pituripfade (pituri roads) gehorten, auf denen das begehrte Pituri gehandelt wurde (EMBODEN 1979: 145*). 

Pflanzen, deren Asclie dem Pituri zugesetzt wird 

Proteaceae MEGGITT 1966: 126 

striata 

Grevillea O'CONNELL ef a/. 1983 

R.BR. (Ijinyja) 

Mimosaceae (Leguminosae) MEGGITT 1966: 126 

Acacia 

F. MUELL. 

BENTH. 

(Mulga) O'CONNELLefa/. 1983 

aneura 

ex 

Acacia coriacea DC. (awintha) MEGGITT 1966: 126 

Acacia kempeana F. MUELL. (Witchitty bush) MEGGITT 1966: 126 

BENTH.MEGGITT 1966: 126 

Acacaa lingulata A.CUNN. 

ex MEGGITT 1966: 126 

Acacia pruinocarpa 

Acacia salicina LINDL. AISTON 1930: 49 



(vgl. Acacia spp.) 

Caesalpiniaceae (Leguminosae) 

Cassia spp. PETERSON 1979: 179 

Rhamnaceae O'CONNELL ef a/. 1983 

Ventilago viminalis HOOK, (atnyira) LASSAK und MCCARTHY 

1987:43* 
Myrtaceae O'CONNELL ef a/. 1983 

Eucalyptus microtheca F MUELL. (angkirra) 
Eucalyptus spp. (Gums)447 PETERSON 1979: 179 

Eucalyptus sp. (Red Gum) 
Melaleuca sp. 

Ein typisches Merkmal der australischen Ethnopharmakologie sind die sehr aufwendigen, komplizierten und ausgekliigelten 
Verarbeitungsverfahren zur Aufbereitung botanischer Rohprodukte, z.B. zur Entgiftung oder Wirkungsverbesserung (BECK 
1992). Einfache Nahrungs- und Drogenzubereitungsformen spielen nur eine untergeordnete RoUe. Es scheint, als batten die 
Aborigines eine groBe Kunstfertigkeit in der Verarbeitung medizinischer und kulinarischer Produkte besessen und auch viel Zeit 
mit diesen Techniken zugebracht (ISAACS 1987*). 

Den getrockneten oder fermentierten Blattern werden verschiedene Additive zugefiigt, damit ein Priem oder Bissen entsteht. Zum 
einen handelt es sich um Pflanzenaschen, zum anderen um Bindemittel wie Tierhaare (vom Wallaby, Euro - kleinen 
Kanguruharten - oder Kaninchen), Pflanzenfasern (Linum marginale), gelber Ocker, Eucalyptusharz und neuerdings auch Zucker 
(PETERSON 1979: 179). Diiboisia-Blatter konnen auch pur gekaut werden, allerdings gilt die Wirkung als nicht besonders stark. 
Nicotiana-Arten werden immer mit Pflanzenaschen kombiniert gekaut (O'CONNELL ~: al. 1983: 108). 
Alle Pflanzen, aus denen Aschen gewonnen werden, enthalten wirksame Substanzen. Akazienholz, vor allem jenes der 
Mulgaakazie, wurde von den Aborigines seit jeher zur Herstellung von Bumerangs, Speerspitzen, Grabstocken und Schilden 
benutzt (Low 1992b: 181*). In den Akazien (Acacia spp.) sind Alkaloide (Tryptamine, z.B. NN-DMT) nachgewiesen worden. In 
einigen Akazien, z.B. der Acacia georginae, ist das toxische Fluoroacetat enthalten (BOWLING und MCKENZIE 1993: 146*). 
Die Aschen von ozeanischen Akazien (Acacia r«a«guim) und den Melaleuca spp. enthalten Salze und Mineralstoffe und sind 
reich an Natrium (OHTSUKA et al. 1987). Manche Akazien produzieren ebenfalls ein Gummi, das dem Pituri zugesetzt werden 
kann, z.B. Acacia aneura (O'CONNELL et al. 1983: 105). Leider ist nicht bekannt, wie die Pflanzenasche gewonnen wird. Wenn 
das Akazienholz einfach verbrannt wird, kann man davon ausgehen, daB das DMT durch das Feuer zerstort wird. Wenn allerdings 
durch einen besonderen ProzeB, z.B. weniger heiBes Schwelen o.a., das Holz zu einer ascheahnlichen Substanz verwandelt wird, 
konnte das DMT erhalten bleiben, ja sogar die Konzentration zunehmen441 (vgl. Erythoxylum coca). 

In der gummiproduzierenden GattungVeritilago konnten ebenfalls Alkaloide nachgewiesen werden (COLLINS et al. 1990: 61 * ). 
Rock Isotome (Jsoioixia. petraea MUELL., Campanulaceae) wurde zur Verstarkung dem Pituri zugesetzt (Low 1990: 192*). Arten 
aus der Gattung Isotorna werden auch in Siidamerika psychoaktiv, vor allem als Zusatze zu Ayahuasca und Cimora, benutzt. 
Manche Additive wurden auch als Ersatz fiir Duboisia und Tabak benutzt (siehe Tabelle). 

Tatsachliche Erfahrungsberichte mit Pituri sind auBerst selten. Die Wirkungen der einzelnen Pituriarten unterschieden sich z.T. 
recht stark, wie Gary Thomas an sich selbst erfahren konnte (miindliche Mitteilung). Einige seien stark stimulierend, andere 
schwach stimulierend, einige euphorisierend, andere wiederum visionar. Nach Aussage des Malers Collin McCormick wirken die 
Pituriblatter, ob Duboisia oder Nicotiana, alleine nicht sehr gut. Erst die Kombination mit der Asche bringt die gewiinschte 
Wirkung hervor. Er sagte: 

»Die Asche wirkt als Verstarker von Pituri. « Da der Pituripriem oft nur kurz gekaut und dann hinter das Ohr oder sogar in das Ohr 
hineingesteckt wird, konnte das DMT an dieser Stelle, die fiir die hohe Durchlassigkeit von Alkaloiden (Scopolamin im Pilaster 
gegen Reisekrankheit) gut bekannt ist, in die Blutbahn gelangen. Vielleicht sind in den Blattern auch MAO-Hemmer enthalten, so 
daB das DMT oral wirksam werden konnte (vgl. Ayahuasca). Allerdings ist auch wahrscheinlich, daB das DMT, wie iiber die 
Nasenschleimhaute, auch iiber die Mundschleimhaute direkt in das Gehirn eintreten kann. Das heisst, Pituri konnte eine 
hochwirksame psychoaktive Kombinationsdroge sein, deren Bedeutung bisher nicht recht erkannt wurde. Vielleicht macht die 
kiinftige Forschung das Pituri zu einer ethnopharmakologischen Sensation. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Duboisia hopwoodii, Duboisia spp., Nicotiana spp. 

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Piturisubstitute 

(Nach BOCK 1994: 59*, Low 1990*; erganzt) 

Name Wirkstoff 

Centipeda spp. Alkaloide 

(Sneezeweed) 

Datura leichhardtii F v MUELL. ex BENTH. Tropanalkaloide 

(Cheeky bugger, vgl. Datura spp.) 

Dendrocnide sp. (Stinging tree) 

Duboisia myoporoides Scopoiamin u.a. 

Evolvulus alsinoides L. Alkaloide (?) 

(Speedwell) 

Gaodenia lunata Alkaloide 

Hippobroma longiflora (L.) G. DON450 Lobelin 

[syn. Isotoma longiflora (L.) PRESL. (vgl. Lobelia injlata) 

Lobelia longiflora L., 

Laurentia longiflora (L.) PETERM.] WIMM. Lobelin 

Isotoma anethifolia (SUMMERH.) F E. 

Isotoma axillaris LINDL. Lobelin 

[syn. Isotoma senecioides A. DC, 

Laurentia axillaris (LINDL.) F E. WIMM.] 

Isotoma petraea E v MUELL. Lobelin 

(Rock Isotome) 

Nicotiana spp. Nikotin, Nornikotin, 

Anabasin 
Pterocaulon serrulatus (MONTR.) GUILL. Alkaloide 

Pterocaulon sphacelatum (LABILE.) F v. MUELL. Alkaloide 

(Ragwort) 

Solanum ellipticum R BR. ? 

(Wild tomato; vgl. Solanum spp.) 
Trichodesma zeylanicum Alkaloide 

(Bush tobacco. Cattle bush) 



Raucherwerk 

Andere Namen 

Dhoop, Dhup, Fumigium, Incense, Incensio, Sahumerio, Saumerio, Weihrauch 

Der Gebrauch von Raucherstoffen fiir rituelle, religiose, magische, medizinische, hygienische und andere Zwecke findet sich 
weltweit; Rauchern ist ein transkulturelles Phanomen. In den meisten Kulturen wird Weihrauch als »Nahrung der G6tter« 
angesehen. Manche Raucherstoffe werden wegen ihres auBergewohnlichen Wohlgeruchs benutzt. Manche Stoffe werden wegen 
ihrer pharmakologischen Wirkung gerauchert. Sie haben meist einen unangenehmen Geruch, dafiir aber eine psychoaktive 
Wirkung. Viele Pflanzenteile (wie z.B. Lorbeerblatter; vgl. Laurus nobilis) werden auch wegen ihrer angeblich magischen 
Wirkung bei esoterischen Ritualen verwendet. Aus der Gestalt des aufsteigenden Rauches werden der Wille der Gotter oder die 
Niedertracht der Damonen abgelesen. Manche Raucherungen stimulieren erotische Gefiihle, andere sollen Haus und Hof vor 
Krankheiten, Geistern und Diebstahl sichern. Aus dem geschichtlich alteren Rauchern entwickelte sich bald das Rauchen (vgl. 
Rauchmischungen) . 

Es gibt drei kulturelle Zentren des Gebrauchs von Raucherstoffen: die antike Welt samt dem alten Orient, den indischen 
Subkontinent einschlieBlich des Himalayaraums und Mesoamerika. Dabei hat sich die indianische Raucherkultur selbstandig und 
unabhangig entwickelt. Wahrend zwischen der antiken Welt, dem Orient und Indien eine starke gegenseitige Beeinflussung 
herrschte. Zwischen Indien und Agypten gab es schon im Altertum intensive Handelsbeziehungen, die zum Austausch von 
Gewiirzen, Heilpflanzen, Rauschmitteln und Raucherstoffen fiihrten. In spatantiken agyptischen Grabern wurden mit 
aromatischen Substanzen gefiillte GefaBe gefunden, die mit indischen und chinesischen Schriftzeichen bedeckt waren 
(WOLLNER 1995: 19). 

Die Verwendung von Raucherwerk (Nach RATSCH 1996b) 

Raucherstoffe werden verwendet, um 

den Gottern und Gottinnen zu opfern 

den Kontakt zu Gottheiten, Damonen und Geistwesen herzustellen 

den Kontakt zu den Ahnen zu kniipfen 

die Toten in die jenseitige Welt zu geleiten 

negative Geistwesen zu vertreiben bzw. fernzuhalten 

die Meditation zu unterstiitzen 

Gebete zu intensivieren 

Liebe und Liebesbereitschaft zu erzeugen 

die eigene Attraktivitat zu steigern 

Gaste zu ehren 

magische Rituale auszufiihren 

die hygienischen Verhaltnisse zu verbessern 

Raume zu desinfizieren 

Krankheiten zu heilen bzw. deren Ursachen zu vertreiben 

gezielte spirituelle Erfahrungen zu machen 

bewuBtseinsverandernd zu wirken 

stimmungsverandernd zu wirken 

bestimmte medizinische oder therapeutische Wirkungen zu erzielen 

zur Desinfektion oder als Insektizid zu dienen 

Nahrungsmittel zu konservieren 

Kleidung und Haar zu parfiimieren 

zur Freude und zur Unterhaltung beizutragen 

Hexen und Opfer zu vergiften 

In der antiken Literatur, z.B. bei Dioskurides und Plinius, wird dem damals daphne genannten Lorbeer (Laurus nobilis) eine stark 
geistbewegende Aktivitat zugeschrieben. AUe Versuche, den Lorbeer psychoaktiv zu verwenden, sind bisher fehlgeschlagen (vgl. 
RATSCH 1996b); psychoaktive Wirkstoffe konnten bisher nicht festgestellt werden (HOGG et al. 1974). Vermutlich wurden im 
Altertum noch eine oder mehrere andere Pflanzen daphne genannt. Eine Daphne-Art, deren botanische Identitat unbekannt blieb, 
war vielleicht psychoaktiv. 

Sehr wahrscheinlich war Apollinaris, das »Apollonpflanze« genannte weiBe Bilsenkraut (Hyoscyamus albus) das Rauschmittel, 
mit dem sich die delphische Pythia, die beriihmte antike Orakelpriesterin, in Ekstase versetzte (vgl. auch Catha edulis). Der 
mysteriose Rauch von Delphi, den die Pythia inhalierte, bevor sie sich auf den DreifuB setzte und Prophezeiungen 
herausstammelte, stammte hochstwahrscheinlich von geraucherten Bilsenkrautsamen. In der Antike war der Gebrauch von 
Raucherstoffen sehr weit verbreitet. Den griechischen, agyptischen und romischen Gottheiten wurden entsprechende 
Raucherstoffe zugeordnet (vgl. RATSCH 1995a: 312ff.*). 

Im Mittelalter wurden in der Medizin »schlafbringende« Raucherungen benutzt, die mit ziemlicher Sicherheit stark psychoaktiv 
gewirkt haben miissen. Im Codex Rom (14. Jh.) wird ein derartiges Rezept genannt. Es besteht zu gleichen Teilen aus Arsenik, 
Alraunenwurzel (Mandragora officinarum) und Opium' (siehe Papaver somniferum); dieses an sich schon potente Gemisch 



wurde, mit Storax (Gummiharz von Liquidambar officinalis L.) und Olibanum (Harz von Boswellia sacra) versetzt, iiber die 
Raucherkohlen gestreut. Dieses Rezept wurde alternativ zum Schlafschwamm eingesetzt und erinnert in gewisser Weise an die 
Hexensalben. 

Rauchern wurde in der Renaissance als ein alchemistischer ProzeB angesehen (KRUMM-HELLER 1934 und 1955). Materie wird 
durch Feuer transformiert und wirkt - entweder pliarmakologisch und/oder psychologisch - auf den Geist ein. Durch das Element 
Feuer entsteht aus dem Element Erde der Rauch, der sich mit dem Element Luft verbindet und schlieBlich den »Geist 
umwandelt«. DaB die von Agrippa angefiihrten Raucherrezepte den Geist verwandeln konnen, ist eindeutig: er nennt viele 
psychoaktive Pflanzen (Alraune, Bilsenkraut, Hanf, Mohn), deren Rauch man inhalieren soil. Mit Raucherungen soUten auch 
Damonen - im antiken Sinne - beschworen werden konnen: 

»Zum Zwecke des Weissagens pflegen daher Raucherungen zur Erregung der Phantasie angewandt zu werden, die, mit gewissen 
hoheren Geistern iibereinstimmend, uns zur Aufnahme der gottlichen Inspiration geschickt machen. (...) So sollen, wenn man 
aus Koriander und Eppich oder Bilsenkraut nebst Schierling einen Rauch macht, die Damonen augenblicklich sich versammeln, 
weshalb diese Pflanzen Geisterkrauter genannt werden. « 

In Asien und Arabien gilt vor allem das dunkelbraune, harzhaltige Aloeholz (Aquilaria agallocha), auch Agarholz, Agar-Agar, 
Garugaru oder Lignum Aspalathi genannt, als wertvollster Raucherstoff, der vor allem rituell verwendet wird. Es wird immer 
wieder von psychoaktiven Wirkungen von Aloeholzraucherungen und Inhalationen des sehr teuren atherischen Ols berichtet. Im 
Aloeholz sind Sesquiterpene, Chromonderivate, ein Cumarinlignanderivat und ein Alkaloid enthalten (KLETTER 1992: 308). 
Raucherstoffe spielen noch heute weltweit zur Einleitung entheogener Rituale eine groBe zeremonielle und symbolische RoUe. 
Breuzinho (von Protium heptaphyllum und Protium spp.) ist im Santo-Daime-Kult der hauptsachlich verwendete Raucherstoff 
(vgl. Ayahuasca). In afroamerikanischen Besessenheitskulten werden verschiedene aromatische Krauter und Minzen gerauchert 
(vgl. Madzokamedizin), um die Orixas (Yorubagottheiten) zu begriiBen und anzulocken (VOEKS 1989: 1230. Im 
nordamerikanischen Peyotekult (Native American Church, vgl. Lophophora williamsii) wird mit »Zeder«, dem Holz von 
Juniperus spp., gerauchert. Beim mesoamerikanischen Balcheritual wird Copal (von Protium copal, Bursera spp.) oder Pinienharz 
(Pinus spp.) verbrannt (vgl. Balche'). In der Japanischen Teezeremonie werden Aloeholzraucherstabchen oder spezielle 
Teezeremoniemischungen aus mehreren Zutaten gerauchert (vgl. Camellia sinensis). 

Weit verbreitet ist das Rauchern bestimmter Pflanzen bei Heilritualen. Im kolumbianischen Vaupesgebiet werden dazu die Blatter 
einer Rubiaceae [Retiniphyllum concolor (SPRUCE ex BENTH.) MUELL. ARC.] verwendet (SCHULTES 1978a: 196*). In der 
Schweiz sind es die Zweige des Wacholders (Juniperus communis L.). 

Raucherstoffe spielen von alters her im Schamanismus eine zentral wichtige RoUe. Es gibt kaum eine schamanische Handlung, 
die nicht mit dem Verbrennen oder Rauchern genau definierter Pflanzen oder Substanzen einhergeht. Wacholderarten (vgl. 
Juniperus recurva) gibt es auf der ganzen Welt; besonders verbreitet sind sie in Europa, Asien (Himalayagebiet, Mongolei) und 
Nordamerika. Praktisch iiberall werden sie rituell, magisch und medizinisch genutzt. In den meisten Kulturen, die den 
Schamanismus kennen, steht der Wacholder im Ruf, ein Raucherstoff der Schamanen zu sein. Der Wacholder ist vielleicht eines 
der altesten oder sogar das alteste Rauchermittel der Menschheit. Das liegt sicherlich daran, daB seine Blatter bereits im frischen 
Zustand verbrennen und dabei einen kostlichen und wiirzigen Duft liefern (RATSCH 1996a und 1996b). 

Raucherwerk und Schamanismus 

Kultur/Gebiet Hauptsachlich verwendeter Raucherstoff 

Amazonien Breuzinho; Harz von Protium heptaphyllum 

Antikes Griechenland Bilsenkrautsamen (Hyoscyamus albus) 

Atacama/Chile Fabianakraut (Fabiana imbricata) 

Burjaten/Mongolei Thymian (Thymus spp.) 

Germanien BeifuBkraut (Artemisia vulgaris) 

Himalaya Hochgebirgswacholder-Zweigenden (Juniperus recurva), auch Juniperus pseudosabina 

Korea Sandelholz (Santalum album L.), entweder im Stiick oder als Raucherstabchen 

Malaya Benzoe45z; Gummiharz von Styrax tonkinensis (PIERRE) CRAIB ex HARTWICH (= Siam- 

Benzoebaum) 

Mapuche/Chile Canelorinde (Drimys winteri FORST.) 

Mesoamerika Copal; Harz von Protium copal (SOHL. et CHAM.) ENGL, oder Pinus spp. 

Prarien/Nordamerika Sage (Artemisia ludoviciana, A. spp.) 

Pueblos/Nordamerika Pinon Pine, Harz, Nadeln (Pinus edulis ENGELM. [syn. Pinus cembroides ZUcc] ) Zeder 

Juniperus virginiana L. (Amerikanischer Wacholder, Cedar, Redcedar) 

Sibirien Sumpfporstkraut (Ledum palustre), Wacholder/Sadebaum (Juniperus sabina) 

(Antike) Hanf (Cannabis sativa) 

Skythen Hanf (Cannabis ruderalis) 

Im kolumbianischen Vaupesgebiet inhalieren die Schamanen den duftenden Balsam von Styrax tessmannii PERK., der vermutlich 
psychoaktiv ist (SCHULTES und RAFF AUF 1986: 277*). 

In Peru und Nordchile (Atacama) werden verschiedene Raucherstoffe unter den Bezeichnungen Koa, K'oa, Khoa usw. (Fabiana 
spp., Mentha spp., Senecio spp.) zusammengefaBt. Sie werden vor allem bei den senaladas genannten Zeremonien als Opfer an 
die Muttergottin Pachamama verbrannt (vgl. Erythroxylum coca). 



Bei schamanischen Heilungen und Ritualen wird bei den modernen Nahuat (Mexiko) eine Mischung aus Tabakblattern (Nicotiana 
tabacum) und Pinienharz (Pinus sp.) gerauchert. Eine derartige Raucherung soil die miBgiinstigen Seelenfresser, die im Reich der 
Traume, in Talocan (der »gro6en Bliite der Dunkelheit«), leben, fernhalten (KNAB 1995: 29*). Mazatekische Schamanen 
inhalieren groBe Mengen von einer Mischung aus Copal (Harz von Pinus sp.) und Chilischoten (Capsicum spp.), bevor sie 
divinieren. Diese Rauchermischung soil psychoaktiv wirken (miindliche Mitteilung von Jonathan Ott). Die Cuna von den San- 
Blas-Inseln (Panama) rauchern reichlich mit Chilischoten, oft mit Kakaobohnen (Theobroma cacao) vermischt, um 
niedertrachtige Geister zu vertreiben (DUKE 1975: 2860. 

Der wichtigste rituelle und schamanische Raucherstoff bei nordamerikanischen Prarieindianern ist Sage (Artemisia spp.). Die 
Flathead benutzen fiir ihre Schwitzhiittenzeremonien einen Weihrauch axis Artemisia ludoviciana NUTT. (qepqepte) und 
Pseudotsuga menziesii (MIRBEL) FRANCO (cqelshp) (HART 1979: 2780. 

Die Indianer des Siidwestens bevorzugen die Pinon Pine (Pinus edulis). Sie spielt in der indianischen Kultur seit mindestens 6000 
Jahren eine wichtige RoUe als Nahrungs-, Heil- und Rauchermittel. Die Samen sind eBbar und liefern eine hochwertige Nahrung. 
Die Nadeln und Harze werden vielen Heilmitteln zugesetzt. Die Navaho glauben, daB die Pinon Pine (cci'ol) am Anfang der 
Schopfung vom Eichhornchen gepflanzt wurde und daB sich die ersten Menschen ausschlieBlich von den Pinienkernen (nictc'ii 
pinda') ernahrt haben. Sie benutzen das Harz als Weihrauch bei ihrer wichtigsten religiosen Heilzeremonie, dem sogenannten 
Night chant (»Nachtgesang«). Die Tewa- und Santa-Clara-Pueblos halten die Pinie fiir den ersten Baum iiberhaupt, ihre Samen fiir 
die erste Nahrung (to). Die Pinie ist das bedeutendste Rauchermittel der Puebloindianer. Die Zuni nennen den Baum he'sho 
tsi'tonne, »Gummizweig«. Die Hopi benutzen hauptsachlich die Piniennadeln zum Rauchern. Manchmal werden sie zerkleinert 
und, mit wildem Tabak (Nicotiana sp.) vermischt, als Raucherpulver verwendet. Nach einer Begrabniszeremonie wird im Haus 
der Verbliebenen Pinienharz ins Feuer geworfen, damit sich alle Verwandten berauchern und reinigen konnen. Das Harz dient 
auch dem Schutz vor Zauberei. Dazu schmieren sich die Hopi einen Harztropfen auf die Stirn (LANNER 1981 ). 

Psychoaktive Raucherstoffe 

Bei einigen der hier angefiihrten Raucherstoffe ist die Psychoaktivitat zweifelhaft. 

(Nach FISCHER 1971, KRUMM-HELLER 1934 und 1955, LUDWIG 1982: 134f:*, RATSCH 1995, 

1996a und 1996b, VINCI 

1980; erganzt) 

Raucherstoff (Droge) Stammpflanze(n) Ort/Zeit der kulturellen Nutzung 

Aloeholz453 Aquilaria agallochaROXB. Orient, Asien 

(Lignum Aloes) [syn. A. malaccensis LAM.~ An tike. Renaissance 

Alraune Mandragora officinarum 
Artemisia Artemisia mexicana Mexiko 

Artemisia spp. Nordamerika, Asien 
Baldrianwurzel Valeriana officinalis Mitteleuropa 

Bejuco de la vibora unbekannt Mexiko454 

(»Schlangenliane«) Hyoscyamus niger Antike, Mittelalter 

Bilsenkrautsamen 

Bilsenblatter H. niger var. chinensis China 

(»toller Dill«) Hyoscyamus spp. Neuzeit 
Boldoblatter, Folo Peumus boldus MOL. Chile 

Boophane Boophane disticha Afrika 

Cacaobohnen Theobroma cacao Panama (Cuna) 

Canelo Drimys winteri FORST. Siidchile 
Cocablatter Erythroxylum coca Anden 

Copal Bursera bipinnata Mexiko 

Coro Trichocline spp. Argentinien/Chaco 

(+ Nicotiana spp.) 
Cundur-Cundur Senecio spp. Anden 

Damianakraut Turnera diffusa Esoterik4ss 
Germerblatter Veratrum album Europa 
Ginger lily Kaempferia galanga Japan 

Ginster Cytisus spp. Peru 

Hanfbliiten Cannabis indica Asien 

Kalmuswurzel Cannabis ruderalis Skythen 

Cannabis sativa Europa 

Acorus calamus Asien 

Cinnamomum camphora Indien 
Kanvpfer Catha edulis Jemen 
Katblatter Mentha pulegium L. Peru 

Khoa/khoba 

Koa Fabiana spp. Atacama/Chile 
Koriandersamen456 Coriandrum sativum L. Agypten 



Latiie Latua pubiflora Siidchile (Mapuche) 
Lobelie Lobelia inflata Esoterik 

Lorbeerblatter Lauras nobilis Antikes Griechenland, 
Mohn Rom 

Antike, Neuzeit 
(Samen, Opium) Papaver somniferum 
Olibanum Boswellia sacra Antike, heute 

Palquiblatter Boswellia spp. weltweit 

Cestrum parqui Chile 
Pelig Securidara longepedunculata Westafrika 

Petersilienwurzel Petroselinum crispum Renaissance, Okkultismus 
Peyote Lophophora williamsii Tarahumara/Mexiko 

Fabiana imbricata Siidchile 

Pichi-Pichi Rhododendron caucasicurn (Mapuche) 

Rhododendronblatter Kaukasus 

R. lepidotum Himalaya 

cinnabarinum Sikkim 
Safran R. China 

Schierlingswurzel Rhododendron spp. Antike 

Crocus sativus Antike, Renaissance 

Conium maculatum 
Schlafbeerenwurzel Withania somnifera Assyrien 

Somalata Ephedra gerardiana Himalaya (Tamang) 

Stechapfelblatter Datura wrightii Kalifornien/Chumash 
Stechapfelsamen Datura spp. weltweit 

Steppenrautensamen Peganum harmala Marokko, Naher Osten 

Storax Styrax tessmannii PERKINS Rio Vaupes 

Sumbul Ferula sumbul HOOK. f. Asien457 

Sumpfporst Ledum palustre Eurasien 

Ledum spp. Nordamerika 

Tabakblatter Nicotiana rustica Mexiko 

Nicotiana tabacum Amerika 

Nicotiana sp. Hopi 
ToUkirsche Atropa beiladonna Renaissance, Alchemic 

Teufelsdreck Ferula asafoetida L. Asien 

Ferula narthex Borss. 

Euphorbia spp. Neuzeit 

(siehe 
Thymian Papaver somniferum) Mongolei 

Thymus spp. 
Wacholderzweige Juniperus recurva Himalaya 

Wahrsagesalbei Salvia divinorum Esoterik 

Yauhtli Tagetes lucida Mexiko 

Yiin-shih China 

Zauberpilze Caesalpinia decapetala Esoterik 

Psilocybe cubensis 

Psilocybe semilanceata 

Oft benutzen Schamanen die Blatter, Zweige oder Rinden von heiligen Baumen als rituelle und sogar als psychoaktive 
Raucherstoffe. Im Himalayaraum inhalieren die Schamanen groBe Mengen von Wacholderrauch (siehe Juniperus recurva). Die 
meist weiblichen Schamanen (machi) der chilenischen Mapuche benutzen die nach Zimt duftende Rinde des voigue, foique oder 
foye genannten heiligen Canelobaumes [Drimys winteri FORST., Magnoliaceae45s] bei alien Stammes- und Heilungszeremonien 
als Raucherstoff (MosBACH 1992: 79*). Ob der Raucherstoff tatsachlich psychoaktiv wirkt, sei dahingestellt; die Mapuche 
benutzen jedenfalls einen AufguB der Blatter als berauschendes Narkotikum (HOUGHTON und MANBY 1985: 93*). Den Machi 
gilt der Baum als Panazee. Die Rinde benutzen sie als Tonikum und Stimulans (MosBACH 1992: 79*). Die Rinde enthalt ein 
atherisches Ol, ein scharfes Harz und Tannin. Die Blatter enthalten Sesquiterpene, z.B. Drimendiol (BROWN 1994, WREN 1988: 
284*). Oft wird canelo, mit Latua pubiflora, Fabiana imbricata und Cestrum parqui kombiniert, als psychoaktives Raucherwerk 
verbrannt. 

Die Blatter des chilenischen Boldobaumes (PeumM5 boldus) sind ein anderer ritueller Raucherstoff, dem psychoaktive Wirkungen 
nachgesagt werden. Boldo enthalt Alkaloide (1 % Boldin in den Blattern, daneben Norboldin), die stimulierende und 
moglicherweise psychoaktive Wirkung haben (MOSBACH 1992: 80*). Boldin gehort zu den Aporphinalkaloiden (vgl. Nymphaea 
ampla), steigert die Magensaftsekretion und ist deshalb verdauungsfordernd, auBerdem galletreibend und krampflosend. 
ijberdosierungen und Daueranwendungenen sollen toxische Effekte auslosen konnen. Es wird auch von psychotropen Wirkungen 



und sogar Halluzinationen gesprochen (PAHLOw 1993: 3650. Das blumig-fruchtig duftende atherische Ol mit Ascaridol, Cineol, 
Eukalyptol und p-Cymol wirkt wurmtreibend. 

Rezepte fiir psychoaktives Raucherwerk 

Es sind unzahlige Rezepte fiir Raucherwerk erdacht, erprobt, verworfen oder tradiert worden. An dieser Stelle sei eine Auswahl 
von Rezepten vorgestellt, die im Laufe der Zeit entwickelt und psychioaktiv genutzt wurden oder werden (RATSCH 7997 b: 230- 
236). 

• Raucherung der Hekate (Spatantike) 

Man nehme gleichie Teile von: Steppenrautensamen (Peganum harmala) Myrrhe (C;omrrliphora spp.) Storax (Styrax ocinalis) 
Olibanum (Boswellia sacra) Lorbeerblattern (Laurus nobilis) 

• Raucherung von Delphi (rekonstruiert) 

Man nelime gleichie Teile von: Bilseniirautsamen (Hyoscyamus albus) Lorbeerblattern (Laurus nobilis) Myrrhe (Commiphora 
spp.) 

• Raucherung, um niedere Teufel herbeizurufen (16. Jh.) 

Man nehme gleiche Teile von: Petersilienwurzeln (Petroselinum crispum) Koriandersamen (Coriandrum sativum) Nachtschatten 
(Atropa belladonna) Schierlingswurzeln (Conium maculatum) Opium (Papaver somniferum) Sandelholz (Santalum album) 
Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) 
Man vermische alles und gebe es auf die Raucherkohle. 

• Geisterkrauterraucherung (nach AGRIPPA VON NETTESHEIM) 

Man nehme gleiche Teile von: Koriandersamen (Coriandrum sativum) Eppich (= Sellerie) (Apium graveolens) Bilsenkraut 
(Hyoscyamus niger) Schierlingswurzeln (Conium maculatum) 
Man vermische alles und streue es auf die Raucherkohle. 

• Raucherung, um Verborgenes zu belassen (nach PoiZhHilZIUS) 

Man nehme gleiche Teile von: Koriandersamen (Coriandrum sativum) Safran (Crocus sativus) Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) 
Selleriesamen (Apium graveolens) Opium/Mohnkapseln (Papaver somniferum) 

Man zerkleinre und vermische alles und binde es mit frisch gepreBtem Schierlingssaft. Die getrocknete Mischung wird auf die 
Raucherkohle gestreut. 

• Romischer Weihrauch (nach PLINIUS) 

Lorbeerblatter (Laurus nobilis) Wacholderzweige (Juniperus spp.; vgl. Juniperus recu rva ) Verbene (Verbeng officinalis L. [?]) 
Salbei (Salvia officinalis L.) Thymian ( Thym us sp. ) 

• Weihrauch, um Zukiinftiges zu erschauen (nach J. RosE) 

Man nehme gleiche Teile von: Olibanum (Boswellia sacra) Wahrsagesalbeiblattern (Salvia divinorum) 

Zauberpilze (Psilocybe [Stropharia] cubensis oder Psilocybe semilanceata) 

Man vermische alles mit einer Prise Petersilienwurzel (Petroselinum crispum) und gebe es auf die Raucherkohle. 

• Weihrauch, um Visionen zu erschauen (nach J. ROSE) 

Man nehme gleiche Teile von: Sandelholz (Santalum album) Hanfbliiten, weibliche (Cannabis sativa) Stechapfelsamen (Datura 
innoxia oder Datura sPP.) 

Dazu gibt man eine Prise Veilchenwurzel (Viola odorata L.) und parfiimiere mit Sandelol, Benzoe und Tolubalsam. Die fertige 
Mischung wird auf die Raucherkohle gegeben. 

• Raucherung zum Beschworen von Geistern 

Folgende Zutaten werden zu einem Raucherpulver gemorsert: 

1 Teil Fenchelwurzeln (oder -samen) 1 Teil Olibanum (Boswellia sacra) 

4 Teile Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) 1 Teil Koriandersamen 

1 Teil Kassiarinde (Cinnamomum cassia) 

Man soil mit diesem Weihrauch in einen gespenstischen, dunklen Wald gehen, auf einem Baumstumpf eine schwarze Kerze 

entziinden und die Raucherpfanne erhitzen. Man soil das Pulver so lange rauchern, bis plotzlich die Kerze erlischt. Dann sehe man 

in der Dunkelheit die Geister der Nacht aus dem Rauch erscheinen. Um sie wieder zu vertreiben, soil eine Mischung aus gleichen 

Teilen Asa foetida und OUbanum gerauchert werden (HYSLOP und RATCLIFFE 1989: 15*). 

• Ritualraucherung der Tarahumara 

Harz (Copal) (Bursera spp., Protium copal) Peyotestiicke (Lophophora williamsii) 

• Mongolische Schamanenraucherung 



Gleiche Telle von: Wacholderzwelgen (Juniperus sp.; vgl. Juniperus recu rva ) Kraut vom wllden Thymlan (Thymus spp. ) 
eventuell etwas Hasenkot 

• Mongolische Schamanenraucherung (nach TSCHUBINOw 1914: 44*): 

Gleiche Telle von WelB- oder Edeltannenrlnde (Abies alba MILZ. [syn. Pinus picea L.] ) Helfthymlan (Quendel) (Thymus 
serpyllurn L.) Wacholder/Sadebaum (Juniperus sabina L.) 

• Raucherung fiir Bodnath (Boudha) 

Man nehme gleiche Telle von: balu (Rhododendron lepidotum WALL, ex DON) shupa (Juniperus recurva) pama (pamo) 

(Juniperus indica BERTOL.; Indlschem Wacholder) 

Alle Zutaten werden vermlscht und pulverlslert. Das Pulver (sang) wlrd auf gliihende Holzkohle gestreut. 

• Asthmaziinder 

» Pressant« (1904) 40% Fol. Stramonll (Datura stramonium) 10% Herba Cannabis Indlc. (Cannabis indica) 2,5% Herba 
Hyoscyaml (Hyoscyamus niger) 30% Kallum nltrlcum (Kallumnltrat) 2% Anethol (aus Anethum graveolens o.a.) 15,5% 
Blndemlttel (z.B. Gumml arablcum) 
Der Dampf der daraus hergestellten Rauchermasse wlrd bel Asthma Inhallert. 

• Asthmaraucherpulver » Hadra« (ca. 1920) 

Dieses Raucherpulver gab es friiher In den mltteleuropalschen Apotheken zu kaufen. Es sollte bel Asthmaanfallen gerauchert und 

Inhallert werden. Mogllcherwelse wurde es auch fiir »andere Zwecke« benutzt. Lelder slnd nur die Zutaten, nlcht aber die Mengen 

angegeben: 

Herb. Cannabis Ind. (Cannabis indica). Kraut Fol. Stramonl (Datura stramonium), Blatter Herb. Hyoscyaml (Hyoscyamus niger). 

Kraut Herb. Lobelia (Lobelia inlata). Kraut Fol. Eucalypti (Eucalyptus sp.). Blatter Kal. nitric. (Kallumnltrat) 

Menthol, atherlsches Ol 

Es gab elne ganze Relhe ahnllcher Praparate, die heute allerdlngs alle aus dem Verkehr gezogen slnd. Manche 
Raucherstoffhandler bleten heutzutage psychoaktlv wlrkende Mlschungen (nach elgenen, selbsterprobten) Rezepten an. 
Pharmakognostlsche Untersuchungen haben gezelgt, daB sle oft Zwelgspltzen von Fabiana imbricata und verschledene Harze 
(Ollbanum u.a.) en thai ten. 

Elnlge Raucherstoffe dlenen auch zum Aromatlsleren anderer psychoaktlver Substanzen: BetelnuB (Areca catechu), Ipadii 
(Erythroxylum coca). Opium (Papaver somniferum) und Tabak (Nicotiana tabacum). 

Wirkung und Pharmakologie von Raucherstoffen 

Heutzutage glbt es verschledene wlssenschaftllche Erklarungsmodelle fiir die psychoaktlve Wlrksamkelt von Rauch und Duft auf 
das menschllche BewuBtseln (vgl. LAATSCH 1991). Dabel konnen Im wesentllchen drel Wlrkmechanlsmen zutreffen - und zwar 
allelne oder komblnlert (nach RATSCH 1996b): 

1. Der Rauch enthalt Substanzen, die pharmakologlsch wlrken, d.h. slch bel entsprechender Doslerung Im Nervensystem 
wle Neurotransmitter oder deren Antagonlsten verhalten. 

2. Der Rauch entfaltet elnen charakterlstlschen Duft, der elne nachwelsllch starke psychologlsche Wirkung hat. 
Fast alle als Raucherstoff verwendeten Pflanzen oder Rohdrogen enthalten atherlsche Ole, die fiir den Geruch 
verantwortllch slnd. Es wurde experlmentell festgestellt, daB bestlmmte Geriiche zu starken Veranderungen In der 
Gehlrnaktlvltat und damlt zu elndeutlgen BewuBtselnsveranderungen fiihren (STEELE 1991*, 1992* und 1993). Man 
vermutet, daB es slch bel den Duftstoffen In erster Llnle um elne psychotogene Wirkung handelt, d. h. der Stoff wlrkt 
nlcht pharmakologlsch, sondern die Duftempflndung verandert den BewuBtselns zustand (Duft 1st eln 
Gedachtnlskatalysator!). Bel elnlgen atherlschen Olen 1st neben der psychologlschen Wirkung auch eln 
pharmakologlsches Geschehen beobachtet worden. Werden hohe Doslerungen von gewlssen atherlschen Olen Inhalleren 
oder Innerllch elngenommen, kann es zu starker Rauschzustanden kommen, die neurophyslologlsch noch nlcht so recht 
erklarbar slnd. Die starksten psychoaktlven Wlrkungen durch atherlsche Ole wurden bel folgenden Raucherstoffen 
beobachtet: Aloeholz, BelfuB (Artemisia spp.). Copal, Damlana, Kampfer, Korlander, Lorbeer, Nelke (Syzyglunt 
aromatlcum (L.) MERK. UND PERR [syn. Eugertia caryophyllata THUNBERGJ), Rosmarln (Rosmarinus ojficinalis 
L.), Sadebaum (Junipe rlrs sabina L.), Sage (Artemisia spp.), Salbel (Salvic spp.), Sumpfporst (Ledum palustre), 
Wacholder (Juniperus ^pp.), Zeder (Cedrus spp.) und Zlmt (Cinnamomum verum). Zudem haben manche Bestandtelle 
der atherlschen Ole stark berauschende Wlrkungen: Thujon, Eugenol, Myrlstlcln, Safrol und Ledol. 

3. Der Rauch enthalt Pheromone, die Botschaften an das Sensorlum des Gehlrns iibermltteln. 

Pheromone slnd recht elnfache chemlsche Verblndungen, die Im Pflanzen- und Tlerrelch als Sexuallockstoffe fungleren 
und mlt den Hormonen verwandt slnd (lAENICKE 1972). Sle slnd oft geruchlos, dafiir aber um so wlrksamer. Tlere und 
Menschen senden dlese Pheromone aus, wenn sle slch paaren wollen. Wenn der potentlelle Partner das Molekiil 
elnatmet, lost es In Ihm oder Ihr den unwlderstehllchen Wunsch nach sexueller Verelnlgung aus. Oft slnd die mannllchen 
und welbllchen Pheromone chemlsch unterschledllch aufgebaut. Elnlge Duftstoffe, die Im Pllz-, Pflanzen- und Tlerrelch 
geblldet werden, slnd chemlsch oder strukturell den menschllchen Pheromonen analog oder mlt Ihnen Identlsch (z.B. der 
Duftstoff der Triiffel, Tuber spp.). Werden sle bel elner Raucherung elngeatmet, konnen sle das Llebesbegehren des 



Menschen entfachen. Das Vanillin, der Hauptduftstoff der Vanille (Vanilla planifolia; vgl. Balche'), der in vielen 
Balsamen und Harzen vorkommt, ist mit den menschlichen Pheromonen sehr nahe verwandt und scheint auch 
dementsprechend auf das Nervensystem zu wirken. Praktisch alle Pflanzen, die Vanillin enthalten, gelten traditionell als 
Aphrodisiaka. Folgende Raucherstoffe enthalten oder bilden Substanzen, die den Pheromonen analog sind: Ambra, 
Benzoe, Copal, Ladanum (das Exsudat von Cistus ladaniferus L. [syn. Cistus ladanifer L.], Lack-Zistrose, und Cistus 
creticus L., Graubehaarte Zistrose [syn. Cistus incanus L. ssp. creticusJ = Kretische Zistrose), Nelke, Perubalsam 
[Myroxylon balsamum (L.) HARMS var. pereirae (RoYLE) HARMS; syn. Myroxylon pereira (RoYLE) BAILL.l, 
WeiBes Sandelholz, Styrax (Liquidambar spp.) und Tolubalsam [Myroxylon balsamum (L.) HARMS var. balsamum]. 

Die Wirkung von Raucherstoffen auf den Menschen stellt ein komplexes Geschehen von psychologischen, pharmakologischen 
und hormonellen Wirkungen dar. Leider liegen hierzu praktisch keine Forschungen vor. Hinzu kommen solche Faktoren wie 
Hyperventilation, eventuell beim tiefen Inhalieren »Erstickungsanfalle«, Sauerstoffmangel (wodurch wiederum hyperventiliert 
wird) sowie die Kombination mit weiteren Verfahren (Trommeln, Rasseln, Korperhaltungen, Gesange) und kognitiven Strukturen. 
Manche Schamanen inhalieren Raucherstoffe im Takt der Trommel. Damit konnen sie die Geschwindigkeit der Hyperventilation 
und die Tiefe der Rauchinhalation genau steuern und so gezielt veranderte BewuBtseinszustande hervorrufen. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Boswellia sacra, Cinnamomum camphora, Rauchmischungen, Atherische Ole 

BROWN, Geoffrey D. 1994 »Drimendiol, a Sesquiterpene from Dryrnis winterii (sic!)«, Phytochemistry 35(4): 915-911 . CALAND, Marianne und Patriclc 1992 

Weihrauch und Rducherwerk, Aitrang: Windpferd. DROESBEKE, Erna 1998 Weihrauch, Amsterdam: Iris Bucher. DRURY, Nevill und Susan 1989 Handbuch 

der heilenden Ole, Aromen und Esser zen, Durach: Windpferd. FISCHER, L. 1917 »Ein „Hexenrauch": Eine volkskundlich-liturgif geschichtliche Studie«, 

Bayerische HeftefUr Volkskunde 4: 193-212. FISCHER-RIZZI, Susanne 1996 Botschaft an den Himmel: Anwendung, Wirkuni und Geschichten von duftendem 

Rducherwerk, Miinchen: Irisiana. 

GARDNER, Gerald B. 1965 Ursprung und Wirklichkeit der Hexen, Weilheim: O.W Barth. 

HINRICHSEN, Torkild 1994 Erzgeblrge: »Der Duft des Himmels«, Hamburg: Altonaer Museum. 

HOOG, James W., Stuart J. TERHUNE und Brian LAWRENCE 1974 » Dehydro-l,8-Cineole: A New Monoterpene Oxid in Laurus nobilis Oil« , Phytochemistry 

13: 868-869. 

JAENICKE, Lothar 1972 Sexuallockstojfe im Pflanzenreich, Opladen: Westdeutscher Verlag (Vortrage-N 217). 

KLETTER, Christa 1 992 »Aquilaria«, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 4: 306-3 1 1 , Berlin: Springer. 

KRUMM-HELLER, Arnold 1934 Vom Weihrauch zur Osmotherapie,Berlin-Steglitz: Astrologischer Verlag W Becker. 1955 Osmologische Heilkunde: Die Magie 

der Duftstoffe, Berlin: Verlag Richard Schikowski. 

LAATSCH, Hartmut 1991 »Wirkung von Geruchund Geschmack auf die Psyche«, Jahrbuch des Europdischen Collegiums fUr Bewufitseinsstudien (ECBS) 1991: 

119-133, Berlin: VWB. 

LANNER, Ronald M. 1981 The Pinon Pine: A Natural and Cultural History. Reno, Nevada: University of Nevada Press. 

LEE, Dave 1993 Magische Rducherungen, Soltendieck: Boheimer Verlag. 

RATSCH, Christian 1995 »Nahrung fiir die Gotter«, Esotera 1 1/95: 70-74. 1996a »Einige Raucherstoffe der Taurang«, Jahrbuch fUr Ethnomedizin und 

Bewufitseinsforschung 4(1995): 153-161. 1996b Rducherstoffe - Der Atem des Drachen: Ethnobotanik, Rituale und praktische Anwendungen, Aarau, Stuttgart: AT 

Verlag. 

RosE, Jeannine 1979 Hygieia: A Woman's Herbal, Berkeley: Freestone Collective Book. 

VINCI, Leo 1980 Incense: Its Ritual Significance, Use and Preparation, New York: Samuel Weiser. 

WOLLNER, Fred 1995 Rducherwerk und Ritual: Die vergessene Kunst des Rducherns, Kempten: Buchverlag Fred WoUner. 



Rauchmischungen 



Andere Namen 

Blends, Rauchkrauter, Smoking blends. Smoking mixtures 

Man kann praktisch jede getrocknete Pflanze rauchen. Viele psychoaktive Pflanzen werden pur, also unvermischt, geraucht. Meist 
werden jedoch zwei oder mehrere Krauter bzw. Rohdrogen kombiniert. Besonders oft werden Krauter gemischt, um eine 
bestimmte psychoaktive Wirkung zu erzielen. Viele Rauchmischungen sind wichtig bei schamanischen Ritualen und sozialen 
Umgangsformen. 

