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Full text of "Sammelbände der internationalen Musikgesellschaft 13 1911-12"

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SAMMELBANDE 


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DER 


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INTEENATIONALEN  MUSIK- 

•GESELLSCHAFT 


(E.  V. 


Dreizehnter  Jahrgang  1911—1912 


Herausgegeben  von 


Max  Seiffert 


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LEIPZIG 

DRUCK  TO  VERLAG  VON  BREITKOPF  &  HARTEL 


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INHALT. 


S8ite 

Andersson-,  Ofcto   (Helsingfors). 

.    On  violinists  and  dance-tunes  among   the  Swedish  country-population 

in  Finland  towards  the  middle  of  the  nineteenth  century   .    *    *    *    107 

The  Introduction  of  Orchestral  Music  into  Finland. 454 

Barclay  Squire,  "W".  (London).  & 

Who  was  >Benedictus«? 264 

Biehle,  Johannes  (Bautzen), 

Theorie  der  pneumatischen  Orgeltraktur  und  die  Stellung  des  Spiel- 

tisehes ,    m .    .    -    .    -        1 

Chybinsky,  Adolf  (Krakau). 

Die  Musikbestande  der  Erakauer  Bibtiotheken  von  1500 — 1650    .    382 

Polnisehe  Musik  und  Miisikkultur  des  16.  Jahrh.  in  ihren  Beziehungen 

zu  Deutachland.    ,    w    ...    -.    .    « ',,..,*„.*. ■■    *    « ■■    * .    .  ■    *    463 
Closson,  Ernest  (Bruxelles). 

:    (S.  EX  Mitteilungen.)  '•    - 

Cucuel,  Georges  (Paris). 

Quelques  documents  sur  la  librairie  musicale  au  X*VTEIfl  si&cle  .     .    385 
Oummings,  "William  H.  (London). 

Matthew  Locke,  Composer  for  the  Church  and  Theatre  ....    -    -    120 
De  la  Laurencie,  L,  (Paris).  *  '  .t 

TTn  6mule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille '    39,  400 

Dent,  Edward  J.  (Cambridge). 

Giuseppe  Maria  Buini.    , 329 

Einstein,  Alfred  (Munchen), 

Bin  unbekannter  Druck   aus   der  Friihzeit   der   deutschen  Monodie  286 

Die  Aria  di  Ruggiero .    .    .    , ;    .    444 

Fedeli,  Vito  (Novara). 

•»La  Molinarella*   di  Piccinni 303,  507 

Zampogne  Calabresi.    .    , ♦    *    . .    433 

Fehr,  Max  (Zurich). 

(S.  KL  Mitteilungen.)  * 

Frere,  W.  H.  (Mirfield).  -    -         - 

Key-Relationship  in  Early  Medieval  Music .    .    .    ♦    250 

Fuller  Maitland,  J.  A.  (London),    " 

A- Note  on  th,e  Interpretation  of  Musical  Ornaments  .    .    .    w    t    .    543 
Grafctan  Flood,  "William  H,  (Enniscorthy).  ■•* 

Irish  Musical  Bibliography  .............    .    :    •.    -    ^58 

BCammerich,  Angul  (Copenhagen), 

Musical  Relations   between   England   and   Denmark   in   the   Seven-- 

teenth  Century 114 


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*  ■ 

Hennerberg,  C.  F.   (Stockholm). 


5wS£a*    WagnerS   ;LieW-b0t*    **    **  Handschrift    in 
Kraus,  Alexander  jun.  (Florence). 348 

Italian  Inventions  for  Instruments  "with  a  Keyboard  aai 

Lineff,  Eugenie  (Moscow).  -                                    keyboard    ......  441 

A  musical  Tour  in  the  Caucasus   .    ,    .    .  ■                      '  „* 

Merian,  W.  (Basel).                                      ........    ...   ....  552 

Felix  Platter  als  Musiker    ....  090 

M  o  lit  or,  Kaphael  (St.  Joseph).                                 '    ' ** 

(S.  Kl.  Mitteilungen.) 
Nagel,  Wilibald  (Eberstadt-Darmstadt). 

Deutsche    Musiker    des    18.  Jahrh.    im   Verkehr   mit  X  Fr.  A    v 

uirenbach  ...*„,  __ 

Nef,  Karl  (Basel). 69 

^,„  Saydn-Reminiszenzen  bei  Beethoven ....  qqa 

O'Neill,  Norman  (London).                                    •-.......  336 

Music  to  Stage  Plays  in  England  .    .    . 321 

Riemann,  Hugo  (Leipzig).                                                  ........  6*1 

qflM?er-ifaS8VStin^0<   USd  die  *****&  der  Kantate 531 

Sablayrolles,  Dom  Maur  (San  Pedro  de  Besalii). 

A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gr^oriens  Espagviols.     Iter  Hispa- 


*  »  .0?        £ 


Sobering,  Arnold  (Leipzig].  "    "    *    *'*    ^—    -205,  401,  509 
Das  kolorierte  Orgelraadrigal    dee  Trecento     ...  ]7g 

Mm*  "zis. in  Glareon's  DodekMhor  dm  (i647')  ;;*-«•• 

(8.  Kl.  Mitteilungen.) 
Sonneck,  0.  G.  (Washington). 

Btein^M5«!rI£bWtti  ^  1?-  ***  »"^M»«y  of  Congress  392 

Eine  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's?      .  107 

Valentin,  Caroline  (Frankfurt  a.  M.L  ........    127 

(S.  Kl.  Mitteilungen.) 
"Werner,  Arno  (Bitterfeld). 

Neue  Beitrage  zur  Scheidt-Biograpbie 9q7 

Wolf,  Johannes  (Berlin).  .297 

English  Influence  in  the  Evolution  of  Music 

Wustmann,  Eudolf  (Btthlau  b.  Dresden). 

Walther's  Palaestinalied  ....  «,,„ 

Kleine  Mitteilungen:  •<-.... 247 

E.  Closson,  Le  clavecin  a  peau  do  buffle   .    .  d0n 

M.8eiffert,,Friedrich  d.  <£.  Flote  spielend  .'    *  !    I    '    '    '   400 

0   Va°len°tin  T  -f  ^  *"  *£*«"»  Fragment    [    '.    506 
M  fA?   A  '  Erwid«™^  }PS**  W.Nagel)     .........   507 

mans!       '        Pr°P°S      ""  llate  **  Wts  d'°P^a9  («•««*  P-  «erg-         ■ 
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Theorie  der  pneumatischen  Orgeltraktur  und  die  Stellung 

des  Spieltisches1). 

Mit  einer  psycliologischen  Studie  uber  Zeitschwellen. 

Von 

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Johannes  Biehle. 

(Bautzen.) 
Mit  3  Abbiidungeu  und  2  Tafeliu 

I.  Veranlassung. 

Mit  der  Einfiihrung  der  pneumatischen  Orgeltraktur  und  der  fast 
vollstandigen  Verdrangung  des  rein  meehanischen  Spielwerkes  war  im 
Orgelbaue  ein  Uinschwung  von  einscbneidender  Bedeutung  eingetreten. 
Wahrend  vordem  die  von  dem  spielenden  Finger  aufzuwendende  Kraft 

mit  der  G-roBe  der  Orgel  und  mit  der  Zahl  der  klingenden  Stimmen  ins 
Ubermenschliche  wucbs,  wurde  jetzt  diese  Arbeitslei stung  von  em  em 
Arbeitswinde  ubernommen,  so  daB  dem  Spieler  nur  die  Aufgabe  ver- 
blieb,  diese  Kraft  zur  reehten  Zeit  auszulosen.  Bei  der  iilteren  mecha- 
nischen  Traktur,  deren  Herstellung  eine  jetzt  fast  vergessene  Kunst  und 
besondere  Brfahrung  erforderte,  waren  die  zahlreiehen  Hebel,  "Wellen, 
Winkel,  Wippen,  Stecher,  Drahte,  Abstrakten  mit  ihren  G-elenken  durch  die 
Temperatur  und  die  Feuchtigkeit  Yerwerfungen,  Yerkiirzungen  und  Yer- 
liingerungen  unterworfen.  Wenn  diese  Yerlangerungen  gewisse  G-renzen 
iiberschritten,  so  begannen  die  Pfeifen  von  selbst  zu  erklingen7  oder  sie 
versagten,  weil  die  Tiefe  des  Tastenfalles  nicht  ausreiclite,  die  Yerlange- 
rung  der  Traktur  auszugleichen.  Diese  Mangel  hob  die  Rohrenpneu- 
matik  mit  eineni  Schlage  auf;  aber  die  Vorteiie  wurden  mit  sehr  fuhl- 
baren  Mangeln  erkauft 

Denn  wahrend  bei  dem  alten  mecbanischen  Spiel  werke  durch  die  Art 
des  Spieles  die  Offnung  des  Pfeifenventils  und  dadurch  auch  der 
Oharakter  des  Tonansatzes  bis  zu  einem  gewissen  Grade  vom  Spieler 
beeinfluBt   werden  konnte,    waren  jetzt   diese  "Vargange    zu   rein  auto- 

1)  Die  Ergebnisse  dieser  Arbeit  kamen  in  einem  Vortrage  des  Verfassers  uber 
»Theorie  des  Kirch enbaues*  auf  dem  IV.  Kongresse  der  I.M.G.  in  London 
zur  Verwendung. 

S.  d.  IMG.    XTIT.  1 


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2  Johannes  Biehle,  Theorie  dor  pneumatischen  Orgeitraktur  usw. 

matischen  geworden,  die  individual!  zu  beeinflussen  dem  Orgelspieler  be- 
nommen  war.  Der  Pneumatik  fehlt  das  Lebendige  und  Elastische  des 
Hebels;  ihre  Prazision  ist  eine  tote,  und  Vortragsunterscbiede  lassen  sich 
jetzt  vom  Spieler  nur  auf  dem  "Wege  gescbickter  Pbrasierung  ermoglichen. 
Weiter  war  mit  der  Ubertragung  der  Tastenbewegung  durcb  lange,  enge 
und  durcb  Umschaltvorrichtungen  unterbrochene  Rohrleitungen  natur- 
gernllB  eine  Verschleppung  verbunden,  die  bei  mittleren  tmd  groBeren 
oder  unvorteilhaft  angelegten  Orgeln  sebr  betrachtlich  anwuchs. 

Aus  alledem  ergab  sich  die  Merkwurdigkeit,  daG  das  Instrument,  das 
wir  als  die  Konigin  der  Instrumente  zu  bezeichnen  gewohnt  sind,  jetzt 
die  zwei  wiobtigsten  Eigenschaften  eines  musikalischen  Instrumentes  ent- 
behren  mufite,  namlich  die  Moglichkeitj  in  dem  Momente  der  "Willens- 
auBerung  auch  den  Ton  auszulosen  und  durch  die  Art  des  Spieles  einen 
EinfluB  auf  die  Tongebung'auszuiiben,  Das  Bestechende  der  neuen  Er- 
findung  batte  ibre  erlieblichen  Nacbteile  jahrzehntelang  ilbersehen  lassen. 
Es  soil  in  der  Tat  auch  namhafte  Orgelspieler  geben,  die  bebaupten 
wollen,  die  Yerzogerungen  der  pneumatischen  Traktur  war  en  unerbeblich 
oder  nicht  storend.  Urn  so  bemerkenswerter  ist  es,  daB  man  sicb  in  den 
letzten  Jahren  dieser  Mangel  immer  mebr  und  mebr  bewuBt  wird.  Je 
nachdem  das  Schwergewicht  auf  die  Beseitigung  des  einen  oder  des 
an  deren  Mangels  gelegt  wird,  mebr  en  sicb  die  Vorscblage  auf Einfuhrung 
der  elektropneumatiscben  Traktur  oder  der  inechanischen  Yor-  und 
Nachschaltung.  Es  ist  auch  schon  ernstlicb  ftir  die  Wieder  einfuhrung 
des  alten  inechanischen  Spielwerkes  eingetreten  worden. 

Jedenfalls  besteht  hi  er  eine  Streitfrage  von  grundsatzlicher  Bedeutung, 
die  unter  Ausscheidung  aller  personlicben  Ansicbten  nur  durch  exakte 
Untersuchungen  entschieden  werden  kann.  Da  in  Deutscbland  von  Kirchen- 
gemeinden  jahrlich  ganz  bedeutende  Summen  fur  Orgelbauten  aufgewen- 
det  werden,  so  erschien  eine  Bearbeitung  dieser  Prage  auf  moglichst 
wis  sens  chaftlicher  G-rundlage  wichtig  genug. 

Eur  die  vorliegende  Axbeit  lag  aber  noch  eine  andere  Yeranlassung 
vor.  Seit  mehreren  Jahreh  auf  dem  G-ebiete  des  Kirchenbaues  vom 
Standpunkte  des  Kirchenmusikers  und  des  Redners  arbeitend1),  war  ftir 

1)  Job.  Biehle,  ProfcestantiBCher  Kirchenbau  und  evungelische  Kirchenmusik, 
herausgeg.  von  dem  Kirchenchorverbande  der  Sftchsischeu  Landeskircho. 

Ders.,  Ein  naues  Kirchenbausystem,  Protokoll  der  Tagung  fur  kirchliche  Volks- 
kunst  in  Chemnitz,  herausgeg.  von  Pfarrer  Dr.  Koch,  Verlag  des  Chriatlichen 
Kunstblatfces. 

Dr.  Scheffer,  Ein  verbesserter  Kirchentyp,  Deutsche  Techniker-Zeitung. 

Ders.,  Ein  neuer  Kirchentyp,  Die  Kirche,  Zentralblatt  fiir  Bau,  Einrichtung  u. 
Ausstattunc  ftir  Kirchen. 

Bekanntmachung.  Die  Berficksichtigung  der  mu alkalis ch en  Interessen  beim 
Kirchenbau.  Verordaungsblatt  des  Ev.  lath.  Landeskonsia  tori  urns  fiir  daa  Kunig- 
reich  Sachsen.    3  Stuck  1910. 


V:  —  --•    - 


Johannes  Biehle7  Theorie  der  pneumatischen  Orgeltrakbur  usw.  3 

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mich  naturgemaB  auch  die  JTrage  der  vorteilhaftesten  Stellung  der  Orgel 
im  Kircheninnern  und  die  Lage  des  Orgelspieltisches  Gegenstand  beson- 
derer  Untersuchung.  Diese  aber  hatte  wiederum  genaueste  Kenntnis  der 
verschiedenen  Systeme  des  Orgelspielwerkes  .zur  Voraussetzung.  Die  vor- 
liegende  Arbeit  bildet  daher  gleichzeitig  eine  Teilstuclie  zur  Theorie  des 
.Kirchenbaues. 

- 

Aus  dieser  doppelten  Veranlassung  ist  die  nachstehencle  Arbeit  im. 
Physi kalis chen  Institute  der  Technischen  Hocbschule  zu  Dresden  ent- 
standen.  Sie  will  in  ihrer  Darstellung  dem  melirfachen  Interesse  des 
allgemeinen  Musikers,  des  Orgeispielers,  des  Orgelbauers  und,  nach  der 
experiment ellen  Seite,  dem  des  Physikers  und  des  Psychologeri  gerecht 
werden.  Die  Darbietung  des  Stoffes  an  so  verschiedenartige  Leser- 
kreise  in  verhaltnisnuiBig  knapper  Form  bot  s elb s t vers t and lich  besondere 
Schwierigkeiten x 


II.  Plan  der  Untcrsucliungen. 

Beim  Herantreten  an  die  Aufgabe  stellte  sich  sebr  bald  heraus,  daB 
die  Untersuchungcn  umfanglicber  Art  werden  nvufiten.  Jeder  Orgelbauer 
halt  erklarlicherweise  seine  Bauart  fiir  die  beste,  kann  aber  sicbere  Ver- 
gleichc  mit  anderen  Sy  stamen  im  allgemeinen  nicbt  anstellen.  Selbst  der 
Orgelsachverstandige  ist  z.  B.  nicbt  in  der  Lage,  nach  Priifung  einer  Orgel 
in  Dresden  eine  solche  in  Leipzig  vergleichend  sicher  zu  beurteilen.  Auch 
wenn  er  wirkliche  Unterschiede  feststellen  zu  kormen  glaubt,  so  wird 
doch  mit  mehrfachen  Tauschungen,  die  in  der  Ortlichkeit  und  in  vielen 
anderen  Umstanden  ihre  Ursache  haben.  zu  recbnen  sein.  Eine  sichere 
Priifung  ist  nur  denkbar,  wenn  die  Systeme  als  vollstandige  Modelle  in 
einem  L ab orator ium  zur  Untersuchung  nebeneinander  vereinigt  sind,  und 
z war  kann  sich  dann  die  Priifung  nicht  auf  die  Wirkung  der  Gesamt- 
anordnung  eines  Sys t ernes,  beschranken,  sondern  sie  muB  sich  auf  die 
Wirkungsweise  eines  jeden  Zwischenapparates ,  der  einzelnen  Ventile 
und  Balgcben  und  auch  auf  den  hemmenden  EinfluB  der  en  gen  Rohr- 
leitungen  erstrecken. 

Die  verschiedenen  Zwischenapparate  wurden  daher  in  alien  moglichen. 
Kombinationen,  die  Kohrlangen  in  alien  Variationen  systematisch  unter- 
sucht,  urn  so  deren  gegenseitige  Beeinflussung  kennen  zu  lernen.     In  der 

Bevorsteliend:  Joh.  Biehle,  Theorie  des  Kirchenbaues  voni  Standpunkte  des 
Kirchenmusikers  uud  des  Redaers.  Vortrag  bei  dem  IV.  Koogresse  der  lMGr.  1911 
in  London. 

1)  An  dieser  S  belle  ist  es  mir  Bediirfnis,  Herrn  Greheimen  Hofrat  Pi"ofessor  Dr. 
Hallwacha  fiir  die  zur  Durekfuhrung  dieser  Arbeit  mir  geboteno  MOglichkeit. 
Herrn    Privatdozent  Dr.  H.  Dember  fiir  die  frenndliche  wissensckafbliche  Anfceil- 

nahme  und  dem  Siicbsischen  Landeskonsistorium  fiir  die  wiederholten  Bemtihungen, 
meine  Arbeifccn  behordlich  zu  fordern,  herzlicbst  zu  danken. 

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4  Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatisohen  Orgelfcraktur  usw. 

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Hauptsache  bestand  die  Untersuchung  in*  der  Messung  der  durch  das 
oieumatische  System  verursaehten  Verzogerung  der  Pfeifenansprache 
•is  auf  die  kleinsten  Zeitunterschiede,  und  z  war  hand  el  te  es  sich  urn  die 
Feststellung  des  Zeitraumes,  der  vom  Beginn  des  Tastenfalles  bis  zum 
Eintritt    der  Luft   in    den  Pfeifenmund  verstreieht. 

Zur  Priifung  gelangten  die  vier  Systeme,  die  jetzt  im  allgemeinen  als 
die  Typen  im  Orgelbaue  anzusehen  sind:  die  pneumatische  Kegel- 
lade  mit  zufiihrendem  "Winde,  die  pneumatische  Kegellade  mit 
entlastendom  "Winde,  die  Membranenlade  und  das  elektropneu- 
matische  System.  Die  Herren  Hoforgelbaumeister  Gebruder  Jehin- 
lich  in  Dresden  und  Walcker  &  Co.  in  Ludwigsburg  ("Wurttembergj 
hatten  in  dankenswertem,  nicht  immer  anzutreffendem  Inter  esse  fur  eino 
theoretisehe  Bebandlung  der  Frage  die  Modelle  in  sauberer  Ausfiihrung 
angefertigt  und  mir  mit  allem  Zubehor  frei  zur  Verfugung  gesj;ellt  Von 
der  Membranenlade,  System  Wittig  in  abgeanderter  Form,  hatte  mir  die 
Firma  Eule  in  Bautzen  das  Mo  dell  geliefert. 

Mit  der  Priifung  dieser  Systeme  waren  aber  die  Untersuclmngen 
durchaus  nicht  erschopft  Es  muBte  von  vornberein  dem  bekannten  Ein- 
wande  begegnet  werden,  die  graue  Theorie  stelle  sich  in  Widerspruch 
mit  der  Praxis,  und  zwar  war  eine  Definition  des  Begriffes  »  Verzoge- 
rung* vom  Standpunkte  des  Musikers  zu  scbaffen  und  durch  einen 
Zeitwert  auszudriicken  auf  Gr und  etwa  folgender  Fragestellung:  >"Welche 
Verzogerungen  werden  vom  menschlichen  Ohre  als  solche  noch  ver- 
nommen?*  oder  anschaulicher  ausgedruckt:  »Wieviel  darf  ein  Musiker 
im  Ensemble  auBer  dem  Takte  spielen,  ohne  daB  der  Zukorer  die  Ver- 
zogerung bemerkt?<  —  Es  war  also  ein  Zeitwert  als  die  Zeitschwelle  auf- 
zu  find  en  j  unterhalb  der  Verzogerungen  nicht  mebr  wahrzunehmen  sind. 

III.  Die  Metliode  der  Zeitmessung. 

Um  bei  den  Untersuchungen  zu  wirklich  exakten  Resultaten  zu  ge- 
langen,  war  von  vornherein  an  die  fiir  die  Zeitmessung  bestimmten 
Apparate  eine  Reihe  von  Bedingungen  zu  stellen. 

Zunachst  muBten   sie  Zeiten  bis  herab  auf  1  g  —  y^  Sekunde  zu 

messen  gestatten.  Die  gemessene  Zeit  war  auf  graphischem  Wege  fest- 
zuhalten  und  muBte  in  dieser  Form  auswertbar  sein.  Endlich  sollte  sich 
der  Vorgang  der  Zeitmessung  durchaus  automatisch,  rein  objektiv  ab- 
spielen,  also  unter  Ausschaltung  subjektiver  Beobachtungsfehler. 

FUr  die  Zeitmessungen  besitzen  wir  verschiedene  Methoden  und 
Apparate.  Pur  grobe  Messimgen  bedient  man  sich  der  bekannten  Stopp- 
uhr,  die  in  dem  Chronoskop  eine  so  verfeinerte  Konstruktion  erfahren 
hat,   daB  1  o  direkt  abgelesen  werden   kann.     Nur  ist  sein  MeBbereich 


Johannes  Biehle,  Thoorie  der  pneumatiachen  Orgeltraktur  uswv  5 

- 

nach  unten  zu  eng  begrenzt  und  reicht  nur  bis  6  o  herab.  Dagegen  ist 
eine  sehr  feme  Methode,  die  beliebig  kurze  Zeiten  mit  der  hier  erforder- 
lichen  G-enauigkeit  miBt,  das  sogenannte  Pouillet'sche  Verfahren  des 
Ballistischen  Galvanometers,  dessen  sich  z.  B.  Helmholtz  fiir  die  Be- 
stimmung  der  Leitungsfahigkeit  der  Nerven  bediente.  Dieses  Verfahren 
war  mir  aber  nicht  zug'anglich,  erfordert  auch  bei  Untersuchungen  von 
mehrmonatlicher  Dauer  erne  scharfe  Kontrolle  der  Stromstarke  und  wieder- 
holte  Eichung  und  gestattet  nicht  eine  graphische  Eixierung  der  Ergebnisse. 

Ein  sehr  genau  arbeitendes  und  bequemes  Verfahren  ware  das  der 
photographisehen  Rotationswalze  in  Verbindung  mit  Edelmann'schen  Saiten- 
galvanometern  gewesen.  Die  vollstlindige  Anordnung  fiir  den  vorliegenden 
Zweck  wiirde  aber  einon  Auf wand  von  ctwa  3000  Mark   erfordert  hahen. 

Endlich  haben  wir  den  Stimmgabel- Ohronographen,  der  auf  deni 
bekannten  Prinzipe  beruht,  dafi  eine  schwingende  Stimmgabel  auf  der 
RuBschicht  einer  rotierenden  und  gleichzeitig  in  der  Richtung  der 
Langsachse  fortbewegten  Trommel  Schwingungskurven  schreibt.  Das 
Verfahren    wird    fiir    Dernonstrationszwecke    und    fiir    Einzelaufnahmen 

■  ■ 

liaufig  angeweudet,  ist  aber  wegen  seiner  Umstandlichkeit  in  der  Vor- 
.bereitung  und  in  der  Auswertung  nicht  sebr  beliebt.  Da  aber  Teile  zu 
einem  solchen  Chronograph  en  im  Institute  vorhanden  war  en,  so  entschied 
ich  mich  fiir  diese  Methode  und  bildete  die  Anordnung  und  das  ganze 
Verfahren  so  aus,  daB  es  in  der  Tat  fiir  Massenaufnahmen  geeignet 
wurde.  Seine  nahere  Darstellung  durfte  vielleicht  mehr  dem  Physiker 
experimentelles  Interesse  bieten;  sie  mochte  aber  doch  hier  voraus- 
|  gescbickt  werden,  urn  auch  dem  Musiker  und  Orgelbauer  einen  Einblick 

in  die  Zuverlassigkeit  des  Verfahrens  zu  geben. 


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IV.  Der  Aufnalimeapparat 1). 

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Eine  genau  abgedr  elite  Messingwalze  von  150  mm  Durchmesser  und 

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150  mm  Breite,  also  mit  einer  Oberflache  von  rund  700  cm2.  ruhte,  in 
ihrer  Achse  drehbar,  in  einem  Spitzenlager.  Der  das  Lager  tragende 
Bock  konnte  wie  der  Support  einer  Drehbank  in  der  Richtung  seiner 
Langsachse  durch  eine  Leitspindel  fortbewegt  werden,  Beide  Bewegungen 
wurden  von  einem  gemeinschaftlichen  Vorgelege  aus  durch  Schnurlauf 
veranlaBt  und  hierbei  die  Ubersetzung  der  Stufenscheibe  so  gewahlt,  daB 
sich  die  Walze  bei  jeder  Umdrehung  gleichzeitig  um  einen  bestimmten 
Abstand  seitlich  verschob.  Das  Vorgelege  erhielt  einen  Antrieb  von 
einem  Elektromotor ,  dessen  Umdrehungsgesehwindigkeit  durch  einen 
Kurbelwiderstand  im  groben  reguliert  werden  konnte.  Vor  der  Walze, 
rechtwinklig  zii  ihrer  Drehachse,  wurde   eine   Stimmgabel,   C  128  v.  d.? 


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1}  Siehe  die  Abbildungen  im  Anbange. 


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Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumafcischen  Orgeliraktur  usw. 


auf  einem  Kreuzsupporte  der  art  befestigt,  daB  ihre  Schwingungsebene 
parallel  zu  der  Walzenaehse  zu  liegen  kam.  An  einer  der  Gabelzinken 
wurde  mit  Klebwacbs  eine  aus  sebr  f einem  Stahlblechr  spitz  geschnittene 
Feder  angebracht  und  die  Gabel  mit  Hilfe  des  Kreuzsupportes  so  diri- 
giert,  daB  die  Spitze  in  die  RuBschicht  der  Walzenflache  feine  Linien 
zeichnen  konnte.  Bei  der  Uradrehung  der  Walze  und  deren  gleich- 
zeitigem  Transporte  in  der  Richtung  der  Drehacbse  zogen  aich  nun  die 
Schwingungen  der  Gabel  zu  regelmaCigen  Wellenlinien  aus  und  zeich- 
neten  ein  feines  Band,  von  12 — 14  schraubenformigen  .  Windun gen  um 
den  Umfang  und  auf  der  ganzen  ITlache  der  "Walze. 

Daniit  die  Schwingungen  der  Gabel  wahrend  der  Aufzeichnung  an- 
hielten,  wurde  die  Gabel  auf  elektroma,gnetischem  Wege  von  einer  zweiten, 
gleich  groBen  Gabel  angetrieben.  Der  Vorgang  spielte  sich  in  der  Weise 
ab,  daB  zwei  kraftige  Elektromagnete,  zwischen  den  Zinken  der  beiden 
Gabel  n  befestigt,  in  einem  Stromkreise  lagen  und  gleichizeitig  bei  Strom- 
scliluB  die  Zinken  anzogen  und  bei  Stromdffnung  loslieBen.  Das  Offnen 
und  SchlieBen  des  Stromkreises  erfolgte  automatisch  durcb  die  Neben- 
gabel,  indem  ein  an  einer  der  Zinken  bef  estigter  Platinstift  beim  Schwingen 
der  Gabel  in  einen  Napf  mit  Quecksilber  ein-  und  austauchte  und  so  den 
Strom  periodisch  schloft  und  ofUnete.  "War  also  die  Bewegung  der  Gabeln 
kiinstlich  eingeleitet,  so  unterbielt  sie  sicb  dauernd  und  bracbte  die 
schreibende  Gabel  in  syncbrone  Bewegung.  Es  konnte  einfacber  erschei- 
nen,  die  schreibende  Gabel  direkt  elektromagnetisch  zu  treiben.  Da  sie 
aber  beim  Schreiben  nicht  unerhebliche  Hindernisse  zu  uberwinden  hat, 
so  erwies  es  sich  als  vorteilhafter,  eine  vollig  unabhangige  Gabel  zu  er- 
regen  und  von  ihr  aus  die  SchreibgabeL  in  erzwungene  Schwingungen  zu 
versetzen.  Ein  kleiner  Kurbelwider  stand  gestattete  die  Regulierung  der 
Schwingungsweite. 

Bei  der  Auswertung  der  Zeitaufnahmen  war  nun  zuvor  erforderlich, 
die  Zahl  der  Stimmgabelscbwingungen  in  der  Sekunde  bis  auf  Brucbteile 
einer  Schwingnng  genau  festzustellen.  Zu  dieser  Eichung  wurden-  fol- 
gende  Vorkebrungen  getroffen.  Ein  Hebelarm  war  derart  an  einem  Ge- 
riiste  befestigt,  daB  ein  an  demselben  befindlicher  Schreibstift  neben  der 
von  der  Stimwgabel  gezeichneten  Welle  zunachst  eine  Linie  zog,  Durch 
einen  Elektromagneten  konnte  aber  der  Hebel  von  der  Schreibfliicbe  ab- 
gehoben  werden,  Dieser  Magnet  wurde  von  einem  Relais  betatigt,  das 
durch  eine  Pernleitung  von  dem  Sekundenkontakte  der  Normalubr  des 
Instituts  in  jeder  Sekunde  einen  Impuls  erhielt.  Infolgedessen  wurde  in 
ieder  Sekunde  der  Schreibstift  einmal  absehoben  und  die  von  ihm  ge~ 
zogene  Linie  unterhrochen.  Da  der  Ablaut  der  Walze  etwa  12 — 14  Se- 
kunden  dauertc,  so  wurden  die  zwischen  der  1.  und  der  13.  Sekunden- 
marke  gezeichneten  Wellcn  ansgezahlt  und  daelurcli  die  Schwingungszahl 


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Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatischen  Orgelfcraktur  usw.  7 


der  Gabel  mit  einer  Genauigkeit  von  Vtoo  Schwingung  in  der  Sekunde 
sicher  ermittelt. 

Selbstverstandlich  war  eine  so  auQ  erordentlich  genau  festgeslellte 
Schwingungszahl  fortgesetzt  kleinen  Anderungen  unter  worfen  f  Tem- 
peraturschwankungen  des  Raumes ,  Staubablagerungen ,  femer  Erwar- 
mime  des  Stables  durch  den  elektrischen  Strom  erforderten  eine  fort- 
gesetzte  Nachpriifung  und  entsprechende  Korrektur  bei  der  Auswertung 
der  Zeitaufnahmen.  So  ergab  sich  im  Laufe  der  Monate,  daS  die  Zin- 
ken  der  schreibenden  Gabel  mehr  und  mehr  mit  kleinen  Klemmen  be- 
lastet  werden  muBten,  um  eine  ausreichende  Amplitude  von  der  err e gen- 
den  Gabel  zu  erhalten,  deren  Schwingungszahl  in  der  Zeit  von  4  Monaten 
von  127,5  auf  122  herabgesunken  war. 

Dicbt  neben  dcm  Sekundenschreiber  und  der  Stimmgabelfeder  wurden 
wiederum  2  Schreibhebei  mit  Stahlspitzen  befestigt,  die  ebenfalls  durch 
Elektromagnete  von  der  Walze  abgehoben  werden  konnten.  Diese 
Sclireiber  erbielten  ihre  Bewegung  von  den  zu  untersuchenden  Appa- 
raten  und  hat  ten  die  Zeitmarken  zu  zeichnen. 

Vor  Begin n  der  Aufnahme  befand  sich  die  Walze  seitlich  von  den 
Schreibstiften,  beim  Einstellen  des  Motors  naherte  sich  die  rotierende 
"Walze  den  Schreibern  und  gewann  wahrend  dieses  Anlaufes  die  geeig- 
nete  TJmdrehungszahl.  Eine  an  dem  transportierenden  So  eke  angebrachte 
schiefe  Ebene  hob  die  Schreiber  iiber  den  Rand  der  "Wake  und  lieB  sic 
dann  auf  diese  fallen.  Eur  die  Genauigkeit  der  Zeitregistrierung  war  es 
nun  sehr  wesentlich,  daB  die  vier  Schreibspitzen  in  der  Richtung  einer 
Ordinate  lagen,  die  Umdrehungsrichtung  als  Zeitabszisse  gedacht.  Zu 
dieser  Justierung  wurde  daher  seitlich  von  der  Walze  eine  Kim  mo  mit 
einer  20  mm  langen  Schneide  angebracht,  die  genau  in  der  Verlange- 
rung  der  Mantelflache  der  Walze  lag.  Auf  dieser  Schneide  wurden  Hub, 
Fall  und  gegenseitdger  Abstand  der  vier  Schreiber  eingestellt  und  fast 

vor  jeder  Aufnahme  kontr oilier t. 

Bei  Verwendung  des  Stimmgabelchronographen  wird  die  Walzenfiache 

gewohnlich  direkt  beruBt  und  die  RuBschicht  nach  dem  Gebrauche  ab- 

gewaschen.     Um  aber  die  Aufnahme  dauernd  erhalten  und  bequem  aus- 

werten  zu  konnen,  wurde  folgendes  Verfahren  eingeschlagen.    Die  Walze 

erhielt  einen  tlberzug  von  geeignetem  Pauspapier  und   wurde  dann  in 

die  Spitzenlager  eines  hohen  Bockes  gesetzt    Von  demEuBe  des  Bockes 

aus  konnte  die  Walze  durch  ein  Kurbelrad  in  Uradrehung  versetzt  wer- 

den.     Die  Vorrichtung   erhielt  dann  ihren  Platz  in  einem  kleinen,   fur 

diesen  Zweck  *  besonders    konstruierten  Rauchfange,    dessen  Vorderseite 

aus  einer  Glasscheibe  bestand.    Die  Antriebskurbel  war  unter  dem  Rande 

des  Rauchfanges  von  der  Hand  bequem  erreichbar.     Wahrend  der  Uin- 

drehung  der  Walze  wurde  nun  auf  clem  Eufie  des  Gestelles  eine  ruBende 


Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatischen  Grgeltraktur  u 


sw. 


Terpentinflamme  seitlich  fortbewegt,  so  daB  sich  die  Berufiung  aufierst 
rasch  und  fur  den  AusfUhrenden  sehr  sauber  vollzog.  Urn.  die  Gleich- 
maBigkeit  der  Schicht  zu  erkennen,  beleuchtete  den  Yorgang  eine  in  das 
Innere  ragende  Gasflarmne.  —  Nach  der  Aufnahme  wurde  das  Papier 
sehr  sorgfaltig  abgesclinitten  und  das  Original  der  Zeiclmung  in  der 
Dunkelkammer  auf  Gaslichtpapier  kopiert.  Die  Kopie  ergab  dann 
schwarze  Zeichen  auf  weifiem  Grunde1}. 

.... 

V.  Die  Zeitgeber. 

Bei  den  Zeitmessungen  handelte  es  sich,  wie  bereits  friiher  hervor- 
gehoben,  urn  die  Feststellung  des  Zeitverlustes  vom  Beginn  des  Tasten- 
falles  bis  zuui  Ansprechen  der  Pfeife.  Es  wurde  absicbtlich  der  Beginn, 
nicbt  das  Ende  des  Tastenfalles  gewahlt.  Die  hierbei  an  den  Resultaten 
anzubringende  Korrektur  wurde  spater  durch  besondere  Untersuchungen 
uber  die  Natur  des  Tastenfalles  gefunden.  Zur  Aufnahme  waren  also 
zwei  Apparate  zu  konstruieren,  die  imstande  waren,  die  beiden  Momenta: 
Beginn  des  Tastenfalles  und  Eintritt  der  Luft  in  den  Pfeifenmund,  auf  der 
Registrierwalze  zur  Aufzeicbnung  zu  bringen. 

Es  erschien  nun  von  vornherein  notwendig,  wiihrend  der  mehrmonat- 
lichen  Untersuchungen  dem  Tastenfalle  durch  eine  automatische  Betati- 
gung  eine  stets  gleichbleibende  Geschwindigkeit  zu  geben,  urn  alle  Auf- 
nahmen  auch  in  dieser  Beziehung  unter  die  gleiche  Bedingung  zu  stellen 
Zu  diesem  Zwecke  wurde  an  der  Stirnseite  der  Taste  ein  starrer  Messing- 
tthikel  nach  vom  ragend  angeschraubt  und  die  Taste  durch  ein  ange- 
hiingtes  Gewicht  in  ihrer  tiefsten  Lage  erhalten.  Der  Messingwinkel 
ruhte  auf  einem  Exzenter,  wurde  durch  dessen  Umdrehung  gehoben  und 
fiel  beim  tJberschreiten  der  Nase  mit  der  Taste  sehr  energisch  herab. 
Der  Exzenter  erhielt  von  dem  gemeinsamen  Vorgelege  aus  durch  eine 
lange  Transmission  seine  Bewegung  und  brachte  die  Taste  in  der  Sekunde 
etwa  zweimal  zum  JFalle. 

Ebenfalls  am  vorderen  Ende  der  Taste,  aber  seitlich,  waren  zwei 
Aluminiumwinkel  angeschraubt,  die  an  ihren  freien  Schenkeln  in  einer 
Hiilse  und  in  der  Hohe  einstellbar  je  einen  Platinstift  trugen,  der  in 
ein  mit  Quecksilber  gefiilltes  GefaB  eintauchte.  Der  Quecksilberbehiiltef 
konnte  ebenfalls  in  seiner  Hohenlage  sehr  genau  durch  Schrauben  ein- 
gestellt  werden.  Die  Stifte  und  die  dazu  gehorigen  Quecksilberspiegel 
wurden  nun  so  genau  fixiert,  daB  sofort  beim  Beginne  des  Tastenfalles 
durch  den  ersten  Platinstift,  bei  der  tiefsten  Lage  der  Taste  durch  den 
zweiten  Stift  elektrische  Kontakte  veranlaBt  wurden,  die  die  beiden 
Schreiber  von  der  Regis  trier  walze  abhoben.  —  Der  zweite  Kontakt  kam 
nur  bei  den  Untersuchungen  liber  den  Tastenfall  in  Betracht,  nicht  aber 

1)  Siehe  die  Tafel  im  Anhange. 


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Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatiscnen  Org-eltraktur  usw. 


9 


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bei  den  iiber  die  Yerzogerung  der  Pfeifenansprache.  Hierzu  war  noch 
ein  weiterer  Kontakt  in  folgender  Weise  konstruiert  worden. 

Ein  Gliramerplattchen  von  80  mm  Lange  und  30  mm  Breite  balan- 
zierte  auf  einer  25  cm  langen  Schneide,  Die  Schneide  wurde  von  zwei 
senkrechten  Stiften  flankiert,  die  durcli  die  Glimmerschoibe  hindurch- 
ragten  und  deren  Herunterfallen  verhinderten,  ohne  die  Beweglichkeit 
zu  hemmen.  Der  mittlere  Teil  der  Schneide  war  aufgeschnitten  und 
nahm  hier  einen  kleinen  Behalter,  in  dessen  Quecksilb  erf  till  ung  ein  kurzer 
Stift  von  dem  Glimmerplattchen  lierab  eintaucbte ,  auf.  Am  Ende 
des  Glimmerplattchens  reichte  eben falls  ein  Platinstift  in  einen  Queck- 
silbernapf,  dessen  Spiegelhohe  wiederum  durcli  Schrauben  genau  ein- 
gestellt  werden  konnte.  Beide  Platindrakte.  waren  auf  dem  Glimmer 
leitend  verbunden.  Die  kleine,  als  Hauchkontakt  zu  bezeichnende  Ein- 
richtung  wurde  auf  einem  Geriist  in  jeder  Lage  einstellbar  montiert  und 
an  die  Pfeife  so  herangeschoben,  daB  das  freie  Ende  des  Glimmerplatt- 
cbens  die  Kernspalte  der  Pfeife  zudeckte,  Alles  wurde  nun  fein  justiert, 
so  daB  bei  der  geringsten  Luftbewegung  im  Pfeifenmunde  das  Plattclien 
aufwippte,  den  Stift  am  anderenEnde  in  das  Quecksilber  tauchte  und  dabei 
einen  Strom   schloB,  der  den  zweiten  Scbreibhebel  von  der  Walze  hob, 

Endlicb  war  nocb  ein  kleiner  Apparat  zur  Priif ung  der  Prage  zu 
schaffen,   welche  Yerzogerungen  vom  menschlichen  Ohre  nocb  als  solcbe 

festgestellt  werden  konnen.  Hier  muBten  die  Zeiten  auf  einem  anderen 
Wege  markiert  werden. 

An  dem  einen  Ende  einer  Welle  saB  eine  vom  Yorgelege  durch  einen 
Schnurlauf  angetriebene  Stufenscheibe,  an  dem  anderen  eine  20  mm 
breite  Scheibe  A  von  60  mm  Durchmesser.  Auf  zwei  diametral  gegen- 
tiber  liegenden  Stellen  des  Umfanges  dieser  Scheibe  waren  quer  iiber 
die  Sekeibenbreite  Lam  ell  en  eingesetzt,  die  untereinander  und  durcb  die 
"Welle  und  das  Eisenlager  mit  dem  einen  Pole  der  Batterie  leitend  ver- 
bunden waren.     Auf   der  Scheibe  ruhten  nun  zwei   schleifende  Pedern, 

• 

von  denen  die  eine  auf  dem  Grundbrett,  die  andere  an  der  Seite  einer 
Scheibe  B  von  90  mm  Durehinesser  aufgeschraubt  waren.  Die  Scheibe  B 
lag  dicht  ah  der  Scheibe  A  in  der  Yerlangerung  von  deren  Achse,  konnte 
aber  unabhangig  von  dieser  vor-  und  ruckwarts  gedreht  werden.  Die 
daran  befestigte  Gleitfeder  -nahm  dann  die-  entsprechende  Stellung  auf 
der  Scheibe  A  ein.  Die  Pedern  A  und  B  gehorten  zu  den  Stromkreisen 
zweier  Elektromagnete  und  gaben  bei  dem  Vorbeigleiten  der  Lamellen 
Kontakte,  deren  Aufeinanderfolge  und  Keihenfolge  durch  die  Einstellung 
der  Scheibe  B  beliebig  verandert  werden  konnten.  Zur  genaueren  Be- 
urteilung  dieser  Einstellung  war  auf  dem  TJmfange  der  Scheibe  B  eine 
Millimeterskala  angebracht,  die  von  einem  Punkte  0  aus  beiderseitig  als 
-{-  und  —  zahlte.    Eine  Yerschiebung  der  Skala  um  *L  mm  entsprach 


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10  Johannes  Biehle3  Theoric  der  pneumatischen  Orgeltraktur  usw. 

einera  Zeitunterschiede    der   beiden  Kontakte  von  etwa  la.     Der  ge- 
naue  Wert  wurde  stets  durch  den  Chronograph  en  bestirnmt. 

VI.  Answertung  der  Aufnahmen  und  Fehlerquellen. 

Vor  dem  Abschneiden  der  Originale  von  der  Walze  wurde  mit  einem 
der  Zeitschreiber  auf  dem  Umfange  der  "Walze  die  Zeitahszisse  gezeich- 
net,  die  sich  heim  Kopieren  mit  liber trug.  Durch  die  Endpunkte  der 
von  den  Zeitschreibern  gezeichneten  und  von  deren  Magneten  unter- 
brochencn  Linien  wurden  nun  rechtwinklig  zu  dieser  Abszisse  mittels 
ReiBschiene  und  Winkel  sehr  feine  Bleistiftlinien  als  Ordinaten  gezogen1^ 
Das  zwischen  diesen  Ordinaten  liegende  Stiick  a  der  Abszisse  war  nun 
auf  seinen  Zeitwert  x  zu  bestimmen.  Zu  diesem  Zwecke  wurden  ebenT 
falls  durch  scharf  gezogene  Ordinaten  10  innerhalb  der  Strecke  a  liegende 
Stimmgabelwellen  .abgegrenzt,  deren  Zeitwert  aus  der  vorher  festgestellten 

Schwingungszahl  des  Stimmgabeltones  b  bis  auf  jqa  Schwingung  bekannt. 

war  und  deren  Abstand  c   genau  gemessen  wurde.     Die  Rechnung  er- 
folgte dann  nach  der  einfachen  Formel 

10 .  a 
aj  =  - 

Jede  Aufnahme  zeichnete  den  zu  untersuchenden  Pall  etwa  20mal 
auf,  erithielt  also  eine  vollstandige  Versuchsreihe.  Die  Ausmessung  der 
Abszissenstrecken  erfolgte  mit  Hilfe  einer  feinen  Schublehre  mit  Nonius 
bis  auf    0,1  mm.     Die  Bichung  der  Stimmgabel  war  schon  friiher  be- 

schrieben  worden.    Als  Zeiteinheit  wurde  das  a  =  r^r  Sekunde  gewahlt. 

Yon  den  bei  der  Aufnahme  und  Auswertung  moglichen  Eehle.rn 
hebt  sich  cm  grofier  Teil  gegenseitig  auf  und  seheidet  daher  von 
selbst  aus. 

Hierher  gehoren  z.  B.  die  kleinen  Ungenauigkeiten,  die  trotz  des  sorg- 
faltigen  und  sehr  feinen  Ausziehens  der  Ordinaten  unvermeidlich  war  en. 
Auf  eine  grofi-ere  Genauigkeit  der  Streckenmessung  bis  herab  auf  etwa 
V20  mm  wurde  verzichtet,  urn  das  Zahlenwerk  nicht  unnotig  zu  vermehren. 

Ferner  wurde  beobachtet,  daB  RuBteilchen,  die  die  Schreibstifte  auf 
die  Seite  geschoben  hatten,  wieder  in  die  gezogene  Rinne  zuriiekfielen 
und  das  Ende  der  Linie  verkiirzten  oder  unklar  machten.  —  Die  Ab- 
grenzung  der  10  Wellen  erfolgte  auf  deren  Bergen  und  war  auch 
kleinen  Schwankungen  unterworfen,  obgleich  die  Stimmgabel  die  Wellen 
ziemlich  spitz  auszog.  Aber  alle  diese  minimalen  Ungenauigkeiten,  die 
kaum  den  Wert  eines  o  erreichten,  hoben  sich  sicher  bei  einer  Serie  von 
20  Fallen  auf. 


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1)  Siehe  die  Kurventafel  im  Anhange. 


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Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumataschen  Orgeltraktur  uaw.  11 

Ebenso  belanglos  waren  die  an  sich  nicht  bemerkbaren  Verzerrurigen 
und  Dehnungen  des  Kopierpapieres  durch  die  verscbiedenen  Bader  des 
photographischen  Verfahrens  und  durcb  das  Aufziehen  mit  Leim  auf 
Karton ;  denn  in  demselben  MaBe  veranderten  sich  auch  die  von  der 
Stimmgabel  gezeichneten  Wellen,  deren  Langen  doch  den  Zeitwert  be- 
stimmten. 

Eine  der  groBten  Geduldsproben  bei  den  TJntersucbungen  war  die 
fortgesetzte  Beaufsichtigune  der  beiden  Zeitschreiber,  deren  magnetiscbe 
Verhaltnisse  und  Tragheitsmomente  in  der  Gesamtwirkung  vollst&ndig 
gleicb  sein  muBten.  Urn  diese  Zustande  vor  jeder  Aufnahme  genau 
prllfen  zu  konnen,  wurden  die  Stromkreise  der  beiden  Magnete  parallel 
geschaltet.  Durch  einen  gemeinschaftlichen  Kontakt  konnten  wahrend 
der  Umdrehung  der  Walze  die  Stifte  gleicbzeitig  abgehoben  werden.  Es 
muBten  dann  die  Endpunkte  ihrer  Linien  in  einer  Ordinate  liegen.  Da 
XJngenauigkeiten  schon  von  0,5  o  mit  dem  Auge  deutlich  bemerkt  werden 
konnten j  so  wurden  an  die  GleicbmaBigkeit  der  rein  mechanischen  Be- 
wegungsvorgUnge  dieser  Hebel  die  denkbar  hochsten  Anspruche  gestellt. 
Aber  trotz  aller  Peinlicbkeit  werden  docb  bei  den  Aufnahmen  kleine 
Storungen  unterlaufen  sein,  die  sich  aber  sicher  innerhalb  der  Grenze 
eines  0,5  a  gehalten  baben. 

Bine  weitere,  aber  nicht  auszugleichende  Fehlerquelle  bildeten  die 
Quecksilberkontakte.  Der  Hauchkontakt  z.  B.  konnte  so  empfindlich 
eingestellt  werden,  daB  bereits  Scbritte  des  Untersuchenden  im  Zimmer 
em  kleines  Schnellfeuergeknatter  des  Schreibstiftes  verursachten.  Gegen 
vorzeitige  Auslosung  durch  die  Erschiitterungen  des  automatischen  Tasten- 
falles  muBte  dieser  Kontakt  besonders  geschiitzt  werden.  Bei  einer  so 
hohen  Empfindlichkeit  wirken  schon  die  kleinsten  Storungen  auffallig* 
Die  Quecksilberoberflache  iiberzieht  sich  bekanntlich  rasch  mit  einer 
Oxydhaut,  und  an  der  Tauchstelle  des  Platinstiftes  bliuft  sich  Oxyd- 
schmutz  an,  wo  durch  die  Kontaktgabe  verzogert  oder  verlangert  wird. 
In  der  Regel  kennzeiehneten  sich  diese  Storungen  bei  der  Auswertung 
als  auffallige  Abweichungen  in  der  Versuchsreihe. 

Endlich  darf  nicht  ubersehen  werden,  daB  die  Orgelmodelle  trotz  ihrer 
sorgfaltigen  Anfertigung  im  Hinblick  auf  die  feine  Messung  auf  Bruch- 
teile  einer  tausendstel  Sekunde  durch aus  robe  Apparate  darstellen,  die 
in  ihrer  Funktion  fortwahrend  kleinen  Veriinderungen  nnterliegen.  Schon 
die  Art,  wie  sich  ein  Ventil  aufsetzt  und  mehr  oder  weniger  dicht  die 
Luft  abschlieBt,  gibt  merklich  andere  Zeiten. 

"Wenn  aber  trotz  aller  dieser  Fehler  quell  en  Versucbsreihen,  wie  die 
nachstehende,  gewonnen  werden  konnten,  so  muB  doch  das  ganze  Ver- 
fahren  der  Zeitraessung  als  auBerordentlich  zuverlassig  bezeichnet  wer- 
den, z.  B, 


12  Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatischen  Orgeltraktur  usw. 


Aufnahme  42:   : 

143,3  a 

a    142,7 

h    142,8 

p 

144,9  . 

b    143,1 

i    144,2 

144,9  ' 

c    141,9 

k    144,7 

X 

142,8 

d    142,2 

1    143,8 

s 

143,9 

e    142,4 

M    143,6 

t 

144,1 

f    143,5 

_*         if       m           fe-J 

ii    142,4 
o     143,2 

u 

143,8 

g    144,5 

Mittel: 

^    l" 

143,3  a 

.  I . 


', 


■ 


Als  eine  Quelle  von  Ungleichheiten  in  den  Aufnahmen  muBten  audi 
die  Rohrleitungen  verantwortlich  gemacht  werden.  In  dem  engen  Labo- 
ratorium  konnten  die  Leitungen  bis  zu  30  Metern  nur  in  Form  von  zu- 
sammengerollten  Eingen  verwendet  werden.  Dabei  waren  trotz  sorgfal- 
tiger  Behandlung  kleine  Deformationen,  die  dem  Luftstrome  Hemmungen 
verursachten,  nicht  zu  vermeiden. 

Bei  Benicksichtigung  aller  dieser  Fehlerquellen  kann  es  nicht  ver- 
wundern,  daB  bei  einer  in  zahlreichen  Anordnungen  so  fein  differenzierten 
Messung  auch  Resultate  auftauchten,  die  nicht- in  die  Reihe  der  Auf- 
nahmen hinein  passen  wollten.  Wenn  man  aber  die  Gesamtheit  der 
Aufnahmen  als  ein  geschlossenes  System  betrachtet  und  die  Zahlen  einer 
Serie  und  die  Differenzreihen  der  Serien  untereinander  als  Reihen  von 
organischem  Zusammenhange  auffafit,  so  erkennt  man  sehr  bald  die  ein- 
zelnen  Fehler  und  kann  sie  leicht  auf  dem  Wege  der  Bediming  richtig- 
stellen.  In  dieser  "Weise  wurden  von  zirka  120  Aufnahmen  nur  die 
4  Eesultate  8,  14,  32,  48  korrigiert.  Die  Korrektur  ist  im  Verzeichnisse 
beigefiigt. 

Vll,  Verzeichnis  der  Aufnahmen. 

Serie  I.     Fall  der  Taste. 

1.  Fall  der  Taste  bei  schnellstem  Spiele,  im  Mittel ,   .     28,0  <r 

Ganze  Periode  der  Fingerbewegung  95  a  (inin.  91  <r) 

•  Fallzeit  der  Taste 28  »   (min.  22  ») 

B&fe&ewegung  dee  Fingers     .....  67  » 

2.  Automatischer  Taetenfall,  Belastung:  310  gr,  Ohne  Winddruck  57,0  * 
8.  »  >  360  >  *  >  47,0* 
4  I  i  »  400  »  *  »  44,0  * 
5-  »  *  •  400  >  Winddruck  86  mm  48,0  > 
6.               *                       1                   *           mO    »  *           115     »-       50,7  >    ' 


. 


Serie  II.     Voruntersuchung. 

7.  Spiellade— 0,  2m— Pfeifo  Winddruck:  86  mm    40,5  a 

86  »  69,1  »  (66,5) 

86  »  91,5  » 

i  86  >  115,9  » 

115  »  102,7  > 

86  .  147,7  » 

115  »  129,9  » 


* 


8. 

1 

5,0  • 

I 

9. 

| 

10,0  » 

* 

10. 

L          L    t 

* 

15,0  » 

J) 

ll. 

» 

15,0  » 

> 

12. 

» 

20,0  » 

* 

13. 

* 

20,0  . 

* 

M 


Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatiscben  Orgeltraktur 


usw. 


13 


System  A.     Pneuinatische  Kegellade  mit  zufuhrendem  AVinde. 

Serie  IH. 


14.  Spiellade — 1.4  m—  Pfeifenlade 


15. 

16. 

17. 
18. 
19. 
20. 
21. 


" 


» 


5,0  » 
10,0  » 
15,0  » 
15,0  * 
20,0  » 
20,0  » 
20,0  > 


Winddruck:  86  mm     56,4  c  (64,7) 


• 


* 


■»     Kontrollaufn.     » 

»  > 


86 
86 
86 

115 
86 
86 

115 


82,9  » 
105,7  » 

128,5  • 
121,7  • 
157,9  . 
137,1  » 
144.4  » 


Die  mit  »KontroUe«  bezeiehneten  Aufnahmen  warden  vorgenonimen  nach  noch- 
maliger  genauester  Juetierung  aller  niechaniscnen  Ventilteile. 


lerie  IV. 


22.  Spiellade— 1,4  m—Relaia— Pfeifenlade 

5,0  » 
10.0  » 
15,0  » 
15,0  » 
20,0  . 
20,0  » 
20,0  » 

30,0  » 
30.0  • 


23. 

> 

24. 

L 

25. 

J 

26. 

' 

27. 

• 

28. 

^ 

29, 

^ 

30. 

♦ 

31. 

• 

i 

3* 


• 


ft 


* 


(Kontrolle) 


Winddruck:  86  mm     56,2  a 

86  »      72,6  > 

86  » 

86  > 

115  » 

86  » 

86  » 

115  » 

86  . 

115  » 


» 
» 


» 


93,3  * 
113,1  > 

106.7  » 

135.8  » 
124,6  . 
123,6  . 

176.9  » 
164,5  » 


-I 


r- 


Serie   V. 

32.  Spiellade— 1,2  m— Stat.— 0,4  m—Relais— Pfeifenlade    Winddruck:  86  mm    68,7  a 

(62,9) 

33.  "  "  " 

34. 
35. 
36. 
37. 

38. 

39. 


* 


5,0 
10,0 

15,0 
15,0 
20,0 
20,0 
20,0 


• 


» 
» 

- 


0,4  > 

0,4  . 

■    - 

0,4  * 

0,4  . 

0,4  » 

0,4  * 

0,4  - 


» 


* 
> 


» 
► 

i 
* 


(Kootr.J 


» 

86  »  '  78,9 > 

* 

86  .      99,1  » 

» 

86  »  123,5  * 

■ 

115  »  113,6* 

- 

86  »  143,8  * 

♦ 

86  »  132,6  » 

i 

115  »  133,8  x 

Serie  VI. 


i 


40.  Spiellade— 5,0  m- Stat.— 5,0  m—Relais— Pfeifenlade    Winddruck:  86mm  106,7  a 


41, 

42, 


44. 
45. 
46. 


5,0  ? 
10,0  > 
10,0  » 
10,0  » 
15,0  » 
15.0  » 


> 


5,0 
10,0 
10,0 
10,0 
15,0 
15,0 


» 

| 
> 


* 


fKontr. 


> 

115  »   97,9  » 

g 

86  »  143,3, 

» 

86  »  136,8  > 

1 

116  »  136,8* 

- 

86  »  193,8  » 

t 

115  »  179,6  > 

- 


14 


Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatischen  Orgeltraktur  usw. 


- 


System  B.      Pneumatisclie  Kegellade  mit  entlastendem  "Winde. 

Serie  VII. 

47.  EntlasiSpiellade— 1.4  ra—JSnfclast.Relais— Pfeifenl. 

48. 


5,0 


49. 
50. 
51. 
52. 
53. 
54. 


» 


> 


t 

10,0  > 

* 

* 

» 

10.0  * 

> 

ft 

» 

15.0   • 

4 

» 

■ 

* 

15,0  • 

* 

* 

" 

20,0  > 

* 

> 

» 

28,0  » 

r 

* 

/ 

ifenl 

* 

.     Winddnick:  88  mm. 

«    ■ 

71,4  a 

» 

86 

4 
» 

93,5  * 

(85,8) 

» 

86 

> 

106.9.* 

* 

y 

»;  Kont.)  86 

> 

95,9  . 

* 

i            86 

> 

128.5  » 

+ 

» (Kont.)  86 

1 

114,6  > 

» 

86 

?* 

151,5  » 

v 

86 

> 

185,8  » 

- 


■ 


Serie  Tin  a,  b. 


a 


55.  Entl. 

Spiellade — 1,4  m- 

-Stat, 

-0,4  m- 

-Belas 

t.Relais- 

-Pfeifenlade       86  mm    87.9  <s 

56. 

* 

6.0  » 

V 

2,5  » 

* 

> 

86    » 
86    » 

109,6  » 

67.       » 

* 

% 

10,0  » 

* 

2,6  » 

1 

% 

130,5  » 

58.       » 

* 

10,0  » 

$ 

2,5  * 

» 

t> 

»  (Kont.)  86    » 

109,0  » 

69. 

9 

15,0  . 

% 

2,5  » 

* 

» 

1              86    * 

151,5  > 

so.     » 

b 
61.       , 

* 

15,0  * 

• 

2,5  * 

* 

* 

»  (Kont.)  86    » 

131,9  c 

3 

5,0  » 

> 

■ 

5,0  » 

» 

* 

86    » 

124,6  « 

62.       , 

» 

10,0  • 

7> 

5,0  • 

» 

> 

86    » 

143,6  > 

■63.-       § 

* 

15,0  > 

* 

5,0  » 

L 

» 

86    » 

166,0  » 

■'■ 


a 


Serie  IX  a,   b7   c. 


- 


■ 


64.  Bel. 

Spiellade- 

-0  m- 

-Uinachaltei 

: — 5  m- 

-Stat.- 

—2,5  ra- 

-BeLRel.- 

-Pfeifenl.    106,9  a 

65.  , 
b 

66.  » 

'■ 

0  . 

* 

10  » 

» 

2,5  » 

» 

■ 

127,1  » 

K 

3  »■ 

■ 

5  » 

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2,5  » 

& 

» 

113,9  s 

67.     * 

1 

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5  » 

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2,5  » 

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* 

»  (K.)  105,3  * 

6S.     * 

» 

3  > 

> 

10  . 

* 

2,5  » 

ft 

ft 

136,0  » 

€9.     » 

L 

« 

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10  » 

» 

2,5  » 

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■ 

N  (K.)  126,3  > 

70.     » 

» 

3  » 

* 

15  » 

» 

2,5  » 

11 

M> 

159,9  » 

71.  » 

* 

72.  » 

* 

3  . 

» 

15  » 

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2,5  » 

* 

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143,9  » 

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3  * 

» 

5  > 

> 

5.0  » 

If 

:* 

»    .      120,3  t 

73.     * 

» 

3  » 

■ 

10-  » 

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5,0  . 

» 

- 

145,2  i 

74.     . 

* 

3  » 

► 

15  > 

* 

5,0  . 

9 

i 

175.6  » 

System  C. .    Membranenlade. 

Serie  X. 


75.  Spiellade— 5  m- 

-Relais- 

-Pfeifenl; 

ide 

Winddrack:     86  mm 

92,5  a 

16.          »         10  * 

B 

* 

86    » 

113,1  » 

77.          *         lo  >- 

. 

> 

■ 

86    » 

138,9  » 

78.         *        20  * 

* 

* 

>-              86    » 

178,0  •» 

79.          «         20  * 

> 

» 

•  (Kont.)  86    . 

159,7  » 

sa        *     ■  20  . 

* 

1    ■ 

»              115    » 

154,4  » 

t 


* 


. 


TWWt 


Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatischen  Orgeltraktur  usw.  15 


*  r 


1 

Serie  XI. 

81.  Spiellade 

—  5  m- 

-Stat. — 5  m 

Relais- 

-Pfeifenl.     86   136,5  a 

82. 

5  * 

»         5  m- 

-Stat.— 5  m 

* 

86   177.9  > 

83.          » 

5  » 

-   ,      0 

>        5  m— Sfcat.- 

—5  m.     » 

86   225,0  »' 

84. 

6  | 

>       5 

»     *  5  >        * 

5  *      * 

.   (K.)    86   194,9  » 

85. 

5  > 

5 

»        5  »         » 

5  »      » 

115   198,2  * 

86. 

I 

10  > 

»      10 

» 

86   189,5  » 

87. 

10  > 

»      10 

» 

»  (K.)    86   158,4  » 

System  D.     Elektropneumatiache  Lade. 

Serie  XII. 

88.  E 1  ekfcro magnet— Re lais— Pfeifenlade  Winddrack:  115  mvn     39,5  a 

89.  »  »     — Pfeifenbalgchen  »  115    »       29,1 » 

»  *  »  115     »        23,8  » 


90. 


Sorio  XIII.     Bestimmung   der  Zeitschwelle, 

91—  92.  1  Telephon,  15,6  a 

93—  94.  2  Telephone,  Beobachtcr  A  20,0  » 

95—  96.  2  Telephone,  Beobaehter  B  20,1  » 

97—  98.  2  Pfeifen  a'"  a'"  21,0  » 

99-100.  2  Pfeifen  a'    a'  25,6  > 

101—102.  2  Pfeifen  a     a  26,3  > 

103—104.  2  Pfeifen  a     a'  25,9  » 

Diese  Zusammenstellung  wird  sicher  manchen  Fingerzeig,  manchen 
Anhalt  fur  die  einzelnen  Falle  aus  der  Orgelbaupraxis  bieten;  aber  man 
wird  es  diesem  Berge  von  Zahlen  beim  ersten  Blicke  nicht  ansehen, 
welche  reiche  Ausbeute  bei  seiner  Durchforschung  nach  alien  Rich- 
tungen  hin  zutage  gefordert  werden  kann.  Es  ergeben  sich  nicht  nur 
wichtige  Resultate  uber  das  Verhalten  der  Luft  in  Rohren,  auch  die 
Wirkungsweise  der  einzelnen  Apparate  ist  jetzt  mit  einer  bisher  unbe- 
kannten  Genauigkeit  erkennbar  geworden. 

■ 

VIII.  Die  Fortpflanzung  der  Luftbewegung  in  Rohren. 

Bei  dem  Orgelbaue  ist  die  Ausstromungsgeschwindigkeit  der  Luft  aus 
Bebaltern  unter  Druck  durcb  Offnen  oder  durch  Rohren,  wio  sie  die 
Holzkanale,  Kanzellen,  Pfeifenfufle  darstellen,  fiir  die  Bemessung  der 
einzelnen  Querschnitte  von  groliiter  Bedeutung.  Die  Ausstromungsgesetze 
fur  die  Luft  aus  einem  Behalter  mit  Uberdruck  in  den  Bereich  der 
Atmosphare  sind  bekannt  und  durcli  folgende  Formel  festgelegt: 


=  c|/2g 


d  ■  [a  -j-  h) 


. 


J 


i 

Ml 


t 


.-1 


lg  Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatischen  Orgeltraktur  usw. 


.- 


I  wobei  g  die  Beschleunigung  freifallender  Korper, 

h  die  Hohe  der  den  Uberdruck  anzeigenden  Wassersiiule  • 

d  das  spezifische  Gewicht  der  Luft  unter  Atmoapharendruck, 

a  die  Hohe  des  Wasserbarometers, 

c  ein  Erfahrungskoeffizient 

sind.  Unberucksichtigt  ist  hier  der  EinfluB  der  Temperatur  geblieben. 
Bei  Anwendung  dieser  Formel  auf  die  hier  in  Erage  kommenden  Drucke 
ergibt  sich 

bei  einem  Druck  von  86  mm   eine  Geschwindigkeit  von  23,41  m/sek 
*  »         »   115    >        »  >  >     27,03     » 

Diese  Zahlen  wurden  von  mir  an  dem  fur  meine  Untersuchungen  kon- 
struierten  Gasometergeblase  nachgepruft  und  hierbei  gefunden:  23,61, 
bzw.  26,00  m/sek.  Die  Abweichung  erklart  sich  aus  dem  nicht  ganz 
feststehenden  Koeffizienten  c.  t 

Wesentlicti  Icomplizierter  gestaltet  ist  die  Berechnung  der  AusfluB- 
.  geschwindigkeit  der  Luft  durch  Rohren,  denn  hier  ist  der  Reibungs- 
widerstand,  also  die  Lange  und  der  Durchmesser  der  Rohren  in  Reeh- 
nung  zu  stellen.  Auch  hieriiber  sind  Theorien  vorhanden,  die  aber  auf 
Grund  von  Untersuchungen  sehr  weiter  und  sehr  langer  Rohrleitungen 
init  hohem  Gasdrucke  gefunden  worden  sind1).  Aber  bei  so  engen  und 
gewundenen  Rohren  von  hochstens  25  m  Lange  und  bei  dem  geringen 

"Uberdruck,  wie  sie  beim  Orgelbaue  in  Verwendung  kommen,  bietet  die 
Rechnung  nach  diesen  Formeln  wenig  Ausfcicht  auf  ein  sicheres  Resultat. 
Urn  aber  doch  eine  Vorstellung  von  dem  erheblichen  Einflusse  der 
Rohrleitimgen  auf  die  Ausstromungsgeschwindigkeit  zu  geben,  sind  nach 
einer  Reihe  von  Versuchen  im  Laboratorium  Luftbewegungen  von  xnir  em- 
pirisch  berechnet  worden: 


r  Rohrlange 

von 

betrug 
der  » 

die  Gresehwindigkeit 
lusstrdmenden  Luft 

1,25  in  .   . 

*    . 

*    .    r    *    *    ♦    . 

.  8.8  m/sek 

2,5    »    .    . 

&  . 

*    +    .    ,    *.    *    + 

.  7,2     » 

6,0    ..    . 

■    ■    ■    ■ 

«..  •    ♦        *    * ■  ■* 

.  5,4     » 

10,0    »    .   . 

.  ,  .  i 

i                   •                   •                                        4                   i                   * 

.  3,7     * 

15,0    »    .    . 

■        ■ 

9                  *                   »                  ■                   »                  *                  * 

* 

.  2.8      » 

20,0    *     .   . 

*                   »                 *                   - 

4                    ■                  ■   ■              ■                   4                   »                  » 

.  2,1     » 

25,0    .    .   . 

.                   *                  -                  * 

*                   W                  »                  »                  ■                  *                   * 

.  1,8     » 

Die  innere  Reibung  ist  also  eine  sehr  betr&chtliche. 

Es  ist  nun  in  der  Orgelbauwelt  allgemein  die  Ansicht  verbreitet,  die 

Bewegungsvorgange  der  Luft  in  dem  geschlossenen  pneumatischen  Systeme 
unterliigen  ahnlichen  Bedingungen,   wie  den  der  frei  aus  Rohrleitungen 


1)  z.  B.  St  Gotthard-TiiimeL 


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Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneuniatischen  Orgeltraktur  usw*  17 

stromenden  Luft.  .  Aus   dein  jetzt   vorliegenden  .reichhaltigen  Materiale 
aber  kann  der  Irrtum  dieser  Ansicht/nachgewiesen  werden. 

Bei  dem  pneumatischen  Systeme  haben  wir  es  mit  einer  Rohrleitung 
•zu  tun,  die  mit  einein  Ende  in  einen  kleinen  Balg  miindet,  also  abge- 
schlossen  ist.  In  das  andere  Ende  tritt  ein  LuftstoB  mit  der  Aufgabe 
ein,  den  Balg  aufzuheben.  Uber  die  Forpflanzungsgesclwindigkeit  dieses 
Impulses  erhalten  -wir  Aufschlufi,  wenn  wir  innerhalb  jeder  Serie  durch 
Subtraktion  den  Zuwachs  der  durch  die  Rohrverlangenmg  verursachten 
Verzogerung  feststellen  und  diese  Differenz  auf  die  Langeneinheit  be- 
rechnen.     So  ergibt  z.  B  Serie  IV  folgendes  Bild: 


Zuwachs  der 
Bohrlfingen 

Zanahme  der 
Verzttgerung 

V  e  rzoge  ru  a  gszun  ahm  o 
pro  Meter 

1,4-.  5  m 
5-10  *      • 

16,4  9 
20,7, 

■ 

4,5  ff 
4,1  > 

10—15  » 

15—20  » 

19,8» 
22,7  > 

4,0  » 
4,5  > 

20-30  » 

41,1  » 

4,1, 

Fiihrt  man  diese  Rechnung  bei  alien- Serien  durcb,  so  ergibt  sich  in 
36  Fallen  eine  Zahl  zwischen  4  und  5  a  (=  0,0045  sek) ,  und  nur  in 
6  Fallen  wurde  diese  Grenze  iiberschritten.  Es  -ware  somit  der  Nach- 
weis  geliefert,  daB  nnter  den  speziell  bier  vorliegenden  Verb  altnis  sen  die 
Fortpflanzung  des  Impulses  unabhiingig  yon  der  Liinge  des  Rohres  eine 
gleicbbleibende  pro  Langeneinheit  ist  und  somit  ahnlichen  Beding- 
ungen  unterliegt,  wie  die  Fortpflanzung  desScballes.  Der  LuftstoB 
setzt  sich  also  in  unserem  Systeme  mit  einer  G-eschwindigkeit  von  222  m 
in  der  Sekunde  fort  (1 : 0,0048*  =  222). 

Eine  abnliche  Feststellung ,  aber  auf  einein  anderem  ~Wege,  hat 
seinerzeit  August  Toepler  (von  1876  bis  1900  Direktor  des  Physi- 
kalischen  Institutes  der  Techniscben  Hochschule  zu  Dresden)  in  einer 
im  Institute  angebracbten  Rohrleitung  von  88  m  Liinge  vorgenommen  JJ 
und  hierbei  die  Fortpflanzung  eines  Impulses  auf  299  m/sek  berechnet. 
Der  Yersucli  ergab  also  eine  Hemmung  von  34  m  gegentiber  der  Fort- 
pflanzung  des  Schalles  in  der  freien  Luft.  "Wenn  man  nun  in  Rech- 
nung zieht,  daB  bei  diesem  Versuche  Robre  mit  15  mm  Durchmesser 
von  Messing  in  mebr  geradliniger  Anordnung  verwendet  wurden, 
■wabrend  in  unserem  Falle  Rohre  von  nur  6  mm  Durchmesser  in  engen 
Bleiwindungen  zu  untersuchen  waren,  so  ist  die  Verzogerung  um  weitere 
77  m  in  der  Sekunde  -wobl  erklarlich.  Bemerkenswert  ist  aber, '  daB 
diese  Erscbeinung  mit  Hilfe  unseres  Ohronographen  scbon  in  der  kurzen 
Langeneinheit  von  3 — 5  m  gefunden  wurde. 


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1)  Wied.  Ann.  1886. 

S  d.  IMG.    XU1. 


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18    .        Johannes -Biehle,  Theorie  der  pneumafcischen  Orffoltraktur  usw. 

lira  weiter  festzustellen,  ob  die  In  ten  si  tat  des  Impulses  keinen  Ein- 
fluB  auf  die  G-eschwindigkeit  ausiibt,  wurden  aus  alien  Serien  alle  Faile 
rait  115  mm  Druek  ebenso  berechnet  und  ergaben  dieselben  Zahlen  und 
somit  die  Tatsache,  daB,  wie  bei  dem  Schalle,  die  Ihtensitat  die  G-e- 
schwindigkeit nicht  beeinfluBt,  Bei  Beriicksiahtigimg  des  gesamten 
Materials  laBfc  sich  der  Satz  aufstellen:  Die  Fortpflanzung  eines 
LuftstoBes,  wie  er  in  den  pneumatischen  Trakturen  ausgelost 
wird,  erfolgt  mit  konstanter  Geschwindigkeit  von  durch- 
schnittlich  5  a  auf  der  Langeneinheit  von  lm  phne  Rttcksicht 
auf  die  Hohe  des  Luftdruckes. 

Nur  die  Rohrweite  hat  eirien  EinfluB  in  dem  Sinne,   daB,  je  weiter 
die  Rohre  sind,  auch  die  Geschwindigkeit  wachst. 

Hierbei  ist  aber  ein  scheinbarer  "Widerspruch  klarzustellen.  Ver- 
gleicht  man  die  Resultate  gleicher  Anordnungen  mit  verschiedenem  Wind- 
drucke  z.  B.  10,  11  oder  12,  13,  so  ist  bei  Anwen&ung  des  hoheren 
Druckes  durchweg  eine  bessere  "Wirkungsweise  zu  beobachten.  Es  liegt 
nun  der  Gedanke  nahe,  der  erhohte  "Winddruck  veranlasse  doch  eine 
hohere  Fortpflanzungsgeschwindigkeit.  Die  schnellere  Wirkung  ist  aber 
ediglich  dem  Umstande  zuzuschreiben ,  daB  bei  dem  hoheren  Druck- 
impulse  auch  eine  hohere  Intensitat  an  das  andere  Ende  gelangt,  die 
dort  die  mecbaniscbe  Arbeit  Ieichter  auszufuhren  imstande  ist.  Aber 
auch  hier  ist  bei  genauer  Priifung  aller  Serien  eine  sehr  bemerkenswerte 
Tatsache  zu   beobachten.     Die  durchschnittliche  Aufbesserung  betragt: 

in  Serie   II    15,5  a 

>  >  III  14,0  » 

»  »  IV  12,3» 

*  »  V  11,0  » 

»  »  VI  10,0  » 

■ 

Sie  nimmt  also  mit  groBer  RegelmaBigkeit  ab  und  laBt  den  SchluB  zu, 
daB  mit  der  Vermehrung  der  zu  bewegenden  Balgchen  und  Ventile  die 
hohere  Anfangsintensitiit  gleichsam  zersplittert  wird.  Darin  liegt  schon 
ein  deutlicher  Fingerzeig,  daB  z.  E.  die  haufigere  Zufuhrung  von  Frisch- 
wind  durch  Einschaltung  ,von  Stationen  und  die  damit  bedingte  Yer- 
mehrung  der  Ventile  k  ein  en  Vorteil  gewahrt. 

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IX.  Der  Wirkungsgrad  der  pneumatischen  Apparate. 

Ein  sehr  lebrreiches   Bild  gibt   nun  die  Unterauchune  der  Wirkungs- 
weise  der  einzelnen  Apparate. 

Die  denkbar  einfachste  Verbindung  von  Spiellade  und  Pfeife  ist  die 
in 'Serie  H.    Die  Ausgangsoffnung  der  Spiellade  ist  direkt  durch  das 

Rohr  mit  dem  PfeifenfuBe  verbunden.  Die  Zahlenreihe  dieser  Serien 
zeigt  ein  Ansteigen  der  Verzogerung  proportional  der  Rohrliinge.     Aber 


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Johannes  Biehle,  Theotie  der  pneumatiscken  Orgeltraktur  uaw.  19 

das  erste  Glied  der  Reihe  setzt  sof  ort  mit  40  a  ein.  Diese  hone  Ver- 
zogerung wird  auf  die  Rohrverbindung  mit  1  o,  auf  den  "Weg  in  der 
Pfeife  bis  zur  Ansprache  mit  etwa  10  a  und  auf  die  Spiellade  mit  29  a 
zu  verteilen  sein.  Die  letzte  Verzogerung  ist  an  sich  sehr  betrachtlich. 
Es  hat  sich  aber  durch  die  Kontrollaufnahmen  gezeigt,  daB  bei  einer 
besseren  Justierung  der  Spiellade,  wie  sie  nachtraglich  vorgenommen 
wurde,  deren  Verzogerung  eicher  urn  10  a  herabgemindert  werden  kann. 
Der  nachste  Schritt  in  der  Anordnung  war  die  Anfiigung  der  Pfeif en- 
lade  in  Serie  III.  Hier  ergab  zuniichst  das  darch  Rechnung.  auf  0  m 
reduzierte  Anfangsglied  eine  sehr  erhebliche,  durch  die  Pfeifenlade  ver- 
ursachte  Verzogerung  von  20  a  gegen  Serie  H.  Dieser  hohe  TJnterschied 
wird  aber  mit  der  Rohrverliingerung  immer  geringer,  so  daB  sich  Serie  III 
der  Serie  II  mit  groBer  Grleichmafligkeit  nlihert: 

Differenzreihe  von  III  zu  II. 

Rohriange:  0  S        10        15        20  m 

Die  Pfeifenlade  verursachte 

eine  YerzOgcrung  um:  20        16        14        12        10  <s 

Die  den  Laien  gewiB  verbltiffende  Wirkung  eines  gut  konstruierten 
Relais  zeigt  nun  die  Serie  IV.  Das  Relais  hebt  die  soeben  gezeigte 
starke  Hemmung  der  Pfeifenlade  auf,  anfangs  nur  wenig,  mit  zunehmen- 
der  Rohrljinge  aber  vollstandig.  tjber  den  inneren  Zusammenhang  dieser 
Erscheinung  wird  bei  G-elegenheit  der  Erorterung  uber  die  Berechnung 
der  Ventil-  und  BalgchengrbBen  naher  eingegangen  werden. 

Differenzreihe  IV  zu  IH. 

RoorMnge:  0         1,4  5        10         16        20  m 

Das  Relaia  hebt  die  Verzoge- 
rung der  Pfeifenlade  auf  um:     7         8  10         12        15        22  a 

Vergleicht  man  aber  die  Wirkung  des  Relais  direkt  mit  der  Serie  H, 
so  zeigt  die  Differenzreihe  zwar  zuniichst  noch  eine  Yerzogerung,  die 
aber  verschwindet  und  dann  in  eine  Beschleunigung  umschlagt: 


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Differenzreihe  IV  zu  H. 


Rohrlauge:  0  5  10  12  15  20  m 

Verzogerung  des  Rolais  um:         +11         +6         -f-2        ±0         —   3         — 11  <x 

Das  Relais  iiberholt  also  bei  der  durch  Interpolation  gefundenen  Rohr- 
lange  von    12  in  die  Serie  II   und  gleicht  den  Nachteil  der  Pfeifenlade 

wieder  aus. 

Dieser  Vorteil   geht   aber  nach  Serie  V  durch  die  Einschiebung  der 
Station  wieder  verloren.     Es  tritt  in  dieser  Serie  ziemlich  konstant  eine 

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'20  Johannes  Biehle,  The orie  der  pnenmatis'chen  Orgeltraktur  usw. 

Vefzb'gerung  gegentiber  der  Serie  IV  urn  durcbscfcnittHch  8  <rein.  Also 
beide  Zablenreiben  geben  parallel  nebeneinander,  und-aiicb  die  von  Serie  V 
schneidet  schlieBlicb  die  der  Serie  II,  aber  wesentlicb  spater.  Die 
ZweckmaBigkeit  der  Station  scheint  aber  nocb  mehr-in  Erage  gestellt  zu 
sein  •  durch  die  in  Serie  VI  auftretende  ■  ErsCbeinung',  daB  die  Hemmung 
durch  Stationen  noch  betrachtlicher  wird ,  wenn  diese  -  in  die  Mitte  der 
Robflangen  eingelegt  werden. 

Ebenfalls  abweicbend  von  der  Auf fas  sung  in  der  Praxis  sind  die  Er- 
gebnisse  der  Untersucbungen  tiber  die  Entlastungssysteme. 

'  Zunacbst  bestatigt  Serie  VH  wieder  die  iiberaus  vorteilhafte  Wirkungs- 
weise  des  Eelais,  denn  ihre  Zablenreibe  lauft  parallel  nut  der  der  Serie  IV. 
Aber  sie  setzt  wesentlicb  hoher  ein  mit  einem  Verzogerungsabstande  von 
durchscbnittlicb  15  a.  Icb  selbst  babe  mich  gegen  diese  Eeststellung 
gleicbsam  gestraubt  und  durch  verbiiltnismaBig  zahlreiche  Aufnahinen 
die  allgemein  bestebende  Ansicht  von  der  praziseren  Anspracbe  dieses 
Systems  zu  bestiitigen  versucbt.  Aber  die  Tatsache  lieB  sicb  nicbt  be- 
seitigen.  —  Auch  in  den  Serien  VHI  und  IX  zeigt  sicb  auffallig,  daB 
mit  Einscbaltung  von  Stationen  und  Umsebaltern  niebts  zu  gewinnen  ist. 

Nocb  ungiinstiger  liegen  aber  die  Zustiinde  bei  der  Membrane'nlade, 
der  man  bei  ibrer  Einfiibrung  besondere  Vorziige  nacbriihmte.  Zwar 
zeigte  das  System  nacb  dessen  nocbmaliger  sorgfaltiger  Justierung  in  den 
Kontrollaufnabmen  wesentlicb  bessere  Resultate,  aber  wenn  man  aucb 
deren  Serien  biernach  umrechnet,  so  bleibt  dieses  System,  so  wie  es  mir 
im  Modell  zur  Untersucbung  geliefert  wurde,  die  ungiins'tigste  Anordnung. 

Es  standen  mir  drei  Stationen  zur  Verfiigung;  dadurcb  konnte  aucb 
bier  recbt  auffallig  die  Zwecklosigkeit  mebrerer  Stationen  auf  kurzen 
Strecken  vorge'fuhrt  rwerden. 

Aus  alledem  ergibt  sicb  das  Resultat,  daB  unter  alien  rein  pneuma- 
tischen  Systemen  die  Kegellade  mit  Helais  f Or  zufuhrenden  "Wind  und  ohne 
Stationen  die  beste  Anordnung  ist. ,  Bei  sebr  langen  Leitungen  sind  die  Sta- 
tionen allerdmgs  nicbt  ganz  zu  entbehren,  da  sonst  die  Repetition  sfabigkeit 
ganz  aufbort;   aber.  die  sicb  ergebenden  Verzogerungen  sind  bedeutend. 

Vollkommen  den  zu  stellenden  Anspriicben  geniigt  nur  die  elektro- 
pneumatische  Lade.  Sie  ergibt  bbne  Riicksicht  auf  die  Entfernung 
die  gleichbleibende  Verzogerung  von  nur  40  a. 

■  Die  G-esamtergebnisse  sind  auf  der  Tafel  im  Anbange  zu  einer  gra- 
pbiscben  Darstellung  vereinigt. 

Zunacbst  bestiitigen  die  Kurvenbilder  der  Serien  II  und  III  ibre 
bereits  auf  S.  19  zablenmaBig  _erkannte  Konvergenz,  lassen  aber'als  neue 
Eigenscbaft  die  getreuliche  "Ubereinstimmung  aller  Kurvenwendungen 
in  die  Erscbeinung  treten.  Das  gleiche  Bestreben  lassen  die  Serien  IV 
und  V  erkennen;  nur  liegt  bei  15  m  Rohrlange  eine  Storung  vor.    Dire 


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Johannes  Biehle,  Theorie-  der  ppeumatisclien  Orgeltrakt^r  usw,  -21 


Durchkreuzung  der- Kurve  II  gibt  ein  anscbaulicbes  Bild  von -der  vojv 
teilbaften  Wirkungsweise  des  Relais.  Die  1.  Kurve  ,des  Systems  B,  bei 
dem  ein  Kelais  mit  entlastendem  Winde  angewandt  ..wurde,  zeigt  die 
gleiche,  mebr  flacbe,  also  vorteilbafteLage  von  IV  mit  alien  Wend ungen 
Die  D.arstellung  der  Serie  VIII  war  grapbiscb  zu  teilen  und  dabei  ?u 
unterscheiden,  ob  die  Station  nur  2,5  m  (Villa)  oder  5  m  (VIII b)  vor 
dem  Relais  liegt.  Also  allein  der  Umstand,  wie  eine  Gesamtstrecke 
durcb  einen  Zwischenapparat  geteilt  wird,  ist  von  merkbarem  Einflusse 
auf  die  Gesamtverzogerung.  .Hierfur  ist  Serie  IX  ein  drastisches  Bei- 
spiel.  Die  zunebmende  Verkiirzung  der  mittleren  Strecke  zwiscben  Urn- 
scbalter  und  Station  begiinstigt  die  Gesamtwirkung.  Im  ubrigen  "jveist 
diese  Anordnung  eine  betracbtlicbe  Verbesserung  gegenuber  der.  von 
Serie  VIII  auf.  —  Kurve  X  des  Systems  C  (Membranenlade)  zeigt  die 
ungiinstig  steile  Lage  und  den  cbarakteristiscben  Knick  der  Kurven  II 
und  III.  -Hier  waren,  wie  spater  gezeigt  wird,  Bohrung  und  GrpBe  der 
Ventile  anscbeinend  nicbt  ricbtig  getroffen. 

Es  liefien  sich  nocb  unzablige  Scjiliisse  iiber  den  EinfluB  der  ein- 
zelnen  Robrteilstrecken  und  iiber  den  Wirkungsgrad  der  verscbiedenen 
Apparate  und  Anordnungen  aus  dem  vorliegenden  graphiscben  und 
Zablen-Materiale  Ziehen  und  aucb  durch  weitere  ergiinzende  Messungen 
die  Kurven  vervollstancliffei*.  Fur  die  vorliesende  Arbeit  liegt  aber  augen- 
blicklich  nicbt  das  .Bediirf  nis  einer  so  eingebenden  Bebandlung  vor.  , 

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X.  Untersuelmng  eiozelner  Vorgan^e. 

.  Das  Modell  vdes  elektropneumatiscben  Systems  bot.mjr  die  Gelegep- 
heit^  die  einzelnen  Bewegungsvorgange  einer  Lade  zu  ^nalysieren.  — ,. 

Die  Einrichtung  der  elektropneumatiscben  Lade  $hnelt  im  Prin-zip 
der  einer  pneumatiscberi  Kegellade,  nur  wird  das  KrelaisblUgcben  nicbt 
von  dem."Windmagazm  der  Spiellade  ausgeboben,  sondernvon  einem  un- 
mittelbar  vor  dem  Kelais  vorgelagerten- Windkasten,  dessen  Ventil  ypn 
einem  Elektromagneten  geoijnet  wird.  >  Es  wurde  nun,  der  ganze  "V^eg 
in  drei  Teilstrecken.  zerlegt  .und  .zwar:     ;■  ■   ®  |  y^u 

a    von.  der  elektriscben  Erregung  cles.  Magneten  an  bis  zum  Beginne  des 

;Hubes  des  Relaisbalgcbens,- ,  r.   >   ,  ..   ■;.  , 

b    Yon/da  bis  zum  Beginne  der-Bewegung  des  Pfeifenbalgcbens  und 
c  ...von:  diesem  Moment e  an  bis  zum  Ertonen  derPfeife.. 
Fur  diese  Teilstrecken  warden,  folgende'  Werte  gefunden:; 


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Die  mitfclerg  .Wegstreek© , .  die  aucK.  f iir ;  die .  JV'iiiiibewegung  ...die  gunr 

8tigsten• .  Yerlialtnisse  .auf wies.,.  =  arbeibete  2&so::  auBerst   exakt.'    Pie  c? YMs 


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Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatischen  Grgeltraktur  usw, 

zogerung  in  der  dritten  Strecke  ist  erklarlich,  wenn  man  die  mehrfachen 
Hindernisse  in  dem  Wege  beriicksichtigt.  Von  der  auffalligen  hohen 
Bewegungszeit  in  der  ersten  Strecke  ist  zumichst  die  .Zeit  abzuziehen, 
die  zur  Magnetisierung  und  zur  Uberwindung  der  Tragheit  des  Ankers 
erforderlich  ist.  Sie  wurde  genau  festgestellt  und  betrug  4,5  a.  Der 
weitere  Verlust  von  rund  18  a  war  dem  etwas  engen  und  verhaitnismaBig 
langen  Luftzufiihrungswege  zuzuschreiben.  Hier  waren  also  zur  Be- 
schleunigung  grblJere  Bohrungen,  groBere  Magnete  und  eventuell  auch 
leiebtere  Balgehen  mit  Erfolg  anzuwenden.  Endlich  wurde  auch  an  dem 
Modelle  festgestellt,  wie  lange  die  Taste  Kontakte  geben  muB,  urn  gerade 
noch  eine  braucbbare  Ansprache  der  Bfeife  a'  zu  erreichen.  Hierzu 
waren  bei  normalem  Winde  21,1  a,  bei  115  mm  Druck  aber  nur  18  a 
erforderlich.  Dieses  Ergebnis  bracbte  gleicbzeitig  den  Nachweis  der 
scbnellsten  Repetitionsfahigkeit  der  Pfeife.  Denn  wie.  wir  spater  sehen 
werden,  bleibt  das  Spiel  des  groBten  Virtuosen  binter  dieser  Zeit  weit 
zuruck.  In  Frage  kommt  aber  dieses  kurze  ZeitmaB,  wenn  man  die 
Taste  nur  antippt;  denn  dann  muB  die  Taste  so  tie!  geeenkt  werden,  daB 
sie  einen  Kontakt  von  wenigstens  21  u  Dauer  gibt. 


- 


XI.  Ergebnisse  flip  die  Praxis. 

Unser  Orgelbau  hat  aich  fast  ausscblieBlich  auf  die  Erfahrung  auf- 
gebaut.  Es  sind  daber  im  allgemeinen  nur  alte  J?irmen?  deren  Erf  ah- 
rungen  sich  durch  G-enerationen  aufgesammelt  haben,  in  der  Lage,  das 
Beate  2u  bieten.  Aber  wie  auf  alien  G-ebieten  der  heutigen  Technik  die 
hochste  Ausniitznng  und  die  vorteilhaftesten  Wirkungsweisen  nur  durch 
die  theoretischen  Untersuchungen  moglich  geworden  sind,  so  wird  auch 
der  Orgelbau  den  rein  empiriscben  Weg  nun  verlassen  und  seine  weite- 
ren  Erfolge  auf  Grund  exakter,  vollig  objektiver  Untersuchungen  ge- 
winnen  miissen.  Das  Unzulangliche  der  Pneumatik  wird  von  einem  Teile 
unserer  Orgelbauer  sehr  wohl  empfunden.  Die  zu  dessen  Behebung  auf- 
gewendeten  Bemiihungen  sind  erstaunlich,  haben  das  Interesse  der 
Orgelwelt  25  Jahre  fast  ausscblieBlich  in  Anspruch  genommen  und  zu 
den  mannigfaltigsten  Konstruktionen  gefiihrt,  die  aber  immer  wieder  von 
neuem  beweisen,  daB  sich  das  System  der  pneumatischen  Traktur  noch 
im  Versuchsstadium  befindet.  Es  bat  aber  keinen  Zweck  und  bedeutet 
nur  eine  Vergeudung  von  Kraft  und  Zeit,  wenn  jeder  Orgelbauer  einen 
anderen  Typus  vertreten  will.  Schon  diese  vorliegende  Arbeit  wird  in 
den  allgemein  bestehenden  Anschauungen  Anderungen  hervorrufen  und 
in  den  gewiB  sehr  ergiebigen  Hesultaten  die  Wichtigkeit  systematischer 
Untersuchungen  beweisen.  Wenn  nun  aus  dem  hier  ausgebreiteten  Mate- 
rials die  fiir  die  Praxis  wicbtigsten  Ergebnisse  herausgezogen  werden 
sollen,  so  kommt  es  in  erster  Linie  darauf  an,   den  Orgelbauer  in  die 


n 


Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatischen  Ovgeltraktur  .usw. 


23 


Lage  zu  versetzen,  bei  dem  Entwurfe  einer  Orgel  im  voraus  die  .zu  er- 
wartenden  Verzogerungen  2u  berechnen.  Die  hierzu  zu  gebenden  Unter-. 
la  gen  konnen  aber  jetzt  noch  nicht  als  vollig  luckenlos  und  allgemein 
bindend  angesehen  werden,  denn  sie  wurden  gewonnen  an  Modellen,  wie 
sie  aus  der  Werkstatt  kamen;  sie  mussen  aber  gewonnen  werden  an  ' 
solchen,  die  wirkliche  Typen  darstellen.  aber  erst  nach  diesen  theore- 
tischen  Untersuchungen  konstruiert  werden  konnen, 

tJber  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  des  Luftimpulses  in  den 
Rohren  konnte  eine  feste  Zahl  angenoramen  werden.  Auf  jeden  laufen- 
den  Meter  Rohrleitung  bei  einem  Durchmesser  von  6  mm  kann  eine  Ver- 
zogerung  von  5  <x,  bei  einer  starkeren  Leitung  von  etwa  8  mm  etwa  4  or 
gerechnet  werden.  Sehr  schwierig  ist  die  Aufstellung  bestimmter  Zahlen 
fiir  die  Konstruktion  der  Balgchen  und  Ventile.  "Wer  die  Differenz- 
reihen  des  XX.  Absehnittes  aufmerksam  gepriift  bat,  dem  wird  die  eigen- 
artige  Wirkungsweise  dieser  Apparate  aufgefallen  sein. 

Das  beste  Beispiei  sind  die  Differenzreihen  zwischen  Serie  IV  und  II 
und  Serie  IV  und  III.  Hier  zeigt  sich  die  zunehmende  Uberlegenheit 
des  Relais  mit  der  fortschreitenden'Rohrlange  gegeniiber  der  Pfeifen- 
lade.  Die  Erscheinung  findet  aber  ibre  vollstandige  Erklarung  in  der 
yerscbieden  groBen  Bemessung  der  hier  spielenden  Ventile  und  Balgchen. 
Wenn  auch  die  Fortpflanzung  des  DruckstoBes  an  sich  die  gleiche  ist, 
so  ist  doch  die  am  Ende  anlangende  Intensitat  mit  zunebmender  Rohr- 
lange  eine  immer  schwachere.  Die  Pfeifenventile  erfordern  aber  infolge 
ihrer  GroBe  verhaltnisma-Big  viel  Kraft  zur  Auslosung.  Bei  groBeren 
Robrliingen  fallt  dem  gesehwachten  Impulse  die  Aufhebung  immer 
scbwerer  und  wird  als  Zeitverlust  immer  fuhlbarer.  Dagegen  kann  das 
kleine  und  leicbtgebaute  Relais  scbon  mit  kleinen  Intensitaten  zur  Auf- 
hebung gebracht  werden.  Aber  bei  sehr  groBen  Langen  wird  auch  fiir 
dieses  Relais  die  Grenze  seiner  besten  "Wirkungsweise  erreicht  sein,  und 
man  miiBte  dann  ein  noch  kleiner  und  leichter  gebautes  Relais  vorlegen. 
Dieses  wiirde  wiederum  infolge  der  Vermehrung  der  beweglichen  Teile 
nicht  imstande  sein,  die  Pfeif  enlade  exakt  zu  bedienen.  Aus  dies  en  Ver- 
haltnissen  ist  die  "Wichtigkeit  der  richtigen  Bemessung  aller  Ventile  und 
Balgchen  zu  ersehen.  Im  Orgelbau  hat  man  im  allgemeinen  diese  Tat- 
sache  sehr  wohl  erkannt,  aber  ihr  immer  noch  nicht  die  geniigende  Auf- 
merksamkeit  zugewendet.  Man  stuft  wohl  die  MaBe  fiir  Bohrung  und 
Ventile  ab,  verlaBt  sich  aber  hierbei  mehr  auf  das  Gefiihl  als  auf  eine 
Rechnung.  Wollte  man  den  besten  Wirkungsgrad  ermitteln,  so  miifiten 
iiber  die  Arbeitsweise  aller  beweglichen  Teile  Diagramme  geschaffen 
werden,  ahnlich  wie  bei  der  Wirkungsweise  des  Dampfes  der  Kolben- 
masehine.  Hierzu  sollen  einige  Gesichtspunkte  an  dieser  S telle  aufgeworfen 
werden,  die  zur  Ermittlung  des  besten  Wirkungsgrades  maBgebend  sind. 


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24  Johannes  Biehle;  Theorie  der'pneumatischen  Orgeltrakt 

Zunachst  spielt  das  Tragheitsmoment  des  Balgchens  und  des  Ventil- 
•stofiers  eiue  wesentliche  Rolle.  Es  ist  daher  klar,  daB  die  Gewiehte  und 
die  JVIassen  dieser  Teile  so  klein  zu  wahlen  sind,  als.es  die  Sicherheit 
des  Eetriebes  zulaSt.  "Weiterhin  ist  es  wichtig,"  die  aufblasenden  Teile, 
Faltenbalgchen  und  Taschenbalgchen, "  so  zu  bemessen,  daB  s'ie  bei  klein- 
stem  Luftbedarfe  die  groBte  "Wirkung  ergeben.  Dabei  ist  die  Tatsache 
zu  berucksichtigen:  Ein  Biilgchen  iibt  beim  Beginn  seiner  Bewegung  die 
groBte  Kraft  aus,  mit  zunehmendem  Hube  nimmt  die  Leistung  ab,  und 
zwar  ist  die  Anfangswirkung  bei  dem  Taschenbalgchen  relativ  giinstiger, 
nimmt  aber  rascher  ab  als  bei  dem  Faltenbalgchen.  —  t)er  Hub  eines 
Tentiles  erfordert  die  groBte  Kraft  in  dem  Momente  der  Offnung.  Es 
folgt  aus  alledem,  daB  der  sogenannte  leere  Gang  des  Balgehens  auf  das 
zulassig  kleinste  MaB  zu  beschranken  ist. 

Pur  die  grobe  Eecbnung  in  der  Praxis  werden  naphstehende  Unter- 
lagen  ausreichen. 

Nennt  man  den  Querschnitt  der  Ventilbohrung  b,  die  Eliiche  des 
Ventils  v,  den  "Winddruck  d  und  das  Gewicht  des  Balgdeckels  bzw.des 
Yentils  nebst  Stofiel  g,  so  betragt  die  zur  Abhebung  eines  Ventils  er- 
forderliche  Kraft1) 


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In  "Wirklichkeit  wird  eine  bis  10  «/0  geringere  Kraft  geniigen.    Von  Ein- 

fluB  hierbei  ist  der  mehr  oder  weniger  dichte  AbschluB  des  Ventildeckels 

und  der  Umstand,  ob  die  aufbebende  Kraft  senkrecht  oder  etwas  schriig 
ansetzt. 

Bin  Ealtenbalg  vermag  beim  Beginn  seiner  Bewegung  auszuheben: 


j:  ( inncre  Flache  des  Deckels 


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Die  wirkliche  Leistung  wird  10%  geringer  anzusetzen  sein; 

Bei  dem  Taschenbalg  kann  man  dieselbe  Eormel  an  wen  den,  wenn  man 
als  Elache  seinen  plattgelegten  Zustand  annimint  und  dem  Resultat  20% 
zuschlagt.  '  Der  Taschenbalg  hat  bei  geringerem  Volumen  und  Luftver- 
brauch  einen  hohereri  Nutzeffekt 'als  der  Ealtenbalg. 

■<Schon  aus  diesen  wenigeh  Angaben  ist  zu  ersehen,-  wie  alle  diese  Ver- 
'biiltnisse  auf  das  peinlichste  abgewogen  werden  mlissen,  wenn  bei  dem 
pneumatisehen  Systeme  die  denkbar '  beste  '  Wirkungsweise  und  .  die  -ge- 
ringste  Verzogerung  erreicht  werden  soil.  Ihre  mathematische:  Durch- 
fuhrung  soil  einer  spateren  Arbeit  vorbehalten  sein.  '■"        ■    : 

1  ■: 
^.                         «■»-                                                                                  &\              &                                                                                                                 *           i    r 


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:  M)  Siehe-auch  TSpfer-Allihn. 


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Johannes  Biehle,  Theorie  der  paeuinatischen  Orgeltraktur  usw. 


25 


*.  ■ 


•      - 


Tabelle   zur  Berechnung   der  Ter20g9rung\ 


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Entfe  rnung: 


o  m 


10  m 
a 


15  m' 


■'- 


I- 


20  m' 


a 

Verzogerung  d.urch: 
a)  Rohr  (a.  Meter  5  o) 
-b)  PfeifenfuB  mittl.  GriJfie 

c)  Spiellade 

d)  Pfeifenlade 

e)  Pfeifenlade  mit  Relais 


25 
9 

20 


6 


50 
9 
'•    20 
14      ■ 


• 


75 

9 

20 


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12 


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100    ,,. 

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—  9 


, 


70 


60 


f)  Jede  Station 


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10 


93      ■   .81 
10 


116.      '  ■  91 .  . 
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139  .120 


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10 


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XII.  Uiitersuchung  des  Tastenfalles.  ■ 

Nacli  unserem  Plane  der  TJntersuchungen  verbleibt  uns  nun'*- noch, 
eine  Definition  des  BegrifEes  i  Verzogerung  *  vom  Standpimkte  des  prak~ 
tischen  Gebrauchs  zu  gewinnen.  ' .-'    ■■   ■"     * 

Alle  in  dem  Verzeichnisse  der  Aufnabmen  aufgefubrten  'Zeiten  sind 
vom  Beginne  des  Tastenfalles  gem esseri  wofden.  Das  ist  aber.  nicbt  der 
Moment,  in  welcliem  der  Spieler  den  Eintritt  des  Tones  erwartet,  Jeder 
Spieler  eines  Tasteninstruments  richtet  den  Fall  seiner  Hand  und  -seines 
Fingers  so  ein,  daB  in  dem  Moment  e,  in  welchem  der  Ton  verlangt -wird, 
die  Taste  ihre  tiefste  Stelle  erreicht.  Aucb  der  Musiker,  der  im  Orcbester 
-das'- Schlagzeug  bedient,  muB  seine  Bewegung  in  gleicher  Weise  eln- 
richten;  -und  der  Dirigeht  bezeichnet  den  Eintritt  des  Taktes  nicht  mit 
der  An  fangs-,  son  der  n  mit  der  Endbewegang  seines  nifederfallenden  Takt- 
stockes.  ■  '  - 

Nun  beginnt  bekanntlich  die  Auslosung  des  Ventils  der  Spiellade 
schon  wabrend  des  'Tastenfalles;  infolgedessen  bat  die  Anspracbe  der 
Pfeife  einen  Vorsprung.  der  leicht"  zu  erkennen  ist,  Driickt  man  die 
Taste  langsam  nieder,  so  ertont  die  Pfeife,  bevor  die  Taste  den  tiefsten 
Stand  erreicbt  bat  Diesen  Umstand  behtitzen  die  Orgelbauer,  um  die 
ungiinstige  Wirkungsweise  der  pneumatiscben  Systeme  moglichst  zu  ver- 
decken.  Sie  beseitigen  unkorrekterweise  den  sogenannten  Leergang  der 
Taste  ganz  oder  fast  ganz  und  lassen  das  "Ventil  sebr  bald  nacb  Beginn 

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der  Tastenbewegung  auslosen.  ',..:.. 

Um  nun  die  Natur  des  Tastenfalles  genau  kennen  zu  lernen,  wurden 
yon  mir  auf  einer  kleinen  Klaviatur  von:3  Tasten  ini  scbnellsten  Tempo 
Sechzehntelpassagen  gespielt  und  dabei  Anfang  und  Ende  der  Tasten- 
bewegung "in  der'bereits  fruher  bescbriebenen  Art  cbronometrisch;  aiifge- 
nomriien.  Dabei  war  sorgfaltig  zu  beobacbten ,  daB  die  Taste  ibre 
Endbewegung  nur  dann  registrierte,  wenn  sie  wirklicb  vollstandig  nieder- 


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Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatischeo  Orgeltraktur  usw. 

gedruckt  war-    Das  Probespiel    war  daher  besonders  anstrengend  und 
gehemmt.     Die  chronometrische  Auswertung  zeigte  nun  folgendes  Bild: 

(Aufnahme  1). 

Die  groBte  Schnelligkeit  im  Passagenspiele  wurde  iriit  11  Tasten  in 
der  Sekunde  erreicht.  Die  Durchschnittsbewegung  betrug  10  %  Tasten. 
Auf  das  vollstandige  Spiel  ieder  einzelnen  Taste  entfiel  demnach  eine 
Zeit  im  gunstigsten  Falle  von  91  <?}  bzw.  im  Durcbschnitt  95  a.  Davon 
hrauchte  der  Niedergang  der  Taste  nur  22  a7  bzw.  im  Durcbschnitt  28  a\ 
70  a  benotigte  der  Finger  zur  Urn-  und  Riickkehr  und  wieder  Umkehr, 
Daraus  ergibt  sicb,  daB  die  Ansprache  der  Pfeife  selbst  bei  schnellstem 
Spiele  einen  Vorsprung  von  etwa  22  a  hat.  Eine  Yerzogerung  durch 
die  Rohrleitungen,  die  sich  unter  die ser  Zeit dauer  halt,  tritt  daher  nicht 
in  die  Brscheinung. 

Die  friiher  beschriebene  Einrichtung  des  automatischen  Tastenfalles, 
wie  er  bei  alien  Untersuchungen  bier  benutzt  wurde,  arbeitete  nicht  mit 
einer  solchen  Geschwindigkeit,  Diese  war  auch  nicht  erforderlich,  denn 
es  kam  lediglich  darauf  an,  wiihrend  der  monatelangen  Untersuchungen 
mit  einer  glei  ebb  lei  ben  den  Fallgeschwindigkeit  zu  arbeiten.  Bei  einer 
Belastung  der  Taste  mit  3t0  gr  fiel  sie  in  57  a,  bei  306  gr  47  a}  bei 
400  gr  44  a.  "Wurde  aber  auf  die  Spiellade  Wind  gelegt,  so  verzogerte 
sich  der  en  Fall  bei  einem  Drucke  von  85  mm  ura  4  a  und  bei  115  mm 
urn  6  a  (Aufnabmen  2 — 6).  —  Wiihrend  der  Untersuchungen  wurde  eine 
Fallzeit  der  Taste  von  48  <r  eingehalten. 

Die  Gebr.  Jehmlich-Dresden  bauen  eine  Klaviatur  mit  einer  sinnreich 
erdachten  entlastenden  Spiellade,  Diese  Bauart  hat  zwar  nicht  den  ge- 
wohnten  Druckpunkt,  diirfte  aber  wohl  das  leichteste  Spiel  haben,  das 
je  im  Orgelbau  erzielt  worden  ist.  Die  Klaviatur  muBte  auch  bei  den 
Untersuchungen  wesentlich  geringer  belastet  werden,  urn  eine  ahnliche  Fall- 
geschwindigkeit zu  erhalten,  und  diirfte  das  Ideal  der  Yirtuosen  darsteilen* 

Im  AnschluB  an  dieses  Kapitel  wird  den  Leser  die  kleine  Mitteilung 
interessieren,  daB  O.  Raif,  weiL  Professor  an  der  Kgl.  Hochschule  fiir 
Musik  in  Berlin,  Untersuchungen  iiber  die  Fingerfertigkeit  der  Tas ten- 
spieler  angestellt  und  dabei  mit  Hilfe  des  Metronoms  gefunden  hat,  daB 
selbst  Rubinstein,  Billow,  Tausig  bei  virtuosem  Spiele  hochstens  12  Tone 
in  der  Sekunde  gespielt  haben  und  daB  ein  Finger  kaum  mehr  als 
5  Anschlage  in  der  Sekunde  ausfuhren  kann.     (Stumpf,  Beitrage  II.) 


XIII.  Bestimmung  der  Zeitschwelle. 

Die  Erkllirung  des  Begriffes  »Yerzogerung«  war  aber  mit  der  Fest- 
stellung,  daB  bei  der  Natur  des  Tastenspieles  eine  Yerzogerung  erst  als 
solche  in  Bctracht  kommt,  wenn  sie  mehr  als  22  a  betragt,  nicht  aus- 
reichend  gegeben. 


Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatischen  Qrgeltraktur  usw*  27 

Es  war  noch  ein  rein  physiologisehes  Moment  in  Rechnung  zu  ziehen, 
namlich,  daB  das  menschliche  Ohr  rasch  aufeinanderfolgende  Tone  unter- 
halb  einer  zu  bestimmenden  Zeitschwelle  nicbt  mehr  getrennb  wahrnehmen 

kann* 

Ebenso  wie  ein  Blitz  auf  der  Netzhaut  Eindrucke  hinterlaBt,  die 
weit  iiber  die  Blitzdauer  anhalten,  oder  wie  die  Nachwirkungen  auf  der 
Hetzhaut  einen  in  rascher  Bewegung  befindlichen  Liclitpunkt  ais  Linie 
ersclieinen  las  sen,  so  liegt  ein  physiologisehes  Hindernis  im  Ohre  vor, 
das  una  eine  sehr  schnelle  Tonfolge  als  solche  nicht  erkennen  laBt. 
Jeder  Musiker  weiB,  daB  er  in  der  Tiefe  langsamer  trillern  muB,  als  er 
in  der  Hohe  darf.  Jeder  Ton  braucht  zum  An-  und  Abklingen  und  zu 
seiner  Beurteilung  Zeit,  die  mit  der  Tiefe  waehst.  Diese  Erscheinungen 
des  An-  und  Abklingens  sind  Tom  Standpunkte  des  Psychologen  und 
Physiologen  *)  untersucht,  und  dabei  ist  nachgewiesen  worden,  daB  das  Ohr 
dem  Auge  weit  iiberlegen  und  die  Dauer  der  Naehwirkung  seiner  Seize 
viel  kiirzer  ist.    So  hat  Alfred  Meyer  die  Nachklangzeiten  f estgestellt : 

C  39,o  a 

c  22,2 

c'  14,2 
c"  7,6 

e"'  5,5 

In  unserem  Ealle  handelt  es  sick  una  eine  andere  Erscheinung,  nam- 
lich  um  die  der  getrennten  Wahrnehmbarkeit  zweier  Gehorreize  von  zeit- 
lich  sehr  geringer  Distanz.  Denn  das  ist  ohne  weiteres  klar,  bei  sehr 
kleinen  Reizpausen  empfinden  wir  in  Wahrheit  keine  Aufeinanderfolge, 
sondern  nur  einen  Ton.  TJber  diese  Grenze,  die  wir  als  Zeitschwelle 
bezeichnen,  hat  z.  B.  Mach  in  der  Wiener  Akademie  1865  berichtet  und 
einen  Wert  von  16  a  gefunden.  Der  AnlaB  zu  seinen  Untersuchungen 
war  die  Wahrnehmung,  daB  der  Zeitsinn  des  Ohres  wissenschaftlich 
noch  wenig  bearbeitet  worden  sei,  und  der  Wunsch,  die  Giiltigkeit  des 
Fechner-Weberschen  Gesetzes  auch  fiir  die  Wahrnehmung  der  Zeit  fest- 
zustellen.  Er  beniitzte  in  der  Hauptsache  die  Gerausche,  die  durch  die 
veranderte  Geschwindigkeit  von  Zahnradern  hervorgerufen  wurden,  Seine 
Auigabe  deckt  sich  aber  nicht  ganz  mit  der  hier  vorliegenden.  Es  ist 
auch  als  sicher  anzunehmen  und  sahon  aus  der  von  Meyer  aufgestellten 
Skala  des  Nachklangs  zu  schlieBen,  daB  die  Zeitschwelle  keine  absolut 
feststehende  sein  kann,  sondern  daB  sie  abhangt  von  der  Hohe,  der  Art 
und  der  Quelle  des  Tones  und  audi  davon,  ob  die  Reize  von  derselhen 
Schall(iueUei  in  rascher  Aufeinanderfolge  ausgehen  oder  von  zwei  selb- 
stiindigen.    Auch  hier  wird  sicherlich  zu  unterscheiden  sein,  ob  der  erste 


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*)  Siehe  Stumpf,  Tonpeychologie. 


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28  Johannes, Biehle,  Theorie  der  pneumoiischen  Orgeltraktur  usw. 


Reiz  im  Moment  des  zweiten  Reizes  objektiv  bereits  beendet  ist  oder  bein 
-Eintritte  des  zweiten  nocb  fortklingt.  Der  letzterQ  Fall  ist  der  in.de: 
musikalischen.  Praxis  gegebene,  t  ■■  *  "  ... 

Es  war  demnach  die  ganze  Frage  fur  die  in  der  vorliegenden  Arbei 
bestehenden  Yerhaltnisse  neu  zu.  untersuchen,  wobei  es  darauf  ankain 
die  fiir  das  Ohr  geltende  Geschwindigkeitsgrenze  rasch  aufeinanderfol 
gender  Tone  festzustellen. .  Fur  diese  Untersuchungen  waren  folgend^ 
Yorbereitungen  zu  treffen. 

.  .Ein  in  der  Nahe  des  Laboratoriums  befindliches  kleines  Gewolbe  voi 
etwa  15  m3  wurde  an.  Wanden,  Decke  und  FuBboden  mit  "Wollstoffej 
und  Kokosmatlen  ausgekleidet  und  sein  Nachhall  so  weit  herabgedampft 
claB,-  die  Dampfung  des  akustischen.  Zustandes  sicher  alle  Verhaltniss 
iibertraf,  die  sons t  im  inusikaliscben  Leben  yorliegen,  .   : 

Dieser  Raum  wurde  durcli  eine  Rohrleitung.  fiir  die  Windzufuhr  un< 
mit.  einer .  elektrischen  Leitung  von  7  A  dem -mit  dem;  Laboratorium  -ver 
bun  den  und  erbielt  zur  Ausstattung  fiir  die  Yersuche  einen  Morse 
taster,  zwei  Telephone,  eine  elektrische  Pfeifenlade  (System  Walckei 
und  drei  Paar  Pfeifen. 

Der  Morse  taster  brachte  iin  Laboratorium.  einen  Schreiber  auf  de 
Aufnahmewalze  und  gleichzeitig  eine  elektrische  Klingel  im  Laboratoriun 
zur  Auslosung.  Die  beiden  Telephone  und  die  Orgelpfeifen  bildeten  di 
Schallquellen,  an<denen  die  Zeitschwellen  festgestellt  werden  soil  ten  un< 
die  vom  Laboratorium  aus  auf  elektriscbem  "Wege  betatigt  wurden.  — Di< 
raumliche' Trerinung   des  Beobachters  von  den  Aufnahmcapparaten  wa 

J 

wegen  der  starken  Gerausche  beim  Betriebe  notwendig.     ** 

Der  rotierend'e  Kontaktgeber  war,  wie  bereits  beschrieben,  so  einge 
richtet,  dafi  er  zwei  unter  sich  unabhangige  Stromschlusse  geben  konrite 
deren  Reihenfolge  vertauscht  und  deren  zeitliche  Aufeinanderfolge  dure] 
eine  Skala  beliebig  eingestellt  werden  konnten.  Diese  Kontakte  brachtei 
die  Schallquellen  im  Beobachtungsrauine  zur  Auslosung,  gaben  abe 
gleichzeitig  die  Zeitmarken  auf  dem  Chronographen. 

Die  Untersuchungen  erfolgten  nun  nach  fdlgendem  Plane.  ■  Um  eii 
Birideglied  zu  dem  Ergebmsse  von  Mach  zu  erhalten,  wurde  zunachs 
ein  Telephon  verwendet  Die  Moglichkeit,  telephonische  Gespriiche,  als< 
sehr  fein  differenzierte  Schallwellen' zii  ubertragen,  beruht  auf  der  Eigen 
schaft '  der  Membrane,  einer  hohexi  Dampfung  zu  unterliegen;  Ein* 
Schwirigung  der  Membrane  hort  nach  dem  magnetischen  Impulse  rase! 
'auf,  klingt  also  wenig-nacb,-wird  aber  sicher  von  dem  nachsten  Impuls> 
gediimpft;  bzw.uberdeckt;  Der'bei  einem  Stromscblusse  entstehende  be 
kannte  Knacks  ist1  daher  als  eine  ziemlich  punktuelle  Reizquelle..zu!ibe 
zeichnen.  Fiir  die  getrennte  "Wahrnehmbarkeit  zweier  rasch  aufeinande 
folgenden  Knackse  in  demselben  Telephone  lag  daher  die  gunstigste  Be 


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Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatischenOrgeltraktw  usw.  i29 

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dingung  vor.  Nach *  diesen  Erwagurigen  war.  aber  sicher  -  erne  holier 
liegende'.Zeit  quelle  zu  erwarten^  wenn  die  Knackse  von  zwei  verschiede- 
nen  Telephonen  zu  beobachten  waren,  denn  dann  konnte/doeh  die  Schwin- 
gung  des  ersten  Telephons  urn  ein  wenig  nachklingen  und  den  Eintritt 
des-'  zweiten  Knackses  verwischen.  .Von:  den  Orgelpfeifen  wurderi  drei 
Paar  verwendet,  die  drei  Oktaven  auseinander  lagen:  aa,  a'a\  a'"a'". 
Das  zweite  und  dritte  Paar  lagen  also  zwei  Oktaven  auseinander.  Da 
mit  der-Tontiefe  aucli  die  Schwerfiilligkeit  und  die  groBere  Breite  der 

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Tongebung  zunimmt,  so  war  in  dieser  Rich  tun  g  auch  eine  entsprechende 
Erhohung  der  Zeitschwelle  zu  erwarten.  * 

Alle  Untersuchungen.  wurden  in  doppelter  Richtung  vorgenomraen. 
Bei  der  Aufnahme  A  wurde  die  Stellscbeibe-  des  rotierenden  Kontakt- 
gebers  auf  0  eingestellt  und.  langsam  in  der  +  Richtung  fortb.ewegt.  .  So- 
bald  der  Beobacbter  die  wahrgenomxnene  Trennung  mit  dem  Morsetaster 
auf  dem  Chronograpben  registrierte  und  sie  gleichzeitig  durcb  :die  Klingel 
anzeigte,  wurde  die/Stellscheibe  auf  0  zuruckgefuhrt  und  nun  in  die 
andera  Richtung  gedreht,  urn  die  Reihenfolge  der  Reize  umzukehren.  Bei 
der  Aufnahme  B  wurden  zuerst  die  Reize  deutlich  getrennt  gegeben  und 
die  Stellscheibe  dem  O-Punkt  genahert  Der  Beobacbter  gab  jetzt  ,an, 
wann.fiir  ihn  die.  beiden  Tone  in  einen  verschmolzen.  Die  Aufnahme 
jeder  Versuchsanordnung  in  |der  doppelten  jRicbtung  ergab.in  der  Tat 
durcb weg  bei  A  eine  hohere  Zeitschwelle  und  bei  B  eine  niedrigere.  Von 
beiden  wurde  das  Mittel  genonixnen.    Zu  bemerken  ist  noch,  daB  selbst- 

verstandlicli  alle  die  Veranderungen  in  der  zeitlicben  Aufeinanderfolge 
der  Reize   auch   auf   der  Registrierwalze  erkennbar  waren  und  daB  stets 

die  Aufzeichnung  als  die  gesuchte  Zeitschwelle  zu  gelten  hatte,   die  yor 

der  von  dem  Beobacbter  gezeichneten  Marke  lag.     pas  SchluBergeljnis 

der  Untersuchung  zeigt  nun  folgeride  Tabelle: 


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a)  1  Telephon  ♦ 15,6 

l>)  2  Telephone,  Beobacbter  A    .    .  20,0      ' 

"  "     c)  2         "  »  ,  B    .    .  20,1  & 

d)  2  Pfeifen  a"'  :. 21,0 

.    e)  2       »        a' 25,6      t 

•     f)-2       >        a. 26,3 

g)2       »        a  +  a'    ' '.  25,9  ,■***<• 

Der  Sprung  der  Zeiten  von  d  zu  e  ist  dadurch  zu  erklaren,  daB  die 
beiden  Pfeifenpaare  zwei  Oktaven  auseinander  lagen.  Bei  der. Auf- 
nahme g  war  je  eine  Pfeife  von  d  und  f  verwendet  worden.  Sie  ergab 
das  Mittel  von  d  und  f.  ; 

Die  weitere  Fortsetzung  dieser  Untersuchung  in  den  tieferen  Tonr 
gebieten  und  die  Beschaffung  eines  noch  reicheren  Materiales  ware,  sehr 
interessant  gewesen,  z,  B.  fiir  die  Entscbeidung  der  Frage  uber  die:zu- 


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30  Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatiscfaen  Orgeltrakfeur  usw. 

lassige  Verzogerung  der  16'  gedeckten  Pf  eif  en  im  PedaL  Jedoch  warei 
die  Ergebnisse  fur  den  hier  in  Frage  kommenden  Zweck  so  befriedigend 
daB  zurzeit  die  weitere  Fortsetzung  nicht  erfordcrlich  erschien, 

Es  kam  nun  darauf  an,  einen  fiir  den  praktischen  Gebrauch  ver 
wendbaren  Mittelwert  als  Definition  fiir  den  Begriff  » Verzogerung «  voir 
Standpunkte  der  musikalischen  Praxis  festzulegen.  Dieses  Mittel  kani 
nicht  als  das  arithmetische  Mittel  einer  Zeitschwellenreihe  iiber  dai 
musikalische  Tongebiet  gefunden  werden;  denn  dann  wurde  man  einer 
"Wert  erhalten,  bei  dem  in  den  hohen  Tonlagen  arge  Versplitungen  wahr- 
zunehmen  sind.  MaBgebend  ist  bier  das  bei  der  Melodiefiihrung  in  erstei 
Linie  benutzte  Gebiet  der  zweigestrichenen  Oktave.  Es  wiirde  also  dea 
Wert  22  a  als  eine  nocli  zulassige  Verzogerung  anzunehmen  sein. 

Wenn  wir  zugunsten  der  Verzogerung  den  beim.  Tastenfalle  festge- 
steilten  Vorsprung  der  Pfeifenansprache  von  22  a  3jiinzurechnen,  so  er- 
gibt  sich,  daB  Verzogerungen  bis  zu  44  g  fiir  den  Spieler  kaum  wahr- 
nehmbar  sein  werden.  AUe  die  in  dem  Verzeichnisse  der  Aufnahmer 
aufgefuhrten  Zeiten  konnen  daher  um  diesen  Betrag  gekiirzt .  werden 
"Wir  ersehen  aber  gleichzeitig,  daB  von  alien  Systemen  nur  das  elektro- 
pneumatische  praktiscli  keine  Verzogerung  aufweist,  wiihrend  das  rein 
pneumatische  selbst  in  den  giinstigsten  Verhaltnissen  sehr  kurzer  Lei- 
tungen  die  zulassige  Grenze  weit  iiberschreitet  und  zu  4 — 5mal  hoheren 
Werten  anwachst. 

Damit  waren  nun  die  Untersucbungen  iiber  die  pneumatischen  Systeme 
vorlaufig  abzuschlieBcn* 

Kurz  vor  Drucklegung  hatte  Herr  Gebeimer  Regieningsrat  Professor 
Dr.  Stumpf,  Direktor  des  Psychologischen  Institutes  der  Universitat 
Berlin,  die  Gute  gehabt,  mich  auf  einige  einschlagige  Literatur  (Zeit- 
schrift  fiir  Psychologie  und  Pbysiologie  der  Sinnesorgane,  Bd.  XX; 
Stumpfs  Beitrage  zur  Akustik  und  Musikwissenschaft,  Heft  HI;  NagePs 
Handbucli  der  Psyehologie,  Bd.  Ill)  aufmerksam  zu  machen,  wobei  sich 
ergab,  daB  meine  Ergebnisse  in  der  Tat  ge eigne t  erscbeinens  einen 
kleinen  Beitrag  zur  Tonpsychologie  zu  liefern.  Die  in  vorstehender 
Literatur  meinen  Untersucbungen  verwandten  Arbeiten  beschaftigen  sich 
zwar  ebenfalls  mit  der  maximalen  Geschwindigkeit  von  Tonfolgen,  unter- 
scheiden  sich  aber  von  der  meinigen  nicht  bloB  in  bezug  auf  die  ver- 
folgte  Absicht,  sondern  auch  durch  die  Versuchsanordnung.  Im  wesent- 
lichen  wurde  dort  rait  Loch-  und  Zabnsirenen  gearbeitet,  wahrend  es 
mir  wichtig  erschien,  um  Ergebnisse  fur  die  Praxis  zu  erhalten,  Schall- 
quellen  der  austibenden  Tonkunst,  in  diesem  Palle  Orgelpfeifen,  zu  ver- 
wenden.     Die  Untersuchung  selbst  wurde  dadurch  erheblich  sebwieriger. 

Am  nachsten  stehen  meiner  Arbeit  die  Untersucbungen  von  Abraham- 
Schaef  er  uber  die  maximal e  Geschwindigkeit  der  Trillertonej  wobei  fast 


Johannes  Biehle,  Theorie  der  pneumatischen  Orgeltraktur  uaw. 


31 


im  ganzen  musikalischen  Tongebiete  die  Schwellen  gesucht  wurden,  unter 
(ler  die  Trillertone  zu  einem  Akkord  zusammenliefen.  Es  ergab  sich 
dabei  ein  Zeitwert  von  durchschnittlich  30  a  ohne  wesentlichen  Unter- 
schied  der  Tonhohe  und  der  IntervallgroBe  (Stumpf,  Beitragc,  HI). 
Abraham  hat  in  einer  weiteren  Arbeit  »Uber  das  Abklingen  von  Ton- 
empfindungen«  diese  Erscheinung  durch  die  Annahme  einer  gleichenAb- 
klingezeit  in  alien  Tonhohen  zu  erklaren  gesucht,  wodurch  allerdings  ein 
(Jegensatz  zu  den  bereits  oben  angefiihrten  Ergebnissen  von  Alfred  Mayer 
entstanden  ist. 

Da  bei  meinen  "Outers  uchungen  eine  Uberlageruns?  der  aufeinander- 
folgenden  Tone  stattfand,  wiihrend  bei  den  von  Abraham- S  eh  a  efer  der 
vorangegangene  Ton  beim  Eintritt  des  folgenden  objektiv  beendet  war, 
auBerdem  bei  Orgelpfeifen  noch  Resonanzerscheinungen  in  Betracht  kom- 
nien,  so  war  selbstverstandlich  ein  iibereinstimmendes  Resultat  nicht  zu 
erwarten.  Immerhin  mochte  ich  bei  der  in  meiner  Tabelle  zu  erkennen- 
den  GesetzmiiBigkeit,  die  gleichzeitig  im  Einklange  mit  den  Ergebnissen 
von  Mayer  steht,  die  Zeitschwelle  maximaler  Tonfolgen  als  eine  Funk- 
tion  der  Tonhohe  anspreehen. 

XIV.  Die  Stellung  des  Spieltisches. 

Der  Einbau  des  Spieltisches  in  eine  Nische  des  Orgelprospektes  ist 
auch  lieute  noch  allgemein  ttblich.  Bei  dem  rein  mechanischen  Systeme 
fiihrte  die  freiere  Stellung  des  Spieltisches  zu  umstandlichen  Winkel- 
fuhrungen  der  Traktur,  die  jeder  Orgelbauer  angstlich  vermeiden  muBte. 
Das  pneumatische  System  hat  trotz  der  einfachen  Ubertragung  der  Tasten- 
bewegung  durch  Rohrleitungen  den  Spieltisch  aus  seiner  Zwangslage 
nicht  zu  befreien  vermocht.  Die  Erkenntnis  der  nicht  befriedigenden 
Arbeitsweise  dieser  Traktur  suchte  die  Rohrleitungen  moglichst  kurz  zu 
halten.  Es  diirfte  nun  der  Nachweis  uberraschen,  daB  die  alte  Stellung 
des  Spieltisches  in  jeder  Beziehung  verkehrt  und  trotz  der  kiirzeren 
Rohrleitung  die  Ursache  von  weiteren  nicht  unbetrachtlichen  Verzoge- 
rungen  ist.  ' 

Zunachst  ist  sicher  und  auch  unbestritten,  daB  von  diesem  versteckten 
Punkte  aus  dem  Spieler  die  Beurteilung  seines  eigenen  Spieles  nicht  in 
clem  Mafie  moglich  ist,  wie  es  das  musikalische  Zusammenwirken  mehrerer 
Faktoren  erfordert;  vielmehr  ist  es  eine  altbekannte  Erfahrung,  daB  eine 
wirklich  mustergiiltige  Begleitung  durch  die  Orgel  nur  dann  zu  erreichen 
ist,  wenn  sie  zuvor  in  einer  besonderen  Probe  vom  Standpunkt  eines 
Britten  genau  abgewogen  wurde.  Vorausgesetzt  muB  aber  dabei  werden, 
daB  bei  der  Auffiihrung  die  veranderten  akustischen  Verhaltnisse  oder 
neue  Intentionen  des  Vortragenden  die  Berechnung  nicht  uber  den 
Haufen  werfen.    Die  haufigen  MiBgrifEe  in  der  Registrator  beweisen  das 


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32  Johannes  Biehle,  Theorie.der  pneumatischen.Orgeltraktur  usw. 


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auch.  Diese  Zustande  verd'en  nicht  liriwesentlich  verschlimmert,  wen 
der  Orgelprospekt  mit  seiner  ersten  Etiige  vorkragt;  dann  haben  wir  d 
akustische  Komplikation,  daB  der  Organist  den  Orgelton  weniger  direk 
sondern  mehr  als  Reflex  von  den  Wanden  mit  einer  entsprechende 
Yerzogerung  hort.  Solche  Zustande  sind  fiir  den  Spieler  eine  Qua 
falls  er  dafiir  ein  Empfinden  hat,  noch  mehr  aber  fiir  die  Mitwirkendei 
einschlieBlich  der  Genieinde. 

Es  muB  aber  auch  auf  die  Hemmungen  und  Erschwernisse  aufmerl 
sam  gemacht  werden,  die  die  Stellung  des  Solisten  und  der  Chorknahe 
Riicken  gegen  Riicken  zum  Organisten  zur  Eolge  hat.  Als  Begleiter  un 
"Drrigent  suche  ich .  stets  zu  einem  Solisten  eine  solche  Stelhmg  zu  g* 
winnen,  daB  der  von  ihni  ausgehende  Ton  inich  direkt  mindestens  &bi 
von  der  Seite  trifft  .  Singt  er  aber  von  mir  abgewendet  so  erscheint  d* 
Ton  nicht  von  seiner  S telle  aus  zu  kommen,  sondern  von  einer  entferr 
teren.  In-  der  Tat  hort.  man  dann  einen  indirekten  und  verz  tiger  ten  Toi 
.j."  Nehmen  >wir  nun  eine  Orgelempore  von  4  m  Tiefe  an,  so  ergibt  sich  fii 

den  Organisten ,  bei  einer  Fortpfianzungszeit  des  Schalles  von  3  a  m 
1  m  eine  Yerzogerung  von  zunLichst  12  o\  der  erschwerende  Umstand  d€ 
Stellung  Riicken  gegen  Riicken  wird  aber  in  Wirklichkeit  dies  en  Zeil 
verlust  verdoppeln,  also  auf  24  a  erhohen.  Damit  ware  gerade  unsei 
Zeitschwelle  uberschritten,  was  mit  meinen  Erfahrungen  aus  der  Praxi 
vollig  iiber ein  stimmt.  l       -  *  - 

Auch  die  Beurteilung  und  die  Euhrung  des  Gemeindegesanges  bleibe 
eine  unsichere. 

Die  von  den  verschiedenen  Teilen  der  Kirche  ausgehenden  Tongruppe 
des  Gemeindegesanges  :kann  man  sich  in  einem  Schwerpunkte  zu.  eine 
Gesamtwirkung  vereinigt  denken.  Nehmen  wir  vom  Standpunkte  de 
Organisten  eine  moglichst  giinstige  Lage  dieses  Schwerpunktes  an,  yor 
an  der  Brushing  unserer  gedachten  Orgelempore  von  4  m  Tiefe,  s 
haben  wir   auch  hier  mit  einer.  gleichen  Yerzogerung  zu  rechnen. 

.Jetzt  wollen  wir  una  die  Stellung  des  Spieltisches  vorn  an  der  Bru 
stung,  und  zwar  rechtwinklig  zu  dieser  denken  neben  dem  Schwerpunkt 
des  Gemeindegesanges  und  neben  dem  Standpunkte  des  Solisten.  Dan: 
ist  zwar  die  Rohrleitung  urn  4  m.  zu  verlangern,  mit  dieser  Yerlangerun, 
aber  eine  Yerzogerung  von  nur  20  a  verbunden.  Es  wird  also  gegen 
iiber  dem  Solisten  und  auch  der  Gem  ein  de  immer  noch  eine  Beschleuni 
gung  und  auBerdem  noch  der  auBerordentlich  wertvolle  Yorteil  erziell 
daB  jetzt  der  Spieler  die  Mundbewegungen  des  Solisten  oder  die  Bogen 
bewegungen  des  Yiolinspielers  mit  den  Angen  verfolgen  kann.  Ein  aim 
licher  Yorzug  entsteht  auch  [in  seinem  Yerhaltnisse  zu  dem  Gemeincle 
gesange.  Er  erhS.lt  einen  viel  klareren  Eindruck  und  kann  zur  wirkungs 
vollen   Fiihrung    des    Gemeindegesanges    seine  MaBnahmen    schlagferti; 


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Johannes  Wolf,  English  Influence  in  the  Evolution  of  Music. 


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treffen.  Zwar  wird  der  Organist  an  seinem  neuen  Standpunkte  eine 
groBere  Yerzogerung  der  Orgel  sptiren,  aber  die  anderen  Beteiligten, 
G-eineinde,  Chor,  Solisten,  werden  sich  zuverlassiger  begleitet  fiihlen. 

Man  spricht  immer  viel  von  der  hohen  Bedeutung  der  Fiihrung  des 
Gemeindegesanges.  Im  Widerspruch  damit  steht  aber  die  Unzweck- 
maBigkeit  unserer  Orgel-  und  Choranlagen.  Und  in  der  Tat  laBt  die 
Leitung  des  liturgischen  und  Ohoralgesanges  viel  zu  Tviinschen  ubrig.  In 
der  bereits  angefuhrten  Schrift:  >Protestantisoher  Kirchenbau  und 
evangelische  Kirchenmusik*  ist  nun  riiumlich  ein  solches  Verhaitnis 
aller  Beteiligten  zueinander  gewonnen  worden,  daB  auch  die  pneumatische 
Rohrleitung  des  Spieltisches  die  denkbar  kilrzeste  und  dabei  seine  Stel- 
lung  eine  vollkommen  freie  ist. 

Als  SchluBergebnis  der  Untersuchungen  dizrfte  das  TJnzulanglicbe 
der  pneumatiscben  Traktur  nun  auBer  Zweifel  gesteilt  sein,     Der  Orgel- 

.  - 

bau  wird  sich  vorwiegend  dem  elektropneumatisehen  Systeme  zuwenden 
xniissen,  urn  gleichzeitig  dem  Spieltische  die  ihm  zukommende  freie  Stellung 
zu  verschaffen. 


English  Influence  in  the  Evolution  of  Music1). 

By 

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Johannes  Wolf. 

(Berlin.) 

One  often  hears  the  opinion,  that  the  English  are  not  endowed  with 
musical  talent.  But  does  not  history  prove  the  contrary?  Do  we  not?  in 
our  researches,  recognize  the  great  share  taken  by  the  English  in  music's 
evolution?  In  different  periods  of  the  growth  of  our  art  we  see  the  English 
at  its  head  as  theorists  and  as  practical  workers. 

Their  influence  begins  in  the  earliest  times.  I  will  not  speak  about 
the  music  of  the  hards,  scops  and  gleomen.  But  scarcely  had  Gregory  the 
Great  sent  Saint  Auguatin  with  copies  of  the  reformed  liturgy  and  with 
monks  to  convert  the  Saxons,  than  the  prevalence  of  English  church-music 
grew  manifest.  Here  they  kept  the  traditional  liturgical  chants  in  full 
purity,  and  when  the  Anglo-Saxon,  monks  under  "Win f rid  went  forth  to 
christianize  the  Germans,  they  implanted  these  Gregorian  songs  along  with 
the  liturgy. 


1)  Paper  read  in  Full  Meeting  at  the  London  Congress  of  the  IMG. 

s.  d.  IMG.  XIII. 


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34  Johannes  Wolf,  English  Influence  in  the  Evolution  of  Music, 


"Who  does  not  know  the  remarkable  work  of  the  Irish  monks  in  different 
parts  of  the  continent?  I  only  recall  to  notice  the  names  of  Colman, 
Virgilius,  Columbanus,  Fridolin,  Arbogast,  a#d  Trudpert;  or  of 
Saint  Gall,  who  established  that  monastery  which  took  his- name ,  and  gained 
a  high  musical  reputation  in  the  middle  ages.  And  further  I  may  add  the 
name  of  Marc  ell  us,  to  whom  we  owe  the  musical  education  of  those  two 
monks,  whose  works  proclaimed  the  high  repute  of  St.  Grallen  in  art  and 
literature.  "Wo  may  remember  also  the  sequences  of  Notker  and  the  tropes 
of  Tuotilo. 

Great  was  the  authority  of  English  church-music  abroad  and  in  its  own 
country.  The  monasteries  of  Canterbury,  Westminster,  "Worcester,  and  York 
became  seminaries  of  musical  information.  There  was  a  flourishing  practice 
and  theory,  and  many  a  cleric  went  out  to  spread  the  glory  of  English  art 
on  the  continent.  The  Irish  monk  Alcuin,  who  lived  at  the  court  of  Charles 
the  Great,  is  the  first  who  informs  us  about  the  ecclesiastical  tunes  or  modes 
in  occidental  church -music.  The  first  perspicuous  report  on  the  organum, 
that  rude  form  of  ancient  polyphonic  style,  comes  in  the  9th  century  from 
the  British  Isles,  viz.  from  the  Irish  philosopher  Scotus  Erigena;  and  an 
English  theorist  of  the  end  of  the  eleventh  century  John  Cotton  shows 
the  organum  in  its  highest  perfection  shortly  before  transformation  into  the 
descant. 

It  is  a  known  fact,  that  Wales  had  a  great  share  in  the  evolution  of 
the  polyphonic  style.  The  report  of  Giraldus  Cambrensis  on  music  in 
Wales,  Northumberland  and  Yorkshire  is  of  the  greatest  interest  historically, 
and  shows  that  both  in  the  one  and  in  the  other  part  of  England  songs  for 
two  and  more  voices  were  so  popular,  that  even  the  children  joinod  without 
difficulty  in  this  manner  of  singing.  But  Giraldus  is  not  the  only  witness 
of  such  a  practice.  Ailred  in  his  "Speculum  caritatis"  and  John  of 
Salisbury  prove  the  same  fact.     It  is  not  probable  that  the   organum  was 

.  the  form  of  such  singing.  On  the  contrary,  one  may  suppose  that  fab cr dun 
and  ffymel  with  their  sixths  and  thirds  were  already  to  be  met  with  at  that 
time,  for  those  popular  carols  and  songs  in  the  honour  of  the  Virgin  and  of 
Christ,  preserved  in  15th  century -manuscripts  of  Oxford  and  Cambridge,  bear 
the  marks  of  an  old  practice.  In  -these  songs  we  find  some  of  the  first 
manifestations  of  the  harmonic  style  which  penetrated  from  England  into  almost 
all  compositions  from  the  end  of  the  14th  century  onwards.  Even  if  the 
first  theoretical  documents  on  faberdun  and  gymel,  the  treatises  of  Power, 
Chilston  and  Guilelmus  Monachus,  belong  to  the  15th  century,  the 
practice  is  by  far  older  and  can  be  traced  already  in  the  14th  century. 

It  was  through  this  new  style  that  an  "ars  nova'5  arose  and  took  possession 
of  the  whole  Occident.  John  of  Dunstable  was  the  name  by  which  the 
glory  of  English  music  was  borne  throughout  the  world.  If  we  read  the 
works  of  the  greatest  Belgian  theorist  of  the  end  of  the  l5fcb  century,  John 
Tinctoris,  we  learn  that  "novae  artis  fons  et  origo  apud  Anglieos 
quorum  caput  Dunstaple  exstitit  fuisse  perhibetur".  And  Martin  le  Franc 
in   his    "Champion   des  Dames",    Franchinus   Gafurius   in    his    "Practica 


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musicae",  and  Hothby  in  his  "Dialogue'5,  all  prove  the  high  reputation  of 

English   art   and   especially    of  Dunstable's  work.     But.  he   is   not   the  only 

composer   of  consideration.     If  we  look  at  the  15**  century   manuscripts    of 

fS  Bologna,    Modena,    Trent,    Oxford   and   other   libraries,    everywhere   we   find 


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Johannes  Wolf,  English  Influence  in  the  Evolution  of  Music- 


35 


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abundance  of  English  masters,  whose  compositions  are  of  interest,   I  may  name 

Benet,  Lionel  Power,  Walter  Lambe,  Gervasius  de  Anglia,  Egi- 
dius  Anglicus,  Hothby  and  many  others.  It  was  with  full  right,  that 
in  1416  the  departing  king  Sigismund  of  Hungaria  could  call  to  the  English: 

Farewell,  with  glorious  victory, 
Blessed  England,  full  of  melody. 

Have  we  not  the  same  impression,  if  we  read  Chaucer's  Canterbury  Tales 
and  Shakespeare's  Plays?  Music  pours  in  the  middle  ages  from  all  the  veins 
of  the  English  people,   and  is  property   both  of  rich  and  poor. 

In  particular  the  form,  of  the  catch  seems  to  have  been  early  cultivated 
on  English  ground.  Already  in  the  first  half  of  the  13th  century  we  meet 
with  a  specimen  of  such  perfection,  that  we  can  only  wonder  at  the  high 
state  of  musical  technique,  No  other  nation  has  at  the  same  period  pro- 
duced a  composition  comparable  to  the  double  canon  "Sumer  is  icumen  in". 
Perhaps  this  round  or  catch  was  a  popular  form  of  singing  since  the 
11th  and  12th  century,  for  we  hear  John  of  Garlandia  refer  that  form  to 
the  "cantilenae  vulgares",  the  popular  songs.  In  either  case,  we  know 
that  the  catch  gained  a  high  consideration  in  England  in  old  times  and  espe- 
cially after  the  15th  century.  It  is  true,  that  then  the  importance  of  the 
English  music  pales  in  comparison  with  the  grand  works  of  the  Belgian 
school.  Yet  it  would  be  unjust  not  to  acknowledge  the  great  influence 
of  the  English  art  since  the    end   of  the  14th  century-,  and  especially    under 

Henry  V. 

However,  not  only  in  style,  but  also  in  notation,  musicians  are  indebted 
to  the  English  of  the  middle  ages.  Let  us  shortly  consider  the  evolution  of 
mensurable  music.  Scarcely  had  the  first  theoretical  document,  the  "Discantus 
positio  vulgaris",  produced  the  earliest  notices  about  the  progress  in  writing 
measured  music,  when  the  English  work  began.  John  of  G-arlandia,  educated 
at  Oxford  and  Paris,  the  musical  centre  of  that  time,  gave  the  musical 
notation  so  clear  an  expression ,  that  the  reformer  Franco  had  only  to  fix 
the  laws  of  mensurable  notation.  And  after  John  of  Garlandia  were  a  long 
train  of  important  English  theorists ,  who  all  advanced  the  theoretical 
recognition  by  stipulating  the  smaller  values  of  the  notes  and  thus  preparing 
and  preceding  the  period  of  the  uars  nova".  I  need  only  recall  Pseudo- 
Aristoteles  about  1240,  an  English  Anonymus  who  studied  at  Paris  and 
wrote  his  treatise  after  1272,  Amerus  who  composed  his  "Practica  artis 
musicae"  in  1271,  Walter  Odington  who  lived  at  the  same  time,  John 
of  Garlandia  the  younger,  W.  de  Doncastre,  Robert  Trowoll,  and 
Robert  de  Handlo  who  composed  his  "Regulae"  in  1326.  Twenty  five 
years  later  an  English  author,  perhaps  Simon  Tun stede,  gives  the  clearest 
representation  of  the  mensurable  theory,  and  the  most  important  work  of 
that  time,  the  "Speculum  musicae",  in  which  musical  aesthetics  have  found 
a  splendid  expression,  seems  to  be  of  English  origin,  and  to  be  the  work  of 
the  Norman  John  of  Muris  who  taught  at  Oxford. 

It  would  be  carrying  coals  to  Newcastle,  if  I  mentioned,  how  prominent 
was  the  English  share  in  the  evolution  of  theory  subsequently.  Let  me  only 
recall  the  names  of  John  Torksey,  Richard  Cutell,  Thomas  "Wal si ngh am, 
Theinred  of  Dover,  John  of  Tewkesbury,  Lionel  Power,  and 
Chilston;    and    especially   of   John   Hothby,    who    was    equally   great   as 

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36  Johannes  Wolf,  English  Influence  in  the  Evolution  of  Music. 

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theologian  and  as  musician ,  and  who  achieved  such  a  high  reputation  by  his 
activity  at  Lucca  that  in  1486  his  king  called  him  back  to  his  native  country. 
And  in  later  times  Morley,  Playford,  Simpson,  Mace,  Butler, 
Salmon  ,  and  Lock  ought  not  to  be  forgotten. 

If  we  study  the  literature  of  the  English  in  the  middle  ages,  we  find 
frequent  mention  of  all  kinds  of  musical  instruments,  above  all  of  the  harp, 
the  crwth  and  the  organ.  No  sooner  bad  the  organ  been  brought  from 
Constantinople  to  the  court  of  Pippin,  than  it  was  also  to  be  found  in  Eng- 
land. Already  in  the  10th  century  three  gigantic  instruments  in  Winchester, 
Malmesbury  and  Ramsay  are  known.  We  see  Saint  Dunstan  furnish  many 
churches  with  these  kingly  instruments,  and  within  two  centuries  the  organ 
was  in  common  use.  No  wonder,  that  the  art  of  organ  playing  early  shows 
a  high  degree  of  perfection,  and  that  about  the  middle  of  the  14**  century 
the  first  document  of  an  organ  tablature  equal  to  the  writing  of  the  later 
German  Conrad  Paumann  comes  from  this  country.  It  is  therefore 
with  better  right  that  we  speak  of  an  English  organ  tablaturc  than  of 
a  German  one,  of  which  the  earliest  traces  are  only  to  be  paet  more  than 
one  hundred  years  later.  Surely,  organ  playing  has  prepared  the  English 
for  other  keyboard-instruments.  Does  not  Guillaume  de  Machault  already 
mention  the  "eschaqueil  d'Angleterre"  ?  But  they  were  also  clever  on  other 
instruments.  We  know  from  Chaucer,  that  in  his  time  every  body,  the  monk 
and  the  nun,  the  miller  and  the  apprentice,  sung  and  played  on  different  in- 
struments, on  flute,  bagpipe,  ribble  and  gittern,  and  we  hear  from  Martin 
le  Prane,  that  the  English  in  strum  entists  enjoyed  a  high  reputation  in  Bur- 
gundy in  the  period  of  Dufay  and  Binchois.  In  the  16^  century  the  great 
English  instrumental  and  vocal  period  begins.  The  reign  of  Queen  Elizabeth 
is  the  golden  age  of  English  music  » 

We  know  the  praise  of  Erasmus,  who  said  that  the  English  challenged 
the  prerogative  of  being  the  most  accomplished .  in  music  of  any  people. 
More  than  thirty  years  before  Buus,  Willacrt  and  Bendusi,  who  began  the 
evolution  of  Italian  clavier- music  at  Venice,  England  had  an  excellent 
composer  for  the  virginals  in  Hughe  Ash  ton.  Already  about  1510,  his 
compositions  show  that  element  highly  developed  which  demands  our  peculiar 
consideration  in  the. English  virginal  music;  the  variation,  especially  of  songs 
and  dances.  The  researches  of  historians  have  established  the  great  influence 
that  this  technique  of  the  English  virgin alists  produced  on  the  art  of  the 
continent,  at  first  on  the  music  of  the  Netherlands.  Dr  John  Bull  and 
Peter  Philips,  two  excellent  masters,  were  those  who  interposed;  Jan 
Pieter  Sweelinck  was  their  docile  disciple,  and  his  school  was  of  the 
greatest  importance  for  northern  Germany  through  his  pupils  Scheldt,  Scheide- 
mann.  Praetorius,  Schildt  and  Siefert. 

This  English  virginal  music. seems  to  be. original;  the  works  of  Byrd, 
Bull,  Orl,  Gibbons,  Morley,  Farneby,  and  later  of  Purcell,  are  worthy 
of  our.  greatest  attention.  In  these  small  musical  pictures  we  are  surprised 
at  the  richness  of  fancy,  the  delicacy  of  the  ornaments,  the  character  of  the 
melodic  line,  and  often  the  audacity  of  the  harmony.  Just  in  harmonic 
relation,   W.a   cannot  but    admire    the    art    of  IDr  Bull,    especially    in    his    first 

hexachord.  fancy,  which  may  be  compared  with  Bach's  grand  art  in  the 
well- tempered  clavier.  In  general,  here  we  find  the  fundaments  of  clavier- 
technique. 


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Johannes  Wolf,  English  Influence  in  the  Evolution  of  Music,  37 


Just  at  tlie  same  period  of  Queen  Elizabeth  another  instrument  was  in 
common  use,  the  lute.  Its  performance  was  part  of  a  good  education. 
Everybody  must  be  able  to  improvise  his  lute-part.  In  the  drawing-rooms 
of  the  rich,  in  the  barber's  shop,  everywhere  you  could  find  this  instrument 
beside  the  cittern  and  virginal.  There  was  also  no  lack  of  composers.  But 
however  much  the  performance  and  compositions  of  John  Dowland,  Anton 
Holborno  and  others  became  known  on  the  continent,  a  great  influence  on 
the  English  art  of  lute-playing  seems  not  to  have  taken  place. 

The  English  viol -playing  on  the  other  hand  became  of  the  greatest 
importance  for  the  continent,  especially  for  Germany.  No  doubt,  the  impulse 
had  come  from  Italy  and  France,  where  already  in  the  end  of  the  13th  century 
Johannes  de  Grocheo  sings  the  praise  of  a  viol -instrument;'  but  its  highest 
culture  is  due  to  England,  which  had  already  in  the  16th  century  one  of 
the  most  famous  viol-makers  named  Aldred,  and  which  in  the  .17tb  century 
hud  produced  the  best  school-works  of  Playf or d,  Butler,  Christopher 
Simpson,  Thomas  Mace  and  others. 

It  was  with  the  English  comedians,  that,  about  the  end  of  the  16fcU  century, 
English  violists  came  over  to  Germany.  Need  I  repeat  the  names  of  Richard 
Machin,  WalterEo,we,  Valentin  Flood,  John  Price,  and  John  Stanley, 
who  lived  at  Cassel,  Berlin,  Danzig  and  Dresden,  to  show  the  influence  of 
the  English  viol- music  on  the  continent?  The  most  important  of  all  English 
violists  were  William  Brade  and  Thomas  Simpson,  whose  works  appeared 
from  1607  to  16-21.  Hamburg,  Gottorp,  Copenhagen,  Berlin,  Cassel  were 
the  centres  of  this  English  instrumental  art:  with  Peter  Philips,  Jacob 
Harding,  Robert  Bate  in  an,  Anton  Holborne,  John  Dowland, 
Ed  ward  Johnson  and  other  considerable  representatives.  It  is  very 
interesting  to  see  how  English  works  excite  the  fancy  of  German  composers, 
how  English  pavans  are  followed  by  German  galliards  of  John  Stephan 
from  Ljineburg,  of  Jacob  Schultze  from  Hamburg,  of  Christian  Engel- 
niann  from  Leipzig,  of  Jo  Mi  Grab  be  from  Weissenfels,  and  of  others. 

Great  was  the  English  viol-art  on  the  continent  and  great  a,t  home,  as 
prove  the  works  of  Cooper,  "William  Lawes,  John  Jenkins,  Chri- 
stopher Simpson,  Dr  Col  man,  Benjamin  Rogers,  and  Matthew  Lock. 
It  was  with  good  reason,  that  in  his  "Division -Viol*  of  the  year  1689 
Christopher  Simpson  wrote  the  proud  words:  "no  nation  is  to  be  com- 
pared with  the  English  in  the  matter  of  instrumental  music." 

About  1656  the  time  of  the  viol  was  over,  and  the  triumphs  of  the 
violin  began.  Yet  still  at  the  end  of  the  17th  century  we  hear  of  German 
instrumentalists,  who  travelled  to  England  to  learn  the  playing  of  the  viol, 
which  had  acquired  a  great  importance  as  bass -instrument. 

The  great  period  of  English  instrumental  practice  was  also  the  golden  age 
H'  of  vocal   music.      Let  us    only   touch   the   characteristic   forms.     It  is  true, 

that  the  madrigal  is  not  an  original  fruit  of  the  tree  of  English  art,  and  has 
not  enjoyed  a- long,  life  in  the  British  Isles;  and  yet  the  specimens  of 
Morley,  Dowland,  Weelkes,  Benet,  Gibbons  belong  to  the  best  that 


3'  '  has   been   ever   created    in   this  form,   and  are  after  a  life  of  three  hundred 

years  as  fresh  as  in  their  first  days.  There  is  for  instance  not  any  madrigal 
better  known  than  the  "Fire  fire"  of  Morley.  A  great  part  of  these  songs 
have  become  the  property  of  the  German  choirs.  But  soon  the  madrigals 
had  to  give  way  to  the  "catches  and  glees,  which  were  sung  at  home,  in  the 


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38  Johannes  Wolf,  English  Influence  in  the  Evolution  of  Music. 

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shop,  in  the    tavern    and  in  the.  club.    All   great  English  masters  since 

the    17*  century   cultivated   this   form,    not   to   forget   the   greatest   of  them 

Henry  Pur  cell;  and  German  composers  like  Handel  and'  Haydn  did  not 

disdain  to  contribute  to  it. 

Not  without  profit  for  music's  evolution  were  the'  canzonets  of  Morley, 
and  the  songs  and  airs  of  Robert  Jones,  Rosseter  and  Campion,  wset 
forth  to  be  sung  to  the  Lute,  Orpherian  and  Base  Vioil"7  most  interesting 
in  relation  to  the  accompanied  song  for  one  voice,  "We  know  how  much  the 
songs  for  solo -voices  are  indebted  to  lute-music.  I  only  mention  the  lute- 
books  of  Petrucci  and  Attaignant.  These  songs  of  Kosseter.  and  Campion 
may  in  their  atrophic  form  be  compared  with  the  airs  of  Heinrich  Albert, 
which  appeared  thirty  years  later.  It  is  certain  that  this  author  was  influenced 
by  Prench  and  Polish  tunes,  and  perhaps  he  had  also  gained  some  acquain- 
tance with  the  English  songs. 

In  the  second  half  of  the  17th  century,  and  especially  under  Charles  II., 
the  invasion  of  foreign  musicians  increased;  French  and  Italian  instrumentists 
and  later  dramatic  singers  overran  the  whole  country  and  wefce  preferred  to 
the  native  musicians.  It  was  already  in  1653  that  Henry  Lawes  wrote 
the  words:  "Wise  men  have  observed  our  generation  so  giddy,  that  what- 
soever is  native,  be  it  never  so  excellent,  must  lose  its  taste,  because  they 
have  lost  theirs."  The  English  music  submitted  to  the  influence  of  other 
nations.  Pure  ell  calls  it  "a  forward  child,  which  gives  hope  of  what  it 
may  be  hereafter  in  England,  when  the  masters  of  it  shall  find  more  en- 
couragement. Tis  now  learning  Italian,  which  is  its  best  master,  and  stu- 
dying  a  little  of  the  French  air  to  give  it  somewhat  more  of  gayety  and 
fashion."  But  after  Henry  PurcelL  one  of  the  greatest  musicians  of  the 
world,  no  great  talent  appeared,  which  obtained  for  its  country  a  dominant 
position  in  the  concert  of  musical  nations.  There  is  no  lack  of  musicians,  but 
lack  of  leading  masters.  The  nation  kept  its  great  love  of  music.  The  best 
musicians  of  the  world,  singers,  players  and  composers,  were  received  with 
open  arms?  and  thus  England  had  already  in  these  calm  times  advanced 
the  evolution  of  music.  Once,  in  the  beginning  of  the  18th  century,  the 
original  English  art  sought  to  break  foreign  fetters.  Efforts  were  made  to 
create  a  second  English  opera-period.  After  other  experiments ,  in  oppo- 
sition to  the  Italian  opera  the  Beggar's  Opera  of  Gay  and  Pep  us  eh  arose, 
a  satirical  work  full-  of  wit  and  spirit,  which  with  its  imitations  became  im- 
portant for  the  first  German  "Singspiele"   of  Standfuss. 

Still  another  important  moment  is  not  to  be  overlooked.  Since  .the 
middle  ages  the  chorus  has  occupied  a  striking  position  in  English  popular 
music.  Shall  I  mention  the  report  of  Giraldus  Cambrensis?  Look  on  the 
carols  of  the  15th  century,  and  we  find  these  solo  songs  finished  by  a  chorus. 
English  popular  compositions  in  other  manuscripts  show  the  same  peculiarity, 
and  down  to  modern  times  many  English  and  Scotch  songs  bear  similar 
features.  As  the  vocal  music  since  the  period  of  Tye,  Tall  is,  and  Byrd 
proves,  England  must  have  had  good  choirs,  especially  in  the  time  of  Henry 
PurcelL  His  grand  choruses  for  the  anniversary  of  Saint  Cecilia,  the  festival 
day  of  the  musicians,  would  not  have  been  conceived,  had  Henry  Purcell  not 
had  the  certainly  of  good  execution  by  well  educated  choirs.  These  magnificent 
chorus-compositions  have  surely  not  failed  in  their  influence  on  Handel,  the 
master  of  the  chorus.    And  when  he  was  dead  and  his  centenary  approached, 


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L.  de  la  Lauieacie,  Un  emule  de  Lullj:  Pierre  Gautier  de  Marseille.      ■  '39 

hundreds  of  singers  and  instrumentists  joined  to  vanquish  under  hie  sign. 
These  gigantic  choirs  became  common  hoth  in  England,  and  by  English  in- 
fluence on  the  continent,  not  only  for  Purccll  and  Handel,  hut  also  for  Bach 
and  others,  and  inspired  the  composers  to  gigantic  works. 

Important  has  been  the  influence  of  English  melodies.  I  refer  only  to  "God 
save  the  king",  and  recall  the  Scotch  songs  which  inflamed  the  fancy  of 
Crerman  composers  like  Haydn,  Beethoven,  "Weber,  Hummel,  Pleyel. 
Powerful  also  was  the  impression  of  the  country,  for  instance  the  singular 
beauties  of  Scotland  which  inspired  in  Mendelssohn  his  magnificent  "Hebrides" 

Overture. 

In  short,  progress  direct  and  indirect,  wherever  we  meet  English  music; 
progress  also  in  writing  history.  '  From  the  time  of  the  Anonymus,  who 
crossed  the  sea  about  1272  to  study  the  evolution  of  music  at  Paris  down  to 
Burney,  Hawkins,  Stainer,  "Wooldridge,  Parry,  Niecks,  Barclay 
Squire  and  others,  the  English  are  in  the  first  rank  of  musical  histo- 
rians. 

"We  hear  in  these  days  the  musical  emanations  of  many  periods  of  Eng- 
lish history,  and  we  are  ravished.  A  nation  that  is  so  rich  in  beautiful  music 
and  has  advanced  "the  evolution  of  music  in  the  way  the  English  have  done, 
belongs  to  the  elect.  It  is  true  that  in  the  last  two  centuries  other  nations 
have  had  the  leading  position,  but  once  and  perhaps  soon  the  call  will 
sound  again:  English  musicians  to  the  front.  "We  know  the  English  love  of 
music,  we  know  their  work  in  the  past  and  in  the  present,  and  with  full 
conviction  and  joy  we  join  in  the  poet's  words 

"Blessed  England,  full  of  melody." 


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Un  emule  de  Lully: 

Pierre  Gautier  de  Marseille. 

Par 

L.  de  la  Laurencie. 

(Paris.)1 

Parmi  les  musiciens  francais  de  la  seconde  moitie  du  XVII6  siecle,  la 
figure  du  personnage  connu  sous  le  nora  de  Pierre  Gautier  ou  Gaultier  de 
Marseille  demeure  encore  dans  une  penombre  un  peu  mysteriense.  Jusqu'ici, 
aucun  historien  moderne  n'a  tente  d'en  degager  les  traits  saillants  et  n  a 
cherchc  &  mettre  en  relief  la  physionomie  du  fondateur  de  1  op&ra  de  Mar- 
seille. Nous  voudrions  essayer  de  preciser  quelques  aspects  de  la  vie  et  de 
Toeuvre  de  Pierre  Gautier. 


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40         L.  de  la  Laurencie,  Un  emule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille. 

I. 

Titon  du  Tillet  le  dit  originaire  de  la  Ciotat  et  le  fait  mourir  en  sep- 
tembre  1697,  a  1'age  d'environ  55  ans.  G-autier  serait  done  ne"  vers  1642 1J. 
Le  depouillement  des  registres  de  1'etat  civil  de  la  Ciotat  nous  a  donne, 
pour  la  periods  1640  -1645,  trois  Pierre  G-autier,  baptises  respectivement  le 
15  mars  1643,  le  31  novembre  1643  et  le  23  octobre  1644  %  Mais  rien 
ne  permet  I'ldentification  de  l'un  de  ces  trois  personnagea   avec  le  musicien, 

Sebastien  de  Brossard,  dans  sou  Catalogue,  le  traite  de  «celebre  musi- 
cien du  siecle  passe"  ct  excellent  joueur  de  clavessin*3),  et  Le  Gallois  parle 
dun  claveciniste  de  ce  nom,  el^ve  de  Ohambonnieres  et  associe"  d'Hardelle 
qui,  par  testament,  aurait  legue"  a  ce  dernier,  outre  ses  propres  pieces,  toutes 
celles  de  Ohambonnieres  lui-merne4).  II  parait  d'autant  plus  probable  que 
G-autier  de  Marseille  fut  claveciniste  qu'un  inanuscrit  de  la  Bibliotbeque  de 
Carpentras  le  designe  comme  «org»niste  de  Marseille » 5).  Seulement,  nous 
ne  savons  s'il  se  confond  avec  l'ami  d'Hardelle,  bien  que  l'assertion  de 
Brossard  fortifie  singiili&rement  cette  hypoth&se. 

Quoiqu'il  en  soit,  Pierre  Gautier  etait  fort  connu  a  Paris  {aux  environs 
de  1685,  ainsi  qu'en  temoigne  le  passage  suivant  par  lequel  le  Meroure  galant 
relate  la  fondation  de  l'opera  marseillais:  «L'etablissement  d'un  opera  ayant 
reussi  a  Paris,  Mr  Gautier,  dont  la  reputation  est  connue  de  tous  ceux  qui 
aiment  la  musique,  s'est  accommode  avec  Mr  de  Lully  pour  avoir  permission 
de  faire  le  ineme  etablissement  a  Marseille*8),  line  des  pieces  de  ses  Sym- 
phonies,  pubises  par  Ballard  en  1707,  est  intitules:  *V 'Mnbarras  de  Paris*  et 
fut  vraisemblablement  composee  dans  la  oapitale.  Mais,  en  1685,  Gautier 
demeurait  «ordiuairement  a  Marseille*  ou  il  exercait  la  profession  de  «maitre 
de  musique*,  ainsi  que  nous  le  verrons  plus  loin. 

Des  le  debut  de  l'annee  1683,  la  question  se  posait  &  Marseille  d'etablir 
un  opera  dans  cette  ville,-  dont  la  municipality,  paraissant  manifester  des 
sentiments  d'independance  a  l'egard  du  privil6ge  de  Lully 7),  s'attirait,  de  la 
part  de  Louis   de  Vendume,  gouverneur  de  Provence,  la  lettre  «i-apres: 

A  Versailles,  le  cinquierae  d'avxil  1683. 
Messieurs, 

Ayant  apris  que  vous  aviez  dessem  de  faire  reprdsenter  un  opera  dans  vostre 
ville,  je  suis  bien  ayse  de  vous  doaaer  avis  que  vous  ne  devez  pas  passer  outre 
sans  avoir  pria  aupararanfc  le  consenteuient  de  Mr  Lully,  surintendant  de  la 
musique  du  Roy.  Sa  Majeste  m'a  fait  Thonneur  de  ine  dire  qu'elle  luy  avoit  donne 
un  privilege  par  lequel  il  est  deffendu,  entr'autres  choses,  h  toutes  sortes  de  per- 
sonnes  de  representer  des  Operas  dans  aucunes  villes  du  Royaume  sans  la  per- 
mission de  M'JLully.  Sur  quoy  j'ay  cru  que  je  ne  pouvois  me  dispenser  de  vous 
foire  connoistre  les  intentions  de  Sa  Majesty,  esfcant  perguad6  que  vou3  ne  manquerez 

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1)  Titon  du  Tiliet:  Le  Parnasse  fran&ois,  CLXXI,  p.  477.  Augustin  Fabre,  dans 
ees  Hues  de  Marseille  (III,  p.  294),  le  fait'naitre  en  1642.  Fetis  donne,  comme  date 
de  sa  naissance,  celle  de  1664  qui  senible  erron<§e. 

2}  Lea  Registres  de  l^tat-eivil  manquent  pour  la  p&riode  1646—1668. 

3)  Catalogite,  p.  94. 

4)  Le  Gallois;  Lettre  a  IP*  BegnauU  de  Solier  touchani  la  musique  (1686). 
pp.  72-74. 

5)  L.  de  la  Laurencie:  Notes  sur  la  jeunesse  d} Andre  Oampra.  Sammelband 
I.  M.  G.s  ianvier  1909,  p.  173. 

6)  Mercure  galant,  f^vrier  1685,  pp.  287—289. 

7)  Privilege  du  mois  de  Mars  1672, 


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L.  de  la  Laurencie,  TJn  6mule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille.         41 

as  de  vous  y  conformer  efc  que  voua  me  serez  obliges  de  vous  av^oir  donn6  le 
rnoy6n  de  prevenir  les  fascheuses  suites  de  cette  affaire.  Je  suis,  Messieurs,  votre 
tres  affectionntS  serviteur. 

Louis  de  Vendosme 
Mrs  les  Esclievins  de  Marseille1). 

L'avei'tissement  iStait  significatif,  car  il  n'emanait  pas  seuleraent  du 
itouverneur  de  la  province,  mais.  encore,  comme  on  Bait,  d'tui  des  amis  les 
plus  intimes  de  Lully:  On  se  mit  done  en  rapports  avec  l'imperieux  sur- 
intendant  et  des  pourparlers  s'engagerent  qui  aboutirent  en  1684.  Dans 
son    histoire    des    Rues  de  Mar$eiUe}    Augustin  Fabre   dit    ne   pas    savoir  k 

|  quelles  conditions  Grautier  obtinfc,  de  la  part  de  Lully,  le  privilege  de  I'optea 

de  Marseille.  Le  traits  intervenu,  a  cet  effet,  entre  Gautier  et  Lully  existe 
dans  les  archives  du  notaire  de  ce  dernier,  Me  Siraon  Moufle,  oil  nous  avons 
en  la  bonne  fortune  de  le  retrouver.  H  porte  la  date  du  8  juillet  1684; 
en  voici  les  dispositions  principales  qui  prSsontent  d'autant  plus  d'intcret  que 
1: opera  de  Marseille  fut  le  premier  etablissement  de  ce  genre  etabli  en  pro- 
vince2) et  que  les  actes  constitutifs  des  operas  de  Lyon  et  de  Rouen  en  re- 

|  ;  produisent  le  cadre : 

»Furentpr6sens  Jean  Baptiste  Lully  ^escuyer  Conseiller  secretaire  du  Roy,  mais  on, 
couronne  de  France  et  de  ses  finances  et  surintendant  de  la  Musique  de  la  Chambre 
de  S.M.,  demeurant  &  Paris  rue  S***  Anne,  paroissc  Sl  Roch,  d'une  part,  Et  le  Sieur 
Pierre  Gauitier,  maitre  de  musique,  demeurant  ordinaire tnent  en  la  Ville  de  Mar- 
seille, estant  de  present  a  Paris,  log-6  rue  des  Vieux-Augustins,  en  la  maison 
du  Sieur  Gauitier,  armurier,  paroisse  S*  Eustache,  d'antre  part.  Lesquellcs  Partyes 
out  faict  entr'elles  le  traits  qui  en  suit,  [s?avoir  est  Que  ledit  Sieur  Lully,  en 
vertu  de  la  permission  a  luy  accordee  par  S.  M.  par  ses  Lettres  patentes  donndea 
a  Versailles  au  mois  de  mars  1672,  registries  en  la  cour  du  Parlement  de  Paris 
le  27juin  audit  an,  fit  de  la  faculty  y  esnoncee  d'establir  des  Escoles  particuli5res 
M  de  Musique  en  cette  ville  de  Paris,  et  partout' qu'il  jugera  necessaire,  A  bailie,  et 

delaisse  par  ces  jpresentes  'pour, le  temps   et  espace  de  Six  annees,  &  commancer 
comme  il  sera  cy-apres  dit  audit  Sieur  Gauitier  et  accept&nt,  Le  Droit  et  Per- 
|  mission  d'establir  une  Acad£mie  de  musique  dans  la  Ville  de  Marseille  en  Pro- 

i  :  vence,    seullement    composee    de   tel    nombre   et  qualite  de  personnes  que  ledit 

Gauitier  advisera,  pour  faire  en  ladite  Ville  les  representations  tant  des  opera 
composez  par  le  dit  Sieur  Lully  que  d'autres  que  led.  Sr  Gauitier,  ou  ceux  avec 
lesquels  il  pourra  s'associer3),  pourront  composer,  tant  en  vers  fran^is  qu'en 
langues  4trangferes,  semblables  aux  Academies  d'ltalie,  et  tous  aussi  que  pourroit 
faire  le  dit  Sieur  Lully,  envertu  des  dites  Patentes,  Lesquelies  Six  ann^es  com- 


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ft  menceront  du  jour  do  la  premiere  representation  que  fera  led.  Sr  Gauitier  en  lad. 


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|  =--  1)  Arch,  com.  de  Marseille.    Correspondance.    Louis-Joseph,  due  de  VendSme, 

no  en  1654,  se  retira  aprfes  la  paix  de  Nimegue  dans  son  ch&teau  d'Anet.  Nommc 
gouverneur  de  Provence  en  1681,  il  mourut  en  1712. 

2)  L'op^ra  de  Lyon  fut  etabli  par  acte  du  17  septembre  1687  {et  non  en  1679 
comme  ont  Pa  imprim^  par  erreur  dans  notre  article  sur  Campra}.  Oelui  de  Rouen 
le  fut  le  15  septembre  1688, 

L'op^ra  do  Bordeaux  fut  install^  en  mars  1688  par  Clersilie  et  Pitel.  (A.  Det- 
cheverry:  Histoire  des  thedtres  de  Bordeaux.    Bordeaux,  1860.    p.  218.) 

3)  P.  Gautier  ne  parait  par  s'etre  adjoint  d'associds  pour  l'exploitation  dc 
Popera  marseillais.  Au  contraire,- Pierre  Leguay,  &  Lyon,  sitSt  son  trait6  passe 
avec  les  h6ri tiers  Lully,  le  17  7tor©  1687,  formait  une  societe  comprenant  les  sieur  de 
Simon  Vareilles,  Philippe  de  la  Croix,  maitre  de  musique,   et  Thomas  Amaulry, 

bourgeois  de  Lyon.    L'acte  constitutif  de  cette  soci6te  6tait  notifie  aux  h^ritiers 

^' :  Lully  le  24  novembre  1687.     (Minutes  Ckevillard.) 


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L.  de  la  Laurencies  Un  eniule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille. 

Ville  de  Marseille,  qui  sera  le  ler  du  mois  de  Janvier  de  Vannee  proehaine  1685}  ate 
phis  tardy  on  phis  tost,  sHl'  Le  peuL* 

Lacte  ajoute  que  la  permission  accordee  par  Lully  nest  valable  quen 
«la  Ville  de  Marseille  seulement»,  ce  qui  n'excluait  pas,  pour  G-autLer,  la 
faculte  d'organiser  une  troupe  ambulante1).  Le  passage  suivant  precise  lea 
conditions  dans  lesquelles  Grautier  pourra  faire  reprSsenter  des  ouvrages  de 
Lully,  et  fixe  la  redevance  qu'il  devra  payer  au  surintendant : 

-  «Ce  present  Bail  et  D61aisseinent  fait  a  condition  express  e  que  led.  Sr  Gaul  tier 
ny  ses  Associez  ne  pourront  faire  aucune  representation  des  opera  dud,  Sr  Lully, 
pendant  lead.  6  annees,  quapr&s  qu'il  aura  cease  de  les  faire  repr^senter  en  cette 
ville  de  Paris  pour  la  premiere  foia,  &  peine  de  r6solution  des  presenter  ai  bon 
semble  and.  Sr  Lully2],  et  outre,  led.  Bail  fait  nioyennant  La  Somme  de  2000  Livres 
pour  la  lre  desd.  6  annees,  M  3000  Livres  pour  chaoune  des  5  demieres  tficelles*) 
que  led  Sr  Gaultier  promet  payer  en  cette  ville  de  Paris  aud.  Sr  Lully  ou  au  por- 
teur,  francheraent  et  quittement,  de  quarlier  en  qtiartier  et  par  advance* 

Lully  reconnaifc  avoir  re§u  500  livres  pour  le  premier  quartier  qui  «ex- 
pirera  3  mois  apres  lad.  premiere  representation. »  *■ 

An  cas  de  non  paiement  du  prix  d  un  quartier,  le  traite  eleven  ait  nul, 
et  Lully  so  r^servait  le  droit  de  faire  cesser  les  representations  ct  de  saisir  ' 
<toutes  decorations  et  machines*'1).  II  en  etait  de  meme  dans  le  cas  ou 
Grautier  ne  pourrait  commencer  son  entreprise  le  ler  Janvier  1685  s  clause 
qui,  du  reste,  ne  fut  pas  strict e-meut  applique e.  Toute  la  redaction  du  traite 
montro  avec  quelle  rigueur  Lully  conduisait  ses  affaires:  le  bail  vient-il  h 
etro  r^soluc  Lullv  garde  les  500  livres  payees  d'avance;  e'est  Grautier  qui 
devra  faire  enregistrer  h  ses  frais,  au  Parlement  de  Provence,  les  Lettres 
Patenies  accordees  par  le  roi  au  tyrannique  surintendant*  Et  s'il  arrive  que- 
le  concessiotinaire  eprouve  quelque  trouble  du  fait  de  Lully,  celui-ci  consent 
a  lui  restituer  la  portion  du  prix  du  bail  offer  en  te  au  quartier  pendant  le- 
quel  le  trouble  se  sera  produit,  mais. refuse  tous  autres  dommages-interetR. 
Au  cours  de  la  premiere  annee,  Gautier  aura  la  faculte  de  ren oncer  &  son  traite,. 
moyennant  preavis  de  15  jours  avant  chaque  quartier,  preavis  port6  h  2  mois 
durant  les  5  autres  annees.  Pour  1'execution  de  leurs  conventions,  les  parties 
jaisaient  election  de  domicile,  Lully,  dans  sa  maison  de  la  rue  Ste  Anne, 
Gautier  chez  Mr  Dodun,  «interesae  aux  fermes  du  Roy»  rue  Sfc  Augustin. 
Gautier  signe.:  P.  Gcmiier  et  non   Qatdtier^). 

Dangeau,  dans  son  Journal,  mentionne  la  convention  passee  par  Gautier 
avec  Lully: 

<J'appris  qu'il  y  avoit  a  Marseille  un  musicien  nomme  Gaultier  qui  y  avoit 
fait  un  opera;  il  y  gagne  beaucoup,  mais  il  est  oblig6  de  donner  pension  a  Lully, 
qui  en  tire  2000  Livres,  &  meme  je  sais  que  dans  toutes  les  villes  ou  les  violons 
s'assemblent  pour  des  concerts  dVp^ra,  les  violons  sont  obliges  de  donner  pension 
&  Lully:  ils  le  font  a  Rouen  et  ailleurs8;.» 


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1)  Un-e  clause  identique  figure  dans  le  traite  passe  pour  Lyon  par  Pierre  Leguay. 

2)  On  retrouve  cette  disposition  dans  le  trait6  Leguay  —  herifcierg   Lully,  du 
17  7b«  1687. 

3)  Les  traites  relatifs  aax  operas  de  Lyon  ct  de  Rouen  n'6taient  valables  que 
pour  3  ans  et  le  pxis  stipule  annueliement  pour  le  bail  ne  s'elevait  qu1a  2000  livres. 

4)  Clause  identique  dans  les  traites  Leguay  et  La  Pierre  (Rouen). 

5)  Traite  Lully — Gautier.    [Minutes  Chevillard,  notr0  -a  Paris.) 

6)  Journal  I;  p.  119.     17  fdvrier  1685. 


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L.  de  la  Laurencie,  Un  emulc  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille.         43 


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Aussit6t  aprfes  la  conclusion  de  son  traite,  Gautier  se  met  en  campagne 
pour  recruter  une  troupe,  car  il  lui  faut  commencer  son  exploitation  dans 
les  delais.  fixes,  et  le  temps  presse.  Remarquons,  a  ce  propos,  que  Facte  de 
1684  ne  contient  pas  de  disposition  qui  interdise  k  Gautier  d'employer  des 
chanteurs  et  des  danseurs  engages  a  l'opera  de  Paris,  disposition  qui  fut 
ins  ere  e  dans  le  traite  conclu  par  Leguay  pour  Top  era  de  Lyon,  "lino  lettre 
ecrite  par  Vendfime  aux  echevins  marseillais  *),  en  aout  1684,  semble  devoir 
sappliquer  a  la  formation   de  la  troupe  de  Gautier: 

A  Anet,  le  25«  d'aoust  1684. 

Messieurs, 

■ 

Ceux  qui  vous  rendront  cette  letfcre  vous  feront  connoistre  le  dessein  qu'ils 
ont  de  s'establir  dans  vostre  ville.  Vous  n'estes  pas  assez  ennemys  de  la  joye  pour 
vous  y  oposer;  la  grace  que  je  vous  demande  pour  eux  est  que  vous  leur  soyez 
favorables  en  tout  ce  qui  dependra  de  vous,  les  considerant  comme  des  personnes 
que  je  vous  recommande. 

Je  suis,  Messieurs,  votre  affectionn6  serviteur, 

Louis  de  Vendosme2). 


Peut-etre  ces  lignes  visent-elles  des  musiciens.ou  des  danseurs  que  Ven- 
dome  aurait  envoyes  a  Marseille.  Des  recherches  faites  dans  les  archives 
iiotariales  de  Marseille  perinettraient,  sans  doute,  de  reconstituer  la  troupe  re- 
crutee  par  Pierre  Gautier  pendant  Tautomne  de  1684.  Toujours  est-il  que, 
selon  A.  Pabre,  l'opera  marseillais  a'in&fcaila  dans  uu  jeu  de  paume  de  la 
rue  du  Pavilion3),  et  Tannonce  de  la  l*r6  representation,  qui  cut  lieu  le 
28  Janvier  1686 4),  soit  avec  un  retard  de  prfes  d'un  inois  sur  les  delais  in- 
diques  dans  lo  trait6  de  concession,  suscita  une  curiosite  extreme,  dont  le 
Mercure  de  fevrier  se  fait  l'echo.  Gautier  ouvrait  son  theatre  avec  un  opera 
en  3  actes  et  prologue  intitule  le  Triomphe  de  la  Paix,  dont  le  livret  parut 
en  1685  h  Marseille  chez  Charles  Brebion,  imprimeur  du  roi  et  de  Feveque, 
Toutes  les  recherches  que  nous  avons  faites  pour  roettre  la  main  sur  ce 
livret  sont  demeurees  vaines5).  Quoiqu'il  en  soit,  le  succfes  fut  Sclatant,  et 
Gautier,  c'est  Dangeau  qui  nous  le  dit,   encaissa  de  belles  recettes: 

«Les  Habits  furent  trouvez  magnifiques,  les  Machines  justes  et  les  Decorations  trds- 
belles,  rapporto  de  son  cOt^  lc  Mercure;  la  Dance  y  plut  fort,  la  symphonie  encore 
davantage  et  toutes  ces  choses  firent  donner  beancoup  de  louanges  &  M.  Gautier 
qui  abien  voulu  prendre  tant  de  peines  et  hazarder  tant  de  frais  pour  le  divertisse- 


1)  Traite  pour  l'opera  de  Lion.    17  7**™  1687.     {Minutes  Ghevillard.) 

2)  Arch.  com.  de  Marseille.     Correapondance, 

3)  A.  Fabre:  Les  Rues  de  Marseille.  Ill,  pp.333,  334.    La  rue  du  Pavilion  s'est 
appelee  la  rue  du  Viettx  Opera. 

4)  Et  non  pas  28  Janvier  1682,  comme  le  discnt  C-  Blaze,  F<§tis,  Clement  et 
Larousse,  et  Eitner;  notre  article  sur  Campra  sus  vise  porte  ia  meme  erreur. 

5)  Ce  livret  est  signale  par  Beauchamps  de  la  niani&re  suivante:  «Le  Triomphe 
de  la  Paix,  op£ra  en  3  actes  represents  par  l'Acad£mie  roialle  de  Marseille,  avec 
un  prolog-ue  et  un  Avis  au  lecteur,  in  4°,  1686.  Marseille,  Charles  Brebion.  La 
musique  est  du  Sieur  Gautier*.  (Beauchamps:  Recherches  sur  les  theatres  en  Fro/nce. 
HI,  pp.  185,  186.)  Les  Anecdotes  di-amaiiques  mentionnent  aussi  le  Triomphe  de  la 
Paix  (II,  p.  239),  et  ajoutent  que  le  poeme  est  d'un  anonyme.  Ce  livret  n'existe 
dans  aucune  bibliotheque  parisienne.  II  manque  &  la  bibliotheque  de  Marseille 
et  h  la  bibliotheque  Mejanes  d'Aix;  il  n'existe  pas  davantage  dans  les  belles  collec- 
tions de  M.  Arbaud  dTAix,  et  Rondel  de  Marseille. 

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44         L-  de  la  Laurencie,  Un  e*mule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille. 

ment  de   la  Province.    On  s'est  rendu  de  tous   costez  a  Marseille  pour  voir  ce 
spectacle  que  Ton  y  donne  plusieurs  fois  chaque  seniaine**). 


Applaudi  avec  enthousiasme  par  la  majeure  partie  de  l'a  population  rnar- 
seillaise,  1'opeYa  rencontra  cependant  de  vtves  resistances  cnez  les  devots  qui 
gravitaient  autour  de  la  Compagnie  du  Tres-Saint  Sacrennmt  de,  Vaut&l,  cette 
soci6te  secrete  catholique  dont  le  role,  au  XVII9  siecle,  fut  si  curieux,  et,  a 
certains  points  de  vue,  si  utile2).  La  Compagnie  s'opposait,  de  toutes  ses 
forces,  a  la  fondation  de  l'opera,  et  ses  deliberations,  mises  au  jour  par 
Mr  Raoul  Allier,  fournissent  de  pr<§eieuses  indications,  non  seulement  sur  le 
succes  que  remportait  la  tentative  de  Gautier,  mais  encore  s.ur  les  elements 
qui  entraient  dans  sa  troupe.  G-autier,  en  effet,  s'etait  adresse,  pour  la  con- 
stituer,  a  des  musiciens  d'eglise;  c'est  ce  qui  ressort  de  la  conference  tenue 
par  la  Compagnie  le  3  fevrier  1685,  quelques  jours  apres  l'ouverture  de 
l'opera,  et  au  cours  de  laquelle  les   membres  prennent   la  decision  suivante: 

^  *M*  le  Superieur  verra  M?  l'Evesque  pour  empescher  que  les  prestres  n'aillent 
a  rOp^ra  et  que  les  Musiciens   de  la  Major  et  de  St.  Victor  dSsistent  d'y  aller 

chanter>3).  .,  I 

Ainsi,  G-autier  avaifc  recrute  des  chanteurs  dans  ces  deux  eglises;  sans 
doute  aussi,  sou  orcbestre  coinprenait  des  artistes  de  la  grande  bande  des 
violons  de  Marseille,  bande  celebre,  «dont  rharmonie  est  fort  juste*  disait 
le  SrMagny  en  1687;  et  il  ajoutait:  «je  doute  qu'apres  ceUe  du  Boy,  il  y 
en  ait  de  meilleure  en  France*,,  temoignage  qui  est  corrobore  par  celui  de 
Mmo  deS^vigne*). 

Non  seulement  l'opera  attirait  des  memhres  du  elerge,  mais  encore  le 
gout  de  la  musique  dramatique  se  propageait  dans  les  Eglises,.  a  la  grande* 
indignation  de  la  Cie  du  Tres  S*  Sacrement.  Aussi,  celle-ci  ne  cesse  t'elle.  de 
s'occuper  des  «  concerts*,  des  motets,  du  « chant  des  orgues*.  et  des  mani- 
festations de  musique  profane  dont  les  temples  etaient  le  theatre5).  Au  cours 
d'une  conference  tenue  au  d6but  de  1686,  on  decide  que:  «Mr  le  Chanoine 
Ripert  et  Mr  Sossin  verront  Monseigneur  de  Marseille  pour  empeseher  les 
consert  dans  les  <5glises,  et  MM'8  de  Yento  et  d'Audiffret  en  parleront  a 
Mr  Ponsature  (?)»«).  Bientdt,  Taction  de  la  Compagnie  prend  une  allure  plus 
directement  agressive,-  et  vise  h  la  disorganisation  do  Topera: 

•Messieurs  de  la  Compagnie  travailleront,-  chascun  en. parti culier.,  pour 
tacher  de  detascber  tous  les  acteurs  de  l'Opera*,  voila  ce  qu'on  peut  lire 
dans   la  deliberation   du    14  fevrier  1686 7).     Quelques  jours   apr&s,   nouvclle 

1)  Mercure  galant,  fevrier  1685,  pp.  287,  289.  , 

2)  Cette  society  s'occupa  activement  de  l'instruction  publique  et  du  developpe- 
ment  des  ceuvres  d'assistance.    Voir :  La  Compagnie  du  tres-saini-sacrement  de  Vautel 

a  Marseille  par  Raoul  Allier.  Paris,  1909.    Elle  avait  des  ramifications  dans  toute 

Ja  France. 

3)  1029\  Conference.    3  fev,  1685.    Kaoul  Allier.    Log.  oil.  p.  311. 

4)  Relation  de  la  Fesle  des  Prud'hommes ,  Corps  et  Communauie  des  Patrons  pes- 
eheurs  de  la  Ville  de  Marseille,  c$l6br6e  le  16  fevrier  16S7  en  Vlionnmr  du  Boy  par 
le  Sr  N.  Magny,  p.  19. 

M>*  de  Sevign<§,  Leiire  312  datee  de  Marseille  et  adressde  a  M">o  de  Grignan 
(1673).  b 


5)  Notamment,  dans  les  conferences  tenues  le  20  decembre  1685  et  le  3  Janvier 
1686.    (Raoul  Allier:  Loc,  eii.  pp.  323,  324.) 

6)  105Qe  Conference,  17  Janvier  1686.    (Allier.  p.  325.)  . 

7)  1052s  Conference,  14  ftvrier  1686.    (Allier,  p.  326.)    , 


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L.  de  la  Lauren cie,  Un  emule  de  Lullj:  Pierre  Gautier  de  Marseille. 


attaque:   «0n  continuera  pour  l'affaire  deTOpfira1)*,  et  en  mars,  le  zfele  dea 
societaires  ne  se  ralentit  pas: 

<Mr  le  Sup6rieur  s'informera  de  M.  Ripert  qui  sont  les  acteurs  de  1'Opera 
qui  veuUent  quitter  et  s'ils  sont  les  plus  necess&res,  et  sur  cella,  on  prendra  des 
resolutions  au  cas  ou  1'Opera  puisse  finir  par  l'absence  de  ces  acteurs*  2). 

Trois  ans  plus  tard,  en  1689,  la  Compagnie  s'acliarne  encore  contre 
l'op^ra,  sa  bete  noire: 

«Mr  le  Superieur,  M>  de  Bausset  et  M*  de  Blanc  verronfc  M*  de  Marseille  pour 
lui  parler  contre  1'Opera,  aussi  bien  que  toua  les  confreres,  quand  1 'occasion  s'en 
presentera>  9). 

Moins  intransigeante,  Mme  de  Grignan  frequentait  alors  l'opera  et  sa 
mere,  dans  une  lettre  du  21  fGvrier  1689,  rappelle  les  impressions  que  sa 
petite  fille  y  6prouva: 

«Vous  6tiez  a  votre   Op6ra  de  Marseille;  comme  Atys  est  non  seulement  trop 
heureux,  mais  encore  trop  charmant,  il  est  impossible  que  vous   vous  y  soyez 
ennuyee.    Pauline  doit  avoir  6te  surprise  du  spectacle;  elle  n'est  pas  en  droit  d'en 
|f  ;  souhaiter  un  plus  parfait»*}. 

Cette  lettre  nous  montre,  en  outre,  que  la  troupe  de  Marseille  repr^sen- 
tait  Atys*  cm  commencement  de  1689.  En  fevrier  1689,.  Pierre  Gautier, 
ainsi  que  nous  le  verrons  plus  loin,  dirigeait  encore  l'opera  de  la  ville. 

Rappelons  qu'il  est  vraiaemblable  d'adrnettre,  avec  Mr  Alexis  Rostand, 
que  Joseph  Campra,  le  fr&re  cadet « d'Andre  Campra,  dirigea  I'orchestre  de 
]'op<5ra  marseillais.  On  connait,  &  ce  propos,  f  anecdote  selon  laquelle,  Pierre 
Gautier,  m6content  de  ses  musiciens,  refusait  de  les  payer;  alors,  Joseph 
Campra  d'assigner  son  directeur  et  de  faire  jouer  par  son  orchestre,  devant 
le  tribunal,  une  ouyerture  de  Lully.  Les  juges,  pleins  d'admlration  pour 
Texecution  des  symphonistes,  condamnfcrent  Gautier  qui  s'acquitta  incon- 
tinent5). 

La  deuxieme  ceuvre  de  Gautier  jouee  St  Marseille,  i  ToccaBion  de  la.  gu6ri- 
son  du  roi,  fut  le  Jugement  du  SoleiL  Begon,  Tintendant  des  galores,  avait 
assume  Torganisation  du  spectacle.  A  Tencontre  du  Triompke  de  la  Paix,  dont 
le  livret  semble  perdu,  nous  connaissons  celui  du  Jugement  du  Sohil  qui  a 
§M  conserve  par  le  Mercure,  dans  la  relation  qu*il  donne  de  la  cfirSmonie 
de  mars  1687.  L'auteur  du  poeme  etait  Mr  dc  Bonnecorse,  et  on  d^signait 
Gautier  comme  le  <Chef  de  l'Academie  Eoyale  de  Marseille*.  La  pi£ce 
attira  une  grande  affluence  d'auditeurs: 

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'f  ;     "  1)  1053s  Conference,  28  fev.  1686;    (Allier,  p.  327.) 

2)  1054*  Conference,  14  mars'  1686.     (Allier,  p.  328.) 

3)  1130e  Conference,  9juin  1689.    (Allier,  p.  376.) 

4)  Mme  de  Soigne:  Lettre  1139  du  21  fevrier  1689,    (Cf.  Andre  Gouirand:  La 
I                musique  en  Provence,  p.  139.)    Pauline  de  Grignan  6pousa  le  marquis  de  Simiane. 

5)  Supplt.  a  la  Biograpkie  universelle  des  mzisieiens  par  A.  Pougin,  p.  146.  — 
Voir  aussi  A.  Rostang  dans  Memoires  de  VAcaMmie  de  Marseille,  1872—1874,  p.  871. 
—  Dans  cet  article,  Rostang  se  trompe  en  fixant  a  Tannine  1681  le  debut  de  l'entre- 

|  :  prise  de  Gautier.  —  Signalons,  &  propos  de  Campra  le  cadet,  le  fait  suivant  que 

relate  Choquel  dans  son  ouvrage  didactique  sur  la  musique.  Joseph  Campra  6tait 
gaucher  et  dirigeait  de  la  main  gauche:  «Je  me  souviens,  eerit  Choquel,  d'avoir 
vu  Campra  le  cadet  battre  la  raesure  de  la  main  gauche,  en  faisant  chanter  une 
pifece  de  musique  de  la  composition  de  son  frfere.*  (Choquel:  La  Musique  rendue 
sensible  par  la  Meckanique,  Paris,  6d<>*  de  1762,  p.  158.) 


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L.  de  la  Laurencie,  Un  einule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille. 

€A  9  he u res,  raconte  le  Mereure,  toutes  les  personnes  de  qualite  de  Tun  et 
de  I'autre  sexe,  tant  de  Marseille  que  d'Aix,  de  Toulon  et  des  autres  villes  de  la 
Province,  se  rendirent  chez  M.  l'lntendant  et  trouverent  les -Apartemens  de  sa 
maison  illumines  et  partages  de  manifere  qu'il  n:y  en  avoit  aucun  qui  ne  fut  dispose 
pour  servir  a  la  Feste  qu'il  avoit  fait  preparer.  Comine  il  n'y  avoit  point  de  salle 
assez  grande  pour  reeevoir  tous  le9  eonvi4s,  on  avoit  dresse  un  theatre  sur  la 
terrasse  qui  rbgne  le  long  de  l'Apartement  de  Madame  l'lntendante,  afin  d1y  repre- 
sentor un  Opera  fait  expres  qui  avoit  pour  titre  le  Jugement  du  Soleil  ,  . .  .  Pour 
se'parer  du  vent  qui  estoit  trfcs-grand,  on  avoit  eu  soin  de  couvrir  toute  la  terrasse 
et  le  Theatre,  taut  de  voiles  que  d'etoffes,  en  sorte  qu'on  en  re^eut  aucune  in- 
commoditS.    II  s'y  trouva  plus  de  mille  personnes  distinguees*1). 

On  le  voit,  il  s;agifc  ici  d'un  ouvrage  de  eirconstance,  joue,  non  pas.  sur 
le  theatre  ordinaire  do  1'opera,  maia  chez  un  personnage  officieL  Le  d6cor 
reprSsentait  un  payaage,  et  montrait  «des  mers,  des  fieuves,  des  montagnes, 
des  forests  et  des  villes,  avec  le  Soleil  sur  Hiorizon*.  Au  debut  de-  la  pifece, 
qui  consistait  en  un  de  ces  divertissements  ethnographiques  et  geograptriques 
si  2t  la  mode  alors,  paraissatent  quatre  parties  du  monde ,  suivies  de  toutes 
les  nations,  Successivement,  l'Europe;  I'Asie,  i'Afrique  et  TAm^rique,  sous 
la  figure  de  quatre  nymphes,  viennent  chanter  leurs  souverains  efc  leurs  heros 
que  chacunc  d'elles  proclame  les  plus  erniuents.  Pour  trancher  le  differend 
qui  les  partage,  elles  decident  de  s'en  rapporter  au  jugement  du  Soleil. 
<Sous  quel  climat  est  le  plus  grand  Heros? »,  demande  l'Europe.  Alors,  le 
Soleil  de  surgir  sur  son  char,  et  de  declarer,  naturellement,  que  nul  ne  sau- 
rait  so  comparer  au  «Monarque  des  Lis»2).  D5ou,  louanges  du  roi  chanties 
par  les  quatre  nymphes,  le  tout  entremele  de  duos  et  de  danses,  apr6s  quoi, 
les  Ris  et  les  Jeux  font  leur  apparition.  Une  brillante  chaconne  terxnine 
ouvrage. 

Si  Ton  connait  Taffabulatiou  du  Judgement  die  Soleil ,  on  en  ignore  la 
musique.  D'ailleurs,  G-autier  n'alimentait  pas  le  repertoire,  de  sa  troupe  de 
ses  seules  productions,  Conformement  &  son  traite,  il  faisait  jouer  des  operas 
de  Lully,  et  le  Ms.  Languet  de  la  bibliotheque  de  Garpentras3)  nous  ren- 
seigne  trfes-exactement  sur  les  eeuvres  executees  par  cette  compagnie,  et  sur 
ses  dSplacements  en  Provence.  Car,  bien  que  le  traite  pass£  avec  Lully 
n'autorisat  l'impresario  provengal  qu'&  etablir  un  theatre  d'opera  dans  la 
seule  ville  de  Marseille,  il  ne  Fempechait  point  d'aller  donner  des  represen- 
tations au-dehors4).  Pendant  V6t6  et  l'automn-e  de  1687,  la  troupe  de 
Gautier  se  trouvait  b>  Avignon  oft  elle  demeurait  de  juillet  it  decembre,  6poque 
de  sa  rentr6e  dans  la  metropole  marseillaise: 

<L*an  audit  [16871,  relate  de  Ms.  Languet,  1'opera  de  Marseille  aeste  joue 
pendent  Teste  a  Avignon  soubs  Mr  Gautier,  organiste  dudit  Marseille,  ou  Ton  a   , 

joue,  pendent  lea  moia  de  juillet  et  aoust,  l'opera  de  Phaeton  et  pendent  les  moie 
de  septembre  et  d'octobre,  1'opera  ftHarmide,  et  pendent  le  mois  de  novembre  et 
commencement  de   dScembre,  l'ont  continue  et  ils  sont  retoumes  &  Marseille>5). 


• 


1}  Mereure  galcwt,  mars  1687,  I,  pp.  32  et  suiv, 

2)  JWtf.,  p.  38.  * 

3)  Ma.  1208.     (1682^1697.) 

4)  Nous  n'avons  trouve,  dans  les  minutes  de  Simon  Moufle,  aucun  acte  qu 
apporte,  a  ce  point  de  vue,  une  modification  au  traits  de  1684. 

5)  Ms.  Languet,  f*  25.  M.  le  Biblioth6caire  de  Carpentras  a  bien  voulu,  sur 
notre  demande,  parcourir  tout  le  manuscrit;  il  ne  s*y  rencontre  pas  d'autre  men- 
tion de  Gautier  et  de  sa  troupe. 


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L.  de  laLaurencie,  Un  emule  de  Lully:  Pierre  Gaufcier  de  Marseille.         47* 

Est-ce  a  ce  sejour  de  pros  de  6  moia  en  Avignon  qu'il  convient  de  rat- 
tacfaer  l'emprisonnement  de  Crautier  dans  cette  ville?  Nous  m  saurions 
l'affirmer.  II  ost  certain,  pourtant,  que  le  musicien  marseillais  fut  empri- 
sonne  h>  Avignon,  car  line  de  ses  Suites  public es  par  Ballard  en  1707,  et 
jnfcitul^e  Les  Prisomy  porte  la  mention  ci-aprfes;  «L'Auteur  composa  cette 
pi£ce  dans  les  prisons  d'Avignon*  *),  Peut-etre.  cet  emprisonnement  fut-il 
prononce  it  la  requite  des  creanciers  de  l'impresario  car,  comme  Topera  de 
Lyon,  celui  de  Marseille,  connut  des  difficultes  financi&res  et  sombra  dans  la 
faillite.  L' existence  des  deux  entreprises  se  deroule,  en-  effet,  k  travers 
d'identiques  vicissitudes  et  presente  un  parallelisme  presque  parfait.  Tou- 
jours  est-il  que  les  difficultes  Sprouv^es  par  Gautier  semblent  avoir  pris  un 
caractere  particuliferement  aigu  en  1689.  Le  19  Janvier  1689,  en  effet,  un 
sieur  Philippe  de  la  Croix,  «inaitre  de  musique  demeurant  en  cette  ville  de 
Marseille*,  signait  par  devant  Tricon,  notaire  h  Marseille,  une  procuration 
aux  termes  de  laquelle  il  donnait  h  Pierre  Mignard,  arcliitecte  du  roi,  pleins 
pouvoirs  pour  obtenir,  en  son  nom,  de  Nicolas  de  Francini,  le  privilege  de 
1'dpera  c<§de  anterieurement  h  Pierre  Gautier2),  et,  le  23  mars  suivant,  devant 
Simon  Moufle,  son  notaire,  le  gendre  de  Lully  passait  avec  Mignard  et  de 
la  Croix  un  nouveau  traite  relatif  h  1'opera  de  Marseille: 

<Fui'ent  presents  M>  Jean  Nicolas  de  IVanciny,  chevalier,  conseiller,  Maitre 
d'hotel  du  Roy,  demeurant  rue  S^  Aane,  paroisse  S*  Roch,  donnataire  de  S.  3/L  du- 
droit  et  privilege  de  TAcademie  royale  de  musique \  Lequel,  en  vartu  des  Lettres 
dadit  don  ....  a  reconnu  avoir  baillS  et  d^laisse  par  ces  prdsentes,  pour  six 
annees,  &  commencer  comme  il  sera  expose  et  dit,  A  S*  Philippes  de  la  Croix, 
maitre  de  musique,  demeurant  en  la  ville  de  Marseille,  absent,  Sr  Pierre  Mignard, 
architecte  du  Roy,  demeurant  rue  Chapon,  psso  S*  Nicolas  des  Champs,  a  ce  pre- 
sent et  acceptant  pour  luy   comme  en  procureur  par  procuration  speeialle  pass^e 

devant  Tricon  notaire  en  ladite  ville,  le  19  Janvier  de  la  pr6sente  ann^e 

Le  droit  et  permission  d'etablir  une  academie  de  musique  dans  les  villes  de  Mar- 
seille, Aix  et  Montpellier,  compose  de  tel  nombre  et  quality  de  persounes  que 
le  Sieur  de  la  Croix  avisera  pour  faire  dans  Tune  ou  l1  autre  de  ces  villes,  mSme 
en  celle  d\Avignon,  encore  que  cy-aprfes  elle  fut  rendue  au  S*  Sifege,  alternative- 
ment  et  non  de  toucher  en  deux  d'icelles  a  la  fois,  les  representations  >  .  .  .  '*). 

Les  six  annSes  de  la  concession  commengaient  au  ler  avril  1689,  et  le  privi- 
lege dtait  accorde  moyennant  une  redevance  annuelle  de  2000  livres,  payable 
par  quartiers  ot  d'avance;  le  premier  quartier  courait  &  partir  du  ler  avril. 
En  cas  de  non  reussite  de  l'entreprise  ou  de  defaut  de  paiement  du  prix 
du  bail,  le  traits  se  trouvait  rgsolu.  Tine  clause  speciale,"  ins^rSe  dej&  dans 
le  traite  pass 6  par  Francini  pour  Top&ra  de  Lyon,  le  17  7bre  1687,  vise  les 
engagements  du  personnel;  il  y  est  dit  que   «lesd.  de  Franciny  et  de  la  Croix 


1)  Symphonies  de  Feu  W  Gaidtier  de  Marseilley  divisees  par  Suites  de  ions.  Paris, 
Christophe  Ballard,   1707,  in  4°  obi.,  pp.  14,  15.     (Bib.  du  Conservatoire  de  Paris.) 

2)  Proewraiion  De  la  Croix-Mignard,  19  Janvier  1689.  L'acte  porte  que  <Sr  Phelipb 
de  la  Croix,  maitre  de  musique,  demeurant  en  cette  ville  (de  Marseille],  paroisse 
3*>  Marfcin>  a  constitue  pour  son  procureur  special  et  general  «le  Sr  Mignard,  archi- 
tecte du  Roy,  de  present  en  la  ville  de  Paris,  pour  obtenir  le  Privilege  de  T Aca- 
demie royale  de  musique  de  cette  ville*.  —  (Piece  jointe  au  Traitt  du  23  mars  1689. 
—  Minutes  de  Mr  Chevillard,  notaire  &  Paris.) 

3)  Jean  Nicolas  de  Francini  avait  obtenu  le  lor  mSbVS  1689  des  Lettres  royales 
dat<5es  de  Versailles  qui  lui  octroyaient  le  Privilege  de  l'opera. 

4)  Traite  pour  Vopera  de  Marseille,  23  mars  1689,'  passt§  devant  Simon  Moufie, 
{Minnies  Ghevillard.) 

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L.  do  la  Laurencie,  Un  emule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille. 

ne  pourront  respectivement  s'enlever  les  acteurs  qui  serviront  auxdites  re- 
presentations d'opera  dans  cette  ville  de  Paris  et  en  celles  susdites  de  Mar- 
seille, Aix  on  Montpellier,  soit  par  lettres  de  cachet' ou  autrement.  Ne 
pourra  aussy  le  susdit  Sr  de  la  Croix  recevoir  ni  se  servir  d'aucuns  acteurs, 
danseurs  et  chanteurs  qui  seront  engager  avec  ledit  Sr  bailleur  que  6  mo  is 
apr^s  leur  sortie ,  et  en  rapportant  par  les  dits  acteurs,  danseurs  et  chan- 
teurs un  certificat  dudit  Sr  de  Franciny  de  leur  sortie*1). 

Enfin,  une  annexe  de  1'acte  s'oceupe  de  la  situation  du  detenteur  actuel 
du  privilege,  Pierre  Gautier.  Prancini  et  Mignard  conviennent  «qu'en  cas 
que  le  traite  fait  avec  le  Sr  Gautier  pour  l'etablissement  d'une  academie  de 
musique  en  la  ville  de  Marseille,  en  vertu  duquel  il  en  iouit  T>r£sentement. 
ne  puisse  etre  resolu  pour  le  temps  qui  en'  reste  k  expirer,  soit  k  cause  du 
defaut  de  payement  du  prix  d'iceluy,  sulvant  la  clause  y  appos^e  et  la  pour- 
suite  qui  a  ete  introduite  a  ces  fins,  on  autrement,  le  traite  fait  entre  les 
parties  par  devant  lesd.  Notaires,  aujourd'huy  , '.  ,  sera  et  demeurera  resolu>. 
La  resolution  du  trait<5  ne  donnera  droit  k  aucuns  dominagos  interets  de 
part  et  d'autre,  l'acte  ne  recevant  son  execution  que  sil  celui  passe  avec 
Gautier  est  annule  en  temps  utile2). 

Ainsij  nous  savons,  d'une  part,  qu'en  mars  1689,  Pierre  Gautier  etait 
encore  detenteur  de  son  privilege  de  1684  qui  n  Jexpir ait  regular ement  qu:au 
ler  Janvier  1691,  et,  d'autre  part,  on  nous  apprend  que  ses  affaires  perieli- 
taient?  puisqu'il  se  trouvait  en  butte  k  des  poursuites.  II  dut,  vraisem- 
blablement,  faire  faillite,.  comme  un  peu  plus  tard  son  confrere  de  Lyon, 
Pierre  Legu  ay  3) , 

Quant  k  Philippe  de  la  Croix,  nous  l'avons  dejk  rencontr^  plus  liaut, 
comme  associe  de  Leguay  k  Lyon  depuis  le  17  septembre  1687 4).  II  rem- 
plissait  aupres  de  la  troupe  lyonnaise  les  fonctions  de  chef  d'orchestre,  mais, 
dfes  le  mois  de  septembre  1688,  des  difficultes  surgissaient  entre  lui  et  ses 
co-assoeies5);  le  dernier  document  qui  fasse  mention  de  Philippe  de  la  Croix 
porte  la  date  du  7  septembre  1688;  enauite,  il  quitte  Lyon  <sans  laisser 
d'adresse*.  Tenu,  sans  doute,  au  courant  des  embarras  que  rencontrait 
Pierre  Gautier,  il  abandonna  Vopera  de  Leguay  pour  s'en  aller  tenter  for- 
tune k  Marseille. 

Coincidence  singuli&re,  e'etait  un  homonyme  du  musicien  marseillais,  un 
autre  Pierre  Gautier  qui  venait  remplacer  k  Lyon  Philippe  de  la  Croix.  On 
trouve,  en  effet,  pour  la  premiere   fois,   un  Pierre  Gautier    comme  increase 

■ 

1)  Une  adjonction  faite  en  marge  stipule  que  pareilles  conditions  seront  ob- 
servees  par  tous  ceux  qui  <auront  soin»  des  academies  de  musique  etablies  ou  a 

etablir. 

2)  Pihce  de  23  mars  1679,  jointe  au  Traite,  Philippe  de  la  Croix  approuvait  le 
Trait&  en  question  a  la  date  du  8  avril  1689.  [Son  approbation  est  jointe  k  la  mi- 
nute de  cet  acte. 

3)  La  faillite  de  Pierre  Leguay  se  produisit  k  la  fin  de  1689.  Le  13  Janvier  1690, 
l'impresario  passait  la  main  a  de  nouveaux  entrepreneurs.  (Communication  de  M.  L6on 
Vallas,  qui  prepare  un  important  ouvrage  sur  Phistoire  de  TOp^ra  de  Lyon,  et  que 
nous  prions  de  vouloir  bien  agreer  ici  tous  nos  remerciements.) 

4)  Minutes  Chevillard,  notaire  k  Paris.    Traite  pour  I'opera  de  Lion,  17  7*>«j  1687. 

5)  D'apres  M.  Vallas,  les  difficultes  intervenues  entre  De  la  Croix  et  ses  asso- 
cies  provenaient  de  ce  qu'on  ne  se  montrait  pas  dispose  k  confier  les  premiers 
roles  a  ses  filles,  et  surtout,  de  ce  que  ses  collegues  «voulaient  entremettre  cer- 
taing  particulier  qui  ne  leur  serait  qu'a  charge  et  de  nulle  utilite*.  M.  Vallas 
pense  que  ce  «particulier»  n'est  autre  que  Pierre  Gautier. 


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L.  de.  la  Laurencie,  Un  emule  de  Lully:  Pierre  (xautier  de  Marseille.    .  *   49. 

?t  la  direction  de  Toplra 'de  Lyon,  le  16  mars  1689,.  Mais,  il  ne  s'agit 
point  ici  de  Pierre  Gautier  de  Marseille,  .car  la  comparaison  des  signatures 
des  deux  Pierre  Gautier  dSniontre  peremptoirement  qu'ils  ne  se  confondent 
pas  en  un  seul: 


(Signature  de  Pierre  Gautier  de  Marseille, 
au  pied  du  traite  du  8  juillet  1684.) 


(Signature  de  Pierre  Gantlet  de  Lyon, 
du  19  fevrier  1690,) 


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Ainsi  s'explique  l'erreur  commise  par  Titon  du  Tillet  dans  l'article  qu'il 
consacre  &  Pierre  Gautier  de  Marseille,  lorsqu'il  assure  que  son  opera  eut 
beaucoup  de  vogue  dans  la  province,,  et  qu'il  <contribuait  aux  plaisirs  de  la 
ville  de  Marseille,  de  celle  de  Montpellier  et  de  eelle  de  Lyon  oil  il  sejour- 
nait  alternativement*  *)- '  D'aprfcs  Mr  Leon  Vallas,  l'homonyme  lyonnais  de 
Pierre  Gautier  demeura,  pendant  les  annees  1689,  1690  et  1691,  attache  h 
l'oplra  de  Lyon,  auquel  le  liait  un  engagement  expirant  h  la  fin  de  1691. 
En  1690,  aprds.  la  faillite  de  Leguay,  la  nouvelle  societe  fondee  par  acte  du 
16  decemhre  1689,  pour  continuer  Sexploitation  de  l'opera  de  Lyon,  prend 
Pierre    Gautier   comme  chef  d'orchestre;   on  perd  la  trace  de  ce  personnage 

apr&s  1691. 

Ind^pendamment  de  la  preuve  irrefutable  qu'apportent  les  signatures  de 
V impossibility  de  ^identification  de  Pierre  Gautier  de  Lyon,  avec  son  homo- 
nyme  marseillais,  nous  ferons  observer  que  les  termes  de  1  annexe  jointe  au 
traits  du  23  mars  1689  paraissent  de  nature  h  empecher  que  Ton  confonde 
les  deux  chefs  d'orchestre  en  une  seule  personne.  Si,  en  effet,  il  s'6tait 
produit  un  chass^-croise  entre  Pierre  Gautier  et  Philippe  de  la  Croix,  ce 
mouvement  ne  se  serait  vraisemblablement  pas  effectue  sans  quelque  arrange- 
ment pr<5alable,  et  alors,  on  ne  comprendrait  pas  que  le  trait6  de  mars  1689 
put  envisager  l'6ventualit£  de  la  non  resiliation  du  contrat  pass6  en  1684 
par  Pierre  Gautier.  De  plus,  il  est  impossible  d'admettre  que  le  merne 
Pierre  Gautier,  d£sign6  le  16  mars  1689  comme  chef  d'orcbestre  par  ses 
associes  de  Lyon,  soit  encore  en  possession  de  son  privilege  marseillais  le 
23  mars  suivant.  Tout  vient  done  confirmer  le  fait  etrange  que  nous  signa- 
lions  plus  haut,  h  savoir  ^existence  de  deux  Pierre  Gautier,  exenjant  simul- 
tauement  les  memes  fonctions  &  Lyon  et  h>  Marseille. 

II  semble  rSsulter  des  documents  que  Mr  L6on  Tallas  nous  a  communi- 
ques au  sujet  de  la  troupe  Leguay  h  Lyon,  que,  vers  la  fin  de  1687,  apres 
la  tournfie  effectuee  par  Pierre  Gautier  en  Avignon,  un  certain  nombre 
d'artistes  de  la   eompagnie    marseillaise    abandonn&rent  celle-ci  pour  contrac- 


- 


1)  Titon  du  Tillet:  Le  Pamasse  frcm$ois}  p.  477.  Les  recherches  effectuees  i 
Montpellier,  pour  decouvrir  quelque  trace  du  passage  de  Gautier  dans  cette^  ville, 
n'ont  donn6  aucun  reaaltat.  II  n'est  pas  question  de  lui  dans  lea  Memoires  de  ee 
qui  s 'est  passd  de  plus  remarqtiaile  dans  Montpellier  depuis  1622  ju$qu*&  1691,  par 
Andre  Dehri  .  .  .  (RiSiznp.  Montpellier,  1876.) 


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50         L.  de  la  Laurencie,  Un  emule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille, 


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ter  des  engagements  dans  la  troupe  de  Lyon,  qui  re§ut  alors  un  important 
contingent  de  chanteurs  meridionaux1),  d'oii  presomption  de  la  mauvaise  si- 
tuation dans  laquelle  se  trouvait  Tentreprise  de  Gautier,  /situation  qui  dut 
empirer  au  cours  de  l'annee  suivante. 

Mais  l'entreprise  qui  succeda  k  la  sienne  connut  aussi  des  embarras  finan- 
ciers et  son  existence  fut  courte,  puisque5  dfes  le  16  decembre  1689,  De  la 
Croix  se  voyait  contraint  de  renoncer  &  sa  tentative  et  de-  laisser  la  place 
h  la  nouvelle  soci6t6  chargSe  d'exploiter  l'op&ra  de  Lyon. 

Le  traits  passe  le  16  decembre  1689  par  deux  officiers  du  due  de  Ville- 
r°y2))  Guillaume  du  May3)  et  Camille  de  Barcos4),  subrog^s  «au  droit  et 
privilege  de  Nicolas  de  Francini,  en  ce  qui  concernait  la  concession  de  1'opera 
par  acte  du  30  mars  1689s),  et  Nicolas  le  Vasseur,  maitre  de  musique  h 
Lyon,  assiste  de  l'apothicaire  Arnaud  Salx6),  accordait  k  ces  derniers  «le 
droit  et  permission  de  Tetablissement  ou  continuation  de  l*Acad6mie  de 
musique  ou  Opera,  tant  en  la  ville  de  Lyon  qu'en  celles  de  Marseille 
Abe,  Montpellier,  Grenoble,  Dijon  et  Chalon,  avec  la  permission  d'aller  en 
celle  d'Avignon*.  , 

Fixeo  &  une  duree  de  9  annees,  h  partir  du  ler  juillet  1690  la  con- 
cession etait  consentie  rnoyennant  le  paiement  d'une  redevance  annuelle  de 
8000  livres,  payable  auivant  les  conditions  ordinaires,  &  raison  de  4000  livres 
a  Francini  et,  4000  livres  &  du  May  et  a  de  Barcos;  en  outre,  Levasseur 
et  Salx  s'engageaient  k  verser  2000  livres  &  Francini,  comme  *pot  de  vin* 
une  fois  pay£.  Enfin  les  concessionaires  recevaient  I'autorisation  d'imprimer 
les  livrcts  d'operas  dans  les  huit  villes  de  leur  ressort7), 

Ainsi,  Salx  et  Levasseur  obtenaient  le  privilege  de  1'opera  de  Marseille 
et  supplantaient  De  la  Croix  dont  l'entreprise  n'avait  pu  vivre  plus  de  9 
mois.  Une  clause  du  traite  pr^voyait  le  cas  de  la  resiliation  avant  le 
lef  juillet  1690  des  «traittes  faits  avec  le  S*  Leguay  et  autres»  pour  la  ville 
de  Lyon,  mais  I'acte  restait  muet  k  l^gard  du  detenteur  du  privilege  de 
1'opSra  h  Marseille. 


1)  Ce  contingent  est  le  suivant:  Louis  Dumont  de  VTsle}  du  Comfcat  Venais- 
sin,  Laurent  Balkstrier}  de  Tarascon,  Vivan  Dernorthe^  de  Cavaiilon,  Jean  Louis  Co- 
lombo de  Frejus,  enfin  3  Marseillais,  Jean  Savarit,  SonorS  Tannazon,  Joseph  Marc. 
Ces  divers  artistes  recevaient  des  gages  variant  de  200  &  300  livres.  Une  famille 
d'Orauge,  les  Terbier,  6tait  engagee,  a  raison  de  900  livres  pour  4  personnes. 

Nous  savons  aussi,  par  M.  vallas,  qu'a  Lyon,  sons  la  gestion  Leguay,  les  vio- 
lons  touchaient  28  livres  6  sols  par  personne  et  par  representation.  Ces  prix 
donnent  une  idee  de  ceux  qui  devuient  Stre  payes  par  Gautier  a  ses  musiciens; 
nous  souhaitons  qu'un  erudit  marseillais  se  livre  &  des  recherches  sur  place  pour 
determiner  le  montant  des  aalaires  alloues  par  Gautier  aux  divers  artistes  de  sa 

troupe. 

2)  II  s'agit  de  Francis  de  Neufville,  due  de  Villeroy,  gouverneur  de  Lyon  et 
des  provinces  du  Lyonnais,  Forez  et  Beaujolais;  ne  le  7  avril  1644,  il  mouriit  le 
18  juillet  1730. 

3)  Guillaume  du  May  etait  capitaine  des  gardes  du  due  de  Villeroy. 

4)  Camille  de  Barcos  s'intitulait  <£cuyer,  conseiller  du  Roy  et  commissaire  or- 
dinaire des  guerres,  controleur  des  gendarmes  de  S.  M.  et  intendant  dea  maiaons 
et  affaires  du  due  de  Villeroy-  Comme  son  assoeitS,  il  demeurait  &  l'hdtel  de 
Villeroy,  rue  de  Thorigny,  p*»#  Sfc  Gervais,  a  Paris. 

5)  Minnies  Chevillard. 

6)  Amauid  Salx  etait  *maitre  apoticaire>  a  Lyon. 

7)  TraiU  de  VOpera  de  Lyon,  16  ddcembre  1689.  Minutes  de  Mr  Charles  Cfcam- 
petier  de  Ribes,  notaire  a  Paris. 


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L,  de  la  Laurencie,  Un  6mule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille.         51 

Pour  rencontrer  quelque  trace  des  dispositions  arretees  &  Regard  de  l'en- 
treprise  de  Philippe  de  la  Croix,  il  faut  consulter  la  procuration  donnSe  par 
pu  Kay  et  de  Barcos,  le  31  decembre  1689,  h  Nicolas  Levasseur,  &  l'effet 
cd'avoir  la  direction,  rdgie  et  administration  des  Academyes  de  Musique, 
taut  dans  ladite  ville  de  Lyon  qu'en  celles  de  Marseille,  Abe,  Montpellier, 
Grenoble,  Dijon  et  Chalons*,  et  meme  de  «sousfermer»  ses  droits  et  privi- 
leges pour  ces  villes,  au  prix  et  pour  le  temps  qu'il  deciderait  L'acte 
ajoute: 

«Et  attendu  qu'il  y  a  un  bail  fait  pour  ladite  ville  de  Marseille,  lesdita  Sieurs 
Constituants  donnent  pouvoir  audit  Sienr  Levasseur  de  recevoir  le  prix  du  bail 
jusqu'a  respiration  du  temps  d'icelluy,  ou  en  passer  acte  de  resolution  ainsy 
nae  ledit  Sieur  Levasseur  trouvera  a  propose 

Pans  le  cas  ou  quelque  contestation  se  produirait,  Levasseur  etait  autorise 
par  sea  commettants  h  agir  au  mieux  de  ses  interets  par  toutes  voies  de 
droit  l). 

Au  reste,  la  fatalite  qui  s'acharnait  contre  les  troupes  de  province  n'e- 
pargna  pas  plus  la  socidte  Salx -Levasseur  que  ses  devancifcres.  Les  deux 
impresarii  firent  faillite  h,  Lyon  le  30  decembre  1692 2),  et,  aprfcs  une  periode 
d'inaction,  l'opera  ne  reprit  dans  cette  villc  qu'an  printemps  de  1695,  avec 
Leguay;  mais  celui-ci  ne  recevait  un  privilege  que  pour  Lyon,  Grenoble  et 
Dijon.  Marseille  sortait  done  de  la  nouvelle  concession  Leguay.  Que  do- 
vint  1'opSra  dans  cette  ville  de  1693  h  1700,  Spoque  oti  Francini  accord  a 
le  privilege  de  l'opgra  pour  Marseille,  Toulon,  Aix  et  Nimes  au  Lyonnais 
Joseph  Dupuis,  e'est  ce  que  nous  ignorons3).  Peut-etre,  Pierre  G-autier  re- 
vint-il  h,  flot  et  reprit-il  la  direction  de  la  troupe  marseillaise.  Ignorant  de 
toutes  les  p^rip^ties  qui  traversferent  la  carrifire  de  Pierre  G-autier,  Titon  du 
Tillet  ne  fait  aucune  allusion  au  role  que  joua  le  musicien  marseillais  de 
1689  &  1697.  Seules  des  recherehes  effe  etudes  h  Marseille  pourront  combler 
la  lacune  que  presente  sa  bfographie  et  confirmer  ou  infirmer  notre  hypo- 
thfese;  du  moms,  sommes-nous  en  mesure  d'ajouter  foi  au  recit  que  l'auteur 
■du  Pamasse  frangois  fait  de  sa  raort. 

<Ce  Musicien,  rapporie  Titon  du  Tillet,  p6rit  malheureusement  avec  tous  les 
Acteurs  et  lea  Actrices  qui  composoient  son  opera;  ce  fut  au  rnois  de  septembre 
1697,  qu'apr&s  avoir  fait  executer  a  Montpellier  un  Op<§ra  et  quelques  divertisse- 
mens  de  sa  fa^n,  s'Stant  embarque  avec  tout  son  equipage  au  port  de  Sette  [Cette] 
en  Languedoc  pour  regagner  Marseille,  le  vaisseau  fut  submerge  et  pent  h  la  vue 
du  port  de  Sette,  sans  qu'on  ait  jamais  pu  retrouver  aucun  debris  de  ce  vaisseau, 
ni'  de  tout  ce  qui  etoit  dedans*4). 


■■ 


* 


1)  Cette  procuration,  passee  pardevant  Mortier  et  son  confrere,  fcotaircs  a  Paris, 
'est  '       '  1  '         -     ""-"'    ~"      * 

que 
t*" 

location  des  operas  de  province  consentie  en  faveur  de  Levasseur. 

2)  Communiques  par  M  Leon  Vallas. 

3)  Le  traite  est  du  1«*  Janvier  1700:  il  fut  passe  par  devant  Clement  et  Ogier 

notaires  &  Paris;  il  avait  une  durde  de  6  ans  a  partir  du  1«  octobre  1700,  et  sti- 

pulaitle  paiementd'une  redevance  annuelle  de  1600  livres.   C'est  trfcs-probablenient 

cette  nouvelle  troupe,  qui  accueillit  Rameau,  &  son  retour  d'Ifealie.  ffifc**  par  M*  L6on 
Vallas.) 

toP A  se  P0li5rait  que  ce  fut  la  troupe  de  Marseille  qui   representa  &  Toulon. 
le  24  juillet  1695.  £e  Triomphe  des  Bnmes}  divertissement  en  musique   de  M.  Bap- 


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52         L.  de  la  Laureacie,  Un  eraule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille. 

■  ■ 

L'historiographe  ajoute  que  la  mort  tragique  de  Gautier  et  de  ses  coru- 
pagn'ons  fut  vivement  ressentie  dans  toute  la  region1).  Or?  une  piece  des 
Archives  •  hospitaliferes  de  Marseille  apporte  une  confirmation  precise  de  la 
lamentable  aventure  survenue  h  la  troupe  d' opera.  Le  procfcs-verbal  de  la 
deliberation  du"  Bureau  de  l'Hdpital  de  la  Charite,  en  date  du  31  octobre 
1697  porta,  en  effet,  la  mention  suivante:    , 

«Anne  Escuaaan,  &gee  d'environ  10  ana,  fille  &  feu  Francois,  joueur  de "viollon, 
qui  a  fait  naufrage  avec  l'lquipagc  de  l'op&ra,  et  de  dame  Odon,  rSsidente  a  Ais, 
demande  d'estre  re9eue  dans  la  maison,  demeurant  proche  nostre  dame  de  Lorette 
a  la  maison  de  M«u*  D'Antoine  qui  la  retire  chfcs  elle.    Renvoyee  a  Jeudy.> 

line  annotation  marginale  indique  qu  Anne  Escussan  fut  recue  le  7  .no-. 
vembre2}.  Le  naufrage  de  Grautier  et  de  sa  troupe  se  trouve  done  6tabli 
par  ce  document. 


-        * 


n. 

■ 

Cherchons  maintenant  a  dresser  l'inventaire  de  la  miisique  de  Grautier 
qui  nous  a  Gte  conservee. 

Le  musicien  provengal  a  ecrit  au  moins  deux  operas,  le  Triomphe  de  la 
Paix  et  le  Jugement  du  SoleiL  Du  second,  nous  ne  connaissons  pas  la 
musique,  mais  l'ouverture  du  premier  nous  reste,  ainsi  que,  tr&s-probablement, 
comme  nous  le   verrons  plus  loin,   un  certain  nombre   d'airs  de  danse  et  de 

symphonies. 

En  1707,  Cbristophe  Ballard  publia,  k  Paris,  un  hvre  de  symphonies  de 

Gautier  sous  le  titre  suivant: 

Symphonies  fl  De  Feu  M*  Gaultier  ||  De  Marseille  (1  Divisees  par  Suites  de  tons  || 
A  Paris  ||  Chez  Christophe  Ballard,  Seul  Imprimeur  du  Roy  pour  la  Musique  ||  Rue 
St  Jean  deBeauvais,  au  Mont-Pamasee  ||  ,  1707.  (in  4°  obi.)8). 

Ce  recueil  est  precede  de  I1  Avis  suivant,  r6dig6  par  Tediteur: 

«Le  Public  est  trop  instruit  du  m£rite  de-feu  Monsieur  Gaultier  de  Marseille 
pour  avoir  besoin  d'Stre  prevenu  en  favour  de  ses  ouvragea.    On  demande  depuis 


■    * 

* 


tiste  «fils   de  Tillustre  M.  de  Lully*.     Beau  champs:   liecherckes  sur  les  TIMtres  en 

France..  Ill,  pp.  140 -141/ 

1)  Le  Parnasse  franpois,  p.  477.  —  Les  auteurs  ne  sont  pas  d'accord  sur  la 
destination  que  pr  en  ait  Gautier  lorsqu'ii  fit  naufrage.  Alors  que  Titon  du  Tillet 
le  repr6sente  comme  retournant.  a  Marseille,  Sebastien  de  Brossard  affirme  qu'il 
perit  en  voulant  « transporter  par  mer,'  a  Thoulouee*  son  personnel.  {Catalogue, 
p.  94.)  La  Borde  [Bssai • . .  Ill,  p.  422),  adopte  la  version  de  Titon  du  Tillet.  F6tis 
ecrit  que  Gautier  <s'embarqua  a  Cette,  en  1697,  pour  se  rendre  avec  sa  troupe  en 
Languedoo,  assertion,  qui. manque  totalemont  de  clarte;  il  ajoute  que  La  Borde 
s'eijt  tromp6  en  das  ant  que  Gautier  retournait  a  Marseille  et  que  ,« Titon  du  Tillet 
est '  mi eux , informer.  Or  La  Borde  se  borne  &  r6p£ter  la  version  de  ce  dernier* 
Fabre,  dans  ses  Rues  de  Marseille,  rapporte  que  Gautier  ^s'embarqua  avec  sa  troupe 
a  Marseille,  en  1697,  pour  aller  &  Cette,  et  se  rendre  ensuite  a  Toulouse>.  (Ill, 
p.  297.)  C'est  la  version  de  Brossard,  reproduite  aussi  par  Acbard  [Dietionnaire  des 
Sommes  illusires  de  la  Provence,  I,  p.  350). 

2)  Arcti.  dep.  des  Bbuehes  du-BItdne.  (Arch,  hospitalieres  de  Marseille  —  Hop:- 
tal-dtf  la  Charit6,  Deliberations,  R.egistre  10.  [VII.  Ej  p.  47.)    ToiT  aussi  Fabre  {Loc, 

cii-:  III,  p,  297).  \_  * 

'  3)Bib/du  Conservatoire'  de  Paris.  Ces  symphonies  avaient  alors  beaucoup 
de  succes  et  elles  etaient  repandues  en  province.  La  Bibliothfeque  de  Nantes  en 
possede  un  '  exeinplaire.  (Voir  notre  ouvrage:  VA'eademie  de  musique  de  Ntmtes. 
pp.  74,  75.; 


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L,  de  laLaurencie,  Un  emule  de.Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille;        53' 

longtemps  ses  Symphonies,  et  je  me  suis  fait  un  devoir  de  lea  imprimer. .  Bien 
olus,  aprfes  avoir  rassembl6  dans  un  nx&me  Recueil  ses  Duo  et  ses  Trio,  que  nos 
Maitres  les  plus  habiles  trouvent  £galement  propres  pour  la  Flute  et  pour  le 
Violon,  je  les  ay  separez  en  deux  volumes  differents,  pour  la  commodite  de  ceux 
qui  voudroient  se  borner  &  acheter  les  uns  ou  les  autres  seulement,» 

Effectivement,  l'ouvrage  public  par  Ballard  est  divise  en  2  parties,  la 
\*w  composee  de  4  suites  de  Duos  ecrits  pour  un  dessus  et  la  basse ,  la 
2e  compos6e  de  5  suites  de  Trios  pour  2  dessus  et  la. basse. 

1/ appreciation  flatteuse  que  Ballard  fait  du  talent  de  Pierre  G-autierfitait 
partagee  par  nombre  de  musiciens.  C'est  ainsi  que  Jacques  Hotteterr.e  le 
Remain,  dans  la  Preface  de  son  traite  de  flute,  vante  les  compositions  de  celui 
aue  Brossard  appelait  un  «hahile  hornme*  et  prend  soin  de  recommauder 
comme  pieces  d'exercices  pour  les  6l6ves  avances  *principalement  les  Duo  et 
Trio  de  feu  M.  Gaultier  de  Marseille,  qui  viennent  d'etre  mis  au  iour*1). 
Titon  du  Tillet  dit  de  memo:  «les  connaisseiirs  estiment  fort  son  recueil  de 
Duo  et  de  Trio  pour  le  violon  et  pour  la  flute,  imprime  chez  Christophe 
Ballard  et  il  ne  font  pas  moins  de  cas  de  quelques  uns  de  ses  Concerts  de 
Voix  et  d'Instruments  qui  n'ont  point  Gte  encore  iinprimes*  2).  Les  Duos 
et  Trios  du  Recueil  de  1707  sont  destines  aux  flutes  et  aux  .violons  et 
distribues  en  suites  de  tons,  selon  I'habitude  alors  k.  la  mode  pour  les  pieces 
instrument  ales.  Qu'il  nous  suffise  de  citer  .les  deux-  livres  de  Pieces  .de  clavecin 
de  Chambonni6res  publiees  en  16703)-  et  la  copie  d'amateur  de  morceaux 
du  meme  musicien  conservee  h  la  Bibliothfeque  nationale,  comme  aussi  les 
Pieces  de  Fwfe.de  Demachy  (1685)4),- de  Marais  (1686),  les  Pieces  de  sim- 
phmiie  rangees  m  suites  de  ions  de  Charles  Desmazures  (1702)  ..et  les  Pieces 
pour  le  violon  divisies  par  smtes  de •  tons  ?  de  J.  P.  Rebel  (17G5)*).  Nous 
nous  arreterons  un  peu?  &  l'occasion  de  cette  liste,  sur  les  symphonies  de 
Charles  Desmazures,  parce  que  celui-ci  6tait  -  organist  e  de  l'Eglise  cathidrale 
de  Marseille,  autrement  dit  la  -Major ?  et  qu'il  a  peut-Stre  connu  Pierre  Gau- 
tier, car  on  .a  vu  ci  dessus  que  des  musiciens  .de  la  Major  avaient  pret6  leur 
concours.  &   ^impresario   mars.eillais6);    en    outre,   Charles  Desmazures    ne.  se 


...  ,     ■  .  .  .  -  -  , 


• 


1)  Hotteterre-le-Romain:  Principes  de  la  flute  traversiere  ou  fluie  $  AUemagney 
de  la  fluie  a  bee  ou  flute  douce  et  du  Haidbois,  divises  par  traiies.  —  Paris,  Ballard, 
1707, .  {Bib.  nat.  Vm$  g.  1.)  •  Une  autre  edition  de  ce  traits  parut  en  1722,  chez 
J.  B.  Christophe  Ballard.  La  mention -relative  aux  Duos  et  Trios  de  Gautier- se  trouve 
a  la  fin  de  la  Pr&face.  ■ 

En  1707,  paraissait  chez  Christophe  Ballard,  presque  eri  meme  temps,  que  les 
Symphonies  de  Gautier,  ,une  2C  Edition  du  3er  Livre  des  Trio  pour  les  viohm^pui'es 
et  kauibois  de  Michel  de  la  Barre. 

2)  Titon  du  Tillet:  Loc>  cit:,  p.  477.  "; '  '      ■- 

3)  Les  Pisces   de  clavessi?i  de  Monsieur  de  Chambonnieres ,  &  Paris  cKea  Jollain, 

rue  Sl  Jacques,  a  la  Ville  de  Cologne;    in -4°  obi.,  1670.  .  l«r  Livre' — :2&  tivre. 
(Vm"  17455.)  /    '  f  '■■'■.■"    ""/•^ 

D'autres  pieces  de  clavecin  de  Chambonnifcres  occupent  les  pp.  1  4  68  d'un 
Recueil  ms^  in  f°  (Piece  de  clavecin  de  differents  an£eurs)}  sur  -lequel  nous  aurohs  h, 
revenir.     (Vm^  1852.)        ■',.,.* 

4)  Pieces  de  violle  en  Musiqtte  etm  Tdblature,  differ tmtes  les  unes  des'  autres  \et 
sur  phesieurs  ions.  Mies  cohtiewiefit  2  Livres'  et  sont  les  premieres  qzti,  jwques  &<pre- 
$entt  aymt  paru  au  jour  I  Oornposces  par  M.  Demachy.  Paris,  1685;  in  4°  obi. 
Vin- 6264.)  .         *  ^      > 

5)  Voir  notre  article:.  Une  dynastic  de.musieims  aux  XVIP  et  XVHP .si&cles. 
Les  Rebel^   (I.  M.  G.,  janv.  1906.)  .''.■',  'r:  ',','" 

6}  Voici  le  titre  de  ce  recueil:  Pieces  de  Simphonie  ||  a  quaire* parties  pour  les 
violons,  flutes  et  hautbois  ||  Rang6e$  en  suites  sur.tozti  les  ions  \\  d&diees  (|  A  ta  Beine 


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I'-    'i  .  04         L.  de  la  Laurencie,  Un  ernule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille. 


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fyfM  trouve  cite  dans  aucune  biographie1).     Son  recueil  prSsente  un  interet  d'au- 


to1  >  trouve  cite  dans  aucune  biographie  ^ 

-taht  plus  vif  qu'il  se  preface  de  declarations  tr£s-nettes  sur  le  classement 
des  pieces  par  suites  de  tons,  et  sur  la  faveur  dpnt  jouissaient  alors  les 
compositions  en  trio: 


* 


«  J'ay  divis(5  toutes  ces  symphonies,  ecrit  Desmazures,  par  suites  sur  les  7  lettres 

la  Gamme,  afin  que  chaque  ton  puisse  servir  pour  un  Concert  ou  3<5r6riade. 

On  les  trouvera  d'un  chant  aise  et  facile,  [quoy  qu'il  y  en  ait  quelques  unes  de 

vitesse  et  meme  d1exercice. 

■    On  aura  une  grande  commodite  a  les  jouer  en  ce  que  chaqune  des  parties  se 

pf  -]  trouve  dans  un- volume  different,  a  l'exception  du  2a  dessus  qui  se  trouve  en  celuy 

'''"'  de'  la  haute-contre,   ce   que  j'ay  fait  pour  ne  pas  faire  un  5*  volume  et  pour  la 

commodite  de  ceux  qui  n'ont  pas  grand  nombre  d'instruments.  Comme  les  Dessus 
etj  les  Basses  chantent  tous  assess  bien,  on  pourra  mfime  les  jouer  sans  Taille  ni 
Haute- Contre*. 


* 


i0.  Ainsi,  Desmazures  donne  tres-clairement  la  rais on  pratique  pour  laquelle 


on   classe  les  pieces  par   suites  de  tons;  c'est  afin  que   cbaque    'concert*   se  -, 
dtiroule  au  sein  de  la  meme  tonalite.     H  indique  de  plus  cc^mment  l'ecriture 
j-;  4  5  partieSj  k  la  Lully,  so  restreint  h.  3  parties:  2  dessus   et  la  basse.     La 

fri  i  suite  de  sa  Preface  conticnt  des  indications  esthetiques  assez  curieuses; 

«Les  6  pieces  qui  ont  de  titres  au  dessous2)  sont  faites  pour  TEglise;  celles 
qui  ont  de  titres  parti culiers   corame  le  triompke  du  Roy,  le  carrillm,  les  reveries 
et  la  dcrroute  font  assez    connaltre    par    leur   caractere    ce    que   fay    voulu    ex- 
?■.  primer*  3. 

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Retenons  de  ceci'  que  les  pieces  munies  d1un  sous-titre,  comme  *  sym- 
phonic grave* ,  *marche  grave*  peuvent  convenir  h  Peglise.  Grautier,  lui- 
aussi,  emploiera  de  ces  sous-titres  pour  des  compositions  qui,  vraisemblable- 
ment,  etaient  susceptibles  de  recevoir  la  m€me  destination.  Desmazures 
affectionne  non-seulement  les  pifeces  pittoresques  telles  que  la  DSroute4)  et  le 
Triompke  du  Roy%  compositions  militaires,  qui  sont  Techo  des  «batailles  en 
musique*  des  anciens  contrapuntistes  et  oil  il  s'essaye,  non  sans  ing'eniosite, 
ii  transcrire  des  «e£fets  de  mousqueterie* ,  aveo  la  precipitation  du  debut  de 
la  decharge.  suivie  de  coups  plus  espaces: 


dEspagne  J  ExeetUees  devant  Sa  Majeste  Catholique  ||  Composees  par  Charles  Des- 
maxttres  ||  Qrganisie  de  Veglise  de  Marseille  ||  (1702).  Grave  par  Joseph  Aubergier. 
&  Marseille,  chez  Vauteur  et  Pierre  Cary,  libraires.  in  4°  obi.  (Bib.  du  Conserv. 
de  Paris.) 

1)  La  privilege  concede  i  Desmazures  est  date  de  Versailles,  15  7*>rc  1702;  en- 
.registre  i  la  Cour  du  Parlement  5>  Aix  en  Provence  et  valable  pour  10  ans,  il  ex- 
pose que  <le  Sr  Charles  Desmazures,  Organiete  de  TEglise  cath^drale  Major  de 
Marseille,  Nous  a  fait  remontrer  qu'il  a  compose  un  Livre  de  Musique  de  Sim- 
phonies  a  4  parties  qu'il  desiroit  faire  graver  et  imprimer»,  Dans  sa  Preface, 
Charles  Desmazures  annonce  qu'il  donnera  prochainement  un  autre  ouvrage  <tra- 
vaill6  en  mani&re  de  Sonaies  italiennes}  ou  regnera  la  fugue*.  Les  dictionnaires 
biographiques  et  le  livre  de  M.  Gouirand,  La  Musique  en  Provmee,  consacrent  des 
articles  h>  Laurent  Desmazures,  ne  u  Marseille,  et  organiste  de  la  cathedrale  de 
Rouen,  en  1758 ,  qui  mourut  en  1778.  (Gouirand:  Loo.  eii.  p.  86,  89.  Eitner,  III, 
p.  184.)  Ce  Laurent  Desmazures  6tait  vraisemblablement  le  fiis  de  Charles,  dont 
le  recueil  de  symphonies  n'a  encore  jamais  6te  signals 

2)  On  remarquera  Texpression  marseillaise  <qui  ont  de  titres >. 

3)  Nous  verrons  que  P.  G-autier,  lui  aussi,  emploie  des  titres  pittoresques, 

4)  Suite  VII  en  fa  majeur. 

5)  Suite  III  en  si  b^mol  majeur. 


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L.  de  la  Laurencie,  Un  emule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille.         55 


mais  encore,  il  cultive  la  «symphonie  psychologique  »  et  ce  n5est  pas  la  la 
xnoindre  de  ses  originalites.  Bans  la  suite  HI  en  ut  majeur,  il  introduit 
une  pifece  fort  developpee,  intitulSe  «Mes  reveries*  *),  ecrite  en  mineur,  et 
fourmillant  de  themes  psycbologiques ,  soulign^s  par  des  indications  pre- 
cises: <la  frayeur>  (a),  ^palpitation*  jb),  qui  font  de  ce  morceau  une  sym- 
phonic &  programme: 


• 


Enfin,   Desraazures   se   souviendra  du  motif  des    TV&mbleurs   de   VIsis  de 
Lully,  et  il  expriraera  le   «Tremblement*   de  la  manure  suivante: 


Le  recueil  de  l'organiste  marseillais  comprend  7  suites  respectivement  en 
mi  majeur,  r6  majeur,  ut  majeur,  si  bemol'majeur,  la  mineur,  sol  majeur,  fa 
majeur2),  Cbaque  suite  se  compose,  en  general,  d'une  douzaine  de  pi6cesr 
donfc  l'ordre  est  rcgulter:  en  tete,  une  Ouverhtre,  presque  toujours  suivie  de. 
2  3£enuets}  le  second  ecrit  en  mineur  sur  la  meme  tonique,  ou  en  majeur,. 
lorsque  le  ton  de  la  suite  est  mineur;  aprSs  quoi,  s'ecbelonnent  diverses- 
danses,  frequetnment  dedoublees,  et  entremelees  de  «Sympbonies  graves*. 
Une  Chaconne  ou  une  Passacaille  termine  chaque  suite. 

Dans  le  recueil  de  Gautier,  les  pieces  sont  groupees  aussi  sous  7  tonalites 
diff6rentes,  mais  elles  se  disposent  avec  moins  de  r^gularite.  La  lAre  parti  e 
{Duo)  n'offre  que  2  suites  qui  soient  pr<§eed6es  d'un  Prelude  (la  2e  et  la  3C), 
et    on    n'observe    aucune    rfegle    dans    le    placement    des    morceaux;    tantot 


1)  Les  Reveries  debutent  «lentement>,  puis  se  termiuent  dans  un  mouvement 
vif.  BUes  eont  ponctu^es  Vindications  telles  que:  La  D&ivrance  —  Le  Reveil  — 
Reflection. 

2)  Les  titr^s  et  Tenoned  des  tonalites  sont  places  dans   d^ltfgants  cartouches- 


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L.  de  laLaurencie,  Un  emule  de  Lully:  Pierre  Guiltier  de  Marseille* 


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(ldre  suite),  on  trouve  2  menuets  h  la  fin;  tantot  (4e  suite),  les  menuets  se 
trouvent  en  tete  et  la' suite  se  clot  par  des  «  Regrets*  d'allure  gemissante 1)- 
Le  noinbre  des  rooreeaux  de  cbaque  suite  varie  de  3  &  % 

La  2°  parti  e  {Trio)  ne  prdsente  pas  non  plus  de  classement  bien  net;  la 
1*™  et  la  2a  suites3)  d<Sbutent  par  une  Ow&rturef  la  36  par  uu  Prelude,  la 
56  par  une  Symphonic;  inais,  alors  que  les  deux  premieres  finissent  par  des  airs 
vifs,  la  troisifeme  se  termine  par  une  Marche:  la  quatridme  par  une  Gkaconne} 
et  la  cinquiSme  par  un  Somrneil^  air  lent  et  calme.  Le  n  ombre  des  mor- 
ceaux  varie,  de  cbaque  suite,  de  3  a  6,  Bien,.  du  reste,  ne  permet  d'attri- 
buer  la  formation  des  suites  du  recueil  de  Ballard  &  1'auteur  lui-meme;  il 
est  plus  vraisemblable  d'admettre  que  Tediteur  en  a?  au  moins  g£n£ralement, 
assumd  la  .constitution;  il  a  du  op6rer  comme  les  amateurs  de  l'epoque  qui 
se  composaieht  des  recueils  au  moyen  do  pieces  classees  par  tons?). 

Les  2  parties  des  Symphonies  de  feu  M.  Qaultier  comprenaient  un  en- 
semble de  41  pi&ces.  Certaines  portent  des  titres  pittoresques:  Les  Plaisirs, 
UE/mbmras  de  Paris ,  Carillon ,  Sommeil,  Les  JSeures  heureuses1  Air  des 
Paisans,  Les  Matelots,  Marcke  des  Barbets,  Les  Prisons,  Les  Aegrets\  les  autres 
sont  des  Ouvertures  a  la  fran9aise,  en  3  parties,  des  Symphonies ,  et  des 
dansesT  Sarabandes)  Passaca;illes)  BozirreeSj  Rigaudons,  Menuets ,  presque  to uj ours 
bin  aires  avec  deux  reprises  la  premiere  caden§ant  ii  la  D;  la  2e  partant  de 
la  D.  pour  conclure  h,  la  T.  II  y  .a  une  importante  GIiaconnB  qui- est  peut- 
Stre  celle  qui  terminait  le  Juge/meni  du  Soldi.  La  piece  intitules:  VShnbarras 
de  Paris4)  est  fort  curieuse:  aprfes  une  exposition  tortueuse,  expressive  de 
l'endievetremont  des  vebicules  dans  des  rues  etroites: 


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Gautier  s'efforce  de  peindre  les  arrets  brusques  de  la  circulation,  les  efforts 
infructueux    des    attelages  pour    demarrer;  il  coupe  les   phrases,    les   bache 


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1)  II  eat  a  remarquer  que  la  sonate  5,  3  de  J.  F.  Rebel  intitule:  Le  Tombeau 
de  Ml  de  Lully  se  termine  aussi  par  une  piftce  grave  appeI6e:  Les  Regrets.  (Recueil 
de  12  Sonates  a  2  et  a  3  parties  .  .  .  1712—1713.)  Yoir  I.  M.  G.  Sammelband  Ae  janv: 
1906,  p.  273.  •  '  • 

2)  La  1&™  suite  contient  un  Prelude  qui  suit  imnifidiatement  I'Ouverture:  la  4C 
presente  un  Carillon,  comme  piece  de  ddbut. 

3}  Dans  les  pi&ces  de  Demacby  (1685),  le  classement  des  suites  est  beaucoup 
plus  r^gulier.  Toutes  debutent  par  un  Prelude  g^neralement  suivi  d'une  Attemande. 
Elles  se  terminent,  soit  par  un  Menuei,  soit  par  une  Gkaconne. 

4)  Cette  pifcce  se  trouve  aprfes  le  Prelude  de  la  36  Suite  en  Trio. 


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L  de  la  Laurencie,  Un  emule  de  Lully:  Pierre,  Gautier  de  Marseille!       '  57 

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^'interruptions;  et  dans  l'inextricable  confusion,  ce  sont  comma  des  saccades, 
conime  des  tentatives  aussitot  avortdes  de  mise  en  marche:- 


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La  pcinture  musicale  des  embarras  de  Paris  a  tente  un  autre  musicien, 
Pierre  Preillon-P  once  in,'  qui,  dans  sa  methode  pour  les  instruments  h  vent 
■public  en  1700,  donne  une  piece  intitulde  <L"es  Embarras  de  Paris*  et 
-^raisemblablement  inspiree  par  celle  de  Gautier1).  Ecrite  h  6  parties^  dis- 
poses en  canon,  la  composition  de  Freillon-Poncein  prSsente  un  episode 
traite  en  trio,  cet  episode  si  frequent  dans  les  ouvertures  frangaises  et  dans 
Forcbestre  de  Lully ,  aprSs  quoi,  la  symphonic - rcprend  h  6  parties.  Mais, 
alors  que  VEmbarras  de  Paris  de  Gautier  est  eongu  de  fagon  homophone,  au 
moyen  d'une  melodie  vraiment  expressive  de  reffet.it  produire,  la  pi£ce  ana- 
logue de  Freillon-Poncein  ne  respire  que  la  plus  mecanique  et  la  plus  sdche 
des  scbolastiques.  Les  Prisons})^  qui  comprennent  un  Prelude*)  et  une  pifece 
denomm6e  Suite  des  Prisons  ^nous  montrent  Gautier  sous  un  jour  elegiaque. 
Ces  deux  morceaux,  tous  deux  en  ut  mineur,  se  recommandent  par  la  qualite 
de  la  melodie,  dont  les  ascensions  douloureuses  s'accentuent  par  la  repetition 
de  groupes  de  notes  qui  orient  des  appels  anxieux: 


1)  Freillon-Poncein:  La  veritable  manure  d'apprendre  a  jotter  en  perfection  du 
Eautbois,  de  la  Piute  et  du  Flageolet,  avec  les  principes  de  la  musique  pour  les  voix  el 
pottr  toutes  series  d'instrttments,  par  -le  S'  Freillon-Poncein.  Paris,  Jacques  Collombat, 
1700.  —  L'ouvrage  est  d6di6  &  Mgr  de  B^rulle,  Premier  President  au  Parlement  du 
Dauphin^  et  Commandant  dans  cette  province.  C'eat  i  tort  que  Fetis  (III,  p.  329) 
fait  de  lui  un  pr6v6t  des  hauthois  de  la  GW*  Ecurie.  (Voir  Ecorcheville:  Quelques 
documents  sur  la  -Musique  de  la  Grande  Ecurie  du  Hoi.  Sambd,  I.  M.  G.  1903, 
p.  629.)  Le  Privilege  accords  &  Pierre  Freillon-Poncein  est  du  17juin  1699.  (M. 
Brenet:  La  librairie  musicale  .m  France  de  1653  a  1790.  Sambd.  I.M.  G.,  avril 
1907,  p.  418.) 

2}  Les  Prisons  se  tronvent  dans  la  3e  suite  en  Duo,  pp.  14,  15. 

3)  C'est  en  tgte  de  cette  pifece  qu'on  lit  la  mention  relative  a  Temprisonnement 
de  Gautier  &  Avignon:  «I/Auteur  composa  cette  pifece  dans  les  prisons  d\Avignon>. 


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L.  de  la  Laurencie,  Un  emuie.de  Lully:  Pierre  Gaufcier  de  Marseille. 


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Deux  autres  pieces  du  recaeil  confirmed  l'impression  de  melancolie  voilee 
qui  ressort  souvent  des  melodies  de  Gaufcier.  Voici,  par  exemple,  La  Ten-, 
dress&i)  aux  inflexions  pleines  de  charme  et  de  douceur*       » 


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m^ff1   enfi+-'  h^ffrVfriSe  deS  ife^ete'  «**  d^ait-on,   il  passe  un 
peu  de  la  sentimentality  de  J.  J.  Eousseau  2) ;  r 


Tendrement. 


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™3  C6t*  i^  *¥  DOtf,  lanSuissa"te>  le  musicien  proveugal  affiche  une  franche 
gaiete  quelque  chose  d'alerte  et  de  bon  enfant,  comme  par  exemple,  dans  le 
fWfon  en  sol  mineur,  auquel  il  afctribue  le  sous-titre  d'Jfr  des  Paisans  et 

1?JLaS' ',  f***0?   flaCore  le  J°yeux    CW"   en    f*   q.«i   ouvre   la 

i    suite  des  trios,   et  par  lequel  Gautier  obeit  a  la   mode   reguante,  tres-tri- 

1)  La  Tendraue  ouvre  la  derniere  suite  des  Duos,  p.  19. 

£*J    L/UOSj    p,  do. 


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L.  de  la  Laurencie,  Un  euiule.de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille.         59 

ande  d'imitations   syinplioniques.     Comme    dans   nomhre   de   compositions  de 
notre  auteur,  lea  deux  parties  de  dessns  croisent  fr£quemment.    D'abord,  les    . 
cloches  s-ebranlent  lourdement  (A),  puis  ce  sont  d'agiles  figurations  (B)1}: 


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Remarquons,  avant  d'aller  plus  loin,  que  les  5  suites  en  trio  du  Recueil 
de  Ballard  apportent  un  interessant  appoint  k  la  litterature  des  trios  de 
symphonic  de  la  fin  du  XVil°  sifccle,  litterature,  representee,  en  France  par 
les  sonates  I  i  ei  I  I  de  J.  F.  Rebel,  composees  d6s  1695,  et  par  les 
curieuses  symphonies  a  3  qui  sont  si  nombreuses  dans  1'oeuvre  de  Marc-An- 
toine  Charpentier2).  II  convient  d'aj  outer  h  ces  ouvrages  les  Trios  de 
jjeiie  (je  ja  (3-uerre    de  Charles  Hosiers3),   la  Serenade  ou  Concert  de  Monte^ 


1)  Trios,  p.  66. 

2)  Voir,  en  particulier,  la  symphonic  &  3  (2  dessus  de  fl&te  et  la  B.)  du  vol..  23, 
f<>  29™   des  Mss-  de  Charpentier  (Bib.  nafc;  Vmi  1138). 

3)  Pieces  ckoisks*  a  la  manibre  iialienney  de  Monsieur  Charles  Hosiers- ^  Vice- 
Maistre  de  Musiqtce  de  S.  A.  M  de  Cologne.  Propres  a  jouer  sur  la  Flute ,  le  Violon 
et  autres  instruments.  Mises  en  ordre  par  Am&lee  Ghevallier.  Amsterdam,  1691.  — 
Cc  sont  12  sonates  pour  2  flutes  et  basson,  composes  de  4  a  5  mouvetnents,  dont 
souvent  une  Allemande  avant  le  morceau  terminal. 


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60         L..de  laLaurencie,  Un  emule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille. 


clair1),  le  Nouveaitx  trios  deToinon2)  et  leg  3  Litres  de  trios  pour  les  vio- 
lons, flutes  et  hauibois  devLa  Barre,  Gautier,  comme  nous  Tallons  -voir,  va 
enricHir  considerable  men  t.  cette  litter  ature  k  la  quelle  Dandrieu  et  Dornel  ne 
tenderont  pas  k  s'adonner3). 

La  Biblioth&que.  du  Conservatoire  de  Paris  poss&de,  en  effefc,  un  Recueil 
ms.  in  f°    intitule    *Trio  de  Mr  Gaultier* }  et  qui,    ainsi    que   nous   allons  le 
d^montrer,  a  6te  faussement  attribuS  a   «M.  Gaultier  cy-devant  directeur   de 
l'op&ra  de  Rouen*4).     En  premier  lieu,  1'examen  nieme  superficial  des  carac- 
fr   ;[  t&res    extrinseques   du    manuscrit    suffirait  k   faire    rejeter    cette   attribution, 

car  le  « cy-devant  directeur  de.l'opera  de  Rouen*  nest  autre  que  Laurent 
Maximilien  Gaultier  qui  prenait  le  26  avril  1725  un  privilege  pour  la  gravure 
et  Timpression  de  plusieurs  pieces,  de  musique  vocale  et  instrumentale  de  sa 
composition5).  Le  11  aout  1729,  lexeme  Gaultier  « cy-devant  directeur' de 
l'opera  de  Rouen »  renouvelait  pour  6  ans  son  privilege  $).  Or,  le  manuscrit 
du  Conservatoire  est  d'une  ecriture  bien  anterieure  k  celle  qui  etait  en  usage 
entre  1720  et  1730.  IL  date  des  dernieres  annees  du  XVTP  sificle  ou  de 
la  premiere  decennie  du  XVIIP.  " , 

En  second  lieu,  les  caracteres  intrins&ques  de  ce  manuscrit  permettent  d?en 
attribuer  la  musique  k  Pierre  Gautier  de  Marseille.  En  effet,  sur  les  65  pieces 
qu'il  contient,  8  se  retrouvent  dans  le  recueil  des  symphonies  pubises  par 
Ballard  eu  1707,  Ce  sont:  Les  Plaisirs  (p.  26),  La  Loure  (p..  36),  V Air  pour 
les.Paysans  (p.  37},  la  Chaeonne  (p.  50),  la  Passacaille  (p.  "67);.  UTrio  (p.  86), 
le  Rigaudon  (p.  89),-  VBmbcnras  de  Paris  (p.  115)."'"  II  ne  saurait  .done  y . avoir 
de  doute  sur  1 'attribution  k  Gautier  de  Marseille  des  autre s  morceaux  de 
cette  importante  collection.  ..Nous  sommos  vraisemblablement  ici,  en  pr.es  en  ce 
d'un  recueil  constitu<5  par  un  amateur.  Toutes  les  pieces' du  recueil  du  Con- 
servatoire sont  presentees  sous  la  forme  de  trios.  Merits  pour  2  dessus  et  uiie 
basse,  basse  qui,  d'ailleurs,  n'est  pas  cbiffree.  —  L'ordre  dans  loquel  elles 
se  succ6dent  echappe  k  la  rfegle  obseryee  d'ordinairepour  ces  recueils,  car 
les  pieces  ne  sont  pas  classees  syst(Smatiq.uement  par  suites  de  tons.  UOuver* 
ture*  placee  au  commencement  de  recueil, ,  est  en  re  majeur,  et'le  Rondeau  qui 
la  suit,  en  la  majeur;  puis  vienuent  une  Gavotte  en  re  mineur  et  une  Sym- 
phonie  en  sol  mineur. 


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1)  La  Serenade  ou  Concert  de  Monteclair  (1697)  comprend  3  suites  de  pieces 
pour  les  violons,  flfttes  et  hautbois. 

2)  Recueil  de  Trio  noitveattx  pour  le  molon ,  hautbois ,  Flute ,  sur  les  different  tons' 
et  mouvenients  de  la  musique^  avee  les  proprieties  qui  eonvimment  &  ces  instruments  et  les 
marques  qui  peuvent  donner  V intelligence  de  V esprit  de  chaque  piece.  (Titxe  ms.  et  un 
passe-partout.  Bib.  nat.  Vm'.  1112.)  Le  titre  porte,  de  la  main  de  S^bastien  de 
Brossard:  cC'est  M.  Toinon,  maitre  de  pension  k  Paris,  pres  le  College  des  Quatre 
Nations,  qui  en  a  fait  present  k  Brossard.*  A  Paris,  chez  Roussel  grayeur,  rue 
S*  Jacques,  1699.  L'auteur  annonce  qu'il  donnera  des  Trias  tous  les  3  mois,  «pour 
la  satisfaction  de  ceux  qui  aiment  la  symphonies — Le  1^*  recueil,  qui  comprend 
12  trios,  est  pr6c6de  d'une  trfes-interessante  notice  sur  les  agrements. 

3)  Antoine  Dornel  publia  en  1709  un  Livre  de  Simphonies,  eontenant  6  suites  en 
trio,  Bandriea  public  en  1705  son  oeuvre  I,  qui  est  un  Livre  de  trios-  —  Remar- 
quons  que  dfes  1688,  Martin  «entrem61e>   son  Pr  Livre  d'Airs  serieux  at  Ci  boire  de 


Symphonies  en  trio  pour  les  violons  et  les  flutes.    (Paris,  Ballard.  Bib.  nat.  Vm?  3223. 

4)  La  page  de  garde  du  ms.  porte  rinscription  suivante  manuscrite: 
<Ouverture  et  Airs  de  ballets  de  Gaultier,  Directeur  de  TOp^ra  de  Rouen,  dans 

le  commencement  du  18e  sifecle*.    Au  dessus,  une  mention  ms.  .effacce  indique  que 
toutes  les  pifeces  du  recueil  seaiblent  6tre  de  Monsieur  Gaultier. 

5)  M.  Brenet:  La  Librairie  musicale  m* Prance  ...    p..  429. 

6)  Do,  p.  432. 


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L  de  laLaurencie,  Un  emule  deLully:  Pierre  Gautier  de  Marseille.       '.  .61 


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L'auteur  de  la  collection  a  cependant  group e  certains  ensembles  do  mor- 
ceaux par  tonalites.  "••  Ainsi,  a  partir  de  la  page  18,  une  Alkmande,  une 
Gigue,  Les  Enchantemem ,  sont  en  re  mineur.  Ensuite,  apparait  la  tonalite 
de  sol  mineur,..  comme  tonalit6  dominante  jusqu'a  la  page  49,  ou  les  pieces 
reprennent  le  ton  de  re  mineur1).    t 

Au  point  de  vue  morphologique,  les  compositions  du  recueil  ms.  du  Con- 
servatoire sont  le  plus  souvent  des  pieces  binaires  a  2  reprises,  la  l*r6  con- 
cluant  a  la  dominante,  la  2e  allant  de  la  dominante  a  la  tonique ;  mais  on 
rencontre  quelques  exceptions  h  ce  dispositif  qui  etait  devenu  classique  a  la 
fin  du  XVTI6  siecle;  c'est  ainsi  que,  dans  certains  morceaux.  il  n'y  a  aucun 
mouvement  tonal;  les  2  reprises  cadencent  a  la  tonique.  .  Nous  citerons,  en 
particulier,  l'importante  «symphonie»  qui  'commence  a  la  page  .8  du  recueil. 
Cette  «sympbonie»  comprenant  3  parties,  respectivement  mesuree's  3.  C.  3,  est 
toute  entiere  en  sol  mineur.  De  ineme,  la  piece  intitulee  Les  Enehankments 
(p.  22)   presente   2  reprises   toutes   deux  en  re  mineur   comme   aussi  la  Fan- 

tctisie  (p.  43).  *  _  _ 

D'autres  morceaux  obeissent  a  un  mouvement  tonal  uifierent  du  mouve- 
ment T.  D.  T.,  par  exemple,  le  Tombeau  de  M.  Cr.  [Gautier].  Cette  curieuse 
piece,"  .ecrite-  en  ut  mineur  et  dans  la  forme  d'une  Alkmande  grave,  se  compose 
de  2' parties:  la  ldro,  en  C,  qui  cadence  en  mi  bemol,  c'est-a-dire '  au  relatif 
majeur;  et  ou  s'observe  l'emploi  frequent  de  la  sixte  mineure,  si  caracteris- 
tique,  dans  l'esthetique  de  l'epoque,   de  l'expression  de  la  douleur: 


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la  28,  en  f ,  concluant  en  ut  mineur.  Bone  ici,  la  1*"  partie  se  termine 
au  relatif  majeur  au  lieu  de.cadencer  a  la  dominante2).  On  trouve,  du  reste, 
un  autre  exemple  d'un  paroil  regime  de  cadences  dans  le  Recueil  de  1707. 
VOuverture  de  la  1»">  suite  en 'Trio  (sol  mineur)3)  se  compose,  classiquement, 
de  3  parties :  la  l6re  cadengant  en  sib  et  les  2  autres  .  en  sol  mineur.  11  v 
a  done  la  encore  une  cadence  au  relatif  et  deux  cadences  a  la  tonique.  Mais 
revenons  au  Tombeau  de  M;  G.  ou  apparaiBsent  d'interessantes  particularity. 
La  28  partie  est  ecrite,  aux  dessus,  en  valeurs  longues;  on  y  observe,  dans 
la  ligne  melodique,  des  insistances  d'incises,  qui  ne  sont  pas  sans  refleter 
quelque  influence  italienne  bien  naturello,  d'ailleurs ,  chez  un  musicien 
pro  venial: 


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1)  Ensuite,  on  constate  les  tonalite  ssuivantes:  fa  majeur,  sol  majeur,  ut  mineur, 
fa  maieur,  r6  majeur,  ut  mineur,  sol  mineur. 

2)  Trios  de  M.  Qautier,  p.  100,  —  II  n'est  pas  inutile  de  remarquer,  qu  un  autre 
Gaultier,  Denis  Gaultier  le  luthiste  a  ecrit,  lui  aussi,  son  propre  Tombeau,  sous 
forme  d'une  Allemande  grave.  On  observers,  aussi  que  le  monvement  1.  D.  1.  va 
en  se  genSralisant  chez  Denis  Gaultier,  car,  des  62  pieces  de  sa  Bhetqrtgue  desDmix, 
35  presentent  le  dispositif  classique  des  cadences ,  tandisque  7  pieces  seulement 
vont  d'abord  au  relatif,  puis  au  ton  principal.  ,  .        • 

3)  Suite  m   G  re  sol  Bmol.   —   Elle   a  un  Pr6htde  qui  suit  lmmSdiatement 

1'  Ouverture, 


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L.  de  la  Laurencie,  Un  6m ale  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille. 


La  pi&ce  manifeste,  naturellemeht  aussi,  des  intentions  dramatiques;  k  un 
moment  donne,  le  lor  dessus  tient  une  longue  pedale  de  tonique,  pendant  que 
le  2e  dessus  dessine  une  deploration  qui  s'enfonce  lenteirient  dans  le  sraye: 


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Gautier  emploie,  pour  exprimer  I'afnictiou,  des  mouvements  chromatiques 
descendants  qu'il  confie  aux  bassos,  conformement  a  l'esthetique  du  temps. 
Tres-frequents  chez  les  compositeurs  italiens,  ces  mouvement  s'observent  plus 
rarement  chez  Lully  *).  Dans  son  Tombeau,  le  musicien  debutera  comme 
il  suit: 


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Les  TWos  manuscrite  de  Gautier  presentent  encore  une  p articular ite  qui  ne 
se  rencontre  point  dans  les  Symphonies  publics  par  Ballard:  c'est  l'usage  de 
sous-titres  accoles  aux  noms  des  morceaux  de  danse.  On  a,  de  la  sorte,  une 
Sarabande  qualified  La  Belle,  une  autre  baptisee  Sarabande  grave,  un  Menuet, 
egalement  grave;  ce  sont  la  des  epithetes  d'ordre  esthetique  deja  observees 
par  nous  dans  le  Eecueil  de  Desmazures.  Les  morceaux  pourvus  de  desi- 
gnations pitfcoresques :  Les  JSnehantemenis,  Les  Plaisirs,  etc.  ne  regoivent  pas  de 
titres  choregrapbiques.  Au  reste,  la  Sarabande,  dans  la  musique  de  Gautier2), 
est  toujours  d'allure  majestueuse  et  meditative;  elle  perd  son  aspect  de  danse 
pour  ne?  plus  offrir  qu'un  caractere  de  reverie,  de  gravite  tranquille.  De 
meme,  YAUemcmde*)  se  stylise,  dovient  aimplement  un  morceau  de  musique 
a  la  rythmique  tres-souple  et  tres-variee. 

1)  Campra  utilise  frg-quemment  les  mouvements  cbromatiques  compria  dans 
l  mtervalle  de  quarte.  On  les  trouve  auasi,  avant  LuUy,  chez  les  compositeurs  d'airs 
de  courtrancais,  tels  que  Lambert.  Le  Recueil  de  Gautier  de  170?  (p.  30)  en  fournit 
an  exemple.  ^  (1*«  Suite  en  trio). 

2)  II  y  a  3  Sarabandes  dans  le  Rceueil  de  1707,  5  dans  les  Trios  maiuiscrits.  -—  Ce 
sont  les  Mmuets  qui  sont  les  plus  represented :  5  Menucts  dans  le  BeeueU  de  1707 
et  l  dana  celui  du  Conservatoire.  Les  danses  que  Gautier  prefere  apres  les  deux 
types  qui  precedent  sont  les  Rigattdons  et  les  Gavottes. 


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L.  de  la  Laurencie,  TJn  6mule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille. 


63 


Une  piece  extreme  me  nt  developpee  et  d'ecriture  fort  interessante  porte  le 
titre  de  La  Messengm^)\  elle  est  probablement  dediee  h  une  personne  de  ce 
noin.     En   voici  le  debut:    on   remarquera  la  legerete  et   l'insr^niosite   de  la 


notn 

marche  des  parties: 


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1)  II  n'y  a  pas  d1 Atlemmde  dans  le  Rectieil  de  1707. 
en  contient  2. 

2,  Rectieil  ms^  p.  90. 


Celui  du  Conservatoire 


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L<  de  la  Iiaurencie,  Un  emule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille. 


Le  Recueil  du  Conservatoire  fournit  d'autres  preuves  de  la  vivacite  et 
de  la  prestesse  du  style  de  G-autier.  A  ce  point  de  vue,  le  fondateur  de 
Topera  de  Marseille  l'emporte  de  beaucoup  sur  Lully;  il  *ecrit  des  cvitesses* 
plus  rapides,  plus  legeres  que  celles  du  surintendant  de  Louis  XIY.  Ainsi, 
dans  le  *€ray»  d'une  importante  symphonic  du  recueil  ms.1),  les  3  parties 
executent,  d'un  .  mouvement  vif,  des  batteries  en  croches  qui  produisent  un 
effefc  sautillant  et  agile : 

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Les  pieces  des  deux  recueils  que  nous  yenons  d'etudier  rapidement  ne  sont 
pas  les  seules  de  Gautier  qui  soient  parvenues  jusqu'&  nous.  Mr  Ecorcbe- 
ville  possede,  en  effet,  un  ras.  in  4°  obi.  constitue  par  un  amateur  au  moyen 
de  pi&ces  de  diff&rents  auteurs,  Ce  recueil  contient  23  compositions  de 
Gautier,  compositions  d'autant  plus  interessantes  qu'elles  paraissent  se  rap- 
porter,  pour  la  majeure  parti e,  h,  des  ouvrages  lyriques  du  musicien  marseil- 
lais.  Malheureusement,  tous  les  morceaux  de  la  collection  de  Mr  Ecorcbeville 
ne  sont  represents  que  par  une  par  tie  de  dessus  sans  basse.  La  l^rG  de 
ces  pieces  est  intitulee:  Oiwerhtre  de  la  Paix  de  M.  Gautier2};  les  auivantes 
ne  portent  pas  de  nom  d'auteur  ajoute  a  leurs  titres,  maia  une  des  der- 
niferes3)  n?est  autre  que  la  Ghaconne  dej&  rencontree  par  nous  dans  les  Sym- 
phonies de  Ballard4)  et  dans  le  recueil  ms.  du  Conservatoire5).  Aprfcs  cette 
chaconne,  figurent  encore  deux  morceaux  de  Gautier,  puis  commence  une  serie 
de  pieces  d'un.  nouvel  auteur. 

L*amateur?  auquel  on  doit  le  recueil  de  Mr  Ecorcbeville,  plagait  les  noms 
des  musiciens  en  t§te  des  series  de  compositions  qu'il  recueillait,  Nous 
sommes 'done  ici  en  presence  d'une  collection  de  musique  empruutee  h  Pierre 
Gautier.     Cette   collection   est   classee?    elle    encore,    par   suites   de  tons,  sol 


en 


1)  Cette  sympbonie  est  en  2  parties:  la  l*r*,  tnajestueuse  a  3  temps;  la  2e  vive 
(&;  e'est  le  <Gay>  dont  nous  donnons  ci-dessus  le  d^but   (p.  60)' 

2)  Recueil  in  4P  de  M.  Ecorcbeville,  pp.  100—101. 

3)  D°,  pp.  112—113.    Dana  le  Recueil  en  question,  les  compositions  de  Gautier 
vont  de  la  page  100  k  la  page  115. 

4)  Reeueil  de  1707,  p.  74. 

5)  Trios  de  M.  Gautier ,  p.  50. 


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L.  de  la  Laurencie,  Un  6mule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille.         65 


mineur  et  majeur,  ut  majeur?  r6  mineur  etc,     Elle  debute  par  VOuverture  de 

la 

dela  ^ 

vif,   lent;    la  l6re  partie   cadence  sur  la  sensible  (fa$  —  la  pifece  est  en  aol 

mineur);    les    2   autres    concluent   h  la    tonique.      L'allure    rappelle  tout-i-fait 

celle  des  ouvertures  de  Lully1): 


PaiXj    c'est-k-dire  par  l'ouverture  du  ler  opera  de  Grautier,  Le  Trionvpke 
la  Pcti&i  ouverfcure  a  la  fran^ais©,  divisee  selon  1'usage  en  3  parties:  grave, 


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Les  pieces  suivantes,  de  par  leurs  titres  et  leur  caractere,  semblent  bien 
extraites  d  ouvrages  de  theatre.  Elles  comprennent,  en  effet,  des  pidcesj^de 
ballets,  des  entries,  des  fragments  de  prologues.  Citons  quelques  titres:  Les 
Borgers,  Lm  Plaisirs^  Rondeau  des  Plaisirs,  Les  Gombattants,  Entree  de  l<k#ries9 
La  Yicloire,  Rondeau  de  la  Renommee;  tout  cela  vient  de  l'opera,  Comme 
nous  connaissons  le  livrofc  du  Jugemmt  du  Soleil,  nous  pouvons,  h  priori, 
eliminer  cette  derniSre  source  de  celles  ott  on  a  puise  pour  constituer  le  nou- 

H  1  * 

veau  recueil,  aucune  des  designations  attributes  aux  morceaux  de  ce  recueil, 
no  s'appliquant  aux  personnages  ou  aux  situations  du  Jug&rnent  du  SoleiL 
Restent  done,  comme  provenances  possibles,  le  Trionvpke  de  la  Paix  et  d'autrea 
divertissements  de  G-autier,  inconnus  de  nous.  La  presence  de  l'ouverture 
du  TriompJie  de  la  Paix  en  tete  des  morceaux  du  musicien  de  Marseille  parait 
laisser  croire  que  plusieurs  des  morceaux  suivants  faisaient  partie  de  la 
musique  de  cet  op£ra2),  -    • 

A  cot6  des  pieces  munies  de  titres  caract£ristiques,  on  trouve  un  Air^ 
3  Courantes,  2  3fenuets}  une  Mareke}  une  Loure}  la  Ohaconne  pr6eit£e,  une 
Polonaise  et  une  danse  affublee  du  nom  singulier  de  Tingum. 

Tous  les  airs  de  provenance  dramatique  ressortissent  de  FesthStique 
Lullyste,  tels  les  airs  de  Gombattants  ponctues  de  stridentes  sonneries  et  fertiles 
en  inter valles  large ment  ouverts.  Celui  de  la  page  105  debute  par  des 
appels  de  cuivres  auxquels  succfede  un  |  en,  crocbes  repetees,  depeignant 
l'agitation  du  combat;  un  autre  air  denomme  Les  Gombattants  (p.  109),  plus 
developpe,  comporte  4  parties  diversement  mesurees, 

Les  episodes  pastoraux,.  si  caracteristiques  de  l'opera  du  temps,  sont  re- 
presents par  Les  Bergers  (p.  102),  par  une  EnirSe  des  Bergers  (p.  110)  et 
par  le  Rondeau  des  Paisans  (p.  104).  TJno  place  est  faite  k  la  magie>  aux 
sc&nea  infernales,  avec  la  frenetique  Entree  de  Furies  de  la  p.  106: 


1)  On  comparera  ce  debut  k  celui  de  rOuveiture  de  Psyche  de  Lully: 


et  aussi  &  celui  de  VOuverture  du  Recueil  de  Trios  du  Conservatoire,  p.  57. 

2)  Seule,  la  decouverte  du  livret  du  Triomphe  de  la  Paix  pourra  nous  fixer  sur 

la  valeur  de  notrs  hypoth&se. 


s.  a,  img,  ini. 


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Enfin,  les  airs  de  la  Vietoire,  de  la  Menominee  sont  majestueux  &  souhait. 
A  la  fin  de   la  collection ,    on  rencontre   deux  darises  fort  curieuses:  line 
Polonaise  en  sol  mineur  (A)  orn6e  d'un   <  double »  (B)1): 


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et  une  pifcce  &  3  tenxpa  porfcant  le  nom,  h  la  sonorite  bien  provenyale,  de 
Tmgum  {Le  Tinguiny  p.  115).  Elle  comprend  3  reprises  qfui  sont  repetees 
toutes  les  trois;  la  dornifere  (B)  consiste  en  une  manifcre  de  « double*  ou 
variation,  aux  figurations  pr^cipitees,  et  s'achSve  dans  le  tourbillonnement 
des  triples  crocbes  (C),  D'une  fa§on  generale,  le  mouvement  de  ce  morceau 
va  sans  cesse  en  s'accel^rant;  il  s'agit  peut-etre  lit  d'une  ronde  dansSe  en  se 
tenant  par  la  main,  et  prenant,    h  la  iin,  une  allure  etidiablee2]: 


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1)  On  trouve  une  Polonaise  a  f  dans  le  2*  Livre  des  Pieces  de  viole  de  Marais. 
(Pifece  40,  p.  55.)  ** 

2)  L1etymologie  n'est  pas  facile  S>  precieer:  <cbacun  s!y  tengue  prest*  =  chacun 
•s*y  tient  prefc.  L1  expression  lanefuedocienne:  tengitem-imguem  signifie  <de  la  main 
&  la  main*,  « tenant,  tenant*.    (Voir  Honnorafc:  Dictionnaire  Proven?al-Fran$ai$.) 


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L-  de  la  Laurencie,  Un  emule  de  Lullyt  Pierre  Gautier  de  Marseille. 


