Presented to the
Department of
Chemical Engineering
and
Applied Chemistry
by
Canadian General Electric Co,
through
Mr. L.M. Price
of the class of 1923
HANDBOUND
AT THE
UNIVERSITY OF
TORONTO PRESS
Chemisch -technische
üntersiichungsmetlioden.
Unter Mitwirkung von
E. Adam, P. Aulich. F. Banistein. (). Biittchei-, A. Bnjard, C. Counrler, K. Dietcricli.
K. DiininiltT, A. Ebertz. C. v. Eckciilirecher, A. Eiltner, V. Fischer. F. Franlt,
H. Freudenberg. E. Gildenieister, R. Gnehm, <). Guttnianii, E. Haselhoff, W. llerzberg,
1). Holde. W. Klapproth, H. Köhler, Ph. Kreiling. K. B. Lehmann. .T. Lewkowitsch,
('. .1. Lintner, E. 0. v. Liitpniann. E. 5Iarckwald. .1. Meßner. .T. Piißler. <>. Pfeiffer,
(».Pufabl. (). Schluttig. K. Schoch. G. Schule. L. Tietjens. K. Windisch. L. W. AVinkler
herausgegeben von
Dr. Georg Lunge. und Dr. Ernst Berl,
emer. Professor der teclinischen Chemie
am KidgenOssischen Polytechnikum
in Zi'iricli.
Privatdozent für allgem. und techn. Chemie
am Eidgenössischen Polytechnikum
in Zürich.
yZ^^^ ^ y^ (U^^'tZ^e^dC^T-^cJ^-'^^
Erster Band.
Sechste, vollständig- umgearbeitete und vermehrte Auflage.
Mit 16.'5 in den Jfait'wecliu^kt^n Fimtren.
in JJä* «^drui»kt#p Fig»iren.
v^
Berlin.
Verlag V o II Julius S j) ring e r,
r.no.
p.
16/
Alle Rechte, insbesondere das der
Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten.
Universitäts-Bufhdruckerei von Gustav Schade (Otto FrancUe), Berlin N.
und Für>iten\valde (Spree). y
\'orwort.
Die drei ersten Auflagen der „Chemisch-technischen Unter-
suchungsmethoden" sind von Herrn Dr. Friedrich Böck-
mann herausgegeben worden. Die "S'ierte und fünfte Auflage
wurden von dem einen der jetzigen Herausgeber (G.Lunge)
besorgt ; weitaus die meisten Abschnitte dieser beiden Auflagen
wurden von anderen Verfassern als den früheren bearbeitet. Auch
diese Mitarbeiter hatten ihre Beiträge überall, wo es an-
gezeigt war, gründlich überarbeitet, wobei, trotz Ausscheidung
von vielem veralteten und entbehrlichen Stoffe, eine Erweiterung
des Umfanges nicht zu vermeiden war.
Für die Besorgung der sechsten Auflage vereinigte sich der
frühere Herausgeber mit Herrn Privatdozent Dr. E. B e r 1 , der
auch auf anderen Gebieten sein Mitarbeiter gewesen ist. Diese
Gemeinschaft erstreckt sich auch auf die Umarbeitung der früher
von G. Lunge selbst bearbeiteten Abschnitte des Werkes,
die den grollten Teil des ersten und einen Teil des zweiten Bandes
umfassen. Die meisten übrigen Abschnitte sind von den früheren
Verfassern wieder übernommen worden und wurden bis auf die
neueste Zeit verbessert und ergänzt ; doch mußten für einige wenige
Abschnitte aus verschiedenen Gründen neue Bearbeiter gewonnen
werden.
Bei dem stets fortwachsenden Umfange des Stoffes war es
unvermeidhch, ihn dieses Mal auf vier Bände zu verteilen, von
denen jeder sein eigenes alphabetisches Register erhält.
Die Anordnung der einzelnen Kapitel des Werkes ist mit
wenigen Ausnahmen diesellje wie früher geblieben, obwohl mau
dagegen einwenden könnte, daß dafür kein strenges Prinzip
durchgeführt sei. Ein solches für die Behandlung technisch-
chemischer Gegenstände in derselben wissenschaftlichen und
logischen Weise wie bei Gegenständen der reinen Wissenschaft
festzuhalten, ist gar nicht möglich; man muß doch auf Schritt
I V Vorwort .
und Tritt den Bedürfnissen des im praktischen Leben stehenden
Chemikers Rechnung tragen und kann nur, wie es hier ver-
sucht ist, die einzelnen Industrien in zusammenhängender Weise
behandeln, wobei im großen und ganzen ein Fortschreiten von
den anorganischen zu den organischen Industrien eingehalten
worden ist, welches aber auch nicht konsequent durchgeführt
werden konnte, weil eben verschiedene, in der Praxis zusammen-
gehörige Gebiete nach beiden Seiten hin übergreifen. Die Haupt-
sache ist doch, daß der Leser sich schnell darüber orientieren
kann, wo er das von ihm Gesuchte findet, und dies wird ihm
an der Hand der ausführlichen Inhaltsverzeichnisse sowie der
alphabetischen Register gewiß sehr leicht fallen.
Die Anordnung des Stoffes innerhalb der einzelnen Kapitel
ist, wo es angeht, derart, daß bei den verschiedenen Industrie-
zweigen zuerst die Rohstoffe, dann die Zwischenprodukte und
die Betriebskontrolle nnd schließlich die Endprodukte behandelt
werden. Die häufiger vorkommenden Operationen und Apparate
werden im allgemeinen Teile beschrieben.
Die Bearbeiter aller Teile des Werkes sind mit ihrem Gegen-
stand als Spezialisten gründlich vertraut; eine nicht unerhebliche
Anzahl derselben kann den Rang einer Autorität in ihrem Fache
beanspruchen. Um so mehr können die Herren Verfasser, jeder
für seine Monographie, direkte Anerkennung fordern und ander-
seits die Verantwortung dafür selbst übernehmen. Um dies
unmittelbar zum Ausdruck zu bringen, sind die Herren Mitarbeiter
nicht nur im allgemeinen angeführt, sondern sowohl im Inhalts-
verzeichnis wie im Text als Verfasser angegeben. Im übrigen ist
den Herren Mitarbeitern volle Freiheit gelassen und die redaktionelle
Tätigkeit im wesentlichen auf das Äußerliche und die erforder-
liche Ausgleichung des Stoffes beschränkt worden. Dadurch
kann es freilich vorkommen, daß in bezug auf die empfohlenen
Methoden hier und da Wiederholungen oder auch Widersprüche
zwischen den Bearbeitern verschiedener Abschnitte entstehen.
Dies war aber nicht zu vermeiden und ist in wichtigeren Fällen
durch redaktionelle Verweisungen so gut wie möglich abgestellt
worden.
Eine besondere Bemerkung muß noch über die Behandlung
der in diesem Werke vorkommenden Tabellen gemacht werden.
Man wird diese mit wenigen Ausnahmen zweimal vorfinden,
Vorwort. V
einmal im Text, um sie für alle Fälle zu besitzen, ein anderes
Mal in einem be.sonderen Anhange auf einseitig bedrucktem
Papier, so daß man sie nach Belieben aufziehen lassen und im
Laboratorium benutzen kann, ohne das Buch selbst am Arbeits-
tische aufschlagen zu müssen.
Mit Ausnahme der Fälle, wo in der Technik mit bestimmten,
empirischen Faktoren gerechnet wird, sind die Atomgewichte
der Internationalen Atomgewichtskommission auf der Grund-
lage O = 16 verwendet worden.
Zürich, Oktober 1909.
(i. Liiijftt'. E. Berl.
3IitarlK'it<'r
an <l<'ii ('limiisch-tccliiiischcn riitersiuhiiii;»siiu'tli<nl<'n.
Prof. Emil Adam, K. k. Kunstgewerbeschule, Wien: Glas.
Obpriehrer Dr. P. Alilifh, Kgl. Maschinenbau- und Hüttenschule, Duisbiu-g: E i s e n.
Dr. F. Barnstein, Kgl. Sachs. Landwirtschaftliche Versuchsstation, Möckern:
Futterstoffe.
Privatdozent Dr. E. Berl, Eidgenöss. Polytechnikiun, Zürich: Verflüssigte
und komprimierte Gase:
— gemeinsam mit Prof. Dr. G. Lunge: Allgemeiner Teil; T e c li -
nische Gasanalyse, Scliwefelsäure, Salpetersäure,
Kochsalz, Sulfat, Salzsäure, Soda, Industrie des
Chlors, Tonerdepräparate, Wasser für technische
Zwecke, Calci umcarbid und A c e t y 1 e n.
Prof. Dr. 0. UÖltoher, Vorstand der Kgl. Sachs. Landwii-tschafthchen Versuchs-
station, Möckern : Künstliche Düngemittel.
Dr. Alfons Biijard, Direktor des Stadt. Chem. Untersuchungsamtes, Stuttgart :
Zündhölzer.
Prof. Dr. C. ("ouncler, Hannov. Münden: Gerbstoffe.
Fabrikdirektor Privat dozent Dr. Karl Dieterich, Helfenberg, Sachsen : Harze,
Drogen, Galenische Präparate.
K. Dümmler, .Architekt, Charlottenburg: Ton waren und Dachschiefer.
Dr. A. Ebertz, Kgl. Technolog. Institut, Hohenheim: Spiritus.
Prof. Dr. ('. V. Eckenbreclier, Wilmersdorf: Stärke und Dextrin.
Prof. Dr. A. Eibner, Versuchsanstalt und Auskunftsstelle für Maltechnik, Kgl.
Technische Hochschule, München : Anorganische Farbstoffe.
Prof. Dr. Ferd. Fischer, Göttingen: Untersuchung der festen Brenn-
stoffe (gemeinsam mit Prof. Dr. G. Lunge).
Dr. ^Yitz Frank, Berlin: Kautschuk, Guttapercha (gemeinsam mit
Dr. E. Marckwald).
Dr. H. Freudcnberir, Frankfurt a. M. : C y a n v e r b i n d u n g e n.
Dr. E. Gildemcisler, .Miltitz bei Leipzig: Ätherische Öle.
Prof. Dr. R. (lUehm, Zürich: Organische Farbstoffe und deren
A u s g a n g s p r o d u k t o ; Prüfung der Gespinstfasern.
Ingenieur-Chemiker Oskar Guttmann, M. Inst. ('. E.. F. 1. C, Mark Lane, Lontlon:
Explosivst o f f e.
Dr. E. Haselholf, Landwirtscliaftl. Versuchsstation, Marburg: Boden-
a n a 1 y s o , Ab w ä s s o r.
I'rof. W. Herzberp, .Abteilungs Vorsteher am K^\. .Materialprüfungsamt, GmÜ-
Lichterfcldc: I' a p i o r.
Prof. Dr. I). Holde, Abteilungsvorsteher am Kgl. Matcrialprüfungsumt, GroLI-
Lichterfelde: Petroleum; andere M i n c« r a I ö I e; k o n « i « t •• n t e
F e 1 1 0 , Paraffin, C e r o s i n ; S c h m i o r m i t t o i.
VIII Mitarbeiter an den ehemisdi-tcchnisclien Untersuehungsmethoden.
Dr. 3nÖ- W. Klapprotll, Nieder-Ingelheim a. Rh. : Weinsäure, Weinstein
und C i t r o n e n s ä u r e.
Direktor Dr. H. Köhler, Rütgerswerke A.-G., Berlin : Industrie des Stein-
k o h 1 e n t e e r s.
Ph. KreilinS", Berlin: Ton.
Prof. Dr. K. B. Lehiuaiin, Würzburg: L u f t.
Dr. J. Lewkowitsell, 7 1 Priory Road, London XW. : Öle. Fette. Firnisse,
Seife, Kerzenfabrikation, Glycerin.
Prof. Dr. C. J. Liiltiier, Direktor der wissenschaftlichen Station für Brauerei
in München : Bier.
Prof. Dr. Edm. 0. V. Lippmann, Halle : Zucke r.
Prof. Dr. G. Lunge, Zürich: Allgemeiner Teil; Technische G a s -
analyse, Schwefelsäure, Salpetersäure, Kochsalz,
Sulfat, Salzsäure, Soda. Industrie des Chlors, Ton-
er d e p r ü p a r a t e , Wasser für technische Zwecke, C a 1 -
c i u m c a r b i d und A c e t y 1 e n (gemeinsam mit Privatdozent Dr.E.Berl),
Untersuchung der festen Brennstoffe (gemeinsam mit
Prof. Dr. Ferd. Fischer).
Dr. E. Marokwald, Berlin: Kautschuk, Guttapercha (gemeinsam
mit Dr. Fritz Franlv).
Dr. J. Messner, Darmstadt: Chemische Präparate.
Prof. Dr. J. Pässler, Deutsche Versuchsanstalt für Lederindustrie, Freiberg i. S. :
Leder.
Dr. 0. Pfeiffer, Chefchemiker der städtischen Gas- und Wasserwerke, Magdeburg:
Gasfabrikation, Ammoniak.
Prof. Dr. 0. Pufahl, Kgl. Bergakademie, Berlin : ]\I e t a 1 1 e außer Eisen,
M e t a 1 1 s a 1 z e.
Direktor 0. Sohluttig, Blasewitz bei Dresden : T inte.
Prof. Dr. Karl Sehoch, Kgl. Techn. Hochschule, Charlottenburg: Zement.
Dr. G. Sfhüle, Straßbm-g i. E. : Branntwein, Liköre, Essig.
Dr. L. Tietjens, Handelschemiker, Leopoldshall- Staßfurt: Kalisalze,
S a 1 jD e t e r und Brom.
Prof. Dr. Karl Windisch, Vorstand des Kgl. Technologischen Instituts, Hohen-
heim: W ein.
Prof. Dr. L. W. Wiukler, Budapest: Trink- und Brauchwasser.
liilialtsverzeidiiiis.
Seite
Vorwort III
V^erzeichnis der Mitarboitor VII
Inhaltsverzeichnis IX
AUi^'enieiner Teil.
Von Prof. Dr. G. L u n g e und Privatdozent Dr. E. B e r 1 in Zürich.
Einleitung 1
Gesehiclithches über technisch-chemische Analyse 3. Ziele der tech-
nisch-chemischen Analyse 4. Einteilung der technisch-chemischen
Untersuchungsmethoden G.
.\llffpmeino Operationen 8
I. Die Probenahme 8
Durchschnittsproben 8.
A. Grobstückige INIatorialien 10
Mechanische Probenahme beim Ausladen l(i. Zerkleinerung des
Musters 11. Mechanische Probenzieher 11. Zerkleinerung der
reduzierten Muster 11. Übernahme durch den Laboratoriums-
chemiker 13.
B. Rohmaterialien im Zustande von Pulver, Grus
usw 14
C. C h e m i s c li e Produkte in ji u 1 \- o r f ö r m i g e m Zu-
stande 14
I'robestecher 15.
D. Flüssigkeiten Kl
E. Gase 18
Sammeln, Auswechseln uikI .Aufbe%\ ahren der Proben 18.
II. Allgemeine Operationen im Laboratorium 20
.\. Z r- r k 1 (• i u <• f u (I o r S u 1) s 1 a ii z "iO
B. A b w ä g e n 21
Handwagen 22. N'cn'infacluuigcn der Tara 23. Kiuistgriffe Ix-ini
Wägen für schnelle .Arbeit 23. Genaueros Wägen 24.
C. A u f 1 ö s o n , A u f s c h 1 i p M e n , .\ b d a m j) f e n 2.")
Verhüten des Spritzens beim .Auflösen 2.">. .Abdampftriditer 2t>.
Andere Kimstgriffe 20.
D. Fällen, Aus \\ a s <• h <■ n ii n d F i 1 t i- i e r e n v n n X i e d e r
schlagen 20
AbsKzenlassen 2<i. Reagenzien von bestimmter Stärke 27. .\us-
wasrheii 27. .Abpi])ett leren klarer Lösungen 28. Filtrieren 28.
Filtrieren noii sclilcimigcn Xiederschiägen 2!t. CJ <> och- 'Pilogel 30.
X e u b a u o r - Tiegel :{(>. ITeil.l Filtrirnn 30. Z(<ntrifugieiiMi von
Xiodersclilägen 30.
X Iulialts\"erzeichnis.
.Seite
E.Trocknen und Glühen 31
Verbrennung von feuchtem Filter im Platintiegel 32. Wägen auf ge-
trocknetem Filter 32. Glühen 33. Reinigen der Platintiegel 33.
Schädigende Einflüsse auf Platintiegel 34. Iridium- und Rhodium-
tiegel 34.
F. Er hitzungs Vorrichtungen 34
Gasbrenner 35. Spiritusbrenner 36. Elektrische Öfen 38.
in. Maßanalyse 39
Allgemeines 39. Notwendige Geräte 39. Amtliche Eichung 40.
Einheit für Eichungen 41. Mohr sches Liter 41. Kalibrier vi ng
nach dem wahren Liter 42. Tabellen für Korrekturen
für verschiedene Temperaturen und Barometerstände 44. Neuere
Vorschriften der Kais. Normal-Eichungskommission 46. Vorschriften
in Amerika und Österreich 49. Eichungen im Laboratorium des
technischen Chemikers 51. Ostwald sehe Pipette 52. Tabellen für
Temperaturkorrektionen für Titrierflüssigkeiten nach Schloesser
54. Meßinstrumente für Gase 55. Meniskuskorrektionen 55. Prü-
fung gasanalytischer Apparate nach Schloesser
vmd Grimm 55. Gewicht eines Kubikzentimeters Quecksilber bei ver-
schiedenen Temperaturen 59. Tabelle über Differenz der Meniskus-
korrektionen von Wasser gegen Quecksilber 60.
Instrumente für Maßanalyse 60.
Büretten 61. Ablesen derselben 61. Visierblende 63. Be-
netzung des Glases 63. Stative für Büretten 64. Vorratsflaschen für
Normallösungen 65. Besondere Formen von Büretten 66. Pipetten
67. Vollpipetten 67. Selbsteinstellende Pipetten 68. Qualität des
Glases für Maßanalyse 68.
Indikatoren für Acidimetrie und Alkali-
m e t r i e 69. Einteilung 70. Verwendung 70. Empfindlichkeit 72.
Verhalten gegen Alkohol, Neutralsalze, Erwärmen 73. Theorie der
Indikatoren 74. Physikalisch-chemische Theorie von O s t w a 1 d 75.
Chromophoren-Theorie von Stieglitz 76. Theorie von Hantzsch
77. Farbloswerden von Phenolphtalein durch konz. Alkali 78.
Älethylorange 79. Lackmus 86. Phenolphtalein 90. Tabelle
der Basizität der Säuren gegenüber Methylorange, Lackmus und
Phenolphtalein 95. Andere Indikatoren 95. Reagenspapiere 100.
Normallösungen 102. Allgemeines 102. Normal-
säuren 104. UrtitersubstanzenfürAlkalimetrie und Acidimetrie 105.
Soda 105. Natriiunbicarbonat 106. Natriumoxalat 107. Her-
stellung der ^/x N.-Salzsäui'e 109. Andere Substanzen zur Einstellung
von Normalsäuren und Normallaugen 111. Gewichtsanalytische Ein-
stellung 113. Oxalsäure 114. Kaliumtetroxalat 115. Bernstein-
säure, Malonsäure 116. Kaliumbijodat 116. Weinstein 116. Kaliiim-
bicliromat 116. Stärke der Normalsäuren 117. Wert von Nonnal-
säiu-en 118. Normaloxalsäure 118. Normallaugen 119.
Normalnatronlauge 119. Kohlensäurefreie Lauge 120. Natrium-
carbonatlösung 122. KaUlauge 122. Barjtlösung 123. Wert von
alkaUsehen Normallösungen 123. Permanganatlösung 123.
Herstellung einer Permanganatlösung 124. Titration in salzsaurer
Lösung 126. Urprüfung der Permanganatlösung 127. Natrium-
oxalatmethode 127. Oxalsäuremethode 129. Eisenmethode 130.
Inlialt.s\erzcic'linLs. XI
Seite
Eiscnainmoniumsulfatmethode 133. Jodometrische Methode 134.
Wasserstoffsupeioxydinethode 134. Gasvoluinetrische Wasserstoff-
superoxydmethode 135. Andere Vorschläge 137. Anwendungen 137.
Jodometrie 137. Jodlösung 138. Stärkelösung 139. Urprüfung
der Jodlösung 139. Verwendung der Jodlösung 142. Natrium -
thiosulfatlösung 143. Einstellung mit reinem Jod 144. Andere
Methoden 146. Arsenlösung 148. Silberlösung und Rhodan-
lösung 149.
Allgemeine Bemerkungen über Maßanalyse 151.
IV. Gasvolumetrie 152
Das Azotometer 1 52.
Das Nitrometer von Lunge 156. Handhabung für
Nitrose 158. Für andere Fälle 160. Nitrometer für Salpeter 162.
Schüttelgefäß 162. Nitrometer mit Anhängefläschchen 163.
Reduktion des Gasvolumens 163. Anwendungen 163. Nitro-
meter nach Lubarsch 164. Andere Modifikationen des
Lunge sehen Nitrometers 166.
Das Gasvolumeter 166. Einstellung 168. Hand-
habung 169. Klammern 170. Besondere Formen 171. Reaktions-
oder Schüttelgefäß 171. Einteilung zur direkten Angabe in
Prozenten 175. Alinliche Apparate 176.
Universal-Gasvolumeter 177.
Methode von W o h 1 179.
Kohlensäure-Bestimmungs-Ap. parate 179.
Methode von Lunge und Rittener 180.
Allgemeine Bemerkungen über Gasmeßapparate 183.
V. Aräometrie 184
Allgemeines 184. Densimeter von Fleischer 185. Aräonieter
von Twaddel 185, von Baumo 185, nach Ger lach 186,
rationelles 186, von Cartier 188, von Beck 189, für leichte
Flüssigkeiten 189.
Vergleichung verschiedener Aräometer für schwere Flüssigkeiten
188, für leichte Flüssigkeiten 189. Differential-Aräometer 190. Spcz.
Gewichtsbestimmung durch Wägen 190. Aräo-Pyknometer 190.
Allgemeine Vorschriften über Aräometer 191. Vorschriften der Kais.
Normal-Eichungs-Kommission 192. Besondere Vorschriften 193.
Alkoholometer 193. Saccharimeter 193. Aräometor für Mineral-
ölo 193. Aräometer für Schwefelsäure 193. Aräometer nach
Dicht»» l!t3. .Aräometer nach B a u m c - Graden 194.
VI. Zug- und Druckmessung (Manometer und Anemometer) 194
KiiiliK hcs .MiuKPiiiii. r 195. P e c 1 e t s Manometer 195. Differential
.Manometer von Seger 196, von König 198. Zugmes.ser
von Kahn 199. Gasmesser von Langen 199, von I) ii r r -
S c h u I t z o 1!>9. Berechnung der Ge.scliwindigkeit des Gas-
stromes 199. Formel von Pöclot 199. .Anemometer von
1' 6 c 1 ü t 200, von Fletcher-Lungo 200. Tabellen zur
Reduktion der Ableßungrn nni .\ther Aik moiueler auf Zuuire
Bchwindigkoiten 202.
Vn. Wärmemessung -'ol
i li (■ r 111 (1 m c t r i ü 203. yuecksilberthermoineter 203. Messung
XII Inhaltsverzeiflinis.
Seite
mit Hilfskörper 205. Stählerne Qiiecksilber-Feder-Thermometer
205. Pyrometrie 205. Metallpyrometer 206. Graphit-
pyrometer 206. Thalpotasinieter 206. Luftpyrometer 207. Metall-
legierungen 207. Normal-S e g e r - Kegel 207. Optische Pyro-
meter 209. W a n n e r sehe Pyrometer 210. Optisches Pyrometer
von H o 1 b o r n und K u r 1 b a u m 212. Spektralyprometer
von H e m p e 1 212. Lunette pyrometrique 213. Akustische
Pyrometer 213. Thermophon von Warren und Wipp er 213.
Thernaophon von Wiborgh 213. Kalorimetrische Pyrometer
213. Pyrometer von Bradbury 213. Kalorimeter von
F. F i s c h e r 214. Andere Wasserpyrometer 217. Elektrische Pyro-
meter 217. Widerstandspyrometer 217, von Siemens 217, von
Hartmann und Braun 217, von H e r a e u s 217. Thermo-
elektrische Pyrometer 218, von Le Chatelier 219. Platin-
Platiniridiumpyrometer 221. Iridium-Iridiumrutheniumpyrometer
221. Silber-Konstantanpyrometer 221. Platin-Platinnickelpyro-
meter 221. Nickel-Kohlepyrometer 221. Eisen-Konstantanpyro-
meter 221. Kupfer-Konstantanpyrometer 221. Eichung der
Thermoelemente 222. Schutzrohre für Thermoelemente 222. Metall-
rohre 223. Porzellanrohre 224. Quarzglasrohre 224. Graphit-
rohre 224. Zeigergalvanometer 225. Behandlung der Galvano-
meter 226. Registrierende Pyrometer 227. Pyrometer von F e r y
227. Messung tiefer Temperaturen 227.
VIII. Berechnung der Analysen 228
Rechentafeln 228. Dezimalstellen 229. Atomgewichtstabelle 230.
Darstellung der Analysenergebnisse 230.
Spezieller Teil.
Teclmische Gasanalyse. Von Prof. Dr. G. Lunge und Privatdozent
Dr. E. Berl 233
Untersuchung von Heiz- und Verbrennungsgasen 233. Probe-
nahme 233. Durchschnittsproben 233. Oberflächliche Beur-
teilung einer Feuerung 234. Kohlensäuregehaltbestinimung aus
dem spez. Gewicht 235. Probenahme 235. Sammel-, Auf-
bewahrungs- und Transportgefäße für Gasproben 237. Absorptions-
koeffizienten einiger Gase in Wasser 238.
Bestimmung der Gase durch Absorption 239. Absorptions-
mittel für Kohlendioxyd (Chlor, Chlorwasserstoff, Schwefelwasser-
stoff, Schwefeldioxyd und andere saure Gase) 239, für schwere
Kohlenwasserstoffe 239, für Sauerstoff 240, für Kohlenoxyd 242.
Nichtabsorbierbare Gase 243. Verbrennung von Gasge-
mischen 244.
Bestimmung fester Beimengungen in Gasen 246.
Apparate zur Untersuchung der Gase 247. Gasbürette von
Honigman n247, von Bunte 248. Orsat- Apparate 252. Modi-
fikation von F. Fischer 253, von G. L u n g e 256. Anderweitige Ab-
änderungen des Orsat- Apparates 258. Grisoumeter262. H e m p e 1 s
Gasbürette mit Absorptionspipetten 262. Apparat von F. Fischer
zur Untersuchung von Generator-, Misch- oder Wassergas 267.
Apparate für schnelle und kontinuierliche Gasanalyse 272.
Schnellgaswage 273. Rauchgasanalysator von K r e II- S c h u 1 1 z e
Inhaltsverzeichnis. XIII
Seite
273. Heizeffektmesser A d o s 27-1. Koonieter von S c h 1 a t t e r
und Deutsch 276. Autolysator von Strache, Jahoda
und G e n z k e n 277. Gasrefraktometcr von Haber 278.
Messung inittels Absorptionsspektren 279.
Bestimmung des Brennwertes der Heizgase 279. Gaskalori-
meter von Junkers 279. Automatisches und selbstregi-
strierendes Gaskalorimeter von Junkers 283. Gaskalorimeter
von Boys 283, von Simmance-Abady 284, von Gräfe
284, von F. Fischer 284, von R a u p p 287. Wärmeverluste
durch Rauchgase 287. Gesamtschwefel in Heizgasen 288.
Untersuchung der festen Brennstoffe. Von I'rof. Dr. F. F i s c li e r und
Prof. Dr. G. L u n g e 289
Brennstoffe im engeren Sinne 289. Probenahme 289. Wasser-
bestimmung 290. Aschenbestimmung 290. Koksausbeute 291.
Immediatanalyse 293. Schwefel 294. Arsen 295. Phosphor 29().
Stickstoff 29(). Elementaranalyse und Brennwert bestimmung 297.
Kohlenstoff und Wasserstoff 297. Brennwert 298. Fischer sches
Kalorimeter 299. Berthelot sehe Bombe 302. Brennwert -
bestimmimg damit 303. Brennwertbestimmung mit gebundenen
Sauerstoff 308. Steinkohlenbriketts und Brikettpech 309. Wert-
verminderung der Kohl(>n 309. Beurteilung der Kohlen 310.
Fabrikation der sclnvefiigen Säure, Salpetersäure und Sclnvefelsäure. Von
Prof. Dr. G. L u n g e und Privatdozent Dr. E. B e r 1 312
I. Durstellunir der schwefligen Säure 312
Rohmaterialien 312
Schwefel 312. Sizilianischer Rohschwefel 312. Louisiana-
Schwefel 313. Feinheitsgrad 313. Sulfurimeter von Chancel
313. Zusammengesetzte Mischungen 31"), Asche 315, Feuchtigkeit
315. Bituminöse Stoffe 31ß, Arsen 316, Selen 317, Eisen 317. Direkte
Schwefelbestimmung 317. Verunreinigungen oder Verfälsclumgen
des Schwefels 318. Stangenschwefel 318. Schwefelbliunen 318.
G a s s c h w e f e 1 320. Gewinnbarer Schwefel 320. Methode
von Z u 1 k o w s k y 320 , von D e n u s t e d t 321. von
Pfeiffer 321.
Schwefelkies 322. Feuclitigkeit 322. Sciiwefel 322.
Nasse Aufschlieüung und Chlorbaryumfällung 323. Methode von
L u n g o und H i n t z und W o b e r 323. Andere nasse Auf-
HchlicUungsmethoden 326. Trockene .Vufsclilieüungsmetlioden 327.
-Abrö.stmethoden 328. Reduktionsmethoden 329. Fällung des
Schwefels als Strontiumsulfat 330. Maßanalyti.sche Bestinunung
der gebundenen Schwefelsäure 330. Benzidimnethoden 333. Ar.sen
33«. Antimon 339. Kupfer 342. Blei 343. Zink 344. Carbonato 344.
Kohlenstoff 345. l'nterscheidung von Scliwefelkies und .Magnct-
kioH 345.
Zinkblende 315. (iesanilscliwcf.-l :{».■.. Zink 3ni.
'ritriiiieiriHclH- .Mcthodfu :{4(i. Belgische Seliwefelniilriuriuiiethoiie
346. Deutsche Seil wefehuit riuinmel liude 349. Ferroeyankalium
methixle 350. Gewiehtsanulyt iselie .Methoden 353, als Sulfid 353,
als Oxvd 355. Klektrolvt iselie Melliddeii 355. Blei 356. Kalk
XIV Inhaltsverzeichnis.
Seite
und Magnesia 356. Arsen 35G. Carbonate 356. Fluor 356. Ver-
wertbarer Schwefel 357.
Betriebskontrolle 357
Röstrückstand 358, bei Rohschwefel 358, bei Gasschwefel
358, bei Schwefelkies 358. Schwefelbestimmung 358. Kupfer 361.
Eisen 362. Abbrände von Zinkblende 362. Zinksulfat Schwefel 362.
Sulfidschwefel 363.
II. Untersuchung der Röstgase und der Abgase ron Kontaktschwefelsäure-
fabriken 363
Bestimmung des Schwefeldioxyd nach Reich 364. Modifikation
von R a s c h i g 367. Bestimmung der Gesamtsäure nach Lunge
368. Bestimmung des Schwefeldioxyds und Schwefeltriox_yds neben-
einander 369.
III. Endprodukte 371
Lösungen von schwefliger Säure 371. Sulfite 373. Laugen für
die Fabrikation der Sulfitcellulose 373.
Salpetersäurefabrikation 374
C h i 1 i s a 1 p e t e r 374. Qualitative Untersuchung 374. Tech-
nische Salpeterprobe 374. Vollständige Analyse mit Aus-
nahme der Nitrat- und Perchloratbestimmung 376. Feuchtigkeit,
Unlösliches, Chlor, Schwefelsäure, Kalk, Magnesia, Natron, Kali 376.
Nitratbestimm VI ng 377. Aufzählung der Methoden 377.
Methode von Ulsch 379. Methode von D e v a r d a 382.
Nitrometrische Methode von Lunge 383. Methode von
Schlösing-Grandeau 385. Salpetersäure neben salpetriger
Säure nach Meisenheimer und Heim 389. Chromat-
und Quarzglühmethode 390. Nitronmethode von Busch 390,
Nitrat neben Nitrit nach Busch 392. Bestimmung des Per-
chlorats 393, des Chlorats 395. Perchlorat neben Chlorat und
Jodat 396.
Betriebskontrolle 397. Darstellmig der Salpetersäure aus Salpeter 397,
durch Luftverbrennung 397.
Salpetersäure 398. Einfluß von Stickoxyden auf das
spez. Gewicht 399. Spez. Gewichts-Tabelle für Salpetersäure 401.
Temperatureinfluß 403. Analytische Bestimmung der Unter-
salpetersäure 404. Gesamtsäuregehalt 405. Sonstige Prüfung 405.
Untersuchung von IMisch- und Abfall-
säuren 407.
Schwefelsäurefabrikation ^^^
Ausgangsmaterialien '^^^
Betriebskontrolle '^^^
Untersuchung der Gase 411, Röstgase 411, Austritts-
gase aus dem Gay-Lussac türm 411. Säuerst offbestimmung
411. Untersuchung auf Säuren 413. Stickoxyd 415. Stickoxydul
417. Stickoxydul neben Stickoxyd 418. Stickoxydul neben Stick-
oxyd und Stickstoff 418.
Untersuchung der Betriebssäuren 419. Er-
mittlung des ,,Nitrose"-Zustandes 419. Ausbeute an Kammer-
säure 420. Prüfung der Gloversäure 420. Prüfung der Gay-
Inhaltsverzeiclinis. X\
Seite
L u s s a c - Säure (Nitrose) 421. Analyse von Nitriten 423. Ver-
hältnis der drei Stickstoffsäuren zueinander 424.
Endprodukt: Schwefelsäure 425. Spez.-Gewichts-
Tabellen 427, der Normal-Eichungs-Kommission
427. L'mwandlungstabelle von Dichte S ^^^ in Baumegrade der
rationellen Skala 429. Spez.- Gewichts-Tabellen von Lunge,
Isler und Naef 431. Temperaturkorrektion 437. Reduktion
der Grädigkeit von Schwefelsäure zwischen 65 und 60° Be auf
15* 438. Einfluß von Verunreinigungen auf das spez. Gewicht 439.
Qualitative Prüfung der Schwefelsäure auf
Verunreinigungen 439. Schmelzpunkte der Schwefel-
säuren nach Knietsch 440. Siedepunkte von Schwefelsäuren
441. Kontraktion beim Vermischen von Schwefelsäure mit Wasser
441. Qualitative Prüfung auf gasförmige Verunreinigungen 441,
auf schweflige Säure 442, auf Salzsäure 442, auf Spuren von
Stickstoffsäuren 442, auf Flußsäure 444, auf Ammoniak 444, auf
Eisen 444, auf Selen 444, Arsen in Schwefelsäure 445, Probe
von Marsh-Berzelius 446. Modifikation nach Locke-
m a n n 450, Elektrolytische Arsenbestimmung 453, Einfluß
von Sulfiten und Selen auf den Arsennachweis 457, Probe von
R e i n s c h 458, von G u t z e i t 458, von Bettendorf 460.
Quantitative Bestimmung der Schwefel-
säure und ihrer Verunreinigungen 461, freie
Schwefel.säiu"e 461, schweflige Säure 461, salpetrige Säure 461.
Salpetersäure 463, Blei 464, Eisen 464. Kolorimetrisehe Ei.sen-
bestimmung nach Lunge 465. Salzsäure 468. Arsen 468.
Selen 469. Fluorwasserstoffsäure 469.
Rauchende Schwefelsäure (Anhydrid, Oleum) 470.
Schmelzpunkte von Oleum 470. Siedepunkte von Oleum 470.
Spez. Gewichte von Oleum 471. Eigenschaften von rauchender
Schwefelsäure 471. Formeln zur Herstellung verschiedener Oleum-
sorten 471. Verunreinigungen 471. Quantitative Analyse 471.
Probenahme 471. Kugelhahnpipette von Lunge und Rey
475. Einfluß von schwefliger Säure 476, von fixen Verunreini-
gungen 477. Tabelle für Bestimmung von freiem SO3 aus dem
Gesamt-SOj 479. Analysenmethode nach Setlik 480, von
Rabe 481.
Sulfat- und Saizsäurefahrikation. Von Prof. Dr. O. Lunge uikI Privnt-
dnzftit Dr. K. H •• r 1 482
A. Salzsolen und Salinenbetrieb •*'*-
i'riifung durch spez. Gewicht 482. Analyse der Salzsoliii und
.Mutterlaugen 483. Bestimmung von Chlor, Schwefelrtäuro. Kisen-
oxyd, Kalk, Magnesia 483.
B. Kochsalz (Steinsalz) ^^^
\'eruiweini^<uiigen 484.
1. Gewöhnliches Salz 485. Durchschnitt.iprobc 485. Quali-
tative Analyse 485. Quantitative .\naly.Ho 485. Hestinuiuing
von Wa.s.ser : a) Feuchtigkeit 485, b) chemisrh gobun<lene.s \Va.sser
486. Gesaintchlor 487. Schw.t.U.iur.- tH7. rnl.isli.hf.s in \Viis.-,it
XVI Inhaltsverzeichnis.
Seite
und Säure, Kalk und Magnesia 487. Berechnung 488. Direkte
Bestimmung von Magnesiumclilorid 488.
II. D e n a t u r i e r t e s Salz 489
III. Reines Chlornatrium für analytische Zwecke 489
C. Schwefelsäure 490
D. Sulfat 490
Freie Säure 490. Chlornatrium 490. Eisen 491. In Wasser Unlös-
liches 491. Kalk 491. Magnesia 492. Tonerde 493. Schwefel-
saures Natron 493. Gesamtnatron 494.
E. Salzsäure 494
Betriebskontrolle 494. Unkondensiertes Säuregas 495. Unter-
suchung der Austrittsgase in England 495. Prüfung der Gase
beim Hargreaves- Verfahren 496.
Eigenschaften der Salzsäure 497. Temperatur-
korrektion der spez. Gewichte 497. Nachweis der Verunreinigungen
497. Volumgewichte von Salzsäuren 498. Schwefelsäure 499. Arsen
499. Eisen 502. Schweflige Säure 503. Schweflige und arsenige
Säure 503. Salpetersäure 503. Chlor 503. Jod 504. Selen 504.
Kalk 504. Bestimmung des Clilorwasserstoffs 504.
Fabrikation der Soda. Von Prof. Dr. G. Lunge und Privatdozent Dr.
E. B e r 1 505
I. Sodafabrikation nach Leblanc 505
A. II o h s t o f f e 505
1. Sulfat, Begutachtung nach äußerem Aussehen 505.
2. Calciumcarbonat 505. 3. Reduktionskohle 500.
Feuchtigkeit 506, Koksrückstand 506, Asche 506, Schwefel 507,
507, Stickstoff 507.
B. Betriebskontrolle 507
1. Roh sodaschmelze 507. Beurteilung nach äußerem
Aussehen 507. Bestimmung von freiem Kalk 508. Gesamtkalk 509.
Alkalimetrischer Gesamtgehalt 510. Ätznatron 510. Schwefel-
natrium 510. Chlornatrium 510. Schwefelsaiu-es Natron 511.
Carbonisiertes Muster 511. 2. Roh sodalauge 511. Spez.
Gewicht 511. Trockensubstanz 511. Chemische Analyse 511.
Natriumcarbonat 512. Ätznatron 512. Schwefelnatrium 512.
Schwefelsaures Natron 512. Gesamtschwefel 512. Chlornatrium
512. Ferrocyannatrium 512. Kieselsäure, Tonerde und Eisen-
oxyd 513. Kohlensäiu-e und Schwefelwasserstoff 514. Carbonisierte
Probe 516. 3. Carbonisierte Laugen 516. 4. Soda-
mutterlaugen516. Thiosulfat neben Sulfit 516, und Sulfat 517,
Sulfidschwefel 518. Sulfid, Sulfat, Sulfit und Thiosulfat 519.
5. Auslaugerückstand 524. 6. UnoxydierterSoda-
rückstand 524. Äußeres Ansehen 524. Nutzbares Natron 525.
Gesamtnatron 525. Gesamtschwefel 525. Oxydierbarer Schwefel
525. 7. Schwefelregenerationsverfahren von Chance-Claus
520. Sulfidschwefel im Sodarückstande 520. Sulfidschwefel im
carbonisierten Rückstand 526. Sulfidschwefel -\- CO2 im Soda-
rückstand 526. Sulfidschwefel in Lösimgen von Schwefelcalcium
Inhaltsverzeichnis. XVII
Seite
oder Scluvefelnatrium 520. Natron, Kalk und Thiosulfat in
Schwefellaugen 526. Kalkofengsise 527. Gase aus dem Gaso-
metor 527. Austrittsgase aus den Claus- Öfen 528.
Xatriumsulfid 528. Xatriumthiosulfat 529.
n. Ammoniaksodafabrikation 530
A. il o h d t o f f c Ö30
I.Steinsalz und Sole 530. 2. Gaswasser, schwefel-
saures Ammoniak, andere Ammonium salze 530.
Gaswasser 530. Spez. Gewicht 530. Flüchtiges Ammoniak 530.
Gesamtammoniak 530. Gesamtschwefel 530. Rhodan 531.
Schwefelsaures Ammoniak 532. Ammoniakgehalt 532.
Ammonsulfatlösungen, spez. Gewicht 532. Ammoncarbonat-
lösungen, spez. Gewicht 533. Kalkstein, gebrannter Kalk, Kohlen,
Koks 533.
R. Betriebs kontrolle 533
in. Fabrikation der kaustischen Soda 535
.\. K a u s t i s c h e K o h 1 a u g e 535
B. .\usgesoggte Salze 535
C. Bodensatz 536
D. K a 1 k s c h 1 a m m 536
IV. Elektrolytische Alkalilaugen 536
V. Schmelzsoda der Zellstoffabriken 537
VI. Handelsprodukte der Sodafabrikation 540
A. Kalzinierte Soda 540. Schmelzpunkt 541. Spez. Gewichte
von Lösungen von kohlensaurem Natron bei 15" 541, bei 30" 542.
Temperaturkorrektion 543. Bestimmung des Titers der Soda 542.
Vergleichung der Grädigkeiten 544. Tabelle der Grädigkeiten 545.
Gewöhnliche Prüfungen der Soda 547. Vollständige Analyse der
Soda 550. Eigenschaften der Sekundasoda 553. Prüfung der
chemisch reinen Soda 554.
B. KrystaUsoda 557
C. Kaustische Soda (Ätznatron) 558
Probenahme 558. Spez. Gewichte von Atznatronlösungcn bei
15" 559. Einfluß von CO, auf das spez. Gewicht 560. Analyse
5(jl. Kausti.sches Sodasalz 562.
D. Bicarbonat .562. Eigenschaften 562. qualitative Prüfung .563,
quantitative .Analyse 563. Titration 564. Bestiinminig der
Bicarbonat kohlensaure 564.
Di»' IimIusIiIc des Chlors. Von Prof. Dr. G. L u n g <■ und Privatdozent
Dr. E. 15 c r 1 567
A. Ausgangsmaterialien •''•»"
1. Brau II s t (• i n 567. P'iMichtiykcit 567. Aktiver Sauerstoff 568.
()xalsäuronn;tliodc r>t\H. Ei.s«>nvitriolnit'tliode 5(59. (lasvoiinnotrische
BcHtimnumg durcli \\'aHKcrstoffsupf»rr)xyd 570. Titricrmethodeii 571.
Carbonate 571. Bi-Htiinuiunn drr zur Zersetzung nötigen Salz-
säure 572.
II. Kalkstein 572. rnlöslic Ins 572. Kalk 572. Magnesia 573.
Eisen 573.
XVIII Inhaltsverzeichnis.
Seite
III. Kalk 573. a) Gebrannter Kalk 573, freies CaO 573, Carbonat-
gehalt 574. b) Gelöschter Kalk 574. Wasser 574. Carbonate 574.
Gehaltstabelle für Kalkmilch 574.
B. Betriebskontrolle 575
I. Darstellung von Chlor mittels natürlichen
Braunsteins 575.
II. Weldon-Verfahren 575. Untersuchung des Weldon-
schlammes 575. MnOj- Gehalt darin 576. Gesamtmangangehalt
576. Bestimmung der Basis 576.
III. Deacon-Verfahren 577. Gase aus den Sulfatpfannen 577,
aus den Zersetzern 577. Verhältnis von freiem Chlor zu unver-
ändertem HCl 578. Natronlaugemethode 578. Arsenitmethode 578.
Quecksilbermethode 581. Kohlendioxyd im Chlorgas 581. Baryum-
chloridmethode 581. Ätznatronmethode 581. Kaliumjodidmethode
582. Arsenitmethode 583. Elektrolytchlor 583. Quecksilbermethode
584. Andere Methoden 585. Wasserdampf in D e a c o n -Gasen 586.
IV. Chlorkalkfabrikation 586. Prüfung der Kammerluft
auf Chlorgehalt 587.
V. Fabrikation von chlor sau rem Kali 588. Be-
stimmung des Chlorats 588. Freies und Hypochloritchlor 589.
C. Endprodukte 589
I. Chlorkalk 589. Probenahme und Aufbewahrung der Proben
589. Bezeichnung der Grädigkeit 590. Tabelle zur Vergleichung
der Grade 590. Spez. Gewicht von Chlorkalklösungen 590. Be-
stimmung des bleichenden Chlors nach Gay-Lussac 591,
nach Deniges 591, nach Graham -Otto 591, nach
B u n s e n 592, nach Pontius 593, nach P e n o t 593, nach
Lunge mit Wasserstoffsuperoxyd 595, nach V a n i n o 596.
Andere Methoden 597. Gewicht eines Kubikzentimeters Chlor 598.
Carbonatgehalt im Chlorkalk 599.
II. Bleichflüssigkeiten und elektrolytische
Laugen 599. Bestimmung von unterchloriger Säure neben
Hypochloriten 600, neben Chlor 600. Bestiminung von chlor-
saurem Salz 601, nach Ditz und Knöpfelmacher 602,
nach Knecht 603. Bestimmung des Chloridchlors 603, der
Kohlensäure 604, der Basen 604, bei Gegenwart von Chromat 605.
III. K a 1 i u m c h 1 o r a t 605. Qualitative Prüfung 606. Aktives
Chlorat 606. Quantitative Analyse 607. Gewichtsanalytische
Bestinamung 607. Mafianalytische Bestimmung 607.
IV. Perchlorate 608. Gevvichtsanaly tische Bestimmung 608.
Maßanalytische Bestimmung 008. Perchlorate neben Chloraten
und Chloriden 608.
Kalisalze. Von Handelschemiker Dr. L. T i e t j e n s 609
Allgemeines über die Bestimmung des Kalis 609
Abseheidimg als Kaliumplatinchlorid 009. Überchlorsäuremethode
011. Abscheidung des Kalis als Bitartrat 612, in anderen Formen
612. Abarten der Platinmethode 613.
026
(526
Iii]mlts\orzpifhnis. XTX
Seite
Spezieller Teil ßlG
I. Salze der deutschen Kaliindustrie ''>10
A. Rohsalze (Carnallit, Bergkieserit, Kainit,
Sylvinit, Hartsalz) G16. Kalibestimmung nach der
Platinmethode 610, nach der Überchlorsäuromethode 618, nach der
Zinkstaubmethode 619. Bestimmung des Chlormagnesiums 619,
des Gesamtmagnesiums 619, der Schwefelsäure 619. Vollständige
Analyse der Rohsalze 620.
B. Zwischenprodukte der Fabrilcation 621.
C. Fabrikationsprodukte 621.
1. Chlorkalium 621. a) Platinmethode 621. b) Über-
chlorsäuremethode 621. Bestimmung des Chlornatriums 622, der
Magnesiumsalze 623, des Wassers, Unlöslichen, Kalks und der
Schwefelsäure 623.
2. S c h w e f e 1 s a u r e s K a 1 i 623. Allgemeines 623. Schwefel-
saures Kali vmd schwefelsaure Kalimagnesia 624. a) Platinmethode
624. b) Übcrchlorsäuremethode 625. c) Zinkstaubmethode 625.
3. Kalidüngesalze 625. a) Platinmethode 625. b) Über-
chlorsäuremetliodo 626. c) Zinkstaubmethode 620.
Anhang
Brom
A. Rohstoffe 626. 1. Braunstein 626. 2. Endlaugo 620.
B. Zwischenprodukte 627. 1. Entbromte Lauge 027. 2. Chlor-
lauge 627.
C. E n d p r o d u k t e 628. 1. Brom. 028. 2. Bromeisen 629. 3. Brom-
salz 629.
n. Kalisalpeter ^^^
A. Roll Stoffe 630. 1. Chilisalpeter 630. 2. Chlorkalium 630.
B. Zuischenprodukte 630.
C. Endprodukt (Kali.salpeter) 630.
m. Pottasche
A. Rohstoffe 632. 1. Chlorkalium 632. 2. Schlempekohle 632.
B. Zwischenprodukte 635.
C. E n d - u n d N o b e n p r o d u k t o 635. 1. Reinere Pottasche 635.
2. Unreinere, Melassen- oder Sclileiiii.okohl.'npnttasclu« 037.
3. Hydratisierte l'ottasche 637.
VerKlüssigte und koinpriinierte Gase. Von l'rivatilozcnt Dr. K. H <• r 1 . . . 63S
1. Allgemeine Vorschriften 638. Eigenschaften und i' r a n s -
p o r t b c d i n g u u g o n verflüssigter und k o in [> r i -
m i c r t o r Gase 638.
2. Probenahme 040.
3. Gasmeßapparate 041.
4. Analyse der einzelnen Gasarten <'>43. a) Verflüssigtes Schwefel-
.liuxyd (■,.»:{. b) \(illiissi-lrs Anui...iiii\k CH. c) Verflüssigtos
Clil(jr 040. d) NfrflüssiglcH Kolilendioxyd 047. e) Verflüssigtes
Stickoxydul 050. f) K()nii)rimiert«T \Vas.sersloff 050. g) Koujpri
micrter Sauerstoff 651.
N u m o n r o g i H t e r *'••-
S n c li r <• g i H t e r ''•'•'
632
Allgemeiner Teil.
Von
Prof. Dr. (mm)1'^' Luh^m»
lind
Privattlozeiit T)r. Ernst Borl
in Zürich.
E i II 1 <' i 1 11 II i»'.
Die technisch -che mische Analyse ist bis zu einem
gewissen Grade jedenfalls so alt, wie die chemische Technologie über-
haupt, und umfaßte stets einerseits viele Operationen, die aus der all-
gemeinen chemischen Analyse, wie sie für wissenschaftliche Zwecke sich
ausbildete, herübergenommen wurden, andererseits aber auch gewisse
praktische Proben, die großenteils durch Zufall oder als Nachahmung»
von Fabrikationsprozessen im kleinen Maßstabe in den mit der Chemie
zusammenhängenden Gewerben aufkamen. Aber auch ganze Klassen
von Operationen, die heutzutage in der allgemeinen analytischen
Chemie einen breiten Raum einnelimen, sind ursprünghcli nur als
,, technische" Methoden erfunden und anerkannt worden. In erster
Linie gilt dies von der Maßanalyse, die allerdings schon 1795 und 1806
durch Descroizilles begründet worden war, aber damals nur für
die Kontrolle und Wertbestimmung von technischen Produkten (Säuren
und Alkalien) diente. Auch Gay-Lussac knüpfte noch hieran an;
seine Methoden für Chlorimetrie (1824), Alkalimetrie (1828), Silberbe-
stimmung (1832), sowie die Einführung der Permanganatmethode für
Bestimmung des Eisens durch Margueritte (1846) gingen durch-
aus aus Bedürfnissen der Technik hervor und wurden zunächst nur in
dieser angewendet.
Bis vor etwa 50 Jahren bheben die ,,Titnermethoden" von den
meisten Lehrern der Chemie an den Hochschul-Laboratorien in ihrem
Lehrplane unberücksichtigt, weil man auf sie mit einiger Geringschätzung
als ,, technische" Methoden herabsah, deren Verfolgung der den Studie-
renden beizubringenden wissenschafthchen Genauigkeit nur schaden
könne. Dieser Standj)unkt ließ sich freilich nicht mehr festhalten, nach-
dem B u n s e n s Abhandlung über die volumetrische Analyse mittels
.Jodlösung (1853) gezeigt hatte, daß man hiermit eine die meisten (Je-
wichtaanalysen übertreffende Genauigkeit erzielen könne, und nachdem
jindere Forscher, in erster Linie H. Schwarz (1850) und Frie-
drich Mohr (seit 1855), das Gebiet der volumetrischen Analyse in
ungeahnter Weise erweitert hatten.
Bis dahin besaß man nur Leitfäden und Lehrbücher der analy-
tischen Chemie überhaupt, die aber nur die Mineralanalyse auf gewichts-
analytisehem Wege und die organische Elementaranalyse umfaßten,
allenfalls schon mit Beiziehung einiger maßanalytischer Methoden. Die
1*
A Einleitung.