In Amazonien werden Mischungen aus Harzen verschiedener Virola spp. und Tabak (Nicotiana tabacum) rituell geraucht. Die 
Matacoschamanen mischen die Samen von Anadenanthera colubrina var. cebil mit Tabak (Nicotiana spp.) und Amaranthus sp. 
fiir Diagnosen und Heilungen. In Mexiko rauchen die Mayaschamanen Mischungen aus Tabak (Nicotiana tabacum) und 
Stechapfel (Datura innoxia). Die Huichol benutzen eine Kombination aus Bauerntabak (Nicotiana rustica) und Studentenblume 
(Tagetes lucida). Die Mam- und Tzeltalindianer rauchen Bauerntabak mit Fliegenpilzhauten (Amanita muscaria) fiir 
divinatorische Zwecke. In Nordamerika werden zahllose Mischungen verwendet (siehe Kinnickinnick). Die Sadhus in Indien und 
Nepal vermischen gerne Hanfprodukte (Cannabis indica) mit Datura metel, aber auch mit Aconitum ferox und Kobragift. In 
Zentralasien wird Bilsenkraut (Hyoscyamus niger, H. spp.) mit Tabak oder Hanf (Cannabis sativa, Cannabis ruderalis) vermischt. 
In Pakistan und Nordafrika ist das Rauchen von Haschisch mit Tabak (Nicotiana tabacum) weit verbreitet. In Siidostasien wird 
der Tabak mit Nelken (Syzygium aromaticum) versetzt; dort werden sogar Nelkenzigaretten industriell hergestellt. In Australien 
wird gelegentlich Pituri geraucht. Manchmal werden Hanfblatter auch mit Opium (Papaver somniferum) und einer 
Lobelientinktur (Lobelia inflata) getrankt geraucht. 

Psychoaktive Rauchkrauter 



Name 

Akonitkraut 

Alraunenblatter 

Ayahuascablatter 

Barentraubenblatter 

BeifuB 

Besenginster 

Bilsenkraut 

Buntblatt 

Cebilsamen 

Cocablatter 

Coca del suri 

Coro 

Damiana 

Desfontainia-Bldtter 

Engelstrompetenblatter 

Ephedra-Kraut 

Amanita muscaria 
Fliegenpilzhaute 
Germerblatter 
Giftlattich 
Goldkelchblatter 
Habichtskraut 
Justiziablatter 
Katzenminze 
Latuablatter 
Lobelienkraut 
Magic Mushrooms 
Mohnkapseln 
Katblatter 
Kougoed 
Krotenschleim 
Passionsblumenkraut 
Peyoteschnipsel 
Pituri 

Artemisia 
PrariebeifuB (Sage) 
Rohr-Glanzgras 
San-Pedro-Kaktus 
Stechapfelblatter 

harmala 
Steppenrautensamen 
Tabak 

Nicotiana tabacum 

Nicotiana spp. 
Tageteskraut 
Teufelstabak 
ToUkirsche 
ToUkrautblatter 
Wahrsagesalbei 
Wermutkraut 

Artemisia mexicana 



Botanische Bezeichnung Wirkstoff(e) 

Aconitum feroxhcom\m 

Mandragora ojficinarum Tropanalkaloide 



Harmalin, Harmin 
Arbutin 
Atherisches Ol 
Spartein 
Tropanalkaloide 



Banisteriopsis caapi 

Arctostaphylos uva-ursi 

Artemisia vulgaris 

Cytisus scoparius 

Hyoscyamus spp. 

Coleus spp.Diterpene 

Anadenanthera colubrina Bufotenin 

Erythroxylum coca Kokain 

Urmenetea atacamensis ? 

Trichocline spp. ? 

Turnera dijfusaKihsr'vichs's, Ol 

Desfontainia spinosa ? 

Brugmansia spp. Tropane 

Ephedra spp.Ephedrin 

Muscimol 

Veratrum a/fewmSteroidalkaloide 

Lactuca viVosaLactucarium 

Solandra spp. Tropanalkaloide 

Hieracium pilosella Umbelliferon 

Justicia pectoralis Cumarin, Tryptamine 

Nepeta catan'aAtherisches Ol 

Latua pubif loraAtropin, Scopolamin 

Lobelia inflataLohelin 

Psilocybe spp.Psilocybin 

Papaver somniferum Opiumalkaloide 

Catha e(iM/«[Cathinon], Cathin 

Sceletium tortuosum Mesembrin u.a. 

Bufo a/vaWMi'5-Meo-DMT 

Passiflora incamata B-Carboline 

Lophophora williamsii Meskalin 

Duboisia hopwoodii Nornikotin 

Atherisches Ol 

spp. 
Phalaris arundinacea NN-DMT 
Trichocereus pachanoi Meskalin 
Datura spp.Tropane 
Harmalin, Harmin 
Peganum Nikotin 
Nicotiana rustica 
Nikotin 

Anabasin, Nikotin u.a. 
Tagetes spp. Atherisches Ol 
Lobelia fwpaLobelin u.a. 
Atropa belladonna Atropin 

Scopolia camiolica Scopolamin 

Salvia divinorumSalvinonn A 
Artemisia absinthium Thujon 
Atherisches Ol 



Rauchkrauter mit zweifelhafter psychoaktiver Wirkung 



Atherisches Ol 



Basilikum 
Brennessel 
Huflattich 
Melisse 
Minze 
Oregano 
Salbei 

Rauschbeerenblatter 
Camellia sinensis 



Ocimum basilicum 

Urtica lijoJcaHistamin 

Tussilago farfara Schleimstoffe 

Melissa officinalis Atherisches Ol 

Mentha spp. Atherisches Ol 

Origanum vulgare Atherisches Ol 

Salvia officinalis Atherisches Ol 

Vaccinium uliginosum Arbutin 

Koffein) 

Thein 



Schwarzer Tee Cinnamomum verum (= 

Zimtrinde Atherisches Ol 

Rezepte 

Im Grande genommen konnen die meisten Krauter zum Rauchen miteinander vermischt werden. Man soUte dennoch bei 
Experimenten vorsichtig sein und zunachst mit geringen Dosierungen beginnen (vgl. Kinnickinnick). 

• Shiva/Shakti-Blend 

Gleiche Telle von: Ganja (Hanfbliiten; Cannabis indica) Dhatura (Stechapfelblatter; Datura metel) 

• Indische Zigaretten (19. Jh.) 

Im vergangenen Jahrhundert gab es vlele pharmazeutlsche Rauchmlschungen, fertlg In Zigaretten gedreht. In der Apotheke. Das 
Rezept der Parlser Flrma Grlmault et Cle. von 1870 erlnnert stark an die Rezepte der Hexensalben. Pro Zlgarette: 0,3 g 
Belladonnablatter (Atropa belladonna) 0,15 g BUsenkrautblatter (Hyoscyamus niger) 0,15 g Stechapfelblatter (Datura 
stramonium) 0,1 g Indische Hanfblatter (Cannabis indica), mlt Oplumextrakt und Klrschlorbeerwasser getrankt. Elne Zlgarette 
bel Bedarf rauchen. 

• Neumeiers Cigarillos (1913) 

Dlese pharmazeutlschen Zlgarren wurden gegen Asthma geraucht. Sle bestanden aus (lelder ohne Mengenangaben): 
Herba und Radix Brachycladl (Trichochne argentea GRISEBACH; syn. Brachyclados stuckeri SFEG.; Vgl. Trichocline spp.) 
Cannabis indica Grindelia robusta NUTT. Folia Eucalypti (Eukalyptusblatter) Folia Stramonl (Stechapfelblatter) 
Hiillblatt aus Nicotiana tabacum 
Bel Bedarf rauchen. 

• Yuba Gold 

Im Internatlonalen Krauterhandel werden sogar schon fertlge Krautermlschungen als Basis fiir Hanfprodukte angeboten. Welt 

verbreltet 1st das Yuba Gold, bestehend aus (MILLER 1983: 17*): 

4 Tellen Damlanakraut (Turnera diffusa) 

4 Tellen Helmkraut (Scutellaria lateriflora L.) I'll Tell Lobellenkraut (Lobelia inflata) 

4 Tellen Passlonsblumenkraut (Passiflora incamata; vgl. Passiflora spp.) 

1 Tell Pfeffermlnzblattern (Mentha spicata) 

• Legal Grass 

Dlese Mlschung wlrd als Marljuanasubstltut vermarktet (BROWN und MALONE 1978: 23*). Sle besteht aus: 

Korean ginseng leaves (Panax ginseng) 

Damlana (Turnera diffusal Turnera aphrodisiaca) High grade Lobelia herb (Lobelia inflata) 

African yohlmbe bark (Pausinystalia yohimba) Hops (Humulus lupulus) 

• Creative Euphoria 

Gleiche Telle von: Marijuana (Cannabis indica. Cannabis sativa) Damlana (Turnera diflksa) Fllegenpllz (Amanita muscaria) 
Wahrsagesalbel (Salvia divinorum) Yohlmberlnde (Pausinystalia yohimba) 

• »Legal High«-Mischung 

Gleiche Telle von: Lowenschwanzkraut (Leonotis leonurus) Rauschbeerenblattern (vaccinium uliginosum) Pfelfenblumenkraut 
(Aristolochia triangularis) Papayablattern (Carica papaya L.) Sumpfdotterblumenkraut (Caltha palustris L.) 

• Hottentotten-Tabak 

Je gleiche Telle von: Kougoed (Sceletium tortuosum) Dagga (Cannabis sativa) 

• Aphrodisische Rauchmischung 

1 Je gleiche Telle von: Haschlsch (Cannabis indica. Cannabis sativa) Fllegenpllz, getrocknet (Amanita muscaria) Cocablattern, 
gerostet (Erythroxylum coca var. coca) 

• Aphrodisische Rauchmischung 

Je gleiche Telle von: Haschlsch (Cannabis indica. Cannabis sativa) Fllegenpllz, getrocknet (Amanita muscaria) 
Stechapfelblattern (Datura innoxia, D. stramonium, D. spp.) 

• Mischung fiir Peyoterituale 

(vgl. Lophophora williamsii, Kinnickinnick): Bull-Durham-Tabak (Nicotiana tabacum) 
mokola-Blatter (Rhusglabra L.) 

• Hatajmischung 



Man nehme: 5-8 Samen hataj (Anadenanthera colubrina var. cebil) 1 Zigarette (Nicotiana tabacum) 1 Prise Aroma (Amaranthus 
i'p.) etwas Aromo (Mimosa spp.) 

• »Mazateken-Blend« 

Gleiche Telle von: Buntblatt (Coleus blumei) Wahrsagesalbel (Salvia divinorum) 

Das Vermlschen mlt anderen Rauchkrautern hat elndeutlg synerglstlsche Effekte, die von den Konsumenten gewiinscht werden 
(Vgl. SIEGEL 1976* ). Es hat slch bel elnlgen Konsumenten elne regelrechte »Bewu6tselnstechnologle« (chemical engineering) 
herausgeblldet. Durch bestlmmte Mlschungen, Komblnatlonen und Mlschungsverhaltnlsse kann die elgentllche Hanfwlrkung 
nach Wunsch In elne bestlmmte Rlchtung gebracht werden. So werden die Komblnatlonen mlt den tropanhaltlgen 
Nachtschattengewachsen (BUsenkraut, Stechapfel, Engelstrompete) fiir aphrodlslsche Zwecke geraucht. Um starkere, 
psychedellsche Effekte zu erzeugen, werden Hanfprodukte mlt Tollklrsche (Atropa belladonna) und FllegenpUz (Amanita 
muscaria) komblnlert (Tollklrsche und FllegenpUz haben elne positive Synergle). Fiir erfrlschende, belebende Wlrkungen 
kommen die Gewiirzkrauter sowle Cocablatter (Erythroxylum coca) und Ephedra-Kraut ins Spiel. Manche Zutaten haben belm 
Rauchen vermutllch kelne pharmakologlsche Wlrkung, z.B. Psllocybe-Pllze4,r. Andere hlngegen slnd sehr potent und iiberlagern 
deutllch die THC-Wlrkung, wle der Krotenschlelm (vgl. Bufotenln, 5-MeO-DMT). Verschledene Artemw/a spp. haben 
antlasthmatlsche und muskelentspannende Wlrkungen und elgnen slch als Zusatz zu Rauchmlschungen; mogllcherwelse 
verbessern sle die Resorption von Wlrkstoffen anderer Bestandtelle In den Rauchmlschungen. Die weltere ethnopharmakologlsche 
Erforschung der Rauchkrauter und -mlschungen ware slcherllch eln relzvolles Projekt. 

Literatur 

GOLOWIN, Sergius (Hg.) 1982 Kult und Brauch der Krauterpfeife in Europa, Allmendingen: Verlag der Melusine (Dokumente zur einlieimischen Ethnologie). 
OHSAWA, George, Herman AIHARA und Fred PULVER 1985 Rauchen, Marihuana und Drogen, Holtiiausen/Miinster: Verlag Mahajiva. 

Sake 

Andere Namen 

Chongha, Chongjung, Ju, Kukhuaju, Makoll, Relsbler, Relsweln, Sake, Taenju, Tong dong ju, »Weln« 

Sake wlrd aus Wasser, Rels (Oryza sativa L.), Hefe (Saccharomyces cerevisiae) und dem Kojlschlmmelpllz (Aspergilltts oryzae) 
gebraut. Dazu wlrd der geschalte Rels nach verschledenen Verfahren vorbehandelt, gemalscht und mlt Kojl versetzt, damlt slch 
die darln beflndllche Starke In Zucker umwandelt. Er wlrd dann mlt Wasser vermlscht und mlt HUfe von Hefe fermentlert. Der 
Alkoholgehalt des fertlgen Getranks hangt davon ab, wlevlel von der Starke In Zucker umgewandelt wurde. Wurden 40%b der 
Starke zu Zucker, wlrd die Sake 20% Ethanol (= Alkohol) enthalten (KONDO 1992: 42f.). Friiher wurde elne kuchikami no sake, 
»lm Mund gekaute Sake«, auf sehr archalsche Welse gewonnen. Rels, Kastanlen (Castanea sativa MILL.) und Hlrse wurden 
durchgekaut und In elnen Trog mlt Wasser gespuckt. Nach wenlgen Tagen war das Gebrau vergoren und trlnkfertlg. Sake 1st 
elgentllch dem Bier naher als dem Weln. In Korea werden selt ca. 500 Jahren aus sakeahnllchen Getranken und deren Malschen 
hochprozentlge Relsschnapse destlUlert. 

Im alien China waren alkohollsche Getranke (chili) aus Rels schon Im Neollthlkum (vor iiber 4000 Jahren) bekannt. Der Relsweln 
wurde wahrend der Chouzelt als Opfergabe Im Ahnenkult getrunken. Er wurde unter Zusatz von Wermut (Artemisia absinthium) 
Oder Hartrlegel (Corpus spp.) gebraut (MAJLIs 1981: 314). Manchmal auch mlt Safran (Crocus sativus) oder Ingwer (Zingiber 
officinale), auch Samen von Datura metel. 

Die Kunst des Sakebrauens stammt aus China, verbreltete slch rasch nach Korea und wurde etwa Im 7. Jahrhundert In Japan 
elngefiihrt. Dort 1st es zu elnem Natlonalgetrank geworden und hat slch bis heute als typlsch japanlsche Spezlalltat elnen festen 
Platz In der Welt der berauschenden Getranke bewahrt. Das Brauen von Sake steht unter dem Schutz des Matsuno'o, des Gottes 
der Sake (KONDO 1992: 26). 

Der Ursprung des Getranks wlrd auf den Gott Susanoonomlkata, den Bruder der Sonnengottln Amaterasu, zuriickgefiihrt. Er soil 
das berauschende Getrank erfunden haben, um damlt die GroBe Schlange vom Yamatasee zu betauben und mlt selnem maglschen 
Schwert zu toten. Urspriingllch wurde Sake als »G6ttertrunk« nur fiir Feste und Rltuale Im Shlntokult gebraut. Sle wurde In 
groBen Mengen den Gottern geopfert, damlt sle slch den Menschen giinstlg zelgten. Wenn die Menschen davon tranken, fiihlten 
sle slch »wle die G6tter«. Noch heute wlrd Sake In Japan auch »Nlrwana-Weln« genannt, da Ihr GenuB zum Nlrwana fiihren soil. 
Im Laufe der Geschlchte haben slch bestlmmte Trlnkrltuale entwlckelt, die slch stark an die Teezeremonle angelehnt haben (vgl. 
Camellia sinensis). Heute wlrd Sake aber iiberwlegend Im profanen Leben genossen. Es glbt vlele Sorten, von trocken bis siiB, 
von denen elnlge elskalt, lauwarm, warm oder helB getrunken werden. Trockene, hochwertlge Sake wlrd Immer kali oder elskalt 
genossen. Die mlnderwertlgen Sorten werden erhltzt, damlt man den schlechten Geschmack nlcht bemerkt. 
Sake wurde auch mlt Zusatzen gebraut. Es gab elne » schwarze Sake«, die mlt der Asche aromatlscher Holzer (vermutllch 
Aloeholz, vgl. Raucherwerk) versetzt wurde, oder kikuzake (»Chrysanthemensake« ), die durch Zusatz von Chrysanthemenbliiten 
(Chrysanthemum morifolium RAMAT.)463 gebraut wurde (KONDO 1992: 17). Vlellelcht wurde Sake friiher unter Zusatz von 
Phytolacca acinosa gebraut. Im China des 10. bis 11. Jahrhunderts gab es elnen » Medlzlnalweln«, der aus Sake und Sir He Xiang 
(= Storax, dem Harz von Liquidambar orientalis Mm,r_..; vgl. Raucherwerk) bestand, dem auch der getrocknete Wurzelstock von 



Bai zhu (Atractylodes macrocephala Komz.) zugesetzt wurde. Der Storaxwein diente u.a. dazu, Ohnmachtige wieder zu 
BewuBtsein zu bringen (SHEN Kuo 1997: 68, 261*,vgl. Han-shi). 

In Japan versetzt man wahrend der kalten Jahreszeit gerne den griinen Tee (Camellia sinensis) mit Sake. In Korea spielen alle 
sakeartigen Getranke, besonders das milchtriibe, schwach alkoholische Makoli, eine wesentliche Rolle im dortigen 
Schamanismus, der zwar seit Jahrtausenden unterdriickt wird, aber trotzdem bis heute lebendig geblieben ist. Der Taenju, »Wein«, 
ist eine zentrale Opfergabe (Libanon) bei alien schamanischen Zeremonien (CHO 1982: 107, 117). Durch reichlichen Makoli- 
GenuB und ekstatisches Tanzen werden bei den Opferzeremonien oft stark veranderte BewuBtseinszustande erlebt. So heiBt es in 
einem Dokument aus dem 13. Jahrhundert: 

»In Wei (koreanisch Ye) brachten Leute zur Oktoberzeremonie dem Himmel Opfer dar und dabei tranken, sangen und tanzten sie 
Tag und Nacht. Sie nannten ihre Zeremonie Wutinn (koreanisch Mtrch'on: Tanz (zu Ehren) des IIimmels).« (CHo 1982: 12 ) 
Moglicherweise wurde dem Makoli friiher ein psychoaktiver Pilz (z.B. Amanita pantherina, Panaeolus subbalteatus oder 
Psilocybe spp.) zugesetzt. Immerhin ist der »Pilz der Unsterblichkeit« ein Geschenk der schamanischen Berggottheit. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Bier 

CI-IO, Hung-Youn 

1982 Koreanischer Scltarrtartisrntcs: Einte EirrfUltrung, 

Hamburg: Hamburgisches Museum fur Volkerkunde. KONDO, Hiroshi 

1992 Sake: A Drinker's Guide, Tokyo, New York, 

London: Kodansha International. MAJLIS, Brigitte 

1981 »Alkoholische Getranke im alten China*, in: 

G. VOLGER (Hg.), Rausch und Realitat, lid. I: 

314-303, Koln: Rautenstrauch-Joest-Museum. 

Schlafsch wamm 

Andere Namen 

Spongia somnifera 

Schon in der Antike suchten die Krauterkundigen und Arzte nach Betaubungsmitteln, die bei Operationen und in der Wundarznei 
verwendet werden konnten. Im Altertum wurden mehrere psychoaktive Pflanzen bzw. deren Produkte zur Betaubung der 
Patienten verwendet: Cannabis indica. Cannabis sativa, Conium maculatum, Hyoscyamus albus, Hyoscyamus muticus, 
Mandragora ojficinarum und Papaver somniferum (GROVER 1965, RUSTER 1991: 77f., SCHMITZ und KUHLEN 1989): 
»Bei der Anwendung von Narkotika in der Antike, wobei Bilsenkraut, indischer Hanf, Mandragora, Opium, Schierling und Wein 
die am haufigsten empfohlenen waren, handelte es sich allerdings nicht immer um Schmerzlinderung, sondern bisweilen auch um 
rituelle Gebrauche, um die Erzielung von Rauschzustanden.« (AM BERGERLAHRMANN 1988: 1) 

Bis in die friihe Neuzeit hinein wurden die in der Medizin und Chirurgie verwendeten Betaubungsmittel hauptsachlich auf der 
Basis von Opium (siehe Papaver somniferum) und Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) hergestellt (RUSTER 1991). AuBerdem 
verwendete man nun auch Atropa belladonna (GROVER 1965). Bilsenkraut wurde anscheinend auch zur Betaubung von 
Verurteilten benutzt, denn das daraus gepreBte Ol hieB »Delinquenten61« (ARENDS 1935: 58*). 

Im spaten Mittelalter und in der friihen Neuzeit waren die meistgebrauchten Betaubungsmittel, die auch der Narkose dienten, die 
sogenannten Schlafschwamme, die in ihrer Zusammensetzung einer relativ einheitlichen Rezeptur folgten (BRUNN 1928, 
KUHLEN 1983). Die Rezepte gehen auf die islamischen Arzte des 9. und 10. Jahrhunderts zuriick (z.B. auf RHAZES) und 
erfreuten sich besonderer Beliebtheit im 13., 14. und 15. Jahrhundert. Der Hauptbestandteil all dieser Schlafschwamme war 
Opium, versetzt mit Alraunenwurzeln (Mandragora ojficinarum) und Bilsenkrautsamen (Hyoscyamus niger), verknetet mit 
Hagebuttensaft (Rosa canina L.) und in Wein gemischt (vgl. Codex Rom, 14. Jh.). Damit erinnert das Rezept dieses Narkotikums 
stark an die friihneuzeitlichen Hexensalben und auch an den Theriak. Eine andere Rezeptur nennt Opium, den PreBsaft von 
Alraunenblattern, Schierling und Bilsenkraut (SCHMITZ und KUHLEN 1989: 12). Im 12. Jahrhundert wurde in Salerno eine 
Rezeptur aus Opium, Bilsenkraut, Mohn, Alraune, Efeu (Hedera helix), Maulbeere, Lattich (Lactuca virosa) und Schierling 
benutzt (BRANDT 1997: 41ff).. 

Diese in Wein aufgeschwemmten Mischungen wurden auf einen Badeschwamm (Eitspongia officinalis L.) getraufelt, und dieser 
wurde in die Nasenlocher des Patienten eingefiihrt. Daraufhin soil der Patient in einen Schlaf mit wilden Phantasien verfallen sein. 
Einige Autoren haben vermutet, daB der Schlafschwamm bereits im alten Jerusalem bekannt war und daB er mit dem in Essig 
getauchten Schwamm, der Jesus am Kreuze dargeboten wurde, identisch sei. 

Im 15. und 16. Jahrhundert gab es noch einige Sedativa und Anodyna specifica, die stark an die Zusammensetzung der 
Schlafschwamme erinnerten. Der Arzt und Chemiker Paracelsus (1493-1541) hinterlieB ein derartiges Rezept (vgl. SCHNEIDER 
1981): 

2 Drachmen Opium thebaicum 

1 halbe Unze Zimt (Cinnamomum verum PRESL) 
1 Prise Moschus und Ambra 
1 halbe Unze Mohnsamen (Papaver somniferum) 
1 halbe Drachme Alraunenwurzel Mandragora sp.) 

3 Drachmen Mastixharz (von Pistacia lentiscus L.) 



1 Drachme Bilsenkrautsaft (Hyoscyamus niger) 
Diese Mischungen wurden spater durch das Laudanum, besonders das Laudanum liquidum sydenhami verdrangt. Es bestand aus 
folgenden Ingredienzien: 2 Unzen Opium 1 Unze Safran (Crocus sativus) 1 Drachme Zimt (Cinnamomum verum) 1 Drachme 
Nelken (Syzygium aromaticum) Diese Zutaten werden in einem Pfund Malagawein digeriert (SCHMITZ und KUHLEN 1989: 15). 
Dieses Mittel war mehr ein psychoaktives GenuBmittel denn ein Anasthetikum. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Theriak 

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Rautenstrauch-Joest-Museum. 



Schnupfpulver 



Andere Namen 

Polvo alucinogeno, Polvo psicoactivo. Rape, Rape dos Indies, Rape halucinogenico, Schnupfdrogen, Snuffs, Sternutatorien 

Eine Reihe von Substanzen werden traditionell durch Schnupfen oder Inhalieren iiber die Nasenschleimhaut aufgenommen, und 
dies fiir medizinische, rituelle, schamanische oder hedonistische Zwecke. Seit wann Substanzen geschnupft werden, ist schwer zu 
bestimmen. Vermutlich fallt der Beginn dieser Praktiken mit der Erfindung von Mahlsteinen oder anderen Mahltechniken 
zusammen. Es werden gewohnlich sehr fein zermahlene Pulver verwendet. 

In der Alten Welt ist lediglich der Gebrauch von Niespulvern (Sternutatorium) bekannt (vgl. Veratrum album). In Indien werden 
verschiedene Pflanzen, darunter der Hanf (siehe Cannabis indica), als medizinische Schnupfpulver verwendet. Ebenso in Afrika 
(siehe Mesembryanthemum spp., Sceletium tortuosum). 

In Nordamerika ist ein schamanisch-ritueller Gebrauch nur fiir wenige Schnupfpulver bezeugt. Im pazifischen Nordwesten 
wurden Pulver aus Porlingen bei schamanischen Heilzeremonien geschnupft (vgl. »Polyporus mysticus«), in den 
Waldlandgebieten des Nordostens war der rituelle Gebrauch eines Schnupfpulvers aus Kalmuswurzeln verbreitet (vgl. Acorus 
calamus). Ob das Tabakschnupfen in Nordamerika bekannt war, ist nicht belegt. Heute ist das Tabakschnupfen in aller Welt 
bekannt, jedoch kaum noch gebrauchlich. 

Das Zentrum des Gebrauches psychoaktiver Schnupfpulver liegt in Siidamerika, ist aber auch fiir viele Karibikinseln (Hispaniola, 
GroBe Antillen) belegt. Der Gebrauch von cohoba unter den Taino wurde erstmals von Christoph Kolumbus beschrieben. Die 
Heiler der Taino plazierten das Pulver auf den Kopfen der cenis, holzerner Gotterfiguren, um es von dort mit einer Rohre in die 
Nase zu saugen und die Goiter iiber die Ursachen von Krankheiten zu befragen (TORRES 1988 und o. .). 
Aus dem siidamerikanischen Andengebiet sind zahlreiche Objekte bekannt, die als Schnupfpulvertabletts verwendet wurden 
(WASSEN 1985). Meist sind sie aus Holz geschnitzt, mitunter auch aus exotischen Materialien, z.B. (fossilen oder subfossilen) 
Walknochen. Die meisten dieser 2000 Jahre alten Schnupfpulvertabletts wurden im 2450 Meter hoch gelegenen San Pedro de 
Atacama (Chile) und in angrenzenden Gebieten gefunden. Es wurden bei der Untersuchung von ca. 5000 Grabern bisher 612 
Schnupfpulverbestecke ausgegraben. Ein solches Besteck besteht gewohnlich aus iner WoUtasche mit einem viereckigen 
Schnupftablett (= Schnupfpulverpalette), einem Schnupfrohr aus Holz oder Knochenll5, einem Loffelchen, einem kleinen Morser 
mit StoBel sowie einem oder mehreren Lederbeuteln mit Schnupfpulver (TORREs et al. 1991: 641, CORNEJO B. 1994, NUIVEZ 
A. 1969). Oft enthielten die Lederbeutel zusatzlich zum Schnupfpulver noch ein winziges Beutelchen mit zerstoBenem Malachit. 
Das Schnupfpulver ist meist als amorphe Masse erhalten. In einem Beutel konnten Samen gefunden werden, die eindeutig der 
Gattung Anadenanthera zugehoren. Bei einer chemischen Analyse von zwei Proben der amorphen Masse wurde die Anwesenheit 
der Tryptamine NN-DMT, 5-MeO-DMT und Bufotenin nachgewiesen (TORREs et al. 1991: 643). Dieser Befund legt die 
Vermutung nahe, daB das Schnupfpulver von Anadenanthera colubrina var. cebil stammt. 

Der rituelle Gebrauch psychoaktiver Schnupfpulver scheint sich von hier aus nach Norden verbreitet zu haben; dafiir sprechen 
sowohl das Alter als auch die geographische Konzentration der archaologischen Belege von Schnupfpulverbestecken (TORREs et 
al. 1991). Das alteste Schnupfgerat wird auf 3000 v. Chr. datiert, das alteste Schnupfpulvertablett, das bisher gefunden wurde, auf 
1200 V. Chr. Die Ikono graphic der Schnupfpulverparaphernalia zeigt alle Elemente einer schamanischen Weltsicht. Tiergeister, 
Mischwesen, erotische Szenen, Gottheiten, gefliigelte Wesen usw. (TORRES 1987a, 1987b und 1988). Die Ikonographie erinnert 
stark an die Kultur von Tiahuanaco (= Tiwanaku), wo der Gebrauch von Schnupfpulvern gut belegt ist (BERENGUER 1987, 
TORRES et al. 1991: 646, WASsEN 1972). Die Schnupfpulverparaphernalia im Tiahuanacostil tauchen seit 300 v. Chr. im 
siidandinen Raum auf. Daher liegt es nahe zu vermuten, daB der Gebrauch psychoaktiver Schnupfpulver eng mit der kulturellen 
Entwicklung dieser Region verwoben war (TORRES 1993; vgl. auch BOETZKES et al. 1986: 62). Die Schnupftabletts der spaten 
Phase (Inkazeit) sind nur noch grobe Nachahmungen der Cerate aus der archaischen Zeit. Im 18. Jahrhundert bliihte jedoch in 
Brasilien nochmals die Kunst der Schnupftabletts auf (WASSEN 1983). 

Der Gebrauch der Schnupfpulverbestecke ist eindeutig. Das Pulver wird in Linien auf dem Tablett ausgelegt und mit der Rohre in 
die Nase gezogen. Generell werden die Schnupfpulver dazu benutzt, um mit der hoheren Wirklichkeit und Wesen, die gewohnlich 



unsichtbar sind, Kontakt aufzunehmen. Manchmal nehmen auch Jager Schnupfpulver, um sehen zu konnen, wo sich das ild 
verborgen halt. Dabei verwandelt sich der Jager in einen Adler, Kondor oder Jaguar, fliegt durch die Liifte oder trabt durch den 
Urwald und sieht dergestalt die Jagdbeute. 

Der schamanische Gebrauch von psychoaktiven Schnupfpulvern ist auch unter den Indianern Amazoniens und des Orinokogebiets 
weit verbreitet. Dort werden keine Schnupftabletts benutzt, sondern verschiedenartige Rohren, mit denen man sich selbst das 
Pulver in die Nase blasen kann, bzw. lange Rohren, durch die das Pulver von einer anderen Person geblasen wird. Es gibt auch aus 
Pflanzenrohren hergestellte Y-formige Saugrohre. Damit werden beide Nasenlocher zugleich gestopft. Eine besondere Erfindung 
ist das Schneckenschnupfgerat. Es wird aus groBen Landschnecken- oder SuBwasserschneckenschalen (z.B. Anipullaria sp., 
Strophocheilus spp., PouUmus gallina SULTANA, Helix terrestris) hergestellt (ZERRIES 1980: 174, Tafel 86, WASSEN 1965: 
62ff. und 1967: 119). Der Apex (= Spitze, Embryonalgewinde) des Schneckenhauses wird entfernt. Die entstandene Offnung wird 
mit einem Rohrenknochen oder hohlen Pflanzenstengel verlangert. Zum Schnupfen wird das Pulver in die Miindung der 
Schneckenschale gefiillt, dann setzt man das Rohr an ein Nasenloch und inhaliert. Schneckenschalen dienen aber auch zur 
Aufbewahrung der Schnupfpulver. In den Grabern von San Pedro de Atacama wurden zahlreiche Schnecken der Gattung 
Strophocheiliis gefunden (LLACOSTERA et al. 1988: 93). Da diese Schnecken aus dem tropischen Chacogebiet stammen, weisen 
sie vielleicht darauf hin, daB die Gehause zusammen mit den Samen von Anadenanthera colubrina importiert wurden. Der 
Gebrauch von Schnupfpulvern in Amazonien wurde erstmals 1560 vom Missionar Fray Pedro de Aguado erwahnt (TORRES et 
al. 1991: 645). In der Mythologie der Desana hat die Sonne in der Urzeit Viho-mahse, das »Schnupfpulverwesen«, geschaffen, 
damit es zwischen den Menschen und dem Schopfer (namlich dem Sonnengott) durch Halluzinationen den Kontakt herstellen 
kann. Das eigentliche Schnupfpulver stammt aus dem Besitz des Sonnengottes selbst, der es in seinem Bauchnabel (von wem 
wurde er abgenabelt?) verborgen hielt, bis die Tochter des Sonnengottes ihn dort kratzte und so das Pulver entdeckte. Viho-mahse 
lebt gewohnlich in der MilchstraBe der »blauen Zone« der Halluzinationen und Visionen, und ist standig in Trance. Dorthin kann 
der Schamane (paye) mit Hilfe des irdischen Schnupfpulvers gelangen und mit Vihomase Kontakt aufnehmen (REICHEL- 
DOLMATOFF 1971*). 

Der Gebrauch stark psychedelischer Schnupfpulver ist unter den Yanomamo (= Waika), die im rinokogebiet sowie im Norden 
BrasiUens leben. Welt verbreitet (BREWER-CARIAS und STEYERMARK 1976, CHAGNON 1977 und 1994, DONNER 1985, 
LIzOT 1982). Die meisten Manner, nicht nur die Schamanen, nehmen taglich epena oder ebene. Sogar schon Knaben im Alter von 
5 bis 6 Jahren diirfen das Pulver schnupfen - nach dem Motto: Friih iibt sich, wer ein Meister werden will. Den Frauen ist der 
Gebrauch untersagt. Die Yanomamo glauben, daB in ihrer Brust, aber auch unter Felsen und in Bergen Geistwesen (Hekura, 
Hekula) hausen, die sie mit Hilfe des Schnupfpulvers kontaktieren konnen (BREWER-CARIAS und STEYERMARK 1976: 63, 
GOETZ 1970: 45, HENLEY 1995). 

Oft nehmen die Schamanen der Regenwaldgebiete vor der Behandlung eines Patienten ein Schnupfpulver ein, um die Ursache 
einer Krankheit besser sehen zu konnen. Gelegentlich, z.B. bei den Sanama, werden die Schnupfpulver auch kollektiv bei 
Totenfeiern eingenommen (PRANCE 1970: 62*). 

Das amazonische Schnupfpulver spielt in dem Roman Der Smaragdwald, der von John Boorman erfolgreich verfilmt wurde, eine 
zentrale Rolle. Sowohl der Roman als auch der Film zeigen die kulturelle Bedeutung der durch psychoaktive Schnupfpulver 
ausgelosten Visionen Oder Reisen in andere Wirklichkeiten (HOLDSTOCK 1986: 117f., 152, 163ff., 190f.). 
Peter T. Furst hat die Theorie aufgestellt, daB auch im vorspanischen Mexiko psychoaktive Schnupfpulver benutzt wurden, daB 
aber zur Zeit der Conquista das Wissen darum bereits verschwunden war (FURST 1974). Die archaologischen Objekte, die Furst 
als Belege seiner Theorie heranzieht, sind in ihrer tatsachlichen Funktion umstritten. Der Schnupfpulverexperte Manuel Torres 
bezweifelte Fursts Theorie, da es z.B. von der GroBe der besagten Objekte her nicht moglich ist, sie an die Nase heranzufiihren. Es 
gibt nach Torres (miindliche Mitteilung) im Museo Nacional de Antropolgia e Historia (Mexiko Stadt) ein Objekt aus Guerrero, 
das moglicherweise ein Schnupfpulvertablett darstellt. Erst der Fund einer hohlen Keramikfigur aus Colima hat den Beweis 
erbracht, daB in Mesoamerika das Schnupfen (von was auch immer) bekannt gewesen sein muB. Ebenfalls deuten einige 
olmekische Stiicke auf den Gebrauch als Schnupfpulvertabletts hin (FURST 1996: 77, 78*). Als mogliche Stammpflanzen fiir 
mesoamerikanische Schnupfpulver nennt Furst Peyote (Lophophora williamsii), Ololiuqui (Turbina corymbosa), Piptadenia flava 
(SPRENG.) BENTH., Piptadenia constricta (MICH, et ROSE) MACBRIDE, Mimosa spp.. Acacia spp., Psychotria spp. und 
justicia pectoralis (FURST 1974: 3f.). Denkbar ware auch der Gebrauch von Virola guatemalensis. 

Heutzutage ist weltweit das Schnupfen von mehr oder weniger reinem Kokain verbreitet. Es erden aber auch andere psychoaktive 
Substanzen verwendet: das synthetische Phenethylamin 2CB461i, MDMA (oder Ecstasy/XTC), DMT, Scopolamin sowie 
kristallines Ketamin (vgl. HOHLE et al. 1986: 65*, DE SMET 1985: 102). Im Zuge der Bewegung »Zuruck zur Natur« haben 
Krauterverkaufer begonnen, psychoaktive Schnupfpulver aus legale Bestandteilen zu mischen. Die unter dem Namen Storm's 
Breath angebotene Mischung, bestehend aus Kava-Kava (Piper methysticum), KolanuB (Cola spp.), Guarana(Paullinia cupana), 
MuskatnuB (Myristica fragrans) und Zimt (Cinnamomum verum) hat eine leicht stimulierende und erstaunlich wenig irritierende 
Wirkung. 

Traditionelle Schnupfpulverrezepte 

Amazonisches Schnupfpulver 

Die gerosteten Samen der Anadenanthera peregrina werden mit Tabak und Asche sehr fein zermahlen. Dieses Pulver lost in der 
Nase der meisten Probanden extrem starke (allergische) Reaktionen oder Schmerzen aus. Niemand, der es versucht hat, will es 
nochmals probieren. 

Shind oder Tsind 



Dieses Schnupfpulver der jamamadis und Denis, die im brasilianischen Amazonien leben, besteht zu gleichen Teilen aus 
gerosteten Slattern von Nicotiana tabacum, der Rindenasche von Theobroma subincanum MART, und anderen Theobroma-Arten 
(genannt cacais). Beides wird fein zermalilen und abends geschnupft (PRANCE 1972b: 22r0. 

Baduhu-tsina 

Das Wort bedeutet »Hirsch-Schnupfpulver«. Das Schnupfpulver wird aus einer an Baumen lebenden Flechte (Pyrenocarpus 
lichen) gewonnen. Es scheint eher als Niespulver denn als psychoaktive Schamanendroge zu wirken (PRANCE 1972a: 16* und 
1972b: 227*). 

YanomamoAVaika-Schnupfpulver 
Epena, Ebena, Ebene 

Die Yanomamo stellen ein stark psychoaktiv wirkendes Schnupfpulver aus der Rinde von Virola theiodora oderNvcola. elongata 

und den Blattern der justicia pectoralis her. Der eigentliche Wirkstoff ist Virola; die Justicia-Blatter geben dem Pulver ein 

angenehmeres Aroma und scheinen auch die nasale Aufnahme zu erleichtern (PRANCE 1972: 234f.*). Gelegentlich wird dieser 

Mischung noch die Asche von Elizabetha princeps beigefiigt (BREWER-CARIAS und STEYERMARK 1976: 60). 

Ebenfalls aus der Rinde des epena genannten Baumes Virola theiodora, aber zusammen mit der Asche der Rinde des arna, ama- 

asita Oder chopo genannten prachtigen Baumes Elizabetha princeps 

stellen die in Nordbrasilien lebenden Yanomamo (Waika) ein Schnupfpulver her (BREWER-CARIAS und STEYERMARK 

1976: 63, SCHULTES und RAFFAUF 1990: 239*; vgl. auch CHAGNON et al. 1970). 

Die Yanomamo glauben nicht, daB Elizabetha princeps an sich halluzinogen ist, sondern nur, daB es die Wirkung der eigentlichen 

Stoffe (Virola, Anadenanthera) verstarke (BREWER-CARIAS und STEYERMARK 1976: 63 ). 

Ein weiteres Schnupfpulver stellen sie aus den zermahlenen, gerosteten Samen von Anadenanthera peregrina her (PRANCE 

1972: 234f.*). 

Fiir Schnupfpulver verwendete Pflanzen Verwendetes Teil Meliaceae Saft (?)47z 

Name Trichilia sp. Wurzel 

Mesembryanthemaceae 
Mesembryanthemum 
Acanthaceae spp. Kraut 

Rabaiea albinota (HAw.) N.E. BR. 
Justieia pectoralis var. stenophylla Blatter 

[syn. Nananthus albinotus N.E. BR.] 
Araceae Sceletium tortuosum KrautAVurzel 

Acorus Galamus L. Rhizom Sceletium 

Bignoniaceae spp. 

Tanaecium nocturnum (BR.) BURN, et SCHUM. BlatterMoraceae Asche 

Convolvulaceae Cecropia spp. Samen, Rinde 

Maquira sclerophylla DUCKE 
Ipomoea guineense Wurzelrinde (Friichte) 

Ipomoea mauritiana JACQ. Wurzel Myristicaceae Harz 

(siehe Securidaca longepedunculata) IryantherajuruensisWARB. 

Ephedraceae Asche Myristica fragrans Muskatniisse 

Ephedra gerardiana var. saxatilis Virola calophylla WARB. Harz 

Ericaceae Rinde Virola calophylloidea MARKGR. Harz 

Rhododendron spp. ViVo/a e/on^ata (SPRUcE ex BENTH.) WARB. Harz 

Erythroxylaceae 

Blatter [syn. Virola cuspidata (SPRUCE ex BENTH.) 

Erythroxylum coca Blatter WARB, yi'ro/a rM/w/a WARB.] 

Erythroxylum novogranatense Virola loretensis A.C. SMITH Harz 

Erythroxylum spp. Blatter 

Virola pavonis (DC.) A.C. SMITH Harz 

Euphorbiaceae Kambium 

Virola surinamensis (ROL.) WARB. 
Manihot esculenta CRANTZ Wurzelmehl 

Virola theiodora (SPRUcE ex BENTH.) WARB. Harz 
Leguminosae Piperaceae 

Anadenanthera colubrina var. cebil SamenPiper interitum TREL. 

Blatter, Wurzel 
Anadenanthera colubrina var. colubrina SamenPiper sp. Blatter 

Anadenanthera peregrina var. falcata Samen46% Polygalaceae 

Anadenanthera peregrina var. peregrina SamenSecuridaca longepedunculata 

Wurzel 
Anadenanthera spp. Samen, Rinde 



Calliandra anomala 



EUzabetha leiogyne 

Solanaceae 

EUzabetha princeps SCHOMB. ex BENTH 

Samen 

Erythrina falcata BENTH. Samen (?) 

Mimosa acacioides Samen, Rinde 

Datura spp. 
Piptadenia excelsa (GRIs.) LILL0469 

Blatter 
Piptadenia macrocarpa BENTH. 470 

Blatter 

Schoten 
Lecythidaceae 
Spec, non id. 
Lichenes ganze Pflanze 
Pyrenocarpus lichen 
Liliaceae 
Veratrum album 
Magnoliaceae 
Zygophyllaceae 
Magnolia virginiana L. 
Malpighiaceae 
Banisteriopsis caapi 



Harz RubiaceaeBlatter47; 

Pagamea macrophylla SPRUCE ex BENTH. 
Rinde 46g 



RindeBrugmansia spp. Blatter, 

Brunfelsia hopeana Wurzel 

Blatter 

Schoten, Samen Nicotiana rustica 

Rinde, Samen, Nicotiana tabacum 



Nicotiana spp. Blatter 

Rinde Solanum elaeagnifolium CAv. 

(vgl. Solanum spp.) 



Sterculiaceae 

Theobroma subincanum MART. 
Wurzel 



Blatter, Rinde 
Rinde4" 



Niisse 

Cola spp.Rinde, 

Theobroma spp. Rinde 
Peganum harmala Samen 



Wirkstoffe 

Die Hauptwirkstoffe der meisten siidamerikanischen, schamanisch genutzten Schnupfpulver sind die Tryptaminderivate NN- 
DMT, 5-MeO-DMT und Bufotenin. In manchen Pulvern sind alle drei Substanzen enthalten, in einigen nur zwei oder gar nur eine 
(siehe Tabelle Seite 798). Die Quellen fiir diese Tryptamine sind Arten der GsLiiungsn Anadenanthera und Virola (HOLMSTEDT 
1965). Alle anderen Pflanzen (z.B. EUzabetha, Justicia, Matiihot, Piper, Theobroma) sind nur Zusatze oder Substitute und haben 
oft alleine gar keine psychoaktive Wirkung. AUerdings konnen natiirlich gewisse, bisher nicht bekannte Synergismen eine 
wesentliche RoUe spielen. Nur die Nachtschattengewachse (Brugmansia, Brunfelsia, Datura, Nicotiana) enthalten potente 
psychoaktive Alkaloide. Manche als Schnupfpulver verwendeten Pflanzen (Maquira, Pagatnea) haben bei chemischen 
Untersuchungen, soweit vorhanden, keine definitiven Wirkstoffe gezeigt (SCHULTES 1980: 274). Sie dienen vielleicht als 
symbolische Elemente in Ritualen (SCHULTES und RAFFAUF 1990: 389*). Interessant ware es, den Gebrauch von 
Banisteriopsis als Schnupfpulver(zusatz?) welter zu erforschen. 



Indolalkaloide in siidamerikanischen 

(Nach HOLMSTEDT und LINDGREN 
DE BUDOWSKI et al. 1975; modifiziert) 
Name des Schnupfpulvers 

Waika (Brasilien) 
5-MeO-DMT 



Epena 

Epena 

Epena 

Epena 
Epena 
Epena 
Epena 
Parica 
Parica 
Parica 
Parica 

Yopo 
Yopo 



Waika 

5-MeO-DMT 

Yanomamo 

5-OH-DMT-N-Oxid 

Surara 

Surara 

Tukano 

Araraibo 

Venezuela 

Kolumbien 

Tukano 

Piaroa 

Harmin 

Kolumbien 

Venezuela 



Sclinupfpulvern 

1967: 361; vgl. BERNAUER 1964, 

Herkunft Alkaloide 

DMT, 5-OH-DMT474, 

DMT, MMT, 

DMT, DMT-N-oxid, 5-OH-DMT, 

Harmin, Tetrahydroharmin 

Harmin, Tetrahydroharmin 

DMT, 5-MeO-DMT, 5-MeO-MMT 

DMT, 5-MeO-DMT 

5-OH-DMT 

5-OH-DMT 

Harmin, Harmalin, Tetrahydroharmin 

DMT, 5-OH-DMT, 5-MeO-DMT, 

DMT, 5-OH-DMT, 5-MeO-DMT 
Bufotenin, Methylbufotenin 



Literatur 



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Soma 

Andere Namen 

Ambrosia, Amrita, Bolud rtzi (Tibetisch), Haoma, Homa, Nektar, Sauma, Saumya, Som 

Soma ist das irdische Gegenstiick zu amrita, dem Trank der Unsterblichkeit, der den Gottern im Himmel vorbehalten ist. Soma 
war der Name fiir eine Gottheit, eine Pflanze und ein daraus bereitetes Opfergetrank. Es wurde vor ca. 3000 Jahren von den Ariern 
im Industal kultisch verehrt und getrunken (AQUILAR I MATAS 1991). Soma ist die indische Entsprechung zum persischen 
Haoma. 