67 


La  belle  Chaconne  {p.  112—113),   deja  reucontree  par  nous  dana  les  deux 
•autres  collections,  devait  etre  une  pifece  celebre  de  Gautier: 

Gkacmne:  m      _ 


■  En  dehors  des  deux  recueils  que  nous  venons  d' examiner,  on  trouve  en- 
core ca  et  la  de  la  musique  de  Pierre  Gautier.  La  syinpkonie  Les  Plaisirs  ) 
figure  dans  un  recueil  de  flute  de  la  Bibliotheque  nationale2),-  sous  forme  de 

nTorceau  pour  la  flute    et  la  Basse.    —  Des    airs    de   Gautier    ont    et6  inseres 
dans    les    precieux    recueils  publies,    cbaque    annee,    par  Ballard,    a  partir   de 

1695,  sous  le  titre:  Becueil  d'airs  serieux  et  a  boire  de  diff&rents  autmrsA). 

Dans  le  recueil  de  1698,  Ballard  publie  une  Sardbmide  et  un  Bigaudon 
de  Monsieur  Gautier*).  ,t 

Dans  le  recueil  do  1700,  il  publie  une  Sarabands  et  un  Bigaudon,  diffe- 
rents  des  premiers,  et  quil  attribue  a  «feu  Monsieur  Gautier*5).  On  re- 
marquera  la  nuance  qui  separe  cette  designation  de  celle  du  recueil  do  1698. 
Ici,  Tauteur  des  pieces,  est  designe  sous  le  nom  de  M.  Gautier  tout  court. 
En  supposant '  quo  cet  auteur  se  confonde  avec  Pierre  Gautier,  Ballard  aurait 
bien  pu  l'appeler  «feu  Monsieur  Gautier »,  puisque  le  deces  du  musicien  re- 
montait  a  1' annee  precedente.  L'absence  d:epifchete  mortuaire  laisse  done 
subsister  un  doute  sur  1' identification  du  Gautier  du  recueil  de  1698  avec 
Pierre  Gautier,  tandisquo  le  musicien  du  recueil  de  1700  semble  bien  etre  le 

fondateur  de  l'opera  de  Marseille0). 

Ajoutons  que  le  recueil  de  pieces  de  clavecin  de  differonts  auteurs,au- 
•quel  nous  faisions  allusion  plus  haut  a  propos  de  Chambonnieres7),  contient, 

1)  Les  Plaisirs  se  tr  on  vent  dans  le  Recueil  de  1707  a  la  page  35-  •■ 

2)  PUces  ehoisies  twim  des  meilteurs  autheurs  pour  la  flute  traverstere,  p.  oJ.    (Bib. 

nat.  .Vm7  4866.}  f  _  ,    .     icac 

3)  Cette  tres-int6ressante  collection  comprend  30  volumes  et  s  Gtend  m  iw*> 

4)  La  Sarabande  ae  fcrouve  dans  le  fascicule  de  novembre  1698,  p.  212.  Les 
paroles :  <Cedez  Iris,  et  cessez  de  pretendre>  sont  de  VL  de  Joppe,  comme  celles  du 
Rigaidon  (fascicule  de  decembre  1698,    p.  235).     Ce  Bigaudon  est  un-  Avr  a  bozre. 

(Bib.  nat.  Vm7  531.)  .  ,     .  .     ir-An 

5)  La  Sarabande  de  <feu  Monsieur  Gautier>  est  dans  le  fascicule  de  juin  1/UU, 

p.  120: 


Ai-mous  au  printemps  de     no  -  tre      age  . 
Le  Bigaudon  se  troupe  dans  le  mSme  fascicule,  p.  121: 


Pro-fitons  du  printemps  de   nos  anst  employons    raieux, 

le  cours  de  nos  beanx . .  • 

(Bib.  nat.  Vm7  533.)  oo^r*  l-     >    *&  io\ 

6)  (Jn  recueil  intitule :  Fragmejitx  de  Bameau  (B.  n.  Vm7  3620)  contient  a*  14) 
un  air  &  boire  «do  M.  Gaultier*;  mais  on  ne  peut  Uattribuer  a  Pierre  Gautier  de 
Marseille;  il  n'a  aucun  des  caractferes  de  la  inusique  de  celui-ci.  Peut-gtre,  le 
mousquetaire  Gaultier,  le  gendre  de  Rameau  en  est-il  Tauteur. 

7)  C'est  le  recueil  cote  Vm7  1852.    La  Sarabande  est  au  f°  44vo  et  les  Canapes 

.  au  f0  45.        i  « 

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68         L.  de  la  Lauren cie,  Un  eraule  de  Lully:  Pierre  Gautier  de  Marseille- 


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outre  un  grand  nombrc  de  compositions  de  ce  dernier,  des  morceaux  de  d' Angle- 
bert,  d'Hardelle  et  deux  pieces  de  Grautier,  une  Sarabande  et  un  Canaries.  Si 
Ton  admet  l'assertion  de  Brossard  sur  le  talent  de  claveciniste  de  P.  G-autier, 
assertion  qui,  comme  nous  1'avons  vu,  ne  choque  point  la  vraisemblance,  il 
y  a  lieu  d'attribuer  les  morceaux  de  clavecin  ci-desaus  a  notre  musicien. 
Nous  donnona  ci-apres  les  debuts  de  ces  morceaux: 


Sarabande, 


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La  Sarabande  present e  le  caractfcre  que  nous  avons  deji  signals  plus- 
haut;  c'est  une'pifeee  de  pure  musique,  et  non  plus  de  musique  de  danse. 
Quant  aux  Canaries ,  ils  se  recommandent  par  la  souplesse  de  la  ligne  melo- 
dique  et  par  l'ing^nieuse  utilisation  des  subdivisions  rythmiques1). 

Au  reste,  ces  deux  quality  jointes  it  un  souci  constant  de  l'expression 
juste  s'affirment  dans  toutes  les  ceuvres  de  G-autier.  TJn  motet  pour  voix 
de  basse  et  B.  C:  «Ad  te  clamo*  serait,  au  dire  de  Brossard,  de  aa  com- 
position; il  confirme  sur  le  terrain  de  la  musique  religieuse,  Tappreciation 
que  nous  venous  de  formuler:  «Je  crois  ce  motet  de  la  composition  d'un 
Gautier  qu'on  surnommait  de  Marseille,  ecrit  Brossard  dans  son  Catalogue. 
O'est  un  tr&s-habille  homme*  2).    Debutant  par  une  phrase  inquire  que  pre- 


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1)  Sipnalons  enfin  une  Gigue  de  Monsieur  Gaultier,  dans  un  ms.  in  #  conserve 
aux  Archives ^  departs  duPuydeDome  (aieE),  et  pro  tenant  du  fonda  La  Tour  Fondue. 

2}  S^bastien  de  Brossard:  Catalogue,  p.  307.  (Motets  Mas.  in  4°  obi.  Tome  V. 
Collections  de  Partitions.  III.  Gautier.) 

Le  motet  «Ad  te  clamo*  setrouve  aux  p.  23,  24  de  cette  collection  de  Parti- 
tions.   (Bib.  nat.  Vm*  1738—1740.) 


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Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  13.  Jahrhs,  usw. 


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cfede  une  grave  ritournelle,  ce  motet  a  tin  beau  caractere  de  noblesse,  et,  sur 
<Deus  meus»3  le  rausicien  frappe  deux  harmonies  d'une  rayaterieuse  douceur: 


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Nous  terminerons,  par 
trouver  de  la  musique  de 
d'attirer  V attention  sur  ce 
d1op6ra  en  province,  sous 
pifeces  ins trumen tales  fort 
France,  dans  les  dernidres 


ce  motet,  l'inventaire  de  ce  que  nous  avons  pu 
Pierre  G-autier.  H  ne  nous  a  pas  sernble  inutile 
musicien  oubli6>  auquel  on  doit  le  premier  essai 
le  rfegne  de  l'omnipotent  Lully,  et  nombre  de 
interessantes  pour  l'histoire  de  la  symphonie  en 
anuses  du  XVII0  aiecle. 


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Deutsche  Musiker  des  lS.'Jahrhs,  im  Verkehre 

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mit  J,  Fr.  A.  v.  TJffenbach. 

Von 

Wilibald  Nagei 

(Eberstadt-Darmstadt). 

Die  Tfniversitatsbibliothek   zu  Grottingen   bewahrt  unter  der  Bezeichnung 

Oommerowmi  epistolioum  J".  Friderid  Armandi  de  Uffmbach  (B.  516.  577)  eine 
umfangreiche  Sammlung  von  Briefen1)  auf,  die  Angehorige  •  aller  moglicben 
Berufsarten  an  J.  IV.  (Armand)  von  Uffenbacli  in  Frankfurt  a.  M.  ge- 
scbrieben  haben.  Diese  Sammlung  einmal  nacb  alien  Seiten  hin  zu  durcb- 
forschen    diirffce   nicbt  unangebracht  erscheinen:   wiirden  sick  auch  kaum  be- 

1)  Der  Verwalfcung  der  Universitatsbibliothek  iu  Gottingen  bin  icb  fur  die 
Ubersendungder  Briefe  nach  Darmstadt,  Herrn  Bibliothekar  Dr.  Joachim  fiir  seine 
freundliche  Hilfeleistung  zu  lebhaftem  Danke  verpflichtet. 


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C'  ■•■:'  70  Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.-  usw: 


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deutsame  neue  Momente  zar  Qeschichte  des  deutschen  ©eisteslebens  int 
18.  JahrL  aus  einer  solchen  Arbeit  ergeben,  so  liefie  sich.doch  an  der  Hand- 
des  in  diesen  Briefen  aufgespeicherten  Materiales  das  Bild  Uffenbach's  ziem- 
lich  vollstandig  gownmen,  eines  ungemein  regsamen  und  auf  fast  alien  Wissens- 
gebieien  unterrichteten  Mamies,  dem  es  geradezu  als  Pflicht  erschien,  so  tief 
|:|'i!;..  wie    moglich  iB   die  Bildung   seiner  Zeit    einzudringen,    eines   Mannes    aber' 

auch,  der  sich  nicbt  nur  empfangend  verbielt,  sondern  auch  selbst  in  marinig- 
I  I-  facher  "Weise  sich  kunstlerisch  und  wissenscbaftlich  betatigte  und  von  seiner 

f\rt  reicben  materiellen  Mitteln  fur  sich  und  andere  den  bcsten  Gebraucli  machte'/ 

!:..:■  J.'  Als  SproB  einer  ebenso  begiiterten  wie  angesehenen  3?amilie  geboren,  in 

hervorragende  Stellungen  zum  Dienste  seiner  Yaterstadt  berufen,    mit  wahr- 

haftem  Bildungshunger  ausgeriistefc,    im  Besitze    musikalischen    und  dichteri- 

^'•:;\  schen   Talentes,    ein    nicht   unbegabter   Zeichner,    suchte   v.  Uffenbach  aller- 

orten  nach  Verbindungen,  wenn  diese  nicbt  an  ibn  selbst  herantraten.    Aus; 

alien  Teilen  Deutschiands  und  aus  dem  Auslande  tracbtefce  er  Berichte  fiber* 

kiinstlerische  und  literariscbe  Eragen   und  Nouerscheinunsen  zu  bekommeti  J. 

;'  ■;  er  sammelte Angaben  iiber  naturwissenschaftliche  Dinge  undf  verfolgte  mathe- 

raatische  Fragen  mit  ebondemselben  Eifer  wie  solche  des  Kleinlebens,  Aus 
dem  Tone  vieler  an  ibn  gericbteten  Scbreiben  und  aus  direkten  Zeugnissen 
konnen  wir  entnehmen,  wie  Uffenbacb  in  der  ibn  bescbtiftigenden  geistigen 
Sphare  ernstlich  praktisch  mitarbeitete.  Die  unbeholfene  Art  des  damaligen 
Zeitungswesens,  die  schwerfallig-umstandliche  Art  des  Verkehres  zwangon 
einen  so  vielseitigen  Kopf  geradezu,  um  sich  geistig  zu  uuterrichten  und 
iiber    die  Kultur    seiner  Zeit    auf    dem    laufenden    zu    bleiben,    einen    solchen 

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:'"'-r  '  groBen  Apparat  aufzubieten,   wie   er  in  der  stattiichen  Zahl  von  Uffenbachs 

Korrespondenten  erscheint. 

Unter   diesen   finden   wir   neben   ernsten  Kulturtragern  eine  nicbt  klein© 

Schar  verschamter  und    unverschiimter  Bittsteller,     Bs   ist   eben    die  gleiche 

Erscheinung,    wie   sie   sich    stets   zeigt:    wo  einer  Erfolg  hat  im  Leben  oder 

ii:::.;:.  liber   grofle    Gliicksgiiter   gebietet,    da  sammelt   aicb   der  Haufe   spekulativer 

KV'  Kopfe?   denen    eigene   Kraft,    voranzukommen,    versagt   geblieben   ist,    neben 

gf  allerlei.  vom  Ungllick  Verfolgten. 

Man   karni  sagen,    dafi  seine  vielen  Correspond  en  ten  Uffenbach  geradezu 
if':':  eine  Zeitung  modernen  Zuscbnittes  ersetzten:  da  wird  ihm  uber  anatomische 

Abdriicke  berichtet,  oder  es  teilt  ihm  Dr.  med.  Job.  Jak.  Reich  aus  Daubach 
einiges  uber  die  Sektion  eines  weiblichen  Leichnams  mit.  Derselbe  Brief- 
scbreiber  auCert  sich  einmal  ffeereniiber  dem  Patrizier: 

>Ibre  werthe  Societat  hat  zum  Zwecke,   die  Wercke  der  Natur  und  Kunst  zu 

betrachten  und  soviel  an  Ihnen  ist,  zu  befordern.« 

;:!>,;  Damit  ist   ohne  Zwftifel  die  gelehrte  G-esellschaft  gomeint,   welche  Uffenbach 

■{■.'  mit   Diesterweg,   Eberhard   und   Phil.  Jak.  Behaghel   gegriindet  hatte, 

ein  ■  wissenschaftlicher  Privatverein,  der  sich  einmal  in  der  "Woche  zusammen- 
fand A),  Ein  anderer  Korrespondent  teilt  einiges  iiber  Glasfabrikation,  ein 
weiterer  allerhand  iiber  Brennglaser  mit,  iiber  die  Camera  obscura,  iiber  einen 
UniversalkompaB,  dessen  Magnetnadel  die  Stunden  zeigte;  oder  Uffenbach 
lafit  sich  iiber  antike  Steine,  iiber  Drehorgeln,  die  alle  lutherischen  Chorale 
spielten,    unterweiseu.      Ausfiihrliche    Berichte    iiber    die    Kasseler    und    die 


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1)   VgL   G.  L.  Kriegk,    Die   Briider   Senckenberg Frankfurt  a.  M.   1868. 

S.  35a 


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Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw.  -  '71 

Florentiner  Galerien  schliefien  sich  an,  auch  erhalt  TJffenbach  das  Kauf- 
axigebot  einer  durch  einen  Sohn  dea  beruhmten  Mathematikers  X  J.  Ber- 
noulli gefertigten  Kopie  ernes  Baseler  Gemaldes  Holbeins,  des  Leichnama 
Chris  fci.  Er  beschaftigte  sich  mit  der  Quadratur  des  Zirkels,  die  »per  aequa- 
tionem  analyticam  ohnmoglicb,  wohl  aber  geometrice  mit  blofien  Zirkeln  zu 
erreicben*  sei,  jencm  Projekte,  dem  schon  Archimedes  nahegetreten  war, 
und  das  zu  TJffenbachs  JZeit  noch  eifrig  durchdacht  wurde. 

Daneben  laufen  zahlreiche  Korrespondenzcn  fiber  literarische  und  kiinst- 
lerische  Dinge,  Durch  Frankfurt  reisende  Scbau  spieler,  Sanger  und  Opern- 
Prinzipale,  wie  Peruzzi  *),  erbitten  des  einfiuBreichen  Mannes  ITnterstutzung, 
die  beruhmte  Neuberin  wendet  sich  in  bitterster  Not  am  16.  Juni  1737 
an  ihn    urn  ein  Darlehen. 

Die  Erscheinung  eines  bedeutenden  Miizens  der  Kunst  und  eines  eifrigen 
Dilettanten  entrollt  sich,  wenn  wir  TJffenbach  kennen  lernen.  AHein  ea  ver- 
steht  sich  von  selbst,  da£  die  Beschsiftigung  mit  so  vielen  Seiten  geistiger 
Tatigkcit,  wenn  fur  keine  einzige  eino  wirklich  schopferische  Ader  flieflt, 
eine  gewisse  Verflachung  im  Gefolge  haben  mufl,  "Wo  wir  daher  TJffenbach 
an  seiner  eigenen  Arbeit  bewerten  mogen,  als  Dichter  oder  auch  als  Zeichner: 
immer  treten  uns  typische  Kennzeichen  des  Dilettanten  entgegen:  er  be- 
herrscht  die  Form  leidlich,  aber  sein  eigenes  Schaffen  lebt  nicht  recht  und 
spendet  kein  rechtes  Leben.  Es  ist  im  Grunde  genommen  ein  stetes  "Wieder- 
holen  vorgedachter  Gredanken,  ein  Nachschwingen  vorgefublter  Empfindungen, 
ein  Ausnutzen  vbrhandener  Stoffe  und  Formen,  mit  dem  TJffenbach  sich  zu- 
nachst  selbst  Geniige  zu  tun  suchte.  Er  dachte  von  seinen  schopferischen 
Kraften  selbst  viel  zu  bescheiden,  als  dafl  er  mit  seinen  Arbeiten  unter  dem 
Anspruche,  wirklich  IsFeues  geben  zu  konnen,  vor  die  "Welt  hingetreten  ware. 
So  ist  das  ganze  Bild  des  Mannes  doch  ein  ungemein  sympathisches,  eines, 
das  aufzurollen  sich  unbedingt  verlohnt. 

J,  Fr.  Armand  v.  TJffenbach2}  wurde  in  Frankfurt  a.  M.  am  6.  Mai  1687 
geboren,  studierte  in  Halle' und  machte  mit  seinem  Bruder  Zacharias  Con- 
rad %  der  mit  ihm  die  Vielseitigkeit  der  Interessen  tcilte,  ausgedehnte  Beisen. 
1744  wurde  er  Batsherr,  5  Jahre  darauf  Burgermeister,  1771  Schoffe  und 
Kaiserlicher  wirklicher  Kat?  1762  altester  Biirgermeister,  Er  starb  am 
10.  April  1769,  ohne  von  seinen  beiden  Frauen,  Anna  Elisabeth  Lin dheimer 


1}  Antonio  Maria  Peruzsi  richtete  (Raths  Supplic.  in  mense  Jan.—Jumo  1728. 
Frankfurter  Stadt-Archiv)  ein  Gesuch  an  den  Rat,  durch  je  6  Wochen  hindurch  in 
der  Oster-  und  Herbstmease  Opera  auftuhren  zu  diirfen.  Das  Gesuch  wurde  abge- 
schlagen.  Die  Truppe  hestand  aus  den  Sangerinnen :  Rossa  Croce  (Sopr.),  Paola 
Marotti  (Contralto),  Rossa  Venturini  (Sopr.)  und  den  Siingem:  Paolo  Yida  (Sopr.), 
Marieschi  (Ten.),  Gaetano  Piretti  (Ba6),  Michielli  (BaB).  Als  Orchester  gibfc 
Peruzzi  in  einem  Briefe  an  TJffenbach  an:  Masotti,  Maestro;^  Sign0 Madonis  e 
ftglio,  violinisti:  *tuUi  qitanti  sarano  Italiani  eke  soriira  di  Venetia*.  Dies  Schreiben 
ist  aus  Bniasel,  wo  Peruzzi  sich  vorher  aufhielt,  gerichtet  Aus  einem  vorauf- 
gegangenen  Briefe  erfahren  wir  den  Namen  eines  Pietro  Man  ein  i,  auf  den  sich 
Peruzzi  beruft;  vielleicht  war  auch  er  Prinzipal  einer  reiaenden  GeseJlschaft, 

2)  tfber  TJffenbach  spricht  Goethe  in  Dichtung  und  Wahrheit.  Sein  Leben 
s.  in  MeuseTs  Lexikon  und  in  der  Allgem.  D.  Biographic.  Vgl.  Israel,  Frank- 
furter Conzert-Chronik  (1876),  Godeke's  Grucdxiss.   2.  A. 

3)  Vgh  iiber  ihn:  J,  G.  Herinann,  Leben  Herrn  Z.  C.  von  Offenbach  (!).  TJlm 
1753.  Auch  er  war  eifriger  Musikliebhaber;  als  sein  Lehrer  wird  ein  Joh-  Braun 
genannt.    (a.  a.  0.  S.  29:^ 


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— 1752;  verheiratet  seit  1717)  und  Maria  Magdaleoa  Obex*stram  {1721 
bis  1775;  verheiratet  seit  1757)  Kinder  gehabt  zu  haben*). 

Uffenbacbs  Biichersammlung  umfafite  hauptsiicblicb  arqhitektoniscbe,  kunst- 
gescbicbtlicbe  und  geograpbiscbe  "Werke,  aucb  sammelte  er  pbysikaliscbe  und 
matbematische  Instruments  Seine  geistige  Betriebsamkeit  blieb  selbstredeud 
nicht  obne  Ruckwirkung  auf  seine  Vaterstadt.  "Was  muBte  den  mit  ihm  im 
tiiglicben  Verkehre  stehenden  Biirgern  der  Reichsstadt  der  Mann  nicht  allein 
schon  deshalb  gelten,  weil  aeine  Kupferstich-Sammlung,  wie  berichtet  wird, 
30000  Nummern  umfaBte!  Dazu  kam  seine  dichteriscbe  Tatigkeit,  die 
Frankfurt  gleichfalls  in  der  einen  oder  anderen  "Weise  zugute  kam,  endlich 
seine  vielfacken  Beziehungen  zu  hochstebenden  Mamiern,  ■  seine  auf  weiten 
Beisen  erworbene  Menscben-  und  Liinderkenntnis.  Sie  hatte  ibn  von  den 
kleinen  Schwacben,  die  dem  eingesessenen  Batriziate  der  Stadt  nacbgeaagt 
werden,  Scbwacben,  die  ibren  Sitz  in  einer  stark  ausgepragten  lokalpatrio- 
tiscben  Befangenheit  und  ausgesprocbeu  konservativen  Gesinnung  hatten,  frei- 
gemacht,  seinem  "Wesen  einen  gewissen  weitbiirgerlichen  Zug  beigegeben,  der 

p, ,  ■  fiber  soziale  und  nation  ale  Vorurteile  hinwegzusehen  liebte, 

•■■■'-■  Von   seinen   dichteriseben  Arbeiton  bat  er  selbst  auBer  den  Dicbtungen, 

die  er  nnter  dem  Titel  >  Gesammelto  Nebenarbeit  in  gebundener  Kede«  1733 
in  Hamburg  erscbeinen  lieB,  wie  es  scbeint,  nichts  mehr  drucken  lassen*). 
Der  Band  enthalt  zuniicbst  eine  metrische  tlbersetzung  des  »Sinnbildes« 
Cebetis  des  Thebaners,  der  unter  dem  Namen  des  Sokrates-Scbulers  Kebea 
auf  uns  gekommenen  allegoriscben  Dichtung  vom  menscblieben  Leben,  die 
im  Originate  Prnax  heiflt.  "Offenbach  erzahlt,  wie  das  zu  seiner  Zeit  noch 
fur  autbentiscb  gehaltene  Gedicht  ihm  die  Yeranlassung  gegeben,   sicb  aucb 

::-:^".:-'  soinerseits    in    allerlei   moralisierenden  Poetereien    zu   ergehen.     So   sei  denn 

■.:.|'[  i  ^s  Folgende,  fugt  er   bei,    nur  ala   beigegebene  »Anhange«  zu  bctrachten. 

!■-'.'■  Wie_   aber   der  bunte    Inbalt  des   recbt  umfangreichen  Bandes   dartut,    ist's 

freilicb  nicbt  an  dem:  da  findet  sicb  neben  allerlei  erbaulicben  Betracbtungen 
ein  naob  einem  unbekannten  bollandischen  Dichter  gearbeitetes  dramatiscbes 
Werk  Pisistratus,  ein  Singspiel,  dessen  urapriinglicbe  Fassung  TTffenbacb  auf 
einer  Beise  in  den  Niederlanden  kennen  gelernt  hatte.  Ein  kurzes  Wort 
aus  des  Dichters  Einleitung  versetzt  uns  sogleich  in  die  krause  und  muffige 

;;:,'■•■,  Astbetik   der  Zeit,   wie   sie    uns    z.  B.  durcb    die  Kampfe  um  G-ottsched's 

■'•:3:7  Anschauungen  vom  Theater  bekanut  sind: 

»Exempel^  aus  der  Lebens-Art  des  Pobels  sind  daruni  nichfc  zu  verachten,  weil 
sie  gem  ein  sind,  und  gute  Lehrcn  kennen  unter  einem  solchen  niedrigen  Bilde 

oft    mebr  Eindruck  macben  ala   in  groBen    und  abentbeuerlichen  Helden-Thaten 

geben.< 

Man  .sieht:  der  soziale  Standpnnkt  ist  ein  freier  und  durchaus  erfreu- 
licher,  der  asthetische  aber  der  alte  und  lederxie,  der  fur  •  die  Dichtung  nicht 
die  freien  Schwingen  der  Phantasie,  vielmehr  nur  didaktische  "Werte  aner- 
kennt.  Trotz  oder  vielleicht  wegen  seiner  sozialen  Anschauungen  hat  "Offen- 
bach den  zu  seiner  Zeit  beliebten  Sprachmengereien,  wie  sie  insbesondere 
die  damalige  Oper  kannte?  nicht  nur  nicht  das  Wort  geredet,  sondern  sie 
(in  der  Einleitung  zu  seinem  Buche)  aufs  nachdrucklichste  bekiimpft. 

Der   letzte  Abschnitt  der   »Nehenarbeit«    ist}   wie  schon  Israel  mitgeteilt 

1)  Vgl.  J.  K.  von  Fi chard,  Sescbichte  der  Geschlechter  von  Frankfurt  a.  M. 
(Stadtarchiv  Frankfurt  a.  M.) 

2)  Vgl,  weiter  unten. 


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Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  dcs  18.  Jahrhs.  usw. 


73 


jjafcj  »dcr  edlen  Musik*  eingeriiumt.  Es  handelt  sich  in  dicsen  Dichtungen 
ausscklieBlich  urn  Texte  zu  Kantaten;  die  Mehrzahl  besteht  aus  Parodien, 
3,  h.  die  Dichtungen  sind  auf  vorhandene  Weisen  verfaBt  worden.  Man 
fin  dot  unter  den  von  Uffenbach  nur  zum  Teil  angegebenen  Komponisten 
Joh.  Chr.  Pepusch,  von  dem  er  10  der  Kantato  »Erwunscbtes  Paradiesz* 
fur  die  beiden  Arien  die  zweite  der  zwolf  bei  Roger  in  Amsterdam  erschie- 
nenen  Sonaten,  und  zwar  deren  erates  Adagio  und  das  letzte  Allegro,  be- 
nutate,  wexter  Handel,  dessen  Rodelinde  er  naob  der  in  London  in  Kupfer 
geatocbenen  Ausgabe  fiir  die  Kan  tat  e  »Es  sasse  Lycidaa*  in  der  Arie  »io 
yi  giurai*  verwendete;  die  zweite  Arie  legte  er  desselben  Meistcrs  *io  son 
quel  feliee*  aus  Admet  unter.  Den  Rinaldo  [*F%irie  ierribile*)  gebraucbte  er 
fiir  *Rimanders  Dichter-Quahl«.  Auch-  Telemann  (Brookes'  Passion}? 
Graupner  (Telemach),  Hasse,  Dom.  Sarri  (Tito  Sevipronio)  machte  er 
seinen  dichterischen  Absichten  dienstbar. 

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In  der  Einleitung  zu  den  Dichtungen  aufiert  sicb  "UiTenbach  u.  a.  uber 
die  Kegeln,  die  der  Terfasser  von  derlei  Parodien  zu  beacbten  babe.  AIlzu 
tiefsinnige  Weisheit  flieBt  da  freilich  nicht,  aber  das  laBt  sicb  doch  sagen, 
daB  die  von  ihra  geaufierten  Selbstverstandlichkeiten,  der  Nachdichter  rausse 
die  Akzente  beacbten  und  dem  Afiekte  der  Melodievorlagen  Rechnung  tragen, 
irn  allgemeinen  selten  genug  beachtet  worden  sind.     Er  fiigt  bei: 

>Ein  Dicbter  soil  und  mui3  von  Rechtswegen  ein  Kenner  der  Music  seyn,  welcbe 
ihn  eigentlich  auf  die  Spuhr{,)  Ohr  und  Gemtith  zu  reitzen(,)  bringet.  Docb  will 
ich  eben  damit  nicbt  sagen,  daB  er  einen  Sclaven  derer  Componisten  abgeben  solle, 
alB  welcbe  zuweilen  Sacben  auf  eine  Art  begehren,  daB  sie  selber  nicht  wissen, 
was  sie  wollen,  oder  andere  tadeln,  die  sie  nach  einer  kurtzen  Weile  fflr  schone 
halten.  Beyde  Klinste  siad  Schwesiern,  und  natiseen  also  schwesterlich  und  fried- 
lich  vereinet  seyn,  und  eine  der  andern  was  nachgeben.c  Das  Diekten,  meint 
Uffenbach  weitcrhin,  sei  »von  denen  uhriiltesten  Zeiten  an  der  Music  wegen  er- 
funden  und  aufgekommen«,  womit  die  wobl  unbestreitbaro  Wahrheit  der  ursprting- 
lichen  Verbindung  beider  Ktinste,  urspriinglich,  d.  h.  von  dem  Zeitpunkte  an,  da 
eine  bewuBfce  kflnstlerische  Taiigkeit  einsetzte,  ausgesprocben,  aber  in  einer  etwas 
schiefen  und  anfechtbaren  Form,  ausgesprocben  ist, 

Es  ist  bedauernswertj  daB  "Offenbach  diese  Auseinandersetzungen  nicht 
auf  die  Oper,  uber  die  er  sich  im  'Ubrigen  ausfuhrlich  auslaBt?  ausgedehnt 
hat:  vielleicht  ware  er  (die  3veime  dazu  scheinen  in  seinen  Worten  zu  liegen) 
zu  einem  Standpunkte  gelangt,  der  dem  Grluck's  ahnlicb  gewesen  ware, 
welcher  seinerseits  ja  einige  Jahrzehnte  spater  das  gegenseitige  Yerhaltnis 
der  Schwesterkiinste  mit  I&iicksicht  auf  das  Tondrama  in  der  scharfsten  "Weise 
bestimmte, 

Der  Eunstgattung  der  Oper  nahm  sich  Uffenbach  mit  groBer  "Warme  an. 
Insbesondere  wandte  er  sich  gegen  G-ottsched  und  die  Angriffe,  die  der  Leip- 
ziger  Literaturpapst  gegen  sie  geschleudert  hatte.  Man  kennt  alle  die  alten 
und  torichten  Vorurteile,  die  von  seiten  der  Pietisten  und  anderer  geffen 
die  Oper  ausgebeutet  wurden,  zur  Greiiiige,  und  es  erubrigt  sich  desbalb,  auf 
sie  einzugehen. 

AuBer  dem  Pisistratus  hat  Uffenbach  noch  die  Op  em  Pharasmanes}  die 
fiir  Graun  bestimmt  war,  und  eine  dritte,  Marco  Aurelio^  die  Schiirmann 
komponieren    sollte   und  eine  Zeitlang  aucb  komponieren  wollte.   gedichtet1]. 


1)  Die  Stadtbibliothek  in  Frankfurt  besitzt  einen  Druck.    >VArii  Gommtwi. 
Que  vanno  per  la  citt&.    Oder:  Vier  auf  den  StraBen  ruffende  Landstreicher,  ein 


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Tiber  beide  "Werke  wird  an  der  zugehcirigen  Stelle  einiges  zu  aagen  sein.  In 
der  mehrfach  angezogenen  Einleitung  erwahnt  TJffenbach  noch  einige  andere 
hier  anzufiihrende  Arbeiten:  zwei  vollstandige  Jahrgange  Mrchenmusikalischer 
Texte,  die  nicht  gedruckt  seien,  und  einen  dritten  Jahrgang,  der  auf  Befehl 
des  Herzogs  von  Braunschweig  in  Druck  gegangen  s-ei. 

"Wir  erfahren  auch,  daB  einige  seiner  Dichtungen,  eine  Kantate  zu  zwei 
Stimmen    mit   einem  Instrumente    nebst  Bafi,    eine   andere   fur  eine  Stimme 

V"  y  mit  BaG    zu    seinem    »sonntiiglichen   Gebrauche   auf  dem    Lande«    bestimmt 

!;..',  waren.     Wer   der  Komponist   war,    wird   nicht  gesagt.     TJffenbach  mag  sich 

selbst  daran  als  Tonsetzer  versucht  haben.  Von  Graupner  wissen  wir,  dafl 
er  einiges  fur  ihn  komponiert  hat.     DaG  sich  TJffenbach  eine  kleine  Privat- 

|   .;  ■  kapelle  hielt,  ersehen  wir  aua  der  weiter  unten  angezogenen  Korrespondenz 

;;  ':.  mit  dem  Grafen  Friedrich  Carl  von  Erbach. 

;;.  :^':i  "Was  endlich   die  Kolle  betrifft,   die  TJffenbach  im  Musikleben  Frankfurts 

spielte,  so  ist  daruber  nicht  eben  viel  bekannt.  Zu  dem  grofien  Colkgkmi 
Musicum  seiner  Vaterstadt  stand  er,  wenn  auch  vielleicht  nur  einige  Zeit 
lang,  in  nahen  Beziebungen ;   1717  erscheint  er  im  Verzeicjinisse  von  dessen 

;.„;..  »Sfciftcrn    und  Erhaltern«.     Von  seiner  Musikliebe  erzahlt  uns  auch  Goethe. 

Noch  als  alter  Mann  liebte  er  es,  sich  in  Privatkonzerten  als  Sanger  horen 
m  lassen,  eine  Tiitigkeit,  die  ihm  die  konventionelle  Beschranktheit  manchen 
Mitbiirgers  gar  iibel  auslegte1). 

Die   an  TJffenbach   gerichteten  Musikerbriefe    nehmen   den  Zeitraum    von 
"■'V-.".  1723—1756    ein    und    riihren    in    der    Hauptsache    von    Telemann   (18), 

Graupner  (5),    Schiirmann    (9)3    Graun   (2)    und   Pasch  (1)    her.-    Das 
Schreiben  Pasch's  ist,   freilich   ohno   dafi    der  Name  des  Adressaten  genannt 
worden   ware,    von   B.  Engelke 2)    in    seiner  biographischen    Sfcudie  iiber  den  - 
Meister  abgedruckt  worden.    Die  Brieie  G.  Griinwald?s  an  TJffenbach  habe 
ich  friiher  hier3)  mitgeteilt. 


;i:?-  I.   Briefe  G.  Telemann  's. 

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iij^  „      HoehEdelgebobmer,  HoehEdler,  Hochgelahrter 

.,'■:'■" 
':■  Ok, 


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insonders  Hochgeehrtester  Herrlj 

Ew.  HochEdL  belieben  aus  der  heutigen  Willfahrung,  mit  welcher  ich  gegen- 
wartig  Dero  jQngst  an  mich  ergangenem  Gesuche  ein  Gniigen  thue,  zu  urtheilen, 
ob  dem  so  sey,  was  einige  Draufien  von  mir  glauben  wollen,  daB  ich  Franckfurth 
zu  einer  ewigen  Vergessenbeit  hirgeworfen  babe.  "Wahr  iat  es,  daB  (ich  einige 
Sachen,  die  mir  ehemals  denJKopf  krauB  gemachet,  und  da  ich  verschiedenen  mife 
mit  alien  meinen  sorgfilltigen  Bemiihungen  niemals  gefallen  konnte,  aus  meinem 


Dramma  per  Musiea.  (Abbildung  der  &  Landatreichcr.  Signiert:  J.  F.  ab  XI,  fecit). 
Franckfurt  am  Mayn,  Gedruckt  im  Ja.hr  1723.  <  Lumpen-Kramer,  Scheeren-Schleiffer, 
Wurm- Schneider  und  Hause-Fallenmacher  kommen,  rufen  ihre  Waren  aus  und 
hangen  daran  je  eine  Arie  mit  Bezn^  auf  ihr  Handwerk  und  die  Menschen,  die  zu 
Wurmern  werden  usw.  Das  Ganze  ist  also  in  der  Art  der  Oris  de  Paris  usw,  ge- 
halfcen,  wie  sio  fiir  die  Vorgeschichte  des  Dramas  bedeutsam  waren,  nur  daB  hier 
aufierlich  die  Form  des  Dramas  gewahrt  ist,  Man  wird  dae  Ganze  als  dramatische 
Kantate  bezeichnen  konnen.  Ob  sie  komponiert  iat,  weiB  ich  nicht  zu  sagen.  DaB 
TJffenbach  auch  der  Textdichter  ist,  laBt  sich  immerhin  vermuten.  Vielleicht  be- 
zieht  sich  der  2.  Brief  auf  dieses  Stuck.  —  Hevrn  Bibliothekar  Dr.  Sarnow  in  Frank- 
furt bin  ich  fur  seine  freundlich  gewahrte  Hilfe  zu  Danke  verpflichtet. 

1)  VgL  W.  Nagel,  Gottfr.  Grunewald-    Saramelb.  der  IMG.  XII 

2)  Sammelb.  d.  IMG.  X. 


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3)  Sammelb.  d.  IMG.  XII. 


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Wilibald  NageL  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw.  75' 

Angedenken  zu  verweisen  bemuhet  bin;  aber  im  Gegentheil  vergniiget  mich  die 
tfrittBemng  so  viel  genosaener  angenehmen  Dinge  urn  so  viel  mehr,  und  babe  ich 
insonderheit  Ursache,  Dero  geehrteste  Person  mir  deBfalls  zam  Augenmerke  zu 
setzen,  wie  ich  denn  iederzeit  zu  Dero  Diensten  mich  nicht  wenigex  saumseelig 
finden  lassen  werde,  als  itzo.  DaB  die  dortigen  Orphei  den  BLiumen  nicht  viel 
Capriolcn  abzwingen  wurden,  solches  habe  zum  Voraua  eingesehen,  wiewohl  ich 
bierbey  das  Jv<s  talionis  in  objecto  und  sttbjecto,  nicht  ohne  eine  kleine  Zufriedenheit, 
verspflhre.  Was  inzwischen  die  Music  dort  Bergunter  geht,  das  kietiert  sie  bier 
hinauf;  und  glaube  ich  nicht,  daC  irgendwie  ein  solcher  Ort,  als  Hamburg,  zu 
finden,  der  den  Geist  einea  in  dieaer  Wissenschaffc  arbeitenden  mehr  aufmuntern 
kann.  Hierzu  traget  ein  groBes  bey,  da!3,  auBer  den  anwesenden  vielen  Standes- 
Personen,  auch  die  ersten  Manner  der  Stadt,  ja  das  gauze  R^hts-CoUegmm^  sich 
den  offentlichen  Concwts  nicht  entziehen;  item,  die  verniinftigen  Urtheile  so  vieler 
Kenner  und  kluger  Leute  geben  Gelegenheit  davzu;  nicht  weniger  die  Opera, 
welche  itzo  im  hOcbsten  Flor  ist;  und  endlich  der  nermts  return  gerendantm.,  der 
hier  bey  den  Liebhabern  nicht  fest  angewachsen  ist. 

Indem  ich  mir  die  Ehre  geben  will,  noch  ein  mehrers  zu  schreiben,  so  werde 
durch  E.  Brameier  erinuert,  den  Brief  so  gleich  zu  schlieCen,  Sp&hre  also  das  iibrige- 
l)iB  auf  kunftig3  und  v^rharre  in  schuldigstey  Qhservanfa. 

Ewi  HochEdelgeb. 
meinea  insonders  Hochgeehrtesten  Herrn, 

gehorsamst  ergebenstev  Bienei', 
Hamburg  d.  31.  Jul.  Oeorg  Philipp  Telemann. 

1723 

Telemann  hatte  Frankfurt  im  Juli  1721  verlassen  und  -war  nack  Ham- 
burg iibergesiodelt,  wo  er  zunachst  als  Kantor  und  Kapellmeister  an  St.  Jo- 
bann  tatig  war.  Sein  Arbeitsfeld  erweiterte  aicb  im  folgenden  Jabro  wesent- 
licb  durcb  tlbernabme  der  Opemleitung.  Mifc  TJifenbdcb  stand  er  offenbar 
scbon  in  Frankfurt  auf  vertrautein  Fufie.  "Welcber  Art  die  Widerwartig- 
keiten  warcn,  deren  Erinnorung  ihm  in  dem  Brief  aufstiefl,  laBt  sicb  nicht 
sagen.  Aus  einer  sp  liter  en  B^fiefstelle  ist  zu  entnebmen,  dafi  Telemann  sicb 
an  dem  Sinne  fur  rauscbende  und  auflerliche  Musik,  der  sicb  wobl  gelegent- 
licb  in  Frankfurt  geaufiert  baben  mochte,  atieiS,  daG  er  auch  die  Frankfurter 
Musiker  selbst  nicht  hock  einschatzte:  auf  jeden  Fall  batte  er  aber  keinerlei 
Ursache,  sicb  in  bezug  auf  die  Pflege  seiner  eigonen  Kunst  zu  beklagen. 
Nach  C.  Valentin's  Ausfiihrungen r)  ist  anzunebmen,  Telemann  sei  durch  eine 
voraufgegangene  absprechende  Bemerkung  TTffenbaehs  an  seinem  aofalligen 
TJrteile  fiber  Frankfurt  und  seine  Musikverhaltnisse  gelangt:  wir  wissen,  da£ 
Telemann's  Werke  hohen  Euhm  genossen  uad  bis  zur  Mitte  des  j'ahrhun- 
derts  in  der  Mainstadt  sozuaagen  maGgebend  blieben;  seine  kleine  wie  die* 
grofie  Passion  und  die  Davidischen  Oratorien  wurden  immer  wieder  aufge- 
Jfiihrt  und  raumten  erst  nach  dieser  Zeit  Graun'schen  Arbeiten  das  Feld  ein. 
Begreifen  lafit  sich  Telemann's  Yerhalten  freilich  unschwer:  die  Hamburger 
Stelhing  hatte  ihn  vor  andere,  groBere  und  glanzendere  Aufgabeu  gefiihrt, 
da  muflte  das  bescheidenere  Leben  in  Frankfurt  mehr  und  mehr  in  der  Er- 
innerung  verblassen.  Auch  der  XTmstand  -wirkte  auf  Telemann  naturgemaft 
ein5  daC  der  Musiker  in  der  lebens-  und  genuCfrohen  Zentrale  des  Nordens, 
wte  wir  insbesondere  aus  KeiserTs  Leben  wissen,  eine  keineswegs  unbedeu- 
tende  Eolle  spielte,  wenn  er  nur  verstand;  sich  dem  gesellschaftlichen  Tone 
anznpassen.     Die  Erwahnung   der  Teilnahme    des.  Rates    an  den   offentlicheu 


1)  Geschichte  der  Musik  in  Frankfurt  (1906,  S,  254  ff.)- 

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76  Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrh 


s.  usw. 


Konzerten  laflt  auf  das  ablehnende  Verbalfcea  des  Eates  in  Frankfurt  der- 
artigen  Yeranstaltungen  gegeniiber  schlieBen. 

Endlicb  kann  ich  docb  einmal  zu  Athem  kommen,  urn  Dero  geehrtestes  zu 
beantworfcen,  welcbeB   in  Gedanken   scbon   hundertmal  gesehehen'  ist,   und  a'uch 

.■;;    ;■  -wirklicb  nicbt  so  lange  nachgeblieben  -ware,  wenn  ich  nicht  wiederum  in  Ihrem 

letzteren  Schreiben,  wie  in  den  vorhergegangenen  alien,  so  vielerley  Rcichthum 
an  Materien  gefunden  h&tte,  die  mir  nicbt  einen  Brief,  sondern  ein  Bucb,  aus  der 
Feder  zu  locken  scbeinen,  worzu  micb  iedocb  die  Enge  der  Zeit  jedesmal  unge- 

.tj;  ■  ■:■  Bcbickt  gemacbt,  und  ebenfalls  noch  gegenwartig  mir  gemessene  Granzen  setzet, 

Icb  fange  demnacb  zwar  an,  ohne  za  wissen,  wie  weit  ich  kommen  werde,  iedennocb 
*habe  mir  vorgenommen,  einen  starken  Schritt  zu  geben.  Das  erste  ist,  daB  icb 
Ibnen  zu  Ibren  poetischen  Un  tern  ehmun  gen  Glfick  wunscbe,  wo  von  Sie  mir  einige 
Probe-Stiicke  mitzutbeilen  beliebet  haben.  Dasjenige,  so  auf  den  Kayser  gemacbt 
ist,  hat  besonders  alien  denen,  welchen  ich'es  gezeiget,  sebr  feurig  und  sinnreich 
geschienen.  Das  eomiqm  verdienet  nicht  minder  alien  Bey  fall,  indem  der  Caracter 
des  darinne  vorgest-elleten  Gesindels  ungemein  naturlich  ausgedrQcket  ist;  ich 
wiinsche  nur  bicrbey,  daB  die  Music  dessen  ScbOnheit  nicbts  entzogen  haben 
moge,  veil  mir  nicht  unbekannt,  daB  nicht  ein  ieglichor  AUtages-Geiat  zu  der- 
gleichen  Sachen  aufgeleget  sey,  und  dafi  die  Erfindang  bierzu  mahr  zu  bedeuten 
haben,  als  wie  sie  sonst  zu  ernsthaffcen  Din  gen  erfordert  wird. 

Fur  den   Lobepruch  auf  meine  .wenige  Passions-Music  bin   Ihnen  sehr  ver- 
pflichtet,  und  sehe  ich  ihn  an,  als  eine  Aufmunterung,  urn  mich  dessen  hinfubro 

durch  meinen  Fleifi  desto  wiirdiger  zu  machen,  ie  weniger  ich  solchen  bis  hieher 
verdienet  habe. 


* 


Die  beygelegte  Kirchen-Poesien  haben  ebenfalls  alle  riihmliche  Eigenschaften, 
nur  das  einzige  finde  ich  unmaCgeblich  darbey  zu  erinnern,  daG  die  Recitatifs 
mir  etwas  lang  zu  seyn  scbeinen,  wodurch  nicht  allein  der  Sanger  ermiidet, 
sondern  auch  das  Ohr,  wegen  der  langen  und  allzuleren  Still e,  beleidiget  wird; 
wiewohl  mein  gegenwartiger  Poet,  der  meinen  zu  p^&cireaden  Jahrgang  verfer- 
tiget,  ebenermaBen  zur  Lange  geneigt  ist,  and  die  Er,  ungeachtet  meiner  Vor- 
stellungen,  so  wenig  wie  die  Erbstinde,  verhindern  zu  k(5nnen  sich  beklaget.  Dero 
vorhabender  Emblematischer  Jahrgang  wird  sich  fiir  alien  andern,  so  bisher 
erschienen,  einen  auGerordentlichen  Ruhm  erwerben.  Solchen  in  Eisenach  zum 
ktinffcigen  Jahre  vorzuschlagen  h&tte  so  gleich  libernommen,  wann  mir  nicht  bereits 
eine  Poesie  darzu,  die  der  bekannte  Herr  Neukirch  geseteet,  eingesandt  worden 
wS,re.  Aber,  sollte  selbiger  nicht  in  eben  solcher,  wo  nichfc  in  noch  grSBerer, 
Zierde  in  der  Republic  Hamburg  hervor  treten  kdnnen?  Ich  wUrde  zum  wenig- 
sten  die  Music  darzu  viel  lebhafter  einrichten  konnen,  weil  die  hiesigc  Execution 
viel  besser  beschaffen,  als  die  Eisenachische,  bey  welcher  ich  mich  sehr  nach  der 
Decke  strecken  mu&  Ew.  HochEdelgeb.  mogen  hierinne  nach  eigenem  beliebigen 
Gutachten  verfahren.  Ich  gedachte  druben  eines  zu  pubUcirendzn  Jahrganges.  Von 
diesem  soli,  so  Gott  will,  gegen  kiinftige  Ostern  der  erste  Theil  heraustreten,  der 
zweyte  aber  auf  Michaelis  darnach.  Aber,  wie  schSn  wiirde  er  erscheinen,  wenn- 
er  auch^  mit  dergleichen  versehen  w&re,  oder  wenn  zum  wenigsten  der  erste  Buch- 
stabe  einer  ieden  Cantata  mit  einer  besondern  Figur  anflnge!  Nunmehr  gerabte 
auf  Ihre  Kupfer-Stiche,  worbey  ich  mich  nicht  gnugsam.  verwundern  kann,  wo- 
durch  Sie  in  dieser  angenehmen  Wissenschaft  es  in  kurzer  Zeit  so  weit  gebracht 
haben.  Die  Erfindungen  yon  denen,  so  ich  bisher  gesehen,  sind  nicbt  zu  ver- 
bessern;  Die  Harraonie  darinnen  ist  ausbiindig  und  die  Nettigkeit  des  Griffels 
mit  grSster  Sorgfalt  in  acht  genommen  worden;  Gnug,  ich  finde  Sie  deBfalls 
mehr  zu  bewundern,  als  ich  Worfce  finden  kann,  Ihren  Ruhm  damit  zu  beschreiben. 

Dero  satiriquen'  Gedanken  iiber  das  dortige  Qrohestre  habe  etlichemal  mit  Ver- 
gniigen  wieder  durchgelesen,  nachdem  ich  nach  der  Munchischen  Hochzeit  erfahren, 
daB  meine  uberschickte  Music  nicht  ailerdings  gefallen  hat,  beaonders  darum,  weil 
sie  nicht  mit  WaldbSrnern,  Trummeln  und  Pfeifen  getobet.    Ich  gestehe,  daB  mir 


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WiUbald  Hagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs,  usw. 


77 


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die  ersto  Nachricht  hievon  etwas  empfindlich  vorkam,  weil  mcine  Eifcelkeit  noch 
nieiuals  durch  dergleichen  Geringesch&tzung  in  Versuchung  gefiihret  worden,  Ich 
fassete  mich  aber  bald,  da  ich  fand,  daB  ich  es,  wegen  gedachter  Arbeit,  am  aller- 
-ffenigsten  verdienet,  und  trOstete  mich  damit,  daC  vieleicht  die  Aufftihrung  der- 
selben  ihr  erne  hmters;Ohr  gegeben  hatte,  wessen  ich  durch  Ihren  erwehnten  Ab- 
rjj3  der  dortigen  zergliederten  Music  um  deato  mehr  versicherfc  wurde. 

Unser  hiesige  musilcalische  Bcllarminus ,  M.  Mattkeson,  1st  willens,  seine  Criti- 
cam  Mttsieam  fortzusetzen,  und  ersuchet  mich,  Ihm  einige  Subscribenten  zu  ver- 
schaffen:  Wollten  demnach  Ew.  HochEdelgeb.  etwa  fur  Sick,  oder  auch  noch  fOr 
iemand  mehr,  obiges  Journal  mithalten,  so  ware  jenem  damifc  gedienet,  und  er- 
wiirbe  ich  darbey  einen  gro-Ben  Dank,  obschon  nichfc  die  Versicherung  von  seiner 
stachelichten  Peder  verschonet  zu  bleiben,  die  weder  Freund  noch  Feind  zu  schonen 
sonat  gewohnt  gewesen. 

Bey  unsern  Opern  ist  ein  Sclmma  eingerisseo,  indem  Ton  DreBden  aua  eine 

Figur  eines  Musici  rceomendiret  wird,  von   welcher  man  lauter  Wunder  verhieB; 

Dieser  Mensch   wird  mit  groBem  Pomp  ins  Orchestra  eingefiibret,  um  desselben 

Monarch  zu  seyn;  Aber^  er  setzet  sich  kaum  aas  Clavier,  so  fangen  die  Tone  unter 

seinen  Fingem  an  zu  winsein,  weil  er  sie  bei  den  Haren  herum  zerrete;  und  eben 

so  wunderbar  erwiefi  er  sich  in  andern  Arten  der  Music,  so,  dafi  aus  dem  ganzen 

Hexenmeister  ein  Scholar  von  mittelmliBiger  Hoffnung  ward,    Indesaen,  da   sich 

der  erstre  von   den  HH.  Direcieurs  einmal  fflr  ihn  erklaret  hatte,  so  sahe  Er  sich 

durch  die  Ehre  getrieben,  ihn  zu  schutzen ;  Dieses  hat  nun  die  Wirkung  gethan 

daB  alles,  was  im  Orehestre  geschickt  war,  cntweder  abgedanket  wurde,  oder  selbst 

abdankete,    da   mir   denn    die    itzige  Music,    beeondera  in  den  Opern  von  meiner 

Feder,  manches  Herz-Klopfen  erwecket.   Ich  besinne  mich  hierbey,  daB  der  hiesige 

Patriot  in  Frankfurth  durch  H.  Andreae  nachgedruckt  wird,  und  soil,  wie  man  saget, 

das  38*9  Sttick  desselben  eine  Satyre  auf  eben  diesen  Opern-Krieg  seyn,  welches, 

wen  dem  so  ist,  denenjenigen  sehr  l&cherlich  vorkoinen  muG,  die  den  Schliissel 
davon  wissen. 

P.  S.  ltzo  gleich  erhalte  von  den  Munchischen  Hochzeit-Poesien  einen  Con- 
voltU,  und  erfahre  zugleicb,  daB  H.  Bartols  kflnftigen  Sommer  Hamburg  besuchen 
werde;  wie  sehr  wiinsche  ich,  daB  es  in  Dero  Begleitung  seyn  mSgte.  Ich  bin 
indoB  noch  bey  der  Oper  engagh^i^  welches  den  bezeuget,  daB  ich  mich  nicht  zu 
der  Classe  der  Feinen  zu  rechnen  habe,  weil  diese  alle  die  Schiippe  gekriegt;  es 
scheint  aber  doch,  daB  wen  ich  auch  nicht  erkl&ren  werde,  Schweinefleisch  zu 
essen,  das  ist,  den  druben  gedachten  Potentaten  zu  vergflttern,  ich  gleichfalls  unter 
die  Zahl  der  Matyrer,  wie  dort  die  Maccabaer,  gerathen  werde. 

Ich  hatte  mir  vorgenommen,  ein  ziemlich  Pakeht  voo  neuen  musiealischen 
Poesien,  worunter  der  K  Prof.:  Richey  den  starksten  und  beaten  Antheil  hat,  zu 
ubersenden,  allein  die  Messe-Gelegenheifcen  waren  mir  unvermerkt  entwischet,  daB 
ich  also  hierzu  die  nachste  die  beste  ergreifen  muB.  Indessen  erfuhr  Ew.  Hoch- 
Edelgeb. so  wohl  von  Dero  eigenen  Arbeit,  als  auch  von  andern,  /:  wiewohl  ich  zu 
glauben  habe,  daB  Ihr  Schwan  ohne  Verwandten  und  Nachbam  ist :/  besonders 
von  dem,  was  in  die  Music  lauft,  mir  etwas  mit  zu  theilen.  Kfinnte  ich  auch  ein 
Paar  Ezemplaria,  von  der  letzten  Miinchischen  Hochzeit  erhalten,  so  wttrde  Ihnen 
dafiir  zu  danken  haben. 

•Hamburg  d.  4.  Octobre  1724.  G,  P.  Telemann. 

Dieser  Brief  ist  wohl  der  fesselndste  der  ganzen  Eeihe.  XJber  das  Ge- 
dicht  auf  den  Kaiser  {gemeint  ist  Karl  VI.)  kann  ich  nichts  mitteilen.  Aus 
dem  "Wortlaute  scheint  jedoch  hervorzugehen,  dail  Uffenbach  es  hatte  kom- 
ponieren  lassen.  —  Der  Poet,  dessen  Neigung  zur  Lange  Telemann  erwahnt, 
ist  wohl  Brockes  (1680—1747),  mit  dem  er  seit  1723  freundschaftliche 
Beziehungen  unterhielt.  Mit  dem  Dichter  B,ichey  (1678 — 1761),  seineoi 
deutschtiimelnden  und  in  herzlich  langweiligen  Tersen   moralisierenden   Gre- 


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*  ."  -:--.:':  78  Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musikev  des  18,  Jahrhs.  usw. 


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t;l     -..  nossen,   aowie   dem  nicht  evfreulicheren  Poeten    von   Konig   (1688 — 1744) 

[!:;!■   !]j  stiffcete  Brockes   die    »Teutscbiibende  Genossenschaft*,    #ie  den  spiiter  zu  er- 

jj;,    ,,.'  wahnenden    »Patrioten*    herausgab1).  —  Unter  dem  >EmbIematischen  Jahr- 

gange«    wird   eine  Kirchenmusikdichtung   zu   verstehen   sein,-  der  Uffenbach 
eigene  Kupferstiche   beizugeben   gedachfce2).     Es  wurde   das   nicht  ganz  dem 
eigentlichcn  Sinne  der  Bezeichnung  entsprechen:  unter  » Emblemata «  begriff 
l\\."":   :|  man   Sammlungen    von  sinnbildlichen   Darstellungen,    denen   Verse    zur  Er- 

p\'-  :'\  lauterung  beigegcben  waren.     Die  Sitte  wird  vielfach  in  den  Freundschafts- 

$'<  and  Tagebuchern  der  Zeit  geiibt  und  ist  auch  in  unsern  Tagen,  wenigstens 

//  |!>"'f  bei  der  uberfliisaige  Zeit  besitzenden  Welt  junger  Madchen,  noch  gelaufig  und 

§$■  :;;.;t  hier  oft  genug  ein  Quell  unfreiwilligen  Humores,  —  Telemanns  Beziehungen 

i     ]i    ,  zu  Eisenach  sind  bekannt:  hier  war  er  1708  Konzertmeister  geworden.   Wir 

i;.i  'iilii  ersehen   aus   diesen    und    anderen  Briefstellon,   daJJ   die  Verbindung  mit  der 

jiR -■'  thuringischen  Sfcadt  laneer  anhielt,  als  Eitner  anzunehmen  scheint3). — Neu- 

j^;;':'..;,'  kirch  (1685 — 1729)  ist  der  bekannte  Professor,  Prinzenerzieher  und  hocbst 

'■-    -  i-  maBiffe  Dichter,    an  dem  allerdinss  ab  und  zu  eine  gewisse  Schlichtheifc  der 

f^  'f  Diktion    gegeniiber   dem   Schwulste    der  Zeit  zu   erfreuerf  vermag.  —   tJber 


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U  '+£,>  '    die  hier  gemeiute  Miinchische  Hochzeit  kann  ich  nichts  Jftiheres  mittoilen. 

Handelt  es  sicb  um  die  Veranstaltung,  die  Israel  aus  dem  Jahre  1713  er- 
wahntj  zn  welch  er  Telemann  Kompositionen  geliefert  hatte,  so  besafi  er  fur 
ihm  widrige  Kleinigkeiten  allerdings  ein  unglaublicb  groSes  G-edachtnis,    Die 

1 1  pi-f  von  Telemann  kritisierten  Musiker  in  Frankfurt  sind  namentlich  bei  C.  Valentin4) 

aufgefuhrt  worden,  die  freilich  nicht  die  G-esamtheit  der  in  der  Mainstadt 
ansiissigen  Musiker  vertreten  *) .  TJrteile  uber  Telemann's  fur  das  erwahnte 
IFest  geschaffene  Kompositionen   liegen   nicht  mehr  vor;  dafl   er  unter  Um- 

j.y  . ,  standen  eilfertig  schrieb  und  jedem  Vorwurfe  einen  musikalischen  Gedanken 

abgewinnen  konnte,  gehfc  aus  Mozart's  bekanntem  %Vorte  iiber  ihn  hervor. 
TTbrigens  zeigt  die  ganze  in  Rede  stebende  Brtefstelle  auch,  dafi  Telemann 
keinen  Sinn  fur  Humor  besaB,  ein  Eindruck,  der  auch  sonst  durch  die  Lek- 
tiire   seiner  Briefe  wachgcrufen   und  durch  seine   Musik   nicht   unweBentlich 

i|  ;*  :-  verstarkt  wird.     Die  Bezeichnung  Matthesons  als  Bellarmin  ist  nicht  iibel 

gewahlt.    Der  bekannte  italienische  Grelehrte  im  Jesuitenkleide,  [Robert  Bellar- 

:*j,,iilli,,  min   (1542 — 1621)?    war   als   streitbarer  IKritiker  und  Dogmen   diktierender 

Panatiker  weit  beruhmt.  Seine'  Werke  mogen  Telemann  in  der  1719  in 
Koln  erschienenen  lateinischen  Ausgabe  (er  beherrschte  die  Sprache)  bekannt 
geworden   sein.     Hochst  ergotzlich  ist  die  an  Mattheson  geiibte  Kritikj   und 

f-'-  es  macht  fast  den  Etndruck,  als  ob  der  fehdefrohe  Herr  aucb  Telemann  ge- 

legentlich  einmal  in  einer  Bemerkung  eines  versetzfc  hatte.  Die  Musicct 
Gritica  erschien  1722  in  Mattheson's  Selbstverlag.  tlber  TJfFenbach's  Stellung 
zu  Mattheson  wird  unten  allerlei  zu  sagen  sein.  —  TJber  das  an  der  Ham- 
burger  Oper   eingerissene    »Schisma*  wissen   wir  nichts.     Der   aus   Dresden 


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* ;;■.■■'■  1}  Vgl.  Hamb.  hisfcor.  Zeitschr.  2. ,  531  fF. 

;  #;;%  2j  Offenbach's  Dienste  als  Zeichner  und  Stecher  sind  offenbar  recht  begebrt 

gewesen.  Weiter  unten  wird  einzelnes  von  dieser  Art  Arbeiten  erwahnt  werden. 
Ich  macho  hier  noch  auf  das  aaf  der  Stadtbibliothek  in  Hamburg  bewahrte  Be- 

P'ST  sucher-Bttch    Z,  C.  von   Uffcnbach's    anfmerksam,    das    der  Bruder  prachtig   aus* 

,selmuickte. 

3)  Vgl.  auch  C.  Valentin  a.  a,  0.  S.  223 f. 

4)  a.  a.  0.  S.  251  f. 

5)  a.  a.  0.   S-  252  f. 


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I  Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  uswl  79 

nach  Hamburg  berufene  Musiker  mag  Joh.  Paul  Kuntzen  gewesen  sein  !). 
itber  einen  Aufenthalfc  in  Hamburg  beriohtet  Eitner  nichts  -waiter,  als  daB 
Kuntzen  1724  die  Oper  »Die  heldenmtithigen  Schafer  Romulus  und  Remus  «  und 
1725  ein  "Werk  »  Cadmus  c  aufgefuhrt  habe.  Mattheson  war  fur  aein  Kunst- 
scbaffen  eingenommen.  Enthiilt  der  Hamburger  »  Patriot*  in  seinem  30.  Sfciicke 
eine  Satire  auf  die  im  Briefe  geschilderten  iiblen  Verhaltnisse,  deren  Dar- 
legung  durcli  Telemann  freilicb  ein  wenig  nach  Parteinahme  schmeckt,  so  ist 
mis  ihr  fiir  die  tatsachlichen  Verhaltnisse  nicht  eben  viel  zu  entnebmen. 
An  und  fiir  sich  ist  der  Aufsatz  ganz  witzig,  und  insbesondere  macht  der 
parodierte  geschwollene  Ton  doa  das  »Heldengedicht«  verspottenden  Abschnittes 
1  die  Lektiire  zu  einer  belusfcigenden. 

Dor  Einsender  berichtet,  wie  er  als  juhger  Mensch  sich  einer  Bande  wiirttem- 
bergischer  Komodianten  angeschlossen,  die  in  Hamburg  auf  der  Fuhlen-Twiete 
gute  Gesehafte  gemacht  liabe.  Die  beiden  >Mcister«  Hascarl  und  dessen  Kom- 
pagnon  Glorioso  iiberwarfen  sich  jedoch  miteinander,  des  einen  Frau  ging  durch, 
die  Bande  verlor  den  Zusaramenhang.  Er,  der  Einsender,  gerSt  in  Not  und  will, 
dieser  zu  steuern,  ein  Heldengedicht  >Die  BaBgeige*  veroffentlichen,  das  in  der 
Art  des  LiUrin  Boileau's  (von  1664}  gehalten  sei.  Dies  die  Einleitung;  das  fol- 
gende  behandelt  den  Streit  untcr  den  KomOdianten,  der  um  eine  von  GHorioso  der 
Gesellschaft  geschenkte  BaCgeige  beginnt2). 

(Von  einem  Nachdrucke  des  »Pafcrioten«  durch  die  bekannte  Firma  Andreae 
in  Frankfurt  scheint  nichts  bekannt  zu  sein.)  Nach  Mattheson's  Mitteilung 
im  *MusikaI,  Patrioten*  (Hamburg  1728)  tthergab  1722  Hofrat  Gumprecht 
das  Direktorium  des  Theaters  an  den  Grafen  von  Oallenberg,  Envoye  von 
Wich  u.  a.?  allein  diese  Herren  trennten  sich  bereits  im  folgenden  Jahre 
wicder  und  iiberliefien  die  Geschaftsfuhrung  ihrem  bisherigen  Genossen,  dem 
Konferenzrate  von  Alefeld.  1726  trat  dann  eine  abermalige  Veranderung 
in  der  Leitung  der  Buhne  ein.  Der  Kuntzen  stutzende  Direktor  ist  also 
wohl*  der  Graf  von  Callenberg*  gewesen.  —  Bartels  ist  vielleichfc  der  von 
•Telemann  geriihmte  fttusikketriier  und  Gonner  Heinrich  Bartels3].  —  Tiber 
die  Anapielung  auf  die  Frankfurter  »Maccabaer«  kann  ich  nichts  mitteilen. 
Es  liegt  naho,  an  eine  der  boseu  Judenhetzen  zu  denken ,  wie  sie  vor 
Lessing's,  M.  Mendelsohn's  und  Dora's  "Wirken  nichts  Seltenes  waren..  Tele- 
mann benutzt  die  Mitteilung  davon  zu  einem  auf  seine  Person  zugespitzten 
Vergleiche. 



Es  sind  von  Ew  HochEd.  rair  higher  einige  meiner  Schreiben  [unbeantwortet 
geblieben.  Ich  will  deC  falls  das  beste  hoffen,  (und  glauben,  daB  sie,  nebst  den 
beygefiigten  Poesien,  verlohren  gegangen,  nicht  aber,  daB  Diesolben  durch  Krank- 
heit  an  derselben  Beantworkmg  'gehindert,  noch  weniger  aber,  daB  solche  tibel 
aufgenommen  worden  sind.  Was  der  Inhaiten  selbiger  gewesen,  solches  kann  so 
genau  nicht  mehr  wiasen,  ich  stelle  mir  aber  doch  vor,  daB  er  nicht  gar  zu  unnutz 
gewesen  seyn  miisse,  weil  ich  immer  auf  erne  ungezweifelt-erfolgende  Antwort 
gehoffet.  Ich  besinne  mich  aber.  daB  ich  darinne  einige  Vorsehlage,  zu  Verfer- 
tigung  einiger  mnsikalischen  Sachen  von  Ew.  HochEdl.  Poesie  und  schQnen  Kupfer- 
stichen,  gethan.  Das  rechte  davon  ist  mir  aber  entfallen.  Inzwischen  ist  mir  noch 
ein  anderer  beygefallen:  Wollten  Dieselben  Sich  bemflhen,   ein  halb   oder  ganz 

1)  Herrn  Bibliothekar  Fr.  Burg  ron  der  Hamburger  Sfcadfcbibliofchek  spreche  ich 
'  o61??  Bemahim£ei1  um  Aufhellung  einzelner  Punkte  besten  Dank  aus. 

2)  Die  3.  Aaflage  des  »Patrioten«  Hamburg  1747,  enthiilt  die  Satire  in  einer 
etwas  erweiterten  Form. 

3)  Vgl.  Israel  a.  a.  0.  S.  18.    Vgl.  0.  Valentin  a.  a.  0.  S.  243. 


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WilibaldNagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw. 


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Dutzend   Caniaten  von  geistlich-inoraliechem  Inhalte,  so3  daG  sie  so  wo  hi  in  der 
(.  .  Kirche,  als  bey  Private  Concer -ten,  geruacht  werden  k5nnten3  zu  verfertigen,  so  wollte 

:,;..;.:  die  Composition  darzu,  naeh   all  em  besten  Vermogen,  iiberaehmen,  und  Iknen  so 

dann  uberlassen,  solche  mit  Kupfern  auszuzieren,  oder  auch  die  .Notcn  zugleich 
zu  graviren  oder  zu  radiren,  wo  aber  das  letztere  nicht,  solche  entweder  hier  stechen 
oder  drucken  zu  lassen.  DaG  das  Public  ein  solches  Werk  wohl  aufnehmen  wiirde, 
solches  steht  zu  glauben,  und  wollen  H.  Brockes  und  Richey  mich  dessen.gewiG 
versichern.  Hierbey  ubersende  erne  hiesige/neue/Poesie  und  eine  Prose  von 
H.  Richey,  nebst  Bitte  solches  in  gutein  2u  vermerken,  und  ini  ubrigen  zu  glauben. 
daB  ich,  mit  ganzer  HochschSpt^ung  sey 

Eiligst 
Hamburg,  d.  12tonMerz?  1725.  "      Telemann. 


Obzwar  nicht  zweifele,  da8  Ew.  HocbEdl.  bereits  von  meinem  Vorhabenj  wegen 
der  Herausgebung  einea  musicalischen  Jahr-Ganges,  unterricbtet  sind,  so  babe  doch 

;.','/?  meine  Schuldigkeit  zu  seyn  erachtet,  Dieselben  hiermit,  um  Obernehmung  eines 

Exemplares  daron,  zu  ersucben,  nicht  zweifelnd,  es  werden  Dieselben  solchem. 
meinen  Werke  ein  en'  Platz  unter  Dero  musikalischen  Saiiilung  gonnen;  worbey 
ich  rersichere,  daB,  wie  ich  eine  ausbiindige  Poesie  darzu  iiberkomen,  also  auch 
mein  Voraatz  eey,   keine  gar  zu  schlechte  Ge  dan  ken  niederzuscbreiben.    Wo  mit 

I'!;  I  Dero  fernerweitigen  Gewogenheit  mich  bestens  empfehle 

|':.| •  Hamburg,  d.  3.  Oct.  1726.  Telemann. 

■  -,r  Zu  dem  dritten  Briefe  1st  nichts  zu  bemerken.    Der  im  vierten  Schreibeu 

erwiihnte  Jahrgang  erscbien  Eude  1725  bei  Kissner  in  Leipzig.  Von  ibm 
ist  auch  in  den  folgenden  gereimten  Zeilen  die  Rede,  auf  die  TJffenbach  in 
liebenswiirdiger  und  bum  oris  tischer  "Weisc  antwortet: 

Nur  drey  Zeilen  soil  ich  schreiben!    Dae  ist  wenig;  doch  es  sey: 
Endlich  ist  der  Jahr-Gang  kommen,  ein  Cantatgen  mit  dabey. 
Dank  fur  jenen!    Dieserwegen  meld:  ich  nachstens  allerley, 

Hambg.  d.  5.  Jan.  1726.  Telemann. 


';  j:  |  ■  NB.  Diesen  kurtzen  Brieff  achickte  er  mir  weil  icb  ihn  auf  sein  langes  still- 

schweigen  gemeiner  redens  art  nacb  um  3  Zeilen  Antwort  gebetten  hatte,    nach 
dem  empfang  dieses  aber  flber  schreibe  ihm  folgendes: 


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%$..*  Mein  brieff  verlangte  jflngst  drey  Zeilen  obngefehr 


und  diese  schicksfc  Du  mir  auch  vor  drey  batzen  her 
so  bleib  ich  bey  der  Zahl  leb  wohl  und  schreibe  mehr. 

DaG  Ew.  HochEdl.  einen  ganz  besondern  und  einen  bisher  von  gleicher  Ahrt 
noch  nicht  herror  getretenen  Jahr-Gang  durch  den  Druek  bekanndt  gemachet  haben, 
solches  erfahre  so  wohl  aus  den  Leipziger  gelehrten  Zeitungen,  als  aus  andem 
Nachrichten;  wie  nun  jene  selbigem  das  verdientc  Lob  beylegen,  and  ich  lib  er  dem 
dero  poetischen  Gedanken  hochschatze,  inzwischen  aber  nicht  weiG,  wo  man  die 
Exemplarien  davon  bekoinen  konne.  als  nehme  mir  die  ErlaubniG,  dieselben  ent- 
weder  um  diGfalls  mir  zu  ertheilenden  Unterricht,  oder  auch  um  ein  Exemplar, 
hiermit  angelegentlicbst  zu  eraueheh;  und  obzwar  gegenwartig  MT  .  Grauen  in 
Wolfenbiittel  die  musikalische  Composition  verfertiget,  so  wurde  ich  mich  doch 
erkfihnen,  fibers  Jahr  Ihm  die  meinige  entgegen  zu  setzen,  und  zu  y ersucben,  wer 
yon  uns  bcyden  dem  Zwecke  am  nachsten  zu  komen  wisse. 

Nachdem  hiernUpChst  auch  schuldigst  gedanket.  daG  Ew.  HochEdl.  ein  Exemplar 
yon  meinem  bisberigen  Jahr-Gange  ubernehmen  wollen,  so  gebe  mir  die  Ehre 
eine  Nachricht  von  einem  neuen  unter  Han  den  habenden  Werke  hier  beyzuffigen, 
ersucbend,  auch  selbigem  einen  Platz  unter  Dero  inusicalischem  Vorrahte  zu  goanen, 


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"Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw. 


81 


welche  Gewogenheit  Ich  denn  sowohl  als  die  driiben  gedachte,  aufs  verbindlichste 
erkennen  wiirde,  der  ich  in  geziemendem  Respect  unverbriicblich  verharre  . .  . 
Hamburg,  d.  27.  Nov.  1726.  G.  P.  Telemann. 

Der  »jahrgang*  ist  wohl  der  1726  auf  Befehl  des  Herzogs  von  Braun- 
schweig gedruckte   (s,  die  Einleitung).     DaB  K.  H.  Grraun  in  Wolfenbuttel 

ihn  komponiere,  war  schwerlich  mehr  als  ein  Geriicht;  wir  konnen  nach 
Scturmann's  Briefen  nur  auf  ihn  als  den  Komponisten  scbliefien.  Tele- 
manns  Schreiben  ist  fur  sein  SelbstbewuBtsein  und  seine  Komponierfreudig- 
keit  gleich  charakteristisch. 

Ew.  HochEdl.  Gedulfc  muB  besonders  groB  seyn,  wenn  Sie  nicht  iiber  den  Ver- 
fasser  des  beyliegenden  Behroibena,  haupts&chlich  aber  fiber  mich,  verdrQBlich 
worden  sind,  da  wir  unsere  Danksagung  far  Dero  tibersendetes  Poetische  G  escheat 
bo  spat  abstatten.  Aber  ich  habe,  /:ura  mich  zu  entschuldigen :/  immer  getrieben, 
dieser  mein  Freund  solle  schreiben,  selbiger  wandte  ein,  der  H.  Brockes  wflrde 
ihm  zuvor  Seinen  Brief  uberliefern;  da  nun  der  letztere  zu  lange  zuruck  blieb,  so 
entschloB  Sich  endlich  der  Zweyte,  und  ich  erscheine  hier  in  deasen  Gesellachaft, 
fur  inich  bittend,  des  Aufschubs  wegen  alle  gate  Meinung  zu  fassen, 

Ich  danke  hiermit  zuforderst  fiir  das  gedachte  Geschenk,  welches  Ew.  HochEdl. 
noch  dazu  mit  einer  beygefdgten  gescbriebenen  und  Sinnreichen  Poesie  begleitet; 
es  wiirde  Ihnen  wenig  damit  gedienet  seyn,  wann  ich  Ihnen  groBe  LobSpriiche 
dariiber  macben  wollte,  da  ea  deren  nicht  bedarf;  ich  kann  mich  iedennoch  aber 
nicht  enthalten,  daB  es  bey  mir  solchen  Eindruck  gefunden,  als  etwas,  das  man 
sonst  nicht  leicht  finden  wild.  Ew.  HochEdl.  bekleiden  ein  ansehnliches  Ehren- 
Amt;  Sie  besitzen  Glucks-Giiter;  Dero  Geschlecht  iat  eins  der  ersten  in  Frank- 
furth;  und  dennoch  bezeigen  Sie  Sffentlich,  daB  ea  einer  Person  von  solcher  er- 
habenen  Eigenschaft  nicht  sch&ndlich  sey,  eine  Wise  ens  chaft,  wovon  so  wenig 
Wesens  gemacht  wlrd,  zu  treiben,  und  solche  zueinem  hohen  Grad  zu  bringen; 
und  wtisste  ich  in  der  That  keinen  einzigen  gleichen  Gefehrten  Ihnen  zuzustellen, 
als  den  Herrn  Brockes.  Ich  wiinsche  nichta  mehr,  als  daB  Sie  fortfahren  mtigen, 
Ihre  Neben-Stunden  zu  dergleichen  edlen  Beschaftigungen  anzuwenden,  und  daB 
auch.ich  einmal  die  Ehre  habeh  mdge,  meine  Music  mit  Dero  Poesie  zu  verbinden. 
Der  in  Dero  geehrtestem  Geschenke  beygefUgte  Seherz,  ale  ob  ich  Bedenken  ge- 
tragen,  solchen  JahrGang  in  die  Music  zu  setzen  verdienet,  daB  ich  mich  defi- 
wegen  in  etwas  erklare:  Ich  wuBte  nicht,  daB  es  ein  Jahr-Gang  werden  sollte, 
Iweil  Dero  Nachricht  nichta  davon  meldote;  noch  weniger  glaubete  ich,  daB  Sie 
erlauben  wiirden,  solchen  offentlich  drucken  und  ausgeben  zu  lassen;  am  aller- 
wenigsten  aber  hatte  ich  (er)warten  kdnnen,  daB  Sie  mit  anhaltender  Zeit  damit 
fortfahren,  und  keine  Unterbrechung  desselben  Statt  finden  lassen  wurden.  Ich 
wage  es  aber,  Dieselben  auf  einen  neuen  einzuladen,  der  mit  dem  instehenden 
Kirchen-Jahre  seinen  Anfang  nehmen  m8ge,  da  ich  den'  etwas  zu  vertigen 
unternehinen  werde,  welches  ich  aller  Welt  vor  Augen  zu  legeninich  nicht 
scheuen  darf,  wann  besonders  einiges  Lustre  von  Dero  Geschicklichkeit  in  Kupfer 
dazu  komt.     Uebrigens  bitte  Dero  geneigtes  Wohlwollen  mir  ferner  angedeien  zu 

lassen  ... 

Hamburg,  D.  5.  Merz  1727.  Telemann. 

P.  S.  Mich  diinkt  mein  Gefehrte  habe  des  H.  Brockes  Antworfc  mit  beygeleget, 
ohne  mich  davon  benachrichtigen  zu  wollen. 

Ew.  HochEdl.,  fiir  die  mir  uniangst  erwiesene  Hoflichkeit  und  nachdriickliche 
Proben  Dero  Wohlwollens  gegen  mich,  wurdigen  Dank  abzuatatten  sollte  ich  mich 
einer  ganz  besondem  Schrcib-Ahrt  bedienen,  urn  die  dessfalls  in  meinem  Herzen 
erregete  zarfcliche  Empfindung  auazudrticken ;  allein  so  finde  ich  meine  Oratorie 
hierinne  zu  schwach  und    ungeschickt,  also,  daB  ich  nicht  anders,  als  diB  sagen 

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Wilib&ld  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw. 


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p;f'-^  kann:  Ich  danke  Ihnen  fUr  alles  aus   dem  iunersten  Grunde   des  Herzens,  und 

|||: %-SI  verpflichte  mich  hiermit,  Deroselben  ewiger  Diener  zu  seyn.    Hiernachst  berichte, 

|^Jr'V;:ji|  da6  ich  glilcklich  in  Hamburg  angelanget  bin,  da  ich  mir  defl  so  gleich  die  Ehre 

III  1A  gegeben  habe,  dem  Herrn  Brookes  von  Ew.  HochEdl.  ein  Compliment  abzustatten, 

f$» **M  und  die  von  Selbigem  Ihnen  schuldige  Antwort  auf  Dero  letzteres  anzuerinnern, 

§£,..,  -J  welches  erste  mit  vieler  Verpflichiung  angenomen,  und  die  eheste  Einsendung  der 

p'J  ■  "4  zweyten  versprochen  ward. 

p::^J  Binnen  3  Wochen  verhoffe  so  glilcklich  zu  seyn,  den  Anfang  meiner  Music 

jjlHiiJ  I  auf  Dero  schSnen  Jahr-Gang  iiberschicken  zu  kSnnen,  und  sind  meine  Vorstellung(en 


lll4|; .;;[, ,::|ii  bey  dieser  Arbeit  um  so  viel  feuriger,  ie  mehr  Annehmlichkeit  die  ohne  deB  aus- 

M$fH  ¥■  bilndigen  Worte  und   G-edankeu   des  Werkes   durch   die    mir   giltigst  geliehenen 

Kapfer  erlangen. 

Diesea  Augenblick  bekomme  einen  Opern-Besuch,  weCwegen  eilfertig  schliessen 
muB,  der  ich  in  unverbruchlicher  Hochachtiangj  und  mit  Vermeldung  meines  ge~ 
horsamsten  Respects  an  Dero  Frau  liebste,  verharre 

Hamb.  d.  12.  Nov.  1727.  G-.  P.  Teleraann. 


Zu  Telemanns  siobentem  Schreiben  ist  kaum  irgend  etwas  zu  bemerken. 
ir.ii'':  -V  Keiner  der  .Briefe   ist  so   voller  Schmeicheleien  wie  dieser..    Zu  dem  achten 

Brief©   sind  ausfiihrlxchc    Erlauterungen   notwendig.     Im  Herbste    1727,   am 
10.  September,  war  Telemaim  nach  dem  deutschen  Siiden  gereist.    "Wir  wissen 
rj|i  das  aus  der  Korrespondeaz  des  Grafen  jFriodrich  Oarl  von  Erbach  zu  Er- 

j|(!:^; "E,  ■  bach  im  Odenwalde,   der  mit  Telemann  bekannt,    vielleicht  sogar  in  JPrank- 

,   furt  sein   Schiller   war. '  Darauf  lafit  wenigstens   eine  Briefstelle   des  kunst- 
liebenden  Grafen  an  TJffenbach  schliefien  (14.  Jul!  1727)  •  , 

k  r^s| "  >je  voitdrois  ewoyer  mon  Hool  awe  (ICTffenbach  niimlich,  der  nach  Braunschweig 

j!  ii!i:-  '"•  '  •    wollte;  Hool  ist  der  Name  ernes  Angestellten) ,  qui  doit  aller  a]  Hamburg    pour 

j'j^.v  '  faire  cor rig er  me$  im$  douzaines  de  Trios  par  Telemann,    afk%  de  pouvoir  les  faire 

§|^'  ::.'i.  imprinter  tani  plutot* 

Am  25.  Aug.  d,  J,  berichtet  der  Graf  dem  Frankfurter  Freunde,  er  habe  ein 
Schreiben    von    Telemann,    der    ihn   besuchen   wolle ;    er   erwarte    den    Gast  in 
.  ;.  ,-  34  Tagen  und  erhoflfe  auch   CTffenbach's  Anwesenheit  in  Erbach.    Aus  dieser 

ili1':. "'''  scheint  jedoch  nichts  geworden  zu  sein,  denn  am  8.  Oktober  meldet  der  Graf 

?;:;;r  ■'  die  hevorstehende  Abreise  Telemann's.    Dieser  wird,  den  gewohnlichen  Weg 

§j£ ,'"'  -    uber   Boben-   fjetzt   Baben-)hausen    nehmend ,    an   Frankfurt    nicht    voriiber 

ij:':/!  !■  .  gefahren  sein,  ohne  TTffenbach  zu  begruBen. 

Uber  das  Verhaltnis  der  drei  Manner  ist  noch  mancherlei  zu  berichten. 
AVas  den  Grafen  von  Erbach  betrifftj  so  lieBen  diesem  die  B.egierungssorgen 
just  geniigend  Zeit,  sich  mit  Jagden,  Musik  und  allerlei  an  der  en  TJnterhal- 
tungen,  unter  denen  auch  die  Dichtkunst  eine  Holle  spielte,  das  Leben  in 
seiner  ziemlich  abgelcgonen  >Eesidenz«  zu  verschonern.  Als  Komponist  hat 
er    sich,    wie    schon    berichtet,    mehrfach   betatigt.     Er  schreibt    einmal,    am 

;■:;■;■  ;■;  10.  April   1727?   an    Uffenbach '.    .    . 

i  ■'  -■  *de  vouloir  bien  me  faire  des  vers  iialien  (!ohne  schlechtes  FranzSsisch  ging  es 

nun  einmal  nicht  ab ;  es  war  ubrigens  nicht  selfcen   doch  noch  beBser  als    das 

Deutsch,  das  die  Herren   sprachen)  d*un  mjet  indifferent  que  je  taeherais  de  mettre 
mi  musique  .  .  m  la  ne  doit  consister  qiCen  dem  Eecit.  et  deux  Aria  et  cela  pas  irop 

long<  . 

Am  8.  Sept.  d.  J,  teilt  er  mit,  er  komponiere  des  Freundes  Kantate  *Ti& 
sei  la  mia  arnica*.    Man  findet  die  "Worte  in  Uffenbachs  »Nebenarbeit«.   Per 

Graf  schreibt  gleichzeitig  weiter: 


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JJKU  A- 


Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw.  .  83 

>&«  reste  ayje  este  prie  par  Mons.  Mill  lev  Mwieien  de  la  Maine  de  pologne  de 
vonloir  parler  un  ban  mot  pour  luy  aupr&s  de  vostre  personne  soakaittant  d'mirer  en 
service  dans  vosire  mtmque  de  sorte  que  si  vans  le  croyes  capable  (car  je  voiss  ne  dire* 
fien  de  son  jeux  puisque  voit3  Panes  mtendu  votis  merne*  .... 

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-tfer  dieser  Muller  war,  kann  ich  nichfc  sagen ;  mit  dem  bei  Israel  unter 
Jen  Jahren  1747/48  aufgefiihrten  scheint  er  nicht  identisch  zu  sein. 

Per  Musikbetrieb  in  Erbach  wird  schwerlich  sehr  bedeutend  gewesen 
sein.  Die  Rechnungen  verzeiclmen  einige  Musikantennamen  und  solche  von 
Kapcllknaben.  Der  Graf  hatto  ein  besonderes  Zimmer  fiir  seine  musika- 
lischen  Genusse  eingerichtet,  wie  er  (Jffenbach  mitteilte.  Aber  alles,  was  uns 
Uber  die  Kunstpfiege  in  Erbacb  mitgeteilt  wird,  lafit  sich  in  wenige  Zeilen 
zusammenriicken  und  ergibt  nicbt  das  Bild  yon  ein  em  auch  nur  einigermafien 
bedeufcenden  Treiben.  Bern  Grafen  selbst  wird  es  wohl  mit  seinen  musi- 
kalischen  Neigmigen  ernst  gewesen  sein,  obgleich  die  in  Darmstadt  von 
ihm  bewahrten  Kompositionen  nicht  gerade  in  Erstaunen  setzen:  es  sind 
«ranz  gute,  zunachst  offenbar  fur  seine  eigenen  musikalischen  Bedurfnisse 
geschriebene  Trio-  und  Duo-Satze  von  gefalligem  Charakter  nnd  allerlei  ita- 
lienisierenden  Anklangen.  Sie  fuhren  den  (gestochenen)  Titel  [die  Kompo- 
sitioncn  selbst,  2  Exemplare,  sind  Manuskript] : 

■  ■ 

^Dwertimenti  Armonici  /  ehe  contengano  j  XII.  Sinfonie  a  due  Violini  c  Basso  /  altrej 
XII  a  due  Plaute{\)  e  Basso  jej  VI  Dttciii  per  il  Violoncello  e  Fagotto / dicati / aW 
Altez&a  Sereniss.  /  Ernesto  Luigi]/  Latzgravio  di  Sassia  .  ,  ■  .  /  e  comvostidaj  F.  C* 
C.diK 

• 

Der  Titclkupfer  zeigt  u.  a.  ein  Muaikzimmer  mit  einigen  Instrumcnten. 
Das  Zimmer  ist  rechts  mid  links  flankiert  von  Musikinstrumenten  und 
kriegorischen  Abzeichen.    Oben  steht  der  Sprucb:  Uiroque  Clarescere  Pulchrum. 

Darunter  stehen  die  Verse: 

■ 

>Se  quesio  e  il  loco^  0  gran  Qenio  superno 
Ovc  godd  quel  parto  tuo  fecondo 
Ck1  in  questi  fagli  eccelsi  armnira  il  rnondo 
Perche  -non  scolpir  Vio  col  farlo  eterno? 

Se  questo  loco  sara  per  sempiterno 
Pereke  non  m  sard  un  Pebo  giocondo? 
Se  quesio  loco  &  il  Parnasso  secondo 
Parche  non  sarai  tic  VAppollo  cdierno? 

per-  Segno  di  divotione  fece 

J.  F.  da  Uffenbach. 

Die  Vorrede  ontbalt  nur  Ergebenheitsfloskeln  an  den  Landgrafen.  Die 
Divertissements  bestehen  aus  vier  oder  mebr  kurzen  Satzen  fz.  B.  zn  8+  8  4-8 
[Wiederbolungs-]  Takten)  mit  TTberscbriften  wie  Cantabile,  Allegro,  Grave 
—  venetianischer  3/2  Takt  — ,  Allegro;  odor"  Siciliana,  Menuet  1  &  2  (senza 
Basso),  Polonaise;  oder  Largo,  Allegro,  Loure,  Allegro;  odcsr  Soave,  Gavotte, 
Dolce,  Menuett  1  &  2;  oder  Grave,  Polonaise,  Menuet,  Rigaudon,  Canarie, 
Tempo  giusto  uvw.  Wir  sehen  also  die  typiscbe  Form  des  freigetugten 
Divertissements,  das  als  eine  vbllig  zwanglose  Suite  bezeichnet  werden  kann 
und  dem  kontrapunktischen  Stil  nur  einen  geringfugigen'Baum  gestattet.  Es 
ist,  wie  der  Name  sagt :  TJnterbaltungsmusik, 

Wie  das  Yerhaltnis  zu  Uffenbach,  so  war  das  zu  Telemann  ein  durchaus 
freundschaftlicbes :    der   Graf   respektierte    den  Kunstler  in  ihm,    achtote  den 

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84  Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs,  uaw. 


Menschen  und  liebte  den  Freund,  wie  denn  eine  in  Yersen  gehaltene  kurze 

Korrespondenz   in    sentimentalen  Freundschaffcsergussen  geradezu  iiberstromt, 

#J  ,  Man    mag    sich    das    wegen    der    sozial    so    verschiedohen    Stellung    beider 

Manner  immerhm  fesselnde  Bild  gerne  ausmalen,  wie  die  Freunde  im  Parke 
des  schonen  Renaissanceschlosses  beieinandcr  sitzen,  mit  Rosen  bekranzte 
Becher  leeren  und  in  SchonheitskultuB  schwannen,  ganz  oder  ahulicb  so,  wie 

Ijlir-t  spater  der  Hainbund  seine  Symposien  hiclt  und  sich  fur  Freiheit,  Gleichheit, 

Briiderlichkeit  und    andere  scbatzenswerte,   aber  auiJerst  selten  anzutreffende 

ji;il  '.  Dinge  begeisterte.    Die  erwiihnte  Korrespondenz  selbst  wird  auf  dem  Gesamfc- 

haus-Archiv  zu  Erbach1)  unter  der  Signatur  Hs.  12.  45  (356)  bewahrfc,  isfc 
aber  inhaltlich  belanglos.  Eroffnet  wurde  sie  auf  des  Graf  en  Yeranlassung- 
am  15-  Jan.  1720.  Telemann  nennt  sich  bier  Le  Muneil  zu  anderen  Zciten 
iinderte  er  seinen  Nam  en  in  Melante*1). 

Der  angegebene  Band  enthiilt  auch  noch  eine  Eeihe  von  Kantatentexten, 
die  der  Graf  gedichtet,  Teleanann  laut  jedesmal  beigegebener  Mitteilung- 
komponierfc  bat: 

1.  Constant  dans  le  Bevet.     2.  Seponee  a  Mmtsr.  de  B.  an  §ujei  $un  compliment 
quHl  a  fait  au  membres  du  Colege  Musial  dan  lequel  ii  a  este  Receu  (!!)    3.  Cwntate 
tf%':/l-m  contre  cetix  qui  meprisenl  la  mnsiqice.  Air.  Le  plus  beatt&Q)  dessous  les  deux.    {Dabei 

jiy ;"':*,  *  steht:  Lelire  en  vers  allemande(l)  qui  aeeompagnait  la  eantale  ey  devant: 


Mf?'Vs  "WaB  maclist  du  lieber  Musen  Kopf 


wie  find  sich  deinev  Hare  Zopf 
,,„,.,  der  gestern  von  dem  geist  der  Reben 

■j  Y'p?*  in  kleinem  rauche  thS,te  schweben  ,  .  . 

I   !  i  %  so  sende  sie  in  diesera  Nu 

^  '■'•  •  mein  wehrter  T:  dir  zu 

l>*  ;:;  wan  dir  waB  Zeit  wird  (ibrig  sein 

'•.'  \l  so  richt  sie  in  die  Nob  ten  ein 

biS  dahin  dan  ich  stets  werd  leben 
dein  treuster  Freund  so  dir  ergeben.) 

4.  Gantatc.   Serves  Serves  (?  ?)  la  gloire.    5,  Caniate.    Tarquin.   Bevmani  des  plaine  (!) 
de  Mars.    6.  Les  Bequis  ou  le  Portrait  dyun  vrais  (!)  honnett  (!)  homme. 

"Wo   diese  Kantaten   stecken,    wird   iin    einzelnen  noch  festzustellen  sein. 

Vielleicht  finden  sie  sich  unter  den  groCen  Sammlungen  derartiger  Schopfungen 

Telemanns,  die  in  Berlin  und  Brussel  bewahrt  werden.    Zeitlich  gehoren  sie 

■  '■*  ''■'■  wohl    mit    dem    erwahnten    Briefwechsol    zusammen;    also    ins   oder  um   das 

Jahr  1720. 

Graf  Erbach  starb  1731;  am  20.  Mara  d.  J.  bedankte  sich  seine  Witwe; 
bei  Uffenbaeh  fiir  dessen  Beileidsschreiben. 


Da  gegenwiirtig  zum  Druck  des  Jalir-Ganges  von  Ew,  HochEdL  Anstalt  gemachfc 

wird,  so  habe  vorher  anfragen  wollen:  ob  Dieselben  es  fiir  genehm  halten,  daC: 

>•  ..  ich  bey. dessen  Correctur  mich  nach  der  hiesigen  Orthographie  richten  durfe;  ich 

habe  verm  eine  tr  daS  Dieselben,  wann  Sie  mir  hier  u.  da  Ihre  Einwurfe  machtenr 
auf  diese  Ahrt  eine  umstandliche  Nachricht  erhalten  konnten,  auf  was  fflr  Griinden 
selbige  ruhe.  Soil  ich  aber  die  Ihrige  beybehalten,  so  werde  ich  mich  aufs  genaueste- 
darnach  richten,  der  ich 

Hamb.  dt.  26.  Nov.  1727.  Telemann. 


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1)  Herrn  Archiv rat  Morn eweg  in  Erbach  spreche  ich  fiir  die  Erlaubnie,  das  Archie 
benutzen  za  konnen,  beaten  Dank  aue. 

2)  Vgl.  C.  Valentin   a.  a.  O.  S.  226. 


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Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs. -usw. 


85 


■ 


pt  5,  Ich  habe  die  Ehre,  mit  einer  die  nachste  Woche  von  hier  abgehenden 
Fubre  etliche  Neuigkeiten  des  hiesigen  Schau-Flatzes  zu  iibersenden. 

■ 

Ew.  HochEdl.  erhaltene  geneigte  Antwort  auf  mein  j  tings  t-abgelassenes  unter- 
lalt  raich  noch  in  einigem  Zweife],  ob  ich  roit  Dero  Jabr-Gange  each  der  hiesigen 
Orthograpbie  verfahren  eolle,  oder  nicht,  inmafien  es|  mich  bediinket,  als  ob 
Sie  entweder  Dieselbe  nicht  fur  richtig,  oder  doch  eine  genaue  Ordnung  im  Schrei- 
ben  eben  nicht  fur  nothig  halten.  Ich  verhoffe  aber,  was  den  ersten  Punct  be- 
trifffc,  durch  unverwertliche  Grunde  zu  erweisen,  daB  sie  allerdings  richtig  sey,  und 
'  dafi.  bis  auf  wenig  WSrter,  fiber  welchen  der  Gebrauch  etwa  tyrannisieren  mogte, 
tiles  seine  featen  Reguln  habe. 

Die  erste  Haupt-Regul,  z.  K  ist:  Alle  Vocales  sind  lang,  sie  werden  aber  kurz, 
wann  zwey  Consonantes  darauf  folgen ;  von  jenen  aber  werden  einige  eineylbigte 
*Worter,  Particuln  u.  insonderheit  Pronomina,  auagenommen,  und  von  den  letztem, 
wann  zwischen  den  Consonanii&n  ein  Apostropkus  Statt  findet;  (2)  Das  H,  "kann 
hinter  einem  Conson:  nicht  klingen,  sondern  wohl  vor  demselben;  (8)  wann  das 
E  als  ein  a  gesprochen  wirdj,  so  bekOmmt  es  durch  ein  H  solchen  Elang,  das  P 
•wird  nur  verdoppelt,  wann  die  Deriuaiion  solches  befiehlet,  als  Geschaffte,  von 
schaffen;  hingegen  bleibt  es  also  einfach:  scharfen,  von  scharf;  mit  tz  iBt  es  eben 
so  etc. :  Dero  selben  zweyter  Einwurf  k8mt  mit  meiner  Meinung  uberein,  nur  halte 
ich  dafiir,  daD,  wean  man  erst  gut  gedacht,  man  auch  gut  schreiben  kSnneund 
solle,  so  wie  ein  gchOnes  Kleid,  welches  Gleichnifi  Sie  gebrauchen,  eine  schSne 
Person  nicht  verstellt.  Vom  H.  Brookes  wird  man  bald  die  ttbersetzung  der  Car- 
iesiauischen  Philosophy  so,  wo  mir  recht,  la  Motte  in  FranzBsischen  Versen  heraus- 
gegeben,  zu  sehen  bekommen;  Der  H.  Richey  krankelt  oft,  besonders  des  "Winters, 
und  machet  also  nicht  viel ;  Der  H.  Sect  Hiibner  ist  auf  6.  Wochen  stispendire^  -weil 
er  mit  dem  Conreetore  einen  Streit  gehabt,  und  wird  von  einer  Sffentlichen  Abbitte 
gesprochen,  zu  welcher  er  sich  aber  schwerlich  verstehen  diirfte,  und  sich  also 
each  andern  Diensten  umsehen.  Dero  schftner  Jahr-Gang  fangt  sich  erst  mit  dem 
neuen  Jahre  an,  und  zweifcle  ich  nicht,  er  werde  sich  wohl  unter  die  Hamburger 
sohieken,  die  eben  keine  Feinde  ~von  hunten  Sachen  sind.  M*  Wiechmann  bleibt 
bis  Ostcrn  in  London,  / 

II  Marforio  staffUaio  nel  aftro  mondo  ist  noch  vcSllig  in  meiner  Gewalt,  und 
habe  ich  verschiedenen  die  Abschrift  davon  versaget,  werde  auch  dessen  Atdor&m^ 
auf  Dero  Verlangen  geheim  halten.  Er  trit  indessen  aufs  neue  Jahr  wieder  ans  Licht, 
und  giebet  einen  musicalischen  Patrioten  heraus  . . . 

Hamb.  dt.  13.  Dec.  1727.  Telemann.' 

Auf  Telemanns  Auslassungen  fiber  die  ketzerische  Hamburger  Recht- 
schreibung,  auf  die  er  spater  nochmals  zuriickkommt ,  kann  ich  nicht  ein- 
gehen.  Ein  vielgebrauchtes  orthographiaches  Hilfsbuch  war  das  von  H.  Lam- 
beck,  »Teutsches  Namen-Buch«  von  1657,  das  nach  der  Mitte  des  18.  Jhrh. 
neu  aufgelegt  wurde.  Vielleicht  hat  Telemann  es  benutzt.  —  Mit  der  an- 
gegebenen  TJbersetzung  der  Descartes'schen  Philosophie  nach  einer  franzo- 
sischen  Versifizierung  des  La  Motte  durch  Brookes  scheint  es  keine  Richtig- 
keit  2U  haben;  wenigstens  finde  ich  diese  Namen  sonst  nirgendwo  in  Verbin- 
dung  gebrncht,  Brockes  hat  einiges  von  La  Motte's  Fabeln  ubersetzt;  es  findet 
sich  der  Ausgabe  des  »Irdischen  Vergniigen  in  Gott«  v.  J.  1732  (5.  A.)  bei- 
gegeben.  Diese  wird  durch  ein  »gedoppcltes«  Vorwort  des  Hofrats  Christian 
Priedr.  Weichmann1)  eingeleitetj  der  moglicherweise  mit  dem  im  Texte  auf- 


1)  "(Jber  Chr.  Fr.  Weichmann  vgl.  H.  Schroter,  Lex.  der  Hamb.  Schrifts teller 
(1879).  VII..  Er  hat  Verdienste  durch  seine  Sammlung  von  niedersachsischen  Ge* 
dichten  und  waj:  auch  Mitarbeiter  am  Hamb.  Patrioten.    Er  stammte  aua  Braun- 


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86  Wilibald  Nag'el,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.*  usw. 


gefuhrten  Wiechmann  identisch  ist.  Da  das  Vor wort  einiges  iiber  Telemanc 
entKalt,  sei  mit  einem  kurzen  "Worfce  darauf  eingegangfen.  In  der  Hauptsachc 
handelt  ee  sich  selbstredend  um  eineo  g;eschwollenen  Lobspruch  auf  des  un- 

|C.  .-k.  vergleichlichen   Brookes   poetische   Kunst,    die    bis'  m    den   Sternen  erhoben 

&'•!;'  :,l:j|  und  von  der  gesagt  wird: 


M-         '  I, 


»Die  grqsten  Meister  der  Music  haben  gleichsam  um  die  Wette  emeu 'be* 
kh  \  ;?  sonderen  Vorzug  darin  gesuchet,"  selbige  so  in  die  Music  zn  setzen,  ;daB  nichfc  die 

Poesie  dadurch  mogte  geachwacbet,  und  mit  wenigerm  Geiate  vorgestellet  werdei 
^als  sie  an  sich  selber  besifczet.    Es  scheinet  auch  fast,  da6  sie  geglaubt,'  man  wiirde 
sie  karnn  fiir  Meister  halten,  ehe  und  bey  or  sie  bey  diesent  Meister-Stiicke  dei 
Poesie  auch  ein  Meister-Stuek  ihrer  Kunst  gezeiget.  batten.* 

b\':?l''  "Weiter  ruhmt  der  Hofrat  die  Geschmeidigkeit  von  Brooke's  Sp-rache,  ihre 

* -f':     *  Pahigkeit  zu  malen. 


>Der  Herr  Brockes  ist  hieria  so  viel  gliicklicher,  weil  Er  zugleich  einc  genaue 

KenntniB  der  Music  besitzet,  und  Selbafc  mit  annehmlicher  iFertigkeit  darin  geubt 

V-  ''  J  "isfc;  massen  aus  derselben  guten  Theila  der  Grand  und  die  Beurtheilung  dieser  Sachen 

if,t","r    ^  •'  fliesaet;*    Ganz  interessanfc  wird  diese  Stelle    durch  die  gegebenen  raalenden  Bei- 

spiele;  >grune  Wellen  wallen<^us-w.    So  schlieBe  Brocke's  Poesie  >den  Naehdruck* 
ijj-  ,1;:  "i.-;.;.  der  Musik  mit  ein.    »In  dies  em  Stuck  e  wircket  die  Music  zu  ihrem  eigenen  Nach- 

j?"  % j  i;  theile,  und  docb,  wenn  mans  recht  einsiehet,  zu  ihrem  gross e n  Vortheile  zugleich; 

^  -'';'■:;■  weil  sie  2war  al2e  ihre  Kraffte  anstrengen  muss,  nur  blofi  Seinen  Worten  zu  fol- 

j:' ;.;',,.  gent  und  dennoch   ihre  vornehmsten  Annehmlichkeiten  von  denselben  entlehnen 

kann.   Der  Herr  Telemann^  so  verschiedene  dieser  Stticke  in  die  Music  gesetzet, 
ist -ss war  iiberaus  glucklich  gewesen,  nach  Seiner  bekannten  Geschicklichkeit,  die- 
|  ;,„,.'".  selben  mit  gehftrigem  Geiste  und  Feuer  vorzustellen;  Er  hat  aber  auch  gefunden, 

I'j; '  !■ . ;;  :v  dass  aolches  nicht  mSglich  ware:  ohne,  aus  den  innersten   Geheimnissen  Seiner 

fsfi;  .■  Eunst  die  grBsten  Zartlichkeiten  und  Vollkommenheiten  derselben  hcrvor  zusuchen. 

Gleichwohl*  bindert  dieses  so  wenig  der  (!)  Sing-  ala  Dicbt-Kunst  an  ihrer  Eintritch- 

tigkeit,^  und  sie  bleibcn  nichts  destoweniger  ein  par  vertraute  Gratien,  deren  Zab! 

und  reitzende  Amnuth  vollkommen  wird,  'wenn  die  Mahlerey  sich  mit  ihnen  ver- 

f  v    .,  bindet.<  Weicbmannmeiht  natiirlich  die  "Wort-  und  Tonmalerei  —  ein  romantischer 

Ergufi,  *  der  des-  Interesses  nicht  entbehrt.    Fiir  diese  malende  Seite  der  auch  von 

Marino  Geschwister  genannten- Kunste  hat  Weichmann,  wie  aus  einer  sp&teren 

Stelle  noch  hervorgeht,  viet  ubrig.    Lie  mitgeteilten  Satze  sind  itnmerhin  bedeut- 

fl:.:,:i',.;'  sam:  wir  sehen,  wie  die  zeitgenossische  Betrachtung  hier  das  formale  Element 

zurilckdrftngt  und  den  Hauptnacbdruck  auf  die  Wertung  deR  Dichtens  und  Malens 
in  TSnen  legt.  — 


1  ^ , 

/..<.' 


'  .Die, Person  des  im  Texte  genannten  Sec.  (Sekretiir?)  Hiibner.  ist- mir 
unbekannt.  Ein  Zusammenbang  mit  dem  beriihmten  Schulinanne  Job. 
Hiibner  {1668 — 1731)  ist  immerhin  mogUch;  vielleicbt  ist  auch  dessen  Sohn 
gleichen  Vornamens  (gest.  1753  in  Hamburg)  gem e in t,  der  Advokat  und.  wie 
sein  "Vater?  literariscb  tiitig  war. 

'  *Mdrforio  siaffilaio  neV  altro  'rnondo*  ist  offenbar  das  Gedicht  Uffenbacbs 
aus  der  »Nebenarbeit«.  das  dort  unter  dem  Titel  >Marforio  staifilato  stl'l 
Parna$so«i)  atebt  und  lautet: 


[.'  ■"  schweig,  lebte  dann  in  Hamburg,  wo  er  Mitglied  der  Teutschiibenden  Gesellschaft 


war,  und  starb  1769  in  Wolfenbuttel. 

i  ■ 


1)  Herrn  Prof.  Varnesi  von   der  Tecbn.  Hocbscbule  in  Darmstadt  spreche  icb 
/■;:.,>■.  fiir  seine  freundlicbe  Hilfeleistung  bei  der  tlbersetzung  besten  Dank  aus. 


** 


: 


-.  >*-«-- , 


i*      a- 


«w¥«;. 


■ 


■ 


WilibaldNagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw 


87 


Marforio  essendo  a  crilicare  nato 
■jittro  non  facta  eke  mormor.ar  qua  gi% 
Ma  stanco  al  fme  (Pesser  rinfacciato 
Dal  mondo  ingrato}  ehe  non  potea  piu. 

Nel  cdtro  se  ne  andd  a,  cercar  siima 
Dove  egli  incontro  la  iorma  de  Diit 
U  ftdtnini  ieraeva  cValcuni  m  cima 
pel  habiiato  ciel7  e  sdegni  rii, 

Visitd  dunque  U  Dio  d1  Helieone, 
Che  credl  solito  d^accogliere  ogn^un. 
In  falti  ebbe  la  sua  protex&ione, 
J/J  le  disss,  qui  non  iiniete  nissun. 

Penna  non  so  faniosa  piu  di  qaesta. 
Per  cid  mie  Muse  sul  io  voglio  cost, 
JPacciammo  subito  la  piu  gran  festa. 
Per  quel  forastier,  eke  mai  fia  faita  un  di. 

Dicendo  cosit  ecco  la  cena  pronta, 
Seeondo  il  solito  del  parlar  Mm®, 
S'asseiian  dunque  insienie  fronta  a  fronta 
A-  banoketiare  nel  pamasseo  giardin. 

Bmpita  ch?  ebbe  Marforio  la  pansaccia, 
Da,  cacasodo  a  beffarc  incommincio. 
.  E  da  per  tutlo  a  dar  la  sua  lingt&aeeia, 
Che  ciaseuna  Musa  si  miraviglid. 

Trovo  cosiui  li  peli  nella  pera 
E  censurd  fin  al  concerto  divin,    , 
Che  dalle  Muse  per  esso  fatto  era, 
Facendo  in  qucsto  modo  sentirsi  alfin: 


Oorpo  di  rne\  non  avrei  mai  ereduto 
Di  trovar  anxi  frutta  fuor  di  stagion. 
Percke  il  mese  di  Maggio  •  e  gia  caduto^ 
Indove  quinie  si  fan  da  eavallon. 

Mi  bassa,  disse  il  musieo,  da  Nume,    . 
A  chi  le  muse  ridendo  aggiunserd: 
Al  mmdo  tu  sei}  rC  e  vero  ?  il  gran  lume, 
Ecco  per  giusto  lo  smoccolatojo. 

Finito  cid,  andorno  iutii  a  spasso, 
Per  monstrarle  (jli  adobbi  del  giardin, 
Con  i  vtali,  e  passeggi  del  Pa-rnasso. 
E  per  dar  anche  la  sua  al  peregrin. 

Dis'ser  dtmqtce  le  Muse  a  slo  nastcio: 
TtUto  queslo  e  fatto  per  paragonar 
II  leiierato  mondo^  e  co?iosciulo 
Co  i  scriiii  suoi,  con  cui  vuol  pompeggiar. 

Gosi  sul  monte,  Marforio,  tit  vedi 
Piante  splendide  grandee  vistosi,  si 
Che  siendonsi  assai,  ma  non  ti  credi, 
Che  fndia  portono  come  queslc  qui. 

01' arboscelliy  eke  non  vedersi  fano, 
Let  mncon  per  lo  piu  in  feeondita, 
Ma  quelli)  eke  credete  ehe  fruito  anno,    - 
Non  mostran  ailro  ehe  la  sua  feriia* 

Spine  pungenti,  con  fruito  bicoso 

Non 'Trier  itano  qui  ne  pure  un  canton. 
Ma,  disse  ira  se  Marforio  dubbioso 
Me.  voglion  costar?  overo 


A 


1 


Setzt  man   das    der   Schluflzeile   fehlonde  Keimwort   ein.,    das  m.  E.  nur 

>Matthescm*    sein   kann,    so   hat  man    eine   von  BosLeiten   und  Derbheiten    er- 

fullte  Satire,  die  Uffenbachy  Beherrschung  der  italienischen '  Sprache  —  die 
orthographischen  Schmtzer  wiegen  in  diesem  J? all  nicbt  viol  —  ein  gutea 
Zeugnis  ausstellt.  Das  GredicKt  macht  einige  Erlauterungen  notig.  Man 
weifi,.  wie  die  Altea  dazu  kamen,  in  den  Fliissen  Gotter  als  riesenhafte  Tiere 
zu  erkennen:  es  war  die  unbandige  Kraft  und  die  Fruchtbarkeit  des  Wassers, 
die  die  Vorstellunff  zum  L'ebon  brachte.  Unter  den  Flufigottern  spielt  Mar- 
forio  keine  geringe  Holle.  Das  koloasale  Steinbild  des  Gottes,  das  jetzt  im 
Capitoliniscben  Museum  in  Rom  bewahrt  wird,  diente  im  16.  Jhrh.  beson- 
deren  Zwecken:  auf  ibin  wurden  bfeifiende  Entgegnungen  auf  Pasquille  und 
Schmahungen,  die  der  wegen  seines  losen  Mundes  und  seiner  rascben  Feder 
beriibmte  Scbneider  Pasquino  gegen  die  Eurie  gerichtet  hatte,  angeheftet1).1 
Dafi  XTffenbach  unter  seinem  Maforio  Mattheson  verstebt,  gebt  schon  aus 
der  vorsichtigenj  oifenbar  von  TIffenbacb  vorgeschriebenen  Art,  wie  er  daa 
damals  entstandene  Mamiskript '  der  Dicbtung  behandelt,  unzwexdeutig  aber 
aus  dem  Schlusse  des  Briefes  hervor.  Die  Selbstiiberhebung  Marforio's  paJJt 
ebenso  gut  zu  Mattheson  wie  die  Scbilderung  des  Wesens  des  Gottes,.der  sicli 
aeinen  Baucb  voll  schlagt,  iiber  die  auJJer  der  Zeit  gewachsenen  Friichte  er- 
staunt  ist  und  die  bittre  Lehre  einstecken  mufi,  daB  niebfc  immer  die  weit- 
hin  sicbtbaren  Baume  es  sind,  die  gute  Friicbte  tragen.  Den  JTamen  eines 
»Licbtausl6scbers<   wird  man  Mattheson  freilich  nur  in  bedingter  Weise  zu- 


1)  Vgl.  L.  JJrlicba,  tTber  die  Gruppe  des  Pasquino.     Bonn  1867. 

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88  Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18,  Jahrhs.  usw. 

erkennen  konnen;  aber  im  ganzen  die  gegebene  Charakteristik,  in  der,  wie 
die  Satire  es  ja  darf,  die  Verhaltnisse  des.  geistigen  •  auf  das  animalische 
Leben  iibertragen  sind,  ais  gelungen  bezeichnen  iniissen'  Auffallend  ist  aller- 
dings  j  da£  "Uffenbach  dem  Hamburger  Polyhistor  und  Kritiker.  Komponisten 
und  Diplomaten,  Jurisprudenten,  Linguisten  und  Kanonikus  im  Yorworte  der 
Nebenarbeit  ein  reeht  ausgiebiges  Lob  spendet.  Allein  das  kann  ges.chehen 
sein,  weil  sich  seine  Ansicht  liber  Matthesou  geandert  hatte;  aucb  nahm 
TJffenbach  ja  der  Satire  die  Spitze  durch  Auslassung  des  Nurnens  und  anderte 
iiberdies  den  Titel  etwas  ab  gegenuber  der  ersteren  Fassung,  Die  betreffende 
S telle  aus  der  Vorrede  lautet: 

»Ich  brauche  micli  hieruber  nicht  weitlaufig  einzulassen,  da  man  diese  Sache 

hl'.\?.  *n  ohnzehligen  Scbrifften  .  .  .  finden,  unter  andern  aber  des  hoch-belesenen  und 

%  1»$f  ritterlichen  Verfechters  der  Thon-Kunst  Hrn.  Capellmeisters  Mattliesons  und  seiner 

Gegner  Schriften  nachschlagen  kan,  welchcr,  wie  er  nicht  der  erste  gewesen,  so 

der  Music  ao  viel,  wo  nicht  mehr  Krafft  und  Nutzen  als  der  Poesie  zugestaaden, 

also  auoh  yersichert  nicht  der  letzte  seyn  wird,  der  ihre  Wiirde  und  den  uhr-alten 

*    Gebrauch  ja  den  Geschinack  aller  vernflnftigen  Kenner  beider  Kiinste  vertheidiget.« 


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Indein  Ew.  HoohEdL  schaner  Jabrgang  unter  die  Presse  soil,  und  ich  dem 

Public  in  einem  Vorberichte  versprochen,  daC  er  durchs  ganze  Jahr,  wie  zum  ersten- 

t  .....  "  male,  in  angenehmer  Gestalt  erscbeinen  solle,  so  fallen  mir,  beym  Durchblattern, 

%'-fjl  am  ^n<^e  5  Fest-Tage  in  die  Augen,  die  nicbt  so  heiter  aus  a  eh  en,  wie  alles  Vorher- 

gegangene;  ich  meine:  sie  haben  keine  Kupfer.  Was  nun  zu  rahten?  Die  Fest- 
Tage  werden  hier  alle  gefeiert,  und  Maria  Reinigung  faili  noch  dazu  bald;  wollte 
ich  nun  schon  hier- eine  Platte  veranstal ten,  wo  nahme  ich  das  Sinn-Bild  her? 

j^.i:,.;'  |  UI*d  batte  ich  auch  difi,  so  ist  es  doch  nicht  einerloy,  wann  ihier  zwey  einerley 

niachen;  welches  an  dem  Kupfer  gleich  zu  kennen  seyn  wiirde.  Mein  Here  waiter 
auszuechiitten  wlire  uberfltissig,  iedoch  zu  bitten  darf  ich  mich  nicht  wagen,  aber 
zu  hoffen  wird  mir  unreraaget  seyn;  und  hierbey  bleibet  es. 

Da  ich  neulich  den  Anfang  geraachet,   vog   der  Mesigen    Orthographischen 
f,  y1  -v.  .*■  Ketzerey  etwas  zu  melden,  so  fallen  mir  itzo  die  f  s  6  ss  ein,  die  sonst  mehren- 

^:^:;\.  theils  vermischet  werden:  Das  erste  gilt  am  Aofange  u.  in  der  Mifcte,  das  zweyte 

ii; !; -^'.^  am  Ende;  das   dritte  2iehet  zusammen,  u.  das  '&»  dehnet  aus;  die  beyden  ersten 

■  V;  ■'"  verstehen   sich  von  selbst,  die  letztern  aber  verhalten  eich  so:  stoBen,  Possen; 

{;''?,;■■;  maBen,  hassen;  nach  Dipikongis  :  naaBigen,  gehassigen;  verfuBen,  mtissen;  nach  ie 

\^l \ .-:  ahzx,  so  viel  mir  beyfallt,  folget  allemal  ss,  als:  geniessen,  yom  Sup.  genossen; 

;,;r|i  %  fliessen   von  geflossen,    noch   eins:  in  mono-Syllabis:   Haus,  wegen  des  Qenitivi: 

Hausee;  hingegen  StrauG  wegen  Straufies.  Wegen  der  Pu notation  auBern  sich  auch 

verschiedene  abgehende  Eigenschaften,  wo  von  aber  ein  andermal  zu  gedenken  ist. 

GegenwHrtig  fuge  nur  noch  hinzu,  daB,  nebst  raeines  ergebensten  Respects  an 

S:    ,.  Dero  Prau  Liebste,  ich  in  unverrtickter  Hochscbatzung,  und  in  geheimer  sttBen 

Hoffnung  wegen  des  driiben  gedachten  verharre  .  *  % 

Hamburg  d.  25.  Nbr.  1727.  Georg  Philip  Tel'emann. 

P.  S.  Mat  dem  ersten  Packebte  an  meine  Schwieger-Eltern  werde  vom  Drucke 
des  Jahr-Ganges  so  viel  tibersenden,  als  davon  fertig  seyn  wird. 

Die  Schwiegereltern  Telemanns  waren  der  Batskomscbreiber  Andreas 
Textor  und  Fran,  die  nicht  in  yerwandtscbaftlichen  Beziehungen  zu  G-oethe 
standen?  wie  noch  Eitner  bebauptet1). 


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Ew.  H.  geehrtestes  letztere  babe  schon  langst  in  Gedanken  beantwortet,  solches 
aber  nicht  eher  als  itzo,  wegen  vieler  Arbeit,  ins  Werk  richten  kdnneu.    Zuforderst 

1)  Vgl.  daruber  die  von  C.  Val  en  tin  a.  a.  0.  angezogene  Schrift  H.  Duntzer's 
» Goethe's  Stammbaume«  pag.  25. 


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Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.,  usw. 


■89 


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ken  Denenselben  verpflichtest  fur  die  ganz  besondere  Gewogenheit,  daB  Sie 
c^h  die  Miihe  haben  nehmen  wollen,  einige  bey  Dero  Jahr-Gange  noch  gefehlete 
^lC  rer  zU  verfertigen,  und  sie  mir  zu  zu  senden;  ich  ersuche  aber  auch  geflissenst, 

den  TJeberrest  nach  Beqweinlichkeit,   gutigst  zu  gedenken,   und  mir  meine 

rerun  ter   genommeue  Kiinheit  nicht  zu  verargen,  als  welche  ihren  Ukraprung  aus 
"Dero  gsgen  micli  bezeigeteni  Wohlwollen  nimmt. 

Hierbey  erfolget  ein  Exemplar  Dero  bisher  abgedruckten  Poesien,  nebst  den 
1  u  gehSrigen  Kupfer-Platten.  Von  jenen  melde,  daG  noch  verschiedene  Druck- 
Tehler  mit  untergelaufcn  sind,  die  zam  Theil  auch  gegen  die  neu-inodische  Grtho- 
<rraphie  sind ;  Die  Stuck  aber  nach  der  Predigt,  so  von  EL  Neumeistern  sind,  babe, 
°  ^ewissen  Absichten,  so  gelassen,  wie  sie  in  dessen  gedruckten  Biichern  sich 
befinden.  Die  zu  Dero  Jahr-Gange  bisher  verfertigte  Musik  habe  an  den  H.  KSnig 
aherschicket,  und  wiinsche  ich,  daB  solcbe  Ihnen  nicht  iniBfallen  moge 

Hamburg  d.  14.  Merz,  1728.  G.  Ph.  Telemann. 

Ew.  H.  warden  gegenwartig  Dero  mir  gutigst  geliehenen  Kupfer-Platten  durch 
den  Herrn  John  wieder  empfangen,  und  atatte  ich  immittelst  fflr  die  mir  hierunter 
-erwiesene  Gewogenheit  verpflichtesten  Dank  ab.  Ich  habe  indeasen  nur  wenige. 
davon  gebrauchet,  weil  ich  den  Abdruck  verschiedenemale  aus  meiner  BSrse  habe 
hezahlen  imissen,  da  nnsere  H.*  (?)  Hamburg  mir  solcbe  Zettul  gelassen,  und  die 
genomen,  worauf  kein  Kupfer  war.  Man  hat  allerhand  grunes  und  geles  von 
-diesen  Knpfern  geurtheilet,  welches  ich  aber  far  unnfihtig  iinde,  hier  anzufubren; 
gnug:  Aberglaube,  Einfalt  und  Ueberklugheit  kSnnen  viel  Lerm  macben.  In  des  sen 
sind  doch  noch  verschiedene  Stuck,  ohne  das  Kupfer  drucken  zu  lassen,  davon 
componiret  wo r den,  und  hiltte  ich  in  dies  cm  Jahre  davon  mehrere  gemacht,  wann 
ich  nicht  fur  Eisenach  mit  einen  andern  Jahrgange  gnugsame  Beschai'tigung  bfi-tte. 
Jedoch,  was  itzo  nicht  ist,  kann  kiinftig  seyn  .  .  . 

Hamb.  d.  2.  April,  1729.  Telemann.      » 

Wann,  Mm*  H.u  meinen  verbindlichsten  Dank  fur  Dero  unvergleichliches  Ge- 
schenk  einer  Kupfer-Platte  zu  meinem  Choral-Buche  abzustatten,  ich  mein  Ver- 
gniigen  bis  hieher  bandigen  n^ssen,  so  ist  solches  durch  den  langsamen  Druck 
dee  Registers  und  Unterrichts  veranlasset  worden,  sintemal  ich  mir  vorgesetzet 
batte,  nebst  solchem  meinen  Danke,  zugleich  auch  ein  Exemplar  des  Buches  zu 
iibersenden;  ob  nun  zwar  gegenw&rtig  gedachter  Druck  vollendet  ist,  so  lassen 
doch  verschiedene  Umst&nde  nicht  zu,  mit  solchem  Exemplare  eher,  als  bis  auf 
den  naehsten  Sonnabend,  aufzuwarten,  da  ich  immittelst  aber,  doch  meine  Erkant- 
lichkeit  ftir  Dero  mir  hierbey  crwiesene  ganz  sonderbare  Gewogenheit  zu  bezeugen, 
nicht  langer  verschieben  wollen.  Ew.  H.  konnen  versicherfc  seyn,  daB  ich  dessfalls 
ein  ewiger  Schuldner  bleiben  werde,  und  berge  ich  nicht,  daB  dieses  Stuck  vor 
des  Herrn  Graupners  seinem  viel  voratas  hat:  Denn  das  Dessein  ist  nicht  allein 
viel  speoialer,  als  da  sie  den  Chor-  und  Cammer-Ton  so  kennbar  gemacht,  und  die 
.ubrigen  Instrumente,  aufier  der  Orgel  und  dem  Glavessin,  sehr  proportionirlich 
rangiret,  etc.:  sondern  auch  bey  Licht  und  Schatten,  und  s&mtlicher  Ausarbeitung 
viel  mehr  FleiB  angewandt  haben,  so  daB  .alle  Kenner,  die  es  nur  gesehen,  nicht 
das  geringste  daran  auszusefczen  finden. 

Ich  m5gte  hierbey  wUnschen,  daB  mein  Buch  E.  H.  nur  einen  Theil  des  Ver- 
gniigens  brachte,  welchen  Hire  Arbeit  bey  mir  invollkommenem  Grad  erwecket 
hat.    lndessen  aber  will  ich  doch  hoifen,  daB  es  nicht  ganzlich  missfallen  werde. 

Es  habe  Deroselben  mir  jungst  ein  Compliment  an  den  H.  Doctr:  Lipsdorf 
aufgetragen,  selbiges  aber  hahe  ich  noch  nicht  ausgerichtet,  weil  zwey  Doctor  es 
solchen  Namens  hier  sind,  wo  von  der  eine  ein*  Jurist,  der  andere  aber  ein  Medieus 
ist;  sobald  mir  diBfalls  eine  nahere  Nachricht  wird,  soil  Dero  Verlangen  ein 
Gniigen  geschehen  .  ,  . 

Hamburg,  d-  21.  Januar,  1730.,  Georg  Philip  Telemann 


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90  Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw. 


kj   *;-  Telemanns  Choralbuch  erschien  1730  bei  Stromer  in  Hamburg1), 


Ew.  fi.  vom  Herausgeben  eines  neuen  Jahr- Ganges  in  benachrichtigen  habe 
ineine  Schuldigkeit  zu  seyn  erachtet. 

j,;  .  :  DiePoe-ie  dazu  bat  ein  hieaiger  Prediger,  H.  Schubart,  verfertigct;  sie  isfc  rein 

jl'-U/l  und  artig  an  Gedanken. 

|;r :  ■';■  v    ■  #    Die  Music  dazu  bin  icb  "Willens,  mit  ausserordentlichem  Fleisse  auszuarbeiteii; 

die  Schonheit  der  Noten  aber  betreffend,  so  wird  man  kaum  glauben  kOnnen,  daR 
die  Ahrt  meiner  gehamerten  KrBpel-Arbeifc  auf  einen  so  guten  FuB  sey  zu  setzen 

gewesen. 

£w.  H.n  mdgen  leicht  erachten,  daB,  da  ein  aolches  Werk  stark  in  die  KosteD 
a...  lftuft,  ich  auck  wunsche,  die  Anzahl  der  Voraus-bezablenden  gut  angewaebsen  zu 

U*l    ...  aehen,  wobey  ich  mich  denn  Dero  Wohlwollen  und  Ffirspruche  iiberlasse. 

Dem  H.  Brockes  ist  unlangst  ein  Sofan  von  grofier  Hoffnung  an  den  Blattern" 
gestorben,  wobey  Er  gezeigei,  daB  Er  ein  ganzer  Christ  und  Philoeoph  sey.  Ea 
wird  mit  nilchstem  ein.ziemlich  grofies  Wexk  von  Poesien  heraus  kommen,  so  auf 
diesen  Todea-Fall  sind  gemacht  worden,  und  worin  £•  H.  die  Geisfcer  verachiedoner 
noch  unbekannter  Poeten  hiesiger  Nachbarsehaffc  zu  beurtheilen  finden  werden, 
Ich  schnattere  auch  mit  unter,  der  ich  ■.  ,  . 

Hamb.  d.  13.  Nov.  1731.  w  Telemann. 


;l,,;;.;v" '/  •                     B©r  Dichter   und  Prediger  an  St.  Michael   in  Hamburg  Tobias  Henrich 

£J!^  Schubert  (1699-1747)2)  dichtete  den  Text  der  ^ortsetzung  des  Harmon. 

^ -"•  ,:  Gottesdienstes«3  der  in  Telemann's  Selbstvorlage  am  29.  Bez.  1731,  gedruckt 

bei  Stroiner,  erschien3).   Telemann's  Sonett  >Bem  ruhmlichen  Andenken  des 

;!  '\'l  Seeligen  Monsr.  Brockes*  findet  sich  in  der  Sammlung  gutgenieinter,  in  der 

ij;;;;..:;-  f  Hauptsache  aber  platter  und  oder  !Retmereien   »Uber  den  Sarg  eincs  Tugehd- 

J!*-r:;-i.  begabten    Junglings    ausgestreute    Cypressen*.     Hamburg   17324).      Es    bat 

if. '<■■■!»'■.  keinen  Zweck.  die  Verse  hier  miteuteilen. 

li-^'l  E^-  H.  angenehmste  Zuschrift  hat  mich  von  neuem.  belebet,  nachdem  ich  bis 

■^3j  anher  mich  nichfc  wenig  daruber  betrfibet,   daD  unter  5,  Personen  in  Frankfurth, 

1  liv! ■!■,:  die  ich  zu  meinem  Jahr-Gange  eingeladen,-  mich  nicht  ein  einziger  einer  Antwort 

1 gewiirdigt  hat. 

Nunmehro  aber  bin  ich  zufrieden  da  E.  H.  darthun,  daB  ich  noch  nicht  bey 
alien  vergriffen  sey,  und  gilt  das  Gewicht  yon  Dero  Person  mir  so  viel,  als  das- 
'S'ivV  .  '  jenige  von  den  ilbrigen  Vieren. 

■:;!:  Indessen  danke  ich  Denenselben  fiir  das  mir  an  noch  vorbehaltende  Wohlwollen  r 

;l  ;;■-';(./  "und  bittet  mir  solches  nic  zu  entziehen. 

Wegen  meines  Jahr-Ganges  melde,  daC  davon  bereits  bey  60.  Piatt  en  heraus 
sind,  u.  deren  bis  Ostern  noch  wohl  40.  erfolgen  diirften.  Hieraus  ist'zxx  urtheilen, 
was  fiir  einen  Umfang  das  Werk  am  Ende  haben  werde.  Dahero  habe  ich  dnrch 
die  Zeitungen  bekandt  gemacht,  daB  nach  dessen  Vollendung,  selbiges  nach  Ver- 
gleichung  meiner  iibrigen  Werke  verkaufet  werden  solle,  welches  denn  16.  bis 
18.  Rthl.  austragen  wixd.  Ob  ich  nun  zwar  wohl  weiB,  daB  E.  H.  dieae  Sum* 
nicht  achten,  so  sahe  ich  doch  liober,  daB  durch  Dieselben  die  Anzahl  der  PiiW 
numerirenden  vermehret  wftrde,  weil  ichs  nach  Kaufmans- Ahrt,  einen  geringen 
gewiBsen  Vortheil  einem  gehofften  groBeren  vorziehe. 


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1)  Vgl.  Zahn,  Die  Melodien  des  d.  evangel.  Kirchealiedes  .  . .  Giitersloh  1889. 
Bd.  o.  6.  Uber  Graupners  Choralbuch  vgl.  Nagel,  Das  Leben  Chr.  Graupners. 
Sammelb.  d.  LU.Q.X.  l 


2)  Vgl.  H.  Schroder  a.  a.  O. 


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tfl$%  3)  Vgl.  Eifcner  Q.-L. 

'. '  f ;  ;■  ;• , ' ' ;  i  4)  Exemplar'  der  Hamburger  Stad  fcbi blioth  ek. 


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Wilibald  Nagel,  Deutsche- "Musiker  des  18!  Jahrhs.  usw. 


91 


Betreffend  die  Dberschickung,  so  kann  solche  vor  erst  durch  MeQ-Oelegen- 
heiten  franco  geschehen;  so  dann  gehen  fast  wdcbentlich  Fuhrleute  von  hier  nach 
Frankfurth,  da  denn  die  Fracht  nur  efcwas  wenigea  ausmachet;  zu  geschweigen> 
dafi  ich  bey  guten  Freunden  die  Packehte  umsonst  einschlagen  kann. 

Kurz:  ich  wttnsche  nur,  daB  vor  erst  ein  Exemplar  draussen  seyn  mogte,  da 
ich  denn  glaube,  daB  es  mehrere  nach  sich  Ziehen  werde. 

Unser  H.  Professor  Richey  hat  kurzens  eine  Poesie  zu  einer  oO.j&hrigen  Jubel- 
Hochzeit  gemacht,  die  eins  von  Seinen  Meiater-Stiicken  genennet  werden  mag. 
Icb  sorge  aber,  es  sey  Sein  Schwanen-Gesang,  sintemal  Er  bestHndig  krank  isfc, 

und  sehr  znsammen  f&Ut. 

Die  zusammen-gedruckten  Poesien  auf  den  Tod .  des  jungen  Brockes  werden 

vieleicht  schon  bekandt  seyn.  ■        »,**«  i  „     ' 

Sonst  hat  sich  auch  ein  hiesiger  D.  Mr.  rait  begcisterten  Versen  hervorgethan; 

es  heisset  Hudemann.  m 

Die  hiesigen  'Opera  kommen  darin  mit  den  dortigen  iiberein,  daB  sie  wenig 
Zusehauer  baben.  Aber  doch  dUrfte  hier  der  geheime  Nachdruck  wichtiger  seyny 
ale  der  dortige;  wie  denn  1  oder  2.  Pcrsonen  den  ganzen  Ahgang  allein  bezahlen, 
welches  dorfc  schwehr  zu  vermutenist. 

Es  koint  w3chentlicb  von  mir  ein  fliegendes  Blat  mit  Fantasien  furs  Clavier 
berans,  welcho  Sttlcke,  wovon  der  Druck  sehr  sauber  ist,  E,  H.  einige  Dienate  thun 
kunnen;  und  werden  solche  in  hiesiger  Stadt  nnd  Gegend  ziemlich  gesuchet  .  .  . 
Hamb-  d.  23.  Febr.  1732.  G.  P.  Telemann. 

Ludwig  Friedr:  Hudemann  (gest.  1770  im  Alter  von  67  Jahren)1)  aus 
Friedrichstadt  in  Schleswig,  studierte  in  Leipzig,  Halle  und  Kiel,  liefi  sich 
in  Hamburg  nieder,  wo  er  mit  Mattheson  beireundet  wurde  und  sich,  ein 
eifriger  Musikfreund,  mit  Schriftstellerei  abgah,  ohne  sich  jedoch  einen  Namen 
zu  machen.  Bekannt  wurde  u.  a.  die  Abhandlung  »Widerlcgung  des  Zweifela 
des  Pastors  Henkel  zu  Grofien  Bchren  in  der  Mittelmark  wegen  der  ewigeu 
Bauer  der  Instrtimentalmuaik.  <  Eine  Abhandlung  von  den  Vorziigen  der 
Oper  erwahnt  TJffcnbach  in  .der  Einleitung  seiner  Dichtungen.  Sie  ist  nach 
Eitner,  der  noch  eine  dritte  Arbeit  -  erwahnt,  in  Mizler's  Bihliothek  ab- • 
gedruckt.  —  Die  Phantasien  -  fiir  Klavier  von  Telemann  sind  wohl  die  bei 
Eitner  im  G.-Ii.  IX.  S.  376  Sp.  2  erw&hnton  Kompositionen. 

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Wann  E.  H.,  bei  der  Einladung  zu  meinetn  itzigen  Jahrgangc,  mir  zu  ver- 
stehen  gegeben,  daB  Sie  sothancs  Weirk  Sich  lieber  vollstiindig  anschaffen,  als 
Stuck-weiB  drauf  pranumerircn  wollten,  so  konnte  dieses  gnug  seyn,  mich  von 
einer  neuen  Einladung  zu  meiner.  vorhabenden  Taf el-Music  abzuhalten. 

Wann  aher  Dieselben  erw&gen  wolLen,  daB  die  VorachuB-Kosten  fast  noch  ein- 
mal  so  ansehnlich  sind,  als  diejenigen  zum  vorigen,  und  ich  also  einer  weit 
grosseren  Anzahl  von  Pranumerircn  den  bedarf;  und  daB  ferner  die  Ubersendung, 
die  nur  zu  dreyenmaleii  geschieht,  Ihnen  nicht  unbeqwehm  fallen  kann;  so  lebe 
der  Hoffhung,  daB  Sie  an  mehr  gedachtem  Weirke  Anfcheil  nehmen,  und  mich  Ihnen 
dadurch  nachdrucklich  verpflichten  werden  . 

Hamburg  d.  12.  Nov.  1732.  G.P.  Telemann. 

Die  »Muaique  de  table*   s.  bei  Eitner,  Q.-L.  IX,  S.  375  Sp:  1. 

Nachdem  E.  W.  vermeintes  Abaterben  bereits  seitber  einiger  Jabre  von  mir 
beWaget  worden,  so  erfabre  icb  itzt  mit  groBtem  VergnQgen,  daB  Sie  nocb  leben, 
und  fortfabrcn  mifc  rubmwurdigsten  Bcschaftigung  der  Welt  zu  dienen,  und  der 
Welt  ein  betriicbtliches  Augcnmerk  der  so  seltenen  Verdienste  einer  an  Gebuhrt 

1)  Vgl.  H.  Schrdder  a.  a.  0.  tfber  Hudemann  spricbt  auch  Gottsched  im 
»Versucb«  II»  752  f.  und  in  den  Beitragen  zur  Kr.  Hist,  der  d.  Spracbe. 

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iisit.  W  Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw. 


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und  an  Gliicksgutom  hervorragende  Person  zu  binterlassen.     Mogte  doch  De 

Abscheiden  bis  auf  die  spatcsten  Jabre  auagesetzet  bleibea,  und  mogte  icb,  ou 

.fj  t»  t  lan°e  ich  noch  *o-wandeln  babe,  die  Ehre  geniessen,  von  Denenselben  nichfc  gle'ich- 

Kj  •  A-  giiltig  angeseben  zu  seyn.    Solches  wunschet  und  hoffet 

■f ■*;  'J  E.  W.  meines  insonders  hochzuverehrenden  Herrn,.  ergebensfcer  Diener 

BrJ  '  I  Hamburg,  d.  12.  Merz,  1742.  Georg  PbiHp  Telemann. 

ill   "^'f -  ■  }' 

|^"'';V'  Eine  Pause   von   £asi  10  Jahren  liegt  zwischen  diesem  und  dem  vorauf- 

jji ;;  ;■ ';  .;  gegangenen  Briefe.    Sie  wird  durch  das  Gerucht  von  TJffenbach's  Absterben  er- 

%%.,.  JWi    an    das   Telemann   schon    »einige   Jahre.  geglaubt  batte.     Da  1st  die 

frV".  !  J'ra|e  nicht  abzuweisen:  varum  batte  er  nicht,  wie  es  Pflicht  gewesen  ware 

'        "  an       m  -7°?  TJffenLacl1  oder   an  irgendein  Mitglied  der  Familie  gescbruben! 

_  seme  Teilnahme  auszuaprecben?    Und  die  zweite  Frage:  wesbalb  batte  TJffen- 

!pV*^f  Ja?h    die  ^orrespondenz   so    plotzliob    abgebrocben?     Prilft  man   die  Briafe 

aelemanns,  bo  lassen  sie  einen  von  Jabr  zu  Jabr  sinkenden  Wert  erkennen; 
zuletzt  handelt  es  sicb  fast  nur  nocb  urn  Subskriptions bitten  und  Ergeben- 
bextspbrasen ,  von  kunstlerischen  Pragen,  deren'  Bebandlung  Uffenbach  er- 
wunscbt  war,  sickert  immer  weniger  durch.  Das  mag  U&nbach  allmahlich 
verschnuptt  haben.    Man  wird  auch  durch  den  folgenden  Brief  in  dieser  An- 


§-|  ';■'  .nahme  bestarkt. 


E.  W.  hier  in  Hamburg  aufzuwarten,  wozu  Dero  geehrtestes  letztere  mir  Hoff- 
nung  machte,  hat  bisher  noch  nicht  eintreffen  wollen,  so  sehr  icb  es  auch  ge- 
wunschet,  und  so  begieng  icb  bin,  Dero  Sfcandes-Verwandelungen  mundlich  zu 
yernehmen,  welcbe  ich  indefi  immer  noch  als  selten  vorkomende  betraohte,  ,da 
ich  den  Tausch  ernes  so  lange  gefuhrten  vollkoulen  ruhigen'  Lebens  gegen  ein 
muhsames  mcht  zu  begreifen  vermag. 

Dafi   Sie   aber  solchen   Tauach   nicht  bereuen,    davon   leget  gedacbtes    Dero 
...  Schreiben   verschiedene  Merkmahle  an  den  Tag,  und  ich  wunsche,  daB  Sie  Sich 

,.■.-   :,.  daher  eines  immer  anwachaenden  Vergnflgens  zu  erfreuen  haben  mogen,  worunter 

ich  aucb  diC  mit  rechne,  was  Ihnen  die  Music  ehedessen  verursachet  hat. 

Ob  diese  zwar  mem  Acker  und  Pflng  1st,  und  mir  zum  Hauptergetzen  dienet 
so  babe  ich  ihr  doch  seither  ein  Par  Jahren  eine  Gefehrtinn  zugeaellet,  nemlich 
?ue-i?  * ^men', ^Liebe,   welche   beyde    wechselsweise   mich    ihrer  Annehmlichkeiten 
the?lhaffcr,machen-    Wenn  aber  E.  W.  in  meinem  neulichen  Briefe  ein  VerzeichniB 
{p.,-%  memos  Garten-Vorrahts  gefunden,  so  ist  solches  aus  Irrtum  hinein  gerahten,  weil 

■      '  es  in  emeu   andem   Brief  gehSrete,  den   ich  nach  Durlach  laufen  liefl:  flberdem 

auch  wufite  ich  damals  noch  nicht,  daB  Dieselben  der  Bluhmen-Neigung  zugethan 
p; :,,  waren.    IndeB  will  ich  mir  beaagten  Irrtum  zu  Nutze  macheii,  und  (Ihnen)  meinen 

,.;-,   -  Wahlsprucb  in  dieser  Materie  eroffnen: 

Je  riai  ni  honte  de  giteuser, 
Ni  confcienee  de  voter: 

'!,,;■■  '■■  »  Je  fats  pourtani  le  genereux, 

Quand  il  ne  faiii  payer ',  que  pen. 

Die  beydon  letztern  Satze  kann  ich  bey  Ihnen  nicht  anbringen,  wohl  aber 
den  erstem.  Ich  gestebe  dem  nach  meine  Unersattlichkeit  in  Hyacinthen  und 
lulpen,  meinen  Geiz  nach'  Ranunkeln  und  besonders  Anemomn,  und  meine  Be- 
gierde  nach  den  mehresten  Zwiebelgewachsen.  1st  Dero  Garten  in  guten  Sorfcen 
von  dergleichen  fruchtbar,  je  Vous  en  demands  quelque  aumone  .  .  . 

Hamburg,  d.  27.  Aug.  1742.  G.  P.  Telemann. 


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Uber    die    Standes-Verwandlung    Uffenbach's    vgl.  die   Einleitung.      Erst 
1744  trat  er  in  den  Eat  ein.     Er  mag  Telemann  die  Absicht  eines  solchen 

bchrittes    mitgeteilt   haben.    —  Telemann   war   also,    der  Mode   der  Zeit  fol- 


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Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw. 


93 


gend,  unter  die  Blumenliebhaber  gegangen;  Hyazintben  und  Tulpen,  deren 
Pflege  damals  besonders  in  Haarlem  Hunderttausende  eintrug,  vornekmlich 
aber  die  Anemonen  hatten  es  ihm  angetan.  Er  benutzt  den  Zufall,  der  sich 
ihm  durch  dea  irrtiimlicherweise  in  den  Brief  an  Uffenbach  geratenen  Zettel 
bietet,  urn  den  Frankfurter  Mazen  zu  schropfen.  Ich  vermute,  der  humo- 
ristisch  gemeinte  Vers  bat  Uffenbach.  nicht  gerade  erfreulich  in  den  Obren 
geldungen:  dieser  Brief  iat  der  letzte.  Uffenbach  wird  nicht  oder  ablehnend 
vreantwortet  haben,  was  fur  Telemann  das  Zeichen  war,  auch  seinerseits 
Schlufi  zu  machen. 

IL  Briefe  Graupner's1). 

Die  Briefe  sind  teilweise  recht  fiiichtig  geschrieben  und  im  groBen  und 
ganzen  inhaltlich  wenig  bedeutend.  Manches  ist  in  Bezug  auf  die  Ortho- 
graphie  zweifelhaft. 

Wohlgebohrner 

Insonders  groBgiinstig  Hocbzuehvender  Herr, 

DaB  Ew.  Wohlgeb.  wiederum  glucklich  zu  Francfurt  angekommen,  darzu  gra- 
tulire.  Die  vorgegangene  kiirtzliche  Neulichkeiten  kamen  inir  gleichfals  gar 
geschwind  ins  Gesicht,  doch  weilen  ich  nach  dem  geschriebenen  Buchstaben  zu 
versteben  hatte,  daB  Ew.  Wohlgeb.  auch  daran  Theil  batten,  so  habe  gar  kein 
Bedencken  getragen,  init  dem,  was  ich  dabey  thun  kundte,  zu  dienen,  und  auch, 
weilen  meine  gniidigste  Herrschafft  nicht  bier  war,  selbsten  nach  Francfurt  zu 
gehen,  urn  alles  befordern  zu  helfen.  Heute  habe  wiederum  von  Herrn  SchSff 
Bartels  eine  Cantate  bekomnien,  die  iiber  8  Tage  wills  Gott  fertig  seyn  soil;  ob 
ich  aber,  nebst  Herrn  Cap(ellmeister)  Griinewalden  u[nd]  nooh  etlichen  andern 
werde  abkommen  konnen,  daran  zweifle  fast,  weil  mein  gn&digster  Herr  wiederum 
in  der  Nithe,  und  zweiffels  ohne  diese  Woche  auch  wieder  zuriick  kommen  werden, 
da  alsdenn  keiaer  abkommen  kann.  Von  alien  diesen  will  weiter  nichts  melden; 
bis  selbsten  die  Ehre  haben  werde  Ew.  Wohlgeb.  desfalls  mit  der  Erlaubnis  mund- 
lich  zu  sprechen,  welches  vielleicht  fiber  8  Tage  verhoffe,  indem  ich  und  Herr 
Cap.  Griinewald  in  das  wiederum  angehende  Collegium  musicum  eingeladen  worden, 
welches  nicht  eher  hat  vor  sich  gehen  sollen,  bis  Ew,  Wohlgeb.  wiederum  zuriick 
nach  Francfurt  gekoraraen  w&ren.  DaB  Ew.  Wohlgeb.  Herrn  Schwager  Otto  wegen 
davor  halten,  es  seye  schr  miBlicb,  etwas  auszurichten,  ist  mir  gar  nicht  lieb  zu 
horen,  und  kan  ich  Ew.  Wohlgeb.  auffrichtig  versichera3  daB  ich,  was  letztlich 
tiberschrieben,  damahls  nicht  gewust,  aoneten  ich  es  unfehlbar  wilrde  geschrieben 
haben,  und  habe  es  itzo  erst,  da  vor  8  Tagen  in  Francfurt  war,  von  dem  Kupfer- 
drucker  Gerhard  erfahren,  der  mir  auch  den  Kauffmann  genennet,  der  das  -Geld 
hatte  hergegeben,  und  da  war  es  schon  langst  zu  spiith  solches  zu  melden.  Von 
Atareelto  habe  ich  gem  nth  mas  set,  daB  es  also  lauten  wiirde,  es  seynd  schon  viel 
gute  Sachen  darinnen  /:  neml.  nach  ihrem  Liebhaber  :/  aber  auch  yieles,  das  wenig 
gefallen  wird;  sind  aber  dennoch  was  die  Person  anbetrifft,  zu  admiriren.  Mit 
denen,  wie  auch  den  iibrigen  zu  uberachicken,  hat  es  gar  kerne  Eile,  indem  zu 
offteren  zu  Francfurt  bin,  und  solche  selbsten  mitnehmen  kan,  und  habe  solche  zu 
gar  nichts  nOthig  zu  gebraucben.  An  dero  Fr.  Gemahlin  bitte  meine  Empfehlung 
und  verbleibe  mit  aller  Veneration 


Darmstadt  den  5.  9br  1727. 


Ew.  Wohlgeboren  ergebenster  Diener 


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Christoph  Graupner. 


1)  Herr  Br*  H.  Brauning-Oktario  hatte  die  Gute,  mir  seine  Kopie  der  Briefe 
zur  Verfugung  zu  stellen.    Ich  habe  sie  mit  dem  Originate  verglichen. 


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Der    crwahnte   Schoff  Bartels   mag  mit  dcm  friiher  genannten  Bankier 
H.  E.  B artels    verwandt  gewesen  aetn.     TJffenbach  scheint  Graupner ,  Grune- 
Tftld   u.  a.   Darmatadter  Musiker  nach  Frankfurt  zu  emem  Privatkonzerte  J) 
I  Of  "  eingeladen  zu  haben. 

Uberschicktcs  babe  wohl  erhalten,  und  habe  wegen  dieser  gar  schdnen  uhd 
auch  miihaamen  Arbeit  bey  Ew.  Wohlgeb.  groGe  Uraache  mich  hSchstens  zu  be- 
dancken.  Ea  bomfc  solchea  gar  nicht  zu  apath,  in  dem  wegen  dea  letzten  neb- 
lichten  und  kalten  Waiters  aaf  dem  Speicher  nicht  mehr  fort  zu  kommen  war;- 
sondern  gezwungen  aufhoren  mussen;  und  voritzo  will  aolches  die  ordinaire  Kirch  en- 
Arbeit  aucb  nicht  zu  lassen  fort  zu  fahren,  da  fiber  dem  der  Geburths-Tag  und 
(     ,  viele  bey  einander  folgende  Fest  Tage  aolches  noch  ipehr  verhindern,  auch.  noch 

:i '.  j"  biJ3    dato   die  Arbeit  allein   veraehen  muB.    Mit  Herrn  Cap.  Meister  GrQnewalden 

./:  welcher  sich  schSnstens  empfehlen  und  vor  das  gfltige  Andencken  und  Mitleyd 
dancken  laCt :/  bessert  es  sich  nunmehr  zusehetidst  doch  will  noch  nicht  Ursache 
seyn,  dafi  er  sich  sobaldvwieder  aufmachen  und  mit  der  go wohnliohen  Arbeit  den 
Kopf  zerbrechen  soil;  ddrfftc  doch  noch  wohl  einc  ziemliche  Zeit  darauf  gehen, 
ehe  die  vflllige  Eraffte  wieder  kommen  mSchfcen. 

Das  nochmalige  gutige  Anerbiethen  von  Ew.  Wohlgeb.  deji  Abdruck  zu  besor- 
;.j:  :4,  -  ffe?>  wil1  nunmehr  gantz  treuherzig  annehmen,  weilen  freylich  mehrere  Behutsam- 

keifc  und  Erfahrung  zu  dergleichen  Sacfaen  gehoret,  ala  meine  ubrige  Arbeit  noting 
hat,  da  ohne  dem  die  Presae  nicht  zum  besten  beschaffen.  Als  letatlich  zu  Eranc- 
furt  war,  habe  mich  dessentwegen  bey  Herrn  Gerhardt  einiger  Vortheile  erkun- 

(.^m  di»en  wollen,  vie  mit  dieser  und  dergleichen  Arbeit  zu  verfahren,  die  erfolgte 

;;  ;■.:.■■:•,!  Antwort  aber  hat  nicht  allerdings  bey  rnir  zu  langen  wpllen,  welches  ihme  auch7 

weiI  es  s^ne  Profession,  nicht  verdacht.  Mit  ehsten  werde  mir  die  Freyheit 
nehmen  Ew.  Wohlgeb.  meine  Aufwartung  zu  machen,  da  ich  denn  wegen  Pappier 
das  darzu  am  schicklichaten,  sorgen  will,  vor  die  iibrige  Unkosten  will  auch  gar 
gerne  atehen.  Geschehenes  Zumuthen  der  ft.  Gemahlin  ist  mir  gantz  angenehm,  und 
war  diesses  von  aich  selbatenrdie  richtige  Folge  und  meine  Schuldigkeit,  wie  ich 
denn  vfersicbere,  dafi  schou  Jangatens  vorhcr  einige  gezeichnet,  urn  solche  nach 
deren  Verfertigung,  entweder  selbsten  zu  Qberbringen  oder  flberzuschicken.  Es 
hat  aber  solches  meine  bisherige  Arbeit  mit  dem  Choral-Buck,  da  mit  dem  da- 
zu  benothigten  iiber  die  Zeit  aufgehalten  worden,  verhindert,  und.soll,  wenn  dieses 
vollenda  vom  Halse  habe,  mein  erates  seyn,  und  werde  mir  eiue  Preude  machen 
hierinnen  mit  meiner  zwar  achlechten  Arbeit  einiges  Vergniigen  erwecken  zu 
konnen  ... 

Darmstadt  den  21.  Xbr.  1727,  Christoph  Graupner. 

Graupner  war,  wie  Bach,,  selbst  ala  Kupferstecher  tatig.      Der  Brief  he- 
darf  ebensowenig  wie  die  beiden  folgenden  eines  Kommentares. 

Ew.  Wohlgebohren  gratulire   zu  forderst  zu  glticklicher  Heimkunfft  und  das 

gebrauchte  Our  noch  ferner  wohl  anschlagen  moge.    Mcinem  schon  mebrmaligen 

|  ■. . /  Versprechen  zu  folge  iibersehicke  anbey  auf  kflnfftigen  Sontag  als  den  10.  p.  Trin. 

auf  Ew.  Wohlgeb.  auch  mir  zugeschicktem  Jahr  Gange  den  Versuch  zu  einem 
klexnen  Exercttio  vor  Discant  und  Tenor.  Das  erste  JReeit:  als  die  Bedeutung  deB 
Kupfer  BDdes  habe  auch  mit  darzu  gesetzet,  und  kan  solches  nach  Ew.  Wohlgeb. 
selbsteignen  Vorachlag  entweder  mit  gemacbt  odcr  wegbieiben,  weilen  das  fol- 
gende darnach  eingerichtet.  Den  letzten  Choral  habe  zu  4  Stimmen  gerichtet, 
weilen  solche  auf  dieae  Art  eher  zu  sammen  zu  bringen,  als  wenn  es  concertirende 


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■..;,■.;  1)  Israel  a.  a.  0.   S.  25  fuhrfc  aua  dem  Herbste  d.  J.  1727  kern  offentliches 

Konzcrfc  an.  —  Uber  Ofeto  Lindheimer  (s.  d.  Einleifcimg)  kann  ich  nichta  mit- 
teuen.  —  uie  Bernetkung  uber  Mar  cello  bezieht  sich  ohne  ITrage  auf  dessen  acht- 
oanmges  Werk  :Estro  poetieo-armonieo*,  dessen  Drucklegung  1727  beendet  wurde. 


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Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw. 


95 


Siimmen  w&ren.  Denen  Instrumenten  babe  mit  Fleii3  nicht  viel  gegeben.  weilen 
solche  anderst  bey  einen  privat  exercitio  nicbt  allemahl  kSnnen  beysammen  seyn 
pie  Partitur  dSrffen  mir  Ew.  Wohlgeb.  nicht  wieder  schicken3  weilen  meine  eigne 
Hand  dessentwegen  zurQck  behalten,  mich  solcher  kiinfftigen  Sontag  zu  Mittag  in 
uQserer  Schloss  Kirch  zu  bedienen.  Wegen  der  Expression  des  Testes  gibts  unter- 
schiedliche  Notamina,  doch  hoffe  solche  einiger  massen  getrofFen  zu  haben.  Ver- 
bleibe  ilbrigens  .  .  - 

Darmstadt,  d.  29.  Jul.  1728.  Christoph  Graupner. 

Inliegendes  schon  lange  tlberschicktes  Recitativ  hatte  schon  langst  befiJrdern 
sollen,  doch  werden  Ew.  Wohlgeb.  meine  Yergessenheifc  vor  meine  bisberige  Um- 
stttnde  nicht  flbel  nehmen;  Es  war  zwar  wohl  aufgehoben,  ist  aber  dennoeh  von 
Zeit  zu  Zeit  vergessen  word  en;  Und  wird  Herr.Otto  an  welchen  vergangenen  Mon- 
tag  geschrieben,  die  Ursachen  vielleicht  gemeldet  haben.  Ob  ich  in  ubrigen  alles 
nach  Ew.  Wohlgeb.  Sinn  werde  getrofFen  haben,  kan  nicht  wissen,  zum  wenigsten 
habe  in  etl.  Worten  einigen  Zweifel.  Zum  Exerapel  im  crsten  Recitativ:  la  pairia 
abbandone  habe  nicht  gewiB  gewufit,  ob  es  als  verbum  oder  als  subs  tan  tivum  ge- 
meinet,  und  in  anderem  das  Wort  sgomeniino  habe  auch  im  Lexico  nicht  finden 
konnen.  Sollte  es  allenfalls  nicht  getrofFen  seyn,  so  last  Jsichs  doch  gar  leicht 
andem.  Vielleicht  habe  bald  die  EhroJEw.  Wohlgeb.  meine  Aufwartung  zu  machen, 
da  es  sich  am  geschwindsten  andern  lieB. 

Darmstadt  den  25.  9br  1728.  Christoph  Graupner. 


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Ew.  Wohlgeb.  iiberschicke  hierdurch  letzlich  flbersendetee  Recitativ,  und  wird 
mir  allemahl  angenehin  seyn,  wenn  hierinn  dienen  kan.  Dancke  zugleich  vor  die 
Communication  deB  musical.  Patriotens,  welchen  in  geschwinder  Eyl  nur  Oberhin 
durchblattcrt,  werde  mir  aber  itzt  die  Zeit  nehmen.  solchen  ordentl.  zu  lesen. 
Wegen  Herrn  Korsinek  bin  Ew.  Wohlgeb.  gar  sehr  verbunden,  und  ist  seine  Sache 
nach  seinem  ziemlich(en)  Vergnflgen  ausgeschlagen,  welches  insonderheit  lieb  ge- 
wesen,  weil  er  sonst  in  viele  Unruhe  seines  Sohnes  weg(en)  wflrde  gerathen  seyn. 
Moxts.  Soylerni)  habe  letztl.  persuadiert  dero  Haufi  zu  besuchen,  weilen  ich  wuBte, 
daB  Ew.  Wohlgeb.  ihn  noch  nicht  gehoret,  zweifle  nicht,  daB  er  nicht  solte  fcon- 
fcentiret  haben,  weilen  er  auf  aejhem  Instrument  starck  auch  ein  gut  musicalichs 
judicium  hat.  Voritzo  will  er  von  hier  weg,  wo  aber  hin,  hat  er  mir  noch  nicht 
vertrauen  wollen.  Auch  ich  selbsten  bin  vor  mein  kiinfftiges  sehr  besorgt;  doch 
sejnd  die  Zeiten  und  Umstande  iiberall  so  schlecht,  dafi  man  nicht  weiB,  woman 
Qich  hinwenden  soil;  doch  ich  will  lieber  schweigen.  Im  ersfcenRecitat.  weiB  nicht, 
ob  das  Wort  eleva  oder  eleva  heiBt;  ware  das  erste,  so  xniiBte  es  ohngefahr  also 
stehen: 


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Darmstadt  am  17.  Jam.  1729. 


oder  also:     — ? — ^— 

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Christoph  Graupner 


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HI.  Briefe  SchiirmannV 

1725  hafcfce  Uffenbach  eine  Operndichtung  PJiarasmanes  geschaffen,  wegen 
deren  er  nach  Wolfenbiittel  an  einen  ihm  bekannten  Beamten  des  Hofhaltes, 
aen    Sekretar  J.  F.  "Voigt,    und    to    den  Komponiaten  G.  K.  Schiirmann 


IjtfberKorzinekvgl.  Nagel,  Zur  Gesckichte  der Muaik  am  Hofe  von  Darmstadt. 
M.  f.  M.  G.  1908.  »Soyler«  kann  auch  als  V ogle r  gelesen  werden.  Joh.  Gottfr. 
Vogler,  ein  von  Telemann  als  »munterer<  Komponist  bezeichneter  Mu8iker.  war 
1725  in  Darmstadt  engagiert.   Vgl.  Eitner  Q.-L. 


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96  Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw. 


scbrieb.  Eine  Verbindung  mit  dieseui  bedeutendeu  Kiinstler,  der  nach  unlieb 
samen  Erfahrungen  seiner  Jugend  und  nach  allerlei  Irrfahrten  1707  21 
dauerndem  Aufenthalte  an  den  Braunschweigisch-Wolfenbiitteler  Hof  gekomtae; 
war  nnd  sich  duroh  eine  nicht  unbetrachtliche  Heihe  guter  Opernwerke  einei 
geachteten  Namen  gemacht  hatte,  eine  solche  Verbindung  mufifce  TJffenbac] 
erstrebenswert  erscheinen.    Es  kam  froilich  ganz  anders,  als  Qr  dachte.    Gib 

■i\ ■■*'*.  ■.;.';'■  uns  Fasch's  bekannter  Brief  an  Ufifenbach  Gelegenheit,  den  pfaffischen  IJber 

eifer  an  der  Arbeit  zu  sehent  Kunatwerke  im  »rechtglaubigen*  Sinne  ab 
zuscbleifen,  so  lassen  uns  die  Brief e  Schiirmann^s  wieder  einmal  eineii  Blic] 
in  die  kleine  und  kleinlich©  Wirtscliaft  tun,  die  an  den  deutschen  Hofen  de 

■■  K  18.  Jhrh.  der  Kunst  das  Leben  sauer  niachte.  :i 

«  Den  Briefen  Schiirmann's  schicke  ich  einiges  aus  den  Schreiben  Voigt3 

\f  :'\'"'-  an   Uffenbach  vorauf : 

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Devsoselben  erstatte  in  zwischen  nicht  weniger  ergebensten  Danck,  vor  die  mi 

giitigflt  gethane  eroffnuog  von  einer  vetfertigten  Opera  fcitulirt  Pharasmanes  Konij 
von  Iberient  oder  die  zugleich  geliebte  und  gebafite  Londina:  Wie  nun  diese 
sonder  streit  eine  der  artigsten  passagen  mit  ist,  so  in  der  Romischen  Oetwia  ent 
halten3  und  dieses  Werk,  auch  ehe  man  es  gesehen,  schon  die  praesundion  vo 
sich  hat,  dafi  es  nicht  allein  von  guter  invention  sondern  auch  vo)l  aus  gear  beite 
f'%y  ';■  ist,  anerwogen  es  die  Ehre  hat,  Ew.  HochEdclgob.  zum  Autore  zu  haben,  so  wiirdi 

V.'.V'.  *  nichts  mehr  zu  bedauem  aeyn,  alB  dafi  deBen  Bekanntwerdung  dem  Publico  l&nge 

',;';;;!;,i:i,■  solte  vorenthalten  werden.     I)a8    Braunschweigische   Theatrum   wiirde    gliicklic] 

seyi),  wann  selbigem  die  erste  repraeseniation  und  execution  dieses  Wercks  gegonne 
und  anvertraut  wiirde.  Wie  nun  Ew.  HochEdelgeb.  nicht  abgeneigt  scheiuen  zi 
seyn,  solche  opera  Unserm  Hoff  fur  alien  andern  am  ersten  zu  widmen,  so  nehm^ 
mir  die  Preyheit,  urn  conimunication  defielben  Texts  hiermit  dienstl,  anzusuchen 
Ich  habe  mit  dem  Herrn  Cammer  Rath  llhetz,,  alfi  weleher  iiber  die  Furstl.  Hoi 
/*/:■,■,  Capeitc  das  Direeiorium  fflhret,  vorliufig  davon  gesprochen,  und  bezeiget  derselb^ 

gleichmaCiges   Verlangen,   solches   zu  seben,   Er  hat  mir  anbey  an  Ew.  HochEdel 

geb.  ein  zwar  unbekanntes  doch  ergebenstes  Compliment  aufgetragen,  wo?on  icl 

ij'!;:",;-  :'.-;  mich  hiermit  b.estens   aequitiren  will.     Das  an  mich  adressirte  Schreiben  an  dei 

H.  Capellmei&her  Schurmanu,  habe  woll  besorgefc,  Er  hat  taglich  vers  pro  ch  en  di^ 
antwort  darauf  mir  zu  zuschicken,  und  ist  dieses  zum  Theil  mit  Uhrsacb,  daC  icl 
meine  Schuldigkeit  ebenfallG  biC  hieher  ausgesetzet,  weiln  aber  die  eingefallenej 
:|r':'\  Feyer  Tage  Ihn  daran  vielloicht  behindert,  so  habe  gegenwS-rtiges  deshalben  nich 

;y-;;-    ■-  ,  langer  zuriickhalten  m<Jgen.    TJbrigens   wird  mir  und  andern  guten  Freunden  be 

sonders  lieb  zuhoren  seyn,  wenn  sich  Ew.  HochEdelgeb.  bald  mahl  resolvirm,  eim 
Reyse  anhero  auf  die  Braunschwg.  MeBe  zu  thun,  kan  es  nicht  ehender  geschehen 
will  in  anteeessum  gebethen  haben,  hochstens  doch  bevorstehende  SommermeCi 
solche  so  lang  vorgehabte  Reyse  in  guter  gesellschaft  zu  Wercke  zu  richten,  e; 
wird  vermuthlich  als  denn  der  Pharasmanes^  urn  defien  Communication  ich  nachmahl 
dstL  ansuchen  will,  im  Stande  seyn,  Seinem  Erfinder  mit  zu  ditiertir&n*  Anlangenc 
die  desiderirte  Nachricht,  ob  bey  dem  Gofctesdienate  alhicr  zu  Hoffe  eine  Kirch ei 
Music  gebrauchlich,  so  vermel.de,  daB  nicht  allein  unsere  gdgste,  Herrschaft  darai 
■grofi  Vergniigen  bezeigen,  sondern  auch  bereits  seit  etlicheo  Jahren  eine  gewi.B< 
TLirch-Musie,  so  gedrucket  worden,  in  der  herzogl-  HoffCapelle  anordnen  laBen,  di< 
.■'■■/,;  mitgeschickten  piepen  aber  haben  bey  jedermann,   clem   ich  communication  davo* 

gethan,  solchen  Beyfall  gefunden  /:  wie  sie  dann  auch  in  der  That  wegen  der  ii 
sich  baltenden  guten  geistreicben  pmsees  meriiiren  :/  daB  nicht  zu  zweifeln,  si< 
werden  bey  Ser^o  auch  gleichfallG  gnadigste  approbation  fin-den,  und  diesemnechsi 
zu  dem  destinirtm  (Jebraueh  employert  werden. 

Ew.  HochEdelgeb.  gebe  danenhero  anheim,  ob  Ihnen  gefUllig  dieses  gantz* 
Werck  nebst  den  Kupfer-Platen  an  mich  zu  ubermachen.  Es  wird  sich  alsdani 
schon  weitere  Gelegenheit  finden,  Ihro  Dl*  davon  unterthattigsten  Vortrag  zu  thun 


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Wilibald  Nagel,  Deutsche  BTusiker  des  18.  Jahrhs.  usw. 


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nd  wird  da3  Werck  alsdenn  den  Meister  selbsten  recommendirm.  Ich  wolte 
wiindschen,  daB  ich  hinwiederum  etwas  aeues  hatte,  so  zu  Ew.  HochEdelgeb.  Ge- 
Ttiiitbs  Ergetzung  commzmieiren  konte,  es  ist  mir  aber  vorjetzo  nichtes,  aLB  bey- 
ffehende  Serenata  so  kflnftigen  Neujahrs  Abend  Unserer  durchlauchtigsten  regie- 
r  en  den  Herrschaft  von  Ihro  Hoff  Capette  wird  gemacht  werden,  zu  der  Hand, 
seiche  Ew.  HochEdelgeb,  bey  muBiger  Zeit  Durchzulesen  belieben  werden  . . . 

Wolffenbuttel,  d.  29ton  Dec.  1726.  J.  P,  Voigt, 

Pas  in  Gottingen  bewahrte  Origin  almanuskript  des  Operngedichtes,  das 
reick  gebunden  und  mit  Handzeichnuxigen  Uffenbachs  fur  jede  Sssene  ver- 
sehen  ist,  hat  den  Titel  »Der  von  Londinen  zugleich  geliebte  und  ungeliebte 
PHARASMANES  Konig  von  Iberien  in  einem  Sing-Spiel,  Von  TJffenbach*. 
per  Inhalt  ist  kurz  dieser: 

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Pharasmanes  wird  von  s einem  Hofe  besturmt,  sicb  zu  vermahlen,  and  reist, 
ale  Bote  verkleidet,  nach  Kolchis,  uni  die  PrinzeBsin  Londina  zu  werben,  Selbst- 
yedend  verliebt  sie  eich  in  den  vermeintlichen  Boten  und  Pharasmanes;  der  KQnlg, 
■wird  auf  Pharasmanes,  den  Boten,  eifersiichtig,  (Das^Ganze  ist  ein  oft  verwendetes 
Motiv.)  Eine  ihm  verwandte  Ffirstin,  die  gerne  den  Thron  mit  Pharasmanes  geteilt 
hUtte,  erregt  wahrend  aeiner  Abwesenheit  einen  Aufruhr  und  schickt  dera  KSnige 
ihren  Liebhaber  nach  Kolchis  nach,  um  ihn  aus  dam  Wege  zu  raumen.  Selbst- 
verstandlich  gelangt  der  Plan  nicht  zur  Durchfiihrung.  >Biefies  ist  nun  die  sonder- 
b&hro  Geschichte,  so  bey  der  DurchleBuug  der  romischen  Ootavia  zu  einem  Sing- 
spiele  tauglich  erachtet  worden,  ob  sie  zwar  darinnen  mit  einem  gantz  andren 
und  traurigerm,  auch  dem  Schauplatz  unschicklichen  Ende  zu  finden  ist,  welches 
zu  solcher  ver&nderung  und  einmischung  verschiedener  nebenumstanden  AnlaC 
gegeben.  Immittrest  der  Grund  der  geschichte  allezeit  der  welt  beriihmten  Feder 
des  Durchlauchtigsten  Verfassers  von  gedachtein  hochbelobten  wercke  zu  eigen 
bleibt,  und  derentwegen  wird  auch  diefie  geringe  Abschilterung 

dessen 

Durchlauchtem 

Nunmehro  Hochstruhmwiirtig 

Regierendem  Naehkommen 

in  aller  Unterth&nigkeit 

iiberreickt  von  dem 

"Verferiiger.* 

Die  Beziehungen  sind  klar:  TJffenbach  hatte  eine  Episode  dem  schwer- 
fiilligen  und  umstandlichen  Romane  Herzog  Anton  TJlrich's,  der  »Romi- 
schen  Octavia*  (1711)  entnommen  und  glaubte  durch  die  Widmung  und  die 
Berufuug  auf  den  prachtliebenden  Nachahmer  Ludwigs  XIV.,  der  in  seinem 
Werke  iibrigens  neben  den  iiblichen  Romanverwickhmgen  und  Liebesgescbichten 
auch  allerlei  soziale  und  staatliche  Probleme  erwagt,  seiner  eignen  Arbeit  den 
"Weg  geebnet.  —  Kammerrat  Levin  August  Eh etz  ersetzte  1723  den  ersten 
Intendanten  der  Br.-"W\  Kapelle,  C,  D,  vonDehn,  der  auf  einige  Zeit  nach 
Frankreich  ging1).  —  Ob  die  dem  Titel  nach  nicht  angegebene  Serenata  (ea 
ist  oifenbar  die  der  Oper  nahestehende  Form  der  dramatischen  Kantate  ge- 
meiiit)  von  Voigt  gedicbtet  war,  entzi-eht  sich  meiner  Kenntnis.  — 

TJffenbach  schickte  die  Operndichtxmg  an  Schurmana,  der  sie  an  Rhetz 
weitergab:  bei  diesem  sah  sie  Voigt,  der  (naturlicb!)  entziickt  war  und  die 
gunstigste  Aufnahme  bei  der  »gnadigsten  Herrschaft*  voraussah,    Rhetz  lieB 

1)  VgL  Chry aander,  Geschichte  der  Br.  W.schen  Capelle  und  Oper.  Jahrb, 
far  Musikal.  Wiaa.  1863.  I.  264. 


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98  Wilibaid  Nagel.  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw. 

nun  bex  TJffenbach  durch  Voigt  wegen  einer  >kleinen  Erkenntlichkeit*  an- 
fragen,  wegen  deren  der  Dichter  sich  an  ibn  en  confidence  expectoriren  solle. 
Der  vom  30.  April  1726  datierte  Brief  fahrt  dann  fort: 

Wegen  der  Kircben  Music  wird  der  H.  Cape  11m eister  Schurmann,  der  ihm  ge- 
gebenen  Ordre  gemaB,  Ew.  HochEdelgeb.  bereits  verhoffentlich  (iberschrieben  haben, 
daB  man  sich  alhier  den  gethanen  Vorschlag,  solche  in  Frankfurth  drucken  zu 
laBen,  mit  gefallen  IaBe,  deme  dieses  noch  beyfiigen,  and  anfragen  sollen,  ob 
Ew.  HochEdelgeb.  verlangen,  daB  die  dazu  erfordernde  Kosten  anjetzo  gleich  ent- 
weder  gantz  oder  vorerst  zur  Helfte,  und  zwar  an  Ihnen  iibermachet  werden,  alfi 
woruber  ich  mir  Dero  beliebige  Antwort  mit  ehisten  will  ausgebethen  haben.  Das 
von  dem  H,  Capellmstr.  Telemann  in  Ffurth  verscbollene  Geriichte,  alC  hUtte  Er 
iir!_  -,"■■_ : " .  so  viele  Schulden  eontrahireii  ist  hier  gantz  ohnbekannt,  noch  mehr  aber  dasjenige, 

dafi  Er  sich  solcherhalb  enter  des  hiesigen  Hofes  Schutz  geben  wiirdej  gantz  falsch. 


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j1 ':, ',  In  einem  3.  Briefe  erwahnt  Voigt  Uffenbach's  Kircheninusik-Dicbtungen; 


f  '.'V.  .  . .  anlangend  aber  die  Kircben  Musie  So  babe  Ew.  HochEdelgeb.  zu  erSffnen,  daB 

;;/:,/ ('•'■  wie  sothanes  Werk  lediglich  zum  Gebrauch  der  Hoff  CapeUe  desiinirt  ist3   man 

^-i-l'vl^  alhier  davorgehalten,  daC  man   mit  400  Exempl.  scbon  auskoramen  kSnte,  Nach- 

dem  aber  Dero  letzteres  so  an  Hand  gegeben,  daB  Sie  mit  dem  Verleger  auf  600, 
stflgk  accordireif  und  man  solchem  nach  kernes  wcges  Dero  Schaden  verlanget,  so 
hafc  man  Sich  alhier  resolviret,  aolcbe  600  stuck  insgesambt  zu  behalten,  and  soil 
das  dazu  Ben5thigte  Geld  dutch  den  'S.oSAgenten  in  Br.  Alexander  David  flber- 
macht  werden3  wie  denn  auch  nicht  schaden  kan,  wann  Ew.  HochEdelgeb,  einige 
,  .,.  .  ,  dhiingidrte  Exemplaria  vor  die  biesige  gdgete  Herrschaft  und  denen  vornehmsten 

'■/%¥H  am  Hofe  mit  drucken,  und  offeriren  laBen.   Wegen  der  Opera  wird  verhoffentl.  der 

H.  Capellmstr*  Schiirrmann  au&filhrl.  an  Ew.  HochEdelgeb.  bereits  geschrieben  haben 
wanenhero  ich  mit  Dero  verhoffenden  ErlaubnuB  und  in  Mangel  der  Zeit  mich 
•ji^^lV  darauf  mit  beziehe  .  .  . 

ffit'%  WolE  d.  22ton  jun.  1726.  Voigt. 

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Schiirmann's  eiffene  Bricfo  boginnen  mit  dem  29.  Eebruar  1726.    Die  Be- 
kanntschaft  wurde  durcb  von  Uffenbach  gesticht. 


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Hochwoblgeborner 

Insonders  Hochgeehrtester  Herr 

Eure  HochwohlgeL  bitte  zuforderst  vielmahl  umb  Verzeibung,  daB  auf  Dero 
sehr  werfces  und  obligecmies  Schreiben  vom  12.  Decemb.  .armi  elapsi  nicht  ehe  geant- 
wortefc  es  hat  mich  die  uberhanffce  Arbeit  damahls  auf  die  Festtage  und  hernach 
auf  die  Braunschweiger  Messe  daran  vorhindertj  bitte  demnach  gantz  gehorsamst 
mir  solch  Ian  gen  Verzug  nicht  etwa  fur  UnhSflichkeit  auszulegen.    Die  bey  den 

g|  Jfj  flbergesandfcen  musikalischen^Texte  gefallen  mir  iiberaus  wohl,  und  da  Eure  Hoch- 

wohlgeb.  wie  es  scheinet  eine  sonderliche  Confidence  zu  meiner  scblechten  Com- 
position haben,  so  babe  mich  entschlossen,  die  Arbeit  zu  Gberuehmen.  wie  wohl 
ich  nicht  promittiren  kan  in  einem  iahre  damit  fertig  zu  werden,  wann  demnach 
Eure  Hochwohlgeb.  noch  die  damahls  bezeigte  confidence  zu  mir  haben,  so  bitte 
die  Advent  Sonntage  je  eher  je  lieber  zu  ubersenden,  so  will  mich  mit  dem  ersten 

■,:■',■. ':';  drilber  machen.    Eure  Hochwohlgeb.  gedenken  auch  in  Dero  werthem  Schreiben 

■'  "  einer  Opera  Pharasmmies  genandt  so  dieselbe  aus  der  Octavia  verferiiget,  bitte  dem- 

nach selbe  mit  zu  ttbersenden,  so  wollen  wir  selbe  kiinftige  Sommermesse  zu 
Branusveig  aufftihren,  ob  wir  gleich  schon  eine  von  derselben  maierie  in  italieni- 

C.('-":'  sober   Sprache  aufgefuhret.     Sollfce  ich   sonst  capabel  seyn   Eure   Hochwohlgeb. 

'if j  t.;  hiesiges  Orts  dienen  zu  kSnnen,  so  bitte  gehorsamst  mir  frey  zu  befehlen. 

Ich  schatze  mirs  indessen  vor  eine  grosse  Ehre,  daB  ich  mit  Eurer  Hochwohl- 


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Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw. 


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(reboi'^eiir  a^s  einen  *n  'alien  curieusen  Wissenschaffcen  so  erfahrnen  \Oavaltier  in 
"Comioissence  gerathen  bin,  bitte  mir  ferner  die  Gnade  Dero  werthen  Zuschrift  aus, 
and  verbleibe  allezeit 

Hoehwohlgeborner,  insonders  hochgeehrtester  Herr 
Euer  Hochwoblgebornen 

gantz  ergebener  Diener 

Wolfenb.  d.  29.  Febr.  1726.  G.  C.  Schurmann. 


* 


Die  den  Octavia-Stoff  behandelnde  Oper  kann  nur  erne  derer  gewesen 
seiu  die  Kaiser,  1705  auf  den  Feind'schen  Text  (Geschichto  der  Schwester 
Ocfcavians)  oder  Dom,  Scarlatti  etwa  1715  (die  Heldin  ist  Nero's  Ge- 
mahlin),  oder  aber  G.  ]?.  Pollarolo  unter,  dem  Tifcel  »Ripudio  d' Ottavia* 
schrieb.  Keisers  Oper  bat  jedoch  hier  auszuscheiden :  denn  in  ihr  kommt 
der  Name  »Cofciso*,  den  Schurmann  weiter  unten  erwahnt,  nicht  vor  *}.  Auch 
wurde  die  Oper  in  den  Jabren  1705 — 26  nach  Ohrysander  in  Braunscbweig 
nicbt  gegeben.  —  Zu  der  Sitte  der  Mischtexte  und  der  »lustigen  Partheien*, 
Uber  die  Scburmann  in  den  nacbsten,  obne  Zusatz  abzudruckenden  Brief  en 
spriebfc,  auBert  sich  Cbrysander  in  erschopfender  "Weise. 


»    * 


E.  H.  beyde  letzte  Briefe  habe  nebst  der  Opera,  wohl  erhalten,  und  bericbte 
darauf  geborsamst  dafi  mir  die  Opera  rechte  wohl  gefilllfc,  babe  selbige  auch  an 
gmldigste  Herrschaft  gewiesen,  welcher  sie  auch  sehr  gefallen,  und  haben  sich 
insonderheit  fiber  E.  H*  grossen  FleiG  und  miihsame  euriosite  gewunderfc,  da  Sie 
die  schOaen  Scenen  und  Decoraliones  so  wol  invmiiret  als  auch  abegezeichnefc  ge- 
sehen.  Sie  haben  denn  auch  gnadigst  resolviret  die  Opera  machen  zu  lass  en,  wo 
nicht  dieseinstehende  Sommer-Messe,  docb  nach  dieser.  Haben  mir  indessen  be- 
fohlen.  solcbe  abschreiben  und  dutch  unsern  Opemi  Mahler  abzeiebnen  zu  lassen, 
weil  doch  E.  H,  das  Buch  wieder  verlangen.  Wegen  der  zudruokenden  Kirchen- 
Music  babe  die  Resolution  erhalten,  daB,  weil  E.  H.  die  Muhe  der.Aufsicht  des 
Druks  und  corrector  wolten  uber  sich  nehmen,  so  ware  ea  Ihrer  Durchlauchtigkeit 
rechte  lieb,  wolten  auch  davor  ,nnit  einen  Andcncken  yon  hier  wieder  erkandlich 
seyn,  Sie  meinen  indessen  400  exemplaria  seyen  vor  hiesige  Hofgemeine  genug. 
E.  H.  konnen  demnach  in  Gottes  Nahraen  den  Druk  dorten  besorgen  und  anfangen 
lassen  so  bald  es  fertig  soil  die  ordre.  der  Zahlung  an  hiesigen  Herrn  Residenteii 
in  Frankfurt  ausgefertiget  werden. 

Ich  habe  solches  alles  E.  H.  hiemit  geborsamst  melden,  dabey  micb  Dero  fernern 
Gnade  und  woblgewogenheit  bestens  empfelen  wollen 

Wolfenbuttel  d.  29.  April  1726.  G.  C.  Schurmann. 


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E.  H.  sehr  werthes  Schreiben  von  1.  Mertz  habe  wohl  erhalten  und  (daraus 
Dero  Vorschlag  wegen  des  Druckes  ersehen,  ich  kan  zwar  noch  nicht  positivemmt 
drauf  anfcworten,  weil  nnsere  Gnadigste  Herrschaft  noch  nicht  hier  sondern  noch 
in  Brazmsv&ig  und  also  noch  nicbt  davon  habe  sprechen  k8nnen,  ich  zweifele  aber 
nicht  es  wird  schon  der  Druck  aldort  gnadigst  approbiret  werden,  und  wird  mir 
umb  so  viel  lieber  seyn  wann  E,  H.  die  Miihe  der  Aufsicht  selber  tibemehmen 
wollen.  Wir  lassen  sonst  unsere  hiesigen  Kirchen  Musiquen  in  8  v.  (?)  drucken 
und  wiirden  etwa  600  exemplaria  (worunter  vor  die  gnadigste  Herrschaft  ein  paar 
Dutzt  auf  schreibpapier)  genug  seyn. 

Die  Opera  anlangend,  so  machen  'wir  die  teutschen  Opem  par  teutscb,  wann 
wir  aber  etliche  fmahl  italienische  Opem  ins  teutsche  •  iibersefczet,  so  haben  wir 
wohl  die  arten  mehrentheils  italienisch  gelassen,  wir  machen  zu  weilen  lustige 

1)  Siehe  die  Neuausgabe  in  den  Supplements  zu  Hiindels  Werken  VI. 

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; •'/•/'  *  JQO  Wilibald Nage),  Deutsche  Musiker  des  18.  JaBrhs,  usw; 


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parlheim  hinein,  zu  weilen  nicht  wie  siehs  denn  schiken  will.    Balletie  haben  wir 
!j*§  '■■'.,  ordinair  nach  dem  ersfcen  und  andern  act  eins.  well  man  auf  itzund  die  arim  in 

der  Music  gem  ein  bischen  lang  ausfiihret,  so  werden  nicht  jiber  etliche  und  dreifiig, 
aufs  hochste  4  bis  6  und  dreiBig  bin  ein  gemacht.  Von  Deecralimm  k8nnen  E.  H. 
setzen  was  Sie  wollen,  wir  konnen  alles  machen  .... 

Wolfenb.  d.  11  Mertz  1726.  G.  C.  Schiirmann. 


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lcb  hofie  mein  voriger  Brief  vom  6.  dieses  Monats  werde  wobl  eiogelaufen 
seyn.    Durch.  diesen  babe  vemehmen  wollen  ob  E.  H.  die  200  fl  Druckerlohn  emp- 

ff,   "   '■/•■  fangen,   es  ist  scbon  vor  etlicben   Monatben   dem  Hess  en   Casselschen   Agenten 

H.  Wasselj  die  ordre  zugeschikt  worden  an  E.  H.  die  200 %  zu  zahlen,  solte  es  noch 
nicht  gescbeben  soyn,  so  wollen  E.  H.  nur  von  der  Gute  seyn  und  zu  ihm  hin- 
schicken,  es  ist  gestera  von  hier  das  geld  an  ihn  in  natura  abgesandt  worden. 

'[:,:■. ;■';,  Auch  babe  vemehmen   wollen  ob  E.  H.  die  durch  den  Hern  Secreiair  Voigts  auf 

S&renissimi  ordre  tibersandte  goldene  Medaille  empfangen?    We  gen  der  Opera  bleibt 
es  dabey,  daC  solche  kiinftige  Laurmtis  Messe  aufgefubret  werden  soil  .  .  •  - 
Wolfenb.  d,  17.  Jan.  1727.  G.  C.  Schiirmann. 


, ... ,:;  E.  H.  bitte  zuforderst  nicht  ungnHdig  zu  nehmen  daG  flie  Antwort  auf  Dero 

.'"■;..  ;V.  letztes  sehr  obligeantes   Sehrciben,   wegen  tiberhaufter  MeB  arbeit  bis  bieher  ver- 

m/|  %  schiebcn  mussen.    Ich  babe  denn  daraus  ersehen,  daG  die  200  fl.  denn  endlich  ein- 

>::V.;,'  mahl  bezahlet  und  ricbtig  gemachet  sind,  auch  das  Meine  Andenken  von  Sere- 

mssimo  ihnen  auch  iibeTsandt  worden.     Nun  will  mich  iiber  die  Opera  Pharas- 

manes  machen  damit  selbige  kunftige  Sommermesse  aufgefiihret  werde,  E.  H.  aber 

>"''.;;'.'  werden  nicht  ungniidig  nehmen  wenn  etwa  eins  und  ander  darin  geandert  werden 

;  ;.^  ,>.-.-;  muste.     Dero  Verlangen  zu  erfallen  will  nachstens  ein  oder  etliche  parliiurm  von 

dem  Jahrgange  ubersenden  und  ist  der  gantze  Jabrgang  zu  E.  H.  Diensten  und 
kan  ihn  nach  und  nach  Ubersenden,  will  nur  wiinscben  daB  die  Composition  nach 
Dero  bobem  Qufto  mftge  gerathen  seyn.  tTbrigene  freue  ich  mich  auch  acbon  da3 
auf  die  Sommermesse  die  hohe  Ehrc  baben  werde  mit  E.  H.  ferner  Bekandschaft 


0,  "•■'"■  zu  machen 

^;:|  Wolfenb.  d.  15.  Febr.  1727.  Schiirmann. 

'    -  "i  "         *. 

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i;;':(  .;!;/;  Auf  E.  H.  sehr  werthes  Schreiben  melde  zur  dienstlichen  Nachricht  daB  die 

Ope?*a  Pharasmanes  diese  Sfesse  noch  nicht  gemacht  werden  kann,  aus  Ursachen 
daB  wir  3  Sltogerinnen  haben  welche  alls  drey  diese  Mease  parthie  haben  mussen 
denn  die  parthei  Panta(?]  kan  von  unsern  drei  vornehmsten  keine  machen  sondern 
muB  die  vicrte  parthei  bleiben,  zu  dem  ist  ein  und  anders  drin  so  ich  E.  H.  zu 
andern  bitten  werde,  will  sie  also  nach  der  Messe  voniehmen,  und  mich  denn  er- 
kfihnen  E-  H.  zu  melden  wie  [ich  meine  daB  Sie  nach  unserer  Einrichtung  seyn 
miisse,  wann  indesaen  E,  H.  ein  bischen  (ibersinnen  konten  ob  man  nicht  noch 
ein  PrauenZimmer  anbringen  kCnne. 

Unsere  Gn&digste  Herrschaft  sind  zu  Saltzthal  werden  auch  daselbst  biB  zur 

V; '*=■;■■■  Messe  verbleiben,  und  nicht  nach  Hamburg  gehen.   Das  erste  Stake  von  dem  Jahr- 

gang  ist  vor  E.  H.  copiret  und  fertig,  nach  der  Messe  will  uiehr  schreiben  lassen. 

i-'  :':;  ich  babe  anitzo  nur  einen  eoptsten  gehet  mir  also  etwas  hart  wegen  des  Schreibens. 

Ich  babe  das  Stuck  nicht  mit  der  Post  ubersenden  mogen,  weil  das  pacqvet  ein 

bischen  dick  werden  mochte,  sondern  will  in  der  Messe  mich  nach  gelegenheit 

umbthun,  daB  es  franco  iiberkomme.     Indesaen  empfele  mich  E.  H.  beharrlicher 

,  Gnade,  gratulire  zu  deren  angefangenen  Brunnen  Chur  und  wunsche  guten  effect . . . 

Wolfenb.  d.  16.juni  1727.  G.  0.  Schiirmann, 


::;  \"»  S  "  Auf  E.  H.  geehrtestes  und  sehr  werthes  Schreiben  melde  zur  dienstlicheu  Nach- 

'      '■  richt,  daB  der  Todesfall  des  KSnigs  von  Mngeland  unseren  Opern  nicht  hinderlicb 

ist   sondern    weil  sie   in  der  freien  Messe   und  darzu  vor  Geld  gespielet  werdena 
werden  die  Opern  als  ein  Werk  comideriret  so  gn&digster  Herrschaft  direete  nicht 


sf; 


Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw. 


101 


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gehet  werden  wir  also  auch  dismahl  wie  gewfihnlich  2  teutsche  und  1  italianische 
4lufffibren.  ^s  ^reuet  m*°k  recht  sehr  daB  ich  also  die  hohe  Ehre  haben  werde 
rait  E.  H.  in  nahere  Cowioissanee  zu  gerathen  da  wir  denn  auch  wegen  der  Opera 
pharasmanes  vollige  abrede  nehmen  kOnnen.  Inzwischen  werde  noch  em  paar  von 
meinen  Kirch  en-Stucken  abcopire?i  lassen,  dauiit  E,  H.  zum  wenigsten  etwas  davon 
aiitbekorumen  kimne  .... 

Wolfenb.  d,  3- julii  1727.  G.  C  Schiirmann. 

Konig  Greorg  I.  von  England  war  am  11.  Juni  1727  gestorben.  Die  Be- 
merkung  Scbiirmarms,  der  Todesfall  hindere  die  Auffiihrungen  der  Oper 
nicht  ist  bemerkenswert:  das  Br  aun  schweiger  Tbeater  gait  also  zu  Zeiten 
wenigstens  nicht  eigentlich  als  >Hof<-)  vielmehr,  wie  wir  heute  sagen  wiirden, 
iibev  meisteus  nocb  nicht  sagen  konnen,  als   »  National-Theater*. 

Hiebey  6b  era  end  e  die  Copie  der  Opera  Pharasmanes.  E.  H.  werden  nicht 
ungnadig  nehmen  daB  bereits  angefangen  eins  und  anders  darin  zu  Undern  und 
ab  zu  kurtzen,  wie  wobl  ich  nicht  weiter  als  den  ersten  Actum  vorgehabt.  Wann 
E,  0.  dem  Cofciso  einen  andern  Nahmen  geben  konten,  weil  er  in  der  Ociavia  ein 
groBer  Feld  Herr  hier  aber  als  die  lustige  Parthei  vorgestellet  wird.  Ana  der 
panta  kan  man  etwa  der  Londina  Hofineisterin  oder  Camm erf rau  oder  dergleichen 
niachen.  Ferner  so  hiltte  gem  noch  eine  kleine  Rolle  von  etwa  einem  reciiativ 
und  einer  arte  darin  unter  dem  Nahinen  der  Leucothoe  oder  Venus  oder  was  sich 
sonst  wil  herschicken-  Wir  haben  hier  eine  kleine  Fraulein  eine  Zwergin  bey 
unserer  gnadigsten  Hcr20gin  in  Liensten,  welche  alio  Messe  in  einer  Opera  eine 
kleine  Rolle  hat  wie  in.  hiebey  kommendex  Opera  Ludovicus  pius  die  Rolle 
Venus,  selbige  singet  uberaus  artig  und  wird  von  der  Herrschaft  sehr  geliebet  ea 
wiirde  wohl  ohnmasgeblich  am  besten  seyn,  wann  man  sie  in  der  Leucothoe 
Temp  el  wo  das  oraeulum  antwortet  auf  einer  machine  herunter  brachte  und  da 
ibre  antwort  selber  thun  liesse.  tJbrigens  will  bitten  selbige  Opera  so  viel  immer 
mCglich  ab  zu  kfirzen,  und  sich  etwa  wegen  der  L&nge.  nach  beykommender 
Opera  Orpheus  zurichten,  ich  habe  zwar  auch  des  Pharasmanes  Brief  abgekiirzet, 
er  ist  aber  doch  noch  viel  zu  lang,  bitte  also  auch  selbigen  so  viel  iminer  moglich 
al>  zu  kiiizen,  weil  ohne  dem  die  HerotschmVexsQ  in  recitatw  ein  bisehen  zu  arios 
fallen.  E»  H.  bitte  aber  gantz  gehorsarnst,  meine  hierunter  gebrauchte  Freiheit 
nicht  ungnadig  zu  nehmen.  Hiebey  flbersende  auch  das  erste  Stttck  aus  E.  H. 
jahrgang,  wGnsche  daB  die  Composition  vollkotnraen  oder  doch  nur  etwas  Dero 
hohe  Approbation  erhalten  moge.  AufVerlangen  kan  bey  gelegenheifc  mit  mehrern 
die  n  en 


•  ♦ 


Braunsv.  d.  22.  Aug.  1727. 


G.  C.  Schiirm  ann. 


SchiLrmann  beeilte  sich,  wie  man  siehtj  nicht  allzusehr  mit  der  Kom- 
pogition,  bestand  auf  Anderungen  des  Testes  und  nahm  selbst  solche  vor. 
Ini  iibrigen  wirft  der  Brief  lustige  Schlagbilder  auf  die  Textfabrikation  der 
Zeitj  —  die  darin  freilich  nicht  allein  steht.  —  tJber  die  Auffuhrung  der 
Oper  Ludovicus  Piles  und  die  Zwergin  ist  in  Sommers  Ausgabe  des  Werkes 
in  den  >Publikationen  der  Gesellschaft  fur  Musikforschung«  (Bd.  XVII)  nichts 


zu 


find 


en. 


Eure  Hochwohlgeboren  geehrtes  Schreiben  nebst  dem  unyerdienten  schonen 
present  habe  wohl  erhalten,  und  nehme  es  als  ein  Zeichen  Dero  hoben  affection  mit 
gehovsainsien  Danke  an,  und  werde  suchen  mich  nechstens  mit  ubersendung  einiger 
Stuke  aus  Dero  wohlausgearbeiteten  jahrgange  zu  revangiren  womit  ich  zwar 
langstene  habe  aufwarten  sollen,  biCher  aber  wegen  vieler  Arbeit  nicht  dar  zu 
kommen  konuen,  nach  abgelegter  itzo  bevorstehender  Messe  aber  ohnfehlbar  folgen 
sollen.    E.  H.  bitte  indessen  nochmahls  umb  Verzeihung  daB  bey  Dero  hierseyn 


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II  "'"■.■,   ■.  102  "Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw. 

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f|;:;!  ■."  Denenselben  gefUlligere  Lienste  zu   erweisen  keine  Gelegenheit  und  Zeifc  gefaabt. 

)■■/ ',•]'*!■'  Diese  instehende  Messe  werden  wir  wiederumb  3  opern  auffiihren  als  Richard  1* 

von  Sign.  Hendeh     Marias  von  lauter  ausserlesene  arien  2usammen  gesetzt  und 

Hannibal  von  meiner  schlechten  Arbeit.     KunftigeSotnmermesse  so  soil  Pharos* 
\}j.\  "i  ■  "%  manes  ohnfehlbar  aufgefuhret  werden,  und  werde  alsdenn  bey  E.  H.  anfragen,  ob 

sich  selbige  vielleicht  resohiren  selbige  mit  Dero  gegenwart  zu  beehren. 

Indessen  empfele  mich  Dero  beharrlichen  hohen  Wohlgewogenheifc,  und  werde 

nebsfe  ergebenen  Gru6  von  Mons.  Graun  alle  Zeit  verbleiben  .  .  .  , 

Wolfenb.  d.  16.  jan,  1729.  G.  C.  Schurmann. 


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Richard  von  Handel  wird  bei  Chrysander  a.  a.  0.  als  in  Braunschweig 
gegeben  anfgefulirt,  hingegen  Marius  und  Hannibal  (von  Schurmann)  nicht, 
Diese  Oper  fehlt  in  Riemanns  Verzeichnisse  der  Werke  im  Lexikon  (7.  A.). 
E.  Stiehr  in  der  >Musik«  3.  Jahrg,  2.  Heft  hringfc  gleichfalls  nichts  fiber  das 
Werk  bei. 

In  Uffenbach   mufi    dieses   ewige  Hinausschieben   der  Komposition  seiner 
Dichtung  ein  erhebendes  Gefuhl  geweckt  haben;  er  war  nunmehr  wieder  im 
j.j:  .;•...;;  '(;  Besitze  des  Manuskriptes  und  konnte  allerlei  tiefsinnige  Betrachtungen  dar- 

flfl.^-V '..4'  iiher  und  tiber  den  Yerkehr  mifc  Komponisten  anstellen.    Ob  er  weitere  Ver- 

p-€%  :!■.':  suche   gemacht  hat,    seine  Arbeit  an  den  Mann  zu  bringen?   weiB   ich  nicht. 


IV.  Briefe  von  Mattheson,  Grraun,  Glaser,  Haas  und  Kolb. 

;fC%:|  .  Monsieur, 

|f!..  ]  V"  .  iff  kttre  obligeante  que  voits  m'avez  eeriie  le  15.  de  rnai  dernier&ment  passe  m}en~ 

'■'/£;:•    '•'  hardit  de  vents  incommoder  de  IHnclzise,   dans  Vesperanee  que  vous  aure%  bien  la  bonie 

pr''k'':V>""'  de  lividonner  cours. 

!i.„  V  j..  IS  U  y  a  quelqzees  semaines,  qtte  fai  eerii  &  Mr  Graupner  sotts  cozivcri  du  concierge 

;!;.:■;■•  ;:|:,  de  la  Maison  de  Darmstadt  a  Francfourt^  addresse,  qu*on  rrCavoit  donne  autrefois^  mais 

;J;|-k  j  fi,|  comme  je  n'ai  point  eu  [de  reponse^  il  y  a  sujet  de  croire  que  cede  Lettre-lcl  n'est  pas 


venue  entre  les  mains  du  rnaitre  de  Chapelle  susdit. 

j!;'1  V;£  ■  Je  me  ferai  toujour s  beaucon/p  de  plaisir  d*executer  vos  ordres  iei>  Monsieur }  si  vans 

me  trouvez,  digne  de  myen  donner,  ay  ant  Vonneur  d'etre  avee  line  consideration  parti- 

Irf^Cf;  culiere  '' 

Monsieur 

voire  tres  humble  et  tres  obeisst 

■ 

Serviteur  Mattheson 

Secretaire  de  Gommandemem  d.  S.  M.  Br. 
Hamburg  le  21.  de  Nov.  1 739. 


Mattheson's  Schreiben  macht  keine  langen  Bemerkungen  notig:  es  ist 

der  ganze  Mattheson,    der  sich  in  ihra  gibt,    cr  ist  selbstbewufit,    aber  auch 

verbindlich  und  hoflich,  wo  immer  er  nur  kann  und  mag.    Von  seiner  Ver- 

bindung  mit  Grraupner  haben  wir  auch  sonst  Kunde1). 

fi',;.;:-:/.;  '  "Wie  das  letzte  Schreiben  Schiirmann^  zeigt,  bestand  schon  1729  irgend 

Jvrf^J  eine  Yerbindung  G-rauns  mit  UfFenbach,    die   durch   dessen  Anwesenheit  in 

Braunschweig  angebahnt  sein  mochte,  Grraxin  war  1740,  kurz  nach  Fricd- 
rich'a  II.  Thronbesteigung  zum  preufiischen  Kapellmeister  ernannt  worden, 
G-rund  genug  fiir   den  Frankfurter  Dichter,    sich  seiner  zu   erumern.     "Wie 


bekannt,    wurde  Graun  bald  nach  seineni  Amtsantritte  von  Konig  Friedrich 


1)  Vgl.  W.  Nagel,  a.  a.  0. 


IKW.!-«!I 


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r^tfttfawn***.. 


Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrlis.  usw. 


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h   Italien   geschickt1),    urn   Kiinstler    von    Bedeutung   fixr    das    in    seiner 

T  eistun^s&higkeit    zu    hebende    Berliner    Theater    anzuwerben.      Uffenbach 

•iii3chte  Gi'aun's  Adresse  zu  erfahren,    nnd  wendete   sich   deshalb  an  einen 

'hm  bekannten  Herrn  von  Gerresheim,'  dessen  Antwort  hier  folgt: 

■ 

Wohlgebohrner  Herr    Hochzuehrender  Herr 

Obrist  Lieutenant! 

Da 6  Ew.  Wohlgeb.  sehr  geehrtea  vom  22ton  m.  pr.  bis  jetzo  unbeantwortet  ge- 
lafiec  wollen  Dieselben  nicht  ubel  deuten  ich  habe  bishero  von  des  H.  Capell- 
meistera  Qrwttn  Aufenthalt  accurate  Nachricht  einziehen  wollen.  Solchemnach  habe 
die  Ehre  Ew.  Wohlgeb.  hiedurch  zu  meldenj  daB  gedachter  Capellm(ei)sfcer  sich 
einige  Zeit  in  Vmedig  und  Born  aufgehalten.-um  vor  Sr.  KSnigl.  Myst.  einige  Ca- 
stratm  zu  engagiren, '  und  weil  er  an  beyden  Orten  nach  Konigl.  Myst.  gusto  keine 
angetroffen  ist  derselbe  von  Rom  nach  Neapel  gegangen  und  will  von  dort  nach 
Sicilian  gehen.  Sonsfc  iafcs  an  dem  daB  beyde  Brtider  die  Graun  jetzo  in  Kflnigl. 
Diensten  stehen,  von  welch  en  der  eine  gantz  extraordinar  auf  der  Violine  excettiret} 
und  als  Concert  Mstr.  mit  1800  fl.  Besoldung  dienet.  Die  retour  des  H.  Capellmstra 
jst  also  noch  nicht  zu  determinix^  indeBen  hat  er  doch  den  mit  sich  genommenen 
Concert  Mstr,  Simomtii  mit  2  Sangerinnen,  welche  diese  Woehe  noch  hier  erwartet 
warden  von  Vmedig  abgesandt.  Was  die  Einrichtung  der  Academie  der  WiCen- 
schafften  betrifft,  so  kann  daran  noch  bis  dalo  nichts  positives  melden,  ale  daB 
unter  andern  ntembris  der  bekandte  Mons.  Voltaire  bereits  von  Paris  abgereiset,  und 
n&chstens  hier  erwartet  wird  .  .  . 

SchlieBlich  habe  die  Ehre  nach  gehorsamater  Empfehlung  an  die  Er.  Getaahlin 
mit  unveranderter  Hochachtung  allatets  zu  seyn. 

Ew.  Wohlgeb.  gantz  ergebenstr.  Dr, 

Berlin  d,  15.  Nov.  1740.  von  Gerrcsheim. 

Hierzu  nur  wenige  Bemerknngen :  der  Konzertmeister  Simon  etti  wird 
von  Schneider  in  seiner  »Geschichte  der  Oper  in  Berlin*  nicht  erwahnt.  Auch 
fiiemann  und  Eitner  kennen  >ihn  nicht.  Er  mag  mit  dem  von  Marpurg  (vgL 
Bitners  Q.-L.)  angeinhrten  J^armstadter  Konzertmeister  des  Namens  identisch. 
sein.  —  Voltaire  kain  erst  im  Sommer  1750  nach  Berlin,  den  wieder- 
holten  Einladungen  des  Konigs  folgend.  Die  erste  personliche  Begognung 
beider  Manner  hatte  10  Jahre  vorher  stattgofundeu. 

Hochwohlgebohrner  Herr 

Gnadiger  Herr  Obrister 

Eg  haben  E.  H.  eine  Oantate,  welche  vor  vielen  Jahren  eomponiret,  von  mir 
verlanget,  ohngeachtet  ich  nun  nach  WolUFenbiittel  und  andere  Orte  geschrieben, 
so  habe  selbige  doch  nicht  wiederum  habhafft  werden  kflnnen,  bedaure  also,  daB 
damit  auffzuwarten  nicht  die  Ehre  haben  kan ;  Solten  aber  E.  H.  etwas  von  anderer 
Musiqve,  zum  Exempel  aus  meiner  letzern  Opera  Rodelinda  einige  Arien  verlangen, 
so  werde  mir  ein  Vergntlgen  machen  damit  gehorsamsfc  auffzuwarten.  Dero  giitige 
Offerte  in  Communicirung  einer  Italieniachen  Opera  nehme  mit  beyden  BRlnden  an, 
und  zweiffle  ich  gar  nicht  daB  selbige  regulmaCig  und  also  ausnehmend  schSn 
sey,  weil  mir  die  Uffenbachische  Arbeit  zieml.  bekandt,  ich  auch  mit  groBen  Ver- 
gniigen  dariiber  meine  Musicalische  Gedanken  gesetzet,  Nur  bedanre,  daB  ich  nicht 
Gelegenheit  haben  mochte  selbige  hier  auftiihren  zu  konnen;  Der  Qout  nnsers 
KSniges,  unaer  neues  Theatrum,  der  Caracter  una  ere  r  Sanger  und  Sang.erinnen  und 
andere  Qmstandc  mehr,  machen  unserm  Italienischen  Poeten  mit  Nahxnen  Bo  It  a- 


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1)  Vffl.  dazu  A.  Mayer -Reinach,  C.  H.  Graun  als  Opern-Konipoiiifit.  Saininelb. 

der  L  M.  0. 1.    S.  455. 

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104  Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw. 


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relli  sehr  viel  zuschaffen,  urn  etwas  hervor  zubringen  das  reiissirm  soil,  wie  er  denu 
eine  Opera  achon  zuin  dritten  tnahle  hat  andern  mufien,.  UnterdeBen  wiirde  ich 
doch  nebst  andern  Kenern  wahrer  Poesie  daa  Vergndgen  haben  solche  schSne 
Arbeit  in  der  Stille  zu  bewundern.  In  Erwartung  einiger  Befehle  verbleibe  mil 
grttster  Hochachtung 

E.  H.  Meines  gn.  Herrn  Obristen 

ergebenster  Diener 
Berlin,  den  20.  August,  1742.  C.  H.  Graun, 

■ 

Die   von  Uffenbach    verlangte   Kantate  Graun's  mag,    wie   der  Text  ver- 

muten  lafit,  von  ihm  gedichtet  worden  sein.     Graun's   erste  Berliner  Oper 

JRodelinde  wurde    am  13.  Dez,  1741  im  SeliloB theater  anfgefuhrt.     ITber  den 

im   Briefe    bomerkten    Opemplan    TJffenbach's   ifit    weiter    nicbts    zn    fin  den. 

|  :!::f.  ;  Vielleicht  handelt  es  sich  um  Pharasmwnes.   sicherlich  nicht  urn  die  im  zweiten 

Briefe    erw&hnte   Operndichtung  Marco    Aurelio*     Uffenbach   wird   keine   be- 
i;'1"^.'  ( :"  grundete  Ursache  gehabt  haben,   iiber  das  Scheitern  seines  Planes  in  bezug 

.';■■":'•: :  auf  die   Oper   erbost   zu   sein.      Aller  "Wahrscheinlichkeit  nach  -vviirden   sich 

k-|  V  *™    die  Braunschweiger  Erfahrungen  in  Berlin    in   starkerer  Weiae  wieder- 

^^,',,./:'v  ^°^  haben,    wenn    aucb    nicht    durch  Graun's,   so  .doch   dureh    des    Konigs 

Eingreifen;    dessen  Geschmack   war,   wie   bekannt,   in   Dresden    und  Braun- 

schweig   gebildet   worden;    er    war   gewohnt,    den    hochsten  Mafistab   an  die 

ljeistungen  zu  legen,  er  war  kein  Ground  albem-konventioneller  Eeimereien, 

\f;!'!;'-:i,:;  brachte  Ideen  von  Wert   auch   in  seinen   oigenen  Operndichtungen  zur  Gel- 

tung:  so  war  er  unermiidlich  tatig,  griff  eifrig  lind  selbstherrlich  iiberall  em, 
kritisierte  seharf  und  unerbittlich  tmd  duldete  keinen  "Widerspruch  in  seinen 
;-j^ .;,:, .-,  kunstierischen  Absichten.  — Der  Bau  eines  neuen  Theaters  wurde  bald  nach 

$N=!  *  °es   Koniga   Thronbesteigung   beschlossen:    eingeweilit   wurde   das   Haus   ara 

■i.Ji  ■■!.■..  '••■■'■.  7,  Dez.  1742   durch    Graun's    Oper   Cesare   e    Cleopatra ,   die    Giov.  Gualborto 

/;;;;,!::;.  Bottarelli  (aus  Siena),   der  Dichter  aucli  der  nach  Ap.  Zeno  geschriebeneu 

i;^?^;;.  Oper  Rodelinda  (s.  o,),   nach    Corneille's   La  mort  de  Pompee  verfafit  hatte1). 


,;j!iJV- k>  '  Ew.  Hochwohlgeb.  sage  ergebensten  Dank  vor  die  tibersendete   Opera   Marco 

-:!=:':-r  Aurelio)  Ich  habe  selbige  mit  groCen  Vergniigen  gelesen,  und  glaube  nicht,  dal3 

If'1'1!;  e^n    Teutscher  jemahls    in   dieser  Sprache  dergleichen  Arbeit  sich   unternonien, 

':j;r:    |  |  und  in  der  Ausfiihrung  deBelben  so  gliickl.  gewesen,  dahero  auch  dieses  Werck 

bey  mir,  und  andern  Eennern,  welche  es  gelesen  haben,  vor  em  Chef  d'oevre  ge- 
halten  wird.    Ich  habe  es  nach.  Potsdam  gesendet,  um  es  Sr.  Maj.  einhandigen  zu- 
V'* ■ :: \  :  laBen.    Ich  werde  mir  ktlnftig   die  Freiheit  nehtaen,  von  der  vermuth!,  gn&digen 

[fy}0  •'  Auffhahme  Dieselben  zu  benachrichtigen, 

Berlin  den  27.  Mai  1751.  C.  H.  Graun. 


Uber   das  Schicksal   dieser  Operndichtung  habe  ich   nichts  in  Erfahrung 
■^:/'r  bringen  konnen. 

i      "i1         * 


Hoch-wohlgebohrner  Herr, 

Gn2.diger  Herr,  Hoher  Patron, 

Ew.  Excell.  mit  gegenw&rtiger  Zuschrift,  als  ein  Unbekanndter,  ganz  gehor- 

l*"-p  sanist  aufzuwarten,  wiirde  mich  nicht  unterstanden  haben,  wenn  ich  nicht  voraus 

* "" r    ■■  versichert  wiire,  daB  Dieselben  nach  Dero  angestaniten  Leiitseeligkeit  meine  hier 

unter  genommene  Freyheit  gnftdigst  auszulegen,  geruhen  wiirden,    Es  ist  mir  vor 


;;>.i\':ty  1)  Vgl.  Schneider  a.  a.  O.  und  dazu  die  manchen  Irrtura  aufhellende  Studie 

A.  Mayer-Relnach's  a.  a.  0.    S,  459. 


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Wilibald  Nagel,  Deutsche  Musiker  des  18.  Jahrhs.  usw. 


105 


3  Jahren  voQ  dem  hiesigen  Herrn  Regie  rungs  -Rath  Siebert  ein  Buch  commnncireb 
Borden,  welches  zu  Franckfartjam  Mayn  1726  rait  Andre&ischen  Schriften  gedruoket 
und  die  Uebersehrift  fuhret:  Poetiscber  Versuch,  worinnen  die  Nachfolge  Christi 
in  Betrachtung  seiner  heilsamen  Lehre  und  H.  Lebens  durcb  Sinn-Bilder  erkl&ret 
und  zu  ein  em  harmonischen  Kirchen-Jahrgange  nach  aller  Sonn-  und  Fest-t&g- 
lichen  Evangel  ium  entworfen,  des  sen  Auciort  Inventor  ct  Sculptor  Eiv.  Exoell.  wie  mir 
ffesaget  worden,  seyn  sollen.  Unter  alien  Schriften  dieser  Art  habe  noch  keine 
geistreichere,  reinere  und  zur  composition  gescbicktere  poesie  gelesen,  als  diese.  Da- 
bero  mich  auch  vor  einem  Jahr  entschlossen  diese  vortreflicho  poesie  meinergeringen 
mosicalischen  Wifienechaft  in  der  composition  zu  einem  Jahrgang  beyzufugen,  und 
bin  mit  dieser  Arbeit  bey  meinem  beschwehrl.  Schuldienst  in  eomjyositione  et  pro- 
ductions avancixeb  l>iJ3  zum  13  Sonntage  Trinity  da  mir  aber  in  Betrachtung  meiner 
vielen  Arbeit  nicbt  das  Papier,  will  geschweigen  die  Muhe  bezablet  wird,  auch 
kauin  jemand  die  Arbeit  zu  beurtheilen  weiB  und  verdriefil.  gemacbt  worden  bin: 
8o  habe  sic  auf  einuiahl  liegen  lasaen.  Weilen  sich  aber  doch  etliche  Liebhaber 
finden,  die  mich  gebeten,  diesen  Jahrgang  folgends  zu  verfertigen,  so  bin  ent- 
schlossen,  solches  den  Winter  fiber  bey  miissigen  Abend-Stunden  zu  vollfuhren. 
Auf  Bitten  des  Herrn  advocats  Konigs,  welcher  des  Herrn  Capellmeisfcers  Sohn  ist 
und  sich  hier  auf  halt,  habe  vorji  Jahr  das  harmonische  Lobopier  auf  das  Erndte- 
uiid  Danck-fest,  so  sich  anftingt:  Frolocket  u.  jauchzet  etc.  eomp&nit^  welches  er 
seinem  Herrn  Vatter  im  orgmal  fiberBendet.  Dieses  Stuck  ist  ein  Muster  vom 
ganzen  Jahrgange,  und  ist  darinnen  ein  goitslo,  welchen  (ohne  Ruhm  zu  meld  en) 
^elchen  wenig  Kirchen-JahrgS.nge  beykomen  werden,  welches  Ew.  J$zcell*<j  wann  Die- 
selben  durch  Dero  Bedienten  das  Stuck  bey  Herrn  OapeUmehter  abholen  und  ad 
Umtrandum  nehmen  niochten,  nach  Dero  echarfen  Einaicht  in  der  music  am  besten 
ersehen  werden.  Wann  es  mit  Ew.  Excell:  Hoher  Genebrahaltung  geschehen  und 
ich  einen  Verleger  bekommen  kan,  so  entschliefie  mich  diesen  Jahrgang  heraus 
zu  geben.  Vor  dieses  mahlen  wollte  mir  nichts  ausbitten,  als  mir  die  Gnade  zu 
erweisen3  nur  mit  einem  einzigen  Exemplari  dieses  Poetischen  Versuehs  um  die 
Bezahlung  an  die  Hand  zu  gehen,  und  dasBelbige  unbeschwehrt  dem  Herrn  Capell- 
meister  Eonig  zu  zustellen,  welcher  mirs  durch  seinen  Herrn  Sohn  wird  einhan- 
digen  lassenr  Ob  dieser  Jahrgang  scbon  von  j eman den  componivet  worden.  ist  mir 
nicht  bekanndt.  Sind  J8io.  MceelL  Symphonien  und  Lauten  Stucken  von  meiner 
Arbeit  bclieb.  so  werde  nach  Dero  Befehl  damit  aufwarten  .  ,  . 

■ + 

Johann  Wendelin  Glaser 
chori  musiei  Director,  organist  et  paedagogii  qtcarttts  collega. 
Wertheim  d.  1.  Octobr.  1749. 


tlber  Glasers  Person  hat  sich  einiges  erfahren  lassen1).  Job.  "Wendelin 
Glaser  trat  am  18.  Februar  1744  an  der  Wertheimer  Lateinschule  als 
Priizeptor  der  vierten  Klassc  ein.  Er  war  vor her  Graflich  Hbhenlohischer 
Prazepfcor  in  Langenberg  gewesen.  1755  wird  er  als  Kantor  und  Prazeptor 
der  dritten  Klasse  genannt.  1769  kam  er  bei  der  Besetzung  der  Eektor- 
stelle  in  Betracht,  erhielt  sie  aber  trotz  geringer  Gehaltsforderungen  nicht, 
da  Zweifel  iiber  seine  Tauglichkeit  bestanden.  Soweit  die  noch  nicht  durck- 
gefiihrfce  Ordnung  der  Scbulakten  erkennen  lafit,  sind  ausfiihrliche  Dokumente 
zu  seiner  Lebens-  und  Berufsgeschichte  bis  auf  einiges  wenige  nicht  er- 
halten.  Tiber  Glaser  als  Komponisten  hat  C.  Sufi  in  der  LUiencron-Fest- 
schrift  ein  sebr  ungiinstiges  TJrteil  gefallt.  Erhalten  sind  yon  seiner  Kom- 
position  auf  der  Stadtbibliothek  zu  Prankfurt  etwa  30  kirchenmusikalische 
Arbeiten,    denen  Sufi  diirftige ,  gleicbmaflige  Anlage  und  oberflachliche  Aus* 

1)  Gefl.  Mitteilung  der  Fiirstl.  Lowenstein-Freudenberg'schen  Domanen-Kanzlei 

in  Wertheim  a.  M. 


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106  Wilibald  Nagel,  Deutsche  Muslker  des  18.  Jahrhs.  usw. 


fiihrung  nachsagt,  —  Der  im  Briefe  genannte  Kapellmeister  Konig  ist  ohne 
Frage  Joh.  Balthasar  Konig  in  Frankfurt  a,  M.3  des  dort  etwa  1718  ah 
Kapellmeister  an  St.  Katharinen  angestellt  wurde  A). 

Ein  Brief  von  Joh.  Jac.  Haas  aus  Kiinzelau  braucht'  nicht  wortlich 
mitgeteilt  zu  werden.  Wie  er  schreibt,  hat  er  ftinf  inusikalische  Jahrgange, 
die  da  und  dort  nicht  ohne  Beifail  aufgenommen  wurden,  ausgearbeitet.  Tim 
den  Text  fiir  einen  weiteren  sechsten  zu  bekonimen,  blattert  er  allerlei  Dich- 
tungen  durch  und  stoiJt  dabei  auf  Verse  von  Uffenbach,  dieihm  so  einleuchten, 
daB  er  gleich  einen  musikalischen  Versucb  macht.  Seine  Komposition  so- 
wohl  wie  die  Poesie  wird  so  giinstig  aufgeuommen,  da£  er  beschlieBt,  TJffen- 
bach's  geistreiche  und  schone  Dichtungen  auch  -weiterhin  seinen  Kompo- 
sitionen  zueruhde  zu  lesen.  Indem  er  ihm  drei  Piecen  seiner  Arbeit  zu 
|,J ■>*',■  '!■■  des  Dichters  gniidiger  Beurteilung  ubersendet,    bittefc  er  ihn  gleichzeitig  um 

fs '!./':•/  die  Erlaubnis,  die  geriihmten  Verse  fernerhin  benutzen  zu  dtirfen,  und  emp- 

jk:- -.f.' ir .  fiehlt  ihm    als  IJberbringev    die  Cunfels-Auer  Metzer   odor    seinen  Schwager 

!:;/k.V \  '  Joh.  Dan.  Sick(en)j  einen  Kaufman n,  dor  auf  der  Frankfurter  Messe  zu  tun 

hat  und  im.  Logis  zur  Gampen  wohnt.  a       '' 

Das  Schreiben  ist   aus  Oiinzels-Au  (jetzt  Oberamtsstadt  .Kunzelsaxi  i.  W.) 
vom  10.  Aug.  1756  datiert.     Haas  nennt  sich  Musikdirektor. 
.  :^f  ■  v-  Der  der  Zeit  nach  letzte  der  an  Uffenbach  gerichteten  dentschen  Musiker- 

t'i:  v'1*.  briefe   ist   von   dem  Oi*ganisfcon    an    der  Evangel. -Lutherischen  Kirche  Kolb 

^J:i,'!.''  .:■  aus  Wormbs  am  24-  Aug.  1753  geschrieben  worden.     Kolb  bedankt  sich  fur 

^'&'"'.  ^as  vor  ©ixuger  Zeit  durch  den  befreundeten  Pfarrer  Balzer  ihm  von  Uffen- 

IK-il"  ^ac^  g^raachte  Geschenk,   woriunen  sowohl  dessen  auserleseno  poetische  Ge- 

r^V^v-  danken  als  auch  artig  gestochene  Sinnbilder  genugsames  Zeugnis  einer  Liebe 

i'iiw '■':.'■  i%  U11d  besonderen  Neigung  zu    schonen  Kunsten   und  Wissenschaften   an   den 

Tag  legen.  Er  hofft,  Uffenbach  auf  dor  von  diesem  geplanten  Eeise  nach 
Mannheim  bei  sich  in  "Worms  begriifien  zu  diirfenT-und  fragt,  ob  er  ihm  ge- 
legentlich  einer  Beise  nach  Frankfurt  einen  Besuch  abstatten  und  so  viele 
schone  und  kiinstliche  Sachen  sehen  diirfte? 


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ii*'V!:  i' '  Joh.  Valentin  Kolb   ist,    wie  sich  aus  den  Akten  des  Keichsstadtischen 

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Archives  ergibt^),  1706  gob  or  en.  Seine  Vaterstadt  ist  nicht  bekannt,  jeden^ 
falls  ist  es  nicht  "Worms,  Er  verheiratete  sich  am  23.  April  1734  mit  der 
Tochter  des  verstorbenen  Ratsherrn  Philipp  Heinrich  Heusner,  Anna  Maria, 
und  starb  am  19.  Februar  1760  im  Alter  von  54  Jahren.  Von  etwaigen 
h;":-!.  Kompositionen  Kolb  habe   ich   nichts  ermitteln  konnen.    Von  den  Amtsvor- 

gangern  und  Nachfolgern  Kolb's  ist  wenig  bekannt.  Die  Akten  bewahren  nur 
die  folgende  Namen:  Gabriel  Zech  {1704},  Joh.  Reinhard  Bosenkrantz 
(1772)  und  Jos.  Theodor  Greiner  (1771).    Die  beiden  ersten  sind  Eitner  (im 

v-'.v-  v  .,  Q'"-^*}  unbekannt:   ob   der  zuletzt  genannte  mit  dem  in  Stuttgart   als  Sohn 

!:i'::- i ;  ; :-  des   Joh.  Martial  Greiner  ansiissigen  Violinisten,  der  nach  Forkel  und  Fetis 

^■!.    ';  mancherlei   komponiertej    identisch  ist,   sei   dahingestellt,      Sittard   (Zur   Ge- 

schichte   der  Musik   und   des  Theaters   am  Wurttembergischen  Hofe.     Stutt- 

-:<'.?;v-.-  gart  1890/91)  fiihrt  ihn  nicht  auf. 


1)  Seine  Biographic  a.  bei  Eitner  Q.-L.  Das  Datum  seiner  Geburt  ist  bei 
C.  Valentin  a.  a.  0.  falsch  angegeben.  Vgl.  ilber  ihn  C,  SiiJ3,  Manusktipte 
protest.  Kirchenmusik  (Festschrift  zum  90.  Geburtstage  R.  von  Liliencron[s]j  Leipzig 
1910.  S.  354).     SiiG  nennt  ihn  eine  scharf  ausgepragte  Individualitat. 

2)  Gefl.  Mitteilung  des  Hrn.  Prof.  Dr.  Weckerling,  Stadtarchivar  in  Worms. 


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settled   along   the 
amounts  to  more 


On  violinists  and  dance-tunes  among  the  Swedish 
country-population  in  Finland  towards  the  middle 

of  the  nineteenth  century1). 

By 

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Otto  Andersson. 

(Helaingfora.) 

The  Swedish  country-population  in  Finland,  which  is 
west  and  south  coasts  and  in  the  archipelago,  and  which 
than  an  eighth  of  the  whole  population,  has  long  displayed  a  high  musical 
culture.  The  popular  music  has  here  come  to  a  rich  fruition,'  which  reached 
its  zenith  about  the  middle  of  the  last  century. 

In  addition  to  the  numerous  and  beautiful  folk-songs  of  the  common  Scan- 
dinavian  types,  instrumental  music  has  been  largely  cultivated  at  festivals 
and  particularly  as  an  accompaniment  to  dancing,  which  is  one  of  the  princi- 
pal entertainments  of  the  population. 

This  music  is  usually  executed  by  quite  unschooled  peasants,  who  thanks 
to  a  manifest  musical  talent  and  to  assiduous  self-training  become  veritable 
popular  artists.  * 

These  violinists  and  the  principal  varieties  of  their  dance-tunes  form  the 
subject  of  the  following  pages. 

"While  in  Sweden  the  hurdy-gurdy  occupies  the  rank  of  a  national 
instrument f  like  the  kantele  among  the  Finns,  the  Swedish  country-popu- 
lation in  Finland  has  not  adopted  either  of  these  instruments,  but  has  chosen 
instead  the  violin. 

This  noble  and  difficult  Bolo-instrument  of  artistic  music  was  commonly 
used  in  the  period  indicated  by  the  title.  In  many  parishes  sometimes  as 
many  as  fifteen  or  twenty  persons  one  after  another  or  several  together  per- 
formed the  music  at  the  dancing-parties.  Besides  the  violin  the  clarinet  was 
also  played  with  great  skill. 

"When  several  violinists  appeared  together,  some  of  them  played  first, 
others  second  fiddle.  In  some  parts  of  the  country  people  also  kept  a  violon- 
cello. The  music  performed  by  such  a  combination  of  violinists  unacquainted 
with  notes  may  in  a  certain  manner  claim  the  right  of  being  called  "orchestral 
music    . 

As  a  tune  always  contained  a  few  harmonies  and  the  first  violin  was 
played  with  the  skill  which  characterised  many  old  violinists,  music  satisfying 
even  rather  exacting  critics  was  sometimes  performed.  Today  people  have 
again  begun  to  encourage  and  to  train .  these  country-orchestras. 

The  professional  violinists  were  often  distinguished  by  the  qualities  of  a 
true  artist:  a  striving  for  the  highest  possible  technical  skill,  sincere  devotion 
to  their  art,  and  a  consciousness  of  ita  sublime  character.  It  might  even  be 
said,  that  the  free  and  ferocious  temper,  which  often  characterises  a  born 
artist  j  is  to  be  found  in  these  country- musicians.  Thus  a  good  many  of 
them  lived  rather  irregularly,  and  tbe  consequence  .was,  that  in  some  places 

1)  Paper  read  before  the  IMG.  at  the  London  Congress. 


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the  population  and  particularly  religious-minded  people  — unjustly  enough— 

condemned  dancing  and  music  only  because  of  the  life  of  one  or  two  violinists 

The  strong  propensity  of  the  young  peasant  for  music  has  often  found  tht 

most  tragic  expression.     Once  it  happened,    that  a  boy  in  Osterbotteu  wenl 

$  •* ■     I  mad,    because   he  was  not  allowed  to  study  music,  and  in  spite  of  his  graj 

hair  he  is  still  wandering  from  farm  to  farm,  his  violin  on  his  arm,  playing 
the  tunes  of  his  youth. 

The    fact    that    several    violinists,  in    spite  of  defects  and  injuries  to  the 

fingers   of  the  left  hand    hav.e   reached  an   admirable   skill,   witnesses    to  ac 

excellent  musical  talent.     One  of  the  foremost  violinists  .in  Osterbottcn  onlj 

uses  the  second,  the  third,  and  the  fourth  finger,  because  his  first  finger  wag 

ji;:$: ,..»;-.  hurt  in  his  early  childhood.     His  playing  in  different   "positions"    is    extra- 

|-|$*ffc*>  ordinarily  interesting.     Many  violinists,  again,  do  not  use  the  second  or  third 

finger;  and  very  numerous  are  those  who  never  use  the  fourth  finger.  The 
melody  is  naturally  influenced  by  these  peculiarities  of  playing ;  but  often  the 
violinist  has  attained  such  skill,  that  the  listeners,  and  particularly  those  who 
are' uninitiated,  do  not  suspect  anything.  It  should  alsd  be  mentioned,  that 
some  violinists  manage  the  bow  with  the  left  hand,  holding  the  violin  with 
|||i :3p  tx  v.  the  right.     The  country-violinists  have  generally  been  taught  as  children  by 

some  old  and  renowned  professional  violinist,  who  for  services  rendered  taught 
the  boy  in  return  how  to  manage  the  instrument,  with  a  number  of  melodies. 
This  training  from  apprenticeship  to  mastership  may  in  some  respects  be  com- 
^ivli-.j  /  pared  with  that  of  the  Meistersinger  in  former  days. 

|^|';.|  The   most   eminent   of  the    country-violinists    enjoyed   a  very  great    eon- 

%l'^:|:  sideration.     They   were  known    and   appreciated    everywhere.     Even    in    the 

;;&. ;\  '•  smaller   towns,    music — excepting   chamber- music,    which   was    rather    widely 

I,  f  v  ••■■]'"  "    cultivated  at  that  time — was  often  performed  by  musicians  coming  from  the 

!;•;!•  v  I  •  neighbouring  villages. 

ijiv;  'i,:.,  About    these    music-masters,    who    could  easily   strike   the  peasants  with 

ji^ir;:'-;;;:/  amazement  by  their  skill,  a  multitude  of  tales  and  traditions  arose.     Some- 

times   it    was    said    tkat  a  violinist  had  learnt    his  art   from  the  old  man  of 
the  sea,  sometimes  that  the  devil  had  taught  him  the  tunes. 

The  violinists  indeed  fully  deserved  their  reputation.    They  kept  in  mind 
{§1$$  hundreds   of  melodies,    which  they   learnt  by  ear.     And  the  great  skill  and 

'0i&$§$  musical  taste  which  they  threw  into  their  playing  is  not  only  to  be  observed 

\p\ "u\  I1  in  those  few  masters  remaining  from  that  time  who  are  still  living,  but  also 

;'j.:;V"::  and  particularly  in  the  melodies  noted   down. 

As   a   violinist  was   seldom  able  to  earn  his  living  by  his  art  alone,   he 

generally  pursued  a  trade  at  the  same  time.     As  a  peculiar   fact  it  may  be 

noticed,  that  in  Osterbotten  the  violinists  for  the  most  part  are  smiths.  Whether 

:].:;  |';|!  •■).  this  is  to  be  explained  by  the  connection  between  the  rhythmic  musical  art 

and  the  rhythm  in  their  work  has  not  yet  been  determined.    It  should  however 
be   remembered,    that   as    early   as   in  the  Icelandic  tales,    we  find  music  or 


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r::.*'::V  poetry  and  smithery  represented  in  the  same  person. 


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The  folk-songs   were  generally  sung  by  the  whole  people,    and  may  thus 

be  considered  as  representing  the  general  musical  level,  taste,  power  of  me- 

£'&  v:1.1"  Iodic  design,  etc.    The  instrumental  music,  on  the  contrary,  represents  a  more 

aristocratic  form  of  popular  art.  The  individual  element  is  here  of  more  im- 
portance than  in  the  folk-song.  The  violinist  remodels  the  melody  consci- 
ously or  unconsciously  according  to  his  own  taste.    He  may  even  adapt  it  to 


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Otto  Anflemon,  On  violinists  and  dance-tunes  etc 


109 


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afferent  occasions.     Frequently  he  lias  to  keep  his  own  stock  of  variations, 
one  having  patience  enough  to  learn  the  music  carefully  by  ear  and  every- 
body varying  the  tunes  as  he  likes. 

Thus  there  are  hardly  ever  to  be  found  two  violinists  playing  a  tune  in 
the  same  way-  However,  the  variations  of  a  tune  are  rather  more  faithfully 
preserved  in  those  cases  where  a  violinist,  so  to  speak,  has  formed  a  school, 
find  each  of  his  adherents  tries  therefore  to  adopt  the  manner  of  his  master. 
It  is  thus  with  such  of  our  peasant-families — and  they  are  very  numerous — 
where  the  playing  and  an  interest  in  music  has  descended  from  generation  to 
veneration.  These  violinist-families  afford  the  most  striking  evidence  of  the 
influence  of  popular  music  on  the  musical  development  of  a  whole  nation. 

The  dance-tunes  are  generally  characterised  by  a  great  variety  of  form, 
*!  the  great  festivals ,  when  people  dance  both  day  and  night,  the  tunes 
become  more  and  more  rich  and  variegated,  as  the  dancing  goes  on.  The 
modes  do  not  change  very  much.  Most  of  the  melodies  in  the  major  key 
are  in  g-major  or  d-major;  less  frequent  are  those  in  c-major,  f-major,  b  flat- 
major  and  a-major;  and  only  exceptionally  do  we  find  e  flat-major  and  e-major. 
Melodies  in  the  minor  key  are  rather  common  in  some  parts  of  the  country; 
those  in  d-minor   and    g-minor   are   most  frequent;   in    a  few  cases  a-minor 

is  to  be  found. 

The  minor-modes  are  characteristic  of  the  population  in  the  North  of 
Finland,  while  melodies  in  b  flat-major  have  been  frequent  in  the  South  of 
the  country  and  on  the  Aland-islands. 

As  I  showed  at  the  Ulrd  Congress  of  the  International  Musical  Society 
in  Vienna,  the  ancient  modes  are  also  to  be  found  in  the  dance-tunes; 
although  it  has  often  been  observed  that  tunes  played  on  the  violin  may 
approach  these  modes  because  of  the  difficulties  the  violinists  have  with  their 
often  mutilated  fingers,  in  catching  shortened  fifths  and  half-steps  between 
the  third  and  the  fourth  finger 1).  The  principal  forms  of  the  dance  are  the 
polska  and  the  minuet.  fl?ho  former  in  some  parts  of  the  country  is  called 
"trinddans"  or  "runddans".  These  names  are  probably  older  in  Finland  than 
the  name  of  polska,  which  seems  to  be  borrowed  from  the  polonese,  a  dance 
imported  into  Sweden  from  Poland  and  presenting  a  great  likeness  to  the 
polska.  The  question  of  the  origin  and  development  of  the  polska-tunes 
cannot  be  examined  now.  It  is  sufficient  for  my  present  purpose  to  prove 
the  close  relationship  between  the  polskas  and  the  old  Swedish  singing  or 
dancing-games,  which  formerly  were  so  common  among  the  country-people 
in  Finland. 

Sometimes  the  same  tune  is  found  in  one  region  as  a  dancing-game,  and 
in  another  as  an  instrumental  polska.  The  polska-tunes,  however,  often  re- 
tain a  primitive  four-lined  text,  even  when  they  are  not  used  as  singing- 
games.  Owing  to  this  fact  we  may  suppose  that  from  singing-games  the 
dance- tunes  have  been  transformed  into  instrumental  tunes,  and  that  there- 
fore these  dances  in  spite  of  their  name  belong  to  an  older  form  of  dance, 
which  has  been  preserved  within  the  Swedish  territory. 

The  polskas  generally  form  a  period  of  two  movements.  "With  regard 
to  the  rhythm,  most  of  them  belong  to  the  sextondedelspolska  (sixteen-part- 
polska).    In  Sweden  the  polska  has  been  subjected  to  a  close  study  by  several 


1)  KongreCbericht  III  der  IMG.  p.  2C4. 


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Qtto  Andersaon,  On  violinists  and  dance- tunes  etc. 


authors,  who   distinguish  three  types:   iittondedels-polslca   (eight-part-polska), 
sextondedols-polska  and  triol-polska j). 

The  structure  is  rather  variable.  Sometimes  the  first  and  the  second 
movement  contain  four  parts  each.  Sometimes  the  first  movement  has  four 
parte,  and  the  second  movement  six  parts,  or  vice  versa.     I  here  give  some 

specimens  of  the  *polska?  indicating  the  name,  the  birth-year  and  the  domicile 
of  the  violinist. 

1.  Gustaf  Omen,  fro  1815,  Aland. 


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2.  Josef  Krokbacfc,  1842,  Osterbottea. 


3.  K.  J.  Fagerstrom,  1868,  Nyland. 


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The  minuet,  that  old  French  dance  which  as  early  as  in  the  seventeenth 
century  went  the  round  of  Europe,  still  exists  to  day  as  a  popular  dance 
in  the  northern  parts  of  Finland.  Here  it  has  deposited  a  number  of  me- 
lodies,, which  have  a  strong  likeness  to  the  minuets  of  instrumental  music, 
but  which  the  same  time  bear  the  common  stamp  of  popular  music.  The 
dance,  though  still  retaining  the  principal  features  of  its  primitive  form,  has 
been  subjected  to  many  alterations  which  would  afford  materials  for  exten- 
sive study. 

The  frequent  appearance  of  the  minuet  in  these  regions  is  all  the  more 
interesting,  as  this  dance  seems  to  be  totally  out  of  use  in  other  countries. 

1)  Valentin:  Schwedische  Volksmelodien  p.  49. 


Otto  Andersson,  On  violinists  and  dance-tune0  etc. 

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4.  Jakob  Hogdahl,  1838,  Osterbotten. 


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5.  Johan  Johansson,  1853,  Osterbotten^ 

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Among  the  other  forms  <of  dancing  at  this  period  the  first  place  was 
occupied  by  the  waltz.  Ttfis  dance,  wich  was  introduced  as  a  private  dance 
among  the  higher  classes  at  the  beginning  of  the  nineteenth  century,  very- 
soon  reached  the  people.  In  the  waltz-tunes  the  violinist  often  displays  a 
most  admirable  skill  in  managing  the  bow,  utilising  the  multitude  of  possi- 
bilities for  the  development  of  phrasing.  The  oldest  of  our  waltzes  bear  a 
striking  resemblance  to  the  well-known  Tyrolese- waltzes,  as  will  be  seen  from 
the  following  examples. 

6.  Ernst  Ljunggren,  1855,  Aland.' 


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Otto  Andersson,  On  violinists  and  dance-tunes  etc 


7.  Erik  Wilh.  SSderberg,'1844,  Aland. 


There  were  still  two  longer  dances  of  very  common  occurrence  and  con- 
taining a  great  number  of  figures,  namely  kadrilj  and  purpuri.  Bngel* 
ska  (English)  and  Schottis  or  skottska  (Scotish)  also  occur,  but  they  were 
later  almost  totally  supplanted  by  the  polska,  which  towards  the  end  of  tht 
century  became  rather  absolutely  predominant  at  the  dancing-parties. 

The  Schottis,  which  as  early  as  in  Bach's  time,  seems  to  have  been  usee 
as  a  peasant-dance  in  Germany !),  was  once  very  popular.  Of  the  Schottis- 
tunes,  which  have  been  noted  down  in  great  numbers,.  I  give  the  following 

specimen. 


8.  Bvel  Silander,  1884,  Aland 


1)  F.  M.  BOhme:  Geschichte  des  Tanzes  in  Deutschland, 


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Otto  Andersson,  On  violinists  and  dance  tunes  etc. 

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9,  Johan  Pefcter  Ragvols,  1858,  Oaterbotten. 


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The  English  occurred  in  several  variations:  fyra  man  engelska  (four  men 
English),  me  man  engelska  (nine  men  English)  etc.  The  melodies  are  ex- 
ceedingly interesting,  and,  owing  to  their  lively  character,  very  popular. 


10.  Jonas  Roj,  1832,  Osterbotten. 


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11.  Adolf  Wihstrom,  1847,  Kimilo. 


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Many  of  the  tricks  of  the  trained  violinists,  such  as  flageolets  and 
pizzicatoes  etc.,  are  often  accurately  and  skilfully  used  by  the  country- 
violinists.   In  a  polska;  for  instance,  the  song  of  the  swans  is  expressed  by  the 

s.  a.  IMG.    XI1L»  o 


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l*::<  ..'V  s*  ■  114    A.  Hamrnerich,  Musical  Relations  between  England  and  Denmark  etc. 

fe|L,.%^''  notes   d,  g,  h,  flageolet   on    the  *a-string.     In   another  three   pizzicatoes   re- 

|Hr,!|  !vr  ■  present  "three  jolly  fellows  from  the  limping  village"*     Sometimes  the  tunes 

|^-V'".r  is  "  form  a  kind  of  programme- music,  affording  a  specimen  of  the  most  excellent 

art  of  characterisation.     As   themes   for  this  kind  of  music  .we  find  quarrels 
between  wife  and  husband,   incidents  in  the  calling  home  of  cattle  from  the 

pasture,  etc. 

The  dance-tunes  of  the  Swedish  country-population  in  Finland  have  been 

| ■;.•;.  ■!  "■  "■■.,  collected  and  noted  down  during  a  long  succession  of  years  by  the  Swedish 

Ijjii.ii,!...  ;.,  Literary  Society   in   Finland.     For   this   Society  I  have  noted    down  about 

2000  dance-tunes  from  100  violinists.    During  the  last  few  years  collections  oi 
phonograph-records  have  also  been  made,  which  are  kept  in  the  archives  of 
the  Society  of  Brage.     This  society  is  itself  actively  working  for  the  revival 
i  v"-,;;^.  •■-,  of  instrumental  music  among" the  Swedes  of  Finland,  particularly  by  arranging 

Iffi'W;"  '■';  competitions  for  playing  and  by  publications.     As  it  seems,  a  period  of  re- 

$;:  :!;.:;.■";  '■  naissance  has  now  commenced,  both  for  good  violin-music  and  for  those  ex- 

cellent old  dance-tunes  which  once  were  not  far  from  being  extirpated  by  the 
accordion  and  other  vulgar  instruments.  I 


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Musical  Eelations  between  England  and  Denmark 

in  the  Seventeenth  Century1). 


By 

Angul  Hammerich. 

f;,§,;V- ■■  (Copenhagen). 

Let  it  be  said  at  once,  that  this  relation  was  one  of  giving  and  receiving, 
England  being  the  donor,  Denmark  the  recipient.     In  the  17th  Century  so 


f;|;l,:' .\.-/',\  great  an  activity  developed  in  thia  connection  as  to  make  it  worthy  its  own 


special  page  in  the  annals  of  Musical  History. 

(■'  ir^  !.V  This  relation  was  by  no  means  a  new  phenomenon,  having  had  its  origin 

in  the  16th  Century,  when  English  musicians  and  players  were  repeatedly 
frequent  and  welcome  guests  at  the  Danish  Court,   sometimes   for   extended 

l;!';!1/^'  periods  of  time.    Different  companies  were  employed  who  gave  performances — 

!J;' -;\/pj: :"  half  dramatic,  half  musical.     In  this  wise  "William  Kemp,   the  colleague  oi 

'j!^:*^:;!:-  William  Shakespeare  at  the  Blackfriars  Theatre  in  London,  came  to  Denmark. 

"We  find  him  in  1586,  at  the  head  of  a  little  company  of  English  "instru- 
mentalists and  dancers"  performing  before  the  Danish  Court  at  the  castle  oi 

^^i""^.;.  .Kronbcrg.   near  Elsinoro,    which  place   Shakespeare   subsequently    made  the 

scene    of  his    uHamlet".     Account  has  already  been  made  of  this  period  in 

the  16th  Century  in  an  excellent  treatise  by  the  late  V.  0.  Eavn,  entitled: 

: English  Instrumentalists  at  the  Danish  Court  in  the  time  of  Shakespeare  , 

i        ■'■->"■  which  appeared  at  Sammelbande  VII,  550-563.' 

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1)  Paper  read  before  the  IMG.  at  the  London  Congress, 


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A.  Hanimeneh,  Musical  Relations  between  England  and  Denmark  etc.     115 


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The  interchange  between  the  two  countries  grew,  however,  even  more  ac- 
tive and  of  greater  musical  importance  in  the  following  century,  the  seven- 
teenth. The  reasons  for  this  were  twofold,  being  partly  musical  and  partly 
political.  During  the  reign  of  Queen  Elizabeth,  English  music  flourished 
under  peculiarly  favorable  conditions,  and  in  both  composition  and  execution 
developed  a  high  degree  of  perfection.  It  is  scarcely  necessary  to  enlarge 
upon  this  point;  the  hare  mention  of  names  of  masters  such  as  Thomas 
Tallis,  "William  Byrd,  Thomas  Morley,  Thomas  "Weelkes,  John  Dowland, 
John  Wilbye,  John  Bennett  and  many  others,  sound  like  the  fanfare  of 
trumpets  in  our  ears,  proud  messengers  from  a  time  of  happiness,  honour  and 
rrlory  for  the  music  of  England.  What  wonder  then  that  this  luxuriant  musical 
flora  should  attract  a  high  degree  of  attention  and  interest  outside  of  Eng- 
land, wheresoever  music  was  held  in  honour,  and  especially  in  the  case  of 
such  foreign  potentates  as  loved  the  art.  One  of  the  foremost  of  these  -was 
the  king  who  at  that  time  occupied  the  throne  of  Denmark,  Christian  IV. 

(1588-1648).  ... 

Thereto  may  be  added  a  political  reason — the  close  relation  existing  be- 
tween the  Danish  and  English  royal  families  after  James  I.  ascended  the 
English  throne.  These  two  kings  were  brothers  in  law,  King  James  having 
married  the  sister  of  King  Cbr.istian7  Princess  Anna  of  Denmark.  The  Da- 
nish king  had  therefore  easy  access  to  the  requisite  musical  ability  of  Eng- 
land, when  he,  in  his  zeal  for  the  progress  of  musical  art  in  his  own  coun- 
try, needed  such.  And,  as  we  shall  see,  he  resorted  often  to  this  assistance 
from  England.  In  an  earlier  published  work  about  "Music  at  tho  Court  of 
Christian  IV''  ("Musiken  ved  Christian  den  Fjerdes  Hof'\  Kjobenhavn  1892), 
I  treated  this  subject  at  length.  However,  as  this  work  was  published  in 
Danish,  and  as  a  G-erman  translation  in  "Vierteljahrsschrift  fur  Musikwissen- 
achaft"  DC,  Pages  62 — 98,  Leipzig  1893,  which  appeared  later  gave  only  a 
partial  and  sparse  account  of -such  conditions,  I  consider  it  fitting  to  state 
here  the  -results  of  my  investigations. 

The  first  Fnglish  musician  whom  Christian  IV.  engaged  for  the  Royal" 
Chapel  in  Copenhagen  was  the  most  noted  of  them  all,  the  famous  lute- 
player  and  composer  John  Dowland.  He  was  at  that  time  a  celebrated 
man  in  England,  renowned  both  as  a  composer  and  as  a  charming  performer 
upon  the  lute.  In  a  contemporary  sonnet,  from  "The  passionate  Pilgrim", 
ascribed  to  Shakespeare  himself,  he  was  extolled  in  the  following  words: 

"If  music  and  sweet  poetry  agree, 
As  they  must  needs,  the  sister  and  the  brother, 
Then  must  the  love  be  great  twixfc  thee  and  me, 
Because  thou  lovest  the  one,  and  I  the  other. 
Dowland  to  thee  is  dear,  whose  heavenly  touch 
Upon  the  lute  doth  ravish  human  sense; 
Spenser  to  me,  whose  deep  conceit  is  such 
As,  passing  all  conceits,  needs  no  defence." 

In  his  History  of  Music  (III,  325)  Hawkins  remarks  that  the  Danish 
king  "begged  Dowland  of  King  James";  but  this  could  hardly  be  the  case, 
since  Dowland's  appointment  to  the  Danish  Chapel  dates  as  far  back  as  1598, 
and  at  that  time  Queen  Elizabeth  still  reigned  in  England.  Dowland  came 
to  Denmark  after  having  been  in  the  service  of  the  Duke  of  Brunswick  and 
the  Landgrave  of  Hesse,    both   nearly  related    by  tics  of  blood   and   friend- 


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p\  116     A.  Hammerieh,  Musical  Relations  between  England  and  Denmark  etc. 

-    ..."     ■ 


ship  to   Christian   IV.     The   Danish   King  most   assuredly  must  have  been 
'.-■\  jj;    .  well  pleased  with  Dowland,  for  he  paid  him  royally,  giving  him  a  salary  of 

'"  -,j"'"  500  Daler  annually.   This  was  an  unprecedented  price  for  those  times,  placing 

the  English    artist    upon  a  equal  financial  footing,  with  the  Admiral  of  the 

Realm,  who  received  the  same  salary.     Neither  was  there  any  lack  of  marks 

of  royal  favour, — upon  one  occasion  a  special  gift  of  600  Daler,  upon  another 

.  Wi'i? ',  the  portrait  of  the  King,  a  contemporary  distinction  answering  to  the  order 

of  decoration  conferred  in  later  times.  In  the  preface  to  UA  Pilgrim's  Solace", 
Dowland  declares — manifestly  with  a  sneer  at  England — that  it  was  first  in 
a  foreign  country  that  he  received  royal  support.    He  remained  in  the  Itoyal 


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:i^.  .■  ---'  Danish  Court  Band  8  years,  A  number  of  his  compositions  date  from  this  period, 

amongst  them  a  part  of  the  second  book  of  his  "Songs  or  Ayres  for  the  Lute", 


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the  preface  of  which  is  dated  "Helsingour  (sic)  1  June  1600";  and  further- 
more a  part  of  his  celebrated  "Lachrymce  or  seavon  Teares,  figured  in  seaven 
passionate  Pavans"  (1605),  dedicated  to  Queen  Anne  of  England,  with  the 
remark,  that  these  compositions  were  begun  in  the  place  where  she  was  born 

■■,  V|'  •■'}  ■  (in  Denmark)  and  completed  in  the  country  of  which  she  was  queen  {England). 

Shortly  afterwards,  however,  it  is  perceptible  that  Dowland's  position  is  not 

*}VviVv.-  so  strong  as  formerly.     He  paid   an    extended   visit   to  England,   remaining 


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which  he  received  upon  his  salary,  seem  to  imply  that  his  finances  were  in 
'i^ji' i;;|:  T  disorder.     Ho  retired  from  his  position  on  February  the  24th  1606, 

;V\v. ;".\  In  *he  year   following  John  Dowland's   appointment,    two  other  English 

y    %    "  artists  were  engaged  for  the  Royal  Court  Band  in  Copenhagen,  namely  the 

Lass-singer  John  Meinert  and  the  gambist  Daniel  Norcome* 
■  !f[v  &  The   latter   was    also    a  composer,   and  had  taken  part  in  the  Madrigal- 

^'i^M  Competition   in  England  proposed  by  Lord  Admiral  Charles  Howard  in  ho- 

nour of  Queen  Elizabeth.    Noreome's  Madrigal  is  embodied  in  the  collection 
called  "The  Triumph  of  Oriaua",     These   two    artists   were   only   two   years 
in  Danish  service  (1599— 1601),  and  were  well  remunerated  (Norcome's  salary 
%^'AVio  being  350  Daler).     Their  sojourn  came  to  an  abrupt  close  however,  as  they 

decamped  in  the  summer  of  1601.     King  Christian   was   deeply  incensed  at 

this  occurrence,    and   sent   a   host   of  couriers  around  to  Germany,  Austria, 

;!■;.,""■. '':'. ' :,  Hungary,  the  Netherlands  and  to  Italy,  to  seize  the  fugitives  and  bring  them 

back  to  him.  The  search  proved  unsuccessful-  After  he  had  hunted  them  a  whole 
year,  the  King's  anger  had  not  cooled,  and  when  it  finally  became  known  to- 
him  that  they  had  been  seen  upon  Venetian  territory,  he  sent  a  communi- 
cation to  the  Doge  of  Venice,  Aloysio  Grimani,  praying  his  assistance  in 
tracing  and  arresting  the  two  fugitives.  So  far  as  we  can  observe,  this  brought. 
no  better  results.  Daniel  Norcome  reached  England  and  received  an  appoint- 
ment  in  "Windsor  Chapel,  but  was  forced  to  leave  it  already  in  1602  on 
■|  ■ ; ' 'i  ; '?■  '■  account,  of  confessional   difficulties.     He   took   refuge   with  the  Governor  o£ 

the  Netherlands,  in  whose  service  he.  still  remained  in  1647,  In  the  year 
1641    he  was  in  Brussels  (Van  der  Straeten:    La  musiquo  aux  Pays-bas  V,. 

#f?&  136,  H,  9), 

!'v  v  £  The  account-books  of  the  Danish  Court  Band  (1601 — 1602)  name  further- 

more the  dancing-master  Henry  Sanda3n,  and  the  harpist  Carolus  Oralii,. 
though  there  is  a  doubt  as  to  whether  the  last-named  was  English, 

In  the  years  immediately    succeeding,   there  was  a  great  development  in 
G^ffi^  Christian  IV's    Court  Band,   the   King   sparing   neither  money  nor  pains  to 


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A.  Haramerichj  Musical  Relations  between  England  and  Denmark  etc.     U7 

bring  it  upon  a  level  with  the  greatest  and  best  that  Europe  afforded  at  that 
-time.  &&  its  culmination  (1618)  the  Band  numbered  not  less  than  77  members 
(16  trumpeters,  30  instrumentalists  and  31  singers),  thus  surpassing  in  magni- 
tude the  majority  of  noted  foreign  establishments  contemporary  with  it.  Of 
larger  court  establishments  from  a  somewhat  earlier  period  may  be  named 
that  in  Munich,  under  Orlandus  Lassus,  with  92  members;  also  that  of  Queen 
Elizabeth,  counting,  in  all,  its  114  members. 

It  did  not  suffice  Christian  IV.  however  to  make  a  display  with  foreign 
capacities  alone ;  he  desired  that  the  art  of  music  should  be  fostered  in  his 
own  kingdom.  It  was  not  the  least  of  his  merits  that  he  was  so  active  upon 
this  point.  Wherever  he  found  native  talent,  be  interested  himself  in  it, 
sending  the  most  advanced  and  promising  of  such  to  study,  at  his  own  ex- 
pense ,  under  the  great  masters  abroad-mainly  in  Italy  and  England.  He 
supported  quite  a  small  colony  of  Danish  artists  in  Venice  for  a  number  of 
years,  having  sent  them  there  to  study  under  the  celebrated  Giovanni  Grabrieli, 
the  great  master  of  his  day.  And  in  1611  he  sent  four  young  Danish  musi- 
cians— Mogens  Pedersen,  Hans  Brachrogge,  Jacob  Orn  and  the  bass- 
singer  Martinus  Otto — to  England  to  the  Court  of  King  James.  They 
remained  at  the  English  Court  three  years,  returning  home  in  1614.  In  the 
royal  Danish  archives  ("Auslandischer  Registrant5')  there  is  to  be  found  a 
letter  of  April  6th  1611,  concerning  the  support  of  the  4  Danish  musi- 
cians in  London.  That  their  musical  studies  under  the  English  masters 
had  not  been  fruitless,  was  a  fact  to  which  their  later  lives  bore  witness. 
The  three  first  mentioned  distinguished  themselves  as  composers,  becoming 
the  three  first  representatives  of  a  Danish  national  school  of  music,  M.  Peder- 
sen  and  I.  Orn  each  attaining  also  the  dignity  of  Vice-director  of  the  Royal 
Court  Band  in  Copenhagen.  The  singer,  Martinus  Otto,  becoming  ill — 
apparently  with  some  ocular  trouble —was  dismissed  in  1614.  In  the  archives 
of  Denmark  there  exists  a  letter,  dated  Kronborg  January  3rd,  1615,  fro  in 
Christian  IV.  to  Queen  Anne  of  England,  concerning  Otto's  "das  gesichte 
fui'nemblich  treffender  blodigkeitt",    and   heartily   recommending  him  to  her. 

From  the  Danish  side,  England  was  paid  the  literary  compliment  of  the 
dedication  to  King  James  by  Melchior  Borchgrevinck  {the  head  director  of  the 
Danish  Court  Band),  of  the  second  part  of  his  "Giardino  novo  bellissimo  di 
varii  fiori  musicali  scieltissimi"  (Copenhaguo  1606).  The  dedication  itself  runs 
thus:  "A  trds  haut  et  tres  puissant  prince  et  seigneur  Jacques,  Roy  de  la 
Grand  Bretagno,  France  et  Irlande,  Defenseur  de  la  foy,  salut  et  felicity 
perpetuelle".  This  work  has  now  become  extremely  rare,  but  according  to 
E.  Vogel  (Bibl.  der  weltlichen  Vocalmusik  Italiens  II,  495)  a  complete  copy 
of  the  2nd  part  is  to  be  found  in  the  British  Museum,  London* 

As  a  compensation  for  the  loss  of  D  owl  and,  Christian  IV.  was  much  oc- 
cupied at  this  time  in  efforts  to  acquire  the  well-known  English  lute-player 
Thomas  Cuttings,  then  in  the  service  of  Arabella  Stuart,  the  cousin  of 
King  James.  To  secure  this  end,  he  interested  his  sister,  Queen  Anne  of 
England,  in  the  matter.  She  wrote  to  Arabella  Stuart,  March  9th,  1607: 
"The  king  off  denmarks  gentleman  haith  insisted  with  us  for  the  licensing 
your  servant  Thomas  Cottings  to  depart  from  you,  but  not  without  your 
permission,  to  our  brother's  service"  (Hawkins  History  of  music  IV,  15). 
Lady  Arabella  prized  this  artist  highly,  though  they  finally  induced  her  to 
release  him.   March  15th,    1607   she  -writes   concerning  it  to  Prince  Henry: 


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118    A.  Ham ra e rich,  Musical  Relations  between  England  and  Denmark  etc. 


.  "And    altho    I    may    have    some   cause   to    be    sorry   to   have  lost  the 

contentment  of  a  good  lute,  yet  must  I  confess  that  I  am  right  glad  to  have 

found  any  occasion  whereby  to  express  to  Her  Maty  and  Yr.  H.  the  humble 

P  ;/'■■':'  respect  .  ,,  ."    (Inderwick:   "Sidelights  on  the  Stuarts",  London  1888,  Pages 

48  and  98).     Thomas  Cuttings  left  for  Denmark,  where  he  was  engaged  in 
Christian  IV's  Court  Band  from  April  1608  to  October  1610  on  a  salary  of 
E;j>;-.;--  300  Daler. 

Another  noted  English  musician,  William  Brade,  laboured  in  his  double 
capacity  as  composer  and  instrumentalist  (Viola  da  gamba)  mostly  in  Don- 
mark  and  Germany*  He  was  employed  in  Christian  IV's  Court  Band  at  three 
different  times;  first  from  1594  —  1596,  then  a  longer  term  1599—1606,  and 
finally  from  1620—1622  at  a  high  salary  (320  Daler).  In  the  intervals 
between  these  engagements  he  tried  his  fortune  in  Germany  and  held  several 
important  positions.  He  was  twice  town-musician  (Haths-Musicant)  in  Ham- 
burg (1608—1610  and  1613—1615),  and  for  3  years  (1610—1613)  in  the 
j/.'-J"^ p  service  of  Count  Ernst  of  Schaumburg  (in  Holstein)  upon   a  good  pay  (400 

^|ffj'g*|*  Thaler  and  a  load  of  rye).     Other  appointments  that  he' held  were  under  the 

I^IU^**  Duke  of  Holstein- Go tfcorp,  and  3  times  under  the  electoral  Prince  of  Branden- 

|y?V  bur£  (be&re  1594,    from  1596-1599   and  from  1619—1620,  the  last'time 

fef  <*%tf  as  leader   of  the  Band,   for   the  generous  remuneration    of  500  Thaler   and 

#ji|'n,V?  other  emoluments].     As  we  see,  a  restless  soul,    who    led    a    rambling  life. 

?iS. i'l.'-v  Besides,  he  was   married  to    a  lady  of  somewhat  incompatible  temperament, 

-'■>-'  Jvj?  * .,;;  without  himself  possessing  the  art  of  managing  her,  as  Petruchio  in  Shakespeare's 

f$$i%  ;  "Taming  of  the  Shrew".     Evidence  of  this  is  given  by  an  occurrence  during 

the  time  when  Brade  was  in  the  service  of  the  Count  of  Schaumburg,  from 


ll^fV--  which    he  -  was    dismissed  in  disgrace,    and  of  whom  the  Count  writes:   "Er 

j\v;*  !;.;;j;;  hat  eich  aber  itzo  durch  sein  unruhiges  "Weib  so  weit  zu  besonderen  Muth- 

^.'irl ;."'  willigkeit  und  Meuterei  bewegen  lassen".     Should  William  Brade  again  seek 

\^j.\i^  an    appointment   in  Hamburg,   the   Count  begs   that   he  be  treated  "als  ein 

50?|f'^  muthwilliger,  frevelhafter  Geselle"  (Mitteilungen  des  Vereins  fur  Hamburgische 

iJ^;|V"''"  Geschichte,   1891,  Pages  233,  235,  317).     This  communication  did  not  pre- 

",!  r  :  vent,    as  before  mentioned,    the   reappointment    of  "William  Brade   as  town- 

musician  in  Hamburg  in  1613 — 1615.    He  must  have  been  both  productive 
|lti|^  and  popular  as  a  composer.     Gerber's  "Neues  Lexikon"  gives  the  following 

;';lTl  ■..;:/'  ist  of  William  Brade's  printed  works:  1.  Newe  ausserlesene  Paduanen,  Galliar- 

ij^r^-fj1 '.-  '  len,  Canzonetten,  etc.  Hamburg  1609,    2.  Ke we  ausserlesene  Paduanen  vnnd 

'„:-:.'  Galliarden  mit  6  Stimmen,   Hamburg  1614.     3.  Newe  lustige  Volten,  Cou- 

ranten,  Balletten,  Paduanen,  Galliarden,  etc.  mit  6  Stimmen,  Frankfurt  a.  d. 
;]!■;:. | '".",/. .'  Oder  1621.     Besides  these,    9    Paduans  and  9  Galliards   by  William  Brade 

are  embodied  in  Fiillsach  and  Hildebrands  "Ausserlesene  Paduanen  und  Galli- 
arden", Hamburg  1607. 

His  son,  the  lute-player,  Christian  Brade  was  in  Danish  service  1620 — 1622. 

A  visible  expression   of  the  cordial  feelings  existing  between  the  Courts 

of  London   and  Copenhagen    was   the   visit   of  Christian  IV  to   Englagd  in 


^.  1614.     According  to  his  diary,  he  sailed  July  4th,  1614,  from  Copenhagen, 

■:'|.  ■»!■;;■- .'        t  reached  Yarmouth  July  20th,  and  London  July  22nd,     His  entry  here  must 

have  been  attended  by  a  fine  display  of  roval  pomp,  as  he  was  accompanied 
by  his  complete  corps  of  trumpeters,   mounted  and  unmounted  —  in  all  16 
men,    besides  apprentices.     He  set   out   on   his   return,  by   way  of  sea,  on 
i^l^,;,;^  August  3rd,  and  arrived  home  August  13thf 


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A.  Hammerich,  Musical  Relations  between  England  and  Denmark  etc.     119 

In    the   succeeding   years   the  musical   relations  with  England    continued 
vithout  interruption.     From  Treasury  accounts  for  1620  and  1621  we  find, 
that  various  amounts  have  he  en  paid  to  members  of  the  royal  Danish  Court 
Band  to   cover  travelling  expenses  to   England. 

Other  English  artists  appointed  to  the  Danish  Band,  besides  those  above 

referred  to,  were:  instrumentalist  John  Stanley  1620—1621,  harpist  Darby 

'  So0fct    1621—1634    (died   in  Denmark),    and  the  violist  Thomas  Simpson 

*022 1625,  who  in  1615  served  under  the  Count  of  Schaumburg.  Thomas 

Simpson  was  moreover  a  composer,  and  according  to  Gerber's  "Keues  Lexi- 
kon"  he  published  "Newe  Pavanen,  Volten  und  Galliarden"  etc.  'Frankfurt 
1611,  also  "Tafel- Consort  allerhand  lustige  Lieder  von  4  Instrumenten  und 
Gen  er  alb  ass" ,  Hamburg  1621. 

In  the  year  1634  great  festivities  '  took  place  in  Copenhagen  on  the 
occasion  of  the  marriage  of  Crown-Prince  Christian  to  the  Saxon  Princess 
Magdalene  Sibylle.  To  take  charge  of  the  musical  part  of  these  festivities, 
Eeinrich  Schiitz,  the  celebrated  German  composer,  was  summoned  from 
Dresden,  and  ho  afterwards  twice  occupied  the  position  of  chief  master  of 
the  Danish  Court  Band,  from  1633—1635  and  1642—1644. 

Also  an  English  celebrity  was  present  on  this  occasion,  the  famous  pipe- 
and  tabor- player,  John  Price,  whom  Francis  W.  Galpin  in  bis  "Old  Eng- 
lish Instruments  of  Music",  London  1910,  names  as  England's  greatest  per- 
former on  the  characteristic  three-holed  flute,  "more  familiar  under  the  name 
of  Tabor-Pipe,  for  it  was  usually  associated  with  the  rhythmic  beat  of  a 
small  drum.  Owing  to  its  purely  cylindrical  bore,  this  little  Whistle-Flute, 
though  possessing  but  two  finger-holes  in  front  and  one  for  the  thumb  behind, 
was  capable  of  producing',  by  the  aid  of  harmonic  sounds,  a  diatonic  scale 
of  one  and  a  half  octaves"  (F.  W.  Galpin  1.  c.  pages  148-149).  The  noted 
contemporary  French  musical  savant,  Pater  Mersenne,  (L'harmonie  universelle, 
Paris  1636)  relates  that  this-  little  Whistle-Flute  was  considered  of  all  in- 
struments the  most  "gentil"/ menfci°ns  Price  as  a  distinguished  virtuoso  upon 
it  and  exclaims  that  he  can  even  play  within  a  compass  of  3  octaves!  John 
Price  appeared  in  the  festivities  in  Copenhagen,  but  received  no  permanent 
appointment    to    the    Danish    Court.      From    here    he    secured    a    pass    to 

Wiirttomberg. 

The  last  instance  that  I  find  of  the  relations  with  England  in  this  period 

is  a  pass  issued  to  the  Danish  Gambist,  Alexander  Levorentz,  a  pupil  of 

Walter  Bo  we  in  Berlin,  travelling  to  England  1636.    As  is  well-known,  the 

art  of  Gamha-playing  stood  very  high  in  England.    Without  doubt  Leverentz 

was  an  able  artist  upon  his  chosen  instrument.     He  belonged  to  the  Danish 

Court  Band  from  1636  until  bis  death  in  1671. 


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120  William  H.  Cummings,  Matthew  Locke  etc 


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Matthew  Locke,    Composer  for  the  Church  and  Theatre, 


By  '     ' 

William  H.  Cummings. 

(London.) 

Locke  was  born  in  Exeter  about  the  year  1630  and  commenced  Lis 
musical  career  as  a  chorister  in  the  Cathedral  of  that  City.  Two  notable 
memorials  of  his  activity  as  a  Chorister-boy  still  exist;  they  are  to  be  seen 
on  one  of  the  inner  walls  of  the  grand  old  organ  screen.  The  first  in  large 
and  conspicuous  characters  reads  "Matthew  Lock  1638" ;  the  second  is  "M.  L 
1641".  These  autograph  inscriptions  are  deeply  cut  in  the  stone.  A  fe-v* 
.  ,    .  years  ago    the  fine  old   organ    built  by  Loosemore    early  in  the  seventeenth 

•*••.?">  :':■■•  century  was  removed  from  the  screen  for  renovation  and  repair.    I  was  very 

;;.;.|;.'.,':  familiar  with  the  ancient  tradition  that  Locke  had  endeavoured  to  immortalize 

his  name  in  the  manner  described;  I  therefore  took  the  opportunity  to  search 
for  the  memorials,  and  having  found  them,  I  took  rubbings  of  both.  They 
are  important  as  indisputable  evidence  of  Locke's  association  with  Exeter 
Cathedral,  and  also  suggest  that  he  must  have  Veen  a  pupil  of  the  organist, 
and  thereby  had  ready  access  to  the  organ  screen.  There  were  two  able 
musicians  at  Exeter  Cathedral  in  1638  and  1641,  both  of  whom  shared  in 
the  education  and  developement  of  Locke's  musical  talent.  The  organist  was 
„  ..    ,  "William  Wake,    a  musician    almost  unknown;    he   is   not   mentioned   in  Dr. 

!;%!  '  Burney's   history,    and    only   incidentally   in  Hawkin's    history    and    Grove's 

#«^||;if  dictionary.     I  have  discovered  some  interesting  particulars  concerning  Wake. 

t:i'.';;\;x  He  was  engaged  in  some  musical  capacity  in  Exeter  Cathedral  from  the  year 

•f  I::!.:;;:.  1615,  and  after  seventy-two  years  service  died  on  the  G^of  May  1687,  and 

fU^HI  was  honourably  buried   in  the  Cathedral;   he  was  then  eighty-eight  years  of 

y^'i/'.}  aSe>  an<*  held  the  appointment  of  Sub -Chanter. .  Locke  also  had  the  advant- 

!^'.*.'''  age    of  instruction   from   the    Eevd  Edward  Gibbons,    a  member   of  the   re- 

nowned musical  family  and  younger  brother  of  the  great  Orlando  Gibbons. 
Edward  was  born  in  Cambridge  about  1570  and  graduated  Bachelor  in  Music 
at  the  University.  In  July  1592  he  became  Bachelor  in  Music  in  the  Uni- 
versity of  Oxford.  He  was  successively  organist  and  master  of  the  choristers 
of  Sing's  College,  Cambridge,  and  Bristol  Cathedral,  where  he  was  also  a 
Priest-vie ar.  In  1609  he  removed  to  Exeter  and  was  appointed  Priest-vicar 
in  the  Cathedral,  and  probably  instructor  in  vocal  music  of  the  choristers. 
An  anthem  composed  by  him,  in  1611  r  still  exists  in  manuscript  in  the 
British  Museum  library. 

The  organ  was  silenced,  and  the  Cathedral  service  suppressed,  in  Exeter 
in  the  year  1644,  when  Locke,  in  common  with  the  whole  musical  establish- 
ment was  turned  adrift.  His  master  the  Revd  Edward  Gibbons  was  an  ardent 
Royalist,  and  proved  the  sincerity  of  his  principles  by  a  gift  of  £  1,000  to 
King  Charles,  to  assist  him  in  his  contests  against  his  rebellious  subjects. 
Tradition  says  that  in  consequence,  Gibbons  and  his  children  were  driven 
from  their  home  into  beggary.  Be  that  as  it  may,  doubtless  Gibbons,  with 
his  generous  nature,  would  exert  himself  to  befriend  his  pupil  Lock,  who  in 
the  year  of  dismissal  would  have  been  aged  about  fourteen.  Two  years 
later  we  find  him  in  London.      There  are  two  interesting  manuscripts  in  the 


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William  H.  Cummings,  Matthew  Locke  etc. 


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British  Museum  which    establish  the   fact.     They  are  as  follows  (the  archaic 
spelling  is  faithfully  copied). 

"Captain  Fauconbridge,  my  humbell  desire  Unto  you  is  that  you  will  be 
pleased  to  deliver  unto  my  worthie  friend  Mr  Matthew  Lock  such  munnics  as  the 
flight  Honorable  the  Committee  of  His  Majs  Councill  lately  allotted  to  me  in  the 
last  booke  of  payments  as  Groome  of  his  Majs  great  horse  gtabell,  and  my  hand 
shall  be  your  sufficient  discharge. 

Nov.  3.   1646  John  Knight". 

Appended  to  the  above  order  is  the  following  receipt: — 

"Receaved  by  mee  Matthew  Locke  for  the  use  of  John  Knight  Groom  of  the 
stable  the  summe  of  five  pounds  by  warrant  dated  November  1646  I  say  recd, 

Matth.  Locke." 

It  will  be  noted  here  that  Locke  added  the  letter  e  to  his  name,  and 
■thereafter  he  continued  the  practice.  "What  Locke  was  doing  in  London  in 
1646  and  1647  we  cannot  discover;  possibly  he  may  have  been  employed 
in  some  private  way  by  the  loyalists,  for  in  1648  he  went  to  the  Continent, 
perhaps  a  messenger  conveying  letters  or  other  documents.  "Whilst  abroad 
he  did  not  neglect  his  musical  studies,  as  is  proved  by  a  manuscript  collec- 
tion he  wrote  of  compositions  by  Italian  authors.  This  bears  Locke's  auto- 
graph inscription,  "A  Collection  of  Songs  when  I  was  in  the  Low  Countries 
1648",  and  includes  works  by  Sabbatino,  Hovetta,  Costanzo  and  others. 
During  his  sojourn  abroad  he  came  under  the  notice  of  Prince  Charles  and 
was  afterwards'  rewarded  for  his  loyalty. 

In  1651  Locke  was  again  in  England,  busy  in  the  pursuit  of  his  art.- 
One  of  the  fruits  of  his  diligence  was  the  composition  of  the  "Little  Consort 
of  Three  parts  made  at  the  request  of  Mr  "William  Wake  for  his  Schoilars". 
The  autograph  manuscript  is  ^preserved  in  the  Museum;  where  also  are  to  be 
seen  the  duetts  he  composed  for  Two  Bass  Viols  in  1652. 

In  1653  he  was  associated  with  Christopher  G-ibbons,  son  of  Orlando,  in 
tho  composition  of  Music  for  a  Masque  entitled  "Cupid  and  Death".  The 
libretto  was  written  by  James  Shirley,  and  it  was  represented  before  the 
Portuguese  Ambassador  on  the  26th  of  March  of  the  above  named  year. 
A  repetition  performance  of  the  Masque  was  held  in  the  Military  Ground 
on  Leicester  Fields  in  1659.  AVe  find  no  records  of  Locke  during  the  years 
1654—5,  but  in  1656  he  -  published  the  "Little  Consort  of  Three  parts5' 
before  mentioned,  with  the  following  title: — 

"Matthew  Locke,  His  Little  Consort  of  three  Parts,  containing  Pavans,  Ayres, 
Corants  and  Sarabands,  for  Viols  or  Violins:  In  two  several  Varieties;  The  first  20 
are  for  two  Trebles  and  a  Basse;  The  last  20  are  for  Treble,  Tenor  and  Basse. 
London,  printed  by  W,  Godbid  for  John  Flayford,  and  are  to  be  sold  at  his  Shop 
in  the  Inner  Temple  in  Fleet  Street,  1656". 

The  preface  to  the  work  is  very  characteristic  of  Locke's  pugnacious 
nature,  and  is  therefore  worthy  of  quotation. 

"To  the  Lovers  and  Practitioners  of  Consort  Musick.  At  the  importunity  of 
an  intimate  friend  and  great  Master  in  Musick  (who  being  straitned  in  time  and 
hindered  from  satisfying  his  own  desires  for  the  encouragement  of  his  scholars,) 
I  first  undertook  this  kind  of  composition;  wherein  I  have  endeavoured  to  comply 
with  the  Hands,  Ears,  and  Patience  of  young  beginners,  making  the  Ayre  familiar, 
the  Parts  formal,  and  all  facile  and  short.  Which  I  mention,  not  to  deter  those 
of  better  judgment  from  perusing  them  {for  they  also  in  the  conexion  of  harmony 


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122  "William  H.  Cummings,  Matthew  Locke  etc. 


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will  I  hope  meet  with  satisfaction),  bat  to  assure  you  there  is  scarcely  anythiu) 

in  them  that,  with  a  little  practise,  may  not  be  masterd  by  the  meanest  hand 
If  :■•;  :'  '"'  to  which  you  will  find    the  care  in  printing  of  Tyes,  Eblds,  Shorrs,    and  barrin, 

»    *  the  Measures,  a  great  advantage.    But  for  such  as  either  fear  or  Scorn  to  see  o 

hear  with  content  any  but  their  owne  Thick-sculVd  or  Fantastical  concertos  the; 
|p*\:'  '"    ■'  are  desired  to  forbear  Censuring,   or  dar'd  (observing  the  designe)  to  mend  them 

And  for  those  Mountebanks  of  wit,  who  think  it  necessary  to  disparage  all  the; 

meet  with  of  their  owne  Coun try-men s,  because  there  have  been  and  are  som 
!;■,:'  •';  '  V  excellent  things  done  by  Strangers,  I  shall  make  bold  to  tell  them,  (and  I  hop* 

my  known  experience  in  the  science  will  inforce  them  to  confess  me  a  competen 

judge)  that  I  never  yet  saw  any  Forain  Instrumental  Composition,  (a  few  Frencl 
i|-.;-i,'-:  -;■  Corants  excepted)  worthy  an  English  man's  Transcribing.    I  have  now  done;  onle; 

|l    "'••      •  shall  desire,  in  the  performance  of  this  Consort,  you  will  do  yourselves  and  m< 

! j:|!'v::''-' .:- ...-;■  the  right  to  play  plain,  not  tearing  them  in  pieces  with  division  (an  old  customi 

^'l^v;. :"'  of  our  Countrey  Fidlers,  and  now  under  the  title  of  Alamode  endeavoured  to  b. 

.■■!-J.;  l"k  introduced)  which  if  you    please   to  observe,  I  shall  take  it  as  a  motive  for  tin 

$ffM'4~\«  rendering  you  somewhat  hereafter  worthy  your  better  acceptance. 

*  Matthew  Locke." 