Methoden für Untersuchung der Produkte der chemischen Industrie und
der sich an diese anschUeßenden Gewerbe waren, soweit überhaupt ver-
öffentHeht, in allen möglichen Büchern und Zeitschriften zerstreut und
mußten von den dabei Interessierten mit großer Mühe, natürlich auch
immer nur mit sehr ungenügendem Erfolge zusammengesucht werden.
Es wurde daher allgemein mit großem Danke begrüßt, als B o 1 1 e y
im Jahre 1853 sein Handbuch der technisch-chemischen Untersuch-
ungen veröffentUchte, das schon im ersten Jahre fast vollständig ver-
griffen war, aber erst 1861 in zweiter Auflage erschien. In dieser finden
wir von 475 Seiten etwa die Hälfte durch einen kurzen Abriß der all-
gemeinen analytischen Operationen, Methoden und Apparate, sowie
der qualitativen und quantitativen Mineralanalyse eingenommen, wie
sie in jedem Werke über analytische Chemie zu finden war; die zweite
etwas größere Hälfte behandelt Schießpulver, Bleichmittel, Ackererde,
Farbmaterialien, BrennmateriaHen, Fette, Öle, Beleuchtungsmittel,
Seife, Bier, Wein, Zucker, Stärke, Milch, Tee, Kaffee usw., Spinnfasern,
Oerbmaterialien, Uüngmittel, aräometrische Bestimmungsmethoden usw.
Für die damalige Zeit war das Werk B o 1 1 e y s , trotz seines be-
scheidenen Umfanges, in der Tat ungemein wichtig, so unzureichend
es auch nach unseren heutigen Begriffen erscheinen muß. Aber es hatte
doch die Bahn eröffnet und hatte einen Grundsatz eingeführt, dem wir
auch noch heute Rechnung tragen müssen und dem B o 1 1 e y folgenden
Ausdruck gibt (in der Vorrede zur 2. Auflage seines Werkes) :
,,. . . dagegen durfte kein, wenn auch noch so empirischer, jeder
wissenschaftUchen Begründbarkeit entbehrender Kunstgriff verschmäht
werden, der nach zuverlässigen Mitteilungen oder eigener Erfahrung
etwas Charakteristisches bietet. Ja es liegt in die Natur der Sache, und
ich denke darum nicht es entschuldigen zu müssen, daß zuweilen selbst
solche Prüfungsmittel aufgenommen sind, die viel Unsicheres an sich
tragen. Der Vorwurf ist mir nicht unbekannt — ich halte ihn aber für
völlig leer — , daß mit dem Propagieren solcher Aushilfsmittel der Wissen-
schaft Eintrag geschehe. Diese läßt sich im Aufsuchen rationellerer
oder präziserer Methoden gewiß nicht irremachen, während alle Che-
miker, die es nicht abweisen können, sich mit Untersuchung von Handels-
waren oder Gewerbsprodukten zu befassen, jeden auch nur vorläufigen
Anhaltspunkt in sehr vielen Fällen willkommen heißen müssen."
Hier ist es also schon deutlich ausgesprochen, daß man in der
,, technischen Analyse" auch solche Methoden anwenden dürfe und an-
wenden müsse, die vor einem rein wissenschaftlichen Forum nicht Stich
halten, aber nur als Notbehelf, also nur so lange, als sie nicht durch
bessere, auf rationeller Basis ruhende ersetzt sind, und es ist kaum nötig
zu sagen, daß das Bestreben aller Beteiligten stets dahin gehen muß,
das letztere Ziel zu erreichen, worin ja auch in dem seit B o 1 1 e y s
erster Auflage verflossenen halben Jahrhundert sehr viel geleistet worden
ist. Aber auch heut und in aller absehbaren Zukunft werden für tech-
nische Zwecke doch immer sehr zahlreiche Methoden im Gebrauch sein,
die in den Lehrbüchern der wissenschaftlichen chemischen Analyse und
Einleitung. 5
in den Universitäts-Laboratorien keine Stelle finden und auch nicht
finden sollen. Die technischen Untersuchungsmethoden haben sich
eben, entsprechend der auf allen Gebieten der Wissenschaft unvermeid-
lichen Spezialisierung, für sich und nach ihrer eigenen Richtung ent-
wickelt und fügen sich meist nicht ein in den Lehrplan, wie er für den
analytisch-chemischen Unterricht der Hochschul-Laboratorien durch
lange Erfahrung fast überall ziemlich gleichförmig festgestellt worden
ist. Dies gilt in noch höherem Grade von der Untersuchung organischer
als von derjenigen anorganischer technischer Produkte und Prozesse.
Rein empirische Proben sind hierbei häufig ganz unvermeidlich; aber
auch viele an sich durchaus wissenschaftlich begründete Methoden
werden hier angewendet, die keinen Platz in dem gewöhnlichen Lehr-
gang der chemischen Analyse finden. Alles das kann nur an den tech-
nischen Hochschulen in späteren Semestern als ,, technische Analyse"
berücksichtigt werden.
Besondere Erwähnung muß auch noch das Bedürfnis der Praxis
finden, den Betrieb der Fabrikationen durch chemische Analyse zu
kontrollieren und zu regulieren. Hierbei kommt es in den meisten Fällen
ganz und gar nicht auf wissenschaftliche Genauigkeit an ; wenn man eine
solche überhaupt erreichen könnte, so würde dies für die Betriebskon-
trolle keinen größeren Wert als eine annähernde Bestimmung haben.
Unendlich wichtiger ist es im Gegenteil, das Ergebnis der Kontroll-
bestimmung so rasch als möglich zu besitzen, damit man den Betrieb
danach einrichten könne. In solchen, in der Technik ungemein häufig
vorkommenden Fällen sind analytische Methoden, welche zu langsam
zum Ziele führen, ganz ausgeschlossen; wenn man auch (was ja praktisch
nicht angeht) eine ganze Schar von hoch wissenschaftlich gebildeten
Analytikern an die Arbeit stellte, so würden deren Berichte post festum
kommen und völhg wertlos sein, während einfache, oft durch einen
Empiriker (,, Titrier jungen") schnell auszuführende Proben dem Be-
triebsleiter alle wünschenswerte Auskunft geben. Meist ist hier eine
große Genauigkeit weder erreichbar noch erforderlich ; doch gibt es Fälle,
wo auch hier, bei äußerster Schnelhgkeit der Ausführung, ein Grad von
Genauigkeit eingehalten werden muß und von den ausschließlich damit
beschäftigten Empirikern wirklich erreicht wird, der selbst dem in aller
Muße im Laboratorium arljcitenden, wissenschafthch gebildeten Che-
miker imponiert. Das kommt z. B. im Eisenhüttenbetrieb vor und die
heutzutage in dieser Riesenindustrie erreichte Sicherheit in der Qualität
des Produktes ist zum großen Teile auf die Ausbildung von ,, technischen"
Analysen-Methoden zurückzuführen, welche äußerste Schnelligkeit mit
staunenswerter (Genauigkeit verbinden.
Beim Einkauf der Rohmaterialien und Verkauf der Fabrikate
kann man meist dem Chemiker längere (doch kaum je beliebig lange)
Zeit zur Analyse gestatten. Auch hier bringt es die Natur des Gegen-
standes häufig mit sich, daß man empirische, mehr oder weniger rohe
Methoden anwenden muß; aber wo es irgend angeht, wird man für
obige Zwecke nach besseren Methoden arbeiten, und oft genug wird
6 Einleitung.
hier von dem Fabrik-Chemiker eine Genauigkeit und Sicherheit der Be-
stimmungen verlangt die man in rein wissenschaftHchen Laboratorien
schon als eine sehr schöne Leistung anerkennen müßte, die der Fabrik-
chemiker erst durch lange Übung erlangen kann und die so mancher
Assistent oder auch Professor nicht ohne weiteres erreicht!
Die technisch-chemischen Untersuchungsmethoden umfassen nach
obigen Ausführungen folgende Klassen von Arbeiten:
1. Untersuchung von Rohmaterialien der Fabrikation, Mobei
häufig ganz genaue chemisch-analytische Methoden zur Anwendung
kommen, in anderen Fällen aber rohere Proben teils genügen können,
teils mangels besserer Methoden genügen müssen und oft auch eine
physikahsche, mikroskopische oder anderweitige äußerhche Unter-
suchung anzustellen ist.
2. Kontrolle des Betriebs durcli chemische Analyse, ebenfalls oft
unter Hineinbeziehung nicht eigentlich chemischer Methoden (der sj^e-
zifischen Gewichte, Druckverhältnisse usw.). Hier kommen meist mög-
lichst schnell ausführbare und mithin oft weniger genaue Methoden
zur Anwendung.
3. Untersuchung der Endprodukte, die namentlich da, wo eine
Garantie dafür geleistet werden muß, zuweilen nach ganz genauen Me-
thoden ausgeführt werden muß, oft aber sich niu' mit äußerlich leicht
wahrnehmbaren Kennzeichen begnügt.
In allen drei Klassen können ganz verschiedene Arten von Unter-
suchungen erforderlich sein, nämlich:
a) Qualitative Untersuchung, meist nur auf die
Nachweisung irgend einer Verunreinigung gerichtet,
b) Quantitative Bestimmung nur eines Haupt-
bestandteiles, welcher den Gegenstand einer Garantie beim
Ein- und Verkauf oder den leitenden Punkt im Betriebe betrifft.
c) Quantitative Bestimmung von Nebenbe-
standteilen, wobei auch wieder ganz verschiedene Gesichts-
punkte auftreten, nämlich:
a) Nebenbestandteile, welche als nützlich Gegenstand einer
Garantie bilden, wie Kohlenstoff gehalt im Stahl.
ß) Nebenbestandteile, welche als schädliche Verun-
reinigungen nicht über ein gewisses Maximum hinaus-
gehen sollen, z. B. Phosphor im Stahl, Chloride im Kalisalpeter.
;') Nebenbestandteile, deren Bestimmung zur indirekten Ermitte-
lung des Gehaltes an dem Hauptbestandteile dienen soll, wie
bei der Untersuchung des Chilisalpeters.
d) Quantitative Bestimmung mehrerer Be-
standteile, gewöhnlich als Vereinigung der beiden Klassen b und c,
d. h. Bestimmung des Hauptbestandteiles und daneben noch einer oder
mehrerer wichtiger Verunreinigungen, z. B. bei der Analyse der schwefel-
sauren Tonerde die Bestimmung von Tonerde, Eisen und freier Säure,
bei der Untersuchung von Eisenerzen Bestimmung des Eisens, Schwefels
und Phosphors.
Einleitung. 7
e) Untersuchung geA\ isser durch das Objekt
auszuübenderWirkungen,seies quantitativ oder auch nur
qualitativ, z. B. das Färbevermögen von Farbstoffen, die Zähigkeit
von Schmierölen, der Entflammungspunkt von Petroleum.
f) Untersuchung auf gewisse, vom Handel ge-
forderte äußere Eigenschaften: Farbe, Glanz, Dichte,
Festigkeit usw,
g) Vollständige chemische Analyse nach allen
Richtungen; wird für technische Zwecke nur ganz ausnahmsweise er-
fordert, kann aber doch, z. B. bei neuen Vorkommen von Erzen u. dergl.,
in Frage kommen.
Alle diese verschiedenen Klassen von Untersuchungen sind im
vorHegenden Werke vertreten und finden sich je nach den Umständen
des Falles bei den einzelnen Industrien, nach denen der Stoff verteilt
ist. Dabei wird eine allgemeine Kenntnis chemisch-analytischer Ope-
rationen und im besonderen der Mineralanalyse und der organischen
Elementaranalyse vorausgesetzt, wie sie durch mehrjähriges Studium
an einem Hochschul-Laboratorium oder Instituten mit ähnlichen Zielen
erworben wird. Immerhin werden aber an den betreffenden Stellen alle
die besonderen Apparate und Ausführungs Vorschriften beschrieben,
wie sie im Einzelfalle zur Erzielung eines für technische Zwecke brauch-
baren Resultates erfordert oder nützhch sind, auch da, wo sonst all-
gemein bekannte Methoden in iVnwendung kommen. Natürhch nehmen
aber die speziell für die Technik ausgearbeiteten und in den wissen-
schaftlichen Laboratorien wenig oder gar nicht geübten Methoden den
breitesten Raum ein.
Im allgemeinen Teile beschreiben wir nur solche Ope-
rationen und Apparate, welche nicht nur für irgend welche ganz spezielle
Methoden (bei denen sie ja doch aufgeführt werden müssen), sondern
in allgemeiner Weise und für verschiedenartige Zwecke angewendet
werden, mit Fortlassung des jedem Chemiker von seiner Lehrzeit her
Bekannten und unter Hervorhebung desjenigen, was in technischen
Laboratorien zur Erleichterung der Arbeit von Nutzen ist.
Allgeiiieine Operati oneii.
T. Die Probeiiahiiie.
Schon hier begegnen wir einer Schwierigkeit, die für den rein
wissenschafthchen Analytiker so gut wie gar nicht besteht, und deren
Vorhandensein von ihm häufig nicht genügend gewürdigt mrd; viel-
leicht noch häufiger aber ist der nicht wissenschaftlich gebildete Tech-
niker damit gar nicht bekannt, und entstehen dann schwere Irrtümer
und große Verluste. Dies bezieht sich natürlich auf die Herstellung einer
die Beschaffenheit des zu untersuchenden Materiales '«ärklich repräsen-
tierenden Durchschnittsprobe. Es kommt z. B. vor, daß ein
Unternehmer dem Professor an irgendeiner Lehranstalt ein Stück
Mergel aus einem Steinbruch bringt und wissen will, ob sich dieser Mergel
zum Brennen auf Zement eignen wird, daß dann wirklich von diesem
Stück eine genaue Analyse gemacht und daraus ein Schluß auf die
Brauchbarkeit des ganzen Steinbruchmateriales zur Zementfabrikation
gezogen wird ! Bei einem alten griechischen Schriftsteller wird gespottet
über einen Mann, der sein Haus verkaufen wollte und zur Information
für etwaige Käufer einen Ziegel als Probe auf den Markt brachte; dies
ist zwar drastischer, aber kaum verkehrter als die oben (aus der Er-
fahrung) angeführte und in recht vielen ähnlichen Fällen auftretende
Verkehrtheit.
Selbst da, wo die Sache viel leichter ist oder doch zu sein scheint,
wird oft auch von den Nächstbeteiligten die Schwierigkeit der Ziehung
einer wirklichen Durchschnittsprobe nicht genügend gewürdigt. Wie
leicht wird z. B. bei der Probenahme von Steinkohlen ein erhebhcher
Fehler begangen, indem ein größeres Stück Schwefelkies mit in das
Muster gelangt — oder auch in umgekehrter Richtung! Aber selbst
beim Probeziehen von pulverigen Materialien können noch grobe Irr-
tümer oder auch absichtliche Täuschungen vorkommen, wenn nicht in
ganz richtiger Weise verfahren M'ird.
Weitaus am schwierigsten ist die Herstellung einer richtigen
Durchschnittsprobe bei grobstückigem Materiale, erhebhch leichter
bei feinerem Korn, noch leichter bei pulverigem Materiale, am leichtesten
im allgemeinen bei Flüssigkeiten, schwieriger wieder bei Gasen. Be-
sondere Schwierigkeiten treten auf, wo die Berührung mit der Luft
Probenahme. 9
während der Probenziehung und Zerkleinerung des Musters die Be-
schaffenheit desselben dnrch Verdunstung, Wasseranziehung, Oxy-
dation usw. v'erändern kann. Hier sind dann ganz spezielle Vorsichts-
maßregeln nötig, die an den betreffenden Stellen näher angeführt sind.
Es ist unnötig zu sagen, daß die genaueste Analyse wertlos ist,
und daß unendliche Irrtümer und Sti'eitigkeiten entstehen müssen,
wenn bei der Probenahme gefehlt worden ist; hierauf muß also unbe-
dingt ebensoviel Sorgfalt wie auf die analytische Arbeit im Labora-
torium verwendet werden.
Am schwierigsten ist, wie bemerkt, die Probenahme bei stücki-
gem Material und ganz besonders da, wo der wertvolle Bestand-
teil nur in kleiner Menge und in sehr ungleicher Verteilung darin vor-
kommt, wie z. B. bei Edelmetallerzen, oder da, wo gewisse, sehr schäd-
liche Verunreinigungen in ebenso ungleicher Verteilung darin cntlialten
sind. Die hieraus entspringenden Unannehmlichkeiten haben wohl zu-
erst dahin geführt, daß man erstens für die Probenziehung ganz be-
stimmte Regeln aufgestellt hat, und daß sich zweitens der Gebrauch
eingebürgert hat, in wichtigeren Fällen die Operation der Entnahme
der Proben, die Zerkleinerung derselben und die Reduktion auf die dem
Chemiker einzuhändigende Substanz kontradiktorisch in Gegen\^art
von Vertretern beider Parteien oder aber eines von ihnen bestimmten
Unparteiischen vorzunehmen. Meist werden mit dem schließlich er-
haltenen Durchschnitts-Muster mehrere Flaschen gleichzeitig gefüllt
und mit dem Siegel beider Parteien verschlossen.
Die folgenden Vorschriften können natürlich nicht beanspruchen,
die schwaerige, hier vorliegende Aufgabe in absolut richtiger Weise zu
lösen; sie können nur eine Annäherung daran darstellen, tun dies aber
wohl in mindestens ebenso guter Weise wie jede andere irgendwo üb-
liche Weise. Im wesentlichen beruhen sie auf den in dem ,, Taschen-
buch für die anorganiscli-chemische Großindustrie", 4. Auflage von
G. Lunge und E. Berl, S. 281 ff. enthaltenen Vorschriften, die unter
Mitwirkung einer Anzahl erfahrener Fabrikanten entstanden sind,
doch sind sie nicht nur ausführlicher, sondern auch durch anderweitige
p]rfahrungen ergänzt.
In vielen Fällen, uamentlicii in den organischen chemischen In-
dustrien, aber auch z. H. bei kaustischer Soda, rauchender Scivwefel-
HÜure usw. müssen infolge der eigentümlichen Beschaffenheit der be-
treffenden Substanzen die Prol)en in ganz bestimmter, nur für den
})elreffenden Fall gültiger Ait gezogen werden. Hierüber fiiuli-t sich das
Nötige nicht in diesem allgemeiiuM» Teile, sondern bei den einzehien
Abschnitten ').
') V\)('v ciiiluitlirlio Motliiidcn der I'roboimliino uml l'rolxiimlimo von
Kohlon lind Kr/.on: K. H i ii t / , Zoit.schr. f. öff«>n)l. C'lioni. Nr. '21; \W,i.
K. Juon, ZcitHc.hr. f. aiiKow. Clunn. 17. l">-lt. 1")71: 1904. — M. L. Criffin.
Journ. Sof. ("Ii<-ni. Ind. 24, 183; 1900. F. .1 n n d iv . öwt. ZoitHclir. f. MorR-
u. Hüttcnw. 52, i")47, ril\l, 577; 1904. — :\. U o ni o n t , Journ. .Amor. C'hcm.
Öoc. 28, <):j-J; 1900.
10 Allgemeine Operationen.
A. Orobstückige Materialien.
Hierher gehören Kohlen, Erze für den Hüttenbetrieb, Schwefel-
kies, Braunstein usw.,. die meist in ganzen Schiffsladungen, Kanal-
booten oder Eisenbahnwagen abgehen und ankommen. Die kontra-
diktorische Probenziehung erfolgt bei Wassertransport in der Regel im
Ankunftshafen, bei der Überladung auf Eisenbahnwagen oder, falls
die Fabrik oder Hütte das Gut an ihrem eigenen Landungsplatz emp-
fängt, auf diesem bei der Entladung in Rollwagen oder andere Trans-
portgefäße. In anderen Fällen muß man die Probenahme bei der An-
kunft des Eisenbahnzuges in der Fabrik vornehmen, ehe oder während
das Material ausgeladen wird. In allen diesen Fällen wird die Probe-
nahme zweckmäßig mit dem Verwiegen verbunden. Die Probenziehung
aus einem schon ausgeladenen großen Haufen von stückigem Material
ist immer eine sehr unsichere Sache und sollte möglichst vermieden
Averden. Abgesehen von den allgemeinen, auch bei den oben erwähnten
Arten der Probenziehung unvermeidlich auftretenden Schwierigkeiten
kommen im letzteren Falle noch zwei neue hinzu: erstens die Ver-
änderung des Wassergehaltes durch Verdunstung, Einregnen, Senkung
des Wassers nach unten usw., zweitens das Vorrollen der gröberen
Stücke, welches die Masse noch ungleichartiger als sonst macht ^).
Man muß von Materiahen der hier in Frage stehenden Art um
so größere Proben entnehmen, je größer und ungleichmäßiger die Stücke
sind. Vor allem muß darauf gesehen werden, daß das Verhältnis zwischen
den stückigen Teilen und dem fast nie fehlenden feineren Pulver in der
zunächst zu erhebenden großen Probe so gut wie irgend möglich re-
präsentiert ist, da häufig eine wesentliche Verschiedenheit in der Qualität
zwischen den gröberen und feineren Teilen besteht.
Wenn die Stücke nicht über Billardkugelgröße hinausgehen und
einigermaßen gleiche Dimensionen haben, so genügt es, von jeder Förder-
einheit^) mittels einer etwa 5 kg fassenden Schaufel eine Probe her-
auszunehmen. Bei gröberem und in jedem FaUe bei ungleichmäßigem
Korn ist es vorzuziehen, von Zeit zu Zeit eine ganze Förder einheit,
z. B. den zehnten oder zwanzigsten Wiegekübel, auf einen besonderen
Raum zu stürzen, wo sich das ganze Durchschnittsmuster ansammelt.
Hierbei muß, wie oben bemerkt, möghchst Sorge getragen werden,
das Verhältnis zwischen grobem und feinem Material in dem Durch-
schnittsmuster möghchst richtig wiederzugeben.
In manchen Betrieben werden die Proben schon beim Ausladen
auf mechanischem Wege genommen, wobei folgende Anord-
nung getroffen werden kann : Der mit dem Fördergut beladene Becher-
1) Über Theorie der Probenahme körniger Materialien s. J a n d a (Ost.
Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenw. 52, 547 ff. ; 1904) und Samter (Chem. Ztg. 32,
1209, 1224, 1250; 1908).
^) So wollen wir die vom Krano gehobenen Förderkübel, Rollwagen oder
sonstigen Gefäße nennen, in denen das Material aus dem Schiffsraum oder sonstwie
zur Wage oder auf den Lagerplatz transportiert wird.
Grobstückige Materialien. 1 \
elevator ist so konstruiert, daß einer seiner Becher mit einem hervor-
stehenden Stift versehen ist, der eine Klappe im Elevatorgehäuse beim
Vorbeilaufen so öffnet, daß der Inhalt des betreffenden Bechers in
einen Probekasten fällt, in dem das Durchschnittsmuster sich ansammelt.
Das Durchschnittsmuster wird nun zunächst gröblicii, d. h. etwa
auf Walnußgröße, zerkleinert. Je nach den Umständen \\ ird
man dies durch Handarbeit oder durch eine mechanische Vorrichtung
(etwa ein Stachelwalz\\erk, einen Kollergang oder einen Steinbrecher)
vornehmen, muß aber jedenfalls Sorge tragen, daß alle gröberen Stücke
mit zerkleinert werden, auch wenn dies et\\as Mühe machen sollte.
Das zerkleinerte Gut wird durch mehrmaliges Hin- und Herschaufeln
gründlichst durchgemengt, dann in einen flachen Haufen ausgebreitet
und aus diesem ein kleineres Muster entnommen. Zu diesem Zwecke
schneidet man am besten zwei sich rechtwinklig kreuzende Streifen
durch die ganze Masse durch heraus und fügt dazu vier kleinere Posten
aus der Mitte der entstehenden Quadranten. Die Gesamtmenge dieses
verkleinerten Musters muß mindestens 10 — 12 kg betragen; bei sehr
ungleichartigem Material muß man noch erheblich darüber hinaus-
gehen, und gerade bei dieser Operation muß man die oben geschilderte
Vorsicht zur Erzielung eines wirklichen Durchschnittsmusters ganz
besonders an\\enden. Man wird dann manchmal gezwungen sein, die
oben beschriebene Oi:)eration zu wiederholen, indem man das erste
größere Muster in einen konischen Haufen zusammenschaufelt, wieder
flach ausbreitet und nun wieder wie oben zwei sich rechtwinklig kreuzende
Streifen und etwas aus den Ecken heraussticht. Ähnliche Probenahme
für Erzladung beschreibt C. B e n d e r (Stahl und Eisen 25, Nr. 5; 1904).
Um die Probenahme leichter und zuverlässiger zu gestalten,
sind verschiedene mechanische Probenzieher konstruiert
worden. Ausführlicheres darüber findet sich bei Saniter (Chem. Ztg. 32.
1225; 1908). Es sei hier nur der in P]ngland viel eingeführte ,, Rapid
Sampler" von P. Clark son (Sutton, Surrey) in Fig. 1 (a. f. S.) gezeigt.
Das ihm zugrunde liegende Prinzip ist dies: eine große Zahl von
Spiralen aus dem durch den Apparat hindurchgehenden Materiale her-
auszuschneiden, wobei man die Gewichtsverhältnisse beliebig regulieren
kann. Man karui diese Maschine für Flüssigkeiten, Pulver, körnige
oder stückige Substanzen verwenden. Sie eignet sicih auch sehr gut
zum gleichmäßigen Verteilen eines Musters auf mehrere Probeflaschen
(8. u.). Ausführliche Beschreibung: Journ. Sog. Chem. Ind. 13, 214; 1894).
Für die Bemustennig von KaliiT)lisalzen hat sich der von M e h n s
(D.P.P. 162 733) konstruiert!' Apparat bewälnt. Bender (I.e.) be-
Hc.lireibt den G e i s 1 e r sehen Apparat (l).R.P. 10(M)()7 und KM) 516)
für mechanische Probenahme, der von K r u p p - G r u s o n , M a g d e -
bürg gebaut wird (s. Chem. -Ztg. 23, 1058; 1898). I'iine Reihe mecha-
nischer Prol)ezi<'hcr amerikanischer Konstruktion sind von S a m t e r
(Chem. -Zig. 23, 1250; I'.IOS) hcschrieben und al»gel»ildet worden.
Das .so eilialtcnc icduzifMte Muster wird nun weiter zerklcini-rt.
Man kann sich hici/.u auch u icdcr einer meclumischen Vorrichtung:
12
Allgemeine Operationen.
bedienen, aber nur dann, wenn diese auf vollständigste Reinigung nach
jedem Gebrauche eingerichtet ist. Eine Ausführungsform findet sich
bei Samter (Zeitschr. f. ehem. App. -Kunde 3, 570; 1908) beschrieben
und abgebildet. Meist A^ird AAohl aber hier mit der Hand gearbeitet.
Das Nächstliegende ist das Zerstoßen in einem großen Eisenmörser.
Dies ist jedoch nicht die beste Methode, denn das völlige Herausbringen
des Pulvers aus dem Mörser ist nicht ganz leicht ohne Verlust zu be-
werkstelligen. Dadurch wird nicht nur die Gleichförmigkeit des Musters
beeinträchtigt, sondern es können auch leicht unbemerkt Teile in dem
Mörser zurückbleiben und das nächste Muster verunreinigen. (Vgl. über
Zerkleinerungsvorrichtungen den nächsten Abschnitt.)
Mehr zu empfehlen ist daher die Anwendung einer dazu beson-
ders hergestellten flachen Gußeisenplatte von 0,8 bis 1 m im Quadrat
mit aufstehendem Rande von 5 — 10 cm
Höhe, der an einer Stelle unterbrochen
ist, um das Pulver leichter herabkehren
zu können. Diese Platte sollte, um nicht
leicht zu zerbrechen, 20 — 25 mm stark
und ganz massiv und horizontal gebettet
sein. Das auf höchstens Walnußgröße
reduzierte Muster wird auf dieser Platte
mittels eines schweren Handhammers
weiter zerkleinert, das Probegut von Zeit
zu Zeit durch ein Sieb von 3 mm Maschen-
öffnung geschüttet und das darauf zu-
rückbleibende Grobe immer wieder mit
dem Hammer behandelt, bis schheßlich
alles durch das Sieb gegangen ist.
Dabei kann man mit weitgrößerer Sicher-
heit als in einem Mörser auf vöUige Rein-
lichkeit achten.
Die so erhaltenen 10 — 12 kg (oder
mehr) werden nun wieder flach ausgebreitet und daraus durch
gründliches Durchmischen und Ausstechen von sich kreuzenden
Streifen usw. ganz Avie oben ein nochmals reduziertes Muster
von 1 — 2 kg hergestellt. Dieses wird nochmals durchgemischt
und daraus die den Parteien bzAw deren Chemikern zuzu-
stellenden Einzelmuster entnommen, am besten in folgender
Weise. Drei, vier oder mehr weithalsige Flaschen (Pulvergläser)
von 100 — 200 ccm Inhalt werden auf einem Bogen Papier ganz
dicht nebeneinander aufgestellt; man entnimmt dem reduzierten
Muster eine Handvoll und führt die Hand so über die Gläser
hinweg, daß etwas von der Substanz in jedes der Gläser fällt.
Dies wiederholt man, bis die Gläser ganz gefüllt sind. Die Manipulation
mit der Hand ist sicherer als diejenige mittels einer kleinen Schaufel
u. dergl., wobei das Gröbere immer vorrollt und zuviel davon in die
vorderen Gläser gelangt.
Flg. 1.
Grobstückigo Materialien. 13
Wenn die Gläser gefüllt sind, werden sie sofort mit gut
schließenden Korken verstopft, die man dicht über dem Flaschen-
halse abschneidet und gut versiegelt. Dabei wird bei kontra-
diktorischer Probenahme das Siegel beider Parteien in der Art
angebracht, daß man ohne dessen Verletzung den Kork nicht heraus-
ziehen kann.
In Amerika w erden vielfach Teilschaufeln Fig. 2 (s. S a m t e r ,
Ztschr. f. ehem. App.-Kunde 3, 570; 1908) verwendet. Die Schaufel
besteht aus mehreren rinnenförmig ausgebildeten Zinken. Sie wird
auf den Boden oder Tisch gelegt und das zu verjüngende Material w ird
auf die Schaufel aufgegeben. Hebt man die Teilschaufel auf, so bleibt
ein Teil zwischen den Zinken hegen, ein anderer Teil befindet sich in
den Rinnen. Einer dieser Teile wird als Probe weiter behandelt, der
andere verworfen.
Das Zerkleinern, Durchmischen und Füllen der Flaschen
muß so schnell als möglich vorgenommen werden, um
zu vermeiden, daß aus feuchter Ware Wasser verdunstet, oder
daß umgekehrt Wasser (unter besonderen Umständen auch
Sauerstoff oder Kohlensäure) aus der Atmosphäre angezogen wird.
Der Laboratoriumschemiker übernimmt die ver-
siegelten Flaschen, notiert das (natürlich
unverletzt vorzufmdende) Siegel und die , ^
angeklebte Aufschrift, öffnet die Flasche, j "'" J)
schüttet deren Inhalt auf Glanzpapier, J.".. —
mischt schnell durch und entnimmt zunächst, ^^■''" ■
wo es auf Bestimmung der Feuchtigkeit |
ankommt, zu diesem Zwecke ohne weiteres pjg o
Pulvern ein hinreichend großes Muster,
bis zu 100 g. Der Rest wird weiter gepulvert, bis alles durch ein Sieb
von 1 mm Maschenöffnung hindurchgegangen ist. Bei weicheren Sub-
stanzen kann man hier Porzellanmörser, bei härteren Stahlmörser ver-
wenden. Für Schwefelkiese würden z. B. die ersteren nicht passend sein,
weil sie an so harte Substanzen etwas abgeben und das Muster verun-
reinigen können; umgekehrt ist für Braunstein das feinere Pulvern in
Ei-sengefäßen nicht dienlich, weil dabei etwas metallisilics Fiscn in dif
Probe übergehen kann.
Aus dem durch das 1 mm-Sieb Hinduichgcgangcucn wridcn
schließlich, selbstverständlicli immer wieder nach gutem Mischen,
einige (Jramm entnommen und mittels eines Aciiatmörsers (in beson-
deren P'ällen kann man auch einen Stahlmörser anwenden) auf den für
die Analyse notwendigen Grad der Feinheit gebracht.
Da bei dem letzten Zerkleinern eine Veränderung des Feueiitig-
keit.sgrades fast ganz unvcimeidHch ist, so wird (bis letzte Muster ent-
weder vor der Analyse im Trockensclirank (eventuell im F.xsikkator)
getrocknet und dann trocken abgewogen, oder aber die Feuchtigkeit
wird in einem Teile davon besonders beHtiinnit, ein anderer direkt auf-
geschlf)ssen u. dgl. und die Resultate auf Trockensubstanz })ercchnet.
r
J4 Allgemeine Operationen.
Für die Angabe des Feuchtigkeitsgehaltes im Analysenbericht ist nicht
dies, sondern die Bestimmung der Feuchtigkeit in der grob zer-
kleinerten Substanz (S. 12) zu verwenden.
B. Rohmaterialien im Zustande von Pulver, Grus usv^r.^)
Hierzu gehören Erze im Zustande von Schliech, Kochsalz, Kali-
salze u. dgl. und viele andere anorganische und organische Rohmate-
rialien der Technik. Man kann hier meist eine vereinfachte Art der Proben-
ziehung anwenden, etwa in der Art, daß man mittels eines etwa 14 kg
fassenden Schöpflöffels aus jeder ,, Fördereinheit" eine Probe entnimmt,
bei Eisenbahnwagen mehrere Proben von verschiedenen Stellen (vorn,
mitten, hinten). Die Einzelproben werden alle m ein Faß gegeben und
l)edeckt gehalten. Nach Beendigung der Abnahme stürzt man den In-
halt des Fasses auf einer ebenen reinen und harten Fläche aus, breitet
ihn flach aus, schaufelt die Masse zu einem kleinen Haufen im Mittel-
punkt zusammen, indem man ganz regelmäßig ringsherum geht, breitet
diesen Haufen von neuem flach aus und entnimmt eine Probe von etwa
einem Viertel der Masse, indem man (wie S. 11) zwei sich rechtwinklig
kreuzende Streifen mit der Schaufel heraushebt und etwas aus der
Mitte der übrigbleibenden Quadranten hinzufügt. Mit dieser Masse
verfährt man von neuem in derselben Weise, so daß man auf eine Menge
von nicht über 2 kg kommt die man nach gutem Durchmischen in der
S. 12 beschriebenen Weise auf die den Analytikern zu überweisenden
Probegläser verteilt.
Bei in Kisten, Fässern, Säcken u. dgl. ankommenden Rohmate-
riahen kann man meist in der unter C. zu beschreibenden Weise ver-
fahren; in der Tat sind ja außerordenthch häufig die Endprodukte der
einen Industrie die Ausgangsprodukte für eine andere.
C. Chemische Produkte in pulverförmigem Zustande.
Wenn diese lose verladen sind, also in Schiffsgefäßen, Eisenbahn-
wagen oder Karren, so zieht man die Probe wie bei B. ; doch wird auch
hier besser der Probestecher (a. f. S.) zu Hilfe genommen, der noch mehr
zur Anwendung kommt, wenn man Proben aus Lagerräumen oder aus
Fässern oder Säcken entnehmen muß. Bei den letzteren wird es häufig
vorgezogen, jedes fünfte, zehnte oder zwanzigste Faß (oder Sack), ent-
sprechend der Größe der Sendung und der Wahrscheinüclikeit einer
ungleichmäßigen Beschaffenheit zu öffnen und eine Probe mittels des
Schöpflöffels herauszunehmen; doch muß man darauf achten, daß die
äußeren und oberflächhchen Teile infolge der Einwirkung der Luft
(oder auch durch betrügerische Manipulation!) eine von der des Inneren
mehr oder weniger abweichende Beschaffenheit haben können. Selbst
^) Über einen Probezieher für körniges und pul verförmiges Gut nach
Kandier (D.R.P. 158 355) wird in Zeitschr. f. angew. Chemie 18, 749; 1905
berichtet, über einen automatischen Probenehmer und Älischapparat für Labo-
ratoriumszwecke, s. Binder (Zeitschr. f. anal. Chem. 48, 32; 1909).
Chemische Produkte in pulverförmigem Zustande.
lö
nach Öffnen der Fässer u. dgl. ist deshalb die Anwendung des Probe-
stechers immer sicherer.
Die gewöhnliche Form desselben ist in Fig. 3 gezeigt. Es ist ein
langer, innen hohler und an einer Seite durch eine Längsspalte offener
Bohrer aus starkem Eisenblech, welcher oben mit einem Handgriff ver-
sehen ist und unten in eine scharfe Spitze ausgeschmiedet ist.
Die Anwendung des Probestechers ermöglicht es, daß man durch
die ganze Schicht der Substanz hindurch aus jeder Höhenlage eine Probe
nehmen kann. Nimmt man die Probe von Säcken oder Fässern, so sticlit
man nur einmal in den betreffenden Sack oder das betreffende
Faß. Hat man dagegen von einem im Magazine usw.
lagernden großen Haufen eine Probe zu nehmen so muß mau
natürlich den Probestecher an verschiedenen Stellen (je nach
der Größe des Haufens etwa 6 — 12 mal) einsenken.
Man übersehe nicht, das Instrument beim Einsenken in
die Haufen oder Fässer usw. um seme Achse zu drehen.
In dieser gewöhnhchen Form hat nach B ö c k m a n n
der Probestecher verschiedene Mängel. Will man beispiels-
weise mit ihm Zuckerproben entnehmen, so mag diese Stecher-
konstruktion zwar für gewöhnhches erstes Produkt und
selbst auch für gut abgeschleuderte Xachprodukte vollauf
genügen, dagegen dürften feuchte, sirupöse Rohzucker, mit
diesem Stecher bemustert, oft kein verläßliches Durch-
schnittsmuster geben, da gerade am untersten Teile des
Stechers die Zuckersäule beim Herausziehen des.selbcn reißen
wird. Nun aber kann dies gerade, je nachdem der Sack
aufgestellt wird oder liegt, der feuchteste sirupreichste oder
aber auch der bestabgezogene Teil des Sackinhaltes sein.
Bei der Probenahme von Sand- und Kristallzucker aber wird
oft gar kein Zucker im Stecher bleiben.
Zur Vermeidung dieser Cbelstände hat Gawalowski
(Ost. Zeitschr. f. Zuckerind. 1888, HeftV) einen Probestecher konstruiert,
den Böckmann aus längerem eigenen Gebrauche bestens empfehlen
konnte.
Dieser Probestecher (Fig. 4 a. f. S.) besteht aus einer Metallrinne .-1 ,
welche bei B eine Metallfühnnig passend eingelötet hat, in welcher ein
stählerner, vierkantiger oder dreikantiger Stab gleitet, der oben in eine
Handhabe (C) endigt. Die Klappe am unteren Teile der Stechrinne ist
mittels eines Gelenkbandes (Scharniers) derart bewegUch, daß sie bei
Stellung 11 dem Zucker usw. den l^^hitritt von unten nach oben in A ge-
stattet, dagegen bei Stellung 111 das Herausfallen des gestochenen
Zuckermusters aus .4 verhindert. Schiebt man den Stecher in die
Zuckermasse usw., so gleitet der Stab C derart nach abwärts, daß durch
diesen die Klappe in der Lage II fi.xiert wird. Zieht man sodann den
Stecher heraus, so desarretiert der Stab C die Klappe und diese schließt
sich infolge des daran außen befindlichen Ansatzes, auf welchen die
Zuckermasse usw. des Sackes drückt. Der Gawalowski sehe
\b
16
Allgemeine Oiaerationen.
Stecher funktioniert automatisch und man kann demnach schnell und
sicher, nur mit einem Handgriff, Proben aus den Kolh entnehmen.
Derartige, aus Kupfer oder auch aus beliebigem anderen passenden
Metall elegant hergestellte Stecher sind samt zugehörigem Futteral von
Franz Indra, Brunn, zu beziehen.
Empfohlen Avird auch der Probestecher von Angerstein
(D. R. P. 26 680): ein röhrenförmiges, im
unteren Teile halb geöffnetes und ganz
unten in eine Spitze auslaufendes Instru-
ment, mittels dessen man Muster aus dem
Inneren des Gefäßes ohne Beimischung der
oberen veränderten Schichten ziehen kann.
Ähnlich ist ein von S a m t e r (Chem.-Ztg.
32, 1275; 1908) beschriebener Probezieher.
Wie man auch die Einzelproben ent-
nommen haben möge, so muß man sie zu-
nächst in eine Kiste, bei irgend veränder-
lichen Substanzen in ein großes, dazwischen
hinein immer wieder zu verstöpselndes
Pulverglas schütten, bis man alles zu-
sammen hat. Dann schüttet man den
ganzen Inhalt des Gefäßes auf einen großen
Papierbogen, mischt gründhch durch, zer-
drückt etwa vorhandene Klumpen mit
einem Spatel, nimmt, wenn die Masse zu
groß ist, in der S. 12 beschriebenen Weise
eine kleinere Durchschnittsprobe und füllt
damit die bereitstehenden Analysenflaschen,
wie S. 12 angegeben. Auch für das Ver-
korken und Versiegeln gelten dieselben
Regeln.
Bei Chlorkalk, Pottasche und anderen,
an der Luft schnell veränderHchen Sub-
stanzen muß man das die Einzelproben
aufnehmende Pulverglas gut verschlossen
halten und nur immer im Augenblicke der
Zugabe einer neuen Portion öffnen. Das Mischen und Verteilen auf
die Analysenflaschen muß so schnell wie möglich vorgenommen
werden.
D. Flüssigkeiten.
Bei dünnflüssigen Flüssigkeiten ist die Probenahme eine sehr
leichte Aufgabe; bei dickflüssigen kann sie schon schwieriger sein, und
recht schwierig ist sie bei zähen, sirupartigen oder noch dickeren Sub-
stanzen und bei breiförmigen Gemischen. Oft genug kommt es auch bei
eigentlichen Flüssigkeiten vor, daß deren Zusammensetzung in größeren
Behältern bei den verschiedenen Horizontalschichten sehr abweicht.
Fig. 4.
Flüssigkeiten. 1 ~
Wo man z. B. schon infolge des .Schütteins beim Transport oder
noch aus anderen Umständen annehmen darf, daß der Inhalt jedes
einzelnen Gefäßes ein gleichförmiger ist, wird man aus dem fünften,
zehnten oder zwanzigsten Fasse oder Korbflasche u. dgl. je eine kleine
Probe mittels eines Hebers oder in sonst beliebiger AVeise heraus
nehmen und durch Zusammengießen und Schütteln ein Durchschnitts-
muster herstellen. Sehr einfach ist die Probenahme Vjeim Entleeren
kleinerer Transportgefäße in einen größeren Behälter; man braucht
dann nur ein offenes Fläschchen unter den Faß.spund oder Hahn oder
die Öffnung der Korbflasche zu halten, am besten mittels eines Drahtes
(Fig. 5).
Im Falle großer Behälter, bei denen die verschiedenen Schichten
abweichende Qualität haben können, senkt man ein oben und unten
verengertes Glasrohr von passender Länge, also eine Pipette, langsam
in die Flüssigkeit ein, so daß man davon einen Durchschnitt über die
ganze Tiefe des Gefäßes bekommt. In manchen Fällen wird man hierzu
ein mit einer Art von Ventil versehenes Eisenrohr verwenden können.
Hat man (nach Böckmann) aus einer sehr großen Menge Flüssig-
keit die Probe zu nehmen (z. B. aus einem
10—15 000 Kilo fa.ssenden Zisternen-
waggon oder aus einem 100 — 2fX)000 Kilo
fa.ssenden großen Sammelreservoir), so
muß man die Probenahme mit der Glas-
pipette resp. mit einem langem eisernen,
unten mit einer Klappe versehenen Rohr
mehreremal wiederholen. ^- r^:— —
Gawalowski (Ost. Chem. u. Techn. Fig. 5.
Zeitschr. 6, 197; 1888) hat auch für flüssige
und halbflüs.sige Substanzen einen zweckmäßigen Probestecher kon-
struiert. Dieser besteht aus zwei ineinander liegenden eisernen,
unten geschlos.senen Zylindern, die je mit einem ziemlich breiten
Längsschlitz versehen sind und durch einen Bajonettverschluß
in einer solchen Verbindung miteinander stehen, daß man durch eine
einfache Drehung die beiden Längsschlitze zur Koinzidenz bringen oder
umgekehrt einen nach außen hermetisch abgeschlo.ssenen Hohlzylinder
aus ihnen bilden kaiui. Das Instrument, welciies lang genug ist, um
sämtliche Schichten eines gr(jßen Fasses durchdringen zu k(")nnen, und
oben mit einem Griff versehen ist, 'wird geschlossen eingeführt und dann
in der Flü.ssigkeit geöffnet, wobei gleichmäßig aus allen Höhenschichten
Flüssigkeit eindringt. Nun .schließt man den Zylinder, zieht ihn heraus
und entleert ihn zunächst in ein flaches (iefäß.
Für die Probenahme der flü.ssigen Z w i s c h e n p r o d u k t e
des Betriebes .-^ind an d(;n betreffenden Apparaten Häluie oder Ventile
angeljnuht, durch die man beliebig oft Proben holen kann. Will man
jedoch eine Durch.schnittsprobe haben, welche aus einer Summe fort-
während ohne Unterlaß genommener Ein/.elproben besteht, so wendet
man die sogen. Tropfflaschen an. Es sind dies große, zirka ~>0 Litir
CnttTHiirluinpon. 0. Aufl. I. 2
jg Allgemeine Operationen.
haltende Korbflaschen, in welche die betr. Flüssigkeit ununterbrochen
tropfenweise einfließt. Den Zufluß reguhert man mittels eines Ventiles,
und das tropfenweise ZufHeßen wird dadurch bewerksteUigt,
daß man mittels Kautschukschlauchverbindung ein Glasrohr ein-
schaltet, welches an seinem oberen Ende innen einen schmalen Kaut-
schukring trägt, in welchem ein kleines zu einer feinen Spitze ausge-
zogenes Glasröhrchen steckt.
Gute Durchschnittsproben von Abfluß wässern u. dgl. erhält man
durch Anwendung eines in der betreffenden Flüssigkeit sich drehenden
Wasserrades, Avelches unmiterbrochen kleine Proben der Flüssigkeit
einem Reservoir, welchem die Durchschnittsprobe entnommen wird,
zuführt.
Erwähnt sei hier noch, daß man stark konzentrierte Flüssigkeiten,
bei welchen etwaige Fehler beim Abmessen schon sehr ins Gewicht
fallen, oft nicht direkt zu der Analyse verwendet, sondern daß man sie
zuerst auf ein gewisses Volumen verdünnt (z. B. 1, 10 oder 20 com zu
100, 200, 500 oder 1000 ccm) und von dieser verdünnten Flüssigkeit
einen aliquoten Teil nimmt.
Einfacher ist es aber in vielen Fällen, die konzentrierte Flüssig-
keit mittels einer genauen Pipette, z. B. einer in ^liof, ccm eingeteilten
1 ccm- Pipette, abzumessen.
H. M i 1 1 1 e r und L. N e u s t a d 1 1 (Chem.-Ztg. 29, 1186; 1905)
beschreiben einen Apparat zur Entnahme von Proben aus Reservoiren
und Vorlagen, der im wesentlichen aus einem mit Klappenventil schließ-
baren Glasrohr besteht. Beim Hinuntersenken des Apparats öffnet sich
das Klappen ventil, schheßt sich aber beim Stillstand, so daß beim Hin-
aufziehen der Apparat mit Inhalt an die Oberfläche gebracht wird.
J. Freundlich (Chem.-Ztg. 32, 64; 1908) gibt emen Probenehmer
für unter Vakuum stehende heiße Flüssigkeiten an, die mit der Luft nicht
in Berührung kommen dürfen.
E. Gase.
Die Probenahme von Gasen, welche entweder Endprodukte (z. B.
Leuchtgas) oder Betriebsprodukte sein können (letzteres ist der weitaus
vorwiegende FaU), wird in dem Abschnitte: ,, Technische Gasanalyse"
und bei den einzelnen in Frage kommenden Industrien beschrieben
werden.
Das Sammeln. Answechseln und Aufbewahren der Proben i).
In Fabriken mit kontinuierlichem Betriebe hat man sich für jedes
im Laboratorium unter analytischer Kontrolle stehende Betriebs-
produkt am besten drei Flaschen zu halten, wovon eine für die Nacht-
schicht und zwei für die Tagschicht bestimmt sind.
i
^) Nach B ö c k m a n n.
Sammeln, Auswechseln und Aufbewaliren der Proben. J9
Das Sammeln der Probfii in der Fabrik erfolgt gewöhnlich durrh
einen hierfür besonders angestellten Arbeiter, welcher in der Regel
außerdem noch andere Funktionen zu verrichten hat. Dieser Arbeiter
holt morgens nach 6 Uhr in den Fabrikräumen die an den verschiedenen
Plätzen zerstreuten Xachtprobeflaschen, resp. er hat auch dieselben
zu füllen, wenn dies nicht schon geschehen ist. Sämtliche Flaschen
werden in den hölzernen ,, Probekasten" gestellt, welcher eine große
Anzahl einzelner Fächer enthält, und in das Laboratorium getragen.
Nehmen wir an, es sei am 6. Dezember morgens 7 Uhr. Die Labora-
toriumsjungen beginnen nun die soeben gebrachten Nachtproben vom
5. auf den 6. Dezember sowie die am 5. Dezember abends vor 6 Uhr ge-
brachten Tagproben des 5. Dezember zu untersuchen. Abends holt der
Probesammler wieder die morgens gebrachten Nachtproben und die vor
24 Stunden gebrachten Tagproben, während er gleichzeitig die Tag-
proben vom 6. Dezember bringt.
Diese Proben werden zweckmäßig auf einem mehrere Fächer ent-
haltenden Flaschengestell aufbewahrt. Es werden also über Nacht nur
die abends gebrachten Tagproben, des folgenden Tages dagegen außer-
dem noch die morgens gebrachten Nachtproben auf dem Flaschenge-
stelle stehen.
Die hier geschilderte Art der Probenahme hat den Übelstand,
daß man die Zahlen für die Tagesproben meistens erst volle 24 Stunden
später erhält, wodurch in vielen Fällen ein rechtzeitiges korrigierendes
Eingreifen in den Betrieb unmöghch gemacht wird. Man kann deshalb
die Einteilung auch so machen, daß man die Tagesproben nur von 6 Uhr
morgens bis etwa 2 Uhr nachmittags und die Nachtproben von da ab
bis den andern Morgen 6 Uhr nehmen läßt. Man erhält dann mittags
die Resultate der letzten Nacht und abends die Zahlen desselben Tages.
Freilich hat auch diese Art der Probenahme ihre Schattenseite, indem
beinahe die Hälfte des Tages zur Nacht gerechnet wird, und man des-
halb die nachmittags im Betriebe vorfallenden Unregelmäßigkeiten
weniger leicht kontrollieren und auf ihre Urheber zurückführen kann.
Diese Schichtproben sind demnach Eintagsfliegen. Ihre Existenz
hört nach 12 resp. 24 Stunden auf. Anders dagegen verhält es sich mit
den Proben, welche die Untersuchung der Rohmaterialien und der End-
produkte betreffen. Diese werden meist mit Sorgfalt einen oder einige
Monate (nicht selten versiegelt) aufbewahrt, damit die Fabrik auf
Grund dieser Proben ihre Rechte als Käufer oder Verkäufer geltend
machen kann. Tag der Probenahme, Name des Verkäufers resp. Käufers,
gefundener Prozentgehalt des oder der maßgebenden Bestandteile, Ge-
wicht und Art der Verpackung (Säcke, Fässer) und Xunimcr worden auf
den Etiketten sowie in ein besonderes Büchlein aufgcscliriebeu.
2*
20
Allgemeine Operationen.
II. Allgemeine Operationen im Laboratorium^).
A. Zerkleinern der Substanz.
Hierüber ist, soweit es bei der Reduktion eines großen Durch-
schnittsrausters auf ein kleineres in Frage kommt, schon gesprochen
worden. Die Zerkleinerung wird je nach den Umständen des Falles in
sehr verschiedener Weise ausgeführt und bis zu sehr verschiedenem
Grade fortgesetzt.
Zum groben Pulverisieren von harten Körpern (Erzen
und diesen darin analogen Substanzen) eignen sich da, wo die Berüh-
rung mit Eisen nicht schädhch ist, Eisenmörser mit Stößel, die
von 1 bis 20 1 und darüber fassen.
Eine gute Mörservorrichtung zeigt Fig. 6. Statt der Keule ist hier
ein, in einem am Boden angegossenen Zapfen geführter, schwerer, fast
kugelförmiger Körper vorhanden,
der durch eine Kurbel im Kreise
herumgeführt wird und leicht
herausgehoben werden kann.
Bei fein stäubenden Kör-
pern wird der doppelte Übel-
stand der Belästigung des Ope-
rierenden und des Substanz-
verlustes dadurch vermieden, daß
man um den Rand des Mörsers
eine Art Sack bindet, der sich
oben verengert und dort um das
Pistill festgebunden ist. Bei ge-
sundheitsschädlichen Substanzen
ist diese Vorsicht besonders an-
zuempfehlen.
Es ist fast immer nötig, die
im Mörser befindHche Masse von Zeit zu Zeit durch ein Sieb zu
treiben und den groben Rückstand für sich zu pulvern.