Der Mond (urspriinglich Soma genannt) ist die mit Ambrosia gefiillte Trinkschale der Gotter. Bei Vollmond ist die Schale voll; 
bei Neumond ist sie geleert. Bei zunehmendem Mond fiillt sie sich wieder. Der Mond ist in sechzehn Abschnitte aufgeteilt. Jeden 
Tag trinken die Gotter einen Abschnitt aus. Der Mond ist der Herr der Pflanzen, die Gottheit, die alles pflanzliche Leben 
beschiitzt. Deshalb muB die Somapflanze bei Mondlicht gesammelt und auf einem Gestell, das von zwei Ziegen gezogen wurde, 
zum Opferplatz gebracht werden. Der Opferaltar bestand eigentlich nur aus kusa-ras (GUPTA 1991: 85*). 



Es gab drei Somazubereitungen, asir genannt: die mit Milch hieB go, die mit Sauermilch dadhi und die mit Gerste yava (GUPTA 

1991: 85* ). Fiir die Herstellung des Trankes wurden die Stengel der Somapflanze zwischen zwei PreBsteinen zerdriickt. Der 

»Soma-Saft, der jegliche Siinden 16scht« (VALMIKI 1983: 21), wurde dann mitWasser, Milch und anderen Zusatzen vermischt. 

Manchmal wird angenommen, daB es sich bei der Zubereitung mit Gerste um eine Art Bier (sura) handelte. 

Der Somatrank wurde vom Priester am Feueraltar vor allem dem Donnergott Indra, der als ewig von Soma berauscht gait, 

geopfert (Libation) und getrunken. Der Trank wurde ebenfalls von Sangern und Dichtern konsumiert, well er sie zu ihrer Kunst 

inspirierte (GONDA 1978, HAUSCHILD 1954). 

In den Veden heiBt es auch, daB der Urin von omaberauschten getrunken wurde und dieselbe Wirkung entfaltete. Weil auch in 

Sibirien der Urir von Fliegenpilzberauschten zur weiteren Berauschung getrunken wurde (BOURKE 1996: 54ff.), stellte Gordon 

Wasson die Hypothese auf, daB es sich bei der urspriinglichen Somapflanze um Amanita muscaria gehandelt haben miisse. 1%5 

Wassons Hypothese ist heftig umstritten (MCKENNA 1996: 135ff.*). Besonders problematisch ist die Tatsache, daB es im 

Himalaya keine Fliegenpilze gibt. Wie soUten die vedischen Kultgemeinden also mit ihrer Droge versorgt worden sein? 

Laut Rig Veda gedeiht die Somapflanze nur in den Bergen, deshalb fallen eigentlich alle Flachlandbewohner, wie Peganum 

harmala, als potentielle Kandidaten aus (Vgl. OTT oj.). Zudem ist bekannt, daB die Arier die Pflanze durch Tauschhandel von 

den eingeborenen Bergstammen erhielten (GUPTA 1991: 84* ). 

Manche Autoren haben vermutet, daB Soma ein Met aus Honig (HERMANNS 1954: 75), eine Art Wein (Rhabarberwein; 

HUMMEL 1959) oder sogar ein gehopftes Bier gewesen sei. Andere glauben, daB Soma ein fermentiertes Getrank aus Honig und 

dem ausgepreBten Saft von in Milch eingeweichten Ephedra spp. war (TYLER 1966: 285* ). Im Rig Veda wird Soma aber 

deutlich von alkoholischen Getranken (surr) unterschieden (STUTLEY 1980: 74). 

Kiirzlich kam die Theorie auf, daB Mutterkorn (Claviceps spp.) von dem Gras Elettsine sp. als Substitut fiir Soma verwendet 

wurde (GREENE 1993). In der Tat gibt es bis heute in Westbengalen einen psychoaktiven Gebrauch von Paspalum-Mutterkorn 

(siehe Claviceps paspali). 

Manche Autoren, wie z.B. Terence McKenna (1996' ), vermuten, daB die originale Somapfanze der reichlich auf Kuhdung 

wachsende Zauberpilz Psilocybe cubensis (oder eine andere Psilocybe sp.) war - vielleicht sind in Indien deswegen die Kiihe 

heilig. Auch wurde eine Kombination von Amanita muscaria und Peganum harmala bzw. eine Kombination von Psilocybe 

cubensis und Peganum harmala als Soma vorgeschlagen (vgl. Ayahuascaanaloge). Von alien vorgeschlagenen Somakandidaten 

waren die Psilocybepilze die einzigen psychoaktiven Pflanzen, die Wirkungen hervorbringen, die mit den phantastischen 

Schilderungen im Rig Veda zusammenpassen: 

»Deine Safte, o gereinigtes Soma, alles durchdringend, schnell wie Gedanken, bewegen sich von alleine wie die Nachkommen 

rasch dahineilender Stuten; die himmlischen, gefliigelten siiBschmeckenden Safte, Erreger groBer Heiterkeit, erstrahlen im GefaB 

...«(RigVedaIX) 

Somapflanzen 

Die originale Somapflanze - hypothetische Kandidaten 

muscaria 

GRAM 

PERS. 

Amanita 

(L. ex FR.) 

ex 

Argyreia nervosa (BURM./j BOJ. 

Bacopa monnieri (L.) PENNELL (Sankrit: Sarasvati)4'6 

[syn. Bacopa monniera WETTST., Monniera cuneifolia MICI-Ix., Herpestris monniera (L.) H.B.K.] 

Ephedra 

spp.: 

Ephedra distachya L. 

Ephedra ciliata F. etM. [syn. Ephedra foliata Botss. ex C.A. MEY.] 

intermedia SCHRENK 

C.A. MEY. 

et 

Ephedra 

Ephedra pachyclada Botss. (Hindi: hum, huma; GUPTA 1991: 84*) 

Ephedra vulgaris RICH. [= Ephedra gerardiana] 

Calonyction muricatum (L.) DON [syn. Ipomoea turbinata LAG., Ipomoea muricata; vgl. Ipomoea 

spp.] 

Claviceps paspali STEVENS et HALL (parasitar auf dem Kodagras Paspalum scrobiculatum L.) 

Claviceps purpurea 

Equisetum sp. (vgl. Equisetum arvense) 

Mandragora turcomanica MIZGIREVA (vgl. Mandragora spp.) 

harmala L. 

Peganum 

Kombination aus Psilocybe sp. und Peganum harmala L. (»Somahuasca«; vgl. Ayahuascaanaloge) 



Polyporus sp. (siehe » Polyporus mysticus«) 

Hamulus 

L. 

lupulus 

Rheum spp. (wilder Rhabarber4'7): 

Rheum palmatum L. 

Rheum officinale BAILL. 

Rheum rhaponticum L. 

Rheum emodi WALL. 

Psilocybe (Stropharia) cubensis (EARLE) SINGER 

Psilocybe (Stropharia) subcubensis GUZMtiN 

semilanceata 

KUMMER 

(PR.) 

Psilocybe 

Sukkulentenart(en) (vgl. AJAYA 1980: 273ff.) 

Vitis sp., Vitis vinifera ssp. sylvestris (wilder afghanischer Wein) 

Postvedische Somasubstitute (OTLAHERPY 1968) 

Adara 

identifiziert; 

GUPTA 1991: 84*) 

(nicht 

vgl. 

Putika (nicht sicher identifiziert; vielleicht Basella cordifolia oder ein Pilz; vgl. KRAMRISCH 1986, 

HEIM und 

WASSERN 1970) 

Andropogon sp. (Arjunnani) [syn. Cymbopogon sp.; vgl. Cymbopogon densiflorus] 

Basella cordifolia LAM. (Putika) 

Cannabis indica LAM. 

Ceropegia decaisneana 

Ceropegia elegans 

gerardiana WALL, ex STAPF 

Ephedra 

Ficus religiosa L. 

Periploca aphylla DENE. 

Sarcostemma brevistigma W. et A. [syn. Asclepias acida, Cynanchium viminale, Sarcostemma acidum 

VOIGT, 

Sarcostemma viminale R. BR.4'g] 

Setaria italica (L.) BEAUV. (nach dem Satapatha Brahmana) 

Vitex negundo L. (= Indrasura, »Indras Rauschtrank«)479 

Pflanzen, die in Sanskrit oder anderen Sprachen als Soma bezeichnet werden 

Soma (Sanskrit): 

Eleusine coracana (L.) GARTN. (= Afrikanische Hirse, Fingerhirse) 

[syn. Cynosurus coracanus L.] 

Setaria 

(L.) BEAUV. 

glauca 

Somlata (Nepali, » Somapflanze/Mondpflanze«): 

gerardiana 

Ephedra 

Somalata (Sanskrit): 

Sarcostemma brevistigma W. et ARN. (auch Soma genannt) 

Periploca aphylla DENE. 

Caesalpinia bonduc (L.) RoxB.480 

Calotropis gigantea (L.) DRYANDER481 

Somaluta (Sanskrit): Ruta graveolens L. 

Somaraji: Vemonia anthelmintica (L.) WILLD. 

[syn. Serratula anthelmintica, Conyza anthelmintica, Centrathera anthelmintica] 

Somaraj (Hindi): Paederia scandens (LOUR.) MERK. [syn. Paederia foetida L.J 

Somavalli (Sanskrit; amrtavalli auf Bengali): 

Tinospora cordifolia (L.) MERR. (= Guduchi)482 [syn. Menispermum glabrum] 

Cocculus cordifolius DC. 

Somatvak (Sanskrit): Acacia catechu (vgl. Acacia spp.) 



Somavalkah (Sanskrit): Acacia polyantha (vgl. Acacia spp.) 
Saumya/Arnsiimat (»reich an Somasaft«): Desmodium gangeticum DC. 483 

Pflanzen, die kultisch oder mythiologischi mit Soma assoziiert werden »Bruder des groBen Soma« (SHAH 1994: 198*): Mucuna 
pruriens Limonia acidissima L. [syn. Feronia limonia (L.) SWINGLE, Feronia elephantum CORRAAJ - Elefantenapfel Palasha 
(Flame of the Forest, Parrot Tree, Papageienbaum): Butea monosperma (LAM.) KUNTZE [syn. Butea frondosa KOEN. ex Rox 
B.J - Leguminosae Der Palasabaum war anscheinend schon in vedischer Zeit ein heiliger Baum. Er ist dem Mond geweiht. In der 
Folklore wird der Baum auch heute noch mit dem Gottertrank Soma in Verbindung gebracht (GANDHI und SINGH 1991:41*). 
Jonathan Ott vermutet, daB sich in der postvedischen Zeit eine indische pharmakratische Inquisition abspielte, bei der die 
urspriinglich visionare Somapflanze durch nur milde stimulierende oder nur placeboartige Substitute ersetzt wurde. Aus 
postvedischer Zeit ist bekannt, daB das Somaritual mit Cannabis indica und Ephedra gerardiana vollzogen wurde (OTLAHERTY 
1968). Es wurden auch andere, wirkungslose Pflanzen als Substitute verwendet (siehe Tabelle). 

Das Somaritual zu Ehren Indras hat bis heute in gewissen Stammesriten (Baboritual) in Westindien iiberlebt (JAIN o.J.). Ebenso 
hat das mit dem Somaopfer verbundene vedische Feuerritual sowohl in Indien als auch in Ostasien und sogar in Japan iiberlebt 
(STAAL 1983). Das Somaritual wurde auch als mustergebendes Vorbild fiir die in Ozeanien voUzogene Kavazeremonie 
interpretiert (siehe Piper methysticum). 

Soma war wahrscheinlich nichts welter als ein Oberbegriff, so wie heute etwa die Worter »Droge«, »Entheogen«, 
»Psychedelikum« usw. verwendet werden. Soma ist auch zum Symbol fiir die »perfekte Droge« geworden (HUXLEY 1958). 
Die in esoterischen Kreisen beliebte » Aura-Soma«-Therapie hat nichts mit dem arischen Soma zu tun, sondern ist eine moderne 
Erfindung, bei der keine psychoaktiven Substanzen vorkommen (DALICHOw und BOOTH 1994). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Ephedra gerardiana, Amanita muscaria, Terminalia belhrica, Haoma 

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AJAYA, Swami 

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7977 Der Somaraub des Manu: Mythus und Ritual, 
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VALMIKI 1983 Raniayana, Koln: Diederichs. 

WASSON, Gordon siehe Eintrage unter Amanita muscaria 

WILSON, Peter Lamborn 

1995 »Irish Soma«, Psychedelic Illuminations 8: 42-48 
ZIMMER, Heinrich 1984 Indische Mythen und Symbole, Koln: Diederichs. 1987 Ahenteuer und Fahrten der Seele: Fin SchlUssel ziii indogermanischen Mythen, 
Koln: Diederichs. 

Theriak 

Andere Namen 

Deridek, Electuarium theriaca, Electarium theriacale, Mithridatium, Taryak, Teryak (Iranisch), Theriac, Theriaca, Theriacum, 
Theriakos, Tiriaque, Tyriacke 

Bereits in der Antike wurde die Toxikologie, die Lehre von den Giften oder der Giftigkeit der Substanzen begriindet. Wegen der 
vielen Giftmorde kiimmerte sich die Toxikologie in erster Linie um das antidoton, das »Gegengift«: 

»Gegengifte nennen die Arzte diejenigen wirksamen Heilmittel, welche nicht auBen aufgelegt, sondern im Innern des Korpers 
angewendet werden. Es sind darunter im ganzen drei Arten zu unterscheiden: einige werden gegen todliche Gifte verabreicht, 
andere gegen die sogenannten giftigen Tiere, dritte helfen bei Leiden, die infolge schlechter Diat entstehen. Einige verheiBen Hilfe 
in alien drei Fallen, wie der sogenannte Theriak. « (GALEN, De Antidotis 1) 

Der Theriak ist das beriihmteste Antidot der Antike, er gait als »Wundermittel der Wundermittel (WATSON 1966). Theriak 
wurde von Andromachus, dem Leibarzt des Kaisers Nero (37-68 n Chr.), entwickelt und enthielt neben opium4s, (Papaver 
somniferum) und Vipernfleisch verschiedene Wiirzkrauter, Wurzeln, Honig und Wein. Der Theriak war zunachst eine 
Weiterentwicklung de" sogenannten Mithridatium, des Gegengiftes des tyrannischen Konigs Mithridates von Ponton (132-63 v. 
Chr.). Es wurde vom Konig selbst erdacht, well er wegen seiner offentlichen Greueltaten in standiger Angst vor Vergiftungen 
schwebte. 

Nach Celsus (V 23,3) bestand das Mithridatiiirri aus Kostwurz (Costlis sp.), Kalmus (Acorus calamus), Hartheu, Gummi 
Arabicum, Sapapellllril. Akaziensaft (Acacia spp.), lUyrischer Iris, Kardamom, Anis, Gallischer Narde, Enzianwurzel, 
getrockneten Rosenblattern, Mohnsaft (= Opium). Petersilie (Petroselinum crispum), Kassia-Zimt (Cinnamomum cassia), Sil, 
Taumellolch (Lolium temulentum), Langem Pfeffer (siehe Piper spp.), Storax (= Styrax), Castoreum, Turis, HypocistisSaft, 
Myrrhe, Opopanax, Malabathronblattern, Bliiten der Runden Binse, Terebinthenharz, Galbanum, Kretischen Mohrensamen, 
Narde, Opobalsamum, Hirtentaschel, Rhabarberwurzel (Rheum sp.), Safran (Crocus sativus), Ingwer (Zingiber officinale) und 
Zimt (Cinnamomum verum). Es enthielt also eine ganze Reihe psychoaktiver Pflanzen. 

Die Theriak- und Mithridatium-Rezepte wurden spater von arabischen Arzten weiterentwickelt (STEINSCHNEIDER 1971). 
Neben etwa sechzig weiteren Ingredienzien war der Hauptanteil immer das Opium. Zu den wichtigeren Ingredienzien gehorten 
Theriakwurz (Angelica archangelica L., syn. Archangelica officinalis HOFFM.) und Theriakwurzel (Valeriana officinalis) so wie 
Riibensamen (Daucus carota). 

»'rheriaks wurden zunehmend (und mit recht unterschiedlichem Erfolg) gegen jede erdenkliche Krankheit eingesetzt, gegen die 
weit verbreitete Syphilis ebenso wie gegen die Pest. Das zur Herstellung dieser AUheilmittel benotigte Opium wurde 
hauptsachlich aus Agypten importiert, wobei Venedig eine zentrale Bedeutung als Hauptumschlagshafen erhielt. Mit der 
wachsenden Nachfrage nach der Droge stiegen die Preise, so daB Opium oft durch Fremdbeimischungen „gestreckt" wurde. Da 
die venezianischen Handler die Droge in aller Regel noch unverdorben in Empfang nahmen, galten die Theriaks der Serenissima 
bald als die vorziiglichsten. In Deutschland erwarb sich Niirnberg einen ahnlichen Ruf und blieb bis ins 18. Jahrhundert einer der 
europaischen Marktfiihrer in der Theriakherstellung. Um die gute Qualitat der Zutaten zu demonstrieren, wurden die Theriaks 
haufig im Rahmen eines Volksfestes auf dem Marktplatz zusammengemischt.« (KUPFER 1996a: 27*) 
Nach Andromachus, Galen und den arabischen Arzten des Mittelalters gab es zahlreiche Rezepturen fiir die Herstellung des 
Theriaks. In alien werden als die wesentlichen Bestandteile Honig, Wein, Brot (?), Vipernfleisch, Opium und Gewiirze genannt. 
Diese Mischung hat ihren Weg bis in die modernen Pharmakopoen gefunden (Electuarium theriaca con opii). Aus dem Theriak 
hat sich schlieBlich das »Elixier fiir ein langes Leben« und der »Schwedenbitter« (TREBEN 1980: 60) entwickelt. Beide 
Rezepturen enthielten zunachst Opium. Erst in der Zeit der »Drogenkriege« wurde das Opium aus den Rezepten verbannt. 
Zynische Zungen behaupten, daB damit diesen Elixieren der einzig echte Wirkstoff entzogen wurde. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Papaver somniferum, Schlafschwamm 

DlCK.Uwe 

19S6 Theriak: 13 FUgungen, Miinchen: Piper. 
TREBEN, Maria 
1980 Gesundheit aus der Apotheke Gottes, Steyr: 



Ennsthaler. 
STEINSCHNEIDER, Moritz 

1971 Die toxikologischen Schrlften der Araber, Hildes 

heim: Gerstenberg. 
WATSON, Gilbert 

1966 Theriac and Mithridatium: A Study in Thera 

peutics, London: The Wellcome Historical Medical 
Library. 

Wein 

Andere Namen 

Ju, Khamr (Arabisch »berauschend«), Oinos, Sdh, Vin, Vinho, Vino, Wine 

Wein bezeichnet ganz allgemein das durch Hefe entstandene alkoholische Garungsprodukt von unverdiinnten Fruchtsaften, 
seltener von Blutungssaften (Palmwein). Der Alkoholgehalt liegt zwischen 8 und 14 Volumenprozent, ist also wesentlich hoher 
als bei anderen fermentierten Getranken (Balche', Bier, Chicha). Oft wird unter Wein das aus der Rebe (Vitis vinifera) gekelterte 
Produkt verstanden. Fruchtweine nennt man meist die Garungsprodukte von Garten- oder Wildfruchtsaften. Weine konnen 
destilliert werden und ergeben dann entsprechende Schnapse (vgl. Alkohol). Das Keltern von Weinen wurde an vielen Orten der 
Welt erfunden. AUe Weine eignen sich gut als Losungsmittel fiir weitere psychoaktive Zutaten. 

Moglicherweise kannten die Agypter ein alraunenhaltiges, weinartiges Getrank, das sdh hieB und von den Weingiitern produziert 
wurde (vgl. Mandragora officinarum). Es wurde offensichtlich nicht aus Trauben (Vitis vinifera) gekeltert, sondern aus 
Granatapfelsaft (Punica granatunt L.) gewonnen. Das sdh-Getrank wird in den Texten als berauschender als Wein beschrieben. Es 
wurde in den Liebesliedern als Aphrodisiakum gepriesen und war ein beliebtes Trankopfer (CRANACH 1981: 2660. Viele 
TrinkgefaBe der Agypter waren der Lotusbliite nachempfunden. In den Pyramidentexten wird der Lotus auch mit dem sdh- 
Getrank zusammen genannt. Nun ist das bedeutendste symbolische Pflanzenpaar in der agyptischen Kunst und Ikonographie 
Lotus (Nymphaea caerulea, Nymphaea lotus) und Alraune. Um das symbolische Pflanzenpaar Lotus/ Alraune in Harmonie zu 
erhalten, miiBte theoretisch aus einem lotusformigen GefaB ein alraunenhaltiges Getrank genossen werden. 
In Skandinavien werden aus den Rauschbeeren (Empetrum nigrum L., Vaccinium uliginosum) berauschende Weine hergestellt. 
Birkensaft (ein bei Verletzung der Rinde heraustretender Blutungssaft; meist von Betula alba L.) wurde im nordlichen Eurasien zu 
alkohoUschen Getranken vergoren (HARTWICH 1911: 764jf.*). 

Aus den Stengeln verschiedener Rhabarberarten laBt sich ebenfalls Wein keltern. Es wurde sogar vermutet, daB Soma eine Art 
Rhababerwein war. 

Oft wurden die zum Keltern gepreBten Fruchtsafte (z.B. von Berberis vulgaris L.) noch mit Honig vermischt, damit ein 
hoherprozentiger Wein entstand. Schon in der Antike wurde der Quittensaft (Cydonia vulgaris L.; vgl. Erythroxylum coca) mit 
Honig versetzt (HARTWICH 1911: 7600. In England ist das heimische Keltern von Fruchtweinen weit verbreitet. Es konnen dazu 
fast alle Friichte verwendet werden; bevorzugt werden Wildfriichte. In der »Szene« wird ein psychedelisch wirksamer Wein aus 
dem frischgepreBten Saft von Waldbeeren (z.B. Brombeeren) und Psilocybe semilanceata gekeltert. 

In Chihuahua (Mexiko) werden die Friichte verschiedener Yuccaarten verwendet (HAVARD 1896: 371. Die mexikanischen 
Indianer vergaren auch den Saft der Friichte von Opuntia tuna MILZ. und Opuntia ficus-indica HAw. zu Wein, der colonche 
heiBt, rosa gefarbt ist und ahnlich wie Cidre (Apfelwein) schmeckt (HAVARD 1896: 36f.*). Da in Opuntia Meskalin vorkommt, 
ware es moglich, daB der daraus vergorene Wein Spuren des Alkaloids enthalt. Der aus Ananassaft [Ananas comosus (L.) MERR., 
Ananas nanus (L.B. SM.) L.B. SM.] gekelterte Wein hieB auf Nahutl matzaoctli und wurde vor allem in Mazatlan, dem » 
Ananasland«, hergestellt und getrunken (BRUMAN 1940: 148*). 

In Siidamerika wurde oder wird aus den Samen/Friichten von Anadenanthera colubrina var. cebil ein sogenannter vino de cebil, 
»Cebilwein«, mit vermutlich psychedelischer Wirkung gebraut. Leider sind keine Rezepte bekannt. In Chile bereiteten die 
Indianer aus den Friichten des Maqui (Aristotelia maqui L'HERIT.) einen »angenehm schmeckenden Wein« namens tecli 
(HARTWICH 1911: 7620. 

Aus vielen Palmenfriichten wird Wein gekeltert, z.B. aus BetelnuBfriichten (Areca catechu), ebenfalls aus den Friichten der 
Sabalpalme (Serenoa re pens (BARTB.) SMALL, syn. Sabal serrulata MICHx., Serenoa serrulata (MICHx.) NICHOLS.; vgl. 
Palmwein). Sabal wein hat neben der durch den darin enthaltenen berauschenden Alkohol noch eine aphrodisierende Wirkung. 
Sabalfriichte gelten in der Phytotherapie und Homoopathie als Aphrodisiakum (vgl. Turnera diffusa) und haben eine heilende 
Wirkung bei gutartiger Prostatahyperplasie (METZKER et al. 1996). 

Die australischen Ureinwohner stellen Fruchtweine aus Pandanus spiralis R. BR. (vgl. Pandanus spp.), Banksia spp., Hakea spp. 
und Xanthorrhoea sp. her. Sie werden entsprechend als Pandanus wine, Banksia wine, Hakea wine und Grass tree wine 
bezeichnet (BOCK 1994: 147'0. Dabei ist z.B. der Banksia wine eigentlich ein Bier (Low 1990: 189*). Aus dem Blutungssaft der 
cider gum genannten Art Eucalyptus gunnii, der sich bei Verletzung in Hohlungen des Stammes sammelt, fermentiert sozusagen 
»von selbst« ein stark berauschender Wein (Low 1990: 1890. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Vitis vinifera, Palmwein 

FEEST, Christian F. 

1983 »New Wines and Beers of Native North Ame- 



rica«, Journal of Etlitlopllcarrliacology 9: 329-335. LOREY, Elmar M. 

1997 Die Weiri-Apotheke (2., erganzte Auflage), Bern, 

Stuttgart: Hallwag. 
METZKER, H., M. KIESER und U. HOLSCHER 

1996 »Wirksamkeit eines Sabal-Urtica-Kombina 

tionspraparats bei der Behandlung der benignen 
Prostatahyperplasie (BPH)«, Der Urologe [B] 36: 
292-300. 

Zombiegift 

Andere Namen 

Zombi poison, Zombiepulver 

Der Voodookult (auch Voodou, Voodun, Wodu) ist ein synkretistisches System aus der traditionellen Yorubareligion, 
friihneuzeitlichem Katholisizmus und verschiedenen Einfliissen aus der indischen Magie, aus indianischen Vorstellungen und 
okkulten Praktiken. Der Voodookult wird fast ausschlieBlich von den Nachfahren der aus Afrika verschleppten Sklaven praktiziert 
und hat sein Zentrum in Haiti. Voodoo oder auch ahnliche Kulte werden auch auf anderen Karibikinseln, im Siidosten der USA 
und im Norden Siidamerikas betrieben. Es ist ein Besessenheitskult, bei dem die Teilnehmer einzeln oder auch kollektiv in Trance 
fallen, um spirituelle Erfahrungen zu machen, heilen oder wahrsagen zu konnen (PLANSON 1975). Ob psychoaktive Substanzen 
dabei eine wesentliche Rolle spielen, ist noch nicht geklart (vgl. Madzokamedizin). 

Das Zombiephanomen ist auf Haiti konzentriert, obwohl es auch auf Guadeloupe bekannt ist. Zombies, die »lebenden Toten«, 
wurden lange fiir eine Legende gehalten und als Folklore abgetan (METRAUX 1972). DaB es sich bei den Zombies nicht um 
Folklore, sondern ein reales Phanomen mit soziokulturellem Hintergrund handelt, wurde erstmals von Seabrook (1931), der nach 
eigenen Aussagen sogar Zombies getroffen hat, berichtet.4r Dabei sind Zombies keine auferstandenen Toten, sondern Menschen, 
die mit einem Gift, namlich dem Zombiegift, zu lebenden Toten gemacht werden (Zombifikation). Es sind »in Wirklichkeit sicher 
Individuen, die man kiinstlich in einen Scheintodzustand versetzt, begraben, dann geweckt und ausgegraben hat und die 
infolgedessen folgsam wie Lasttiere sind, da sie ja gutglaubig annehmen miissen, daB sie tot sind« (LEIRIS 1978: 9). Am altesten 
ist die Annahme, daB die Opfer von den bokors, den Voodoozauberern, mit Datura stramonium vergiftet wurden. Die Datitra 
heiBt auf Haiti und anderen Karibikinseln (z.B. Guadeloupe) concornbre zombi, »Zombiegurke«. Auf Dominica heiBt die Frucht 
der Passiflora rubra (vgl. Passiflora spp.) pornme de Uane zorribie, »die Kartoffel der Zombieliane« (VON REIS und LIPP 1982: 
197*). Es wurden auch andere psychoaktive Substanzen mit der Zombifikation assoziiert. Finer der popularen StraBennamen des 
PCP (= »Angers Dust«) lautet zombi weed (UNDER et al. 1981: 10). 

Anfang der achtziger Jahre gelang es dem amerikanischen Ethnobiologen Wade Davis in Haiti mehrere Proben des Zombiegifts, 
das zur Zombifikation von Menschen verwendet werden soUte, sowie die dazugehorigen Rezepte zu erhalten (DAvis 1983a und 
1983b). Das Gift wird von den bokor genannten Zauberern41 1, zubereitet und gegen Bezahlung zur Anwendung gebracht. 
Erstaunlicherweise sind die Hauptbestandteile der Rezepturen Pflanzen und Tiere mit psychoaktiven Wirkungen (siehe Tabelle). 
Das Zombiegift muB dem ausgewahlten Opfer moglichst durch Hautkontakt beigebracht werden. AuBerdem reicht eine 
»Behandlung« gewohnlich nicht aus. Das Opfer muB mehrfach, oft iiber Wochen mit dem Gift in Beriihrung sein, damit es in 
einen Scheintod verfallt, begraben und wieder ausgegraben werden kann (DAvis 1986). Wenn das scheintote Opfer ausgegraben 
wurde, wird ihm ein Gegengift, sozusagen um es wieder zum Leben zu erwecken, verabreicht. Das Gegengift kann einen auch vor 
dem Gift schiitzen (DAvis 1983a). 

Die Wirkung des Zombiegiftes 

Davis nimmt an, daB der Hauptwirkstoff des Zombiegifts das aus dem Kugelfisch (Diodon hystrix) stammende Tetrodotoxin ist. 
Diese Substanz kann Zustande von Scheintod auslosen, aber auch in hoherer Konzentration einen echten Tod bewirken (DAvis 
1988). Tetrodotoxin (CI,H»N303) ist ein Nervengift, iiberhaupt eine der giftigsten, nicht proteinhaltigen Substanzen, die bekannt 
sind. Es bewirkt eine vollstandige neuromuskulare Paralyse. Es ist 60mal starker als Strychnin oder D-tubocurarin (der 
Curarewirkstoff), etwa 500- bis lOOOmal wirksamer als Blausaure. 0,5 mg des reinen Wirkstoffs sind fiir einen 70 kg schweren 
Mann todlich. 20 g der Haul des Fisches sind letal (DAvis 1988: 145, GAGE 1971). Eine pikante Wirkung des Tetrodotoxins ist 
die gelegentliche Erzeugung eines Scheintods bei vollem BewuBtsein, ein Zustand, der physiologisch nicht oder nur extrem 
schwer vom echten Tod zu unterscheiden ist. Dadurch sind viele Opfer lebendig begraben worden (DAvis 1986 und 1988). 
Allerdings bleibt Davis Vermutung, daB das Tetrodotoxin der Hauptwirkstoff ist, vorlaufig umstritten (ANDERSON 1988). In der 
Leber des karibischen Kugelfischs konnte das Tetrodotoxin nachgewiesen werden, in den von Davis beigebrachten Proben des 
Zombiegifts jedoch nicht (YASUMOTO und KAO 1986). 

Tetrodotoxin, eine potentiell psyclioalitive Substanz 

In den japanischen Gewassern gibt es Kugelfische (Fiigti spp. ), die unter dem Namen Fugu bekannt sind. Sie gehoren heute zu 
den raffiniertesten, kostbarsten und begehrtesten Delikatessen der japanischen Kiiche. Der Fugu hat allerdings einen kleinen 
Haken: er enthalt Tetrodotoxin. Das Fugugift kommt in der Haul, der Leber, den Ovarien und Eingeweiden vor. Der Fugu wird 
bereits im altesten chinesischen Krauterbuch, dem Pen tsao chin, erwahnt. Schon in der Hanzeit (202 v. Chr. bis 220 n. Chr.) war 
bekannt, daB sich das Gift in der Leber befindet. Die Vergiftung gait als eine Krankheit, die kein Mittel heilen kann. Das Gift 
zersetzt sofort Zunge und Eingeweide. Spatestens seit 7596 ist der Fugu eine der begehrtesten Delikatessen. Er »zahlt zu den 



seltenen GenuBmitteln, die auf der Grenzlinie zwischen Nahrungsmittel und Droge liegen« (DAVIS 1986: 162). In Japan werden 

folgende Arten gegessen: 

Fugu rubripes rubripes TEMMINCK et SCHLEGEL Fugu pardalis TEMMINCK et SCHLEGEL 

Fugu vermicularis vermicularis TEMMINCK et SCHLEGEL 

Fugu vermicularis prophyreus TEMMINCK et SCHLEGEL 

Die Kunst des Fugukochs, der in Japan eine Priifung ablegen und eine Lizenz erwerben muB, liegt nicht darin, den Fisch vom Gift 
zu befreien, sondern im Mahl eine gewisse Spur an Gift zu belassen. In Fugu-Restaurants verkehren gewohnlich nur gutsituierte 
Geschaftsleute mit fiir die anschlieBende Nacht gemieteten Damen. Es gibt ca. 2000 lizenzierte Koche und ebenso viele 
Spezialitatenrestaurants. Ein Fugii Dinner ist kostspielig: zwischen 500 und 1000 Mark pro Person. Ein erotisches Mahl ist auch 
riskant. Der kamikazebegeisterte Japaner liebt das Spiel mit dem Tod, sieht darin geradezu eine erotische Verlockung. Ein 
Fugumahl ist fiir den Japaner das ultimative asthetische Erlebnis. Fugu schmeckt auBerst kostlich und entfaltet eine unglaubliche 
Wirkung ! 

Bestandteile des Zombiegiftes 

(Nach DAviS 1983a und 1988) 

Haitianischer Name Wissenschaftlicher Name Wirkstoff 

Pflanzen Zanthoxylum martinicense (LAM.) DC. 

bois 

pink 

bresillet Comocladia glabra SPRENG. 

calmador Diejfenbachia sequine (J ACQ.) SCHOTT.Calciumoxalat 

concombre zombi Datura stramonium L. Tropanalkaloide 

consigne Trichilia hirta L. 

desmembre nicht identifiziert 

maman gugpes Urera baccifera (L.) GAUD. 

mashamasha Dalechampia scandens L. 

poisgratter Mucuna pruriens (L.) DC Indole, DMT 

pomme cajou Anacardium occidentale L. ?487 

tcha-tcha Albizia lebbeck (L.) BENTH. 

tremblador [syn. Mimosa lebbeck L., 

Acacia lebbeck (L.) WILLD.] 

nicht identifiziert 

Tiere Ordnungen Spirobolida und Polydesmida Alkaloide, Glomerine 
centipedes 

crabe araignde Therphosidae (Tarantel) 

bango Bufo marinus L. Bufotenin, Glykoside 

bilan Diodon holacanthus Tetrodotoxin 

erapaud blanc Osteopilus dominicensis TSCHUDI 

crapaud de mer Sphoeroides testudineus L. Tetrodotoxin 

foufou Diodon hystrix L. Tetrodotoxin 

lezard Ameiva chrysolaema COPE 
Leiocephalus schreibersi GRAVEN. 
striatus FISCHER 

mabouya Epicrates 

miti verde Anolis coelestinus COPE 

»serpente« Hermodice carunculata PALLAS Toxine (?) 

zanolite Anolis cybotes COPE 
Sonstiges 
Menschenknochen Homo sapiens sapiens 

Bestandteile der Zombiegift-Antidote 

(Nach DAVIS 1983a) 

Pflanzen (nur frische oder getrocknete Blatter) 

aloe Aloe vera L. 

gaiac Guaiacum officinale L. 

cedre Cedrela odorata L. 

bois ca-ca Capparis cynophyllophora L. 

bois chandelle Amyris maritima JACQ. 

cadavre gat~Capparis sp. 

bayahond Prosopis juliflora (Sw.) DC. 

(vgl. Agave spp., Chicha) 



ave Petiveria alUacea L. 

Anderes 

Mineralisches Salz488 

Mottenkugeln (Naphtalin) 

Meereswasser 

clairin (billiges Parfiim) 

Menschenknochen 

Hundeschadel 

Maultier-Schienbein 

Talkum (= Talk, Talcum; Magnesiumsilicate) 

Schwefelpulver 

Chiri ist Fugufleisch, das in einer Suppe, die die giftigen Innereien enthalt, gekocht wurde. Dadurch ist es mit dem Gift getrankt 
und zu einer berauschend-euphorisierenden und aphrodisierenden Droge geworden (DAVIS 1988: 152). Die Wirkung ist 
phanomenal. Zunachst zieht ein angenehmes Kribbeln iiber den Riicken und Kopf. Die Haaransatze scheinen zu vibrieren. Im 
Geist wird man rege, wach, libidos; die Alkoholwirkung von Bier oder Sake wird unterdriickt (ahnlich wie bei Kokain). Langsam 
fiillen sich alle Muskeln mit enormer Spannkraft und erotisierendem Prickeln. Um die Wirbelsaule herum spielen Energiestrome. 
Man fiihlt sich voUkommen elektrisiert. Die Wirkung auf die Ganglien im Sakralmark ist sehr deutlich. Beim Mann macht sich 
diese Stimulation schnell in festen Erektionen bemerkbar. Die Begierde ist unheimlich angeheizt. Als Mann kann ich nur zu gut 
verstehen, daB man am besten in weiblicher Begleitung zum Fugu Dinner geht. Ich habe den Fugu als machtiges psychoaktives 
Aphrodisiakum erlebt. 

So stellt der Fugu im repressiven, sonst auBerst »drogenfeindlichen« Japan (fiir 1 Gramm Haschisch gibt es fiinf Jahre Gefangnis) 
auBer Tee (Camellia sinensis), Kaffee (Coffea arabica), Alkohol und Nikotin die einzige legale psychotrope Substanz dar. 
Dadurch, daB der Fugu als Nahrung (Delikatesse) gilt, ist ihm der negative Nimbus einer Rauschdroge, die er zweifelsfrei ist, 
erspart geblieben. 

Literatur 

ANDERSON, William H. 1988 »Tetrodotoxin and the Zombi Phenomenon*, Journal of Ethnophannacology 23: 121-126. 

DAVIS, E. Wade 1983a »Preparation of the Haitian Zombi Poison*, Botanical Museum Leaflets 29(2): 139-149. 1983b »The Ethnobiology of the Haitian Zornbi*, 

Journal of Ethr2o pharmacology 9: 85-104. 1986 Die Toten kommen zuriick: Die Erforschung der Voodoo-Kultur und ihrer geheimen Drogen, Miinchen: Droemer 

Knaur. 1988 Passages of Darkness: The Ethnobiology of the Haitian Zombie, Chapel Hill und London: University of North Carolina Press. 

GAGE, P. W. 

1971 »Tetrodotoxin and Saxitoxin as Pharmaceutical Tools*, in: L. L. SIMPSON (Hg.), Ncuropoisons: Their Pharmacological Actions, S. 187-212, New York 

und London: Plenum Press. 

LEIRIS, Michel 1978 Das Auge des Ethnographen, Frankfurt/M.: Syndikat. 

LINDER, Ronald L., Steven E. LERNER und R. Stanley BURNs 1981 PCP: The Devil's Dust, Belmont CA: Wadsworth Publishing Co. 

METRAUX, Alfred 1972 Voodoo in Haiti, New York: Schocken Books Edition. 

PLANSON, Claude 1975 Vaudou: rituels et possessions, Paris: Pierre Horay Editeur. 

SEABROOIC, W. B. 1931 Ceheimnisvolles Haiti: Ratsel und Symbolik des Wodu-Kultes, Berlin: R. Mosse. 

SIMPSON, George Eaton 1942 »Loup Garou and Loa Tales from Northern Haiti*, Journal of American Folklore 55: 219-227. 

WHITEHEAD, Henry S. 1986 Der Zombie, Frankfurt/M.: Suhrkamp. 

YASUMOTO, Takashi und C. Y. KAo 1986 »Tetrodotoxin and the Haitian Zombie*, Toxicon 24: 747-749. 



Pflanzenwirkstoffe 

»Chemie ist angewandte Theologie.« 
TIMOTHY LEARY 
Politik der Ekstase 
(1982: 27) 

»Leben ist die Vereinigung von Materie und Geist« 
GALAN O. SEID 

(11 m ) 

»Es ist eigentlich ein Wunder, ein Weltgeheimnis am lichten Tage, zu sehen, wie die prosaische, alkoholische Materie in einem 
Glas Wein Kummer und Sorgen verscheucht, wie Atherdampfe oder Chloroform den Menschen voriibergehend bewuBtlos 
machen, wie Morphium auch den heftigsten Schmerz betaubt, wie Veronal, Luminal und andere Praparate den Schlaflosen in 
Schlummer wiegen. Kein Philosoph kein Arzt und kein Chemiker hat diese Ratsel je gelost, und wahrscheinlich werden sie auch 
in aller Zukunft nie gelost werden konnen. Wir werden uns heute und in den kommenden Jahrhunderten auf die Sammlung eines 
moglichst umfangreichen, sicheren und verlasslichen Erfahrungswissens beschranken miissen; man wird immer genauer und 
immer griindlicher ausprobieren, wie die zahllosen natiirlichen und synthetischen Stoffe auf den Menschen wirken, welche 
Konzentrationen und Einverleibungsweise am zweckmaBigsten sind, welche Nachwirkungen auftreten, wieweit Lebensalter, 
Konstitution, Rasse, Geschlecht, Beruf und Gesundheitszustand beriicksichtigt werden miissen usw. Man darf dieses 
Erfahrungswissen durchaus nicht gering achten, denn es fiihrt zum Heilerfolg oder mindestens zur Beseitigung qualender 
Krankheitssymptome - und dies ist fiir den leidenschaftlichen Menschen zweifellos wichtiger als die schonste Theorie iiber die 
leiblich-seelischen Vorgange.« 
HERMANN ROMP? 
Chemische Zaubertrdnke 
(1950: 7" ) 

Die pharmazeutische und pharmakologische Forschung hat in den letzten zweihundert Jahren die Erkenntnis erbracht, daB es nicht 
die eigentlichen Pflanzen sind, die wirken, sondern die in ihnen schlummernden wirksamen »Prinzipien« oder »Wirkstoffe«. - 
Was aber ist ein Wirkstoff? Wirkstoffe sind chemisch einheitliche Substanzen (Molekiile), die sich mit Losungsmitteln aus 
Pflanzen extrahieren lassen und die bei Einnahme eine Wirkung hervorbringen. Sie liegen entweder als olige Substanzen (Basen) 
vor oder lassen sich als Salze auskristallisieren. 

Als der Naturstoffchemiker Jonathan Ott eines Nachts am Amazonas mit einem Schamanen iiber die Wirkung von Pflanzen und 
Pflanzengeistern diskutierte, benutzte er dem Indianer gegeniiber die Metapher, daB die moderne Chemie herausgefunden habe, 
daB der Pflanzengeist ein Kristall sei. Mit diesem Bild konnte der traditionelle Schamane etwas anfangen. Sind doch fiir ihn 
Kristalle Pforten in die andere Wirklichkeit, sozusagen kristallisiertes BewuBtsein. 

Die Erfahrung mit Pflanzen und Pflanzenwirkstoffen hat allerdings gezeigt, daB die Wirkung eines Molekiils oder des 
sogenannten Hauptwirkstoffs nicht unbedingt mit der Wirkung der entsprechenden Pflanze identisch ist (Vgl. STORE 1996a' und 
1996b*). Das liegt aus pharmakologischer Sicht daran, daB in einer Pflanze normal erweise ein Wirkstoffgemisch vorhanden ist, 
das synergistisch die charakteristische Wirkung der Pflanze bestimmt. Pflanzenwirkungen haben meistens ein breiteres Spektrum 
als die Wirkungsprofile isolierter Inhaltsstoffe. Das heiBt, der reine Wirkstoff ist spezifischer wirksam. 

Manche Menschen glauben, daB nur Naturstoffe eine gute oder vertragliche Wirkung ausiiben. Ist dasselbe Molekiil synthetisiert 
worden, soil es sich pharmakologisch anders verhalten und nicht so gut wirken wie das natiirliche Molekiil. Aus chemischer und 
pharmakologischer Sicht laBt sich diese Annahme nicht halten. 

Viele Menschen sind auch der Ansicht, daB von Chemikern kiinstlich kreierte Molekiile, z.B. LSD, MDMA oder Ketamin, 
weniger gut sind als Naturstoffe. Doch der Chemiker kann eigentlich gar keine kiinstlichen Molekiile schaffen. Er kann lediglich 
die Eigenschaften der Materie nach Wunsch so nutzen, daB ein bestimmtes Molekiil entsteht. Nur well ein im Labor erstmals 
entstandenes Molekiil nicht in der Natur gefunden wurde, darf man noch lange nicht annehmen, daB diese Substanz nicht doch in 
irgendeiner bisher nicht bekannten oder untersuchten Pflanze vorkommt. So wurde NN-DMT zuerst im Labor synthetisiert und als 
kiinstliches Molekiil beschrieben. Spater hat man es in Pflanzen, Tieren, schlieBlich sogar im Menschen als Naturstoff entdeckt. 
Valium (= Diazepam) gilt als Kunstdroge par exellence und wird als Suchtgift gefiirchtet. Aber der urspriinglich im Labor 
synthetisierte Stoff kommt in Kartoffeln und Getreide natiirlich vor. Es kann nicht mehr lange dauern, und man wird LSD, 
MDMA und Ketamin in psychoaktiven Pflanzen nachweisen. Chemiker sind nur Verwandler der Materie, aber keine Cotter. Sie 
wenden nur das »g6ttliche Gesetz« an. 



Pflanzenwirkstoffe und Neurotransmitter 

Neurotransmitter, auch Transmitter oder Botenstoffe genannt, sind Stoffe, die an einer prasynaptischen Nervenendigung 
freigesetzt werden, den synaptischen Spalt iiberqueren und an der postsynaptischen Membran, d.h. am nachsten Neuron, 
Veranderungen bewirken (BLACK 1993, SNYDER 1989*, SPITZER 1996* ). Es handelt sich also um eine chemische Botschaft, 
die am Nervenende ausgesandt und am anderen Ende gelesen wird. Die ersten Neurotransmitter, die entdeckt wurden, sind die 
Endorphine, korpereigene Stoffe, die sich im Nervensystem genauso wie Morphin und ahnliche Opiate verhalten. Durch gezielte 
Aktivierung der Neurotransmitter konnen psychoaktive Erfahrungen oder veranderte BewuBtseinszustande ausgelost werden, die 
den Wirkungen der Pflanzenwirkstoffe ahneln oder sogar entsprechen: 

»Der Mensch ist sein eigener Drogenproduzent; er muB nur wieder lernen, wie er bedarfs- und wunschgerecht seine korpereigenen 
Drogen stimulieren kann. [ . . . ] Die bewuBte und gezielte Stimulierung von korpereigenen Drogen ist bisher Neuland fiir die 
naturwissenschaftlich orientierte Medizin. In rituellen Heilkulten oder in archaischen Heilverfahren (Schamanismus, Voodookult, 
Heiltanz, Yoga, Meditation) finden sich viele Elemente zur Stimulierung korpereigener Drogen, wobei natiirlich den Beteiligten 
der biochemische Hintergrund meist nicht bekannt ist.« (ZEHENTBAUER 1992*) 

Im Lichte der Neurochemie entstehen veranderte BewuBtseinszustande also immer durch Drogen, egal ob durch korpereigene 
Neurotransmitter oder durch Pflanzenwirkstoffe: 

»Ahnliche Wirkungen wie mit den exogenen „Zauberdrogen" lassen sich auch mit den korpereigenen Drogen erzielen.« 
(ZEHENTRAUER 1992: 113*) 

Die meisten Schamanen bevorzugen allerdings den Gebrauch von »Pflanzengeistern« zur Erzeugung der gewiinschten Zustande, 
well die Einnahme einer psychoaktiven Substanz die zuverlassigste Methode der wunschgerechten BewuBtseinsveranderung 
darstellt. Schamanen haben keine Zeit, sich mit Techniken, die nur manchmal funktionieren, aufzuhalten. SchlieBlich ist z.B. auf 
Pilze immer VerlaB. 