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fp:, j 'r\''*y  In  the  year  1656  Locke  took  part  in   the   composition  and  performanc* 

If^ir;;  of  the   celebrated   stage-piece    "The    Siege    of  Hhodes".      He   composed    th< 

^IllA/i:';  music  for  the  fourth  Act,  and  enacted  the  part  of  the  "Admiral"   at  its  firs 

!*S': V;-A>  representation;   which  was  given  uat  the  back-part  of  Rutland-House  in  th« 

fi?.5fy^  upper  end  of  Aldersgate  Street  London".     The   libretto   was  written  by  Si] 

,:'--:  "William  "Davenant,    who    published    it    in  August  1856    with    an  interesting 

address  "To  the  Header";    from   which  we   learn   many   particulars  concern 
ing   this    remarkable   innovation    on   the    established    regulations    for   publii 
||J|4|;"'  entertainments.     It  must  be  remembered   that  stage   plays  and  stage  perfor 

fl&JU'  mances  had  been   absolutely  prohibited  during  the   Commonwealth;   but  b> 

ff^f^  special  favour  Cromwell,  the  Protector,  and  the  Lord-Keeper  TVhitelock  per 

jil^j^v:-',  mitted  Davenant  to  open  a  small  theatre  behind  Eutland  house  for  the  pur 

|:|i-|:^  P°se   of    exhibiting    "Entertainments    in    Declamation    and   Music   after   tin 

!§|;|f^;J  Manner  of  the   Ancients".     Dr  Burney  who  was   only  acquainted   with  tin 

^,t'iX!  1673    edition    of  the  book    of  the  Siege  of  Rhodes   speaks  of  it  with  somi 

disparagement.    Tbe  first  edition,  1656,  is  in  my  possession,  and  from  it  w 

discover  that  the  room  in  which  the  performances  took  place  was  very  small 

and  that  owing   to   want   of   space    on  the  stage    only  five    scenes   could  b 

^|i?:,v.  ,::r;  utilized,  and  they  were  limited   to  a  height  of  eleven  feet;   moreover  as  th 

i!!p ■""■;:'  s  stage  was   only  fifteen   feet  deep   the  number   of  performers  was   obliged  fe 

"be  small,  and  even  then  the  narrow  space  made  it  difficult  to  allow  a  passag 
for  the  fleet  of  Solyma,  for  his  army,  the  Island  of  Rhodes,  the  siege  of  th 
i'vA-i-l ,;,  City  etc.,   and  Davenant   concludes  with   the   observation,    "I  fear  you  wil 

i|})V;;':  :;:;.'  think' we  invite  you  to  such  a  contracted  Trifle  as  that  of  the  Caesars  carv^ 

|;:i|:'-;:.,:.:---j::  'l  upon  a  nut".    The  scones  he  says  were  excellently  painted  by  Mr  John  "Web- 

and   the   "Musick  was  compos 't  both  Vocal  and  Instrumental  by  the    mos 

transcendant  of  England  in  that  Art,  and  perhaps  not  unequal  to  the  bes 

I1;,;-,*'!;'//  masters   abroad,   but  being  Recitative ,   therefore  unpractis'd  here;   though  o 


!;:i..  '. :  ry\.  great  reputation  amongst  other -nations,  the  very  attempt  of  it  is  an  ohliga 

tion  to  our  own". 
,,,,,.  .-:  ,  It  is  worthy  of  note   that  Mr9  Edward  Coleman    who*  represented  lanth 

I!;*.;  ;iipf  in  the  Siege  of  Ehodes,   was  the  first  woman  ever  permitted   to  act  on  th 

;;\":::^'.  :  public  stage  in  England.     Pepys,   the   diarist  makes   two  references  to  hei 


HwM^'i  In  January  1663  he   sfiys  he   saw  the  Beggar's  Bush   acted  at  the  Theatre 


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William  IL  CuinmingSj  Matthew  Locke  etc. 


123 


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od  then  for  the  first  time  saw  a  woman  (Mrs  Coleman)  come  upon  the  stage/ 
At  a  lftter  date  he  speaks  of  H™  Coleman's  sweet  voice  and  fine  singing. 
Vone  of  the  music  of  the  Siege  of  Rhodes  can  now  be  find,  hut  as  the 
seven  principal  performers  were  all  professional  musicians  it  would  seem  that 
they  delivered  their  lines  with  a  singing  voice,  breaking  into  recitative1)  and 
Air  accompanied  by  instruments,  harpsichord  and  viols.  The  instrumental 
music  was  composed  by  Dr  Charles  Coleman  (husband  of  the  singers)  and 
"\p  George  Hudson,  and  performed  on  six  instruments,  probably  a  "chost  of 
y[0\sn. — The  singing  actors  included  Captain  Henry  Cook,  who  also  com- 
posed the  music  for  two  Acts;  Mr  Gregory  ThomdeU;  Mr  Edward  Coleman; 
jp  Matthew  Locke;  Mr  Henry  Purcell,  father  of  the  famous  composer,  and 
jj*  John  Harding,  All  of  the  before- named  afterwards  became  members  of 
Charles  II's  musical  establishment.  The  music  of  the  first  and  fifth  acts 
^as  composed  by  Henry  Lawes.  There  are  vax*ious  and  numerous  indications 
in  the  libretto  for  the  employment  of  instrumental  music,  and  also  for 
choruses,   some   for  Soldiers,   Women,   Men   and  Women  combined,  Chorus 

of  "Wives  etc. 

We  find  an  interesting  record  of  Locke  in  Pepys  Diary,  21st  Feb,  1659: — 

"After  dinner  I  back  to  Westminster  Hall  with  Mr  Crewe  in  his  coach-  Here 
I  met  with  Mr  Lock  and  Puraell,  masters  of  musique  and  with  them  to  the  Coffee- 
house, into  a  room  nest  the  water  by  our  selves  where  we  spent  an  hour  or  two, 
till  Captain  Taylor  came  and  told  us  that  the  House  bad  voted  tbe  gates  of  the 
City  to  be  made  up  again,  and  the  members  of  the  City  that  are  in  prison  to  be 
get  at  liberty;  and  that  the  Sir  G.  Booth's  case  to  be  brought  into  the  House  to- 
morrow. Here  we  had  variety  of  brave  Italian  and  Spanish  songs ,  and  a  Canon 
for  eight  voices,  which  M>  Lock  had  lately  made  on  these  words  'Domine  salvum 
fac  Begem*  an  admirable  thing.  Here  out  of  the  window  it  was  a  most  pleasant 
sight  to  see  the  City  from  one  end  to  the  other  with  a  glory  about  it,  so  high 
was  tbe  light  of  the  bonfires,  and  so  thick  round  the  City;  and  the  bells  rang 
everywhere". 

We  may  surmise  that  Locko  had  acquired  some  of  the  brave  Spanish 
and  Italian  Songs  during  his  sojourn  in  the  Low  Countries;  and  he  had  reason 
to  compose  the  Doraine  salvum  fac  Regero,  hoping  that,  when  the  King  came 
to  enjoy  his  own,  he  would  not  forgot  the  faithful  musician,  Charles  re- 
turned and  in  1660  on  the  16th  of  June  Matthew  Locke  was  appointed  "com- 
poser in  the  private  musick  in  the  place  of  John  Coperario"  with  a  reward 
of  £  40  p.  annum;  shortly  afterward  he  was  awarded.  £  16.2.6  for  livery  and 
was  made  composer  for  the  violins,  a  new  place.  On  the  12th  April  1662 
lie  was  noted  to  receive  a  livery  to  attend  in  the  Chappell  and  Westminster 
Hall  at  his  Majesty's  Coronation,  in  the  capacity  of  Composer. 

Some  of  the  Instrumental  music  Locke  composed  for  the  Coronation  of 
Charles  II,  is  preserved  in  his  own  hand-writing  in  a  volume  which  it 
is  said  he  presented  to  the  King.  My  own  library  contains  a  set  of  part 
books  with  Locke's  autograph  music,  which  also  belonged  to  King  Charles, 
and  bear  the  Hoyal  Arms.  The  "records  of  the  Kings  Musick"  contain 
many  interesting  entries  of  payment  to  Locke  >  in  the  shape  of  New  Year's 
gifts;  horse-hire  to  attend  his  Majesty  at  Windsor  and  Hampton  Court; 
rent  for  a  music  room  for  practice;  lodging  as  Organist;  etc. 


1.. . 


1)  Evelyn  on  the  9&  January  1662  saw  acted  tbe  "Second  part  of  the  'Siege 
of  Rhodes'  in  recitative  Musiq55. 

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jL;£  Vr;  124  .William  H.  Cummings,  Matthew  Locke  etc. 

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A   fine    composition    of   Locke's    is   a   duet   wagnosee    O   Christiana" 
Soprano  and  Bass;  the  original  autograph  manuscript  is  in  the  British  Musei 
j|.C.;  h  but  the  work  was  published  by  Play  ford  in  three  separate  part  books,    !I 

motett  was  probably  performed  in  the  Chapel  of  Queen  Catherine  at  Son: 
...  set  House.    There  are  nine  other  later  pieces  of  a  similar  kind.    Locke  c< 

;'  &/■  .-■  posed  at  least  thirty- two  anthems   and    one  service   for  the  Chapel  Royal 

noteworthy  specimen  of  his  skill  is  the  Anthem,  "When  the  son  of  man  si 
come",  which   is  written    for  Bass   solo   voice  and  five  part  chorus  with 
|^,  companiments  for  string  quartett;  these  are  remarkable  for  their  con trapui 

JjAijl '■-, .  . j  -variety  and  freedom;  the  voice  parts  are  extremely  striking,  melodious,  i 

;.:];};:  original,     A   special   feature   is  the  frequent  change  and   alternation  of  q 

drnple  and  triple  time. 

In  connection  with  Locke's  work  as  a  composer  for  the  church,  refere 
must  be  made  to  a  remarkable  publication    of  his   entitled    "Modern  Chu 
Musick  pre-accused,  censured,    and  obstructed  in  its  performance  before 
t-.';-.^.,;')  Majesty,  April  1.  1666  ^Vindicated  by  the  Author,  Matt  Lock,  Composer 

Jj»C!;.  •■  •;.-  ordinary  to  his  Majesty".  ' 

?i'^v/:C-i  '"  ^e  Preface  is  printed    at   length  in    Sir  John  Hawkins's    history;    it 

<i!-j!'!:3Ji'  s&mewhat   tedious   and  involved.    Locke   suggests   that  jealousy  and  ill  i 

/ilili;;1,1. ':;■  brought  about  a  disastrous  performance  of  the  responses  to  the  ten  comma: 

'"'C'Vf1. ■'.  ments  which  he  had  composed,  contrary  to  the  usual    custom,  with  a  vai 

\  ;j?i-\ %  ": i "  -  tion  in  the  melodies  and  harmony  of  each  setting. 

Hawkins  says,,  though  they  all  differed  they  wers  in  the  key  of  F  maj 

I  am   afraid   he  had  not    examined  the   music.     I  have  copied   the  ofigir 

%-\;'  »;\  ■'"  and   the   first,  second,  third,  sixth ,  eighth,    and   tenth  are  in  P  major,   1 

■jijiij..': ■; ."'■,  ■:  the  other  four  are  in  various  keys  D  minor,  C  major  and  B  flat  major.    Th 

are  some  crudities,    and  some  false  accents,  but  taken  as  a  whole  the  cc 
...      p  position   is   very  excellent.     I  can  however  well  imagine  that  sung  as  pr< 

|:t...;i ■ v ;, ■■■'■  ably   it    was   without   rehearsal,    from  single  parts,  the  result   was  far  fr 

ij-ki-'.: "'ivj"  ■  satisfactory,  ' 

ij|\:  ;t;  ' '  The  worthy  amateur  Pepys  in  his  diary  Sept.  1.  1667  made  the  follow; 

■^:;L;^  entry:   "Lord's  Day-Felling,  Howe  and  I  and  my  boy  singing  of  Lock's 

;;•''  V  ."j  '  sponses  to  the  Ten  Commandments   which  he  hath  set  very  finely,    and  \ 

;'j4 ,-;.:,:.'  a  good  while    since   sung  before   the  King    and  spoiled  in   the  performai 

0k ■•:■'•/  '  which   occasioned   his   printing    them  for   his    vindication,   and  are  excelL 

!:PK  v":  Sood'" 

As    a   composer  for   the   theatre  Locke    deserves    a  very  high  place; 

ference  has  already  been  made  to  his  association  with  "The  Siege  of  Bhode 

and  although  that  entertainment  was  carried  out  under  exceptional  difficult] 

yet  the  experience  Locke  gained  both  as  composer  and  actor  must  have  b« 

of  very  great  value  to  him.    There  can  be  no  doubt  that  he  supplied  cert; 

r!v:':  '/  :  music  for  a  performance   of  "Macbeth";    some  instrumental  pieces  of  his 

^|i|\  -  that  revival  still  exist,    including    a  "Jigg",    "Saraband",    and  Ayre;    th' 

■f-vf'y '■;;  :  "were  published  in    1666    and    1680,   but  no  vocal   music  for  Macbeth  co 

j:." ' " ';  ''j./  posed    by   Locke   can  be   found.     In   1750   Dr  Boyce,   published    music 

I-1!;;';;:;";' '  Macbeth  to  which  he   attached  Locke's  name;   but  an   intimate  study  of 

and  of  authentic  music  by  Locke?  make  it  quite  impossible  to  accept  Boyc 

ascription.     There  is  no  affinity  in   style  with  any  of  Locke's   compositio 


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ir:;'.:.y-\  ■;  In  1667  Locke  was   engaged  to   compose  instrumental  music  for  a  n 


version   of  Shakespeare:s    Tempest   as   arranged    by   Dryden    and   Davena 


William  H-  Cummings,  Matthew  Locke  etc 


125 


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T?be  vocal  music  was  composed  by  Humphries.  Locke's  music  published  in 
1 675  consists  of  six  pieces,  noteworthy  for  special  indications  for  expressive 
performance.  We  find  the  following  in  the  score: — "Soft;  louder  by  degrees; 
violent;  soft  and  slower  by  degrees".  This  seems  to  be  the  earliest  indica- 
tion *n  English  music  of  crescendo  and  diminuendo,  Italian  terms  were  not 
then  in  use:  the  earliest  discoverable  is  in  Locke's  "Melothesia",  published 
in  1673,  where  we  find  "rit  supr  a'3'\ 

r  Locke's  various  successes  in  connection  with  the  stage  brought  him  the 
"commission  to  collaborate  with  Shadwell  in  the  production  of  the  tragedy 
-Psyche" ;  this  was  first  performed  at  the  Duke  of  York's  theatre  in  Febru- 
ary 1673.  The  names  of  the  actoi-s  and  singers  have  not  been  recorded,, 
but  the  celebrated  Bellerton  was  stage  manager,  and  was  well  supplied  with, 
splendid  new  scenes,  machines,  dresses  and  French  dancers;  the  cost  of  the 
scenes  was  over  £  200;  the  work  way  performed  eight  times  "and  proved 
yery  beneficial  for  the  company,  tho'  not  quite  so  lucrative  as  the  Tempest", 

Shadwell  published  the  book  of  "Psyche"  in  1675  with  a  dedication  to 
Prince  James  Duke  of  Monmouth,  and  an  interesting  preface  in  which  he 
offers  an  apology  for  having  written  the  play  in  rhyme;  which  he  says  was- 
.to  make  it  "proper  for  Musick",  an  art  which  he  claims  to  have  a  good 
knowledge  of,  having  been  bred  to  a  performance  of  it  in  his  youth.  He 
writes  "I  chalked  out  the  way  to  the  ,  composer  (in  all  but  the  song  of 
Furies  and  Devils  in  the  fifth.  Act.)  having  design'd  which  line  I  would 
have  sang  by  One,  which  by  Two,  which  by  Three,  which  by  four  voices, 
etc.,  and  what  manner  of  Humour  I  would  have  in  all  the  Vocal  Musick,  and 
by  his  excellent  composition,  that  long  known,  able  and  approved  Master  of 
Musick,  Mr  Lock  (composer  to  his  Majesty  and  Organist  to  the  Queen)  has- 
done  me  a  great  deal  of  right;  though  I  believe,  the  unskilful  in  musick, 
will  not  like  the  more  solemn  part  of  it,  as  the  musick  in  the  Temple  of 
Apollo,  and  the  song  of  tho  Despairing  lovers,  in  the  Second  Act;  both  of 
which  are  proper  and  admirable  in  their  kinds,  and  are  recommended  to  the 
judgement  of  able  Musicians:  for  those  who  are  not  so,  there  are  light  and 
airy  things  to  please  them." 

In  the  Author's  directions  to  the  composer  —  we  find  prescribed  "A  sym- 
phony of  Recorders  and  soft  music" — then,  "Voices,  Flajolets,  Violins, 
Cornets,  Sackbuts,  Hoa-boys;  all  joyn  in  Chorus."  —  "Chorus  of  Apollo's- 
followers  with  Flagellets  and  Eecorders"  —  "Chorus  of  3  trebles  to  the  Re- 
corder Organ  and  Harpsicals" — "Chorus  to  Trumpets-Kettle  drums -Flutes- 
and  "Warlike  Musick", 

■  Lock  published  his  score  of  the  music  in  1765  and  he  also  dedicated  it 
to  the  Duke  of  Monmouth,  We  learn  that  the  Dnlce  was  a  frequent  attend- 
ant at  the  rehearsals  and  performances  of  the  work.  The  title  reads: — "The 
English  Opera  or  the  Vocal  Musick  in  Psyche  with  the  Instrumental  thereon 
intermixed.  To  which  do  adjoyned  The  Instrumental  Musick  in  the  Tempest, 
by  Matthew  Lock,  composer  in  ordinary  to  His  Majesty,  and  organist  to  the 
Queen".  He  prints  a  long  Preface  written  in  a  querulous  strain,  in  whick 
he  says  he  expects  "to  fall  under  the  Lash  of  some  soft  headed,  or  hard 
Hearted  composer"  for  calling  his  work  an  Opera,  which  he  says  is  a  word 
borrowed  from  the  Italian,  and  includes  Ballad,  Counterpoint,  Recitative, 
Fugue,  Canon  and  Chromatic  music,  which  variety  was  never  in  Court'  or 
Theatre    till  now  presented   to  this   Nation.     He    also   defends   the   extreme 


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|^j§*  ;■  .  126  William  H.  Cummiags,  Matthew  Locke  etc. 

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.v     ■  .  r  •■ 


compass  of  some   of  the   voice  parts,   and  also   certain  extravagancies  in  the 

harmony. 

At  the    end  of  the    Preface    there  is    an  important   note  to  the  following 
j-":; '.,...  =  effect: — "the  Errata's    in  this  impression,    which    are    not.  many,  the  Printei 

;;\t:.i<  .;  desires  pardon  for,  it  being  his  first  attempt  in  this   kind;    and  hopes   if  ii 

v^:;  ■"'';:  fall  into   ingenious   hands   they'l   correct   them"-     The   apology   was   greatlj 

I:';'1;!:...:/.  /  needed;    it  would  he   difficult  to  find  a  music   score  with  more  errors;  thej 

abound,   and  in    many  cases   it  is   almost  impossible  to  discover  what  notes 

the   composer  intended.     Much   of  the   music  is    admirable   both  in   melodj 

and  harmony,  the    latter    in    several  places    evincing  a  freshness  and  varietj 

i^i:-*..;  ""  far  fa  advance  of  the  period  in  which  it  was  composed.*  The  first  Act  opens 

.■ 


*«:- :-.:  . ' . 


km:;,,  -. 


with  a  melodious  aolo  for  a  bass  voice,  Pan,  followed  by  a  Chorus  of  Nymphs 
this   is   succeeded  by   a  piece   which  the   composer   calls  "a  song   of  Echo's 
planted  at   distances   within  the   scene".     This   movement  is    a   chorus,   foi 
$'jy|X    7''  mixed  voices,    in  which   the    end  of  each   line    is  echoed  twice,   piano,   anc 

i;:1!:;^:;;;  pianissimo,  at  distant  points   on   the  stage,    the   singers   being  concealed  bj 

£y  lT*.V;-":  the  trees  of  the  wood   scene.     The   design   ia   excellent  and  must  have  pro- 

|i^'l"%.  duced  a  novel  and  charming  effect.    Time  will  not  permit  a  reference  to  th« 

Hj:;r/;-'  various   numbers   in   detail,    suffice   it    to   say   there    are   stately   recitatives 

$%*';$! .  livelv  airs,  and  effective  choruses.     The  printed  score  gives  the  instrumenta 

fiiiMv1!:''-'-  string  parts   only,    with  a  figured  bass:    but  it  is  quite    certain   that  in  the 

|^-f$%  performances   under   the   composer's   direction   wind   instruments  were   freelj 

:!j$vV^X.  employed.     Eor  instance  a  song  and  dance  performed  in  the  principal  stree 

|i!;!|&  »p  of  the  city,  near  a  Triumphal  Arch,  is  directed,  in  the  score,  to  be  accom- 

ff^-^.V  panied  by  kettle  drums,  wind  instruments,  violins  etc.;  these   parts  are  no' 

jjp- I-'";;-  ■."  printed;  for  the  most  part  there   is  merely  a  figured  bass,  and  only  in  twe 

!j;f  rl't':';/;.  places  small  notes  seem  to  indicate  a  grand  wind  tutti,     For  the  most  par 

?!v  ^%f-  the  choruses  are  composed  for  Treble,  Alto,  Tenor  and  Bass  voices  in  four- 

I'l-^Mj  part  harmony;  there  are  however  a  few  in  six-part  harmony. 

I:S,?^^'V  Shadweirs  libretto  is  of  inordinate  length,  filling  seventy-one  printed  pages 

|h;Q/l|7/.;  but  Locke   set  only  one   fifth  of  the  lines  to  music;  the  larger  portion  was 

therefore  spoken  dialogue,  and  was  not  accurately  described  as  opera  on  tin 

Italian  method. 
lljll^.^i;.  Psyche   appears   to    have   been  Locke's  last   composition  for  the  theatre 

'|f£;#f'P  and  it  is  a  matter  of  regret  that  his  complete  manuscript  of  the  score  can- 

iii  vYf-    :  not  be  found.    The  design  of  the  work  is  so  excellent  that  wc  must  deplor* 

our  having  only  the  imperfect  printed  copy  to  refer  to. 

Two  years  after  the  publication  of  Psyche,   in  August  1677  Locko  diet 

in  the  precints  of  the  Savoy  Palace,  and  was  buried  in  the  Chapel,  but  n< 

record  of  him  in  his  place  of  sepulture  exists. 


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Fritz  Stein,  Eine  unbekaimte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


127 


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Eine  unbekaimte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


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Fritz  Stein. 

(Jena.) 

1.  Einleitungi). 

JBei  der  Betrachtung  von  Beethoven's  Entwicklungsgang  tritt  uns  die 
schon  ofters  betonte  auffallende  Erscheinung  entgegen,  daB  wir  aus  der 
ersten,  bis  zum  Jahre  1800  reichenden  Schaffensperiode  des  Meisters  eine 
auBerordentlich  geringe  Zahl  von  Or  Chester  werken  besitzen:  als  ein- 
2iges  zyklisches  Werk,  —  wenn  wir  von  dem  wahrscheinlich  1792  ent- 
standenen  Oktett  flir  Blasinstrumente2)  als  zur  Kammermusik  gehorig 
absehen,  —  die  erste  Symplionie  op.  21  (zuerst  aufgeflihrt  am  2.  April 
1800),  auBerdem  nur  noch  die  »Redoutentanze<  des  Jahres  1795  tmd 
(lie  »Musik  zu  einem  Eitterballet* 3),  fur  eine  Fastnachtsauffiihrung  am 
6.  Marz  1791  im Bonner  SchloB  komponiert.  Neben  diesen  selbstandigen 
Orehesterwerken  kennen  wir  aus  dieser  Periode  von  "Werken  mit  Orchester- 
begleitung;    drei  Klavierkonzerte  —  das  fruheste,    nur  in  der  Klavier- 

stimme  auf  tins  gekommene,  in  i&dur  aus  dem  Jahre  1784  4),  das  wahr- 
scheinlich  1795  komponierte  und  1799  umgearbeitete  I?dur  Konzert  op.  19 
und  das  1798  vollendete  Cdur-Konzert  op.  15,  —  ferner  die  beiden 
>Kaiserkantaten«,  geschrieben  1790  auf  den  Tod  Kaiser  Joseph's  II.  und 

- 

$mi  die  Erhebung  Leopold's  II.  zur  Kaiserwtirde«5),  und  endlich  die 
beiden  BaBarien:  >Priifung  des  Kiissens*  und  »Mit  Miideln  sich  ver- 
tragen*,  etwa  um  1790  entstanden6).  Also  im  Vergleich  zu  der  Menge 
der  bis  1800  geschaffenen  Klavier-  und  Kammermusikwerke  verschwindend 
wenig  Orchesterarbeiten.     Die  Erklarung  dafiir  hat  man  mit  einem  ge- 

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wissen  Recht  in  der  eigentiimlichen  kritischen  Stellung  gesucht,  die  Beet- 
hoven seinem  eigenen  S  chaff  en  gegentiber  einnahm,  in  seiner  hohen  Kunst- 
auffassung,  die  ihn  verhinderte,  mit  Werken  an  die  Offentlichkeit  zu 
treten,  die  seiner  strengen  Selbstkritik  nicht  geniigten7).  Damit  hat  man 
aber  —  implizite  —  bereits  eingeriiumt,  daB  Beethoven  in  seiner  Jugend- 

1)  Vgl.  A.  W.  Thayer,  L.  van  Beethoven's  Leben.  2.  Auflage,  hrsg.  von 
H.  Deitera  (Bd.  I)  und  H.  Riemann  (Bd.  II— V). 

2)  Als  op.  103  nach  Beethoven's  Tode  herausgegeben.  Bteifckopf  &  Hartel's 
Gesamtauagabe,  Serie  8,  Nr.  59. 

3)  Ges.  Ausg.   S.  25.  Nr.  286. 

4)  Ges.  Ausg.  S.  25.  Nr.  310. 

5)  Ges.  Ausg. '  S.  25.  Nr.  264,  265. 

6)  Ges.  Ausg.    S.  25.  Nr.  269.' 

7)  Vgl.  A.  W.  Thayer,  Bd.IL  S.  59. 

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128  Fritz  Stein,  Eine  unbckannte  Jugendsymphonie  Beethoven  V? 


zeit  mehr  fiir  Orch ester  geschrieben .  haben  konne,  als  uns  bisher  bekam 

y  ^i\:  geworden  ist     Als  Mnsikerkind   wuchs   er  geradezu  im  Orchester  au 

>|f  Vom  zwplften  Jahre  an  war  er  nicht  nur  als  »Yicarius«  seines  Lehrej 

i-  ''■  Neefe  an  der  .Orgel  tatig,  sondern  hatte  auch  als  Zemb'alist  und  Bratschi; 


in  Theater  und  Konzert  Gelegenheit,  die  gesamte  Orchestermusik  seine 
,^K"'-  Zeit  kennen  zu  lernen.    DaB  auf  diese  Weise  der  friihreife  Knabe  bal 

mit  der  Orchester  te  elm ik  vertraut  war,  ist  ohne  weiteres  anzunehme 
:ifj  ' '    ■  v  ■  ■  und   wird   durch  die  Orchesterpartien   der  genannten  Jugendwerke   b« 

'r.t   fy£  statigt.     Die   Kaiserkantaten  zeigen  bereits  eine  genaue   Ivenntnis    d€ 

Or  cheaters  und  setzen  eine  gnindlicke  Ubung  im  Instrumentalsatz  voraus 

insbesondere,  wenn  man  in  Betracht  2ieht,   daB   sie  mit  Kucksicht  at 

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ihren  Zweck,  bei  der  Trauer-  bzw.  Kronungsfeier  aufgefuhrt  zu  werdei 

in  kurzer  Zeit  komponiert  werden  muBten1),     Ebenso  zeigt  das  oben  ei 

;i^;.;v  wahxite,   sicher  noch  in  Bonn  entstandene  Oktett  bereits  eine  souveran 

Beherrschung  der  Blasinstrumente,  eine  intime  Vertrafutheit  mit  der  Natu 
jedes  einzelnen/  mit  den  Moglichkeiten  solistischer  und  koinbinatorische 
"Wirkungen.  Sollte  sich  Beethoven  diese  Fertigkeit  tin  Orchestersat 
wirklich  nur  durch  Horen  und  Vorbilder  angeeignet  haben?  Sollte  ei 
der  sich  bereits  mit  14  Jahren  an  die  Komposition  eines  Klavierkonzert 
mit  Orchesterbegleitung  herantraute,  im  wagemutigen  Jiinglingsalter  - 
bis  zum  Jahre  1790  —  sich  jedes  w^iteren  Versuchs.  jeder  Nacheiferun 
$?'<%  .  seine's  Schwann erisck  verehrten  Vorbildes  Mozart  auf  dem  Gebiete  de 

I  '  !?'i:  Orchesterkomposition  en  thai  ten  haben?    Ist  dies  schon  an  und  fur  sic! 

unwakrscheinlich,  so  haben  wir  in  der  Tat  Beweise  fiir  die  Annahme 

daB  Beethoven  in  seiner  Bonner  Zeit    (bis  Herbst  1792)  sich  mehr  mi 

Orchestermusik  befaBt  hat,  als  man  bis  vor  einigen  Jahrzehnten  vermu 

^■: .''  ii  ten  konnte.     Wa.hr  end  frtiher  aus   der  Bonner  Peri  ode  iiberhaupt  keii 

Orchesterwerk  bekannt  war,  sind  seit  der  Vollendung  der  Gresamtausgab 
f^ii^%  (1867)  nicht  nur  die  » Kaiserkantaten «  und  das  Bitterballett  aufgetauchi 

)i.vVvf   ..  ; —  es  hat  seither  eine  Reihe  weiterer  Funde  die  Yermutung  bestatigi 

!^T%^*3  daB  viele  Arbeiten  aus  der  Bonner  und  ersten  Wiener  Zeit  unbekann 

oder  verloren  sein  imissen.     So  wurde  inzwischen  der  erste   Satz  eine 
Klavierkonzerts  in  Ddur  aus  den  letzten  Bonner  Jahren  gefunden 
if|'.'i; ;:  ':X;  dessen  Bcbtheit  G\  Adler  nachgewiesen  hat2),  ferner  das  259  Takte  um 

^^l:^i:  fassende  Bruchstiick  eines    C dur-Konzerts  fur  Violine  und  Orchester3) 

*       ■  ■  - 

;'"'>•.  :'';■";  1)  Die  Sopranarie:  »Ba  stiegen  die  Menschen  an's  Licht<  aus  der  >Cantate  ac 

'";  ';':-.^  •  den  Tod  Joseph's  IL«  hat  bekaxmtlich  Beethoven  15  Jahre  spater  teilweiee  im  Fideli 

f:'J-.!*  "' ■■'  (2.  Finale:   »0  Gott,  welch  ein  Augenblick<)  in  nur  weoig  rerUnderter  Instrumen 

i:;.' -'y-t) **  '  tierung  wieder  vevwandt  und  damit  dokumentiert,  wie  der  reife  Meister  jenen  ge 

'■■I  !;V  ■"  nialen  Jugendeinfall  und  seine  instrumentale  Einkleidung  bewertete. 

h&fZ.^  2)  Yierteljahrsschr.   far  MusikwiseeiiBchaft  IV.   (1888),  S.  451  f.     Der   Sate  is 

;;'-!  ■.  ;;>'V"  verSffentlicht  im  Supplementband  der  Gea.  Ausg-    S.  25.    Nr.  311. 

'•'r'  '"'  "  3)  £rg9.nzt  und  herausgeg.  von  Joseph  Hellmesberger  bei  Friedr.  Schreibe 

(vorm.  Spina)  in  Wien. 


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Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugendsymphome  Beethoven's? 


129 


,  J|?  vorhanden  ist  noch  die  Orchestereinleitung  zum  2.  Ait  einer  unbekannten 

K  Oper,  die  nach  Thayer  (L  307)  sei»r  .wohl  in  die  Bonner  Zeitverlegt 
|j  werden  kann ;  wie  ich  Lore,  wurde  unlangst  das  Bruchstuck  einer  unbe« 
§• ;  kannten  Kantate  entdeckt:  —  lautcr  Belege  dafiir,  daB  die  Beherrschung 
;lk<ler  orchestralen  Mittel,  die  die  Kaiserkantaten  oder  gar  die  erste  Sym- 
****$&&*  aufweisen,  dem  jungen  Meister  nicht  mit  einem  Male  angeflogen 
ist,  sondern  das  Ergebnis  einer  langjahrigen  praktisehen  Ubung  im 
Orchestersatz  darstellt.  Die  bisher  gemachten  Entdeckungen  unbekannter 
Jugendwerke  lassen  hoffeh,  daB  noch  weitere  Eunde  das  Dunkel  auf- 
hellen  werden ,  das  noch  immer  liber  der  Entwickhmg  des  jugendlichen 
Beethoven  liegt. 


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2.  Symphonische  Arbeiten  vor  der  ersten  Symphonie? 

Nach  dem  Gesagten  erscheint  es  durchaus  nicht  unwahrscheinlich  daB 
Beetlioven  bereits  vor  seiner  »Ersten«  eine  Symphonie  geschrieben  bat.  Er 
lernte  im  Bonner  Orchester,  das  die  >Mannheimer«,  wie  die  Norddeut- 
.achen  und  Wiener  Symphonien  auf  seinem  Repertoire*)  hatte,  hahezu 
die  gesamte  sinfonische  Literatur  seiner  Zeit  kennen;  mit  der  Orchester- 
technik  zeigt  sich,  wie  wir  sahen,  der  Zwanzigjahrige  schon  vollkommen 
vertraut;  was  die  Beherrschung  der  Form  angeht,  so  erweist  er  sich  be- 
reits in  den  'Kammermusikwerken  der.letzten  Bonner  und  ersten  Wiener 
Zeit  als  Meister  2).  Aus  den  Skizzenbuchern,  die  eine  groBe  Zahl  von 
Themen  und  Skizzen  zu  unausgefuhrten  Symphonien')  enthalten,  laBt 
sich  ferner  feststellen,  daB  der  junge  Beethoven  schon. vor  seiner  ersten 
Symphonie  sich  mit  Symphonieplanen  beschaftigte;  Nottebohm  gelang 
es  nachzuweisen4),  daB  Beethoven  im  Jahre  1794  und  Anfang  1795  viel 

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1)  Die  von  A.  Sandberg.er  im  kgl.  Staatsarchiv  zu  Dilsseldorf  aufgefundenen 
Inventare  der  Kur-Kfllnischen  Hofmusik  zu  Bona  aus  der  Beethoven'achen  Zeit  ge- 
wahren  eiuen  genauen  Einblick  in  das  damalige  Bonner  Musikleben  und  bestatigen 
die  von  H.  Riemann  llingst  vertretene  Ansicbt,  daB  der  junge  Beethoven  in  Bonn 
stark  durch  die  dort  vielgeepielten  Meister  der  Mannheimer  Scbule  beeinfiufit 
worden  ist.  Vgl.  den  Bericht  iiber  Sandberger's  Vortrag  (in  der  Kgl.  Bayr  Akad 
i  Wissensch.)  in  der'Zeitschrift  der  IMG.  XII,  7.    Auf  die  bevorstehende  Publi- 

•  fcation  der  Untersuchungen  Sandberger's  darf  man  mit  Reeht  gespannt  sein. 

2)  Vgl.  das  1792  noch  in  Bonn  geschriebene  u.  1797  wahrseheinlich  in  umee- 
arbeiteter  Gestalt  als  op.  3  veroffentlichte,  formal  meisterhafte  Streichtrio  in  Es 
(Ges.  Ausg.  S.  7.  Nr.  54),  die  vermutlich  noch  in  Bonn  begonnenen,  1796  erschie- 
nenen  Xlaviertrios  op.  1.  u.  a.  m, 

3}  G.Nottebohm,  Zweite  Beethoveniana  (hrsgeg.  von  E.  Mandyczewskij  1887 

i    „„     tte  Beetho'!,en  so^iel  Symphonien  geschrieben,  als  er  angefansen  hat 

so  besaBen  vrir  ihrer  -wenigatena  fllnfzig.-*  ,  , 

a    Vm^0?*1   Zweite  Beethoveniana,  S.  228.    Seine  friiher  ausgesprochene 

AMicht  (Nottebohm,  .Beethoven's  Sfcudien*  1.202),  die  angefiihrten  Themenskizzen 

wen  Vorarbeiten,  zum  Finale  der  1.  Symphonie,  dessen  Thema  sie  ahneln,  hat 

^  «.  mer  selbat  ais  Irrtum  bezeichnet.  —  Leider  fehlt  in  Nottebohm's  wertvollen 


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130 


Fritz  Stein,  Eine- unbekannte  Jugendaymphonie  Beethoven^? 


an  einer  unbekannteii  oder  unvollendeten  Symphonie  in  C-dur  arbeitei 
Das  Hauptthema  des  geplanten  ersten  Satzes-  erscheint  in  den  zahlrei 
vorhandenen  Skizzen  in  lolgenden  Varianten:- 

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UffrrW, 


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und 


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Eine  Imitation  dieses  Themas  lautet  (mitgeteilt  yon  J.  8.  Shedlot 


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■1    .,  -:  *>.  - 


AuBer  dies  en,  den  ersten  Wiener  Jahren  angehorenden  Symphorii 
skizzeri  besitzen  wir  noch  ein  authentisches  Zeugnis  dafiir,  daB  Beethovi 
bereits  in  seiner  fruhesten  Bonner  Zeit  sich  mit  dem.  G-edanken  % 
symphonische  Arbeiten  trug.  Der  Londoner  Kafka'sche  Skizzenbai 
(Brit.  Museum;  add.  ilf.&S.29801),  in  dem  Skizzen  aus  der  Zeit  v< 
1784 — 1800  in  buntem  Durcheinander  zusammengebunden  sind,  enthii 
als  Pol.  70  ein  einzelnes  Blatt  mit  einem  111  Takte  umfassenden  En 
wuri  zu  einer  *Sinfonia«,  wie  die  tjberschrift  besagt.  Die  steile,  sorj 
falidge  Handscbrift  lafit  unschwer  erkennen,  dafi  wir  es  hier  mit  ein^ 
der  altesten  Skizzen  zu  tun  baben.  Da,  soweit  icb  sebe ,  bis '  jetzt  m 
der  Anfang  dieses  interessanten  Dokumentes  aus  Beetboven's  Knabenzc 

bekannt  geworden  ist1),  teile  ich  dasselbe  bier  vollstandig  mit: 



Arbeiten  fiber  Beetbovcns  Skizzen  meiat  die  Angabe  und  Signierung  der  be1 
Skizzenbucher,  wa3  eine  Yergleichung  und  Nachpriifnng  auBerordentlich  ersebwert 
Skizzen  zu  der  genannten  unvollendeten  C-durSympbonie  fand  ich  in  dem  a 
r) em  Britischen  Museum  in  London  liegenden  sogen.  >Kafka'achen  Skizzenband<  a 
Fol.  66  a  und  Fol.  159.  VgL  aucb  Musical  Times  1892.  S.  331  f:  >Bcethoven's  Sket 
Books*  by  J.S.  Shedlock,  der  diesen  Skizzenband  im  Zusammenbang  behande 

leider  nur  aehr  kureorisch. 

1)  Mitgeteilt  ron  Nottebobm,  II.  Beethoveniaoa,  S.  567  (ohne  Quell enangab 

u-nd  von  Shedlock,  Musical  Times  1892.   S..333. 


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Fritz  Stein,  Eiae  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


131 


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132. 


Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugenclsymphonie  Beethoven's? 


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Fritz  Stein,  Bine  tmbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's?  133 


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In  dem  energischen,  himmelstiirmenden  Trotz  atmenden  Thema  zeigt 
sich  bereits  die  Klaue  des  Lowen,  wie  auch  '  die  Haltung  der  Nach- 
ahmungen  (Takt  32 if,)  und  einzelne  melodische  "Wendungen  (Takt  68if.) 
bereits.  auf  den  spateren  Beethoven  weisen.  Das  Hauptthema  dieser  Skizze 
.erscheint  im  zweiten  Satz  des- ersten  Klavierquartetts  vom  Jahre  1785  *) 
in  folgender  Gestalt: . 

Allegro  con  spirito 

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Da   kaum    anzunehmen   ist,    daB    das  Thema   eines  bereits  fertigen 
"Werkes  nochmals  fur  eine  zweite  Arbeit  skizziert  word  en  sei,  so  werden 
wir  wohl  niclit  fehl  gehen,  wenn  wir  die  Symplioniesldzze  noch  vor  jenes 
Klavierquartett  datieren.     "Wir  haben  also  hier  den  Beweis,  da8  sich 
Beethoven  schon  in  seinem  funfzebnten  Jahre,  wenn  nicht  noch  frtther, 
mit  Symphonieplanen  getragen  hat,  und  die  Vennutung,  daB  noch  weitere 
uns  unbekannt  gebliebene  symphonische  Versuche  des  jungen  Beethoven 
existierten,  gewinnt.  immer/  mehr  an  Wahrscheinlichkeit   Fiinfzehn  Jahre 
rastloser  Arbeit  Hegen  zwischen  jenem  ersten  Entwurf  und  der  Vollendung 
der  C-dur  Symphonie.    Der  heranreifende  Meister,  dessen  iiberragendes 
Talent  schon  in  seiner  Vaterstadt  allgemein.anerkannt  wurde,  trat  bald 
in  "Wien  mit  den  ersten  GroBen  seiner  Kunst  in  Wettstreit,  nicht  nur 
als  Klavierspieler,    sondern   auch '  als  Komponist   kiihner,    eigenwilliger 
Werke,  sich  in  den  verschiedenartigsten  Form  en  der  Konzert-  und  Kammer- 
musik  betatigend.  Konnen  wir  glauben,  daB  der  ehrgeizige,  seiner  Kraft 
bewuflte    Feuerkopf,    der    >GroBmogul«,    wie    Haydn    den    unbequemea 
Schiiler   genannt  haben  soil,   wahrend   dieser  ganzen  Zeit  jugendlicher 
SchafEensbegeisterung  sich  nur  mit  Symphonie-Skizzen  begniigt  habe? 
DaB    er   wahrend   dieser   langen  Jahre  auch  nicht  eine  einzige  sympho- 
nische Arbeit  wirklich    ausgeiiihrt  haben   sollte?  —  Wir   sehen   also: 
weder  auBere  noch  innere  Griinde  stehen  der  Annahme  entgegen,  daB 
Beethoven  in  seiner  Fruhperiode  Symphonien   geschrieben  hat,    die  er 


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1)  Die    drei  Klavierquarfcette  vom  Jahre  1785  a.  Gee.  .Ausg.    S.-IO,  Nr.  75—77. 


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InTf   '  134  Fritz  Stein.  Eine  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 

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lrf'1'' ':.  spaterlrin  wie   viele   andere    seiner  Jugendwerke1)    als  nicht   vollwertig 

!ii$:f  i.  -  ignorierte  und  damit  der  Yergesaenheit  anheiragab. 

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3.  Auffindung  einer  mit  »Beetboven«  bezeiebneten  unbe- 

kannten  C-dur-Symphonie. 

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Bibliograpbisches. 

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Bei  der  Durchsicht  des  Notenarcbivs  des  im  Jab  re  1769  aus  dem 
alten  Collegium  musicum  hervorgegangenen  >Akademischen  Konzertsc 
in  Jena  fand  ich  bereits  vor  einigen  Jabren  die  gescbriebenen  Stimm- 
befte  einer  unbekannten  C-dur  Symphonie,  und  zwar  das  vollstandige 
Streichquintett,  1  Flote,  2  Oboen,  2  Fagotte,  2  Horner,  2  Trompeten 
^{0>. '•••  (Glarino)  und  Paukenstimme.   Die  Violino  secondo  triigt  eine  alte  Biblio- 

fiVfjf  h\i\  theksnummer:  Nr.24.    Bei  einer  im  Jabre  1858  vorgenommenen  Katalo- 

fsf  jl  ;   tl,.  gisierung  des  Archivs  wurden  die   Stimmen   in    eine  mappe  zusammen- 

pJ^-iV-:-; ']  gebunden   und  als  Nr,  20    unter  Sympbonien   (meist  in    alten  Stimm- 

S^'l^^l  drucken)  von  Haydn,  Mozart,  Beetboven,  Romberg  usw.    eingeordnet2). 

tffty*r.f' t  8     Bis  Mappe  sowobl  wie  der  erhaltene  handschriftliche  Katalog   verzeich- 

•  $0W^*  nen:    >Sinfonie  far  L.   van   Beethoven?  <      Das   Wort  Beetboven    ist 

fMk  0'  nacbtraglicb  mit  Bleistift  durebstrieben.     Die  Stimmen   sind  von  einer 

i;j,/;;^ ' -■■  ausgescbriebenen  Kopistenhand  auf  weiches,  gelblicbes  rastriertes  Noten- 

l|^;:\.'!t:  papier    (im    Format   von  21:34)  gesebrieben,    die  erste  Violinstimme, 

ubers cbrieben  mit  Sinfonia,  deutlich  und  sorgfaltig,  die  iibrigen  Stim- 
men zum.  Teil  sebr  fiucbtig  kopiert,  so  daB  man  im  Zweifel  sein 
kann,  ob  sie  durchweg  von  der  gleicben  Hand  wie  Violino  I.  stammen. 
G-ewisse  cbarakteristische  Eigentiimlichkeiten  dieser  Kopistenhand  glaube 
icb  in  einigen  alteren  Stimmen  der  Quverture  zu  Spontini's  Vestalin 
(alter  Katalog  von  1858  Nr.  102)  wiederzuerkennen.  Sonst  laBt  sich  die, 
'$$}( ■*. •■■  '■'.  Handschrift  in  dem  gescbriebenen  Stimmenmaterial  des  Archivs,  soweit 

||^ft;i  icb  sehe,  nicbt  wieder  rekognoszieren.    Das  Papier  samtlicber  fiinfzehn 

Stimmen  ist  dureb  folgendes  (bier  auf    die  halbe  GroBe  verkleinertes) 
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|  •'•■;" " >:  -d  1)  Auch die  mehrfacii  erwilhnteii »Kaiaerkantaten<  wurden  woder  herausgegeben 


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noch  aufgefuhrfe.     Keiner  der  Beethoven'schen  Freunde  und  eraten   Biographen. 

wuBte  etwas  von  ihnen,  bis  aie  erst  1884  in  einem  Leipziger  Antiqaariat  wieder 

auftauchten.     (S,  Thayer  I  274).     Ibr  Schicksal  dQrffce  manchem  Skeptiker  zu  den- 

J\\-Y  ken  geben,  der  glaubfc,    mit  tiberlegenem  Lacbeln  die  Diskussion  uber  die  Echt- 

heitsfrage  eiaer  mutmafilichen  JagendBymphonie  B.'s  ablehnen  zu  kdnneo. 

2}  Eine  Anzahl  Symphonien^  Trios  und  Konzerte  von  Stamitz^  Richter,  Tocschi, 
Graun,  Benda,  Schwindel,  Kirnberger,  Job.   Christ  Bach  u.  a.  wurde  bei  dieser 
■!.;  ■  ''•'&"£  ;  Katalo gisierung  ignoriert  und,  zu  einem  ungeordneten  Bilnde!  zusammengebunden, 

:A';«:'\ ,\  :  beieeite  gesetzfc. 


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Fritz  Stem j  Eine  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


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Das  "Wappen * ist  auf  dem  linken,  das  Monogramm  auf  dem  rech- 
ten  Btatt  des  Bogens  sichtbar.  Nur  einmal  konnte  ich  dieses  so  gezeich- 
nete  Papier  unter  den  Noten  des  Archivs  wieder  finden:  bei  einer 
A-diir  Symphonie  von  Friedrich  Witt1},  deren  Bliiserstimmen  alle  das 

•  gleiche  Wasserzeichen  -tragen  (alter  Katalog  Nr.  26),  Die  Feststellung, 
wo  sicb  dieses  Notenpapier  verbreitet  findet,  — etwai  in  der  Bonner  oder 
Wiener  Gegend?  —  diirfte  fur  die  Beantwortung  der  Frage  nach  Her- 
kunft  und  Datierung  der  Stimmen  nicht  unwesentlich  sein2).  Jedenfalls 
schelnt  mir  das  fast  vereinzelte  Varkommen  der  Schrift  und  des  Papiers 
unter    dem    umfangreichen    hands chriftliclien    Stimmenmaterial    linseres 

■  akademischen  Konzerts?  das  im  iibrigen  eine  Reihe  deutlich  unterscheid- 
barer.  ofters  wiederkehrender  Kopistenhandschriften  erkennen  laBt,  fur 
Importierung  der  fragliclien  Stimmen  zu  sprechen.  • —  Dem  ganzen 
Aussehen  sowie  dem  Schriftduktus  nach  stammt  die  Kopie  etwa  aus 
dem  letzten  Jahrzehnt  des  18.  Jahrh.,  wie  verschiedene  Kenner  bestatigt 
haben*  Dieser  Zeit  entspricht  auch  die  Schreibweise  der  dynamiscben1 
Zeichen  mit  For:  Fort  F:  p:  eres:}  wie  wir  sie  aus  den  Stimmen  nament- 
lich  der  Mannbeimer  Symphonien  kennen. 

:  ■    Es  muBte  schon  bei  iiiicb tiger  Durcbsicbt  der  Stimmen  auffallenj  daB 

'■■  die  H.  Violinsfcimme  tatsLichlicb  den  Vermerk:  » Par  "Louis  van  Beethoven* 
und  die  Violoncellstimme  die  Auf  schrift:  *  *  Symphonie  von  Beihovm< 
(sic!)  tragt,  und  zwar  nicht  etwa  als  spateren  Nachtrag,  sondern  von  der 
gleichen  Hand  geschrieben  wie  die  Noten.  Dadurcb  aufmerksam  ge- 
macht,  unterzog  ich  die  Stimmen  einer  naheren  Priifung,  die  mich  sofort 
zur  Spartierung  veranlaBte.  — 


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1)  Friedrich  Witt,  geb.  1771,  war  (nach  Riemann)  von  1790—1802  erster  Vio- 
linist der  fiirsfcl.  Ottingen'schen  Kapelle  zu  "Wallerstein,  kam  1802  als  fiirstbischofL 
Kapellmeister  nach  "Wiirzburg,  wo  er  1837  starb.  Er  komponierte  Opera,  Oratorien, 
Measen,  Kantaten,  Syraphomen,  Kammermusikwerke  usw.  (VgL  Slbde.  IX.  100.   D.  E.) 
-  2)  Fur  entaprechende  Mitteilungen  w&re  der  Yerfasser  dankbar. 


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Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


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Bie  Uberlieferung  des  Werkes  als  eines  Beethoven'schen  bestin 
den  Ausgangspunkt  der  Untersucliung.  Ernstliche  Zweifel  an  ihr  Icon 
kaum  geltend  gemacht  werden.  Die  Stimmen  and,'  wie  wir  sahen  " 
ziembcber  Sicherheit  dem  Ende  des  18.  Jahrh.  zuzuweisen,  und  der  Aui 
name  stammt.  von  der  gleichen  Hand.  Der  Gedanke,  es  konne  hiere 
betrugensche- Unterscbiebung  stattgef unden .  haben,  der  Trick,  das  ¥ 
dorch  den  Namen  Beethoven  besonders  zu  empfeblen,  angewandt  I 
mufi  scbon  deshalb  ausgeschaltet  warden,  weil  der  Name  Beethoven's  ■ 
Zeit  der  Niederschrift  der  Stimmen-  in  weiteren  Kreisen  noch  m 
unbekannt  war  und  erst  nach  1800  sein  Ruhm  sich  langsam  zu  verbrer, 
begann  (Die  1.  Sjmphonie  erschien  erst  1801!)  Audi  der  Umstand,  A 
die  Aufschnft  »Beethoven«  nicht  etwa  deutlich  und  absiehtlich  auf  all 
Stimmheften  angebracht  M,  sondern  nur  wie  zufallig  auf  zwei  Stimir 

fluchtig  notiert  erscheint,   laBt  eine  absichtliche  Fiilschung  wenig  glaubh 

erschemen.  -  Also  methodisch  ist  die  Uberlieferung  einwandsfrei.  1 
darf  beildufig  wobl  daran  erinnern,  daB  bei  eineir  ganzen  Anzahl  , 
Bee  hovenscb  rekognoszierter  Werke  aus  seiner  Jugendzeit  die  auBe 
Beglaubigung  seiner  Autorschaft  genau  wie  in  unserem  Falle  ledigh 
auf  emer  Aufschrift  von  Kopistenhand  beruht,  wie  z.  B.  bei  den- nur 
Partiturabschriften  erhaltenen  Kaiserkantaten  i>  und  dem  oben  erwab 
ten  EWkonzertsatz,  der  sogar  nur  in  einer  Kopie  aus  den  drfiiBift 
Jahren  des  19.  Jahrh.  auf  uns  gekommen  ist.  • 

Nicht  unwesentlich  erscheint  mir  die  Sehreibung  des  Namens  Be. 
hoven  mrt  emem  e  auf  der  Violoncellstimme.  In  Beethoven's.  Bonner  m 
ersten  Wiener  Zeit  begegnen  wir  dieser  Schreibweise  -  auch  mit  d 
.Vanante  Bethofen  oder  Betthofcn  -  sehr  haufig.  Die  Bonner,  Bee 
hoven  s  Vater  und.GroBvater  betreffenden  Dekrete  und  Urkunden  bring, 
den  Namen  fast  regelmafiig  in  dieser  Vers  turn  melung,  und  noch  1796 
der  Ankundigung  des  Konzerts  der  Sangerin  Bolla  in  Wien,  bei  wolche 
Beethoven  mitwirkte,  erscheint  er  so^).  Offenbar  wurde  in  Bonn  das 
des  Namens  kurz  ausgesprochen,  wofur  auch  die  oft  vbrkommende  Schreil 
weise  nut-tt  spricht.  .In  jedem  JPalle  scheint  mir  diese  Sehreibung  a, 
emeu  fruhen  Ursprung  der  Stimmen  zu.  deuten. 

•  .In  bibhographischer  Hinsicht  sei  noch  bemerkt,  daB  die  erste  Violii 
strnime  rechts  unten  in  der  Ecke .  die  Initialen  P:  F:  W:  tragt.  Das  J 
bedeutet  wohl:  Possessor,  das  Monogramm  F.  W.  bleibt  naturlich  prol 
lematisch ;  immerhin  mbglich  ist  aber,  daB  es  Franz  We9eler  bedeut. 
und  daB  die  Stimmen  aus  dem  Besitz  dieses  Bonner  Jugendfreundes  dt 
Meisters  stammen3) 


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.  1)  ,Vgl. M an dy  cz e w s  k i's  Revieionsbericht  zum  Suppl.  Band  der  Ges.  Ausg.  S.I 
.2)  Ygl.  TKayer  I.  31.. 44.  57.   139.  247.  II.  7.  606  usw.         . 
4}  Herr  Geh.  Eommerziearat  Jul.  Wegeler  in  Coblenz,   der  die  Aufschrift  mi 


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Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugendsyinphonie  Beethoven's? 


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4.  Notensendungen  von  Bonn  nach  Jena. 
.'Beyor  wir  anf  die  Symphonie  aelbst  eingehen,  sei  noch  kurz  die  Frage 

beriihrt,  auf  welche  Weise  ein  Jugendwerk  Beethoven's  nach  dem  kleinen, 
,  Weltabgeschiedenen  Jena  hatte  gelangen  konnen.    Der  Bonner  Bartho- 

Ibmaus  Ludwig  Fischenich  (geb.  1768)  studierte  1791/92  in  Jena  Juris- 

.prttdenz  und  Philosophie  und  trat  hier  in  ein  enges  Freundschaftsver- 
.  baltnis  zum  Schiller'schen  Hause,  das  spaterhin,  als  Fischenich  1792  erne 
..Professur  fiir  Natur-  und  Staatsrecht  in  Bonn  antrat,  durch  einen  regen 
,.  Briefwechsel  zwischen  ihm  und  Charlotte  von  Schiller  aufrecht  erhalten 

wurde1).   Am  26.  Jan.  1793  schreibt  Fischenich  an  Frau  von  Schiller  die 

bekannten  Satze2): 

>Icli  lege  Ihnen  eine  Composition  der  Feuerfarbe  bei,  und  wiinschte  Ihr 
XJrteil  dariiber  zu  vernehmen.  Sie  ist  von  eineni  hiesigen  jungen  Mann, 
.desaen  musikaliacbe  Talente  allgemein  angeriihmt  werden.  und  den  nun  der 
Kurfurst  nach  Wien  zu  Haydn  geschickt  hat.  Er  wird  auch  Schiller's 
Freude  und  zwar  jede  Strophe  bearbeiten.  Ich  erwarte  efcwas  Tollkommenes, 
denn  soviel  ich  ihn  kenne,  ist  er  ganz  fiir  das  GroBe  und  Erhabene;  Haydn 
bat  hieher  berichtet  ,,er  wiirde  ihm  grofie  Opern  aufgeben?  und  bald  auf- 
horen  miissen  zu  komponiren".  Sonet  gibt  er  sich  nicht  mit  solchen 
.  Kleinigkeiten  wie  die  Beilage  ist,  ab,  die  er  nur  auf  Ersuchen  einer  Dame 
verfertigt  hat.«  ...,■.. 

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Der  »junge  Mann,  dessen  Talente  allgemein  angeriihmt  werden*,  ist 
Beethoven,  die  »Feuerfarbe«  ist  seine  Komposition  des  Liedes  »Feuer- 

farb'«  von  Sophie  Mereau(die  zehn  Jahre  spater  als  G-attin  Brentano's 
Jena  verlieB.)  Die  Komposition  ist  1792,  wohl  noch  vor  Beethoven's 
Abreise  nach  Wien  entstanden3)  und  spater  in  der  Sammlung  op.  .52 
veroffentlicht  worden.  Am  SchluB  des  erwahnten  Brief es  steht  noch  die 
Beinerkung: 

>Das  Dies  irae  habe  .ich  bisher  noch  nicht  erhalten,    obgleich  ich   einem 
Organisten  den  Auftrag  gab.< 

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Apa  11.  Februar  1793 4)  antwortet  Frau  von  Schiller: 

>Die  Komposition  der  Feuerfarb©  ist  sehr  gut;  ich  verspreche  mir  vie!  von 
dern  Kiinstler,   und  freue  .mich,   dafi   er   die  Freude   komponirt.     Wenn   Sie 

mir  das  lateinische  Lied  Bchicken,  so  erfreuen  Sie  mich  eelir. «  . 

"Wir    hahen    hier    nicht    nur   Notensendungen   im   allgemein  en    von 
Bonn  nach  Jena  zu  Anfang  des  Jahres  1793  bezeugt  —  Fischenich  be- 

,  — 

MamiBkripten  seines  GroBvaters  verglichen  hat,  teilte  mir  liebenswiirdigerweiae 
mit,  daC  die  Schrift  nicht  die  F.  Wegeler's  aei,  der  auch  immer  F.  6.  Wegeler  ge- 
zeichnet  habe.  Daa  Monogramm  koonte  'sich  natttrlich  auch  auf  Wegeler  beziehen, 
ohne  von  seiner  Hand  herzurQhren.  ■ 

1}  TgL  J.  H.  He nne s ;  Andenken  an  Bartholomaus  Fischenich  (meist  aus  Briefen 
Friedrichs  und  Charlottens  von  Schiller)  1841- 

2]  Vgl.  ^Charlotte  von  Schiller  und  ihre  Freunde*  (1865)  Bd.  III.    S.  100; 

■     3)  TgL  Nottebohm,  Beethoveniana  S.  7  u,  2.  Beethoven.  S.  518. 

4)  J.  H,  Hennea  a.  a.  0,   S,  23. 


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138  Fritz  Stein,  Eineunbekannte  Jugendgymphonie  Beethoven's? 

sorgt  i iir  Fran  von  Schiller  ein  2&s  irae  —  ,  sondern  auch  den  Beleg 
dafiir,  daB  wenigstens  eine  Jugendarbeit  Beethoven's  von  Bonn  hierher 
geschickt  wurde.  Wir  sehen  also  hier  einen.Weg,  auf  dem  sehr  wohl 
auch  unsere  Symphonie  von  Bonn  nach  Jena  gelangt  sein'konnte.  Man 
beach te  JTischenich's  Worte: 


, 


»ich  erwarte  etwas  Vollkommenes ,  denn  so  viel  ich  ihn  konno,  ist  er 
ganz  fiir  das  GroBe  und- Erhabene,*  — 

■ 

und  weiter:  '  *" 

>sonst  giebt  er  sich  nicht  mit  solclicn  MKleinigkeifcen  wie  die  Beilage 
ist-  ab,<  — 

■     7  7 

Fischenich -kaante  also.groBere  "Werke  Beethoven's  und  kann  hierbei 

sehr  wohl  an  eine  Symphonie  gedacht  haben,  insbesondere,  wenn  man  in 
Betracht  zieht,  daB  die  Hauptwerke  jener  Zeit,  die  Kaiserkantaten,  niemals 
aufgefuhrt  wurden  und  deshalb  auch  in  Bonn  wohl  unbekarint  blieben. 
Und  es  steht  nichts  der  Annahme.ehtgegen,  dafl  sich  Frau  von  Schiller, 
durch  die  >Feuerfarbe<  aufmerksam  gemacht,  weitere  Korapositionen  des 
Bonner  »Kiinstlers<r  darunter  vielleicbt  unsere  Symphonie,  schicken  liefl. 
DaB  ihr  Brief wechsel  mit  Fischenich  davon  nichts  erwahnt,  ware  kein 
Beweis  gegen  diese  Vermutung,  denn  ein  Teil  dieser  Korrespondenz  ist 
nachweishch  verloren  gegangen1). 

Ferner  wurde  nach  der  Universitatsmatrikel  Christoph  von  Breu- 
ning.  (geb.  1771)  aus  Bonn,  der  alteste  Sohn  der  Familie  Breuning,  iiS! 
deren  Hause  der  junge  Beethoven  eine  Heimstatte  gefunden  hatte,  am 
11%  November  1793  in  .Tena  immafcrikuliert2).  Denkbar  ist  immerhin,  daB 
dieser.  aus  einem  musildiebenden  Hause  stammende  Altersgenosse  Beet- 
hoven's  sich  an  den  tlbungen  des  akademischen  Konzerts?  welches  Pro- 
fessoren  und  Studenten  allwochentlich'  zur  »Gemutsergotzung«  in  der 
*Rose«  vereinigte,  beteiligt  hat  und  sich  eine  Symphonie  seines  Bonner 
Jugendgespielen  zur  Auffiihrung  an  diesen  Abenderi  schicken  lieB. 

Bndlich  sei  noch  H.  Riemann's  Vermutung  erwahnt,  der  in  seiner 
kurzen  Besprechung  unserer  Symphonie  (Thayer  2.  A.  Bd.  II.,  S.  60]  an 
die  Moglichkeit  erinnert,  daB  Karl  Stamitz,  der  vielgereiste  Sohn  des 
Begriinders  der  Mannheimer  Schule,  welcher  1800  als  »  Universitatskonzert- 
meister*  nach  Jena  kam,  —  er  starb  hier  bereits  1801,  —  ein  Jugendwerk 
Beethoven's  besessen  haben  konne. 

■  f  J   . 


1 


1)  Henries  a.  a.  O.  Vorwori 

2)  Am  18.  Nov.  1793  schreibt  Fiechenich  (a.  a.  0,  Bd.  III.  S.  103)  an  Frau 
von  Schiller:  >In  dieaem  Jahr  sind  drei  junge  Manner  von  hier  nach  Jena  g.e- 
gangen,  um  da  ihre  Studien  fortzusetzen.  Sie  werden  sich,  wie  ich  glaube,  unter 
den  daaigen  Studenten  .an  Sitten.und  Kenntnissen  auszeichnen*.  Christoph  .von 
Breuning  war  wohl  sicher  ciner  dieser  drei. 


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Fritz  Stein,  Erne  unbekannte  Jugendaymphonie  Beethoven's?  139 


LjL7~'       - 


i.  .Yersuch  einer  Analyse  der  Symplioiiie. . 
Bei  der  Betrachtung  der  Symphonie  springt  ohne  weiteres  in  die 
-Vugen,  daB  wir  es  mit  der  Arbeit  eines  KUnstlers  zu  tun  haben,  der 
nocb  in  der  Entwicklung  steht,  mit  einem  Werke,  das  sicb  im  allgemeinen 
an  Vorbilder  anlebnt  und  nur  an  verhaltriismiLBig  wenig  Stellen  Eigenart 
verrat.  Und  zwar  ist  am  unverkennbarsten  Haydn's  und  Mozart's  Ein- 
fluS  wahrzunehmen.  Mchst  diesem  laBt  sich  auf  Vorbilder  der  Mann- 
.  heimer  Schule  sehlieBen.  Schon  die  Orehesterbesetzung  ist  diejenige,-  die 
Mozart  seit  dem  Jahre  1784  in  seinen  Konzertkompositionen  mit  Vorliebe 
verwendet:  Streichquintett,  eine  Flote,  2  Oboen,  2  Fagotte,  2  Horner, 
2  Trompetenund  Pauken.  Mozartiscb  ist  denn  aucb  unter  dem  Gesichts- 
punkt  bistorisclier  Einordnung  und  Ankniipfung  der  Gesamteindruck  des 
"Werkes.  Spezicll  auf  sein  Vorbild  weist  das  Gesangsthema  des  Seiten- 
satzes  im  ersten  Allegro,  die  Bildung  der  Figurationen ,  der  Kadenzen 
und  SchluBformeln ,  wahrend  sicb  Mannbeimer  Einflusse  in  der  Gestal- 
tung  einzelner  Themen,  in  der  sorgfaltig  ausgearbeiteten  Dynamik  geltend 
machen. .  Haydn's  Vorbild  zeigt  sicb  hauptsachlich  im  formalen  Scbema, 
sowie  in  der  instrumentalen  Tecbnik.  Es  ist  zur  Geniige  bekannt, 
welch  nachbaltige  Anregung  der  junge  Beethoven  von  Mozart  erbielt, 
dessen  "Werke  seit  1783  am  Bonner  Hofe  ununterbrocben  zur  Auf- 
fiihrung  kamen,  wie  er  sicb  in  Mozart's  Scbreibweise  bereits  in  den  Klavier- 
quartetten  des  Jahres  1785  vollig  eingelebt  hat  und  nocb  in  der  ersten 
|  Sympbonie  unter'  dem  Banne  des  iiber  alles  verebrten  Meisters  steht 

Der  EinfluB  Haydn's  auf  Beetboven  stebt  auBer  Zweif  el,  und  wie  stark  endlicb 
auf  seine  Entwicklung  die  in  Bonn  eifrig  gepflegte  Mannbeimer  Musik 
einwirkte,  bat  H.  Eiemann})  sachlich  erwiesen  und  Sandberger  durcb 
seine  oben  erwabnten  TJntersucbungen  iiber  das  Repertoire  der  Kurfurstl. 

Hofkapelle  aktenmafiig  bestiitigt.  — 

Aber  nocb  ein  Andrer  scheint  fur  Beethovens  Entwicklung  von  Be- 
deutung  gewesen  zu  sein.  Bereits  Thayer  (I.  141)  macht  darauf  auf- 
merksam,  daB  Beethoven  sehr  fruh  durch  Vermittlung  seines  Lehrers 
Neefe  mit  den  Werken  Ph.  E.  Bach's  bekannt  und  vertraut  wurde,  und 
in  einer  dankenswerten  Studie  bat  neuerdings  F.  Jalowetz2)  den  Nach- 
weis  gefiihrt,  daB  sicb  in  Beethoven's  Werken  zablreicbe  unverkennbare 
Beziehungen  zu  Bach  aufzeigen  las  sen. 

»Gerade  der  junge  Beetboven, «  sagt  J.,  »muUte  sich  von  dem  eigenartigen 
wecbselvollen  Temperament  Ph.  E.  Bach's,  der  sichtlich  uberall  darauf  aus- 
geht,  durch  kiihne  "Wendungen  zu  iiberraschen,  stark  angezogen  fuhlen. 
Ph.  E.  Bach's  Vorliebe  fur  jjihe  dynamische  Kontraste  und  unerwartete, 


1)  » Beethoven  und  die  Mannheimer«.    Die  Musik  VII.  Heft  13  u.  14. 

2)  ^Beethoven's  Jugendwerke  in  ihren  melodischen  Beziehungen  zu  Mozart, 
Haydn  und  Ph.  E.  Bach.<  Sammelbande  der  I.M.G.  XII.  3.  VgL  hierzu  auch 
A.  Hetiss,  ZumThema:  >  Mannbeimer  Vorhalt*.  Zeitschrift  der  I.  M.  G.  IX,  S.  273. 


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140 


Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


weitgehende  Modulationen  spiegelt  sich  gerade  in  den  Jugendwerkea 
B.'s  wider.  Die  Freude  an  harmonischen  Spriingen  als  Selbstzweck  geht 
.bei  Ph.  Emanuel  oft  so  weit,  daB  dariiber  das  Tonartgefiihl  ganz  verloron 
geht  und  die  Form  ganz  aufgelost  erscheint.* 

Wir  werden  sehen,  daB  die  so  charakterisierte  Eigen art  Ph.- E.  Bach's 
auch  in  unserer  Symphonie  an  zahlreichen  Stellen  anklingt. 

Mit  einer  langsamen  Einleitung  {Adagio),    mit  der  Haydn  und  Mozart 
(letzterer  seit  1783)  ihre  Symphonieen  gerne  eroffnen,  beginnt  der  erste  Satz  : 


» 


Flote. 
2  Oboen. 


1-  .       1 

J      Adagio.     J.  2      = 


* 


2  Fagotte, 


2  Horner 
inC. 

2  Trompeten 
u.  Pa  uken. 


Streich= 
quintett. 


- 


-: 


Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's?  141 


■i 


Das  Thema  wird  in  Moll  wiederholt  und  leitct  in  einer  schon  geschwungenen 
Melodie  uach  der  Gberdominante,  die  <3em  friscb  und-  kriiftig,  einsetzenden, 
in  der  bei  den  Mannheimern  beliebten  Art  aus  der  Tonika-Harmonie  entwickel- 
ten  Haupttbema1)- des  Allegro  vivace  als  Sprungbrett  dient: 


o 


*    Allegro  vivace. 


i 


; 


•'       * 


» 


* 


1)  Beethoven  Jiebt  es,  besonders  in  seinen  fruheren  Werken,  die  Bauptthexnen 
aus  den  Akkordtttnen  der  Tonica  zu  gestalten  and  »dadureh  dem  Horer  die  Haupt- 


- 


»fl9 


* 


142  Fritz  Stein,  Erne  unbekanntc  Jugcndsymphonie  Beethoven  sr 

.  Nack  einer  kuraen,  das  Achtelmotiv  des  Hauptthemas  reizend  imitierenden 
Periode,  auf  die  wir  Hoch  zuruckkomraen  werden,  wird  mit  sdemlich  kon- 
Tentionelleh  Wendungen  nach  der  Dominanttonart.  moduliert,  Das  den  aus- 
gesprochen  »kantabeln«   Charakter  Mozart's  tragende  Seitenthema  lautet: 


Streich= 
quintett. 


con  Fl. 
g *"* 


•  •  «  -  -  -  -•  »■  •  •  ■  .  ■  *  v  '  ►  -  -  -  i  *  •  ■  m  *  *t*'» « **  4  ■  •  *  •*  ^-#---.-»t*^*»+  i+pi&**h*  t«u 


I . 


Einen  kurzen,   epilogartigen  Gedanken   bringt   noch   der   Schlufiteil,    der 
nach  der  Kegel  in  der  Oberdominante  abschliefit: 

eon  If  1.8 

8treioh= 
quintett. 


. 


-. 


Ziemlich  diirftig  ist  die  Durchfiihrung  geraten,  die  nur  33  Takte  um- 
faBt,  was  ebenfalls  darauf  hinweisen  mag,  daB  es  sich  urn  das  ~Werk  eineg 
noch  unentwickelten  Kiinstlera  handelt.  Das  zweite  Thema  gelangt,  wie  oft 
bei  Beethoven  (vgl  Durchfiihrung  der  I.  Symphonie),  gar  nicht  zur  Verwen- 
dung.  Sie  beginnt  mit  dem-  Anfangsmofciv  des  Haupttbemas  in  der  Do- 
minante,  in  der  fur  Ph.  E.  Bach  und  die  Mannheimer  typischen  ^  Art, 
den  Durchfiihrungssatz  zu  eroffnen,  und  miindet  nach  kurzen  Modulationen 
mit  den  Elementen  des  Haaptthemas  in  die  Wiederholung  des  Eauptsatzes 
ein,  der  in  teilweise  veranderter  Instrumentation  und  mit  einigen  Varianten 
in  den  tiberleitungssatzen  wiederkehrt.  Das  Seitenthema  erscheint,  der 
B,egel  entsprechend,  in  der  Haupttonurt,  und  mit  einer  coda-artigen,  echt  Beet- 
hoven'schen  TJberleitung,    mit   der    wir   uns  noch   zu  befassen   haben,    wird 

tonart  auf  die  denkbar  scbarfste  Weise  einzupragenc  (Grove).  Vgl.  die  Haupt- 
theraen  der  ersten  Siitze  des?  Klayier  quart  efcts  C-dur  (von  1785),  des  Trios  fur 
Flote,  Fagofcfc  und  Klavier  (von  1786;  Gea.  Ausg.  Supplem.  Bd.  S.  317),  des  Quintetts 
op.  16,  der  Sonate  op.  2  Nr.  1,  der  Sinfonien  I,  II,  HI,  IV,  IX,  u.  a. 


Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugendsyraphonie  Beethoven's? 


143 


Each    dom    SchliiBgedanken     (Notenbeispiel   4)     moduliert,    der    den     Satz    be- 
3'chliefit* 

Der  II.  Satz  —  !Fdur  Adagio  eanfcabile  6/$   —  beginnt  mit  folgendem 
volksliedmafligen,  an  »Steh'  ich  in  finstrer  Mitternacht*   anklingenden  Thema: 

"/        Adagio  cantabile. 


Streich= 
quint  ett. 


Diese  viertaktige  Gruppc  wird  mit  unwesentlicher  raelodischer  And  era  ng 
wlederbolt,  -worauf  sich  ein  zweiter  sechstaktiger  Teil  anschlieGt: 

5* 


* 


Btwas  langatmig  werden  nun  diese  beiden,  zuerat  nur  voin  Sfcreichquintctt 
ausffefiihrten  Teile  wiedorholfc  nnd  zwar  jeder  zweimal.  Das  Schema  iat 
also:  A  A.  BS.  A  A.  BB.  Interessanfc  ist  nur  die  Sfceigerung,  die  durch 
die.  Instrumentation  .  erreicht  wird.  Zuerst  treten  Horner  und  I.  Pagott  hin- 
2Uj  letzteres  $ie  Melodie  der  Violinen  in  der  tieferen  Okfcave  verdoppelnd  — , 
ein  von  Havdn  und  Mozart  her  bekannfcer  Effekt  — ,  allmablich  geseUen  sich 


.. 


144 


Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


*; 


die  iibrigen  Instrument©  bei,  und  in  der  letzten  Wiederholung  beteiligen  sich 
sogar  Trompeten  und  Pauken,  p  und  pp  (Pauken!)  begleitend'  Dieae,  vor- 
Beethoven  seltene  instrumentale  "Wirkung  {)  erinnert  ganz  auffallend  an  iene 
bekannte  eigenartige  btelle  im  II.  Satz  der  ersten  Symphonie,  wo  zu  den 
Triolengangen  der  I.  Violin e  und  Flote  eb  en  falls  die  Pauke  pp  den  Rhyth- 
mus  markiert  (zusammen  mit  Trorap.  pp),  Gxove2)  bemerkt  zu  dieser  Stelle:  ' 

»Wohl  sum  ersten  Male  in  der  Orchestermusik  iiberhaupt  sind  bier  die  Pau- 
ken nicht  in  der  Tonart  des  Satzes  (F-Dur)  geschrieben.  Sie  stehen  in  C  und  G-, 
also  in  der  Dominanttonart  der  Haupttonart  F-dur,  die  nach  altem  Braucbe  ffir 
die  Pauken  die  Notes  F  und  C  bedungea  hatte.  Beethoven's  apatere  eigenafctige 
Behandlung  der  Pauken  .  -  .  .  zeitigt  hier  eben  schon  ein  kleines  VorepieU  — 

Auch  in  unserem  Adagio  erscheint  die  Pauke  nicht  auf  der  Tonika, 
sOndern  bringt  lediglich  die  Bominante  C!! 

Es  folgt  ein  Minor e  f-moll  von  sohh  hoher  Sckonheit,  dafl  ich  mir  nicht 
versagen  kann,  es  vollstandig  hier  wiederzugeben.  Man  beachte  die  prach- 
ti'ge  Kontrastierung  zwischen  dem  Tutti-Forte  und  dem  foIgenden/Pianoklang 
der  Streicher  und  Holzbliiser,  die  ruhrende  Wirkung  der  mit  der  I.  Violine 
in  Sexten  abwarts  gehenden  Solo-Oboe  zum  Schlufi  des  ersten  TeiJs,  die  fein 
ausgearbeitete  Dynamik  (p  — =C  fx>  calando^  das  vom  Bafi  ausgehende  chro- 
matische  Geschiebe  f  vor  der  SchluB  wen  dung  jedes  der  beiden  Teile: 

6,  Minore. 

j  #     I     i  H±     £         ^     ~    ,     ,      , 


Flote, 

Oboen. 


Fagotte. 


Hurner, 


Trompeten. 


Pauke. 


St  reichz 
quint  ett. 


1)  Haydn  bringt  in  den  Mittels&tzen  einiger  seiner  Londoner  Symphonien 
dieae  pp-Begleitung  der  Trompeten  und  Pauken  (vgl.  Br-  u.  H.'s  Partiturausg.  Nr.  3, 
4,  11,  12),  ob  als  erster,  kann  ich  momentan  nicht  nachpriifen. 

2)  »Beethoven  und  seine  neun  Symphonies  (deutscb  von  Hehemann)  S.  9. 


Fritz  Steio,  Eine  unbekannfce  Jugendsymphome' Beethoven's?'  145 


(Ob. Solo)  £ 


n  sn 


calando 


) 


S.  *.  IMG.    XIII.  ' 


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10 


■ 

146 


Fritz  Stein,  Eina  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


" 


"      ' 


* 


' 


* 


Als  >Majore<  (sic!)  schliefit  sich  eine  Figuralvariation  tiber  das  Haupt- 
theiua  an,  io  welcher  die  1.  Violine  sich  in  Triolen  ergehfc,  wahrend  die 
Blaser  in  kurzen  Achtelnoten  begleiten,  bei  der  Wiederholung  dea  zweiten 
Teiles  zum  Forte -Tutti  amvachsend  (im  Gegenaatz  zu  der  korrespon- 
dierenden,  vom  gesamten  Orchester  p  begleiteien  S  telle  Takt  34).  Diese 
tlezte  Wiederholung  sinkt  im  3.  Takt  wieder  zurtick  ins  pp}  und  nun  plotzlich 
weitet  sich  der  Horizont,  und  iiber  iiberraschenden  Modulationen  3pannt  sich 
em  ausdruckavoller  melodischer  Bogen,  wio  wir  ihn  nur  bei  Beethoven  wieder 
finden,  Nach  einer  groBen  Steigerung,  an  welcher  Melodik  und  Earmonik, 
Dynamik  und  Instrumentierung  in  gleicher  Weise  beteiligt  sind,  entladt 
sich  die  Spannung  in  einem  Fortissimo-Tutti,  worauf  der  Satz  in  einer  uber- 
aus  sehonen  und  bedeutenden  Coda  pp  yerklingt.  Dieser  ganze  SchluC  des 
Adagio,  der  fiir  mein  Gefuhl  fiir  Beethoven  entscheidend  isfc,  wird  uns  noch 
eingehend  beschaftigen. 

Das  Menuetto  ~  Maestoso  —  tragt  durchaus  Haydn'schen  Character.  Es 
weist,  ebenso  wie  das  Trio,  formal  kerne  Besonderheiten  auf.  (tjber  har- 
raonische  und  rhythmische  Besonderheiten  siebe  im  niichsten  Abachnitt.) 
Die  Themen  lauten: 


. 


* 


'**:  ** 


!*W 


'£*•  • 


Fritz  Stein,  Eine  unbekannfce  Jugentlsymphonic  Beethoven's? 


i4i 


1 


V' 


F15te. 

Oboen. 

Fagotte. 


7s    Menuetto.  Maestoao.     ^ 

'■     4 


Horner. 


Trompeten 

u.Pauken. 


StTeichqu. 


/t  ^  \  i 


■' 


i 


•■' 


1M* 


148 


Fritz  Stein,  Eioe  tmbekannte  Jugendsymphonie' Beethoven's? 


* 


Oboe; 


Fagotte. 


Horner, 


Streichqu. 


Das  Finale  —  Allegro  2/4   — ,  beiter  und  launig,  bringt  das  eb  en  falls  an 
Haydn  erinnernde,  rondoartipre  Thema: 


^     Allegro  finale. 


Streichqu. 


■  - 

und  arbeitefc  im  weiteren  Verlauf  mit  ziemlich  konventionellem  Figurenwerk. 

Das  Seitenthema  verriit  uiiYerkennbar  das  Vorbild  des  »Mannbeimer  Seufzers* :' 


Streichqu. 


Die  Durchfiihrung,  wieder  lediglicb  vom  Hauptthema  bestritten,  zeigt 
hier  bereits  groflere  '  Dimensions  (60  Takte)  als  im  ersten  Satz,  vrie  iiber- 
haupt  das  Finale  auch  instrumental  und  thematisch  bereits  eine  fortge- 
scbrittenere   Ubung  und  elegantere  Technik  zu  verraten  scheint. 


!■! 


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n 


Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's?  149 


6.    Auffallende  Beethovenianismen, 

Es  handelt  sich  nun  selbst  vers  tan  dlich  darum,  in  dem  Werk  selbst 
nach  Momenten  zu  suchen,  die  von  inn  en  heraus  seine  Zuweisung  an 
Beethoven  nahelegen.  DaB  an  ein  Werk,  -welches  in  Stimmenniaterial 
aus  den  80  er  oder  90 er  Jahren  des  18.  Jahrh,  uberliefert  ist,  in  dieser 
Hinsicht  keine  unbilligen  Anforderungen  gestellt  werden  diirfen,  ist  ohne 
weiteres  einleuchtend.  Die  Frage  dari  nicht  lauten:  macht  das  Werk 
als  G-anzes  Beethoven'schen  Eindruck?  son  dem  vielmehr:  entbalt  es  neben 
Convention  ellem  einzelne  Partien,  die  das,  was  wir  als  Beethoven's 
Eigenart  zu  empfinden  und  zu  bezeichnen  gewohnt  sind,  in  einer  Deut- 
lichkeit  aufweisen,  welche  einen  andern.Autor  als  eben  Beethoven  so 
gut  wie  ausschlieBt?  Ich  halte  nach  reiflichster  Pr lifting  und  Wieder- 
priifung  eine  andereals  bejahende  Antwort  auf  diese  Frage  flir  un- 
moglich. 

Um  einem  naheliegenden  MiBverstandnis  vorzubeugen,.'bemerke  ich, 
daB  es  sich  bei  den  Stellen,  die  inir  entscheidend  fiir  Beethoven  zu 
sein  scheinen,  nicht  um  Beminiszenzen  rein  iiuBerlich  thematischer  Art 
handelt,  son  dem  um  viel  tiefer  Liegendes,  des  sen  begriffliche  Darstellung 
auBerordentlich  schwierig,  ■  wenn  nicht  urimoglich  ist.   Die  einzelne  them a- 

tische  Beminiszenz  ist  etwas  viel  zu  Allgemeingultiges,  als  daB  sie  strikte 
etwas  beweisen  ktinnte.  Das,  worauf  es  ankommt,  ist  das  personliche 
Ethos  des  Komponisten,  jenes  individuellste  Etwas,  das  im  Gegensatz  zu 
allem  rein  mu  si  kalis  ch  Greif  baren  sich  der  Nachahmung  vollig  entzieht:  — 
Mir  scheint  hiernach  der/wesentlichste  Beweis  fiir  die  Zuweisung  der 
Symphonic  an  Beethoven  in  der  Aufzeigung  jener  meiner  Meinung  nach 
•ihra  personlichst  angehorenden  Partien  des-Werkes-zu  liegen. 

Fiir  die  Beurteilimg  des  Werkes  als  einer  Jugendarbeit  ist  die  Beobach- 
tung  bemerkenswert,  daB  fast  ohne  Ausnahme  diese  Beethovenianismen 
in  der  sonst  sich  in  konventionellen  Geleisen  bewegenden  Symphonic  an 
Stellen  erscheinen,  die  im  Organismus  der  einzelnen  Satze  weniger  dem 
Schema  und  der  Kegel  unterworfen  sirid:  in  Uberleitungen  und  Ver- 
bindungssatzchen  zwischen  den  einzelnen  Satzgiiedern  oder  in  den  Co  den, 
—  also  an  Stellen,  wo  naturgemalJ  die  personliche  Eigenart  eines  noch 
unselbstandigen ,  in  der  Hauptsache  von  Vorbildern  abhangigen  Kom- 
ponisten  am  ehesten  durchbrechen  konnte. 

Gleich  der  erste  Satz  bringt  nach  der  Intonation  des  Hauptthemas 
f  eine  kurze  Episode  von  frappant  Beethoven'schem  Geprage: 


i 


• 


150 


L 

Fritz  Stein ,  Eine  unbekannte  Jugendsymphome  .Beethoven's: 


: 


•  ■ 


Oboea. 


Fa* 


Horner. 


Viol. 


Br. 


Vcl. 
BaB. 


Fritz  Stein*  Eine  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


isr 


Wer  kennte  nicht  von  Beethoven  diese  schon  in  der  friihen  Sinfonia- 
Skizze  (Takt  32 ff)  erscheinendp  .Nachahmucgsweise,  dies  anmutige  Wechsel- 
spiel  mit  einem  Motiv,  dessen  einzelne  Einsatze  sicb  gleichsam  die  Hand 
reichen  unci  ablosen?  Nur  einige  wenige  Beispiele  seien  aus  der  Fiille 
ahnlieher  Beethoven' scher  Bildungen  zum  Vergleich  angefuhrt: 


Quintett  fur  Klavier,  Ob.  Clar.  Ham  u.  Fag.  op.  16.  1.  Satz: 


Clar. 


Klavier. 


* 


if 


. 


152 


Fritz  .Stein,  Eine  ujibekannte  Jugendeymphonie  Beethoven's? 


Quartett  op.  18,  Nr.  4.    Cmoll.    Trio: 
J. 


\ 


E.rste  Symphonic. op.  21.    1.  Satz.    Seitenthema  (rgl   auch    die  Instrumentation 

der  entsprechenden  Stelle  in  der  Reprise): 


" 


l.Hote. 


l,Oboe- 


Streiehqu. 


Eroica,  1.  Satz: 


Hokbl. 


l.VioL 


-: 


2.vioi; 

Bratsche. 

Vol.  u. 
Bafi. 


<W*v*rc^— 


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* 


Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugendsyniphonie  Beethoven's?        ,',153 


Beethoven  bringt  diesen  Motivreigen  gerne  nach  Einsatzen  des  Haupt- 
themasj  so  im  ersten  und  letzten  dieser  Beispiele,  Auch  in  unserer  Sym- 
|)honie  erscheint  er  an  solcher  Stelle.  —  Man  vergleiche  die  Instrumen- 
tierung  der  aus  der  ersten  und  dritten  Symphoiiie  zitierten  Stellen  mit 
derienigen  von  Notenbeispiel  11:  hier  wie  dort  beteiligen- sich  Holzblaser 
und  Streiclier  an  der  .Nachahmung  —  in  der  Jugendsymphonie  werden 
die  Blaser  nocb  durch  L  und  II.  Violine  unterstiitzt  — ,  hier  wie  dort 
Streicherbegleitung  in  Staccato-Akkordbrechungen  (in  der  Jugendsym- 
phonie in  Celli,  in  Op.  21  in  L  und  II.  Violinen,  in  der  Eroica  in  den 
Bassen);  wie  in  der  Eroicastelle  vervollstandigen  -  auch  hier  die  Horner 
das  instrumental  Bild.  —  Eine  echt  Beethoven'sche  Uberraschung  er- 
scheint am  SchluB  dieser  Episode  (Beisp.  11,  drittletzter  Takt):  In  das  Piano 
des  gesamten  Orchesters  noltern  die  Trompeten  zusammen  mit  den  Pauk-en 
Forte  herein,  indem  sie  auf  dera  Guartsextakkord  den  Tonikadrexklang 
des  Haupttheraas,  unbekiimmert  urn  den  folgenden  Septimenakkord,  vor- 
ausnehmen.  Derartige  dynamische  Kontraste  und  harraonische  Freiheiten, 
in  den  en  man  den  EinfluB  Ph.  E.  Bach's  erkennen  mag,  sind  schon  beim 
jungen  Beethoven  nicht  selten. 

■Es  wurde  bereits  erwahnt,  daB  offenbar  auch  Ph.  E.  Bach's  Beispiel 
Beethoven's  Vorliebe  f  iir  weitgehende,  klihne  Modulationen  mitentwickeln 
half.  Die  neuartige  Modulationsweise  des  jungen  Meisters,  die  beim  freien 
Phantasieren  am  Klavier  naturgemaB  besonders  stark  hervortrat,  erregte 
schon  frtih  die  Gremiiter  seiner  Zeitgenossen,  und  kaum  ein  gleichzei tiger 
Bericht  versaumt,  diese  seine  Eigentiimlichkeit  bewundernd  oder  tadelnd 
hervorzuheben  *).  —  Eine  Untersuchung  von  Beethoven's  Modulationstechnik 


1)  I\  Schenk,  der  Komponist  des  *Dorfbarbiers«,  dessen  Unterricht  Beethoven 
hinter  Haydn's  Riicken  1793/94  genoC,  schreibt  in  seiner  Selbstbiographie  iiber 
B.'s  Phantasieren  am  Klavier:.  »Von  den  SchOnheiten  der  mannigfaltigen  Motive 
die  er  Mar  und  mit  tiberreicher  Anmut  so  lieblich  zu  verweben  wuBte ,  *war  mein 
Ohr  zu  beatandiger  Aufmerksamkeit  gereizt,  und  mit  Lust  uberlieB  aich  mein  Her?, 
dem  empfangenen  Eindrucke;  wahrend  er  sich  ganz  seiner  Einbil dun gskr aft  dahin- 


i 


• 


154 


Fritz  Stein,  Bine  unbekanntc  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


« 


zeigt,  daB  er  es  liebt.nach  der  Subdominantseite  auezuweichen,  und  zwar 
tritt  hierbei  eme  entschiedene  Vorliebe  fiir  die  weiche,  aufgeloste  Wirkung 
entlegener  B-Tonarten  zutage  (vgl.  Schenk's  V/orte:  »mittels  gefalliger 
Moclulationen  bis  zur  himmlischen  Melodie  hinzugleiteri » !).  Diese 
Neigimg  beobachten  wir  nun  audi  bex  alien  modulate  risch  irgendwie  be- 
merkenswerten  Stellen  unserer  Symphonie.  So  am  SchluB  des.  I.  Satzes 
(T.  242  ff.).  Die  zweimal  gebrachte  tiberlcitung  vom  Seiten-  zum  SchluBsatz 
wendet  sich  das  zweite  Mai  vollig  unerwartet  mit  einem  TrugaohluB  nach 
der  Mollunterdominante  Fmoll,  und  wie  eine  Erscbeinung  steht  plotzlich 
ein  edit  Beethoven'scher  Gedanke  vor  uns,  seltsam  freind  anmutend 
zwiachen  dem  konventionellen  Figurenwerk  seiner  Umgebung.  Uber  der 
von  Des  nach  As  duv  fuhrendcn  Harmonie  wolbt  sich  ein  Melodiebogen, 
dessen  Abkunft  kaum  zweifelhaft  sein  diirfte: 


12. 


calando 


Viol. 




Br. 


Vci.u.fiaB. 


■ 


t 


ge 


geben,   vevlicC  er  allgemach  den  Zanbcr  seiner  Kffinge  und  mit  dem  Feuer 

•  der  Jugend  trat  er  kithn  (urn  heffeige  Leidenschaften  auszudruckcn)  in  weifc 

entiernta   Tonleitem nun   begann   er  unter  mancherlei  Wendungen, 

mittelst  gefalhger  Modulationen,  bis  zur  himmlischen  Melodie  hin- 

zugleiten    jencn  hohen  Idcalen,  die  man  oft  in  semen  Wcrlcen  hiiufig  vorfindet«. 
Ihayerl,  330).  .     • 

In  der  »Leipziger  Allgemeinen  muaikalischen  Zeitung*,  wo  bereits  in  Nr.  23 
des  2.  Jahrgangs  B.'s  »Ruckungen  und  Htti-ten  in  der  Modulation,  die  nichts 
wemger  als  schon  8md«,  getadelfc  worden,  \m  sich  1799  (Nr.  36)  ein  Rezensent 
folgendermaGen  uber  die  drei  Sonaten  fur  Klavier  und  Violine  op.  12  (!)  vcrnehmen: 
;.Es  ]St  wjkttgbw,  Herr  van,  Beethoven  geht  einen  eigenen  Gang;  aber  was  1st  das 
fur  ein  bxzarrer,  miihsehger  Gang!  Gelehrt,  gelehrt  und  immer  fort  gelehrt  und 
kerne  Natur,  kern  Gesang!  Ja!  wenn  man  es  genau  nimmt,  so  ist  auch  nur  ge- 
lehrte  Masse  da,  ohne  gufce  Methode;  eine  Sfiriinbigkeit,  fur  die  man  wenig  Intcresse 
iuhlt;  em  Suchon  nach  seltener  Modulation,  ein  Eckelthun  gegen  ge- 
wohnhche  Verbindung,   ein  Anhilufen   von  Schwierigkeit  auf  Schwferigkeit, 

.  ^w        ,  U     Und  Freude  dabey  verliert Wenn  Herr  v.  B.  sich  nur 

mehr  ulfast  verleugnen  und  den  Gang  der  Nafcur  einschlagen  wollte,  so  konnte  er 
bei  seinem  Talente  und  Fleii3e  uns  sicher  recht  viel  Gutes  far  ein  Instrument 
liefern  dessen  er  so  auCerordentlich  machtig  zu  seyn  scheint*.  (Thayer  TI,  281.)  - 
Glaubt  man  hier  mcht  emen  Kritiker  von  heutzutage  uber  unseren  neuen  Meister 
Max  Keger  sprecben  zu  hSren?  Fast  wortlich  kann  man  dergleichen  taglich  uber 
diesen  »gelehrten  Fugenschreibert  iesen ! 


*' 


^fffA 


Fritz  Stein,  Eine  unbekaimte  Jugettdsyinphonie  .Beethoven's  ? 


155 


■    * 


mit  Hitlzblaaern 
iu  der  oberenOktave 

J k 


In  einem  unbekannten  Werke,  bei  dem  die  Autorschaft  Beethoven's 
in  Frage  steht,  wird  man  naturgem&fi  seine  Spuren  in  erster  Linie  im 
Adagio  suchen.  Unser  Adagio  ist  in  der  Tat  der  Satz  der  Symphonic, 
der  den  G-lauben  an  Beethoven's  Urheberschaft  von  vornlierem  nahelegte, 
Es  beginnt,  wic  wir  sahen,  unauffallig  mit  einem  schlichten,  liedmaBigen 
Thema,  das  an  den  Anfang  eines  Haydn ssch en  Adagio  a.nklingt1),  Seine 
Harm onisie rung  ist  noch  verhSltnisinaBig  konventionell.  Allein  das  Minore 
erhebt  sich,  wie  wir  sahen,  schon  za  ausgesprochen  Beethoven'seher  Hohe, 
und  am  SchluB  dea  Maggiore  durchbricht  die  Figuration  der  I.  Violinen 
das  melodische  Schema  des  Themas  und  -weitet  sich  aus  zu  der  folgenden 
—  ich  mochte  fast  sagen  —  »unendlichen  Melodie<: 


Oboen. 


■ 


fagotte. 


■ 

Streichqu. 


■ 


1)  VgL  Haydn's  Quartefct  Cdur  op.  50  Nr.  2  (erschienen  1787),  dcssen  II  Satz 
—  ebenfalls  F  dur  und  Adagio  cantabile  —  ira  geraden  Takt  ein  Variationen- 
thema  aufwreist,   das  sehr  wobl  unserem  Adagio  als  Vorbild  gedient  haben  kann. 


V 


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* 


156 


Fritz  Stein,  Eine  unbekann'te  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


- 
.     ■ 

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Flote. 
Oboen. 


Fagotte. 


Horner. 


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Trompeten. 


PiiUkr. 


Streichqu. 


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Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


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157 


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ohu«K.B. 


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Wer  anders  als  Beethoven  war  einer  solchen  Steigerung,  eines  solchen 
tiefen  melodischen  Atems  miichtig?  Man  beachte  auch  hier  das  charak- 
teristische  Ausschweifen  in  entfernte  i?-Tonarten,  die  echt  Beethoven 'sche 
Wirkung  mit  dem  Molldominantnonenakkord  (T.  82),  die  zart-durch- 
sichtige  Instrumentierung  (Streicher,  Holzblaser,  Horner)  der  leise  mit 
dem  IViolenmotiv  verebbenden  Coda,  deren  Haltung  an  den  SehluB  des 
Andante  der  1.  Symphonie  erinnert.  Wie  eine  Vorahnung  einer  Stclle 
des  jBdur- Trios  Op.  97  klingen  die  Vorhalte  der  groBen  Steigerung 
Takt  77—80.    Man  vergleiche  damit: 


Bdur  Trio  op.  97,  Sch'luB  des  Andante: 


Klavier. 


158  Fritz  Stein.  Eine  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


■ 


Unerwartete  modulatorische  Biickungen  mit  ausdriicklich 
tern  Akzent  auf  gutem  Taktteil  bringt  der  zweite  Abschnitt 
nuetts: 


verlang- 
des  Me- 


Oboen. 


Fagotte. 


Horner. 

in  o 

Trompeten. 
u.  Pauken. 


Streichqu. 


Auch  im  Trio  findet  sich  eine  rhythmisch  interessante,  auf  Beethoven 
weisende  Stelle.  Es  ist  bekannt,  daB  Beethoven  es  liebt-,  ein  Motiv 
rhythmisch  gegen  den  Takt  zu  verschieben.  (Jalowetz  hat  in  dem  ge- 
nannten  Aufsatz  an  Beispielen  nachgewiesen ,  wie  auch  fiir  derartige 
rhythmische  Pikanterien  Ph.  E.  Bach  vorbildlich  gewesen  sein  konne.) 
Im  2.  Teil  des  Trios  leitet  zur  Wiederholung  des  1.  Teil.es  ein  vier- 
gliederiges  Triolenmotiv  uber,  das  nur  durch  eine  Verschiebung  gegen 
den  Takt  in  den  herrschenden  Tripeltakt  eingespannt  werden  kann. 
Bemerkenswert  ist,  wie  die  Begleit-Akkorde  ohne  Eiicksicht  auf  den 
verschobenen  Sehwerpunkt  des  Motivs  ieweils  den  guten  Taktteil  be- 
tonen: 


'.I 


"^U 


Oboen. 


Horner. 


Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


15. 


VioL  I.  II. 


Br. 


perdendoai 


159 


Die  Piihrung  der  Geigen  iiber  der  unentwegfc  auf  der  Dominante  still 
liegenden  Harmonic  erinnert  melodisch  und  harmonisch  wieder  auffallend 
an  die  bereits  erwahnte  Stelle  aus  dem  Andante  der  1.  Symphonie: 

twu  .  fl8 


Streichqu. 


i  . 


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' 


160 


■ 

Fritz  Stein,  Bine  unbetannte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


- 


A 


1 


\ 


Auch  der  letzte  Satz,  der  -wohl  deshalb  der  konventionellste  ist,  weil 
er  technisch   am  glattesten  lauft,   enthalt  einige  Uberraschungen.     Am 

- 

SchluB    des    1,   Teiles   prallt  das   im   Forte    einhersturmende  .Orchester 

■in 

plotzlich  unmittelbar  vor  dem  SchluBakkord  der  Kadenz  zuriick.  Seltsam 
visionar  anmutende  Pianissimo -Akkorde  der  Oboen,  Fagotte  und  Horner 
—  nur  die  Bratsche  verdoppelt  die  Terz  —  gebieten  ihm  Halt.  Ein 
sanft  lockendes  Achtelmotiv  versucht  die  Bewegung  -wieder  in  FluB  zu 
bringen,  aber  wieder  stockt  das  Ganze  vor  dem  nun  drohend  in  Moll 
sich  erhebenden  Akkordgebilde,  das  jedoch  keine  Herrschaft  iiber  die 
frohe  Stimmung  des  Satzes  gewinnen  soil.  In  den  Bratschen  regt  sich 
bereits  beim  zweiten  Einsatz  jener  Blaserakkorde  unzufrieden  der  Achtel- 
rhythmus,  der  dem  ganzen  Satz  das  Gepriige  munterer  Eile  verleiht,  teilt 
sich  den  Bassen  mit,  und  bald  sind  die  Schatten  verscheucht.  Die 
SchluSkadenz  hat  schnell  die  frohe  Laune  wieder  hergesteljt-  Das  jahe 
Abbrechen  an  dieser  Stelle,  der  scharfe  Kontrast  in  Dynamik  und 
Stimmung  erscheint  rair  als  ein  echt  Beethoven'scher  Zug: 


■* 


■  ■ 


FISte. 

Oboen . 


- 


■  ■    ■ 


Fagotte. 


Horner. 


Trompeten 
\Lpauken, 


Streichqu, 


■ 


Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugendsympbonie  Beethoven's? 


n     * 


161 


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1 


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Eine  der  charakteristischen  Nachahmungen  endlich  weist  noch  der 
letate  Satz  zu  Anfang  der  Durchf uhrung  auf .  Sie  beginnt  mit  dem 
Haupttbema  in  der  Molldonrinante  auf  g;  von  hier  wird  mit  dem  Acbtel- 
motiv  des  Hauptgedankens  in  etwas  roaalienbaften  Sequenzgangen  himiber- 
moduliert  nach  As  fax  —  wieder  das  Abschweifen  in  entlegene  .E-Ton- 
arten !  —  und  iiber  dem  still  liegenden  Es  der  Basse  und  Horner  antworten 
sich  wieder  Oboe  und  Violoncell  in  reizendem  "Wechselspiel ,  begleitet 
von  wiegenden  Achteln  der  Bratsclien.  Bs  ist  dies  eine  Stelle  von  aus- 
gesprocben  romantiscber  Farbung ,  sie  hatte  E.  Th.  A.  Hoffmann  als 
Beleg  dienen  konnen  bei  seiner  Aufzeigung  des  »Komantiscben  bei  Beet- 
hoven*: 


/ 


/ 


Flote. 
Oboen. 


Fagotte.      ~ 


Horner. 


Viol.  I.  II, 


Br. 


*, 


Vol. 

Bafi. 


S.  d.  IMG.    I  in. 


tenuio 


ii 


v 


162 


Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugendaymphonie  Beethoven's? 


ij>tj£rH 


'    V" 


;  Nur  die  auf f alien dst en  Beethovenianismen  konnten  bier  angefiihrt 
■werden.  Betracbtet  man  die  Parti tur  unter  dem  Gesicbtspunkt,  ein 
Werk  Beethoven's  vor  sich  zu  haben,  genauer,  so  wird  man  noch  ofters 

seine  Hand  spiiren.    So  empfinde  ich  die  »Langatmigkeit<  seiner  Melodik 

auch  in-der  scbonen  melodiscben  Linie  zu  Beginn  der  Durchfiibnmg  des 
1.  Satzes  (T.  127—141): 

jg       Str*leher 


V     I     r   t     •  T  Str.         Pag". 

Zu  verweisen  ware  ferner  auf  die  kanonisch  synkopierenden  Sforzati 
in-Takt'36 — 38  des  1,  Satzes,  auf  die  Verwendung  der  Oboe  als  melodie- 
fiihrendes  Instrument,  auf  dynamiscbe  Feinheiten  u.  a.  m. 

Interessant  ist  die  Beobacktung,  daB  im  Yergleicb  zu  der  routine- 
baften  Glatte  der  konventionelieren  Partien  die  hervorsteehendsten  jener 
Beetbovenianismen  in  teebnischer,  insbesondere  barraonischer  Hinsicbt 
nocb  eine  gewisse  Unsicherheit,  eine  Inkongruenz  zwischen  Wollen  und 


■ 


-i4; 


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1    «' 


Fritz  Stein.  Erne  nnbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


168 


■ 


Konnen  verraten.  So  wirkt  in  Beispiel  12  (I.  Satz,  T.  248)  nicht  nur 
nicbt  schulgerecht,  sonderu  auch  klanglich  wenig  gut,  daB  dem  vorge- 
haltenen  Ges  der  1.  Violine  von  der  2.  Violine  das  f  vorweggenommen 
wird*).  Ferner  erscheint  der  Gang  der  Harmonie  wie  die  Stimmfuhrung 
in  Beispiel  13  (Adagio  T.  71 — 75)  wenig  zielbewBt,  ja  unsicher.  Die 
Beibung  der  Vorhaltnoten  der  1.  Violine  mit  der  1.  Oboe  klingt  hart2), 
und  in  Takt  74 — 76  sind  gar  in  der  Begeisterung  iiber  den  schonen 
"Kin  fall  Quinten  und  Oktaven  {T.  74  nach  75:  zwischen  1.  Violine  unci 
BaB;  in  T.  ?6  zwischen  1.  Violine  und  Bratsche)  mit  untergelauf  en ,  die 
zwar  nicht  sonderlicb  schlimm  sind  und  wohl  auch  beim  spateren  Beet- 

■ 

haven  gelegentlich  vorkommen,  in  dieser  nahen  Aufeinanderfolge  aber 
docb  auf  fallen.  —  Auf  das  Schusterfieckartige  der  modulatorischen 
Sequenz  zu  Beginn  der  Durchflibrung  des  Finale  wurde  bereits  hinge- 

wiesen. 

Manche  Stellen  der  Partitur  scheinen  mir  auBerdem  klaviermaBig 
empfunden.  So  klingt  die  groBe  Steigerung  zum  SchluB  des  Adagio 
(T.  77 — 79)  stark  nach  dem  Klavier.  (Vgl.  die  Klavierstelle  aus 
Op.  97!).  Auch  klangliche  und  harmonische  Harten  lassen  sich  wohl 
damit  erklliren,  daB  der  schnell  verklingende  Ton  des  Klaviers  gewisse 
Stimmf iihrungen    moglich    macht ,    die    im    Streichquartett   unangenehm 

auffallen.  Hierher  gehort  z.  B.  bei  dem  viermal  wiederkehrenden  Ab- 
schluB  der  2.  Themengruppe  des  Adagios  die  Brechung  des  Tonika- 
Akkords  in  Oelli  und  Basse,   wahrend  die  iibrigen  Streicher  den  Domi- 


nant septimenakkord  vorhalten 


In   Beethoven's   Klaviermusik    treffen    wir   ahnliche    Stellen   nicht 

■  ■.  .  ■  ■  ■        + 


^ 


1)  Durch  eine  kleine  An de rung  in  der  II.  Violine 


4 


Jidiz:  ware  die 


i>^ 


Hiirte  leicht  vermieden. 

2)  Leicht  wird  diese  unangenehme  Wirkung  an  der  vermufciicli  korxumpierten 
Stelle  beseitigt,  wenn  man  die  Holzbl&ser  in  T.  73  (mit  Auftakt)  und  74  folgender- 

maGen  fiibrt: 


164 


Fritz  Stein*  Eine  unbekanate  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


i  ■ 


s  el  ten.      Nur   ein  Beispiel  —  harmonisch  genau  der  analoge  Fall 
aus  der  Klaviersonate  Op.  10  Nr.  1  (1.  Satz,  AbschluB#  des  1.  Teils): 


* 


" 


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"* 


■■ 


* 


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7.  Reminiszenzen  an  Werke  Beethoven's. 

Bs  wurde  bereits  betont,  daB  gegeniiber  den  die  personlichste  Note 
des  Meisters  tragenden  Partien  der  Symphonie  Reminiszenzen  rein 
auBerlicli  tkeinatischer  Art  fur  ibre  Zinveisung  an  Beethoven  ^veniger 
besagen.  Ohne  jene  Beethovenianismen  wurden  nocl^  so  zahlreiche 
auSere  Anklange  an  Beethoven'sche  Gredanken  nicht  das  geringste  be- 
weisen.  In  Verbindung  aber  mit  jenen,  in  Verbindung  ferner  mit  den 
zahlreichen  Moment  en  aufierer  und  inner  er  Beglaubigung,  muss  en  der- 
artige  theinatische  Reminiszenzen  bei  der  Echtheitsfrage  doch  mit  ins 
G-ewicht  fallen,  Wir  wissen,  daB  Beethoven  gerne  Ideen  aus  alteren, 
nicht  zur  Heife  gediehenen  oder  unveroffentlichten  Werken  spater  wieder 

verwertete  und  ausgestaltete.  Die  tJbernahme  einer  Stelle  aus  der  Kan- 
tate  auf  den  Tod  Joseph's  II. '  in  den  Fidelio  erwahnten  wir  bereits.  Aus 
dem  dritten. —  (Cdur,  ursprunglich  das  erste)  —  der  ebenfalls  von  Beet- 
hoven nicht  verofEentlichten  Klavier quartette  des  Jahres  1785  hat  er  zwei 
Motive  des  1.  Satzes  spater  im  1.  Satz  der  Cdur- Klaviersonate  Op.  2 
Nr.  3  wieder  verwendet,  und  das  Hauptthema  des  Adagios  dieses  Quartetts 
bringt  er  wortlich  im  Adagio  der  ersten  Klaviersonate  Op,  2  Nr.  1  (vgl. 
Thayer  I,  193). 

Ohne  weiteres  fallen  schon  bei  einer  fluchtigen  Ubersicht  unserer 
Symphonie  folgende  Anklange  an  spiitere  "Werke  Beethoven's  auf:  Das 
Seitenthema  des  1.  Satzes  findet  sich  fast  notengetreu  im  Adagio  des 
J^dur-Quartetts  Op.  18  Nr.  1,  das  erwiesenermaBen  in  einer  friiheren 
Fassung  existiert  hat1 
Seitenthema  der  Symphonie: 


Viol. 


* 


■ 


pizz. 


1}  Vgl.  Thayer  II.   3.  120  u.  190. 


*o*y 


flBPHW** 


W 


*i\ 


,—      " 


Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugendsyniphonie  Beethoven's? 


165 


Op.  18.    Nr.l.    Adagio.    T.26: 


An  das  Thema  des  Adagio  {Beispiel  5  a)  erinnert  die  Coda  des  1.  Satzes 
der  Klaviersonate  Op.  54: 


- 


Ein  Motiv  in  der   Coda  des  Finale  (T.  122  und  324)    klingt  an  im 
Larghetto  des  Violmkonzerts ; 


Symphonie. 


Violinkonzert, 

Clar, 


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Die  durchgehende  eilige  Achtelbewegung  des  Finale  gemahnt  an 
manches  Beethoven'sche  Finalrondo,  am  auffallendsten  wohl  an  das 
SchluB-Presto  des  Trios  fur  2  Oboen  und  Bnglisch  Horn  Op.  87  (kom- 
poniert  1794!    Ges.  Ausg.  Ser.  8,  Nr.  63). 

Uberraschende  Anklange  an  die  erste  Symphonie  wurden  bereits  er- 
wiihnt.  Eine  auffallende  Verwandtschaft  zeigt  sich  insbesondere  zwischen 
den  SchluBsiitzen  der  beiden  Symphonien.  Nicht  nur  der  Oharakter  der 
Themen  und  die  ausgelassene  Stimmung  der  Satze  ist  die  gleiche,  die 
Ahnlichkeit  erstreckt  sich  sogar  bis  auf  Kadenzen  und  liber  gangsmotive. 
Nur  eine  Probe: 

Jugendsymplionie,  Uberleitung  von  der  Durchfuhrung  zum  Haupt- 
satz  (T.  191j-20i 


Streichqu. 


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168 


Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugendsyrapbonie  Beethoven^? 


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L  Symphonic,  TJberleitung  von  der  Durchfiihrung  zum  Hauptsatz: 


— 


Fl-8- 


Ob.Clar. 


Fag. 
Hr.Tromp. 

Pauken, 


Streichqu. 


- 


Wir  sehen  in  beiden  Fallen  genau  den~gleichen  Gedanken  zur  Ein- 
leitung  der  Wiederkebr  des  Hauptsatzes  angewendet,  in  der  1.  Symphonie 
ist  er  nur  instrumental  reicher  ausgestattet  dadureb,  da8  der  abwarts- 
steigende  Terzengang  den  Holzblasern  ubergeben  und  so  eine  klangliche 
Kontrastierung  erzielt  wircl  —  Bin  genauer,  Vergleich,  der  uns  hier  zu 
weit  fuhren  wiirde,  fordert  eine  Fiille  ahnlicher  Ubereinstimmnngen  zu- 
tage  und  legt  den  Gedanken  nalie,  daS  wir  in  unserer  Symphonie  einen 
direkten  Yorliiuier  der  »Erstenc  vor  xms  haben.  Das  Finale  erscheint 
geradezu  als  das  Urbild  des  SchluBsatzes  von  Op.  21. 


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Fritz  Stein,  Bine  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's?  187 

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8.  Oonclusio. 

Ich  fasse  zusammen:  Die  Mogiichkeit,  ja  "Wahrscheinlichkeit,  daB 
Beethoven  in  seiner  Jngend  Symphonies  geschrieben  hat,  die  unbekannt 
ffeblieben  sind,  muB  anerkannt  werden.  Der  raethodisch  einwandfreien 
iiuBeren  Beglaubigung  unserer  Symphonie  als  eines  Beethoven 'schen 
"Werks  entspricht,  wie  icb  gezeigt  zu  baben  glaube,  der  Inbalt  inner- 
balb  der  anzunebmenden  G-renzen  durcbaus.  Eine  Reihe  auffallender 
Reminiszenzen  an  spatere  "Werke  Beethoven's  tritt  zu  den  inner  en,  die 
Echtheit  nabelegenden  Momenten  hinzu:  —  ich  sebe  also  keinen 
zwingenden  Grand,  an  der  Autorschaft  Beethoven's  zu  zweifeln.  Im 
G-e»enteiI:  stammte  die  Symphonie  nicht  von  Beethoven,  so  wiire  der 
Fund  doppelt  ratselbaft.  Denn  wo  ist  der  groBe  Unbekannte  zu  suchen, 
der  ein  solcbes,.  den  Meister  ankundigendes  Werk  geschrieben  haben 
sollte?  Haydn  und  Mozart  sind  aus  inneren  Griinden  ausgeschlossen, 
ebensowenig  kann  einer  der  Mannheimer  oder  etwa  Dittersdorf  in  Be- 
tracht  kommen.  Auch  unter  den  sonstigen  dii  miriores  wiifite  ich  keinen 
zu  nennen,  dem  das  Werk  auch  nur  mit  einem  Schein  von  Wahrschein- 
lichkeit zugewiesen  werden  konnte.  Meiner  Ansicht  nach  trjigt  die  Sym- 
phonie den  Namen,  den  die  Stimmen  iiberliefern,  zu  Recht: 

Ludwig  van  Beethoven. 

In  den  bekannt  gewordenen  und  mir  bis  jetzt  zugiinglichen  Skizzenbuchern 
Beethoven's  haben  sich  keinerlei  Skizzen  der  Symphonie  gefunden*  Eine 
Fiille  des  Beethoven'schen  Skizzenmaterials  ist  noch  unbearbeitet,  es  er- 
scheint  also  nicht  ausgeschlossen ,  daB  vielleicht  noch  'E-ntwiirfe  oder 
Bruchstiicke  auftauchen.  Erfullt  sich  diese  Hoffnung  nicht,  so  haben 
wir  hierin  keinen  strikten  G-egenbeweis  zu  sehen.  Denn  zu  groSen  be- 
kannten  Werken  Beethoven's  besitzen  wir  ebenfalls  keinerlei  Skizzen,  so 
weder  zum  Quartett  Op.  18  Cmoll,  noch  zum  Quintett  Op.  29;  j a  nicht 
einmal  ron  der  ersten  Symphonie   sind  irgendwelche  Yorarheiten   auf 

uns  gekommen1). 

Gegen  die  Bestimmung  unserer  Symphonie  als  eines  Jugendwerkes 
Beethoven's  konnte  scheinbar  mit  einem  gewissen  Recht  eingewendet 
werden  j  daB  die  oben  mxtgeteilte  Sinfonia-Skizze  des  Vierzehnjahrigen, 
insbesondere  ihr  Anfang,  bereits  viel  deutlicher  Beethoven'sches  Geprage 
zeige  wie  jene  als  Granzes  genommen.  Der  Einwurf  halt  einer  naheren 
Uberlegung  nicht  stand.  Es  ist  bekannt  und  durch  zahlreiche  Beispiele 
aus  der  Kunstgeschichte  zu  belegen,  daB  die  ersten  AuBerungen  eines 
vmgeschulten  Talentes  in  ihren   einzelnen  Elementen   meist   viel   eigen- 

1)  Wie  achou  erwiihnt,  gehtiren  die  an  das  Thema  des  Finale,  anklingenden 
Skizzen  zu  der  unvoUendeten  —  oder  unbekannten?  —  Symphonie,  an  der  B.  in 
den  Jahren  1794  &  96  gearbeitet  hat. 


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168  Fritz  Stein,  Eme  unbekannte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 

wiichsiger  wirken  als  die  ihnen  2unlichst  folgenden,  unter  dem  Bann 
der  >Schule«  stehenden  Arbeiten.  Die  Auseinandersetzung  mit  der 
konventionellen  Technik  der  Zeit,  die  allein  die  kunstmaiige  Verarbeitung 
personlicher  Eingebungen  ermoglicht,  drangt  naturgemaB  zuhiicbst  die 
Eigenart  zuriiek.  Die  Sinfonia-Skizze  enthalt  spezifisch  Beethoven 'sen  e 
Emfalle  nur  als  Kohstoff.  Die  Art,  wie  Beethoven  ihr  bedeutendes 
Hauptthema  m  dem  ersten  der  Klavierquartette  von  1785  verwendet, 
beweist  —  was  schon  aus  der  unsicheren  BaBftihrung  der  Skizze  hervor- 
ging  —  wie  wenig  er  noch  mit  diesem  ihm  personlichst  zugehorigen  Ge- 
danken  anzufangen  wuBte,  wie  er  einfach  noch  nicht  imstande  war,  ihn 
technisch  zu  bewaltigen.  So  ergibt  sich,  daB  in  der  Hauptsache  das 
thematische  Material  unserer  Symphonie,  vor  allem  in  den  Ecksatzen, 
Beethovensch  im  eigentlichen  Sinne  gar  nicht  zu  sein  braucht,  ja  man 
konnte  fast  sagen,  nicht  sein  darf,  wenn  es  sich  uin  ein  Jugendwerk 
ernes  technisch  noch  unausgereiften  Meisters  handeln  soli.  Und  es  ist 
nicht  verwunderlich,  daB  nur  an  Stellen,  wo  das  Schema  weniger  ver- 
pflichtend  wirkt,  das  wahre  Gesicht  durch  die  konventionelle  Maske 
durchscheinen  konnte. 

Auch  der  weitere  —  bereits  erhobene  —  Einwand,  die  Partitur  setze 
die  Bekanntschaft  mit  dem  Beethoven  der  ersten  Periode  voraus,   die 
Beethoveniamsmen  seien  allzu  auffallend,  urn  dem  jungen  Beethoven  zu- 
geschrieben  werden  zu  konnen,  scheint  mir  durch  diese  Uberlegung  bereits 
halbwegs  entkraftet  zu  sein.    Die  Vermutung,  ein  Nachahmer,  der  Beet- 
hoven's Werke  bis  zum  Jahre  1803  etwa  kannte,  habe  die  Symphonie 
geschrieben,   hat  auch  sonst  wenig  Wahrscheinlichkeit   fur  sich.     Die 
ErkliLrung  jener  spezifisch  Beethoven'schen  Momente   an   im   formalen 
Schema  weniger  hervortretenden  Stellen  ware  dann  nur  ran  so  sehwie- 
riger.    Denn  ein  Nachahmer  hatte  sich  zweifellos  bemiiht,   seinem  Vor- 
bild  wesentlich  in  den  Hauptthemen  nahezukommen ,   hatte  versucht, 
hier  durch  Bombast  zu  ersetzen,   was  ihm  an  ureigener  Kraft  gebrach.' 
Und  wie  ware  bei  einem  Epigonen,  dem  die  ersten  Symphonien  Beet- 
hoven's vorlagen,  die  Instrumentation  zu  erklaren,  die  nicht  einmal  Kla- 
rinetten  verwendet,  —  dieses  einfache  alte  Symphonie  or  Chester,  das  bereits 
Mozart  und  Haydn  in  ihren  letzten  Symphonien  durch  E^arinetteri  und 
eine  2.  Flote  bereichert  haben?    Hiitte  sich  ein  Nachahmer  Beethoven's 
nicht  wenigstens  dessen  samtlicher  instrumentaler  Ausdrucksmittel  bedient? 
Der  Einwand  endlich,  die  ausgesprochen  romantischen  Elemente  des 
Werkes  verwiesen  es  in  den  Anfang  des  19.  Jahrhunderts,  erscheint  mir 
nicht  stichhaltig.    Romantische  Zuge  finden  wir  bereits  beim  Beethoven 
der  ersten  Periode  so  zahlreich   (vgl.  Klaviersonaten  Op.  7,  Op.  14,   1 
und  2,  Op.  22  u.  a.  J,  daB  sie  in  einem  symphonischen  Jug  end  werke 
nicht  auffallen  konnen. 

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Fritz  Stein,  Eine  unbekaunte  Jugendsymphonie  Beethoven's? 


169 


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9.  Datierung.     SchluB. 
Nur  gestreift  sei  vorlaufig  die  Frage  each  der  Moglichkeit  einer  Da- 
tierung der  Symphonie.     Eine  Reihe  von  Momenten  schien  mir  dafiir 

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zu  sprechen,  das  "Werk  noch  in  die  achtziger  Jahre,  in  Beethoven's 
stark  inozartisierende  S chaff ensperiode  von  c- 1787— 90  zu  legen,  in  die 
Nahe  des  D  dur-Klaviersatzes  (s.  oben  S.  128),  mit  dem  es  auBer  Mozart'- 
schen  Zugen  ja  auch  die  Instrumentation  gemein  hat.  Gregeniiber  den 
Klavier-Quartetten  von  1785  zeigt  sick  in  der  Symphonie  bereits  deutlich 
ein  Fortschritt  in  der  Pragung  und  Verarbeitung  der  Themen,  die  In- 
strumentation scheint  aber  noch  nicht  auf  der  Hohe  der  Kaiserkantaten 
(1790)  zu  stehen,  die  auch,  ebenso  wie  das  Ritterballett  (1790),  bereits 
die  Klarinetten  verwenden.  Auch  manche  Beriihrungspunkte  mit  dem 
Trio  fur Flote,  Fagott  und  Klarinette  (wahrscheinlich  1786  in  Bonn  ge- 
schrieben)  lassen  sich  aufzeigen. 

Nun  fallt  aber  eine  gar  nicht  zu  Ubersehende  Verwandtschaft  des 
1.  Satzes  mit  dem  1.  Satz  von  Haydn's  Londoner  Z>dur- Sym- 
phonie 3&  2  (Breitkopf  &  Hartel's  Partitur-Ausgabe  Nr.  5}  auf, 
die,  falls  sie  auf  einer  Abhangigkeit  beruht,  jene  Datierung  aus- 
sphliefien  wiirde.  Ein  Vergleich  der  beiden  Satze  ergibt  so  frappante 
tjbereinstimmungen  im  formalen  Bau,  in  Instriimentierung  und  Figuration, 
sogar  in  der  melodischen  Gestaltung  und  Behandlung  einzelner  Themen, 
daB  man  unmoglich  an  Zufall  glauben  kann.  Nur  einige  der  auffallend- 
sten  Punkte  seien  angefuhrt:  I)ie  Ad  agio-Intro  duktion  erstreckt  sich  in 
beiden  Satzen  auf  20  Takte.  .  Das  Thema  Haydn's  ahnelt  dem  unsrigen 
auffallend:  gtr/ 

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Haydn: 


C-dur 

Symph. 


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Die  Achtelfiguration  des  Allegro  ist  hier  wie  dort  die  gleiche  (be- 
sonders  auffallend  bei  Takt  42  und  181ff.,  verglichen  mit  der  S telle  bei 
Haydn  von  Buehstabe  C  an).  Die  Haltung  und  Behandlung  der  Seiten- 
themen  stimmt  merkwurdig  iiberein,  die  Instrumentierung  unserer  Cdur- 


i  * 


170 


Fritz,  Stein,  Eine  unbekannte  .Tugendsymphoiue  Beethoven's? 


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Symphonic  scheint  hier  geradezu  Haydn  nachgeahmt:  Hier  -wie  dort 
haben  wir  Achtelbegleitung  und  Pizzicato-Basse.  Die  Weiterfiihrung  des 
Haydn'schen  2.  Themas  mit  dem  aufsteigenden  Achtelgting: 


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erscheint  fast  wortlich.  in  unserer  Symphonic  (vgl  Notenbeisp,  3),  die  erste 
Violine.wird  dabei  ebenfallsdurch  den  VierfuGton  der3?lote  verstarkt;  bei  der 
Wiederholungdes  Seiten themas  felilen  auch  die  Eagotte  nicht,  sie  markieren 
hier  nur  im  G-egensatz  zu  den  altvaterisch  wackelnden  Achteln  Haydn's  die 
Viertel.  —  Bei  naherem  Zuselien  gewinnt  man  den  Eindruck.  als  ob  der 
Haydn'sche  Satz  unserer  Symphonie,  d.  h.  deren  Anfangsallegro,  direkt  als 

Vorlage  gedient  babe.    Bei  einem  Erstlingsversuch  ware   eine  solche  Anleh- 

nung  nichtweiter  verwunderlich,  und  es  ist  bekannt,  daG  Beethoven  auch  spii- 
ter  noch  sich  naclrweisbar  an  Vorbiider  anlebnte:  die  Variationen  des  yidur- 
Quartetts  Op.  18  schrieb  er  nach  einem  MozarVschen  Muster  (den  Varia- 
tionen in  dessen  J.dur-Quartett,  die  er  sich  kopiert  hatte)  und  auch  sein 
Klavierquintett  Op.  16  ahmt  in  der  instrumentalen  Besetzung,  in  Ton  art, 
Form  und  Satzfolge  genau  ein  Mozart'sches  Quintett  nach.  —  Ebenso 
auffallend  ist  die  Verwandtschaft  unserer  Symphonic  mit  Haydn's  Lon- 
doner Cdur-Symphonie  Nr:  1  (Nr.  7  der  Breitkopf  &  Hartel'schen  Par- 
titur-Ausgabe),  hauptsachlich  mit  deren  erstem  Allegro,  an  das  sich 
unser  erster  Satz  ebenfalls  stark  anzulehnen  scheint.  Geradezu  frappant 
ist  die  Ubereinstimmung  mit  dem  formalen  Aufbau  des  Adagio,  dessen 
Schema  bei  Haydn  lautet:  A  A  B  B  A  B,  Minorej'  Maggiore  als  Pigural- 
variation,  Coda,  —  also,  zwei  Wiederholungen  ausgenommen,  genau  die 
Form.,  die  wir  oben  im  Adagio  konstatierten.  —  Haydn's  Ddur- Sym- 
phonic wurde  1791,  die  in  Cdur  1791/92  komponiert.  Demnach  mUBte 
unsere  Symphonie  f runes tens  in  das  Jahr  1792  datiert  werden.  Inter- 
essant  ware  es  zu  erfahren.  ob  die  Haydn'sclien  Symphonien  etwa  bald 
nach  ihrem  Erscheinen  in  das  Repertoire  der  Bonner  Kapelle  aufgenom- 


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Fritz  Stein,  Eine  unbekannte  Jugeiidsyraphonie  Beethoven's?  ,171 

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men  worden  sind l).  Oder  sollte  unsere  Syrnphonie  gar  erst  in  Wien,  un- 
ter  dem  ersten  Eindruck  der  Musik  Haydn !s  entstanden  sein2)?  Und 
sincl  die  bei  der  Annahmc  einer  solchen  splilen  Datierung  auffallenden 
Ongeschicklichkeiten  .  dann  vielleicht  mit  einer  fliichtigen,  vom  Kompo- 
nisten  nicht  zur  AuffUhrung  bestiminten  Niederscbrift  der  Partitur  zu 
erklLlren?  Manche,  im  Hinblick  auf  die  sonstige  technische  G-latte  der 
Syrnphonie  merkwiirdigen  harmonischen  Hiirten  und  oft'enbare  Fliichtigkei- 
ten  in  der  oft  ganz  unmotiviert  abbrechenden  Instrumentation  legen  diese 
Yermutung  nahe.  Oder  was  bindert.  fiir  die  verschiedenen  Satze  ver- 
scbiedene  Entstehungszeiten  anzunehmen? 

Eine  Fiille  von  Fragen  drangt  sich  auf,  Fragen,  die  nur  nach  ein- 
gehender  Untersuchung  des  stilistischen  Zusammenhangs  der  Syrnphonie 
mit  ihrer  zeitgenossischen  Dmgebung,  sowie  mit  Beethoven's  Eriihwerken 
beantwortet  werden  konnen.  Steht  fur  mich  pcrsonlich  die  Echtheit  unserer 
>  Jenaer  C'dur-Symphonie*  nicht  mehr  in  Zweifel,  so  bleibt  naturlich  die 
Fraae,  sol'ange  nicht  authentische  Skizzen .  auftauchen,  zunachst  Problem. 
Heine  Darlegungen  wollen  auch  nur  als  Mitteilungen  uber  den  interessanten 
Fund,  als  vorlaufige  Fixierung  meines  Stand punktes  aufgefafit  sein- 
Ich  stelle  die  Frage  hiermit  zur  wissenschaftlichen  Diskussion  mit  dem 
Wunsche,  daB  es  gemeinsamer  Arbeit  gelingen  moge,  das  Problem  zu 
losen.  Die  demniichst  im  Druck  erscheinende  Partitur3)  wird  zeigen,  daG, 
ganz  abgesehen  von  der  Echtheitsfrage,  die  jugendlich  unberuhrte  Schon- 
heit  des  anspruchslosen  TVerkes  heute  noch  zu  fesseln  vermag,  wie  die 
Jenenser  Erstauffiihrung  am  17.  Januar  1910  bewiesen  hat. 

Fur  die  Kenner  der  neuen,  epochemachenden  Rutz'schen  Typenlehre 
teile  ich  zum  SchluB  mit,  was  mir  Herr  Dr.  Ottmar  Rutz  in  Munchen 
nach   eingehender  Untersuchung   der  Syrnphonie  iiber   die   Bestimmung 

ihres  Typus  schreibt: 

»Auf  keineu  Fall  ist  der  Typus  Mozart's  oder  Haydn's  anwendbar.  Die 
dunkelweiche  Klangqualitiit  dieses  Typus  paBt  absoiut  nicht.  Ebensowenig 
diehcllharte  des  Typus  HI.  Sehr  bald  atellte  sich  Typus  II  und  zwar  in  der 
die  hohero  Tonlage  bevorzugenden  ,kalfcen*  Art  heraus.  Jedoch  mit  einer 
weiteren  besonderen  ,Arfcenverbindung':  namlich  dem  Ausdruck  des  tiefen^ 
Fiihlens,    der  ,ausgepriigten'   Art,   wie  sie  Fidelio,  nicht  wenige  Sonaten 

1)  Wenn  auch  bereifcs  1787  Haydn's  «7  Worte  Chris ti  am  Kreuz>  in  Bonn  anf- 
geffihrt  wurden  (Thayer  I.  195),  so  scheint  er  doch  spat  in  Bonn  durchgedrnngen  zu 
sein.  Noch  am  19.  Okt.  1793  wird  aus  Bonn  berichtet:  <  Haydn  fangt  man  an,  neben 
Cannabich,  Karl  Stamitz  und  Konsorten  zu  dulden*.  (S.  Riemann,  Vorwort  zum 
Bd.  Ill,  1  der  Denkm.  d.  Tonk.  in  Bay  em). 

2)  Bin  genauer  Yargleieh  mit  Haydns  Londoner  Symphonien  war  mir  leider  erst 
wahrend  der  Drucklegung  dieses  Aufsatzes  moglich.  Darnach  steht  fur  mich  die 
Abhangigkeifc  unserer  Syrnphonie  von  den  genannten  Haydn'schen  Werken  auBer 
Frage.    Den  naheren  Nachweis  behalte  ich  mir  vor. . 

3)  Bei  Breitkopf  &  H&rtel,  Leipzig,  zugleich  auch  in  Sfcimmen  und  Klavieraus- 
zug  (von  Mai  Reger). 


.' 


172  Arnold  Sobering,  Das  kolorierte  Orgehnadrigal  des  Trecento. 

und  Lieder  Beethoven's  besiteen;  wie  sie  iibrigens  auch  "Weber's  Freischiitz 
und  Silvana  baben.  —  Samtliche  Satze  haben  ,Typos  II  kalt  ausgepragt'. 
Eine  gewisse  Komplizierung,  wie  sie  die  ausgepriigte  Art  bedeutet.  finde  ich 
z.  B.  m  den  chromatischen  Tonfolgen  {Einleitung  zum  1.  Sate,  TJlSff.)  und 
an  sonstigen  Stellen.  Iu  einzelnen  dieser  Themen  licgt  eine  ganz  besondere 
Beafcimmtheit,  eine  Art  Scharfe,  wie  sie  die  ausgepriigte  Art  immer  bat, 
apeziell  auch  physikalisck  im  Klang.  ,Typus  II  kalt  ansgepragt'  sind  z.  B. 
anch  Beethoven's  Sonaten  op.  13  (Pathetique),  Op.  27  Nr.  2,  op.  31  Nr.  3,  op.  53 
(Waldstein),  op.  57  (Appassionata),  op.  78,  79,  81a,  905  11.0.  Beethoven  3iat 
neben  der  in  seinen  Briefen  meist  vertretenen  ,wa"rmen  groBen  Art'  von 
Typus  EC  vor  allem  die  ,ausgepragte  kalte  Art1  gepfiegt.  Ich  zweifle  dem- 
nach  mcht,  daB  nur  Beethoven  als  Autor  in  Prage  konimt.  Unter  gleich- 
zeitigen  Tondichtern ,  soweit  mir  bekannt,  hat  .Typus  II  kalt  ausgepriigt' 
nur  Weber  in  einzelnen  "Werken;  die  ,ausgepriigte  Art'  ist  verhiiltnismafiig 
aelten.  Ich  glaube,  da'C  die  Auffiihrung  zeigen  wird,  dafi  an  vielen  Stellen 
eine  tiefere  Wirkung  mit  dieser  Symphonie  erzielt  wird  als  mit  der  eigent- 
lichen  ,ersten',  die  die  ,einfache  kalte  Art'  hat*.  —  ' 


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1 

Das  kolorierte  Orgelmadrigal  des  Trecento. 

Von 

Arnold  Schering. 

(Leipzig.)      ■ 

Durch  J  oh.  Wolf's  Publikationen  geistlieher  und  weltlicher  Kom^ 
positionen  des  14.  Jahrhunderts  in  seiner  »Gescbichte  der  Mensural- 
notation*,  Bd.  II,  III  ist  nicht  nur  unsere  Kenntnis  der  franzosischen 
und  italienischen  Ars  nova  in  ungeahnter  "Weise  erweitert  worden,  es  hat 
sich  in  ihrer  Begleitung  auch  eine  Piille  von  Eragen  und  Problemen  ein- 
gestellt,  deren  schrittweise  Losung  erst  von  der  Zukunft  zu  erwarten  ist. 
Den  ersten  system atischen  Bearbeiter  fand  diese  Literatur  —  nanientlich 
die  der  florentiner  Trecentisten  —  in  Hugo  Riemann  (Handbucli  der 
Musikgeschichte  I2  und  IIj).  Riemann  hat  als  Erster  die  Teclmik  des 
Satzes,  den  Formenaufbau  und  die  geistige  Yerwandtschaft  der  bedeu- 
tendsten  Leistungen  dieser  Zeit  untersucht  und  vor  allem  nachgewiesen, 
daB  es  sich  bei  der  Mehrzahl  der  Kompositionen  des  Trecento  und  spiiter 
nicht  um  reine  Gresangsmusik,  sondern  urn  eine  Verbindung  von  Yokal-  und 
Instrumentalmusik  handelt.  Er  konstatiert,  um  zuniichst  bei  der  floren- 
tiner G-ruppe  zu  bleiben,  eine  hoclientwickelte  »begleitete  Monodie*,  d.  h. 


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Arnold  Scheming,  Das  kolorierte  Orgelrnadrigal  des  Trecento.  ■  173 

einstiinmig  gesungene  Lieder  mit  ausgedehnten  Vor-,  Zwischen-  und  Nach- 
spielen  und  fortlaufender  polyphoner  Begleitung  (a.  a.  0.  I2,  S.  305ff., 
IIJ(  S.  18 ff.,  Sammelb.  VII,  S.  529 ft).  Man  wird  nicht  leugnen  konnen, 
daB  die  hyppthetischen  Aufstellungen  Riemann's  hochst  geistvoll  sind  und 
sich  leicht  die  Anerkennung  der  Fachgenossen  erringen  konnten,  da  sie 
den  einzigen  Anhalt  boten,  sich  mit  dieser  sonderbaren  Kompositions- 
gattung  einigermaBen  befriedigend  auseinanderzusetzen.  Indessen  waren 
und  biieben  sie  Hypothese,  und  es  sei  mir  erlaubt,  nacbzuweisen ,  daB 
diese  Hypo  these  irrig  war. 

Von  Anfang  an  hegte  ich  gewisse  Zweifel  uber  die  Richtigkeit  und 
NatUrlichkeit  der  Riemann'schen  Interpretationsversuche,  ohne  an  ihre 
Stelle  Besseres  setzen  zu  konnen.  Nainentlich  als  ich  die  von  ibm  zum 
praktischen  GJ-ebrauche  bearbeiteten  Kompositionen  des  Trecento  (Haus- 
musik  aus  alter  Zeit)  unter  Violenbegleitung  klingen  horte,  wurde  mein 
G-laube  stark  erschiittert.  Sollten  wirklich  die  feinbesaiteten  Dichter  im 
Zeitalter  Petrarcas  dieses  ZerreiBen  und  Zerstiiekeln  ihrer  Strophen,  dies 
arrogante  forfcwahrende  Hineinspielen  der  Instrumente,  die  Zeitgenossen 
eines  Landino  diese  raehr  als  diirftige  musikalische  Deklamation  ohne 
Leben  und  Ausdruck  geduldet  haben?  Undenkbar.  Ich  gehe  vielmehr 
noch  einen  Schritt  weiter  als  Riemann  und  behaupte :  diese  Literatur  ist 

reinelnstrumentalmusik,  und  zwar  zunachst  Orgelmusik.  Die  An- 
sicht,  dafi  ein  Codex  wie  Florenz,  Med.  Laur.  Pal.  87,  den  sich  ein  Orgel- 
meister  wie  Squarcialupi  anlegte,  unmoglich  lauter  Gesange,  noch  dazu 
mit  Violenbegleitung,  enthalten  konne,  sondern  Stiicke  fur  den  eigenen 
Gebrauch,  d.  h.  Orgelko  reposition  en,  stand  des  Liingeren  bei  mir  fest,  als 
ich  in  0.  Kinkeldey's  Dissertation  >Orgel  und  Klavier  in  der  Musik 
des  16.  Jahrhunderts*  (1910,  8.  100 f.)  ahnliche  Vermutungen  ausgesprochen 
fand.  Indessen  begniigte  sich  Kinkeldey,  mit  gut  fundierten  Argumenten 
auf  die  Wahrscheinlichkeit  ihrer  Verwendung  auf  der  Orgel  (Hausorgel, 
Organetto)  hinzuweisen.  Diese  Wahrscheinlichkeit  gewinnt  an  Bestimmt- 
heit,  sobald  man  sich  die  ganz  neue  Brkenntnis  zu  eigen  macht, 

daB  der  groBere  Prozentsatz  aller  hier  in  Frage 
kommenden  Kompositionen  —  und  zwar  hauptsachlich 
die  Balladen  und  Madrigale  des  florentiner  Kreises, 
dazu  .  aber  auch  Balladen  und  Rondos  franzosischer 
Abkunft  —  zunachst  kolorierte  Orgelstucke  iiber 
schlichte  Volkslieder  (!)  sind. 

Nicht  eine  einzige  der  bis  jetzt  etwa  20  von  mir  untersuchten  Kom- 
positionen dieser  Art  hat  den  Versuchen,  ohne  Riicksicht  auf  den  Text 
und  auf  TextzerreiBungen  durch  Pausen  aus  dem  iippigen  Koloraturstoff 
der  melodiefiihrenden  Oberatimme  ein  wohlgebildetes  volkstiimliches  Lied 
in  Balladen-,  Madrigal-,  Kanzonen-  oder  Rondocharakter  herauszuschalen, 


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174  Arnold  Sobering,  Das  kolorierte  Orgelmadrigal  des  Trecento, 

Widerstand  entgegengesetzt.  Icli  darf  daher  hoffen,  daB  es  bei  kiinftigen 
Versuchen  nicht  anders  sein  wird.  Es  handelt  sich  hier  in  gewissem  Sinne 
auch  ura  eine  »begleitete  Monodie<,  aber  urn  eine  rein  instrumental: 

die  Oberstimme  hat  die  Herrschaft'  und  tragt  die 
kolorierte  Melodie  vor,  eine  oder  zwei,  erst  spiiter  drei 
Unterstimmen  begleiten.  Tritt  ein  Sanger  kinzu,  so 
ttbernimmt  dieser  den.  Vortrag  des  schlichten,  unkolo- 
rierten  Melodiekerns  mit  Text 
Die  Tragweite  dieser  Erkenntnis  fiir  die  Beurteilung  der  Musik  nicht 
nur  des  14.  und  15.  Jahrhunderts,  sondern  auch  der  vorangehenden  Zeit 
ist  unabsehbar.  Eine  Reihe  neuer  Richtlinien  ergibt  sich  fiir  die  spat- 
mi  t  tela!  terliche  Musikforschung  kiinf tiger  Jahre,  und  vor  allem :  der 
Respekt  vor  den  Leistungen  der  Trecentisten  wird  sich  verdoppeln.  Durch 
Riemann's  Hypothese  war  dieser  Respekt  machtig  gesteigert  worden.  Mit 
ibrem  Hinfalligwerden  geht  zwar  ein  Teil  dessclben  wieddr  verloren,  er 
wird  aber  nach  anderer  Seite  hin  reichlich  ersetzt.  Riemann's  >begleitetes 
monodisches  Kunstlied<  hatte,  worilber  man  sich  wohl  nicht  recht  klar 
geworden  ist,  erne  Anticipation  von  Kunstpnnzipien  bedeutet,  die  mit  den 
kunstlerischen  Anschauungen  und  psychischen  Triebkraften  der  Tree  en  to- 
kultur  unvereinbar  ist.  Anders  die  Anschauung  vom  >kolorierten  Orgel- 
madrigaU,  wie  man  die  G-attung  wegen  des  Vorherrschens  der  Madrigal- 
gruppe  kurz  bezeichnen  konnte.  Sie  maeht  vor  allem  aufs  neue  deutlich, 
daB  das  klinstlerische  Schaffen  der  Zeit  nicht,  wie  man  nach  Riemann's 
Deutungen  annehmen  muBte,  ein  bei  jedem  neuen  Erzcugnis  aufs  neue 
ansetzendes,  vollkommen  freies  Produzieren  war.  sondern  ein  Schaffen 
unter  Anlehnung  an  bereits  Gegebenes,  hier  des  Volkslieds.  Das 
Prinzip  des  verzierten  Orgelliedes  der  Trecentisten  ist  gewissermaBen  die 
geistige  Umkehrung  des  Prinzips  der  Cantus  firmus-Arbeit  dor  spateren 
Polyphoniker,  nur  daB  im  letzteren  Falle  die  Freiheit  im  Gestalten  noch. 
mehr  beschrankt  war  als  dort  und  sich  folglich  noch  mehr  geistige  Kraft 
auswirken  konnte.  Vielleicht  daB  sich  fiir  beide  Prinzipien  auch  aus  der 
G-eschichte  der  andern  Kunste  treffende  Analoga  beibringen  lassen.  Eine 
Entwickelung  des  kunstvollen  imitierenden  Satzes  konnte  jeden falls  erst 
vor  sich  gehen,  als  die  Manier,  die  Oberstimme  zu  kolorieren,  an  Inter  esse 
zu  verlieren  begann. 

Das  verzierte  Orgelmadrigal  tritt  nicht  aus  der  Zeit  heraus,  sondern 
steht  mitten  in  ihr.  Belege  fiir  eine  langst  geiibte  ahnliche  Praxis  finden 
sich  in  der  theoretischen  Literatur  der  Zeit,  zum  wenigsten  andeutungs- 
weise  in  dem  schon  von  Job.  de  G-arlandia  (1220)  gebrauchtcn,  spater 
immer  haufiger  wiederholten  Ausdruck  »color*,  der  keineswegs  nur  eine 
Bezeichnung  instrumentaler  »sequenzenhafter  Melodienbildung  und  Nach- 
ahmung<  scheint  ("Wolf,  Isaac-Band  der  Denkm.  d.  Tonk.  i.  Osterr,,  3.  XII)? 


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Arnold  Schering,  Das  kolorierte  Orgelmadrigal  des  Trecento.  175 

sonclern  sicli  wohl  direkt  auf  das  Diminuieren  "bezielit.  Andrerseits 
baben  wir  bier  Bildungen  vor  uns,"  die  als  notwendige  geschichtliche 
Voraussetzung  der  im  16.  Jahrhunderfc  abermals  miichtig  aufbltthenden 
Kunst  des  Verzierens  gegebener  Melodien  auf  Orgel  und  Klavier  zu 
gelten  haben.  Aber  auch  auf  den  rucklaufigen  Entwicklungsgang  dieser 
Praxis  fallt  hellere  Beleuchtung.  Denn  wcnn  auch  das  Prinzip  des 
Kolorierens  bereits  im  zentralen  Mittelalter  (das  es  vom  Altertum  tiber- 
nahin)  nachweisbar  ist,  so  beschrankten  sich  dock  die  Proben  in  der  Haupt- 
saohe  auf  kirchliche  Sologesange  *) ,  denen  gegenliber  die  Zeugnisse  fur 
eiue  instrumentale  Koloraturpraxis  auf  der  Orgel  (Organum  purum,  Dia- 
phonia  basilica  des  Job.  de  Muris)  an  Menge  und  Bestirumtheit  zuriick- 
traten.  Indessen  ist  bier  nicht  der  Ort,  das  kolorierte  Orgelmadrigal  des 
14.  Jabrhunderts  als  natiirliche  Folge  einer  logiscben  Entwicklung  seit 
dem  12.  Jahrhundcrt  aufzuzeigen.  Meine  Absicht  ist  zunachst  nur,  auf 
die  souveriine  Herrschaft  dieses  Prinzips  in  der  in  Rede 
stehenden  Literatur  aufmerksam  zu  macben.  DaB  es  sich  beim 
grdBten  Teile  derselben  wirklich  uin  Orgelsatze  bandelt  —  man  denke 
an  ein  so  wundervolles  Instrument,  wie  es  die  hlg.  Cacilie  auf  dem  Genter 
Altarbilde  der  G-ebruder  van  Eyck  (urn  1425)  spielt  —  geht  aus  dem 
ganzen  Charakter  des  Eigurenwerks  hervor.  Einem  so  hatifigen  Gebrauch 
allerkiirzester  und  allerlangster  Noten,  einer  so  diffizilen  Rhythmifc,  SO 
glanzendem  Passagenwerk  {z.  B.  bei  Scblussen)  war  weder  die  Viola  des 
14.  Jahrhunderts  noch  irgendein  Blasinstrument  gewachsen.    Eine  kunst- 

lerische  AusfUhrung  ist  tiberhaupt  nur  denkbar,  wenn  alle  drei  Stimmeii 

des  Satzes  von  einem  einzj'gen  Kopfe  aufgefaSt  und  vereinigt  werden. 
Dies  trifft  fiir  die  oberitalienische  Literatur  wohl  ausnahmslos  zu.  Bei 
der  franzosisehen  allerdings  scheint  mir  auch  das  Heranziehen  von 
Streichinstrumenten  neben  der  Orgel  wahrsckeinlich  zu  sein.  Die  Koloratur 
isfc  bei  weitera  schlichter,  notenarmer  und  kommt  dem  Satze  und  der  Technik 
der  Streichinstrumente  naher.  Die  Eaktur  ist  klarer,  durchsichtiger,  wohl 
infolge  engster  Anlehnung  an  den  vorwiegend  tanzartigen  Charakter  der 
Originale.  Man  vergleiche  z.  B.  die  unten  (JSTofcenbeilagen)  gegebenen 
Stucke  von  Machaut  und  G-uido  mit  solcben  der  Italiener.  Vermutlich 
knupfte  man  also  in  Erankreich  direkt  an  die  Tradition  en  der  Trouba- 
doure    an,    deren  Begleiter   auf  ihren   Eahrten   nicht   Orgeln,    sondern 

Violen  waren. 

Der  reichste  Gewinn,  der  aus  der  neuen  Betrachtungsweise  entspringt, 
ist  ein  menschlich-kiinstlerischer:  es  wlichst  uns  eine  Fiille  neuer, 
zweifellos  lilterer  unverflilschter  Volksliedmelodien  zu,  prachtige,  frische 
und  eigen  angelegte  Gebilde,  unter  denen  fast  alle  gangbaren  Typen  der 


1)  Riemann,  Handbuch.  I2,  S.  46 f. 

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176  Arnold  Sobering,  Das  kolorierte  Orgel madrigal  des  Trecento. 

Zeit  vertreten  sind,  von  der  hochentwickelten  Ballade  noteV)  und  dein 
Madrigal  an  bis  herab  zur  Ductia  und  dem  punktusreichen  Stantipes, 
liber  die  sicli  Johannes  de  Grocheo  so  ausfiihrlich  verbreitet-.(8ammelb.  I, 
S.  96J1).  Fur  einzelne  Arten  liegen  sogar  ausnehmend  schone  Beispiele 
vor.  So  ist  z.  B.  das  »La  fiera  testa,  des  Bartolinus  de  Padua 
(Wolf,  a.'  a.  0.  Nr.  44)  nach  Grocheos  Auffassung  ein  center"  Cantus 
coronatus,  dessen  Melodiekern,  so  einfacb  er  ist,  den  Inhalt  des  stolz- 
ritterlichen  Epitaphiums  War  und  schon  ausdruckt.  Und  ferner,  daB  es 
sicb  wirklich  urn  Volkslieder  oder  doch  urn  solchen  nachgebildete  Lieder 
handelt,  geht  aus  dem  Umstande  hervor,  daB  eine  Variation  oder  Ver- 
zierang  nur  Unterhaltung  gcurahrt,  wenn  das  Original  bekannt  ist. 
Aufierdem  entspricht  ihr  wechselndes  formales  GefUge  ,  bis  in  alle 
Einzelbeiten  den  unverziert  iiberlieferten  Liedern  (Balladen,  Kanzonen, 
Rondos  usw.J  der  Zeit.  Ist  man  demnach  beim  »Dekc|lorieren«,  wie 
man  das  Herauslosen  des  Melodiekerns  aus  dem  Koloraturstol  bezeiehnen 
konnte,  in  Zweifel  iiber  den  Bau  der  Melodie,  iiber  die  Textunterlegung, 
Kadenz-  und  Reiinanordnung,  so  hat  man  nur  notig,  bekannte  unverziert 
vorliegende  Muster  zu  befragen  oder  sicb.  bei  Job.  de  Grocheo  Rat  zu 
holen. 

■ 

Bisher  scheint  zu  keinem  der  neuerdings  bekannt  gewordenen  Stucke 
dieser  Art  das  betreffende  volkstumliche  Urbild  nachweisbar  zu  sein. 
Und  selbst  wenn  em&  schlichte  Madrigalmelodie,  etwa  mit  dem  Texte 
»Ita  se  n'era«,  liingst  bekannt  ware,  —  wer  wiirde  bisher  wohl  gewagt 
haben,  sie  unter  demmelisraatischen  Figurenwerk  der  entsprechenden  Kom- 
positionen  von  Laurentius  de  Florentia  und  Vincentius  de  Arimino 
(Notenbeilagen  Nr.  3,  4)  aufzuweisen?  Viellcicht,  daB  manche  der  Melo- 
dien  liingst  zuganglich  sind,  aber  unter  anderem  Text,  vielleicbt,  daB 
viele  in  alten  italienischen  Laudenkodices  schlummern,  deren  Reichtum 
an  Volksliedern  mit  geistlicbem  Text  noch  immer  nicht  erschlossen  ist. 
Die  italiemsehe  Volksliedforschung  findet  hier  neues,  bisher  unbenutztes 
Material,  nicht  weniger  die  franzosische.  Denn  es  bezeichnet  recht  deut- 
lich  den  tatsachlichen  inneren  Zusammenhang  zwischen.italiemscher  und 
franzosischer  Kunst  des  14.  Jahrhunderts,  daB  das  kolorierte  Instrumental- 
lied  in  bei  den  Land  em  gepflegt  wurde.  Welch  e  Rolle  die  Forschung 
dabei.  dem  einen  oder  andern  zuerteilen  wird,  wo  sie  den  Ursprung,  die 
groBte  Yerbreitung  und  die  sfciirksten  Ein£uttspharen  der  Form  kon- 
statieren  wird,  bleibt  abzuwarten.  DaB  hinsichtlich  der  Technik  und  der 
stimmungsvollen  Bearbeitung  Manner  wie  Machaut,  Joh.  Cunelier  oder 
der  in  den  Notenbeilagen  (Nr.  7)  vertretene  Guido  hinter  den  bekannteren 
florentiner   Trecentisten    wie    Landino,    Joh.    de  Florentia,   Laurentius, 

1)  Notierte  d.  h.  mit  den  Koloraturen  (!)  aufgeschriebenc  Ballade? 


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Arnold  Sobering.  Das  kolorierte  Orgelmadrigal  des  Trecento.-  177 

Bartolinus  nicht  zuriickstehen ,  stellt  sich  sehr  bald  heraus.  Selbst  die 
kleineren  unter  diesen  Begabten  stehen  in  ihren  Orgelsatzen  noch  immer 
hoher  als  jener  anonyme  Verfasser,  dessen  steife,  phantasielose  Orgel- 
iibertragung   des  »Tribum  quern  non  abhorruit«  "Wolf  (a.  a.  0.  Nr.  78) 

abdruckt. 

Bin   zweiter,    ebenso    erheblicher  Gewinn   ist  musikwissenschaftlicher 
Katur,  er  betrifft  eine  Fbrderung  der  Frage  nach  der  sinngemaBen  Texi- 
unterlegung.  Nainentlich  durch  Eiemanns  energisches  Vorgehen  hat  die 
Ansicht,  daB  jene  bekannten  langen  melismatischen  Tonreihen,   die  sich 
meist  am  Anfang,  doch  auch-  an  der  warts  auf  oft  ganzlich  unbedeutenden 
Worten  und  Silben  finden,    alien  Ernstes  gesungen  worden  seien,    einer 
andern  Platz  gemacht.  Nach  dieser  bedeuteten  sie  die  ihrer  Natur  nach 
meist  schnelleren  instrumental  Vor-,  Zwischen-  und  Nachspiele.    In  der 
Tat  sind  dergleichen  auch  in  den  schlichtesten  Volksliedern  vorhanden, 
jedoch  in  bedeutend  mehr  einzuschrankendem  Sinne  als  Riemann  will. 
Seine    Annahmen    waxen,    so    allgemein    gefaBfc,    gewagt    und     werden 
durch    die    Existenz    des    kolorierten   Orgelmadrigals    widerlegt.    Denn 
dieses   kennt  ja  iiberhaupt  keine  gesungenen  Partien,  —  alles  bei  ihm 
ist  Leben,  Bewegung,  Koloratur,  instrumentaler  Modulus.    Lost  man 
den  Melodiekern  ab  und  versieht  ihn,  was  selten  erhebliche  Schwierig- 
keiten  bietet,  mit  den  durch  Strophenbau  und  Beimanordnung  an  die 
Hand  gegebenen  Worten,  so  zeigt  sich,   daB  die  Textunterlage  der 
Origmalmanuskripte  meist  vollig  unabhangig  von  dem  Sinne 
der  Musik  dasteht,  ja  zuweilen  durch  ZerreiBung  durch  Pausendie 
tollsten  Unsinnigkeiten  zutag6  forded).  Daraus  ergibt  sich  das  nunmehr 
einem  Schluflstein  gleichende,  bisher  stets  zweifelhaft  gebliebene  Resul- 
tat,  daB  in  Kompositionen  von  aufierlich  so  reich  bewegter  instrumen- 
taler Melodik,  wie  sie  die  fiorentiner  Madrigale  und  Balladen,  viele  (nicht 
alle)  WCsischen  Chansons  und  Eondos   aufweisen  (dazu  freilich  auch 
geisthche  Kompositionen  gleicher  Faktur,  s.  uhten), 

daB  [bier  die  Worte  weder  fur  Sanger  .bestimmt,  noch 
uberhaupt  mit  der  Absicht  untergelegt  sind,  die  be- 
treffenden  zugehorigen  Noten  irgendwie  zuverlassig  zu 
bezeichnen.     Sie  haben  vielmehr  als  rein  jpraktisehes 

Orientierungsmittel  fur  das  Auge  des  Orgelspielers  ge- 

golten.|  ° 

Und   dieses  in  zweifachem  Sinne.     Die   alteste  Orgelpraxis,   weiche 
tabulatur-  oder  partitunnaBige  Niederschriften  nicht  kannte,  zwang  be- 

untpJLwf3  tD  ?**  °aCCiaS   2er  Florenti»«.    die   sich   ihres   hochsfc  sorgfaltig 
untcrgelegten  Textes   wegen   soforfc  als   wirklich  in  der  Ciberlieferten  GestaltTa 
sungene  Stficke  (sum  Teil  mit  InstrumentalbaB  und  der   n e feb^nde* Modnli) 
UBweuen  (vgl.  die  Stiicke  bei  Wolf,  Sammelb.  Ill,  S.  618ff.)        teM<mden  Moduh> 


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j  :  s.  a.  ma  xiii. 


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178  Arnold  Schering,  Das  kolorierte  Orgelmadrigal  des  Trecento. 

kanntlich  den  Spieler,  sich  den  zwei-  oder  drei-  (anfangs  nie  mehr  als 
drei-)stimmigen  Satz  im  Moment  des  Spielens  aus  den  eiiizelnen  Stimmen 
zurechtzusuchen,  eine  Kunst,  die  ihren  Vertretern  {z.  B.  Landino)  bei  mcht 
musizierenden  Zeitgenossen  Achtung  und  Ehren  in  Fiille  emtrug.     Diese 
Spielubung  bedingte  -  anders   war  es  nicht  moglich  --  in  den  H  oten 
gewisse  Anhaltspunkte  far  das '  f ortwahrend  heriiber  und  mnuber  sprm- 
gende  Auge  des  Organisten.    Als  solche  Wegweiser  auf  der  Fahrt  durch 
das  Tonstuck  benutzte  man  die  Text  wort  e,   und  zwar  im  Sinne  der. 
Orientierungsbuchstaben   oder  -zahlen   in   unsem  Orchesterstimmen  und 
Partituren     Bei   naherer  Priifung   zeigt   sich  namlicb,  daB  sie  keines- 
weK8  beliebig  eingetragen  sind,   sondern  daB  die  gleichen  Textworte 
(ganz   unabhangig  von  ihrer  sinnvollen  Bedeutung)  stets  an  denjemgen 
Stellen  der  Stimmen  steben,  die  auch  musikalisch  zusammengehoren,  d  n. 
die  entweder  miteinander  zu  erklingen  haben  oder  doch  ktoz  vorher  oder 
nachher  erklingen  sollen.    Ein  Blick  in  den  Partrturband  der  WoU ! «ehen 
Pablikation  uberzeugt  von   der  ttberwiegend  konsequent  durchgefimrten 
Lo*ik  dieses  Verfahrens.     Am  verlaBlichsten   sind   im   allgemeinen  die 
Bezeichnungen  der  Punktusanfange  und  Punktusschliisse  durch  Anfangs- 
und  SchluBsilben  der  betreffenden  Yerse  oder  Strophen.     Sie  deuten  an, 
welche  Wortreihe  der  durch  sie  eingeschlossenen  Musik  zukommt,  ohne 
.edoch  den  tatsachlichen  Anfang  und  SchluB   der  Gesangs- 
phrasen  zu  bezeicbnen.    Inkonsequent  in  diesem  Sinne  irt  z.Rdie 
Panktusbezeicbnung  in  Donatos  de  Florentia  »Jo  ho  perduto*  (Wolf, 
Sammelb.  Ill,  S.  636).    Icb  setze  den  vom. Sanger  vorgetragenen  unver- 
zierten  Melodiekem  in  redurierten  Notenwerten  zum  Vergleich  her. 


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Donatus  de  ITlorentia. 


12—24 

inatr. 


To. 


ho      per  -  du  -  to      l'al  -  ber 


; 


e'l      ti  -  mo  -  ne 

36—40 

35     instr. 


TOt  -  tl 


re 


-    mi  e    ca  -   na    -     -     pi 


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di  -  spe  -  cto  "  so 


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Arnold  Sobering,  Daa  kolorierte  OrgelmadrigaL  des  Trecento. 


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179 


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58     insfcr.       *) 


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Die  dekolorierte  Fassung  deckt  eine  iiberraschende  motivische  Okonoraie 
und  allerlei  anziehende,  auf  Taktverengung  und  -erweiterung  gegriindete 
Feinheiten    auf,    auch   in  den  instrumentalen  Zwischenspielen.    —   Der 
haufig  erscheinende  Mangel  der  Unterstimmen  an  »Orientierung8worten« 
erklart  sich  daraus,  daB  deren  Bewegung  meist  so  langsam  und  das  men- 
surale  Notenbild  (Longen,  Breven,  gehaufte  Ligattiren,  oft  nur  von  der 
Liinge  einer  Zeile)  so  einfach  •  ist,   daB  der  Blick  des  Spielers  keine  Ge- 
.fahr  liiuft,  die  Kontrolle  tiber  den  Zusammenhang  zu  verlieren.    Finden 
sich   andrerseifcs   Textworte  auch  in  den  Unterstimmen,   so  ist  das  tolg- 
lich  noch  kern  sieheres  Zeichen  ihrer  vokalen  Bestimmung*).    Kommen 
Falle  vor,   wie   es  namenthch  im  franzosischen  Koloraturlied  geschieht, 
dafi  selbst  die  Oberstimme  so  diirftige  Textschnitzel  tragt,  daB  eiu  Orien- 
tierungszweck  ausgeschlossen  scheint,  so  darf  man  vermuten,   daB  nicht 
ein  Klavierinstrument,  sondern  ein  Ensemble  von  Instrumenten  (Violen) 
die  Ausfiihrimg  libera ommen  hat.     So    beschaffen   ist   das   Hondo    des 
Guido  (Wolf.  a.  a.  0.  No.  64).    Es  verteilt  auf  66  Takte  nur  17  Text- 
silben  und  setzt  die  iibrigen  Strophen  ans  Ende  der  Komposition.    DaB 
diese  indessen  mit  zu  dem  ehemaligen  unverzierten  Melodieoriginal  gehorten 
und  dessen  Bau  bestimmten,  sucht  die  Notenbeilage  No.  7  nachzuweisen. 
Welche  uberraschenden  Resultate  das  Verfahren  des  Dekolorierens  fur 
das  Verstjindnis  und  die  wahre  Bedeutung  der  Kompositionen  zeitigt,  moge 
an  der  Wiedergabe  eines  anderen  franzosischen  Stucks,  der  Ballade  note'e 
»S'amours  ne  fait*  (Wolf,  a.  a.  0.  No.  23)  von  G-.  de  Machaut  gezeigt 
sein.     Zum  Vergleich  mit  dem  vollig  unverstiindlich  wirkenden  Original 

■ 

1)  Von  hi  or  an  sind  die  Doppeltakte  dea  Originals  gezahlt. 

2)  Ein  instruktives  Beispiel  iat  Duns  tables  »Siib  tuam  protectionem<  (Denk- 
m«n*r  -def  lonkunst  in  Osterreich,  VII,  S.198),  ein  Orgeistuck,  das  auch  in  de? 
voiug  instrumentalen  Tenors  und  ContraTSfcimme  Textbrocken  hat 

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180 


Arnold  Severing,  Daa  fcolorierte  Orgelmadrigal  des  Trecento. 


sind  die  Takte  fortlaufend  nummeriert.    Mit  Weglassung  der  instrumen- 

talen  Einleitung  und  der  Zwischenspiele  (Pausen)  gibt  sich  der  Melodiezug 
dieser  wunderbar  elegischen  Liebesldage  f  olgendermaBen : 


4 


Machaut. 

instr.    (Alt) 


10 


- 


15 


S'a    -    mours    ne  fait. 
Je  suis     cer-tains 


par  aa      gra-ce  a    -    dou-cir 
qu'il  m'i     con-vient        mo-rir 


22 


^"TTlj^^^a 


vo 
de 


stre  franc  cuer_      da-mea    qui    sui      don     -     -    nes. 
ma     do  -  lour ou  d'es  -  tre     re  - 

(Soprau 

35     ) 


m'eat    a  -  vis    qu'il    me  vaut  mies  ae- 


fu 


ses. 


-  sea_ 


Par. 


to      re  -  fus   tost  mo  -  rir  sans    de-port. 


Qu'en 


ma 


do-lour  lan-guir    ius-qu'a    la    mort — 


.- 


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■ 


Man  vergleiche  dazu  die  Chanson  Machaut's  No.  26  ("Wolf,  a.  a.  0.), 
die  jeglicher  Koloratur  entbehrt,  folglich  so  wie  sie  stelit  gesungen  wurde. 
Andere  Proben  finden  sich  in  den  Notenbeilagen,  darunter  die  leicht 
und  ungezwungen  hinflieBende  Melodie  des  halb  humoristischen  .Perehe 
cangiat'  el  mondo*  von  .Bartolinus  de  Padua,  dann  die  der  beiden 
Meistermadrigale  >Nel  mezzo «  und  »Naseoso  el  viso«  des  Nestorsder 
florentiner  Trecentisten ,  Johannes  de  Florentia,  des  schelmischen 
Rondos  ^Comment  puet*  von  Machaut,  das  zu  Vergleichen  mit  dem 
soeben  fragmentarisch  mitgeteilten  »S'amours«  und  mit  den  italiemschen 
Seitenstucken  auffordert,  schlieBlich  die  Melodiekerne  der  beiden  reizenden, 
wahrhaft  itaHenischen  Kompositionen  des  »Ita  se  n'era*  von  Bartolinus 


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J? 


Arnold  Sobering,  Das  kolorierte  Orgelinadrigal  des  Trecento.  .  181 

und  Vincenzo  de  Arimino1).  Angesichts  der  unumstoBlichen  Logik, 
die  das  Verfahren  des  Dekolorierens  aufdeclct  und  die  zum  Aufsuchen 
desKichtigen  geradezu  zwingt,  wird  kiinftig  jede  M5glichkeit  illusorisch, 
die  Musik  nach  den  zufallig  unter  sie  geratenen  Worten  zu  beurteilen, 
etwa  Tonmalereien  oder  besondere  Ausdrucksnuancen  zu  sehn,  die  in 
Wahrheit  nicht  vorhanden  sind,  oder  aus  der  groBeren  oder  geringeren 
Schnelligkeit  der  Notenbewegung  Prinzipien  fur  die  formale  Anlage 
herbeizuleiten2).  Das  aber  ergibt  sicb  aus  dem  Voranstehenden  wohl  mit 
Sicherheit,  daB  der  Textmisere,  mit  der  jeder  Herausgeber  altester 
polyphoner  •  Musik  zu  kampfen  hatte,  wenigstens  in  einigen  Punkten  ab~ 

1)  Vielleicht  trifft  meine  Textunterlage  in  beiden  Fallen  daa  Richtige.  Der 
letzte  Viervierteltakt  im  StQcke  des  Bartolinus  greift  wieder  auf  den  Anfang  zu- 
riick  und  hat  nur  dann  einen  Sinn,  wenn  auch  der  Text;  etwas  Verwandtes  bringt, 
hier  gewissermaBen  die  Moral  des  Ganzen:  Pluto,  so  meint  der  Liebhaber  scher- 
zend,  habe  es  besser  gemacht  als  er;  zwar  raubte  er  Proserpina,  setzte  sie  aber 
auch  sogleich  gefangen.  Die  Komposition  des  Vincenzo  benutzt  die  gleichen  Melo- 
diekeime,  ein  Zeichen,  daB  das  Original  bekannt  war.  Aber  die  Anlage  ist  eine 
ganz  andere  und  erinnert  nur  bei  den  Worten  >in  prigione*  an  die  erste.  Die 
Moral  an  wen  dung  versieht  Vincenzo  nicht  mit  neuer  Musik,  sondern  greift  auf  den 
Anfang  zuriiek,  was  ebenso  bereehtigt  ist,  Man  beachte  die  humoristisch  gemeinte 
Solfeggie  auf  >cantava«  und  ihre  Umkehrung  auf  dem  Reim  >cercava«.  Mit  dem 
plotzlichen  Pis  ist  vielleicht  auf  den  Schreck  der  von  Pluto  ilberraschten  Gattin 
angespielt.    Auch  der  Emtritt  des  >Cogliendo  fior«  wirkt  poetiseh. 

2)  In  der  jungst  erschienenen  >Musikgeachichte  in  Beispielen*  veroffentlicht 
H.  Rieman  n  das  Madrigal  >Nascoso  el  viso<  des  Joh.  de  Plorentia  nach  alter  Weise. 
Man  halte  dazu  den  wahren  Melodiekera  in  Nr,  2  der  Notenbeilagen.  —  Vielleicht 
klingt  es  kefczerisch,  wenn  hier  der  Satz  ausgesprochen  wird,  daB  vor  dem  Jahre 
1600  entstandene  Musik  nur  in  dem  Falle  mit  Sicherheit  als  vokale  angesprocben 
werden  kann,  wenn  sie  den  Text  in  natflrlicher  und  sinngemaCer  Weise 
untergelegt  enthlilt.  Denn  daB  das  Urtetl  fiber  natiirliche  und  sinngemftBe  Text- 
unterlage  nicht  etwa  historisoh  bedingt  ist,  sondern  zu  alien  Zeiten  das  gleiohe 
gewesen  ist,  lehren  musterhaft  deklamierende  und  akzentuierende  Belspiele  echter 
Gesangsmusik  schon  im  13*  Jahrhundert  (etwa  im  Codex  von  Montpellier).  Will 
man  ein  Beispiel  haben,  wie  sorgfUltig  man  bereits  um  1300  in  echten  Vokalstflcken 
den  Text  setzte  und  wie  sorglos  man  ihn  im  Sinne  von  Orientierungszeichen  in 
instrumental  en  behandelte,  so  betrachte  man  die  beiden  Kompositionen  von  Joh, 
Ciconia,  die  Wolf,  a.  a.  0,  Nr.  30  und  31  mitteilt.  Die  erste  ist  eine  koloriorte 
Instmmentalkanzone,  die  zweite  eine  in  den  beiden  Oberstimmen  gesungene  Mo- 
tette.  Man  darf  also  recht  wobl  das  moderne  subjektive  Emp  fin  den,  mit  gentigend 
Stilgefiihl  verbunden,  als  Richter  in  dergleichen  Pragen  anrufen.  Lange  genug 
hat  man  sich  bei  textloa  uberlieferten  Stucken  aus  der  Verlegenheit  damit  ge- 
holfen,  daB  man  ohne  weiteres  annahm,  die  fehlenden  Worte  mdfiten  damals  »all- 
gemein  bekannt*  gewesen  sein.  Noch  0.  Kade  setzt  fiber  jedes  textlos  oder- mit 
fragmentarischem  Text  ihm  unter  die  Hand  kommende  Stfick  einfach  »Weltliches 
Lied«  (Ambrbs,  Musikgesch.,  V.).  Wieviel  hunderte  von  Texten  und  ihre  richtige 
Anwendung  miiBten  dann  jeder  Generation  und  den  Nationen  untereinander  »be- 
kannt<  gewesen  sein!  Warum  lieB  man  dann  andrerseits  bei  Messen  und  anderen 
bekannten  liturgischen  Stucken  so  oft  Sorgfalt  im  Unter! egen  walten?  Wiirde  der 
oben  ausgesprochene  Satz  stimmen,  dann  schrftnkte  sich  freilich,  wie  sich  wohl 
immer  deutlicher  herausstellen  wird,  die  nur  gesungene  Musikliteratur  dieser 
Jahrhunderte  ganz  erheblich  ein. 

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7 


182  Arnold  Sobering,  Das  kolorierte  .Orgelmadrigal  des  Trecento; 

geholfen  ist.  Wird  man  naturlich  auch  in  Zuktraft"  stets  Mitteilung  der 
originalen  Wortiinterstellung  fordern  miissen,  so  brauchen  sich  doch  die 
Herausgeber  bei  verworrenen  Stellen  nicht  mehr  die  gleidhen  peinigenden 
Skrupel  zu  raachen  wie  ehedem,  —  es  sei  denn,  daB  ziivor  die  rein 
gesangsmiifiige  Bestimmung  der  Komposition  festgestellt  wurde.  Diese 
J?eststellung  in  jedera  einzelnen  Falle  richtig  zu  treffen,  riickt  also  jetzt 
in  den  Ybrdergrund  dieses  Forschungsgebiets. 

Das  ferner  unten  (nach  Wolf,  Sammelb.  IH7  S.  630)  mitgeteilte  Sanctus 
des  Laiuentius  de  Florentia  beweist,  daB  sich  auch  die  kirchliche 
Komposition  der  Koloratur praxis  bemachtigte.  wenn  nicht  gar  die  Be- 
einflussung  umgekehrt  geschah.  Hier  liegen  die  Keime  des  von  Bie- 
mann1)  erst  viel  spater  aufgewiesenen  *paraphrasierten  Kirchenlieds«,  das 
seine  Formen  aus  einigen  wenigen  frei  verarbeiteten  Melodiestiicken  ge- 
wann.    Wir  stehen  hier  vor  der  Tatsache, 

daB  auch  im  klrclilichen  G-ebrauche  reine  Orgelsatze  zut 
Anwendung  kamen,  und  zwar  unter  gleichzeitigem 
Vortrag  der  unkolorierten  Melodie  durch  einen  ein- 
stimmigen  Sangerchor.  * 

Die  Art,  wie  solche  kirchlichen,  und  zwar  eyklischen  Satze  formal 
entwickelt  sind,  deutet  aufs  entschiedenste  auf  die  Tanz suite,  die  als 

eine  Verbindung  einzelner  Tanzsiitze  von  ungleicher  Taktart  zwar  nicht 
dem  Namen,  wohl  aber  dem  Begriff  nach  wohl  schon  damals  existierte. 
Den  unverfalschten  melodischen  Kern  des  Sanctus  von  Laurentius  bringt 
das  abschlieBende  Osanna:  einen  launigen  Satz  im  Gaillardencharakter, 

■  ■ 

und  auch  das  Vorhergehende  erinnert  an  andere  bekannte  Tanztypen2). 


1)  Handbook  der  Musikgeschichte  III,  S.  109ff. 

2)  VgL  hierzu  Riemann's  unmSgliche  Deutung  des  Stiicka  a.  a,  0.  (Ill),  S.  25. 
Bei  dieser  Gelegenheit  sei  auf  einen  in  Form  und  Stimmtmg  leibhaftigen  Vo.r- 
ganger  der  spateren  Yariationensuitc  verwiesen,  namlich  auf  das  von  Wolf,  a.  a. 
0.  Nr.  48  mitgeteilte  Stiick  von  Ghirardellus,  daa  als  ftberschrift  &ur  »Bene- 
dictus*  tragt.  Es  isfc  im  Grunde  eine  Art  fortgcschrittener  Estarapida  mit  fiinf 
Puncta,  die  alle  den  gleichen  melodischen  Kern  [d'  fisf  ar  fis'  g'  e'  fis*  iV  mit  wech- 
selnden  Klauseln]  enthalten  und  libera  chrieb  en  werden  konnten:  Paduane,  In  trade, 
Courante,  Sarabande,  Balletto.  Eine  inir  der  Musik  nach  unbekannte  Orgel-Estam- 
pida  ans'cheinend  des  15.  Jahrhunderts  mit  italienischen  Titeln  wie  Ghaetta,  Isabella, 
Tre  fontane,-  Saltarello,  La  Manfredina  uber  den  einzelnen  Siltzen  besitzt  das  Brit. 
Mua.  Add.  29987.   S.  Kat  III,  S.  77. 

Erat  jefczt  erhalten  die  Ausfuhrungen  des  Job.  de  Grocheo  liber  die  gemessene 
kirchliche  Musik  (Messen,  Hymnen  usw.)  ihre  wahre  Bedentung  (Sammelb.  I,  S,  123). 
Ich  weiG  nicht,  wie  man  sich  angesichts  der  Mesaenmuaik  eines  Machaut,  Gratio- 
aus,  Laurentius  usw.,  wie  sie  bis  jetzt  in terpretiert  wor den  ist,  mit  de  Grocheo'sBe- 
hanptungen  auseinandergeaetzt  hat:  Das  Eyrie  gliche  der  einfachen  Cantilena  und 
dem  Cantus  coronatus,  das  Responsorium  und  das  Alleluja  dem  Stantipes  (!)  oder 
C.  coronatus,  das  Credo  der  Duktia,  das  Offertorium  dera  Con  ductus  usw.  J.  de 
Grocheo  spricht  hier  anscheinend  von  nichts  anderem  ala  von  dem  jedesmal  nach 


***** 


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• 


Arnold  Schering,  Bas  kolorierfce  Orgelmadrigal  des  Trecento.  <  183 

Insirumentale  Moduli  zwischen  den  Textpbrasen  fehlen  bier  ebensowenig 
wie  in  dem  formal  und  technisch  ahnlich  gearteten  Sanctus  des  Gratiosus 
von  Padua  ("Wolf,  a.  a.  0.,  No.  62) ,  dessen  Melodieskelett  wegen  Raum- 
mangels  leider  nicht  wiedergegeben  werden  konnte.  Es  halt  noch  kon-. 
sequenter  als  das  erstere  an  dem  einmal  gewahlten  Melodiebruchstiick 
(auf-  und  absteigende  halbe  d  moll-Tonleiter)  fest. 

"  Auf  dem  gleichen  Prinzip,  und  das  erscbeint  als  eine  weitere  neue 
Brkenntnis,  beruben  sowohl  Machauts  Motette  (!)  »Felix  virgo*  (Wolf,  a. 
a.  0.  Nr.  16)  wie  seine  beiden  Messensatze  Kyrie  mit  Christe  und  Credo 
(Wolf,  a-  a.  0.  Nr.  17,  18).  Es  handelt  sicb  auch  bier  im  franzosichen 
Bereich  jedesmal  urn  einen  Canto  ostinato,  wie  man  dergleichen  Melodie- 
kerrie  in  der  Oberstimme  im  Gegensatz  zum  spiiteren  Basso  ostinato 
nennen  konnte.  Dabei  zeigt  sicb  der  liberraschende  Fall,  dafi  der  Canto 
ostinato   nicht   nur  in  alien  drei  IVIachaut'schen  Stiicken   derselbe   ist : 


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sondem  auch  mit  dem  der  Messenfragmente  des  Laurentius  und  Gra- 
tiosus  iiber einstimmt,  Es  scbeint  aich  um  einen  sehr  beliebten  Cantus 
firmus  zu  handeln,  Seine  Ahnlichkeit  mit  der  Hymne  Salve  regina  ist 
auffallend.  Diese  Entdeckung  lieB  mich  weiterf orscben ,  und  ich  kam 
za  dem  nicht  minder  tiberraschenden  Ergebnis,  daB 

nicht  nur  das   14.  Jahrhundert,    sondern   auch   noch   die 

ganze  Dufay-Epoche,  also  das  15,  Jahrhundert  (mit  Ein- 

r      schluB  Englands),  nicht  nur  in  ihren  weltlichen,  sondern 

auch  in  ihren  kirchlichen  Werken  (Messen,  Motetten, 
Hymnen)  mitVorliebe  dem  Prinzip  des  Kolorierens  und 
Variierens  einer  gegebenen  Melodie  (Volkslied,  liturgische 
Intonation  u.  dgl.J  huldigt. 

Da  sich  allmahlich  ferner,  auf  Grund  eingehender  Vergleiche  mit  der 
Literatur  der  Trecentisten  mir  die  GewiBheit  ergab,  daB  ein  iiberaus 
groBer  Teil  der  uns  aus  dem  15.  Jahrhundert  iiberlieferten  Literatur  (so 
z.  B.  die  Trienter  Codices)  unzweifelhaft  als  Orgel-  bzw.  Orchestermate- 
rial  aufzufassen,  die  Musik  also  instrumental  zu  verstehen  ist,  so  wurde 

■ 

Muster  dieser  schlichten  Volkstanze-  und  Iaeder  venlnderten  Eers melodie  der 
Gesange,  die  entweder  den  liturgiachen  Intonation  en,  einer  Hymne,  oder  einem 
Volkaliede,  einem  Tanzsatze  entnommen  und  nachgebildet  sein  konnte.  Dies© 
Kern  melodie  war  natiirlich  fiir  die  Sanger  die  Hauptsache.  tTber  die  verzierte  In- 
strumentalbegleitung  verliert  de  Orrocheo  keine  Worte,  denn  sie  gehfirte  nicht  in 
den  Bereich  des  S&ngerkreises;  nur  die  Zwischcnspieie  (»Neuinen«,  Modi,  Moduli) 
erw&hnt  er,  »nacb  Art  derei',  wie  sie  die  Tiolaspieler  am  SchluB  eines  Cantus 
coronatns  oder  einea  Stantipes  machenc  (122). 

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184  Arnold  Sobering,  Das  kolorxerte  Orgelmadrigal  des  Trecento. 

ich  zu  der  Annahme  gedrangt,   daB  ebenso  wie  in  der  weltlichen  Chan- 
son- und  Madrigalmusik 

auch  in  der  kirchlichen  MusikUbung  dieses  Zeitalters 
die  Praxis  weiterwirkte,  jedesmal  nur den  uhverzierten, 
aber  rhy  thmisch  und  metrisch  veranderten  {oft  in  Choral- 
noten  vorangestellten)   Canto  ostinato  vom  Sangerchor 
einstimmig  yortragen  zu  lassen,   wahrend  der  Organist 
(oder  ein  Orchester)  dazu  die  verzierte  Begleitung  in  der 
uns  iiberkommenen  Form  ausftthrte.    Und  zwar  lag  der 
Canto   ostinato  bis  Anfang  des    15.   Jahrhunderts  stets 
in  der  Oberstimme,  bis  er  im  Laufe  dieses  in  dieMittel- 
stimmen  (meist  Tenor)  iiberging1). 
Der  einleuchtenden  Beispiele  fanden  sich  so  viele,   daB  meine  An- 
nahme sich  mehr  und  mehr  bestatigte.     In  den  Notenbeilagen  gebe  ich 
unter  JSTr.  9  ein  aus  den  Trienter.  Codices  beliebig  herausgegriffenes  Stuck, 
die  Melodie  des  »0  gloriosa  regina*  des  Joh.  Touront  (Denkm.  d.  Tonk. 
in  Oster.  VII,  S.  219).   "Ware  es  nicht  eine  Verirrung,  die  herrliche  Marien- 
melodie,  wie  sie  sich  unschwer  aus  den  Verzierungen  herauslost,  mit 
diesen  singen  zu  lassen?   Wie  weihevoll  dagegen  der  Eindruck,  wenn 
sie  wie  ein  figurierter  Choral  von  Frauenstimmen  einstimmig  zur  Orgel 
(event,  mit  Yiolen  oder  andern  Instrumenten)  ausgefiihrt  wird.  Auf  diese 
Weise  hebt  sich  —  namentlich  im  Bereiche  der  friiheren  Liter atur  — 
eine  Menge  Wi dernatiirliches,  Yerzerrtes,  Unschones,  das  wir  bisher  als 
Anzeichen  des  »Kindeszeitalters  der  Tonkunst<    auf  Treu  und  Glauben 
hinnahmen  (vgl.  das  Yorwort  in  Bd.VII  der  Denkm.  d.  Tonk.  in  Osterr,). 
Ich  meine,  der  Musikverlag  sollte  nicht  lange  warten,  solche  Perlen  einer 
ganz  neuen  Literatur  trotz  der  zuweilen  rauhen  Schale  der  Begleitung 
allgemein  zuganglich  zu  machen2).  —  Zwei  weitere  Beispiele.   Im  gleichen 
Bande  befindet  sich  ein    »Salve  regina«'von  Dunstable  (S.  191),  bei 
Ambros-Kade  (Musikgesch.,  V,  S.  46)  ein  ebensolches  von  Obrecht, 
beide  iiber  die  schon  oben  bei  Machaut  >und  Gratiosus  'aufgewiesene  litur- 
gische  Intonation.    In  der  einen  wie  andern  ist  sie  dem  Prinzip  nach 

1)  In  dem  Ausdruck  »Cantus  firmus*  (Canto  fermo)  mockfce  man  fast,  eine  vei;- 
schwiegene  Andeutung  dieses  uralten  Verfahrens  erkennen.  Denn  >Cantus<  be- 
deutete  in  der  alten  Musikpraxis  nicht  nur  allgemein  >Gesang<j  sondern  im  spe- 
ziellen:  Ober-,  Gesangsstimme. 

2)  Das  Fehlea  einiger  Ke  mm  el  o  die  tone  in  der  kolorierten  Partie  (z.  B.  Takt  10, 
11,  18,  22)  erklart  sich  hier  wie  in  andern  ahnlichen  Fallen  aus  der  Dreistimmig- 
keit  dea  Satzes,  der  zuweilen  ein  Abbiegen  erheischte.  Es  konimt  auch  vors  da6 
das  Instrument  beim  Kolorieren  in  die  tiefere  Lage  steigt,  wahrend  die  Singstimme 
ihre.Lage  beibehalt.  Eine  Sammlung  der  schonaten  Stiicke  der  aiteren  und  jtingeren 
Zeit  (bis   1500),   die   den   Beweis   erbringeh   soil,   weiche   ungemein  anziehenden 

Wirkungen  der  so  gesfcaltete  Vortrag  auszuiiben  veriuag.  ist  fur  den  Stich  vor- 

bereitet. 


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Arnold  Schering,  Das  kolorierfce  Orgelmadrigal  des  Trecento.  185 

no  oh  ebenso  als  »Discantus  ostinatus*  durchgefiihrt  wie  im  Sanctus 
des  Gratiosus  von  Padua,  also  wie  anderthalb  Jahrhunderte  (!)  friiheri). 
Betrachtet  man  ferner  dazu  das  Sanctus  Heinrichs  VI.2),  das  die 
Melodie  f  b'  a'  g'  c'  d'  b'  a'  g'  in  drei  Satzen  (%,  %  %  [Verlangerung]) 
durchfiihrt,  oder  Dunstables  Paraphrase  iiber  »Crux  fidelis*3),  so  tritt 
die  Abhangigkeit  der  gpateren  Englander  von  den  italieniscben  Trecen- 
tisten,  wie  sie  Kiemann  bereits  erkannt  hat  (a.  a.  0.,  S.  Ill),  in  ein 
abermals  lielleres  Licht. 

Der  Text  —  und  das  halte  ich  fur  einen  schwerwiegenden  Beweis 
meiner  These  —  geht  in  alien  von  mir  dekolorierten  Kompositionen 
rein  und  voll  in  der  gegebenen  Anzahl  von  Diskantostinati  auf,.  und 
irgendwelche  Prokrustesexerzitien  sind  nicht  erforderlich.  Welches  ganz 
ungeahnte  Forschungsgebiet  sieh  hiennit  erschlieBt,  wage  ich  nur  anzu- 
deuten.  Man  greife  etwa  zu  den  drei  schlichten  Instrumentalkanzonen 
uber  »0  rosa  bella«,  wie  sie  der  genannte  Denkmalerhand  auf  den 
SS.  224,  225  (Anonymus),  227  (Job.  Cxconia)  bringt,  16se  aus  ihnen  den 
Kern  der  reizenden  Kanzone,  und  vergleiche  nun,  nachdem  man  das 
Variationsges chick  der  drei  Heist er  bewundert,  ihre  Verwendung  in  den 
folgenden  kunstvolleren  Satzen  von  Dunstable-Bedingham,  Hert-Ockeghem, 
und  Yor  allem  in  den  drei  Messen  uber  dieses  Lied  im  3X  Bande,  S.  Iff. 
Denn  was  oben  iiber  den  einstimmigen  Gesang  Hturgischer  Diskantostinati 
geaagt  wurde3  gilt  natiirlich  auch  von  weltlichen:  beim  Vortrage  der 
»0  rosa  bella«-Messe  z.  B.  brauchte  der  Ohor  lediglich  die  Kanzonen- 

1)  Die  Aufforderung,  dieses  Vortragsprinzip  noch  waiter  zuriickzuverfolgen, 
liegt  so  nahe,  da8  ihr  nicht  widerstanden  werden  kann.  Vielleicht  bahnt  sich  z.  B. 
eine  befriedigende  LOsung  des  Problems  der  Notkerschen  Sequenzen  (urn  900) 
an,  wenn  man  diese  auffafit  als  Versuche,  aus  den  stark  kolorierfcen,  allmUhlich 
verwirrend  notenreich  gewordenen  Alleluja-Jubili  wieder  den  ursprQnglichen 
ein  fa  chen  Melodiekern  herauszulOgen  und  diesen  so  gewonnenen,  oft  wie 
ein  echfcer  Discantus  ostinatus  aussehen den  Kern  mit  entsprechendem  Text  (gleich- 
gtiltig  ob  streng  gemessenem  oder  prosam&Bigem)  za  versehn.  Die  Technik  und 
Volkstiimlichkeit  der  Sequenzmelodien  erinnert  so  unmittelbar  an  die  der  Diskant- 
ostinati des  14.  und  15.  Jahrhunderts,  da.6  die  Verwandtscbaft  beider  Praktiken 
nicht  iibersebn  werden  kann.  Wenn  Schubiger  (Siingerschule,  S.  41)  sagt:  »Selbst 
bei  den  Sequenzen,  die  er  [Notker]  den  Alleluja  und  Graduaiien  nachbildete,  aind 
tiberall  nur  die  Tonart  und  die  AnfangstQne  derselben  beibebalten,  alle  nacfa- 
folgenden  TonsS-tze  stimmen  mit  der  Melodie  des  Alleluja  nicht  mehr  uberein  und 
erscheinen  daher  als  Notkers  eigene  Arbeit* ,  so  scbeint  mir  das  sehr  fraglicb. 
Sequenzenkenner  miiBten  mit  einem  nunraehr  fUr  das  Koloraturprinzip  gescMrfien 
Blick  feststellen,  ob  Notker  nicht  doch  anfangs  nichts  anderes  getan  hat,  als  den 
ursprttnglichen  Kern  der  Melodie  wieder  herauszudeatillieren.  Damit  wiirde  sich 
eine  Full e  von  jahrzehntelang  gehegten  Zweifeln  und  Widerspruchen,  vielleicht  gar 
auch  inbezug  auf  die  rhythmische  Frage  der  Neumen,  heben. 

2)  Sammelb.  II,  S.  380. 

3)  Denkm.  d.  Tonkunst  in  Oaterreich,  VII,  S- 183.  Eine  Reihe  geistlicher  Orgel- 
fitucke  engliscber  Abkunft  aus  dem  frlihen  16.  Jahvhundert  besitzt  das  Brit  Mus. 
Add.  30513;  dann  auch  15233,  29996  und  Roy.  App.  56, 

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186  Arnold  Sobering,  Das  kolorierte  Orgelmadrigal  dea  Trecento. 

melodie  im  Kopfe  zu  haben,  urn  auf  sie  mit  gewissen,  vom  Dirigenten 
oder  Organisten  angewiesenen  Tern  porno  difikationen  entweder  Kyrie  oder 
Gloria  oder  Credo  usw.  zur  Instrumentalbegleitung  sbzusingen1).  "Wie 
im  Einzelnen  das  Einstudieren,  Uben  unci  Zusammenmusizieren  von  stat- 
ten  ging,  muB  auf  Grund  hoffentlich  nicht  fehlender  Dokumente  in  Zu- 
kunft  nachgewiesen  werden.  In  uberaus  schlagender  Weise  wird  diese 
Praxis  belegt  durch  Dufays  Messe  liber  »Se  la  face  ay  pale«  (Denkm» 
d.  Tonk.  i.  Oster.  VII.  S.  120 HX  Hier  ist  der  Ganto  ostinato  bereits  zu 
einem  Tenor  ostinatiis  geworden  und  —  was  in  den  »0  rosa  bella«- 
Messen  noch  nicht  der  Fall  ist  —  in  No  ten  (!)  fortlaufend  aufgezeichnet. 
Die  dreistimmige  Orgelbegleitung2)  paraphrasiert  und  koloriert  fortgesetzt 
die  hubsche,  sicherlich  parodistisch  gemeinte  italienische  Kanzone,  die 
der  Chortenor  mit  Unterbrechungen  schlicht  volkstumlich  auf  den  Mes- 
sentext  vortragt.  Man  hat  zwar  bemerkt,  dafi  dergleichen  Messen  ge- 
meinsame  Kopf motive  in  den  einzelnen  Teilen  haben,  nicht  aber  auch,  . 

dafi  sie  ihren  Cantus  firmus  vollstandig,  von  Anf  ang  bis 
zu  Ende  abwechselnd  auch  in  den  iibrigen  Stimmen  kolo- 
riert  (variiert,  paraphrasiert)  durchfuhren.  Es  sind  dem- 
nach  ausgedehnteLied-  bzw.  Choralfigurationen  (Messen-,' 
Motetten-,  Hymnenfigurationen). 

Da  hiermit  zugleich  der  indirekte  JBeweis  gefiihrt  ist  fur  die  Praxis 
des  vorausgehenden  Trecento  —  und  dieses  wieder  pflanzte  nur  noch 
altere,  in  eine  bis  jetzt  noch  dunkle  Vergangenheit  hinaufreichencle  Tra- 
ditionen  fort  — ,  so  setze  ich  den  Grund  plan  der  ersten  Satze  der  Dufay- 
schen  Messe  her* 

Eyrie  (4  at-)-  Die  ganze  Kanzone  wird  unkoloriert,  einstimmig  vom  Sangerchor 
(Alt)  znr  lcoiorierenden  dreistimmigen  Orgelbegleitung  gesungen. 

Chriate.  Zweistimmiger  Satz  zur  Orgel.  Die  Oberstinimen  (dreizeitig  zu  messen!) 
.  bilden  eine  rhyihraisch  ver&nderte  Durchfuhrurig  der  ganzen  originalen 
Kanzone  und  werden  abwechselnd  von  einem  Solo  sop  ran  und  Soloalt 
ausgefuhrt. 

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1)  "Wie  keine  Frage  aus  der  alteren  Musikgeschichte  durch  das  Aufrollen  dieses 
neuen  Problems  gauz  unberiihrt  bleibt,  so  auch  nicht  die  nach  der  Tempoauf- 
fassung  und  nach  der  Art  und  Weiac  des  Dirigierens  in  der  aiten  Zeit.  Von 
nun  an  wird  es  ferner  wohl  nicht  mehr  vorkommen,  daB  jemand  eine  Disser- 
tation Qber  die  »0  rosa  bella«-Kompositionen  schreibt  und  dabei  den  originalen 
Cantus  firmus  vollig  vetkennt.  Welche  frappierenden,  vQllig  neuen  Blicke  in 
die  Tonkunst  der  alien  Meister  uns  durch  die  Aufdeckung  des  Kolorier-  und 
Variationsprinzips  gewtihrt  sind,  und  wie  sich  ungeahnto  Beziehungen  der 
Schulen  und  Meister  untereinander  ergeben,  moge  demnftchst  gerade  an  diesen 
Kompositionen  gezeigfc  werden. 

2)  Beziebungsweise  mit  Streich-,  Bias-,  Zupf-  und  Schlaginstrumenten,  fur  deren 
Zusammenstellungen  unter  Vorantritt  der  Orgel,  dem  in  der  Renaissancemalerei- 
und  Plastik  typischen  Attribut  der  hlg.  Caecilia,  H.  L-eichtentritt  so  manches 
Beispiel  gebracht  hat  (Sammelb.  VII,  S.  315  ffi). 


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Arnold  Sobering,  Das  kolorierte  Orgelmadrigal  des  Trecento.  18.7 

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Kyrie.    Der  Chor  fuhrt  die  Kanzone  abermals  einsfcimmig  zur  paraphrasierenden 

dreistiinmigen  Orgelbegleitung  durch. 
Gloria.    Bis  Takt  18  wie  im  Christe.    Takt  19  JEinsatz  des  Chor  tenors,  wiederum 

zu  paraphrasie  render  Orgel.   Von  Takt  71  an  wie  im  Christe.  Das  Thema 

wird,  rhythmisch  uiodiiiziert  (von  Takt  65  an),  von  eineni  SolobaS  auage- 

fuhrt,    Takt  82   Einsatss   des   Cbors.    Voile   Durchfuhrung   der  Eanzone 

wie  oben. 
ui  tollis.     Takt  120—137  wie  in  Christe.  Von  Takt  13S  Chordurchfiihrung  wie 

oben. 
Cum  sane to  spiritu.    Von  Takt  238  an  wie  im  Christe.    Chor  von  Takt  244  an 

wie  oben. 

Somit  wird  also  auch  die  Gescbichte  der  Messe  trod  des  Kircheniieds 

in  Zukunft  ein  .anderes  Gesicht  bekommen,  sich  freilich  gleichzeitig  audi 
unser  Kespekt  vor  den  Gesangsleistungen  der  alten  Sangerchore  mindern. 
Sie  hatten  es  wahrlich  leicht,  und  das  Studium  beschrankte  sich  jedes- 
mal  nur  auf  das  Einiiben  der  vom  Komponisten  gewiinschten  rhythmischen 
und  metrischen  Veranderungen  des  Canto  (Tenor)  ostinato.  DaS  viele 
eitle  unter  den  Vor-  und  Solosanffern  sich  veranlaBt  geftihlt  habeu.  das 
Kolorieren  der  Instrumente  mitzumachen,  ist  anzunehmen.  Die  Klagen 
iiber  gesangliche  Auswiichse  horen  ja  vom  Mittelalter  bis  ins  18-  Jahr- 
hundert  nicht  auf,  und  auch  die  Organisten  mogen  oft  fibers  Ziel 
hinaiisgeschossen  sefti.  Indessen  scheint  die  Manier,  auch  in  den  Sing- 
stimmen  starker  zu  kolorieren,  erst  im  16.  Jahrhundert  in  groBerem 
MaBstabe  aufgekommen  zu  sein,  Aber  auch  da.noch  —  soweit  erhellt 
aus  den  seit  1535  in  Menge  auftatichenden  Anleitungen  zum  Verzieren  - — 
gait  die  Kunst  des  Kolorierens  oder  Diminuierens  in  erster  Linie  als 
eine  Kunst  der  Instrunfentisten  (Gambe,  haufiger  Violine,  Mote 
[also  Diskantinstrumente!  z.  B.  in  Ganassis  »Opera  intitulata  Fontegara« 
1535,  clazu  fiir  Orgel,  nam  entlich  in  Deutschland1}]).  Man  versuchte  die 
leise  schwindenden  Traditionen  durch  die  Schrift  festzuhalten.  Denn  in- 
zwischen  war  mit  Okeghem  die  Zeit  des 

imitierenden  Stils  angebrochen.     Dieser  wurde  der  Tod- 
feind  des  zur  Orgelkoloratur  gesungenen  schlichten  Lie- 

cles  weltlicher  wie  geistlicher  Art   und  lieB   es  in    den 
Augen  der  jiingeren  Generation  schnoll  veralten. 

Bekanntlich  haben  aber  selbst  in  der  Hochbliite  der  nun  einsetzenden 
imitierenden  a  cappella-Musik  die  Sanger  das  Kolorieren  nicht  lassen 
konnen:  die  »flores«  und  »fioriture«  der  alten  Zeit  lagen  ihneu  noch 
immer  im  Ohre.   Wahrscheinlich  ging  der  ProzeB  so  vor  sich,  daB,  nach- 


* 


1)  Welche  Rolle  die  einigermaBen  post  festum  koinmenden  Deutschen,  inabe- 
sondere  Paumann  mit  seinein  Fundammtwn  oryanisandi  (urn  1460),  dazu  Adam 
de  Fulda  u.  a.  in  diesem  ProzeC  spielten,  mag  bei  anderer  Gelegenheit  erortert 
werden. 


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188  Arnold  Sobering,  Das  kolorierte  Orgelmadrigal  des  Trecento. 


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aem  aie  iragweite  cles  lmitatonschen  Jrrmzips  emmal  erkannt  una  suk- 
zessiver  Stimmeintritt  Kegel  geworden  war,  man  zwar  den  Cantus  firmus 
im  Tenor  beibehielt,  ohne  ihm  jedoch  mehr  als  Kopfmotive  zu  entnehmen. 
Er,  der  ebemals  gesungene  Hauptstimme  gewesen  war,  dient  jetzt  lediglich 
als  ideelle  Basis  eines  polyphonen  G-ebaudes.  "Vielleicht,  daB  er  in  der 
Periode  der  uberwiegend  polyphonen  Kunst  goradezu  zu  einer  Instru- 
mentenstimme  umgewandelt  wurde.  Was  bei  Riemann  (a.  a.  0.  I  2, 
3.  344fE.)  liber  das  Aufkommen  dieser  Kunst  gesagt  istt  gilt  niit  den 
nunmehr  notigen  Einschrankungen  und  Modifikationen  auch  fernerhin. 
Es  scheint  sich  jedenfalls  zu  bestiitigen,  daB  die  von  Tinctoris,  Martin 
le  Franc  u.  a.  im  Hinblick  auf  Dunstable  und  Dufay  geruhmte  »Ars 
nova«  des  15.  Jahrhunderts  vor  alleni  darin  bestand,  daB  die  bis  dahin 
herrschende  instrumental  [!]  Mehrstimmigkeit  init  dominierender 
unisoner  Gesangsmelodie  von  der  vokalen  Mehrstimmigkeit  d.  h. 
von  der  verschiedene  Gresangsstimmen  gleichmaBig  beschiif- 
tigenden  >Figuralmusik<  {mit  oder  ohne  Instrunientenmitwirkung) 
abgelost  wurde.  Das  vermehrte  Auftreten  von  Imitationswendungen 
kann  als  sicheres  Zeichen  dieses  Umschwungs  g-elten.  Dieser  selbst  ist 
bedeutend  genug,  urn,  wie  hisher,  als  Datum  einer  .Renaissance  der  Ton- 
kunst  in  den  JMusikgeschichten  belassen  zu  werden.  Auch  hier  narrt 
nunmehr,  trotz.Lederer1),  noeh  manche  Frage  der  Beantwortung. 

Welche  Ergebnisse  der  wissenschaftliche  Vergleich  kolorierter  Stucke 
mit  ihren  unkolorierten  Originalen  auch  fiir  die  Frage  nach  der  Setzung 
der  Akzidentalen  bringt,  mag  wenigstens  angedeutet  sein.  Job. "Wolf  hat 
in  ungezahlten  Fallen  Kreuze  und  Bees  iiber  den  Noten  seiner  Publika- 
tion  ergiinzt,  und  wir  alle  werden  ihm  bisher  dabei  zugestimmt  haben. 
Die  meisten  davon  behalten  auch  in  Zukunft  ihre  Griltigkeit,  einige  aber 
wird  man  auf  Gxund  des  tonalen  Obarakters  der  Kernmelodie  entweder 
streichen  miissen  oder  sie  vermehren.  Einige  Prohen  dafiir.  Im  Madri- 
gal  »Io  ho  perduto*  des  Donatus  (Wolf,  Sanimelb.  HI,  S.  636;  dazu 
das  Beisp.  oben)  ergiinzt  Wolf  in  Takt  38  ein  b ;  desgl.  in  Takt  55 ;  ein 
fin  Takt  60;  desgl.  Takt  69;  ein  t*  in  Takt  75.  In  alien  fiinf  Fallen 
widerspricht  dem  die  Kernmelodie.  Dafiir  muB  xin  Takt  29,  30,  31  cis 
stehen  (analog  dem  Takte  15).  In  "Takt  96,  der  diesen  beiden  vorher- 
gehenden  Stellen  entspricht,  muBte  folgerichtig  die  Oberstimme  d  cis 
cis  h  |  a  heiBen;  dazu  paBt  freilicb  der  Tritonus  f  der  Unterstimme  nicht. 
Will  man  den  richtigen  Melodienzug,  der  unbedingt  cis  fordert,  bewahren, 
so  muBte  man  die  Unterstimme  sdhonfisgis  |  afiihren.  Im  Rondo*  3 'amours* 
von  Machaut  (G-esch.  d.  Mensuralnot.  Ill,  S,  66;   dazu  das  Beisp,  oben) 


. 


1)  (Xber  Heimafc  und  Ursprung  der  niehrstimmigen  Tonkunst,  1906.    Der 

ware  zutreffender,  wenn  er  vor  >Tonkunst«  das  Wort  >vokalen<  einfiigte.  • 


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Arnold  Sobering,  Das  kolorierte  Orgelrnadrigal  des  Trecento.  1&9 

rr"nzt   Wolf  in   Takt  22  fis\    der  Melodiekern  fordert  gebieterisch  /". 
T)Srffleichen  Falle,  wo  das  unbefangene  Gefuhl  sich  mit  "Wolf  zu  Kon- 
kturen  gezwungen  sieht,  ohne  daB  sie  sich  bei  naherem  Zusehn  rechtfertigen 
f    en    erscheinen  viele.    Es  kommt  auch  vor,  daB  der  originate  Melodie- 
,a  ,nt0'n  mit  der  Unterstimme  zusammen  eine  verponte  Dissonanz  ergibt. 
Dann  fallt  die  Entscbeidung,  ob  der  Melodieton  gefarbt  (also  gefalscht) 
•den   oder  ob,  falls  die  Unterstimme  unveranderlich  -ist,  die  Dissonanz 
belassen  werden  soil,  besonders  schwer  (z.  B.  im  Madrigal  des  Donatus, 
I  Takt  75;  im  Rondo  von  Macbaut,  Takt  13,  wo  das  »versuBende«  b  des 

I  Tenors  eine  Umbeugung  des  oberen  e  in  es  zu  forderh  scbeint).  Jedenfalls 

wird  in  dergleichen  Zweifelsfragen  die  Herauslosung  des  Melodiekerns 
nunmehr  gute  Dienste  leisten.  Die  unverzierten  Lieder  selbst  —  diese 
Tatsache  kann  aufs  neue  mit  Genugtuung  ausgesprochen  werden  — 
kummern  sich  nicbt  urn  die  Kirchentonarten  und  die  Regeln  der  Tkeo- 
retiker 1).  Wie  Blumen  auf  dem  "Wiesengrunde  sind  sie  erbliiht,  geschaf  en 
aus  dem  natiirlieben  musikalischen  Instinkt  des  Volkes.  Nicbt  in  einer 
einzigen  der  zahlreichen  Melodien  erscheinen  fremclartige  Tone,  die  darauf 
schliefien  lassen  konnten,  daB  diese  Weisen  nunmehr  secbsthalb  Jahr- 
hunderte  alt  sind.  Erstlim  Schmelztiegel  des  an'  feinere  Sitten  gewohnten  ' 
Kunstsetzers  verloren  sie  an  Earbe,  biiBten  ihre  Frische  und  TJnmittel- 
barkeit  ein  und  muBten  dulden,  daB  ibr  innerster  Kern  unter  der  bunten 
I  Hiille  auf-  und  abirrender  Nebennoten  ubersehen  wurde.  Aber  nur  unter 

|  diesen  Opfern  konnten  sie  uns  uberbaupt  erhalten  bleiben.    Nun  erziihlen 

sie  von  einer  musikgeschichtlichen  Periode,  in  der  Yolks-  und  Kunst- 
musik  eine  Verbindung  eingfagen,  wie  sie  sicli  in  gleicber  Innigkeit  wohl 
kern  zweites  mal  wiederholt  hat.  Der  weltfreudige  Charakter  des  Zeitalters 
der  Renaissance  spiegelt  sich  in  ibnen  kaum  weniger  scbarf  als  in  der 
i  Dichtung   und  in  den  bildenden  Kunsten   der .  Zeit. 

Die  weitgehende  Bedeutung,  die  den  florentiner  und  den  franzosischeu 
Trecentisten  in  der  Musikgeschichte  einstimmig  zuerkannt  wird,  wird  ibnen 
auch  weiterhin  erhalten  bleiben.  Aber  der  Sinn  dieser  BSdeutung  wird 
I  sich  andern,  sobald  die  Tragweite  des  in  strum  entalen  Koloraturlieds,  das 

1  sie  mit  so  groBer  Liebe  pflegten,  mit  alien  Konsequenzen  erfaBt  sein 

I  wird.  Und  nur  auf  eine  dieser  Konsequenzen  mochte  icb  noch  aufmerk-  • 

I  sam  machen.    Ist  die  Musik  der  Trecentisten,  wie  soeben  nachgewiesen 

\  wurde,  zum   weitaus  groBten  Teile  als  mebrstimmige  Instrumentalmusik 

zu  betrachten,  so  erklart  sich  auch  die  Rolle,  die  sie  in  der  Entwicke- 
lungsgeschichte  der  Mensuralnotation  spielten.  Wir  sind  nunmehr 
gezwungen,  diese  Geschichte  im  Zeitraum  des  13.  und  14.  Jahrhunderts 

: 

1)  Das  Rondo  des  Guidoz.  B.  wird  ein  bretonischev  Spielmann  des  14.  Jahr- 
hnnderts  sicherlich  nicht  mit  der  Dominante  d  der  ersten  Kirch enton art,  sondern, 
seinem  natttrlichen  Empfinden  folgend,  mit  dem  Grundton  a  begonnen  haben. 


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190  Arnold  Sobering,  Das  kolorierte  Orgelmadrigal  des  Trecento. 

vorwiegend  vom  Standpunkt  der  instrumentalen  Musik  aus  zu  be- 
tracbten,  und  miissen  annehmen,  daB  eine  Anzabl  folgenscbwerer  Ande- 
rungen  im  Notenbild  —  vor  allem  das  Auftaucben  kleiner  und  kleinster 
Notenwerte,  dazu  gewisse  Abkiirzungen  fur  rhytbniiscbe  Werte  —  un- 
mittelbar  mit  clem  Uberhandnehmen  der  instrumentalen  Koloraturpraxis 
in  Verbindung  steht.  Vielleiclit  sogar,  daB  mancber  noch  problematisch 
gebliebene  Zusammenbang  erst  jetzt  sicb  als  logisch  entbiillt. 

Komme  ioh  zum  SchluB.     Unsere  Vorstellungen  von  der  Musik  des 
14.  und  15.  Jahrhunderts  haben  sieli  lange  genug  und  allzu  einseitig  in 
der  Sphare    der   reinen  Gesangsmusik   bewegt.     Wir   werden  anfangen 
miissen,   die  ungebeure  Bedeutung  der  Instrumentalmusik  in  dieser  Zeit 
einzusehn,  und  versuchen  miissen,  ihr  die  ihr  so  lange  entzogenen  Sym- 
patbien    verdientermaBen    zuriickzugeben.     Mancbe    scbonen   Illusionen 
unserer  Yater  werden   dabei  fallen,   aber  mancbe   neiien   und    eb.enso 
scbonen  werden  an  ibre  Stelle  treten.  Icb  bin  mir  der  Kiihnheit  meiner 
Worte  wobl  bewuBt,  wenn  icb  mit  etwas  Beklommenbeit  auszusprecben 
wage,  daB  meine  prinzipiellen  AusfUhrungen  und  die  von  mir  selbst  nocb 
nicht  iibersebenen  Folgen  eine   Umwiilzung  so  wobl  in  unsern  An- 
sebauungen  und  TJrteilen  liber  die  Musik  bis  zum  16.  Jahrhun- 
dert  wie  m  der  Editionstecbnik  mit  sicb  bringen  werden.   Mogen 
meine  Fachgenossen  uber  sie  und  fiber  micb  richten.     Soviel  aber  darf 
gesagt  werden,  daB  das  Verfahren  des  »Dekolorierens«  von  nun  an  zum 
unentbehrticben  Geistesrequisit  eines  jeden  werden  rauB,  der  sicb  mit  der 
Muaik   der  alteren   Zeit    besehaftigt.      Vielleiclit,   daB  es  sicb  bald  als 
Notwendigkeit    berausstellt,   in   den  musikwissenscbaftlicben    Seminaren 
unserer  Universitaten  ■  Ubungen    im  »Dekolorieren«,  cl.  h.  im  Aufsucben 
des  Melodiekerns  kolorierter  mittelalterlicber  Kompositionen  einzurichten. 
Oenn   daB    diese   Eeduzierung  nicbt  vom  Zumll  oder  vom  subjektiven 
Daturbalten  abhangig   gemacbt  werden  darf,   sondem  von  Regeln  und 
wissenscbaftlicben   Grundsatzen    bestimmt  wird,    bedarf    der  Erwabnung 
nicbt.   Stellen  sicb  in  besonders  schwierigen  Fallen  Meinungsverschieden- 
beiten  ein,    so  Hegt  das  in  der  Natur  der  Sache  begrundet.    Auch  die 

folgenden  Notenbeilagen  wollen  zunachst  nicbts  anderes   als  Yersuche 

geben. 


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Arnold  Sobering,  Dae  kolofierte  Orgelmadrigal  des  Trecento* 

Nr.  1. 

Joh.  de  Florentia  (Wolf,  a.  a.  0.  N9  3a). 
j       Madrigal.     ^^^  ,•     **$* 


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Ubtirtrag-ung 


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pa  .         . on  no 


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194  Arnold  Scheming,  Das  kolorierto  Orgelmadrigal  des  Trecento. 

Nr.2. 

Joh.  de  Flopentia  (Wolf,  a.a.O.  N<?  39). 


instr. 


Na^scosoel       vi   .  bo 


stava-     fra  le    fron.de. 


instr, 


."Ll^ljLll'Mj   '   "UUil,4,lj,^^ 


D'un    bel       giar  .  di  „   no 


uppresena    mo     guar,  da,  va. 


fioprT  u  .  na  fun    . 


_  U.        ])o  .  ve 


si       po.sna.va, 


Qual     e    -    ra     seal  .,  za, 


qual 


comeBlJ.a      nac  . 


■ 


Nr.  3. 

Laurentius  de  Florentia  (Wolf,  a.a.O,  N?  49).  [vgi.N94.] 

A_ (Alt) 


I  . 

Ubortragun£< 


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■ 


ta  se        n'e.ra       star  nel     pa.ra    -     di„so i-tasencra star n«lparadi. 

i 


■ 


; 


Arnold  Sobering1,  Das  kolorierte  Orgelraadrigal  des  Treconto. 


195 


(Tenor) 


Co  .    flien  . 


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fior 


Pro.ser    -     pi  _  na 


can 


ta     _ 


-   va. 


do  fior    Prosttrpuxta  cant  a 

instr.  __ 

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N^  can.ta    - 


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.    do  per  VamorfiuoPIu., 


Qaan    .    do  per  Va     ,      mat   a 


cer  _    ca    „    va 


Ben    _  che 


.   glio       di 


J 


196 


Arnold  Sobering,  Das  kolorierte  Orgehnadrigal  des  Trecento. 


},  I  J  j  J  JUJJurgrt^g^ 


-    n«, 


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in  pri-gio  _ 


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*  parv© 


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don  _  na 


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2.  Stimme, 


A        die       pa.ro    lcraan'al       vi      _ 


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s. 


mai   stett1  ■    in  pri  -   gio    - 


- 


K£ 


twee?** 


•    - 


Arnold  Schering,  Das  kolorierte  Orgelmadrigal  dea  Trecento. 

Nr.  4. 

Vincentius  de  Arimino  (Wolf,  a.  a.O.  N<?  50).  [vgl.N?  3J 

j         Madrigal.  3 


Ubertraguitg. 

instr. 


197 


ta         se  ne.ra  star  nel     pa    .    ra    .     di    * 


^iij  j  j  ^ 


nel  pa    .    ra    .     di 


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-  ra    .     di  - 


irlien.do      fior 


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Pi    - 


na 


can  .  -  ta    _ 


.  va?      quan    -    do  per  Pa  . 


suo  Plu.to  c«r    .     ca  . 


tnor  suo  Plu  -  tocer.  ca  - 


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-    va. 


instr. 


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Ben    -     che      me   -    gli<>       di 


me  fe    _  ce      Plu    . 


* 


198 


Arnold  Sobering,  Das  kolorierie  OrgeTmadrigal  des  Trecento 


.  1 1 


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co  Plu  .  to     . 


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A_fe 


ne  chela  ra.pi,  ina-  i  atett'      inpri  .  gio 


m 


Gobi  mapparve  ond'io  m  inamorava 
La  donna  che  paro'le  man!  al  visa 
Per  far  che  mai  da  lei  fossi  diviso. 


pn 


gi»     - 


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<■-  'pi 


Nr.  5. 


• 


1 


Bartolinus  de  Padua  (Wolf,  a.  a.O.  N?  43), 

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can  , 


.  gia-t' 


man    - 


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-  che canglat'el nton  -do     daZPan    .     ti  . 
instr. 


■  1 1' 


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Non      sochi  te  .  ner 


- 


Arnold  Sobering,  Das  kolorierte  Orgelmadrigal  des  Trecento.  199 


instr. 


so 


chi       toner       deg-gia,  per  &  _ 


.  mi  - 


a     .     mi    . 


iristr. 


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nel  cor  suu  ment«     a  .    ma  . 


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BUO 


men   -    te  a.  ma   - 


-   ra. 


Nr.  6. 

Guillaume  de  Machaut  (Wolf,  a.a.O.  N°  21). 

Rondeau. 


i 


Com    - 
Tiber  tragung. 

\         Com  .  ment 


ment        puet 


on  mieux    ses 

infiir. 


nueux    sea 


maus       dirt* 


maua 


L  * 


1 


A  j     da 


me   qui  con  .  gnoithon  .  *  nour. . 


F,1      '— * 1 


* 


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200 


Arnold  Sobering,  Das  kolorierte  Orgelmadrigal  des  Trecento. 


.: 


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da.me     qui         con_gnoit  hon   - 

instr. 


- 


nour. 


Et     qu!on       l'ai  -  me  de    vraiea.  -  mour. 


. 


-. 


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ht  r  i  r  M  r  i  d»-fr-r-p-t 


Et 


*%      -Quant 


^\       quant 


uu'on  l*ai    . 


a 


mans 


res  - 


.  soin-eneefi     , 


con 


r 


,    .<*-^ 


dire, 


a  -    mans        res    -     soin-^ne^e.cun  - 


.  dire. 


.   . 


-- 


- 


Nr.7. 


Guido(Wo]f,  a. a. O.N?  64). 
j       Rondeau. 


Dieu 

* 

U'bttrtrag'ung;. 


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gart 


*\      Dieu 


gart 


qui       Men 


le    chante 


-  ra. 


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^\    e'est 


pour 


la  .  mour  d«  ma        da  - 


-  me 


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Arnold  Sclieringj  Das  kolorierte  Urge] madrigal  ties  True  exit  6. 


201 


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^  primierquifau 


dra.        Dieu 


gart     qui   Men 


la  chan.te    .     ra. 


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da    .     xn«    VtiUt      qui      bien    di  -  ra 


I'ait     com    ee 


I 


^      Mm  m 


-  mur       par       m&r     -      mea 


Bieu 


A    S^rt       qwi      bien 


le  chante  .  ra. 


i 


Nr.8. 


Laurentius  (Wolf,  Sammelfc. in,  S.  630 ). 


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202  Arnold  Schering,  Dae  kolorierte  Orgelrnadrigat  des  Trecento. 


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mi 


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Sab  .  ba  . 


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2.  Stimme, 


Pl«  .  ni  sunt  cue,Ii  et    ter  _  ra. 


g" lo  .  ri  .  a 


PI« ,  ni  sunt  cui.H  et     ter  - 


glo  .  ri  -  a 


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ne  .  d.i    . 


.    ctus     qui 


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■ 

Arnold  Sobering,  Das  kolorierte  Orge]  madrigal  dee  Trecento. 


203 


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813. 


Nr.  9.  ■ 

Joh.  Touront  „0  gloriosa  regina"(Denkm.d.Tonk.  LOsterr.  VIL  S-219). 


0    eiori -  o    . 


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re„£un&mun  - 


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grlo    -    pi  „  o  . 


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mun  .  &it 


sue .  cur 


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204 


Arnold  Sobering,  Das  kolorierte  OrgelmadrigaJ  des  Trecento. 


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A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols1). 


Iter  Hispanicum 

Par 

Dom  Maur  Sablayrolles. 

(San'  Pedro  de  Bes&lii.    Gerona. 


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1 

Commence  au  printemps  de  1905,  *  Titer  hispanicum*  dont.nous  publions 
je  recit  ne  fut  termine,  par  suite  d'une  interruption  forcee,  qix'aux  premiers 
jours  de  1906.     Notre  intention '6 tait  de  garder  a  son  sujet  un.  silence   ab- 

solu.     Ce  parti  nous  convenait  parfaitement,  nous  le  trouvions  plus  confornie 
&  nos  goiits  et  plus  en  rapport  avec  la  logique  des  choses.  ,  y 

En  effet,  duranfc  tout  ce  voyage,  notre  role  a  ete  des  plus  modestes. 
Humbles  serviteurs  de  Solesmes  et  de  TEglise,  notee  mission  pontificate  con- 
sistait  uniquement  k  parcourir  les  biblioth^ques  du  Royaume  appartenant 
a#oit  aux  cathSdirales  soit  a  l'Etat,  pour  y  recueillir,  au  moyen  d'un  syst&ne 
de  photographio  tr6s  rapide,  les  manuscrits  gregoriens  les  meilleurs  et  les 
plus  anciens.  Au  fur  et  &  mesure  que  les  photographies  etaient  faites,  sans 
prendre  le  temps  de  les  reveler,  temps  qui  nous  eQt  manque  d'ailleurs  avec 


Aux  Benedictins  de  Solesmes  Stait  done  reserves  l'etude  approfondie  de 
ces  pr^cieux  documents.  Quant  h,  nous,  e'est  h  peine  si  nous  les  avohs 
entrevus,  notre  tache  etant  bien  differ  en  te  et  nous  obligeant  avant  tout  k 
aller  vite.  j 

On  comprendra  maintenant  sans  peine  que,  sans  faire  ostentation  d'hu- 
milite,  nous  eussions  voulu  nous  derober  par  un  silence  discret  h  l'attention 
de  tous.  Le  silence,  on  le  voit7  convenait  k  merveille  a  de  modestes  ou- 
vriers  tela  que  nous.     Et  si  trop  souvent  sur  le  parcours  de  notre  route  oil 

nous  aurions  voulu  passer  inaper$us,  les  feuilles  publiques  se  sont  crues 
obligees  de  nous  signaler  h  leura  lecteurs,  ce  fut  toujours  &  notre  insu  et  & 
notre  grande  surprise- 

.  ■ 

* 

1)  C6dant  aux  instances  de  M.  R  Pedrell  et  a  Tinvitation  que  nous  en  a 
gracieusement  faite  la  Rassegna  Gregoriana  dans  son  num£ro  de  <Luglio-Agoeto 
1909»,  nous  reeditons  sous  ce  tifcre,  en'fran^ais,  les  articles  que  nous  avons  pub- 
lies,  en  Catalan,  sur  notre  «iter  hispanicum*  dans  la  Bevisia  Musical  Gaialwia  de 
Barcelona. 

2)  Vaste  maison  de  campagne  dc  Tile  de  Wight  ou  a'dtaient  refugies  tout 
d'abord  les  Bfriedictins  de  Solesmes,  .. 

S.  d.  IMG.    XIII.  I  14 


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206    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 

Mais  devant  les  instances  reiterees  de  nos  amis,  devant  surtout  lea 
instances  formulees  par  notre  d£vou6  M.  P.  Pedrell,  le  savant  <5diteur  de 
I'cHispaniae  Scholia  Musica  Sacra»,  et  l'auteur'de  taut  d'es'uvres  remarquables, 
nous  nous  sommes  trouvds  dans  Vimperieuse  obligation  de  sortir  de  notre 
reserve.  En  le  faisant  &  regret,  nous  avons  au  moins  pour  nous  consoler 
la  conscience  de  remplir  un  double  devoir:  la  reconnaissance  cavers  ceux  qui 
nous  ont  tant  aid^s  et  envers  la  noble  nation  qui  nous  a  donne  asile  dans 
son  sein. 

Avant  de  refaire  par  la  ponsee  et  par  la  plume  le  voyage  dont  nous 
avons  a  parlert  nous  croyons  necessaire  d'apprendre  ou  de  rappeler  h  noa 
lecteurs  en  quel  nom  et  pour  quels  motifs  nous  l'avons  entrepris. 


On  ri  a  pas  oublie  sans  doute  le  Motu  propria  du  22  Novembre  1903 
par  lequel  le  Souverain  Pontife  Pie  X  annon$ait  au  monde  catholique  la 
reforme  de  la  musique  religiense  ayaxit  pour  base  le  r6tablissement  integral 
du  chant  traditionnel  de  rEglise. 

Tin  second  Motu  proprio\  du  25  Avril  1904,  consequence  naturelle  et 
complement  du  premier,  confiait  aux  Benedictins  le  soin  de  preparer  1  edition 
vaticane: 

■ 

« Guide  ^  disait  le  souverain  Pantife,  par  notre  spe&iale  pridiketion  mvers 
VOrdre  de  Saint-BenoH^  et  reconnaissant  la  part  qui  revient  aux  rtwines  beni- 
dictins  dems  la  restauration  des  v6nerabks  melodies  de  VEglise  Bomaine,  parti- 
culi&rement  d  eeux  de  la  Congregation  de  France  et  dti  monastere  de  Solesmes, 
Nous  voulons  que  pour  ceiie  edition  la  redaction  des  parties  qui  contiennent  le 
chant  soil  specialement  eonfiSe  aux  moines  de  la  Congregation  de  France  et  du 
-monaster e  de  Solesmes.* 

Enfin  le  22  Mai  de  -  la  memo  annee,  fete  de  la  Pentecote,  Sa  Saintet6 
adreasait  h  l'Abbe  de  Solesmes,  Superieur  General  de  la  dite  Congregation, 
un  brcf  dans  lequel  Elle  lui  confiait  de  nouveau  et  personnellement  laglorieuse 
et  dure  tache  de  preparer  l'6ditio-n  officielle.  Elle  lui  disait,  avec  une  parti- 
euliere  satisfaction,  que  c*6tait  en  retour  des  grands  mcrites  et  des  sacrifices 
heroiques,  des  travaux  immenses  de  ses  religieux  par  lui  offerts  &  TEglise 
qu'Elle  remettait,  dans  sa  person ne,  cette  ceuvre  colossale  entre  leurs  mains. 
Voici  en  quels  termes  s'exprimait  le  Saint  Pere: 

*  II  est  aisi  de  coniprendre  .  ce  que  reprSsentait  pour  nous  cet  affectueux 
abandon   et  aussi  quelle  joie  il  Nous  a  apportee.     Aussi  7    afin  de  reconnattm 

-■  ;'j  dignement  une  telle  generositS}  apres  avoir  remis  par  notre  Motu  proprio  la. 

rhnsion  de  noire  Edition  authentique  d  un  com-US  dJhommes  ckoisis  par  Noust 
Nous  avons  voulu  aussi  que  fttt  con/U  a  la  Congregation  dont  vous  etes  le 
chef,  et  en  partieulier  a  la  famille  monastique  de  Solesmes,  le  soin  de  remeillirr 
•avec  la  miihode  que  vous  ave%  suivie  jtt$qu*ici}  les  richesses  des  documents  an- 
dens,  afin  d'en  preparer  et  0m  composer  une  edition  qui  sera  soumise  a 
V approbation  deceits  que  Notes  avons  designes  d  cet  effet .  .  .» 

*Au  reste}  pour  mener  a  bonne  fin  V ceuvre  qui  vous  est  emifiee.  Nous 

§>%■  esperons  que  touies  facility  et  totts  secours  seront  accordies  a  vos  dtudes  et  que 

les  bibliotheques  se  preteront  a  vos  recherches  des  anciens  manuscrits.* 

Du  Motu  proprio  du  25  Avril  1904  et  du  bref  du  22  Mai  de  la  merae- 
annee  il  results  clairement  que,   dans  le  principe,  le  P.ino  P.  Abb6  Dom  De- 


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M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols,    207 

totte  avait  rega  seul  h  titre  de  chef  de  la  Congregation  de  France,  la  mission 
de  mener  h  bonne  fin  l'edition  Vatican e ,.  et  d1  en  faire  executer  les  travaux 
par  ses  religieux,  notamment  par  ceux  qui  etaient  les  plus  autorises  pour 
cela  et  qu'il  pouvait  suivre  de  ses  regards,  c'est-ii-dire  par  les  BenSdictins 
de  l'Abbaye  de  Solesmes.  II  resulte  auasi  que  la  volonte  manifesto  du 
Souverain  Pontife  etait  que  I'ldition  fut  critique,  appuyee  sur  un  plus  grand 
nombre  de  manuscrits  et  qu'elle  se  trouvat  par  lb,  memo  dans  un  etat  de 
duree  et  de  resistance  tel  qu'il  convenait  a  tine  oeuvre  definitive.  Les  der- 
nicres  annees  de  Thistoire  du  chant  gr6gorien,  qui  ont  vu  sombrer  une 
premiere  edition  officielle,  ne  montrent  que  trop  combien  etaient  sages  les 
exigences  du  Sainfc  P$re. 

En  finissant  cette  apparente  *  digression'  bora  de  notre  sujet,  nous  nous 
apercevons  qu'elle  a  dej&  repondu  h  nos  deux  questions:  preincrement  en 
quel  nom  nous  avona  entrepris  notre  voyage;  deuxiemement  pour  quels  motifs? 


*  * 


En  quel   nom?     Au   nom   de  Solesmes  et  du  Saint-Si&ge.     Au   nom    de 
Solesmes   d'abord.      C'etait   au   moment,     oil    de    tous    cotes    les    amis    les  plus 
ordents  do  la  cause  gregorienne  prefcaient  leur  concours  aux  travailleurs   in-* 
fatigables  d'Appuldurcombe,  que  ceux-ci  s'adressdrent  k  nous  pour  mefctre   a 
profit  notre   devouemcnt    fraternel.      Voici   comment   ils    penserent    k    nous. 
Tandis  quo  notre  excellent  ami,  M.  Ku6,  publiait  ses  articles  sur  la  cooperation 
fi  l^dition  Vaticane,  articles l)  dont  le  but  etait  d'exciter  le  zb\e  de  ses  confreres 
ospagnols  pour   unir  leurs   efforts   dans    cette    cooperation   univeraelle,    nous 
avions   le  bonheur  de  repondre,  pour  notre   part,    aux   appels    du    distingue 
Maitre   de  Chapelle   de  Gerone   et   aux    desirs    vShements    de   nos  Pfcres   de 
Solesmes,    en    envoyant    <\    ceux-ci   des  photographies    de   quclques   manuscrits 
de  Catalogne,    notamment  le  Kyriak   en    entier   du  Muaee   de   Vich,   lequel 
leur  a  ete  d'un  precieux  conctfurs  dans  la  composition  de  celui   de   la  Vati- 
cane.    Nous  ne  pouvons  pas  nommer  le  Kyriale  de  Vich,   sans   donner  una 
mention  re  conn  aiss  ante  au  docte  dire'cteur  du  celdbre  Musee  Mr.  Grudiol  qui, 
aussi  habile  photographc  qu  erudit  intelligent,  voulut  bien  lui-meme  en  faire 
genereusement  les  photographies,  envoyees  ensuite  par  nous  h  I'lle  de  Wight. 
Nos  Preres  de  Solesmes  furent  si  contents  du. precieux  concours  qu'apportaient 
fi  leurs  travaux  ces  nouvelles  acquisitions   photographiques,    ils    estimftrent   h 
un  si  grand  prix,  par  ces  specimens,  la  valour  des  manuscrits  espagnols,  qu'ils 
n'hSsit&rent  pas  un  moment,  devant  la  grandeur  do  Tceuvre  a  eux  confiee,  » 
nous  demander  de  faire  pour  toute  l'Espagne  ce  que  nous  avions  commence 
en  CatAlogne.    Sur  la  reponse  immediate  et  affirmative  de  notre  Rme  P.  Abbe 
D,  Homain  Banquet,   le  Saint* Siege   etait    mis   au    courant   de   notre   bonne 
volonte  et  une  lettre  de  S.  E,  le  Cardinal  Merry  del  Val,  datee  du  15  fevrier 
1905,  nous  confiait  nominativement  la  mission  de  parcourir  les  bibliotheques 
et  archives  de  la  Peninsule  pour  en  recueillir  les  documents  gregoriens.     Cette 
lettre  que  nous  conservons  religieusement  se  terminal t  ainsi: 

■ 

*  Quatpropter  Cardinalis,  qui  infra  scriptm  est  a  publicis  Ecdetim  negotiis, 
laudatos  egregios  viros  libentissime  commmdat  Revmi*  Ordinariis  dimceszim. 
Capiiulis  et  moderator ibus  Seminanonvm^  optima  spe  nisus  fore,  tti  quod  vmmus 

1)  Ces  articles  dignes  d'eloge  ont  paru  un  peuplns  tard  sons  forme  de  brochure. 

*  14* 


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208    M.  Sablayrolles,  A'  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 

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wiemoraii  Manachi  propter  Apostoliew  Sedis  obseqidtim  suseepenmi7  humanitate 
el  gratia  eorum}  qui  Biblioihecis  et  Arckivis  pr&$tmt  fiat  ad  exequmdum  facilius. » 

~    Card.  Merry  del  Val   • 


* 


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I/e  Gouvernement  espagnol,  de  son  c6t€,   jaloux   de   nous   faciliter  notre 

tdche  dans  les  bibliothfcques  nationales  nous  honorait,  le  16  Mars  de  la  meme 
ann£e7  d'un  lettre  officielle  qui  nous  donnalt  la  permission  de  photographier 
toua  les  manuscrits  que  nous  jugerions  aptes  h  servir  pour  l'edition  Vaticane, 
S.  Excel,  le  Ministre  de  ^Instruction  publique  et  des  Beaux-Arts  y  ajoutait 
uno  lettre  .personnelle  de  recommandation  a  Messieurs  les  Direeieurs  des  Bi- 
bliotheques,  et  enfin  Sa  Majesty  le  Roi  Alphonse  XIU  voulait  bien  prendre 
notre  voyage  sous  sa  royale  protection.  Notre  mission  etait  done  bien  au- 
thentique,  elle  6tait  pontificale  puisque  c' etait  autant  au  nom  du  Saint-Sidge 
que  de  Solesmes  que  nous  l'entreprenions  avec  la  haute  approbation  du 
Gouvernement. 

Pour  quels  motifs  nous  etre  engages  dans  un  voyage  a  la  fois  si  long, 
si  p<5nible  et  si  dispendieux  ?  TJniquement  afin  de  contribuer  selon  nos 
petits  moyens  h  l'ceuvre  immense  commence  h  Solesmes.  Des  Frfcres  nous 
le  demandaient,  le  bien  de  l'Eglise  €tait  en  jeu,  notre  commun  devourment 
h  Tune  et  aux  autres  ne  pouvait  pas  reculer  devant  un  sacrifice  devenu  pour 
nous  nn  devoir,  * 

On  a  vu  plus  haut,  par  le  passage  que  nous  avons  cit<5  du  Bref  ponti- 
fical k  l'Abb6  de  Solesmes.  que  Sa  Saint  ete  attendait  rheureux  re  suit  at  de. 
Tedition  Vaticane,  du  depouillement  qui  allait  etre  fait  d'un  plus  grand  nombre 
de  manuscrits.  C'est  pour  cela,qu'Elle  encourageait  les  Benedictins  dans 
leurs  travaux  et  leur  faisait  esperer  un  accueil  parfait  dans  les  differ  en  tes 
bibliotheques  qu'ils  auraient  &  parcourir;  c*est  pour  cela  aussi  que  nous  etait 
donnee,  concernant  l'Espagne,  la  lettre  de  S.  E.  le  Cardinal  Secretaire  d'Etat. 

Or  les  vues  du  Saint  Pfere  etaient  bien  celles  des  savants  paleographes 
d'Appuldur combe.  Plus  que  personne  ils  comprenaient  toute  l^tendue  de 
leur  devoir,  ils  se  seutaient  le  courage  de  le  remplir  tout  eutier,  en  un  mot3 
prepares  de  longue  main  par  les  etudes  intelligentes  et  profondes  des  manuscrits, 
ils  voulaient  asseoir  leur  oeuvre  sur  des  bases  inebranlables.  Voil&  pourquoi. 
Pterins  de  la  science,  ils  reprenaient  la  route  des  bibliothfeques  par  eux 
tant  de  fois  parcourue,  pour  y  deeouvrir  de  nouveaux  materiaux  h  jcterdans 
les   fondements   de  l'edifice  commence, 

Ce  n'est  point  qu'ils  fussent  pris  au  depourvu,  comme  quelques-uns  pour- 
raient  le  croire,  puisque  nous  venons  do  laisser  entrevoir,  au  contraire,  qu'ils 
etaient  prepares  depuis  long  temps.  Ceux  qui  ont  suivi  attentiveinent  Tceuvre 
gregorienne  de  Solesmes  depuis  son  debut  jusqu'ii  son  developpement  actuel  en 
sont  convaincus.  Qui  ne  sait,  en  effet,  que  Toeuvre  brillamment  commencee 
par  Dom  Pothier  a  et6  developpee,  perfectionn^e  et  consolidSe  par  rhomme 
providentiel  fondateur  et  directeur  du  plus  beau  monument  qui  ait  ete  elev6 
&  l'honneur  du  chant  liturgique,  nous  voulons  parler  do  la  Paleographie  must- 
cole;  que  Dom  Mocquereau,  c'est  le,  nom  de  ce  moine,  travaille  depuis  plus 
de  vingt  ans  h  r<5unir  quantity  de  manuscrits  dont  la  Commission  vaticane 
rassemblea  k  Appuldurcombe  en  Septembre  1904  put  admirer  et  louer  la 
richesse;  que  ces  manuscrits  y  etudids  quotidiennement  sous  la  direction  du 
Maltre  par  plusieurs  moines,  x>nt  6h6  classes  pieces  par  pifeces  et  mis  en  tableaux 


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M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gr^goriens  Espagnols,    209 

synoptiqucs  et  quo,  gr&ee  &  cet  ingenieux  procede,  on  a  doime  k  ces  t<§moins 
muets  d'un  autre  age  .une  langue  qui  les  fait  parler  et  revivre.  Oui,  .ils* 
6taie«t  prets  ces  infatigables  travailleurs,  et  vraiment  on  ne  saurait  trop  voir 
le  doigt  de  la  Providence  dans  cette  longue  et  laborieuse  preparation  qui,  a 
leur  insu  sans'  doute,  ouvrait  la  voie  au  Saint-Sifcge,  mettait  entre  ses  mains 
des  instruments  dignes  de  le  servir  et  aptes  k  consommer  I'oeuvre  &  laquelle 
ils  semblaient  predestines.  C'est  done  pour  ne  n^gliger  aucun  des  moyens 
humains?  pour  mettre  leur  conscience  b,  Tabri  de  tout  reproche,  pour  faire 
face  aux  exigences  de  la  critique  contemporaine  et  prevenir  les  jugements 
implacables  de  la  posterity,  autant  que  pour  obeir  h>  l'autorite  supreme  de 
1'Eglise,  que  les  moines  de  Solesmes  ont  voulu  faire  appel  a  un  plus  grand 
iiombre,  sinon  &  l'universalitd  des  teraoins  de  la  tradition  gregorienne. 

Toutefois,  en  ce  qui  concerne  l'Espagne,  une  pensee  non  moins  noble 
les  inspirait  Bien  que  cette  illustre  nation  eut  adopte  beaucoup  plus  tard 
que  sa  voisine  la  liturgie  et  le  chant  romains,  lea  premiers  r^dacteurs  de  la 
Vaticane,  sachant  combien  les  documents  anciens  que  la  Pgninsule  en  a  con- 
serves sont  encore  nombreux  et  importants,  resolurent  de  la  faire  contribuer, 
dans  une  mesure  digne  d'elle,  k  la  composition  d'une  edition  de  chant  dont 
le  succSs  int6ressait  egalement  toutes  les  nations  catholiques. 

Malgr<5  les  lacunes  de  notre  rdcit,  on  verra  ou  plutot  on  entreverra  suffi- 
samment  quelle  aurait  ete  cette  part  de  l'Espagne. 


*  ■ 


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Notre  residence  d'exil  se  trouvant  en  Catalogue,  nous  ne  pouvions  [pas 
mieux  coromencer  notre  voyage  que  par  la  oapitale  do  cotte  province.  Nos 
amis    nous    y    attendaient    et    nous    y    avaient    prepar6    les    voies.      De    plus, 

Barcelone  possfede  de  superbes  biblioihdques  telles  que  celle  de  l'Universite, 
celle  de  THotel  de  Ville,  celle  de  la  Deputation1)  et  celie  des  Archives  de 
la  Oouronnc  d'Aragon.  Cette  dernidre  nous  reservait  do  pr^cieux  documents 
que  nous  aurions  voulu  plus  noinbreux  &  raison  me  me  de  leur  valeur.  Nous 
y  fumes  accompagnes  le  premier  jour  par  M.  E.  Pujol  de  l'Orfeo  Cat  aid  et 
M.  Pijoan,  Srudit  et  architeete.  Ils  eurent  Tobligeance  de  nous  presenter  a 
l'aimable  directeur  de  la  bibliothfique,  M.  Bofarull,  qui  nous  fit  le  phis  sym- 
pathique  accueil,  et  de  nous  iiidiquer  parmi  les  nombreux  codices  provenant 
des  antiques  abb  ayes  de  Santa  Maria  de  Pip  oil  et  de  San  Cugat  de  Yall6s 
eeux  d'entre  eux  qui  contenaient  des  pages  notSes. 

Moins  connue  que  Santa  Maria  de  Bipoll,  Tabbaye  de  San  .Cugat  de 
Valles,  est  situee  h,  quelques  kilometres  de  Barcelone,  dont  elle  est '  separ6e 
par  la  riante  colline  du  Tibidabo  si  ch&re  aux  barcelonais.  Son  voisinage 
etait  h,  lui  seul  un  motif  suffisant  pour  nous  engager  a  aller  la  visiter.  Nous 
y  fumes  en  la  delicieuse  compagnie  des  enfants  de  Madame  la  Marquise  de 
Dou  qui,  en  l'absence  de  leur  veneree  m&re,  voulurent  bien  nous  procurer 
les  moyens  de  faire  cette  agr6able  excursion.  Malheureusement  nous  ne 
piimes  qu'admirer  le  magnifique  portail,  la  belle  eglise  qui  menace  ruine 
et  le  spacieux  cloitre  roman,  seuls  d6bris  venerables  de  son  passe;  des  ma- 


1)  Le  catalogue  musical  de  cette  imp  or  tan  te  bibliotheque,  publie  en  1909  par 
M,  Pedrell,  ne  eoraprend  pas  moins  de  2  volumes  de  285x225  m/m  dont  Tun  a 
332  et  l'autre  384  pages. 


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210    M- Sablayrolles,  A  Ja  Recherche  des  Manascrits  Gi^goriens  Espagnois 


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M.  Sablayrolles,  A  la  Kecherche  des  STanuscrits  Gregoriens  Espagnols.    211 

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nuscrits    do    ce   monast6re   il   ne   reste   plus   auj  our d'hui   que   ceux    que    les 
Archives  de  la  Couronne  d'Aragon  onfc  recueillis. 

Un  seul  contient  des  pidces  de  chant.  C:est  le  Liber  Uturgiae  et  oratio- 
num  <iui  se  termine  Par  un  certain  nombre  de  messes,  Nous  primes  de  ce 
codex  de  25  h  30  photographies.  II  est  du  XIII0  siecle  et  est  ecrit  en 
notation  aquitaine.  ■■  '  -      - 

Le  ms.  140  de  Hipoll  nous  donna  deux  belles  sequences:  la  premiere  en 
1'honneur  de  S.  Michel,  la  seconde  &  S.  Pierre  et  k  S.  Paul.  Ce  manuscrit 
est  £crit  avec  une  notation  interessante  qui  semble  n' avoir  pas  ete  classee 
iusqu'a  present  et  dont  nous  parlerons  &  1  occasion  de  l'antiphonaire  de 
Sant  Feliu  de  G&rone.- 

Pe  metue  Venture  et  de  raeme  provenance  est  le  Tonale  du  C,  74  Liber 
qlossartmi  et  etimologiarum.  Nous  en  avons  parl6  dans  un  article  de  la 
Jiassegna  Chregoriana  (sept.-octobre  1909)  intitule:  Une  notation  neumatique 
inUresscmte.     Voici  le  specimen  qu'  h  ce  propos  nous  en  avons  donn<§. 

Le  quatri&me  et  dernier  manuscrit  que  nous  donnfcrent  les  Archives  de 
la  Couronne  d'Aragon  est  le  C.  99  E,.  Epistolae  Oallisti  II  sur  les  miracles 
de  S.  Jacques.  II  provient  egaleracnt  de  .Ripoll.  II  fut  ecrit  par  un  moine 
de  cette  illustre  abbaye,  nomme  Arnaldus  de  Monte,  non  pas  dans  le  scrip- 
torium du  monastfere.  mais  h  S.  Jacques  dc  Compostelle.  Ce  fut  h  l'oecasion 
d'un  p&lerinage  qu'il  fit  en  1173  au  celebre  sanctuaire  espagnol.  Ayant 
rencontre,  conduit  sans  doute  par  son  attrait  de  benedictin  pour  les  livres, 
le  codex  Galixtinus  qui  dut  le  rejouir  bcaucoup1  il  eut  bien  voulu  le  copier 
en  entier, '  mais,  faute  de  temps,  il  n'en  put  faire  qu'un  ex  trait. 

G.  M.  Dreves  (f  1909),' qui  nous  donne  ces  renseignements  dans  la  pre- 
face du  XVII6  volume  des  Analecta  Hymnica^  cite  h  1'appui  lea  lignes  sui- 
vantes  d1une  lettre  qu' Arnaldus  ecrivit  2t  son  abbe: 

«  Coniinebanttir  in  eodem  -volumine  sci'ipta  aliorum  quowmdam  sanctorum  in  festi- 
vitatzbm  praedieU  apostoli  et  ad  laitdem  illius  p&-  Mum  annttnt  legmda  cum  respon- 
soriiS)  antiphonis,  praefationibtts  %i  orationibtis  ad  idem  pertinentibna  qtto/m  plurimis*. 

D1  autre  part,  le  catalogue  patristique  des  manuscrits  des  Archives  de  la 
Couronne    d'Aragon    publie   par  Ewald    au   tome  VI*  du  Neites  Arehiv.  dit: 

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99.  Membran.  saec.  XII  Brief  Kalixt  II  ubei*  Santiago  und  Turpin  Copiado: 
JJ.173,  por  un  raonje  de  Ripoll  que  fue  en  peregrinacion  h  Santiago. 

Ce  manuscrit ,  on  le  voit,  n'a  d'autre  titre  Catalan  que  celui  d'avoir  ete 
transcrit  par  un  moine  de  Catalogne.  Cela  suffit  cependant-  h>  expliquer, 
dans  un  office  liturgique  qu'il  contient,  la  presence  d'un  mot  Catalan  dont  la 
rencontre  nous  avait  tout  d'ahord  surpris.  Ce  mot  e'est  Gombreganda*).  Nous 
l'avons  lu,  ecrit  en  toutes  lettres,  en  tltc.  de  Vantienne  notee  de  la  Communion 
de  la  mesae  de  S.  Jacques. .  Pourquoi  le  copiste,  dans  ce  cas  seulement,  s'est- 
il<§cartede  la  tradition  en  laissant  la  langue  officielle  de  l'Eglise  pour  em- 
ployer la  langue  vulgaire?  Est-ce  une  simple  fantaiste  de  sa  part  ou  bien 
a-t-il  voulu,  par  ce  moyen,  leguer  &  la  posterite  une  preuve  non  equivoque 
de  son  origine  nationale?  S'il  est  difficile  de  rgpondre  b*  ces  questions,  on 
voudra  bien  convenir  du  moins  qu'ellea  se  posent  d'elles-memcs  et  que  le 
fait  qui  les  provoque  est  trop  ciirieux  et  trop  interessant  pour  quUl  ne  fut 
pas  releve  ici. 

Non    moins    agreable    que   cello    du    mot    Cnmbregamla   fut   pour   nous  ki 
1)  Du  vcrbc  Catalan  covibrcgar  (co mm tmierj.  , 


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212    M.  Sablayrollesj  A  ia  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 

decouverte  de  la  prose  Clemens'  servulorum.  EUe  setrouve  parmi  les  pifeces 
de  chant  de  l'office  de  S,  Jacques,  lea  seules  que  renferme  le  0,  99  B.  Bieu 
que  la  sequence  elle-meme  ait  ete  depuis  longtemps  publiee^  sa  prSsence^duns 


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le  manuscridt  e  Barcelone  scmble  avoir  passe  jusqu'ii.  present  inaper^ue.  La 
publication,  en  effet,  faite  pax-  Dreves  en  1894  est  donnSe  d'apr&s  deux 
manuscrits   seulement:    d'aprfes   le    codex   Calixtinus   de   Compostelle  pour^  le 


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M.  Sablayrollea,  A  la  Recherche  des  Manuscrits,Gr6goriens  .Espagnols.    213 


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texte  et  la  musique1),  et  d'apr&s  ce  meme  codex  et  le  2  L  1  (XIII — XIVs.) 
Ae  la  biblioth&que  privee  du  roi  &  Madrid,  pour  le  texte  seuP).  On  ne  dit 
■pas  si  ce  dernier  codex  est  not<5. 

La  le$on  du  codex  de  Barcelone  (B)  difi'&rent  conaiddrablement,  pour  la 
musique,  *  de  la  le§on  du  codex  de  Compostelle  ((7),  nous  transcrivons  ici 
l7une  et  1'autre  dans  Pinteret  du  lecteur,  B  est  6crit  en  notation  aquitaine 
gur  cinq  lignes  k  pointes&che  et  G  en  neumes  du  centre,  de  la  France  au. 
XHe  sifecle  sur  quatre  lignes  a  l'encre.  Dreves  donne  un  specimen  de  la 
notation  de  G  dans  le  XYIIe  volume  des  Analeeta  Hymnica,  p.  234,  S 
emploie  la  clef  de  fa  sur  la  premi&re  ligne  et  G  celle  de  do  sur  la  troisidme 
on  sur  la  seconde  selon  le  besoin.  TSAmm  est  not<§  en  clef  de  fa  sur  la 
seconde  ligne.  Nous  ne  croyons  pas  devoir  suivre  rigoureusement  dans  nos 
transcriptions  cette  disposition  des  clefs.  La  clef  de  do  sur  la  troisieme  ligne 
que,  con  form  ement  h  Pusage  actuel,  nous  adoptons  pour  la  leQon  de  B 
revient   k  celle  de  fa  sur  la  premiere. 

Prosa  Stl  Jacobl  crebro  eantanda, 

(Codex  Calixtinus  de  Compostelle)     fol.  123. 


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l.'Cle.mensser-ru.w  lo.rum  Gemini  -  tus    tu  _  o-rum,   Ja  -  co  -  be    ju-va. 
%  Flos    a  -  pos.to  .  lo.rum  De.cus     e  -  lec^to_rum,    Ja  _  co  .  be    ju-Va. 


e 


5*3: 


+ 


%  ,  1 3  f^lflhr 


il 


3.' Gal  -  le  -  ci  .   a  -  no  .rum  Dux  et  His-pa.no-rujn,Ja.co 
4.  Te   clamant  cunc.to-rum    Vo-ces  sac- cu.  lo.rum *Ja.co 


be  ju.va. 
be  ju-va 


* 


6  r-  >■ 3 


L 


e 


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1''.  -le.  >>■  . 


3 


5/Tu    de  -  so -la  -to. rum   g"  Le.va-men  re.o  .  rum,    Ja.co   -    be  ju.va- 
6.Tri -fe  -  ra  mor.bo-rum  *    Ge.ra    in.  fir,  mo -rum,   Ja~co   -    be  ju^va. 


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■?  !'■  .  J  3  fr\l 


7,  Qui   se.ras    cap.to.rum    Sol-vis  mi.se  .  ro.rum,  Ja.co    . 

8.  Tu  sol.ve    rios-tro.mm   "Virucla  de.lic  *  to-rum,  Ja.eo    ^ 


be  ju.va. 
be  ju.va. 


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p-»    % .  i 


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*Et 


ft'V.   |3>>   1' 


9.  Sis  pe. re  -  gri.no. rum      Sal.va.tor     tu-o  -rum,  Ja  m 

10.  Da   re-gna    po-lo-rum  /    No-bisspes   lap-so.rum,  Ja  . 

11.  Er^go  laus  nos.tro.rum    •    De-o     sit   cunc.to-rum,  Ja  . 


* 


co.be.  ju.va. 
co.be  ju.va. 
co -be  ju.va. 


- 


■e- 


A  . 


_    men. 


1)  Analeeta*  Eyrmvica,  XVII«  vol.    p.  224. 


2)  Ibidem,  p.  197. 


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214    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 


Frosa  Stl  Jaeobi  crebro  cantanda 
dno  Gtaillelmo  Fatriarcha  Hierosolimitano'  edita. 

(Cod.  99  E.  Barcelona) 


1.  Cle-mens  ser.vu.  lo.rum     Gc.mi.tus    tu  „  o.rum,  Ja  .  co-be  ju.va. 

2.  Flos    a.  pos.to.  lo.rum,    De.cus     e  ,  lecto.rum,  Ja  . co-be  ju.va. 


frV-Hf 


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+ 


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3.  Gal.le.ci.  a  .  no.rum    Dux  et  His.pa.no: rum,     Ja,  co.be  ju.va. 

4.  Te  clamant  cunc.to.rum    Vo.ces  sae.cu  .  lo.rum,     Ja  .  co  .  be   ju  .va. 

i 


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<»  m** . 


s 


5.  Tu  de_  so.  la -to-rum    Le.va.men  re-o.  rum,  Ja.co  .  oe   ju.va. 

6.  Tri.fe.ramor.oo.rum    Ge.ra    in.  fir. mo.  rum,  Ja.co  .  be    ju.va. 


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f-Vv.  •  .  I 


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7-   Qui  se.ras  cap.to.rum   Sol-vis  mi.se.  ro. rum,     Ja    _    co.be   ju.va. 
8.    Tu  sol.ve  no9.tro-.rum  Viiusla  de.  lie  -to  .rum,     Ja   ^    co  .  be  ju.va 


*± 


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-»■ 


9.  Sis  pe- re.  gri.no.  rum  8al.Ta.tor    tu  .  o  1  rum,     Ja.  co.be  ju.va. 

10.  Da  re-gna    po  .  lo  .  rum    No_bis,spes  lap.  so.  rum,    Ja  .  co  .  be  ju.va. 

11.  Er.g0lausn03_tr0.rum    De.  0    sit  cunc-to.  rum,    Ja  .  co  _  be  iu.va." 


*^A 


A.     . 


1 


-    men. 


1  Le  texte.  —  Aucune  variante  n'apparait  dans  lc  teste  de  ces  deux 
versions.  Seul  le  titre  est  different;  dans  B  il  va  jusqu'a  edita,  dans  G  il 
s  arrete  4  eantemda.  L'editeur  des  Anakcta  Eymnica  donne  le  titre  integral 
cle  .5  qu  il  a  trouve  dans  le  manuscrit  de  Madrid. 

Si  nos  deux  lecons  ne  presentent  entre  elles  aucune  variante  textuclle, 
il  n'en  est  pas  de  meme  de  celle  de  Dreves.  A  la  5*  strophe  de  celle-ci 
on  ht  iLevamm  tuorum  pour  Levamm  reorum,  et  a  la  8e :  Vincla  peecatorum 
pour  Hncla  dehctorum.  De  meme,  a  ia  G°  strophe,  l'editeur  a  ecrft  &f« 
pour  Gera  qu  il  raaintient  dans  le  texte  seul.  sans  indiqucr  mi'aucim  des 
•leux   manuscnts   donne    Cava.-     Dnns    ce    meme    texte.    au    contraire,    il   a 

r 


* 


* 


,: 


M  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols.    215 

imprime   Tryphem  de  la  meme  strophe  en  remar quant   que  0  et  M  donnent 
qyifera*     C'esfc  cefcte  dernier e  orthographe  que  B  retient  aussi. 

2°  Musique.  —  Importantes  sont  les  variantes  musicales.  La  plus  grave, 
&  notre  avis,  est  celle  qui  se  rapporte  h  la  tonalite.  Dans  B  la  tonalite 
est  en  fa  et  en  sol  dans  G.  La  copie  de  B  a  6te  faite  cependant  directe- 
nient  sur  ^  -^n  s^cai'tant  sur  un  point  si  capital  du  codex  Calixtinus, 
Arnaldus  de  Monte  aura-t-il  voulu  transposer  la  melodie  et  la  mettre  dans 
son  veritable  ton?  C'est  trfcs  possible,  et  si  r^ellement-  il  en  est  ainsi  on 
ne  pcut  que  l'en  feliciter.  II  a  fait  preuve  de  bon  go  fit  et  de  sens  musical 
trfcs  sur.  II  suffit  pour  s'en  convaincre  de  chanter  successivement  la  prose 
<]e  3.  Jacques  dans  les  deux  versions. 

Entre  Tune  et  l'autre  la  distance  est  immense.  Dana  bien  des  passages, 
en  eflet,  chacune  pr^sente  les  intervalles  dans  un  ordre  tellement  different 
Won  croirait  detonner  en  chantant  le  texte  de  Compostelle  apr&s  celui  de 
Barcelone.  C'est  done  plus  qu'une  simple  transposition,  c'est  une  veritable 
transformation,  qu'en  musicien  experiments,  Arnaldus  a  fait  subir  h  la 
melodie  qui,  du  coup,  y  a  gagnc  en  unite  tonale,  en  unite  inelodique  et  en 
facilite  d  execution.  A  notre  sens,  la  tonalite  en  fa  est  la  seule  qui  con- 
vienne  &  cette  piece  vu  qu'en  chant  gregorien  le  fifjfe  qui  serait  ici  requis 
si  on  ecrivait  en  soly  n'a  jamais  existd1). 

Serait-ce  pour  eviter  l'effet  du  triton  qu'{\  defaut  du  fa§  Teditcur  des 
Ancilecta  Hyrnnica  a  not<5 

I,  b  (sic  sur  le  la) 


'- 


CIc  -mens  ser  -  vu    -     ]o  -  rum  ...    Qui     se 


ras 


cap 


to  -  rum...? 


■ 


Aux  differences  tonales  provenant  du  changement  de  clef  s'ajputent  les 
variantes 'purement  melodiques;      Ce  sont:  '  * 

1°  A  Jacobe  de  la  3°  strophe,  G  a  deux  notes  sur  Ja  et  dix  sur  co;  B 
quafcre  notes  sur  Ja  et  trois  sur  co.  Incontestable  men  t  Vavantage  est  k  B: 
les  notes  moins  abondantes  sont  mieux  distributes,  et  la  cadence  finale 
amenee  par  le  climacus  si,  Za,  sol  ne  soufire  aucune  alteration.  La  rime 
musicale  avec  le  premier  Jacobe  est  parfaite.  ■   ■ 

2°  Dans  C  le  meme  nombro  de  notes  et  la  meme  distribution  ,qu' h  hi 
3°  strophe  apparaissent  sur  Jacobe  de  la  7*.  Dans  B  il  y  augmentation  et 
distribution  differenfce  des  notes:  les  quatre  de  Ja  et  les  trois  do  co  se  re- 
unissent  ici  sur  Ja,  et  co  en  regoit  cinq  nouvelles.  Bien  que,  sur  ce  point, 
le  nombre  des  notes  soit  egal  des  deux  cotes,  nous  preferons  la  distribu- 
tion de  B* 

3°  La  prose.se  composant  dun  nombre  impair  de  strophes,  il  se  trouve 
quo  les  trois  derniires  se  chantent  sur  la  m6mo  melodie.  Dans  C  Tadapta- 
tion  des  paroles  h  la  musique  est  reguli£re.  Dans  B  'il  n7y  a  pas  concor- 
dance, pour  le  premier  vers,  entre  la  strophe  9  et  les  deux  suivantes. 
Celles-ci,  comme  dans  Cf  out  deux  notes  sur  la  premiere  syllabe,  une  sur 
la  seconde,  quatre  sur  la  troisieme  et  une  sur  la  quatrieme  J   tandis   que    la 


1)  Doni  Mocquereau  et  JDom  Beysaac  Tout  d£montr&  contre  M.  le  Dr.  P.  Wagner 
dans  une  tres  savante  etude  intitulee:  De  la  transcription  sur  lignes  des  notations 
neumatique  et  alphabeiique .  a  propos  die  Repons  <Tua  stmt*.  (Riemann-Festschrift, 
1909,  p.  137—153). 


• 


9 


p 


* 


216    M,  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 

■ 

strophe  pr<5c6dente  reunit  quatre  notes  sur  la  deuxifcme  syllabe  et  n*en  donne 
qu'une  h,  la  troisi&me.  Evidemment  il  y  a  ici  erreurj  le  copiste  aura  6t€ 
distrait  puisqu'il  s'est  corrige  lui-meme  aux  deux  dornifcres  /strophes. 

Devant  adopter,  en  transcrivant  la  legon  de  B1  une  seule  manifere  d  ap- 
pliquer  la  musique  aux  paroles;  pour  les  trois  strophes,  sans  hesitation  nous 
avons  suivi  la  seconde. 

4°  Enfin  si  VAfnen^  dans  jB  et  dans  07  est  accompagne  d'un  nombre 
egal  de  notes,  la  musique  en  est  totalement  differente.  La  comparaison, 
une  derniere  fois,  est  toute  h  l'honneur  d'Arnaldus..  Tandis,  en  effet,  que 
YAmen  de  G  ne  repond  guSre  h  ce  qui  precede  et  termine  le  chant  d'une 
mani&re  quelconque,  celui  de  B  est  en  parfaite  barmonie  avec  la  piece  et 
laisse,  en  terminant,  le  chantre  et  l'auditeur  heureusement  impressionnes 
et  pleinemeot  satisfaits. 

1  Telles  so  at  les  variantes  musicales  que  la  proso  Clemens  servulorwrn 
presente  entre  nos  deux  documents.  Elles  montrent  bien  l'interet.  de  notre 
decouverte  de  Barcelona  et  1' obligation  oil  nous  etions  de  la  r<5v6ler  au 
public.  Consid<5rons  maintenant,  en  elle-mgme  et  en  la  reprenapt  par  le  ti'tre 
la  pidce  qui  en  fut  le  Iruit. 

Le  titre.  —  Prosa  sii  Jaeobi  crebro  cantanda.  —  Sans  nous  lancer  dans 
aucuxte  hypoth&se  invraisemblable,  nous  pouvons  conclure  des  parolea  crebro 
cantanda  que  la  dite  prose,  aujourd'hui  oubliee,  a  eu  autrefois  une  grande 
vogue  en  Espagne.  Si  nous  nous  rappelons  qu'elle  fut  composee  en  plein 
moyen  age,  otile  gout  6tait  aux  sequences,  ou  celles-ci  gerraaicnt  dans  les 
coeurs  des  fidfiles  et  s'Spanouissaient  sur  lenrs  l&vres  comme  les  fieurs  naissent 
et  se  multiplient  au  printemps,  nous  serous  facilement  GonfirmSs  dans  cette 
conviction.  Mais  la  preuve  la  plus  convaincante  et  la  plus  sure  nous  la 
trouverons  dans  F  amour  meme  que  le  peuple  espagnol  a  to uj ours  profess6 
pour  son  glorieux  Patron.  Parce  qu'il-  l'a  aime,  il  a  du  chanter  ses  lou- 
anges,  car  le  chant  est  le  langage  de  l'amour.  Et  comnie  l'omour  do  Dieu 
et  du  divin  a  toujours  6t<§  proportionne  au  degre  de  foi  qui  a  anim<§  les 
aineSj  il  s'en  suit  que  le  moyen  age,  ayant  6t&  l'age  d'or  de  la  foi,  ]e  peuple 
espagnol  n*a  jamais  tant  aime  S.  Jacques  et  c6l£bre  sa  gloire  qu'en  ces 
heureux  temps.  Aussi  pouvons-nous  regarder  h  boa  droit  notre  sequence 
comme  1' expression  fr6quente  de  cette  foi  et  de  cet  amour,  k  l'Spoque  qui 
l'Inspira* 

A  dno  Guillelmo  patriarcka  kierosolimitano  edita,  • —  Le  personnage  rap- 
porte  ici  ne  peut  etre  que  Guillaume  ler,  d'abord  Prieur  du  Saint- Sepulcre, 
puis  Patriarche  de  Jerusalem  de  1130  &  1145. 

Moms  certaine  que  son  identite  est  1' attribution  qu'on  lui  a  faite  de  la 
prose  de  3.  Jacques.  Dreves,  en  effet,  dans  la  preface  du  XVJJ.  vol.  des 
Analeeta  Hymniea,  discute  la  date,  Torigine  et  la  tres  douteuse  valeur  de 
^attribution .  des  pieces  contenues  dans  le  codex  Calixtinus,  II  nTadmet,  comme 
presque  certain,  que  la  provenance  espagnole  de  ce  manuscrit  qui  aurait 
6t6  6crit  en  Espagne  entre  1140  et  1143,  epoque  precisement  oft  Guillaume 
dtait  encore  assis  sur  le  siege  patriarcal  de  Jerusalem. 

-   La  prose.  —  W ayant  pas  a  revenir  sur  le  texte,   nous  ne  l'envisagerons 
plus  qu'au  point  de  vue  musical  qui  nous  increase  particuli6rement  ici. 

La  musique  nTa  ni  l5 allure  ni  le  caract&re  des  veritables  melodies  gre- 
goriennes. 

D'abord   le   5e   ton   dans    lequel   elle    est  ecrite  coriiporte  necessairemeat 


' 


. 


■ ' 


M.  Sablayrollea,  A  la  Recherche  des  Mahuscrits  Gregoriens  Espagnols.    217 

i     si  bemol.1)     TJne  fois  seulement,  au  d<Sbut  des  strophes    3  et  4?  le  si  est 

jiatureL  .  ^ 

Nous   trouvons   ensuite   des   intervalles,    des   tours   melodiques   strangers 

aux  compositions  plus  anciennes.  Pour  n'en  citer  que  quelques-uns,  j  at- 
tirerai  1'attention  sur  la  strophe  7  qui  nous  en  fournit  deux  exemples. 
L'arrot  de  la  premiere  phrase  sur  le  si  bemolj  en  passant  par  un  mi  naturel, 
donne  l'impression  tres  marquee  de  quinte  diminuee.  II  en  resulte  un  sen- 
timent de  quelque  chose  d'inacheve,  d'^trango,  de  souffrant.  Le  compositeur 
a-t-il  voulu .  traduire  par  lh  la  douleur  et  les  g^missements  des  captifs?  Le 
mSme  intervalle  se  repSte  au  commencement  du  3°  vers  Jaoobe  juva}  mais 
cette  fois  sans  repos,  le  si  bemol  suivant  son  mouvement  naturel  de  des- 
cente  au  la,  Bi©n  plus  dans  le  premier  cas  .Qui  seras  eaptorum,  ou  l'arret 
sur  le  $i  est  tellement  proviso  ire  qu'on  serait  tent<5  de  Tomettre,  on  a,  avec 
le  do  qui  ne  tarde  pas  it  suivre,  un  effet  saisissant  de  $&pti£me  de  dominante*) 
dont  les  notes  *m,  sol}  si  b6mol,  do  clous  fournissent  le  premier  ren  verse  ment. 
Evidemment  ce  sont  Ih  des  procedes  de  composition  inconnus  des  gr<5~ 
gorxanistes  anciens,  C'est  mod  erne,  c'est  musical,  c'est  maniere,  on  y  sent 
la  recherche  que  ceux-ci  avaient  impitoyablement  bannie  de  leurs  ceuvres  et 
dont  ils  dtaient  volontairement  incapables. 

Bnfin,  dans  son  ensemble,  le  chant  a  des  ecarts  strangers  au  style  gre- 
gorien  de  l'&ge  d'or.  Selon  la  pratique  la  plus  frequente  dans  les  sequences, 
il  se  repfete  de  deux  en  deux  strophes  cons^cutives.  Or,  voici  qu&'la  pre- 
inifcre  variation,  c'esfc-&-dire  k  la  3e  strophe,  la  melodie,  qui  dans  la  1°  et 
la  2°  est  du  6e  mode  tr6s  prononce,  fait  un  bond  sub  it  et  inattendu  dans 
les  degrfes  Aleves  de  l'Schelle  du  5*.  Nous  devons  avouer  que  cette  ascen- 
sion rapide  et  imprevue  n'a  pas  manque  de  nous  surprendre  quand  nous 
l'avons  chantSe  pour  la  premiere  fois;  et  aujourd'hui  encore  notre  oreillc, 
que  nous  ne  croyons  pas  trop  exigeante,    n'y   est   pas  enticement  habitude. 

TJn  autre  exemplo  de  ce  genre  so  rencontre  &  la  5e  strophe.  La  iu*§lo- 
die?  qui,  h,  la  demiere  syllsfbe  de  dcsolatorum,  s'Stait  posee  sur  le  premier 
degr6  de  la  gamme,  s'est  aussitot  elaneee  sur  Levwnen  reorum  vers  les  plus 
h  antes  cimes,  ne  reculant,  pour  y  arriver  rap  idem  en  t7  devant  aucun  obstacle. 
Evidemment.  nous  sommos  loin  ici  du  gr<5gorien  classique. 

Quant  &  Tadaptation  de  la  melodie  au  texte,  una  remarque   s  impose   au 

sujet  de  1'  accent, 

Tantot  il  est  charge  de  notes,  tautot  il  n'en  a  qu'une.  Dans  les  deux 
cas  Tauteur  a  raison;  il  n3a  fait  que  suivre  en  cela  la  pure  tradition  gre- 
gorienne,  Ce  n'est  pas  nous,  disciple  de  Solesmes  et  de  Dom  Mocquereau 
dont  les  savants  travaux  out,  ii  la  suite  de  ceux  do  Dom  Pothier,  jete  sur 
cette  question  tant  de  lumiere,  qui  1'en  blamerons.  Ainsi,  dans  la  premi&re 
et  derniSre  strophe,  il  a  trds  bien  rythme  les  mots  $ervulorum}  apostolorum. 
Le  climaeuSy  qui  se  trouve  sur  ces  paroles  coincide  avec  la  syllabe  qui  pr6- 
c£de  l'accent,  tandis  que  celui-ci  est  traduit  par  une  note   simple  et  elev6e: 


14 


1)  C'est  nous  qui  avons  fait  cette  adjonction  necessaire.  Le  bemol,  en  effet, 
ne  se  trouve  devant  aucun  si  dans  le  texte  original  que  nous  avons  reproduit  plus 
haut.    C'est  la  coutume  des  manuscrit3  aquitains  de  le  laiaser  sous-entendu. 

.  2)  Dans  rharmonisation  de  cette  prose,  donnee  un  peu  plus  loin,  ces  intervalles 
n'ont  pas'  et6  exprimes  par  un  accord,  et  cela  pour  deux  raisons:,la  premiere, 
pour  ne  pas  sortir  de  rharmonie  consonante;  la  deuxifeme,  pour  laisser  au  mi  et 
au  sol  qui  viennent  aprfes  l'ictua  leur  caractfere  de  notes  de  passage. 

>  4     - 


- 


■    ■ 


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I 


■ 


218    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Mannscrits  Gregoriens  Espagnols. 

■ 

-c — b 


<* 


!■>   •     ■     I 


Cle.meng  ser  -  vu  .  16  -  rum 
a  _  pos.-  to  -  16  _  rum 

C'esfc  tout  ce  qu'il  faut  pour  que  la  parole  soit  parfaitement  accentuee,  et 
le  rythme  de  cette  phrase  est  naturel  et  elegant,  Le-  lecteur  peut  s'en  con- 
vamere  en  la  chantant.  Ceci  provient  de  ce  que  1'accent  latin  est  avanfc. 
tout  une  ayllabe  musicale,  vive  et  spirituelle,  qui,  dans  bien  des  cas,  s'accom- 
mode  plus  aisement  d'une  note  eleyee  que  d'un  groupe  qui  l'ecraaerait.  C'eiit 
ete  done  parfait  si  le  compositeur,  fidele  a  lui-meme,  avait  suivi  cette  regie 
en  toute  independance.  Mais  voici  que  sans  nul  souci  de  se  contredire,  a 
la  3e  strophe,  il  a  hate  de  Toublier  et  de  la  negliger  dans  un  passage  oil 
elle  etait,  ce  nous  semble,  tout  indiquee. 

II  ecrit 


au  lieu  de 


F 


ce  qu'il  avaifc  fait  precedemment 


■     '  . 

c- 

— ■ — I- 

— a_ 

M 

B 

Gal.le 

-  ci  - 

a  -  no 

-     rum 

r 

s- 

— • — s- 

-a_ 

-^K~ 

"       m 

Gal.le  . 

.  ci  . 

t 

a 

no -rum 

c 

M 

i  m 

m  4 

■         m 

ser  . 

1#* 

. — HE— 

lo-nim 

, 


- 


Nous  preferons  cette  seconde  maniere  pour  les  raisons  que  nous  venons  de 
donner:  le  rythme  est  plus  naturel,  plus  coule,  et  les  deux  cas  sont  entiere- 
raent  identiques. 

Dans  les  deux  nous  avons  avanfc  Taccent  un  climacus  dont  la  derniere 
note  <§tant  infeneure  a  celle  de  1'accent  le  fait  par  la-meme  ressortir  davantage. 
Ne  pourrait-on  pas  expliquer  cette  anomalie  par  la  preoccupation  du 
compositeur  d'allonger  la  syllabe  tonique  ?  On  sait,  en  effet,  que  1'accent  latin 
est  devenu  long  au  moment  de  la  formation  des  langues  romanes.  Or, 
quand  l'auteur  de  la,  sequence  de  S.  Jacques  composait  celle-ci  leur  formation 

porte  pas  sur  tous  les 
que  les   compositeurs 
-  —fires.     Ainsi,  a  la  phrase 

suivante  Dux  et  hispanomm,  le  climacus  est  fort  bien  place  sur  l'aceeufc  du 
dernier  mot.  C'est  une  cadence  spondaique  tres  usitee  dans  le  chant  gre- 
gonen;  il  y  a  concordance  parfaite  entre  le  spondee  musical  et  le  spondee 
tonique;  le  cas  est  bien  different. 

Malgre  les  imperfections  et  l'empremte  de  decadence  qui  se  manifestent 
dans  la  prose  de  S.  Jacques,  comme  dans  la  plupart  des  compositions  de  ce 
temps,  on  ne  saurait,  sans  etre  injuste,  ne  pas  lui  reconnaitre  une  valeur 
reelle.     On   ne   saurait  surtout   ne    pas  voir  en  elle  un  temoignage  eclatant 


■ 


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M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrita  Gregoriens  Espagnols^    219 

de  la  devotion  du  moyen  age  envers  l'apdtre  de  l'Espagne.  Comme  cette 
devotion  transpire  k  travers  toutes  les  notes!  On  la  sent  plus  tendre  h  la 
premiere  strophe,  plus  ardente  &  la  troisi&me,  plus  forte  et  plus  confiante  k 
la  cinquifeme.  A  la  septifcme  strophe,  la  supplication  s'accentue  davantage 
e£  ya,  aux  tvoia  derniSres,  jusqu'k  1' en  thou  si  asm  e.  On  remarquera  enfin  la 
grace  de  la  melodie  h  la  phrase  Jacobs  jtova^  et  avec  quel  art  le  compositeur 
a  su  en  varier  chaque  Ibis  la  forme,  sans  toucher  h  Tharmonio  de  ses  lignes 
ni  en  modifier  l'expreion. 

Pour  rendre  Fexecution  de  cette  piece  plus  facile,  nous  y  avons  ajoute 
un  aceompagnement  qui,  on  le  pehse  bien,  no  se  trouve  pas  dans  le  codex 
de  Barcelona  Nous  l'avons  compost  d'aprfcs  les-  rfegles  du  contrepoint,  et 
rytbmS  d'apr&s  les  principes  de  l'Ecole  de  Solesmes,  Le  principe  fondamen- 
tal  de  la  rythmique  solesmienne,  rappelons-le  pour  ceux  qui  ne  le.  sauraient 
pas,  est  1'indSpendance  absolue  de  l'accent  par  rapport  au  temps  porteur  du 
ry thine.  I/accent  peut  avoir  un  ictus  ou  trntchement  rythmique  ou  ne  pas  en 
avoir.  Quand  il  ri'a  pas  de  touckement  et  que  celui-ci  correspond  avec  la. 
derntisre  syllabe  du  mot,  les  choses  sont  dans  l'ordre  parfait,  l'accent  6tant 
naturellement  arsis  et  la  finale  tktfsis. 

Mais  ce  qui  est  tres  vrai,  quand  on  considfcre  le  mot  isole,  subit  des 
modifications  des  que  celui-ci  entre  dans  la  composition  d'une  phrase.  Dans 
cette  societe  verbale,  il  pord  parfois  au  service  de  ses  voisins  quelques  carac- 
tores  de  sa  propre  personnalite:  sa  thesis,  par  exemple,  se  portera  un  peu 
plus  loin,  peut-etre  meme  sur  l'accent  du  mot  suivant  avec  lequel  elle  fu- 
sionnera.     Nous  parlons  on  ce  moment  du  chant  ayllabique. 

Dans  le  chant  orne,  il  arrive  frSquomment  que  la  syllabe  accentuSe  n'a 
qu'une  note,  alors  que  la  suivante  est  surmontee  d'un  groupe.  Dans  ce 
cas,  il  n'est  pas  douteux  que  la  premiere  note  de  celle-ci  est  affectee  de 
l'appui  rythmique  ou  baisse^  tandis  que  l'accent  se  trouve  au  le/ve. 

Or,  que  doife  considerer  le  musicien  qui  barmoniso  une  piece  gregoriennc •? 
Quelle  note  doit-il  souiigner  ,de  preference  par  les  accords?  Nous  repon- 
drons,  avec  le  sayant  Directeur  de  la  PaUographie  Musicate7  les  notes  do 
toitchernenty  les  notes  sur  lesquelles  le  rythrae,  dans  sa  marche,  pose  son  pied. 
L'accent  n'aura  d'accord  qu'autant  qu'il  correspondra  avec  de  telles  notes, 
au  lieu  de  le  marquer  et  souvent  de  l'ecraser  impitoyablement  en  le  chargeant 
toujours  d'un  accord,  comme  lo  fait  TeScole  opposee.  Quant  £  nous,  e'est 
pour  nous  conforme  a  la  th^orie  solesmienne,  k  laquelle  nous  adberons  plei- 
nement J),  que  nous  n'avons  pas  mis  d' accord  sur  l'accent  de  servulorum  ni 
h  celui  de  juva^  etc.  .  le  touckement  rythmique  concordant  avec  la  note  pre- 
c6dente,  tandis  que  la  syllabe  accentu^e  se  trouve  au  Uve.  Outre  que,  par 
ce  procede,  nous  obtenons  une  conformite  de  cadences-rimes  entre  les  fins  de 
phrase  $ervuloru?nf  Jacobe  jttva}  desolatortim,  etc.,  nous  conservons  h  l'accent. 
son  elan,  6t  au  rytbme  son  mouvement  harmonieux. 