Für sehr harte Erze u. dgl. kann man mit großem Vorteil eine den
mechanischen Steinbrechern (Quetschwerken) nachgeahmte Vorrichtung
benutzen, die in Fig. 7 mit zurückgeschlagenem Deckel gezeigt ist.
Wenn es sich nur um kleine Mengen handelt, benutzt man den be-
kannten Stahlmörser der Laboratorien, der für Fälle, wo ein Stäuben
vermieden werden soll, oben mit einer aufgeschraubten Messingkappe
versehen wird. Eine Kombination eines Steinbrechers mit einer Quetsch-
walze beschreibt S a m t e r (Zeitschr. f. ehem. App. -Kunde 3, 569 ; 1908).
Mangels eines Stahlmörsers kann man sich oft in folgender Weise
helfen. Man wickelt die Stückchen der Substanz in zähes, nicht leicht
Fig. 6.
^) Sehr beherzigenswerte Bemerkungen über die nicht-chemische Seite der
Einrichtung von analytischen Fabriklaboratorien macht H. Benedikt in
Zeitschr. f. angevv. Chom. 15, 78; 1902.
Zerkleinern der Substanz.
21
faserndes Papier ein und bearbeitet dieses Paket mit einem schweren
Hammer auf einer harten Unterlage. Dabei geht allerdings ein wenig
der Substanz verloren, die sich in das Papier so hineinschlägt, daß man
sie nicht gut ohne Mitnahme von Fasern herauslösen kann.
Weniger harte Substanzen pulverisiert man meist in Mörsern oder
Reibschalen aus Porzellan oder Steingut, die an härtere
Körper etwas von ihrer Masse abgeben würden. Auch kaffeemühlen-
artige Apparate werden aus diesem Material angefertigt, ebenso wie
aus Eisen.
In größeren Fabriken, wo häufig ein und dieselbe Art von Sub-
stanz gepulvert werden muß, wendet man mechanische Zer-
kleinerungsapparate an, wie kleine Kugelmühlen,
glatte, geriffelte oder Stachel-W a 1 z w e r k e , Apparate von Kaffee-
mühle n-Form, kleine K o 1 1 e r g ä n g e u. dgl.
Fig. 7.
Für die Zerkleinerung von zähen Substanzen und für solche
von ganz unregelmäßiger Form müssen häufig besondere Appa-
rate angewendet werden, die bei den betreffenden Kaj)iteln beschrieben
sind. Hier können Zerschneideapparate nach dem Prinzip der Häcksel-
maschinen, Kaffeemühlen, Stachelwalzen usf. passend sein.
Für alle Zerkleinerungsapparate ohne Ausnahme gilt die Regel,
daß sie in allen ihren Teilen für eine gründliche Reinigung zugäng-
lich sein sollen und eine solche auch wirklich regelmäßig erfahren.
Das feine Pulverisieren für die Analyse selbst wird
je nach der Beschaffenheit der Substanz in Mörsern von Achat, Por-
zellan oder Stahl vorgenommen, wie aus der allgemeinen Anah'se be-
kannt, und wird in der Regel mit Beuteln durch Seidengaze (Müllergaze)
verbunden.
B. Abwägten.
In keinem Laboratorium darf natürlich eine richtige Analysen-
wage fehlen, mit der man in frisch justiertem Zustande bis auf 0,1 mg
ablesen kann. (Über die noch feineren T^robicrwagen für Edelmetalle
wird an passendem Orte berichtet werden.) über die Prinzipien des
22
Allgemeine Operationen.
Wagens, die Justierung der Ge^dchte usw. vgl. T r e a d w e 1 1 , Quant.
Anal., 4. Aufl., Wien 1907, S.ßi). Daneben hat man natürlich gröbere und
feinere Wagen für größere Substanzmengen, namentlich die sog. Tarier-
wagen, die meist ohne Glaskasten angewendet werden. Für viele Fälle
ist eine (schon mit Glaskasten versehene) Mittelqualität von Wage sehr
bequem, die noch 1 mg abzulesen gestattet und namentüch dazu dient,
etwas größere Mengen von Substanz abzuwägen, die man dann zu
einem bestimmten Volum auflöst, von dem man einen aliquoten Teil
für die Analyse aushernimmt.
Für Zwecke, bei denen eine noch geringere Genauigkeit ausreicht,
sind sehr bequem die bekannten Handwagen der Apotheker mit Horn-
schalen, die an Seidenschnüren hängen, und in denen die Substanz direkt
in der Schale abgewogen wird. Eine ungemein handliche Form dieser
Wagen zeigt Fig. 8. Hier ist der eine Wagebalken in 100 Teile abgeteilt,
und ein Gleitgewicht gestattet ohne weiteres, Hundertstel von Gramm
bis zu einem ganzen Gramm abzuwägen, während für größere Mengen
noch gewöhnliche Gewichte in
die dazu gehörige Schale gelegt
werden.
Solche Handwagen werden
meist nur für Belastungen bis
auf ca. 30 g und eine Genauigkeit
von 10mg angewendet; doch gibt
es auch solche für 100 g und
darüber.
Beim Gebrauche dieser
Handwagen faßt man sie oben
an der Handhabe und hält sie
so, daß die Seidenschnüre straff
angezogen sind, und die Schalen
der Wage eben noch auf der
Tischplatte ruhen. Indem man nun die Wage langsam etwas
in die Höhe hebt, erkennt man leicht, ob sie im Gleich-
gewicht ist. Im anderen Falle stellt man dies durch kleine
Papierstücke, Schrote, Tariergranaten u. dgl. m. her. Die abzu-
wägende Substanz bringt man stets unmittelbar auf die Schale. Erlaubt
dies die physikahsche Beschaffenheit der Substanz nicht, so muß man
sie auf einer einfachen chemischen Tarierwage abmegen. Zum Ab-
wägen in Bechergläsern, Uhrgläsern usw. eignen sich die Handwagen
nicht gut. Ihr Vorteil liegt gerade in der außerordentlich raschen
direkten Abwägung trockener Substanzen, welche sie ermöglichen.
Zum Eichen der Literkolben und für viele andere Zwecke sollte
man eine Tarierwage besitzen, die man bis 2 kg belasten kann, und die
dabei noch für 50 mg einen Ausschlag gibt. Auf dieser können sogar für
Fig. 8.
^) Über Neuerungen im Präzisionswagenbau für die chemische Industrie
berichtet Arndt (Zeitschr. f. ehem. App.-Kunde 1, 14, 38; 1906).
Abwägen. 23
manche analytische Zwecke Wägungen vorgenommen werden, z. B. für
Feuchtigkeitsermittelung von Kohlen, Koks, Salz usw., wobei man 100 g
und mehr abwägt.
Einerlei, welche Wage man benutzt, so ist ein möglichst
rasches Abwägen stets anzustreben. Denn wie sollten die
im Fabriklaboratorium nötigen zahlreichen täglichen Analysen ge-
macht werden, wenn man für jede Abwägung 5 oder 10 IMinuten
brauchte? Man hat deshalb mancherlei einfache Kunstgriffe. Wägt
man auf der feinen chemischen Wage ab, so bedient man sich möghchst
nur solcher Tiegel, Uhrgläser, Bechergläser usw., deren Gewicht man
bis auf etwa 1 — 2 mg im voraus kennt. Man schreibt dieses Gewicht
ein für allemal mit dem Diamanten auf das betr. Glasgefäß, oder man
bezeichnet die Gefäße mit fortlaufenden Nummern und vermerkt die
den einzelnen Nummern entsprechenden Gewichte in dem Analysen-
buch oder auf einer neben der Wage liegenden Tafel. Oft kennt man
auch das Gewicht von häufig benutzten Gefäßen (z. B. von Platintiegeln
oder den am meisten benutzten Uhr- oder Bechergläsern) auswendig.
In den meisten Fällen also wird es sich um keine eigentliche Wägung,
sondern nur um eine Korrektion des
Gewichtes innerhalb der Grenzen weniger
Milhgramme handeln.
Sehr bequem ist es, Menn sehr häufig
in einem und demselben Gefäße abgewogen
werden muß, sich dafür aus Kupfer-,
Nickel-, Aluminiumblech u. dgl. eine Tara ^.^^ ,,
zurechtzuschneiden , die einfach auf die
andere Wagschale gelegt wird. Selbstverständlich muß diese Tara
öfters verifiziert werden. Sogar für Platintiegel bei Gewichtsanalysen
kann man dieses sehr zeitersparende Verfahren bei gehöriger Umsicht
anwenden.
Wenn man nicht in der Hornwagschale selbst abwägt, so benutzt
man für veränderliche Substanzen verstöpselte Wägegläschen, am besten
solche, die auf der Wagschale stehen können^), sonst aber kleine Becher-
gläschen, Uhrgläser u. dgl. Sehr bequem .sind die aus Glas, Aluminium-
blech u. dgl. angefertigten Wäge.schalen (Fig. 9), aus denen man die
Substanz leicht ausschütten kann. Oft genügt Glanzpapier. In allen
Fällen liegt auf der anderen Wagschale schon die betreffende Tara, die
man nur verifiziert.
Femer ist es in Fabriklaboratorien außerordentlich bequem, die
sehr häufig vorkommenden Gewichtsmengen durch ein einziges Gewicht
zu repräsentieren, das man sicli aus Aluminium- oder Nickelblech
u. dgl. herstellt und durch Abfeilen justiert. Um z. B. bei Ghlorkalk-
analysen nach der später zu gebenden Vorschrift ohne Umrechnung an
der Bürette gleich Prozente von bleichendem Chlor ablesen zu können,
') Solrho mit übergreifender Kappo nacb G u t t m a n n (Chom. Ztg. 30.
2.5; 1904) sind recht praktLsch.
24 Allgemeine Operationen.
muß man stets 7,092 g Chlorkalk abwägen und wird sich dafür ein Stück
Blech von genau diesem Gewichte, mit deutlicher Bezeichnung des-
selben, herstellen, das gleich im Wagenkasten liegen bleibt.
Dr. R. H a s e in Hannover hat eine analytische Wage konstruiert,
welche mittels eines Hebelsystems das richtige Gewicht gleich bis auf
Dezigramm oder selbst Zentigramm genau angibt, so daß man dann
meist nur noch mittels des Reiters genau auszuwägen braucht und mit-
hin ungemein schnell arbeiten kann. Namentlich zeigt sich dies beim
Auswägen bestimmter Substanzmengen mittels des Wägeschiffchens,
was ohne Arretierung geschieht, bis der Zeiger auf der Skala die ge-
wünschte Gewichtsmenge anzeigt (Zeitschr. angew. Chemie 11, 736;
1898).
Bei dem Abwägen selbst bedient man sich der bekannten kleinen
Hornlöffel (oder auch der Löffel aus Porzellan oder Glas). Man merkt
sich, ob man ungefähr 2, 3, 4 Löffel usw. nötig hat, um das bestimmte
Gewicht zu erreichen. Die tägliche Übung tut hierbei außerordentlich
viel und läßt das richtige Gewicht oft auf das erste Mal bis auf wenige
Milligramme treffen. Das Abwägen von genau 0,5, 1, 2, 5, 10, 20,
50 g usw. hat den Vorteil der leichten Umrechnung der Analysen-
resultate auf Prozente, so daß diese Methode von Böckmann
sehr empfohlen wird.
Um die abgewogene Substanz von dem Uhrglas, Becherglas usw.
in das Zersetzungsgefäß vollständig überzuführen, bedient man sich
eines feinen Haarpinsels, dessen Stiel etwa die Größe eines Federhalters
hat. Man bringt die Hauptmenge der Substanz durch Klopfen mit dem
Pinsel, die letzten Reste durch Auswischen des Glases in das Zersetzungs-
gefäß.
Wo der Wassergehalt durch Trocknen im Exsikkator bestimmt
werden soll, wägt man gleich in derselben offenen Schale ab, die in den
Trockenschrank usw. kommen und dann wieder zurückgewogen werden
soll. Tiefere Gefäße, wie Bechergläser, sind hier nicht am Platze, weil
die Verdunstung des Wassers darin nicht genügend durch Luftwechsel
befördert wird. Auch wo man zu glühen hat, kann man die Substanz
in der zu benutzenden Platin- oder Nickelschale direkt abwägen, bei
geringerem Erfordernis an Genauigkeit sogar in blanken Eisenschälchen.
Genaues Wägen. Eine Korrektion für die Wägung in
der Luft ist nach den Ausführungen von Jul. Wagner (Maßanal.
Studien, S. 37) weder für das abweichende spez. Gewicht verschiedener
Titersubstanzen noch für die Verschiedenheit der Ein- und Auswage
mit Messing- bzw. Platingewichten erforderlich, da die Fehler un-
merklich klein sind.
Für sehr genaue Analysen Avird man nach Gockel (Zeitschr.
f. Chem. App. -Kunde 1, 76; 1906) mit richtig justierten Bergkristall-
gewichten wägen, wodurch für die meisten Wägungen die Angaben
direkt auf den luftleeren Raum reduziert werden.
Eine für viele Fälle in technischen Laboratorien gebräuchliche
und sehr empfehlenswerte Art des Abwägens ist die, daß man die dem
Auflösen, Aufscliließen, Abdampfen. 25
gesuchten Bestandteile entsprechende Menge (oder unter Umständen
ein Mehrfaches desselben) abwägt, was dann gestattet, aus den ver-
brauchten ccm der Titerflüssigkeit, bei gasvolumetrischen Analysen
aus der entwickelten Gasmenge, den gesuchten Prozentgehalt ohne
jede Rechnung oder mittels einer einfachen, im Kopfe vorzunehmen-
den Multiplikation oder Division abzulesen. Wir werden im folgenden
viele Beispiele hiervon finden, und sei hier nur je eines davon angeführt.
Im Chlorkalk wird das ,, bleichende Chlor" gesucht, und die P e n o t -
sehe Arsenlösung entspricht hiervon 0,1 Gramm-Molekel, also 3,546 g
im Liter oder 0,003546 g pro ccm. Folglich löse ich 20 X 0,3546 g
= 7,092 g Chlorkalk zu einem Liter, nehme hiervon 50 ccm = 0,3546 g
und titriere dies aus; dann zeigt jedes ccm der Arsenlösung 1 Prozent
bleichendes Chlor. Will ich in einem Kalkstein das Calciumcarbonat
auf gasvolumetrischen! Wege bestimmen, so überlege ich, daß 1 ccm CO.,
(auf 0" und 760 mm reduziert) = 1,9766 mg COg = 4,4968 mg Ca COo^
Wäge ich also 0,2248 g des Kalksteins ab, so entspricht jedes ccm des
gefundenen Kohlendioxyds immer 2 Prozent Ca CO3.
C. Auflösen, Aufschließen, Abdampfen.
In vielen Fällen kann man die Substanz gleich in dem Gefäße
abwägen, in dem sie aufgelöst oder aufgeschlossen werden soll. Dies
erspart Zeit und verhütet die Möglichkeit eines Substanzverlustes bei
der Überführung vom Wägegefäß in das Auflösungs- oder Aufschließungs-
gefäß. Aber noch ^^•ichtiger ist es, das letztere so zu wählen, daß es
seinem Zwecke vollkommen entspricht, auch wenn dies die Benutzung
als Wägegefäß verhindert.
Diese Gefäße sind fast immer darauf einzurichten, daß man sie
erwärmen kann. Wo weiter nichts als dies zu beachten ist, genügen
Bechergläser, Porzellanschalen u. dgl. Wo aber bei der Operation ein
Spritzen eintreten kann, muß einem dadurch entstehenden Verluste
vorgebeugt werden. Man verlasse sich nicht darauf, daß ein solcher bei
Anwendung recht großer Schalen oder Bechergläser nicht eintreten
werde; darüber kann man sich sehr täuschen, und zudem verursacht die
Anwendung so großer Gefäße andere Unbequemlichkeiten und Unge-
nauigkeiten. Man nehme also solche Operationen nur in engeren Becher-
gläsern oder in Erlenmeyer-Kolben vor, die man dabei bedeckt. Hierzu
eignen sich gewöhnhche Uhrgläser nicht, ^^'eil diese bei stärkerer Dampf-
entwickelung leicht an einer Seite emporgehoben werden, und Flüssig-
keit dort herausgeworfen werden kann. Man nehme also in der Mitte
durchbohrte Uhrgläser oder, was sehr zweckmäßig ist, Trichter mit ab-
gesprengtem Halse (Fig. 10), die man nach der Operation mit wenigen
Tropfen Wasser in- und aus\\endig abspritzen kann. Je weniger Flüssig-
keit man bekommt, desto besser, da man dadurch das Abdampfen be-
schleunigen oder auch ganz vermeiden kann.
Das Abdampfen wird, wenn nicht viel einzudani])fen ist,
am besten im Auflösungsgefäße selbst vorgenommen, vor allem dann,
26
Allgemeine Operationen.
wenn man nicht vorher zu filtrieren braucht, und wenn auch eine spätere
Fällung u. dgl. gleich in demselben Gefäß stattfinden soll. Aber bei
größeren Mengen und namentlich wenn man nicht im Kochen kon-
zentrieren kann, sondern langsamer verdampfen muß, kann man nur
Gefäße mit größerer, leichtem Luftwechsel ausgesetzter Oberfläche, also
Schalen, verwenden. Am besten bringt man über diesen einen Trichter
nach V. Meyer & Treadwell (Fig. 11) an, oder man bringt in der von
Gl. Winkler angegebenen Weise (Fig. 12) dadurch einen Luftstrom
über die Oberfläche der Flüssigkeit hinweg hervor,
daß man die Schale vor einem in einen Schorn-
stein führenden Schütz aufstellt, über dem
eine aufklappbare Glasplatte so befestigt ist, daß
sie über die Schale hinwegreicht; zwischen der
Glasplatte und dem Schalenrande muß ein
Zwischenraum von 1 — 2 cm bleiben.
Als Ersatz für Drahtnetze und Sandbäder
schlagen F r i t s c h und Venator (Chem.-
Ztg. 24, 286; 1900) Aluminiumplatten von 3
bis 4 mm Stärke vor, unter Verwendung eines
runden Fletscher - Brenners bei größeren, eines
Bunsenbrenners bei kleineren Dimensionen, was
sich als recht praktisch herausgestellt hat.
Zuweilen kommt es darauf an, bei der
Verdampfung eine Berührung mit den COg- und
SOg-haltigen Flammengasen zu vermeiden, was durch die Art der
Erhitzung besorgt werden muß; vgl. weiter unten.
Fig. 10.
D. Fällen, Auswaschen und Filtrieren von Niederschlägen.
Was das Ausfällen von Niederschlägen betrifft, so ist dem dar-
über aus der allgemeinen Analyse Bekannten nur wenig zuzusetzen.
Man ist in Fabriklaboratorien, und zwar mit vollem Rechte, meist
nicht so ängsthch in bezug auf das lange Stehenlassen nach dem Fällen
und vor der Filtration, als dies in -wdssenschafthchen Laboratorien noch
heut übhch ist. Man hat sich durch genaue Untersuchungen längst
überzeugt, daß man häufig auch da, wo früher ein 12 — 24 stündiges
Absitzen nach der Fällung vorgeschrieben war, ebenso gute Resultate
bekommt, wenn man die Flüssigkeit sich klären läßt, was nach einer
halben Stunde, in anderen Fällen nach 1 — 2 Stunden eintritt, und dann
sofort filtriert, z. B. bei der Molybdänfällung der Phosphorsäure, bei
der Barytfällung der Schwefelsäure, selbst bei der Magnesiafällung der
Phosphorsäure u. dgl. m. Allerdings sind dabei auch meist bestimmte
Bedingungen zu beobachten; so z. B. muß man bei der Fällung von
Schwefelsäure die Lösung in vollem Kochen halten und die Chlor-
baryumlösung in heißem Zustande, bei Gegenwart von Ammonsalzen
in einem Gusse, zufügen, ohne das Kochen zu unterbrechen, damit
der Niederschlag grobkörnig ausfällt. In anderen Fällen muß man
i
Fällen, Auswaschen. Filtrieren.
27
während des Fällens fortwährend umrühren, was heute durch die
mechanischen Rührwerke der Laboratorien (die Rabe sehe Turbine
usw.) erleichtert wird.
Schon in wissenschafthchen Laboratorien ist es sehr angebracht,
daß man die Reagenzien in Lösungen von bestimmter
Stärke herstellt, die auf den Flaschen selbst bezeichnet wird. Noch
wichtiger ist dies aber in technischen Laboratorien, weil es die Arbeit
ungemein beschleunigt, wenn man gleich von vornherein weiß, wieviel
man von jeder Lösung für die einzelne Operation braucht, was gerade
bei Fällungen am wichtigsten ist. Hier kommt es natürlich in erster
Linie darauf an, von dem fällen-
den Reagens nicht zu wenig zu-
zusetzen; aber auch ein Zuviel
kann sehr schädHch sein, wenn
dadurch ein Mitreißen des Rea-
gens in den Niederschlag (wie
bei Chlorbaryum in das Barj^um-
sulfat) oder eine Wiederauf-
lösung desselben u. dgl. verursacht
Fig. 11.
Fig. 12.
wird. Dies wird verhütet, sobald die Lösungen eine bestimmte Stärke
haben, wenn man, wie ja auch sonst zu empfehlen, immer dasselbe
oder doch annähernd dasselbe Gewicht Substanz zur Analyse ver-
\\endet und dann von dem Reagens ein bestimmtes, abgemessenes
Volum zusetzt, das sicher genügend, aber auch nicht sehr erheblich
im Überschusse ist. Man A\ird dann statt öfterer Tastproben, die immer
wieder Aufenthalt durch Umrühren und Klären veranlassen, mit einer
einzigen Kontrollprobe auskommen.
Beim Auswaschen wird man in den meisten Fällen einen unge-
mein großen Vorteil dadurch erreichen, daß man mit fast siedendem
Wasser arbeitet. Bei richtiger Manipulation, d. h. wenn man so arbeitet,
daß nie ein Erkalten der Flüssigkeiten eintritt, geht dann die Filtration
in ungleich kürzerer Zeit als sonst von statten und wird viel weniger
Waschwasser gebraucht. Während z. B. der Analytiker im wissen-
schaftlichen Laboratorium für die Aufschließung von Schwefelkies, Fil-
28 Allgemeine Operationen.
tration vom Rückstand, Ausfällung des Eisens, Fällung des ßaryuni-
sulfats, Trocknen und Glühen des Niederschlages 2 — 3 Tage braucht,
beendigt der geübte Fabrikchemiker diese Arbeit in ebensoviel Stunden,
und zwar in der Mehrzahl der Fälle mit größerer Sicherheit und Ge-
nauigkeit, und zwar gerade durch Beobachtung der eben gegebenen
Vorschriften.
In technischen Laboratorien kommt häufiger als in wissenschaft-
lichen das Verfahren vor, die Filtration und das Auswaschen eines
Niederschlages dadurch zu umgehen, daß man die Flüssigkeit auf ein
bestimmtes Volum bringt und einen aliquoten Teil davon ab-
pipettiert oder auch, was keinen Aufenthalt verursacht, durch ein
trockenes Filter gießt. Dies kann natürlich nur dann geschehen, wenn
nicht der Niederschlag, sondern die klare Flüssigkeit weiter untersucht
werden soll, und es beschleunigt dann allerdings die Arbeit sehr. Man
darf aber nicht übersehen erstens, daß durch das Volum des Nieder-
schlags ein gewisser Fehler entsteht, den man für genauere Arbeit in
Rechnung bringen muß, zweitens, daß in manchen Niederschlägen
durch ,, Adsorption" usw. mehr von den löslichen Teilen zurückgehalten
wird, als den Zwischenräumen des Niederschlages entspricht. Auch
das Filtrierpapier kann manchmal der Flüssigkeit durch Adsorption
gewisse Bestandteile entziehen; in solchen Fällen muß man das Fil-
trieren unterlassen und die klare Flüssigkeit durch vorsichtiges Ab-
gießen vom Niederschlage trennen; bei durch die Luft veränderlichen
Flüssigkeiten wird mit Vorsicht (um Aufrühren zu vermeiden) die Pi-
pette in den Literkolben usw. direkt eingesenkt.
So selbstverständlich es auch ist, daß grobe Fehler ent-
stehen, wenn die Pipette nicht wirkhch genau einen aliquoten Teil
des Meßkolbens abh'efert, so wird doch in dieser Beziehung so oft
gesündigt, daß auch an dieser Stelle ein Hinweis darauf nicht unter-
bleiben soll.
Zum Filtrieren wähle man Trichter von richtigem Winkel
(60*^), in die man die Filter vollständig glatt hineinlegen kann, weil
sonst die Flüssigkeit zu langsam durchläuft. Daß man auch bei der
Auswahl des Filtrierpapieres darauf sehen muß, schnell filtrierendes
und zugleich dichtes Papier zu erhalten, ist selbstverständlich. Man
arbeitet heut für analytische Zwecke fast nur mit fertig geschnittenen
und durch Behandlung mit Salzsäure und Flußsäure aschenfrei ge-
machten Filtern. Faltenfilter sind wegen des zu schwierigen Aus-
waschens selbst für technische Laboratorien nur in dem Falle zu emp-
fehlen, wo kein Auswaschen erforderlich ist, also z. B. wenn man die
Flüssigkeit auf bestimmtes Volum gebracht hat und einen aliquoten
Teil des Klaren zur Analyse verwenden wiU.
Die Beschleunigung der Filtration durch Filterpumpen ist in
technischen Laboratorien, abgesehen von einzelnen Fällen besonders
schwierig zu behandelnder Niederschläge, nicht sehr üblich, schon dar-
um, weil man meist eine größere Anzahl von Filtern auf einmal im
Gebrauche hat, und weil die das Reißen der Filter verhüten sollenden
Fällen, Auswaschen, Filtrieren.
29
Kunstgriffe für Massenanalysen zu umständlich sind. Immerhin sollte
doch jedes Laboratorium eine Wasserluftpumpe besitzen, von der es
ja eine Menge von Konstruktionen gibt. Zur Aufnahme des Filtrates
benutze man dann, um Unfälle durch den Luftdruck zu verhüten,
jedenfalls die starkwandigen ,, Filtrierkolben" (Fig. 13) mit seit-
lichem Ansatz.
Um schleimige Niederschläge gut filtrieren zu
können, empfiehlt M. Dittrich (Berl. Ber. 37, 1840; 1904), zum
gefällten Material vor dem Filtrieren durch Schütteln mit Wasser zu
Brei zerkleinertes Filterpapier, am besten Nr. 589 von Schleicher
und S c h ü 1 1 , zuzufügen. Der Niederschlag vermischt sich mit der
Filtermasse und läßt sich
rasch und klar filtrieren
und auswaschen. Der Glüh-
rückstand besteht dann aus
einem feinen Pulver und
nicht aus wenigen harten
Brocken. Das Gleiche emp-
fiehlt E. Bornemann
(Chem.-Ztg. 32, 257; 1908).
Fig. 13.
Fig. 14.
Fig. 15.
Für die meisten Zwecke gewährt es eine ganz genügende Be-
schleunigung der Filtration, wenn man die Trichter mittels eines kurzen
Kautschukschlauches mit einem 20 — 25 cm langen Abfallrohre ver-
bindet, das am besten mit einer Schleife versehen wird (Fig 14). Dies
hat natürlich nur dann einen Sinn, wenn das Filter so gut am Trichter
anUegt, daß die durch das Abfallrohr verursachte Saugung durch den
Niederschlag hindurch w irkt, und nicht Nebenluft eindringt. Annähernd
derselbe Zweck wird durch Anwendung von Trichtern mit reclit langen,
nicht zu weiten Röhren erreicht.
Die in der Literatur in vielfachen Ausführungsformen beschrie-
benen Apparate zum selbsttätigen Auswaschen der Niederschläge sind
für genauere Arbeiten nicht zu empfehlen. Solche Apparate sind in
den letzen Jahren von Angel ucci (Gazz. chim. ital. 35, 11, 142;
1905), M a c h a n und Neumayer (Chem.-Ztg. 31, 113; 1907)
3Q Allgemeine Operationen.
und Leiser (Zeitschr. f. angew. Chem. 20, 990; 1907) angegeben
worden.
Statt der gewöhnliehen Filter \\ird in vielen Fällen neuerdings
der Gooch-Tiegel (Fig. 15) angewendet. Diese Tiegel, die je nach
den Umständen aus Porzellan oder Platin gefertigt werden, haben einen
siebartig durchlöcherten Boden, auf den, falls sie nicht nur zum
Trocknen, sondern (namenthch bei Platin) auch zum Glühen gebraucht
werden sollen, ein flacher, schalenartiger Untersatz paßt. Auf dem
Siebboden Avird ein Asbestfilter in folgender Weise hergestellt. Erst
kommt eine Lage von langfaserigem Asbest, dann kurzfaseriger Asbest,
beide vorher mit konzentrierter Salzsäure und darauf mit Wasser
gewaschen, darauf ein Siebplättchen von Platin oder Porzellan und
darüber wieder feinfaseriger Asbest.
Der Tiegel aA^ird nun vermittels eines ganz düimen, weiten Gummi-
rohres auf einem Vorstoß b befestigt, dessen enger Hals in den Hals
eines Filtrierkolbens c eingesetzt wird, so daß man von dem Seiten-
stutzen d aus das Vakuum einer Filterpumpe wirken lassen kann.
Man läßt zunächst destilUertes Wasser durchgehen, um lose Fäserchen
wegzuspülen, nimmt dann den Tiegel ab, trocknet ihn unter denselben
Umständen wie später mit dem Niederschlage und wägt. Hierauf wird er
als Filtriertrichter benutzt, so daß der Niederschlag sich auf der Asbest-
unterlage ansammelt. Nach dem Filtrieren und Auswaschen kommt
der Tiegel Avieder in den Trockenschrank, den man in diesem Falle be-
Hebig hoch erhitzen darf, wie es der besondere Fall mit sich bringt.
Will man über freier Flamme glühen, so muß man den Untersatz be-
nutzen. Man kann mit derselben FüUung viele Bestimmungen hinter-
einander ausführen, und noch viel mehr, wenn man den oberen Teil
des Inhaltes entfernt, ohne das Asbestfilter zu beschädigen (Ausführ-
liches bei T r e a d w e 1 1 a. a. O. S. 22). Völlers (Zeitschr. f. angew.
Chem. 18, 1272; 1905) beschreibt eine zweckmäßige Modifikation
des Goochtiegels, bei der dieSauglöcher parallel zur Bodenfläche gehen,
und das Herausfallen von Asbest vermieden wird.
Für den Gebrauch in technischen Laboratorien hat sich der Neu-
bauer- Tiegel (gehefert von W. C. H e r a e u s , Hanau) sehr be-
währt. Er enthält ein Platinschwammfilter auf dem Siebboden, ist so-
fort fertig zum Gebrauche und erheblich bequemer in der Verwendung
als der Asbest-Goochtiegel.
Zum Heiß-Filtrieren dienen meist die bekannten Heiß-
wassertrichter. Eine etwas abgeänderte Form derselben, zum Nach-
füllen von Wasser eingerichtet, zeigt Fig. 16. Bequem ist aucii die in
Fig. 17 gezeigte Form eines Trichters mit sehr dünner kupferner
oder bleierner Schlange, die durch strömenden Wasserdampf geheizt
Avird.
Ganz vermieden Avird die Filtration der Niederschläge durch ein
Verfahren, A\elches zugleich das Trocknen und Glühen derselben er-
spart, also eine ganz enorme Zeitersparnis bedeutet, aber nur in ein-
zelnen Fällen auAvendbar ist, nämlich durch die Zentrifugier-
Fällen, Auswaschen. Filtrieren.
31
m e t h o d e. Hierbei werden die Fällungen des Niederschlages in Ge-
fäßen von der Fig. 18 dargestellten Form ausgeführt, welche unten in
eüi enges, unten geschlossenes Rohr auslaufen. Auf diesem ist eine
empirisch festgestellte Skala eingeätzt, welche anzeigt, welchen Raum
ein in der Flüssigkeit entstandener und noch in dieser befindlicher
Niederschlag irgendeiner bestimmten Substanz für eine bestimmte
Gewichtseinheit einnimmt, wenn er durch Anwendung von Zentri-
fugalkraft auf ein möghchst geringes Volum gebracht worden ist.
Die Skala zeigt entweder das Gewicht des Niederschlages in mg
oder auch direkt die Bruchteile von Prozenten des gesuchten Be-
standteiles bei Anwendung einer bestimmten Menge
der Originalsubstanz an.
Fig. 16.
Fig. 17.
Fig. 18.
Eingeführt hat sich die Zentrifugiermethode für Abmessung von
Niederschlägen namenthch für die Bestimmung von Phosphor, be-
sonders in Eisen und Stahl, wo der Phosphormolybdänniederschlag
gemessen wird; auch zu derjenigen von Harnsedimenten, Cellulose in
Futtermitteln u. dgl. ; noch mehr, natürUch mit Röhrchen von anderer
Form, in anderen speziellen Fällen wie zur Bestimmung des Fettge-
haltes der Milch, des Wassergehaltes der Butter, zur schnellen Se-
dimentierung von bazillenhaltigen Flüssigkeiten u. dgl.
Ein Apparat für Massenfiltration ist von A. T ä u b e 1 (Zeitschr. f.
ehem. App.-Kunde 3, 45; 1908) beschrieben worden.
E. Trocknen und Glühen.
Das Trocknen der ausgewaschenen Niederschläge im Trichter
verursacht l)ei Vorhandensein eines Trockenschrankes keinerlei Mühe,
aber doch immer einen gewissen Aufenthalt, der in Betracht kommt,
Qo Allgemeine Operationen.
wenn das Resultat schnell abgeliefert werden soll. Man kann die Zeit
des Trocknens ganz bedeutend abkürzen, wenn man den Trichter auf
einem Blechkonus oder abgesprengten Becherglase direkt über einer
mit der Lampe erhitzten Eisenplatte, Drahtnetz u. dgl. aufstellt; doch
führt dies leicht zum Springen der Trichter. Man greift deshalb, wo es
angeht, zu der ja auch für wissenschaftHche Zwecke vielfach ange-
wendeten Verbrennung der feuchten Filter im Pla-
tintiegel. Man hebt zu diesem Zwecke (nach der Beschreibung
von Böckmann) das Filter behutsam aus dem Trichter heraus und
legt es auf grobes Filtrierpapier. Indem man es auf demselben wieder-
holt auf neue trockene Stellen bringt und ganz gelinde drückt, gelingt
es in einigen Sekunden, die anhaftende Feuchtigkeit zu einem sehr
großen Teile wegzunehmen. Das so vorbereitete Filter wird direkt in
den Tiegel gebracht und in demselben verbrannt. Auf diese Weise
kann man ohne alles Bedenken Niederschläge wie schwefelsauren Baryt,
phosphorsaure Ammon-Magnesia, Oxalsäuren Kalk, Kieselsäure usw.
behandeln. Diese Methode der direkten Filterveraschung ist mindestens
ebenso genau als die indirekte Methode des vorherigen Trocknens.
Denn bei ersterer ist Substanzverlust, wie er beim Abnehmen des
trockenen Niederschlages mit der Federfahne oder dem Platinspatel
und beim Verbrennen des Filters an der Spirale oder auf dem Deckel
des Tiegels vorkommt, weit mehr (sozusagen völlig) ausgeschlossen,
und die Verkohlung des feuchten Filters ist, wie neuere Versuche be-
weisen, eine vollständigere als die des trockenen, welches leicht nicht
vollständig verbrennbare teerartige Verkohlungsprodukte liefert^).
Ist der geglühte Niederschlag in seinem äußeren Aussehen ver-
dächtig, so steht es in den meisten Fällen in der Hand des Chemikers,
diesen Fehler zu korrigieren. So behandelt man den geglühten schwefel-
sauren Baryt, welcher grau statt weiß ist, mit etwas Salpetersäure und
Schwefelsäure, raucht ab und glüht abermals. Ebenso befeuchtet man
pyrophosphorsaure Magnesia, wenn sie eine kleine schwarze Stelle zeigen
sollte, mit Salpetersäure (nötigenfalls wiederholt) und glüht, bis die
Masse rein weiß oder gräulich-weiß ist. Es ist jedoch zu betonen, daß
auch bei der direkten Verkohlung des feuchten Filters samt Niederschlag
nur in seltenen Fällen der geglühte Niederschlag in seiner Beschaffen-
heit etwas Abnormes zeigen wird.
Wenn ein Niederschlag nicht schließlich geglüht, sondern bei
100°, 110° u. dgl. getrocknet und so gewogen werden muß,
so ist es sehr zeitraubend, erst das leere Filter und dann nochmals das-
selbe mit Niederschlag bis zu konstantem Gewicht zu trocknen. Mehr
zu empfehlen ist folgendes, von Lunge schon vor vielen Jahren in
technischen Laboratorien angewendetes Verfahren:
Man nimmt zwei Filter von möglichst gleichem Durchmesser,
legt je eines- derselben auf eine Schale der feinen chemischen Wage und
schneidet nun so lange mit der Schere kleine Stückchen von dem schwe-
Vgl. T r e a d w e 1 1 , Quant. Anal.. 4. Aufl., Wien 1907, S. 24.
Trocknen und Glühen. 33
reren ab, bis beide Filter sich vollkommen im Gleichgewichte halten.
Alsdann filtriert man den Niederschlag auf das Filter, aa elches auf der
linken Schale der Wage lag, trocknet dasselbe auf Filtrierpapier vor-
läufig ab (wie oben beim Trocknen der Niederschläge beschrieben
wurde) und stellt die beiden Filter während 1 — 2' 2 Stunden (je nach
der Natur und Größe des Niederschlages) in den Dampftrockenschrank;
beim Wägen wird das leere Filter als Tara für das volle auf die rechte
Wagschale gelegt.
In Westeregeln hat man (nach Mitteilung von J. S t r o o f ) ge-
funden, daß die bei 120*^ getrockneten Filter beim späteren Auswaschen
mit Alkohol und Trocknen auf 110°, wie es bei den Pottasche- Analysen
vorkommt, um mehrere Milligramm an Gewicht zunehmen. Durch
Versuche hat man festgestellt, daß bei Anwendung von 90 ccm Alkohol
zum Auswaschen diese Gewichtszunahme 5 mg beträgt, was man vom
Kaliumplatinchlorid abzieht.
Rüdorff (Zeitschr.f.angew.Chem.3,633; 1890) empfiehlt, das leere
Filter in einem zyHndrischen Wägegläschen 30 Minuten lang im Trocken-
schrank zu halten, den Deckel aufzusetzen, 30 Minuten lang (nicht im
Exsikkator) abzukühlen, 10 Älinuten lang in der Wage stehen zu lassen;
es wird dann gewogen und, nachdem es den Niederschlag empfangen
hat, genau ebenso lange erwärmt und abkühlen gelassen, ehe man
wieder wägt.
Einen sehr sauberen, nur etwas teuren Trockenschrank
mit herausnehmbarem Porzellanfutter beschreibt T r e a d w e 1 1, a. a. 0.
Seite 20.
Das Glühen geschieht auch in Fabriklaboratorien in Platin-
tiegehi, wenn es sich um Wägen auf der chemischen Wage handelt;
dabei wird am besten eine feste Tara benutzt (s. S. 23). Das Glühen
größerer Mengen von Substanz, wo man nicht auf das einzelne jVIilli-
gramm zu gehen braucht, zu Wasserbestimmungen u. dgl. kann in blanken
Eisenschalen vorgenommen werden.
Erwähnt sei hier noch, daß der Praktiker den Tiegel, falls nicht
eine hygroskopische Substanz vorhegt, nach dem Glühen in der Regel
nicht im Exsikkator, sondern auf dem Drahtdreiecke oder einem Marmor-
block u. dgl. erkalten läßt, und daß ebenso auch das Anfassen des
kalten Tiegels mit den sauberen Fingern statt mit der Tiegelzange er-
folgen kann.
Als Exsikkatoren sind diejenigen zu empfehlen, welche
der Luft freien Austritt und Eintritt gestatten, wobei sie aber ein Chlor-
calciumrohr (manchmal auch ein Natronkalkrohr) passieren muß.
Zum Reinigen der Platintiegel empfiehlt es sich, feinen
Sand (,, Seesand") mit gewöhnhcher konz. roher Salzsäure anzurühren
und, nach wiederholtem Abgießen der überschüssigen Säure, von der
mit Säure durchfeuchteten Sandmasse mittels eines Glaslöffelchens
etwas in den zu reinigenden Tiegel zu bringen und denselben damit
abzureiben. Die Reinigung vollzieht sich auf diese Weise rasch und die
Platinsachen halten sich stets vollkommen blank (Böckmann).
I'ntcrsuchiingcn. 0. Aufl. T. 3
34 Allgemeine Operationen.
Schädigende Einflüsse auf Platin tiegel. Platin-
tiegel unterliegen häufig einer raschen Zerstörung. Die Ursachen dieser
bei Verwendung der Tiegel zum Glühen des Magnesiumammonium-
phosphats hat Heraeus (Zeitschr. f. angew. Chem. 15, 917; 1902)
näher untersucht. Es wurde gefunden, daß die Zerstörung in einer
reduzierenden Wirkung des bei zu starkem Glühen zersetzten Ammoniaks
auf den Niederschlag beruhe, wodurch zur Bildung von brüchigem
Phosphorplatin Anlaß gegeben wird. Im allgemeinen sind zu hohe
Glühtemperaturen zu vermeiden, da die Carbide, Silicide, Boride und
Phosphide des Platins durch Reduktion der betreffenden Salze erst
bei verhältnismäßig hoher Temperatur entstehen.
Das Glühen von Platintiegeln in reduzierenden Gasen, auch
in Acetylen ist wegen leicht eintretender Reduktion zu ver-
meiden. Ebenso soll nach einer Mitteilung von W. C. Heraeus
das Veraschen von organischer Substanz stets bei möghchst niedriger
Temperatur vorgenommen werden und das Glühen auf dem Gebläse
oder im Roeßler sehen Ofen erst dann geschehen, wenn alle Kohle
verbrannt ist.
Schmelzende Alkalien, kohlensaure AlkaHen bei Gegenwart von
Schwefel, ebenso Cyankalium greifen die Platintiegel bei hohe n
Temperaturen stark an.
Leicht schmelzende Metalle und leicht reduzierbare Metall-
oxyde sind selbstverständlich ganz vom Glühen in Platintiegeln aus-
zuschließen (siehe dazu: Zeitschr. f. angew. Chem. 20, 1893; 1907)
ebenso alle Substanzen, die Chlor, Brom, Jod, Schwefel oder
Phosphor abgeben können.
Crookes (Chem. Zentralbl. 1908, II, 371) schlägt den Ge-
brauch von reinen Iridium- und Rhodiumtiegeln vor. Iridium ist
hart wie Stahl, die Tiegel werden durch Stöße usw. kaum beschädigt.
Der Kohlenstoff der nicht leuchtenden Bunsenf lamme, der Schwefel
des Leuchtgases, stundenlanges Erhitzen von Phosphorsäure oder von
Magnesiumpyrophosphat und Kohle greifen den Ir-Tiegel nicht an,
Kieselsäure oder Silikate können im Tiegel erhitzt, Pb, Zn, Ni, Au, Fe
können im Tiegel geschmolzen werden, ohne daß nach dem Auswaschen
ein Gewichtsverlust nachzuweisen wäre. Zn mit etwas Zn Clg ge-
schmolzen, greifen den Tiegel etwas an, ebenso schmelzendes
KOH, aber weniger als einen Platintiegel. Rhodiumtiegel sind
ebenso widerstandsfähig wie Iridiumtiegel, besitzen vor diesen den
Vorteil, daß sie leichter und bilhger sind. Iridium- und Rhodium-
tiegel werden von Johnson und M a 1 1 h e y Ltd., London,
hergestellt.
F. Erhitzungsvorrichtungen.
Wo man Gas zur Verfügung hat, ist natürlich dieses dem Che-
miker von seiner Studienzeit vertraute, zugleich bequemste und rein-
lichste Erhitzungsmittel allen übrigen vorzuziehen. Den Bunsenbrenner ;
Erhitzungsvorrichtungen.
35
hier zu beschreiben, ist überflüssig^); doch seien hier, als weniger all-
gemein bekannt, folgende Spezialbrenner angeführt:
1. Der Brenner mit horizontal abgebogenem Rohre (Fig. 19),
in Frankreich als Berthelot- Brenner bezeichnet. Man hat auch
solche Brenner, die um ein Scharnier drehbar sind. Ihr Vorteil in ge-
wissen Fällen leuchtet ein; namenthch da, wo leicht Überkochen ein-
treten kann, und da, wo nicht genügend Raum in der Höhe für einen
Bunsenbrenner vorhanden ist.
2. Der M ü n c k e - Brenner (Fig. 20) eignet sich namentlich
zum Ersatz des Erhitzens im Gasgebläse. Man kann damit leicht in
wenigen Minuten Soda zum Schmel-
zen bringen, also Silikat aufschließ-
ungen und ähnliche Operationen
ohne Gebläse vornehmen, wobei
auch nicht so leicht ein mecha-
nisches Fortreißen von Substanz
wie beim Gebläse vorkommt. ^
Fig. 19.
Fig. 20.
3. Der T e c 1 u - Brenner in seinen größeren Formen hat die-
selbe Wirkung wie der vorgenannte und gestattet durch seine ver-
schiedenen Aufsätze auch Erhitzung in milderer Form (Fig. 21).
4. Der M e h r f 1 a m m e n - Brenner, von dem Fig. 22 eine
der vielen Formen zeigt, dient sowohl zum Erhitzen von Röhren als
auch zu der gleichzeitigen Erhitzung mehrerer Gefäße, von denen
jedes einzelne besonders reguliert werden muß.
Eine Form desselben (nach Wießnegg) zeigt sich auch in
Fig. 23, wo er zur Erhitzung einer Muffel dient. Dieser Apparat,
der für viele Zwecke im analytischen Laboratorium sehr gute Dienste
leisten kann, ist in Deutschland (natürlich abgesehen von Probier-
laboratorien) nicht so sehr verbreitet, wie er es verdient.
^) Eine sehr praktische Ausführungsform nach M 6 k e r , welche sehr
heiße Flammen ergibt, ist in Chem. News 99, 88, (1909) beschrieben worden
und wird von der Cambridge Scientific Instrument Co., Ltd,
Cambridge geliefert.
3*
36
Allgemeine Operationen.
Die Fletcher-Gasöfen in ihren mannigfachen Formen
dienen mehr für präparative Zwecke als für Analysenoperationen,
können aber doch bei gewissen technischen Prüfungen sehr gute Ver-
wendung finden. Für hohe Temperaturen bis zur vollsten Weißglut
dienen die Gasöfen von P e r r o t (Fig. 24), von S e g e r , von R ö ß 1 e r
und viele andere.
In Fällen, wo man nicht mit der direktenFlamme
erhitzen darf, sind dem analytischen Chemiker die Draht-
netze vertraut, ebenso auch die Asbestpappe. In tech-
nischen Laboratorien, wo viele Gefäße auf einmal zu erhitzen sind,
ist ein flacher Eisenkasten, mit einigen mm Sand bedeckt, sehr be-
quem; fast noch besser ist ein Doppelblech ohne Sand, d.h.
zwei Schwarz blechscheiben , die durch
Nieten im Abstände von ca. 5 mm von-
einander gehalten werden, und die da-
durch ein Heißluftbad ergeben; ferner
Fig. 21.
Fig. 22.
das Aluminiumblech (S. 26). Diese Vorrichtungen dienen zum
Erhitzen auf 110 — 200° oder auch darüber; wo man nicht über 100°
zu gehen braucht, ist ein flacher Kasten als Dampfbad in den
meisten Fabriken leicht anzubringen, den man für noch gelindere Er-
hitzung durch Bedecken mit ein wenig Sand in ein Sandbad umwandeln
kann. Dies eignet sich namentUch zum Digerieren mit niedrig siedenden,
feuergefährlichen Flüssigkeiten (Alkohol, Benzol, Äther usw.).
Viel weniger bequem haben es die Fabriklaboratorien,
denen kein Gas zur Verfügung steht. Früher mußte man sich mit der
Berzelius sehen Spirituslampe, mit Holzkohlenöfen u. dgl. schlecht
und recht helfen. Man besitzt aber neuerdings Vorrichtungen, welche
mit anderen Brennmaterialien genügende Hitzegrade hervorbringen.
Hiervon seien erwähnt: der Spiritus - Bunsenbrenner, Fig. 25, der
Benzinbunsenbrenner von B a r t h e 1 , Fig. 26, usw. Selbst Röhren-
öfen für organische Elementaranalysen mit Benzinfeuerung bekommt
man jetzt in den Apparatenhandlungen, die absolut gefahrlos sein und
eine höhere Hitze als Gasöfen geben sollen.
Erhitziuigsv'oiTiL'htungen.
37
Fig. 23.
Fig. 24.
38
Allgemeine Operationen.
Henri St. C 1 a i r e D e v i 1 1 e hat einen Universalofen für
schweres Mineralöl als Brennstoff konstruiert (gebaut von
Wießnegg in Paris), der als Muffelofen, Röhrenofen und Tiegel-
ofen dient und eine Temperatur von 1300" gibt.
Fis. 25
I
Fig. 26.
Mit Koks kann man in passenden Zug- oder Gebläseöfen natür-
lich noch weiter kommen. Eine Beschreibung dieser sowie der e 1 e k -
trischenÖfen,von denen hauptsächlich die von W. C. H e r a e u s
in Hanau gelieferten in Betracht kommen, fällt außerhalb des Rahmens
dieses allgemeinen Teiles. Erwähnen müssen wir die kleinen elektrisch
geheizten Tiegelglü höfchen dieser Firma, welche sich für den Labora-
toriumsbetrieb außerordentlich eignen und besonders dort ihre Ver-
wendung finden, wo die reduzierende Atmosphäre der Gasflamme zu
Maßanalyse. 39
rascher Zerstörung der Platintiegel Anlaß gibt. Zusammenstellungen
über elektrisch geheizte Laboratoriumsöfen finden sich in Zeitschr. f.
ehem. App.-Kunde 1, 73, 441, 477; 1906 und ebenda 3, 40; 1908.
III. Mafsanalyse*).
Zu dieser im weiteren Sinne gehört erstens das, was als ,,Titrie)'-
analyse" oder Maßanalyse im engeren Sinne bezeichnet wird, d. h. die
mit Flüssigkeiten zur Analyse von Flüssigkeiten und festen Substanzen
ausgeübten volumetrischen Methoden, zweitens die gasvolumetrischen
Methoden, d. h. diejenigen, bei denen die Bestimmung eines Bestand-
teiles einer Flüssigkeit oder eines festen Körpers durch Entwickelung
und Messung eines Gases ausgeführt wird; drittens die Gasanalyse
selbst.
Alle drei Arten der Maßanalyse werden im weitesten Maße so-
wohl für wissenschaftliche als für technische Zwecke angewendet.
Sehr viele Methoden sind beiden Zwecken gemeinsam dienlich, andere
sind speziell für technische Zwecke ausgearbeitet worden und werden
bei den betreffenden Einzelkapiteln beschrieben. Die (von Clemens
W i n k 1 e r zuerst als solche begründete) technische Gasanalyse ^\•ird
in einem besonderen Abschnitte behandelt werden.
Allgemeines über maßanalytische Geräte.
Für alle Zweige der Maßanalyse gilt selbstverständlich das Er-
fordernis, daß die dabei verwendeten Gefäße richtige Marken
tragen, ganz analog jenem ersten Erfordernis für die Gewichts-
analyse, daß Wage und Gewichte richtig sein müssen. Während aber
die Kontrolle der letzteren längst allgemein übUch und auch sehr schndl
auszuführen ist, und wohl kein Chemiker unserer Generation je mit
nicht genau justierten Gewichten gearbeitet hat, so war es früher und
so ist es wohl heute noch die Ausnahme, daß die Apparate für alle
Arten der Maßanalyse im Laboratorium, vor allem dem des tech-
') Für nähere Belehrung sowohl in elementarer Beziehung wie für ver-
schiedene Einzelheiten sei verwiesen auf Mohr-Classen, Lehrb. d. chem.-
analytischen Titrier) aethode, 7. Aufl., Braunschweig 1896; Clemens Winkler,
L^rakt. Übungen in der Maßanalyse, 3. Aufl., Leipzig 1902; C lassen, Aus-
gewählte Methoden der analytischen Ciiemie, 2 Bde., Braunschweig 1901 — 03 (auch
die Gewichtsanalyse umfassend) und Treadwells Lehrbuch d. analyt. Chemie,
4. Aufl., Wien 1907. — Im vorliegenden Werke sind allerdings eine größere An-
zahl von eigenen, für den Praktiker beachtenswerten Beobachtungen und so
manche von den obigen Werken abweichende Ansichten enthalten, welche nebst
Berücksichtigung der neueren Literatur zur Behandlung des Gegenstandes in dem
vorliegenden Umfange geführt haben. Die Geschichte der Maßanalyse wird
auf Grund von Quellenstudien in einem sehr interessanten Schriftchen von L. L. d e
K o n i n c k , Historique de la mothode titrimetrique, Bruxelles 1901, behandelt.
(Berichtigung eines kleinen Irrtums darin im Bull, de l'Assoc. beige dos chimistes,
t. XV, Nov.-Dec. 1901.)