Die Erforschung der Migrane hat einiges Licht auf die Beziehung zwischen Neurotransmittern und Halluzinationen bzw. Visionen 
geworfen. Bei Migrane treten oft Halluzinationen (Phosphene, abstrakte Muster, fremde Gestalten) auf, die sich in Gestalt und 
Gehalt oftmals nicht von Halluzinationen oder Wahrnehmungsveranderungen unterscheiden lassen, die durch Pflanzenwirkstoffe 
ausgelost werden. Der einzige Unterschied ist, daB die Migrane sehr schmerzhaft ist, wahrend die durch Pflanzenwirkstoffe 
ausgelosten BewuBtseinszustande meist euphorisierender und begliickender Art sind: 

»An der Entstehung einer Migrane sind wenigstens ein halbes Dutzend Neurotransmitter beteiligt - Noradrenalin, Azetylcholin, 
Dopamin, Histamin, GABA (Gammaaminobuttersaure), Enkephalin - und 5-Hidroxitryptamin oder Serotonin. « (SACKS 1996: 
387£*) 

All diese Neurotransmitter haben analoge Pflanzenwirkstoffe, die in psychoaktiven Pflanzen vorkommen: Kokain, 
Scopolamin/Atropin, Meskalin, Histamin, Muscimol/Ibotensaure, Morphin, 

Analogic zwischen exogenen und endogenenNeurotransmittern 

(Nach PERRINE 1996*, SNYDER 1989*, ZEHENTBAUER 
1992*; erganzt) 

Exogene Endogene 

Neurotransmitter Neurotransmitter 

Tryptaminellndole 

Psilocybin/Psilocin Serotonin 

Bufotenin Bufotenin 

5-MeO-DMT 5-MeO-DMT 

N,N-DMT NN-DMT 

Ly serg saurederivate Endop sychedelika 

Harmalin/Harmin B-Carboline: Harman 

Ibogain B-Carboline 

Yohimbin B-Carboline 

Strychnin Glycin 

Phenethylamine 

B-Phenethylamin B-Phenethylamin 

Meskalin Dopamin 

AmphetamineZ-derivate Adrenalin 

(Ephedrin, MDMA usw.) 

Kokain Noradrenalin 



MorphinelOpiumalkaloide 

Opiate/Heroin Endorphin/Enkephalin 

Morphin Morphin 

Codein Codein 

Tropanalkaloide 

Atropin Acetylcholin 

Hyoscyamin Acetylcholin 

Scopolamin Acetylcholin 

Diverse Gruppen 

PCP/Ketamin Angeldustin 

Muscimol GABA 

Ibotensaure Glutamat 

THC/Cannabinoide Anandamid 

Diazepam (Valium) Endovalium 

(= Diazepam) 

Nikotin Acetylcholin 

Psilocybin und Psilocin. Das bedeutet, daB es eine normale Eigenschaft unseres Nervensystems ist, Halluzinationen und Visionen 
zu erzeugen. Es ist anscheinend egal, ob diese Zustande durch endogene Neurotransmitter oder Pflanzenwirkstoffe, also exogene 
Neurotransmitter, zustande kommen. 

Einige Neurotransmitter, die im menschlichen Nervensystem iiberaus wichtig sind, kommen ebenfalls im Pflanzenreich vor. 
Acetylcholin ist in der Feuerbohne (Phaseolus coccineus L., syn. Phaseolus multiflorus LAM.), in verschiedenen Mimosen 
(Mimosa spp.), in Albizia julibrissin DURAZZ. und in Erbsen (Pisum sativum L.) enthalten (alles Arten der Familie 
Leguminosae). Serotonin kommt in vielen Pflanzen und Pilzen (Panaeolus subbalteatus) vor. Norepinephrin ist in der Banane 
(Musa X sapientum) und in der Orangenwurzel (Hydrastis canadensis L., Ranunculaceae) enthalten. Warum Pflanzen menschliche 
Neurotransmitter ausbilden und enthalten, ist voUig unbekannt (APPLEWHITE 19730. 

Fiir den Schamanen ist es klar: Der Wirkstoff, der Pflanzengeist, ist ein Botschafter im neuronalen Netzwerk der Natur. Jeder 
Mensch genauso wie jede Pflanze und jedes Tier ist jeweils eines der unendlich vielen Neuronen im Nervensystem der Gaia. Die 
Wirkstoffe sind die Neurotransmitter. Sie sind ein Kommunikationssystem der lebendigen Natur. 

Einige psychoaktive Wirkstoffe konnten sowohl im Menschen als auch in Tieren und Pflanzen nachgewiesen werden. So gibt es 
Morphin in der Kuhmilch, im menschlichen Gehirn und im Mohnsaft. Bufotenin wird im menschlichen Urin, im Krotensekret und 
in vielen Pflanzen und Pilzen gefunden. Wenn die Pflanzenwirkstoffe nicht mit korpereigenen Substanzen identisch sind, so sind 
sie ihnen doch analog. Das heiBt, sie reagieren im Nervensystem genauso wie der endogene Neurotransmitter. Sie docken sich an 
dieselben speziell dafiir vorgesehenen Rezeptoren an den Nervenenden an. Nur deshalb wirken sie. Stoffe, die nicht mit 
Neurotransmittern identisch oder analog sind, konnen anscheinend keine psychoaktive Wirkung auslosen (eine Ausnahme ware 
das Lachgas48y). Alkohol scheint mit vielen Bereichen der Neurotransmission zu agieren. 

Dem Schamanen ist es allerdings ziemlich egal, ob einer seiner Pflanzengeister auf die Serotoniniibertragung oder auf das 
andrenerge System usw. einwirkt; er kann mit den pharmakologisch unterschiedlichsten Substanzen denselben Effekt erzielen: 
Trance, Ekstase, Reisen in die Anderswelt. Zu ahnlichen Ergebnissen gelangte auch Adolf Dittrich (1996 ), der aufgrund 
experimentell-empirischer Forschung eine Phanomenologie veranderter BewuBtseinszustande, die atiologieunabhangig sind, aber 
die gleichen Inhalte haben, aufstellte. 

Die Neurotransmission ist nur ein Teil der Erklarung fiir das Auftreten veranderter BewuBtseinszustande. Aber alle 
pharmakologischen Erklarungen sind ja nichts welter als Modelle, um das mysteriose Spiel unseres BewuBtseins zu verstehen. 

Die Pflanzenwirkstoffe von A bis Z 

Im Folgenden werden die wichtigsten Pflanzenwirkstoffe und Stoffklassen psychoaktiver Pflanzen dargestellt. Dabei werden vor 
allem Substanzen beriicksichtigt, die als psychoaktive Drogen eine kulturelle oder pharmaziehistorische Bedeutung erlangt haben. 
AuBerdem dient dieser Abschnitt dem Auffinden von Pflanzen, die den jeweiligen Stoff oder Substanzen aus der betreffenden 
Stoffklasse enthalten (tabellarischer Zugriff). 

Die Schreibweise der Substanznamen entspricht, soweit sie in der popularen Literatur etabliert sind, der heute iiblichen Form, das 
heiBt, sie entsprechen nicht der in der chemischen Literatur iiblichen Schreibweise. Das trifft auf die bekannteren Stoffe wie 
Koffein (= Coffein), Nikotin (= Nicotin), Kokain (= Cocain), Meskalin (= Mescalin) zu. Alle anderen Schreibweisen richten sich 
nach dem Rompp-Chemielexikon (Ausgabe 1995). 

In diesem Abschnitt soUen vor allem die kulturellen Bedeutungen der jeweiligen Pflanzenwirkstoffe angesprochen werden. 
Ansonsten sei auf die chemische, pharmakologische und neurochemische Fachliteratur verwiesen (z.B. DuQUESNE und 
REEVES 1982, EBEL und ROTH 1987, HUNNIUS 1975, INABA und COHEN 1993, LENSON 1995, LIN und GLENNON 
1994*, OTT 1993, PERRINE 1996', ROTH etal. 1994*, SEYMOUR und SMITH 1987*, SHULGIN 1992*, WAGNER 1985; 
Hagers Handbach der phamnazeutischen Praxis, Rompp Chemielexikon). 



Es werden die Substanzgruppen oder -klassen atherische Ole, B-Carboline, Cumarine, Diterpene Indolakaloide, 
Mutterkornalkaloide, Opiumalkaloide, B-Phenethylamine, Tropanalkaloide und Withanolide behandelt. Folgende 
Einzelsubstanzen sind monographisch erfaBt: Atropin, Bufotenin, Codein, Cytisin, Diazepam, NN-DMT, 5MeO-DMT, Ephedrin, 
Harmalin und Harmin, Ibogain, Ibotensaure, Koffein, Kokain, Meskalin, Morphin, Muscimol, Nikotin, Papaverin, 
Psilocybin/Psilocin, Salvinorin A, Scopolamin, Scopoletin, Strychnin, THC, Yohimbin. 



Atherische Ole 

Andere Namen 

Atherischol, Aroma, Etherisches Ol, Essential oil, Essenz, volatiles Ol 

Atherische Ole sind komplexe Mischungen von Kohlenwasserstoffen, Alkoholen, Ketonen, Sauren und Estern, Athern, 
Aldehyden und Schwefelverbindungen, die leicht fliichtig sind, d.h. schon bei geringer Temperatur verdampfen. Die 
Zusammensetzungen der atherischen Ole konnen extrem unterschiedlich sein. Ihre jeweilige Mischung ergibt den ihnen eigenen, 
charakteristischen Duft. Sie werden meist durch verschiedene Destillationsverfahren aus den Rohdrogen und Stammpflanzen 
gewonnen. Atherische Ole werden medizinisch in der sogenannten Aromatherapie verwendet. Das Heilsystem wurde von Rene- 
Maurice Gattefosse (1881-1950) begriindet und genieBt zunehmend Internationales Ansehen (CARLE 1993, HENGLEIIN 1985, 
KRAUS 1990, STRASSMANN 1991). 

Atherische Ole sind in vielen psychoaktiven Pflanzen enthalten. Manchmal sind sie der einzige Wirkstoff, manchmal sind sie nur 
in unbedeutenden Spuren vorhanden. Es gibt einige Bestandteile in den atherischen Olen verschiedenster Pflanzen, die eindeutig 
psychoaktive Wirkungen haben. 

Eugenol 

Eugenol gilt als stimulierend, betaubend und psychoaktiv (SENSCH et al. 1993, TODA et al. 1994). Es kommt in hohen 
Konzentrationen im atherischen Ol der Gewiirznelke (Syzygilirfr aromaticum) vor. 

Myristicin 

Myristicin gilt als der halluzinogen wirksame Bestandteil vieler atherischer Ole (WULF et al. 1978: 271). Myristicin ist auch im 
Dill (Arlethtirft), Liebstockel (Levisticiirir officinale), Pastinak (Pastinaca sp.) und der Petersilie (Petroselinum crispum) 
enthalten. Im atherischen 01 der australischen Rotegewachsgattung Zieria sind bis zu 23,4% Myristicin enthalten. Myristicin wird 
vermutlich zu einem Amphetaminderivat (MDA) metabolisiert (vgl. Myristica fragrans). 

Safrol 

Safrol findet sich in der Gewiirznelke (Syzygitirrt aromaticum) und im Sassafrasbaum (Sassafras albidum). Safrol ist bei der 
Synthese von MDMA und ahnlichen Substanzen (MMDA, MDE, MDA) einer der wichtigsten Ausgangsstoffe. Ebenso eignen 
sich die Halogenderivate des Safrols, die nah verwandten Piperonale und Isosafrol (YOURSIIICS 1995). Safrol wird im Korper 
vermutlich in Amphetaminderivate metabolisiert. 

Thujon 

Thujon existiert in der Natur in zwei Formen: a-Thujon und B-Thujon. Sehr reich an Thujon (_ Tanaceton; vgl. SEMMLER 1900) 
ist der Rainfarn (Tanacetiiryz vielgare), der seinen griechischen Namen vom Wort athanaton, »unsterblich«, ableitet. In der Mythe 
von Ganymed wird berichtet, daB er unsterblich wurde, well er den Rainfarn verspeist hat (ALBERT-PULEO 1978: 65). 
Die stark thujonhaltige Muskatellersalbei (Salvia sclarea L.) wurde noch im 19. Jahrhundert in England anstelle von Hopfen 
(Hamulus lupulus) als extra berauschender Bestandteil beim Bierbrauen benutzt. Daneben wurden auch andere Thujonpflanzen 
(Artemisia absinthium, Artemisia vidgaris) fiir denselben Zweck genutzt (ALBERTPULEO 1978: 69 ). 

Thujon totet den Gemeinen Rundwurte Ascaris himbricoides ab (ALBERT-PULEO 1978: 65). Pharmakologisch hat Thujon eine 
sehr ahnliche Wirkung wie THC (vgl. Artemisia absinthium). 

Ud-6l 

Immer wieder wird berichtet, daB das atherische Ol des Aloeholzes [Aciiiillaria agallocha RoxB., syn. Aqillaria ntalaccensis 

LAM.; Thymeleaceae] psychoaktive Wirkungen entfalten kann: 

»Als Raucherung oder Duftol wird es gegen mentale und psychische Storungen und emotionelle Instabilitat angewandt, besonders 

auch wenn diese durch negative geistige Krafte hervorgerufen werden. Unserer Erfahrung nach besitzt Aloeholz ungemein 

beruhigende und stimmungsaufhellende Wirkung. Es erzeugt einen Zustand der Trance und Versenkung und versetzt den Geist in 

hohere Ebenen der Wahrnehmung. Es erleichtert den Zugang zu hohen Stufen der Meditation. Deshalb sollte man es nicht 

unbedingt vor einem arbeitsreichen Tag benutzen, wenn Konzentration und schnelle Reaktion gefordert wird.« (ASHISHA und 

MAHAHRADANATHA 1994: 10) 

Die Suhs verwenden das kostbare Aloeholz oder das daraus destillierte ud-Ol (Essenz) fiir fortgeschrittene Stadien in der 

islamischen Mystik: 



»Man konnte sagen, daB den Nutzen von iid nur die erfahren, deren Seele hoher entwickelt ist. Tatsachlich wird es nur auf 
Ungleichgewichte in den letzten drei Stadien der Seelenentwicklung angewandt.« (MOINUDDIN 1984: 162*) 

Das duftende Aloeholz (Lignum Aquilariae resinatllill) enthalt p-Methoxyzimtsaure, Agarotetrol, die Sesquiterpenoide Agarol, 
Agarospirol, a- und B-Agarofuran, Dihydroagarofuran, 4-Hydroxydihydroagarofuran, Oxo-nor-agarofuran u.a. 

Atherische Ole als Aphrodisiaka 

Manchen atherischen Olen wird eine aphrodisierende Wirkung zugeschrieben. Der Duft von der aus Mexiko stammenden 
Nachthyazinthe [Polianthes tiiberosa L. (Agavaceae); vgl. DRESSLER 1953: 144* ] gilt in der Parfiimerie als aphrodisisch. 
Der nur in den Tropen gedeihende, immergriine Ylang-Ylang-Baum (Cananga odorata (LAM.) HOOK. f. et THOMS. [f. 
gentuna]; syn. Canangiiirri o (ioratltrri BAILL.) liefert das Ylang-Ylang-Ol. In Indien gilt Ylang-Ylang als »das Lieblingsol fiir 
tantrische Rituale«, denn es soil eine starke aphrodisische Wirkung haben und die erotischen Gefiihle stimulieren und verfeinern. 
Heute wird es weltweit von Menschen genutzt, die ihre eigene Erotik ritualisieren (HURTON 1994, KRAUS 7990, 
STRASSMANN 1991). Die Bliiten enthalten 7,5 bis 2,5% atherisches Ol, das aus Linalool, Safrol, Eugenol, Geraniol, Pinen, 
Cadinen und Sesquiterpenen besteht. Immer wieder wird berichtet, daB Ylang-Ylang eine geistbewegende Kraft besitzt. 
Pharmakologisch betrachtet, ist dies vermutlich auf den Safrolanteil im atherischen Ol zuriickzufiihren (RATSCH 1996). Es hat 
anscheinend ab einer gewissen Konzentration eine psychoaktive Wirkung, die sich ganz ahnlich auBert wie die Wirkung von 
MDMA (siehe Herbal Ecstasy). 

Pflanzen, die psychoaktive atlierisclie Ole entlialten 

(Nach ALBERT-PULEO 1978, BOCK 1994*; erganzt) 

Stammpflanze Hauptbestandteile des atherischen Ols 

Annonaceae 

Cananga odorata (LAM.) HOOK. f. et THOMS. Safrol, Eugenol 

Apiaceae (= Umbelliferae) 

Anethum graveolens Anethol, Myristicin u.a. 

Coriandrum sativum L. Koriandrol 

Foeniculum vulgare MILZ. SSP. vulgare trans-Anethol 

Levisticum officinale KOCH Myristicin u.a. 

Pastinaca sativa L. Myristicin u.a. 

Petroselinum crispum Apiol/Myristicin 

Apiolrasse Apiol (58-80%) 

Myristicinrasse Myristicin (49-77%) 

ssp. tuberosum Apiol 

Araceae 

Acorus calamus Safrol, Asaron (nicht in alien Sippen), Eugenol 

Acorus gramineus Safrol, Eugenol u.a. 

Aristolochiaceae 

Asarum europaeum L. Asaron 

Burseraceae 

Commiphora spp. (Myrrhe) Eugenol u.a. 

Canellaceae 

Canella winterana (L.) GAERTN. Eugenol 

Cannabaceae 

Humulus lupulus~w 
Cistaceae 

Cistus ladaniferus L. Eugenol, Ledol 

Compositae (= Asteraceae) 

Achillea millefolium L. Thujon u.a. 

Artemisia absinthium B -Thujon 

Artemisia mexicana B -Thujon 

Artemisia tilesii LEDEB. Thujon, Isothujon 

Artemisia tridentata 

ssp. vasyana (RYDB.) BEETLE Thujon, Isothujon 

Artemisia vulgaris L. B -Thujon 

Artemisia spp. B -Thujon u.a. 

Salvia officinalis L. a-Thujon 

Salvia sclarea L. a-Thujon 

Tanacetum vulgare L. B -Thujon 

Cupressaceae 



Juniperus recurva Limonen (23,6%), a-Thujon 

Juniperus sabina L. Thujon u.a. 

Thuja occidentalis L. a-Thujon, Thujon-Isomere, Thujasaure 

Thuja orientalis L. a-Thujon, Thujon-Isomere, Thujasaure 

Thuja pUcata D. DON a-Thujon, Thujon-Isomere, Thujasaure 
Curcubitaceae 

Monodora myristica Myristicin, Safrol u.a. 
Ericaceae 

Ledum groenlandicum OED. Ledol 

Ledum palustre Ledol 
lUiciaceae 

lUicium verum HoOx. f. Anethol, Safrol 

Iridaceae 

Crocussativus ? 

Lamiaceae (Labiatae) 

Hyssopus ojficinalis L. Thujon 

Mentha aquatica L. Limonen, Caryophyllen, a-Thujon 

Mentha pulegium Pulegon (80-94%) 

Orthodon sp. Myristicin 

Thymus spp. Thymol, Thujon 

Lauraceae 

Cinnamomum camphora Safrol, Eugenol 
Cinnamomum glanduliferum Myristicin 

Cinnamomum verum PRESL Eugenol, Zimtaldehyd 

Laurus nobilis Eugenol u.a. 
Ocotea cymbarum H.B.K. Safrol (90-93%) 
Sassafras albidum Safrol (80-90%) 

Umbellularia califomica (H. et A.) NUTT. Umbellulon, Safrol 

Magnoliaceae 

Magnolia virginiana Safrol u.a. 

Monimiaceae 

Atherosperma moschatum Methyleugenol (60%), Safrol (10%) 

Doryphora sassafras ENDL. Safrol 

Myoporaceae 

Eremophila longifolia (R. BR.) MUELL. Methyleugenol 

Myristicaceae 

Myristica fragrans Myristicin, Safrol 

Myrtaceae 

Backhousia myrtifolia HOOK. Methyleugenol 

Pimenta dioica (L.) MERK. Eugenol u.a. 

Syzygium aromaticum (L.) MERK. et PERRY Eugenol, Acetyleugenol 

Oleaceae 

Jasminum officinale L. Eugenol u.a. 

(vgL Jasminum spp.) 
Pinaceae 

Cedrus atlantica (ENDL.) MANETTI Thujon u.a. 

Piperaceae 

Macropiper excelsum (FORSTER) MIQ. Zyristicin, Elemicin 

Piper amalago L. Safrol 

Piper auritum Safrol (70%) 

Piper betle Eugenol, Isoeugenol 

Piper elongatum Apiol, Asaron 

Piper sanctum SCHL. Safrol 

Piper spp. Safrol u.a. 

Rutaceae 

Zieria spp. Myristicin 



Winteraceae 

Tasmannia glancifolia WILLIAMS Safrol (17%), Myristicin (5,3%) 

Zingiberaceae 

Alpinia officinarum HANCE Eugenol 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Artemisia absinthium, Artemisia spp., Myristica fragrans. Herbal Ecstasy, Raucherwerk 

ALBERT-PULEO, Michael 1978 »Mythobotany, Pharmacology, and Chemistry of Thujone-Containing Plants and Derivatives*, Economic Botany 32: 65-74. 

ASHISHA, MA DEVA und MAHAHRADANATHA 1994 Duftkrauter und atherische Ole in der ayurvedischen Heilkunst, Tostedt: Yogini Verlag. 

CARLE, Reinhold 199?, Atherische Ole - Anspruch und Wirklichkeit, Stuttgart: WVG. 

CHANDLER, R. F., S. N. HOOPER und M. J. HARVEY 1982 »Ethnobotany and Phytochemistry of Yarrow, Achillea millefolium, Compositae«, Economic 

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Pharmacology and Experimental Therapeutics 145: 42-46. 

GATTEFOSSE, Rene-Maurice 199^ Arotnatherapie, Aarau: AT Verlag. 

HARNISCHFEGER, Gotz 1994 »Thuja*, in: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis (5. Aufl.), Bd. 6: 955-966, Berlin: Springer. 

HENGLEIN, Martin 1985 Die heilende Kraft der Wohlgeriiche und Essenzen, Munchen: Schonbergers. 

HURTON, Andrea 1994 Erotik des Parfums: Geschichte und Praxis der schonen DUfte, Frankfurt/M.: Fischer. 

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YOURSPIGS, U.P. 1995 The Complete Book of Ecstacy (2. Auflage), [o.O.l: Synthesis Books. 



Atropin 



Andere Namen 

Atropina, Atropine, Atropinum, Atropium, (+)Hyoscyamin, DL-Hyoscyamin, d,l-Hyoscyaminum; 3a(laH,5aH)-tropanyl-(RS)- 
tropat, Tropintropat, D L-Tropyltropat 

Summenformel: C, 7H ,- jNO 3 
Stoffklasse: Tropanalkaloide 

Das Atropin wurde erstmals 1820 von Rudolph Brandes aus der ToUkirsche (Atropa belladonna) isoliert und nach ihrem 

Gattungsnamen benannt. Atropin kommt in vielen Nachtschattengewachsen (Solanaceae) vor (besonders in den Gattungen 

Atropa, Brugmansia, Datura, Hyoscyamus, Lattia, Mandragora). Atropin ist chemisch mit Kokain verwandt (WILLSTADTER 

1889). 

Atropin ist nah verwandt mit Scopolamin und Hyoscyamin. Das in vielen lebenden Pflanzen vorkommende Hyoscyamin 

racemisiert beim Trocknen oder bei der Lagerung der Rohdrogen schnell zu Atropin. 

Therapeutische Dosierungen liegen meistbei 1 mg. 10 mg konnen moglicherweise bei Kindern oder Babys todlich wirken; anders 

bei Erwachsenen: 

»Relativ hohe Dosen (ab 10 mg Atropinsulfat) haben zentralerregende Wirkung, die vor allem GroBhirn, Zwischenhirn und 

Medulla oblongata betreffen. Der Erregung folgt eine narkoseartige Lahmung, die zum Koma und zur todlichen Atemlahmung 

fflhren kann.« (ROTH et al. 7994; 945*) 

Bei Erwachsenen liegt die todliche Dosis bei ca. 100 mg, oral aufgenommen (ROTH et al. 1994: 765* ). 

Zum Wirkungsprofil gehoren psychomotorische Unruhe, Erregung, standige Wiederholung derselben Handlungsablaufe, 

Rededrang, Euphoric, Weinkrampfe, Irrereden, Halluzinationen, Krampfe, Tobsucht, Hautrotung, Austrocknung der 

Schleimhaute, Koma, BewuBtlosigkcit, Herzrhythmusstorungen (ROTH et al. 1994: 945* ). Besonders charakteristisch ist die 



anhaltende Mydriasis (Pupillenerweiterung). Deswegen wurde Atropin auch als Mydriatikum in die Medizin (Augenheilkunde) 

eingefiihrt (JURGENSEN 1930). Atropin ist aber auch Bestandteil von Basisnarkotika (in Verbindung mit Morphin). Atropin 

wird auch oft vor Operationen gespritzt, damit die Schleimhaute wahrend des Eingriffs trocken liegen und sich der Patient nicht 

am eigenen Speichel verschluckt. Atropin wurde auch in der Asthmabehandlung eingesetzt (TERRAY 1909). 

Wird Atropin oral aufgenommen sind die typischen Effekte (Mundtrockenheit, PupillenvergroBerung, Anstieg der Pulzfrequenz) 

etwa doppelt so stark ausgepragt wie bei intramuskularer Injektion (MIRAKHUR 1978). Atropin wird z.T. unverandert im Urin 

wieder ausgeschieden (ROTH et al. 1994: 945* ). 

Atropin ist ein wichtiges Antidot bei Vergiftungen (Uberdosierungen) mit dem Pilzgift Muscarin (vgl. Inocybe spp.). Digitalis 

purpurea, Blausaure, Opium (vgl. Papaver somniferum) und Morphin (ROMPP 1995: 2980. Andererseits werden 

Atropiniiberdosierungen mit Morphin erfolgreich behandelt. 

Wegen der unangenehmen Nebenwirkungen (Mundtrockenheit, Schluckbeschwerden, Sehstorungen, Verwirrung) hat Atropin als 

Reinalkaloid nie eine kulturelle Bedeutung als psychoaktive Substanz erlangt. Dennoch wird in der medizinischen Literatur 

gelegentlich von »Atropinsucht« berichtet (FLINCKER 1932). 

Marktformen und Vorschriften 

Atropin liegt als Reinsubstanz sowie als Atropinsulfat vor. Es unterliegt der Gefahrstoffverordnung, ist aber ein 
verschreibungspflichtiges Medikament und kein »Betaubungsmittel« (KORNER 1994: 1573* ). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Atropa belladonna, Latua pubiflora, Kokain, Tropanalkaloide 

BRANDES, Rudolph 

1 820 »Uber das Atropium, ein neues Alkaloid in 
den Blattern der Belladonna (Atropa belladonna L.)«, Jotirtlalfur Chemie und Physik 28: 9-31. FLINCKER, R. 
1932 »Uber Abstinenz-Erscheinungen bei Atropin*, 
MUtlchner Medlzinlsche Wochenschrlft 17: 540-541. JURGENSEN, E. 

1930 »Atropin im Wandel der Zeiten«, Arztliche 

Rundschau (Miinchen) 1930:5-B. 
KETCHUM, I.S., ER. SIDELL, E.B. CROWELL, G.K. AGHA 

JANIAN & A.H. HAYES 
1973 »Atropine, Scopolamine and Ditran: Comparative Pharmacology and Antagonists in Man«, Psychophartnacology 28: 121-145. MIRAKHUR, R.K. 

1978 »Comparative Study of the Effects of Oral and 

l.M. Atropine and Hyoscine in Volunteers*, British 

Journal of Anaesthesia 50:48-598. 
TERRAY, Paul von 

1909 »Uber Asthma bronchiale und dessen Behand- 
lung mit Atropin*, Medlzinlsche Kllnik 1 (5): 79-83. WILLSTATTER, R. 
1898 »Uber die Constitution der Spaltungsprodukte 
von Atropin und Cocain«, Berlchte der Deutschen 
Chemlschen Gesellschaft 31: 1534-1553. 



Bufotenin 

Andere Namen 

Bufotenine, 5-OH-DMT, 3-[2-(Dimethylamino)ethyl]-lH-indol-5-ol, 5-Hydroxy-N,N-Dimes thyltryptamin, NN- 
Dimethylserotonin, Mappin 

Summenformel: C,ZH„ONZ 
Stoffklasse: Tryptamine (Indolalkaloide) 

Bufotenin wurde 1893 erstmals aus dem Sekret der Gemeinen Krote (Bufo vulgaris L.) isoliert (SHULGIN 1981). 1954 wurde es 
in der Anadenanthera peregrina nachgewiesen. Bufotenin kommt auch im Gelben Knollenblatterpilz Anlanita citrina (SCHFF.) 
S.F. GRAY (KEUP 1995: 11, WIELAND und MOTZEL 1953) und in anderen Arten der Gattung vor (vgl. Amanita pantherina). 
ijberhaupt ist die symbolische Beziehung zwischen Krote und Pilzen erstaunlich (siehe Amanita muscaria). Ebenso ist es in 
Anadenanthera colubrina (Piptadenia spp.), Arundo donax, Banisteriopsis spp., Mucuna pruriens und Phragmites australis 
enthalten. Bufotenin ist ein Tryptaminderivat und eng mit NN-DMT, 5-MeO-DMT sowie Psilocybin und Psilocin verwandt. Es ist 
chemisch fast identisch mit Melatonin (zu Melatonin siehe REITER und ROBINSON 1996). 

Bufotenin konnte mehrfach im menschlichen Urin nachgewiesen werden (RAISANEN 1985), ist also eine im menschlichen 
Metabolismus auftauchende natiirliche Substanz. Bufotenin ist ein sehr stabiles Molekiil. Als wirksame Dosis werden ca. 16 mg 
angenommen. Die Pharmakologie ist noch wenig erforscht. 

Erstmals wurde iiber die halluzinogene Wirkung des Bufotenins von FABING und HAWKINS (1956) berichtet, die es an 
Gefangnisinsassen (vermutlich gegen deren Willen) erprobt haben. Daraufhin wurden weitere Forschungen an Menschen 
betrieben. Die Substanz wurde in widerlichen, hochst unethischen Studien getestet. Man injizierte sie den Insassen einer 
geschlossenen psychiatrischen Anstalt gegen ihren Willen bzw. ohne ihre Einwilligung. Man gab ihnen viel zu hohe Dosierungen 



und dazu noch Elektroschocks u.a. Visionen stellten sich bei diesem Setting nicht ein. Daraus schloB man, daB Bufotenin keine 
visionare Droge sei, sondern lediglich toxische Auswirkungen hatte (TURNER und MERLIN 1959). Auch spatere Studien 
verstarkten den Eindruck, daB Bufotenin nicht als Halluzinogen einzustufen sei (MANDELL und MORGAN 1971). In einer 
neueren Studie, die nur an einer Testperson durchgefuhrt wurde, konnten keine halluzinogenen Effekte, wohl aber Veranderungen 
im emotionalen Bereich beobachtet werden (MCLEOD und SIT ARAM 1985). Fast durchgehend wird davon berichtet, daB die 
Testpersonen ein rotes oder sogar violettes Gesicht bekommen (FABING und HAWKINS 1956). BIS heute halt Sich der Glaube, 
daB es sich bei Bufotenin um kein echtes Psychedelikum handelt (z.B. LYTTLE et al. 1996; allerdings liegen dieser Arbeit keine 
Selbstversuche zugrunde). Bufotenin hat in Reinform nie eine kulturelle Bedeutung als psychoaktive Substanz gewonnen. 

Bufotenin und Bufo marinus 

Seit der Antike wird immer wieder berichtet, daB Kroten zur Herstellung von Liebestranken und anderen Hexengebrauen, sogar 
von Hexensalben benutzt werden (DEGRAAFF 1991, HIRSCHBERG 1988). Die Forschung tat derartige Nachrichten (voreilig) 
als Phantasien ab. Zumindest fiir China und Mesoamerika ist der Gebrauch von Kroten fiir magische Gebraue gut belegt. 
Chinesische Krotensekrete (ch'an su) enthalten reichlich Bufotenin (CHEN und JENSEN 1929). In China und Japan werden 
bufoteninhaltige Praparate als Aphrodisiaka verwendet (LEWIS 1989: 70). 

Die Krote war in Mesoamerika eine Erscheinungsform der Erdmutter, z.B. in Gestalt der aztekischen Erdgottin Tlatecuhtli 
(FURST 1972 und 1974: 88*). Kroten (und Frosche) stehen in Mesoamerika mit den Regengottern (Chac) und dem Regenmachen 
in Zusammenhang. Die Tarahumara sprechen von Kroten als »machtvollen Regenmachern«. Die Olmeken - ihre Kultur gilt als die 
erste mesoamerikanische Zivilisation - stellten die Kroten in ihrer sakralen Kunst dar und benutzten sie wahrscheinlich als 
Halluzinogene. Es gibt ein krotengestaltiges olmekisches Objekt aus griiner Jade, das als Tablett fiir Schnupfpulver gedeutet 
wurde (PETERSON 1990: 46*). Uberhaupt war die Krote wahrscheinlich die wichtigste Gottheit der Olmeken (FURST 1981 und 
1996, KENNEDY 1982, TAYLOR O.J.). 

Im Maya-Zeremonialzentrum Seibal wurde in einem zylindrischen KeramikgefaB (spate klassische Periode), das moglicherweise 
zum Trinken von Balche' benutzt wurde, das Skelett einer Biifo rnarinlis gefunden. In postklassischen Ritualdepots der Maya auf 
der Karibikinsel Cozumel wurden Hunderte von rituell bestatteten Skeletten der Meereskrote entdeckt (HAMBLIN 1981 und 
1984: 53f£). Aus der Kolonialzeit ist ein Bericht bekannt, nach dem Kroten ein Bestandteil von Balche' oder Chicha waren. Bufo 
marinus ist auch eine Zutat zum Zombiegift. 

Bufo rriarinus, die Meereskrote oder Agakrote, heiBt in Mesoamerika henhen (Tzeltal; vgl. HUNN 1977: 247), bab (Maya), ah 
bdb (Lakandon), taniazolin (Aztekisch). Im Haupttempel der Azteken wurden viele Steinplastiken der Krote sowie einige 
Knochen derselben gefunden (Ofrenda 23; ALVAREZ und OCANA 7997; 777, 128). AUe Befunde deuten auf einen rituellen 
Gebrauch oder eine kosmologische Bedeutung der Bufo mariniis hin. Manche mexikanische Indianer essen noch heute die 
enthautete Krote. Ihr Sekret wird als Liebespulver auf mexikanischen Brujeria-Markten verkauft; sie selbst wird in magischen 
Gebeten als Liebeszauber angerufen (oracion del sapo). Der Krotenschleim wird zu Kugeln gedreht, die dann als Aphrodisiakum 
hinter das Ohr geschmiert werden. Bis heute werden in Mexiko viele krotengestaltige Amulette, z.B. aus chiapanekischem 
Bernstein oder Obsidian, getragen. 

Im siidlichen Veracruz wird noch heute eine Zubereitung aus Bufo marines von ciircanderos (»Heilern«) oder brujos (»Hexern«) 
verwendet. Dazu werden zehn Kroten gefangen und getotet. Die Driisen werden entfernt und zu einer Paste zerstoBen, der Kalk 
(wahrscheinlich geloschter Kalk) und die Asche der botanisch nicht identifizierten, tamtwili genannten Pflanze zugefiigt wird. Sie 
wird in Wasser gegeben und so lange gekocht, bis kein »schlechter Geruch« mehr frei wird (meist die ganze Nacht). Danach wird 
die Losung mit Chicha (Maisbier) vermischt und filtriert. Die verbliebene Fliissigkeit wird mit Maisteig, Kalklauge und fiinf 
Kornern von gekeimtem Mais verknetet und fiir ein paar Tage an die Sonne gelegt, damit die Mischung fermentieren kann. 
Danach wird die Masse am Feuer getrocknet. Dieses Produkt (piedrecita, »Steinchen«) wird dann fern aller menschlichen 
Behausungen aufbewahrt. In vergangenen Zeiten gab es spezielle Hiitten zum Aufbewahren dieser magischen Substanz. Fiir den 
GenuB werden davon ein paar Stiicke abgeschnitten, zerrieben und in Wasser aufgeschwemmt. Nach einer Weile, wenn sich die 
unloslichen Bestandteile abgesetzt haben, wird die Losung abgegossen und langere Zeit gekocht, bis sie einen bestimmten Geruch 
absondert. Der Trank wird heute nicht mehr kollektiv eingenommen, sondern jeweils nur von einem Individuum unter Aufsicht 
des curanderos getrunken. 

Die Wirkung setzt nach ca. 30 Minuten ein und beginnt mit einer Verstarkung des Herzschlags und Schiitteln der Muskeln und 

Glieder. Es folgen Kopfschmerzen und Delirium. Dieser Zustand halt 3 bis 5 Stunden an. Friiher war das Trinken dieses Gebraus 

ein wichtiger Teil der Initiation der jungen zu Mannern. Wahrend des Deliriums wurden ihnen die heiligen Gesange vorgetragen. 

Der Initiand sollte sich die Visionen, die er erleben wiirde, gut einpragen (KNAB o.J.). 

Die halluzinogene Wirkung von Bufo marintis scheint auch in Argentinien bekannt gewesen zu sein, denn dort gilt sie als eine der 

»Versuchungen« des heiligen Antonius (siehe Claviceps purpurea) (RosEMBERG 1951). 

In Australien wird die aus Amerika stammende, dort Cane toad genannte Bufo marinus angeblich als psychoaktive Droge benutzt 

(sogenanntes toad lickin'). Bufotenin ist nach dem Queensland's Drug Misuse Act eine illegale Substanz (INGRAM 1988: 66). In 

den letzten Jahren wurde in der Presse immer haufiger von diesem toad lickin' oder » Kr6tenlecken« berichtet (LYTTLE 1993). 

Dabei wird das Sekret der Bufo marinus aufgeleckt: 

»Beim Auflecken des ausgemolkenen Sekretes (zweimal am Tag „melken" ist moglich, berichten MiBbraucher) tritt in Kiirze ein 

pelziges Gefiihl der Lippen und der Zunge auf. Nach 5 bis 10 (bis 30) Minuten ist Ubelkeit haufig, und erst 20 bis 30 Minuten 

nach Einnahme, zuweilen friiher, setzen Halluzinationen unterschiedlicher Art ein, rascher beginnend und kiirzer anhaltend als 

durch LSD.« (KEUP 7995; 12) 



In Australien wird auch der eingedickte Saft ausgekochter Tiere eingenommen (KEUP 1995: 14). Auch soil die getrocknete Haut 

als Dekokt - sogenannter Cane skin tea - benutzt werden (Der Spie^e/ 32/1994: 92 ). 

Das Sekret von Bufo marinus enthalt Catecholamine (Dopamin, N-methyldopamin, Adrenalin, Noradrenalin), Tryptamine 

(Serotonin, N-methylSerotonin, Bufotenin, Bufotenidin, Dehydrobufotenin) sowie glykosidartige Krotengifte (DEULOFEU und 

RUVEDA 7977, LYTTLE 1993: 523f.). In der Haut ist Morphin nachgewiesen worden. Die Krotengifte (Bufotoxine, Bufogenine 

Oder Bufadienolide) sind kardiotoxisch und ahneln in ihrer Wirkung dem Digitalis: Ubelkeit, Erbrechen, Anstieg des Blutdrucks, 

Verwirrtheit, psychotische Zustande (KEUP 1995: 12). Die sicherste Methode, das Sekret von Bufo marinus einzunehmen, ist 

wahrscheinlich das Rauchen. Durch das Verbrennen werden vermutlich die toxischen Stoffe zerstort, das Bufotenin aber bleibt 

erhalten (miindliche Mitteilung von Alexander Shulgin). Der Ethnobotaniker Brett Blosser hat das getrocknete Bufo-marines- 

Sekret geraucht (ca. 1 mg alle paar Minuten) und tryptaminartige Halluzinationen -ahnlich dem Effekt von Bufo-alvarius-Sekret 

(vgl. 5-MeO-DMT) - erlebt (personUche Mitteilung). 

Berichte iiber die Wirkung gerauchter Krotenhaut sind selten, deuten aber auf eine halluzinogene Wirkung. Ein australischer 

Benutzer sagte dazu: »Ich sehe die Welt durch das BewuBtsein einer Kr6te.« (LEWIS 1989: 71) 

Folgende Krotenarten enthalten in nennenswertem MaB Bufotenin: Bufo alvarius (vgl. 5-MeODMT), B. americanus, B. arenarum, 

B. bufo bufo, B. calamita, B. chilensis, B. crucifer, B. formosus, B. fowled, B. paracnemis, B. viridis (DEULOFEU und RUVEDA 

1971:483). 

Marktformen und Vorschriften 

Bufotenin liegt im Handel als Bufoteninhydrogenoxalat vor. In den USA wird Bufotenin als Schedule 1 drug klassifiziert 
(SHULGIN 1981). In Deutschland ist es kein »Betaubungsmittel« und nicht illegal (KORNER 1994: 1572). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Anadenanthera colubrina, 5-MeO-DMT 

ALLEN, E.R. und W.T. NEILL 

1956 »Effects of Marine Toad Toxins an Man«, Herpetologica 12: 150-151. 

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Queensland Museum and Amphion Press. 

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KNAB, Tim o.J. Narcotic Use of Toad Toxins in Southern Veracruz, Unveroffentlichtes Manuskript (10 Schreibmaschinenseiten). 
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RAISANEN, Martti 1985 Studies an the Synthesis and Excretion of Biifotenine and N,N-ditnetliyltryptairiiiie in Man, Helsinki: Academic Dissertation, University 
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REFTER, RUSsel J. und jo RoBINSON 1996 Melatoinn, Munchen: Droeiner Knaur. 
RoSEMBERG, Tobias 1951 El sapo eri elfc)lklnre y c°n la inedicina, Buenos Aires: Editorial Periplo. 
SHULGIN, Alexander T. 1981 »Bufotemne«, Jourtial of Psycliorictii,e Driigs 13(4): 389. 

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WIELAND, Theodor und Werner MOTZEL 1953 »Cber das Vorkommen von Bufotenin im gelben Knollenblatterpilz«, Justus Liebigs Annaleii der Cheinie 581: 1 
U-16. 



fB-Carboline 

Andere Namen 

Beta-Carbolines, B-Carbolines, B-Cs 

B-Carboline leiten sich vom eigentlichen B-Carbolin (= Norharman) ab, gehoren zu den Indolalkaloiden und sind nah verwandt 

mit den Tryptaminen. Sie bestehen aus einem Indolkern und verschiedenen Seitenketten. 

Besonders die Harmalaalkaloide Harmalin, Harmin, Harmalol, Harman (1-Methyl-B-Carbolin) und Norharman (B-Carbolin) sind 

an psychoaktiven Wirkungen beteiligt (NARANTo 1967). Die einfacheren (B-Carbolin) kommen in zahlreichen Pflanzen vor 

(ALLEN und HOLMSTEDT 1980). 

B-Carboline kommen in vielen Pflanzen vor, die psychoaktive Wirkungen haben oder psychoaktiv genutzt werden (Acacia spp., 

Arundo donax, Banisteriopsis caapi, Banisteriopsis spp., Mucuna pruriens, Papaver spp., Passiflora spp., Peganum harmala, 

Phalaris arundinacea, Phalaris spp., Psychotria spp., Strychnos spp., Virola spp., Tribulus terrestris, Amanita muscaria). Auch 

im Tabakrauch (vgl. Nicotiana tabacum) und in vielen Pflanzen, die traditionell zur Herstellung von Ayahuasca verwendet oder 

heute fiir Ayahuascaanaloge genutzt werden, sind sie enthalten (SCHULTES 1982). 

Mehrere B-Carboline kommen als endogene Substanzen in Tieren und im Menschen vor und fiihren wichtige Funktionen im 

Nervensystem aus (BRINGMANN et al. 1991). Anscheinend bestimmen sie sowohl die Gemiitslage als auch das 

'traumgeschehen. Das Norharman (B-Carbolin) dockt sich wahrscheinlich an einen spezifischen B-Carbolin-Rezeptor an. Harman 

ist der endogene MAO-Hemmer, der MAO-A hemmt (RoMMELSPACHER et al. 1991). Dadurch kann das endogene NN-DMT 

langer bestandig bleiben und visionare Wahrnehmungen auslosen, die sich entweder als spontane Visionen im WachbewuBtsein 

oder als Traum im Schlaf ausdriicken (CALLAWAY et al. 1995). 

Die Harmalaalkaloide Harmalin, Harmin, Harman und Tetrahydroharman sind MAO-Hemmer, die in erster Linie MAO-A 

hemmen (BUCKHOLTz und BoGAN 7977, MCISAAC und Es-rEVEZ 1966). 

MAO-Hemmer gelten in Verbindung mit bestimmten Nahrungsmitteln als gefahrlich oder sogar »sehr gefahrlich«. Besonders das 

Tyramin, das z.B. in altem Kase vorkommt, wird gefiirchtet. Wird es nicht von der MAO abgebaut, kann es stark toxische 

Wirkungen auf den Organismus ausiiben. Allerdings zeigen jiingere Studien, daB die Gefahrlichkeit sowohl in der Literatur wie 

auch in der »Szene« oft stark iibertrieben wird. Zudem ist der Tyramingehalt der meisten »gefahrlichen Nahrungsmittel eher 

gering (BERLIN und LECRU-BIER 1996). 

Literatur 

ALLEN, J.R.F. und Bo HOLMSTEDT 1980 »The Simple B-Carboline Alkaloids*, Phytochetnistry 19: 1573-1582. 

BERLIN, Ivan und Yves LECRUBIER 1996 »Food and Drug Interactions with Monoamine Oxidase Inhibitors: How Save Are the Newer Agents?*, CMS Drugs 

5(6): 403-413. 

BRINGMANN, Gerhard, Doris FEINEIS, Heike FRIEDRICH und Anette HILLE 1991 »Endogenous Alkaloids in Man - Synthesis, Analytics, in Wo 

Identification, and Medicinal Importance*, Planta Medica 57, Suppl. Issue 1: 73-84. 

BUCKHOLTz, N.S. und W.O. BOGAN 1977 »Monoaminooxydase Inhibition in Brain and Liver Produced by 6-Carbolines: Structure-activity Relationships and 

Substrate Specificity*, Biochemical PUarinacology 26: 1991-1996. 

CALLAWAY, James C, M.M. AIRAKSINEN und J. GYNTHER 1995 »Endogenous 6-carbolines and Other Indole Alkaloids in Mammals* , Integration 5: 19- 

33. (Enthalt eine sehr ausfiihrliche Bibliographic.) 

MCISAAC, W.M. und V ESTEVEz 1966 »Structure-activity Relationship of 6-carbolines Monoamine Oxidase Inhibitors*, Biochemical Pllarrnacology 15: 

1625-1627. 

NARANJO, Claudio 1967 »Psychotropic Properties of the Harmala Alkaloids*, in: D.H. EERON et al. (Hg.), Ethnopharrriacologic Searcll for Psychoactive 

Drugs, S. 385-391, Washington, D.C.: U.S. Department of Health, Education, and Welfare. 

RoMMELSPACHER, Hans, Torsten MAY und Rudy SUSILO 1991 »6-Carbolines and Tetrahydoisoquinolines: Detection and Function in Mammals*, Planta 

Medica 57, Suppl. Issue 1: 93ff. 

SCHULTES, Richard Evans 1982 »The beta-Carboline Hallucinogens of South America*, Journal of Psychoactive Drugs 14(3): 205-220. 

STOHLER, R., H. ROMMELSPACHER, D. LADEWIG und G. DAMMANN 1993 »Beta-Carboline (Harman/Norharman) sind bei Heroinabhangigen erhoht*, 

Therapeutische Untscllau 50: 178-181. 



Codein 



Andere Namen 

Codeina, Codeine, Codeine, Codeinum, Kodein; 4,5a-Epoxy-3-methoxy-17-methyl-7-morphinen6a-ol 

Summenformel: ClsH,lN03H~0 
Stoffklasse: Opiumalkaloide 



Codein wurde 1832 aus Opium isoliert, in dem es zu 2 bis 3 % vorkommt (sieiie Papaver somniferum). Es wird auch in der 
Wurzel von Papaver somniferum L. cv. Marianne biosynthetisiert (TAM et al. 1980). Moglicherweise kommt es in Spuren auch in 
Papaver spp. (Papaver bracteatum, Papaver decaisnei) vor (THEUNs et al. 1986). Codein ist ebenfalls ein endogener 
Neurotransmitter im Menschen (vgl. Morphin). 