*^ > 

1)  Nous  nous  rangeona  sans  hesitation  aux  theories  rythmiques  de  Dom  Moc- 
quereau,  parce  que  nous  trouvona  sa  these  decisive,  admirablement  soutenuc,  sa- 
vaminent  raisonnee  et  solidement  etablic.  De  plus,  rassistanco  quotidienne  au  . 
choeur  nous  met  en  contact  perpetuel  avec  ce  rythrae  qu'elle  nous  fait  toucher  du 
doigt,  qu'elle  nous  apprend  k  gouter  et  que  nous  ne  pouvons  pas  concevoir  diffe- 
remment 


* 


220  _H,  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  EapagnoU. 


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1..   Cle   -   mens  ser  -  vu    -    lo-rum.  Ge  -  mi 
2.  FJos  A  -  pos  -  to    -    lo  -rum.  De  -  cus 

m 


tua  tu    -    o  -  rum 

e     -     le   -   cto  -  rum 


nm 


-     be    j*u  -  va,  3.  Gal  -  le  -  ci    -   a-  ~  no    -    ram, 
#     be    ju  -  va.  4.    Te    claimant    can  -  cto    -    rum, 

h — f*—£    — ' 


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Dux     et    His   -  pa  -  no 

Vo  -  ces  sae    -   cu  -  lo 


ruin.    Ja 
rum.     Ja 


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CO 


be    ju  -  va. 
be    ju  -  va. 


5.  Ta 

6.  Tri 


de 
fe 


ao    -    la  -  to  -  rum.    Le  -  va    -    men  re  -    o 
ra       inor-bo  -  rum.    Ge  -  ra  in    fir  -  mo 


rum: 
rum: 


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Ja  -  co 
Ja  -  co 


be    Ju  -  va.        7.     Qui    so    -    ras  -  cap  -    to  -  ruin, 
be    ju  -  va,        8.    Tu     sol   -    ve      no  -    stro  -rum. 


m  tfs&m** 


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M.  Sablayrolles,  A.  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols.    221 


Sol  -  vis  mi  -  se     -    ro    -  rum:    Ja 

Vin-cla  de  -  li    -    cto  -    rum:    Ja 


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be  ju  -  va. 

be   ju  -  va. 


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ft     Sis     pe-re            gri  -  no    -    rum  Sal    -    va  -  tor  tu    -     o  -  rum: 

10.  Va.     re-gna          po  -  Jo    -    rum  No    -     bia  spes  la    -    pso  -  rum: 

11.  Ar  -  go  laus         no  -  stro   -   rum  De    -     o     sit  cunc   -   to  -  rum- 

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Barcelone  nous  fournit  tres  peu  de  documents.  Nous  n'euines  que  4Q 
a  oO  photographies  a  prendre.  C'est  peu  si  l'on  considere,  d'une  part,  la 
renommee  de  cette  ville  justement  celfebre  et,  d'autre  part,  1'importance  des 
decouvertes  que  nous  devious  faire  ailleurs  en  d'autres  cites  beaucoup  moins 

a*   T  j  n°US  *Prouvions  une  vraie  J°ie  de  nous  trouver  en  presence 

do  tant  de  pages  ecntes  de  la  main  de  nos  ancetres  en  8.  Benoit,  et  d'enten- 

dre  inteneurement  un  echo  des  suaves  melodies  qu'ils  avaieut  chanters  bien 
avant  nous. 

Les  archives  du  Chapitre  en  raison  meme  de  leur  importance  devaient 
att.rer  notre  attention.  Nous  allames  les  examiner  avec  le  plus  grand  soin. 
M.  Ie  Chanome  archmste,  Don  J.  Gasia  et  son  collaborates  M.  Mas  you- 
lurent  bxen,  amsi  que  M.  Pijoan,  nous  preter  leur  aimable  et  "  intelligent 
concours.  Mais,  malgre  nos  recherches,  nous  ne  decouvrimes  qu'une  page  in- 
complete qui  ne  ppuvait  nous  servir. 

La  superbe  cathedrale  gothique  toutefois  nous  reservait  nne  agr<$able 
surprise   gregonenne.     Notre  presence   h  Barcelone   coincidait   avec   celle   de 


a  tl.  IMG.    XIII. 


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222    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 

Dom  Gregorio  Sunol  appele  par  son  E.  le  cardinal  Cassauas,  aujourdhui 
deced6,  pour  donner  &  sou  Seminaire  efc  an  chceur  des  chanoines  des  logons 
pratiques  de  chant  Hturgique.  Nous  eumes  la  satisfaction  d' entendre  resonner 
sous  les  voutes  de  la  vieille  basilique *)  une  inesse  toute  gregorienne  habiler 
ment  dirigee  par  notre  cher  confrere  de  Montserrat.  Rieu  n'etait  plus  propre 
h  nous  encourager  dans  la  poursuite  de  notre  iter  hispanicu-m  que  la  resur- 
rection ,  an.  sein  de  la  grande  capitale  de  la  Catalogue,  de  Tart  dont  nous 
re.herchions  les  traces  dans  les  archives  capitulaires  des  eveches  et  dans 
les  bibliotheques  du  royaume.  Le  contraste  de  trois  moines  poursuivant  le 
meme  but  par  des  voies  differentes  ne  pouvait  pas  etre  plus  frapp  ant,  II. 
nous  semblait  de  bon  augure  pour  la  restauration  du  chant  gr<5gorien  en 
Espagne,  et  nous  donnait  la  certitude  que  nous  ne  travaillions  pas  en  vain. 
Le  plaisir  artistique  que  nous  eprouvames  en  cette  occasion  fut  complete 
a  Santa  Maria  del  Mar  eu  entendant  la  Messe  dite  du  Pape  Marcel  execute© 
magistralement  par  VOrfeo  Catald  ayant  a  sa  tete  son  eminent  directeur  que 
nous  venons  de  nommer.  Ce  chef-d'oeuvre  de  la  musique  religieuse,  aceom- 
pagne   de   morceaux  gregoriens   chantes  par  le  meme   chceur, j  acheva   de   nous 

d^montrer  combien  Barcelone  et  la  Catalogue  se  distinguaient  dans  la  mise 
en  pratique  du  Motu  proprio  qu  elles  avaiont  devance, 

Le  26  mai,  nos  travaux  ayant  pris  fin,  nous  dume3  songer  &  quitter  la 
grande  capitale  Catalan  e.  Nous  ne  nous  en  ^loignerona  pas  sans  payer  notre 
tribut  de  reconnaissance  h  Madame  la  Marquise  de  Dou  qui  nous  donna  pen- 
dant  tout  notre  sejour  h  Barcelone  et  chaque  fois  que  nous  dumes  y  repasser 
une  noble  et  chretienne  hospitalite.  Bien  plus,  sa  haute  protection  devait 
nous  accompagner  tout  le  long  de  notre  route,  et  nous  faire  sentir  sa  bien- 
faisante  influence  par  de  precieuses  recomraandations. 

Nous  avons  aussi  h  adresser  des  remercxeraents  bien  merites  k  M.  Pedrell 
que  nous  eumes  Thonneur  de  voir  h  notre  arrivSe  et  &  notre  depart.  Nous 
ne  pouvions  pas,  sans  nuire  h  nos  travaux  et  h  nos  recherches,  nous  passer 
du  concours  d'un  homme  aussi  instruit  et  connaissant  si  bien  les  biblio- 
theques de  f  Espagne.  Notre  attente  ne  fut  pas  trompee.  Le  grand  musi- 
cien  et  erudit  nous  re§ut  chaque  fois  avec  l'interet  le  plus  marquG,  nous  mit 
au  courant  de  bien  des  choses  et  nous  donna  gracieuseroent,  lui  aussi,  pour 
le  parcours  que  nous  avions  a  suivre  de  precieuses  lettres  de  recommanda- 
tion  adressees  h  ses  nombreux  amis,  et  il  en  a  partout.  Ainsi  munis,  nous 
partions  pour  Tich.     CTetait  le  27  mai. 


■ 


III. 

Patrie  do  S.  Michel  de  Sanctis,,  du  profond  philosophe  BalmSs  et  du 
celebre  poftte  Vcrdaguer,  Vich  est  une  des  villes  les  plus  anciennes  de  la 
haute  Catalogne.  Depeuplee  pendant  Ic  longues  annees  par  la  conquete 
musulmane  (713),  cette  cite  cessa  d'etre  <§veehe  pour  passer  sous  1  administra- 
tion de  celui  de  Narbonne.  Mais  lorsque  l'immortel  fondateur  de  la  patrie 
catalane,  le  comte  Vifredo  el  Velloso7  eut  delivre  pour  toujours  les  provinces 
pyreneennes  du  joug  des   musulmans,   Vancienne  Ausona  recouvra  son  siege 


-*-** 


1)  Cette  vaste  et  belle  catbedrale  gothique  est  remarquable  par  l^lancement 
<Jps  vouies  du  deambulatorium  qui  font  de  son  chevet  un  chef-d1ceuvre  d'architec- 
ture.  La  fa$a«ie,  nouvellement  rij6taureet  est  une  ceavre  de  gofit,  et  sa  realisation 
un  temoignage  eclatant  de  la  foi  des  Catalans  et  des  barceionais. 


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M-  Sablayrollea,  A  la  Recherche  des  Manuscrifca  Gr^goriena  Espagnols.     223 

episcopal  dont  le  relevement  suivit  de  pres  celui  de  l?abbaye  de  Santa  Maria 
de  Ripoll  (886).  Depuis  lors,  la  ville  a  toujours  occtipe  la  place  qu'elle  a 
encore  aujourd'huL  Elle  a  ete  la  cite  la  pfus  importante  de  cette  partie  de 
la  Catalogne   et   capitale  du  haut  plateau  qui   porte   son  nom,    ainsi  que  de 


toute  la  contree  qui  forme  son  territoire  episcopal,  C'esi  sur  ]es  confing  de 
ce  territoire,  au  pied  meme  des  Pyrenees,  que  se  trouvont  les  deux  faxneuses 
-abbayes  benedictines  de  Eipoll  et  de  San.. Juan  de  las  Abadesas. 

Une  ville  d'une  telle  antiquite,  d'une  telle  histoire,  et  ay  ant  posse  de  non 

16* 


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224  .3&  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagools. 


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loin  d  elle  deux  moriasteres  si  cGlfcbres,"   devait  conserver,   malgr^"  les  guerres 
et  les  revolutions,  quelques  souvenirs  de  ce  glorieux  passe. 

En  effet,  nous  devious  faire  k  Vich  une  recolte  pal^ographique  bien  plus 
abondante  qu'&  Barcelone.  Nous  le  savions  avant  de' nous  y  .rendre,  con- 
naissant  dej&  lea  manuscrits  gregoriens  que  la  vieille  Ausona  garde  jalouse- 
ment;  car  j'avais  eu  1'occasion  de  .les  voir  et  de  les  signaler  k  mon  v£n6re 
Maitre,  Dom  Mocquereau,  quand  je  donnais  dans  cette  ville,  au  printerops 
de  1904,  des  lemons  de  chant  gr^gorien, 

Ces  pr£cieux  documents,  estimes  comme  ils  le  meritent,  ont  pris  une 
place  d'honneur  dans  le  remarquable\Mus6e  fond£  en  1889,  au  Palais  epis- 
copal meme,  par  1'eminent  eveque,  Mgr.  Morgades,  mort  plus  tard  sur  le 
&i6ge   de  Barcelone.     Cerfces,    c'etait   bien  juste   que   ces   vdnerables  reliques 


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de  la  liturgie,  echappees  comma  par  miracle  aux  guerres  et  aux  revolutions, 
fussent  placees  dans  un  lieu  si  choisi,  si  bien  appropri6,  et  h  cote  des  npm- 
breux  chefs-d'eeuvre  de  sculpture  et  de  peinture  qui  sont  l1  ornament  et.la 
richesse   du  musde  de  Yicb. 

Le  plus  aneien  manuscrit  de  chant  est  le  CXI  Liber  Aniiphonarins  Ec- 
eUsim  Vicensis.  C'est  h  la  fois  un  prosaire  et  un  tropaire  du  XP  si&cle. 
II  est  remarquable  d'abord  par  deux  sortes  d'ecritures  musicales  qu'il  con- 
tient.  Nous  en  donuons  deux  specimens  en  reproduisant  ici  deux  textes  du 
Kyriale. 

Le  N°  1  est  la  notation  dite  aquitaine,  particulifcre  au  midi  de  la  France 
et  au  nord  de  rEspagne.  Le  N°  2  est  une  notation  que  nous  avons  dej& 
sign  alee,  au  sujet  de  deux  manuscrits  de  Barcelone,    et  que  notre  voyage  a 


■ 


M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  J3r6goriens  Espagnols.    225 

mis  en  lumidre  en  attirant  sur  elle  Intention  des  benSdictins-  de  Solesmes. 
Nous  l'appellerons  espagriole  ou  mieux  catalam,  car  elle  est  propre  au  nord- 
est  de  l'Espagne  et  nous  n'en  avons  pas  trouve  un  seul  vestige  hors  des 
frontiSres  de  la  Catalogue.  En  attendant  que  le  moment  de  l'etudier  soit 
vecu  nous  croyons  que  nous  ne  devons  pas  aller  plus  loin  sacs  donner  & 
<#ux  de  nos  lecteurs  qui  neseraient  pas  initios  h  la-  connaissance  des  an- 
ciennes  Ventures  musicales  quelque  apergu  de  celle  qui  est  appel<§e  notation 
aquitaine.  Nous  irons  par  la  au-devant  de  leurs  desirs>  car  nous  compre- 
nons  tout  ce  qu'il  y  a  de  desagrSable  it  lire  des  noms  dont  on  ne  saisit  uas 
le  sens.  0  est  necessaire  aussi  pour  Intelligence  de  notre  r€cit  an  cours 
duquel  nous  serons  souvent'oblig6  de  repeter  ce  mot. 

La  notation  aquitaine  est  ainsi  appelee'  parce  quelle  a  predomin^  pres- 
que  exclusivement  dans  la  province  meridiem  ale  de  la  Prance  qui  portait  ce 
zi om.  Elle  consiste  dans  la  substitution  de  points  deiaelUs  aux  neumes  dont 
elle  derive.  On  peut  s3en  rendre  compte  par  le  specimen  n°  1  qu'on  a  sous 
]es  yeux.  Voici  &  ce  sujet  ce  que  nous  lisons  au  premier  volume  de  la 
PaUograplm  Mu&icah  p.  138: 

■ 

«Les  nns  (copistea)  ne  s'eloignerent  qu'a  regret,  pour  ainsi  dire,  des  types 
traditionnels,  et  aprfcs  avoir  modifie  quelques  signes,  ils  s'arretfereat  et  cr^renfc 
ainsi  des  syatfemes  mixtes.  Le  melange  d'aceents,  de  points  lies,  de  points  d£ta- 
ch^s  qui  les  caractSrisc  est  pour  nous  le  temoignage  le  plus  authentique  de  l'iden- 
tite  d'origine  de  toutes  les  notations,  Les  manuscrits  de  Chartrea,  d' Angers,  de 
Solesmes,  pour  ne  parler  que  des  livres  dont  nous  donnons  des  fac-siiniles,  repre- 
sentent  cette  phase  de  transition. 

■  D'autres  notateurs  plus  hardis  ne  craignirent  pas  de  rejeter,  Tune  aprfes  Tautre, 
l.es  formes  hereditaires  pour  se  lancer  dans,  des  voies  nouvelles;  ils  m£tamorpho- 
s&rent  ainsi  la  notation  jusqu'a  la  rendre  meconnais sable,  d'ailleurs  pour  son  plus 
grand  avantage. 

C'est  en  Aquitaine,  dans  le  midi  de  la  Prance,  et  dans  presque  toute  l'Espagne, 
que  le  system  e  des  points  deiacjies  arriva  a  son  plus  complet  developpement  et 
constitua  m§me  une  notation  reguliere  qui  comprend  une.famille  assez  conside- 
rable de  mannscrits*. 

Ainsi  done  la  notation  aquitaine  n'est  qu'une  des  phases  plus  accentuees 
du  mouvement  progressif  qui,  de  la  fin  du  Xc  sifccle  surtout.  en  transformant 
J  a  notation  chironomique  en  diastematiqtie  *j  l5a  conduite  a  sa  forme  actuelle 
et  definitive  nominee  guidonnienne, 

Pourquoi  maintenant  la  notation  aquitaine  est-elle  la  notation  de  presque 
tonte  l'Espagne?    Voici  la  reponse; 

On  sait  que  la  P^ninsuk  conserva  jusqu'au  XI0  si&cle  la  liturgie  mo- 
zarabe  qu'elle  avait  re$ue  des  Goths.  A  cette  epoque,  dans  le  nord  d'abord, 
elle  fut  remplacge  par  la  liturgie  romaine.  Nous  lisons,  en  effet,  dans  les 
Concilia  ffi$pania>7  qu'en  1068  le  Pape  Alexandre  II  envoya  en  qualite  de 
]egat,  dans  le  midi  de  la  Gaule  et  en  Espagne,  le  Cardinal  Hugues  le  Blanc 

■  • 

s  1)  La  notation  diasttmatique  (disjoiut,  s6pare)  differ  e  prof  on  dement  de  la  nota- 
tion chironomiqm,  Dans' celle-ci  la  forme  de  chaque  signe  fixe  la  valeur  tonale 
d!61evation  ou  d'abaissement;  dans  la  notation  diastematique,  ce  n'est  plus  la  forme 
du  signe,  mais  sa  place  dans  l^chelle  qui  determine  sa  valeur  m&odique  -  .  .  Le 
principe  diastematique  r6git  encore  aujourd'hui  notre  notation  moderne  .  . .  L'ac- 
centuation  chironomique  est  avant  tout  oraioirc  ...  la  ponctuation  diastematique 
est  mtisieale,  parce  qu'elle  traduit  d'une  manifere  sensible  et  parfaite  tons  les  inter- 
valles  employes  dans  le  chant.    (Paleog.  Mus.  I.  p.  123). 


■  - 


*     > 


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1     * 


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226    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 

qui  tint  un  concile  au  monastfere  de  Leyr  (Aragon),  un  autre  h  Grerone  et 
un  autre  h,  Ausone  (Vicb).  Entre  autres  cboses  il  y  substitua  le  rit  romain 
au  rit  mozarabe. 

Les  ouvriers  principaux  de  cette  reforme  furent  S.  Hugues,  .abbe  de  Cluny 
et  ses  moines.  Les  Papes  efc  les  Princes  espagnols  vainqueurs  des  Musulmans 
trouv&rent  en  eux  de  puissants  auxiliaires.  Est-il  besoin  de  rappeler  les 
tendres  relations  d'Alphonse  le  Vaillant,  roi  de  Leon,  de  Castillo  et  de  Galice; 
avec  le  grand  abbe  frangais?  Les  sujets  qu'il"  lui  envoy  a  pour  renouveler 
ou  retablir  la  discipline  religieuse  dans  les  monast£res  de  ses  Etats  et  dont 
.un,  nomine  Bernard,  fat  pen  aprSs  eleve  au  sifcge  primatial  de  Toledo? 

Nous  n'insisterons  pas  davantage  sur  les  bomnies  auxquels  revient  le 
principal  bonneur  de  la  reforme  liturgique  en  Espagne  au  XIe  si&cle,  notre 
but  n'etant  pas  de  refaire  Vhistoire  de  cette  epoque.  II  fallait  seulement 
rappeler  le  fait  h  cause  de  sa  relation  intime  avec  notre  sujet.  Le  lecteur 
bienveillant  l'aura  compris  et  en  aura  d6j&atir6  les  conclusions  qui  sont  les 
suivantest. 

1°  L'Eapagne  acceptant  au  XP  sifccle  la  liturgie  romainp  en  acceptait  le 
chant.  Tun  etant  inseparable  de  V autre. 

2°  Les  Clunisiens,  ay  ant  6te  les  principaux  auteurs  de  cette  grande  <BUvre? 
o'nt  du  travailler  eux-memes  aux  copies  d'un  certain  n  ombre  des  nouveaux. 
manuscrits  gregoriens. 

3°  Enfin,  les  Espagnols  6tant  obliges  pour  se  procurer  les  nouvelles  me- 
lodies d' avoir  recours  aux  nations  chretiennes  qui  avaient  re§u  la  liturgie 
romaine  avail t  eux,  il  est  tout  rndique  qu'ils  aient  fait  leurs  copies  sur  les 
manuscrits  de  la  nation  la  plus  voisine,  la  France,  notamment  sur  ceux  ap- 
partenant  &  la  parti e  frontidre  de  ce  pays,  5.  1' Aquitaine,.  L'histoire  Vatteste 
et  son  temoiffnaee  ne  permet  aucun  doute. 

Telle  est  done  en  Espagne  I'origine  de  la  notation  aquitaine;  elle  lui  est 
venue  du  midi  de  la  France.  Le  lecteur  saura  maintenant,  chaque  fois  que 
nous  en  parlerons,  d'ou  elle  provient  et  quelle  est  sa  nature. 

Le  premier  fait  interessant,  avons-nous  dit,  du  codex  CXI  est  de  con- 
tenir  h  la  fois  la  notation  aquitaine  et  la  notation  catalane.  II  est  in- 
finiment  curieux,  en  effet,  de  constater  dans  un  codex,  qui  semble  ecrit 
tout  entier  de  la  meme  main,  la  simultaneity  et  la  contemporaneity  de  deux 
ecritures  musicales  bien  differentes  qui  ont  su  vivre  cote  h  cote  sans  se 
confondre.  La  premiere  tdmoigne  de  l'antiquite  de  la  seconde,  comme  aussi 
de  l'ingenieuae  habilet£  des  Catalans  qui,  tout  en  acceptant  une  notation, 
etrangdre,  trouv&rent  le  secret  de  s'en  faire  une;  le  reste  de  la  P6ninsule  ne 
peut  en  dire  autant. 

Selon  toutes  les  apparenees,  Tantiquite  de  cette  ecrituro  musicale  remonte 
au  temps  meme  ou  la  liturgie  romain  e  eiitrait  en  Espagne.  En  rappelani 
ce  fait  d'histoire,  nous  avons  fait  mention  des  conciles  qui  furent  tonus  dans 
le  nord  par  le  cardinal  Hugues  le  Blanc  en  1068,  et  au  nombre  desquels 
fufe  celui  de  Vich.  Or,  pour  quo  i  ne  pourrions-nous  pas  reconnaitre  dans  le 
Liber  antiphonarms  Ecclesm  Vieensis  dont  nous  parlous,  un  des  resultats 
pratiques  du  concile  qui  introduisit  dans  cette  antique  Egli.se  la  reforme 
gregorienne?  L'iige  meme  du  manuscrit  semble  nous  conduire  a  cette  con- 
clusion, car  il  est  difficile  de  le  raettre  plus  tard  quh  la  fin  du  XI8  sificle. 
II  serait  d'apr&s  cela  le  temoin  le  plus  venerable  et  un  des  rares  survivants 
de  cette  reforme  dans  le  diocfese  de  Vich- 


.. 


■ 


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jl.  Sablayrolles,  A  ]a  Recherche  do9  Manuscrits  Gr^goriens  Espagnols.    227 

La  simultaneity  des  deux  notations  nest. pas  le  seul  c6t6  interessant  de 
ce  codex.  Dans  la  premiere  (aquitaine)  on  trouve  quelquefois  le  nom  de  la 
note  {f.e.c)  &■  °ote  du  signe-neume,  mais  de  main  posterieure. 

C'est  dans  ce  Liber  antiphonarius  que  se  trouve  ]e  Kyriale  dont  nous 
avons  parle  au  debut  de  ce  recit  et  qui  fut  d'un  secours  si  precieux  aux 
benedictins  de  Solesmes  pour  la  composition  de  celui  de  la  Vaticane.  Le 
texte  actuei  de  ce  dernier  ayant  ete  considerablement  remanie,  et  partant, 
s;ecartant  de  1  original  fait  par  Solesmes,  nous  ignorons  ce  qu'il  a  conserve 
7  du  Kyriate  Ecelesim  Vicensis.  Nous  savons  cependant  que  le  Kyrie  Nv  X  de 
l'gdition  Vaticane  en  est  sorti.  Nous  l1  avons  reproduit  dans  les  deux  photo- 
1  graphies    donnees  plus    haut.      En    le    comparant   avec  le  texte  officiel,   nous 

rerbarquons,  sans  en  savoir  la  cause,  que  celui  ci  a  perdu  sur  la  syllabe  ac- 
centuSe  de  eleison  la  distropha  ou  double  note  que,  conformdment  au  texte 
original,  ses  premiers  redacteurs  lui  avaient  conserves  Les  editions  ryth- 
mees  de  Solesmes,  dont  les  signea  rythmiques  reposent  but  lea  manuscrits  et 
iion  sur  le  caprice  (le  cas  present  nous  en  fournit  une  preuve  manifesto), 
suppleent  h  cette  lacune,  en  surmontant  d'un  episfeme  la  note  marquee  lonffue 
dans  le  codex  CXI.     On  obtient  ainsi  TSquivalent  de  la  distropha. 

L'interet  special  du  Kyrie  n°  X,  c'est  qu'il  retient  la  melodie  origin  ell  e 
du  Kyrie  n°  IX.  Celui-ci  vient  de  lui  assurement;  on  n'a  fait  qu'en  deve- 
lopper  le  theme.  Phrase  par  phrase,  on  le  reconnait  &  chaque  groups,  k 
chaque  note.  Cependant,-  comme  il  arrive  souvent  quand  on  porte  la  main 
sur  uno  melodie  primitive,  parfaite  dfes  son  origin e,  celle  k  qui  elle  donne 
naiaaauce    ne    parvient   jamais    h    la    surpasser    et    k    faire    oublier    sa    beaute 

native.  Je  ne  refuserai  pas  au  Kyrie  *Gum  jvbilo*  la  majeste  et  la  solen- 
nite  qui  le  distinguent,  la  richesse  et  l'ampleur  de  son  vetement  m61odique; 
mais  cette  majesty  mlsme  lui  semble  lourde  h  porter,  rend  son  allure  pesante, 
et  les  larges  plis  de  son  manteau  genent  ses  pas.  Le  Kyrie  *Alme  Pater *, 
au  contraire,  d'une  parure  simple  comme  la  fleur  des  champs  et  svelte  comme 
sa  tige,  s?£panouit  avec  gr3.ee,  se  balance  legdreraent,  laissant  apr&s  lui  un 
parfum  semblable  &  celui  que  le  voyageur  respire  au  lever  du  jour,  avant 
que  la  rosee  de  la  nuit  disparaisse  sous  les  premiers  rayons  du  soleil  naissant. 
Tel  est  notre  humble  sentiment  sur  cette  perle  musicale  du  Kyriale  Ecclesim 
Vicensis.  • 

Les   autres    melodies   qu'il  contient   sont   plus   ou  moins    cqnnues    et    se 

.    retrou vent  dans  presque  tous  les  tropaires.     Telles  sont  cellesdu  Kyrie  cwic- 

tipotens  Qenitor  Deits,  N°  IV,    du  Gloria  in  'Festis  Simplicities,  Ny  XV,  etc., 

pieces  remarquables  par  leur  parfum  d'antiquitS.     Par  contre  le  Kyrie  Fons 

bonitatis  que  nous  avons  rencontre  dang  d'autrcs  manuscrits  espagnols  ne  s'y 
trouve  pas. 

Toutes  les  pieces  de  cet  important  Kyriale  sont  r6p6tees  dans  les  deux 
notations. 

La  notation  catalane  est  seule  employee  pour  les  autres  parties  de  ce 
codex  CXI,  un  dos  plus  vSnerables  de  la  Catalogue  et  le  mdme,  sans  doute, 
que  Villanueva  vit,  au  commencement  du  si&cle  dernier,  aux  archives  de  la 
cathedrale  de  Vich.  On  le  reconnait  aisement  k  la  description  suivante  que 
1  atiteur  du   Viaje  literario  nous  en  a  laissee  (t.  VI,  p.  93): 

« Un  antifonario  anterior  a  Gtiido  Aretino l)  donde  sobre  la  letra  se  .pinian 
las  noias  del  canto  como  floicmtes  y  sin  ray  as  ni  claves*. 

1}  L'arch^ologie  musicale  en    etant  a  ses   premiers  essais   quand  Villanueva 

4 


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228    M.  Sablayroiles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols, 

Le  second  codex,  bien  venerable-  aussi,  photographic  par  nous  est  le 
ms.  XXXI  Ripoll  dont  maliieureusement  un  certain  norabre  de  pages 
manquent  au  commencement  et  dans  le  corps  raeine  de  l'aixvrage.  Conime 
le  prudent,  ce  codex  est  un  Prosaire  et  Tropaire.  Lea  proses  sont  nom- 
breuses ;  il  y  en  a  pour  la  plupart  des  fetes.  Quant  aux  tropes,  ils  n'ae- 
compagnent  guere  que  dos  Gloria,  Sanofiis  et  Agnus.  Les  Kyrie  font  com- 
plfetement  defaut.  Oes  Gloria.  Sanctus  et  Aqntts.  avec  ou  sans  tropes,  furent 
photographies  par  M.  J.  G-udiol  avant  que  nous  ne  prissions  nous-memes  les 
manuscrits  entiers;  nous  les  envovames  avec  le  K/yriale  da  C.  CXI  auxbene- 
dictins  de  Solesmes  pour  la  preparation  de  celui  de  la  Vaticane.  Nous  Sa- 
vons de  source  certaine  qu'ils  leur  furent  non  moins  utiles  que  le  Kyriale 
du  precedent  manuscrit  pour  la  composition  du  textc  savant  et  critique  qu'ils 
devaient  pr6senter, 

Le  C.  XXXI  eontient  encore  trois  tropes  appliques  aux  le9ons  de  1'Ecri- 
ture  Sainte:  le  premier  appartient  b,  la  prophetie  .d'Isaie  Prima  tempore  alle- 
viata  est,  le  second  h  l'epitre  de  la  messe  de  minuit  de  Noel  et  le  troisietne 
k  1  <§pitre  du  dimauche  de  Paques.  Nous  nous  arreterons  seujtement,  comme 
etant  plus  dignes  d'interet,  &  ces  deux  epitres  farcies*  Mais  avant  do  les 
presenter  au  lecteur,  peut-etre  ne  sera-t-il  pas  inutile  de  definir  brifevement 
le  genre  et  le  caractere  de  ces  compositions. 

Voici  d'abord  comment  en  parle  un  auteur  competent: 

<I1  est  etrange.  dit  le  Dr.  Pierre  Wagner,  qu'ont  ait  egaleuient  mis  de 
ces  developpements  aux  lapons  de  V Earihtre  saint&\  mais  les  tropes  de  ce  genre 
sont  assez  rares,  bien  qu'en  Prance  on  leur  ait  donne  beaucoup  plus  do 
relief  en  les  composant  en  langue  vulgaire  et  en  les  cliantant  la  face  tournee 
vers  le  peuple.  Ces  Farciturw  ou  JParsim^  comrae  on  los  appelait,  n3<5taiont 
le  plus  souvent  que  la  traduction  de  l'epitre  surtout  de  celles  des  messes  d<$ 
Noel  et  des  jours  suivant's*1}. 

En  note,  le  memo  auteur  ajoute; 


>. 


«Le  glossaire  de  Du  Cange  fait  deriver  les  mots  de  Farciturae  ou  Farsiae  de 
farcire,  iburrer,  remplir,  entremeler.  —  On  appelait  autrefois  ainsi  l'epitre  de  cer- 
taines  Messes  solennelles,  tir6e  soit  de  la  Bible,  soit  de  la  legende  latine  du  saint 
de  qui  on  celebrait  la  fete,  et  dont  les  versets,  reproduits  dans  une  paraphrase 
ordinaire  merit  rim&e  en  langue  vulgaire  ctaient  cbantes  alternativemeut  avec  les 
couplets  fran9ais  par  plusieurs  personnes  qui  se  rtipondaient  ainsi  dans  un  idiome 
different*. 

L'epitre  farcio  eu  patois  proven§al  d'Aix-en  Provence  sur  le  mar  tyre  de 
S,  Etienne  est  une  des  plus  remarquables. 

Les  epitres  farcies  font  done  partie  de  la  grande  famille  des  compositions 
litteraires  et  musicales  que  Ton  a  appelees  tropes. 


■ 


<5crivait  son  ouvrage,  il  n'y  auvait  rien  d'etonnant'  qull  se  trompat  ici.  II  nous 
semble,  en  effet,  impossible  de  pouvoir  faire  remonter  VAniiphonaire  Ecclesiae  Vi- 
eensis  avant  Gui  d'Arezzo.  Cc  fut  vers  1025  que  I'illustre  benedictin  effectoa  sa 
refbnne.  Or,  la  liturgie  romaine  fat  introduite  a  Yich  en  1068  par  le  legatdu 
Pape  Alexandre  II  qui  y  tint  un  concile  la  ineme  annee.  Nous  croyons  done  plus 
fond6  de  dater  de  cette  ^poqiie,  c5est-a-dire  de  la  fin  du  XI0  si&cie,  le  ms.  CXI, 
vu  qu'avant  Gui  d'Arezzo  plusieurs  ecrivaient  deja  le  chant  avec  deux  lignes,  etT 
qu'apres  lui  encore,  d' autre  s  continue  rent  &.  copier  les  netunes  in  campo  apcrio} 
ti5ino!ns  les  traditionalistes  de  Saint-Gall. 

1)  Oriyine  et  Devcloppemmt  du  chant  KHivgique,  p.  282. 


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M- Sablayrolles,  A 'la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols.    '229 

•Les  tropes  que  Ton  trouvo  le  plus  sou  vent  dans  les  mauuscrits  sont  lea 
tropes  des  Kyric,  des  Gloria ,  des  Sanchts  et  des  Agnus.  Ceux  des  6pitres 
sont  plus  rares.  La  publication  que  le  r£cit  de  notre  voyage  en  Espagne 
«oas  amine  &  en  faire  ne  les  rend  done  que  plus  interessants. 

Le  genre  dc  ces  epitres  est  indique  par  le  nom  meme  qui  leur  a  ete 
donne  d'epitres  farcies.  Elles  sont  des  paraphrases  du  texte.  II  s'y  trouve 
tout  eutier.  Seulenieut  entre  les  phrases  et  memo  les  membres  de  phrase 
on  a  intercale  un  autre  texte  parfois  tres  abondant  qui  est  com  me  le  deve- 
loppeinent  et  r explication  du  premier. 

Ces  paraphrases  ont  pour  consequence  de  donner  aux  epitres  farcies  un 
4>aractere  scenique  ou  dramatique  que  la  musique  elle-meme  contribue  & 
rendre  plus  sail] ant.  Ce  melange,  en  effet,  de  recitatifs  et  de  choeurs  ne  les 
fait-il  pas  ressembler  a  de  vrais  petits  drames  et  cette  ressernblance  ne  de- 
vieut-elle  pas  plus  frapp  ante  quand  on  prend  pour  terme  de  comparaison  les 
epitres  farcies  en  langue  vnlgaire,  telles  qu'elles  furent  composeies  et  cx^eu- 
tees  en  Prance?  On  ne  peut  certainement  pas  etudier  ces  compositions 
IIturgico-musica3es?  sans  songer  instinctivement  aux  Drames  ou  Mysteres  qui 
doivent  leur  origine  ou  leur  inspiration  aux  offices  tropes  en  general,  taut  h 
<;.u,use  de  leur"  nature  que  pour  la  inaniere  dont  on  les  cehSbrait,  surtout 
<lans  certaines  eglises.  Mais  n'insistons  pas  davantage  et  laissons  nos  epitres 
j'nrcies  de  Vich  justifier  elles-memes  tout  ce  que  nous  venons  de  dire. 

Celle  de  Paques  merite,  par  son  caractere  et  son  originalite,  d'etre  pre- 
sentee la  premiere. 


* 


In  die  Sco  Pasehae. 


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1*  lr-^-1 


33.xult-e-m.us,  re^so_ne-mus  ho-di.e:     Dues  is.ta  ma-gnaest  lae.ti.ti. a  , 

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'  •  «  r- 


Al*  le  -  lui  -  a,     Re.sur.re..-xit    Do.mi.nufi.    Lec-ti-  o     e-pis-to-lae 


*■ 


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Hss- 


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be- a  -  it    Pau-li    a-posto-li         ad       Go-tin-thi-os. 


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Pan.  to -era -tor    re*pa.ra.tor  nos.ter  est,   Pas.cha  nostrum    im.mo. 

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la.-tus  Chris.tus  est.  *  ALle^Jui.a...    Ex-puKgaJe  ve-tu$  ferjmenJum 


230    M.  Sablayrolles,  A-  la  Recherche  dea  Manuscrits  Gregorieng  Espagnols. 


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w*    si.tis   no-va  con^sper.si  .  o         si- cut    e     -'   $*£s     a-gi-mi.    ' 


•  n.Wp.fri.i 


& 


GraJai-le.muret  pha-se  sa-ero  sanctum  E.pu-le-mur  sinxe.res  in  a.zi.nxis 


- 


■ . ,  *  Al  -  le  -  lui .  a . ..     Bt    ejnim  Pascha  nos-trum  immo.la  -  tus  est  Christus 


';■ 


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r*   fl   fv  ■!   ■    I   ,    a    " 


AI  -  ba  ves  _te     an  .  ge  .  lus    ap.  pa  .  ru  -  it,       Mu  .  li  .  e  .  res     ne 


pa  -ve-rent  mo_  nu  _  it    *  Al  -  te  _  lui  .  a,      an _ge  .  lus,.  ap .  pa  .  ru  -  it . 


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It    -    a    que   e  -  pu.  le. 


mur-      Ab-sit    om.nis    pro.cui    hae.si  .ta 


ti.o,      Pa.tet    e.nim  Chris-ti    re-sur_rec-ti  -  o   *  Al.Ie-lui-a, 


ang. 


ie   .  • 


Sn 


P- 


t 


Non  in  fer.men  Jk     ve  .  te  .  ri,      ne  -  que    in    fer-  men.  to    ma  -  li 


ti  .  ae 


tie.  qui  ,  ti  .  ae       Lau_dus    De  .  o,      vi  .  cit     le  .  o, 

b«    a  la 


re.di.it     Ab   iiufe.ris,  mor.te  mors   in.te.ri- it  *  Ai.ie.lui_  a^neelus 


v 


-:   £ 


« 


St  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols.    231 


5^    in    a  -  zijmis    sin  ~  ce  ,ri-  ta-  tis       et 


ve 


.Ti- la. tis,     De-o    do. xa 


or-tho-do-xa,con-sci-o  Congau_de-at    re.sur.genJa  Do.mi.no, 


- 


Apres  .avoir  lu  et  chante  cette  magnifique  dpitre,  liturgistes  et  musiciens- 
conviehdrontavec  dous  qu'elle  etait  digne 'd'etre  mise  en  lumiere  et  meritait 
les  honneurs'de,  la. publicity  Elle  nous  est' denude  par  les  deux  niss.  CXI 
et  XXXI  de!Vich.  Elle  est  incomplete  dans  le  CXI;  mais  coinme  celui-ci 
est  plus  ancien 'que"  1' autre,  le  XXXI  nous  semble  evidemment  copie  sur  le 
CXI.  Nous  trouvons  dans  les  deux  la  meme  faute  sur  sacrosanctum ;  ils 
n'ont  que  le  sol  aur  la  deuxifeme  syllabe;  nous  avons  corrig^  d'aprfes  toua 
les  versets  semblables.  On  peut  chanter  les  paroles  h  trois  chceurs:  le  sous- 
dia  ere  se  r<§servant  le  texte  saere,  une  schola  chantant  les  versets  JExultemus 

laeUtia,  la  foule  enfin  repetant  Alleluia,  remrrexit  Domimis.  La  inSlodie 
est  gracieuse,  mais  il  faudra  exScuter  tres  leg&rement  tous  les  mouvements 
binaires  des  versets  qui  sans  cela  deviendraient  facilement  iusupportables. 
Le  sous-diacre  s'appliquera  it  bien  chanter  sa  recitation  que,  pour  distinguer, 
nous  avons  ecrite  en  italique. 

Les  trois  parties  do  cette  belle  melodie  sont  bien  distinctes  do  caractfcre. 
Le  role  du  sous-diacre  est  un  rScitatif  roulant  sur  la  dominante,  avec  une 
gracieuse  modulation  formant  une  espece  de  metfUm  a ii  milieu  du  memhre 
de  phrase,  et  un  scandicus  de  trois  notes  qui  le  terminent  sur  le  dernier 
accent.  Le  point  est  marquS  par  un  groupe-  plus  long  qui  araene  la  tonique. 
La  partie  executee  par  la  scfhola  tranche  stttf  la  simplicity  du  recit.  La  melo- 
dic est  riche,  elegante,  fortement  rythmic;  elle  doit  etre  enlev^e  et  suppose 
des  voix  experimentees.  Le  court  refrain  qui  semble  reserv<§  h  la  foule : 
Alleluia,  remrrexit  Domimis  est  sobre  et  facile  comme  il  convient  h  un  chant 
populaire.  Enfin  la  piSce  finit  par  une  vocalise  inspiree  efc  superbe.  Au- 
jourd'hui  il  n'est  plus  permis  de  chanter  Tepitre  de  cette  manifere  dans  le 
corps  de  la  messe,  Mais  rien  n'erapecho  de  chanter  ce  morccau  tel  quel, 
comme  cantique  pieux,  &  un  autre  moment,  II  serait  du  plus  bel  effet  et 
transporter  ait  pour  quelques  instants  les  fid&les  dans  une  des  vastes  cathe- 
drales  gothiques  du  moycn  age,  au  milieu  de  leurs  ancetres  dans  la  foi  avec 
lesquels  elle  les  mettrait  en  communion.  Quant  h  chanter  le  texte  sacr£  seul 
sur  cet  air,  on  ne  pourrait  le  faire  qu'en  modifiant  la  m6lodie  pour  relier 
les  phrases  s6parees  par  ^intercalation  des  paroles  extra-liturgiques.  Nul  doute 
que  dans  ce  cas  elle  ne  perdifc  beaucoup  de  son  intdret. 

Ni  les  Analeeia  Hymnica,  ni  le  Evperiorhtrn  Hymnologicnm  de  M,  TJ.  Che- 
valier ne  font  mention  de  cette  dpitre,  Sa  publication  dans  la  Revista  Musical 
Caialana  n  en  a  ete  que  plus  remarquee.  La  Rassegna  Gregoriana  s'est  em- 
pressSe  de  la  reproduire,  et  le  P6re  Blume  en  a  profits  pour  formuler  h  son 
sujet,  dans. cette  meme  Bevue1),  des  observations  fort  judicieuses.     Ne  pou- 


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1)  Settembre-Ottobre  1907. 


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932    »,  Sablayrolles,  A  la  Recherche  de8  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 

ZfnT  kS  .rePr°duire  f ici  dans  }Zr  int'grit"'  n0US  nous  P«™*to«»  de  lea 
resumer  aussi  ndeiement  que  possible. 

LeBP.  remarque  d'abord  que  «sur  la  foi  de  sources  nombreuses,  lea 
Analeeta  hymmea  medn  aevi  avaient  mis  hors  de  doute  que-  les  JSpMae 
farettae  ayaient  leur  age  d*or  au  XII0  siecle  et  surtout  au  XIII0.  tandis  qu'on 
Vmtai*  £S  remonter  ^rigine  au  XP.  (Analeeta  hymnica  medii  aevi,  XLIX, 
p.  166-207).  Aujourd  hui  dans  l'etude  susdite,  D.  M.  S.  nous  presente  une 
.  6pitre  farce  empruutee  a  un  manuscrit  du  XI™  siecle.  A  noter  que  ta 
Ware  de  cette  epitre  monfcre  dans  la  rime  une  perfection  telle  qu'on ,  ne 
la  rencontre  qu  en  plein  XII e  siecle  seulement*. 

P  PYTP;B1iffi!  "pendant  ne  doute  pas  de  l'age  que  nous  avons  donne  an 

C'  °XI  ft  S%a*5,T  lG  V°L  XXXIV  d6S  Analecta  **"«*»,  -oui  les 
numeros  22,:88   312,  3H,  on  avait  deja  publie  des  sequences  appartenant  a 

ce  codex  auquel  on  assignait  le  XI",  XIP  siecle*;  II  semble  seulement  se 
reserver  sur  la  fidelite  de  notre  lecon  «visiblement  dcterioree,  si  toutefoia  le 
codes  la  presente  ainsi».  , 

>    Cette  lecon    h&  P.  la  reproduit  et  la.discute.    Voulant  prouver  qu'elle 
n  est  pas  une  farciture  d'epitre,  mais  bien.un  trope  du  Benedicamus  detourne 
de  sa  destination  premiere,  il  la  compare  avec;  d'autres  textes  du  Benedieamus 
empruntes  h  dxvers  documents  qui  vont  du  XIIP  au  XVI*  siecle.  Puis  il  conclue  ■ 
.  .     <Les  tropes   sur  le  Bemdicanjus   depassant  a  peine,  en  remontant  les  li- 
mites   du    XII"  siecle,   il    est    a  peine  ■  croyable  que   le  Benedieamus  Domino, 
amphfie  comme  Jarciture    de  l^pitre  paschale,  soit  entre  dans  le  0.  CXI  de 
la  bibhotheque-  cjpitulaire  ■  de  Vich  des  le  XI*  ou   des  le  commencement  du 
All   siecle.     lout  lait  supposer  que  e'est  une  addition  postSrieure  provenant 
d  autres  codices  du  X.IIP  on  du  XrV\  siecle.    D.  M.  S.  aura  certes  la  bonte 
de  donner  quelque   nouvelle  preuve   par,  rapport  au   manuscrit  sur   cet  im- 
portant sujet.»  ,   ... 

A  une  demande  si  courtoise  nous  devions.  une  reponse.  Voici  celle  que 
nous  avons  faite  a  l'ensemble'  de.J'article  [Rassegna  Gregoriana,  Gennaio- 
Febbraio,  1908,  col.  62-65).  Nous  1'inserons  dan,  ce  recit  .omrne  supple- 
ment d  informations.  n  rr 

pvt  '  i  V^ra /emarqUe  du  P-  BIum6  fco1-  41°)  Jereponds  que  les  maa. 
"V,?  f-*-*-1  dtt  m«see  episcopal  de  Vich  out  exactement  lememe  texts, 
sauf  lorthographe,  et  j'affirme  que  je  l'ai  reproduit  integralement.  J'ai  du 
seulement  completer  le  texte  du  CXI  pur  celui  du  XXXI  parce  que  le  dernier 
folio  du  CXI  etant  dechir<§,  la  dernicre  strophe  de  1'epitre  a  disparu  avec  le 
lam  beau  du  parchemin. 

J'avoue  que  je  n'ai  pas  cherch<$  a  verifier  si  le  texte  etait  altere.ou  non, 
mon  intention,  en  le  publiant,  n'etant  pas  de  faire  oeuvre  de  critique.  Je 
voulais  seulement  faire  connaitre  au  monde  des  savants  quelle  etait  ma  trou- 
vaille, laissant  a  chacun  la  pleine  liberte  d'en  deduire  les  conclusions  scienti- 
hques  qu  une  telle  publication  comporte  et  que  je  remercie  le  P.  Blume  d'avoir 
provoquees. 

Le  savant  jesuite  insiste  beaucoup  sur  la  perfection  des  rimes  internes, 
et  en  eleve  un  doute  sur  l'antiquite  d'une  telle  epitre.  Cette  insistance  ne 
me  semble  pas  justifiee,  d'abord  parce  que  les  rimes  ne  se  presented  pas 
r6guherement  dans  toutes  les  strophes,  et  ensuite  parce  qu'elles  ne  se  trou- 
vent  pas  a  la  cesure  meme  des  vers.     Ainsi  la  division  est: 

■ 

Emltenms  I  rcsonemzw  hodie,  etc. 


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3f.  Sablayrolles,  A'  la  Recherche  dee  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols.    233 

c1est-»-<3ire  4  +  %  et  non : 

JSxultenius  j  re&onemits'  \  hodie,  etc. 

Or    ceci  se  r&p6te  reguli6rement  5,  tons  les  vers. 

Quant  &.  savoir  si  l'epitre  de  Vich  est  reellement  une  *EpUre»  fareie  ou 
un  « Bcnedicamus^  farci,  je  ne  saurais  trop  partager  l'opinion  soutenue  par 
le  savant  critique,  Ce  trope  appartient  au  Bmedicamxis ,  c'est  clair  comme 
]e  jour,  et  je  suis  ravi  que  le  E.  P*  lait  si  bien  mis  en  lumi6re;  mais  dans 
uotre  manuscrit  de  Vich,  il  demoure  incontestable  que  ce  trope  s'y  trouve 
it  titre  de  farcititre  d'epttre.  C'est  Ik  un  fait  remarquable  qui,  en  mati6re 
de  critique,   s'impose  a  I5 attention  des  savants. 


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Parini  les  differeuts  textes  cites  a  Tappui  de  sa  th£se,  le  P.  Blume  donne 
(col.  413)  VExult&mus  d'un  missel  do  Segovie  de  date  relativement  recente. 
Je  connaissais  ce  texte  reproduit  depuis  longtemps  dans  les  Variae  Preees  de 
Solesines  (p.  143),  comme  trope  du  Benedieamus.  Mais,  je  le  repete,  je  n'avais 
pas  h  en  pax*ler,  ne  voulant  pas  eutrer  sur  le  terrain  de  la  critique. 

A  la  col.  414,  le  P.  Blume  me  demande  de  prouver  que  Tepitre  fareie 
de  Vich  n'est  pas  «une  addition  post6rieure»,  provenant  d'autres  manuscrits 
des  XIII0  ou  XIV0  si^cles.  En  premier  lieu,  je  dirai  que  la  partie  du  codex 
d'oil  elle  est  tirSe  est  de  la  fin  du  XI<:  sifecle  ou  tout  au  plus  du  commence- 
ment du  XIIe.    II  suffira  pour  s'en  convaincre  de  consulter  les  fac-similes  en 


* 


234    M.  S'ablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gi-egoriens  Espagnols. 


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notation  Catalan e  et  aqultaine  que  j'ai  publies  h,  propos  du  Kyrie  *Mrrie  Pater*, 
Quant  h  Vepitre,  jc  n'ai  pas  la  pr6tention  d'affirmer  que  les  folios  qui  termi- 
nent  le  C.  CXI  de  Vich  sont  aussi  anclens  que  le  codex  lui-meme.  lis  peu- 
veiit  etre  posterieurs  au  Kyriale,  et  je  suis  tout  dispose  a  croire  qu'ils  le 
•sont  de  20  h  30  ans.  D'autre  part  je  conviens  que  le  texte  eat  dejJi  alterS. 
Mais  il  est  materiellement  et  scientifiquement  impossible  d'en  conclure  que 
T^pitre  farcie  ne  soit  que  du  XIIId  pu  du  XIV6  sifecles.  Le  meilleur  argu- 
ment sera  de  faire  appel  au  manuscrit  lui-meme  en  rapportant  ici  par  la 
photographie  le  texte  original. 

Le  codex  XXXI  qui  nous  donne  en  entier  1  epitre  tExultetmiB*  est  ecrifc 
sur  deux  lignes,  celles  de  fa  et  de  do.  Cet  usage  remonte  h  la  fin  du 
Xe  siecle,  epoque  de  la  naissance  de  Gruy  d'Arezzo.  On  tra^ait  alors  en  couleur 
ces  deux  lign.es  qu'on  pourrait  appeler  lignes-clefs,  Celles  de  notre  manuscrit 
ont  du.  etre  tireos  ii  la  main,  sans  le  secours  d'une  rfegle,  car  genoralement 
-elles  ne  brillont  pas  par  T  align  erne  nt.  On  voxt  parfbis  de  traits  supplSmen- 
taires  au-dessus  do  la  ligne  do  quand  les  melodies  franchissent  cette  limite. 
Dans  certaines  pages  des  lignes  5,  pointes  stsches  se  detachqnt,  intercalees 
entre  les  pr6c6dentes.  Le  C.  XXXI  est  surement  posterieur  au  grand  moine 
b^ntSdictin  qui  perfectionna  le  syatfime  de  notation  auquel  on  a  donne  son 
nom.  On  ne  peut  toutefois  le  faire  remonter  au  del&  de  la  fin  du  XII0  sifecle, 
■car  il  conttent  une  prose  en  l'honneur  de  S.  Thomas  de  Cantorbery  qui  fut 
.martyrise  en  1170. 


In  natale  Dni  ad  missam  de  luce*  —  Epistcla.  . 


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Lec-ti  -  o     e  -  pis.  to  -  tae  he  .  a  .  ti   Pan  -li     a  *  po$~to  -  li     ad    Ti~tu?n. 


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Gau-de„a-mus  no.va  cum  lae-ti  -ti  -  a      Ga-ris~si-me-  FuLget   di.ea 


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ho^di  -  er.na.    Na.ta    iu.ce   sem- pi-ter.na,     No.va  di  .es,  no.va 


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na  -  ta  -  li  -  ti  -  a,       No-vus  ho- mo,  no.  va    haec    so  -  iem-'ni  -  a. 


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No,va  de-cent  gau,di  -  a,     No.vae  latudis  mo&^ni  ,  a<     Ap«pa~r%i-it 


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M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols.    235 


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gra-ti  -  «     Zte-  i     Sal~va~  io*.ris  nos„  tri     om^ni^bus  ho.mi~ni-  bus 


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e  .m.di-ens  nos,    Om-nis  ae.tas  er.  go  gau.de,    Sed  tu,  pi. a   Vir.  go, 


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f-fi-& 


plau.de;     Vir -go    pa.  ris   f i  .  li  -  urn  pm_den-.ti  -  ae?      No_vum,mi-rum 


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ge.nns  hoc  po-ten.ti «.  ae:    Par.tus   cs  -  se  fe-  mi  -  nae      Si.ne      vi  -  ri 


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se-  mi  -  ne.      Ut  ab.ne.ganJes  ini^pi-e  m  ta^tem  et   sae~cu-  la~ri~  a 


ikni 


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de~si-de-ri.a,      so~bri-e    et  JusJe    et  pi-e    vi-va-mu&inhoc  S(W~cn-lo 


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Pu.er  gau.de  pu.e  -  ri  -  lis,    Se.nex  ae.tas  et   se.  ni.  lis:    Fer-tur  pu_er 


+• 


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Si.me.-o.ni   va.tc.ri,    Mu-tat  a.quas  sub  ae.ta.te  pu.-e.-ri,  No.vi.tas 


-S-3+ 


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!  mi.ra-  cu.  li     Commu  -tan-tur  ja-cu  -li      Eas-pecJan-tes  be~  a.tam  spent 


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et  adjventum  glojruas  <ma-gni  DeA     et  sSaLva-to-ris  nosJri  Jhe-su  Chris-tt . 


236    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregorieus  Espagiiols. 


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Hie  no^va-to  gau,de  cho.ro     Mcri-ta,  li  '.junc-ta  cho^ro      Tu.o  De.us 

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.  sera-piJeh.no  fi-li  -o     Co_pu_iat  ec-cle.si-am  con-nu.bi.o,    Vi.du.a    - 

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^~-fi.,       ^^-^w 


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rum  do- mi, no,   Aiuna  gaiude  gau.di  .  o.   Qui  de-dit  se-me-Upsum  pro 


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no„bis,   ut  nos  re^dijme.ret  ab  om-ni    i  -ni~qni-ta,te      et  mwruda^ret 

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si-bi  po.piu/.u?nac-cep-ta.6iJeml  sec.  ta.  to .rem  bo -no. rum  o.  ye. rum. 


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Quisquis  nec.te.ris  re.  a     tu,Plaude  ta.  men  tan -to    na.tiu     E.ris    e.niin 


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sub  pec-ca-ti    re.di_tu      Li-ber,sanc.to  li  -  be-ran*te  SpLri-tu.   Haec 


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T^fr-  ,        '  ^-  ■  fi-. 


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ex.ul  -  tat  mo-ni  -  tu      No-vae    vo-cis   so.  ni  .  tu.    Haec  lo^que.re  et 

■ 

— — 1 — 


ex-hoT-ta  .re.      Er.go  quis.quis  do.mi.na.ris,   Dux  et  nos.ter  con.su  - 


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>    "      " 


la.ris,     Cu-i  .  fes-tum  re  -gi.men  com-mi^si-mus    No-vum  fes.tuin, 


M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnola.  -237 


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no.vumhoc  per.a.gi.mus.    No-vas   lau.des   in.ci.pe,    No.ve    die  et 


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de.  pro.  me.     In  Chris  Jo  JAe.su  Do.7nt.no  nos-tro.     Ho_di .  e     no,vum 


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pe.pe-rit;    Ho.di.e     vae  per.i  .it:     Ho.di.e  Chris.tus  rex 


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ap-pa.ru.it.      Om.nis  vox  ex.ul.tans  in    iu.bi-lo,    Om.nis  laus   et 


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ho-nor    do  -  mi  -  no;    Ti  ^bi  Chris-te    De.  o     gra  -ti  -  as.      A  -  men 


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Si  1'epitre  furcie  de  Paques  etait  inedite,  celle  de  Noel  ne  I'etait  pas. 
Elle  fut  publide  recemment  par  le  P.  Blum e  dans  les  Anakctu  Hymnica  t.  XLIX* 
Tropi  graduates  II  Tropm  xumPrvpnum  et  missarttm  p.  175  (1906),  d'apres 
un  manuscrit :  Cod.  Londinensts,  Earlei  1010 :  collectio  m&  Anqlimm  (?)  mm,  IB 
(fraymentum).  Ce  sont  la  les  donneesde  l'editeur  qui  ne  publie  que  le 
texte  seul. 

■ 

Les  paraphrases  intercalees  dans  le  texte  sacr6  ne  sont  pas  placees  au 
m§me  endroit  que  dans  le  codex  Catalan.  II  en  rfeulte  des  variantes  con- 
siderables, qui  sont  les  suivantes. 


Blume. 

J   Gaudeawius 

2  Futget  dies  hodiema 

3  Quisquis  necieris  rc<xtu 

4  Spectali  gaude  choro 

5  Ornnis  ergo  aetas  gaude 

6  Ergo  tu  qui  dominaris 


Vich'. 

1  Gaudeamits 

2  Fidget  dies  hodiema 

3  Omnis  etas  ergo  gaude 

4  Puer  gaude  puerilis 

5  Hoe  (?)  novato  gaude  choro 
6'  Quisquis  neeteris  reatu 

7  Ergo  quisquis  dominaris 


Outre  ces  variantes,  le  texte  de  Vich  contient.  ainsi  qu'on  Taura  remarque, 
une  strophe  de  plus,  la  4°  Puer  gaude  puerilis. 

Avant  la  publication  du  P.  Blume,  les  Analeeta  Hymnica  avaient  dejk 
donne   1'epitre    Gaudcamus   au  t.  XLVb.  .Nu  52,   p.  45,    daus   cet  ordre: 


1)  Mot  de  deux  syllabes  que  nous  n'avons  pu  lire, 

S.  a.  IMG,    XIII.  * 


16 


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238    M.  SablayrolJes,  A  la  Becherche  .des  Man  us  cats  Gregoriens  Espagnols. 

Gmtdeamtis  (sans  N°) 
1  Fulget  dies  •  .  - 
■  -  2  Spedali  gaude  .  . . 

3  Pritis  gaude  vetuli  ' 

Senex  aetas  servuli; 

Dat  se  vimm 

Simeoiii  veteriy  etc. 

O'est  la  4e  strophe  de  Vich,  sauf  les  variantes. 

M.  XL  Chevalier  ne  fait  qu'ane  simple  mention  de  cette  belle  composition, 
dans  son  Bepertorium  Hynmologimm,  Supplement  N°  27  245,  ot  il  renvoie 
k  Baillard:  Explication  des  neiwws  6.  L&  aussi,  il  n  y  a  que  le  texte  d'aprds 
le  meine  ms.  1139,  BibliothSque  Rationale,  Paris. 

A  la  3°  strophe  le  ins.  porte  d'aprfes  Raillard: 

Ejus  gaude  iuvenili 
D'apres  Dreves:  Pruts  gaude  ut  uemli  (??!!). 

Mais  l'abbe  Raillard  a  en  outre  edite  la  musique  dans  ,un  opuscule  in- 
titule: Mccmil  de  32  chants  religieuz,  extraits  d\in  ms.  du  XIe  Steele.  Ce  ms. 
est  le  ineme  que  eelui  que  nous  venons  de  citer,  1139.  B.  N.  (Paris). 
(Repos,  libraire-editeur,  sans  date). 

A  la  page  10,  on  lit: 


X 


Gau  -de     a  -  mus    no  -  va    cum     lae  -  ti  -  ti       -       -       -a 

Malgre  1'analogie  des  six  premieres  notes,  il  ressort  de.  la  comparaison  de 
cette  version  avec  la  notre,  que  les  deux  melodies  s'ecartent  considerablement 
l'une  de  1' autre.  Quant  a  la  difference  de  tonalite,  ne  viendrait-elle  pas  de 
ce  que  M.  Raillard  aurait  transp.osee  la  musique  en  la  reproduisant ?  Ponr 
nous,  nous  pouvons  affirmer  Tavoir  transcrite'scrupuleusemcnt  et  note  pour  note 
selon  la  tonalite  memo  du   codex    de   Vich. 

Les  deux  folios  du  ms.  XXXI  qui  nous  a  donne  cette  epitre  sont  assez 
endommages,  obliteres  par  l'usage,  de  sorte  que  nous  n'ayons  pu  lire  que 
difficilement  certains  mots.  A  la  premiere  strophe  le  manuscrit  porte  tres 
certainement  moenia;  mais  il  faut  lire,  croyons-nous,  munia  laudis.  .  I*'©x- 
pression  doit  etre  sans  doute  empruntee  a  l'hymne  Gloria,  laus  et  honor  tibi 
sit  aui  se  chante  a  la  procession  du  dimanche  des  Ramaux  et  dont  la  4e  strophe 
commence  ainsi:  Hi  tibi  passuro  solvebmit  mxtma.  laudis. 

De  meme,  an  lieu  du  mot  reditu  qui  se  trouve  dans  ce  manuscrit,  il  nous 

semble  qu'il  faut  lire  redditu. 

Enfin  la  derni&re  strophe  possfe&e  une  mSlodie  propre  qui  forme  une  sorte 
de  chceur  final.  Avec  une  intention  evidente,  le  compositenr  a  voulu  con- 
clure  la  pifcce  de  cette  manure,  apres  avoir  fait  pressentir  le  denouement. 
Or,  la  strophe  eo  question  se  compose  de  deux  phrases  musicales  semblables, 
et  entre  les  deux  parties  qui  devraient  corresponds  nous  .avons  trouv6  dans 
le  codex  une  variants  Nous  croyons  devoir  attribuer  cette  divergence  h  une 
erreur  de  copisto  plutot  qu'a  une  variant e  voulue  par  l'auteur,  car  elle  n'est 
pas  justifiee.  Le  second  texte  nous  parait  lo  meilleur  et  le  seui  vrai,  aussi 
nous  avons  conrige  le  premier  d' apres  celui-ci. 


■m'-m.:'"' 

Si      ' 

M. ! 

I 

jt**> A    - 


». 


iVL  Sablayrolles,  A'  la  Recherche  des  Manus.crits  Gregorien-a-  Espagnols.-  -239 


Nous  avons  ecvit. ■ 


■v.M 


Ho.di  -  e   Chris -tus   rex     ap  -  pa.ru  -'it 


r  <■ 


■ 


au  lieu  de: 


>♦  ■  a  1%  = 


Ho_di_  e   Chris.tus   rex     ap  *  pa.ru  -  it 


que  nous  trouvons  inexact. 

Quant  |  savoir  Tantiquite  de  cette  epitre  de  Noel,  si  nous  n'&vions  comme 
temoin  que  le  ms.  XXXI  de  Vich,  nous  pourrions  etre  tent6*"de  la  croire 
posterieure  h  celle  de  Paqucs,  parce   que  le  ms.  CXI  dans  lequel  cette  der- 


deux  pieces   fait  incliner  vers   ce  sentiment,  tout   ati   moins   pa- 
s  assez  rappr ochres  Tune   de  1' autre,  pour   que   la :  difference  des 


sunene  h  les  crqire  contemporaines,  presque  scaurs.  Le  caractfere  musical  lui- 
ineme   des 

■ 

raissent-elles 

temps  ne  paraisse  point  dans  le"  caractfere  intrinsfeque  de  leur  melodie.  La 
musique  de  Time  est  digne  de  celle  de  Pautre,  marquees  qu'elles  sont'  au 
coin  du  bon  gout  et  du  serieux.  Elles  furent  coinposees  U  une  epoque  ou 
Tart  gregorien   etait.  encore   capable  -de  produire   de   belles  ceuvres,  et'dans 

un   milieu   oil   son    esprit   antique    avait   surv6cu    et   embaumait  TEglise   de 

son'parfum.  . 

Dans  l'epitre  de  Piques,  nous  avions  remarque  trois  parties  distinctes: 
le  texte  sacre,  qui  etait  le  role  reserve  au  sous-diacre,  et  deux  .chceurs:  un 
premier  fait  par  une  scholit  et  un  second  par  la  foule  trfes  probablement. 
Dans  1' epitre  de  Noel,  nous  ne  trouvons  que  deux  parties:  celle  du  sous- 
diacre  et  celle  de -la  schola.  Nous  pensons,  en  effet,  que  cette  seconde  partie* 
en  raison  de  sa  difficult^  m<5lodique,  etait  au-dessus  des  connaissanees  musi- 
cales  de-la  masse  et  ne  pouvait  etre  executee  que  par  un  groupe  de  voix 
exercees.  Lo  texte  sacre  constitue  le  recitatif  de  In,  piece  et  les  paroles  para- 
phrases en  sont  le  choeur.  C'est  pourquoi  le  recit  du  sous-diacre  est  sobrc 
do  notes  et  se  poursuit  presque  en  entier  sur  la  dominants.  II  contienfe 
plusieurs  cadences  qui  sont  employees,  en  tout  ou  en  partie,  selon  Petendue 
du  texte.  La  phrase  complete  est:  qui  dedit  semetipswm  pro  nobis.  *  A  chaque 
reprise  la  melodie  repute  Tintonation,  ne  commengant  jamais  brusquement 
par  la  dominante.  C'est,  sans  doute,  pour  rompre  la  monotonie  de  celle-ci, 
agrdmenter  davantage  le  recit  et  se  conformer  aux  tournures  melodiques  gene- 
raies  du  morceau. 

■ 

Le  chceur  fait  contraste  avec  la  sobriete"  et  la  simplicite  du  recitatif  au- 
quol  il  emprunte  une  cadence,  celle  du  point.  .  Celle-ci  se  repete  plusieurs 
fois  dans  l'interieur  de'  la  nouvelle  melodie,  notamment  aux  deux  premiers 
membra,  lesquels  sont  aussitot  suivis  d'autres  dessins  nbn  moins  artistiques 
qui  introduisent  dans  la  phrase,  une  agreable  vari«5te\  .Enfin  la  cadence  .'pri- 
mitive revient  deux  fois  en  finissant,  mats  si  bien  preparee  efc  precedee  de 
si  barmonieuses  variations  que  sa  repetition,  loin  de '  fatiguer,  reste  toujour* 

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240    M.  Sablayrolles,  A  J  a  Recherche  ties  Man  us  cats  Gregorieus  Espagnols. 

neuve  et  charme  par  la  perfection  artistique  de  la  forme  elle-meme.  On 
comprend  que  ce  genre  de  composition  musicale  convienne  a  une  pi&ce  dia- 
loguee:  Tart  veut  avant  tout  ici  la  siinpliexte  et  la  vie. 

La  vie,  elle  circule  puissamment  au  travers  de  tous  les  membres;  les 
phrases  en  sont  debordantes,  et  le  dialogue  anime  entre  le  levite  et  les  fiddles 
revet,  par  sa  simplicity  meme,  tous  les  earactfcres  d'une  scene  spontan£e  et 
populaire.  Haturellement  les  tableaux  que  nos  imaginations  aiment  &  peindre 
et  k  contempler  au  jour  bent  de  Noel  se  presenteut  d'eux-xnemes  devant  les 
yeux  en  chantant  l'6pitre  Gmcdeamus.  Quoiqu'il  n'y  soit  question  ni  des 
anges  ni  des  bergers,  on  croit  les  voir  et  les  entendre;  on  chante  avec  les 
uns,  on  court  avec  les  autres,  on  se  retrouve  tous  ensemble  aux  pieds  de 
1'Enfant-DDieu  ou  les  dernidres  notes  du  Gloria  arigelique  qui  viennent  de 
faire  tressaillir  les  murs  delabr^s  de  la  pauvre  masure  ache  vent  de  s'^teindre 
dans  le  silence  du  recueillement  et  du  myst&re.  Oh!  il  est  inieux  compris 
le  mysiere,  quand  on  arrive  a  la  fin  du  petit  drame.  Jje  ministre  de  Dieu 
et  les  fiddles  qui  lui  respondent .  en  parlent,  1'expliquent  et  le  commentent  k 
chaque  phrase-  ( 

<    Heureux  siecles  ou  les  chr£tiens  savaient  nourrir  leur  piete  et  entretenir 
leurs   umes   a  de  telles  sources!      Quel    charme   ne    devaient-ils  pas  rencontrer 

dans  les  fetes  de  l'Eglise  celebrees  de  cette  maniere  et  dans  une  Jangue  com- 
prise alors  du  grand  nombre!  lis  en  sortaient  fortifies,  mieux  ai*m£s  pour 
soutenir  les  luttes  quotidiennes  de  ce  monde;  ils  y  apprenaient  la  doctrine, 
leurs  devoirs,  la  moralite  sourtout  qu'on  est. loin  de  trouver  toujours  dans 
l'art'  dramatique  de  notre  epoquc.  Ainsi  une  fete  les  conduisait  k  1'autre, 
les -instruisant,  les  consolant,leur  marquant  les  diverges  etapes  du  chemin  de 
la  vie  et  de  l'dternite,  comme  ces  pierres  immobiles  qui  le  long  de  nos  routes, 
nous  indiquent  les  distances  h  parcourir  et  lo  but  &  atteindre.  Telles  fur  en  t 
leurs  innocentes  et  sublimes  distractions;  tel  fut  leur  opera,  s3il  est  permis, 
sans  les  profancr,  d'appliquer  ce  nom  b,  des  scfcnes  aussi  respectables. 

Nous  n'ajouterons  qu'un  mot  avant  de  prendre  cong€  du  codex  qui  con- 
tient  de  si  precieux  chants.;.  II  porte  pour  titre  6crit  sur  une  des  premieres 
pages  par  la  main  meme  du  copiste:  In  nomine,  Dni  inoipit  liber  iroporum 
aique  prosarum  prhmmi  ad  missam  de  nocte  in  die  natalis  Dni,  Mais  les  or- 
ganisateurs  du  musee  de  Vich,  qui  lui  ont  donne  place  dans  la  salle  des 
manuscrits,  Tout  cote  de  cette  maniere:   Codex  XXXI,  RipolL 

En  lisant  cela,  nous  avions  pense  tout  naturellement  que  ce  mB,  provenait 
de  la  fameuse  abbaye  de  Santa-Maria  de  Ripoll  qui  appartient,  nous  l'avons 
dit,  au  diocese  de  Vich  et  se  trouve  h  30  kilometres  environ  de  cette  ville. 
Or.,  etant  alle  aux  informations,  nous  avons  appris,  non  sans  quelque  etonne* 
ment,  que  Ripoll  n'est  pas  ici  le  nom  de  1' antique  monastere  b^nedictin,  mais 
celui  d'un  chanoine  defunt  auquel  le  dit  ms,  avait  appartenu.  Nous  tenons 
a  en  faire  la  remarque  afin  que  le  lecteur  ne  s'y  trompe  pas.  Mats  ce  qu'il 
noiis"  est  impossible  de  dire,  e'est  la  provenance  de  ce  ras.  Get  excellent 
eceltSsiastique,  de  vengrde  memoire,  naquit  a  Preixana,  diocese  de  Solsona, 
le  S3  fevrier  1775.  II  fut  chanoine  et  doyen  jubilaire  de  la  cathedrale  de 
Vich,  Homme  de  vertu  et  de  talent,  il  comptait  parmi  ceux  qui  se  con- 
sacrent  &  la  science  plus  pour  satisfaire  l'activit6  de  leur  intelligence  que 
pour  la  gloire  de  leur  nom.  II  se  d6dia  plus  particulierement  k  Tetude  de 
Parcheologie  et  de  Thistoire,  et  mbntra  tant  d' affection  pour  tout.ee  qui  con- 
cerne  le   long  passe   de  Vich,  qu1  on   peut  le   considerer  h  bon  droit  comme 


1  *w    + 


. 


II 
Ii'  - . 


» 


M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregorxens  Espagnols.    .241 

un  de  sea  plus  illustres  fils.  Tin  de  see  travaux,  le  plus  ingrat  et  le  moins 
retentissant,  mais  a  coup  sur  l'un  des  plus  remarquables,  est  la  revision  de 
VJIpisoopoloffium  viconse  qui  est  complet,  puisqu'il  s'arrete  a  l'epoque.  ou  vivait 
le  laborieux  et  infatigable  chronologiste  de  Vich.  II  mourut  le  15  novembre 
1843.  Ses  restes  reposent  aujourd'hui  dans  le  cimetiere  de  Sainfce-Eugenie 
de  Berga,  village  voisin  de  Vich,  h  l'ombre  d'une  Sglise  qui  est  un  modMe 
acheve  du  style  roman.  II  semble  que  ce  noble  caractere,.  candide,  .doux  et 
souverainement  pacifique,  amoureux  de  l'oubli  jusque  dans  la  tomb?,  ait  choisi 
pour  son  repos  ce  lieu  tranquilte  et  solitaire,  tout  embaumS  des  parfums  de 
Part  chretien  plus  encore  que  ceiui  des  sombres  cypres,  II  nous  pardonnera 
de  Ten  avoir  tire  un  instant,  pour  Iui  rendre  Fhommage  qu'il  raerite,  h  l'oc- 
casion  du  codex  XXXI,  qui  fut  sien,  et?  peut-etre,  le  fruit  de  penibles  recherches. 
Vich  lui  est  redevable  de  ce  present  ajoute  i  tant  d'autres. "  Aussi  eprou- 
vons-nous  le  besoin  de  faire  monter  en  meme  temps  vers  lui  Ihymne  de  la 
reconnaissance  de  tous.  Les  morts,  surtout  quand  ils  ont  ete  des  bienfaiteurs, 
y  out  plus  de  droit  encore  que  les  vivants, 

Le  troaieme  manuscrit  du  musee  Episcopal  de  Vich  que  nous  eumes  a 
eceur  de  photographier  est  le  Processionals  Eechsiae  Viemsis  {X£EI0  siecle). 
II  porte  ce  titre  et  cette  date  Merits  sur  la  premiere  page  par  une  main 
posterieure.  Ce  ins.  est  magnifique  et  le  mieux  conserve-  des  trois  dont  nous 
parlons.  La  notation  est  aquitaine  et  l*6criture  gothique.  II  est,  comma  le 
pr<5c£dent,  note  generalement  sur  deux  lignes,  celles  de  fa  et  de  dot  mais  en 
caracteres  beaucoup  plus  gros,  soit  pour  la  musique,  soit  pour  le  texte, 
Ges  caracteres,  en  raison  meme  de  leur  grossour,  sont  tres  lisibles.  Ce  Pro- 
sessional  est  aussi  complet  que  possible;  prScieux  avantage  qui,  ajoute  aux 
autres  merites  intrinseques,  lui  donne  une  grando  valeur.  II  contient  tous 
les  dimanches  de  Tannee  depuis  ceux  de  FAvent  et  du  Careme  jusqu'a  ceux 
aprfcs  la  Pentecote.  En  outre,  un  grand  nombro  de  saints  y  sont  honoris 
par  des  morceaux  particuliers  *  pour  les  jours  de  leur  fete;  et,  comme  il  n'y 
avait  procession  que  le  din/anche,  la  rubrlque  a  soin  de  le  mentionner,  en 
cas  de  non-coincidence  du  jour  de  la  fete  avec  le  dimanche.  C'est  ainsi  que 
pour  la  fete  de  la  conversion  de  S.  Paul,  v.  gr.,  elle  porte  ce  titre:  In  Con- 
versiom  Sti  Pauli  si  venerit  in  die  Dominica. 

En  feuilletant  ce  ms.  nous  nous  sommes  rappele  notre  Processional  mo- 
nastique,  et  nous  avons  recounu  bien  des  morceaux  que  nous  chantons  chez 
nous.  Ainsi,  pour  la  fete  de  la  nativite  du  Seigneur,  -le  repona  Judea  et  Eie- 
rusalem  est  Scrit  dans  le  meme  ton,  dans  la  meme  melodie,  et  avec  si  peu 
de  differences,  que  nous  pourrions  dire  Tavoir  retrouve  note  pour  note.  Egale- 
ment  Tantienne  0  beata  infevmia  que  nous  avons  pour  le  dimanche  dans 
.  Toctave  de  Noel,  et  que  le  ms,  de  Vich  porte  pour  le  jour  meme  de  la  fete,- 
sous  ce  titre:  Ad  processiomm  beatae  Mariae  in  pullorum  missa.' 

Ces  etranges  paroles,  qui  au  premier  abord  pourraient  paraitre  £nigmati- 
ques,  se  rapportent,  sans  aucun  doute,  i  Tusage  rest£  populaire  en  Catalogue 
d'appeler  la  premiere  messe  de  Noel  Missa  del  gall  (messe  du  coq).  Cost  la 
pratique  ordinaire  des  phis  anciens  manuscrits  de  chant  do  designer  cette  messe 
par  des  expressions  analogues.  Pour  n'en  citer  que  deux,  bien  connus  depuis 
leur  publication   dans  la  PaUographie  Musicals^   le   codex  339  de  Saint-Gall 


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242    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  dos  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 

mane,-  Evidemment  le  Processional  de  Vicli  n'est  ici  que  l'echo  fidele  d'uue 

tradition  generate  attestee  par  les  plus  anciens  documents,  contemporaine  peut- 

etre  de  1'usage  dea  trois  mosses  de  Noel  et- conservee  vivante  jusqu'it  ce  jour 

dans  ce  pays  profondement  traditionaliste. 

.  Ailleurs,   cette  tradition    a   disparu,   mats  il  en   reste  encore  le  souvenir. 

On-lit  dans  -le  Dictionnaire   de  Plain-Chant  de- Joseph  cVOrtigue:  Missa  ad 

galli  canttwi.     A  Sens  et  &  Orleans:  Missa  in  qalli  canity 

■  •  >  , 

-  <Nom  que  Ton  dounait  &  3a  premiere  messe  qui  se  ehantait  la  nuit  de  Noel." 

a  Sens,     On  sonnaifc  &  minuit  le  premier  coup  de  Matines.     Apres  lea   repons,'  la 

genealogie  de  Notre-Seigneur  J6sug-Chriat  et  le  Te  Deitm,  1'arclieveque  se  rendait 

avee  tout  .le.clerge  dans  la  chapelle  de  la  Vierge  pour  chanter  la  messe  ad  galli 

ownium^  ainsi  que  lea  Laudes,  lesquelies  etaient.  incorporaes  dans  le  sacrifice.    On 

celebrait  ensuite  agon  heure  la  messe  de  l'aurore  ou  du  point  du  jour,  summo 

diluculo,  qui.  4tait  ditc  par  le  doyen  du  cliapitre 

Missa  ad  galli  milium 7  etait  peut-Strc  ausai  ce  qu'on  entendait  par  le  mot 
Ganiieinium,  &  moins  que  ce  dernier  mot  ne  sigmfi&t  l1  heure  du  chant  du  coq. 
Nisi  temptis  signified)  dit  Du  Cange,  quo  gdllus  eanlai* l). 

,  .Entre  Sens  at- Vich,  on  le  voit,  la  conformite  d'uaage  est  parfaite.  Noi> 
seulement  on  d£signait5  dans  ces  deux  .villes  triss  eloignees  l'uhe  de  I'autre, 
la.  messe  de  minuit  sous  des  termes  equivalents,  mais  encore  on  l'y  celebrait 
de  la  meme  manure.  'A  Vich  comme  h  Sens,  les  Matiries.  Stant  finies,  W 
clerge  .  se  rendait  pro  cess  ion  nelle  men  t  du  chceur  h  la  chapelle  de  la  St0  Vierge 
qirl'on  chantait  la  messe  de  minuit. 

l(STJne  reflexion  non  moins  importante  qu'eveillent  a  l3  esprit  ,  les  paroles  .In 
pullorwm  missa,)  c'est  que,  s'ildtait  bien  demontre  que  le  Processionale  Ec- 
clesiae  Vicensis  est  du  XHIe  siecle,  comme  nous  Vavons  lu  sur  "sa  premiere 
page,  il  faudrait.  dans  ce  cas.  admettre  d<Sia  a  cette  epoque  l'existencei  de: 
I'usage  des  trois  messes  de  Noel  en  Catalogue,  usage  quo.  les  auteurs  font 
rein  outer  pour  1'Espagne  au  XIV0  siecle  seulement.  ; 

,-.  Voici  encore  une  autre  rubrique  qui  doit  etre  remarquee  au;  passage. 
Nous* avons  lu.  souvent  en  xnaints  en  droits  .dans  le  meme  ms.:  Ad^sanctwrn- 
Mariam  de  coro,  Evidemment  ces  paroles  se  rapportent  &  une  Vierge  de:la 
oathedrale  devant  laquelle  la  piet6  des  chanoines  d'alors  ainaait  ft  faire  de 
preference  la  station,  aux  processions  des  fetes  de  la  Mere  de  Dieu.  En  effet, 
si. cette  Vierge  n'existe  plus  sous  ce  vocable  dans  la  catbedrale  moderne.  qui 
date  de  1803,  nous  savons-.qu'il  y  en  avait  une,  dans  la  catbedrale  ancienne 
qui- rein ontait  h  1140.  Le  choeur  des  chanoines  etait  it  l'abside  .  do  cette, 
dernifere,  et  dans  Tabside,  il  y  avait  deux  autels  dont  ljun  .servait  pour  la 
messe  conventuelle  et.l'autre  etait  surmonte  d'une  statue  de  Marie  designee 
sous  le  nom  de  Saneta  Maria  del  coro.  Aujourd'hui  cette  venerable  image, 
qui  a  re§u  les  prifcres  de  tant  de  generations  chrStiennes, .  se  trouve  au  musec 
episcopal  de  Vich,  dans  la  sallo  des  sculptures,  avec  d'autres  statues  de 
differentes  epoques  et  dont  quelques-unes  remontent  jusqu'it  l'enfancc  de.  l'art 
chretien.  -  % .  ■ 

Nous  pensions  terminer,  par  ces  simples  reflexions  sur  le  Processionale 
Ecdesiae  Vicensis^  notre  rapide  '  etude  des  manuscrits  de  chant  de  l'incom- 
parable  musee.  Mais,  ayant  donne  precedem merit  deux  magnifiques  repro- 
ductions empruntees  aux  niss.  CXI  et  XXXI,  il  nous  semble  que.  nous  ne 
devons    pas    former    definitivement    le   Processional,    sans    en    extraire,'  anssi 


1)  col.  825-826. 


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h'4*^"*;**X" 


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it,  Sablayrolles,  A  hi  Recherche  des, Manuscrits  Gregoriens  Espagnol?.     243 

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(iuelque  pifece  de  chant  capable  d'interesser  le  lecteur.  Nous  croyons  avoir 
trouve  cette  piece  dans  tin  trope  remarquable  qui  prec&de  Tintroit  Piter  nattts 
rst  de  la  troisieme  messe  de  Noel.  La  publication  que  nous  allons  en  faire 
nous  permettra  en  meme  temps  de  donner  une  id6e  plus  complete  de  ce  genre 
de  compositions. 

En  effetj  ces  compositions  litteraires  et  musicales  du  moyen  Sge  embras- 
sent  une  vari<5te  considerable  de  pi&ces  de  chant.  Dejk  le  lecfceur  connait 
celles  de  ces  pieces  qui  se  rapportent  aux  Kyrie,  Gloria^  Sanetus,  et  Agnus  \ 
nous  Iui  en  avons  parle  &  l'occasion  du  Kyriale  et  du  Tropaire  du  musee 
de  Vich.  Nous  lui  avons  fait  part  egalement  d'nn  nouveau  genre  de  tropes 
iiussi  interessants  que  rares,  en  publiant  les  epitres  remarquables  cntre  toutes 
-des  codices  "CXI  et  XXXI.  Or,  voici  que  le  Processional  nous  amene,  a 
son  tour,  b>  rappeler  l'existence  d'un  troisieme  genre  de  tropes,  celui  qui 
comprend  les  preludes  ou  prologues  qui  furent  composes  pour  etre  chantes 
nvant  1'introit  de  certaines  messes  solennellcs.  Le  Processional  de  Vich  ne 
comprend  que  deux  de  ces  prologues:  un  pour  Vintroit  de  la  messe  du  jour 
de  Noel  et  un  autre  avant  l'introit  Resurrexi  de  Paques.  Nous  donnons  la 
preference  au  trope  de  Noel. 

Voici  d  abord  quelqiies  notions  biblio  graph  iques  sur  cette  composition  me  die- 
vale,  car  nous  ne  sommes  pas  les  .premiers,  il  s'en  faut,  b,  nous  en  occuper. 

Dom  Martene  en  avait  dej&  parld  dans  le  De  antiquis  Wcclesiae  ritibus1 
et  aprSs  lui,  M.  Mole  on  dans  ses  Voyages  liturgi,ques.  Leon  Gauthier,  a  son 
tour,  en  parle  dans  son  Bisioire  de  la  po&sie  Htnrgique  cm  moyen  age:  les 
Tropes ,  p-  215  et  suivantcs.  Ce  savant  auteur  donne,  en  outre,  plusieurs 
facsimiles  de  manuscrits  et  decrit  les  c£r6monies  qui  accompagnaient  ces 
chants, 

Dom  Besse,  de  son  cot^,  a  publie  dans  la  Vie  de  la  Paroisse  (decembre 
1905)  un  article  intitule:  Noel  dans  une  cathedrale  franpcme  au  JCIJI*  sieele, 
dans  lequel  il  reproduit  le  texte  sans  la  melodie.  Enfin  lo  dernier  volume 
des  Analecia  Bymnioa  qxii  vient  de  paraitre  [Tropen  des  Missale  im  Mittelalter 
II.  Proprium  Missarum,  p.  8)  le  donne  egalement;  mais  nos  manuscrits  de 
Vich  ne  sont  pas  cites  parmi  les  sources  qui  ont  servi  h  lMtablissement  du 
texte  critique.  II  y  a  done  tout  lieu  dc  croire,  tout  en  nousgardant  bien 
de  Taffirmer,  que  personne  n3 avait  encore  parle  suf  ce  point,'  comme  sur 
beaucoup  d'autres  d:ailleurs,  des  manuscrits  gregoriens  de  l'antique  Ausona, 
Quoiqu'il  en  soit  de  cette  supposition,  elle  est  pour  nous  une  invitation  pres- 
sante  h  ne  pas  reculer  devant  une  nouvelle  transcription  de  ce  magniiique 
trope.  Elle  aura  pour  avantages,  si  la  cbose  n'a  pas  encore  6fce  faite,  dVp- 
porter  aux  transcriptions  de  ceux  qui  nous  ont  precede  le  temoignage  pre- 
cieux  des  mss.  Catalans:  elle  montrera  une  fois  de  plus  que  ceux-ci,  malgre 
l'oubli  on  on  les  a  trop  longtemps  laiss^s,  ne  le  cedent  en  rien  aux  meilleurs 
manuscrits  des  atitres  pays;  enfin  elle  fera  connaitre  aux  lecteurs  qui  pour- 
raient  l'ignoror  encore,  cette  piSee  delicieuse  par  sa  fraicheur  et  par  son  gout 
exquis:  ils  nous  en  sanront  gre  certainement. 


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Vich  XXXI,  fo.  30  et  Processional. 


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Quemquae.ri  -  tis       in   prae.se-  pe,        pas. to.  res,  di  _  ci  ;  te. 


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244    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gr^gorieus  Espagnols. 


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SaJ.va-  to.  rein  Chris-turn     Do-  mi.num»    in.  fan. tern  pan-nis    in  - 


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vo  .   lu  -  turn      se-cun.dum  ser.rno.nem    an  .ge  -  li  . cum .      Ad. est 


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hie     par  -  vu  .  lus      cum   Ma-  ri  -  a,      ma  .  tre     su  .  a,        de     qua 


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du.dum  va  .  ti  .  ci.-.nan.do         I-_9ai_as     di  -  xe  -  rat   pro.phe-ta: 


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Ec-ce    Vir.go  con.ci  -pi .  et        et    pa.ri-.  et    fi.li.um.    Et  nunc 


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e    .  un.tes  di-ci-te  qui. a     na.tus  est.    AJ.Ie.lui.a,     al.Ie.lui.aj 


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jam.  ve  -  re    sci..mus    Chris. turn     na-  turn     in      ter.ris       de    quo 


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ca.ni^te    om.nes  cum  pro-phe.ta     di.cen-tes:      Pu-er    na-  tus. 


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Ainsi  qu  on  peut  le  voir  par  lTen-tete  de  notre  transcription,  le  trope 
Qumn  quaeriUs  appartient  a  la  fois  au  ms.  XXXI  et  au  Processional,  Nous 
avons  confronts  les  deux  versions  et  nous  les  avons  trouvees  enti&rement 
conformes  pour  le  texte.  Quant  au  chant,  nous  n'avons  remarquS  qu'une 
difference  melodique  sur  dioiie:  le  C.  T%"XT  donne  do,  si,  la^  et  le  Proces- 
sional re1  do,  $i<  Comme  celui-ci,  moins  ancien  semble  fautif  sur  ce  point. 
nous  avons  aclopte  la  variante  du  premier. 


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M-  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols.     245 

J±  l'occasion  de  l'epitre  drainatisee,  publiee  en  second  lieu,  nous  avons 
dit  quelle  rappelait  par  sa  nature  les  scenes  pastorales  de  Noel.  A  combien 
■nlus  juste  titre,  devohs-nous  faire  la  meme  remarque  au  sujet  da  trope  Quern 
Quccrltis?  Dans  ce  trope,  en  effet,  le  mystfere  de  Noel  est  decrit  en  quel- 
nues  traits.  On  y  entend  les  anges,  on  y  voit  les  bergers,  on  y  contemple 
]a  douce  Vierge  Marie,  on  y  adore  l'Enfant-Dieu,  C'est  une  uouvelle  pas- 
torale d'une  factxxre  pen  etendue,  parce  qu'elle  n'etait  qu'un  prelude  k  l'in- 
troi't  de  la  inesse  du  jour,  mais  incoinparableraent  belle  comme  rn£lodie. 

La  premi&re  phrase  n'est  pas  pr6cisement  interrogative,  mais  nmsicale- 
jneut  elle  en  a  la  forme.  La  vocalise,  en  quelque  sorte  suspendue,  de  la 
derniere  syllabe  de  dicite  parait .  attendre  la  reponse  que  la  tournure  melo- 
diqne  du  d<5but  Quern  quceritis  avait  dej&-  seinble  demander.  Les  phrases 
suivantes  ont  le  caractfere  trfes  accentue  de  l1  affirmation,  Le  chant  en  est 
triomphal,  magnifique.  A  chacune  d'elles,  le  compositeur,  avec  un  art  ad- 
mirable, a  varie  1'air  et  r  expression.  Les  phrases:  Adesi  hie  Parvulus  cum 
Maria  M&tre  sua}  et:  alleluia^  alleluia,  vere  seimus  Christum  naiwn  in  terris, 
se  font  remarquer  par  un  enthousiasme  debordant,  tandis  que  les  parties 
intermSdiair  es ,  plus  calmes  et  plus  coul  antes,  re  Spirent  la  grace  et  la  fraicheur. 
A  notre  avis,  la  mdlodie  tout  entifere,  de  ce  trope  est  exquise,  inspiree,  et 
lious  la  considerons  comme  un  vrai  chef-d'oeuvre  gregorien*  II  faut  la 
chanter  dans  un  mouvement  gracieux  d1  allegretto  y  bien  li<5,  les  notes  Sgales 
dans  le  corps  des  neumes,  et  lui  donner  le  rytlime  naturel  oratoire.  Elle 
est,  bien  entendu,  dans  le  ton  meme  de  lintroi't  quelle  precfede,  prepare  et 
amene  parfaitement. 


Notre  tache  est  finie  au  sujet  des  manuscrits  de  chant  du  mustSe  epis- 
copal de  Vich.  Nous  en  avons  donne,  croyons-nous,  un  aper^u  suffisant  par 
la  transcription  que  nous  avons  faite  du  trope  de  Noel  et  des  «Epitres> 
farcies  de  la  Nativite  et  de  ,1a  Resurrection  du  Saaveur.  Le  caractfere  de 
ces  deux  dernieres  pieces,  en  particulier,  lour  mSrite  intrins&que  et  leur  genre 
original  qui  en  font  des  souvenirs  rares  et  precieux  d  un  passe',  celebre  dans 
l'histoire  de  l'Eglise  par  sa  foi  religieuse,  nous  oblige  aient  moralement  h  les 
reoueillir  sur  notre  chemin.  Plus  tard,  nous  pourrons  revenir  a  ces  mss. ; 
mais  pour  le  moment  il  faut  nous  en  separer,  il  nous  tarde  de  continuer 
notre  iter  kispanioinn  a  peine  commence.  Cependant  avant  de  quitter  la 
salle  oil  on  les  garde,  avec  un  soin  jaloux,  mentionnons  encore  quelques 
feuilles  detachees,  tr6s  ancfennes?  auxquelles  1'isolement  fait  malheureusomont 
perdre  nne  grande  partie  de  leur  valeur.  Quant  aux  codices  plus  modernes1), 
nous  avons  du  les  laisser,  leur  reproduction  photographique  6tant  inutile  pour 
le  travail  critique  qui  se  fait  h  Solesmes.  Nous  ne  devious  pas,  dans  nos 
recherches,  dSpasser  le  XIII6  sifecle.  En  fait,  durant  le  cours  de  notre 
voyage,  nous  n'avons  g§neralement  pas  franchi  cette  limite. 

Malgre  cette  selection,  Vicb  est  la  ville  de  la  Catalogne  ou  nous  avons 
fait  la  plus  abondante  collection.  Nous  y  avdns  pria  plus  de  300  photo- 
graphics,  c'est-a-dire  reproduit  plus  de  600  pages  de  texte,  puisque  nous 
pouvions  prendre  deux  feuilles  a  la  fois  sur  chacun  des  cliches  de  notre  ap- 
pareiL     En  outre,  les  manuscrits  de  chant  du  mus6e  figurent  parmi  lea  meil- 


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1)  Depuis  notre  Her  hispamcum,  le  nius6e  de  Vich  a  acquis   deux  antipho- 
naires  et  un  processional  aquitains  du  XIVe  flificle. 


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246    M.  Sablayrolles.  A  la  Eeeherchei  des  Mannscrits  Gregoriens  Espagnols. 

leurs  de  VEspagne  en  general  et  de  la  Catalogue  en  particulier.    Ceci  nc  nous 
fait  que  plua  amfirement  regretter  les  nombreux  codices  qui  n'existaient  deja 

plus  h  Tcpoque  ou  Villanueva  ecrivait  son    Viaje-  literario:    * 

«Nul  doute  que  depuis  sa  restauration  (vers  Tan  880),  ce  si&ge  episcopal 
ne  possedat  un  nombre  considerable  de  livres  liturgiques  et  de  rituels  dont 
le  cierge  se  servait  dans  raccomplissemeht  de  son  ministers  Ainsi  nous 
voyons,  dans  le  testament  de  Teveque  Idalcario  6crit  vers  Tan  910,  qu'il  s'y 
trouvait  des  missels ,  lectionnaires ,  antipbonaires  et  quelques  codices  bi- 
btiques>  *}. 

Nous  pourrions  dire  la  meme  chose  de  la  celebre  abb  aye  de  Ripoli  qui 
appartenait  au  dioc&se  de  Vich.  Que  de  tresors  litteraires  et  artistiques  qui 
faisaient  son  honneur  et  sa  richesse  ont  disparu  aujourd'hui!  Que  les  epaves 
que  nous  en  avons  retrouvees  aux  Archives  de  la  Couronne  d'Aragon  sont 
peu  de  chose  en  cornparaison  de  ce  que  possedait  cette  antique  abbaye!  II 
est  certain  que  celle-ci  6taii  tres  rich  e  en  livres  liturgiques.  Noussavons 
par  son  histoire  quau  temps  de  sa  splendour  et  sous  l'lmpulsion  vigoureuse 
du  grand  abbo  Oiiva,  'ses  moines  s'etaient  mis,  avec  un  achariiement  et  tine- 
patience  toute  benedictinc,  k  copier  quantite  do  livres  de  tout  genre.  Villa- 
nueva ecrit  encore  au  tomo  VHI,  p.  216  de  son  ouvrage  plusieurs  fois  cite, 
qu'au  XIIe  siScle7  on  comptait,  parmi  les  precicux  manuscrits  de  la  biblio- 
th&que  de  Sancta-Maria ,  11  missels,  4  lectionnaires ,  13  antipbonaires  et' 
2  prosaires.  Que  de  ruines  l'incurie  des  hommes  et  la  rage  insensee  des  re- 
volutions Iaissent  aprcs  elles! 

Cette  perte  est  d'autant  plus  regrettable  que  les  documents  liturgiques 
dont  parle  ici  l'auteur  devaient  etre  mozarabes. 

Ges  regrets  rapidement  donnes  aux  documents  anciens  disparus  de  Vich 
et  de  Eipoli,  nous  ne  quitter  on  s  .pas  la  cit6  episcopate  sans  ofi'rir  au  savant 
et  trfcs  bon  Prelat  que  Dieu  a  ddnne  a  l'Eglise  de  Vich,  M*r  Joseph  Torras 
y  Bag&3,  l'hommage  de  notre  humble  et  respectueuse  reconnaissance*  Ame 
elevee,  il  a  compris,  Ioue  et  bcni  ce.que  nous  venions  faire  dans  son  dio- 
cese. Nous  lui  devons  &.  ce  titre  un  temoignage  special  de  notre  gratitude. 
Mais  il  a  fait  plus  pour  ;nous;  il  s'est  prete,  dans  plusieurs  circonstances  qui 
se  renouvelleront  peut-etre  encore  plus  d'une  fois,  h.  nous  adoucir  les  amer- 
tumes  et  les  difficulty  de  1'exil,  en  nous  rendant  dos  services  personnels  in- 
hdrents  ii  son  caractere  Episcopal.  Que  Sa  Grandeur  en  recoive  encore  pu- 
bliquement  ici  Texpression  de  notre  reconnaissance.  Ses  bienfaits  noxis  Hent? 
nous  ne  les  oublierons  pas  devant  Dieu.  , 

\  Nous  renouvelons  aussi  nos  rcinerciements  Ji  tous  nos  amis  de  Vich.  lis 
sont  nombreux,  nous  ne  pouvons  les  citer  tous. .  Qu  on  nous  permette  cepeu- 
dant  de  nommor,  parmi  ceux  qui  nous  ont  le  plus  directement  aides,  le  dis- 
tingue Directeur  du  musee  episcopal,  M.  J.  Gudiol,  le  tres  cher  et  tr^s  aime 
Dr  J.  Rovira  et  les  bons  Freres  Maristes  chcz  qui  nous  regumes  la  plus 
religieuse  et  fraternelle  hospitalite. 

Vich,  en  dehors  de  la  riche  bibliothfeque  du  musee ,  possede  a  la  cathe- 
drale?  dans  le  tres  or  des  reliques  qui  se  trouve derriftre  le  magnifique  maitre- 


■  ■ 


1)  <No  hay  duda  en  que  desde  la  restauracipn  de  esta  sede  (hacia  los  aiios880) 
debia;  haber  en  ella  una  porcioc  competente  de  codices  liturgicos  y  rituales,  de 
que  se  serviesc  el  clero  en  el  desempeiio  de  su  ministerio.  Asx  vemos  en  el  testa- 
mento  del  obispb  Idalcario ,.  hacia  el  ano  910,  que  habia  missales .  leccionarios. 

antifonarios  y  algunos  codices  biblicos>*  - 


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Rudolf  Wustmarm,  Walther's  Palaesfcinalied,  247 

'  iutel  une  relique  qui  nous  est  particulifcreraent  chere,  un  pied  de  St0  Scho- 
lastiquo,  soeur  du  grand  Patriarchs  des  motnes,  S.  Benoxt.  Comment  cette 
re]ique  se  .  trouve-t-elle  1&?  Ce  serait  un  point  d'liisioire  h  eclaircir,  mais 
nni  no  rentre  pas  dans  le  domaine  des  travaux  que  nous  poursuivons.  Nous 
allons  venerer  pieuseraent  cette  relique,  puis  penetrant  'dans  le  superbe 
cloitre  gotbique  du  XVI8  sieele,  nous  saluons  une  dernifere  fois  le  monument 
que  Vich  a  eleve  a  la  gloire  de  Balm&s  et  qui  garde  silencieusement  ses 
53L,...    cendrcs  immortelles.  - 


■  ■ 


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Walther's  Palaestinalied. 


. 


Von 

Rudolf  Wustmann. 

(Buhlau  b.  Dresden.)  .  * 

•  Mit  der  inusikalischen  Porm,  in  der  U.  Molitor  uns  Walther's  Palaestina- 
weise  vorgelogb  hat  (Sammelbande  XII  499),  werden  sich  die  Yertreter  der 
dcutschen  -  Philologie  kauni  befreunden  konnen,  Ihre  "Wissenschaft '  hat  in 
ciner  nun  bald  hundertjahrigen  Arbeit  die  Metrik  der  mittclhocbdeutschen 
Kunstlyrik  erforscht,  sie  ist  sich  fi.be r  die  lautliche  Peinhorigkeit  der  grofien 
Dichter  urn-  das  Jahr  1200  z.  B.  inbetreff  des  Reimes  ebenso  klar'  wie  liber 
das  Wesentliche  ibrer  rythmischen  Absichten,  und  es'ist  unmoglich,  dies  alles 
liber  Bord  zu  werfen  unci  etwa  zu  meinen,  die  Dichter  batten  ihre  hohe' 
Itunst  zwar  fixr  das  Gedicht  an  sich  aufgeboten,  sobald  sie  es  aber  singend* 
vorgetragen  batten,  sei  allePeinheit  und  Schonhcit  der  Porni  verwiistet  und 
verwischt  worden.  Nichts  woniger  aber  wird  uns  zugemxxtet,  wenn  wir  einen 
Mingenden  Beim  (noerbe:  erbe)  auf  der  schwachen  Endsilbe  schwer  betonen 
und  dehnen  sollen,  trbchiiisch  fallende  Itythmen  jambisch  steigend  singen,  ja 
fast  alien  Sprechrythmus  einer  Strophe  im  Gesang  auf  den  Kopf  stellen  sollen. 
Das  Panier  des  >freien  Choralryt&mus*  mag  den  katholischen  Kircbensang 
decken;  die  ,mittelhochdeutgche  Lyrik  aber  ist  diesem,  werin  auch  noch  ver- 
wandt,-  so  ddch  -entwachsen  gewesen,  durch  neue,  in  weltlicher  Kunst  ge- 
reifte  Porderungen  gesteigert.  Im  folgenden  soil  der  Versuch  gemacht 
werden,'  Walther's  Palaestinalied  in  einer  Gestalt  zu  geben,  die  den  Gesetzen 
von  WaltherV  lyrischer  Kythmik,  eiifcspricht  und  sich  auch  enger  an  ,das 
Miinsterische.  Nbtenbild  anachliefit,  als  es  die  Molitor'sehe  Porm'tuk 

Der  Text  des  Gedichtes  ist  —  abgesehen  von  einer  einzigen  Strophe  in 
einer  Munchner  Handschrift  —  in  fixnf  Handscbriffcen  uberliefert,  den  zwei 
groCen  Heidelbergern  Reiner  "Wurzburger  und  einer  Weirigartner  -  und  nxxn 
auf  den  beiden  BUittern"  in  Munster.  Bekanntlich  in  erweiterter  Porm;.  dar- 
iiber  was  als '.  WaltherV  Eigentum  \an2usehen  ist,  sind  die  Herausgcber  ver- 
schiedener  Meinung  gewesen.  Ich  halte  nur  folgende  iunf  Stropheil  fur  das 
urspriingliche  "Walther'sche  Gedicht: 


248 


Rudolf  Wustraann,  Walthei-'s  Palaestinalied. 


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\.  ZTu  alerfi  let  idj  mit  toerbe, 
fit  tnttt  fiinbic  ougeftyt 

J^ie  J)a3*)  lant  unb  oud?  bie  erbe, 
ben2)  man  oil  ber  cren  gitjt. 

iftirft  gefdfeljen  bes  idj  ic  bat; 
xdj  bin  torn  en  an  bie  ftat, 
&a  got  inennefdjlidjen  trat* 

2,  Sdjoenm  lant  rid?  mtW  l]evc, 
stoaj  id}  ber  nodj  ban  gefctjeu, 

fo  bift  buj  iv  allcr  ere; 
u?a3  ift  numbers  Ijie  gcfdjeljcu! 

Da.?  ehi  maget  em  fint  gebar 
I?  ere  fiber  aller  en  gel  fdjar, 
was-  &aj  nifjt  ein  number  gar? 


■ 

S.  fjie  lies  er  fidj  reine  toufett, 
<>a3  |ey  menfdje  reine  ft; 

bo  liej  er.jtd?  l)ie  oerfoufen, 
baj  tDir  etgen  iburben  frt, 

21nbers  oaeren  mr  oerlorn, 
wan  fin  fper,  frim  ittt&e  born: 
n?c  bit  t{.etben,  beift  btr  50m! 

<3>  Do  er  fid}  itber  uits  wolte  erbarmeu, 
l]ie  leit  er  ben  grim  men  tot, 

er  oil  ridje  iiber  uns  oil  arm  err, 
ba3  roir  foemen  U3  ber  not. 

Z*a3  in  bo  bes  mt}t  oerbros, 
baft  ein  nmnber  a^egroj, 
a  Her  nmnbev  iibergenoj. 


5.  3u^en/  dj ripen  uube  Ijeiben 
jetjent,  &a.^  bt3  ir  erbe  fi, 

(Sot  niiies  e3  ge  re^te  fdjeiben 
buret  bie  fhieit  tiamen  bri. 

(  211  biu  toerltbhi  ftrttet  l]er: 
wit  fin  an  ber  refjten  get, 
retjt  ift  ba$  er  wis  getpev. 


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Str.  1:  personliehe  Einleitung,  "Walther' s  erste  Hauptempfindung  beim  Be- 
ireteu  des  heiligeu  Landes. —  Str.  2:  Preis  des  Laudes  und  Thema:  "Welche 
Wunder  sind  hier  gesohehen!  Die  wunderbare  Greburt.  —  Str.  3:  Taufe, 
Gefangennabme,  Passion;  die  Passionsinstrumentc  als  Feldzeichen  des  Kreuz- 
heeres!  —  Str.  4:  Christi  Opfertod  in  Palaestina,  menschlich  gefafit,  als  der 
"Wunder  gx-ofites;  iihnlich  Goethe:  der  Sohn  .  .  .  bat  viel  ertragen,  Wuoder 
noch  heat  in  unsern  Tagen.  — Sfcr.  5:  GegenwartssohluB.  —  Der  rytlimische 
Bau  der  Strophe  ist  streng  durchgefiihrt,  Der  starkste  Sinnesabschnitt  liegt 
stets  da,  wo  der  Abgesang  beginnt.  Auch  die  Stollen  hebeu  sich  kriiftig 
voa  einander  ab;  in  der  vierten  Strophe  sind  sie  interessant  verflochten,  so 
daS  der  Parallelismus  gewahrt  wird.  Alle  Zeilen  haben,  dem  erasten  Gehalt 
entsprechend,  nur  fallenden  Rythmus.  Die  stumpfen  Ausgange  uberwiegen,' 
die  klingenden  in  der  ersten  Zeile  jedes  Stollens  vertragen  keine  Dehnung 
der  vorletzten  Silbe*). 

Diese  Dicbtung  ist  wohl  zweimal  erweitert  worden.  Die  erste  Erweite-1 
rung  inag  noch  dem  13.  Jahrh.  angehpren,  sie  ist  in  alle  Handschriften 
wenigstens  teilweise  eingedrungen.  Sie  bringt  Christi  Hollenfahrt  hinzu, 
ungesehickt  auf  anderthalbe  Strophe  verteilt,  mit  der  fiir  Walther  neben 
Kaiser  Friedricb  undenkbaren  Taktlosigkeit  ^03  me  Keifcr  605  geftrctt,  und 
daim  die  vierzig  Tage  bis  zur  Himmelfahrt  samt  Pfingsten  wieder  in  andert- 


1 


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1)  Bie  Hsa.  haben  teils  ba3  mm  lant,  teils  bas  Ijere  lanty  ba3  fdjoene  lant,  &a3 
l^eiltg^  lant.:  Das  Adjektiv  ist  also  epilter  erg&nzt,  hier  so,  dort  so,  alle  Adjektiva 
sind  hier  neben  dem  Jfihrennebensatz  vom  tJbel;  ee  bleibt  kaum  etwas  andres  flbrig 

als   die  oben   gegebene  Vermutung;   bitje  lant  wS,re  rbythmisch  und  musikalisch 
wenigei'  zu  empfehleu. 

2)  Hes.  betn  oder  be  v. 

3}  Vgl.  Paul,  mhd.  Metrik»  S.  78:  >Der  Vers  mit  weiblicheni  [=  klingexidem] 
Ausgang  stehfc  [in  der  romanischen  Metrik]  pi-inzipiell  einem  mit  milnnlichem  gleicb. 
der  eine  Silbe  weniger  hat.  Es  ist  eines  der  wichtigsten  formellen  Kennzeichen 
der  Minnesinger  romanischer  Schule,  daB  sie  diese  Weise  des  Yersausgangs  Ober- 
nommen  haben,  wofur  der  Strophenbau  verschiedene  Kriterien  an  die  Hand  gibt.« 
Zu  ihnen  gehCrt  Walther. 


Rudolf  "Wustmann,  Walther's  Palaestinalied. 


249 


* 


halb  Strapheu;  die  Auferstebung  selbst  wird  kaum  erwahnt,  wohl  aber  werdcn 
noch  zwei  Stropben  iiber  das  jiingste  Gerickt  angeschlossen  (mit  "Waltherzitateh 
au8  andern,  echten  Gedichten1).  Elner  zweifcen  Erweiterung  mogen-dann  die 
nocb  scbwacheren  Stropben  2Tie  bann  tufent  Ijunbert  number  und  3r  enlat 
iud?  nil)*  per  Driven  angehoren.  Fur  die  Mimsterische  Textuberlieferuug  ist 
eg' nun  bezeichnend,  dafi  sie  allein  die  umfiinglichsts  Redaktion  ganz  voll- 
standig  enthalt,  sie  steht  also  dem  vielleicht  zweiten  Interpolator  besonders 
nabe.  Sie  stellt  "Waltber's  echte  Stropben  1,  2  und  5  voraus  und  bringt 
danii  neun  "Wunderstropben  mit  neuer  Eiuleitung  und  neuem  Schluli,  worein 
sie  die  ecbten  Stropben  3  und  4  mit  einbezogen  bat. 

Das  stimmt  uns  gegenuber  der  musikalischen  tJberlieferung  der  Munste- 
rischen  Blatter  gewifi  einigermafien  kritiscb.  Doch  betracbten  wir  die  Melorlie 
unvoreingenommen ! 

"Wahrend  die  Eeimfolge  der  Strophe  ab  ab  ccc  ist,  schafft  die  Musik 
die  neue  klangliche  Zusammenfassung  nach  den  Tonzeilen  ab  ab  cdb.  Drei- 
mal,  an  den  Stollonschliissen  und  am  Schlusse  des  Abgesanges  und  damit 
der  ganzen  Strophe,  erklingt  in  der  siebenzetligen  Strophe  die  Endzeile2). : 


Die  Handschrift  bietet  Meine  Varianten  an  d.en  drei  Stellen,  wie  man 
auf  dem  Facsimile  sieht,  das  dem  Aufsatz  Molitor*s  dankenswerterweise  bei- 
gegeben  ist.  Von  ihnen  ist  die  letzto  sicker  falsck,  da  sie  dem  irrig  urn 
eine  Silbe  gekiirzten  Text  entsprielit.  Die  Anfangszeilen  der  beiden  Stollen 
heiilen: 


Wie  ein  Absenker  davon   sieht   die  Anfangszeile    des  Abgesanges  aus, 
Quint  hoher?  ebenfalls  vierhebig,  doch  stumpf  reimend  ;■ 


eine 


I 


Die  zwei  a,  die  die  Handschrift v bier  am  Anfang  bietet,  hat  der  Scbreiber 
irrigerweise  gesetzt,  weii  er  2Ttirft  darunter  in  zwei  Silben  auflosen  zu  mtissen 
glaubte.  TJnd  endlich  die  darauf  folgende,  die  vorletzte  Zeile  der  ganzen 
Strophe: 


^ 


1)  Die  ^anze  Strophe  Unfer  [autrctjtaere  tiljtcn  ist  nach  Walther's  Gedicht  3* 
boerc  bes  bt*  nufen  jebeit  gemacht;  die  Wendung  ic  fjiiotc  brad)  (in  den  vierzig 
Jahren)  isfc  eine  hier  ganz  unpassende  Aufnahme  aus  der  Strophe  Z>o  gotes  fntt 
tyt*n  erbe  gtc. 

2}  Jedes  Melisma  ist  etwa  gleich  einer  Viertelnote,  daszweitonige  entsprielit 
also  unserm  Achtel,  das  dreitonige  einer  Triole.  das  viertonige  einer  Sechzehntel- 
gruppe,  mit  jedesmaliger  kleiner  Dehnung"des  letzten  Tones. 


* 


.. 


250 


W.  H.  Frere,  Key-Relationship  in  Early  Medieval  Music. 


* 


Vergleicht  man  diese  Husik  mit  "Walther's  Hofweise1)  oderandern  gut  ilber- 
lieferten  "Weisen  der  klassischen  Zeit,  etwa  der  Spervogelmelodie  der  Jeiiaer 
.Handschrift,  so  fallen  die  vielen  Koldraturen  der  Miinsterischen  Handschrift  anf. 
Die  Miinsterischen  Blatter  stammen  aus  einer  Handschrift,  wo  die  Melodien, 
wie  sich  der  Meiatersinger  Puschmann  ausgedriickfc  hiitte,  nicht  »im  Choral* , 
sondern  >mit  Blumen*  aufgezeichnet  war  en.  Bs  1st  nicht  undenkbar,  daB 
hier  meisfcersingerischc  Verzierungslust  im  Spiele  gewesen  set,  so  gut  wie  sich 
der  Text  ahnliches  gefallon  lassen  mufite.  Als  "Walther's  Melodie  durfte  man 
dann  etwa  die  folgende  Form  anselien  (die  senkrechten  Striche  hedeuten  kurze 
Pausen): 


! 


3ti*t>ett,  djri*ften     an  <  &e      {jet  *  &en    jeljcnt  bos    &i3     it       et  *  be      fu 
(5ot  miie3   03     3c      «lj  *  te      fdj.w  •  &«n    bnrdj   bte     ft*  nen     tta-men    bri. 


* 


*.' 


§S 


t=t 


tt 


■t- 


£=£. 


P- 


V. 


$EE£ 


2=t: 


211      bin  merit    &iu     ftri  -  tct     tjer,      vote     fin     an    &et       telj  *  ten    ger, 


* 


lsig=l 


teljt   tft   &a3     er     uns  ge  *  met. 


_■ 


..    ■ 


< 


■1 


* 

V  14 


■    ■ 

Key-Eelationship  in  Early  Medieval  Music. 


■- 


■ 


■  ■ 

- 
»  ■ 


s 


By 

W,  H.  Frere 

(Mirfield: 


Key-Relationship  is  a  modern  idea,  but  it  has  its  roots  far  back  in 
musical  history.  The  first  traces  of  it  are  to  be  seen  in  the  days  previous 
to  harmony,  and  under  the  ancient  modal  system.  This  system  varied  greatly 
from  the  modern  scale,  being  at  once  more  rich,  and  less  flexible:  yet  it 
admitted  some  ideas  of  relationship  between  different  tonalities,  and  those 
are  analogous  in  many  ways  to  modern  key-relationship.  "  The  several  modes, 
constituted  as  they  are  each  differently  one  from  another,  naturally  lent 
themselves  to  different  kinds  of  modal  relationship,  some  more  to  one  kind 
and  some  more  to  another.  Five  of  these  kinds  may  be  distinguished  and 
briefly  discussed,  as  they  have  an  important  bearing  on  the  subsequent  history 
of  the  art  of  music, 


$ 


1)  Festschrift  Sir  Liliencron  S.  440.  Am  nachsten  steht  der  vorletzten  Zeile  bier 
c-dur!)  die  StollenschluBzeile  dort. 


^ 


,j 


aw 


K'\ 


W.  H.  Frere,  Key-Relationship  in  Early  Medieval  Music.  251 

(It)  The  diatonic  system  of  medieval  music  had  inherited  from  the  Greeks 
two  alternative  series  of  notes  in  the  upper  part  of  the  diatonic  scale:  and 
bv  this  means  there  was  available  for  use  a  B  flat  as  well  as  a  B  natural. 
This  suggests  at  once  that  we  are  likely  to  find  a  Tonic  and  Suhdominant 
relation  in  the  modes  which  derive  from  this  Greek  scale;  but  in  point  of 
{'act  tbis  is  not  a  common  relation  to  find  actually  in  use  in  early  modal 
melodies.  In  the  early  medieval  music  commonly  called  the  Gregorian  chant, 
the  B  flat  was  used  rather  as  an  accidental  than  as  a  means  for  modulation. 
Moreover  it  must  be  remembered  that  the  modal  system  admitted  no  scale 
equivalent  to  the  modern  major  scale;  there  was  no  opportunity  therefore 
for  the  B  flat  to  be  used  for  making  a  contrast  between  the  tonic'  scale  of 
0  and  the  corresponding  subdominant  of  F.  The  modal  system  had  of  course 
its  Lydian  scale  of  F,  which,  by  a  constant  use  of  the  B  flat,  could  be  made 
the  equivalent  of  the  modern  major  scale,  and  we  may  look  for  a  tonic  and 
subdominant  relationship  there:  but  this  was  the  least  popular  of  all  the 
modal  tonalities,  and  in  its  melodies  we  do  not,  as  a  matter  of  fact,  find 
the  B  flat  used  so  as  to  make  possible  the  alternation  of  closes  on  the  tonic  J? 
with  closes  in  the  subdominant  B^flat.  Here  again  therefore  we  look  in  vain 
for  evidences  of  any  real  tonic  and  subdominant  relationship.  Where  such 
relationship  is  found,  it  is  not  introduced  by  means  of  the  use  of  the  B  flat; 
but  it  occurs  in  the  Mixolydian  tonality  where  the  subdominant  0  scale  is 
alternated  with  the  tonic  scale  of  Or.  This  is  especially  and  constantly  the 
case  in  melodies  (such  as  Example  la)  which  touch  the  upper  F,  the  flat 
seventh  of  the  scale: — - 

Tonic  and  Subdominant. 
Ex.  1  (ft).  Offertory,  "Precatus  est"  (VIII.)- 


i± 


i=fe 


>  ■       ■      »■■  —   >     ....     .  .         * -   ■>»  —  ■■ ...  — » 

Me    -    men    -    to  A  bra  -   ham  I     -     sa  ac,      &c. 

They  give,  therefore,  to  the  modern  ear  the  idea  of  a  dominant  seventh  on 
G  followed  by  a  tonic  chord  of  C:  but  it  must  be  remembered  that  such  an 
idea  is  a  mistake,  because  the  G  is  the  final  of  the  mode,  and  the  alternation 
properly  is  between  tonic  and  subdominant.  It  is  the  case  also  with  melodies 
which  do  not  rise  to  the  F,  as  Example  16  will  show:  — 

Ex.  I  lb).  Antiphon  (VIL). 


?* 


Tunc     ac  -  cep    -   ta  -  bis      sac  -  ri    -    fi  -   ci  -  um     jus  -  ti  -  fi    -    je 


C '    ■       ■       3       ■      %""»"  *       *       m       ■»■'     r*~*^ 


si  a    -     ver    -    ter    -   :is  fa    -  "ci    -     em        tu    -     am,        &c. 

(2.)  Oiie  might  expect  to  find  within   the  limits   of  the   modal   system    a 
key-relationship  analogous  to  that  which  was  common  m  later  days  between 


i 
I 


■ 

■ 


<  -r 


** 


I 


252  "W.  H.  Frere,  Key-Kelationship  in  Early  Medieval  Music. 

the  major  scale  and  its  relative  minor.  The  alternation  of  the  F  major 
scale  with  a  D  minor  scale  seems  to  lie  ready  to  hand;  but  in  point  of  fact 
this  again  is  a  relationship  which  is  not  very  commonly  fyund,  at  any  rate 
in  that  form.  "We  will  consider  first  the  question  of  melodies  in  the  major 
scale  which  have  references  to  the  relative  minor;  and  then,  vice  versa,  melodies 
in  the  minor  scale  which  have  references  to  the  relative  major.  There  are 
some  cases  in  the  sixth  mode  or  plagal  '.Lydian  scale  in  which  there  occurs 
a  close  on  D,.  side  by  aide  with  the  main  closes  on  P  the  final;  and  these 
do  give  the  effect  of  an  alternation  between  major  and  relative  minor.  But 
the  cases  are  not  at  all  numerous  in  melodies  of  this  class 5  and  the  melodies 
of  this  clas3  (it  must  be  remembered)  are  in  themselves,  relatively  speaking, 
few.  The  bulk  of  them  consist  of  a  particular  formula  sung  on  the  syllable, 
which   apparently    intends    to    close    in    3?  but  then  unexpectedly  drops  to  J> 

(Example  2  a): 

- 

Major  mid  Relative  Minor. 
Ex.  2  (a>.  Introit,  "Quasi  mo  dp  geniti"  (VI  ?. 


h 


C     ,       ,       -       ^      r,      ,     nr~3 


p,    ■    "    '     r-    ■  ■  -    -a=f 


ra     -     ti     -     o     -    na      -      bi    -    les  si     -     lie        do      -     lo,. 

■ 

But  side  by  side  with  this  I  put  one  instance  of  a  genuine  Dorian  close 
in   a  Lydian   melody:  — 

Communion. 
Ex.  2  [h).  "De  fructu"  (VI.). 


* 


p    m    a^v1? 


cor 


ho    -    mi      -      nis,       &c. 


■ 


A  similar  relationship  might  be  expected  between  the  Mixolydian^  mode  of  G- 
and  the  Phrygian  mode  of  E.  But  here  again  expectations  are  disappointed. 
The  lower  of  these  two  scales  is  not  really  adapted  to  act  as  the  relative 
minor  of  the  higher  one;  for  the  characteristic  peculiarity  of  the  Phrygian 
tonality  is  the  minor  second  of  the  scale,  and  this  peculiarity  removes  from 
it  all  possibility  of  acting  in  any  strict  sense  as  a  relative  minor  to  the  Gr 
scale.  In  actual  practice  therefore  melodies  of  the  Mixolydiau  .tonality 
do  not  admit  of  passages  with  a  Phrygian  flavour.  The  closes,  when  they 
come  on.  notes  which  lie  below  Gr,  the  final,  fall  (a  few  exceptions  apart) 
either  on  1?,  or  on  D,  or  more  rarely  on-O:  and  they  are  conspicuously  not 

on  E. 

"When  we  consider  the  converse  case  there  is  much  more  to  quote  under 
this  heading.  For  Dorian  melodies  constantly  have  closes  on  %  and  these 
give  the  effect  of  a  transition  from  the  minor  scale  to  the  relative  major. 
Some  of  the  conventional  phrases  which  are  most  commonly  used  to  form  a 
close  appear  in  both  the  positions  alike;  and  when  they  figure  thus  they 
emphasize  this  contrast  between  the  cadence  on  D  and  the  cadence  on  F, 
and  show  this  form  of  key-relationship  in  a  very  clear  light.  A  single  example 
will  suffice:  — 


- 


SET 
£-5 


r*  *    -  *- 


* 


W«  H,  Frere,  Key-Relationship  in  Early  Medieval  Music. 


.253 


Ex.  2  (e). 


I 


Introit  (I.). 
1 


pc  b  ^  >  i- 


3    a    a, 


P 


J??.;.    Lex    do   •    mi   -   ni , . .  sa  -pi  -  en  -  ci  -  am    prsestana    par  -  vu     -     lis.  > 

(3.)  While  two  such  common  key-relationships  as  those  already  mentioned 
are  for  the  most  part  inconspicuous  in  early  medieval  music,  the  commonest 
piece  of  key-relationship  at  that  date  is  one  that  has  almost  entirely  disappeared 
from  modern  use.  The  medieval  musician,  when  he-  wished  for  tonal  contrast, 
regarded  any  two  modes  that  lay  separated  from  one  another  by  a  whole 
tone  as  being  the  two  which  could.be  most  suitably  contrasted.  He  descended 
from  the  scale,  in  which  his  melody  properly  lay,  to  the  scale  a  tone  below. 
'This  feature  is  found  to  occur  in  three  out  of  the  four  ancient  tonalities, 
namely  the  Dorian,  the  Phrygian  and  the  Mixolydian.  It  ,could  not  of  course 
be  found  in  the  case  of  the  fourth,  the  Lydian  tonality  of  P,  because  the 
mode  below  it  is  separated  from  it  only  by  a  semitone,  not  by  a  whole 
tone.  This  form  of  key-relationship  is  so  common  that  it  would  be  possible 
to  multiply  instances  of  it  endlessly.  In  the  Dorian  mode,  side  by  side  with 
the  tonic  cadences  on  D  there  are  "constant  cadences  on  0;  and  there  is 
•constant  alternation  of  the  major  triad  of  C  with  the  minor  triad  of  the  mode 
itself.  The  device  is  almost  as  commonly  used  in  the  Mixolydian  tonality. 
It  is  rarer  in  the  Phrygian  tonality:  but  there  are  sufficient  instances  to  show 
that  it  was  admissible  and  utilised  there.     The 'first  examples:  — 


Ex.  3  (a). 


Tonic  and  Sub-Tonic. 

Antiphon  ending  (I.) 


i 


e 


• 


w 


o   -  per  -   a  -   ta      est 


a   r°  » 


m 


me. 


Ex.  3  {b). 


Antiphon,  «Ab  oriente"  (VIII.).. 


£ 


afc=; 


\ 


.   aur  -  urn,        si  -  out      Re  -  gi    mag  -no:       &c. 


•are  from  simple  antiphonB  of  the  first  and  the  eighth  mode  respectively, 
ihird  example:— 

Ex.  3  (e).  Co.,  "Unam  petii"  (V1L). 


The" 


£ 


2 


ife 


f***tt 


^♦i  r* 


■s 


.  .  .    haoc 


re 


qui     -     ram. 


from  a  Communion,  gives  the  F  chord  very  fully  before  closing  in  G\  But 
"here  again  the  clearest  instances  to  quote  are  the  characteristic  phrases  which 
&re  used  to  decorate  a  formal  close.  These  formulae'  are  utilised  in  each  of 
the  two  contrasted  positions,   so  that  in  the  one  case  they  bring  a  close  on 

s.  a.  img.  im,  17 


I 


I     I 


' 


254 


W7H.  Frere,  Key-Relationship  in  Early  Medieval  Music. 


the  final  of  the  mode  and  in  the  other  case  a  close  on  the  note  a  whole 
tone  helow  it.  In  many  species  of  composition,  particularly  in  the  responds, 
this  alternation  between  tonic  closes  in  D  and  sub- tonic  closes  in  C,  or 
again  between  tonic  closes  in  Gr  and  sub- tonic  closes  in  F,  is  one  of  the 
commonest  and  most  attractive  of  features.  Two  Mixolydian  examples  will 
make  the  usage  clear: — 


Ex.  3  (d). 


*s 


V  »  », 


*t 


le    -    ti    -     fi 


cat 


» 


EaH 


iu   -    yen   -    tu 


Co.,  "Introibo"  (VIII.). 


^ 


tem 


me 


am. 


* 


Ex.  8  (el 

■     A3 


Introit,  "Oculi  mei"  (VIL). 


5 


W»    '    J      3 


^E 


.  ♦  .  res  -  pi    -    c6      in 


me 


et     mi  -  se  -  re   -   re 


me 


rMa»   te 


■•v 


quo  -  ixi  -  am     u    -    ni 


cus 


et    pau 


per     sum 


e    -    go. 


This  device  survived  in  all  early  music.  When  the  first  irruption  of  folk- 
song into  classical  Plainsong  took  place,  by  the  composition  in  the  thirteenth 
century  of  non-liturgical  melodies,  such  as  those  called  Conductus,  or  of  others 


more  secular  in  character,  this  same  device  is  again  in  evidence:- 


t 


Ex.  3  (f). 


Conductus,  "Ut  non  ponam". 


.  . 


fr 


■v 


3 


1 


.    Et      co  -  Ian  -  tea       cu   -    li  -  cem,      Glu  -  ti  -  unt      ca    -    me  -  lum. 


In  the  folk-song  of  later  days  it  again  had  an  established  place;  and  the 
device  still  reigns  in  that  sphere,  though  it  has  disappeared  from  the  sphere 
of  ordinary  art  music.  There  are  many  English  folk-songs  which  owe  all 
their  charm' to  the  juxtaposition  of  two  scales  a  tone  apart: — 


• 


^*? 


* 


Ex.  3  (g). 


Henry  Martin. 


?#p^a 


la  merry  Scotland,    in    merry  Scotland  there  liv  -  ed  bro-thers  three.  They 


(*-•—,*- 


pj^jj^ggg 


d: 


tszEI 


A 

all  aid  castlots  which  of  them  should  go. 


a -robbing  u-pon  the  salt  sea. 


■ 


*  ■ 


» 


*' 


* 


■ 


' 


»  ... . 

r 


-, 


t**Vw#»wrtW  ♦v*V*'»'li 


"W.  H.  Frere,  Key -Relation  ship  in  Early  Medieval  Music. 


255 


Ex.3 


*~z.—  4 — ,!    J    J..,    a  »~__' 

"How   old    are    you      my    fair  pret-tymaid,    how     o 

■ 


3 


old    are    you    my 


lion  -  ey?"?  She 


i? 


•f 


g=?= 


an-swer'd    me    quite   cheer  -  f ul   -  ly         "0        I'm 


1 


t 


sev   -   en  -  teen  come      Sun  -   day."    "With 


5 


my 


ra    -    dum  -  day, 


Fol    the    did  -  die    dol,    Fol      the     dol      the    did  -  die   dum   the    day. 


•song  music  the  same  characteristic  is  even 


and  in  Irish  dance  music  and  folk-! 
more  common. 

(4.)  The  Tonic  and  Dominant  relationship  which  plays  so  large  a  part  in 
later  harmonized  music  is  not  very  conspicuous  in  early  melodic  days.  The 
only  real  opportunity  afforded  for  it  by  the  modal  system  was  in  the  Lydian 
tonality,  for  there  the  scale  of  C  could  he  used  to  alternate  with  the  scale 
of  F,  while  a  B  natural  was  available  for  use  in  the  former  and  a  B  flat 
for  use  in  the  latter.  Instances  of  this  alternation  are  not  difficult  to  find, 
and  they  are  fairly  conspicuous;  but  thoy  are  not  many  in  number.  See 
Example  4  (a)  as  an  example,  in  which  a  familiar  formula,  occuring  in  each 
position,  points  the  contrast :*— 


■     ? 


Ex.  4  (a). 


Tonic  and  Dominant. 


V 


Introit,  "Verba  mea"  (V.), 


cla  -  mo  -  rem     me 


*     *     * 


de   -   us 


me 


us. 


.Another  form  of  the  Tonic  and  Dominant  relationship  may  be  seen  in  ' 
the  Mixolydian  tonality,  but  it  is  not  a  pure  form.  There  is  a  difference 
m  the  fact  that  for  this  mode  there  is  no  leading  note  available.  Still  in 
spite  of  that  fact  there  is  a  real  tonic  and  dominant  contrast  between  'the 
passages  that  close  on  the  G-  final  and  the  contrasted  passages  that  close  on 
D  (the  fifth  above)  in  the  Mixolydian  mode.  A  considerable  number  of  these 
may  be  found  in  the  early  and  classical  plainsong;  one  example  will  suffice:— 

Antiphon  {VII.—  VIII). 


Ex.  4  (4). 


^ 


A.    Fi  -  li,  quid  fe-cis-ti    no -bis  sic?  .  , .  Quid  est  quod  me  que-re-ba-tis?  &o. 

17* 


: . 


256 


"W.H.  Frere,  Key-Relationship  in  Early  Medieval  Music. 


which  is  specially  clear,  because  the  contrast  is  used  to  indicate  the  dialogue 
between; our  Lord  and  His  parents  when  they  found  Him'  in  the  Temple, 
This  and  similar  passages  pointed  out  the  way  for  future  developments;  but 
the  possibilities  of  this  contrast  were  never  systematically  worked  out  until 
the  time  came  for  the  composition  of  the  sequence-melodies  in  the  ninth  century, 
probably  under  Byzantine  influence.  Here  this  contrast  was  made  quite  formal 
and  quite  normal.  The  earlier  part  of  the  most  typical  of  these  melodies 
fwhich  are  Mixolydian)  has  all  its  closes  in  G;  a  middle  section  has  its  closes 
on  the  D  above,  and  a  return  is  made  to  the  G*  for  the  final  close,  inus 
the  central  section  of  the  composition  ranges  a  fifth  higher  than  the  beginning 
and  the  ending.  Our  example  gives  the  opening  section  and  the  middle 
section : 


* 


J£x.  4  (cj. 


Sequence  Melody,  "Musa"  (VII.— VIII.}. 


•e- 


i 


a* 


2 


EES 


, 

- | 

\\ 

\        i 

1 

— W 

^ 

a          ' 

Mi 

&c. 


'  ■    ■ 


e  1     r.f 

a  — 


fa     a 


3 


]     T'F* 


»«  w\  s 


&c 


.  « 


■  I 


I 


The  writers  of  the  Sequence-Melodies  adopted,  this  plan  also  in  the  case 
of  Dorian  melodies.  In  fact  they  used  hardly  any  tonalities  but  these  two, 
perhaps  because  they  were  the  only  two  which  offered  to  them  the  opportunity 
for  this,  their  favourite  device.  The  device  survived  in  later  music.  The 
Conductus  and  other  secular  melodies  of  the  thirteenth  century  exhibit  it, 
and  it  is  found  surviving  to  a  limited  extent  in  some  of  the  folk-music  of 
later  days.  The  following  carol  has  a  melody  which  exhibits  a  somewhat 
similar  contrast,  though  its  words  seem  not  to  fit  the  tune: — 


'■ 


■T 


Ex.  4  id). 


Lul-lay    my  child  and  wepe     no  more,  slepe       and    be    now   styll; 


Carol- 


.-■■•■ 


v 


^ 


^m 


King  of  blisThy  JTa-der  He     is,    and  thus     it     is    His  will. 


■ 


Ex,  4  fe). 


"In  "Worcestershire  Town." 


In     "Worcea  -  ter  -  shire    Town      a      young    dam  -  sel       did       dwell, 


For       wit      and       for        beau  -  ty      none     could    her 


ex 


eel. 


•*4 


W.  H.  Frere,  Key-Relationship  in  Early  Medieval  Mnsic. 


257 


His     bride     for 


to 


be 


a 


3EEE£ 


young    maa    court  -  ed 


her,  - 


g 


t — & 


i 


C 


And      lie         by       hia       trade    was 


a 


ship's  car  -  pen    -     ter. 


(5.)  Finally,  one  further  relationship  must  be  mentioned  which  is  proper 
to  the  ancient  music,  but  has  for  the  most  part  disappeared  in  modern 
usage — the  relation  between  the  tonic  and  mediant.  Some  closes  on  the 
mediant  are  more  really  to  be  considered  as  closes  in  the  relative  minor  of 
the  dominant  than  as  true  closes  ou  the  mediant  of  the  scale:  that  is  to  say, 
they  existed  to  give  that  contrast  with  a  close  in  the  dominant, .  which  a 
close  in  the  relative  minor  gives  to  a  close  in  the  tonic.  Accordingly  some 
of  the  formulas  which  introduce  a  close  on  the  mediant  are  those  which  properly 
belong  to  a  close  on  the  relative  minor.  Examples  5(a)  and  h  (b)  show  this, 
both  in  the  fifth  and  the  seventh  modes: — 


Ex.  5  [a). 


Tonic  and  Mediant. 

L 

'    Introit,  "Tu  raandaBti"  (V.). 


£ 


£ 


*v 


&c. 


£ 


.  .      di    -    xl  -  gan  -  tur 
Ex.  5  lb). 

.   .   ;- 


# 


? 


vi    -    k       me  -    33.       . 

Venite  (VII.). 
iVi 


3 


-V 


•  .  .  Quod      vo    -    bis      par   -    a    -    turn  * 


est 


But  there  are  other  cases  in  which  a  close  in  the  mediant  is  introduced 
for  its  own  sake  by  way  of  contrast  with  the  tonic;  and  the  formulae  there 
used  are  characteristic: — 


Ex.  5  (c). 


Conductus,  "Adversuni"  (V.). 

end. 


a 


i=33 


*3= 


£ 


^r 


" — • 


Si 


M 


Do-mi    -    ne  tern-pus     be-ne   pla  -  ci  -  fci      ae 


us 


tu 


£C. 


I  have  dealt  so  far  only  with  melody;  indeed  I  have  not  sufficient  com- 
petence to  pursue  the  subject  as  I  should  wish  to  do  through  the  development 
of  early  harmonized  music.  But  I  will  try  at  least  to  indicate  some  noteworthy 
points  as  to  the  survival  of  these  ancient  melodic  ideas  of  key-relationship  in 
the  primitive  stages  of  the  evolution  of  harmony.  In  the  first  period  of 
harmony,  that  of  the  most  rudimentary  organa,  the  duplum  or  second  voice 
followed  almost  slavishly  the  original  melody  and  added  nothing  to  its 
characteristics  so  far  as  key-relationship  is  concerned.  In  the  later  and 
more  developed  organa,  the  original  melody. served  very  often  as  little  more 


i 


258 


"W.  IL  Frere,  Key-Relationship  in  Early  Medieval  Music. 


» 


* 


: 


1 


■ 
■■,■ 


J." 

■ 


■ 


-■ 


■► 


- 


han  a  changing  drone,  above  which  one  or  more  voices  executed  music 
which  must  have  been  more  like  jodelling  than  ordinary  singing.  In  neither 
of  these  periods  therefore  do  we  expect  to  find  anything  to  throw  fresh  light 
on  the  persistence  of  the  old  melodic  key- relationships  in  the  new  harmonized 
music.    It  is  different  when  we  come  to  the  Conductus  and  the  Motet  in  its 

.....  ^  _ 

earlier  forms.     Here  part-writing  really  comes  into  being. 

(1  and  2.)  The  relationship  of  Tonic  and  Sub  dominant  begins  to  develop 
further;  and  the  relationship  of  major  and  relative  minor,  already  inherent 
in  many  melodies,  is  made  more  clear  than  before  by  the  harmonization. 
The  same  is  true  of  the  contrast  between  major  and  relative  minor*  There 
are  cases  however  in  which  the  harmonization  obscures  the  melodic  key- 
relationship;  e.g.,  the  Dorian  Conductus  "Eclipsim  patitur",  when  it  is 
harmonized,  is  robbed  of  its  close  in  the  relative  major;  for  when  the  melody 
rises  to  the  F,  the  added  part  descends  to  D,  thus  excluding  the  Lydian. 
and  preserving  the  Dorian  flavour: — 


Ex.6. 


Conductus,  "Eclipsim  patitur." 

o—^= — ■■+ 


s 


'■ 


Both  these  forms  of  key- relationship  have  developed  continually  ever  since 
with  the  progress  of  harmony:  the  are  familiar,  and  need  no  further  des- 
cription. * 

Notice  however,  before  passing  on  to  the  other  key- relationships  which 
we  are  studying >  that  we  have  found  here  our  first  instance  of  a  case  in 
which  the  harmonization  alters  the  natural  melodic  closes  and  goes  against 
the  key-relationship  of  the  melody.  If  such  a  thing  is  possible  in  a'C'onductxis, 
still  more  does  it  become  possible  with  the  development  of  the  Motet.  The 
harmonization  of  Conductus  melodies  usually  follows  fairly  closely  the  character 
of  the  tenor.  When  the  time  came  that  the  Motet  was  evolved  from  the 
Organa,  there  was  much  more  liberty.  The  tenor  soon  came  to  be  used  as 
a  series  of  notes  quite  regardless  of  its  own  original  rhythm  or  tonality.  It 
was  made  to  fall  into  new  rhythmical  shapes,  and  no  attention  was  paid  to 
the  mode  of  the  composition  from  which  the  group  of  notes  forming  the 
Tenor  was,  somewhat  arbitrarily,  extracted.  Above  it  there  were  written 
other  melodies,  one,  two  or  three  in  number,  which  often  had  very  small 
reference  to  the  Tenor.  The  composer's  object  was  to  produce  attractive 
melodies  for  his  upper  parts  rather  than  to  make  them  exactly  consonant 
with  the  tenor  or  with  one  another.  The  result  is  often  a  series  of  dissonances, 
which  till  recently  would  have  seemed  to  us  barbarous;  but  in  these 
latter  days  our  composers  have  been  reverting  to  the  methods  of  the 
thirteenth  century,  and  are  combining  their  melodies  without  being  part- 
lcular  as  to  dissonance;  and  we  are  learning  to  approve.  In  some  cases 
it  seems  as  though  the  melodies  or  one  of  them  was  an  independent  Folk- 
song or  something  of  that  nature:  and  then  its  connexion  with  the  Tenor 
is  more  distant  than  ever.     In  such  circumstances   as  these  it  is  difficult  to 


*! 


.■-,  • 


«r^-"' 


W.  H.  Frere,  Key-Relationship  in  Early  Medieval  Music 


259 


discover   from  the.  compositions    any   clear    ideas    of  key -relationship.     The 
difficulties  may  be  exemplified  by  the  Motet- "Qui  Servare  Puberem"; — 


:# 


Ex.  7  (a). 


* 


v 


Motet,  "Qui  Set-rare." 


Qui    ser  -  va     -     re     pu  -  be  -  rem,  va    -     gam  clau  -de  -  re 


42 


g 


t 


S 


^H 


= — » 


■ 


r 


* J2. 


$tu  -  det,  la  -  vat    la  -  ter  -  em. 


^^ 


li   -  tas   col   -   er  -  e_ 


^T 


-£*- 


* 


■ 


^m 


^ 


^ 


^ 


tunc    la  -  bor  -  at,  cum       im-plor  -  at      vi  -  vas   vi   -  per-se:. 


iS^ 


=*: 


sk 


^- 


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I— FFf 


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fZ3 


lC« <SK 


No  -  vit     e    -    mm  car  -  ce  - 


rem. 


vin  -  cla    sol  -  ve  -  re. 


m 


:^=* 


:zk 


t 


260 


W/H.  Frere,  Key-Relationship  in  Early  Medieval  Music. 


' 


t- 


f 


- 


.   r 


.  • 


•■ 


...  . 

■ 


* 


.' 


'.,. 


•  ■ 


- 


- 


fe  -  dus  et    char-ac  -  te-rem  fir-ma  --tumfrau-ge  -  re, 


no*  vasem-per 


^r^ 


m f^irrp 


fal  -  le-re,       no  -  to  gau-det ,  ve   -  te-rem   a-  roi-cum  pel  -  le  -  re-. 


Here  the  tenor  is  a  piece  of  the  gradual  "Sederunt" ;  it  is  of  the  fifth  mode, 
but  the  portion  utilized  closes  in  C,  not  in  F.  The  original  form  of  the 
extract  is  given  in  Example  7  (6):. 

Ex.  1(b). 


o  -  mi-ne 


L      L 

but  when  it  serves  here  as  tenor,  it  is  arranged  in  groups  of  three  notes 
with  a  pause  between  each  group,  AboYe  this  somewhat  conventional  framework 
there  is  set  a  pair  of  melodies  which  have  very  definite  closes  and  a  tonality 
of  their  own;  they  belong  however  neither  to  the  original  P  scale  of  the 
Gradual  nor  to  the  C  scale  in  which  this  section  of  it  ends,  but  are  frankly 
Mixolydian,  because  all  the  way  through  their  main  closes  are  in .  C  with  a 
B  flat. 

■ 

One  cannot  expect  much  clearness  of  key-relationship  from  such  a  con- 
dition of  things.  On  the  contrary,  it  is  wonderful  to  think  that  out  of  such 
discordance  of  ideas  so  much  harmony  can  result  as  there  is.  So  long  as 
there  was  this  dependence  upon  the  mechanical  tenor,  and  that  tenor  was 
the  lowest  part  of  the  composition,  the  composer  was  fettered  and  could  not 
freely  express  his  ideas  of  key-relationship.  It  is  only  when  the  melody  is 
placed  in  the  upper  part,  or  the  tenor  becomes  in  its  modern  sense  a  tenor 
with  a  bass  voice  below  it,  that  harmonic  ideas  of  key-relationship  can  begin 
to  express  themselves  independently,  and  to  supersede  the  old  melodic  ideas 
of  key-relationship  which  had  hitherto  remained  dominant  so  far  as  they 
could.  '    . 

We  return  to  consider  in  the  light  of  these  general  remarks  the  three 
remaining  types  of  key-relationship  which  we  have  not  dealt  with  so  far  as 
regards  the  harmonic  period. 


m* 


-\ 


E-Wtfro^t 


[L,- 


W.  H.  Frere,  Key-Kelati'onship  in  Early  Medieval  Music. 


* 


261 


i^fl^^^Tff^wwj,-:        >. 


■ 


P. 


^TWV^-HHt'     — 


(3.)  The  third  form  of  key-relationship  which  we  have  discussed, — the 
alternation  of  Tonic  and  Sub-tonic — has  disappeared,  as  we  have  seen,  for 
the  most  part  out  of  modern  harmonized  music;  hut  it  survived  for  a  con- 
siderable time  in  the  earlier  efforts  of  the  harmonists.  Sometimes  such  a 
survival  was  almost  inevitable,  because  the  harmonized  composition  followed 
the  Hues  of  the  original  melody  which  formed  its  lowest  part.  When  the 
melody  was  placed  in  an  upper  part  the  composer  had  matters  more  in  his 
own  hands.  In- Example  8,  even  though  the  added  .part  is  a  lower  one.  it 
is  taken  up  above  the  melody  where  the  Sub- tonic  closes  come,  in  order  to 
preserve  them  intact:— 


*; 


■ 


Melody  and  Lower  Part  added. 


Ex.  8. 


Dorian  melody  transposed, 
with  closes  on  the  sub-tonic. 


Mun  -dus   a 


mun-di   -  .ci  -  a        ,  .die  -  tus    per   con-tra  -  n  -  a 


V-J — ^-~S 


r 


* 


EIEEfEg 


sor  -  det  im  -  mun  -  di    -     ci  -  a 


crim  -in  -  urn-      cres  -  cit    in     ma- 


il 


ci  -  a. 


M=4^=f 


± 


cul  -  pa   nes  -  cit       ter 


mi  - num 


I 


-P- 


&C. 


.  ■  ■ 


Elsewhere  it  is  remarkable  to  observe  how  the  composer  chooses  freely 
in  certain  cases  to  alternate  a  close  in  G-'  with  a  close  in  F,  when  to  modern 
thinking  the  melody  would  have  suggested  no  such  key- relationship.  The 
treatment  of  the  first  line  of  the  "Angolus  ad  Virginem"  melody  in  Example  9 
is  an  interesting  example  of  the  persistent  survival  of  this  key-relationship, 
especially  -  as  contrasted  with  the  treatment  in  Example  10.  The  latter  is 
the  natural  harmony,'  as  we  should  feel,  of  the  melody;  but  the  medieval 
musician  was  anxious  in  the  former  to  have  a  close  in  F  at  the  end  of  the 
line  as  a  contrast  to  the  opening  in  <*:  and  he  even  altered  the  melody  in 
order  to  effect  this  result: — 


* 


* 


!     ' 


-        i 


p 


■• 


262 


W.  H/Frere,  Key-Relationship  in  Early  Medieval  Music. 


* 


Ex.  9. 


■    L 

"Angelus  ad  Virginem":  3  parts. 


^ 


G.F. 


3 


£ 


is 


; 


An-ge-lus    ad  Vir-  gi  -nem  sub  -in-  trans   in-con-cla 


-J P= 


&c. 


&c. 


&c 


Ex.  10. 

a  p. 


The  same.     Two-part  setting  and  more  normal. 


f  I'll 

An  -  ge  -  lus     ad     Vir  -   gi  -  nem    sub  -  in  -  trans  m 


con-  cla- ve. 


*j  ! 


Ml 


»** 


■* 


- 


-■■ 


The  use  of  the  Sub-tonic  survived  to  a  considerable  extent  through  the 
polyphonic  period :  but  purely  as  a  contrasted  chord  in  the  middle  of  a  passage, 
not  as  a  cadence.  We  may  find  an  occasional  instance  of  it  as  late  as  Purcell. 
But  it  is  rare  to  find  this  contrast  used  in  any  full  way   in  modern   times, 

though    Richard    Strauss    has   used   it  in    a  slightly   different    shape    in   his 
charming  setting  of  aDer  Rosen  band", 

..  (5.)  With  regard  to  .the  alteration  of  tonic  and  mediant,  it  .also  has,  as 
I  have  said,  almost  entirely  disappeared;  but  it  survived  in  the  earlier  efforts 
at  harmony,  and  had  an  effect  that  was  valuable  and  artistic.  When  used — as 
in  the  case  of  the  short  "Alma  redemptoris"  Tenor— as  a  final  close,  it  has 
the  effect  of  giving  a  Phrygian  ending  to  the  Motet. 

(4.)  The  dominant  and  tonic  relationship  was  very  slow  to  develop.  It  is 
remarkable  what  a  long  period  passed  before  the  harmonic  full  close  was 
invented.  Ideas  of  melody,  not  considerations  of  harmony,  for  a  long  time 
dominated  the  closes.  The  normal  procedure  was  that,  when  the  tenor 
descended  from  the  suportonic  to  the  tonic,  the  discant  (whether  set  above 
or  below  the  tenor)  rose  from,  the  loading  note  to  the  tonic;  and  vice  versa. 
As  long  as  composition  was  restricted  to  certain  conventional  tenors  borrowed 
from  ecclesiastical  melodies  there  was  little  opportunity  available  for  devising 
the  full  close. 

It  is  only  in  Tenors  that  are  treated  as  Lydian  with  a  B  flat  (or  as 
Ionian)  that  a  perfect  cadence  is  possible.  Such  tenors  were  popular  because 
they  lent  themselves  more  easily  to  harmonic  treatment  than  others  which 
followed  one  of  the  other  tonalities:  indeed  the  Lydian  (and  Ionian)  tonalities 
only  began  for  the  first  time  to  be  popular  when  harmonic  considerations 
became  prominent:  for,  from  the  melodic  point  of  view,  they  had  always  been 
the.  reverse  of  popular.  Bnt  it  is  only  in  a  few  of  these  Tenors  that  there 
occurs  a  drop  of  a  fifth  from  the  dominant  to  the  tonic;  and  a  rise  direct 
from  the  dominant  to  the  tonic  is  not  much  more  common:  for  this  reason 
opportunities    inviting    the    full   close   came  rarely.      Even  when   they   were 

■ 


-  n 


L  * 


T"fl> 


■        - 


W".  H.  Frere,  Key-Relationship  in  Early  Medieval  Music. 


263 


offered  by  the  Tenor  we  do  not  always  find  the  composers  of  the  thirteenth 
century  eager  to  make  use  of  them.  Such  a  drop  as  this  is  found  in  the 
anthem  "Alma'fiedemptoris",  which  provides  a  fairly  common  tenor  for  motets: 
but  this'  opportunity  is  not  always  utilized  to  make  a  perfect  cadence.  See 
Example  11: — 


. 


Ex.  11- 


Motet,  "Gaude  super5,  on 
Tenor  "Alma  Redemptoris". 


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^jg^frgg^ 


.  ,  .  Per    quam  no  -bis 


-    les  -  ti     -    a 


sunt   red-di  -  ta,    &c. 


...  Et    in        spi  -  cer 


em, 


si      flo  -  ru   -   is  -  sent      Vine.  &c. 


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In  the  latter  stages  of  the  motet,  when  the  tenor  was  treated  very  freely 
and  paused  at  intervals  in  its  course,  other  opportunities  for  a  perfect  cadence 
arose,  because  the  dominant  chord  could  come  upon  one  of  the  tenor  notes 
and  the  tonic  chord  could  follow  while  the  tenor  had  a  rest,  or  vice  versa: 
and  indeed  it  seems  to  be  in  this  way,  rather  than  by  the  harmonizing  of 
a  melody  by  putting  a  bass  below  it, .  that  the  first  steps  were  taken  towards 
the  invention  of  a  perfect  cadence. 

We  may  conclude  this  hasty  glance  at  the  origin  of  the  perfect  cadence 
with  two  more  instances  from  motets  where  the  tenor  gives  an  opportunity. 
In  one  of  them — the  Motet  "Homo  luge"  on  the  secular  Tenor  "Brumans 
est  mors" — the  opportunity  is  neglected: — 


From  Motet,  "Homo  luge,"  on 
Tenor  "Brmnans  est  mors". 


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ur 


a  -  mas     la  -  bi  -  li 


a 


sunt  som-ni     -     a 


*-j 


&c. 


Perhaps  here,  as  above,  this  opportunity  for  a  perfect  cadence  is  not  taken, 
because  in  rhythm  the  two  added  parts  are  so  vei*y  dissimilar:  at  any  rate, 
the  chance  is  allowed  to  go  by. 

The  second  instance  is  from  one  of  the  many  motets  built  on' the  Tenor 
"  Aptatur" :  — 


* 


264 


W:  Barclay  Squire,  Who  was  "Benedictus"? 


Ex.  13. 


Entre 


Motet,  on  Tenor  "Aptatur". 


Ad    -    am 


et 


Hen  -ne    -     quel, 


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&c. 


► 


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fre  -  mi    -    ans,      &c. 


&c. 


As  this  Tenor  opens  with  Tonic,  Dominant,  Tonic  as  its  first  three  notes, 
it  could  hardly  fail  to  produce  some  instances  of  a  full  close,  and  accordingly 
in  this  instance  at  least  the  opportunity  is  taken. 

It  would  be  fascinating  to  pursue  this  part  of  our  topic  further,  and  to 
trace  out  the  gradual  disappearance  of  the  melodic  forms  of  close  in  harmonized 
music,  and,  pari  passu,  the  adoption  everywhere  of  the  harmonic  closes,  i.e., 
the  perfect  and  plagal  cadences:  fascinating  also  to  point  out  how  these  have 
had  their  vogue  and  the  modern  composer  is  now  seeking  to  avoid  them  and 
invent  new  cadences  and  closes.*  But  here  I  must  leave  further  investigation 
of  the  .topic  to  more  competent  inquirers. 


■ 


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* 


Who  was  "Benedictus"? 


* 


By 

W.  Barclay  Squire. 

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(Loudon.) 


- 


An  attempt  to  discriminate  between  the  numerous  compositions  to  be 
found  in  sixteenth-century  Flemish,  German  and  French  collections  under 
the  names  of  "Benedictus",  viz,:  "Benedictus  Ducis"  and  "Benedictus 
Appenzelder"  {or  "Appenzeller")  has  been  made  tentatively  by  Ambros,  Van 
Maldeghem;  Van  der  Straeten  and  Eitner,  but  owing  to  the  very  scanty 
biographical  details  we  possess  as  to  the  two  composers,  the  result  has. 
been  rather  a  matter  of  guess-work  than  based  on  any  solid  foundation. 
To  reproduce  all  that  has  been  written  about  the  subject  would  involve 
a  good  deal  of  repetition,  but  a  certain  amount  of  preliminary  statement 
must  be  made,  in  order  to .  understand  the  new  facts  which  I  am  able  to 
bring  forward  as  throwing  a  little  fresh  light  on  a  difficult  problem. 


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I      ,        Ib.V^r- 


W.  Barclay  Squire,  "Who  was  "Benedictus"?  265 

Burney  [History,  II.  p.  512  &c.)  seems  to  be  the  first  historian  to  have 
drawn  attention  to  Benedictus  Appenzelder,  by  printing  the  monody  he 
wrote  on  the  death  of  Josquin.  Desprez.  Gerber  {Lexicon,  1812  ed.) 
followed  suit,  distinguishing  him  from  Benedictus  Ducis,  -whom  he  thus 
notices : 

uIhix  f Benedict)  em  Konirapunktist7  bliihete  in  der  ersten  Halfte  des  16.  Jahr- 
hvndertSy  und  gehort  tmier  diejenigen^  welehe  der  gelekrte  Herrmann  Much  wegen 
ihrer  vorzilglieJien  Talente  besonders  riikmi.  JSr  Iiat  heraitsgegeben'*  Harmonien 
jiber  alle  die  Odm -des  Horaz}  fur  3  und  4  SHmrnen}  der  U Inter  Jugmxd  %% 
gef alien  in  Druck  gegeben  &c.  Uhn  1589;  worcms  es  wahrseheinlieh  wird,  dass 
er  daselbst  ah  Lehrer  angesiellet  gewesm  ist  Ueberdies  hat  aueh  Sans  Walther 
in  semen  Cantionalen  mrschiedene  von  dessen  Melodien  cmfgenommxen*  Er  gehort 
alio  mit  %u  wiseren  altesten  bekannten  Choralkomponisten" . 

Gerber  gives  for  .his  authority  Conrad  Gesner's  "Bibliotheca  Univer- 
salis" (Tiguri,  1545),  in  which  it  is  stated  that  "Benedictus  Dux  seripsit 
Barmomas  in  omn.es  odas  P. '  Uoratij3  et  phira  aim  carminum  genera, 
iribus  et  quatuor  vocibtis,  in  graiiarn  iuveniutis  Uhnmsis.  Opus  excusum 
Ulrnce}  anno  1539,  in  4.  iranverso}  chartis  12". 

No  copy  of  these  Odes  has  ever  been  found,  but  Gesner's  very  de- 
finite description  can  hardly  leave  a  doubt  that  the  book  existed.   After 
Gerber  the  real  confusion  about  the  two  composers  begins.    Kiesewetter 
&  seems  to  have  been  the  first  to  assume  that  because  Dux  was  the  Latin  for 

Duke,  the  real  name  of  the  composer  of  the  Horatian  Odes  was  Herzog. 
Ooussemaker,  in  a  manuscript  at  Oambrai  ("Notice  sur  les  Collections 
Musicales  de  la  Bihliothcque  de  Cambrai,  $e*  1843)  found  fifteen  com- 
positions by  "Benedictus".  The  manuscript,  which  is  dated  1542,  formerly 
belonged  to  one  Zeghere  de  Male  (1504—1601),  a  native  of  Bruges,  and 
among  the  compositions  was  a  copy  of  the  "Nenia  morte  Jusquini"  which 
Burney  had  printed  in  his  History.  On  the.  strength  of  this,  Fetis  {Bio- 
graphic, 2nd  edition  Vol.  Ill)  attributed  the  monody  to  Benedictus  Ducis, 
translated  "Herzog"  •  into  "Hertoghs"  and  claimed  him.  as  a  Netherlander 
probably  born  at  .Bruges,  adding  the  important  information  that,  in  docu- 
ments recently  discovered  in  Antwerp  archives  by  M.  Leon  de  Burbure, 

uOn  wit,  dans  les  registres  de  la  confrerie  de  Saint-L%w  d,Anvers)  que 
Ducis  ou  Bertoghs  fut  prince  de  la  Gilde,  c'est-a-dire  chef  de  cette  oon- 
fr&rie,  ee  qui  etait  alors  la  phis  haute  dignitC  qu'un  artiste  put  obtenir  dans 
les  Pays-Bas.  On  voit  aussi,  dans  les  registres  de  Viglise  Ndtre-Dame  de  cette 
mile,  quHl  etait,  dans  le  meme  temps,  organiste  special  de  la  chapelle  de  la 
Vierge,  dans  cette  collegiate.  Des  o  if  res  avantageuses  lui  ay  ant  Ue  faites  pour 
qu'il  s'etablit  en  Angleterre,  it  les  accepta  et  par  tit  d'Anvers  en  1515. n 

A  good  deal  more  on  the  subject  is.  to  be  found  in  Ambros  and  Van 
der  Straeten,  but  the  only  new  facts  of  importance  are  the  discovery  that 
Benedictus  Appenzelder  was,   sometime  between  1531  and  1540,  master 

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266  W,  Barclay  Squire,  Who  waa  "Benedietus"? 

of  the  children  in  the  choir  of  Mary  of  Hungary,  the  regent  of  the  Nether- 
lands, and  that  a  family  of  the  name  of  Appenselder  existed  at  Oudenarde. 
(La  Musique  aux  Pays- Bos  torn.  3,  p.  311  n.  and  torn.  7,  p.  .421).  The 
whole  matter  is  fairly  well  summed  up  in  Eitner's  Lexicon  and  in  the 
last  edition  (1909)  of  Kiemann's  Lexicon.  At  the  risk  of  repetition  I 
will  give  Eiemann's  two  articles,  as  showing  the  accepted  view  at  the 
present  day: 

i 

"Benedict-its  Appenxelders  (B.  von  App&nxell),  KontrapunkUst  des  16.  Jahrh 
Rnabenmeister  des  koniglichen  Kapellchors  xu  Brussel  1539—55,  nicht  m  ver- 
ivechseln  mil  Benedict  Ducis". 

"Duds,  Benedict,  Schiller  von  Josquin,  auf  dessen  Tod  er  eine  Trauerode 
komponierte,  wahrscheinlieh  geboren  gegen  1480  xu  Brugge;  war  urn  1510  Voi-- 
steher  der  Musikergilde  %u  Antwerpen  imd  Organist  an  der  dortigen  Notre  Dame- 
Eirche.  1515  ging  er  nach  England  (melleicht  ist  er  identisch  mil  dem  1536 
als  Organist  der  Kgl.  Kapelle  in  London  angestettten  Benedietus  de  Opitiis),  dock 
soil  er  spater  in  Deutsekland  gelebt  und  1539  in  Ulm  'Harmonicn  iiber  alle 
Oden  des  Borax  fur  3  und  4  SHmmen,  der  Ulnar  Jugend  xu  gefallen  in 
Druek  gegeberf  herausgegeben  haben  [vielhicht  beruht  die  Angabe  dieses  nicht  auf- 
findbaren  Werkes  auf  Venvechslung  mil  dem  Werke  gleieher  Art  von  P.  Hof- 
haimer);  andere  deutsche  Musikdruclce  enthalten  Motetten,  Psalmen,  4 si  Lieder 
etc.  von  ihm.    Seine  Eompositionen  sind  vielfaeh  nur  mit  Benedietus  gezeichnet". 

Ten  years  after  the  apparance  of  the  volume  of  Fe"tis's  "Biographie 

des  Musiciens",  the  publication  of  the  registers  of  the  guild  of  S*  Luke 
[De  Liggeren  .  :  .  der  Antwerpsche  Sint  Lucasgilde,  edited  by  P.  Rombouts 
and  T.  van  Lerius)  revealed  the  evidence  upon  which  M.  de  Burbure 
based  his  statement  as  to  Benedietus  Ducis.  The  entry  in  the  guild 
Register  is  as  follows  fp.  83):  "1515.  Ende  doen  wordt  Prince,  meester 
Benedietus,  organist."  A  foot-note,  signed  "Bidder  L.  de  B."  adds  the 
following  information: 

"Meester  Benedietus  de  Hertoghe  op  s'HertogJio,  in't  latyn  Ducis,  was  in 
1515,  organist  der  kapel  van  de  H.  Moeder  Gods,  in  O.-L.-Vrouwekerk.  De 
relcmingen.von  O.-L.-Vrouwegulde  aldaer  behelxen  liet  volgende  nopens  dexen 
kmstenaer:  1515.  'Betaelde  den  xxj  juliits,  Benedict,  onsen  organist,  van  dat 
hy  ons  lange  gedimt  hadde1  ij  PI.  x  sc.  vlems,  maken  in  PI.  x  v.  sc.  Brab.  — 
Item-,  noch  betaelt  Bendy  ct,  den  organist,  op  ij  jar  en  dat  hy  ons  gedient  heeft, 
twaelf  Phillipus  gulden,  to  weimt  van  Lichtmisse  xrc  xiij  ende  xvcxr,  fsamen 
iijPl.  xv  sc.  Brab.  —  Item,,  betaelt  Benedyct,  onser  organist,  den  xvj'february, 
ende  dat  voor  synen  loon  dat  hy  ons  lange  gedient  heeft,  onde  dat  hy  weckreysde 
naer  Inghelani,  i  Fl  x  sc.  Brab." 

It  is  rather  surprising  that  no-one  should  have  pointed  out  that  these 
entries  merely  call  the  organist  -  Prince  of  the  Guild  "Benedietus"  or 
"Benedyct"  and  that  both  M.  de  Burbure  and  Fetis  seemed  to  have 
jumped  to  the  conclusion  that  he  was  Benedietus  Ducis,  transformed  on 
no  authority  into  a  Netherlander  called  Hertoghs.  As  a  matter  of  fact, 
I  am  able  to  show  conclusively  that  this  Benedict  was  neither ' Ducis  nor 


■ 


W.  Barclay  Squire,  Who  was  "Benedictus"?  287 

Appenz elder,  bat  an  entirely  different  person,  "We  have  seen  that  in 
1515  (or  possibly  1516)  the  Antwerp .  organist  received  a  final  payment 
from  the  Guild  of  our  Lady  because  he  was  about  to  leave  for  England. 
The  Household  Book  of  Henry  VIII.  (Nagel,  "Annahn  der  englisehen 
Sofnmsik'\  p.  13)  records  the  appointment  on  lafc  March,  1516  as 
organist  to  the  King,  of  Benet  de  Opicijs,  "to  waite  opon  the  king  in 
his  chambre  at  33  s.  4  d.  every  month."  That  this  Bene  die  tus  de  Opiciis 
came   from  Antwerp-  is   proved   by  a  collection  of  wood- cuts,   verses, 

L  L 

music,  &c.  {without  title-page)  in  honour  of  the  Emperor  Maximilian, 
which  was  printed  at  Antwerp  in  August  1515  by  Jan  de  Gheet  (copies 
in  the  British  Museum  and  the  Town  Library  of  Hamburg).  On  fol.  A 
verso  of  this  collection  is  a  four-part  ^Sttb  suum  presidium"  by  "Be.  de 
opi"  and  on  foL  D  verso }  the  composer's  full  name  —  "Benedictus  de 
Opitijs"  is  given  to  a  long  four-part  sequence  "Summe  laudis  0  Maria''*. 
The  Calendars   of  State  Papers    contain  a  few   more  entries  referring  to 

Benedictus  de  Opitiis  in  England.  On  23  January  1517  there  is  a  license, 
granted  at  Westminster  "for  Benedict  de  Opiciis.  To  export  1000  quarters 
of  wheat:  not  to  exceed  6.  8  the  quarter";  on  12  Nov.  in  the  same  year 
a  similar  license  to  export  1000  quarters  of  wheat,  not  to  exceed  the 
same  price:  on  26  May  1518,  a  license  to  import  350  tons  of  Toulouse 
woad  or  Yascon  wine.  There  are  also  records  in  the  King's  Book  of 
Payments  of  a  payment  in  July  1516  to  "Benet  de  Opiciis,  player  at 
organs  to  wait  on  the  King  in  his  chamber,  4  months,  £  6.  13.  4"  and 
in  January,  1518  there  is  a- payment  of  ■£  22  to  "Sigemonde  Skeyf, 
an  Almain,  through  Benet  d&  Opiciis,  for  an  instrument  called  a  regalL" 
The  last  mention  made  of  him  is  in  April,  1518  (Nagel,  op.  cit.  p.  14) 
after  which  his  name  is  no  longer  to  be  found  in  the  lists  of  the  King's 
musicians.  Of  his  music  the  only  specimen  existing  in  English  libraries 
is  a  copy  of  the  four-part  "Sitb  suum  presidium"  which  was  first  printed 
at  Antwerp  in  1515;  it  occurs  in  a  manuscript  in  the  British  Museum 
(Royal  Ms,  H.  E."  XI.)  dated  1516  and  probably  written  for  Henry  JUL 
and  Catharine  of  Aragpn;  it  is  chiefly  remarkable  for  its  simplicity  and 
for  the  absence  of  the  intricacies  to  be  found  in  the  works  of  his  Eng- 
lish  colleagues  in  the  Eoyal  Chap  el. 

"With  the  above-quoted  entries  in  the  State  Papers  Benedictus  de 
Opitiis  disappears  from  musical  history.    But  before  dismissing  him  it 

■ 

must  be  noticed  that  his  singular  name  was  borne  by  two  other  indivi- 
duals who  figure  in  English  records.  One  of  these  —  John  de  Opiczis 
or  Opizis  —  was  papal  collector  in  England  in  1429  and  a  prebendary 
of  York  in  1432;  the  other  —  Johannes  Opicius  —  is  known  as  the 
author  of  five  Latin  poems  in  praise  of  Henry  VII.  which  are  to  be 
found  in  the  Oottonian  Ms.  Vespasian,  B.  IV;  the  date  of  these  is  about 


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268  W.Barclay  Squire,  Who  was  "Benedictus"? 

■ 

1497,  so  they  come  very  near  to  the  brief  period  when  Benedictus  de 
Opitiis  was  organist  at  the  English  Court.  The  name  "de  Opitiis"  is 
peculiar;  as  a  mere  guess  I  should  suggest  that  it  is 'derived  from  the 
village  of  Opitter,  situated  some  four  kilometers  southeast  of  Br£e,  in 
Limburg. 

With  the  demolition  of  the  Fetis-Burhure  legend  of  the  identity  of 
Benedictus  Ducis  with  the  Antwerp  organist  of  1515  the  question  arises 
as  to  who  was  the  "Benedictus"  who,  from  1532  to  nearly  the  end  of 
the  century  figures  so  frequently  in  various  collections  of  motets  or 
Chansons.  And  here  one  has  largely  to  rely  upon  Eitner's  "Saramel- 
werke",  from  which  I  gather  that  there  are  seventeen  works,  variously 
printed  at  Strasburg,  Wittemberg,  Nurnberg  and  Frankfurt  between  the 
years  1536  and  1568,  which  contain  compositions  distinctly  stated  to  be 
by  Benedictus  Ducis.  Against  this  (always  from  the  same  source)  there 
are  thirty-five  (between  1532  and  1597)  with  compositions  simply  assigned 
to  "Benedictus":  the  larger  part  of  these  are  Antwerp  and  Louvain 
publications,  but  there  are  also  some  seventeen  printed  at  Paris,  Lyons, 
Augsburg  or  Nurnberg,  A- careful  examination  of  these  various  works, 
copies  of  which  are  scattered  in  most  of  the  great  libraries  of  Europe, 
would  probably  result  in  the  identification  of  some  of  the  compositions 
of  "Benedictus"  with  those  of  Benedictus  Ducis,  but,  on  the  other  hand, 
it  is  probable  that  these  would  be  confined  to  the  books  published  out- 
side  the  Netherlands,  where  the  name  "Benedictus"  seems  to  have  been 
solely  connected  with  the  contemporary  Benedictus  Appenz elder.  As  to 
this  person,  M.  Yan  der  Straeten,  as  already  stated,  has  shown  that  his 
name  does  not  necessarily  simply  a  Swigs  origin,  since  it  was  borne  by 
a  family  living  at  Oudenarde.  In  vol.  7  of  his  great  work  on  the  musi- 
cians of  the  Netherlands  the   same   author  has   given   a  facsimile  of  a 

■  ■  *  ' 

motet  in  the  Bibliotheque  de  Bourgogne  at  Brussels  (No.  1166)  printed 
on  linen  with  an  embroidered  border,  bearing  the  inscription 

uIn  araiiwrn  serenissirna.  qratisissimai  D,  Doniinm  Maries  Hkmgaria*  &g 
Boenvim  Regince^  Inferioris  Germanise  gvhernatoris ,  Domince  sum  clementissi- 
m&  eomposuit  Benedictus.     Anno  1548". 

M.  van  der  Straeten  also  gives  an  extract  from  a  manuscript  at  Lille, 
according,  to  which,  in  1551  "Benedictus  maislre  des  enffans  de  cheur", 
was  among  the  members  of  the  Queen's  chapel  who  accompanied  her  to 
Spain.  That  this  Benedictus  was  Benedictus  Appenzelder  is  proved  by 
the  accounts  of  Jean  de  Gyn  (between  1531 — 1533,  1535 — 1540).,  the 
treasurer  of  Mary  of  Hungary,  quoted  in  G-achard's  "Rapport  .  .  .  sur 
diff&renies  $4ries  de-  documents  concernant  Vhistoire  de  la  Belgique  ,  .  . 
eonservSes  dans  les  Archives  de  Vancienne  Charnbre  des  Compies  de  Flandre 
a  Lille"  (Brussels,  1841,  pp,  40  &c): 


■ 


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W.  Barclay  Squire,  "Who  was  "Benedictus"?  269 

■  ■ 

"Les  cotnptes  du  penninckmaistre   [Jean  de   GynJ  de   la  veins  Mane 
tiennent  des  details  qtd  ne  se  renconirent  pas  dans  ceux  du  rnattre  de  la 


0JKimbre  au  denier  de  Charles-Quint .  .  ♦     Dans  Us  memes  chapitres  sont 
m/j$04  covwie  maitres  suecessifs  des  enfanis-de  la  cha/pelle  de  la  reine  Marie} 
M?  Jean  Gossi?i$  et  MP  Benedicius  Appe%elders*\ 

The  identity  of  the  "Benedictus"  who  was  master  of  the  Children 
to  Mary  of  Hungary  with  Benedictus  Appenzelder  is  thus  established } 
and  by  a  new  piece  of  evidence  I  am  able  to  show  that  several  com- 
positions which  have  hitherto  been,  assigned  to  Benedictus  Ducis  un- 
doubtedly belong  to  his  Flemish  namesake.  Quite  recently  the  British 
Museum  has  had  the  good  luck  to  acquire  a  copy  of  a  printed  col- 
lection of  Chansons  by  Benedictus  Appenzelder,  the  existence  of  which 

■ 

was  hitherto  unknown  to  bibliographers-  The  work  in  question  consists 
of  a  set  of  four  oblong  quarto  -part-books,  the  title-page  of  which  runs 
as  follows: 


■ 


"Superiits.  I  Des  chansons  a  quattre  parties,  compos-  j  sex  par  M.  Bene- 
dktas:  M.  dela  j  Ghapelle  de  Madame  la  Regenie^  Douagiere  de  j  Honguerie  <&e.  / 
Avec  grace  et  privilege  de  limpe  /  -riale  maieste  de.  IIL  cms.  /  Imprime  en 
Anuers  par  nous  Henry  hoys  &  Jehan  de  Buys  ,  demoitront  en  j  la  Rue  de 
la  Ghmribre^  en  Imseigne  du  mm  des  Eschietz.  (  Lan  M.G.XLIL  /  Au  mois 
DaousL  f 

The  privilege  of  the  Emperor  Charles  V.  is  printed  at  the  beginning 
of  the  work;  it  is  dated  from  Brussels  on  22  August  1541  and  grants  to 
Henry  Loys  and  Jehan  Buys  "exerceans  le  styl  de  musique,  residens  en 
nofre  utile  Danuers"  for  threfe  years  the  monopoly  to  "faire  Imprimer  tonies 
les  ceuures  de  ntusicqzte  f aides  par  les  maistres}  nommees  etc  cesiuy  otiroy7 
tant  messes  moiies  que  chansons  liciies  et  honestes,  et  les  lucres  qtd  en  seront 
Imprirnez"  The  terms  of  this  privilege  are  rather  singular,  for  no  other 
"maistres"  are  named  besides  Henri  Loys  and  Jehan  Buys,  so  that  it  would 
seem  as  if  the  privilege  was  intended  only  to  refer  to  their  own  compositions. 
Possibly  therefore  the  publication  of  the  Chansons  of  Benedictus  went 
beyond  the  terms  of  the  grant  and  it  may  consequently  have  been  repealed. 
Any  way  the  work  is,  so  far  as  at  present  known,  the  only  one  issued 
by  Loys  and  Buys.  M.  G-oovaerts  {Typographic  Musicals  dans  les  Pays- ' 
Bas^  Antwerp,  1880,  p.  16)  has  mentioned  the  existence  of  the  privilege, 
though  he  dates  it  a  year  too  soon,  adding  that  Loys  and  Buys  are  icdeux 
personnages  qui  sont  resUs  entierement  incwinus"  and  that  it  would  seem 
that  they  "n'mit  jamais  profiU  de  cet  octroi ,  car  jusquHci  per ' serine  n\i 
rencontr4  un  volume  qui  porte  leurs  noms". 

The  following  is  a  list  of  the  contents  of  the  volumes: 


s.  d.  iaiG.  xin.  18 


270  ■ 


W.  Barclay  Squire,  Who  was  "Benedictus"? 

■  l  ^  ■  .         ■        .  . 


*■ 


" 


1.  Deprofondis.    u  Du  fond  de   ma 

pensie. 

2.  cyi  ta  rigneur. 

3.  Efi  JJieti  rne  con- 

solle. 

*.  Que  Israel  en  Dieu. 

2.  Viens  tost  despifetdx  deconforL 

3.  Ctteurs  desohz. 

4.  Voyant  U  citetir, 

5.  Gonsiderant  que  par  droicte  mesicre. 

6.  Oontre  raison  pour  taymer. 

7.  Estee  raison  quefacc  desplaisir. 
8>  A  vous  me  rmdz  comrne  celle. 
9.  Sans  auoir  faici  ntd  desplaisir. 


*= 


*6. 


10.   Poitrquoy 

1'L    Se  dire  je  Vosoie^ 

12.  Amoiw  et  moy.  ' 

13.  Tons  loimtlx  amoretdx.- 

14.  L' autre  iour  iotter  malloie. 
15. '  En  ce  ioly  mois  de 

16.  lay  'mis  man  ciceur. 

17.  Le  primtemps  faici  flori)\ 

18.  Nous  sommes  de  loisir. 

19.  De  moy  auez  le  cztettr. 

20.  Trop  'me  dure  la  tongue  deimure 

21.  Morir  daymer  a  dame  si  iol 

22.  Gentilz  galans  eompaignons 
'3.  Petite  fl&w*  cointe  $  iolye. 


2 


■* 


— 

The  importance  of  this  collection  will  be  at  once  gathered  by  the  fact 
that  of  the  twenty-three  songs  in  it  six  (Nos.  5,  6,  8,  10,  11.  and  23)  are 
to  be  found  in  the  Cambrai  part-books  which  belonged  to  Zeghere  de 
Male  of  Bruges,  and  which  were  ascribed  by  Coussemaker  and  Fetis  to 
Benedictus  Ducis  and  formed  the  basis  of  the  belief  that  the  last-named 
composer   was    a  Netherlander.     In    the    face    of   the    newly-discovered 

■ 

printed  collection  of  1542  (the  same  elate  as  that  of  the  Cambrai  manu- 
script} it  is  hardly  going  to  far  to  conclude  that  the  rest  of  the  com- 
positions of  "Benedictus"  in  the  Cambrai  manuscript  are  also  by  Bene- 
dictus Appenzelder:  these  are  nine  in  number,  and  include  the  lament 
for  Josquin,  "Mttsa  Jovis  ier  Maatimi" ,  long  ago  ascribed  to  Appenzelder 
by  Burney,  Van  Maldeghem  [Tr&or  Musical }  1878,  1879  and  1882) 
printed  a  number  of  compositions  under  the  name  of.  Benedictus  Hertoghs: 
the  1542  "  Chansons"  prove  that  at  least  two  of  these,  *  Considerant  que 
ar  divide  mesure"  and  "Petite  fleur",  are  by  Benedictus  Appenzelder. 
e  also  gives  "Musa  Jovis"  to  "Hertoghs"  and  probably  the  rest  of  his 
selection  are  really  by  the  Choirmaster  of  Mary  of  Hungary.  Prom  the 
contents  of  the  1542  "Chansons"  we  are  able  to  identify  two  more  com- 
positions acsribed  to  Ducis  in  Eitner's  "Sammelwerke".  These  are  "Se 
dire  je  hisoi&\  which  seems  to  have  been  very  popular,  since  it  was  first 
printed  in  the  "SelecUssimae  .  .  ,  Cantiwies"  issued  at  Augsburg  by 
Melchior  Kriesstein  in  1540  and  was  included  in  the  many  editions  of  Phale- 
se5s  "Septiesme  Livre  des  Chansons  Vulgaires"  which  appeared  from  1560 
until  well  into  the  17th  century.  The  second  Chanson  in  Eitner's  list  which 
belong  to  Benedictus  Appenzelder  is  "Le  printemps  faict  florir99 9  first  prin- 

■ 

.ted  in  Attain gnant:s  "Chansons  Musicales'*  at  Paris  in  1533,  A  uDe  pro- 
fundis'\  by  Benedictus  in  the  "Tontas  Secwidtis  Psalmo?*zwz  Selectorum", 
published  by  Petreius  at  jSfurnberg  in  1539  is  probably  by  Benedictus 
Ducis,  for  that  worlc  only  contains  Latin  compositions:  the  "De  profzmdis" 


- 


W.  Barclay  Squire.  Who  was  "Benedictus"? 


271 


of  Benedictus  Appenzelder  in  the  1542  book  is  a  French  paraphrase  of 

the  Psalm. 

To  sum  up  the  result  of  the  above  attempt  to  throw  light  on  the 
question  which  heads  this  article.  It  would  appear  that  there  were  three 
composers  in  the  15th  century  known  by  the  name  o£  Benedictus:  1.  Bene- 
dictus de  Opitiis,  who  in  1515  was  organist  of  the  Chapel  of  the  Mother 
of  God  in  the  Cathedral  of  Antwerp  and  Prince  of  the  Guild  of  Sl  Luke. 
In  1516  he  came  to  England,  where  he  was  organist  to  Henry  VIII. 
He  was  in  England  in  1518,  after  which  he  disappears.  2.  Benedictus 
Appenzelder,  probably  a  Netherlander  and  pupil  of  Josquin  Despr&z. 
He  succeeded  (some  time  between  1531  and  1540)  Jean  Gossins  as 
Master  of  the  Children  in  the  Chapel  of  Mary  of  Hungary,  Regent  of  the 
Netherlands,  a  post  he  still  held  in  1551.  In  1542  he  published  at 
Antwerp  a  Collection  of  Chansons  for  four  voices;  his  compositions, 
generally  only  ascribed  to  "Benedictus"  alone,  though  in  Susato's  "Liber 
Qiiartus  Eccksiastiearum  Cantiomwi  qimhtor  vocttmP  (Antwerp,  1554] 
given  with  the  name  "Benedictus  Appenzeller",  are  mainly  to  be  found 
in  Flemish  and  French  Collections  of  the  16th  century,  though  a  few 
may  have  found  their  way  into  German  "Sammelwerke".  He  is  the 
composer  of  six  (and  probably  of  all)  the  songs  ascribed  to  "Benedictus" 
in  the  Cambrai  manuscript.  3.  Benedictus  Ducis,  probably  a  South  Ger- 
man composer,  whose  surname  has  been  turned  into  "Dux",  "Herzog"  or 
"Hertoghs"  without  any  good  authority.  I  should  suggest  that  it  is 
derived  from  the  small  town  of  Dux  or  Ducliovcov,  near  Teplitz,  in 
Bohemia,  He  was  the  composer  of  "Rarrnoniae  in  omnes  Odas  P.  Horaiii 
et  plum  alia  carmmum  genera,  tribtts  et  qtiaiitor  vocibus,  in  gratiam 
juvenkutis  UlmensiA'\  published  at  01m  in  1539,  no  copy  of  which  is 
known  to  exist.  His  compositions  are  solely  to  be  found  in  German 
collections  of  the  16*  century,  between  1536  and  1568. 


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272  W.  Merian,  Felix  Platter  ala  Musiker. 


Felix  Platter  als  Musiker.    , 

Yon 

W.  Merian. 

(Basel.) 

Felix  Platter,  der  Sohn  des  bekannten  Schulmannes  Thomas  Platter,  ist 
niclit  nur  als  einer  der  bedeutendsten  Mediziner  seiner  Zeit  von  hohem 
Interesse,  sondern  er  bietet  auch  als  Musikliebbaber  vieles,  was  der  Auf- 
merksamkeit  wert  sein  diirfte.  Darauf  hat  kiirzlich  Kretzschmar  wieder  aus- 
driicklich  hingewiesen,  unter  Mitteilung  vereinzelter  Proben  aus  Platter's 
Schriften1).  In  der  Platter'echen  Selbstbiographie,  welche  die  Jugendzeit  bis 
zur  Doktorpromotion  behandelt,  findet  man  neben  der  ausfiihrlichen  Be- 
sckreibung  seines  inneren  und  .aufleren  Lebens  auch  eine  -gewissenhafte  Dar- 
stellung  seiner  xnusikalischen  Betatigung,  die  nicht  nur  fiir  seine  Person, 
auch  nicht  nur  fiir  seine  Vaterstadt  Basel,  sondern  fur  di«/  Kenntnis  des 
ganzen  daraaligen  Musikbetriebs  von  Bedeutung  ist. 

Im  16.  Jahrh.  lag  die  Musik  in  Basel  ziemlich  im  argen.  Durch  die 
Reformation  war  sie  in  der  Kirche  und  darait  in  der  Offentlichkeit  iiber- 
haupt  stark  zurtickgedrangt  und  ihre  Pflege  dadurch  fast  ausschlieiJlich  den 
Privaten  anheimgegeben  worden,  Nur  die  Universitat  lieK  von  dem  alten 
Gebruuch,  ihre  feierlichen  Akte,  insbesondere  die  Doktorpromotion  en,  durch 
die  Tonkunst  zu  verschonern,  nicht  ab;  auch  Felix  Platter  tut  der  Musik 
anliifllich  seiner  eigenen.  Promotion  Erwahnung.  Itn  Gottesdienst  war  das 
Orgelspiel  abgeschafft  worden,  und  erst  spiiter,  unter  dem  Kektorate  Felix 
Platter's  1576,  wurde  es  wieder  eingefuhrt.  TJnter  diesen  TTmstanden  war 
es  also  fur  einen  Easier  ganz   ausgeschlossen,   sich   der  Musik  beruflich-  zu 

widmen2). 

Es  waren  demnach  hauptsachlich  Private,  durch  welche  diese  Kunst  zur 
Zeit  der  beiden  Platter,  Thomas  und  Felix,  ausgeiibt  wurde.  Besonders 
Felix  hat  eine, ganz  auBergewohnliche  Vorliebe  fiir  Musik  gehegt,  verfehlt  er 
doch  in  seiner  Selbstbiographie  me,  auch  der  geringsten  Details  Erwahnung 
zu  tun.  Besonders  auf  Instrumente  scheint  sich  diese  Yorliebe  erstreckt  zu 
haben;  davon  legte  er  sich  eine  Sammlung 'an  und  hinterlieJJ  bei  seinem 
Tode:  4  Spinet,  4  Glavichordii,  1  Clavicymbalwii}  1  Regal  mil  2  Blasbalgen, 
7  Violen  de  la  gamba,  6  Lauten,  darunter  1  Theorbe,  10  Flauten,  2  Mando- 
linen,  1  Lobsa^  1  Zittern,  1  Holzingelchen,  1  Tenor,  2  Discant,  1  Trum- 
schen4). 

TJm  der  folgenden  Zusammenstellung  einen  geniigenden  Zusammenhaug 
zu  geben,  ist  es  notig,  zunachst  einen  Blick  auf  das  auBere  Leben  Felix 
Platter's  zu  werfen.  ■  . 


4 


1)  II.  Kretzschmar,  Stichproben  aus  deutscher  Laienliteratur  des  XVL  Jahrh* 
Lili  en  cron -Festschrift  S.  118  ff. 

2}  K.  Nef,  Die  Musik  in  Basel  von  den  Anfangen  im  9.  bis  zur  Mitte  des  19. 
Jahrh.  Sammelb.  d.  IMG.,  X,  S.  13  ff.  —  K,  Nef,  Die  Musik  an  der  Universitat 
Basel.  Festschrift  zur  Feier  des  450jajirigen  Bestehens  der  Universitat  Basel, 
1910.    S.  6  ff. 

3)  Sonst  unbekannte  Benexmung,  vielleicht  falsch  gelesen. 

4)  F.  Miescher,  Die  medizinische  Fakultat  inBaseL  S.  39  Anm.  1.  "Woher 
diese  Aufziihlung  genommen  ist,  lieC  sich  nicht  erraitteln. 


* 


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■      W.  Merian.  Felix.  Platter  als  Musiker.  273 

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■ 

Sein  Vater  war,  wie  schon  erwahnt,  der  als  Padagoge  und  Schulmann 
bekannte  Thomas  Platter,  der  als  ariner  Hirtenknabe  am  10.  Fehruar  1499 
iu  Grenchen  bei  Visp  (Kanton  Wallis)  geboren  war.  Dieser ,  lebte .  gerade  in 
der  Zeit  der  politischen  •  und  religiosen  Wirren  und  fiihrte  ein  unruhiges, 
wecbselreicbes  Leben.  Er  erzablt  es  ausfuhrlich  in  seiner  an  den  Sohn  ge- 
rlcbteton  Autobiographie,  die  er  auf  Felix'  Veranlassung  im  hoben  Alter 
von  .73  J'ahren  aufzeichnete *) ;  sie  bietet,  wie  diejenige  des  Sohnes,  ebenfalls 
'  musikaliscb  recht  interessante  Notizen,  wenn  aucb  niobt  in  so  reicbem  Mafie, 
vie  jene2).  Thomas,  der  Vater,  war  bald  Schuhneister,  bald  betiltigte  er  sich  in 
der  Medizin,  bald  als  Buchdrucker,  —  als  solcher  hat  er  medizinische,  philo- 
logiscbe  und  theologische  Werke  gedruckt  und  verlegt3)  — ;  auch  Laudwirt- 
schuit  betrieb  er.  Br  brachte  es  nie  iiber  sicb,.  emeu  akadernischen  Grad 
anzunehmen;  sein  Bauernstolz  HeB  es  nicht  zu.  Im  Anfang  des  Jahres  -1529 
batte  er  sicb  in  Basel  niedergelassen,  und  hier  war  es,  wo  ibm,  im  Oktober 
1536,-  soin  Sohn  Felix  geboren  wurde.  Wie  eingangs  erwahnt,  hat  aucb 
Felix  eine  Selbstbiographie  geschrieben,  weuiger  bekannt  als  die  des  Vaters, 
ftber  nicht  weniger  lesenswert.  Hatte  jener  sein  Leben  in  14  Tagen  uieder- 
geschrieben,  so  war  das  "Werk  des  Sohnes  das  Ergebnis  langjlihriger  Auf- 
zcichnungen,  die  er  im  Jahre  1612  als  76jahriger  Greis  sammeltc  und  zu- 
sammenstellte4}.  Die  Biographie  beginnt  ho  chat  anschaulich  mit  der  Erziih- 
lung  einzelner  kleiner  Episoden  aus  der  friihosten  Jugendzeit;  fast  mochte 
man  damit  an  den  Anfang  von  Goethe's  »Dichtung  und  WahrheiU  oder  an 
Kerner's  >Bilderbuch'  aus  meiner  Knabenzeit «   erinnert  werden. 

Das  Leben  Felix  Platter's  verlief  wesentlich  ruhiger  als  das  seines  Vaters5). 
Schon  fruh'zeitig  machten  sich  seine  Anlagen  zum  Arzte  geltend,  welchc  aus- 
zubildcn  seines  Vaters  erstes  Ziel  war.  Er  hatte  schon  in  jungen  Jahren 
Interesse  fur  Pfianzen  und  Tierc  ge2eigt  und  mit  besonderer  Aufmerksam- 
keit  der  Sektionvon  L'eichnamen  und  der  Eroffnung  des  Schlachtviehs  bei- 
gewohnt.  —  Als  1551  in  Basel  die  Pest  ausbrach,  kam  der  14  jahrige  Knabe 
nacb  Kotolii  zu  Dr.  Peter  .  Gebwciler.  Wiihrend  des  dortigen  Aufenthalts 
erhielt  er  die  Nachricht  vom  Tode  seiner  Schwester  Ursula,  die  ibm  den 
ersten  tiefen  Schmerz  bereitete.  Im  Herbst  1551  kam  er  dann  aus  seiner 
Verbannung  wieder  in  die  Heimat  zuriick. 


1)  H.  Boos,  Thomas  und  Felix  Platter.  Zur  Sittengeschicbte  des  16.  Jabrh. 
Einleitung  S.  IX.  (Vgl.  Anm.  i.) 

21  Das  Musikalische  damns  isfc  zusammengestellt  dureb  H.  Krctzschmar, 
a.  a.  0. 

3)  Katalog  der  bei  Thomas  Platter  und  Balthasar  Lasius  (Raucb)  gedruckten 
und  verlegten  Werke  bei  Boos,  Einl.  S.  V. 

4)  Boos,  Einl.  S.  XI.  —  Die  beiden  Selbstbiographien,  zusammen  mit  einer 
Beschreibung  der  Stadt  Basel,  drei  Reisebeschreibungen  und  anderen  wertvollen 
Schriften  Felix  Platter's  bednden  sich  handscbriftlicb  in  der  Bibliothek  der  Um- 
versitiit  Basel  unter  der  Sipnatur  A.  A.  III.  3.  —  Erste  Aus  gab  e  der  Selbstbio- 
graphien im  Auszug:  J>.  A.  Fechter,  Thomas  und  Felix  Platter,  zwei  Autobio- 
graphies Ein  Beitrag  zur  Sittengeschicbte  des  16.  Jabrh.  Basel  1840.  —  Neue 
vollstandigere  Ausgabe:  H.  Boos,  Thomas  und  Felix  Platter.  Zur  Sittengeschicbte 
des  16.  Jahrh.    Leipzig  1878. 

5)  Rud.  Wolf,  Biograpbien  zur  Kulturgeschichte  der  Scbweiz.  Vierter  Zyklus. 
Ziirich  1862.  S.  1  ff.  —  F.  Mieseher.  Die  medizinische  Fakultat  in  Basel  und  lhr 
Aufschwung  unter  F.  Platter  und  G.  Bauhin,  Zur  vierten  Sakularfeier  der  Uni- 
versitat  Basel.  Basel  I860.  .Mit  dem  Lebensbild  von  Felix  Platter,  S.  35  ff-  — 
R.  Thommen,  Geschichte  der  Uni vers itat  Basel  1532—1632.   Basel  1889.    S.  221  ff. 


274  W.  Me  nan,  Felix  Platter  als  Mnsiker. 


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Felix  hatte  semen  erston  Jugendunterricht  im  .Eltemhause  bei  seinem 
Vater  empfangen.  Nach  seiner  Kuckkohr  von  Roteln  besuchte  or  im  Herbst 
1551  das  Piidagogium  und  bezog  dann  1552  die  Tlniversrtat  zum  Studium 
der  Medizin;  seine  erste  Vorlesung  horte  er  bei  Job.  Huber  fiber  Hippokrates. 
"Wahrend  dieaer  Schul-  und  TTniversitatszeit  in  Basel  wurde  schon  eifrig 
Musik  getrieben,  wozu  sich  im  Platter'schen  Hause  reichlich  Gelegenheit  hot. 
Aber  auch  andere  Interessen  wurden  gepflegt.  Urn  die  "Wende  de&  16.  Jahrh, 
war  die  dramatische  Kunst,  die,  wie  die  Musik,  durcb  die  Reformation  in 
bedauerlicher  "Weise  gehemmt  war,  zuerst  von  alien  Kunsten  wieder  er- 
wacht1).  Schauspieler  war,  wie  fruher,  das  Volk;  alle  Stande  beteiligten 
sich  an  den  Auffuhrungen.  Felix  Platter  erwahnt  i546  die  Auffuhrung  des 
Stfickes  »Pauli  Bekehrung*  von  Valentin  Bolz,  dem  Prediger  im  Spital, 
sowie  der  KomSdie  »von  der  frommen  und  gottesfurchtigen  Frauen  Susanna* 
von  Sixt  Birk  von  Augsburg,  1544.  Diese  Aufftihrungen  fibten  auch'  auf 
die  Jugend  ihren  Einflufi  aus  und  bowogcn  sie  zii  Nacbahmungen,  In  der 
Schule  wurden  schon  frfih  dramatis cbc  tJbungen  durch  Thomas  Platter  ein- 
gefuhrt,  anfiinglich  mit  lateinischen  Komodien  des  Plautus  und/  Terenz.  Auch 
auf  eigene  Faust  veranstaltcten  die  Knaben  Spiele,  die  aber  oft  fibler  mm- 
gingen,  als  sie  angefangen  hatten2).  —  Alle  diese  Volksschauspiele  waren 
mit  Musik  verbunden,  mit  Oho  re  n  und  Instrumentalmusik  in  den  Zwischen- 
akten  und  wohl  auch  wahrend  der  Handlung3). 

Nicht  lange  studierte  Felix  an  der  Basler  TTniversitat.  Schon  nach  einem 
Semester  ira  Herbst  1552  trat  er  seine  erste  grofie  Reise  an  zur  Fortsetzung 
seiner  Studien  in  Montpellierj  dessen  medizinische  Schule  damals  durch  die 
bedeutenden  Lehrer  Saporta  und  Eondelet  den  weitesten  Kubm  genofi.  "Wie 
es  damals  iiblich  war,  wurde  der  Jungling  in  Tausch  mit  dem  Sohne  eines 
dortigen  Burgers  gegeben;  an  seine  Stello  kam  in  die  Plattcr'sehe  Familie  nach 
Basel  Gilbert,  ein  Sohn  des  Apothckcrs  Lorenz  Catalan  in  Montpclliei\  Der 
Aufbruch  zu  der  damals  langwierigen  Heise  erfolgte  mit  Thomas  Schopf  und 
einem  Pariser  Eobertus  am  10.  Oktober  1552 4).  Man  ritt  durch.  das  Basel- 
land  fiber  Liestal,  "Waldenburg  nach  Solothurn  und  von  da  fiber  Bern,.  G-enf, 
Lyon,  Avignon  nach  Montpellier,  Am  20.  Oktober  langte  Felix  an  seinem 
Bestimmungsort  bei  Lorenz  Catalan  an5).  Bald  war  er,  nach  einem  Examen 
bei  Dr.  Honoratus  Castellanus  am  4.  November,  an  der  dortigen  Universitat 
immatrikuliert.     >Pro  patre*    nabm   er  auf  Eat  Catalans  Dr.  Saporta,    »wie 

briichlich,    da£  jeder  siudiosus   einen    nimpt,    den   er   sunderlich  rathsfragen 
kan.«6) 

Neben    dem  jetzfc  eifrig   einsetzenden  Studium  wurde  auch  die  Greselligkeit 

lebhaft  gepflegt,     Felix  machte   Spaziergiinge  in    die  Umgebung,    ging   auf 

Tiinze    und    brachte    mit    einigen    Freunden    Standchen.      Langere    TJnter- 

brechungen    waren    etwa   Ausfluge,    wie   der  fiinftagige   Ritt    nach  Avignon 

Ende  Juni  15547)  oder  die  groBere  Heise  nach  Marseille  im  September  1555, 


i. 


1)  L.  A.  Burekbardfc,  Geschichte  .der  dramatischen  Kanst  zu  Basel.  Bei- 
trage  zur  Geschichte  Basels,  hrsg.  von  der  historischen  Geaellaehaffc.  Basel  1839. 
S.  169  ff. 

2)  Boos,  Selbatbiographio,  S.  143  ff. 

3)  Rodeln  zu  den  Lnzemer  Osterapielen.  —  Nef,  Die  Musik  in  Basel,  S.  17. 

4)  Die  Reiae:  Boos,  S.  172-189. 

5)  Der  Aufenthalt  in  Montpellier:  Boos,  S.  190—273. 

6)  Boos,  S.  191.  7)  Ebenda,  S.  225. 


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W.  Merian,  Felix  Platter  als  Musiker.  275 

die  dreizehn  doutsche  Studeaten  zuaammen  unternahmen,  und  die  zwolf  Tage 
daiiertel).  lb  Eifer  des  Studiums  kam  es  nicht  selten  vor,  daft  die  Medizin- 
studenten ,  darunter  auch  .Felix,  bewaffnet  auf  Leichenraub  in  _  den  Kirch- 
bo  fen  ansgingen,  nm  die  geraubten  Leichen  nacbher  zu  anatomieren.  Dies 
trieben  sie  so  Iange,  bis  endlicb  der  Kircbhof  bewacht  werden  muCte'2). 

Am  28.  Mai  1556  wurde  Felix  Platter  durch  Saporta  zum  Baccalauraus 
in  der  Medizin  promoviert3).  Endlicb,  Anfang  Januar  1557,  begann  Felix, 
sicb  zur  H'eimreise  zu  riisten;  mit  ihm  der  Buchdruckersohn  Tbeodor  Birck- 
manii,  der  wohlgeubt  war  auf  den  Instrumented).  Am  24.  Februar  wurde 
nocb  Abschied  gefeiert  von  den  Doktoren,  Freunden  und  Bekannten,  und 
am  27-,  ©»©&  dem  Abschied  von  Catalan  und  dessen  Frau,  ritt  Felix  nut 
seinem  Begleiter  unter  dem  Geleit  einiger  Freunde  der  Helm  at  zu5). 

Am  9.  Mai  endlich  erblickte  Felix  wieder  mit  Freuden  die  beiden  Munster- 
tiirmc  seiner  Vaterstadt  und  hielt  froben  Herzens  seinen  Einzug  in  die  Hei- 
mat.  Sobald  er  wieder  einigermaJlen  sicb  eingelebfc  hatte,  wurdeu  die  Vor- 
bereitungen  zur  Verlobung  und  Boktoi'promotion  getroffen.  Der  Tater  fuhrte 
ibn  genauer  in  seine  Yermogensverbaltnisse  ein  und  erziiblte  ihm  »sein  baus- 
haltung,    auch    sunst    der   ubrigen    bedreffen,    dess    doctorats   und   eestandts 

sachen*8). 

Am  20.  September  1557  ging  die  Doktorpromotion  vor  sicb,  nachdem  am 
17.  "August  das  Examen  ,  stattgefunden  batto7);  und  am  18.  November  ver- 
mahlte  sich  Felix  mit  Magdalena  Jeckelmann8). 

Mit  den  Anfangen  von  Felix  Platter's  Doktorpraxis  gebt  die  Selbstbio- 
graphie  allmahlich  in  bloBe  statistische  Angaben  iiber  und  schlieBt  bald 
darauf  ab.  Das  Ansehen  Platter's  als  Arzt  stieg  immer  mehr;  er  gait  in 
Basel  und  auswiirts  als  Autoritat  und  wurde  von  iiberallher,  sogar  vom 
hochsten  Adel,  wie  den  Herzogen  von  Lotbringen.  und  Saebsen  u.  a.,  auf- 
gesucht.  Auch  hat  er  solbst '  Beisen  unternommen,  die  er  nacbher  ausfiihr- 
lich  bescbrieben  hat.  So  reiste  er  1577  zur  Hocbzeit  des  Grafen  Christopb 
von  Zollern  nacb  Sigmaringen ; '  1596  begleitete  er  den  Markgrafen  Georg 
Friedricb  von  Baden  nach  Stuttgart  zur  Taufe  des  Sobnes  des  Herzogs  von 
"Wurttemberg  und  1598  nach' Eechingen  zur  Hochzeit  des  Grafen  Jobann 
Geor^  von  Zollern 


. 


1)  Boos,  S.  243 ff.  2)  Ebenda.  233 f. 

3)  Ebenda,  S.  258. 

i)  Ebenda,  S.  272/3'  vgl.  S.  280. 

5)  Die  Heimreise:  ebenda,  S.  273— 296. 

6)  Ebenda,  S.  298. 

7)  Ebenda;  S.  309  ff.  8)  Ebenda,  S.  312  f. 

9)  Diese  drei  Beisebeachreibungen  sind  handschriftlich  erhalten  unter  folgen- 
denTiteln:  1.  Reise  mit  Herrn  Egenolff,  Herrn  zu  Rappoltzstein  auf  Graf  Christopb s 
zu  Zollern  Hochzeit  a°  1577.  2.  >Rei6  Margraffen  Georg  Friederichen  zu  Baden 
unnd  Hochburg  gen  Stuttgarten  Jm  Wiirtenberg  zu  der  Kindstauffe  des  Hertzogen 
von  Wurtenberges  suns  Augusti  genandt  sampt  den  herliglsheiten  so  domohlen  ge- 
balten  sindt  worden  a°  1596. <  3.  »ReiB  Marggraffen  Georg  Friderich  zu  Baden 
unnd  Hochburg  nach  Hechingen  in  der  grafscbaft  Zollern,  auf  die  Hochzeit,  so 
zwiscben  Graf  Johan  Georg  von  Zollern  unnd  frauwlin  Francisca  Wildt-  unnd 
Rheingrafin  gchalten  worden,  wie  solche  abgangen,  a0  1598. « 

Die  Beschreibung  der  Reise  von  1596  ist  wcJrtlich  abgedruckt  in  der  Ausgabe 
dor  Autobiographien  von  D.  A.  Fechter  (a.  o,);  diej en i gen.  der  Reiaen  von  lo77 
und  1598  sind  herausgegeben  in  den  »Basler  Jahrbiichern*  von  1887  und  1891,  die 
erste  im  Originaltext  {B.  Jahrb.  1887,  S.  221  ff.),  die  zweite  in  raodcrner  Textgestal- 
tung  von  A.  GeCler  (B.  Jahrb.  1891,  S.  104 ff.). 


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276  -w.  Merian,  Felix  Platter  als  Musiker. 


* 


Im  August  1613  starb  ihm  seine  geliebte  Frau  Magdalena  nach  56jah- 
nger,  kinderloser  Ehe,  und  am  28.  Juli  1614  folgte  Felix  .ihr  nach. 

Bs  folgen  bier  nun  die  wortlichen  Zitatei)  derjenigen  Stellen  aus  der 
Selbstbiograpbie,  aua  den  en  sicb  Einblicke  in  Felix  Platter's  Musikbetafcigung. 
sowie  auf  das  Musiktreiben  der  damallgen  Zeit  gewinnen  lassen. 

tw    SiCr°I!   ^  .frtthester  Jugead   zeigten   sicb   Spuren    yon    Platter's   apafcerer 
Musikliebe,  wie  aus  seinen  ersten  Erinnerungsbildern  bervorgebt: 

•do  gedenk  ich,  daB  ich  vil  umztg  in  der  statt  mit  pfifen  und  drunimen,  vcr- 
mumot,  hab  geseehen.  (S.  126). 

Deutlicher  erkennt  man  seine  Neigung  zur  Musik  aus  folgenden  "Worten : 

>do  hatt  ich  vil  freidt  mit  dem  gemel  [Gemiilde]  von  vil  farben.  item  sunst 
in  anderera.    so  wolt  ich  albzeit  gigen  und  luten  haben*  (S.  131). 

m   ^nd  gaDZ   klar  sPricht   8r   es    aus  in    folgendem   langeren,   ganz   auf  die 
Muaik  bezuglicben  Abaobnitte: 

»Ich  hatt  ein  sundere  inclination  und  neigung  zu  der  musi?,  sunderlich  zu 
den  mstramentcn,  dornmb  ich  dan,  alB  ich  noch  gar  iung,  aelhs  anfieng  seiten  uf 
schindlen  und  dugen  [Waseheklammern],  die  man  zu  den  buchenen  [Wasche]  steckt, 
zien  [Ziehen],  em  steg  dorunder  machen  und  doruf  mit  den  henden  und  herigbogen 
liaarbogen]  retzgen  [kratzen],  welches  mir  gar  wol  gefiel*  (S.  134). 

Zudem  hatte  er  noch  besondere  Gelegenheit  im  Vaterhause,  sicb  mit  der 
Musik  yertraut  zu  machen.  Sein  Vater  batte  eine  Druckerei  und  Kost- 
gangerei,  wo  auch  viel  musiziert  wurde:  namentlicb  unte'r  den  Kostgangern 
waren  aehr  oft  musikalische  Leute,  von'denen  einige  die  Lebrer  des  jungen 
Felix  im  Inatrumentenspiel  wurden.  —  Ea  heiflt  dann  in  dem  begonnenen 
Abschnitt  weiter:  - 

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»hort  auch  meines  vatters  truckeren  so  uf  der  ruultrummen  und  ufdem  hack- 
bret  (das  doniolen .  seer  bruchlich)  schlugen,  dorunder  Barfclin  Stehelin,  der  firmbst 
was,  auch  dem  SchalerS),   meim  praeceptor  und  anderen  dischgenger,  so  uf  der 

'A  laten  schlugen,  ettlich  gigtcn  und  in  unsrem  haus  gar  gemein  was,  gern  und  mit 

freuden  zu.    weis  auch  alB  inoins  vatters  dischgenger.  einer  Huber  von  Bern  in  der 

;  faBnacht  nach  dem  nachteBen  am  monschein  die  luten  schlug,.  wie  mir  dafi  so  seer 

gefaJJen  hatt  und  wie  ich  gewunscht  hab,  daB  ich  solches  leren  mScht,  vermeinende, 
ich  kenned  nit  herlichcr  werden.  uB  welcher  ursach  mein  vatter  mich,  alB  ich 
nur  acbi  ierig  waB,  by  Peter  Dorn*)  dem  lutinisten,  den  er  annam,  seine  disch- 
genger die  luten  sehlachen  zeleren,  auch  anfieng  laBen  leren  und  gerietc  mir  also, 
daB  er  mir  den  rum  gab,  ich  {.iberdreffe  die  anderen,  hernoch  hab  ich  auch  weiter 
by  h.  Thieboldt  SchoenauwerS),  der  von  StraBburg  alher  zu  meim  vatter  kam,  ge- 
lert,  auch  by  Veit  BullingG)  dem  Augspnrger,  der  mich  auch  rechnen  und  schreiben 

..  lart,  also  daB  ich  hernoch  in  der  luten  also  geiebt  wardt,  daB  man  mich  zu  Mom- 

1)  Nach  Boos,  mit  der  Handscbrift  verglichen. 
_    2)  Johannes  Scaler  us,  der  »ein  guter  schriber  und  lutenist*  (S.  158)  genannt 

o^To^161*  eme  nicht  un^ichtige  Rolle  in  Felix'  Jugend;  vgl.  besonders  Boos, 
o.  loon. 

3j  ?•?  d,e.r  Handschrift  steht  »hette«,  wodurch  die  Stella  grammatisch  aber  ganz 
unverstandhch  wurde.    Der  Sinn  ist  ja  klar. 

4)  Peter  Dorn,  in  der  Biographie  sonst  nicht  erw&hnt.  und  auch  sonst  unbe- 
iiannt. 

■ 

5)  Diebold  Schonauer,  von  StraBburg,  Lehrer  des  Felix  auf  der  Laute,  blieb 
auch  spater  noch  immer  im  Verkehr  mit  Felix.  Wahrend  dieser  in  Montpellier 
war,  machte  er  eine  Reise  nach  Italien.    Vgl.  S.  278. 

6)  Veit  Bulling,  aus  Augsburg,  sonat  nicht  erwahnt. 


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"W.  Merian,  Felix  Platter  als  Musiker.  277 

■oelier  V  Alemandi  du  lut,  den  Teatschen  lutenisten  nennet,  auch  hernoch  in  pan- 
cbefcen  (Bankettenl,  haubaden  [St3.ndchen]i),  vil  niich  geiebt  hab.  Do  dan  zu 
KSfcelen  D.  Polter2),  do  icb  im  wirtzhaus  den  buren  die  luten  schlug,  nrir  2usprach 
icb  solte  lernen,  daB  man  mir,  ich  nit  den  anderen  die  lauten  schlagen  niieBt.  ■ 
doruff  ich  antwortet,  lustiger  ze  sein  so  man  beide  bekeme.  mir  gliebt  auch  seer 
aie  spinet  und  orglen,  dorumb  ich  auch  gleich,  so  baldt  ich  anfieng  die  luten 
leven  auch  Yon  !D.  Peter  HSchstetter3),  der  aneins  vatters  dischgenger  was,  auf 
dem  clavencordi  anfieng  zeleren  und  alfi  er  hinweg  zog,  solches  by  Thoman 
Schopfi°4)t  domolB  schulmeister  s.  Peter,  continuierte,  zu  dem  ich  all  suntag  und 
donstag  ein  stundt  mich  zeieben  gangen,  dorinnen  auch  also  proficiert,  daB  ich  vil 
fcostens  nachmolen  in  solcbe  instrument,  deren  ich  fir  200  cronen  wert  etwan  by- 
samen  gehapt  hatt,  hab  gewendct.  so  hab  icb  hernoch  von  CoiteroS)  zft  Mom- 
■pelier  und  hernoch  von  einem  Engellender  uf  der  harpfen  gelcrt  zimlich  schlachen 
etc*0).  daB  gesang  gefiel  mir  auch  altzeit  seer  wol  und  lart  deBbalben  die  music7) 
aber  smgen  schampt  ich  mich,  daB  mul  vor  den  leuten,  wie  ich  altzyt  sagt,  ze 
zenen  [die  Zahne  zeigen],  dan  ich  gar  schamhaft  geweBt.  doruinb  ich  auch  nie 
selbs  vil  vor  der  welt,  es  wer  den  etwan,  wan  ich  geritten  und  lustig  wis,  wie 
auch  nit  in  der  kirchen  singen  dfirfen,  aber  eB  dretfenlich  gern  gehort,  biB  in 
mein  alter,  sunderlich  wo  nit  zu  fil  kunst  darby  geweBt,  als  von  eintzigen  per- 
aonen  und  wen  man  sang,  waB  icb  etwan  mer,  sunderlich  in  der  iugendt  geh§rt 
hatt.  auch  die  pergkn append*    (S.  134  ff.) 

Felix  liebte  in  seiner  Jugend  die  SiiBigkeiten  so  aehr,  daB  er,  als  er  in 
Montpellier  war,  manchmal  die  Apothekergesellen  mit  seiner  Laute  unter- 
halten  mufite,  um  von  ihnen  Zuckerwerk  zu  erhalten: 

>item  oftermolB  die  lauten  den  apotecker  gesellen,  doinit  sy  mir  uberzfickert 
mandlen  geben,  geschlagen.*    (3>  137.) 

Es  aB  aber  einmal  so  viel  davon,  daB  sie  ihm  spater  giiuzlich  zu  wider 
waren. 

Am  10.  Oktober  1552  bracb  Felix  mit  Thomas  Schopf  und  einem  Pariser 
zur  Reiso  nach  Montpellier  auf;  am  11.  gelangte  man  nacb  Solothuru: 


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1)  haubade  =  frz.  aubade,  ^concert  donnS  en  plein  air,  le  plus  souvent  vers  Vaxibe 
du  jour,  a  la  parte  ou  sons  les  fmetrcs  de  ia  personne  a  qui  on  veat  [aire  konneur.> 
(Diet,  de  la  langue  fr$$e,  E.  Littre.  1863.  I  S.  238).  —  (Hilitliiische)  Morgenmusik, 
fruher  besonders  am  Neujahrstag  und  bei  besonderen  Festen.  Scbon  in  den  pro- 
vencalischen  Dichtungen  des  IS.  Jahrh.  erwuhnt.  (Frz.  Reallexikon,  C.  KlQppor, 
1898.)  —  Von  Felix  Platter  selbst  erklart,  vgl.  S.  279, 

2)  D.  Polter  in  BStelen,  sonst  nicht  erwahnt. 

3)  Peter  HSchstetter,  sonst  uicht  erwfthnt. 

4)  Thomas  SohSpf,  Schulmeister  zu  St.  Peter,  war  Grefahrte  des  Felix  auf  der 
Reise  nach  Montpellier,  zog  aber  schon  am  5.  Mai  1553  wieder  nach  Hause  zuriick. 

5)  Coiterus,  ein  Frieslander,  vgl.  S.  2S0. 

6)  etc.  findet  sich  bei  Felix  Platter  oft  am  Ende  einer  langeren  Periode,  oft 
nach  Aufziihlungen,  oft  auch  ganz  ohne  Bedeutung. 

7)  Ob  man  die  Worte  >und  lart  deGhalben  die  music*  mit  Mi  e  sober  (a.  a.  0. 
S.  39)  auf  die  Musik  im  allgemeinen  oder  speziell  auf  den  Gesang  beziehen  will, 
ist  wohl  zieinlicb  gleichgultig-. 

8)  Die  »pereknappen«:  BergmJlnner,  die  im  deutschen  Reich e  herumzogen  und 
alte  Lieder,  Volkalieder,  sangen.  Einige  derselben  zitiert  U  bland,  > Deutsche 
Volkalieder*  unter  dem  Titel  »Bergkreye»«  (Nr.  28,  30,  38,  52,  63,  70,  76b,  81,  87, 
93,  94,  105,  112,  113b,  157b,  162,. 211,  213,  234,  240b,  242,  245,^ 246,  265,  274,  275, 
339,  344,  346,  353),  wo  von  einzelne  auch  in  Basel  bei  Sam.  Apiarius  und  bei  Joh. 
Schroter  gedruckt  wurden,  die  Felix  Platter  gekannt  haben  kann.  Die  »Berg- 
knappen*  werden  in  den  Eeisebeschreibucgen  nocb  erwahnt  (vgl.  S.  282). 

Eine  musikaliscbe  Sammlung  von  1551,  meist  geistlichen  lnhalt«:  E.  Rot  en - 
bucher,  »Bergkreyen:  Auff  zwo  stimmen  componirt,  sambt  otlichen  dergleichen 
Franckreichificben  gesenglein  etc.*  Niirnberg  1651.  (L.  Uhland,  a.  a.  0.  II, 
S.  977), 


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278  W.  Merian,  Felix  Platter  als  Musiker, 

(11.  Okt.  3552)  *es  war  eben  der  jarmerckt  aldo;  meister  Georgius  der  organist 
furt  uns  in  die  kilchen,  uf  die  orgel,  doruf  auch  Thomas  Schepfius  mein  gfert 
scfalfig.<     (S.176.) 


Am  28.  Oktober  ergriff  ihn  in  Avignon  das  Heimweh  so  machtig,  daB 
er  eich  yor  Schmerz  fast  nicht  mehr  kannte: 

(28.  Okt.  1552}  >aber  gott  erhieUe  mich,  zog  in  ein  kirchen  doselbst,  do  man, 
wil  eS  suntag,  sang  und  orglet,  welchs  mich  ein  wenig  erquickt.*     (S.  186.) 

Zwei  Tage  darauf  langte  man  in  Montpellier  an.  —  Neben  dem'  Studium 
vera  achl  ass  igte  Felix  auch  die  Geselligkeit  nicht: 

(Anfang  1553)  >Im  anfang  des  neuwen  jars  fachen  glich  an  allerley  knrtzwil, 
sunderlich  ze^  nacht  mit  dem  hofieren  mit  instrumenten  vor  den  huseren  mit  den 
cymbalen,  drfimlin  und  pfiffen  darzu,  so  fiiner  alleinverrichtet,  demnaeb  mit  den 
schalnryen,  so  gar  gemein ;  item  violen,  citeren,  so  domolen  erst  ufgiengen.  item 
mit  den  denizen,  so  man  halfcct  in  firnemxner  burger  huseren,  dahin  die  damoisellen 
gefiert  werden.  und  dantzt  man  naeh  dem  nachteGen  by  nacht  lichteren*)  branle, 
gaillarde,  la  volte,  la  direscheine  etc.  daB  wert  schier  biB  gegem  tag,  und  wert 
solch  ballieren  bifi  an  der  faBnachfc  letsten  tag.<    (S.  194.)  | 

Im  Juni  1553  konnte  sich  Felix  endlich  zu  seiner  groCen  Freude  eine 
eigene  Laute  kanfen: 

(Juni  1553)   »er  [Catalan]  gab   mir  auch  gleich  gelt  eine  Spanische  Kappen 
machen  zelaGen  und  ein  lnten  zekaul'en,  die  gar  gut  war  und  mich  dry  francken 
ostet.<    (S.  208.) 

In  Montpellier  sehlug  er  sie  oft  seinem  Freunde  Balthasar  Humel,  eben- 
falls  aus  Basel,   und  auch  die  Nachbam  pflegten  gerae  zuzuhoren: 

(Juni  1553)  >er  [B.  Humel]  hort  gar  gem  Intenachlachen;  [ich]  sa's  dick  under 
dem  laden  und  sehlug  sy,  do  mir  die  vor&ber  [gegenuber]  ins  faerren  S.  Georgi 
hus  zu  lofiten,  sunderlich   sein  sch wester  die  damoiselle  Guichichandre.«     (S.  209). 

Ende  September  erhielt  Felix  ein  en  Brief  von  seinem  Vater,  dessen  In- 
halt   er  besonders   ausfuhrlich  erwahnt;    Thomas  erzahlt  seinem  Sohne  unter 

anderem  auch  von  der  Riickkehr   Theobald   Schoenauers   aus  Italien2): 

(Sept.  1553)  >item  schreibt  [mein  vatter],  wie  Theobaldus  Schoenauwer  lutinista 
wider^  uB  Italia  zu  im  kommen  und  seine  dischgengcr  auf  der  luten  wie  zevor 
underichte,  darunder  auch  D.  Peters  Gebwilers*)  sun  Albertua  und  frauwen  vctter 
Peter  Horauf,  die  im  sterbendt  [bei  der  Pest]  mit  mir  gon  Kotelen  Rcflechtet  wor- 
den.<    (S.  213.)  * 

Die  erwiihnten  "Worto  iiber  Schonauer  finden  sich  denn  auch  in  einem 
Brief?  des  Thomas  an  Felix,  der  am  5.  September  geschrieben,  am  27.  ab- 
geschickt  worden  und  am  27.  Oktober  angekommcu  iat4),  und  heiJJon  da; 

>Posiqnam  peslis  {Domino  sit  laus)  plane  remisil<t  [nachtriiglich  am  Eande  bei- 
gefiigt:  *apparet  itenim  hois  quibu&dam*)  »habeo  itentm  convie£o?-e$  oetot  nempe  Tkeo- 
baldum  Luiinntam,  qui  doeet  ptteroa  qtcosdam  et  studiosos,  Paediomum. «&) 

Im  Dezember  schreibt  Felix  von  einer  Nachtmusik,  die  er  mit  zwei 
Freundcn  veranstaltete : 

1)  Tanz  bei  »Nachtlichtern«  noch  Offcer  erwahnt,  besonders  in  den  Reisebesohrei- 
bungen.  In  der  Keise  zu  Christophs  von  Zollern  Eochzeit  mit  dem  Zusatz  >wie 
zehof  der  bruch<. 

2)  Vgl  S.  276  Anm,  5.  3)  Vgl  S.  273. 

4)  Die  Briefe  des  Thomas  an  seine n  Sohn  Felix  sind  erhalten,  die  Antworfcen 
des  Felix  dagegen  leider  nicht.  —  Achilles  Burckhardt.  Thomas  Platters  Briefe 
an  semen  Sohn  Felix,  Basel.   1890. 

5)  No.  XII.    S.  27  (Burckhardt). 


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W,  -Kenan,  Fe\\x  Platter  als  Musiker. 


in 


Ml.  Dez.  1553}  »Am  II.  Dezember  giengen  wir  gaBathuui1),  schlugen  Fridericus 
iRibenGv",  Huggclius  und  ich  mit  drien  luten  zesaraen.  die  gentilhommes  hotten 
una  schier  verjagt,  lieSen  uns  doch  zeletst  unser  stros  gon  etc.«    (S-  215.) 

Felix  gab  sogar  in  Montpellier  selbst  Tfnterricht  auf  der  Laute;  er  ver- 
kehrte  viel  im  Hause  des  Universitatsprofessors  Guill.  Bondelet: 

(Jan.  1554)  »do  that  ich  mein  erste  pi*ob  WeUch  zedantzen,  wil  ich  im  haus. 
wol  belcant  was  und  deC  Rondeletii  dochter  Eatharinam  so  lang  hcrnoch  Salo* 
monii  doc  tori  vermechlet,  anf  der  luten  I  art  schlachen.*    (S.  219.) 

Am  26.  Februar  erhlilt  er  die  vor  vier  Wochen  vom  Yater  erbetenen  Lauten- 
saiten  uebst  einigen  Lautenstiiclsen  durch  Schonauer: 

[26.  Jan.  1554)  >ich  gab  im2}  brief  an  mein  .vatter  nnd  andre  . .  .,  batt  in,  wolte 
mir  luten  seiten  schicken.*     (S.  219.) 

(26.  Febr.  1554)  »es  schreiben  mir  auch  Theobaldus  lutinista,  schickt  mir  seiten 
und  ettlich  lute  a  stuck.*    (S.  220). 

Becht  ausfubrlich  wird  ein  Stlindchen  beschrieben,  das  Felix  auf  Ver- 
anlassung  dcs  Edelmannes  Guichichandre,  seines  Nachbars,  am  16.  April 
einer  Dame  brachte: 

(16;  Apr.  1554)  »16  apvilis  wardt  ich  gebetten  von  dexn  monsieur  Guichich andre 
dem  jungeren  unserem  nachburen,  einem  edeiman.  einer  damoisellen  zehofieren,  so 
man  ein  haubade**)  nempt.  do  kamen  wir  um  mitnacht  und  schl&g  man  erstlich 
die  drummen,  die  nachburen  in  der  gaBen  ufzeweclcen;  doruf  die  drorameten,  auf 
rhiB  die  haubois  [schalmeien],  damoch  zwerchpfiffen,  uf  dieselbigo  die  violen,  zu 
lctafc  dry  lauten.     wort  wol  drifcthalb  stundt.*     (S.  222.) 

Am  3.  Marz  1555  wohnte  Felix  der  Doktorpromotion  des  Guilclmna 
Edoardus  bei: 

(3.  Marz   1555)    >er   kam    uG  weiter  reiB  har,  aus  Sicilia  und  promoviert  in 

D.  Saporta  zu  a.  Firmin  in  der  kilchen  mit  grofier  solemnitet  nnd  orglen » 

man  furt  in  zierlich  herumb, ,  mit  schalmien <     (S.  237- 


Auch    an  Banketten    wurde  Felix  beigezogen  seines  Lautenspiels  wegen: 
(24.  Juni  1555)  »Dcn  24.junii  hult  Honoratus  Castellanus*)  ein  statlich  panquet 

zenacht.  bat  mich.  ich  welte  die  luten   schlachen,  heimlich  hinder  der  tapiiSery 

verborgen;  das  ich  that.*    (S- 240.) 

Im  Oktober  schreibt  Sch<5naucr  wieder  an  Felix: 

(Okt.  1555)  >Theobaldus  Schoenauwer  scbribt  mir,  wie  er  so  schSne  luten, 
zipreCen,  helfenbeinen,  eandalen,  welle  mir  ein  cypreBin  bebalten.    (S.  250). 

Im  August  1556  schreibt  der  Apotheker  Humel: 

(Aug.  1556)  * item  mein  vatter  hab  mir  ein  schSne  zipreGene  luten  kauft.* 

(S.  264.) 

Und  zur  gleichen  Zeifc: 

(Aug,  1656)  >schreib  mir  auch  herr  Tbiebolt  Schoenauwer,  schickt  mir  seiten 
und  ..  .«    (S.  265.) 

Der  Vater  erhielt  bald  Kundc  von  den  Fortschritten  des  Sobnes  im. 
Lautenspiel  und  freute    sich  dariibcr;    er   gibt  auch  dieser  Freude  nocbmala 

1)  gassatum  odcr  gassatim  gehen  =  aich  nachts  auf  dex  Gasse  herumtreiben, 
wie  Studenten.  Oft  von  Nachtmusik  und  Stfindchen  gebraucht.  Deutscher  Stamm 
mit  lateinischer  Supinendang.  (Deutsche*  W6rterb.  von  J.  u.  W.  Grimm.  Ipz. 
1878.   TV.  I.  1.  col.  1434  ff.) 

2)  Dem-  Bauern  Antoni,  der  als  Bote  nach  Basel  giug. 

3)  Vgl.  S.  277,  Anm.  I. 

4)  Der  Examinator  des  Felix  in  Montpellier,  vgl.  S.  274. 


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280  W.  Merian,  Felix  Platter  als  Hanker. 

in  seinen  Brief  en  Ausdruck.    Unterm  9.  September  1556  erwahnt  Felix  einen 
Brief  seines  "Vaters, 

(9.  Sept.  1558)  »-darin  inein  vatter  schribt,  wafi  groBe  hitz  sy  diaen  summer  ge- 

kept  haben, .     mant   mich,   wil  ich  ein  instruments  t,  solle  tiiich  flisig  aui 

der  harpfen   ieben,  sy  gar  ein  sch8n  instrument,   da8  nieman  ze  Basel  kenne,    er 
babe  gar  ein  hupsche  groBe  barpfen  etc.*    {S.  265.) 

Diese  Stelle  ist  auch  im  Original  erhaiten,  wie  sie  Thomas  gescbrieben 
bat  im  Brkfe  vdm  20.  August  1556  *) : 

>Quod  repetis  elavicordium  ae  melius  diseis,  perplacet*  hoc  crmn  imirumento,  multa 
alia  disczmtur,  et  est  dulcis  eius  harmonia.  El  cum  ptures  sini  qui  testudine  htdant, 
licet  patiei  bene,  admodum  vellem  tit  si  ulla  offerrelur  occasio,  quod  non  ita  magnis 
sumplzbus  et  absque  stzidiorivm  fieret  detriments ■,  tit  inquani  disaeres  Cytkara  ludere* 
das  ist  gar  ein  scfaoa  instrument,  und  ein  erlichs,  et  Basileae  nemo  est  qtd  sciat^ 
dient  vast  woll  zu  der  lutten,  et  tu  sohts  Basileae  ea  ludere  soireSy  haberes  hane 
laudem  solus,  und  ban  ich  ein  gar  schcJne  barpfen,  doch  unbereittet.* 

Am  22.  Oktober  befolgt  Felix  diese  Aufforderung  und  beginnt  Unter- 
richt  auf  der  Harfe  zu  nebmen:  t 

(22.  Okfc.  1556)   >Den  22.  octobris  fieng  ich  an  uf  der  barpfen  leeien  spylen  und 

lart  mich  Coiterus,  eiu  Frieslender2),  don  ich  am  roten  schaden  zevor  curiert  hati* 
S.   266.) 

Bovor  Felix  nun  die  Heimreise  antrat,  mullte  er  sicb  von  seinem  ge- 
liebten  Instruments,  der  eelbsterworbenon  Laute,  trennen,  wahrscheinlich, 
weil  sie  ihm  auf  der  Keise  hinderliob  gewesen  ware: 

(Febr.  1557)  >ich  verkauft  meine  gute  luten,  die  mich  ubel  ruw.«    (S.  273.) 

Sein  Begleiter   war,   wie    schon  erwahnt,   Theodor  Birckmann  von  Koln: 

>ein  glerter  junger  man,  des  eltern  buchdrucker  zu  CSln  verriempfc  [bertthmt] 

gewesen,  der  nit  allein  uf  den  instrumenten,  sunder  auch  uf  der  pfiffen  wol  ge- 

iebt  war  und  deBentbalben  uf  der  reis   wo  gelegenheit  uns   belustigen  konten.* 
(S.  272/3.; 


Diese  Gelegenheit  zur  >Belustigung«    ergab    sich  denn  auch  zuniichst  in 

Bordeaux: 

(ll,.Murzl557)  »es  war  ein  Bemer  in  der  stat,  burger  doselbst,  batt  seitenspiel 
fiel  und  andere  war.  der  wardt  unser  innen,  kam  gleich  zu  uns,  entbot  sich  alleB 
gfits  gegen  uns,  bracht  mir  ein  harpfen  und  Birckmanno  einlutten,  daB  wir  kurtz- 

wil  hetten .    Wir  musicierten,  das  vil  zu  uns  kam  en,  und  uns  vil  eer 

bewysen.*    (S.  282.) 

Dann  in  Orleans: 

(23.— 25.  Marz  1557)   > also  das  ich  noch  mittag.in  eins  Teutsehen,  do 

man  ein  dantzen  hielt,  haus  gieng  und  allerley  Welsche  dentz  mit  verwunderung 
der  anderen  Teutschen  dantzte.  sy  waren  stets  um  uns,  wil  wir  zwen  zesamen  die 
luten  sehlugen,  harpfen  etc.,  die  sy  uns  mitteiltem*   (S.  285.) 

Auch  in  Besan^on: 

(6.  Mai  1557)  »Den  6.  Maii  bleiben  wir  zu  Bisantz — ,  [Jacob  Riedin,  ein 

Easier]  furt  mich  in  das  haus,  dorin  ein  damoisellen, ,   mit  deren  wir  vil 

sprochten  und  sehlugen  die  luten  und  dantzten.«     (S.  294.} 

Am  9.  Mai  1557  langte  Felix  wieder  in  Basel  an.  Naclidem  er  von 
seinem  Vater  iiber  seine  Familienverhiiltnisse  orientiert  war.  bearann  er  selbst, 
sich  wieder  hauslich  einzurichten : 

1)  No.  XXX.   S.  97/98  (Burckhardt). 

2)  Vgl.  S.  277. 


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W.  Merian,  Pelix  Platter  als  Musiker. 


281 


>ich   fieng  glich  an   die  cipreBene  luten,  so  mir  der  b,  Thiebolt  geben  zu 
eristen,  item  em  groBe  harpfen,  so  mein  ratter  lang  gehept,  zu  bezien,  meine 
biecber,  scripta,  allei3  in  ordnung  risfcen.*     (S.  299.) 

"Wiihrend   der   angesirengten  Sfcudien  ror   dem  Exam  en    fand  Felix  doch 

noch  etwas  Zeit  zum  Musizieren;  sein  Musiktreiben  behandeln  die  folgenden 

A  bscbnitte : 

»studiert  ilisig  bis  den  21.  julii,  do  ich  anfieng  lasen,  bleib  den  mertbeil  do- 
heiwT  zog  doch  etwan  zu  h.  Thiebolt  Schoenauwer,  do  wir,  auch  etwan  mit  uns 
P  Wecker*),  die  luten  sehlugen  im  Flachslander  hof  im  stfiblin,  so  uf  den  Rhin 

gieng.<    (S.«»0 

>die  [die  B&rin,  Wittwe  des  Junker  Offenburger]   ludt  mich  und   b.  Diebolt 

Sclioenauwer  zu  einer  morgen  sup,  do  wir  musicierten,  dan  sy  gar  frSlich  und  nit 

car  em  git  geschrey  [gut en  Ruf]  hatt.    die  kam  oft  in  meins  ratters  haus  und 

hort  mich  lutenschlagen  und  andren  instrumenten,    kam  zletst  nur  ze  vil .« 

(S.  305.)  ■_ 

Auch  zu  Standchen  wird  Felix  wieder  aufgefordert: 

(Juli  1557)  »ln  der  Zeit  wardt  b.  Thomas  Guerin2)  die  j.ung(rauw  Elisabeth  zum 
Falcken  versprocben.  welcher,  alB  er  vil  zu  mir  wandlet  mit  dem  Bembelfort9), 
batt  mich  ein  mol  ein  music  anzestellen,  seiner  geliepten  zum  Falcken  zehofieren, 
dem  icba  rerhies,  doch  daB  solche  music  auch  an  ort,  so  mir  gefiel  brucht  wurde. 
rusten  uns  also  und  zogen  spot  nach  dem  nachteBen  fir  meiner  zukfinftigen  haus. 
wir  hatten  zwo  luten,  schlfig  ich  und  h.  Thiebolt  Schoenauwer  zesamen,  darnoch 
nam  ich  die  harpfen.  der  Bembelfort  zog  die  riolcn;  alB  er  sy  uf  ein  fas  stellen 
wolt,  fiel  es  um,  macht  ein  rumor;  der  goldschmidt  Hagenhach  pfiff  darzfi;  war 
gar  ein  zierliche  music,  man  gab  uns  kein  anzeigung,  dan  mein  zukfinftiger 
schwecber  [Schwager  oder  Sehwiegerrater]  anheimsch  war.   zogen  also  darvon  zum 

Falcken,  do  wir,  nachdem  wir  ghofiert,  ingeloBen  wurden,  hielten  ein  stattlichen 
schlofdrunck  mit  ailerley  confeckt.*    (S.  301) 

Am  20-  September  ging  die  Promotion  ror  sich.  In  der  ausfuhrlichen 
SchDderung  diesea  Aides4]  ist  auch  vcrzetchnet,  welche  Rolle  dor  Musik 
dabei  zufiel:  / 

(20.  Sept.  1557)  >ich  stalt  mich  in  die  und  ere  cathedram,  D.  Isaacs)  in  die  oh  ere 
und  nach  dem  bleser,  so  do  waren,  ufgeblasen,  hult  D,  Isaac  die  oration  und  pro- 
poniert  mir  die  themata- *    (S.  309.) 

> un<i  befitcht  mir  die  dancksagung  zc  thun,  daB  ich  mit  einer  langen 

oration  uBwendig  uB  sprach  und  hiemit  den  actum  also  beschloB,  der  uber  die  rier 
stundt  gewert  hatt,   doruf  die  vicr  hJeser  anfiengen  blosen  und  zogen  in  der  pro* 

cession  also  uB  dem  sal  zu  der  Cronen,  do  daG  pancquet  angestelt  war, , 

der  pedel  ror  mir  und  die  bleser,  so  durch  die  gaBen  bifi  zur  berberg  bliesin.« 
(S.  310.) 

Am  18,  November  fand  die  Trauung  statt: 

(18.  Nor.  1557)  »darnoch  hillfc  mein  schwecher  daB  gast  mol  mit  gutem  ge- 
aprecb  und  traction,  uBerthalb  der  music,  die  ich  am  liebsten  hette  .gehapt* 
(S.  313.) 

Beim  Hochzeitschmaus  am  22.  November  kam  die  Musik,  die  Felix  hier 
hatte  entbehren  mussen,  wieder  zu  ihrem  Recht: 


1)  Arzt  in  Basel,  vgl.  Boos,  S.  328. 

2)  Tnomas  Guerin,  rorher  Buchfflbrer  zu  Lyon,  rgl.  Boos.  S.  200,  229. 

3)  Theodor  Bempelfort,  »so  ettlich  jar  zu  Leon  'und  Paris  in  den  drucl 
corrector  gewesen«.    Boos,  S.  290. 

4)  Boos,  S.  309 ff.  t 

5)  Dr.  Isaac  Cellarius  (Keller),  Ar2t  in  Basel. 


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282  -  W.  Merian,  Felix  Platter  ala  Musiker. 

(22.  Nov,  1557)  »die  music  war  Christelin  der  bleser  mit  seiner  violen,  cantoreg 
die  sch&ler,  dorunder  Romanus  Winmann1)  und  anderer  provisor;  sangen  under 

andrem  auch  daG    gsang  von  lfiflen2). —   ea  furfc  D.  Slyconius3)    die  hoch- 

zeiteren  in  D.  Oswaldt  fieri*)  hau6,  do  daatzt  man  unden  im  sal,  war  vil  volcks 
und  atatliche  leuth  darby.  M.  Lorentz  Ri  chart,  so  noch  ledig,  schlug  die  luten 
und  gigt  der  Chriatenlin  darzu,  dan  domolen  die  violen  nit  so  im  bruch  wie  jetziger 
xeifc,«     (S.  318,  319.) 

Bald  darauf  schlieBt  die  Biographic  ab. 

Ich  lasse  hier   noch   die   wichtigsten  Zitate  aus  den  Reisebeschreibungen 

folgen  5j : 

Am  8.  August  157.7  brach  Felix  von  Basel  auf,  urn  mit  Herrn  Egenolf, 
Herrn  zu  Rappoltstein,  die  Reise.zu  Graf  Christophs  von  Zollern  Hocbzeit 
anzutreten.  Hinter  Donaueschingen  liefi  er,  wie  er  schreibt,  einen  andem 
sein  Pferd  reiten  und 

»satzt  mich  in  der  frapwenzimmcr  gutschen  (wie  ich  auch  zevor  in 

der  gutschen  zu  zeiteo  wo  gudt  weg  was  far  en  mocht,  dorinen  ich  ctwan  auch  im 

faren  die  luten  achlugj.t  r 

Da  ereignete  sich  ein  Unfali  mit  der  Reisekutsche,  wobei  Felix  eine 
*chwere  Verletzung  am  FuBe  davontrug.  Daher  muflte  er  sorgfaltig  trans- 
'portiert  werden  und  in  Sigmaringen,  wo  die  Hochzeit  stattfand,  in  einem 
benachbarten  Kaume  zu  Bette  liegen.  —  Da  schreibt  er: 

(16,  Aug.  1577)  >Ich  hort  gudte  music,  unnd  bergknappen  singen,  that  mir  wee, 
dafi  ich  nit  darby  sein  kont.* 

Darauf  beschreibt  Felix  die  Feicrlichkei ten,  die  auf  die  Zusammengehung 
des  furstlichen  Paares  folgten  und  fahrt  dann  fort: 

(1J.  Aug.O)  1677)  »auch  stattliche  Music  mit  allerley  in  strum  en  tea  (wardt  do] 
-gehalten,    deren   auch    ein   verriempter   Lutinist  Christoph   Westermeier?)    genant 

bywonfc.  ^  EC   sangen   auch   underweilen  ffmf  bergknappcn  zierlich  2esamen.     So 
dribeii  die  achalksnarren  auch  vil  boGen  unnd  under  andren  macht  Pauli  von  Zoll3) 

mit  seiner  lauten  sehlacben,  darzfi  er  ietz  mit  weinen  baldt  initlachenzu  stimmet 
vil  gelechter.« 

Am  26.  August  war  "Felix  wieder  zubause. 


Hierauf  folgt  in  der  Handschrift  die  Beschreibung  der  Festlichkeiten  bei 
der  Taufe  am  wtirttembergischen  Hofe  im  Miirz  1596°). 

1)  Sonst  nicht  bekannfc, 

2)  »Das  gsang  von  ioflen*  ist  erbalten  in  Felix  Platter's  Gredichtsammiung,  be- 
titelt:  > Felix  Platers  Sauilnng  allerhand  meist  lacherlichen  Gedichten*.  (Hand- 
schrift der  Univemtatsbibliofchek  Basel  A.  G.  V.  30.)  Die  Gedichte  sind  meist  von 
freinder  Hand,  zura  groBen  Teil  auch  nicht  von  Felix  verfoGt;  darunter  viele  Ober- 
setzungen.  Der  Gesang  von  Lafel  abgedruckt  bei*  Boos,  S.  346  ff.  ttberschrift: 
>Herrn  Alexander  Lofel  dem  ratsherren  und  deputaten  auf  seinen  nomen  ge- 
dichte fc.«  (A.  Loffel  war  1578  Deputat  der  Kirchen  und  Schuien,  1579  Ratsherr  in 
Basel.) 

3)  Dr.  med.  Jacob  Myconius,  der  Adoptivsohn  des  Basler  Antistes  Oswald 
Myconius. 

4)  Oswald  Ber,  1557  Dekan  der  medizinischen  Fakultat,  1532, 1544, 1550  Rektor. 

5)  Vgl.  S,  275  Aam.  9. 

6)  Im  Original  19.  Oktober;  wahrscheinlich  Schreibfehler. 

7)  Im  Jahrbuch  [(1887)   vgL  S.  275  Anm.  9)  steht  Wesermeister;  nicht  identi- 

fizierbar. 

8)  Nicht  identifizierbar. 

9)  Abgedruckt  bei  Fechter,  a.  a.  0.  S.  196ff. 


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W.  Merian,  Felix  Platter  als  Musiker.  283 


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i^ni  Sonntag,  den  7,  Marz  faud  die  Taufe  August's,  des  Sohnes  des 
Herzo^s  von  Wiirttemberg  in  der  Hofkirche  statt. 

(7.  Marz  1596)  »Darby  hult  man  die  music  mit  30  can  tores,  zinckenbleser, 
posmien,  auch  orglet  man.« 

jD&raoch  gierig  man  zum  eGen  und  pancketen:  die  hult  man  volgender  wiB 
die  gantze  zeit,  die  wir  do  waren.  Die  herbuoken  gond  von  erstem  uf  der  altonen 
in  der  htihe,  darnoch  blasen  12  drommetter,  altzeit  sechs  zemal,  nach  einander  die 
1  herbucken  und  drotnetten  mit  damastenen  fanen. .« 

>  Die  music  hult  man  stattlich  mit  gesang,  spine  ten,  dorunter  auch  pfifen  mit 
harpfen*  doch  alles  nit  zu  atavck,  sunder  mit  aller  liebligkeit* 

»Nach  dem  eGen,  sunderlich  gegen  nacht  hult  man  cMq  dentz,  do  die  f&rsten 
daiitzen  mit  nacbtliechteren,  so  inen  vorgetragen  i.m  dantzen,  und  dantzt  man  an- 
fangs  by  drometten,  harnoch  by  schalmeyen  — • .« 

Am  9.  Marz  fand  Ritterspiel  mit  10  Aufzugen  statt1}: 

>Es  zugen  uf  die  10  j>arteyen  oder  eumpanyen. .    Der  dritt  ufzug 

^ar  Margraf  Georg  Friedrichen.  Zuvordrist  giengen  funf  seine  Musici  mit  Zincken, 
posunen,  Schalmeyen. « 

>Der  viert  ufzug  gescbach  in  gcstalt  Jani .    darnoch  zwen  bub  en 

mit  dem  rucken  an  einander,  —  —  —  geigten  zesamen.* 

*Der  funffc  nfzug  war  in  gestalt  dryer  gStteren.    Den  en  gin  gen  vor  dry  giger, 

rot  angethon,  doruf  dry  sperrutter.* 

>Der  aechst  nfzug.  Eratlich  zwen  sackpfiffer,  blauw  angethon  mit  spitzhuten; 
darnoch  dry  sperriifrter  mit  roten  fanen, .« 

*Der  sibent  ufzug.  Vier  violisten,  zwen  rot,  zwen  blauw  angethon,  eiri  luten- 
schlaehcr,  darby  dry  Bperrutter  mit  rot  und  blauwen  fanen,* 

*Der  acht  ufzug  waren  siben  planeten.  Erstlich  vier  krumhernbleser^  blauw 
gekleidt, « 

>Der  niint  ufzug  gescbach  von  eitel  moren,  waren  margrefische  junckherren. 
Erstlich  vier  sackpfifer,  neben  denen  gieng  em  mor,  kloft  rait  zwey  kupferen  decklen 
zesamen,  wie  herbucken.< 

»Der  zechend  ufzug  von  Ttijrcken.  Deren  waren  acht3  wie  Turcken  angethon 
;  ir  music  zevor  von  violent 

■ 

In  den  nun  folgenden  Turnieren  spielen  die  Pfeifer,  Trommler  und  Trom- 
peter  eine  groiJe  Rolie;  jedesmal,  wenn  sie  in  Aktion  treteu,  erwahnt  es 
Platter2),  —  Die  Festlichkeiten  fanden  rnit  dem  12.  Marz  ihr  Ende. 


Die  letzte  grofie  Reise,  die  Platter  beschreibt3),  machte  er  im  Gefolge 
des  Markgrafen  Georg  Friedrich  zu  Baden  und  Hockburg  an  die  Hochzeit 
■Tohann  Georgs  von  Zollern.  Der  Aufbruch  geschali  am  28.  September  1598: 
im  Zugo  waren  siebcn  Musikanten  und  ein  Trompeter.  Am  1.  Oktober  er- 
rcichte  man  die  Grafschaft  Zollern,  und  um  5  TJhr  abends  zog  die  Schar; 
die  unterwegs  noch  stark  angewacbsen  war,  im  Stadtchen  Hechingen  featlich 

1)  Zum  Teil  angefuhrt  und  bebandelt  bei  H.  Kretzschmar  in  der  Liliencron- 
Festschrift  a.  a.  0. 

2)  Die  Stellen  hier  ans  dem  Zusammenhang  zu  reiBen  und  anzufuhren,  wflve 
nutzlos.  Die  ganze  Beschreibung  hierher  zu  aetzen,  wiirde  nicht  in  den  Rahmen 
dieser  Arbeit  gehoren.  —  Ebenso  verhalt  es  sich  in  einer  andem  ganz  kurzen 
Schrift:  »Kayser  Ferdinands  pomp'  (Zug)  gon  Basel*  8.  Januar  1562«,  abgedruckt 
bei  Fechter,  a.  a.  0.  S.  189ffi 

3)  Wiedergabe  dieser  Reisebeschreibunu  in  hochdeutscher  tJbertragung  durch 
A.  GeBler  (Basler  Jahrb.  1891;  vgl.  S.  275  Anm.  9);  mit  wertvollen  sachlichen, 
besonders  historischen  Anmerknngen. 


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284  W.  Merian,  Felix  Platter  als  Musiker. 

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ein.     G-leich  nach  der  Ankunffc  der  Gaate  im  SchloE,    noch  vor  dem  Nacht- 
essen,  fand  die  ZusammengebiiDg  des  furstlichen  Paares  statt. 

»uzn  welche  Zeit  [8  Uhr]  kara  der  jung  Graf  von  sibenzeehen  jaren,  der  hoeh- 
zeifcer,  neben  dem  gieng  Margraf  Georg  Friedrich,  unnd  bliefien  -vorhin  elf  drum-. 
meter,  dorunder  der  ein  gar  rein  und  zierlich  bliefi, < 

>und  giengen  ir  [der  Braut]  vor  zwen  hofraeister,  vil  schaltneien,  zincken  unnd 
pausunen  blefier, * 

»man  stalt  beido  hochzytleut  nebeneinanderen,  unnd  gab  sy  ein  prieater  mit 
vil  eeremonien  unnd  zusprechen  in  teutsch  und  latin  zesamen,  unnd  hult  man  ein 
stattliche  Music,  von  gesang  und  instrumenten  unnd  branen  [brannten]  hiezwiscbendt 
in  der  stuben  vil  nachtliechter  unnd  kertzen  klein  und  grofi  alleB  von  wagB  ge- 
macbt,  unnd  angezlindt.* 

Darauf  folgte  eine  aufierst  »kostlich  unnd  mannigfaltige*  Mahlzeit. 

»By  welchem  panckette  stetigs  in  die  dryssig  Musicanten  mit  sin  gen,  pfif 
unnd  anderen  instrumenten  allerley,  al6  violen,  harpfen,  spineten,  ein  heriiche 
Music,  dergleichen  ich  nie  gehSrt,  fein  sittig  unnd  nit  ze  boch,  furten,  unnd  ir, 
besunderen  blatz  im  sal  inhatten.  dorunder  der  balb  theil  deB  Graven  gewonliche 
unnd  bestelte  musici  unnd  in  stru  mentis  ten  waren,  dexen  cappellen  meister  Nar- 
cissus Zangkel1),   der  Organist  Hasler^)   genandt  ist.     Die  ubrigen  von  f era  em  von 

t  der  keis.  maiestat.  bof  von  Prag,  von  Munchen,  dorunder  auch  Ferdinandus  de 
LaBuflS],  Orlandi  sun,  unnd  von  Simvingen  Melchior  Scram*/  Cappellmeiater  war, 
beschickt,  unnd  hoch  hesoldei* 

*Montag  den  2.  Octobris  rust  man  sicb  zum  kirchgang. .    In  der  cappel, 

welche  schfin  geziert  was,  hult  man  maG,  unnd  figuriorfcen  darzii  die  Musici,  unnd 
giong  die  orglen,  unnd  andcr  pfiffwerch  darunder,  sampt  andern  instmmenten,  mit 
uberauG  hobem  wolgestimpten  zierlichen  klang,  unnd  gab  man  mit  vil  do  gewon- 
Jichen  ceremonien,  in  latin  alleB  verrichtefc,  die  eeJeuth  zesamen.    Nacb  welchem 

die  abgedrettenen  heren,  frauwen  unnd  frauwliu  wider  kamen. .    welches 

[das  Essen]  gleicher  gestalt,  wie  obgemelt,  unnd  sunderlich  diB  mol,  mit  schauweCen, 
vil  unnd  mancherley  unnd  selfczamcn  trachten,  zum  kostHchsten  angerichtet  wardt, 
unnd  zergieng  auch  herlichcr  Music,  unnd  folgendem  dantz.  darby  jctz  mer  alB 
die   nacht   zevor    zemol    dantzten,    auch   nit    mer    die  drommeten,    sunder  violen s 

f      zwerchpfeifen  unnd  spinetten,  alfi  stillere  instrument  gebraucht  warden.* 

Am  5.  bis  7.  Oktober  fanden  Schaustellungen,  Aufztige  und  Turniere 
statt;  auch  eine  Jagd  wurde  veranstaltet.  Allmahlich  zogen  dann  die  Graste 
wieder  ab,  und  die  Festlichkeiten  gingen  ihrem  Elide  zu.  Platter  blieb  mit 
G-eorg  Friedricb  noch  bis  am  9.  Oktober;  dann  trat  man  den  Heimweg  an 
und  gelangtc  am  12.  Oktober  nach  Hochberg.  A  in  Sonntag,  den  15.  Oktober 
besuchte  Felix  in  Hochberg  noch  den  Gottesdienst;  er  schreibt: 

1)  Narcissus  Zanck(e)l  (Zanggel,  Zanggcl)  1600  >gravisch  zollerischer*  Kapell- 
meister. Da8  Narcissus  Zanggl  mit  diesem  identisch  ist,  ist  durch  unsere  Stelle 
mehr  als  wahrscheinlich  geinacht.    Vgl.  Eitner,  Quell enlesikon  Bd.  X  S.  321. 

2)  Jacob  Easier  (Hafiler),  Bruder  von  Hans  Leo  Hasler,  1601  graflich  hohen- 
zollerischer  Kapellmeister  und  Organist  (bei  Eitel  Fried  rich).  1602  Organist  in 
Prag. 

3)  Ferdinand  de  Lassus  I,  Sohn  Orlando  di  Lasso's.  1583  Mitglied  der 
Miinchner  Hofkapelle.  1585  auf  Uriaub  am  Hof  des  Grafen  Eitel  Friedricb  von 
Hobenzollera-Sigmaringen.  dort  Kapellmeister.  1.  Jan.  1590  -wieder  als  Tenorist  in 
Munchen.    Gest  27.  Aug.  1609.  —  Eitner,  Quellenl.  Bd.  VI  S.  58f. 

4)  MelchioT  Schramm,  ein  Schlesier.  1574  als  Musicus  im  I)ienst  des  Grafen 
Karl  von  Hohenzollern  in  Sigmaiirgea  (Dedikation  zu  den  saerae  caniiotus  1676). 
Ein  Hochzeits^eaang  findet  aicb  zusammen  mit  zwei  andem  von  Lassus  und  Kerle 
in  derselben  Handschrift  in  Wien:  ein  Beweis,  da<3  er  ala  Koraponist  voile  Be* 
achtung  vcrdient  —  Eitner,  Quellenl.   Bd.  IX  S.  67f. 


W.  Merian,  Felix  Platter  als  Mueiker. 


285 


>am  suntag  hult  man  die  predig,  unnd  braucht  man  die  Music  under  das  ge* 
$ang.< 

Die  Beschreibung  schlioflt  ab  mit  folgenden  "Worten: 

»Morgens  initwochen  den  18  Octobris  danckt  man  ab,  unnd  zug  jeder  nach 
baus  mit  freuden,  unnd  lieB  ich  diBen  spruch  zur  letzt  an  derwandt: 

hofflebens  wirt  man  auch  zletzt  satt 

+  ...  .  . . 

.    1st  dem  gut  leben  wers  gern  hatt.«*) 


Aus  engen  und  gedriickten  Verbaltnissen  batten  sich  die  Platter  zu  groflem 
"Wohlstande  emporgearbeifcet,  und  Felix  hinterlieB  bei  seinem  Tode  ein  bedeuten- 
des  Vermogen.  Seine  Hausrechnung  aus  dem  Jahre  1612  geatattet  einen  Ein- 
blick  in  seine  damaligen  Yerhaltnisse  und  bietefc  auch  kulturhistorisch  viel 
Interessantes 2).  Aus  ihr  erfahrt  man  auch  einiges  "Weniges  iiber  den  da- 
maligen "Wert  der  Instrumente.  Platter  erhalt  hier  als  Legat  von  Dr,  Amer- 
bach  ein  »  spinet,  clavicordus,  luten,  clavizinck*,  geschiitzt  auf  50  $,  Eine 
Laute  verkauft  er  urn  4  <#.  12  £.3). 

Kurz  vor  Veroffentlichung  dieses  Aufsatzes  sind  die  Leben  sbeschreibungen 
der  beiden  Platter,  zusammen  mit  derjenigen  Agrippa  d'Aubigne's  im  Neu- 
druck  erschienen,  und  zwar  in  neuhochdeutscher  TJbertragung  mit  moglichster 
Beibehaltung  der  TTrspriinglichkeit  in  Satzkonstruktiou  und  Ausdruek.  Sie 
sind  so  nun  ganz  allgemein  zuganglich  geworden,  wenn  auch  gerade  die 
Biograpbie  des  Felix  stark  verkiirzt  ist  (nach  der  Pechter'schen  Ausgabe). 
Sie  kann  also  keineswegs  wiss ens cbaftliche  Anspriiche  machen,  ist  jedoeh  recht 
niitzlich  zur  Einfiihrung  in  Platters  Leben,  und  zur  Vervollstandigung  dessen, 
was  in  diesem  Aufsatz  nicht  beriicksichtigt  werden  konnte.    * 

(Titel:  Vom  Aufgehen  neuer  Zeit;  Erlebnis  und  Bekenntnis  I.  Drei 
Selbstbiographien  aus  dem  O'ahrhundert  der  Glaubenskampfe:  Thomas  und 
Felix  Platters  und  Agrippa  d'Aubignes  Lebensbeschreibungen,  hrsgg.  von 
0.  Fischer.     Mtinchen  1911.f 


1}  Der  Plafcter'sche  Bericht  fiber  die  Hochzeitsfeierlichkeitcn  l&Bt  sich  genau 
kontrollieren  an  einer  andern  zeitgenoasischen  Darstellung  in  poetischer  Form. 
Jakob  Frischlin,  Schulrektor  in  Reutlingen,  ist  der  Verfasser  des  mehrere  tausend 
Verse  umfassenden  Gedichtee,  das  schon  1599  gedruckt  wurde, —  Vgl.  A.  GeCIer* 
a.  a.  0.  S.  142ff. 

2)  Abgedruckt  bei  Boos,  S.  334ff. 

3}  Boos,  S.  345  fiber  den  Miinzwert:  1  U  =  3,23  franken;  1  /?  (Schilling)  = 
0516  fr.,  1  A  (Pfennig)  =  0,013  fr.  —  A.  Hanauer,  etudes  economiques  sur  VAlmce 
ancienne  et  moderne  etc.   I.  Les  monnaies.    1878. 


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286  Alfred  Einstein,  Ein  unbekannter  Druck  aus  der  lYuhzeit  usw. 

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Ein  unbekannter  Druck' aus  der  Friihzeit  der  deutschen     i 

Mono  die. 

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Alfred  Einstein. 

(MuncKen.) 

Man  kann  den  Widerhall,  den  die  in  Italian  urn  1600  sich  vollziehende 
Stilwandlung  in  Deutschland  fand,  mit  einem  Schlagwort  etwa  dadurch 
charakterisieren :  daB  er  nacli  der  Seite  Lodovico  Vi  ad  ana's  starker 
war  nnd  rascher  antwortete,  als  nach  der  Giulio  Caccini's.  Diese  an- 
fangliche  Wendung  nach.  der  Seite  der  kirchlichen  und  geistlichen  Musik,. 
die  zum  Teil  Beschrankung  war,  hat  verschiedene  und  untereinander 
wieder  verkniipfte  Ursachen.  Fiir  Deutschland  ging  der  Weg  von  und 
zu  der  italienischen  Kunst  hauptsachlieh  iiber  Venedig,  das  in  den  ersten 
Jahren  selber  der  neuen  Erscheinung  nnr  seine  Druckerpressen  lieh,  sich  ira 
ganzen  empfangend  und  abwartend  verhielt  und  erst  mit  Monteverdi  nnd 
Grandi  zwei  groBe  nnd  eirifluBreiche  Meister  des  neuen  Stils  auf  weithin 
sichtbaren  Post  en  stellte.  An  dieser  "Vermittlung  durch.  Venedig  lag  es 
auch,  daB  der  deutsche  Boden  fiir  die  Aufnahme  der  geistlichen  Konzert- 
musik  viel  besser  vorbereitet  war,  als  fiir  den  weltlichen  bcgleiteten  Solo- 
gesang.  In  jener  war  der  Ausgangspunkt  der  Basso  generate,  der  den 
mit  dem  venezianischen  Chorstil  vertrauten  deutschen  Organisten,  fleiBigen 
and  geplagten  Tabulaturenschreibern,  sogleich  als  eine  verstandliche  und 
willkommene  Erleichterung  erscheinen  muBte.  Sie  faBfcen  die  —  haupt- 
sachlieh Viadana  zugescbriebene  —  Neuerung  auf  als  eine  Eeduktion 
einer  stimmenreichen  Partitur  in  die.Hauptstimmen,  nicht  als  einen  vollig 
neuen,  in  all  semen  Elementen  von  der  Weise  des  16.  Jahrh.  grund- 
satzlich  verschiedenen  Organismus,  Man  sieht  das  deutlich.  an  ihrcr, 
noch  stark  im  Sfcil  des  A-cappella-Gesanges  befangenen  Melodik.  Das 
ging  nun  bei  der  begleiteten  Mono  die  nicht.  Man  war  noch  ziemlich. 
unrein  fiir  die  asthetischen  Eragen  des  stile  rapprese?iiativo7  die  in  Italien 
die  Gemuter  bewegten  und  die  so  innig  mit  dem  f  einen  Vers  tan  dnis  fiir 
die  italienische  Sprache  zusammenhingen.  —  Was  dem.  -weltlichen  Solo- 
gesang  fenner  den  Weg  in  Deutschland  versperrte,  war  seine  iiberraschende,. ' 
fiir  die  deutschen  Kunstverhaltnisse  verfriihte  Erscheinung.  Soeben  erst 
war  aus  Italien  die  neue  Kanzonette,  das  instrumental  beeinfluBte  Tanz- 
lied  der  Gastoldi  und  Yecchi  liber  die  Alpen  gekommen;  und  es  hatte 
so  ungebeuren  Erfolg  —  nicht  bloB  in  Deutschland,  sondern  auch  in 
England  — ;  daB  der .  Schwall  des  Entztickens  iiber  die  neue  Schopf ung 
erst  verrauscht  sein  muBte,  ehe  fiir  eine  neue  Welle  der  Entwicklung 
sich  wieder  Raum  bilden  konnte. 

■  ■ 


Alfred  Einstein,  Ein  linbekannter  Druck  aus  der  Friibzeit  usw.  287 

Endlich  hatte  den  deutschen  Komponisten,  auch  wenn  sie  Moglich- 
keit  und  Neigung  gehabt  hafcten,  sich  mit  der  Monodie  rascher  rertraut 
zu  machen,  der  poetische  Stoff  gefehlt.  Es  gab  in  deutscher  Sprache 
daruals,  abgesehen  von  ganz  vereinzelten  Versuchen,  die  ein  paar  Musiker 
in  ihrer  Not  selbst  vornahmen,  keine  Dichtungsformen,  die  den  reichen 
und  durcbgeb  tide  ten  Formen  der  Italiener  entsprocben  batten.  Nur  eben 
das  Tanzlied  erlaubte  eine  zwanglose  Nachbildung  und  Ankniipfung  an 
piVenes  Kunstgut,  Mit  der  Dichtform  des  Madrigals  fing  man  sicb  erst 
S5U  beschaftigen  an,  als  in  Italien  die  klassische  Bliitezeit  der  Form  langst 
vorliber  war1)  und  die  Kantatenform  schon  f este  G-estalt  gewonnen  hatte. 
DieKlage  Heim-ich  Schutzen's  ist  ja  bekannt,  daB  er  »ein  Wercklein  vori 
allerhand  Poesie  biBhero  [1653]  zusammen  geraspelt*  babe:  »was  raicbs 
aber  fiir  Miibe  gekostet,  ehe  Icb  denselben  nur  in  etwas  eine  gestalt 
einer  Italianischen  Musik  geben  konnen,  weiB  Ich  am  besten*2).  Nichts 
ist  bezeichnender  flir  die  Befangenheit  im  Strop  henlied,  als  die  Ansicht, 
die  etwa  F.  Zesen  (1641)  vom  Sonett  bat:  er  erklilrt  es  fiir  den  »Gre- 
setzen  der  Lieder  und  Gesange  nicht  unterworfen«,  weil  es  Strophen  von 
ungleicher  Lange  babe3);  so  scbwer  karn  man  iiber  die  Ansicbt  binaus: 
wo  Stropben  seien,  muBten  sie  auch  alle  auf  dieselbe  Melodic  abgesungen 
werden.    Heinricli  Albert  war  freilich  weiter:  sein  Ideal  war  das  »durch- 

komponierte*  Lied. 

XJm  zusammenzufassen:  es  ist  nicht  verwunderlich,  daB  der  stattlicben 
Anzahl  katbolischer  und  evangelischer  Tonsetzer,  die  im.  ersten  Viertel- 
jahrbundert  des  stile  nii6vo  sicb  in  Deutschland  auf  dem  Gebiet  der 
konzertierenden  Kirchen-  und  geistlichen  Hausmusik  versucht  haben,  eine 
so  kleine  Keihe  yon  Musikern7  die  auch  der  weltlichen  Muse  huldigten, 
gegeniibersteht.  Die  Finger  einer  Hand  reicben  aus,  sie  aufzuzahlen4). 
Da  darf  die  Bekarintmachung  mit  der  ersten  in  Deutschland  er- 
sc  hi  en  en  en  Sammlung  von  Monodien  immerhin  auf  einige  Beachtung 
rechnen.    ■ 

Nicht  deutscher  Monodien;  denn  die  Texte  unserer  Sammlung  sind 
italienische  Dichtungen,  ebenso  wie  die  des  Johann  Hieronymus  Kaps- 
berger,  der  wohl  als  der  erste  Deutsche  1610  das  erste  Buch  seiner  ein- 
bis  dreistimmigen  Yillanellen,  1612  das  erste  Buch  seiner  monodischen 
Arte  imsseggiate  veroKientlicht  hatte.  Aber  Kapsberger  lebte  zu  dieser 
Zeit  in  Rom  und  schrieb  fur  Italien  und  nicht  fiir  die  Heimat,  wahrend 
unsere  Monodiensammlung  im  Herzen  Deutschlands ,  unter  den  Augen 

1)  Vgl.  Ph.  S pitta,  Die  Anfange  niadrigaligeher  Dichtung  in  Deutschland.. 
Musikgeschicbtliche  Aufsatze,  S.  61  f. 

.  2)  Ibid.,  S.  73. 
'     3)  Welti,  Gesch.  des  Sonetts.    S.  96. 

4)  Vgl.  H.  Kretzschmar,  Eiiifiihrung  zu  Albert's  Arien.  Denkm.  deutscher 
Tonkunst.     Bd.  XII.,  S.  V. 

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288  Alfred  Einstein,  Ein  unbekannter  Druck  aus  der  Frflhzeit 


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und  vielleicht  mit  dem  Beifall  von  Heinrich  Schiitz  und  Heinricb  Albert 
entstand,  in  Dresden  1623, 

Ihr  Komponist,  der  sachsische  Kammermusiker  Johann  Nauwach, 
gehort  selber  zu  der  kleinen  K.eihe  deutscher  Tonsetzer,  die  vor  dem 
Erscheinen  von  Heinrich  Albert's  Arien  die  deutsche  Monodie  gepflegt 
haben1):  vier  Jahre  nach  seiner  italienischen  Sammlung  gab  er  seineti 
»Ersten  Theil  Teutscher  Villanellen  mit  1.  2.  und  3.  Stimmen*  heraus, 
ein  Werk,  das  ebenfalls,  besonders  in  einer  sechsteiligen  Romanesca  die 
italienische  Beeinflussung  often  zur  Schau  tr'agt.  Wir  kommen  gelegent- 
lich  auf  dies  spatere  "Werk  zur  lick,  urn  uns  jetzt  der  Herkunft  und  Be- 
schreibung  der  italienischen  Sammlung  zuzuwenden. 

Der  seltene  Druck,  wohl  Unicum,  lag  bis  zum  Jahre  1894  im  % 
Kreisarchiv  zu  Nurnberg,  aus  dem  er  im  Verein  mit  einer  grofieren  An- 
zahl  wertvoller  Drucke  and  Handschriften  aus  altem  Niirnberger  Stadt- 
besitz,  durch  das  Verdienst  von  Prof.  Adolf  Sandberger,  in'  die  Munchener 
Staatsbibliothek  gelangte  (Mus.  pr.  4°  2673).  Dort  scheint  er  jedoch 
weiter  geschlummert  zu  haben,  wohl  zumeist  aus  dem  Grunde,  weil  er 
weder  von  E.  Vogel  in  seiner  »Bibliothek  der  gedruckten  weltlichen  Vokal- 
musik«,  noch.  von  Eitner  im  Quellenlexikon  verzeichnet  wird.  Auch  der 
friiheren  Bibliographie  ist  das  Werk  vollig  unbekannt 

Es  ist  ein  schmaler  Band  in  Folio,  in  altem  Pergamenteinband,  mit 
gestochenem  Titelblatt,  einem  Lobmadrigal  auf  den  Komponisten  auf 
der  zweiten,  und  der  "Widmung  auf  der  dritten  Seite.  Dann  folgen 
20  Seiten  Musik,  zum  SchluB  die  Tavola.  Eur  diejenigen,  die  das  Werk 
ikrem  Exemplar  von  Vogel's  »Bibliothek«  einverleiben  wollen,  sei  der 
litel  una  die  Tavola  im  folgenden  wiedergegeben: 

LIBRO  PRIMO  /  DI  AHIE  PASSEG-  /  giate  h  yna  voce  per  cantar,  / 
e  sonar  nel  Chitarone,  et  altrj  /  simili  Jstromentj ,  [haadsehriftlicli  beigefugt: 
Grauij  /  Di  Giouanni  Nauwach,  /  NELL  A  CORTE  DEL  SERE- /  nissimo 
Duca  di  Sassonia  Blettore  /  Musico  di  Camera.  /  Di  Dresda  Aiio.   1623. 

/.    Voi  eke  Vanima  mia. 
II.   Luei  beaie  e  belle. 
III.    Oncda  Amarilli. 


IV.    Vaghi  rai  luemte  stelle.    Aria. 
V.    0  DqnxeUa.    Aria. 
VI.   AT  alma  lua  bellex&a* 


VII.    Tu  parti  anima  mia. 
VIII    Tempesta  di  dolcexxa. 

IX.    Non  fuggir  fdlide-  betta.    Aria. 
X    Qtcesta  mia  aurora.    Aria. 

XI.   E  la  mia  pasioretla. 
XII   Amarilli  mia  betta. 


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Das  Lobmadrigal  (Matrigdle  al  Signor  Auiore)  besagt  unter  anderm, 
daB  »die  artgen  Tone  des  treffiichen  Nauwach  so  sehr  die  adeligen  Ge- 
muter  erfreue,  daB  sie  ihm  die  hochste  Schatzung  eintriigen* ;  es  stammt 
von  einem  Christian  Ansorge  und  ist  nach  Form  und  Metrik  in  einem 
unglaublichen  Italienisch  abgefaBt.  Die  Widmung  an  den  Kurfursten 
G-eorg  Wilhelm  von  Brandenburg  hat  Wert  fur  die  Lebensbeschreibung 

1)  Kretzschmar,  a.  a.  0.  [und  in  der  eben  erschienenen  »Gesehichte  dea  Neuen 
doutschen  Lie  des «,  EL  Handbucher  IV«.    Red.] 


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Alfred  Einstein,  Ein  unbekannfcer  Druck  aus  der  Friihzeit  usw. 


289 


jSTauwach's:  sie  lelirt  ihn  als  einen  gebornen  Brandenburger  kennen  und 
scheint  anzudeuten,  dafi  der  K/urftirst  etwas  fiir  die  Ausbildung  Nauwach's 
getan  hat,  weshalb  ihni  auch  die  Erstlinge  der  Muse  seines  Schutzlings 
ziikamen  %  Der  Kurfurst  war  vielleicht  nicht  bloB  ein  Freund  des  "Weines 
und  der  Jagd,  sondern  auch  der  neuen  Kunst;  auch  Heinrich  Albert 
hat  dem  Fiirsten  ein  ungewohnliches  MaB  herzlicher  Verehrung  entgegen- 
gebracht2).  Man  darf  die  Frage  aufwerfen,  ob  irgendein  Zusammenhang 
in  der  Tatsache  besteht,  dafi  der  Brandenburger  oder  Preufie  Nauwach 
seinem  ursprunglichen  Landesherrn ,  und  nicht  seinem  Brotherrn  diese 
erste  Sammlung  des  neuen  Stils  in  Deutsehland  w'idmet  und  kurze  Zeit 
darauf  (1626)  der  Thuringer  Heinrich  Albert  die  Fahne  der  neuen  Kunst 
nach  Konigsberg  tragi 

Der  Titel  unserer  Sammlung  scheint  ziemlich  genau  einem  Titel  des 
Kapsberger  von  1612 3)  nachgebildet.  Er  gibt  keinen  volligen  Begriff,  da 
der  Inhalt  des  "Werkes  nur  zu  einem  Drittel  aus  Arien  besteht:    in  der 

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Widinung  spricht  Nauwach  genauer  von  Canzonettey  Madrigali  und  Arie. 
15  oder  20  Jahre  friiher  heifien  "Werke  dieses  Inhalts  Musiche,  eine  Be- 
zeichnung,  die  mit  dem  Durchdringen  der  neuen  Gattung  sowohl  zu  all- 
goraein  wie  zu  anspruchsvoll  geworden  war.  Unfafilich  ist  in  Nauwach's 
Inbaltsangabe,  welchen  Unterschied  er  zwischen  Canzonetta  und  Aria 
gemacht  haben  will.  Unter  den  zwolf  Stucken,  die  das  Ganze  der  Samm- 
lung bilden,  finden  sich  vier  ausdrucklich  als  Ark  bezeichnete  Stiicke, 
der  Rest  besteht  aus  Madrigalen.  Und  diese  Arie  gehoren  durchaus  dem 
neuen  Stil  an,  der  —  abgesehen  von  anderen  Verschiedenheiten  der  Form 
—  die  Arie  durch  reich  verzierte  Melodik  auf  eine  hohere  Stufe  heben 
wollte.  In  seinem  spateren,  deutschen  Werke  kniipft  Nauwach  dagegen 
wieder  deutlich  an  das  Tanzlied  des  16.  Jahrh,  an4), 

1)  *La  dtwtisstma  servith,  humilia,  &  sommissione,  con  laqual  io  adoro  c  riveriseo 
V.  A.  per  esser  tutto  nel  felicissimo  stto  Dominio  e  Staio}  m!  ha  mosso  ad  offerir1  e 
dedicarle  la  presmte  <mia  opreita  di  Canxonette^  Madrigali,  t&  Arie?  Cagione  verantente 
chc  pretend1  io  esser  fondata  nella  Natura,  e  comprobata  dalle  leggi  poliiiche ;  Oltra  ehe 
si  son"  trovaii  eerti  popoli,  i  quali  vedendo  di  chc  virtu,  forxat  e  consequent  a  fosse  il 
ealor  del  Sole  nel  produrre  e  malurar*  i  frutti  loro}  a  gara  gli&ne  conseerarno  le  pri- 
miiie,    .  . .  Di  Dresda  il  I  di  Gennaio  Vanno  CIO.  IO.  GXZIIL* 

2)  Kretzscbmar,  a.  a.  0.,  S.  Xlf. 

3)  Vgl.  Vogel,  Bibl.    L    387. 

4)  Man  vergleiche  etwa  dort  die  dreistimmige  Nmnrner  IV: 


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A-  mor    mir    hat    ge  -  nom  -men    die     Ed  -  le    Frey-heit  mein    etc. 


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oder  Nr.  XVI:  .JCompt  last  tins  ausspatmerm*. 


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290 


Alfred  Einstein,  Ein  unbekannter  Druck  aus  der  Fruhzeit  mm* 


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Da  Nauwach's  Sammlung  ein  "Werk  atrikter  Nachabmung  ist,  so  ge- 
winnt  die  Frage  nach  der  Herkunft  der  Teste  einige  Bedeutung. 
Leider  ist  es  nicht  bei  alien  Stucken  mbglich  gewesen,  diese  Frage  zu  losen.  ■ 

Von  den  Madrigal  en  sind  zwei,  Nr.  in  und  Nr.  VIII,    bcriihmte   und 
vicikomponierte  Dichtungen,  die  Nauwach  sowohl  einem  Musikdrucke  als  auch 
den  Ausgaben  der  Dichter  selbst  entnommen  haben  kann :   » Cruda  Amarilh* 
ist    der    Beginn   der   Liebesklage   des  Mirtillo    aus   G-uarini's   Pastor   fido, 
Aktl,  SzeneH;   »Tempesta  di  doleexxa*    ist  ein  Madrigal  Giovanni  Batttsta 
Marino's.     Der  Text  von  Nr.  VI   %J&  alma  tua  bellezza*    findefc  sicb  fast 
wortgetreu  in  den  Musiche  von  Lodovico  Bellanda,   Libro  H*0,  1610;  der 
von   Nr.  XII  *Amarilti  mia  bella«    in   den  Nuove  mitsiche  Giulio  Caccmi  s 
(1601).     Fur  die  iibrigen   vier  Madrigale    war  eine   musikalische   oder  poe- 
tiscbe  Quelle  nicht  ausfindig  zu  machen.     Von  den  Arie  gebt  der  Text  von 
X,   »Qimta  mia  Aurora*,  zuriick  auf  Francesco  Dognazzi's  Prtmo  Itbro  do 
varij  concenti.   1614.     Er  ist  dort  zweistimmig  komponiert  und   ansdriicklich 
als   Canzonetta  bezeichnet.     Nr.  IV,    » Vaghi  raU,   stebt  in    don   Canxomtte 
des  Bartolommeo  Barbarino  von  1616,  wo  es  als  Dichtung  Ottavio  Rmuc- 
cini's    aogegeben   1st;   in   der  —   sehr   unvollstandigen .  —  posthumen   Aus- 
gabe   der  Dichtungen   Rinuccini's   fehlt   es.     Fur  Nr.  V,    »0  donzella*    und 
Nr.  IX,   >Non  fuggir  Pillide  hella*    eind   die  Musikdrucke ,    die  Nauwaob  als 
Vorlage  gcdient  haben  konneh,  verloren.    Doch  finden  sicb  die  beiden  Teste 
in   einer    mehrbandigen   G-edichtsammlung,    die    ein    venezianischer   Verleger 
von    1618    ab   aus    den   monodiscben    Musikdrucken   seiner   Zeit   zusammen- 
stellen  lieC,  namlich  in  den  Bavcolte  di  hdlissime  Canzonette  Musicali,  e  mo- 
derne  ...  .   Per.il  Sig.  Hemigio  Romano,  ein  fur  die  Geschichte  der  musika- 
lischan  Boesie  in  der  Fruhzeit  der  Monodie  sehr  wertvolles  "Werk,  das  dariiber 
belehren  kann,  wieviele  kostbaro  Drucke  aus  dieser  Zeit  uns  nicht  mehr  er- 
balten  sind.     Auch  Rinuccini's   »  Vaghi  raU   ist  darin  anzutreffen. 