4Q Allgemeine Operationen.
nischen Chemikers, auf ihre Richtigkeit geprüft werden. Man kauft
einfach die Apparate an (wobei recht häufig die Fabrikleitung in erster
Linie auf den billigsten Preis sieht) und nimmt auf Treu und Glauben
an, daß sie genau ausgemessen und eingeteilt seien. Große Werte,
aber auch der Ruf und die Stellung eines Fabrikdirektors oder Fabrik-
chemikers, der für die Qualität der verkauften Ware Garantie leisten
muß, hängen dann davon ab, daß ein gänzlich unbekannter Lohn-
arbeiter seine Arbeit mit vollster Gewissenhaftigkeit und Sachver-
ständnis ausgeübt hat.
Auch beim Bezüge etwas teurerer Geräte aus renommierten
Handlungen kamen früher, wenn auch seltener als bei der billigeren
Engros-Ware, zuweilen noch schwere Irrtümer vor.
Eine gewisse, aber unbedingt nicht ausreichende Entschuldi-
gung für diese merkwürdige Fahrlässigkeit so vieler ausübender Che-
miker ist der Umstand, daß die Kalibrierung bzw. Korrektion eines
Satzes von Gefäßen für Maßanalyse eine viel langwierigere Arbeit als
die Kontrolle einer Wage und eines Gewichtssatzes ist, und daß die
erstere Operation genaue Wagen und Gewichte verschiedener Arten
voraussetzt, die in manchen technischen Laboratorien, welche sie sonst
nicht nötig haben, gar nicht vorhanden sein mögen. Aber diese Arbeit
darf eben nicht gescheut werden, wenigstens für den Teil der Instru-
mente, welche zu Analysen für den äußeren Verkehr dienen, während
die für die Betriebskontrolle namentlich in den Händen von Empi-
rikern dienenden Apparate allerdings meist keine solche Garantie der
Genauigkeit beanspruchen, und man hier billige Apparate anwenden
kann, die man immerhin einer gewissen Kontrolle unterwerfen sollte,
wenn auch keiner eigentlichen Kalibrierung.
Seit fünfzehn Jahren kann man im Handel Geräte für Maßanalyse
erhalten, die von der Kais. Normal-Eichungs-Kommis-
sion in Berlin geprüft und mit Eichungsstempel versehen sind, wobei
die unten angeführten Vorschriften angewendet werden. Auch Privat-
institute arbeiten in gleicher Weise, z. B. die Firmen Dr. H. Gockel
in Berlin und Dr. Siebert u. Kühn in Kassel.
Nachprüfung der Geräte für volu metrische
Analyse. In den allermeisten Fällen wdrd man sich dabei beruhigen
können, daß die in solchen Instituten geprüften Geräte den den Vor-
schriften entsprechenden und durch den Prüfungsschein garantierten
Grad der Genauigkeit wirklich besitzen. Aber dies enthebt den aus-
übenden Chemiker nicht der Pflicht, davon Kenntnis zu nehmen, was
eigentlich diese Vorschriften bedeuten, und auch nicht derjenigen, in
ganz besonders wichtigen oder in aus irgendwelchem Grunde zweifel-
haften Fällen selbst eine Nachprüfung vorzunehmen, genau wie er in
derartigen Fällen die vom Mechaniker justierten Gewichte nachprüfen
muß. Auch werden in so manchen Fällen die mit der amtlichen Eichung
verbundenen Kosten bei größerem Verbrauche von Instrumenten dazu
Veranlassung geben, daß man sich lieber selbst hilft. Allerdings ver-
langt dies ebenso wie jede andere Manipulation einen Grad von Übung,
y
Prüfung der Geräte für Maßanalyse. 41
der bei den Beamten der Eichungs-Institute selbstverständlich viel
größer als bei dem ausübenden Chemiker sein wird; aber der letztere
muß die Sache doch auch machen können und wird sie in vielen Fällen
unbedingt auch machen wollen, wofür ihm das Folgende dienen soll.
Die Begriffe über das, was man unter geeichten Gefäßen ver-
stehen soll und was man von diesen verlangen könne, sind sehr ver-
schiedene und zum Teil keineswegs klare. Es besteht darüber schon
eine ganze Literatur, von der im folgenden hauptsächlich die Arbeiten
von Julius Wagner: Maßanalytische Studien, Leipzig 1898
Zeitschr. f. phys. Chem. 28, 193; 1899); Gockel: (Chem.-Ztg. 25
1084; 1901 und 26, 159; 1902, Zeitschr. f. angew. Chem. 15, 707
1902 und 16, 49, 562; 1903, Zeitschr. f. chem. App.-Kunde 1, 305; 1906)
Schloesser, Mitghed der Kaiserl. Normal-Eichungs-Kommission
(Zeitschr. f. angew. Chem. 16, 953, 977, 1004; 1903, Chem.-Ztg. 28, 4
1904), 29, 509; 1905 und 30, 1071; 1906, Zeitschr. f. anal. Chem. 46, 392
1907, Zeitschr. f. chem. App.-Kunde 2, 201; 1907 und 3, 353; 1908)
Weinstein (Zeitschr. f. angew. Chem. 17, 1745; 1904, Ber. d
Internationalen Analysen- Kommission 1909, S. 41); ferner Deutsch
Reichsgesetzblatt vom 1. Februar 1908 berücksichtigt werden sollen
Zu allererst muß man sich darüber klar werden, welche Ein-
heit den geeichten Geräten zugrunde liegt. Im wissenschaftlichen
Sinne und nach gesetzlicher Festlegung ist das Liter der Raum, den
1 kg Wasser, gewogen im luftleeren Raum, bei größter Dichte ein-
nimmt. Da diese einer Temperatur von 4° entspricht, so müßte man
entweder die Arbeit stets bei dieser Temperatur vornehmen, was natür-
lich nicht ausführbar ist, oder man muß bei einer beUebig höheren,
bestimmt festzustellenden Temperatur arbeiten und durch Berechnung
oder Tabellen ermitteln, was für Korrektionen dafür einzusetzen sind.
Man wird nur auf diesem Wege das ,,w a h r e Liter" und dessen
Unterabteilungen erhalten, also unter Berücksichtigung der Tempe-
ratur des Wassers und des vom Druck, der Temperatur und dem Feuch-
tigkeitsgehalt der Luft abhängigen Auftriebes.
Um die bei der Anwendung des wahren Liters nötigen Umrech-
nungen zu vermeiden, hat Mohr im Jahre 1855 eine andere Einheit
eingeführt, nämlich den Raum, den 1000 g Wasser, gewogen in freier
Luft mit Messinggewichten, bei 14'' R = 17,5° C einnehmen. Man
nennt diese Größe ,,M o h r sches Liter" und dehnt diese Bezeichnung
auch auf den Fall aus, daß andere Temperaturen (15", 20" oder mehr)
angewendet werden. Es kommt nicht darauf an, welches diese Tempe-
ratur ist, solange nur alle miteinander in Beziehung gebrachten Ge-
räte auf dieselbe Temperatur eingestellt werden, und man sie später bei
derselben oder ganz nahe derselben Temperatur anwendet. Um dies
tun zu können, wird stets die Einstellungstemperatur auf allen be-
treffenden Geräten eingeätzt; diese Temperatur ist also die gleiche
für das Gefäß und dessen Inhalt (Wasser oder Quecksilber). Dieses
,,M o h r sehe Liter" und seine Unterabteilungen sind viele Jahre lang
fast allgemein in der Maßanalyse von Fabrikanten und Verbrauchern
42 Allgemeine Operationen.
der Geräte angewendet worden. Seine Bequemlichkeit war früher un-
leugbar sehr groß, denn man kann bei der Kalibrierung von allen Um-
rechnungen, die ja früher durch keine Tabellen erleichtert wurden, absehen.
Leider ist aber auch durch Kalibrierung bei bestimmter Tempe-
ratur die gewünschte Ubereinstimnumg noch nicht erzielt, denn man
müßte auch die bei der Kalibrierung herrschende Luftdichte
mit m Rechnung ziehen. Wenn wir den Druck der Luft = 760 mm und
die Temperatur = 17,5" C annehmen, so zeigt die Rechnung, daß ein
Mohr sches Liter = 1002,3 wahre ccm und ein wahres Liter = 997,7
Mohr sehe ccm ist. Wäre aber die Kalibrierung in einem Thüringer
Gebirgsdorf geschehen bei 700 mm Barometerstand, so würde bei
Nachprüfung des Maßes im Flachlande die Verschiedenheit des Luft-
auftriebes schon einen Unterschied von fast 0,1 g machen, um den das
Maß zu klein gefunden werden \\drd. Dem ist auch nicht dadurch vor-
gebeugt, daß man für das Mohr sehe Liter einen Normaldruck von
760 mm festsetzt, denn der Luftauftrieb hängt nicht nur vom Druck,
sondern auch von der Temperatur und der Feuchtigkeit der Luft ab.
Will man alles dies in Rechnung ziehen, so verschMdnden alle die
Bequemhchkeiten, die Mohr und seine Nachfolger für die Wahl eines
anderen als des wahren Liters angeführt haben. Man kommt dann doch
um die Benutzung von Tabellen (S. 54) nicht herum und kann dann
ebenso leicht das wahre Liter auf Grund der Tabellen S. 44 u. 45 ver-
wenden (s. u.). Es wäre demnach sehr zu wünschen, daß das Wort
,, Liter" und dessen Unterabteilungen in Zukunft nur für das Avahre
(metrische) Liter vernendet würden, und daß alle chemischen Meßgeräte
hierauf basiert Avürden, obwohl nicht zu verkennen ist, daß erhebhche
Schwierigkeiten durch die ungezählten Tausende von nach M o h r s
System justierten Geräten entstehen werden, die man nicht einfach
wird wegwerfen wollen. Zur Feststellung der Abweichungen dieser
Gefäße von den wahren Litermaßen wird man die unten folgenden
Tabellen benutzen können.
Für Gefäße, die zu gasanalytischen und gasvolumetrischen Zwecken
bestimmt sind, A^ird von vornherein nur das wahre Liter in Frage
kommen können; doch werden höchst selten die gleichen Gefäße für
diese Zwecke und zum Titrieren mit Normallösungen gebraucht werden,
so daß allerdings dieser Einwand gegen den Gebrauch des Mohr sehen
Liters für sich allein nicht viel bedeuten würde.
Die Kalibrierung von Maßgefäßen sollte immer mit einer
Flüssigkeit derselben Art ausgeführt Averden wie die, mit der sie im
Gebrauche zu füllen sind, um die Benetzbarkeit, den Meniskusfehler usw.
immer unter gleichen Umständen zu beobachten. Jedenfalls wird man
für Quecksilberfüllung bestimmte Gasapparate nur mit Quecksilber,
dagegen Büretten, Pipetten, Meßkolben mit Wasser kahbrieren, welch
letzteres in seinem Verhalten von den stets sehr verdünnten Titrier-
flüssigkeiten meist nur unA^esenthch abdeichen wird.
Um alle erwähnten Übelstände zu beheben, gibt es nur ein Mittel :
die Anwendung des wahren Liters. Dieses ist, wie be-
Kalibrierung nach dem waliren Liter in der Maßanalyse. 43
merkt, der Raum, den 1 kg Wasser von 4° einnimmt. Will man diesen
Raum z. B. in einem Kolben abgrenzen, so wird die Lage der Marke
von der Temperatur des Kolbens abhängen. Die Xormal-Eichungs-
Kommission hat als Xormaltemperatur für das Gefäß, natürlich
nicht für das W a s s e r , 15° festgesetzt. Die unten folgenden, von
der Kommission ausgearbeiteten Tabellen gestatten ohne weiteres
die Justierung bei beliebigen Temperaturen und Drucken, indem sie
direkt angeben, welche Gewichte man für jeden Fall auf die Wage zu
legen hat.
Zwei auf verschiedene Normaltemperaturen justierte wahre Liter-
maße aus Glas unterscheiden sich, Mcnn man bei ihrer Prüfung Wasser
von derselben Temperatur benutzt, nur um die Differenz der Aus-
dehnung des Glases zwischen den beiden Temperaturen. Deshalb braucht
man das Gewicht, welches dem Gewicht der Wasserfüllung eines richtigen
Litermaßes das Gleichgewicht hält, nur für eine Xormaltemperatur,
z. B. 15", zu berechnen. Falls die Temperatur der Luft nicht erheblich
hiervon und der Barometerstand nicht erheblich von 760 mm abweicht,
so kann man für die den Luftauftrieb beemflussenden Elemente : Druck,
Temperatur und Feuchtigkeit der Luft mittlere Annahmen machen
und die daraus sich ergebenden Reduktionen gleich mit den aus der
Temperatur des Wassers folgenden vereinigen. Man kann dann die
Zahlen der Tabelle I direkt anwenden, um zu finden, wie man den Raum
eines wahren Liters in einem Kolben abgrenzen soll. Hätte z. B. die
Luft und das Wasser eine Temperatur von 17,0'', so würde man den
leeren Kolben mit Zulage eines Kilogramms auf die eine Wagschale
setzen und durch eine Tara auf der anderen ins Gleichgewicht bringen.
Dann nimmt man das Kilogrammgewicht fort, legt auf dieselbe Seite
(also zum Kolben) Gewichte im Betrage von 2,208 g und bringt nun
durch Füllung des Kolbens mit Wasser von 17" meder Gleichgewicht
hervor, worauf man die entsprechende Marke am Kolbenhalse anbringt.
Im Falle größerer Abweichungen der Temperatur der Luft von
15" und des Luftdruckes von 760 mm benutzt man Tab. II, um die
Zahlen von Tab. I zu korrigieren. Wäre z. B. der Barometerstand
720 mm, die Temperatur der Luft 25", die des Wassers 24,3", so ist die
Zulage für 1 Liter
nach Tab. I 3564 mg
Verbesserung nach Tab. II . . — 92 mg
3472 mg.
Mithin muß dann eine Wasserfüllung von 1000—3,472 = 996,528 g
angewendet werden, um in einem Kolben ein wahres Liter für die
Kolbentemperatur von 15" abzugrenzen.
Für eine andere Normaltemperatur t muß man zu obigem die
Größe (t — 15) 0,000 027 zuzählen, also z. ß. für die Normal temperatur
20" alle Zahlen von Tab. I um 1000 (20 — 15) 0,000 027 = 135 mg ver-
größern. Für eine Wassertemperatur von 20" müßte man also 2699 -f
135 = 2834 mg zulegen.
44
Allgemeine Operationen.
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46 Allgemeine Operationen.
Für einen anderen als den hier gewählten mittleren Ausdehnungs-
koeffizienten des Glases muß man zu den Zahlen von Tab. I die Größe
1000 (a' — 0,000 027) (t — 15) zuzcählen, wobei a' den neuen Aus-
dehnungskoeffizienten des Glases und t die Temperatur des Wassers
bedeutet. Der kontrolUerende Chemiker wird diese Korrektur kaum
je anwenden, deren Betrag stets sehr gering sein Avird.
Die Tabellen sind von der Normal-Eichungs-Kommission be-
rechnet und von S c h 1 o e s s e r a. a. O. S. 960 und 961 mitgeteilt
worden.
Xeiie Vorschriften der Kaiserlichen X<>rmal-Eichun;ü,skommission über
Apparate für A'ohinietrische Analyse.
Über die Eichung von Meßgeräten sind von der Kais. Normal-
Eichungskommission verschiedene Bestimmungen, zuletzt im Reichs-
gesetzblatte vom 1. Februar 1908, erlassen worden. Diese, sowie die
von S c h 1 o e s s e r (1. c.) mitgeteilten Angaben bilden den Gegen-
stand des folgenden Auszuges, der alles enthält, was für die Nach-
prüfung und den praktischen Gebrauch der geeichten Gefäße von
Wichtigkeit ist.
Es werden in Deutschland zu amtlichen Eichungen zugelassen:
Für eine einzige Maßgröße ohne Einteilung: Kolben, Zylinder, Voll-
pipetten, Überlauf pipetten, Pyknometer, Kolben mit 2 Marken für
Zuckeruntersuchungen und Zähigkeitsmesser; mit Einteilung in gleich
große Raumteile: Meßzylinder, Büretten, Meßpipetten, Meßröhren
(einschheßlich der Schüttelapparate und Butyrometer). Der Raumge-
halt kann sich entweder auf Einguß in das trockene Gefäß oder auf
Ausfluß unter Voraussetzung einer gleichförmigen Benetzung der
Gefäßwände beziehen. Als unvermeidKche Benetzung gilt das, was
zurückbleibt, wenn man a) bei durch Umkehren zu entleerenden Ge-
fäßen dieses, schräg gehalten, eine Minute abtropfen läßt und den
letzten Tropfen abstreicht; b) Pipetten bei senkrechter Haltung ganz
oder bis zur unteren Strichmarke frei auslaufen läßt, während das Aus-
laufsrohr beständig die Wandung des die Füllung aufnehmenden Ge-
fäßes berührt, und dann noch i^ Minute nachlaufen läßt; c) bei Bü-
retten und Meßpipetten, wenn die nötige Menge in derselben Weise
wie bei b) ausgelaufen ist, abstreicht und vor der Ablesung noch eine
halbe Minute wartet.
Für Geräte auf Ausguß gilt folgende Festsetzung : Meß-
werkzeuge mit Mündung neigt man beim Ausgießen allmählich,
bis sie sich zuletzt, falls dies mögüch, in fast senkrechter Lage befinden.
Eine halbe Minute nach Beendigung des zusammenhängenden Aus-
flusses streicht man die Mündung an dem die Füllung aufnehmenden
Gefäße ab.
Meßwerkzeuge mit Ablauf läßt man in senkrechter Stellung
auslaufen, und zwar Büretten frei, andere Geräte, indem man die Ab-
laufspitze mit der Wandung des Aufnahmegefäßes in Berührung hält.
Eichung von Meßgeräten für die ilaßanaU'se.
47
Bei Vollpipetten mit einer Marke streicht man eine Viertelminute
nach vollständiger Entleerung die Ablaufspitze am Aufnahmegefäße
ab. In gleicher \^'eise verfährt man bei Vollpipetten mit zwei Marken
sowie bei Meßpipetten, indem man während des Abstreichens auf die
zweite Marke einstellt. Bei Büretten erfolgen letzte Einstellung auf
die zweite Marke, Abstreichen der Ablaufspitze bzw. Ablesung eine
halbe Minute nach dem ersten Erreichen der zweiten Marke bzw. der
Beendigung des Ablaufes.
Zulässig sind nur solche Glassorten und andere Materialien (Quarz
und dgl.), die gegen chemische und andere Einwirkungen hinreichend
widerstandsfähig sind, insbesondere auch keine erhebliche Xachwirkung
zeigen.
Die Meßwerkzeuge sollen in der Regel kreisförmigen Querschnitt
haben, ausnahmsweise sind auch andere Quersclinitte (z. B. ovale, wie
sie von Fischer und R ö w e r (Zeitschr. f. ehem. App. - Kunde
1, 45; 1906) bei Pipetten und Büretten angewendet \\erden) zulässig.
Die Marken sollen bei kreisförmigem Querschnitte mindestens die
Hälfte der Glaswand umfassen.
Der Raumgehalt ist auf den Meßwerkzeugen in Liter oder
Bruchteilen des Liter (1), in Millilitern (ml) oder in Kubikzentimetern
(ccm) anzugeben. Es ist ferner anzugeben, ob das Meßwerkzeug auf
Einguß (,,Eing." ,,E") oder auf Ausguß („Ausg." ,,A") eingerichtet ist.
Bei allen Meßgeräten gilt als Ablesungsstelle der tiefste Punkt
des Flüssigkeits-Meniskus.
Die Auslaufspitzen sollen gerade, dünn ausgezogen, mit ebener
und glatter Mündung (die etwas eingezogen sein darf) versehen sein.
Die zulässigen Fehlergrenzen (stets nach oben oder nach unten
zu verstehen) sind
bei Kolben auf Einguß
von melir als .
bis einschließlich
50 100 250 400
100 250 400 ßOO
600 1000 1500 2000 3000 4000 ccm
lOOOll 500 2000 3000 4O00 5000 ,.
0-015
0-02 0-05 0-08 0-ll;0-14 0-18 0-25 0-35i Oö 08 12 ccm
Bei Kolben auf Ausguß das Doppelte dieser Beträge. Bei Kolben
für zwei oder mehr Maßgrößen gilt für jede vom Boden ab gerechnete
Maßgröße die zugehörige Fehlergrenze.
Zylinder auf Einguß
von melir als .
bis einschließlich
30
50
100
100
200
200
400
400 600|1000
600 1000 1500
50 0 2000'3000|4000ccm
2000 3000 4000 5000 „
000 010'0-20 0-5 10| 1-5 20 25 30 4-0 GO 90 ccm
Bei Zylindern auf Ausguß das Doppelte dieser Beträge.
48
Allgemeine Operationen.
Vollpipetten auf Ausguß und Übernießgefäße^)
von mehr als .
bis einschließlich .
2
2
5
5
10
10
20
20
30
30
50
50
100
100
150
150 ccm
250 „
0-006
0-01
0-015
0-02
0-025
0035
0-05
0-07
0-08 ccm
Bei Vollpipetten und Übermeßgefäßen von mehr als 250 ccm die-
selben Fehler wie für Kolben auf Einguß.
Bei Vollpipetten auf Einguß die Hälfte der obigen Be-
träge. Bei Vollpipetten mit zwei oder mehr Maß-
größen gilt für jede von der unteren Begrenzung (Ablauf spitze,
Marke usw.) gerechnete Maßgröße die zugehörige Fehlergrenze.
Pyknometer, (Dilatometer, Volume nometer usw.)
von mehr als
bis einschlief31ic}i
10
10
25
25
50
50
75
75
100
100
150
150
200
200 ccm
250 „
0-003
0-005
0-008
0-010
0012 0-015
0-020 0-025 ccm
Meßgläser auf Einguß
von mehr als
bis einschließlich
5
10
10
30
30
50
50
100
100
200
200
400
400
600
600 cem
1000 „
0-02 I 003 I 005 I 008 0-15 0*40 1-0 1-5 2.0 ccm
Bei Meßgläsern auf Ausguß das Doppelte dieser Beträge.
Büretten, Meßpipetten, Meßröhren, Butyrometer
von mehr als
bis einschließlich
2
10
10
30
30
50
50
75
75
100
100
200
200 ccm
300 ,.
0-008 0-02 0.03 0-04 0-06 0-08 0-12 0-18 ccm
Bei Büretten auf Einguß die Hälfte dieser Beträge.
Die innere Weite der Rohre darf bei Vollpipetten nicht mehr als
6 MilUmeter betragen.
Bei Vollpipetten ohne Ablaufhahn und bei solchen mit Ablauf-
hahn, wenn dieser ganz geöffnet ist, soll, wenn eine Wartezeit nicht
aufgetragen ist, die Auslauföffnung eine solche Weite haben, daß die
Entleerung von Wasser für einen Raumgehalt
^) Unter ,, Übermeßgefäßen" werden solche verstanden, deren Raumgehalt
oben durch den Rand des Ansaugrohres selbst begrenzt ist.
Maßanalyse.
49
bei Vollpipetten,
Übernießgefäßen jeder Art
}jei Voilpipetten
und
Ü her meßgef äßen mit Füll-
einrichtung
von mehr als
bis einschließlich .
10
10
50
50
100
100
250
250
500
500
1000
1000 ccm
2000 .,
In Sekunden dauert .
15—20
22—30
32—40 45—60
65—80
90—120
130—180
Bei Kapillarpipetten darf die Auslaufzeit bis zu 60 Sekunden
betragen.
Bei Büretten und Meßpipetten ohne aufgetragene Wartezeit soll
die Auslauf Öffnung eine solche Weite haben, daß die vorgeschriebene
Entleerung von Wasser bei einer Länge der Einteilung
von mehr als
bis einschließlich
200
200
350
350
500
500
700
700 mm
1000 „
In Sekunden dauert
25—35
35—45
45—55
55—70
70—90
Die Eichgebühren der Normal-Eichungskommission betragen
bei Meßgeräten ohne Einteilung je nach Größe 40 — 60 Pf., bei solchen
mit Einteilung 100 Pf., für bloße Prüfung für jede geprüfte Stelle 20 Pf.
Im Handel sind freilich die amtlich geeichten Gefäße viel teurer als
um den Betrag der Eichkosten, was S c h 1 o e s s e r a. a. 0. S. 1016
als unvermeidlich nachweist, und was den allgemeinen Gebrauch solcher
Gefäße im Fabrikbetriebe kaum zuläßt, während für wissenschaftliche
Zwecke wie auch im Laboratorium des kontrollierenden Handels- und
Fabrikchemikers dies keine Rolle spielen sollte.
Über die vom englischen National Physical Laboratory befolgten
Bedingungen über die Eichung von Meßgeräten siehe die enghsche
Ausgabe dieses Werkes S. 36 (übersetzt und herausgegeben von C. A.
Keane bei Gurney & Jackson unter dem Titel : Technical Methods
of Chemical Analysis, London 1908). Die vom Bureau of Standards der
Vereinigten Staaten erlassenen neuesten Bestimmungen hat Schloesser
in Zeitschr, f. angew. Chem. 21, 2161; 1908 kurz mitgeteilt, s. a. Chem.
Abstr., Amer. Chem. Soc. 3, 1; 1909.
Die Geräte müssen nach der amerikanischen Vorschrift vor ihrer
Justierung 24 Stunden auf ca. 400" erwärmt und gekühlt werden. Es
sind nur Geräte mit kreisförmigem Querschnitt, nicht aber ovale Formen
zulässig, ebenso werden Geräte mit Schellbachstreifen nicht justiert.
Vollpipetten mit zwei Marken erhalten den ,,Test" nicht, ebenso werden
Büretten mit Quetschhahn nicht geprüft.
Die Entleerung der Geräte erfolgt durch freien Ablauf, der bei
der vorgeschriebenen, relativ langen Auslaufzeit — sie steigt bei Bü-
retten bis 3 Minuten, ])ei Pipetten bis 1 Minute — unbedenklich ist.
Die Abiaufzeit ist auf den Geräten zu vermerken. Nach beendetem
Untorsuchungon. fi. Aufl. I. 4
50 Allgemeine Operationen.
zusammenhängenden Ablauf ist bei Büretten und Pipetten die Spitze
mit der benetzten Fläche des Glases in Berührung zu bringen. Um dies
zu erleichtern, soll die Spitze am Ende etwas gebogen sein, so daß sie
unmittelbar an der Wand anhegt. Eine Wartezeit von einer halben
Minute ist nur bei der Entleerung der Kolben vorgesehen. Die Fehler-
grenzen sind im allgemeinen dieselben wie die von der deutschen
Normal-Eichungskommission festgesetzten.
Die k. k. Normal-Eichungskommission in Wien
prüft seit kurzem ebenfalls Meßgeräte wie Büretten, Pipetten, Meß-
kolben usw. Die zulässigen Fehlergrenzen sind
1. bei Kolben auf Ausguß bei Sollraumgehalt
50 100 200 500 1000 2000 ccm
Öl 0^2 0^2 0^3 0^6 i ccm
Bei Kolben auf Einguß die Hälfte dieser Werte.
2. bei Vollpipetten von Inhalt bis
2 10 30 75 200 ccm
001 002 003 005 Ol ccm
3. bei Büretten und Meßpipetten (gesamter Raum-
inhalt) bis
2 10 30 50 100 ccm
O'^ÖI (VÖ2 0^03 (VÖ5 0-1 ccm
außerdem darf bei Büretten und Meßpipetten mit Einteilungen in
^/g und ^/jQÜcm der Fehler nach oben oder unten nicht mehr als ein
Drittel des kleinsten Teilabschnittes, bei anderen nicht mehr als ein
Viertel betragen.
4. bei Meßzylindern auf Einguß bis
10 30 50 100 200 500 mehr als 500 ccm
0-04 0-06 0-1 0-2 0-5 1 2 ccm
Bei Meßzylindern auf Ausguß das Doppelte dieser
Werte. Außerdem darf bei Meßzylindern auf Einguß der
Fehler (mehr oder weniger) desjenigen Raumes, welcher in 10 aufein-
anderfolgenden kleinsten Teilabschnitten enthalten ist, an keiner Stelle
der Einteilung mehr betragen als
1 ccm bei Einteilung in 10 und 5 ccm
0.4 „ „ „ „ 2 „
0.2 „ „ „ „ 1 „ 0.5 „
0.1 „ „ „ „ 0.2 „ 0.1 „
Bei Meßzylindern auf Ausguß das Doppelte dieser Werte.
Eichungen. 51
Eichungen im Laboratorium des technischen Chemikers.
Teils aus Sparsamkeitsrücksichten, teils um in besonders wich-
tigen Fällen eine eigene Überzeugung zu gewinnen, wird der technische
Chemiker auch heute noch eigene Kalibrierungen vornehmen müssen.
Er wird dabei hinreichende Genauigkeit erzielen und sogar noch inner-
halb der amthch gestatteten Fehlergrenzen bleiben können, wenn er
für Gefäße bis zu 500 ccm herab eine hinreichend tragfähige Tarier-
wage, die bei 0,05 g ausschlägt, für kleinere die gewöhnliche Analysen-
wage und ein Wägegläschen mit Glasstöpsel benutzt. Die Tempe-
ratur des zum Kalibrieren verwendeten Wassers muß er mit einem
richtigen Thermometer feststellen, und zwar auf + 0,P, was für
alle Fälle ausreicht (die Normal-Eichungskommission geht auf 0,0P).
Bevor man an das Kahbrieren der Meßgefäße geht, müssen diese
erst sorgfältig gereinigt werden. Schmutz bedingt eine unregelmäßige
Ausbildung des Meniskus, Fettüberzüge das Anhaften von Flüssig-
keitstropfen und dadurch eine Änderung des Rauminhaltes. Die In-
strumente sind mechanisch mit Bürsten und chemisch durch Behandeln
mit warmer Seifenlösung oder einem Gemische von Kaliumbichromat
und konz. Schwefelsäure oder bei hartnäckigem Anhaften von Fett-
spuren vorsichtig mit rauchender Salpetersäure zu behandeln, bis beim
Durchspülen mit fettfreiem Wasser überall ein glattes Ablaufen der
Flüssigkeit erfolgt. (Siehe hierzu Jul. Wagner, Maßanalyt. Studien,
S. 13 und Schloesser, Zeitschr. f. angew. Chem. 16, 962; 1903).
Die zuweilen als Reinigungsmittel angewendete Flußsäure sowie
starke Natronlauge sind zu verwerfen).
Man läßt den Inhalt der Vollpipetten auf einmal, denjenigen der
Büretten und Meßpipetten in Portionen von 2 — 10 ccm, je nach der er-
forderlichen Genauigkeit, in das Wägegläschen einlaufen, wobei stets
die S. 46 gegebenen Vorschriften in bezug auf die Haltung der Pipette,
das Abstreichen und die für Nachlaufen abzuwartende Zeit zu beob-
achten sind, und wägt diese Beträge aus Bei Anwendung des M o h r-
schen Systems muß man das Gewicht entsprechend den Tabellen
S. 54 auf die gewählte Normaltemperatur umrechnen. Für das wahre
Liter benutzt man die S. 43ff. gegebenen Vorschriften und die Tabellen
S. 44 und 45, um die der Wassertemperatur entsprechenden Zulagen
auf der Wage zur Reduktion auf das richtige Gewicht zu machen. Der
Fehler des Gerätes ist dann durch die Differenz zwischen der berech-
neten und der tatsächlich erforderlichen Zulage gegeben.
Die Operation wird mindestens zweimal, bei größeren Abwei-
chungen öfter gemacht und aus den Mittelresultaten eine Korrektions-
tabelle (s. S. 53) zusammengestellt. Bei Meßkolben und Vollpipetten
wird besser die Marke, dem gefundenen richtigen Werte entsprechend,
geändert.
Wo viele Kalibrierungen vorzunehmen sind, kann man die zeit-
raubenden Wägungen durch Messung mittels zuverlässiger Normal-
52
Allgemeine Operationen.
t
meßgeräte ersetzen, was freilich keinesfalls dieselbe Genauigkeit wie
das Wägen ergibt. Am meisten angewendet \A'ird dafür die 0 s t -
w a 1 d sehe Pipette, Fig. 27. Diese Pipetten werden, je nach der zu
verlangenden Genauigkeit, für 2 oder 5 ccm Inhalt gemacht und in
folgender Weise geprüft. Man bringt sie, wie in der Figur gezeigt, unten
an der Bürette an, füllt die letztere mit Wasser von genau gemessener
Temperatur und dann durch Öffnen des Quetschhahnes a auch die
Pipette bis genau zur Marke h. Nun öffnet man, nachdem man ein
Wägegläschen untergestellt hat, den Quetschhahn d
und läßt Wasser genau bis zur Marke c aus-
fheßen, wobei man schHeßHch noch eine oder
besser zwei jVIinuten wartet und das Nachfließende
noch mit in das Wägegläschen hineirmimmt^). Aus
drei gut übereinstimmenden Wägung des Pipetten-
inhaltes zwischen den Marken h und c nimmt man das
Mittel, das nun maßgebend ist und aus dem nach den
Tabellen S. 44 der Inhalt der Pipette in bezug auf das
wahre Liter ermittelt wird. Um nun die Bürette e zu
kahbrieren, füllt man sie mit Wasser von beliebiger
Temperatur, die aber während der ganzen Arbeit kon-
stant bleiben muß, läßt das Wasser durch Öffnen von a
nach c steigen, füllt die Bürette bis zum NuUpunkte auf,
läßt durch Öffnen von a das Wasser genau bis 6 steigen
und liest nun den Stand in der Bürette e ab. Jetzt läßt
man durch Öffnen von d das Wasser bis c ab, füllt die
Pipette von neuem bis zur Marke h durch Öffnen von
a, Uest den Stand in e \\ieder ab und so fort, bis man
die ganze Bürette geleert hat. Vor jeder definitiven Ab-
lesung in e, 6 oder c wartet man immer eine Minute.
Aus zwei Versuchsreihen nimmt man dann das Mittel
und erfährt auf diese Weise, was der wirkliche Inhalt
jedes einer Pipettenfüllung entsprechenden Intervalles
der Bürette ist. Gesetzt z. B., man habe mit Hilfe
von Tab. I S. 44 den Raumgehalt der Pipette zu 2,123 wahren ccm
ermittelt, so setzt man iliren Inhalt = 2,123 ccm. Wenn nun die erste
Pipettenfüllung in »der Bürette den Raum 2,20 einnimmt, so ist hier
2,123
jedes ccm = = 0,965 wahren ccm. Kommt man nun bei der
zweiten Pipettenfüllung in e auf die Ablesung 4,35, so enthält in diesem
2 123
Intervall jedes ccm : ^ ^^ ' — ^^-^ = 0,987 wahre ccm usf.
■l
\
Fig. 2-
4,35 — 2,20
konstruiert man dann eine Tabelle für den Gebrauch der Bürette.
Hieraus
^) Es ist unnötig, das Seitenrohr der Pipette und der Ausgangsspitze der
Bürette, statt, wie hier gezeigt, mit deren Schlauchstücke direkt zu verbinden,
wenn man, wie oben vorgeschrieben, 1 — 2 Älinuten wartet.
y
Eichungen. 53
C u s h m a n (Chem. News 85, 77; 1902) erwähnt eine Verbesse-
rung der 0 s t w a 1 d sehen Pipette, die 0 s t w a 1 d selbst schon an-
gewendet hat, bestehend in der Anbringung einer Einteilung auf der
oberen engen Röhre. Man muß nur Sorge tragen, daß der Inhalt von
der Marke c bis etwa in die Mitte des oberen verlängerten Röhrchens
2 ccm beträgt. Man braucht dann den Pipetteninhalt nicht, wie sonst,
durch eine Anzahl genauer Wägungen festzustellen, sondern nur den
Wert der Pipettenskala gegenüber der Bürettenskala durch einige
Versuche zu ermitteln. Zur KaHbrierung läßt man dann je 2 ccm aus
der Bürette in die Pipette ab und notiert die Höhe im oberen Teile
der letzteren, wonach man die Korrektion der Bürette berechnen kann.
Natürlich ist diese nur relativ; will man den absoluten Wert der Grade
wissen, so muß man den Inhalt der Pipette wie gewöhnhch bestimmen.
Oder aber man bestimmt durch einige Wägungen, bis zu welchem der
Teilstriche im Pipettenhalse die Pipette genau 2 ccm hält, stellt
dann später immer bis zu dieser Marke ein und benutzt die Pipette,
wie zuerst für die KaUbrierung beschrieben; dann erfährt man ohne
größere Rechnungen, w^elche Korrekturen man bei Ablesungen der
Bürette vorzunehmen hat. Selbstverständlich muß man für Eichungen
nach dem wahren Liter die Bemerkungen S. 43 ff. berücksichtigen.
Für Büretten fertigt man sich zu bequemem Gebrauche Tabellen
an, welche für die abgelesenen ccm der Bürette die wahren
Gehalte angeben. Zweckmäßig ist es, diese Werte in ein Koordinaten-
system einzutragen, die abgelesenen ccm als Abszissenwerte,
die w a h r e n ccm als Ordinatenwerte. Man erhält durch Verbindung
der zugehörigen Punkte eine je nach der Genauigkeit der Bürette
von einer Geraden weniger oder mehr abweichende Kurve, welche
die Reduktion der abgelesenen Werte auf wahre Werte sehr
erleichtert.
Selbstverständlich soUten beim praktischen Gebrauche die Maß-
flüssigkeiten eigentlich immer dieselbe Temperatur wie bei der Kali-
brierung (Eichung) haben, und man soUte diese unbedingt auf den Ge-
15 " 17 5°
fäßen für die Normallösungen bezeichnen (z. B. — - , ' und dgl.).
In dieser Beziehung wird die Eichung bei 17,5° oder 20'' von vielen
der amthchen deutschen bei 15" vorgezogen, weil sie der gewöhnHchen
Temperatur der Laboratorien näher kommt. Kleinere Abweichungen
von der Normaltemperatur haben nichts zu bedeuten, weil sie in die
sonstigen Fehlergrenzen fallen; aber ganz bedeutende Fehler werden
doch gemacht, wenn man etwa in einem nur 8 — lO'' warmen oder
noch kälteren Lokale arbeiten muß, was in Fabriklokalen im Winter
oft vorkommt, oder andererseits, wie es in den besten Laboratorien
unvermeidlich ist, im Sommer die Temperatur auf 25'* oder darüber
steigt. In solchen Fällen, d. h. wenn die Temperatur mehr als 2** von
der normalen abweicht, sind Korrektionen ganz unvermeidlich. Für
die allermeisten Fälle genügt es, wenn man diesen Korrektionen die
Volumänderung des destillierten Wassers zugrunde legt; wo es auf die
54
Allgemeine Operationen.
größte Genauigkeit ankommt, wird man die von Alfred Schulze
(Zeitschr. anal. Chem. 21, 167; 1882) oder besser die unten ange-
gebenen von Schloesser für eine Anzahl von Normalflüssigkeiten
ausgearbeiteten Tabellen benutzen.
Tabelle m
zur Reduktion dos bei der Temperatur t beobachteten Volumens
von Titrierflüssigkeiten auf die Normaltemperatur 15" C.
«G
Wasser und
n/10 Lösungen
n/1 HCl
n/1 Oxal- n/lH^SO^ n/1 H NO3
saure 1 2 t 1 3
n/lNa^CO^
n/lNaOH
5
+ 0-60
+ 1-26
+ 1-33
-r 1-94
+ 2-00
+ 203
+ 218
6
7
8
9
0-60
0-59
0-56
0-52
118
110
100
0-88
1-25
116
105
0-94
1-79
1-63
1-46
1-28
1-84
1-68
1-50
1-31
1-87
1-69
1-50
1-31
1-99
1-80
1-60
1-39
10
+ 0-4f3
+ 0-76 + 0-81 j + 1-09 + 1-11
+ 111
+ 1-18
11
12
13
14
0-40
0-32
0-22
+ 0-12
0-63 0-67
0-48 , 0-52
0-33 0-35
+ 0-17 + 0-18
0-89 0-91
0-68 0-09
0-46 0-46
+ 0-23 + 0-23
0-90
0-69
0-47
+ 0-24
0-96
0-73
0-50
+ 0-25
15
0-00 0-00
UOO 000 . 000
1
000 0-00
16
17
18
19
— 013
0-27
0-42
0-59
— 018
0-36
0-56
0-76
— 0-20
0-40
0-61
0-82
— 0-24
0-49
0-75
102
— 0-25
0-50
0-76
103
-0-24
0-49
0-75
102
-0-25
0-51
0-78
105
20
— 0-76
— 0-97 — 1-05
— 1-30
-1-30
-1-29
— 1-33
21
22
23
24
0-95
114
1-35
1-56
119
1-41
1-64
r88
1-29 1-58
1-54 1-86
1-80 215
2-07 2-45
1-58
1-87
217
2-47
1-57
1-85
214
2-44
1-62
1-92
2-23
2-54
25
— 1-79
— 214
— 2-34 —2-76
— 2-78
— 2-75
— 2-85
2(i
27
28
29
202
2-27
2-52
2-78
2-40
2-67
2-95
3-23
2-62 j 3-08
2-90 3-41
3-19 3-75
3-49 409
310
3-43
3-76
410
306
3-38
3-70
404
317
3-50
3-83
4-17
30
— 306
— 3-52
— 3-82
— 4-43
— 444
-4-38
— 4-62
1
Zur Korrektion für die Ablesungen bei Temperaturen
des Wassers unter und über 15" dient obige von Schloesser
(Chem.-Ztg. 29, 509; 1905) berechnete Tabelle, gegründet auf den Aus-
dehnungskoeffizienten des Glases = 0,000 027 und die von der phys.-
techn. Reichsanstalt gegebenen A\'erte für die Ausdehnung des Wassers.
Hiernach nehmen die verschiedenen Lösungen, die bei t" einen auf
15" justierten Literkolben bis zur Marke füllen, bei 15" einen Raum
Meßinstrumente für Gase. 55
ein von 1000 ccm mehr (-f) oder weniger ( — ) den in Tabelle S. 44 ange-
gebenen Beträgen ausgedrückt in com. Man habe z. B. in einem auf
15" justierten Literkolben bei 22" eine n/1 NaOH angesetzt, dann würde
die Lösung bei 15° einen um 1,92 ccm kleineren Raum einnehmen;
man müßte also, um normale Konzentration herzustellen, noch 1,92 ccm
Wasser zusetzen. Oder man habe aus einer Bürette bei 20" 34,75 ccm
n/1 NaOH verbraucht, so würden diese bei der Normaltemperatur einen
Raum von 34,75 — — — = 34,70 ccm eingenommen haben.
1000
Meßinstrumente für Gase.
Wir kommen nun zu den Vorschriften über die Justierung von
Meßinstrumenten für Gase. Man muß hier unterscheiden
zwischen Apparaten für die eigenthche Gasanalyse, bei denen nur
relative Messungen erforderlich und solchen für die Gasvolumetrie,
bei denen absolute Gasmessungen nötig sind. Ferner muß man unter-
scheiden, ob das Gas durch Wasser oder durch Quecksilber abgesperrt
wird (bei Nitrometern kommt auch Schwefelsäure in Betracht), und
muß der Meniskuskorrektion für ■ die Sperrflüssigkeiten
Rechnung tragen, falls die Ablesungen an Stellen mit ungleichen Röhren-
durchmessern fallen.
Über die Ermittlung des Rauminhalts gasanalytischer
Geräte liegen Anweisungen von B u n s e n (Gasometrische Me-
thoden, 2. Aufl., S.55 u. ff.), Berthelot (Traite pratique de l'analyse
des gaz 1906, S. 215— 217), Gockel (Chem.-Ztg. 29, 195; 1902);
Zeitschr. f. ehem. App. -Kunde 1, 305; 1906) und von Schloesser
und Grimm (Zeitschr. f. ehem. App. -Kunde 2, 201 ; 1907) vor. Diese
letztere Abhandlung, welche aus den von der Normal-Eichungskom-
mission durchgeführten Untersuchungen entstanden ist, soll hier be-
sonders berücksichtigt werden. Die Verfasser ermitteln neuerdings
die einfachen Meniskuskorrektionen für W^asser und Queck-
silber (die von den oben zitierten Autoren ebenfalls gemessen wurden)
und zwar sowohl ihrem Volum nach in ccm M*ie in mm, nämlich als
Höhe eines Zylinders vom Durchmesser des betr. Rohres (s. Tab. S. 56).
Nach Schloesser und Grimm wird die Prüfung gas-
analytischer Apparate in folgender Weise vorgenommen:
1. Bei Geräten auf Ausguß für benetzende Flüssigkeiten, z. B.
der H e m p e 1 sehen Bürette, die bei der Prüfung dieselbe Lage haben
wie beim Gebrauche, geschieht die Prüfung wie bei maßanalytischen
Geräten nach S. 51. Man läßt bis einige mm oberhalb der Marke die
Flüssigkeit ab, nimmt dann aber die Einstellung nicht nach einer be-
stimmten Zeit vor, sondern beobachtet den Nachlauf so lange, bis er
konstant geworden ist, und stellt dann auf die Marke ein. Den Ablauf
bewirkt man durch eine an das Rohr vermittels eines möglichst
kurzen und elastischen Schlauchs angesetzte Spitze. Die Ablauf-
Öffnung der Spitze muß möglichst eng sein, weil bei langer Auslaufzeit
56
Allgemeine Operationen.
Meniskuskorrektionen für
Quecksilber
luecksilber und Wasser.
Wasser
Durch-
Korrektion
Korrektion
Durch-
messer
messer
mm
in com
in mm
in cem m mm
miri
1
0-001
0-76
2
2
54
3
3
40
0-006
0-85
3
4
4
32
10
80
4
5
0-006
0-33
0-015
0-76
5
6
12
41
22
77
6
7
20
53
30
78
7
8
29
58
41
81
8
9
38
60
53
83
9
10
0-048
0-61
0-067
0-85
10
11
57
60
83
87
11
12
66
59
102
90
12
13
76
57
123
93
13
14
86
56
145
94
14
15
0-096 0-54
0-168
0-95
15
16
106
53
193 96
16
17
116
51
220 97
17
18
127
50
249 98
18
19
137
49
280 99
19
20
0-148
0-47
0-312
0-99
20
21
159
46
345
1-00
21
22
170
45
379
1-00
22
23
182
44
411
0-99
23
24
193
43
441
97
24
25
0-205
0-42
0-469
0-96
25
26
216
41
495
93
26
27
228
40
521
91
27
28
240
39
545
89
28
29
253
38
568
86
29
30
0-265
0-37
0-590
0-83
30
der Bürette der Nachlauf schneller beendet ist als bei kurzer. Die
weitere Berechnung und Manipulation erfolgt, wie auf S. 43
geschildert ist.
2, Bei den für Quecksilber justierten Geräten, die meist
bei der Prüfung die umgekehrte Lage haben wie beim Ge-
brauche, ist die Meniskuskorrektion zu berücksichtigen. Man bestimmt
zunächst den Durchmesser des Geräts entweder durch direkte Messung
wie bei Eudiometern, oder man begnügt sich, wenn keine besondere
Genauigkeit erforderlich ist, mit der Messung des äußeren Durch-
Meßinstrumente für Gase.
57
Doppelte Menisknskoi'relc t ion des Quecksilbers in mg.
Durch-
messer
mm
•0
•1
•2
•3
•4
•5
•6
•7
•8
•9
3
4
76
108
79
113
82
118
85
123
88
129
91
135
94
141
97
148
101
156
104
165
5
174
183
193
204
215
228
243
259
276
294
6
7
8
9
314
550
792
1038
336
574
817
1063
359
598
841
1088
382
623
866
1113
406
647
890
1138
430
671
915
1163
454
695
940
1188
478
719
964
1213
502
744
989
1238
526
768
1013
1263
10
1288
1313
1338
1364
1389
1414
1439
1464
1490
1515
11
12
13
14
1540
1796
2058
2326
1566
1822
2084
2353
1591
1848
2111
2380
1617
1874
2138
2407
1642
1900
2165
2434
1668
1926
2192
2461
1694
1953
2218
2488
1719
1979
2245
2515
1745
2005
2272
2542
1770
2031
2299
2569
15
2596
2624
2651
2679
2706
2734
2762
2789
2817
2844
16
17
18
19
2872
3152
3436
3724
2900
3180
3465
3753
2928
3209
3494
3782
2956
3237
3522
3812
2984
3266
3551
3841
3012
3294
3580
3870
3040
3322
3608
3899
3068
3351
3637
3928
3096
3379
3666
3957
3124
3408
3695
3987
20
4016
4046
4076
4105
4135
4165
4195
4225
4254
4284
21
22
23
24
4314
4614
4920
.5230
4344
4645
4951
5261
4374
4675
4982
5293
4404
4706
5013
5324
4434
4736
5044
5356
4464
4767
5075
5387
4494
4798
5106
5418
4524
4828
5137
5450
4554
4859
5168
5481
4584
4889
5199
5513
25
5544
5576
5608
5640
5672
5704
5736
5768
5800
5832
26
27
28
29
5864
6185
6515
6845
5896
6218
6548
6879
5928
6251
6581
6912
5960
6284
6614
6946
5992
6317
6647
6979
6024
6350
6680
7013
6057
6383
6713
7047
6089
6416
6746
7081
6121
6449
6779
7115
6153
6482
6812
7148
30
7182
•
messers und macht für die Glasdicke einen Abzug von 1 mm bei kleineren,
1,5 mm bei größeren Durchmessern. Für den gefundenen inneren
Durchmesser ist dann die Meniskuskorrektion zu berechnen. Die
obige Tabelle gibt diese Korrektion, nach Zehntelmillinioter fort-
schreitend, in mg an, wobei die angeführten Zahlen die doppelte
Meniskuskorrektur des Quecksilbers für alle praktisch in Betracht
kommenden Temperaturen bedeuten. Die Berücksichtigung der doppelten
Meniskuskorrektionen geht aus folgendem hervor: Die Kenntnis des
einem gewissen Gewichte Flüssigkeit entsprechenden Volumens reicht
zur Ermittlung des Rauminhalts dann nicht aus, wenn, wie hier not-
wendig, das betreffende Gerät bei der Prüfung die umgekehrte Lage
hat wie beim Gebrauche.
58
Allgemeine Oioerationen.
Träficng
Ein Eudiometer möge z. B. bei der Prüfung, wobei sein ge-
schlossenes Ende sich unten befindet, bis zu einer Marke 5 ccm
Quecksilber fassen. Würde nun im praktischen Gebrauche, bei dem
das offene Ende des Rohres unten ist, das Quecksilber bis zu der-
selben Marke durch ein Gas verdrängt werden, so würde letzteres, wie
die Fig. 28 und 29 zeigen, einen um das doppelte Volumen des Meniskus
größeren Raum einnehmen als 5 ccm.
Man spannt nun das Gerät umgekehrt in ein Stativ, verbindet
das Ansatzrohr des Hahnes durch einen starken Kautschukschlauch
mit einem Trichter und läßt durch diesen zunächst so viel Quecksilber
eintreten, daß nur die Hahnbohrung gefüllt ist. Etwa im Rohrstutzen
des Hahnes haften gebliebene Quecksilbertröpfchen werden entfernt.
Hierauf stellt man das Gerät auf die rechte Schale der Wage oder hängt
es unter diese, nachdem man die Wage auf ein geeignetes Gestell gebracht
hat, und legt auf die rechte Schale
Gebrcaucfh SO viel Gramm, als nach der
Tabelle S. 59 der Quecksilberfüllung
des Gesamtinhalts entsprechen, und
tariert aus. Hierauf spannt man das
Gerät wieder in das Stativ und läßt
cm das Quecksilber bis zur untersten zu
prüfenden Marke eintreten, wobei man
darauf achtet, daß der Meniskus stei-
Fig. 29. gend seine richtige Lage einnimmt,
hängt das Gerät wieder unter die rechte
Schale der Wage und nimmt von dieser so lange Gewichte ab, bis
Gleichgewicht hergestellt ist.
Der Gesamtinhalt des Geräts möge 50 ccm, die Normal tempe-
ratur 15", die Temperatur des Quecksilbers 19,7" betragen. Das Meß-
rohr des Gefäßes habe drei verschieden weite Durchmesser, die zu
7,2, 24,8, und 16,5 mm bestimmt sein mögen; die Meniskuskorrek-
tionen wären demnach nach Tabelle (S. 57) 598, 548 1,3012 mg. Man
wolle im engsten Rohre den Abschnitt 3 ccm, im mittleren den zu
10 ccm und im obersten den zu 50 ccm bestimmen. Dann tariert man
zweckmäßig mit 680 g (dem auf eine runde Zahl gebrachten Sollgewicht
von 50 ccm Quecksilber) aus. Die Wägung des bis zu den genannten
Punkten gefüllten Geräts möge bzw. 39,875, 272,458, 677,025 g als
Gewicht des Quecksilbers ergeben haben. In der Gebrauchslage hätte
dann das Gewicht um den Wert der oben angeführten Meniskuskorrek-
tionen (Tabelle S.57) mehr, also bzw. 40,473, 277,939, 680,037g betragen,
während das Sollgewicht nach Tabelle S. 59 bzw. 40,649, 270,990, 677,476g
ausmacht. Die betreffenden Räume fassen demnach bzw. 0,176 g zu
wenig, 6,949 g und 2,561 g zu viel, d. h. sie sind um 0,01 ccm zu klein
bzw. 0,51 ccm und 0,19 ccm zu groß.
Die Prüfung der für Quecksilber justierten Geräte, namentlich
wenn sie mit einem Hahne versehen sind, läßt sich auch mit Wasser
unter Benützung der für maßanalytische Geräte bestimmten Tabellen
Fig. 28.