Ab 20 bis 50 mg kommt es zu »allgemeiner geistiger Aufregung, Hitze im Kopf und Pulsbeschleunigung, wie sie nach dem 
GenuB von Alkohol auftreten« (RomPP 1950). Codein wird anscheinend nicht metabolisiert und unverandert wieder 
ausgeschieden. 

Pharmazeutisch hat es vor allem als Hustenmittel Bedeutung, da es den Hustenreiz ausschaltet. Die Dosis bei Husten liegt bei 
dreimal taglich 50 mg. 100 bis 200 mg erzeugen Schlaf und Betaubung. In hoheren Mengen hat es eine ahnlich betaubende 
Wirkung wie Morphin. In der medizinischen Literatur wird immer wieder iiber Kodeinismus oder »Codeinsucht« berichtet. 
»Codeinsuchtige« soUen taglich bis zu 2 g konsumieren (ROMPP 1950: 1 150. Heute gewinnt Codein zunehmend an 
medizinischer Bedeutung in der Substitutionstherapie fiir Heroinabhangige (GERLACH und SCHNEIDER 1994). Fiir die 
pharmazeutische Industrie wird Codein heute meist aus Thebain, dem Hauptwirkstoff von Papaver bracteatiim LINDL. (vgl. 
Papaver spp.), synthetisiert (MORTON 1977: 125, THEUNs et al. 1986). 

Codein hat in der Musikszene (Jazz, Rock, Psychedelia) eine gewisse Bedeutung, in erster Linie aber als Ersatzmittel fiir Heroin 
oder Morphin. Buffy Saint-Marie besingt die Qualen ihrer Codeinabhangigkeit in dem Song » Cod'ine« (LP It's My Way!, 
Vanguard Records, 1969), ein Stiick, das von Quicksilver Messenger Service gecovert und beriihmt gemacht wurde. In den 
neunziger Jahren nannte sich eine Wave-Band nach dem Alkaloid Codeine (mehrere Alben auf Sub-Pop). Besonders 
codeinhaltige Hustensaftel9' wurden oft als Rauschmittel (meist in Kombination mit Alkohol und Cannabis) bei Konzerten, 
Festivals usw. getrunken. (BANDS 1978: 158) 

Marktformen und Vorschriften 

Codein liegt entweder als Reinsubstanz, Codeinhydrochlorid, Codeinphosphat oder als Codeinphosphat-Hemihydrat vor. Als 
Reinsubstanz ist Codein ein »verkehrsfahiges, aber nicht verschreibungsfahiges Betaubungsmittel«. In zubereiteten 
Medikamenten (Tropfen, Hustensaften usw.) ist es verschreibungspflichtig, aber mit verscharfter Verschreibungspflicht (d.h. nur 
einmal giiltige arztliche Rezepte oder auf Betaubungsmittelrezept). In einigen Landern ist es noch apothekenpflichtig und kann 
dort ohne Rezept abgegeben werden (z.B. Nepal, Indien). Codein-N-oxid fallt unter das Betaubungsmittelgesetz als 
»nichtverkehrsfahiges Betaubungsmittel«. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Papaver somniferum, Morphin, Opiumalkaloide 

BAN V s, Lester 

1978 »Ich sah Gott und/oder Tangerine Dream«, 

Rocksession 2: 155-158, Reinbek: Rowohlt. 
ESSER, Barbara 

1998 »Vom Regen in die Traufe: Das Verbot des Er 

satzstoffs Codein ...«, Focus 26(6/98): 58-60. 
GERLACH, Ralf und Wolfgang SCHNEIDER 

1994 Methadon- und Code' nsubstltutlon: Erfilhrun 

gen, Forschungsergebnlsse, Praxiskonsequenzen, Berlin: 

VWB. 
TAM, W.H. John, Friedrich CONSTABLE und Wolfgang 

G.W. KURZ 

1980 » Codeine from Cell Suspension Cultures of 

Papaver somniferum«, Phytochelnistry 19: 486-487. 
THEUNs, Hubert G., H. Leo THEUNS und Robert 

J.J.Ch. LOUSBERG 

1986 » Search for New Natural Sources of Morphini- 
ans«, Economic Botany 40(4): 485-497. 



Cumarine 



Andere Namen 

Benzopyrone, Coumarins, Kumarine 

Summenformel: Cumarin (= 1,2-Benzopyron): C,H,0, 
Stoffgruppe: Benzopyrone 

Das aromatisch nach Vanille duftende Cumarin [_ Chromen-2-on, Kumarin, 2H-l-Benzopyran-2on, o-Cumar(in)saurelacton] 
kristallisiert in farblosen Prismen und ist gut in Alkohol, Ather und atherischen Olen loslich. Reines Cumarin wird von den 
sogenannten Tonkabohnen ausgeschwitzt, daher heiBt es auch Tonkabohnencampher. Biosynthetisch entsteht es durch 
Hydroxylierung von Zimtsaure oder Cumaringlykosid. Es entsteht dadurch oft beim Welken (Heuduft) oder Trocknen von 
Pflanzen, die eigentlich gar kein Cumarin enthalten (z.B. Anthoxanthum odoratunr, Gnlium odomtlan, Sida acuta). 



Umbelliferon, Aesculin und Furocumarine leiten sich von Cumarin ab. Es sind inzwischen weit iiber 600 natiirliche Cumarine 
bekannt. Etwa 200 Cumarine sind in der Familie Rutaceae verbreitet und scheinen dort chemotaxonomisch von groBer Bedeutung 
zu sein; darunter die Gattungen Zanthoxyliim, Euodia, Rule, Thattinosma, Dictarnnus, Eriosternon, Citrus, Aegle (GRAM und 
WATERMAN 1978, TATUM und BERRY 1979). 

Cumarine in psyclioalitiven Pflanzen 

(Nach GRAM und WATERMAN 1978, ROMPP 1995*, SHOEB et al. 1973; erganzt) 

In folgenden Pflanzen, die psychoaktiv wirken oder psychoaktiv sein soUen, sind Cumarinf 
(z.B. Benzofuran) festgestellt worden: 

Aegle marmelos CORR. Cumarin 

Anthoxanthum odoratum L. (Wohlriechendes Ruchgras) Cumarin 

Dipteryx (Coumarouna) odorata (AUBL.) WILLD. Cumarin 

Dipteryx oppositifoUa (AUBL.) WILLD. (Tonkabohne) Cumarin 

Evodia spp. 

(vgl. Evodia bonwickii) 
Galium odoratum (L.) SCOP. (Waldmeister) Cumarin 

[syn. Asperula odorata L.] 
Hierochloe australis (L.) P BEnuv. Cumarin 

(Biiffetgras; Wodkazusatz) 
Hierochloe odorata (L.) P BEAUV. Cumarin 

(Sweetgrass, Vanillengras; vgl. Raucherwerk) 
justicia pectoralis nicht identifiziert 

Lavandula angustifolia MILL. Cumarin u.a. 

[syn. Lavandula officinalis CHAIX; Vgl. atherische Ole] 
Melilotus officinalis (L.) PALL. Cumarin u.a. 
Melilotus spp. (Steinkleearten) Diverse 

Petroselinum crispum Furanocumarine 
Ruta graveolens L. Rutin, Gravolensaure 

(vgl. Haoma, Soma) 
Sida acuta Cumarin 

Sida spp. Cumarin 

Tagetes spp. Diverse 

Thamnosma montana Diverse 

Zu Pflanzen, die das Cumarinderivat Scopoletin enthalten, siehe unter Scopoletin. 

Cumarin und Cumarine kommen in manchen Pflanzen vor, die psychoaktiv genutzt werden (siehe Scopoletin). Es ist auch der 
Geschmacksgeber in der Waldmeister-Bowle und kommt im Fahan-Thee oder Fahamtee (Angraecum fragrans Du PETIT- 
THOUARS) vor, den Bibra (1855) als psychoaktiv beschrieben hat. Faham diente friiher als Ersatz fiir griinen Tee (Camellia 
sinensis) und wurde mit Tabak (Nicotiana tabacum) zu Zigarren gedreht (FRERICHS et al. 1938: 1234*). 

Reines Cumarin kann bei hohen Dosierungen Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafsucht, Betaubung, sogar Atemlahmung bewirken 
(ROTH et al. 1994: 7961. Cumarin soil angeblich ein Lebergift sein und wurde deswegen als Zusatz oder Bestandteil von 
Nahrungsmitteln verboten. Die Toxizitat ist allerdings sehr zweifelhaft. Auch die angebliche krebserregende Wirkung wird in 
Frage gestellt (MARLEs et al. 1987). 

Marlitformen und Vorscliriften 

Cumarin ist seit 1954 in den USA als Nahrungsmittelzusatz verboten. Es fallt unter die Giftklasse 3 der Schweizer Giftliste. In 
Deutschland sind maximal 10 mg Cumarin pro Liter Trinkbranntwein (38% Alkohol) erlaubt (ROTH et al. 1994: 402*). 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Scopoletin 

VRAY, Alexander I. und Peter G. WA'rERMAN 1978 »Coumarins in the Rutaceae*, Phytochennstry 17: 845-864. (Enthalt eine reichhaltige Bibliographie. ) 

MARLEs, R.J., CM. COMPADRE und N.R. FARNSWORTH 1987 »Coumarin in Vanilla Extracts: Its detection and Significance*, Ecorzorriic Botany 41: 41- 

47. 

MENUE7_ und MURRAY 

1982 The Natural Courrtarins, Chichester: Wiley. 

REISCH, J. et al. 1968 »Uber weitere C;-substituierte Cumarin-Derivate aus Ruta graveolens: Daphnoretin und I)aphnoretin-methylather*, Planta Medica 15: 

372-376. 1969 »Uber die Cumarine der Wurzel von Ruta graveolens«, Planta Medica 17: 1 16-1 19. 

SHOEB, Aboo, Rhandhir S. KAP IL und Satya P. POPI.i 1973 »Coumarins and Alkaloids of Aegle rrtarrrielos«, Plrytocheniistry 12: 2071-2072. 

TATUM, James H. und Robert E. BERRY 1979 »Coumarins and Psoralkens in Grapefruit Peel Oil«, Phytochernistry 18: 500-502. 



Cytisin 



Andere Namen 

Baptitoxin, Laburnin, Cytiton, Sophorin, Ulexin; 1,2,3, 4,5, 6-Hexahydro-8H-l,5-methano-pyrido [ 1,2a] [ 1,5 ] diazocin-8-ol 

Summenformel: C„H,4NZ0 

Stofflclasse: Chinolizidinalkaloide, Lupinalkaloide 

Cytisin kommt in vielen Hiilsenfruchtgewachsen (Leguminosae) vor (PLUGGE 1895), z.B. im Goldregen (Laburnum 

anagyroides MEDIKUS, syn. Cy\isus laburnum L.) 

»Entsprechend der zentral-erregenden Wirkung des Cytisins kommen aber nicht selten auch Aufregungs- und 

Verwirrungszustande (mit Halluzinationen, Delirien), Muskelzuckungen und auch allgemeine klinisch-tonische Krampfe der 

Extremitaten vor.« (ROTH et al. 1994: 443*) 

Cytisin greift an den ACH-Rezeptoren des zentralen Nervensystems, der Ganglien und der neuromuskularen Endplatte an. Cytisin 

wirkt als Ganglienblocker ahnlich wie Nikotin, kann strychninartige Krampfe, vor allem Halluzinationen, aber auch 

BewuBtlosigkeit und schlieBlich den Tod bewirken. Allerdings ist fiir den Menschen keine letale Dosis bekannt (RoTH et al. 

1994: 80 If.*). Die nikotinartige Wirkung erklart auch den ethnopharmakologischen Nutzen von cytisinhaltigen Pflanzen als 

Tabakersatz. 

Andere Lupinalkaloide und Cytisinderivate kommen in vielen Pflanzen der Familie Leguminosae vor: Lupinus spp., 

Echinosophora koreensis NAKAI (nahe verwandt mit der Gattung Soghora) (MURArcosHl et al. 1977). 

Cytisinhaltige Pflanzen (Nach BOCK 1994: 75ff.*, ROMPP 1995*, ROTH et al. 1994*; ergiinzt) 

Stammpflanze Verbreitung 

Ammodendron spp. 

Anagyris spp. Siideuropa 

Baptisia spp. Nordamerika 

Colutea arborescens L. Mittelmeergebiet 

Colutea spp. Siidosteuropa, 

Kleinasien 
Cytisus canariensis Kanaren, Mexiko 

Cytisus spp. Europa 

Eucresta spp. Australien 
Genista germanica L. Mitteleuropa 

Genista tinctoria L. Europa 

Laburnum alpintim (MILZ.) 

BERCHT. et PRESL Alpen, Siideuropa 

[syn. Cytisus alpinus MILL. I 
Laburnum anagyroides MED IK. Mittel- und Siideuropa 

[syn. Laburnum vulgare 

BERCHT. et PRESL, 

Cytisus laburnum L.] 
Lamprolobium fruticosum BENTH. Australien 
Lamprolobiunl gmndiflorum 
EVERIST AustraUen 

Hovea acutifolia CUNN. Australien 
Hovea spp. Australien 

Plagiocarpus axillaris BENTH. Australien 
Sophora secundiflora Mexiko, Texas 

Sophora tomentosa L. Australien, Ozeanien 
Spartium junceum L. Spanien, Siideuropa 

Strongylodon nlacrobotrys A. GRAY Philippinen 

Templetonia spp. Australien 
Thermopsis spp. Australien 
Ulex europaeus L. Mitteleuropa 

Marktformen und Vorschriften 

Cytisin kommt als Reinsubstanz in den Handel. Es unterliegt keinen Vorschriften (ROTH et al. 1994: 802* ). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Cytisus spp., Sophora secundif lora 

HAYMAN, AllSon R. und David O. GRAY 1989 »Hydroxynorcytisine, a Quinolizidine Alkaloid from Laburnum anagyroides«, Phytochernistry 28(2): 673-675. 



PLUGGE, P. C. 

1895 »Uber das Vorkommen von Cytisin in verschiedenen Papilionaceae«, Archivfur Pharmazie 23: 430ff. 

PLUGGE, P. C. und A. RAUWERDA 1896 »Fortgesetzte Untersuchungen iiber das Vorkommen von Cytisin in verschiedenen Papilionaceae«, Archivfur 

Pharmazie 234: 685ff. 

MURAKOSHl, ISamu, Kyoko FUKUC.Hl, lo)u HAGINRVA, Shigeru OHMIYA und Hirotaka OTOMASU 1977 »N-(3-Oxobutyl)Cytisine: A New Lupin 

Alkaloid from Echirzosophorn koreensis«, Phytochernistry 16:1460-1461. 

SEEGER, R. undH.G. NEUMANN 1992 »Cytisin«, Deutsche Apothelcer Zeitung 132: 303-306. 



Diazepam 



Andere Namen 

7-Chlor-l,3-dihydro-l-methyl-5-phenyl-2H-l,4 benzodiazepin-2-on. Sleeping pill. Tranquilizer, Valium 

Summenformel: C„H, JC1N,0 
Stoffklasse: Benzodiazepine 

Diazepam, besser bekannt unter dem Namen Valium, wurde urspriinglich im Labor synthetisiert und in den sechziger Jahren als 

Medikament (Psychopharmakon, Tranquilizer) eingefiihrt. Die Substanz hat sowohl sedierende als auch euphorisierende, vor 

allem aber angstlosende Wirkungen (HENNINGFIELU 1988: 17, 35*). 

Bei Aufklarung der Pharmakologie wurde festgestellt, daB es im menschlichen Nervensystem einen speziellen Rezeptor fiir dieses 

Molekiil gibt, der Benzodiazepinrezeptor bzw. [;H]-Diazepamrezeptor genannt wurde. Luk et al. (1983) haben drei Isoflane im 

Rinderharn gefunden, die sich moglicherweise (als Neurotransmitter) an den Benzodiazepinrezeptor binden. Bekannt ist auch, daB 

sich ebenfalls die Kawapyrone (vgl. Piper methysticum) an den [jH] -Diazepamrezeptor binden. Kiirzlich wurden in den Knospen 

der siidamerikanischen Linde (Tilia totnentosa MOENCH., Tiliaceae; vgl. Tila) Flavonoide entdeckt, die sich ebenfalls an den 

Benzodiazepinrezeptor binden. Das in Passiflora caerulea L. (vgl. Passiflora spp.) vorkommende 5,7-Dihydroxyflavon dockt sich 

an derselben Stelle an (VIOLA et al. 1994). 

Dieser Rezeptor konnte in alien Wirbeltieren nachgewiesen werden, d.h., er trat in der Evolution des Nervensystems sehr friih auf 

und ist bis heute erhalten geblieben. Daraus muB geschlossen werden, daB er im Nervensystem eine wichtige Funktion hat und 

daB es korpereigene Substanzen geben muB, die sich daran binden, um bestimmte Botschaften zu iibermitteln (MULLER 1988). 

Wie aber sehen diese Substanzen aus? Man hat sie zuerst fiir ein Polypetid gehalten. Dann entdeckte man Spuren von Diazepam 

und Desmethyldiazepam im Gehirn von Menschen und Tieren. Da Diazepam und dessen erster Metabolit nach Aufnahme von 

Valium in die Muttermilch und in die Plazenta gelangen (WESSON et al. 1985), glaubte man zunachst, daB Diazepam von auBen 

in den Korper gelangt sein miisse. Als man aber in Gehirnen, die alter als die Entdeckung der Valiumsynthese waren, ebenfalls 

Diazepam nachweisen konnte, muBte man davon ausgehen, daB Diazepam keine synthetische Chemikalie, sondern ein natiirlicher 

Neurotransmitter des Nervensystems ist (MULLER 1988). Damit wurde gezeigt, daB »Valium, das Sinnbild chemischer 

Psychopharmaka« (ZEHENTBAUER 1992: 1210, ein Naturstoff ist. 

Bei weiteren Forschungen wurde zur groBen Uberraschung der Pharmakologen Diazepam und Desmethyldiazepam in der 

Kartoffel (Solanum tuberostitfi L., vgl. Solatium spp.) und in verschiedenen Getreiden wie Weizen (Triticutn aestivi.irfi L., vgl. 

Bier), Mais (Zea mays) und Reis (Oryza sativcl L., vgl. Sake) nachgewiesen (MULLER 1988: 764). Das heiBt, Valium ist ein 

natiirlicher Pflanzenwirkstoff. Die Konzentrationen in den Pflanzen sind allerdings so gering, daB es selbst beim GenuB eines 

Sacks voU Kartoffeln keine Valiumwirkung geben diirfte. 

Valium ist in der modernen Gesellschaft eines der am meisten benutzten Beruhigungsmittel. Es wird normalerweise bei 

Angstzustanden und Schlafstorungen verschrieben. In gewissen Kreisen erfreut sich Valium aber auch als Genussdroge. 

Die euphorisierende Wirkung wird durch Alkohol stark beeinfluBt. Mitunter kann sich die beruhigende Wirkung ins Gegenteil 

verkehren und die Substanz stark stimulierend sein. 

Valium gehort in der Musikszene durchaus zu den gebrauchlicheren Psychopharmaka. Einige Rockgruppen, z.B. der Klassiker 

des Spacerock Hawkwind (Valiitni 10, 1978), haben der Substanz einige Titel gewidmet (Valium Orgasms, Creation Records, 

1986, LP). 

Marktformen und Vorschriften 

Valium ist ein verschreibungspflichtiges Medikament mit verscharfter Verschreibungspflicht. 

Literatur 

FLESCH, Peter (Interview) 

1996 »Schlafst6rungen bei alteren Palienten: Auf 

Benzodiazepine kann meist verzichtet werden«, Jatros 

Neiirologie 12: 6-7. 
HENNINGFIELD, lack E. 

1988 Barbiturates: Sleepirig Potion or Intoxicant, 
London, Toronto, New York: Burke Publishing Co. 

(The Encyclopedia of Psychoactive Drugs). 
LUK, Kin-Chun, Lorraine STERN, Manfred WEIGELE, 

Robert A. O'BRIEN und Nena SPRfT 



1983 »Isolation and Identification of , JDiazepam-Ilke" 

Compounds fron Bovine Urine«, Joiirticil ofNatt-ral 
Products 46(6): 852-861. MULLER, Walter E. 

1988 »Sind Benzodiazepine 100% Natur?«, Deutsche 

Apotheker Zeitung 128(13): 672-674. 
VIOLA, H., C. WOLFMAN, M. LEVI DE STEIN, C. WASO 

WSKl, C. PFUNDS FROM BOVlNEund A.C. PALADINI 

1994 »lsolation of Pharinacologically Active Benzo 

diazepine Receptor Ligands from Tilia tornentosa 
(Tiliaceae)«, Journal of Ethnophartriacology 44: 47-53. WESSON, Donald R., Susan CAMBER, Martha HARKEY 
und David E. SMfTH 

1985 »Diazepam and Desmethyldiazepam in Breast 
Milli«, Jourtial of PsycUoac tive ] )rugs 17(1): 55-56. 



Diterpene 



Andere Namen 

Diterpenes, Diterpenes, Diterpenoide, Diterpenos 

Diterpene sind keine Alkaloide, sondern stickstofffreie, aus vier Isoprengruppen aufgebaute Naturstoffe, die mit Monoterpenen 

und Sesquiterpenen verwandt sind und zur Gruppe der Terpene gehoren. Diterpene kommen in zahlreichen Pflanzen und in 

einigen atherischen Olen vor. 

Manche Diterpene steuern das Pflanzenwachstum. Termiten, Schwamme (Spongia spongens L.) und Hohltiere enthalten bioaktive 

Diterpene, die hemmend auf gewisse Bakterien wirken (BUCHBAUER et al. 1990: 28). Es gibt sogar sUBschmeckende Diterpene, 

wie die natiirlichen SUBstoffe in Stevia rebaudiana (BEBT.) HEMSL., deren Blatter zum SuBen von Mate benutzt werden (vgl. 

Ilex paraguariensis). 

Das erste psychoaktive Diterpen, das entdeckt wurde, ist Salvinorin A. Es ist sehr wahrscheinlich, daB es noch weitere 

psychoaktive Diterpene gibt, die bisher weder isoliert noch pharmakologisch getestet oder chemisch beschrieben wurden. Es gibt 

auch psychoaktive Alkaloide, die sich von den Diterpenen ableiten. Aconitin, der Hauptwirkstoff im Eisenhut (vgl. Aconitum 

ferox, Aconitum napellus), ist ein Diterpenalkaloid. Diterpenalkaloide kommen auch in Delphinium und Spiraea vor. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Coleus blumei. Salvia divinorum, Salvinorin A 

BUCHBAUER, Gerhard, Helmut SPREITZER und Gabriele 

KIENER 

1990 »Biologisclie Wirlcungen von Diterpenen«, 

Pliartnazie in unserer Zeit 19(1): 28-37. 

REID, W.W. 1979 »The Diterpenes of Nicotiana Species and N. tabacum Cultivars«, in: 1. G. HAWKES, R. N. LESTER und A. D. SKELDING (Hg.), The 

Biology and Taxononly of the Solanaceae, S. 273-278, London: Academic Press. 

Diterpene in psyclioalitiven Pflanzen 

(Nach BUCHBAUER et al. 1990, REID 1979; erganzt) 

Stammpflanze bekannte Diterpene 

Coleus blumei Bicyclische Diterpene 

Coleus spp. Forskolin, Labdane, Coleone 

Crocus sativus Crocetin (als Glykosid) 

Helichrysum spp. Diverse 

(vgl. Helichrysum foetidum) 
)atropha grossidentata jatrophon 

Lagochilus inebrians Lagochilin (Diterpenalkohol) 

Leonotis leonurus Diverse 

Leonurus sibiricus Diverse 

Nicotiana tomentosiformis GOODSPEED Labdane 

Nicotiana sylvestris SPEGAZZ. 2,7,ll-Duvatrien-4,6-diol 

Nicotiana tabacum Labdane oder Duvane 

Nicotiana spp. 
Petunia patagonica (SPEGAZZ.) MILLAN Diverse 

(vgl. Petunia violaeea) 
Piper auritum trans-Phytol 

Salvia divinorum Salvinorin A, Salvinorin B (Clerodane) 

Scoparia dulcis Labdanditerpene 

Taxus baccata L. Taxine, Taxol 



(vgl. Hexensalben) 
Taxus brevifolia NUTT. Taxine 

Taxus canadensis MARSH. Taxine 

Taxus cuspidata SIEB. etZUCC. Taxine 

Taxus wallichiana Taxine 



NN-DMT 

Andere Namen 

Nigerin, Nigerina, Nigerine (1946); Dimethyl tryptamin. Dimethyl tryptamine, 3- [ 2-(Dimethylamino)ethyl]-Indol, N,N- 
dimethyltryptamine, DMT 

Summenformel: C, ,H I ,N, 
Stoffklasse: Tryptamine (Indolalkaloide) 

DMT wurde 1931 als synthetische Substanz von R.H.F. Manske im Labor kreiert. Erst 1955 wurde es als Naturstoff aus den 
Samen von Anadenanthera peregrina isoliert. Es kommt in sehr vielen Pflanzen vor und ist auch als Naturstoff in Saugetieren und 
im Menschen nachgewiesen (siehe Tabelle). NN-DMT ist nahe verwandt mit 5-MeODMT und Psilocybin/Psilocin. 
N,N-DMT und 5-MeO-DMT gehoren zu den kurzzeitig wirksamen Psychedelika. In isolierter Form (als Salze oder Basen) sind sie 
nicht oral wirksam, da sie vom Enzym MAO abgebaut werden, bevor sie die Blut-Hirn-Schranke passieren konnen (vgl. 
Ayahuasca, B-Carboline). Sie entfalten ihre ungeheure Wirkung nur, wenn sie entweder per Spritze injiziert (STRASSMAN et al. 
1994), geschnupft oder geraucht werden. Bei einer intravenosen Injektion halt die Wirkung ca. 45 Minuten an; beim Rauchen oder 
Schnupfen nur zehn Minuten - die allerdings subjektiv dem Zeitraum von Jahrhunderten entsprechen konnen. Alle Menschen, die 
Erfahrungen mit DMT machen konnten, stimmen darin iiberein, daB es mit Abstand das starkste Psychedelikum ist, das es gibt 
(vgl. MCKENNA 1992; MEYER 1992). Manche sehen in DMT ein »kristallisiertes BewuBtsein«. Beim Rauchen verstromt es 
den »Duft der Erleuchtung«, heiBt es. Nur »wenige Sekunden nach der Einnahme wirkt DMT auf die Pforten der Wahrnehmung 
wie die Trompeten von Jericho« (KRAEMER 1995: 98). DMT-Erfahrungen konnen so extrem fremdartig sein, daB es den 
meisten Probanden schwerfallt oder sogar unmoglich ist, das Erlebte in Worte zu kleiden. Oft wird von Kontakten mit 
fremdartigen Wesen (AUens, Feen, Maschinenelfen usw.) berichtet (BIGWOOD und OTT 1977, LEARY 1966, McKENNA 
1992, MEYER 1992). 

Wenn reines DMT geraucht bzw. verdampft und inhaliert wird, liegt die wirksame Dosis bei ca. 20 mg (es werden aber auch 
Mengen bis 100 mg geraucht). In Ayahuasca und Ayahuascaanalogen liegt die Dosis zwischen 50 und 100 mg. Zur Injektion wird 
ab 1 mg/kg Korpergewicht gerechnet (OTT 1993:4331. 

DMT wird auch im menschlichen Nervensystem gebildet und hat anscheinend eine wichtige Funktion als Neurotransmitter, als 
chemischer Botenstoff (BARKER et al. 1981, CALLAWAY 1996, SIEGEL 1995b*). Uber die Funktion des DMT im 
Nervensystem sind sich die Neurobiologen nicht ganz im klaren. Bei der Hyperventilation steigt die Konzentration an DMT in der 
Lunge (CALLAWAY 1996). Ein Arzt hat berichtet, daB die Ausschiittung korpereigenen DMTs im Augenblick des Todes am 
hochsten sei. Ich vermute, daB dieser Botenstoff fiir die ultimative schamanische Ekstase, fiir die Erleuchtung und fiir das 
Aufgehen in das »klare Licht des Todes« verantwortlich ist. Bei praktizierenden Buddhisten wurde festgestellt, daB sie bei DMT- 
Gaben der buddistischen Lehre entsprechende Erfahrungen und Visionen erlebten (STRASSMAN 1996). 

DMT hat offensichtlich verschiedene Romanaus dem Bereich Fantasy und Science Fiction inspiriert. In dem Roman Kalitnantan 
geht es um die Suche nach einer fiktiven halluzinogenen Droge namens seribii aso, deren Wirkung genau wie ein DMT-Trip 
beschrieben wird (SHEPARU 1993). Auch scheinen mehrere Romane, z.B. die Valis-Trilogie des Science-Fiction-Meisters Philip 
K. Dick (1928-1982), literarische Versuche zu sein, die Hyperdimensionalitat der DMT-Erfahrungen zu erfassen (DICK 1984a, b 
und c). 

Marktformen und Vorschriften 

DMT kommt als freie Base, als -HCl und als Fumarat vor. Das Fumarat laBt sich sehr gut auskristallisieren, enthalt aber nur 60% 
Reinsubstanz. DMT ist in den USA eine Schedule 1 drug und in Deutschland sowie der Schweiz ein »nichtverkehrsfahiges 
Betaubungsmittel« (KORNER 1994: 38* ). 

DMT-haltige Pflanzen 

(Nach BOCK 1994*, SMITH 1977, SOWIe MONTGOMERY [personliche Mitteilung], OTT 1993*, 
SCHULTES und HOFMANN 1980: 155*; erganzt) 

Art Nachgewiesene Tryptamine 

Fungi: Agaricaceae 

Amanita citrina GRAM DMT, 5-MeO-DMT 

Amanita porphyria (FRIES) SECRET AN 5-MeO-DMT 



Amanita spp. DMT, Bufotenin 
Aizoaceae/Mesembryanthemaceae 

Delosperma sp. DMT, MMT 

Mesembryanthemum spp. DMT (?) 
Grammeae(Poaceae) 

Arundo donax L. DMT, Bufotenin u.a. 

Phalaris arundinacea L. DMT, Bufotenin u.a. 

Phalaris tuberosa L. DMT, Bufotenin u.a. 

Phragmites australis (CAv.) TRIN. ex STEUD. DMT 

Lauraceae 

UmbelMaria californica (HOOK, et A.) NUTT. 5-MeO-DMT 

Leguminosae 

Acacia confusa MERK. DMT 

Acacia maidenii F. v. MUELL. DMT (0,36%) 

Acacia nubica BENTH. DMT 

Acacia phlebophylla F. v. MUELL. 0,3% DMT 

Acacia simplicifolia DRUCE 0,8 1 % DMT 

Acacia spp. DMT 

Anadenanthera colubrina (VELL.) BREN. DMT, 5-MeO-DMT, Bufotenin 

Anadenanthera peregrina (L.) SPAG. DMT, 5-MeO-DMT, Bufotenin 

Desmanthus illitioensis (MICHX.) MACMILLAN DMT (bis 0,34%) 

Desmodium adscendens (Sw.) DC. 

var. adscendens DMT (?) 
Desmodium caudatum DC. DMT 

Desmodium gangeticum DC. DMT, Bufotenin u.a. 

Desmodium gyrans DC. DMT, Bufotenin u.a. 
Desmodium pulchellum BENTH. ex BAK. DMT, Bufotenin u.a. 
Desmodium racemosum THUNS. 5-MeO-DMT 
Desmodium tiliaefolium G. DON DMT, Bufotenin u.a. 
Desmodium triflorum DC. DMT, Bufotenin u.a. 
Lespedeza bicolor TURCZ. DMT, 5-MeO-DMT 

L. bicolor var. japonica NAKAI DMT, 5-MeO-DMT 
Lespedeza capitata MICHX. DMT 

Mimosa scabrella BENTH. DMT 

Mimosa tenuiflora (WILLD.) POIR. 0,57a/o DMT 

[syn. Mimosa hostilis BENTH., Mimosa nigra] 

Mimosa verrucosa DMT 

Mimosa spp. DMT u.a. 

Mucuna pruriens DC. DMT, 5-MeO-DMT, Bufotenin 

Mucuna spp. DMT u.a. 

Petalostylis cassioides PRITZEL DMT, Tetrahydroharman 

Petalostylis labicheoides BENTH. DMT, Tryptamin 

Phyllodium pulchellum (L.) DEsv. DMT 
Malpighiaceae 

Banisteriopsis argentea SPRING. DMT, DMT-N-Oxid 
[syn. B. muricata (CAV.) CUATR.] 
Diplopterys cabrerana (CUATR.) GATES DMT, 5-MeO-DMT 

[syn. Banisteriopsis rusbyana] 
Myristicaceae 

Iryanthera uleiWARB. 5-MeO-DMT 

Osteophloeum platyspermum (DC.) WARB. DMT, 5-MeO-DMT 

Virola calophylla WARB. DMT, 5-MeO-DMT 

Virola calophylloidea MARKGR. DMT, 5-MeO-DMT 

Virola carinata (SPRUCE ex BENTH.) WARB. DMT, 5-MeO-DMT 

Virola divergens DUCKE DMT 

Virola elongata (SPRUCE ex BENTH.) WARB. DMT, 5-MeO-DMT 

Virola mellinonii (BENOIST) A.C. SMITH DMT, 5-MeO-DMT 

Virola multinerva DUCKE DMT 5-MeO-DMT 

Virola pavonis (DC.) SMITH DMT 

Virola peruviana (DC.) WARB. DMT, 5-MeO-DMT 

Virola rufula (DC.) WARB. DMT 5-MeO-DMT 

Virola sebifera AUBL. DMT 

Virola theiodora (SPRUCE ex BENTH.) WARB. DMT, 5-MeO-DMT 



Viwla venosa (BENTH.) WARE. DMT, 5-MeO-DMT 

Virola spp. DMT, 5-MeO-DMT u.a. 

Ochnaceae 

Testulea gabonensis PELLEGR. DMT 

Polygonaceae 

Eriogonum sp. DMT 
Rubiaceae 

Psychotria carthaginensis JACQ. DMT 

Psychotria poeppigiana MUELL. ARC DMT 

Psychotria viridis Rufz et PAv. DMT 

[syn. P. psychotriaefoUa STANDLJ 
Rutaceae 

Dietyoloma incanescens DC. 5-MeO-DMT 

Dutaillyea drupacea (BAILL.) HARTLEY 5-MeO-DMT 

Dutaillyea oreophila (BAILL.) S~VENET-PUSSET 5-MeO-DMT 

Evodia rutaecarpa BENTH. 5-MeO-DMT 

Limonia acidissima L. DMT-Spuren 

Melicope leptococca (BAILL.) GUILL. 0,21% DMT 

Pilocarpus organensis RIZZINI et OCCHIONI 5-MeO-DMT, u.a. 

Vepris ampody H. PERR. DMT 

Zanthoxylum arborescens RosE DMT-Spuren 

Zanthoxylum procereumDONN. SM. DMT 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter 5-MeO-DMT 

ARNOLD, O.H. und CT. HOFMANN 

1957 »Zur Psychopathologie des Dilnethyltryptamin«, Lavierter Zeitscltrilt lUr Nervetrhoilkrtrulo 13: 

438-445. 
BARKER, S., J. MONTI Und S. CHRISTIAN 

I98I »N,N-diraethyltryptamine: An Endogenous 

Hallucinogen«, International Re aiorv of Netirohiology, 

22:83-110. 
BlcwooD, Jereiny und Jonathan OTT 
1977 »DMT: The Fifteen Minute Trip«, Hecul 1 1/77: 

56ff. 
CALI,AWAY, JalTIeS 

1996 »DMTs in the Human I3rain«, JahrbuchfUr F.th- 
rtorrtcdizin und Bewtcf-'tseins/orschung 4(1995): 45-54, Berlin: VWB. DICK, Philip K. 
1984a Vails, Rastaa: Moewig. 
19846 Die gottliche Invasion, Rastaa: Moewig. 
1984c Die Wiedergeburt des Tinrotlry Archer, Rastaa: 

Moewig. 
KRAEMER, Olaf 

1995 »Die Trompeten Jerichos«, Wiener 9/95: 97-99. 
LAMPARTER, Daniel und Adolf DITTRI(:H 

1996 »Intraindividuelle Stabilitat von ABZ unter 
sensorischer Deprivation, N,N-Dimethyltryptamin 
(DMT) und StickoxyduI«, Jahrbuch des Europiiisclren 
Colle~itcrnsfurBowuj5_tselrtsstrtdlen 1995:33-43. 

LEARY, rl-miothy 

1966 »Programmed Communication During Expe- 
rience with DMT«, I'sychcdelic Review 8: 83-95. 

MEYER, Peter 1992 »Apparent Communication with Discarnate Entities Induced by Dimethyltryptarain (DMT)«, JahrbuchfUr Ethriornedizln und 
Bewufitseinsforschimg 1: 149-174, Berlin: VWB. 

MCKENNA, Terence 1992 »Tryptamin Hallucinogens and ConsclOUSIless«, Jahrbuch fUr Etlinotrtedizlrt und Bewltfitseinsforschung 1: 133-148, Berlin: VWB. 
MANSKE, R.H.F. 1931 »A Synthesis of the Methyl-tryptamines and Some Derivatives«, Canadian Journal of Research 5: 592-600. 
SHEPARD, LUCIUS 1993 Kalimantan, New York: A Tom Doherty Associates Book. 
SMITH, Terence A. 1977 »Tryptamine and Related Compounds in Plants*, Phytochentistry 16:171-175. 
STRASSMAN, Rick J. 1996 »Sitting for Sessions: Dharma und DMT Research*, Tricycle 6(1): 81-88. 

STRASSMAN, Rick J., Clifford R. QUALLS, Eberhard H. UHLENHUTH und Robert KELLNER 1994 »Dose-Response Study of N,N-Dimethyltryptamin in 
Humans«, Archive of General Psychiatry 51: 85-97, 98-108. 

SHULGIN, Alexander T. 1976 »Profiles of Psychedelic Drugs. 1: DMT«, Journal ofPsyclletlelic Krugs 8(2): 167-168. SZARA, S.I. 1956 »Dimethyltryptamin: 
Its Metabolisni in Man; the Relation of Its Psvchotic Effect to the Serotonin Metabolism*, Experientia 15(6): 441-442. 



5-MeO-DMT 



Andere Namen 

5-Methoxy-DMT, 5-Methoxy-N,N-dimethyltryptamm, O-Methyl-Bufotenin, Dimethyl-5-methoxytryptamin, 3-[2- 
(dimethylamino)ethyl]-5methoxyindole; »Kr6tenschaum« 

Summenformel: C,jH,sN,0 

Stoftklasse: Tryptamine (Indolalkaloide) 

Das 5-MeO-DMT wurde erstmals in Dictyoloma incanescens DC. entdeckt, spater auch aus Anadenanthera peregrina isoliert. Es 
kommt in sehr vielen Pflanzen vor, meist vergesellschaftet mit N,N-DMT (siehe dort, Tabelle). Es ist etwas starker wirksam als 
NN-DMT und besetzt bei gleichzeitiger Gabe schneller die dafiir vorgesehenen Rezeptoren. 5-MeO-DMT ist ein natiirlicher 
Neurotransmitter im menschlichen Nervensystem. Wenn 5-MeO-I)MT (10-20 mg) geraucht bzw. verdampft und inhaliert wird, 
tritt die Wirkung blitzartig ein, ist auBerst extrem und dauert ca. 10 Minuten. Viele Menschen machen mit dieser Substanz 
schamanische Erfahrungen, erleben Erleuchtungszustande und das klare Licht des Nirwana (METZNER 1988). 
In der Umgebung von Tuscon (Arizona, USA) lebt die Colorado River Toad (Bufo alvarius). Diese Krote verbringt neun Monate 
unter der Erde, umhiillt von Schlamm und dadurch geschiitzt vor der gleiBenden Wiistensonne. Mit den ersten Regenfallen 
kommen die Kroten aus ihren Schlupfwinkeln gekrochen und beginnen mit den Liebeslockungen an das andere Geschlecht 
(SMITH 1982: 97-100). Sie bleiben fiir nur mehr drei Monate sichtbar. Wie alle Kroten bildet auch die Bufo alvariles in zwei 
Driisen, die am Hals liegen, ein schleimiges Sekret aus. In dem Sekret der Colorado River Toad jedoch fehlen die sonst bei Kroten 
haufigen toxischen Wirkstoffe (Bufotoxine). In der Trockenmasse sind dafiir 15% 5-MeO-DMT enthalten (ERSPAMER et al. 
1965 und 1967). 

Die Indianer, die im Siidwesten Nordamerikas lebten, stellten Fetische dieser Kroten her. Ansonsten ist ihre kulturelle Bedeutung 
und ihr psychedelischer Gebrauch erst in den letzten Jahren entdeckt, wahrscheinlich aber doch wiederentdeckt worden (vgl. 
DAVIS und WEIL 1992). Die Krote laBt sich »melken«. Dazu wird ein lebendes Tier gepackt und festgehalten, aber nicht 
erdriickt. Die beiden Driisen werden dann leicht massiert, bis ein dicker Strahl des kostbaren Sekrets herausspritzt. Diesen Spritzer 
fangt man mit einer Glasscheibe auf und lasst ihn darauf trocknen und kristallisieren. Die gelbliche, kristalline Masse kann dann 
abgeschabt und, mit ein paar Krautern, z.B. Damiana (Turnera diffusa), vermischt, geraucht werden. Die Krote entlaBt man 
unbeschadet. Sie kann den Sekretverlust schnell wettmachen. 

Das Sekret von Bufo alvarius ist, oral aufgenommen, anscheinend toxisch, beim Rauchen hingegen ungiftig (WEIL und DAVIS 
1994). Davis und Weil vermuten, daB in prakolumbianischer Zeit das getrocknete Sekret von Bufo alvarius iiber Handelswege 
nach Mexiko gelangte und dort von Priestern und Schamanen geraucht oder anders verwendet wurde (DAVIS und WEIL 1992; 
vgl. Balche', Bufotenin). 

In Arizona ist inzwischen eine Church o/the Toad of Light gegriindet worden, die das Driisensekret von Biifo alvarius als 
Sakrament benutzt (MOST 1984, OTT 1993: 396). 

Marktformen und Vorschriften 

Die Reinsubstanz ist im Chemikalienhandel erhaltlich. Sie wird zwar nicht ausdriicklich im Betaubungsmittelgesetz erwahnt, 
dennoch konnte sie als DMT-analoge Substanz bewertet werden, was zu rechtlichen Schwierigkeiten fiihren kann. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Bufotenin 

DAvIS, Wade und Andrew T. WEIL 

1992 »Identity of a New World Psychoactive Toad«, 

Ancient Mesoarnerica 3: 51-59. 
ERSPAMER, v., T. VlTALl, M. RoSEGHlNl und J.M. CEl 

1965 »5-Methoxy and 5-hydroxy-indolalkylamines in the Skin of Bufo alvariiis«, Experientia 21: 504. 
1967 »5-methoxy- and 5-hydroxyindoles in the Skin of Bufo alvarilis«, Biochemical Pharmacology 16: 

1149-1164. 
METZNER, Ralph 

1988 »Hallucinogens in Contemporary North 

American Shamanic Practice*, in: Proceedings of tile 

Forth International Conference an the Study of shama 

nisrn and Alternate Modes ofHealirig (Independent 
Scholars of Asia), S. 170-175. 

MOST, A. 1984 Bufo alvarius: the Psycliedelic fioad ofthe Sonoran Desert, Denton, TX: Venom Press. Sn-ttz-H, Robert L. 1982 Venomous Anitnals of Arizona, 
Tucson: The University of Arizona (Bulletin 8245). RATSCH, Christian 1993 »Die Kr6tenmutter«, in: ders. (Hg.), Naturverehrung und Heilkunst, S. 125-128, 
Siidergellersen: Bruno Martin. 
WEIL, Andrew 1'. und Wade DAVIS 1994 »fiuro alvarius: A Potent Hallucinogen of Animal Origin*, Journal of Ethnophartriacology 41: 1-B. 



Ephedrin 



Andere Namen 

Aphetonin, Efedrina, Ephedrine, Ephedrinum, Ephetonin; Erythro-2-methylamino-l-hydroxy-lphenylpropan, (lR,2S)-2- 
Methylamino-1-phenyll-propanol 



Summenformel: C„,H,5N0 
Stoffklasse: Ephedraalkaloide 

Ephedrin wurde erstmals im Jahre 1887 von Nagai aus Ephedra distachyca L. (vgl. Ephedra spp.)isoliert und zunachst als 
Mydriaticum (vgl. Atropin) in die Augenheilkunde eingefiihrt. Seit etwa 7925 wurde das Alkaloid zu einem wichtigen 
Asthmamittel (SCHNEIDER 1974 II: 54 ). 

Ephedrin kommt in fast alien Meertraubelarten (vgl. Ephedra gerardiana, Ephedra sinensis, Ephedra spp.) vor. Die beiden 
Malvaceen Sida acuta BuaM. und Sida rhombifolica L. (Sida spp.), die an der mexikanischen Golfkiiste als Marihuanaersatz 
geraucht werden (vgl. Cannabis indica) enthalten Ephedrin (SCHULTES und HOFMANN 1995: 56). Vermutlich ist auch in 
weiteren Sida-Arten Ephedrin anwesend. Ephedrin kommt auch in Aconitum spp., Inder Elbe (Taxus baccata L.; vgl. Hexensalbe) 
und im Kat (Catha edulis) vor (ROMPP 1995: 1191', RoTH et al. 1994: 695 ). 

Ephedrin hat einen sympathomimetischen Effekt und bewirkt eine erhohte Ausschiittung des endogenen Neurotransmitters 
Noradrenalin, der die eigentliche Stimulation auslost (KALIX 1991). Das Ephedrin-Hydrochlorid hat eine stark stimulierende, 
stimmungsaufhellende bis euphorisierendeWirkung, die bis zu 8 Stunden anhalt. Bekannt ist, »daB auch das Ephedrin (Aphetonin) 
bei therapeutischer Uberdosierung schwere Erregungszustande, verbunden mit sexueller Erregung, hervorrufen kann.« (FUHNER 
1943: 199*) - Es bewirkt bei Mannern allerdings eine temporare Impotenz. Ephedrin ist ein beliebtes, aber verbotenes 
Dopingmittel im Sport (KORNER 1994: 1483). Es wurde sogar von »Ephedrinsucht« berichtet (PROKOP 1968). 

Da Ephedrin die Schleimhaute abschwellen laBt, ist es in vielen Hustensaften enthalten (siehe Codein). Ephedrin unterdriickt die 

Wirkung von Alkohol und wird subkutan gegeben, um Hypotonic wahrend der Narkose zu verhindern (MORTON 1977: 35*). 55 

bis 75% des Ephedrins werden unverandert im Urin ausgeschieden ( ROTH et al. 1994: 8120. Die wirksame Dosis liegt bei 5 bis 

10 mg, oral eingenommen. 

Die nah verwandten Ephedraalkaloide haben ahnliche Wirkungen, sind allerdings unterschiedlich potent (RETI 1953). 

Pseudoephedrin ist wesentlich schwacher wirksam; die verwandten Ephedroxane haben eher einen dampfenden Effekt ( HIKINO 

et al. 1985). Aus Pseudoephedrin wird Methcathinon gewonnen, das in den USA in der »Szene« als Speed geraucht oder wie 

Kokain (auch als Ersatz) geschnupft wird (GLENNON et al. 1987). 

Das d-Norisoephedrin kommt auch in Catha edulis vor, ist aber nicht, wie friiher angenommen, der Hauptwirkstoff (WOLFFS 

1930). Das Cathinon, der psychoaktive Hauptwirkstoff in den Katblattern, wird allerdings zu Ephedrinen metabolisiert 

(BRENNEISEN et al. 1986, KALIX 1991). Ephedrin hat eine nor-Form (ein threo-Isomer), das Norephedrin, dem lediglich eine 

Methylgruppe an der Seitenkette fehlt. Norephedrin wird zu 90'% wieder ausgeschieden (CHO und SEGAL 1994: 58). 