Nauwach  muB  demnach  eine  ziemlich  ausgebreitete  Eenntnis  der  ita- 
lienischen  monodiscben  Literatur  seiner  Zeit  besessen  haben.  Wo  ein 
Vergleich  mit  seinen  Vorlagen  zwanglos  moglich  ist,  wird  er  am  besten 
lehren,  ob  dem  deutschen  Eachahmer  gehmgen  ist,  die  Anregungen,  die 
ihm  seine  Vorbilder  boten,  zu  verarbeiten  und  daraus  einen  neuen  ktinst- 
lerischen  Organismus  aufzubauen;  oder  ob  die  Nachfolge  nur  eine  auBer- 

liche '  Aneignung  geblieben  ist. 

Fur  G-uarini's  » Cruda  A-mariM*  ist  zur  Vergleichung  mit  Nauwach's 
Werk  am  besten  die  Komposition  geeignet,  die  in  Sigismondo  d'Jndia's 
Musiohe  yon  1609  stebt  und  die  Nauwach  ganz  gut  zum  Vorbild  gedient 
haben  kann.'  Es  geniigt  die  beiden  ersten  Verszeilen  gegeniiberzustellen : 

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Sig.  $  India  1609: 


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292 


Alfred  Einatein,  Em  unbekannter  Druck  aue  der  Friihzeit  usw. 

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—  um  zu  zeigen,  ein  wieviel  reicheres  und  beweglicheres  Ausdrucks- 
material  dem  Italiener,  ein  Dutzend  Jahre  frtiher,  zu  G-ebote  steht,  wie- 
viel scharfer  und  leidenschaftlicher  er  die  Akzente  nimmt,  um  wieviel 
persB'nlicher  er  das  allgemeine  Schema  der  Sprach*-  und  Melodiebehand- 
lung  ausgestaltet  hat. 

Einen  anderen  Vergleich  gestattet  Nr.  VL  *AW  alma  iua  bellezxa* 
Das  hochst  gesuchte  Motiv  ist:  Auf  die  Ha?ide  der  Geliebtm.  »Deiner 
Schonheit  gleicht  alles,  was  in  der  Welt  wunderbar  schon  ist:  doch  alle 
WeiBe  iibertrifft  das  Elfenbein  DeinerHand.  Und  im  Anschaun  dieses 
Schimmers  beruhigt  sich  mein  Herz,  denn  es  schlieBt  von  ibm  auf  den 
Schiminer  Deiner  Treue.*  Auch  hier  ist  die  Uberlegenheit  des  Vor- 
bildes  bei  Lodovico  Bellanda  ganz  zweifellos.  Bellanda  stellt  sein  Stuck 
auf  schlicbte  und  feine  Deklamation,  geht  sparsam  mit  Koloraturen  um, 
und  verleiht  dem  ganzen  durch  wohlabgewogene,  sinngemaBe  Wieder- 
holungen  Kundung  und  Gesebiossenheit  Nauwaeh  dagegtin  singt  das 
Madrigal  .in  einer  gleichmaBigen  Mischung.von  Deklamation  und  will- 
kurlicb  angebrachter,  unorganischer  Koloratur  durch:  er  sucht  den  G-e- 
dankengang  so  wenig  zur  Geltung  zu  bringen,  dafi  der  Zweifel  bereclitigt 
ist,  ob  er  ihn  erfaBt  hat.  Bellanda's  Madrigal  ist  nichts  weniger  als  ein 
Meisterwerk ,   aber  immerhin  ein  gefiiblter,  lebendiger  Organismus.     Bei 

aller  PrimitiYitat  im  Harmonischen  fehlen  doch  nicht  einige  fesselnde 
Wendungen,  und  auch  rhythraisch  klafft  keine  leere  Stelle.  Bei  Nauwach 
herrscht  nicht  bloB  harmonische  Armut  und  Unsicherheit.  sondern  gibt 
es  sogar  einige.  besonders  widrige  Stellen,  wie  die  zweimal  vorkommende 
Kadenz  Es — C  —  F,  die  jede  klangvolle  Stimmfiihrung  der  rechten,  impro- 
visierenden  Hand  vereitelt.  Die  Koloraturen  lahmen  die  rhythmische 
Bewegung  fortwabrend;    der  melodische  Zierrat  am  SchluB  ! 


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erinnnert  lebhaft  an  Beckmesser's  Lautenpraludium. 

Bei  Marino's  *Tempe$ia  di  dolcexzu<3  Nr.  VIII,  mufi  man  Nauwaeh's 
Mut  oder  Naivetat  bewundern,  daB  er  sich  an  dieses  Madrigal,  den  Aus- 
druck  ziigelloser  Liebesraserei  gewagt  hat,  flir  das  die  harmonischen 
"Dberscbwenglichkeiten  und  Kuhnlieiten  der  Venosa,  Monteverdi,  Schiitz 
gerade  ausreichen.  Es  gibt  eine  zweistimmige  Komposition  dieses  Madri- 
gals von  Marc'  Antonio   Negri   (1611),   die  den  Text    im    scterzhaften 


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Alfred  Einstein,  Ein  unbekannter  Druck  aus  der  Friibzeit  usw. 


293 


ginne  nimmt,  und  innerhalb  dieses  Gesamttons  voll  feiner  Ziige  1st. 
Xfauwaeh  erhebt  sich  urn  keinen  Grad  uber  die  mittlere  Temperatur 
seiner  Tonsprache.  Sein  AuBerstes  an  Affekt  leistet  er  in  Nr.  VII,  einer 
poetiscli  recht  minderwertigen  »Partenxa<\  da  versteigt  er  sich  zu  chro- 
matischer  Fiihrung  der  Melodie; 

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und  zu  scharfer  gewiirzten  Torhalten; 


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Am  besten  gelingen  ihm  unter  den  Madrigalen  die  anspruchslosestsa 
Vorwurfe.  Dazu  gehoren  die  zwei  erst  en  JSfummern,  beide  mit  dem  Motiv 
auf  die  schonen  Augen  der  Geliebten,  und  Nr.  XI,  ein  anmutiger  Text 
(Lob  der  Geliebten),  entschieden  das  beste  Stuck  unter  alien  Madrigalen 
der  Sammlung.  Das  Koloraturenwesen  wuchert  auch  Her  am  unrechten 
Platz,  aber  hat  auch  malerisehe  Funktionen  [gioco,  leggier  a7  venio)  vefoce, 
esee)>  Bemerkenswert  ist  die  reicli  verzierte  Wiederholung  der  SchluB- 
zeile,  weil  sie  dem  Sinn  und  der  Ausfiihrung  im  einzelnen  nach  auf  den 
italienischen  Musiker  deutet,  den  Nauwach  sich  zum  Yorbild  genommen 
hat,  und  von  dem  er  trotz  'seiner  reichen  Literaturkenntnis  nicht  los- 
gekommen  ist  Er  ist  leicht  zu  erkennen.  Diese  empfindsame  Dekla- 
mation,  in  die  kleine  Sequenzen  noch  ein  weiteres  kantables  Element 
tragen;    diese  typischen  schmachtenden  Ganz-  und  HalbschliiBe 


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diese  bewegte,  durch  sparliche  Imitationen  der  Sings tim me  belebte  BaB- 
fiihrung;  die  Auffassung  der  Koloratur  mehr  als  gesanglicher  Sehmiick 
denn  als  Ausdruck;  die  Beschrankung  des  Gesamtausdrucks  auf  ein 
mittleres  sentimentales  Pathos  —  das  alles  weist  mit  Bestimmtheit  hin 


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294  Alfred  Einstein,  Ein  unbekannter  Druck  aus  der  Friihzeit  usw. 


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auf  die  Ntiove  Mitsiche  Caccini's.  In  dem  letzten  Stuck  seines  "Werkes 
hat  Nauwach  denn  auch  ganz  offen  sein  Yorbild  verraten.  Denn 
nicht  nur  der  Text  des  Madrigals  stammt  aus  Caccini's  Musiehe,  aucli 
die  Komposition  ist  kaum  mehr  als  eine  Paraphrase  von'  Caccini's 
Madrigal  An  ein  Plagiat  HiBt  sich,  angesichts  des  Ruhmes  und  der 
Verbreitung  der  Nuove  Musiche  kaum  denken;  es  hatte  sofort  erkannt 
werden  miissen.  Nauwach  hat  zwar  von  Caccini  den  Gang  der  Modu- 
lation und  die  Grliederung  des  Ganzen  entlehnt;  aber  das  Schonste  bei 
seinem  Muster  hat  er  weggelassen:  die  feinsinnige,  wirklichen  Formensinn 
verratende  Koda  nach  der  Wiederholung  des  zweiten  Teiles;  —  wie  uber- 
haupt  seine  seltsame  Kopie  in  keinein  Zug  einen  Fortschritt,  eine  Ver- 
i einerung  bedeutet  Caccini's  Madrigal  ist  in  mehreren  Neudrucken  leicht 
zuganglich1);  es  geniigt  ein  paar  Stellen  der  beiden  Kompositionen  neben- 
ei  n  anderzus  t  ellen : 


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1)  Gevaert,  Les  gloires  de  V Italic 
Parisotti,  Arie  antiche^lAb.  IIii0. 


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Alfred  Einatein,  Ein  unbekannter  Druck  aus  der  Fitthzeit  us*w. 


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Man  sieht:  die  ganze  Komposition  ist  nicht  mehr  als  eine  »  Diminution* 
der  Vorlage;  sie  lehrt  deutlich,  was  Nauwach  atn  neuen  Stil  am  ver- 
standlichsten  war,  und  ihm  am  wichtigsten  diinkte:  das  passeggiare^  die 
Sangerleistung.  Die  Parallele  mit  den  deutschen  KoloHsten  auf  den 
Tasteninstrumenten  liegt  nahe. 

Das  Erfreulichste  in  Nauwach's  "Werk  sind  seine  Arien.  Auch  sie 
gehoren  dem  neuen  Stile  ganzlich  an;  der  frische  Geist  der  Kanzonette, 
des  Tanzlieds  ist  in  ihnen  nicht  melir  lebendig.  Aber  Nauwach.  hat  sich 
hier  so  ziemlicli  von  dem  aristokratisierenden  Caccini  und  seinen  hinken- 
den  Arie  losgesagt,  sicli  an  spatere  Modelle  gehalten  und  eine  natiirliehe 
und  ansprechende  Melodik  gewonnen,  innerhalb  deren  die  Koloratur  nicht 
bloB  auBerlich  aufgesetzt  ist,  sondern  in  der  melodischen  Linie  aufgeht 
Mit  der  vollstandigeri  Wiedergabe  einer  dieser  Arien  (Nr.  V)  sei  diese 
kleine  Studie  geschlossen. 


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Alfred  Einstein,  Ein  unbekannter  Druck  aus  der  Prflhzeit  usw. 


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[folgen  vier  weitere  Strophen.) 


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Mag  aueh  der  absolute  musikalische  "Wert  von  Nauwaeh's  Sammlurig 
gering  soin;  sie  ist  dennoch  ein  nicht  unwiehtiges  Glied  in  der  Entwick- 
lung  der  Monodie  in  Deutschland :  sie  vermittelt  den  Ubergang  ziir 
Monodie  in  deuischer  Sprache.  DaB  zum  mindesten  ein  Mann  wie 
Heinrich  Schiitz  die  Bestrebungen  Nauwach's  mit  Sympathie  verfolgte 
—  er  hat  es  durch  eine  Widmimgskdmposition,  die  er  den  deutschen 
Yillanellen  Nauwach's  mit  auf  den  Weg  gab,  bewiesen  — ,  wirft  einen 
Schein  von  Bedeutung  auch  auf  dies  vergessene  "Werk  eines  deutschen 
Musikers. 


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Arno  Werner,  Neue  Beitrage  zur  Scheidt-Biographie.  .297 


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Neue  Beitrage  zur  Scheidt-Biographie. 

Yon 

Arno  Werner, 

(Bitterfeld.) 

Durch  erst  kurzlich  aufgefundene  Briefe  und  andres  Nachrichtenmaterial 
soll  im  nachfolgenden  eine  Erganzung  meiner  biographischen  Abhandlung 
iiber  Samuel  und  Gottfried  Scheldt1)  geboten  werden. 

In  der  erwahnten  Arbeit  ist  die  Vermutung  ausgesprochen  2),  dafi  Scbeidt 
mitten  in  den  ersten  Kriegsunruhen,  also  1626  oder  1627,  in  den  Ehestand 
getroten  sei.  Diese  Annabme  bestatigt  .  sich  durch  einen  Eintrag  vom 
16.  April  1627  in  dem  Kirchenbuche  des  Dorfes  Wormlitz  bei  Halle.  Dieser 
besagt  »daJ3  .  , .  der  Ehrbare  .  .  .  Hcrr  Samuel  Scheldt,  Furstlicher  Magde- 
burgischer  Capellmeister,  und  die  Ehr-  und  tugendsame  Jungfrau  Helena 
Margareta,  des  Ehrbaren,  Ehrenmachtigsten  (?)  und  wohlgelarten  Herren 
Daniel  Kellers,  Burgers  u.  Rbatsverwandten  zu  Hall  hinterlassene  Tochter 
proolctmiret  und  copuliret  worden,  well  besagte  Jungfrau  sich  bei  dem  Pfarr3), 
welcher  Ihre  schwester  zur  Ehe  gehabt,  aufgehalten,  Ist  aucb  bei  gebaltener 
Copulation  und  Ehrentagen  nicht,  viel  "Wesens  gemacht  worden  wegen  des 
Kriegswesens.  «  Ein  Hinweis  auf  die  Vorebelichung  findet  sich  auch  im 
Archiv  von  St.  Moritz  in  Halle;  er  meldet,  daC  Samuel  Scheldt  >mit  guttem 
Wifien  und  verwilligung  des  pastoris  zu  Wormlitz  proclamirei  und  copuliret*. 
■worden  sei. 

Als  Scheidtscbuler  galten  biaher  Adam  Krieger  und  Zacbarias  Eckardt, 
von  welch  letzterem  der  Meister  in  der  Dedikation  seiner  »Lieblichen  Kraft- 
blumlein«  spricht.  Dieser  Eckardt  meldete  sich  1636  zum  WeiJJenfelser 
Organistendienst  mit  folgendem  Empfehlungsschreiben4): 

»Meine  freiindtliche  Dienste  ^iievorn.  Ernvebster,  Achtbar  und  Wohlgelabrter, 
besonders  gunstiger  herr,  liebey  werther  Freflndt. 

Demsclben  kan  ich  unvermeldet  nicht  lassen,  wie  das  der  Herr  Obriste  Mizlaff 
einen  seiner  mwicorum  mit  nahnien  Zacharias  Eckardt,  so  einen  guten  Orga- 
nisim  und  Co?nponisten  giebet,  unndt  ist  Herrn  Samuel  Scheidts  discipel  ge- 
wessen,  biss  ahnhero  bey  seinem  Regimendt  gehabt,  welcber  aber  sich  lenger  dar- 
bey  auffzuhalten  nicht  gesinnet,  Boodern  sich  nach  anderer  gelegenheit  umbzuthun 
Vorhabens,  Inmaasen  Er  vornommen,  dass  der  Organista  zu  Weissenfels  verstorben, 
deswegen  er  mich  weil  er  unbekandt,  ihme  bey  dem  berrn  zu  reeommmdiren  bitt- 
lichen  ahngelanget. 

Wan'  mihr  den  wissendt,  das  ermelter  Eckardt  in  der  Qrgamsim  Kunst  mit 
lobe  bestehet,  der  herr  auch  ihme  zu  den  verledigten  Organisten  Dienste  befdrder- 
lich  sein  kan,  also  das  Ich  ihme  solches  zu  verwegem  nicht  gewust,  als  ist  aha 
den  herrn  mein  freundtliches  bitten,  Er  wolle  sich  doch  mehrgedachten  Zacharias 
Eckardten  befohlen  sein  lassen,  undt  ihme  zu  dem  Organisten  Dienste  zu  WeiBen- 
felss  vor  andern  beforderlich  erscheinen.  Solches  wird  Er  mit  Danck  verschulden, 
unndt  ich  verbleibe  den  herrn  hinwied.  zu  alien  mtfglichsten  Diensten  jederzeit  willig. 

Datum  Dr5sigk  am  16.'  Oct.  1636. 

Des  herrn  jedzeit  dienatwiiliger 
Christian  Julius  von  Hoym.< 

1)  Sammelbande  I,  S.  401  ff.  ^  2)  g.  410.. 

3)  Der  damalige  Pfarrer  hieB  Joachim  Warmund. 

4)  Mitgeteilt  von  Werner,  Stadtische  und  Fiirstliche  Muaikpflege  in  WeiBen- 
fels,  Leipzig  1911,  Breitkopf  &  Hartel,  S.  32. 


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298  *         Anxo  Werner,  Nene  Beibr&ge  zur  Scheidt-Biographie. 

Nach  einem  ungliicklichen  Treffen  bei  Barby  hatte  sich  der  Oberst  Miz- 
laff  mit  den"  Besten  seines  kurslichslschen  Regiments  nach  Zeitz  zurtick- 
g-ezogen,  um  sich  wieder  zu  komplettieren,  Hier  kam  Jlckardt  mit  dem 
Herrn  von  Hoym  aus  dem  benacbbarten  Droyiiig  zusammen  und  bat  ihn  uni 
Furspracke  beim  Biirgermeister  zu  "WeiBenfels.  Damit  hatte  er  jedoch  hier 
ebensowenig  Gluck  wie  wenige  Jahre  nacbher  (1637)  beim  Rate  zu  Leipzig, 
den   er   vergebUch   um  Verleihung    der  Grganistenstelle  zu  St.  Ntcolai  bat1). 

Auch  der  spatere  Fiirstl.  Sachsische  CancelUst  Sebastian  M filler  in 
Weimar  hatte  Scheldt's  TJnterricht  genossen.  Er  'war,  nach  seinem  selbst- 
gefertigten  Lebenslaufe2),  am  17.  Juli  1591  in  Weimar  als  Sohn  eines  Hof- 
schliefters  geboren  und,  nacbdem  er  beim  Hof organist  en  Daniel  Forwerg 
»sowohl  auf  der  Orgel  als  den  Instrumenten  und  Glavichordio  gute  fimida- 
meriia  geleget,  hat  er  sich  Anno  1612  nacher  Hall  in  Sachsen,  um  bey  dem, 
zur  selben  Zeit  sehr  beriihmten  Erz-Bischofflichen  Magdeb.  Ho  ff-  Organ  isten, 
Herrn  Samuel  Scheiden,  in  beriirter  Instrumental-iYttsic  etwas  welter  und 
dieselbe  aus  dem  Grunde  zu  erlernen,  gewendet,  bey  welchem  er  gleichfalls 
in  die  zwey  Jahre  verblieben*.  Er  hatte  dann  in  Jena  studiert  und  sich 
spater  »auf  die  Schreiberey  geworfen,  weil  die  Musilc  duron  den  Krieg  in 
Decadence  geraten*   war5), 

Im  Hinblick  auf  die  Angaben  Opel's4)  hatte  ich  die  Gewifiheit  ausge- 
sprochen,  Scheidts  Nachfolger  Samuel  P  o hi  e  set  1679  gestorben 5).  Das 
trifft  nicht  zu.  Die  wecbselvollen  Schicksale  dieses  Kapellmeisters,  der  in 
den  kursiichsischen  JTebenlanderi  von  einem  Hofe  zum  andern  wandern  mufite, 
sind   in   dem  oben  angefuhrten  "Werke  uber  WeiBenfels fi)  genauer  behandelt. 

Moritz  Edelmann  ging  1676  nach  Zittau,  wo  er  nach  vier  Jahre n  starb; 
er  hat  also  wohl  am  Hofo  des  ersten  Weifienfelser  Herzogs  in  Halle7),  aber 
nicht  in  der  Stadt  Weifienfels  selbst  gewirkt  8j. 

Von  der  Yerbreitung  der  Werke  Scheldt's  in  den  Kantoreien  gibt  ein 
Terzeichnis  von  Rautenstrauch  Aufschlufi9).  Die  dort  angefuhrten  Werke 
werden  aber  nur  an  wenigen  der  dort  angefiihrten  Stellen  noch  vorhanden 
sein.  Auch  die  Kantoreien  zu  Bifrterfeld,  Delitzach,  Laucha  und  WeiBenfels, 
die  Landesschule  Pforta10)  und  die  Hofkapelle  zu  Rudolstadt u)  besaBen  ehe- 
mals  Kompositionen  des  Meisters.  Teilweis  vorhanden  sind  sie  noch  in 
Gotha  (Herzogliche  Bibliothek),  Leipzig™),  Naumburg  (St.  Wenzelj  und  Saal- 
feld   (Realgymnasium) 13),     Herr   Prof.  Kinkeldey   (Breslau)   hatte  das  Gliick, 


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1)  Vgl.  Werner  a,  a.  0.   Beilage  II. 

2)  Leichpredigt  auf  Seb.  Miiller.     Gera  1674.    Bibl.  Gotha  D  III  7,  ft 

3)  Mfiller  starb  ara  23.  April  1673  in  seiner  Vaterstadt. 

4)  Der  Musenhof  zu  WeiBenfels.    Beiblatt  zur  Magdeb urge r  Zeitung  188S,  Nr.  52 
und  53. 

5)  Sammelbande  I.  S.  430. 
fi)  S.  60-62. 

7)  Werner,  Muaikpflege  in  WeiBenfels,  S.  62. 

8)  Sammelbande  a.  a.  0.,  S.  430. 

9)  Lather  und  die  kirchliche  Musik  in  Sachsen,  Leipzig  1907,Breitkopf  &  Hartel, 
S.  322—323. 

10)  Alfces  Notenverzeichnis   in.  der  Schulbibliothet    Vgl.  hierzu  Saaimeibando 
VIII.  S.  538. 

11)  Erlebach-Katalog  im  Geh.  Staatsarchiv. 

12)  Wustmann,  Muaikgeschichte  Leipzigg,  1909. 

13)  Das  Quellenlexikon  kennt  die  hier  angefuhrten  Fun  dor  te  nicht,  ausgenommen 

Leipzig. 


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Arno  Werner,  Neue  BeitrUge  zur  Scheidt-Biographie.  299 

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einem  Sammelbande  der  Bibliothek  zu  Gotba  eine  bisber  unbekannte 
Kom position  Scheldt's  zu  entdeeken. 

Zu  den  beiden  Meistem  Samuel  und  Gottfried  Scheidt  gekort  no  ah  ein 
dritter  Bruder  namens  Christian.  Auch  er  schlug  die  Musikerlaufbahn  ein 
und  hatte  sicher  gleichfalls  den  TJnterrichb  seines  Bruders  Samuel  genossen, 
2)ertTJm  stand,  dafi  er  zu  der  2eit,  wo  Samuel  und  Gottfried  liingst  in  Amfc 
und  "Wurden  waren,  noch  ein  musices  instrum.  ntud*  war  (1626),  legt  den 
SchUifi  nahe, '  daG  er  der  jtingste  der  drei  Musiker  namens  Scheidt  wan 
GJleich  seinen  Briidern  hatte  er  die  Organistenkunst  erlernt  und  sich  daneben 
<les  Xnstrumentenspiels  befleifligt.  Yielleicht  war  er  im  besonderen  Trom- 
nefcer;  wenigstens  widmete  er  dem  Kate  zu  Frankenhausen  eine  Motette  mit 
drei  Sfcimraen,  denen  sich  zwei  Clarinen  zugesellen. 

Beim  Ausbruch  der  Kriegsunruhen  1625/26  finden  wir  den  jungen  Scheidt 
in.  dem  St&dtchen  Alslebexi  an  der  Saale.  Neben  der  Pfarrkirche  findet  sich 
do rt  in  dem  vorstadtahnliehen  »Dorf  Alsleben*  ein  »Domf.  "Wie  wir  aus 
JTachrichten  iiber  "Valentin  Hausmann  den  jungeipi  wissen,  war  der  Orga- 
nistendienst  beider  Kirchen  in  der  zweiten  Halfte  des  17.  Jalirh.  vereinigt. 
Er  war  jedenfalls  auch  wenige  Jahrzehnte  vorhcr  so  geordnet,  als  Christian 
Scheidt  Organist  war.  Wie  er  selbst  erklarte,  batten  ihn  die  Beschwernisse 
des  Kriegs  und  die  Sterbensgefahr,  d.  h,  die -1626/27  wutende  Pest,  aus 
seinem  Axnte  und  Vaterlande  .  vertrieben.  Er  lenkte  seine"  Schritte  in  das 
waldreiche  Thiiringen,  wo  er  sichrer  zu  wohnen  hoffte.  'Mit  seinem  Unter- 
halt  war  er  bis  zur  Erlangung  einer  Stelle  auf  die  Mildtatigkeit  der  Kunst- 
genossen  in  Stadt  und  Land  angewiesen  und  auf  die  Stadte,  die  sich  fiir 
dedizierte   handschriftliche   ICompositionen   mit   einer  »Vcrehrung*    abfanden. 

Bei  der  Bewerbnng  um  den  Organistendtenst  zu  Frankenhausen  am  Kyff- 
hauser  1606  Hatte  Johann  Baptista  Schwemmler,  der  vorher  fiinf  Jahre 
in  Colleda  gewesen  war,  seine  Mitbewerber,  unter  denen  sich  auch  der  be- 
riihmte  Orgelbauer  Heinrich  Compenius  aus  Halle  befand,  aus  dem  Felde  . 
geschlagen.  Nach  zwanzigjiihriger  Tatigkeit  war  Schwemmler  im  Herbst  1626 
mit  dem  Tode  abgegangen.  Um  den  nunmehr  erledigten  Organisteifdienst, 
der  hislier  mit  der  Obers tad tschreibers telle  vereinigt  gewesen  war,  bewarben 
sich  Johann  Biilzingk  (Pilznig,  Beltziegk),  der  seinem  Lehrer  Schwemmler 
his  »Tantzig«  nachgezogen  war,  und  Christian  Scheldt,;  Schwemmler  war 
nach  41/2Jubriger  Tatigkeit  in  der  Neustadt  zu  Eisleben  zwei  Jahre  Organist 
in  Kelbra  am  Kyffhauser  gewesen.  Seine  *gute  Hand*  befahigte  ihn  auch 
zum  Stadtschreiberposten  1).  Am  6,  Oktober  1626  schickte  Scheidt  dem  Kate 
ein  Dedikationsschreiben,  in  dem  er  seinen  Wunsch  nach  Erlanjninsr  des 
Organ  istendienstes  nur  andcutete. 

»Ehrenveste  Achtbare,  bochw.  wolweise,  wolgelarte  u.  insonders  wolverordnete 
herrn  burgermeister  u.  Ratsperaonen,  E.  wolw.  scind  raeine  bereitwielliege  Dienste 
jeder  Zeit  zuvorn  u.  warden  Dieselben  ohne  mem  weifcleufftig  erzelen  sich  gros-' 
giinstig  erinnern,  was  es  an  itzo  mit  meinen  lieben  vaterlande  der  Stadt  Halle  u, 
sonsten  allenthalben  der  Kriegs-  u.  Sterbensgefahr  vor  einen  muheselicfaen  Zustaiidt 
erlanget,  deswegen  fast  mennigliehen  in  Sorge  stehen,  n.  sich  u,  die  seinen  zu 
errettcn  u.  dem  unheill  zu  entfliehfln}  das  seine  vorlalSen,  undt  anderswo  seinen 
wesentlichen  auffenthalt  suchen  mussen;  Wan  dan  in  dergleichen  unfall  ich  auch 
aus  obangezogner  ursachen   auch    ge  rath  en  u.  meinen  Dienst  auff  eiue  Zeit  vor- 


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1)  Die  Nachrichten  fiber  die  Bcsetzung  der  Organiatenstelle  sind  dem  Rats- 
archiv  zu  Frankenhausen*  Fach  95—98,  entnommen. 


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300  Arno  Werner,  Neue  Beitrage  zur  Scheidt-Biographie. 

liche  Wochen  mich  retteriexen  miissen  u.  Ktimmerlichen  von  meiner  Kunst  lieb- 
habenden,  erhalten  werde,  u.  xnier  nicht  unbewust,  das  E.  Wolw.  der  musices  in- 
strumentalis  siudiosis  grosgiinstig  favorisiren:  Als  habe  Got  zuehren  u.  Deroaelben 
zum  gefaUen  Ich  dieses  gering  fiigige  muttetlein  von  3  Stimmen  Sampt  2  zuge- 
thanen  Trompeten  oder  Clarin  Componiren  u.  underdienstlichen  dediciren  undt 
zuschreiben  wollen,  mit  angeheffter  dienstfleisiger  Bifcfc,  solchea  von  mier  wolge- 
meinefc  anzunemen  u.  dero  gunstigen  Payor  u.  geneigter  beforderung  verfallcnder 
Occasion  nach  unbeschweret  mich  zu  wiirdiegen  undt  bevele  E.  Wolw.  gotlicher 
protection  u.  Schutz,  mich  aber  Deroselben  pairocinio  hiermifc  underdienstlichen  sub- 
mittierende 

Daium  Den  6.  Octobris. 

E.  Wolw. 

DienstgevL 

Ghristiamcs  Scheldt 

musices  inalrmn:  stud: 

u.  Organist  zue  Alsleben 

mp. 
Denen  Ehrenvesten  .  ♦ .  herrn  Bargermeistem  u>  Ratspersonen  ...  in  Franken- 
hausen  einzuhandigen.  ( 

praes.  d.  8.  8*"*.  ao  26. « 

Dor  Bat   iiahm   ihn    daraufhiu    in  die  Bewerberlisto  um  die  OrganiBten- 

■  ♦ 

etelle  auf  und  gab  ihrix  folgenden  Bescheid: 

>Wen  KQnfftig  ein  tag  zur  prob  wird  angesetzett,  sol  Supplicant  auch  dazu 
bescheid en  werden,  wer  alD  dan  das  beste  thun  undt  bestehn,  Mag  ds.  gliicks  unndt 
befodderung  gew.[3,rtig  sein].< 

.  Daraufhin  iibersandte  Scheldt  am  16.  Oktober  dem  Kate  ein  Empfehlungs- 

schreiben,   das  ihm  der  Organist  Johann  KrauG  im  sohwarzburgischen  Orte 

CHngen   ausgestellt  hatte,   ein  zweites  von  demselben  Verfasser  ging  Johann 

Scheidemantel  zu,  dem  furnehmen  Burger  zu  Frankenbausen,  und  ein  drittes 

richtete   Christoph    Tappe   aus    Clingen   an    die   schwarzburgischen   Kate   2U 

Fr'ankenhausen.     In    dem   erstgenannten  Schreiben    wird    der  Bewerber    »defi 

vornehmen  und  beriilimten  Herrn  Samuel  Seheits  Fiirstl.  Magdeburgischen 

Kapellmeisters  und   Organisten   zu   Halla   leiblicher   Bruder*    genannt.     Die 

andern   Zeugnisse    bestiitigen    dieee    Tatsache.     Der    geforderte    einmonatige 

Probediensfc  behagte  Schcidt  nicht;  er  drang  in  folgendem  Schreiben  auf  bal- 

dige  Entscheidung: 

»Ehrenveater,  Acbtbarer,  wohlgelarter  undt  Woblweiser,  groBgonstiger  Herr 
undt  FSrdever. 

Necbst  erbietung  meiner  gantzwilligen  Diensteeusersten  VermSgens,  wirdt  sich 
der  Her  ggSnatig  errinnern.  Das  Er  neben  seinen  Herren  Collegen  zwar  an  mihr 
begeret,  Einen  gantzen  Monat  mit  dem  Orgelscblagen  aufzuwartten,  Nuhn  wolte 
Meinen  groBgonstigen  Herren  Ich  diCfals  gerne  unterdienstlich  wilfabren,  Dieweil 
aber  an  andern  firttern  dergleichen  untersehiedliche  verledigte  stellen  undt  dienste 
sich  praesentiretot  Als  bitte  ich  dienstlicb,  der  Herr  main  groBgOnstiger  Forderer 
sein  undt  mich  so  lange  nicht  aufhalten,  Sondern  sich  mit  seinen  Herren  Collegen 
uriterreden  wolle;  ob  Ich  bey  lhnen  dienst  haben  k8nte  oder  nicht,  Und  damit  sie 
nicht  iibereilet  werden,  "will  ich  morgen  Sonnabends  undt  Sontages,  Iiebts  Gott, 
auch  ferner  brauchen  lafien,  rait  bitte,  mihr  nach  der  Sontags  Vesper  griindlichcn 
undt  gewiessen  Bescheidt  zu  geben,  undt  Inmittels  meine  wenige  von  Gott  ver- 
lihenen  Profectum  eigentlich  zu  observiren,  Solches  umb  den  Herren  zu  verdienen 
bin  ich  gantzwillig. 

Datum  den  3.  9»'<«-  626. 

GhrUtianus  Scheidt  mttsices  instrumentalis  sitidiosus  et  organisia 

von  Halle.    Mp.* 


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Arno  Werner,  Neue  Beitriige  zur  Scheidt-Biographie. 


301 


maBen,    einen   Stab    forder    setzen,   u.    wo    ich   zukomme,    an    sicher   Orte    bis- 
hero  etz.< 

RatsbeschluB: 

>Supplicanten  ist  diensfc  zugesagt  worden,  cum  c&nditione  das  er  sich  truneks 
enthalten  und  das  werck  gebuhrlichen  in  acht  nehmen  und  die  final  nicht  zu  Jang 
machen  solle.  Im  gegen  fal  wolte  E.  E.  Raht  Jed  Zoit  mit  ihm  enderung  vorzu- 
nehmeri  macht  haben.    Ao.  26  den  7^n  SMfc* 

Es  ist  auffallig,  daB  Scheidt  kein  Empfehlungsschreiben  von  seinem 
Bruder  beibringt,  sich  auch  selbst  nicht  auf  dieaen  beruft  Ebenso  erwahnt 
auch  Samuel  Scheldt  diesen  seinen  Bruder  niemals.  Das  gegenseitige  Ver- 
haltnis  kann  kein  freundliches  gewesen  sein.  Vielleicht  finden  wir „  den 
Schliissel  zu  dies  em  TJmstande  in  der  auffalligen  Bedingung  des  Rates,  daC 
Scheidt  sich  des  Trunkes  enthalten  solle. 

Christian  Scheidt  ist  jedenf alls  nicht  lange  in  der  neuen  Stellung  gewesen. 
Die  Akten  geben  ober  dariiber  koine  Auskunft.  Sie  berichten  nur,  daB  im 
Jahre  1640  der  Organist  Johann  Hase  das  Zeitliche  gesegnet  hat1). 

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Fur  die  Briiderkirche  in  Altenburg  hatte  Ludwig  Compenius,  »dea 
Thum-Capituls  bestalter  Orgelmacher «  zu  Naumburg  ein  neues  Orgelwerk 
gebaut.  Man  hatte  >Eybenstocker  Bergzinn*  zu  den  Pfeifen  genommen; 
fur  die  TTntertasten  sollte  indianisch  Pfundholz,  Ebenholz  oder  Buchsbaum, 
fur  die  Sernitoniis  Elfenbein  vorwendet  werden.  Das  grofi  angelegte  Werk 
hatte  bei  39  Registern  drei  Klaviero  und  kostete  gegen  1500  Taler.  Vogel- 
gesang,  Trommel  und  Tremulanten  (2)  fohlten  ebensowenig,  als  die  umlaufen- 
den  Sterne  mit  Zimbeln  (3),  Im  Jahre  1647  berief  man  Samuel  Scheidt, 
dessen  Bruder  Gottfried  in  Altenburg  als  Hoforganist  tatig  war,  zur  Priifung 
des  "Works.  Die  Art  und  "Weise,  wie  man  ihn  einholte  und  bewirtete,  laflt 
daraiuf  schlieBen,  daB  er  am  Hofe  wie  beim  Rat  das  groBte  Ansehen  genoB. 
"Wir  fuhren  einige  der  darauf  beziiglichen  Eintragungen  ini  Rechnungs- 
abschlusse  an2).  f 

»18  gr.  Jeremia  Landgrafen,  welcher  nacher  Halla  zu  Eerrn  Samuel  Scheiden 
abgefertigt  worden.    4. — 10.  November  1647. 

11  fl.  9  gr.  Dem  Herrn  Organisten  Michael  Kuhneln,  daB  er  bei  Hierseyn  des 
HE.  Capell  Meiatern  von  Halla  in  wehrender  Org'elbesehlagung  seinen  FleiB,  weil 
er  an  stadt  eines  fremden  darzu  auch  erfordert  worden3],  angewendefc. 

12  fl.  3  gr.  6  pf.  Christoph  Reibhandten  und  Eliae  SchleuBing  dem  Trumpeter, 
so  bey  abhokmg  des  Herrn  Capel-Meisters  Samuel  Scheidts'  in  Hia-  und  Herwega 
verehret  worden,  10.  bis  16.  November  1647. 

1  fl.  Jer,  Landgraf,  eo  nacher  Halla  . .  .  abgefertiget  worden,  umb  kundschafft 
wegen  eines  gewissen  Tages,  wenn  man  ihn  (Scheidt)  hat  sollen  abhohlen  lassen, 
einzuziehen.     11.  November. 

16  fl.  9  gr.  Dem  Salz  Simon4),  Christoph  Batterer),  Valent:  Grimer  ...  als 
welche  den  Herrn  Capell-Meister  von  Halla  uff  6n.  Horrschaft  groBen  Himmels- 
wagen  anhero  gefahren  uff  6  Tage  von  iedem  Pferden  den  tagk  18  gr.,  tut  fur  eine 
Persohn  5  fl.  3  gr.    16.  November  1647.  ?  " 

28  fl.  12  gr.  Dem  Herrn  Capell  Meister  zur  Yerehrung,  daB  er  sich  uff  Gn.  Herr- 
sehafft  und  E.  E.  Rahts  anhero  erhoben,  das  Orgelwerck  auff  die  Probe  gesetzt  undt 

beschlagen.     18.  November  1647. 


* , 


1)  Ratsarchiv.  Presentation  und  Bestallung  der  Organisten  1640—1710,  Nr.  3. 

2)  Altenburger  Ratsarchiv  XII  fVII.  v 

3)  Er  sollte  auch  darauf  sehen,  daB  der  Orgelbauer  die  »(fe/6eto«„bessere.  ' 

4)  Wohl  der  Fuhrmann,  der  sonst  das  Salz  von  Halle  besorgte.  '  '  .; 


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QQo  Vito  Eedeli,  «La  Molinarella*  di  Piceiimi. 

26  fl,  4  gr.  11  pf.  fur  Zelirung  uff  3  Tage  als  der  Herr  Capell-Meister  allbier 
geweaen  und  den  andern  Tagk  eine  Zusaminenkunfft  oder  Gasterey  angestellet 
wo  r  den,  worunter  sich  vornehmlieb  die  Herr  en  Geisttichen  befunden. 

10  fl.  18  gr.  vor  57  Kannen  Wein.  a  4  gr.,  vermoge   E.  E.  Rata  Sebenck-Zettel. 
Ifl.  3gr.   Uff  befehl  des  Herrn  CapeU-Meisters  meincm  Gesinde  zu  Trinckgeld 

verehret.  . 

9  fl.  3  gr.  HE.  Elias  Schle using  deui  Trom peter  zur  Zebrung  nffn  weg,  cla  ei 
den  HE.  Capell-Meister  wieder  nacb  Halla  convoiret.    18.  November  1647. 

15  fl.  9  gr.  Sale  Simon  und  seinem  gespahne,  welche  den  HE.  Capell-Meister 
mit  3  Pferden  wieder  nacb  Hause  geftibret,  uff  6  Tage  und  iedes  Pferd  den  Tag 
18  gr.    Den  25.  November  1647.« 

Man  scbeint  wenig  Freude  an  dem  Orgelbau  erlebt  zu  haben;  denn  erst 
•1656.   2  Jahre  nacb  Scheldt's  Tode,  wurden  die  Akten  dariiber  geschlossen. 


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cLa.  Molinarella »  di  Piccinni, 

Di 

Vito  Fedeli. 

(No  vara.) 

L'interesse  suscitato  nel  mondo  musicale  dal  rinvenimento  del  primo 
atto  d'un'  opera  comica  sconosciuta,  dubbiamente  attributa  a  Pergolesi, 
dal  titolo  II  Cavaliere  Ergasio  { V.  Sammelbande  der  I.  M.  G.  di.  Ottobre 
1910),  provocb  vari  articoli  e  qualche  polemica  au   giornali  italiani  e 

stranieri. 

Oltre  la  pubblicazione  in  Sammelbande  e  in  un  opuscolo  speciale 
(Novara,  tipografia  Gaddi),  io  arevo  scritto  in  un  articolo  della  Gaxzetta 
di  Novara,  riprodotto  poi  nel  G-iornale  &  Italia  di  Roma: 

«Leggendo  la  descrizione  scenica  conteauta  nel .  manoscritto  [vasta  cam- 
pdgna  con  molino  .  .  .)  e  la  canzone  di  Ciccone 

Gome  da  quel  molino 

41  grano  e  frantzcmato, 

sio  core  e  coniurbato,  - 

carina  mia,  per  te  . , . 

■ 

mi  venne  in  mente  cbe  1'  opera  potesse  ess  ere  una  delle  Molinare  (La  Bella 
Molinara,  La  Molinarella,  La  fthignaina)  musicate  nel  secolo  XVIEI  da  vari 
compositori  napoletani  (Tritto,  Piccinni,  Paisiello  ...).» 

E  dopo  aver  riferito  delle  infruttuosc  ricerche  fatte  in  alcune  biblio- 
teche  e  della  speranza  da  me  nutrita  che  da  altre  biblioteche,  alle  quali 
avevo  inviato  V  opuscolo,  potesse  venir  luce  completa  sulla  paternita,  sul 
titbio  e  sul  seguito  della  bellissima  opera  sconosciuta,  concludevo: 


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Vito  Fedeli,  «La  Molinarella*  di  Piccinni,  303 

H   J  qj    j  f    ^B 

«Ad  ogni  modo,  di  chum  que  siae  comunque  sia  effettivamente  infcitolato 
H  Qavalier&  Mrgasto  e  certamento  una  delle  piu  belle  opere  comiche  del  secolo 
decimottavo:  e  lavoro  d'  un  insigue  musicista  che  per  la  soavita  e  limpidezza 
melodica,  per  la  vivezza  della  eapressione  dei  vari  sentimenti,  per  il  brio  e 
la  vis  comica,  per  la  claasica  purezza  della  forma  non  pu6  essere  inferior© 
all'  autore  dello  Stabat  e  della  Serya  padrona.  II  rinvenimento  del  prezioso 
manoscritto  avra  giovato  cos\  a  ricbiamare  1'  attenzione  degli  studiosi  sopra 
una. delle  pia  interessanti  produzioni  della  gloriosa  arte  italiana  del  secolo 
XVIII;  produzione  forae  smarrita,  certamente  dimenticata. » 

Come  gia  ne  diedi  notizia  in  Zeitschrift  del  novembre  scorso,  le  mie 
prevision!  si  avverarono:  per  merito  di  Nicola  D'Arienzo,  il  colto  e  amo- 
roso ricercatore  di  memorie  storiche  della  scuola  napoletana,  si  pote  ac- 
certare  ckegli  esempi  musicali  del  Cavaliere  Ergasto,  ia  me  pubblicati 
corrispondevano  esattamente  a  La  Molinarclla,  di  Nicola  Piccinni,  opera 
comica  inedita  e  dimenticata  il  cm  autografo  conservasi  nella  biblioteca 
del  regio  conservatorio  «S.  Pietro  a  Maiella>  di  Napoli. 

Recatomi  in  tale  citta,  potei  —  per  la  cortesia  del  bibliofeecario  prof. 
Rocco  Pagliara  al  quale  rinnovo  ringraziamenti  vivissimi  —  collazionare 
con  1'  originale  la  copia  del  primo  atto,  da  me  rinvenuta,  e  trascrivere 
integral  men  te  la  partitura  degli  altri  due  atti. 

Credo  opportuno,  come  complemento  della  precedente  pubblicazione, 
dare  un  cenno  informativo  di  tutta  l3  opera. 

Non  occorre  ricordare  chi  fu  Nicola  Piccinni  (Bari  1728 — Passy  1800), 
il  grande  e  fecondissimo  compositorc  della  scuola  napoletana,  allievo  dello 
stesso  maestro  di  Pergolesi  (Durante),  celeberrimo  rivale  di  G-luck  a  Parigi 
nella  seconda  meta  del  secolo  decimottavo. 

La  Molinarella  venne  scritta  nel  1766,  cioe  nel  periodo  di  piena  ma- 
turity ed  efflorescenza  dell'  ingegno  di  Piccinni  e  venne  rappresentata 
nell'  autunno  dell'  anno  stesso  nel  teatro  Nuovo  di  Napoli. 

II  libretto  non  porta  alcuna  indicazione  del  poeta.    Eccone  il  fron- 

tispizio : 

La 

MOLINARELLA 
Commedia  per  Music  a 

da  rappresen  tarsi 
nel  teatro  Nuovo  nell'  autunno  di  quest1  anno  1766 

dedicata 

all  Eccellentissima  Signora 

D.  Marianna  Pignatelli  e  Branciforti 

de3  Buclii  di  Monteleone,  occ. 


In  Napoli 
MDCCLXVI    -    Per  Vincenzo  Mazzola     -     Vocola 

Con  liconza  de'  superiori 

20* 


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304'  Vito  Jfedeli,  «La  Molinarella*  di  Piccinni. 


it; 


Segue  una  lunga  e  insignificante  lettera  dedicatoria  sottoscritta  «Um., 
Dev.  ed  pblig.  servicL  vero  Gennaro  Blanchi>.  In  fondo  $I1&  pagina  delle 
«mutazioni  di  scena*  vi  fe: 

La  Musica  e  del  Signor  D.  (don)  Niccola  Piccinni 
Maestro  di  Cappella  Napoletano. 

I  personaggi  sono: 

Lesbina  (mezzo  soprano)  Lauretta  (soprano) 

Urania  (soprano)  II  Cavaliere  Ergasto  (ten ore) 

II  Conte  Sorboli  (soprano)  Ciccone  (baritone) 
Brunetta  (contralto)  Anselmo  (basso) 

•  Non   vi   sono    cori.     Alia   fine   dell'  opera    doveva   esservi   un   balletto  di 
chiusura. 

La  seen  a  6  nelle  vicinanze  di  Belfonte, 

L'argomento,  anche  nel  resto  dell'  opera,  corrisponde  a  quanto  scrissi 
nella  precedente  pubblicazione.  L1  azione  principale  b  data  dai  contrast! 
dell1  amore  di  Lesbina  e  del  Cavaliere  Ergasto,  contrasti  che  finiscono 
lietamente  col  matrimonio. 

■■  L  ' 

«I  strani  accidenti  —  cosi  nella  prefazione  del  libretto  —  che  succedono 
fino  all'  esecuzione  di  tal  matrimonio,  1'  equivoco  preso  dalla  Marchesa  Urania 
che  credo  infedele  il  suo  Conte,  le  angustie  di  Ciccone  ,  lo  acoprimento  di 
Lesbina  formano  il  soggetto  della  presente  commedia*. 

Tre  personaggi  ■ —  Brunetta,  Ciccone  e  Anselmo  —  parlano  in  dia- 
letto  napoletano  nel  libretto  e  nella.  partitura  autografa;  nell'  atto  da  me 
rinvenuto  tutti  parlamo  in  italiano.  II  manoscritto  dell1  Istituto  musicale 
di  Novara  doveva  essere  certamente  una  copia  preparata  per  V  esecuzione 
fuori  di  Napoli, .  con  traduzione  italiana  delle  parti  dialettali.  Ma  le  parti 
dialettali,  riccbe  di  locuzioni  e  d|imagini  proprie  del  piti  musicale  dia- 
letto  del  mondo,  libere  e  schiette  come  T  anima  stessa  del  popolo,  gio- 
vano  oltre  cbe  alia  significazione  del  carattere  dei  personaggi,  alia  varieta, 
al  risalto,  al  contrasto  coi  personaggi  nobili  i  quali  si  esprimono  sempre 
nello  stile  accademico  dell'  epoca,  con  frequenza  di  *Numi»  e  di  richi- 
ami  mitologici. 

La  verseggiatura  non  e  tra  le  peggiori  dei  libretti  dell*  epoca.  Ne 
diedi  gi^t  qualche  saggio. 

La  parte  comica  h  quasi  tutta  poggiata  sul  personaggio  esilarante  di 
Ciccone,  tipo  di  popolano  zotico,  semplice  {ma  non  interamente  stupido), 
pauroso,  anzi  vile,  ma  allegro  e  bonaccione  anche  quando  esce  dai 
gangheri. 

Nel  primo  atto,  quando  Anselmo  lo  eccita  con  insistenza  a  risponder 
qualche  frase  galante  a  Lesbina  destinatagli  in  moglie,  sotto  le  occhiate 
e  le  minacce  sommesse  d'  Ergasto,  di  Lesbina  e  di  Brunetta  egli  non  sa 
pitt  rendersi  conto  della  strana  situazione:  crede  che  quei  tre  siano  affetti 
d'isterismo,  e  scatta  alfine  gridando: 


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|f^'  Vito  Pedeli,  *La  Molinarella.  di  Piccinni.  305 


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■ 


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*  f  2 


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Jo  c/i  a$p*0  da  responnere, 

si  iutte  cca  paiesceno  ? 

Hanno  V  affelte  sterece 

quanta  ne  vide  cca. 
Si  to  m?  accosto  a  figlieta 

my  aglioitei)  ehitto  lid; 

si  tenqo  mente  a  figlieta 

me  sbrana  ckesta  cca; 

si  vao  per  parla  a  figlieta 

essa  me  fa  Ir&mrna. 
Che  baa11)  lo  piello*)  a  figlieta, 

a  te,  a  V  affette  ster-ece, 

a  me,  a  lo  matremonio 

e  a  chi  $v  voy  nz>or&4)f 

Piu  avanti,  quando  lasciatosi  sorp  render e  in  dolce  idillio  con  Brunetta, 
ha  ricevuto  da  Anselmo  una  buona  dose  di  legnate,  esclama  tutto  sbi- 

gottito : 

lo  dormo  . . .  o  sto  scetatoty?  . . . 

soy  bivo  .  , .  o  songo  mitorto?  .  . . 

$'  ommo  >  ,  ,  o  so*  de  pretaty? 

de  stucco  ...  o  so*  de  creta? 

La  capa^)  addove  sta? . . . 

Ahy  ca  r  affette  sterece 

Ma  V  hanno  fatia  gia ! 


E  quando  crede  che  ormai  per  iuiogni  cosa  possa  trasforinarai,  sempre 
per  cagione  degli  affette  sterece  (mali,  affezioni  isteriche) ,  •  conclude  col 
dire  a  Brunetta,  in  unr  aria  tutta  scintillante  di  grazioso  umorismo,  che 
d'  ora  in  poi  gli  afEari  egli/intende  farli  tutti  a  prova:cid  che  vede  vuole 
in  prova\  cio  che  sente  vuole  in  prova,  tutto  in  prova  egli  vuol  fare;  e 
se  deve  sposar  lei,  Brunetta,  vuole  prima  far  la  prova  . .  .  .se  fedele  essa 
gli  sia 


*    »    * 


La  musica  &  all'  altezza  della  fama  dell'  autore.    La  Molinarella  —  e 

qui   consiste  il  suo   peculiare   pregio    storico   ed  estetico  —  non  h  un? 

opera  buffa,  noii  £  una  derivazione  degli  intermezzi,  ma  una  vera  comedia 

musicale  in  cui  gli  episodi  sentimentali  e  drammaticf  si  alternano  o  anche 

predominano  su  quelli  comici.    L'  autore  .si  mostra  cosi  egualmente  abile 

e  felice  nel  trattare  e  nel  fonder e  stilisticamente  i  due  generi,  da  far  ri- 

pensare  ai  versi  apposti  al  suo  ritratto  nell3  antica  edizione  francese  delle 

sue  opere: 

Avee  une  grace  divinet 

tour  a  tour  comique  et  touohant^     . 

sHl  est  le  Moli&re  du  chant, 
il  n'en  est  pas  moins  le  Racine, 


, 


1)  inghiotte.  2)  vada.  3)  malaimo....  4)  ammogliare. 

6}  svegliato,  6}  pietra.  7)  testa. 


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306 


Vito  Fedeli,  «La  Molinarella*  di  Piccinni, 


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Ed  in  vero,  se  generalmente  le  melodie  della  Molinarella  sono  prege- 
voli  per  venust&,  soavita  e  vaghezza  musicale  propria,  per  ampio  sviluppo 
ideologico  e  per  tecnica  purissima?  sono  anche  maggiormfente  apprezzabili 
—  giova  ripeterlo  —  per  la  significazione  dei  piu  vari  sentimenti,  con- 
seguita  con  mezzi  i  piu  semplici  e  natural!  (spesso  con  una  specie  d5  ono- 
matopeia  musicale  del  discorso)  in  mirabile  armonia  con  V  euritmico  svol- 
gimento  del  disegno  sonoro. 

La  melodia  voeales  la  pura  e  bella  melodia  vocale  italiana  domina 
sovrana  in  tutto  lo  spartito  e  ne  costituisce,  al  certo,  il  pregio  principale; 
ma  anche  la  parte  strumentale  ri  £  trattata  —  relativamente  all'  epoca 
e  ai  mezzi  —  con  tale  accuratezza,  con  tale  ricchezza  e  varieta  da  con- 
tribuire  molto  alia  efficacia  lirica  e  descrittiva. 

Apre  T  opera  una  «3in£onia*  o  suite  strumentale  in  tre  brevi  tempi, 
II  primo  (Allegro^  in  (t)  ha  tutto  Y  andamento  elelle  ouvertures  classiche, 
con  un  largo  crescendo  alia  ripresa  del  tern  a  iniziale.  Bichiama  i  mig- 
liori  modelli  dei  grandi  compositori  posteriori.  XT  Andante  {m  %|  arieggia 
un  tempo  di  minuetto  graziosissimo  e  vaporoso  (Yedansi  le  prime  misure 
a  pag.  140  del  citato  fascicolo  di  Sammelbande).  II  terzo  tempo  {Allegro 
vivace ,  in  3/s)  d  molto  ritmico  e  incisivo. 

I  pezzi  di  canto,  intramezzati  sempre  da  recitativi,  sono  arie,  cavatine, 
canzonij  duetti  e  «finali»  a  varie  voci. 

Un  solo  recitativo  ha  V  accompagnamento  figurato  con  tutto  il  quar- 
tette d'  archi;  gli  altri  sono  secchL 

Pubblicai  gi&  nel  precedente  articolo  alcuni  esempi  musicali  del  primo 
atto;  ne  aggiungo  ora  altri  fra  i  pift  interessanti  di  tutta  1*  opera.  Mi 
limito  a  presentare  la  parte  essenziale:  lo  frasi  melodiche- 

II  primo  atto  comincia  con  questo  canto  d1  Ergasto : 


S* 


-v*a 


w. 


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Ergasto, 


Andanlino  sostenttio* 

sir- * 


ben.      mi  -  Oj 


se 


ne 


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J*- 


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ghi    a- 


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mo  -  re? 


non  far       tor  -  to  al    tuo  bel        co    -  re        col     ne- 


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Vito  Fedeli,  «La  Molinarella*  di  Piccinni. 


307 


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r     - 


mi  an  -  cor    pie  -   t&, 


no. 


-  ben       mi  -  o,  -     non  far 


tor-to  altuo  hel    co  -  re    col     ne     -    gar-mi,  col    ne    -     gar     - 


SES 


"* 


igg 


mi  an-cor  pie  -  i&.     col  ne-gar  -  mi  an  -  cor  .  ♦     pie  -  ta 


3     3      8      « 

b3 


Ecco  la  earatteristica  canzone  del  mugnaio: 

Andante. 


Ciccone.  ]&—, g— -^ £==P— ^ 


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-8- 


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t 


V-^- 


Co  -  me   cfa    lo      mo   -    li  -  no      lo       gra  -  no      fie  sfran- 


~>- 


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=►_#-.-*£-* 


r^tTT^ 


tu  -  ma,      sto      co  -  re     se    con  -   su  -  ma,      fa   -   tel  -  la 


mi -a,  pe 


'— -^ 


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sto      co  v  re     se    con  -  su  -  ma. 


fa    -   tel -la 


mi  -  a  pe . 


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fef^F?=M^E^b 


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te, 


fa   -  te]  -  la  mia    pe      te, 


fa   -  tel  -  la  mia 


pc 


te. 


«* 


L'  armonizzazione  ne  b  cosi  semplice  ed  evidente  che  e  superfluo  tra- 

scrirerne  il  basso  cantinuo. 
Aria  del  Conte: 


•ji. . 


■ 


* 


308 


Conte. 


Tito  Fedeli,  «La  Molinarella>  di  Piceinni. 


Allegro* 


Fra  -  tan    -    -    te         pe    -    -    ne,  od  -  di   -    o, 


^g=R=^bg 


&* 


Z^I 


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ggz^g^-^-g 


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li- 


ra 


sol  ...    m'a  -  van  -  za 


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7. 


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pla-  ci  -  da  ape  -  ran  -  za? 


di      pla 


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ae=^^E 


-? 


-   .  ci  -   da      spe- 


« 

5      . 


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-T 


ran  -  za        che      di  •  ce,      ■  che      di  -  ce  a  ques  -  to 


cor 


che 


8         2        4   3        2  8 


-■- 


' 


•    fi  -  do  h    Pi  -    dol      mi  -    o, 


che     mai    non 


_ 


can  -  gia  a  -  mor. 


V 


Quest1  aria  che  comincia  in  modo  si  patetico  ha  il  torto  di  terminare 
con  una  serie  di  fioriture  melisniatiche  dovute  forse  alle  esigenze  dei 
virtuosi  dell'  epoca. 

Nell' aria  di  Ciccone  *Io  ch' aggio  da  responnere*  b  assai  rimarche- 
vole  questo  parti colare 


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EtiJ--*     " 


m**-"^ ' 


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*;*«.  . 


Vito  Pedeli,  <La  Molinarella*  di  Piccinni. 


>     * 


309 


Allegro.      m/ 


Ciccone.    jJEBJEtSE p^1 


I  - — - — -^b—a— b 


5C=t?: 


-fp — i 


£— te 


£* 


Si     io    m'a-cos-to  a      fi-glie-ta,  m'agliot-te  chil-  lo 


llkt       se  ten  -  go  mente  a      fi  -  glie  -  ta,    xae  sbra,  -  na   ches  -  ta     ca 


•   • 


-* 


Quando  Anselmo  sorprende  Ciccone  —  promesso  sposo  di  sua  figlia 
J-  in  intimo  colloquio  eon  .Brunetta  (vedasi  per  la  rausica  del  duettino 
a  pag.  147  di  S.),  gli  scaglia  furibondo  l'invettiva: 

Allegro  presto-  .-  //+.      =>"      ~_ 


Tl 


Anselmo* 


p. 


m 


i 


±=± 


±= 


Fae  -  cia     da      ne  -  ga       de  -  bi  -  ti! 


In  queste  poche  note,  sovrapposte  abilniente  alia  continuita  della 
trama  ritmico-melodica  strumentale,  non  vie  la '  massiina  naturalezza  di 
accento  e  di  dizione?    B.'  una  vera  onomatopea  musiGale  del  -linguaggio 

napoletano. " 

'     Nel  seeondo  atto,  Brunetta  ci  si  palesa  in  tutta  la  sua  furberia  biri- 
china  con  un5  aria  piena  di  vivezza  e  di  grazia: 


■* 


- 


•■ 


4  I   »m 


•   * 


Brunetta.  > 


Alegro  moderato* 


* 


«• 


Am  -  mo -re  a   le  . . .     fi  -  glio  -  le      che  atan  -no  -  nriammo- 
v_ 


—  -pi 

■ 


ra-te,  le    da-ce      eier    -te   sco-le,    le    mpa-ra   cier-te  stra- te  che 

* 


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a=fX^sa=^^ 


nz6  dd  vonno  arri-va-no, 


.r  ,  ^  •  ^ 

TT  1 1  ,r     f 


ar-  n-va-no 


■ 


sen  -  za  dif-  fi  -  cur- 


310 


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Vito  Fedeli,  «La  Molinarella*  di  Piccinni. 


i 

da.       E    l'uonmiene  se  ere-  dono  ca        lo  -  ro  schifc  to     pen  -zano,  ca 


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loro  schitto  pen  -  zano 


ca  tutto  san-no     fa,  tutto     tut-to  aan-no      fa; 
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i^= 


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Canzonetta  «contro  amore»: 


Andantino. 


II  Conte. 


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te     sem  -  pli    -    cet    ->   te, 


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emc. 


7i       -      -       VBV 


lie   -    te      se 


vo 


- 


-   le  -   te,         non   se   -  gui  -  te 


ilp3=SifcEs5§i 


g& 


ma 


If     W     ¥ 
fag    -     gi  -  te     il    mal 


yf 


va  -  gio    e    cru-do  a  -  mor. 


t 


53      "    * 

va.  -  gio    e    cru-do  a  -  mor     il    *nal 


- 


■* 


Non  6  questo  un  piccolo  gioiello  f ulgidissimo  ? 
Qualche  passo  <T  imitaxione: 


II  Conto 


Lesbina 


Anselmo 


Vito  Fedeli,  «La  Molinarella*  di  Piccinm 


Andante. 


311 


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che  fi  -  glia    be  -  ne  -   det  *  ta! 


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det  -  ta:    che    vir  -  tu  -  de,    che    bon  -  ti! 


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che    ber  -  tu  -  te,    che    bon  -   ti! 


pie. 


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Quando  il  Confee   ordina  ad  un   servo  di   bastonar  Ciccone,    questi, 
sopra  un  ritmo  dei  Yiolini,  che  sembra  il  sussulto  nervoso  di  chi  e  basto- 


I 

i 


r 


* 


312 


Vito  Fedeli,  «La  Molinarella*  di  Ficchini. 


■ 


nato,  ha  frasi  interrotte  in  cui  implora,   impreca  e  si  lamenta  con  in 
superabile  Yerismo: 

Allegro  moderato. 


Ciccone. 


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Chia  .  .  r 


a  -  spet-ta, 


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fuss    ac  -  ci  -  so ! 


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Cel-len-zia      mi- a,  cbesta     mo  h  na  por-ca- 


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eel*  len -zia     mi- a,  chesta   in6  h  na  por-ca  *  ri  -  a!    ■ 


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Chiano  .  ,   . 
P.'  .       /: 


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as   -   pet-ta  ...  fuss'  ac  -  '  ci-so! 


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1  fuvSB1  ac    -    ci-so!  (com1  6        brut-to     sto  stra  -  vi  *  so!) 


Fnss'.  ac- 


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fuss*  ac  -'  ci-so!      Ac-cel  -  len-  zia, 

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ac  -  eel  -  len  -  zia 


■  ■■■ 


w=t 


T 


Vito  Fedeli,  «La  Molinarella»  di  Piccinni. 


313 


* 


t 


6=6^=3 


l 2 J 

rai  -  a,  ac-cel  -  len-zia   mi -a    pie   -  ta.    Fuss*  ac   -    ci  -so! 

t  v 


t 


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* 


m 


Ac-cel  -  len  -  zia    mi -a,       ac-cel  -  len-zia  rni-atpie-  t&,  ac-cel- 


e 

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3       3 


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len-zia  mi  -  a,   pie  -   t&, 


ac-cel   -  len-zia  mi-a  pie  -  tl! 


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■ 


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m 


3 


m 


f 


Com*  6  naturale  ed  efficjice  quel  grido  di  pietli  sul  fa  acuto,  col  salto 
di  settima  ascendente! 

Aria  di  Lauretta  {la  caraeriera): 


Allegro  moderate. 


Lauretta. 


^^ 


Yorre-i  an  -  ch'i  -  o 


cas  -  car  nel  -  ma-re 


se  Ti-dol 


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5 


1 U    LJ 


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ma     -     o 


corres-se  a     da    *     re 

■ 


aoccor-so      su-"bi-to  al  mio  pe- 


m 


A t*i 0 


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314 


Vito  FedelL  «La  Molinavella*  di  Piccinni. 


ri  r. 


„     0     0     0— P-»^j* m — 0 j • 


T*- 


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vorrei  an  -   ch'i  -  o    cas-car  nel       ma  -  re 
^L^Ji ,_       -&-& / 


-t==3=t? 


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l_U-U-U-= 


se  l'i-dol 

■ 


fejf— Hl-f^j 


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mi  -  o    cor-res-se  a 

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da  -   re 


*     »     > 


ifeE£ 


Hii 


■ 


Quest'  ultima  frase  sembra  ricordare  1'  aria  di  Zerlina  nel  Don  Gio- 

vanni  di  Mozart., 

Bcco  come  sono  resi  due  diversi  sentimenti  della  marchesa  Urania 

V  amoroso  sconforto  e  T  altero  sdegno,  il  furor  della  vendetta: 

■ 


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Urania. 


J.Wan£%?&>  sosi&miio* 


Fin 


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in     8ul  -  la     spon-da 

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se    -    -    gui  -  tb  .  .  . 


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mi-o,      ti        se    -    -    gui-ro; 


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Vito  Fedeli.  «La  Molinarella>  di  Piccinni. 


la       tor     -     bid'      on-da,       in  -  f e    -    li  -  ce,  in  -  fe- 

t=t=f=t=-JU— 1= 


§ 


li  -    ce      pas  -  se    -    ro  .  .  . 


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Urania- 


Allegro  -vivace. 

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di  -  ta  in     -    gan  -  na  -  ta? 


del    per  -  fi  -  do     in  -  de  -  gno.     Ven- 
P  f 


M 9. 


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¥EESS==E^ 


det-fca  ven-det-ta  fa  -  ro,        ven  -det-ta   ven-det-ta    fa  -  r6 


Quanclo  Ergasto  —  innanzi  a  testimoni  —  vuol  sposare  a  forza  Les- 
bina  all'insaputa  del  padre  di  lei5  essa  implora: 


Andaniino  sostenuto. 

L 


Leabina.  - 


e£ee£eee£ 


Ah 


se    ti    gui-da  a  -  mo  -  re, 


a- 


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CV*t  ifTr -~'1: 1 *■ 


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* 


316 


Vito  Fedeli,  «La  Molinarella*  di  Piccinni. 


*■ 


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^ 


EE=jc=;c 


ma-bil  mio    si  -  gno-fe, 


-p      p      p— p— ^ 
a  -  ma-  bil  mio    si  -  gno-re 


N£frp 


<  -fefe 


cresc. 


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las  -  cia  -  mi, 


la    -      scia  -  mi       per  . 


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Pi* 


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1 


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Dopo  il  matrimonio  clandestine),  Anselmo  riesce  a  ripnendere  la  figlia: 

Anselmo. 


Allegro  vivace  * 


Lesbina. 


-■ 


Lesbina. 


Ca  -  ro      pad- re!  Ca-  ro    cuor-no!  Deh   per- 

m 


• 


Axis. 


Lesb. 


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do-na!  Uh,  che  ta  -  luor-no. 

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fe£ 


In  -  no  -  cert  -  te        so  -  no,  od- 


Sr — t 


t 


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di  -  o,      in  -  no  -  cen- te        so -no.  od-di-o, 


Lo   ma  -  Ian   che 


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2 


G 


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4 


Dio    te      di  -  a;      via'com-  mi-na      e     no   par  -  la, 


e    no    par- 


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ps^r™ 


V1' 


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* 


" 


Vito  Fedeli,  «La  Molinarella»  di  Piccinni, 


Lesb. 


317 


Ans. 


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ia. 


Ques-tafe   trop-pa        cm  -  del  -   t&! 


Mo     no 


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tom-mo  •  lo     de     mo  -  le        io    te 

(denti) 

4»- 


fac-cio      cca  zoru  -p&! 


Leab. 


, 


< 


^Etei^^^^^ 


Ah,  to  -  glie-te  -  mi    la       vi  -  ta,    giu  -  sti    nu  -  mi    per  pie  -  ta, 
F>: J 


m 


M 


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isi 


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giu-  sti       nu  -  mi     per    pie  -  ta! 

3bh  V  * 


m. 


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Vi  -  a  cam  -  mi  -  na      e  no  par- 


Lcsb. 


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p: 


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la, 


e  no  par  -  la. 


All    to-  glie-te  -  uai    la 

P 


vi  -  ta .  .  . 


m 


■Pi. 


^ 


1 


Nel  terzo  atto  la  preghiera  al  padre  e  il  pi  auto  di  Lesbhia  sono 

■cosi  resi: 

Andantino  con  picciolo  moto. 


Lesbina. 


*r~* 


que  -  ete  a-ma  -  re       lag  *  ri  -  me 


non 


s.  a.  img.  xin. 


« 


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318 


Vito  Fedeli,  <La  Molinare11a»  di  Piccinni. 


< 


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muo    -    vo-no  il        tuo      cor 


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non     muo-TO  -  no    il    tuo 


b* 


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AS 


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1 


cor. 


J^^jSff^^EEEg 


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pas  -  aa  mi  il  petto  e  termi-na,  e       ter  -  mi-na      P  a- 


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bo    mio 


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a-  pri-  mi 


il       pefc-to 


termi-na, 


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fcor-mi-sa       Pa  -  cer 


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bo       mio  do  -  lor      Pa  -  cer  -  bo 


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do    -    lor! 


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Vito  Fedeli,  «La  Molinarella>  di  Piccinni. 


319 


Sorpresa   ed  agitazione  di  Anselmo    che   non  trova   piti  Lesbina    e 
Oiccone : 

Allegro  eomodo. 


Anselmo. 


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3EEE£EE?E£3; 


aofc  -  fca     son -go       fo  -  ju  -  te      tutt'     a       na      ■    bofc  -  ta      son- go     fo- 


— 


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ju  -  te    tutt'     a       na        bot  -  ta!  .  .  . 


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g 


p: 


1^1 


La  gemma  melodica  dpi  terz'  atto  6  qnest5  aria  d'  JJrania : 

Allegro  moderate. 


Urania,     p 


==3l=£=tZ 


Do-po    dei      tor-bi-di        si    pla-ca  il 


0 — »— y- — 


— y._. 
ma   -    ve : 


—0=-*. 


j2bp=wi=t= 


e>eee£ee* 


,« — 
Snug 


t^^y 


coI-Von-de     tre-mu-3e,    lie-to  n'ap  -  pa  -  re,    col  Von -de     tre-mii-le 


(Violin  i 


tre-  inu  -  le  • .    lie 


iH^^liE^^ 


to 


n  ap    -    pa-re; 


e     va-go  e 


?- 


splendi  -  do    si      mos-tra  :il  cieL     Do  -  po   dei    tor  -  bi  -  di      si    pla-ca  il 

21* 


* 


* 


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1 

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- 


"... 


:  ■ 


320 


Yito  Fedelij  «La  Molinarella*  di  Piccinni. 


ma    -    re:       coll'      on     -    de 


•■* 


tre  -  nm  -  le  lie  -  to      '  n'ap- 

(Violini) 

53 


pa  -  xe 


e      va  •  go  e    Bp]en-di  -  do, 


e      splen  -  di  -    do 


mos    -   trail         ciel. 


■ 


- 


Nel   duetto  ultimo   (Lesbina  —  Ergasto)  6  notevole  il  ^crescendo  ad 


imiiaxione : 


Lesbina. 


1 


Ergasto. 


LargheMo  con  moto. 


Ah  non  toglie-te,  o     De  -  i 

cresc. 


-4— U—4-4 


± 


t- 


*£ 


Ah  aion  togliete.  o    De  -  i 


Ah      non  toglie-te  o 


cresc* 


Ah    non  tog-lie  -  te  o        De  -  i,  da      noi  si     bel      pia    -    cer! 


De  -  i 


la    noi      si  bel   pia     -     cer...    si  bel  pia  -  cer! 


Infine  tutti  i  personaggi  festeggiano  Lesbina  divenuta,  oltre  che  sposa 
legittima  d'  Ergasto,  principessa  feudataria  del  luogo,  in  omaggio  .  .  .  alia 
morale  delle.  vecchie  comedie  che  esigeva  il  eostante  trionfo  finale  della 
virtu.    Un  brevissimo  assieme  di  tutte  le  voci  chiude,  giulivo,  1'  opera. 

Lo  strumentale  si  basa  .quasi  esclusivamente  sul  quartette  d' archi. 
In  pareechi  pezzi  sono  aggiunti  due  oboi,  due  trombe  o  due  corni;  le 
due  arie  di  Lesbina  hanno,  in  vece  degli  oboi,  due  flauti.  Gli  strumenti 
a  fate  vi  sono  usati  raramente  da  soli:  servono  quasi  sempre  di  rinforzo 
al  quartette;  spesso  il  quartette  ha  tre  sole  parti  reali,  suonando  le  yiole 
frequentemente  in  ottava  col  basso.    Ma  quanta  sapienza  nell'  uso  di  si 


-  A  • 


Norman  O'Neill,  Music  to'  Stage  Play 3. in  England. 


321 


scarsa  compagine  strumentale!  Nella  figurazione  degli.accompagiiamenti 
T  autore  e  quanto  mai  ricco,  vario,  ingegnoso:  non  butta  giii  accordi  e 
ritmi  a  caso  0  per  ottenere  soltanto  Peffetto  musicale  puro,  ma  da  ar- 
tista  padrone  assoluto  della  tecnica,  mostra  di  saper  piegare  la  parte 
strumentale  ad  ogni  significazione  descrittiva  dello  stato  d'  ammo  e  dell' 
ambiente  esteriore.  La  canzone  del  mugnaio,  ad  esempio,  b  accompag- 
nafca  da  un  bizzar.ro  ritmo  dei  violini  che  rende  —  in  un  certo  modo  — 
T  imagine  del  movimento  rotativo.  Vedasi  anche  il  <mormorio  del  rus- 
celletto»  nell'  aria  di  Lesbina  (pag.  145  di  S.)  e  le  lisdaiure  contenute 
neir  aria  di  Anselmo  «E'  la  femmina  come  la  gatta*  (pag.  143)  alle 
parole  <che  s1  alliscia».  Nell' aria  d' Urania  «Dopo  dei  torbidi»,  il  mare 
calmo  e  tremiilo  viene  descritto  da  una  figurazione  arpeggiata  di  terzine- 
nei  secondi  violini -che  ondeggia  lieve  e  uniforme  in  tutto  il  pezzo  -  .  ',  ' 

Dagli  esempi  riportati  si  puo  desumere  tutta  1'  importanza  e  tutto  il 
valor e  storico-estetico  dell'  opera  tornata;  jn  circostanze  s\  bizzarre, 
alia  luce.  * 


Music  to  Stage  Plays  in  England. 


By 

Norman  O'Neill. 

(London. 


6 

e 


In  England  more  than  in  any  other  country,  has  music  been  associated 
with  the  performance  of  stage  plays.  There  is  very  early  evidence  of  this. 
In  the  Miracle  Play  (1512)  the  ininstrels  are  asked  before  the  prologu 
;tto  do  their  diligence55,  and  at  the  end  "To  give  us  a  daunce."  '  Shakespear 
distinctly  relied  on  music  to  emphasize  particular  dramatic  situations.  About 
three  hundred  times  his  stage  directions  demand  the  employment  of  music. 
I  do  not  mean  references  "to  music  on  the  part  of  his  H characters" ;  these 
are  frequent,  always  correct,  and  often  jocular;  hut  actual  demand  for 
music7 — such  as  "Music  plays" — "Soft  music  within",    and  the  like.     M 


US1C 


during  speeches  occurs  seven  times.  Eighteen  times  a  march  is  required. 
Of  songs— catches — dirges — trumpet-music  and  hautboy-music,  countless  exam- 
ples are  to  be  found  in  the  plays.  In  "Hamlet"  what  could  he  more  effec- 
tive and  sinister  than  the  hautboys  playing,  probably  some  simple  folk  tune, 
before  the-  play  scene?  and  than  the  distant  blare  of  trumpets  which-  precede, 
the  lines  "The  king  doth  wake  to-night ,  .  .  .  and  as  he  drains  his  Rhenish 
down  the  kettle-drum  and  trumpet  thus  bray  out"  ?     Ophelia's  songs,  of  which 


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322  Norman  O'Neill,  Music  to  Stage  Plays  in  England. 

we  still  have  the  traditional  tunes,  and  the  snatches  of  song  by  the  gravedigger, 
each  make  their  own  particular  effect.  After  Hamlet's  death  we  have  a  march 
to  precede  the  entrance  of  Fortiiibrus — and  his  order  to  the 'captains  to  hoar 
Hamlet  away,  with  the  concluding  words  "and  for  his  passage  the  soldiers' 
music,  and  the  rites  of  war  speak  loudly  for  him".  In  "Antony  and  Cleo- 
patra", there  is  a  stage  direction,  for  "Music  of  Hautboys  under  the  stage". 
Antony  has  gone  to  supper,  and  the  scene  is  before  the.  palace  with  two 
soldiers  on  guard.  The  first  soldier  speaks:  "Peace!  what  noise? — Hark! 
music  i'th  air!— Under  the  earth",  and  so  on.  Shakespeare  never  intro- 
duces  music  without  good  reason,  and  will  usually  at  the  same  time  refer 
to  it  in  the  text.  Instruments  employed  in  Shakespeare's  time  in  the  theatre 
were,  as  far  as  in  known,  mainly  a  combination  of  stringed  instruments. 
Sometimes  flutes  and  hautboys  were  added.  Anything  more  in  the  direc- 
tion of  a  climax  of  sound  was  obtained  by  trumpets  and  drums.  Many  a  con- 
ductor in  our  smaller  provincial  theatres  to-day  has  less  than  this  at  his 
disposal.  It  is  most  unfortunate  that  none  of  this  instrumental  music  has 
come  down  to  us.  But  some  of  the  Elizabethan  songs  have  (carried  down 
with  them  the  tradition  of  their  original  tunes. 

Coming  down  to  times  within  the  memory  of  many  musicians,  I  would 
mention  Hatton's  music  written  for  Charles  Kean's  Shakespearean' and  other 
productions  in  the  "fifties".  These  were,  as  far  as  I  know,  the  first  productions 
of  modern  times  in  England  in  which  a  well-known  musician  of  the  day  was 
specially  engaged  to  write  special  muaic  for  a  play.  In  our  own  time  it  has 
become  a  regular  practice.  Most  of  our  composers  have  written  music  for 
plays  at  some  time  or  other.  It  is  to  Henry  Irving,  who  did  so  much  to 
improve  the  artistic  conditions  of  the  theatre,  that  we  are  indebted  for  this. 
He  saw  the  need  of  something  better  than  the  so-called  "hurries",  "tremolos", 
and  sentimental  hymn-like  tunes,  which  were  being  served  up  again  and  again 
in  our  theatres  to  an  easily  imposed-npon  public.  Irving  gave  commissions 
to  many  young  composers  of  his  day;  notably  to  Edward  German,  whose 
work  places  htm  in  the  front  rank  of  English  composers  for  the  theatre. 
Sullivan's  music  to  "Macbeth",  "The  Foresters"  (Tennyson),  and  "King 
Arthur",  was  all  highly  successful;  and  the  first  mentioned  contains  some  of 
his  best  work.  These  were  all  produced  by  Irving.  So  also  "Henry  V.UI", 
with  music  by  Edward  German,  Apart  from  the  well-known  and  charming 
dances,  this  last-named  work  contains  some  of  the  most  successful  and 
characteristic  music  ever  written  for  our  theatre.  German's  style  lends  itself 
particularly  woll  to  this  form  of  composition.  Many  of  our  other  composers 
have  also  written  music  for  plays;  notably  Elgar  ("Grama  and  Diarmid"), 
Parry  ("Hypatia"),  Stanford  ("Beclcet",  "Queen  Mary",  &c),  Mackenzie 
("Kavenswood"  and  "The  little  Minister"),  Coleridge- Taylor  ("Herold", 
"Faust",  &c). 

Eor  the  purposes  of  this  paper  I  would  classify  music  for  the  theatre  under 
three  heads. 

The  first: — Incidental  music — which  may  or  may  not  be  specially  composed 
for  the  play. 

The  second: — Extracts  and  interlude  music. 

The  third: — Music  which  is  specially  written  for  a  play,  and  which  is  an 
essential  part  of  the  production. 

The    term    "incidental   music"    is    sometimes,    and   correctly,    applied   to 


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Norman  O'Neill,  Music  to  Stage  Plays  in  England.  •  323 

marches,  dances,  and  songs  which  are  incidental  to  the  action  of  the  play: 
but  it  is  also  applied  to  what  is  called  "Mclodrame" ;  that  is  to  say,  to 
nnistc  which  accompanies  the  dialogue  and  reflects  the  feeling  and  emotion 
of  the  spoken  lines.  Tinder  this  heading  falls  such  music  as  we  hear  with 
melodramas  and  dramas  of  the  old  school,  as  "The  Lyons  Mail*1,  "The  Bells'3, 
"The  Corsican  Brothers",  and  in  the  Lyceum  dramas  and  provincial  dramas 
of  to-day.  Here  the  music  usually  accompanies  the  most  sentimental  passages 
in  the  play?  and  plays  a  part  similar  to  that  of  the  limelight  man,  following 
the  hero  and  heroine  obstinately.  Bat  the  villain  too  will  also  have  his 
tremolo  to  help  him  on  his  evil  path.  This  type  is  usually  most  primitive 
in  construction.  It  usually  consists  of  an  eight-bar  phrase,  repeated  ad 
libitum  during  a  speech."  And  this  proceeding  will  take  place  many  times 
during  an  evening,  so  that  the  phrase  is  very  often  heard  forty  or  fifty  times 
during  a  play.  Its  use,  if  it  can  be  so  called,  is  usually  to  remind  the 
audience  of  a  previous  situation.  "When  the  hero  lies  in  prison,  for  instance, 
memories  of  the  "old  home"  and  his  first  meeting  with  the  heroine  are  called 
up,  and  of  course  the  old  tune  recurs  too.  I  need  hardly  say  that  both 
drama  and  music  of  this  class  have  no  great  artistic  value.  The  music  is 
simply  called  in  to  bolster  up  the  weakness  of  the  drama.  It  is  used  to 
stimulate  tho  imagination  of  the  audience,  and  to  help  the  actor  in  what 
for  him  might  be  some  rather  dangerous  moments.  It  is  supposed  to  be 
easier  for  an  actor  to  "hold"  his  audience  under  these  conditions,  than  it 
is  when  he  has  to  do  all  the  work  himself  This  is*  I  believe,  one  of  the 
reasons  why  this  type  has  survived  so  long.  I  do  not  think  audiences 
particularly  care  for  it,  for  I  have  a  high  opinion  of  the  theatre  puhlic;  it 
is  the  actor  who  clings  to  this  tradition  of  melodrama.  Luckily  we  do  not  get 
much  of  it  in  our  first-class  theatres,  hut  if  one  goes  to  the  London  suburbs 
and  the  provinces  one  will  still  find  it,  and  I  am  afraid  it  will  die  hard. 
Particularly  barbarous  is  it  when  some  well-known  melody  is  taken  and 
misused  ad  libitum  in  this/way. 

But  I  do  not  wish  to  imply  that  music  of  this  kind  is  devoid  of  all  merit. 
I  will  quote  two  well-known  plays,  "The  Only  Way"  and  the  "Corsican 
Brothers".  The  music  to  the  latter  has  become  almost  traditional  with  tho 
pit  and  gallery,  .and  I  have  heard  them  sing  the  famous  ghost  theme  with 
the  orchestra.  This  is  not  a  great  melody,  and  has  no  particular  musical 
value,  but  it  certainly  fits  the  situation.  Very  much  of  the  same  type  is 
the  music  to  "The  Only  "Way",  which  as  a  means  of  welding  together  the 
action  has  undoubted  value,  and  the  short  preludes  and  incidental  numbers 
are  always  appropriate  enough  in  their  way,  fc  s  % 

Under  the  heading  -of  Entr'acte  music  one  may  put  music  which  is 
played  between  the  scenes  and  acts  of  plays,  and  which  does  not  accompany 
the  action  of  the  play.  There  may  be  no  call  for  music  during  a  play, 
but  it  may  still  be  necessary  to  have  music  during  a  quick  change  of  scene. 
Effective  and  suitable  music  between  the  scenes  can  be  of  artistic  value' 
if  there  is  an  entire  change  of  sentiment  from  the  one  scene  to  the  other, 
the  music  can  in  more  ways  than  one  fill  up  the  gap/ 

In  many  theatres  the  entr'acte  music  is  very  properly  kept  more  or  less 
in  keeping  with  the  play.  Thus  we  have  in  a  serious  play  music  of  tt  more 
or  less  serious  nature,  and  in  a  light  comedy  music  of  a  lighter  nature.  Some 
people  hold    however    quite  the  opposite  .  view,   and  think  that  the  entr'acte 


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324  Norman  O'Neill,  Music  to  Stage  Plays  in  England. 


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music  should  be  in  direct  contrast  to  the  play,   the   idea   being  to  keep  up 
the  spirits  of  the  audience. 

The  experiment  has  been  tried  of  having  quartets  and  quintets  by  the 
great  masters  played  as  entr'actes  in  some  theatres.  Personally  I  can  '  see 
no  advantage  therein.  In  the  first  place,  music  of  this  kind  is  utterly  out 
of  place  in  a  theatre.  The  quartets  of  Beethoven >  Brahms  or  Schubert  can 
by  no  stretch  of  imagination  be  termed  theatre  music.  But  there  is  another 
and  more  practical  reason.  Those  people  who  are  really  fond  of  Chamber 
music,  and  would  probably  like  to  listen,  are  unable  to  do  so  on  account  of 
the  noise  made  by  others  .who  wish  to  talk  about  the  play  in  the  interval 
and  do  not  care  the  least  about  the  music  one  way  or  the  other.  ", 

■  I  think  the  only  place  where  it  is  possible  to  play  music  of  a  somewhat 
serious  nature  is  at  the  beginning  of  the  programme,  before  the  people  of 
the  stalls  and  dress  circle  arrive.  I  have  often  remarked  that  the  pit  and 
gallery  will  listen  quietly  to  a  movement  of  a  symphony  just  after  they  enter 
the  theatre.  -This  is  usually  about  half  an  hour  before  the  commencement 
of  the  play,  when  the  stalls  in  front  of  them  are  still  empty  ^nd  the  house 
is  quiet.  Later  in  the  evening  it  is  almost  impossible  to  hear  the  music  at 
all  from  the  pit,  on  account  of  the  conversation  in  the  stalls. 

England  by  the  bye  is  one  of  the  few  countries  where  it  is  always  deemed 
necessary  to  have  music  between  the  acts  of  all  plays. 

I  now  come  to  the  third  and  most  important  type  J  music  which  is  an 
essential  feature  of  a  play.  In  this  class  I  would ,  of  course,  not  place  such 
products  as  what  are  known  as  "Musical  Plays"  and  "Musical  Comedies". 
Under  the  heading  I  would  place  such  works  as  Mendelssohn's  "Midsummer 
Night's  Dream"  music,  Edward  German's  music  to  "Henry  VIII.",  Humper- 
dinck's  music  to  the  "Konigskinder",  Moret's  music  to  "Prunella"  and 
Bizet's  music  to  "L\Arl6sienne".  In  all  of  these  the  successful  performance 
of  the  play  is  to  a  very  great  extent  dependent  on  the  music.  And  in  at 
least  four  of  the  above  cases  the  music  has  become  as  celebrated  as  the  play, 
and  no  performance  could  properly  be  given  without  the  music  associated 
with  that  particular  play.  Certainly  both  in  the  case  of  "L'Ariesienne"  and 
"Konigskinder",  the  music  has  kept  the  play  before  the  French  and  German 
public. 

I  will  first  take  the  French  work.  This  consists  of  overture,  entr  actes, 
and  what  is  known  as  melodrame  or  incidental  music.  Bizet  also  makes  very 
.effective  use  of  a  chorus  and  a  small  orchestra  on  the  stage.  This  orchestra 
accompanies  the  choral  numbers  which  are  all  behind  the  scenes.  He  thus 
avoids  the  difficulty  of  combining  a  hidden' chorus  with  the  orchestra  in  front 
of  the  stage.  I  think  we  all  have  experienced  the  dangers  of  this,  at  the 
Opera.  "L'Arlesienne"  is  to  my  mind  one  of  the  most  perfect  examples  of 
the  play  with  muBic.  The  atmosphere  and  feeling  of  the  play  are  faithfully 
followed  throughout,  and  quite-  extraordinary  sympathy  for  the  emotions  through 
which  the  characters  are  passing  is  shown  in  the  music  which  accompanies  the 
dialogue. 

Humperdinck's  "BLonigskinder"  contains  some  of  the  most  charming  music 
which  he  has  written.  In  it  he  has  attempted  to  measure  the  dialogue  and 
music  so  exactly  that  it  is  necessary  for  the  actors  to  be  musicians  if  his 
idea  is  to  be  correctly  carried  put.-  He  gives  the  dialogue  in  the  score  in 
this  way.    A  rhythmic  vocal  part,  as  it  were;  is  written..  This   of  course   is 


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Norman  O'Neill,  Music  to  Stage  Plays  in  England.  325 

Bot  to  be  sung,  but  to  be  spoken  in  time  with  the  music.  It  involves 
considerable  musicianship  on  the  part  of  the  actor,  and  apart  from  that  is  a 
gevere  handicap  to  him.  When  I  heard  this  work,  the  chief  parts  were  taken 
by  singers  whose  acting  was  by  no  means  on  a  high  level,  although  they 
managed  to  keep  with  the  music.  This,  I  must  say,  cannot  be  looked  upon 
flB  a  successful  experiment.  Incidental  music  should  be  a  mere  accompaniment 
to  the  play.  In  the  "Konigskinder"  the  dialogue  was  an  accompaniment  to 
the  music,  and  greatly  as  I  admire  it,  it  was  not  satisfactory  in  practical 
performance,  Humperdinck  has  since  used  his  music  to  the  play  in  an  opera 
of  the  same  name,  now  running  in  London. 

Mendelssohn's  "Midsummer  Night's  Bream"  is  well  known  to  everybody, 
and  Edward  German's  delightful  -Henry  V-III"  music  can  be  heard  from 
time  to  time  at  His  Majesty's  Theatre,  The  dances  are  well-known, 
but  there  is  a' great  deal  of  charming  incidental  music  that  can  only: be 
heard  with  the  play.  The  trio,  "Orpheus  with  his  lute",  is  an  instance  of 
a  composer  creating  exactly  the  right  atmosphere,  and  again  of  Shakespeare's 
extraordinary  feeling  for  the  introduction  of  music  at  the  right  moment  into' 
his  dramatic  scheme.  In  all  realistic  plays,  and  I  would  place  such  works 
as  "Hamlet"  or  "Learw  in  this  category,  the  introduction  of  music  should 
only  occur  at  those  points  where  Shakespeare  demands  it,  or  where  it  is1 
quite  natural  and  reasonable  to  introduce  it.  The  promiscuous  introduction 
of  music  into  a  play  of  Shakespeare  is  quite  inartistic  and  pointless. 

In  fantastic  plays — in  which  there  is  a  fairy  or  mystic,  or  even  super- 
natural element— music  may,  and  of  course  very  often  quite  rightly  does, 
play  an  important  and  essential  part,  and  can  quite  legitimately  accompany 
the  dialogue.  Music  should  step  in  where  either  the  play  itself,  or  the  actors, 
or  the  stage' effect,  can  no  longer  carry  on  the  illusion.  And  it  is  just  in 
such  cases  that  the  composer  can  work  wonders,  and  create  atmosphere  and 
effects  which  may  be  unique  in  their  way.  ■: 

A  great  many  of  the  romantic  and  fantastic  poetical  plays  produced  in 
recent  years  would  come  in  this  category.  Any  play  which  it  would  be  im-. 
possible  to  perform  without  music  would  belong  to  this  type;  a  play  in  which 
songs  and  dances  are  essential;  a  play  in  which  dramatic  effects  rely  on  the 
music  for  their  adequate  expression;  a  play  in  which  effects  of  scenery  and 
lighting  are  illustrated  by  music.  I  think  it  is  evident  that  this  is  the  type 
of  work  which  gives  the  greatest  scope  to  the  musician.  And  here  follow 
some  practical  observations. 

When  a  play  in  which  the  music  is  to  be  an  important  feature  is  to  be 
put  upon  the  stage,  the  composer  usually  meets -the  author  and  the  producer 
and  discusses  where  it  will  be  advisable  to  introduce  music.  The  producer 
of  a  play  draws  up  a  plan  of  the  whole  action  in  every  detail,  the  scenic 
effects  and  so  forth  which  he  intends  to  employ.  These  will  greatly  deter- 
mine the  spirit  and  atmosphere  of  the  production.  It  is  not  enough  for  a 
composer  only  to  know  the  play  through  and  through,  but  he  must  also  .be 
in  close  touch  with  the  exact  spirit  in  which  the  work  is  to  be  given. 
Where  music  is  to  accompany  the  dialogue  he  must,  before  writing  any 
music,  know  the  tempo  of  the  speeches,  the  pauses,  and  the  business  to  be 
introduced;-  so  that  "his  music  may  coincide  in  the  minutest  detail  with  the 
stage  rendering  of  the  play.  He  will  otherwise  find  his  musical  effects  clash- 
ing or  coming  in  at  the  wrong  place.     "Where  music  accompanies  the  action 


326  Norman  O'Neill,  Music  to  Stage  Plays  in  England. 

in  the  absence  of  dialogue,  as  for  instance  in  a  procession  or  entrances  of 
characters,  most  careful  measuring  is  necessary,  the  producer  and  composer 
working  together  and  arranging  the  time  that  any  such/  effect  or  business 
will. take  on  the  stage.  Where  there  is  dialogue  the  music  should  be  timed 
to  the  stage. 

Music  which  accompanies  the  spoken  words  should  be  as  unobtrusive  as 
possible,  and  not,  strictly  speaking,  melodic.  The  feeling  of  the  words  should 
be  followed  more  in  the  general  harmonic  scheme  than  by  any  clear-cut 
melody.  An  apt  chord  or  turn  of  phrase  is  often  more  suggestive  than,  a 
defined  melody,  which  is  often  distracting  when  accompanying  the  spoken 
lines.  The  musical  accompaniment  to  a  speech  sho\ild  steal  in  and  steal  out 
so  quietly,  that  the  audience  is  no  more  aware  of  it  than  they  are  of  some 
subtle  -change  in  the  stage  lighting.  Bizet  is  most  successful  in  his  treat- 
ment of  the  melodrame  in  "L'Arlesienne",  the  music  often  beginning  with 
one  or  two  pianissimo  violin  notes  con  sordini  and  fading  away  again  in 
the  same  way.  When  a.  running  accompaniment  of  music  is  required  for  a 
long  stretch  of  dialogue,  the  exact  time  of  eacb  speech,  the  pauses,  entrances, 
and  exits,  must  all  be  carefully  measured.  Of  course  final  touches  are  al- 
ways made  at  rehearsal,  and  for  that  reason  it  is  as  well  to  have  as  many 
rehearsals  with  pianoforte  as  possible  before  the  play  is  taken  with  orchestra. 

One  of  the  practical  difficulties  for  the  composer  to  overcome  as  best  he 
may  is  the  case  of  music  for  a  change  of  scenery.  Very  often  it  is  im- 
possible for  a. stage-manager  to  toll  within  .half  a  minute  how  long  his  change 
is  going  to  take,  and  a  slight  accident  may  delay  him.  For  this  reason, 
for  a  risky  change  of  scene  it  is  as  well  to  have  the  music  too  long  rather 
than  too.  short,  and  the  safest  plan  is  to  have  a  repeat  before  the  end  of 
the  number  which  can  be  made  in  case  of  emergency.  In  most  theatres 
where  music  is  considered  seriously,  the.  conductor  and  stage-manager  have 
a  system  of  inter-communication  by  light  signals,  the  stage-manager  signal- 
ling to.  the  conductor  .when  the  scene  is  ready,  and  the  conductor  replying 
with, his  light  for  the  rise  of  the  curtain.  If  the  conductor  does  not  get  the 
light  which  signifies  "all's  well",  he  makes  his  repeat,  the  stage-manager 
switching  on.  his  message  as  soon  as  he  is  ready,  and  the  conductor  going 
straight    on  to  the    end    of  the  number,    giving    light  for   the    curtain  at  tho 

proper  place. 

When  music  accompanies  dramatic  action  without  dialogue,  each  move- 
ment of  the  actors  must  be  timed  to  tho  music,  and  not  only  is  a  great  deal 
of  rehearsal  usually  necessary  if  the  effects  are  at  all  elaborate,  but,  what  is 
sometimes  more  difficult  to  obtain,  mutual  sympathy  between  them  and  the 
conductor  is  essential.  Sometimes,  as  in  opera  also,  the  best  effects  are  those 
which  are  the  most  .simple.  Such  effects  as  the  introduction  of  a  chorus 
behind  the  scenes,  or  a  stage  orchestra  in  conjunction  with  the  orchestra  in 
front,  are  all  hard  to  obtain  in  the  theatre.  They  are  of  course,  most  effect- 
ive if  well  arranged.  '   ■ 

In  my  opinion  the  orchestra  in  a  theatre  should  always  be  hidden  from 
the  public.  Not  only  is  it  most  distracting  for  the  audience  to  have  the 
lights  and  movements  of  the  players  and  conductor  between  them  and  the 
stage,  but  it  greatly  adds  to  the  illusion  if  the  music  is  heard  and  not  seen. 
The  best  arrangement  is  for  the  orchestra  to  be  sunk  and  covered  in  with 
palm  leaves,    as  is  the  practice   in  London   at  His  Majesty's  Theatre  and  at 


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|1  ^  Norman  O'Neill,  Music  to  Stage  Plays  in  England.  327 


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the   Haymarket.     Another  reason   why   it   is    a   great    advantage   to   have  a 
covered    orchestra"  is   that  it   enahlcs  the   conductor  and   performers  to^have 
proper  lights.     It  is  the  custom  in   theatres  where  .the  orchestx'a  is  open,  to 
«<sp   violet   or  hlue   lights   in   order  that  there   shall  be   less  reflection  on  to 
the  scene.     This  means  that  the  conductor  is  practically  in  semi-darknes  and 
the  music  of  the  players  badly  lighted.     And  as  yon  sometimes  have  players 
—deputies — reading  at  sight,  and  unable  to  see  either  the  conductor  or  the 
iBUsic  distinctly,  the  result  is  often  disastrous.      The  covered-in  orchestra  of 
course   to  a  certain   extent   deadens  the  sound,    but  it  enables  the  composer 
to  score  very  much  more  richly  in  incidental  music  without  running  the  risk 
of  drowning  the  voices  of  the  actors.     All  music    that   actually  accompanies 
the  spoken  lines  should,  in  my  opinion3  he -mainly  scored  for  strings,  which 
certainly  mix  far  better  with  the  human  voice  than  do  wood- wind  instruments. 
Harps,  horns,  and  timpani. — softly,  of  course — can   also  be   used   effectively, 
and,  to  quote  Bizet,    the   lower   notes  of  the  flute    also.     The  fact  that  the 
clarinet  is  not  a  suitable  instrument  to  accompany  the  human  voice  was  first 
brought  home  to  me  by  the  actor  Martin  Harvey •    I  had  used  the  solo  clarinet 
in  the  accompaniment  of  a  speech  of  his.     In  rehearsal  he  stopped  when  he 
heard  this.      "Is  that  a  clarinet?"  he  said.    "Yes",  I  replied.     "Oh,  it  sounds 
like  a  caricature  of  my  voice!"     And  this   is  just  the  danger  with  reed  in- 
struments.    Horns,    harps,   and    even   the    brass  and   percussion  can  be  used 
in   meiodrame,  but   for   ordinary  purposes   the   string   orchestra  is   the  best, 
and  the  wind  should   be  used   sparingly.     As  soon    as  music  to  the   spoken 
lines   becomes    too    obtrusive    it  defeats   its   own  end.     It  is   very  often  im- 
possible  for  the   conductor   or  tho   actor  to   tell  if  the   music  is  too  loud  or 
too  soft.     The   right  balance   can  only   be   ascertained   from  the  auditorium. 
Personally  I  always  listen  to  the  music  from  the  dress  circle,  before  the  first 
performance. 

It  is  often  expected  of  the  conductor  that  at  a  moment's  notice  in  a  per- 
formance he  should  step  in  arid  save  the  situation.  For  instance,  there  may 
be  some  music  to  bring  some  characters  on  to  the  stage.  Perhaps  they  are 
late,  and  do  not  appear  until  the  music  is  nearly  over.  To  avoid  an -awk- 
ward stage  wait  of  this  kind  some  conductors  always  have  "emergency  re- 
peats" in  their  scores. 

"When  a  great  deal  of  music  occurs  during  the.  action  of  a  play  it  is  not 
desirable  to  have  long  preludes  to  .the  acts.  A  short  prelude  with  the  lights 
lowered  in  thel  theatre  is  much  more  likely  to  produce  the  desired  effect, 
than  a  long  entr'acte  to  which  nobody  will  feel  inclined  to  listen.  If  the 
theatre  be  thrown  into  darkness  at  the  commencement  of  the  music,  the 
audience  are  at  once  in  a  receptive  mood.  The  composer  should  in  a  few 
bars  endeavour  to  express  the  feeling  of  the  coming  scene,  and  the  curtain 
should  rise  on  the  last  notes  of  his  short  prelude,  thus  as  it  were  complet- 
ing a  circle  of  light  and  sound.  The  sudden  putting  out  of  lights  in  the 
theatre  is  in  itself  so  ominous  that  obviously  this  proceeding  is  only  in  keep- 
ing with  certain  situations.  For  others  it  is  more  effective  to  lower  the 
bouse  lights  gradually,  and  with  the  aid  of  the  music  to  lead  the  attention 
of  the  audience  to  a  gradually  disclosed  scene. 

This  brings  me  to  the  vexed  question  of  what  is  the  best  orchestral  com- 
hiuation  to  use  in  the  theatre.  There  are  two  difficulties,  one  of  which  it 
is   practically  impossible   to    overcome,    viz.,    the  long,  narrow   shape   of  the 


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328 


Norman  O'Neill,  Music  to  Stage  Plays  in  England. 


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theatre  orchestra  pit;  the  other  being  the  limited  space  at  one's  disposal. 
There  are  few  theatres  where  it  is  possible  to  seat  more  than  thirty  players 
comfortably.  And  it  must  be  borne  in  mind  that  twenty-six  players  with 
elbow-room  will  probably  give  you  a  better  effect  than  thirty  cramped  and 
packed  close  together-  Personally,  I  very  much  object  to  an  orchestra  in 
which  there  are  as  many  wind  players  as  strings.  So  often  in  the  theatre, 
music  is  played  which  has  been  scored  for  an  orchestra  of  at  least  fifty  with 
three  trombones,  trumpets,  horns,  and  full  wood-wind,  agaiust  which  struggle 
seven  or  eight  violins,  two  violas,  and  two  violoncellos.  To  my  mind,  it  is 
far  better  to  do  with  less  wind  and  brass,  and  to  get  something  like  a  proper 
balance  between  wind  and  strings.  I  will  not  lay  down  any  hard  and  fast 
rule,  but  for  ordinary  purposes  an  orchestra  of,  say,  twenty-six  performers 
should  be  constituted  in  this  way: — 


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4  first  violins 
3  second  violins 
2  violas 
2  violoncellos 
2  double  basses 


2  flutes 

1  oboe 

2  clarinets 

1  bassoon  / 

2  horns,  2  trumpets, 

one  player),  1  percussion. 


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1  trombone,  or  harp  and  celesta 

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That  is  the  minimum  of  string  players  possible  with  this  amount  of  wind, 
and  even  then  they  must  be  first-rate  performers,   and  must  have  no  dummies 

amongst  them.  The  harp  is' more  essential  in  a  small  orchestra  than  in  a 
large  one.  It  makes  just  the  difference  of  turning  what  we  call  a  "theatre 
band"  into  a  small  orchestra. 

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But  of  course  twenty-six  performers  are  a  comparative  luxury.  For  a 
run  of  a  play  in  which  there  is  no  music,  and  during  which  the  orchestra 
is  only  required  iu  the  entr'actes,  a  conductor  may  consider  himself  fortunate 
if  his  management  allows  him  eighteen  or  even  sixteen  players.  For  ordin- 
ary purposes  an  orchestra  of  eighteen  performers  should  be  constituted  thus: — 


4  first  violins 
2  second  violins 

1  viola 

2  violoncellos 
1  bass 

1  flute 


.1  oboe 

1  clarinet 

1  bassoon 

2  horns 

1  trumpet 

and  percussion. 


Of  course  with  only  a  small  orchestra  the  conductor  will  find  it  necessary 
to  arrange  nearly  all  the  standard  works,  and  in  many  cases  practically  re- 
score  them  for  his  combination  of  instruments. 


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Edward  J.  .Dent,  Giuseppe  Maria  Buini. 


329 


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Giuseppe  Maria  Buini, 

By 

Edward  J.  Dent. 

(Cambridge.; 


... 

In  two  papers  contributed  to  the  Sammelbiinde  (XI,  543  and  XII,  42}  I 
attempted  to  trace  the  development  of  ensembles  and  finales  in  Italian  opera 
from  Scarlatti  to  Logroscino.  I  had  intended  to  devote  a  third  paper  to  the 
works  of  Picoinni  and  Galuppi,  but  have  hitherto  been  unable  to  do  so 
for  want  of  sufficient  material  on  which  to  form  judgments.  In  considering 
the  finales  of  Galuppi,  I  was  struck  by  the  very  marked  difference  H>f  form 
and  style  between  them  and  those  of  the  Neapolitan  school,  a  difference 
which  seemed  hardly  reconcile ablo  with  the  common  statement  that  Galuppi 
alter  hearing  successful  performances,  of  Neapolitan  comic,  operas  in  Venice 
proceeded  to  write  a  series  of  operas  in  imitation  of  them.  Roughly 
speaking 3  the  statement  will  do  fairly  well  as  a  one-line  summary  of  the 
facts  for  such  "students"  as  are  not  sufficiently  interested  in  the  subject 
to  give  consideration  to  the  actual  music  of  this  period.  But  it  is  worth 
while  trying  to  find  out  whether  Galuppi  did  merely  imitate  the  Neapo- 
litans* or  whether  other  influences  may  not  have  been  at  work  upon  him. 

The    main    difficulty    that    confronts    us   is   that  the  musical  material  is 

extraordinarily  scanty.     I  have    already  printed   a  list  of  such  comic  opera 

scores  .  of   the    period  as  are  extant,  and  it  will  be  seen  from'  this  that  not 

only  is   the    total    number   very  small,   hut   there  is  not   a  single  Venetian 

comic  opera  before  Galuppi  of  which    the   niusic  has  survived.     Fortunately 

however  we  have  a  very   full   record  of  the  non-musical  side  of  these  early 

Venetian  operas,  and  the  Biblioteea  Marciana  at  Venice  possesses  a  very 
large   collection   of  libretti.      It.  seems    fuirly    clear    from    such   details  as   are 

quoted  in  Taddeo  "Wiel's  I  zeatri  musicali  veneziani  del  setiecento  (Venice, 
1897)  that  Venice  did  possess  its  own  school  of  musical  humorists  in- 
dependently of  those  whom  it  imported  from  Naples.  ThuB  there  appeared 
in  1705  "II  Dafni,  tragedia  satirica  in  musica"  at  the  Teatro  S.  Giovanni 
Crisostomo,  libretto  by  Girolamo  Frigimelica  Roberti,  author  of  Alessandro 
Scarlatti's  two  Venetian  operas,  music  by  C.  F.  Pollarolo,  which  was  fol- 
lowed by  "Anfitrione,  tragicomedia  per  muBica",  libretto  by  Apostolo  Zeno 
and  Pietro  Pariati,  music  by  Gasparini,  Teatro  S.  Cassiano,  1707,-  and  a 
few  others  of  the  same  class.  It  is  perhaps  spreading  tbe  net -rather  too 
wide  to  include  these  works  among  comic  operas,  as  we  call  them  now, 
since  they  belonged  more  to  the  class  of  "Favola  boschereccia",  like  Scar- 
latti's "II  Figlio  delle  Selve".  In  1717  three  more  definitely  comic  operas 
appeared  at  the  Teatro  S.  Fantino  —  "L'Ambizione  castigata,  comi-drama 
in  musica",  libretto  by  Francesco  Mazzari,  composer  unknown,  "Chi  la  fa 
1'aspetta,  drama  comico  in  musica",  libretto  by  Francesco  Pass&rini,  music 
by  Girolamo  Polani,  and  "Bertoldo,  drama  tragicomic©"  libretto  by  Passerini, 
music  by  Girolamo  Bassani;  and  in  the  following  year  "II  vecchio  deluso? 
drama  comico  in  musica",  libretto  by  Passerini;  composer  unknown.  It  must 
be  pointed  out  too  that  most  of  the  serious  operas  of  this  date  were  provided 
with  comic  intermezzi,  or  at  least  with  comic  ballets.  For  a  detailed  list 
of  qperas  the  reader  must  consult  Wiel's  book;  the  important  thing  ■  to  *  n'o'te 


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330  Edward  J,  Dent,  Giuseppe  Maria  Buini. 


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is  that  Venice  did  not  apparently  make  the  acquaintance  of  comic  opera 
in  itg  Neapolitan  form  until  1743,  when  "Orazio,  opera  berncsca  in  musics" 
wag  produced  with  music  by  Latilla  and  Pergolesi  at  the  Teatro  S.  Moise, 
This  was  probably  more  or  less  of  a  pasticcio.  After  this  date  several 
operas  by  Latilla  and  Rinaldo  di  Capua  were  given  at  Venice.  But  the 
Venetians  had  not  given  up  laughter  for  the  preceding  two  decades.  There 
had  appeared  in  1719  a  new  composer,  who  was  indeed  imported  from  Bo- 
logna ?  but  very  soon  established  himself  in  favour  at  Venice.  This  was 
Giuseppe  Maria  Buini ,  who  collaboz-ated  with  Fortunato  Chelleri  ,  in  an 
opera  called  uLa  pace  per  ainore"  produced  at  the  Teatro  S.  Fantino;  he 
had  also  produced  by  himself  a  serious  opera  "La  caduta  cli  Gelone''  at 
the  Teatro  S.  Angelo  in  the  samo  year. 

The  information  available  about  Buini  (he  is  also  called  Bum  a  and 
Bovina)  is  extremely  scanty.  Not  a  single  note  of  his  music  appears  to 
have  survived  anywhere.  Giovanni  Fantuzzi  (Notizie  degli  scrittori  bolognesi, 
Bologna,  1781)  tells  us  that  he  was  of  humble  origin,  and  possessed  of 
considerable  literary  as  well  as  musical  facility.  The  yeaa*  of  his  birth  is 
unknown,  but  we  may  suppose  him  to  have  been  born  somewhere  about 
1695. 

His  first  opera  appears  to  have  been  "Armida  abbandonata"  produced 
in  1716  at  Bologna  (Teatro  Formagliari)  and  revived  at  Venice  in  1720 
as  "Armida  delusa" ;  of  this  he  wrote  both  words  and  music.  It  was 
followed  by  "I/ipocondriaco"  (1717)  and  "II  mago  deluso  dalla  magia" 
(1718)  at  the  same  theatre;  in  1719  he  produced  the  two  operas  at  Venice 
mentioned  above,    followed  by  "II  Filiudo"  (1720),    "Gli   inganni  fortunati" 

"Cieofile"    (1721),   all  three  given  at  the  Teatro  S.  Moisfe. 


1720)  and 

In  1721  he  married  Cecilia  Belisani,,  a  singer  who  appeared  in  several 
of  his  operas;  returning  to  Bologna  he  transferred  himself  to  the  Teatro 
Marsigli-Rossi  for  "Aniore  e  Maest*  ossia  TArsace"  and  "La  Pithoncssa 
sul  inonte  Olimpo"  in  1722.  In  1723  he  was  one  of  the  lessees  of  the 
Teatro  Formagliari,  as  appears  from  a  document  now  in  the  Fitzwilliam 
Museum  at  Cambridge:  here  he  produced  "La  ninfa  riconosciuta"  in  1723 
and  "La  Vendetta  disarmata  doll'  Amore"  in  1724.  The  Teatro  Formagliari 
was  at  that  time  one  of  the  largest  and  best-designed  theatres  in  Bologna ; 
it  was  much  frequented  by  the  Youog  Pretender  during  his  residence  in  that 
city.  Buini  seems  to  have  been  an  enterprising  manager,  as  the  produc- 
tion of  Alesstindro  Scarlatti's  "Marco  Attilio  Regolo"  there  in  October 
1724  is  recorded  to  have  attracted  a  crowd  of  fashionable  spectators  from 
a  great  distance.  In  1724  Buini  produced  another  opera  of  his  own, 
;tCleonice",  and  in  1725  "La  pace  per  amore".  The  following  year  saw 
hiin  at  Venice  again  producing  "Le  Frenesie  d' Amore"  of  which  he  wrote 
both  words  and  music;  it  was  sufficiently  successful  to  be  repeated  the 
following  year.  "We  may  note  that  Galuppi  made  his  d£but  as  an  opera 
composer  in  1728.  Buini  seems  to  have  divided  the  remainder  of  his  life 
between  Bologna  and  Venice.  "ATbumazar"  came  out  in  1727  at  both 
places;  "Malmosor,  tragichissimo  dramma  (fatto  ad  imitazione  del  Eutz- 
wanscad)  per  musica51  at  Bologna  in  1728;  followed  by  "Chi  non  fa  non 
falla"  (Bologna,  1729,  Venice,  1732),  "La  maschera  levata  al  vizio"  (Bo- 
logna, 1730,  revived  in  1735  as  "II  filosofo  ipocrita"),  "Fidarsi  e  bene, 
ma  non  fidarsi  e  meglio"  (Venice,  1731),  "Artanagamemnone"  (Venice,  1731), 


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Edward  J.  Dent,  Giuseppe  Maria  Buini.  331 

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and  "L'Ortolana  contessa"  ("Venice,  1732).  He  had  also  been  as  far  south  as 
;pftno  (near  Pesaro  on  the  Adriatic)  to  produce  an  opera  in  1731;  it  met 
with  great  enthusiasm  which  he  decribes  in  a  letter  to  TJbaldo  Zanettij  an 
eccentric  apothecary  at  Bologna  with  whom  he  was  intimate.  The  -  six 
letters  of  Buini  which  Zanetti  bequeathed  to  the  Bologna  University  Library 
and  the  copy  of  a  lease  in  the  Fitzwilliam  Museum  are  the  only  personal 
documents  relating  to  the  composer  which  I  have  been  able  to  discover. 
After'  1732  we  lose  sight  of  him  until  in  May  1739  his  death  took  place 
at  Alessandria  deila  Paglia.  One  of  his  librettos  at  least  survived  him; 
"La  Zanina  inaga  per  amore"  with  music  by  various  composers  was  given 
at  Venice  in  1742. 

Of  Buini's  personality  one  can  judge  only  from  the  scanty  evidence  of 
the  letters  and  the  character  of  his  libretti.  The  letters  do  not  tell  us 
much.  Three  are  merely  friendly  expressions  of  good  wishes  for  Christmas: 
the  fourth  describes  the  success  of  his  opera  at  Fano ,  the  fifth,  probably 
dating  from  his  last  years,  deals  with  prescriptions  and  mineral  waters,  and 
gives  the  reader  the  impression  that  Buini  had  to  spend  a  good  deal  of 
money  on  medicine.  The  sixth  is  a  hurried  note  asking  for  various  things 
in  connection  with  his  wife's  confinement. 

It   is    as    a.  librettist   that  Buini   well   deserves  to  be  remembered.     The 
comic  operas  of  the  first  half   of  the  eighteenth  century  produced  at  Venice 
may  be  roughly  grouped  in  three  classes:   (1)  pastorals  (I  can  find  no  better 
English  equivalent  of  dramma  satirico  or  favola  bosckereccia),  a  form  of  enter- 
tainment that  seems  to  have  been,  more  cultivated  at  Rome  than   elsewhere 
being  essentially  literary  and  artificial,  (2)  parodies  of  grand  opera  and  what 
we  Bhould  now  call  revues  or  extra  vuganaas,  and  (3)  comic  operas,  as  we  now 
understand   the    term,    the    subjects    of  which    are    in.  the    great    majority  of 
cases  taken    from  theatrical  life.     Buini    has   left  us  a  few  examples.-  of  the 
second  group,  but  most  of  his  comedies   belong  to  the  third ,    and  it.  is  this 
presentation    of  the  coulisses  t6  the  public  that  is  markedly  characteristic  of 
Venetian  as  opposed  to  Neapolitan  comic  opera.     It   is.  true   that  there   are 
a  certain  number  of  operatic  allusions  in  the  Neapolitan  libretti,    as  I  have 
pointed  out  elsewhere;  but  they  are  generally  of  a  purely  incidental  character, 
whereas  the  Venetians  seem  to  have  enjoyed  seeing  the  main  plot   turn    on 
the  absurdities  of  a  prima  donna  and  her  admirers. 

No  doubt  this  was  largely  due  to  the  publication  of  Marcello's  well- 
known  "Teatro  alia  Moda'\  Thus  in  1732  a  certain  Antonio  Gori,  under 
the  anagram  of  Goanto  Binio,  wrote  music  to  "Le  Metamorfosi  odiamorose 
in  birba  trionfale  nelle  gare  delle  terre  amanti,  dramma  per  musica"  de- 
dicated to  "Madama  la  Moda",  with  a  preface  in  which  the  author '  savs 
that  he  has  done  his  best  to  follow  the  instructions  given  by  the  "non  inai 
abbastanza  lodato  e  venerato  autore  [L  e.  Marcello]  nel  suo  libro  intitolato 
II  Teatro  alia  Moda".  I  confess  myself  entirely  unable  to  make  head  or 
tail  of  this  libretto,  which  appears  to  be  something  in  the  manner  of  a  revue. 
Another  opera  of  1732,  Buini's  "Chi  non  fa  non  falla"  shows  the  influence 
of  Marcello  in  a  more  intelligible  form.  It  is  a  spirited  comedy  of  operatic 
life;  we  have  Lispina,  the  singer,  and  her  mother  Sempiterna,  both  from 
Bologna,  with  a  servant,  Mamolo,  of  the  same  city;  Baron  Seccagine  the- 
protector  of  Lispina,  Alipio,  "musico",  in  love  with  the  same  lady/  and 
baltobcllo  the  impresario.    It  is  curious  that  although  the  opera  was  performed. 


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332  Edward  J.  Dent,  Giuseppe  Maria  Buini. 

at  Venice,  the  greater  part  of  the  dialogue  is  in  the  dialect  of  Bologna, 
The  Baron  appears  to  be  a  Grerman,  or  at  any  rate  a  foreigner,  who  at  the 
end  of  the  play  takes  Alipio  and  Lispina  into  his  service  and  pays  everybody's 
debts  all  round.  Alipio  is  well  contrasted  with  the  others  by  his  exaggeratedly 
Metastasian  language,  It  will  be  remembered  that  there'  is  a  great  deal  of 
Bologna  dialect  in  the  "Teatro  alia  Moda",  from  which  we  see  that  that 
tongue  must  have  been  quite  familiar  in  the  Venetian  province.  It  may  he 
pointed  out  that  this  is  not  altogether  unreasonable,  since  the  Venetian  and 
Bolognese  types  of  dialects  extend  respectively  to  the  northern  and  southern 
banks  of  the  river  Po. 

uLa  Zanina  maga  per  amore"  (1742)  is  an  amusing  parody  of  the  grand 
style.  Zanina,  the  comic  heroine,  is  a  Bolognese,  and  talks  her  native  language- 
Being  deserted  by  Fidalbo,  she  attempts  to  hang  herself  on  a  tree;  the  tree 
turns  into  a  flaming  statue  which  offers  her  a  magic  wand.  This  ends  the 
first  Act.  "We  may  find  the  originals  of  such  baroque  absurdities  in  some  of 
Scarlatti's  early  operas.  Zanina  reappears  later  as  a  German  witch,  and 
also  as  a  Turk.  There  is  a  succession  of  ludicrous  transformations  and  scenes 
representing  characters  bewitched ,  with  parodistic  allusions  to  "II  Pastor 
Fido".  Finally  Zanina  returns  disguised  as  Tugnett  (i.  e.  Antonio),  her 
own  brother,  and. demands  satisfaction  fromFidalbo:  she  then  reveals  herself 
and  on  his  accepting  her  throws  away  her  magic  wand.  There  are  also 
some  serious  characters  who  talk  exaggerated  Arcadian,  if  I  may  be  permitted 
thus  to  denominate  the  affected  style  of  the  academic  poetasters  at  this  time, 
with  the  exception  of  Armano,  the  comic  father  of  the  serious  heroine,  who 
attempts  to  converse  in  the  proper  manner  but  cannot  keep  it  up. 

The  Venetian  comic  opera  is  on  the  whole  much  more  spirited  and  generally 
alive  than  the  Neapolitan,  at  any  rate  for  this  period,  when  Neapolitan  comic 
opera  was  principally  represented  by  Bernardo  Sabdumene,  whom  Scherillo 
justly  stigmatizes  as  decadent.  The  difference  is  iu  all  probability  partly 
due  to  the  fact  that  Venetian  operas  were  written  for  more  democratic 
audiences,  not  for  Spanish  viceroys  and  their  favourites,  so  that  satire  was 
encouraged  instead  of  being  suppressed.  When  the  Neapolitan  operas  did 
come  to  Venice,  they  were  to  some  extent  modified.  History  has  shown  over 
and  over  again  that  comic  opera  begins  with  satire  and  soon  degenerates 
into  sentimentality,  and  the  Venetians  may  well  have  been  attracted  by  the 
sentimental  character  of  the  decadent  Neapolitan  type  of  musical  comedy. 
The  mixture  of  Neapolitan  and  Venetian  taste  is  curiously  exhibited  by 
"Orazio"  performed  at  Venice  in  1748  with  music  by  Pietro  Auletta.  It 
had  been  given  in  1743  with  music  by  Latilla  and  Pergolesi,  and  so  was 
probably  more  or  less  of  a  pasticcio.  The  main  idea  of  the  plot  is  distinctly 
Neapolitan:  the  heroine  G-iacomina  elopes  from  Leghorn  with  Orazio,  is 
captured  by  pirates  and  eventually  falls  into  the  hands  of  Lambert o,  maestro 
di  eappella.  But  the  numerous  theatrical  episodes  are  Venetian  in  manner, 
and  very  entertaining.  The  opera  begins  with  that  favourite  device  of  a 
music-lesson,  and  there  is  a  fine  musical  soliloquy  for  Lamberto: — 


- 


u Allot  che  stamperd  le  mie  eantate, 
Da  lor  si  seorgera  la  vera  norma 
Del  contrapunto,  e  come 
Jo  sia  non  men  Maestro  di  Gappella, 
„  Qie  barbaro  Matematicoy 


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*: 


Edward  J.  Dent,  Giuseppe  Maria  Buini.  333 

■ 

A  differen-xa  di  color  eke  app&na 
Impamr  stt  prmcipj 
Do,  re,  mi,  fa,  sol,  la, 
Che  baldanxosi  al  Oimbalo 

4. 

Siedono  con  irernenda  maesta!" 

The  most  ridiculous  character  is  Colagianni,  the  Neapolitan  impresario, 
who- is  a  mixture  of  ignorance,  effrontery  and  bad  manners.  His  ideas  on 
his  occupation  are  summed  up  in  his  aria: — 


iiJNa  Canterina, 
Qtca-Jtd'  e  vewosa, 
Spiriiosina, 
E  grazdosa: 
Se  non  ha  voce, 
Se  non  intuoiia, 
E  senzpre  bttona, 
Per  H  teatri} 


'. 


•• 


E  gli  Impresari 
Pud  f&  arrichir; 
Che  a  precipixio 
GP  innamorati 

Solo  per  qziella 
Sono  appaliaiij 
B  U  Palchetti 
Corrono  a  empir. 


** 


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' 


After  he  has  left  the    stage,   Lamberto  and  Mariuccio  sum  him  up  in  a 
delightfully  quiet  piece  of  humorous  dialogue: — 

Lamberto.    Je?  molto  allegro  questo  Ser  Colagianni* 

Ed  ha  tratii  cortesi. 

Vn  sol  difetto  io  ci  conosoo. 

r 


Mariuccio. 
Lamberto. 
Mariuccio. 

Lamberto, 
Mariuccio. 


Ed  i? 

Par  eke  presuma  troppo  e  nulla  sappia. 

Quest*  e  vixio  comune  degli  Imprcsarj. 


*  * 


,.',"  The  second  act,  it  may  be  noted,  ends  with  a  very  elaborate  ensemble 
in  which  a  Serenata  composed  by  Lamberto  is  performed.  The  parts  are 
brought  by  Sgorbio  the -copyist,  corrected  in  a  hurry  and  distributed  to  the 
singers,  "who  read  them  at  sight;  Colagianni  naturally  makes  a  great  mess 
of  his.  ■  •      "         ■ 

Of  southern  composers ,  the  favourites  at  Venice  seem  to  have  been  Latilla 
and  Eiinaldo  di  Capua,  whose  comic  operas  were  frequently  performed .  in  the 
years  that  elapsed  between  the  death  of  Buini  and  the  rise  of  Graluppi.  But 
their  influence  waa  probably  musical  only  and  not  dramatic  or  literary.  The 
Venetian  burlesques  and  extravaganzas  still  went  on?  as  we  see  from  Buini Ts 
"Zanina  maga  per  amore"  and  "II  Trojano  schernito"  by  Giuseppe  liner 
(1743},  a  ludicrous  parody  of  Metastases  immortal  "Didone  abbandonata" 
quite  in  the  manner  of  OfFenbach.  It' is  evident  too  that  the  pasticcio  was 
becoming  popular  in  Venice,  and  was  an  art-form  (!)  not  entirely  confined 
to  London.  "Wiel  mentions  several  operas  with  the  heading  aMusica  da  diversi"; 
and  the  type  of  libretto  that  turned  on  life  behind  the  scenes  of  the  opera- 
house  might  easily  have  degenerated  into  a  skeleton  plot  in  which  impresarios, 
singers,  mothers  and  milordi  might  become  the  Harlequins  and  Pantaloons 
of  a  new  Oornmedia  delV  arte}  extemporizing  their  dialogue,  and  dragging 
in  all  the  favourite  songs  of  the  day.  It  was  the  genius  of  G-oldoni  and 
Galuppi  that  saved  the  situation ,  and  although  we  cannot  now  '  say  how 
much  the  latter  was  indebted  for  his  musical  style  to  Buini,  there  is  at  least 
.considerable  ground  for  supposing,  that  forgotten  buffoon  from  Bologna  to 
have  had  some  influence  on  the  libretti  of  GoldonL 


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334 


Edward  J.  Dent,  Giuseppe  Maria  Buftii, 


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Appendix. 
Letters  of  Buini  to  Ubaldo  Zanetti,  Bologna, 

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Sig.  Ubaldo  Rivrao  * 

Fano  li  21  Lug".  731/ 

Non  ho  mancato  recapitare  la  sua&chi  era  diretta  avendo  aspettato  ritorni  da 
Jesi  dove  era  andato  ed  eecola  servita  di  quanto  mi  ha  comandato:  Lenuove  della 
nostr'  opera  sono  ottime  inentre  p  grazia  di  Dio  tutto  incontra  a  meraviglia  non 
potendo  specificare  l1  indicibile  applauso,  che  ne  raporta,  e  ben  che  l.e  due  6  tre 
prime  recite  parvero  scarse  di  coneorso  ma  rimettono  col  ess erven e  -p-ersin  troppo 
raentre  non  09tante  che  il  teatro  sia  grande  a  gran  stento  vi  capisce  tutto  il  po- 
polo  che  vi  concorre,  e-  cio  non  le  facci  meraviglia,  inentre  sappi  che  tutta  la  citti 
e  appaltata  p  senipre,  e  questi  ogni  sera  sarano  cinquecento  e  seicento  peraone 
che  infalibilmte  vi  sono  agiunte  poi  a  questi  trecento  quattro  cento  forestieri  fafio 
unNurnero  che  pii&  riempirc  qual  si  voglia  Teatro,  ed  eccole  con  sincerity  le  nnove. 
La  Cecilia  mia  consorte  la  riverisce  cosi.  fa  la  Gentile,  et  io  diehiarandomi  pronto 
a  saoi  comandi  mi  dico 

Di  V.  S.  111.  Rivia 

... 

Dev,  Obbl^o 
Giuseppe  M«  Buini. 

■ 

II. 

Sign  or  Ubaldo  mio  Riv*o 

Volcndo  io  dimattina  cominciare  a  prendere^le  acque  La  prego  mandarmi  f>  il 
Lavare  la  pnt0  ricetta  e  fiaschi  15  in  acqua  di  Nocera,  e  pche  non  voglio  che  queato 
conto  s'aggiunga  all'  altro  che  tengo  con.V.  S.  si  pagher&  tenendosi  il  suo  avere  f> 
.la  robba  sud*  p  la  quale  la  prego  di  usarmi  la  gentilezza  possibile  e  p  tal  effetto 
le  man  do  una  mezza  doppia  di  Roma  che  vale  £  8:15.  e  mi  mandera  il  resto'  e 
quanto  altro  mi  occorreri  p  tale  mia  bibifca  le  manderd  sempre  il  denaro  riser- 
bandomi  a  eoddisfave  l'  altro  conto  quanto  p1"*  e  rivereiidola  anche  p  parte  della 
.mia  consorte  e  tutti  di  casa  mi  dico  suo 

Dev°">  Serv*e 
Giuseppe  M.  Buini. 


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III. 


E  pregato  il  Sig  Ubaldo  &  mandare  una  mantcca  p  il  latte  delle  Mamelle  che 
deye  servire  per  la  Cecilia  che  6  di  parto  queata  manteca  mi  s  upon  go  gia  sapra 
che  si  fa  con  la  cfcraVergino  e  Toglio  di  mandorle  dolci;  questa  si  desidera  averla 
questa  sera  cssendovene  il  bisogno"  e  p  fine  e  xiverito  JDivot'amt* 

(  Dal  suo  aerv^e  Giuseppe  II.  Buini. 


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.  Lease  of  the  Teatro  Formagliari   at  Bologna  to  0.  M,  Buini  and  others. 

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U  D.    Adi  8:Marzo  1723.. 

Per  la  presente  privata  Scrittura,  quale  vogliono  le  parti  infraste  che  abbia 
forza  di  publico,  e  giurato  Instromento  roborato  con  le  clausole  generali,  neces- 
sarie.  et  opportune  si  dichiara,  come  rill"o  Sig™:  Cq:  Alessandro  Formaliari  agente 
per  se,'  et  a  nome  de'  Sig^:  Co:  Lattanzio  e  Girolamo  suoi  RgtfS  da,  affitta,  et 
alluoga  a/  Sig":  .Giuseppe  Bovina,  Giuseppe' Alberti,  Andrea  Raita,  e  JJomcnico 
Mouari,  il  Teatro  di  Caaa  Formaliari  per  ntpresentarvi  op  ere  in  Musica,  e'  con  le 
seguenti  condizioni:  Ciofc  che  la  presente  Locazione  principi  doppo  la  Festa  della 


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Edward  J.  Dent,  Giuseppe  Maria  Buini.  335 

■ 

Nativity  di  Nrd  Sig™  dell'  anno  corrente,  e  che  termini  1'  ultimo  giorno  del  Carne- 
yale  avvrenire  dell'  anno  1724,  e  non  piu  oltre,  perche  coei  S1). 

Item  che  li  Sigri:  Conduttori  sud':  paghino  per  affitto  del  d°:  Teatro,  e  per 
d°:  tempo  lire  trecento  q>-i:  cioe  la  meta  avanti  di  sottoscrivere  la  preseate  scrit- 
tura,  e  1'  altra  meta  doppo  aegnite  alcune  recite,  e  non  in  altro  modo,  ne  in  altra 
forma. 

Ite  li  Sig":  Condutfcori  si  obligano  di  lasciar  entrare  ogni  sera  che  si  recitera 
li  Sig"  Co :  Formaliari  Locator) ,  e  loro  Servitori  senza  Biglietti,  e  di  piu  dare  per 
una  sol  volta  a'  medesmi  Sig"  Locator!  settanta  biglietti  compagni  di  quelli  che 
si  dispensarono  la  sera  uiedesima,  e  mai  differ enfci  per  valersene  sud!:  Sigrj:  a  loro 
piacimento,  come  le  parera,  e  piaccra,  e  che  siano  tennti  detti  Sig"  Conduttori 
darli  in  quelle  sere,  et  in  quel  numero,  che  asud«:  Sig^:  Locatori  piacera  diman- 
darli  sino  a  tanto  che  sia  compita  la  somma*  de'  sud':  settanta  biglietti. 

Item  li  Sig":  Locatori  si  riserbano  il  solito  Palchetto  nel  primo  Ordine  Nobile 
e  1*  altro  Ponticello  fuori  d'  ordine  nel  Proscenio  per  valersene  a  loro  piaci- 
mento S. 

Item  per  capo,  separato  il  Sig™:  Co:  Alessandro  soprad":  agente  come  sopra 
da  a' sopradi;  Sig":  Conduttori  la  facolta  di  sublocare  detto  Teatro  ad  altro  per- 
sone  per  recitare  Comedie  con  condizione  perd,  che  le  sudette- pevsone  siano  ho- 
neste,  e  si  rendino  note  da'  Sig":  Conduttori  a'  Sig":  Locatori,  accio  le  ri'eachino 
grate,  et  acette  non  volendo  essi,  che  si  recitino  Comedie  rustiche :  Col  patto  an- 
cora  se  avanti  il  mese  di  Novembre  venturo  fosse  dimandato  51  Teatro  per  recitare 
Opere  in  Musica,  quando  li  Sigri;  Conduttori  vogliono  rapresentare  le  medesime 
debbono  dar  luogo  a'  medesimi,  e  cedere  il  Teatro  agli  altri,  perche  cosi  S..  In 
tal  caso  P  affitto  sara  regolato,  come  ora  si  conviene  per  le  Opere  in  Musica  cioe 
di  lire  trecento  q«:  pagabiti  nel  modo  sopra  tleaeritto,  variandosi  solo  ne'  hi<*]i- 
et.ti,  che  dove  per  le  Opere  in  Musica  li  sud*:  Sig":  Conduttori  si  obligano  dare 
n«:  settanta  biglietti  per  una  sol  volta,  nelle  Comedie,  od>  Opere  recitative  si  obli- 
gano dare  ogni  sera,  che  si  rapresentera  qualche  cosa  nel  Teatro,  6  sia  Opera  ie- 
citatiya,  6  Comedia,  6  altro  sempre  dodici  biglietti  de'  medesimi,  cue  dispensarono 
agl' altri,  e'nou  mai  different!. 

_  lte  li  Sig":  Conduttori  sud*':  si  obligano  di  non  lasciar  entrare  in  d":  Teatro 
Torcie  accese,  eccettuato  alii  Sig":  Superiori,  che  in  tal  caso  li  aia  permesso  lasciar 
entrare  solo  quelle  che  sarano  in  loro  servizio. 

f  Ite  li  Sigri;  Conduttori  audi;  si  obligano  di  non  introdurre  abusi  di  sorte  alcuna 
in  d°:  Teatro;  ma  in  caso  di  qualche  inconveniente,  che  fosse  per  succedere  di 
ncorrere  a'  Sig":  Locatori,  a'  quali  apetta  di  provedere  alii  medesimi. 

Ite,  che  detti  Sig":  Conduttori  pdiaono  valersi  di  tutte  lo  Scene,  et  altre  robbe 
che  aono  in  detto  Teatro  per  far  Opere  in  Musica;  ma  non  possino  asportare  fuori 
d'  esso  la  minima  cosa,  e  biaognandoli  qualche  cosa  di  nuovo  debbano  farsi  fare 
tutto  a  sue  spese,  senza  che  li  Sig":  Locatori  siano  mai  tenuti  a  bonincarli  cosa 
alcuna  anche  in  minima  parte,  perche  cosi  S.  e  non  potrafto  valerai  d'  altra  per- 

SJ°?aJpemdlSpensare  Ponti'  Scranne>  e  ^onzole,  che  del  Sig'«:  Pietro  Farina  Custode 
del  d":  Teatro,  comspondendogli  quello,  che  assieme  connestano.  Si  dichiara  per 
ultimo,  che  quando- per  mancanza  delliSig":  Conduttori.  e  non  per  impedimenta 
del  Supenore  non  si  continuassero  le  recite,  li  medesimi  siano  obligati  a  pasare 
sud<>:  affitto,  et  il  valore  de1  sopradi;  biglietti,  e  cosi  che  in  tempo  de  lie  recite 
naacesse  impediment  per  parte  del  Superiorc  si  debba  raguagliare  1'  affitto  a 
proporzione  delle  recite  fatte:  e  cosi  ae  il  Superiore  medesimo  non  accordasae  la 
Iiconza  di  rapresentare  sude:  opere  si  obliga  il  Sig'°:  Co:  Alessandro  soprad":  di 
reatitmre  a  medesimi  Sig":. Conduttori  le  lire  centocinquanta  che  al  presente  le 

In  fede  di'  che  anno  sottoscritto  la  presente  sotto  PoMigazione   de'  loro  beni 


V 


H^X)  V*X  ClV-T  Sign  resemblin3  an  S  appears  to  signify  e  stato  sempre  or  som 
Mung  of  the  kind. 


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336  Edward  J.  Dent,  Giuseppe  Maria  Buini. 

presenti,  c  futuri  anco  in  forma  della  Rev<*a   Camera  Api«a  alia  presenza  degP 

infrasUi  Testimonj. 

Alessandro  Formaliari  &  nome-propxio,-  e  de'  Sig*:  miei  Fr'eUi  affermo  e  pro- 

metto  qto  di  eopra 

lo  Giuseppe  M>:  Buini  aff"w 

lo  Giuseppe  Alberti        aff™  - — 

lo  And*  Raita  aftm0  — - 

lo  Domenico  Monari    affermo  — — 

c'ro  +  gie  di  pietro  vintoroli  quale  fu  presents  quanto  di  sopra 
i    ■  lo  Pietro  Farina  fui  presente  e  vide  fare  sodeta  grogie.- 

The  notable  features  of  the  agreement  are  the  number  of  free  tickets  to 
the  lessors  included  in  the  rent,  and  the  ingenious  arrangement  whereby 
opera  was  given  precedence  over  any  other  form  of  entertainment.^ 

It  must  also  be  added  that  Buini  has  claims  to  literary  distinction  apart 
from  his  opera-libretti.  He  published  in  1736  a  work  entitled  "L'Dsgrazi 
d?  Bertuldin  dalla  Zona  miss'  in  rima  da  Gioseff  Mari  Buini  Accademic  dal 
Tridell1)  d' Bulogna.  Con  le  Osservazioni,  e  Spiegazioni  dei,Vocabili,  6  ter- 
mini Bolognesi  del  Oonservatore  della  Societa  de'  Signori  Filopatrij  di  Bo- 
logna". The  date  of  publication  appoars  in  the  imprimatur,  as  does  also 
the  publisher,  Costantino  Pisarri  of  Bologna.  .  The  book  is  a  poem  in  six 
cantos  in  the  Bologna  dialect  based  on  a  story  by  Griulio  Cesare  Croce  called 
"Le  disgrazie  di  Bartolino  dalla  Zena",  It  has  no  connection  with  the  more 
famous  Bertoldo  and  Bertoldino  of  tho  same  author.  It  is  not  for  me  to 
judge  of  its  merits  as  dialect  literature ;  but  the  book  is  of  very  great  value 
'  to  the  modern  student,  since  the  notes  of  the  Conservatoire  della  Societa-  de' 
}'.'  Signori  Filopatrij  di  Bologna,  besides  being  extremely   entertaining,  provide 

explanations   of  a  large   number   of  Bolognese  words   and  phrases.     Another 
work   of  a  similar  kind  is    attributed   to  Buini:    "Al  Trionf  di  Mudnis.pr' 
.  , ..  una  Segia  tolta  ai  Bulgnis  Poema  ridicol   traspurta  in   lingua  bulgheisa  da 

f%  un'  Accademich  dal  Tridoll.    In  Modna,  per  j'  Ered  d'  Bertelmi   Sulian  Stam- 

padur  Ducal.     Con   Licenzia   di   Superiur.     1767".     The   preface  is   signed 
Q-.  B.     The  work  is  a  translation  of  Tassoni's  "La  Secchia  Rapita"  into  the 

dialect  of  Bologna. 


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Haydn-Reminiszenzen  bei  Beethoven. 

Von 

Karl  Nef 

(Basel.) 
Zur    Eechtfertigung    dieser   kleinen    Studie    diene    der    folgende   Spruch 


Goethe's:    »Man   sagt  wohl  zum  Lobe   des  Kiinstlers,  er  hat   aUes   aus  sich 
selbst.     "Wcnn  ich  das  nur  nicht  wieder  horen  miifite!     Genau  besehensind 

* 

1)  Tridell  =  tritello  =  crusca. 


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Earl  Nef,  Haydn-Reminiszenzen  bei  Beethoven.  337 

■  ■ 

die  Produktionen  eines  solchen  Origin algenies  nieistens  "fteminiszenzen;-   wor 
Erfahrung  hat  wird  sie  einzeln  nach-^eisen  konnen*. 

Einzeln  nachgewiesen  sind  in  der  Musik  die  Beminiszenzen  an  Vorganger 
nocb  wenig,  in  gr  otter  em  MaBe  wohl  erst  bei  Bach  und  Handel,  autterdem 
in  der  Klaviermusik  von  ihren  Anfangeri  bis  zu  diesen  beiden  GroJJmei stern , 
fur  welche  Periode  M.  Seiffert  in  seiner  Geschichte  der  Klaviermusik  the- 
uiatische  Zusammenhange  festgestellt  hat,  die  nicht  nor  zwei,  sondern 
sogar  die  Komponisten  mehrerer  Generationen  mit  einander  verbinden. 
Einen  Vorltiufer,  der  aber  nur  auf  Beethoven's  Jugendwerke  sich  bezieht, 
hat  meine  vorliegende  Studie  auch  in  einem  kurzlich  in  den  Sammelbanden 
(XII-  3)  erschienenen  Aufsatz  von  H.  ,Jalowetz  »  Beethoven's  Jugendwerke 
in  ihren  melodischeu  Beziehungen  zu  Mozart,  Haydn  und  Ph.  E.  Bach*  ge- 
funden.  Der  Hauptwert  solcher  Nacliweise  liegt  in  der  Aufhellung  der  Ent- 
wicklung,  nebenbei  sind  sie  dazu  geeignet,  die'  "Urteilskraft  neuen  "Werken1 
gegeniiber  zu  scharfen  und  der  falsch  angewendeten,  mit  Recht  verponten 
Reminiszenzenjagerei  den  Boden  abzugraben.  Die  schop.  von  Goethe  ge- 
geisselte,  naive  Vorstellung  von  den  unbedingten  Origin  algenies  ist  noch 
immer  weit  verbreitet;  sie  nur  korinte  z.  B.  zu  dem  Glauben  fuhren,  der 
Wert  der  Melo die  von  »Ein  feste  Burg«  sei  herabgemindert  worden  dadurch, 
dafi  darin  Ankliinge  an  den  gregorianischen  Choral  nachgewiesen  wurden. 
Oder  noch  ein  anderes  Beispiel  sei  gestattet;  das  Verdienst  H.  G,  Nageli's, 
zu .  dem  guten  Yolkstiimlichen  Text  »Freut  euch  des  Lehens*  eine  ebensolche 
Melodie  gefunden  zu  haben,  bleibt  ganz  gleich  bestehen,  ob  er  nun,  wie 
behauptet  wird,  die  Weise  aus  zwei  schon  vorhandenen  Kompositionen  ent- 
nommen  und  zusammengesetzt  oder  ob  er  sie  frei  erfunden  hat. 

Auch  Beethoven  wird  nicht  verkleinert,  sondern  er  wlichst,  wenn  man 
seine  Anlehnung  an  Vorganger  erkennt.  Yon  diesen  ist  bekanntlich,  neben 
Mozart,  Haydn  der  einfluJJreicbste.  Den  bedeutendsten  Teil  der  Nachfolge, 
der  im  Prinzip  des  Gestaltens  besteht,  kurz  gosagt  die  tJbemahme  der  von 
Haydn  ausgebildeten  motiVischen  Entwieklung  durch  Beethoven  hat  langst 
H.  Kretzschmar  iiberzeugend  nachgewiesen  (im  Piihrer  durch  den  Concert- 
saalj.  Der  gleiche  macht  aber  auch  auf  manche  melodische  Reminiszenzen: 
aufmerksam;  solche  haben  ferner  aufgedeckt,  G.  Nottebohm1),  G.  Grove2), 
J.  S.  Shedlock*),  0.  Klauwell"),  W.  Nagel*),  C.  Reinecke^  Nachstehend 
sollen  die  Anlehnungen  Beethoven's  an  Haydn,  bekarmte  und  bisher  noch 
nicht  beachtete,  einmal  in  groflerer  Zahl  uhersichtlich  zusammengcstellt  werden. 
Haxiptsachlich  berucksichtigt  sind  die  Sinfonten  und  die  Klaviersonaten. 
Wenn  die  Them  en  zu  einem  groBen  Teil  auch  als  bekannt  vorausgesetzt 
werdan  dtirfen,  so  ist  es  doch  notwendig,  sie  hier  mitzuteilen,  um  die  "un- 
mittelbare  genaue  Vergleichung  zu  ermoglicben. 

Eine  der  am  meisteh  bemerkten5  frappantesten  Entlehnungen  iat  die  der 
Melodie  des  Largo  aus  der  (?dur  (Pariser)  Sinfonie  von  Haydn  {Breitkopf 
Nr.  13), 


1)  Beethoveniana  1872.  1887. 

2)  Beethoven  und  seine  neun  Sinfonien.  deutsclie  Ausgabe  von  M.  Hehemann. 
(1906.)  * 

3)  Die  Klariersoa&te,  deutsch  von  O.  Stieglitz  1897. 

4)  Geschichte  der  Sonate,  Universalbibliothek  fttr  Musikgeschichte  Nr.  18—20. 
5]  Beethoven  und  seine  Klaviersonaten  1903  und  1905, 

'  6)  Die  Beethoven'scben   Klaviersonaten   (1895).  —  Meister   der  Tonkunst  1903. 


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Earl  Nef,  Haydn-Reminiszenzen  bei  Beethoven. 


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die  bei  Beethoven  nicht  weniger  als  funfmal  anklingt  und  zwar:' 


Klaviersonate  op.  10,  Nr.  1. 
Molto  allegro  e  con  brio. 


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Quartett  op.  18,  Nr.  5. 
Trio. 


Violinsonate  op.  30,  Nr.  3. 
Tempo  di  minuetto. 


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Klaviertrio  op.  70,  Nr,  2. 

Allegretto. 


Klaviersonate  op.  110. 

Moderate  ccmtabile. 

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Beinecke-  (Meister  der  Tonkuasfc)  macht  auf  die  tlberoinstiramung  des 
Sforzandos  bei  Haydn  und  im  .4  dur- Quartett  besonders  aufmerksam.    '  ' 

Ebenao  bandgreiflich  ist  die  Ubernahme  der  Melodie'  »Mit  "Wurd  und 
Hoheit  angetan*  axis  der  Schopfung: 


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iin  Andante  grazioso  der  Klaviersonate  op.  31.  JTr.  1. 


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Beacbtenswert  ist,   da£    nicht  nur.dor  Anfang    Ubereinstimmt,    sondern 
Beethoven  die  Melodie  auf  den  gleicken  Hohepunkt  a  fuhrt  wie  Haydn,  dann 


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Karl  Nef,  Haydn-Re  mini  szenzen  bei  Beethoven* 


339 


aber,-  wie  es  Vorzugsweise  die  Art'  seiner  Melodiebildung  ist,   vermeidet,  den 
Gipfel  noch  einmal  zu  beriihren, 

Eine  Reminiszenz  an  ein  Hauptmotiv  aus  Haydn's   letzter  i&dur-Sonate 
(Ausgabc  von  H,  Riemann  in  Augener's  Edition  Ni\  38) 


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findet  sieli  im  zweiten  Thema  der  -4dur-Sonate  op.  2  von  Beethoven: 


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(UnwiUkurlich  denkt  man  auch  an  Liszt's  ifednr-Konzertj.  'J    .; 

Niciit  so  in  die  Augen  springend,  aber  bei  niiherem  Zusehen  docli  uh- 
verkennbar  ist  der  EinfluB  des  Einale  der  andern,  beriihmtern  iSsdur-Sonate 
(Nr.  37,  der  Frau  von  Grenteinger  gewidmet)  auf  den  letzten  Satz  der  ersten 
Klaviersonate  yon  Beethoven.  Die  Verwandtschaft  tritfc  am  deutlichsten  zu 
Tage,  wenn  man  die  Moll-Fassung  des  Thomas  im  :  Minor e 


Beethoven  gegentibersetzt:    ' 


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Man  vergleiche*  auch  noch  die  folgeriden  zwoi  Stellen: 

Haydn. 


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Beethoven. 


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340 


Karl  Nef,  Haydn-Reminiszenzen  bei  Beethoven. 


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Die  beiden  Stiicka  nebeneinander  z-u  betrachten  ist  besonders  lehrreich, 
weil  daraus  uberraschend  hervorgeht,  was  der  junge  Feuerceist-  Beethoven 
aus  zabmen  Anregungen  seines  Vorgangers  zu  machen  varstand. 

Das  Adagio  cantabile  derselben  JEsdur-Sonate  Haydn's  durfte  Beethoven 
noch  leise  nachgeklungen  haben,  als  er  das  Adagio  von  op.  31  Ni\  2  kom» 
pouierte,     Man- vergleiche  die  Anfangstakte : 


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In  dies  em,  in  dreiteillger  Liedform  gehaltenen  Adagio  beobachtet  Haydn  im 
Hauptsatz  wiederum  dreiteilige  Liedform ,  welche  reiz voile  "WeiteFbildung 
Beethoven  ebenfalls  aufgenommen  hat,  z.  B.  im  (oben  erwahnten)  Adagio  in 
op,  31  Nr.  2  (nachgewiesen  von-  0.  Klauwell).   - 

Wenn  endlieh  vom  ersten  Allegro  der  gleichen  i£$  dux-Son  ate  J.  S.  Shed- 
lock  (S.  88)  meint;  in  diesem  ernsten,  von  tiefer  Empfiiidurig  erfiillten  Stticke, 
entfalte  Haydn  am  SchluB  der .  Exposition  voll  seine  Genialitat  und  die 
Stelle  erinnere  unwiderstehlich  an  Momente  aus  der  Appassionata,  so  ist 
das  kaum  eine  TJbertreibung ;  ist  ja  doch  auch  ein  gewisser  motivischer  Zu- 
sammenhang  vorhanden,  wie!die  Konfrontation  folgender  Stelleri  beweist:1 


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Haydn. 


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Karl  Nef,  Haydn-Reminiszenzen  bei  Beethoven. 


341 


"Wenigstens  iin  Typus  Beethoven   vorgearbeitet   hat  Haydn  mit  Klavier- 
stiicken  wie  dem  folgenden    Presto,   Finale   an   der   Ddur-Sonate    (Biemann 

»r.  23) : 


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\iromit  man  vergleiche: 


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Allegretto. 


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Mit  dem  aufsteigenden  Molldreiklang: 

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filngt,  Haydn's  tfdur-Sinfoiii^-  (Breitkopf  Nr.  8)  an;  fur  die  Fortfuhrung  des 
Themas  im  ersteren 


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inacht  Kreteschmar  {Kleiner  Konzertfuhrer)  auf  die  •  Verwandtschaft   mit   der 
Romanze  in  Haydn's  Militarsinfonie  aufmerksanr.      "  ■  •  ' 


Mit   dieser   wiederum  verwandt   und  dem  Beethoven'schen  Thema -fast  noch 

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naher  stehend  ist  die  Romanze. .aus  der  Sinfonie   »La  Reine«: 


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Beethoven's  Quartett  om  18  "Nr.  3  bringt  im- Pinale 


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Karl  Nef,  Haycln-Reminiszenzen  bei  Beethoven. 


Beethoven. 


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eine  !Reminis2enz  an  Haydn's  Ddur-Sinfonie  (Breitkopf  Nr.  2): 

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das  Scherzo  der  Violoncellsonate  op,  69  des   erstenr  hat   seinen  Yorfahren    in 
der  Omoll-Sinfonie  des  letztern: 


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Haydn." 


Beethoven. 


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Schon  in  friihen  Jugendwerken  Haydn's-  findet  Kretzschinar  Mo  men  to, 
die  an  bekannte  Meisterwerke  Beethoven's  erinnernj  so  die  »beiingstigende« 
Stelle  aus  der  achten  Sinfonie  (der  Gesamtausgabe)   »Le  soir« 


S  fcr  e  i  ch  e  r  unison  o , 


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■die   an^  das  Trompetensolo  .der   Leonorenouveriure  gemahnt.     In   der  Maria 
Theresia-Sinfonie  (1773)  findet  sich  eineStelle, 


die 'an  den  plotztichen  Pianissimo  Cmoll-Eiutrttt  in  der  ersten  Beethoven's 
winnert,  das  Andante  der  Sinfonie  »La  pouie«  weist  eine  Dammerstelle  auf 
fast  wie  vor  dem  Cumulus  der  Eroica: 


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Der  Effekt    von   ins   Piano   hineintonenden  Pauken,    den   Beethoven  im; 
Andante  der  ersten  Sinfonie  besonders  schon  anwendet,  stammt  von  Haydn, 
wofiir  auf  das  Menuett  der   trdur-Sinfonie  (Breitkopf  Nr.  13)  verwiesen  sei. 


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Karl  Nefj  Haydn-Reminiszenzen  bei  Beethoven. 


343 


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Geradezu  als  kleine  Vorlauferin  der  Eroica  mochte  ich  die  C'dur  (Lon- 
doner) Sinfonie  Haydn's  (Breitkopf  Nr.  7)  ansprechen;  die  Yerwandtschaft 
in  der  Art  der  Theme  rib  il  dung  in  den  ersten  Satzen  der  beiden-  Werke  iiber- 
rascht  bei  genauerer  Vergleichung,     Dafi  Haydn  das  Allegro  ;so  anflingt 


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iat  an  sich  nichts  Besonderes;    derartige  pompose  Erpffnungen   waren  in  der 

italienischen  Sinfonie   gang   und   gabo.     Aber  gerade'fur  Haydn,   der  sonst 

seine  eignen  Wege  ging,  ist  sie   doch  auGergewohnlich;   er  wollfco  in  diesem 

Fallo  einmal  den  stolzen,  wir  diirfen  sagen  den  heroisch  gefarbten  Ton  der 

alien   Sinfonie   aaschlagen.      Beethoven    selbst  greift   mit    seinem   bekannten 
Dreiklangsm  o  t  i  v 


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axioli  auf  diesen  althergebrachten  Ton  zuriick;  er  gibt  aich  dadurch  im  Gregen- 
sate  etwa  zu  Weber  —  man  denke  an  dessen  neuo  Heldenklange  in  der 
■*Euryanthe«  —  ala  Vertreter  der  Ultern  klaasischen  Periode  deutlich  zu  er- 
kennen.  Viel  nahere  Verwandtschaft  tritt  aber  noch  in  dcm.  was  folgt 
hervor.     Das  Thema  liiuft  in  ein  Paukenmotiv.  aus: 


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"Wie  nun  bald  nachher  dieses, mit  dem  Anfang  kombiniert  wird, 


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das  siehtfast  ans  wie   aus  der  Eroica,  kerausgeschnitten :  z.  B.  sei   an   diese 
Stelle  erinnert : 


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Perner  vergleiche  man  diese  beiden  Stellen    und  ihren    weiteren  Vcrlauf  im 
Original: 


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344 


Karl  Nef,  Haydn-Reminiszenzen  bei  Beethoven. 


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Hier  also  auch  die  sausende  Geigeniigur  der  Eroica;  endlich'  lafit  Haydn 
das  zweite  Theraa  auf  liegenden  Harmonien  in  zuriickhaltender  ,Weise  er- 
klingen,  was  ganz  an  das  zweite  Thema  dor  Eroica  eriiinert. 


■ 


DaB  der  eleinentare.  "Weehsel  von  Dur  und  Moll  un-d  die  glockenartige 
TJberleitung  zum  vierten  Teil  im  Trauermarsch  der  Eroica  ihr  Vorbild  im 
Andante   von  Haydn's  2&dur-Sinforiie  (Breitkopf  Nr.  1)   haben,    ist"  bekannt. 

In  Beethoven's  Vierter  finden  sich  unverkemibare  Ankliinge  an  die  S'din> 
Sinfonie  (Breitkopf  Nr.  12)  von  Haydn,  Am  deutlicbsten  treten  sie  im 
Scherzo  hervor, 


Haydn.    MenuetL 


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Beethoven.    Allegro  vivace. 
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Karl  Nef,  Haydn-Re  rainiszenzen  bei  Beethoven. 


345 


Aucb    den    Hauptthemen   der  beiden   ersten    Satze    wird    man    erne    gewisse 
yer\vandtschaft  nicht  absprechen  konnen:  * 

Haydn.    Allegro  vivace. 


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Beethoven.    Allegro  vivace. 


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Bndlicli  stelle  ich  noch  das  Thema  des  Haydn  schen  Adagios  (das  er,  bei- 
liinfig  bemerkt,  auch  in  sememes  moll-Trio  verwendet.bat)  einer  Variation 
im  entsprechenden  Beeth  oven' schen  Satz  gegeniiber.  ,  | 

Haydn-    Adagio. 


Beethoven.    Adagio. 


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DaG  das  Finale  Mozart'sche  ZUge  aufweist,  '  hebt  Kretzschmar  beaonders 
hervor.  Diese  wurzeln  selbst  im  Balienischen,  gehen  bis  auf  Scarlatti  zu- 
riick  und  darum  .kommen  dem  Hauptthema  verwandte  Themen  auch  bei 
Haydn  Tor,  z.  B.  in  der  Cdur  Jugendsinfonie  Nr.  9  der  G-esamtausgabe. 

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Beethoven. 


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Das  Hauptmotiv  der  Cmoll-Sinfonie,  das  ahnlieh  leidenschaftlich  ange- 
weudet  aucb  in  der  Appassionata  vorkommt,  haben  wir  scbon  in  Haydn^s 
l&dur-Klaviersonate  gefunden.    Ee  ist  ja  iibrigens  dieses  anakrusiscbe  Drei- 


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346 


Karl  Nef,  Hay  dn-Re  minis  zenz  en  bei  Beethoven. 


schlagsmotiv  em  Allerweltsmotiv,  dem  einmal  durch  die  ganze  Musikgeschich  te 
nachzugehen  von  grofitem  Interesse  ware,.  Aueh  bei  Haydn  kann  man  es 
ofter  noch  linden,  die  neue  Geaamtausgabe  hat  sogar  die  iiberrasohende  Ent- 
deckung  gebracht,  dafi  sehon  dieser  Meister  einen  groOen  ersten  Sinfoniesatz 
(Nr.  28  der  Gesamtausgabe)  einzig  und  allein  ttber  dieses  Motiv  geschrieben 
hat,  Er  umfafit  164  Takte  und  nur  etwa  in  einem  Dutzend  davon  ist  das 
Motiv  nicht  unbedingt  vorherrachend.     Hier  der  Anfung: 


Allegro  motto. 

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Trotz  prickelnder  Wirkung  und  mancher  interessanten  Stelle  kann  man 
doch  nicht  sagen,  dafi  der  junge  Haydn  das  Problem  gelost  habeji  die 
Wirkung  des  Ganzen  bleibt  etwas  monoton,  Aber  als  heachtenswerte  Tat- 
sache  zu  registrieren  ist  es  doch,  dafi  er  vierzig  Jahrc  vor -Beethoven  MM 
die  gleicbe  Ideo  wie  dieser  gckoinmeii  war. 

Im  Andante  erinnert  die  stets  gleichlautende  "Wiederholung  des  Nachsatzes 
vom  Hauptsatz  an  das  ahnliche  Yerfahren  HaydnV  im  Adagio  der  Cdur- 
Sinfonie  (Breitkopf,  Nr.  7),  worauf  Hehemahn,  der  deutsche  Herausgebcr 
von  Grove's  »Beethoven  und  seine  Sinfunien*  aufmerksam  gemacht  hat.  Das 
Wiedererklingen  des  Menuctts  im  Finale  kommt  scbon  ■  in  Haydn's  ffdur- 
Sinfonie  (Willi  ner-Ausgabe  Nr/1}  und  in  einer  Cdur-Sinfonie  aus  dem  Jahre 
1788  von  Dittersdorf  (herausgegeben  von  Kreteschmar  bei  Breitkopf  ft  Hiirtel) 
vor;  die  letztere  schliefit  allerdings  init  der  Wiederholung  der  beiden  Me- 
nuetfcs  ab. 

Das  vonLebensIusfc  iiberschaumehde  Thema  des  Finale 


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hat  einen  zarten  Vorlaufer  in  der  letzten  Klaviersonate  in  Cdur -von  Haydu 
(Eiemann  Nr.  39);    ■ 


Andtinte  eon  espressione* 


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ebcnfalls   sanftore  Gesehwister  schickte   ihni  Beethoven   solbst  voraus  in  der 
^dur-Violoncellaonate. 


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Karl  Nef,  Haydn-Eeminiszenzen  bei  Beethoven, 


347 


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jSs  eei  auch  erinnert  an  die  Verwandtschaft  mit  dem  Andante  aus  Mozart's 
Jupiter-Sinfonie:  ;  '  ;    .  >t  \v 

Mozart.    Andante  caniabile. 


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Das  Thema  findet  sich  schon   iin   S Orpheus «  Ton  0-luck,   bezeichneriderweise 

jm  Gefilde    der    Seligen   des    zweiten   Aktes,  wo   es    das   Hitornell   der  A  He 
Jes  Orpheus   »Quel  nouveau  cicl*   eroffnet.  \ 

Gluck.     Andante. 


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Oboe  aolo. 


Ein  Stiickchen  der  Pastorale  nimmt  Haydn  schon  voraua  in  diesein  Durch- 
fiihrungsteil  des  Finale  seiner  Laudon-Sinfonie  (nach  dem  Klavierauszug 
bei  Simrock}, 


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Wie   weit  Beethoven  unbewufit,   wie   weit   absichtlich   er  sich  an  Haydn 
angeschlossen,    lafit   sich    in   keinem  Fall   sicher  feststellen:    am    allermeisten 


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348 


B.  Hirzel,  Der  Text  zu  Wagner's  »Liebesverbot«  usw. 


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voile  Absicht   muB   man    annehmen    bci    der    so    unmittelbar  in   die   Augen 
springenden  Nacbbildung    des    Themas   von  Haydn's   Gdur-Sinfonie  (Nr,  13); 


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im  Finale  der  Acliteii: 


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Noch  frapp  an  ter  ist  die  Abnlichkeit,  wenn  man  die  crste  Skizze,  die  Notte- 
bohm  in  der  zweiten  Beethoveniana  S.  116   mitteilt,    mit'  Haydn   vergleicht: 


Erste  Skizze. 


■ 


Bis  zur  achteii  Sinfonie  lassen  sich  aiso  Anlehmingen  an  Haydn  nach- 
weisen.  In  seiner  letz ten  Period e  bringt  Beethoven  wohl  ofter  statt  Kemims- 
aenzen  an  die  Werke  seiner  Yorganger  sokhe  an  seine  eigenen  Jugend- 
ecbopfungen.  Dafi  er  in  der  Klaviersonate  op.  110  auf  ein  altes  Lieblingsthema 
zuriickgriff,  das  er  allerdings  von  Haydn  entlehnt  hat,  haben  wir  scbon 
gesehen.  Besonders  auffallend  und  bekannt  sind  die  motivischen  Zusammeh- 
Mnge  zwischen  der  Ddur-Sinfonie  und  der  Neunten. 


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Der  Text  zu  Wagner's  »Liebesverbot«  nach  der  Handschrift 


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Von  r- 

B.  Hirzel 

(Washington). 

Die  Musikabteilung  der  Library  of  Congress  in  "Washington  erwarb  im 
Sommer  1910  ein  vollstandiges,  handgeschriebenes  Textbuch  zum  >Liebes- 
verbot«,  der  zweiten  beendet  vorliegenden  Oper  Richard  Wagner's,  Der 
gluckliche  Kauf  gesellte  zu  den  vielen  Kostbarkeiten  der  Libre  ttosammluijg 
der  Bibliothek  eine  neue.  Er  sicherte  ihr  nicht  nur  eine  Seltenheit  aller- 
ersten  Ranges  —  wenn  nicht  alle3  trugt,  gelangte  sie  durch  entschlossenes 
.Zugreifen  in  den  Besitz  eines  ITnikums,  om  das  sogar  Bayreuth  sie  be- 
neiden  darf. 


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B.  Hirzel,  Der  Text  zu  Wasrner's  >Liebesverbot*  usw. 


349 


Stets  hat  der  Schleier  des  Greheinmisses  fiber  diosem  Frtihwerke  des-Meiaters 
^legen,  Eine  Jugendsiinde  nannte  er  es  in  reiferen  Jahren;  wir  wissen 
heute  nur  zu  gut,  wie  ganzlich  unbegriindet  das  Yerdikt  war.  Mag  dem  aber. 
sein  wie  ibm  wolle:  die  Arbeit  erfuhr  zu  Wagner's  Lebzeiten  und  spater 
die  Bebandluogj  die  Fehltrittcn  zuteil  zu  warden  pflegt  —  sie  wurde  sekretiert. 
jfiemals  ist  die  Dichtung  zu  ihr  gedruckt  worden.1)  Sie  erschien  weder  zur 
ersten  Auffuhruug  am  29.  Marz  1836,  noch  wurde  sie  in  den  Gesammelten 
Schriften  aufgenoinmen.  Aucb  nach  dem  Tode  "Wagner's  erfoJgte  die  Heraus- 
gabe  nicht,  selbst  Julius  Kapp's  Sammelwerk  Der  junge  "Wagner2),  der  »aller- 
erste*  Baud  der  Schriften,  vermag  den  Wunsch  nach  einem  Abdruck  nicht 
zu  erfiillen.  DaB  zur  Premiere  kein  Text  herauskam,  hat  seine  sehr  einfache 
Erklarung  in  der  TJbersturztheit  dieses  denkwiirdigen  theatralischen  Ereignisses, 
clas  alien  wie  ein  Traum  war?  »kem  Mensch  hatte  ein  en  rechten  Begriff  von. 
der  Sache  hekommen*.  In  der  allerdings  sehr  unfreiwilligen  Hast  konnte 
nicht  einmal  Zeit  gefunden  warden ,  ein  Buch  zu  drucken.  —  Wenn  weiter 


der  Text  ke-inen  Platz  in  den  Gesammelten  Schriften  erhielfc,  so  isfc  der  Grund 
dafur  jedenfalls  in  der  ahlehnenden  Haltung  zu  suchen,  die  "Wagner  spater 
dem  »Liebesverbot«  gegeniiber  einuahm.  Pietat  vor  dieser  seiner  eigenen 
Entscheidung  wird  es  gewesen  sein,  die  auch  nach  seinem  Heimgange  einer 
Veroffentlichung  im  Wege  stand  und  der  Dichtung  die  Aufnahme  in  Kapp's 
Arbeit  versagte. 

Die  Geschichte  des  "Werkea  stand  iin  grofien  und  ganzen  fest.  Doch 
bringen  der  Briefwechsel  zwischen  "Wagner  und  A  pel3)  und  des  Meisters  »Mein 
Leben*4)  manches  unbekannte,  so  dafi  es  sich  wohl  verlohnt,  die  gesamte 
Entwicklung  an  der  Hand  aller  Quellen  noch  einmal  kurz  zusammenzufassen. 

In  der  ersten  Halfte  des  Juni  1834  unternahm  "Wagner  mit  seinem  Fxeunde 
Theodor  Apel  eine  Keise  in  die  bohmischen  Bader,  die  alle  Lebensgeister 
des  eben  einundzwanzig  gewordenen  feurig  bewegte.     Lange  Jahre  hindurch 

gedenkt  er  dieser  glucklichen  Tage   in  Sebnsucht,  und  noch  zwei  Dezennien 

spater  kann  Apel  horen  *) :     , 

* 

»..  •  Du  hast  viel  Erinnerungen  geweckt:  Die  heiterste  ist  offenbar  unsere  bfih- 
mische  Raise.  Wenn  ich  mieh  entsinnen  will,  je  wirklich  und  recht  heiter  ge- 
wesen zu  sein,  so  inufi  mir  nur  jene  Reise  ein  fallen:  Gesundheit,  Jugend  und  eine 
Fulle  von  wilden  Hoffnungen,  waren  —  mit  Dir  —  damals  meine  Begleiter.  •  .  c 

1)  Dies  ist  heute  nicht  mehr  ricbtig.  Im  September  1911  —  nach  Beendigung 
des  vorliegenden  Aufsitzes  —  golangte  der  11.  Bd.  der  Ges.  Schriften  Wagners  zur 
Ausgabe,  mit  einem  Abdruck  den  Testes  auf  p.  59— 124.  Der  Abdruck  foJgt  wort- 
lich  einer  Publkation,  far  die  die  Firmen  Breitkoof&Hartel/C.  F.  W.  Siejjel  schon 
am  23.  Juni  1911  das  Copyright  eintragen  lieGen:  Aas  Liebesverbot  oder  Die  Nome 
von  Palermo.  GroBe  komische  Oper  von  Richard  Wayner.  . . .  Leipzig,  Breitkopf 
&  Ha  tel/O.  F.  W.  Siegel  (R.  Linneman),  1911.  68  p.  8<>  Diese  Separatauagabe  des- 
Liebesverbottextea  scheint  nicht  im  Handel  zu  sein;  sie  fufifc  wie  die  der  Ges.  Schr. 
auf  der  Miincbner  Partitur.  Samtliche  Verweisungen  und  Zitate  meiner  Arbeit,  die 
im  Friihsommer  1911  (die  Einleitung  im  Frfihlinj;  1911)  geschrieben  wurde,  beziehen 
sich  auf  diese  Edition.  Durch  Addition  von  56  konnen  die  spater  gegebenen  Seiten* 
zahlen  des  Sonderdrucks  auf  die  korrespondierenden  des  Drucks  in  den  Ges.  Schr. 
gebracht  werden. 

2)  Berlin,  Schuster  &  L&ffler,  1910. 

3)  Richard  Wagner  an  Theodor  Apel.     Leipzig,  Breitkopf  &  Hartel,  1910. 

4)  Mein  Leben.    Von  Richard  Wagner.    Mtlnchen,  F.  Bruckmann,  1911. 

6)  An  Apel,  p.  87.  St.  Moritz,  3.  August  1853.  —  Mit  der  Heimkehr  von  dieser 
Reise,  sagt  Wagner  in  seiner  Autobiographie,  »schlieCt  sich  sehr  bestimmt  die 
eigentlich  heitere  Jugendperiode  meines  Lebens  ab<. 


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350  B.  Hirzel,  Der  Text  zu  Wagner's  >Liebesverbot<  usw. 

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Am  17.  Juni  erreichten  die  beiden  Teplitz,  und  hier,  auf  der  nahebei  ge- 
legenen  malerischen  Schlackenburg,  scbricb  der  junge  Musiker  den  Entwurf 
asum  »Liebesverbofc«  nieder,  Nach  der  Btickkehr  nach  Leipzig  ging  esdann 
rait  ernstem  Eifer  an  die  Ausarbeitung  der  Dichtung;  kubne  Plane  und  phan- 
tastische  Entwiirfe  kniipffcen  sich  schon  in  dieser  ganz  fruken 'Schaffcnszeit 
an  das  neue  Werk. 

». . .  Maine  Feen  mflesen  durch  die  AuffQhrung  an  drei  bis  vier  guten  Thcatorn 

dazu  dienen,  mir  einen  ehrenvollen  Vorruf  ffir  mein  Liebesverbot  zu  machen,  daa 

ich  wahrend  dieser  Zeit  fertig  bringe;  mit  dieser  Oper  muG  icb  dann  durchschlagen, 

'.  und  Ruf  und  Geld  gewinnen;  ist  es  mir  gegluckt  beides  zu  erlangen,  so  ziehe  ich 

mit  beidem  und  Dir  nach  Italien,  und  dies  zwar  im  Frflhjalir  1836  *,.**} 

"Wagner  hatte  Ende  Juli  1834  eine  Stellung  als  Musikdirektor  am  Magde- 
burger  Theater  angenommen.  Die  anstrengende  Tatigkeit  war  der  musikali- 
schen  Bearbeitung  des  Stoffes  cbensowenig  forderlich,  wie  der  Stimmung  seines 
Schopfers,  Er  klagfc  am  26.  November- Apei  gegeniiber,  wie  unbefriedigfc  er 
sich  fiihlo. 

*..".  Das  mnfi  anders  werden,  —  ich  gehe  jetzt  mit  deraf  festen  Willen  an 
moine  neue  Oper,  nicht  eher  davon  abzulassen,  bie  sie  schnell  fertig  ist;  —  noch 
vor  Osfcern  muB  sie  zur  Auffiihrung  fertig  sein  .  .  .<*) 

Leider  aber  halt  dieser  Anlauf  nicbt  lange  vor.    Zogernd  schreitet  die  Kom- 

position  fort,  wenn  auch  dem  Freunde  am  4.  April  1835  mitgeteilt  werden  kann 

>. ...  Montag  wird  ein  Bruchatiick  meincs  Licbesverb'otes  scenisch  und  in  Kostum 

I  v1"  aufgefiihrt  ,V,*% 

Die  Wirkung  dieses  Versuchs  auf  die  Horer  mufl,  wenn  man  des  Autors 
eigenen  "Worten  trauen  darf,  vortrefflich  gewesen  a  ein, 

».,.  Die  Auffiihrung  der  beiden  Daetten  ...  hat  mir  die  sehSnsten  Hoff- 
nungen  .  . .  erweckt  . .  .  «4) 

1835,  im  Spiitsommer,   besucbt  "Wagner  Laube    in  Kosen   bci  ISTatimburg 
i'"1  und  unterbreitet  ihm  Teile  des  Toxtbucbes  zur  Prufung;  Laubo  ist  sehr  be- 

fricidigt6).  Zunlichst  soil  die  Oper  in  Leipzig  zur  Auffiihrung  kommen^  schon 
aber  sebweift  der  Blick  hiniibor  nach  Paris,  dem  Dorado  der  Musiker  und 
zumal  der  Biibnenkoraponisten  jener  Tage. 

■»t., ,  Ich  habe  mir  zwar  yorgenommen  mich  mit  meiner  Oper  erst  hier  aus- 
pfeifen  zu  laasen;  —  icb  lasse  sie  aber  in  das  Franzosische  iibersetzen,  von  Scribe 
bearbeiten  und  auf  der  opera  comique  auffuhren,  dahin  geh^rt  sie  und  hinweg 
an s  Deutschland  gehoro  ich;  —  und  deshalb  will  ich  auch  zum  Herbst  wieder 
uach  Magdeburg  zurflckkehreu,  es  ist  der  nachste  Weg  hinaus!  . . ,«°) 

-f,  %      ft  Die  Kapellmeisterarbeit  hat  inzwischen  von  neuem  begonnen  —  wieder  andern 

sich  die  Plane  fur  das  Wm%  dessen  Komposition,  das  ist  immer  festzukalten, 
noch  nicht  emmal  bcendet  ist.     Berlin  soil  nun  die  Premiere  erleben. 


1)  An  Apel,  p.  16,    Magdeburg,  27.  Oktober  1834. 

2}  An  Apel,  p.  17. 

3)  An  Apel,  p.  41. 

4)  An  Apel,  p.  42.    Magdeburg,  8.  April  1835,  . . 

5)  »In  K58en  teilte  ich  ihm  (Laub-e)  mehreres  von  den  Versen  meines  Liebes- 
botes  mtt,   fflr  welche  er,  trotz  aller  Kalte  gegen  meine  AnmaBung,  mir  auc^. 

meine  Opcrntexte  aelbst  schreiben  zu  ^volleu,  doch.  nicht  ohne  ermuirternde  An- 
erkennuog  blieb*.    Mein  Leben  I,  p.  127, 
Q)  An  Apel,  p.  47.    Leipzig,  4,  Juni  1835. 


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B.  Hirzel,  Der  Text  zu  Wagners  »Liebesverbot*  usvr. 


351 


,..  ,  loh  nehme  fflr  jetzt  g&nzlich  Absehied  von  dem  Concertsaal  t  . .  Adieu, 
Da  gediegene  Hcrrlichkeit,  ich  gebe  mich  den  Flittern  der  Biihne  hin;  ich  bin 
jetzt  nur  noch  Opernkomponist,  und  nur  auf  meiiie  Oper,  an  der  ich  jetzt  wieder 
fleifiig  arbeite,  werfe  ich  mich  mit  Leib,  Seele  und  Hoffimng  ...  Ich  reiBe  mich 
garnicht  uni  Leipzig,  ich  stehe  jetzt  im  Begriff  mir  etwas  ganz  anderes  zu 
sroffnen,  —  n&mlich  Berlin,  wo  ich  mein  Liebesrerbot  zuerst  aufzufiihren  ge- 
denlce  ...«*) 

Eincn  Monat  spater  scheint   auch   dieser  EntschluB   ins  Wanken  zu  geraten. 
Wagner  ist  begeisterfc  von  der  Magdeburger  Biihne,  enthuaiastisch  schreibt  er: 

».  .  .  Nun  ich  sage  Dir,  es  ist  eine  wahre  Prachfc  (init  den  Opernverbslltnissen 
niimlich.  H.),  u.  wenn  mein  EntschluB  nichfc  scbon  zu  fest  stunde,  meine  Oper  zu- 
erst in  Berlin  an  der  KOoigsstadt  aufzufflbren,  so'  thitte  ich  es  gewifi  hier,  denn 
ich  kSnnte  sie  hier  vortrefflich  besetzen  ...  Ich  bin  jetzt  fiber  alle  Begriffe  fleifiig, 
u.  babe  eigentlieh  nur  noch  3  groGe  Nummern  an  der  Oper  zu  arbeiten.  Ende 
Januar  ist  sie  zur  Auffiihrung  bere it  . .  .  «2) 

Der  Strom  des  musikalischen  Schaffens  beginnt  allmahlich  frei  zu  fliefien 
mit  eiligen  Schritten   geht  die  so   lange  hingezogerte  Kompoaition  der  Voll- 
endung  enfcgegen.    Je  naher  der  AbschluB  riickt.  desto  festere  Gestalt  nimmt 
die  Absicht  an,  das  Werk   in  Magdeburg   zuerst  iiber   die  Bretter  gehen  zu 

Lassen.      Am    27.  Dezember  1835    isfc    die   Stadfc,    in    der   "Wagner  wirkt,    end- 
giiltig  zum  Ort  der  Ur  auffiihrung  ausersehen. 

»..  .  Du  mein  Gott,  was  habe  ich  jetzt  nicht  allea  gearbeitet!  Erstlich  mein 
Arnt,  daa  mich  oft  wochenlang  jeder  iiberflusstgen  Stunde  beraabte,  u.  dann  die 
.Composition  meiner  Oper,  die  ich  an  Sylvester  vollendet  haben  werde.  Ich  bin 
jetzt  im  Brennpunkt  meines  Talentea,  alles  geht  mir  leicht  von  Handen  u.  gelingt 
mir.  Hinsichtlich  der  Auffiihrung  bin  ich  jetzt  mifc  mir  einig.  Sie  wird  Ende 
Februar  36  hier  von  atatten  gehen;  ich  kann  in  manchen  Beziehungen  die  Oper 
nirgends  besser  zur  Auffiihrung  bringen  aU  hier;  —  zwei  vortreffliche  Tenoristen 
und  eine  Isabella,  wie  ich  sie  selfcen  besser  haben  werde  . . ,  Hier  fuhre  ich  also 
meinLiebesverbot  zuerst  auf,  Iasse  von  Braunschweig  Kornel,  vcn  Berlin  Kenf'3)  u. 
von  Leipzig  Ringelhardt  zu  /Jerselben  herkommen,  u.  dann,  geb's  Gott,  in  alle 
Winde  mit  meiner  Oper  .  .  .«  ' 


Endlich  bringt  oin  Brief  vom  21.  Januar  1836  die  langerwarfeete  Nach- 
xicht  von  dem  glucklichen  AbschluB  der  Arbeit. 

». . .  Die  Composition  meiner  Oper  wurde  am  Sylvester  fertig.  ich  instrumen- 
tiere  jetzt^  noch  die  Nachtc  hindnrch!  —  Ende  Pebrnar  ist  die  Anffuhrnng  meiner 
Oper;  —  ich  bekorame  die  zweite  Einnahme  als  Honorar  . .  ,*% 

In  deraselben  Schreiben  gestebt  "Wagner  die  peinliche  Geldverlegenheit,  die 
ihn  nun  schon  seit  emigcr  Zeit  plagt;  sie  driickt  ihn  so,  daB  er  dem  Freunde 
■einen  wunderlicben  Vorschlag  macbt 

». . .  kauf  mir  die  Einnahme  meiner  Opor  ab!  Wenn  Du  Vertrauen  hast  biat 
Du  gerade  derjonige,  der  nichts  dabei  zu  flirchten  hat;  —  ich  scbiltze  sie  auf 
100  Thai.:  giebst  Du  mir  soviel  darum?  Der  Kauf  ist  ehriicb,  u.  ich  wende  mich 
mir  deswegen  an  Dich,  weil  ich  in  Dir  daa  meiste  Vertrauen  zum  gutcn  Erfolff 
-in  suchen  mich  berechtigt  fiihle  *" 


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1)  An  Apel,  p.  59—60.    Magdeburg,  26.  Oktober  183o. 

2)  An  Apel,  p.  66.    Magdeburg,  25.  November  1835. 
:•*)  ?  ?  Liegfc  bier  nicht  cin  Leseiehler  fur  Cerf  vor? 

Apel,  p.  66. 
Apel,  p.  69.- 


6)  Ebencla. 


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352  B.  Hirzel,  Der  Text  zu  Wagner's  »Liebesverbot«  usw. 

Ein  paar  Zeileu  teilen  dann  am  18.  Miirz  kurz  und'  bundig  mit: 

». .  .  Dock  bitte  ich  Dicb  korom  so  bald  Du  kannst,  womOglich  noch  dies© 
Woche  nach  Magdeburg.     Du  hOrat  dann kflnftige  Woch,e  raeine  Oper  auf- 

ffihren  . .  . « l) 

Die  urspriinglich  auf  Sonntag  den  27.  Marz  1836  angesetzte  Vorstellung 
inufite   urn  zwei  Tage  verschoben.  werden.     So   erblickte   denn   das   »Liebes- 
verbot*   das  Lickt  der  Rampen  zum  ersten  Male  am  Dienstag,  den  29.  Miirz 
1836,  in  einer  ubcrhasteten  Wiedergabe  und  unter  ganz  unzuliinglichen  Ver- 
haltnissen/  so   daB   die   GleicbgUltigkeit   des   Publikums ,    das   dem   seltsamen 
Begebnis  beiwohnte,    nur  zu   begreiflich   erscbeint.      »Mit  Ausnahme  einiger 
■     Partien  der  Siingerinnen,   welche   auoh  beifallig  aufgenommon  wurden ,  blieb 
das  G-anze,    welches  von  mir  auf  kecke,   energische  Aktion  und  Spracke  ab- 
geseben  war,  ein  musikaliscbes  Scha'tten  spiel  auf  der  Szene,  zu  welchem  das 
Orchester  mit   oft  iibertriebenem  Gerausch   seine  unerkliirlichen  Ergttsse  zum 
zum    beaten   gab.*2)      Eine  fur    den  30.  Miirz    geplante  Wiederholung  konuto 
wegen  eines  echten  und  rechten  Biihnenskandais  nicht  stattfinden  —  mit  der 
ersten  Auffiibrung  ist  die  Oper  fur  immer  von  der  Buhne  versphwunden.   Alio 
Anstrengungen  ihres  Schopfers,  sie  noch  einmal  herauszubringen,  sind  erfolg- 
los  geblieben.     In  Leipzig,  wo  er  das  Work  nach  dem  Zusammenbruch  des 
Magdeburger  Unternehmens  unterzubringen   trachtete,    wurde    die   Annahme 
durch  die  spieflbiirgerlichen  Anschauungen  des  Direktors  Ringelhardt  vereitelt. 
Ebensowenig  lachelte   im  Mai  1836    das   Gliick  in   Berlin.     Kommissionsrat 
Cerf.  der' Letter  des  Konigsstudtischen  Theaters,  hielt  den  Komponisten  mit 
allerlei  glanzenden  Versprechungen  hin  —  nach  langen  Wochen  vergeblichen 
Wartens  muCte  Wagner  einsehen,   dafi   er  sich  durch  schonc  Worte  des  ge- 
schaftstuchtigen   Herrn   hatte   tiiuschen   lassen.   —  Da  Deutschland  sich   ab- 
lebnend  verhielt,  sollte  Paris  der  Arbeit  das  Heil  bringen.    Im  Sommer  1837 
schickt  Wagner   die.Partitur  an  Scribe,   bittet  ihn,    sie  von  Meyerbeer  und 
Auber  begutachten  zu  lassen,  und  bietet,   falls  deren  TJrteil  gunstig  ausfallt, 
dem  beriihmten  Textdichter   das    ganze  Sujet  zu   beliebiger  Bearbeitung  an. 
Die  so  zurechtgestutzte  Dichtung  dachte  er  dann  mit  der  eigenen  Musik  an 
der  Opera  Comique   einzureichen.     Wir   sehen:   Pliine   werden  wieder  aufge- 
griffen    die  schon  im  Sommer  1835  geschmiedet  worden  waren.    Scribe  aut- 
wortet'juni  1837   auf  den  Vorschlag,   wiinscht  nabere  Aufschlusse   und  be- 
teuert,  alles  moglicbe  in  der  Sache  tun  zu  wollen.    Trotz  dieser  Versicherung 
aber  hort  man  nichts  mehr  von  dem  Werk  bis  zum  Herbst  1839,  als  Wagner 
»  I  selbet  in  Paris  eintrifft.    Gleieh  nach  der  Ankunft  hatte  er  mit  dem  Theatre 

de  la  Renaissance  Verhandlungen  zur  Auffuhrung  seines  Schmerzenskindes 
angeknupft,  die  sich  recht  verheiCungsvoll  anlieflen.  Dumersan,  der  bekannte 
Textdichter,  soil  das  Buch  fur  die  franzosische  Biihne  einrichten,  der  Direktor 
der  Renaissance,  Antenor  Joly,  sagt  nach  einigem  Zogern  zu,  der  Oper  die 
Pforten  seines  Musentempels  zu  offnen^j.  Drei  fertig  ubersetzte  Nummern 
aus  ihr  werden  zu  einer  Audition  vor  dem  Einanzkomite  des  Theaters  be- 
stiinmt,  die  Sanger  fur  diese  Probe  auffuhrung  sind  bereits  gewonnen,  Dumersan 
fafit  immer  tieferes  Intoresse   an    Beiner  Arbeit,    kurz,    alles   scheint  auf  das 


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1}  An  Apel,  p.  70. 


2)  Main  Leben  I,  p.  139-140.  -      . 

3  tber  den  kraftigen  Anteil  einer  Empfehlung  Meyerbeer  s  an  der  Annahme 
aiehe   den  Aufsatz  von  Julius  Kapp,   Richard  "Wagner  und   Meyerbeer,   Musik  X, 


Heft  14,  p.  83. 


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B*  Hirzel,  Der  Text  zu  Wagner's  *Liebesverbot<  usw.  353 

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tfliicklichste  geordnet  —  da  fahrt  Mi tte  April  1840,  >wie  ein  Dounerschlag«, 
die  Nachricht  in  alle  diese  Zufriedenheit  hinein,  daB  das  TJnternehmen  Jolj-'s 
zusammengebrochen  sei. 

Mit  diesem  letzten  auBeren  Fchlschlag  war  auch  innerlich   das  Schicksal 

;  des  Werkes  fur  seinen  Schopfer  entschiedenj  »ruein  Liebesverbot  gab  ich  nun 
fast  ganzlich  auf;  ich  fuhlte,.  dafi  ich  mich  als  Koraponisten  desselben  nicht 
mehr  achten  konnte*.  Zwar  kainen  die  drei  Gesangsfragmente  tatsachlich  in 
einer  Matin6e  zu  Gebor,   mit  dem  Komponisten   am  Klavier  und  in  Gegen- 

vwart  Edouard  Monnais1,  des  Direktora  der  GroBen  Oper,  und  Scribe's,  Doch 
sah  Wagner  wohl  ein,  daB  jede  Miihe,  lebendige,  tatige  Teilnahme  zu  er- 
wocken,  vergoblich  sein  wurde.  Als  Erfolg  des  Versuchs  blieb  nur  eins:  das 
Gefiihl  einer  brennenden  Beschamung,  sich  noch  einmal  mit*  dem  Jugend- 
werke  eingelassen  zu  haben.  >Die  Abweichung  von  dieser  Geschmacksrich- 
tung,  wie  9i6  langst  in  mir  vorbereitet  war,  fiel  fur  mich  daher  rait  dem 
Aufgeben  aller  Hoffnungen  auf  Paris  zusammen*1), 

Nach  wie  vor  bleibt  die  Hauptquelle  fur  unsere  Kenntnis  der  Oper  die 
Originalpartitur,  die  "Weihnachten  1866  mit  der  sattsam  bekannten  Dedika- 
tionsstropbe  von  dem  Meister  Ladwig  II.  geschenkt  wurde  und  sich  jetzt  als 
Bigentum    dar    Krone    Bayerns    im    Nationalisms  euia    zu  Miinchen    befiudefc2). 

!  Fur  den  Text  allein  existiert,  soweit  sich  heute  sehen  laBt,  kerne  TJnter- 
liige  von  Wagner's  eigener  Hand,  da  ja  sogar  die  beahsichtigte  Einfugung 
der  Dichtung  in  die  kommende  Neuauflage  der  Gesammelteri  Schriften  auf 
dem  Wortlaut  des  Mttnchener  Parti turtextes  fufien  soil3).  Dagegen  weiB  man 
von  dem  York  and  ens  ein  des  Entwurfs,  der,  wie  schon  erwahnt,  am  19.  Juni 
1834  auf  der  Schlackenburg  niedergeschrieben  wurde.  Diese  erste  Fixierung, 
ohne  Zweifel  nur  zum  Festhalten  des  Gesamtplanes  bestimmt,  besaB  die 
Wagnerbiographin  Mary  Burrell4);  sie  wird  auf  ihre  Erben  iibergegangen  sein. 
Neben  die  Partitur  tind  die  Skizze  tritt  nun  das  Textbuch  der  Library  of 
Congress.  Zwar  kann  sie  sich  nicht  riihmen,  'em  Origin almanuskript  ihr  eigen 
zu  nennen  —  es  handelt  sich  bei  dem  Erwerb  nur  urn  eine.Kopie.  Doch 
ist  das  Einschrsinkende  dieses  >nur«  sehr  cum  gr&no  salts  zu  verstehen.  Die 
Abschrift  darf  nam] ich  einem  eigenhandigen  Buche  ohne  Bedenken  an  Wert 
gleichgestellt  werden,  da  sie  einmal  mit  groBter  Wahrscheinlichkeit  unter  den 
Augen  des  Komponisten  entstand,  dann  aber,  und  hier  liegt  ihre  unvergleich- 
liche  Bedeutung,  von  ihm  selbst  mit  einer  Fiille  von  Korrekturen  versehen 
wurde.  Nicht  nur  deshalb  sind  diese  Anderungen  wertvoll ;  weil  sie  von 
Wagner  herriihren,  sie  fesseln  also  nicht  allein  vom  Standpunkte  der  Auto- 
graph enkunde.  Auch  an  sich  vermogen  sie  in  eigentiimllcher  Weise  zu  inter- 
essieren.  Die  Forschung  kann  mit  ihrer  Hilfe  einen  Blick  tun  in  die  geistige 
Werkstatt  des  jungen  Wagner,  sie  werfen,  was  schwerer  wiegt,  manches 
hochst  unerwartete  Licht  auf  dieWandlung,  die  die  Anschauungen  desDichters 
iiber  sein  Werk  schon  sehr  bald  haben  durchmachen  miissen,  friiher  jeden- 
fallSf  als  man  bisher  anttahm. 

Die  Handschrift;  deren  Entsfiehung  aus  inneren  und  auBeren  Griinden  in 
die  Mitte   der  dreiBiger  Jahre   des   vergangenen  Jahrhunderts   zsu  setzen  ist, 


1)  Mein  Leben,  I,  p.  219. 
'  2)  Siehe  Ed^ar  Istel's  vortreflFIiche  Arbeit  >Das  Liebesverbot  von  Eichard  Wag 
ner«.    (Die  Musik  VUI,  Heft  19.) 

3)  Nach  einer  Mitteilung  von  Breitkopf  &  HUrtel  an  mich. 

4)  Mrs  BurreJ,  Wagner,  his  life  and  works  from  1813  to  1834,  p.  CXXIV. 


*: 


354 


1 

B.  Hirzel,  Der  Test  ?.\x  Wagners  »Liebesverbot«  usw. 


sfcammt  aus  dem  Nachlasse   des  Bildhauers  Gustav  Kietz,  von  dessen  Erbea 
sie  durch.  die  Yerkaufsfirma   auf  direktem  "Wego   erworben-wurde.     Nur  em 


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Titelblatt  des  Textbucbes  zom  >Liebesverbot*  in  der  Library  of  Congress, 


emziges  Mai  fand  ich  aie  in  der  Wagnerliteratur  erwahnt:  Hugo  Dinger  be- 
merkt,  dafi  er  sie  bei  den  Vorarbeiten  zu  seinem  Bucbe  >Eichard  Wagner's 
geistige  Bntwicklung*   benutzt   habe1).      Mit  Brlaxibnis   des  Besitzers  Kietz 


* 


1)  Dinger,  Ricbard  Wagners  geistige  Entwicklung.     Leipzig  1892,  p.  47. 


B,  Hirzel,  Der  Text  211  Wagner's  >Liebesverbofc«  new. 


355 


licB  der  Wagnersammler  Nikolaus  Oesterlein  eine  Kopie  von  dem  Manuskript 
nebinen;  sie  erscheint  im  3.  Bande  seines  Katalogs  einer  Richard  Wag&er- 
Bibliothek  unter  Nr.  5570a,  seltsam  genug  ohne  irgendwelchen  Zusatz,  wo 
und  in  wesson  Hand  arch  das  Original  befand.    Ob  diese  Abschrift,  die  von 


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Personenverzciehnis  des  Textbuchea  zum  >Liebesverbot«. 


Oesterlein's  Kollektion  in  das  Eisenacher  Wagner  museum  wanderte,  exakfc  ist, 
entzieht  sich  meiner  Kenntnis;  von  den  Korrekturen  nnd  Varianten  der  Vor- 
lage  hat  sie,  wie  Dinger  feststellt;  nicht  Kotiz  genommen. 

Bei  der  UuBeren  TJntersuchnng  zeigt  sich  unser  Test  als  ein  scbmaclitiger, 
unscbeinbar    \n   rotbraune  Pappe  gebundener  Band?    der  mit  Ansnahine   des 


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356  B,  Hirzel,  Der  Text  zu  Wagner's  >Liebesverbot«  usw. 

etwas  ladierten  Riickens  vorzuglich  erhalten  ist.  Er  miflt  202  zu  167  mm 
-und  umfafit  67  Blatter  mit  134  bescbriebenen  Seiten.  Auf  der  Innenseite 
des  vorderen  Deckels,  in  der  linken  Ecke  des  unteren  R Andes,  findet  sich 
das  gedruckte  Buclizeichen  »  Ernst  Benedikt  Kietz,  Portrait-Zeichner  aus 
Dresden*;  der  Text  ist  auf  zwei  Zeilen  verteilt.  Die  Titelseite  trligt,  unten 
aufgeklebt  und  ersichtlich  aus  einem  Schriftstuck  herausgeschnitten,  den  eigen- 
handigen  Namenszug  des  Meisters  »  Richard  "Wagner*.  Auf  der  gleichen  Seite 
ist  auf  dem  linken  Rande,  parallel  zum  Buchriicken,  em  die  ganze  Lange  des 
Blattes  hindurchlaufender  Strcifen  Papier  aufgesetzt,  mit  den  von  E.  B,  Kietz 
geschriebenen  "Worten  »  Souvenir  von  Richard  Wagner  an  E.  B  Kietz*.  Dar- 
unter,  zum  Teil  auf  dem  Streifen,  zum  Teil  auf  das  Titelblatt  hinxiberreichend 
>  Paris  im  Apr.  1842*.  Das  Manuskript  selbst  weist  drei  Handschriften  auf? 
von  denen  zwei  im  Text  auftreten,  wahrend  sich  die  dritte,  die  "Wagner's, 
auf  Korrekturen  beschriinkt.  Die  erste  Hand  schrieb  den  ersten  Akt,  die 
zweite  geht  durch  die  beiden  ersten  Seiten  des  zweiten  Aktes;  von  hier  bis 
zum  Ende  setzt  wieder  der  erste  Schreiber  ein. 

Eins  ist  nun  klar:  Gustav  Kietz  kann  nicht  der  urspriiilgliche  Besitzer 
des  Heftes  gewesen  sein.  Die  Eintrage  auf  dem  Titelblatt  zeigen  unzwei- 
deutig,  daB  wir  ala  den  ersten  Eigentiimer  semen  Bruder,  den  Maler  E,  B,  Kietz, 
den  treuen  Gefabrten  der  ersten  Pariser  Zeit  Wagner's,  zu  betrachten  bahen. 
Nach  dessen  Tode  gelangte  dann  der  Schatz,  wohl  durch  Erbscliaft,  an 
G.  Kietz. 

Ernst  Benedikt  Kietz,  der  von  dem  Meister  so  reich  beschenkte  Freund, 
wurde  in  Leipzig  1815  geboren  und  starb  am  13.  Mai  1892  in  Dresden,  Er 
widmete  sich  der  Malerei,  arbeitete  zuerst  in  Dresden,  dann  bei  Delarocha 
in  Paris,  wo  er  auch  nach  Beendigung  seiner  Studien  lebte,  bis  ibn  der 
Krieg  1870  zur  Heimkehr  nach  Deutschland  zwang.  Nachdem  er  einige  Jahre 
hindurch  Lehrer  der  Schleswigschen  Prinzessin  Augusta  Viktoria,  der  heutigen 
Kaiserin  gewesen,  zog  er  sich  nach  Dresden  zuruck  und  verbrachte  dort 
seinen  Lebensabend.  In  seiner  besten  Zeit  gcnoB  Kietz  besonders  als  Bildnis- 
maler  und  Privatlithograph  einen  bedeutenden  Ruf ;  allenthalben  bekannt  ist 
seine  Zeichnung  von  "Wagner  im  geblumten  Schlafrock. 

TJngefiihr  ein  halbes  Jahr  vor  Wagner  war  Ernst  Benedikt  nach  Paris 
gekommen,  urn  in  Delaroche's  Atelier  nachzuholen,  was  ihm  die  h'eimische 
Akademie  nicht  gegeben  hatte,  das  eigentliche  Malen.  Er  hatte  den  jungen 
Kapellmeister  schon  in  Leipzig  bei  einer  privaten  Musikauffiihrung  kennen 
gelernt;  das  Zusammentreffen  fuhrte  aber  nicht  zu  weiterem  Verkehr,  erst 
die  Fremde  sollte  die  beiden  auch  innerlich  zueinander  bringen.  Von  Deutsch- 
land  aus  war  Kietz  aufgeforderfc  worden,  sich  des  Ehepaars  "Wagner  anzu- 
nehmen.  Er  tat  es  gerne,  und  es  datierte  nicht  lange,  bis  sich  aus  dem 
Betreuen  in  der  fremden  Stadt  eine  innige  Preundschaft  entwickelte.  Gut- 
miitig,  unbefangen,  stets  heiter  und  aufgeraumt,  dazu  cbenso  knapp  an  Geld 
wie  "Wagner  und  die  anderen  Freunde,  Samuel  F.  Lehrs  und  Ernst  Gottlob 
Anders,  wurde  der  sachsische  Landsmann  bald  ein  unentbehrliches  Glied  in 
diesem  Kreise.  Wagner  schatzte  den  neuen  SchoBling  im  »lieben  Kleeblatt*, 
wie  er  das  Trio  nennt,  sehr  hoah.  Einmal  ist  er  ihm  >ein  'guter,  lieber 
Junge«  %  einmal  *ein  liebenswiirdiffes  Talent  und  prachtiges  Gemiit*2).    Dann 


1)  An  Schumannn.    Paris,  16.  Dezember  1841. 

2)  An  Ferdinand  Heine.    Meudon,  7.  September  1841 


.  - 


* 


B.  Hirzel,  Der  Text  zu  Wagner's  >Liebesverbot<  usw. 


\ 


357 


wieder  beiBt  es:  »es  ist  ein  vortrefflicher  Menseh  und  mir  sehr  lisb;  ihm 
wird's  gewiB  immer  gut  gehen,  derm  alle  Menschen  milssen  ihin  gut  sein«*). 
Am  sprechendsten  zeugen  fur  die  Festigkeit  dieses  Bundes,  der  Leid  und 
Freud  und  auch  —  G-eld  miteinander  teilte,  "Wagner's  Brief o  aus  den  Dres- 
dener  Jaliren,  Immer  wieder  erkundigen  sie  sich  nach  dem  Ergehen  des 
Freundes,  suchen  ihn  den  Einflussen  des  Pariser  Lebens  zu  entzieben,  packen 
<&n  Be<juemen  beim  kunstlerischen  Ehrgeiz. 

>...  Fluch  aber  sci  dem  abscheulichen  Kietz,  der  auf  meine.heiligsten  An- 
rufungen,  in  Zeiten  der  Not  der  wahren  Kunst  treu  zu  bleiben  und  sich  in  ihr  zu 
trosten  —  wie  ich  es  that  —  der  auf  dies  alles,  was  ich  ihm  schrieb  keine  andere 
Antwort  wuBte,  als  seinen  hasenfdssigen  Brief  an  Laforgue  und  die  Erklarung, 
•daG  er  nun  die  Kunst  an  den  Nagel  hiingen  und  sich  nur  noch  auf  Brofc  -Arbeit 
Jegen  wflrde!  Das  ist  mir  ein  schOner  Ker],  der  kann  nichts  wie  andern  aus  der 
Not  helfen,  sich  selber  aber  nicht!  Von  mir  erbaJt  er  keine  Zeile  wieder,  ehe  ich 
ihm  nicht  zu  gleicher  Zeit  Geld  schicken  kann  . .  ,«2) 

».  ,  .  600  Frs,  sind  fiir  Kietz  bestimmt:  so  viel  bin  ich  ihm  ungefdhr  schuldig, 
wenn  es  nicht  mehr  ist.  Gott  gebe,  da,B  ihm  die  baare  Wiederbezahlung  dieser 
Schuld  von  Nutzen,  von  wahrem  Nutzen  sei!  Ist  Kietz  ein  verniinftiger  Menseh, 
so  weiB  er,  was  er  that;  ich  babe  nun  einmal  die  Ansicht,  daB  in  Paris  nichts 
aus  ihmwird.  Besprich  Dich  doch  recht  ernstlich  mit  ihm:  allerdings  weifi  er, 
daB  ich  ihm,  weil  ich  ihm  das  Geld  schicke,  keine  Vorschriften  zu  machen  habe! 
denn  er  hat  mir  keine  gemacht,  als  er  mir  das  Geld  borgte.  Hoffentlich  aber  ist 
«r  fiir  guten  Rat  noch  nicht  taub  ...«*) 

>, .  .  Und  wean  Dtt  in  Deinem  Koffer  irgend  einen  "Winkel  nocb  leer  hast,  so 
stecke  auch  den  vertrackten  Kietz  mit  hinein.  daB  der  endlich  einmal  aus  seiner 
rue  Jacob  herauskommt  - .  ,  «*) 

>.  .  .  Von  Hanfstangl  erfuhr  ich,  daB  Kietz  wieder  Lust  habe  in  Paris  zu  blei- 
ben ..  .  So  ist  dieser  Menseh  —  mit  so  vortreffliehem  ausgostattet  —  also  mi- 
rettbar!  Das  Herz  wendet  sich  mir  urn,  wenn  ich  ihm  so  aus  der  Feme  zuseheNS) 

*.. .  0  Ernst  Benedikt!  Du  bist  mir  ein  schSner  Kerl!  —  Ich  h6re,  er  bildet 
■sich  ein,  ich  sei  ihm  eine  Masse  Briefe  schuldig!  Als  ob  ihm  mit  Briefen  zu  helfen 
ware!  —  Er  soil  mir  den  rechten  Brief  achreiben  .  .  .  Scbreibt  mir  Kietz  diesen 
Brief,  so  kann  er  sicher  sein,  daB  er  von  mir  die  rechte  Antwort  bckommt  Thut 
er  dies  nicht,  so  nebme  er  mir'6  nicht  Abel,  wenn  ich  ihn  zwar  far  den  besten 
Kerl  der  Welt,  zugleich  aber  auch  fiir  einen  rechten  .  .  .  halte.  Mir  wird  ganz 
drehend,  wenn  ich  an  ihn  denke!  .  .  .<0) 

Der  Abscbied  von  Paris  riickte  heran.    Wagner  wollte  dem  vertrautesten 

der  Pariser  Freunde,   wie  ihn  Max  Koch  mit  Fug  und  Recht  nennt7),  ein 

Andenken  an  die  gemeinsam  verbrachte  Zeit  zurucklassen;  er  wahlte  das  kost- 

barste,   was   er  zu  geben  vermocbte:   eine   eigene   Schopfung.     Am  7,  April 

verlieB  er  die  Stadt,  die  ihn  auBerlich  die  bittersten  Enttauschungen,  inner- 

lich  das  Erwacben  zur  Aufgabe  seines  Lebens  hat  erfabren.  lassen  —  im  April 

1842,   sagt  die  Handschrift   des    »Liebesverbots«    selbst,   ward  sie  Kiet2  ge- 
sehenkt.  — 

Unser  Buch  bildet  nicbt  etwa  eine  an  der  Hand  der  Kompositionen  an- 

gefertigte  Zusammeustellung  der  Texte,  sondern  war,    das  darf  mit  aller  Sicher- 

1)  An  denselben.   .Meudon,  14.  Oktober  1841. 

2)  An  E.  Avenarius.    Dresden,  8.  Oktober  1842.    Familienbriefe,  p.  74. 

3)  An  denselben.    Dresden,  b.  Januar  1843.    Fami  lien  briefe ,  p.  98. 

4)  An  Cacilia  Avenarius.    Dresden,  8.  April  1843.  .  Familienbriefe,  p.  104. 

5)  An  dieselbe.    Dresden,  22.  Oktober  1JJ43.    FamiHenbriefe,  p.  122. 

6)  An  dieselbe.    Drpsden,  15,  Februar  1844.    Familienbriefe,  p.  126. 

7)  Richard  Wagner-Jahr buch  1908,  p.  420. 


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* 


358 


B.  Hirzel,  Der  Text  zu  Wagner's  >Liebesverbot«  usw. 


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heit  angenommen  werden,  von  Anfang  an  als  gesondertes,  von  der  Partitur 
unabhangiges  Textbuch  gedacht.  Schon  die  Form,  die  der  Dichtung  gegeben 
wurde,  beweisfc  das.  Wahrend  der  gedruckte  Text  Breitkopf  &  Harte!^  der 
Partitur  getreu  folgt  und  Ensembles  in  der  Gestalt  bringt,  wie  sie  durch  die 
musikalisehe  Struktur  bedingt  wird,  sind  solche  Nummern  bei  uns  iibersicht- 
licb  zusammengezogen.  Binige  Beispiele  werden  besser  als  Worte  klar  machen, 
was  gemeint  ist. 


.- 


P 


Miinchen, 
Alle. 


Wo  soil  das  noch  mit  Allem  bin, 
vor  Wuth  und  Argev  gliihen  wir! 
Wuth  und  Yerzweiflung  kockt  in  mir! 
So  eine9  oinz'gen  Narren  Sinn 
Raubt  alle  Lust  und  Freiheit  bier! 

L  u  2  i  o. 

Zu.deiner  Sehwester  eil'  ich  hin, 
durch  sie  bereit'  ich  Rettung  dir. 
Erweicht  ihr  Fleh'n  nicht  seinea  Sinn, 
so  komnit  die  Hiilfe  dir  von  mir. 
Von  mir  die  Rettung! 
Ich  eile,  Freund,  zu  ihr  dahin! 

Claudio. 

Allein  von  ihr! 
0  eile,  Freund,  zuihr  dahin, 
denn  Rettung  kommt  allein  von  ihr! 
Ich  kenne  ihren  klugen  Sinn, 
und  ihre  Treu  bringt  Hiilfe  mir! 
Nur  von  ihr  kommt  Rettung! 
0  eile,  Freund,  zu  ihr  dahin, 
nur  ihre  Treu  bringt  Hiilfe  mir! 


■« 


Washington. 


Luzio? 

Zu  Deiner  Sehwester  eil  ich  hin, 
Durch  sie  bereit'  ich  Rettung  Dir 
Erweicht  ihr  Flehn  nicht  seinen  Sinn, 
Dana  kommt  die  Hiilfe  Dir  von  mir. 


Claudio. 

■ 

0  eile,  Freund,  zu  ihr  dahin, 
Denn  Rettung  kommt  allein  von  ihr 
Ich  kenns  ihren  klugen  Sinn, 
Und  ihre  Treu  bringt  Hiilfe'  mir. 


Do  re  11  a.    Danieli.     Pontic. 

Wo  soil  das  noch  mit  Allem  bin, 
Wuth  und  Verzweiflung  kocht  in  mir; 
So  eines  einz'gen  Narren.  Sinn 
Raubt  al]e  Lust. und  Freiheit  hier. 


\ 


*   ■ 


■  ■ 


■ 


■  ■ 


Brighella. 

Wie  bring1  ich  nach  der  Stadt  sie  hin, 
das  Volk  scheint  sehr  verdachtig  mir! 
Ihr  Drohn  verwirrt  mir  ganz  den  Sinn, 
ach,  ich  wollt',  ich  war'  ninweg  von  hier! 

(Alles  zerstrcut  sioh  nach  und  nach  im  Tumult. 
Brighellauuddie  Sbirien  brechon  sichmife 
ihren  Gefangenen  mit  grofler  Mtlhe  Bahn  durch 

das  Volk.) 


P-  1^. 

Luzio. 

Nicht  doch,  du  Fromme,  sage  mir, 
wie  sprech1  ich  wohl, 
wie  sprech'  ich  die  Novizcnschwester, 
die  junge  Isabella? 


Brighella. 

Wie  bring1  ich  nach  der  Stadt  sie  hin. 
Das  Volk  scheint  sehr  verdachtig  mir; 
Ihr  Drohn  verwirrt  mir  ganz  den  Sinn, 
Ich  wollt\  ich  ware  weg  von  hier! 

Ant.    Aug,    Chor. 

Wo  fShrt  das  noch  mit  Allem  bin, 

Vol!  Muth  und  Aerger  gluhen  wir; 
So  eines  einz'gen  Narren  Sinn, 
Raubt  alle  Lust  und  Freiheit  hier. 

(Brigh  ella  bricht  sich  mit  groBer  Miihe  mit 
aeinen  Gefangenen  Balm  durch  das  Gedrange. 
Alles  zerstreut  sicli  nach  violen  Soften  bin  im 

Tumult.)  * 


Luzio* 

Nicht  doch,  du  Fromme  sage  mir, 
Wie  sprech'  ich  die  Novizenschwesteiv 
Die  junge  Isabella? 


... 


■ 


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* 


B.  Hirzel,  Der  Text  zu  "Wagner's  »Liebesyerbot«  usw. 


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359 


Munch  en. 


"Washington. 


16, 


lP4#k 


Isabella. 

Steh  auf,  du  Thor!  —  Sprich,  bist  da 

toll  ? 
Du  wagst's,  hier  so  zu  mir  zu  sprechen! 

Steh  auf,  wenn  ich  dir  folgen  soil 
Magst  du  dich  nie  mehr  so  erfrechen! 


Luzio. 


Ach  Isabella! 


p.  -  - 

Isabella. 

Steh  auf,  duThor,  sprich,  bist  du  toll? 
Du  wagst's,  hier  so  zu  mir  zu  sprechen! 
Steh'  auf;  wenn  ich  dir  folgen  soil, 

magst-  du  dich  nie  mehr  so  erfrechen! 
Niemals,  nein,  nein!    Nie  mehr! 
Nicht  ein  Wort! 

Luzio. 

Ach,  ach,  ach  Isabella!  ft 

Ach,  Isabella! 

Nun  denn,  du  hast  mich  jetzt  besiegt, 

befurchte  nicbts,  doch  eile  fort, 

Gott,  wenn  dein  Bruder  unterliegt! 

Isabella. 

Nicht  ein  Wort! 

Luzio  (sich  bekSmpfend). 

Nun  denn,  —  du  hast  mich  jetzt  be- 

siegt,  — 
etc. 

Die  der  lilteren  Opempraxis  eigentiiinlichen  Wortw-iederholungen  kommen 
auch  im  gedruckten  Test  nicht  selten  vor  —  bei  uns  fehlen  sie  ganzlich. 
Ebensowenig  ist  die  Kopio  der  Bibliotkek  mit  den  unzahligeh  Tralalas  und 
La-Interjektionen  in  Luzio's  Karnevalslied .  belastet.  Fur  den  LeBer  sind 
eben  allediese  Dinge  iiberflussig,  meist  sogar  nur  storend.  —  Dem  Leser, 
der  zu  ein  em  anschaulichen  Verstandnis  der  Vorgjinge  gelangen  will,  dient 
auch  der  groCere  Reichtum  an  Spielanweisungcn  des  Washington er  Testes. 
Nicht  minder  kommt  ihm  unsere  Einteilung  in  Szenen  zustatten.  Im  Hartel- 
scken  Bruck  verliinft  die  gcsanite  Handlung  ohne  sichtbare  Einschnitte,  unsere 
Dichtung  laBt  den  ersten  Akt  in  6  (der  letzte  fiihrt  den  Untertitel  »Finale«), 
den  zweiten  Akt  in  6  Auftritte  zerfallen.  Das  Schema  dieser  Anordnung 
mag,  da  es  zugleich  die  Verschiedenheit  der  azeniachen  Angaben  in  den 
Miincbner  und  "Washingtoner  Exemplaren  illustriert,  hier  folgen. 


« 


Erster  Act. 

Erste  Scene. 
Introduction. 

Vorstadt.  Belustigungsfirter.  Im  Vordergrunde  Danielis  Restauration.  —  Tumult, 
es  werden  von  den  Sbirren  mehrere  Hiluser  niedergerissen;  —  Das  Volk  will 
ihnen  Einhalt  thun;  man  hort  aus  den  Hauaern  das  Zetergeschrei  der  Einwohner.) 


IT.  Scene. 

■  . 

(Klosterhof,  mit  dem  daranstoBenden  Garten.    Das  GlOckchen  lautet.    Aus  der  Feme 

hort  man  den  Chor   der  Nonnen  >Salve  Regina  etc.*     Isabella  und  Mariana 

als  Novizen  gekleidet,  kommen,  sie  haben  sich  mit  den  Armen  unischlungen.) 

III.  Scene. 
Isabella  Bffnet.    Luzio  tritt  auf. 


" 


It 

- 1 


1> 


_  * 


360       *  B-  Hirzel,  Der  Text  zu  "Wagner's  >Liebesverbot«  usw. 


*!    T     * 


IV.  Scene. 

(Gerichtssaal.    Int   Hintergnmd   eine   groCe   Tbiir.    BrighelW  Sbirren,  Wache 

haltend.) 

V.  Scene.  * 

Finale. 
Danieli,  Pontic,  Antonio,  Angelo.Verbafteteu^^^ 

durch  die  mit  Gewalt  geoffnete  Thiir  ein.  Brighella,  Dorella  und  Sbirren. 

IItOT  Act. 

* 

Scene  1. 
(Kerkergarten,  ini  Hintergrunde  das  Gefangnia.) 

Scene  2. 
Isabella  (allein). 


I 


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- 


Scene  3. 

Luzio  (tritt  auf).    Isabella.    Dorella. 

- 

IV.  Scene. 
Isabella,    Luzio.    Pontic,  komint.    Luzio  hat  sicb  ^ie  raseud  auf  eine  Bank 

geworfen. 


■* 


Y.  Scene. 

Der  Palast  des  Stattbalters  Friedrich. 
Friedrich  tritt  auf. 


V. 

'■■.... 


TI.  Scene. 
(Am  Aus^ang  dea  Corso.  Ein  freier  Piatz  umgeben  Ton  Luathausern.  Restaur^  on  en 
Indparkl^^  Esist  Abend.    Volk,  junge  Leute    unter  ihnenAn  tonio 

und  Angelo  undDanieli.    Es  sind  meisfcens  AUe  halb  odex  ganz  maakirt.   Alles 

wogt  bunt  durcheinander.) 

- 

Stellt  aber  die  Abschrift  in  "Washington  einen  separaten  Text  dar,  jiel- 
leicht  identisch  mit  dem,  den  Wagner  Lauben  in  Kosen  1835  zur  Prufung 
gab,  yielleicht  eine  Yorlage  zum  Druck  fur  die  Aufftthrungen,  -  .ist  u**» 
L  eigentlichen  Siime  ein  >Textbueh«,  so  besitz^o  wir  erne  von  dem  Meister 

sanktionierte  Fassung  der  Dichtung  allein  We*  »f^/™  "  d"J" 
nacb,  wenn  die  zukunftige  Wiedergabe  des  .Lxebesverbotsc  m  den  Gesamme  - 
ten  Schriften  nicht,  wie  beabsichtigt,  auf  dem  Text  der  Munchner  Partitur 
fufite.  sondern  auf  dem  der  Library  of  Congress.  w 

bt  es  moglich,  die  Bntstehungszeit  des  Textes  in  Washington  genauzu 
fixieren?  Solange  eine  Angabe  Ton  Jahr  und  Tag  der  Abfassung  verlangt 
wird,  muB  die  Antwort  verneinend  ausfallen  —  ebensowemg  vie  w*  den 
Schreiber  des  Manuskripts  kennen,  kennen  wir  den  2«tpunkt  wann  es  ge- 
scbrieben  wurdo.  Alle  Wahrscheinlichkeit  spricht  dafur  dafl  es  ungefthr 
gegen  1835/36  fertigvorlag;  mehr  laCt  sich  nicht  sagen.  W^J^£*? 
Sis  die  Frage  nach  dem  Geburtstage  des  Buchs  a*  die  nach  dem  Yerhaltms 


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I 

B,  Hirzel,  Der  Text  zu  Wagner's  »Liebesverbot«  usw. 


361    ' 


zwischen  ihm  und  der  Dichtung  der  Partitur.  Wird  diese  als  maflgebend  an- 
geschen,  so  lassen  sich  in  unserm  Text  drei  Stadien  unterscheiden,  von  denen 
zwei  als  vor  und  nach  Munch  en  liege-nd,  eins  als  gleichzeitig  mit  ihm  aufzu- 
fasscn   ist. 

Das  erste  begreift  Titelblatt,  Personenverzeichnis  und  eine  Anzahl  wenig 
geschickter  Ausdrucke  in  den  szenischen  Bemerkungen  in  sich.  —  Wagner 
hatte  seia  "Werk  >Das  Liebesverbot«  genannt.  Der  Zensurbehorde  erschien 
der.Titel  bedenklich,  und  so  wurde  auf  ibre  Veranlassung  die  Oper  umge- 
tauft:  »Das  Liebesverbot  oder  Die  Novize  von  Palermo*.  Mit  diesem  Doppel- 
naroen  nennt  sie  der  Theaterzettel  zur  verschobenen  ersten  Auffuhrung  voin 
27.  Marz  1836.  Bet  der  Pre  mi  die  am  29.  Marz  und  der  beabsichtigten  zweiten 
Vorstellung  (30.  Marz  1836)  spricht  die  Ankundigung  gar  nur  noch  von  der 
Novize  von  Palermo,  —  Das  Munchner  Original  bat  den  Altera  ativ  tit  el ; 
"Washington  fiihrt  die  farblose  zweite  Benennung  uberbaupt  nicht  und  laBt 
der  Oper  den  ursprunglichen  Naraen  >Das  Liebesverbot*.  —  Friiher  als  Miinchen 
wird  auch  die  Vorlage  zum  Personenverzeichnis  zu  datieren  sein.  Es  zeigt 
TTngewandtheiten  in  der  Anordnung  der  handelnden  Figuren,  die  mit  Bestimmt- 
belt  auf  eine  erst  teilweise  ausgereifte  Anlage  scbliefien  lassen.  Nicht  nach 
ihrer  Wichtigkeit  fiir  die  dramatische  Entwicklung  des  Stiickes  sind  die  Per- 
sonen  aufgez&hlt,  sondern  scbeinen  auf  gut  Grliick  verzeichnet.  "Welter  fallt 
bier  ins  G-ewicht,  daB  die  Parti tur  gegen  Washington  mehr  Nebenfiguren 
nennt,  da£  ferner  in  unserer  Liste  der  Ort  der  Handlung  nicht  erwahnt  wird. 


zwei  junge  Edelleut^e 


Miinchen. 

Personen.  ■ 

Friedrich,  em  Deutscher,  in  Abwesen- 

heit  des  KSnigs  Statthalter  von  Sicilien 

Luzio 

Claudio 

Antonio  \  .hre  Freunde 

A  it  g  e  1  o    ) 

Isabella,  Ciaudio'sj    "    Novizen  im 

Schwester  j-  Kloster  der  Elisa- 

Mariana  I      bethinerinnen 

Brighella,  Chef  der  Sbirren 
Daniel i,  Wirth  eines  Weinhauses 
Dorella,  .frflher  Isabella's 

Kammermadcben 
Pontio  Pilato 


In  Dani elf's 

Dicnsten 


Gerichtsberren,  Sbirren.  Ein  - 
wohner  jeden  Standes  von  Palermo. 
Volk.     Maaken.    Ein   Musikcorpa. 

Palermo  im  16ten  Jahrhundert. 


Washington. 

Personen. 

Friedrich,    Statthalter  von   Sicilien  in 
Abwesenheit  des  Kohigs,  ein  Deutscber 

- 

L*  » 

UZTO 

Claudio 

Isabella,  seine  Schwester  \  Novizen  im 

Mariana,  f ruber  Fried-      [  Kloster  der 

richs  heimlich  Verlobte    )  Elisabeth 

Danieli,   Wirth    einer  Restauration  in 

der  Vorstadt 
Dorella,  fruher  Isabellas 

Kammermlidchen 

■ 

Pontio  Pilato 
Brighella,  Chef  der  Sbirren 
Antonio  \  zwei  junge  Freunde  Luzios 
Angelo     /  und  Claudios 

Ein  Bote*) 

Volk,     Sbirren. 

Palermo. 


in  Danielis 
Dienst 


- 


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1)  Des  Bo  ten,  der  ganz  am  SchluB  gerade  zwei  Zeilen  zu  sagen  hat,  entledigte 
aich  Wagaer  in  Manchen  in  einfacher  Weise  dadurch,  daB  er  seine  Worte  dem 
Angelo  in  den  Mund  legte. 


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362 


B.  Hirzel,  Der  Text  zu  Wagners  »Liebesverbot<  usw. 


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Beim  letzten  Punkt,  den  sprachlichen  "Unbeholfenheiten,  habe  ich  "Worter 
im  Auge,  wie  beispielsweise  das  in  den  szenischen  Anweisungen  mehrfach 
wiederkehrende  »Bestaurationc.  Es  versteht  sicb  ja  von  selbst,  daG  nur  die 
Eile  einer  eraten  Konzeption  fixr  solche  "Wendungen  verantwortlicb  zu  machen 
ist;  in  der  Partitur  sind  sie  denn  auch  veracbwunden. 

Das  zweite  Stadium  der  Abschrift  wird  durch  den  eigentlichen  Textkorper 
repriiaentiert.  Die  Vorlage  zu  ihrn  und  dem  in  Miinchen  muti  die  gleiche 
gewesen  sein,  beide  stimmen  in  den  Hauptsacben  iiberein.  In  den  Differenzen. 
lasse'n  sicb  meistens  fruhere  Fassungen  des  Partiturtextes  erkennen;  durch. 
nacbberige  Anderungen  warden  diesc  dann  auf  die  Miinchner  Lesart  gebrachfc. 
Zahlreiche  Abweichungen  finden  sicb  in  den  szenischen  "Vorschriften,  die  bald 
in  Miinchen,  bald  in  Washington  vollstandiger  sind.  Im  ganzen  aber  ist 
Washington  ausgiebiger  mit  ihnen  bedacht.  Dasselbe  ist  der  Fall  boi  den 
Anweisungen  fur  das  Spiel.  Die  Partitur  darf  in  dieser  Hinsickt  beinahe 
armlich  genannt  werden,  wiihrend  unser  Text,  besonders  wenn  die  Situation 
erregter  wird,  eine  betraohtliche  Menge  von  Nuancen  vorschreibt. 


Ein  Beispiel  fiir  viele:.  der  crste  Teil  der  3.  Szene  des  2.  Aktes. 


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1     , 


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Miinchen. 
p.  43. 

(L  u  z  i  o  tritt  auf,  und  naliert  slch  galant  Isa- 
bella, ohne  Do  re  11a  zu  bemerkcn/ 


Luzio. 

Wie  glucklich,  sch&ne  Isabella,  bin  ich, 
euch  endlich  hier  zu  seh'n! 

■  F 

Isabell  a. 


■■ 


Viel  Dank! 

Dor  ell  a. 

So  seht  doch  auch  Dorella! 

■ 
Luzio. 

Bu  kSnntest  wahtlich  wieder  geh'n! 
Nach  eurein  Bruder  wollt1  ich'fragen, 
wie  alles  abgelaufen  sei? 


Isabella. 

Ich  kann  das  Beate  euch  nursagen,  — 
■noch  heute  wird  er  wieder  frei! 


.  Washington. 

■ 

Scene  3. 

L  u  z  i  o  (tritt  auf).     Isabel!  a. 


Dorella, 


Luzio  (galant). 

Wie  giucklich,  schonc  Isabella, 
Bin  ich,  euch  endlich  hier  zu  sehn! 


Isabella. 


Viel  Dank. 


■? 


Dorella. 
So  seht  doch  auch  Dorella! 

Luzio  (b.  S.).* 
Du  kfcnntest  wabrlich  wieder  gehn. 

(zu  Isabella) 

Nach  eurem  Bruder  wollt  ich  fragen, 
Wie  alles  abgelaufen  soy? 


Isabella. 

■ 

Ich  kann  das  besfce  euch  nur  sagen, 
Nocb  heute  wird  er  sicher  frey. 


- 


w 


- 


LUZJO. 

0,  so  habt  Wunder  ihr  gethan, 
ich  bete  eure  Allmacht  an! 


Luzio. 

0  so  babt  Wunder  ihr  gethan, 
Ich  bete  eure  Allmacht  an. 


* 


* 


■ 


■  ■ 


Dorella. 

■ 

Das  ist  zu  viel,  jetzt  wird  erfromra, 
und  gottios  war  er  stets  bei  mir! 

Luzio 
(mit  zun  eh  mender Verwegenheit).   [}] 

'Ich  weiB  nicht  wie  ich  dazu  komm! 


Dorella 
(bostandig  urn  ilm  liciumjlatternd). 
Zu  viel  —  nun  wird  er  gar  noch  fromm, 
Gottios  war  er  doch  stets  bei  mirt 

■  . 

Luzio  (sie  Terlegen'abwchrcnd). 
Ich  weiB  nicht,  wie  ich  dazu  komm  — ! 


■-.         ■ 


HP 


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• 


i . 


B-  Hirzel,  Der  Text  zu  Wagner's  >Liebesverbot<  mm. 


363 


Miinchen. 

Dorella. 

0  nur  Geduld,  ich  sag1  es  dir!  — 
Denkst  du  nocb  an  die  Schwiire,    Kiisse, 
die  Scbmeicheleien,  die  Versprechen? 

L  u  z  i  o. 
Wenn  ich  von  alledem  was  wisse! 

■ 

Dorella. 

Willst  du  die  Eide  alle  brechen? 

Luzio. 

Bei  Gott,  wer  mag  sich  so  erfrechen! 

■ 

Isabella, 
Eij  ei!    DaJ3  ihr  so  nntreu  seid! 

Lu  zio. 
Ich  schwdr's  bei  meiner  Seligkeit! 

D  o  r  e  1 1  a. 
Das  ist  der  tausendste  der  SchwGre! 

Luzio. 

DaC  ich  nicht  Eins  inTa  Andre  fiihre,  — 
wann,  denkt  ihr  wohl,  wird  C[l]audio  frei? 


Washington. 
Dorella. 

+        » 

0  nur  Geduld  —  ich  sag'  es  dir!  — 
Denkrtt  du  nicht  an  die  Scbwurc,  Kiisse, 
Die  Schmeicheleien,  die  Versprechen?  — 


p 


Lu 


ZIO 


• 


(In  zuneh mender  Veriegenheit). 

Wenn  ich  von  alle  dem  was  wisse!  — 

Dorella. 
Willst  du  die  Eide  alle  brechen? 

Luzio 
(stellt  sich  emport) 
Bei  Gott,  wer  mag  sich  so  erfrechen ! 

Isabella. 
Ei,  ei7  —  dafi  ihr  so  untreu  seid! 

Luzio, 
Ich  schwors  bei  meiner  Seligkeit  — ! 

Dorella. 

Das  ist  der  tausendste  der  Schwure!  — 


Dorella, 
Mein  Freund,  nein,  so  geht  nicht  das 

und  damifc  nicbts  gelogen  sei,  — 

kennst  du  den  Brief,  kennst  du  den  Ring? 

Isabella. 
Ach,  welch  zarte  Liebeszeichen! 

Luzio. 
Nein,  das  ist  Frcchheifc  sondergleichen! 

Dorella. 

L 

Du  leugnesfc  es? 

Luzio. 
Ich  kenn'  dich  nicht! 


Luzio 
(a  us  we  ich  end). 
DaC  ich  nicht  eins  ins  andre  fiihre,  — 
Wann  denkt  ihr  wohl  wird  Claudio  frei? 

Dorella. 

Mein  Freund,  nein  so  geht  nicht  das 

Ding,  — 
Und  damit  nichts  gelogen  sei,  — > 
Kennst  da  den  Brief,  kcnnst  du  den  Ring? 

Isabella. 
Ach  welche  zarte  Liebeszeichen! 

Luzio 

(auBer  sich). 

Nein,  das  ist  Frecbheit  sondergleichen ! 

Dorella. 

Du  leugnest  es? 

liuzio, 
Ich  kenn  dich  nicht! 


Dorella. 


Weh  nur! 


Dorella. 


Weh  mir! 


Isabella. 
So  bOrt  doch  nur,  was  Liebe  spricht! 

etc. 


■ 

Isabella. 
Ilort  doch,  was  Liebc  spricht! 

etc. 


Die  KongreCbibliothek  bofindet  sich  ferner  in  der  glucklichen  Lage,  die 
Liicken  des  Ruches  in  Miinchen  erganzen  z\x  konnen.  Nach  der  groiien  Szene 
Friedrich's   im  zweiten  Akt  ist   dort  ein  Blatt   eingeklebt   rait   den  Worten 


Lit*.     . 


« 


364 


B.  Hirzel,  Der  Text  zu  Wagner's  »Liebesverbot«  usw. 


* 


* 


-••- 


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»Folgt  der  Dialog*.  Er  fehlt  jedoch:  unsere  Kopie  bringt  ihn  vollstandig. ') 
Wagner  bat  ttbrigens  in  dieser  langen  Auseinandersetzung  zwischen  Brighella 
und  Dorella  mit  nicht  geringem  Geschick  verstanden,  das  Hin  und  Her 
zwischen  deni  zudringlichen  Anfuhrer  der  Sbirren  und  der  die  Sprode  spielen- 
den  Zofe  humorvoll  zu  gestalten.  Wiederum  bestatigt  der  Auftritt  die  komi- 
schen  Qualitaten  der  Oper,  auf  die  ja  scbon  ofter  nachdrucklich  hingewiesen 

worden  ist. 2) 

Leider  gestattet  der  zur  Verfugung  stehende  Eaum  mcht,  eine  ersohop- 
fende  Zusammenstellung  aller  Bifferenzen  der  beiden  Biicher  zu  geben.  Ich 
mufi  mich  desbalb  dainit  begmigen,  eine  Anzabl  besondera  inarkanter  Beispiele 
herauszuheben.  Eine  Yergleichung  von  Original  zu  Original,  wie  sie  eigent- 
lich  stattfinden  sollte,  ist  nicht  moglich ;  so  wird  der  Wortlaut  der  Munchner 
Dichtung,  wie  das  bisher  geschah,  nach  der  Publikation  von  Breitkopf  &  Hartel 
zitiert,  auf  die  sich  auch  die  Seitenzablen  beziehen.  Man  mufi  das  Yer- 
trauen  in  den  Abdruck  setzen,  dafi  er  den  Worten  Wagner's  in  skrupulos ester 
Weise  folgte. 

Washington, 

DoTella. 

Ach,  Lnzio,  helft  mir,  stebt  mir  beit 
Ibr  scbwurt  mir  ja  bestand'ge  Treu, 
Und  ich  zog  euch  auch  Allen  vor;  — 


y 


Munohen. 

p.  5, 

Dorella. 

Acb,  Lnzio,  helft  mir,  steht  mir  bei! 
lhr  schwurt  mir  ja  best&ndig  Treu5, 
und  ich  zog  euch  auch  Allen  vor; 

p.  12. 

Isabella 

(voll  Zorn). 
Ha,  Schandlichkeit!  Wer  war  der  Mann? 

p.  15. 

Isabella. 

Des  Bruders  Reitung!     Ja! 
Des  theuren  Bruders  Leben 
sei  meinem  SchuU  vertraut, 
ich  mufi  ihin  Rettung  geben, 
da  fest  auf  mich  er  baut! 
Den  Heuchler  zu  bekrkgen, 
gluh  ich  in  Leidenschaft, 
ihn  mating  zu  besiegen, 
gab  Gott  mir  Recht  und  Kraft! 

p.  17. 

Brighella. 

Wie  lang  er  bleibt! 
Hat  man  da$  Recht,  so  denkt  man  auch: 
sie  kOnnen  wartenl. 
Das  wird  ein  Tag,  ein  heiBer  lag; 
und  was  dafiir  der  Lohn?     Gar  keiner! 
Ach  kOnnt'  ich  nur  ein  wenig  richten, 

k5nnte  ich !  — 

"Was  giib1  ich  gleich  urn  eih  VeiMr!- 


Isabella 
(voll  Zom), 
Ha,Schurkenthat!—  Wer  war  der  Mann? 

Isabella  (begeistert). 

Des  Bruders  Eettung?    Ja! 
Des  theuren  Bruders  Leben, 
Sei  meinem  Schutz  vertraut; 
Ich  muB  ilnn  Rettung  gebexi, 
Da  fest  er  auf  mich  baut! 
Den  Heuchler  zu  besiegen, 
Zlihrn  ich  die  Leidenschaft;  — 
Ihn  inuthig  zu  bekriegen, 
Gab  Gott  mir  Recht  und  Kraft! 


Brighella. 

Wie  lang  er  bleibt;  —  bat  man  das 

Recht 
So  denkt  man  auch:  sie  konnen  warten. — 
Das  war  ein  Tag,  —  ein  heiBer  Tag!  — 
Und  was  dafiir  der  Lohn!   Gar  kfiner! 
Ach  konnt'  ich  nur  ein  wenitf  richten, 
Was  g&V  ich  ginich  urn  ein  Verhdr, 
Wie  gern  that  ich  dann  meine  Pflichten, 


1)  In  dem  Breitkopf  &  Hartel' scb en  Abdruck  des  Testes  erscheint  dieser  Dialog 
auf  p  51  und  52.  TJm  nicht  den  Glauben  aufkommen  zu  lassen,  er  befinde  sich 
dooE  in  der  Partitnr,  nach  der  ja  B.  &  &'■  Ausgabe ^hergestellt  wurde, ^ons  atjere 
ich  hier  aufldrucklich,  daB  die  Firma  meine  Kopie  der  Handschrilt  m  Washington 
zur  Einfiigung  dor  Szene  benutzte. 

2}  So  z.  B.  1st  el  in  dem  oben  angefiihrten  Aufsatz. 


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B.  Hirzel,  Der  Text  zii  "Wagners  iLiebesverbot*  usw. 


365 


Miinchen. 

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*       l       1 

^Viegem  that1  ichdann  meine  Pfliehten, 

5ehr  gern ,  —    , 

und  forderte  .me  LShnung  mehr,  .— 

nie  mehr! 

2  war  bin  ich  gut,  eiamal  allein 

mOcht1  ich  doch  gern  barbarisch  sein, 

j-echfc  barbarisch! 

Nocb  kommt  er  nicht!  Was  thut  es  denn? 

1'iir  ihn  will  ich  Statthalter  sein; 

Statthaltert  er  derin  nur  allein? 

etc. 


p.  21. 

F  Brighella. 

Nun  weifi  ich's  selber  nicht! 
Du  liebes  Affenangesicht! 


Washington, 


Und  forderte  nie  L3hnung  mehr.— 
Zwar  bin  ich  gut/:. —  einmal  .allein,,   - 
MScht1  ich  doch  gern  barbariach  sein! 
Noch  kommt  .er  nicht,  —  was  thut  es  depn? 
Fur  ihn  will  ich  Statthalter  sein,  —   :-, 
Statthalter  er  denn  nur  allein?  — 


« 


etc* 


* 


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Brighella. 

(nuuckprallend). 

Nun  weiB  ich's  selber  nicht! 


.Friedricn. 

*  - 

0,  dcrVerderbtheit;  dieser  Leichtsinn 

ISt  8, 

den  ich  verdamine  wie  das  Lasteu  selbst. 
Nicht  einen  Schritt  weich*  ich  von  dem 

Gesetz! 

Claudio. 
0,  seid  ihr'klug,  weil  ich  geliebt? 

h      • 

Priedrich.    ■ 

Schweiff !  Dich  und  Julia  trifft  der  Tod! 

Alle. 
Der  Tod!    0  Gott.,  welch  hartes  Loos! 

Brighella. 
Der. Tod!  Furwahr,  ein  schlirumes  Loos! 

{Isabella  tritt  mit  L  u  z  i  o  auf  und  br  Lcht  sick 

Baku.) 

Isabella. 

Erst    noch   mich!1)    —   Ich    bin    die 

Schwester! 

p.  31. 

Alle. 

Du  schweigst!    "Wie  sollen  wit  das 

-   deuten?. 
Sie  schweigt  in  stummem  Scbmerz, 
was  hat  er  ihr  vertraut? 
Verwundrung  erfflllt  mein  Herz, 
Bern's  vor  der  Losung  graut. 


Dorella. 

>     (kokett); 
Du  liebes  Affenangesicht!.  ' 

■ 

- 
* 
■  ■■ 

■                                                ■ 

Friedricb. 

* 

-     ■         i 

0  der  Verderbtheit!    Dieser  Leichtsinn 

isfc-s, 

Den  ich  ver damme  wie  das  Laster  selbst! 

Nicht  einen  Schritt  weich'  ich  von  dem 

Gesetz! 
■ 

Claudio. 

0  seid  ihr  king!  —  Weil  ich  geliebt?  — 

Fried  rich. 

. 

Schweig,  dich  und  Julia  trifft  der  Tod! 

Alle  (aufler  Fried  rich). 

Der  Tod!    0  Gott  welch  hartes  Loos! 

(Isabella  ist  tnit'Luzio  aufgetreten  und  hat  sick 
Bahu  bis  zu  Fried  rich  gebroohen.    Sie  ist  nacb 

als  Novize  gekieidet.) 

*     *     - 

Isabella, 

■ 

Erst  hOrt  noch  mich!    Ich  bin  die 

Schwester! 


- 


Alle  (auBer  Frledrich  und  Isabella). 

Du  schweigst,  —  wie  sollen  wir  das 

deuten ! 

Claudio*  Luzio,  Ant.,  Ang.,  Dan., 
•  Pont.,  Dorell.,  Ch.or.   , 

Sie  schweigt  in  stummem  Schmerz; 
Was  hat  er  Ihr  vertraut? 
Verwundrung  fflUt  mein  Herz, 
Dem's  vor  dem  R&thsel  graut! 


* 


1).!! 

S.  d.  IMG.    S3XI. 


24 


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366 


B.  Hirzel,.  Der  Text  zU  Wagner's  »Liebesverbot«  osw. 


i 


Miinehen. 

Friedrich* 

Ha  wie  verklart  der  Schmerz 
die  schone  Himmelsbraut 
Vor  Wollust  erbebt  mein  Herz, 
da  ich  sie  so  geschaut! 

Brighella. 

£e  war  gewiB  kem  Scherz, 
was  er  ihr  hat  vertraut! 

Isabella. 

Vor  Wuth  und  Scham  pluh'n  meine 

Wswigen 

etc. 


- 


p.  33. 

Friedrich. 

Ha,  welche  Lust,  ich  soli's  erlangen, 
was  mir  die  hdchstc  Wollust  ist. 
Ich  soil  es  ktthlen,  mein  Verlangen, 
genieBen,  was  kein  Gott  genie Bt! 

etc. 

p.  39. 

Claudio, 

Isabella,  ich  uraarme  dich! 
Leb1  wohl,  nimm  diesen  AbschiedskuB; 
so  biiBe  ich  das  scbone  Leben, 
von  dem  ich  sterbend  scheiden  muB! 


p.  50. 


Friedrich. 


•  ♦  « 


•  • 


Erwartet  mich  nicbt  das  Entziicken, 
wird  nichfc  die  SchOnste  beute  mein? 
Darf  ich  noch  eine  Silnde  scheun! 


4,  4, 


.       .       * 


— L 

p.  5.1. 

0,  wie  verscbling^  ich  die  Gedanken, 
die  wie  Damon  en  mich  durchzueken. 
Im  Fieber  wallet  mir  das  Blut, 
ich  bin  mir  ineiner  nicht  bewuBt!  —  ■ 

etc. 

p.  69.     .  ' 

Luzio. 

Friedrich  ist  ein  NarrI 

■ 

Glaubt  mir,  erdenkt  nicbt,  wie  erhandelt 

Friedrich, 

■ 

Kann  sein! 


Washington. 

Brighella. 

Sie  schweigt  in  stum  mem  Schmerz, 

Und  war  dock  erst  so  laut?* 
Es  war  ^ewiB  kein  Scherz, 
Was  er  ihr  jetzt  vertraut! 

Friedrich 
(Isabella  gegeniiber,  sie  mit  Glut  betzachteiid). 

Ha,  wie  verkl&rt  der  Schmerz 
Die  schcSne  Himmelsbraut! 
Vor  Wollust  bebt  mein  Herz, 

Da  ich  sie  so  geschaut! 

Isabella 

(noch  zusammengesunkeiij. 

Vor  Wuth  und  Scham  gltthn  meine 

Wangen;   — 


etc. 


( 


Friedrich  (betseit). 

Ha,  welch e  Lust,  ich  soil's  erlangen 
Was  mir  die  hochste  Wollust  ist; 
Ich  soli  es  kiihlen,  mein  Verlangen, 
GenieBen,  was  ein  Gott  genie  fit! 

etc. 

Claudio. 

Isabella  ich  umarme  dich, 
Leb  wohl,  nimm  diesen  AbschiedskuB. r 
So  kiisse  ich  das  schQne  Leben, 
Von  dem  ich  sterbend  scheiden  muB! 


Friedrich, 


* 


•    r    * 


■ 


Erwartet  mich  nicht  das  Entziicken, 
Wird  nicht  die  Schonste  heute  mein?  — 
■Den  Gltihendsten  will  sie  begliicken, 
Kann  ich  noch  eine  Sunde  scheun?  — 


*■    f     * 


■ 


0,  wie  verschling  ich  die  Gedankcn, 
Die  wie  Damoneu  mich  durchzueken! 
Im  Fieber  gleich  walit  mir  das  Blut 
Be  wu.fi  tlos  achwanken  meine  Sinne!  — 

■ .  . .  .  . 

etc. 

■ 

Luzio* 

Friedrich  ist  ein  Narr. 
Glaubt  nur,  er  denkt  nicht  wie  er  handelt. 

F  riedrich. 

■ 

Kann  sein! 


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■  - 

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'         -    ' 

Luzio. 

Nein,  nein!    Nicht  doch!  er  handelt 
nicht,  wie  er  denkt! 


Lu 


Z10. 


Nein,  nein,  nicht  doch,  vieltnekr,  — 
Er  handelt  nicht  so,  wie  er  denkt! 


1 


I' 


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Mi 


.  B.  Hirzel,  Der  Test  zu  Wagner's  >Liebesrerbot«  usw. 


367 


W&  - ; 


Miinchen. 

Friedrich. 
Anch  dieB!  Zum  Teufel! 


"Washington. 


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i .  ■  i. 


{V-vr 


Brig-hella. 

So  bleib!    Ich  geb'  dir  meine  halbe 

Lohnung! 
Dorthin!    In1s  Teufels  Namen!     Ach! 

i       (lauft  wie  besessen  davon.) 


p.  64. 

Isabella 

(ist  an  eino  Fackel  getreten  and  lies t  das 

Schreiben), 

Ihr  Heil'gen,  welche  Schandlichkeit! 
Nichfc  die  Begnndigung, 
geschurft  zum  augenblicklichen 

Vollzug  ist  der  Befehl! 
Durch  welch  en  Zufall  baV  Ich,  mein 

Claudio,  dich  gerettet! 


Friedrich. 
Ganz  recht  —  (wie  werde  ich  ihn  los! 


Brighella. 

rwu  « a**  &  -  So  bleib!  — 

ich  geb   dir  meine  halbe  Lahnunff,  — 
Dorthin,  —  ins  Teufets  Namen,  —  ach! 
(£r  tauftwie  besessen  Dorella  nach.) 


* 


[Isabella.] 
(Sie  liest,  ihre  Mienon  nehmen  den  Anal  ruck 

des  Entsetzens  an.) 

w^'EeilW  welche  Schandlichkeit!  - 
Jficht  die  Begnadiffung,  —  gescharft 
Zur  augenblicklichen  Vollziehung 

{?£♦ Ar  BefchlLr  ?urch  welche*  Z«fall 

-Kist  du,  mem  Claudio,  gerettet!  ~ 


p.  66. 

Alle. 

■ 

Ha!     Friedrich  ist'a!     Waa   soil  man 

denken, 

er  isfc  verlarvt,  braeh  sein  Gesetz! 
Wer  ist  das  Weib?'  En  tlarvt  auch  sie! 


■ 


/ 


p.  66. 

.Alle. 

■ 

Ha,  Bdsewicht! 

■ 

Friedrich. 

■ 

So  richtet  mich  nach  meinem  eigenen 

Gesetz ! 

p.  68. 

Isabella. 
Du  wilder  Mann,  so  nimm  mich  hm! 


Alle. 

Ha,  Friedrich  ista !  "Was  soil  ich  denken ! 
hv  ist  entlarH,  braeh  sein  Gesetz!  — 

Angelo. 
Wer  ist  das  "Weib? 

Chor. 

■ 

Entlarvt  auch  sie! 


Ha,  Bdsewicht! 


Alle. 


(Man  ordnet  den  Festzng  aaeh  den  Gebraneh- 
lichkeiten  der  Prozession  zur  Eroffnnngd'es  Car- 
novals.  Voran  das  Musi  k  corps.  Friedrich 
und  Mariana  eroffnen  den  Zng.  Maskcn  aller 
Art  und  ?on  alien  Olwrakteren  folgcn.  Man  zieht 
uber  den  Vordergrund  den  Corso  hinab.  Ka- 
nonen&chusse  und  GlockengelSute  verkiinden 
die  Ankauft  des  Konigs.  Der  Zug  kummfc  mm 
Corso  zurikk  rait  dem  Kg  nig  und  seinem  Ge- 
rol;e  an  der  Spitze.     Zum  Sohlusse  eine  Ge- 

■wehrsalve.) 


Friedrich. 

n     •  t.i  L      .      ,      So  scllweigt!    Ich  will 
Genchtet  sein  durch  mein  Gisefcz. 

« 

Isabella. 

Du  wilder  Mann,  so  nimm  mich  hin! 

(Sie  umarmt  Luzio.) 


CEs  ordnet  sich  der  Festzng  znr  Eroffnnne  des 
Carncvals.  Friedrich  and  Mart  a  n  a  voran. 
Die  gebrauchhohen  Coremonien  der  Carnevals- 
prozessiou.  Trompetensignale.  Mnsik  auf  der 
Butane.  Kanonenschiisse  meiden  die  Ankunft 
desKomgs.  Glockengelauto.  Zum  SchluB  cine 
halve.     Der  Vorhang  fallt.     Ende.) 


■ 


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308  B.  Hirzel3  Der  Text  zu  Wagner's  »Liebesverbofc«  usw. 

■ 

Das  dritte  und  letzte  Stadium  des  Yfashingtoner  Buchs  bilden  die  Text- 
korrekturen  "Wagner's,  die  natiirlich  am  spatesten  entstanden.  Obgleieh  die 
Literatur  die  Existenz  dieser  Anderungen  an  zwei  Stellen  erwahnt1),  hat  aich 
die  Porschung  nicbt  bewogen  gefiihlt,  dem  wicbtigen  Fingerzeig  nachzugeben  — 
verwunderlicb  genug,  wenn  man  bedenkt,  wie  folgenschwer  viele  Yerbesserungen 
sind.  Sie  warden  mit  einer  geradezu  peinlichen  Sorgfalt  ausgefiibrt:  man 
siebt  formlich  dag  emsige  Bestreben  ■  des  Revisors,  auch  die  kleinste  Spur 
dessen,  was  vorber  dastand  zu  tilgen.  TJnd  der  Erfolg  lobnte  die  Mtthe  — 
es  war  zum  Teil  ganz  aufterordentlicb  schwierig,  die  ursprunglicbe  Lesart 
unter  dieseni  Gewirr  von  Durcbstreicbungeu  und  TTberklebungen  zu  rekon- 
struieren.  —  Merkwiirdig  beriibrt,  dafi  sich  die  Ijberarbeitung  niebt  kon- 
sequent  auf  alle  Teile  des  Manuskriptes  erstreckte.  "Weder  orthographiache 
und  grammatikalische  Fehler,  nocb  einige  spraehliche  Scbwerfalligkeiten  sind 
geandert  worden.  "Wie  leicbt  ware  z.  B.  die  >  Restaur  a  tion*  der  Kopie  in 
das  »Weinhaus«  der  Partitur  zu  verwandeln,  wie  raseb  aus  einem  »Tirannen« 
ein  Tyrann  zu  macben  gewesen!  Aber  alle  diese  YerstoBe,  blieben  unver- 
andert  steben.  Hatte  "Wagher  die  Lust, an  der  Arbeit  verloren?  Wollte  er 
das  "Wichtigste  zuerst  besorgen,  die-Kleinigkeiten  fur  spater  aufheben?  Fragen, 
auf  die  'eine  klare  Aritwort  wobl  nie  gegeben  werden  wird. 

Die  Gesamtbeit  der  Anderungen  gliedert  sicb  in  zwei  Klassen,  in  kurze 
Yerbesserungen  und  in  regelrecbte  Umformungen.  Zu  den  ersten  gehort  das 
Ersetzen  von  Wortern  dureb  andere,  bessere,  Ausmerzung  von  "Wiederbolungen, 
Erweiterung  von  Regieitnweisungen.  Unter  die  zweite '  Kategorie  fallen-  aus- 
gedebnte  Neufassungen  und  TJmgieBungen  einzelner  Stellen  _  der  Dicbtung, 
dazu  bestimmt,  den  Sinn  scblagender  berauszuarbeiten  oder  eine  inn  ere  Ent- 
wicklung  kiivzer  auszudriicken.  Yerbesserungen  dieser  Art  sind  sauber  auf 
kleine  Streifen  Papier  gesebrieben  und  iiber  die  kassierten  Yerse  geklebt. 

Die  folgende  Tabelle,  dcren  Einricbtung  sicb  von  selbst  erWart,  gibt  ein 
Yerzeiebnis  aller  Korrekturen  mit  ibren  urspriinglicbeu  Fassungen.  Es  war 
notwendig,  Muneben  nocb  einmal  anzufuhren,  urn  wenigstens  annabernd  den 
Platz  der  zitierteu  Stelle  im  Text  festlegen  zu  konnen.  Alle  Yarianten 
werden,  da  sie  vom  Meister  selbst  berrubren,  mit  diplomatiscber  Treue  ge- 
bracbt,  sie  sind  durcb  schriigen  Druek  bervorgeboben. 


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Da  "Wagner  Korrekturen  seiner  Dicbtung  uberbaupt  fiir  notwendig  bielt, 
werden  sie  scbon  aus  diesem  Grunde  einer.  ganz  besonderen  Aufmerksamkeit 
begegnen.  Mehr  nocb  aber  miissen  sie  inter essier en,  wenn  sicb  berausstellt, 
daB  der  groBte  Teil  von  ihnen  unter  einem  bestimmten  System  entstanden 
ist.  Augenscbeinlicb  namlicb  wurden  sie  mit  der  Absicbt  angebracbt,  allzu 
laute  AuBerungen  einer  sinnlichen  Leidenscbaft  abzudampfen,  nicht  mifi- 
.zuverstebenden  Andeutungen  die  Spitze  abzubrecben ;  kurz,  der  Text  sollte, 
um  ein  "Wort  des  Pontio  in  der  Oper  zu  gebrauchen,  purifiziert  werden. 

■ 

1}  N.  Oesterlein,  Katal.  einer  Ricbard  Wagner-Bibl.  HI,  p.  3:  ....  erne  mit 
Waener's  eigenhanditfer  Correctur  versebene  Abacbrift*.  —  H.  Dinger  spncnt  in 
dem  oben  zitierten  Werk  auf  p.  47  von  » einem  von  Wagner  mit  mancnerlei  Kor- 
rekturen versehenem  Manuscript*. 


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Schon  im  Person  en  verzeichnis  wird  diese  Tendenz  offenkundig,  um  dann 
iiii  eigentlich'en  Buch  immer  klarer  hervorzutreten.    TTrspriinglich  war  Mariana  a 
iiur  Friedrich's  heimlich  Verlobte.     Die  Anderung  macht  sie  zu  seiner  Ver- 
miihlten,  legifcimiert  sie  also,  wohl  urn  die  Vorgange  bei  dera  Stelldichein  des 
zweitea   Akfces   weniger   verfanglich   erscheinen   zu  lassen.   —  Aus  Isabella's 
EYage  *'W%  hat  er  sie  entehrt?«  wurde   »Sag,  hat  er  sie  verfiihrt?*  —  In 
der  Originalfassung  lodert  Friedrich's.  Leidenschaft  Ite  die  sehone  Novize  so 
'^"sclirankenlos,    daB   er  sio  besitzen  will,    ohne  auch  nur  mit  einem  Gedanken 
an  eine  mogliche   Ehe   zu   denken.      Die  Korrekturen    suchen    die   Sache   so 
dansustellen,  als  babe  er  Isabellen  einen  Eeiratsantrag  gemacbt.    So  mufi  sich 
dann  folgerichtig  seine  wild  erregte  Forderung  »Di.e  hochste  Liebesffunst  von 
<jir!«  in  das  matte  >Die  hochste  Liebe  weihe  mir!«  wandeln,    Seine  »"Wollust« 
wird  in  *"Wonne«   oder  »8ehnsuchfc*  umgebogen.     "Wenn  Isabella  dem  Volke 
zuschreit,    daB  Friedrich   den  Bruder  begnadigen  wollte    »nur  um  den  Preis 
meiner  Entehrung*,    so   sagt   die   Revision    »wenn  ich  ihm  Lieb'  und  Treue 
sehenkte«.    "Wenn  sie  Luzio  gesteht.  daB  der  Statthaltor  zur  Losun^  Claudio's 
*das  von  ihr  verlangte,   um  was   er  jenen  sfcrafU,   so  will  die   »verbesserte« 
Form,    daft   Friedrich    Isabella's   Hand    und   ihrer    Treue   Schwur   verlangte. 
Wagner  hat,  a  Is  er  so  die  Bedingung  Friedrich 's   in  die  Sphure  der  biirgerr 
lichen  Moral  einporzuheben  snchte,  ganz  vergessen,  daB  er  damit  dem  Konflikt 
des  Stuckes    das    beste  Teii    seiner  Kraft  raubte.      Eben  darin,    dafi  Claudio 
zum  Tode  verdammt  wird  fur  em  Verbrechen,  das  sein  Richter  selbst  zu  be- 
gehen  im  BegriiF  steht,  liegt  ja  das  eminent  wirkungs voile  der  ganzen  FabeL 
Durch  dieses  zweierlei  Mafl  kommt  der  Stein  doch  erst  ins  RoUen,  entsteht 
in  Isabella  der  Gredanke   der  Rachc.  —  Auf  der   andern  Seite:  begebrt  der 
Statthalter  Claudio's    Schwester  zum   Weibe  —   inwiefern    siindigt   er   dann 
gegcn  sein  eigenes  Gesetz?     Sein  Edikt'hat  doch  niemals  die  Ehe  verboten 
—  wie  konnte  es?   »Jedes  Vergehen  des  Trunks  und  der  Liebe  werde  fortan 
mit  dem  Tode  bestrafU,         ■  f 

Sogar  bis  auf  den  armen  Sunder  Pontio  erstreckt  sich  der  Heinigungs- 
proze.fi  Man  verglciche  in  der  Yerhbrszene  den  Vorwurf  Brighella's  und 
Fontio's  Antwort  darauf  in  der  ITrfassung  und  in  den  Varianten,  um  zu  sehent 
wie  sorgfaltig  die  Abschwachungsversuche  uberlegt  worden  sind. 

So  iieJJen  sich  die  Beispiele  hiiufen.  "Wo  mag  der  Grund  zu  den  sonder-* 
baren  Rehabilitierungon  liegen?  Nur  zwoi  Erklarungen  sind  moglich-  Ent- 
weder  sollte  den  Wiinschen  einer  priiden  Zuhorerschaft  entgegengekommen 
werden,  oder  es  spricht  die  innere  Uberzengung  des  Dichters  aus  ihnen,  dafi 
er  sich  vergriffen  habe,  daB  dor  Text  tatsiichlich  zu  stark  auftrage.  Die  erste 
Deutung  braucht  durehaus  nicht  ausgeschlossen  zu  werden,  wenn  man  bedenkt, 
daB  Wagner  die  Oper  dazu  benutzen  wollte,  die  Augen  des  Publikums  um 
jeden  Preis  durch  einen  Erfolg  auf  sich  zu  lenken.  Er  war  zu  alien  Opfern 
bereit;  Titelanderung,  die  Verhandlungen  mit  Scribe,  die  Vorgange  in  Pari& 
beweison  es.  Er  kann  also  auch  darau  gedacht  haben,  sein  em .  Buche  die 
Spitzen  zu  nehmen,  nur.um  sich  den  Weg  zur  ersehnten  offentlichen  Beach- 
tung  zu  bahnen. 

Wahrscheinlicher  aber  ist  die  andere  Erklarung.  Und  mit  ihr  tritt  letzten 
Elides  wieder  das  Problem  an  uns  heran:  warum  hat  sich  der  Meister  vom 
»Liebesverbot«,  als  einem  Ganzen,  so  schroff  abgewandfc? 

Kaum  fiinf  Jahre  nach  der  Entstehung  sah  er  sein  Werk  mit  sehr  unzu- 
iriedenen  Augen  an,  —  das  ist  bekannt,  und  ebenso,  dafi  er  diese  Stellung 


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380  B>  Hirzelj  Der  Text  zu  Wagner's  »Liebesverbot«  usw. 

zu  ihm  dann  sein  Leben  lang  nicht  mehr  verlassen  hat  Wahrend  man  aber 
bisher  annehmen  durfte,  daB  die  Abneigung  zum  grpBten  Teile  der  Musik 
und  ihrer  llichtung  gegolten  babe,  scheint  die  Tendenz  der  Korrekturen  die 
MiBbilligung  aueh  auf  den  Text  auszudehnen.  Wagner  hat  selbst  den  An- 
lafi  dazu  gegeben,'wenn  das  »Liebesverbot«  allmahlich  als  eine  Art  musika--J 
lischer  Entgleisung  angesehen  wurde,  wenn  sogar  eine  so  unentwegte  Be-  J 
wunderin  seines  Genius  wie  Mrs,  Burr  ell  sich  bei  der  Erwahnung  der  Oper  1 
die  Worte  abringen  muBte : 

"The  impression  produced   on  Richard   by  the  success  of  insignificant  Italian 


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him  to  get  in  the  inmost  spirit  of  whatever  he  wished  to  render"1 

Demgegenuber  muB  nach  dem  Stande  unserer  heutigen  Kenntnis  von  der 
Partitur  nachdriicklich  betont  werden,  daB  des  Meisters  ITrteil  iiber  die   »wun- 
derliche  Jugendarbeit*    zum   mindesten,   was   die   musikalische   Seite    angeht 
bei  weitem  zu  hart  war  2).    Hochst  zweifelhaft  sieht  es  daWr  mit  der  Wahr- 
heit  der  ersten  beiden   Zeilen   des  Widmungs  verses   aus,    der   die  Scbenkun 
des  Werkes  an  den  Konig  von  Bayern  begleitete:    ■ 

Ich  irrte  einst,  und  mOcht'  es  nun  verbiiBeo; 
Wie  mach'  ich  mich  der  Jugendsiinde  frei? 

DaB  von  einer  Jugendsiinde  ebensowenig  im  Hinblick  auf  das  Buch  die 
Rede,  sein  kann,  moge  hier  noch  mit  wehigen  Worten  gestreift  warden.  In 
Wahrheit  verdienen  weder  die  Musik  des  *Liebesverhots«,  nocb  die.Dichtung, 
weder  der  (xedanke,  den  es  zum  Ausdruck  bringen  soil,  noch  der  Text  un 
sich,   dessen  Trager,  den  ablehnenden  Spruch  seines  Scbopfers. 

Die  Werbeschrift  »Das  Eichard  "Wagner-Museum  und  die  'Zukunft  des 
"Wagnertums  <  (1894)  berichtet  von  einem  seinerzeit  umgehexiden  Zeitungs- 
gerede,  »die  in  Munchen  beabsichtigt  gewesene  Auffiihrung  sei  wegen  der 
allzu  groBen  Freiheiten,  die  sich  "Wagner  im  Text  genommen,  unmoglich'  ge- 
worden«.  Es  ist  wohl  kaum  notwendig,  diese  G-eschichte  ausdriicklich  in  jene 
Legendonkreise  hineinzuverweisen,  die  sich  fast  urn  jedes  Werk  des  Meisters 
gebildet  haben.  Bis  zu  einem  gewissen  Grade  tragt  er  aber  selbst  die  Schuld 
daran,  daB  sie  uberhaupt  entstehe'n  konnte.  Die  Autobiographiscbe  Skizze 
spricht  -von  einem  »etwas  frivolen  Sujet.«;  der  Lebensbericht  nennt  das  Stuck 
eine  »wild  revolutionlire,  sinnlich '  frivole  TJmgestaltung  des  ernsteu  Dramas 
yon  Shakespeare  ,MaB  fur  MaBV  Der  Bericht  iiber  das  »Liebesverbot«  in 
den  G-esammcltcn  Schriften3)  sagt,  daB,  da  man  sich  vor  Ostern  befand,  in 
Magdeburg  >Auffdhrungcn'  lustiger  oder  gar  frivoler  Stucke  untersagt  waren*. 
Kann  es  wundernehmen,  daB  die  "Welt,  die  den  Text  nicht  aus  eigener  An- 
schauung  kannte,    dort   verleumdete,    wo   der  eigene  Vater  das  Kind  schalt?. 

Der  Kern  des  Werkes  ist  in  Wagner's  Worten:   »es  lag  mir  daran,  das 

TJnnaturliche  der  grausamen  Sitt enrich terei  auf2udecken«  ;  im  weiteren  Sinne 

der  Kampf  zwischen  »puritanischer  Heuchelei*   und  »freier  offener  Sinnlich- 

keit«,   in   dem   die   letzte   den  Sieg  >rein    durch   sich  selbst  errhigt*.     Also: 


1)  Mrs.  Barrell,  Richard  Wagner,.  His  life  and  works,  p.  CXXIV. 

2)  Die  Publikation  der  vollstandigen  Partitur  durch  Breitkopf  &  Hartel  steht 
in  naher  Aussicht.  Endlich  wird  man  sich  also  dann  ein  liickenloses  Bild  iiber 
die  geschtn&hte  Komposition  machen  kfranen. 

3)  Ein  Auszug  aus  der  jilngst  erschienenen  Autobiographie  >Mein  Leben*. 


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B.  Hirzel,  Der  Text  zu  Wagner's  >Liebesverbot«  nsw. 


381 


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hie  Philis  termor  al,  hie  Befreiung  aus  liistig  beschrankten  Verbal tnissen.  Auf 
zvrei  Gebieten  soil  diese  Entfesselung  gescbehen.  Auf  politischem:  die  Er- 
hebung  gegen  den  angesfcaimiiten  Fursten  oder  dessen  Stellvertreter,  die  Re- 
volution ist,  wenn  die  Not  es  erfordert,  nicht  nur  entschuldhar,  sondern  ge- 
boten.  Auf  sozial-ethischem:  die  weder  staatlich  noch  kirchlich  sanktionierte 
Yereiniguiig  der  Gescblechter  wird  als  erlaubt  proklamiert. 

In  diesen  Gedanken  steckt  der  ganze  Wagner  des  Anfanges  der  dreifliger 
Jahre.  »Nun  aber  kam  die  Julire  volution;  mit  einem  Schlage  wurde  ich 
Revolutionary  heifit  es  in  der  Autobiographischen  Skizze  mit  Bezug  auf  nur 
kurz  vor  dein  Entwurf  des  »Liebesyerbots<  liegende  Zeiten,  deren  Erinnerung 
sich  gewift  noch  nicht  in  scinem  Gedachtnis  verwischt  batte.  »Es  fcraf  mich 
der  Eindruck  der  Julir evolution  im  awgetretenen  achtzehnten  Lebensjahre. 
Er  war  heftig  und  vielfach  anregend«.  —  Und  Laube,  der  Freund,  den  er 
»ganz  unendlioh  Hebt*,  verkiindet  in  dem  vielbewunderteu  Romane  der  Zeit 
Das  neue  Jahrhundert  die  Emanzipation  der  Liebe  von  den  Banden  der  Kon- 
ventionj  die  Notweudigkeit,  die  schal  gewordene  Ehe  abzuschaffen,  die  »der 
Tod  des  gottlichen  Liebesrausches  und  Lebensgenusses  sei«,  JugendlicKkeiten 
yrie  diese  konnten  allerdings  nicht  mehr  nach  dem  Herzen  des  Wagner's  der 
>Mitteilung  an  meine  Freunde*  oder  gar  des  »Lebensberichtes«  sein.  Desto 
nichr  aber  waren  sie  der  Ausdruck  des  Gefuhlslebens  sines  feurigon,  daseins- 
lustigen  und  -durstigen  Jiinglings,  Die  erste  offentlicbe  Aufierung  des  Meisters 
iiber  die  Oper  stammt,  das  sollte  nie  vergessen  werden,  aus  einer  Periode, 
in  der  er  bereits  recht  verschieden  dachte  von  jener  des  unbedingten .  An- 
hangertums  an  die  Botschaft  des  Ardinghello'  und  des  Jnngen  Deutschland. 
"Wollen  wir  ihn  fin  den,  wie  er  in  dieser  Zeit  der  Garung  war,  so  miissen 
wir  uns  des  Studenten,  seiner  »beftigen  Ausschweifung*  erinnorn,  wie  sie 
in  »Mein  Leben*  so  uniibertrefflicli  geschildert  sind,  Wir  haben  an  die 
Liebesabenteuer  zu  denken,  von  den  en  er  Apel  vorsohwarmt,  von  den  en  die 
Autobiographie  erzahlt.  »Fiir*  mich  hatte  das  Weib  begonnen  vorhandcn  zu 
sein<;  »damals  war  ich  eintfndzwanzig  Jahre  alt,  zu  LebensgenuB  und  freu- 
diger  Weltanschauung  aufgelegt*;  »aus  dem  abstrakten  Mystizismus  war  ich 
herausgekomraen  und  ich  lernte  die  Materie  lieben*/  *Mein  Leben*  bringt 
erne  solehe  Fulle  von  Bekriiftigungen  zu  diesen  gelegentlichen  Gestandnissen, 
daft  wir  Nietzsche's  Bemerkung  nur  zustimmon  konnen:  »Man  erinnere  sich, 
wie  begeistert  seiner  Zeit  Wagner  in  den  Fufltapfen  des  Philosophen  Feuer- 
bach  gegaugen  ist:  Feuerhach's  Wort  von  der  ,gesunden  Sinnlichkeit4  —  das 
klang  in  den  Dreifliger  und  Vierziger  Jahren  Wagnern  .  .  ,  wie  das  Wort 
der  Erlosung*1). 

Vielleicht  aber  sollte  durch  das  Verdikt  nur  den  Worten  an  sich,  dem 
'Gewnnde  der  verponten  »freien  Anschauungen«,  der  Ausdrucksweise  also,  der 
Stab  gebrochen  werden.  Jetzt,  wo  die  Diehtung  in  ihrer  Gesamtheit  zugiing- 
lich.  ist,  wird  sich  zeigen,  dafi  Wagner's  Yorwurfe  auch  hier  nicht  stichhaltig 
sind.  Der  Text  als  solcher  verdient  die  schlimme  Behandlung  geradeso  wenig, 
wie  der  Gedanke  des  Stuckes.  In  dem  ungefahr  zur  Zeit  der  Konzeption 
des  »Liebesverbota«  erschienenen  Aufsatz  »Die  deutsche  Oper« 2)  klagt  dexm 
Meister,  daft  keiner  das  wahre,  warme  Leben  packte,  wie  es  ist.  Er  hat  es 
in  dem  Werke  getan,  hat  zur  »Leidenschaffclichkeit«  gegriffen?  die  er  selbst 
empfahl;  warum  sollte  da  das  Leben  nicht  lebendig  sprechen?  —  TJnd  den- 


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1)  Zur  Genealogie  der  Moral,  p.  403. 

2)  J.  Kapp,  Der  junge  Waguer,  p.  60. 


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382     Adolf  Chybinaki,  Die  Musikbe stand e  der  Krakauer  Bibliotheken  usw. 

noch  verletzt  ketn  Wort  in  dem*  ganzen  Buch'e,  iiberall  ist  die  Wiirde  streng- 
gewahrt. 

Immer  noch  will  daher  der  Schliissel  zur  Begriindung  der/letzten  Kategorie 
der.  Itorrekfcuren  nicht  gefunden  werden.     Sie  trotzen  einer  Erklarung  ihrer 
Notwendigkeit,  sie  scheinen  ganz  und  gar  iiberfliissig,     Eine  Empfindfichkeit 
liefl  sie  entatehen,  fiir  die  dem,  der  sich  heute  mit  der  Diehtung  beschaftiet 
das  Verstandnis  mangelt,  mangeln  muB. 

TTnd  darin  liegt  die  Losung  des  Geheimnisses.  Jene  Anderungen  sind  nur 
zu  deuten  vom  Standpunkte  Wagner's  ana.  Seine  Entwicklung  hatfce  bereits 
einen  langen  Weg  zuriickgelegt,  als  er  sich  in  Paris  innerlich  und  aufievlich 
vom  >Iiiebe8verbot«  losloste;  run  wieviel  langer  war  die  Sfcrecke  geworden 
als  er  in  der  »MitteiIung  an  meine.  Ereunde*  von  der  Oper  sprach!  Dem 
Manne,  der  die  schaumende  Jugend  hinter  sich  und  in  schwerem  Bingen  er- 
fahren  hatte,  wie  bitter  ernat  das  Deb  en  ist,  dem  Kiinsfcler,  der  zu  ganz  an- 
deren  Anschauungen  fiber  das  musikalische  Drama  gelangt  war,  mochte  eine 
Gesinnung  frivol  erscheinen,  ein  Abschnitt  seines  Daseins  verfehlt,  und  ein 
Werk?  das  er  in  dem  Gedankenkreise  dieser  Zeit  geschaffen,  a]|S  Jugendsiinde. 
Sein  Urteil  wird  einer  gewissen  Berechtigung  nicbt  entbehren,  doch  besteht 
sie  fur  ihn  und  nur  fiir  ihn.  Wir  diirfen  uns  ihin  nicht  anschlieBen,  Fiir 
uns  bedeutet  die  Schopfung  jener  Jahre  eine  notwendige  Stufo  im  Werden 
des  Meisters,  ohne  die  sein  Bild  unvollstiindig  bleiben  miiGte.  Spiitere  spitz- 
findige  Erklarungen  der  Dichtung  wie  »Hier  ist  das  Grundmotiv  des  Dramas- 
auch  die  Erlosung,  und  zwar  in  einer  Gestalt,  die  eine  Vorahnung  des  Tann- 
hauser  ist:  dieErlosung  des  siindigen  Mannes  durch  die  keusche  Jungfrau. ,  t*1) 
bleiben  miifiige  Spekulationen,  fiir  die  nirgends  in  der  Oper  eine  Unterlage 
zu  finden  ist.  Das  Werk  mufite  so  sein,  wie  es  war;  eigenstes  Erlebcn  hatte. 
es  geboren,  und  dort  lagen  deshalb  die  Wurzeln  seines  Daseins. 


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Die  Musikbestande  der  Krakauer  Bibliotheken 

von  1500—1650. 


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Von 

Adolf  Chybmski. 

(Krakau). 

Die  Musikalien,  welche  sich  zu  Krakau  im  Kapitelarchiv ,  in  der  k.  k. 
Univorsitatsbibliothek  und  im  fursfclichen  Czartory ski-Museum  befinden,  sind 
fiir  die  poltrische  Musikgeschicbte,  sowie  vorzugsweise  fiir  die  geschiehtlichen 
Boziehungeu  zwischen  der  pohiischen  und  westlich-europaiscben  Musikkultur 
von  hoher  Bedeutung.  Die  Bestande  der  erstgenannten  Bibliothek  bilden  nur 
einen  geringen  Teil  dieser  Schatze,  welche  noch  bis  vor  kurzem  da  war  en  r 
die  jedoch  hauptsacklich  wegen  Okkupatiouen  Krakaus  durch  russische,  schwe- 


1)  Chamberlain.  Das  Drama  Richard  Wagners,  1906.  p.  38. 


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Adolf  Chybinaki,  Die  Husikbeatande  der  Krakauer  Bibliotheken  asw.      383 

dische  preufiische  und  osterreichische  Truppen  allmahlich  zusammenscbmolzen. 
-Erst  in  den  letzten  3  Jahre.n  hat  der  Yf.  die  Musiksamralungen  des  Kapitel- 
ircbivs  inventarisiert  und  katalogiaiert1).  Das  folgende  Verzeichms  bezweckt, 
'das  Eitner'eche  QueHenlexikon  zu  erganzen,  wobei  z.  Z.  nur  diejenigen  Drucke 
uad  Handscbriften  der  Zeit  zwischen  1500  und  1650,  die  sicb  auf  nicbt- 
polniscbe  Musilc  beziehen,  beriicksicbtigt  werden.  In  der  ersten  Abteilung 
finden  wir  die  theoretischen ,  in  der  zweiten  die  praktischen  Denkmaler  der 
polnisoben  Musikkultur.  Der  Kurze  halber  werdeu  die  in  Betracht  kommen- 
dcn  Bibliotheken  folgendermafien  bezeichnet:  Kapitel-Arcbiv :  KA.,  Universi- 
tatsbibliofchek :  UB.,  Fiirstl.  Czartoryski-Museum :  CM. 
Die  Handachriften  werden  mit  Ms.  bezeichnet. 

■ 

1.  Hey  den,  Sebald:  De  arte  eanendi,  Niirnberg  1511  (UB). 

2.  Ornitoparchus,  Andreas:  Musicae  activae  micrologm,  Leipzig  1517  (OB). 

3.  Galli  cuius,  Johannes:  Libellits  de  eompositione  canity,  Wittenberg  1538  (UB), 

4.  Rhaw,  Georg:  Enchiridion  musicae  mensuralis,  Wittenberg  1538  (UB.,  2  ExpL). 

5.  Listenius,  Nikolaus:  Musiea,  Nurnberg  1541  (UB); 

fi.  Spangenberg,  Johannes:   Quaestioiies  musicae,  Leipzig  1541  (UB). 

7.  Wilphlingseder,    Arhbrosiua:    JBrotemata  musices    practicae,   Nurnberg  1563 

{Akademie  der  Wisaenach.). 

8.  Zarlino,  Gioaeffo:  Insiitutioni  kaivnoniehe,  Venedig  1573  (UB). 

9.  Los  si  us,  Lukas:  ISroiemaia  musicae  practicae,  1574  (UB). 

10.  Zarlino,  Gioseffo:  Tutte  Popere,  Venedig  1589  (UB,  l^Band). 

11.  Faber,  Heinrich:  Gompmdiohim  musicae,  Frankfurt  1592  (UB). 

12.  Galileo,  Vinzenz:  Dialogo  delta  Musiea  antica  e  modema,  Florenz  1602  (UB). 

15.  Calvisius,  Sethus:  Hkcerciiaiio  musicae  tertia,  Leipzig  1611  (UB). 

14.  Nucius,  Johannes:    Musices  pastime  sive   de   composition?,  mntus  prameptioTws 
utilissimae,  Neisse  1613  (UB). 

16.  Baryp  bonus,  Heinrich:  Pleiades  musicae,  Halberatadt  1615  (UB). 

16.  CaWisius,  Sethus:  Meiopoeia  seu  melodiae  condendae  ratio,  Leipzig  1630  (UB). 

17.  Carte  sins,  Renatus:  Musicae  compendium,  1650  (UB). 

18.  Kircher,  Atkanasius:  Musurgia  ttniver satis,  Rom  1650  (UB). 

19.  Kircher,  Athanasius:  Phomcrgia  nova,  Rom  1673  (Bibiiothek  der  Corpus  Christi- 

Kirche). 

NB.  Aus  Inventaren  der  Krakauer  Privatbibliotbeken  des  16.  und  17,  Jahr- 
hunderts  erfahren  wir,  daB  in  der  Hauptatadt  Polens  auch  andere  Theoretiker 
bokannt  waren:  z.  B.  Ramos  de  Pareia,  Grafurius,  Spataro,  Lefebvre-Paber, 
Wollick,  Philomathes,  Tinctoris,  M.  Agricola,  Glareah,  Luaoinius,  <x.  Prae- 
torius,  Zacconi  u.    a.2). 

II. 

I.  Musikdrucke. 

1.  Melopoeie  sive  Harrnomae  tetracenticae,  Augsburg  1507  (UB). 

2.  Gombert,  Nikolaus:  Musica  quaiuor  vocum,  vulgo  Motecta  nunezipalur.     Liber 

primus,  Venedig  1541  (KA,  komplett). 

3.  Morales,  Christopk:  Missarum  liber  I  et  II,  Rom  1544  (UB,  komplett). 

4.  Fo rater,    Georg:    AuBbund  schciner  teutscher  Liedleih,  Niirnberg  1561  (UB, 

C.  u.  B.). 

1)  Sie   atammen   aus   Bestanden   der  kgl.   poln.   Hofkapelle,    der   kgl-   poln. 