Meßinstrumente für Gase.
59
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Ol
Ol
Ol
60
Allgemeine Operationen.
ausführen. Bei dieser Prüfung bildet sich wie die Figur 30 zeigt
der Meniskus des Wassers in derselben Lage aus wie der des Queck-
silbers im Gebrauche. Man findet deshalb, da der Meniskus des Wassers
ein größeres Volum hat als der des Quecksilbers, den geprüften Ab-
schnitt um die Differenz der einfachen Meniskuskorrektionen :
Wasser minus Quecksilber zu groß. Diese Differenzen sind in der unten-
stehenden Tabelle unter JCm angegeben. Hätte man demnach bei
der Prüfung des vorerwähnten Geräts mit Wasser das Intervall 20 ccm
zu 20,774 ccm gefunden, so würde beim Gebrauche mit Quecksilber
das Gas einen Raum von 20,774 — 0,261 = 20,51 ccm einnehmen.
Die Forderung, genau 100 ccm oder
sonst ein bestimmtes Volum zwischen
zwei Gashähnen einzuschließen, wie z. B.
bei der W i n k 1 e r sehen Gasbürette,
ist in der Praxis nie genau zu erfüllen,
und sollte deshalb der richtige Wert auf
der Bürette vermerkt sein.
Gasmeßröhren mit Millimeter-
Teilung, wie sie von B u n s e n
ausschließUch verwendet wurden, lassen
sich natürlich für alle Gebrauchstempe-
raturen und Sperrflüssigkeiten anwenden, müssen aber für jeden
Fall besonders kalibriert und mit einer entsprechenden Tabelle
verwendet werden. Sie kommen in der technischen Analyse kaum
in Betracht.
^
— IVii/uTiff: IVhsser
— Griraiic7i (hu^cksilber
Fig. 30.
Differenz der einfachen Meniskuskorrektionen von Wasser
gegen Quecksilber in ccm.
Durch-
Durch-
Durch-
messer
J Cjyi
messer
// Cjvj
messer
A Ciyj
mm
mni
mm
3
3
13
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23
229
4
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14
59
24
247
5
9
15
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25
264
G
10
16
88
26
279
7
10
17
104
27
293
8
11
18
123
28
305
9
15
19
143
29
315
10
20
20
164
30
324
U
27
21
187
12
36
22
208
Instrumente für Maßanalyse.
Diese, also Meßkolben, Meßzylinder, Pipetten, Büretten sind
jedem technischen Chemiker bekannt. Eine ausführliche Beschreibung
ihrer verschiedenen Formen mit zahlreichen Abbildungen findet sich
Instrumente für Maßanalyse.
61
als erster Abschnitt des M o h r - C 1 a s s e n sehen Lehrbuches der
chem.-analyt. Titriermethode. Hier seien nur einige für technische
Laboratorien speziell beachtenswerte Punkte hervorgehoben.
Von den verschiedenen Arten von Büretten ist die zugleich
billigste und zweckmäßigste diejenige mit Glasstäbchen-
verschluß ohne metallenen Quetschhahn, wie sie in Fig. 31
gezeigt ist.
Beim Zusammendrücken an der Stelle, wo das Glas-
stäbchen a liegt, nimmt das Kautschukrohr die in Fig. 32
gezeigte Form an, läßt also an beiden Seiten Kanäle für
die Flüssigkeit. Man erlangt bald damit solche Übung,
daß man beliebig schnell oder langsam auslaufen lassen
kann. (Einen auf ähnlichem Prinzipe beruhenden Büretten-
verschluß beschreibt Kippenberge r, Chem.-Ztg. 27,
1255; 1903.) Diese gar nichts kostende Vorrichtung ist
viel dauerhafter als alle die verschiedenen Formen von
Quetschhähnen nebst den dazu gehörigen Kautschuk-
röhren. Wäre Mohr statt auf seinen Quetschhahn auf
diese (erst viel später erfundene) Form gekommen, so hätte
er sie gewiß mit noch größerem Eifer und Erfolg als
seinen Quetschhahn verbreitet. Man kann sogar dieselbe
Form von Abschlüssen für gasanalytische Zwecke brauchen,
besonders bei 0 r s a t - Apparaten, statt der teuren und
zerbrechlichen Glashähne.
Von den für Permanganat- und Jodlösung doch
nicht entbehrlichen Glashahnbüretten sind nur diejenigen
mit seitlichem Hahn brauchbar.
Das Ablesen der Büretten kann für die Be-
triebskontrolle in Fabriken meist ohne besondere Vor-
sichtsmaßregeln erfolgen. Für genauere Laboratoriums-
arbeit sind jedoch solche unerläßlich. Hiervon seien
folgende angeführt.
Um bei den für feinere Arbeiten gebräuchlichen Bü-
retten, z. B. den 50 ccm haltenden, in ^/jq ccni geteilten, l^'ig- 31
noch mit einiger Sicherheit auf 0,01 ccm ablesen zu
können, werden viele besser eine Lupe zu Hilfe nehmen;
Kurzsichtige brauchen dies meist nicht. Derartige Lupen,
welche zur Ablesung von Beckmann- Thermometern
verwendet werden, sind an der Bürette verschiebbar an- ^'g- 32.
zubringen. Sie besitzen ein Fadenkreuz, welches auf den
tiefsten Punkt des Meniskus eingestellt wird, wobei die scharfe Ein-
stellung durch Beleuchtung des Gesichtsfeldes durch ein passend an-
gebrachtes Glühlämpchen ermöglicht wird (s. Z e 1 1 e r , Chem.-Ztg.
31, 115; 1907).
Es wird nötig sein, zwei Quellen von Unsicherheit zu vermeiden,
nämlich die verschwommene Grenze zwischen Luft und Flüssigkeit
und den Parallaxen fehler. Die erstere wird allgemein dadurch ver-
Q2 Allgemeine Operationen.
mieden, daß man die untere Begrenzungslinie des schwarzen Meniskus
als Norm annimmt, was allerdings bei dunkleren Flüssigkeiten (Cha-
mäleonlösung) nicht angeht. Diese Lmie wird viel schärfer begrenzt,
wenn man das Licht von unten dadurch abhält, daß man ein Blatt
schwarzes Papier mit der Oberkante einige MilHmeter unter den Menis-
kus hält. Allenfalls kann man dies sogar durch die geschlossenen Finger
der Hand ersetzen. Eine besondere Beleuchtung des oberen Teiles
ist kaum erforderlich. Statt des schwarzen Papieres verwendet G. B e r g-
m a n n (Zeitschr. f. angew. Chem. 11, 853; 1898) eine geschwärzte Holz-
klammer mit Griff, die auf die Bürette von der Seite her aufgesteckt
wird; er fügt dazu noch eine darauf aufgeschraubte Platte von matt-
weißem Glase. Schellbach versieht die Büretten mit zwei schmalen,
weißen Längsstreifen an der Hinterwand, wodurcb an der Meniskus-
grenze eine feine Spitze entsteht, die man zum Ablesen verwendet.
Dem Schellbach sehen Streifen ähnliche Ablesevorrichtungen
werden von Br endler im D.R.P. 178 LS7 und von Kusnezow
(Zeitschr. f. anal. Chem. 46, 515; 1907) angegeben.
Die zweite Unsicherheit entsteht durch die Parallaxe. Wenn
man das Auge nicht ganz genau in der Ebene des Meniskus hält, wird
die Ablesung um mehrere Hundertstel eines ccm zu hoch oder zu niedrig
ausfallen können. Dies wird wegfallen, wenn man für die Ablesung
eine kreisförmige Marke benutzt, die als ein einfacher Strich erscheinen
wird, wenn sich das Auge genau in derselben Ebene befindet. Zu diesem
Zwecke sind von Erdmann, Beuteil , Prinzl, Rey und
Diethelm Schwimmer konstruiert worden, deren Beschrei-
bung sich in der 5. Auflage dieses Werkes, S. 57 u. ff., findet. Die An-
wendung dieser Schwimmer ist wegen ihrer Unzuverlässigkeit nicht
zu empfehlen (Kreitling, Zeitschr. f. angew. Chem. 13, 829, 990:
1900 und 15, 4; 1902).
Die Kaiserliche Normal-Eichungs-Kommission verwirft sie eben-
falls und will die Schwimmer dadurch ersetzen, daß nach ihren Vor-
schriften die Marken für die Teilungen die Bürette entweder voll oder
zu ^/g oder 1/9 umfassen; man muß dann die Bürette so stellen, daß
sich die Marken an der linken Seite befinden, vorn und hinten sichtbar
sind und bei richtiger Haltung des Kopfes an der Ablesungsstelle nur
als ein Strich erscheinen. Hierdurch wird allerdings der Zweck erreicht,
die Parallaxe zu vermeiden; aber erstens bleibt hier die Unsicherheit
der Meniskusablesung bestehen, die man eben bei allen Büretten durch
irgend eine Art Blende vermeiden muß, und zweitens kommen solche
Büretten teuer zu stehen (ca. 1 ,50 bis 2 M. teurer als gewöhnliche
Büretten von gleicher Genauigkeit). Wo es auf die Kosten nicht an-
kommt, sind diese Büretten in der Tat recht empfehlenswert, obwohl
ihnen zuweilen auch Ermüdung des Auges vorgeworfen wird, was
von Schloesser bestritten wird.
Die beste Lösung der Aufgabe, sowohl die Parallaxe zu vermeiden,
wie eine schärfere Ablesung herbeizuführen, wird nach den bisherigen
Erfahrungen durch die von Dr. H. Gockel (Chem. -Ztg. 27, 1036; 1903)
Instrumente für Maßanalyse.
63
konstruierte Visierblende, Fig. 33, gegeben, welche sowohl
Schwimmer ^^ie Ringmarken entbehrlich macht. Sie beruht auf ganz
ähnhchem Prinzip wie die Klammern von Bergmann (S. 62) und
wird wie diese 2 — 3 mm unterhalb der tiefsten Stelle des Meniskus
auf die Bürette geklemmt, was infolge der von Gockel gewählten
Querschnittsform bei Röhren von 9 — 20 mm Durchmesser mit einer
und derselben Klammer angeht, so daß dieses System zugleich das
denkbar bilügste ist. Die schwarze Klammer blendet das überflüssige
Licht ab und erzeugt eine sehr scharfe, schwarze Grenzlinie. Nötigen-
falls kann man, besonders bei nicht ganz gutem Lichte, auch ein Blatt
weißes Papier hinter die Bürette halten, um die Einteilung besser zu
beleuchten, oder kann ein solches mit einem Reißnagel an der Klammer
befestigen, was die zerbrechhche matte Scheibe Bergmanns voll-
ständig ersetzt. Das Neue an der Gockel sehen Blende ist die Ver-
meidung der Parallaxe dadurch, daß die Öffnung der Blende genau
senkrecht zu deren Horizontalflächen geführt ist. Angeschraubte
Metallscheibchen bewirken, daß beim Öffnen und Schließen der Blende
Visier-Blendenach Dr. Gockel
HoO Meniscus
ifiiiiiiiiiiiiiiiiilir
Hg. Meniscus
Fig. 33.
deren Bewegung stets in derselben Ebene erfolgt. Man braucht also,
um die Parallaxe zu vermeiden, nur das Auge in solche Höhe zu bringen,
daß die Vorder- und Hinterkante der oberen Blendenfläche sich decken.
Bei einem Quecksilbermeniskus wird, wie die Figur zeigt, derselbe
Zweck erreicht, indem man die Blende 2 — 3 mm über demselben
anlegt. Die Gockel sehe Blende hat sich in vielen Laboratorien
ausgezeichnet bewährt und hat auch für gewöhnliche Büretten mit
kurzen Strichen die Anwendung von Schwimmern vollkommen ent-
behrlich gemacht. Sie wird auch bei undurchsichtigen Lösungen (Per-
manganat) zur Vermeidung der Parallaxe angewendet, obwohl man hier
natürlich keinen Meniskus sieht. Die Büretten, Pipetten und andere
Meßgefäße müssen vor ihrer Anwendung einer guten Reinigung
unterzogen werden, worüber das S. 51 Gesagte zu berücksichtigen ist.
Über Berücksichtigung der Abiaufzeit wird auf S. 46 verwiesen.
Verschiedene Flüssigkeiten verursachen verschiedene Be-
netz u n g des Glases, weshalb dann beim Ablaufen verschiedene
Volumina erhalten werden. Hierüber haben J u 1. Wagner (a. a. O.
S. 13) und Schloesser und Grimm (Chem.-Ztg. 30, 1071 ; 1906)
Versuche angestellt. Bei n/10-Lösungen (ausgenommen Jodlösiuig und
64
Allgemeine Operationen.
Silbernitratlösung) fallen die Fehler, die durch Zähigkeit, Adhäsion und
Kapillarität verursacht werden, außer Betracht, ebenso bei n/l-Lö-
sungen (ausgenommen n/1 Na2 C03-Lösung). Größere Differenzen
sind bei alkoholischen Flüssigkeiten und Schwefelsäure erwiesen worden.
Bei 96 proz. Schwefelsäure flössen aus einer 100 ccm-Pipette 442 cmm
und aus einer 10 ccm-Pipette
85 cmm weniger aus als Wasser.
Ebenso ist der Fehler bei kon-
zentrierten laugenhaften Lö-
sungen in Rücksicht zu ziehen.
Durch Veränderungen der Warte-
zeit lassen sich sogar derartige
negative Abweichungen in posi-
tive umwandeln. Allgemeine
Regeln über die erforderliche
Wartezeit lassen sich nicht
geben, da diese von der Aus-
laufzeit und Art der Flüssigkeit
abhängt und deshalb für jede
Flüssigkeit und Pipette besonders
ermittelt werden müßte. Um
dies zu umgehen, benutze man
bei genauen Analysen Pipetten
mit zwei Marken auf Einguß und
Ausguß. Man benützt bei Ab-
messung der konzentrierten
Flüssigkeit die Marke auf Ein-
guß und spült nach vollzogenem
Ablauf sorgfältig mit Wasser
nach.
Von Büretten- Stativen
und Haltern wird man in
technischen Laboratorien wohl
keine der komplizierten Formen,
sondern nur die einfachen und
billigen verwenden , namentlich
diejenigen, bei denen eine
größere Anzahl von Büretten
nebeneinander aufgestellt werden
kann. Sehr nötig ist es, solche
Formen zu wählen, bei denen
nicht ein Teil der Teilung durch den Halter verdeckt wird. Eine äußerst
einfache und billige Form von Haltern zeigt Fig. 34^). Die Bürette
liegt einerseits in den halbrunden Ausschnitten des Holzes und wird
Fig. 34.
1) Lunge hat diese Form in amerikanischen Laboratorien gesehen und
C. D e s a g a in Heidelberg veranlaßt, sie anzufertigen.
Instrumente für ^Maßanalyse.
65
an diese durch die Darmseite a vermittels des drehbaren Stiftes h an-
gei^reßt. Durch Drehung von h kann man a so weit auslassen, daß
man die Bürette leicht hinein- oder herausnehmen kann.
Sehr allgemein verwendet man in technischen Laboratorien Bü-
retten mit Vorrichtung zum Füllen von unten mittels eines unten an-
geschmolzenen Seitenröhrchens oder (was sich an jeder gewöhnlichen
Bürette anbringen läßt) mittels eines zwischen das untere Ende der
Bürette und die Auslaufsspitze eingeschalteten T-Stückes, an dessen
Horizontalarm sich ein Kautschukrohr anschließt, das zu einem höher
aufgestellten Vorratsgefäß führt (Fig. 35). Durch einen eingeschalteten
Quetschhahn oder Glashahn ward nach Bedarf die Bürette von unten
gefüllt, was einen augenfäUigen Gevräin an Zeit und Reinlichkeit mit
sich bringt. Auch für Flüssigkeiten, die nicht
mit Kautschuk in Berührung gebracht werden
dürfen, ist dieses Füllungsprinzip vorgeschlagen
worden, z. B. von Gawalowski (Zeitschr. f.
anal. Chem. 24,218; 1885), indem man zwischen
der Bürette und der Vorratsflasche eine unten
an der Bürette angeschmolzene, oben heberförmig
in die Flasche eintauchende starre Glasverbindung
anbringt. Dies ist aber ein viel zu zerbrechlicher
Apparat, der schon bei Erschütterungen des
Bodens zu Schaden kommt, und er ist auch
darum zu verwerfen, weil es dabei fast un-
möglich ist, eine Bedingung zu erfüllen, die
allerdings auch sonst wohl oft vernachlässigt
werden mag, deren genaue Beachtung aber un-
bedingt vorgeschrieben werden muß. Man muß
nämhch, gleichviel ob man eine stehende Nach-
laufvorrichtung besitzt, oder ob man die Büretten
von Hand auffüllt, die Vorratsflaschen
für N o r m a 1 1 ö s u n g e n mindestens
einmal täglich, am besten bei Beginn der
Tagesarbeit , gut umschütteln, um das
aus der Flüssigkeit abdunstende Wasser, das sich im oberen leeren Teile
des Gefäßes kondensiert, wieder mit der Lösung zu vereinigen. Daß man
das Vorratsgefäß, wenn es in der oben beschriebenen Weise mit der Bü-
rette zum Nachlaufen verbunden ist, durch Röhren mitChlorcalcium Ätz-
kali usw. nach außen abschließen oder (was weniger bequem ist) dar-
aus ein Rohr oben in die Bürette zurückführen muß, um Veränderung
durch Verdunsten von Wasser, Anziehung von Kohlensäure oder Sauer-
stoff u. dgl. zu vermeiden, versteht sich von selbst. Man übersehe auch
nicht, jedesmal vor dem ja nur in größeren Zeiträumen nötigen Auf-
füllen des kleineren, zum Speisen der Büretten dienenden Gefäßes
das große Vorratsgeiäß, in dem die Hauptmenge der Normallösung
aufbewahrt wird, und das häufig 50 1 und mehr faßt, trotz der dadurch
verursachten Mühe ebenso, wie oben für das kleinere Gefäß vor-
Untersucliungen. ü. Aufi. 1. 5
66
Allgomeiuü Operationen
geschrieben, umzuschüttein. Bei Anordnung der bekannten eisernen
Säureballonständer kann man dies ohne Hilfe allein ausführen.
Für recht viele Zwecke sind die u. a. von O. K n ö f 1 e r kon-
struierten Apparate sehr gut zu ver-
wenden, bei denen die Bürette auf
der Vorratsflasche selbst steht und
durch Einblasen mittels eines Gummi-
balles von unten gefüllt wird. Die
Apparatenhandlungen führen ver-
schiedene Formen dieser Apparate.
Hierbei kann man auch Berührung
mit Kautschuk ausschließen, ohne das
ümschütteln der Flasche unmöglich
zu machen.
Sehr gut kann man damit auch
eine (ebenfalls in den Handlungen
in verschiedenen Ausführungsarten
vorhandene) Überlauf Vorrichtung
verbinden, bei denen man nicht auf
den Nullpunkt einzustellen braucht,
weil dieser durch das Oberende der
Bürette selbst gebildet wird, und
das beim Einfüllen Überlaufende
immer wieder in das Gefäß zurück-
läuft. Fig. 36 zeigt eine solche Form
(von Paul A 1 1 m a n n in Berlin) ;
eine andere werden wir sofort bei den
Pipetten kennen lernen.
Es wird eine große Anzahl
verschiedener Ausführungsformen von
Büretten und Titrierapparaten im
Handel angepriesen, die sich meist
durch höheren Preis und kompUzierte Bauart auszeichnen und
vor den einfachen Instrumenten keine wesentlichen Vorteile besitzen.
Gockel (Zeitschr, f. ehem. App. -Kunde 1, 99; 1906) beschreibt eine
Bürette zum Titrieren heißer Lösungen. Für Massentitrationen ist
ein komplizierter Apparat von Frings (Chem. Zentr.-Blatt 1904,
I, 606) angegeben worden; Iwanow, (Chem. Zentr.-Blatt 1905, I,
1430) empfiehlt eine Doppelbürette mit gemeinsamen Hahn, die für
Rücktitrieren sich gut eignet.
Fig. 36.
l'ipetton.
Über in kleinere Einheiten eingeteilte Meßpipetten ist
hier weiter nichts zu sagen, und ist nur auf S. 46 zu verweisen, was die
Art ihres Gebrauches betrifft. Man braucht selten solche Pipetten in
größeren Dimensionen, meist nur 1 ccm (in ^/iqq geteilt), 2 ccm (in
Pipetten.
67
^/öo geteilt) und 5 com, allenfalls lOccm (in ^/^q oder ^/j^ geteilt). Da
sie meist zur Abmessung der zu analysierenden Lösung dienen, so ist
auf ihre Richtigkeit besonderes Gewicht zu legen.
Die von 0. Blei er (Chem.-Ztg. 21, 1028; 1897) angegebenen
Meßgefäße, von denen Fig. 37 die Meßpipette zeigt, sollen mittels einer
und derselben Pipette, sagen wir Mengen
bis 50 com in beliebigen Größen ausfließen
lassen, je nachdem man die Punkte b, c,
d, e oder als / Nullpunkte annimmt.
Zwischen b — c, c — d, d — e, e — / müssen
immer ganz genau 10 ccni enthalten
Fig. 37.
Fig. 38.
Fig. 39.
sein und die Verbindungsröhrchen nicht zu weit sein, sonst würde
dieses recht sinnreiche Prinzip keinen praktischen Wert haben.
Über die Art des Gebrauches von V o 1 1 p i p e 1 1 e n sei
auf S. 47 verwiesen. Man verwendet ,, Pipetten auf Abstrich", bei
denen nur eine obere Marke vorhanden ist, besser nur für weniger
wichtige Zwecke, namentlich Betriebsanalysen; da, wo es auf mög-
lichst große Genauigkeit in der Abmessung ankommt, bedient man sich
lieber der Pipetten, welche auch eine untere Marke besitzen, die am
besten gerade über der Verengerung angebracht ist, an der Stelle, bis
zu welcher die Pipette bei verdünnten Lösungen von selbst ausläuft,
so daß man nicht leicht aus Versehen über diesen Punkt hinauskommen
wird. Hierbei wird auch die von J u 1. W a g n e r bei Pipetten mit
zwei Marken bemerkte Ermüdung nicht eintreten, auch wenn man
die zum Nachlaufen nötige Zeit verstreichen läßt, am besten in der
Art, daß man die Pipette bis einige mm über die untere Marke aus-
laufen läßt, 14 Minute wartet (vgl. S. 47), dann bis zur Marke ablaufen
läßt und schließlich abstreicht. Man vergesse nicht, ehe man auf die
58 Allgemeine Operationen.
obere Marke einstellt, die den unteren Teil der Pipette außen benetzende
Flüssigkeit mit reinem Wasser abzuspülen.
Da, wo man sehr häufig mit der Pipette eine und dieselbe Menge
abzumessen hat, sind die sich selbsteinstellenden Pipetten
(Überlauf-Pipetten) sehr angebracht, am meisten da, wo es
sich um größere Mengen (50 — 100 ccm) handelt, aber oft auch in anderen
Fällen. Fig. 38 und 39 zeigen solche Pipetten, die natürlich auch in
anderen Formen vorkommen. (Siehe u. a. Greiner und Friedrichs,
Zeitschr. f. angew. Chem. 18, 465; 1905, Stein, Chem.-Ztg. 30,
967; 1906, Tschermak, Chem. Zentralbl. 1907, 11, 961.)
Man übersehe nicht, daß das Messen in Pipetten dem
Wägen auf einer analytischen Wage an Genauigkeit weit nachsteht.
Das gerade für technische Zwecke so sehr gebräuchliche Verfahren,
eine größere Menge von Substanz abzuwägen, in einem Meßkolben
aufzulösen und davon mittels einer Pipette einen aHquoten Teil zur
Analyse herauszunehmen, ein Verfahren, dessen große Vorteile für
viele Zwecke hier gar nicht erörtert zu werden braucht, ist selbst bei
sorgfältiger Kalibrierung der Meßgefäße (ohne eine solche ist es ganz
zu verwerfen) in bezug auf die eigentliche analytische Operation nie
so genau als die Ab\\ägung einer geringeren Menge von Substanz und
direkte Analyse derselben. Allerdings kann letzteres der höhere
Grad der Genauigkeit durch die Schwierigkeit, eine gute Durch-
schnittsprobe in kleinem Maßstabe zu erhalten, wieder mehr als
aufgewogen werden.
Qualität des (irlases für Maßanalyse.
Es ist sehr wichtig, auf diese zu achten, und zwar nicht allein auf
das für die Meßinstrumente (Büretten, Kolben usw.) verwendete Glas,
worin man ja vom Hersteller der Instrumente abhängig ist, sondern
ganz ebenso auf das Material der beim Titrieren angewendeten Becher-
gläser und Kolben. Es ist längst bekannt, daß viele Gläser schon
durch destilliertes Wasser, noch mehr aber durch Alkalien langsam
angegriffen werden und sowohl Kieselsäure wie auch Alkali abgeben.
(Vgl. Kohlrausch, Lehrb. d. praktischen Physik 1901, S. 30,
Haber und Schwenke, Zeitschr. f. Elektrochem. 10, 143;
1904, My lius, Zeitschr. f. anorg. Chem. 55, 233; 1907.) Gegen Säuren
leisten sie viel mehr Widerstand. Früher kam es oft vor, daß Büretten,
in denen Natronlauge längere Zeit stand. Risse bekamen; neuerdings
scheint dies weniger vorzukommen. Doch wird man alkalischen Nor-
malflüssigkeiten, die in gewöhnlichem Glase längere Zeit gestanden
haben, nicht ohne Nachprüfung trauen können.
Ungleich stärker ist der Angriff auf das Glas beim Erhitzen,
Schon aus diesem Grunde ist die größere Schärfe des Farbenwechsels
bei Phenolphtalein und Lackmus gegenüber Methylorange in sehr
vielen Fällen in der Praxis ganz trügerisch ; denn da man bei den erst-
genannten Indikatoren längere Zeit kochen muß, um die Kohlensäure
Indikatoren. ß9
auszutreiben, so wird, wenn man dies in Gefäßen aus gewöhnlichem
Glase tut, leicht die Titration einen merklich zu hohen Alkaligehalt
ergeben. Hiergegen kann man sich durch Anwendung von Porzellan-
gefäßen oder, wenn auch keineswegs vollständig, durch diejenige von
besonders zu diesem Zwecke fabrizierten Glassorten (Jenaer Resistenz-
glas) schützen.
Daß auch neuerdings noch ganz stark alkalisch reagierendes
Glas im Handel vorkommt, zeigt eine Mittelung von C. Lieber-
mann (Berl. Ber. 31, 1818; 1898).
Bei längerem Kochen von normalen Natriumcarbonatlösungen
läßt nicht nur das gewöhnliche Thüringer Glas ganz erhebliche, sondern
auch das Jenaer Resistenzglas noch ganz merkliche Mengen von Natron
(und Kieselsäure unter Ausscheidung von Calciumsilikat) in Lösung
gehen. (Lunge, Zeitschr. f. angew. Chem. 17, 195; 1904.)
Indikatoren für Acidimetrie und Alkalimetrie.
Diese beiden Operationen gehören zusammen und werden des-
halb hier gemeinschaftlich behandelt. Sie beruhen darauf, daß beim
Zusammentreffen von sauer und alkalisch reagierenden Lösungen, die
aber nicht notwendig freie Säuren oder Alkalien zu enthalten brauchen,
ein bestimmter Punkt erreicht M'ird, bei dem ein der Lösung zugesetzter
Indikator seine Farbe ändert.
Die Zahl der vorgeschlagenen Indikatoren ist außerordentlich
groß. Die Mehrzahl derselben ist freilich wohl außer von ihren Er-
findern nur wenig angewendet worden; viele derselben sind überhaupt
gar nicht für genaueres Arbeiten brauchbar, und die allermeisten sind
jedenfalls überflüssig, da sie vor den drei gebräuchUchsten gar keine
Vorzüge haben. Wir verweisen deshalb auf die Aufzählungen in M o h r -
C lassen s Titriermethode, S. 75 — 76, in Ol. Winklers Prakt.
Üb. in der Maßanal., 3. Aufl., S. 31— 36, und die Monographie über
Indikatoren von Fr. Glaser (Wiesbaden 1901)^). In allgemeinem
Gebrauch geblieben sind nur drei Indikatoren, welche für alle Fälle
ausreichen : Lackmus, Methylorange und Phenol-
p h t a 1 e i n. Eigentlich ist auch der Lackmus, obwohl der älteste
und früher so gut wie allgemein gebrauchte Indikator, noch entbehr-
Hch (auch nach Clemens W i n k 1 e r) und tatsächlicli in vielen
Laboratorien nur in Form von Lackmuspapier im Gebrauclie; aber
da nicht alle Augen ebenso empfindhch für den L^mschlag bei Methyl-
orange wie bei Lackmus sind, so hat schon aus diesem Grunde, abge-
sehen von der Macht der Gewohnheit, der Lackmus noch immer große
Verbreitung.
^) Eine andüro Monographie über Indikatoren ist: A. T. Colin, Indi-
cators and Test-I'apors, '2rid cdition, New York H)U2.
'JQ Allgemeine Operationen.
Man teilt die Indikatoren gewöhnlich (auch nach Glaser) in
di'ei Klassen ein: 1. solche, die wenig oder fast gar nicht empfindlich
gegen schwache Säuren wie Kohlensäure. Schwefelwasserstoff, Kiesel-
säure, Borsäure sind, 2. solche von mittlerer Empfindlichkeit und
3. solche, welche gegen die schwächsten Säuren fast ebenso empfind-
lich wie gegen die stärksten sind. Die Indikatoren der ersten Klasse
haben ausgeprägt saure Eigenschaften; sie bilden mit allen, auch mit
schwachen Basen Salze, die eine bestimmte Färbung haben, und die
nur durch stärkere Säuren zersetzt werden unter Bildung einer anderen
Farbe. Sie sind daher gegen Alkalien und starke Säuren emp-
findlich, gegen schwache Säuren miempfindhch. Hauptrepräsentant:
Methylorange, ferner einige andere Azofarbstoffe, wde Tropäolin 00,
Kongorot, Benzopurpurm ; dann Lackmoid, Cochenille und besonders
alkaliempfindlich das Jodeosin und das Methylrot von R u p p und
Loose (Ber. 41, 3905; 1908).
Die dritte Klasse hat sehr schwach sauren, meist nur
phenolartigen Charakter; daher werden schon durch die schwächsten
Säuren ihre Salze zersetzt. Diese Indikatoren sind sehr empfindlich
gegen Säuren, selbst Kohlensäure und Schwefelwasserstoff, aber weniger
empfindhch gegen Basen. Der wichtigste Indikator dieser Klasse ist
das P h e n o 1 p h t a 1 e i n , daneben Kurkuma, Rosolsäure, Fla-
vescin usw.
Die zweite Klasse bildet den Übergang zwischen beiden ; sie
ist gegen schwache Säuren schon etwas empfindhch, aber weniger als
die dritte, und zeigt gerade deshalb bei den Titrierungen oft allmäh-
liche Übergänge oder solche, die nicht mit der Bildung bestimmter
Verbindungen zusammenfallen. Wenn man die bei einer Titration
frei werdenden schwachen Säuren wie COg und HgS durch Kochen
entfernen kann, so wirkt diese Klasse wie die erste. Hauptrepräsentant
dieser Klasse ist L a c k m u s , daneben Phenacetolin, AHzarin, Häma-
toxylin, Paranitrophenol us\\'.
Da nun als Normalflüssigkeiten durchgängig starke Säuren (Salz-
säure oder Schwefelsäure; Oxalsäure wird in der Alkalimetrie kaum
mehr angewendet) und starke Basen gebraucht werden, so ergeben sich
folgende Schlüsse über die Verwendung der Indikatoren
für die einzelnen Fälle.
Die starken Mineralsäuren lassen sich mit aUen
Indikatoren scharf titrieren, jedoch ohne weiteres und in der
Kälte nur mit denen der ersten Klasse, während bei der dritten
und auch schon der zweiten Klasse die Normallaugen kohlen-
säurefrei sein müssen, oder aber die Titrierung im Kochen aus-
geführt werden muß.
Die mittelstarken organischen Säuren (Oxal-
säure, ^Milchsäure, Weinsäure usw.) können nicht mit den Indikatoren
der ersten, wohl aber mit denen der zweiten Klasse titriert werden,
besser aber mit denen der dritten Klasse, unter denselben Bedingungen
für die Normallaugen wie oben.
Indikatoren. Yl
Die mittelstarken, mehrwertigen Mineral-
säuren (Phosphorsäure, schweflige Säure) lassen sich gar nicht mit
den Indikatoren der zweiten Klasse titrieren, wohl aber mit denen der
ersten und der dritten Klasse, welche dabei verschiedene Sättigungs-
zustände zeigen, wie wir unten sehen werden.
Die schwachen Säuren, organische und anorganische,
lassen sich, wenn überhaupt, nur mit Indikatoren der dritten Gruppe
titrieren.
Die starken Basen (Kalium- und Natriumhydroxyd, Baryt-
hydrat, Calciumhydroxyd) lassen sich mittels allen Indikatoren scharf
titrieren.
Die mittelstarken Basen (Ammoniak, Aminbasen)
lassen sich scharf nur mit den Indikatoren der ersten Gruppe und einigen
wenigen der zweiten, gar nicht mit denen der dritten titrieren.
Die schwachen Basen (Aniün, Pyridin) lassen sich selbst
mit den Indikatoren der ersten Klasse nicht ganz scharf, mit denjenigen
der übrigen Klassen gar nicht titrieren.
J u 1. Wagner (Zeitschr. f.anorg. Chem. 27, 138; 1901) verwirft
die obige Einteilung zugunsten einer anderen in: A. Indikatoren mit
einwertigem charakteristischem Ion (1. Anion, 2. Kation) und B. solche
mit mehrwertigem Ion (1. positivem und negativem Ion = am-
photere Elektrolyte, 2. ein- und zweiwertiges Anion oder Kation).
Bei A tritt keine Zwischenfarbe auf, wohl aber bei B. Die meisten
Indikatoren gehören in die Gruppe A 1, nur wenige in A 2 und B 2.
Das Methylorange gehört zu Klasse B 1. Diese Einteilung wird bisher
in der Praxis nicht gebraucht.
N. Schoorl (Chem. Weekblad 1906, 719; Chem. Zentralbl.
1907, I, 300, 502) teilt die Indikatoren in säureempfindliche, alkali-
empfindliche und neutrale Indikatoren ein. Zu den säureempfind-
lichen Indikatoren, welche ihre Zwischenfarbe in einer wäßrigen Lösung
zeigen, die freie Hydroxj-lgruppen enthält, gehören: Phenolphtalein,
TropäoUn 000, Curcumin. Zu den alkaüempfindlichen Indikatoren,
welche in einer wäßrigen Lösung, die freie Wasserst off ionen enthält,
umschlagen, sind Methylorange, para-Nitrophenol, Lackmoid und
Congo zu zählen. Zu den neutralen Indikatoren, deren Zwischenfarbe
in neutralen wäßrigen Lösungen auftritt (in denen die freien Hydroxyl-
lonen gleich den freien Wasserstoff ionen sind) sind Rosolsäure und
Lackmus zu rechnen.
Als Titrationsregeln sind zu beachten, daß die Kombination:
. schwache Säure — scIian ache Base zu vermeiden ist. Schwache Säuren
sind mit starken Basen und säureempfindlichem Indikator zu
titrieren.
Aus den Untersuchungen von Frieden thal (Zeitschr. f.
Elektrochem. 10, 113; 1904, Salessky, ebenda 204, Fels,
ebenda 208, Salm, ebenda 341, ferner 12,"^ 199; 1906, Salm und
Friedenthal ebenda 13 , 125 ; 1907) berechnet Schoorl
folgende Tabelle, in der sich die Wasserstoffionenkonzentration finden,
72
Allgemeine Operationen.
bei denen bei Anwendung der verschiedenen Indikatoren die „Über-
gangsfarbe" oder „Zwischenfarbe" auftritt.
Indikator
Phenolphtalein
Tropäolin 000
Cur cum in .
Rosolsäure
Lackmus .
p-Nitrophenol
Lackmoid .
Congo .
Methylorange
Konzentr atio n
der
H'-Ionen
Konzentration
der
OH"-Ionen
10-9
10-9
10-7.5
10-^
10-7
10— ö
10— <^
10
10"
—4
10—5
10— s
10— ö
10-'
10-7
10—^
10—^
10
10
10
— 10
Verhältnis
der
Konzentration
H-:OH'
,-4
10
10—
10—
1
1
102
10 2
10''
in 6
Über die Empfindlichkeit der Indikatoren sind schon
früher viele Versuche gemacht worden, von deren Wiedergabe wir ab-
sehen, da erstens die Angaben einander häufig widersprechen, undzweitens
die Empfmdlichkeit von verschiedenen anderweitigen Einflüssen wie
Temperatur, Verdünnung, Gegenwart anderer Körper (Salze, Alkohol
usw.), so sehr beeinflußt wird, daß man für jeden Spezialfall doch nicht
viel Anhalt an solchen allgemeinen Angaben hat. Wir können uns
nur mit folgendem begnügen.
Nur in ganz seltenen Fällen in der Alkalinietrie und Acidimetrie
wird es angezeigt sein, mit schwächeren als mit ^/k, N. -Flüssigkeiten
zu titrieren, und zwar gerade deshalb, weil nur ganz wenige Indikatoren
dann schon empfindlich genug sind, um für 1 — 2 Tropfen der Normal-
flüssigkeit einen scharfen Umschlag zu zeigen (z. B. Jodeosin in äthe-
rischer Lösung und Methylrot in 0,2 proz. alkoholischer Lösung für
\/ioQ-Normallüsungen) .
Bei ^/jo N. -Flüssigkeiten findet man schon Unterschiede für die
gewöhnhchen Indikatoren. Für die meisten Augen ist bei Abwesenheit
aller schwachen Säuren (COg, HgS) der Übergang bei Phenolphtalein
oder auch gut gereinigtem Lackmus schon auf 1 Tropfen, bei Methyl-
orange erst bei 2 Tropfen deutlich. Illusorisch wird aber dieser Unter-
schied dadurch, daß man in der Praxis die Anwesenheit kleinerer oder
größerer Mengen von CO2 selten vermeiden kann, und daß in der Hitze
alle Indikatoren weniger empfindlich sind.
Bei Normallösungen von ^/j N. -Stärke und darüber ist die Emp-
findlichkeit der drei Hauptindikatoren genügend für einen Umschlag
auf einen einzigen Tropfen; mit den übrigen Indikatoren befassen wir
uns großenteils gerade deshalb nicht, weil ihre Empfindlichkeit ge-
ringer ist.
Küster und Grüters (Zeitschr. f. anorg. Chem. 35, 454; 1903)
finden, daß die orange (bräunliche) Mittelfarbe bei Methylorange bei
Indikatoren. '73
gleicher Wasserstoffionen-Konzentration erreicht wird, also die dafür
erforderhche Säuremenge etwa dem Flüssigkeitsvolum proportional ist.
Bei 50 com Wasser braucht man zum Umschlage 0,03 ccm, bei 100 ccm
0,06, bei 200 ccm 0,12 ccm ^/^o N. -Salzsäure. Ebenso wird bei Gegen-
wart von Chloriden (also mehr Chlorionen) mehr Säure verbraucht.
Am schärfsten wird nach Küster und G r ü t e r s (1. c.) sowie
Küster, Grüters und G e i b e 1 (Zeitschr. f. anorg. Chem. 42,
225; 1904) der Neutrahsationspunkt durch Leitfähigkeitsmessung er-
kannt, was namenthch dann in Betracht kommt, wenn Niederschläge
oder Färbungen die Anwendung von Farbenindikatoren unmöglich
machen.
Lösungen, die mit einem Indikator auf Hydroxylionen (Phenol-
phtalein) eingestellt sind, sind bei Benutzung eines Indikators auf
Wasserstoffionen (Methylorange) nicht scharf richtig (s. oben die
Tabelle von S c h o o r 1 und ferner S. 78).
Alkohol (auch Aceton) beeinträchtigt die Empfindhchkeit
der Indikatoren, und sollten daher größere Mengen desselben in den zu
titrierenden Flüssigkeiten möghchst vermieden werden. Bei Phenol-
phtalein insbesondere treten dadurch große Unregelmäßigkeiten auf.
Wenn ein Zusatz von Alkohol nicht zu vermeiden ist, so wird am besten
ein blinder Versuch darüber gemacht, wieviel Säure bzw. Lauge eine
mit ebensoviel Alkohol versetzte Menge v^on reinem Wasser braucht,
ehe die Farbe umschlägt, und dies wird dann in Rechnung gezogen.
Alkaloide müssen zuweilen in stark alkoholischer Lösung titriert werden,
was am besten mit Lackmoid, Methylrot oder Hämatoxylin bzw.
Jodeosin geht.
Neutralsalze, die an und für sich keine Farbenänderung
des Indikators verursachen, beeinflussen im allgemeinen den Farben-
umschlag beim Titrieren nur dann, wenn sie in großer Konzentration
vorhanden sind, was ja meist leicht vermieden werden kann. Dies
gilt in erster Linie von den Alkalichloriden oder Sulfaten, die sich beim
Titrieren selbst bilden. Doch haben Lunge und L o h ö f e r (Zeit-
schr. f. angew. Chem. 14, 1129; 1901) nachgewiesen, daß eine gewisse
Menge Na Cl geradezu nötig ist, um die Titrierung von Natriumsilikat,
Natriumcarbonat und Schwefelnatrium mit Phenolphtalein genau zu
machen; vgl. auch Küster (Zeitschr. f. anorg. Chem. 13, 145; 1897).
Ein großer Überschuß von Na Cl wirkt allerdings in der entgegen-
gesetzten Richtung, wenn nicht starke Verdünnung vorhanden ist.
Durch Erwärmen ändern sich häufig die Farben auch ohne
Zusatz von Säure oder Lauge. Erhitzt man z. B. eine mit Natronlauge
und Methylorange gerade auf orange neutralisierte Schwefelsäure, so
ändert sich die Farbe in rein gelb, geht aber beim Erkalten wieder in
orange über. In der Hitze wird also beim Titrieren von »Säure mit
Lauge bei Methylorange zu wenig gebraucht, beim Titrieren von Lauge
mit Säure zu viel. Umgekehrt zeigt Phenolphtalein in der Hitze den
Übergang aus rot in farblos zu früh. Bei Methjdorange sind in der Hitze
die Übergänge überhaupt unscharf, und dieser Indikator soll daher immer
74 Allgemeine Operationen.
nur bei gewöhnlicher Temperatur oder wenig darüber verwendet werden ;
aber auch bei Phenolphtalein und Lackmus ist die Empfindhchkeit
in der Hitze geringer, oder vielmehr es stellen sich etwas andere End-
punkte als in der Kälte ein, was bei diesen Indikatoren umsomehr be-
rücksichtigt werden muß, als man bei ihrer Anwendung meist kochen
muß, um die Kohlensäure auszutreiben. Für genauere Bestimmungen
muß man demnach bei Lackmus und Phenolphtalein immer bei etwas
vorwaltender Säure kochen, dann erkalten lassen und nun erst aus-
titrieren.
Daß man beim Erhitzen auf die Angreifbarkeit des Glases Rück-
sicht nehmen und solches demnach möglichst vermeiden muß, ist schon
S. 69 erwähnt worden.
Theorie der Indikatoren.
Die Anwendung von Indikatoren beruht darauf, daß sie bei
Zusatz einer Säure oder einer alkahschen Flüssigkeit an einem be-
stimmten Punkte ihre Farbe ändern. Dieser Punkt kann praktisch mit
dem zusammenfallen, den man als ,, Neutralitätspunkt" bezeichnet,
doch ist dies keineswegs immer der Fall. Nach Salm und Frie-
denthal (Zeitschr. f. Elektrochem. 13, 125; 1907) zeigen die Indi-
katoren den Äquivalenz punkt einer Lösung an, d. h. den Punkt,
an dem z. B. einer Säure die äquivalente Menge einer Base zugesetzt
worden ist. Der Äquivalenzpunkt fällt mit dem Neu-
tralitätspunkt nur dann annähernd zusammen, wenn Säure
und Base gleich stark sind, was bei der am häufigst vorkommenden
Titration von starken Säuren mit starken Basen (oder umgekehrt)
der Fall ist. Dann wird der Farbenumschlag eintreten, wenn
z. B. auf 1 Molekül HCl gerade ein Molekül NaOH kommt, also die
Verbindung NaCl sich bildet. Da man stets mit verdünnten Lösungen
Lösungen arbeitet, so ist der größte Teil des NaCl in seine Ionen Na'
und er dissoziert; ebenso wie die Natronlauge in der wäßrigen Lösung
in Na' und OH', die Salzsäure in H' und Cl' gespalten war. Die Neu-
tralisation bedeutet vielmehr nun, daß der überwiegende Teil der freien
Wasserstoffionen, welche die saure Reaktion hervorrufen, sich mit dem
überwiegenden Teil der freien Hydroxyhonen (welche die alkalische
Reaktion bedingen), zu undissoziiertem Wasser vereinigen, und daß
beim Neutrahtätspunkte nun in der Lösung sich neben Na' und Cl'
ebensoviel freie H-Ionen als OH-Ionen befinden, als der geringen lonen-
spaltung des Wassers bei der Arbeitstemperatur entsprechen. In allen
den FäUen, wo eine der beiden Komponenten des entstehenden ,, Neu-
tralsalzes" schwach ist, ist die Reaktion der Lösung beim Vorhanden-
sein äquivaenter Mengen Säure und Basis sauer bzw. alkalisch,
und dieser Äquivalenzpunkt wird je nach der Natur des Indikators
angezeigt werden oder nicht. Über eine Tabelle, welche die Indi-
katoren enthält, welche bei verschiedenen H'- Konzentrationen
Farbenumschlag erfahren, vgl. man Salm (Zeitschr. f. phys. Chem. 57,
471; 1906).
Indikatoren. "75
Die Theorie der Indikatoren vom physikalisch - chemischen
Standpunkte aus ist von 0 s t w a 1 d {Wissenschaftl. Grundlagen
der analyt. Chem., 1. Aufl., Leij^zig 1894, S. 103 ff.) aufgestellt worden.
Weitere Beiträge hierzu haben u. a. geliefert: Küster, Zeitschr. f.
anorgan. Chem. 13, 127; 1897, W a d d e 1 1 , Chem. Zentralbl. 1898, II,
165; J u 1. W a g n e r , Zeitschr. f. anorg. Chem. 27, 142; 1901, B r e d ig
und Winkelblech, Zeitschr. f. Elektrochem. 6, 35; 1900,
Vaillant, Compt. rend. 136, 1192; 137, 849; 1903, Chem.
Zentralbl. 1903 II, 3, Roloff , Zeitschr. f. angew. Chem. 15, 594
und 599; 1902, Stieglitz, Journ. Amer. Chem. Soc. 25, 1112;
1903, McCoy, Amer. Chem. Journ. 31, 503; 1904, Hewitt
und M i t s c h e 1 1 , Journ. Chem. Soc. 89, 13, 17; 1906 und 91, 1251 ;
1907, H e w i 1 1 , Chem. Zentralbl. 1908, I, 1488, R o h 1 a n d ,
Ber. 40, 2172; 1907, H a n t z s c h , Ber. 39, 1084; 1906 und 40, 3017;
1907 ferner 41, 1187; 1908, Acree, Amer. Chem. Journ. 39, 528,
789; 1908, Green und King, Journ. Soc. Chem. Ind. 27, 4; 1908,
Wegscheid er, Zeitschr. f. Elektrochem. 14, 510; 1908, auf
welche Quellen hier verwiesen werden muß.
0 s t w a 1 d nimmt an , daß die Indikatoren Säuren (in
einigen wenigen Fällen auch Basen) sind oder enthalten, bei denen die
nicht dissoziierten Moleküle eine andere Farbe als die Ionen haben.
So sind z. B. die Säuren des Lackmus solche, deren ungespaltene
Moleküle rot, deren Anionen blau gefärbt sind, und die im reinen Zu-
stande schwach, d. h. wenig dissoziiert sind, so daß eine Mischung beider
Farben eintritt. Beim Zusatz von Wasserstoffionen, also Säuren, geht
die Dissoziation der Lackmussäure fast ganz zurück, die blauen Anionen
verschwinden, und die rote Farbe des undissoziierten Moleküls tritt
hervor. Es gehört aber dazu ein gewisses Minimum von freien
Wasserstoffionen, so daß ganz schwache Säuren (COo, HgS) kaum ein-
wirken, Essigsäure dagegen schon ganz deutlich, außer wenn durch
Zusatz von viel Natriumacetat die Dissoziation der Essigsäure so sehr
zurückgedrängt wird, daß zu wenig freie W'asserstoffionen übrig bleiben.
Beim Zusatz von Basen dagegen entstehen Salze der Lackmussäuren,
die stets stark dissoziiert sind, so daß die blaue Farbe der Ionen
hervortritt.
Noch weniger sauren Charakter hat das P h e n o 1 p li t a I e i n ,
dessen nicht dissoziierte Moleküle nach 0 s t w a 1 d farblos, dessen
Anionen rot gefärbt sind. Die wenigen in einer Lösung desselben
vorkommenden freien H-Ionen werden schon durch die schwächsten
Säuren (COg u. dgl.) so weit zurückgedrängt, daß die roten Ionen ganz
verschwinden und nur farblose undissoziierte Moleküle zurückbleiben.
Auch die neutrale wäßrige Lösung zeigt noch keine merkliche Farbe.
Bei starken Basen genügt schon die kleinste Spur, um die freien
H-Ionen durch OH-Ionen wegzunehmen und ein Salz zu bilden,
dessen Dissoziation die roten Phenolphtalein-Anionen zum Vorschein
bringt. Bei schwächeren Basen dagegen, schon beim Ammoniak,
bewirkt die in di(»sem Falle eintretende Hydrolyse, daß freie Base
'JQ Allgemeine Operationen.
und freie farblose Phenolphtalein- Moleküle entstehen; damit rote
Ionen in genügender Zahl auftreten können, muß schon mehr als
ein Minimum von Base zugesetzt werden, so daß doch eine Salzbildung
und infolge davon auch die rote Färbung eintritt.
Andererseits ist Methylorange eine ziemlich starke Säure
mit roten undissoziierten Moleküle und gelben Anionen, von welchen
letzteren in einer neutralen Lösung schon so viele vorkommen, daß
eine Mischfarbe entsteht. Beim Zusätze schwacher, also wenig disso-
ziierter Säuren wird die Dissoziation des Methylorange nicht vollständig
rückgängig, so daß die Mischfarbe bleibt, umsomehr, wenn beim Titrieren
eine größere Menge des Salzes der schwachen Säure entstanden ist;
alsdann genügen die H-Ionen nicht, um die gelben Anionen des Methyl-
orange zurückzudrängen. Dagegen ist dies der Fall beim Zusatz auch
nur von ganz wenig starken Mineralsäuren, die fast ganz dissoziiert
sind, also genügend H-Ionen frei machen, um die Ionisierung des Methyl-
orange so gut wie vollständig aufzuheben und die roten Moleküle des-
selben zur Geltung zu bringen.
Stieglitz (1. c.) gibt der Ansicht Ausdruck, daß die Farb-
änderung der Indikatoren nicht, wie die eben angeführte I o n i s a -
tionstheorie annimmt, in einer Änderung des Dissoziations-
zustandes beruhe, sondern daß nach der Chromophoren-
Theorie die Farbänderung in einer Konstitutionsänderung, in einer
intramolekularen Umlagerung des Indikators, zu suchen sei. Das
Natriumsalz des P h e n o 1 p h t a 1 e i n s hat nach Stieglitz die
chinoide Konstitution :
C« H, OH
O = a H,
CsH^COONa
während dem freien Phenolphtalein die laktonartige Formel
/C, H, OH
CeH, — C/
io — d ^«H,OH
zukommt.
In wäßriger Lösung sind laktoide und chinoide Form im Gleich-
gewicht, wobei erstere stark überwiegt. Zufügen von Alkali bindet
Wasserstoffionen, das Gleichgewicht wird gestört, es müssen immer
mehr chinoide (dissoziierte) Moleküle entstehen, demnach kommt der
Farbumschlag durch Gleichgewichtsverschiebung zugunsten der chino-
iden Form zustande.
Analog sollte nach Stieglitz in alkalischer Lösung des M e-
thylo ränge ein gelbes Salz eines wahren Azokörpers, z. B.
Na O SO, . C« H4 . N = N Cß H, N (CH3),
existieren, während in der roten Lösung der freien Säure eine Ver-
bindung chinoider Zusammensetzung :
Indikatoren. 'J'J
O . SO, Cß H4 NH . N = C'e H, = N (CH3)2
vorliegt.
Nach H a n t z s c h (1. c.) ist , Jedes Auftreten oder jede Ver-
änderung der Körperfarbe bei der Bildung von Salzen (mit,farl)losen
Metallatomen) auf intramolekulare Umlagerung zurückzuführen
(Chromo- Isomer ie)". Die lonisationstheorie der Indikatoren ist nach
Hantzsch deshalb unwahrscheinlich, ,,1. weil alle konstitutiv un-
veränderlichen, farblosen Säuren und Salze stets farblose Ionen bilden,
und ebenso nur die schon im undissoziierten Zustande farbigen echten
Säuren auch farbige Ionen erzeugen, weil also die Körperfarbe unab-
hängig vom Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Ionen ist;
2. weil zahlreiche an sich farblose Verbindungen (Dinitroäthan, Nitro-
form usw.), welche farbige Salze und Ionen erzeugen, als Pseudosäuren
ermesen worden sind, womit indirekt bereits die Entstehung farbiger
Salze auf eine intramolekulare Umlagerung zurückgeführt worden ist".