Wenn dem Ephedrinmolekiil die Hydroxygruppe durch Reduktion bzw. durch 6-Hydroxylierung entzogen wird, entsteht 

Amphetamin (CHO und SEGAL 1994: 57). 

Amphetamin ist eines der wirkungsvoUsten Stimulantien, die bisher bekannt wurden. Aus dem Amphetamin sind zahlreiche 

Derivate entwickelt worden (z.B. Ritalin, Methamphetamin, MDMA; vgl. Herbal Ecstasy), die z.T. neben der stimulierenden 

Wirkung auch empathogene, sogar halluzinogene Effekte haben konnen (CHO und SEGAL 1994). Amphetamin konnte bisher in 

der Natur nicht nachgewiesen werden. 

Marktformen und Vorschriften 

Ephedrin liegt entweder als wasserfreies Ephedrin (Ephedrinum anhydricum), Ephedrinhemihydrat oder (meist) als 
Ephedrinhydrochlorid [(+)-Ephedrin-HCl] vor. Ephedrin und Ephedrinzubereitungen (Medikamente) sind verschreibungspflichtig. 
Da Ephedrin derzeit als Vorlaufersubstanz fiir die illegale MDMA-Synthese gilt, wird es nur noch selten abgegeben und steht 
unter verscharfter Kontrolle. Lediglich Kombinationspraparate (Hustenmittel), die pro Einzeldosis maximal 10 mg Ephedrin 
enthalten, sind apothekenpflichtig (ROTH etal. 1994: 8120. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Catha edulis. Ephedra gerardiana. Ephedra sinica. Ephedra spp. 

BRENNEISEN, R., S. GEISSHUSLER und X. SCHORNO 

1986 »Metabolism of Cathinone to (-)-Norephedrine 

and (-)-Norpseudoephedrine«, Journal of Pharmacy 
and Pharrriacology 38: 298-300. C Ho, Arthur K. und David S. SEGAL (Hg.) 
1994 Aniplietarrlirie and Its Arlalogs: Psychophartnaco 
logy. Toxicology, and Abuse, San Diego etc.: Academic 
Press. COSTA, E. und S. GARATTINI (Hg.) 
1970 Amphetamine and Related Compounds, New 
York: Raven Press. 

GLENNC)N, R., M. YOuSIF, N. NAIMAN und h KALIX 1987 »Methcathinone, a New and Potent Amphetamine-like Agent«, Pharmacol. Biochem. Behav. 26: 
547-551. 

HIKINU, Hiroshi, Kuniaki OGATA, Yoshimasa KASAHARA und Chohachi KONNO {9M »Phas:maoo\ogy of E\>heAvoxancf,«, journal of Ethnophartnacology 
13: 175-191. 

HOFMANN, H., K. OPITZ und H.l. SCHNELLE 1955 »Die Wirkung des nor-c-Ephedrins«, Arzneimittel-Forschung 5: 367-370. 
KAIAX, P. 1991 »The Pharmacology of Psychoactive Alkaloids from Ephedra and Catha«, Journal of Ethnophartriacology 32: 201-208. 
PANSE, F. und W. KLAGES 1964 »Klinisch-pathologische Beobachtungen bei chronischem MiBbrauch von Ephedrin*, ArchivfUr Psychiatric und Neurologic 
206: 69ff 
PROKOP, H. 1968 »Halluzinose bei Ephedrinsucht«, Der Nervenarzt 1968: 71 ff. 



RETI, L. 1953 »Ephedra Bases*, in: R.H.F. MANSKE und H.L. HOLMES (Hg.), TheAlkaloids: Chemistry and Physiology, S. 339-362, New York: Academic 

Press. 

WOLFES, O. 1930 »Uber das Vorkoraraen von d-Norisoephedrin in Catha edulis«, Archiv der Pharmazie 268: 81-83. 



Harmalin und Harmin 



Andere Namen 

Harmalin: Harmaline, Harmidin, Harmidine; 4,9-Dihydro-7-methoxy-l-methyl-3H-pyriol [ 3,4b]indole; 3,4-Dihydroharmm, 

Harmalolmethylester 

Harmin: Banisterin, Harmine, Telepathin, Yagein; 7-Methoxy-l-methyl-B-Carbolin 

Summenformeln: Harmalin: C,3H,4N,0; Harmin: C, ;H„N,0 
Stoffklasse: B-Carboline, Harmalaalkaloide (Indolalkaloide) 

Har mahn und Harmin kommen in Banisteriopsis caapi und Peganum harmala vor (BERINGER 1928 und 1929, CHEN und CH 
EN 1939). Harminist auch in vielen anderen Pflanzen verbreitet (siehe Ayahuascaanaloge). Harmalin und Harmin sind nicht nur 
Starke MAO-Hemmer (PLETS(:HER et al. 1959; vgl. (3-Carboline), sondern haben auch antibakterielle Eigenschaften (AHMAD 
et al. 1992). Harmin wurde schon friih zur Behandlung der Parkinsonkrankheit verwendet (HALPERN 1930a): 

» Bei Parkinsonismus-Patienten mindert Harmin die iibergroBe Erregbarkeit des parasympathischen Systems, erhoht die geringe 
Erregbarkeit des sympathischen Systems, fordert auch die Erregbarkeit des vestibularen Apparates und versetzt die Kranken in 
einen Zustand der Euphoric, der ihnen hilft, ihr Leiden besser zu ertragen.« (ROTH et al. 1994: 548 ) 
Harmalin und Harmin wurden in den sechziger Jahren vom chilenischen Psychiater Claudio Naranjo (1969) als 
»phantasieverstarkende Droge« in die Psychotherapie eingefiihrt (vgl. Ibogain). Es ist fraglich, inwieweit die Substanzen 
psychoaktiv sind. Zur angeblich »psychedelischen« Wirkung des Harmins »uberprufte Maurer (zusammen mit Lamparter und 
Dittrich) in 1 1 Selbstversuchen mit einer Dosierung zwischen 25 und 750 mg sublingual die Hypothese, daB Harmin ein 
Halluzinogen sei. Entgegen den Erwartungen erwies sich jedoch Harmin nicht als eine Substanz, die starkere Ahnlichkeiten mit 
klassischen Halluzinogenen wie Meskalin oder Psilocybin aufweist. Vielmehr bewirkte Harmin einen Zustand, den Maurer vor 
allem als einen Riickzug von der Umgebung und als eine wohlige Entspanntheit bei leicht verminderter Konzentrationsfahigkeit 
charakterisierte. Kurzzeitige, elementare, optisch-halluzinatorische Phanomene fanden sich nur in dem MaBe, in dem sie auch 
sonst bei reduziertem Umweltkontakt auftreten. Bei Dosierungen iiber 300 mg verstarkten sich unangenehme, vegetative und 
neurologische Symptome wie Schwindel, Ubelkeit und Ataxic, so daB sich eine Dosissteigerung iiber 750 mg verbat.« (LEUNER 
und SCHLICHTING 1986: 170*) 

Von den meisten Experimentatoren werden die von Naranjo (1979*) veroffentlichten Berichte aus seiner psychotherpeutischen 
Praxis angezweifelt. Moglicherweise hat er seinen Patienten gar keine Reinsubstanzen verabreicht, sondern Ayahuasca gegeben. 
Harmalin und Harmin werden heute vor allem bei der Herstellung von Pharmahuasca (Ayahuascaanaloge) verwendet. 

Marktformen und Vorschriften 

Beide Substanzen werden im Chemikalienhandel angeboten. Sie sind frei verkauflich und unterliegen keinen gesetzlichen 
Vorschriften (OTT 1993: 438*). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Banisteriopsis caapi, Peganum harmala, Ayahuasca, Ayahuascaanaloge, B-Carbolin, Indolalkaloide 

AHMAD, A(leel, Kursheed All KHAN, Sablha SULTANA, Bina S. SlDDlQul, Sabira BEGUM, Shaheen FAILl und Sahmuzzaman Sll,l,lQui 1992 »Study of in 
vitro Antimicrobial Activity of Harmine, Harmaline and Their Derivatives*, Journal „f Etlirioplicirnicicology 35: 289-294. BERINCER, Kurt 1928 »Uber ein 
neues, auf das extra-pyramidal-motorische System wirkendes Alkaloid (Banisterin)*, Der Nervenarzt 1 : 265-275. 1929 »Zur Banisterin- und Harminfrage*, her 
Nervciicii-zt 2: 548-549. BERINCER, Kurt und K. WILMANNS 1929 »Zur Harmin-Banisterici-Erage*, Deutsche Medizinische Wochenschrift 55: 2081-2086. 
CHEN, A.L. und K.K. CHEN 1939 »Harmin: The Alkaloid ofCaapi«, Qicarterly Journal of -Pliarrricicy sind Pliclriiicrcolo'gly 12: 30-38. HAl.hERN, L. 1930a 
»Der Wirkungsmechanismus des Harlnins und die Pathophysiologie der Parkinsonschen Krankheit*, Deutsche Medizinische Woclietisclirift 56: 651-655. 1930b 
»Uber die Harlninwirkung iln Selbstversuch*, Deutsclie Medizinische Wochenschrift 56: 1252-1254. MANSKE, R.H.E. et al. 1927 »Harmine and Harmaline: Part 
IX: A Synthesis o/Harlnaline*, Journal oftlie Clieinical Society (Organic) 1927: 1-15. PENNEs, H.H. und P.H. HOCH 1957 »Psychotomiiiletics, Clinical and 
Theoretical Considerations: Harmine, WlN-2299 and Nallille*, American Journal ofPsycliiatry 113: 887-892. PLETSCHER, A. et al. 1959 »Uber die 
pharmakologische Beeinflussung des Zentralnervensystems durch kurzwirkende Monoaminooxydasehemlner aus der Gruppe der Harmala-Alkaloide*, Hell,eticci 
~hysiolo~E=icca et Pharrnacologica Acta 17: lOl-llA. SPATH, E. und E. LEDERER 1930 »Synthese der Harmala-Alkaloide: Harmalin, Harmin und Harman*, 
Be ric lite der Deutschen Clieliiisclicn Gesellscliaft63: 120-125. 



Ibogain 



Andere Namen 

Ibogaine, Ibogame, Ibogaina; 1 2-Methoxy-Ibogamin; 12-Methoxy-ibogamine; Endabuse, NIH 10567 

Summenformel: C„,H„N,0 

Stoffklasse: Indolalkaloide, Indolalkylamine, Ibogantyp 

Ibogain ist chemisch nah mit den B-Carbolinen, besonders mit Harmalin/Harmin verwandt und gehort zu den zyklischen 
Tryptaminderivaten. 

Ibogain wurde erstmals 7907 in Frankreich aus der Wurzelrinde von Tabernanthe iboga isoliert (DYBOWSKI und LANDGREN 
7907 1901). Ibogain und analoge Alkaloide (Ibogaintyp) kommen auch in Partdaca retttsa (LAM.) McF. (Syn. Tabernaenton 
tana rettcsa (LAM.) PICHON; vgl. Tabemaemontana spp.], einem in Madagaskar heimischen Hundsgiftgewachs, vor (LE MEN- 
OLIVIER et al. 1974). In vielen Gattungen der Apocynaceae kommen ibogainartige Indolalkaloide (Ibogamin, Tabernanthin, 
Voacangin, Ibogalin) vor: Tabemaemontana, Voacanga spp., Stemtnadenia, Ervatanna, Gabitnea (PRINS 1988: 5). 
Zwischen 7940 und 7950 wurde Ibogain vor allem in Frankreich erforscht. Da es stark anregende Eigenschaften aufwies, wurde es 
zunachst pharmakologisch auf neuropharmakologische Wirkungen untersucht. Erst spater wurde die halluzinogene Wirkung 
genauer studiert (SANCHEz-RAMOS und MASH 7996; 357). 

Ibogain wurde in den sechziger Jahren vom chilenischen Psychiater Claudio Naranjo als »phantasieverstarkende Droge« in die 
Psychotherapie eingefiihrt (NARANJO 1969). Wahrend einer psychotherapeutischen Sitzung mit der »Bauchdroge« Ibogain gab 
der Proband folgende schamanische Erfahrung zu ProtokoU: 

»Ich bin ein Panther! Ein schwarzer Panther! Ich verteidige mich, ich richte mich auf. Ich schnaufe machtig, mit dem Atem eines 
Panthers, Raubtieratem! Ich bewege mich wie ein Panther, meine Augen sind die eines Panthers, ich sehe die Haare meines 
Schnurrbarts. Ich briille, und ich beiBe. Ich reagiere wie ein Panther: Angriff ist die beste Verteidigung. 

Jetzt hore ich Trommeln. Ich tanze. Meine Gelenke sind Verzahnungen, Scharniere, Naben. Ich kann ein Knie sein, ein Bolzen, 
kann irgend etwas, ja fast alles. Und kann mich wieder verlieren in diesem Chaos des Nichtseins und der Wahrnehmung vager, 
abstrakter Ideen sich wandelnder Form, wo es eine Eingebung der Wahrheit aller Dinge und eine Ordnung gibt, die zu entdecken 
man sich erst anschickt.« (NARANJO 7979; 188*) 

In Europa hat vor allem der Schweizer Psychiater Peter Baumann Ibogain in der Psychotherapie eingesetzt: 

»Baumann berichtet von Versuchen mit vollsynthetischem Ibogain, das er nur bei einigen Patienten anwandte, zu denen eine lange 
und gute therapeutische Beziehung bestand. Die Dosis betrug meistens 5 mg/kg Korpergewicht. In diesem Dosisbereich dauerte 
die Wirkung etwa 5 bis 8 Stunden und klang nur sehr langsam ab. Der Referent machte bei seinen Versuchen mit Ibogain die 
Erfahrung, daB nicht der Stoff als solcher spezifisch wirkt, sondern daB er einen unspezifischen psychischen und korperlichen 
Reiz auslost, der dann in der Sprache beantwortet wird, die dieser Patient mit diesem Therapeuten zu sprechen gewohnt ist.« 
(LEUNER und SCHLICHTINV 1986: 162'x) 

Die zunachst vielversprechende Forschung muBte leider wegen eines Unfalls abgebrochen werden. Die Ergebnisse von Baumann 
sind von Marina Prins (1988) mit denen von Naranjo verglichen worden. 

Heutzutage steht Ibogain im Rampenlicht neuropharmakologischer Forschung, well sich gezeigt hat, daB sich mit dem Alkaloid 
das Suchtverhalten von Drogenabhangigen (Heroin, Kokain) eindammen und heilen lasst (SANCHEZ-RAMOS und MASH 1996; 
[vgl. Maps 6(2): 4-6, 1996] ). Ibogain dampft u.a. die motorische Aktivitat, die wahrend des Opiatentzugs auftritt. Es wird 
behauptet, daB Ibogain, »einmalig in hoher Dosis von Opiatabhangigen eingenommen, Entzugserscheinungen drastisch reduziert 
und gleichzeitig einen Trip bewirkt, der den Betroffenen so tiefe Einsichten in die personlichen Ursachen der Sucht offenbart, daB 
ein GroBteil der derart Therapierten iiber Monate hinweg ohne Riickfall leben kann. Es wird allerdings eingeraumt, daB noch 
mehrere zusatzliche Sitzungen erforderlich werden konnen, bevor eine anhaltende Stabilisierung eintritt« (NAEHER 1996: 12). 
Im Tierexperiment an Affen wurde bewiesen, daB Ibogain Opiatsucht bzw. die Entzugssymptome mindert. Der 
neuropharmakologische Mechanismus ist noch nicht aufgeklart. Daran forschen Deborah Mash und ihr Team in Miami (MASH 
7995, MASH et al. 1995). Es wurde festgestellt, daB Ibogain mit vielen verschiedenen Rezeptoren interagiert, woraus man 
schlieBt, daB gerade darin die Wirksamkeit bei der Suchttherapie begriindet liegt (SWEETNAM et al. 1995). 
Die Suchttherapie mit Ibogain ist als klinische Lotsof Procedure 1 1 1 1 in den USA patentiert worden (LOTSOF 1995). Es bleibt 
noch offen, ob sie tatsachlich als medizinische Methode zugelassen wird (ToUCHETTE 1995). Uber diesen Aspekt wurde in 
Slowenien ein Roman (mit existierenden Personen, z.B. Howard Lotsof) publiziert (KNUT 1994). 

Ibogain genieBt die Reputation, ein ausgesprochen starkes und stimulierendes Aphrodisiakum zu sein (NARANJO 1969*). 195 
Dieser Aspekt ist in der Forschung bisher ganz vernachlassigt worden. 

Ebenfalls von pharmakologisch-therapeutischem Interesse ist das Noribogain, das chemisch und pharmakologisch sehr ahnlich ist 
wie Prozac (Fluctin). Prozac ist in den USA eines der bei Depressionen meistverschriebenen Psychopharmaka und wird in der 
popularen Presse als »Glucksdroge« gefeiert (KRAMER 1995, RUFER 1995*). 

Dosierung und Anwendung 

Bis zu 8 mg Ibogain pro Tablette werden als Stimulans (2 bis 4 Pillen pro Tag) bei Erschopfungszustanden, Schwache usw. 
gegeben. Dabei treten folgende Nebenwirkungen auf: Ubelkeit, Erbrechen, Ataxic. Fiir psychotherapeutische Zwecke 
(BAUMANN) wurden Dosierungen von 3 bis 6 mg/kg Korpergewicht des Ibogainhydrochlorids verwendet. Fiir psychoaktive 
Zwecke werden Dosierungen um 200 mg angegeben (PRINS 1988:47). 



Marktformen und Vorschriften 

Ibogain war als Medikament unter dem Namen BogadinT im Handel (SCHNEIDER und McARTHUR 1956). In den USA ist 
Ibogain seit 1970 verboten (Schedule I drug). Dort ist Ibogainhydrochlorid unter dem Namen EndabuseT als Betaubungsmittel 
mit Sonderzulassung anwendbar. In Deutschland ist Ibogain kein Betaubungsmittel im Sinne des Betaubungsmittelgesetzes und 
daher legal (KORNER 1994: 1573'). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Tabernaemontana spp., Tabernanthe iboga, Voacanga spp., Indolalkaloide 

BAUMANN, Peter 1986 »,flalluzinogen"-unterstutzte Psychotherapie heute«, Schweizerische Arztezeitung 67(47): 2202-2205. DYBOWSKI, 1. und E. 

LANDRIN 1901 »Sur I'iboga, sur ses proprietes excitantes, sa composition at sur I'alcaloide nouveau qu'il renferme«, Comptes Renthies 133: 748. FROMBERG, 

Eric 1996 »lbogaine«, Pan 3: 2-B. (Enthalt eine sehr gute Bibliographic. )KRAMER, Peter D. 1995 GlUck auf Rezept: Der wilieiinliche Erfolg der Gluckspille 

Fluctin, Munchen: Kosel. KNUT, Araon jr. 1994 Iboga, Maribor: Skupina Zrcalo. (Vgl. Curare 18(1): 245-246, 1995.) LE MEN-OIAVIER, L., B. RICHARDS 

und lean LE MEN 1974 »Alcaloides des graines du Paudaca retiisik, Phytochetnistry 13: 280-281. 

LOTSOF, Ho~vard S. 1995 »lbogaine in the Treatment of Cheinical Dependence Disorders: Clinical Perspectives*, Maps 5(3): 16-2 7. 

MASH, Deborah C. 1995 »Developmeiit of Ibogaine as an Anti-addictive Drug: A Progress Report from the University of Miami School of Medicine«, Maps 

6(1): 29-30. 

MASH, Deborah C, July K. STALEY, M.H. BAUMANN, R.B. ROTHMAN und W.L. HEARN 1995 »ldeiitification of a Primary Metabolite of Ibogaine That 

Targets Serotonin Transporters and Elevates Serotonin«, Life Sciences 57(3): 45-50. 

NAEHER, Karl (Interview) 1996 »lbogain: Eine Droge gegen Drogenabhangigkeit?«, HanfNatt 3(21): 12-15. 

PRINS, Marina 1988 Um Iboga zii Il~ogain: U her eine „ielseitigc Droge ll'estaf i-ikas wid ihre Aiiiveiiiiiiiig in der I'sycliotlieriipic, Zlirich: Unveroffentlichte 

Lizentiatsarbeit. (Sehr reiche Bibliographie.) 

SANCHEz-RAMOS, Juan R. und Deborah MASH 1996 »Pharmacotherapy of Drug-dependence with lbogain«, Jaltrbiich fUr Triiiiskiiltiirelle Medizin sind 

Psj„cliodieriipie 6(1995): 353-367. 

SCHNEIDER, J. und M. MCARTHUR 1956 »Potentiation Action of Ibogain (Bogadin '") an Morphin Analgesia*, Expci-ietitici 8: 323-324. 

SWEETNANl, P.M., J. LANCASTER, Adele SNOWMAN, J.I.. COLIANS, S. PERSCHKE, C. BAUER und J. FERKANY 1995 »Receptor Binding Profile 

Suggests Multiple Mechanisms of Action are Responsible for Ibogaine's PutativeAnti- Addiction Activity*, Psycliophariiiacology 118: 369-376. 

ToUCHETTE, Nancy 1995 »Anti-Addiction Drug Ibogain an Trial*, Nature Medicitie 1(4): 288-289. 



Ibotensaure 



Andere Namen 

a-Amino-2,3-dihydro-3-oxo-5-isoxazole-acetic Acid, a-Amino (3-hydroxy-5-isoxazolyl)acetic Acid, Ibotenic acid, »Pilzatropin«, 
Pramuscimol 

Summenformel: C5H104N, 
Stoffklasse: Aminosauren 

Die Ibotensaure wurde erstmals 1964 aus dem japanischen Pilz Amanita strobilifortnis (PAUL) QUEL., der ibo-tengu-take, » 

warziger Tengupilz«, heiBt, isoliert und nach diesem Namen Ibotensaure genannt (OTT 1993: 341', TAKEMOTo et al. 1964). 

Ibotensaure kommt auch in Amanita muscaria und Amanita pantherina vor (EUGSTER et al. 1965). Moglicherweise ist sie auch 

in Arten der Gattung Boletus (Steinpilze) enthalten. 

Ibotensaure ist strukturell mit dem Neurotransmitter Glutamat verwandt und verhalt sich im Nervensystem moglicherweise 

ahnlich. 50 bis 100 mg sind eine psychoaktive Dosis. Bei Lagerung wandelt sich die Ibotensaure in Muscimol um (GooD et al. 

1965). 

Marktformen und Vorschriften 

Ibotensaure wird im Chemikalienhandel vertrieben und ist eine legale Substanz (OTT 1993: 440') . 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Amanita muscaria, Amanita paritherina. Muscimol 

EUGSTER, C.H., G.F.R. MULLER und R. Goon 

1965 »Wirkstoffe aus Amanita muscaria: Ibotensaure 

und Muscazon*, Tetraliedrorl Letters 23: 1813-1815. 
GAGNEUX, A.R. et al. 

1965 »Synthesis of Ibotenic Acid*, Tetrahedron Letters 

1965: 2081-2084. 
Goot), R. et al. 

1965 »lsolierung und Charakterisierung von 

Pramliscinlol und Muscazon aus Amanita rriiiscciria 

(1,. ex FR.) HOOKER*, Helvetica Chirrlica Acta 48(4): 

927-930. 
ROMAGNESl, M. H. 

1964 »Champignons toxiques au Japon*, Bulletin de 

la Soc ic*t~ Mycolo -giqiie de France 80(1): IV-V. 
TAKEMOT'o, T., T. NAKAJIMA und R. SAKUMA 



1964 »Structure of Ibotenic Acid«, Yakugaku Zasshi 
84:1233. 



Indolalkaloide 



Andere Namen 

Indole, Indole Alkaloids, Indoles, Indolaminealkaloids 

Indolalkaloide leiten sich vom Indol-Ringsystem ab und kommen fast ausschlieBlich in den Familien Apocynaceae (Alchornea 
spp., Alstonia scholaris, Aspidosperma quebracho-blaneo, Catharanthus roseus, Rauvolfia spp., Tabernaemontana spp., 
Tabemanthe iboga, Vinca spp., Voacanga spp.), Loganiaceae (Gelsemium sempervirens, Strychnos nux-vomica, Strychnos spp.) 
und Rubiaceae (Corynanthe spp., Mitragyna speciosa, Pausinystalia yohimba) vor. Ebenfalls kommen Indolalkaloide in 
Schlauchpilzen (Balansia cyperii, Claviceps paspali, Claviceps purpurea, Claviceps spp.), anderen Pilzen (TYLER 1961) und 
einigen Winden (Ipomoea violacea, Turbina corymbosa) vor (HOFMANN 1966; vgl. Mutterkornalkaloide). 
Zur groBen Gruppe der Indolalkaloide (TROJANEK und BLAHA 1966) gehoren die 6-Carboline mit Harmalin und Harmin, die 
Tryptaminderivate Bufotenin, NN-DMT, 5-MeO-DMT, Psilocybin und Psilocin, die Mutterkornalkaloide sowie Alkaloide von 
Ibogantyp (Ibogain, Voacangin), Yohimbantyp (Yohimbin) und Strychnantyp (Strychnin). Indole kommen auch in der Gattung 
Uncaria, von der einige Arten als Ayahuascaadditive dienen, vor (PHILLIPSON und HEMINGWAY 1973). 

Viele Indolalkaloide sind psychoaktiv oder kommen in Pflanzen vor, die traditionell fiir psychoaktive Zwecke genutzt werden 
(LINDGREN 1995, RIVIER und FILET 1971, SCHULTES 1976). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter B-Carboline, Mutterkornalkaloide, Yohimbin 

GERSHON, S. und W.l. LANG 1962 »A Psychopharmacological Study of Some Indole Alkaloids*, Archives Internationales de Pharrnacodynamie et de 

Therapie 135(1-2): 31-56. HOFMANN, Albert 1966 »Alcaloides indoliques isoles de plantes hallucinogenes et narcotiques du Mexique*, in: (:entre National de la 

Recherche Scientifique, Paris (Hg.), CoUoques internationaux du Centre National de la Recherche Scientifique: Phytochiniie et Plantes Medicinales des Terres 

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348, Portland, Oregon: Dioscorides Press. PHILLIPSON, John David und Sarah Rose HEMINGWAY 1973 »llidole and Oxindol Alkaloids from Uncaricl 

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TROJANEK, J. und K. BLAHA 1966 »A Proposal for the Nomenclature of Indole Alkaloids*, Lloydia 29(3): 149-155. TYLER, Varro E. 1961 »lndole 

Derivatives in Certain North American Mushrooms*, Lloydia 24: 71-74. 



Koffein 



Andere Namen 

Cafeina, Cafeina, Caffeina, Caffeine, Coffein, Coffeinum, Guaranin, Methyltheobromin, Thein; 1,3,7-Trimethyl-2,6(1II,3II)- 
purindion, 1,3,7-Trimethylxanthin 

Summenformel: C8HION402 
Stoffklasse: Purine 

Koffein ist erstmals aus der Kaffeebohne (Cojfea arabica) isoliert und nach dem Gattungsnamen benannt worden. Der 
stimulierende Wirkstoff kommt aber in vielen Pflanzen vor (siehe Tabelle). Koffein wirkt erregend auf das Zentralnervensystem, 
da es das Enzym Phosphodiesterase hemmt, welches die Umwandlung korpereigener Stoffe (CAMP in AMP) verzogert. Mit der 
Stimulation gehen meist erhohte Herztatigkeit, verstarkter Harndrang, Hitzegefiihle und Anstieg der Korpertemperatur einher. 
Durch die GefaBerweiterung im Gehirn wird die Miidigkeit verscheucht und die Wahrnehmung gescharft. Als normale, wirksame 
Dosis werden 100 mg (entspricht etwa einer stark gebriihten Tasse Kaffee) genannt. Ab 300 mg kann es zu unerwiinschten 
Nebenwirkungen kommen, es sei denn, man ist an hohe Konsumeinheiten gewohnt. Aus den USA werden immer wieder Falle 
von »Koffeinsucht« berichtet (WEIL 1974). Uberdosierungen sind eher unangenehm (vgl. Ilex guayusa): 
»Bei akuter Vergiftung verursacht Coffein rauschartige Erregungszustande mit Ohrensausen, Kopfschmerzen, Schwindel, 
Herzklopfen, Muskelsteifheit, Schlaflosigkeit, Unruhe, Gedankenverwirrung, Delirien, Krampfen, Brechneigung, Durchfallen, 
starkem Harndrang. « (ROTH et al. 1994: 786* ) 

Gelegentlich wurde angenommen, daB auch Catha edulis Koffein enthalt; diese MutmaBung konnte allerdings niemals bestatigt 
werden und kann eigentlich heute ausgeschlossen werden. 



In der Medizin wird Koffein bei Herzschwache, Neuralgien, Kopfschmerzen, Asthma, Heuschnupfen, auch in homoopathischen 
Zubereitungen, gegeben. Es gilt als Antidot bei Vergiftungen oder Uberdosierungen mit Alkohol, Nikotin, Morphin und THC. 

Marktformen und Vorschriften 

Koffein liegt als Reinsubstanz oder als Coffein-Monohydrat vor. Es ist eine legale Substanz. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Camellia sinensis, Coffea arabica, Paullinia cupana. Energy Drinks 

BLANCHARD, 1. und S J.A. SAWERS 

1983 »The Absolute Bioavailability of Caffeine in 
Man«, European Journal of Clinical Pharmacology 24: 
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BOHINC, P. J. KORBAR-SMID und A. MARINSEK 

1977 »Xanthine Alkaloids in Ilex ambigua Leaves*, 
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1984 Caffeine, Berlin: Springer. 
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in: G. VOLGER (Hg.), Rausch isnd Realitat, Bd. 2: 

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usw.: Burke Publishing (The Encyclopedia of Psycho 

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1984 The Caffeine Book: A User's and Abuser's Ginde, 

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The American Council an Science and Health. 
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1996 Pills, Poppers vy Caffeine, London etc.: Hodder 
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1984 Tlie, Metllylxtltitliirle, Bevertiges nttd Foods: 

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York: Alan R. LISS. 
WEIL, Andrew 
7974 »Caffeine«, Jotirtlal ofPsycliedelic Drug=s 6('Jj;361-if,4 

Koffeinhaltige Pflanzen 

(Nach BOHINC etal. 1977, FREISE 1935, GILBERT 1988, HARTWICH 1911*, MATA und MCLAUGHLIN 

1982*, SCHULTES 

19776: 123*, SPILLER 1984; erganzt) 

Familie/Name Verbreitung Durchschnittlicher 

Gehalt an Koffein 
Aquifoliaceae 

Ilex atnbigtia (MICHx.) TORREY Nordamerika Spuren 

Ilex cassine Siidosten Nordamerikas 0-0,05% 

Ilex guayusa Ecuador 4-7,6% 

Ilex paraguariensis Paraguay, Chaco 0,4-1,6% 

Ilex vomitoria Siidosten Nordamerikas 0,09% 

Hex spp. Siidamerika, Asien Spuren 

Cactaceae 

Cereus jantacaru DC. Brasilien 

Harrisia adscendens (GURKE) BR. et R. Bahia, Brasilien 



Leocereus bahiensis BR. et R. Bahia, Brasilien 

Piloceretisgounellei (WEB.) BYL. et RowL.Pernambuco, Brasilien 
Combretaceae 

Combretum spp.49' Brasilien 

Nyctaginaceae 

Neea theifera 

[zweifelhaft; vgl. HARTWICH 1911: 264, 266*1 
Rubiaceae 

Cojfea arabica Arabien, Afrika 1,16% 

Cojfea liberica BULL ex HIERN Liberia 

Cojfea canephora PIERRE ex FROEHN. Arabien 2,15% 
[syn. Cojfea robusta LINDL.] 

Cojfea spp. Arabien, Afrika 

Sapindaceae 

PaulUnia cupana Amazonien 6% 

Paullinia yoco Amazonien 2,73% 

PaulUnia spp. Amazonien 
Sterculiaceae 

Brachychiton diversifolius R. BR.49g Australien 

Cola acuminata Westafrika bis 2,2% 

Cola nitida Westafrika bis 3,6 

Cola spp. Westafrika Spuren 

Firmiana simplex (L.) W.E WIGHT Ostasien 

[syn. Sterculia platanifolia L.l 

Theobroma cacao Mittel-, Siidamerika 0,05% 

Theobroma spp. Siidamerika (Amazonien) 
Theaceae 

Camellia sinensis Asien; heute weltweit 1-4,5% 

Turneraceae 

Turnera diffusa Mexiko ? 

Turnera uimifoliaMexiko, Siidamerika 



Kokain 



Andere Namen 

Cocain, d-Cocain, Cocain, Cocaina, Cocaine, Erythroxylin, Methylbenzylekgonin; 0-Benzoyl[(-)-ekgonin]-methylester, (+)- 
Methyl-[3B-benzoyloxy-2a(laII,5aII)-tropancarboxylat], 3B-Benzoyloxy-2B-tropancarbonsaure-methylester, 3-Benzoyloxy-8- 
methyl-8-azabicyclo [3.2.1 ] octan-2-carbonsauremethylester, Benzoylecgoninmethylester 

StraBennamen 

Autobahn, Blow, C, Candy, Coca, Coca pura (Spanisch »reine Koka«), Coco, Coke, Cousin Charlie, Do-Nuts, Doppelter 
Espresso, Flake, Koks, La Blanca, La Rubiecita, Lady Snow, Line, Linie, Mama Coca, Nasenpuder, Peach, Perica, Puro (Spanisch 
»Reines«), Schnee, Schneewittchen, Schniefe, Schnupfschnee, Sniff, Snow, Snowwhite, StraBe, StraBchen, Ziggy's Stardust 

Summenformel: C»II,,NO~ 
Stoffklasse: Cocaalkaloide 

Das Kokainmolekiil ist strukturell mit Tropin und anderen Tropanalkaloiden verwandt (ROTH und FENNER 1988: 311*). Kokain 
ist heute der weltweit am meisten konsumierte psychoaktive Pflanzenwirkstoff. Reines Kokain (als Base) ist nicht wasserloslich, 
aber loslich in Alkohol, Chloroform, Terpentinol, Olivenol oder Aceton. Kokainsalze sind wasserloslich. 

Geschichtliches 

Der deutsche Chemiker Albert Niemann hat erstmals 1860 das Kokain aus den Blattern des peruanischen Kokastrauchs 
(Erythroxylum coca) woliert. Eventuell hat vor ihm schon der deutsche Apotheker Friedrich Gaedeke (1855) das Alkaloid 
dargestellt. Bereits um 1870 wurde Kokain als GenuBmittel gebraucht, da man zu dieser Zeit die Substanz zur Entwohnung von 
Alkoholikern und Morphinisten sowie gegen Melancholic verwendete. Ein Freund Sigmund Freuds, der Ophthalmologe Karl 
KoUer, fiihrte das Kokain 1884 als Lokalanasthetikum in die Augenchirurgie ein. Ein beriihmter Kokser war Hermann Goring; 
auch Adolf Hitler, der ja auch anderen Stimulantien zugesprochen hat (vgl. Strychnin), soil Kokain konsumiert haben (PHILLIPS 
und WYNNE 1980: 112). 



Spater wurden die aus dem Kokain abgeleiteten Eucain, Procain [= Novocain®],'Ietracam [= Pantocain®] (1930), Lidocain [= 

Xylocain®] (1944), Mepivacain [= Scandicain®] (1957), Prilocain [= Xylonest®] (1960), Bupivacain (1963), Etidocain [= 

Duranest®] (1972) als Lokalanasthetikum verwendet (BUSCH und RUMMEL 1990, SCHNEIDER 1993: 19* ). Ebenso gait 

Holocain als Ersatzmitte: 

»Das von Chemikern und Pharmakologen angestrebte Ziel, unter Beibehaltung der erwiinschten und Beseitigung der 

unerwiinschten Wirkungen den wirksamen Kern des Cocain-Molekiils herauszuschalen, ist mit der Synthese von Procain (1905) 

in mustergiiltiger Weise erreicht worden.« (BUSCH und RUMMEL 1990: 490) 

1923 wurde durch Willstadter und seine Mitarbeiter die Totalsynthese von Kokain erarbeitet. Die Ausgangsstoffe sind 

Succindialdehyd, Methylamin und Mono-methyl-(3-keto-glutarat. Die Synthese hat allerdings nie pharmazeutische Bedeutung 

erlangt. Praktisch samtliches Kokain, das in der pharmazeutischen Industrie benutzt wird, stammt aus der Kokapflanze. Im Jahr 

1976 wurden 410 kg Kokain legal extrahiert (TASCHNER und RICHTBERG 1982: 64). 

Gewinnung und Gebrauch 

Bei einer Analyse von 13 siidamerikanischen Erythroxylum-Arten ist nur in Erythroxylum coca und Erythroxylum 

novogranatense Kokain nachgewiesen worden (HOLMSTEDT et al. 1977). Kokain wurde auch in agyptischen Mumien 

aufgefunden (BALABANOVA et al. 1992*). 

Cocales sind die Cocaplantagen, die fiir den Kokaingewinn angelegt wurden. Zur Kokaingewinnung wird das bolivianische 

Huanacoblatt (Erythroxyliirri coca var. coca) bevorzugt, da es am ergiebigsten ist. Bei guten Chemikalien und Chemikern kann 

man aus 100 kg Cocablattern ein Kilo reines Kokain gewinnen. Anfang der achtziger Jahre wurden ca. 100 Tonnen reines Kokain 

aus Kolumbien exportiert. 

Die gesamte Kokainherstellung, die Handelswege, die Syndikate, alles, selbst die politischen Verquickungen mit den Syndikaten 

bis hin zum Koksen der Politiker im WeiBen Haus, ist in zahllosen Reportagen in Funk, Fernsehen, Zeitschriften und fundierten 

Biichern dokumentiert (MoRALES 1989). Alles in allem kann man sich des Eindrucks kaum erwehren, daB die Kokainstory eine 

der bestbekannten Geschichten der heutigen Zeit ist, offiziell aber ignoriert wird. Es wird immer noch so getan, als ob es eine 

Mafia gebe, die mit dem weiBen Pulver die Welt verderben und beherrschen will. Dabei sind es vor allem die Banken, die an dem 

Milliardengeschaft verdienen und mit ihnen zahllose Politiker, Polizisten usw. (SAULOY und LE BONNIEC 1994). 

Das Schnupfen von auskristallisiertem Kokain scheint zu Beginn des Jahrhunderts in Nordamerika entdeckt worden zu sein und 

sich von dort ausgebreitet zu haben. Kurz nach 1900 wurde reines Kokain in Indien, Ceylon und Java mit Betel und Kalk 

eingenommen. Schon in den vierziger Jahren wurde Kokain als Dopingmittel im Sport verwendet (FUHNER 1943: 195*). Daran 

hat sich bis heute nichts geandert. Kokaindealer finden vor allem bei FuBballern der Bundesliga und amerikanischen Sporthelden 

guten Absatz. 

»Basuko« ist getrocknete Cocainbase (Zwischenstufe auf dem Weg zur Herstellung des Reinalkaloids). Sucito, Basuko-Joints, 

werden seit ca. 1930 in Kolumbien geraucht (SIEGEL 1982b: 274). Kokain liegt gewohnlich als Hydrochlorid, manchmal aber 

auch als Oxalat oder Hypochlorid vor. Das StraBenkoks ist fast ausschlieBlich Kokain-HCL. Das meiste in Europa auf den StraBen 

angebotene Kokain ist nur zu ca. 30% rein. Es ist meist sehr stark verschnitten. Als Streckmittel dienen: 

- inaktiver Verschnitt: Milchzucker (Lactose), Traubenzucker, Backpulver, Talk (Talcum), Borax, Starkemehl, Innositol, Mannitol 

- aktiver Verschnitt: Speed (Amphetamin, Fenetyllin, Ritalin) und »Freeze« (Novokain, Benzokain), PCP (Angel's Dust), 
Methedrin, Pemolin, Yohimbin, Lidocain, Procain, Tetracain, Coffein, Chinin, Heroin (TASCHNER und RICHTBERG 1982: 65, 
VOIGT 1982: 84). 

Dosierung 

Eine Linie enthalt je nach Geschmack des Konsumenten 20 bis 100 mg Kokain. Viele Kokainisten verbrauchen 2 bis 3 g pro Tag 
oder Nacht. »Die erste Linie am Tag ist die beste«, heiBt es. 

Rituelle Verwendung 

Kokain wurde »Champagnerdroge«, »Schickeriadroge«, »Droge der Reichen« usw. genannt und ist eindeutig mit sozial 
hochstehenden Schichten assoziiert, also ist der Konsum auch ein stark sozial gepragtes Phanomen. Kokain wird selten alleine 
konsumiert. Wenn es in Gesellschaft genommen wird, geschieht dies nach einem ziemlich genau festgelegten Ritual. Der Spender 
der teuren Substanz legt mehrere Linien aus (am besten auf einem Spiegel). Dann wird ein moglichst hochwertiger Geldschein zu 
einer Rohre gerollt. Das eine Ende wird in ein Nasenloch gefiihrt und mit der einen Hand gehalten. Mit der anderen Hand 
verschlieBt man das andere Nasenloch. Dann saugt man die Halfte einer Linie oder eine kleine Linie in das Nasenloch ein. Nun 
wechselt man das Nasenloch und zieht den verbliebenen Rest hoch. Dann wird der Spiegel an die nachste Person weitergereicht. 
Solche Kokainkreise werden dann immer wiederholt. Bei einer Koksparty erwartet man, daB mehrere Teilnehmer ihre Vorrate 
»auf den Markt werfen«. 

Artefakte 

Die kulturelle Bedeutung von Kokain in der modernen Welt ist nicht zu iibersehen. Kiinstler, Musiker, Literaten lassen sich davon 
stimulieren, hochdotierte Computerfachleute, Software-Entwickler und Programmierer konnen ohne ihr »Koks« dem 
Leistungsdruck kaum standhalten; Borsenmakler, Finanzjongleure und Wahlkampfer koksen bis zum Umfallen. Selbst FuBballer, 
die mit einem T-Shirt mit dem lacherlichen Aufdruck »Keine Macht den Drogen« in das Stadion traben, sind bis unter die 
Hutschnur voU mit Kokain. Der pro Kopf hochste Kokainverbrauch liegt nach verschiedenen Einschatzungen konzentriert in 
Silicon Valley und an der Wallstreet. 



Die erste literarische Verarbeitung von Kokain findet sich im Sherlock-Holmes-Roman A Scandal in Bohemia von Sir Arthur 

Conan Doyle, der nur zwei Jahre nach KoUers Entdeckung erschienen ist (PHILLIPS und WYNNE 1980: 45). Darin werden die 

unglaublichen Leistungen des Ausnahmedetektivs unter anderem auf seinen regelmaBigen Kokainkonsum zuriickgefiihrt. Im 

folgenden Roman The Sign of the Four injiziert sich Sherlock Holmes das reine Alkaloid intravenos (VOIGT 1982: 38). 

Der englische Schriftsteller Robert Louis Stevenson schrieb seinen beriihmtesten Roman Dr. Jekyll and Mr. Hyde in nur vier oder 

sechs Tagen und Nachten - naturUch nur mitHilfe des magischen Pulvers (SPRINGER 1989: 8, VOIGT 1982: 38). 

Der expressionistische Dichter Walter Rheiner (1895-1925) hat in seinen Novellen sehr deutlich das Bild der damonischen 

Verfiihrung durch pharmazeutisches Kokain - »das ewige Gift«, »das verhaBt-geliebte Gift« - gepragt (RHEINER 1979). 

Der Arzt Gottfried Benn (1886-1956) hat zu Beginn unseres Jahrhunderts zahlreiche, fiir damalige Verhaltnisse schockierende 

Gedichte iiber Kokain, dem er sehr ergeben war, geschrieben und veroffentlicht (BENN 1982, vom SCHEIDT 1981: 401). Auch 

andere Dichter lieBen sich vom Kokain inspirieren: Georg Trakl, Thomas Zweifel, Josef Maria Frank Fritz von Ostini, Klaus 

Mann, Jean Cocteau (SPRINGER 1989). 

Kokain ist das Thema vieler Romane. Der Klassiker der Koksromane stammt von Pitigrilli (= DINO SEGRE, 1927). Haufig wird 

es in seinem kriminellen Kontext behandelt (BADEKERL 1983, FAUSER 1983); manchmal aus einer futuristischen Perspektive 

(BOYE 1986). Haufig wird auch die Koksszene dargestellt (MCINERNEY 1990, ELLIS 1986). 

Der Komponist Richard Strauss (1864-1949) hat seine Oper Arabella unter KokaineinfluB geschrieben (SPRINGER 1989: 8, 

TIMMERBERG 1996). 499 Zahlreiche Kompositionen beschaftigen sich mit dem Thema Kokain, z.B. Cocaine Lit An American 

Folk Poem fiir Mezzosopran und vier Jazzsangerinnen von der zeitgenossischen Komponistin Nancy van de Vate (CD Ensemble 

Belcanto, Koch, 1994). In den zwanziger bis vierziger Jahren wurden vor allem Jazz- und Bluesmusiker von dem weiBen Pulver 

bei ihrer Arbeit angetrieben: Chick Webb, Luke Jordan, Dick Justice haben den Stoff sogar musikalisch verarbeitet (Cocaire 

Blies). 

Viele GroBen der Rockmusik haben ganze »Schneestiirme« durch ihr Gehirn gejagt und ihre Erfahrungen mit dem »Treibstoff« 

vertont: Country Joe McDonald (Cocaire), Black Sabbath (Snowblind), Little Feat (Sailing Shoes), Rolling Stones (Let it bleed), 

Jackson Browne (Cocaire), David Bowie (Ziggi Stardtist). 

Die Hippieband Grateful Dead haben in Truckin', ihrem einzigen Song, der jemals die Charts hochklettern konnte, das weiBe 

Pulver besungen. J. J. Gales Song Cocaine ist durch Eric Claptons Interpretation zu einem millionenfach gespielten Welthit 

geworden, selbst der ReggaeSanger Dillinger hat ein Album mit dem Namen Cocaine herausgebracht. Auch in Deutschland hat 

der Stoff seine Spuren hinterlassen: Hannes Wader, Konstantin Wecker, Abi Ofarim, T»MA a.k.a. Falco (»Mutter, der Mann mit 

dem Koks ist da«; BMG Records 1995). 

Es gibt sogar mindestens ein Theaterstiick, das dem Kokain gewidmet ist. Der Amerikaner Pendleton King verfaBte ein Stiick 

namens Cocaine und brachte es 1917 auf die Biihne (PHILLIPS und WYNNE 1980: 93ff.). 

Medizinische Verwendung 

Die medizinische Verwendung von Kokain wurde schon kurz nach der Isolierung des Molekiils entdeckt. Es wurde als 
Lokalanasthetikums"° in der Augen- und Zahnheilkunde eingesetzt, spater kam die Infiltrationsanasthesie dazu (CUSTER 1898). 
Heute wird es kaum noch angewendet, da es spezifisch wirksame, aber psychoaktiv uninteressante Analoge (z.B. Procain) gibt. 