Rorantistenkapelle  und  der  Kathedralkapelle.  . 

2)  f"gl«  meine  ^Mensuraltheorie  in  der  poln.  Muaikliteratur  der  ersten  Halite 
des  16.  Jabrhunderts*.  (Publ.  der  Akademie  der  Wisa.  zu  Krakau,  1911,  polnisch,) 

25* 


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384     Adolf  Chybinski,  Die  Musikbestlinde  der-Krakauer.Bibliotheken  us 


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5.  De  diversi  Atttori  Canzoni  alia-  Napotitana  a  ire  voci,  Mailand  1566  (UB   C). 

6.  Caimo,  Gioseppe:  Ganxoni  Napoktane  atrevocL  Libra  It  Mailand  1566  (UB  C) 

7.  11  terxo  libro'  delle  Villotie  alia  Napoktana  de  diversi  con  due  Moresche  a  Ire  In*/ 
Venedig  1567  (UB,  C).  "  ;  c?i 

8.  Venturi,  Fompilio:  he  prime  libro  delle  Villotie  alia  Napoktana  a  ire  voci  Ven*- 
&  dig  1569  (UB,  C).  '        e 

9.  11  scsto  libro  delle  Villotie  alia  Napoktana  a  tre  wet,  Venedig  1570  (UB,  C). 
0.  Theatrum  musicum  longe  amplissimum,  Lovanii  1581  (UB,  koinplett), 

11.  Vittoria,  Lodovico  da:  Hymni  totius  anni.  Rom  1581  (KA,  komplett). 

12.  Harmoniae  miscellae  eantionum  sacrartim  (ed.  L.  Lechner),  Number*-  1583  (KA 

sexta  vox).      .  ''  "  -? 

13.  Orlando^di  Lasso:  Sekolissimae  cantiones,  Niirnberg  1687  (KA,  sexfca  vox). 

14.  Oontinuatio  eantionum  sacrarum  4t  5,  6,  7,  8  et  plurium  vocum  (ed.  Fr.  Lindner* 
Niirnberg  1588  (KA,  sexta  vox). 

15.  Corollarium  eantionum  saerarum  (ed.  Fr.  Lindner),  Niirnberg  1590  (KA,  sexta  vox). 

16.  Palestrina,  G.  P.:  Missarum  liber  qidntus,  Rom  1690  (KA,  komplett). 

17.  Giovannolli,  itogerio:  Sacrarum  modulationum  ,  .  .  liber  primus.    Rom    1598 
(KA,  A.  SI  ».  V  vox}. 

18.  Sekctissimamm  missarum  f lores,  Antverpeu  1599  (KA,  VI  vox). 

19.  Viadana,  Lodovico;  Of/ieia  defunciorum,  Venedig  1609  (KA,  A). 

20.  Zucchino,  Gregorio:  Vesp.  Missa  vivorum  el  defunclorum,  Introitus  cum  Alleluia 
Moteeta,  Idianiae  etc.  Liber  7,  Venedig  1614  (KA,  A).  ' 

21.  Zucchino,  Gregorio:  Missa  vivortim  et  defunciorum,  Motecta  etc.,  Venedisr  1613 
(KA,  A).  fo 

22.  Puliti^  Gabriel:  Messe  a  quattro  voci,  a.  1.  e.  a.,  (KA.  A). 

23.  Abbatini,  Ant.  M.:  Missa  sexdecim  vocibtts  concmeiida,  Rom  1617  (KA,  Bassua 
ad  organ  um). 

24.  Faccini,  Giov,  Batt:  Salmi  eoncertati,  Venedig  1634  (KA,  Be). 

25.  Oi-gas,  Annibal:  Motectae,  Liber  I  s.  1.  e.  a.  (KA,  Be). 

26.  Cecchino,  Thomas:  Messe  et  Motetti  a  3  et  4  voci  (KA,  C.  II,  A.  T.). 

27.  Landi,  Stefano:  US.  Alessio,  Dramma  musicak,  Rom  1634  {CM,  Be). 

28.  Pasino,  Stefano:  Messe  a  quatro  da  concerto,  Venedig  1635  (KA,  Be). 

29.  Albert,  Heinrich:  Arien  1638  (UB). 

2.  Handachriften  (Kopien)i). 

1.  Finck,  Heinrich:  Egredientem,  4stimmig  (Orgeltabulatur  von  Johannes  de  Lub- 
lin, Akademie  der  Wissenschaften)^). 

2.  Finck,  Heinrich:  Kyrickison  (phynk)  pascale  1542,  Christe  eleison  4at  (ibid.). 

3.  Finck,  Heinrich:  Kyriekison  pascale  (phynk),  secundum  Eyrie  eleison,   Christe 
-    el,  Kyriekison  ultimum,  4st.  (ibid.). 

4  Stoltzer,  Thomas:  Fin  4stimmiger  Safcz  ohne  Aufschrift,   wahrscheinlich  ein 
vreltliches  Lied  (ibid.). 

5.  Mahu,  Stephan  (?):  Kin  4st.  Satz  in  zwei  Teilen;  der  zweite  Teil  hat  die  Auf- 
schrift >Wta  Mater<;  folglich  ein  kirchlicher  Satz  (ibid.)3). 

6.  Certon,  Peter:  Missa  ad  imital-ionem  moduli,  4st  (KA;  2  ExpL:  komnlett  und 
C.  A.  B.).  .  * 

7.  L'Heritier:  Mess  en  fragment,  4at.  (KA,  kompl.). 

8.  Jacotin,  G:  Messenfragment,  4st.  (KA,  kompl.). 


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1)  Nur  die  Satze  mit  Namen  der  Komponisten  sind  hier  verzeichnet. 

2)  G$z.  »phynk«.  Die  Orgeltabulatur  von  Johannes  de  Lublin  entstand  1538  bis 
1548.  Sie  ist  die  umfangreichste  aller  bekannten  Orgeltab.  aus  der  ersten  Halfte 
des  16.  Jahrhunderts.  Wir  werden  in  besonderer  Arbeit  das  prachtvolle  Sammei- 
werk  besprechen. 

3)  Es  ist  nicht  sicher^  ob  der  Satz  von  Mahu  stammt.  Aufgeschrieben  ist  bloB 
>Ste.  Ma.«,  alao. wahrscheinlich:  Stephan  Mabu. 


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21. 
22. 
23. 
24. 


26. 
27. 

28. 
29. 
30. 
31. 


Georges  Cucuel,  Quelques  documents  sur  la  librairie  musicale  etc,        385 

Biander,  Jakob,  Pet.:  Alleluia,  4st.  (KA,  C.  T.). 

Scandelli,  Anton:  Eine  Messe  (KA,  C). 

Baviera,  Kaspar:  Missa  quinque  wcum  super  Intravit  (KA,  C). 

palestrina,  G.  P.:  Mum  Papae  Marcelli  (KA,  2  kompl.  Expl.,  vom  3.  nur  &, 

vom  4.  nur  C.  T.  B.). 
Palestrina,  G.  P.:  Missa  Inviolala  (KA,  C.  T.  B.). 
Palestrina,  G.  P.:  Missa  de  Qoncepiione  (KA,  kompl.). 
Palestrina,  G.  P.:  iftssa  de  nomine  (KA7  kompl.}. 
Palestrina,  G.  P.:  Missa  Bataglia  (KA,  kompl.}- 
Palestrina,  G.  P.;  Jf&$a  ae£  fugatn  (KA,  komp].). 
Palestrina,  G.  P.:  Missa  iste  confessor  {KA.  kompl.). 
Anerio,  G.  F.:  Missa  pulchra  est  8st.  (KA,  kompl.). 
Gavara,  Valentinus:  Borate,  Gloria,  M  in  terra,  4b*,  (KAt  C.  T.). 
&  a  vara,  Valentin  us:  Per  maerita  Sancti  Adalberii,  5st,  (KA,  C.  A.  B.). 
Pacelli,  Asprilio:  Borate  und  Mease,  4st.  (KA,  kompl.;  2  Exp].). 
Pace  Hi,  Asprilio:  Cantilena  de  Passions  Domini,  4st.  {KA,  kompL). 
Pacelli,  Asprilio:  Introitus  tempore  advcnhis,  4st.  (KA,  C.  T.  B.). 
Terzago,  Bernard:  De  sftmto  Martina,  4st.  (KA,  kompl.). 
Terzago,  Bernard:  De  sancto  Sebastiam,  4st  (KA,  kotupl.). 
Terzago,  Bernard:  Ein  4st.  Sat2  mit  der  polniBchen  Aufschrift  >Na  augment, 

Bernardynskie«  (KA,  kompl.). 

Orgas,  Annibal:  De  Samto  Stanislao,  4st.  (KA,  C.  T.  u.  kompl.;  2  Expl.; 
Orgaa,  Annibal:  Deus  nosier,  Da  paee?n,  4at.  (KA,  C.  T.). 
Ve cchi,  Orpheo:-Eine  5 si  Messe  {KA,  kompl.), 
Sabini,  HippoJito:  Missa-brems,  4st.  (KA,  C.  T.  B.}1). 


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Quelques  documents  sur  la  librairie  musicale 

au  XVIIP  si^cle. 

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Georges  Cucuel. 

(Paris.) 

Tous  les  historiens  de  la  musique  savent  quelle  base  indispensable  four- 
nit  h  leurs  travaux  le  dSpouillement  des  registres  de  privileges  que  M.  Michel 
Brenet  a  publie  dans  les  Sammelbande  de  1907  (t.  YIII,  p.  401 — 466).  Au 
cours  de  rechercbes  entrepriees  sur  les  editeurs  et  graveurs  de  musique 
parisiens,  nous  avons  en  l'occasion  d'examiner  de  nouveaux  manuscrits  de  la 
Bibliotbfeque  Nationale  qui  nous  ont  indique*  un  certain  nombre  de  privileges 
inedits2).  On  les  trouyera  ci  dessous  avec  quelques  Sclaircissements.  La  de- 
finition du  privilege,  de  la  permission  simple  et  de  la  permission  tacite  ayant 
ete  parfaittsment  etablie  par  M.  Brenet,  nous  n'y  revenons  pas  aujourd'hui. 

1)  Obiges  Verzeichnis  wird  pe  nacb  den  n'euen  Funden  erg&nzt  werden. 

2)  J'adresse  iei  mea  plus  vifs  remerciements  a,  M.  Michel  Brenet  qui  a  bien 
voulu  me  donner  de  pr^cieuses  indications  au  d£but  de  ce  travail. 


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386        Georges  Cucuel,  Quelques  documents  sur  la  librairie  muaicale  etc. 

Quant  aux  mas.  frangais  21995  h  22002  dont  il  va  etre  question  ici 
(«registres  des  privileges  et  permissions  simples  de  la  librairie*)  ils  sont  sans 
d-oute  bien  moins  '  complets  que  les  mss.  precedemment  d^pouilles,  mais  ils 
out  l'avantage  d'i&diqner  k  la  fois  la  personne  qui  a  prSsente  l'ouvrage  et 
celle  qui  a  6i6  chargee  de  1* examiner. 

-  Par  contre  Fenonciation  meme  du  privilege  reste  souvent  incomplete.  X*a 
mention  «pr6sente  par  l'auteur*  semble  indiquer  un  sejour  de  l'artiste  k 
Paris  et  ce  point  a  son  importance.  —  Bien  que  la  librairie  muaicale  fran- 
caise  paraisse  jouer  un  r6Ie  preponderant,  il  serait  essentiel  d'avoir  des  ren- 
seignements  precis  sur  les  envois  venus  de  1'etranger;  malheureu  semen  t  les 
mss.  fran§ais  21897  ft  21926  (registres  des  livres  envoyes  do  la  douane  h 
la  chambre  syndicale  de  la  librairie)  se  contentent  de  designer  les  cdlis  ou 
paquets  avec  l'adresse  des  deatinataireSj  sans  jamais  entrer  dans  le  detail  des 
livres  ou  m&nuscrits1). 

•  ■ 

Ms.  fran9ais  21995. 

Nos  1150.     Du  10  Novembre  2726:  permission  simple  pour  SanskSenaHie  [Senmlle], 

«pour  des  Sonates  a  Violon  seul  avec  la  basse*. 

Du  4  Janvier  1728:  p.  s.  pour  3  ans  ft.  J.  Loeillet  de  Gand  pour 
«6  Sonates  a  deux  Flutes  sans  Basse,  op.  4-)  et  6  sonates  solo  et  Basse 
op.  5>3).    Presents  par  M.  de  Monteclair. 


1346. 


■ 


Ms.  21996. 

Nw      53.    Du  14  mars  1728:  p.  s.  pour  3  ans  <a  Elisabeth  Genevieve  Godin,  petite 


fills  de  3a  V**  Nicolas  Oudot  pour  des  Noels  nouveaux  et  recueila  de 

Cantiques  Spirituels*. 
192.    Du  15  aout  1728:  privilege  general  (continue)  a  l'ab1)6  Pellegrin  pour 

ses  Nouveaux  Cantiques  Spirituels. 
742.    Du  26 mars  1730:  p.  g.    pour  6  ans  a  Jacques  Morel  «pour  des  pi&ces 

de  viole  et  autres  pieces  de  musique*4). 
757,     Du  4  avril  1729:  P.  g.  pour  8  ans  &  J.  Rebours  pour  des  «sonates  pour 

Violon,  Flute,  Hautbois,  musette  et  vielie>, 
1262.    Du  16septembre  1731.    P.S.  a  Chaubert  pour  un  «Recueil  de  plus  belles 

chansons  et  airs  de  cour>5), 
1716.     Du  10  fevrier  1733.    P.g.  [pour  dis  ans]  a  Burette  pour  des  «0antates 

et  diff6rentes  pifeces  de  musique  tant  vocale  qu'instrumentale^j, 
1753.    Du  16  ami  1733.    P.g.  [pour  9  ansl  a  Bononcini  et  i  Baietti,  son 

epouse,  pour  «des  ceuvres  de  musique  italienne  tant  vocale  qu'instru- 

mentale*7). 


*     '  7j  Privi 

'-    i  due  a  Mm°  B 


1)  Sauf  mention  speciale  les  ouvrages  indiques  sont  presentes  par  leurs  auteurs. 
La"  date  donn^e  eat  celle  de  la  concession  du  privilege  qui  nous  parait  seule  in- 
dispensable. Les  num<5ros  sont  ceux  que  les  ouvrages  portent  dans. .les  mss. 
design£s. 

On  remarquera  quelques  privileges  assez  eloignes  de  date  des  privileges  ana- 
logues dej&  connus,  pour  que  j'aie  cru  utile  de  les  publier.  D'autres  viennent 
preciser  des  indications  anterieures. 

2)  Ou  h,  2  Violons  sans  Basse,  chez  Boivin. 

3)  Flute  traversi^re  ou  Violon  seul  avec  Basse,  ib. 

4)  Cf.  un  privilege  du  15  mars  1709.     (Brenet  op.  cit.) 

5)  Probablement  le  librair'e.    Un  Chaubert  fut  6diteur  du  Journal  de  Tr^voux. 

6)  Rcnouvellement  du  priv.  du  20  juillet  1722  (Brenet). 
Hi  p«;~qftge  analogue  dejapublie.     Notons  ici  la  musique  probablement  vocale, 

r     Bononcini,  nee  BalettL    Ce  dernier  nom  est  bien  connu  dans  l'histoire 

anecdotique  du  XViIIe  siecle.  La  famille  Baietti  est  original  re  de  Ferrare.   Ww  Bo- 


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Georges  Cucuel,  Quelques  documents  sur  la  librairie  muaicale  etc-        3&7 


Xos  1994. 

■ 

2051. 

2081. 
2140. 
5043. 


7026. 


7183. 
7222. 

7319. 


Du  23  fevrier  1734,    P.g.  pour  6  ans  a  J.  B.  Anet  pour  des  «Sonates  et 

autres  pieces  de  musique  in  st  rumen  tale » % 

Du  16  mars  1734.    p.g.  pour  6  ans  k  G-uillemain  «pour  des   Sonates 

et  autrea  pifeces  de  musique  instrumental, 

Du  13  avril  1734.    p.g.    a.  Antoine  de  Bretonne   pour   «un  recueil  de 

meuuets  del  signor  Handel  et  autres  maitres  italiens*2). 

Du  8  juin  1734.    p.g.  pour  6  ans  a  Pierre  Fevrier  pour    «des  pieces 

d'or^ue  et  de  clavecin  et  autres  ceuvres  de  musique  instrumentale>. 

Du  21  mars  1737.    p.g-   pour  9  axis  a  Marchand,  maitre   de  musique 

«pour  les  op.  13  et  14  de  Vivaldi,  Top.  10  d'Albinoni,  Top.  10  de 

Valentini>. 

Du  21  aout  1737.  p.g.  a  Le  CI  ere  pour  «des  pieces  de  clavecin  de 
Scarlatti,  solo,  trio,  concerto  de  Zani  et  plusieurs  autres  pieces  de 
different^  auteurs  italiens  pour  le  clavecin,  sosates,  trio,  solo  et  con- 
certo pour  les  Violons,  Flutes,  Hautbois,  musique  sans  paroles*  3). 
Du  30  janvier  1738.  P.g.  9  ans  a  Boutmy  pour  des  pifeces  de  clavecin. 
Du  6  mars  1738.  P.g.  pour  12  ans  il  Cantin  [Quentin]  pour  <Sonates 
a  Violori  seul  avec  Basse*.  . 
Du  20  juin  1738.    P.g.    pour    12  ans    a   Aubert   pour   des    reuvres    de 

musique  voeale  et  inatrumentale. 


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90. 
818. 

600, 


1097, 


Ms.  fr.  21997. 

Du  27  novemhre  1738.  P.g.  pour  15  ans"  t  Le  CI  ere4)  pour  les  livrea 
1,  2,  3  de  Scarlatti  pour  clavecin,  les  livres  3,  4  de  Handel,  les 
livves  1,  2,  3  de  sonates  de  Lanzetti,  les  livres  1,  2,  3  de  sonates  de 
Triemer,  Feseh,  Santis,  Mahault,  12  sonates  pour  Violoncelle  de 
Somis,  les  livres  U  4  do  Senates  de  Hasse,  les  op.  1,  2,  3  deLoca- 
telli,  plusieurs  oBuvres  de  Quanta. 

Du  29  janvier  1739.  p.g.  pour  9  ans  a  Lavaux  pour  «6  Sonates  en 
duo  pour  la  flute  avec  recueil  d'autres  airs  pour  2  musettes  ouvielles*. 
Du  29  oetobre  1739.  Recueil  d'airs  serieux  et  h>  boire  presente  par  Le 
Menu  de  Saint  Pbilbert  et  refuse. 

Du  17  novembre  1740.  *Pluaieurs  genres  de  musique  instrumental  pre- 
sents par  Geminiani»5). 

Du  9  aotit  1742.  p.g.  a  Baptiste  Astrandi  L?l  pour  donates,  Trio,  Con- 
certo et  autres  pieces  de  musique  instrumental . 


aioncini   6tait    sans    doute   parente    d'Holene  Virginie  Balefcti,   femme    de  Tacteur 
Riccoboni  (1708—1771)  et  de  Taimable  Sylvia  Baletti  morte  en  1767. 

1)  Renouvellement  du  privilege  du  4  mai  1724. 

2)  La  date  est  importante.  Voici  la  premiere  fois  que  le  mm  de  Handel  ap- 
parait  dans  la  librairie  fran9aise  a  une  date  precise.  (Cf.  Rom ain  Holland,  Handel, 
1910,  p.  233.)  Le  meme  Ant.  de  Bretonne,  maitre  de  vtolon,  personnage  obscur, 
avait  obtenu  un  privilege  pour  les  sonates  de  Somis  le  22  d£cembre  1742.  La 
permission  accorded  en  1734  pr6c&de  de  pen  les  auditions  de  Handel  au  concert 
spirituel  (8  dceembre  1735).  Fut-elle  suivie  r^ellernent  d'une  publication;  e'est  ce 
qu'on  ne  peut  affirmer.  Pourtant  quelques  annSee  plus  tard  on  gravait  deja  des 
menuets  de  Handel  en  vaudevilles,  avec  des  paroles  de  circonstance.  Un  joueur 
de  flute  allemande  en  faisait  entendre  dans  les  salons  en  1739:  «Aprfes  quelques 
grimaces  modestes  de  sa  part,  il  nous  apprit  que  e'etait  une  parodie  sur  un  me- 
nuet  italien  d'Kndel  extrdmement  travails »  (Lettres  de  Th<§rese  ou  Memoir es  d'une 
jeune  demoiselle  de  province  pendant  son  s^jour  k  Paris.  —  La  Hay  e.  1739,  in-16. 

page  13). 

3}  Probablement  Charles  Nicolas  Le  Clerc,  car  tous  oes  noms  se  retrouvent  dans 

les  privileges  de  1750  et  1765.  ■ 

4)"  Meme  remarque. 

'5)  Aucune  indication  de  privilege  ni  permission.  —  Cette  note  semblerait  m- 
diquer  un  sejour  de  Geminiani  a  Paris,  que  Ton  n'a  pas  encore  signal e. 


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388        Georges  Cucuel,  Quelques  documents  sur  la  librairie  musicale  etc. 

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N°s  1573.    Da  12  cUcembre  1743.     cSonates,  Trio  et  autres  pieces  de  musique  in 

strmnentale*  presents  par  Davesne.  • 

3592.    Du  extorter  1744.    P.S.  pour  3  ans  a  Mangean  pour  donates,  trio  et 
autres  pieces  de  inus.  instrumentale  >.  ' 

191*'    ??Jt™P  1?t5\  *La  XXf  diverti^ement  et  autre,  pieces  de  musique 
tent  vocale  qu'instrumentale*  presentees  par  Blaise 

*®JQet  D"  5'V'^.1  rf"i7  *"*  1U6-     FS-   Vonx  12  ans   a  Te«aari 


2469/ 


« .-  v  ,r.  ,  —  -;  "•""•-*■■**;     ^-e-   i"""  ■»*  »"s  a   xessarmi   pour 

|fta,  Violon  Solo  de  Pasquali,  Concert*  de  Tartini,  Sonata." 
Violon  Solo,  Simphomes,    Introduction,  Contrasto  armonico  de  Tessa, 

3006.  Du  20  aout   174S.     p.g.    p0ur    12  ans    a  Nicolas  Chedcville    pour    «le 

qnn?     ?,nnonmpS  Ae-Livaldi  et  autre  musi,3ue  ^cale  et  instrumentale*  t). 

3007.  Du29aoutlj48  v.g.  pour  12  ans  a  Blaise  pour  •Senate,  Concert!, 
Gantatiiles,  divertissements  et  plusieurs  autres  ceuvres  de  musique  vo- 
cale et  instrumentale*. 

317°"  SLIT*  m°-'  P;g-  P°Ur  n  aQS  a  NaV  W1^  P<>ur  Sonafces  et  autres 
pieces  de  mus.  inst. 

3654.  Du  30  juillet  1750  pieces  do  musique  instrumental  presentees  par 
Foucquet,  orgamste  de  Saint  Eustachc  et  de  1'abbaje  de  Saint  Tic- 

tor»**j. 
3756.     Du  31  dec.  1750,     p.g.  pour   12  ans  a  Jean  Le  Clare,   l'un  des  24  Vio- 
lonsordma.res  de  ia  Chambre  du  roi  pour  «Sonates  de  la  composition 
du  Sr  Jean  L e  C 1  er c  pour  les  Violons,  Flutes,  Hautbois,  Musettes,  Vielles 
.    recueils  de  Noels,  menueta,  contredanses  tant  anciennes  que  nouvelles' 
traneaises  et  italiennes,    tant  solo  qu'en  duo.  —  Le  10  et  2<>  livre  de 

I^iI'ww'q?  TVn8  dei0ro8a  tant  S0l°'  2'  3'  1uatuora  et  concertos, 
le  lo,  20,  30  Solo  de  Quanta  pour  la  flute,  2  livres  do  trios  et  concer- 
tos da  memo,  1  livre  de  trio  de  Pichler,  Brunettes  ajustces  et  mises 
en  duo  par  M.  B«x,  les  Airs  Gentils  ajustes  pour  ViolonceJIe  et  Basson 
et  les  pareiis  airs  ajustes  et  mis  en  trio,  pantomime  des  enfans,  airs 
des  operas  de  Earn eau  ajustes  pour  musette  et  vielle,  1  livre  de  solo 
pour  la  flute  del  eignor . Giovanni  Batta  San  Martini,  solo,  trio  et  con- 
certo de  Duni  et  de  Kuntz»3). 


4 

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176. 
374. 
494. 


Ms.  fr.  21  998. 


Du  22  avril  1 751.    p.g.   pour   10  ans   a  Martineau  Berth  eau   [Martin 
Berteau]  pour  des  donates  dcviolon  dediees  a  Tambassadeur  de  Hollander 
Du  7  oat.  1751.    p.g.  pour  10  ans  a  F.  X.  Geminiani  pour  «plusieurS 
genres  de  musique  instrumentale  sans  paroles.,  presentes  par  I'auteur*} 
Du  13  janmer  17o2.  p.e.  nour  12  ans  h.  T,o  R»t.«n  ™ if™  m* /_* 


Da  13 janmer  17o2.  p.g.  pour  12  ans  a  Le  Breton  pour  «les  El 
de  musique  theorique  et  pratique*  presentes  par  D' A 1  ember t 
sear:  l'abbe  de  Condi!  Ian. 


les  Elements- 
Cen- 


^,-n,,0l^,"  "  ellemenfc-du  P"v4e&«  d"  7  aout  1739  (Brenet).   II  serait  curicux  d'in- 

,!«„!  £      £M  ^^^ments^du  concerto  de  Vivaldi.     On  connait  oeux  de  1'uni- 
versel  Corrette.    Un  des  derniers  en  date  parait  efcre  celui  de  J.  J.  Rousseau  cLe 

T™nT^'Mrr^ng    p?.ULu^e  flute  8£^ns  accompagnement  en  1775»  au  bureau  du 
Mus   1779!  pU760Ue'  transPO^tion  avait  tfM  faite  pour  un  amateur.   (Alman 

No  Skt        ^  P°Ur  i2  anS  °btenU  Ie  3°  aVril  1?49  (pi6ces  de  clavecin)  Ms.  21997. 

3)  Enumeration  des  auteurs  se  trouve  au  ms.  21997.    f°  201  V°  et  l'enreeiat-re- 
ment  du  privilege  au  ms.  21998.  t»  3.  verso.  «megisire 

P««,ii^«-B™2efc-op'  Ctit;  Jrfrase L'P^sente  par  l'auteur.  confirme  le  sejour  de 
SnT^TTaiPTS  Infcre  K€li7#  ^  H-  Gratian  F]00d:  Geminiani  n.  Eng- 
•elrZl  ^aDd-  ^mmelb,:  d- LM.G.  t.  XII,  1910,  p.  110).  II  est  interessant  de 
lemarquer  que  ce  sejour  aoYncide  avec  celui  de  Stamitz. 


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^.floi  1045. 


1487. 


Georges  Cucuel,  Quelques  documents  sur  la  librairie  musicale  etc.     *  389 


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1553. 


1683. 


1863. 


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1912. 


2171. 


2194. 


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2280. 


2451. 


2499. 


2558, 


2660. 


2720. 


2905. 


2906. 


2943. 


3123. 


Du  24  mars  1753.  p.g.  pour  10  aaie  a  Talon  pour  des  .ceuvres  de  musique 
instrumentale. 

Du  4  octobre  1754.  p.g.  pour  10  ans  a  Joseph  Staldero  [J.  D.  X.Stalder 
pour  des  «Siuiphonies  et  autres  cauvres  de  musique  instrumentale*. 
Du  30  decembrc  1754.     p.g.   pour  10  ans   ft  Domenico  Ferrari   pour 
<inusique  instrumentale*. 

Du  22  mars  1755.  p.g.  pour  10  ans  &  Le  Clerc  pour  «sonate  di  gravi- 
cembulo>. 

Du  20  nov.  1755.  p.g.  pour  12  ans  k  Sebastien  Jerig  [Gericke?]  pour 
dea  « Sonates  et  autres  pifeces  de  clavecin*. 

Du  12  janvier  1756.  p.g.  pour  10  ans  h  Christophe  Wagenseil  pour 
« musique  instrumentale* J). 

Du  2  decernbre  1756.   p.g.  pour  10  ans  &  Beraud  «hautbois  de  la  l*r«  Com- 
pagnie  des  Mousquetaires  gris  pour  des  aauvres  de  musique*. 
Du  30  decernbre  1756.    p.g.  pour  10  ana  a  Dun,  de  VAcademie  Royale 
de  Musique  pour  6  Sonates  en  symphonies]. 

Du  2  avril  1757.    p.g.  de   10  ans  a  Huberty   pour    «musique    instru- 
mentaLe  de  "Wagenseil  et  de  diflferents  auteura  strangers  [Jean  Sfca- 
mitz,  op,  3,  Holtzbauer  op.  2,  Touchemolin  op.  1,  Filtz  op.  2p). 
Du  5  Mai  1757.    p.g.  pour  10  ans  a  Franpois   de  Guar  in  i  pour  des 
•Sonates  a  2  Virions  eb  autres  pieces  de  musique*. 

Du  20  oclobre  1757.  p.g.  pour  10  ana  a  Gaspard Fritz  pour  des  ceuvres 
de  musique  de  sa  composition. 

Du  24  novembre  1757.    p.g.  pour  10  ans  a  Romain  de  Brasseur  <<pour 

dea  oeuvres  de  sonates  a  Tioloncelle  et  basse*  ■ 

Du  28  janvier  1758.    p.g.   pour  6    ans    &  Mongauthier,    ecuyer    [De 

Mongaultier]  pour  de  la  musique  tant  vocale  q ^instrumental e. 

Du  1  juin  1758.    p.g.  pour  12  acs  au  Chevalier  de  Croisilles,  ecuyer, 

capitaine  au  regiment  de  Qaercy  pour  «musique  instrumentale*. 

Du  20  septembre  1758.  p.g.  pour  10  a»s*&  Duny,  musicien  de  M"*« 
l'Infante  pour  da  Musique  de  Ninette,  du  Peintre  amoureux  et  de  tons 
les  autres  outrages  de  sa  composition*. 

Du  14  dioembre  1758.  p.g.  pour  10  ans  a  Nazario  Dehec  pour  de  la 
musique  instrumentale. 

Du  14  decernbre  1758.  p.g.  pour  10  ans  a  Carlo  Graziani  pour  de  *Ia 
musique  instrumentale**). 

Du  18  Janvier  1759.  p.g.  pour  10  ans  a  Felice  de  Giardino  pour  mu- 
sique instrumentale. 

Du  2  aoul  1759.  p.g.  pour  6  ans  fc  Iso  pour  <les  Fragments  Heroi'ques, 
ballet  wmmm  compost  dea  Actes  de  PhaStuse,  d1  Ieneide  et  d'ApoIlon*. 


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1)  Presentee  par  l'auteur.  —  Cf.  un  privilege  analogue  &  la  date  du  2  mai  1767 
(Brenet). 

2)  Les  archives  de  POpera  signalent  deux  symphonistes  de  ce  nom  en  1751: 
Dun  Taint*  de  1741  ft,  1752  retire  avec  conge  absolu;  Dun  fils  entre  en  1748,  dont 
il  est  question  ici. 

3)  Cet  important  privilege,  deja  signal  6  par  M.  Rieinann  pour  Holtzbauer,  parait 
Stre  le  premier  accords  a  Huberty,  musicien  &  l'Op6ra.  11  ne  se  trouve  pas  dans 
les  mss.  designes  plus  haut,  mais  k  la  fin  de  la  partie  de  1<>  Virion  de  J.  Stamitz, 
op.  3  (Conserv.  de  Paris:  Recueil  des  symphonies  n°  12)  Huberty  qui  fut  quelque 
temps  l'assocte  de  la  Chevardi&re  cut  comme  suceesseur  en  1771  Jean  Georges 
Sicber,  premier  de  la  dynastie. 

4)  Probablement  Top.  1:  6  Sonates  k  Violoncelle  et  Basse  dedi£es  au  comfce 
d'Oginski.    Graziani  6tait.&  cette  epoque  Violoncelliste  chez  La  Poupliniere. 


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390        Georges  Cucuel,  Quelques  documents  sur  la  librairie  musical.e  etc, 


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N«  63.     Du  22  mat  1760.    p.g.  pour  10  ans  a  La  Ruette  pour  musique  instru-  11 


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i  154.    Du  11  sept  1760.    p.g\   a   Huberty  pour   musique  ins  tr  amen  tale   de 
Wagenseil. 

163.    Du  2  ociobre  1760.    p.g.    pour    10    ans   &  Carlo  Graziani    pour  de   h> 
musique  instrumentale. 

917.    Du  Wdecembre  1762.     p.g.  pour  12  ans  a  Romain  de  Brasseur    pour 
des  «Trio,  Sonates  et  autre  musique  instrumental  ■■ 

949.    Du  3  fevrier  1763.    Permission  simple  pour  3  ans  a  la  d'elle  V**  Ven- 
domei)  pour  «plusieurs  pieces  de  musique  instrumental  de  la  compo- 
sition du  S*  Geminiani  de  Lucques>. 
1082.    Du  23  juin  1763.    Permission  simple  pour  3  ans  k  Clement  pour  «Ie 
Journal  de  Clavecin  on  recueii  des  airs  nouveaux  appropri^s  auclavecin*. 


296. 


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IM,  clavecin. 


Ma.  fr.  22  000. 

Du  28  Juin  1764.  P.g.  pour  6  ans  a  Lescault  organiste  et  maitre  de 
musique  de  la  catbedrale  d'Auch  pour  ceuvres  d?  musique  vocale  et 
instrumentale2)- 

fill.  Du  14  fevrier  1765.  P.g,  de  12  ans  5,  Ch.  Nicolas  Le  CI  ere  pour  Le 
Devin  du  Village,  etc.a). 

528.  Du  14  mars  1765.  p.g.  pour  10  ans  a  Janson  pour  de  la  musique  in- 
strumentale de  sa  composition. 

674.    Du  loaoilt  1765    p.g.    pour  9  ans  a  Feyaeau   pour   des   pifeces    de 


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1281.  Du  24  mars  1767  p.g.  pour  6  ans  &  Trial,  directeur  de  TAcad.  Royale 
de  Musique  pour  <musique  tant  vocale  qu'instrumentale*. 

1512.  Du  1  aepiembre  1767  p.g.  pour  6-  ans  a  Le  Due  pour  6  Symphonies, 
op.  1  par  Glaser,  6  Symphonies  op.  7  par  Graef,  lea  op.  1  et  2  de 
l'abbe  Schmitt  [Schmitz]  lea  op.  1,  2,  3,  4  de  Schwindel,  Top.  1  de 
Zingoni,  les  concerts  pour  flute  op,  1  de  Kloffer  [KlOffJer?],  concerts 
pour  Violon  op.  1  de  Nardini  les  op.  1,  2,  3,  4  de  Reinards,  les  op.  1 
et  2  de  J.  M.  Bacb  [Jean  Chretien],  Trios  pour  clavecin  op.  4  de  Haydn, 
les  op.  1,  2,  3  de  Hupfeld,  les  op.  1  et  2  de  Meder*).) 

1523.  Du  24  septembre  1767.  p.g.  pour  6  ans' ft,  Louis  Parisot,  offlcior  chez 
la.Reine,  pour  «Recueils  de  polonaises,  menu  eta,  romances  et  allemandcs 
pour  harpe  et  clavecin  de  Bauerschmid  t>. 

Ms*  fr.  20001. 

31.    Du  Imars  1768.    P.g.  pour  6  ans  a  Joseph  Marchal  pour  un  Recueii 
de  pieces  de  clavecin  5). 

191.    Du  25juillet  1768.    p.g.  pour  3  ans  &  Bauerschmidt  pour  6  Sonates 
pour  harpe  inises  au  jour  par  Pariaot. 


1)  Marie  Charlotte  Venddme  qui  grava  nomTire  d'eeuvres  musicalea  se  reraaria 
avec  Franeoia  Mona  egalement  gravear,  dont  elie  fut  la  troisi6me  femme.  Restee 
veuve  en  1776  elle  tint  boutique  avee  sa  fille,  rue  St.  Houor6  jusqu'en  1782. 

■  ||  Cf.  une  presentation  d'ouvra<?e  en  1759  (Ms.  21998,  no  3140J  et  un  privilege 
pubhe  par  Brenet  a  la. date  dn  18  Janvier  1765. 

3)  Public  en  1907.  II  B'agit  d'un  renou vehement  de  privilege,  e'est-a-dire  que  le 
premier  privilege  est  de  1753.  Ceci  nous  permet  de  dater  entre  autres  Top.  1 
de  Gossec  qui  oscillaifc  jusqu'ici  entre  1752  et  1754,  mais  qui  se  placait  en  fait  par 
son  inspiration  uniquement  italienne,  avant  les  grands  concerts  de  Stamitz. 

4)  Probablement  Le  Due  aine.  Le  Due  jeune  fut  en  1775  le  successeur  de  Ve- 
Sier  rue  S*  lhoreas  du  Louvre. 

5)  €il  demeure  au  Faubourg  S*  Denis,  pr&s  la  grille*.  i 


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Georges  Cucuel,  Quelques  documents  sur  la  librairie  musicals,  etc.        391 


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194.    Du  25  juillei  1768.    p.g.  pour  6  ans  a,  Landrin  pour  «des  Contredanses 

allemandes  et  frariQaises*. 
286.    Du  30  nommbre  1768.    p.g*  pour  6  ans  a  Rodolphe  musicien  du  prince 

de  Conti  pour  un  recueil  de  pieces  de  musique  de  diflerents  auteurs. 
359.    Du  30  nov&mbre  1768.    p.g.  pour  3  ans  i\  Gu  ilia  nine  maitre  de  danse 

pour  «l1Almanach  dansant  ou-  recueil  des  positions  et  attitudes  de  1'alle- 

mande  contredanse  et  menuets  les  plus  nouveaux>. 
A6S.    Du  12  Janvier  1769.    p.g.   pour   6   ans   a  Rceser  pour  musique  de  8 a 

composition. 

573.     Du  30  mars  1769.    p.g.  pour  6  ans   a  Hochhrucker1)   pour  musique 

de  sa  composition. 
701.     Du  22  juin  1769.  p.g.  pour  |6  ang  a  -Cramer  pour  musique  de  sa  com- 
position. 
875.    Du  28  seplembrc  1769.    p.g.  pour  6  ans   a  Eberhard  pour  «6  Sonates 
de  clavecin  avec  acepmpagnement.et  sans  accompagnement  et  Variations 
pour  le  clavecin  seul». 

1876.     Do  19  decembre  1771.    p.g.  pour  6  ans  &  N.  Jolivet  pour    «duo    &   2 
Violons  de  Pesch>. 

2143.     Du  7  mat  1772.    p.g.  pour  6  ana  si  Jean  Chretien  Bach  pour  «6  Quatuors 
concertants  &  2  Violona  ou  1  Hautbois,  Violon,  Alto  et  Basse* 2j. 

2515.     Du  14  jcmmer  1773,    p.g.  pour  6  ans  au  Sr,  Heyna  pour  musique  instru- 
mental© de  Ch.  S  tarn  it  z. 

2653.     Du  22  avril  1773.    p.g.  pour  6  ans  k  Vachon  pour  oauvres  de  musique 

2805.     Du  21  oeiobre  1773.    p.g.  pour  6  ans  &  Cannabich  musicien  de  Pelec- 
teur  palatin  pour  des  ceuvres  de  musique1*). 

2880.    Du  13  Janvier  1774.    p*g.  pour  6  ans  a  Hullmandel  pour  des  ceuvres 
de  musique. 

Ms,  fir.  22002. 

26.  Du  15  decembre,  1774,  p.g.  pour  6  ans  &  M»«  Viard4)  pour  une  collection 
de  musique  eirangere  recueillie  par  elle. 
306.  Du  15  juin  1775.  p.g.  pour  6  ans  &  Bailleux  pour  le  1°  et2°  concerto 
de  Davaux,  les  op.  o  et  7  de  symphonies  de  Davaux&),  les  concertos 
op.  2,  3,  4,  5  de  Saint  Georges**;,  m^thode  de  guitare  et  de  mando- 
line, 6  Duos  de  Gross,  ceuvres  de  musique  de  Bailleux: 
1041;  Du  16  avril  1777,  p.g.  pour  6  ans  fc  Borelly,  marchand  de  musique 
pour  «Sonatea  pour  faarpe  de  Del  plan  que,  1  op.  pour  Tiolon  par 
Antoine  Stamitz,  1  ceuvre  de  6  Duos  pour  flftte  do  Richter,  6  Duos 
pour  flute  par  Vannhal,  6  Duos  pour  Violon  par  Marchal  aine,  1 
concerto  en  re  pour  flftte  par  Stamitz,  1  concerto  pour  basson.  par 
Ch.  Stamitz,  1  simphonie  concertante  en  ut  et  24  petits  airs  par  Ch. 
Stamitz,  1  symphonic  par  Sauvel,  1  recueil  d'airs  arranges  pour 
flute  par  Mussard,  pour  harpe  par  Delplanque,  pour  clavecin  par 
Marchal  jeune,  1  Quintette  c  oncer  tan  t  pour  clavecin  par  Darcis. 


1)  II  a'agit  sans  doute  de  musique  pour  harpe.  Ce  privilege  permet  d'avancer 
la  date  d'arrivee  &  Paris  de  Hochbrucker  (de  Donauwerth)  que  l'on  pla$ait  apr^s 
1770,  sur  la  foi  de  SD*"s  de  Genlis.  La  harpe  a  simple  mouvement  et  a  5  pedales 
avait  6t6  introduite  en  France  vers  1749  par  Franz-Adam  Gopffert,  de  Franconie, 
qui  en  jouait  aux  concerts  de  La  Poupliniere.  C'est  l'instrnmcnt  que  popularisa 
Hochbrucker. 

'2)  Presente  par  l'auteur.  Ceci  indiquo  un  sejour  de  J.  C.  Bach  a  Paris.  On 
en  avait  d6ja  signale  en  1763,  1778  et  1779. 

3)  Presente  par  l'auteur. 

A)  ftlarchandc  de  musique  rue  Sfc  Jacques  vis~&-vis  S*  Yves. 
.  5)  Doux  symphonies  concertantes  chez  Bailleux. 

■  6)  Pour  Top.  1  de  S*>    Georges:  2  concertos  a  Violon  principal  chez  Bailleux 
voir  Mercure  de1  France,  decembre  1773,  p.  175. 


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392       0.  6.  Souneck,  Italienische  Opernlibretti  des  17.  Jahrhunderts  u 


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N°s  1304.    Du  27  deecmbre  1777.    p.s.  pour  5  ans  a  Moiie  de  Silly  «pour  6  Quatuors - 

concertants  2  Violons  et  Basse>.  §  ■  M 

1360.     Du  24  fevrier  1778.    p.s.   pour  10  ans    au   S*  Peronard  pour   G   Sonates  I 

de  clavecin  de  Frederic  Theodore  Schumann.  1 

1566.  Du  1  octobre  1778.  p.s.  pour  5  ans  a  M>u°  de  Silly  pour  «1  Recueil  & 
d'anettes  avec  harpe  et  guitare  par  Me»*  de  Contamine,  3  concertos  1 
de  flute  par  Wanhall,  3  simphonies  par  Hay  dn,  6  Trios  pour  2  Violons  j 
et  J3asse  par  Lorenziti*.  ■«  $ 

2701.     Du  27  mars  1782.   p.g,  a  Hullmandel  pour  musique  vocale  et  instru-i 
.  menta! e.  -s 

3122.  Du  29  novembre  1783.  p.g.  au  |*  Cast  audi)  marchand  de  musique  a  i 
Lyon  pour  «6  Duos  concertants  pour  2  Violons  par  Walter,  6  Quatuors 
concertants  pour  2  Violons  Alto  et  Basso  par  J.  Am  on,  24  petits  duos 
d'airs  connas  avec  variations  et  autres  airs  parPunto2),  3  sonafees  pour 
clavecin  ou  forte  piano  par  Clementi,  1  concerto  pour  clavecin  par 
Gresnieh,  1  recueil  d'airs,  romances  et  duos  avec  accompagnement 
de  clavecin  par  le  mSme,  1  Sonate  pour  clavecin  et  Vioion  par  Alber- 
tini,  1  concerto  pour  clavecin  par  miss  Livecek  $tc.». 

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Italienische  Opernlibretti  des  17,  Jahrhunderts 

in  der  Library  of  Congress, 

Von 

0.  G.  Sonneck. 

[Washington  D.  C.) 

Ale  Albert  Schatz  in  Bostock  am  18.  Oktober  1910  nach  langern  Leiden 
verschied,  verlor  die  Operngeschichte  einen  ihrer  besten  Frennde.  So  zahl- 
reich  sind  die  Anregungen  gewesen,  die  er  Opernhistorikern  und  Bibliographen 
gegeben,  daB  er  es  wohl  verdient  hatte,  einen  entsprechenden  Nackruf  an 
weithm  ^sichtbarer  wissenschaftlicher  Stelle  zu  erhaltcn.  Man  schlage  z  B 
Piovano  s  prEchtige  Guglielmi-Studie  auf,  urn  zu  sehen,  wie  er  ohne  Albert 
bchatz  seme  mikroskopische  TJntersuehung  gar  niclit  hatte  durchfuhren  konnen 
was  donn  auch  Piovano  mit  ehrenclon  "Worten  anerkennt. 

1)  Cf.  un  privilege  public  par  Brenefc  a" la  date  du  13  Janvier  1784. 
■       2)  Dans  la  uieme  anne'e  parut  l'op.  1  de  Giovanni  Punto  %»  Concerto  pour  Cor 
Bo  e    1783  8Pirituel   et  a  celui   des  Amateurs.    Paris,  chez  Le  Menu  et 


nymes 

forte  q„.  ovu„  amu»  -k^  your  i  mstoire  musicaie  (ceux  de  Pierre  Cesar  par  exeinple 
d'apres  des  ouvertures  d'operas  ou  d'opo>a  eomiques).  —  pew  pi* 

Pout  la.  libraine  musicaie  de  Le  Clerc  dont  1'histoire  est  fort  embrouillee,  il 
est  bon  do  se  reporter  au  catalogue  de  vente  du  fonds  de  M-e  Le  Clerc  en  1774 
Une  partie  importante  de  la  collection  fut  vendue  a  moitifS  prix  iusqu'au  1  mai  1775 
au  Bureau  de  Journal  de  Musiqne  {Of.  Almanach  musical.    1775  p.  185) 


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0.  G.  Sonneck3  Italienische  Opernlibretti  des  17.  Jakrhunderts  usw*       393 

Das  leider  unveroffentliehte  sfcatistisclie  Material  von  Schatz  zu  einer  Ge- 
scbicJite  der  Oper  muB  geradezu  unhoimlich  sein1);  es  stiitzt  sicli  zu  einem 
betriichtliciien  Teile  auf  seine  beruhmte  Sammlung  von  Op  era  libretti,  die, 
fust  12  000  Stuck  umfassend,  seit  Ende  1908  im  Besitze  der  Library  of  Con- 
or  ess  ist-  Die  Sammlung  hat  naturlich  ihre  schwacken  Seiten.  So  sammelte 
Schatz  die  franzosiscke  Oper  des  19.  Jahrh.  merkwiirdigerweise  hauptsachlich 
iiur  iu  deutschen  Ubersetzungen  anstatt  in  den  Original  a  usgaben,  und  ebenso 
-  i9t  die  englische  Oper  der  beiden  Jetzten  Jahrhunderte  nur  eparlicb  vertreten. 
£bei*  im  ubrigen  bat  Schatz  wahrend  eiuer  vierzigjakrigen  Sammeltatigkeit 
durch  seine  Librettisammlung  den  Opernhistorikern  ein  Hilfsmittel  an  die 
Hand  gegeben,  fur  das  sie  ihin  ewig  dankbar  sein  muss  en, 

Schatz  hat  nun  einen  Manuskriptkatalog.  seiner  Sammlung  verfaflt,  der 
in  seiner  Art  sehr  sorgfaltig  ist  und  namentlicb,  was  Auffiihrungsdaten  ,an- 
belangt;  von  eineoi  uniibertreffliohen  Spiirsinn  zeugt.  Leider  entbehrt  der 
Katalog  eines  Libretto -Dichter-  und  Titelregistora.  Da  ferner  die  Ein- 
trftgungen  trotz  aller  Sorgtaltigkeit  so  abgekiirzt  sind,  daC  sie  sich  mehr 
fur  private  Nachschlagezwecke  des  Sammlers,  als  fur  einen  offentlichen 
Katalog  eignen,  nahmen  wir  schweren  Herzens  vou  der  sofortigen  Veroffent- 
lichung  des  Schatz'schen  Katalogs  Abstand.  "Wir  beschlossen  dagegen,  ihn 
durch  einen  viel  breiter  angelegton,  von  mir  auf  Grund  des  Schatz'schext  zu 
bearbeitenden  Katalog  zu  ersetzen.  '  Eerner  besteht  die  Absicht,  mehrere 
Tausend  Libretti  der  Library  of  Congress,  die  nicht  in  der  Scbatzsammlung 
sind,  einzuverarbeiten  nebst  einer  groBen  Anzahl  solcher,  die  wir,  wenn  daa 
Grliick  uns  hold  ist,  zu  kaufen  gedenken,  ura  Lucken  auszufiillen. 

Es  ist  fur  unsere  Bibliothek  eine  grofie  Enttauschung?  dafi  Schatz  dies  en 
geplanten  Nachhall  seines  SammelfleiGes  und  seines  Sammelgenies  nicht  hat 
erleben  diirfen;  derm  das  Werk  diirfto  kaum  vor  SchluB  des  Jahres  1915 
iro  Drucke  vox'liegen-  Das  ist  im  Interesse  der  sich  stetig  mehrenden  Opern- 
historiker  bedauerlich,  wissen  sie  dock  am  bestert,  dafi  eine  Kenntnis  der 
Libretti  Hand  in  Hand  mit  ein^r  Kenntnis  der  Partituren  gehen  muJJ,  wenn 
ihre  Studien  fest  gegriindet  sein  sollen.  Die  Hauptschwierigkeit  ist,  wie  fast 
immer,  die,  den  Eundorten  auf  die  Spur  zu  kommen.  Mit  Hilfe  von  Eitner, 
mit  Hilfe  gedruckter  Bibliotkelrskataloge  und  einschlagiger  Spezialmono- 
graphien  ist  es  wenigstens  moglich,  die  meisten  erhaltenen  Partituren  zu 
finden.  Ganz  anders  jedoch  steht  es  mit  den  Libretti.  Ihre  Eundorte  sind, 
von  Monographien  im  Sinne  Piovano's  u.  a.  abgesehen,  fast  giinzlich  ver- 
schlossen.  Man  weifi  von  den  Bestanden  der  etwa  zehn  groBen  Libretti- 
sammlungen,  von  denen  ja  bekanntlich  die  Schatz1  sche  vielleicht  die  groBte  ist, 
auflerst  wenig  und  ist  fast  ganzlich  auf  briefliche  Eragen  und  Antworten 
angewieseu.  Es  war  darum  ein  praktischer  Gedanke  "Wotquenne's,  wenigstens 
einen  Katalog  der  Libretti  des  17.  Jahrh.,  wie  sie  sich  in  der  Brusseler 
Konservatoriuinsbibliothek  befinden,  zu  veroffentlichen ;  wie  alles,  was  "Wot- 
quenne  unternirnmt,  ist  dieser  Katalog  ausgezeichnet. 

Nun  besitzt  die  Library  of  Congress  eine  betrachtliche  Anzahl  von  Op  em- 
libretti  aus  dem  17.  Jahrh.,  die  "Wotquenne  nicht  ver2eichnet.  Umgekehrt 
sind  vtele  dieser  aufierordentlich  seltenen  Opernlibretti  in  Brussel,  nicht  aber 
in   der  Library    of  Congress2).     Beide    Sammlungen   zuaammen   geben   daher 


1)  Es  ist  in2wischen  in  den  Besitz  der  Library  of  Congress  gelangt. 

2)  Briissei  besitzt  dereu  rund  420,  die  Library  of  Congress  rund  460.     Gremein- 


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$£$   -J  dem  Opernbistoriker  ein  nichfc  zu  veracht endes  Arbeitsmaterial  an  die  Hand  % 

In    diesem  Shine   ist  nun  die  folgende  Liste  zusammengestellt.     Wotquenne '■"< 

fiihrt  die  Libretti  unter  Titel  an,   ich  habe  den  Eintrag  unter  Koraponisten ■" 

4;I-   1'  bevorzugt,  wiowohl  ja   das   andere  System  auch  manehes  fur  sich  bat.     1?i\r;& 

fjg  den  Yorliegen-den  Zweck,   einen  Fundort  bekannt  zu  geben,  geniigte  es  natiir-  f- 

lioh,  don  Komponisten,  Titel,  Druckort  wud  Druckjahr  anzugeben.  "Wo  sicb  *§ 
•was  sehr  selten  ist,  das  Auff uhrungsj ahr  der  betreffenden  Ausgabe  des  Libretto  r 
nichfc  mit  dem  Druekjahr  deckt,  babe  ich  ersteres  in  Paranthese  beigefugt.  % 
TTm  Plate  zu  sparen,  batten  die  Libretti,  die  sich  audi  in-Briissel  befinden  "^ 
nichfe  verzeichnet  zu  werden  brauehen.  Das  hatte  aber  den  (xebrauehswert  ** 
dieser  Liste  beeintrachtigt.  Sio  sind  darum  doch  aufgenommen  und  durch  $ 
einen  BSdekerstern  kenntlich  gemacht. 

TJnter    dem    inter-  library */oan- System    der    Library    of   Congress    ist    es  M 
uns  moglich,  Bucher  und  Musikalien  nach  auswarts  zu  verleihenr  und  dem- 
gemaB   wiirden   wir  in   den    weitaus  meisten   Fallen  kein    Bedenken   tragen .  rj 
einzelne   Libretti    (natiirlich    nicht   aber   ein   ganzes   S chock  auf  eininal)   fur  : 
wissenschaffcliche  -Zwecke    nach  Europa    zu    senden.      Dafi,  wir  nach   wie   vor  I 
stets    und   gern   bereit   sind,    Europaern   Auskunfte   uber  diese    und   spatere 
Libretti   wie    iiberhaupt  tiber   unsere  Bestande    zu  geben,    das   vorsteht  sich 
wohl   von    selbst.     Ich    erwahne  dies  nur,    weil  die  Korrespondenten  oft  mit 
einer    uns    unbegreiflichen  Scheu    und    mit   offenbarer  Furcht,    uns   lastig  zu 
fallen,    an  uns  herantreten. 

Zum  Schlusse  die  Bemcrkung,  daG  die  Liste,  von  etwaigen  Irrtumern 
abgesehen,  nur  Opernlibretti  aufzahlt  und  nicht  auch,  wie  der  Brusseler 
Katalog,  Oratorienlibretti  des  17.  Jahrh. 

* 

Acciajuoli,  T. :  Chi  e  eagion  del  suo  mal,  pianga  ae  atesso,  Roma,  1682. 

Agostini,  P.  S.:  *I1  rafcto  delle  Sabine,  Veoezia,  1680- 

Albergati,  conte  P.:  Gli  amici,  Bologna,  1699. 

Albinoni,  T  :  *L'ingratitudine  gastigata,  Venezia,  1698:  Radamiato,  Venczia,  1G98 
Zenoue,  imperator  d'Oriente,  Venezia,  1696;  11  prodigio  dell'  innocenza,  Venezia; 
1695;   Zenobia  regina  de'  Palmircni,  Venezia,  1694;   Primislao  primo,  re  di 
Boemia,  Yenezia,  1697;  II  Tigrane,  re  d'Armenia,  Venezia,  1697. 

AJdrovandini,  G-.  A.  V:   La   fortezza  ai   cimento,   Venezia,   1699;   QV  inganni 
fff' .  amoroai  scoperti  in  villa,  Bologna,  1696. 

I"'!-;  Algiai,  F.  P.:  *L'amor  di  Curzio  per  la  patria,  Venezia,  1690;  II  trionfo  della  con- 

tin  en za,  Venezia,  1691. 

;•-;•■  ,  Anglcsi,  D.:  La  serva  nobile,  Kranze,  1660.. 

S'iJ',-  Ariosti,  A.:  L'Erifile,  Venezia.  1697. 

Badia,  C.  A.:  La  Rosaura,  oVvero  Amore  figlio  della  grafcitudine,  Insprugg,  1692; 

La  costanza  d'Uliase,  Vienna,  1700. 
Ballarofcfci,  P.:  Esione,  Torino,  1699. 

Basaani,  G.  B.:  Falaride,  tiranno  d'Agrigento,  Venezia  (1683;.  1684;  La  Ginevra 

infanta  di  Scozia,  Ferrara,  1690.    f 
Bazzani,  P.  M.:  L'inganno  trionfato  overo  La  disperata  speranza  .  . . ,  Parma,  1673. 
Bernabei,  G.  A.:   L'A.acanio,   Miinchen,    1686;    Enea   in    Italia,    Miinchen,    1679; 

L'JBrmione,  Miinchen,  1680. 


■Bert a] i,  A.:   L'inganno  d'araore,   1653;   Niobe,  Mantova,   1652;   Thoti.   Mantova 
1652. 

Biego,  P.:  *La  fortuna  trale  disgrazie,  Venezia,  1688;  Ottone  il  Grande,  Venezia, 
1683;  *I1  pertinaee,  Venezia,  1689. 

sain  sind  beiden    ca.  206,  so  daC  beide  Bibliotheken  zusammen  flber  ca.  674  vcr- 
^chiedene -Opernlibretti  des  17.  Jahrh.  verfflsren. 


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^£ff0Jigiari,  M. :  La  corte  (1657?);  La  Tirannide  dell*  interesse,  Venezia,  1658. 
;■     goni^enti,    G.:    L'Almerinda,  Venezia,    1691 ;    L'Almira,  Venezia,    1691;    II    gran 
Macedone,  Venezia,  1690. 

Bononcini,  G.  B.:  Tallo  Ostilio,  Roma,  1694. 

Bononcini,  Jl,  A.:  *I1  trionfo  di  Camilla  regina  de' Volsci,  Napoli,  1696;  dasselbe 
a  Is  Camilla  regina  de1  Volsei,  Venezia,  1698. 

gontempi,  G.  A.  A.:  II  Paride,  Dresden,  1662, 

Boretti,  G-  A.:  *L' Alessandro  amante,  Venezia,  1667;  *Claudio  Cesare,  Venezia, 
X^—        1672;  *Dano  in  Babilonia,  Venezia,  1671;  *Domitiano,  Venezia,  1673;  EHogabalo: 

Venezia,  1668;  Marcello  in  Siracusa,  Venezia,  1670;  L'Ercole  in  Tebe,  *Fiorenza! 
1661  u.  Venezia,  1671;  Zenobia,  Venezia,  1666. 

Borgognini,  B.:  La  Nicopoli,  Venezia,  1700. 

B-ortio,  C:  11  Narciso,  Lodi,1676. 

Breni,  T. :  La  Psiche,  Lucca,  1654. 

Bronner,  G.:  Echo  und  Narcissus,  Hamburg,  1694. 

Bainij  G,  M.:  L'Ipocondriaco,  Firenze,  1695, 

Caccini,  G.:   *Euridice,  Firenze,    1600;   Mercurio  e  Harte,  Parma,   1628;  II  rapi- 
mento  di  Oef'alo,  Firenze,  1600. 

Caldara,  A.:   L'Argene,  Venezia,  1689;   La  promessa  serbata  al  primo,  Venezia, 
1697, 

Camps  Hi,  C:  *Amore  fra  gV  ixnpossibili,  Siena,  1693- 

Castrovillari,    D.:    *G1'    avvenimenti    d'Orinda,    Venecia,    1659;    La   Cleopatra, 
Venezia,  1662;  *Pasife  ovvero  L'impossibile  fafcto  possibile,  Venezia,  1661. 

Cattani,  L, :  *I1  conte  di  Cntro,  (Firenze,  1675);  Qulnto  Lucrezio  proscritto,  Firenze, 
1681, 

Cavalli,  P.  F:  Alessandro  vincitor  di  se  stesso,  *Venezia,  1651  u.  Bologna,  1655; 
Amore  innamorato,  Venezia,  1642;  Gli  amori  d'Apollo  e  di  Dafne,  Venezia,  1656; 
Anfcioco,  Venezia,  1658;  *  Artemisia,  Venezia,  1666;  *La  Bradamanfce,  Venezia, 
1650;  *La  Calisto,  Venezia,  1651;  *I1  Ciro,  Venezia,  1654:  *La'Deidamia,  Venezia, 
1644;  La  Didone,  Venezia,  1656;  La  Doriclea,  Venezia,  1645;  *L'Egistot  Venezia, 
1643  und  Firenze,  1646;  *Elena,  Venezia,  1659;  *L,Erismena,  Venezia,  1655;  *L'Eri- 
trea,  Venezia  1652;  *L\Euripo,  Venezia,  1649;  *Giaaone,  Venezia,  1649,  Venezia,  1664,. 
Venezia,  1666;  *L'Helena  rapita  da  The  sec,  Venezia,  1653;  *Mutio  Scevola,  Venezia, 
1666;  Narciso  et  Ecco  immortal ati,  Venezia,  1642;  II  novello  Giasone(=  Giasone), 
Soma,  1671;  Le  nozze   di  Teti  e  di  Peleo,  Venezia,  1639;   *Orimonte,  Venezia, 
1660;  L'Orione,  Venezia,  1673;   ♦L'Oristeo,  Venezia,  1651;  L'Oristeo  travestito. 
{«  Qristeo),  Bologna,  1656;  ^L'Ormindo,  Venezia,  1644;  *Pompeo  Magno,  Venezia, 
1666;  La  Prosperity  infelice  di  Giulio  Cesare  dittatore,  Venezia,  1656;  II  Rotnolo 
e'l  Eemo,  Venezia,  1645;  *Scipione  Affrieano,  Venezia,  1664;  La  Statira  princi- 
peasa  di  Persia,  Venezia,  1655  und  Venezia,  1656;   *I1  Titone,   Venezia,   1645;. 
La  Torilda,  Venezia,  1648;  *Veremonda,  TAmazzone  di  Aragonia,  Venezia,  1652; 
La  virtu  de'  Strali  d'Amore,  Venezia,  1642;  *Xerse,  Venezia,  1654. 
Cavalli,  P.  F.  und  Hatfcioli,  A.:  Ciro,  Venezia,  1665. 
Cavalli,  P.  F.  und  Viviani,  G.  C. :  Scipione  Affrieano,  Venezia,  1678. 
Cesti,  M-  A.:  ♦L'Argia,  Insprugg,  1655;  *I1  Cesare  amranfce,  Venezia,  1651;  *La 
Dori,  Venezia,  1663  und  Venetia,  1666,  (La  Dori  overo  Lo  chiavo  reggio),  Venezia, 
1667:  Munchen,  1680;  II  Genserico.  Venezia,  1669;  *Orontea,  regina  d'Egitto, 
Torino,  1662;  *La  schiava  fortunata,  Venezia,  1674;  *U  Tito,  Venezia,  1666. 
Ceati,  M,  A,  und  Bigongiari,  M.:  Alessandro  il  vincitor  di  se  stesso,  Lucca,  1654. 
Colletti,  A.  B.:  Prassitele  in  Gnido,  Venezia,  1700. 
Corsi,  Jacopo:  La  Dafne,  Firenze,  1600. 

Draghi,  A.:  Apoilo  deluso,  Vienna,  1669;  Chi  pin  s&  manco  l'intende,  overo  Gli 
amori  di  Clodio  e  Pompea,  Wien,  1669;  Creso,  Vienna  (1678);  *La  finta  cecitft. 
di  Antioco  il  Grande,  Wien,  1695;  *La  lantctna  di  Diogene,  Wien,  1674;  Leonida 
in  Tegea.  Venezia,  1676;  *Sulpitia,  Wien,  1697;  II  Ratto  delle  Sabine,  Vienna* 
1674. 


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396        0.  G,  Sonnecfc,  Italieniscle  Opernlibretti  des  17.  Jahrhunderts  usw 


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Draghi,  A.  und  andere:  L'amor  per  virtti,  Venezia,  1699;  Cidippe,  Venezia,  16834 1 

Fabbrini,  G. :  La  fede  ucs  tradimenti,  Siena,  1689;  *La  forza  del  sangue  e  della  i 
C   I  piefe,  Siena,  1686.  ;  i 

Fedeli,  R.:  Silvia,  Regensburg,  1690.  *'  | 

Ferrari,  B. :  L'Armida,  Venezia,  1639  und  Milano,  1644;  La  gara  degli  elcmenti  * 
Parma,  1660;  La  ninfa  avara,  Milano,  1644;  II  pastor  regio,  Venezia,  1640  nui  I 
Milano,  1644;  II  prenciipe  giardiniero,  Milano,  1644;  Proserpina  rapita,  Milano 
1644. 

Ferrari,  F.:  L'amorosa  liberty,  Macerata,  1647,  U 

,  v.-  Fontei,  N.:  Sidonio  e  Dorisbe,  Venezia,  1642.  *  * 

Forni,  P.  P.:  L''Orode,  Milano,  1675. 

Franceschini,  P.:  Apollo  in  Tessaglia,  Bologna,  1671);  *L!Avsiuoe;  Bologna,  1677- 
L'Orontea  in  Menfi,  Bologna,  1676. 

F  ran  cos  chin  i,  P.  und  Par  ten  io,  G.  D. :  Dionisio,  overo  La  virtfi  trionfante  del 
vizio,  Venezia,  1681. 

Freschi,  G.  D.:  *La  Circe,  Venezia,  1679;  Giulio  Cesare  trionfante,  Venezia,  1682; 
I:  Helena   rapita    da  Pavide,  Venezia,  1677;    L'incoronazione    di    Dario,  Venezia, 

1684  (und  als  Dario,  Venezia,  1685);  *01impia  vendicata,  Venezia,  1682;  *Pompeo 
Magno  in  Cilicia,  Venezia,  1681;  Sardanapalo,  Venezia,  }679j  Silla,  Venezia, 
1683;  ♦Tullil  Superba,  Venezia,  1678. 

Freechi,  G.  D.  und  Navarra,  F. :  Elena  rapita  da  Pa  ride,  Venezia,  1687.  .- 

Freschi,  G.  D.  und  Sabadini,  B. :   Olimpia  placata,  Parma,  1687.  » 

Gabrieli,  D»:   Carlo  il  Grande,  Venezia,  1688;   Clearco  in  Negroponte,  Venezia, 
1685;  Le  generose  gare  tra  Cesare  e  Pompeo,  Venezia,  1686;  II  Giege  in  Lidia, 
Bologna,  1673;  *I1  Gordiano,  Venezia,  1688;  *I1  Mauritio,  Venezia,  1687;  Rodoaldo  \ 
rh  d'ltolia,  Venezia,  1686;  Teodora  Augusta,  Venezia,  1686.  ^ 

Gagliano,  Marco  da:  *La  regina  Sant  Orsola,  Pirenze,  1625;  *T1  Medoro,  Fiorenza,  \ 


1623. 


Gasparinij  C.F<:  Gerone  tiranno  di  Siracusa,  Genova,  1700;  *I1  Roderico,  Roma, 

1694. 
Gaspaxini,  M.  A.:  II  principe  selvaggio,  Venezia,  1695. 
G audio.  A.  del:  *L\Alraerico  in  Cipro,  Venezia,  1675;  *L!Ulisse  in  Feaccia,  Venezia, 

1681. 
Giacobbi,  G. :  II  reno  sacrificante,  Bologna,  1617, 
','.v'V  GroBsi,C:  *L'Arta8erse  overo  L'Ormonda  costante,  Venezia,  1669;  Giocasta,  regina 

lv"! :  V  d' Armenia,  Venecia,  1677;  *I1  Nieomede  in  Bitinia,  Venezia,  1677;  La  Romilda, 

|i|:  Vicenza,  1659. 

Kerl,  J.  C:  ♦L'Erinto,  Monaco,  1671. 

Lauren zi,  F.,  Crivelli,  A.  u.  a,:  La  finta  Savia,  Venezia,  1643. 
Legrenzi,  G.:  L'Achille  in  Sciro,  Venezia,  1663  u.  1664;  *Adone  in  Cipro,  Venezia 
bS.  %  1676;   *L'anarchia  delP  lmperio,  Venezia,  1684;  *Antioco  il  Grande,  Venezia, 

1681;  *I1  Creso,  Venezia,  1681;  La  divisione  del  mondo,  Venezia,  1675;  *I  due 
Cesari,  Venezia,  1683;  *Eteoclc  e  Polinice,  Venezia,  1675;  *Germanico  snl  Reno, 
\"\:\ ""J '!■  Venezia,   1676;    *Giustino,  Venezia,    1683;    *Lisimaco    riamato    da   Alessandra,  " 

Venezia,  1682;   Ottaviano  Ces.  Augusto,  Venezia,  1682;  II  Pausania,  Venezia, 
1682;  Publio  Elio  Pertinaee,  Venezia,  1684:  Tiridate,  Venezia,  1668;  *TotiIa, 
Venezia,  1677. 
:;^1'  >;  Lonxbardini,  A.:  II  trionfo  di  Ainore  e  di  Marte,  Venezia,  1689. 

Lonati,  C.  A-:    *Ariberto    e  Flavio   regi   de  Longobardi,  Venezia,   1684  (1685); 
Antioco  principe  della  Siria,  Genova,  1690. 
»&,-'  Lonati,  C.  A.  und  Magni,  Paolo:  L'Ajacet  Napoli,  1697. 

■;;■  ■  Lotti,  A,:  *11  trionfo  della  innocenza,  Venezia,  1692. 

Lotti,  A. ,  Caldara,  A.  und  Ariosti,  A.:  *I1  Tirsi,  Venezia,  1696. 
Luce io  (Luzzo),  F.:  GP  Amori  di  Alessandro  Magno  e  di  Rossane,  Venezia,  1651; 
♦L'Euridamante,  Venezia,  1654;   *Medoro,  Venezia,  1658;  *Pericle  effeminato, 
Venezia,  1653. 


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0.  G.  Sonneck,  Italienische  Opernlibretti  des  17.  Jabrhunderts  usw.        397 

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3lanellit  I1.:  *L,Alcate,  Venezia,  1642;  L' Andromeda  (Venezia,  1637);  La  Filo  overo 

Giuuone  repacificata  von  Ercole,  Parma,- 1660;  La  raaga  fulminata,  Milano, 

1644;  I  sei  gigli,  Parma,  1660. 
jyiarazzoli,  M.:  Gli  amori  di  Giasone  e  d'  Isipile,  Venezia,  1642. 
Martini,  G-  M.:  Apio  Claudio,  "Venezia,  1683. 
Mattioli,  A.:  Didone,  Bologna,  1656;  La  Pilli  di  Tracia,  Ferrara,  1664;  La  palma 

d'amore,  Ferrara,  1650;  *Peraeo,  Venezia,  1665. 
ftfattioli,  A.  und  Laurenzi,  F,:  T/esiglio  d'amore,  Ferrara,  1651. 
.Mazzocchi,  Dl:  La  catena  d'Adone,  Roma,  1626. 
Mazzocchi,  V.  und  Marrazzoli,  M.:  Chi  soffre,  speri,  Roma,  1639. 
tfelani,  Jacopo:  *Ercole  in  Tebe,  Pirenze,  1661;  *Tacere  ed  amare,  (Firenze,  1674); 

•  La  vedovu  (Firenze,  1680). 
Minissari,  P.:  L'amante  del  cielo,  Roma,  1699, 
jVlolinari,  P.:  La  barbarie  del  caso,  Venezia,  1664.  < 

Monteverdi,  C:  L'Adone,  Venezia,  1640;  *L*Arianna,  Mantova,  1608  nnd  Venezia, 

1640;  L'incoronatione  di  Poppea,  Venezia,  1656. 

Moratelli,  S.:  I  gioehi  Olimpici  overo  Che  fiogondo  si  prova  un  vero  affetto, 
Duaseldorf,  1694. 

N  a  vara,  F.:  Baailio  rfe  Doriente,  Venezia;  1696.  - 

•Orgiani,  T.:  II  Dioclefce,  Venezia,  1687;  Le  gare  dell'inganno  e  dell'arnore,  Venezia 
1689;  11  vitio  de  preaso  e  la  virtii  coronata,"  Venezia,  1687. 

Ottoboni,  Oardinale:  *I1  Colombo  overo  L'India  aeoperta,  Roma,  1690. 

Pacelli,  A.:  11  finto  Esau  overo  GJi  odii  fraterni,  Venezia,  1698, 

Pagliardi,  G.  M.:  *Calignla  delirante,  Venezia,  1672;  (  =  )  II  *Caligola,  Roma, 
1674;  *Lisimaco,  Venezia,  .1674;  *Numa  Ponipilio,  Venezia,  1674;  II  tiranno  di 
Colco,  Firenze,  1688. 

Pallavicino,  C.:  *L'ama20ne  corsara  overo  L'Alvilda,  regina  de'  Goti,  Venezia, 
.  1686;  *Le  Auiazoni  nell'  isole  Fortunate,  Padova,  1679;  Amore  inamorato, 
Venezia,  1686;  L'Aureliaao,  Venezia,  1666;  *Bassiano  ovvero  :I1  maggior  im- 
possible, Venezia,  1682;  *Carlo  re  d'ltalia,  Venezia,  1682;  *I1  Deme trio,  Venezia, 
1666;  *La  Didone  delirante,  Venezia,  1686;  Diocletiano,  Venezia,  1675;  Elmiro 
re  di  Corinto,  Venezia,  1886;  Enea  in  Italia,  Venezia,  1675;  *Galieno,  Venezia, 
1676;  *La  Gierusalemme  l*berata,  Venezia,  1687";  Licinio  imperatore,  Venezia, 
1684;  *Massimo  Puppieno,  Venezia,  1685;  *Messalina,  Venezia,  1680;  *I1  Nerone, 
,  '  Venezia,.  1679;  *Penelope  la  casta,  Venezia,  1685;  *Ricimeio  re  de-1  Vandali, 
Venezia,  1684;  II  tiranno  umiltato  d1  Amore  overo  II  Meraspe,  Venezia,  1667: 
*I1  Veapasiano,  Venezia,.  1677. 

'Partenio,    G.   D.;    La    costanza    trionfante,    Venezia,    1673;    *Flavio    Cuniberto, 
■     Venezia,  1682. 

Partenio,  G.  D.,  Freschi,  G.  D.  und  Sartorio,  G.:  *Iphide  Greca.  Venezia, 
1671.  -  • 

Pellegrini,  D.;  Amor  tiranno,  Bologna,  1649, 

Peri,  J.:  *La  Dafne,  Firenze,  1600;  ♦L'Euridice,  Firenze,  1600;  11  Natal  d'Ercole, 
Firenze,  1605. 

Perti,  G.  A.:  *Brenno  in  Efeso,  Venezia.  1690;  Dionisio  Siraeusano,  Parma,  1689; 

Fauata  reatituita  all'Impero,  Roma,  1697;  La  forza  della  virtu,  Bologna,  1694; 

*Il  furio  Camillo,  Bologna,  1693;  *L'inganuo  scoperto  per  vendetta,  Venezia, 

1691;  *Laodicea  e  Berenice,  Venezia,  1695;  Martio  Coriolano,  Venezia,  1683; 

♦Nerone  fatto  Cesare,  Venezia,  1693;  II  Poinpeo,  Genova,  1691;  I)  rk  infante, 

Bologna,  1694;  *La  Rosaura,  Venezia,  1689. 
Tignatta,  P.  R.:    L'Asmiro   re  di  Corinto,  Venezia,   1696;    La  Costanza  vince  il 

destino,  Venezia,  1695;  II  Paolo  Emilio,  Venezia,  1699;  Sigismondo  Prhno  al 

diadema,  Venezia,  1696. 
?isani,  A.:  Alfea  reverente,  Pisa,  1639. 
Jistocohi,  F.  A.:  Gramori  fatali,  Venezia,  1682;  *11  girello,  Venezia,  1682;  II 

Leandro,  Venezia,  1679;  II  Narciao,  Onolzbach  (Ansbach),  1697, 


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P'i    '!  398        0.  G.  Sonne ck,  Italiemsche  Opernlibretti  des  17,  Jabrhunderts  usw. 

Iff;  Pollaroli,  A.:  I/Aristeo,  Venezia,  1700. 

i'v    f-  Pollaroli,  C-  F.: /"Alfonso   primo,    Venezia,   1694;    *Amage  regina  de*  Sarmatir 

Venezia,  1694;  Amore  e  Dover,  Venezia,  1697;  Gli  avvenmienti  d'EriniDia  e  di 
Clorinda  aopra  il  Tasso,  Venezia,  1693;  Circe  abbandonata  da  Ulisse,  Venezia 
|    '  1697;  *I1  colore  fa  la  regina,  Venezia,  1700;  II  demone  amante,  overo  Giu- 

gurta,  Venezia,  1686;  *Ercole  in  cielo,  Venezia,  1696;  Fararaondo,  Venezia, 
1699  und  Firenze,  1699;  La  forza  di  amore,  Venezia,  1697;  La  forza  della  virtu 
Venezia,  1693;  Llbrainx  sultano,  Venezia,  1692;  *GPinganni  felici,  Venezia 
1696;  Jole  regina  di  Napoli,  Venezia,  1692;  Irene,  Venezia,  1695;  II  Licurgo 
overo  II  cieeo  d'aeuta  viata,  Venezia,  1686;  Lucio  Vero,  Venezia,  1700;  Mkrzio 
.  ■+  Coriolano,  Venezia,  1698;  *Onorio  in  Roma,  Venezia,  1692;  L'Oreste  in  Sparta, 

'  Reggio,  1697;  *Ottone,  Venezia,  1694;  La  pace  fra  Tolomeo  e  Seleuco,  Veneziar 
1691;  (  =  )  II  Seleuco,  Roma,  1693;  *11  pastor  d'Anfriso,  Venezia,  1695;  I  reggi 
equivoei ,  Venezia ,  1697 ;  II  ripudio  d'Ottavia ,  Venezia ,  1699;  *Ro«imondar 
Venezia,  1696;  La  schiavitu  fortunata,  Venezia,  1694;  II  Seleuco  siehe  La  pace 
fra  Tolomeo  e  Seleuco,  Tito  llanlio,  Firenze,  1696. 
W%  Porfiri,  P.:  Zenocrate,  ambaseiatore  a*  Maeedoni,  Venezia,  1687. 

Porta,  G.  Delia:  *L1Earillo,  overo  La  costanza  negl'anni  fr&  pas-tori,  Roma,  1697. 

Quesnada,  P.:  La  Gelidaura,  Venezia,  1692.  t 

Riva,  G-.:  L'Adelaide,  regia  principessa  di  Susa,  Venezia,  1670. 

Rossi,  F.:  *La  Corilda,   overo  L'amore  trionfante  della  vendetta,  Venezia,  1688; 

La  pena  degPocchi,  Venezia,  1688. 
Rovetta,  G-:  *f£rcole  in  Lidia,  Venezia,  1645., 
Roveita,  G.  und  Leardini,  A.:  Argiope,  Venezia,  1649. 

Rovettino:  *Gli  amori  d 'Apollo  e   di  Leucotoe,  Venezia,  1663:  *La  coatanza  di 
i  Rosmonda,  Venezio,  16o9  und  Milano,  1675;  *La  Rosilena,  Venezia,  1664. 

Nf"-"  Ruggeri.  G.  M.:  La  Clotilde,  Venezia,  1696;  LaMariamme,  Venssia,  1696;  Milziade, 

;  ■;!,?.  '..  Venezia,  1699;  La  saggia  pazzia  di  Giunio  Bruto,  Venezia,  1698. 

Sabadini,  B.:  Demetrio  tiranno,  Parma,  1694;   Didio  Ginliano,  Parma,  1687;  Dio- 
mede  punito  da  Alcide,  Parma,  1691;  *i£raclea,  Venezia,  1696;  Ercole  trionfanter 
Parma,  1688;  *La  gloria  d'Amore,  Parma,  1690;   Hierone,  tiranno  di  Siracuaar 
0 ■: ■'.  -  Parma,  1688. 

\y^f$'.  Sacrafci,  F.  P.:  *I1  Bellerofonte,  Venezia,  1642;  La  Delia  osia  La  Sera  sposa  del 

■-■vi;^  Sole,  Venezia,  1639;  *La  finta  pazza,  Venezia,  1641!  L'isola  d^Alcina,  Bologna, 

1648;  La  Seniiramide  in  India,  Venezia,  1648;  L' Ulisse  errante,  Venezia;  1644; 
*Venere  gelosa,  Padova,  1643. 
fi\-: '•  t  Sajon,  C:  *I1  Don  Chissiot  della  Mancia,  Venezia,  1680;  L'Ermelinda,  Veneziar 


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\.  i  l :  •  1679. 


*3 


Sances,  G.  F.:  Aristomene  Messieo,  Vienna,  1670. 

Sartorio,   A.:  *L'Adelaide,  Venezia,  1672;  Gli  amori  infrutuosi  di  Pirro,  Venezia, 
■*\V;, . -■  1661;  *Anaereonte   tiranno,  Venezia,  1678;  *Antonino  e  Pompeiano,  Venezia^ 

1677;  *La  cadnta  di  Elio  Seiauo,  Venezia,  1667;  I  due  tiranni  al  soglio,  Venezia, 
1679;  Ercole  aul  Termodontc,  Venezia,  1678;  *L'Ermingarda,  regina  de1  Longo- 
bardi,  Venezia,  1670,  Giulio  Cesare  in  Egitto,  Venezia,  1677;  *MasseDzio,  Venezia,, 
1673;  *La  prosperity  di  Elio  Seiano,  Venezia,  1667;  *I/Orfeo,  Venezia,  1673; 
(=s)  Orfeo  a  torto  geloso,  overo  Amore  spessO  inganna,  Bologna,  1697;  *SeIenco, 
.,■;■'  Venezia,  1668. 

;?[\  \  '  Sartorio,  A.  und  Ziani,  M.  A.:  *La  Flora  Venezia,  1681. 

■•;"?. .  ,  Sartorio,  G.:  ♦L'Erginda,  Venezia,  1652;  Oritbia,  Venezia,  1650, 

'■■[  :  Scarlatti,   A.:  Basaiano    overo  II  maggior  impossibile,  Napoli,  1694;   *La  cadnta. 

de  Decemviri,  Napoli,    1697;    *Gli   equivoci    nel  aembiante,  Roma,  1679;    *Gli 
equivoci  in  amore  overa  La  Rosaura,  Roma,  1690;  *11  figlio  delle  selve,  Torinor 
1699;  II  Muzio  Scevola,  Napoli,  1698;  *I1  prigioniero  fortunato,  Napoli,  1698; 
■  ;„:„.■  Scipionc  Affricano,  Roma,  1671;  ,JCLa  Statira,  Roma,  1690. 

Sebenico,  G.:  Leonida  in  Sparta}  Torino,  1689. 
Spinazxari,  A;:  L'Alcatrosso  geloso,  Vicenza,  1672. 


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0.  G.  Sonneck,  Italienische  Opernlibvetti  dea  17.  Jahrhnnderts  usw.        399 


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gteffani,  A.:  Alarico  il  Baltba,  civofe  l'Aadace,  re  di  Gofchi,  Munchen,  1687. 
- .;:.      Toniasi,  G.B. :  Sesto  Tarqainio,  Venezia,  1679. 

Torfcona,  J.:  L1  Andromeda,  Piacenza,  1662. 

Tosi,  G.  F.:   *Annulio  e  Numitore,  Venezia,  1689;   *L'idea  di  tutte  le  perfezioni, 
>>-  Parma,  1690;  L'incoronazione  di  Serse,  Venezia,  1691;  Orazio,  Venezia,  1688; 

v$$m*«  •  *pirro  e  Demetrio,  Venezia,  1690;  *Tracano,  Venezia,  1684. 

Tosi,  G.  F.,  Antoni,  P.  degli,  und  Perti,  G.  A.:  Afcide,  Bologna,  1679. 

Tosi,  G.  P.  und  Pollaroli,  C.  P.:  L'Alboino  in  Italia,  Venezia,  1691. 
^*«^^'*'0©€elli®^>  ^-:  ^i  ev^nti  di  Filandro  et  Edessa,  Parma  (1675), 
*  Vans  chino,  G.:  L'Odoacre,  Venezia,  1680;  L'Aiu-ante  fortunato  per  forza.  Venezia, 

1684. 

Vernizzi,  0.:  La  coronatione  d1  Apollo  per  Dafne  conversa  in  Lauro,  Bologna, 
,  .  1623;  Stratira,  Bologna,  1617. 

i  Vinacese,  B. :  *LTinnocenza  giuatificata,  Venezia,  1699. 

Vitali,  A.:  *Tomiri,  Venezia,  1680. 

Viviani,  G.  B,:  *Astiage,  Venezia,  1677.^ 

Wilde rer,  J.  H.j  II  giorno  di  salute,  Dusseldorf,  1617. 

Wilderer,  J.  H.  und  Krafffc,  G.:  Gioeasta,  Diisseldorf,  1696;  II  giorno  di  salute, 
overo  Demetrio  in  Athene,  Dusseldorf,  1697. 

Zannettini,  A.  (Giannetini):  *L' Aurora  in  Athene,  Venezia,  1678;  *Irene  e  Costa n- 
tino,  Venezia,  1681;  *Medea  in  Atene,  Venezia,  1678;  («=)  Teseo  in  Afcene, 
Parma,  1688;  Temistocle  in  Cando,  Venezia,  1683. 

Ziani,  M.  A.:  *L'A!cibiade,  Venezia,  1680;  *Alessandro  Magno  in  Sidone,  Venezia, 
1679;  *L'Amore  figlio  del  mevito,  Venezia,  1694;  *L'atminte  eroe,  Venezia,  1691; 
*Gli  amori  ministri  della  fortuna,  Milano,  1694;  Gl'amori  tra  gl'odii,  osia  II 
Ramiro  in  Norvegia,  Venezia,  1699;  La  coatanza  in  trionfo,  Venezia,  1697; 
Creonte,  Venezia,  1691;  *Damira  placata,  Ven^sia,  1680;  II  Domizio,  Venezia, 
1.696;  *I1  duello  d'atnore  e  di  vendetta  (1699),  1700;  I/Egisto  re  di  Cipro,  Venezia, 
1698;  *La  Falsirena,  Venezia,  1690;  (  =  )  Marte  deluso,  Venezia,  1691;  *La  finta 
pazzia  d'Ulisae,  Venezia,  1696;  II  Giordano  pio,  Wien,  1700;'  11  gran  Tamerlano, 
Venezia,  1689;  L'inganno  regnante,  overo  L'Atanagilda  rcgina  di  Gottia,  Ven  ezia 
1688;  Matte  deluso  =  La  Falairena;  La  iuoglie  nexnicu,  Venezia,  1694;  *Odoardo 
Venezia,  1698;  La  pace  gemerosa,  Venezia,  1700;  *I  vivaii  generosi,  Venezia, 
1697:  *La  Rosalinda,  Venezia,  1693;  II  Teodosio,  Venezia,  1699;  *Tullo  Ostilio, 
Venezia,  1685;  *La  vertu  trionfantc  dell'amore  e  dell'odio,  Venezia,  1691;  La 
verti\  sublimata  dal  grande,  overo  II  Macedone  continents,  Venezia,  1683. 

Ziani,  P.  A.:  L'Alciade,  Venezia,  1667;  L'Amor  guerriero,  Venezia,  1663 ;.*L' Ann i- 
bale  in  Capua,  Venezia,  1661;  ♦L'Antigona  delusa  da  Alceste,  Milano,  1662; 
*Attila,  Venezia,  1672;  *Candaule,  Venezia,  1680;  *L\Eupatra,  Venezia,  1655; 
*Le  fatiche  d'Ercole  per  Dejanira,  Venezia,  1662;  *Le  fortune  di  Bodope  e 


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Damiva,   Bologna,  1658;    *La  guerriera  Spartana,  Venezia,  1654;    L'Heraclio 
Venezia,  1671;  L'incostanza  trionfante  overo  II  Theseo,  Venezia,  1658;  L'inno- 
cenza  risorta,  overo  Etio,  Venezia,  1683;  *Gli  scherzi  di  Fortuna,  Venezia, 
1662;  *La  Semirainide,  Venezia  (1670)  1671. 
Unbekannte  Komponisfccn:  *L'Almadero,  Mantova,  1667;  *L'amor  della  patria 
auperiore  ad  ogn'altro,  Venezia,  1668;  Angelica  in  India,  Vicenza,  1656;    Le 
ape  riverite,  Bologna,  1628;  II  Corindo,  Firenze,  1680;  II  Dario  ravivato,  Venezia, 
1675;  +L1Ersil]at  Venezia,  1648;  Euridice  di  Tessaglia,  Vicenza,  1658;  Floridea, 
Venezia,  1687;  II  giudizio  di  Paride,  Firenze,  1608;  II  Greco  in  Troia,  Firenze, 
1688;  *GI1inganni  innocenti  overo  L'Adalinda  (von  Ago&tini  ?  ?),  Ronaglione, 
1673;  L'innocente  vendicata,  overo  La  Santa  Eugenia,  Viterbo,  1686;  *Le  nozze 
degli  Dei,  Firenze,  1637;  L'oracolo  in  sogno,  Venezia,  1700;  Penelope,  Mantova, 
1674;    Proserpina  rapita,    Bologna,  1613;   *La  sincerity  con  la  sincerity  overo 
II  Tirinto,  Costnopoli  (Rom),  1672;  II  sospetto  senza  fondamento,  Firenze,  1691; 
II  Tirinto,  Firenze,  1692;  II  trionfo  d'Augusto  in  Egitto,  Milano,  1672. 


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lUeme  Mitteilungen. 


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Kleine  Mitteilungen. 


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Le  clavecin  k  peau  de  buffle.  —  Je  sais  gre  h,  M.  Curb  Sachs  d'avoir 
complete  ma  biographie  de  Taskin  en  montrant  que  buit  ans  avant  eelui-ei, 
un  facteur  de  Paris  avait  construct  un  clavecin  h  sautereaux  garnis  de  cuir. 
•Je  me  permettrai  seulement  de  fatre  remarquer  que  j'avais  moi-meme  indir 
que  qu'un  nomine  Renard  avait,  dix  ans  avant  Taskin,  employe  le  mime 
precede  et  qu'un  maitre  de  vielle,  D'Laine,  avait  revendique  comme  sien  la 
pr^tendue  invention  du  facteur  wallon,  Ce  dernier  n'aurait  done  fait  que 
perfectionner  un  proc6d6  dej&  en  usage.  —  Mais  le  point  essentiel  consiste, 
selon  rnoi,  dans  la  question  de  savoir  &  quelle  4poque  (en  general)  il 
remonte.  Et  ici,  je  persiste  h  croire,  jusq'it  preuve  du  contraire,  que  l'idee 
des  sautereaux  de  cuir  n'etait  pas  .anterieure  &.la  periode  de  Taskin  (moitie 
du  XVDI6  si&cle)  et  que  les  garnitures  de  "buffle.  rencontrSes  sut  les  vieux  in- 
struments resultent  de  remaniements  pratiques  h  la  suite  de  son  invention, 
•ou  de  celle  d'un  de  ses  contemporains. 

Bruxelles.  Ernest  Closson. 


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Friedrich  d.  (Jr.  Flotc  spielend.  Die  musikaliscben  Festfeiern  dieser 
;Tago  veranlassen  mehrfacb  die  ErwUhnung  eines.  alten  Sticbes,  der  den  Alten 
■Fritz  konzertierend  im  Kreise  seiner  Musiker  darstellt  (reproduziert  von 
-G.  Thouret,  Friedrich  d.  Gr,  als  Musikfreund  und  Musiker,  Leipzig  1898, 
■8.  166).  Als  Steelier  des  Blattes  ist  mit  einigem  Yorbebalt  Chodowiecki 
•bister  angegeben  worden.  Vermutlich  ist  bei  den  wenigen  bekannten  Exem- 
plaren  der  Papierrand  weggesebnitten.  Ich  besitze  einen  unversehrten  Abzugj 
seine  TJnterscbrift  lautet:  >Fridericb  der  Grosse  in  seinen  Erholungs  S  tun- 
den*.     Als  Autor  zeichnet:  ->P.  Haas  del.  et  sculpsit  Berolini*. 

■Berlin,  Max  Seifiert. 


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Erratum. 

La  premiere  mesure*  du  2B  exemple  de  musique  insure  h,  la  page  55  du 
dernier  fascicule  du  Becu&il  de  la  Societe  'Internationale  de  Musique ,  Octobre- 
DScembre  1911,  dans  notre  article  sur  Pierre  Gautier,  est  inexacte.  B  faut  lire: 


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Paris, 


Lionel  de  La  laurencie* 


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Herausgeber: 


Prof  Dr.  Max  Seiffert,  Berlin  W.,  Gobenstr.  2 


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A  la  Kecherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols, 

Iter  Hispanicum 

Par 


Dom  Maur  Sablayrolles. 

(San  Pedro  de  Besalu,  Gerona.) 

IV. 

De  Vich  notre  itineraire  nous  conduisait  h  Gerone.  Nous  passions  ainsi, 
sans  transition,  d'une  vieille  cit6  catalane  &  une  autre  peut-etre  encore  plus 
ancienne. 

Gerone,  en  effet,  est  une  cite  toute  romaine.     Non  loin  du  littoral,  elle 

etait  comme  Barcelone,  Tarragone,  Tortose  et  Valence,  une  base  et  an  point 
d'appui   pour  la  garantie   et  le  soutien  de  la  conquete.     ITne   large  et  belle 

route  la  reliait  avec  la  Gaule  narbonnaise  par  la  Junquera  et  le  Perthus. 
II  a'est  done  pas  <5tonnant  que,  pour  pSnetrer  en  Espagne,  S.  Jacques  et 
S.  Paul  aient  suivi  cette  voie  et  so  soient  arretes  h  Gfirone  pour  y  precher 
l'Evaugile.  Quelques-uns  pretendent,  et  Villanueva  est  du  nombre,  que  les 
dits  saints  y  fondferent  une  Eglise,  en  lui  donnant  son  chef  hiSrarchique, 
]'6veque.  v 

Nous  nous  garderons  bien  de  contredire  cette  assertion:  les  critiques 
modernes  en  seraient  trop  contents;  mais  s'il  n'y  a  rien  d'absolument  cer- 
tain sur  Torigme  apostolique  de  1' Eglise  de  Gerone,  il  est  historiquement 
prouve  qu'au  commencement  du  IVe  siScle,  en  303,  elle  avait  un  6veque  du 
nom  de  Pontius  qui  fut  murtyrisS  cette  annee  raeme.  Occup^e  plus  tard 
par  les  arabes,  dflivree  une  premi&re  fois  par  Charlemagne  en  786  y  reprise 
deux  ans  apr£s  par  les  musulmans,  cette  ville  fut  d^finitivement  reconquise 
par  "Wifredo  el  Velloso  qui  la  reunit  k  ses  Etats  de  Catalogue  et  en  fit 
comte  son  fils  aine.  ,  • 

La  Providence,  qui  devait  durant  notre  voyage  nous  montrer  ea  prote£- 
tion  avec  une  opportunity  remarquable,  nous  rfiservait  i  Gerone  une  de'ses 
plus  delicates  attentions.  Nous  ne  connaissions  personne  dans  cette  capitale 
ou  nous  nous  rendions  pour  la  premiere  fois.  Nous  savions  seulement  par 
la  renoramee  que  Imminent  Maitre  de  Chapelle  de  la  cath6drale  Stait  un  des 
meilleurs  champions  de  la  cause  gr^gorienne  en  Espagne.  A  ce  titre,  qui 
dejji  &  distance  nous  inspirait  envers  lui  confiance  et  sympathie,  nous  6cri- 
vimes  de  Vich  h  Don  Miguel  Ru<5  pour  lui  faire  part  de  la  mission  que 
nous  allions  remplir  h  Gerone  et  pour  le  prier,  bien  que  notre  lettre  dii 
Cardinal  Secretaire  d'Etat  nous  permit  de  compter  sur  la  chariW  des.&ri- 
ques    auxquels   elle   nous    recommandait  instamment,    dTinterveuir.  auprfes   de 


s.  d.  img.  xni: 


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14 


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Air  lieu  de  presenter  comme  certains  manuscrits,  le  cod.  601  de  Lucques 
par  example,  les  rdpons  et  les  antiennes  groupie  ensemble  par  office,  1'anti- 
phonaire  de  Crerone   est  de  ceux  qui  rangent  ces   pieces  en  deux  categories. 

D'une  part,  c'est  le  responsoriale  ou  recueil  des  repons?   et  de  Vautre,  Vanti- 
pkpnale  ou  recueil  des  antiennea. 


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■  l).No  ae  si  diga  lo  mismo  de  los  Kyriei  Gloria  y  Sancius  proprios  para  eada 
fiesta  principal  del  ano.  Hay  de  ellos  una  coleccion  que  he  copiado,  junto  con 
nucha*  prosas,  todo  manuscrito  en  el  siglo  XI  con  las  notas  de  canto  sin  Haves 
ni  rayasjt.  XX,  p.  209. 

2)  Villanueva  avait  visite  les  archives  des  eglises  de  Gerone  de  Janvier  &  join 
.1807.  .  J  J 

3)  <Guardanae  alii  algunbs  codices  que  merecen  atencion.  Tal  es  un  trozo  de 
antifonario  k  principios  del  siglo  XII  con  las  notas  de  musica  semejantes  k  las 
rhuzarabes  sin  rastro  de  claves  ni  rayas».     (t.  XIV,  p.  141.) 


15 


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402    M'  Sablayrollee,  A  la  Recherche  des  Hanuscrits  Gr6goricns  Espagnols. 

Mgr.  To  mas  Sivilla  y  Jener  afin  qu  h  notre  amv6e  l'hospitalite  nous  fut 
assuree  au  grand  s&ninaire,  Cetait  ne  pas  connaitre  M.  Ru6  que  de  le 
prior  de  s'employer  &  nous  ouvrir  les  portes  d'une  maisoix  autre  que  la  sienne. 
Le  distingue  Maitre  de  Chapelle  n'alla  point  en  effet  au  palais  episcopal 
Bolliciter  la  faveur  demands.  Au  lieu  de  cette  demarche,  il  vint  au  devant 
de  nous  &  la  gare  et  nous  emmena  chez  lui.  On  devine  quels  sentiments 
cet  acte  de  vrai  gentilhomme  excita  en  nos  cceurs.  Profondement  emus  en- 
core au  souvenir  dTun  accueil  si  courtois  et  depuis  si  souvent  renouvel£? 
nous,  prions  notre  excellent  ami  de  recevoir  ici  le  temoignage  public  de  la 
reconnaissance  que  nous  lui  en  avons  -gard^e. 

Chez  le  Maitre  de  Chapelle  de  la  cath^drale  nous  etions,  au  stijet  des 
manuscrits  gr^goriens  de  Gerone,  h  la  source  m€me  des  informations.  ETelas!  § 
elles  ne  firent  que  confirmer  celles  que  ses  articles  de  la  Rivista  Musical 
Gatalana  intitules  «Cooperacio  a  la  Edlcio  Vatican  a  »  nous  avaient  dej&  four- 
nies.  II  6tait  bien  dSmontre  par  les  derniferes  recherches  de  M.  Uue  que 
des  30  volumes ,  rituels  et  autres  documents1}  que  Villanueva  avait  trouves 
un  sidcle  auparavant2)  aux  archives  de  la  cathgdrale  il  ne  jrestait  plus  au- 
cune  trace.  Selon  toute  probability,  ils  durent  etre  aneantis  pendant  le 
glorieu^:,  et  terrible  ai&ge  que  (xerone  aoutint  contre  les  frangais  en  1809. 
On  raconte  en  effet  que  les  chanoines  ayant  installe  une  batterie  sur  le 
sommet  de  la  facade  de  la  cathedrale,  employerent  les  parchemins  de  leurs 
archives  k-  charger  les  armes  que  le  patriotism e  leur  avait  fait  prendre. 

•  Le  ,seul  manuscrit  gregorien  geronais  qui  ait  6chappe  aux  devastations 
des  guerres  et  des  revolutions  se  trouve  h  l'gglise  Sant-Feliu.  C'est  un  anti- 
phonaire  incomplet,  mais  qui,  au  temoignage.de  Villanueva,  l'6tait  dejk  de 
s,on(.  temps:  *0n  y  (Sant-Peliu)  conserve,  dit-il,  quolques  codices  qui  meri- 
tent  attention.  Tel  est  an  fragment  d' ant iphon aire  des  premieres  annees  du 
XHme  siScle.  dont  lea  notes,  ecrites  sans  cles  ni  portees  ressemblent  a  celles 
du  chant  mozarabe*3),  Ce  codex  avait  done  perdu,  bien  avant  les  tristes 
evfenements  du  d«Sbut  du  dernier  sifecle,  les  folios  dont  h  notre  tour  nous 
avons  constate  la  disparition.  .  II  est  ccpendant  moins  incomplet  que  l'illustre 
auteur  du  Viage  Uterario  semble  le  dire.  La  description  que  nous  aliens  faire 
de  cet  antiphonaire  montrera  quet  le  fragment  (?)  qui  en  reste  est  assez  con- 
piddrable  pour  constituer  encore  un  document  gregoxien.  de  grande  impor- 
tance et  de  reelle  valeur. 


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M-  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuserits  Gregoriens  Espagnols.    403 


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Chacune  de  ces  deux  parties  comprend  trois  divisions:  le  temporals  ou 
propre  du  temps,  le  sanciwale  ou  propre  des- saints,  et  le  cornmtme  sanctorum 
ou  commun  des  saints. 

Si  le  codex  etait  complet,  le  temporale  formerait  sans  doute  la  partie  la 
plus  considerable  du  responsoriale.  Actuellement  il  ne  comprend  que  40  folios, 
alors  qae  ^e  propre -et  le  commun  des  saints  reunis  ensemble  en  comptent 
69.  Quant  h  Vantiphonak}  1'avantage  est  incontestahlement  au  temporale  qui 
occupe  presque  exclusivement  cette  seconde  partie  du  codex. 

Le  Besponsoriale  s'ouvre  par  lea  trois  repons  de  l'Evangile  sur  la  re- 
surrection de  Lazare:  Rpa.  La%ari.  Homo  erat  langnena. .'  IVe  semaine  de 
Careme.  II  manque  done  tous  les  repons  precedents  depuis  le  premier  di- 
manche  de  l'Avent.  Quelle  perte!  et  elle  est  anterieure  aux  troubles  du  dernier 
si&cle!  Preuve  evidente  que  lea  anciens  manuserits  n'ont  pas  eu  moins  h 
souffrir  de  l'incurie  des  hommes  que  des  fureurs  des  guerr.es  et  des  folies 
des  revolutions.  A.  partir  de  cette  premi&re  page,  le  Eesponsorial  semhle 
etre  assez  complet.  La  semaine  de  la  Passion,  la  Semaine  sainte,  Paques', 
les  dimanehes,  feries  et  fetes  entre  Paques  et  la  Pentecote,  enfin  les  di- 
manehes, feries.  et  fetes  de  la  Pentecote  k  TAvent  s'y  presentent  successive- 
ment.  II  est  h  remarquer,  quh  partir  du  temps  aprSs  la  Pentecote,  la  distri- 
bution des  repons  est  faite  d'apres  lea  livres  de  l'Ecriture  sainte,  et  que, 
selon  Tancien  usage  romain  ,   la  serio  s'ouvre  par  le  premier  livre  des  Hois. 

<A  Rome,  la  coutume  ancienne  Staii  en  effet  de  placer  la  lecture  da  premier 
livre  des  Rois  au  premier  dimanche  apr&s  la  PentecSte;  suivant  Ja  tradition,  cefe 
usage  datait  de  S.  Gr^goire  le  Grand.  Amalaire  en  parle  -dans  son  prologue, 
d'aprfcs  le  temoignage  de  Tarchidiaere  de  Rome:  In  Ortavis  Pmiieeostes  incipimus 
legere  librum  Regtim*  Un  ordo  romain  du  d^but'  du  12°  sifecle,  le  cod.  138  du 
chapitre  mitropolitain  de  Cologne,  dit  de  memo;  In  Domini[ca)  Octavas  Peniecosten 
ponttnt  libros  Regum.  Quant  aux  repons  correspondants,  on  ne  les  commen<?ait 
alors  que  le  dimanche  suivant*1)-. 

L'office  de  la  T.  Sf,e  Trinite  ferme  le  temporal.  Cette  particularity  pour- 
rait  sembler  etrange,  si  on  ne  se  rappelait  que  cette  fete,  -institute  en  9*20 
par  Etienne,  eveque  de  Li&ge,  n'avait  pas  encore  au  XIe  si&cle  sa  place 
definitive  dans  "la  liturgie  et  etait  d6s appro uvee  par  l'Eglise  de  Rome.  Voici, 
a  propoe  de  cette  importante  question,  ce  qu'on  lit  dans  la  PaUographic 
Musicale : 

,  •  Octamts  dies  Pentecostes,  dit  Vordo  de  Cluny,  non  tarn  pro  Ociava  quam  \pro  festo] 
sanctissimae  Trinitaiis  eelehratur.  Dans  les  antiphonaires  de  Tolede  et  de  Lucques, 
ii  n'est  question  ni  d'Octave,  ni  de  f6te  de  la  Sainte  Trinite,  mais  simplement  de 
Dominica  prima  post  Pentecosim,  coram e  dans  Vordo  camaldule.  II  faut  se  rappeler 
a  ce  propos  que  Tusage  de  consacrer  &  la  m£moire  du  myatfcre  de  la  Sainte  Trinite 
une  fete  speciale,  fut  lougtemps  deaapprouv6  par  1'Egliee  romaine.  Beraold  de 
Constance,  le  liturgiste  du  XI6  sifecle  le  mieux  renseign<5  sur  les  coutumes  romaines. 
rapporte  l'opiuion  du  pape  Alexandre  II  (*f*  1073i  au  sujet  de  cette  fete. 

*Piae  memoriae  Alexander  Papa  de  hae  re  inqtti&ittts  respondit,  juxta  Romantirn 
Ordinem  nulhtm  diem  spcfialiier  ascribi  debere  solemnitati  saneiae  Trinitaiis,  sieut  neo 
sanctae  Unitatis,  praecipue  cum  in  omni  dominica  irnrno  qtcoiidie^  ntritisque  memories 
celebretur. 

«Au.XIIe  siecle  encore  Tauteur  d'uir  Ordo  divinii  officii  dit  que  la  fete  de  la 
Trinite  a  Sede  Apostolica  repellitur.     Mais  en  d£pit  de  cette  d^faveur  Toffice  propre 


1)  Pal.  Mus.  IX,  41. 


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404    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 

compost  par  l'^vSque  Etienne   de  Li&ge  se  repandit  tres  rapidement  en  BeJgique 
dans  l'AUemagne  du   sud    et  en  France.     L'auteur.du  Dialogus  inter  Clwniacenseni 
et  Cisterciensem  monaehwn,  qui  ecrivait  vers  le  milieu  du  XII*  sifecle,  reprochait 
pr^cisSment  aux  moinea  de  Cluny  d'&voir  adopts  cette  fgte  .  .  . 

<Les  antiph  on  aires  de  S.-Gall  et  de  S.-Pierre  de  Rome  n'ont  pas  la  f£te  de  la 
Trinity,  Vordo  carnal dule  non  plus  (au  moina  le  jour  octave  de  la  PentecSte,  ce 
document  du  XII 1*  sifccle  l'assigne  au  dernier  dimanche  apres  la  Pentec6te).  Plus 
tard,  Rome  ffnit  par  se  conformer  &  Tusage  re9u  .  .  -*1)  B 

II  6tait  impossible  de  mieux  expliquer  la  place  liturgique  que  la  fete  de 
la  Sainte  Trinity  occupe  dans  I'antiphonaire  de  G&rone  qu'en  rapportant  ces 
ltgnes  de  la  Paleographie  Musicals.  Lea  derni£re3,  en  particulier,  revelent 
entre  Vordo  camaldule  et  le  ms.  geronais  une  concordance  qui  ne  manque 
pas  d'etre  interessante. 

Mais  1'intSret  capital  qui  s'attaelie  h  ce  detail  en  apparence  insignifiant 
du  manuscrit  de  Sant  Feliu  c'est  que,  &  en  juger  par  ce  seul  document,  la 
fete  de  la  Sainte  Trinit6  avait  du  Stre  accepfc6e  par  TEglise  de  Gerone  d6s 
la  fin  du  XIe  sificle.  Elle  dut  done  franchir  les  Pyr6n3es  en  meme  temps 
que  la  liturgie  romaine  ou  la  suivre  de  tres  prds.  Ce  fait'n'a  rient  de  sur- 
prenant;  il  s'explique  atnplement  par  l'influence  clunisienne  et  le  voisinage 
de  .  la  Fra  nee. 

"  Le  Sanctorale  commence  b>  la  fete  de  S.  Julien  et  de  Sfce  Baailiase 
d'Antioclie.  Les  r&pons  ne  font  aucune  mention  de  la  sainte;  toua  se  rap- 
portent  exclusivement  aux  principalea  circonstances  du  martyre  de  3on  vir- 
ginal &poux. 

Des  offices  qui  suivont,  mentionnons  seulement  ceux  de  S.  Vincent  de ' 
Valence  et  de  S.  Saturnin  de  Toulouse.  La  presence  de  ces  deux  grands 
martyrs  dana  notre  antiphonaire  eat  motivee  par  des  rabona  locales.  Pour  le 
premier,  e'est  la  raison  de  la  nationality,  et  pour  le  second,  celle  de  l'aposto- 
lat.  La  Catalogue  en  effet  a  toujours  considere  S.  Saturnin  comme  un  de 
ees  premiers  apotres:  Primus  {Satumirms)  qui  post  apostolos  nostrarum  par- 
Hum  ignorantiae  tembras  angelica  pr&dicaUom  detorsii2). 

Mais  il  eat  deux  sainte  martyrs  dont  nous  aurions  et6  particulidrement 
keureux  de  retrouver  l'office  et  dont  malheureusement  le  codex  geronais  n'a 
conserve  aucune  trace:  nous  voulons  parler  de  S.  Felix  et  de  S.  Narciase. 
Patrons  principaux  de  la  cit6  de  Gerone,  qui,  de  temps  immemorial,  les  honore 
d*un  culte  solennel,  une  place  distincte  leur  6tait  certain einent  assignee  autre- 
fois au  milieu  des  autres  saints  dont  les  fetes  sont  inscrites  dans  notre  anti- 
phouaire.  Si  nous  n'avons  pu  les  retrouver  aujourd'hui,  e'est.  qu'ils  auront 
eh&  emportes  avec  les  folios  que  le  manuscrit  a  perdus  sur  le  long  parcours 
de  son  histoire. 

Le  Sanctorah  se  termine  aux  repons  de  Sfco  Cecile,  mais  ii  y  a  a  cet 
endroit  quelques  pages  interverties.  Viennent  immediatement  les  repons  du 
Commune,  sanctorum  et  enfin  ceux  des  defunts  qui  ferment  en  dernier  lieu 
le  Responsoriale.  * 

Tandis  que  nous  photographiions  cette  partie  de  l'antiphonairo  de  Tan- 
cienne  coilegiale,  notre  attention  fut  attiree  par  la  repetition  frgquente  d'un 
mot  que  nous  n'etions  pas  habitues  h  trouver.  Nous  ne  Tavons  lu,  en  effet, 
que  dans  Tantiphonaire   de  Gerone  et   dans  le  processional  de  Vich.     C'est 

1)  Pal  Mm.    t.  IX,  p.  40. 

2}  Santa  Maria  del  Monasierio  de  Ripoll^  par  Joseph  W  Pellicer  y  Pages,  p.  20, 


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M-  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gr^goriens  Espagnols.    405 

le  mot  Verbeta.  Nous  l'avons  trouv£  quinze  fois  au  nioins  dans  le  corps  da 
responsoriale  de  Vantipbonaire  de  St,  Feliu.  II  correspond  sans  aucun  doute 
au  terme  Verba  de  certains  manuscrits  italiens  dont  il  est  un  diminutif  et 
qui  est  employe  dans  le  m£me  sens.  I/un  et  F  autre  repondent  au  mot  Prosa 
des  manuscrits  frangais.  Le  terme  Verbeta  est  par  lui-meme  interessant,  car 
il  ne  se  trouve  pas  dans  le  glossaire  de  Du  Cange,  comme  ne  s3y  trouve 
pas  non  plus  le  mot   Verba  dans  le  sens  oil  nous  l'entendons. 

Lea  Verbeta  de  notre  antiphonaire  nous  ram&neut  aux  tropes  dont  il  a 
ete  si  souvent  question-  Seulement,  tandis  que  les  tropes  dont  nous  avons 
parle  jusqu'&  present  se  rapportent  &  des  pieces  de  la  raesse,  les  Verbeta  du 
man  user  it  de  Gerone  accompagnent  les  repons  de  l1  office.  Ces  dermers 
tropes  sont  plus  rares  que  les  prgc^dents.  M.  le  Dr.  P.  Wagner  nous  en 
apprend  la  cause: 

«3x  les  chants  de  Poffice,  dit-il,  ne  furent  pas  tropes  autant  que  ceux  de  la 
Messe,  la  raison  en  est  que  la  plupart  de  ces  chants  6taient  d'une  facture  melo- 
dique  plus  simple.  Lee  antiennee  et  les  psaumes,  qui  occupent  une  tree  grande 
place  dans  TOffice,  6taient  pourvus  de  melodies  si  simples  que  personne  n'eut 
Tidee  de  lea  rendre,  par  des  interpolations,  encore  plus  syllabiques  qu'ils  ne  T6tai- 
eat  deja  primitivement.  Presque  seuls  les  repons  des  nocturnes  et  quelques  autres 
pieces  pouvaient  tenter  les  chantres  qui  auesi  ne  se  Brent  pas  prier  poury  adapter 
des  Tropes.  Toutefois  ces  amplifications  responsoriales  sont  relativement  pau 
nombreuses*. 

Les  Verbeta  du  codex  geronais  se  rapportent  done  tous  h  des  repons  de 
1'ojffice.  Ceux  des  fetes  solennelles  seulement  en  sont  gratifies.  Quelques- 
unes  en  ont  jusqu'k  trois,  Ainsi  que  leur  nom  le  laisse  supposer,  les  Ver- 
beta ne  sont  nullement'  intercalds  dans  le  corps  des  repons.  lis  ^taient 
destines  k  etre  chant^s,  comme  tout  autre  prose,  avant  les  derniers  mots  du 
repons,  aprfcs  le  chant  du  verset.  De  plus,  le  dernier  mot  du  repons  etait 
toujours  indiqud  h  la  fin  des    Verbeta, 

Le  meilleur  moyen  de  dorfner  uns  id6e  de  ce  nouveau  genre  de  tropes 
est  de  refaire  ce  qui  a  6te  d6jk  fait  pour  les  tropes  de  Paques  et  de  Noel: 
reproduire  un  de  ces  Verbeta.  Malgre  la  difficulty  de  la  transcription  nous 
nous  determinons  k  donner  cette  satisfaction  au  lecteur.  Nous  reclamons 
seulement  son  indulgence,  en  l'avertissant  que  notre  transcription  ne  peut 
etre  qu'approximativej.parce  que  la  notation  du  manuscrit  de  St.  Feliu  est 
neumatique  et  sans  lignes.  Nous  choisissons  une  des  pieces  les  plus  inte- 
ressantes  du  codex:  ce  sont  les  Verbeta  qui  suivent  le  dernier  repons  Qaude: 
Maria  Virgo,  de  la  fete  de  la  Purification2). 

Cette  gracieuse  po^sie  manque  dans  le  Bepertoriztm  Hymnologimm.de. 
M.  TJ.  Chevalier.  M.  P.  "Wagner  lui-meme  ne  semble  pas  se  douter  de  son 
existence,  car,  h  la  page  288  de  son  outrage  dej&  cite,  il  dit:  «Le  1$  Gauds 
Maria  virgo  est  rattach£  &  la  prose  Inviolata  nos  juvat  dont  le  teste  a  fourni 
la  matidre  de  Tautre  bien  plus  connue  Inviolata ,  integra  et  casta  et  aussi  de 
beaucoup  moms  ancienne,  en  sorte  que  la  m§me  melodie  a  deux  textes  diffe- 
rents*  8J,  Le  texte  donn6  par  cet  auteur  selon  le  Cod.  Paris  lat.  12044  f.  57 
est  celui-ci: 


* 


1)  Origine  et  Dfaehppement  du^  Chant  liiurgique,  p.  286. 

2)  Ce  beau  repons  se  trouve  avec  la  prose  ordinaire  Inviolata  dans  le  Manuale 
pro  Benediciionibm  et  Proeeasionibus  S.  S.  Saeramenti  publie  par  lee  Benedictina  de 
Solesmes  (Descl£e,  Tournai). 

3)  Un  troisifeme  texte  de  la  prose  Inviolata ,   emprunte  k  un  breviaire  note  du 


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406    M.  Sablayrolles,  A  la  Kccherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 


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Verbeta.     In  Purificatione  S.  M,   de  1%  Gaude  Maria. 


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Pa.rens  al.ma  quae  in    vi  .  o  -  la  -ta 

per  man -sis  .    ti. 

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1)  Ne  devraitol  pas  y  avoir  paralUlisme  melodique? 


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rimes  en  a  & 

finale    dn    mot 


M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols,    407 

In  viol  at  a  nos  jztva  gratia  sanota  Um, 
Mundo  gavdia  quae  prottdisii  Maria, 
Nempe  benigna  aiqzee  gloriosa, 
Solve  delicta  orbis  permaxima> 
Mater  innupta  precaia  dedttc  nostra , 
Christo  ioUenti  crimina  mtmdi  euncia 
.         Per  te,  o  regina,  pereipiat  regna 
Plebs  devoia  eoelestia 
Qtiae  beata  atque  benedicta  permansist L 

La  prose  da  manuscrit  de  la  Bibliotheque  Rationale  de  Paris  et  les  Ver- 
beta du  codex  do  St.  Feliu  do  Gerone  sont  done  entierement  diffeTents  quant 
au  teste  Deux,  concordances  seules  sont  a  noter:  la  premiere  est  que  la 
prose  et  les  Verbeta  commenced 'par  Inviolata,  avant-dernier  mot  du  repons 
et_  finissent  par  le  dernier  permansisti ;  la  seconde  est  que  tons  les  vers  ter~ 
mment..par.la.voyeIle.a,dans  les  deux  textes  et  dans  celui  de  la  prose  actuelle- 
ment  en  usage.  Cette  maniere  de  concluro  les  vers  par  la  voyelle  a  donne 
lieu  a.M.P.^agnerde  rappeler  que  les  sequences  doivent  leur  oriffine  aux 
melismes.  de  la  derniere  syllabe  du  mot  alleluia. 

Si  telle  est  l'origme  des  sequences,   on  ne  voit  pas  bien  comment  la  prose 
Invwlata,.  qui  apparent  a  l'office   et    non   a  la  messe,  a  pu   emprunter   ses 

""" "  la  df smence  du  mot  alleluia.     Ne  les  doit-elle  pas  plutot  a  la 

■mvzolata  auquel  elle  fait  suite  ?     Bans   l'exemple   suivant,  ou 
les  rimes  ne  sont  p  us  en^  mais  en  e,  n'est-ce  pas  au  dernier  mot  Km  du 

T5     %?X   % ^  dU^  °qm  hmta  «***&  ^  1'office  de  St.  Julien 
et  de  b'e  -Basilisse  les  auront  empriintees  ? 

*«J£    °r^tamtbeaia-  ^njunetio  Juliani  et  Basilissae  qui  propter  amorem  Regis 

et  coronam  glortae- sunt  adeph,  bramum  vitae  perceperuni  sine  fine. 

Verbeta.  —  Saecidum  istud  sprevere  religiosa  fide, 

Qitique  ess  toto  htme  mundum  horruere  propter  te  • 
Ast  devicta  morte  fidgebzmt  ante  te  Domine. 
At  instar  hte-idi  titani  fulgebunt  in  fine 
Is  tins  mundi. 

La  melodie  des  Verbeta  Inviolata  est  la  meme,  a  pen:  de  difference  pres, 
que  celle  de  la  prose  que  nous  chantons  aujourd'hui.  La  vocalise  de  la  fin 
de  chaque  vers  des  Verbeta  n'est  pas  autre  chose,  comme  on  pent  le  remar- 
quer  par  notre,  transcription,  que  la  repetition  en  echo  de  tout  le  chant  du 
vers  sur  la  derniere  syllabe. 

Villanueva  ne  dit  presque  rien  des  Verbeta  du  codex  geronais  i)  ne  leur 
consacre  que  les  lignes  suivantes:  '     ' 

«On  y  voit  clairement  exprime  ce  qu'Stait  la  neurae,  car  aux  finales  des  re- 
pons  et  de  leurs  Verbeta  on  met  separement  le  chant  qui  se  rep<§tait  sur  la  derniere 
voyelle,  ce  qu'on  nmarque  aussi  a  la  fia  de  chaque  petit  vers  des  verbeta  on  prose 
qu'on  mserait  apres  le  Gloria  Patri**),  p  °3e 

aZflt^TZK  KPt*  ««"  ^t  *»  *ft  AP.o^«  dans  la  Eevue  du    " 

cette 
tmenfc 

tion  et  de  plus  sert  de  do^^^p^rrrm^HT^^S^  "  la  Purifica" 
1}  «Vese  en  el  expresado  claramente  lo  que  era  el  pneuma,  porque  en  los 


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410    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriena  Espagnols. 

La  seconde  partie  ou  wiiiphonale  du  manuscrit  de  l'ancienne  collegiale  de 
St.  Feliu  debute  par  1'antienne  du  Magnificat  des  premieres  Ve£res  du  premier 
dimanche  de  l'Avent:  «Suivant  1'usage  h*  peu  pres  general  au  S2T*  stecle, 
le  propre  du  temps  debute  avee  l'Avent  (antiphonaire  de  Lucques).  Ant^rieure- 
ment  &  cette  epoque,  la  coutume  etait  au  contraire  de  commencer  1'annee 
liturgique  h  la  vigile  deNoel:  les  dimanchesde  TAvent  etaient  alors  renvov^s 
tout  a  la  fin  de  recueils.  Lenr  nombre  meme  avait  vari6  dans  l'antiquite ; 
on  avait  quelque  fois  quatre,  sou  vent  cinq  et  m&ne  jusqu'k  six  dimanches 
avaxit  la  Nativite, »  Jj  I/anfciphonaire  de  Gerone  ne  nous  donne  que  quatre 
semaines. 

A  la  quatrieme  semaine,  lantienne  du  Benedictus  du  samedi  des  Quatre- 
Temps  est  remarquable  &  cause  d'une  particularity  importante  de  son  texte. 
Tandis  que  le  texte  actuet  et  celui  de  certains  manucrits  porte:  Qtiomodo 
fiet  istitd,  QUIA  (QUONIAM)  YIRUM  NON  COGNOSCO,  le  codex  geronais 
donne :  Quomodo  fiet  istud,  QUIA  VTRUM  IN  COHCIPIENDO  NON  PER-' 
TTTLI.  Dans  l'etude  comparative  que  la  PaUographie  Musicals  a  eonsacree 
aux  deux  antiphonaires  camaldules  de  Lucques  et  de  Toldde.  on  lit  &  ce 
suj et : 

«LJantienne  de  Benedictus  du  IVe  dimanche  (Lucques)  pr6sente  une  particula- 
rity textuelle  de  quelque  importance:  Quomodo  fiet  istud,  Angela  Dei,  QUIA  YIRUM 
-NON  COGNOSOO.  Plusieurs  antiphonaires  manuscrits,  italiens,  fran^ais,  allemands, 
comme  lea  anciens  documents  Imprimis,  out  la  le90u:  Qtiomodo  fiet  istt&d:  QUIA 
VIRUM  IN  CONCIPIENDO  NON  PBRTULL  Celle-ci  est  peut-etre  plus  ancienne, 
sans  que  Von  puisse  dire  d'ou  elle  vient.    I/antienne  est  emprunt£e  a  S.  Luc,  ch.  1, . 

V.  34.  Mais  la  variante  doit  Stre  de  «style  ecclesiastique>;  elle  nesetvouve  dans 
aucun  texte  connu  de  Tancienne  Vulgate,  ni  dans  aucun  Evangile  apocrypha.  La 
le9on,  quia  virum  non  cognoseo^  que  pr^sentent  nos  deux  manucrits  de  Lucques  et ' 
de  Tolfede,  trahit  6videmment  Tintention  de  se  rapprocher  du  texte  de  8.  Luc. 
Un  breviaire  note  de  Brescia  (aujourd'hui  a  Oxford,  Bodleienne,  MiseelL  liiurg^ 
cod.  366)  du  Xltl  sifecle  a  virum  in  coneipiendo  non  periuli,  raais  le  co piste  ehargd 
de  trans crire  la  musique,  a  substitu£  les  mots  non  cognosco  &  la  phrase  originate, 
.et  a  reproduifc  une  melodie  s'adaptant  a  cette  formule  plus  courte.  Le  manuscrit 
de  Tolfede  offre  un  detail  plus  curieux  encore:  le  copiete- avait  d'abord  <Scrit  quia 
vimtm  in  coneipiendo  non  pertttli;  il  a  gratte  ensuite  pour  transcrire  la  formule 
abr^gee  5.  laquelle  correspond  du  reste  son  texte  musical..  II  serait  somme  toute 
difficile  de  dire  ou  se  trouve  la  le^on  primitive.*2) 

Ce   n'est  pas  nous   qui   decider  ons   le   cas   de  priorite   d'une  version  sur 

l'autre.  Nous  dirons  aeulement  ici  qu'ii  la  liste  des  manuscrits  italiens, 
fran§ais  et  allemands  qui  out  la  legon,  quia  vvrwm  in  coneipiendo  non  periuli \ 
il  faut  ajouter  ies  manuscrits  espagnols  represented  au  moins  par  l'antipho- 
naire  de  Gerone;  e'est  pour  cela  que  nous  mettons  le  fait  en  Evidence. 

La  PaUographie  Masieale  continue:  « Comme  les  documents  romains,  nos 
deux  antiphouaires  (Lucques  et  Toledo)  limitent  h  huit  le  nombre  desgrandes 
antiennes  0 ;  ils  suivent  de  plus  sensiblement  Tordre  de  ces  memes  documents, 
au  lieu  de  se  conformer  h  celui  qu'indique  Amalaire  dans  son  De  ordine 
antzphonarii*.  Dans  notre  antiphonaire  de  Grerono  au  contraire  on  en  compte 
jusqu'i  dix. 3)     «Cest  que,  dit  dom  Gueranger,  d'autres  Eglises,    au  moyen 

finales  de  respousorios  y  sus  verbetas  pone  separadamente  el  canto  que  se  repetia 
sobre  la  ultima  vocal,  y  aun  se  observa  lo  mismo  en  el  final  de  cada  versiculo  de 
la  verbeta  o  prosa  que  ingerian  despues.del  Gloria  Patri>. 

1)  Pal.  Mus.  IS,  22.  2)  IX,  24.  3)  ibidem. 


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M-  Sablayrolles,  A  la  Recherche  de3  Man  as  cribs  Gregorions  Espagnols.    411 

&ae  en  ajout&rent  deux  autres,  une  h,  la  Sainte  Vierge,  0  Virgo  mrgi/mim! 
etune  h  l'Ange  Gabriel,  0  Gabriel/  ,  .  .  II  y  eut  meme  des  6glises  qui 
porfc&rent  juequ'&  douze  le  nombre  des  grandes  antiennes,  en  ajoutant  aux 
neuf  dont  nous  Tenons  de  parler,  trois  autres,  saToir:  une  au  Christ,  0  Hex 
paeifi<&f}  une  seconde  &  la  Sainte  Vierge,  0  Domina! ,  et  enfin  une  derniere 
en  •  maniftre  d'apostrophe  h  Jerusalem,  O  Hierusalem  ! *  *)  Les  antiennes 
0  virgo  virgimwn  et  0  mundi  Domina/  se  trouvent  dans  le  codex  geronais* 
Nous  reproduisons  le  premier  folio  de  ces  antiennes  dont  nous  avons  le  cliche.' 
Au  moyen  de  cette  reproduction,  le  lecteur  au  courant  de  la^  notation 
neumatique  reconnaitra  immSdiatement  la  m^lodie  de  ces  antiennes  telle  que 
nous  la  chantons  aujourd'hui.  Les  differences  de  quelques  notes  entre  le 
texte  de  notre  antiphonaire  et  celui  de  Solesmes  sont  purement  accidentelles. 
II  est  Trai  qu'avec  une  notation  neamatique  sans  ligues  il  est  difficile  de 
bien  preeiser  ces  petites  differences.  Nous,  l'essayerons  cependant  par  la 
comparaison  du  texte  neumatiqne  du  manuscrit  de  St.  !Feliu  avec  le  texte  de 
]' antiphonaire  de  Solesmes;  car  si?  dans  les  deux  testes,  nous  retrouvons  les 
in  Sines  groupes  sur  les  m  ernes  syllabes,  les  intervalles  precises  dans  Tun 
repondront  certaine.ment  aux  intervalles  non  exprimSs  dans  1' autre.  ■  Voici 
done,  d'apres  cette  confrontation,  la  traduction  que  nous  croyons  pouvoir 
faire  de  la  premiere  des  grandes  antiennes  0  du  manuscrit  g^ronais: 


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0    Sa.pi,cn.ti ,  a,  que  ex  o-re  Al - tis.tii _  mi  pro-dis-ti,     at- tin-gens 

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ad  fi-nem  us.qut:  ad  fLnpm    for-ti  -  ter,     ■    su-u-vi.ter  dis.  po.nens-  , 


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que  om_ni  -  a:       ve-  ni    ad   do-een-dum  nos        vi  ..am  priuden-ti  -  e- 

Les  neuf  antiennes  suivantes  se  elmntant  sur  la  meme  melodie,  la  trans-  ' 
cription   de  la  premiere   sert  pour   toutes    les  autres.     Ajautons  que  1 'usage 
de  chanter  au  Magnificat  des  Vepres  des  derniers  jours  d'attente  du  Hedemp- 
teur  ces  antiennes  <d'un  si  pur  et  si  ancien  symbolisme*  2)  date  du  V  I  Te  sifecle. 

Entre  les  secondes  Vepres  de  Noel  et  les  premieres  de  la  Circoncision, 
l'antiphonaire  de  S^Feliu  de  Gerone  presente  plus  de  20  antiennes  sous  la 
rubrique  Ant  de  Sancta  Maria.  Leur  destination  n'est  pas  indiqude.  *  La 
Pcdeographic  MusictUe  dit  &  ce  propos,  en  parlant  tou jours  des  antiphonaires 
camaldules  de  Lucques  et  de  Tol&de: 

«A  la  suite  des  secondes  v&pres  de  Noel,  nos  antiphonaires  donnent  neuf 
antiennes  intitulees  de  Saneta  Maria,  toutes  relatives  au  myster.e  de  la  Nativity  du 
Sauveur;  mats  leur  emploi  n'est  pas  specifie.    Le  ins.  603  de  Lucques  a  huit  pieces 

1  iii 

1}  Annee  Lifcurgique,  Avent,  p.  526. 

2)  Mgr.  Batifol.     Histoire  du  Breviaire  romain,  p.  107. 


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412    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gr^goriens  Espagnols. 


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analogues,  avec  le  titre  Ant.  per  totam  Nat[ivitatem}.  L'antiphonaire  de  Hartker 
les  appelle  Ani[iphonae)  de  Naiale  Domini.  Une  rubrique  de  J'antiphonaire  de 
S.-Pierre  de  Rome  prouve  qu*il  s'agit  ici  d'une  menioire  de  Notre-Dame,  que  Ton 
devait  dire  cbaque  jour,  a  vSpres,  apr&a  l'antienne  de  la  Nativity*). 

Pour  le  dimanche  dans  l'octave  de  Noel  nous  ne  trouvons  qu'une  antienne 
propre  Dwn  medium  qui  se  eh  ante  aujourd'hui  au  Magnificat  des  premieres 
vepres.  L'antiphonaire  de  Lucques  en  a  deux,  «C'est  que,  d'apr^s  Vordo 
de  Cluny,  tout  Toffice  de  ce  jour  Stait  pris  &  la  Nativity*2). 

Les  trois  fetes  de  S.  Etienne,  de  S,  Jean  et  des  S,  S.  Innocents  dout 
1  institution  et  la  celebration  dans  l'octave  de  Noel  remontent  k  la  plus  haute 
antiquite,  ne  se  trouvent  pas  au  propre  du  temps  mais  an  propre  des  saints. 

A  Paques  l'antiphonaire  de  l'ancienne  coll£giale  de  Sfc  FSliu  nous  donne 
coxnme  le  breviaire  romain  trois  antiennes  pour  le  seul  nocturne  de  cette 
fete,  *On  con§oit  qu'en  raison  du  labeur  qu'occasionnait  l'admmistration  du 
bapteme,  les  papes  aient  jug6  convenable  d'abrGger  l'office  de  Paques,  jusqu'a 
le  reduire  k  trois  psaumes  (les  psalrni  baptmnales ,  comme  les  appelle  Ama- 
laire) avec  leurs  antiennes,  trois  lemons  et  trois  repons*  3).  Les 'cinq  antiennes 
des  Laud es  sont  les  memos  que  de  nos  jours,  excepte  que  les  deux  premieres 
sont  interverties, 

-V 

Les  antiennes  des  Laudes  de  Is Ascension  surtout  se  trouvent  dans  an 
ordre  tout  different  de  cehii  qui  leur  est  assign^  dans  le  breviaire  romain. 
Les  antiphonaires  de  Lucques  et  de  Tolfede  prSsentent  la  meme  particularity. 
Voici  Fobservation  trfes  intfiressante  que  fait  h  ce  sujet  la  PaMogrwphie 
Musicale: 

*A  propos  des  antiennes  des  laudes,  Amalaire  a  fait  la  remarque  suivante: 
Antiphonae  super  psalmos  maiuiinales  ienorem  historic  qui  scriptus  est  in  Evangdistis 
et  in  Aaiibus  Apostolorum  servant.  Si  Amalaire  ne  nous  le  diaait,  il  a  emit  malaise 
de  s'en  douter,  car  1'ordre  actuel,  et  il  n'est  pas  recent  puisqu'il  se  trouve  d6ja 
dans  les  mss.  de  Compi&gne,  de  Hartker,  de  S.-Pierre  de  Rome,  —  bouleverse 
completement  la  suite  des  donates  scripturairea.  Yoici  en  effet  ce  qu'on  obtieut 
en  rapprochant  ces  antiennes  de  leur  source: 

1.  Viri  Qalilcei  quid  aspieitia  . .  ,  Actes  I,  11. 

2.  Cumque  iniuerentur  in  c&lum  ...  Actes  I,  10, 

3.  Elevatis  manibus  ferebaiur  in  ewlum .  .  .  Luc,  XXIV,  50 — 51. 

4.  {Exaltate  regem  regwm  . . .  Style  eecl^siastique). 

5.  Vidmtibus  illis  elevaius  est ,  ,  ,  Actes  1,  9- 

«L'ordre  ne  pouvait  gtre  plus  interverti.     Est*ce  1&  ce  qu*Amalaire  avait  sous 

les  yeux?    Peut-Stre  a-t-il  voulu  dire  simplement  que  le  texte  des  antiennes  suivait 

celui  de  lVEcriture.    On  peut  se  demander  toutefois  s'il  ne  connaissait  pas  precise- 

ment  1'ordre    que    domient  &  ces   antiennes   les  antiphonaires   de  Lucques  et  de 
Tolfede: 

l—  Videntibus  illis  .  .  .  Actes  I,  9. 

2.  Oumque  inttiereniur  . . .  Actes  I,  10, 

3.  Viri  Galikei .  .  .  Actes  I,  11. 

4.  (Exaitate  regem  ...  Style  eeclesiastique). 

5.  Elevatis  manibus  .  .  ,  Luc,  XXIV,  50 — 61.      , 

»U  serait  cependant  delicat  d'affirmer  que  cette  disposition  presents  1'ordre 
primitif.  Car  elle  n'a  pas  d'attestation  ancienne,  en  dehors  de  celle  d1  Amalaire. 
et  elle  est  inconnue  d'un  grand  uombre  de  mss.  consults  k  ce  propos  (en  parti- 
culier  ptusieurs  italiens  du  XI^  et  du  XII«  sifecle,  Florence-Archevech6,  chapitre  de 

1}  T.  IX,  p.  25.  2)  ibidem  p.  26.  3)  ibidem  p.  34. 


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M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoiiens  Espagnols.    413 

Verone  98,  Brescia  [Oxford  Misc.  lit.  366],  Plaisance  65,  Lucquea  602).    Maia  on  en  . 
eonstata  Fexistence  k  la  mgme  6poque    en  pays  allemands,  et  plus  tard  chez  lee 
Chartreux.    Itordo  dea  Camaldules  est  trop  pen  explicite  k  cet  endroit  pour  offrir 
no  point  <3e  comparaison.d) 

La  disposition  des  antienues  des  Laudes  de  V Ascension  jusqu'fc  la  quatrieme 
inclusivement  est  done,  dans  l'antiphonaire  de  G-erone,  conforme  k  celle  que ' 
nous  donnent  les  antiphonaires  de  Lucques  et  de  Tol£de.  Seule  la  cinquieme 
est  totalement  different e.  Au  lieu  du  texte  El&vatis  manibus  du  dernier 
cbapitre  de  l'Evangile  de  S,  Luc,  le  ms.  geronais  porte  Sic  veniei  queniad- 
modxiwi  mdistis  eum  euntem  in  ccelum  du  premier  chapitre  des  Actes. 

La  fete  de  la  Pentecote  a  trois  nocturnes  avec  une  antienne  pour  chacun, 
c8  qui  prouve  que  l'Eglise  de  Gterone  suivait  sur  ce  point  Tancien  usage  de 
l'Eglise  romaine,  usage  encore  en  vigueur  au  temps  d'Amalaire.  H  n'en 
efcait  pas  ainsi  partout.  En  certaines  conferees,  en  effet,  la  fete  de  la  Pente- 
cote, Paseha  Peniecosien,  comme  l'appelle  l'antiphonaire  de  S.  Pierre  de  Home, 
sa  c6lebrait'  semblablement  k  la  fete  de  Paques,  k  cause  de  1' administration 
du  bapt^me  qui  avait  lieu  aussi  en  ce  jour.  Pour  ce  motif  on  avait  juge 
bon  de  reduire  l5 office  de  la  nuit  a  sa  plus  simple  expression,  en  ne  lui 
donnant,  comme  k  Paques,  que  trois  psaumes  et  trois  lemons. 

A  la  suite  des  antiennes  de  la  Pentecote,  rantiphonaire  de  G-erone  contient 
<&alles  des  dimanches  et  des  furies  qui  separent  cette  fete  de  l'Avent.  C-ea 
antiennes  sont  designees,  comme  les  repons  du  responsoriale,  par  les  livres 
de  TEcriture  auxquels  elles  sont  empruntees.  De  la  meine  maniere  aussi  que 
pour  le  responsoriale,  les  antiennes  de  la  Sainte  Trinite  ferment  le  propre 
du  temps  de  Tantiphonale.  Le  Propre  du  Temps  du  codex  geronais  est  done 
complet.  II  n'en  est  pas  de  meme  du  propre  des  saints;  nous  n'arons  trouye 
que  les  antiennes  d'un  petit  nombre  d'entre  eux, 

Tel  est  dans  son  ensemble  et  dans  ses  details  l'antiphonaire  de  l'ancienne 
sollSgiale  de  S*  Feliu  de  Gterone*  Si  sommaire  quelle  soit,  la  description 
que  nous  venons  dsen  faire,  suffit  k  montrer  que  ce  manuscrit  constitue 
encore  aujourd'hui,  malgre  les  dommages  qu'il  a  subis,  un  document  gr6gorien 
de  grande  importance.  Quant  k  sa  valeur,  elle  ressortirait  certainement 
davantage  si  nous  nous  livrions  k  une  etude  d6taill£e  et  approfondie  des 
pieces  qu'il  contient.  Mais  cette  etude  nous  entrainerait  trop  loin  et  nous 
ierait  sortir  du- cadre  que  nous  nous  sommes  tracS.  D'ailleurs,  elle  ne 
pourrait  offrir  qu'un  interet  secondaire.  En  effet,  les  repons  et  les  antiennes 
n'ont  rien  de  particulier  et  d'interessant  par  eux-memes,  parce  qu'on  les 
retrouve  plus  ou  mo  ins  identiques  dans  tous  les  antiphonaires.  L'etude  de 
ees  pieces  de  chant  semble  plutot  reservee  k  ceux  qui  se  iivrent  k  la  con- 
frontation et  k  l'etablisaement  critique  des  textes,  comme  on  le  fait  avec  tant 
de  succSs   k  l'abbaye  de  Solesmes. 


Notre  tache  k  l'egard  du  codex  geronais  n'est  pas  toutefois  terminee  avec 
sa  description;  il  nous  reste  maintenant  k  parler  de  son  Scriture  musicale 
qui  a  tant  attire  1' attention  de  Villanueva,  Cette  ecriture  e'est  la  notation 
catalane  que  nous  avons  trouvde  pr^cSdemment  k  Barcelone  et  k  Yicb  et  que 
le  cours  de  notre  rScit  ne  nous  a  permis  de  faire  connaitre  jusqu'k  present 
que  par  des  fac-simile, 

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1)  L.  IX,  p,  37—38. 

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416    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagcols. 

Pour  faire  mieux  ressortir  les  traits  qui  la  distinguent,  nous  avons  jug<5 
k  propos  de  mettre  la  notation  catalane  en  regard  avec  trois  autres  notations 
neumatiques  qui  sont  les  notations  sangallienne,  fran§aise  ebmozarabe.  Cette 
dernifcre  etant  encore  trfes  peu  connue,  nous  avons  dd  h  notre  grand  regret 
laisser  incomplete  la  colonne  que  nous  lui  avons  oonsacree.  Nous  n'ignorons 
pas  cependant  que  la  PaUographie  Musicak  en  parte  en  ces  termes: 

<Les  neumea  xaozarabes  ont  une  forme  particuliere,  mais  ila  he  sont  pas  assez 
alt6r6s  par  les  habitudes  calligraphiques  propres  aux  Visigoths  pour  que  le  musi- 
ciste  vers6  dans  la  lecture  dea  neumes  occidentaux  ne  reconnaisse,  du  premier 
coup  d'CBil  et  sans  hesitation  possible,  tous  lea  Omenta  constitufcifs  de  la  notation 
k  accents  combines.  Presque  tous  les  neumes,  comme  le  podatus,  la  clivis,  le 
torculus,  le  porrectua,  le  scandicus,  le  climacus,  le  quilisma,  &c,  conservent  trait 
pour  trait  leur  physkmomie  primitive  ...  II  suffit  du  reste  de  rapprocher  la  nota- 
tion mozarabe   de  la  notation  neumatique  ordinaire,  celle  de  Saint-Gall  par  exemple, 

pour  reconnaltre  aussitflt  sousleurs  physionomies  locales  les  memos  traits  d'origine.*1) 

Ce  sont  pr6cis6ment  ces  memes  traits  d'origine,  communs  a  toutes  les 
notations  neumatiques,  mais  plus  apparentds  entre  les  unes  qu'avee  les  autres, 
qui  ressortent  au  premier  coup  d'tnil  de  la  consideration  de'  notre  tableau. 
Dans  leur  ensemble,  les  quatre  notations  qui  le  composent  pr6sentent  les 
neumes  dans  une  forme  analogue  et  le  plus  souvent  identique,  mais  il  est 
manifesto  qu  une  affinite  plus  Gtroite  existe  entre  les  notations  sangallienne 
et  fran^aise  d  une  part,  et  les  notations  catalane  et  mozarabe  d'autre  part. 
Les  premieres  ont  de  commun  la  t^nuite,  et  les  secondes  la  grosseur  des 
traits  neumatiques;  les  premieres  se  distinguent  Tune  de  l'autre  par  la  posi- 
tion et  les  modifications  accidentelles  des  neumes,  les  secondes  egalement. 
Ainai  ces  quatre  notations,  comme  des  membres  d'une  meme  .famille,  se  ressem- 
blent  et  se  distinguent  k  la  fois-  Mais  si,  dans  Fensemble,  les  traits  de 
famille  leur  sont  communs,  il  en  est  qui  sont  propres  aux  deux  demises 
et  les  separent  radicalement  des  deux  precedentes.  Ce  sont  des  signes  d'une 
forme  etrange  quoique  toujours  composes  de3  memes  Omenta:  le  punctum 
et  la  virga.  Bien  qu'elle  tienne  de  toutes  les  notations  neumatiques,  la 
notation  catalane  qui  seule  nous  interesse  ici  tient  done  aussi  et  surtout  de 
la  notation  mozarabe. 

Cinq  signes   distinctifs  sont,    &  notre   connaissance,    communs   aux  deux 

notations  espagnoles:   le   scandicus  *f }    le  climacus    ft    f\ ,    le  torculus  8,  le 

torculus  reaupinus  §i    et  le  pes  subipunctis   JV 

La  forme  -J    du  scandicus  differ e  sensiblement  des  formes  ordinaires  de 
ce   neume.     Tandis   que   dans  celles-ci  les  elements  constitutifs  du  scandicus 
sont  disjoints,    dans  celle-1^  ilssont  fondus  en  un  seul  signe,     Le  point  de 
depart  de  ce  scandicus  et  le  38  podatus  mozarabe  dont  on  n'a  fait  que  pro-  ■ 
longer  la  virga  sous  un  autre  angle. 

La  forme   f*    du   climacus   resulte  egalement  de  la  reunion  des  6l6ments 

de  ce  neume  en  un  seul  signe.  Les  punctum  suspendua  k  la  virga  sont 
unis  et  6cbelonn6s  entre  eux  comme  les  gradins  d'une  echelle,  d'oil  le  nom 
de  climacus. 

La  forme  %  du  torculus  n'est  pas  moins  curieuse  que  celle  du  scandi- 
cus. Elle  ressemble  k  un  8  ou  &  un  6.  On  peut  Ven  rendre  compte  soi- 
meme   en   se   rapportant   au   folio    du  Tonale  de  Ripoll  reproduit  plus  haut, 

1)  T.  I,  p.  39. 


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M.  Sablayrolles,  A  la  Eecherche  des  Maauacrits  Gregoriens  Espagnols,     417 

- 

p.  210.  Si  etrange  qu'elle  so  it,  cette  forme  du  torculus  s'explique  tres  bien. 
Elle  provient.des  formes  ordinaires  dont  on  a  relie  lea  points  extremes.. 

La  forme  $  non  moins  rem  arguable  du  torculus  resupinus  derive  de  la 
pr6cedente.  On  a  prolonge  &  droite  le  2°  punctum  de  celle-ci  at  on  a  ajoute 
une  2e  virga  correspondant  h  la  4e  note  de  ce  groupe.  Gbacuzi  peut  encore 
verifier  cette  forme  du  torculus  resupinus  h  l'aide  du  Tonale  de  Ripoll.  Le 
Gloria  Pairi  de  la  ligne  18  de  notre  fac-siinil6  en  contient  deux.  Oe  sont 
deux  torculus  suivis  de  Toriscus.      On    sait   h  ce  propos    que  les  manuscrits 

dcrivent  de  cette  raani&re  J**  le  torculus  resupinus,  meme  quand  sa  quatri&me 
note  est  h  l'unisson  de  la  troisifeme.  La  virga  qui  dans  ce  cas  repr^sente 
I'oriscus   n'est-elle  pas   l'indice   que   la   note  pr6c6dente   lui  est  inferieure  et 

que  l'oriscus  doit  se  faire  entendre  sur  le  degrS  superieur  de  celle-ci?  (Voir 
la  belle  etude  de  Dom  Mocquereau  sur  l'apostropha-oriscus,  au  chapitre  Xp, 
IP  partie  de  son  savant  ouvrage  Le  Nonibre  Musical  Qr&gorien). 

Enfin  la  forme  J\   du  podatus  subipunctis  rappelle    entierement   celle  du 

climacus  f\.  Elle  n'en  difffire  que  par  Tangle  de  ddpart  forme  par  l'union 
du  punctum,  premiere  note,   et  de  la  virga,    deuxi&me   note   de    ce   podatus. 

Tels  sont  les  neumes  de  forme  mozarabe  que  nous  avons  pu  relever  dans 
les  manuscrits  do  notation  catalane,  ou  plutot  nous  n'avons  pas  souvenance 
de  les  avoir  rencontres  autre  part  que  dans  le  C.  74  de  Barcelone  qui  semble 
avoir  ecbapp6  aux  investigations  de  "Villanueva.  Que  n'aurait  pas  dit  en 
effet  cet  Scrivain  s'il  avait  connu  cc  codex?  On  peut  penser  que  si,  dans 
celui  de  Gr6rone,  il  n'a  vu  entre  les  notations  catalane  et  mozarabe  qu'une 
simple  ressemblance ,  dans  celui  de  Barcelone  il  aurait  reconnu  les  traits 
d'une  commune  parents.  N'est-il  pas  vrai  qu'en  examinant  le  specimen  de 
ce  dernier  que  nous  avons  donne  on  croirait  avoir  sous  les  yeux  une  des 
plancbes  visigothiques  publiees  par  Riafio  dans  son  livre  Critical  and  Biblio- 
graphical Notes  mi  Early  Spanish  Music? 

Loin  de  nous  cependant  la  pensee  do  vouloir,  en  montrant  leur  affinite, 
faire  d6i*iver  directement  et  uniquement  la  notation  catalane  de  la  notation 
mozarabe.  Ce  serait  oublier  que  les  signes  qui  leur  sont  communs  ne  leur 
appartiennent  pas  exclusivement  et  qu'on  les  trouve  dans  des  manuscrits 
d'autres  pays,  d'ltalie  par  exemple.  II  pourrait  done  se  faire  qu'au  lieu 
d' avoir  emprunte  ces  signes  &  la  notation  mozarabe  la  notation  catalane  les 
etit  puises  avec  elle  h  une  autre  source.  Cette  reserve  6tant  faite,  nous 
pensons  n<5anrnoins  que  Tinfiuenco  directe  de  la  notation  mozarabe  sur  la 
notation'  catalane  est  de  toutes  les  hypotheses  possibles  la  plus  vraisemblable. 
Ne  surgit-elle  pas  d'elle-meme  des  circonstances  de  temps  et  de  lieu  au  milieu 
desquelles  la  notation  catalane  a' est  fornuSe? 

Circonstances  de  temps.  C'est  au  moment  oil  le  nord  de  l'Espagne  aban- 
donnait  la  liturgie  mozarabe  pour  adopter  la  romaine  que  les  notateurs  Cata- 
lans out  6crit  leurs  manuscrits.  On  sait  que  cette  revolution  liturgique  s'est 
faite  dan's  le  courant  du  XI*  sifecle..  Or,  les  manuscrits  de  notation  catalane 
remontent  pr6cisement   &  cette   6poque.     lis   datent  de   la  fin   du  XI6  siecle 

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oti'au  plus  tard  du  commencement  du  All0. 

"  .Circonstances  de  '  lieu.  .  Elles  sont  trop  connues  poui;  que  nous  en  par- 
lions.  Nous  ferons  seulement  remarquer  que  les  manuscrits  visigothiques,  les 
seuls  en  usage  en  Espagne'  avant  la  reforme  gr^gorienne,  n'ayant  pas  du  6tre 
vraisemblablement  emportes   tous  en  tin  jour  par  le  courant  reformateur,    il 

S.  d.  img.   xnr.  28 


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418    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 


(leva it   en   raster    encore    assez    en  Catalogue   quand   lee   c opiates  de  ee  pays 
ecrivaient  leur  notation  pour  qu'ils  e'en  soient  inspires. 


autres  notations  par  sa  forme  qui  est  celle  d'un  podatus  dont  le  pied  ou 
accent  grave  serait  legerement  ondule"  et  eonsiderablement  agrandi.  Be  plus, 
I  ne  se  presente  jamais  seul  coram e  a  Saint-Gall  par  exemple.  II  est  tou- 
jours  precede  d'une  note  qui  fait  corps  avec  lui,  «d'ou  il  suit,  dit  Bom 
Mocquereau,  que  la  derniere  note  dugroupe  precedent  est  toujours  detachee*. 
Nous  trouvons  cette  phrase  dans  uhe  remarquable  etude  intitulee-:  La  Tradition 
rythmique  grhjorimnc  a  propos  du  quilisma.  publiee  dans  la  Passeqna  Greao- 
riana  (juin-juillet  1906). 

L'auteu'r  y  passe  successivoment  en  revue  les  anciennes  notations  du  chant 
liturgique  et,  avee  une  autorite  supe>ieure  basee  sur  les  meilleur3  documents, 
il  rSduit  a  neant  toutes  les  objections  formulas  contre  ^interpretation  du 
quilisma  telle  que  l'cnseignc  l'Ecole  de  Solesmes.  II  retablit 'ainsi,  par  la 
seule  demon  strati  on  de  ce  qn'elle  a  c"te  dans  le  passe",  la  vraie  tradition  ryth- 
mique du  quilisma,  et  sa  these  savamment  exposed  et  solidement  <§tablie  presente 
tous  les  caracteres  d'une  ceuvre  indestructible.  II  est  difficile  de  ne  pas  se 
rendre  a  l'evidence  quand  on  lit  de  telles  etudes.  Nous  n'en  connaissons 
point  de  ce  genre  qui  puissent  leur  etre  comparers,  et  cela  parce  que  celui 
qui  les  ecrit  a  sous  la  main  des  materiaux  uniques  et  a  son  service  un  mode 
merveilleux  d'en  tirer  parti.  Or,  parmi  les  materiaux  qui  ont  servi  a  Bom 
Mocquereau  pour  defendre  sa  these  rythmique  du  quiliBma  d'apres  la  tradi- 
tiou,  nous  trouvons  ceux  qui  lui  ont  ete  fournis  par  le  mannscrit  de  1'an- 
cienne  collegiale  de  Sant-Feliu  de  Gerone.  C'est  la  premiere  fois  qu'un 
savant  grSgorianisto  cite  a  son  appui  la  notation  vraiment  espagnole  que 
nous  appelons  si  volontiers  et  pour  cause  caialane.  Les  exemples  extraits  du 
manuscrit  geronais  par  l'eminent  directeur  de  la  Paldographie  sont  empruntes 
aux  repons  In  m&nte  Oliveti  et  Sicut  ovis  de  la  semaine  sainte.  Ces  exemples 
sont  ^  au  nombre  de  trois :  doux  pour  le  T$  In  mante  Oliveti  et  un  pour  le 
$  Sicut  ovis.  On  comprend  qu'ayant  einbrasse"  dans  un  seul  article  presque 
toutes  les  notations  anciennes  du  chant  ecclesiastique,  l'auteur  so  it  .oblige 
de  se  borner  a  un  nombre  de  cas  tres  restreint.  H  y  aurait,  en  effet,  autant 
de  cas  a  citer  qu'il  y  a  de  quilisma  dans  le  codex  de  Saint-Feliu. 

Voici  le  .premier  repons. 

Les  deux  exemples  ompruntes  par  Bom  Mocquereau  a  ce  repons  sont 
ceux  qui  3e  presentent  tout  d'abord :  Oliveti  et  ad  Patrem,  Mais  ils  ne  sont 
pas  les  seuls;  la  meme  piece  en  contient  d'autres  aux  mots:  iste,  voluntas, 
orate,  temptacionem. 

t  Bans  tous  ces  exemples  on  remarquera  comment  le  gros  trait  du  quilisma 
qui  compte  pour  deux  notes:  le  quilisma  lui-meme  et  la  note  anterieure 
confondue  avec  lui,  est  entierement  ddtache  du  groupe  precedent.  En  parti  - 
culier,  dans  les  exemples  Oliveti  et  voluntas,  syllabe  lun,  la  clivis  anterieure 
8*  decompose  de  la^  sorte :  la  seconde  note  s'unit  au  quilisma  et  forme  avec 
lui  le  trait  caractenstique  qui  les  repr^sente,  tandis  que  la  virga  se  trouve 
disjointe  et  completement  separeo.  Notons  toutefois  que  cette  disjonctipn 
des  deux  notes  de  la  clivis  devant  le  quilisma  n'est  pas  propre  a  la  notation 
catalane.    On  la  rencontre  un  peu  partout,  plus  ou  moins  constamment,   »car 


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M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagaols.     4i9 

il  faut  toujours  compter  sur  la  decadence,  l'oubli  des  traditions  et  lea  caprices 
des  scripteurs.  Les  mss.  italiens,  lombards,  fran^ais,  aquitains,  espagnols 
(cafcalans)  temoignent  de  ce  fait  curieux  et  important.*  Ce  qui  est  absolument 
propre  &  la  notation  catalane ,  c'est  la  forme  meme  du  quilisma  que  nous 
venons  de  signaler. 

Mais  quolque  curieuse  que  puisse  etre  la  forme  du  quilisma  Catalan  7  sa 
signification  est  la  meme  quo  dans  tous  les  manuscrits.  Elle  indique  &  sa 
inaniere  f  execution  particuli&re  &  cette  note  d'ornement.  On  sait  que1  cette 
note  est  un  port  de  voix  dont  l'effet  est  d'imposer  &  la  note  ou  groupe  pre- 
cedents sur  lesquelles  elle  s'appuie  un  ralentissement  n^cessaire.  Or,  c'est 
precisement  ce  ralentissement  que  la  notation  catalane  indique  par  le  d6dou- 
blement  de  la  clivis  avant  le  quilisma.  Elle  repond  ainsi  aus  mss.  frangais, 
aquitains  et  italic ns  qui  emploient  le  meme  proc6d6  et  aux  mss.  rytlimiques 
de  Saint-Grall  qui  se  servent  de  lTepis6me  ou  du  tenete  romaniens. 


BPMm 


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Chacun  pouvant  a  son  gre  continuer,  h  i'aide  de  notre  tableau  et  de  nos 
phototypies,  l'examen  de  la  notation  catalane,  nous  terminerons  ce  que  nous 
nous  6tions  propose  d7en  dire  en  faisant  remarquer  que  lors  meme  que  cette 
notation  n'aurait  en  soi  rien  de  remarquable,  elle  le  serait  suffisamment  par 
le  seul  fait  d'etre  neumatique  dans  un  pays  oil,  h  l'epoque  de  Introduction 
de  la  liturgie  romaine  en  Espagne,  la  notation  aquitaine  fut  exclusivement 
en  honneur.  En  dehors  de  la  Catalogue,  en  effet,  nous  n'avons  pas  trouve 
dans  toute  la  Penineule  un  seul  inanuacrit  gr^gorien  espagnol  en  notation 
neumatique.  Sauf  quelques  manuscrits  etrangers.  ils  sont  tous  aquitains 
dYcriture.  -La  notation  raozarabe  6tant  ici  hors  de  cause,  la  notation  cata^ 
lane  sorait  done,  depuis  la  re  forme  HturgJque  du  XI*  aifcele,  l'unique  notation 
gregorimne  espagnole. 

Combien  rares  sont  aujourd'hui  ses  vestiges.  Aprfes  Barcelone,  Vich  et 
Gerone,  nous  ne  devions  plus  en  rencontrer  qu'Ji  TJrgel  et  h  Lerida.    C'etait 

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420    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuacrits  Gregoriena  Espagnols. 

a33e2  cependant  pour  representor  la  Catalogue  entiere1).  Gerone,  Vich,  Ripoll 
Barcelone,  TJrgel  ne  sont-elles  point  comme  le  cceur  de  cette  province,  tandis 
que  Lerida,  par  sa  position  avancee  sur  les  confins  de  l'Aragon  en  eat 
comme  la  tete  ou  les  bras.  Le  fait  d'avoir  rencontre  la  notation  catalane 
a  Lerida  .nous  semble  particulierement  digne  d' attention.  On  croirait  qu'une 
main  invisible,  l'a  arreted  la  sur  la  frontiere  et  qu'une  voix  imperieuse  hii 
a  dit:tu  n'iras  pas  plus  loin.  C'eut  dte  cependant  si  naturel  pour  elle  de 
francbir  cette  limits..  La  Catalogne  et  l'Aragon  ne  furent-ils  point,  en  113? 
reunis  en  un  seul  royaume  sous  le  sceptre  des  comtes  d©  Barcelone?  Or' 
pourquoi  la  notation  catalane  n'aurait-elle  pas  profite  de  l'extension  en  Ara- 
gon  de  la  puissance'  de  la  Catalogne  pur  s'y  implanter  avec  elle?  Pour 
qu'il  n'en  ait  pas  6t6  ainsi,  il  faut  qu'elle  ait  6t6  garden  bien  jalousement 
par  la  niere-patrie. 

Sans  vouloir  donner  a  ce  fait  une  importance  exageree,  nous  le  mettrons 
encore  en  relief  en  le  rapprochant  d'un  autre  que  voici.  Tandis  que  la 
notation  catalane  n'a  point  franchi  Jes  frontieres  de  son  pays  d'origine.  il 
n'est  pas  rare  de  trouver  dans  des  regions  souvent  fort  lointaines  des  man'us- 
crits  gregoriens  de  notation  etrangere. 

«En  tracanten  quelque  sorte  la  carte  gcographique  de  l'Scriture  musicale 
du  moyen  dge,  dit  Dom  Mocquereau,  nous  n'avon3  pas  la  pens^e  de  lui 
assignor  des  delimitations  rigoureuses,  absolues.  Nous  n'ignorons  point  en 
effet  que  dans  tel  ou  tel  pays  on  peut  trouver  des  manuscrita  d'ecriture 
strangers.  Ces  exceptions  ne  sont  pas  rares;  ellea  s'expliquent  sans  effort 
quand  on  songe  combien  facilement  naissaient  et  se  developpaient  les  colonies 
monastiques,  et  aussi  avec  quel  soin  se  conservaient  entre  elles  les  relations 
de  famille.  Ajoutons  encore  qu'a  cette  epoque  lea  nationality  etaient  moins 
trancbees  qu'eUes  ne  le  sont  aujourd'hui.  Cela  suffit  pour  expliquer  comment 
on  trouve  a  Leipzig,  dans  .rancien  monastere  augustinien  de  Saint-Thomas, 
un  graduel  ecrit  d'apres  la  notation  gotbico-messine ;  comment  on  en  trouve 
■  un  autre  en  Suisse  dans  une  ancienne  abbaye  de  Premontres;  comment  la 
notation  aquitaine  se  trouve  a  Naples,  et  l'italienne  a  Tolede2}.  Quant  aux 
e"critures   musicales   cistercienne    et   chartreuse,    on  les   trouve   dans  tous   les 

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pays  3 


Si  done  les  ecritures  musicales  da  moyen  age  ont  conserve  k  iravers  les 
peregrinations  souvent  fort  lointaines  qu'elles  ont  accomplies  les  earaet£res 
distinctifs  de  leur  nationality  ou  engine  premtere,  k  combien  plus  forte 
raison  ^  sera-t-elle  nationale  cette  curieuse  notation  catalane  qui  n'a  jamais 
franchi  les  frontieres  de  son  pays  natal! 

Sia  d£couverie?  au  d£but  de  notre  chemin,  fut  pour  nous  une  joie  et  un 
encouragement :  une  joie,  parce  qu'elle  nous  permettait  d'offrir  k  la  Catalogue 
et  k  1  Espagne  un  tembignage  de  reconnaissance  digne  de  Taccueil  que  nous 
en  avio-ns  re§u;  un  encouragement,  parce  qu'elle  nous  recoinpensait  des  nos 
premiers  labours   et  nous   faisait   entrevoir  les  fruits  que  les  BenSdictins  do 

.  1)  La  partie  aujourd'bui  fran$aise   de  cette  contrge  est  elle-meme  representee 
par  un  manuscrit,  du'Tech  (Pyr.  Or.)  qui  fut  prate  a  Dom  Mocquereau   (1890—91) 

Sar'Mr.  le  cure  de  cette  paroisse,  et  qui  depuis  a  &t&  achete  par  la  Bibliothfcque 
ationale  de  Paris. 

2}  C'est  par  exportation  modevne,  ainsi  qu'on  le  verra  plus  loin,  que  la  notation 
italienne  se  trouve  k  Tol&de;  mais.Tortose,  oil  elle  se  trouve  aussi  et.la  depuis 
le'mpyen  %e  trfes  probablement,  dohne  raison  k  Dom  "Mocquereau. 
..■'-;  3)  Pal  thus.  t.  Ill,  p,  82.  ■     '    ":    ■         ...? 


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M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols.    421 


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Solesmes  pourraient  retirer  d'un  voyage  que  nous  avions  entrepris  pour  eux 
et  pour  1'Egiise  qii'ils  voulaient  servir. 

L'ecriture  textuelle  des  manuscrits  Catalans  est  toujours  la  framjaise.  Ce 
n'est  pas  etonnant  puisque,  d6s  le  milieu  du  Xe  si^cle,  l'ecriture  fran^aise 
avait  remplaee  en  Catalogne  l'^criture  visigothique,  Celie  de' notre  antiplio- 
naire  de  Gerone  porte  l'empreinte  de  la  fin  du  XI*3  si&cle.  Oe  codex  pourrait 
done  etre  un  peu  plus  ancien  que  ne  le  dit  Villanueva.  II  est  tr^s  possible 
qu'il  soit  contemporain  de  ^introduction  de  la  liturgie  romaine  h  Gerone 
(1068).  Quoi-qu'il  en,  soit  il  est  certainement  posterieur  au  roi  Robert  le 
Pieux  (1031),  car  il  contient  le  1$  0  constaneia  rnariyrum  dont  la  composition 
est  attribute  k  ce  religieux  prince, 

Dans  ses  articles  Cooperacio  a  la  Edicio  Vaticana  de  la '  Revista  Musical 
Catalan®,  (1904 — 1905)  publics  depuis  en  brochure,  Don  Miguel  Rue  parle 
d'un  second  codex  ggronaxs  qui  fait  partie  de  la  bibliothSque  de  Mr.  Narcisse 
Sambola,  riche  proprietaire  et  avocat  de  GSrone.  Ce  ms,  ne  cod  tenant  qu'un 
trfes  petit  nombre  de  pages  notees  et  de  notation  peu  lisible,  nous  n'en  dirons 
rien  ici.  Nous  profitons  seulement  de  la  simple  mention  que  nous  lui  donnons 
pour  adresser  k  son  aimable  possesseur  qui  voulut  bien  le  mettre  k  notre 
disposition  l'expression  de  notre  gratitude. 

Nous  remercions  aussi  le  sympathique  Cur6  de  S.  Feliu,  Mr,  Jaime  Mundet, 
qui  non  seulement  nous  laissa  photographier  le  bel  antiphonaire  dont  il  est 
par  devoir  le  gardien  jaloux  et  vigilant,  mais  encore  nous  permit  tres  aimab le- 
nient de  le  prendre  chez  M.  Rue  pour  nous  faciliter  notre  tache. 

Nos  remerciements  enfin  k  tous  nos  amis  de  Gerone  devenus  trbs  nom- 
breux  depuis  que  le  Chapitre  nous  a  fait  l'bonneur  de  nous  appeler  pour 
donner  des  le90ns  de  chant  gregorien  au  choeur  de  la  cath£drale, 

C'^tait  pendant  la  vacance  oil  la  mort  de  Mgr.  Tomas  Si  villa  y  Jener 
avait  laiss6  le  siege  Episcopal  de  S.  Narcisse.  Noua  ne  devions  connaitre  son 
successeur  qui  venait  k  peine- d'etre  nomm6  qu'&  notre  retour  en  communaut^. 
Celle-ci  habitait  alors  proviso irement  un  hotel  des  eaux  minerales  de  Ribas. 
La  santtS  de  l56v€que  elu  de  Gerone  l'ayant  oblige  h  se  rendre  quelque  temps 
k  cette  station  thermale  agr€ablement  situee  sur  le  versant  espagnol  des 
Pyr6n6es  orientates,  nous  eumes  1'honneur  duller  avec  quelques  confreres 
presenter  k  Mgr.  Pol  les  hommages  de  la  communautS.  Combien  nous  etions 
loin  de  penser  en  accomplissant  ce  devoir  que  nous  le  rendions  k  notre  futur 
evSque!  A  l'accueil  bienveillant  que  sa  Grandeur  nous  fit  alors,  a  succ^de 
en  effet  depuis  l'accueil  plus  bienveillant  encore  qu'Elle  nous  a  fait  dans 
son  beau  dioc&se.  Ne  devons-nous  pas  k  sa  bonte  la  restauration  de  1  antique 
abbaye  de  San-Pedro  de  Besalu,  distante  seulement  de  30  kilometres  de  sa 
ville  episcopate,  et  la  jouissance  de  l'incomp  arable  eglise  romane  dix  fois 
seculaire  que  nos  ancetres  ont  batie  et  que  le  temps  arespectee?  Heureux 
de  prier  toua  les  jours  sous  les  voutes  de  ce  temple  magnifique  aux  intentions 
de  celui  qui  nous  l*a  rendu,  noua  demandons  k  Dieu  de  ^onserver  longteznps 
a  la  tete  du  dioc&se  et  k  notre  veneration  reconnaissante  le  digne  Pasteur 
que  nous  aimons  et  dont  nous  avons  tant  regu. 

Le  voyageur  qui  s'approche  ou  qui,  comme  nous  en  ce  moment,  s'eloigne 
de  GSrore,  ne  peut  detacher  son  regard  du  spectacle  in t6ressant  qu'&  distance 
lui  presente  la  ville.  Assise  en  amphitheatre  sur  la  pente  d'une  colline, 
elle  forme  un  tableau  pittoresque  dont  le  cadre  est  son  mur  d  enceinte  et 
le    sujet    ses    deux  principals   Sglises   qui    d'une   extremite   k    1'autre   de  la 


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422     M.  Sablayrolles,  A  ]a  Recherche  des 'Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 


cite  semblent  H   donner  la  main   comme  pour  couvrir  les  habitants  de  leur 
ombre  tutelaire. 

La  premiere  est  S.  3?eliu  ou  se  trouve  1'antiphonaire  dont  nous  avons 
parle.  Batie  en  dehors  des  murailles  de  la  vieille  cite  romaine  sur  le  lieu 
memo  du  martyre  de  S.  Narcisse,  cette  eglise,  cathedrals  pendant  la  domina- 
tion arabe  et  eollegiale  apres  la  ^econquista*,  resume  en  elle  toute  l'histoire 
chreticnne  de  Gerone.  Sur  ses  fondements,  formes  pour  ainsi  dire  des  case- 
ments des  martyrs  et  des  premiers  chretiens,  tontes  les  generations  passees 
sont  echelonnees  comme  en  grading  superposes.  Chacune  s'y  montre  avec 
les  caracteres  distinctifs  de  son  epoque ,  car  chacune  y  a  apporte  sa  pierre 
et  chaque  siecle  son  contingent.  C'est  pourquoi ,  en  tant  que  monument 
reiigieux,  ».  X  elm  represente  admirablement,  allies  ensemble,  les  deux  genres 
d  architecture  qui  sont  la  gloire  de  1'Eglise:  le  roman  et  le  gothique.  Son 
clocher  surtout  est  remarquable.  par  son  elegance  et  sa  hauteur,  malgre 
1  humiliation  que  lui  infiigea  la  foudre  en  decapitant  sa  fleche  le  9  "Jan- 
vier 1581.  ' 

'  La  seconde  eglise  que  le  voyageur  contemple  au-dessus  de  la  premiere 
cest  la  cathedrale.  Assaillie  plus  d'une  fois  au  cours  de  son  histoire  par 
le  flot  destructeur  des  guerres  et  des  revolutions,  elle  a  pu  perdre  des 
richesses  comme  ceUes  que  nous  avons  tant  deplorees  sans  rien  sacrifier  de 
son  attitude  noble  et  de  sa  fiere  elegance.  Sortie  victorieuse  de  tous  ces 
combats  et  semblable  encore  a  une  reine  sur  son  trone,  elle  voit  la  ville 
tout  entiere  groupie  autour  d'elle  ou  prostemee  a  ses  pieds.  TJn  escalier 
monumental  conduit  a  sa  porte  principal.  A  1'exterieur  son  aspect  simple 
et  robuste  est  celui  d'une  forteresae,  tandis  qu'a  l'interieur  sa  nef  sobve 
d  ornements  a  des  proportions  heureuses  et  grandioses.  C'est  veritablement 
le.lieu  saint  fait  de  simplicite  et  de  majeste.  Une  tour  roihane,'  qui  porte 
le  nom  de  tour  de  Charlemagne,  rappoUe  qu'elle  fut  fondle  par  le  celebre 
empereur  en. 786.  Elle  fut  reconstruite  en  1016  et  aehevee  en  1312'  la 
grande  nef  ne  date  que  de  1416.  Cette  superbe  cathedrale  est  done  iWvre 
d  artistes  de  grande  foi  et  de  grand  talent  dont  les  noms  sont  peut-etre 
hflas!  restes  mconnus  comme  ceux  de  tant  d'autres  a  qui  l'on  doit  les  chefs- 
d  ceuvre  d' architecture  du  moyen  age. 


. '  •. 


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••'•Partis  de  G-erqne  le  l&juin,  nous  arrivions  a  Montserrat  le  21  apres 
avoir  expenmente  de  nouveau  en  passant  a  Barcelone  les  bienfaits  et  les 
charmes  d6)  la  noble  hospifalite  de  •MMa  la  Marquise  de  Don.     ■  ■ 

Nous  n'avions  aucune  photographie  a  prendre  a  Montserrat;'  cet  antique 
monaster?  ayant  eu  a  traverser,  depuis  sa  fondation  par  S.  Quirico  en  5301), 
bien  des  vicissitudes  dont  la  plus,  funeste  fut  cclle  de  1812- qui  le'  devasta 
completement.  Mais  pouvions-nous  ne  pas  y  aller?  Pouvions-nous  cotoyer 
la  samte  montagne  sans  la  gravir?  Pouvions-nous  passer  si  pres  du  regard 
de  notre  dmne  Mere  sans  coder  a  ses  attraits?  Et  puis  ou  celebrer  blus 
saintement  et  plusdelicieusement  qu'a  Montserrat  la  fete  du  T.  S.  Sacrement 
qui  etait  le  22  juin?  Nous  nous  laissames  done  tenter  par  tant  de  sofli- 
citations  presaantes,   nous   gravimes   la  sainte  montagne  et  nous  celebrames 

•       J 

1)  Cette  date  n'est  pas  historique;  elle  ne  repose  que  sur  la  tradition. 


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M.  Sablayrollea,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriena  Espagnols.    423 

sur  son  soinmet,  avec  nos  frdres  ou  S.  Benoit,  une  fete  du  S.  Sacrement  aussi 
grandiose  qu'edifiante. 

Nous  n'avons  pas  h  decrire  les  chants  que  nous  entendimes  et  les  cere- 
monies dont  nous  fumes  alors  lee  heureux  t^moins.  Nous  dirons  seulement 
que  1'impression  qui  nous  en  resta  fat  profonde  et  qu'elle  dure  encore.  Oui, 
nous  n'avons  pas  oublie  cette  mesae  magistrate  dirigee  par  le  si  regrette 
P.  Guzman,  et  cette  superbe  procession  qui  egala  en  magnificence  celles  des 
plus  souiptueuses  cathfidrales.  Aprfea  Lourdes,  nous  n'avions  jamais  ressenti 
plus  fortement  les  douces  et  penetrantes  emotions  que  toute  manifestation 
religieuse  eveille  dans  l'ame  du-  chretien;  nulle  part  nous  n'avions  mieux 
saisi  l'incomp  arable  grandeur  et  la  divinite  de  la  religion  catholique.  En 
voyant  le  S.  Sacrement  port£  en  triomphe-  et  les  foules  recueillies  proster- 
u^es  dans  la  poussiere,  nous  comprenibns  mieux  l'actualite  et  le  sens  de  Tin- 
vitatoire  de  ce  jour:  Christum  Begem  adomims  dominant&m  gentibus  qui  se 
mandueantibus  dat  spirittts  pingixedinem. 

Le  site  lui-meme  ajoutait  encore  k  la  magnificence  de  cette  grandiose 
manifestation.  Quelle  belle  et  sublime  nature  que  celle  de  Moutserrat!  Quelle 
hardiesse  et  aussi  quelle  gloire  pour  la  Catalogue  que  d'avoir  eleve  a  cette 
altitude  une  si  vaste  et  si  riche  basilique  h  la  Reine  des  cieux!  Veritable 
nid  d7aigle  dans  les  rochers,  cette  eglise  ne  mesure  pas  moins  de  56  metres 
de  long  sur  15  de  large.  Elle  est  romane  et  ses  lignes  arch i tec turales  d'une 
harmonie  parfaite  sont  rehaussees  par  de  riches  ornements  et  de  belles  pein- 
tures.  Du  meme  style  mais  plus  recents  sont  le  chevet  et  le  ccamarin1)* 
dont  le  roman  pur  et  elegant  fait  honneur  b,  l'architecte  qui  l'a  con$u.  II 
est  bien  regrettable  que  la  fagade  ne  soit  pas  en  rapport.  De  style  renais- 
sance, elle  tranche  sur  tout  le  reste  et  enleve   l'unite  h  una   ceuvre  si  belle. 

Nos  frferes  de  Montserrat  nous  ayant  pro  mis  1'aasistance  de  leurs  pri^res 
et  Marie  ayant  pris  sous  sa  maternelle  protection  le  voyage  difficile  que 
nous  avions  entrepris  uniquement  pour  l'Egliae  et  pour  l'Espagne,  nous  re- 
primes  notre  route  plus  courftgoux  et  plus  confianfcs  que  jamais*  Le  23  juin 
nous  arrivions  h.  Lerida. 


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•    ■ 


Cette  ville,  qui  se  glorifie  it  juste  titre  d'avoir  vu  echouer  sous  ses  murs 
les  armes  du  grand  Conde,  remonte  aux  temps  les  plus  recules.  Elle  s'itend 
au  pied  d'une  colline  oil  s'elfeve  Fancienne  cathedrale  romane  convertie  en 
caserne,  Ayant  I'&re  chretienne  Lerida  etait  une  des  principales  cit6s  du 
nord  de  l'Espagne.  Tombee  au  pouvoir  des  Axabes  en  714,  elle  ne  fufc.  re- 
prise sur  eux  qu'en  1149  par  Raymond  Beranger  IV  de  Bareelone,  aide  du 
comte  d'UrgeL  Elle  resta  par  consequent  sous  la  domination  muaulinane 
plus  longtemps  que  les  autres  villes  de  la  Catalogue  que  nous  avons  doj& 
visitees.  Cela  s'explique  aisement  par  son  eloign  em  en  t  du  cceur  de  la  pro- 
vince  ou  l'independance  avait  commence.  Comme  souvenirs  antiques  on  ne 
voit  guere  aujourd'hui  quo  quelques  restes  des  murailies  romaines  h  la  .porte 
occidentals  de  la  cite.  Quant  h  la  cathddrale  moderne  qui  fut  batie  de  1761 
h  1781,  elle  n'a  rien  de  remarquable.     Par  son  plan  et  son   style  elle  rap- 


1)  Sorte  d'appartement  au-dessus  et  un  peu  en  arriere  soit  du  maitte-autei 
soit  de  l'autei  de  la  chapelle  de  la,  T.  3.  Vierge,  dans  lequel  on  conserve  et  on 
honore  en  Espagno  la  principale  statue  de  Marie. 


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424    M.  SablayroJIes.  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gr6goriens  Espagnols. 

pelle  enfcierement  la  cath<5drale  de  Vich.     Une  belle  fontaine,  principal  orne- 
ment  do  la  sacristie,  m<§rite  d'etre  mentionnee  et  reconimandee  aux  touristea, 

Notre  premiere  visite  en  arrivant  a  Lerida  fut  pour  son/ Eminent  eveque 
Mgr.  Jose"  Meseguer  y  Costa,  eleve  depuis  sur  le  siege  archiSpiscopal  de  Grenade' 
Ami  particular  de  Mm«  la  Marquise  de  Dou  qui  avait  bien  voulu  nous  re- 
commander  a  sa  haute  bienveillance,  sa  Grandeur  nous  recut  avec  une  dis- 
tinction affable  et  un  coaur  de  pere.  Elie  nous  fit '  accompagner  a  son  semi- 
naire  ou  la  Providence,  toujours  bonne  pour  nous,  nous  avait  m6nag<5,  a  notre 
insu,  un  accueil  charmant  et  une  hospitalite  exquise. 

Quelle  ne  fut  pas  notre  surprise  en  franchisaant  le  seuil  de  cette  maison 
de  nous  trouver  en  presence  d'un  digno  pretre  dont  nous   avions  eu  l'avan- 
tage  de  faire  la  connaissance  une  annee  auparavant.     Le  bonheur  de  se  re- 
voir  d'une  maniere  si  imprSvue  fut  grand  et  reciproque.     Get'  excellent  ami, 
M.  Soler,  Stait  alors    econome  du    seminaire.     II  nous  rappela  tout  d'abord 
les  seductions  gregoriennes   que  le  chant  de  Parrainon*}   avait   exercees   sur 
lui.    H  nous  dit  qu'un  jour  passant  sur  la  route  qui  longe  cet  etablissement. 
il  entendit  des  voix  mysterieuaes  chanter  dans  le  lointain.     Etj  ces  voix  me- 
laient  leurs  accents  au  bruyant  murmure  d'un  torrent  imp  etueux  dont  les  eaux 
tranaparentes   recoivent   en   courant  les    baisers   des   saules  qui    sont  sur  ses 
bords.     Tout  cet  ensemble  lui  remgmora  naturellement  la  captivite  de  Baby- 
lone   et  il  se   demanda,    non  sans   raison,  si  les  proscrits  des  rives  de  l'Eu- 
phrate  avaient  repris  leurs  instruments  suspendus  et  retrouv<§  leurs  voix  depuis 
longtemps  muettes.     Ne  savait^il  pas    que  des  proscrits  d'un   nouveau  genre 
s'Staient  rtfugtes  §a  et  la  sur  le  sol  de  I'Espagne?     Voulant  done  se  rendre 
compte  de  cette   scene   inattendue    dont   le   spectacle    le  captivait,    M.  Soler 
s'approcha,  se  dirigea  du  cote  d'ou  venaient  ces  voix  et  penetra  dans  le  lieu 
saint   ou  elles  se   faisaient    entendre.     C'etait  bien    ce   qu'il  avait  pressenti. 
Des  proscrits,    des   moines   violemment   ch  asses   de   leur   pays  par  d'inquali- 
fiables  persecuteurs  chantaient,  courageux  et  resignes,  les  cantiques  de  Sion 
sur  la  terre   etrangere.     Ah!    e'est   que  la  religion   catholique    est  au-dessus 
de  la   religion  judaique   autant   que   la   loi  d'amour   l'emporte  sur  la  loi  de 
crainte.     Les  moines    exil6s  ne  suspendent  pas  leurs  instruments  aux  aaules 
du  rivage  et  ne  disent  pas:   Quomodo  caniabimus  canticum  Domini  in  terra 
alima?  parce  qu'ils  savent  que  partout  ou  est  Dieu  on  est  chez  soi,  que  le 
Dieu  de  la  France  est  le  Dieu  de  I'Espagne,  et  continuant  a  le  louer  sous 
un  ciel  plus  clement   et  sur   une   terre  plus  libre,   ils  chantent  chaque  jour 
leurs  preres  pour  la  patri©  malheurouse  et  poiir  la  patrie  d'adoption. 

Tout  en  cauaant,  M.  Soler  nous  conduisait  chez  M.  le  Superieur  pour 
nous  presenter  a  lui.  Quel  bon  et  distingue  ecclesiastique  que  M.  Edouard 
Soliva  Areas!  II  sut  bien  nous  le  prouver  par  son  accueil  grand  et  gene- 
reux  qui  nous  rappela  celui  que  nous  venions  de  recevoir  de  Mgr.  l'Eveque. 
II  nous  traita  comme  si  nous  avions  toujours  vecu  dans  son  mtimite,  nous 
combla  de  toutes  sortes  d'egards  et  voulut  bien  se  constituer  notre  protectee 
et  notre  ami.  Grace  a  lui,  nous  ne  connumes  aucune  difficult^  et  nous 
n  eumes  k  surmonter  aucun  obstacle.  Chanoine  lectoral  de  la  eathedrale,  il 
n  eut  qu'a  dire  un  mot  pour  que  tout  nous  fut  accorde.  Sur  sa  demande, 
non   seulement  on   nous   autorisa   a  photographier   les    manuscrits    de  chant, 

•     1)  Nom  de  l'hdtel  de  la  station  thermale  de  Ribas  qui  nous  servit  de  demeure 
provieoire  pendant  nos  premieres  annees  d'eril  en  Espairne. 


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J!.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols,    425 

mais  enoore,  pour  nous  faciliter  ce  travail,  on  alia  jus qu'a  nous  permettre  de, 

les  emporter  au  seminaire.  *..*./ 

Une  telle  faveur  reclame  de  xiotre  part  une  reconnaissance  exceptionneile 

en  vers  le  noble  Chapitre  de  L6rida.    Nous  sommes  heureux  de  la  lui  temoigner 

ici  et  derappeler  que  lo  chanoine  archiviste  M.Raman  Llobet  Marti  fut  pour 

nous  d'uue  amabilitd-  sans  pareille. 

Les  codices  des  archives  de  la  catluSdrale  sont  riches,  varies  et  nouibreux. 
Le  pl'ns  remarquable,  k  notre  souvdnan.ee,  est  une  superbe  bible  dont  mal- 
beureusement  une  main  vandale  a  emport6  les  plus  belles  enluminures.  Quant 
oux  manuscrits  gregoriens,  ils  occupent  une  place  pen  importante.  Deux 
seulement  nous  ont  donne  mature  k  photographies     Oe  sont; 

10  Un  fragment  tir6  d'un  Breviarium  du  XIIIe  sifecle  et  de  notation  aqui- 
taine.  II  contient  l1  office  de  S.  Raymond  de  Barbastro  lequel  est  suivi  des 
Communs  des  Ap6tres,  des  Martyrs,  des  Corifesseurs  et  des  Vierges,  Us  ne 
sont  pas  du  rite  monastique. 

2°  Quelques  folios  d'un  manuscrit  qui  semble  remonter  au  XI6-  si&cle.  Ds 
out  trait  aussi  aux  offices  des  Communs  (rite  non  monastique}.  Ce  codex  a 
le  prficleux  avantage  d'etre  ecrit  en  notation  catalane.  O-est  k  lui  que  nous 
avons  fait  allusion  quand  nous  avons  nomine  L£rida  parmi  les  villes  de  la 
Catalogue  qui  out  conserve  des  vestiges  de  cette  curieuse  notation. 

Avec  Lerida  finit  le  rayon  des  codices  liturgiques  appartenant-  k  cette 
province;  ou  plutot  il  est  k  l'oppose  une  autre  ville  frontifere  qui  poss&de 
elle  aussi  des  manuscrits  gregoriens,  c'est  Tortosa.  Mais  comme  dans  notre 
r6cit  nous  voulons  suivre  fidfeleinent  l'itin^raire  que  nous  avons  parcouru, 
nous  ne  parlerons  des  codices  de  Tortosa  que  lorsquenous  arriverons  dans 
cette  cit£.  Nous  continuons  done  notre  route  vers  Huesca,  aprfcs  avoir  dit 
que  pour  complaire  k  nos  aimables  hotes  de  L6rida,  nous  dumes  avant  de 
partir  monter  k  la  tribune  de  1'orgue  et  chanter  en  nous  accompagnant 
uouB-meme  de  cet  instrument  quelques  morceaux  gregoriens  en  guise  de 
chant  d'adieu.  f 


» 


VI. 

■ 

L' antique  Osca  des  Remains,  que  Plutarque  qualifie  de  grande  et  puis- 
sante  cit«  et  dont  Sertorius  fit  le  si&ge  central  de  son  gouvernement,  a  bien 
degenere  aujourd'hui  de  son  ancienne  splendeur,  Situee  sur  un  plateau  aride 
entre  les  Pyr6n£es  et  l'Ebre  et  entouree  de  jardins  qui  la  font  ressembler 
k  une  oasis  en  plein  desert,  elle  n'a  d*autre  gloire  que  celle  d'etre  la  capitale 
de  la  province  de  ce  uom  et  d'aiitre  importance  que  celle  de  posseder  dans 

ses  murs  les  representants  du  pouvoir. 

La  cathddrale  qui  nous  reservait  d'agreables  surprises  n'est  pas  depour- 
vue  d'interet.  Du  XTVe  si^cle,  ceuvre  de  1'architecte  Jean  de  Olotzaga,  elle. 
est  remarquable  surtout  par  sa  facade  et  par  le  magnifique  retable  d'albatre 
du  maitre-autel.  L'un  et  I1  autre  font  l'admiration  de  tous  les  visiteurs.  La. 
facade  apparait  comme  1J ceuvre  d'un  grand  talent  k  peine  ebauchee  et  que^ 
des  mains  moins  habiles  auraient  en  vain  essay£  de  parfaire  et  d'achever, 
tandis  que  le  retable  parfait  dans  son  ensemble  et  acheve  dans  les  details 
est  un  exemple  admirable  de  la  transition  de  deux  styles.  Sous  la  forme 
gothique  du  XV G  sifecle,  les  prodigieuaes  sculptures  de  la  renaissance  en  se 
donnant  libre   cours   en  ont  fait  une  ceuvre   incomparable  de   richesse  et  de 


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426    M.  Sablayrolles,  A.  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 


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grandeur.     Co  superbe  retable  n'est  pas  de  I'architeete  de  la  cathedrale  mais 
d'un  autre  genie  Damian  Eorment  dont  il  a  immortalise  le  nom, 

Contigu  h,  la  cathedrale  et  communiquant  avec  elle  est  le-palais  episcopal 
Nous  y  penStrons  sans  retard,  car  noua  avons  hate  de  presenter  nos  hom- 
raages  h  Mgr.  Mariano  Supervia  qui  nous  attend.  Nous  allons  5  lui  avec 
d'autant  plus  de  confianee  que  nous  le  savons  d'une  bonte  proverbiale,  Cette 
vertu,  en  effet,  est  bien  la  vertu  dominante  de  reminent  eveque  d'Huesca 
qui  nous  en  donne  aussitot  des  preuves  non  equivoques,  Sa  Grandeur  noua 
regoit  avec  une  simplicity  toute  patriarcale,  nous  pose  des  questions  aussi  '$ 
aimables  que  d^licates,  se  rend  parfaitement  eompte  de  notre  mission  dont  il 
Elle  apprecie  Timportance  et  nous  donne  sur  le  champ  tous  les  moyens  cle 
Taccomplir.  Elle  met  d'abord  &  notre  disposition  le  palais  episcopal  et  de- 
mande  h  son  digne  frfcre  de  nous  accompagner  aux  archives  de  la  cathedrale 
pour  nous  aider  dans  nos  recherches  et  emporter  les  manuscrits  au  palais 
pour  les  photographier  plus  k  Taise. 

C'est  ici  que  se  preseute  la  surprise  dont  nous  avons  parle  tout  &  l'heure. 
Nous  nous-  etions  arretes  h  Huesca  sans  aucun  espoir,  nos  motes  ne  nous 
disant  rien  sur  les  manuscrits  de  cette  villa  et  Kiano1)  gardant  a  son  tour 
sur  eux  un  silence  absolu.  Pourquoi  ce  silence?  Est-ce  parce  que  les  ar- 
chives de  la  cathedrale  trop  dSlaissees  jusqu'&  present  avaient  decourage  les 
recherches  des  paleographes,  ou  bien  consider  ait- on  Huesca  comme  totalement 
depourvue  de  documents?  I/une  et  1'autre  de  ces  deux  hypotheses  peuvent 
etre  vraies.  Quoiquil  en  soit  notre  surprise  fut  d'autant  plus  complete  que 
noua  ne  comptions  sur  rien  et  que  nous  6tions  plus  habitues  aux  deceptions  1 

qu'aux  deeouvertes. 

Ces  decouvertes  ne  se  firent  pas  sans  peine.  Prives  de  catalogue  efe  en 
presence  de  livres  qu'on  etait  en  train  de  classer,  il  nous  fallut  un  moment 
pour  trouver  les  manuscrits  gregoriens  que  les  archives  eontenaient.  Don 
Miguel  Supervia  nous  fut  d'un  precieux  concours  et  nous  facilita  gran  dement 
notre  tache.  Grace  &  lui  nous  parvinmes  &  decouvrir  5  breviaires  ou  frag- 
ments de  breviaires  notes,  un  prosaire  et  un  hymnaire  tres  remarquables. 
Les  breviaires  sont  d'enormes  in-f olios  de  notation  aquitaine  et  allant  du 
XIF  au  XIV0  siScle,  Le  prosaire  et  1' hymn  aire  au  contraire  sont  d'un  petit 
format  et  plus  anciens.    Le  prosaire  semble   des  XI°— XII6  sificles  et  i'hym-  ^ 

naire  du  XI6.     Tous  les  deux  sont  aussi  en  notation  aquitaine, 

Le  prosaire  est  benedictin:  il  semble  du  moins  qu'il  le  soit  &  cause  de 
la  prose  de  S,  Benoit  qu'il  contient.  Cette  prose  est  marquee  pour  la  fete 
de  la  Translation:  In  Translations  $ci  BmedieH  et  d6bute  ainsi:  Frceconia 
mode  neciarea  voce  promamus.  Ce  maniiscrit  ne  serait  done  pas  originaire 
de  la  cathddrale.  mais  proviendrait  vraisemblabiement  d'un  des  ancienfl  mo- 
nast&res  b^nddictins  qui  ont  fleuri  autrefois  dans  la  contree  d'Huesca.  Serait- 
ce  de  la  celfcbre  abbaye  de  San  Juan  de  la  Pena  aux  environs  de  Jaca? 
C'est  possible;  mais  faute  de  donnees  precises  et  dedications  locales  dans 
ce  manuscrit,  nous  ne  pouvons  que  conjectures  Quoiqu'il  en  soit,  on  re- 
trouve  encore  ici  l'influence  clunisienne  au  temps  de  I'etablissement  de  la  liturgie 
romaine  eh  Espagne.  Ce  codex  remonte  precisement  &  cette  epoque  puis- 
qu'il  semble  se  rencontrer  aux  confins  des  XIe  et  XII6  sifecles,  Sa  notation 
est  aquitaine    et   son   ecriture   frangaise.     Quant  a,fc]a  fete   de  la  translation 


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1)  Critical  and  Bibliographical  Notes  on  Early  Spanish  Music. 


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M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Eapaguols.    427 

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,  S  Benoit,  si  elle  etait  au  XT  siecle  universeliement  re§ue  dans  l'Ordre 
kWdictin    elle  n'en  est  pas  moms  franchise  d'origine   et  d'objet.     On  Bait, 

pffet  qu'elle  fut  institute  a  la  suite  de  la  translation  d'ltalie  en  France 
Tes  ossements  de  S.  Benoit,  que  dea  moines  francais,  vers  l'an  660,  allerent 
prendre  hardiment  sous  les  decombres  du  Mont-Cassin  ou  ils  gisaient  aban- 
donnea  depuis  la  ruine  de  ce  mo n aster e  par  les  Lombards. 

La  meme   prose  Praconia  modo  metarea  se    trouve  dans  le  Repertonum 

httnmologicwn  d'TT.  Chevalier  sous  le  n*  15  266,  XP  siecle.  Dreves,  VII,  143: 

a  donne  aussi.     C'est  le  Prosanum  Lomovieense.     Elle   y  est  editee   d  apres 

deux  manuscrits   de   la  Bibliotheque  Nationale    de  Paris,   originates   de  Ia- 

awges;    0.    1084,    XI6   siecle    et    C.   1138,    XII6  siecle    selon  le  P.  Dreves   et 

T,  Gauthier.  *  .  ^,    .  .  ,  _ 

Le   prosaire   d'Huesca  se   termine   par   un   tropaire   ou  Kynale ,    un   des 

meiUeurs  a  coup  sur  que  nous  ayous  trouves  dans  toute  la  Peninsule. 

Plus  precieux  encore  que  le  prosaire  est  l'hymnaire.  D  abord  U  est  le 
9eul  que  nous  ay ons  rencontre  et  photographic ;  ensuite  il  est  tres  curieux 
t™t  a  cause  des  m6lodies  qu'il  contient  que  des  gloses  qui  les  accompag- 
nent  Be  plus  on  trouve  frequemment  deux  et  quelquefois  trois  melodies 
pour  la  meme  hymne.  ■  Voici  quelques  extraits  qui  donneront  une  idee  de 
ce  codex. 


Hymnaire  d'Huesca. 


ad  VTTII  (nonam) 


Re-rum  De.us    te-nax    vi.gor      im.mo-tus    in     te    per  -  ma.netis, 


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lu.cis    di-ur.nae  tem.po-ra        suc-ces-si  -bus    de  .  ter-  mi.nans. 


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In  Natale  dm. 


Nunc  ti-bi  Chris -te    car.mi.na   le.ta     lau.des  ca.na-mus     pec.to.re 

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to -to     men-te-que    pu-ra     per.pe-te    vo.to 


Toxte  edite  par  Dreves: 

Hymnar-  Moissiacense 

p.  80  (Cheva.1.    HeperL 

Hymn.  N9  12608.) 


In  XL  ma. 


r  is_iL^5_^r^~^= 


Ex  mo -re  do  -cti    mi-sti  -co     ser.ve.mus  hoc  je  .  ju  -  ni  -  urn      De  -  us 


-    :  - 


-5 


^^n^^11^ 


di  .  c-rum-'cir-cu-lo     diic.to  qua -ter   no -Us-  si -mo.-  jusqu  a. 


: 


428    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gr6goriena  EspagnoL 


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Nos-tris    ma. lis    of .  fen.di  -  mus      tu.am    De.us    cle.men.ti.  a 


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ef-fun.de   no. bis  de-su.per      re.mis.sa    in  dul-gen  .ti  .  am...  A. men 


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„  In  Ascensiojie  dni. 


Je.su  nos-tra  re.demp-ti  .  o        a.rnor  et    de  -si  .  de  -  vi  .urn,    De.us 


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ere  -  a    .   tor      oin.ni-um         ho  -  mo      in       f  j  .    ne     teni-po.rum    *• 


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Innt  Sci  Petri  in  matutinis  Lefts. 


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Tl ■ • • m = ! Z p»_ 

Fe  -  lix  per    om.nes      fes-turn  mun  -di    car  .  di  .  nes. 

su  -  per    ter.ram  strin-xe  -  rit 


cum_que 


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as.tris    re-  li-ga.tum  for-ti-ter     Et  quod  ro. sol- vit       in    ter-ris 


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ar-  bi  -tri  .  o 


.  rit    so  .  lu  -turn     su-per    cae  .  ii      ra  .  di  -  urn, 


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In      f  i  _  ne    mun  -  di 


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ju  -  dex      e  -  rit    sae  .  cu  -  Ji. 


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sem  .per    Vir  -  go         Fe  -  lix    coe  -  II      por  -  t». 


1)    Untot:  .,    tujitot:  .. 


A  .  ve      ma.  ris    stel-  la,       De  .  i      Ma  .  tcr     al .  ma,        At  .  que 


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M.  Sablayvolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Grigoxiens  Espagnols,    429 

Sauf  les  variantes,  quelques-unes  de  ces  hymnes  sont  bien  connues.  La 
premiere  (ad  nonam)  reproduit  le  tbfeme  de  l'hymne  de  Noel;  la  seconde 
m^lodie  donnee  pour  le  Carerae  se  trouve  dans  notre  antiphonaire  monastique 
aux  Complies  de  cette  epoque  de  l5ann6e  iiturgique.  Celle  de  1' Ascension 
est  celle  que  nous  chantons  aux  petites  Heures  de  la  Pentecote  et  de  son 
Octave.  Bnfin  la  melodie  de  tJtm  maris  siella  a  ete  editee  pour  la  premiere 
fois  par  les  B<§n6dictins  de  Soleemes  dans  leur  Manuale  pro  Benedictiordhcs^ 
o.  56,   sous  le   titre  Hispanns  (XIIe  ssec).     Elle  est  done  un   fruit  de  notre 

voyage.  _ 

Nous  voudrions  prolonger  encore  ces  citations  et  pousser  plus  avant  nos 

investigations  dans  les  deux  derniers  •  codices  d'Huesea.  Malheureusement 
nos  notes  trop  sommaires  et  la  distance  trop  grande  de  cette  ville  ne  nous 
]e  permettent  pas.  Nous  avons  du  nous  contenter  de  faire  part  au  lecteur 
des  quelques  notes  que  nous  avons  relevSes  rapideinenf  9ft  et  lit  en  photo- 
graphiant  ces  manuscrits.  Nous  avons  au  moins  la  satisfaction  de  les  avoir 
signales  et  d'en  avoir  montr6  1' importance. 

*     *     * 

Autant  Huesca  nous   avait   menagS  des  surprises,  autant  Saragosse  nous 

reservait  des  deceptions.     Ou  plutot,   ne  pouvaut   pas   etre  d6gus  parce  que 

nous  ne  comptions  sur  rien,  notre  arret  des  quelques  heures  dans  la  capitale 

de  1'Aragon    suffit  ft   nous   confirmer   quil   ne   restait  plus  aujourd'hui  dans 

cette   grande   ville   aucuce   trace   d'anciens  documents  gnSgoriens.     Apr 6s  les 

demarches  faites  pour  bien  nous  en  assuror,   nous  consacrames  nos  loisirs  ft 

faire   une  visite   ft  la   cathedrale    et  nos   devotions   ft  la  basilique   de  Notre 

Dame   del  Pilar. 

La  cathedrale,  autrement  dite  la  Seo,    est  gothique    et   en  possession  de 

belles  voutes;  mais  les  chapelies  laterales  sont  encombrees  dWvres  de  la 
renaissance.  Dans  son  ensemble,  cette  vaste  Sglise  est  un  melange  extra- 
ordinaire de  belles  ceuvres  enxifirement  opposees  de  caractfere. 

La  basilique  de  Notre  Dame  del  Pilar  en  impose  par  ses  grandioses  pro- 
portions ft  Vinterieur  et  par  le  jeu  de  ses  coupoles  ft  l'exterieur.  Vue  du 
pont  de  pierre  au  soleil  couchant,  elle  produit  un  effet  merveilleux  avec  ses 
flecbes  se  detaehant  dans  Tazur  du  ciel  et  son  ombre  se  refUtant  dans  les 
eaux  de  VEbre  qui  coule  a  ses  pieds.  Elle  est  un  temoignage  eloquent 
de  la  foi  aragonaise  qui  Ta  Slevee.  On  prie  volontiers  sous  ses  voutes 
et  on  ne  la  quitte  qu'ft  regret.  (Test  ce  dernier  sentiment  qui  s'empara  de 
nous  quand,  la  nuit  du  27  juin,  nous  laissames  Saragosse  pour  nous  rendre 
ft  Burgos. 

* 

Qui  ne  connait  ou  qui  n'a  entendu  parler  de  la  fameuse  cathedrale  de 
cette  ville,  cathedrale  incontestablement  une  des  plus  belles  de  l'Espagne? 
De  style  gothique,  elle  se  fait  remarquer  par  Tabondance  et  le  fini  de  ses 
sculptures  qui  la  parent  comme  d'un  riche  manteau  de  dentelles  de  pierre, 
tant  ft  Textdrieur  qu1  ft  TintSrieur.  Les  quatre  piles  qui  portent  la  coupole 
de  la  crojsSe  du  transept,  arrondies  au  lieu  d'etre  rectangulaires,  sont  un$ 
ceuvye   unique  ■  et  du  plus  bel  effet.     Son  cloitre  est  vaste  et  bien  conserve. 

Apr&3  avoir  mis  provisoirement  pied  ft  terre  dans  une  hospitalise  demeure, 
notre  premiere  visite  en  arrivant  ft  Burgos  fut  pour  Mgr.  TArcheveque. 
Malheureusement  il  etait  absent.    Nous  pumes  cependant  obtenir  du  Chapitre 


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430    M.  Sablayrollea.  A  la  Recherche  des  Manuscrits  GrSgoriens  Espagrtols. 

les  permissions  desirees.  Le  lendemain  de  noire  arrivee  etant  la  grande 
ftte  des  saints  apotres  Pierre  et  Paul,  il  ne  nous  fut  pas  possible  de  commencer 
notre  travail.  Nona  perdimes  ainsi  deux  joura.  Mais  leg  trois  ou  quatre 
heures   seulcment   qu  on   nous    donna   le    lendemain  de  la  fete  nous  suffirenfc 

pour  enlever  la  beaogne. 

Mr.  le  ohanoine  archiviate  fut  tres  aimable  envers  nous  et  voulut  bien 
nous  indiquer  lui-raeme  les  manuscrits  gregoriens.  Nous  l'en  remercions  de 
tout  cceur.     Ues  manuscrits  sont: 

1«  Tin   codex  forme   de    deux  parties   bien  distinctea   et  d'epoques  diffe- 
rentes:  la  promise  partie  est  composee  de  fragments  de  missels  (XIP  sifted 
et  J»  deuxieme  de  breviaires  (XIHe  siecb  ' 
aquitaine, 

2"  Un  missah  Ivtimtm  de  S.  Millan.  II  contient  l'office  des  defunts  II 
est  aussi  de  notation  aquitaine  et  du  XIII6  siecle.  C'est  le  codex  274  II 
est  intitule :  Cowhtutiones  S.  Lucae,  San  Lucas  constiiuciones  del  Rector  y 
capellanes.     Les  pages  notees  se  trouvent  a  la  fin. 

Nous  avons  laisse  un  petit  breviaire  qui  contenait  pen  de  chant  et  etait 
en  outre  tres  difficile  a  photographier. 

On  voit  par  ces  quelques  lignes  que  les  archives  de  la  cathedrale  de 
Burgos,  malgre  la  cclebrit6  de  eette  eglise  et  la  gloire  passee  de  1'ancienne 
■capitale  de  la  vieille  Castille  sont  peu  pourvues  do  documents  gregoriens. 
Comma  pour  les  manuacrits  de  Catalogue  et  d'Huesea,  Eiauo  garde  sur  eux 
le  silence  le  plus  absolu. 

e  Notre  hospitality  durant  les  trois  jours  que  nous  demeurames  a  Buraos 
iut  partagee  entre  la  petite  residence  provisoire  des  E.  R.  P.  P.  Franciscains 
franeais  et  le  College  des  vocations  ecclesiastiques  de  S.  Joseph.  Le  R.  P. 
provincial  des  Franciscains  fut  pour  nous  d'une  charite  vrairaent  evangelxque 
■et  le  dlgne  Saperieur  de  S.Joseph,  Catalan  d'origine,  d'eaprit  et  de  cceur 
tut  a  ce  titre  particulieremcnt  heureux  de  nous  recevoir.  Nous  les  prions 
de  vouloir  bien  agreer  de  nouveau  l'un  et  l'autre  l'expression  de  notre  reli- 
gieuse  gratitude. 

La  proximate  du  celebre  monastere  de  las  Huelgas  excita  notre  curiosite 
■et  nous  allames  le  voir.  On  nous  montra  un  manuscrit  que  nous  ne  crumes 
Pas  devoir  photographier  parce  qu'il  ne  nous  parut  pas  assez  ancien.  Quant 
&  la  chartreuse  de  Miraflores,  au  fameux  monastere  b6nedictin  de  San-Pedro 
de  Cardena  et  |  la  florissante  abbaye  de  Santo-Domingo  de  Silos  nous  dames 
renoncer  a  en  faire  la  visite,  faute  de  tomps. 


* 

* 


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1    .^w\?Urg°S   V*?'  l6  t0Ur   de   L°on-     Nous    y    arrivaraes    le   samedi 
1  juillet  bien   avant   dans   la  nuit,    et   le   lendemain  dimanche  nous   avions 

le    bonheur  de   c^lebrer  la  messe   dans    la  belle    cathedrale    de    cette    ville. 

D  architecture  gothique ,    comme  celle   de   Burgos,   mais  bien  differente,   elle 

est  d  une  puret.5  de  style  remarquable.     La  beaute    de   cette    eglise  est  tout 

■entiere    dans  1  harmonious  proportion    de   aes   lignes.      A  l'inteneur,    elle    eat 

simple,    belle    et  recueillie   comma    une  priere.      Les    raviasantes    sculptures 

de  ses  portiqnw   et   de    son    cloitre   temoignent,   avec  la  perfection  de  cette 

architecture,    de    1  art    et    du    gout    qui    out    preside     a    ces     v^ritables     chefs- 
<l  ceuvre. 

Tandis  qu'a  Burgos  nous  avions  eu  h,  regretter  I'absence  momentanee  de 


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M.  Sablayrolles.  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gr6goriens  Espagnols.    431 

* 

1'urcheveque,  a  Leon  nous  euines  la  contrariete  de  trouver  le  sifege  episcopal 
pi-ive   de   paste  ur.      Nous   aurions    eu   tant   besoin   de   la  haute    et  puissante 


protection  de  l'Sveque! 

Les  archives  capitulaires  de  la  cathedrale  de  L6on  possfedent  un  mngni- 
fique  antiphonaire  mozarabe  dont  Hiafio  fait  la  description  suivante: 

<Antiphonaive  da  roi  "Wamba.  —  Ecrit  sur  velin  au  5IC  siecie.  11  contient 
200  pages  depliees,  mesurant  33  eentim.  sur  24*/*.  S  comprend  les  Rites,  Messes 
et  Antiennes  de  I'Eglise,  et  divert  chapitres  sur  differ  eats  sujets.  Parmi  ceux-ci 
i'l  s'en  trouve  quelques-uns  dans  lesquels  on  donne  des  instructions  pour  chanter 
avec  la  d6votion  convenable.  Ineipit  prefacio  libri  Antiphon  sttb  metro  heroicum 
clegiaown  dictate*  —  Admonilio  Cantoris  sub  metro  heroioo  et  elegiacum  dictatum^ 
qualiter  letifer&m  pestem  vane  glarie  refugiat,  et  cor  mundum  labiaqtte  in  Dmm  canendo 
exkibeat 

«Ce  ins.  a  divers  specimens  interessants  de  musique  ecrits  avec  des  notes 
Visigothiques. 

<Des  auteurs  onfc  pense  que  ce  volume  a  6te  ecrit  durant  le  regne  du  roi 
Wamba  (Vle  si6cle),  mais?  il  peut  avoir  ete  la  copie  d'nn  autre  appartenant  &  cette 
pet'iode.  II  y  a  un  memorandum  &  la  fin  dans  lequel  il  est  dit  qu'il  a  ete  3crit 
oar  un  tiomme    Arias  en  l'6re   1107  qui  correspond  a  1'annee  de  Notre-Seigneur 

1069>i). 

SI  la  letfcre  officieilo  du  Cardinal  Secretaire  d'Etat  dont  nous  etions 
porteurSj  ni  l'importantc  mission  qu'elle  nous  confiait,  ni  les  depenses  et 
fatigues  considerables  que  nous  nous  4tions  volontairement  iraposees  pour 
servir,  nous  etrangers,  l'Espagne  avec  l'Eglise,  ne  purent  determiner  le  Cha- 
pitre  de  Ldon  a  nous  permettre  de  photographier  ce  manuscrit.  Sous  pr6texte 
qu'en  le  photographiant  nous  lui  enlfeverions  sa  valeur,  les  chanoines  d6cid6- 
rout,  en  session  capitulaire  ou  fut  lue  notre  lettre  pontificale,  qu'on  nous  en 
laisserait  prendre  seulement  quolques  rares  folios  sous  1'etroite  vigilance.de 
1'archiviste.  Us  pensaient  ainsi  acc^dcr  h  la  fois  aux  d<5sirs  de  Home  et 
sauver  soL-disant  le  manuacrit. 

Dcvant  cette  decision  &  laquelle  nous  etions  prepares,  nous  n'avions 
qu'un  parti  &  prendre:  laisser  le  codex  tout  entier.  Nous  ne  pouvions  pas, 
pour  quelques  folios,  aller  prendre  au  loin  notre  appareil  lourd  et  encom- 
brant,  consacrer  une  heure  h  nous  installer  pour  5  minutes  de  travail,  alors 
que  l'in stallation  achevee,  nous  faisions  facilement  de  200  h  300  photogra- 
phies par  jour.  En  outre  nous  nous  serions  donn6  une  peine  inutile*,  vu 
qu'un  nombre  des  pages  si  restreint  du  codex  ne  pouvait  etre  daucun  secours 
aux  Benedictins  de  Solesmes. 

Plus  grand  d'esprit  et  plus  large  de  vue  fut  le  Erne.  Abb6  de  la  Colle- 
giate de  San-Isidro-  de  Leon.  Comprenant  qu5&  une  6poque  ou  les  gouverne- 
meuts  facilitent  de  tout  leur  pouvoir  aux  travailleurs  l'acccs  des  bibliotheques 
et-  mettent  liberalement  &  la  disposition  des  photographes  les  chefs-d'eeuvre 
des  musees,  le  temps  n'etait  plus  d'accueillir  les  6rudits  comme  certains  abbes 
jaloux  et  mdfiants  recevaient  le  docte  Mabillon,  TAbbe  de  San-Isidro  nous 
ouvrit  toutes  grandes  les  portes  de  sa  Coli^giale  et  de  sa  bibliothfeque  et  nous 
permit  de  photographier  tout  ce  que  nous  trouverions  &  notre  convenance. 
Cet  acte  de  haute  intelligence  et  de  noble  courtoisie  nous  dedommagea  un 
pen   de   notre   echec  de  la  cathedrale   et  Sveilla   en   nous   des  sentiments  de 


' 


■ 


.1)  Critical  and  Bibliographical  Notes  on  Early  Spanish  Music,  p.  28. 


*. 


.  * 


. 


432    M,  Sablayrolles,  A  2a  Recherche  dee  Manuscrits  Gr^goriens  Espagnols. 

profonde'  reconnaissance .  que   nous   sommes  heureux  do  pouvoir  offrir  publi- 
quement  &  son  auteur, 

Le  resultat  de  nos  recherches  faites  en  compagnie  du  hibliothecaire  fut 
un  missel  aquitain  de  la  fin  du  XII6  si^cle.  II  contient  un  nombre  respec- 
table  de  messes  que  nous  avons  photograph*  ees  integralement. 

Pendant  notro  court  s^jour  i  L6on,  nous  dumes  I'hospitalite  aux .  tres 
■bona  et  tr§s  charitables  Pfcres  Franeiscains,    Nous  Ies  eu  remercions  infinimenfc. 

* 

■ 

Sur  leur  conseil  nous  arrivames  jusqu'lt  Oviedo,  cite  gracieuse  dont  la 
proximite  avait  deja  mis  en  6veii  notre  curiosite,  Nous  la  savions  depourvue 
de  documents  grggorienSj  mais  des  chercheurs  nourrissent  to uj ours  l'espoir 
secret  de  trouver  quelque  chose  lh  oil  il  n'y  a  rien.  Cette  fois  nous  fumea 
r^ellement  d6§us.  Nous  n'avons  eu  ii  Oviedo  qu'ii  satisfaire  nos  gouts  artis- 
tiques  en  contemplant,  outre  les  verdoyantes  et  pittoresques  campagnes  des 
Asturies,  la  citd  elle-meme  d'Oviedo  et  sa  cath6drale  dont  le  portique  swtoufc 
attire  1  attention,  grace  k  1'ingenieuse  combinaison  de  ses  lignes  architectu- 
ral et  h  la  hauteur  de  sa  tour.  Comme  les  autres  cathedrales  de  J  a 
Peninsule  que  nous  avons  diih  visitees,  elle  possSde  un  beau  cioitre  orne 
,de  sculptures. 

Nous  gardona  le  meilleur  souvenir  da  nofcre  passage  u  Oviedo,  de  l'accueil 
vraiment  fraternel  des  Dominicains  et  de  la  sympathie  marquee  de  tous  ceux 
avec  lesquels  nous  fumes  momentamSment  en  rapport. 


. 


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Pendant  que  nous  faisions  notre  excursion  a  Oviedo,  les  P&res  Francis  - 
cains  de  Leon  avaient  la  bont6  d'ann oncer  notre  prochain  passage  au  R.  P. 
Recteur  des  Jesuites  de  Yalladolid.  L&,  nous  fumes  re§us  avec  la  distinction 
affable  et  M  charite  exquise  que  nous  pouvions  attendre  des  fils  de  S.  Ignace. 
C'est  de  cette  epoque  que  datent  nous  relations  a^ec  le  R.  P*  Nemesio  Otailo 
auquel  M.  Pedrell  avait  bien  voulu  nous  recommander.  Ces  relations  ami-coles 
furont  l'unique  mais  precieux  avantage  do  notre  passage  &  Valladolid,  car, 
au  t6moignage  du  P.  Otailo  lui-meme  qui  connait  &  fond  les  biblioth&ques 
de  Tancienne  capitale  de  l'Espagne,  il  ne  reste  plus  aujourd'hui  dans  cette 
ville  aucun  vestige  de  documents  grGgoriens  Notre  passage  y  fut  done  trfes 
rapide,  mais  nous  en  avons  conserv6  un  souvenir  imperissable  que  nous 
devons  tout  entier  h  la  noble  hoapitalite  du  R.  P.  Hilario  Sanchez  et  de  ses 
bons  religieux.  Nous  nous  plaisons  &  le  reconnaitre  publiquement  et  nous 
prions  les  Pfcres  J<Ssuites  d'agrSer  Thommage  de  reconnaissance  que  nous  leur 
en  avons  fid&ement  gard^e. 

Avec  Yalladolid  finit  la  premiere  partie  de  notre   «iter  hispanicum», 
'     La  seconde  commence  &  Madrid. 


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Vitp  Fedeli,  Zainpogne  Calabresi. 

Zampogne  Calabresi. 

.Di 

Vlto  Fedeli. 


433 


* 


i No  vara.) 

ABiii  indietro,  prima  clie  il  terremoto  portasse  la  devastazione  e  il  lutto 
neBa  ridente  regione  della  Fata  Morgana,  mi  trovavo  a  Eeggio  Calabria. 

Una  mattina  —  verso  la  meti  di  dicembre  —  fui  risvegliato  da  uno 
strano  e  dolce  suono  che  veniva  dalla  via  silenziosa!  era  una  zainpogna,  una 
*  cornamusa  pastorale,  ina  dalla  intonazione  un'po'  di  versa  da  quella  delle  zam- 
pogne gii  sentite  in  alfcre  parti  d5  Italia.  Aveva  un  senso  xnodulativo  chiara- 
mente  rispondente  a  quella  che,  in  armonia,  noi  chiamiamo  cadenza  plagah. 

La  mattina  dopo ,  .  alia  stessa  ora  —  era  ancora  buio  e  la  strada  quasi 
deserta  —  ecco  risuonare  nuovamente  sotto  le  mie  finestre  la  stessa  nenia 
pastorale.  M'  informal.  Erano  i  zampognari  de'  villaggi  d'  Aspromonte,  che 
eran  discesi  in  cittfc  per  «fare  la  novena  del  Bambino*  secondo  la  tradizio- 
nale  consuetudine  della  regione. 

In  quasi  tutta  V  Italia  meridionale  e  antichissima  usanza  che  nei  nove 
giorni  precedenti  il  Natale  venga  dato  quotidianamente  il  preannuncio  pub* 
blico  della  gran  festa,  con  suoni  e  a  volte  ancbe  con  canti  appropriati  alia 
circostanza.  Tale  ufficio  fe  riservato,  in  generate,  ai  rustici  suonatori  di  zam- 
pogna  (tibia  utricular is) ,  i  quali  cons er van o  all*  antichissima  consuetudine  il 
carattere  di  arcaica  semplicitfc  pastorale  atto  a  ricordare  1'  ambiente  e  le  cir- 
costanze  della  nascita  di  Gesii. 

Appena  scesi  in  citta,  i  zampognari  o  ciaramellari  (in  dialetto  calabrese 
eiarameddari),  di  boon  accordo,  per  non  farsi  tra  loro  una  nociva  concorrenza, 
dividono    la    citta  in   Yarie    zone:'    ciascuno   di   essi,   stabilita  la    propria  zona, 

si  presenta  alle  famiglie  comp/ese  nel  suo  campo  d'  azione  e  chiede  se  desi- 
clerano  <fare  la  novena*.  Nel  caso  affermativo  —  e  quasi  tutte  le  famiglie 
aderiscono  per  rispetto  alle  tradizioni,  o  per  spirito  di  carit&  verso  i  ciara- 
mellari,  o  per  sentimento  religioso,  o  per  passatempo  dei  fanciulli  —  ogni 
giorno,  dal  16  al  24  dicembre,  alia  stessa  ora,  lo  zampognaro,  solo  o  In  com- 
pagnia  d*  un  suooatore  ds  <acciarino»  (triangolo},*  avanti  il  portone  dr  ingresso 
o  nella  corte  o  anche  nel  pianerottolo  d5  ogni  appartamento  —  secondo  i 
desideri  delle  famiglie  —  eseguisee  la  sua  ninna-nanna  (berceuse,  "Wiegen- 
lied)  natalizia.  Per  poter  compiere  nella  giornata  il  lungo  giro  della  sua 
zona,  il  ciaramellaro  deve  cominciare  la  mattina  di  buon*  ora,  al  buio,  e  pro- 
seguire  quasi  ininterrottamente  fino  a  tarda  sera.  Nei  casamenti  oye  sono 
molti  inquilini  avviene,  a  volte,  ch1  egli  debba  ripetere  la  sua  sonata  in  ogni 
pianerottolo,  avanti  ad  ogni.  porta  dei  vari  appartamenti ,  dal  primo  air  ul- 
timo piano,  perch fe  le  famiglie  piu  ligie  alle  tradizioni  locali  vogliono  cias- 
cuxia  una  « novena*  speejale  per  s6,  non  in  comune  con  altri  inquilini.  La 
suonata  o  cantilena  del  ciaramellaro  6  per6  sempre  eguale  per  tutti,  cosl  per 
i  riccbi  che  per  i  poveri. 

*  m 

Da  quanti  secoli  data  questa  consuetudine?  Le  zampogne,  6  noto,  sono 
fra  gli  strumenti  piu  primitivi  ed  interessano,  oltre  il  folk-lore,  la  storia 
musical© , 

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S.  d.  IMG.    XIII.  ' 


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434 


Vito  Fedeli,  Zampogne  Calabresi. 


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Bisenfceudo  nelle  successive  mattxno  la  medesima  nenia  sotto  le  mie  finest^ 
e  avendo  sempre  pid   rilevato    interessanfci   parttcolaritft   foniche  e  melodiche 
mi  venae  il  desiderio  di  .  *  .  intervistare  il  mxstico  rapsodo  d*  Aspromonte  e 

di  esaminare  il  suo  stru- 
mento. 

ietro  Fortunio,  il  ciara- 
mellaro  della  mia  zona,  era 
uno  dei  piti  bravi  e  piu  noti 
della  regione.  Alto,  bruno, 
forte  e  villoso,  dalla  fiso- 
nomia  un  poT  rude  ma  simr 
patica.  dall'  occhio  vivo  e 
intelligeute,  aveva  un  ampio 
torace  enfcro  il  qtxale  i  pol- 
mom  —  veri  mantici  del 
suo  strumento  —  non  dove- 
vano  facilmente  soffrir  di 
stanchezza  nella  faticoaa  hi- 
sogna  giornaliera.  Egli  di 
buon  grado  mi  fornl  ogui 
informazione  e  consent!  ch' 

.■     ■  ■ 

io  scrivessi  la  sua  nenia;  fu 
anche  lie  to  di  posare  iunanzi 
all  obb  ictti vo  fo  fco^rafico . 

o 

Esaininando  le  zampogne 

calabresi  si  pud  arguire  cho 
esse  derivino  —  se  pure  non 
gono  la  sfcessa  cosa  —   dallT 

aax«5Ao$  dei  Greet.  Sono 
quasi  tutte  a  quaitro  canne 
o  pive.  L'  ancia  o  linguetta 
vibrante  delle  canne  non  ha 
la  forma  di  quell  a  dell1  oboe, 
come  da  molti  si  crede?  non 
b  doppia ,  ma  semplice :  6 
un  ancia  baitentG  somigliante 
a  quella  del  clarinetto  e  dei 
registri  a  lingua  dell!  organo. 
Avviene  a  volte  che  al  ciara- 
mellaro  s;  unisca  qualche  suo- 
natore  di  piva  da  bocca  (ciofe 
senza  l1  otre)  per  il  rinfovzo 
della-  parte  cantabile.  In  tal 
caso    1'  istrumeuto    Isolato  e 


sempre  un  oboe  primitive,  con 
ancia  doppia.  dal  timbro  aspro  c  nasale.  Le  canne  o  tubi  risuonanti  infissi 
neir  otre  corrispondono,  come  principle  fisico,  alio  chalumeau,  cou  timbro 
assai  dolce  ed  omogeneo. 


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La  forma  della  loro  ancia  o  corpo,  vibrante  e  quanto  mai  semplice  e  ri- 
a  il  virgil lano 


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Vito  Fedeli.  Zampogne  Calabreai.  435 

<Ille  ego  qui  quondam  graeili  modtdatzts  a-vena->. 
Essa  6  costituita  da  un  sottile  pezzo  di  canna  comune,  lungo  sei  o  sette 
centimetri,  chiuso  in  aito  dal  groppo  o  nodo  naturale;  un  taglietto  laterals, 
prolungato  verfcicalmente  per  due  o  tre  m  centimetri  (a  somiglianza  delle  in- 
fantili  piccole  zampogne  d'  avena)  da  la  linguetta  vibrante.  Nella  parte  pii 
iiiferiore  viene  applicato  un  rtvestimento  di  filo  di  seta  —  eguale  a  quello 
delle  aucie  dell1  pdierno  oboe  d'  orchestra  —  che  permette  di  fiasare  salda- 
niente  la  cannuccia  sull5  orificio  superiore  d1  ogui  tubo  di  risonanza.  L'otre 
—  serbatoio  d1  aria  —  comunica  nell*  alto  con  un  piccolo  e  rudimentale 
sommiere  a  quattro  buchi  o  condotti  nei  quali  vengono  fissate  le  aingole 
zampogne,  in  modo  che  tutta  la  cannuccia  dell  ancia  aia  racchiusa  ermetica- 
mente  entro  il  relativo  condotto.  La  corrente  d'  aria  dell'  otre ,  nelT  attra- 
versare  i  condotti  del  sommiere,  mette  in  vibx'azione   contemporaneamente  le 

quattro  linguette. 

I  tubi  di  risonanza.  costruiti  in  legno  ben  tornito,  variano  di  dimensione 
e  di  tonalita,  ma  quasi  sempre  sono  tagliati  in  modo  d'  avere  fra  loro  i  se- 


guenti  rapporti  armonici,  nelle  note  vuote:    fejj — *-& — -     vale  a  dire  gli  inter- 


valli  d'  ottava,  duodecima  e  decimaquinta,  eguali  a  quelli  che  tuttora  formano 

la  base  del  ripieno  dell1  organ  o. 

1/  istrumento   di   Pietro  3?ortunio   dava   queate    note  vuote:    prima   zanx- 


pogna    Ay      I- — ,  seconda  zampogna    ffrv ;     j — ~-  ?  terza  zampogn 

« 

quarta  zampogna  o   «zumbeco>   (voce  dialettale) 

E'  questo,  in  generale,  il  sistema  comune  delle  zampogne  calabresi. 
II  tubo  o  chalumeau  piii  /tcuto?  mediante  cinque  fori  che  vengono  chiusi 
con  le  dita  della  mano  destra,  pud  dare,  oltre  il  sol  vuoto,  le  note 


il    secondo  iha    solo   quattro    fori  e  si  suona  con  la  mano  sinistra;    esso  da, 
oltre  il  re  vuoto,  le  note 

■ 

il  terzo  e  il  quarto  non  hanno  fori;  possono  dare  la  sola  nota  vuota.     Essi 
servono  come  pedal  e  (bordone)  in  ottava,  inalterable  e  continue 

St  * 

* 

■ 

Data  cotesta  poverta  di  mezzi  fonici,  £  rimarehevole  in  vero  1'  abilita  di 
molti  2ampognari  nelP  usufruirae.  Costruttori  essi  stessi  del  loro  strumento, 
ne  conoseono  perfettamente  ogni  risorsa  ed  ogni  difetto.  Non  inventano 
motivi,  ma  riproducono  con  diligente  e  costante  cura  le  cantilene  pervenute 
fino  a  loro  di  generazione  in  generazione,  traverso  migliaia  di  anni.  II  loro 
repertorio  e  molto  limitato:  hanno,  oltre  la  nenia  della  *novena»,  il  <tempo 
di  ballot  (danza  campestre  in  cui  predomina  il.ritmo  a  (i/8)  e  qualche  altra 
forma  pastorale,  ma  con  poca  varieta  di  motivi,.   .Le  cantilene  del  vari  zam- 

29* 


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436  Vito  Tedeli,  Zampogne  Calabresi. 

pognari  di  una  medesima  region e  si   somigliano  tutte   senza   essere  perfetta- 

mente  eguali.     II  *tempo   di   ballo*   ha  il   movimento   piii   animato,   ma,  nei 

motrvi  non  I  molto  dissimile  dalla  nenia  natalizia.     Gli  fe*'che  tali  cantilene 

non  fcaxmo  lo  sviluppo  ben  determinato  —  nei  significato  odierno  della  com- 

posizione  musicale  — ,  non  hanno  ritmo  esattamente  simmetrico,  regole  fisse 

di  suoni  e  di  movimenti;  sono  ti-e  o  quattro  spunti  melodici,  o  piccole  fraai 

o  andamenti   tradizionali   che  il  suonatorc  apprende  materialmente,   per  imi- 

tazione,    dai    suoi    predecessor!    e   che   poi  varia    air  infinite  a  seconda   della 

propria  ability  e  fantasia,   con  legg&re   modificazioni   ritmiche,   con    melisrae 

con  rudimentali   tentativi   di   imitaxioni  e  perfino    con   qualche-  mom  en  tan  eo 

ritardo  di  qiiarta  (vedasi  alia  50x  misura  della  cantilena  trascritta). 

Ma  la  cosa  piii  interessante  dal  pun  to  di  vista  storico-musicale  ed  etnico 

e  che  i  zainpognari  calabresi,    dopo    tanti    secoli,    dopo    tanto  progresso  dell' 

arte,  conservano  ancora  —  certamente  inconsapevoli  —  il  sistema  tonale  dei 

Greci,    Nfe  cid  deve  meravigliare  ove  si  con  aider!  che  le  montagne  dell'  Italia 

meridionale,   poco   o    nulla   aecessibili   alle   infiltrazioni   di  popoii  eterogenei 

conservano  nei  loro  villaggi  tutti  i  caratteri  etnici  della  loro  gneca  derivazione. 

In  alcuni  paesi  si  parla  tuttora  la  lingua  greca.    Ivi  le  tradizioui  auricolari 

musical!  non  sono  state  modificate  o  sopraffatte  dal  sistema  tonale  moderno. 

canti  popolan  hanno  flessioni  modulative  che  non  appartengono  alia  nostra 

scala  ma  agli  antichi  modi  greci.     La  scala    dei  suoni  complessivi  delle  loro 
zaxnpogne 


i 


col  fa  naturale  ^  e  con  la  fondamentale  sol,  non  viene  a  corrispondere  all'  antico 
ellenico  modo  ipofrigio?- 

I  ciaramellari  ignorano  sia  teoricamente  che  praticamente  il  rapporto  di 
attrazione  modulativa  fra  la  tonica  e  la  dominante  (sul  quinto  grado  della 
scala)  come  1' intend iamo  noi.    Essi  cbiamano  «chiave>,  ciofc  base  del  sistema 


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e  della  tonality  la  combinazione  S5 — gfe— -    e  ehiamano  in  vece  « accordo* 


■ 


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o  modulazione  transitoria,  la  combinazione  ffp- — & —    (do  plagale  di  sol),  ne 

praticauo  altri  accordi.  Del  resto,  il  senso  tonale  e  modulativo  diverse  da, 
quello  che  noi  oggi  intendiamo,  e  sensibilissimo  nelle  cantilene  paatorali  cala- 
bresi anche  per  chi  con  aia  versafco  nella  scienza  dell'  armouia.  E'  nn  senso 
yago,  indeterminate) .,  quasi  come  di  un  discorso  sospeso  o  di  una  continua 
interrogazione.  Esso  forse  corrisponde  intimamente  alia  psiche  particolare 
di  quel  popolo  semplice  e  contemplative 

Ogni  cantilena  sempre  comincia  e  sempre  termina  con  1'  accordo  prodotto 


'■ 


dalle  quattro  nofce  vuote  W. — ^H,    accordo    naturale    consonante   per    ec- 


cellenza.  11  sistema  puramente  diatonico  della  distribuzione  dei  fori  nelle- 
due  zampogne  cantabili,  permette  1'  accordatura  perfetta  di  tutti  gli  intervalli 
senza  bisogno  di  ricorrere  a  quel  temperamsnto  che  il  cromatismo  ba  reso 
necessario  negli  strumenti  a  tastiera  e  ne'-moderni  struxnenti  a  fiato  in  legno. 


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Vito  Fedeli,  Zanipogne  Calabreai. 


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437 


In  ci&  6  tt  segreto  della  dolcezza  tutta  particolare  che  caratterizza  le  conibi- 
nazioni  annonichej  le  quinte  perfette  e  le  terze  soavis3ime  delle  zampogne 
calabresi.  Vi  aono  pastori  ciaramellari  analfabeti  che  in  fatto  di  giusiezza  di 
quinte,  di  quarte  e  d}  ottave,  darebbero  molti  punti  ai  pill  provetti  accordaiori 
Ji  pianoforti. 

Ecco  ora  la  riproduzione  grafica  della  berceuse  natalizia  del  buou  Pietro 
Fortunio.  La  scrissi  sotto  la  sua,  dir6  cosl,  dettatura  musicale.  Alia  stessa 
guisa  di'  quei  pubblicisti  i  quali,  dopo  aver  intervistato  i  grandi  personaggi 
sottopongono  alia  loro  approvazione  il  testo  dell'  interyista  prima  di  darlo 
alle  starape,  per  ess  ere  pifi  sicuro  della  fedeltfc  grafica  esegui  sul  mio  harmo- 
nium la  trascrizione  in  preaenza  del  Fortunio,  Egli,  lietisshno,  me  ne  diede  .  .  . 
coxnpleta  ratifica. 

Come  schiarimento  dello  sviluppo  melodico,  devo  far  notare  chJ  egli  non 
esegui  va  la  cantilena  in  modo  sempre  eguale:  anche  durante  la  *  dettatura*. 
nella  ripresa  di  una  frase  egli  variava  spesso  l'ordine  dei  periodetti  melodici: 
aggiungeva  o  toglieva  qualche  abbellimento  o  qualche  ripetizione.  modificava 
leggermente  la  figurazione  ritmica,  quasi  come  fantasioso  improvvisatore  che 
volesse  dare  nuovi  aspetti  e  nuove  attraenze  ai  troppo  poveri  elementi  melo- 
dici fondamentali.  Griudichiuo  i  lettori  della  in  genua  e  agreste  bellezza  di 
questa  cantilena: 


Andantino  pastorale  un  po1  sostenuto. 


Prima  zampogna. 


Seconda  zampogna. 


Terza  e  quarta 
zampogna. 


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Qualche  volta,  quando  il  ciaramellaro  6  molfco  affaticato,  toglie  una  delle 
due  zampogne  del  doppio  pedale  —  dt  solito  la  piu  profonda,  chiudendo  il 
relativo  condotto  del  sommiere  con  un  tappo  di  sughero,  L'  effetto  sostanziale 
-dei  rapporti  souori  aou  varia. 

Da  alcuni  anhi  la  consuetudine  delta,  mite  berceuse  natalizia  va  degene- 
ran  do  nella  cittft  in  modo  da  perdere  il  carattere  e  il  significato  della  tradi- 
zione.  I  poveri  zampognavi  delle  montagne  non  sono  pni  soli  a  «far  la 
novena* :  fanno  loro  concorreoza  i  suonatori  cittadini  di  mandolino  e  di  chi- 
tarra,  di  clarinetto  e  di  trombone  e  pex'fino  .  .  .  i  pianini  a  cilindro.  Non 
mi  meraviglierei  se  fra  qualche  anno  la  « no  vena*  venisse  fatta  dal  gracidante 
disco   di   qaalche   fonografo!     Per  la  maggior  parte  dei  suonatori' della  citta 


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440 


Vito  Fedeli,  Zampogne  Calabresi. 


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e  dei  conduttori  di  pianini  a  cilindro,  qualunque  i>ezzo  di  musica  e  atto  a 
*far  la  novena»,  anche  il  valzef  dell'  ultima  operetta  Viennese  pivi  in  voga. 
Le  vie  cittadine,  nei  giorni  che  precedono  il  Natalesono  continuamente  in- 
crociate  da  ciaramellari  e  da  gruppi  di  musicanti  e  can  tori  che  invadono 
anche  ogni  negozio,  ogni  cafife.  Data  la  vicinanza  del  vari"  gruppi  esecutori 
ne  consegue  spesso  il  piu  ibrido  e  cacofonico  contrasto:  V  urto  di  due  sistemi' 
di  due  lingue  musicali  lontane  fra  loro  per  piu  rnilleuni  ... 

Nei  giorno  avanti  il  Natale  i  suonatori  riscuotono  il  denaro  che  bgui 
famiglia  dh  liberamente  in  proporzione  della  propria  agiatezza,  dal  ricco  che 
regala  cinque  o  dieci  lire,  a!  povero  che  offre  venti  o  trenta  centesimi.  La 
sera  stessa,  mentre  i  suonatori  della  cittSi  si  attardano  nelle  vie  con  i  loro 
strumenti  e  consumano  chiassosamente  il  provento  delle  novenarie  fatiche,  i 
zampognari  spariscono  tutti.  Essi,  sobri  ed  economi,  riaalgono  subito  ai  loro 
villaggi  per  portare  alia  propria  famiglia  il  gruzzoletto  guadagnato  con  tan  to 
lavoro,  gruzzoletto  che  permetter^i  loro  di  solennizzare  la  grande  festivity, 
Appendono,  gli  umili  rapsodi,  il  loro  strumento  e  tornano  alle  consuete  occu- 
pazioni  agricole,  finche  unJ  altra  festivity  religiosa  o  un  matfimonio  o  una 
danza  campegtre  non  richiedano  nuovanieute  il  loro  intervento  sonoro. 


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Nei  dintomi  della  stessa  oitta,  presso  il  villaggio  Orti,  trovai  un  giorno 
un  giovane  pastore  che,  seduto  all1  ombra  d'  un  faggio,  suonova  contempora- 
neamente  —  a  somiglianza  degli  antichi  waled!  —  clue  rustici  flauti  a  becco. 
Egli  non  eseguiva  alcunchfc  di  determinato  come  forma  musicale:  traeva  sol- 
tanto,  o  meglio  ricercava  combinazioni  armoniche  di  due  suoni:  erano  bicordi 
di  terza  minore  e  maggiore,  di  quinta  giusta,  di  sesta  minore  e  maggiore  e 
d'  ottava,  dal  timbro  dolcissimo  e  di  un1  aecordatura  assolutamente  perfetta. 
Per  pochi  soldi  il  giovane  pastore  consenti  a  venderrai  i  due  flauti  che  io 
tuttora  conservo  nella  mia  piccola  collezione  di  strumenti. 

Essi  sono  formati  ciascuno  da  un  tubo  di  canna  comune  (arnndo  donax, 
calamus)  con  24  centimetri  di  lunghezza  per  il  piu  piccolo  e  27  centimetri 
per  T  altro.  II  primo  ha  un  diametro  esterno  di  23  millimetri,  il  secondo 
di  26.  Nelia  parte  superiore  h  stata  applicata  una  ermetica  chiuaura  di  legno, 
alta  circa  un  centimetro.  La  bocchetta  sonora,  larga  6  o  7  miliiinetri ,  e 
conformata  eguale  a  quella  delle  canne  d'organo.  Dalla  chiusura  euperiore 
sale  sul  davanti  un  sottile  prolungamento  del  medesimo  pezzo  di  legno,  for- 
.mando  il  becco  o  canaletto  conduttore  delP  aria.  Tale  sporgenza,  lunga  circa 
due  centimetri,  pemiette  al  suonatore  di  sostenere  ambedue  i  flauti  insieme 
mediante  una  leggera  pressione  dei  denti  e  delle  labbra  anche  senza  V  aiuto 
delle  mani  (per  i7  esecuzioue  delle  note  vuote).  II  peso  complessivo  dei  due 
flauti  &  di  soli  64  grammi.  II  loro  suono  6  molto  esile,  si  che  richiede  per 
ambedue  pochissimo  fiato.  e  di  una  dolcezza  incomparable:  il  timbro  d  pid 
chiaro  del  registro  hordone  e  molto  piu  soave  del  saliclonale  dell'  organo. 


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II  flauto  piu  piccolo  d&  come  nota  vuota  il  re 


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della  eornamusa. 


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Alex.  Kraua,  Italian  Inventions  for  Instruments  with  a  Keyboard,        441 

II  primo  ha  un  foro  posteriore  e  quattro  anteriori  che  danno,  oltre  il  re 
vuoto.  le  note 

(fife  *  * 


il  secondo  oltre  il  foro  posteriore  ne  ha  tre  anteriori  e  pub  dare,  oltre  il  la 
vuoto,  le  note 


La  distribuzione  dei  fori  e  fatta.con  mirabile  precisions:  tutti  gii  inter- 
valli  risultano  accordatissimi.  Ambedue  i  flauti  ottaveggiano  facilmente,  ma 
aon  con  esatta  rispondenza  in  tutte  le  note.  Evidentemente  sono  fatti  per 
esaere  suonati  soltanto  nelle  note  fondamentali  che  sono  anche  le  piu  grade- 
voli  per  timbro  ed  eguaglianza. 

II  giovane  pastore  aveva  comperato  da  pochi  giorni  il  duplies  strumento 
in  un  villaggio  della  vicina  montagna;  nulla  sapeva  del  suo  uso:  egli  si 
studiava  di  riprodurre  le  «bellissime  combinazioni*  che  —  affermava  —  aveva 
inteso  eseguire  da  un  vecchio  pastore  sullo  steaso  istrumento. 

Questa  specie  di  doppio  aoXtfc,  dalla  scala  complesaiva  a  due  tetracordi 
eguali 

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non  fe  anch'  esso,  evidentemente^  di  greca  derivazione?    La  sua  tonalitk  non 
viene  a  corrispondere  all1  antico  modo  lidio? 

E*  anche  notevole  che  i  due  flauti  —  a  quanto  mi  assicurb  il  giovane 
pastore  —  vengono  suonati  sempre  abbinati  (essendo  costruiti  solo  per  queato 
scopo),  mai  separatamente.  Ci6  contribuisce  a  far  credere  chT  essi  rappresentino 
in  vero  una  molto  rara  e  sconosciuta  sopravvivenza,  o  derivazione,  dell3  anti- 
chissimo  8iaota;  noto  per  la  rappresentazione  delle  arti  figurative. 


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Italian  Inventions  for  Instruments  with  a  Keyboard, 

By 

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Alexander  Kraus  Jun, 

(Florence.) 

Several  inventions  concerning  stringed  musical  instruments  with  a  key- 
board, made  by  Italians,  have  been  wrongly  attributed  to  foreigners,  in  the 
different  works  upon  the  history  of  the  pianoforte  or  of  instruments  in  general, 
written  by  well-known  musicologues,  who  have  copied  one   another,    without 


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442         Alex.  Kraue,  Italian  Inventions  for  Instruments  with  a  Keyboard. 

taking  the  trouble  to  ascertain  the  exactness  and  truth  of  the  affirmed  mattery 
I  beg  therefore  to  set  out  here,  as  briefly  as  possible,  the  true  facts  which 
I  have  been  able  to  deduce  from  instalments  belonging  to"  my  own  collec- 
tion; and  at  the  same  time  to  explain  the  true  origin  of  the  uaine  of  the 
pianoforte,  up  to  this  moment  probably  unknown  to  my  eminent  colleagues. 
The  dampers  and  the  pedals  of  the  pianoforte  had  their  origin  in  the 
stops  of  the  ancient  clavichords,  spinets  and  harpsichords.  "We  all  know  that 
not  only  in  clavichords  (instruments  with  tangents,  called  by  the  Germans  "bund- 
frei"),  but  also  in  manichords  (also  called  by  the  Germans  "mit  Bunden",  and 
wrongly  "spinette  sordine"  by  Italians — the  spinet  being  an  instrument  with 
quill-plectra,  and  not  with  tangents),  the  fixed  damper  consisted  of  a  woollen 
riband,  interwoven  among  th  estrings  on  the  side  of  the  hitch-pins;  or  of  a 
soft  cloth  strip,  which  was  glued  upon  a  narrow  wooden  beam  placed  at  a 
distance  of  about  a  centimetre  above  the  strings,  and  which  formed  the  hypo- 
tenuse of  a  triangular  frame  against  which  the  strings  were  compelled  to 
strike  by  the  tangents  being  thus  damped.  In  spinets  and  harpsichords  the 
damper  was  represented  by  a  small  piece  of  cloth  set  in  a  slit  at  the  upper 
.end  of  the  jack,  which,  touching  the  string,  damped  it  when  pushed  up  or 
down.  The  effect  of  sostenuto  in  the  compositions  for  the  hax-psichord  of  the 
first  half  of  the  1 8th  century  could  be  obtained  by  keeping  down  the  key;' 
as  the  damper  acted  only  when  the  jack  fell  down,  the  string  continued  to 
vibrate  whilst  the  jack  was  kept  raised. 

The  invention  of  the  free  damper  has  been  attributed  to  the  German 
Lenker,  of  Rudolstadt;  but  the  late  A.  J.  Hipkins,  connected  with  the  house 
of  Broadwood  &  Sons,  examined  with  me  the  Cristofori  action,  which  is  still 
in  my  collection,  and  agreed  with  me  in  ascribing  the  invention  of  the  free- 
damper  to  Cristofori;  although  there  are  still  some  Professors  of  Universities 
who.  not  only  will  not  acknowledge  this  part  of  Cristofori's  invention,  but 
also  continue  to  doubt  whether  Cristofori  is  the  inventor  of  the  hammer 
action  or  not,  without  giving  any  good  reason  in  support  of  their  asser- 
tion. In  some  pianofortes— for  instance  in  those  of  Cristofori's  first  model 
(1711),  in  Schroetcr's  (1721),  in  Erard's  (1823),  and  in  many  others— the 
independent  damper    is    an    "under-damper",    because    placed    beneath    the  f 

strings;  whilst  in  the  subsequent  Cristofori  models,  in  Mason's  (1725),  and 
in  those  of  many  other  makers,  it  is  an  "over- damper",  being  placed  above 
the  strings. 

By  means  of  those  stops  which  acted  upon -the  combs  of  the  jack  augroen-         ;| 
tation  and  diminution  of  sonority  could  be   produced  in  spinets   and  harpsi- 
chords; whilst  with  some  other  stops,  provided  with  bands  of  leather,  of  cloth 
or  of  soft  wool,  the  quality  of  sound  could  be  modified,   thus  producing  the-  I 

effect  of  a  lute,  angelic  voice,  bassoon,  &c,  such  as   can   very  often   be  met  "1 

with  in  old  square  pianofortes.     In  the  beginning  of  1700,  Pietro  Prosperi,  '! 

spinet-maker  of  Siena,  invented  the  spinet  sourdine-pedal,  which  acted  upon 
the  keyboard,  raising  it  on  the  back  side  by  means  of  a  simple  wire,  and 
thus  modifying  the  blow  of  the  jacks,  a  principle  later  on  applied  to  up- 
right pianofortes  by  diminishing  the  blow  of  the  hammer  by  means  of  the 
"piano"  pedal.  I  had  in  my  collection  a  spinet  by  this  maker,  dated  1716, 
and  restored  by  Ristori;  and  the  keyed-instrument  connoisseur,  Cesare  Pon- 
siccbi,  examined  it  with  me  and  was  himself  struck  by  the  ingeniousness  and 
simplicity  of  the  invention. 


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Alex.  Kraus.  Italian  Inventions  for  Instruments  with  a  Keyboard.        443 

The  number  of  pedals"  and  of  knee-levers  (genouilleres),  introduced  in 
•hitfpsichords  in  place  of  the  stops,  increased  later  on  owing  to  the  sub-divi- 
ai'on  of  the  stops  into  two  parts  (bass  and  treble);  and  even  more  when  the 
makers  attempted  to  obtain  efi'ects  of  crescendo  and  diminuendo  by  raising 
and  lowering  the  cover,  as  in  Kirkman's  harpsichords,  or  by  gradually  open- 
ing a  shutter  as  in  Tchudi's  or  Longman  &  Broderip'a  instruments  with 
"Venetian  Swell".  The  same  happened  to  pedals  in  square  and  grand  piano- 
fortes, so  that  one  may  find  in  old  pianofortes,  especially  Viennese,  as  many 

as  eight  different  pedals.  i 

We  read  in  most  histories  of  the  pianoforte  a  statement  which  has  been 
repeated  by  all  those  who  write  books  only  from  books,  viz.,  that  John  Andreas 
Stein,  of  Augsburg  (1775),  invented  the  shifting  "piano"  pedal  and  added 
to  this  a  contrivance  of  a  lever   pressed   by  the  knee,  with   another  for  the 
"forte"  stop,  lifting  the  dampers  off  the  strings;  likewise  a  citation  of  Mozart  s 
letter  dated  October  17,  1777,   in  which  he   sympathises  with  this  new  me- 
chanism, which  does  not  compel  the  player,  to  raise  his  hands  from  the  key- 
board when  he  choses  to  use  the  "piano"  or  the  "forte"  stop.     John  Broad- 
wood   patented   (1783)    in    England   his    "Sourdine"    and    his    "forte      pedal, 
the  latter   acting  upon  the   dampers,  and   unreasonably  called   "forte  -pedal, 
thouffh   employed    also  in   passages   to  be   performed  pianissimo!     In   1794, 
SebaWstien  Erard  patented  in  England  his  soft-pedal,  shifting  the  hammers  by 
means  of  a  beam,  so  that  they  could  be  removed  from  three  to  two  strings 
and  even  to  one  (see  passages  with  "una  corda"   in  works  •  of  Beethoven  and 
his    contemporaries.     Early   in   the    19th    century  we   find  in  English  grand 
pianofortes  the   soft   pedal  divided   into   two  parts  (bass  and  treble),    and  in 
recent  years  pianoforte   makers   have   attempted    to   introduce  into   their  in- 
struments some   new  pedals,   like  Pleyel's  tonal  pedal,  by  which  the  player 
may  strengthen   the   sound   of  some   tones  through   the    whole   keyboard,  or 
some  others  imitating  the  harpsichord,  the  late,  or  any  other  instrument,  but 
modern  pianofortes  have  generally  kept  to  their  usual  old    soft   and     forte- 
pedals,  the  only  victorious  survivors  after  so  long  a  struggle. 

Prom  the  foregoing  paragraph  one  might  believe  that  at  least  the  soft  pedal 
of  the  grand  pianoforte  is  not  due  to  an  Italian  inventor,  but  it  is  otherwise. 
Bartolommeo  Cristofori  da  Padova,  the  true  inventor  of  the  hammer  action, 
invented  also  as  early  as  1725— but  as  nobody  up  to  this  moment  has  observ- 
ed—the svstem  of  shifting  the  keyboard  in  pianofortes,  in  order  to  produce 
a  diminution  of  intensity  in  the  sound,  by  compelling  the  hammer  to  strike 
only  one  string  instead  of  two  (Cristofori's  pianofortes  being  bichords);  and 
it  was  essentially  because  of  this  contrivance  of  shifting  the  keyboard  that 
Cristofori  called  his  instrument  "Clavicembalo  col  piano  e  forte"  ,  and  this 
was  the  true  origin  of  the  name  "pianoforte". 


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444  Alfred  Einateio,  Die  Aria  di  Ruggiero. 


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Die  Aria  di  Ruggiero. 


Von 

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{  Alfred  Einstein. 

j  (Muuchen.) 

Es  ist  bekannt,  daC  in  den  ersten  Dezennien  der  Monodie,  der  konzer 
tierenden  Vokal-  und  Instrumentalmusik,  eine  kleine  Anzahl  von  Melodieu 
die  Kompomsten  des  neuen  Stils  in  besonderein  MaB  angezogen  und  zu 
immer  neuer  Verwendung  und  Bearbeitung  gereizfc  hat.  Was  diese  Melodien 
nnter  der  grofien  und  b„uten  Reihe  von  andern  Weisen:  Tanze  uud  TanZ* 
heder,  a  ere  Volkdieder  und  Kanzonen,  oder  Schbpfungen  der  modernaten 
Kanzonette  -  deren  Herkunft  und  Form  ebenso  mannigfaltig  ist  wie  die 
Art  m  der  sie  von  dan  Tonsetzern  verbraucht  wurden  -  besonders  aus- 
zeicbnet  ist  neben  der  grofieu  Konstanz  ihrer  Gestalt  ihr  gleichsam  ver- 
briefter  Charakter  als  Baflmelodien.  Man  wird  die  Aria  di  Ruggiero 
*  Romania,  dz  Geneva,  di  Zeffiro,  di  Gaxzdla  weder  in'vokal-  noch  in 
Xnstrumentalwerken  in  anderer  Weise  auftreten  sehen,  denn  als  Baa  is  eines 
Tonstuckes.  .Nur  Frescobaldi  hat  im  ersten  Buch  seiner  Capriati  eiue 
von  ihnen    gerade  ^e  Aria  di  Buggiero,   als  Motiv  der  Kompositioa  gewahlt 

wnw!ll  I"  ^!°neD    °hr   W8iter6S   al3  Volk*™^    angesprochen % 

5 ™ ST/dt  a,llzU-Viel  S^Stist.  Bietnann  gibt  eine  Fassung  der 
^^o-Melodie  nach  emem  Instrumentalwerk  des  Salomone  Eossi 
wieder*)  und  identifiziert  sie  kurzerhand,  meiner  Ansicht  nach  mift  Unrecbt 
mit  emer  Gagharda  >da  Romanesca  eine  damals  verbreitete  Benennumr  der 
Gaillarde  ist.«  H  Leichtentritt  hat  in  seiner  Bearbeitung  des  IV.  Ban  des 
der  Musikgeschichte  von  Ainbros  die  Melodien  der  Romanes**,  des  Rua- 
gtero  wdtetaftj,  wie  sie  sich  in  den  Werken  des  Antonio  Cifra 
finden,  mitgeteilt  3),  und  aueh  an  andern  Stellen*)  auf  das  Vorkoinmen  der 
Weisen  hinge wi ese n  ;  er  fiigt  hinzu: 

Am  ;?obf  df"  UraP?n?S  dieser  Bezeichnungen   babe  ich  nichts  ermittehi  konnen. 

der  */ S  ^*.  J%W«wnfa  buwdlw  Romanes.  Dem  widerspricht  jedoch 
der  VsTakt  des  bei  der  Ana  dt  Romanesca  ilbliehen  Baflthemas,  wabrend  die 
gagltarda  im  dreiteihgen  Takt  stebt.  Die  anderen  Namen  Ruggiero  und  oLJll 
beziehen  61cb  vielleicbt  auf jetzt  unbekaunte  Komponisten.c 

A^!  ndli°h  i%»*  ?6Saw  ^  6inem  in  der  Nuova  Mu*iGa  erschienenen 
Artikel  liber  melodiscbes  Volksgut  bei  Monteverdi  etwas  iiber  unsere  Weisen 

beibnngt,  kann  ich  mcht  sagen,  da  mir  die  Zoitschrift  leider  nicht  zugang- 
lien   war.  5     e 

Ich  beschranke  mich  im  folgenden  auf  die  Losung  der  Frage  nach  Her- 
kunft  und  Bezeichnung  der  Aria  di  Ruggiero;  sie  gibt  vielleicht  den  Schlussel 

1)  D:  Alaleona    Le  laudi  spirituali  italimie  net  seeoli  XVI  e  XVII  e  il  lam 
rapporto  cot  oanh  profani.    Riv  Wtws   41   KV\    **<*  xo;   n ;  ■    j     V   5  -^v"  *  u  ton 

^)  vjrolie  Sompositionslehre  II,  405. 


Romanies 


1? S fwW^m'Vttp  halbe  Note  h  8fcatt  der  Sanzen  Nofce  ^ 

«;  oo  tent  L.  b.  bfay  die  Romanesca  zus  Montererdi's  VIL  Madrigalbuch 


zoit. 


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Alfred  Einstein,  Die  Aria  di  Ruggiero.  445 


zur  Erklarung  auch  der  ubrigen  BaBmelodien.  die  ich  nur  nach  Bedarf  in 
den  Kreis  der  Betrachtung  ziehen  mochte. 

Wenn  wir  uns  die  Dichtungen  etwas  naher  ansehen,  die  von  den  Kom- 
ponisten  rait  den  "Weisen  des  Ruggiero^  der  Romanesca}  und  wie  sie  alle 
heiBen,  vereinigt  worden  sind,  so  werden  wir  eine  auffallende  Beobachtung 
maeben.  Eb  sind,  init  einer  einzigen  Ausnahme,  lauter  ottave  rime.  Man 
kann  bier  ohne  Scheu  von  einer  Hegel  sprechen,  ja  beinahe  behaupten,  daC 
die  Komponisten  des  neueu  Stils  sicb  gleicbsam  verbunden  glauben,  fiir  die 
Koraposition  einer  Ottave  zu  einer  jener  BaBmelodien  zu  greifen.  Ein 
kurzer  tJberblick  uber  die  Literatur  der  BaBmelodien  wird  die  Eicktigkeit 
unserer  Beobacbtung  erbarten. 

Gleicb  in  den  Mmiche  des  Griulio  Caccini,  1601,  steht  die  Aria  di  Roma- 
viesca.  Wir  kommen  weiter  unten  auf  sie  zuriick.  Der  Ruggiero,  neben  der 
Ronianesca,  findet  sicb  am  friihesten  in  den  Mttsiche  des  Slgismondo  d'India 
von  1609.    Nummer  25  iat  da  betitelt: 

Mttsica  sopra  il  Basso  delta  Romanesca* 
und  der  Text 

Piangono  al  picmger  mio  le  fere  e  i  sassi 

ist  eine  Ottave,  die  sieben  Jahre  spater  Camillo  Orlandi  in  der  gleichen 
Art  ebenfalls  komponiert  bat.     Numiner  46  prasentiert  flicb  als 

Mztsica  sopra  il  Basso  dell1  aria  di  Ornova; 

der  Text  ist  die  Klage  der  Erminia  aus  Taaso's  befreitem  Jerusalem;  drei 
Stanzen  (VII,  19—21).     Das  folgende  Stuck  endlicb  bat  den  Titel: 

Mttsica  sopra  il  Basso  dell1  aria  di  Rnggiero  da  Napoli; 

der  Text  ist  eine  schone  Stanze  von  Bernardo  Taeso: 

Vostro  fuij  vostro  son  e  saro  vostro, 

Finchc  vedro  quest1  aria,  e  que&io  cielo; 

Vili  prima  fsaran  le  perle,  e  V  ostro; 

Negre,  ed  ardenii  fian  le  nevi,  e1  I  gielof 

Cke1  I  tempo  spenga  mat  quest1  ardor  nostra 
Per  cangiar  climay  o  variar  di  pelo; 

Anxi  crescera  sempre  il  mio  bel  foco 

Quant1  andro  piu  cangiand1  etade^  e  loco. 

Diese  Stanze  ist  einer  kleinen  Elegie  in  Ottaven  entnommen,  die^  wie 
man  wohl  bebaupten  darf,  wabrend  des  16.  Jahrh.  die  Verbreitung  und 
den  Charakter  eines  Volkslieds  erlangt  hat  und  deren  einzelne  Ottaven  wobl 
hundertenial  komponiert  worden  sind.  So  ist  gerade  die  eben,  und  nicht 
ohne  Abaicht  wiedergegebene  Stanze  u.  a.  aucb  von  Lasso  funfstimmlg 
komponiert  worden  (1559);  aber  nocb  75  Jabre  spater  komponiert  sie  Ann/ 
Gregori  —  wie  d'India  liber  den  Ruggiero]  und  ahnlich  hat  Gioseppe  Cenci 
eine  andere  Stanze  des  Gedichts  {Vita  delta  mia  vita)  uber  die  Romanesea 
gesetzt1).  —  SchlieJJlich  findet  sicb  bei  d'India  nocb  eine  Musiea  a  due  voci 
sopra  Varia  di  Ruggiero  ^  wieder  eine  Ottava,  von  einem  mir  unbekannten 
Dicbter. 

Auf  d'India  folgt  wieder  Caccini,  der  in  seinem  Fuggiloiio  musieale  (1613) 
ein  Stuck  geradezu  als  Ottawa  Romatwsca  bezeichnet.  Und  gleichzeitig  mit 
Caccini' b  Romanesca  begin nt  der  Komponist  seine  "Werke  neuen  Stils  heraus- 


1)  cf.  Vogel  II,  Sammlung  1629*. 

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33 


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448  Alfred  Einstein,  Die  Aria  di  Ruggiero. 


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■     1)  Chilesottrs  Neudruek,  p.  15. 
t       2)  Ich  verdanke  eine  Abschrift  dea  Stiickes  der  Gefalligkeit  Dr.  0.  Chilesotti's 
in  Bassano,  dem  ich  auch  an  dieser  Stelle  herzlich  dafur  danken  nidchte. 

3)  Verschweigen  darf  ich  nicht.  daG  mir  auch  Romanesca  und  Ruggiero  in 
Gxo.  Valentini'e  Muaicke  di  Camera  von  1621  in  textlicher  Beziehung  verdachtig 
Bind;  ich  habe  leider  keine  Abschrift  der  beiden  Stiicke  2ur  Hand.  DaB  em 
deutscher  Komponist,  Johaim  Nauwach,  der  in  seinem  »Ereten  Theil  Teutscher 
Villanellen  (1627) «  die  Romanesca  benutzt  hat,  nicht  in  Frage  kommt,  bedarf  keiner 
Betonung. 


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zugeben,  der  am  eifrigaten  den  drei  Melodien  der  Romanesca,  des  Ruggiero 
und  der '  Gaxxella  gehuldigt  hat,  Antonio  Cifra.  In  deu  sechs  Biichem 
seiner  §$$mfM  hat  er  in  dieser  Form  an  die  dreiCig  Stiicke  Icomponiert  deren 
Dichtungen  ausnahmaloa  Ottaverime  sind.  Auch  Oifra  hat  wie  d'India 
die  erwahnte  Stanze  yon  Bernardo  Tasso  mit  der  Aria  di  Buggiero  vereinigt* 
im  ubrigen  aber  aind  die  beiden  grofien  epischen  G-edichte  des  vergangenen 
Jahrh.  reich  vertreten:  der  Orlando  fivrioso  Ariosi'&  —  auf  ihn  werden  wir 
spater  zurilckkommen,  weLl  flick  in  einer  seiner  Stanzen  die  Losung  der  Frage 
verbirgt  — ;  nocfa  erschopfender  aberTasso's  Gerttsalemme  liberate  ana  der 
sich  Cifra  kaum  einen  der  idyilischen  Ruhepunkte  und  der  dramatischen 
Hohepunkte  hat  entgehen  lassen. 

Fur  den  Eest  der  Ruggiero-  und  Rom anesca-lAtev atiir  konnen  wir  una 
kiirzer  fassen  und  auf  VogeFs  Bibliothek  verweisea;  in  der  allerdinga  nicht 
alle  Stiicke  dieser  Art  naxnhaft  gemacht  sind.  Ihre  groflte  Bliite  erlebfc  diese 
Literatur  in  den  Jahren  von.  1615— 1630;  die  Ana  di  Romanesca  ist  dabei  | 
beliebter  fur  Vokal-,  der  Ruggiero  fur  Instrumentalkompositionen.  Gegeu 
1640  erlischt  die  Verwendung  der  Melodien:  ein  neuer  I*ypus  der  dich- 
terischen  und  mu3ikalischen  Form  hat  aich  um  diese  Zeit  siegreich  durch- 
gesetzt,  und  mit  der  Ottaven-  und  Sonettkomposition  ist  ea  fur  immer  zu 
Ende.  Nur  wenige  Reispiele,  dafi  auch  fiir  diesen  Rest  unsere  Beobachtung  | 
zutrifft, 

In  .Grio.  Stefan  i's  Affetti  amorosi  von  1618  findet  sich  eine  Aria  della 
Romanesca.  Der  Text  »Se  terrena  beltd  passa  e  non  dura*  ist  eine  Ottava1). 
Monteverdi  komponlert  im  VII.  Buch  seiner  Madrigale  eine  Romanesca 
auf  eine  Stan2e  der  erwahnten  Elegie  Bernardo  Tasso's,  eine  Strophe,  die 
ebenfalls  bei  den  Tonsetzern  des  a-cappella-Stils  sich  grofier  Beliebtheit  er- 
freut  hatte.  —  In  Carlo  Milanuzij's  Terzo  Scherzo  (1623)  steht,  auf  eine 
'Aria  per  cantar  Oitave*  eigener  Erfindung  folgend,  eine  Romanesca  mit 
dem  Text 

Troppo  ingrato  sarei,  troppo  infedele 

■ 

—  einer  Ottava,  wohl  wie  die  meisten  der  andern  Stiicke  auch  eine  Dich- 
tung  des  vielseitigen  Moncbs.  Und,  um  damit  die  Reihe  zu  schlieiten,  auch 
die  »Aria  di  Romanesca  e  di  Zeffiro*  in  den  Arte  Francesco  Severfs  von 
1626  ist  eine  Ottava2);  die  beiden  BaBmelodien  dienen  der  Stanze  ab- 
weehselnd  als  Basis. 

Die  einzige  Ausnahme  von  der  Regel,  daB  der  Basso  della  Romanesca } 
di  Ruggiero  und  der  iibrtgen  nur  als  Stiitze  von  Otiave  rime  gebraucht 
wurde,  macht  das  Soneito  sopra  Varia  di  Ruggiero  a  due  voci^  das  aich  in 
dem  >rKl  libro  de  varij  concmth*  Francesco  Dognazzi's  (1614)  findet^), 
wahrend  ein  anderes  Stuck  desselben  "Werkes  wieder  ausdriicklich  als  Ottava 
sopra  Varia  di  Romanesca  bezeichnet  ist.  Bei  dem  Sonett  —  einer  Dtchtung 
Petrarcas  — 


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Alfred  Einstein,  Die  Aria  di  Ruggiero.  447 

lie  caldi  sospiri  at  freddo  core 

ist  das  MiBverhaltnis  der  poetischen  und  musikalischen  Form  unverkennbar; 
es  zeigt  sich  sogleich,  daB  die  Sonettform  mit  der  auf  die  Ottava  zuge- 
achnittenen  Melodie  sich  ohne  Zwang  nicht  verbindet.  Dognazzi  reiBt  die 
erste  Quai'tina  des  Sonetts  in  zwei  Halften  auseinander:  die  Folge  davou  ist, 
daC  die  Reimo  inusikalisch  sich  nicht  entsprechen.  Dagegen  bringt  er  die 
gauze  zweite  Quartina  in  seiner  Terxa  parte  unter,  was  wiederum  ohne  ge- 
waltsame  Debnung  der  BaBmelodie  nicbt  abgeht.  Von  den  Terzetten  erfahrt 
wieder  jedes  seine  gesonderte  Komposition.  Also  fiinf  Teile  zur  Komposi- 
tion  eines  Sonetts!  Es  bedarf  gar  keiner  weitereu  Ausfiihrung>  was  i'iir  ein 
utigluckliches  Experiment  Dognazzi  hier  angestellt  hat:  daB  nur  die  Erinnerung 
an  das  Vorbild  der  typischen  Romanesca-Komposition,  die  immer  nur  zwei 
Zeilen  der  Ottava  zusammenfaflt,  ihn  veranlafit  haben  kann,  den  ersteu 
Vierzciler  seines  Sonetts  zu  teilen.  Man  kann  in  diesem  Falle  mit  wirk- 
licher  Berechtigung  das  vielmiBbrauchte  Sprichwort  anwenden,  daB  die  Aus- 
oahme  die  Regel  bestatigt. 

Unsere  bisherigen  Beobacbtungen  lassen  sich  in  das  Ergebnis  zusammen- 
fassen:  die  Aria  (li  Ruggiero,  die  nach  dem  Zeugnis  des  Sigismondo  d'India, 
dos  ersten  Komponision,  der  sie  im  neuen  Stil  verwendet  hat,  aus  Neapel 
stammt,  hat  wie  die  verwandten  nnd  im  gleichen  Sinn  gebrauchten  "Weisen 
der  Romane$ca7  Geneva^  Gazxella  und  des  Zeffiro,  ausschlieBlich  als  Basis 
von  Ottaven-Kompositionen  gedient. 

Wenn  wir  nunmehr  die  Melodie  des  Ruggiero  genauer  betrachteu7  so 
werden  wir  bemerken,  daB  sie  die  Form  eines  Distichons  zeigt.  jede  der 
beiden  Zeilen  mit  einer  Casur  in  der  Mitte.  Die  zweite  Zeile  erfahrt  bei 
manchen  Komponisten  eine  "Wiederholung:  im  ubrigen  aber  besitzt  gerade 
der  Ruggiero  einen  durch  dreifiig  Jahre  hindurch  bei  alien  Komponisten  — 
d'India,  Rossi,  Cifra,  Buonadaente,  Merula  —  gleichlautenden  Text1),  im 
Oegensatz  zu  der  starker  en  Abweichungen  unterworfenen  Ro  mane  sea.  Und 
dieser  Text  lautet: 


S^^^SEStes 


Er  kann  als  ein  klassiscbes  Schema  der  Vertonung  eines  Distichous 
gelten ;  in  der  ersten  Zeile  »steigt  des  Springquells  fliissige  Siiule*  zur 
Dominante,  in  der  zweiten  kehrt  sie  zu  ihrem  Ausgangspunkt  zuriick.  Frei- 
lich  handelt  es  sich  hier  nicht  urn  die  beschwingten  daktylischen  Hebungen 
des  Hexameters;  vielmekr  umfafit  jede  der  beiden  Zeilen  elf  Notenwerte, 
genau  so  viele,  als  zum  Absingen  eines  Distichons  der  Ottavarima,  und  da- 
mit  einer  vollstandigen  Stanze  notwendig  sind.  In  der  Tat  hat  ja  zur 
Vertonung  einer  Stan2e  die  Komposition  eines  einzigen  Distichons  geniigt, 
die  ganze  Stanze  ontstand  einfach  aus  der  viermaligen  "Wiederholung  des 
ersten  Distichous.  Man  kann  in  diesem  Gebrauch  ein  MiBverhaltnis  der 
poetischen  unci  musikaliscben  Form  festatellen:  denn  das  von  den  drei  ersten 
Distichen  in  den  Reimen  unabbiingige  letzte  Verspaar  der  Ottavarima  ver- 
lungt  etgentlich  eine  abschlieCende  eigene  Melodie  mindestens  fur  eine  Zeile. 

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1)  Nur  Dogpazzi  hat,  wie  oben  erwiihnt,  die  Melodie  stark  zerdehnt. 


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448 


Alfred  Einstein,  Die  Aria  di  Ruggiem 


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Sicherlich   ist   noch   der    EinfluB    des   Strambotio    lebendig,    weim    auch    die 
Ottavarima  sioh   mtt   einer   einzigen  Melodie   fur   die  drei  -Disticha  und  das 
letzte  Eeimpaar  begniigen  muBte.     TJnd  daB  die  Aria  di  Huggiero  einem  der 
Melodiegeriiste  zur  Absingung  von  Ottaverime  gleicht  wie  ein  Ei    dem  andern 
mag  ein  kurzer  Blick  auf  solche  Schemata  beweisen.  ' 

Es  geniigt,  wenn  wir  fur  unsere  Vergleichung  aua  den  mannigfachen 
Formen,  in  denen  die  Ottavarima  oder  der  Strambotto  in  den  Frottole 
behandelt  ist1),  die  einfachate,  homophone  auswahlen.  So  lautet  ein  Stram- 
botto des  Philippus  L.  [upranol  im  4.  Bach,  fo.  9; 


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Va  -  na   spe  -  ran  -  za 

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Va-no  soc   •    cor  - 


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(folgt  der  Text  der 

drei    andern    Vers- 

paare.) 


.,,..,         TT  -     -    —   Ltiro    f«    fo.  8,    der 

zwischen  die  einzelnen  Yerspaare  ein  Instrumentalritoraell  einfugt  (ein  Bafl, 
der  allerdings  selber  als  ganz  instrumental  gemeint  sein  kann): 




Non    de      tardar 


Man  sieht,  unsere  ifo^ieromelodie  reicbt  ebensogut  wie  dieae  Strambotti- 
melodien    zur   musikalischen   Einkleidung  einer  Ottavarima   aus,  und  konnte 

1)  cf.  R.  Schwartz,  Die  Frottole  im  15.  Jahrhundert.    V.  f.  M.  W.  II,  437 f.  und 
H.  Kiemann,  Handbuch  der  Mg.  II,  1,  S.  355 f. 


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Alfred  Einstein,  Die  Aria  di  Ruggiero. 


449 


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u  e  weiteres  als  Baflstinime  einer  solchen  Komposition  in  Petrucci's  Frot- 
^Wammhmg    stelien.      Dazu   kommt,    daC    der  Ruggi&ro    genau    daa  rhyth- 

•  che  Schema  wiedergibt,   in    dem  der  Elfsilber  in  der  Sonett-,  Kanzonen- 

d  strambottokomposition  der  Frottolesammlungen  erscheint.    Man  vergleiche 

die  Bhythmisierung  der  Ruggieromelodie  etwa  mit  der  des  anonymen  Sonetts 

tt„s  dem  2.  Bucb,  fo.  37  b: 


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Pm 


a     o 


i        I 


a 


a 


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vol-te    fra    me  '  stes-so  bo     gia  pen  - sa    -    to 


oder  der  von  Bartol.  Trombone  in  o  komponierteu  Caiizon  Petrarca'a  (VII, 

fo.  4b). 

*    a    ■     a     a     o     o         &    &         oca         o 

I 

Sie 


&       G       O       & 

i      I      i      I 

de-bi  -  le     il 


fi-loa 


cui  se  at-te   -  ne 


Fur  den  Strambott  endlieh  bat  scbon  R.  Schwartz  auf  die  starke  Casur 
innerhalb  des  Elfsilblers  aufmerksam  gemacbt  (1.  c.  438) ;  das  dort  _  wieder- 
aegebene  Beispiel  ist  urn  so  auffallender ,  als  die  teilende  Pause  ein  Wort 
durchschneidet  (co— re):  ein  Zeicben,  daB  hier  einem  Deklamationsschema 
einfach  ein  beliebiger  Text  ohne  groBe  Skrupel  untergelegt  wurde. 

Die  gedruckte  Literatur  erlaubt  nicht,  diese  einfachste  und  volkstUmhchste 
musikalische  Wiedergabe  der  Ottavarima  durch  das  16.  Jahrb.  weiter  zu 
verfolgen.  Die  Meister  des  Madrigals  baben  die  Ottava  iinmer  in  kunst- 
vollerer  Weise  frei  behandelt  —  >durchkomponiert«;  aber  aucb  die  Kanzonetten- 
und  Villanellenliteratur  ist  an  der  Form  voriibergegangen  und  hat  eie 
vollkommen  der  Improvisation  zur  Laute  oder  einem  andern  Begleitinstru- 
ment  uberlassen.  Solche  versteckten  Denkmaler  der  monodischen  Musikubung 
des  16.  Jahrh.  tauehen  nur  in  einigen  Handschriften  auf.  In  dem  hbro  <h 
canto  eliuto  des  Bottegari  stent  z.  B.  eine  ganze  Roihe  von  Arte  in  oitava 
rima,  in  verschiedener  Tonhbhe,  zum  Teil  textlose  Schemata,  zum  Teil  aus- 
driicklich  fur  Stanzen  aus  Boiardo  (fo.  25)  und  Ariost')'  (22a)  bestimmt. 
Ob  die  Breve  Bomamsca  senxa  parole  etwas  mit  unserer  Ana  di  Romanesoa 
zu  tun  hat,  vermag  ich  leider  augenblicklich  nicht  zu  entscheiden. 

Erst  1591  bringt  auch  die  gedruckte  Literatur  wieder  ein  Ottavenschema, 
und  zwar  ein  fur  unser  Thema  sehr  bedeutungsvolles.  In  den  ■>  Canx&nette 
a  quattro  voei  Gomposte  da  diver  si  Eec.u  Musiei,  oon  IHntavolatura  del  Cim- 
balo  etdelLmto*  von  1591,  die  zu  den  unschatzbaren  in  Kupfer  gestochenen 
Ausgaben  des  Simone  Verovio  gehoren,  und  fur  deren  Keuausgabe  w 
A.  Wotquenne  Dank  schuldig  sind,  steht  als  letztes  Stuck  eine  anonyme  vier- 
stimmige  Komposition,  mit  einem  Text  von  nur  zwei,  sinnlos  abgebrochenen 

Zeilen : 

La  verginclla  a  simile  alia  rosa 
Oh1  n  bel  giardin  sit  la  nativa  spma 

die  Anfangszeilen  einer  jener  wunderbaren  Stanzen  aus  Ariost' s  Orlando 


fnrioso,  welche  >die  Moral  ins  Prachtgeschmeide  der  Dichtung  hullen«,der 
LiebeBk'lage  Sacripant's  entnommen  (I,  42).  Sie  konnte  den  Charakter  eines 
Volksliedes   beanspruchen  und  ist  auch  als  Madrigal  viele  Male   komponiert 

1)  VgL  Valdrighi'e  Neudruck,  der  leider  bo  ziemlich  alles  zu  wunecben  abrig 
IkQt     DieStanzen  aus  Ariost  hat  V.  nicht  ale  solche  erkannt 

S,  d.  IMG.    XIII. 


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450 


Alfred  Einstein,  Die  Aria  di  Ruggiero. 


worden.  Bei  Verovio  steht  gie  denn  aucb  ohne  weitere  Erklarung  ala  Aria 
per  cantar  Ottave  —  der  Text  aprach  Mar  genug  fur  ihre  Beatimmung  — 
und,  was  sie  fur  unsere  Untersucbung  so  wertvoll  inacbt:  /die  Melodie  1W 
nicht  in  der  melismatisch  verzierten  Oberstimme  oder  im  Tenor,  Bondern  i 


Basse*),  und  dieser  BaB  zeigt  unverkennbare  Verwandtschaft  mit  der  Aria 
d%  Ruggiero.  Von  den  vier  GHedern  der  Ruggieromelodie  enthiilt  dieser  Ba£ 
nicht  weniger  ala  drei  in  der  Reibenfolge  III— II—  r     "     —      " 

selbst: 


'IT,     Man  urteil 


rer  -  gi   -    nel  -  la  e    si "  -  mi  -  le  ai  -  la 


ro    -   aa 


Che'n 


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bel    giar  -  din     su 


na  -  ti    -    va 


spon  *  da 


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Kurz,  hier  kommt  ein  Stiickchen  der  Improvisationspraxia.  dea  16.  Jabrb. 
ana  Xagesbcht.    War  haben  in  diesen  Takten  ein  Beispiel  vor  una,  wie  man 
Stanzen    Reihen   yon   Ottaverime,    vielleicbt   ganze    Gesange,   sicherlich  aber 
die   beliebteaten   und  volkstttmlichston  Episoden   aus   den  Epen   Arioat's  und 
Tasso  S>  aus  dem  Stegreif  vortrug.    Hier  liegen  die  Wurzeln  der  Variierungs- 
kunst  im   modernen  Smn,    die   am  Anfaiig    des    17.  Jahrh.  in  Instrumental- 
und   Vokalmus.k  etna    so   rascbe   und   iiberraschend  entwickelte  Blute  erlebt 
Denn   es   war   Aufgabe   des   Sangors "  der  Oberstimme.   iiber    den    sich    atets 
gleichbleibenden    fiir  jede  Stanze  viermal  wiederbolten  Unterstimmen    immer 
neue,   jo    nacb   dem  Inbalt   der  Verspaare   melodiscb  entwickelte  oder  dekla- 
matonsch    akzentuierte  Weisen    zu   improvisieren.      Noch    hanBger    wird  der 
Fall  gewesen    win,   daii    an    die   Sfcelle    der    drei   Unterstimmen    die   Laute, 
Guitarre  oder  Teorbe  trat :  in  der  Mebrzahl  der  Falle  ist  monodischer  Vor- 
trag   m   d.esem    Smne  gemeint,    wenn  in   den  literariscben   Zeugnissen  von 
dem  mueikaliacken  Vortrag  von   Ottaverime,   Gapitoli  usw.  die  Redo  ist 

Hier  ist  nun  der  Hatz,  die  Aria  di  Romanesca  etwas  niiber  zu  betrach- 
ten  die  Oaccim  als  Beispiel  in  der  Vorrede  zu  seinen  Nuove  Mtmche  brinet. 
Aucb  hier  nur  zwei  Zeilen  Text: 

Ahi  dispietato  Amor,  come  eonsenti] 
Cli'  io  metii  vita  si  penosce,  e  ria. 