Die zur Entstehung bzw. Veränderung der Farbe bei Indikatoren
notwendige intramolekulare Umlagerung wird z. B. durch den Ein-
fluß positiver Metalle hervorgerufen, die eine chromophore (chinoide)
Atomgruppierung erzeugen. Die Bildung der Ionen ist ein sekundärer
Vorgang, und die Ionen sind deshalb gefärbt, weil bereits das undisso-
ziierte Salz, aus dem sie entstehen, farbig ist.
Nach Hantzsch ist die Wirkung des Phenolphtaleins als In-
dikator wie folgt zu erklären:
Dem farblosen Körper kommt die Formel:
Cg H^ — CO
C O
/\
CgH.OH CgH.OH
zu. In alkalischer Lösung wandelt es sich unter Umlagerung in
ein chinoides, rotes Salz, z. B. :
>C6 H, = O
Na O CO Cj Hl C:
^Ce H, O Na
um. Dies rote Salz erleidet in wäßriger Lösung elektrolytische Disso-
ziation.
Auf Grund von Untersuchungen über Salze aus Aminoazo-
benzolen konnte Hantzsch auch für Methylorange die Erklärung
des Farbwechsels geben.
Je nach den Reaktionsbedingungen, der Natur der Säure und
Base existieren die Salze aus Aminoazobenzolen in zwei leicht inein-
ander überführbaren Reihen :
1. Orangefarbige, echte Azosalze: C« H5 N == N Cg H4 NRg HX
(mit azobenzolähnlichem Spektrum).
»Tg Allgemeine Operationen.
2. Violette chinoide Salze: CgH-NHN = Cg H4 = N R, X (mit
chinoidem Bandenspektrum).
Die Lösungen der gelben Alkalisalze des Methylorange sind nach
H a n t z s c h echte Azosalze, z. B. :
(CH3)., N Cß Hl N = X Cg Hl SOg Na,
die des freien violetten Farbstoffs aber enthalten ein inneres chinoides
Salz:
(CH3), N = Cg H, = N . NH C, H* SO3.
Die rote Farbe in sauren wäßrigen Lösungen ist ebenfalls durch
chinoide Salze bzw. Ionen bedingt, die sich mit gelben Azosalzen bzw.
deren Ionen im Gleichgewicht befinden. (Siehe auch H e w i 1 1 und
Mi t schell , 1. c).
Die Erklärung der Erscheinung des Farbloswerdens von
Phenolp htalein durch großen Überschuß an Alkali, die schon vom
Entdecker des Phenolphtaleins, A.v.Baeyer (Lieb. Ann. 202, 73; 1880)
beobachtet wurde, ist von den Anhängern der Dissoziationstheorie mit
einer Zurückdrängung der Dissoziation des Phenolphtaleinsalzes ge-
geben worden (s. Herzig und Meyer, Ber. 28, 3259; 1895), während
nach B a e y e r (1. c), Green (Zeitschr. f. Färb- und Textlichem. 1,
413; 1902) , P e r k i n (Proc. Chem. Soc. 20, 50; 1904) und M c C o y
(Amer. Chem. J. 31, 503; 1904) sich die Alkalisalze der farblosen Dioxy-
triphenjdcarbinolcarbonsäure
/COOK
CeH,/ ^OH
/^\
C'sH^OH CgH.OH
bilden.
Beim Verdünnen der entfärbten Lösungen mit Wasser tritt wieder
die Rotfärbung auf. Indes ist dieser Vorgang langsam verlaufend
und kommt durch die LTmlagerung des farblosen Salzes des Carbinol-
derivats in das rote Salz der chinoiden Form zustande.
Im allgemeinen muß darauf hingewiesen werden, daß bei Ti-
trationen gleicher Substanzen mit denselben Normalflüssigkeiten,
aber unter Anwendung verschiedener Indikatoren nicht identische
Resultate erhalten werden, Meli die Farbenübergänge auch bei Ver-
wendung von Indikatoren für starke Säuren und Basen den ,, Neu-
tralisationspunkt" nicht identisch anzeigen (s. oen S. 73). Es sind
eben in einem Falle mehr H- oder aber OH-Ionen erforderlich als im
anderen, um die eine Farbe in die andere umzuändern. So wird also
z. B. eine Salzsäure, die, auf reine Soda mit Methylorange (natürlich
kalt) eingestellt, sich als genau ^/g normal zeigt, nicht mehr genau
^/g normal sein, wenn man die Titration mit Phenolphtalein, auch unter
Fernhaltung aller Kohlensäure, mit anhaltendem Kochen und aUen
übrigen Kautelen vornimmt. Man sollte daher soweit wie
Methylorange. 79
i m m e r ni ö g 1 i c li d i e X o r m a 1 f 1 ü s s i g k e i t e n m i t d e ni -
selben Indikator einstellen, mit dem sie später
in der Praxis gebrau cli t werden sollen. Gesetzt auch,
es stellte sieh heraus, daß z. B. der eigentliche Xeutralisationspunkt
mit Phenolphtalein, bei Anwendung aller Kautelen, richtiger als mit
Methylorange erreicht würde, so müßte man doch eine Xormalsäure,
die man später zum Titrieren in der Kälte, also mit Methylorange, ver-
wenden will, unbednigt nur mit diesem, nicht mit Phenolphtalein,
einstellen, und schon aus diesem Grunde muß man zur Einstellung
eine Substanz (Soda) nehmen, die man mit Methylorange titrieren
kann, während z. B. Kaliumtetroxalat sich nur mit Phenolphtalein
titrieren läßt, also schon darum nicht als ,,Ursubstanz" in den Fällen
verwendet werden sollte, wo man beim Gebrauche der Xormal-Flüssig-
keit mit Methylorange arbeiten will (Lunge, Zeitschr, f. angew.
Chem. 17, 199; 1904).
Wir gehen nun zur Betrachtung der einzelnen Indikatoren über.
1. Methylorange.
Dieser Indikator ist die violette, kristaUüiische p-Dimethylamino-
azobenzol-p-sulfosäure oder auch deren gelbes,- leicht in Wasser
löshches Xatronsalz. Das letztere kommt zuweilen mit Dextrin ver-
mischt im Handel vor; solche Produkte sind nicht ganz klar löslich
und sollten zurückgewiesen werden. Die violette, freie Säure kann
nicht leicht verfälscht werden und ist vorzuziehen. Das Xatronsalz
kam einige Zeit lang als ^^irklicher Farbstoff unter dem Xamen
Poirriers Orange Xr. 3 im Handel vor, dann auch unter dem Xamen
HeHanthin. Beide Xamen sind, nachdem der vorHegende Körper gerade
wegen seiner zu großen Empfindhchkeit und entsprechender Unecht-
heit als zum Textilfarbstoff unbrauchbar erkannt worden war, auf
andere Farbstoffe übertragen worden und sollten schon aus diesem
Grunde nicht mehr für den Indikator gebraucht werden. Für diesen
ist von Lunge, der ihn zuerst für diesen Zweck einführte (Ber. 11,
1944; 1878; ausführUcher in Chem. Ind. 4, 348; 1881 und im Hand-
buche der Sodaindustrie, 1879, 1, S. 43), der Xame ..Metiiylorange" vor-
geschlagen worden, der eine Hindeutung auf seine Zusammensetzung
gibt und nicht das Schleppende des systematischen Xamens hat^).
1) Es ist durchaus unbegründet, wenn man, wie dies z. B. von Glaser
a. a. O. geschieht, das Natriumsalz als ,, Methylorange", die freie Säure als ,, HeHan-
thin" bezeichnet. Der letztere Name, der dem schon früher bekannten l'oirrier-
schen Orange Nr. 3 als Handelsprodukt für die Färberei von einer Farbenfabrik
gegeben wurde, bezog sich gerade immer auf das Natriumsalz. Lunge selbst
hat den Indikator anfangs immer in Form der freien Sätu-o angewendet, erst
später zuweilen auch als Natriumsalz, und hat den Namen ,, Methylorange" immer
für beide angewendet, da sie sich als Indikatoren absolut gleicli verhalten, es müßte
denn das Salz durcli etwas Natriumcarbonat verunreinigt sein, was aber bei der
minimalen Menge des Indikators, die man anwenden muß, kaum je merklich
sein wird.
gQ Allgemeine Operationen.
Nächst dem Lackmus ist das Methylorange wohl der verbreitetste
aller Indikatoren, und vielerorts hat er die Lakmustinktur selbst ganz
verdrängt. Freilich läßt er sich nicht überall anwenden, aber mit
Hinzunahme von Phenolphtalein für gewisse Fälle erfüllt er in der
Tat alle Erfordernisse eines Indikators für Alkalimetrie und
Acidimetrie.
Selbst die Billigkeit spricht für Methylorange gegenüber Lack-
mus. Von ersterem verljraucht man nach Thomsons genauen
Versuchen (Chem. News 47, 123; 1883) 0,5 ccm einer Lösung von 0,15 g
im Liter für dieselbe Reaktion wie 0,5 ccm einer Lackmuslösung,
welche 20 g des trocknen Extraktes im Liter enthält, also bei guter
Ware etAva 60 g Lackmus entspricht. Demnach ist das Äquivalent
von 1 g Methylorange 400 g Lackmus. Nun kostet aber 1 kg Methyl-
orange 16 M, 1kg la Lackmus, selbst bei Bezug von 100 kg, 3M;
geringe Lackmussorten sind nominell billiger, in bezug auf den Farb-
stoffgehalt in Wirklichkeit teurer. Die 400 kg Lackmus, welche die
gleichen Dienste wie das eine kg Methylorange leisten, kosten also 1200 M,
oder 75 mal soviel als die äquivalente Menge Methylorange i) ! Noch
viel teurer sind natürlich die verschiedenen ,, gereinigten" Lackmus-
präparate, Azolitmin usw.
Man löst von dem (reinen) Methylorange 1 g in 1 1 lieißem destil-
lierten Wasser auf, läßt erkalten, filtriert etwa ausgeschiedene Sulfo-
säure ab und verwendet zu jeder Titration nur so viel, daß bei alka-
lischen Lösungen eine eben merklich gelbe Färbung auftritt, avozu etwa
2 Tropfen der obigen Lösung genügen werden. Sollte durch die Ver-
dünnung bei der Titrierung selbst die Farbe gar zu schwach werden,
so setzt man noch einen Tropfen des Indikators zu. Keinesfalls darf
nian von diesem gleich anfangs zu viel nehmen, da bei zu starker Färbung
der Übergang unscharf AA'ird. Deshalb wenden manche lieber eine ver-
dünntere Lösung von Methylorange (etwa 1 : 10 000) an, bei der man
nicht so leicht den richtigen Zusatz überschreitet.
Man mache es sich zur Regel, der zu titrierenden Lösung die-
selbe Konzentration des Indikators zu geben, Avelche man bei der Ein-
stellung der Normallösung verwendet hat. Eine andere, unbedingt
zu beachtende Regel ist : daß man nur mit kalten Lösungen arbeite.
In heißen Flüssigkeiten sind die Übergänge nur ganz allmählich, und
der Endpunkt ist nicht mit irgendwelcher Sicherheit zu erkennen.
Bis 30" darf man im Notfalle gehen, aber besser ist es, bei gewöhnhcher
Temperatur zu arbeiten (vgl. Lunge und M a r m i e r , Zeitschr. f.
angew. Chem. 10, 3; 1897 -). Auch größere Mengen von Alkohol in der
Lösung wirken störend. Die Empfindlichkeit nimmt auch mit Ver-
dünnung der Flüssigkeit ab.
1
1) Phenolphtalein kostet 30 M, Lackmoid 50 M das kg.
2) Nach Glaser a.a.O. S. 51 leidet die Empfindlichkeit des Methyl-
orange durch Titrieren in der Hitze an sich nicht, sondern nur in Gegenwart von
Neutralsalzen. Da aber solche ja beim Titrieren iminer entstehen, so bleibt das
im Texte Gesagte bestehen.
Methylorangö. gj^
Die etwas rötlichgelbe Farbe des Indikators wird durch alkalische
Flüssigkeiten in ein reines Gelb verwandelt. Dies geschieht nicht nur
durch freie Alkalien, sondern auch durch lösHche Carbonate, Bicarbo-
nate, Sulfide, Silikate, Borate, arsenigsaure Salze, fettsaure Salze und
überhaupt die Salze aller schwachen Säuren. Beim Zusätze einer starken
Mineralsäure (Salzsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure) zu Lösungen
von Alkalien oder deren Salzen mit schwachen Säuren tritt keine Farben-
änderung des Indikators ein, trotz des Freiwerdens von CO.,, H2 S oder
anderen schwachen Säuren, bis ganz kurz vor der Bildung des normalen
Salzes der starken Säure, Na Cl, Nao SO4 oder Na NO3, abgesehen
natürlich von der an der Einfallsstelle der Säure auftretenden, beim
Umrühren verschwindenden Färbung. Unmittelbar vor der Neutrali-
sation geht die ganz schwach gelbliche Farbe in eine tiefere, bräun-
liche Nuance über, die man als Endpunkt der Reaktion nehmen soll.
Beim Zusatz noch eines Troj^fens der Normalsäure tritt dann plötzlich
eine entschieden rote (nelkenrote) Färbung ein.
Küster (a. a. 0.) hat darauf aufmerksam gemacht, daß freie
Kohlensäure in reinem Wasser oder Lösungen von Neutralsalzen starker
Säuren schon eine Rotfärbung des Methylorange verursachen. Da
nun beim Titrieren von kohlensauren Salzen oder auch in den meisten
anderen Fällen, wo man nicht mit absichtlichem Ausschluß aller Kohlen-
säure gearbeitet hat, die Flüssigkeit zuletzt mit CO2 gesättigt sein
wird, so dürfe man nicht bloß bis zu jener bräunlichen, früher als ,, Neu-
tralfarbe" betrachteten Nuance gehen, sondern müsse so lange Säure
zusetzen, bis ein wirkliches Rot auftritt. Um darüber sicher zu gehen,
stelle man sich, ehe man darauf eingeübt ist, eine Vergleichslösung
durch Einleiten von gewaschener Kohlensäure in reines Wasser, das
mit 2 Tropfen des Indikators gefärbt ist, her.
Wenn man so verfahren will, so darf man selbstverständlich nicht
übersehen, daß beim Titrieren von Säure mit Alkali der ,, Neutrali-
sationspunkt" anders ausfallen wird als im umgekehrten Falle (endet
man mit Alkali, so braucht man etwas weniger Säure für eine bestimmte
Anzahl ccm 1/5 N- Alkali als beim Austitrieren mit Säure), und man
wird also stets die Titrierung nach derselben Richtung wie bei der Titer-
stellung selbst beendigen müssen, also eventuell durch Rücktitrieren.
Lunge findet es, in Übereinstimmung mit vielen Fachgenossen,
nach langer Erfahrung am sichersten, in beiden Fällen auf die bräun-
liche Übergangsfarbe zu titrieren, aber stets zu prüfen, ob durch den
nächsten Tropfen die Farbe in entschieden rötlich, bzw. rein gelb um-
schlägt, und diesen Tropfen dann nicht mit einzurechnen. Am
sichersten \sird man gehen, wenn man nachher mit der anderen Titer-
flüssigkeit wieder auf die Übergangsfarbe zurückgeht und die hierzu
verbrauchte Menge in Abrechnung bringt. Bei größerer Übung ist
dies für die gewöhnlichen Tagesarbeiten gar nicht erforderlich.
Übrigens findet Lunge, daß zwar Kohlensäure in destilliertem
Wasser das Methylorange rötlich färijt (immcihin lange nicht mit
der Nuance einer Spur von Salzsäure u. dgl.), daß aber in einer Lösung
Untersuchungen. 6. Aufl. I, 0
82 Allgemeine Operationen.
von reinem Chlornatrium von derselben Stärke, wie sie beim
Titrieren zu entstehen pflegt, die Kohlensäure dieselbe bräunliche
Nuance hervorruft, die als ,, Übergangsfarbe" bezeichnet wurde, und
daß es also geradezu unrichtig wäre, auf Reinrot zu titrieren.
Bei Anwendung von ^/^ oder Y2. N. -Säure genügt unter allen
Umständen ein einziger Troj^fen, um den Farbenübergang mit voller
Sicherheit zu erkennen, und das auch bei künstlicher Beleuchtung.
Bei ^/g N. -Säure kann ebenfalls selbst ein vorher damit nicht Ver-
trauter nach einigen Versuchen, jedenfalls bei Vergleichung mit der
wie oben hergestellten Normalfarbe, auf einen einzigen Tropfen genau
arbeiten, doch nur bei ziemUch gutem Tageslicht oder bei weißem
künstlichen Licht (am besten ist AuerHcht, Acetylenhcht oder das
Licht von elektrischen Metallfadenlampen). Auch sollte man stets nicht
nur unter dem Gefäße, mit dem man arbeitet, sondern auf 30 bis
50 cm ringsherum eine weiße Unterlage haben, wie übrigens bei allen
farbigen Indikatoren. An trüben Tagen oder bei gewöhnlichem Gas-
licht (das zuviel gelbe Strahlen aussendet) wird man leicht um 1 bis
2 Tropfen unsicher sein. Bei ^/^q N. -Säure ist die Unsicherheit natür-
lich noch entsprechend größer, doch hat die Anwendung einer so
schwachen Normalsäure selbst für wissenschaftHche Arbeiten nur
selten einen Zweck und kommt für Fabriklaboratorien gar nicht in
Betracht,
S c h u c h t (s. auch Lunge, Zeitschr. f. angew. Chem. 18,
1520; 1905) gibt an, daß durch Titrieren von durch Methylorange
gelb gefärbten Lösungen in blauen Bechergläsern eine bessere Er-
kennung der Übergangsfarbe ermöghcht werde. R. L u t h e r (Chem.-
Ztg. 31, 1172; 1907) schlägt bei der Titration mit Methylorange einen
Zusatz von indigoschwefelsaurem Natrium vor. Werden alkahsche,
carbonathaltige Laugen nach obigem Zusätze mit Säure titriert, so
beobachtet man einen Umschlag von gelb durch grün und farblos
(grau) nach violett. Man titriert auf farblos (grau). Sowohl den Vor-
schlag von S c h u c h t als auch den von Luther können wir auf
Grund von eigenen Versuchen nicht empfehlen.
Es ist unleugbar, daß der Übergang von blau auf rot bei Lack-
mus und noch mehr derjenige von rot auf farblos oder umgekehrt bei
Phenolphtalein für ungeübte Augen leichter zu erkennen ist als der-
jenige von gelb auf bräunlichrot bei Methylorange. Aber bei ^/^ oder
14 N.-Säure sind diese Vorzüge überhaupt nicht merkHch, und selbst
bei ^/g N.-Säure kommt man nach einiger Übung ebensoweit mit Me-
thylorange wie mit den anderen Indikatoren. Da nun das Methylorange
den enormen Vorzug besitzt, daß man damit bei gewöhnlicher
Temperatur arbeiten kann und sogar muß, daß also eine Störung
durch chemischen Angriff der Flüssigkeit auf das Glas außer Betracht
fällt und die Bestimmung in einem kleinen Bruchteile der bei den anderen
Indikatoren (wegen des anhaltenden, nach jedem Säurezusatz vor-
zunehmenden Kochens) erforderUchen Zeit ausgeführt wird, so wird
man nicht anstehen, diesen Indikator in allen dafür passenden Fällen
i
Methylorange. 83
(s. u.) den übrigen vorzuziehen, wie es z. B. auch Glaser tut (a. a. 0.
S. 50).
Übrigens ist auch bei den meisten übrigen Indikatoren der Um-
schlag in der Kälte empfindlicher als in der Hitze, und es ist deshalb
um so weniger günstig, daß man bei ihnen wegen des Einflusses der
Kohlensäure so häufig heiß titrieren muß, um so mehr, als dies dann
durchaus nicht in Glasgefäßen geschehen sollte (S. 68).
Die Chloride und Sulfate von Schwermetallen, \\n.e Fe SO4, Fe Clg,
Cu SO4, Cu CI2, Zn SO4, die mit Lackmus sauer reagieren, zeigen sich
gegenüber Methylorange neutral.
Nach dem Gesagten ist es klar, daß das Methylorange zur Titrie-
rung von Basen, im besonderen des Gesamtalkalis, allen
übrigen Indikatoren weit vorzuziehen ist. Es zeigt eben beim Zusatz
von Mineralsäuren schon ein Minimum von Wasserstoffionen durch
Auftreten der roten Farbe an. Es ist gleich anwendbar bei ätzendem
Alkali, bei alkalischen Erden, bei Ammoniak, bei den Carbonaten
und Bicarbonaten (bei Calciumcarbonat u. dgl. natürhch durch Zu-
satz von überschüssiger Säure und Rücktitrieren mit Natronlauge), bei
Silikaten, Boraten, arsenigsauren Salzen und vor allem auch bei Sulfiden,
da der Schwefelwasserstoff durchaus nicht störend wirkt^). Die Fett-
säuren der Seife usw. sind ebenfalls ohne Wirkung, so daß man den
Alkaligehalt der Seife in deren Lösung direkt damit titrieren kann.
Anilin, Toluidin, Chinolin, die gegen Lackmus und Phenolphta-
lein indifferent sind, verhalten sich gegen Methylorange als Basen
und können mit diesem Indikator ziemKch gut titriert werden (Lunge,
Dingl.Journ. 251, 40; 1884; ferner Chem. Ind. 16, 490; 1893). Ge-
nauer, in der Tat ebensogut wie bei Ammoniak, fallen die Resultate
bei den organischen Aminbasen (Methyl- und Äthylamin) und bei
Alkaloiden (in wäßriger Lösung) aus.
Aluminium-, Ferri-, Chromi- und Zinksalze sind gegen Methyl-
orange neutral, so daß man dann in den Lösungen dieser Salze freie
Mineralsäure, die etwa vorhanden ist, bestimmen kann, jedoch nur an-
nähernd genau.
Besonders gut eignet es sich in der Wasseranalyse zur Bestim-
mung der Alkalinität, d. h. der Carbonate von Alkalien, Kalk und
Magnesia.
Als Normalsäure kann man dabei zur Titrierung alkalischer
Flüssigkeit Salzsäure, Salpetersäure oder Schwefelsäure anwenden,
aber nicht Oxalsäure (s. u.).
Das Methylorange ist ferner der beste Indikator bei der Titrie-
rung der starken Mineralsäuren: HCl, HNO3 und Hg SO4.
Hier titriert man natürlich so lange, bis die rote Farbe der bräunlichen
Mischfarbe Platz gemacht hat; als Normalflüssigkeit verwendet man
Natron- oder Kahlauge, die man dabei gar nicht vor Anziehung von
^^H *) Für Silikat und Sulfid ist dies von L u n g e und L o h ö f e r scharf
^^H erwieBen worden (Zeitschr. f. angew. Chem. 14, 1125; 1901).
g4 Allgemeine Operationen.
Kohlensäure zu schützen braucht, ja, wenn man will, geradezu eine
Lösung von Natriunicarbonat (was aber doch eine kleine Einbuße
an Empfindlichkeit verursacht). Natürlich kann man auch Baryt-
lösung anwenden, doch hat dies hier gar keinen Zweck. Da der Über-
gang aus rot in bräunlich manchem Auge nicht ganz so deutlich wie
der umgekehrte ist, so wird man sich in zweifelhaften Fällen über-
zeugen, ob ein Tropfen Normalsäure das Rot zurückbringt.
Thioschwefelsäure verhält sich wie oben genannte starke Mineral-
säuren.
Nicht anwendbar ist Methylorange als Indikator zur Titrie-
rung der organischen Säuren, sowohl der starken (Oxal-
säure, Weinsäure, Citronensäure), wie der schwachen (Essigsäure usw.).
Hier findet der Übergang nur allmählich und vor vollständiger Neu-
tralisation statt.
Eigentümhch verhalten sich einige mittelstarke Mine-
ralsäuren. Bei der schwefligen Säure tritt der Farben-
umschlag des Methylorange ein, wenn die Reaktion SO2 + Na OH =
Na H SO3 geradeauf beendigt ist, also bei Entstehung des primären
Natriumsulfits (Lunge, Dingl. pol. J. 250, 530; 1883; Zeitschr. f.
angew. Chem. 3, 563; 1890). Demnach zeigt 1 ccm ^/j Normalnatron-
lauge nicht ein, sondern zwei Äquivalente (d. h. ein Molekül) SOg =
0,064 07 g an. Man kann sogar umgekehrt normales Natriumsulfit
mit Salzsäure nach der Gleichung : Na2 SO3 -J- H Cl = Na H SO3 +
Na Cl damit titrieren. Bei Phenolphtalein geschieht der Übergang
bei der Reaktion : SO2 + 2 Na OH = Nag SO3 + H, 0 ; hier zeigt also
1 ccm ^|■^^ N. -Natron 0,032035 g SOo an. Lackmus gibt zwischen beide
Reaktionen fallende Resultate und ist hier gar nicht zu brauchen
(vgl. Lunge, a. a. 0. ; ferner Thomson, Chem. News 47, 123,
und 184; 1883; Blarez, Compt. rend. 103, 69; 1886).
Zu beachten ist, daß die Thiosulfate gegen Methylorange
neutral sind, also Na, So O3 damit nicht reagiert, während Naa SO3,
wie eben gezeigt, sich dagegen als alkalisch und erst Na H SO3 als
neutral verhält.
Die dreibasischen Säuren: Phosphorsäure und Arsen-
säure geben mit Methylorange den Farbenumschlag, wenn ein
Wasserstoffatom gesättigt und die Verbindung Na Hg PO4 usw.
gebildet ist; sie verhalten sich also hier als einbasische Säuren, während
sie gegenüber Phenolphtalein zweibasisch sind, d. h. der Farbenum-
schlag bei der Bildung von Na, H PO4 eintritt, und Lackmus auch hier
ganz zweifelhafte Resultate gibt. Man kann also Phosphorsäure und
Arsensäure, genau wie schweflige Säure, gleich gut mit Methylorange
wie mit Phenolphtalein titrieren, muß aber bei ersterem Indikator
dem Normalalkali den dopj)elten Sättigungswert gegenüber dem letzteren
geben.
Besonders zu beachten ist das Verhalten der salpetrigen
Säure gegenüber Methylorange. Dieser Farbstoff wird von freier
salpetriger Säure zerstört, aber nicht plötzlich, sondern allmählich.
I
Methylorange. 85
Kleine Mengen davon, wie sie z. B. in der Kammerschwefelsäure und
in sonstigen »Schwefelsäuren des Handels vorkommen, wirken kaum
je störend bei der Titrierung mit Methylorange. Anders ist es bei Ti-
trierung von nitroser Schwefelsäure und von gewöhnlicher, niedrige
Stickstoffoxyde enthaltender Salpetersäure; hier verschwindet die
Farbe des Indikators während der Operation. Man kann sich aber
sehr gut auf zweierlei Art helfen. Entweder erneuert man den Indi-
kator während der Titration oder setzt ihn überhaupt erst kurz vor
der Neutralisation zu, oder aber man übersättigt mit Xormalnatron,
setzt erst dann den Indikator zu und titriert mit Normalsäure zurück.
Im übrigen verhält sich salpetrige Säure gegenüber Methylorange wie
die starken Mineralsäuren, d. h. Na NO., reagiert damit neutral und
1 Mol. HNO2 wird durch 1 Mol. Na OH gerade gesättigt^).
Die Tonerde als amphoterer Elektrotyt steht in der Mitte
zwischen Säuren und Basen. Gegenüber Methylorange verhält sich
Aluminiumsulfat neutral, Tonerde selbst (im status nascendi) aber als
Base. Wenn man also Natriumaluminat (für sich oder als Bestandteil
einer unreinen Soda) titriert, so wird der Farbenumschlag bei Methyl-
orange erst eintreten, wenn alles Natron und alle Tonerde in normale
Sulfate umgewandelt sind. Jedoch reagiert das in der Flüs.sigkeit
schMcbende oder kolloidal gelöste Tonerdehydrat in der Kälte nur
langsam und unvollständig, und man muß deshalb etwa bei 40'^ titrieren,
wo dann der Farbenumschlag erfolgt, wenn das AU O3 in AU (804)3
übergegangen ist (vgl. Lunge, Zeitschr. f. angew. Chem. 1890, S. 299
und J. Soc. Chem. Ind. 10, 314; 1891 gegenüber B e v a n und Gross,
1. c. S. 202, die die Neutralisation bei einem früheren Punkte behauptet
hatten). Man kann demnach im Natriumaluminat durch Titrieren
mit Normalsäure zuerst durch Phenolphtalein (das gegen Tonerde
indifferent ist) das Na2 0 und dann durch Methylorange die Tonerde
bestimmen.
Methylorange kann zuweilen neben einem anderen Indikator,
z. B. Phenolphtalein. gebraucht werden, um in einer und derselben
Lösung verschiedene Bestandteile zu bestimmen. Ein Beispiel dafür
ist soeben beim Natriumaluminat gegeben worden. Ebenso kann man
für technische Zwecke genau genug einen Gehalt an Natriumcarbonat
in kaustischer Soda dadurch bestimmen, daß man zuerst mit Phenol-
phtalein auf farblos, dann mit Methylorange auf rot titriert; der erstere
Indikator zeigt alles Na OH und die Hälfte des Na., COn, das in Na H CO3
übergeht, der zweite die andere Hälfte des Carbonats (vgl. Warder,
Chem. News 43, 228; 1881, Lunge, Zeitschr. f. angew. Chem. 10,
41 ; 1897 und weiter unten), F i 1 s i n g e r und E 1 s n e r bestimmen in
Seifenlösungen zuerst das mit Fettsäuren verbundene Natron mit
Methylorange durcli Normalsäure, dann in derselben Lösung, die
jetzt gerade neutral ist, nach Zusatz von Kahmnchromat das Chlor-
natrium durch Silbernitrat.
') L »1 n g e , Zeitschr. f. angew. Chem. 16, 509; 1903.
1
gß Allgemeine Operationen.
Ein Gemisch von Methylorange und Phenolphtaleinlösung wird
durch saure sowie basische Körper rot gefärbt, behält aber in völlig
neutralen Lösungen seine hellgelbe Färbung ((j a w a 1 o w s k i ,
Zeitschr. anal. Chem. 22, 397; 1883).
Die von B. Fischer und Philipp (Arch. Pharm. 23, 434;
1885) an Stelle des Methylorange empfohlene alkohollösliche Mutter-
substanz desselben, das Dimethylamidoazobenzol, bietet
nach Lunge (Ber. 18, 3290; 1885) und Thomson (Journ. Soc.
Chem. Ind. 6, 196; 1887) nicht nur keinen Vorteil vor dem wasser-
lösUchen Methylorange, sondern ist sogar weniger empfindlich, wie
eine Untersuchung von Lunge und M a r m i e r (Zeitschr. f. angew.
Chem. 10, 3; 1897) entschieden bestätigt hat. Dasselbe gilt von dem
äthylierten Produkte (,,Ä t h y 1 o r a n g e"), das von manchen dem
Methylorange vorgezogen wird, aber eher weniger empfindlich als
dieses ist.
3. Lackmus.
Der Lackmus besteht aus kleinen, blauen Würfeln, in denen der
eigentliche Farbstoff, nämlich das blaue Kalisalz der roten Azolitmin-
säure, mit wechselnden Mengen von Calciumcarbonat, Gips u. dgl.
vermengt, zuweilen auch noch mit Indigo verfälscht ist. Der Lackmus
enthält meist 4 — 5 % wirklichen Farbstoff.
Die gewöhnliche ältere Methode der Darstellung von Lackmus-
tinktur bestand einfach darin, daß man die (besser nicht zerkleinerten)
Würfel mit destilhertem Wasser übergoß, den ersten Aufguß, der über-
schüssiges Kaliumcarbonat enthält, fortgoß und erst die späteren Auf-
güsse benutzte. Aber auch diese verbrauchen noch ziemlich viel Säure,
ehe die blaue Farbe der violetten Neutralfarbe Platz gemacht hat.
Die alte Regel war also: Man teile die Tinktur in zwei Hälften, färbe
die eine durch vorsichtigen Zusatz von Salzsäure oder einer anderen
starken Säure rein rot (ziegelrot) und vereinige sie mit der anderen
Hälfte, worauf das Gemenge eine violette bis weinrote Farbe erhält
und sowohl gegen Säuren wie gegen Alkahen empfindhch ist.
Die bei Anwendung dieser Vorschrift eintretenden Übelstände,
namentlich die ungenügende Empfindlichkeit, hat man durch ver-
schiedene Verbesserungen zu beseitigen gesucht, die aber in der Praxis
technischer Laboratorien kaum angewendet werden, weil sie den ohne-
hin sehr teuren Indikator noch mehr verteuern. Nach Mohr-Classen
(7. Aufl. S. 75) soll man die Lackmuswürfel zuerst drei- bis viermal
mit 85 proz. Weingeist auskochen, um einen fremden Farbstoff zu ent-
fernen. Den ersten wäßrigen Auszug soll man dann auch wegwerfen,
die übrigen tropfenweise mit verdünnter Salzsäure versetzen, bis sie
eine violette Färbung angenommen haben. Am empfindlichsten werde
die Lackmuslösung, wenn man sie mit verdünnter reiner Schwefel-
säure übersättigt, die Kohlensäure durch längeres Kochen austreibt
und dann tropfenweise Barytwasser bis zur Violettfärbung
zusetzt.
Lackmus. 87
Nach L ü 1 1 k e (ebendas. S. 97) soll man den wäßrigen Aus-
zug mit Salzsäure versetzen und von dieser wieder durch Dialyse be-
freien. Nach S t o 1 b a soll man den Farbstoff auf Leinwand über-
tragen, diese auswaschen und den Farbstoff wieder durch alkahsches
Wasser abziehen und die Lösung mit Säure neutrahsieren. Nach R e i -
nitzer (Zeitschr. f. angew. Chem. 7, 547; 1894) sollen nur gewisse
Sorten des käufhchen Lackmus für analytische Zwecke brauchbar
sein^). Man soll diese mit Wasser ausziehen und die kochende Lösung
tropfenweise mit konzentrierter Salzsäure versetzen, bis nach 7 — 8
Minuten dauerndem Sieden eine deuthch weinrote Färbung erreicht
ist. Dann läßt man abkühlen und setzt das gleiche Volum starken
Alkohols hinzu.
Unter dem Namen Azolitmin wird ein besonders reiner,
in Wasser löslicher Lackmusfarbstoff in den Handel gebracht. Für
Fabrikgebrauch ist er wohl zu teuer, um so mehr, als er kaum emp-
findhcher als gute Lackmustinktur ist. Nach Böckmann kann
man in der Technik, wo eine einzige Fabrik oft 100 — ^150 kg Lackmus
verbrauche, überhaupt keine Vorschriften brauchen, bei denen zu
viel Farbstoff verloren geht^). Immerhin sei auf das Verfahren von
Förster (Zeitschr. anal. Chem. 28, 428; 1889) wenigstens hingewiesen.
Bei der Aufbewahrung in verschlossenen Gefäßen verdirbt die
Lackmustinktur, jedenfalls durch die Entwicklung von anaeroben
Mikroben. Man kann sie aber beliebig lange gut erhalten, wenn man
Luftwechsel herstellt dadurch, daß man sie in nicht ganz gefüllten,
nur durch eine lose Kappe oder durch einen Wattepfropf gegen Staub
geschützten Flaschen aufbewahrt. Am bequemsten ist es, die Flasche
mit einem lose aufgesetzten Korke zu verscliHeßen, in dem eine kleine
Pipette zum Herausnehmen beliebiger Mengen der Lösung sitzt
(Fig. 40 a. f. S.). (Dieselbe Art der Aufbewahrung, doch mit gut
schließendem Korken, ist auch für die anderen Indikatoren sehr
empfehlenswert) .
Da der Aufbewahrung von Lackmustinktur bei Luftzutritt nichts
entgegensteht, so sind Zusätze von Phenol u. dgl. unnötig.
Richtig hergestellte Lackmustinktur ist, unter Voraussetzung
ihrer Neutralität, ein gutes Reagens sowohl für Basen, welche
die violette Farbe ins Blaue umändern, als auch für starke Säuren,
welche eine rein rote (gelbrote) Farbe geben. Wenn es sich um völlig
kohlensäurefreie Flüssigkeiten handelt, so kann man sowohl freie
^) Dies ißt schon an und für sicli oin Übelstand, der die von R. gerühmte
große Empfindlichkeit dieses Indikators illusorisch macht. Selbst wenn man sich
dazu verstehen wollte, seinen Bedarf an Lackmus ausschließlich von der von ihm
angeführten Wiener Materialwarenhandlung zu beziehen, so böte dies doch nicht
die mindeste Garantie dafür, daß man auch aus dieser Quelle den (bekanntlich
nur in Holland fabrizierten) Lackmus für alle Zeiten von einer und derselben
richtigen Qualität erhalten könne. Das ist eben ganz anders bei Methylorange
und Phenolphtalein, die man leicht chenüsch rein darstellen oder kaufen kann.
*) Wie wir S. 80 gesehen haben, stellt sich unter allen Umständen der
Lackmusfarbstoff enorm viel teurer als die anderen Indikatoren.
88
Allgemeine Operationen.
Alkalien mittels Säuren wie auch freie starke Säuren mittels Alkalien
(Kali, Natron oder Ammoniak) mit größter Genauigkeit titrieren.
Reinitzer (a. a. 0.) hat gezeigt, daß die größte Empfindlichkeit
auch bei Lackmus (wie früher schon von Methylorange bekannt)
erreicht wird, wenn man in der Kälte titriert — eine allerdings
gerade bei diesem Indikator mit der völligen Abwesenheit von Kohlen-
säure schwer vereinbare Bedingung. Lunge (Zeitschr. f. angew.
Chem. 7, 733; 1894) hat gezeigt, daß die Behauptung Reinitzers,
Lackmus habe bei richtiger Anwendung die achtfache Empfindlich-
keit von Methylorange, stark übertrieben und daß im allerbesten Falle
die Empfindlichkeit doppelt so groß wie bei Methylorange ist, dieser
Vorteil aber bei ^/j Xormalflüssigkeiten gar nicht bemerkbar ist und
auch bei schwächeren Xormallösungen {^/^)
unter den praktisch vorhandenen Be-
dingungen nur ganz ausnahmsweise zur
Geltung kommen kann.
Außer den drei Mineralsäuren : Schwefel-
säure, Salzsäure, Salpetersäure gibt auch
Oxalsäure eine ebenso scharfe Endreaktion
mit Lackmus. In allen Fällen ist es an-
gezeigt, nicht auf violett, sondern auf
deutlich blau zu titrieren; der Übergang
von rot auf violett ist nicht genau, dagegen
der von violett auf blau auf einen Tropfen
zu bestimmen.
Ganz anders verhält sich der Lackmus-
farbstoff gegenüber den schwachen Säuren.
Die Kohlensäure bringt damit eine
,, zwiebelrote" Nuance hervor, welche den
Übergang vom Blau des Alkalis zum Rein-
rot eines Überschusses von starker Säure
Das direkte Titrieren von alkalischen Carbo-
naten kann deshalb bei Lackmus überhaupt gar nicht in der Kälte
stattfinden; man muß vielmehr anhaltend kochen, sowie die Flüssigkeit
sich zuerst gerötet hat; \\ird sie dann, wie das die Regel ist, wieder
blau, so muß man mehr Säure zusetzen imd wieder kochen und dies
fortsetzen, bis die Färbung bleibend und rein rot wird. Dies
macht die Operation sehr lästig. Man muß die ganze Titrierung im
Kochen vornehmen, kann aber aus verschiedenen, leicht verständ-
lichen Gründen nicht gut die Bürette über der kochenden Flüssigkeit
selbst aufhängen (höchstens Spezialbüretten S. 66) ; man braucht lange
Zeit, da man immer wieder nach jedem Zusätze von Normalsäure
kochen muß und oft genug nach mehreren Minuten die blaue Farbe
Aviederkehrt, so daß man neue Säure zusetzen muß. Man vergesse aber
nicht, daß jedes Glas an kochende alkalische Flüssigkeiten selbst Alkali
abgibt, selbst die sogenannten ,, Resistenzgläser" und das harte böh-
mische Glas; will man sicher gehen, so muß man Porzellangefäße an-
Ficr. 40.
ganz unscharf macht.
Lackmus. 89
wenden, darf al)er nicht übersehen, daß bei dem anlialtenden Kochen
in Schalen leicht unbemerkt kleine Verluste durch Verspritzen ent-
stehen.
Endlich hat jaReinitzer nachgewaesen, daß in heißen Flüssig-
keiten die Empfindlichkeit des Farbenumschlages bei Lackmus weit
geringer als in kalten ist. Derselbe hebt hervor, daß auch Kalk- und
Barytwasser sowie der wäßrige Lackmusauszug selbst genug Kohlen-
säure enthalten, um bei kalter Titrierung ganz ungenaue Ergebnisse
zu veranlassen.
Aus diesen Gründen wird man sich, wenn man genau arbeiten
will, bei der Titrierung von Carbonaten zu einem L'mwege entscliHeßen
müssen. Man setzt gleich von Anfang an einen entschiedenen Überschuß
der Normalsäure zu, kocht bis zum völligen Austreiben aller Kohlen-
säure und titriert dann mit Normalalkali zurück. Selbst so wird man
nur dann scharfe Resultate erhalten, wenn das NormalalkaU kohlen-
säurefrei ist und wenn man die Anziehung von Luftkohlensäure beim
Erkalten und Rücktitrieren vermeidet. R e i n i t z e r stellt die schwer
erfüllbare Bedingung auf, daß man das Erkalten durch einen starken
Wasserstrahl beschleunigen solle, was bei Porzellanschalen kaum mög-
lich ist, und bei den meisten Glassorten sehr häufig zum Springen der
Gefäße führen wird. Man wird wohl in den allermeisten Fällen die
Flüssigkeit noch heiß zurücktitrieren, trotz einer gewissen Einbuße
an Empfindlichkeit.
Da nun irgendwelche Abkürzung dieser lästigen Bedingungen
sofort die größere Empfindlichkeit der Reaktion (die übrigens erst bei
den ganz schwachen, in der Technik nur ganz ausnahmsweise in An-
wendung kommenden Normallösungen merklich ist) wegfällt, und da
unter allen L'mständen die Notwendigkeit des Kochens einen großen
Zeitverlust verursacht, so ist es nicht zu verwundern, wenn für die
Titration von kohlensauren Salzen der früher allgemein angewendete
Lackmus in sehr weitem Grade, vielerorts ganz und gar, durch ^lethyl-
orange verdrängt worden ist. Seine Ersetzung diuT'h Phenolphtalein
hat hier gar keinen Zweck, da bei diesem ganz dieselben ÜlDclstände
auftreten.
Schwefelwasserstoff ist noch schlimmer als Kohlen-
säure; er zerstört den Lackmusfarbstoff. Man muß also, wenn Sulfide
in Frage kommen, diese unbedingt mit überschüssiger Säure versetzen,
anhaltend kochen und mit Alkali zurüektitrieren.
Borsäure, Phosphorsäure usw. geben eine unsichere
Endreaktion, ebenso schweflige Säure (vgl. bei Methylorange
S. 84), so daß die Salze dieser Säuren nicht mit Lackmus titrierbar
sind; dagegen geben Silikate eine gute Endreaktif)n. da die sich
ausscheidende Kieselsäure nicht auf den Lackmus einwirkt.
Die schwachen Basen (Anilin, Chinolin, manche Alkaloide) sind
ganz ohne Einfluß auf Lackmus.
Bei künstlicher Beleuchtung ist der Farbenumschlag viel schwie-
I^K riger als bei Tageslicht scharf zu erkennen. Der Vorschlag, bei mono-
I
9Q Allgemeine Operationen.
chromatischer Beleuchtung (Natriumflamme) zu titrieren, ist natürlich
praktisch nicht durchführbar.
Als Endergebnis können wir folgendes hinstellen. Zur Titration
von freien starken Säuren ist Lackmus sehr gut brauch-
bar; doch muß man, wenn es auf irgend größere Genauigkeit ankommt,
mit kohlensäurefreien Laugen (KaUlauge, Natronlauge, Ammoniak,
Barytwasser) und in der Kälte titrieren. Auf das Material des Ge-
fäßes kommt es dann kaum an. Einen Vorzug vor Methylorange hat
aber selbst in diesem Falle der Lackmus nur bei Anwendung von
^/iQ-N. -Laugen, die man in der Praxis sehr selten anwendet, und nur
dann, wenn die Vorsichtsmaßregeln in bezug auf das Fernhalten von
Kohlensäure bei der ganzen Operation peinlich beobachtet werden.
Das ist aber eben sehr schwierig; selbst Barytwasser kann noch ge-
nügend Baryumcarbonat in Auflösung enthalten, um die Endreaktion
ungenau zu machen. Praktisch besteht daher die gerühmte größere
Empfindlichkeit des Lackmus in keinem Falle bei technischen
Untersuchungen .
Für Titrierung von schwefligsauren, borsauren,
phosphorsauren Salzen ist Lackmus unbrauchbar.
Zum Titrieren von kohlensauren Salzen ist Lackmus
brauchbar, aber durchaus nicht besonders zu empfehlen. Er ist hier
nur anwendbar bei Austreibung der Kohlensäure durch anhaltendes
Kochen, und auch so ist eine genaue Arbeit nur bei Einhaltung der
oben gegebenen Vorschriften mögUch, also vor allem nur durch An-
wendung einer richtig bereiteten Lackmustinktur, durch Übersättigen
mit Säure und Kochen, durch schnelle Abkühlung und Rück-
titrieren in der Kälte und durch Vermeidung von Glasgefäßen. Da
bei Methylorange alle diese Erschwerungen fortfallen, und überdies
die Operation durch das Fortfallen des Kochens in ungleich kürzerer
Zeit (^/jo — 1/20) beendigt wird, so steht beim Titrieren der Carbonate
Lackmus dem Methylorange weit nach und ist auch in bezug auf
die Empfindlichkeit für alle praktischen Fälle, außer für partiell
farbenblinde Augen, nicht im Vorteile,
3. Phenolphtalein.
Diesem Triphenylmethanderivat, C20 Hj4 O4, kommt die Struktur-
formel
C, H, — CO
I I
c o
C«H,OH C„H,OH
ZU. Es wurde von Luck (Zeitschr. f. anal. Chem. 16, 322; 1877)
als Indikator eingeführt und stellt ein kristallinisches, weißes Pulver
vor vom Schmelzpunkt 250**, kaum löshch in Wasser, aber leicht in
Alkohol. Es wird angewendet in emer Lösung von 1 g in 100 ccm
Phenolphtalein. Q\
90 — -95 proz. Alkohol, von der man für jede Titrierung etwa 2 Tropfen
braucht. Ein Überschuß ist hier nicht \vie bei Methylorange von Schaden.
Zur Darstellung von reinem Phenolphtalein wird nach M c C o y
(Amer. Chem. Journ. 31, 503; 1904) das käufhche Produkt mit 1,5 Vol.
Methylalkohol behandelt, filtriert, mit Methylalkohol gewaschen,
der leicht gefärbte Rückstand in heißem Methylalkohol gelöst, die
Lösung stark konzentriert. Beim Erkalten und Impfen kristallisieren
die rein weißen Kristalle des Phenolphtaleins.
Die farblose Lösung von Phenolphtalein ward durch Hydroxyl-
ionen, also durch die kleinste Spur eines fixen Alkahs schön rot,
und dieser Übergang macht es zu einem der empfindhchsten Indika-
toren, dessen Gebrauch leider gerade dadurch eine große Einschrän-
kung erfährt, daß er zu empfindUch auch gegen die schwächsten
Säuren, namenthch Kohlensäure, ist, welche die rote alkahsche Lösung
ebenso wie die starken Säuren entfärben.
Der Übergang auf rot in farblos durch Säure ist nicht so emp-
findhch wie der umgekehrte, der auch bei künstlicher Beleuchtung
sehr deuthch ist.
Ganz unanwendbar ist Phenolphtalein für Titration von Ammoniak
oder überhaupt in Gegenwart von Ammoniaksalzen. Ebenso bei
Gegenwart größerer Mengen von Alkohol (vgl. S. 73).
Das eigenthche Gebiet des Phenolphtaleins ist, abgesehen von
der quahtativen Reaktion auf AlkaHen und alkalische Erden, die
Titration schwächerer Säuren, von der Chromsäure und
Oxalsäure bis herab zur Essigsäure. Hier ist Methylorange ganz un-
brauchbar und Lackmus nicht so empfindlich. Hierbei verwendet
man am besten Barytlösung mit allen bei dieser erforderhchen Vor-
sichtsmaßregeln (s. u.). Will man Kah- oder Natronlauge verwenden,
so müssen diese frei von Kohlensäure sein, da sonst diese die Reaktion
ganz ungenau macht (Ammoniak ist natürUch ganz ausgeschlossen,
s. o.). Man kann auch nicht immer, um dies zu vermeiden, in der Hitze
titrieren; bei Essigsäure schon darum nicht, weil sich dami ein Teil
derselben verflüchtigen würde; bei Citronensäure usw. entsteht nach
Thompson in der Hitze ein gegen Phenolphtalein alkahsches
Normalsalz, so daß man unscharfe Resultate erhalten würde, Die fixen
organischen Säuren kann man auch mit ein wenig Kohlensäure ent-
haltender Natronlauge titrieren, wenn man im Kochen arbeitet; am
besten so, daß man einen kleinen Überschuß der Lauge zusetzt, an-
haltend kocht, bis eine bleibende Rötung eingetreten ist, und dann
mit Normalsäure zurücktitriert.
Diese Operation ist stets eine langwierige, und es hat daher gar
keinen Sinn, sie auszuführen, wo man anderweitig schneller zum Ziele
kommen kann, also beim Titrieren von starken Mineralsäuren oder
von Alkalien aller Art, was so bequem in der Kälte mit Methylorange
erfolgt.
Bei Phosphaten und Arseniaten ist der Umschlagspunkt er-
reicht, wenn die Verbindungen Nag H PO^ und Naj H As O4 gebildet
92 Allgemeine Operationen.
sind; bei Sulfiten ist das Normalsalz, Nag SO3, gegen Phenolphtalein
neutral.
Eine gerötete Phenolphtaleinlösung wird durch eine Anzahl
gegen Lackmus nur ganz schwach oder kaum merklich saurer Körper
(Borsäure, arsenige Säure, doppeltchromsaures Kali, ja selbst arabi-
sches Gummi) entfärbt.
Borsäure kann man nur bei Gegenwart von Glyzerin mit Phenol-
phtalein genau titrieren (Zeitschr. f. angew. Chem. 9, 561; 1896; 10,
5; 1897; 15, 733; 1902; B. 41, 3469; 1908); Chromsäure recht gut,
wobei der Umschlag bei der Bildung vo*n Kg Cr O4 stattfindet.
Es ist kaum nötig zu sagen, daß man auch starke Mineral-
säuren mit Phenolphtalein titrieren kann; aber da auch hier natür-
lich die schwer erfüllbare Forderung der völligen Ausschließung von
Kohlensäure aus der Normallauge und sogar aus der Luft während
der Titrierung, oder aber der Titrierung bei anhaltendem Kochen
gestellt werden muß, so steht dieser Indikator schon für diesen Zweck
erheblich hinter dem Methylorange zurück.
Wo es sich darum handelt, ätzende fixe Alkalien und
alkalische Erden zu bestimmen, ist Phenolphtalein unbe-
dingt der beste und empfindlichste Indikator, wenn Na OH, KOH,
Ca (OH)o oder Ba (OH), für sich allein, ohne Carbonat, in Lösung
vorhanden sind, was freilich bei den Alkahen kaum je in der Praxis
auftreten wird. Bei Verwendung von konzentrierten Alkalilösungen
tritt der Farbenumschlag in rot nicht ein (s. S. 78). Man muß daher
konzentrierte Alkalilösungen, Avenn Phenolphtalein als Indikator
angewendet werden soll, vor der Titration mit Wasser weitgehend
verdünnen. Bei Gegenwart von Carbonaten der Alkalien muß in
der unten anzugebenden Weise auf die Bildung von Bicarbonaten
Rücksicht genommen werden. Bei den alkalischen Erden, deren Car-
bonate in Wasser fast unlöslich sind, verhält es sich anders. Hier ge-
lingt es nach C 1. W i n k 1 e r (bestätigt durch Küster und durch
Lunge, s. u.), bei vorsichtigem Zusatz von Salzsäure den Punkt
zu treffen, avo gerade aller Ätzkalk oder Ätzbaryt gesättigt ist; die
kleine Menge CO2, welche durch den nächsten Tropfen Normalsäure
aus dem kohlensauren Salze frei wird, entfärbt das Phenolphtalein
und zeigt das Ende der Reaktion an. Man kann dies auch für die Be-
stimmung von kohlensauren neben kaustischen Alkalien benutzen,
indem man der betreffenden Lösung einen Überschuß von Chlorbaryum
zusetzt und dadurch alle Kohlensäure an Baryt bindet. Dies ist sogar
die genaueste Methode für diesen Zweck, doch muß man die »Salzsäure
in das Gemisch langsam eintropfen und fortwährend
gut umrühren oder schütteln (s. hierzu L e B 1 a n c ,
Zeitschr. f. anorg. Chem. 51, 181; 1906 und 53, 344; 1907; Sörensen
und Andersen, Zeitschr. f. anal. Chem. 47, 279; 1908),
Für Titration kohlensaurerAlkalien muß man zwischen
der Arbeit in der Hitze und in der Kälte unterscheiden. In der Hitze,
d. h, bei Austreibung der Kohlensäure, wirkt Phenolphtalein ganz
Phenolphtalein. 93
wie Lackmus. Man kann also selbstverständlich kohlensaure Alkalien
damit bestimmen, aber das Kochen muß dabei noch länger als bei
Lackmus dauern. Freilich ist der Farbenumschlag viel schöner als
bei Methylorange, und der Theorie nacli ist auch die Empfindlichkeit
größer; aber die Notwendigkeit des langen Kochens macht bei An-
wendung von Glasgefäßen durch deren unvermeidHchen Angriff den
Vorteil in bezug auf Empfindlichkeit gan:z illusorisch, und die Operation
beansprucht das Vielfache der Zeit wie bei Methylorange. Es hat also
keinen Z^\•eck, Phenolphtalein in diesem Falle zu verwenden.