Pharmakologie und Wirkung 

Kokain stimuliert das zentrale Nervensystem, vor allem das autonome, vegetative Nervensystem, und zwar das sympathische. 
Dort hemmt es die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Noradrenalin, Dopamin und Serotonin und verlangert deren Aufenthalt 
im Spalt zwischen den Synapsen. Das Kokain wirkt stark auf das periphere Nervensystem, wodurch sich die lokalanasthetische 
Wirkung erklaren laBt. Es ist stark stimulierend und gefaBverengend. In sehr hohen Dosierungen soil Kokain auch Halluzinationen 
auslosen konnen, was in der neurologischen Literatur oft erwahnt wird (PULVIRENTI und KOOB 1996: 49), aber auch in Prosa 
und Dichtung beschrieben wurde (RHEINER 1979: 27). Ab 2 bis 3 g pro Nacht treten am Ende oft Halluzinationen (von 
Personen, die gar nicht anwesend sind, Lichterscheinungen, Flackern) auf. Kokain macht viele Menschen angstfrei. Es stimuliert 
das Bediirfnis nach alkoholischen Getranken, obwohl es die Alkoholwirkung stark unterdriickt, und nach Nikotin. 
Die Wirkung von Kokain hat in einem gewissen MaBe etwas Unbefriedigendes. Man hat aber das Gefiihl, daB die Befriedigung 
eintreten konne, wenn die Wirkung verstarkt wiirde. Doch ein Mehr bringt nicht die urspriinglich erahnte und erhoffte Wirkung. 
Ebenso wie Coca in Siidamerika als Aphrodisiakum verwendet wurde und wird, wird auch im Westen das Kokain benutzt. Die 
Reputation als Aphrodiskaum geht sicher auf Sigmund Freud (1884) zuriick, wurde aber immer wieder in der pharmakologischen 
Literatur bestatigt: »Bei starkerer Vergiftung kommt zentrale Erregung zustande mit charakteristischem Zittern, anfanglicher 
Heiterkeit, dann Delirien und Halluzinationen. Bei Frauen hat die Erregung (. . .) nicht selten erotischen Charakter, so daB spater 
schon Anschuldigung des operierenden Arztes wegen sexuellen MiBbrauchs erfolgte.« (FUHNER 1943: 196*) 
Manche Psychiater glauben, daB Kokain das »Sexzentrum« im Gehirn stimuliert (SIEGEL 1982a). Kokain ist fiir viele Benutzer 
unweigerUch mit Sexualitat verbunden (MACDONALD et al. 1988, PHILLIPS und WYNNE 1980: 221). 
Kokain ist in der Schwulenszene sehr beliebt, well es entspannt und den SchlieBmuskel offnet. Dadurch macht es die anale 
Penetration nicht nur einfacher, sondern auch wesentlich lustvoUer. Bei Mannern beeintrachtigt Kokain allerdings oft (ahnlich wie 
Ephedrin) die Erektionsfahigkeit und fiihrt so zu temporarer Impotenz (Vgl. SIEGEL 1982a). Kokain ist auch in der Prostitution 
sehr beliebt, da es die Prostituierte gegeniiber dem Freier empfindungsloser macht und ihr zusatzlich mehr SpaB an ihrem Job gibt, 
erhoht aber auch dort, wo Prostitution illegal ist (z.B. USA), die Ansteckungsgefahr mit Syphilis (ROLFS et al. 1990). Auch die 
Infektionsgefahr mit AIDS wird angeblich erhoht (CARLSON und SIEGAL 1991) 

Ob Kokain siichtig macht, ist heftig umstritten. Die Frage scheint nicht so sehr am Benutzer orientiert, sondern spiegelt die 
gegenwartige Gesetzeslage wider. Neuerdings wird an einer Immunisierung, einer Impfung gegen »Cocainsucht« geforscht - 



natiirlich wieder einmal an Ratten (HELL WIG 1996). Die Wirkung von Kokain im Gehirn ist ein beliebtes Studienobjekt, denn 
die Forschungen, die beweisen, wie schadlich die Substanz ist, werden von Regierungsseite gerne gesponsert. Unpolitische 
Forschungsberichte sind eher die Ausnahme (VOLKOW und SWANN 1990). 

Kokain hinterlaBt beim Konsumenten am nachsten Tag oft eine »Schniefnase«, auch »Kokainschnupfen« genannt. Diesen 
unerwiinschten und unangenehmen Neben- und Nachwirkungen begegnen die Kokser durch Nasenspiilungen mit Salzwasser (z.B. 
mit einem Heilsalz). Viele Kokser schmieren sich bei haufigem Konsum Vitamin-E-Ol in die Nase. Diese Behandlung soil die 
stark iiberreizten Nasenschleimhaute wieder aufhauen (VOIGT 1982: 72). Bei chronischem Gebrauch kann es zu Heuschnupfen 
kommen, obwohl ansonsten Kokain ausgesprochen gut gegen akute Heuschnupfenattacken hilft. 

Crack oder Kokainbase 

Crack wird in der Presse als »der Tod fiir ein paar Dollar«, »die Teufelsdroge aus den USA« usw. dargestellt. Es heiBt etwa: 

»Kokain war ein Wunder, aber Crack - Crack war besser als Sex« (zit. in Wiener 6/86: 65) oder: »Kokain war das Fegefeuer -aber 

Crack ist die H611e« (ebd.: 66). 

Crack, auch Base, Freebase, Baseball, Rocks, Roxanne, Sitpercoke genannt, ist nichts anderes als rauchbares Freebase Cocaine 

(SIEGEL 1982b). Crack ist Kokain als freie Base (PULVIRENTI und KooB 1996: 48). Es wird aus einer waBrigen Losung von 

Kokainhydrochlorid, versetzt mit einer alkalischen Substanz (z.B. Natriumbikarbonat), gewonnen. Das Kokainsalz wird dadurch 

in die reine Base, also die Reinsubstanz, umgewandelt. Sie kann mit Ather gereinigt und auskristallisiert werden. Crack wird meist 

in einer Dosis zwischen 0,05 bis 0,1 g in Glaspfeifen »geraucht«, d.h. eigentlich verdampft und inhaliert. Die Wirkung ahnelt der 

des geschnupften Kokains, ist jedoch viel heftiger: 

»Crack ist zwar ein Derivat des Kokains. Dennoch kann man den milden, eher anregend zu nennenden Kokain-Rausch kaum 

vergleichen mit dem buchstablich umwerfenden Kurzzeit-Rausch des Crack. Wahrend Kokain fiir 20 bis 60 Minuten das 

euphorische Gefiihl besonderer Konzentriertheit und messerscharfer Intelligenz vermittelt, wirkt Crack nur drei bis fiinf Minuten 

lang, gibt aber dem Konsumenten einen unerhort starken Kick, was Korpergefiihle angeht, wie auch die Euphoric absoluter 

Omnipotenz. Daraus sind freilich viele Mythen entstanden, unter anderem der, das Crack besonders rein sei.« (SAHIHI 1995: 

37*) 

Crack gehort zu den bevorzugten Drogen der schwarzen Bevolkerung. Ethnologen haben begonnen, dieses »Crack-Phanomen«, 

das typisch amerikanisch zu sein scheint, mit den in ihrer Disziplin iiblichen Feldforschungsmethoden zu untersuchen (HOLDEN 

1989). Das »Crack-Leben« spiegelt die zerriittete US-amerikanische Gesellschaft wider und offenbart tiefe soziale Schluchten und 

kulturelle Abschweifungen. Fiir die Benutzer ist der »Crack-Weg« eine wichtige Form der Identitatsbildung. Crack wird 

besonders in der Prostitution benutzt und von »Siichtigen« als Bezahlung fiir sexuelle Dienste in Empfang genommen 

(CARLSON und SIEGAL 1991). 

In der »Szene« werden bei Mangel an Kokain oder Crack folgende Substitute verwendet: Procain, Koffein, Benzocain, 

Phenylpropanolamin, Lidocain und Ephedrin (SIEGEL 1980). 

Marktformen und Vorschriften 

Im Apothekenhandel liegt Cocainhydrochlorid vor. Kokain fallt als »verkehrsfahiges, aber nicht verschreibungsfahiges 
Betaubungsmittel« unter das Betaubungsmittelgesetz (KORNER 1994: 42*). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Erythroxylum coca, Erythroxylum novogranatense, Atropin, Tropanalkaloide 

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Meskalin 

Andere Namen 

Mescalin, Mescaline, Mezcalin, Mezkalin; 3,4,5-Trimethoxy-benzolmethanamin, 3,4,5-Trimethoxy-B-phenethylamm, 3,4,5- 
Trimethoxyethylphenylamin, TMPFA, 2-(3,4,5-Trmiethoxy-phenyl)-ethylamin 

Summenformel: (;„H„-NO, 

Stoffklasse: Lophophoraalkaloide, B-Phenethylamine 

Meskalin wurde erstmals 1886 aus den mescal (den oberirdischen Teilen des Peyotekaktus (Lophophora williamsii), isoliert und 
danach benannt. Meskalin ist von den psychoaktiven Pflanzenwirkstoffen die am griindlichsten erforschte Substanz. AUeine im 
Zeitraum von 1886-1950 erschienen iiber hundert deutschsprachige Forschungsarbeiten (PASSTE 1994). Meskalin kommt in 
vielen Kakteen vor (siehe Tabelle). 

Arthur Heffter war der erste Mensch, der einen isolierten Pflanzenwirkstoff zuerst an sich selbst ausprobierte (HEFFTFR 1894). 
Die klassische Heffter-Dosis betrug 150 mg Meskalin-HCI. Ansonsten gelten 178 bis 256 mg Meskalin-HCI oder entsprechend 
200 bis 400 mg Meskallnsulfat als psychedelische Dosis. Die hochste gemessene Dosis betrug 1500 mg. Oral eingenommen, 
gelten 5 mg/kg reines Meskalin als halluzinogene Dosis. In der toxikologischen Literatur ist keine letale Dosis fiir Meskalin bei 
oraler Einnahme bekannt (BROWN und MALONE 1978: 14). Vielleicht entsteht Meskalin in vitro aus Dopamin (PAUL et al. 
1969, Rosenberg et l. 1969). 

Seit dem letzten Jahrhundert kennt die westliche Psychiatrie bewuBtseinsverandernde Drogen. Die erste Substanz, die in der 
Psychiatrie getestet und verwendet wurde, war das Meskalin. Man interpretierte damals die Wirkung des Meskalins auf eine 
gesunde Versuchsperson als Zustand, den man sonst nur an psychopathischen Patienten kannte. Die Idee der pharmakologisch 
ausgelosten »Modellpsychose« kam auf (LEUNER 1962*). Die Wirkung des Meskalins (und die des Psilocybins) wurde als 
»Intoxikation, toxische Ekstase, BewuBtseinstriibung, Halluzinose, Modellpsychose, Drogenrausch, Emphase, Tagtraum« usw. 
beschrieben (PASSTE 1994). Erst in den letzten Jahren kommt man von der Vorstellung der »Modellpsychose« weg und erkennt, 
daB psychedelische Zustande und Psychosen keine gemeinsame Ursache haben (HERMLE et al. 1988*, 1992* und 1993*). 
In erster Linie sind die bei der Meskalineinnahme auftretenden Phanomene »Schwelgereien der einzelnen Sinne und hauptsachlich 
visuelle Orgien« (ELLIS 1971: 21). Der Meskalinrausch wurde 1927 erstmals systematisch von Kurt Beringer dargestellt. Bis 
heute sind viele Erfahrungen mit der Substanz gemacht worden, wobei ekstatisch-visionares Erleben im Vordergrund steht: 



»Das Subjekt-Objekt-BewuBtsein verlor sich, und ich fiihlte mich aufgelost, im Orchester mit Tonen aufsteigend. Dieser 
ekstatische Zustand war von einem unbeschreiblichen Gliicksgefiihl begleitet, (AMMON und GOTTE 1971: 32 ). Es wird oft 
behauptet, daB man anstelle von Lophophora williamsii auch reines Meskalin einnehmen kann: 

»Synthetisch hergestelltes Meskalin ist jedoch nach Meinung der meisten Peyote-Konsumenten nicht mit der Wirkung von Peyote 
zu vergleichen.« (HARP 1996: 16) 

Zur Kulturgeschichte des Meskalins 

Aldous Huxley (1894-1963) machte die psychedelische Wirkung des Meskalins mit seinen Essays: Die Pforten der Wahmehmung 

und Himmel und HoUe beriihmt: 

»In der Regel entdeckt der Meskalinnehmende 1 eine innere Welt, die so offenkundig etwas Gegebenes, so einleuchtend unendlich 

und heilig ist wie die verwandelte auBere Welt, welche ich mit offenen Augen gesehen hatte.« (HUXLEY 1970: 32*) 

Es ist sehr wahrscheinlich, daB auch Hermann Hesse mit Meskalin in Beriihrung kam. Daraus resultierte sein Roman Der 

Steppenwolf, eines der Kultbiicher der Hippiegeneration, nach dem sich auch eine psychedelische Rockband Steppenwolf nannte. 

Der Steppenwolf v/urde auch mit Max von Sydow verfilmt (USA 1978). 

Die Deutsche-Welle-Band Nationalgalerie singt auf ihrem Album Meskalin: »Von einer Gauklerfee verwandelt werden. Mein 

Anwalt sagt, ich rate Ihnen zu etwas Meskalin« (Sony Records, 1995). 

Der franzosische Dichter und Kiinstler Henri Michaux (1899-1984) hat sich in den sechziger Jahren mit Meskalin beschaftigt und 

hat es eingenommen, um den EinfluB auf seine Kreativitat zu spiiren. Er hat es jedoch - wie viele andere Franzosen - als 

»unseliges Wunder« erfahren und „ seine Erlebnisse innerer Zerrissenheit in Kritzeleien auf Papier gebannt (MICHAUx 1986). 

Bis heute werden diese »Zeichnungen« als Ausdruck der »psychoseahnlichen« Wirkung des Meskalins standig wieder 

abgedruckt. 

Marktformen und Vorschriften 

Meskalin liegt meist als Hydrochlorid oder Sulfat vor. Es fallt als »nicht verkehrsfahiges Betaubungsmittel« unter das 
Betaubungsmittelgesetz (KORNER 1994:38'). 

Meskalinhaltige Kakteen 

(Nach DOETSCH et al. 1980, LA BARRE 1979, MATA und MCLAUGHLIN 1982*, SHULGIN 1995*, 

LUNDSTROM 1971, 

PARDANANI et al. 1978, OTT 1993*, TURNER und HEYMAN 1960) 

Art Vorkommen Gebrauch 

Gymnocalycium gibbosum (HAw.) PFEIFFER Argentinien 

Gymnocalycium leeanum (HoOK.) BR. et R. Argentinien, Uruguay 

Islay a minor TiCKRG. Siidperu 

Lophophora diffusa (CROIZAT) BRAVO Mexiko Peyotesubstitut 

(syn. Lophophora echinata] 
Lophophora jourdaniana [nom. nud.] 
Lophophora williamsii (LEM.) COULT. Mexiko Entheogen 

[syn. Lophophora fricii HABERMANN] 
Myrtillocactusgeometrizans (MART.) COLAS. Mexiko 

Opuntia acanthocarpa ENGELM. et EIGEL. 
Opuntia basilaria ENGELM. et EIGEL. 
Opuntia cylindrica (LAM.) S.-D. Chile RauschmittelS°l 
Opuntia echinocarpa ENGELM. et EIGEL. 

Opuntia ficus-indica (L.) MILZ. Mexiko, Agyptens°2 Nahrung 

Opuntia imbricata (HAw.) DC. Arizona 
Opuntia spinosior (ENGELM.) TOUMEY Arizona 

Pelecyphora aselliformis EHRENB. Mexiko Peyotesubstitut 

Pereskia corrugata CUTAK Florida 

Pereskia tampicana WEB. Mexiko 
Pereskiopsis scandens BR. et R. Yucatan 
Polaskia chende (GOSSEL.) GIGS.Kalifornien 
Polaskia sp. Kalifornien 

Pterocereusgaumeri (BR. et R.) MAC -DOUG, et MIR. Kalifornien 

Pterocereus sp. Kalifornien 

Stenocereus beneckei (EHRENB.) BUXBAUM Kalifornien 

Stenocereus eruca (BRAND.) GIBS, et HORAK Baja Carlifornia 

Stenocereus stellatus (PFEIFFER) RICE Kalifornien 
Stenocereus treleasei (BR. et R.) BACKEB. Kalifornien 

Stenocereus sp. 
Stetsonia coryne (SD.) BR. et R. Argentinien 



Trichocereus bridgesii (SD.) BR. et R. Peru, Bolivien Entheogen 

Trichocereus cuscoensis BR. et R. Peru 

Trichocereus fulvinanus RITT. Chile 

Trichocereus macrogonus (SD.) Rice. Peru 

Trichocereus pachanoi BR. etR. Peru, Ecuador Entheogen 

Trichocereus peruvianus BR. etR. Peru Entheogen 

Trichocereus spachianus (LEM.) RICO. Indiana (kultiviert) 

Trichocereus strigosus (SD.) BR. et R. Argentinien 

Trichocereus taquimbalensis CARD. Peru 

Trichocereus terscheckii (PARM.) BR. et R. Peru, Nordwestargentinien 

Trichocereus validus (MONV.) BACKBG. Peru, Bolivien 

Trichocereus werdermannianus BACKBG. Peru, Bolivien 

Trichocereus spp. (vgl. Echinopsis spp.) Siidamerika 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Lophophora williamsii, Trichocereus pachanoi, Trichocereus spp., B-Phenethylamine 

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Morphin 



Andere Namen 

Morfina, Morphine, Morphinium, Morphium; 4,5a-Epoxy-17-methyl-7-morphinen-3,6a,-diol 

Summenformel: C17H19N03 
Stoffklasse: Opiumalkaloide 

Morphin wurde 1803/ 1804 vom Apothekergehilfen Friedrich Wilhelm Adam Sertiirner (1783-1841) als »schlafmachendes 
Prinzip« aus dem Opium (vgl. Papaver somniferum, Opiumalkaloide) isoliert. Dadurch machte die Pharmaziegeschichte ihren 
wichtigsten »Quantensprung«, und es begann eigentlich die chemische Erforschung der Pflanzenwelt. Noch heute wird die 
»Sertiirner-Medaille« fiir besondere Leistungen in der Pharmazie verliehen. 

Morphin kommt moglicherweise auch in Papaver decaisnei HOCHST., Papaver dubium L. [syn. Papaver modestum JORDAN, 
Papaver obtusifolir4m DESF.] und Papaver hybridum L. vor (SLAViK und SLAViKOVA 1980). Zweifelhaft ist das 
Vorkommen von Morphin in Argemone mexicana und anderen Papaver spp.; der Phantasie entsprungen ist die Angabe, daB der 
Hopfen (Humulus lupulus) Morphin enthalte. In Heu und Salat (vgl. Lactuca virosa) konnten winzige Spuren von Morphin 
nachgewiesen werden (AM ANN und ZENK 1996: 19). 

Seit man Morphin in der Muttermilch und in Kuhmilch sowie in der zerebrospinalen Fliissigkeit beim Menschen entdeckt hat, 
weiB man, daB es ein natiirlicher, endogener Neurotransmitter hoherer Wirbeltiere und des Menschen ist (AMANN und ZENK 
1996, CARDINALE et al. 1987, HAZUM et al. 1981). Das Morphin bindet sich kaum an die Enzephalinrezeptoren (an die sich 
die Endorphine andocken), sondern an den spezifischen Morphin(m)-Rezeptor (HAZUM et al. 1981). Es wird im Korper 
hochstwahrscheinlich aus Dopamin biosynthetisiert (BROSSI 1991). Auch das nah verwandte Codein ist eine endogene Substanz 
im Menschen (CARDINALE et al. 1987). Morphin wird auch in der Krotenhaut von Bufo marinus (vgl. Bufotenin) gefunden 
(AMANN und ZENK 1996: 18). 



Morphin ist das beste und starkste bekannte natiirliche Schmerzmittel. Es wird in seiner Wirksamkeit lediglicii durcii 
syntiietisierte Morphinanaloge (Heroin, Fentanyl) iibertroffen. Es eignet sich besonders gut bei chronisciien Schmerzen, z.B. in 
der Krebstiierapie (AMANN und ZENK 1996, MELZACK 1991). Endogenes Morphin ist das korpereigene Schmerzmittel: 

»Untersuchuungen an Ratten haben gezeigt, daB bei Tieren, die an Arthritis litten, die Morphinkonzentrationen im Riickenmark 

und im Urin deutlich erhoht waren. Deshalb nimmt man heute an, daB der Organismus bei bestimmten Krankheitszustanden 

vermehrt Morphin bildet. Endogenes Morphin konnte also der Schmerzregulation im Organismus dienen. Morphin existiert in 

tierischem und menschlichem Gewebe und wird in betrachtlichen Mengen im Urin ausgeschieden.« (AMANN und ZENK 1996: 

24) 

Als gute Dosis gelten 30 mg oral. Morphinisten brauchen bis zu 1 g pro Tag (HIRSCHFELD und LINSERT 1930: 255*): 

» Es ist bekannt, daB Opiophagen eine erhebliche Steigerung der geschlechtlichen Funktionen in der ersten Zeit des 

Opiumgebrauches erfahren. Wahrend des Opiumrausches tauchen woUiistige Bilder auf, bis zu auBerordentlichen sexuellen 

Phantasieerlebnissen. (...) Ahnlich ist es beim Morphium, wo man nach mehrwochigem Gebrauche von 0,03 bis 0,06 g pro Tag 

eine erhohte geschlechtliche Erregbarkeit beobachtete.« (Max MARCUSE, Handworterbuch der Sexualwissenschaft) 

Fiir Narkosen und anasthetische sowie beruhigende und entkrampfende Zwecke werden pharmazeutische Zubereitungen aus 

Morphinhydrochlorid und Atropinsulfat oder Morphinhydrochlorid und Scopolaminhydrobromid bereitet - also letzte 

Erinnerungen an die Zusammensetzung einstiger Schlafschwamme. 

In den »Goldenen zwanziger Jahren« wurde der Morphingebrauch in der Berliner Gesellschaft in Bildern und lUustrationen 

dargestellt (z.B. von Paul Kamm), die in Zeitschriften veroffentlicht wurden. Diese lUustrationen haben stark zur Bildung des 

Stereotyps der »Morphinistin« beigetragen (vgl. Papaver somniferum). Morphinisten wurden auch Gegenstand literarischer 

Verarbeitung (BULGAKA 1971, MAC FROM 1931). Auch die Lebensgeschichte des Entdeckers Friedrich Wilhelm Sertiirner ist 

als Roman verarbeitet worden (SCHUMANN-INGOLSTADT O.J.). Auch das aus dem Morphin abgeleitete Heroin hat eine 

reiche Belletristik hervorgebracht. Als einer der ersten hat sich der Roman Heroin mit der Bedeutung des Heroins in Agypten 

wahrend der »Goldenen Zwanziger« beschaftigt (BRUNNGRABER 1952). 

Morphin war und ist in der Musikszene (Jazz und Rock) ein beliebtes Rauschmittel. Sister Morphine von den Rolling Stones ist 

vielleicht die beriihmteste Morphin-Hymne (Sticky Fingers, Virgin Records 1971). Eine Crossover-Band, die Elemente des Cool 

Jazz mit moderner Rockmusik verschmilzt, hat sich nach dem Alkaloid Morphine genannt. Eine ihrer CDs heiBt 

bezeichnenderweise Cure for Pain (Rykodisc, 1993). 

Marktformen und Vorschriften 

Die Substanz liegt als Morphinhydrochlorid im Apothekenhandel vor. Morphin fallt unter das Betaubungsmittelgesetz, ist aber 
mit Spezialrezept verschreibbar. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Papaver somniferum, Papaver spp. 

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und schwere chronische Schmerzen«, Spekturrn der Wissenschclft Sonderdruck. SCHMrl'z, Rudolf 1983 »Friedrich Wilhelm A. Serturner und die 
Morphinentdeckung«, Pharmazeutische Zeitung 128: 1350-1359. 

SCHUMANN-INGOLSTAL)T, Otto o.J. Morphium: Lebensroman des Entdeckers, Berlin, Frankfurt/M.: Deutscher Apothekerverlag. SIAVIK, /. und L. 
SLAViKOVA 1976 »Occurence of Morphin as a Minor Alkaloid in Papaver decaisnei HOCHST.«, Collection Czeclioslov. Chem. Commun. 45: 2706-2709. 



Muscimol 



Andere Namen 

Agarin, Pyroibotensaure; 5-(ammomethyl)-3[2H]-isoxazolone, 3-Hydroxy-5-ammomethyl-isoxazol 

Summenformel: C4H,0,N 

Stoffklasse: Aminosauren, Isoxazolderivate 

Muscimol wurde erstmals 1964 als Inhaltsstoff von Amanita pantherina beschrieben. Muscimol ist das decarboxylierte Produkt 

der Ibotensaure und gilt als psychoaktiver als diese. Etwa 15 bis 20 mg sind eine psychoaktive Dosis (MULLER und EuGSTER 

1965, OTT 1993: 446, SCOTTI et al. 1969). 

Muscimol ist analog zum Neurotransmitter GABA (= Gammaaminobuttersaure) und setzt sich an dessen Rezeptor (JOHNSTON 

1971). Ebenfalls binden sich die Kawapyrone (vgl. Piper methysticum) an den [ jH]-GABA-Rezeptor. 

Ibotensaure sowie Muscimol wurden im Urin von Menschen nachgewiesen, die ca. eine Stunde zuvor Fliegenpilze (siehe Amanita 

muscaria) verspeist batten (OTT et al. 1975). In einem Experiment mit Mausen wurde allerdings vom selben Forschungsteam 

festgestellt, daB die Wirkstoffmenge im Urin fiir ein weiteres Tier nicht zur Berauschung ausreicht (ebd.). 

Marktformen und Vorschriften 

Muscimol ist im Chemikalienhandel erhaltlich. Es ist eine legale, nichtkontrollierte Substanz. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Amanita muscaria, Ibotensaure 

JOHNSTON, G. A. R. 1971 »Muscimol and the Uptake of y-AminobutyriC Acid by Rat Brain Slices*, Psychopharrnacologia 22: 230. 

MULLER, G.F.R. und C.H. EUGSTER 1965 »Musciraol, ein pharmakodynamisch wirksaraer Stoff aus Amanita ntuscaria«, Helvetica Chirnica Acta 48:910-926. 
OTT, Jonathan, Preston S. WHEATON und William SCOtt CH I ETON 1975 »Tate of Muscimol in the Mouse*, Physiol. Chem. and Physics 7: 381-384. 
SCOTTI DE CAROLIS, A. et al. 1969 »Neuropharmacological Investigations an Muscimol, a Psychotropic Drug Extracted from Amanita nluscaricl«, 
Psychopharmacologia 15: 186-195. 



Mutterkornalkaloide 

Andere Namen 

Ergoline, Ergoline Alkaloids, Ergot alkaloids, Ergotalkaloide 

Mutterkornalkaloide sind Derivate der Lysergsaure oder Clavinderivate und gehoren zu den Indolalkaloiden. Sie kommen in 

vielen Windengewachsen (Convolvulaceae) und Schlauchpilzen (Claviceps purpurea, Claviceps paspali, Claviceps spp.) vor. 

Dabei gibt es zwei Gruppen, die sich pharmakologisch stark unterscheiden. Die eine Gruppe umfaBt Alkaloide, die hochtoxisch 

sind und gangranosen Ergotismus auslosen, die andere Gruppe umfaBt psychoaktiv wirkende, halluzinogene Alkaloide. In 

Pflanzen konnen beide Typen vorliegen (HOFMANN 1964). 

In Windengewachsen konnten die Mutterkornalkaloide Agroclavin, Ergin, Ergonovin, Isoergin (= Iso-Lysergsaureamid), 

Chanoclavin-1 und -II, racemisches Chanoclavin-11, Elymoclavin, Festuclavin, Lysergen, Lysergol, Isolysergol, MoUiclavin, 

Penniclavin, Cycloclavin, Stetoclavin, Isosetoclavin, Ergometrinin, Lysergsaure-a-hydroxyethylamid (= 

Lysergsauremethylcarbinolamid), Isolysergsaure-a-hydroxyethylamid (= Isolysergsauremethylcarbinolamid), Ergosin und 

Ergosinin nachgewiesen werden; vgl. Argyreia nervosa. Convolvulus tricolor, Ipomoea violacea, Ipomoea spp., Turbina 

corymbosa. 

Ergonovin (Ergometrili, D-Lysergsaure-L-2propanolamid, Ergobasin, Ergotocin, Ergostetrin, Ergotrate, Syntometrine, N-[a- 

(Hydroxymethyl) ethylj-r)-l.ysergamid) gehort zu den halluzinogenen Mutterkornalkaloiden. Ergonovin-Maleat ist in einer Dosis 

zwischen 3 und 10 mg psychoaktiv (BIGWOOD et al. 1979). Vom halbsynthetischen Methylergonovin wurden ebenfalls 

psychoaktive Wirkungen berichtet (OTT und NEELY 1980). 

Ergin (= Lysergsaureatnid, LSA, Lysergamid, 9,10-Didehydro-6-methylergolin-8B-carboxamid) hat psychoaktive Wirkungen, die 

entfernt an LSD erinnern. LSD (= Lysergsaurediethylamid) ist eine geringfiigige chemische Variante des Lysergsaureamids, das 

vom Mutterkorn (Claviceps purpurea) produziert werden kann. LSD ist ein Psychopharmakon, ein »Heilmittel der Seele« 

(ALBERT HOFMANN), dessen entheogene Wirkung sehr gut bekannt ist (HOFMANN 1979*). 



In der Medizin werden die Mutterkornalkaloide Dihydroergotaminmesilat, Dihydroergotamintartrat, Ergometrinhydrogenmaleat, 
Ergotamintartrat unter anderem als Wehen- und Migranemittel verwendet. 

Marktformen und Vorschriften 

Ergonovin ist ein verschreibungsfahiges Medikament. Ergin ist in den USA eine kontrollierte Substanz (OTT 1993: 437 ). LSD ist 
iiberall auf der Welt illegal. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Claviceps paspali, Claviceps purpurea, Indolalkaloide 

Bicwoor,, Jeremy, Jonathan OTT, Catherine THoMPSON 
und Patricia NEELY 

1979 »Entheogenic Effects of Ergonov'me«, jotirrlal of 
Psychedelic Drugs 1 1(1-2): 147-149. 

HOFMANN, Albert 

1964 Die Miitterkorti-Aliialoide, Stuttgart: Enke. 
OTT, Jonathan und Patricia NEELY 

1980 »Entheogenic (Hallucinogenic) Effects of 
Methylergonovine«, Journal of Psyclleclelic Dri~gls 12 

(2): 165-166. RlvlER, L. 

1984 »Ethnopharmacology of LSD and Related 

Compounds*, in: A. PLETS(;HER und D. LA1)F,W1G 

(Hg.), 50 Years of-LSD: Current Status and Perspectives of Hallitcitrogetis, S. 43-55, New York, London: 

Parthenon Publishing. 
Yui, T. und Y. TAKEo 

1958 »Neuropharmacological Studies an a New 

Series of Ergot Alkaloids*, Japanese Journal of 
Pharmacology 7: 157. 



Nikotin 



Andere Namen 

(-)-Nikotin, Nicotin, Nicotine; 3-(l-methyl-2pyrrolidinyl)pyridine, l-Methyl-2(3-pyridyl)-pyrrolidin 

Summenformel: C„)H,4N, 

Stoffklasse: Pyrrolidinalkaloide, Pyridinalkaloide, Tabakalkaloide 

Nikotin wurde erstmals im Tabak (Nicotiana tabacum) entdeckt und nach dem Gattungsnamen benannt. Es kommt in vielen Arten 
der Gattung Nicotiatia, aber auch in anderen Nachtschattengewachsen vor. Ebenso konnte es im Barlapp (Lycopodium clavatum) 
nachgewiesen werden. 

Nikotin wird sehr gut iiber die Schleimhaute, aber auch iiber die Korperhaut gut aufgenommen. Dadurch konnen nikotinhaltige 
Pflanzen geraucht oder als Klistiere verabreicht werden. Nikotin wird durch Oxydation abgebaut, ca. 10% werden unverandert 
wieder ausgeschieden. Es hat zentral stimulierende Wirkungen, bei sehr hohen Dosierungen wirkt es lahmend (vgl. Cytisin). An 
der Peripherie des Nervensystems verhalt es sich ahnlich wie der Neurotransmitter Acetylcholin. Bei hohen Dosen kann bereits 5 
Minuten nach Einnahme plotzlich der Tod durch Atem- oder Herzlahmung eintreten (ROTH et al. 1994: 8640. Die letale Dosis 
beim Menschen wird mit 40 bis 60 mg angegeben (Nagers). Bei Nikotinvergiftungen kann Diazepam als Antidot wirken (ROTH 
et al. 1994: 865*). Nikotin gilt heute allgemein als stark »suchterzeugend« (SCHIFFMAN 1981). Ob Nikotin tatsachlich, wie oft 
angenommen, krebserzeugend wirkt, ist ungewiB (SCHIEVELBEIN 1972). 

Nikotin ist in agyptischen Mumien (Neues Reich) nachgewiesen worden (BALABANOVA et al. 1992*). Daraus darf man aber 
keineswegs ableiten, daB die Agypter den Bauerntabak (Nicotiana rustica) kannten, wie das Miinchner Forschungsteam um Frau 
Balabanova glaubt. Es gibt namlich auch altweltliche Pflanzen, die Nikotin enthalten (siehe Tabelle). 

Marktformen und Vorschriften 

Nikotin liegt als Reinsubstanz im chemischen Handel vor. Der Stoff fallt unter das Gesetz fiir Gefahrguttransporte so wie unter die 
Schweizer Giftliste (Kategorie 1). In den USA istreines Nikotin verschreibungsfahig (OTT 1993: 4470. In Deutschland unterliegt 
es der Gefahrstoffverordnung, ist aber kein »Betaubungsmittel«. 

Nikotinvorkommen in Pflanzen (Nacli BOCK 1994: 93*, ROMPP 1995: 2995*, SCHULTES und 
RAFFAUF 1991: 37*; erganzt) 

Stammpflanze Pflanzenteil 

Araceae 

Arum maculatum L. Kraut 

(Gefleckter Aronstab) 



Asclepiadaceae 

Asclepias syriaca L. 

(Syrische Seidelpflanze) 
Equisetaceae 

Equisetum palustre L. 

(Sumpf-Schachtelhalm; 
vgl. Equisetum arvense) 
Erythroxylaceae 

Erythroxylum coca 
Erythroxylum spp. 
Leguminosae 

Acacia retinodes SCHLECHTEND 

(vgl. Acacia spp.) 
Mucuna pruriens Blatter 

Lycopodiaceae 

Lycopodium spp. Kraut 

(Barlapp; vgl. 
Trichocereus pachanoi) 
Solanaceae (Nachtschattengewachse) 
Cestrum spp. 

(vgl. Cestrum nocturnum, 
Cestrum parqui) 
Cyphomandra spp. 
Datura metel 
Duboisia hopwoodii 
Duboisia spp. 
Nicotiana rustica 
Nicotiana tabacum 
Nicotiana spp. 



Kraut 



Wurzeln/Stengel 



Blatter 



Kraut 

Blatter 
Blatter, Rinde 
ganze Pflanze 

ganze Pflanze 



Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Nicotiana rustica, Nicotiana tabacum, Nicotiana spp. 

LEE, Richard S. und Mary Price LEE 

1994 Caffeine cand Nicotine, New York: Tlie Rosen 

Publisliing Group. 
SCHIEVELBEIN, H. 

1972 »Biochemischer Wirkungsmechanismus des 

Nikotins oder seiner Abbauprodukte hinsichtlich 

eines eventuellen carcinogenen, mutagenen oder 

teratogenen Effektes«, Planta Medica 22: 293-305. 
SHIFFMAN, Saul 

1981 »Tabakkonsum und Nikotinabhangigkeit«, 

in: G. VOLGER (Hg.), Rausch und Realitat, Bd. 2: 

780-783, Koln: Rautenstrauch-Joest-Museum. 



Opiumalkaloide 

Andere Namen 

Opiate, Opiates, Opiumwirkstoffe 



Die Erforschung des Opiums und die Isolierung seiner Inhaltsstoffe gehoren zu den wichtigsten Errungenschaften der 

Pharmaziegeschichte (vgl. Papaver somniferum). Opium war schon in der Antike als das beste Schmerzmittel iiberhaupt bekannt 

(vgl. Schlafschwamm). Mit der Isolierung des Morphins wurde in Europa die Schmerztherapie revolutioniert, da man damit 

plotzlich das wirksamste Schmerzmittel zur Verfiigung hatte. Kein anderer Bestandteil des Opiums hat eine vergleichbar starke 

Wirksamkeit. Die Starke des Morphins wurde erst durch die Synthese des Heroins (Diacethylmorphin) iibertroffen (SNYDER 

1989). Im Laufe weiterer pharmakologischer Forschung wurden zahlreiche Morphinanaloge (Fentanyle) kreiert, die z.T. die 

7500fache Wirkung von Morphin haben konnen (SAHIHI 1995: 3 Iff.*). 

Als psychoaktive Substanzen haben die Opiumalkaloide Codein und Morphin kulturelle Bedeutung gewonnen. Als Potenzmittel 

wird Papaverin medizinisch benutzt. 

Manche Opiumalkaloide kommen auch in anderen Papaver spp. vor, meist aber nur in Spuren (KHANNA und SHARMA 1977, 

KiJPPERS et al. 1976, PHILLIPSON et al. 1973, PHILLIPSON et al. 1976). 



Aporphine, die zu den Opiumalkaloiden analoge Strukturen haben, kommen auch in Papaverfugax POIR. [syn. Papaver 
caucasicum M.-B., Fapaverforibundum DESF.] und Nymphaea ampla vor. Weitere mit den Opiumalkaloiden verwandte 
Substanzen kommen in Argemone mexicana, Eschscholzia californica, Nuphar lutea und Papaver spp. vor. 

Die Inhaltsstoffe des Opiums 

Die Zusammensetzung des Alkaloidgemischs ist je nach Mohnsorte, Anbaugebiet und Aufbereitung 
sehr variabel (KRIKORIAN und LEDBETTER 1975). 

I. Abkommlinge des Isocholins 

Gnoskopin* 

Hydrokotarnin* 

Kodamin* 

Kryptopin* 

dl-Laudanin* 

Laudanindin (= Tritopin)* 

Laudanosin* 

Norlaudanosin* 

Narcein (= Narceinum) 0,1-0,2% 

1-Narkotin (= Narcotin = Noskapin) 1-11% 

Oxynarkotin* 

Papaverin 0,5-1 

Protopin* 

(auch in Papaver rhoeas, 

Argemone mexicana und 

Eschscholzia californica) 
Reticulin* 
Xanthalin (= Papaveraldin)* 

II. Basen, die beim Abbau 
Phenanthrenderivate ergeben: 

Codein 0,2-4% 

Morphin 2,8-23% 

Neopin* 

Porphyroxin* 

Pseudomorphin», 

Thebain (auch in Papaver bracteatum) 0,1-4% 

III. Andere Basen 

Lanthopin* 
Mekonin* 

Oripavin* (auch in Papaver orientale) 
Papaveramin* 
Rhoeadin* 
Die mit * gekennzeichneten Alkaloide kommen nur in Spuren vor. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Argemone mexicana, Papaver somniferum, Papaver spp., Codein, Morphin, Papaverin 

KHAN NA, P und G.L. SHARMA 1977 »Production of Opium Alkaloids from in vitro Tissue Culture of Papaver rhoeas L.«, Indian Journal of Experirnerrtal 

Biology 15:951-952. 

KRIKORIAN, A.D. und M.C. LEDBETTER 1975 »Same Observations an the Cultivation of Opium Poppy (Papaver sornniferarrrr L.) for its Latex«, Botanicctl 

Review 41: 30-103. 

KUPPERS, F.I.E.M., C.A. SAI.MINK, M. BASTART und M. PARIS 1976 »Alkaloids of Papaver bracteaturrt: Presence of Codeine, Neopine and Alpmine«, 

Phytochernistry 15: 444-445. 

PHlLLIhS()N, I.D., S.5. HAN1)A und S.W. EL-DABBAS 1976 »N-Oxides of Morphine, („)deine and Theballle and Their Occurence in Pnpnver Species«, 

Phytochornistry 15: 1297-1301. 

PH1LL1PS()N, I.D., G. SARPf AR und T. 13AYT()P 1973 »Alkaloids from Pnpnvorjic.gnx of Turkish Origin*, Pltjtocherrtistry 12: 2431-2434. 

7(.U1,LY, Rock mit DaVld DALT()N 

1996 Art Arnericnn Odyssey: Dl «c legendare Raise" ton 

Jerry Garcia und den Grate/irl Ijecrd, St. Andra-WOrdern: Hannibal Verlag. SNY1)ER, Solomop H. 1989 Brninstorrning: The Scievce and Politics of~Opicrt 

Rosccrrch, Cambridge und London: Harvard University Press. 



Papaverin 



Andere Namen 

Papaverina, Papaverine; l-(3,4-Dimethoxybenzyl)-6,7-dimethoxyisochinolin 



Summenformel: C„„H„NO, 
Stoffklasse: Opiumalkaloide 

Papaverin ist ein Opiumbestandteil (0,3 bis 0,8%) und hat seinen Namen nach der Gattung Papaver erhalten (vgl. Papaver 
somniferum). Papaverin ist nur schwach psychoaktiv, dafiir aber stark gefaBerweiternd. Die wirksame Dosis ist ab 200 mg. 
Ahnlich wie Papaverin wirkt ein Extrakt aus Nuphar lutea. 

Das Papaverin ist in den letzten Jahren vielfach, z.T. wohl erfolgreich, bei der Therapie von Impotenz eingesetzt worden 
(MELLINGER et al. 1987). Dazu wird der Wirkstoff mit einer Spritze direkt in den Schwellkorper des erschlafften Penis injiziert 
(sogenannte SKAT-Therapie; vgl. ERNST et al. 1993). Zu den Problemen, die mit dieser Methode einhergehen, gehoren 
schmerzhafter Priapismus (Dauererektion ohne sexuelle Erregung, bis zu 36 Stunden!) und Entziindungen des Penis (SANDERS 
1985). 

Markformen und Vorschriften 

Die Substanz liegt als Papaverinhydrochlorid vor. Sie kommt in Analzapfchen und als Injektionslosung auf den Markt. Papaverin 
ist verschreibungspflichtig. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Papaver somniferum, Opiumalkaloide 

ERNST, Giinter, Hans FINCK und Dieter WEINERT 1993 Dein Manne kann geholfen werden, Miinchen: Ehrenwirth. 

MELLINGER, Brett C, E. Darracott VAUGHAN, Stephen L. THOMPSON und Marc GOLDSTEIN 1987 »Correlation Between Intracavernous Papaverine 

Injection and Doppler Analysis in Impotent Men«, Urology, 30(5): 416-419. 

PORs~r, H. 

1996 »Orale und intracavernose Pharmakotherapie«, TYV Urologie Nephrologie 8(2): 88-94. 

SANDERS, Kevin 1985 »30-Stunden Erel£tion«, Penthouse 4/85: 65-68, 196, 200. 

SCHNYDER VON WARTENSEE, M., A. SIEBER und U. E. STUDER 1988 »Therapie der erektilen Dysfunktion mit Papaverin - 2 1/2 Jalire Erfalirung«, 

Schweizer medizlnische Wochensehrift 118(30): 1099-1103. 



f3-Phenethylamine 

Andere Namen 

2-Phenyethylamine, (3-Phenethylamine; PEAS 

hie B-Phenethylamine sind Derivate des Phenethylamins (SHULGIN 1979). Das Biogene 2-Phenethylamin (PEA) erweitert die 

BlutgefaBe im Gehirn und kann dadurch unter Umstanden Kopfschmerzen oder Migrane auslosen (vgl. Theobroma cacao). Das 

bekannteste psychoaktive li-Phenethylamin ist das Meskalin, das in vielen Kakteen vorkommt. 

In vielen Kakteen (Gymnocactus, Opuntia) sind Phenethylamine enthalten, die strukturell dem Meskalin stark ahneln, iiber deren 

Wirkung aber praktisch nichts bekannt ist (WEST et al. 1974). Es ist gut moglich, daB solche Stoffe wie Candecin (Trichocereus 

spp.), Hordenin (Ariocarpus spp., Opuntica clavata ENG.; Vgl. MEYER et al. 1980, VANDERVEEN et al. 1974) oder 

Macromerin ( Coryphantha spp. ) in entsprechender Dosierung psychoaktiv wirken. Auf diesem Gebiet gibt es noch viele 

Moglichkeiten zur experimentellen Humanpharmakologie (Heffter-Technik). Es konnte sich etwa herausstellen, daB der im 

Kakteenhandel haufig anzutreffende, sehr leicht zu ziehende siidamerikanische Notocactus ottonis (LEHM.) BERG. [syn. Parodia 

ononis, vgl. HECHT 1995: 82*], der Hordenin enthalt (SHULGIN 1995: 16*), psychoaktiv genutzt werden kann. Auch die 

Gattung Lobivia enthalt Hordenin (FOLLAS et al. 1977). 

Hordenin und verwandte Stoffe kommen auch in anderen Pflanzen, z.T. in hohen Konzentrationen, vor, wie z.B. in der 

himalayischen Leguminose Desmodium tiliaefolium G. Don (GHOSAL und SRIVASTAVA 1973). 

Es wurden zahlreiche Phenethylamine synthetisiert, die psychoaktive Wirkungen (entweder empathogen und/oder psychedelisch) 

haben (z.B. MDMA, MDA, MMDA, MDE, 2-CB usw.; vgl. SHULGIN und SHULGIN 1991*). 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Meskalin 

FOLLAS, W.D., J.M. CASSIDY und J. L. M ACLAUGHLIN 

1977 »6-Phenethylamines from tlie Cactus Genus 

Lobivin«, Phytochennstry 16: 1459-1460. 

GHOSAL, S. und R.S. SRIVASTAVA 

1973 »B-Phenethylamine, Tetrahydroisoquinoline 

and Indol Alkaloids of Destnodium tiliaefOlitttrl«, Phytochelnistry 12: 193-197. 

MEYER, Brian N., Yehia A.H. MOHAMEI) und Jerry 

L. MCLAUGHLIN 

1980 »B-Phenethylamines from the Cactus Genus 
Optltltich, Phytochelnistry 19: 719-720. 
SHULGIN, Alexander T. 



1979 » Chemistry o/Phenethylamines Related to Mescaline*, lollrnal of Psychedelic Drugs 1 1(1-2): 41-52. 

WEST, Leslie G., Randell L. VANDERVEEN und Jerry 1,. MCLAUGHLIN 1974 »6-Phenethylamines from the Genus Gyititioeeaetils«. Phytoehelnistry 13: 665- 

666. 

VANDERVEEN, Randall L., Leslie G. WEST und Jerry 

L. MCLAUGHLIN 

1974 »N-Methyltyramine from Opllntia claveatn«, Phytoche illistry 13: 866-867. 



Psilocybin/Psilocin 



Andere Namen 

Psilocybin: CY-39, Indocybin; 0-Phosphoryl-4Hydroxy-N,N-dimethyltryptamin, 3(2-Dimethylamino)ethylindol-4-ol 

Dihydrogenphosphatester 

Psilocin: Psilocine, Psilocyn (Falschschreibung i juristischer Literatur); 4-Hydroxy-N,N-dimethyltryptamm, 3-[2- 

(dimethylammo)ethyl] - lH-mdol4-ol 

Summenformeln: 

Psilocybin: C1H17N,04P 

Psilocin: C„H„N,0 

Stoffklasse: Tryptamine, Indolamine (Indolalkaloide) 

Das Psilocybin wurde von Albert Hofmann 195 erstmals aus Psilocybe mexicana isoliert und identifiziert (HOFMANN et al. 1958 

und 1959), da phosphorylierte Indolamin Psilocybin wird durch Abspaltung des Phosphorsaurerestes in Psiloci iiberfiihrt 

(HOFMANN und TROXLER 1959). Psilocin wird durch das Fehlen des Phosphorsaureschutzes leicht an der phenolischen 

Hydroxylgruppe oxydiert, was zu blauen, chinoiden Produkten fiihrt. Dadurch wird das Phanomen de Blauung gedriickter und 

geernteter psilocybinhaltiger Pilze erklart (vgl. Panaeolus cyanescens, Psilocybe cyanescens). Psilocybin wird im Korper sofort in 

Psilocin, den eigentlichen psychoaktiven Wirkstoff, metabolisiert. 

Psilocybin und Psilocin sind nahe verwandt mit Baeocystin (= O-Phosphoryl-4-Hydroxy-N-methyltryptamin, Norpsilocybin), das 

sehr wahrscheinlich die biogene Vorstufe zu Psilocybin darstellt (REPKE et al. 1977; vgl. auch BRACK et al. 1961, CHILTON et 

al. 1979). Dieser Stoff leitet sich moglicherweise vom Tryptophan ab (BRACK et al. 196 1). 