Nichts  weiter.     Aber   auch   diese   boiden  Zeilen   sind    nichta  anderes  a!s  der 
Anfang  einerStanze  aus  jener  oft  erwahnten  Elegie  Bernardo  Tasso's,  dio 
eben    jodem    Sanger    gelaufig    war;     aucb    hier  geniigt    die   Muaik  rollkommen  ' 
zum  Vortrag  der  ganzen  Stanze,   der  ganzen  Elegie!    aucb  bier  ist  der  BaB 

tJ2r tbem'  ,**   0}TAimme    daS  Ve^^de   und    der  Erfin dung  des  ' 
AugenbhckeaUberWne!     Es  lat  ganz  zweifeilos,    dafi  Oaccini   mit  dieaem 
aeinem  Beispiel  an  erne  aite    und  bekannte  Praxis  ankniipft:    er  will  nichta 
weiter,  ala  an  dem  gelaufigen  Modell  seine  neuen,  ihm  eigenen  Verzierungen 
und   Geaangsmanieren    demonatrioren.     Man    darf  wohl  sagen,    da«   bier  ein 


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.! Alfred  Einstein,  Die  Aria  di  Ruggiero.  451 

wichtiger  Zusammenhang   zwiscben   der  Iniprovisationakunst    de3    16.  Jahrh. 
und  den   »Nuove  Musiche«   aufgedeckt  ist. 


Trotzdem  schon  das  18.  Jahrh.  fiir  "We  is  en  sum  Absiugen  der  nationalen 
jjlpen  und  der  volkstumlichen  Stanze  gesorgt  hatte,  haben  auch  die  Kompo- 
nisten  des  neuen  Stils  sich  in  der  Erfindung  solcber  Melodien  —  wie  fur 
die  Form  des  Sonetta  und  des  Capitolo,  ao  auch  der  Oitavarima  aelbst&ndig 
Yei'sucht.  Pietro  Benedetti  bringt  im  zweiten  Buoh  seiner  Musiche  von 
1613  ais  Nr.  9  eine  Aria  per  Ottave,  zu  der  er  den  Text  Tasso's  Befreiteni 
Jerusalem  (XII,  96),  der  Todesklage  Tan  ere  ds  urn  Clorinde  cntnommen  bat. 
Das  Schema  ist  insofern  bemerkenswert,  &ls  es  die  Stanze  in  zwei  Telle 
teilt  und  durch '  den  zweimal  wiederholten  Ball  *)  je  vier  Zeilen  zusammen- 
faflt.  Die  zeitliche  Prioritat  hat  auch  hier  wieder  Sigiamondo  d7  India  in 
deni  erwahnten  Werk  von  1609,  in  dein  sich  als  Nr.  33  eine  Aria  da  cantar 
ottave  findet:  auch  bier  der  Text  aus  dem  Epos  Tas$o's  (XVI,  40),  auch 
hier  je  vier  Zeilen  durch  den  sehr  einf aehen  Baft  zusammengefaflt.  DaB 
der  BaB  die  Hauptsache,  der  Angelpunkt  der  Komposition  ist  und  die 
Deklamation  sich  der  Rhythmik  und  dem  Inhalt  des  Verses  jeweils  anzu- 
passen  hat,  zeigt  sich  darin,  daB  achon  die  zweite  Halfte  der  Stanze  in  das 
Deklamationsschema  der  ersten  Halfte  nicht  mehr  passen  wiirde.  Dieser 
Aria  da  cantar  ottave  bat  d'India  im  folgenden  Stiick  ausdriicklich  eine 
Oitava  in  stile  recitativo,  demselben  G-esang  Tasao's  entnommen,  aber  gana 
anderen  Charakters,  gegeniibergestellt.  D'India  war  ein  Hauptapostel  des 
neuen  Stils  fiir  ganz  Italien;  ein  ricbtiger  fahrender  Sanger,  wenn  auch  ein 
aristokratisoher. 

Auch  die  Arie  Sieiliane  in  Gio.  Stefani'a  Affeiti  amorosi  (1621)  fassen 
vier  Zeilen  zusammen,  wahrend  die  Eornanesca  in  demselben  Werk  der 
Tradition  folgfc  (Chilesotti's  Neudruck  pag.  49  ff.  und  pag.  15).  Ebenso  ver- 
halt  sicha  mit  der  Aria  per  / cantar  Ottave  Sicilians  in  den  Scherxi  amorosi 
Sfcefani's  von  1622.  Die  Aria  per  cantar  Ottave  in  Carlo  Milan  uzij's 
Terxo  Scherzo  (1623)  hat  dagegen  die  gleiche,  viermal  wiederkehrende  BaJJ- 
melodie  fur  jedes  Verspaar  der  Stanze,  und  man  ist  versucht,  auch  diese 
Melodie  fiir  Volksgufc  zu  halten: 


"S7"* 


Diese  Verauche  der  *gebxldeten«  fttusiker  haben  ubrigeus  den  Vortrag 
der  Volksepen  in  einfachster  melodischer  Form,  ohne  Begleitung  einea  Instru- 
ments, auch  im  17.  Jabrb.  nicht  verdrangt  oder  ersetzt.  Ein  Zeugnia  dafur 
bringt  <3\  B.  Doni  in  seinem  Traitato  delta  musica  scenica,  im  10.  Kapitel 
wo  er  die  Forderung  aufstellt,  der  Rezitativgesang  bedurfe  einer  nocb  viel 
kunstvolleren  und  reicheren  Entwicklung.  »Der  Eimvand  gilt  nicht* ,  so 
fdhrt  er  fort,  »dafi  auch  der  liturgische  Vortrag  eines  Hymnus  nicht  ermude*, 
».  .  .  o  molie  stanze  di  qualehe  Romanxo  per  esempio  deW  Ariosto}  cantata 
competentemente  da  alamo ,  eon  forme  qualehe  aria  di  ottava  rima7  sogliono 

1)  Er  lautet: 

«  a 


30= 


»< 


452  Alfred  Einstein,  Die  Arie  di  Ruggiero, 

diletlare  assai :  dunque  pin  dilettera  un*  axione  cantata  tutta  in  stile  reoitativo 
av&tido  iantt  perfeziom  di  pin7  eke  queW  altre  cose9  come  V  accompagnamento 
del  suonO)  c  let  perizia  de'  C&niori*.  Man  vgl.  aueh  Doni's  Ausfubrungen 
fiber  die  Rhapsodie,  II,  185.  —  Wie  Doni  sich  diese  volksmaGige  Rhapsodie 
fur  den  Vortrag  langerer  epiacher  Gedichfce  kunstvoll  ausgebaut  dachte,  lehrt 
eine   wertvolle  Stelle  im  Anhang  za  dea   obenerwahnten  Werk   (S.  22):, 

»Wer  iibrigehs  Ottaverime  wie  jene  der  Oronia  [des  modenesischen 
Dichters  Girolamo  Preii)  zum  niusikalischen  Vortrag  bringen  wollte,  der 
konnte  meiner  Meinung  naeh  den  Stil  des  gewohnlichen  Ottavengesangs  zum 
Vorbild  nehmen,  indeni  er  jedoch  die  einzelnen  Stanzeu  abwechsluugsreicher  und 
s  cb  mucky  oiler  gestaltete,  als  jene  kunstlos  abgesungenen  sind;  und  es  diirfte 
ihm  nicht  sebwer  fallen,  dafur  andere,  neue  und  schone  Melodien  zu  linden, 
w  of  era  er  ein  Mann  von  Erfindungskraft  ware  und  dazu  Anlage  hiitte. 
So  konnen  mehrere  Stanzen  mit  der  gleicben  Weise  vorgetragen  werden, 
indem  er  den  BaB  verandert  oder  denselben  BaB  beibehalt,  ebenso  die 
Mittelstimmen,  wie  der  gute  Greschmack  es  ihm  eingibt.  Un/3  vor  allem, 
glauV  ich,  wiirde  es  sich  gut  machen,  eine  groBe  Reihe  von  Stanzen  fiber 
denselbei)  BaB  zu  singen,  indem  man  die  Hauptmelodie  (unter  der  icb  die 
des  S angers  verstebe)  nacb  dem  Sinn  des  Textes  etwas  verandert.  Die  BaB- 
melodie  konnte  man  dann  sehicklicherweise  wechseln,  bauptsachlich  an  den 
Stellen,  wo  der  Dichter  auf  einen  neuen  Cregenstand  iibergeht,  etwa  wenn 
ein  TJbergang  von  der  Einleitung  zur  Erzahlung  stattfindet,  oder  von  dieser 
zur  Darstellung  einer  bandelnden  Person  in  direkter  Rede  ,  .  .« 

Es  scbeint,  dafi  einer  der  bedoutendsten  romischen  Muaiker,  Domenico 
Mazzocchi,  diese  Theorien  Doni5s  verwirklicht  hat,  wenn  nicht  uingekehrt 
Dpni's  Theorie  aus  dem  Werk  Mazzocchi's  abgeleitet  ist.  In  seinem,  dem 
zweiten  Gresang  aus  TassoJs  befreitem  Jerusalem  entnommenen  Oratorien- 
dialog  Oliiido  e  Sofronia  laBt  Mazzocchi  alle  erzablenden  Stanzen  des  Testo 
[»Tasso«]  zum  Teil  uber  die  Aria  de  Sonetti,  zum  Teil  uber  die  Momamsca 
vortragen.  Einige  Stanzen  sind  vollig  der  Improvisation  des  Sangers  tiber- 
Ia&sen!  —  Spllten  meine  Ausfubrungen  Interesse  erwecken,  so  ergibt  sich 
vielleicbt  in  einem  der  nacbsten  Sammelbande  die  Gelegenheit,  dies  grofi- 
artigste  Beispiel  der  Variation skunst  iiber  zwei  der  volkslaufigen  BaBmelodien 
weniffstens  teilweise  zu  veroffentlichen. 


Um  zum  ScbluB  zu  kommen,  versuchen  wir  nunmebr  eine  Erklarung  der 
Bezeichnung  unserer  Melodie  als  Aria  di  Ruggiero.  Es  wiirde  zu  all  unseren 
Beobacbtungen  stimmen>  wenn  Ruggiero  das  Anfangswort  einer  beriihmten 
Stanze  aus  einem  der  nationalen  Heldegedicbte  ware  —  einer  Stanza,  die 
einen  der  lyriscben  oder  dramatis chen  Hohenpunkte  im  Verlauf  des  Epos 
einnabme  und  die  dicbteriscben  Qualitateu  besaBe,  urn  in  den  Mund  des 
Volks  uberzugeben  und  als  Prototyp  zur  Absingung  ganzer  Teile  des  Epos 
zu  dienen.  Es  verhalt  sich  aucb  so.  Antonio  Cifra  bat  im  V.  Buch  seiner 
Scherzi  (1617)  die  alte  Melodie  des  Ruggwro  mit  dem  urspriinglicben  Text 
in   den  beiden  deklamatoriseh-konzertierenden  Oberstimmen  vereinigt: 


"  Ruggier,  qual  sempre  fui,  iaV  esser  voglio 
Fin*  alia  morte,  e  piits  se  piii  si  puote. 

0  stami  Amor  bemgnot  o  m'  usi  orgoglio, 
0  me  For  tuna  in  alto,  o  in  basso  role; 


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Alfred  Einstein,  Die  Aria  Si  Buggiero.  453 

Immobil  son  di  vera  fede  scoglio, 
Che  d}  ogn*  intorno  il  vmto,  e  il  mar  percoie. 
Ne  giamwi  per  bonaccia,  ne  per  verno 
Luogo  mutai,  ne  tnutero  in  eterno. 

T)ie  herrliche  Stanze  stammt  aus  dem  Orlando  Furioso  (44,  61).  Sie  ist 
der  Beginn  des  Briefes,  den  Bradamante  an  Buggiero  schrexbt,  urn  die  B^ 
mrchtuLen  des  gelitbten  Helden  zu  zerstreuen,  m>  mochte  voni  ialanz 
furchtungen  ?  di    H     d  reichen.    Dor  Vera  xst  in  der  Tat 

SSS^St^^.™-  Bichtung    nicht  nur  in,  Gang  ^r  Wl 


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fl*45^    Francesco  ijitotto  ua^o,    j-^"^v^  *«.««*- w m 

ine^'go  1548),  Ghiselin  Dancherts  (1553).  Dabei  haben  d.e  Komponurt™, 
u  1  besondere  Beziehung  auf  den  Vorlauf  des  Epos  zu  tdgt «J  *• 
sLne  Stanza  auf  rein  lyrische.  Gebiot  hiniiber  zu  zxeheu,  den  Namen  Bug- 
giero zum  Teil  ersetzt.     Buffo  beginnt 

Jo  son  ami  sempre  fui  .■'■■--. 

Menon  und  Dancherts: 

Fedel  qual  sempre  fui 

So  kommts  da£  der  Buggiero  sp&ter  aucb  unter  der  Bezeichnung  Aria •.sqpra 
SwE^to ward.  In  der  Zeit  des  neuen  Stils  hat  noch  fetauflo  Uaper 
den  Text init .  diesem  Anfnagewort  zu  einer  freien  Kompowtion  gewahlt 
?1623)    w^end  Filippo  Vitfli    wi.  Cifra    di. >*«*£  Ottava  w.eder  auf 

und  vollkommen  fiigt: 


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i  -   la        mor  .  te,  e    piu,     se        piu        si        P«o    '    ta. 

Die  Aria  di  Buggiero  ist  also,  wie  wir  wahrscheiulich  m»« j-u  habea 
slauben  d£  Weise? nach  der  man  am'  Posilippo  die  berllhmte  Stanze  aua 
dem  rlnden  Boland  Ariost's  als  Volkslied  absang  und  wohl  mcht  nur 
dial  Stanze  sondem  ganze  Teile  dieses  und  der  andern  Heldengedicbte  m 
OZSE?  -Tallf  andern  volksLufigen  Strati  W^^ 
Denn  die  Melodie  aetzt  der  Anpasaung  an  den  jeweihgen  rhythmwchen  iiau 
des  Verses  keinen  Wideband  jntg<g»n.  Ob  die  Melody  %"««»**" 
Septan-  Oder  Bafimelodie  darstellt,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden,  «a  kann 

1)  Man  wird  leicht  bemerken,.daB  die  oben.  wiedergegebene  Stanze  B.  Tasso's 


eine  Nachahmung  der  des  Anost  «t. 


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454      Otto  Andexjaon,  The  Introduction  of  Orchestral  Music  into  Finland. 

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als  beides  gelten  und  fungieren.     Doch  stelle   ich  mir  den  ProzeB  gerne  in 
der  Art  vor,  dafl  die  urspr ting liche  Weise,  ganz  obne  atfe  Begleitxim?  vor 
getragen,   keimhaft  den  Bafi   in   sich  trug,    der  sick  im  I/auf  des  16   Jahrh 
dann  krietallisierte,  sobald  man  die  Ottayen   und  Strambotti   zur  Begleitun* 
der  Laute    oder  Teorbe    vortrug.      Und    bo    ward    au3    der    Aria    di  Rugqhro 
der  Basso  dell    ana  dt  Ruggiero. 

Die  Erklarung  der  andoren  Bafimelodien  liegt  nuu  nahe:  die  Romanesca 
ist  der  romische,  die  Aria  di  Gen&va  der  genuesische ,  die  Aria  di  Firmxe 
che  Jrescobaldi  varuert  hat,  der  florentinische  »Ottaventon«;  Zeffiro  mid 
UmateUa  deuten  auf  die  Textanfange  bertihmter  volkslaufiger  Strophen.  Auf 
all  dies  noch  naher  emzugehen,  fuhrte  zu  weit.  Auch  die  Absickt,  in  der 
die  Komponisten  des  neuen  Stils  zu  diesen  Weisen  griffen,  soil  hier  unerortert 
bleiben :  zu  dieser  Syntheso  altgetibter  Improvisationspraxis  und  modernsten 
Ueklamationsstils  haben  die  eigenartigsten  Einfiusse  zusammengeholfen. 


The  Introduction  of  Orchestral  Music  into  Finland,  " 

By 

Otto  Andersson. 

■ 

(Helsiingfors.) 

Towards  the  end  of  the  eighteenth  century  a  tide  of  imaginative  concept 
tion  swept  over  Scandinavia,  in  many  respects  multiplying  the  possibilities 
for  the  development  of  musical  art  and  increasing  the  interest  in  its  culti- 
vation. Music  had  long  been  enjoying  the  protection  of  the  throne  of  Sweden 
and  m  the  royal  orchestra  a  series  of  foreign  conductors  had  worked  actively 
tor  a  more  general  knowledge  of  the  musical  compositions  of  the  time.  The 
development  of  music  in  Sweden  was  laid  upon  a  solid  basis,  when  the 
bwedish  Musical  Academy  (1771)  and  the  Opera  (1773)  wore  founded  by 
King  Gustavus  m. ,  that  enthusiastic  admirer  and  protector  of  music  and 
literature.  Finland,  being  at  that  time  a  part  of  Sweden,  came  within  the 
influence  of  the  awakening  movement,  and  it  is  from  this  period,  including 
the  last  two  decades  of  the  eighteenth  century,  that  we  may  date  the  intro- 
duction of  orchestral  music  into  our  own  country.  Abo,  the  capital  and 
University  town,  was  to  be  the  cradle  of  the  musical  art  of  Finland. 

The^  earliest  attempts  at  orchestral  music  are  to  be  found  at  the  Abo 
University,  which  in  1741  welcomed  its  first  conductor,  K  P.  Lenning.  On 
solemn  occasions  some  music  had  to  be  given.  Nevertheless,  during  the  con- 
ductorship  of  Lenning,  until  1788,  very  little  music  of  value  was  heard  at 
the  University.  The  orchestra  was  very  small.  Once  twelve  students  of 
musw  only  are  mentioned;  and  what  is  worse,  even  these  would  -not  follow 
the  baton  of  their  conductor.  People  repeatedly  complained  that  the.  con- 
ductor never  performed  good  music,  and  in  1780  the  latter  was  constrained 
to  admit  that  there  was  only  one  musician  in  his.  orchestra. 


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Otto  Andetsaon,  The  Introduction  of  Orchestral  Music  into  Finland*       455 

However,  music  had  found  interested  adherents  in  a  certain  literary  society, 
called  the  Aurora  League,  well  known  in  the  history  of  Finland.  In  1773 
this  Society  was  divided  into  three  sections — a  literary,  a  scientific  and  a 
musical;  the  last  of  which  met  once  a  week,  and  gave  concerts  from  time  to 
time,  to  which  the  public  were  admitted  on  payment. 

As  we  know  that  the  Aurora  League  was  presided  over  by  Finland's 
greatest  savant  and  one  of  the  most  eminent  in  the  whole  of  Scandinavia 
at  that  time,  Henrik  Gabriel  Porthan,  and  that  persons  of  the  highest  musical 
talent  were  elected  as  members,  we  may  suppose  that  music  was  taken  seri- 
ously. Unfortunately  we  have  no  particulars  about  the  activity  of  the  Aurora 
League  in  musical  matters,  and  we  only  know  that  some  concerts  were  given. 
Some  years  later  the  activity  of  the  League  totally  ceased. 

But  interest  was  awakened.  In  the  eighties  of  the  eighteenth  century  a 
larger  Society  is  mentioned,  which  probably  consisted  of  those  members  of 
the  former  Aurora  League  who  had  given  concerts  in  the  town.  In  1790 
the  musical  interests  took  shape  in  a  stable  organization,  called  the  Musical 
Society  of  Abo,  the  activities  of  which  were  to  be  of  fundamental  import- 
ance for  the  musical  life  of  Finland. 

A  characteristic  feature  of  the  time  is  the  fact  that  this  Society  was 
founded  by  the  professor  of  Divinity,  Jacob  Tengstrom,  who  later  was  the 
first  archbishop  of  Finland,  together  with  a  lecturer,  Isak  Nordberg.  Teng- 
strom was  a  skilful  flute-player.  He  probably  learned  this  art  from  an- 
other person,  equally  renowned  in  the  history  of  Finland,  the  political- 
economist  and  clergyman,  Anders  Chydenius,  who  in  the  seventies  of  the 
same  century  instituted  a  small  orchestra  in  his  rectory  (probably  for  cham- 
ber-music). 

I  have  mentioned  literary  men,  .scholars  and    officials  as  participating  in 

the  development  of  orchestral  music.  And  men  of  this  kind  for  a  long  time 
formed  the  majority  of  the  active  members  of  the  Musical  Society,  Among 
them  were  professors,  students,  merchants,  military  men,  and  common  bur- 
ghers. Two  evenings  a  week ,  the  enthusiastic  amateurs  assembled  for 
musical  rehearsals  in  a  hired  hall,  and  there,  sitting  round  a  table  sparsely 
lighted-up  by  tallow- candles,  which  from  time  to  time  had  to  be  snuffed 
with  the  snuffer  lying  close  by,  studied  their  classics,  scarcely  realising  the 
far-reaching  importance  of  their  work.  The  "Wednesday  evenings  were  spent 
in  reading  new  musical  literature,  and. on  Saturday,  from  four  p.m.  till  late 
in  the  evening,  some  of  the  new  pieces  were  performed  before  music-loving 
members  of  the  Society. 

A  few  of  the  assistant  musicians  were  paid  a  fixed  salary,  principally  the 
oboists,  clarinettists,  horn-blowers  and  drummers.  At  larger  concerts  some- 
times a  number  of  military  bandsmen  assisted.  The  Society  generally  paid 
the  musicians  in  money;  but  often  also  in  kind — one  time  with  clothes,  an- 
other time  with  hoots,   &c. 

As  to  the  size  of  the  orchestra  we  have  no  certain  information,  but  ac- 
cording to  undated  documents,  most  likely  going  back  to  its  first  year,  it 
was,  for  the  performance  of  symphonies,  composed  as  follows: — four  first  and 
four  second  violins,  two  violas,  three  bass-instruments,  two  first  and  two 
second  flutes,  two  (?)  oboes,  two  clarinets,  two  horns,  one  bassoon,  and  two 
'ketUe- drums  and  other  drums. 

Thus    the    orchestra   was   filled   satisfactorily,    and   it   appears    from    con- 


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456      Otto  Andersson,  The  Introduction  of  Orchestral  Music  into  Finland. 

temporary  evidence  that  these  amateurs ,  and  especially  the  violinists  and 
flautists/  were  possessed  of  adequate  technical  skill. 

The  success  of  the  performances  however  primarily  depended  on  the  con- 
ductor. The  founder  of  the  Society  had  early  realised  this  fact;  and,  seeing 
that  there  was  no  competent  person  to  be  found  in  the  town,  sent  for  the 
famous  violinist  at  the  royal  orchestra  in  Stockholm,  Erik  Feriing. 

Ferling  was  a  very  gifted  artist — according  to  contemporary  statements 
he  might  have  become  the  most  eminent  violinist  whom  Sweden  ever  poss- 
essed, if  he  had  not  been  depressed  by  poverty.  He  became  at  any  rate 
very  popular.  And  that  be  did  his  work  satisfactorily,  we  may  assume  from 
the  fact  that  the  highly  educated  and  exacting  amateurs  retained  him  as  con- 
ductor for  eighteen  years— until  the  dissolution  of  the  Society  in  the  very 
year  of  his  death,  1808, 

One  of  the  most  important  tasks  for  the  Society  was  to  procure  instru- 
ments  and  scores  for  the  orchestra.  But  this  was  beset  by  difficulty,  com- 
munication being  at  that  time  very  little  developed,  and  the  postal  service 
between  Sweden  and  Finland  over  the  Aland  sea  being  very  slow.  As  an 
example  of  these  difficulties  I  may  mention  the  following.  In  the  autumn 
of  1790,  Tengstrom  sent  a  letter,  to  a  friend  of  his  in  Stockholm  asking 
him  to  get  a  couple  of  horns;  not  before  April,  the  next  year,  did  he  get 
an  answer  informing  him  that  the  horns  were  to  be  had  that  summer  for  forty 
Dutch  ducats  from  Jacobi,  (the  best  manufacturer  of  musical  instruments  in 
Dresden). 

Similarly,  when  musical  literature  was  ordered  from  abroad,  years  some- 
times passed  before  the  axvticles  arrived. 

Even  during  the  first  year  however  the  Society  was  able  to  collect  a 
goodly  library,  owing  to  the  rules  which  prescribed  that  every  practising 
member  must  transfer  his  musical  literature  to  the  Society,  though  still 
maintaining  fully  his  right  of  possession,  which  was  carefully  noted  down 
on  the  inventories. 

In  1792  the  library  is  mentioned  as  the  largest  in  the  whole  kingdom 
of  Sweden. 

The  musical  literature  of  the  Society,  which  for  the  most  part  has  come 
down  to  the  present  day,  supplies  reliable  information  about  the  repertoire, 
and  this  is  of  all  the  more  importance,  as  no  programmes  from  the  first  years 
are  extant.  Thus  we  find  that  the  most  eminent  of  the  contemporary  com- 
posers were  represented  at  the  concerts:  Bach,  Cherubim,  Dalayrac,  Gluck, 
Gyrowetz,  Haydn,  Handel,  Krause,  M4hul,  Mozart,  Naumann,  Bauer,  Pleyel, 
Rode,  TJttini,  Vogler,  &c. 

Amongst  the  symphonists,  the  names  of  Haydn  and  Pleyel  predominate. 
Besides   these,    symphonic   works    of  Davaux,  Hoffmeister,  Neubauer,  Pichl, 

"Rosotti,    Schmitt,   Schmittbauer,    Stamitz,    Vanhal,  "Winter,  &c,    were  per- 

iormed. 

The  programmes  also  included  pieces  of  chamber-music,  especially  quartets 
and  trios,  in  which  Ferling  himself  played  the  first  violin.  The  library  con- 
tains an  extraordinarily  rich  literature  of  that  kind,  showing  that  the  mem- 
bers were  *  in  possession  of  great  collections  of  chamber-music,  which  they 
transferred  to  the' Society.  There  are  quartets  of  Adam,  J.  A.  Boccherini, 
Oambrini,  Davaux,  Giuliani,  Giordani,  Graf,  Lorenziti,  Baimondi,  Schwindl-, 
Schutz,  &c.     There  are  also  trios,  duos,  sonatas,  and   serenades  by  move  or 


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Otto  Anders  son.  The  Introduction  of  Orchestral  Music  into  Finland.       457 

ipsa   known   composers;   Failing   also    appeared   at  the   concerts    as  a  soloist, 
playing  the  music  of  Yiotti,  Paganini,   Griornovichi,  Lulli,  &c. 

Besides  the  above-mentioned  Wednesday  and  Saturday  concerts  intended. 
for  the  members  of  the  Society,  "free"  .concerts  were  given*  to  which  mem- 
bers were  allowed  to  invite  their  friends  of  the  opposite  sex,  "Women  were 
never  admitted  to  the  ordinary  meetings  of  the  Society.  Owing  to  an  old 
prejudice,  women  were  also  forbidden  to  appear  in  public  as  singers  or  for 
other  musical  performances.  This  prejudice  was  overcome  in  1796,  when  the 
female  parte  in  the  Passion  music  of  Pergoiese,  which  was  performed  yearly 
on  (rood  Friday,  were  taken  by  eight  young  women.  This  event  excited  very 
lively  comment  in  letters  and  newspapers,  and  the  poet  I\  M.  Franz^n  pub- 
lished a  poem  in  honour  of  the  ladies  who  sang  at  the  concert. 

There  was  another  kind  of  concert  for  which  the  public  had  to  purchase 
their  tickets.  These  concerts  were  given  for  the  benefit  of  the  Society  itself, 
and,  once  a  year  at  least,  for  the  benefit  of  persons  in  reduced  circumstances. 

The  anniversary  of  the  Society  was  celebrated  on  the  24th  of  January. 
the  birthday  of  King  G-ustavus  III.  The  programme  of  the  festivals  in- 
cluded, in  addition  to  pieces  of  music  which  were  often  composed  for  the 
occasion,  a  set  discourse.  These  discourses  afford  remarkable  evidence  of 
the  idea  which  people  then  had  of  the  importance  of  music,  Tengstrom 
lectured  on  "The  influence  of  music  on  thought  and  custom",  the  poet  Franz6u 
on  "The  pleasures  of  melancholy,  when  excited  by  music",  Magister  Hart- 
man  on  "The  medicinal  use  of  music",  the  University  lecturer  Cleve  'on 
"The  influence  of  music  on  morality",  the  lecturer  and  poet  Choreus  on 
""Women's  right  of  judgment  with  regard  to  the  beautiful".  During  a  period 
of  nearly  two  decades  these  discourses  continued,  insisting  with  remarkable 
energy  on  the  same  theme,  the  aesthetic  and  moral  effect  of  music. 

During  the  first  year  of  the.  activity  of  the  Musical  Society  of  Abo,  the 
gates  were  wide  opened,  so  to  speak,  for  musical  art  in  Finland.  -  A  lively 
interest  in  music  was  to  be  noticed.  People  flocked  to  the  concerts  and  thus 
learned  to  understand  and  to  appreciate  good  music. 

The  musical  life  of  Abo  extended  its  influence  to  other  towns.  Thus  a 
early  as    1794  a   musical   society   was  founded   at  Kuopio,    in   the   heart  of 

Finland. 

I  do  not  here  give  a  complete  account  of  the  vicissitudes  of  the  Musical 
Society  of  Abo  during  the  whole  first  period  of  its  activity  until  1808,  when 
Ferling  died  and  the  war  came  which  separated  Finland  from  Sweden.  I 
have  confined  myself  to  giving  a  short  survey  of  the  introduction  of  orchestral 
music  into  the  land  of  a  thousand  lakes.  The  fair  blossoming  of  Finland's 
music  to-day  bears  witness  to  the  love  and  devotion  with  which  the  soil  was 
at  first  prepared  aud  to  the  fostering  care  bestowed  upon  the  growth  of  the 


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"William  H.  Gratian  Flood.  Irish  Musical  Bibliography, 


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Irish  Musical  Bibliography. 

William  H.  Grattan  Flood. 

(Enniscorthy.} 


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The  subject  of  Irish  musical  bibliography  has  not  hitherto  received  the 
attention  it  deserves;  indeed,  the  first  attempt  to  deal  with  it  was  by  the 
present  writer  in  his  "History  of  Irish  Music"  (1905),  Frank  Kidson,  in 
the  new  edition  of  Grove's  Dictionary  of  Music  and  Musicians,  has  given  a 
partial  bibliography  which  is  of  much  value.  In  the  present  paper  it  is 
proposed  to  give  what  is  believed  to  be  the  fullest  bibliography  of  Irish  music 
yet  accessible  to  the  reader — that  is  to  say,  the  fullest  list  ojf  works  dealing 
with  Irish  music }  and  collections  containing,  wholly  or  in  part,  Irish  airs. 
It  may  be  accepted  provisionally  until  the  subject  is  exhaustively  treated. 

It  has  been  stated  that  we  have  no  documentary  evidence  for  Irish  airs 
until  the  17tb  century,  but  it  is  too  frequently  forgotten  that  many  of  the 
sequences  and  tropes  of  the  school  of  St.  Gall  in  the  9th  century  are  the 
work  of  Irish  monks.  Tuathal,  or  Tutilo,  certainly  composed  "Ho die  Can- 
tandus"  and  "Omnipotens  Genitor",  while  his'  charming  Kyrie,  "Fons  boni- 
tatis",  is  included  in  the  Vatican  edition  of  the  *Kyrialeft. 

Coming  down  to  the  16th  century  we  find  three  Irish  airs  in  the  Fitz- 
william  Virginal  Book,  and  there  are  a  number  of  our  beautiful  melodies  in 
the  Skene  MS.  (c.  1620} ,  and  in  the  Atkinson  MS.  (1694-95).  Probably 
the  first  printed  collection  containing  an  Irish,  air  is  "Parthenia  Inviolata", 
in  1613  (of  which  the  only  copy  is  in  the  New  York  Public  Library).  Some 
Irish  airs  are  to  be  met  with  in  a  Dutch  music  collection,  "Le  Secret  des 
Muses",  published  at  Amsterdam  in  1615  and  1619;  and  in  "Fries che  Lust 
Hof",  by  J.  Starter,  also  printed  at  Amsterdam  in  1625,  of  which  a  second 
edition  appeared  in  1634.  A  third  Dutch  collection,  "Nederlandtsche  Ge- 
denck-clank" ,  issued  at  Haarlem  in  1626,  and  a  fourth,  Camphuysen's 
"Stichtclyde  3Jymen"  issued  similarly  in  1647,  contain  Irish  airs. 

Playford's  "Dancing  Master",  in  all  the  editions  beginning  with  1651 
and  ending  with  1728,  has  numerous  Irish  airs.  D'Urfey's  uPills  to  Purge 
Melancholy",  1698-1720,  abounds  in  .Irish  airs,  many  of  which  however  are 
adapted  to  indecent  and  ridiculous  English  words.  There  are  also  Irish  tunes 
in  Feuillet's  "Recueil  de  Contredanses",  published  at  Paris  in  1706,  and  in 
a  similar  collection  also  published  at  Paris  in  1723. 

Quite  a  number  of  Irish  airs  are  to  be  met  with  in  "Thesaurus  Musicus", 
five  books,  1693-96,  and  in  Pippard's  "A  Hundred  and  Twenty  Country 
Dances  for  the  Flute",  in  1711;  as  also  in  the  early  issues  of  country  dance 
collections  by  Walsh  and  others  from  1710  to  1730.  Irish  airs  are  also 
scattered  throughout  the  (bur  volumes  of  the  "Merrv  Musician",  1716,  1727, 
1729,  and  1733. 

The  first  printed  book  professing  to  deal  solely  with  Irish  tunes  is  the 
"Book  of  Irish  Tunes",  published  by  Neale,  of  Dublin,  in  1725.  After 
that   date   the  vogue   of  Irish    airs    was  very  considerable,   and  the  diligent 


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William  H.  Grattan  Flood,  Irish  Musical  Bibliography.  459 


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»tudeut  will  find  hundreds  of  exquisite  folk  melodies  scattered  throughout 
the  English  hallad  operas  from  1728  to .  1748,  and  also  in  the  burlettas  and 
jousioaT  plays  of  the  second  half  of  the  19th  century. 

"Without   further  preface   there   ia   subjoined  the    liat    of    printed    works 
answering  to  the  description  named  at  head,  from  1725  to  1905: 

l?2o.  A  Book  of  Irish  Tunes ., Dublin.  |' 

1726.  A 'Book  of  Irish  and  Scottish  Tunes .  Dublin. 

1726^  Corbett's  "Bizzarie  Universali"  (2  books) London. 

1726!  Music  for  Allan  Ramsay's  Songs <■ Edinburgh.  ij. 

1727.  Wright's  "Arie  di  Camera" London.  » 

1729.  Coffey's  "Beggar's  Wedding" J   I   ''    \'    '    '    '  ^°1v  f 

1730  Pilkington's  "Progress  of  Music  in  Ireland"  (A  Poem)  ....  Dublin.  t 

1734.  British  Musical  Miscellany  (6  vols.) •    •  London. 

1734  Wright's  "Compleat  Tutor  for  y«  Flute" London. 

1737.  Bickham's  "Musical  Entertainer" London. 

1738.  The  Universal  Musician London. 

1737-46.    "Calliope"  {3  vols.) London. 

1742.    Oswald's  "Curious  Collection  of  Scots  Tunes"  ........  London. 

1742     Parry's  "Ancient  British  Music" London. 

1742-43.     Burke  Thumoth's  "Scotch  and  Irish  Airs" London. 

1743-44.         »  »  "English  and  Irish  Airs" London. 

1744.  Walsh's  "Caledonian  Country  Dances" London. 

1745.  Universal  Harmony £°»d.on- 

1747.     O'Carolan's  Collection Dublin. 

1749.    Geminiani's  "True  Taste" wnjm. 

1749.    Brooke's  "Jack  the  Gyant  Queller" Dublin. 

1749.     Pasquali's  "Triumph  of  Hibernia"    , Dublin. 

1749.     Rutherford's  "200  Country  Dances" \    ■    .  London. 

1754.    Lee's  "Masque"  (3  books) •   •  Dublin. 

1754.    The  Muse's  Delight Liverpool. 

1756.    Apollo's  Cabinet  {2nd  edition) Liverpool. 

1743-64.    Oswald's  "Caledonian  Pocket  Companion"  .   » % London. 

1755-66.  >         "Pocket  Companion  for  the  Guitar" London. 

1756.    "The  Masonic  Lyre" The  Hague. 

1761-62.    Rutherford's  "Country  Dances" London. 

1763.     A  Collection  of  Scots,  English,  and  Irish  Tunes London. 

1761-62.    Stewart's  "Reels  and  Country  Dances"  (9  Nos.) Edinburgh. 

1763.    Peacock's  "Fifty  Favourite  Scotch  Aire"  • Dublin. 

1763.  MeGibbon's  "Scots,  English  and  Irish  Tunes".   .   .   .   •   •    .    .     Dublin. 

(A  Dublin  reprint  of  the  Edinburgh  folio  edition). 

1751-80.    Thompson's  "200  Country  Dances" London. 

1764.  O'Hara's  "Midas" London. 

1772.  M'Lean's  "Selection" Dublin. 

1773.  Flores  Musics* •   ■  Edinburgh. 

1774.  O'Hara's  "Golden  Pippin" London. 

1770-78.    Horsfield's  "Vocal  Music"  (4  vols.) London. 

1774.    Jackson's  "Celebrated  Irish  Tunes" ...... Dublin. 

1776.    The  Hibernian  Catch  Book. Dublin. 

1777     Hogget's  "German  Flute  Duets" Glasgow. 

1778.  Campbell's  "Reels" .   -   •  gla"?ow' 

1779.  O'Carolan's  Collection rTwr 

1780.  "Vocal  Music?  (Songs  only) Dublin. 

1778-82.    Aird's  Selection  (2  vols.) . Glasgow. 

1782.    Fielding's  "Convivial  Songster" ■   •  London. 


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460  William  H.  Grattan  Flood,  Irish  Musical  Bibliography. 

1782.    O'Eeeffe's  "Poor  Soldier" . .   ,   .   .    .  London. 

1782,    O'Brien's  "Lusorium"    ....................  London. 

1782-83.    Corn's  Collection  (2  vol.) ..'...  Edinburgh. 

1784.    MacDonald's  "Highland  Airs"    _    ,    .    . Edinburgh, 

1786.    Fielding's  "Vocal  Enchantress" .   .   ,   . London. 

1786.     Walker's  "Irish  Bards"     ..................  Dublin. 

(A  2nd  edition  was  published  in  1816). 

1786.    The  Musical  Miscellany  .    .    ..  ...    .    .    . ,.  Perth. 

1788.    "Calliope" London  and  Edinburgh 

1788.     Thompson's  "Hibernian  Muse" .    , .  London. 

1791.     Brysson'a  "Fifty  Favourite  Irish  Airs"    ...,......*  Edinburgh. 

1792-93.    "The  Musical  Miscellany"  (2  vols,) .    • Edinburgh. 

1793.    MacFadyn's  "Repository" ............  Glasgow. 

1793.    Mountain's  "Collection  of  Country  Dances" Dublin* 

1794-95.    Cooke's  "Selection  of  Irish  Airs" Dublin. 

1795.  Gaudry's  "Masonic  Songs"  .    . Dublin. 

1796,  Hime's  "Pocket  Book"  .   .   .    . . Dublin. 

1796.     MacFadyn's  "Collection"  {5  vols.) ' .    .  Glasgow. 

1796.  Bunting's  "Ancient  Irish  Music"  .    .    .    ,    ..........  London. 

1797.  Holden's  "Masonic  Songs"  ,    ♦   . ,...,....  Dublin. 

1788*99.    Aird's  "Selection"  (4  vols,).   ........."....•...  Glasgow. 

1797-1800.    Vocal  Magazine  (4  vols.). Edinburgh. 

1787-1806.     The  Scots  Musical  Museum Edinburgh. 

1793-99.     Urbani's  "Scots  Songs"  (4  books)     .....    .    .....    ..  Edinburgh. 

1795-99.     Thomson's  "Select  Collection  (4  sets)     ..........  Edinburgh. 

1799.    Adams's  "Musical  Repository"  ................  Glasgow. 

1801.     Crotch's  "Specimens"  (vol.  i.) Loudon. 

1802-3.    Ware's  "Easy  Instructions" . Dublin. 

1802-4.    O'Farrell's  "Collection  of  Irish  Music" London. 

1803.  McGoun's  "Repository"  (2  vols.)    ..............  Glasgow. 

1804.  Mulholland's  "Irish  and  Scots  Tunes"    .   .   .  .  ' Edinburgh. 

1806.     Owenson's  "Hibernian  Melodies" ,......,.  London. 

1805.  Fitzmaurice's  "Collection  of  Irish  Airs"  (6  Nos.)  .......  Edinburgh. 

1804-G.    Holden's  "Irish  Tunes"  (2  books) ,   .  Dublin. 

1800-6.    Hime's  "Selection" Dublin. 

1806.  Cooper's  "Collection" London. 

1804-10.     O'Farrell's  "Pocket  Companion"  (4  books)    ........  London. 

1807.  Mackintosh's  "Collection"    .................  Edinburgh, 

1807-8.    Elonis's  "Collection" London. 

1808.  Crosby's  "Irish  Musical  Repository"    .............  London. 

1808.  Holden's  "Periodical  Irish  Melodies"  ............  Dublin. 

1808.'   Moore's  "Irish  Melodies" Dublin  and  London. 

(The"  first  number  of  this  immortal  work  was  issued  in  April,  1808. 
It  ultimately  extended  to  ten  numbers,  which  appeared  at  various 
dates  from  1808  to  1834, 

1809.  Murphy's  "Irish  Airs  and  Jigs". Paisley. 

1809.  Bunting's  "General  Collection" »  London. 

(A  second  edition  was  published  in  1811). 

1810.  Mulholland's  "Ancient  Irish  Airs"  (2  voia.)    .........  Belfast. 

1810.    PowerTs  "Musical  Cabinet"  .................  Dublin. 

1812.    National  Melodies  ......   ;   ..,,..,....,.   .  Dublin. 

1812.    Hartstonge's  "Minstrelsy  of  Erin"    .............  Dublin. 

(A  second  edition  was  issued  at  Edinburgh  in  1816). 

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William  H.  Grattan  Flood,  Irish  Musical  Bibliography. 


461 


1804-15-    Hime's  "Country  Dances" -  Dublin, 

1814      Panormo's  "National  Airs"  .........       . Dublin. 

j815'    Sutherland's  "Repository" Edinburgh. 

1815.    Eraser's  "Highland  Airs" Edinburgh. 

181 4-16.     Thomson's  "Irish  Airs"  (arranged  by  Beethoven)    .....  Edinburgh. 

1814-16.     Fitzsimon's  "Irish  Minstrelsy"  (arranged  by  Smith)  ....  Dublin. 

1816- 17.    Kinloch's  "One  Hundred  Airs"  (2  vols.).    .    .   . London. 

1816-18.     Campbell's  "Albyn's  Anthology"  - Edinburgh. 

1818.    A  Selection  of  Irish  Melodies .   .    >   .   .  Dublin. 

3818.    Holdeu's  "Favourite  Irish  Airs"    ..............  Dublin. 

1817-20.  Dovaston's  "British  Melodies"  (2  books) Dublin  and  London. 

1830.  Mona  Melodies • London. 

1819-21.    Hogg's  "Jacobite  Relics" :    .    .  ' Edinburgh. 

1821.    MacCullagh's  "Collection  of  Irish  Airs"  (3  vols.) .  Dublin. 

1822-25.     Smith's  "Irish  Minstrel"  (6  vols.) Edinburgh. 

1824.  M'Creery's  "Selection" - *  ,     Petersburg;  U.S.A. 

1825.  The  London  Minstrel London. 

1825-     Forty  Irish  Melodies  for  the  Flute  .    ............  London. 

1826.  Egan's  "National  Lyrics" -  London. 

1827.  Plumstead's  "Beauties  of  Irish  Melody" London. 

1822-31.    O'Callaghan's  Collection  of  Irish  Airs  (5  Nob.) Dublin. 

1831.  Hardiman's  "Irish  Minstrelsy"  (2  vols.)  (no  music) Dublin. 

1833.     O'Flanagan's  "Collection"    .   .  ■ Dublin. 

1837.  Bochsa's  "Reliques  Irlandaises"  (3  hooks) London. 

1838.  Dauney's  "Ancient  Scottish  Melodies" Edinburgh. 

1838-40.    Chapp ell's  "Collection  of  National  English  Airs"  .....  London. 

1840.     Clinton's  "200  Irish  Melodies  for  the  Flute" London. 

1840.  Alexander's  "Flowers  of  the  Emerald  Isle"  ...  - London. 

1841.  Clinton's  "Gems  of  Ireland" London. 

1841-    Ryan's  "Songs  of  Ireland",  by  Crouch .  London; 

1841-42.    Hudson's  "National  Music  of  Ireland" Dublin. 

1843.    Fitzgerald's  "Old  Songs  of  Old  Ireland",  by  Guernsey  ....  London. 

Homcastle's  "Music  of  Ireland  (3  parts) London. 

The  Spirit  of  the  Nation. Dublin. 

(New  editions  appeared  in  1858,  1882,  and  1911). 

Lyncb's  "Melodies  of  Ireland"  (6  books) Dublin. 

Conran's  "National  Music  of  Ireland" Dublin. 

(A. 2nd  edition  was  published  by  Johnson  (London)  in  1850). 

Forde's  "Encyclopaedia  of  Music"  (6  vols.). London. 

Henderson's  "Flowers  of  Irish  Melody"  (2  vols.) Belfast. 

(A  7th  edition  of  this  work  was  issued  in  1853). 

O'Daly's  "Poets  and  Poetry  of  Munster"  (1st  series) Dublin. 

Forde's  "300  National  Melodies"  (3  vols)       London. 

Moore's  "Irish  Melodies",  by  Robinson Dublin. 

Guernsey's  "Songs  of  Ireland"  ...............  London. 

Callcott's  "Melodies  of  all  Nations" London. 

White's  "Emerald  Wreath" Dublin. 

Wilson's  "English,  Scottish,  and  Irish  Songe    ........  London. 

Surenne's  "Songs  of  Ireland" Edinburgh. 

(Another  edition,  by  Robinson,  was  issued  at  Dublin  in  1866). 

Petrie's  "Ancient  Music  of  Ireland". Dublin. 

Reneban'a  "History  of  Music" Dublin. 

Levey's  "First  Collection  of  Irish  Dance  Music" Dublin. 


1844. 
1845. 


1845. 

1846. 


1846. 
1847. 


1849- 

1850. 

1850. 
1850. 
1851. 

1852. 
1852. 

1854. 


1855. 

1868. 
1858. 


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462  William  H.  Grattan  Flood,  Iriah  Musical  Bibliography. 

1855-59.    Chappell's  Popular  Music  of  the  Olden  Times"  (2  vols)  .   .  London. 

1859.  Moore's  "Irish  Melodies",  by  Balfe  ..........   ...,'.   ,  London.' 

1869.  Moore's  "Irish  Melodies**,  by  Glover ...'..>  Dublin. 

1860.  ODaly's  Poets  and  Poetry  of  Munster"  (2nd  series)  ......  .Dublin. 

1860.    Ogden's  "Gems  from  Ould  Ireland"  .   ............  London. 

1860.  "Songs  of  Ireland",  by  Guernsey London 

1861.  Davidson's  "Irish  Melodies"    t London. 

1861.    Hughes's  "Gems  of  the  Emerald  Isle"    ...........  London. 

(Numerous  editions  of  this  work  have  appeared). 

1865.    O'Brien's  "Old  Songs  of  Ireland" London, 

1870,  O'Curry's  "Lectures".    *.........,.......,.  Dublin. 

1873.    Levey's  "Second  Collection" London. 

(A  new  edition  of  the  two  collections,  in  one  volume,  was  issued  in  1904). 

1873,    Joyce's  "Ancient  Irish  Music" ,..',.  Dublin. 

1876.  Molloy's  "Songs  of  Ireland'?    .   .   .   ,   ,   ,■  ,   .......  \   .  London. 

(A  new  and  enlarged  edition  waa  published  in  1882). 

1877.  Hoffman's  "Selections  from  Petrie" ,    .'   .  Dublin. 

1876-81.    Christie's  "Traditional  Ballad  Airs"  (2  vols.)  .......  Edinburgh. 

1882.    Graves's  "Bongs  of  Old  Ireland"  by  Stanford  ............  London. 

1882.    "Supplement  to  Petrie"  (34  airs} Dublin. 

1887.  Joyce's  "Irish  Music  and  Song" Dublin. 

1888.  Goodman's  "School  and  Home  Song  Book" -.  Dublin. 

1890.  "Old  Ireland",  by  Berfchold  Toura London. 

1891.  Kidson's  "Traditional  Tunes" ..■ Oxford. 

1893.     Graves's  "Irish  Songs  and  Ballads",  by  Stanford London. 

1893.     Somervell's  "Songs  of  the  Four  Nations" London. 

1895.     Graves's  "Irish  Song  Book" London. 

- 

(Several  editions  of  thia  work  have  been  issued). 

1895.    Moore's  "Irish  Melodies",  by  Stanford.    . •  London. 

1897.  Graves's  "Irish  Polk  Songs",  by  Wood London. 

1898.  Moffat's  "Minstrelsy  of  Ireland" London. 

1901.  Graves's  "Songs  of  Erin",  by  Stanford London. 

1902.  "A  Book  of  British  Song",  by  Sharp London. 

1903.  O'Neill's  "Music  of  Ireland" Chicago. 

i(A  fine  folio  volume  containing  1850  melodies), 

1903.    Henebry's  "Irish  Music" Dublin. 

1902-5.    The  Complete  Petrie  Collection  (3  vols.)    . London. 

1905.     Flood's  "History  of  Irish  Music" Dublin. 

•2nd  edition  in  1906,  and  a  3rd  edition  is  now  ready). 


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Adolf  Chybinskij  Polnische  Musik  und  Musikkultur  uaw,  4.53 

Polnische  Musik  und  Musikkultur  des  16.  Jahrhunderts 

in  ihren  Beziehungen  zu  Deutschland, 

Von 

Adolf  Chybinski. 

(Krakau). 

Bex  der  Besprechung  der  "Werke  von  Jifeinrich  Finck  weisfc  A.  W.  Ambros 
darauf  bin,  daB  es  in  Polen  »schon  ita  15.  Jahrh.  tiichtige  Lehrer  dea  Kontra- 
punktes  gegeben  haben  mufi«  und  daB  »der  erz-  und  herzdeutache  Meiater  %  . , 
in  jenem  Lande  doch  nicht  ala  fremde  Greatalt«  erscheint,  »wenn  man  an 
seioen  Aufenthaltsort  Krakau  denkt,  das  sich  der  Kultur  der  deutschen 
Stadte  riihmlich  anachlol$>  *).  —  Die  neuesten  Forschungen  der  deutschen, 
besonders  aber  der  polnischen  Kulturhistoriker2)  haben  dies  beatiitigt.  Die 
deutschen  Burger  spielten  von  der  Mitte  des  13.  Jahrh.  bis  etwa  1550  eine 
grofie  Rolle  in  der  polnischen  Hauptstadt;  die  deutsche  Sprache  war  Geaell- 
achafta-  und  neben  dor  lateinischen  Amtssprache,  und  in  den  Kirchen,  be- 
sondcrs  in  der  nralten  achonen  gothischen  Marienkirche  wurde  polniscb  und 
deutscb  gepredigt.  Die  Deutscben  hatten  bedeuteude  Vertreter  im  Patriziat, 
unter  den  Kaufleuten  und  Handwerkern3).  Eine  Heihe  bedeutender  Kiinstler 
wirkte  hier  sehr  ausgiebig  (Hans  Diirer,  Hans  SiieB  von  Culmbach.  Beheim  u«  a.), 
Krakau  unterhielt  rege  Be&iehungen  zu  Wien,  Basel,  Niirnberg,  Augsburg, 
Ingolstadt,  TJlm,  Bamberg,  Koln,  Wittenberg,  Mainz j  Leipzig  usw.  Die 
polnischen  Scbolaren  begaben  sich  zu  Studienzwecken  nicbt  nur  nach  Italien 
und  Erankreich,  sondern  auch  zu  den  deutschen  Univeraitaten4).  Unter  den 
Scbolaren  der  Krakauer  Alma  mater  Jagelloniea  fin  den  wir  auch  sebr  viela 
Deutsche*),  Konrad  Celtia  wirkte  hier  eine  Zeit  lang  {1489 — 91).  Unter 
den  eingewanderten  Kunatlern  fib  den  wir  den  Bruder  von  Albrecht  Diirer, 
Hans.  "Wir  wundern  una  daher  nicht,  daB  auch  ein  Meiater  wie  Heinrich 
Finck  eine  gastfreundliche  Aufnahme  geiunden  hat. 

Die  deutschen  Burger  von  Krakau  haben  sich  nach  1550  fast  ausnahms- 
los  polonisiert;  jedoch  die  Beziehungen  zwischen  Krakau,  der  Hauptstadt 
der  polnischen  Kultur,  und  Deutschland  haben  auch  auf  polniache  Musik  und 
Musikkultur  einen  nicht  unbedeutenden  EinfluB  ausgeiibt,  obwohl  die  nieder- 
landiechen  und  italienischen,  teilwciae  auch  die  franzosischen  Einfliisse  eine 
bedeutendere  Holle  spielten.  "Wir  wollen  uns  zunitchst  mit  dem  18.  Jahrh. 
heschiiftigen  1  die  Krakauer  Musikzuatande  gegen  1500  werden  wir  ira  Finck- 
Stoltzer-Bande    der    osterreichischen    Denkmaler    beleuchten.      Einiges     aus 

1)  Geschiohte  der  Musik,  3.  Bd.,  3.  Aufl.,  S.  377. 

2)  In  erster  Reihe  set  hier  Universitiitsprofessor  Dr.  Jan  PtaSnik  genannt, 
dessen  wert voile  Forschungen  im  »  Krakauer  Jahrbuch<  [Bo&mik  krakotcski]  regel- 
maBig  erseh einen.  Auch  K.  Morawski'a  Geschichte  der  Krakauer  Universit&fc 
(2  Bde.,  1900)'. 

3)  Vgi.  »Geschichte  des  Handels  und  des  Kaufmannsstandes  zu  Krakau*  von 
St.  Kutrzeba  und  Jan  PtaSnik  im  » Krakauer  Jahrbuch*  {Bd,  14;  polnisch). 

4)  Die  Bekanntschaft  polnischer  Tanze  in  Deutschland  ist  meiner  Anaicht  nach 
haupfcaacblich  den  poln.  Scbolaren  zu  verdanken. 

5)  Vgl.  Gustav  Bauch's  ^Deutsche  Scholaren  in  Krakau.  1460—1520*  im 
>78.  Jahresbericht  der  achles.  Gesellschaft  far  vaterl&ndische  Kultur*  (Breslau  1901, 
3,  Abt,  Hist.  Sektion,  S.  1—76). 


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464  Adolf  Chybinski,  Polnische  Musik  und  MueikkuHur  usw. 


aus  meinen  Archivuntersuchungen  x)    wird  im  allgemeinen  ein  Licht  auf  die 
'V  Krakauer  Musikkultur  des  16.  Jahrh.  werfen. 

-Die  Marienkircbe,  in  der  die  Musik  neben  dem  kgl.  Hof  und  der  Kathedral- 
kirebe  am  eifrigsten  gepflegt  wurde,  stand  unter  der  Obbut  der  deutscheu 
Provisoren.  Die  Recbnungsbiicher  wurden  in  deutscher  Sprache  gefuhrt.  In 
dem  Registrmn  Ecclesiae  Beatae  Virginis  aus  den  Jahren  1495 — 1509  2)  findet 
man  einige  N&men  der  Organisten  und  Orgelmacher.  Yon  den  reichhaltigen 
Rechnungen  zitiere  ieh  "Einiges  im  Auszug: 

S.  79  [J.  1495):  >Item  feria  quarta  post  Bartkolomei  anno  domim  1495  dedi  detn 
Johannes  organista  eyn  gantcz  yor  seyn  Ion  was  ym  Sacristianus  Qeronitnw  nichfc 
beczalt  bott  8  fi.< 

S-  78  [1497] :  rltem  feria  quartet  ante  Vitalis  bab  gebin  dem  Steffen  von  bessern 

dy  grosze  orgel  dy  blaszbalge  unnd  ander  dynge  2fl.« 

B.  78  [1499?]:  9 Mem  dedi  von  kleben  dy  ffewr  mawr  yn  dy  gyszkauiinev  7  gros, 

unnd  1%  gros..  dem  Steffen  vor  drott  yn  dy  new  orgel  P$ig3M 

S.  77(1497]:  >Iiem  anno  eodem  dedi  qzcator-tempora  Lucie  dem  Jorge  Stenczil 

Schwarcz  Seyn  organista  Ion  2  ft.3)« 

S.  68  [1502]:  *Item  anno  domini  1502  myt  Statt  etlicber  h'ern  des  rottes  bab 

geaebankt  dem  Jorge  organista^  das  her  seyn  fleys  tatt  bey  der  Kyrchc  1  fl-  wenne 

her  orgelt  als  vor  J  oh  an  n  em  organista** 

S.  66  [1502]:    *Iiem  in   vigilia   conceptionis  beoiissirne  Virginis  marie  Solvi  dem 

Steffen  bleydecker  von  der  orgel  dy  ber  Turszy  von  neys4)  bott  losin  machen  daa 

her  bott  dy  blasz  balge  daran  gemacbt  unnd  svnst  eweh  gebessert  5  fl,  3  gr,  off 

dy  selbige  arbet*. 

S.  58  [15071;  >Item  dedi  Zelig  orgel meister  von  bessern  das  grosz  werk 
unnd  das  her  gancz  yor  beyde  werk  gebessert  bott  4  fl,  per  actum  Schabato  ante 
margarele  .  .  .« 

S.  57  [1506J:  *Anno  domini  1506  circa  featum  Scmcti  Jacobi  her  Keszlyng  unnd 
icb  unnd  Balczer  Statt  Schreyber  haben  eyn  Kouff  gemacbt  myt  Stenczil  Selig 
das  her  der  kyrche  spl  eyn  new  orgil  machen  mit  kestliche  czoge  unnd  rol  feyffe 
ym  pedale  unnd  manual  e^J  unnd  sol  nennen  dy  aide  orgel  unnd  daczu  sol  dy 
kyrcbe  geben  bley  notturfft  und  cz&ne  unnd  lader  czuni  bloszbalgen  unnd  par 
gelit  150  flor.  ezu  30  gros.  pro  flor.  das  ander  sol  ber  yar  geben.* 

S.  54  [1507]:  9 Item  von  anrichten  dy  cleyn  orgel6]  dem  gesynde  seligs  organisie 
dedi  flor.  in  die  sancte  lucie  . .  .« 

War  en  die  bisherigen  Organisten  zweifellos  Deutsche,  so  finden  wir  schon 
seit  1508  ein  en  Pole  n,  Scz^sny,  an  der  Orgel  der  Marienkircbe  beschaftigt. 
Die  Krakauer  Orgelinacher  dagegen  scheinen  noch  lange  Zeit  Deutsche  oder 
deutscber  Herkunft  geweaen  zu  sein.    Zwei  deutsche  Namen  sind  im  Regisirum 

distributionum   moumtumn    Ecclesiae  B.  M.  V,   (1539 — 45) 0)    vertreten.      S.  3 
[J.  1539]  lesen  wir  folgendes: 

>30  Julij  feci  evneordantiam  cxim  Joanne  Schxiiczer  pro  omni  labore  quem 
empore  d.  olim  Fran:  Roth  ad  noua  organa  fecit  pro  qtto  illi  solid  debiterant*   etc. 


1}  Deui  Krakauer  Stadtarcbiv  verdanke  icb  das  meiste;  ich  wurde  von  den 
Herren  Archivaren  Dr.  Adam  Chmiel  und  Dr.  Kasimir  Kaczmarczyk  dankenswert 
unterstiitzt. 

2)  Nr.  2150  im  Stadtarcbiv  zu  Krakau. 

3)  Die  Marienkircbe  hatte  damals  wahrscbeinlich  zwei  Organisten,  denn  Jo- 
hannes und  J  Org  werden  in  den  Rubriken  gleiebzeitig  (etwa  bis  1502)  genannt. 

4)  NeiCe  in  Schlesien. 

5)  Die  alteste  Notiz  uber  ein  >davicinibale  cum  pedali<  zu  Krakau  iat  tuit  1497 
signiert  (Mitteilnng  von  Prof.  J.  Ftasnik). 

6)  Im  Krak.  Stadtarcbiv. 


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Adolf  Cbybinski,  Polnische  Musik  und  Musikkuttur  usw.  465 


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■Deutscher  Herkunft  war  en  die  El  tern  des  besonders  in  der  zweiten  Halfte 
ties  16.  Jahrh.  reuommiertenlnstrumentenfabrikanten  BartbolomaeusKicycher, 
welcher  zugleicli  der  Hofkapelle  angehorte1).  Sein  Name  erscheint  in  vex- 
scbiedenen  Schreibungen :  Kieycher,  Kiecher,  Kicher  und  Kecher.  Vielleicht 
waren  dieeelben  korrurnpiert  (statt  Kocher  oder  gar  Kircher).  Als  geborener 
Deutscher  muB  der  Orgelraacher  Johann  Hummel  (genannt  Horn  el)  gelten. 
'Er  stammte  aus  Koburg  oder  wohnte  dorfc  unmittelbar  vor  seiner  Ankunffc 
nacb  Krakau.     Im  unten  zitierten  Lib.  iur.  civ.   beiBt   es  von  ibnx  S.  1051: 

*  Joannes  Hum  el  Qrganvrum  Fabricator  conimmisirata  genealogia  sua  auiheniica 
Qivitatis  Gobtirg  in  Germania  de  data  prima  Dominica  post  festum  S.  S.  Trinitatis 
sine  iertia  die  Jttnij  Anni  Dei  1608  Jus  ciuitatis  praezdo  iuramenio  suscepitj  dedit 
florenos  quinqite  polonieales.    Bombardam  Muskiet  apellatam  dabiU. 

Hummel,  ein  ausgezeichneter  Orgelbauer,  hat  viele  Werke  fur  polnische 
Kirchen  gebaut.  Er  kam  jedoch  nicbt  immer  sein  en  Verpflichtungen  nacb. 
Er  starb  in  Lewocza  (jetzt  in  Ungarn)  1628  durch  ein  en  Sturz  vom  Geriist, 
In  das  Ende  des  16.  Jahrh.  gehoren  nocb  zwei  hervorragende  G-eigen-  und 
Lantenbauer:  Martin  Groblicz  und  Balthasar  Dankwart.  Groblicz  war 
hocbstwahrscheinlich  ein  Pole,  Dankwart  a cheint  gagegen  ein  Deutscher  ge- 
wesen  zu  sein  (sein  eigentlicber  Name  inag  nicbt  Dankwart*  sondern  Dank- 
wort  gewesen  sein,  eine  Schreibart,  der  ich  zweimal2}  begegnet  bin).  Es 
sind  selbstverstiindlich  nicbt  alle  bis  jetzt  festgestellten  Nam  en  der  Instru- 
raentenbauer  deutscber  Herkunft,  wobl  aber  die  bedeutendsten. 

Die  Erforscbuna:  der  Privatinventare  aus  dem  16.  Jahrh.  im  Krakauer 
Stadtarcbiv  bat  zu  mancben  interessanten  Ergebnissen  gefiihrt.  Zunachst 
kommen  die  Instrumentensammlungen  in  Betracbt: 

Aus  dem  Inventar  der  Kaufmannawitwe  Helene  Sixt  (1554):  *Ghordan<m  ad 
ciiaram  pudetlco*  (SchachteJ),  >Chordarum  ad  simphonalia  pudelko**}. 

Aus  dem  Inv.  von  Jakob  Oil  an  der  (1560):  >Fistulac  29«4). 

Aus  dem  Inv.  von  Christopher  Owrichter  de  Wratislavia  (Kaufmann,  1565): 
>Fishdarum' ltgnearu?n  tuxyny  16 «  (=  16  Dutzend)5). 

Aus  deni  Invent.  »Jacobi  Kllendi  Augustani*  (Kaufmaun  aus  Augaburg,  1577): 
>Erster  Easten:  1  Schachtel  mit  5  Kometten,  10  Schalmeien  in  Schachteln, 
1    Schachtel    mit    4    SchweizerflSten,     1    Schachtel    mit    7    Schweizerflfiten. 

1  Schachtel  mit  5  Zinken,  1  Schachtel  mit  5  Zinken,  1  Schachtel  mit  7  krum- 
l  men  Pfeifen,  1  Schachtel  mit  8  krummen  Pfeifen,  groBc  spanische  Quin- 
;              terne  im  Holzkasten.  —  Zweiter  Kasten:  16  Schalmeien  in  Schachteln.  — Dritter 

Easten:     Zwei     deutsche     Quintemen,     4    Schachteln    mit    je    12    Fl&ten, 

2  Schachteln  mit  14  Schweizerpfeiffeu,  12  Schalmeien  in  Holzkaaten,  4  Schachteln 
mit  je  4  Zinken,  1  Schachtel  mit  5  Schweizerpfeiffen,  1  Schachtel  mit  7  Schweizer- 
pfeiffen,  1  Schachtel  mit  6  Fltften,  6  Schachteln  mit  [je]  6  Floten,  6  eiserae  Be- 
standteile  zu  Bombarten  gehdrig,  1  vergoldetes  Eisenstttck  zu  Bomharten  ge- 


1)  Geb.  1538,  gest.  1599.     Im  Liber  iuris  civilis  1555— 1611  (Stadtarchiv  Krakau) 

lesen  wir  S.  714  (J.  1589):  »Fcria  sexta  post  festwn  S.  Jownnis  JSvangelisiae  Bartholo- 
■maem  Kecher  (so!)  de  cuius  legiiimo  urto  Valeniinus  Jantosxek  et  Sebastianm  Ktibella 
mamubiam,  Gives  Orac  sttb  iuramenio  iestificati  sunt  ipsum  olim  Joannis  Kecher  Ciuis 
Grab,  et  Dorotheas  Goniugwm  esse  filium  tegiiimumt  jus  cwitatis  suscepitj  iuravit  nihil 
dedit,  quia  Givis  filitis.*  —  Er  war  Musiker  von  4  poln.  KOnigen  und  hat  aich  voll- 
at&ndig  polonisiert. 

2)  Krakauer  Stadtarcbiv,  Advocatialia  Bd,  143  [J.  1248],  S.  68  u.  133. 

3)  Advoc,    Bd.  163,  S.  769. 

4)  Advoc.    Bd.  164,  5.  312. 

5)  Advoc.   Bd,  175,  S.  257. 

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Adolf  Chybinski,  Polnische  Musik  und  Musikkultur  usw. 

hBrig,  2  alte  Lauten,  1  Harfe.  —  Vierfcer  Ka3ten:  3  groOe  Bomharte  in  groBen 

Schachte]!!,  8  klexnere  Tenor-Boiiiharte<  *). 

Aus  deni  In 7,  von  Georg  Schiltkraw(t)  au3  d.  J.  1586:  '>Clavicymbal«2), 
Aus  dom  In  v.  von  Bartholomaeus  Schembek  {aus  dern  beriihmten  Patrizier- 

geschlecht,  1599):  ».  .  ,  Cytara  niemiecka  (*=  deutache  Zither)  quatnor  wcum*% 

Aus  dem  reichhaltigen  Inventar  des  vorher  genannten  Bartholomaeus  Kiecher: 

Schweizerpfeifen,  Schalmeien,  Corni  muti  (genannt  >Muty«),  Kornette,  Bomharte 

(»Sztort«),  Violinen  in  verschiedener  GroBe,  viele  Gattungen  von  Pfeifen  und  FlStcn. 

2  Nflrnberger  Regale,  16  Nurnberger  Feldtrompeten*). 

AUe  diese  Instrumente  entsprcchen  genau  ikren  Gattungcn  nach  denselben 
]  ck  •  welche  von  A,  "W.  Ambroa   als   die  in  Deutschland   am  moisten  gebrauckten 

genannt  werden5). 

Am  kgl.  Hofe  war  en  neb  en  italienischen  und  polnischen  aucb  deutsche 
Instrumente  im  Gebraueh,  wis  uns  die  Reebnungsbiicker  des  Hofes  bestatigen. 
Der  Lieferant  dieser  Instrumente  war  zweifollos  Kiecher  (vielleicbt  erst  seit 
etwa  1570),  Mancbmal  gelangten  die  deutschen  Kaufleute  selber  mit  ihren 
Instrumenten  zum  Hof.     Aus  dem  Jahre  1547  ist  folgende  Nofciz  zu  lesen : 

>  Die  28  [Augusti]  pro  7  (istulis  Selvelianis  per  quendam  mereatorem  eNorim- 
berg  a  adductis  per  dominum  Tarlo  daii  Martino  Ungaroy  $artori}  expedite  ab  aula  pro 
servitio  et  ex  gratia  daii  —  fl.  20/—/ — *% 

So  oft  der  Hof  nacb  Scblesien  sicb  begab,  warden  die  neuen  Instrumente 
angeschafft,  wie  wir  aus  verscbiedenen  poln.  Quellenwerken  erfahren  (besonde'rs 
aus   den   A.  Pawiuski  berausgegebenenj.      Es    waren   hauptsiichlich   Klavier- 

instrumente. 

Trotadem  wirkten  zu  Krakau  und  am  poln.  kgl,  Hofe  docb  nicbt  so  viele 
deutscbe  Musiker,  wie  man  vermuten  konnte.  Nebeu  Polen  wurden  haupt- 
sachlich  die  Bohmen,  Italiener  und  Niederlander  bevorzugt.  In  den  KVakauer 
lAbri  iuris  eivilw  (Verzeicbnts  neuer  Biirger)  aus  dem  16.  Jabrh.  begegnen 
wir  nur  wenigen  deutschen  Namen: 

1.  Johannes  Wylbelm  iibiem  S.  Regiae  Mtis  Jimioris  Jus  Givitaiis  habet^  ex- 
Mbuit  litter  as  genealogiae  suffieimtes,  jitravit  dedit  ft.  1«  (1545) 7). 

2)  Joannes  Ryder  tibicm  S.  Mtis  Regiae  Jus  Givitalis  pro  cuius  bona  comerua- 
time  &  puero  S.  M.  Regia  per  D.  Tharlo  attestatum  est,  Jurauii  et  dedit  1  fl.«  (1549)8)." 

3)  Stefan  B  a  win  an  (Baatnann)  S.  S.  M:tis  Tubicinarius  produeiis  litleris  legiti- 
mi  or tus  sui  Jus  civitatis  suscepit,  iuravit,  dedit  fl.  2<  (1579)9). 

4)  Wxkibuit  .  .  .  Jacobus  von  den  Enden  (Musieus)  Feria  5  post  dimissionis 
Apostolorum  A.  15  9  G  litter  as  suffieimtes  genealogiae  sicb  sigillo  Giuitatis  Qedanensis 
vltima  Julij  An.  95  . . ...«  »>). 


1)  Advoc.    Bd.  191,  S.  853. 

2)  Advoc.    Bd.  205,  S.  1034. 
3}  Advoc.    Bd.  222.  S.  1515. 

4)  Mitgeteilt  voo  Dr.  Stanislaus  Tomkowicz  im  >Krakauev  Jabrbucb*,  Bd.  9, 
S.202F,  -  A.  a.  0.,  P.  430ff. 

5]  Geschichte  der  Musik,  Bd.  3,  S.  430-451. 

6)  Dies  geschah  in  Wilna,  wo  der  Konig  Sie^mund  August  verweilte.  Cf.  Cod. 
LaL  F,  IV.  o9  fol.  85r)  der  Kats.  Hofbibl,  zu  Petersburg,  —  Leider  sind  die  in 
verscbiedenen  Bibliotheken  und*  Archtven  zerstreut^n  Rechnungsbiicher  des  kgl, 
poln.  Hofes  aus  dem  16.  Jahrb.  nicht  in  groBer  Anzahl  zuganglich. 

7)  Krab,  StHdtarch.    Libri  iur.  civ,  ur.  1989,  S.  389- 

8)  ibid.   S.  435. 

9;  ibid.   S.  568. 
10)  ibid.  S.  800f. 


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AdolfChybinski,  Polnische  Mnsik  und  Muaikkultur  usw.  467 

.  Am   fcgl.    Hofe   wirkten   im   16.  Jahrh.    seit   der   Zeifc   H,  3Tinck?s    einige 
deutsche  Musiker,  ■  hauptsachlich  Instrumentalist  en  : 

■  1.  Johannes  Wilhelm  v.  Wilhalm1),  wirkte  als  S.  R.  M.Tubicen  etwa  1545 
bis  1560. 

2.  Henzel  fiber  all*),  S.  B.  M.  Tubieen,  etwa  1546—50, 

3.  Hans  Rkeder1'},  S.  E.  if.  Fistulator,  etwa  1546. 

4.-  Joachim  Spangel*),  5.  B.  M.  Tubieinator,  etwa  1546. 

5.  J8rg  Thomas*),  8.  B.  M.  Fistulator,  etwa  1546. 

6.  Claua  HannsS),  S.  B.  M.  Fistulator,  etwa  1520—46. 

7.  Joachim  Kleppel,  S.  B.  M.  Musicus,  etwa  1546. 

Aucli  in  den  Privatkapellen  der.  polnischen  Magnaten  waren  Deutsche 
beschiiftigt.  Im  Februar  1502  aang  eine  deatsche  Kapelle  des  Herrn  Grdrski 
vor  dem  poln.  Thronfblger  Siegmund: 

» February  5,  Infra  prmidia  caniorilms  akmanieis  domini    Gorski  ad  dominum 
principem  venientihus  flor*  1*1). 

Nach  1550  verschwindet  jedoch  das  deutsche  Element  aus  der  kgl.  Hof- 
kapelle.  Konig  Siegmund  der  Alte  und  sein  Sohn  Siegmund  August  treten 
wahrend  ihrer  Reisen  nach  Breslan,  Glogau,  Schwetdnitz  usw.  oft  in  Be- 
ziehungcn  zur  deufcschen  Musik.  Die  Rechuungsbiicher  des  Hofes  von  Sieg- 
mund, die  Pawinski  herausgegeben  hat  (s.  oben),  enthalten  manches  Intercssante 
daruber: 

1501,  21.  April:  Citharedo  almano  barbato  qui  infra  coenam  ante  dominum  principem 
cilharisami '.  .  .« 

1502,  29,  Mai:  Infra  cenam  fzstidatoribzis  awayczarom  (=  auf  Schweizerfloten  blasen- 
den)  ad .  dominum  principem  venientibus  1  flov. 

1502,  1.  Junij  :  Alcmanis  saltantibus  iterato  ad  dnum  principem  venicntibus.  1  fl. 

lo02.  12.  July:  do. 

1504,  25.  Augusfci:   Oit/ia?edis  de  civitatc  AZemaniss  1  fl. 

1504,  6.  Septembris:  Infra  cenam  citfiaredis  Alemams  dttobtm  hospiiibus  ante  mensam. 

dni  priheipis  1  fl. 
1504,  26.  Octobris:    Citharedo  almano  Vs  S- 
1505 j  10.  Junij:  ,Alemanid  cum  ludo  et  saltibus  l'/a  A* 

Ahniiche  Rechnungen  wiederhoten  sich  hochstwahrscheinlich  in  alien  weiteren 
Rechnungsbiichern  der  poln.  Konige8).  * 

Wir  wendeu  uns  jetzt  den  deutschen  Musikalien  in  den  Kxakauer 
Privafcsammlungen  zu.  Sonderbarer  "Weise  sind  wir  htnstchtlich  der  theore-i 
tischen- Biicher  besser  informiert.  Die  Inventare  vor  1550  enthalten  kerne 
Spuren  deutgcher  Musikalien.    Der  reiche  Krakauer  Buchhandler  und  Drucker 

.    j-^M-—,  fc  ■■IM  111 

1)  Cod.  lat.  F.  IV,  69.  fol.  2r— 62r  der  Kais.  Bibl.  zu  Petersburg  und  Krak. 
Advoc. 

2)  ibid.  fol.  80  v. 
3:  ibid.  fol.  64  v. 
4)  ibid.    64  v. 

'6)  ibid.    64  v:  , 

6)  ibid.     64  v. 

7)  A.  Pawinski:  »Jugendjahre  Siegmunds  dea  Alten<  (Warschaa  1893,  S.  251; 
polniscb). 

8)  Ln  den  von  A.  Pawinski  (Warschau  1881)  heraus^egebenen  Recb^ungs- 
btichern  des  KSoitjs  Stefan  Batory  (1576-1586)  finden  wir  im  J.  1578  (S.  209)  fol- 
gende  Notiz:  >Mtesieis  illusirissimi  dneis  Prussiae  die  16  Febr.  de  gratia  Maiesiatis 
Begiae  ...  fl*  45 <  und  Tubicmis  ilh&strissimi  dtecis  de  Anspach  de  gratia  Mtis,  Beg-  »■*  • 
fl.  20/20..  .  .  •       ■ 


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468  Adolf  Cbybinski,  Polnische  Musik  und  Musikkultur  usw. 

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Mathias  Scharffenberg  besaB  1547  Ccmtiones  alemanicae1)  neben  vielen  Tx-ak- 
taten  (s.  unten).  Stanislaus  Scharfenb erg's  Buchhandlung  £t  elite  1585  ikren 
Kaufern  zwei  Exemplare  der  Werke  des  Siebenbiirger  Deutschen  Backfark 
zur  Verfiigung: 

*Tabtdaiura  W^grxynka  Beckwarka  ad  latinam.  linguam  in  fol.<~). 
»Tabulatura  Wqgrxynka  Bekuardd  (sic!)  in  fol.*% 

Im  Inventar    des  fraazosischen  Kaufmanns    Jean  Thenaud   (1572)  finden 
wir  einige  deutscbe  Drucke^  2.  B. 

>2.  Cantiones  Lemagistre  (Le  Maistre)  in  *i<4}. 

»X  Thesaurus  Musicus  in  4«5), 

>24  [  Exemplar  c  der]  Tabulatura  Tesitidinis  Greffij  in  4y  liber  primus^)<y 

>7  (Ex.  der]  Tabtdatura  Testudinis  Greffij  in  folio,  Thomus  primus***)* 

-  Viele  Inventar e  enthalten  psalteria  germanica  und  bihelbi  eantionum  g&nnani- 
carum.  In  einem  Biicherverzeiehnis  aus  dem  Jahre  1578  finden  wir  fliw- 
moniae  Osiandri  fol.  ("Wert  von  1  fL 8) ).  Von  vielgenannten /Tabulaturen 
waren  moglicherweise  nicbt  wenige  deutscber  Herkunft.  In  dem  Verzeichnigi 
der  Musikalien  des  Hofkapellmeisters  G-eorgius  Jazwycz  und  der  kgl.  Hof- 
kapelle  (1572)  finden  wir  fast  ausschliefilich  italienische,  franzosische  und 
niederlandische  Meister.  Von  deutschen  Drucken  fand  ich  nur  Thesaurus, 
von  Berg  und  Neuber  und  eine  dreistinimige ,  nicbt  naher  bezeichnete 
Komposition  (»Partliessy  Niemieexkie  oxarne — 5<J9).  DaB  wir  den  > Thesaurus* 
after   erwiihnt  finden ,    begreift  eich,      Darin    waren    doch    zwei    Motetten    de5 

bervorragendsten  polniscben  Meisters  aus  dem  16,  Jahrh.,  "Waclaw  Szanio- 
tulski  (Wenzel  von  Samter,  Prov.  Posen)  im  Jabro  1554  und  1564  ge- 
druckt.  Sie  gelangten  zu  den  Niirnberger  Verlegern  durcb  Vermittlung  des- 
Preundes  Szainotulski's  Andreas  Trzycieski  (Tricesius),  der  als  kgl.  Biblio- 
tbekar  fiber  Prag  und  Nurnberg  nacb  Frankfurt  fuhr,  um  dort  Bucher  (und[ 
Musikalien)  zu  kaufen.  Tricesius,  ein  eifriger  Verfecbter  des  Dissidentisinus,. 
bereiste  Deutscbland  1547—1558  10). 

Jenea  Verzeicbnis  der  Musikalien  aus  dem  Besitz  der  Hof kapelle  ist  so, 
allgemein  (durcb  Stadtscbreiber!)  niedergeschrieben,  dafi  man  die  Zugehorig- 
keit  mehrerer  deutscber  "Werke  zu  demselben  sicber  annebmen  kann.  "Wenn 
aber  tfleichwohl  italienische  und  franzosiBch-iuederlandische  Meister  ofter  £te~ 
nannt  werden,  so  liegt  darin  der  Beweis  fur  die  Verschiebung  des  Schwer- 
punktes  von  deutschen  auf  jene  Einflusse.     Sie  erfolgte  ca.  1550 — 60. 

Die   Losung    Germania  docet    scbeint   jedoch    nocb   lange   den  Krakauer 


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1)  Vgl.  die  Studie  von  A,  Ben  is  zur  (Jeechichte  des  Buchhandels  zu  Krakau 
in  »Materialien  zur  Gesch.  der  Litteratur  und  Bildung  in  Polen<,  Bd.  7  der  Publi- 
kation  der  Krakauer  Akademie  der  Wiseenschaften. 

2}  8)  Wabrscheinlich  die  Tabulaturdrucke  aus  d,  X  1552,  1665  und  1569.  : 

4)  Vielleicbt  seine  »deutsche  G-esSnge<  oder  >deutacbe  und  latein.  geistlicbe^ 
Lie  der  <  (1566)* 

5)  Von  Montan  und  Neuber  (Ntirnberg  1554—64). 

6)  Iniabolatura  {Lyon  1552). 

7)  Sarmoniarum  musicarum  •  .  .  tomus  primus  {Krakau  1665). 

8)  Inventar  von  Anna  Litwinkowa7  Advoc,  Crac.  198;  S.  944. 

9)  Krakau,  Stadtarcbiv,  Casim.  Hip.  960,  S.  26  ff. 
10)  Vgl.  Cod.  lat.  R  IV.  59  der  Kais.  BibL  zu  Petersburg  (fol.  71  u.  a,). 


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Adolf  Ckybmski,  Polnische  Muaik  und  Musikkultur  usw. 


469 


"Musikern  als  maBgebend  gegolten  zu  haben.  Bei  ibnen  behaaptet  noch  bis 
1550  G-affori  eine  eminente  Stellung  in  der  Entwicklung  der  polnischen 
Bfusiktheorie.  Drei  polnische  Musiktraktate  konnen  dies  bezeugen:  Opitseulum 
MMsiees  (ca.  1519)  von  Sebastianus  Felsztynski  (Felstinensis,  aus  Felsztyn 
in  Galizien),  Epithoma  utriusque  musices  praeticae  {ca.  1519)  von  Stephanus 
jXonetarius  (Miinzer)  Cremnicensis  und  De  musica  figurata  von  Marti  - 
u  us  Biecensis  (aus  Biecz  in  G-alizien),  ein  Anhang  zur  Ausgabe  des 
Felsztynski'schen  Opusculum  aus  dem  Jahre  1534  x).  Zxl  erwahnen  ist  noch 
De  mttsicm  laudibas  oraiio  (1540)  von  G  eorgius  Lib  anus  Legnieensis 
(aus  Liegnitz).  Monetarius  und  Liban  waren  Deutsche.  Des  ersteren 
Epithoma  ist  eine  Inhaltsangabe  der  Practica  musica  von  G-affori;  im  Musik- 
Enlcomion  des  anderen  wird  Graffori  » inter  celeberrimos  aetatis  suae  musicos* 
geziihlt  (fol.  6v3  18  %  22  r).  Mit  Felsztynski  hat  sich  aufier  dem  Yerf.  auch 
Ernst  Praetorius  in  seiner  verdienstvollen  »Greschicbte  der  Mensuraltheorie* 
e.ingehend  beschaftigt.  Felsztynski  steht  an  der  Grenze  der  neuen  Epocbe 
der  Mensural wissenschaft,  die  Graffori  eroffnet;  manches  ist  darin  konservativ, 
nicht  ohne  Einflufi  des  Adam  von  Fulda  und  seines  Kreises  (vielleicht  jener 
Krakauer  Theorielehrer,  die  ca.  1490 — 1500  wirkten).  Martins  von  Biecz 
Abbandlung  ist  eklektisch,  fiiichtig  und  manchmal  irrefuhrend;  sie  beweist 
nur  die  vielseitige  Bildung  des  polnischen  Bischofs  und  Historikers.  Alle 
diese  Traktate  genossen  keine  grofie  Popularitat,  weil  sie  keinen  dem  Kontra- 
punkt  gewidmeten  Abschnitt  besafien.  Man  gab  den  fremden,  hauptsachlick 
deutschen  Traktaten^}  den  Vorzug,  was  noch  im  17.  Jahrh.  (trotz  Zarliiio 
und  den  Italienern),  also  in  der  Epoche  des  in  der  polnischen  Muaik  allein- 
herrschenden  Italianismus  geschah 3).  Z\x  den  popularsten  Traktaten  gehorten; 
Nikolaus  Wollick's  Opus  aureum  musice  (1501),  Mitsicae  aotivas  micrologm 
von  Andreas  Omitoparchus  (1517),  Enchiridion  utriusque  musicae  von 
Georg  Khau  (1520),  De  arte  canendi  von  Sebald  Hey  den  (1540),  Musicac 
Rudimmta  von  Johannes  Vogelsang  (1542) ,  Quaesiiones  mtmeae  von  Jo- 
hannes Spangenberg  (154*),  Musica  von  Nicolaus  Listenius  (1541), 
Musica  tmtsch  Ton  Ambrosius  Wilfflingseder  (1563),  Erotemata  musices 
von  Lukas  Lossius  (1574)4).  —  Manche  interessante  Notizen  iiber-  die 
Popularitat  mancher.  Traktate  stud  nachzutragen.  Die  Inventare  der  Buch- 
handler  M.  Scharffenberg  und  F.  Ungler  (1547— 1551) 5)  geben  uns  ein  un- 
gefahres  Bild  dessen,  woraus  gegen  1550  gelernt  wurde: 


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1)  "Qber  alle  drei  ale  Mensural  the  ore  tiker  vgl.  A,  Chybinski,  »Mensuraltheorie 
in  der  poln.  Mueikliteratur  der  1.  Halfbe  des  16.  Jahrh.*  [polnisch,  Publikation  der 
Krakauer  Akademie  der  Wiss,,  1911}. 

2)  Auf  G affords  EinfluG  werden  wir  noch  unten  eingehen. 

3)  Das  beweisen  z.  B.  die  Erotemata  musices  von  Szytnon  Starowolski  (1650), 
Der  Universitlitspxofessor  Jan  Brozek  {Broscius)  benutzte  (etwa  1620— 50)  neben 
Ramos  de  Pareia  (!)  aueh  Plejades  mwicae  von  H.  Baryphonus-Pipegrob 
(1620),  Exercitatio  musica  tertia  (1611)  und  Melopoiia  (1630)  von  S.  Calvisi'u.s;  Alle 
Exemplare  aus  seinein  Besitz  befinden  sich  in  der  k.  k.  Jagellonischen.  Universi- 
tatsbibliothek  zu  Krakau  (Sign.:  Artes  19a — c). 

4)  Wollick's  Werk  ist  im  Inventar  der  itaL  Familie  Pinocci  verzeichnet 
(Krakau,  Stadtarchiv,  Pinociana,  3021,  fol.  25 r).  —  Alle  ubrigen  Traktate  Bind  in 
der  Universitatsbibl.  und  in  der  BiW-  der  Akad.  der  Wiss.  zu  Krakau  erhalten.  .— 
Einige  Nottzen  erlauben  uns  anzunehmen,  daB  auch  M.  A gri cola's  Budimenia 
mtmces  (1529)  und  Roa wick's  Compendium  (1518/  bekannt  waren.  ■   ► 

5)  Beniss  I.e.  (S.  26— 36). 


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470  Adolf  Chybinski,  Polnieche  Muaik  und  MusikkuHur  usw. 


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Musica  Lignicmsis  —  4  Exempl.i) 

Rudimmta  Musices  —  2  »        ^i 
Musica  Ornithoparchi 

■     Musica  Philomatis  —  6  *        3) 

Musica  Spangmb&rgi  —  16  >                          * 

Mu&ica  JFranquini  —  1  » 

Defensto  Musieae  (?)  —  1  » 

Mimca  Beydm  —  1  *■ 

In  Universitatakreisen  erfreute  sich  Ornithoparchus  besonderer  Popularity, 
Aus  den  Acta  rectoralia  Universitatis  OraoA)  erfahren  wir,  daB  um  1539  aus 
seinem  Werke  gelehrt  wurde.  Dr.  Martin  aus  Krosno  wurde  von  zwei 
Scholaren  (agentes  in  schola  sanetae  Jnnae),  die  er  aus  Crrtithoparch  lekrte. 
vor  dem  Rektor  angeHagt,  *qzria  non  perfects  eos  eornposiiionem  et  exempia 
doeuiU.  Spangenberg's  Quaesiionex  warden  zu  Krakau  1550  umgedruckt. 
Naeh  Listenius'  Rudimmta  lehrte  man  um  1562  die  Musiktiieorie  an  der 
Krakauer  TTniversitat.  Im  Liber  diligmtiantm  faeultatis  artisticae  tmiversitatis 
Gracovimsis.    Pars  /»}  iesen  wir: 

>Mgr.  Johannes  Piotrkovita  Mttsicam  Lastenii  (sic!)  prima  die  ineepit,  XXIIJzmij 
ierminaviU.  . 

Zwei  liervorragende  "Werke  der  deutschen  musiktheoretisehen  Literatur 
wurden  von  ihren  ^  Verfassern  Polen  gewidmet:  H.  Glarean's  Geoffraphia 
und  Herm.  Pinck's  practica  musica  (1556).  Glarean,  dessen  » Q-eographie < 
...m  Krakau  sehr  viel  im  Gebraucit  war,  widmete  sein  epochemachendes  "Werk 
dem  Kanzler  Laski;  Knuk's  Traktat  wurde  den  Briidern  Lukas,  Andreas 
u»d  Stanislaw  Gfirka  zugeeignet.  Ich  habe  bezuglich  Glarean's  zwei  Notizen 
ans  Privatarchiven  Krakaus  gefunden.  Einmal  wird  er  in  jenem  Inventar 
des  Hof kapellmeisters  Jazwycz  (1572)  erwahnt  {Musica  GlaHani).  ein  andres 
Mai  im  Inventar  der  Buchhandlerswitwe  M.  Wechter  (1542  »4b,  2  Mmica 
Glarmni*)*).  In  beiden  Piillen  ist  wahrscheinlich  an  Glarean's  Isagoge  zu 
denken . 

Da's  hier  entrollte  BUd  geniigt  vollkommen,  um  einen  Begriff  von  der 
bluhenden  Musikknltur  Krakaus  im  16.  Jahrh.  zu  geben,  obwohl  nur  eine 
Seite  derselben  gestreift  warde.  Am  andern  Orte  werden  wir  die  Beziehungen 
zu  Italien,  Pranloreicb  und  den  Niederlanden  besprecben. 

Die  Denkmsiler  der  polnischen  Musik  aus  dem  16.  Jahrh.  sind  nur  sehr 
sparlich  erhalten  7) ;  sie  stehen  in  keinem  Verhaltnis  zum  bluhenden  Schaffen 
PolenB  in  dessen  » golden  em  Zeitalter*.  Immerbin  veratattet  auch  die'ser  Rest, 
in  ihm  die  deutschen  Binflaaae  aufzusuchen. 

Mifc  dem  Aufenthalt  Heinrich  Pinck's  zu  Krakau  beginnt  die  Epoche, 
mit  der  wir  tins  beschaftigen.     Die  "Werke  des.  deutschen  Meisters  erfreuten 

1)  De  musicae  laudibm  or  alio  fat,  oben). 

2)  M.  Agricola's. 

^  oj  ^ii0miPt€s'  de  ^*"*J*0«Wf-  Musicorum  libri  quatuor  (Wittenberg  1534;. 
»,  V  •  P  s-°8 f-  (oerausgegeb.  von  Prof.  St.  Estreicher,  Publ.  der  Krakauer 
Akademie  der  Wiss.). 

-o  J\  J?  *AIQhil  2?r  ?,e8C,h'  nder  literatur  und  Bildnng  in  Polen «,  Bd.  IV,  S.  347. 
rnblitation  der  Krak.  Akad.  der  Wiss.  (poln ) 

6)  Krakauer  Stadtarch.,  Advoc.  137,  S.  684.  —  In  demselben  Inventar  ist  noch 
mmvmmmm  [naturhch  von  Keinspeek,  1606)  erwahnt. 

7}  Eine  Auswahl  der  Werke  von  poln.  Meistern  aus  dem  15.  u.  16.  Jahrh.  wird 
der  Verf.  zusammen  nut  Herm  Dr.  Z.  Jachimecki  in  den  osterreichischen  D'enk- 
malern  hcrausgeben. 


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C  Adolf  Chybin ski,  Polnische  Musik  und  Musikkultur  usw.  471 


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sich  sicher  einer  groflen  Popularity  unter  den  polnischen  Musikern.  Die 
Verbreitung  seiner  kircblichen  Satze  (meist  in  Handscbriften)  zwiscben  1540 
unci  1550  kann  man  noch  feststellen,  also  fur  eine  Zeit,  in  welcher  scion 
die  Schiller  Joaquin's  in  Polen  bekannt  waren  (hesonders  "Willaert  und 
Gombert)  Neben  Einck  gehiirte  aucb  sein  Zeitgenosse  Thomas  Stoltzer 
z\\  den  von  Polen  geschatzten  Meistern.  Icb  vermute,  da£  die  Verbreitung 
seiner  "Werke  durch  Vermittlung  des  kgl.  polnischen  Hofes  geschah.  Der 
Thronfolger  und  erbabene  Ennstmazen  Siegmnnd  (als  Konig  »3iegmund  der 
Alte«  genannt)  verweilte  zu  An  fang  des  16,  Jahrh.  in  Buda?  wo  die  ver- 
wandte  kgL  ungariscbe  Eatnilie  ihren  Hauptwohnsitz  hatte.  Er  verkehrte 
gern  mit  Kitnstlern,  und  zweifellos  wuflte  er  aucb  den  am  ungarischen  Hofe 
verweilenden  Thomas  Stolfeer  zu  schiitzen.  •  Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  da£ 
er  seine  Kapelle  in  Krakau  die  "Werke  des  deutscben  Meisters  auffiihren 
liefi.  Aucb  Stoltzer  s  "Werke  waren  bis  etwa  1550  zu  Krakau  bekannfc.  "Wir 
finden  3ie  neben  den  Satzen  von  Finck  in  der  prachtigen  und  geschicbtlich 
anfiersfc  wicbtigen  Tabulatur  des  Johannes  von  Lublin   (1537 — 48),    von   der 

gpiiter  zu  redon  sein  wird, 

Mit  Einck  war  Konrad  Celtes  bekannfc,  ja  hbcbstwabrscheinlicb  be- 
freundet.  Im  Kreise  von  Celtes  befanden  sich  auch  Musiker1};  es  ist  jedocb 
nicht  sicher,  ob  achon  wahrend  seines  Krakauer  Aufenthatts  der  deutsche 
Humanist  die  Propaganda  der  metrischen  Komposition  macbte.  Allcrdings 
blieb  die  Krakauer  Musikkultur  seinen  Anregungen  gegenuber  nicht  gleicb- 
giiltig.  Icb  habe  in  der  Hds,  Nr.  2616,  fol.  lr  der  k.  k.  TJniversitatsbibliothek 
ein  4stimmiges  geistliehes  Carmen  Saphieitm  (Marienlied)  gefunden2),  welches 
nach  Ansicht  des  Herrn  Kustos  Dr.  J.  v.  Korzeniowski  noch  vor  1530  in 
den  humanistischen  TTniversitatskreiaen  urn  Dr.  Martin  aus  Krosno  entstanden 
ist  "Wenn  man  dies  nicht  dirokt'auf  Celtos' Tradition  zuruckfiihrt,  so  wird 
man  die  Entstehung  desselben  der  Bekanntschaft  mit  Ocglin's  Mdopoim  sive 
hnrmoniae  tetracentieae  (Augsburg  1507)  zuschreiben  mlissen^),  die  etwa  aus 
Ingolstadt,  wo  damals  viele  Polen  studierfcen,  von  einem  polnischen  Kollegen 
des  Petrus  Tritonius  nach  Krakau  gebracht  wurden4).  Diese  Kunstgattung 
scheinfc  jedocb  kcinen  groCen  Anhang  in  Polen  gefunden  zu  haben.  Es  ist 
wohl  wahrscheinlich,  daB  der  groBte  Humanist  unter  den  polnischen  Kompo- 
nisten  des  16.  Jahrh.,  Waclaw  Szamotulski,  die  Odengesange  komponierte. 
Sein  Biograph  Simon  Starowolski  (Starowolscius)  bebauptet  wenigstens  in 
Scriptorum  Polonicorum  Hehaiontas*): 

*Veneeslau8  ..  M  iia  proporlionibus  ex  Malkematiees  studio  delectaitts,  tit  aeqtie 
sonos  Mtesicos  ao  meira  componeret  . . .«°). 

Jedoch  ist  nichts  von   derartigen  Gesaugen  erbalten. 
Die  Humanistenkreise   Krakaus,    denen    seit  Celtes  Deutsche   wie  Polen 
angehorten,   haben  vor  1550  viel  zur  Hebung  der  Musikkultur   beigetragen. 

1)  Vgl.  K,  Mo  raw  ski's  Geschichte  der  JageHonischen  TJitiversitat  {1900). 

2)  Es  beginnt:  *Oparms  salve** 

3)  Die  k.  k.  UniversitatsbibL  zu  Krakau  besitzfc  1  Exemplar  dieser  Publikation. 

4)  Ob  die  Anregung  auch  durch  Petrucci's  Frottole  (1.  u,  4.  Buch)  ge3chah3  ist 
nicht  mehr  festauetelleD,  ehcr  jedoch  zu  verneinen,  als  zu  behaupten. 

5)  Frankfurt  1625,  S.  66 f.  t  ««»,., 

6)  Ich  habe  darauf  schon  in  meiner  poln.  Abhandiung  >Die  Beziehungen 
zwiscben  der  poln.  und  abendlitndischen  Musik«  (1909,  S.  36)  and  in  deru  Anfsatz 
» "fiber  die  mehrstimmige  poln.  Musik  im  16.  Jahrh.<  (Riemann* Festschrift)  hinge- 
wiesen. 


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472  Adolf  Chybinski,  Polnische  Musik  und  Musikkultur  usw. 


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Der  bedeutendste  Vortreter  unter  ihnen  war  der  Deutsche  Georg  Lib  an 
aus  Liegnitz,  der  zuerst  die  griechische  Spraohe  an  der  Krakauer  UniversitSt 
lehrte  und  spater  zum  Kantor  der  Marienkirche ,  dem  Sammelpunkt  der 
deutschen  Burger,  ernannt  wurde.  In  seiner  letztereh  Eigenschaft  hatte  er  die 
Musik  in  der  Marienschule  zu  lehren.  Er  ist  der  Verfasser  eines  winzigea 
Traktats  De  musiees  landibus  or  alio,  welehen  er  offentlich  1526  vortrug  und 
1540  in  Form  des  kurzen  Traktats  herausgab1).  Die  Lobsprfiche  auf  die 
Musik-  in  lateinischer,  griechischer  und  hebraischer  Spracbe,  die  Anschauungen 
des  Altertums  und  des  Mittelalters ,  der  Scbolastiker  und  Humanisten  ver- 
mengen  sicb  mit  den  Brocken  des  Fachwissens  der  neueren  Theoretiker,  vor- 
nehmlich  des  G-afurius,  den  Liban  aus  zweiter  Hand,  vielleicbt  aus  der 
Epithoma  seines  Landsmannes  Monetarius-Mfintzer,  kennt.  Das  Theoretisch- 
und  Asthetisch-Spekulative  sfcellt  in  dem  Bucblein  jenes  "Wissenswerte  dar 
welches  damals  den  Musikliebhaberu  jeder  Art  gelaufig  war  oder  sein  sollte! 
Kurz,  ein  Vademecumi  welches  zweiiellos  nicht  obne  Nutzen  fur  Krakauer 
Musikkultur  geschrieben  wurde.  Die  Humanisten  vermochten  jedoch  nicht 
mit  ihrem  Halb  dilettantism  us  die  tlberreste  der  scholastischen  GBwobnbeiten, 
die  sich  in  der  TJniversitat  dauernd  eingenistet  batten,  aus  dem  Wege  zu 
raumen.  Die  Lekture  der  Musioa  speoulativa  von  Johannes  de  Muris  war 
noch  lange  offiziell2),  wabrend  z.  B.  an  der  Leipziger  der  mittelalterliche 
Theoretiker  zum  letzten  mal  1507  erkliirt  wurde3). 

Das  hatte  freilich  keinen  EinfluB  auf  die  Entwicklung  der  polnischen  Musik. 
Ibr  G-escbick  war  durch  an  der  e  Faktoren  bestimmt:  durch  die  Verbreitung- 
cler  Meisterwerke  damaliger  Musik  durch  Druck,  durch  Studien  und  Studied 
reisen  von  Polen  iin  Aualand,  durch  das  Mazenatentum  der  polnischen  Konige  % 
und  Magnaten,  der  "Wiirdentrager  un  d  der  Kapitel,  durch  das  wacbsende  Nat  ion  al- 
bewuBtsein  und  teilweise  aucb  durch  die  Reformation.  Speziell  fur  Krakauer 
Musikkultur  bedeutungsvoll  wurde  noch  die  Griindung  der  kgl.  Rorantisten- 
kapelle  (1540) 4),  die  neben  die  Privatkapelle  des  Konigs  (ca.  1480—1490) 
trat.  Leider  besitzen  wir  aus  der  Zeit  1500—1540  nur  einige  Musikstiicke; 
da  aber  die  polnische  Musikforscbung  imtner  mehr  diese  Epoche  mit  Erfolg 
aufzuklaren  beginnt,  so  besteht  die  Hoffnung,  daB  mit  der  Zeit  eine  groBere 
Anzahl  von  Denkmiilern  ans  Lichfc  gebracht  wird.  Die  Nation,  welche  am 
Anfang  des  15.  Jahrh.  einen  Roprasentanten  der  ars  nova  in  der  Person  des 
hervorragenden  Meisters  Nikolaus  von  Radom5)  besaB,  muBte  100  Jahre 
spater  umsomehr  schopferische  Geister  gehabt  haben. 

Die  Reihe  der  polnischen  Meister  des  16.  Jahrh.  eroffnet  Sebastian 
Felsztynski.  "Wir  sind  fiber  sein  Leben  ungenfigend  und  noch  dazu  un- 
sicher  orientiert.     Die  Aussagen   illterer  Historiker  und  Bibliographen   sind 

1)  Der  Titel  Jautet:  »DS  MVSIGAE  LAVDIBVS  OBATIO  seu  adkortaiio  quae. 
dam  ad  muswae  studio sos < ;  am  Ende  (fob  48  r):  »U.  Qeorgius  IAbamia  Legnicemis  .'. . 
Wuceomae  (sic!)  excusum,per  Jocmnem  Salicx;  Anno  Deitaiis  inearmUae,  M.D.  XX XX* 
—  txemp  ar  lm  Furstl.  Czartoryski-Museura  zu  Krakau. 

a    vrSi   ^beTr  diligmtiarum  faculiatis  artistieae  unit.  crae.  usw.,  S.  5ff. 

a\  irgi   5*1. Wttstmann'5  Musifcgeschichte.    Leipzig  1909,  1.  Bd.,.S.  25  ft.  164. 

4)  Vgl.  Chybiaaki's  >Materialien  zur  Geschichte  der  kgl.  poln.  Rorantisten- 
Kapelle*  (poln.,  I.T.,  1540-1624,  Krakau  1910;  der  2.T.,  1624-1694,  erschien  in 

,     •      4s  >s!;adiett  UI>d  Skizzen  zur  Oeschichte  der  poln.  Musik  im  16.— 18.  Jahrh.*, 

(poin.,  Warschau  u.  Krakau,  1912). 

fi  i°'  Sei?e  ^Terke-  befinden  sicb  in  ms.  52  der  Griiflich  Eras iri ski's chen  Biblio- 
tnek  zu  Warschau.  Wir  werden  bei'  einer  andern  Gele^enheit  auf  sie  eingehen. 
tone  groBere  Arbeit  fiber  Nikolaus  von  Radom  bereitet  H.  v.  Opienski  mv. 


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Adolf  Chybinski,  Polnische  Musik  und  Musikkultur  usw,  473 

eutweder  irrefuhrend  oder  wider  sprechend.  Das  eine  ist  jedocli  sicher,  daC 
€r  aus  Felsztyn  oder  aus  oiner  aus  Felsztyn  stammenden  und  in  Krakau 
■vrobnenden  Familie  stamrate,  daB  er  1507 — 1509  an  der  Krakauer  TXniversitat 
«tadierte  und  i509  das  Bakkalaureat  erreichte l).  Auf  seinen  ca.  1515 — 1519 
und  spafcer  gedruckten  Traktaten  wird  sein  Name  mit  dem  Titel  »baeealariu$ 
artiutn*  versehen.  Dafi  er,  wie  manche  bekaupterij  an  der  Universitat  zu 
Kr&&au  Musiktheorie  las,  ist  falsch;  unter  den  Lekrern  im  IAber  diligentiarum 
feblt  sein  Name.  Es  ware  auch  ein  Irrtum,  nach  Sfcarowolski.  (s.  oben)  zu 
bekaupten,  da£  er  der  erste  war,  der  in  Krakau  die  Musik  lehrte.  Sowohl 
an  der  Universitat,  wie  im  Privatunterricht  besaB  er  eine  lange  Reihe  von 
Yorgangern,  deren  Namen  gut  bekannt  sind.  Br  blieb  nicht  lange  in  Krakau. 
sondern  trat  zum  geiatlichen  Stande  iiber  und  wurde  wabrscbeinlicb  zum 
Pfarrer  in.  der  Diozese  Przemysl  (Galizien)  ornannt;  1544  ersckienen  in 
ICrakau  seine  Direction's  musicde  (id  eathedralis  eoclesi&e  Prernisliensis  usuvn, 
%s  wird  aucb  behauptet,  daB  er  em  Pfarramt  in  Sambor,  Kalisch  und  Sanok 
bekleidete.  Vielleickfc  bezieht  sicb  das  auf  andere  Manner  desselben  Namens. 
Meine  Angabe  in  friihereu  Arbeiten,  Felsztyiiski  ware  vielleicht  ein  Schuler 
von  Heinricb  Finck  gewesen,  laBfc  sicb  nicbt  halten,  weil  Sebastian  erst  1509 
den  Grad  des  Bakkalaureus  erhielt,  wahrend  Finck  scbon  1492  oder  vor 
diesem  Jahre  Polen  verlassen  hat2).  Sebastian  bat  entweder  keine  oder  fast 
gar  keine  Messen  komponiert5),  dagegen  besehaffcigte  er  sicb,  wie  Finck. 
Stoltzer  und  mebrere  deutsche  Kleinmeister ,  mit  Hvmnenkomposition  und 
gab  bei  HIeronymus  Vietor  zu  Krakau  1522  eine  Sammlung  heraus :  Aliquot 
himni  eccliastiei  vario  mehdiarum  genera  editi.  Die  Sammlung  ist  Ende  des 
18;  Jahrh,  bei  der  Annexion  der  uberreichen  grafl.  Zaluski-Bibliothek  zu 
"Wai'schau  durcb  russischo  Truppen  verloren  gegangen 4).  Von  Felsztyiiski 
sind  nur  einige  Alloluia-Introitus  in  den  Handschriften  des  Krakauer  Kapitel- 
archivs  erbalten;  sie  wurden  von  der  kg],  Rorantistenkapelle  nocb  im  17.  Jahrh. 
gesungen. 

Was  Felsztyn  von  den  deutsckek  Meistern  unter3ckeidet,  das  ist  ein  ganz- 
liches  Feblen  von  Gesangen  mit  nicht-lateinlschen  Texten.  Als  Geistlicher  er- 
fiillte  Sebastian  treu  und  streng  die  damaligen  Wiinsche  der  polniscben  Kirchen- 
fiirsten,  die  die  nationale  Spracbe  in  der  Kirch  e  gewissermaCen  nur  tolerierten. 


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1)  Cfr.  Statuia  nee  non  liber  promotionum  phitosopkorum  ordinis  in 
wihersitate  studiorum  jagellonica  apanno  1402  ad  annum  1849  edidit  Josephus  Mucx-  1 

kowski,  Oracoviae^  1849,  S.  148;  9 Anno  Domini  millesimo  quingentesimo  nono  in  de- 
canaia  Magistri  Martini  de  Wolborz,  examinaii  pro  gradit  baeealarmtus  ad  quartale 
sanctae  Cruris,  in  auiumno}  hunc  ordinem  adepti  sunt :  .  .  .  Sebestianus  de  FeUtyn  ...  * 

.  2)  Finck  scbreibt  aa  Oeltes  1492,  daB  er  Sarmatien  (d.  i.  Polen)  verlassen  hat 
(vgl.  Wiener  Hofbibliothek,  Cod.  3448,  p.  14).  Zifciert  von  K,  Mo  raws  ki  in  der 
>6eschichte  der  Krakauer  JagelL  Universit8.t<  (Bd.  2,  S.  214). 

3)  A.  Polinski's  Meinung  (»G*eschicbte  der  Muaik  in  Polen<,  S-  63),  es  habe 
sicb  eine  Messe  von  Pelsztynski  erhaltent  beraht  auf  einem  Irrtum.  In  keiner  pol- 
nischen  Bibliothek  ist  die  supponierte  Messe  Felsztynski's  erhalten. 

41  Felsztyrfskrs  >ffymnen<  reprasentierea  wabrscbeinlicb  den  ersten  polniscben 
mensuralen  Druck  mit  beweglicben  Mefcalltypen.  Soasfc  waren  alle  theoretischen 
Traktate  bis  1530  mit  Holztypen  (weiGe  Noten  auf  schwarzem  Grunde)  gedruckt. 
Die  slltesten  jetzt  bekaanten  Denkmlller  des  poln.  mensur.  Druckes  mit  beweglich. 
Metalltypen  stammen  aus  dem  Jahre  1532.  Es  sind  ein  4skimmiges  geistl.  Lied 
(Passionslied)  »Pie$ti  o  bozem  um?c%eniu<  und  ein  anderes  »Modlitwa,  powsxednia  do 
Trojcy  Swi$tej<%  beide  auch  aus  der  Offizin  von  H.  Vietor.  —  M.  Kromers,  >De 
mus*  fig-<  (1534)  ist  wohl  der  nachste  Drnck  dieser  Art. 


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474 


u Adolf  Chybinski,  Polnische  Musik  tmd  Musikkultur  usw. 


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Der  Verlust  einer  so  gro.fi  en  Anzahl  von  AVerken  Eelsztyn's  ist  auch  in  <jer 
Beziehung  bedauernswert,  weil  war  nicht  wissen,  wie  sich  d$r  durchimitierte 
Satz  zix  Anfang  des  16.  Jahrh.  in  Polen  entwickelte  *).  Denii  die  erhaltenen 
Introiten2)  sind  aller  strengen  Nachahmnngen  bar3).  Es  sind  zweiteili<ye 
Satze:  im  ersten  Teil  wird  das  Wort  Alleluia  in  tlrei  Absatzen  gesurnren 
im  zweiten  Teil  der  Prosatext.  Im  Tenor  finden  wir  die  litui-gische  Melodie 
nach  dem  in  Polen,  genauer  in  der  Krakauer  Diozese,  gebriiuchlichen  Eituale 
(fast  notengetreu  mit  der  heutigen  Editio  Yaiicana).  Es  ist  also  die  Aualese 
einer  Art  von  >Choml'is  Oracoviensis*.  Der  Tenor  hewegt  sich  choralarti'v 
fast  durchweg  in  langen  gleichen  No  ten  (semibreves).  TJm  ihn  bewegen  sich 
andere  Stimmen,  Note  gegen  Note,  mit  nicht  besonderer  Beweglichkeit.  Der 
Satz  ist  jedoch  polyphon,  die  TJnabhangigkeit  der  Stimmen  gegeneinander 
evident.  Die  Ansatze  zu  einer  allerdings  sehr  kurzen  Nachahmung  findet 
man  nur  in  2  Stimmen;  nie  wird  cin  Motiv  durchgefuhrt,  und  irgcndwelche 
thematisch  Icontrapimktische  Verwertungen  der  Motive  sind  seiner  Mu3xk 
durchaus  fremd.  Satztechn is che  Problem e  interessieren  Eelsztyriski  gar  nicht. 
Bemerkenswert  ist  bei  ihm  die  bestandige  Stimmkreuzung,  die'  paarweise  ge- 
schieht,  Aufierdem  finden  wir  Terz-  und  Sexten-Parallelen  zwischen  den 
Oberstimmcn,  auch  Dezimen  gauge  in  den  Aufien stimmen.  Jedoch  ist  von  der 
Eaux-Bourdon-  und  Diskantiertechnik  fast  koine  Spur  zu  finden.  Verbotene 
Parallelgange  bemttht  er  sich  durch  kleine  Durchgangsnoten  und  Pausen  zu 
vertuschen,  was  jedoch  meist  ziemlich  unaelenk  geschieht  Seine  Musik  klinsrt 
gut,  manchmal  erreicht  er  sogar  eine  tatsSichliche  KlangfiUle ;  und  doch  ver- 
meidet  er  nicht  die  hob]  en  oder  gar  harten  Kliinge,  nicht  nur  in  Kadenzen. 
sondern  auch  in  der  Mitte  des  Satzes.  Auch  altertiimliche  Harmoniewendungen 
sind  bei  ihm  nicht  sehr  s  el  ten4).  Seine  "Werke  machen  einen  Eindruck,  als 
wenn  sio  noch  dem  letzten  Viertel  des  15.  Jahrh.  anjyehorten.  und  doch  ent- 
standensie  moistens  zwischen  1515  und  1530,  Zu  den  besseren  Eigen- 
schaften    seiner   Satze  gehort   noch    die   Behandlung   des    eaniiis  fvrmas.     Er 


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1)  Kanoniscke  Stimmfuhrung  (auch  kiinstliche  Gattungen)  kennt  allerdings 
schon  Nikolaua  von  Radom  (gegen  1425),  etwa  nach  dem  Beispiel  des  ihm  be- 

kannten  Ctconia. 

2)  Ein  Introitus  De  Tempore  pasekali  hat  Abbe  Dr.  J.  v.  Surzynsjti  in  seinen 

Monumenia  musices  saerae  in  Potonia  (Heft  2;   Posen  1887)  herausgegeben,  lekler 
transponiert. 

■3)  Deswegen  ist  die  Stellung  des  chronologisch  nachsten  Meisters  N.  C.  (Nico- 
laus  Cracoviensis),  der  die  imitierte  Satztechnik  kennt,  nicht  genau  iix  der  Ent- 
wicklungsgeschichte  der  Jetzteren  in  Polen  zu  bestimmen. 

4)  Mit  Diesen,  welcbe  der  verdienstvolle  Herausgeber  der  Moniim,  mas.  sacme 
m  Pol  gesetst  hat,  bin  ich  nicht  gan2  einversfanden.  Felsztyn  Isonnte  eine  Wen- 
dung  wie  die  folgende  nicht  einmal  machen. 


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Monttmenia  II,.  S.  24,  Takt  16).    Das  eis  in  zweiter  Stimme  enispmche  mehrseinem 
Stil  trotz  der  Quartenparallelen.  {Abnliches  an  andern  S  tell  en). 


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Adolf  Chybiaski,  Polniache  Musik  unci  Musikkulfcur  usw.  475   ■ 

wird  a*6  v013  ^en  *as*  pausenlos  bescbaftigten  Begleitstimmen  unterdrltckt' 
die  letzteren  sind  fast  von  aller  Verzierungskoloratur  frei.  Die  Quarten-  und 
(meistensj  Quinten-Schritte  sind  nur  zuweilen  durcb  diatonische  Folge  kleiner 
Noten  [semimmimae)  umschrieben.  ■  Von  Instrumentalfloakeln  ist  niclit3  zu 
liiiden;  es  ist  eine  absolute  Vokalmusik.  Die  schwache  Seite  seiner  Werke 
ist  eine  nicht  zu  leugnende  trockene  Monotonia,  wozu  viel  die  Fubrung  der 
Aufienstimmen  beitrilgt.  Da  hiift  sogar  eine  Verkoppelung  yon  zwei  litur- 
giscben  Melodien  nicbt  (z.  B.  gleicb  am  Anfang  der  Prosa  de  tempore  pasekali). 
fjr  disponiert  seinen  Satz  sebr  klar  und  macbt  ihn  sicbtlich  von  dem  Text* 
abhlingig,  aber  er  wei.B  ibn  nicbt  zu  beleben  und  zu  variieren. 

Unser  Urteil  beruht  leider  nur  auf  drei  Satzen  (Introiten).  Die  Hyninen- 
sammlung  aus  dem  Jabre  1522  ist  wabrscheinlicb  unrettbar  verloren  gegangen. 
Dennocb  scbeint  ea  mir,  dafi  die  erwabnten  drei  Siitze  aus  spaterer  Zeit 
siammen,  daii  wir  also  bis  zu  gewissem  Grade  berecbtigt  sind,  auf  dieser 
Grundlage  ein  Urteil  zu  fallen.  —  Erganzungsbalber  sei  nocb  bemerkt: 
Sebastian  Felsztyn  hatte  bocbstwabrscheinlich  eine  Vorliebe  fur  die  Kompo- 
sition  der  Stropbengesange.  Bei  Hymnen  gesangen  ist  das  klar;  in  seinen 
mit  Prosatexten  verbundenen  Introiten  singon  je  zwei  Stropben  dasselbe. 
Tatsa.cblich  steht  jeder  Satz  von  ibm  zwiscben  der  einfachen  Motetfco  und 
dem  geistlichen  Lied. 

Die  Eigenschaffcen  seines  Stils  verraten  eine  Verwandtschaft  mit  dem.Stil 
deutscher  Meister,  allerdings  eine  eklektiscbe  Verwandtschaft.  Der  deutscke 
Finck  konnte  ibm  ein  Vorbild  sein.  Die  lebendige  Ballfarbung,  welcbe 
Biemann  eine  spezifische  Eigenschaft  der  deutschen  Meister  nennt,  ist  bei 
Felsztyn  zwar  nicbt  so  sehr  prononziert,  wenn  aucb  mehr  als  die  Fiihrung 
anderer  Stimmen,  in  denen  die  nebeneinanderliegendcn  Tone- allzuoft  bcriibrt 
werden,  was  die  Monotonia  hervorruft.  Fur  die  polniscbe  Musik  bat  er  nock 
die  Bedeutung,  daii  er  vielleicbt  der  erste  war,  der  die  Ftinfstimmigkeit  (in 
seinen  Hymnen)  einfuhrte1). 

Die  Urteil  e  liber  Felwstyriski,  die  ich  in  meinen  polniscben  Arbeiten  und  in  der 
Biemannfestschrift  (S.  342 f.)  ausgesprochen  babe,  sind  hier  teilweise  wesent- 
licb  dank  der  Vermebrung  des  Materials  modifiztert  worden.  Ein  »Vater  der 
polniscben  Musik*,  wie  man  ihn  bis  jetzt  nannte7  war  er  nicbt,  das  kann 
man  selbst  von  dem  100  Jabre  frtiher  lebenden  Nikolaus  von  Hadom  nicbt 
3agen;  denn  wir  babert  bestimmte  ^achricbtenj  da£  schon  im  14.  Jabrh.  in 
Polen  die  mehrstimmige  Musik  (von  den  Hymnen-  und  Sequenzenkomponisten 
nicbt  zu  sprecben)  blubte2),   obwobl  bis    zum  heutigen  Tage  kein  derartiges  1 

Denkmal  ans  Licbt  gebracbt  wurde.  Eine  neue  Epocbe  kann  Felsztyn  un- 
inoglich  beginnen,  weil  wir  die  "Werke  seiner  nur  dem  Namen  nach  bekannten 
zeitgenossiscben  polniscben  Komponisten  nicbt  kennen.  Als  angeblicben 
Lehrer  des  groBten  polniscben  Komponisten  des  16.  Jabrh.,  "Waclaw  Szamo- 


r 


1)  Die  Dreistimmigkeit  dauerte  etwa  bis  1470,  das  illteste  bis  jetzi-bekannte 
Denkmal  der  vierstimmigen  Musik  in  Polen  (ein  Liber  generaiionum  im  Cantionale 
von  Goslawski,  Krak.  Kapitelarcbiv)  stamint  aus  d.  J.  1489  (ein  Brucbstiick  findet 
man  in  meiner  poln.  Abbandlung  >Die  Beziehongen  zwischen  derpoln.  und  abend- 
landiscben  Musik*  usw.,  S.  12).  Allerdings  sind  cocb  die  Beispiele  im  Optiscxthtm 
von  Felsztyn  dreistimmig. 

2)  Unter  dem  ErnfluB  der  franzosischen  Motet-Schule.    Adam  de  la  Hale  und  K* 
Gnillaume  de  Macbault  waren  bckannt;   der  erstere  sogar  im  tiefen  innern  von 

Polen. 


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1  *^ 


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476  Adolf  Chybinski,  Polnische  Musik  und  Musikkultur  uaw. 

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*  ■ 

tulaki J)  kommt  er  nicht  in  Betrachi,  Seine  Werke  enthalten  endlich  keine 
hervorstechend  bedeutsamen  JElemente,  die  von  dauerad  frucbtbringender  Ein-. 
wirkung  fiir  die  Entwicklungsgeschichte  der  polnischen  Musik "gewes en  waren^). 
Also  bleibt  als  sein  Verdienst  nur  die  Einfiihrung  der  Eiinfstimmig, 
keit  in  die  polnische  Musik  und  die  Abfassung  des  ersten  ge- 
druckten  Traktats  polnischer  Herkunft  iiber  die  Choral-  und 
Mensuraltheorie3),  • 

Schon  zu  Pelsztyn's  Lebzeiten  setzte  in  der  polnischen  Musik  ein  Um- 
schwunff  ein,  eine  rapide  Entwicklung  ebenso  auf  vokalem  (geistlich  und 
weltlich),  wie  aucb  instrumentalem  Grebiet,  Den  Anstofi  dazu  gab  die  Ver- 
breitung  der  Musikdrucke  deutscher,  italienischer  und  franzo  si  sober  Herkunft, 
Das  Zentrum  dieser  gescbichtlichen  Bewegung  war  Krakau;  ibr  bedeutendstes 
Denkmal  und  zugleich  ibr  Beweis  ist  die  oben  erwiihnte  Orgeltabulatur  von 
Johannes  de  Lublin  {1537 — 48).  Bei  ihr  miissen  wir  uns  langer  auf- 
halten?  weil  sie  nicht  nur  fur  die  polnische,  sondern  auch  (und  zwar  haupt-  ' 
sachlicb)  fur  die  deutsqhe  Musikgeschichte  von  bedeutendem  Belang  ist.  Eiir 
Polen,  weil  sie  .beweist,  daJJ  zwischen  1530  und  1540  die  internationalen 
Einfliisse  sich  hier  mit  bosonders  expansiver  "Wirkung  vereinigten,  fiir  Deutsch- 
land ,  weil  sie  unbekannte  Werke  der  GroBmeister  deutscher  Tonkunst  ent- 
halt  und  deren  Einfliisse  auf  die  polnische  Musik  fortgesetzt  offenbart. 

Die  Folio-Handschriffc  der  Tabulator  befindet  sich  im  Besitz  der  Krakauer 
Akadeinie  der  Wissenschaften  und  ist  mit  ms.  1716  sxgnicrt.  Sie  besteht 
aus  260  Papier-Blatteru  und  ist  in  Pappeinband,  Iiberzogen  mit  dunkel- 
braunem  Leder,  eingehunden.  Auf  dem  oberen  und  unteren  Deckel  (dier 
Einband  ist  all  er  dings  umgedreht!)  sind  die  eingepreBteu  Ornaments  iriit 
symbolisch-biblischen  Szenen,  die  auf  den  3&andern  herumlaufen,  und  mit  den 
Medaillons  der  Madonna  mit  Ohristkind  (Oberdeckel)  und  Johannes  des 
Taufers  (wakrsckeinltch  des  Patrons  voii  Johannes  de  Lublin)  zu  sehen.  Der 
obere  Deckel  triigt  folgende  Aufschrift: 

TABVLATYEA  IOANNIS  ';;    • 


DE  LYVBLYN  CANONIC. 
REGLABIY  DE  CRASNYK. 

1  '*•     5     •     4     *     0. 


1  '    i 


c 


Die  Haudschrift  ist  Yollgesehricben;  leer  sind  nur  einige  Seiten.  Die 
Handschrift  zahlte  friiher  mehr  Blatter;  in  neuerer  Zeit  wurden,  wahrachein- 
lich  von  pietatvollen  Verehrern  der  alten  ICunst,  7  Bliitter  mit  dem  Messer 
auf  barbarlsche  Weise  herausgeschnitten  {zwischen  fol.  48  und  49  der  gegen^- 
wartigen  Pagination) ;  noch  einige  (vielleicht  4 — 6)  Blatter  verschwanden 
friiher  wahrend  des  G-ebrauchs    der  Organisten   im  Kloster  Krasnik.     Trotz- 


, 


1)  Wir  werdcn  im  weiteren  Verlauf  beweisen,  dafi  solche  Behauptung  auf  Irr- 
tum  beruht. 

2)  Das  konstante  Verlegen  des  Cantus  firmus  in  die  Tenorstimme  ist  wohl  kaum 
anf  seine  Rechaung  za  setzen,  obwohl  es  noch  auf  lansre  Zeit  in  der  polnischen 

musik  Sitte  war. 

3)  Er  gab  auBerdem  heraus:  Divi  Aur&lii  Augusiini  Bpiscopi  Sipponerisis  de 
musiea  diatogi  VI  (Krakau  1544,  H.  Yietor),  z.  Z.  verschollen.  HSchstwahrscheinlich 
wurde  das  Werk  erst  nach  seinem  Tode  herausgegeben. 


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Adolf  Chybinski,  Polnische  Muaik  und  Mueikkultur  usw. 


477 


dem  ist  dieae  Tabulatur  die  umfangreichste  aus  der  ersten  Halfte  des 
16.  Jahrh.1).  In  der  Anlage  trad  Notation  ist  Bie  den  deutschen  Orgel- 
tabtilaturen  nicht'  nur  sehr  ahnlich,  sondern  wobl  nacbgebildet.  Sie  ist  nut 
tbeoretiscber  Einleitung  versehen  (s.  unten),  enthalt  viele  Lehrbeispiele  (viel 
mehr  als  irgendwelche  Tabulator)  und  bedient  sich  ausschliefilich  der  deutschen 
Tabulaturscbrift  in  ibrer  eiofachsten  Art,  ohne  jene  Varianten  und  Moglich- 
keiton,  die  wir  in  H.  Loewenfeld'a  Arbeit  uber  L.  Kleber  fin  den. 

Bie  Notation  der  Oberstimme  ist  mensural  und  in  alien  Einzelbeiten  mit 
der  von  Buchner  gebrauchten  Notation  fast  identiscb2).  "Wabrend  jedoch 
Buchner  die  Notenkopfe  mehr  wellenartig  abrundet,  scbreibt  Johannes  echt 
Ebomben-  oder  manchmal  Khomboidal-,  manchmal  wieder  Quadrat-Kopfe ; 
im  letzteren  Tall  nahert  er  sicb  mehr  der  Tonschrift  dea  Luscinius3).  Zur 
Jeichteren  tJbersicbt  stellen  wir  die  Zexchen  der  Lublin'schen  Tabulator  in 
einer  Tabelle  zusammen: 


Hotonxefohea  ftr       Hoteaseiebeii  fftr      Pausenzoioheii  f.        PauBenzeicheu  f. 
die  Oberatimme         ftbrige  Stimioen        dio  Oberatirome       d.  flbng.  btiramen 


Longa 


Brevia 


An* 


; 


Semibrevis 


Minima 


Semiminima 


Fusa 


Semifusa 


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VdCdf 


VdCdf 


VdCdt 


VdCat 


Hierzu  noeb  einige  Bemerkungen.  Ebenso  wie  in  anderen  Tabulaturen 
findet  sich  bei  Lublin  das  Zeicben  fur  Diesis  in  der  Oberstimme.  Eb  ist 
identisch  mit  dem  des  Buxbeimer  Orgelbucbs:  also  f  ,  und  nur  in  dieser  Form 

1)  Die  Tabulatur  von  L.  Kleber  zahlt  bekanntlich  170  Blatter  (ygl.  H.Loewen- 
f eld's  Dissertation:  »L.  Kleber  and  sein  Tabulaturbuch*,  Berlin  1897);  aie  ist  die 
siOBte  der  deutschen  Orgeltabulaturen.  '  . 

2)  VkI.  die  Abbildung  aus  der  Lublin's cb en  Tabulator  mit  dem  faksimilierten 
Beispiele  aus  Bncbnerin  Carl  Paesler's  Arbeit  fiber  das  Fundamentbueh  von  Hans 
von  Constanz  (VierteHahrsschr.  f-  Musikwiss.  V,  S.  31).  . 

.  3)  v-gi.  Paesler,  a.  a.  0.,  S.  28  ff.  -  Ea  ist  wobl  moglick,  daB  man  in  Krakau 
die  Tabulatur  von  0.  Luscinius  kannte;  die  Bekanntschaft  mit  semen  anderen 
Scbriften,  welche  sick  nickt  auf  die  Muaik  beziehen  (z.  B.  die  gnechiBche  Gramma- 
tik),  ist  nachweisW.  -  Der  Meinung  von  Z.  Jachimecki  .Wpiywy. >f™kit i«r 
mukyce  polskiej,  1911,  S.  6),  da6  die  Tabulatur  von  Lublin  mit  der  von  Kleber  ge- 
meinaame  Eigenschaften  hat,  kann  icb  nicht  im  ganzen  beistimmen,  und  zwar  des- 
wegen,  vreil  Kleber  runde  Notenkopfe  schreibt.  Nur  die  Verwendung  des  Punk tes 
fiber  dem  Brevbtzeicben  fur  die  Oberstimme  ist  gememsam;  das  gehort  jedocb  bex. 
Lublin  zur  gr»6tan  Seltenbeit. 


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478  Adolf  Chybinaki,  Polnisclie  Musik  und  Musikkultur  mw. 


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wird  es  von  Lublin  verwendet.    Dem  Zeichen     jy  begegnen  wir  in  keiner  der 

bis  jetzt  bekannten  Tabulaturen;  es  ist  em  "Warnungszeichen,  Welches  darauf 
hinweist,    daB    die  Note   weder    erkohfc   noch  emiedrigt  werden,    sondern   in      *m 
der  diatoniscben  Lage  bleiben  soil.    Ein  Beispiel  wird  uns  davon  uberzeugon 
und  dazu  noch  belegen,  daS  es  aucb  kein  Verzierungszeichen  ist: 


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1            fr           T 

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g  fe  e  f  e  g 
e  dc      %  G 

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s 

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3 

Die  Verzlerungen  schreibt  Johannes  de  Lublin   fast  immer   aus.     Vena 
sie  kttrat,  ao  gebraucht  er  folgende  Zeichen: 


1. 


f^-^^L     2-^  =  j 


- 


Obige  Interpretation  orgibt  sich  durch  Vergleichung  analoger  Stellen,   wo 
die  Verzlerungen    nicht  gekurzt,    sondern  genau  ausgoschrieben  sind.      Sonst 
finden  wir  in  der  Notation  der  Lublin'schen  Tabulatur  keine  Abweichungen 
von  den  (xrundsatzen    der   deutschen    Tabulaturschrift.      Auf  jeder  Seite    be- 
finden  sich  fiinf  Noten-Systeme,    die  Anzahi   der  Linien    schwanfct   zwischen 
5  und  9,   es  uberwiegt  jedock   7-  und  8-Liniensysiem.     Taktstriche   oder 
Kaumabsatzo  zwischen  den  Takten  finden  sich  nicbt.     Die  Schlussel   (e,  d9  g) 
sind   verschtedentlich  gosetzt.     Die   Sttmmen   sind   der  Hohenfolge   nacb  ge- 
schrieben  (C,  A,  T.y  B.),  und  zwar  ausnahmslos  {ebenso  wie  bei  A.  Schliek). 
^  Die  Handscbrift    ist   von    einer    und    dersclben    Hand ')    in    verschiedener 
Zeit  und  mit  verschiedener  Tinte  geschrieben.    Die  Daten,   mit  welcken  eine 
Anzabl  der  Satze  versehen  ist,  beziehen  sich,  wie  aus  detn  Vergleich  hervor- 
gebt,    nicht  auf  die  Entstehungszcit,    sondern    auf  die  Zeit  der  Abschrift.     Das 
alteste  Datum  ist  1537  (fol.  105r),  das  spateste   1548   (fol.  71r).     Im    allge- 
metnen  ist  die  Schrift  von  ausnebmender  Deutlichkeit;    fluckfcig  geschriebene 
Seiten    sind    verschwiadend    selten.    —    Ehe  wir    den   Inhalt    der    Tabulatur 
priifen,    miissen    wir  einige  Bemerkungen    iiber  die  Person  von  Johannes  de 
Lublin  und  seine   Wirkungstatte  Kr&snik    machen.     Johannes  stammte  also 
aus  Lnblin   (der  Hanptstadt    des  gleichnamigen   Woywodenturas   in    Polen, 
jetzt  B,us3isch-Polen)2)    und   war    1540   Mitglied    des   in    der   ersten   Halfte 
des    15.  Jahrh.    gegrundeten   Klosfeers    der    Ganonici  regular®;    in  Krasnik 
fin  der  Nahe  you. Lublin).    IXber  seine  Person  wissen  wir  nichts.     Ich  habe 
die  Mortuologien  des  Stammklosters  der  Ganonici  regulates  zu  Krakau  durck- 
gepruft    und    —    nicbts    gefunden.       Dagegea    begegnen    wir    dem    Namen 
^Johannes   de   Lublin<    einige   Male    in    Muczkowski's    Statuta  nee  non  liber 
promoUonum  unter  denen,  die  den  philosopbiscben  Bakkalaureusgrad  an  der 
Krakauer  Universitat  erhalten    haben:    einmal   im   Jahre   1508,   das    andere 

■ 

1)  Nur  2—3  kleine  Stticke  wurden  von  anderer  Hand  geschrieben. 

2)  Die  Stadt  ist  im  1£.  Jabrh.  gegrfindefc  wordea  und  besit<st  noch  heute  einige 
prachtige  Denkm&ler  der  Kunst  [benouders  der  Acchitektur)  aus  jener  Zeit.  Seit 
dem   18.  Jahrh.    beginnt  der  Untergang  von  Lublin  [besonders    seit  der  Teilunir 

Polensh 


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*  18  v — 19  r:  Preambuhvm  in  c,  5. 
»  19  r — v:  Preambzdum  in  dy  5. 

■»'  19  v:  Preamlmhtm  in  e,  4. 

»  20  r:  Prearnhithwi  super  f,  5. 

>  20  v — 21  r:  Crux  fklelisi  4. 

>  21  v:  Sequitur  Offiemm  per  octavas  Kirie  primum,  4, 

a  22  r:  Tercium  Kirie,  4. 

>  22  v:  Criste  eleyxon,  4. 

>  22  v— 23  r:  Ultimttm  Kirie,  4. 

*  23  v — 24  r :  -&£  m  terra  pax,  4. 

j-  24  v:  Domine  dcus  agnita  dei,  4. 


1)  S.  147  und  156  f. 

2)  Es  iat  ausgeschlossen,  dafi  die  Werke  von  Finck,  Sbolfczer  u.  a.  handschrift- 
lich  in  so  fevnen  Ostprovinzen  Polens  wie  die  von  Lublin  (man  konnte  sagen:  am 
Eode  der  europ&isehen  Kultar)   verbreitet   wiiren;  nur  in  Krakau  konnte  man  sie 

fiad^n. 

3)  Br  wird  mit  Einleitun^  und  Komroentar   dcs  Verf.'s  in  den  Publikationen 

def  Krakauer  Akademie  der  Wisa.  im  n&chsten  Jahr  erscheineo. 

4)  In  einer  Warsehauur  Privatsaoimlung  befindet  sich  noch  eine  Orgeltabula- 
tor  (weniger  umfangreich).  Viele  Siitzn  sind  identisch  rait  denen  aus  dor  Tab.  von 
Johannes  de  L.     Mifcteilunffdes  Herrn  Dr  Z.  Jachimecki. 

5)  Die  Zahl  am  E4ndc  je&es  Titels  bedeutet  die  Stimmenzahl. 


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ii 


Adolf  Chybinski,  Polnische  Musik  und  Musikkultur  nsw.  479 

mal  151B1).  Ob  es  sich  aber  in  einem  von  beiden  Fallen  um  den  Tabulatur- 
Johannes  kandelt,  ist  nicht  sicher  zu  sages.  Allerdings  verweilte  Johannes 
-rrnr  1540  zu  Krakau,  da  seine  Tabulatur  die*  Satze  von  drei  dautaligen 
jvrakauer  Komponisten,  von  denen  sonst  uichts  im  Druck  erschienen  1st, 
enthalt2).  Das  Krasnik'sche  Kloster  lag  zwar  an  der  Grenze  der  ziviKsiertcn 
Welt,  aber  die  Kunst  nnd  Wissenschaft  bliihte  in  seinen  Mauern.    Von  den  $,:\ . 

wenigen  Denkmalerii  der  polnischen  mehrstimmigen  Musik  stammen  zwei 
Jjbri  gcneraiiormin  (eins  im  Organalstil,  das  andere  identisch  mit  dem  aus 
Oantiorvah  G-ostawski's,  s.  oben)  eben  aus  Krasnik;  auBerdem  ist  noch  ein 
ho  chin  teress  ante  r  Traktat  iiher  den  Gresang  erhalten,  der  auch  aus  der  Biblio- 
■thek  dieses  Klosters  stammt3).  Als  Pater  Johannes  nach  Krasnik  kam, 
konnte  er  also  aufgewisse  Kunattraditionen  rechnen  und  seiner  hohen  Kunst, 
deren  Schatze  er  aus  Krakau  saint  Drucken  UHtbrachte,  ein  Verstandnis 
seitens  der  Konfratres  zusichern.  Hochstwahrscheinlich  hatte  er  dort  einige 
Organisten  ausgebildet;  darauf  weist  die  theoretische  Einleitung  hin,  die  er 
in  Krasnik  1540  niedergeschrieben  hat,  und  eine  Menge  von  Lehrbeispielen. 
Die  Tabulatur  war  im  Grehvauch  einiger  Krasnik'schor  Organisten,  deren 
Namen  wir  in  der  Hds.  finden,  und  zwar  noch  im  17,  Jahrh.  JTach  der 
Kassation  des  Klosters  durch  die  russische  Regierung  gelangte  die  Hand- 
gchrift  in  den  Besitz  des  Philologen  Prof.  Dr.  Hieronymus  Lopacinski,  nnd 
nach  dcssen  Tode  (1906)  wurde  sie  von  der  Krakauer  Akademie  der  "Wissen- 
schaft er^vorben.  Die  Tabulatur  ist  das  prlichtigste  Denkmal  der  polnischen 
Musikkultur  aus  dein  16.  Jahrh. 4). 

Der  Inhalt  der  Tabulatur  beginnt  auf  fol.  lv  und  enthfilt  folgendes: 


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fol.  lv— 14 r;  Anno  Domini  154  0  Vllt Februarii.    Ad  faciendum  eantitm  coralem 

in  discanto,  tenore  ei  bassa  [voce]  sex  sunt  neeessaria  quibus  debet  %tti  omnis  ^ 

organixalor  (folgen  die  Regeln  und  die  Schulbeispiele).  f 

m     15v— 16r:  Bella  Italiea,  1544.  4^]. 

»     16  v — 17  r:  Arsi  sparsi  anno  154p  dominiea  Misericordia,  4 


il 


177 — 18  r;  Aseenstts  {in  c — a),  4.  jft\v 

->     ISr— v:  Descensus  *  ♦  ,  per  secundas  (in  el — f1)*  4.  til 


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480 


Adolf  Chybinski,  Polnisohe  Musik  und  Musikkultur  usw. 


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25  r:  Qui  sedes  ad  .dexter am  patris,  4. 

25  v:  Sanetus  per  octavos ,  4. 

26  v — 26  r:  Sanetus  ieriiam,  4. 

26  v — 27  r:  0&a?m#  an  exeelsis,  4. 

27  r — 27  v:  Agntts  dei,  4. 

27  v— 28  r:  Car^e?*  in  Ff  4. 

28  r — v:  Francigmum  prima  pars,  4. 

28  v — 29  r :  Seeunda  pars,  4. 

29  v— 30  r:  Offieium  de  corpore  Christi,  i\\  G.  1540,  4. 

30  r — v:  Versus,  4. 

30  v — 31  v:  Prosa  lauda  Sion  sakatorem,  4. 

31  v:  Dies  enim  sol&mnis  agitur,  4. 
31  v — 35  r:  Quod  in  coena  Cristas  gessit,  4. 
35  r:  Prosa  de  Resttrreciione  doming  1540,  4. 
35  r— v:  J  gnus  redemit  oves,  4. 
35  v—  36  r:  Die  nobis  Maria,  3. 
36r — v :  Gredendum  est  soli  Mariae,  4.' 
36? — 37  r:  Homo  quidam  fecit  coenam,  4. 

37  r— v:  Conradus,  3. 

38  r:  leer. 

38  v — 39  r:  Patrem  solemne  in  d}  4. 

39  r:  Qui  propter  nos,  4. 
39  y:  Kyrideyson  Virginitatis,  4. 

39  v — 40  r:  Kyrieleyson  tertium,  4. 

40  r — v:  (Christe  eteyson),  4. 
407— 41  r:  Kyrieleyson  ultimum,  4. 
41:  ein  Satz  ohne  Titel,  4. 

41  v—  42  r:  Seeunda  pars*  4. 

42  y — 43  r;  Preambulam  super  F,  4, 

43  r—  v:  (Preambulam)  in  Q  per  B,  4. 

43 v— 44 r:  Ach  vn  fals  duois  prussiae}  1541 ,  4. 

44  7— 45r:  Ack  sckeind  art  paul  Ysth,  4. 

45  y— 46  r:  De  sancto  Johanne  Bapiisia,  &  G  1541 7  4. 

46  r—  48  v:  Chorus  nove  Jerusalem,  4. 

49 r— v;  Schulbeispiele  ohne  Aufachrift  {unisoni}:  e',  d',  ef,  fr,  gl  per  b,  gr  per 
h,  a  per  b,  a  per  h,  b9  h  —  4. 

49  y— 51  r:  Sequuntur  conclttsiones  finales  super  claves  ad  di$ca?Utcm  1538 ;  i*  c'r 
e1  ex  d\  c'  ex  e'f  de  ex  d',  ex  e'  in  d'.  ex  f  in  d',  e1  ex  e'%  ex  f*  in  e%  ex  g  in 
e}  f  ex  fr  ex  g,  ex  a,  in  g  ex  g  per  b,  ex  a,  ex  b,  in  g  ex  g  per  h,  ex  A,  in  a  e& 
a  per  b,  ex  6,  in  a  ex  a  per  h  (ex  h  in  a,  ex  of  in  a,  in  b  ex  b,  ex  e'  in  bt  ex 
d'  in  b,  ex  k  in  h,  ex  e  in  h)  —  4. 

51  r—  51  v:  Conclusions  aliae  ad  discantum;  20  Beispicle  ohne  Aufschrift,  dann: 
in  g  per  h  (4R),  in  a  per' b  (4  B,},  in  a  per  h  (4  B.),  in  b  per  es  (2  B.)  —  4. 
62  v:  Gonelusiones  super  claves  ad  cantum  transpositum ;  in  o  per  es  (2  B.},  in 
d  per  fis  (2  B.} ,  in  d  per  es,  in  e  per  fis  (2  B.)  und  2  B.  fflv  per  b  in  es  und. 
per  d  in  a  —  4. 

52  y—  53  7:  Sequuntur  concordwnciae  pro  canlu  eorali  in  ienore  faeiendo  ad  as~ 
censumJ538:  in  e,  d,  e,  f,  g  per  bt  g  per  h,  in  A  per  %  in  B,  B  t-  4. 

54  r—  55  v:  Asemsus  in  superioribus  clavibus:  in  c,  dt  e,  ff  g  per  b,  g  pe?r  h,  » 
per  b,  a  per  h,  in  b,  in  h,  ct  d,  e,  f,  in  g  per  h,  in  a  per  b,  in  a  per  h  —  4. 

55  7 :  Descensus  ad  octavam  (in  c,  d,  e,  f,  g,  g}  f}  a)  —  4. 

56  r— v:  Cmcordantiae  ad  Bassani,  et  primo  aseensus:  in  F  (per  B),  In  G  per.- 
B,  In  G  per  B,  In  A  per  B,  in  A  per  H,  In  B,  In  If,  In  c,  In  d,  In  e  —  4.    '' 

57  r:  (zwischen  fol.  56  und  57  fehlt  ein  Blatt,  wahrscheinlicli  mit  einerReihe 
der  descensaS'BeiBvwle .  geblieben  sind  bloB  12),  4.  —  Reliqui  descensus  in  f:, 
in  g  per  b,  in  a  per  b>  a  per  h}  in  c.  —  4. 


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67  v:  Descensus  per  secundas  ad  octavam:  in  f  per  b,  g  per  ht  a  per  b,  a  per  K 
in  B,  in  B,  in  e\  in  dr,  in  e  m  a  —  4. 

58  r:  Ascensus  per  secundas  ad  oetavam:  in  F,  G  per.  B,  G  per  E,  A  per  B, 
in  A  per  5",  In  B,  In  H,  in  c,  in  d,  in  e  —  4.- 

58  r — 59  7 :  Unisoni  sequunhtr  primo  in  F,  G  per  B,  G  per  JJ>  A  per  B,  A  per 
E,  B,  B,  c,  dy  e  —  4. 

597:  Unisoni  i?t  superioribus  cla-vibus:  f,  g  per  b,  g  per  h,  a  per  b,  a  per  fe 
j?  -  4. 

59  v — 60  r:  Cos  colo  odo  sa,  4. 

60  r:  Conclusio  inusiiata  super  h  per  h,  4. 

60  v — 61  r;  Gatideamus  omnes  1539,  4. 

61  v :  Gloria  patri,  4. 

62  r:  Prmmbulym  in  G  per  B}  4. 

62  v — 63  v :  Anno  dei  1539  in  die  S.  Leonardo  Gaudeamus  omnes,  4. 

63  v — 64  r:  Gloria  patri,  4. 

64  v:  Kirie  printum  de  dominic&,  4. 

64  v — 65  r:  Secundum  Kyrie,  4. 

65  r — v:  Crisis,  4. 

65 v:  Kirie  ultimum,  4. 

66  v — 66  r:  Domine  . «  ,  noli  nos  iudicare,  pedaliier,  4. 

66  7—  67  r;  M  in  terra  pax,  4. 

67  7 — 68  r:  Domine  Deus  agnus  Dei,  4. 

68  r:  Conelusio  super  h,  4.  * 
687 — 69  r:  Qui  sedes  ad  dexieram  patris,  4, 

69  r—  v:  Patrem  per  oct&vas,  N.  0.  1540,  4. 
6SJ7 — 70  r:  Qui  propter  nos,  4. 

70  v — 71  r:  Surrexii  domintcs  valeie  htcius,  4. 

71  r:  1548  Slusehna  yesth  r%ec%,  4. 
71 7:  Samctus  per  octavas,  4. 

71 7— 72  r:  Stmctus  teriium,  4. 

72  v:  Agnus  Dei,  4. 

73  r — 797:  Sequuntur  elausuiae  sive  color  es  in  cantum  coralern  imponendae:  in 
c  (6  B.),  d  (6  B.},  e  (6  B.),  f  (6  B.),  In  g  perk  (6  B.),  a  (4  B.),  in  a  per  b  (5  B.}9 
in  g  per  b  (6  B.);  am  Ende  drei  kleiue  Klaueeln  in  e,  d,  a,  f —  4. 

80  r— v;  Iniroiius  de  Resurseetione  Domini,  N*  G..  4. 

80  v— 81  r:  Gloria  patri,  4, 

81  r — 7:  Kirie  Pasehale,  4.  *  * 
81 7:  Kirie  iertiumt  4. 

81 7 :  Criste  eleyxon,  4, 

82  r;  Kirie  ultimum,  i. 
827:  Cristus  iam  surrexii,  4. 

827 — 83  r:  Aliud  cristus  iam  surrexii,  4. 

83  r — 7:  Regina  eoeli  laetare,  4. 
837:  Resurrexit  sicut  dixit,  4. 

83  v — -84  v :  Introitus  de  spiriiu  sancio,  4. 
847— 85  r;  Introitus  de  Gorpore  Gristi,  4. 
86  r — 86  r:  Tantum  ergo  saeramentum,  4* 

86  r—  87  r:  Gaudeamus  omnes,  N.  G.,  4. 

87  r — v :  Gloria  patri,  4. 

87  7 :  Kirie  per  octavos,  4.  * 
877~88r:  Tertium,  4. 

88  r :  Christe,  4. 

887:  Ultimum  Kirie,  4. 

887— 89  r:  Vesckel  sehyq  polska  Corona,  JV*  C,  4. 

89r-90r:  Fidel,  4. 

90  r — 7:  Alijec  Nademnq  Venus,  N.  C,  4. 

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.  gov— 91  r:  Veschol,  4. 

>  91  r — v:  Infunde  unctionem.  4. 
»  91  v :  Preambulum  in  a  per  h,  4, 

>  91  t— 92r;  In  A,  4. 

>  92  r — t:  Quern  preces,  N.  C,  4. 

>  92  r — 93 v:  Domine  secundum  actus  nostras  noli  nos  iudicare.  manualiier,  4, 
»  93v~94t:  Iniroiius  de  sancla  Trinitate  Benedicia,  N,  C.t  4. 

>  94  r— v:  Gloria  patri,  4. 

>  94 v — 95  v:  Proiexisti  me  deus,  N,  Gh.,  4. 


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96  y:  Prosa  <fe  semclo  spiritu;  Veni  sancte  spiritus,  4. 

96  y:  Sancte  Spiritus  assis  nobis,  4. 

97  r:  Nisi  iu  domine  cusiodieris  nos,  ad  duos  bassusj  4. 

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97y;  Ferdinandi,  4: 

97  y — 98  r:  Sicui  lilium  inter  spinas,  4.     (Jim  Ende:  >.  .  .  terminatur  1540*) 

>  98  v:  Preambulum  super  F,  5. 
»  99 r — v:  Saneia  Maria,  1540  7  4. 

>  99  v — 100  v:  Stetit  Jesus  in  'medio,  4. 
»  100  7— -101  v :  haudaie  dominmn  ornnes  genies,  4.  I 

^■.  ;■  •>  101  v:  Zalosez,  y  Badoscx,  4. 

I  ;  H  >  101  t— 102  7:  ^  i^  ««d  7C%,  4. 

:M  102  v:  Bxemplum  super  eongaudml  in  G,  4. 

>  103  r:  Con  lacrime,  4. 
»  103 vt  Cbra*  Simonis,  4. 

>*':•'.  >     I03v— I04r:  Ein  Satz  ohne  Aufschrift,  4. 

,vp-';::.  >     104 v — 106 r:  0  pr%enaslawmjey8%a  Panno^  4. 

105r— v:  Nas  Zbawycwyel,  N.  C,  1537,  4. 

I06v— I06r:  Salve  Begina,  N.  C,  4.  - 

106  r — v:  Ad  te  elamamus^  4. 
fr" '..  >     106 v— 107 r:  <3ttia  dr^o  advocaia,  4. 

*  107  r:  AToftt?  yos<  Aoc  exilium,  4. 
»    107  r — y:  Oyiff  Fir^o  Maria,  4.  i 

>  107  v — 108  r:  Iniroiius  te  beata  Virgins,  corate  Goeli,  4. 
j;.;V;.                                >     108  r— v:  OMi  enarrani,  4. 

^V,  >     108  r— 109  r:  jto  Jerarehia,  JR  G,  4! 

v-  »     109 r:  Z^rie  eiusdem  officii,  4. 

>  109  r:  Tertium,  4. 

>  109  r— 'v:  Crista  eley$ony  4, 
»    109  v:  UUmum,  4. 

>  109  v — 110  r:  Officium  de  NcUivitote  Ckristi,  4. 
/>                                   >     UOr— v:  £to  es<  laetiiiae,  4. 

lllr — v:  Colmda,  4. 
112  r:  Poxnanie^  4. 

112v — 113?:  15401  Sequuniar  ambitus  seu  repercussiones  tonarum  super  cantum 
coralem  et  prima  repercttssw)  toni  primi  naw.,  4. 
113v — 114r:  Severinus  Konij ,  4. 
114v-116r:  Un  Mui,  4. 
\V;.  »    116v— 117*:  Ach  hilph  mich  laith,  N.  <X,  4. 

>  117  v — 118  r:  Prosa  de  beata  Virgins,  miitit  ad  Virgvnem,  4. 

>  118  r — 7:  Naiuram  super  at  naius,  4- 

*  11,8  v— 119  r:  Ferns  eiciat,  4. 

>  119  v— 120  r;  Accede  ntmiia,  4. 
»  120r — v:  Audit  et  suseepit9  4. 
»  120  7 — 121 7 :  Pairis  sapientia}  pcdaliter^  4. 

>  121  v — 122y:  Egredieniem,  phynk,  4. 
»  1227—1237:  -0!  omnes,  4. 


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182  r: 

Adolf  Chybinaki,  Folnische  Musik  und  Musikkultar  usw. 

leer. 

-126  r:  Perky  wiso  lialimm,  1541,  4. 
-127  r;  Italorum  Devotio,  1542 \  4. 
-128  r:  IjPum  rogemus,  M  C,  1541,  4. 
-130r:  Ste.  Ma.,  1540.  4. 
-7:  Secunda  pars  ISia  Mater.  4. 
-132  r:  Poxnania,  4. 
-v:  Rex,  4. 
Radem  themu,  4, 

* 

-v:  Oongaudeni  angelorum,  Prosa  de  asstcmpiionej  eongaudent   4. 

Filium  qui,  4. 

-v:  In  ierris  cui  quondam,  4. 
-135  r:  Qui  fdii  ittius,  4. 
-136  r:  Quae  domino  celi  praebuii,  4. 
-137  r :  Tc  libri  virgo,  4. 

Preambtdum  sttper  F,  4. 

Sequitur  officium  solenne.    Kirie  fons  boniiatia,  4. 
-v:  Tertium  Kirie,  4. 
-139  r:  Ohriste  eleison.  4.  * 

-140  r:  XSliimum  Kirie.  4. 
-141  r:  M  in  terra,  4. 

Domine  Dens  agntis  Dei,  4. 

Qtd  sedes  ad  dexteram,  4. 
-143  r:  Patrem  sollenne,  4. 
-v:  Qui  propter  nos  homines,  4. 
-144  r:  Sancttts  solletme  in  Ot  4. 
-y:  Sanctus  tertium,  4. 
-146  r:  Osanna  in  exeehis,  4. 
-146  r:  Agnus  Dei  in  G  per  B,  4* 
-147 v:  Colenda  Severini  3540 1  4, 
-149  v:  Ave  Posa.  sine  spinis,  5, 

-151r:  Secunda  pars  Dominus  Tecum  tniro  pacto,  2541,'  4. 

-152  v:  Deus  misereatur  nosiri,  5. 

-154  v:  Secunda  pars  stipradicti  psaimif  5. 

-155r:  Sanctus  sotemne,  4, 

Osanna,  4, 
-156  v:  Kyrie  pascale,  N.   C,  4. 

Christe,  4. 

-169r:  Przesz*  thwe  stvyqthe  smartwy  (chwstanie^  4. 

-160v:  Justzts  es  domine,  4, 

-161  r:  Preambulum  in  d,  N>  G.7  4. 

-162r:  Ein  Satz  ohne  Anfechrift,  4. 

-163  v:  Constikies  eos  principes,  5. 

Madonna  bella,  4, 

-166  v :  Secunda  pars,  4, 

-168  v:  Deus  qui  sedes  sttper  tronum^  4, 

-170r:  Thomas  Stolczer,  4. 

-171  r:  Dxyvny  sposchob,  4. 

•172r:  1540,  Vita  in  ligno  moritur,  5. 

-173  r:  1540,  Veni  creator  spiriius,  4.  ' 

-I74v:  Muieta  philipe  qui  videt  me,  resoluium  per  JV".  (7.,  4. 

-176  r:  Beee  saeerdos  magnus,  de  sancio  augustino,  5. 

•178  r:  1540,  Bellum  francigenum  prima  pars,  4. 

-180  y:  Secunda  parsf  4. 

-181  v :  Tertia  pars  belli  francorum,  4. 

Preambulum  pedale  in^  d,  4. 

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Adolf  Chy  bin  ski,  Polnische  Musik  und  Mueikkultur  usw. 

-183  v:  Resohitum  per  N.  C,  1540,  5. 

-184 v:  Secimda  pars,  5, 

-185  r:  1541  Cotidie  apud  vos  eram  in  iemplo  dooms,  5.' 

-186  r;  Officium  Virginis  Mariae,  Salve  Sancta  parens,  i.     . 

-v:  Versus  seniiant  omnes  Innaniae,  4, 

-187  r:  Kyrie  de  sancta  Maria,  4. 

Chrisie,  4. 
-v;  Kyrieleison  UltimumJ  4. 

Jfcyrie  magne  Detis  in  6,  4. 

BrucbstOck  eines  Satzes,  4.    (Zwischen  fol.  188  «nd  189  feblt  ein  Bla 
-189  r:  Eocal  fuxa,  4. 

proporcia  ksxexe  marcxynye,  4. 

Kyrieleison  do  sancia  Maria  tempore  advenius,  i. 

Seczmdtim,  4.  - 

-190  r:  Ckriste  eleyxon,  4. 
JJlHmum  Kyrieleyxon,  4, 
Magnificat  sexii  toni  super  Discanium,  4. 
-191  r:  Kyrieleison  Pascale,  1543,  4. 

Secundum,  4.  ' 

-192r:  JSxampla  oeio  tonorunt  1542  (8B,),  4. 
-193 r:  Primus  tonus  super  Bassam,  secundus  . .  .  ua*w\  (9  B.),  4. 
-196  r:  Ein  Satz  ohne  Aufschrift,  4. 
Preambulum  in  F,  4, 

-197  v:   Toni  valentes  ad  cantum,  primus,  secundus  .  ,  .  usw.  (4  B.),  4. 
-198r:  Dulce  memorie>  4. 
-199  r;.  Jtecicar  bello,  4. 
-v:  Ipsius  enim,  4* 
Anglicum  1546>  4. 

-202  r:  Date  sineeram  maerentibus,  N.  C,  1542 \  5. 
Clausula  in  G,  4. 

-203 r:  AUud  solemne  patrem,<  4. 
Qui  propter  no.s  homines,  4. 
-206r:  Ein  Satz  obne  Titel,  4. 
De  profundi^  super  Discanium,  4. 
Kyrieleyson  phynk  pascals^  1542 \  4. 
-208r:  Ghrisie  eleixqn,  4. 

-209  r:  0  lumen  ecelesiae,  de  saneio  Augustmo,  1541.,  4. 
-210r:   Con  lacrime  sospir,  1542,  4. 
-211  r:  Se  amor,  1541>  4.    v 
-212  r:  Corea  super  duos  saltus,  4, 
-213  r:  Gorea,  4. 
Uaiica,  4- 

-214  r:  Sequuniur  coreae^  N.  <7.?  1541,  3. 
-y:  Alia,  3. 

-215  r:  Alia  super  duos  solttis,  4. 
-v:  Zaklolarn  s&yq  thamem  ad  unwni,  4. 
-216r:  Alia  ad  unum  poxnanie,  4. 
-v:  Aha  poxnante,  3. 
-217r:  Gonradus,  4.    . 
-218  r:  Ein  Satz  ohxie  Titel,  4. 
-v:  Paur  Tkanex,' 4.    • 
-219  v :  Bona  cat,  4. 
-220  r:  G%ayher  Thanc%1  4. 
-v:  Ad  novem  saltus,  4. 
-221r:  Hayducxky,  4. 
-222  r:  Itatica,  4. 


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Adolf  Chybinaki,  Polnische  Musik  und  Husikkultur  usw.  435 

joi,  222  r— 223 1:  Schephczyk  ydwye  po  tdycxy  sxydelka  nosxqcx,  4. 

>  223  r — v:  Hispaniarum,  4. 

t  223  v— 224  r:  Alia  Italzea,  4. 

j  224 r:  proporiio  Ferdinandi  ulterius,  4, 

>  224  v — 225  r:  Et  in  terra  pcm  do  sancia  Maria  sabbativis  diebtts,  4. 
,  225  v:  Dornine  Deus  agnw  Dei}  4. 

.>     225 v — 226  r:  Qui  lollis  peecata  mzmdi,  4. 
r     226v— 227r:  Ein  Satz  ohne  Aufschrift,  4. 

>  227  y— 229  r :  Primus  tonus,  4. 

.     229v — 231  r:    2bni  transpositi  primus ,   i545;   secwzdus  ...  us w.  (7  »Toou3*- 
Beisp.),  4.5 

*  233  r:  Preambuhim  in  d,  4.  4, 

>  236  r:  PreawSM&wn  «i  0  per  3,  4, 
,    235v-236r:  Tribtdatio  1545,  4. 

»  236  v — 237  r:  Benedictus  dominus  dens,  1545 \  4. 

>  237  v— 238r:  Benigna  1545,  4. 

>  238 r:  Kyrieleyson  pascale  phynh,  4. 

>  238  v:  Secundum  Kyrieleyson,  4. 

>  238v— 239r:  Chrisioeleyson,  4. 

»  239  v — 240  v:  Si  deus  nobtseum,  quis  contra  nos}  1545,  4, 

»  240  v:  (Kyrieleyson  uliimum),  4. 

»  241  r:  Angelieum  Sanctus  1546,  4. 

§>  241 » — 242  r:  Saneitts  tertium,  4.    * 

*  242  v:  Preambulum  K  0.  1546,  4. 
»  242  v — 243  r:  Aliud  preambulum,  4. 

>  243  t:  Non  moriui  laudabxtnt  te  Dornine,  4. 

>  244  r :  Transmoniana,  4. 

>  244  v— 245  r:  Oallicum,  4. 

1     245?— 146r:  Ein  Satz  ohne  Tifcel,  4. 

>  246  v— 247  v:  Principes,  0. 

>  248 r:  Tanium  ergo  saeratneniumt.1546,  4. 

*  260  v — 251  r:  1546  Panis  quern  ego  dabo,  4. 
»     251  v — 252  r:  IsUigabani  ergo  Judei,  4. 

»     252 r:  Iiwnaus,  4, 

g    2527— 253r:  Ein  Satz  ohne  Tifcel,  4. 

>  253  r:  Mi  feat,  4 

,     253v~254r:  Absolon  1547,  4. 

»     2547 — 255 y:  Pfos  m*Zfe  repm,  1547 \  4. 

*  2557— 256r:  Koilierine,  4. 

>  256 7—267 r:  Chrisio  Begi  omne$  iubilemus,  1547 ,  4, 

>  257  r:  Finale  super  d,  4. 

>  257? — 258 r:  Ein  Satz  ohne  Aufschrift  (nur  Diskantstimme),  4. 

>  258  v— 259  r:  leer. 

>  259v— 260r:  »Ad  faeiendam  Correcturam<  .  .  .  Am  Schlufi:  >1540  Sabato 
dominiea  Miserieordia*  und  (spaterer  Zusatz):  >Sabato  post  fesfum  in  Mayo 
Stamslai  anno  domini  1547<, 

Wir  wenden  uns  zuerst  dem  einleitenden  Traktat  zu,  Er  bildet  ein 
Seitenstlick  zu  Buchner's  Tabulaturtraktat;  nur  hat  er  deswegen  einen  ge- 
ringeren  Wert,  weil  er  mit  keinem  Wort  das  Orgelspiel,  den  Fingersatz  u.  a, 
beriihrt.  Nur  die  allgemehien  Satzregeln  werden  besprochen.  Johannes  de 
Lublin  erweist  sich  als  Praktiker,  dein  die  Beispieie  mehr  als  die  Kegeln 
galten;  deswegen  finden  wir  in  der  Tabulatur  so  viele  Schulbeiapiele,  wie  Bie 
keine  der  bekannten  Tabulaturen  aufzuweisen  hat-  "Wir  veroffentlichen  im 
folgenden  den  Traktat  im  Auszug,  jedoch   ohne   die   vielen   Beispieie.     Die 


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486 


Adolf  Chybinski,  Polnische  Musik  und  Musikkultur  usw. 


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3TuBnoten  verweisen  attf  die  Beziehungen  unseres  Traktafcs  zu  anderen  Tabiila- 
turtraktaten  und  zu  jenen  "Werken  deutscher  Tbeoretiker.  /die  in  Polea 
bekannt  waren  (Ornithopareb  in  erster  Reilie). 

(fol.lv).  Armo  Domini  1540  XVIII  Februarii.  Ad  faciendum  oanttmi  coralem 
in  dueaniOj  tenore  et  bassa  [voce]  sex  sunt  necessaria,  quibus  debet  tdi  o?nnis  organixator.  ' 

Primum,  ut  seiat  inceptas  [voces?  notas?]  eantus  eoralis  debiio  modo  formare  (quae 
infra  per  deelaraiionem  et,  exempla  patebtmi). 

Secundum,  ut  post  incepiionem  vocum  attended,  ne  ponat  salius  crudbs  vel  disso*  . 
nanUas  aut  ne  plus  vel  minus  de  notis  ad  factum. 

Tertium^  ut  vilia  sett  impedimenta  ariis,  qttae  nadtum  apud  indoctos  accidun& 
diligenter  aiiendat* 

Quartum,  ut  repeitiicnes  cantos  eoralis  in  duabus  vet  tribus  aut  quatuor  notis  dili- 
gmler  videat,  ne  una  et  eadem  eoncordantia  tacius  duos  vel  ires  faciat 

Quintum  attendat  in  cantu  corali  eonclusiones,  iextus,  ita  quod  secundum  sententia?n 
mrborum  aptetur  conclusio  eanius  (ut  hoe  patebii  per  deelaraiionem  et  exempla). 

Sexium  seiat  in  arte  faciendi  canium  coralem  moderate  voces  per  suspirium,  per 
semisuspiria,  per  puncim,  per  sineopationes.  Nam  idem  [iisdem?]  rhoderationibitd 
quilibel  eantus  colorixaiur. 

Sciendum,  quod  cwnius  eoralis  quadruplici  modo  ineipi  potest:  primo  simul  et 
semel  omnibus  voeibzts.  Exempli  gratia:  si  vis  aliquem  canium  eoralem  incipere  in 
discanio  simul  et  semel  omnibus  vocibus,  tune  in  prima  iaetu  capias  concordantias 
perfectas  super  omnes  voces.  Coneordcmtiae  auiem  perfeetae  sunt  octava,  quinia,  decima, 
tertia,  ita  ttt  tenor  sit  in  octava  a  discanio,  et  bassa  m  quindecima  (fol.  2r)  a  discanio 
vel  in  octava,  alia  auiem  super. tenore  in  tertia  vel  in  qumta  (folgen  3  Beispiele). 

Quando  auiem  in  tenore  vis  facere  ineepia  eantus  simtd  et  semel  omnibus  tocibus, 
similiter  pro  primo  iaetu  accipias  concordaniias  perfeeias  sieut  et  in  discemto  (folgen  3  B.)> 

(foL  2v).  Quando  auiem  in  bassa  voce  vis  facere  incepta  eantus  simul  et  semel 
omnibus  voeibus,  tune  pro  primo  iaetu  accipies  coneordwntias  perfectas  sicui  in  reliquis 
voeibus  demonstraium  est  (folgen  2  B.). 

(fol.3r).  Sciundo:  eantus  eoralis  potest  ineipi,  tit  una  vox  sequatur  alteram  in 
diapason,  id  est  in  octava,  aut  in  unisono,  eo  iamefn  modo,  at  si  una  vox  incipiat  can- 
turn  ex  f,  etiam  aliae  voces  debent  incipere  ex  f  ant  ex  oeiava  supra  aut  infra,  eo  ia/men 
modo,  ut  in  qua  voce  vis  canium  coralem  planere  (plana  re?)  faeere,  quod  illawx  -ultimo 
incipiat  post  alias  voces,  sive  sit  in  medio  eantus  sive  circa  fme?n  (sive  fm  prmciph  — 
yon  derselben  Hand  sp&ter  erganzt.    (Folgen  3  B.) 

Eegula  generalis  super  secundum  (spiiter  mit  *hunc*  von  derselben  Hand  ver- 
bessert)  modum  incipimdi  canium  eoralem  in  discanio  per  diapason  est  talis,  quod 
primum  incipiat  alia  vox,  post  earn  bassa,  [deinde]  tenor,  tdiimo  d'iscanitts. 

Quando  auiem  in  tenore  canium  eoralem  incipere  votueris  per  diapason,  eo  modo 
proeederes  ut  ad  diseanium.  Incipianat  primum  aliae  voces,  quas  tenor  ultimo  sequatur 
ex  eisdem  (foL4r)  clavibus  super  vel  deorsum  (folgen  3  B.). 

(fol.  4v).  Quanto  auiem  vis  in  bassa  voce  canium  coralem  incipere  per  diapason 
tunc  primum  incipiant  aliae  voces 1  quas  sequatur  bassa  ultimo  ex  eisdem  clavibus  (ut 
patet  in  exemplis.    (Folgen  3  B,) 

(fol.  or).  T&rcio  eanius  eoralis  potest  ineipi  per  diapenie  (apiiter  von  derselben 
Hand  nacbgetragen :  *id  est  in  quinta<),  ita  qttod  una  vox  sequatur  aliam  in  quinia. 
Talis  auieyn  incepiio  voeaiur  inequaliiaiis ,  eo  quod  non  equaliier  voces  ineipiunlw  ex 

eisdem   clavibus.     Nam  si  diseantus   incipitur   ex  g,   tunc  alia  sub  discanio  incipiat 

et  c,  et  si  tenor  ineipit  ex  a,  tunc  bassa  vox  incipiat  ex  d,  eo  modo  saltern  (!)  observato, 
quod  ilia  vox,  in  qua  eantus  eoralis  planus  pulsari  debet,  'ultimo  incipiat  post  alias 
voces  (ut  in  exemplis  patebiL    (Folgen  3  B.) 

(fo!.  5v).  Ad  tenorem  similiter  quando  volueris  incipere  canium  coralem  per  dia- 
pente,  tunc  primum  incipient  retiquae  voces,  ultimo  indpiat  tenor  (folgen  3  B.). 

(fol,  6v),    Ad  bassomi  voeem  incipiendam  per  diapenie  hoc  modo  procedes,   ut  ad 


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Adolf  Chy  bin  ski  j  Polnisehe  Musik  lind  Musikkultur  usw.  ^07 

ienorem,  iiaque  bassa  vox  ultimo  incipiat  per  reliquas  voces  et  incipiatter  sub  tenore  m 
omnia  (folgen  3  B.)1). 

(fol.  7r).  Quarto  ca?itus  c&ralis  potest  incipi  per  diaiessaron,  hoc  est  per  quartam, 
iiaque  [ui]  plana  vox  eanius  coralis  incipiatter  ab  altera  voce  in  quarta  supra  vel  infra, 
Hague  superiores  voces ,  videlicet  discantus  et  alta  sint  a  se  in  quarta,  et  inferiores 
$imilii&%  videlicet  bassa  et  tenor,  smt  etiam  in  quarta,  co  tarnen  observato ,  tit  in  qua 
voce  velis  ineipere  canium  coralem,  quod  ilia  vox  tdiimo  post  alias  incipiat  (nach- 
getragen: *sic  et  in  isto  modo '  mcipiendi  observabitur < .     Folgen  3  B.}2) 

(fol.  8r).  Ad  ienorem  per  diaiessaron  cmn  vohieris  cantum  coralem  ineipere.  eo 
modo  procedes  ui  ad  discaniiorem ,  ita  quod  tenor  ultimo  incipiat  post  reliquas  wees 
et  sit  incepia  bassa  infra  tenorem  in  quarta  (ut  hie  in  exemplis  patebit.    Folgen  3  B.)3) 

(fol.  8v).  Ad  bassam  vocem  per  diatessaron  incipiendam  procedes  hoc  modo  ui  ad 
priores  voces,  ita  quod  ultimo  incipiat  bassa  post  alias,  et  sit  in  quarta  sub  tmore  {ut 
in  exemplis  patebit),  Regtda  tamen  generalis  ad  hunc  modivrn  est,  ut  semper  discantus 
primum  incipiat,  postea  alia,  item  tenor,  tdiimo  bassa  (ut  hie  in  exemplis  paiet. 
Folgen  3  BO4) 

(fol.  9r).  Regtda  Generalis.  Quandocunque  iangis  bicinia  id  est  duas  voces  in 
inceptionibtis  vocum  sive  in  medio  cantus,  cave  ne  contingat  ibi  aliqua  quarta  vel 
undecima,  quod  ilhtd  est  summum  vitium;  scilicet  m  talibits  bieiniis  ponantur  concor- 
dance perfectae,  id  stmt  tcrtia,  sexia,  octava,  quinla,  deeima,  duodecima.  qniniadeeima. 

(fol.  9v).     Discordaniiae  anient,  quae  sunt,  hie  patent: 

Secunda        •  ,      ,  una  ab  alia  in  sccunda. 

0    (i*   *8 


Discor- 
daniiae 


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Septima  „  & ,  una  vox  ab  alia  in  septvma. 

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JHona  '  '  *   ,  una  in  nona  ab  alia. 

e  d  e  ' 

Undecima  ^  a,  (die  ErklUvung  fehlt). 

c  a  e 


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Tredecima  admiitiiur,  sed  non  in  omni  canity  quia  equivalet  sc-xtae. 

Quariadedma  etiam  magm  {?!)  diseordantia. 

Et  tantum  de  inceptionibtis  vocum.  Accedendo  ad  secundum,  ad  artem  necessarium 
est  istud,  ui  post  inceptionem  vocum  aitendat,  ne  ponat  saltus  crudes,  et  etiam  tie  plus 
vel  minus  de  noiis  ad  unum  iactum  ponat  Qui  antem  sint  saltus  critdi,  kie  per  eooempla 
patebunt  Licet  illi  saltus  non  viciant  artem,  scilicet  quod  stmt  coneordantiae  inusiiatae, 
ui  sunt  septima,  nona,  undecima,  tredecirna^). 


1)  Von  derselben  Hand  sp<Lter  amRande  nachgetragen  (fol.  7r):  >Regzda  genc- 
ralis super  bassam  incipiendam  per  diapenie  est  talis,  quod  super  discantus  primum 
incipiat,  postea  alius,  deinde  tenor ,  ultimo  bassa.<  Dieser  Zusatz  folgt  den  3  Bei- 
spielen  fur  *  bassa  incipiendam. 

2)  Nach  dem  2.  Beispiel  splter  nachgetragen  (foL  7v):  *  Regtda  generalis  super 
discantum  incipiendum  per  diaiessaron  est  talis,  quod  super  primum  incipiat  bassa 
vox,  post  bassam  in  quarta  super  tenor,  deinde  alia,  ultimo  discantus. < 

3)  Nachgetragen  {foL  8v):  >Regula  generalis  super  ineipiendum  cantum  coralem 
in  tenore  per  diatessaron  est  [talis,  quod  primum  incipiat  alia  'post  ea  di  [scantusj, 
deinde  bassa,  tdiimo  tenor.* 

4)  Nach  dem  1.  Beispiel  nachgetragen:  *Regtda  generalis  ad  hunc  modwm  est 
talis,  til  super  discantus  primum  incipiat,  postea  alta,  deinde  tmor,  tdiimo  bassa  (ut  in 
exemplis  patet}*. 

5)  Ich  lasse  diese  3  Beispiele  folgen,  weil  sie  nachher  von  Johannes  de  Lublin 
erklart  -werden  urtd  aufierdem  noch  eimge  seiner  Anschauungen  demonstrieren. 
fiir  die  er  keine  Geseize  formuliert  (z.  B.  fiber  die  Chromatik,  e,  1.  Beispiel:  h— ?). 


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488 


Adolf  Chy  bin  ski,  Polnische  Musik  und  Musikkultur  usw. 


Bxemplum  aliud  ad  ienorem  de  saltu  crude: 


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{fol. 10  r).     Moemplum  ad  bassam  vocem  de  saltu  crudo: 


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Praesertirn  in  talibus  saltibus  f  contra,  mi  nan  ponatur ,  hoe  et  fl  contra  [? ,  nee  f 
contra  kt  nee  fis  contra  b.  Nee  ponatur  septima^  nona>  undecima;  licet  nan  viiiarent 
iUae  concordanliae ,  sed  quod  non  veniunt  in  usu  ariis  musices.  Ponatur  iamen>7  tibi 
necesse,  seeunda%  ieriia,  quarta,  quintat  sexta,  ociava,  decima;  et  duodecima,  si  accidit 
tamen  vero.    Nam  istae  concordanliae  et  in  ascensu  et  in  descemu  bene  valent 

Attendat  etiam,  ne  plus  i>el  minus  de  notis  ad  unum  factum  ponat  Jt  nisi  tantumt 
quantum  unusquisque  iactUs  posiulai,  Nam  mulii  swit  tales }  qui  resotuia  super flua  et 
praesertirn  super  discantum  in  tangendo  adduni  vel  minuunt  de  notis;  wienies  velociiate 
sua  auribus  hominum  plaeere  artem  ialibus  cursibus  offendunt1). 

Ad  evitandam  ergo  iaiem  mperfluam  positionem  vel  diminutionem  (fol.  lOv)  ponat 
longam  ad  unum  tacium  (sp&ter  nachgetragen :  >duas  breves*},  quaiuor  semibreves, 
octo  fu%eles  (11%  sedecim  semifuxeles  (!!}-),  et  pro  medio  tacium  medium  de  talibus 
ponat  et  praesertirn  sub  signo  de  medio  perfecio  (i!%)).  Secundum  autem  de  aliis 
figurisy  quae  sunt  in  eantu  figuraiwo^  de  quibus  nihil  ad  propositum,  quoniam  etsi  tylia 
signa  stmt  necessaria  organisiis,  set  nan  kabent  in  u$ut  nisi  ariis  musieae  peritissimis 
magistris  (sp&ter  verbessert  in :  >cantoribus  et  artis  muszces  peritissimis  magistris*). 

Tertium  in  arte  necessariumi  ut  viiia  seu  impediment  artis  diligenter  attendat. 


1)  Johannes  de  Lublin  niacht  hier  eine  drastische  Bemerkung  in  der  Fufinote: 
*Ac  tamen  asinis  ad  liram  placentes,  qui  plus  paleis  deleciantur  quam  tritico*.  — 
Recht  drastiaeh,  man  konnte  sagen  Beckmesserartig,  ist  das  von  Johannes  hinzu- 
gefugte  Beispiel  fiir  die  schnBrkelbafte,  unbeeonnene  Notenreaolution  eines  durch- 
einander  improvisierenden  Organ  is  tea  (fol.  10  rj. 

2)  Naturiich  ein  Veraehea  wahrend  des  schnellen  Niederschreibens. 


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Adolf  Cbybinski,  Polnische  Muaik  und  MaaikkuUur  usw. 


489 


Quae  auiem  sunt  vitia,  hie  brevilcr  per  exempt*  primum  vatebunt.  Bicinia,  id  est  duas 
voces  dum  tangis,  nunquam  una  vox  ab  aha  sit  in  quarta  nee  undeeima,  m  m  Valcl 
f«  exemplo: 


Ubi  ponitur  crux  parva  (talis*)  m  aliqua  voce  aut  duabus,  *b  designat  magnum 
vitinm.     Similiter  ubi  poniiw  crux  in  aliquibus  vocibics  ibi  est  vtUum  descriptor*. 

Ad  bicinia  auiem  valent  concordance  istae  r  tertia,  sexta,  decima,  duodewna,  quod 
Mae  vossunt  se  sequi  una  post  aliam  et  nullum  erit  vitium.     Scilicet  quinta,   quarta 

Xcl  non  possunt  se  seqid  nee  in  Ueiniis  nee  m  tricinhs,  praeier  quartan ,   quae  m 

fauhbourdon  est  admissa  (folgen  3  B.).  ««-&,-*&«  „•« 

1       (fol   11  rj.     In  triciniis  quarta  sequent  aliam   quartam  bene  sonai  praesertim  m 

faulxbourdon.  Est  autem  faidx  graecum  (!)  verbum,  quod  f™^umtF\a?^™?m 
Zis  utriusque  musices  peritissimum,  ita  dedueitur,  quod  fardx  *  eantics  trnemvoeum 
ZZiorii  Lis  ab  mfeiiori  per  sextam  distant  f&meta  eis  mtermed**  voce  distant* 
a  superiori  per  quartam  et  ab  inferiori  per  terttam  (folgen  3  B.). 

(fol.  11  v).  Item  quinta  non  sequatur  aliam  qmniam  nee  per  ascmsum  nee  per 
descensum.  sed  si  coniinget  in  fundamenio  artis  quinta  sequens  aliam  qumtam  de  urn 
factu  ad  aliam  tactum,  tune  loco  iMus  quintae  ponatur  suspinum  vel  semisuspirium 
TaiU  eoncordantia  perfect*  praeter  qumtam.  Similiter  octava  «o»  sequatur  aliam 
Itavam  nee  per  ascensuL  nee  per  deseensum,  sed  sit  moderate  dhus  *»«"£** 
tactu,  ne  vitium  eomitatur,  vel  per  suspirium,  vel  semtsuspinum ,  vel  ponalur  aha 
concordantia,  quae  non  causet  vitium  (folgen  2  B.). 

(fol  12  rj.     Viiia  super  conclusiones  sunt  ista:  . 

Primum  vitium  in  7  acuta  mil  formetur  alius  cum  bassa  in  uno  g  W  h*jt*t. 
w  exemplol  Nam  hoc  vitium  generator  eo,  quod  tenor  erit  infra  bassam  m  quarta^ 
Sed  cum  talis  conelusio  accidat,  tun€  eapiatur  G  de  gravibus  ad  bassam  vocem  et  ad 
allum  ~g  eapiatur  de  acutis  (ut  hie  patet  in  isto  exemplo).  Vitia  «£^  "P*  ££ 
chmonem  in  d  faeimdam  similiter  cum  conelusio  m  re  accidat  fa,cienda  ^«o.J»^ 
ton sTalia  vox  in  una  clave  mm  bassa  voce.  Nam  tenor  tune  erit  sub  1ms* vooem 
ZrZ  et  erit  vitium  (ut  hie  patet  in  exemplo).  Sed  cum  talis  conditio  contingU  Jfa* 
facienda  sit  bassa  vox  ab  alta  in  octava  (ut  hie  in  isto  exemplo  patet.  4  B.) 
facienda  ^»a5S  eQnclusionibus  satis  in  fundamenio  arte  erf  demonstratum, 

ubi  Z'in  quibus  nullum  habatur  vitium.  Interna  fife  ft.  art,  non  *.«•"?£ 
balsa  vox  sib  tenore  sit  in  quarta,  vel  contra,  tenor  sub  bassa  m  quarta  m  hw*m 

m%!r*mld  artem  necessarium  est:  quando  vmiurd  duo  auttres  u^mrim* 
Sive  w  ascensum  sive  per  deseenszim ,  non  ponat  unam  et  eandem  concordanham  ex 
fmmZmTSS  Stales  tactus,  sed  in  taliln*  ^^f^^^1^ 

live  ex  sua  fantasia  alias  daves  aut  valores  notarum  alter  ins  fantasiae,  aut  sit  mode- 
rZ  voltmnon  exeedendo  melodiam   cantus  iUim  toni,    emus   sit  repercussioms. 

(FOlS?3!i.  ^i^SSU  (woM:  repetitio)  duorum  vel  irium  iactuum  una 
concordant^  sonanhum  nullum  causet  vitium,  sed  qui*  hoc,  quod  muliotwis  repetUur 

cTicii  taedio  audientis.  Sic  cum  contingat  talis  repeliho  taehacm,  ex  fundamen  a^ 
necesse  est  cam  supplere  aliquo  mode  per  ahas  eoncordanlias,  ne  ambo  tactics  smtulem. 
NaZvSietaTtZm  in  tLgendo  /praesertim  diversontm  coWum  aid  mutationum 

1)  Spater  nacbgetragen:  >  Similiter  in  superioribus  voeibus,  alia  et  discanto,  in 
biciniis  non  ponantur  idles  quariae*. 


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490  Adolf  Chybinaki,  Poluiscbe  Musik  und  Musikkulfcur  usw. 


multuan  auribus  homirmm  praebei  oblectamenti ;  uti  pietor  uno  colore  non  facit  i?na- 
gi/nem  sed  diversis  aique  non  aequalibus  coloribus,  sic  unanimes  tactics  in  tangendo 
non-  facitmt  cantum  artificialem  sed  diversi,  secundum  qxtod  tinicuique  Aaturalis  fanta- 
sia data  est)  per  quam  ad  artem  venire  facile  qualibus  potest. 

Quintum  at  artem  necessarium  sciat,  ubi  eonelusiones  faciendae  sunt  super  cantum 
•intermedium  hoe  modo,  ut  ubivenerit  alicuius  canius  claustilatio  textus,  tunc  ibiponatur 
coticlusio  in  ilia  loco  clattsidationis  lexttis,  ut  patei  in  bantu  V&ni  sancte  spirikas  ,  hie  ■ 
prima  c&nclusio  potest  esse,  alia  conelusio  potest  es3e  in  illo  verbo  > fidelitt-m * ,  tertia 
potest  esse  in  ilia  senlentiu  *ignem  aeeende*,  quarta  potest  esse  in  ilia  senlmiia  >lingna- 
rum  cunctarum*)  ultimo  in  fine  ^alleluia**  Ad  omnem  vero  cantum  sententiosa  clausu- 
laiio  verboru/m  est  attendenda,  sed  sententia  verborum  secundum  regulas  grammaiicales 
in  onmi  cantu  posiia.  Nam  $i  velim  facer e  conclusionem  in  illo  himno  de  S.  Joanne 
>Ut  queani  laxts<}  tune  super  kane  dictionem  >laxi$*  nan  erit  conelusio  per  regidam 
grammaiiealem,  sed  debet  esse  conelusio  in  ilia  diciionc  >fibris*,  quia  in  solo  adieciivo 
turn  talet  conelusio ,  nisi  sibi  iungaiur  substaniivum.  Qui  vero  organisaior  ignorai 
regulas  grammaiicales  y  possibile  est,  quod  etiam  ignorel,  ubi  sint  faciendae  eonelusiones 
in  cantu  eorali  —  nam  et  ad  mimicam  grammatica  maxime  est  necessama. 

Si  vero  vis  ornare  cantum,  tit  particulaiim  in  omnibus  voeihus  planus  imponatur 
caniusy  iia  ut  primum  in  diseanto,  post  hoc  in  bassa,  postea  in  ienore,  eo  modo  proce- 
des:  Divides  aliquem  cantum  (ut  resp&nsorium  vel  introiium  missae  alicuius)  in  ires 
paries*  Primum  discanius  sit  planus  usque  ad  eonclusionem.  Si  ins  faeere  planum 
cantum  in  tenore,  pauset  tenor  modicum  per  duo  vel  tria  tempord  el  interim  ineludaiitr 
aliquod  bidnnmi  ant  tricimum  vel  aliqua  claustda  ex  fmulamento ,  quae  sit  eiusdem 
ioni  illim  eanius ,  ubi  mil  in  qua .  claustda  tenor  pauset,  sic  quod  respectus  super  illud 
hieinium  aut  super  irieinium  aut  super  Mam  clausxdam,  ui  veniant  earwm  conetus'/o 
in  cancordaniiis  perfectis  a  ienoris  noia,  a  qua  debet  ineipi  cantus  coralis  planus. 
Postea  si  in  bassa  voce  vdis  cantum  coralem  planum  faeere.  proeedes  eo  modo  stent  ad 
tenor  em.  Nam  postqztam  tenor  in  cantu  concludei  sententiam  verborum,  tunc  pauset 
post  eonelusionem  faciam  bassa  vox,  et  interim,  dum  bassa  vox  pausabii,  includai'M* 
aliquod  bicinium  aut  tricinium  vet  aliqua  claustda  ex  fimdamento,  in  quo  bassa  pauset^ 
r/uae  etiam  sit  eiusdem  ioni,  cuius  sit  ille  cantus,  ita  quod  ilia  clazmda  vel  bicinium 
•venial  per  eonclusionem  concordaniiwrum  perfeclanim  ad  illam  notam,  in  qua  bassa 

(fol.  14 r)  vox  debet  ineipi,  videlicet  aut  in  octava,  aut  in  tertia,  aut  in  quinta,  aut  in 
decima,  sieque  facta  conclusione  incipiat  bassa  vox  cantum  planum  et,  si  placet,  fmiaiur 
cantus  in  ea. 

Sextum  et  ultimum  ad  ariem  necessarium  est,  ut  sciat  ad  artem  faciendi  cantum 
eoralem  mode)fare  voces  per  suspiria  vel  semisuspiria  et  per  puncius,  per  sincopationes- 
Moderatio  autem  voeum  debet  esse  talis;  si  accidat  ex  fundamenio  artis  aliquod  vitium 
de  uno  iaciu  ad  alium  iadum,  quod  ociava  sequaizvr  aliam  oeiavam  vel  etiam  quinta 
aliam  qtdntam  vel  aliquis  saltus  crudus,  tune  loco  illitts  oetavae  vel  quiniae  ponaiur 
suspiriimi  vel  semisuspirmm  vel  aliqua  coneordaniia ,  quae  non  vitiaret  artem;  vel  si 
sit  saltus  cmdus,  ponahtr  pattsa  vel  suspirium,  et  sic  arti  offendictittm  non  eril; 
exemplis  non  indigei  hacc  ultima  regula.  nam  donee  eognita  sint  Ubi  mtiat  quae  sint 
atit  qualia  sint  aut  ubi  contigerini,  ibi  moderalimie  opus  necessarium  est 


. 


Der  Wortlaut  dieses  Traktata  eriibrigt  jedes  weitschweifigen  Kom mental's. 
AVir  begntigen  uns  mit  der  Betrachtung  des  Lublin'schen  Traktats  vom  Stand- 
punkte  seiner  historischen  Bedeutung. 

Johannes  gehorte  zum  fortschrittlichen  Lager  der  Theoretiker.  Der 
Stil  trnd  die  ziemlich  ungenierte  Anlage  seines  Traktats  verraten  tiberall 
einen  praktischen  Musikerj  der  die  J&egeln  nur  deswegen  aufgezeiebnet  bat? 
urn  seinen  Schiilern  die  Arbeit  leichter  zu  macben.  Damifc  erklart  sicb  auch 
die  Tatsache,  daB  er  kerne  Eegeln  des  Orgelspiels?  des  Fingersatzes  usw.  auf- 
gestellt  bat.  Das  erforderte  viele,  ins  einzelne  gehende  Regeln;  diese  lebrte 
er  seine  Schiiler  ex  pram.     DaB  er  auf  die  Praxis   das  Hauptgewicht  logte, 


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Adolf  Cbybinski,  Polnische  Musik  und  Musikkultnr  usw.  491 

beweist  weiter  eine  viel  grofiere  Anzahl  von  Beispielen,  als  wir  sle  bei  alien 
Theoretikern  finden. 

Seine  fortschrittlichen  Tendenzen  beruhen  vor  alien  Dingen  darauf,  daB 
er  die  Terz,  die  Sexte  und  die  Dezime,  ob  klein  oder  grofi,  zu  den  eoncor- 
dantiae  perfeotae  zuhlt ,  und  zwar  mit  ihren  Oktavverlangerungen [)  —  also 
im  Gegensatz  zu  Gafurius,  Ornitoparchus,  Hans  von  Koustanz  u.  aM  mit 
denen  er  sonst  genau  libereinstiramt,  was  sich  wobl  am  beaten  in  der  gleichen 
Meinung  von  der  Qnarte  zeigt.  DaJJ  wir  in  seiner  Kegel  vom  Verbot  der 
Parallelen  vollkommener  Konsonanzen  die  Terz,  Sexte  und  Dezime  nicht 
finden,  das  stofit  wohl  die  Tata  ache  nicht  urn,  denn  sein  Verbot  beziebt  sich 
nur  auf  andere  vollkommene  Jxonsonanzen.  Allerdings  bogeht  Johannes  einen 
Irrtum,  wenn  er  zur  Verhiitung  der  Quintenparallelen  nur  sttspirhim-  oder 
.5e?mmqnrmm-Pause  in  einer  derbetreffenden  Stimmen  anwenden  liiflt.  Gafurius 
verlangfc  bekanntlicb  die  Pause  von  der  Dauer  eines  taehts2):  der  damals  in 
Polen  sebr  populare  Ornitoparchus  iiuBert  sich  wiederum  unklar,  indem  er  ^ 
von  den  Parallelen  vollkommener  Konsonanzen  schreibt,  »qttae  $e  nttituo  seqthi  non 
possunt:  nisi  vel  nota}  vel  pausa  inierveniat* 3).  Nun  aber  scheint  die  will- 
kiirliche  Erlaubnis  von  Johannes  in  der  damaligen  polnischcn  Musik  einige 
Anhiinger  gefunden  zu  haben,  denn  im  Tntroitus  AUehtday  Felix  es  Virgo 
Maria  von  Pelsztynski  finden  wir  (Takt  14 — 16)  eino  Eeihe  von  Quinten- 
parallelen zwischen  C\  und  A**  die  nur  durch  mspiritmi-'P&use  unterbrochen 
werden.  Der  forts chrittliche  Sinn  des  poluischen  Theoretikers  zeigt  sich  auch 
darin,  dafl  er  eine  unbeschrankte  Anzahl  von  Terzen-  und  Sexten-Parallelen 
erlaubt;  die  zeitgenossischen  Theoretiker  verlaugten  bekanntlicb.  in  dieser 
Beziehung  einige  Beschrankung,  z.  B.  Gafurius,  Ornitoparcbus ?  Buchner. 

Obwohl  aus  der  italienischen  Madrigal-Musi  k  einiges  in  seine  Tabulatur 
auigenommen  isfc,  so  scheint  Lublin  doch  cm  G-egner  der  Cbromatik  zu  sein. 
In  dem  Beispiel  auf  fol,  9v  betrachtet  er  den  abstetgenden  cbromatischen 
Sekundschritt  in  der  obersten  Stimme  bei  unveranderter  Grundlage  anderer 
Stimmen  fiir  einen  Fehler.  Wenn  wir  naturlich  Artusi  dagegen  balten ,  so 
erscheint  uns  die  Anschauung  von  Johannes  als  kein  Verbrechen.  ■ 

Den   Wert  des  Traktats  erhoht  der  Abschnitt  von  der  iinitierenden  Setz-  ., 

weise.     Wenn    ich   nicht    irre,    so-ist   es   der  einzige.  Traktat    aus  der  Zeit  :' 

zwischen  1500  und  1550,  der  sich  damit  beschaftigt4).    Demnaeh  ist  es  ein  \ 

wichtiger   Beitrag    zur   Geschichte    der   Theorie    des    imitierten    Satzes    vor  \ 

D.  N.  Vicentino's  Vaniica  mtcsica  (Rom  1555).  Die  Hauptregel  von  Johannes 
ist,  dafi  die  Stimme,  welchen  den  Canttis  firrniis  enthalt,  nach  alien  ubrigen 
Stimmen  einsetzt.  Die  Entfernung  von  Cantus  und  Bassus  soil  die  Doppel- 
oktave  nicht  iiberschreiten.     Die   Aufeinanderfolge    der   imitierenden    Stimmen 

iiberliiSt  Johannes  dem  Ermessen  des  Komponisten.  Er  scheint  jodoch  ein 
G-ewicht  darauf  zu  legen,  dafi  im  vierstimmigen  Satz  die  beiden  zuletzt  ein- 
setzenden  Stimmen  dieselbe  Keihe  in  Bezug  auf  die  Hohenlage  bewahren,  wie 


1)  Der  gleichzeitiff  in  Krakau  lebende,  obengenannte  Georg  Liban  zJlhlt  die 
Terz,  Sexte  und  Dezime  (mit  Oktaweri&ngerungen)  zu  den  conson.  imperf.  (De 
musicae  laudibus  oratioy  cap.  VII,  fob  23  v— 24  r), 

2)  Practica  mtisicaCy  cap.  XII,  fol.  46  r  der  Ausg.  von  1512. 

3)  Mierologus,  cap.  VII,  S.  102  der  Ausg.  von  1519. 

.  4)  Von  deutschen  Orgel-Tabulatureh  finden  wir  in  keiner  darauf  bezugliche 
Regeln,  von  spanischen  bringt  sie  erst  Arte  de  taner  fantasia  von  Thomas  de  San  eta 
Maria  (Valladolid  1565).  VgL  Otto  Kinkeldey's  >0rgel  und  Klavier  in  der 
Muaik  des  16,  Jahyhunderts*  (Leipzig  1910,  S.  51  ff.). 


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Adolf  Chybinski,  Folnische  Musik  und  Musikkultur  u$w. 


die  zwei  vorher  imitierenden  Stimmen,  ohne  Rucksicht  darauf,  ob  die  Imi- 
tation von  oberen  tind  unteren  Stimmeii  paarweise  geschehe,  oder  ob  der  Tenor 
dem  Cantus,  der  Alt  dem  BaS  oder  umgekehrt  folge.  Johannes  kennt  die 
Nachahmung  in  Prime,  Gktave,  Quinte  und  Quarte1},  Man  hegegnet  in 
seiner  Tabulatur  ausnahmslos  nur  diesen  Nachahmungen.  Aus  dem  Ab- 
schnitte  jedoch  auf  foL  13  v — 14 r  (von  »Primum  diseantus  sit  planus  .  .  .« 
bis  ».  .  .  et  si  placet  finiaiur  eantus  in  &&....«)  kann  man  entnehmen,  dafi 
er  die  Nachahmung  in  Terz  und  Dezinie  aucb  als  zulassig  betrachtet ;  er 
nennt  zwar  nicbt  einmal  direkt  die  Nachahmung  als  solche,  aber  beim  Lesen 
dieses  Abschnittes  kann  man  an  die  Nachahmung  denken.  Seinen  Beispielen 
zufolge  geschieht  die  Nachahmung  in  dem  Abstand  von  Minima  und  Brevis. 

Ebenso  wie  Buchner2)  hielt  auch  Tjublin  nicht  fiir  notwendig,  sich  mit 
Kadenzen  zu  beschaftigen.  Dieser  gibt  dagegen  im  ftwidctnienhtm  eine  Masse 
von  Kadenzenbeispielen.  Seine  theoretischcn  Bemerkungen  lassen  sich  kurz 
fassen:  in  Xadenzen  kann  die  BaBstimme  in  dem  Abstande  der  Quarte  weder 
unter,  noch  uber  der  Tenorstimme  stohen,  wenn  sie  in  die  Altlage  kommt, 
so  muB  sie  eine  Oktave  tiefer  verse  tzt  werden. 

Zuletzt  sei  noch  eine  Einzelheit  erwogen.  Johannes  schreibt:  >Ponat 
longarn  ad  unum  taotum*  (a.  a.  0.).  Das  muB  man  naturlich  nicht  genau 
nehmen ,  sondern  diese  longa  als  eine  Art  Zusammenziehung  betraehten. 
Buchner  schreibt  ungefabr  daaselbe:  *Sin  auimn  signum  reperias  imp&rfectionis 
.  „  .  duos  semper  iungito  taetus*  3).  Sonst  stimmen  alle  andern  Anschauungen 
Lublin's  genau  mit  dem  iiberoin,  was  man  damals  in  Polen  bei  G-afur,  Orni- 
toparchus?  Agricola,  Monetarius  lesen  konnte. 

Im  fimdammium  finden  wir  rund  800  Beispiele,  die  wie  bei  Buchner  in 
Gruppen  geteilt  werden.  Es  sind  Beispiele  fiir  a$cmsu$~y  descermts-y  modi- 
{bzw.  ioni}}  clausulae.  Nur  ein  geringer  Teil  beginnt  mit  Nachahmungen. 
Diese  Beispiele  sind  in  mancher  Hinsicht  interessant,  weil  sie  harmonische 
Eigentumlicbkeiten  aufweisen,  die  sonst  in  zeitgenoasischen  Tabulaturen  nicht 
bzw.  nicht  oft  zu  finden  sind.  Johannes  beginnt  seine  Beispiele  am  haufigsten 
mit  Dreiklang,  s  el  ten  mit  Terz-Harmonie,  fast  nie  mit  Quinten.  In  Kadenzen 
gebraucht  Johannes  am  liebsten  die  Terzschlusse,  jedoch  auch  den  Grundton 
mit  Quinte  in  MittelstimmeiL  Der  Dreiklang  mit  seiner  ersten  Umkehrung 
kommt  auch  haufig  vor.  In  mancher  Hinsicht  ist  er  wohl  einer  der  fort- 
schrittlichstenTabulatur-Praktiker  vor  Ammerbach  (1571).  Nur  in  Imitationen- 
wahl  ist  er  wohl  der  nuchternste;  er  kennt  im  Gegonsatz  zu  Schlick,  Kleber, 
Kotter  und  Buchner  nur  die  Nachahmung  im  Einklang,  Oktave,  Quinte  und 
Quarte.  Septimenakkorde  in  Kadenzschlussen  kommen  fast  nie  vor.  AUer- 
dings  begegnen  wir  in  fol.  74r  folgender  Kadenz: 


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1)  Ebenso  wie  spater  Thomas  a  Sancta  Maria  (Kinkeldey*  a.  a.  0.)- 

2]  Ira  Gegenaatz  zu  Ornitoparchus  (a.  a.  0.  cap.  V),  S.  Vanneus  (RecatM* 

turn  1533,  cap.  XXX— XXXVII)  u.  a. 

3)  Paesler,  a.  a.  0M  S.  35.  —  Auch  E.  Praetoriue   erw&hnt   eine   ithnliche 

Mflglichkeit  (> Mensural theorie  des  Franchinus  Gafurius*  u 8 w.,  Leipzig  1905,  S,  79 f.). 


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Adolf  Chybinski,  Polnische  Musik  und  Musikkultur  usw. 


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Der  Satz  der  Beispiele  ist  fast  durchwegs  akkordisch?  wenn  auch  streng 
kontrapunktiscb.  Pauxbourdon-Manier  isfc  in  vielen  Beispielen  uberwiegend. 
Bine  grofle  Anzahl  von  diesen  Exempeln,  die  den  Unterschied  zwischen  dem 
4  thepretisch  denkenden  und  praktisch  schaffenden  Johannes  bezeugen,  enthalt 
Fluchtigkeiten  und  satztechnische  Schnitzer,  die  nichts  weniger  alB  muster  - 
giltig  sind.  Man  sieht  genau,  dafl  die  Beispiele,  welche  Johannes  seiuen 
Schiilern  vorzulegen  beabsichtigte,  schleunigat  aufs  Papier  geworfen  wurden. 
Dazu  gehoren  z.  B.  die  verbotenen  ParaJlelgange  (auch  in  AuBenstimmen), 
schlecbt  klingende  Parallelgange  im  Tenor  und  BaC,  yerdeckte  Quinten  und 
Oktaven,  die  Anwendung  .  verdachtiger  oder  ungeniigender  Mittel  zur  Ver- 
hutung  dieser  "Willkiirlichkeiten,  ein  laser  Standpunkt  dem  mi  contra  /a-Gesetz 
gegeniiber  usw. 

Bei  alledem  jedoeh  erkennen  wir  in  Johannes  einen  forts chrittlichen  Geistr 
der  z.  B.  den  Kirchentonarten  nieht  immer  genaue  Observanz  schenkt  und 
sich  tiber  manches,  was  Gafurius,  Aron,  Glarean  oder  gar  Zarlino  fur  heilig 
hie! tea,  hinwegsetzt.  Es  wundert  una  also  nicht  so  sebr,  dafi  er  in  seine 
Sammlung  auch  einige  fruhe  Madrigale  aufgenommen  hat.  Manchmal  ent- 
stehen  in  seiner  Stimmfubrung  Zusammenkl  tinge,  welche  spateren  Zeiten  an- 
gehoren  und  kaum  in  Scbulbeispielen  vorkoinmen  sollton.  So  z.  B.  eine 
durchgebende  Dissonanz  auf  fis,  cf}  e\  a'  (foL  51r): 


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Die  beiden  >fis*  im  letzte%  Viertel  des  zweiten  Taktes  sind  genau  in 
der  Tabulatur  ausgeschricben;  als  "Warnungszeichen  wird  man  sie  wohl  nicht 
rechnen.  Als  Ganzes  sind  die  Beispiele  Ton  Johannes  viel  ktihner  und  fort- 
schrittlieher,  als  die  bei  Buchner,  oder-  gar  Bermudo  und  Thomas  a  Sancta 
Maria.  Freilich  bilden  sie  auch  in  der  polnischen  Musik  des  16.  Jahrh.  eine 
Ausnahme,  die  durch  "Werke  yon  Nicolaus  Cracoviena,  Nikol.  de  Chrzanow, 
Borek:  Szadek,  Szamotulski  und  Leopolita  isoliert  wird.  Erst  der  Psalmen- 
.  Sanger  Nikolaus  Gom6Ika  (1580)  beginnt  oine  Epoche  der  harmoniscben  Neu- 
toner  in  der  polnischen  Musik.  Von  bosonderer  Qualitat  ist  der  feine  und 
freie  Modulationssinn  von  Johannes.  Einige  Beispiele  verdienen  reroffentlicht 
zu  werden.  i 

Ich  wahle  eine  Beihe  von  Beispielen  aus,    die   auch   auf  die  Orgelpraxis- 
yon  Johannes  ein  klares  Licht  werfen.  -  » 


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Adolf  Chybinski,  Polmsche  Musik  und  Musikkultur  usw 


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Von  rein  instrumentalen  Satzen  enthalt  die  Tabulator  von  Johannes  de 
Lublin  21  vierstimmige  px'aeambula;  aufierdem  sind  noch  ein  paar  kleine  Satze 
ohne  Aufschrift  als  Praeambeln  bzw.  Choralbearbeitungen  zu  betrachten.  Es 
sind  Stuck©,  die  6 — 35,  vorwiegend  aber  20—25  Takte  zahlen.  Ebenso  wie 
in  deutschen  Tabulaturen  sind  auch  hier  die  Tonarten  der  Praeambeln  ange- 
geben.  Der  Sate  ist  echt  orgelmaBig,  Note  gegen  Not©.  Die  obligates 
Doppelschlage  und  ahnliche  kleinere  Verzierungen  sind  auch  hier  zu  finden, 
die  langcron  Laufe  werden  ziemlich  bewufit  gemieden;  sie  erscheinen  bios 
ata  Elide  jedes  Praludmins  ala  Anhangsel  in  der  Form  langer  Koloratur- 
schweife.  Die  Formeln  der  Diminutionen  sind  schematise!*  und  wieder- 
holen  sicb  eonst  regelm&Big  in  der  ganzen  Tabnlatur.     Es  sind: 


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Adolf  Chybinski,  Polnische  Musik  und  Musikkultur  usw. 

1.  Intervallumschreibungen. 

Fur  Halbtonsehritt 
Fttr  ganze  (liegende)  Note.    Fur  halbe  Note.    *f~*  beZW'  6~f,) 


49 


2.  Akkordumscitreibungen. 


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«  ^   ^f    ?Dg8el  am  Ende  der  PraJudien   erscheinen  gewohnlich  nach  dem 
SehhiBakkord  und  bildcn  einen  effektvollen  virtuosenhaften  SchluB :  sie  werden 
meistenteils  jenen  Satzen  gegeben ,   die  im  einfachen,    fast  akkor'dischen  Stil 
geschnebcn   aind.     In    ihnen   sind  viele  mit  dem  Grundakkord   dissonicrende 
lone  zu  finden.     Sonst  schliefien  die  Praeambeln  mit  vollen  Akkorden,   bei 
denen    die  Terz  nut   Auanahme  -von    3  Priiludien   me  gemieden   wird.     Mit 
Quartaextakkord  beginnt  und  achliefit  kein   Stuck.     I„  der  Regel   erscbeint 
am  Ende  der  Grundton  in  Ober-  und  Fnterstimme,  in  der  letzteren  aucb  in 
der   Oktavenverlangerung   nach   unten   (Pedalj.      Die   Satztecbnik   ist  ebenso 
me  hex  Kleber  und  Kotter  durchaus  akkordisch-kontrapunktiscb,   manchmal 
aucb  kunstvoll  (mit  doppeltera  Kontrapunkt) ;    der  eminente  Sinn    fur  Orgel- 
atil  tritt  bier  am  klarsten  zu  Tage  2).    Im  allgemeinen  iat  die  Stimmfuhrung 
so   fheiSend,    dali   die   sclten   vorkommenden  Harten    sich    sofort    beinerkbar 
machen.     Urn  die  Fulle  dee  Klangea   zu  erreicben,   gesellt  sich  oft  zu   vier 
btimmen  erne  funfte,  die  ihrer  Kurze  balber  keine  reelle,  sondern  eine  Full- 
atimme  ist.    Viele  Choralbearbeitungen  Bind  von  liedmaBiger  Art;  in  einigen 
erschemen  sogar  direkt  Volksmelodien, 

Das  von  uns  Gesagte  demonstrieren  wir  mit  zwei  Beispielen :  dem 
kurzesten  und  dem  liingaten  Praludium  bzw.  Cboralbearbeitung.  Die  letztere 
wird  zwar  m  der  Tabulatur  nicht  ala  solche  genannt  —  sie  hat  uberhaupt 
kemen  Titel  —  aber  .die  Faktur  stimmt  mit  der  der  Choralbearbeitungen 
uberem  und  hat  als  eantus  firnms  das  auch  in  Deutscbland  gesuugene  Weih- 
nachtsvolkalied ,  deren  Teile  nacheinander  einmal  in  der  Ober-.  dann  in  der 
Unterstimme  (Pedal)  zuni  Vorschein  kommen. 


o!  S?r  k0*1?*}  >a*  beeeSnen  W1*r  a°i  meiaten  in  Kadenzen. 

ah  aVrfnLfllfu  g[°  ee8ch.eben  immer  ™  der  Mitte  dea  Satzes,  meistenteil 

ala  lerzparallelen  zwischen  zwei  Stunmen. 

S.  d.IMG.    xin.     . 


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498  Adolf  Chybinski.  Polniscbe  Musilc  und  Musikkultur  usw. 

*    Praeaiabulma  in  a  per  h  (Fol.  91  y).    1. 


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(Fol.  169  v). 


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Adolf  Chybinski,  Polnische  Musik  und.Musikkultur  usw.  4£& 

Es  bleibfc  noch  fibrig,  auf  einige  stilistische  Eigonschaften  der  Praeambeln 
bzw.  Choralbearbeitungenbesonders  hinzuweisen.  Im  allgemeinen  sind  diese 
vokal  gebaltene  Stiicke,  zu  instrumental  en  Zwecken  gearbeitet  und  in  it  den 
damals  iiblichen  Mitteln  instrumenfcaler  Faktur  ausgestattet.  Einige  Priiludien 
beginnen  mit  breiten  Akkorden,  iiber  die  sich  eine  nur  leiclit  kolorierte  Ober- 
stimme  ergebt;  nachber.  werden  die  Stimmen  zueinander  in  lebhafte  kontra- 
punktische  Beziekungen  gebracht,  haufig  mittelat  der  Sequent.  Man  ware 
versucht.  den  besagten  Anfang  einiger  Praludien  auf  efcwaigen  EinfluB  der 
Preludes  aus  der  P.  Attain gn an t'schen  Tablaiure  pour  la  ieu  Dorgues  (1529) 
zuriickzufuhren,  umsomehr,  als  aus  den  Attaingnant'schen  Chanson- Sammlungeu 
einige  Lieder  (Sandrin,  Ctaudin,  Jannequin)  aufgenommen  wurden.  Dagegen 
spricht  jedocb,  daB  wir  solcher  Manier  aucb  bei  Paumann  begegnen  nnd  daB 
sonst  zwischen  dor  Pariser  Samm lung  und  der  Lublin'schen  Tabulatur  koine 
nabere  Beziehung  sich-  statuiereu  liiBt.  Das  virtu osenhafte  Element  in  den 
Praeambeln  der  polnischen  Tabulatur  erscbeinfc  nicbt  in  so  gvofiem  TTmfange, 
wie  bet  den  franzosischen  Preludes.  Aucb  die  Art,  wie  die  Tonleiter-  und 
Passagen-Verzierungen  angebracht  werden,  verriit  nur  Einfliisse  suddeutscher 
Art.^  Mit  den  meisten  deutschen  Praeambeln  (z.  B.  denen  Kleber'a)  haben  die 
pojniachen  aucb  das  gemeiu'sam,  daft  sie  gleich  im  ersten  Takte  eine  Verzieruno- 
bringen,  dazu  noch  eine  identische  Verzierung: 


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Dazu  kommt  achliefilich  noch  der  Umstand,    dafl    die    maisien    fremden 
(nichtpolnischeo)  Satze  eben  deutscher  Herkunffc  sind1). 

Die  Autorschaft  der  Praeambeln  ist  nicht  absolut  gicher  festzustellen,  Blofi 
zweiSlitze  (fol.  160v  und  242v)  sind  mit  N.  C.  (Nicolaus  Cracoviensis)  sigriiert. 
Ich  glaube  jedocli  nicht  zu  irrei^  datt  etliche  auf  Johannes  de  Lublin  selbst 
als  auf  den  Komponisten.  hinwoisen.  Wenn  wir  die  Form  und  die  Satz- 
technik  der  Praeambeln  mit  den  Exernpla}  Toni,  Colores  und  ahnlichen  urn- 
fangreichen  Boispielen  des  von  Johannes  \rerfaBten  fmdamenhim  vergleichen, 
so  gewahren  wir  unscKwer  eine  iiberraschende  Ahnlichkeit  und  Yerwandschaffc 
selbst  in  kleinsten  Einzelheiten.  Johannes  wollte  in  semen  Praeambeln  nicht 
nur  die  Kunat  dcs  in  der  Kircho  iiblichen  Prill tidierens,  sondern  auch  muster- 
giltige  Beispiele  fur  die  folgerichfcige  Beobaohtung  der  tonartlichen  Verhalt- 
nisse  geben.  .So  bezeichnet  er  seine  Praludien  ahnlich,  wie  die  Schul- 
beispiele  im  .Fwzdamentiim ,  ja,  "er  schreibt  sie;  als  Folge  der  Tonarten 
nieder:  '  ' 

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Preambulum  in  c  (fol.  18  v),  Pr.  super  d  (fol.  19r),  in  e  (fol.  19  v),  sxiper  f  (fol.20r) 
super  /  (fol.  42 v),  zu  G  per  B  (fol.  43 r),  in  G  per  B  (fol.  62  r),  in  a  per  b  (fol.  91  v)! 

Diese  Reihe  ist  in  der  Handschrift  durcb  keine  an  der  n  Praludien  unter- 
broohen,  obwohl  sie  wegen  des  RaummangelB  —  viele  andere  Satze  wurden 
fruher  in  der  Tabulatur  eingetragen  —  nicht  dicbt  nebeneinander  zu  stehen 
kommen.  Erst  nachdem  Johannes  die  »Tb"ne«  im  TTmfang  des  Hexacbords 
erschopft  bat,  llifit  er  andere  Praeambeln  folgen: 

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l)a  Auch  eine  andere  aus  derselben  Zeit  atanimeade'  poln.  Orgeltahulatur  soil 
ein  wichttges  Denkmal  der  deutschen  Einfluaae  in  Polen  sein. 


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3V 


* 


500 


Adolf  Chybinski,  Polnische  Musik  und  Musikkultur  usw. 


■ 


in  F  (fol.  91  v),  super  F  (98  v),  super  F  {fol.  137  r),  in  d  {[IV.  G]t  fol.  160v),  pre- 
ambulum  pedak  in  d  (foL.182r)\  in  F  (fol.  182 r),  in  F  (fol.  195 v),  in  G  per  | 
(fol.  235r),  Praeambulum  JK  (7. 1546  ([in  i*1],  fol.  242v),  aliud  pr.  ([in  Jy  fol.  242v),  in 
d  (fol.  243 r)  usw. 

Von  hier  ab  wird  die  theoretische  Tonreihe  nicht  mebr  beobachtet.  ~W\mn 
es  schwer  zu  behaupten  ware,  Johannes  sei  der  Koniponist  aller  Praeambeln, 
so  wird  man  seine  Autorschaft  bei  den  friiber  erwahnten  acht  Satzen  kautn 
in  EYage  stellen  konnen. 

Die  Praeambeln  der  Tabulatur  sind  von  besonderer  historischer  Bedeutung, 
weil  sie  erstens  die  geringe  Anzabl  der  in  deutscben  und  franzosischen 
Tabulatur  en  zu  fin  den  den  Praeambeln  ansebnlich  vermehren  und  weil  sie 
nebeu  den  Tauzformen,  die  nur  in  melodischer  Hinsicht  und  sonat  von 
sekundarer  Bedeutung  sind,  das  bis  jetzt  einzige  Material  zur  Greschichte  der 
polniscben  Instrumentalmusik  aus  dem  16-  Jahrh,  darstellen. 

Das  n  achate  Gebiet,  auf  dem  sicb  die  deutschen  Einfliisse  geltend  geinacht 
haben,  ist  das  mehrstimmige  Lied.  Die  Verbreitung  der  deutschen  Lieder 
und  Tanze  in  Polen  bezeugt  selbst  die  Tabulatur  von  Johannes.  ' 

Die  Identifizierung  einiger  mit  deutscben  Aufscbriften  verseheneu  Siitze 
ergab  folgendes  K-esultat: 

l/»Ach  vn  fals  ducisprussie  1541*  (fol.  43v)  stammt  aus  Georg  Forster's 
»AuBzug  .'.  .  teutscher  Liedlein<  (Ntlrnberg  1539,  Nr.  39)  und  ist  von  Martin  Wolff 
komponiert.  Der  Zusatz  »ducis  pruesie<  ist  mix  nicbt  klar;  ich  halte  es  fiir  einen 
Irrtum  des  Schreibers,  was  in  den  Orgeltabulaturen  bekanntlich  oft  vorkommt. 

2,  »Aehscheindartpaul  Vsth*  (fol.  44  v)  stammt  aus  Christian  Ege  no  Iff  s 
>Gassenhawerlin<  (Frankfurt  am  Meyn,  1535,  Nr.  10)  und  ist  von  Paul  Wuest 
(WtiBt,  Wust)  komponiert.    Es  beginnt  mit  den  Worten:  >Ach  sefaeydens  art*. 

3.  >Ach  Rey  vnd  Klag<  (fol.  101  v)  etammt  aus  Georg  Fors  tor's  »AuBzug. .. 
teutscher  Liedlein*  (s.  o.,  Nr.  121)  und  ist  wahrschemlich  Forster's  eigene  Kompo- 
sition. 

Zwei  Lieder  konnte  ich  nicht  feststellen.    Es  aind: 

1.  Vn  Mut  (fol.  114v). 

2.  Ach  hilph  mich  laith  N.  C.  (fol  115r— 116v). 

Das  erstere  beginnt  folgendermaGen: 


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Das  zweite  ist  wohl  von  N.  C.  (Nicolaus  Cracoviensis)  resolviert  worden,  oder 
es  wurde  das  Thema  von  ihm  zu  einem  Lied  verwertet.  Denn  der  Cantus  firmus 
stimmt  mit  unwesentlichen  Anderungen  mit  dem  ebenso  genannten  Liede 
J.  Schechinger'a  iiberem,  das  sich  in  >SchSnen  auBerlesnen  liedern  dee  hoch 
berfimpten  Heinrici  Finckens*  (1536,  Nr,  43)  findet.  Das  Lied  aus  der  Tabulatur 
beginnt  so: 


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Adolf  Chybinski,  Polnische  Musik  und  JIusikkultur  usw. 


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Unter  den  Tanzen,   die   in  der  Tabulator   die  Ziffer  34   erreicken,    sind 
vier  deutecher  Herkunft: 

1.  Ferdinandi  (fpU  97 v;   dazu  die  Proporz  mit  Proportio  Ferdinwndi ',  vUerim 
beaeichuet,  fol.  224  r). 

2.  Conradus  .(fol.  37r;  zweite  Passung  auf  fo).  216  v). 

3.  Paur  Thanes  (fol.  218r). 

4.  Czayner  Thancz  (fol.  219v). 

Die  Anfiinge  der  Sfciicke  sind  foleeude; 

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Ferdinand! 
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Adolf  Chybinski,  Polnische  Musik  und  Musikkultur  usw, 

Czayner  Thancz.      • 


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Keiner  von  diesen  Tanzen  ist  in  zeiigendssisehen  gedruckten  und  bandschrift- 
lichen  Sammlungen  zu  finder.  Nur  ennnert  der  melodische  Gang  der  Alt-  bzw. 
der  Tenoratimme  von  >Conradus«  an  den  H.  Isaac'schen  >Frater  Conradus*  aus 
der  Kleber'schen  Tabulatur  (Kgl.  Bibl.  Berlin,  Ms..  Z.  2G,  fol.  U2v)%  allerdings  mir 
im  allgemeinen,  abex  doch  leicbt  erkenntlich.  Am  besten  sieht  man  das  in  der 
dreistimmigen  Faasung  des  Liedes  (fol.  37  r),  wo  die  Hauptmelodie  zwischen  Tenor 
und  Alt  geteilt  ist.  Wahrscheinlich  wurde  das  Lied  aus  Deutachland  nach  Krakau 
gebracht,  wo  es  in  einen  Tanz  bzw.  Tanzlied  verwandelt  wurde.  »Ferdinandi* 
(sc.  corea)  weist  auf  die  Qsterreicbische  Herkunft  bin;  es  ist  ein  ProduWt  der  regen 
Beziehungen  mit  Wien.  »Paur  Thancz<  gehort  zu  jener  Reihe  der  deutschen 
Bauemtanze,  die  hauptsachlich  iiber  Schlesien  Bach  Krakau  und  Polen  gelangteii. 
In  den  von  Pawinaki  herausgegebenen  Hofrechnungen  (s.  oben)  lesen  wir  oft  von 
Bauern,  die  in  Schleaien  vor  dem  KOnige  tanzten^).  —  >Ci;aynerlZauner)-Tbanc2€ 
war  in  Polen  von  deutschen  Tanisen  vielleicht  der  popularste;  man  nannte  ihn 
»cenar<?  und  unter  diesem  Namen  finden  wir  ihn  bei  den  Dichtem  der  pobw 
Renaissance  (Rej,  Kocbancwaki  u.  a.,  im  17.  Jahrh.  auch  Potocki)*).  Der  Vergleich 
mit  den  Zeunern  aus  den  Tabulaturen  yon  Hans  Newsidler  (1640),  Wolf  Heck  el 
(1662)  fiihrt  zu  positive*  Ergebnissen.  Alle  drei  Stiicke  sind  ebenao  unterein- 
ander  ahnlich,  wie  auch  leicbt  mit  andereu  Tanzarten  zu  vergleiehen.  Ber  Unier- 
schied  bestand  wohl  nur  in  EuCerer  Bearbeitung,  Deswegen  kann  man  auch  nichfc 
bestimmen,  ob  einige  anonyme  oder  unbetitelte  Tanze  aus  der  Lublin'schen  Tabu- 
latur polnischer  oder  deutscher  oder  gar  italienischer  Herkunft  sind4). 

Die  Anfange  des  mehrstimmigen  polnischen  Liedes  reichen  bis  in  die 
eratfi  Halfte  des  15,  Jahrh,  zuriick,  also  in  eine  Zeit,  in  der  eine  umfang- 
reiche  Samnilung  durch  den  Erzbischof  Nikolaus  Trqba  angelegfc  wurde.  Sie 
sollte  auch  mehrere  ein-  und  mehrstimmige  polnische  Lie  der  nmfassen.  Lei  der 
ist  das  kostbare  Sammelwerk  zu  Anfang  des  19.  Jahrh.  aus  Krakau  abhanden 
gekommen  und  bis  zum  heutigen  Tage  nicht  gefunden  worden.  Das  erschwert 
bedeutend  die  historische  Forschung;.  denn  nur  ein  einziges  dreistimmiges 
Lied  aus  dem  Jahre  1460  {?),  welches  der  Cod.  D  I  der  graflichan  Biblio- 
thek  zu  Knrnik  enthalt,  ist  trotz  seiner  ganz  hervorragenden  Qualitaten  kaum 
imstande,    die  Pflege   dieser   Gattung    in  Polen   vor  1500  klar   zu  stellen5). 


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1}  Veroffentlichfc  von  R.  Eitner,  >Das  deutsche  Lied  des  XV.  und  XVL  Jahrh.< 

(Berlin  1880,  B.  171f.)f  Bd.  II 

2)  Auch  imaruska*  (morischa)  ist  zweimal  erwahnt  (I.e.,  b.  251). 

3)  Vgl.  den  poln-  Aufaatz  H,  v.  Opienski's  flber  »cenar«  in  der  »Ulustrierten 
Wochenschrift^  (Waischau,  1907,  Nr.  41),  wo  die  falsohen  Anschauungen  frilherer 

Schriftsteller  kurz  erledigt  werden. 

4}  foL102v,  lllv,  131  v?  132r,  217v,  232v.  Den  polnisch en  Tanzen  derLublm- 
echen  Tabulatur  werden  wir  einebesondere  Arbeit  widmenT  die  die  Forschungen 
T.  Norlind's  vervollstandigen  wird.  ^ 

6)  Die  Satztechnik  erinnert  teilweise  an  die  Lieder  des  MunchnerLiedeTbuches 
und  iat  im  allgemeinen  sehr  gel£ufig  nnd  obne  die  damals  oft  vorkommenden 
Harten.  Nur  die  ziemlich  hiiufigen  Einklange  stCren  zuweilen.  C.  f..  liegt  in  der 
unteren  Stimme  (Tenor), 


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Adolf  Chybinski,  Polnische  Musik  unci  Musikkultur  usw. 


503 


Pi©  Lieder  aus  der  Zeit  zwiscben  1500  und  1550   verraten   schon    deutscbe 
Einfliisse,    deren  Anfange   zu  erforschen  zur  Zeit  nicht  moglich  ist.     Es  ist 
jedoch  sicher,  dafi  man  sie  in  die  ersten  Jahre  des  16.  Jahrh.  verlegen  mufi. 
Einen  indirekten  Beweis  liefert   una   z.  B,    das  Titelblatt   des   ca.  1615 — 19 
zu   Krakau  herausgegebenen    Opttscuh&m  von    Eelsztyriski.     Der   Holzscbnitt 
stellt  fiinf  Sanger  dar,  die  ein  Notenblatt  vor  sicb  halten,    auf  welchem  der 
Anfang   des   altehrwiirdigen  Wahli'ahrtsliedes    >In   gottes    namen    faren    wir« 
steht ').     Die  deutschen  Burger  von  Krakau  baben  in  der  Marienkircbe  ihre 
deutschen  Lieder  gesungen.    Viele  deutscbe  Liedertexte  wurden  ins  Polniscbe 
iibersetzt  (schon  im  15.  Jahrh.},    Dieselben  geistlichen  Lieder,  die  in  Deutsch- 
land  popular  waren,  waren  es  aucb  in  Polen  und  Bohmen  —  besonders  die 
Weihnachts-  und  Osterlieder,    aucb    die  Marienhymnen.     XTm  die  Prioritats- 
rechte  zu  Miiren,  dazu  gehort  noch  eine  jahrelange  Quellenarbeit.    Die  meisten 
Lieder    stammen  jedoch    aus    gemeinsamen    Iafceinischen    Quellen.      Hyrcmen- 
und  Sequenzen-Komponisten  gab  es  in  Polen  schon  im  14.  Jahrh. ;    der  be- 
deutendsto  unter  ihnon  war  der  Bischof  Jan  de  Lodzia.     Zu  Anfang   des 
14.  Jahrh.   entstand  das  irrtiimlich  dem  hi.  Adalbert  zugeschriebene  Marienlied 
*  Bogurodxwa* 2)  ( Go ttesm utter),  welches  bis  zum  18.  Jahrh.  als  carmen  pairktm 
gesungen  wurde.     Es  gibt  also  genug  Belege  fur  die  Selbstandigkeit  Polens 
auf  dem  Gebtete  der  kirchlichen  Monodie  im  Mittelalter.    AUerdings  ist  zu- 
zugeben,   dafi   man   im   16.   und  teilweise    im    17.  Jahrh.    auch   weiter  noch 
lateinische  Hymnen    und   hymnenartige   Gesiinge   popularisierte,   indem   man 
die  Texte  ins  Polnische  ubersetzte.    Die  mehrstimmige  Bearbeitung  der  gci9t- 
lichen  Gesiinge    neben  Organum-,   Dechant-  und  Pauxbourdon-Satzen  gehorte 
in    den   westlichen   Landern    der    europiiiflchen  Musikkultur   zu    den   Liltesten 
selbstandigen  .Versuchen  auf  dem  Gebiet  der  Mehrstimxnigkeit.     Es  ware  zu 
weitgehend,  irgendwelche  Einfliisse  als  Richtung  gebende  bezeichnen  zu  wollen. 
Fiir  die  Selbst&ndigkeit   der  polnischen  Musik  in  dieser  Beziehung  sprechen 
aelbst  die  an  der  Grenze  der  Quatrozentisten-  und  der  Dufay-Epoche  stehenden 
"Werke  von  Nicolaus  de  Radom,  dem  ein  ausgebildeter  Tonsatz  eignefc,     Auch 
bei  ihm  finden  wir  liedartige  Elemente.     Man  kann,    wenn  auch  nicht  ohne 
Voraicht,  annehmen,  daB  der  dreistimmige  Satz  m  der  polniscben  Musik  bis 
kurz  vor  1500  noch  iiblich  war  und  daB  man  in  der  Hegel  den  cantus  firmus 
in  den  Tenor  versetzte.    Der  Dreistimmigkeit  des  polniscben  Liedes  zwiscben 
1500  und  1550  begegnet  man  auBerst  selten;  fast  alle  Lieder  des  16.  Jahrh. 
aind  vieratimmig  gesetzt.     Als   eine   stiindig   beobachtete   Kegel    gilt  jedoch 
die  Tenorlago  des  e,  /.,  sogar  in  jenen  Liedern,  die  populare  Ziele  verfblgtcn 
und  als  Propagandamittel  einiger  religioser  Sekten  in  Einzeldrucken  heraus- 
gegeben  wurdea. 

Die  religiosen  Umwandlungen,  welch e  eigentlich  seit  1520  beginnen  und 
reform  at  orische  Elemente  in  die  religiosen  Verhaltnlsse  Polens  einfuhren 
vermochten  es,  die  mehrstimmigen  deutschen  Gesangbiicher  in  ganz  Polen 
popular  zu  machen  und  auf  diese  "Weise  auch  auf  die  Entwicklung  des  mehr- 
stimmigen polnischen  Liedes  einzuwirken.  Die  Vorkampfer  der  -Reformation 
in   Polen  haben   gewufit,    daB   der  Kampf  mit  der  Kirche   ihnen  umsomebr 


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1}  Es  sei  nebenbei  bemerkt,  daB  diese  paar  Noten  #enau  mit  den  Anfanganoten 
der  Tenoratimme  des  gleichnamigeu  Liedes  von  H.  Finck  aus  der  Sammlung 
>Scbdne  ausBerlesue  Lieder«  (1536)  Ubereinstimmen. 

2)  Vgh  A.  Chybinski's  ^Bogurodxiea  in  musikhistoriacher  Bexiehung*  (Krakau 
19U7). 


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504 


Adolf  Chybinski,  Polnieche  Muaik  und  Musikkultur  itsw. 


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Anhanger  bringen  wiirde,  wenn  sie  dem  sangesbediirftigen  Volke  den  reichen 
Liederschatz  von  Gesiingen  mit  polnisehen  Text  darboten.  Diese  Idee  be- 
geisterte  ebenso  die  Anhanger  Luther's,  wio  die-  bohmischen  'Briider.  Sie 
gaben  eine  Reihe  von  Gesangbuchern  heraus;  wir  finden  darin  die  schon  seit 
langer  Zeit  in  Polen  gebrauchlichen  Weisen.  Die  Idee,  die  lateinischen, 
deutschen  und  bohmischen  Teste  zu  iibersetzen,  war  zwar  nicht  neu3  wie  den 
bisherigen  3?orschungen  zu  entnehmen  iat.  Solche  Lieder  wurden  jedoch  von 
der  Kirche  gewissermaCen  nur  toleriert,  sie  wurden  nie  ge'druckt,  und  der 
Gremeindegesang  konnte  nicht  jene  Blute  erreichen,  wie  es  in  Deutschland 
und  Bohmen  langst  der  Fall  war.  Dazu  gea elite  sich  noch  der  Umstand, 
da&  eigentlich  verhaltnisraaBig  nur  wenige  Liederweiseu  im  Gebrauch  waren. 
Die  Dissidenten  dagegen  ermunterten  zur  Pflege  des  Gemeindegesanges  und 
boten  in  ihren  Geaangbuchern  era  en  reichen  Schatz  von  geistlichen  Liedern. 
Die  mehrstimmige  Bearbeitung  dieser  Liedersaramlungen  wurde  fiir  die  pol- 
nisehen Komponisten  mustergiltig  in  Beziehung  auf  die  einfache  strophische 
Form  und  auf  die  Satztechnik.  Der  TJnterschied  zwischen  diesen  >reforma- 
torischen*  und  den  treu-katholiachen  Liedern  ware  schwer  zu  finden.' Allerdings 
vermeiden  die  ersteren  alle  satztechnischen  Schwierigkeiten  und  besonders  die 
Nachahmungen,  Sie  sind  einfach  und  akkordisch  gesetzt  und  erinnern  an 
dio  leichtesten  Lieder  von  Walther,  Mahu,  Resinarius,  Ducis,  M.  Agricola, 
S;  Dieter ich ,  A-  de  Bruck,  Paminger,  J.  Wannemacher,  oder  auch  an  die 
Siitze  des  Wittenbergischen  Gesangbuches.  Viele  Lieder  aus  »Newe  Deudsche 
Geistliche  Gesenge  ...  .  fur  die  gemeinen  SCHVLEN*  (1544)  Bind  gegeniiber 
den  polnisehen  sogar  zu  kompliziert.  Kunst-  und  wertvoller  sind  die  aus 
katholischen  Kreisen  stammenden  Lieder,  welche  wir  in  der  Lublin'schen 
Tabulator  finden,  wo  sie  freilich  orgelmafiig  umgearbeitet  sind1).  Ihre  An- 
lage  ist  breiter,  als  die  der  >reformatorischen«  Lieder  und  nahert  sich  mehr 
dem  Motettenstil  (am  meisten  die  Lieder  von  Nikolaus  Cracoviensis),  stilistisch 
ist  sie  nicht  weit  ehtfernt  von  den  Liedern  aus  dem  Finck-  und  L.  SenfL- 
Kreise.  Ja,  diese  Ahnlichkeit  ist  so  klar,  daB  man  von  speziell  polnisehen 
Merkmalen  garnicht  reden  kann2).  Es  bleibt  noch  zu  bemerken,  daB  das 
mehrstimmige  katholische  Lied  der  zweiten  Halfte  des  16,  und  der  ex*sten 
Halfte  des  17,  Jahrh.  immer  einfacher  wird,  was  wohl  nicht  so  sehr  auf  die 
Einfliisse  des  »reformierten«  Liedes,  wie  auf  die  aemulationspolitische  Tendenz 
der  alten  Kirche  zurttckzuiuhren  ist.  Mit  der  Zeit  hat  man  versucht,  Ge- 
sangbiicher  herauszugeben,  die  den  Streit  der  kampfenden  Kirchen  zu  Ende 
fuhren  und  von  alien  Glaubigen  benutzt  werden  konnten.  Das  Ideal  eines 
solchen  Gesangb  aches  sind  die  vierstimmigen  »Melodien  fur  Psalter*  von 
Nikolaus  Gom6lka  (1580)  *).  Von  Komponisten  mehrstimmiger  Lieder  b.is 
auf  Gom6lka  sind  neben  Anonymen  N.  C.  (Nicolaus  Cracoviensis), 
N.  Gh.  (Nicolaus  [de]  Chrzanow  =  Chrzanovita),  M.  H.,  J.  S-,  C.  S.,  in 
erster  Reihe  Wenceslaus  Szamotulski  zu  nennen.  Ihre  Lieder  sind  zwischen 
1532    und   1561  teilweise  als  Exnzeldrucke    (hauptsachlich    1556)    erschieneU; 


1)  Die  Abstande  der  ioiitierenden  Stimmen  werden  gleich  am  Anfang  akkordisch 
aUBgefiillt. 

2)  Alle  Lieder  sind  im  Gauztakt  auBer  einem  Liede  von  Szamotulski.  —  Als 
einzig  »harmonisches<  Ereignis  ist  der  f~moll-Akkord  in  dem  1556  erschienenen 
Liede  *Bog  wieczwf*  (Der  ewige  Gott)  zu  erw&hnen. 

3)  Vgl.  den  Aufaatz  von  J.  W*.  Reisa  in  Frzegl^d  muzyczny  V,  7  und  Z.  Jachi- 
raecki'e  »Wp*ywyw]oskie<  (S.  25$.), 


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505 


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teilweise  in  die  monodischen  Q-esangbiicher,  besonders  in  die  von  X  Seklutia  n, 
M.  H.  Stawicfci    und  P.  Artomius    aufgenomnien    worden.       Die    Stellung 
Szainotulski's,    des  hervorragendsten  polnischen  Komponisten  des  16.  Jahrh., 
zo    den    religiosen    Kampfen    erinnert    an    Senfl.      Er    achuf    hauptsachlich 
Hotetten  und  Messen,  auch .  Passionen  (mit  lateinischem  Text),    er  war  aber 
auch  von  den  Dissidenten  beschaftigt   und    steuerte'  ihnen  die  besten  Lieder 
bei.     Die  hochste  Blute    erreicht   das'  polniscbe  mehrstimmige  Lied  mit   den 
Psahnen  Gotnolka's.    die   grofien   Formen    dagegen   mit  den  Werken  Szanio- 
tulski's1)^    Die  Hymnen,    Motetten,   Messen   und  Messenteile  der  Tabulator 
Johannes'  de  Lublin  verbinden  in  sieli  deutscke  und  niederlandische  Einfllisse. 
Sie  haben  eine  ausgebildete,  motottenartige  Technik  und  kennzeichnen  ©inen 
entsckiedenen   Portscbritt  gegenttber   den  Siitzen   von    Sebastian  Felsztyriski, 
zugleich  aber  den  Beginn  der  bis  1590  herrschenden   niederlandischen   bzw. 
niederlandisch-franzosischen   Einflusse   in   der   polnischen  Musik.     Mit   ihnen 
werden  wir  uns  besonders  zu  beschaftlgen  haben. 


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1)  Mit  der  Geschichte  des  Chorals  in  Polen  und  seinen  Bexiehungen  zum 
deutschen  Choral  haben  wir  uns  in  dieser  Arbeit  nicht  beschaftigt,  weil  dies  ein 
beeonderes  Thema  von  groBer  his  to  rise  her  Wichti/rlreit  ist. 


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Kleine  Mitteilimgen. 

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tlber  die  Lieder  des  Miinsterisehen  Friigmentes.    Ioi  dritten  Hefte 

des  Jabrganges  1911    dieser  Zeitscbrift  (S.  475 — 500}    konnte   ich  liber  den 
bemerkenswerten  Pund  im  Ivgl.  Staatsarchiv  zu  Munster  berichten. 

Mein  Artikel  sollte  eine  Ergtinzung  bilden  zu  der  Kritik,  die  Prof.  Jostes 
iiber  Handschrift  und  Text  zu  fiihren  libera  omio  en  h&tte.  Es  war  dadufcb 
von  selbst  gegeben,  daB  meine  Ausfuhrung  sich  vorwiogend  auf  die  musik- 
geschichtliche  Bedeutiing  der  Lieder  beschrankte  und  andere  Prageii,  wio  nach 
Herkunft  und  Alter  der  Handschrift,  nur  kurz  beruhrte,  oder  wie  die  nach 
Wert    und  ITnwert   der   aufgefundeuen    Gedichte    dem   berufenen    Pachmanne 

iiberlieB. 

Nach  Erscheinen  meines  Artikels  batte  Herr  Geheirarat  Dr.  Pbilippi, 
Direktor  am  KgL  Staatsarchiv  zu  Munster,  die  Liebenswiirdigkeit,  mir  mit- 
zuteilen,  daB  nach  aeinem  Dafurhalten  das  Alter  der  Handschrift  hoher  an- 
zusetzen  sei,  30  zwar,  daB,  falls  sio  im  Miinsterlande  geschrieben  sei,  die 
Zeit  von  1300 — 1325  in  Betracbt  kame,  falls  sie  hingegen  aus  einer  mebr 
westiichen  oder  sudlichen  Gegend  stamme,  sie  dem  letzten  Viertel  des  13,  Jahr- 
hunderts  angehoren  konne.  Gern  benutze  ich  die  Gelegenheit,  diese  Berech- 
nung  hier  bekannt  zu  geben,  mticbte  aber  die  Bemerkung  nicht  unterdriicken, 
daB  mir  das  letzte  Viertel  des  1.3.  Jahrhs.  mit  Riicksicht  auf  die  Notenachrift 
ein  etwas  hoher  Ansatz  zu  sein  seheint,  w&hrend  meine  Angabc,  um  m5g- 
lichste  Sicherheit  zu  bieten,  absichtlich  niedrig  gehalten  war. 

Aus  dem  Eingangs  erwiihnten  Grunde.  konnte  und.  mufite  meine  Dar- 
legung  von  einer  TJntersuchung  der  in  dem  Pragmente  gebotenen  Texte 
absehen  und  sich  lediglich  mit  dem  musikalischen  Inhalte  beschaftigen.  Dabei 
war  rair  wohl  bekannt  und  durcli  Professor  Jostes  bestatigt?  daB  die  vor- 
Hegende  Version  eine  min  der  wertige  tTberlieferung  darbot.  Dennoch  gewahren 
diese  offenkundigen  Mangel  der  Texte  in  unserem  Fall©  keine  brauchhare 
Grundlage,  auf  die  gestiitzt  wir  ernste  Einwande  gegen  die  Echtheit  der 
melodischon  Porm  erheben  dtirften.  Inabesondere  weisen  die  Lieder  Walters 
von  der  Vogclwoide  —  und  sie  steben  im  Vordergrunde  unseres  Iuteresses  - — 
in  ibrer  Melodie  nichts  auf,  was  uns  zur  Annahme  einer  "Uberarbeitung  und 
Weiterung  berechtigte    oder   eine   solche  Annabme   auch   nur  wahrscheinlich 

machte. 

Was  Wustmann  in  seinem  Artikel  »Walthers  Palastinalied*  im  dritten 
Hefte  1912  dieser  Zeitschrift  (S.  247—250)  fiber  die  Verfassung  der  Texte 
sagtj  begriifie  ich  als  eine  fur  manche  Leser  der  Samraelbande  wxllkommene 
Erganzung  meines  Artikels. 

Seinen  iibrigen  Ausftihrungen  vermag  ich  aus  Grunden,  die  aus  me  in  em 
ersten  Artikel  bekannt  sind,  nicht  beizustimmen. 

St.  Joseph,  P.  Coesfeld.  Raphael  Molitor. 


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Kleine  Mitteilungen.  5Q7 

Erwideruiig.  Herr  Prof.  Dr.  Wilibald  Nagel  hat  in  seinem  Aufsatze 
v  Deutsche  Musiker  dea  18.  Jahrh,  im  Verkehre  mit  J.  Fr.  A.  v.  TJffenbacli«7 
Sammelb.  der  IMG.  Okt.-Dez.  191 t,  Heft  I,  meine  *  G-eschichte  der  Musik 
in  Frankfurt  a.  M.«  mohrfach  zitiert,  an  einer  Stelle  mir  jedoch  einen  Passus 
zugeschrieben,  der  nirgends  zu  finden  isfc. 

Es  heiJSt  3.  75:  >Nach  G.  Ws  Ausfuhrungen  {S.  254ff.)  ist  anzunehmen, 
Telemann  sei  durch  eine  voraufgegangene  absprechende  Bemerkung  Uffen- 
bach's  zu  seinem  abfalligen  TTrteile  fiber  Frankfurt  und  seine  Musikverhiilt- 
nisse  gelangt  und  wir  (!)  wissen,  dafi  T.'s  "Wcrke  hohen  Euhm  genossen 
und  bis  zur  Mitte  des  Jahrhunderts  in  der  Weinstadt  sozusagen  maiXgebend 


blieben,  etc.* 


Von  einer  absprechenden  Beinerkung  Uffenbach's  ist  bei-  mir  ebensowenig 
zu  lesen,  wie  von  em  era  abfalligen  TJrteile  Tele  man  nV  fiber  Frankfurt.  Die 
Tatsache  der  Aufrechterhaitung  des  Biirgerrechts  fur  Telemann  und  seine 
Familie  und  die  Verpflichtung ,  die  ihm  daraus  erwuchs,  die  Kantatenjahr- 
gange  alle  drei  Jahre  zu  erneuern,  ist  durch  mich  zuerst  bekannt  geworden. 
Die  Wichtigkeit  seiner  Frankfurter  Lehre  fur  das  Musiklebeu  der  Stadt,  wie 
fur  seine  eigene  kunstlerische  Weiterentwickiung  glaube  ich  ausfuhrUcli  und 
nach  alien  Seiten  bin  beleuohtet  zu  haben. 

Was  nun  das  Geburts datum  unseres  Kapellmeisters  Konig  betrifft,  so 
m-ufi  sich  Herr  Nagel  noeh  einige  Zeit  —  bis  zu  einer  neuen  Veroffentlichung 
—  gedulden,  zu  der  nocb  andere  als  die  von  mir  benutzten  Akten  heran- 
gezogen  warden. 

Frankfurt  a.  M.  Caroline  Valentin. 


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A  propos  d'une  liste  de  livrets  d'oplras  parue  dans  le  «SammeIband» 

de  Tannee  pass^e.  Dans  le  fascicule  N°  2  du  «Sammelband»  de  la  S,  I.  M. 
de  l'annee  1911  M.  Paul  Bergmans  publie  une  liste  de  32  livrets  d'operas 
italiens  que  conserve  la  bibliothfcque  de  Tuniversite  de  Gaud.  Huit  seule- 
ment  de  ces  livrets  figurent  dans  le  catalogue  de  Wotquenne,  ce  qui  a  en- 
tourage jVI  Bergmans  h  nous  faire  conuaitre  toute  la  liste,  en  suivant,  pour 
la  publication,  le  modfele  de  Wotquenne. 

Certes,  nous  devons  toute  notre  reconnaissance  h  qui  nous  fournit  de 
pareillea  contributions  &  Thistoire  du  livret,  alors  surtout  que  le  nouveau 
materiel  provient  «d'un  fonds  musical  ancien  dune  certaine  importance*. 
Tdutefois  il  me  parait  que  Von  peut  al!er  fcrop  loin  dans  le  desir  de  commu- 
niquer  au  monde  sa  bonne  aubaine,  et  ce  qui  scrable  d'abord  une  lumiere 
naagnifique  et  des  plus  durables,  peut  se  r^duire^des  fois,  St  un  petit  Sblouisse- 


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Errata.  Nello  scritto  *La  Molinaretta  di  PiccinnU  publicato  nel  secondo 
fascioio  1912  di  Sammelbande  (pag.  302)  occorre  eorreggere  i  segueriti  errori  m 

tipografici  degli  esempi  musicali:  *,  p 

lla   misura   della  pag,  307:    aggiungere  la    pausa   dx   due   movimenti   al 

basso  continue  «         ' 

V1  misura  della  ^canzone  del  mugnaio»    nella  stessa  paginal   mettere  si 
bemolle  in  chiave  e  un  piinto  (prolungazione)  al  prime  do. 

«Larghetto  con  moto»  a  pag.  320;  alia  parte  di  Ergasto  deve  essere  messa 
la  chiave  di  sol  in  luogo  di  quella  di  fa\  e  nella  seconda  misura -della  stessa 
parte,  occorre  mettere  il  diesis  ai  due  lam 

'Novara.  ,  '  <•  -  vito  Fedeli. 


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Kleiae  Mitteilungen. 


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meet  passages  Tel  me  semble  etre  le  cas^  de  la  publication  de  M.  Bergmans. 
Bxaminons  done  le  profit  qu'en  tire  la  science:  * 

M.  Bergmans  s'est  bien  aper§u  que  la  plupart  des  livrets'  en  question 
ont  6te  composes  pour  le  theatre  de  la  cour  de  Vienna.  II  fallait  done  se 
renseigner  sur  les  representations  d'op^ras  &  la  cour  impSriale,  plutot  qu'a- 
voir  recours  au  catalogue  de  "Wotquenne.  Or  nous  avons  une  excellente 
publication  de  M.  v.  "Weilen:  «Zur  Wiener  Theatergeschichte»  *)  qui  date 
de  la  mexne  annee  que  le  catalogue  de  Wotquenne  et  qui  donne  une  liste 
h  peu  de  chose  pr&3  complete  des  livrets  composes  et  joues  &  la  cour  im- 
periale  depuia  1629  jusqu'en  1740.  Cette  liste  contient  des  indications  un 
peu  moius  detaillees,  il  est  vrai,  que  celles  que  nous  donne  M.  Bergmans. 
mais  quand-meme  suffisantes.  Or  des  32  livrets  de  la  collection  de  Gand, 
v.  "Weilen  .  .  .  n*en  connaxt  pas  moins  de  27!  Je  signale  les  nuraeros  qui 
se  correspondent  dans  les  deux  listes,  en  mettant  entre  paran these  le  num&ro 
des  livrets  viennois:  N°  1  (=  N°  86),'  2  («  92),  3  (=  107),  4  {109),  5  (111), 
6(123),  7  (134),  8  (159),  9  (158),  10  (172),  11  (212),  12  (223),  13  (229), 
14  (330),  16  (367),  20  (389),  21  (404),  22  (405),  24  (429),  25  (428),  26  (450), 
27  (447),  28  (448),  29  (549),  30  (585),  31  (597),  32  (608). 

Si  M.  Bergmans  avait  eu  entre  les  mains  le  livre  de  v.  Weilen,  aurait-il 
quand-meme  publie  sa  deeouverte?  N'oublions  pas  que  par  les  soins  de 
M.  Bergmans  tel  et  tel  livret  so  trouve  &  present  signale  avec  toua  les  de- 
tails desirables  dans  3  bibliographies,  sinon  dans  4,  car  il  serait  injuste  de 
vouloir  trop  n^gliger  le  bon  vieux  Allacci2),  qui  connait,  lui  aussi,  25  livreta 
de  la  collection  de  Gand.  Soyons  done  plus  methodiques  et  plus  pratiques 
dans  nos  publications!  Une  liste  telle  que  M.  Bergmans  nous  Toffre,  si  elle 
n'apporte  pas  des  livrets  totalement  inconnues,  n'aura  de  l'interet  qu'en  tant 
qu'elle  nous  renseignera  sur  les  representations  locales  d'un  certain  milieu. 
Si  tous  ces  32  operas  et  oratoires  avaient  ei€  representes  h  Gand,  ce  serait 
bien  autre  chose,  mais  mime  alors  nous  aimerions  mieux  savoir  la  date  de 
la  representation  que  celle  de  l'impression  du  livret.  Si  nous  continuous  de 
d^penser  nos  Energies  de  la  sorte,  le  nombre  des  catalogues  de  livrets  s'aug- 
mentera  sans  doute,  mais  alors  il  nous  faudra  attendre  longtemps  encore  le 
catalogue  general  desire  depuis  tant  d'annees. 


■ 


1)  Vienne,  HSlder,  1901. 

2)  Drammaturgia,  "Venise  1755,  2®  edition  augment6e 

Zurich, 


Max  Fehr, 


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Herausgeber:  Prof.  Dr.  Max  Seiffert,  Berlin  W.}  Gobenstr.  28. 


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A  la  Eecherche  des  Manuscrits  Gregorieus  Espagnols 


Iter  Hispanicum 


Par 

Dom  Maur  Sablayrolles. 

(San  Pedro  de  Besalu,  Gerona.) 

VII. 

Madi-id,  on  le  sait ,  est  capitale  de  l'Espagne  depuis  1560  et  eveche  de- 
puis 1885  seuemeut  C  est  Philippe  II  qui  la  fit  capitale  on  y  transport^ 
»  cow,    et   c'est  Mgr.  Narcise  Martinez  Izquierdo   qui   en   fat  «TSJ 

Madrid,  siege  episcopal,  ne  posrtde  dans  IeS  archives  capitnlaires  de  la 
cathedrale  aucun  document  antique.     II  fallait  sy  attendre 

Mais  il  n'en  est  pas  de  mfime  de  Madrid   capitale.     oitte  ville  auiourd 
b«i  .1  unportanta   par  le  nombre  de   ses   habitants   et   la   splend  ur   de     t 
monuments  possede   trois  superbes   bibliotheqnes ■    la  Bihtinf&n,,-  w  *•       , 
la  bibliotbeque  de  TAcademfe  dHistoire  et  la    W&2 q  f^  PaSs  S 

Composees  divergent  de  livres  anciena  et  modernea/cbacune  de  ct 
b.bhotbeques  a'est  en  outre  enricbie  de  mannacrits  fort  pr'ecieux  depouil Z 
ordinaires  de  monasteres  disparus.  F  '  aeP0Ui"es 

A  Madrid,  comme  ailleurs,  ce  sont  lea  anciennes  archives " capitulaires  et 
monastiques  qui  constttuent  la  vraie  ricbesse  deS  bibliotheques    PItUl£UreS  6t 

II  faut  i  app  audir  que,  pour  le  maintieu  et  le  progres  dea  hautes  etudes 
lea  gouvernementa  ajent  toujours  eu  Intelligence  dWichir,  de  oon^TJ 
de  classer  avec  le  plus  grand  soin  les  fruits  litteraires  et  scientifiques  de  la 
conquete  on  des  revolutions.    ■  4uea  ae  ia 

11  faut  les  loner  et  les  remorcier  aussi  de  les    rendre  accessible*  aux  re 
cherches  et  de  les  mettre,  pour  ainsi  dire,  a  la  disposition  des  savlt 
.      brace  a  la  science  personnel!*,  a  la  largeur  d'esprit  et  a  la  haute  "bien- 
veJlance    de   ceux   qui   fnt  preposes   a  la   conservation    et   a  la  garde    des 
grade,  b.bhotheques  publiques,  les  recbercbes  aujourdW  devienneft  facilt 

facil^Sad^  ^^   ^^  m  MSP~   *~  -   —  ^eofplus 
La  tout  s'ouvrit  et  s'epanouit  sous  nos  pas.     Les   esprits  s'y  montrerent 

e::~it. krgeSi  <clairts-  b"nta  8t>  -  *  »•«*«•  *£33E 

La,  encore  plus  qu'ailleurs,  nous  pflmes  constater  que  le  vieUx  rennm  A*. 
la  courWe  eapagnole  n'avait  rien  perdu  de  son  antique  saveur 

S.  d.  IMG.    XIII. 


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510    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 

En  arrivant  dans  la  capital©  de  l'Espagne,  notre  premiere  occupation  fut 

de  faire  les  visites  prealables.  ^  .,  .    • 

La  premiere,  est-il  besoin  de  le  dire-,  fut  pour  Mgr.  (jmisasola,  alors 
eveque  de  Madrid  et  aujourd'hui  archevequc  de  Valence.  L'eminent  prelat 
qui  avait  deja  manifesto  son  zele  pour  le  retablisscment  du  chant  gregonen 
dans  sa  ville  episcopale  en  y  appelant  les  B^nedictins  de  Silos  youhit  bien 
s'interesser  a  notre  mission  ecclesiastique  et  nationale;  nous  lui  en  avons 
garde  une  inoubliable  et  respectueuse  gratitude.  Lui-meme  a  daigne  se  sou- 
venir de  nous.  Quand  il  a  voulu  entreprendre  a  Valence  dans  des  propor- 
tions encore  plus  grandioses  la  rdforme  gregorienne  qu'il  avait  tentee  a  Ma- 
drid, Mgr.  G-uisasola  nous  a  fait  l'honneur  de  nous  appeler  et  nous  nous 
sommes  empresse  de  repondre  a  son  appel. 

Notre  seconde  visite  fut  pour  M.  le  marquis  de  Vadillo  avec  lequel  nous 
eumes  l'avantage  d'etre  mis  en  relation  par  un  de  ses  amis.  Si  habitues  que 
nous  fnssions  aux  receptions  sympathiques,  rarement  nous  fumes  accueillis 
avec  plus  de  bonte  et  de  denouement  que  par  M.  le  marquis.  Dfcs  que  nous 
lui  eumes  expose  le  motif  de  notre  voyage ,  il  se  fit  un  devoir  del  nous  re- 
commander  ehaleureusement  aux  plus  hauts  personnages  de  la  capitale  et  lm- 
meme  nous  prit  sous  sa  protection  directe  et  puissante.  II  voulu  bien  parler 
pour  nous  h  MM.  le  due  de  Sotomayor,  le  marquis  de  Borja,  ^tendant  general 
de  la  Maison  royalo,  le  comte  do  las  Navas,  bibliothecaire  du  Palais,  Menendez 
V  Pelayo,  directeur  de  la  Bibliotheque  Nationale  et  enfin  a  la  plupart  de  ceux 
avec  lesquels  nous  eumes  directement  a  traiter.  Quoique  nous  ayons  laisse 
comprendre  que  uous  ne  devious  avoir  a  Madrid  aucun  obstacle  a  vamcre, 
nous  n'eumes  neanmoins  qu'a  nous  feliciter  de  telles  re  com  man  datum*  do  nt 
il  nous  plait,  do  remercier  publiquement  M.  le  marquis  do  Vadillo  et  ses 
iUustres  amis.  Ce  devoir  rempli,  nous  allons  mettre  sommairement  le  lecteur 
au  courant  de  nos  travaux  a  Madrid.    Nous-  commences  par  la  Bibliotheque 

Nationale  qui  fut  l'objet  de  nos  debuts.  *•»**.»-"* 

Ce  maenifique  et  gigantesque  monument  situe  au  Paseo  do  Recoletoe  tait 
honneur  a  la  capitale  de  l'Espagne.  II  contient  quelques  300000  volumes 
et  une  tres  riche  collection  de  manuscrits.  Ces  dermers  sont  sous  1  intelli- 
gent* direction  de  M.  Paz  y  Mella.  Pour  arriver  jusqu'a  eux  nous  nous 
prdsentons  tout  naturcllement  au  distingue  paleographe  auquel  nous  sommes 
particulierement  recommandes  et  qui,  des  notre  premiere  entrevue,  se  met 
I  notre  disposition  avec  la  plus  exquise  bienvcillance.  Lui-m  erne  nous  remet 
les  manuscrits  que  nous  desirous  prendre      Voici  les  principal^): 

Liber  JDvangeliorum  (roservado  5.  26).  II  remonte  au  XP  siecle:  c  est 
un  des  plus  anciens.  On  lit,  en  effet,  au  dedans  de  la  rehure:  « Codex  MS. 
perantiqum  magna  cura  pretioque  maximo  in  urbis  direptione  redemptus  S. 
Ecclesiae  Toletanae  dono  datus  a  suo  Prsesule  Card1*  de  Lorenzana. 

«Hic  codex  redolefc  scectilum  X  sive  XI;  nulla  etenim  in  hoc  Evangelia- 
rio  festivitas  reperitur  sreculo  XI  posterior*. 

Les  lignes  sont  a  pointe  seche;  si  quelques-uns  des  chants  portent  une 
ligne  vermilion,  e'est,  croyons-nous,  qu'elle  a  6tc  ajoutee  posteneurement,  au 

moins  le  plus  souvent.  , 

Ce   nil.  est  tres   beau   et  tres  net.     D'chSgantes  mmiaturcs  en  or  et  en 


1)  N'ayant  eu  le  temps  ni  la  prevoyance  de  prendre  des  notes  sur  les.  manu- 
scrits .de  Madrid  et  de  Tolede,  nous  avons  recours,  pour  en  parler,  a  celles  que 
Solesmes  nous  fournit  pour  le  voyage.- 


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M.  Sablayrolle.,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gr^goriens  Espagnols.     5H 

.  couleur  l'on  fait  rem  arquer  et  lui  ont  valu  I'hormeur  de   figurer  a  l'Exposi- 
tton  des  objets  d  art   espagnols   et  portugais   organise   a  Londres   en    188 
♦  ?'   U.°:.-Mawff?  *****-     Ce  ms.   tres  interessant  est  du  XHP  siecle 
et  de  notation  acquire.     Les  messes  notee3   qu»il  contient   sont^oL    t  a 
On  y  tronve,    outre   les  pieces    de    chant,    la  collecte,  I^pitre,  rVrSek 
secrete  et  la  postcommunion.  "       '     av«*n8"e>  ia 

C.  153  (Nouv.  289).    JD»6er  Omftu  Chori.  —  DWes  Sfeftn  **  ^ 
da  XIV  siecle,  et  du  XIIP  d'apres  la  PaUographleM^all  Z  «  Z 
une  phototype  (III,  pl.  199);  mai3  c'est  jusquV  £ll*  siS  qu'3  fouTle    aTrJ 
remonter.      II   est   mcomplet   et  ecrit   sur  quatre  liffnes    1    L  L    +        f  , 
11  comprend  des  Kyrie  et  des   0fe*  ^^88^^ 
nes  etautres  chants  pour  les  fetes  de  tfoJ-SeVeur,  Tla L^^t 
des   samts;  des  taw   et  ^n»   farcis;    la   G^nealogie    de  Noel     fEflS 
uo  chant  drogue,    ou   drame   liturgique  sur  la  Resurrection,   le  ij£g!* 
chant  pascal    Salve  festa  dm     avee  la  meme  melodie,  a  peu'de  cW  rX 
que  celle  du l  Pro  cess,  on  al  de  Solesmes,  se  trouve  assigned  I'il£™  **"' 

n.  i rT'nrf     ,    ?7TC  "*?**  Parl«  de  ce  codex  d^  tin  savant  article  in- 
titule VOffiee  de  fa  Cvrconcidon  de  Pierre  de  Corbeil  {Rasseana  SL    1  ?J 
Agosto  1908),  nous  renvoyons  a  cette  etude.  ******  <»#•    ^ugl.o- 

C.  132.  Liber  Cantos  Chori  (XIV*  siecle,  Riailo).  —  Ce  codex  s  9 Ad  nn„ 
et  est  ecrit  sur  lignes  au  poincon.  II  contient  12  Kyrie  S  Glori!  1  fT 
tiennes  a  la  Ste.  Vierge,  entre  autres  VAlma  ^^S;  des  "ons  d^ 
uu  a  S.  JBeuoxt  et  un  autre  a  S.  Gregoire  le  Grand-  \m  rJLfP7  ,1 
les  chants  de  toutes  les  messes  du  Temps  ^V^STZ^.^T 
^che  apres  laPentecote;  lePropre  des  Saints  ipuis £ X^£ *£*£ 
Ste  Lucie  mclusivement;  des  sequences  pour  les  Apotres  L  mL  Q  ! 
lesVxergos;  I'ofnce  des  Defunts,  les  messes  du  ConZ de's  MT£ J 

sans33?;  IZ:  TTiuom  *abriel  Beyssac  parie  auasi  de  -  «•->  -* 

<Cet  article,  dit-il,  £tait  deja  redige  quand  nous  avn«a  *„  „ 
l'e-tude  de  M.  L.  Delisle  sur  «uD  Hm  de  Sr  norZnV  •)  DDai88anC8  dfl 
Espagne*  (Journal  des  Savants,  1908,  p.42-4%  M  ZVh^^T  XT*™  en 
de  la  Bibliotheque  Nationale  de  Mad5d;  ■&  ta deu. %££*£ fUJSftuf  ?" 
ment  apparent^  que  tout  ce  que  Ton  peut  dire  de  lCX»  L'  ,  ^  .  " 
l'antre.  Leur  identite  d'origine  nous  avait  6tt  revile  "  Bi  h  2^  ^'5n,ent  & 
pieces  qui  leur  sont  communes,  leur  rotation  pareille  etc  Lt  C"mParif.!S0Q  des 
d'en  repair.  Mais  nous  sommes  heureux  dPe  voir Vot.  llYnZTZ  vT*™ 
s.clienne  de  ces  deux  mss.  confirmee  par  l'ctnde  de  1'eminent  Hturffi8?e  ,        ^^ 

Uno  preuve   intrinseque  de  1'orlgine  sicilienne   du  C   IS?  mL 
vons  donner  nous-meme  pour  1'avoir  remarquee  en  photograph i ant  .T*  P°U" 
sent   ces  paroles  de  VExulteV.    .cum    Patre  nostra  Papa  Sanf  Ce  ^-'  C° 
it  Rege  nostro  Rogerio*.  4WMB*  *  •  •  «ec^ow 

Le  roi'  Eoger  dont  il  s'agit  ici  ne  pent  etre  que  Ho»er  1"  u    7o„ 
de  Sicile  (1129—1154).  *      ■n,°«>er  1     <*  Jeune,  roi 

Quant   au   Pape    «Romanus»,   le    seul   Pane   M   ™ .  „*, 
IX.  *d. ,   on  pJut  oroire  „vec'  M.  Misk  H'i  1  J ",^3.,TT  l'*^   "" 
Anaclet  H   K„™  d.  LA,„),  q„i,  flu  par  le,  EomaLs     e  mtn.  i  ^ 

>«w.t  U,  f«t  qudque  iemps  Sout««  par  le  o4lSbr     Crii,™  KeC^ "p"" 
et  eut  to„j„„ra  dans  Eoger  lni-ffieme  s011  plus  pd«^S^™  de  P'Se 


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512    M.  Sablayrolies,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 

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Le  schisme  ayant  dure  du  14  fevrier  1130  au  29  mat  1138,  ce  sera  done 
entre  ces  deux  dates  que  le  C.  132  aura  ete  ecrit.  . 

Ce  codex  et  les  deux   precedents   appartenaient  a  la   bibliotheque  privee 

du  roi  Philippe  V.  . .    . '  . 

C.  136.  Preces  Cathedr.  Tolosae  (Biano  C.  131).  —  Ce  ms.  aquitain,  ecnt 
sur  une  seule  ligne  a  pointe  seche,  se  compose  de  86  pages  seulement.  Leg 
pieces  saus  chant  sont  peu  nombreuses.  Ce  sont  quelques  oraisons,  quelques 
lectures  tirees  de  la  Bible  et  des  saints  Peres.  On  y  trouve  surtout  des 
antiennes  et  des  bymnes  pour  les  fetes  du  Temps  et  les  solennites  de  quel- 
ques saints,  parmi  lesquels  on  n'est  pas  surpris  de  rencontrer  S.  Saturmn  de 
■Toulouse.  II  contient,  en  effet,  des  indications  .tres  locales.  Au  commence- 
ment du  codex  on  lit  cette  rubrique  qui  date  de  l'epoque  a  laquelle  le  ms. 
fut  ecrit  «In  inventione  sti  Stephani  festive  cum  capis  ecclesiasticis  proces- 
sionem  facimus.  In  primo  conventu  Ri.  Videbant  oinnes  Stephanum.  f.  _  Plemis 
gratia*.  ■—  Et  au  revers  des  autrcs  pages?  «In  nt.  dni.  facms.  possione  cu 
capis  laneis  sic  in  dieb.   dnicis  cu  a:   0  Maria  Jcss&», 

La  Paleographie  Musieale  donne  un  fac- simile"  de  ce  codex  (t.  II,  pi.  210) 
quelle  fait  rcmonter  au  XIV11  siecle,  tandis  que'ltiafio  le  place  au  XV<*.  <  _ 

Tous  les  manuscrits  dont  nous  venous  de  parler  sont   gregoriens.      Voici 

maintenant  un  mozarabe. 

MS.  35  2.  nouveau  Hh.  23,  Breviarium  quadragemnale  moxarabo  (AIL8 
siecle  Itiaiio).  —  Ainst  qu'il  est  specific  par  le  texte  suivant,  ce  ms.  a  appar- 
tenu  cVabord  a  la  paroisse  des  samtes  Juste  et  Poifine  da  Tolede  :  «Einit. 
Deo  gratias  hie  liber  per  manus  Ferdinandum  Joannes  presbiter  eccloesiae 
sanctarum  Justre  et  Rufinae  civitatis  Toleti  in  mense  Aprilis.  Offeratur 
quisquis  legerit.  Ora  pro  me.  Emendo  eum  prudenter  et  noli  me  maledicere 
si  T&mm  nostrum  Jesum  Christum  abeas  protectorem*.  Plus  tard  il  passa 
a  la  cathedrale  et  maintenant  il  figure  parmi  les  codices  de  la  Bibliotheque 
Rationale  de  Madrid.  Ce  dernier  trans  fert  a'explique  par  le  sac  dont  furent 
victimes  les  archives  de  la  cathedrale  de  Tolede  au  cours  d'une  des  dernieres 
revolutions.  Des  manuscrits  qui  purent  etre  alors  sauves  du  pillage  quelques- 
uns  furent  portes  depuis  a  la  Bibliotheque  Nationale  du  Madrid  d'oti  proba- 
blement  ils  ne  sortiront  plus  pour  retourner  au  lieu  de  leur  origine.  La 
presence   d'autres   codices  mozarabes    dans  la  capitale    du  royaume   pourrait 

s'expliquer  de  cette  maniere.  .    ( 

Co  breviaire  mozarabe  est  ecrit  a  l'encre  noiro  et  rouge,  sans  miniatures, 

mais  il  abonde  en  notes  musicales.     tine  introduction   en  castillan  ecrite  au 

XIXe  siecle   indique  son   contenu.     II   contient   surtout   ce    que    suggere  son 

titre:  l'office  du  Careme  jusqu'au  Jeudi  saint. 

Nous  pourrions  citer  encore  d'autres  manuscrits  de  chant  soit  gregoriens 

soit  mozarabes,   mais   craignant  de  fatiguer  le  lecteur  par  une  nomenclature 

aride,   nous   nous  arrotons  la  pour  passer  de  la  Bibliotheque  Nationale  a  la 

bibliotheque  de  l'Academie  d'Histoire-, 


* 


* 


Notre  introducteur  a  la  bibliotheque  de  l'Academie  d'Histoire  fut  un  des 
membres  les  plus  distingues  de  cette  Academie,  M.  de  Bethencourt.  Nous 
eumes  la  bonne '  fortune  de  lui  etre  recommandes  personnellement  par  sa 
noble  amie  Mme  la  marquise  de  Dou  dont  la  protection  durant  tout  ce 
voyage   fut  pour  nous   si   precieuse.      L'eminent   academicien   nous    fit    une 


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jVL  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols.    513 

reception  digne  d'une  si  haute  recommandation  et  de  lui-meme.    Nous  eumes 

1'avantage  de  le  voir  plusieurs  fois  et  d'etre  pr6sent6s  par  lui  h  ses  honorables 
collogues. 

La  bibliotheque  de  TAcademie  d'Histoire,  calle  del  Leon  21,  se  compose 
surtout  d'une  grande  collection  d'oeuvres  antiques  et  de  s&ries  variees  de 
manuscrits  espagnols.  En  manuscrits  de  chant,  nous  devons  reconnaitre  qu'elle 
est  moins  riche  que  la  Bibliotheque  Nationale.  Sa  part  toutefois  est  bien 
belle.     Nous  citons : 

C.  F.  219,  nouveau,  C.  51,  Gradual  romain  (XI* — XII3  s.)  Biaiio  dit  que 
le  chant  est  note  sur  une  ligne  &  pointe  sfech'e  avec  des  points  &  la  maniere 
fran§aise  de  ce  temps.     II  est  done  aquitain; 

Les  57  premieres  pages  manquent.  II  comprend  "le  Propre  du  Temps, 
le  Propre  de  Saints,  les  messes  de  la  St.  Trinite,  de  la  D^dicace,  et  des 
Kyrie,   Gloria,  Sancius  ... 

C-  F.  214,  nouveau  0.  45,  Missale  chori.  —  Riaiio  ne  parle  pas  de  ce 
ms.  qui  semble  remonter  au  XIP  stecle,  H  contient  surtout  les  messes  des 
dimanches,  des  feries  et  de  quelques  saints, 

C,  F.  185,  nouveau  C,  18,  Missel  romain  (XII*  s.).  —  Une  etiquette  plac^e 
sur  la  couverture  porte:  Misal  en  gotico,  en  estilo  romano.  H  comprend  un 
cal  en  drier  do  12  pages,  les  prifcres  pour  revetir  les  oraements  sacr^s  diffe- 
rentes  enticement  de  celles  du  rit  romain,  lea  pri&res  de  rordinaire  de  la 
messe  commen§ant  par  f  offertoire,  puis  trois  courtes  priferes  avant  la  Preface, 
et  aprtjs  celle-ci  Toraiaon;  Ds  qui  non  mortem  sed  pcenitentiam  desideras  .  , . 
Bnfin  le  Propre  du  Temps,  le  Propre  et  le  Oommun  des  Saints. 

C.  F,  190,  nouveau  C.  30,  Breviaire  mozarabe  d'apr&s  RiaSo.  Sur  la 
couverture  on  lit  au  contraire  Missale  Wisigothicum  antiquissimvm.  —  Ce 
ms.  renferme  chants  et  formules  pour  les  Heures  du  jour  et  aussi  pour  la 
messe,  car  on  trouve  souvent  ces  mots:  Ad  missam  et  Ad  commixfionem  panis 
et  vim.  Les  chants  sont  nombreux  et  la  notation  est  d'une  clarte  et  dVne 
uettete  parfaites.     Plus  beau  encore  est  le 

C.  F.  224,  nouveau  C.  56  qui,  outre  la  purete  du  texte  que  Ton  croirait 
imprime,  est  parseinS,  de  lettres  ornees.  Malheureusement  quelques  pages 
sont  degradees  par  des  grattages  attribu^s  aux  moines  de  Cluny  qui  ne 
connaissant  pas  &  leur  arrivee  en  Espagne  les  secrets  de  la  notation  visigo- 
thique  la  remplacdrent  &  ces  endroits  par  la  notation  aquitaine.  Il  faut 
n&mmoins  savoir  gre  aux  Cluninens  de  leur  faute;  elle  est  de  celles  dont 
on  peut  dire  avec  verite :  Felix  culpa!  En  effet,  en  rempla§ant  la  notation 
mozarahe  par  1'aquitaine,  les  moines  frangais  nous  ont  donne  la  clef  de  m6lo- 
dies  qui  sans  cela  seraient  restees  &  jamais  inconnues.  Un  Bituel  avec  chants 
et  un  Ordo  missamm  composent  ce  manuscrit, 

Ces^  codices  grSgoriens  ou  mozarabes  de  la  bibliothfeque  de  TAcad&nie 
d'Histoire  proviennent  de  San-Millan. 


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A  la  bibliotheque  privee  de  Sa  Majestd  nous  n'avons  photographic  que 
deux  manuscrits  mais  trfes  importanta  Tun  et  I'autre.     Ce  sont: 

C.  IL  I).  3.  qui  est  un  missel  de  la  fin  du  XII0  siecle.  II  est  un  des 
plus  volumineux  que  nous  ayons  pris.  II  renferme  enti6rement  not6s  les 
Intro%  Gradual,  Alleluia,  avec  deux,  trois  et  quatre  versets,  Kyrie  troptSs,  la 
fameuse  antienne   Gregorius  prasul  et  des  chants  pour  les  processions. 


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514    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Mamie crits  Gregoriens  Espagnols. 

C,  J.  5,  Liber*  eantieomm.  - —  Ce  liber  canticorum,  bien  que  ne  contenant 
qu'un  nombre  restreint  de  pieces  de  chanty  est  en  son  genre  plus  rfemarquable 
encore  que  le  prudent,  Sa  notation ,  visigothique  si  notre  souvenir  eat 
fidele,  est  en  particulier  ravissante. 


* 


* 


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* 


Ces  dernieres  photographies  qui  nous  amenerent  plusieurs  fois  au  Palais 
royal  nous  valurent  de  precieuses  favours  que  nous  ne  saurions  oublier  ni 
passer  sous  silence.  Sans  qu'il  y  eut  de  notre  part  pretention  ou  recherche, 
elles  nous  permirent  de  voir  successsivement  quelques-uns  dcs  hauts  pcrsonnages 
de  la  cotir  et  de  nous  ^difier  ainsi  au  contact  de  leur  noblesse  et  de  leur 
vertu.  Nous  devons  principalement  cette  faveur  h  M.  le  comte  de  las  Navas 
qui  fut  si  bon  pour  nous  h  la  bibliothSque  dont  il  a  la  direction.  Lui-mlme 
voulut  bien  nous  introduire  h  la  Secretairerie  du  Palais  royal  et  nous  pre- 
senter h  Son  Excellence  M.  le  comte  do  Andino  et  a  M.  Merry  del  Val 
secretaires  particuliers  de  8a  Majeste.  Leur  accueil  ne  fut  rien  nioins  que 
royal.  Us  pouss&rent  la  condesc  en  dance  h  notre  egard  jusqu*&  nous  offrir 
leurs  services  que  nous  fumes  honores  et  trop  heureux  d'accepter  pour  le 
reste  du  voyage.  Nous  ne  negligeames  pas  f  occasion  si  opportune  de  pre- 
senter k  M.  Merry  del  Val  la  lettre  pontificale  dans  laqueile  son  fr&re  le 
Cardinal  Secretaire  d'Etat  nous  confiait  la  mission  que  nous  6tions  en  train 
tie  remplir.  M.  Merry  del  Val  put  connaissance  de  ce  document  avec  une 
satisfaction  visible  et  nous  eut  gre  do  le  lui  avoir  montre. 

Ces  visites  furent  nos  dernteres  h  Madrid.  Nous  quittames  le  somptueux 
palais  de  Philippe  V,  ravis  de  sa  magnificence  et  charmes  de  la  courtoisic 
de  ses  nobles  habitants. 

II  ne  nous  restait  plus  finalcment  qu'ii  prendre .  conge  des  B..  U.  P.  P.  K-e- 
demptoristea  de  la  Plaza  del  Conde  de  Miranda  auxquels  nous  devious  le 
bienfait  d'une  longue  et  fraternelle  hospitality.  Nous  nous  faisons  un  devoir 
de  leur  red5re  aujourd'hui  les  sentiments  de  reconnaissance  quivivent  toujours 
dans  nos  ceours. 