In der Kälte verhält sich das Phenolphtalein gegen kohlensaure
Alkahen folgendermaßen : So lange die durch die Reaktion Nag CO3
+ 2 HCl = 2 Na Cl + CO., + H, 0 entstehende Kohlensäure noch
genügend Soda vorfindet, um damit Bicarbonat zu bilden, aber immer
noch etwas Soda im Überschuß vorhanden ist, bleibt die rote Farbe
bestehen. Wenn aber alles in Na H CO3 übergegangen ist, und nun
noch freie Kohlensäure auftritt, so verschwindet die Farbe, da freie
CO2 eben diese Farbe zerstört. Früher glaubte man dies (nach W a r d e r,
Amer. Chem. Journ. 3, 55; 1881) direkt zur Bestimmung des Alkali-
gehaltes in normalen Karbonaten benutzen zu können, wobei jedes
Äquivalent der Normalsäure natürHch zwei Äquivalente Alkah anzeigt
(Na., CO3 + HCl = Na Cl + Na H CO3), und man verwendet diese
Reaktion noch heut namentlich zur Bestimmung von Natriumcarbonat
neben Ätznatron in der Art, daß man zunächst mit Phenolplitalein
auf farblos titriert, wobei alles Na OH und die Hälfte des Na, CO3
gesättigt \\erden, und dann ent\Aeder kochend weiter titriert oder
bequemer (vgl. S. 80) Methylorange zusetzt und kalt austitriert.
Das Resultat der zweiten Titration, mit 2 multipHziert, gibt das ur-
sprüngHch vorhandene Na, CO3 ; das Na OH folgt aus der Differenz
zwischen der Gesamt- und der verdoppelten zweiten Titrierung.
Diese Bestimmung ist, wie Küster (Zeitschr. f. anorgan. Chem.
13, 141; 1897) gezeigt hat, nicht ganz genau, wofür er eine Erklärung
durch die elektrolytische Dissoziationstheorie gibt. Lunge
(Zeitschr. f. angew. Chem. 10, 41 ; 1897) zeigte, daß die Methode für
Bestimmung von sehr wenig Carbonat neben viel Na OH, z. B.
in kaustischer Soda, genügend genau ist (vgl. oben S. 85), aber nicht
bei viel Carbonat mit wenig Na OH. Dieser Gegenstand ist später von
Lunge und L o h ö f e r genauer untersucht worden (Zeitschr. f.
angew. Chem. 14, 1125; 1901). Es stellte sich heraus, daß, wie schon
Küster gefunden hatte, die Titration durch Zusatz von Chlornatrium
dem richtigen Werte näherkommt, indem die Einführung gleichartiger
Ionen die lonenspaltung des Carbonats zurückdrängt. Bei nicht zu
großer Konzentration erhielt man nach W a r d e r s Verfahren bis auf
0,1 ccm genaue Resultate, wenn das Verhältnis von Na Cl zu Na., CO3
mindestens 1,75 Mol. des ersteren für V^ ^^^>^- <1^^ letzteren betrug.
Dies bleibt auch bei steigender Menge des Kochsalzes; aber von 10 Mol.
Na Cl auf 14 Mol. Na, CO3 verbraucht man sogar umgekehrt etwas zu
wenig Salzsäure, was ebenfalls mit der Theorie stimmt. Hieraus erklärt
94 Allgemeine Operationen.
sich nun, warum bei der Titration von kaustischer Soda, also viel Na OH
auf wenig Nag CO3, letzteres nach W a r d e r genau bestimmt werden
kann, da ja nämlich in diesem Falle aus dem Na OH eine genügende
Menge Na Gl entsteht, ehe die Reaktion der HCl auf Nag CO3 anfängt.
Lunge hat gefunden, daß man zur Erzielung genauer Resultate
nicht nur die eben erwähnte Bedingung (Überschuß von Na Gl) ein-
halten, sondern auch in möghchst konzentrierter Lösung
und bei niedrigerTemperatur (wenig über 0") arbeiten muß,
was alles die lonenspaltung des Carbonats zurückdrängt. Selbstver-
ständlich muß man auch recht schnell arbeiten, um Abdunstung oder
Anziehung von GO2 zu vermeiden.
Die Bestimmung von Natriumcarbonat neben Natriumbicarbonat
mit Hilfe von Phenolphtalein erfolgt auf dieselbe Weise, Man titriert
zunächst in der Kälte bis zur Entfärbung, welche dann eintritt, wenn
die Hälfte des vorhandenen Garbonates in Bicarbonat verAvandelt
ist. Alsdann titriert man die zum Kochen erhitzte Flüssigkeit bis zur
z^^■eiten bleibenden Entfärbung. Die für die erste Entfärbung nötigen
Kubikzentimeter Säure, mit 2 multipHziert, geben den Gehalt an
einfachkohlensaurem Salz, und die Anzahl dieser Kubikzentimeter,
abgezogen von der ganzen Summe verbrauchter Kubikzentimeter,
geben als Differenz die dem Bicarbonat entsprechenden Kubikzenti-
meter (vgl. auch Kij)pen berger, Zeitschr. f. angew. Ghem.7, 495; 1894).
Noch einfacher \\drd die erste Titration in der Kälte mit Phenolphtalein,
die zweite nach Zusatz von Methylorange ebenfalls kalt ausgeführt.
A. a. 0. haben Lunge und L o h ö f e r auch gezeigt, daß (wie
schon Thomson gefunden hatte) Natriumsilikat für sich
durch Phenolphtalein nicht irgend genau titriert werden kann. Der
Farbenumschlag tritt ganz allmähhch und nicht scharf bestimmbar,
jedenfalls aber immer viel zu früh für die Reaktion Na2 Si O3 + 2 H Gl
= 2 Na Gl + H2 Si O3 ein. Dagegen bekommt man ganz scharfe
Resultate bei dieser Grenze, wenn viel Na OH zugegen ist, aus dem ja
Na Gl entstehen muß, oder auch bei direktem Zusatz von Na Gl, augen-
scheinHch weil das Natriumsilikat hydrolytisch gespalten ist, und die
Kieselsäure, solange sie alsHydrosol vorhanden ist, dem Phenolphtalein
gegenüber als schwache Säure wirkt. Ist aber Ghlornatrium vorhanden,
HO geht die Kieselsäure in das Hydrogel über und wirkt dann nicht
mehr auf das Phenolphtalein.
Über Titrieren mit Phenolphtalein in alkohohscher Lösung vgl.
Hirsch, Berl. Ber. 35, 2374; 1902; Schmatolla, ebenda
S. 3905; Gohn, Zeitschr. f. angew. Ghem. 19, 1389; 1906; Fahrion,
ebenda S. 988; 20, 819; 1907.
Schwefelkalium oder Schwefelnatrium läßt sich unter Anwendung
von Phenolphtalein mit Säure titrieren. Die rote Färbung verschwindet
hierbei genau, wenn die Hälfte des an Schwefel gebundenen Natriums
sich in Na HS verwandelt hat, also völlig analog dem Verhältnisse
bei Garbonat:
H Cl + Naj S = Na HS -f- Na Cl.
y
I
Indikatoren.
95
Anilin, Toluidin, Chinolin und die meisten Alkaloide wirken auf
Phenolphtalein nicht, und ihre Salze können daher mit Normalnatron
wie freie Säuren titriert werden.
Thomson (Joum. Soc. Chem. Ind. 6, 198; 1887) faßt viele
der oben angegebenen Tatsachen in folgender (von uns in einigen
Punkten abgeänderter) Tabelle zusammen, in der die Ziffern die Zahl
der Wasserstoff atome angeben, die im Molekül der Säure durch Natrium
ersetzt wird, wenn Farbenumschlag eintritt. Wenn der Endpunkt
mit dem Indikator nicht genau zu erkennen ist, findet sich nur ein
Strich in der Tabelle.
Tabelle der Basizität der Säuren gegenüber den drei behandelten
Indikatoren beim Titrieren mit Natronlauge.
Metliylorange
Phenolp
Italein
Lackmus
Säuren
in der Kälte
in
der Kälte
kochend
in
der Kälte
kochend
Schwefelsäure Hj SO4 . . .
2
2
2
2
2
Salzsäure H Cl
1
1
1
1
I
Salpetersäiu-e H NO3 . . .
Thioschwefelsäure Hg Sj O3
1
2
1
2
1
2
1
2
1
2
Kohlensäure Hj CO3 . . .
0
I(vgl.S.02)
0
—
0
Schweflige Säure Hg SO3 .
1
2
—
■ —
—
Phosphorsäure H3 PO4 . .
Arsensäure H3 As O4 . . .
1
1
2
2
—
—
—
Arsenige Säure H As Oj
Salpetrige Säure H NOjj
Kieselsäure Hg Si O4 ...
0
1 (vgl. S. 84)
0
1
—
0
1
0
0
0
Borsäure Hj BO3
0
—
—
—
—
Chromsäure Hg Cr O4 . . .
1
2
2
—
—
Oxalsäure Hg C2 0« . . . .
—
2
2
2
2
Essigsäure H Cj H3 O2 . .
Buttersäure H C4 H- O2 . .
—
1
1
—
1 (nahezu)
1
z
Bernsteinsäure Hj C4 H4 Oj
—
2
—
2
—
Milchsäure H C3 Hg O3 . .
—
1
— -
1
—
Weinsäure H^ C« H4 0, . .
—
2
—
2
—
Citronensäure H3 Cg H., 0, .
—
3
—
—
—
Ebenso wie für Natron gilt die Tabelle auch für Ammoniak, mit
Ausnahme des Phenolphtaleins, das bekanntlich bei Ammoniak keinen
scharfen Endpunkt gibt.
Andere Indikatoren.
Die Zahl derselben ist außerordentlich groß; aber sie sind eigent-
lich sämtUch für die meisten Zwecke überflüssig, und die von ihren Er-
findern gerühmten Vorzüge sind teils ganz illlusorisch, teils werden sie
durch Nachteile aufgewogen. Es sei daher auf die Seite 69 angefülirten
Werke verwiesen und hier nur weniges über einige der wichtigeren
derselben gesagt.
96 Allgemeine Operationen.
Zu den Indikatoren der ersten Klasse gehören folgende:
L a c k m o i d oder Resorcinblau, C^g H9 Og N, ein von
Traub und Hock (Ber. 27, 2615; 1894), ferner von Förster
(Zeitschr. f. angew. Chem. 3, 163; 1890) dargestellter und als Indikator
empfohlener Körper, wird in Alkohollösung gebraucht. Das
Handelsprodukt (das beim Kochen mit Wasser diesem eine intensive
blaue Farbe erteilen muß) wird in 96 proz. Alkohol in der Wärme ge-
löst, filtriert und die Lösung im Vakuum über Schwefelsäure einge-
dunstet. Zur Herstellung der Indikatorenflüssigkeit werden 0,2 g in
100 ccm Alkohol gelöst. Es hat weit mehr Analogie mit Methylorange
als mit Lackmus, dem es nur darin ähnelt, daß es von Säuren rot gefärbt
und durch Alkalien wieder gebläut wird. Es ist bedeutend empfind-
licher als Lackmus, namentlich auch in der Anwendung als Reaktions-
papier. Es ist nicht geeignet zur Titration von Carbonaten, Sulfiten
und Sulfiden, aber zu der von Boraten und Silikaten. Neutrale Chro-
mate reagieren damit stark alkalisch, die sauren Chromate neutral,
was gestattet, eine Beimischung von neutralem Chromat zu saurem
durch Lackmoidpapier zu entdecken (Lackmuspapier ist hierzu nicht
brauchbar). Zur Titration organischer Säuren ist es nicht brauchbar,
ebensowenig bei Gegenwart von salpetriger Säure, Schwefelwasser-
stoff und anderen schwachen Säuren.
Nach M e s s n e r (Zeitschr. f. angew. Chem. 16, 449; 1903) eignet
sich Lackmoid am besten von allen Indikatoren zur Titration von
Chinaalkaloiden in alkoholischer Lösung.
Blaues Lackmoidpapier zeigt auch bei künstlicher Beleuchtung
eine reinblaue Farbe, während Lackmuspapier dann violett erscheint;
es ist kaum empfindlicher als dieses. Rotes Lackmoidpapier (das man
vor Luft geschützt aufbewahren muß) ist empfindlicher als rotes Lack-
muspapier und hält den Farbstoff besser fest.
Verschiedene Azofarbstoffe sind dem Methylorange analog,
aber stehen ihm sämtlich nach. Von Dimethylamidoazo-
b e n z o 1 und von Ä t h y 1 o r a n g e ist bereits die Rede gewesen
(S. 86). Tropäolin 00 (Orange IV, Diphenylaminorange) wurde
schon vor Einführung des Methylorange von v. M i 1 1 e r empfohlen
(Ber. 11, 460; 1878) und findet sich noch jetzt als Indikator im
Handel. Es färbt sich ebenso wie Methylorange durch stärkere Säuren
rot und wird von Kohlensäure nicht verändert; es steht aber dem
Methylorange an Empfindlichkeit so weit nach, daß es für irgend ge-
naueres Arbeiten als ganz unbrauchbar bezeichnet werden muß. Es
ist daher zu bedauern, daß es (hoffentlich jetzt nicht mehr so oft wie
früher) häufig mit Methylorange verwechselt und sogar nicht
selten von den Verkäufern statt desselben geliefert worden ist.
Dem Methylorange sehr ähnlich scheint die von T r o e g e r und H i 1 1 e
(J.pr.Chem. [2] 68, 297; 1903) beschriebene Diaminoazotoluol-
sulfosäure zu sein.
R u b r e s c i n ist ein von Rosenfeld und Silber (Clieni.-
Ztg. 26, Rep. S. 130; 1902) gefundener Indikator. Er wird hergestellt
Indikatoren. 97
durch Schmelzen von 50 g Resorcm und 25 g Chloralhydrat im Öl-
bade bei 160" und Reinigen der gepulverten Schmelze durch Behandeln
mit Chloroform in der Wärme. Der Indikator hat stark sauren Cha-
rakter und ist gegen Alkalien viel empfindlicher als Phenolphtalein.
Ein Tropfen einer ^/k, N. -Natronlauge in 100 ccm Wasser behält die
rote Färbung eine Stunde, während die Phenolphtaleinfä'rbung unter
gleichen Umständen nach einigen Sekunden verschwindet. Ebenso
empfindlich sind Borax und Natriumcarbonat. Durch Säure verschwindet
die Farbe bei geringer Intensität; bei größerer geht sie in gelb über.
Joedosin, im Handel auch als Erythrosin oder Pyrosin zu
finden, ist Tetrajodfluorescein. Es wird nicht in der gewöhnlichen
Alkahmetrie gebraucht, wohl aber (nach Förster und M y 1 i u s
Zeitschr. f. anal. Chem. 31, 248; 1892; Mylius, Zeitschr. f. anorg.
Chem. 55, 233; 1907) zur Nachweisung äußerst geringer Mengen
von Alkahen, z. B. solcher, wie sie durch die Angriffe des Wassers auf
Glas entstehen. Man verwendet eine Lösung von 2 mg Eosin in
1000 ccm sorgfältigst gereinigten, aber wasserhaltigen Äthers, wovon
man 10 — 20 ccm zu 50 bis 100 ccm der zu prüfenden Flüssigkeit setzt
und schüttelt. Bei Gegenwart von freiem Alkah erscheint die unterste
Schicht rosa, welche Farbe durch Säure verschwindet. Der Indikator
läßt sich auch kolorimetrisch anwenden. Besonders gut eignet er sich
auch zur Bestimmung von Alkaloiden. Nach Glücksmann (Chem.
Zentralbl. 1902, II, 476) ist er indiffei-ent gegen Kohlensäure.
R u p p und L o o s e (Ber. 41, 3906; 1908) wenden zur Titration
von sehr schwach alkahschen, hundertstelnormalen Lösungen die
p - Dimethylamino - azobenzol - o - carbonsäure an, der sie den Namen
M e t h y 1 r o t geben. Zur Darstellung des Indikators werden 5 g
o-Amidobenzoesäure in etwa 100 ccm Alkohol gelöst und unter Kühlung
mit 20 ccm konz. H Cl versetzt. Hierauf wird mit einer Lösung von
2,5 g Na NO, in wenig Wasser diazotiert und mit einer Lösung von
4,65 g frisch destilliertem technischen Dimethylanilin (gelöst in 25 ccm
Alkohol und ca. 5 ccm HCl) gekuppelt. Man gießt nach halbstündigem
Erhitzen in Wasser, der ausgeschiedene Azofarbstoff wird filtriert,
auf Ton abgepreßt und mit heißem Eisessig aufgenommen. Der siedenden
Lösung setzt man bis zur Trübung Wasser zu, worauf beim Erkalten
der Farbstoff in glänzenden violetten Nadeln auskristallisiert. Als
Indikator verwendet man die 0,2 {)roz. Lösung des kristallisierten
Präparats. Der Umschlag vollzieht sich von schwachgelblich in alka-
lischer und neutraler Lösung zu violettrot in saurer Lösung, ähnelt
also dem Umschlage von Methylorange. Infolge des größeren Farben-
kontrastes tritt die ,, bräunliche" Übergangsfarbe des Metliylorange
nicht auf. Der Indikator eignet sich zur Titration von schwachen
Basen, von Ammoniak und Pflanzenalkaloiden.
Salicylsaures Eisenoxyd wird von J u 1. W o 1 f f
(Compt. rend. 130, 1128; 1900) als Indikator für starke Säuren in Gegen-
wart von Borsäure verwendet, um dann die Borsäure für sich bestimmen
zu können. Die violette Farbe geht bei der Sättigung der Schwefel-
Untersuchungen. 6. Aufl. I. 7
gg Allgemeine Operationen.
säure in ein Krapp-Orange über. Wie I. u n g e gezeigt hat, besitzt
dieser Indikator keine Vorzüge vor Methylorange (Zeitschr. f. angew.
Chem. 17, 203; 1904).
Kongorot wird durch Säuren blau gefärbt, durch Alkalien
wird die rote Farbe wiederhergestellt. Freie Kohlensäure färbt es
blauviolett; saure Salze wirken nicht ein, so daß man damit z. B. freie
Säure im Aluminiumsulfat nachweisen könnte. Dieser Indikator wurde
anfangs sehr gerühmt und viel angewendet. Bald aber erkannte man,
daß er für die Mehrzahl der Fälle unanwendbar und sehr wenig emp-
findlich sei. Nach Thomson (Journ. Soc. Chem. Ind. 6, 175; 1887)
ist Kongorot ein Indikator von nur zweifelhaftem Werte, da ihm nament-
lich die EmpfindUchkeit des Farbenüberganges mangele, da Salze
(Sulfate, Chloride, Nitrate aller AlkaHen) die UndeutUchkeit des End-
punktes erhöhen, und da es selbst zur Auffindung freier Säure, wofür
es in erster Linie bekanntUch empfohlen wird, weniger empfindUch sei
als alle anderen zu gleichem Zwecke hervorragend geeigneten Indi-
katoren. Ebenso ist man davon zurückgekommen, das Kongorot-
Reaktionspapier dem Lackmuspapier gleichzustellen oder es ihm gar
vorzuziehen.
Nicht anwendbar ist das Kongorot in heißen Lösungen sowie
in Gegenwart von salpetriger Säure und für alle schwächeren Säuren.
Methylviolett wird zuweilen dazu benützt, um Ameisen-
säure, Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure neben größeren Mengen
Mineralsäuren nachzuweisen. In die Lösung der mit Methylviolett
versetzten Salze der oben genannten schwachen Säuren läßt man
Normalschwefelsäure (oder verdünntere) einfließen. Da der Indikator
gegen die schwachen Säuren unempfindlich ist, erfolgt der Umschlag
von violett über blau, grün in braungelb an dem Punkte, wo eine Spur
freie Mineralsäure vorhanden ist.
Cochenilletinktur wird durch Extraktion von 1 Teil
Cochenille oder Handelskarminsäure mit 100 Teilen 25 proz. Alkohols
dargestellt. Mit Alkali tritt violette, mit Säure gelbrote Färbung auf.
Der Indikator besitzt gegenüber Methylorange wesentliche Nachteile,
so daß seine Verwendung nicht ausgedehnt ist. Nach Glaser wird
Cochenille zum Nachweise von Carbonaten in Mineralien und Gesteins-
arten (Ton) benützt. Der Indikator löst Calciumcarbonat und färbt
sich bei dessen Gegenwart karminrot.
Paranitrophenol wird von manchen an Stelle des Methyl-
orange empfohlen (namentlich von Spiegel, Berl. Ber. 33, 2640;
1900; Zeitschr. f. angew. Chem. 17, 715; 1904). Es wird in 2 proz.
alkoholischer Lösung verwendet imd zeigt in alkalischen Flüssig-
keiten eine gelbe Farbe, die bei der Neutralisation mit starken
Säuren verschwindet. Gegen Kohlensäure ist es nur wenig
empfindlich, aber entschieden mehr als Methylorange, wie Lunge
gezeigt hat (Zeitschr. f. angew. Chem. 16, 560; 1903) ; Glaser (S. 70)
stellt es deshalb unter die Indikatoren der zweiten Klasse. Schon aus
diesem Grunde ist es durchaus nicht so gut brauchbar wie Methyl-
Indikatoreii. 99
orange; aber auch darum nicht, weil das Verschwinden der gelben Farbe
oder ihr erstes Auftreten so allmählich geschieht, daß es nur für ein
scharfes Auge mit genügender Genauigkeit und immer nur bei gutem
Tageslicht und mit Anstrengung sicher bemerkt wird. Nach Glaser
soll man es mit Vorteil als Zusatz zum Dampfkesselwasser brauchen,
dessen bleibend alkalische Reaktion nach Zusatz von Soda usw. es im
Wasserstandsglase anzeigt, weil es sich auch bei 150^^ noch nicht wie
andere Indikatoren zersetzte.
Goldberg und Naumann (Zeitschr. f. angew. Chem, 16,
644; 1903) erhielten bessere Resultate, wenn sie ziemlich große Mengen
des Indikators anwendeten, bestätigen aber seine Empfindlichkeit gegen
Kohlensäure und die gegenüber dem Methylorange viel schwierigere
Erkennung des Farbenüberganges.
Weniger brauchbar ist nach L u n g e s Versuchen das Ortho-
nitrophenol.
H ä m a t o X y 1 i n kommt als alkoholischer Extrakt zur Ver-
wendung (0,5 g reines Hämatoxylin in 100 ccm Alkohol gelöst). IVIit
iSäuren wird Hämatoxylin gelb, mit Basen violett. Es ist früher viel-
fach zur Titration von Alkaloiden empfohlen, jetzt aber für diesen
Zweck durch Jodeosin und Methylrot verdrängt worden.
Alizarin wird in 0,5 proz. alkohoMscher Lösung angewendet.
Mit Basen wird der Indikator rot, mit Säuren erfolgt Farbenumschlag
nach gelb.
Indikatoren der dritten Klasse.
C u r c u m a hat nur Bedeutung in seiner Anwendung als Re-
aktionspapier. Das gelbe Papier wird durch Alkalien rotbraun, aber
seine Empfindhchkeit steht derjenigen des Lackmuspapiers bedeutend
nach. Es hat im wesentlichen nur Bedeutung für die Titration von
dunkelgefärbten Lösungen organischer Säuren, bei denen die anderen
Indikatoren versagen, und für Nachweis von Borsäure. Wird Curcuma-
papier mit Borsäurelösung oder der salzsauren Lösung eines Borats
befeuchtet und vorsichtig getrocknet (sonst tritt VerfHichtigung der
Borsäure ein), dann nimmt das Papier eine rote Farbe an.
P o i r r'i e r s Blau C 4B (Engel und V i 1 1 e , Cr. 100, 1073;
1885; Engel, Zeitschr. f. anal. Chem. 27, 30; 1888) würde eine große
Lücke ausfüllen, wenn es allgemeiner brauchbar wäre. Dieser Farb-
stoff wird schon durch die allerschwächsten Säuren verändert, gegen
die alle anderen Indikatoren unempfindhch sind. Borax, welches
gegen alle anderen Indikatoren alkalisch ist, reagiert gegen Poirriers
Blau sauer, und die saure Reaktion hört erst bei völliger Neutralisation
der Borsäure auf. In gleicher Weise reagieren auch cinfachsaure phos-
phorsaure Salze, die gegen Lackmus und Methylorange alkalisch, gegen
Phenolphtalein neutral sind, gegen den neuen Indikator sauer, und
auch hier tritt erst bei völliger Sättigung der Phospliorsäure der Farben-
umschlag ein. Arsensäure verhält sich ganz analog der Phosphorsäure.
Man wollte diesen Indikator namentlich zur Bestimmung von ätzenden
7*
100 Allgemoine Operationen.
neben kohlensauren Alkalien verwenden. Da dies aber nur in ganz
konzentrierten Lösungen mit irgendwelcher Genauigkeit geschehen
kann, weil durch Hydrolyse große Unregelmäßigkeiten entstehen, so
ist der Indikator kaum praktisch brauchbar.
Nicht selten zeigen, wie aus obigem ersichtlich, verschiedene
Indikatoren bei einer und derselben chemischen Substanz verschiedene
Reaktion an. So ist neutrales Kaliumchromat und Natriumacetat
gegen Phenolphtalein neutral, gegen Lackmus und Curcuma schwach
alkalisch und gegen Poirriers Blau ist das Acetat sauer. Einfachsaure
phosphorsaure und arsensaure Salze, die gegen Lackmus und Methyl-
orange alkalisch reagieren, sind gegen Phenolphtalein neutral und
gegen Poirriers Blau sauer. Ebenso reagiert Borax, welcher gegen alle
anderen Indikatoren alkalisch ist, sauer gegen Poirriers Blau. Bor-
säure, die auf Curcumapapier bekanntlich eine den AlkaHen ähnliche
rote Färbung erzeugt, ist ohne Einwirkung auf Methylorange, so daß
man die Säure unter Anwendung von Methylorange mit Boraxlösung
titrieren kann. — Urin, der gegen Lackmus und Phenolphtalein meist
sauer reagiert, verhält sich gegen Lackmoid stark alkalisch. — Frische
Milch zeigt gegen Lackmus neutrale Reaktion und ist gegen Lack-
moid entschieden alkalisch, gegen Phenolphtalein entschieden
sauer usw.
Reagenspapiere.
Sie dienen gewöhnlich, um saure oder basische Reaktion einer
Flüssigkeit anzuzeigen, und werden zu diesem Zwecke selbst umgekehrt
schwach basisch oder sauer gemacht. Oft schreibt man (nach Mohr)
vor, dazu feines, weißes Schreibpapier zu nehmen, weil auf diesem ein
aufgebrachter Tropfen sich nicht so weit ausbreitet. Aber bei gefärbten
Flüssigkeiten oder solchen, welche störende Salze enthalten, ist nach
Glaser Filtrierpapier besser, weil hier der sich ausbreitende Tropfen
den Farbstoff bzw. das Salz in der Mitte zurückläßt,, und am Rande
eine deutlichere Reaktion entsteht. Das Papier muß dazu vorher gut
ausgewaschen und getrocknet werden. Die Firma Schleicher &
S c h ü 11 in Düren liefert ein besonders dazu geeignetes Papier. Fertige
Reagenspapiere von besonders großer Empfindhchkeit liefert Dr. Karl
Dieterich, Helfenberg bei Dresden.
Bei Schreibpapier streicht man die Lösung des Indikators auf,
bei Filtrierpapier tränkt man dieses durch Eintauchen; beide werden
getrocknet durch Aufhängen an Schnüren in einem gegen saure und
ammoniakalische Dämpfe geschützten Raum, unter öfterem Um-
hängen.
Für schwache Basen eignet sich am besten Papier mit Indikatoren
der ersten Klasse, für schwache Säuren solches der dritten Klasse;
für starke Basen und Säuren sind sie alle gleich empfindlich.
Glaser gibt folgende Tabelle, welche zeigt, bei welcher Ver-
dünnung die saure bzw. alkalische Reaktion eben nicht mehr bemerk-
lich ist.
Reagenspapiere.
101
Schwefelsäure Natronlauge
Ammoniak
Gelbes Methylorangepapier
Rotes Kongopapier . . .
Blaues Lackmoidpapier .
Rotes Lackmoidpapier
Blaues Lackmuspapier
Rotes Lackmuspapier . .
Violettes Azolitminpapier
Curcumapapier
Phenolphtaleinpapier . .
1/ N
/looo -"-^ •
1/ AT
/loooo -"-^ •
- 10000 •'■^ •
; 10000 -'■^ •
/4000 •'■^•
/2OOO •'^•
/auoo -'^ •
/sooo -'^•
/3000 -'^•
/2000 -'^•
/iooo ^•
/3000 •'^•
/ 5 0 00 -l^ •
/3000 •'^•
/2000 •'^•
Im Einzelfalle wird jedoch nach Glaser selbst die Empfind-
lichkeit sehr verschieden von obigen Zahlen ausfallen, je nach der Her-
stellungsweise der Reagenspapiere.
Reagenspapiere werden meist für qualitativen Nachweis von
Säuren oder Basen benutzt, für quantitative Zwecke namentlich bei
gefär])ten Flüssigkeiten und solchen, welche einen der Flüssigkeit selbst
hinzugesetzten Indikator zerstören.
Die Reagenspapiere müssen stets in gut verschlossenen Gefäßen
und vor Licht geschützt aufbewahrt werden, entweder in dicht schließen-
den Holz- oder Metallbüchsen oder in mit schwarzem Papier umgebenen
Glasflaschen. Auch Feuchtigkeit zerstört sie bald.
Weitaus am häufigsten benutzt man Lackmuspapier,
blaues, rotes und violettes (neutrales). Man verwendet dazu nach
S. 86 gereinigte Lackmustinktur oder Lösung von Azolitmin (0,1 g
in 100 ccm). Direkt verwendet färben sie das Papier matt blau; anderen-
falls setzt man der Lösung eine Spur Alkali zu; für rotes Papier natür-
lich eine Spur Säure; violettes erhält man durch Mischen beider Lösungen.
Man muß eine Probe machen und trocknen, um sich von der richtigen
Nuance zu überzeugen; denn ein im feuchten Zustande violettes Papier
z. B. wird beim Trocknen blau. Neutrales Azolitminpapier wird nament-
lich für die Titrierung schwacher Säuren verwendet.
Methylorangepapier wird als gelbes und rotes ver-
wendet. Das gelbe, aus der Methylorangelösung direkt dargestellt,
soll nur schwach gefärbt sein; es dient namentlich zur Nach\^ eisung
von freien Mineralsäuren neben sch\\achen Säuren, z. B. freier Sch\\ efel-
säure in Essigsäure, Aluminiumsulfat, Zinksulfat; auch, aber weniger
gut, zum Titrieren von Pyridin. Das rote, mit angesäuerter Lösung
hergestellte Papier kann zur Nachweisung von Basen dienen, ist jedoch
nicht sehr empfindlich.
Phenolphtaleinpapier dient als farbloses zur Nach-
weisung von freien Basen, steht aber dem roten Lackmuspapier an
Empfindlichkedt nach. Rotes Phenolphtaleinpapier ist zu wenig halt-
bar gegen Luftkohlensäure und Licht und daher kaum brauchbar.
Curcumapapier, aus alkoholiscliem Extrakt der Cur-
cumawurzehi l)ereitet, bräunt sich nn"t Alkalien (freien oder kohlen-
I sauren) uiitl alkalischen Krden, ist aber sein- wenig empfindlich. Sein
\()2 Allgemeine Operationen.
eigentliches Feld hat es für Nachweisung von Borsäure und
Uransalzen.
K o n g o p a p i e r , blaues für Alkalien, rotes für Säuren, ist
wenig empfindlich (siehe S. 98). Schwache Basen, wie Pyridin,
Anilin, Toluidin lassen sich bei Anwendung von Kongorotpapier
ziemlich gut titrieren. Als Endpunkt gilt das Erscheinen eines
deutlich blauschwarzen Randes, der bald verschwindet, nachdem
man einen Tropfen der zu untersuchenden Lösung auf das Papier
gebracht hat.
Lackmoidpapier hat vor dem Lackmuspapier meist
kaum einen Vorzug. Man benutzt es für stärkere organische Säuren
und für Prüfung der sauren Chromate, die bei Anwesenheit von neu-
tralem Chromat das rote Lackmoidpapier blau, bei Anwesenheit von
freier Chromsäure das blaue Papier rot färben, welche Farben nach
Abwaschung der gefärbten Chromatlösung hervortreten. Das rote
Lackmoidpapier hat außerordentlich große Neigung, sich zu bläuen,
schon durch die Feuchtigkeit der Hand.
Metanilgelbpapier wird von Linder (Journ. Soc.
Chem. Ind. 27, 485; 1908) empfohlen. Das mit dem Farbstoffe im-
prägnierte Papier muß bei der Beurteilung des Farben Umschlages
trocken sein. Beim Arbeiten mit Flüssigkeiten muß es nachher bei
ca. 40° C getrocknet werden. Schwefelsäure, Salzsäure, Salpetersäure
erzeugen ein tiefes, bleibendes Violett, Flußsäure ein nach 3 Stunden
verschwindendes Violett. Keine Färbung tritt mit schwefliger Säure,
Chlor, Schwefelwasserstoff, Essigsäure und nitrosen Gasen auf. Be-
sonders gut anwendbar ist das Metanilgelbpapier beim Nachweis
von Schwefelsäure in Gegenwart von schwefliger Säure und nitrosen
Gasen beim Bleikammerprozeß und zum Nachweis von Mineralsäure
in Essig (nach Zersetzung der zuweilen vorhandenen Acetate).
Norraallösuiigen.
Für technisch-chemische Untersuchungen wird eine große Anzahl
von Normallösungen gebraucht, von denen die nur für spezielle Zwecke
bestimmten natürlich in dem Abschnitte beschrieben werden, wo ihre
Anwendung vorlvommt. An dieser Stelle behandeln wir nur diejenigen
Normallösungen, welche allgemeinere Verwendung haben und in vielen
Zweigen der Technik gleichzeitig verwendet werden.
Allgemeines.
Die Normallösungen \^'erden entweder nach Äquivalenten oder
auf Gewichtseinheiten der zu bestimmenden Substanz gestellt oder
(wenn sie nicht leicht unverändert aufzubewahren sind) nur ungefähr
eingestellt und für jede Versuchsreihe von neuem titriert.
Am häufigsten kommt die erstgenannte Art in Anwendung.
Man versteht dann unter ,, Normallösung" im engeren Sinne, auch
k
Normallösungen. 103
,//j Normallösung", eine Flüssigkeit, von der jedes Liter ein Wasser-
stoffäquivalent des zu untersuchenden Bestandteiles in Gramm an-
zeigt. Daß dann eine 1 4 normale, '^1- normale, ^i\q normale Lösung
(oft abgekürzt in i/4 N., 1/5 N., ^/^q N.) entsprechend geringere Mengen
anzeigen, versteht sich von selbst.
Meist, aber nicht immer, bezieht sich das Verhältnis des Gramm-
äquivalents auch auf die Zusammensetzung der Normallösung selbst.
So enthält z. B. eine ^/^ N. -Salzsäure 36,468 g HCl im Liter; eine ^/^
N. - Schwefelsäure, da H., SO4 zwei vertretbare Wasserstoffatome
QS 0S6 98 086
enthält, — = 49,043 g H, SO. eine V 5 N.- Schwefelsäure — ^ — -
2 ' & - -1 10 2x5
= 9,8086 g Ho SO4, usw. Aber dies ist eigenthch nur ein Zufall.
Es kommt nicht darauf an, was die Normallösung enthält, sondern
was sie anzeigt. Eine ^/j Normalsalzsäure soll im Liter je ein
Grammäquivalent einer Base anzeigen, also z. B. 40,008 g Na OH oder
171 Qör*
^ = 85,693 g Ba (OH).,, und dies wird allerdings der Fall sein,
wenn sie ein Grammäquivalent H Gl = 36,468 im Liter enthält. Aber
eine ^/^q N.-Permanganatlösung ist nicht eine solche, welche ^/joAqui-
158 03
valent K IVIn O4 = — ^ = 15,803 g im Liter enthält, sondern eine
1 A
solche, welche ^/^^ Äquivalent Sauerstoff = — = 0,8g 0 per Liter
abgibt. Da nun nach der Gleichung:
2 K Mn O4 -f 3 H2 SO4 = K., SO4 + 2 Mn SO4 -f- 3 H., 0 + 5 0
2 Molekel K Mn O4 liefern müssen: 5 x 16 = 80 0, so brauchen wir
für eine i/,oN.-Fermanganatlösung: - — ' — = 3,1606 g reines Ka-
100
liumpermanganat , also nur ein Fünftel des obigen Betrages von
15,803 g.
Die Normallösungen, welche nach Äquivalenten gestellt sind,
haben den Vorteil, daß man sie ohne weitere Rechnung auf alle Fälle
anwenden kann, für die man sie überhaupt brauchen kann. Eine ^/^
N. -Natronlauge wird also pro ccm 0,036 468g HCl oder 0,049 043g
H2SO4 oder 0,063018 g H NO3 anzeigen; eine 1/1 ^•"''^«l^^^efelsäure
oder Vi N--»^alszäure gibt uns pro ccm 0,031g Na.^ O oder 0,040 08 g
Na OH oder 0,053 g Nag CO3 oder 0,056 108 g K OH oder 0,0691 g K0CO3
usw. an. Eine Vio N.-Permanganatlösung zeigt 0,005 585 g Fe oder
0,006 .302 g C, Ho O4 . 2 Ho O an. Es ist daher weitaus das Gebräuch-
lichste, solche für mehrfache Zwecke anwendbaren Normallösungen
nach dem Äquivalent Verhältnisse darzustellen.
Aber schon bei Lösungen dieser Art empfiehlt sich in besonderen
Fällen ein anderer Modus. Gesetzt, ein Techniker habe bei der Titrie-
rung ein ausschheßliches Interesse daran, zu vergleichen, ob eine ge-
I
1()4 Allgemeine Operationen.
wisse, ihm gelieferte (oder von ihm zu Hefernde) Ware einem bestimmten
Gehalte entspricht, dann wird es für ihn viel bequemer, weil zeiter-
sparend sein, w^enn er die Titrierflüssigkeit so stellt, daß sie eine ein-
fache Gewichtsmenge der vorliegenden Substanz, sei es 1 oder 5 oder
10 g per Liter usw., anzeigt.
Dieser Modus der Titerstellung ist vor allem da angebracht und
ganz allgemein zu empfehlen, wo eine Lösung immer oder doch fast
ausschheßhch nur zur Bestimmung einer einzigen Substanz dient, z. B.
SUberlösung für Bestimmung des Gehaltes an Chlornatrium, sei es in
Produkten der Soda- oder der Saünenindustrie, im Chilisalpeter, im
Trink- oder Kesselspeisewasser, im Sulfat usw., oder umgekehrt Chlor-
natriumlösung zur Bestimmung des Silbers. Es hat dann gar keinen
Zweck, die Lösungen auf Äquivalente zu stellen, also etwa eine ^/^g N.-
Silberlösung, die pro ccm 0,058 46 g Na Cl anzeigt, was beim Titrieren
jedesmal eine nicht gut im Kopfe auszuführende Rechnung verursacht;
viel besser bereitet man z. B. durch Auflösen von 2,906 g reinem Silber-
nitrat im Liter eine Lösung, welche pro ccm 0,001 g Xa Cl anzeigt.
Ein dritter Modus ist der, daß man den Titer überhaupt nicht
nach chemischen Formeln, sondern nach empirischen Proben stellt.
Um z. B. Gerbstoff nach der L ö w e n t h a 1 sehen Methode durch
Permanganatlösung zu bestimmen, würde es ganz nutzlos sein, eine
auf die chemische Formel des reinen Tannins gestützte, den zur Oxy-
dation desselben erforderUchen Sauerstoff repräsentierende Menge von
Kahumpermanganat abzuwägen. Das würde gar keinen Wert haben,
da der Permanganatverbrauch hier nicht we bei anorganischen oder
einfachen organischen Substanzen (Oxalsäure) direkt aus der Formel
abzuleiten und unter allen Umständen derselbe ist, vielmehr kommt
es auf die Art der Ausführung, die Temj^eratur, die SchnelUgkeit des
Zusatzes usw. an, und man muß daher den Titer des zunächst in will-
kürhcher, einfacher Menge abgewogenen Permanganats mit einem wirk-
lichen Tannin, Hautpulver u. dgl. empirisch feststellen.
Normalsäuren.
Von diesen braucht man eigentlicli nur die Salzsäure und
für gewisse Zwecke (aber nicht der Alkalimetrie) die Oxalsäure
zu verwenden. Die fr über allgemein ange^^'endete N o r m a 1 s c h av e f el-
säure ist vollkommen überflüssig und ist heut sehr allgemein durch
Salzsäure verdrängt worden, die den di-eifachen Vorzug besitzt, daß
sie für mehr Fälle (nämhch auch für Titration von Erdalkahen usw.)
anwendbar ist, daß man die Kontrolle ihres (zunächst auf reines Natriuni-
carbonat zu stellenden) Titers durch gewichtsanalytische Bestimmung
mit Silbernitrat viel genauer als diejenige der Schwefelsäure durch
Chlorbaryum vornehmen kann, und daß sie in der Kälte eine erheblich
stärkere Avidität als Schwefelsäure hat; auch bewirkt ihr Charakter
als einbasische Säure das Fortfallen mancher durch Hydrolyse bei
sauren Sulfaten vorkommender Störungen.
Normalsäuren. 105
Es gibt in der Tat keinen einzigen Vorzug, den die Schwefel-
säure als Normalsäure aufweisen könnte; sie ist deshalb vollkommen
entbehrUch und wird hier um so weniger berücksichtigt werden, als
ihre Bereitung genau wie diejenige der Xormalsalzsäure stattfindet.
N o rm alsalpetersäureist ebenfalls fast ganz entbehrhch.
Sie kann überall durch Salzsäure ersetzt werden, mit einziger Aus-
nahme des Falles, wo man in einer alkahsehen Lösung (z. B. Rohsoda-
lauge) das Chlorid durch Silbernitrat mit Kaliumchromat als Indikator
bestimmen will und zu diesem Zwecke genau so viel Xormalsalpeter-
säure zusetzt, als nach der früheren Titrierung mit Salzsäure zur Xeu-
trahsierung des AlkaUs erforderhch ist. Dazu braucht man aber gar
keine titrierte Salpetersäure, wenn man als Indikator für die Xeutrali-
sation Methylorange anwendet; auch kann man den Säureüberschuß
ohne Gefahr für die Silbertitration mit Soda oder Xatriumbicarbonat
in geringem Überschuß abstumpfen.
Xormaloxalsäure ist zwar von F. M o h r als ,, Grund-
lage der Alkahmetrie" aufgestellt worden, hat aber so viele Schatten-
seiten, daß sie wohl in der Alkalimetrie kaum mehr angewendet wird,
außer allenfalls zur Urprüfung der Titerflüssigkeiten, worin sie aber
auch dem Xatriumcarbonat weit nachsteht. Eine besser berechtigte
Verwendung findet sie namentlich zur vorläufigen Titerstellung von
Permanganatlösung und zur Bestimmung der ,, Basis" im Weldon-
Schlamme, also einer heut nur sehr wenige außerenglische Fabriken
interessierenden Operation.
Als Grundlagen (Ursubstanzen) für die Alkali-
metrie und A c i d i m e t r i e sind viele verschiedene Substanzen
angewendet worden, von denen die wichtigeren später erwähnt werden
sollen.
Allen übrigen sowohl an Verbreitung wie an wirkHchem Wert
weit vorausstehend ist das Xatriumcarbonat, das sich mit
größter Leichtigkeit vollkommen rein und wasserfrei darstellen und
abwägen und mit größter Genauigkeit mittels Salzsäure und Methyl-
orange (bei gehörigen, allerdings recht umständlichen Vorsichtsmaß-
regeln, auch mit Lackmus oder Phenolphtalein, vgl. S. 89 u. 92) titrieren
läßt. Man findet im Handel ,, chemisch reine Soda", welche keine
irgend wägbaren Mengen von Chlorid enthält, und man kann sich solche
auch aus reinem Xatriumbicarbonat leicht herstellen (das man er-
forderlichenfalls noch durch Auswaschen mit kleineu Mengen
destillierten Wassers völlig von Chlorid und Sulfat befreit, vgl. u.),
wobei man zugleich die Forderung verwirklichen muß, eine sowohl
von Natriumoxyd wie von Wasser vollkommen freie Substanz dar-
zustellen.
Will man ,, reine Soda" des Handels direkt verwenden, so muß
man sich unl)edingt überzeugen, daß sie sich völlig klar in Wasser
löst, nach Neutralisierung mit Salpetersäure keine Trübung mit Silber-
nitrat und nach Übersättigung mit Salzsäure keine Reaktion auf Sulfate
zeigt. Man löse dabei keine zu geringe Menge, etwa 2 — 3 g auf, ver-
IQß Allgemeine Operationen.
säume aber natürlich nicht, die Lösung so weit zu verdünnen, daß keine
Ausscheidung von Chlorbaryum eintreten kann. Eine ganz schwache
Opaleszenz mit Silbernitrat wird häufig beobachtet werden, aber der
einigermaßen geübte Chemiker kann schon beurteilen, ob eine quanti-
tativ überhaupt bestimmbare Menge von Chlorid vorhanden ist. Ge-
setzt, die Soda habe sich als rein erwiesen, so muß sie in wasser-
freien Zustand übergeführt werden. Zu diesem Zwecke erhitzt
man die Soda in einem Platintiegel in einem ca. 15 cm breiten Sand-
bade auf 270^300*' unter öfterem Umrühren des Inhaltes, bis Gewichts-
konstanz eingetreten ist. Hierzu genügt in allen Fällen y^ Stunde,
ohne das Anwärmen zu rechnen. Man umgibt den Tiegel außen ebenso
hoch mit Sand, wie die Soda innen reicht, und bringt ein (ordinäres)
Thermometer dicht daneben oder auch in dem Platintiegel selber an.
Dies ist ganz ebenso bequem wie das Erhitzen über offener Flamme,
bei dem sich eine Überhitzung, welche zur Bildung von Natriumoxyd
führt, schwer vermeiden läßt.
Die erhitzte Substanz wird noch warm in ein gut verschheß-
bares Wägegläschen geschüttet und mit diesem im Exsikkator auf-
bewahrt; oder aber man läßt den Platintiegel im Exsikkator erkalten
und wägt aus ihm die für die Titerstellung bestimmten (3 — 5) Proben
gleich direkt hintereinander in ebensoviele Bechergläser aus, wobei der
Tiegel auf der Wage immer bedeckt sein muß.
Wenn man mit Natriumbicarbonat beginnt, so muß man es natür-
lich ebenfalls wie oben auf Freisein von unlöslichen Substanzen, von
Chlorid und Sulfat prüfen. Sollte es die beiden letzteren noch ent-
halten, so läßt es sich wegen seiner Schwerlöshchkeit davon durch Aus-
waschen befreien; man kann es aber leicht gleich rein genug kaufen.
Man kann es nun, ganz wie die Soda, im Platintiegel durch Erhitzen
von dem zweiten Äquivalent Kohlensäure und dem Wasser befreien,
aber es ist weit sicherer, die Erhitzung bei mäßiger, geregelter
Temperatur vorzunehmen. Lunge hat (Zeitschr. f. angew. Chem, 10,
522; 1897) gezeigt, daß das Bicarbonat schon durch wenige Minuten
dauernde Erhitzung auf 260 — 270" vollkommen in Na., CO3 übergeführt
wird. Wenn man das Muster im Sandbade oder Luftbade ^ oder
1 Stunde nicht über diese Temperatur erhitzt, so wird man sicher sein,
weder Bicarbonat noch Wasser noch Natriumoxyd darin zu
haben.
Obwohl man mit Leichtigkeit im Handel genügend reines Bi-
carbonat erhalten kann, so muß der Techniker doch manchmal aus
äußeren Gründen mit einer unreinen Ware vorlieb nehmen und muß
sie dann selbst reinigen, um zu einer reinen Ursubstanz für Titerstellung
zu gelangen. Reinitzer (Zeitschr. f. angew. Chem. 7, 551 ; 1894)
verfährt dazu wie folgt : Man erwärmt ca. 250 ccm destilliertes Wasser
in einem hohen Becherglase (am besten aus Jenaer Geräteglas) auf
80° und trägt unter Umrühren kleine Mengen Bicarbonat bis zur
Sättigung ein, wobei ein Teil der Kohlensäure unter Aufschäumen ent-
weicht. Wenn sich auch beim Umrühren nichts mehr auflöst, filtrieit
Normalsäuren. 107
man durch einen Faltenfilter, am besten im Warmwassertrichter, in
einen Kolben und kühlt auf 10 bis 15" ab. Dabei scheidet sich eine
reichliche Menge eines grobkristallinischen Salzes ab, ein Gemenge
von Bicarbonat und ,,Trona" {^/.^ Carbonat, vgl. Zeitschr. f. angew.
Chem. 6, 3, 446, 573; 1893), das sich ohne Anwendung eines Papier-
filters und daher ohne Verunreinigung durch Papierfasern durch einen
Trichter, dessen Hals mit einem Platinkonus^) verschlossen ist, von
der Mutterlauge trennen läßt. Man saugt diese ab, wäscht einige Male
mit kleinen Mengen kalten Wassers nach, die jedesmal wieder voll-
ständig abgesaugt werden, überträgt das Salz in eine Platinschale, die
man bis zu einer bei Tageshitze kaum sichtbaren Rotglut erhitzt^) ; nach
dem Erkalten wird es zerrieben und wieder getrocknet. Die Angaben
von Higgins (Journ. Soc. Chem. Ind. 19, 958; 1900), von Sorensen
und Andersen (Zeitschr. f. analyt. Chem. 44, 156; 1905), S e b e 1 i e n
(Chem.-Ztg. 29, 638; 1905) und North und Blakey (Journ. Soc.
Chem. Ind. 24, 396; 1905), wonach beim Erhitzen von Soda oder Na-
triumbicarbonat auf 270° in Betracht kommende Mengen Natrium-
oxyd gebildet ^^ ürden, sind von Lunge (Zeitschr. f. angew. Chem. 17,
231 ; 1904 und 18, 1520; 1905) widerlegt worden. Dort findet sich auch der
Nachweis, daß die von North und Blakey (Journ. Soc. Chem.
Ind. 24, 396; 1905) vorgeschlagene Methode, in einer feuchten Kohlen-
säureatmosphäre belassenes und dann über Schwefelsäure getrocknetes
Natrium bicarbonat als Urtitersubstanz zu verwenden, zu
unzuverlässigen Resultaten führt.
Jedenfalls müssen für die Herstellung oder Kontrolle einer Normal-
säure die entsprechenden Mengen von Soda jedesmal einzeln ab-
gewogen werden ; man darf nicht, wie es manchmal vorgeschrieben
und selbst in Hochschul-Laboratorien geübt wird, etwa eine Nornial-
Sodalösung, sagen wir von 53 g im Liter, herstellen und von dieser
für die einzelnen Versuche bestimmte Mengen herauspipettieren. Da-
durch belastet man sich mit den auch bei justierten Meßgefäßen noch
immer vorhandenen Ungenauigkeiten der Abmessung, des Ablaufens
usw., Ungenauigkeiten, die vielmal größer sind als die Fehler beim
Abwägen, und die bei einer so wichtigen Operation, wie es die Zu-
bereitung einer für längere Zeit dauernden Normallösung ist, unbedingt
vermieden werden müssen.
Sorensen (Zeitschr. f. analyt. Chem. 36, 639; 1897; 42, 333, 512;
1903; 44, 156; 1905), empfiehlt, statt der Soda das Natrium-
Oxalat als Ursubstanz anzuw enden, das allerdings den Vorteil be-
sitzt, auch für die oxydimetrischen Methoden dieselbe Rolle zu spielen.
1) Oder einfach durch einen lose eingesetzten Glasstopfon.
^) Wenn man nach dieser Vorschrift arbeitet, wäre man bei den liier in
Frage kommenden größeren Mengen keineswegs sicher, nicht einzelne Stellen zu
überhitzen und Spuren von Natriumoxyd zu erzeugen. Man wird weit besser das
Salz nur scharf trocknen, zerreiben und misclien und dann die für Titerstellung
bestinmiten kleinen Mengen im Sandbade oder Luftbado auf 270" erhitzen;
vgl. S. lOG.