Die gewohnliche psychedelische Dosis von Psilocybin betragt 10 mg. Die Wirkung setzt bei oraler Einnahme nach etwa 20 

Minuten ein'°' (SHULGIN 1980). Rudolf Gelpke (1928-1972) hat bei seinen Selbstexperimenten 6 bis 20 mg genommen und bei 

10 mg seine historischen »Fahrten in den Weltraum der Seele« angetreten: 

»Dieser Rausch war ein Weltraumflug nicht des auBeren, sondern des inneren Menschen, und ich erlebte die Wirklichkeit einen 

Augenblick von einem Standort aus, der irgendwo jenseits der Schwerkraft der Zeit liegt.« (GELPKE 1962: 395) 

Bei sehr hohen Dosierungen werden haufig Stimmen wahrgenommen (BEACH 1997). Das wiirde erklaren, warum die Indianer 

sagen, daB der Pilz zu ihnen spricht. Toxische Dosierungen sind unbekannt! 

Beriihmt wurde das »Karfreitagsexperiment« von Walter Pahnke, bei dem Theologiestudenten in einer Kirche am Karfreitag 

Psilocybin verabreicht wurde, um zu testen, ob sich gemaB der Theorie von Dosis, Set und Setting mystische 

Offenbarungserfahrungen einstellen wiirden, was auch geschah (PAHNKE 1972, PAHNKE und RICHARDS 1970; vgl. DoBLIN 

1991). 

Timothy Leary und seine KoUegen in Harvard haben Psilocybin an Gefangenen erprobt. Bei ihren Untersuchungen woUten sie 

herausfinden, ob sich der psychedelische Wirkstoff zur Therapie der Straftater eignen wiirde. Man wollte ihnen mit Hilfe der 

Drogenerfahrung ermoglichen, Einsicht in ihr Verhalten zu gewinnen, um sich selbstandig verandern zu konnen. Die Experimente 

waren vielversprechend, wurden dann aber unterbunden (CLARK 1970, FORCIER und DOBLIN 1994, RIEDLINGER und 

LEARY 1994). 

Psilocybin sowie zwei synthetische Abkommlinge (C;Z-74, CY-19) wurden erfolgreich in der psychedelischen und 

psycholytischen Therapie eingesetzt (LEUNER 1963, LEUNER und BAER 1965, PASSIE 1995 und 1996). 

Psilocybin kann Kreativitat freisetzen, stimulieren und inspirieren (FISCHER et al. 1972); Forschungsarbeiten, die dies belegen, 

mehren sich (B AGGOTT 1997, SPITZER et al. 1996). Diese Wirkung macht sich die Archetypal Art Therapy zwnutze (ALLEN 

1995). 

Psilocybin steht heute im Zentrum neurochemischer Forschungen zur Gehirnaktivitat und wird mit dem sehr aufwendigen und 

kostspieUgen PET-Verfahren erforscht (VOLLENWEIDER 1996). 

Jochen Gartz hat herausgefunden, daB das »synthetische« Psilocinanalog CZ-74 (= Diethyl-4-hydroxytryptamin, 4-OH-DET) von 

Pilzenzymen aus Diethyltryptamin synthetisiert wird, wenn man diesen Stoff dem Substrat von Psilocybe spp. zufiigt (personliche 

Mitteilung). Moglicherweise entsteht auf gleichem Wege das »synthetische« CY19 (= Diethyl-4-phosphoryloxytryptamin). 

Marktformen und Vorschriften 

Beide Substanzen sind in den USA als Schedule I drugs klassifiziert (SHULCIN 1980). Sie sind auch weltweit als 
»Betaubungsmittel« verboten. Ebenso sind die Analoge Psilocin-(eth) und Psilocybin(eth) illegal (KORNER 1994: 40*). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Psilocybe mexicana, Psilocybe spp. 



ALLEN, Tamara 1). 1994 »Research in Archetypal Art Therapy with Psilocybin«, Maps 5(1): 39-40. 1995 »Archetypal Art Therapy: Hearing Psilocybin in the Art 
& Metaphor Work of Volunteer No. 31 «, Maps 60): 23-26 

BAGGOT, Matthew 1997 »Psilocybin's Effects an Cognition: Recent Research and Its Implications for Enhancing Creativity*, Maps 7(1): 10-1 1. 
BEACH, Horace 1997 »Listening for the Logos: A Study of Reports of Audible Voices at High Doses of Psilocybin*, Maps 7(1): 12-17. 
BOCKS, S.M. 

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Salvinorin A 

Andere Namen 

Divinorin A 

Summenformel: C-13H-'s0s 
Stoffklasse: Diterpene (Clerodane) 

Salvinorin A ist der Wirkstoff aus Salvia divinorum. Es ist neben THC und den Bestandteilen der atherischen Ole der einzige 
bekannte, stickstofffreie, psychoaktive Pflanzenwirkstoff. Salvinorin ist kein Alkaloid. 

Die Substanz wurde zuerst von ORTEGA et aal. unter dem Namen Salvinorin beschrieben (1982). Spater wurde sie nochmals 
unter dem Namen Divinorin A beschrieben (VALDEs et al. 1984). Die Substanz wird aus dem frischen Pflanzenmaterial 
extrahiert. Die wirksame Dosis liegt zwischen 200 und 500 pg. 



Die Substanz wird entweder in einer Glaspfeife gerauchit oder besser mit einem Vaporizer verdampft und inhaliert oder aber in 
einer Losung unter die Zunge genommen. Die Wirkung tritt beim Rauchen/Inhalieren sofort ein, bei der sublingualen 
Verabreichung nach ca. 90 Sekunden. Die Hauptwirkung beim Rauchen/Inhalieren halt 5 bis 10 Minuten an, bei sublingualer 
Einnahme hat die Wirkung nach 10 bis 15 Minuten ihren Hohepunkt erreicht und fallt dann langsam wieder ab (TURNER 1996). 
Die Starke und merkwiirdige psychoaktive Wirkung des Salvinorin A wurde vermutlich von Daniel Siebert entdeckt: »Salvinorin 
A ist eine extrem machtige, bewuBtseinsverandernde Verbindung. Tatsachlich handelt es sich hier um das potenteste, natiirlich 
vorkommende Halluzinogen, das bis heute isoliert worden ist. Aber bevor sich nun potentielle Experimentatoren zu sehr damit 
beschaftigen, muB deutlich gemacht werden, daB die Wirkungen oft extrem entnervend sind und daB ein durchaus reales Risiko 
besteht, sich wahrend seines Gebrauchs korperlich zu schaden. (...) 

Ich habe gesehen, wie Menschen aufstanden und durch den Raum sprangen, dabei iiber das Mobiliar fielen, unverstandlichen 
Unsinn brabbelten und mit dem Kopf gegen die Wand stieBen. Mehrere Leute haben versucht, das Haus zu verlassen. Wenn die 
Erfahrung voriiber ist, erinnern sie sich nicht mehr an das Vorgefallene. Tatsachlich glauben sie, sich an ganz andere 
Vorkommnisse zu erinnern. Einem auBenstehenden Beobachter erscheint es, als ob diese Menschen einen leeren Ausdruck in 
ihren Augen haben, so, als ob sie nicht anwesend waren (und vielleicht sind sie es ja wirklich nicht). « (SIEBERT 1995: 4) 

Diese Beschreibung erinnert stark an Phanomene, die bei hohen Dosierungen (Uberdosierungen) von Nachtschattengewachsen 
(Atropa belladonna, Brugmansia spp., Hyoscyamus niger. Datura spp.) und den Tropanalkaloiden Atropin und Scopolamin 
auftreten. Die meisten Probanden woUen ein Experiment mit Salvinorin keinesfalls wiederholen. 

Die Neurochemie von Salvinorin A ist ein bisher ungelostes Ratsel. Der Wirkstoff hat sich bei ausfiihrlichen Rezeptortests (Nova- 
Screen-Methode) an keinen bisher bekannten Rezeptor gebunden. Auch nicht an den Rezeptor, der von Ketamin besetzt wird 
(Mitteilung von David Nichols). Salvinorin A hat anscheinend keine negative Kreuztoleranz mit anderen psychoaktiven 
Substanzen (wie LSD, NN-DMT, Ketamin), wie aus den wagemutigen und extremen Experimenten von D. M. Turner hervorgeht 
(TURNER 1996). 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Coleus blumei. Salvia divinorum, Diterpene 

ORTEGA, A., J. F. BLOUNT und P. S. MERCHANT 1982 »Salvinorin, a New Trans-Neoclerodane Diterpene from Salvia divinorum (Labiatae)«, Journal of the 
Chemical Society, Perkin Transactions 1: 2505- 2508. SIEBERT, Daniel J. 1995 » Salvinorin A: Vorsicht geboten«, Entheogene 3: 4-5. TURNER, D.M. 1996 
Salvinorin: The Psychedelic Essence of Salvia divinorum, San Francisco: Panther Press. VALDEs, Leander, William M. BUTLER, George M. HATFIELD, Ara 
G. PAUL und Masato KOREEDA 1984 »Divinorin A, a Psychotropic Terpenoid, and Divinorin B from the Hallucinogenic Mexican Mint Salvia divinorum«, 
Journal of Organic Chemistry 49(24): Alid-AllO. 



Scopolamin 



Andere Namen 

Hyoscin, (-)-IIyoscin, Hyoscine, l-Hyoscine, Hyoszin, Scopolamine, Skopolamin, Tropansaureester des Skopolins; r.6(-),7- 
Epoxytropin-tropat, [7(S)-(la,2B,4B,5a,7B) ]-a-(hydroxymethyl)benzeneacetic acid 9-methyl-3-oxa-9-azatricyclo-3.3.1.0',' ] non-7- 
ylester 

Summenformel: C,;II„ON~ 
Stoffklasse: Tropanalkaloide 

Das Scopolamin wurde erstmals 1888 von E. Schmidt aus der Wurzel von »Scopolia atropoides« (= Scopolia carniolica) isoliert. 
Es ist sehr nahe mit Atropin verwandt und ist ein charakteristischer Inhaltsstoff der Nachtschattengewachse (Solanaceae), 
besonders der psychoaktiven Arten. Fiir die pharmazeutische Industrie sind die wichtigsten Scopolaminlieferanten die 
australischen Duboisias (Duboisia spp.), die bis zu 7% Alkaloide in den getrockneten Blattern aufweisen konnen. Scopolamin 
entsteht auch beim Umkristallisieren des Hyoscyamins. 

Scopolamin wird fiir medizinische Zwecke im Dosisbereich von 0,5 bis 1 mg, Tageshochstdosis 3 mg gegeben. Die niedrigste 
letale Dosis liegt beim Menschen bei 14 mg (ROTH et al. 1994: 921 *). 

Scopolamin ist ein sehr starkes Halluzinogen, das aufgrund seiner gleichzeitig halluzinogenen wie narkotisch- 

bewuBtseinstriibenden Wirkung von Leuner (1981 1 als »Halluzinogen II. Ordnung« klassifiziert wurde (vgl. auch DITTRICH 

1996'). 

Laut Hunnius (5. Autl. 1975) wird es in der Medizin als Hypnotikum, besonders bei »Erregungszustanden Geisteskranker, bei 

Parkinsonismus und Paralysis agitans sowie bei Entziehungskuren der Morphinisten« benutzt (HUNNIUS 1975: 609*): 

»Gegeniiber dem anfanglich zentral erregenden Atropin iiberwiegt beim Skopolamin von vornherein die narkotische Lahmung, 

weshalb es bei aufgeregten Geisteskranken als „chemische Zwangsjacke" dient. Nicht selten werden bei therapeutischer 



Anwendung (. . .) Delirien und Sinnestauschungen gesehen. (. . .) Chronische Skopolaminvergiftung mit allmahlich steigenden 

Dosen fiihrt zu Psychosen mit Halluzinationen.« (FUHNER 1943: 202f.*) 

In der ehemaligen DDR wurde noch bis in die achtziger Jahre hinein Scopolarnin als »chemische Zwangsjacke« benutzt (Lunwrc 

1982: 148*, SCHWARZ 1984). Zum selben Zweck wird Scopolarnin mitMorphin kombiniert (Romp,, 1950: 264*). Bin 

Basisnarkotikum besteht aus Scopolaminhydrobromid und Morphinhydrochlorid (vgl. Schlafschwamm). Kiirzlich wurde 

festgestellt, daB Scopolaminhydrobromid im Gegensatz zu Scopolaminmethylbromid bei Mausen deutlich angststeigernd wirkt 

(RODGERS und Cor.E 1995). 

Gegen Reisekrankheit - zu diesem Zweck wurde es schon friiher benutzt (ROMPP 1950: 265*) -wurde ein Pilaster entwickelt, das 

1,5 mg Scopolamin enthalt und bei Bedarf hinters Ohr geklebt wird. Der Wirkstoff dringt dann durch die Haut in die Blutbahnen 

der Ohrgegend ein und wirkt auf das im Ohr liegende Gleichgewichtsorgan ein. Aus dieser Eigenschaft des Scopolamins schlieBt 

man auch auf eine Wirkstoffiibertragung durch die Haut beim Auftragen der Hexensalbe. 

Scopolamin war in der Miinchner Jazzszene der fiinfziger Jahre eine beliebte Rauschdroge. Bei zu hohen Dosierungen muBten die 

Konzerte meist abgebrochen werden. 

Pflanzen, in denen Scopolamin vorl^ommt 

(Nach FESTr 1995*, HAGEMANN et al. 1992, RIPPERGER 1995; erganzt) 

Loranthaceae 

Benthamia alyxifoUa Blatter 

Solanaceae 

Anthoceris ilicifolia HooK. Wurzel 

Atropa belladonna (L-Scopolamin) Wurzel 

Atropanthe sinensis (HEMSL.) PASCHER Friichte, Wurzel 

Brugmansia (alle Arten) ganze Pflanze 

Datura stramonium ganze Pflanze 

Datura spp. ganze Pflanze 

Duboisia hopwoodii Blatter 

Duboisia spp. Blatter, Rinde 

Hyoscyamus niger ganze Pflanze 

Hyoscyamus spp. ganze Pflanze 

lochroma fuchsioides Blatter 

lochroma spp. ? 

Latua pubiflora ganze Pflanze 

Lycium barbarum L. ganze Pflanze 

[syn. Lycium halimifolium MILL.] 

Mandragora officinarum Wurzel 

Mandragora chinghaiensis KUNG et Lu Wurzel 
(vgl. Mandragora spp.) 

Scopolia camiolica = Scopolia atropoides Wurzel 

Solandra spp. ganze Pflanze 

Marlitformen und Vorscliriften 

Das Alkaloid liegt als Scopolaminhydrobromid und Scopolaminhydrochlorid vor und wird im Apothekenhandel gewohnlich in 
Injektionsflaschchen vertrieben. Die Substanz ist verschreibungspflichtig. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Atropa belladonna, Kokain, Tropanalkaloide 

FLICKER, C, M. SERBY und S.H. FERRIS 1990 »Scopolamine Effects an Memory, Language, Visuospatial Praxis and Psychomotor Speed*, 

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KELLER, M.H. und F.l. KANE 1968 »The Use of Hyosciamine as a Hallucinogen and Intoxicant*, Anlerican Journal of Psychiatry 124: 852-854. 

RIPPERGER, Helmut 1995 »(S)-Scopolamine and (S)-Norscopolamine froh Atropatztlie sinensis«, Planta Medica 61: 292-293. 

RODGERs, R.l. und l.C. COLE 1995 »Effects of Scopolamine and Its Quaternary Analogue in the Murine Elevated Plus-Maze Test of Anxiety*, Behavioural 

Pharmacology 6: 283-289. 

SCHWARz, H.-D. 1984 »Hyoscin (= Scolpolamin) statt Zwangsjaclte*, ZeitschriftfUr Phytotherapie 5(3): 840-841. 



Scopoletin 



Andere Namen 

Chrysatropasaure, Gelseminsaure, 6-Methylesculetin; 7-Hydroxy-6-methoxycumarin, 6-Methoxyumbelliferon; Scopoletina, 
Scopoletine, Skopoletin 

Summenformel: C,„HISO, 
Stoffklasse: Cumarine 

Das Cumarinderivat Scopoletin ist erstmals aus der Gattung Scopolia isoliert und danach benannt worden (CHAUBAL und IYER 
1977). Scopoletin kommt in zahlreichen Pflanzen vor, die medizinisch oder psychoaktiv genutzt werden. Es ist der 
charakteristische Inhaltsstoff von Brunfelsia spp. (MORS und RIBEIRO 1957). 

Scopoletinhaltige Pflanzen: 

- Acanthaceae 

Justicia pectoralis 

- Apocynaceae 

Nerium oleander L. (siehe Honig) 

- Convolvulaceae 

Convolvulus sctattitrionia L. (vgl. Convolvulus 
tricolor) 

- Loganiaceae 

Gelsemium sempervirens 

- Rosaceae 

Prunus serotina EHRH. (siehe Kinnickinnick) 

- Rutaceae 

Cctsirttiroct edulis LEAVE ex LEX. (siehe Lucuma 
salicifolia) 

- Solanaceae 

Atropa belladonna 

Atropa spp. (siehe Atropa belladonna) 

Brugmansia arborea 
Brunfelsia brasiliensis (siehe Brunfelsia spp.) 

Brunfelsia chiricaspi (siehe Brunfelsia spp.) Brunfelsia grandiflora (siehe Brunfelsia spp.) Brunfelsia pauciflora 
(siehe Brunfelsia spp.) Fabiana imbricata Mandragora officinarum Markea formicarium DAMMER (siehe 
Ayahuasca) Nicotiana tabacum Scopolia camiolica Scopolia spp. (siehe Scopolia camiolica) - Urticaceae 
Urtica dioica L. 

Bekannt ist, daB das Scopoletin das Pflanzenwachstum hemmt. Es hat moglicherweise im Menschen eine gewisse psychoaktive 
Wirkung, allerdings liegen hierzu keine Daten vor. Weitere Erforschung des Scopoletins ist unbedingt wiinschenswert. 

Marktformen und Vorschriften 

Keine 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Fabiana imbricata, Cumarine 

CHAUBAL M. und R.P IYER 1977 »Carbon-13 NMR Spectrum of Scopoletin*, Doydia 40: 618. MORS W.B. und O. RIBEIRO 1957 »Occurrence of Scopoletin 
in the Genus Brunfelsicl«, Journal of Orgctnic Chemistry 22: 978-979. SCHILCHER, H. und St. EFFENBERGER 1986 » Scopoletin und 6-Sitosterol - zwei 
geeignete Leitsubstanzen fur Urtica radix*, Deutsche ApothekerZeitung 1 26:79-8 1 . 



Strychnin 



Andere Namen 

Estricnina, Stricnina, Strychnine; StrychnidinlO-on; 2,4a,5,5a,8,15a,15b,15c-Decahydro-4,6-methano-14H,16H-indolo [ 3,2, l,ij] 
oxepino- [ 2,3,4de] -pyrrolo [ 2,3-h ] chinolin-14-an 

Summenformel: CZ,H„N,0, 

Stoffklasse: Indolalkaloide, Strychnosalkaloide 

Strychnin wurde 1818 erstmals von Caventou und Pelletier aus der philippinischen Ignatiusbohne (Strychnos ignatii BERG.; vgl. 
Strychnos spp.) «oliert. Strychnin kommt in zahlreichen StrychriosArten (Loganiaceae) vor, die Hauptlieferanten sind Strychnos 



nux-vomica und Strychnos ignatii. Entgegen verbreiteter Fehleinschatzungen ist in den Haaren von Lophophora williamsii kein 

Strychnin enthalten! 

Strychnin gehort zu den Analeptika, also jenen Substanzen, die in niedrigen Dosierungen gewisse Teile des zentralen 

Nervensystems aktivieren, in hoheren Dosierungen als Krampfgifte wirken: 

»Milligrammgaben von Strychninnitrat innerlich oder subkutan bewirken Steigerung der Sinnesempfindungen (Gefiihl 

verscharften Sehens, Horens, Schmeckens, Riechens) und Steigerung derReflexe.« (FUHNER 1943: 221*) 

Strychnin bindet sich an den Glycinrezeptor. In niedrigen Dosierungen ist es eindeutig psychoaktiv, ganz ahnlich wie Yohimbin. 

Als therapeutische Dosis fiir tonisierende Zwecke werden 1 bis 3 mg angegeben, 5 mg sind aphrodisisch-psychoaktiv; bei 10 mg 

konnen Krampfe auftreten, iiber 30 mg konnen zu Atemnot und heftigen Angstgefiihlen fiihren (NEUWINGER 1994: 527*). 

Gewohnlich gelten 100 bis 300 mg als todliche Dosis fiir Erwachsene, fiir Kleinkinder konnen bereits 1 bis 5 mg todliche 

Auswirkungen haben (ROTH et al. 1994: 935*). Strychnin ist ein ausgesprochen stabiles Molekiil, man kann es bei exhumierten 

Leichen noch nach vier Jahren nachweisen (ROTH et al. 1994: 935*). Als Antidot bei Vergiftung bzw. Uberdosierung wird 

Diazepam empfohlen (MOESCHLIN 1980). Ebenfalls konnen Kawapyrone und Kava-Kava als Antidote zu Strychnin wirksam 

sein (vgl. Piper methysticum). 

Strychnin ist ein aphrodisisch wirksames Alkaloid - aber nur bei genauester Dosierung: 

»Auf die Reizwirkung des Strychnins auf den Geschlechtsapparat ist in der Literatur haufig hingewiesen worden. Bei vielen traten 

prompt Erektionen ein. Die auBerordentliche Giftigkeit des Mittels macht es aber zu einem besonders gefahrlichen 

Aphrodisiakum. In der Kriminalitat hat deshalb das Strychnin auch in dieser Beziehung schon immer eine gefahrliche RoUe 

gespielt.« (HIRSCH 

FEED und LINSERT 1930: 210 ) 

Ein hochwirksames Potenzmittel wird aus Strychnin und anderen Substanzen gemischt (nach GOTTLIEB 1974: 81 ) 

5 mg Yohimbin-HCI. 

5 mg Methyltestosteron 25 mg Pemolin 

2 mg Strychninsulfat 

Strychnin soil die Lieblingsdroge von Adolf Hitler gewesen sein, der anscheinend auch Kokainist war (SCHMIDB AUER und v. 

SCHEIDT 1984: 260*): 

»Auch werden wir nie erfahren, ob und wie Hitlers Strategic und Kriegfiihrung sich geandert hatten, wenn er seine 

Entscheidungen nicht in euphorischen Trancezustanden getroffen hatte, die von dem hochdosierten Strychnin herriihrten (. . . ).« 

(IRVING 1980: 135) 

Strychnin hat auch im Sport eine wichtige RoUe als Dopingmittel gespielt (SCHMIDBAUER und vom SCHEIDT 1984: 289* ). 

Strychnin ist ein beliebtes Rattengift und wird auch heute noch dafiir benutzt. In den USA gibt es radikale christliche Sekten, die 

bei ihrem Gottesdienst solches Rattengift als Ordal und Rauschmittel trinken. Der Heilige Geist wird die wahrhaft Glaubigen vor 

dem Tod durch Vergiftung schiitzen, helBt es. Erstaunlicherweise sind diese Sekten immer noch nicht ausgestorben. 

Marktformen und Vorschriften 

Die Substanz kommt als Base, als Strychninhydrochlorid, Strychninnitrat, Strychninphosphat und Strychninsulfat auf den Markt. 
Alle Formen unterliegen der Gefahrstoffverordnung und fallen unter die Giftklasse I der Schweizer Giftliste: Die Substanz ist aber 
im Prinzip legal. 

Literatur 

Siehe Eintrage unter Strychnos nux-vomica, Strychnos Spp. 

HAAS, Hans und Hans Friedricli ZIPF 1949 »Uber die erregende Wirkung von Barbitursaureabko lllmlingen und ihre Beeinflussung durcli Strychnin, Pervitin und 

Cardiazol«, Arclll,, tiir experirltentelle Pathologle Und pharrnakolo-Uie 206(5/6): 683-697. 

IRVING, David 1980 Wie krank war Hitler wirklich?, Munchen. 

MOESCHLIN, S. 1980 Khtlik und Therapie der Vergiftung (6. Aufl.), Stuttgart: Thlellle. 

SEEGER, R. undH.G. NEUMANN 1986 »StrychIIill/Brucill«, Deutsche ApothekerZeitung 126(26): 1386-1388. 



THC 



Andere Namen 

0'-3,4-trans-Tetrahydrocannabinol, A'-THC, DyTetrahydrocannabinol, Delta-9-THC, trans-THC, Tetrahydro-6,6,9-trimethyl-3- 
pentyl-6H-di-benzo [ b,d) pyran-1-ol 

Summenformel: C„ H 3(,0, 

Stoffklasse: Cannabinoide, Pyranderivate, Pyranolderivate 

THC ist der Hauptwirkstoff der drei Hanfarten Cannabis indica. Cannabis ruderalis und Cannabis sativa. Ob THC tatsachlich 
auch in anderen Pflanzen vorkommt, ist bisher nicht nachgewiesen worden. Die Angaben iiber pyrochemische THC-Synthese 



beim Verbrennen von Olibanum, dem Harz von Boswellia sacra, sind widerspriichlich. Auch ist bisher kein Nachweis von THC 

Oder Analogen im Hopfen (Hamulus lupulus) gelungen. THC bzw. Metabolite davon wurden in agyptischen Mumien aufgefunden 

(BALABANOVA et al. 1992' ). 

Nur tratis-THC ist psychoaktiv, nicht aber das Isomer cis-THC (SMITH und KEMPFERT 1977): 

»Die wirksame Dosis von THC, wenn es geraucht wird, liegt zwischen 2 und 22 mg und bei oraler Einnahme zwischen 20 und 90 

mg. Wenn es unter normalen Bedingungen geraucht wird, werden 16 bis 19% des THC konsumiert. Der Rest davon pyrolisiert. 

Eine letale Dosis ist nicht bekannt. Tierversuche deuten jedoch darauf hin, daB das Verhaltnis zwischen der effektiven und der 

todlichen Dosis auf 4000 zu 40 000 geschatzt werden kann. Im Vergleich dazu ist dieses Verhaltnis bei Alkohol 4 zu 10. « 

(FROMBERG 1996: 37) 

Das THC wird im Blut in das aktive Metabqlit 1 1-Hydroxy-oy-THC umgewandelt. Dieser Stoff wird nach ca. 30 Minuten vom 

Fettgewebe aufgenommen und danach wieder ins Blut abgegeben, metabolisiert und ausgeschieden. Nach kurzer Zeit (nur wenige 

Tage!) ist die Substanz vollig ausgeschieden. Bei chronischem Gebrauch lagert sich das 1 1 -Hydroxy-THC im Fettgewebe und in 

der Leber an und kann iiber langere Zeit nachgewiesen werden (Urintest! Vgl. RIPPCHEN 1996). 

THC-Rezeptoren konnten sowohl im Zentralnervensystem als auch in den peripheren Nervenbahnen entdeckt werden 

(COMPTON 1993, DEVANE et al. 1989, MATSUDA et al. 1990). Der THC- bzw. Cannabinoidrezeptor im Nervensystem ist 

inzwischen sehr gut bekannt und erforscht worden (PERTWEE 1995). Normalerweise binden sich die korpereigenen 

Neurotransmitter, die Anandamide, an diese Rezeptoren (DEVANE et al. 1992, DEVANE und AXELROD 1994, KRUSZKA und 

GROSS 1994). Wenn der Korper nicht genug Anandamide produziert, kann es zu Nervenkrankheiten kommen. Solche 

Krankheiten (wie Multiple Sklerose) konnen bei Anandamidmangel vermutlich erfolgreich mit THC therapiert werden 

(MECHOULAM et al. 1994). 

Anandamid (= Arachidonylethanolamid) - der Name leitet sich von Sanskrit ananda, »Gluckseligkeit« ab - bindet sich an den 

THC-Rezeptor im Hirn und ist das natiirliche, im Korper vorkommende THC-Analog, obwohl es von seiner inneren Struktur ganz 

anders aufgebaut ist. Kiirzlich wurde Anandamid in der Schokolade bzw. der Kakaobohne (Theobroma cacao) sowie im Rotwein 

(vgl. Vitis vinifera) nachgewiesen (GROTENHERMEN 1996). 

Seit 1971 werden Cannabisprodukte experimentell als Medikamente bei Alkoholismus, Heroin- und Amphetamin-Abhangigkeit, 

emotionalen Storungen, Muskelspasmen und Glaukom getestet. 1990 entdeckte der Mikrobiologe Gerald Lanes von der 

University of South Florida, daB Marihuana den Herpesvirus totet (afp-Meldung vom 16.5.90). Damit wird das alte romische 

Rezept gegen Herpes wissenschaftlich bestatigt. Die traditionelle Anwendung von Hanfpraparaten bei Asthma wurde inzwischen 

ebenfalls wissenschaftlich bestatigt: 

»THC erweitert die Bronchien. Es kann, wie andere Medikamente, gegen Asthma Bronchiale als Aerosol inhaliert werden und 

wirkt ebensogut.« (MAURER 1989:48) 

Die medizinische Verwendung von THC und dessen Analogen bei Glaukom hat sich zwischenzeitlich etabliert. Es konnte gezeigt 

werden, daB es dafiir kein besser vertragliches und wirkungsvolleres Medikament als THC gibt (MAURER 1989). Eine Schweizer 

Forschungsgruppe konnte beweisen, daB THC bei zentralnervos bedingter Spastizitat (Muskelkrampfe, z.B. bei Multipler Sklerose 

Oder Riickenmarksschadigungen) krampflindernd wirkt (MAURER et al. 1990). Die Forschergruppe stellte fest, daB THC (in 

einer Dosis von 5 mg) ahnlich wie Codein, aber besser wirkt und zudem vertraglicher ist. Es gibt inzwischen einige ermutigende 

Ansatze zum Einsatz von THC in der klinischen Behandlung von Spastik und damit verbundenen Schmerzen (HAGENBACH 

1996). 

»Die potentiellen Verwendungsmoglichkeiten [des synthetischen THCs] reichen von der Behandlung von Epilepsie, chronischen 

Schmerzen, Multipler Sklerose und Appetitlosigkeit bis hin zur Verringerung des „Suchtdrucks" bei Opiatabhangigkeit.« 

(SCHMIDT 1996: 30) 

Das synthetische THC ist besser unter dem Namen Marinol bekannt. 20 bis 45 mg Marinol ergeben nur ein ca. 1- bis 

1 l/2stundiges »High«. Viele US-amerikanische Patienten, die Marinol einnehmen, beklagen sich, daB das Medikament im 

Vergleich zum gerauchten oder gegessenen Marihuana wirkungslos sei (miindliche Mitteilung von Jack Herer). 

Die pharmakologische Forschung bemiiht sich zur Zeit um die Entwicklung synthetischer THC-Analoge, die sich als 

Medikamente vermarkten lassen. Dabei ist das Ziel, die medizinischen Eigenschaften des THCs zu erhalten, aber die 

psychoaktiven Wirkungen zu verhindern (EVANS 1991). Es wurde u.a. ein Cannabinoidanalog unter der Bezeichnung HU-210, 

chemisch (-)l I-OH-OsTHC-dimethylheptyl, synthetisiert, das nicht nur psychoaktiv ist, sondern ca. 100- bis 800mal potenter als 

natiirliches THC wirkt (OVADIA et al. 1995). Die Gesundheitsminister und die pharmazeutischen Firmen sind allerdings eher an 

THC-Analogen interessiert, die keine psychoaktive Wirkung haben. Kritiker dieser Haltung sind der Meinung, daB die 

therapeutische Qualitat des THCs gerade in seiner Psychoaktivitat liegt. 

Marktformen und Vorschriften 

Im Prinzip ist THC weltweit eine illegale Substanz (vgl. Cannabis indica). In den USA gibt es seit einigen Jahren THC-haltige, 
verschreibungspflichtige Medikamente mit den Namen Canasol und Marinol. Sie werden nach arztlicher Verordnung bei 
Glaukom verabreicht. In Europa sind diese Medikamente nur iiber die Internationale Apotheke zu horrenden Preisen zu beziehen. 
Bei Drucklegung dieses Buches konnte noch nicht abgesehen werden, ob THC ein zugelassenes Medikament wird oder nicht. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Cannabis indica, Cannabis sativa 

COMPTON, David R., Kenner C. RICE, Brian R. DE 

COSTA, Ra) K. RAZDAN, Lawrence S. MELVIN, M. Ross 
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M. Ross JOHNSON, Lawrence S. MEL YIN und Allyn 

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Schickert. 

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231. (Sehr gute Bibliographic.) 

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Tropanalkaloide 

Andere Namen 

Tropane, Tropane Alkaloids, Tropeine 

Tropanalkaloide sind Ester des Tropanals mit verschiedenen Sauren. Sie kommen vor allem in den Nachtschattengewachsen 
(Solanaceae) vor, besonders in den psychoaktiven Arten. Die wichtigsten psychoaktiven Tropanalkaloide sind Atropin, 
Scopolamin und Hyoscyamin. Sie »werden schnell Uber Schleimhaute, aber auch Uber die intakte Haul, resorbiert« (ROTH et al. 
1994: 9440. Deswegen konnen Pflanzenzubereitungen in Salbenform psychoaktive Wirkungen auslosen (vgl. Datura innoxia, 
Hexensalbe). Diese Tropanalkaloide kommen in den Gattungen Afro/7fl, Brugniansia, Datura, Hyoscyamus, lochrotna, 
Mandragora, Solandra, Scopolia, Jlianulloa vor. 

Das psychoaktive Tropanalkaloid Hyoscyamin (vgl. Hyoscyamus niger) kommt in folgenden Nachtschattengewachsen in 
Konzentrationen vor, die diese Pflanzen fUr psychoaktive Zwecke brauchbar erscheinen lassen (FESTI 1995: 132f.* ): Anthoceris 
littorea LABILE. (Kraut), CretlediUrrl spinescerls HAEGI (Blatter), Cyphanthera anthocercidea (F.v. MUELL.) HAEGI 
(Blatter), Mandragora catdescens C.B. CLARKE (ganze Pflanze; vgl. Mandragora spp.), Physochlaina praealta (DECNE.) 
MIERS (ganze Pflanze), Scopolia lunda DUNAL (Wurzel; vgl. Scopolia camiolica). Das Hyoscyamin wandelt sich beim 
Trocknen der Pflanzen meist in das analoge Scopolamin um. Hyoscyamin hat im wesentlichen das gleiche Wirkungsprofil wie 
Scopolamin. 

Tropane und Kokain sind chemisch verwandt und haben gegebenenfalls ahnliche pharmakologische Effekte (SAUERWEIN et al. 
1993). Das Tropan 2-Tropanon ist ein Abbauprodukt von Kokain. Tropanalkaloide kommen in den meisten, vielleicht sogar alien 
Erythroxylum-Arten vor (ALSAID et al. 1989). In der Rinde von Erythroxylum zambesiacum N. ROBSON wurden verschiedene 
Tropane nachgewiesen (CHRISTEN et al. 1993). In der Wurzelrinde von Erythroxylum hypericifolium LAM., einer auf Mauritius 
heimischen Art, die bei Nierenproblemen volksmedizinisch verwendet wird, kommt neben anderen Tropanen (z.B. Cuscohygrin) 



reichlich Hygrin vor (AL-SAID et al. 1989). Beide Stoffe kommen auch in den Slattern und Rinden der beiden Coca-Arten 
Erythroxylum coca und Erythroxylum novogranatense vor (ELS AID et al. 1989: 672). In den Slattern der siidostasiatischen Art 
Erythroxyllirn cuneatum (WALL.) KURZ, die in Malaya als Tonikum benutzt wird, ist das Hauptalkaloid (+)-3a,66- 
Dibenzoyloxytropan entdeckt worden; die Slatter enthalten daneben vor allem Nikotin. In den Slattern einer anderen 
ethnomedizinisch genutzten siidostasiatischen Art, Erythroxylum ecarinatum SURCK., ist das Hauptalkaloid Tropacacain 
nachgewiesen worden. In der Wurzelrinde der australischen Art Erythroxylunl australe F. v. MUELL. sind ebenfalls viele 
Tropane (Meteloidin) enthalten (EL-IMAM et al. 1988). 

Tropanalkaloide kommen anscheinend auch in der Familie Proteaceae vor, z.S. in der Art Knightia strobolina (EL-IMAM et al. 
1988: 2182). Mehrere Arten der Gattungen Hakea und Banksia werden in Australien zur Herstellung von Wein benutzt. 
Hochinteressant ist das kiirzlich entdeckte Vorkommen von Tropanalkaloiden (Tropin, Tropinon, Cuskohygrin, Hygrin) in der 
Ackerwinde Convolvulus arvensis L. (vgl. Convolvulus tricolor), in der auBerdem Mutterkornalkaloide anwesend sind (TODD et 
al. 1995). In der Zaunwinde Calystegia sepium (L.) R.SR. [syn. Convolvulus sepium L.l sind ebenfalls Tropanalkaloide 
nachgewiesen worden (GOLDMANN et al. 1990). 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Atropin, Scopolamin 

AL-SAID, Mansour S., William C. EVANS und Raymond 1. GROUT 1989 »Alkaloids of Erythroxylum hypericij'(llilttil Stern Bark«, Phytochemistry 28(2): 

671-673. BAUER, Eduard 7979 Studien iiher die Bedeutung der Alkaloide in phartnakognostisch wichtigen Solattttceen, besonders lit Atropa Belladonna und 

Datura Strainonium, Bern: Hallwag. CHRISTEN, P., M.F. ROBERTS, J.D. PHILLIPSON lind W.C. EVANs 1993 »Recent Aspects o/Tropane Alkaloid 

Biosynthesis in Erythroxylum zanibesiacHrri Stern Bark«, Planta Medica 59, Suppl.: A 583-A 584. 

GOLDMANN, Arlette, Marie-Louise MILAT, Paul-Henri DUCROT, Jean-Yves LALLEMAND, MonlClue IVIAILLE, Andree LEl'lNGLE, Isabelle CHARPIN 

und David TEPFER 1990 »Tropane derivatives from Calystegia sepiitni«, Phytochemistry 29(7): 2125-2127. 

El.-IMAM, Yahia M.A., William C. EVANS und Raymond 7. GROUT 1988 »Alkaloids of Erytliroxylitin citiieatiiiri, F.. ecarinatuin and E. aiistrctle«, 

Phytocherriistry 27(7): 2181-2184. 

SAUERWEIN, M., F. SPORER und M. WINK 1993 »Allelochemical Properties of Derivatives from Tropane and Ecgonine«, Planta Medica 59 Suppl: A662. 

TO 1) L), G. FREE), F. R. STERMfrZ, P. SCHULrHElSs, A. P. und 1. TRAUB-DARGATZ 1995 »Tropane Alkaloids and Toxicity of Convolvithts arvensis«, 

Pliytoclieiiiistry 39: 301-303. 

XIAO, P. und 1,.Y. HE 1983 »Ethnopharmacologic Investigation an Tropane Containing Drugs in Chinese Solanaceous Plants*, Journal of Etliiiopltczrtiicicology 

8:1-18. 



Withanolide 

Andere Namen 

Withanolides 

Withanolide sind keine Alkaloide, sondern steroidale Lactone. Sis heute sind iiber hundert Withanolide isoliert und beschrieben 
worden (CHRISTEN 1989). 

Withanolide kommen nur (oder hauptsachlich) in Nachtschattengewachsen (Solanaceae) vor (CHRISTEN 1989, EVANS et al. 
1984, LAvIE 1986): 

Aciiistiis arborescens (i ) Withaferin A 

SCH LECHTEND. 
Acnistus (Ditiialici) spp. Acnistine 

Datura metel Daturilin 

Datura diiercifolia H.S.K. Withaferoxolide 

(vgl. Datura spp.) 
Datura stramonium var. violctcect Withaferoxolide 

Datura stramonium ssp. ferox Withaferoxolide 

Datura ferox X D. qtiercifolUi Withaferoxolide 

F, Hybrid 
Dunalia australis CRISES. Dunawithanin 

AundS 
locliroirtit coccineitiii SCHEIDW. 

(vgl. lochroma fuchsioides) 
Jaborosa spp. Jaborosalactone, 

Jaborosalatole 
Lyciltrrl spp. Withanolide 

Nicandra physalodes (L.) CAERTN. Nicandrenon 

Nicandra spp. 

Physalis ixocarpa SROT. ex HORNEM. Ixocarpalactone 
[syn. Physalis edulis hort. non 
SIMS] 



Physalis peruviana L. Withanolide, 

[syn. Physalis edidis SIMS] Withaperuvine, 

Perulactene, 

Physalolacton 

B-3-O-glucosid 
Pliysctlis perimana var. varanasi Perulacton 
Physalis spp. Withaphysaline, 

Physaline, 

Ixocarpalactoiie, 

Physalolactone, 

Withaperuvine 
Treclioiiactes laciniata MIERS. Trechonolid A 
Trecliotiaetes sativa MIERS. Trechonolide 
Trechonaetes spp. Trechonolide 
IVitliania frittescetis PAUQ. Withanolide 
Withania somnifera Withaferin A, 

Withanolid 
Witlictitia spp. Withaferine 
Witheringia spp. 

Die Withanolide Withaferin A und Withanolid E haben sehr interessante biologische und pharmakologische Wirkungen; sie sind 
entziindungshemmend, immunsystemstimulierend und antitumoral (CHRISTEN 1989). Obwohl viele psychoaktiv wirkenden 
Pflanzen nur oder hauptsachlich Withanolide enthalten, ist bisher kein einzelner psychoaktiver Wirkstoff dieser Stoffgruppe 
isoliert oder beschrieben worden. 

Literatur 

Siehe auch Eintrag unter Withania somnifera 

BUDDHIRAJA, R.D. und S. SUDHIR 1 

1987 »Review of Biological Activity of Withanolides«, 

Journal of Scientific and Industrial Research 46: 

488-491. 

CHRISTEN, P 1989 »Withanolide: Naturstoffe mit vielversprechendem Wirkungsspektrum«, Pharmazie in unserer Zeit 18(5): 129-139. 

EVANS, WILLIAM C, RAYMONl) J. GROUT und MERLIN L.K. MENSAH 1984 »Withanolides of Datura spp. and Hybrids«, Phytochemistry 23(8): 1717- 

1720. 

LAV 1 E, David 1986 »The Withanolides as a Model in Plant Genetics: Chemistry, Biosynthesis, and Distribution*, in: William G. D~ARCY (Hg. ), Solanaceae: 

Biology and Systernatics, S. 187-200, New York: Columbia University Press. 



Yohimbin 

Andere Namen 

Aphrodin, Corymbin, Corynin, Hydroergotocin, Johimbin, Quebrachin, Quebrachina, Yohimbenin, Yohimbina, Yohimbine, 
Yohimbinum, Yohimvetol 

Summenformel: C;,„H,„N,Oj 

Stoffklasse: Aspidosperma-Alkaloide, Indolalkaloide 

Yohimbin wurde erstmals im 19. Jahrhundert aus der Rinde von Pausinystalia yohimba extrahiert und beschrieben. Es ist ein 

typisches Alkaloid in Pflanzen der Familie Apocynaceae und mit den Rauwolfia-Alkaloiden verwandt. In Alstonia angustifolia ist 

es sogar das Hauptalkaloid (1 %). Yohimbin kommt in einigen Arten der Gattung Rauwolfia, besonders in der afrikanischen 

Rauvolfia macrophylla STAPF vor (TIIVtMINS und COURT 1974). 

Friiher zahlte man Yohimbin zu den MAO-Hemmern, was aus heutiger Sicht wohl nicht mehr zutrifft. Es ist lediglich ein a- 

adrenerger Blocker und stimuliert dadurch die Ausschiittung von Noradrenalin an den Nervenenden, wodurch es im 

Schwellkorper frei wird und zur Erektion fiihrt (Roch et al. 1994: 955, WREN 1988: 2920: 

»Als Sympathicolyticum erweitert es peripher die GefaBe und senkt den Blutdruck. Die Wirkung als Aphrodisiakum wird mit 

einer BlutgefaBerweiterung der Genitalorgane und mit erhohter Reflexerregbarkeit im Sakralmark erklart.« (ROTH et al. 1994: 

5450 

Die aphrodisierende und potenzsteigernde Wirkung sowie die therapeutische Wirksamkeit bei Impotenz sind in mehreren 

klinischen DoppelbUnd-Studien bewiesen worden (BUFFUM 1982, MILLER 1968, SoBOTKA 1969). 

Deswegen ist Yohimbin-HCL auch als spezifisches Medikament zur Behandlung der Potenzschwache (sexuelle Neurasthenic) 

zugelassen. Die Dosierung ist 3mal taglich 5 bis 10 mg kurmaBig iiber 3 bis 4 Wochen. Bei hoheren Einzelgaben (15 bis 25 mg) 

kommt es zu psychoaktiven Wirkungen, die in gewisser Weise an LSD erinnern, aber weitaus weniger emotional ablaufen und bei 



Yohimbinhaltige Pflanzen (Nach GESCHWINDE 1996: 145£*, HOFMANN 1954, LEwIN 1992*, ROMPP 1995: 5093*, ROTH 
et al. 1994*; erganzt) denen mehr die korperlichen Phanomene (sexuelle Lust, erotisches Vergniigen, GenuBsteigerung) im 
Vordergrund stehen. Uberdosierungen konnen unangenehm werden, aber sind anscheinend nicht besonders gefahrlich (vgl. 
LEWIN 1992: 750*): 

»Ein Chemiker hatte fast die lOOOfache Dosis (1,8 g) eingenommen. Er wurde fiir einige Stunden bewuBtlos (hierbei trat starker 
Priapismus auf), konnte aber innerhalb eines Tages aus dem Krankenhaus entlassen werden. « (ROTH et al. 1994: 956*) 

Stammpflanze Vorkommen 

Alstonia spp. 

Alstonia angustifolia Alte Welt 

Alstonia scholaris Siidostasien 

Aspidosperma quebracho-bianco Siidamerika 

Catharantus lanceus Nordamerika 

Corynanthe spp. Afrika 

Mitragyna stipulosa Afrika 

(vgl. Palmwein) 
Pausinystalia yohimba Westafrika 

Pausinystalia trillesii 
Pausinystalia macroceras 
Rauvolfia spp. 

R. macrophylla STAPF Afrika 

R. volkensii Afrika 

R. serpentina BENTH. 
Vinca spp. Afrika 

(vgl. Catharanthus roseus) 

Marktformen und Vorschriften 

Das Alkaloid liegt als Yohimbinhydrochlorid vor. Es ist ein verschreibungspflichtiges Medikament. 

Literatur 

Siehe auch Eintrage unter Alstonia scholaris, Corynanthe spp., Pausinystalia yohimba 

BUFFUM, lohn 

1982 » Pharmacosexology: The Effects of Drugs an 

Sexual Function - A Review*, Journal of Psychoactive 

Drugs 14(1-2): 5-44. 
FINCH, N. und W.l. TAYLOR 

1962 »Oxidative Transformation of Indole Alltaloids. 1 : Preparation of Oxindoles from Yohimbine*, Journal of the American Chetnical Society 84: 387 1-3877. 
HOFMANN, Albert 

1954 »Die Isolierung weiterer Alkaloide aus Rauwolfea serpentina BENTH. «, Helvetica Chimica Acta 37: 849-865. 

LAMBERT, G.A., W.l. LANG, E. FRIEDMAN, E. MELLER und S. GERSHON 1978 »Pharmacological and Biochemical Properties of Isomeric Yohimbine 
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Sphinx Magazin 35. MILLER, W.W. 1968 »Afrodex in the Treatment of Male Impotence: A Double-Blind Cross-Over Study*, Curretit Therapeutic Research 10: 
354-359. POISSON, 1. 1964 »Recherches recentes sur les alcaloides du Pseudocinchona et du Yohimbine*, Ann. Clum. 9: 99-121. PORST, H. 1996 »Orale und 
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Raliwolfia rrlacrophylltl«, Pllytochettlistry 13: 281-282. WEYERS, Wolfgang 1982 Die Entpfeliliitrg in der Selbstmedikation, Heusenstamm: Keppler Verlag.