Les  trois  biblioth&ques  susdites  de  la  capitale  nous  avaient  donne  ensemble 
1800  photographies.  La  bibliothfeque  du  Chapitre  de  Tolede,  ounous  nous 
r en  dons,  va  k  elle  seule  surpasser  ce  chiffre. 


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Peu  de  villes  en  Espagne  peuvent  se  glorifier  d'un  passe  aussi  ancien 
et  d'une  histoire  aussi  glorieuse  que  la  cite  de  Tolede.  Fondee  probablement 
bien  avant  la  conquete  de  la  Peninsule  par  les  Komains,  elevee  sous  leur 
domination  au  rang  de  place  forte  de  premier  ordre,  ToUde  doit  surtout 
au  christiauisme  sa  gloire  et  sa  ceMbrite. 

Celui-ci,  en  effet,  etait  h  peine  implante  en  Espagne  que  Tolede  devenait 
aussitQt  le  centre  de  la  religion  en  ce  pays.  Des  lors  son  importance  ne  ce- 
sa  de  grandir.  Dans  ses  murs  furent  fcenus,  &  partir  de  fan  400,  ces  fameux 
conciles  qui  marqu&rent  les  ffrandes  stapes  de  son  histoire  religieuse  et  con- 
servferent  k  la  nation  espagnole  1'integrite  de  la  ioi.  Aujourd'hui  encore 
Tol&de  n'est-elle  pas  regardee  comme  la  tetc  de  l'Eglise  d'Espagne  par  la 
primaute  de  son  sifege  qu'elle  n'a  jamais  abdiqu^e? 

Nous  n'avons   qu'ii   rappeler  un  tel  passe  pour  donner  immediatement  h 


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M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  GrSgorieng  Espagnols.    515 


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compx*endre  quels  documents  nombreux  et  antiques  nous  attendaient  aux 
archives  de  la  cathedrale  de  Tolfede. 

Notre  arrivee  dans  cette  ville  eut  lieu  le  24  novembre.    Nous  descendimes 

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an  seminaire  ou  Mgr  l'Archeveque,  prevenu  d'avance,  avait  bien  voulu  nous 
faire  preparer  une  digne  hospitalite.  Sa  determination  servait  notre  cause. 
En  d^signant  pour  notre  residence  le  grand  seminaire  qui,  on  le  savait,  ne 
pouvait  re ce voir  sans  son  ordre,  Son  *J£.  le  Cardinal  Sanelia  reconnaissait 
officiellement  par  Ih  aux  yeux  de  la  ville  et  du  Chapitre  la  mission  ponti- 
ficate dont  nous  £tions  investis  et  la  prenait  sous  son  haut  patronage.  La 
partie  etait  dfes  lors  moralement  gagnee,  lorsque  Tarrivee  soudaine  de  notre 
eveque  dTTrgel,  ancien  coadjuteur  du  Cardinal  et  aujourd'hui  eveque  de 
Barcelone,  vint  nous  apporter  une  nouvelle  chance  de  succ&s.  L'intervention 
de  la  Providence  ne  pouvait  pas,  cctte  fois,  etre  plus  manifests.  Quelle 
coincidence  heurouse  et  opportune  s'il  en  fut  jamais!  Quoique  dej&.  bien 
disposes  en  notre  faveur  par  les  lettres  qu'il  leur  avait  precedemmcni  adres~ 
sees,  le  Cardinal  et  son*  Chapitre  accueillirent  avec  toute  la  bienveillance 
possible  la  nouvelle  recominandation  verbal©  de  Mgr  Laguarda  et  lui  promi- 
rent  de  faire  dignement  droit  &  sa  requefce. 

lis  tinrent  parole.  Jamais  Chapitre  plus  riche  et  plus  jaloux  de  ses 
richesses  ne  les  init  plus  liberalement  &  notre  disposition  que  celui  de  Toledo. 
Sa  conduite  envers  nous  fut  exceptionnelle  corame  l'6tait  notre  mission.  Le 
devoir  sacr6  de  la  reconnaissance  nous  oblige  de  le  dire,  dussions-nous  faire 
des  jaloux,  On  oonnait  les  rfeglements  severes  des  bibliothfeques  nationales 
et  eccleaiasttques.  On  sait  qu'on  ne  peu't  y  travailler  qu}&  heures  fixes  et 
publiques  et  sous  la  vigilance  des  directeurs  ou  employes.  Cela  se  pratique 
notamment  dans  les  archives  des  cathedrales  oix  Ton  ne  peut  se  rendre  qu'aux 
heures  trSs  r<5duites  oil  le  chanoine  archiviste  s'y  trouve.  Eh  bien!  comme 
avec  un  temps  si  limite  il  nous  aurait  etc  impossible  de  venir  a  bout  en 
quelques  jours  des  nombreusesf  photographies  que  nous  avions  &  faire,  le 
Chapitre  prit  la  determination  magnanime  que  voici.  II  nous  fit  donner 
dans  la  partie  superieure  du  cloitre  un  appartement  special  dont  nous  ernpor- 
tions  ]ti  clef  apres  chaque  session  et  dans  lequel  on  nous  laissait  continuelle- 
mont  plusieurs  manuscrits  h  la  fois  sous  notre  responsabilite.  Quand  ces 
manuscrits  etaient  acheves  nous  les  rendions  a  l'archiviste  qui  nous  les 
remplagait  par  d'autres.  Grace  a  ce  genereux  procede  et  malgrd  la  brifcvete 
des  jours  deliver  nous  pumes  en  quinze  jours  enlever  les  2400  photographies 
qui  furent  le  fruit  de  notre  passage  k  Tolede. 

Nous  ne  citerons  pas  tous  les  manuscrits  qui  nous  les  donn&rent.  Les 
suivants.  croyons-nous,  suffiront  h,  satisfaire  la  curiosite  du  lecteur:       •  1 

C.  44.  1.  Aniifonario  de  Coro.  —  Ce  grand  et  fort  ms.  est  un  antipho- 
naire,  mteux  Responsorial,  de  chceur  eutierenient  not<5  avec  tout  Tordre 
liturgique.  La  notation  est  trfcs  inWressante  et  sans  lignes. '  L'ecriture  est 
framjaiae  et  de  1'dpoqne  de  son  introduction  en  Espagne.  C'est  plus  qu'il 
n'en  faut  pour  fixer  1'age  du  ms.  qu'on  doit  faire  remonter  en  consequence 
jusqu  aux  derni feres  annees  du  XIe  si6cle  ou  aux  premieres  du  XII6.  Ce 
codex  aerait-il  frangais?  serait-il  de  Toulouse?  C'est  possible  puisqu'on  n'y 
trouve  que  des  saints  de  France  parmi  lesquels  saint  Saturn  in  donb  Poffice 
est  avec  octave,  saint  Orentius  d'Auch,  etc.  II  contient  aussi  une  collection 
tres  complete  de  Veniie  exuUenms. 

0.  44.  2.   - —  JintifonaHo  de  Corn,  —  D'apr&s   le  catalogue   ce  ms.  sera.it 


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516    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espaguols. 

posterieur  au  XII6  sifecle  parce  qu'il  contient  la  fete  de  S.  G-iraldo,  chantre 
de  la  cathSdrale.  Co  saint,  dit-on,  aurait  ete  ameue  de  France  h  ToUde 
par  l'archeveque  D.  Bernardo  en  revenant  de  Borne.  Mais  il  s'agit  ici  de 
S.  Geraud,  comte  d'Aurillac.  On  trouve  avec  lui  S<  Anton  in  de  Painters-. 
Ce  codex  serait  done  frangais  plutdt  qu'espagnol. 

C,  48.  14,  Antipkonaire  romain  (?)■  —  Get  interessant  ms.  vient 
d'acquerir  une  notoriete  qu'il  n'avait  pas  encore,  grace  a  la  Paleogrtxphie, 
Musicale  qui  a'est  recemnient  occup6e  de  lui,  Elle  en  a  parl6  au  sujet  du 
cod.  601  de  Lucques.  Avec  la  publication  de  ce  manuscrit  italien,  la  Paleo- 
graphie  est  entree  dans  une  phase  nouvelle  \  elle  a  inaugure  une  nouvelle 
classe  d'6criture  musicale,  celle  h  laquelle  Gruy  d'Arezzo  a  laisse  son  nom. 
Ne  pouvant  reproduire  1'exemplaire  authentique  que  l'illustre  moine  offrit  de 
sa  main  au  Pape  Jean  XIX,  la  Paleographie  a  fix6  son  choix  sur  l'Antipho- 
naire  monastiquo  de  Lucques  parce  que  dit-elle: 

«Si  les  si&cles  ne  nous  ont  pas  16gud  Fceuvre  authentique  de  Guy  d'Arezzo 
(t  c*  1050),  du  moins  y  a-t-il  lieu  de  croire  que  les  documents  r<5digea'dans  les 
limites  de  sa  sphere  d'action  presentent  une  tradition  ausai  pure  que  possible.  Et 
ce  doit  etre  surtout  le  cas  les  livres  monastiques.  Car  nous  savons  par  Guy 
d'Arezzo  lui-mfime  que  ce  furent  les  monas teres  (ceux  de  Tordre  des  camaldules 
en  particulier)  qui  re^rent  les  primeurs  de  son  enseignexnent .  .  . 

«Malheureusement,  ajoute-t-elle  plus  loin,  nous  ne  eonnaissions  jusqu'ici,  en 
dehors  du  codex  601  de  Lucques,  aucun  autre  manuscrit  qui  present&t  les  m§mes 
caracttSristiques.  Mais  la  Providence  nous  Tint  en  aide  de  la  fa9on  la  plus  inatten- 
duCj  en  nous  faisant  parvenir  de  Tol&de  un  manuscrit  d'origine  italienne,  non 
seuleraent  apparent63  mais  presque  identique  &  celui  de  Lucques  (Bibl.  de  la 
Cathddrale  de  Tol&de,  cod.  48,  14).  Mgrne  ordonnance  des  offices,  menie  notation 
musicale,  memes  particularity  liturgiques.  Scule  Tecriture  difffcre  un  peu,  elle 
est  plus  ancienne  et  date  sans  aucun  doute  des  premifcres  annees  du  Xlle  sifecle. 
Certaines  divergences  de  details  trahissent  du  reste  une  liturgie  ant^rieure  &  celle 
du  codex  601,  Sur  quelques  points  en  effet  celui-ci  concorde  avec  l'ordo  de  1253 
et  le  breviaire  du  1484,  alors  que  le  manuscrit  de  Tolede  retient  une  disposition 
pluH  ancienne.  A  part  cela,  les  deux  manuscrits  offrent  une  ressemblance  parfaite. 
Ce  sont,  a  n'en  pas  douter,  deux  representants  du  m&me  type  liturgique,  de  ce. 
vieux  rit  camaldule  que  le  breviaire  de  1484  retenait  encore  assez  pur,  mais  que 
le  niveUenient  opere  au  XVIIe  siecle  devait  faire  tomber  dans  l'oubli  le  plus 
complet.  Nous  aurons  done  bien  garde  de  s£porer  ces  deux  t6moins  &  peu  pres 
contemporains:  .ce  que  nous  dirona  de  Tun  devra  s'entendre  ^galement  de  l'autre: 
les  divergences  de  quelque  importance  seront  du  reste  notees  au  passage,  selon 
qu'elles  se  presenteront  au  cours  du  calendrier  liturgique  que  nous  allons  suivre 
dans  ses  developpements.* *) 

Suit  l'etude  compare  du  cod,  601  de  Lucques  avec  le  48.  14,  de  Tolede 
od  Ton  passe  successivemeut  en  revue  dans  le  sens  qui  vient  d  Stre  dit  le 
Propre  du  Temps  et  le  Propre  des  Saints.  I/examen  est  fort  interessant 
et  instructif.  On  y  rel&ve  soigneusement  les  concordances  et  les  divergences 
textuelles,  lesquelles  conduisent  parfois  h  des  decouvertes  notables  telles  que 
1'office  propre  de  S.  Augustin  du  manuscrit  de  Tolede  que  Ton  n'a  trouve 
nulle  part  ailleurs. 

Ces  resultats  importants  obtenus  par  les  Benedictins  de  Solesmes  dans 
leurs  etudes  paleographiques  sont  pour  nous  un  d^dommagement  h  nos  fatigues 
et   une   rSponse  permanente    h  quiconque  oserait  nous  demander  a  quoi  ont 


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1)  Pal.  Mus.  t  IX,  pp.  10  et  21. 


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M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols.    517 

eervi  nos  photographies.  II  est  en  effet  clair  comme  le  jour  que,  sans  le 
concours  qu'est  venu  leur  apporter  notre  manuscrit  de  Tolede,  les  auteurs 
de  la  Paleographie  auraient  du  modifier  le  plau  du  IXe  volume  de  cette 
publication  et  qu'ils  ne  l'auraient  pas  fait  impunement.  lis  auraient  ainsi 
enleve  l'interet  capital  de  ce  volume  qui  est  tout  ehtier  dans  la  confrontation 
des  deux  manuscrits.  Nous  pouvons  done  nous  felicitor  d'avoir  6te  pour 
eux^  la  Providence  dont  ils  parlent  dans  les  lignes  ci-dessus  ou  plutot  d'en 
avoir  6te  lea  instruments. 

C.  48.  15.  Leotionarium  et  Responsorium  vetus.  —  Ce  ms.  du  XIIT3  siecle 
et  de  rit  romain,  si  notre  memoire  ne  nous  trompo  pas,  comprend:  Invita- 
toires,  Lecons,  repons  da  Matines  et  antiennes' des  Laudea  depuis  la  Septua- 
gfaiffie  jusqu'au  IX0  dimanche  apres  la  Pentecote.  L'ecriture  et  la  notation 
sont  oxcellentes.  ir  aVait  appartenu  ainsi  que  le  pre"cMent  au  cardinal 
Zelada.  II  serait  done  italien  comme  lui.  A  ce  sujet,  rappolons  une  fois 
pour  Routes  que  les  manuscrits  de  chant,  qui  appartinrent  a  ce  cardinal  et 
que  l'archcveque  Lorenzana,  qui  les  acheta,  apporta  de  Rome  a  Tolede,  sont 
italiens  et.  non  espagnols. 

C.  35.  4.  Missel  mozarabe  (XIe  siecle).  —  Ce  ms.  appartenait  a  la  paro.isse 
Santa-Eulalia  (Santa-Olalla)  qui  etait  mozarabe.  II  comprend  les  offices  et 
les  messes  depuis  Paques  jusqu'au  XX8  dimanche  apres  la  Pentecote. 

C.  35.  5.  Missel  mozarabe  (XI0  siecle).  —  Celui-ci  se  distingue  des  autres 
codices  mozarabes  par  la  grosseur  de  l'ecriture  et  de  la  notation.  Son  con- 
tenu  est  analogue  a  celui  du  precedent. 

C.  35.  7.  Brmarium  mozarabe  (ecrit  sur  le  dos).  Missel  gothique  dit  le 
catalogue  (X6— XI8  siecles).  —  Ce  ms.  debute  par  le  livre  de  S.  Ildefouse 
sur  la  Virginitd.  Les  pieces  notees  out  des  vocalises  dune  longueur  extra- 
ordinaire qui  remplissent  parfois  toute  la  marge.  Eu  outre,  une  nioitie"  a 
pea  prfes  des  inorceaux  a,  en  plus  de  la  notation  mozarabe  ordinaire,  des  petifcs 
signes  speciaux  que  nous  avions  deja  remarque"  dans  le  C.  35.  4. 

On  lit  en  espagnol  en  tete  de  ce  manuscrit  qu'il  est  un  des  plus  anciens 
et  des  plus  precieux  que  conserve  la  bibliotheque  de  la  aainte  eglise  prima- 
tiale  de  Tolede  parce  qu'on  ignore  le  siecle  dans  leq'uel  il  fut  ecrit  et  parce 
qu'il  contient  les  messes  composees,  dit-on,  par  S.  Ildefonse:  sept  messes 
de  Beata. 

C.  35.  9.  Antique  Breviaire  (le  TolMe,  'de  la  premiere  dpoque  apres  la 
mozarabe  (XIII6  siecle).  —  La  notation  est  aquitaine  et  l'ecriture  franchise. 
II  contient  les  Lamentations  notees.  Les  offices  co  mm  en  cent  avec  la  Circon- 
cision  et  se  poursuivent  jusqu'a  Paques. 

_  La  plupart  des  antiennes  que  nous  avons  examinees  au  passage  ont  la 
meme  melodie,  a  pou  de  chose  pres,  que  les  antienneB  des  editions  de 
Solestnes.  Ceci  prouverait  l'empressement  que  mit  Tolede  a  prendre  le  chant 
romain  aprea  la  suppression  du  mozarabe.  Quant  aux  Lamentations  le  chant 
est  totalement  different  du  chant  romain  connu. 

C.  35.  10.  Officium  toletanum  antiquum  ecrit  sur  le  dos,  tandis  que  le 
catalogue  porte  Missel  aneien  de  Tolide  et  de  la  premiere  epoque  apres  le 
mozarabe.  —  En  dehors  des  messes  notees  du  Temps  et  des  Saints,  ce  ms. 
contient  des  Kyrie,  Gloria,  etc.  farciB,  et  des  proses  pour  les  principals  fetes 
de  l'annee.  La  notation  est  aquitaine  et  sur  une  ligne  a  pointe  seche.  La 
PaUographio  Musicale  donne  (II.  101)  un  fac-simile-  de  ce  codex  qui  est  du 
XHP  siecle.  ..  ■  H 


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518    M.  SablayrolJes,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 

C.  39.  3.  Missel  ancien  (S1Y*  siecle).  —  Nous  citons  ce  ms.  .qui  ne  con- 
tient   que    le    chant   de   VExultei   pour    faire   remarquer   que    ce'  chant  n'est 

pas    le    gregorien    mais    bien    cclui    du    Pater    mozarabe   avec    quelques   finales 

ornees. 

C.  39.  12.  Cir&nonial  et  Pontifical  de  Tolede.  —  Tous  les  chants  ecrits 
en  notation  aquitaine  sur  une  ligne  a  pointe  seche  sont  parfaitement  con- 
serves. Ce  codex  contient  entre  autres  choses  la  ceremonie  de  l'onction  et 
de  la  benediction  du  roi  eleve  au  trone  par  le  clerge  et  par  le  pcuple.  Quant 
a  la  benediction  de  l'empereur  qu'il  renferme  aussi,  on  designe  les  eveques 
de  Segovia  et  de  Palencia  pour  y  assister.     La  PaUographie  lui  consacre  la 

planche  103,  vol.  II.  .... 

A  la  suite  de  ces  manuscrits  visigothiques  ou  gregoriens  des  archives 
capitulaires  de  la  cathedrale  de  Toledo,  nous  pourrions  ajouter  encore  les  • 
livres  de  chosur  manuscrits  ou  imprimes  actuellement  en  usage  a  la  chapelle 
mozarabe.  Nous  avons  profite,  en  effet,  de  l'extreme  complaisance  de  M.  le 
Doyen  du  Chapitre  de  cette  chapelle  pour  les  photographies  Bitfn  que  ces 
livres  a  grosses  notes  carrees,  ecrits  de  memoire  et  apres  do  longs  siecles, 
,  ne  soient  certainement  pas  la  traduction  des  anciens  codices  on  comprend 
1'interet  qu'ils  peuvent  offrir  aux  moines  de  Solesmes  dans  leurs  vastes  etudes 

de  tous  les  manuscrits  de  chant. 

Faute  de  notes  plus  abondantes,  ceux  de  Madrid  et  de  Tolede,  malgre 
leur  noinbre  et  leur  valeur,  nous  aurons  retenu  tres  peu,  trop  peu  contre 
notre  gre.  Nous  le  regrctterions  infiniment  s'il  n'etait  bien  demontre  qu'au 
point  do  vue  gregorien  les  manuscrits  espagnols  contiennent  peu  de  chose 
leur  appartenant  en  propre.  Nous  avons  eu  amplement  occasiou  au  coura  de 
notre  voyage  de  eonstater  da  nos  yeux  ce  fait  qui  n'a  rien  d'etrange^  pour 
quiconque  vent  bien  se  rappeler  quo  ces  manuscrits  ay  ant  etc  ecrits  d'apres 
les  hesoins  de  la  nouvelle  liturgie,  furent  le  plus  souyent  copies  sur  des 
manuscrits  grangers,  ou  par  des  etrangers,  ou  meme  vinrent  de  1  etranger. 
Leur  importance  n'en  est  point  diminuee  pour  cela,  ils  out  seulement  moms 

d'interet  au  point  de  vue  local. 

Quant  aux  codices  mozarabes,  la  clef  qui  nous  donnerait  le  secret  de 
leur  notation  et  de  leurs  melodies  est  perdue  depuis  longtemps  et  pour  tou- 
jour 3  peut-etre. 

L'activite  que  nous  avons  depioyee  a  Tolede  pour  enlever  en  qumze 
jours  2400  photographies  nous  a  empeche  jusqu'a  present  d'arreter  nos  regards 
sur  la  magnifique  cathedrale  que  Ton  eonsidere  communement  comme  la  plus 
belle  de  l'Espagne.  II  est  certain  que  par  ses  beautes  ar  chit  ectur  ales  au 
dedans  et  au  dehors  elle  est  digne  doa  merveillcs  qu'elle  abrite.  Son  tresor, 
son  sacrarium,  sa  sallo  capitulaire,  sa  chapelle  mozarabe,  ses  archives,  son 
cloitre,  sa  tour  avec  ses  cloches  sont  autant  de  choses  remarquables  par  leur 
richesBe,  leur  splendeur,  leur  antiquity.  Les  sculptures  sur  bois  des  stalles 
du  chceur  sont  une  ceuvre  artistique  colossale,  fruit  d'un  talent  de  premier 
ordre  et  d'un  labeur  de  longue  patience.  Que  de  merveilles  il  y  aurait  a 
signaler  encore  dans  cette  antique  et  pittoresque  cite.  Nommons  seulement 
le°  cloitre  de  San  Juan  de  los  Reyes  qui  est  un  joyau  du  style  gothique  le 
plus  pur;  l'eglise  avec  ses  chaines  de  fer  comme  ornement  exterieur,  et  enfin 
Santa-Maria  la  Blanca  ancienne  synagogue  du  XII0  sieclo  convcrtie,  en  14.07 

ou  1411,  en  eglise  catholique. 

L'accueil  exceptionnel  qui  nous  fut  fait  a  Tolede   nous  oblige   &  ne   pas 


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M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gr6goriens  Espagnols.    519 

quitter  cette  ville  sans  redire  une  derniere  fois  notre  reconnaissance   5.  ceux 
qui  nous  re§urent  si  bien, 

Le  premier  auquel  nous  devons  nos  romerciements  n'est  plus  1&  pour  les 
recevoir.  Depuis  que  nous  avons  ecrit  ces  lignes  dans  la  fievista  Musical 
Ccitulanct7  le  bon  Dieu  a  eu  soin  de  remercier  Lui-meme  pour  nous  le  cardinal 
Saneha  en  ^appelant  a  la  recompense  et  au  repos  eternels. 

Le  second,  apr6s  1'archeveque  dSfunt,  auquel  nous  sommes  redevables  de 
nos  nombrouses  photographies  de  la  cath6drale  de  Tol6de,  est  M.  le  Doyen 
du  Chapitre.  Nous  le  prions  d'agreer  avee  tous  ses  collfegues  l'humble 
temoignage  de  notre  gratitude.  Nous  adressons  un  souvenir  particulier  a 
M.  le  chanoine  arcliiviste  Don  Grogorio  Yera  qui  se  montra  si  aimable  envers 
nous,  et  un  autre  k  son  intime  ami  Don  Gregorio  Serrano,  aujourd'hui 
Maltre  de  Chapelle  do  la  cathedrale  de  Madrid,  qui  fut  durant  notre  sejour 
h  Tolede  notre  infatigable  cicerone. 

Quelle  reconnaissance  ne  devons-nous  pas  egalement  au  distingue  SupSrieur 
du  grand  s  em  in  a  ire  Don  Reimgio  Albiol  dont  l'hospitalite  fut  si  cor  di  ale  et 
^influence  si  heureuse. 

Nous  remercions  enfin  le  Chapitre  de  la  chapelle  mozarabe  et  le  frere  de 
1  un  de  ses  membres  M.  Morale  du  qui  voulut  bien  mettre  aimable  m  en  t  a  notre 
disposition  des  documents  modernes  du  chant  gothique  que  nous  fumes  lieu- 
reux  de  photographier, 

IS. 

Apr&s  ToUde  notre  voyage  d'investigation  h  travers  les  biblioth^ques  et 
les  archives  de  TEspagne  <5tait  pour  ainsi  diro  terrain^.  Nous  n'aviona  plus, 
en  suivant  les  indications  de  nos  notes,  qu'&  nous  arreter  &  Tortosa  pour  y 
prendre  connaissance  des  manuscrits  qui  s'y  trouvent, 

C  etait  ainsi,  h  notre  grande  satisfaction,  le  chemin  du  retour  qui  s'ou- 
vrait  devant  nous  et  la  joie  si  douce  de  pouvoir  enfin,  aprfis  de  si  longues 
et  si  laborieuses  peregrinations ,  rentrer  au  monastfire  et  retrouver  nos 
frferes. 

Mais  si  grande  que  fut  en  nous  cette  joie,  elle  fitait  traversee  et  com- 
battue  par  des  pensees  d'ordre  gdneral  qui  pesaient  d'un  grand  poids  sur  les 
determinations  qui  nous  restaient  a  prendre. 

Nous  n'avions  pas  encore  penetre  dans  le  midi  de  l'Espagne.  Pouvions- 
nous,  malgre  le  silence  de  nos  notes,  ne  pas  tenter  la  fortune  de  ce  eote~l&? 
Qui  sait  si  des  surprises  ne  nous  y  etaient  pas  menag^es?  On  nous  le  di» 
sait  et  nous  etions  tr&s  inclines  it  le  croire. 

D'autre  part  notre. champ  d'explorafcion  ombrassait  les  archives  musicales 
de  toute  TEspagne.  Pouvions-nous  dire  que  notre  mission  etait  int%rale- 
ment  accomplie,  si  nons  laissions  inexplor^e  toute  cette  partie  de  la  Penin- 
sule  qui  s'ouvrait  devant  nous? 

D'ailleurs,  a  defaut   de  documents  h  dechiffrer   et  a  reproduire,   l'histoire 
Tarchitecture   ne   nous    offraient-elles  pas,    surtout   dans   cette   partie    de 

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une  occasion  unique  pour  nous,  pouvions-nous  ne  pas  en  profiter? 

A  vrai  dire,  une  seule  de  ces  raisons  suffisaient  pour  nous  ebranler;  les 
trois   reunies   nous,'  con  vain  quirent  pleinement,     Et  voila  comment,  en  quit- 


et 


l'Espagne  qui  nous  restait  h  voir,  des  monuments  incomparables  de  la  domina. 
tion   arabe   et  du   triomphc   deHnitif  de    la  Croix  sur  le  Croissant?     C'etai 


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520     M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 

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tant   TolSde,    nous   preniona   sans  hesitation    aucune   le    ehemin    de   UAnda- 

lousie. 

C'itait  le  18  decembre. 


* 


Cordoue  est  la  premiere  ville  qui  se  present  ait  sur  nos  pas.  Elle  ne 
nous  re  tint  qu'un  jour;  le  temps  de  jetter  un  coup  d'ceil  sur  les  archives  de 
la  cathedrale  ou  il  ny  avait  rien  &  prendre,  et  celui  de  visiter  la  mosquee, 
2a  fameuse  mosquee  de  Cordoue,  temoin  imp£rissable  de  Tart  religieux  chea 

les  Maures  d'Espagne. 

L'interet  de  cette  mosquee  est  dans  son  integrate  conservation.  L'Eglise, 
apr£s  la  «reconquista»,  en  a  fait  une  cathedrale  sans  y  rien  changer.  Elle 
s'est  contentee  de  donner  place  au  choeur  et  au  sanctuaire  dans  la  foret  de 
colonn.es  moresques  de  ce  curieux  edifice. 

Mais  si  grands  efc  si  ingenieux  qu'aieut  ete  les  efforts  du  genie  Chretien 
pour  id^aliser  ou  mieux  pour  christianiser  cette  mosquee  3  elle  esfr  restee  et 
restera  tou jours  co  qu'elle  est:  un  temple  mysterieux  qui  n  a  rien  de  chretien. 

Tandis  en  effet  que  les  cathedrales  gothiques  dresaent  fiferement  dans  les 
airs  leurs  fleehes  et  leurs  ogives ,  la  mosquee  de  Cordoue  elfeve  &  quelques 
metres  seulement  au-dessus  du  sol  sa  foret  de  colonnes.  Le  caractere  meme 
de  ces  colonnes  repandues  k  profusion  et  toutes  trfes  basses,  Timmense  eten- 
due  des  arcades  moresques  qu'elles  supportent,  la  faible  lumiSre  qui  s'y 
glisse,  le  silence  profond  qui  y  rfegne,  les  visiteurs  qui  passent  comme  des 
ombres,  tout  donne  &  ce  lieu  un  caractere  dmsaisissable  mystfcre.  C'est  bien 
le  temple  d'une  religion  dont  le  mystere  6tait  la  force  et  le  fanatisrne  le 
moyen  d'expansion.  , 

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D'un  autre  aspect  que  la  raosqu6e  de  Cordoue  est  la  cathedrale  de  Se- 
ville. De  cette  cathedrale  du  style  gothique  de-  la  plus  belle  epoque  qui 
n'admirerait  et  les  lignes  harmonieuses^  et  les  proportions  vraiment  colossales, 
et  la  construction  robuste  et  savante  qui,  detail  particulier  et  trfes  original, 
laisse  voir  &  decouvert,  sans  charpente  et  sans  toit,  Textrados  de  pierre  de 
ses  voutes!  Une  balustrade  ajouree  couroune  ses  murs,  et  la  Giralda,  tour 
moresque  carree  d'une  hauteur  prodigieuse  et  d1une  belle  architecture,  lui 
sert  dignement  de  clocher. 

Cette  splendide  cathedrale  est  certainement  une  des  plus  belles  d'Espagne. 

Les  fetes  de  Noel  nous  retinrent  quelques  jours  fc  Seville.  Oia  aurions- 
nous  pu  lea  passer  plus  delicieusement  que  chez  nos  bona  amis  les  R.  31.  P.  P. 
Salesiens  de  cette  ville  qui,  sous  pretexte  d'honorer,  disaient-ils,  les  envoy 6s 
du  Saint  P&re,  nous  prodiguferent  des  egards  immerites,  Combien  cependant 
il  nous  etait  facile  d'y  voir  une  delicate  attention  de  la  Providence  et  un 
dedommagement  au  sacrifice  que,  par  amour  du  devoir,  nous  nous  etions  im- 
pose en  nous  privant  de  feter  en  coramunaute  ces  douces  solennites  que  cha- 
cun  aime  tant  h  ceiebrer  en  famille. 

De  cette  epoque  date  notre  amitie  avec  M.  Vincent  Eipolles  alors  Maitre 
de  Chapelle  de  la  cathedrale  de  Seville  et  aujourd'hui  en  possession  & 
Valence,  sa  patrie,  d'une  place  import  ante  dont  Tarcheveque  Mgr  Guisasola 
la  recemment  honorS.  M.  Pedrell  qui  apprecie  hautement  sa  personne  et 
son  talent  nous  avait  donne  pour  lui  une  lettre  de  presentation.     Son  affa- 


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M.  Sablayrolles.  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagaols.    521  ' 

bilite"  peu  ordinaire  eut  vite  gagne"  routes  no3  sympathies  qui  depuia  n'ont 
fait  que  croitre^  avec  lcs  rapports.  A  'M.  Bipolles  et  aux  P.  P.  Salesiens 
nous  adressons  ici  un  affectueux  merei. 

Ces  jours  passes  a  Seville  ne  furent  pas  oisifs.  Outre  la  cathedrale  et 
les  monuments  les  plus  remarquables  de  la  ville  .tels  que  I' Alcazar,  palais 
royal  do  style  moreBque  dont  la  visite  s'imposait,  ne  fut-ce  que  pour  en 
avoir  une  id<§e,  nous  visitames  aussi,  et  ici  par  devoir,  les  deux  principals 
bibliotheques :  la  Universitaria  qui  contient  plus  de  90000  volumes  et  la  bi- 
bliotheque  Columbina  quo  M.  Pedrell  nous  avait  parti  culierement  recommandee. 
Dans  celle-ci  RiaSo  signale  un  manuscrit  du  XVe  siecle  intitule  Canto  de 
Organo  que  nous  eumes  la  curiosite  de  parcourir,  mais  que  nous  laissames 
parce  qu'il  ne  re  pond  ait  pas  au  but  de  nos  recherches.  .  II  proviendrait  de 
la  cathedrale  de  la  ville. 

*  * 

Grenade  nous  interessa  moins  que  Seville.  Sa  position  au  pied  du  ver- 
sant  septentrional  de  la  Sierra  Nevada  est  sans  doute  des  plus  curieuses, 
mais  elle  ne  pouvait  compenser  pour  nous  l'absence  des  documents  que  nous 
cherchions.  Notre  passage  dans  cette  cite,  sans  cathedrale  et  sans  biblio- 
theques dignes  de  ces  noms,  eiifc  certainement  laisse"  dans  notre  souvenir  des 
traces  peu  profondesi  si  1'Alhambra  n'avait  e"te  la  pour  nous  rappeler  que  le 
dernier  rempart  des-Maures  en  Espagnc  avait  conserve  le  plus  beau 'monu- 
ment que  l'Andalousie  possede  encore  de  leur  domination.  Cette  superb e 
forteresse  et  ancienne  residence  des  monarques  musulmans  est  connue  du 
mondo  entier.  Nous  eumes  l'avantage  de  la  visiter  en  detail  sous  la  con- 
duce intelligente  d'un  ami  de  M.  Pedrell,  M.  Pr.  de  P.  Valladar,  chrono- 
logiste  provincial  qui,  en  parfait  connaisseur  et  en  artiste  consomme,  sur  nous 
en  montrer  habilement  les  beautes  -progressives  depuis  l'entree  la  plus  modeste 
jusqu'a  la  partie  la  plus  somptueuse  qui  est  le  cceur  de  l'edifice  et  s'appelle 
el  Patio  de  los  leones.  , 

■  Mgr.  Joseph  Meseguer  y  Costa  qui,  sur  la  recommandation  de  Mme  la 
marquise  de  Dou,  nous  avait  si  bien  recus  a  Ldrida.  venait  de  nous  de- 
vancer  a  Grenade.  Quel  avantage  pour  nous  que  de  retrouver  une  seconde 
fois  sur  nos  pas  ce  bienfaisant  et  tres  bon  Prelat!  Quoique  installs  depuis 
peu  dans  son  nouveau  palais,  Mgr.  TArcheveque  de  Grenade  eut  l'extreme 
complaisance  de  nous  envoyer  a  la  gare  sa  voiture  <§piscopaIe  et  de  nous  faire 
conduire  a  son  seminaire  par  H.  lo  Superieur  de  cet  etablissement  De  si 
h antes  attentions  (Staient  vraiment  faites  pour  nous  confondre  et  pour  mettre 
notre  gratitude  dans  l'impossi  bilite  de  s'exprimer  dignement. 

L'insucc&s  de  nos  recherches  dans  les  bibliotheques  de  l'Andalousie  fut 
compensee  par  une  magnifique  trouvaille  que  Dieu,  toujours  si  bon,  mit  sur 
nos  pas  d'une  maniere  merveilleuse.  Ce  fut  la  rencontre  inespe><5e  de  folios 
egares  appartenant  a  d'importants  manuscrits  que  nous  avions  photographies 
dans  le  nord.  Comment  ces  folios  dtaient-ils  alle  se  perdre  au  fond  de  1'Es- 
pagne?  C'est  une  question  qui  naturellemeut  se  pose  et  a  laquelle  pourrait 
seule  repondre,  si  toutefois  on  peut  y  repondre,  la  personne  qui  est  en  pos- 
session de  ces  fragments  egares.  Mais  elle  ne  veut  pas  qu'on  divulgue  son 
nom  ni  celui  de  la  ville  qu'elle  habite.  Qu'elle  nous  permette  cependant  de 
la  remercier  encore  ici  de  1'obligeance   qu'elle  a  eue  de   mettre  a  notre  dis-  | 

position  ces  importantes  epaves  a  1'aide  desquelles   nous   avons  pu  completer 


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522    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols. 


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un   des  plus  rares  et  des  plus  precieux  codices  que  nous  avons  rencontres  sur 

notre  route. 

Plus  heureux  desormais  que  lea  possesseurs  de  ce  manuscrit  -qui  ne  1'ont 
quincomplet,  nous  quittions  l'Andalousie  Bans  regret  pour  nous  rendre  directe- 
ment  &  Valence  ou  nous  arrivions  le  2  Janvier  1906.  Nous  deseendimes  au 
college  des  vocations  ecclesiastiques  de  Saint-Joseph.  Don  R.  Albiol  avait 
bien  voulu  ecrire  h  son  confrere  Taimable  recteur  de  cette  maison  pour  le 
prier  de  nous  recevoir.  M.  J.  Fabrogal  nous  accueillit  si  bien  que  sa  cor- 
diale  hospitalite  nous  rappela  entiferement  celle  de  D.  E.  Albiol  h  Tolede. 

*  *  * 

Nous  ne  connaissions  a  notre  arrivee  h>  Valence  que  M.  le  chanoine  ar- 
chiviste  de  la  cathedrale,  Don  Eoqu6  Chavas.  Nous  avions  eu  Tavantage 
de  faire  sa  connaissance  quelque  temps  auparavant  h  Barcclone  et  par  lui 
nous  avions  et6  dejfc  mis  au  courant  des  uniques  documents  grSgoriens  que 
possSdent  les  archives  capitulaires. 

Notre  grande  preoccupation  fut  done,  en  arrivant  &.  Valence,  de  nous  mettre 
en  rapport  immediat  avec  le  docte  archiviste  pour  le  prier  de  vouloir  bien 
nous  montrer  ces  missels  qu'il  nous  avait  signales. 

Helas!  ici  encore  une  nouvelle  deception  nous  attendait.  Ces  missels 
n'ont  d'autre  chant  que  celui  des  prefaces.  Nous  ne  pouvions  en  tirer  aucun 
parti.  Nous  dumes  nous  contenter  de  voir  et  d'admirer,  sous  la  conduite  de 
D.  Eoque,  la  belle  ordonnance  des  archives  capitulaires  de  Valence.  Mais 
quelle  jouissance  ce  fut  pour  nous!  Ces  archives,  en  effet,  telles  qu  elles  sont 
ordonn<§es5  ne  laissent  rien  fc  envier  aux  bibliothfcques  national es  les  mieux 
organises.  Celles-ci  pourraient  memet  et  avec  profit,  prendre  module  sur 
elleB.  I/honneur  de  cette  belle  ordonnance  revient  &  M.  E.  Chavas  lui-meme. 
Elle  est  son  ceuvre  personnelle.  Nous  Ten  felicitames  vivement  alors.  Nona 
lui  renouvelons  encore  aujourd'hui  ces  felicitations  et  le  remercions  des  heures 
agreahles  et  instructives  qu'il  nous  fit  passer  dans  ce  cenacle  de  l'lntelligence 

et  du  bon  go&t. 

Entre  temps  nous  eumes  h,  nous  occuper  a  Valence  d'autre  chose  que  de 

manuscrits.     On   eut   vent   de   notre   presence   dans  la  ville.     Aussitot  deux 

membres  de  la  Commission    diocesaine    de    musique    religiense   demanderent   h 

oir  pour  conferer   avec    nous   sur  le    chant  gregorien  et  sa  meilleure 

Station.    C'6taient  M.  Joseph  TJbeda,  Torganiste  si  meritant  du  college 

de  Corpus  Christi,  autrement  dit  du  Patriarca,  et  Don  Francois  Peuarroja, 

ecclesiastique  de  ce  meme  coll&ge.     L'un  et  Tautre  nous  out  garde  de  cette 

rapide  entrevue  un  amical  et  fidfcle  souvenir  et  lis  n'ont  cesse  depuis  de  nous 

en  donner  des  preuvea  touchantes  et  nraltipliees1). 

La  cathedrale,  par  Tentremise  de  M.  Pastor,  son  digne  Maitre  de  Chapelle 

sollieita  aussi  une   conference  publique   sur  le    chant.     Nous   ne  pouvions  la 

lui  refuser.      Cette    conference   ou  toua   les    beneficiers-chantres    prirent    part 

pr6ludait,   sans  que  nous  nous   en  doutions   alors,    aux  lemons  de  chant  que 

nous  devions  donner  plus  tard  pendant  quatre  mois  &  tout  le  clerge  de  Valence. 

Cela  faife,  nous  n'avions  plus  qu'a  nous  mettre  en  route  pour  Tortosa  ou  nous 

attendaient  cette  fois  des  documents  tres   sflrs  dont  nous  aurions  h  profiter. 

1)  Depuis  que  nous  avons  ecvit  ces  Kgnes  dans  la  Bevistn  Musical  Catalan^ 
le  trfes  pieux  M.  Ubeda  est  allc  recevoir  au  ciel  la  recompense  do  ses  vertus  et 
M.  Fenarroja  est  devenu  Maitre  de  Chapelle  du  celebre  college  du  Patriarca. 


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M-  Sablayrolles,  A  la  Kecherche  des  Manuscrits  GrSgoriens  Espagnols.    523 


L  absence  de  documents  gregoriens  en  Andalousie  et  dans  Tancien 
Royaume  de  Valence  pent  s'expliquer  et  s'explique  trfcs  bien  par  le  fait  de 
la  domination  arabe  qui  pesa  sur  ces  deux  contrees  plus  longtemps  que  sur 
les  autres  provinces  de  la  Peninsule. 

Tortqse  n'est  point  dans  ce  cas.  Oette  antique  cite,  bien  anterieure  aux 
Eomains  qui  l'appelerent  Julia  Augusta  Dertosa,  fut  reconquise  sur  lea 
Sarrazins  par  le  cotnte  Raymond  Berenger  IV  de  Barcelona  le  31  decembre 
1148.  Delivree  pour  toujours  de  leur  joug  d£s  le  milieu  du  XIIe  si6cle  il 
n'est  pas  6tonnant  que  Tortoaa  ait  eu  le  temps  d'elever  au  grand  air  de  la 
liberte  religieuse  une  magnifique  cathedrale  et  d'en  enrichir  les  archives  de 
precieux  documents. 

La  catbedrale  occupe  l'emplacement  d'une  ancienne  mosqu<5e.  Elle  fut 
batie  en  1347,  Mais  la  facade  en  style  toscan  du  XVII9  sidcle  detonne 
avec  le  stylo  gothique  si  pur  de  ce  beau  monument .  dont  la  beaute  est  sur- 
tout  h  1  intgrieur.  L&,  sous  ses  voutes  elanceess  on  admire  lharmonie  et  la 
simplicity  de  ses  lignes  et  on  respire  h  longs  traits  le  parfum  de  devotion 
et  de  recueillement  qui  s'en  exhale.  On  y  remarque  des  beautes  de  detail 
de  premier  ordre,  deux  cbaires  de  pierro  construites  dans  les  piliers  qui  sou- 
tiennent  les  voutes  et  un  ricbe  tresor  dont  les  objets  sont  admlrableg  par 
leur  magnificence  ot  leur  perfection  artistique. 

Les  archives  dtaient  rest^es  longteraps  delaisa^cs.  Peut-etre  n'y  a-t-il 
pas  lieu  de  s'en  plaindre.  II  pourrait  bien  se  faire  que  certains  documents 
de  valeur  aient  echappg  aux  guerres  et  aux  revolutions  parce  qu'on  en  ig- 
norait  l'existence. 

Le  merite  d'avoir  mis  les  archives  capitulaires  de  Tortose  sur  le  pied  ou 
elles  sont  actuellement  revient  tout  entier  &  Don  Raymond  O'Callaghan, 
chanoine  de  la  cathedrale  de  cette  ville.  II  a  consacre  son  temps  et  ses 
forces  &  deblayer  d'abord  les  documents,  h  lea  ordonner  et  k  les  classer  en- 
suite;  puis  il  les  a  fait  connaitre  au  public  dans  une  int<5re3sante  brochure 
oH  il  consacre  h  chacun  un  compte-rendu  suffisant  et  instructif. 

Les  visites  de  savants  illustres  dont  les  archives  de  la  cathedrale  de  Tor- 
tose furent  l'pbjet  ces  demises  annees  Wmoignent  de  Timportance  et  de  la 
valeur  des  documents.  Ceux-ci  sont  au  nombre  de  147.  M.  O'Callaghan 
suppose  avec  fondement  que  ce  nombre  a  dfl  etre  plus  grand  dans  les  si^cles 
passes. 

Des  documents  actuellement  existants  au  Chapitre  de  Tortose,  les  seuls 
qui  nous  intSressent  dans  ce  travail  sont  les  manuscrits  do  chant.  On  en 
compte  trois:  un  Missel  C.  10,  un  Canioral  C.  92,  et  un  Prosaire  C.  135. 

<Le  Missel  C.  10,  dit  M,  O'Callaghan,  est  sans  aucun  doute  le  plus 
ancien  manuecrit  des  archives  de  la  cathedrale;  car  il  fut  Scrit  eu  fan 
1055*. 

II  contient  peu  de  pieces  de  chant.  Ce  sont  quelques  messes  notees  et 
1'office  des  d^funts  avec  ses  repons. 

Le  catalogue   de  M*  le  Chanoine   archiviste   n'indique  pas  la  provenance 
de  ce  manuscrit  qui  snrement  est  italien.     Son  origine   nationale  est  claire- 
inent  attests  par  son  ecriture  musicale.    C-est  la  notation  de  Tltalie  centrale 
la   meme  absolumcnt   que   celle  des   antiphonaircs   de  Lucques    et   de  Tolede 
dont  nous  avons  parle.     II  est  si  curieux  de  rencontrer  une  seconde  fois  sur 


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524    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Jfanuscrits  Gr6goriens  Espagnola. 

iios  pas  la  notation  itulienne  en  Espagne,  dans  le  cas  present  surtout.  que 
nous  ne  saurions  resister  au  desir  de  la  faire  connaitre  au  lecteur.  En  voici 
done  un  specimen  que  nous  empruntons  au  C.  10  de  Tortose/ 


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La  notation,  on  le  yoit,  est  ecrite  sur  quatre  lignes  &  point©  secbo  avec 
les  deux  clefs  de  do  et  de  fa.  Le  systeme  guidonnien  est  done  complete  Ce 
manuscrit  sera  sans  doute  un  des  premiers  qui  furent  ecrits  en  Italie  d'apves. 


M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols.    525 

ce  syst^ine.  Le  rapprochement  de  l'annee  de  sa  compoaition  avec  les  princi- 
pales  dates  de  la  vie  de  Guy  d?Arezzo  axn^ne  k  cette  conclusion.  C'est  en  ' 
1026  ou  1028  que  le  celfcbre  benedictin  presentait  au  Pape  Jean  SIX  son 
fameux  antiphonaire  autographe  et  c'est  probab lenient  en  1050  qu'il  mourut. 
Ecrit  en  1055,  notre  missel  italien  de  Tortose  serait  done  post£rieur  h  la 
reforme  de  Guy  d'Arezzo  de  25  k  30  ans  et  it  sa  inert  de  5  ans  seulement. : 
La  translation  de  ce  codex  d'ltalie  &  Tortose  nest  pas  ausei  facile  a  ex- 
pliquer  que  celle  du  C.  48.  14  de  Rome  h  Tolfede.  Aucun  fait  historique 
ne  nous  apprend  quand  et  comment  elle  eut  lieu.  Peut-etre  remontc-t-elle 
&  l'epoque  oft  les  Musulmans  furent  cbasses  de  Tortose.  Quoiqu'il  en  soit 
il  est  certain  que  les  premiers  et  les  plus  anciens  manuscrits  de  la  cathe- 
drale  de  cette  ville  vinrent  de  l'etr  anger.  D'aprfis  M.  O'Callaghan  on  les  fit 
venir  surtout  d'ltaiie  et  de  France,  parce  qu'en  ces  temps  reculSs,  Tortose 
se  trouvait  avec  les  villes  maritimes  de  ces  deux  pays  en  relations  aussi  sfires 
et  faciles  que  sea  communications  avec  le  continent  etaient  incertaines  et 
difficiles. 

Le  Cantoral  C.  92  est  un  manuscrit  du  XIVe  Steele.  Son  ecriture  musi- 
cale  est  la  notation  aquitaine,  mais  de  transition  &  la  notation  carree.  II 
contient  la  Genealogie,  les  Improperi^  des  Kyrie  et  la  messe  no  We  des  le- 
gations. 

Le  C.  135  est  le  manuscrit  de  chant  le  plus  important  de  la  biblioth&que 
de  la  cathedrale  de  Tortose.     M.  O'Oallaghan  Ta  intitule  Libro  de  la  antigua 
•  liiurgia  de  la  catedral  de  Toriosa. 

C'est  un  tropaire  et  prosaire  du  XIU6  stecle.     II  est  anterieur  h  l'insti-  . 
tution  de  la  fete  du  S.  Sacrement  (1264),  mais  S.  Francois  d* Assise,  canonise 
en  1228,  s'y  trouve  deji. 

Nous  n'entrerions  pas  pins  avant  dana  la  consideration  de  ce  codex,  s'il 
n  etait  un  des  rares  qui  contiennent  une  piece  de  chant  tr&s  interessante 
dont  nous  avons  deji  parte,  mais  dont  nous  tenons  k  parler  encore.  C'est 
■  le  KyiHe  v-Alvne  Pater*  n°  10  d^  TEditiou  vatieane.  Voici  d'abord  ce  qu'ont 
ecrit  sur  les  documents  relatifa  &  cette  piece  D.  Mocquereau  et  B.  Beyssac 
dans  la  Rassegna  Gregoriana,  An  nee  1907,  c.c.  289 — 90: 

«11  faut  d'abord  connaitre  les  manuscrits  qui  ont  servi  a  l^tablissement  du 
texte,  car  le  codex  de  Vich  n'est  pas  le  seul  a  contenir  le  Kyrie  *Alme  Pater*. 

<Ce  Kyrie  est  trfcs  rare:  nous  ne  Pavons  trouv6  que  trois  fois. 

«1°  Codex  de  Vich,  ecrit  &  Vich  aux  XI^  ai^cle  ... 

*2o  Graduel  appartenant  a  Tabbaye  de  Sainte-Madeleine  de  Marseille 

«I1  a  ete  ecrit  au  XII*  siecle.    Son  origioe  est  difficile  &  prSciser.    Aquitain' 
de  notation,  il  $4 carte  neanmoins  de  la  tradition  aquitaine  pour  le  chant.    Autre- 
fois nous  Tavons  dit  d'Arles,  mais  il  faut  renoncer  a.  cette  attribution, 

<3°  Paris,  Bibl.  Nationale,  lat.  778.    Tropaire  de  Narbonne  {?),  XII<>  siecle,  nota- 
tion aquitaine.    On  a  eu  deja  l'occasion  de  le  faire  remarquer  a  propos  du  Kyrie 
^Fons  bonttaiis1  (cf.  Rass.  Greg.,  1904,  c.  636),  les  melodies  de  ce  tropaire  sont  assea 
souvent  plus  chargees  que  cclles  dea  autres  manuscrits:  en  voici  un  nouvel  example.  ■ 
La  version  du  Kyrie  „Alme  PaterH  tient  le  milieu  entre  la  melodie  plus  simple  que; 
nous  £tudions  maintenant  et  celle  plus  lourde  du  Kyrie  }1Gum  jubilo"*. 

On  pourrait  etre  tStonne,  et  non  sans  raison,  du  silence  absolu  que  gar-' 
dent  sur  le  C,  135    de*  Tortose  les   deux  savants  auteurs   aux  quels  nous  em- 
pruntons  ces  lignes,   si  on  ne  prenait  garde  aux   deux  premieres  phrases  de 
la  citation.     Que  disent  ces  deux  phrases?     EUes  rappellent  que  les  manus- 
crits qui  servirent  aux  benedictins  de  Solesmes  pour  Tetablissement  du  texte 

S.  d.  JSIG.    XIII.     ,  *  35 


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526    M.  Sablayrollesj  A  la  Recherche  dea  jVIanuscrits  Gregoriens  Espagnols. 

critique  du  Kyrie  n°  10'  furent  au  nombre  de  trois  settlement.    Le  C.  135  de 
Tortose   n'y  est  point   mentionne    parce   que   les  premiers   redacteurs   do  la 


* 


Vaticane  le  connurent  trop  tarcL  lis  avaient  deja  presents  a  Romeleur 
Kyriale  quaud  leur  parvinrent  nos  photographies  de  Tortose.  Celles-ci  ne 
puronfc  done  leur  Sire  d'aucune  utilite  sur  cc  point  particulier. 


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M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Eepagnols.     527 

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Mais,  si  pour  etre  etranger  h  leur  sujei,  D.  Moeqereau  et  D.  Beyssac 
gardent  dans  leur  Stude'  un  silence  oblige  sur  notre  manuscrit,  le  devoir  d'en 
parler  ici  n?en  est  que  plus  impgrieux  pour  nous,  N'avons-nous.  point  l'ob- 
ligation  de  signaler,  au"cours  de.cs  recit,  ce  qui  se  rapporte  plus  directement  • 
h  l'interet' du  chant  gregorien  et  ft.  l'honneur  del'Espagne?  Voici,  qu'au  lieu 
de  trois  nianuscrits  contenant  le  Kyrie  tjilwie  Pater »,  on  en  compte  cinq1) 
maintcnant.  Et  chose  remarquable,  voici  que  sur  les  cinq,  le  premier  et 
le  cinqui&me  sont  tous  deux  Catalans.  Pouvions-nous  taire  cette  trouvaille? 
Nou,  certes.  TJne  entite  de  plus  est  toujours  precieuse  &  recueillir,  surtout 
quand  le  chiffre  auquei  elle  vient  s'ajoutcr  est  dej&  si  restreint,  et  deux 
temoins.  sur  cinq  ne  sont  que  plus  dignes  de  foi  quand  le  second  affirme 
ce  que  le  premier  avait  &  lui  eeul  attests  jusque  1&.  Telle  est  du  moins 
notre  maniere  de  voir,  et  e'est  pourquoi  il  nous  plait  de  reconnaitre  daus 
cette  coincidence  heureuse  une  preuve  nouvelle  de  l'origine  catalane  du  Kyrie 
«Alwie  Pater*   dont  le  plus  ancien  texte  est  h  Vich. 

On  connaffc  ce  texte.  Nous  l'avons  reproduit  dans  ce  travail  p.  223  et  224, 
Afin  qu'on  puisse  les  comparer  ensemble,  nous  donnons  maintenant  le  texte 
de  Tortose  avec  la  transcription  de  chacun  cVoux. 

De  ce  rapprochement  des  deux  lemons  catalanes  du  Kyrie  «Alnte  Pater* 
il  ressort  que  la  seconde  est  altcree.  Elle  a  perdu  en  offet  des  notes,  et  en 
a  re§u  d'autres  qui  ne  se  trouvent  .pas  dans  la  premiere.  Ces  alterations 
se  sont  faites  au  detriment  de  l'harmonie  des  lignes,  de  Vordonancc  du  rythme 
et  de  la  succession  des  intervalles.  II  est  evident,  par  exemple,  que  dans 
V intonation  l'harmonie  des  lignes  est  brisee,  quo  sur  la  premiere  syllabe  le 
rythme  ternaire  est  boiteux,  et  que  sur  la  seconde  la  clivis  soZ,  fa.  formee 
de  la  quatrieme  note  de  Ky  et  de  la  premiSre  de  ri  en  remplacemenfe  du  *mi 
qu'on  a  enleve  &  cette  dernidre  syllabe,  amiino  moins  gracieusement  que  la 
clivis  fay  mi)  par  un  intervalle  de  tierce,   a  la  cadence  rL 

Une  note  cependant,  qui,  dans  Tortose,  a 'ete  supprimee  constamment 
dans  toutes  les  phrases  oil  se  repfcto  le  deuxuime  motif  (ler  Ohrlste) ,  avait 
dej&  disparu,  mais  une  fois  seulement,  du  premier  meinbre  du  dernier  Kyrie 
de  la  legon  de  Vich.  C'est  le  sol  du  cliraacus  qui,  par  le  fait,  est  devenu 
un  porrectus,  Cette  note  a  ete  retablie  dans  le  Kyriale  Vatican  par  les  soins 
des  raoines  des  Solesmes  qui  l'ins£r&rent  dans  le  texte  critique  qu'ils  avaient 
•propose.  N'ayant  pas  saisi.  tout  d'abord  la  portee  de  cette  restitution,  nous 
.nous  t§tions  perm  is,  les  lecteurs  de  la  Revista  Musical  Catakma  s'en  souvien- 
:nent,  d'exposer  a  son  sujet  un  doute  en  publiant  au  cours  des  nos  articles 
le  texte  original  de  Vich.  La  Rassegna  Qregoriana  en  profita  pour  poser 
nettement  la  question  h  laquelle  D.  Mocquereau  et  D.  Beyssac  repondirent 
par  la  belle  6tude  dont  nous  n:avons  pu  citer  qu'un  court  passage.  L'etude 
•est  decisive,  en  voici  la  conclusion:    ■ 

«...  Notre  troisifeme  manuscrit  nous  auraifc  ete  de  peu  d'atilite  pour  tout  ce 
•qui  precede  parce  qu'il  s'ecarte  habituellement  du  type  primitif  de  Vich.  Mais 
voici  qu'au  dernier  Kyriey  se  souvenant  de  son  origine  catalane,  il  reproduit  aprds 
une  legfere  modification  sur  les  syllabes  Kyrie,  la  le^on  authentique  du  deuxiemc 
motif  inelodique  de  Vich  et  la  repete  jusqu'i,  trois  fois.  Bien  entendu  le  sol  qui 
raanquait  une  fois  dans  Vich  se  trouve  fidelement  repete  dans  les  trois  incises 
Puis  viont  la  conclusion  qui  est  la  rdp^tition  exacte  du  premier  motif  de  Vich  — 
■rsauf  une  variante  sur  les  syllabes  leyson  —  en  sorte  que  le  dernier  Kyrie  dans 
.■son  ensemble,  resume  toute  cette  pi&ce. 

1)  Le  quatrifcm*e  se  trouve  a  Huesca  dans  le  Tropaire  dont  nous  avons  parle. 

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528    $£  Safclayrollee,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnols, 


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M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrits  Gregoriens  Espagnola.    529 

*Decidement  il  n'y  a  plus  a  h6siter:  un  sol  manque  au  ms.  de  Yich,  il  faut 

le  r^tablir. 

«.Telles  sont  les  raisons  critiques,  intrinseques  et  extrinseques ,  esthetiquea  et 
pateographiques  qui  nous  out  incites  &  faire  cette  adjonction,  dUons  mieux,  cette 

restitution. 

•Que  de  pages  pour  une  notel  Notre  excuse  la  voici:  Non  permettendo  che 
nulla  sia  pubblicato,  di  cui  non  ai  posaa  dare  ragione  coaveniente  e  sufficiente.> 
(Pii  X,  Motu  propria  du  25  avril  1904.) 

Qui  ne  recoimaitra  dans  ces  lignes  la  science  et  rautorite  avec  lesquelles 
les  Benedictins  do  Solesmes  procfedent  dans  1'etude  des  anciens  textes  du 
chant  liturgique!  Quelle  confiance  ils  s'attirent  et  quelle  s6curite  ils  inspi- 
rent!  Pour  nous,  nous  d^elarons  etre  entiSrement  satisfait  et  nous  esperona 
bien  que  le  lecteur  le  sera  avee  nous.  Quant  a  Fapostropha-oriscus  de  la 
svllabe  le  qui  a  disparu  de  l'Edition  vaticane,  et  qui.  sous  des  formes  varices1), 
se  trouye  dans  les  quatre  manuscrits  mentionn^s,  les  sayants  inoines  ne  sont 
pas  responsables  de  sa  suppression.  On  doit  savoir .  que  leur  Kyriale  original 
a  subi  dans  la  Yaticane  des  modifications  considerables  aussi  contraires  it  .leur 
volonte  qu1au  t^moignage  des  meilleurs  et  dea  plus  nombreux  manuscrits. 

Par  leur  antiquity  leur  valour  et  leur  contenu,  ceux  de  Tortose  6taient 
dignes  de  Tintdret  que  nous  leur  avons  temoigne.  Nous  Tavons  fait  avec 
une  satisfaction  visible,  surtout  en  revenant  pour  la  seconds  fois  sur  ce  Kyrie 
*Alme  Pater* ,  un  des  plus  attrayants  assurement  de  Sedition  typique. 

Notre  passage  a  Tortose  fut  pour  nous  T occasion  de  rencontrer  dans 
cette  ville,  comma  dans  toutes  celles  oil  nous  nous  Stions  arrets,  des  amis 
d^voueB  et  fiddles  auxquels  nous  avonB  garde  le  plus  affectueux  et  le  plus  re- 
connaissant  souvenir.  -  Ce  furent  d'abord  M.  M.  les  Darecteurs  du  College 
des  vocations  eccl^siastiques  de  Saint- Joseph  chez  lesquels  nous  conduisit 
spontan&nent  la  sympathie  que  nous  avait  inspires  envers  les  membres  de 
leur  Soeidte  Taccueil  si  bienveillant  de  leurs  confreres  de  Burgos,  de  Tolfcde 

et   de  Valence. 

Ce  furent  ensuite  M.  M,  les  Directeurs  du  grand  seminaire.  A  la  tete 
de  cet  ^tablissement  est  un  pretre  aussi  eminent  qu'aimable,  M.  le  chanoine 
Emmanuel  Rius,  Deux  raisons  nous  font  un  devoir  de  lui  donner  ici  une 
mention  sp<$ciale.  La  premiere  pour  avoir,  il  y  a  longtemps  d6jk,  accueilli 
dans  son  seminaire  notre  Emo  P.  Abbe  errant  dans  les  murs  de  Tortose  h 
la  recherche  d1un  gite  pour  ses  religieux  persecutes.  La  seconde  pour  avoir 
renouvele  k  notre  6ff&rd  le  meme  devouement  et  la  meme  charite.  M.  E.  Rius 
est  un  de  ces  rares  et  providentiels  amis  que  1  on  rencontre  un  jour,  on  ne 
sait  comment,  sur  son  chemin  et  dont  Dieu,  qui  les  y  a  places,  dit  par  son 
Esprit-Saint  que  celui  qui  les  a  trouvgs  a  trouve  un  tr^sor.  Nous  ne  sau- 
rions  mieux  exprimer  au  distingue  Recteur  notre  affection  et  notre  attache- 
ment  qu'en  lui  rendant  ce  temoignage  que  l'Ecriture  sainte  met  sous  notre 
plume,  et  qui,  comma  ce  livre  de  vcrite,  est  la  vSrite  meme,  M.  E.  Rius 
nous  a  donne  tant  de  preuves  qu'il  est  pour  notre  Abb6,  pour  notre  commu- 
naute  et  pour  nous-meme  de  cette  claase  d'amis!  Si  Tintimite  de  nos  relar- 
tions  me  Teut  permis,  j'aurais  pu  dire  ici  quelles  furent  les  preuves  d'amitie 
qu'il  nous  donna  d'abord  quand  il  nous  re§ut  pour  la  premiere  fois  h  V occa- 
sion du  voyage  dont  nous  racontons  le  rlcit,  puis  quand  il  nous  appela  pour 

1)  Le  torculus  qui,  dans  le  manuscrit  de  Narbonne  a  remplacd  la  double  note 
de  la  syllabe  le7  confirine  a  sa  manifcre  la  prolongation  de  cette  syllabe. 


1.' 


530    M.  Sablayrolles,  A  la  Recherche  des  Manuscrita  Grdgoriens-  Espagnols. 

enseigner  le  chant  dans  son  s'eminaire,  at  enfin  quand,  avec  plusieurs  de  ses 
collegues,  il  daigna  franchir  la  distance  qui  nous  separe  pour  veiiir  renouveler 
&  notre  P.  Abbe  la  fidelite  de  sa  veneration  et  de  son  denouement.  Mais. 
on  comprendra  que  de  telles  preuves  doivent  restor  le  secret  de  eeux  qui  les 
out  re5u.es  et  qu'il  nous  suffit  de  lea  avoir  rappel^es  pour  etre  assure  d'avoir 
accompli  le  devoir  que  nous  devions  rendre  ici  &  M.  E.  Eius  et  fc  ses  aimables 
collaborateurs. 


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Le  clerg€  de  Tarragone  nous  reservait  k  son  tour  une  reception  bien 
charitable.  M.  le  chanoine  Guillamet,  qui  avait  ete  un  des  premiers  prgtres 
a  nous  visiter  h  Parramon1),  nous  atfcendait  h  notre  ai*riv$e  |  la  gare,  et 
M.  le  Superieur  du  grand  sSminaire  Don  Isidro  Goma,  ami  de  M.  le  Dr.  Eovira 
de  Vich,  nous  recevaifc  avec  une  cordialite  exquise. 

Un  tel  accueil  ne  pouvait  cependant  nous  empecher '  de  regretter  sensi- 
blement  la  p6nurie  complete  des  archives  du  Chapitre  en  documents'gregoriens. 
Ces  documents  avaient-ils  disparu  dans  quelque  grande  catastrophe  du  pass6 
ou  bien  TEglise  inetropolitaine  qui  dispute  h  Tolede  la  priraaute  des  Eglises 
d'Espagne  en  aurait-elle  ete  toujours  depourvue?  Cette  supposition  parais- 
sant  invraiaemblablo  pour  une  ville  qui  a  occupe  une  si  grande  place  dans 
Thistoire  politique  et  religieuse  de  la  Peninsula,  il  faut  se  rattacher  n6- 
cessairement  h  la  premi&re.  On  y  est  amene  d'autant  plus  naturellement 
que,  sans  pouvoir  preciser  dans  quelle  circonstance  ces  documents  auraient 
p&ri,  on  rapporte  que  pendant  le  sifege  de  Tarragone  par  les  Francais  en  1810 
un  boulet  ennemi  mit  feu  aux  archives  de  ia  cathedrale  qui  furent  entifere- 
ment  consumees. 

Les  seuls  documents  gregoricns  que  nous  ayons  rencontres  &  Tarragone 
se  trouvent  &  la  bibliotheque  provinciate.  Oe  sont  quelques  folios  sans  im- 
portance dun  livre  donfc  nous  ne  nous  rappelons  plus  la  destination. 

La  vioille  capitale  de  l'Espagne  tarragonaise  nous  interessa  souverainement 
par  son  aspect  et  par  ses  souvenirs.  Son  antique  splendeur  brillo  encore  dans 
ses  murs  eyclopeens  et  au  travers  de  ses  ruines  romaines.  .Sous  co  rapport 
elle  est  une  des  villes  de  la  P^ninsule  qui  out  conserve,  malgre  les  guerres 
et  les  revolutions,  les  plus  beaux  vestiges  de  leur.  puissant  et  glorieux  passe. 

La  cathedrale  romane  se  trouve  bien  &  sa  place  dans  ce  milieu,  Mieux 
qu'une  cathedrale  gothique  certainement,  elle  s'harmonise  avec  le  cadre  qui 
1'entoure.  Dans  son  ensemble  elle  apparait  grandiose  et  puissante;  dans  ses  de- 
tails elle  se  montre  gracieuso  et  achevee.  Coux-ci  se  resument  surtout  a  Tentree 
de  l'eglise  par  le  cloitre  et  h  Tentree  de  la  salle  capitulaire.  La  nef  centrale 
bien  proportionde,  majestueuse  et  simple  est  d'un  caract&re  tout  h  fait  monas- 
tique.  La  fa§ade  tr&s  belle  eat  digne  de  ce  monument,  et  le  cloitrq  qui  l'ac- 
compagne  rivalisc  de  beaut6  architecturale  avec  les  plus  beaux  cloitres  go- 
thiques.    En  resume  la  cathedrale  de  Tarragone  est  une  des  belles  d'Espagne. 


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Nous   devions  remercier  le  venerable  Pontife   de  cette  illustre  M<5tropole 
1  hospitality  parfaite  que  M.  le  Superieur   du  grand   seminaire  nous  avait 


1}  M.  le  chanoine  DT  D,  Raymond  Ghnllamet  est  aujourd'hui  Monseigneur  de 
Leon.  II  re9ut  la  consecration  Episcopal e  &  OIoty  sa  vilJe  natale,  des  mains  de 
rarchevSque  de  Tarragone,  le  10  octobre  1909.  De  concert  avec  M.  le  Cure  d'Olot, 
son  ami  et  son  covisiteur  de  Parramon,  le  nouvel  evSque  nous  fit  1'honneur  de  nous 
inviter  &'la  cer^monie  de  sa  consecration  et  a  en  preparer  les  chants  gregoriens. 


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Hugo  Rieinanii;  Der  »Basso  ostina'o*  und  die  Anfange  der  Eaotate.       531 

donnee  en  son  nom.  II  daigna  nous  accorder  une  affectueuse  audience.  La 
bonte  de  Mgr.  Dr.  D.  Thomas  Costa  y  Eornaguera  excita  en  nos  coeurs  des 
sentiments  de  veneration  et  de  reconnaissance  dont  nous  prions  sa  Grandeur 
de  vouloir  bien  accepter  le  respectueux  hommage. 

*  * 

Le  15  Janvier  1906  nous  rentrions  a  Barcelone.     Notre  iter  Uspanicum 

etait  termine. 

M.  Philippe  Pedrell,  qui  s' etait  tant  interesse  a  ce  voyage  et  qui  par 
ses  Iettres  et  sea  indications  nous  en  avait  aplani  le  chemin,  attendait  impa- 
tiemment  notre  retour.  II  lui  tardait  de  connaitre  le  resultat  final  de  nos 
investigations.  Nous  -nous  hatames  done  d'aller  lui  en  faire  part.  Oe  fut 
dans  cette  entrevue  que  le  grand  compositeur  et  musicologue  nous  engagea 
ou  plutot  nous  demanda  avec  instance  d'eerire  sur  notre  voyage  le  recit  que 

nous  achevons  aujourd'bui.  ? 

En  l'entreprenant  avons-nous  repondu  entierement  a  1  attente  de  I  illustre 
Maitre?  Nous  ne  le  pensons  pas.  II  aurait  fallu  pour  cola,  ainsi  que  nous 
l'avons  dit  en  commencant,  avoir  recueilli  des  notes  que  nous  n'eiimes  m  le 
temps  ni  la  faculte  de  prendre.  Notre  mission  n'Stait  pas  cclle-la.  EUe  se 
bornait  a  photograpbier  rapidement  les  manuscrits  gregoriens  espagnols  et  a 
les  envoyer  aux  redacteurs  de  1' edition  vaticane.  ^ 

Cette  part  personnels  qui,  par  la  volonte  du  Saint-Siege,  nous  etait 
echue  dans  l'couvre  de  restauration  gregorienne  confine  a  son  debut  par  le 
Souverain  Pontife  a  nos  frerea  de  Solesmes,  nous  croyons  1  avoir  remplie 
selon  notre  pouvoir.  6000  photographies,  representant  environ  12  000  pages 
de  manuscrits,  furent  le  fruit  de  nos  recherches.      ^ 

Puis3ent  ces  documents  gregoriens  espagnols  qui  nous  ont  tant  coute  a 
recueillir  et  qui  sont  alles  prendre  une  place  si  importante  dans  1' atelier- 
paleographique  des  Benedictins,  de  Solesmes,  apporter  un  jour  a  la  reconsti- 
tution  critique  des  anciens  textes  de  chant  l'appoint  que  ces  savanta  moines 
en  avaient  tout  d'abord  cspere! 

Nous  le  desirous  vivement  pour  l'Eglise  et  pour  l'Espagne. 


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Der  .» Basso  ostinato«  und  die  Anfange  der  Kantate. 


Von 

Hugo  Riemann. 

(Leipzig.) 

Die  Studien  fur  den  soeben  erschienenen,  daB  GeneralbaBzeitalter  behan- 
delnden  Band  meinea  »Handbuchs  der  Musikgeschichte*  (IE,  2)  haben  mir 
schon  ein  paarmal  AnlaB  gegeben,  in  besonderen  Aufsatzen  auf  die  musik- 
geschichtliche  Bedeutung  jener  merkwurdigen  Form  des  Obligo  hinzuweisen, 
welch e  unter  dem  Namen  des  Basso  ostinato  bekannt  ist.  Das  bezugliche 
Material  hat  sich  aber  derart  vervielfaltigt  und  hin  und  her  ergiinzt ,  _  dafi 
ich  hier  noch  einmal  auf  daa  Thema  Bezug  n  eh  men  raufl,  um,  was  in  meinem 
Buche  verstreut  auftritt,  durch  ein  paar  das  ganze  Gebict  uberfliegende  zu- 
sammenfassende .  Bemerkungen    ubersichtlich   und    nutzhringend    zu    machen. 


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532      Hugo  Riemann,  Der  » Basso  ostinato.  und  die  Anfllnge  der  Kantate.     - 

Nur  ganz  kurz   sei   zuniiehst  ins  Gedachtnis   zurfickgernfen,    da£   die  Motets 
der  Pariser  Scbu  o  im  12.-13.  Jahrh.  wohl  die  al  teste  Pflegestaite  des  unter 
maunigfach    wechselnden    Bildungen    hoherer    Stimmen    anverandert  wieder- 
holten   Basses  Bind  und   dad    der   beruhmte  Sommer-Kanon    (Sumer  is  icomen 
mj  des  John  of  Fornsete  vom  Jahre  1240  sogar  schon  ein  Beispiel.  eines  kano-  " 
msch  verdoppelten  obstinaten  Basses  unter  einem  Kanon  von  vier  Oberstiminen  ' 
ist.     Erne  Art  Auferstehung  feierte  dann  der  Ostinato  in  den  Mefikomposi- 
Uonen  der  Schule  Okeghem's,    in  denen    es  sich  aber  nicht  mehr  um  solche 
an   sich  reizlose  Wiederholungen   weniger  Noten,   sondern   vielmehr  um  Be- 
nutzung  voilstandiger  Melodien  als  Tenor  eines  mehrstimmigen  Satzes  handelt 
Auf  dem  Gebiete  der  In  strum  entalmusik  tritt  der  Ostinato  aufs  neue  bedeut- 
sam    bervor    m    den    »Glosas«    (Variationen)    der    spanischen    Lautenmusik, 
Gambenmusik  (fiir  Vihuel*  de  arco)  und  Orgel-,  bzw.  Klavierinusik  (para  teela) 
im  16    Jahrhundert  und  setzt  sich  fort  in  den  Grounds  der  englischen  Vir- 

fS        ,(l    ;•   ?yrd   U"  *■*'    Gai"benvirtuoSen    (Simpsons   Division- Violist 
1659)  und  Vtolmisten  (Playfords  Division  violin,  ca.   1675),  sowie  den  Cia- 
conen  und  Passacaglias  der  Italiener  (Sal.  Rossi,  Frescobaldi,  Biagio  Marin i 
larquimo  Merula)  und  aller  spateren  Meister  (Bach,  Handel)  bis  zu  Rhein- 
berger,  Brahms  und  Reger. 

Weuiger  Beachtung  als  diese  Instrumentalwerke  mit  obstinatem  BaC  habeu 
aber  die  Vokalkompositionen  gefunden,  die  in  ahnlicher  Weise  angelegt  sind. 
und  vor  allem  hat  man  nicht  bemerkt,  welche  eminente  Bedeutung  der  Ostinato 
iur  die  fcntwickelung  der  Kunstform  der  Kantate  im  17.  Jahrh.  gehabt  hat. 
Hugo  .Leichtentritt  hat  zwar  in  seiner  sehr  inhaltreichen  Neubearbeitung  des 
vierten  Bandes  von  Ambros'  »Gesehichte  der  Musik«  auf  einige  beliebte  BaJJ- 
themata  aufmerksam  gemacht,  die  bei  einer  Reihe  von  Komponisten  der 
ersten  Halite  des  17.  Jahrhs.  als  TJnterlage  von  GesSngen  verschiedenster  Art 
wiederkehren  (Roman  esca,  Ruggiero*),  absteigende  Sekundfolge  "im  Quarten- 
umfang),  auch  Kretzschmar  in  seinen  Arbeiten  uber  die  venezianischen  Opern- 
komponisten  erwahnt  mehrfach  besonders  beliebte  Ostinati;  aber  niemand 
schemt  bisher  bemerkt  zu  haben,  dafi  der  Ursprung  der  eigentlichen  Kantate 
in  der  Komposition  iiber  einem  obstinaten  Bafl  zu  0uchen  ist.  Darauf  in 
aller  Kurze  hinzuweisen  und,  wie  bemerkt,  die  Resultate  der  umstiindlichen 
Nachweise  in  meinem  Geschichtsbande  bequem  zusammenzufassen,  ist  der 
Zweck  dieser  Zeilen.  . 

Soviel  ich  habe  feststelleu  konnen,  gtbt  es  (abgeaehen  von  den  oben  an^e- 
fuhrten,  ganz  anderen  Lite raturgebie ten  angehorigen)  Vokalkompositionen  iiber 
exnem  bleibenden  Basse  vor  1600  nicht.  Es  scheint  daher,  dafi  ihre  Inangriff- 
nahme  mit  den  Reformideen  der  Plorentiner  Camerata  {Bardi,  Corsi,  Gafilei^ 
welche  dem  rezitativischen  Stile  die  Entstehung  gaben,  in  ursachlichem  Zusam- 
menhange  steht.  Diese  fafiten  vor  alien  Dingen  ins  Auge,  den  Dichtungen 
besser  zu  lhrem  Rechte  zu  verhelfen,  als  das  in  den  Madrigalen  des  16.  Jahrhs. 
mit  lhren  fortgesetzten  Imitationen  der  Stimmen  und  gleichzeitigem  Vortraga 
verschiedener  Teile  desselben  Textes  geschah.  Die  Kriegserkliirung  an  den 
Kontrapunkt  (eben  diese  durchimitierende  Polyphonie)  erfolgte  speziell  wegen 
des  .laceramento  della  poesia*   (Zerfetzung  der  Gedichte),   wie  unB  Caccini's  f 


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1 1)  fiber  den  Ruggiero-BaB  vgl.  den  Aufeatz  von  A.  Einstein.  Kretzschmar's 
JMeinung,  daB  die  Raggiero-Melodie  Praneeaca  Caccini's  Ballet  v.  J.  1625  ent- 
stamme!  {Gescb.  d.  neaen  deutschen  Liedes,  S.  32)  erweist  sich  ale  irrjg,  da  bis 
zuruck  i.  J.  1609  Gesange  iiber  den  Ruggtero-Bafi  nachweisbar  sind. 


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Hugo  Riemann,  Der  »Basso  ostinato*  und  die  Anf&nge  der  Kantate.      533 

Torrede  der  Euridice  voii  1600  bestiramt  berichtet,  und  es  war  daher  in 
der  neuen  Monodie  vor  alien  Diugen  darauf  abgesehen,  bex  der  Einkleidung 
der  Gedichte  in  musikalische  Gewandung  dafiir  zu  sorgen,  daC  die  Inten- 
tionen  des  Dichters  fortgeaetzt  in  vollem  TJmfange  verstsLndlich  werden.  Diese 
Rucks  ichtnahme  beschrSnkte  sich  aber,  wie  die  Denkmaler  bestimmt  ausweisen, 
keineswegs  auf  die  smugemiiBe  Deklamation  der  "Worte  durch  eine  einzige 
Stimme  ohne  Verwirrung  durch  andere,  sondern  stellte  vor  alien  Dingen  auch 
den  Strophenbau  und  das  Reimgefiige  der  Diehtung  mit  der  aller- 
groBten  Peinlichkeit  klar.  Da  anfanglich  ausnahmslos,  aber  auch  durch  Jahr- 
zehnte  dauernd  mit  nur  sehr  wenigen  Ausnahmen  die  Singstimine  den  musi- 
kalischen  Gesaintaufbau  allein  bestritt,  so  radikal,  daJB  die  Gesange  keinerlei 
i'ausen  zeigen,  welche  Gelegenheit  gab  en,  die  Begleitung  ein  Wort  mitreden 
zu  lassen,  ao  ist  tataiichlich  die  Sinffstinime  selbst  durchaus  der  Reprasentant 
der  UmgieBung  des  Gedichts,  und  das  Akkompagnement  gibt  nur  ihren  In- 
tonationen  den  verlaBlichen  Halt  und  die  harmonische  Deutung,  Da  ist  es 
nun  hoch  interesa-unt,  im  Detail  zu  verfolgen,  mit  welchen  Mitteln  der  Kom- 
ponist  die  strophische  Anlage  des  Gedichts  kenntlich  macht.  Am  einfachsten 
ist  nattirlich  der  Saehverbalt,  wo  iiberhaupt  nur  eine  Strophe  komponiert  ist 
und  die  weiter  folgenden  ohne  jede  Anderung'  mit  derselben  Melodic  und 
Begleitung  abgesungen  werden.  Aber  diese  raehr  an  die  Manier  des  Volks- 
liedes  ankupfende  Kompositionsweise  entspricht  eigentlich  nicht  ganz  den 
Idealen  der  Floreutiner  Reform,  und  es  ist  beinahe  zu  verwundern,  daB  sie 
Caccini  nicht  ganz  verschmiiht  hat  (Doni  sagt  ja  geradezu,  daB  dieselbe  fiir 
den  neuen  8 til  gar  nicht  in  Frage  kommen  konne).  In  den  durchkomponierten 
Arien  und  Madrigalen  ist  dagegen  auf  die  besondere  Beschaffenheit  des 
Textes  jeder  Strophe  minutios  eingegangen  und  zeigen  sich  daher  in  der 
Melodiebildung  manchmal  sebr  starke  Veriinderungen ;  eine  Ausnahme  macht 
nur  Caccini's  dritte  Arie  von  1602,  sofern  sie  sich  fttr  die  3  Strophen  auf 
kleine  Anderungen  der  Rhythmiaierung  je  nach  der  Lage  der  Wortakzente 
beschrankt,  ein  paar  Dehnungen  anbringt,  wo  sie  wunschenswert  erscheinen, 
und  die  Verzierung  der  letzten  Noten  jeder  Strophe  verschieden  reich  bemifit. 
Der  BaB  aber  bleibt  so  gut  wie  ganz  ohne  Anderung,  und  es  mag  daher 
wohl  diese  Arie  den  Ausgangspunkt  der  in  der  Folge  allgemein  in  Aufnahme 
kommenden  Arien  mit  wechselnden  Melodien,  aber  bleibend em  Basse 
gebildet  haben.  Am  schwersten  ist  die  Riicksiohtnahme  auf  den  Strophenbau 
des  Gedichts  erkennbar,  wo  wie  in  Arie  I  der  Nuove  musiche  wirkliche 
IThereinstimmungen  sowohl  in  der  Melodie  als  auch  im  BaB  vermieden  sind 
und  nur  in  den  Gesamtproportionen  noch  eine  Analogie  der  Anlage  durch- 
fiihlbar  bleibt,  welche  vor  allein  der  letzte  SchluB  der  Strophe  evident 
macht.  Gerade  diese  freieste  Anlage  hat  aber  besonders  nach  dem  Vorgange 
von  Monteverdi's  Lamento  d'Arianna  (1608)  viele  Nachahmung  gefunden  und 
berrscht  z.  B.  noch  in  zahlreichen  Kantaten  Luigi  Rossi's. 

Nur  als  Fragment  ist  uns  leider  bekannfc  Caccini's  Arie  uber  den  Roma- 
nesca-BaB,  von  der  in  der  gesangstheoretischen  Einleitung  der  Nuove  musiche 
ein  Teil  als  Schulbeispiel  eingefugt  ist.  Da  dieser  BaB  durch  interne  Imitation 
(Obstinatheit  in  sich)  den  spateren  eigentlichen  Ostinati  sehr  nabe  stehtj  so 
ist  es  sebr  zu  bedauern,  daC  wir  nicbt  mit  Bestimmtheit,  aondern  nur  ver- 
mutungsweise  dieser  Komposition  grundlegende  Bedeutung  fur  die  fern  ere 
Entwicklung  zuschreiben  konnen. 

Nun  ist  aber  das  Verstehen  der  rhythmischen  Natur   der  Kompositionen 


* 


534       Hugo  Riemann,  Der  .Basso  ostinato*  und  die  Anfiinge  der  Kantate. 


Caccini's  wie  sehr  vieler  andern  Komponisten  bis  iiber  die  Mitte  des 
17.  Jahrhs.  hinaus  durch  den  TTmsfcand  sebr  erschwert,  dafi  dieselben  die  Takt- 
vorzeichnung  C  und  Taktstriche  irn  Abstande  einer  Brevis  haben,  .auch  wo 
die  tataiichliehe  Taktart   eine   dreiteilige   ist.     Das  C  bedeutet  niimlich  nurT- 

der  alteren  Monsuralno.ticrung  (Perfizierung,  Im- 
nicbt  in  Frage  kommen,  und  niemals  eine  Br e vis 
Semibrevia  3  Minim  en  gilt,    wenn    sie    nicht  einen 

Vergebens  haben  sich  die  Historiker  den  Kopf  zer- 
brochen,  wie^Stucke  (instrumcntale  und  vokale)  im  geraden  Takt  zu  dem 
Namen  Romanesca  kommen.  der  doch  mit  Gaillarde  notoriseh  synonym  ist, 
so  z.  B.  in  dem  in  Caccini'scher  Weise  mit  wechselnder  Melodiegestaltung 
durchkoinponierten  Strophenlied  »Jo  t'amo  e  t'amero*  von  Stefano  Landi 
v.  J.  1620,  ohne  zu  beinerken,  dafi  ja  der  Bafi  (eben  der  bekannte,  oft 
koinponierte)  unverkennbar  im  Tripeltakt  verliiuft: 


dafi   die  Komplikationen 
perfizierung,  Alteration) 
3  Semibreveu   oder   eine 
Verlangerungspunkt  hat. 


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und  daB,  wenn   man   das   Stuck    im  Tripeltakt  liest,    die   Deklamation    des 
Testes   in   allerb ester  Ordnung   ist.      Die  Entdeckung    dieser  den   Mensural- 
theoretikem  ganz    entgangenon  hochst  merkwiirdigen  Tataache  bedeutet  aber 
geradezu  eine  Revolution  fiir  die  Wertachatzung  der  Musik  dor  ersten  Halfte 
des  17.  Jahrhs.  {aie  spielt  fiir  die  Instrumentalmusik    dieselbe  Rolle   wie  fiir 
die   Vokalmuslk).     Bei.  Landi   und   seinem   Zeitgenossen    Ale  ss  and  ro  Gran  di 
steht  die   Komposition  von  Arien  (die  bei  Grandi  bereita  Kantaten  [CantadeJ 
keifien)    uber   bleibendcra  Bafi   in   vollem  Flor;   aber   der   bleibende  Bafl  iat 
durchweg   der  Bafi   der  gauze n  Strophe    und  nur  in   wenigen  Fallen  so 
.wie   in   dem  Falle   der  Romanesca   in   sich   imitierend.     Baa   von   Leichten- 
tritt    in  der  Neubearbeitung   des    4.  Bds.    von   Ambros'  JVlusikgeschichte    als 
SchluB   angehiingte  Kapitel   uber   die    monodische  Kammermusik   der  ersten 
Halfte  des  17.  Jahrhunderts  weist  eine  Anzahl  ahnlich  uber  bleibendem  Bali 
angelegter  ein-  und  mehrstimmigen  Gesiinge  auf  fur  die  Zeit  zwischen  Oac- 
cini's  Nuove  muaiche  und  Grandi's  Kantaten  (Gagliano's  Duett  »Bal  pastors 
Peri's   »Torna,  deh  torna*,  beide  in  P.  Benedetti's  Musiche  von  1611,  auch 
ein  paar  in  dem  zweiten  Buche  derselben  v.  J.  1613,   eine  groBere  Anzahl 
in  Antonio  Cifra's  Scherzi  ed  Ario  a.   d.  J.  16l3ff.)>).     Uberall  wo  Leichten- 
tritt  in  dieser  Zeit  von  »Gesangen  in  Variationenform*    spricbt,   handelt  es 
sich  urn  solche  Strophenlieder.  bei  denen  der  Bafi  aller  Strophen  derselbe  ist 
und  fortgesetzt  uber  den  analogen  Bau  der  Strophen  orientiert,  wabrend  die 
Gesan^smelodie  voile  Freiheit  bckalt,  auf  den  verschiedenen  -Wortinhalt  der- 
selben°in  umfassendster  Weise  einzugehen.     Der  Name  »Variationen«  schexnt 
mir  aber  fiir   diese  Art  der  Behandlung  nicht  ganz   geeiguet,   da  er  zu  der 
irrigen  Auffasaung  verleitet,  als  komrae  es  dom  Komponisten  darauf  an,  em© 

1)  Entcangeu  ist  Leichtentrilt,  daS  die  Nummern  12,  13  und  14  von  Peri's 
Varie  musfcbe  (1609)  zusammengeheren  (durch  bleibenden  BaB,  Strophenbau  und 
Plinheif  des  Testes),  womit  Peri  zum  Mitbegrunder  und  bedeutsamen  Porderer  der 
Kantatenform  wird;  denn  jeder  der  drei  Teile  gliedert  sich  in  em  klemea  Eezita- 
tiv  (C5),  eine  kurze  Arie  <3/o)  und  ein  instrumentales  ftitomell. 


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Hugo  Riemann,  Der  .Basso  ostinato*  und  die  Anfange  der  Kantate.      535 

identisohe  Melodie  in  verscbiedener  "Weise  auszuschmiicken;  das  ist  aber 
eben  durchaus  nicbt  der  Fall,  wenigstens  nur  in  ganz  vereinzelten  Ausnahmen. 
Man  muG  sicb  den  tecnnischeu  Vorgang  vielmebr  etwa  so  vorstellen,  da£ 
der  Komponist  unter  den  Text  jeder  neuen  Stropbe  zanlicbst.  nur  den  bei- 
zubebaltenden  Bafi  stellt,  jedc  Stropbe  aber  sozusagen  obne  Euckaicht  auf 
die  andern  Strophen  selbstandig  melodisch  interpretiert.  Die  dabei  beraus- 
kommenden  Ubereiustiraraungen  sind  die  Folge  gleicher  Lage  der  natiirlichen 
Akzente  der  "Worte  und  der  Verwan  dtbeifc  des  Inbalts;  aber  jenacbdem  der 
Text  in  andereu  Zcilen  der  Stropbe  seinen  Inbalt  gipfelt,  spiegelfc  ein  ganz 
anderer  Verlauf  der  xnelodiscben  Linien  das  deutlicb  wieder.  Die  Sachlage 
ist  also  im  G-runde  docb  scbon  eine  ganz  'ahnliche  wie  bei  den  erst  im  dritten 
Jabrzebnt  des  Jabrbunderta  auftaucbenden  Gesangen,  in  denen  der  Ostinato- 
viel  zu  kurz  ist,  urn  einer  ganz  en  Strophe  als  TJnterlage  zu  dienen  und  viel- 
mebr scbon  innerhalb  der  Einzclstropbe  mebrmals  zum  Vortrag  kommt.  Zu. 
diesen  kurzen  Ostinati  geboren  in  erster  Linie  das  Motiv  von  nur  vier  langen. 
gleicben  Noten  in  absteigender  Sekundfolge,  das,  soweit  rair  bekannt,  seit 
1636  in  Moll  und  in  Dur   in   versubie  denen  Tonlagen    als  Ostinato  auftritt: 


1. 


2. 


4. 


* 


wg=£^ 


gga=GMf 


Manelli  1636 
Musiche  varie. 

4. 


Ben.  Ferrari  1637 
Varie  Musiehe. 

5. 


Monteverdi  1638 
Pianto  della  Ninfa. 


SB^&fc 


;  ^-t--*=pp 


Monteverdi  1642 

Incoronazione 

di  Poppea. 


Carissimi  (1647?)  Lully  1685  und  1686 

Filli/aon  t'amo  pid.     »Roland<  und  >A.rmide« 


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und  als  zweites,  fast  ebenso    beliebtes   Tbema,    das   anscheinend   auf  Monte- 
verdi znriiekgehende,  etwas  reiehere,  aber  nur  zweitaktige; 


Monteverdi  1632 
Scherzi  inusicali  und  gleichlautend 
Heinr.  Schiifcz  Symphoniae  sacrae  1647. 


Ben.  Ferrari  1637  und  1641 
(instrumental:.  Tarq.  Merula  1637) 


Solch  ein  kurzer  Ostinato,  der  nicht  selbst  die  Strophe  repriisen- 
tiert,  setzt  natiirlich  voraus,  daB  inzwischen  sicb  andere  Mittei  herausgebildet 
haben,  die  Sfcrophen  doutlich  gegen  einander  ahzuscheiden ,  Mittei  ?  die  ich 
gleicb  niiher  aufweisen  werde.  Er  macht  aber  offenkundig,  welcbe  ganz 
eigenavtige  Bedeutung  doch  aucb  scbon  dem  bleibenden  Basse  der  Art,  wie 
mm  ibn  bei  Caccini  1602  finden,  zuerkannt  werden  mufl,  namlicb  eben  die 
eines  Obligo,  einer  Einschrankung  der  Ereiheit'der  Oestaltung  der  Melodie 
mid  natiirlich  audi  des  erganzenden  Akkompagnements  auf  ziernlich  eng 
begrenzte  Moglichkeiten.  Er  unterscheidet  sich  vor  allern  scharf  von  dem 
nur  als  Stiitze  beigegebenen  Basse  der  nicbt  strophisch  angelegten  Monodien,' 
der  durchaus  dieseto  dient,  wahrend  von  dem  bleibenden  Basse  umgekchrt  die 


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536      Hugo  Ricmann,  Der  »Basso  ostinato<  und  die  Anf&nge  der  Kantate 


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Melodiebildung  in  gewissem  Grade  abhangig  wird.  Ich  denke.  diese  Schlufi- 
folgerung  ergibt,  da£  mit  dem  Aufkommen  des  bleibenden  Basses  dem  im 
Prinzip  bekampften  Kontrapunkte  eine  Hintertiir  geoffnet  wurde,  durch  die 
er  bald  genug  mit  woklgewappneter  Gefo)gschaft  seinen  Einzug  hielt.  Da 
aber  doch  der  bleibende  BaC  urspriinglich  in  der  Absieht  gewahlt  ist,  die  minu- 
tiose  Beriicksichtigung  der  "Worte  jeder  Strophe  zu  ermoglichen,  ohne  doch 
die  strophische  Anlage  aue  dem  Auge  zu  verlieren,  so  treibt  also  gerade 
die  radikale  Durchfiikrung  der  Beformideen  die  Monodie  wieder  in  don  Bann 
des  jvontrapunkts  zuriick! 

Neue  Moglichkeiten  noch  freierer  Behandluug  der  Strophen  brachte  nuu 
aber  die  Einfiihrung  der  Bitornelle.  Den  ersten  Monodien  sind  dieselben 
fretnd)  da  diese  die  Singsfcimme  als  ausnakmslos  allein  herrschenden  Faktor 
behandcln,  den  auch  nicht  fur  Momente  ein  Hervortreten  des  Akkompagne- 
ments  als  konstitutives  Element  verdrangen  darf.  Caccinfs  Arien  und  Madri- 
gale  haben  daber  weder  Vor-,  nocb  Zwischen-  oder  Nacbspiele  und  im  Ge- 
sangspart  uberhaupt  keine  Pausen.  Aber  sckou  Monteverdi's  Sch$rzi  musicali 
v.  J.  1607  und  Peri's  Varie  musiche  v.  J,  1609  enthalten  fiir  samtliche 
Stropbenlieder  kurze  Bitornelle.  Auch  der  Orfeo  dolente  von  Domemco 
Belli  v.  J.  1616,  der  mit  seinen  durehaus  in  der  Art  des  Lamento  d'Ari- 
anna  Monteverdi's  deklamierend  gehaltenen  Gesangen  zu  den  reinsten  Be- 
priisentanteix  des  Bezitativ  und  Arie  nocb  nicht  scheidenden  neuen  Stile  ge- 
hort,  scheidot  die  Strophen  des  Gedichta  durehweg  durch  kleine  (viertaktige) 
vierstimmige  lustrum  entalritornelle )  bleibende  Basse  hat  er  aber  nicht. 

Ala  etwas  neues  bringt  Stefano  Landi  1620  (Arie  a  una  voce)  als  Nr.  1 
eine  vierstropbige  Arie  mit  bleibendem  BaBj  aber  mit  einem  vokalen  Bitor- 
nell  als  Abgrenzung  der  Strophen  gegeneinander  (dreimal  gleichlautend). 
Auch  Alessandro  Grandi  schiebt  in  der  allein  als  Cantada  bezeichneten 
SchluBnummer  des  3.  Buches  der  Cantade  ed  Arie  (1626)  die  erste  Text- 
zeile  (Amor,  giustizia.  Amor!),  gleichlautend  dreimal  wiederkehrend.  als  vokales 
Bitornell  (Befrain)  zwischen  die  4  Strophen,  deren  BaB  nicht  streng  bei- 
bebalten  ist.  Francesco  Easi  in  seinen  Dialoghi  rappresentativi  (1620)  bringt 
wieder  etwas  neues,  indem  er  ein  en  arien  baft  en  Befrain  von  4  Textzeilen 
mehrmals  mit  deklamierenden  Teilen  verschiedener  Lange,  ohne  strophische 
Ordnung,  weeks  ein  laCt.  Da  haben  wir  also  gleich  eine  Anzabl  divergierender 
Moglichkeiten  der  deutlichen  Gliederung  einer  gro£eren  monodischen  Kom- 
position  in  sich  bestimmt  gegeneinander  abb  ebon  de  Teile  ,  die  samtlich  fiir 
die  fernere  Entwicklung  dor  weiter  ausgefukrfcen  Kantate  Bedeutung  erlangen. 
Am  wichtigsten  wird  natiirlich  die  bestimmte  TJnterscheidung  arien artig  kon- 
zipierter  Teile  mit  geschlossener  Melodiebildung  von  motiviscber  Konsequenz 
gegeniiber  frei  deklamierenden,  mebr  und  mehr  das  eigentliche  Bezitativ  spaterer 
Art  entwickelnden  Teilen,  die  nun  zunilchst  in  dem  ersten  Buche  der  Varie 
musiche  des  Benedetto  Ferrari  (1633)  und  ahnlich  in  den  anderen  Biichern 
(1637  und  1641)  auffallig  bemerkbar  wird  (eine  kleine  Arie  als  Abschlufl 
eines  langeren  Bezitativs).  Speziell  das  Parian  do -Bezitativ  entwickelt  auch 
Francesco  Man  el li  (Musiche  1636}  sehr  erheblich  weiter. 

Die  deutliche  Markierung  der  Strophengrenzen  durch  Einschaltung  von 
den  Gesang  unterbrechenden  Zwischenspielen  schafft  nun  aber  die  Mog- 
lichkeit  der  Einfiihrung  kurze r  Ostinati  der  oben  gekennzeichneten  Art 
in  die  Arienkomposition.  Den  Anfang  macbt  Monteverdi  1632  (s,  oben),  dem 
sich   1637  Ferrari   mit    seinem    prachtigen   Voglio    di  vita   uscir    anschliefit, 


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Hugo  Riemann,  Der  >Basso  ostinato*  und  die  Anf&nge  der  Kantate.       537 


einer  der  allerimponierendston  Losungen  des  Ostinato-Problems.  Ber  Text 
dieses  Gresangs  ist  ein  Madrigal,  das  aus  6  Terzinen  und  einer  abschliefien- 
den  Zeile  besteht.  "Wie  schon  Caccini  behandelt  Ferrari  jede  Terzine  als 
eine  Strophe,  wie  es  ancb  der  in  sich  abgeschlossene  Sinn  derselben  erfordert, 
fuhrt  innerhalb  der  einzelnen  Terzinen  die  Melodie  ohne  andere  TJnter- 
brechungen  als  kurze  Atempausen  geschlossen  durch,  schiebt  aber  zwischen 
diese  Strophen  einen  zweimaligen  Vortrag  des  Ostinato  ein  (4  Takte,  natiir- 
lich  —  wie  auch  vor  Beginn  des  Gesanges  —  nut  kontrapunktischer  Aus- 
gestaltang  gemeint),  so  Str.  1/2,  2/3,  4/5,  oder  docb  wenigstens  einen  ein- 
maligen  (2  Takte),  namlich  Str.  3/4  und  5,6.  Der  Ostinato  wird  bis  zu 
Ende  des  Stiickes  ohne  jedes  froie  Einscbiebsel  und  ohne  Pausen  streng 
durchgefuhrt,  tritfc  aber  dreimal  (Str.  II,  III,  V)  fiir  langere  Zeit  aus  (Jdur 
nach  Cdur  iiber.  Dadurch  nun,  dafi  diese  Zwischen  spiel  e  die  Strophen 
unzweideutig  scheiden,  gewinnt  der  Komponist  voile  Freiheit  fiir  die  Meio- 
diebildung,  macht,  wo  es  ihm  gut  diinkt,  "Wiederholungen  von  ganzen  Text- 
zeilen  oder  ein  paar  Worten ,  reckt  einzelne  Silben  lang  aus  und  erledigt 
groBere  Textteile  durch  syllabische  Deklamation  in  glatt  fortgebender  Achtel- 
bewegung.  So  kommt  es,  daiJ  der  TJmfang  der  sechs  Strophen  sehr  ver- 
schieden  ausfallt  und  daher  der  Oatiaaato  untcr  der  Singstimme  in  der  1,  und 
5.  Strophe  acbtmal,  in  der  2.  und  6.  Strophe  siebenmal,  in  der  4.  Strophe 
sogar  neunmal,    in   der   3.  Strophe   aber   nur  viermal   zum  Vortrag    kommt 

sniel  und   die  Zwischenspiele),     Die  Einzelschlufizeile   aber  ist 


(ohne  das  Yorspiel  und   die  Zwiscbenspieb 

als  rezitativischer  Epilog  im  C-Takt  komponiert  .uber  einer  ganz  freien  TJm- 

bildune:  des  Ostinato: 


P'3tt~F~* 


t=t 


m\ 


"Von    der    souveranen    Freihrfit    der    Melodiebildung    Ferrari's    gebe    die 

Melodie  der  ersten  Terzine  einen  Begriff: 


9 # # =— 


Vog  -  lio     di     vi     -     ta,    di      vi    -  ta  us  car,      vo 


±3=i 


*r 


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*=;;=?: 


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che   ca  -  da  -  no     Quest'  os-se  in  pol- ve  e  questa  membra  in  ce  -  ne- 


' 


re  E     ch'i  sin-gul  -  ti  miei. 


sin  -gul-ti  miei,     tra    Tom  -    bre 


gferF^l^g 


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da  -  no! 


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533       Hugo  Riemann,  Der  »6asso  ostinato*  und  die  Anf&oge  der  Kantate. 

Die  vollstandigo  Melodie  der  ganzen  Kantate  {es  ist  eine  Kantate)  mit 
genauer  Andeutung  der  Fiihrung  des  Ostinato  findet  man  in  meinem  Hand- 
buch  der  ftlusikgeschichte  II,  2,  S.  56 — 61,  eine  vollstandige  Ausarbeitung 
in  meiner  Sammlang  »Kanfcatenfruhling*  (Leipzig,  0.  F.  W.  Siegel)  als 
Ni\  2. 

Ganz  ahnlich  disponiert  ist  eine  Cantata  spirituale  Ferrari's  in  deraselben 
~Werke  (1637):  Queste  pungenti  spine  (auf  Christi  Dornenkrone},  Das  Ge- 
dicht  besteht  aus  drei  Strophen  von  ie  12  kurzen  Zeilen  auffallend  freier 
und  komplizierter  Rhythmik  nnd  Reimordnung  mit  einem  dreizeiligen  {alien 
drei  Stroplien  geraeinsamen)  Refrain.  .,  Der  Refrain,  der  also  bier  ebenso 
■wie  in  dem  Voglio  di  vita  uscir  die  Zwisehenspiele  des  Akkompagnemeuts 
2ur  deutlichen  Scheidung  der  Strophen  dient,  ist  als  Rezitativ  mifc  langen 
Bafltonen  komponiert,  die  Strophen  aber  in  derselben  degagierteu  "Weise 
wie  die  bescbriebene  weltliche  Kantate  iiber  einem  Basso ^  ostinato  ktir- 
aesfcer  Art,  namlich  dom  oben  angeffthrten  der  fallendeir  Sekundbewegung 
bis  zur  Quarte,  abor  wie  die  Analyse  zwingend  ergibt,  im  dreiteiligen  Takt, 
so  daB  drei  Formen  der  Taktmotive    im   Ostinato   stetig   wechseln    (verkiirzt 


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Trotz  der  Verkiirzung  auf  den  vierten  Teil  bleibt  das  Notenbild,  das  Ferrari's 
Melodiebildung  ubcr  diesem  Ostinato  ergibt,  kompliziert  genug,  zeigt  aber 
*in  entschieden  kirchlicbes  Geprtige: 


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ste      pun- gen 


usw. 


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Auch  von  Giacomo  Carissimi  haben  wir  eine  (weltliche)  Kantate  (Filli 
non  t'amo  pin),  welch  e  dies  en  selben  kurzen  Ostinato  (aber  in  Cdur)  in  ihren 
"beiden  Hauptteilen  durchfiihrt,  aber  abgelost  durch  einen  vierzeiligen  Re- 
frain, der  ohne  Ostinato  gescbrieben  ist.  Auch  bei  Carissimi  weehselt  der 
viertSnige.  Ostinato  die  Lage  im  dreizahligen "  Takt  und  ergibt  sogar  vier 
verscbiedene  Motive: 


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Das  Stuck  befindet  sich   in   den  6  von  Prentice  terausgegebenen   Kantaten 
Oarissimi's,  die  erste  H&lfte  auch  in  meinem  Handbuch  II,  2,  S.  65  ff. 

Noch  interessanter  ist  eine  Arie  mit  Ostinato  in  Jacopo  Melani's  Oper 
La  Tancia  (1657),  die  Goldschmidt  im  1.  Bande  seiner  *Studien  zur  Ge- 
scbichte  der  italienischen  Oper  im  17.  Jahrh.c  mitgeteilt  hat  (in  meinem  Hand- 
buch S.  242ff.),  Ihren  Ostinato  bildet  die  durch  Chromatik  aus  dem  vier- 
tonigen  Ostinato  abgeleitete  Form,  die  unter  andern  auch  von  Cavalli,  Lully 
(in  Roland-  und  Armide)  und  Purcell  bearbeitet  worden  ist  (Lully  entwickelt 
dieselbe  allmahlich  aus  der  viertonigen  Grundforin): 


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Hugo  Riemann,  Der  >Basso  ostinato*  und  die  Anfange  der  Kantate.       539 


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Der  Text  bringt  ein  Eitornell  >Se  mi  fugge  il  mio  ben,  da  ma  fuggite!* 
zu  An  fang,  in  der  Mitte  und  als  Schlufl,  auBerdem  aber  an  denselben  Stellen 
und  auch  noch  in  der  Mitte  jeder  der  beiden  sechszeiligen  Strophen  iiber 
dem  weitergehcnden  Ostinato  kleine,  zierliche  Zwischenspiele  zweier  Violinen 
in  komplfcnientarer  Bhythmik: 


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UBW. 


so.dafl  also  der  Haupttext  in  je  3  und  3  Zeilen  zerlegt  wird,  was  der  An- 
lage  des  Gedichts  genau  entspricht.  Der  Ostinato  steht  bis  nach  dem  mitt- 
leren  Ritornell  in  ^moll,  in  der  ersten  Hiilfte  der  zweiten  Strophe  aber  in 
<2moll.  AuBerdem  nimmt  er  aber  durch  den  Text  in  beiden  Strophen  eine 
anderc  Motivbildung   an   (b  und  c)  als   in    dem  Ritorncll-Zwisehenspiele  (a): 


—  L  l    ''    ■'    tfa— g  z±z  :j  ■   1  !    u-  \z=\zz. 


c) 


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^Hfap 


Man  beachte  wohl,  daB  durch  diese  raffinierte  Struktur  das  Stiick  vollstandig 
in  eine  Reihe  mit  den  vorher  angefuhrten  Kantaten  tritt,  also  eine  kleine 
Kantate  innerbalb  der  Oper  vorstellt,  und  zwor  eine,  in  der  die  Durch- 
:fiihrung  des  Ostinato  aucb  be i  den  Batornellen  und  Zwischenspiclen  nicht 
aussetzt.  Dieses  Meisterstiickehen  reprasentiert  vielleicht  den  Hohepunkt  der 
iunstvollen  Ausgestaltung  einer  strophischon  Komposition  mit  Basso  ostinato. 
Hocbstens  konnte  ibm  die  Arie  der  Proserpina  in  M.  A.  Cesti's  Porno  d'oro, 
1.  Akt,  Szene  1,  die  Palme  streitig  machen.  .  Dieselbe  ist  allerdings  ein 
"Werk,  das  wohl  einmal  naher  angeseben  zu  werden  verdient.  Der  Text 
aeigt  zwei  streng  gleichgebaute  siebenzeilige  Strophen  mit  dem  MaB: 

(sechsmal) 


\y  _  kJ 


SJ  —  %J 


^-^_^/_^/_^_^ 


i 

B  dove  tfaggiri 
Tra  1'alme  dolenti 
Se  piante  e  sospiri, 
Non  altro  qui  senti? 

Se  pene  e  tormenti  *  * 

Ingombrano  il  tutto,  • 
IVorror,  di  strida,  di  querela  e  latfco ! 


ii. 

La  Tantalo  geme 
Per  eaca  fallace, 
Qui  Sisifo  preme 
Il  sasso  fugace, 

Da  rostro  vorace 
Dicrudo  avoltorc 
Sbrana  di  Tizio  il  rinascente  core. 


€esti  zerlegt  die  Strophe  in  zwoi  Halbstrcphen  und  komponiert  die  zweite 
Halbstrophe  in  beiden  Strophen  zweimal,  das  erstemal  aus  der  Haupttonart 
•amoll  zur  Dominante  emoll  modulierend,  das  zweitemal  aus  emoll  nach  amoll 
:zuriicktretend.  Diese  Tonartenordnung  ist  darum  wicbtig,  weil  sie  wenig- 
stens  teilweise  die  Veranderungen  erklart,  welche  der  obstinate  BaB  erleidet. 
DaB  es  ^  sich  wirklich  um  einen  obstinaten  BaB  handelt  und  nicht  nur  urn 
eine  "Wiederholung  des  Basses  der  ersten  Strophe  in  der  zweiten,  mag  die 
folgende  anschauliche  Analyse  der  BaBfiihrung  dartun.    Als  eigentliche  Grund- 


■  ■ 


540       Hugo  Riemann,  Der  »Basso  ostinato*  und  die  Anfange  der  Kant-ate. 

form  des  Ostinato  ist  diejenige  zu  betrachten,  welche  das  dreizebntaktige 
instrumental  Vorspiel  zeigt,  das  ohne  Veranderung  zwischen  den  beideu 
Stropheii  und  als  AbscMuB  des  Ganzen  wiederkebrt.  Seine  ersten  vier  Takte 
erscbeinen  auBerdem  als  Zwischenspiel  awischen  den  beiden  Halbstrophen 
jeder  Strophe.  Das  Thema  bildet  zunachsfc  einen  regularen  acbttaktigen  Satz 
der  aber  im  Nacbsatze  nacb  emoll  moduliert  (die  Tonartordnung  der  ganzen- 
Strophe  voraus  skizzierend)  und  daber  in  einem  zweiten  Nacbsatze  die  Haupt- 
tonart  wieder  feststellt;  dabei  ereignet  sich  als  quasi  ritardando  eine  Takt- 
triole  fiir  6  a — 8  a.  Durch  Beginn  des  Gesanges  auf  den  Auftakt  des  ab- 
schlieBenden  Takts  erfolgt  dienicht  miBzuverstehende  "Umdeutung  des  8  a  zu 
1  der  ersten  Halbstrophe.  Ahnliche  Umdeutungen  (4  =  1)  kommen  nocb 
dreimal  innerhalb  der  Strophen  vor:  1)  zu  Beginn  der  zweiten  Halbstrophe 
naeb  dem  viertaktigen  Zwischenspiel,  2)  am  Ende  der  ersten  Komposition 
der  zweiten  Halbstrophe  beim  Eintritt  des  viertaktigen  Zwischenspiels,  3)  an 
deseen  Ende  bei  Eintritt  der  zweiten  Komposition  der  zweiten  Halbstrophe. 
Hoobinteressant  sind  nun  aber  die  Veranderungen ,  die  der  Ostinato  in  den 
drei  Halbstropben  erfahrt.  Am  -strengsten  halt  sich  die  ersto  Halbstrophe  an 
das  Modell  des  Tnstrumentalvorspiels,  da  sie  wie  dieses  in  der  Mitto  leicht 
each  emoll  iibertritt  und  am  Ende  amoll  wieder  herstellt.  Docb  erfiibrt  die 
erste  Zweitaktgruppe  des  ersten  Nachsatzes  eine  Erweiterung  auf  vier  Takte. 
(NB.  uuter  Festhaltung  der  Tonfolge!)  und  das  SchluBglied  des  zweiten  Nach- 
satzes wird  von  3  auf  5  Takte  erweitert  (ebenfalls  unter  Wuhrung  der  Ton- 
folge in  ihren  entscheidenden  Elementen).  Die  YerSnderung  der  beiden  An- 
faugstakte  ist  hier  wie  in  den  weiter  folgenden  Fallen  durch  die  Zusammen- 
schiebung  (Verscbrankung)  binlanglich  erkliirt. 

Sehr  viel  einschneidender  sind  die  Veranderungen  der  Bafifiihrung  in 
den  beiden  Kompositionen  der  zweiten  Halbstrophe.  DaB  an  die  Stelle  des 
pbrygischen  SchluBfalles  ag  fe  des  zweiten  Melodiegliedes  ((3)  die  aufsteigende 
Folge  ah  eg  (HalbscbluB  in  Cdur)  tritt  (in  beiden  Kompositionen  der  zweiten 
Halbstrophe),  ist  durchaus  als  beginnende  Modulation  von  amoll  nacb  emoll 
aufzufassen.  Auch  die  TJmwandlung  des  eflsgis  a  (s)  in  e  (lis  h  e  statt  h  eis  dis  e 
ist  gewiB  frei,  aber  docb  einleuchtend,  zumal  die  neue  Form  zugleich  das 
Melodieglied  o  (g  (the)  mit  zu  vertreten  hat.  Ganz  waffenlos  bin  icb  aber, 
wenn  man  mir  nicht  glauben  will,  dafi  die  in  der  Analyse  mit  -j  bezeich- 
neten  Teile  intentioneil  identisch  sind.  Es  ist  das  das  Melodieglied,  das 
schon  im  Vor  spiel  den  tTbertritt  von  amoll  nacb  emoll  macht  und  bereits  in 
der  ersten  Halbstrophe  erweitert  wurde.  In  der  ersten  Komposition  der 
zweiten  Halbstrophe  fallt  derselben  die  weiter  uusholende  Modulation  mit  den 
Harmon ien  zu: 


g±  #,  a*  <?+  A+  °A: 


also  durch  chromatische  Zwischenharmonien  bereiehert,  statt  des  einfachen 
edehag  des  Modells.  In  der  zweiten  Komposition  der  zweiten  Halbstrophe 
gilt  es  dagegen  amoll  wiederherzustellen,  und  zwar  ebenfalls  von  Cduv  aus; 
die  Harmoniefolge  wird  nun  c+  /*,  d*  g*}  e+  (le,  d.  h.  die  Transposition  der 
obigen  Fuhrung  in  die  Unterquinte.  Docb  genug  der  "Worte;  die  Noten 
selbst  reden  wohl  deutlicher  (s.  Musikbeilage).     Es  sei    nur  noch  darauf  auf- 


.;« 


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I. 


Hugo  Kicmann,  Der  >Basso  ostinato*  und  die  Anfange  der  Kantate.       541 


1 


merksam  gemacht,  dafi  die  Wiederholung  der  zweiten  Halbstrophe  die  Er- 
weiterung  des  Gliede3  f  steigert,  und  daC  die  zweite  Strophe  gegeniiber  der 
ersten  Strophe  ebenfalls  gerade  an  dieser  Stelle  (und  nur  an  ihr)  abermals 
weiter  steigert.  Halt  man  diese  »Arie«  Cesti's  neben  Carisstini's  strophische 
Kantateiij  so  kann  man  wokl  glauben,  dafi  etwas  wahrea  an  der  Aussage 
Valentin  Me  der' s  iafc,  dafi  Cesti  Carissimi's  Kan  tat  en  in  die  Oper  verpflanzt 
habe.  Sehr  viel  einfacher,  aber  doch  schlieBlich  ahnlich  auf  einen  in  sich 
obstinaten  und  fiir  alle  Stropben  strong  beibehaltenen  Bafi  aufgebaut,  sind 
zwei  Choralbearbeitungen  in  Heinrich  Schiitz's  Kleinen  geistlichen  Kouzerten 
(1639),  namlich  I,  24  >Ich  haV  mem  Sach  Gott  heimgestellt*  und  II,  22 
»Allein  Gott  in  der  Hob5  sei  Ehr<   (beide  aber  obne  Ritornelle). 

TJbrigens  hat  die  Hehrzahl  der  mir  bekannten  Kantaten  Carissiinrs,  soweit 
sie  nicht  uberhaupt  in  der  spiiteren  "Weise  ganz  verschiedenc  Arien  durch  Rezi- 
tative  verkettet  zusammcnstellen,  keinen  kurzen  Ostinato,  sondern  vielmehr  einen 
StrophenbaJJ  in  dor  beschriebenen ,  an  Caccini  anknupfend6n  "Weise  oder  gar 
nur  einen  identischen  Refrain- Arien teil  (Text  und  Musik  getreu  wieder- 
kebrend)  mit  Rezitativen  wechselnd,  deren  BaB  nicht  derselbe  iBt.  Die 
spatere  Kantate  (seit  Alessandro  Stradella  [gest.  1681])  gibt  den  Strophen- 
bafi  auf  (was  aber  nicht  besagen  soil,  dafi  es  nicbt  gelegentlich  vorkame, 
dafi  eiue  Arie  inmitten  einer  Kantate  doppelten  Text,  d.  h.  zwei  mit  der- 
selbe n  Musik  zu  sin  gen  de  Stropben  hat)  und  der  Ostinato  erscheint  nur 
mehr  in  der  Gestalt,  dafi  er  bereits  innerhalb  der  einzelnen  Strophe  mehr- 
mals  ablauft.  Aber  auch  die  ganz  kurzen  Ostinati  verschwinden,  und  Ge- 
bilde  von  4 — 8  Takteu  werden  das  gewohnliche,  treten  aber  nicht  wiederholt 
an  verschiedenen  Or  ten  derselben  Kantate  auf,  sondern  nur  bei  einer  ein- 
zigen  Arie,  verlieren  also  ihre  Bedeutung  als  konstruktives  Element  des 
Ganzen.  Nicht  eelten  ist  dann,  dafi  in  derselben  Kantate  mehrere  Arien 
mit  Basso  ostinato  vorkommen,  aber  jede  derselben  mit  einem  anderen  Osti- 
nato, so  z.  B.  schon  in  der  Kantale  Se  la  giix  negP  abissi  von  Francesco 
Cavalli  zwei  Arien  rait  den  Ostinati  (iibrigens  nur  Rezitative}: 


Arie  1. 


Arie  2. 


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Zri; 


(2) 


(4) 


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(8) 


Die  spatere  zyklische  Form  der  Kantate,  welehe  ohne  an  der  e  innere  Einheit 
ala  die  des  zusammengehorigen  Textes  und  allenfalls  der  bleibenden  oder 
wenigstens  am  Schlufi  wieder  erreichten  Tonart  des  Anfangs  kettenartig 
Rezitative  und  Arien  aneinanderroiht,  sclieint  besonders  Luigi  Rossi  vorge- 
bildet  zu  haben.  Doch  hat  auch  er  noch  zahlreiche  Kantaten  mit  bleiben- 
dera  Basse  fiir  eine  Anzahl  Strophen  geschrieben,  die  sich  auch  wohl  inner- 
lich  weiter  in  kleine  Teile  verschiedener  Taktart  gliederu,  so  z.  B.  die 
vierteilige  Precorrea  del  sol  l'uscita  mit  zweimaligem  Taktwechsel  in  jedem  Teil 
(^>  3/4?  ^)i  a^er  frs'  streng  konserviertera  Bafi  fur  alle  vier  Strophen,  trotz 
ganz  frei  veriinderter  Melodiebildung.     Besondere  Liebhaberei  hat  Rossi  fur 

S.  dt  IMG,  XIIT. 


TBEWfv* 


542       Hugo  Riemann,  Der  »Basso  ostinato*   imd  die  Anfiinge  der  Kantate. 

Texte  die  auf  eincn  markanten  Refrain  melirmals  zuruckkommen,  den  er 
aber  jedesraal  anders  komponiert  (auch  mit  anderer  Bafifuhrung) ,  wahrend 
die  anderen  Teile  bleibenden  Bafi  baben,  so  z.  B.  »Se  peni;  tuo  danno* 
(Refrain)  init  zwei  im  Chrarakter  verscbiedenen  anderen  Teilen,  deren  Bafl 
bleibt,  deren  Melodie  aber  verschieden  gestaltet  wird  mit  der  Ordnung: 

A  fRefrain,  Allegro  VA  B  (Andantino  »/s)>  0  (Allegro  *fA)}  A,  B,  0,  A, 

■ 

und  zwar  ohne  jedes  Eezitativ.  Viele  andere  seiner  Kantaten  sind  ganz 
durchkomponiert,  manche  sogar  ohne  Taktwecbsel  und  ohne  eigentliche 
Eezitative,  durch  weg  arienhaft,  aber  ohne  festformulierte  Gliederung,  hoch- 
stens  mit  einer  "Wiederholuug  des  Anfangs  als  AbschluB.  Ein  gar  nicht  un- 
erheblicher  Teil  seiner  Kantaten  sind  aber  Lamenti  nach  dem  MuBter  des 
Monteverdi'schen  Lamento  d' Arianha,  auch  wie  dieser  ohne  erkennbare  Identittit 
der  Baflfiihrung  der  vielen  Teile,  ganz  im  Florentiner  Stil  durch  doklamierend. 
Besonders  darin  scheint  mir  der  bereits  1653  geBtorbene  Eossi  fiir  die  Kan- 
taten der  Folgezeit,  (z.  B.  Stradella's)  anregend  gewesen  zu  sein,  da*fi  er  arien- 
hafte  Bildungen  verschiedencr  Art  direkt  aneinanderreiht,  ohne  ale  durch 
Eezitative  zu  scheiden.  Bieser  freien  Manier  schliefit  sich  wohl  zuerst 
Maurizio  Cazzati  mit  seinom  Op.  11  an  (Arie  et  Cantate  a  voce  sola,  1649), 
z,  B.  mit  der  Kantate  »Ab,  ah,  ah,  rider  mi  fate,  e  non  ne  ho  voglia«,(  die 
diesen  hochst  amlisant  an  die  Spitze  gostellten  Refrain  dreimal  wieder  bringt, 
dazwischen  aber  arienhafte  und  rezitativische  kurze  Partien  in  hunter  Eeihe 
bringt  deren  keiner  wiedcrkehrt,  und  durchaus  ohne  bleibenden  BaB.  Aber 
neben' solchen  mit  erstaunlicher  Freiheit  gestalteten  Kantaten  bringt  auch 
Cazzati  noch  strophisch  angelegte,  mit  Charakter  und  Takt  wechselnden  Gliede- 
rungen  innerhalb  der  Strophen,  aber  bleibendem  BaB  der  ganzen  Strophe. 

Erst  mit  Stradella  zieht  die  Kantate  die  Kinderschuhe  definitiv  aus,  in- 
dent sie  statt  der  Gliederung  in  mehrere  Teile  mit  demselben  BaB  oder  statt 
des  die  iiuBere  Einheit  wahrenden  (vokalen)  Eitornells  mehrere  in  sich  reicher 
gebildete  Arien  (in  da  capo-Form)  aufnimmt  und  sie  durch  Eezitative  mit- 
einander  verbindet.  Leider  fehlt  uns  fur  die  Entstehungszeit  der  Kantaten 
Carissimi's  jeglicher  Anhaltspunkt.  Gestorben  ist  Carissimi  erst  1674,  aber 
er  war  bereits  1650  eine  Autoritiit.  Vielleicht  ist  seine  Kantate  »A1  tra- 
montar  del  giorno  c  schon  urn  die  Mitte  des  Jahrhs.  geschricben ;  dann  wiirde 
man  doch  Carissimi  auch  zu  denen  rechnen  miissen,  welche  fur  die  spatere 
Form  der  Kantate  den  Grund  gelegt  haben.  Diese  Kantate  (sie  besingt  die 
Eose  die  bei  aufgehender  Sonne  sich  offnet  und  mit  der  sinkenden  Sonne 
welkt)  enthiilt  zwar  keine  da  capo- Arie,  aber  doch  zwei  aehr  schone  wirkliche 
Arien  (die  erste  mit  zwei  Strophen  Text)  und  danoben  zwei  wirkliche  kon- 
trastierendo  Eezitative  (Eezitativ,  Arie  *jA,  Eezitativ,  Arie  3/4).  Besonders 
ist  die  SchluBarie  oder  Ariette  »Mauca,  manca,  manca  la  rosa«  von  emer  ent- 
ziiclcenden  und  ruhrenden  Naivitat. 

Ein  einigermaBen  orientierendes  Bild  von  der  Entwicklung  der  Kantate 
bis  zu  Stradella  gibt  meine  im  Verlage  von  C.  F.  "W.  Siege!  erscheinende 
Auswahl  >Kantafeenfruhling«  (14  Kantaten  von  Ferrari,  Manelh,  L.  Eossi, 
Carissimi,  Cavalli,  Cesti ,  Cazzati,  Stradella  und  Bassani);  nimmt  man  dazu 
die  im  gleichen  Verlage  erschienenen  sechs  ausgewahlten  Kantaten  aus  der 
Zeit  urn  1 700,  und  als  weitere  Erganzung  Gevaert's  Gloires  de  1'Italie,  die 
sechs  von  Prentice  herausgegebenen  Arien  von  Carissimi  und  die  Arie  an- 
tiche  von  Parisotti,  so  kann  man  schon  eine  lebendige  Anschauung  von  der 


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J.  A.  Fuller  Maitland.  A  Note  on  the  Interpretation  etc.  543 

hen-lichen  italienischen  Kunst  gewinnen ,  welche  die  Voraussetzung  fur  die 
Entwickelung  der  Kantaten  (auch  der  kirebliehen)  Bach's  bildet.  Mit  TJher- 
raschung  wird  man  erkennen,  wie  so  gar  mancher  uns  wohlvertraute  .Einzel- 
zug  sich  bereits  beinahe  hundert  Jahre  friiher  vorgebildet  findet,  so  daB  man 
durchaus  nichfc  bei  Bach's  Zeitgenossen  den  Ursprungzu  suchen  hat,  sondern 
vielmehr  bei  scinen  und  ihren  gemeinsamen  VorlUufern.  Ich  zweifle  nicht, 
dafi  bei  dieser  Befreundung  mit  der  alten  Kantatenkunst  speziell  auch  die 
verschicdenen  Eormen  der  Verwendung  des  Basso  ostinato  das  Interesse  be- 
sonders  anziehen  werden. 


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A  Note  on  the  Interpretation  of  Musical  Ornaments. 

By  ' 

J.  A.  Fuller  Maitland. 

(London.} 

The  revival  of  public  interest  in  the  music  of  old  times  is  a  healthy  sign 
of  musical  development;  and  we  may  justly  claim  to  have  the  music  presented 
to  us  with  as  great  an  approximation  to  the  conditions  of  its  original  per- 
formance as  is  possible.    Now  that  the  keyed  instruments  which  preceded  the 
pianoforte  are  occasionally  to  be  heard  in  concerts,    it  is  far  more  desirable 
than  before  that  we  should  ascertain  as  fully  as  we  can  what  was  the  meaning 
attached  by  the  composers  of  different  schools  to  the  signs  for  the  ornamental 
passages  on  which  so  much  of  /their  effect  dopondcd.     Why,  it  may  be  asked, 
did  they  not  write    out  their  ornaments  in  full,   as  they  wished  them  to  be 
performed?     There  are   several  reasons -for  this;    one    of  the   most  obvious 
being  the  labor  to  the  transcriber,   and   another  the   not   unnatural  wish  to 
guard  the  art  of  music  and  the  profession  of  teacher  by  some  small  "myst- 
eries of  the  craft"  which  only  a  proficient  could  explain   after  he  had   been 
definitely  initiated  into  the  musical  profession.    There  is  a  yet  more  power- 
ful reason  in  this  -fact,  that  the  practice  of  the  composers  ran,  as  it  always 
does,  far  ahead  of  the  theoretical  science  which  could  explain  certain  disson- 
ance's   obviously    delightful   to   the   hearer   and   interesting  to  the  executant. 
These  dissonances,  upon  which  the  music  seems  naturally  to  dwell,  were  not 
referable  to  any  harmonic  scheme  as  then  understood,  and  it  was  felt  to  be 
better  to  express  by  a  conventional  sign  the  fact  that  they  stood  outside  the 
harmonic  scheme.    That  is  especially  true  with  regard  to  the  most  important, 
ornament  of  all,  and  the  one  which  is  most  generally  misunderstood   in  the- 
present   day,  the  "appoggiatura",    to    which  I  would    direct   attention    more- 
closely  later  on.     The  other  signs  for  ornaments,    from  the  single  or  double 
diagonal  lines  above  the  notes  used  by  the  Elizabethan  Virginal   composers, 
to  the  crowd  of  marks  used  by  the  French  and  German  writers  immediately 
before  Bach,    are  not  really  difficult  to  explain,   and  at  each  period  we  are- 
happily  provided   with   a  guide  on  the  subject  in  some  treatise  or  other  by 
a  contemporary  ,of  the  composers  in  whose  works  the  marks  occur.    Unfortun^ 

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544 


X  A,  Fuller  Maitland,  A  Note  on  the  Interpretation  etc. 


ately,  we  are  left  without  such  a  guide  in  the  earliest  of  the  signs  just 
mentioned;  hut  there  seems  to  be  no  doubt  that  the  double  strokes  indicate 
either  a  mordent  or  a  pralltriller— probably  the  former,  and  that  the. single 
stroke  stands  for  an  appoggiatura — single  or  double — coming  from  below 
the  principal  note.  One  of  the  chief  difficulties  in  regard  to  ornaments  is 
that  at.  different  periods  people  have  used  the  technical  terms  in  different 
senses.  It  is  stated  by  some  authorities,  though  on  what  grounds  I  do  not 
know,  that  the  word  "mordent"  was  at  one  time  used  for  what  is  generally 
called  the  "pralltriller" — that  is,  of  an  ornament  in  which  the  auxiliary  note 
is  above  the  principal.  Of  course  all  the  recognized  writers  on  the  subject 
apply  the  word  "mordent"  to  the  sign  with  a  small  vertical  stroke  different- 
iating  it  from  the  sign  for  the  "pralltriller".  Happily  all  the  existing  treatises 
have  been  most  ably  summarised  by  Edward  Dannreuther  in  his  "Primer 
of  Ornamentation"  (Novello  Primer  Series),  and  it  is  not  necessary  to  dwell 
at  length  on  the  interpretation  of  these  older  signs?  since  in  that  book  it  is 
made  fully  clear  what  they  all  mean.  It  is  in  the  case  of  the  appoggiatura 
that  the  greatest,  confusion  reigns,  and  it  is  the  more  curious  that  it  should 
be  so ,  since  of  all  the  ornaments  this  one  has  lingered  longest  in  practical 
music,  and  the  difference  between  a  correct  and  an  incorrect  performance  of 
it  is  enormous.  Its  conventional  sign  is  of  course  a  small  note  preceding 
one  of  the  ordinary  size.  The  "acciaccatura",  represented  by  a  small  note 
with  a  stroke  through  it,  has  an  assured  place  in  notation,  for  the  thing 
which  it  expresses  could  not  possibly  be  expressed  without  it.  The  "crushing" 
of  a  note  into  the  chord  it  precedes  is  one  of  the  most  obvious  of  ornamental 
devices,  and  one  of  the  few  on  which  little  difference  of  opinion  can  arise. 
But  very  often  editors  and  publishers  have  not  been  sufficiently  careful  to 
distinguish  between  the  small  note  with  a  stroke  through  it  and  the  small 
note  without  a  stroke ;  so  that  many  editions  of  the  classics  exist  in  which 
it  is  almost  impossible  to  tell  which  ornament  of  the  two  is  meant  till  we 
refer  to  the  original  or  to  some  fascimile  reprint.  The  "acciaccatura"  re- 
mained in  use  in  England  in  one  very  odd  way,  and  it  may  still  occasionally 
be  heard  in  country  churches.  The  desire  of  overcoming  the  lack  of  rhythmic 
definiteness  inherent  in  the  organ  led  to  the  indication  of  the  starting-point 
of  a  chord  by  the  introduction  of  the  note  immediately  below  the  bass  note 
as  an  acciaccatura,  so  that  one  used  to  hear  effects  like  this: 


- 


a*  m 


If  the  study  of  ornaments  and  their  interpretation  were  only  in  order  to 
restore  the  practical  performance  of  the  older  music,  it  might  well  be  left 
to  a  few  specialists  who  could  be  trusted  to  preserve  the  tradition;  but  as 
Dannreuther  well  says  in  the  preface  to  his  book.  "Several  of  the  ornaments 
occur  in  daily  practice,  and  the  entire  number  cannot  be  ignored,    were   in 


■ 


J.  A.  Fuller  MaiOand,  A  Note  on  the  Interpretation  etc.  545 

only  for  the  fact  that  Sebastian  Bach  makes  extensive  use  of  so  many".  It 
is  not  only  because  of  Bach's  supreme  position  in  music  that  this  is  said, 
but  because  it  is  precisely  in  Bach's  music  that  modern  editors  and  inter- 
preters have,  as  I  think,  strayed  farthest  from  the  composer's  intentions. 
The  student  of  Bach  meets  at  a  very  early  stage  of  his  studies  with  a 
number  of  apparently  contradictory  ways  of  expressing  these  ornaments, 
which. now  are  written  out  in  full,  now  expressed  by  the  conventional  signs, 
and  sometimes  implied  and  not  expressed  at  all.  It  has  been  suggested  by 
Spitta  that  his  practice  in  this  connection  differed  according  to  the  class  of 
performers  for  whom  he  was  writing.  In  his  church  cantatas,  for  the  most 
part,  the  recitatives  close  with  the  written  notes  exactly  as  they  are  to  be 
sung;  in  some  exceptional  cases  the  usual  convention  has  to  be  observed  and 
the  cadence  performed  as  if  it  were  in  Handel,  the  last  note  but  one  being 
written  as  if  it  were  identical  with  the  last  note,  though  it  is  evident  that 
the  upper  note  is  to  be  taken  there.  Even  here  Bach's  practice  is  not  uniform, 
nor  does  he  always  make  things  clear  even  to  the  church  singers.  But  as 
a  rule  he  does,  and  in  writing  for  the  secular  singers  and  players  he  uses 
the  signs  which  they  would  most  readily  understand.  But  yet  the  ordinary 
appoggiatura  is  used  in  the'  conventional  way  throughout  both  sacred^  and 
secular  works,  and  it  is  this  which  has  puzzled  so  many  well-meaning  editors, 
who  have  as  yet  hit  upon  no  regular  method  of  interpreting  its  value.  It 
can  hardly  be  denied  that  the  best  possible  authority  on  the  practice  of 
Bach's  own  time  is  Daniel  Gottlob  Turk,  although  his  "Klavierschule  oder 
Anweisung  zuin  Klavierspielen  fur  Lehrer  und  Lernende.  mit  kritischen 
Anmerkungen"  did  not  appear  until  1789,  nearly  forty  years  after  Bach's 
death.  Carl  Philipp  Emanuel  Bach  stood  too  near  to  his  father's  time  to 
explain  quite  unmistakably  the  signs  which  were  in  ordinary  use  in  his  day, 
since  every  one  understood  them  J  but  Turk  embodies  the  practice  of  Bach  s 
time  with  that  of  later  composers,'  and  gives  us  the  cloarest  idea  of  what 
was  in  common  use  a  little  while  before  him.  His  account  of  the  long 
appoggiatura,  or  long  "Vorschlag",  is  admirably  clear,  although  Dannreuther 
is  right  when  he  says  that  Turk's  explanations  "cannot  be  strictly  applied 
to  compositions  anterior  to  the  time  of  C.  P.  E.  Bach".  The  long  Vorschlag 
consists  of  a  small  note  placed  before  a  large  one,  and  generally  of  the 
denomination  next  lower  than  the  principal  note,  i.en  minim  before  a  semi- 
breve,  quaver  before  a  crotchet,  &c.  The  undisputed  fact  that  this  ornament 
occupies  half  the  time  of  the  principal  note  has  led  some  later  writers  to 
suppose  that  the  apparent  value  of  the  small  note  is  in  all  cases  to  bo  de- 
ducted from  the  principal  note,  so  that  a  "Vorschlag"  or  appoggiatura  which 
represents  a  quaver  before  a  minim  will  be  of  shorter  duration  than  one 
which  represents  a  crotchet  in  the  same  position.  These  modern  interpreters 
leave  out  of  account  the  all-important  use  of  the  appoggiatura  before  dotted 
notes;  for  Turk's  rule  is  quite  clear  that  in  that  case  the  small  note  robs 
the  principal  note  of  two-thirds  of  its  value,  so  that  whether  in  triple  or 
duple  time  the  principal  note  has  to  be  contented  with  only  one-third  of  its 
nominal  value.  This  use  of  the  "Vorschlag"  is  ignored  by  almost  all  modern 
editors  and  interpreters;  yet  there  are  many  cases  in  Bach's  works  where 
the  strict  interpretation  according  to  Turk's  rule  would  give  a  great  additional 
grace  to  the  music,  and  in  all  cases  it  would  remove  from  it  that  jerky 
impression  which  is  undoubtedly  produced  when  the  sign  is  ignored  or  inter- 


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546 


J.  A.  Fuller  Malt-land,  A  Note  on  the  Interpretation  etc. 


preted  according  to  the  apparent  value  of  the  auxiliary  note.  The  commonest 
form  in  which  the  appoggiatura  occurs  is  in  a  group  consisting  -of  a  quaver 
followed  by  two  semiquavers  and  preceded  by  a  little  semiquaver.  A  great 
many  musicians  know  that  when  this  occurs  it  ia  to  be  played  as  a  "group 
of  four  even  semiquavers,  with  a  slight  stress  on  the  first  of  the  group. 
There  can  be  no  doubt  at  all  that  in  Boccherini's  Violoncello  sonata  in  A, 
a  well-known  passage  in  the  allegro  which  stands  in  the  ordinary  printed 
editions  as 


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should  really  be  played  with  a  long  appoggiatura  as 


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The  error  here  is  of  course  due  to  the  misprint  of  the  appoggiatura  as  if  it 
were  an  acciaccatura.  A  curious  thing  occurs*  as  late  as  the  overture  to 
Rossini's  "Barbiere  di  Siviglia",  where  a  similar  group  of  notes  on  its  first 
occurrence  is  printed  in  the  orchestral  parts  in  the  conventional  manner 
as  a  small  semiquaver  before  a  group  consisting  of  a  quaver  and  two  semi- 
quavers : — 


but   at  the   second  .  occurrence   of  the  phrase  the  same  group  is  written  out 
in  the  way  in  which  we  should  write  it  at  the  present  day:  — 


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I  have  been  told,  by  no  less  eminent  an  authority  than  the  late  W.  S.  Rockstro. 
it  was  universally  understood  in  his  time  that  the  groups  were  to  be 
played  exactly  in  the  same  way,  and  that  the  conventional  notation  was 
simply  adopted  in  the  first  instance  as  a  kind  of  acknowledgment  of  the 
obvious  fact  that  the  appoggiatura  note  made  an  unpermitted  discord  if  it 
were  taken  as  a  real  note.  The  fact  that  Casals  is  accustomed  to  play  the 
passage  quoted  from  Boccherini  with  the  short  appoggiatura  at  its  first 
t  occurrence  and  with  the  long  one  at  the  second,  may  indicate  that  he  uses 
some  edition  in  which  the  convention  just  referred  to  is  embodied.  Rockstro 
used  to  maintain  also  that  the  custom  of  writing  the  appoggiatura  in  this 
conventional  way  went  on  to  much  later  days  than  one  would  think;  and 
that  Chopin's  Prelude  in  B  flat  should  be  played  with  a  long  appoggiatura, 
thus:— 


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J.  A.  Fuller  Haitian d,  A  Note  on  the  Interpretation  etc. 


547 


One   would   not   like   to  force  this  interpretation  upon  modern  pianists     but 
if  editors  and  others  would  approach  the   older  music  without  their  present 
conviction  that  the  written  note,  is  to  bo  interpreted  as  it  wouM  he   m   the 
present  day,  wo  should  get  a  far  more  flowing  effect  in  many  things  by  Bach 
Ld   other   masters.     There  is  a  not  uncommon  objection  to  this  traditional 
method  of  interpretation,  based  on  the  curious  progressions  which  sometimes 
result, .  or  where  there  are  two  appoggiaturas  at  once.     For  example,  in  tne 
very    difBcult  number   in    the    "St.  Matthew"  Passion,   the   duet  and  chorus 
"So  ist  mein  Jesus  nun  gefangen",  some  of  the  appoggiaturas,  if  interpreted 
according  to   Turk's  rule,    do   undoubtedly   give   very    curious   progressions, 
and  it  has  therefore  become  customary  to  give  them  in  a  kind  of  compromise 
between  the  long  and  short  "Vorschliige",  sometimes  allowing  them  no  more 
than  the  length  of  an  acciaccatura.    Now,  to  say  nothing  of  the  ugly,  jerky 
effect  that   this   produces,    can    anyone    who    realises  the  wonderful  ettect  ot 
the  quiet  solo  voices  contrasted  with  the  exclamations  of  the  choir  hesitate  to 
prefer  an  interpretation  which  makes   for  greater  smoothness  ?     If  we  desire 
to  defend  this  interpretation,  we  must  remember  that  the  appoggiatura  notes 
are  entirely  free  from  harmonic,  rules,   and   it   did   not  really  matter  in  the 
time   of  Bach  whether   such  notes  made    even    consecutive  fifths   with  some 
other  parts  or  not.    The  application  of  this  same  rule  to  thousands  of  other 
instances  is  a  fascinating  employment  for  the  lovers  of  Bach,   and  it  is  one 
which  may  be  recommended  very  specially  to  conductors  and  editors.^  1  once 
had   a   talk   with   Dannreuther   about  the    ornaments    in   the  aria   of  Bach  3 
"Goldberg"  Variations,    in    which  he   had  hesitated  to  apply  Turks  rule  in 
its  full  meaning.    When  I  played  him  the  aria  in  accordance  with  that  rule, 
he  was  so  struck  that  he  suggested  bringing  out  a  new  edition  of  the  Varia- 
tions in  order  to  explain  in  great  detail  how  the  air  was  to  be  Pjayed. 
The  usual  text  of  the  aria  and  the  interpretation  according  to  Turk  s  rule 

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are  given  below. 

Aria  con   Variaxioni. 


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The  same  according  to  Turtis  System  of  Inteiyreiation, 


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J.  A.  Fuller  Haitian d,  A  Note  on  the  Interpretation  etc 


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1)  In  this  instance  the- stiict  interpretation  of  Tiirk's  rule  has  been  modified 
as,  according  to  the  letter  of  that  rule,  the  C  sharp  would  bear  the  strong  accent 
on  the  third  beat  of  the  bar,  and  the  point  of  appoggiatura  would  be  lost.    The 


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J.  A.  Fuller  Maitland,  A  Note  on  the  Interpretation  etc 


551 


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I  do  not  wish  to  enforce  my  own  opinions,  or  those  of  my  masters  and 
friends,  upon  modern  students,  but  only  to  beg  the  moderns  to  compare  the 
effect  of  the  two  interpretations,  and  to  see  if  they  do  not  agree  with  me 
that  the  conventional  way  (putting  aside  its  liigh  historical  authority)  is  not 
also  the  most  effective  in  the  true  sense. 


■ 

reading  may  be  justified  by  the  assumption  that  the  demisemiquaver  C  sharp, 
ich  the°crotchet  is  tied,  is  regarded  as  too  short  to  bear  the  stress,  of  which 


above 

to  which       

examples  are  to  be  found  in  bars  five  and  six  of  the  second  part  of  the  aria,  where 
the  crotchet,  tied  to  a  semiquaver,  loses  virtually  its  entire  value  to  the  appoggia- 
tura  before  it. 


1 


552  Eugenie  Lineff,  A  Musical  Tour  in  the  Caucasus: 


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A  Musical  Tour  in  the  Caucasus. : 

By.    . 

Eug6n1e  Lineff. 

.    (Moscow.) 

My  views  upon  the  study  of  Folk-song  Lave  been  stated  in  my  two  books 
on  "Peasant  songs  of  Great  Russia",  published  by  the  Academy  of  Science 
in  St.  Petersburg,  and  in  my  paper ,  "TJeber  neue  Methoden  des  Folklores 
in  Russland",  read  at  the  last  Congress  of  this  Society  in  Vienna.  In  study- 
ing the  subject  it  is  important  to  devote  great  attention  to  the  social  con- 
ditions under  which  the  folk-song  takes  birth,  to  the  psychological  moment 
at  which  it  arises,  and  to  the  way  in  which  it  continues  to  live  in  the  me- 
mory of  following  generations;  for  folk-songs  are  a  true  mirror  of  the  life 
of  the  people.  That  is  why  it  is  necessary  to  explore  not  only^the  musical 
side  of  the  song,  but  also  the  surroundings  in  which  the  song  lives. 

The  principal  motive  of  a  journey  which  I  recently  took  to  the  Caucasus 
was  the  desire  to  investigate  the  religious  singing  of  the  "Spiritual  Christians", 
as  the  Russian  sectarians  call  themselves.  The  desire  arose  during  my  con- 
tinual work  of  collecting  lay  folk-songs,  which  reflect  in  such  a  wonderful 
and  peculiar  musical  form  the  life  of  the  people.  These  songs  embrace  all 
the  events  of  peasant  life,  from  birth  to  death,  and  accurately  represent 
national  melodies.  It  seemed  to  me  more  than  probable  that  with  the  sect- 
arians, who  were  free  from  any  foreign  influence,  and  who  repudiated  any 
connection  with  the  formal  orthodox  church  (for  a  long  time  under  the  in- 
fluence of  Greek,  Italian,  and  partly  German  religious  music),  a  close  tie 
would  exist  between  the  religious  singing  of  the  people  and  the  folk-song  proper. 
This  idea  tempted  me  to  visit  the  Caucasus,  which  is  the  principal  place  of 
banishment  and  at  the  same  time  a  place  of  refuge   for  Russian  sectarians. 

I  was  quite  conscious  of  the  difficulties  of  the  task.  During  my  long 
journey  employed  in  collecting  peasant  songs  I  found  that  dealing  with  the 
sectarians  was  a  most  delicate  matter.  Their  reserved  character,  their  distrust- 
fulness  of  strange  people,  can  be  easily  understood,  if  we  remember  what 
they  suffered  during  centuries  of  persecution  for  their  ideas.  It  seemed  im- 
possible to  win  the  confidence  of  those  austere,  Btern  people, —as  I  imagined 
them  to  be,  — and  induce  them  to  confide  to  a  stranger  their  most  sacred 
religious  feelings.  Still  less  probable  seemed  the  idea  of  inducing  them  to 
sing  before  a  phonograph  their  revered  chants  and  psalms. 

Such  were  my  ideas  before  my  acquaintance  with  the  Molokans,  the 
Doochobors  and  the  community  of  New  Israel.  But  these  ideas  changed 
greatly  when  I  learned  to  know  them  better.  Although  these  three  com- 
munities differ  considerably  from  one  another,  and  although  each  represents 
an  independent  body,  yet  they  have  one  common  tendency,  viz.,  to  realize 
on  earth  the  Kingdom  of  God  and  to  follow  the  ideal  of  the  first  Christian 
communities.  They  call  themselves  "Spiritual  Christians",  and  they  worship 
God  "in  spirit  and  truth" ;  understanding  this  in  a  practical  sense  of  the 
word,  and  realising  in  daily  life  the  purity,  brotherhood  and  equality  of  all 
men.  They  help  each  other  in  every  possible  way-  There  are  no  paupers 
in  their  communities,  and  they  live  on  communal  principles  as  regards  land 


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Eugenie  Lineff,  A  Musical  Tour  in  the  Caucasus.     .  553 

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ownership  and  cultivation  of  land,  at  the  same  time  giving  full  freedom  to 
the  individual  household.  Their  religious  ideas  do  not  exist  in  the  abstract, 
as  is  often  the  case,  but  serve  as  a  guide  and  a  beacon  for  practical  life. 
The  psalms  and  chants  of  the  "Spiritual  Christians"  reflect  the  social  ideas 
of  their  teaching.  They  have  mostly  a  polyphonic  structure,  and  are  sung 
by  the  whole    community.     Psalms   are   based  on   the  Gospel;    chants  are  a 

kind  of  religious  poetry. 

The  Molohans. — Upon    arriving  at  Tiflis  I  made   acquaintance  with   the 
Molokans  through  the  drosky  drivers,  who  mostly  belong  to  the  sect.   I  called 
on  some  of  the  elders,  and  was  invited  to  service  on   the  following  Sunday 
at  their  prayer-house  in  Pesky— a  part  of  Tiflis   occupied  by  the  Molokans. 
On  the  day  appointed  we  formed  a  party  and    entered  a  large   hall,-  with  a 
long   table  in    the    centre    and   b.enches    along   the  walls.     Men   stood  on  one 
aide  and  women  on  the  other.     In  the  costumes    of  both  sexes  dark  colours 
prevailed.    The  heads  of  the  women  were  covered  with  black  silk-lace  scarves. 
Old  people  formed  the  majority  of  the  congregation.     Bach  psalm  or  prayer 
was  started  by  the  "presbyter"— one  of  the  selected  brothers,  the  eldest  and 
the  most  esteemed   of  the  congregation.     He  read   aloud  the  first  words  of 
the  psalm,  and  one  of  the  brethren  intoned  a  prayer.    The  others  thereupon 
took  up  the  melody  and  raised  it  by  an  interval  of  a  4th  or  of  a  5th,  and 
then  they  divided  into  two  parts.     The  women  joined  in  later,  and  in  their 
turn  sang  in  two  parts,  and  sometimes  in  unison.    The  result  was  an  inter- 
esting and  peculiar   counterpoint.     The  relation  with  the  Russian   folk-song 
was   felt  very   strongly,   but   the   parts   here   moved    more    closely;    and   the 
cautious  manner  in  which  the  high  parts   moved  within  the   compass  of  two 
or  three  degrees  lent  to  these  psalms  a  peculiar,  stern  character.    Everybody 
sang  with  enthusiasm  and  with  a  serious,  concentrated  expression;  the  women 
sang   with   their  mouths   half  screened  by  their  hands,   and  therefore   their 
voices  sounded  shrill;   but  on  t^e  whole  the  choir   sounded   beautifully,  was 
full  of  colour,  and  bore  that  expressive  conviction  which  is  inherent  to  folk 

improvisation. 

The  temple,  without  the  least  adornment,  with  no  gold,  silver,  precious 
stones  or  rich  stuffs,  with  no  burning  of  expensive  incense,  made  a  deep  im- 
pression. Its  magnificence  did  not  consist  in  showy  richness  of  the  place, 
but  in  sincere  religious  disposition.  There  was  something  patriarchal  in  this 
assembly.  "I  do  not  see  any  young  people",  I  remarked  to  my^ueighbour. 
"The.  young  people  have  their  service  in  their  own  prayer-house",  she  ans- 
wered.    Only  later  did  I  fully  understand  the  meaning  of  that  answer,  as  it 

is  a  sore  point  with  the  old  Molokans. . 

After  the  service  I  was  invited  to  the  house  of  some  of  the  principal 
members  of  the  community.  I  explained  the  object  of  my  visit.  They  had 
a  long  conference,  and  at  last  decided  to  accept  my  offer  and  have  the 
psalms  recorded  and  published.  The  next  day,  about  nine  in  the  evening, 
the  best  singers   and  their  wives    assembled.     "We   worked   until  one  o'clock 

at  night. 

After  closer  acquaintance  with  the  singing  of  the  Molokans,  I  came  to 
the  conclusion  that  it  deserves  a  very  close  study  as  a  precious  sample  of 
old  religious  folk-singing.  The  text  of  the  psalms  is  taken  exclusively  from 
Holy  Scripture  —the  Gospels,  the  Old  Testament,  and  the  Epistles  of  the 
Apostles.     The   melodies   of  the   psalms  are  transmitted  from   father  to  son. 


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5^4  Eugenic  Lineff,  A  Musical  Tour  in  the  Caucasus. 


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The  singing  of  psalms  begins  from  childhood.  I  heard  boys  and  girls  of  five 
and  six  years  joining  the  choir  of  the  elders,  and  keeping  their  parts  with 
wonderful  precision  and  independence.  The  singing  is  very  broad  and  melo- 
dious. Under  the  influence  of  the  dignified,  (lowing  style  arises  a  deep  reli- 
gious feeling,  not  ascetic  or  gloomy,  but  gladsome,  full  of  life*  Very  remark- 
able is  the  form  of  the  musical  period.  The  text  of  the  psalms  is  not  rhymed,  - 
and  this  necessitates  a  very  long  musical  period,  quite  as  long  as  the  corre- 
sponding verse.  The  working-out  of  such  broad  melody,  which  passes  into 
a  complicated  design  of  free- voice  parts,  necessitates  a  very  gradual  crescendo 
and  a  complete  absorption  of  the  singers  in  the  musical  and  ideal  contents 
of  the  paalm. 

Young  Molokans. — The  community  of  the  young  Molokans  accepts  only 
the  four  books  of  the  Grospels.  In  order  to  become  a  member  of  the  com- 
munity it  is  not  considered  sufficient  to  be  born  amongst  the  Molokans;  they 
demand  a  new  spiritual  baptism,  a  conscious  entry  into  the  community,  con- 
fession of  sins,  purification  by  public  confession,  and  re-union  >vith  Christ. 
The  young  Molokans  sing  not  only  many  of  the  old  psalms  of  their  fathers, 
but  also  a  good  many  that  are  new.  Sometimes  they  take  lay-melodies  and 
adapt  them  to  the  words  of  the  psalms.  Many  of  their  psalms  are  borrowed 
by  them  from  the  sect  of  the  Baptists,  with  whom  they  have  some  points  in 
common.  But  baptism  by  water  of  the  Baptist  sect  is  here  replaced  by 
spiritual  baptism.  The  old  Molokans,  who  do  not  approve  of  this  schism  in 
their  own  community,  call  the  younger  party  "Dry  Baptists". 

The  young  Molokans  offered  of  their  own  accord  to  record  thoir  psalms 
by  phonograph,   and   made  every  effort  to   sing  them  to    perfection.     Still  I  | 

thought  that  the  melodies  and  motion  of  parts  of  the  old  Molokans  had  more  ' 

characteristic  beauty  than  those  of  the  younger  party.  Here  the  influence  of 
"Baptism19  took  off  the  originality,  and  therefore  lessened  the  strength  of 
expression,  although  the  voices  were  fresh  and  beautiful. 

Herewith  are  shown  three  examples  of  Molokan  psalms t  No.  I,  sung  by 
the  Old  Molokans  of  Tifiis,  No.  2  sung  by  the  Young  Molokans,  and  No.  3 
sung  by  the  Molokans  of  Vladikavkas.  The  last  was  recorded  on  my  way 
through  Vladikavkas  on  the  home  journey.  Nos.  1  and  3  may  serve  as 
specimens  of  ancient  Molokan  singing.  The  first  was  sung  by  two  of  the 
best  singers  of  the  community—Michael  Pigoreff  and  his  wifo  Tlieodosia. 
Michael  PigorefF  read  the  first  verse,  then  both  sang  in  seeming  unison,  which 
however  was  worked  out  later  in  an  original  contrapuntal  design-.  The  sect- 
arians believe  that  the  broad  melody  must  Bow,  so  to  speak,  "uninterrupt- 
edly"— the  psalm  must  be  "endless".  In  order  to  get  this  result  the  various 
singers  take  breath  at  different  moments*  The  third  psalra  was  sung  in  a 
similar  way.  At  the  beginning  the  first  verse  was  sounded,  then  two  men's 
voices,  partly  in  unison  and  partly  in  counterpoint,  sang  the  psalm.  No.  2, 
sung  by  young  Molokans — the  "Dry  Baptists" — shows  an  influence  partly  of 
the  orthodox  church  music  and  partly  of  Baptist  music.  It  has  little  in  it 
that  is  original,  although  it  was  beautifully  performed,  expressing  a  deep 
religious  feeling. 


Eugenie  LinefF,  A  Musical  To  at  in  the  Caucasus. 


555 


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Ilea-icm-*.— 148.     Psalm  cxlvia. 

Tiflis.     Old  Molokans. 


Musical  Example  No.  1- 


Soprano. 


Singers:  Michael  and  Theodosia 

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556 


Eugenie  Lineff,  A  Musical  Tour  in  the  Caucasus. 


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Praise  ye  the  Lord.     Praise  ye  the  Lord  from  the  heavens:  praise  Him  in 
the  heights. 


Musical  Example  No.  2. 


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III. 

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Trcmislaiion. 


0  praise  the  Lord,  all  ye  nations:  praise  Him,  all  ye  people. 

For  Hia  merciful  kindness  is  great  towards  us:  and  the  truth  of  the 
Lord  endureth  for  ever.    Praise  ye  the  Lord, 


Hcaifl.  — 40,  28,     Isaiah  xL  xxviii. 
Musical  Example  Nr.  3.  Molokans  of  Vladikavkaz*.  • 


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558 


Eugenie  Lineff,  A  Musical  Tour  in  the  Caucasus, 


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Translation. 


Hast  thou  not  known?  Hast  thou  not  heard,  that  the  everlasting  God,  the 
Lord,  the  Creator  of  the  ends  of  the  earth,  fainteth  not,  neither  is 
weary?    There  is  no  searching  of  His  understanding. 


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The  Doochobors,— After  a  hundred  miles  of  beautiful  mountain  scenery 
from  Borjoxn,  near  Tiflis,  to  Aehalkalaki,  the  aspect  of  the  ro^d  from  the 
latter  to  Doochoborie  changes  suddenly.  There  is  not  a  trace  of  tree  or 
shrub  to  be  seen.  In  many  places  along  brooks  and  small  rivers  which  inter- 
sect the  plain  in  several  directions  masses  of  stone,  thrown  as  if  by  a  giant 
hand,  call  to  mind  the  legend  of  the  devil  scattering  in  his  wrath  stone3 
and  mountains  upon  earth.  The  desolate  nature  of  the  place  shows  into 
what  a  desert  the  Doochobors  were  banished  for  their  persistence  in  follow- 
ing the  precept  of  the  Bible,  "Thou  shalt  not  kill",  because  this  was  the 
principal  reason  of  their  banishment.  The  word  "Doochobor"  means  "spirit- 
wrestler".  The  Doochobors  refuse  to  serve  as  soldiers,  but  as  Russia  has 
general   conscription   every   young  man    is    called    on   to   serve    his   term  of 

soldiership. 

In  Doochoborie  I  put  up  in  the  village  of  Orlovka.    It  is  a  large  hamlet 

with  wide  streets,  low  stone  houses  under  flat  roofs  covered  with  green  grass. 
The  enclosures  of  the  court-yards  are  also  made  of  stone.  There  is  not  a 
single  tree  or  bush  in  the  whole  place.  In  the  middle  of  Orlovka  there  is  a 
large  two-storied  house  with  a  red,  iron- covered  roof,  belonging  to  P.  P.  Yerigin, 
son  of  the  well-known  leader  of  the  Doochobors  in  Canada,  P.  V.  Yerigin. 
"When  we  arrived  at  the  house  of  Verigin  the  master  of  tbo  house  happened 
to  be  away.  I  was  admitted  to  a  neat,  sunny  room  of  faultless  cleanliness. 
The  painted  floor,  shone  like  a  mirror.  A  carved  bedstead,  with  snow-white 
blankets,  stood  in  one  corner  of  the  room.  A  goodly  heap  of  cushions  with 
laco  covers  gave  it  an  elegant  appearance;  the  furniture  was  substantial  and 
comfortable.  Yerigin's  mother,  to  whom  I  presented  letters  written  by  mutual 
friends,  received  me  very  kindly  and  made  me  welcome.  ;< 

The  Doochobors  make  a  very  agreeable  impression— tall  men  with  thought- 
ful faces,  kind  eyes  and  quiet  manners.  Dooohobor  women  wear  bright- 
coloured  dresses  and  embroidery  on  their  black  velvet  jackets,  similar  to  those 
worn  by  women  of  Little  Russia.  The  men  wear  half  cosak  and  half  Little 
Russia  costume,  with  a  military-looking  cap.  In  comparison  with  tho  natives, 
Armenians  and  Tartars,  who  dress  in  machine-made  stuffs  of  dark  colours, 
the  Doochobors  in  their  hand-made  clothes  and  white  shirts  with  coloured 
embroidery  have  a  joyful,  holiday  appearance;  in  spite  of  their  sun-burnt 
faces  and  hardened  hands,  which  tell  of  constant  work  and  daily  struggle  with 
the  severe  climatic  conditions.     During  the  three  summer  months  they  have 


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Eugenie  Lineff,  A  Musical  Tour  in  the  Caucasus.  559 

to  sow  and  to  reap  their  harvest,  as  very  often  cold  foga  and  frosts  destroy 
the  crops.  In  this  part  of  the  Caucasus — the  (Mokrie  Gory)  "Wet  Mountains" — 
only  oats  and  barley  can  ripen,  wheat  but  occasionally.  By  the  time  the 
crops  are  cut  near  Achaltsich,  thoy  are  still  quite  green  in  Doochoborie,  and 
not  above  one  foot  high.  This  peculiarity  of  the  climate  will  be  better 
understood  when  we  remember  that  the  Doochoborie  is  part  of  a  plateau  nearly 
7,000  feet  above  the  level  of  the  sea.  Their  wonderful  capacity  for  work, 
and  especially  their  perfect  communal  organisation,  allow  the  Doochobors  to 
live  well,  never  knowing  want.  The  poorest  among  them  possess  not  less 
than  two  cows,  but  many  have  fourteen  or  sixteen,  and  as  many  horses. 
They  sell  horses  and  cattle,  and  supply  milk  to  the  rich  Armenian  cheese- 
makers.  The  Doochobors  never  lose  heart.  Banishment  and  all  sorts  of 
persecution  they  accept  as  necessary  means  for  spreading  their  ideas.  Con- 
viction gives  them  strength  to  suffer. 

I  arrived  at  Orlovka  on  the  eve  of  the  principal  festival  of  the  Doochobors,  . 
which  took,  place  on  June  29,  the  day  of  St.  Peter  and  Paul.  It  was  the 
name-day  of  Peter  Verigin,  and  the  commemoration-day  of  the  refusal  of  this 
sect  to  serve  in  the  army,  and  of  the  burning  of  weapons  by  the  Doochobor 
soldiers,  an  act  for  which  they  had  to  suffer  so  much  afterwards.  Early  in 
the  morning,  the  majority  of  the  population  of  the  four  hamlets — Orlovka, 
Bogdanovka,  Efimovka,  and  Tambovka — started  in  their  furgons  (large  vans 
drawn  by  two  horses)  in  holiday  attire,  singing  psalms.  The  procession  made 
its  way  to  the  sacred  cave,  where  Lukeria  Vassilievna  Kalmikova,  for  a  long 
time  a  leader  of  the  Doochobors,  had  passed  her  days  of  religious  meditation. 
Her  memory  is  revered,  as  all  her  life  was  given  up  for  the  good  of  the 
Doochobors.  The  surroundings  of  the  sacred  cave  are  wild  but  picturesque, 
A  small  brook  runs  near  the  rocky  mountain  in  which  the  "cave"  is  fashioned. 
Masses  of  stone  are  thrown  everywhere,  and  the  whole  is  covered  with  patches 

of  long  grass  and  flowers.         . 

During  the  festival  I  saw  for  the  first  time  the  ceremony  of  brotherly 
kissing — a  custom  which  is  repeated  by  the -Doochobors  at  every  prayer  or 
service,  in  imitation  of  the  ancient  Christians,  The  singing  began  with  "the 
eight  beatitudes"-  An  elderly  woman  with  a  strong  voice  commenced  the 
verse  with  deep  feeling,  and  then  it  was  taken  up  by  the  whole  congregation. 
The  strict  singing,  the  earnest  faces,  the  peculiar,  impassioned  steadiness  of 
a  deep  religious  sentiment,  made  an  impression  not  to  bo  resisted,  Sometimes 
one  could  hear  sobs  in  the  vibrating  sounds  of  the  melody.  Yet  a  hidden 
power  was  also  felt  in  the  tune.  "When  the  prayer  was  over  the  people 
began  to  move.  The  whole  mass  divided  into  two  rows,  men  and  women 
opposite  each  other,  A  now  psalm  was  started,  and  the  ceremony  of  kissing 
began.  The  first  two  men  of  the  row  grasped  each  other's  hands  as  a  token 
of  spiritual  bond,  and,  having  shaken  hands  three  times,  gave  each  other  a 
brotherly  kiss;  then  they  bowed  to  one  another,  and  made  a  bow  to  the 
women  standing  opposite.  The  next  pair  did  the  same,  and  so  they  continued 
to  the  last  pair  of  the  row.  Then  the  women  proceeded  and  performed  the 
same  ceremony  throughout.  During  the  ceremony  the  singing  of  psalms  was 
continued  by  the  whole  community;  when  it  was  over,  the  ground  was 
covered  with  beautiful  white  felts  brought  from  the  furgons,  and  several 
pieces  of  hand-made  linen  cloth  were  spread  over  them.  Plates  and  eatables 
were  brought  out  and  put  on  the  improvised  tables,  and  a  good  many  samo- 


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560  Eugenie  Lineff,  A  Musical  Tour  in  the  Caucasus. 


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vars  appeared.  Tea  was  now  poured  out,  upon  which  an  elder  intoned  a 
•psalm,  and  the  whole  community  took  it  up.     Thtis  the  meal  began. 

On  our  way  to  the  sacred  cave  in  the  morning,  the  young  people  who 
drove  us  in  their  van  had  sung  chants  and  psalms.  The  same  was  done 
when  we  returned  to  Orlovka.  It  was  arranged  that  the  next  day  we  should 
begin  to  record  the  psalms.  However,  when  on  the  following  day  I  went  in 
the  evening  to  the  appointed  house,  I  guessed  hy  the  altered  disposition  of 
the  singers ,  the  host,  and  the  crowds  in  the  streets ,  that  something  had 
happened.  It  appeared  that  several  elders  did  not  approve  of  the  recording 
of  their  psalms  by  the  phonograph,  and  the  young  people ?  in  spite  of  their 
desire  to  sing,  did  not  feel  inclined  to  oppose  the  wishes  of  the  elders.    So  \ 

the  recording  could  not  take  place.    All  next  day  passed  in  negotiations  and  S 

doubts.  The  singers  were  anxious  to  hear  their  songs  recorded,  the  elders 
obstinately  withheld  their  consent.  At  one  time  I  thought  that  all  my  journey 
from  Moscow  (over  2,000  miles  one  way)  would  come  to  nothing  with  regard 
to  the  Doochobors1  singing;  but  as  luck  would  have  it,  the  chief,  P.  J?.  Verigin, 
arrived  during  the  night.  After  my  explanation  he  took  great  interest  in 
my   idea,   persuaded   the   elders   to   give   their   consent,    helped  me  in  every  '*' 

possible  way -to  do  my  work,  and  sang  himself  with  the  best  group  of  singers. 
The  psalms  were  so  long  that  several  cylinders  were  required  to  record  one 
psalm,  so  that  I  had  to  get  another  phonopraph  to  do  the  recording  without 
interruption.    In  all  I  recorded  about  thirty  psalms  and  chants  of  Doochoboria. 

The  Doochobor  psalms,  which  are  hased  on  the  Gospels,  are  exceedingly 
interesting  by  virtue  of  their  melodic  and  polyphonic  construction.  Moreover 
they  are  of  a  sombre  character  compared  with  the  singing  of  the  Molokans.  < 

The  melody  of  the  Doochobor  psalms  does  not  flow  like  the  melody  of  a 
folk-song  or  like  a  Molokan  tune.  Owing  to  the  slowness  of  the  tempo,  the 
custom  of  the  Doochobor  singers  is  to  spread  one  syllable  over  several  sounds, 
and  to  give  a  peculiar  accentuation  to  the  most  expressive  words.  This  is 
done  by  the  Doochobors  very  forcibly.  The  performance  of  the  psalm  rises 
from  piano  to  an  immense  crescendo,  as  the  singing  of  the  psalm  progresses. 
The  text  of  the  Doochobor  psalms  is  only  partly  taken  from  Holy  Scripture. 
Their  psalms  are.  composed  by  several  generations  of  Doochobors  and  are 
sung  from  memory ;  no  written  or  printed  copies  were  allowed  up;  to  the 
present  century.  Thoir  life,  full  of  persecution,  is  reflected  in  the  sombre 
character  of  their  singing.  The  number  of  the  Doochobor  psalms  is  very 
great  and  reaches,  so  they  say,  up  to  several  thousands.  New  psalms  are 
still  composed  y  as  a  reflection  of  various  events  of  their  life.  This  first 
attempt  of  recording  their  psalms  by  a  phonograph  must  be  considered  as  an 
introduction  to  a  large  work  of  collecting  Doochobor  psalms. 

As  just  stated,  the  Doochobor  psalms  are  exceedingly  long,  one f verse 
alone  taking  not  less  than  from  two  to  three  cylinders  for  recording.  Conse- 
quently an  attempt  to  present  a  Doochobor  psalm  in  a  short  paper  like  the 
present  appears  impracticable.    As  an  example  of  Doochobor  singing  can  be  * 

given  the  music  of  a  quasi-religious  chant  (No.  4)  to  the  words: 

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"Are  ye  doves,  are  ye  the  grey  ones?" 


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Eugenie  Lineff,  A  Musical  Tour  in  the  Caucasus. 


561 


A  Chant  of  the  Doochobors 
"Are  ye  Doves?" 


Musical  Example  No,  4. 


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Translation. 


Are  ye  doves, 

Are  ye  the  grey  ones? 

We  are  not  doves, 

We  are  not  the  grey  ones. 
Are  ye  swans, 
Are  ye  the  white  ones? 


■ 


"We  are  no  swans, 

We  are  not  the  .white  ones* 

We  are  angels, 

We  are  archangels,  . 

From  heaven-land 

We  are  the  messengers. 


■ 


1 


562 


Eugenie  Lineff,  A  Musical  Tour  in  the  Caucasus, 


: 


We  are  sent  by  the  Lord 
Over  all  the  world. 
All  the  wide  world. 

"Where  did  ye  fly? 

Where  did  ye  pass? 

What  did  ye  see, 


What  have  ye  heard? 
We  have  seen, 
We  have  heard 
How  the  soul  parted  with  the- body, 
Parted  and  took  leave, 


The  Community  of  N&io  Israel. — My  next  journey  was  to  the  station  of 
Abstafa,  on  the  Transcaucasian  Railway  line,  between  Tifiis  and  Bakoo, 
where  I  made  the  acquaintance  of  the  rationalistic  sect  of  New  Israel.  The 
members  of  this  community  are  partly  peasants  and  partly  "half-intellectuals", 
as  thoy  call  themselves.  They  are  all  of  Russian  origin.  The  village  of 
New  Israel  is  situated  only  at  about  a  mile's  distance  from  the  above-mentioned 
railway  station.  The  settlement  is  about  two  years  old  and  is  still  in  its 
formation  stage,  but  with  good  prospects  of  expansion  by  acquiring  further 
land  for  new  settlers  of  the  same  community.  Most  of  the  members  of 
"New  Israel"  come  from  the  district  of  Kouban,  where  there  still  remains  a 
large  number  of  brethren  awaiting  the  opportunity  to  leave  for  the  Caucasus. 
Amongst  them  are  very  intelligent  and  devoted  leaders  of  the  sect;  the 
brothers  Loubkoff,  LesLn  and  otters.  The  uNew  Israel"  sect  is  really  a 
revival  of  the  sect  t401d  Israel",  but  in  a  more  perfect  form.  It  is  a  religion 
of  love  and  reason,  and  its  moral  aim  is  also  the  realisation  of  the  Kingdom 
of  God  on  earth.  Like  Molokans  and  Doochobors  they  have  a  communal 
organization  of  land  and  work.  The  process  of  recording  the  religious  songs 
was  here  quite  easy,  as  every  one  sympathised  with  my  work  and  did  his 
best  to  help  the  cause,  regardless  of  the  urgent  work  in  the  fields,  it  being 
harvest-time.  I  was  able  to  record  over  forty  "Songs  of  Zion",  as  they  call 
their  chants.'  The  polyphonic  treatment  of  the  songs  is  very  interesting  and 
is  improvised  by  the  singers  themselves.  An  illustration  of  one  of  the  Z ion 
songs  is  given  in  Musical  Example  No.  5.     . 


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Musical  Example  No.  5. 


0    WepH    BBI    CiOKCKilL 

Oh,  ye  Daughters  of  Zion. 


Soprano. 

Alto. 
Bass. 


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Moderaio. 


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HoBbiir  BfepaiML 
New  Israel,  Akstafa. 


.    0    jtme  -  pu    bli      Ci    -    oh  -  cki  -  n}      0      ame-pn    bki  Oi- 


J       J    J    j  , 


oh  *  CKi    -  *.        Br»i    npe  -  Rpac  -  ni>i  -    a.     2.  Pa     -     3yai  -  hbi  •  ji, 


Eugenie  Lineff,  A  Musical  Tour  in  the  Caucasus. 


563 


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Tiiic-TM-  si  cepK-uwrB,  pa 


syM-HKt  -  yr. 


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ame-pu     Ci  -  o  -  na,    isoa 


pa  -  ayfi-iect,        ame-pu    Cl° 


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Bact       CCTB 


M   -  6pau  -  kii  -    na     smcpi    Hs    -  pa    -    a    -    an. 


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Translation. 

Ob,  ye  daughters  of  Zion, 
Ye  beautiful  ones, 
Wise  and  pure  of  heart, 
Loyal  to  your  duty: 
Rejoice,  daughters  of  Zion! 
Christ  is  coming  to  you. 
There  is  an  elect  one 
A  daughter  of  Isral. 

General  Conclusion. -The  recording  of  psalms  by  Ponograph  is   a .  ȣ 
departure.    Until  now  lay  melodies  only  were  recorded.    Although  the  psalm 


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4 


-•"reri 


564        C.  F.  Hennerberg,  Sechs  unveraffentlichte  Franz  Liszt- Autograph e. 

melodies  remind  us  of  the  folk-song,  being  based  on  natural  major  and  minor 
diatonic  scales,  they  have  their  own  characteristic  features;  and,  above  all, 
a  long  musical  period  which  depends  entirely  on  the  prose-text 'of  the  psalms' 
and  therefore  cannot  be  symmetrical.  Exception  must  be  made  for  the"  "Songs 
of  Zion"  of  the  New  Israel  community,  which  are  usually  rhymed,  and  all 
the  chants  of  the  Doochobors.  The  second  important  feature  is  that  psalms 
cannot  be  improvised  by  any  and  every  member  of  the  commune,  but  have 
been  created  for  centuries  and  must  be  transmitted  to  new  generations 
without  "the  least  alteration  whatever",  as  the  "Spiritual  Christian"  say.  It 
would  seem  therefore  that  psalms  have  no  variants;  but  at  the  same  time 
the  sectarians  admit  that  in  different  places  psalms  are  sung  in  a  different 
way,  or  rather  that  they  have  their  own  peculiarities  in  different  communal 
villages.  This  I  also  noticed  when  I  heard  the  same  psalms  Bung  by  the 
inhabitants  of  Orlovka,  Efimovka  and  Tambovka  in  Doochoborie.  It  appears 
that  there  is  a  certain  type-form  for  each  psalm,  as  it  is  with  the  folk-song, 
the  principal  motive  that  ought  to  be  known  by  every  member  of  the  sect, 
and  that  there  are  some  slight  changes,  which  create  the  differences  between 
the  performance  of  different  groups  of  singers  from  different  villages. 

The  polyphonic  construction  of  the  religious  songs  is  similar  to  that  of 
the  lay  folk-song.  One  voice  sustains  the  principal  melody,  then  secondary 
voices  work  it  out  in  a  similar  way  and  join  the  principal  melody  at  certain 
points  of  the  musical  period  in  unison.  In  all  the  three  communities  I  found 
the  singers  totally  devoid  of  any  musical  training  in  our  sense  of  the  word. 
Most  of  them  were  quite  illiterate— they  could  not  read  or.  write.  Yet,  owing 
to  constant  practice  from  childhood  in  choral  singing  and  their  great  love 
and  reverence  to  religious  music,  every  member  of  the  community  becomes 
an  expert  singer,  quite  able  to  extemporise  his  part  to  any  melody  which 
he  knows. 

I  am  really  at  the  beginning  of  my 'work  upon  the  sectarian  psalms.  At 
present  I  am  _  occupied  with  the  detailed  musical  analysis  of  the  collected 
psalms  and  with  the  complicated  work  of  transcribing  them  from  the  phono- 
grams.   I  hope  to  be  able  to  present  the  results  of  my  work  shortly  in  the 

form  of  a  book. 


Sechs  bisher  unveroffentlichte  Franz  Liszt-Autographe1). 


Von 

■ 

C.  F.  Hennerberg. 

(Stockholm.) 


1.  Brief,  den  Violoncellisten  Bernhard  Cossmann2)  betreffend.  (Im  Be- 
sitz  des  Herrn  Direktor  Fr.  Vult  von  SteijernS),  Kaggeholra,  Stockholm). 

1)  Die  Aktenatucke  werden  hier  wSrfclich  nach  den  Originalen  mitgeteilt. 

^Bernhard  Go  SB  man  n  wurde  bekanntlich  erst  1850  in  der  Weimar er  Kapelle 
angeatellt.  Vorhegender  Brief  zeigt  indessen,  daC  seine  Anstellung  schon  5  Jahre 
iniher  in  Frage  stand. 

3)  Herr  V.  v.  S.  hat  eich  in  Schweden  beeonders  urn  die  Ffirdenrng  der  Ideen 


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C.  F.  Hennerberg,  Secbs  unverofientlichte  Franz  Liszt-Autographe.         565 

Cher  exellent  ami 

Permettez  moi  de  fixer  quelques  instans  votre  attention  sur  Tengage- 
ment  devenu  indispensable  par  suite  de  l'incapasite  physique  de  Mr  Ulrich, 
d'un  nouveau  Violoncelliste  pour  notre  Orchestre,  et  de  vous  communiquer 
a  ce  sujet  une  lettre  de  M.  Oosmannj  avec  le  desir  qu'il  put  etre  donne 
suite  h  ses  intentions  de  s'e'tablir  &  Weimar.  Mr  Cossmann  est  un  jeune 
artiste  des  plus  veritablement  distingud.  II  a  jou<§  plusieurs  fois  des 
Solos ,  dans  les  Concerts  de  Leipzig  entre  autre,  avec  le  plus  complet 
succfcs;  et  il  serait  de  toute  fagon  un  exellent  aquisition  pour  la  Chapelle. 
Ses  pretentions  d'appointemens  sans  §tre  exessives,  d^passeront  cependant 
de  quelque  peu  l'honoraire  de  Mr  Ulrich;  mais  vous  pourriez  en  toute 
consience  de  bien  faire  l'avantager  dans  la  proportion  exigee  aujourd'hui 
par  tous  les  artistes  de  talent,  et  nous  n'aurions  qu'a  vous  applaudir  de 
l'avoir  fix£  parmi  nous.  Vous  savez  combien  les  faiblesse  du  pupitre  des 
Violoncelles  (pour  ne  pas  parler  de  celui  des  Altos!)  est  deplorable  dans 
notre  orchestre;  voici  peut  §tre  une  bonne  occasion  de  remedier  bel 
et  bien  h  ce  grave  inconvenient,  que  d'autres  rempla^ans  entretiendront 
k  une  plus  ou  moindro  degre;  —  en  un  mot,  engages  Mr  Cossmann,  si 
des  argumens  financiers  sans  replique,  ne  en  s'y  opposent  pas  absolu- 
ment  et  engagez-le  au  plutot,  en  lui  faisant  ecrir  directement  h*  Leipzig, 
avant  son  ddpart  pour  Paris, 

Monseigneur  le  G-a  Due  hereditaire  dont  fattends  le  retour  aprfcs 
demain,  a  6te  d'une  bonte  k  mon  dgard  dont  je  suis  vraiment  touchy  et 
Weimar  devient  ainsi  de  plus  en  plus  serieusement  cher  k  ma  reconnais- 
sance et  h  mon  avenir.  Puisse  enfin  line  sereine  et  grave  etoile  y  luire 
sur  ma  destin£e  trop  longtems  ballottde  par  les  flots  et  les  vents  contraire! 

Le  2  Janvier  je  partirai  d'ici,  et  le  4  ou  5  je  serai  entierement  h  votre 
disposition,  en  ma  double  qualite  de  votre  tres  humble  maitre  de  Chapelle, 
et  de  reconnaissant  et  devoue  ami  * 


F.  Liszt. 


18,  Decembre  1845. 


2.  Brief,  an  den  Komponisten  Siegfried  Saloman1).  {Im  Besitz  der 
Bibliothek  der  KgL  Musikakademie  in  Stockholm.) 

Verehrter  Herr  und  Freund, 

Ich  sage  Ihnen  meinen  besten  Dank,  fiir  die  Z  us  en  dung  des  Clavier- 
auszuges  des  Corps  der  Racke  und  der  Lieder,  Von  ersteren  werden  wir 
sehr  baldigen  Grebrauch  machen  nachdem  die  erste  Probe  Ihrer  Oper 

Richard  Wagner's  groBe  Verdienste  erworben.  Er  flbersetzte  in  schwediacher 
Sprache  K.  Gjellerup's:  »Ricbard  Wagner  i  sin  Trilogi  Nibelungens  Ring*. 
(Stockholm  1899). 

1}  Siehe  Riemann's  Musiklexikon. 


■ 


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566        C.  P.  Hennerberg,  Sechs  unveroffentlichfce  Franz  Liszt- Autographe. 


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fiir  nachsten  Freitag   angesagt.     Im  Falle  Sie  sich  noch  einige  Tage  in 

Leipzig  verbal  ten,   so  wird  es  mir  ein  Atergniigen  sein  das*' einstudieren  f 

des  Werkes  nach  meinen  Geniigen  zu  besorgen.  —  Unser  ganzen  Per-  j$ 

sonal  wird  mit  Freude  und  Lust  daran  geben,  und  durcbaus  keine  Racbe 

en  corps   dabei  veruben.   —  Sobald    mir  der    bestimmte  Tag  zur  Auf- 

fiibruxig  bekannt  wird,  soil  er  Ihnen  sogleicb  gemeldet  werden,  um  class 

Sie   Ibre   Einriehtungen   danacb   treffen    einige  Tage    frliher   hieber  zu  '"*' 

kommen  und  die  personliche  Leitung  bei  der  Hauptprobe  sowie  der  erste 

Vorstellung  iibernehmen, 

Viele  freundschaftliche  Grtisse  an  Joacbim  und  David  —  (NB.  Ooss- 

mann  ist.von  Seite  des  hiesigen  Intendanz  gescbrieben  worden,  und  Ihm 

ein  engagement  fiir  nachste  Saison  angeboten).     Kommen   Sie   bald  in 

unser  stille  Weimar  zuriick,  was  insbesondre  erfreulicb  sein  wird  fiir 

Ibnen  freundschaftlich  ergebeiier 

F.  Liszt, 
12.  Mai  1850- 

- 

[AufschriftJ      * 
Herrn 

Siegfried  Saloman 

Wohlgebohren 

Leipzig. 
Zur  giitigen  Besorgung 
Breitkopf  und  Hartel. 

■ 

Brief  3  und  4,  an  Frl.  Hilda  Thegerstrom1).  (Besitzer:  Herr  Leanarfc 
Lundberg2),   Stockholm,  Lebrer  am  KgL  Konservatorium  fiir  Musik.) 

■ 

Mademoiselle, 

Le  veritable  interSt  que  fm  trouye  h  faire  la  connaissance  de  Mon- 
sieur  votre  oncle  Berwald3]  me  rend  doublement  agr^able  de  vous  dire 
que  j'aurai  grand  plaisir  I  vous  voir  &  Weymar  et  h  remplir  de  mieux 
qu'il  se  pourra  me  promesse  donner.  D'apres  ce  que  j'ai  entendu  dire  de 
vous  |e  me  plais  h  croire  que  vous  a'aurez  pas  lieu  de  regretter  la  con- 

1)  Hilda  Aurora  Thegerstrom,  geb,  17.  Sept  1838  in  Stockholm,  gest.  daselbat 
8.  Dez,  1907,  Klaviervirtuosin,  Schulerin  von  A.  F.  Lindblad  und  Franz  Berwald  in 
Stockholm,  A.  P.  Maraontel  in  Paris  und  Franz  Liszt  in  Weimar.  Lehrerin  dea 
Klavierspiels  d.  Kgl.  Konservat.  fiir  Musik  in  Stockholm  1872  —  1904.  Biographie 
siehe  »Svenak  Musiktidning*  Axg.  28.  Nr,  1.    (Stockholm  1908), 

2)  Lennart  Arvid  Lundberg,  geb.  29.  Sept.  1863  in  Norrkuping,  Pianist  und 
Komponist  (Piano  solo,  Gesaog  mit  Piano  asw.),  Schuler  des  Stockholmer  Konserva- 
torinms,  atudierte  spelter  unter  Mad.  Camilla  Dubois  {geb.  O'Meara)  und  zuletzt  unter 
PaderewskL  Seit  1904t  nach  dem  Riicktritt  Frl.  Hilda  Thegerstrom's,  Lehrer  des 
Klavierspiels  am  Kgl.  Konservatorium  fflr  Musik  in  Stockholm, 

3)  Frl.  T,  und  Berwald  waren  deshalb  nicht  verwandt. 


C.  F.  Hennerberg,  Sechs  unverOffentlichte  Franz  Liszt- Autographs.         567 

- 

fiance  que  vous  me  temoignez  et  je  vous  prie  d'etre  assuree  que  vous 
rencontrerez  ici  un  tres  affectueux  recueil  ainsi  que  de  mes  sentiments 

tres  sincerement  distingues  et  devoues 

F.  Liszt. 

■ 

"Wevmar  20  Avril  57. 

Voici,  Mademoiselle,  les  quelques  lignes  que  vous  me  demandez*).  Je 
me  plais  a  croire  qu'elles  rempliront  le  but  propose:  si  vous  en  pensiez 
autrement  veuillez  me  dire  en  toute  sincfcrete  et  sans  gene  aucune  qu'elle 
serait  a  votre  sens  la  forme  la  mieux  appropriee  en  cette  circonstance 
aux  eloges  qui  vous  re'viennent  de  droit  et  qu'il  m'est  tres  agreable  de 

constater. 

Mille  compliment  tres  sincerement  affectueux  et  distingues. 

F.  Liszt. 

4  Decembre  [1857]  Weymar. 


' 


- 


5.  Gutachten  fiir  3Trl.  Hilda  Thegerstrom.  (Besitzer:  Herr  Ingenieur 
Hjalmar  Berwald  in  Stockholm,   em  Sohn  dea  Komponisten   Franz  Berw aid.) 

La  remarquable  faculte  musicale  de  Mademoiselle  Hilda  Thegerstrom, 
le  bon  gout,  la  netteteet  la  grace  de  son  talent  de  pianiste  deja  fort 
distingue'e,  feront  prevoir  avec  certitude  qu'en  continuant  de  de'velopper 
par  des  etudes  assidues  ses  rares  qualites,  elle  atteindra  a  ces  re'sultats 
exeptionels  qui  sont  le  fait  des  veritables  artistes  et  la  plus  effective 
garantie  de  leur  r  en  online" 


F.  Liszt. 


Weymar  5  Decembre  1857. 


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■ 

■  6.  Brief,  an  den  Komponisten  Franz  Berwald2).     (Besitzer  s.  Nr.  5). 

22  Fevrier  1858.     . 
Mon  cher  Monsieur 
Vous  m'avez  fait  a  la  fois  un  honneur  et  un  sensible  plaisir  en  me 
dediant  Votre  Quintetto3)  (No  2   Op.  6)  —  Je  Vous  en   remercie  bien 

■ 

1)  Hiermit  ist  offenbar  das  Gutachten  fiir  Frl.  T.t  siehe  Brief  Nr.  5,  gemeint. 

2}  Franz  Adolf  Berwald,  Kompcmisfc,  geb.  23.  Jul i  1796  in  Stockholm,  gest. 
3.  April  1868  daselbst.  Auf  Anregung  Prof.  Henri  MarteauTs  wurde  in  Stockholm 
1909  eine  Franz  Berwald-Stiftung  eingerichtet,  die  den  Zweck  hat,  die  Komposi- 
tionen  dieses  herrorr&genden,  aber  eigentlich  erst  nach  seinein  Tode  recht  gewtir- 
digfcen  Meistets  bekannt  zu  machen.  Ein  Verzeichnis  seiner  vielen  Kompositionen 
(Drucke  and  Manusknpte)  nebst  Porirafc  und  Biograpliie  findet  sich  im  *Musik- 
Beretning<  dea  Nordischen  Muaikverlags "  in  Kopenhagen  und  Leipzig  Nr.  5.  1912. 
—  Siehe  auch  Riemann's  Musiklexikon. 

3)  In  Leipzig  bei  Schubert  &  Co.  erschienen. 


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568        ».  K  Hennerberg,  Secha  unveroffenfclichte  Franz  Liszt- Autograpbe. 

sincerement  et  Vous-prie  d'etre  assure"  de  la  veritable   estime  et  sym- 
pathie  que  je  porte  a  vos  ouvrages.     Ce  Quintetto  (aussi  'bien  que  les  |] 

Trios  qui  i'ont  precede")  respire  pour  ainsi  dire  une  atmosphere  plus  rari- 
fiee,  plus  intellectuellement  tonique,  que  celle  dans  laquelle  se  meuvent 
les  bonnes  productions  en  ce  genre,  qui,  je  n'en  disconviens  pas,  me  . 
paraissent  souvent  plus  pesantes  que  solides,  moins  seneuses  que  mono- 
tones. La  facture  y  est  ingenieuse,  habile  et  souple,  les  developpemens 
et  les  incidens  maitrement  ordonnes ;  le  style  noble  et  d'une  harmonieuse 
originali  te.  — 

Si  j'avais  a  porter  un  jugement  sur  vos  oeuvres,  je  dirais  que  le  carac- 
tere  saillant  ra'en  semble  celui  d'une  invention  vivace,  exellement  reglee 
par  l'experience  et  un  charmant  esprit  et  eonduite.  De  la  sorte  Vous 
satisfaites  aux  exigences  de  Tart  sans  blesser  le  bon  sens.  Aussi  toutes 
les  fois  qu'il  se  rencontre  un  auditoire  susceptible  de  ces  Motions  qui 
sont  du  domaine  d'un  gout  eleve  et  ddlicat  dans  Tart,  Vos  Trios  et  Vos  ' 
Quintettes  peuvent  £tre  certains  d'un  complet  succes.  Maine  ureuseinent  " 
ce  genre  d'anditoire  ne  se  trouve  pas  en  tous  lieux,  et  a  tpus  momens, 
car  c'est  sur  tout  aux  pretendus  connaisseurs  et  jugeurs  de  la  musique 
que  peut  s'appliquer  frequemment  ce  mot  de  la  Bible:  «Ils  ont  des 
oreilles  pour  ne  pas  entendre* -  Mais  si  Vous  m'en  croyez  mon  cher 
Monsieur,  Vous  ne  Vous  laisserez  aucunement  infiuencer  par  cette  gente 
si  nombreuse  a  fausses  et  longues  oreilles,  et  continuez  comme  par  le 
passe"  a  ecrire  selon  que  Votre .  cosur  et  la  fantaisie  Vous  le  diront  C'est 
ainsi  qu'en  ont  agi  dans  tous  le  temps,  sans  plus  de  faoons,  ceux  qui 
ont  en  quelque  chose  a  dire  et  a  faire  dans  ce  monde.  — 

Apres  la  fonte  des  neiges,  fespere  que  nous  aurons  le  plaisir  de 
Vous  revoir  a  Weymar.  Je  m'en  rejois  doublement:  -d'abord  a 'cause  de 
l'agrement  personnel  que  me  vaudra  Votre  visite  et  puis  aussi  parceque 
je  crois  que  Vous  trouverez  que  Votre  niece  Mile,  The'gerstrom  a  par- 
faitement  mis  a  profit  son  se"jour  ici.  Ses  progr&s  comme  piamste  me 
paraissent  tout  a  fait  remarquables,  et  je  n'ai  que  les  meilleurs  eloges  a 
faire  de  son  talent,-  comme  de  son  zele.  — 

Veuillez  bien  agreer  mon  cher  Monsieur  avec  mes  tres  sinceres  re- 
mercimens  les  preuves  de  mes  sentimens  trfes  distingues  et  affectiones 

F.  Liszt. 


* 

* 


A.  Schering,  Die  Notenbeispiele  in  Glarean's  Dodekachordon  (1547).       569 


Die  Notenbeispiele  in  Glarean's  Dodekachordon  (1547). 

Von 

Arnold  Schering. 

(Leipzig.) 

Bekanntlich  enthiilt  Glarean's  Dodekachordon  (1547)  eine  klassische  An- 
thologie  von  inekrstimmigen  Tonwerken  aus  der  Zeit  von  etwa  1480— 154t>. 
Ihre  Auswahl  traf  der  Verfasser .  zuniichst  von  dem  Gesxchtspunkte  aus ,  die 
vorgetragene   Lehre  von    den  Tonarten  praktisch    zu   illustneren.  _  Daruber 
hinaus   aber   ist  rechtwohl   auch   seine  Absicht  zu  erkennen,    gewisse  werfc- 
volle,  durch  ihren  Gehalt  allein  interessierende  Arbeiten  in  der  Offer. thchkeit 
bekannter   zu   machen.      Dank   seines   Ansehens    als   eines   der  groBten   und 
vielseitigsten   Humanisten  bat   Glarean   diesen   Zweck   auch   erreicht,    mdem 
gerade  die  von  ibm  bevorzugten  Meister  und  Kompositionen  in  den  folgen- 
den  Jahrhunderten  vor  alien  andern  bekannt  warden  und  zitiert  worden  Bind. 
Haben  Tinctoris  und  Gafurius  den  Ruf,  die  offiziellen  Theoretiker  der  (nach 
der  ublichen  Einteilung)    ersten  beiden  niederlUndischen  Scbulen  gewesen  zu 
sein,   so  kommt  Glarean   die  Ehre  zu,   der  dritfcen  und  beginnenden  vierten 
als  Koramentator    zur  Seite    gestanden   zu   haben.     Auf  Grund   seiner   Hm- 
neigung   zu  Meistern   wie  Josquin,  Senfl,  Isaak,    und   bestiinmt   durch   den 
Charakter  der  Beispiele,  die  er  von  diesen  und  andern  mitteilt,  hat  man  ihn 
gleichsam "  als  Herold  der  sog.  klassischen  Epoohe  des  a  cappella-Gesangs  aus- 
gerufen.     Es  sei  mir  erlaubt,  dieser  Ansicht  entgegenzutreten. 

Nach  den  jiingsten  Versuchen,  fur  die  Tonkunst  des  15.  und  16.  Jahrn. 
eine  neue  Interpretation sweise  aufzuatellHh ,  nach  welcher  den  Instrumenten 
ein  aullerordentlich  groBer  Anteil  an  dem  Auffuhrungsorganismus  zuzuweismi 
ist,  wird  die  Frage  lebendig,  m.wieweit  sich  dieser  Anteil  gegebenenfalls 
auch  bei  den  etwa  100  Notenbeispielen  Glarean's  konstatieren  laBt.  l)a  das 
Dodekachordon  in  einer  deutschen  tjbersetzung  von  Peter  Bohn  vorliegt,  m  der 
die  bei  Glarean  in  einzelnen  Stimmen  gedruckteh  Tonsatze  dankenswerter- 
weise  in  Partitur  gebracht.  sind*),  so  lafit  sich  die  Pulle  des  gegebenen 
Materials    ohne   Miihe  uborschauen2). 

Die  Notenbeispiele  des  Dodekachordons  zerfallen  in  vier  mcht  streng  ge- 
sonderte  Gruppen:  1.  Kontrapunktische  Schulbeispiele;  2  Textlose 
Kompositionen;  3.  Mehrstimmige  Kompositionen  mit  fragmen- 
tarischem  Text;  4.  Ebensolche  mit  vollstandigem  Text.  Hierbei 
sind  die  ersten  beiden  Bucher  des  Werks,  die  den  einstimmigen  Gantus  planus 
behandeln,  ausgeschlossen. 

1.  KontrapTinktisehe  Schulbeispiele. 

Beispiele  dieser  ersten  Art,  die  als  Beleg  fur  einzelne  Finesseu  der  kontra- 
punktischen  Technik  und  der  Mensuralnotation  dienen,  entnimmt  Glarean 
in  der  Hauptsache  der  Practiea  musicae  (1496)  des  von  ihm  hochverchrten 
Pranchinus  Gafurius  (z.  B.  in  Kap.  4,  5,  8,  9,  10,  12   des  3.  Buches).     Es 

1)  Publikationen  der  Gesellschaft  fur  Musikforschung.    Bd.  XVI,  1888-1890. 

2)  Die  im  Polgenden  beigesetzen  Seitenzablen  beziehen  sich  auf  diese  Ausgabe. 


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* 


570        A,  Schering,  Die  Nofconbeispiele  in  Glarean's  Dodekachordon  (1547). 

sind  textlose  zweistimmige  Satzchen  von  wenigen  Takten ,  bei  denen  an  den 
JJaH  Oder  die  Mogliehkeit  einer  prakfcischen  Auffiihrung  vokaler  o'der  instru- 
mentaler  Natur  schwerlich  gedacht  1st.  Ohne  irgendwelcken  musikaliachen 
Wert  zu  beanspruchen,  genugen  aie  zur  einfachen  Demonstration  des  in  Rede 
stehenden  Spezialfalls.  Indessen  sei  darauf  hinge  wiesen,  daB  sich  die  Strukfcur 
mehr  nach  der  instrumentalen  als  nach  der  vokalen  Seite  hin  neigt  Da3 
1'ehlen  emer  Wortunterlage  hat  das  Fehlen  einer  plastischen  Motivbildun* 
zur  iolge;  die  Stimmen  schweifen  wie  planlos  umber  and  genugen  don  EemlS 
des  strengen  Vokalsatzes  nicbt,  ohne,  was  selbstverstiindlich  ist,  VerstoBe 
gegen.  den  guten  Satz  ttberhaupt  zu  bieten.  Als  Probe  diene  das  Beispiel 
aus  JFranchwus  auf  S.  155.  e»pi« 


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2.  Textlose  Kompositionen.  • 

Diese  zweite  Gruppe  macht  einen  betrachtlichen  Teil  der  Stucke  aus.  In 
I  rage  kommen  zuniicbst  zwei-  und  dreistimmige  Kaaons,  in  deren  Wieder- 
gabe  G-larean  sehr  freigebig  war.     Ich  ziible  im  Ganzen  16  Stuck: 

1.  Hobrechfc,  zweistimmig  (S.  203}. 

2.-5.  Joaquin,  zweist.  (S.  204,  404  ff.\ 

6.  Unbek.  Verf.,  dreist.  (S.  205,v. 

7.— 12.  Gregor  Meyer,  zweist.  (S.  232,  248,"  239,  270,  315). 

13.  de  Or  to,  zweist.  (S.  279). 

14.  Senfl,  dreist.  (S.  401). 

15.  P.  de  la  Roe,  vierst.  (S.  402). 

16.  Okeghem,  dreist.  (S.  410). 

Auch  diese  Stucke  dienen  in  erster  Linie  zur  Demonstration  der  Ton- 
artencharakteristik.  Indessen  sind  Oa  gegeniiber  den  in  der  ersten  Gruppe 
genannten  Scbulbeispielen  lauter  kleine,  in  sich  vollendete  Kunstwerke  die 
sicherlich  mcht  nur  auf  dem  Papier  exiatierten,  sondern  wo  immer  es  anging 
zum  Klmgen  gebracht  wurden.  Sie  veranscbauHchen,  wie  man  bereits  50  Jahre 
und  longer  vor  Joh.  Walther,  von  dem  jungst  dergleichen  Kanons  fur  Zinken 
und  andere  Instrumente  (1542)  aufgeWlen  wurden  1),  der  Jugend  und  alien 
andern  Musikfreunden  die  Freuden  des  instrumentalen  Ensemblespiels  nahe 
zu  bnngen  verstand  Noch  beute  bereitet  ein  Kanon  wie  der  folgende 
lustige  (S.  404)  von  Josquiu  (in  der  Obersekunde): 

1)  Vgl.  Zeitschrift  der  I.M.G.,  XIII,  H.  8,  S.  275. 


* 


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A.  Sabering,  Die  Notenbeispiele  in  Glarean's  Dodekacbordon  (1647).        571 


Josqaln,  Instrumentalkanon  in  der  Obersekunde. 


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usw. 


oder  der  ebenfalls  z weistimmige  (S.  203)  von  Hobrecbt  (im  Einklang): 

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Hobrecbt,  Instrumentalkanon  iin  Einklang. 


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-  usw. 


ungeschmalertes  Vergniigen *) ,  wiibrend  der  dreistimmige  (S.  410)  von  Oke- 
ghem  wohl  kunstvoll,  aber  nicht  sonderlick  woblklingend  geraten  ist  (»bei 
welcheni  es  notig  ist,  Obren  zu  haben*,  fttgt  Glare  an  selbst  binzu).  Figuren- 
wescn  und  melodiscbe  Struktur  solcber  Instrumentalkanons  konnen  als  zuver- 
lassige  "Wegweiser  dienen  bei  der  Feststellung  in  strum entaler  Partien  in  an- 
der  en  Tonwerken. 

Eine  etwas  geringer  verfcretene  Untergruppo   bildcn  textloae  Stiicko  bhne 

Kanonbildungen  —  die  oben  erwiihnten  Scbulbeispiele  abfferechnet  — ,  im 
Ganzen  neun?  namlich: 

3,  Unbek.  Verfasser,  dreiBtimmig  (3.  158}. 

2.  Seb.  Hey  den,  vierst.  (aus  dessen  >A.rs  canendi*  1537}  (S.  161}. 

3.  Ghiselin,  vierst.  (S.  162). 

4.  Unbek,  Verf.,  dreist.  (8,163). 

5.  Senfl,  vierst.  (S.  168). 

6.  7.  Hobrecbt,  dreist.  (S.  178,  182). 

8.  Joaquin,  dreist.  (S.  408). 

9.  Unbek.  Verf.,  vierst  (S.  426). 

Das  groCte  und  prachtigsto  unter  diesen  Stiicken  ist  Nr.  5,  Ludwig  Senfl's 
Phantasie  iiber  die  secbs  voces  musicdles^  d.  b.  iiber  den  Tonleiterausscbnitfc 
ut — la.  TJm  namlicb  Sangerknaben  und  jungelnstrumentisten  mit  dem  Wesen 
der  Tonleifcer,  der  Intervalle  und  dem  Gebraucb  der  Tonsilben  vertraut  zu 
macben,  pflegte  man  ihnen  eine  Stimme  z\xv  Ausfiihrung  zu  geben,  die  aus 
einer  Zusammenstellung  verschiedenartigster  Tonfolgen  im  Bereiche  des  ut—la 
beatand.  Diese  TonleiterubuDgen  wiirzte  man  mit  zwei  oder  drei  kontra- 
punktierenden  Gegenstimmen  und  erreicbte  damit,  daB  die  Qual  zur  Freude 


1)  Praktische  Auffiihrungen  baben  das  erwiesen. 


572 


A.  Schering,  Die  Notenbeiapiele  in  Glare  art's  Doaekachordon  (1547). 


wurde.  Solche  mehrstimmigen  »Deduktionen«  der  voces  musicales,  liber  die 
sogar  Messen  geschrieben  wurden,  brachte  jedes  groBere  musikaliscbe  Lehr- 
buch  der  Zeit.  Sie  weisen  sich  in  der  Mehrzahl  der  Falle  als  instr.umentale 
G-ebilde  aus,  bei  denen  das  ut  re  mi  usw.  keineswegs  immor  als  gesungen 
zu  denkeu  ist.  Glarean  bringt  im  11.  Kap.  des  3.  Buchs  ein  dreistimmiges 
Satzcben  von  G.  Khaw,  in  dem  die  Mittelstimme  einen  kurzen  lateimschen 
Text  auf  die  auf-  und  absteigende  Tonleiter  singt,  wahrend  die  textlosen 
Auflenstimmeu  diese  "Obung  wiirzen.  Derselbe  Ehaw  gibt  in  seinen  Tricinia 
1542  JNr.  51)  eine  rein  instruraentale  dreistimmige  Deduktion  der  voces  unter 
der  Uberschrift  » Exercitmm  sex  vocum  musicalium,  pro  puaris  in  schola*  (!). 
Ich  setze  den  Anfang  des  20  Takte  umfaasenden  Stiickes  in  den  Orieinal- 
schltisselri  her: 


A.ua  Ehaw,  Tricinia  1542. 


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(NB.) 


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2    usw. 


Das   erwahnte,  yollig    textlose   Stuck  Senfl's    ist.  urn  vieles   kunsfcvoUer,. 

insofern    zu  den  (instrumentalen)  Tonleiterubungen  der  Oberstimme   als  Gegen- 

stimme  die  Melodie  des  weltlichen  Lie  des  Fortuna  gesetzt  ist  (vollatandig  bis. . 
zur  Matte,  dann  wiederholt),  und  diese  beidea  Stimraeu  schlieBlich  noch.- 
durch  einen  lebhaft  figurierenden  Tenor  und  Bafl  zu  einem  tadellosen  vier- - 
stimmigen  Instrumental  atz  erganzt  werden.  Zur  Illustration  sei  der  Anfang  . 
mitgeteilt  —  Raumriicksichten  balber  auf  zwei  Systeme  zusammengezogen: 


ii 


■  ■  ■ 


1    - 


I 


A.  Scliering,  Die  Notenbeispiele  in  Glarean's  Dodekachordon  (1547).        573 


S.enfl,  Deduktion  der  Voces  mufticales  (Sopran),  *im  AH  die  Melodie  >Fortuna<. 


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33 


574        A,  Sobering,  Die  Notenbeispiele  iii  Glarean'a  Dodekachordon  (1547j, 


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Der  hobe  padagogische  Nutzen  solcher  Stiicke  liegfc  auf  der  Hand:  wahrend 
dor  junge  Zinkenist  oder  Violist  sich  Tonnamen  und  Griffe  auf  aeinem  In- 
strument einpriigte,  horte  er  gleichzoitig  semen  Kollegen  am  zweiten  Zink 
die  Melodie  Fortuna  blasen  und  hatte  somit,  ohne  sohon  iiber  sonderliche 
Technik  zu  verfiigen,  die  Grenugtuung,  sich  in  einem  vierstimmigen  Konzert 
horen  zu  lassen.  —  Mehr  den  bloflen,  gleicbsam  geschlechtsloseh  Schulbei- 
spielen  sich  n  libera  d  und  als  Paradigmata  fur  den  Gebrauch  der  Prolationen 
und  Proportionen  aufzufassen  Bind  die  drei  Stiicke  von  Heyden,  Ghiselin  und 
des  Ancmymus  (Nr.  4).  Auch  sie  mogen  immerhin  jungen  lustrum entisten 
als  nutzliche  tJbungastiicke  godient  haben.  Die  beiden  KompoBitionen 
Hobrecht's  benutzen  ein  und  dieselbe  Oberstimme,  vielleicht  die  Melodie 
eines  weltliclien  Liedes.  Die  TJnterstimmen  sind  —  wie  der  folgende  Aus- 
scbnitt  zeigt  —  echte,  kraus  und  sprunghaft  gefiihrte  Instrumentalstimmen1): 


I 


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Hobrecht,  InstrumentalBtiick  (Fragment  daraus). 


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4 


1)  Glarean  bemerkt,  diese  Komposition  niihere  sich  sckon  etwas  dem  Tanze, 


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A.  Severing,  Die  Nofcenbeispiele  in  Glaroan'u  Dodekachordon  (1547).        575 


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* 


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:  etc. 


In  Joaquin's  Fuga  ad  minimani  (S.  408)  scheint  die  Mittelstimme  eine 
bekannte  Liedmelodie  zu  sein,  urn  die  herum  die  Aufienatimmen  —  der  Bafl 
in  fulminanten  Sprungen  und  PaBsagen  —  branden: 


-    ■ 


Joaquin j  Fuga  ad  minimaca  (Fragment  daraus). 


J^a 


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usw. 


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38* 


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■ 


576"       A.  Schering,  Die  Nofcenbeispiele  in  Glarean's  Dodekachordoc  (1547), 


SchluD. 


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-► 


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9&&aF££2h^TX3tt&*' 


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Dergleichen  Baflfiihrungen  begegnen  namentlich  in  der  niederlandiscben 
Motettenliteratur  zu  Hauf,  z.  B,  in  der  Motette  Inviolata  aines  Unbekannten 
(wabrscheinlich  Josquins)1): 


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(textloa) 


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aber  aucb  in  Messen,  z..B.  im  Sanctus  der  Messe  Si  dedero  von  Hobrecht: 


Hobrecbt. 


bis 


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"(testlos) 


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usw. 


--    . 


Oder  im  Pleni  der  Messe   *Er6hlicb  Wesen«  yon  H.  Isaak:    - 

Iaaak, 


. 


*  *   ■  ■         y 


■  (textlos) 


" 


.  r .  ;■ 


1)  Petrucci,  Motetti  L,  1501 


■- 


*      . 


■ 

A.  Sobering,  Die  Notenbeispiele  in  Glarean's  Dodekacbordon  (1547). 


577 


Aucb   AdamLuyr's   Jupiter  omnipotent   bei  Glarean  (S..242)   bringt   solcbe 
aufgeregten,  echt  instrumentalen  Basse. 

3.    Mehrstimmige  Kompositionen  mit  fragmentariscHem  Text.      ; 
Nebcn  die  bisher  angefiibrten  25  vollig  texUosen,  daber  obne  welter* »  als 
instrumental  zu   betrachtenden  Kompositionen  treten  weitere  27     be,  denen 
entweder  nur  am  Anfang    einige  Textworte   steben  oder   der  Tex sobembax 
planlos  oder  gar  nur  fragmentariscb  unter  die  Stumnen  veiteilt  ist. 
1.  2.  Josquin,  Agnus,  dreistimmig  {S.  165),  def|b  ^eist  (S  260) 
3.-5.  Josquin,  Pleni,  zweist.  (S.  187),  ebenso  (S.  204),  ebenso  (S.  280). 

6.  Joaquin,  Benedictus,  zweist.  (S.  398). 

7.  P.  de  la  Eue,  Christe,  vierst.  (S.  230). 

8.  »  Pleni,  zweist.  (S.  188).     ' 
'     9.               »  Kyrie,  vierst.  (S.  404). 

10.  Brum  el,  Qui  venit,  zweist.  (S.  249). 

11.  »  Pleni,  zweist.  (S.  412). 
.  12. .        »          Benedictus,  zweist.  (S.  413). 

13.  P.  Wueat,  Pleni,  zweist.  (S.  271). 

14.  A.  Fevin,  Pleni,  zweist.  (S.  315).  ■ 
15.— 25.  Gr.  Meyer,  11  Eyrie  und  Christe  (S.  364rr.}. 

■  26,  A.  Sylvanus,  Kyrie,  dreist.  (S.  391). 
27.  N.  Craen,  Ecce  video  coelos,  dreist.  (S.  285). 


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Die  Zusaminenstellung  zeigt,  daB  bier  vor  allem  zwei-  un d  dreistimmige 
Satze  inBetracbt  kommen,  und  zwar  solche  auf  die  Teste  des  Kyrie  Bene- 
dictus, Pleni  und  Agnus.  Gerade"  diese  Satze  der  Me**  aber  gehorten  wie 
an  anderm  Orte  des  naheren  ausgefubrt  wurde'),  zu  denen,  die  man  vor 
allem  gem  auf  der  Orgel  allein  oder  auf ^ Instrument^  spielte.  .^-setze, 
urn  von  dom  instrumentalen  Cbarakter  und  von  der  LTnmoglicbkeit  zu  uber 
zeugen ,  den  Text  aucb  nur  annabernd  verniinftig  unterzulegen ,  das  Bene- 
dictus .Nr.  12  von  Ant. -Brum el  her. 


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Be-ne  -  die  -  tas 


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Be-  ne-dic-tua        qui 


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1)  Die  niederiiindische  Orge'lmesse  im'  Zeitalter  des  Josquin,  Leipzig,  1912.  , 


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'578       A;  Sobering,  Die  Notenbeiapicle  in  Glarean's  Dodekacbordon  (1447). 


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mi-ni  [bis  zum  SchluB  tcxtlos] 


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A.  Sobering,  Die  Notenbeiapiele  in  Glarean'a  Dodekachordon  (1647). 


579 


Der  Herausgeber  unci  tjbersetzer  CHttwaX  fc  Bon,,  hat  bh* n i^J  n 
Fallen  redlich  bemiiht,  fragmentarische  Teste  zu  erganzen,  so  gut  e >  genen 
wollte,  und  dieseErganzur-gen  in  Klammer  gesetzt  Hier  «"«  «gj2SS 
StUcken  jedoch  hat  er  darauf  vemchtet,  was  jedcr  tun  w.rd,  der  das  We  che 
versucht.  Oder  will  man  wirklich  unter  diese  lusttge,  schou  %^^%^^ 
unarten  der  spatereu  Zeit  antizipierende  Oberstrmme  den  Oert  deB^Benedio 

to.  und  (etwa  auf  der  5.-7.  »)  achtmal  die  Worte  in  *f""*J5 
gauz  abgesehen  von  den  Sohlangenwindungen  der  TJafcMbm?  .7?ftSi 
fpiol  ist  keineswegs  eine  Ausnahme.  TJm  bei  Glarean  zu  bleiben  .  im  Plem 
dLelben  Komponisten  {2fr.  11)  dorohmiBt  die  *nte»bmme  *V^£ 
Schnelligkeit  das  Tonbereich  Tom  tiefen  H  bis  ™  Mu»  '  *» »en*^ 
efcwas  minder  be vvegte  Oberstimme  in  dem  ganzen  48  Takte  langen  alia  bi  eve 
Satze  uberbaupt  nur  eine  einzige  Mimmapause  hat. 

Brumel  (Pleni,  Fragment). 


[to  silos] 


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terra        gloria      [textlo3  -bis  zum  Schlnfl] 


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580 


A.  Schering,  Die  Notenbei6pie]e  U  Glarean's  Dodekacbordon  (1647). 


fu    ,K»„  Q'  »'«*    geBcnneoen,    em    Instrumentalkanon    wo     der    ,von    Hobrerbt 


Jo 


squin,  Instrumentalkanon  (Agnus)  in  der  Oberquinie  und  Unterqu 


^^^5^ 


arte. 


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Agnus  [toxtlos  Ms  zum  SchluCj, 


S- 


*=m^ 


y^-j^=^ 


U8W, 


TPm  Gleiche  trifft  fur  das  Pleni  Nr.  2  mit  seinen  Spriingen  und  abru»teii 
Schlussen     W  fur   das  ganzlicb  textlose  Pleni  Nr.  4   und  seine  oben  le 
nannten'  Gescbwister  zu.      Tn  P    d«  "U    P„Q'„    ,  ■      **      ■  ?,?  .        ,g 

der  Messe   ««w    9    a„L    -i       •  a de  la   Rue  P    viersfamimgem   Christe  {aus 

SS  dW   ftw!m1ThBt  Z  •  ande?r/^rP-^on  verlockenden  i.brunftig  n 

Scbtbeft   238piSnmai1    ^   Anfang-r   Di6Se  *****   nicbts  von.  ihrer 
ocnonnext    und    Poesie,    wean    sie    von    Instrumental    vorgetraffen    werden 

rtugflrn   vielmebr  die  Wirkung    des    gesungenen   Tenors.      Die    Evrfes    des 
Nr<L?nT8ten  GT°;  Meyei'   •**"    Unten   D00b  *  besprecbTset 


» 


far  iSS^  »«-  Beweismaterial 

brineen.    Doch  W ?** .  ™?i  !uwu?  *in8trumeatalmesse«  vor  und  nach  1500  zu  er- 

■£hSts&  Zeuge  einer  groBen  Profession    (wabrscheinHch ' zu  FroS 
SSttgol^^^SfiS.  4E8ri)S:Cbrieb  darfiber  *»  Bein  T^ebuch  *•»  W 

-       *£iT  ,  omafn^m  flde  dal  ambacht  der  heiligen  missen  wJdmbeXnnen 

'        «/,^-«     /i  •  9hesonghen,    met  mit  siemmen  mer  werden  'al  hr*l 

tar-in        ™  mUSyCk  °P  ***•«*»  «lsoe  da,  dit  seer  lufteUk  las  at 

geautlTn   foJ^TZ^^T  (dM  ^"""ft  w«rde  nichfc  mifc  Menacbenstinnnen 
SSS  »  ?^^^-—    -^^bben! 


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7 


*, 


A.  Sobering,  Die  Notenbeispiele  in  Glarean's  Dodekachordon  (1647),        581 


4.  Mehrstimmige  Kompositionen  mit  vollst&ndigem  Text, 

In  fiinfzig  abgeschlossenen,  fur  sicb  bestehenden  Kompositionen  des  Glarean- 
schen  Werkes  findet  sicb  vollstandig  und  fortlaufend  untergelegter  Text.  BaB 
die  Existen2  eines  solchen  yokaie  Ausfubrung  samtlicber  Stimmen  keineswegs 
einschlieJlt,  wurde  mit  Nachdruck '  bereits  an  anderer  Stelle  hervorgehoben. 
Finden  sicb  schon  in  den  soeben  zitierfcon  Stttcken  mit  fragmentariscbem  oder 
wabllos  untergelegtem  Text  Belege  dafurj  so  in  erbohtem  MaBe  in  den  folgen- 
den.  Auf  Grund  der  in  meiner  Scbrift  »Die  niederl.  Orgelmesse  im  Zeitalter 
des  Jbsquin*  aufgestellten  vier  Krtterien  zur  Beurteilung  von  instrumental  ge- 
fuhrten  Stimmen  glaube  icb  die  hierher  gehorenden  50  Nummern  in  iblgende 
Gruppen  zerlegen  zu  miissen;  a)  begleitete  Gesange  fur  erne  Solostimme  oder 
einstimmigen  Chor;  b)  Gesange  fur  zwei  oder  mebr  Solo-  (oder  Chor-)stimmen 
mit  standiger  oder  intermittierender  Instrumentalbegleitung;  c)  Kompositionen 

im  a  cappella-Stil. 

Da  es  nicbt  angeht,  samtliche  bierber  gehorende  Kompositionen  im  einzelnen 

"zu   besprechen,    Helen   aus  jederder  drei  Gruppen  einige  bezeichnen.de  Bei- 

■spiele  herausgegriffen  *) >     Schreiten  wir  von  der  einfachsten- und  unmittelbar 

einleucbtenden   Praxis  -  zur  •  anseheinend   komplizierteren   fort,    so   bab.en    wir 

zunacbst  ......  ... 


" 


• 


■■ 


a)  begleitete  Gesange  fur  eine  Solo-  (oder  Cbor-)Stimme. 

(S.  250)  Th.  Tzamen,  Domine  Jesu  Christ* >  dreistimmig.  Der  gesungene 
Tenor  liegt  in  der  Mittelstimme,  die  beiden  Aufienstimmen  sind  als 
gespielt  zu  betracbten  2)« 


Th.  Tzamen. 
(instr.) 


* 


^ta 


3)  Do        - 

Singstimrne 


.mine      Je 


su  Chri 


ste,  rex, 


sa- 


Do-mi  -  ne 

•(instr,) 


Je 


- 


-  sa  Chri 


ste,  rex 


sa- 


Do  -  mi 


ste,  rex  sa  -  lu  -  tis 


^. 


. 


;.. 


T> 


' 


1)  Aus  Raumriicksichten  inuB  die  Wiedergabe  von  Beispielen- in  grSBerem 
MaCstabe  unterbleiben;-  icb  bitte  daher  die  Neuausgabe  des  Dodekachordon  zur 
Hand  zu  nehruen.  Der  nicbt  zum  Singen  bestimmte  Text  ist  im  Folgenden  durcb 
kleineren  Druck  gekennzeichnet 

3).Es  bedarf  hier  wie  in  den  ubrigen  Fallen  keines  besonderen  Hinweises  auf 
die  Sinnlosigkeiten,  die  sich  ergeben,  wenn  die  AuBenstimmen  als  vokal  betracbtet 
werden.    Man  beachte  vor  allem  die  g&nzlich  verkehrten  Betonungen  der  latei- 

w _  w  .*^      ^     — . ,  v./,    v~/_^ \»/  ^ 

nischen  Worte,  z.  B.:  Jesu  Ghriste>  salutis,  quern  nan  pigmt,  relinquere  (Oberst.); 

rex  salutts  nostrae,  pzyuiti  rehnquere  (Unter&timme], 

3)  Der  Violinschliissel  ist  originab  


*    .  . 


A 


* 


' 


582       A.  Schering,  Die  Notenbeiapiele  in  Glarean's  DodeTcachotdon  (1547). 


lu    -    Us  no 


la 


tis 


no 


strae 


m 


no 


au 


strae  au 


tor, 


'4 


strae 


fit 

- 


m 


tor, 


*•    #.— . 


t^ 


to-. 


tor, 


quern  non 


^ 


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quern 


i 


i    * 


&*4 


pi  -  gu  -  It 


que  -  re    sum 

L    ^"  • 


mi  pa- 


quem      non         pigu  -  it 


re-lin    -       -    que 


re 


sum- 


non  pi    -    ga 


it      re  -  Hn 


■ 


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- 


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1 


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mi 


pa  -  tris 


so 


- 


li 


* 


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sum  -mi 


pa 


tris 


qnere 


It    -  am, 


g^g=^i 


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■ 


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i 


p 


so   -   li     *> 


-     urn 


» 


1  ^i  ,'' 


i 


.  - 


■i , 


s 


(S.  397)  Listenius,    » Jesu    Ohriste * ,   dreist. 
Rudimenta  musica  [1533]). 

Ich  teile  .davon  nur  die  ersten  fiinf  Takte  mit 


us    dessen    Musica    bzw. 


»         • 
U 


' 


A.  Sobering,  Die  Noienbeispiele  in  Glarean's  Dodekachordon  (1547}.        583 


Listenius. 


- 


Je    - 

(Singstimme) 


su  Ckri 


ste,       Je- 


m^ 


U3W, 


.^^^^S^^^^jg 


-a- 


Je 


su    Ohri   .    - 


ate 


Dieselben  Fiille  liegen  vor  bei: 

(S.  228)  S.  Dietrich,   0  Domine,  dreist.  ■* 

(S.  242)  Ad.  Luyr,  Jupiter  ommpotens,  dreist.  Im  zweiten  und  dritten  Teil 
steht  e'mer  rein  vokalen-  Ausfuhrung  nichts  im  Wege. 

(S.  207)  Hobrocht,  Parcedomine,  dreist.  (nur  TJnterstimme  vokal,  falls  nicht 
das  Ganze  iiberhaupt  als  Orgelstiick  zu  betrachten  ist), 

(S .  400)  J  o  s  q u  i  n ,  Agnus,  dreist. 

(S.  300)  Gr.  Meyer,   Qui  mihi,  vierst. 

(S.  272)  H.  Isaak-(?),  >TuIerunt  dominion*  vierst.  Oberstimmen  und  BaB 
dieser  berrlichen  Magdalen  enklage  darf  man  sich  in  der  Ausfuhrung 
von  drei  Violen  denken.  Zu  der  raolodieffihrenden  Tenorstimme  treten 
an  einigen  Stellen  (besonders  schSn  bei  der  Stelle  »videbo  salvatorem*  *) 
und  am  SchluB)  drei  andere  Stimmen. 

(S.  208  und  389).  Glarean  teilt  an  diesen  Stellen  zwei  deutsche  Volkslieder 
in  vierstimmigem  Safcze  mit:  »Acb  hiilf  mich  leidt*,  und  »Aus 
hertzens  grund*,  jedopb  mit  lateinischen  Pa'rodien,  von  denen  die 
erste  (0  vera  lux)  ■  von  ibm  selbst  stammt.  Beide  Male  liegt  der  ge- 
sungene  Cantus  firmua  (wie  es  aucb  in  der  von  Glarean  anscbeinend 
benutzten  Quelle,  dem  Aieh'scben  Liederbuch,  und  in  den  raeisten 
Liederbucbern  der  Zeit  der  Pall  ist)  im  Tenor.   Das  erste  Lied  beginnt: 

(inatr.) 


fit 


:Iee^e» 


0   to  -  ra      lux 
(instr.) 


ai-tis -si-mi  pa- 


0     ve-ra  lux    et      glo  -  ri  -  a 

C.  f.     (Singstimme) 

m 


ta— .L_ - 

Je-su  re    -  dem    - 


^te 


0    ve  -  ra  lux 

(instr.) 


al   -   tis  -  si -mi 


fc 


ve-T.i 


ggg^fe 


et  2I0  -   ri 


a  altis-si-mi  pa 


tris,  Jc     - 


■^- 


1)  Man  beachte  hier  beim  Eintretea  des  Tenors  die  Einsatzzeicben 
drf»  an  der  fir*  Stimmen. 


•h  in  den 


■ 


:* 


584        A.Schering,  Die  Notenbeispiele  in  Glarean's  Dodekacliordon  (1547). 


tris,  Je-su,  re-dem 


ptor         hu-ma 


-nae  gen 


i^^ 


ptor 


hu  -   ma 


llQ 


^§ 


nae  gen 


tis,  spes  si 


mul- 


pa-tris, 


^^m 


t 


*Je    -    su,      redeni    -    jitor 


* 


-f ... 

su,  red  em 


§g^ 


s 


3= 


31 


*     ptor  hu-ma 


^£ 


— fe 


nae     gen  -  tis,  spes  si- 


liu  -  ma  -  nae 


i 


si-mul-ijiie    ea  -  In  -  tis     por 


\ 


§=S§^E3E33i 


■fz^. 


^}a^E£ 


que  salutis       por    ■  -      tus. 


[textlos] 


S=J 


J 


S=£ 


3: 


r 


2 


s 


mul-que    sa-lu 


tis         por   -  tus, 


0- 

U8W, 


t 


— &- 


spes      si -mill  -  que     sa  -    hitis    por    -      -    tus 

3= 


3-t- 


0 


■ 


'"     ' 


D<*B  hier  tatsachlich  nur  der  Tenor  als  gesuugen  zu  denken  ist,  geht  aus 
b-lareans  Bemerkungen  hervor: 

»In  dieseni  Gcaange  iefc  uns  etwas  Wunderlichea  passiert.  Als  wir  den  Text 
desselbeni)  ins  Lateinische  iibertragen  wollten  . . .  ,  bonuhten ' wir  uns,  so-gut  es 
ging,  die  emzelnen  Silben  den  einzelnen  Noten  anzupassen,  d.  h.  den  karzen  Not-en 


V 


1)  Er  ruhrt  yon  Adam.de  fella  her  und  beginnt: 


t 


* 


-\ 


: 


>Ach  half  raieh- leidt  und  senlich  klag, 
Mein  Tag  hab  ich  kein  East, 
So  fast, mein  Herz  mit  Schmerz  tut  ringen, 
Springen  nach  verlomer  Freud*  usw. 


<■    . 


Es  war  dieses  Lied  urn  1500  eins  der  oeliebtesten  und  verbreitetsten.  E.Ber- 
nouili,  Aus  Liederbuchern  der  Humanistenzeit,  Leipzig  1910,  teilt'im  Anbane  vier 
verschiedene  Bearbeitungcn  der  Melodie  mit  fS.  86ff.}.  " 


*      -  ■         ■    - 


* 


■ 


#•. 


■v 


A.  Sobering,  Die  Notenbeispiele  in  Glareanrs  Dodekacbordon  (1547).        585 

kurze  Silben  und  den  langen  Noten  lange  Silben  unterzulegen.  Und  so  ergab  sicb 
uns,  ohne  daB  wir  einmal  daran  dachten,  folgendes  Gedicht,  wie  man  es  unten 
sieht:  eiaiges  unvollstandig,  anderes  unscbOn.  Jedoch  die  Noten  selbat  waren 
schuld  (weil  man  sie  nicht  andern  durfte),  daB  nicbt  alles  ganz  vollkommen  *rurde«. 

■ 

Darauf  folgt  unmittelbar  der  Abdruck  seiner  lateiniscben  Verse   mit   der 
Angabe  ihrer  prosodiacben  Charakteristik,  namlich 

■ 

*  %  0  vera  lv&  et  gloria  "  Dimelmm  jambieum  aeaialeciicum 

Altissimi  patris,  .  Dimelr.  jamb.  brachyeataleoL 

\Jesu  redemptor  humanae  gentis,  »  »      seaxon  hypercakcL 

Spes  simulgne  salutis  partus.  >  '      trochaicum  sed  scaxon  , 

*   Oramus  tex  mundi  deem,  pairis  honos^  Trimeirum  jamb.  catalecL 

Intwde  rebus  hominmn  pene  perditis.  *  >        acatalect. 

usw. 

Der  Augenscbein  lehrt,  sobald  man  den  vierstimmigen  Tonsatz  heranzieht, 
datt  Glarean  bei  der  TJmdichtung  ins  Lnteinische  einzig  und  all ein  den 
'  Tenor  im  Auge  hatte  und  nur  mit  Rucksicht  auf  ihn  Langen  und 
Kurzen  der  lateiniscben  "Worte  verteilte.  In  der  Tat  aipd  seine  Terse  den 
Hebungen  und  Senkungen  dor  Melodie,  dem  inusikalischen  Metruin  und  der 
Lange  und  Kilrze  der  Noten  bo  vortrefflicb  angepaBt,  daB  man  meint,  den 
originalen  Text  vor  sicb  zu  haben.  Ganzlich  willkurlick  und  geradezu  falscb 
dagegeri  deklamieren  die  ubrigen  Stimmen,  in  denen  prosodiscbe  TJnmoglich- 

\j     —   \j   \J    \J   \J  \s v/ K/  _\^^.  W  ^  __ 

keiten  wie  honos}  intendei  hominum,  collapsuras}  domicilium7  miseriae  usw.  das 
Obr  eines  jeden  Humanisten  aufs  schlimmste  beleidigen  mufiten,  abgeseben 
von  der  Leicbtfertigkeit  und  Gleicbgiilti gkeit ,  mit  der  fiber  erbab en e  Aus- 
driicke  wie  altissimi,  Jesu)  spes  usw,  hinweggegangen  wird.  Diese  Prinzipien- 
losigkeit  in  der  Textunterlage,  /die  im  Originaldruck  nocb  viel  starker  hervor-r 
tritt  als  in  dem  ausgleichenden  modernen  Bohn'schen  Partitur-Neudruck,  ist 
neben  dem  -rein  muaikaliscben  Charakter  der  Stimmen,  der  Takt  fur  Takt 
auf  Instruments  "weist,  ein  J5eichen,  daB"  hier  an  vokale  Ausfiihnirig  nicht  zu 
denken  ist.  Die  im  a  cappella-Satz  gescbriebenen  Stiicke  derselben 
Zeit  kennen  eine  eolche  Gleichgultigkeit  gegen  "Wort  und  Sinn 
nicbt  (s,  unten), 


... 


b)   Gesaiige  fur  zwei  oder  mehr  Solo-  oder  Chorstimmen 
mit  standiger  oder  iniermittierender  Instrumentalbegleitung.  . 

Ein  trefflicbes  Beispiel  fiir  zweistimmigen  Gesang  und  Instrumente  ist 
Josquin's  vierstimmiges  0  Jesu,  fill  David  .(S.  316),  in  dam  S.opran  und 
Tenor  den  einem  Volksliede  entlebnten  Cantus  firmus  kanonisch  durchfuhren. 
Das  gleichejtrifftfiir  Isaak's  Tola  pulckra  {S.  215)  zu.  Einenvon  Stimme 
zu  Stimme  wandernden  Cantus  firmus ])  bat  Josquin's  Victimae  pasckali 
laudes.  (S.  328).  Im  folgenden  sind  die  gesungenen  Stropben  durch  groBen, 
die  gespielten  Teile  durcb  kleinen  Textdruck  untersehieden.  .Die  gesungenen 
Partien,  aneinandergereibt,  ergeben  dio.  alte  "Wipo'scbe  Ostersequenz. 

1)  Sein  Evsoheinen  wurde  in  der  Praxis  der  Organisten  Permutaiio  eenannt; 
s.iPaesler's-Abhdlg,  iiber  Bucbner's  Fundamentbuch  in  Vierteljahrsscbrift  fiir 
Musikwissenschaft  V,  S.  86.  . 


-  -v 


586        A,  Sobering,  Die  Notenbeispiele  in  Glareatrs  Dodekachordon  (1547), 


I 


Josquia. 


- 


SE2E 


t=t=t=:: 


?=S== 


mi 


i 


Vi  -  cti-mae   pa 


lau  -  des 


im-mo    - 


^*P^ 


ctimae  paschali       lati-des  ini-mo-lent         Ohri- 


& 


» 


*  - 


atiurnw- 


r: 


g=E 


e 


Vi-cti-mae  pa 


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li      lau 


des 


im  - 


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5: 


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Chri  -  stus  in-nocens 


pa-tri  re- con 
[!] 


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II  -  a  -  vtt 
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Chri-atns 


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pa  -  tri'   re   -  con  - 

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A.  Sobering,  Die  Notenbeispiele  in  Glarean's  Dodekacbordon  (1547).        587 


pa 


tri    re  -  con 


ci-li  -  a  -  vit         pec- 


J 


gti^p^^te 


m 


peeoa-to 


-     res. 


Mors  ot     Ti  - 


ta 


con    -    ci 


li 


^ 


& 


a  -  vit  pec-ca    -  to 


res. 


^^^*^P^ 


re 


-  con-oi-U  -  a  -  vit 


r- 


pec 


-    ca 


ca       -   to -res*  Mora 


6t  VI 


ta    ■  du     -    el 


J= 


1 


du-el   -  lo 


I 


re  nil 


ran 


do 


usw. 


to  -  res. 


Mots  [!]  et 


lo   con- 


Welchen  Sinn  hatte  diese  eigenartige  Kompositionstechnik ,  wenn  der 
Cantus  finnus,  wie  es  beim  a  cappella-Vortrag  notwendig  der  Fall  sein  muB,  in 
dem  Stimmengeflecht  untergeht  1}  ?  Wie  unerkliirlich  bliebe  das  TJmschlagen 
in  instrumentale  Figuren  und,  sobald  die  Stimme  den  Cantus  firmus  verlaBt, 
das  Hinauf-  odor  Hinabateigen  in  ungesanglicho  Lagen,  abgesehen  wiederum 

von  Deklamationsfeklern  wie  paschali,  peecatoris,  duello  (Oberstimme),  tnnocens, 

rTcmicihwiF  (Alt)  und  hastig  hervorgestofienen  Silbenmengen !  —  Intereasant 
ist  ferner.  die.  vierBtimmige  Bearbeitung  des  Offertoriums  Domme  fac  meeum 
(fer.  IV.  postni.  Dom.  Quadr.)   von  Sixt  Dietrich  (S.  303).     Hier   ist  der 

1)  Man  vergleiche  iibrigens  das  im  Aprilkeft  der  Blatter  fur  Houb- und  Kirchen- 
musik  (Langensalza)  mitgeteilte  >Vaterunser<  von  B.  Resmarius.  DaB  heute  solche 
Stficke  nach  vorausgegangener  Sisyphusarbeit  des  Einstudierens  gegebeneufalls 
wirklich  a  cappella  abgesungen  werden  konncn,  sei  kemen  Augeubhek in  Prage 
geatcllt;  ein  gut  geschulter  Cbor  durfte  sogar  Bach'sche  Praludien  und  Klavier- 
*ueen,  Beethoven'sche  Adagien,  Mendelssohn'scbe  Lieder  obne  Wovte  mit  emiger 
Mfiheals  »Chorstucke«  bemlltigen.  Nur  wird  meniand  behaupten  wollen  daB  die 
Korapositionen  dadurcb  plotzlich  ihre   ursprdnghche   instrumentale  Bestimmung 

verloren,  '  . 


■ 


588        A.  Sobering,  Die  Notenbeispiele  in  Glarean's  Dodekaebordon  {1547).. 

w 

(allein)  gesungene  Cantus  firmus  im  Alt,  olle  Zweifel  behebend,  in  der 
sebwarzen  romiseben  Cboralnote  [!J  geschrieben.  Tenor  und  Bag  erweisen  sich 
in  Fuhrungen  wie:    ■■■..•» 


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■    ■  ■ 


•  ■ 


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als  instrumental  bis  auf  die  letzten  Misericordia-'Rui^  bei  denen  anscheinend 
der  Chor  eintrat.  Schoii  bei  propter  nomen  setzte  der  Sopran  ein,  sodafi  sich 
eine  prachtige  Steigerung  bis  zum  SchluiJ  ergibt.  —  Das  gleich  daijauf  folgende 
Ab  ocGultis  desselben  Verfassers  (S.  305)  benutzt  die  liturgiache  Melodie 
(Graduate  fer.  III.  post  III.  Dom.  Quadr.)  nicht  getreu,  sondern  eine  eigene? 
darangelehnte  (im  Alt).  In  Takt  25  geht  die  Ftthrung  an  den  Sopran,  in 
Takt  32  an  den  Tenor  uber.  Mit  Parce  domino,  an  dem  auch  der  BaB  teil- 
nimmt,  ■  schlieBen  samtliche  Stimmen  wie  im  vorigen  Beispiel,  nur  daB  die 
letzten.  yierzehn  Takte  (textlos!)  als  insstrumentales  Nachspiel  m  betrachten 
sind., —  Das  zweistimmige  Domine  non  secundum  des  Yaqueiras  (S.  189) 
bringt  in  ;der  Oberstiinine  die  mit  Neben-  nnd  Durchgangsnoten  verbramte 
liturgische  Intonation  (Tractus  fer.  IV  cinerum  ad  Missam);  die  Unterstimme 
erweisfc  sich  in"  der  Struktur  ihr  nichf  -im  mindesten  '  ebenburtig,  d."  h:  ist 
wiederum  instrumental: 


Liturgische  Melodie: 


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n- 


Bo- 


nn -  ne, 


non   ae  -  cun-dum       pec-ca-ta       no-stra 


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Vaqueiras. 


Do-mi    • 


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non  secun  -  duin  pec  -  ca- 


1 

A.  Schering,  Die  Notenbeispiele  in  Glarean's  Dodekachordon  (1547).        539 


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WO-        -      U6\7. 


Das  unraittelbar  folgende,  dazugeborige  Domine  ne  memimris  (Versus)  (S  190} 
dagegen  1st  vollig  vokal  und  kann,  in  pracbtigem,  zweistimmigem  Kontra- 
punkfc  (limtierend)  geschrieben,  als  bezeicbnendes  Gegenbeispiel  zum  vorher- 
gebenden  ^dienen,  wesbalb  Glarean  sie  wohl  auoh  zusammengestellt  bat 
Josquin  s  zweistimmige  Kompositionen  derselben  Texte  {S.  191f.)  ahnoln 
den  beiden  vorigen.  Im  Domine  non  secundum  weiat  abermals  der  in  Cboral- 
noten  vorangestellte  Anfang  der  liturgiscben  Intonation  in  der  Oberstimme 
darauf  bin,  daB  wirklich  nur  dieso  gesungen  worden  ist: 


Do  -  mi    - 


ne 


cim  -   dum 

.    b 


pec 


pec 


non    sc- 


Non     [!]    se- 


€a- 


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p_      * 


fc* 


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no 


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f^uae  uaw. 


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Im  -zweiten   Stuck   setzen   bei   Quia  pauperes   (viersi)    die  Instruinente    em 

q'SS  f  Z  ?nm   W6it/r  S!,ngt;.    A^hJH,  Gr'  Meyer'8   Gw/tefcr  (viarst.; 
b.  MS)  tragt  der  Tenor  die  allerdinga  vielfach  umgebogene  liturgische  Melodie 

vor,  wahrend  die  Instrumente  dazu  einen  poetischen  Kommentar  singen 

Schon  diese  wenigen  Beispiele  aus  Glarean  zeigen,    daB  die  neue  Inter- 

•  ■  pretationsweise,    die   sich  hier  jedem  Kundigen  geradezu    aufdrangen    rauB 

erne   nbchst  vielseitige  Musikpraxis    erscblieBt,   welche  Sangera   wi©  Spielern 


s.a.nro.  xm. 


ao 


■ 


590       A<  Sobering,  Die  Notenbeispiole  in  Glarean'a  Dodekachordon  (1547). 

■ 

Gelegenbett  gab,  sich  in  den  mannigfaltigaten  Formen  der  Solo-  oder  Ensemble- 
musik  zu  bet&tigcn.  Es  kommen  indessen  weitere  hinzu,  in  den  en  neb  en  den 
Instrumenten  der  Chor  mehrstimmig  beschaftigt  ist.  .So  geartet  sind  Jos-  v 
quin's  ~Platvx.it  autem  David  (S.  377)  und'  der  berfihmte  Liber  generaiionis 
(S.  338),  die  Aufziihlung  des  Stammbaums  Christi.  Im  ersteren  tritt  der  Chor 
in  demselben  Momenta  ab  und  Llberlafit  den  von.  Anfang  an  mitgebenden 
Instrumenten  die  WeitcrfUhrung,  ■  wo  David  seine  verzweifelte -Frage  (Sopran  '■ 
zu  zweistimmiger  Begleitung)  erhebt:  Quomodo  ceciderunt  fortes  in  proelio? 
Dieselbe  Stelle  wiederholt  sich  im  vierten  Teil,  wo  der  Alt  das  Solo  singt1). 
Die  starke  "Wirkung  dieser  erregten  Composition  wird  nicbt  erreicht  vom 
endlosen  Liber  generaiionis,  bei  dem  scbon  Glarean  seiner  Verwunderung 
Ausdruck  gibt,  wie  Josquin  sicb  durcb  den  sproden  Textstoff  iiberhaupt  babe 
anregen  lassen  kounen.  Sich  diese  verwirrende  Fiille  bloCer  Namen  von  An- 
fang bis  zu  Ende  a  cappella  gesungen  zu  denken,  kame  nicbt  nur  einer  uner- 
horten  Forderung  von  Leistungskraft  bei  den  Silngern,  sondern  aucb  einer 
ebenso  unerhorten  von  Geduld  bei  den  Zuhorern  gleicb.  Auch  hifer  wechselt 
vielmehr  Vokales  mit  Instrumentalem,  unci  vermu'tlich  wurde  gerade  hier  mit 
einem  besonderen  Aufwand  verscbiedensterKlangeffekte  gerecbnet.  Im  einzelnen 
anzugebea,  wie  eine  Scheidung  beider  Elemente  (Soli  bzw.  Chor  und  Beglei- 
tung) vorzunebmen  sei,  wurde  an  dieser  Stelle  zu"  weit  fuhren  und  einenvoll- 
standigen  Neudruck  erfordern.  Nur  soviel  sei  gesagt,  daB  die  merkwiirdige 
Composition  auf  diese  "Weise  urn  vieles  ertraglicher,  ja  durcb  die  nunmehr  viel 
scbiirfer  hervortretende  Cbarakteristik  der'  einzelnen  Geschlechter  geradezu 
fesselnd  wird.    Wahrscheinlich  verlief  das  Ganze  bis  zu  dem  kronenden  Schluil-  .  | 

satze:  Jacob  autem  gmuii  Joseph  virum  Mariae,  de  qua  natus  est  Jesus,  qui 
vacatur  Ghristus  in  einer  macbtigen  klangliehen  Steigerung,  die  recbt  wohl 
Andacbt  und  "Weihe  verbreiten  konnte. 


Wir  treten  schlieBlich  zu  den 


• 


- 


...  c}  Gresangen  im  a  cappella-Stil 

w. 

fiber.  Sie  unterscbeiden  sich  von  den  balb  oder  ganz  » instrumentischen « 
grundsatzlich ,  indem  sie  eine  einfache,  scblichte,  nur  bei  besonders  hervor- 
tretenden  "Worten  fiber  syllabische  Deldaraation  hinausgehende  Textunterlage 
aufweisen,  durchimitierend  oder  einfach  akkordisch  gehalten  sind  und  uberall 
den  Eegeln  des  strengen  Vokalsatzes  genfigen.  Als  ein  Prachtstfick  dieser 
Gattung  darf  Joaquin's  De  profundi*  (S.  332)  genannt  seitt.  Wie  ruhig, 
yomekm,  sinnvoll  und  musterbaft  gesanglich  ziehen  die  Stinimen  dahin,  hier 
motivisch  untereinander  verbunden,  dort "  zu  konzertierenden  Gruppen  aus- 
einandertretend  oder  sich  zu  wuchtigeri  Akkordfortschreitungen  vereinend. 
Nirgenda  Schnorkel,  Fiorituren,  Passagen ,  ermudende  "Wortwiederholungen, 
wie  sie  in  anderen  .Gesangen  •instrumentiscEer  Natur  be'gegnen  (vgl.'  etwa 
Josquin's  Agnus,  S.  350;  Gr.  Meyer's  ConfiMor,  S.  393  u.  a.),  und  scbon 
die  Art  des  Druckes  bei  Glarean:  ubersichtlicb  auseinandergeruckte  Noten- 
typen  (gegenuber  den  zusammengedrangten  der  andern  Stucke),  dazu  sorg- 
faltig  untergelegter  Text  heben  diese  Gruppe  von  den  iibrigen  ab  (vgl.  etwa 
S.  358  f.  des  Originals).  Die  gleiche  wohltuende  Rube  und  gesangliche  Elarheit 
strahlt  desselben  Meisters   bekanntes  Ave  Maria  (S.  317)'  aus,    oder  Senfl's 

.   1)  Der  Name  »Saul<  ist  nbrigens  stets  zweisilbig  zu  behandeln. 


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A..  Sobering,  Die  Notenbeispiele  in  Glarean's  Dodekackordon  (1547).        591 


■  ■ 


Bms  in  adjutoriwn  nieimi  (S.  292),  oder  des  Schweizers  Yannius  Atimdite 
(S.  261),  oder  A.  de  Vinea's  Ego  dormio  (S.  200).  Aber  es  sind  nicht  viel 
Stucke  dieser  Art  bei  Glare  an  zu  fin  den.  Br  selbst  deutet,  wxc  sogleicb  zu 
bemerken  sein  wird,  den  Grund  dieser  Tatsache  an. 

Ziehen  wir,  am  Ende  des  kurzen  Bundgangs  angekommen,  das  Fazit 
unseror  TFntersuchungen,  so  ergibt  sick,  dafi  der  grofite  Xeil  do  rim  Dode~ 
kachordon  mitgeteilten  Kompositionen  (etwas  fiber  die  Halfte)  dera 
mit  Instrumenten  begleiteten  Gesange,  der  kleinste  Teil  (etwa 
acht)  der  im'a  cappella-Satz  geschriebenen  Literatur,  das  iibrige" 
aber  der  reinen  Instrumentalmusik,  angehort.- 


■- 


*         4*  • 


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Dieses  immerhin  fiberraschende  Resultat  leitet  zu  der  Frage  fiber,  ob 
Glareau  selbst  im  Text  Andeutungen  fiber  die  wochselnde  Bestimmung  der 
Literatur  oder  iiber  ihre  Ausfuhrung  gemacht  hat.  Er  sowohl  wie  andere 
frfihere  oder  gleichzeitige  Schriftsteller  ha  ben  vermieden,  fiber  die  Auffuhrungs- 
praxis  ihrer  Zeit  so  zu  sprechen,  dafi  aus  ihren  Bemerkimgen  fiir  alle'.vor- 
kommenden  Falle  ein  klares  Bild  gewonnen  werden  kaiin.  Fast  scheint  es, 
als  habe  ilrian  ein  niiheres  Eingehen  darauf  fiir  unter  seiner  Ehre  befunden. 
Dennock  ist  diese  Schweigsamkoit  so  verwunderlich  nicht,  wenn  man  bedenkt, 
daB  aus  noch  viel  spaterer  Zeit  Lebrbficher  des  Kontrapunkts  und  theore- 
tische  Traktate  vorliegcn,  die  der  praktischen  Seite  der  Musikubung  gar 
keino  oder  dqch  nur  geringe  oder  auf  ein  spezielles  Gebiet  {z.  B.  die  Gorgia) 
beschrankte  Beachtung  schenken-  Tiber  die  so  auBerordentlich  wichtige  Teil- 
.nahme  der  Instramente  an  den  ersten  Opera  der  Peri  und  Caccini  sind  wir 
z.  B,  bisher  nur  ungeniigend  informiert  und  wissen  in  gfinstigen  Fallen  nur 
von  Art  und  Zabl  derselben.  .Selbst  in  Monteverdi's  Orfco  (1608)  erscheinen 
Stellen,  wo  zwar  Instrument^  genannt,  aber  deren  Parte  nicht  ausgeschrieben 
sind;  ja  noch  P&rtituren  des  18.  Jahrh.  geben  Ulitsel  auf  in'bezug  auf  Art 
und  "Weise  der  praktischen  Ausfuhrung.  In  solchen  Fallen  dienen  entweder. 
Aufffihrungsberichte  als  Leitfaden,  oder  gelegentlicbe  Randbemerkungen  der 
Autoren  oder  Schriftsteller.  Aus  der  Sparlichkeit  solcher  zur  Zeit  Glarean's 
und  friiher  mufi  geschlossen  werden,  daB  es  sich  in  bezug  auf  den  Anteil 
der  Instrumente  um  ein  so  anile r or dentlich  einfaches  Prinzip  handelte, 
dail  ein  Aufhalten  bei  ihm  nicht  notwendig  erachien  und  sein  Inkrafttreten 
getrost  der  lebendigen  Praxis  iiberlassen  werden  konnte.  TJm  so  me-hr  Gewicht 
ist  natfirlich  jenen  wenigen,  gleichsam  nur  am  Eande  stehenden  Bemer-' 
"kungen  beizulegen :  ihre  Kiirze  mufi  die  Lange  und  Bedeutsamkeit  eines 
Kompendiums  aufwiegen. 

Glarean  erwahnt  im  Dodekachordon  haufig  Instrumente  (Cithara,  Orgel, 
Monochord,  Lyra,  Trumacheidt),  doch  nur  vorfibergehend  und  ohne  Nach- 
druckM.  Trotzdem  ist  er  nicht  so  schweigsain,  wie  man  bisher  anzunehmen 
geneigt  war.     Ich  greife  einige  bezeichnende  Stellen  heraus. 

1)  Hervorgehoben  sei  nur  die  Stelle  II,  Cap.  VII:  »Neque  enim  uttw  est  cantus> 
vel  Citharae^  vel  alio  instrttmento  habilis,  qui  nmi  in  aliqitam  septetn  diapason  specie- 
rum  cadaU\  >denn  es  gibt  keine  fiir  die  Cithara  oder  ein  anderes  Instrument  ge- 
eignete  Komposition,  die  nicht  auch  in  eine  der  sieben  Oktavengattungen  fiele, 
.  ,  .  bo  dal3«  —  f&hrt  Glarean  fort  —  »sicherlieh  nicht  bezweifelt  werden  kann, 
dafi  Horaz,  der4  seine  Gedichte  zur  Lyra  gesungen  und  der  Modi  so  oft  Erwahnung 
tufct  sie  aufs  b?ste  gekannt  hat*. 

89* 


* 


* 

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592       A.  Sobering,  Die  Notenbeispiele  in  Glarean's  Dodekacbordon  (1547). 

lm/f!fJ?'  10^  bt?ht6fc  6rUW  einen  tizarren  Sologesang,  den-er  als  Jung- 
Sl^rSl^oT11  n?°J   2U  R0tW1  lm  »»M*  gebort.     In 


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^^^pi^^ 


fli-e-ru-sa  -  lem  Ca  -  piMi   tu-i 


si -cut  gre-ges 


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■■- 


mnes     ge  -  mel-lis  foe  -  ti    -   bus 


Dazu  setzt  er  die  ebarakteristische  Bemerkung: 

Ponemus  tamentam  monstrose  expatia-  Jedoch  wollen  wir  ein  elnziges  Bei- 

noms  unum  exemplum,  quod  quidem  non  spiel  einer  so  ungebeuerlichen  Auswei- 

iam  posso,  quam  miror,   quod  venerit  in  tung  hersetzen,  was  mir  zwar  nicht  ao 

mentem  ei  qui  talem  cantum  ordiri  vo-  8enr  gefallt,  als  es  mich  in  Staunen  setzt, 

luerit,  in  quo  neumata  ludunt  per  diapason   was  wolil  d  e  m  .in  den  Sinn  gekommen 
saltus.*  sein  mag,  der  einen  solchen  Gesang  an- 

beben  konnte,  in  dem  die  No  ten  in  Ok- 
taTsprungen  dabinscberzen. 

Mit  andern  Wortcn:  Glarean  lehnt  ein  solcbes  unsangliches  »Gezwitecber« 
[gamtus,  vie  er  an  andern  Stellen  mit  Vorliebe  sagt)  ab.  Desgleichen 
wendet  er  sich  gegen  das  Responsorium  Shut  mains  (S.  116),  da  es  sicb  bei- 
naiie  im  Umfange  einer  Doppeloktave  bewege: 


+ 


a,,*  ]STfiau°  ei  **„ D  ma9no  ad  ec  ^minalum,  uno  deficiens  tono  a  disdiapason, 
qua  hcenha  kercules  (!)  ego  non  uterer*, 

Fand  Glarean  solche  Exzentrizitaten  schon  im  einstimmigen  Gesange  der 
iiuge  wert,  urn  wieviel  scharfor  hatte  er  sie  in  jenen  mebrstimmigen  Stticken 
tadeln  mussen  wie  den  oben  S.  573  ff.  mitgeteilten.  Keiner  einzigen  der  Kom- 
positxonen  aber  mit  dergleicben  Sprungen  und  ungesangHcben  Pbrasen  hangt 
er  einen  Tadel  in  diesem  Sinne  an,  obwohl  er  sicb  sonst  nicht  scbeut,  frei- 
miitig  sein  TJrteil  iiber  die  ktinstleriscben  Qualitaten  einzelner  Stiieke  zu 
bekennen:  gowifi  ein  Beweis  dafur,  daB  Sthmnen  mit  solcben  Sprungen  und 
Ausweitungen  als  nicbt  gesungen  zu  betracbten  sind.  —  In  dem"  interessanten 
38.  Kapitel  des  2.  Bucbs  >tjber  den  Vorzug  des  Phonaseus  vor  dem  Sympko- 
neta«  (Original  S.  175)  wagt  Glarean  den  "Wert  des  einstimmigen  Gesangs 
gegeniiber  dem  mebrstimmigen  ab1): 

Qui  primus  invenit  T&norem  >Te  deum  1st  nicbt  der,  welcber  den  Tenor  »Te 

laudamus<  aut  alium  quempiam,  ut  *Pange  deum  laudamus*  oder  irgend  einen  an- 

lingua<,  sit  ne  ingenio  praeferendus  ei,  qui  aern   w*e    'l^ange    lingua*    erfand,    an 

postea  integrant  ad  eum  Missam  composuerit  Schopfergabe   dem  vorzuziebn,   der  ber- 

Primum  quidem,  ut  non  nihil  pracfemur,  5ach  dazu  eine  gauze  Messekomponierte? 

infieiasirenonpoSSumus,utriqU.eidviribua  ?frst>  ^m  .JSFK  V0Ta^T*l  £"' 
<inn0n«;  „»^#„«,  .4  *  i-  j  "»*««**  ltdnnen  wir  nicbt  leu gnen.  dau  dies  bei 
mgmij  accidere,  et  natural*  quadam  ac  in-    beiden  mehr  durch  dfe  K^ft  des  Genies 

genua  mrtule,  magis  quam  arte.    Cuius  rei   und  eine  gewisse  naturlicbe  und  ange- 

1)  Phonaseus  =  Melodieerfinder;  Sijmphoneta  =  kontrapunktiscber  Bearbeiter 
einer  gegebenen  Melodie. 


.*!' 
*<*.. 


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A.  Sobering,  Die  Notenboispiele  in  Glarean's  Dodekaebordon  (1547].        593 


causa  videtur,  quod  plaerurnque  etiant  qui 
Musica  msciunty  in  tenoribus  inveniendis 
mirum  in  modum  valeani,  ui  apparet  in 

lingua  mdgari  nostra^  vel  Celtics  vel  &er- 
manica.  Bursas  quod  in  addendis  vocibus 
qui  valmty  ei  ipsi  plaerurnque  mate  musica 
didicerint,  ut  nihil  de  alijs  dieam  diseiplinis. 


Non  est  igitar  dubiurn,  quin  ul  unum 
plura  aniecedit,  iia  una  voce,  quarn  pluribus 
conure  sit  mzdlo  aniiquius*  Porro  quando 
Musica  est  delectalionis  mater,  utilius  multo 
ezistimo  quod  adpturiwm  deleciationem  per- 
iinei,  quam  quod  adpaiteorum,  Unius  auiem 
vocis  msignis  ac  nobilis  Tenor  et  verbis  apiis 
prolatus  apad  homines  plureis  oblectat,  dodos 
pariier  ittdoctos.  Artificium  enim  illud  qua- 
tuor  pluriumve  vocum  quoins  quisque  est, 
etiam  inter  ezimie  dodos,  qui  vere  inielligat? 
Qmnes  quidem,  cum  audiunt,  laudant,  nc 
quis  indociior  habeatur,  si  viiuperet 


borene  Fahigkeit  als  durch  Kunst  vor  sich 
geht.  Das  scheint  der  Grund  zu  sein, 
daB  in  vielen  Fallen  aucb  diejenigen  in 
der  Erfindung  von  TenSrefc  ausnehmend 
stark  sind,  welche  von  der  Musik  nichts 
verstehen,  wie  sich  das  in  unserer  Volka- 
eprache,  sowokl  der  ober-  wie  nieder- 
deutechen,  zeigt.  Ferner,  daB  die,  welche 
im  Beifiigen  von  Sti rumen  stark  sind, 
gleichfalls  in  der  Regel  die  Musik  schlecht 
gelernt  haben,  —  von  andern  Fachern  zu 

schweigen. — 

•Ea  ist  daher  nicht  zweifelhaft,  daB 
wie  >Eins«  der  >Vielhcit«  voraufgeht,  so 
es  aucb  viel  niter  iat,  einstiminig  statfc 
vielstimmig  zu  singen.  Ferner,  da  die 
Musik  die  Mutter  desErgQtzens  ist,  balfce 
ich  das  fur  viel  niitzlicher,  was  zur  Er- 
gOtzung  vieler,  als  das,  was  zurErgOtzung 
nur  weniger  beitragt.  Ein  pr&cbtiger  und 
edler  einstitmniger  Tenor,  mifc  passenden 
Worten  vorgetragen,  ergOtzt  mehr  Men- 
schen,  gebildete  wie  ungebildete.  Lenn 
wo  gibt  es  jemand,  selbst  unter 
vorzflglich  Gebildeten,  der  ein 
eolches  vier-  oder  mehrstiminigea 
Kunstwerk  wirklich  versteht?  Alle 
zwar  loben  es,  wenn  sie  es  horen,  damit 
sie  nicht,  falls  sie  es  tadeln  wurden,  ftir 
ungebildet  gebalten  werden. 


Unter  dem  von  Glarean  so  hochgesch&tzten  ein  sti  rami  gen  Gesange  kann 
unmoglich  nur  der  wirklich  einstiinmige  verstanden  werden.  Dem  stiinden 
sonst  zwei  Drittel  des  gesamten  Inhalts  seines  Dodekacbordon  entgegen. 
Vielraehr  rechnet  er  dazu  wobl  zugleich  den  begleiteten  einstiminigen,  zu 
dessen  Verstandnis  wahrlicb  kaum  mehr  Bildung  notig  ist  als  zum  wirklich 
einstimmigen J).  Unter  »vier-  oder  mehrstimmigem  Kunstwerk*  scheint  er 
vier-oder  mehrstimmige  Gesange  (a  cappella)  zu  verstebeOj  denn  sebr  bald 
(Dodekachordon,  Original  S.  178)  horen  wir  folgende  gewichtigen  "Worte  aus 
seinem  Muude: 


Quod  quidem  omni  tempore  fieri  potest, 
cum  alierum,  nempe  pluribus  canere  vocibus, 
non  ita  sane  coniingere  possii,  Quoiies  enim 
reperias,  scire  velim,  treis  aut  dztos  saltern, 
qtd  tecum  plureis  intonent  voces?  Etcpertus 
id  loqttor,  semper  in  his  aliquid  hiat,  semper 
aliquid  vel  taedii  vel  molestiae  adesL  Qui 
eruditi  ea  in  re  sunt,  rogari  voluni;  qui 
vera  ignorat,  subiristis  aliis  caneniibus  assi- 
det;  aut  quia  vcllet  se  quoque  posse  aceinere. 


Einstimmig-  singen  kann  zu  jeder  Zeit 
geschehen,  wahrend  das  andere,  namlich 
mit  inehreren  Stimmen  zu  singen,  nicht 
ebenso  statthaben  kann.  Denn  wie 
oft,  mOchte  iehwiesen,  findest  du 
drei  oder  aucb  nur  zwei,  die  mit 
dir  einen  mebrstimmigen  Gesang 
anstimmen  kdnnten?  Ich  spreche 
aus  Erfabrung:  immer  fehlt  dabei 
etwas,  immer  gibt  es  entweder 
Unlust  oder  Beschwerde.  Die,  wel- 
che in  der  Sache  bewandert  sind,  wollen 


1]  Im  Jabre  1512  sang  Glarean  auf  dem  Reichstag  zu  Koln  ein  Lobgedicht 
voq  30  Hexameter n  auf  Kaiser  Maximilian  »nach  der  dorischen  Tonart*  und  er- 
bielt  dafiir  den  Dichterlorbeer;  vgl.  0.  F.  Fritzsche,  Glarean,  seiu  Leben  und 
seine  Schriften,  1890,  S.  8f.  Man  darf  annehmen,  daO  er  diesen  langen  Gesang 
nach  Muster  der  antiken  Odendichter  (vgl.  oben  S.  591,  Anm.)  selbst  auf  derLaute 
"begleitete. 


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594       A.  Sobering,  Die  Notenbeispiele  in  Glarean's  Dodekachordon  (1547). 


aut<quia  ptidei)  quod  idipsxwi  non  didicerit, 
attt  quia,  contemni^  quod  vel  non  intelligit 
vel  non  assequitttr.  Qui  aliquid  in  ea  re 
profeeertmty  nee  (amen  certi  sunt,  quorum 
magna  est  natio,  ideniidem  canendo  errant, 
wide  tngens  periiis  taedium  nascititr.  Adeo 
rarum  est  vel  ires  hao  in  re  simid  con- 
venire  posse. 


Accedit  ad  haec  qtcod  raro  voces  kabeant 
aptas,  etiam  qui  cantum  bene  nortmt  Quo- 
tas enim  quisque  est  qui  Basin,  aliarum 
vocutn  fundanienliir)i}  recie  et  ut  eius  postulat 
dignitas,  intimate  queat?  Nullus  enim  est, 
qui  non  malit  e&m  canere,  etiam  qui  sere- 
ant  magis  quam  tonenL  Supremum  wcem 
pueri  ma&ime.  canere  possunL  si  non  iidem 
frequenter   ignari  eanlits  essenL     In  au~ 


pnante,  q%tam  appellant ,  voce,  plerumqtte 
eiiam  hummxa  [vox  claudicai.  quippe  quae 
nescio  quid  mi  iuris  obtineat.  Tenorem 
qicosdam  pudet  canej'e,  utpoie  vocem  nimis 
vidgatam,  quosdam  piget,  ut  qui  in  aliis  au~ 
diri  maient,  adeo  etiam. hao  in  re  non  deest 
anibiiionts  vitium,  vulgo  Ca/rdorummor  ostitis 
wcaiur,  quae  ianto  rnaior  apiid  quosdam  est, 
quanta  sunt  indoctiores.  Sunt  autem  plerum- 
que  non  mode  indocii,  sed,  qztod  id  vitiurn 
sequi  solet,  arrogantes  qztoque.  Bonos  ubiqtie 
cxcepto  volo. 


gebeten  werden;  wer  dag-egen  mchts  ver- 
steht,  aitzfc  verstimmt  bdi  den  andern 
Singenden,  entweder  weil  et\  wiinscht, 
auch  mitsingen  zu  konnen,  oder  weil  ex* 
sich  schiimt,  gerade  dies  nicht  geiernfc 
pi  haben,  oder  woil  er  ea  verachtet,  da 
er  es  nicht  begreift  oder .  erreicht  hat. 
Die  aber  hierin  etwas  weitev  vorge- 
schritten  sind,  ohne  doch  rechteSicherheit 
erlangt  zu  haben  {ihre  Zahlist  groB), 
fehlen  immer  wieder  beim  Singen,  woraus 
dem  Kundigen  auBerordentlicher  Unwille  • 
erwachst.  So  selten  also  kommt  es 
7or,  daB  sich  an ch  nur  drei  in  die- 
ser  Sacbe  zusammenzufinden  ver- 

mdchten. 

.  Hierzukoramt,  daB  selbst  die,  welcbe 
gut  zu  singen  wissen,  selten  passende 
Stimmen  haben,  j 

Denn  wie  viele  gibt'es,  welcbe  den. 
BaB,  das  Fundament  der  anderen  Stim- 
men, ricbtig  und  so  wie  es  seine  Wurde 
erfordert,  anstimmen  konnen?  Jeder 
mochte  ihn  am  liebsten  singen,  aogar 
solche  die  mehr  rauspern  als  singen* 

Den  Sopran  k8nnen  ambesten  Knaben 
singen,  wenn  sie  nur  nicht  hiiufig  des 
Geaanges  unkundig  waren. 

In  der  sog>  Altlago  schwankt  (hinkt) 
meistens  die  menachliche  Stimme,  da  sie 
etwns  von  ihrem  Recht  durchsetzen  will. 

Tenor  zu  siugen,  schiVmen  sich 
manche,  weil  er  eine  gar  zu  gewShnHche 
Stimme  sei;  andere  sind  verdrieGlicb, 
weil  aie  sich  gern  in  einer  anderen  hSren 
las  sen  mSchten.  Es  besteht  also  auch 
hier  der  Fehler  des  Bhrgeizes  —  gewObn- 
lich  »Eigensinn«  der  Sanger  genannt,  — 
der  bei  manchen  uni  so  gr5Cer  ist,  je 
ungebildeter  eie  sind. 

Meiatens  sind  sie  sogar  nicht  tiur 
ungebildet,  sondern,  was  eine  Folge  jeues 
Lasters  zu  sein  pflegt,  auch  anmaGend. 
Die  Guten  [unter  ihn  en]  will  ich  tiberall 
auscenommen  wiBaen. 

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Da3  ist  eine  Stimme,  wie  man  sie  aus  der  Zeit  der  angeblichen  Bliite  des 
»a  cappella«-Gesangs  nicht  zu  vernehmen  erwartet.  MehrstimmigerGesang, 
heiCt  es,  gehort  (1547!)  nicht  nur  zn  den  acliwierigsten  und  schwer  rerstiind- 
lichstenDingen  in  derMusik.  sodaC  selbst  vorzilglich  Gebildete  teximie  docii)  ihm 
wenig  Geschmack  abgewinnen  konnenj  sondern  istiiborhaupt  nur  selten, 
d.  h.  nur  unter  den  allergiinstxgsten  Umstlinden  auszufiihren.  Urn 
das  Gewicht  dieser  "Worte  recht  zu  empflnden,  yergegenwarttge  man  sich,  dafi 
Glarean  nicht  ein  "Winkelkantor  war,  der  etwa  der  personlichen  Gereiztheit 
iiber  schlechte  Leistungen  seiner  'pu^ri  Luffc  machen  wollte,  sondern  ein  Mann, 
der  die  Yerhaltnisse  im  5£Fentlichen  Leben  wobl  kannte,  Lander  und  Menschen 
genug  gesehen  und  mit  dem  Auge  des  gebildeten  Musikers  betrachtet  hatte, 
der  um  1547  eine  Weltberiihmtheit  war  und  in  Deutschland  sowohl  wie  in 
der    Schweiz    und  in   Frankreich    die    besten   Musiker    zu    seinen    Freunden 


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A-  Sobering,  Die  Notenbeispielo  in  Glarean's  Dodekachordon  (1647),        595 

zithlte.  Jeder  Grund  zu  tlbertreibungen  mufite  ihm  fernliegen,  heLBt  es  doch 
gleich  am  Anfang  ausdrucklich  Expertus  id  loquor:  ich  spreche  aus  der  Er- 
fahrung  heraus1).  Er  begnugt  sich  denu  a;uch  nicht  nur  mit  der  bloBen 
Koastatierung  der  Tatsache,  sondern  begrundet  sie.  Da  ist  vor  allem  dor 
Passua  liber  die  Tenorsanger  auffallend,  Viele  —  meint.er  —  weigerten 
sich  Tenor  fcu  singen,  weil  das  eine  >zu  gewShnliche  Stimme*  (voce  nimis 
vuhjata)  sei.  Wio  ist  das  zu  erklaren?  Offenbar  nur  mit  dem  Umstand, 
daft  der  Tenorgesang  in  der  Form  begleitcter  Hessen,  Hymnen,  Motetten 
und  weltlicher  Lieder,  wie  solche  von  Niederlandem  and  Deutschen  vor  und 
■  nach  1500  geboten  wurden,  der  herrachende  war,  dafi  der  Tenor  ala  die 
jederzeit  zuerst  in  Frage  kommende  Stimme  betrachtet  wurde.  Kein  Wunder, 
daB  mit  der  zunehmenden  TJbung  im  mehrstimmigen  Singen  (etwa  urn  1530) 
der  Vertreter  gerade  dieser  Partie  die  geringste  Aufmerksamkoit  auf  sich 
zog:  an  seine  Kunst  war  man  seit  langem.  gewohnt.  Dafiir  drangteu  sich 
nun  die  Manner  (nach  Glarean)  zur  Rolle  des  bisher  scheinbar  nicht  sehr 
geachteten  Basses:  seibst  Leute  ohne  Stimme  wollten  jetzt  Bafi  singen.  Nicht 
ganz  klar  wird  Glarean's  Anmerkung  iiber  den  Alt,  wenn  er  sagt,  die 
menachliche  Stimme  »hinke  meiatens*  in  dieser  Lage,  weil  sie  etwas  von 
ihrem  Recht  (?)  durchsetzen  mochte2).  Vielleicbt  soil  das  heifien:  sie  beaitzt 
durchschnittlich  nicht  genug  Kraft,  um  sich.  den  anderen  Stimmen  gegeniiber 
zu  behaupten,  und  kommt  folglich  hiiufig  ins  Stocken.  Der  Passus  iiber  den 
Sopran  ist  verstandlich.  Glarean  dachte  vermutlich  an  das  alte  Leid-  der 
Kapellmeister:  batten  die  Knaben  (die,  ebenso  wie  heute,  sicherlich  nicht 
alle  ala  Gesangsgenies  geboren  wurden)  einigermaCen  geschmaokvoll  singen 
gelernt,  so  mutierten  sie  und  waren  fiir  den  Diskant  uribrauchbar3).  Wie 
man  sich  gelegentlich  zu  helfen  wuftte,  zeigen  einige  Satze  der  von  Glarean 
(S.  390)  mitgeteilten  Messe  von  Andreas  Sylvanus,    zu   der  jener  anmerkt: 

»Da  dieser  [Sy.lvanua]  sah,  daB  Knaben  in  dieser  Kunst  oft  unerfahren  seien, 
indem.  man  mehr  Erwachsene'  treffe,  welche  aingen  konnen,  hat  er.  eine  Messe 
eingerichtet,  in  der  der  Cantus,  entnommen  dem  weit  vevbreiteten  Gesangc 
Malheur  me  bat>  in  dieser  Quinte  [Mi -mi]  immer  und  immer  wiederals  der  gleiche 
[d.  h.  unvertindertl  durch  alle  Teile  der  Mesae  einherschreiket*. 

Es  brauchten  also  die  Knaben  nur  die  Chansonmelodie  zu  kennen,  um 
in  der  von  Instrnmenten  begleiteten  Mosse  mitzuwirken.  Frauenstimmen, 
die  in  der  Kirche  von  seibst  ausgeschlossen  waren,  fanden  nur  in  der  Ge- 
sellschaftsmusik  Verwendung,  und  auch  da  wohl  zunaebst  nur  im  Solo-,  nicht 
im  Chorgesang.  Den  Ersatz  durch  Fistel stimmen  erwiihnt  Glarean  nicht, 
wohl  weii  von  ihnen  nur  ganz  selten  und  dann  sicher  nicht  zum  Yorteil 
des  Gesamtklangs  Gebrauch  gemacht  wurde.  Nach  seinen  Ausfuhrungen 
kann  kein  Zweifel  bestehen,  daB  das  canere  pluribus  vocihtts  noch  zu  seiner 
■  Zeit  weder  allgemein  verbreitet  war,  noch  iiberhaupt  den 
Durchschnitt  der  musikalischen  Darbietungen  ausmachte.  Wie- 
viel  entriistete  Stimmen  angeblicher  a  cappella-Komponisten,  darunter  seiner 
Freunde  Senfl,  Dietrich,  Vannius, .  Gr.  Meyer,  hatten  sich  im  anderen  Falle 
erhoben,  Glarean  der  TTnwahrheit  oder  XJbertreibung  zu  zeihen.  Seibst  mit 
BerufssSingera    scheint   keineswegs   leicbtes  Arbeiten    gewesen   zu    sein;    der 

1)  Das  Dodekachordon  seibst  war  nach  20  Jahren  Studiums  beschlossen  worden, 

2)  B.  TJ1  rich.  Die  Grundsatze  derStimmbildung  wabrend  d  er  a  cappcl  la-Peri  ode, 
Leipzig  1910,  erwiihnt  diese  Sfcelle  Glarean^  nicht. 

3j  Ulrich;  a,  a.  0.,  S.  80. 


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596        A,  Sobering,  Die  Notenbeiapiele  in  Glareon's  Dodekachordon  (1547). 

SchluBsatz  uber    die  cantores  indocii,    die  nichts  konnen  und  doch  iiber  alle . 
MaBen  arrogant  sind,  konnte  fast  200  Jahre  spater  gcschrieben/ sein. 

Mit  diesen  wichtigen  Randbemerkungen  Glarean's  vor  Augen,  trete  man 
nun  an  Beispiele  seines  Dodekachordon  wie  z.  B-  Tzam en's  Domine  (S,  250), 
Joaquin's  Planxit  (S.  328)  und  Agnus  (S.  350),  an  die  vielen  oben  angefuhrten 
zweistimmigen  Plenty  Bmcdictus}  Agnus  von  Bruinel,  Joaquin,  Hobrecht  u.  a. 
mit  ihren  zeilenlangen  Melisuxen  und  Spriingen,  oder  an  oft  noch  ziigelloser 
gefiibrte  Stiinmen  aus  Werken  von  Meistern  des  15.  Jabrli.1)  Da  ergeben  sich 
"Widerspriiche  und  verworrene  Verbaltniase,  die  einzig  und  allein  durch  die 
Aunahme  geklart  werden  konnen,  dafi  hier  tatsachlich  die  Instrumentalmusik 
erne  allbeherrschende,  fiihrende  Rolle  spielte.  In  diesem  Sinne  trifft  das 
Resultat  unserer  Prufung  der  Stuck e  im  Dodekachordon  zusammen  mit 
Grlarean's  eigener  Feststellung:  Die  wenigen  im  a  cappella-Stil  geschriebenen 
Kompositionen  seines  "Werkes  ontsprechen  der  verhaltnismafiig  groBen  Selten- 
heit  ihres  Erscheinens  in  der  Praxis.  Und  selbst  bei  diesen  Kompositionen 
darf  man  fragen,  ob  sie  immer  und  iiberall  wirklich  nur  von  ,Menschen- 
stimmen  auagefiibrt  wurden,  oder  ob  nicbt  auch  bei  ihnen  die  Instruments 
stutzend  und  verstiirkend  binzutraten.  Denn  a  cappella-S til  schlieBt  natiir- 
licb  nicbt  notwendig  a  cappella-Ausfuhrung  ein.  Hierauf  an  der  Hand 
anderer  Zeugnisse,  insbesondere  von  Orgeltabulaturen  oinzugeken,  mag  einer 
spateren  Studie  vorbehalten  blciben.  Die  vorliegende  mag  mit  dem  nicbt 
nebensachlichen  Hinweis  bescblossen  sein,  daB  Glairean  seinem  Dodekachordon 
ein  uberschwengliches  Lobgedicht  auf  die  —  Cithara  als  Epilog  mitgtbt,  das- 
selbe,  mit  dem  er  schon  ein  friiher  erschienenes  "Werk  (Isagoge  in  Musicen) 
aus  dem  Jahre  1516  in  die  Offentlicbkeit  entlieB.  Es  berechtigt  zu  dem 
Schlusse,  daB  die  Instrumentalmusik,  vor  allem  wohl  die  Lautenmusik,  von 
friiher  Jugend  an  seine  treue  Begleiterin  gewesen  ist.  Das  Godicht,  das  in 
poetischen  Worten  nach  einander  von  der  gottlichen  cithara,  lyra,  von  dem 
smo  iesiudineo1  den  fila  canora,  dem  clavo  eburno  spricbt,  tout  in  folgende 
Terse   aus: 


■ 


Hoc  sanctum  donwm,  hoc  nobis  venerabile  mimus, 
A  sttperis  coeptum  est,  in  quoqtte  Phoebe  dabas;  . 
Et  miki  persuasi  c  ilk  a?  am  claro  aether e  lapsarn, 
Quippe  puio  modulis  pulchriits  esse  nihil  [!]\ 


1)  Etwa  aus  Messen  von  Dufay  und  Okeghem,  wie  solche  in  dem  jiingst 
(1912)  ausgegebenen  Bande  XIX,  1  der  Denkm&ler  der  Tonkunst  in  Osterreich  ver- 
Sffentlicbt  worden  sind.  Yermutlich  wird  dieser  Band  sehr  bald  zu  einem  histo- 
riscben  »Dokument<  aufriicken,  insofern  er  spateren  Geschlechtern  zeigen  wird, 
wie  lange  und  wie  zabe  man  an  dev  AuFfassung  dieser  Musik  als  »a  cappella«- 
Gesang  festgebalten  hat. 

BericMigung. 

S.  569,  Zeile   7:  lies  »einer«  statt  >eines«. 

»  >     28:  p Dodekachordon*  statt  >Dodekachordons«. 

S.  572,  Notenbeispiel,  2.  System,  letzter  Takt  im  BaS:  Viertelpause  statt  Halbe- 

taktpause. 


■ 


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- 


Herausgeber:  Prof.  Dr.  MaxSeiffert,  Berlin  W.,  Gobengtr.  28.