108 Allgemeine Operationen.
Nach ihm kann man dieses Salz leicht frei von Kristalhvasser erhalten,
und sei es nicht hygroskopisch. Das von K a h 1 b a u m nach seinen
Angaben hergestellte, mit Alkohol gefällte und bei 240" getrocknete
Salz könne man ohne weiteres oder allenfalls nach einigen Stunden
Trocknens im Wasserbadschrank zur Titerstellung verwenden. Man
erhitzt eine genau abgewogene Menge des Salzes im Platintiegel mit
aufgelegtem Deckel vorsichtig ^/^ — ^/g Stunde über einer kleinen Leucht-
gasflamme oder einer Berzelius'schen Spirituslampe. Bei Ver-
wendung von Leuchtgas setzt man den Tiegel in eine schief gestellte
Asbestplatte ein, damit die schwefelhaltigen Verbrennungsgase nicht
mit dem TiegeKnhalt in Berührung kommen (Lunge, Zeitschr. f.
angew. Chem. 18, 1520; 1905). Zuletzt erhitzt man bei halb aufgesetztem
Deckel, um die Kohle vollständig zu verbrennen, bis zum beginnenden
Schmelzen des Natriumcarbonats. Dabei entsteht ein Gemenge von
Nao COo und wenig Na OH, das man nicht wägt, sondern mit dem Tiegel
in ein hohes Becherglas bringt, mit Wasser durchfeuchtet, mit einer
etwas überschüssigen Menge der einzustellenden Säure zersetzt, auf
dem Wasserbade erwärmt, worauf man die Flüssigkeit in einen konischen
Kolben gießt, den Tiegel und Deckel und das Glas nachspült, 10 Tropfen
einer Lösung von 14 g Phenolphtalein in 50 ccm Alkohol + 50 ccm
Wasser zusetzt, bis zur vollständigen Austreibung der Kohlensäure
kocht, in kaltem Wasser kühlt und den Überschuß von Säure mit
Natronlauge zurücktitriert. Das Äquivalent des Natriumoxalats ist
— ~ = 67,00, also entsprechen 10 ccm einer ^/^q N. -Säure 0,067 g
Zi
Natriumoxalat oder 0,1g des Salzes = 14,93 ccm einer ^/^o N. -Säure.
Weiterhin (Zeitschr. f. analyt. Chem. 42, 512; 1903) gibt S ö r e n s e n
genaue Vorschriften zur Prüfung des käufUchen „reinen" Natrium-
oxalats auf irgendwelche Verunreinigungen.
Sörensens Versuche sind, wie aus der eingehenden Beschrei-
bung derselben hervorgeht, mit außerordentlich großer Sorgfalt an-
gestellt worden und haben gezeigt, daß man mit chemisch reinem
Natriumoxalat als Ursubstanz für Alkalimetrie sehr gute Ergebnisse
erzielen kann. Ob die Veraschung des Oxalats mit vollständiger Ver-
brennung der Kohle (wie sie von ihm selbst als durchaus erforderlieh
bezeichnet wird) auch in den Händen nicht darauf ganz besonders
eingeübter Chemiker ohne jeden Verlust ausfällt, ist wohl fraglich.
Die Prüfung der Substanz auf ihre absolute Reinheit ist jedenfalls
viel umständlicher und langwieriger als bei Soda, ebenso das ganze
Verfahren, selbst wenn man dabei nicht, \\ie es Sörensen ganz
unnötigerweise tut, mit Phenolphtalein und im Kochen, sondern mit
Methylorange in der Kälte (L u n g e, Zeitschr. f. angew. Chem. 18, 1520;
1905, Sörensen und Andersen, Zeitschr. f. analyt. Chem. 45,
217; 1906) arbeitet. Es liegt mithin kein Grund vor, das Natrium-
oxalat der Soda vorzuziehen; ob man die Substanz bei 100" oder bei
270" trocknet, macht doch gewiß keinen Unterschied in der Umständlich-
keit des Verfahrens. Aber zvu- Kontrolle in zweifelhaften Fällen ist
Normalsalzsäure. 2Q9
das Natriuinoxalat in der Tat nach L u n g e s Versuchen sehr emp-
fehlenswert (s. o.).
Zur Herstellung einer ^/^ N.-S a 1 z s ä u r e verfährt man wie folgt.
Man verdünnt zunächst reine Salzsäure auf ca. 1 ,020 spez. Gewicht,
.so daß man eine ,, vorläufige" Säure erhält, welche etwas über die
Normalstärke (36,468 g H Cl pro Liter) enthält. Diese füllt man in
eine Bürette und titriert damit eine frisch geglühte Probe chemisch
reiner Soda vom Gewichte w (s. S. 106), wozu man x ccm Säure braucht.
w
Wenn die Säure wirklich normal wäre, so müßte x = sein, was
0,053
aber kaum eintreffen wird; vermutlich wird man weniger Säure
brauchen. Man berechnet nun nach der obigen Formel, wie viel Kubik-
zentimeter wirkliche Normalsäure gebraucht werden sollten; diese
w
Zahl y ist also = , und x wird kleiner als y sein. Um nun zu
erfahren, wie stark man die vorläufige Säure verdünnen muß, damit
sie normal wird, setzen wir u = -• u ist dann die Zahl der
y
Kubikzentimeter der vorläufigen Säure, welche man in den Misch-
zylinder einfüllt und durch Zusatz von reinem Wasser auf 1000 ccm
bringt.
Wenn man brauchbare Normalnatronlauge vorrätig hat, kann
man diese dazu benutzen, um durch eine völlig analoge Methode die
vorläufige Säure zu untersuchen und auf Normalsäure zu bringen.
Die fertig gemischte Normalsäure muß nun aber jedenfalls durch
Titrieren neuer Proben von erhitzter reiner Soda darauf untersucht
werden, ob sie völlig richtig, also x = y ist. Eine weitere Kontrolle
kann durch Bestimmung des Chlorgehaltes mittels Silbernitrat erfolgen.
10 ccm der Säure (= 0,364 68 HCl) sollen 1,4334 g Ag Cl ergeben.
Bei der Abwägung der Soda ist folgendes zu beachten. Um den
Einfluß der Ablesungsfehler der Bürette mögHchst zu verringern, soll
man einerseits möglichst nahe an die volle Fassung der Bürette heran-
gehen, andererseits abernicht mehr als eineBürettenfüllung verbrauchen.
Werden z. B. für die Titration nur 20 ccm Säure verbraucht, so ist der
Einfluß der Ablesungsfehler doppelt so groß wde bei 40 ccm. Kommt
man aber über 50 ccm hinaus, muß man also die Bürette nachfüllen,
so hat man vier statt zwei Ablesungen; daher ist die Genauigkeit bei
60 ccm geringer als bei 40 ccm. Die ganze Bürettenfüllung von 50 ccm
entspricht bei ^/^ N. -Säure einem Gewichte von 2,65 g Soda. Man wird
also jedenfalls über 2 g, aber nicht über 2,5 g Soda für jeden Einzel-
versuch abwägen.
Man gewinnt, wie gezeigt, nichts, wenn man die Sodamenge so
groß nimmt, daß man mehr als eine Bürettenfüllung von 50 ccm ver-
braucht, weil dann die Al)lesungsfehler sich verdoppeln. Noch ■\\eniger
aber ist es anzuraten, in diesem Falle eine gewöhnliche Bürette von
100 ccm Inhalt anzuwenden, denn solche lassen sich nicht genauer
I
l\() Allgenieiuü üpcratiouou.
als höchstens auf ^j- com einteilen, und dabei ist der Ablesungsfehler
doppelt so groß wie bei den in ^/jq com geteilten 50 ccm-Büretten.
Doch könnte man, wenn sehr viele Analysen der Art auszuführen
sind, ,,Kugelbüretten" nach Art der L u n g e sehen Kugeini trometer
(siehe den Abschnitt: ,,Gasvolumeter") anwenden, bei denen der obere
Teil kugelförmig oder zylindrisch erA\'eitert ist, und die genaue Teilung
erst etwa l)ei 60 oder 70 ccm anfängt. Auf ähnlichem Prinzipe be-
ruhen die Meßapparate von Blei er (S. 67).
Um sicher zu wissen, Avas die Resultate der Versuche bedeuten,
berechne man aus jedem Einzel versuch einen Koeffizienten für die
Normalsäure, indem man die für die abgezogene Soda der Theorie
nach erforderliche Säuremenge berechnet und diese durch die wirklich
verbrauchten ccm dividiert; der Quotient gibt die Zahl, mit der man
die Resultate der Titrierung multiplizieren muß, um die vorhandene
Menge Soda zu finden. Gesetzt z. B., man habe 2,5000 g Soda abge-
wogen und bei der Titration 47,00 ccm Säure verbraucht. Man hätte
2 500
von einer ganz richtigen Säure ~r— r = 47,17 ccm brauchen müssen.
0.053
Die Säure ist also ein Avenig zu stark, und die Ablesungen müssen mit
47,17
,^' ^ = 1,0036 multipliziert werden, um sie auf richtige Normal-
47,00 . ^
säure zurückzuführen.
Man übersehe ja nicht, daß alle Normallösungen nicht nur bei
15" eingestellt werden, sondern auch, wenn sie später bei einer von 15''
um mehr als 1 — 2° abweichenden Temperatur gebraucht werden, nach
S. 54 dafür korrigiert werden müssen.
Um sich auf die Richtigkeit seiner Normalsäure wirklich verlassen
zu können, muß man mindestens drei, besser aber vier Proben an-
stellen, bei denen die größten Abweichungen der wie oben berechneten
Koeffizienten den Betrag von 0,0010 nicht übersteigen sollen, so daß
das Mittel einen Maximalfehler von rt 0,0005 hat. Ein geübter Che-
miker kann noch genauer arbeiten, aber über die Hälfte dieses Fehlers,
also einen möglichen Irrtum von i 0,025 Proz., wird man scliAverlich
hinwegkommen, und =t: 0,01 Proz. dürfte als die nur mit den höchsten
wissenschaftlichen Vorsichtsmaßregeln, Beobachtungen durch Katheto-
meter usw. erreichbare Genauigkeit angesehen werden. Da nun bei
jeder Benutzung der Normallösung wieder neue kleine Fehler gemacht
werden können, so ist unter allen Umständen die zweite Dezimalstelle
der Prozente bei alkalimetrischen und acidimetrischen Operationen
unsicher, und selbst die Richtigkeit der ersten Dezimalstelle, d. h. ein
Tausendstel des Gesamtbetrages, nur bei sehr sorgfältiger Arbeit zu
verbürgen. Analysen der Art auf mehr als zwei Dezimalstellen der
Prozente auszurechnen, ist also ganz widersinnig.
In AA'issenschaftlichen Laboratorien begnügt man sich meist damit,
eine Titrierflüßigkeit annähernd richtig darzustellen und die Ablesungen
vermittels des wie oben ermittelten Koeffizienten zu berichtigen. In
Normalsalzsäiire. \\\
technischen Laboratorien, wo man einerseits große Mengen von Normal-
lösungen auf einmal darstellt, andererseits die jedesmalige Berichti-
gung der Ablesungen zu viel Zeit braucht und Gelegenheit zu Irr-
tümern gibt, ist es viel besser, trotz etwas größerer Mühe die Lösungen
so nahe richtigzustellen, daß eine Korrektur nicht mehr nötig ist.
In den meisten Fällen wird es ausreichen, wenn die Abweichung von
einer richtigen Normallösung nicht über ± 0,0002 beträgt, um sie ver-
nachlässigen zu können. -
Eine Reihe von Autoren (M o o d y , Journ. Amer. Chem. »Soc.
73, 658; 1898, Roth, Zeitschr. f. angew. Chem. 17, 716; 1904,
R a s c h i g , ebenda 577 ; 1904, A c r e e und Brunei, Amer. Chem.
Journ. 36, 117; 1906, Rebenstorff, Chem.-Ztg. 32, 99; 1908),
bereiten Normalsalzsäure durch Einleiten von trockenem Chlorwasser-
stoffgas in reines Wasser bis zur Erreichung eines bestimmten Ge-
wichtes. R a s c h i g schlägt zu diesem Z^^ecke folgende Arbeitsmethode
vor: In einen 100 ccm-Maßkolben füllt man ca. 90 com Wasser, stellt
ein rechtwinklig gebogenes kapillares Gaseinleitungsrohr ein, das bis
auf den Boden reicht, und wägt nun genau auf der analytischen Wage.
Dann setzt man den Kolben auf die eine Schale einer guten Tarier wage,
welche Zentigramme anzeigt, verbindet das kapillare Rohr mittels
eines 30 cm langen, sehr feinen Gummischlauches mit der Waschflasche
des Kipp sehen Chlorwasserstoffentwicklers (der mit nußgroßen
Stücken Salmiak und mit konz. Schwefelsäure beschickt wird) und
stellt das Gleichgewicht genau her. Der Schlauch muß oben frei hängen.
Man leitet nun so lange Chlorwasserstoff ein, bis die Gewichtszunahme
3,7 g beträgt. Man entfernt den Schlauch, läßt abkühlen und wägt
neuerdings auf der analytischen Wage. Aus dem gefundenen Ge-
wicht errechnet man das Volumen, auf das zu verdünnen ist, wenn
man ^/^ N. -Salzsäure erhalten will.
Hulett und Bonner (Journ. Amer. Chem. Soc. 31, 390;
1909) wollen normale Salzsäurelösungen aus der ,, konstant siedenden"
Säure, deren Zusammensetzung sie für verschiedene Drucke angeben,
herstellen.
Von anderen für die Einstellung von Normalsäuren und Normal-
laugen vorgeschlagenen Substanzen seien folgende er\\ähnt^)".
Grandeau (Zeitschr. f. analyt. Chem. 2, 426; 1863), dann
P i n c u s (ebenda 2, 426; 1863), Fresenius (Quant. Anal., 7. Aufl.,
II, 194), CoAvley (Zentralbl. 1906, II, 1581) wollen Kalkspat
(isländischen Doppelspat) verwenden, den sie als chemisch reines
Calciumcarbonat ansehen, was aber keineswegs immer zutrifft. Thiele
und Richter (Zeitschr. f. angew. Chem. 13, 486; 1900) fanden bei
diesem Materiale Abweichungen von 0,2 Proz. vom wahren Werte.
^) Wir entnehmen viele der nachstehenden Zitate der Abhandking von
V a n i n o und S o i t t o r in Zeitschr. f. analyt. Chem. 41, 141 ff. (1902), die eine
reichlicVie, aber keineswegs vollständige Aufzählung der Literatur über Maß-
flüssigkeiten und I'rtitersubstanzen enthält. Siehe auch North und B I a k e y
(Journ. Soc. Cliem. Ind. 24, 39G; 1905).
\\2 Allgemeine Operationen.
S u 1 1 o n verwendet Calciumcarbonat, das man durch Glühen von
reinem Calciumoxalat oder Calciumtartrat erhalten soll.
Metalhsches Natrium verwenden H a r 1 1 e y (Zeitschr. f.
analyt. Chem. 12, 89; 1873) und Neitzel (ebenda 33, 422; 1893),
metallisches M a g n e s i u m schlägt Vesterberg (Zeitschr. f.
analyt. Chem. 46, 81; 1907) vor.
Borax wird empfohlen von S a 1 z e r (ebenda 32, 449; 1893),
Rimbach und Worms (ebenda 35, 338; 1896; 36, 688; 1897),
R i c h m o n d (Chem. Xews 72, 5 ; 1895), P e r m a n und John
(ebenda 71, 296, 1895), Buch an an (Journ. Soc. Chem. Ind. 23,
1093; 1904) und Rupp (Chem.-Ztg. 31, 97; 1907). In rein wäßriger
Lösung verhält sich Borax als zweisäurige Base, die mit Methylorange
titrierbar ist, während er bei Zusatz von Glycerin, Mannit oder Dulcit
die Rolle einer zweibasischen Säure übernimmt, die mit Lauge und
Phenolphtalein titriert werden kann. '
C h 1 o r a m m o n i u m ^ird ange\Aendet von R e i n i t z e r ,
Seyda und Weinig (Zeitschr. f. analyt. Chem. 34, 577; 1895;
39, "^458; 1900; Zeitschr. f. angew. Chem. 5, 204; 1892).
Ammoniumsulfat wendet Knublauch an (Zeitschr.
f. anal. Chem. 21, 165, 1882).
Auf j o d o m e t r i s c h e m Wege gehen vor : Mohr,
Kjeldahl (ebenda 22, 327; 1883), Grog er (Zeitschr. f. angew.
Chem. 3, 353 und 385, 1890), Fessel (Zeitschr. f. anorgan. Chem.
23, 67; 1897: Zeitschr. f. analyt. Chem. 38, 449; 1904). Sie verwenden
die Reaktion: 5 KJ ^ KJ O3 + 6 H Cl = 6 J + 3 H, O + 6 K Cl.
V. T h a n schlug statt dessen K a 1 i u m b i j o d a t vor (Ann. 261,
358; 1891), das auch Meineke empfiehlt (Chem.-Ztg. 19, 2; 1895);
R i e g 1 e r nimmt reine J o d s ä u r e (Zeitschr. f. analyt. Chem. 35,
308; 1896; 38, 250; 1899). Alle jodometrischen Methoden zur Em-
steUung von Normalsäuren und Laugen erheischen Umwege, auf denen
die unvermeidhchen kleinen Fehler sich leicht zu größeren addieren,
die die S. 110 als zulässig angegebenen Abweichungen übersteigen.
Übrigens ist auch die Grvindlage der Jodometrie keineswegs sicherer
als diejenige der Acidimetrie, wenn man für letztere reine Soda ver-
wendet, vielmehr umgekehrt, so daß man gerade im entgegengesetzten
Sinne auch für die Jodometrie ganz gut von der Acidimetrie ausgehen
kann, wde wir später sehen werden.
Eine nützliche Ver\A"endung scheint nach Petersen (Zeitschr.
f. analyt. Chem. 42, 308: 1903) diese Methode zur Bestimmung des
Säuregehaltes in gefärbten Pflanzenextrakten, Würze, Bier u. dgl.
zu finden.
Morse und Chambers (Zeitschr. f. analyt. Chem. 37, 183 :
1898) benutzen neutrales Wasserstoffsuperoxyd und Permanganat
nach der Gleichung:
2 K Mn O4 + 5 Ho 0. + 3 H, SO4
= K., SO4 + 2 Mn SO4 + 8 H2 O + 5 O^.
\
Normalsäuren. 113
Natürlich kann man diese Reaktion auch gasvolumetrisch aus-
führen. Einen anderen gasvohimetrischen Weg mit Hilfe von Jod-
kaHum, Kaliumjodat, Natronlauge und Wasserstoffsuperoxyd schlägt
A. Baumann ein (Zeitschr. f. analyt. Chem. 31, 450; 1892).
Meade (Journ. Amer. Chem. Soc. 23, 12; 1901; Zeitschr. f.
analyt. Chem. 41, 44; 1902) stellt Normalsäure durch Elektrolyse von
Kupfervitriol her : ebenso schon früher Hart und Crossdale
(Zeitschr. f. analyt. Chem. 31, 190; 1892; 33, 455; 1894) und dann
Kohn (Journ. Soc. Chem. Ind. 19, 962; 1900). Nach Dauve
(Journ. Pharm. Chem. 16 [2] 65; 1902) sind mit dieser Methode keine
guten Resultate zu erhalten.
Selbstverständlich kann man Normalsalzsäuren auf g e w i c h t s -
analytischem Wege, also durch Fällung mit Silbernitrat, ein-
stellen, was oft genug vorgeschlagen worden ist. Bei sorgfältiger
Ausführung beider Methoden läßt sich eine Übereinstimmung der-
selben auf 0,05 Proz., zuweilen sogar auf 0,02 Proz. erzielen.
Genauer als die Einstellung mit reiner Soda ist auch die Chlor-
silberfällung nicht.
Viel schwieriger ist es, bei Normalschwefelsäuren durch Fällung
mit Chlorbaryum ebenso genaue Resultate zu erhalten, was mit der
bekannten Schwierigkeit, ein absolut reines Baryumsulfat zu erzielen,
zusammenhängt. R i c h a r d s o n (Journ. Soc. Chem. Ind. 26, 78; 1907)
schlägt vor, Normalschwefelsäure mit Barythydrat unter An^^'endung
von Phenolphtalein genau zu neutraHsieren, auf dem Wasserbade ein-
zudampfen, und das Baryumsulfat nach dem Glühen zu wägen. Ähn-
liche Vorschläge sind von Wagner, R i n c k und Schnitze
(Chem.-Ztg. 30, 1181; 1906) gemacht worden.
Auch das Eindampfen der Säuren mit Ammoniak und Wägen
des Ammoniumsalzes haben verschiedene Autoren empfohlen (siehe
hierzu Maschhaupt (Chem. Zentralbl. 1906, II. 358).
A. Mars hall (Journ. Soc. Chem. Ind. 19, 4; 1900; 21, 1511:
1902) empfiehlt, die Normalsäuren usw. auf Grund der spezifischen
Gewichte herzustellen. Dieser Vorschlag wird wiederholt von
Küster und Siedler, Küster und M ü n c h (Chem.-Ztg. 26,
1055; 1902; Ber. 38, 150; 1905); aber die von ihnen gegebenen Belege
zeigen zu große Abweichungen von der \\irkhchen Stärke (auch bei
den von ihnen als richtig angesehenen Fällen bis zu 0,2 Proz.), als daß
man diese Methode für genauere Zwecke empfehlen könnte. In K ü s t e rs
logarithmischen Rechentafeln für Chemiker finden sich für diesen Zweck
bestimmte, sehr bequeme Tabellen, die man zur ungefähren
Einstellung von Normalflüssigkeiten sehr gut benutzen kann. Tabellen,
die dem gleichen Zwecke dienen, sind von W o r d e n und Motion
(Journ. Soc. Chem. Ind. 24, 178; 1905) angegeben worden.
Quincke (Zeitschr. f. analyt. Chem. 31, 1 ; 1892) benutzt die
gasvolumetrische Messung des Sauerstoffs, der aus Ferrocyankalium
und alkalischem Wasserstoffsuperoxyd entwickelt wird, wählend
Rebenstorff (Chem. Zentralbl. 1906, II, 908) die Messung des
Untersuchungen. 6. Aufl. T. 8
224 Allgemeine Operationen.
aus der Säure und Magnesiumspänen ent\\'ickelten Wasserstoffs zur
Titerstellung empfiehlt.
Eine größere Anzahl von Verfahren verwendet als Ursubstanz
eine sauer reagierende Verbindung, mit der demnach zunächst eine
allcalische Normallauge eingestellt wird, worauf diese erst wieder zur
Einstellung der Normalsäure benutzt wird.
Die wichtigste dieser Verbindungen ist die Oxalsäure, deren
Rolle als Ursubstanz namentlich von Mohr in seinem Lehrbuche
eifrig verfochten worden ist. Es hat sich aber herausgestellt, daß es
recht schwierig ist, eine von fremden Substanzen ganz freie Oxalsäure
von bestimmtem Wassergehalte, wie er der Formel C^ Hg O4, 2 Hg O
entsjjricht, herzustellen. Diese Schwierigkeit ist auch keineswegs durcli
den Vorschlag von H a m p e (Chem.-Ztg. 7, 73, 106; 1883) und L e h -
feldt (Pharm. Ztg. 49, 146; 1904) überwunden worden, statt der
kristallisierten Oxalsäure die (äußerst hygroskopische) wasserfreie
Oxalsäure, Cg H^ O4, welche bei 100" sublimiert, anzuwenden. Wir
verzichten auf die Wiedergabe der reichhchen Literatur über die Dar-
stellung von reiner Oxalsäure^) und führen nur die am m^eisten ver-
breitete Vorschrift von Gl. W i n k 1 e r an. (Übungen in der Maß-
analyse, 3. Aufl., S. 69). Man löst Y2 kg käufliche Oxalsäure im gleichen
Gewicht siedender Salzsäure von 1,07 spez. Gewicht, stellt die dazu
gebrauchte Porzellanschale in Eiswasser, läßt unter beständigem Um-
rühren auskristallisieren, bringt das Kristallmehl auf einen mit Glas-
wolle verstopften Trichter, läßt abtropfen und deckt mehrmals mit
Salzsäure nach. Dann löst man wieder in reiner, siedender Salzsäure,
kühlt abermals unter L^mrühren ab, deckt das abgetropfte Kristall-
wasser mit wenig kaltem Wasser und löst zum dritten Male, dieses-
mal in der eben ausreichenden Menge siedenden Wassers. Das wie oben
erhaltene Kristallmehl wird wieder gedeckt und noch zwei- bis dreimal
derselben Behandlung unterworfen. Das Endprodukt überläßt man
in einem kühlen Räume auf einer mehrmals gewechselten Unterlage
der Trocknung. Es ist frei von Chlor und nünerahschem Rückstand,
ist aber noch nicht frei von Flüssigkeitseinschlüssen und muß deshalb
vor der Anwendung entwässert werden. Dies geschieht am besten durch
5 — 6 stündiges Trocknen bei 60" (bei 100" verflüchtigt sich ziemlich
viel Oxalsäure) . Die trockene Oxalsäure, deren Formel nun C, Ho O4
ist, muß natürlich in dichtschheßenden Gläsern aufbewahrt werden;
wiU man sie zur Titerstellung verwenden, so beschickt man mehrere
Wägegläschen mit je etwa 0,2 g, trocknet nochmals im Luftbade mehrere
Stunden bei 60 — 80", läßt verschlossen erkalten und nimmt dann erst
die genaue Wägung vor.
Für technische Laboratorien wird wohl diese ziemHch umständ-
Uche Reinigungsmethode meist zu unbequem sein; man kommt besten-
falls damit nicht weiter als mit dem viel leichter zugänghchen reinen
^) Znsammenstellung der Literatur bei V a n i n o imd S e i 1 1 e r (Zeitschr.
f. analyt. Chem. 41, 156—161; 1902).
Normalsäuren. 115
Natriumcarbonat. W i n k 1 e r empfiehlt sie auch nur zur Urprüfung,
nicht zur Darstellung von Normaloxalsäure. Die Urprüfung dabei
wird natürlich zuerst mit einer Normalalkalilauge ausgeführt und
mit dieser erst wieder die Normalsäure gestellt, was für die eigentliche
Alkaümetrie den Nachteil hat, daß bei der Übertragung von dem
Normalalkali zur Normalsäure unvermeidliche kleine Unsicherheiten
entstehen, deren Betrag unbedingt größer als bei der direkten Prüfung
der Normalsäure mit Natriumcarbonat ist.
Jedenfalls muß man dabei eine kohlensäurefreie Normallauge
verwenden oder aber längere Zeit damit (nicht in einem Glasgefäße!)
kochen, erkalten lassen und erst dann austitrieren. Oder aber man
arbeitet mit Barytlösung, die man aber nur sehr schwierig auf genaue
Äquivalente einstellen kann (s. u.).
»Statt der Oxalsäure glaubten viele deren saures Salz, das K a-
liumtetroxalat, mit größerer Sicherheit als Ursubstanz für
die Alkalimetrie (und Permanganattitrierung) verwenden zu können.
Das kristalUsierte Salz hat die Formel: KHC^ O4, H, C. 0^, 2H, O;
es ist schon 1856 von Kraut (Ann. 126, 629; 1863), dann später
besonders von Ulbricht und M e i ß 1 (Zeitschr. f. anal. Cheni. 26,
350, 1887; weitere Literatur darüber ebenda 41, 161; .1902) vor-
geschlagen worden und wurde auch von M e i h e k e (Chem.-Ztg. 19,
2; 1895) als sehr brauchbar hingestellt, während Wells (Zeitschr.
f. analyt. Chem. 32, 453; 1893) Hinmann (ebenda 33, 4.56; 1894)
und D u p r e und K u p f f e r (Zeitschr. f. angew. Chem. 15, 352; 1902)
davor warnen. Selbst verständHch wird es ebenfalls mit Lackmus oder
besser Phenolphtalein als Indikatoren verwendet, wobei man ebenso wie
bei freier Oxalsäure auf den Kohlensäuregehalt der Lauge Rücksicht
nehmen muß (S. 91). Sehr empfohlen wird es wieder von Julius
Wagner (V. Int. Kongreß f. angew. Chemie, Berlin 1903), der,
im Gegensatz zu M e i n e k e , das Salz, nicht über Schwefel-
säure, sondern zmschen riltrier])apier abgetrocknet, im lufttrockenen
Zustande verwendet. Man soll es ohne die leicht vorkommende Bei-
mengung von Bioxalat erhalten, wenn man 1 Mol. neutrales Oxalat
in Wasser auflöst und zu einer Lösung von etwas über 3 Mol. Oxalsäure
so hinzugießt, daß beim Mischen stets überschüssige Oxalsäure vor-
handen ist, dann 1 Stunde auf dem Wasserbade erwärmt und nochmals
umkristallisiert. Man stellt damit (nach direkter Mitteilung) unter
Anwendung von Phenolphtalein Barytwasser und mit diesem wieder
die Normalsäure ein. Ebenso empfiehlt es K ü h 1 i n g (Zeitschr.
f. angew. Chem. 16, 1030; 1903, ferner Chem.-Ztg. 28,596, 612,752; 1904).
Die von Lunge (Zeitschr. f. angew. Chem. 17, 227; 1904) durch-
geführte Nachprüfung hat ergeben, daß weder das nach Wagner,
noch das nach Kühlings Vorschrift dargestellte Kaliumtetroxalat
die Eigenschaften einer zuverlässigen Ursubstanz für Alkalimetrie
(oder Oxydimetrie) eifüllt, da es nicht gelingt, das Salz mit konstantem,
der obigen Formel entsprechenden Wassergehalte darzustellen (s. a.
IL u n g e , Chem.-Ztg. 28, 701 ; 1904).
8*
1
WQ Allgemeine Operationen.
Gegen die Oxalsäure, das Kaliumtetroxalat und alle übrigen,
nur mit Phenolphtalein zu titrierenden Ursubstanzen (wozu auch
das Kaliumbijodat, der Weinstein usw. gehören) als Grundlagen der
Alkalimetrie und Acidimetrie muß man sich überhaupt grundsätzlich
in allen Fällen erklären, in denen die Normalflüssigkeiten später mit
Methylorange als Indikator verwendet werden sollen; vgl. S. 78.
Bernsteinsäure, Bernsteinsäureanhydrid, Ma-
lonsäur e , Benzoesäure und deren Anhydrid werden von Phelps
und seinen Mitarbeitern (Zeitschr. f. anorg. Chem. 53, 361; 1907;
59, 114; 1908) als Urtitersubstanzen der Alkalimetrie empfohlen.
Ihre Titration kann nur mit Phenolphtalein als Indikator durchgeführt
werden.
Das Kaliumbijodat ist auch als Ursubstanz für direkte
Einstellung von Normalnatron empfohlen ^^•orden, namentlich sehr
warm von Meineke (Chem. -Ztg. 19, 2; 1895) und von E. C r a t o
(Maßanalytische Tafel, Sonderabzug).
Nach Versuchen von Lunge (Zeitschr. f. angew. Chem. 17,
225; 1904) ist das Kaliumbijodat als alkalimetrische Ursubstanz mit
Methylorange nicht zu gebrauchen, da es einen etwas zu geringen
Wirkungswert zeigt. Mit Phenolphtalein erhält man den richtigen
Wirkungswert, falls nian ein besonders gereinigtes Salz anwendet;
man muß dabei die Natronlauge kochend titrieren, ohne aber sehr
gut übereinstimmende Werte zu erhalten. Mit Barytlösung kann in
der Kälte titriert werden. Das aus renommierten Handlungen be-
zogene Salz ist nicht, wie M e i n e c k e behauptet, ,, analytisch rein",
sondern es muß erst weiter gereinigt und dann erst durch Vergleichung
mit einer auf Soda gestellten Säure und Lauge auf wirkliche Reinheit
untersucht werden. Es hat daher keine Berechtigung, Kaliumbijodat
als ,,Urtitersubstanz" in der Acidimetrie und natürlich auch in der Jodo-
metrie zu verwenden. Zum gleichen Ergebnis, daß das käufliche und
,, chemisch reine" Bijodat oft keineswegs der Formel KH (JOg),,
entspricht und daß seine Trocknung in der von Mein ecke
empfohlenen Form nicht angeht, kommt Wagner (Maßanalytische
Studien, S. 60).
Weinstein wird von A. Bornträger (Chem.-Ztg. 5, 519 ;
1881; Zeitschr. f. analyt. Chem. 25, 333; 1886; 31, 56, 1892 und 33,
713; 1894) als Ursubstanz empfohlen; es scheint in italienischen Ver-
suchsstationen angewendet zu werden. Gegen diesen Körper spricht
die schwach saure Natur der Weinsäure, welche die Umschläge damit
unscharf macht. Jedenfalls ist nicht einzusehen, was er vor der Soda
voraushaben soll.
Kaliumbichrom at empfiehlt Richter (Zeitschr. f.
analyt. Chem. 21, 205; 1882; vgl. auch Zeitschr. f. anorgan. Chem. 3,
84; 1893) als eine angeblich rein darzustellende Substanz, aber selbst,
wenn dem so wäre, so sprechen doch die schwach saure Natur der Chrom-
säure und der Übergang nur aus einer Nuance von gelb in eine andere,
mehr rötliche gegen seine Anwendung in der Alkalimetrie.
Stärke der Normalsäuren. WJ
Stärke der Normalsäuren.
In Fabriken verwendet man für die Betriebsanalysen und für
viele Laboratoriumszwecke ^/^ N. -Säure, bei der die Umschläge der
Farbe des Indikators unter allen Umständen sehr deutHch sind. Man
nimmt dann entsprechend mehr Substanz zur Analyse und kann auch
mit weniger genauen Wagen und Meßgeräten für die Praxis genügende
Genauigkeit erlangen. Oft aber muß man doch im Laboratorium
feiner arbeiten und hat dann die Wahl zwischen ^/g, ^/^ und ^/^q N.-
Säure. Man stellt diese am einfachsten durch entsprechende Verdünnung
von ^/i Normalsäure her, muß aber unbedingt die fertige Säure nach
S. 109 auf ihre Richtigkeit kontrollieren, wobei man für 1^2 N. -Säure
etwa 1,00— 1,25 g, für Vs N. - Säure 0,4— 0,5 g, für Vio^. -Säure
0,2 — 0,25 g Soda abwägt. Um nicht eine zu große Anzahl von Normal-
flüssigkeiten zu haben (was auch zu Verwechslungen führen kann),
wird man wohl meist neben der ^/^ N. -Säure nur noch eine andere
führen, wozu dann die ^/g N. -Säure am meisten zu empfehlen ist. Die
% N.-Säure gewährt gegenüber der ^/^ N.-Säure noch nicht genügenden
Vorteil. Andererseits ist die ^/jq N.-Säure aUzu verdünnt; man braucht
doch, um den Farbenumschlag des Indikators sicher zu beurteilen,
mindestens zwei Tropfen davon, kommt also gar nicht weiter damit
als mit einer ^/^ N.-Säure, von der man nur einen Tropfen für denselben
Z\\'eck braucht. Wer aber nicht auf einen Tropfen, d. i. doch 0,02 bis
0,03 ccm, genau titrieren und ablesen kann, der ist überhaupt kein
Chemiker, wird also besser mit verdünnten Normallösungen gar nicht
arbeiten. Für einen Chemiker ist aber ein Tropfen ^/- N.-Säure schon
die Grenze dessen, was die Empfindliclikeit der Indikatoren sowie
die anderen Quellen von Ungenauigkeiten als zuverlässiges Mehr oder
Weniger erscheinen lassen; es ist also die anscheinend größere Ge-
nauigkeit der ^/jo N. -Lösung ganz illusorisch, denn bei dieser wird man
doch nicht auf einen, sondern nur auf zwei Tropfen sichergehen können,
und man hat dabei den Ubelstand in den Kauf zu nehmen, daß man
weit öfter die Bürette neu füllen muß, \Aas die Ablesungsfehler ver-
doppelt (vgl. S. 109).
Man bereitet in Fabriken meist eine größere Menge von Normal-
säure, etwa den Inhalt eines Säureballons, d.h. 50 — 601. Selbstver-
ständlich muß man sie für den Laboratoriumsgebrauch in kleinere
Gefäße, Glasstöpselflaschen von höchstens 5 Liter, umfüllen, was am
besten gleich von vornherein geschieht. Wenn man aber nicht so viele
kleinere Gefäße vorrätig oder keinen Raum dafür hat und den Inhalt
des großen Ballons nur nach und nach abfüllt, so versäume man nicht,
diesen gut zu verschließen, und vor jeder neuen Abfüllung gründlich
durchzuschütteln, aus dem S. 65 angegebenen Grunde. Unbedingt
I notwendig ist es auch, die kleineren Gefäße mindestens einmal tägUch
vor Beginn der Arbeit gut umzuschüttein, da Wasser in den oberen
1 """"" "^"■"
118
Allgemeine Operationen.
Der W e r t von Normalsäuren ist folgender für je 1 com i/^,
1/2, V5 ^^^ ^/lo N. -Säure in Gramm des zu bestimmenden Körpers :
Vi
^'2
\U
Vio
Kalihydrat
0-056 108
0-028 054
0-011222
0005 611
Kaliiimoxyd. . .
0-047 100
0-023 550
0009 420
0
004 710
Kaliumcarbonat .
0-069 100
0-034 550
0-013 820
0
006 910
Natriumhydrat .
0-040 008
0-020 004
0-008 002
0
004 001
Natriumoxyd . .
0-031 000
0-015 500
0-006 200
0
003 100
Natriumcarbonat
0-053 000
0-026 500
0-010 600
0
005 300
Baryumhydrat .
0-085 693
0-042 847
0-017 139
0
008 569
Baryumcarbonat
0-098 685
0-049 343
0-019 737
0
009 869
Strontiumhydrat
0-060 818
0-030 409
0-012 164
0
006 082
Strotiumcarbonat
0-073 810
0-036 905
0014 762
0
007 381
Calciumhydrat .
0-037 053
0018 527
0-007 411
0
003 705
Galciumoxyd . .
0-028 045
0014 023
0-005 609
0
002 805
Calciumcarbonat
0-050 045
0-025 023
0-010 009
0
005 005
Magnesia, Mg 0
0-0-20 160
0-010 080
0-004 032
0
002 016
Jlagnesiumcarbona
b
0-042 160
0-021 080
0-008 432
0
004 216
Normaloxalsäure.
Obgleich diese für die Alkaümetrie ganz überflüssig, bei An-
wendung von Methylorange übrigens gar nicht anwendbar ist und
selbst bei der Bestimmung von ätzenden ErdalkaHen neben den Car-
bonaten vollkommen durch Salzsäure ersetzt werden kann^), so mag
ihre Darstellung hier doch angeführt werden, weil einige Chemiker
immer noch an ihr festhalten, und sie für einige wenige andere Zwecke
(z. B. Untersuchung von Weldonschlamm) erforderhch ist.
Man könnte sie einfach durch Auflösen von 63,023 g chemisch
reiner kristalhsierter Oxalsäure im Liter für ^/j N. -Säure oder ent-
sprechend geringeren Mengen für schwächere N. -Säuren herstellen;
aber da die Herstellung von absolut reiner und trockener Oxalsäure
nach S. 114 höchst umständhch ist, so empfahl auch Gl. W i n k 1 e r ,
der die letztere als Ursubstanz festhielt, die für den praktischen Ge-
brauch bestimmten Normaloxalsäuren aus gewöhnlicher ,, reiner"
Oxalsäure ungefähr herzustellen und den genauen Titer durch wirk-
lich i'ichtiges Normalalkali zu ermitteln.
Bei der An\Aendung von Oxalsäure kann man von Indikatoren
nur die sehr schwach sauren brauchen, also Lackmus und noch besser
Phenolphtalein. Die Lösungen sind nicht sehr haltbar, um so weniger,
je verdünnter sie sind. Sie zersetzen sich selbst in verschlossenen
Flaschen allmähhch, selbst bei Aufbewahrung im Dunkeln, aber
schneller am Lichte. Konzentriertere Lösungen (^/^ N.) von Oxalsäure
halten sich immerhin einige Zeit; wenn man sie sterilisiert hat, lassen
^) Küster, Zoitschr. f. anorgan. CViem. 18, 127; 1898; Lunge
Zeitschr. f. angew. Chem. 10, 41; 1897.
Normallaugen. 119
sie sich nach H. Beck {InauguralcUssertation, Jena 1902) im Dunkehi
einige Jahre ohne Veränderung aufbewahren. Die sehr verdünnten
Lösungen (^/moN.), A\de sie in der Wasseranalyse zur Bestimmung
der „organischen Substanz" gebraucht werden, halten sich nur ganz
kurze Zeit und müssen jedesmal frisch bereitet werden. Eine Nach-
prüfung des Titers kann natürlich immer leicht durch Xormalnatron
erfolgen, wobei man Lackmus oder Phenolphtalein anwenden und für
genauere Arbeit mit geringerem Überschuß der Lauge kochen, dann
aber schnell abkühlen und kalt zurücktitrieren muß, um den Kohlen-
säuregehalt der Natronlauge unschädhch zu machen (vgl. S. 88 u. 91).
Normallaugen.
Als Normalalkali wird verwendet: Natronlauge, Kalilauge,
Ammoniak, Barythydrat, am meisten das erste. Der einzige
für das teure Kali anzuführende Grund ist der, daß es das
Glas etwas weniger als das Natron angreife, was allerdings bei
gleicher prozentischer Konzentration, aber kaum bei der gleichen
Molkonzentration der Fall zu sein scheint^). Mohr hatte ge-
funden, daß mit Natronlauge gefüllte Büretten manchmal Längs-
risse bekamen, was bei Kalilauge nicht eintrat; es kommt aber
jedenfalls so selten vor, daß man deshalb nicht vom Natron abzugehen
braucht (vgl. oben S. 68).
Ammoniak ist für Normallaugen empfohlen worden, weil es weniger
leicht Kohlensäure aus der Luft anziehe und das Glas nicht angreife.
Aber diesen Vorteilen (von denen der erste doch nur im relativen Maße
vorhanden ist) steht der große Nachteil der VeränderUchkeit durch
Abdunsten von NH3 entgegen. Selbst ^ und ^/g N. -Lösungen sind
diesem so stark ausgesetzt, daß sie nicht irgend längere Zeit ohne
Kontrolle gebraucht werden können; keinesfalls darf man sie in einer
nicht ganz dicht v^erschlossenen Bürette auch nur kurze Zeit stehen lassen.
Barytlösung kann man, da sie bei Einwirkung der Luftkohlen-
säure einen Niederschlag von Baryumcarbonat gibt, nur mit allen den
bekannten Kautelen gegen diese Reaktion verwenden. »Sie ist nur
schwierig normal zu stellen und noch schwieriger so zu erhalten, muß
also immer mit einem Reduktionskoeffizienten verwendet werden.
Diesen Schattenseiten stehen nur in bestimmten Fällen genügende
Vorteile gegenüber, vor allem beim Titrieren von schwachen Säuren
mit Phenolphtalein, wobei allerdings Barytlösung sich am besten be-
währt, da sie, im Gegensatz zu Natron- oder Kahlauge, leicht relativ
frei von Kohlensäure zu erhalten ist. Wo dies nicht in Betracht kommt,
also unter allen Umständen bei Anwendung von Methylorange, hat
ihre Anwendung gar keinen Sinn.
t Normalnatronlauge. Für technische Laboratorien
1) Vgl. Lunge und M i 1 1 b e r g, Zeitsclir. f. angew. Chem. 10, 398; 1807.
J20 Allgemeine Üperatioiicii.
weiteres das käufliche, -weiße Ätznatron anwenden, dessen unbedeutende
Verunreinigung mit Chlorid, Sulfat, Silikat und Aluminat höchst selten
in Betracht kommt. Jedenfalls genügt das mit Alkohol gereinigte Ätz-
natron in Stangen. Das teure, aus Natrium bereitete Produkt enthält
nicht nur Natriumcarbonat, sondern gibt zuweilen beim Auflösen
sogar einen flockigen Rückstand, der allerdings viel häufiger bei dem
gewöhnlichen Ätznatron vorkommt. Man verwendet am besten eine
Sorte des letzteren, die sich in Wasser klar löst, andernfalls muß man
die Lösung absetzen lassen und nur das Klare verwenden.
Um ^/i Normalnatron darzustellen, sucht man von bestem weißen
Ätznatron des Handels (am besten ist meist das aus Ammoniaksoda
bereitete) klar durchsichtige Stücke heraus, befreit sie von etwa am
Rande vorhandenen trüben Stellen durch Abschaben und wägt davon
50 g pro Liter ab. Dies löst man auf, bringt auf die Marke des Liter-
kolbens und titriert nun 50 ccm dieser provisorischen Lauge mit einer
nach S. 109 richtig gestellten Normalsalzsäure unter Anwendung von
Metliylorange bis zum Auftreten der bräunlichen Neutralfarbe (S. 81).
Man Avird mehr als 50 ccm Säure brauchen ; nennen wir die verbrauchte
Menge ccm : n. Wir finden nun die Zahl der ccm unserer provisorischen
Lauge, welche man mit reinem Wasser auf ein Liter verdünnen muß,
um richtiges ^/, Normalnatron zu erhalten, durch den Ausdruck: .
o /i n
Sclbstverständlicli muß die so hergestellte Lauge von neuem auf
ihre Richtigkeit geprüft werden; ebenso selbstverständlich kann man
in genau analoger Weise schwächere als ^/j Normallaugen darstellen.
Bekanntlich darf man kaustische Natronlauge nicht in Flaschen
mit eingeriebenem Glasstöpsel aufbewahren, da dieser bald im Halse
der Flasche festmachst. Schon gutes Bestreichen mit Paraffin oder
Vaselin (nicht zu viel !) hilft dagegen. Andere umbinden den
Glasstöpsel mit Bindfaden oder stecken ihn in einen weiten Kautschuk-
schlauch oder nehmen gleich einen Kautschukstopfen. Korkstopfen
sind nicht brauchbar, da sie bald mürbe werden und Bruchstücke da-
von in die Lauge fallen.
Es ist nicht rätlich, sehr große Mengen von Normalnatronlauge
auf einmal für längeren Gebrauch darzustellen, da das Glas der Ge-
fäße doch dadurch allmählich angegriffen wird, und der Titer der Lauge
sich dabei ein wenig verändern wird. Wenn man Lackmus oder Phenol-
phtalein anwendet, so muß man, um irgend genauere Resultate zu er-
halten, schon von vornherein die Lauge kohlensäurefrei machen
und später im Gebrauche, namentlich auch in der Bürette selbst,
fortwährend gegen Anziehung von Kohlensäure schützen, wie auf S. 121
beschrieben.
Zu diesem Zwecke wird u. a. vorgeschlagen, man solle die Natron-
oder Kalilauge mit Kalkmilch kochen, bis eine filtrierte Probe beim
Eingießen in verdünnte Salzsäure keine Kohlensäureentwicklung mehr
zeigt. Dieses Verfahren reicht aber nicht aus, um das Carbonat
vollständig zu entfernen. Durch die von Küster vorgeschlagene
I
Normalnatronlauge. 121
Methode (Zeitschr. f. anorg. Chem. 13, 134; 1897), nämlich Auflösen
von Natrium in siedendem Alkohol, Vertreiben des Alkohols durch
kohlensäurefreies Wasser und Verdünnen mit ebensolchem auf Normal-
stärke, wird man allerdings eher zum Ziele kommen, aber dieses um-
ständliche und teure Verfahren wird in technischen Laboratorien kaum Ein-
gang finden. Auch auf diesem Wege sind beim Titrieren in der Kälte und
in der Wärme bei Anwendung von Phenolphtalein nur dann identische
Resultate zu erzielen, wenn auch die Salzsäure mit kohlensäurefreiem
(ausgekochtem) Wasser dargestellt worden ist. Eine weitere Darstellungs-
weise von reinem kohlensäurefreien Natriumhydroxyd ist ebenfalls
von Küster (Zeitschr. f. anorgan. Chem. 41, 474; 1904) angegeben
worden. In eine große (ca. 50 cm im Durchmesser haltende) Schale
uird Wasser eingefüllt, in die Mitte eine weithalsige Flasche aus Platin,
Silber oder Nickel von 500 — 1000 ccm Inhalt eingestellt und darüber
ein Trichter aus Nickeldrahtnetz gebogen. Die Spitze des Trichters
befindet sich etwas über der Flaschenöffnung. Über das Ganze wird
eine Glasglocke von kleinerem Durchmesser als die Schale gestellt,
wobei untergelegte Glasstäbe verhindern, daß der Schluß zu fest ist.
Die Reaktion beginnt sofort, das konzentrierte, ca. 40 proz. Na OH
tropft in die Flasche. Auf dem Trichter bleiben die Verunreinigungen
zurück. Beobachtete Explosionen des Apparates werden von H a r p f
und Fleiß ner (Zeitschr. f. chem. App. -Kunde 1, 534; 1906) auf
Knallgasexplosionen, von Küster (ebenda 1, 535; 1906) auf Explo-
sionen von Kohlenwasserstoffen im Inneren des Natriums zurückgeführt.
Weitere Angaben über die Darstellung von Normalnatronlauge
aus metallischem Natrium finden sich bei B o u s f i e 1 d und L o w r y
(Phil. Trans. 204, 253; 1905). Eine praktisch kohlensäurefreie Lauge
läßt sich nach Co wies (Journ. Amer. Chem. Soc. 30, 1192; 1908)
durch Auflösen von 50 g gewöhnlichem Ätznatron in 50 ccm destilliertem
Wasser und mehrstündigem Stehenlassen in verschlossener Flasche
darstellen. Die Verunreinigungen bleiben ungelöst und die klare Lauge
wird zur nötigen Stärke mit ausgekochtem Wasser verdünnt.
Die Herstellung einer kohlensäurefreien Lauge nützt übrigens
gar nichts, wenn man nicht bei ihrem Gebrauche die Wiederaufnahme
von Kohlensäure aus der Luft sorgfältig verhindert, also z. B. die
Flüssigkeiten stets mit ausgekochtem, kohlensäurefreiem Wasser her-
stellt und verdünnt, möglichst bei Luftabschluß titriert und vor allem
auch die Bürette und Standflasche gegen Aufnahme von Kohlensäure
schützt. Die schon von Mohr angegebene und überall (bei Fre-
senius, Winkler, Treadwell usw.) wiederholte Vorschrift
für letzteres lautet dahin: man solle die Vorratsflasche mit einem drei-
fach durchbohrten Stopfen schließen; die eine Bohrung nimmt ein
nach außen offenes Natronkalkrohr auf, die zweite ist mit der oberen
Mündung der Bürette, die dritte mittels eines vom Boden der Flasche
ausgehenden Heberrohres und eines T-Stückes mit dem unteren Teil
der Bürette über dem Quetschhahn verbuiidci). Diese Einrirlitung
ist aber recht bedenkHch, denn sie \\ird zwar die Kohlensäure abhalten,
122 AUgeineiiae Operationen.
erschwert oder verhindert aber das infolge der Wasserverdunstung oder
Kondensation im oberen Teile der Standflasche unbedingt nötige
tägliche Umschütteln der letzteren. Ganz und gar trifft dies zu, wenn
man die betreffenden Verbindungen, wie es für andere Fälle ja vor-
zuziehen ist, soweit wie irgend möglich aus Glasröhren und daher starr
herstellt; nimmt man statt dessen lange Kautschukschläuche, so führen
diese bei der dauernden Berührung mit der kaustischen Lauge zur
Verunreinigung der letzteren, namentlich durch Vulkanisierungs-
Schwefel. Man wird also besser die Vorratsflasche, ebenso wie die Bü-
rette, mit einem Natronkalkrohr verschUeßen, aber beide nicht fest
verbinden, sondern die Bürette nach Umschütteln der Flasche in ge-
wöhnHcher Weise von oben her füllen; die hierbei eintretende, nur
sekundenlange Berührung der Lauge mit Luft-Kohlensäure wird keinen
merkUchen Fehler, jedenfalls einen geringeren als die oben erwähnten
einer festen Verbindung verursachen, die freilich bei Barytlösung
kaum zu entbehren ist.
Manche (z. B. F. Glaser, Indikatoren, 1901, S. 28) behaupten,
die gewöhnliche geringe Verunreinigung der Ätzlauge durch Kohlen-
säure und die weitere Aufnahme von solcher aus der Luft führe selbst
bei Lackmus und Phenolphtalein zu keinen merklichen Fehlern und
könne ungescheut vernachlässigt werden. Dem widerspricht Lunge
(Zeitschr. f. angew. Chem. 17, 200; 1904) auf Grund von sehr zahl-
reichen Erfahrungen auf das entschiedenste. So verbrauchten in einer
Serie von Beobachtungen 25 ccm einer ^/g N. -Salzsäure, titriert mit einer
aus ganz reinem Ätznatron (hergestellt aus Natrium) bereiteten ^/j N.-
Lauge, bei Anwendung von Methylorange dreimal genau 25,00, bei Phenol-
phtalein (kalt titriert) in 6 Versuchen im Minimum 25,54, im Maximum
25,63, Durchschnitt 25,59 ccm, also 2,32 Proz. zu viel. In einer anderen
Serie mit neuen Normalflüssigkeiten war der Koeffizient der Lauge
bei Methylorange in 3 Versuchen 1,0006—1,0008, bei Phenolphtalein
in 5 Versuchen 0,9799 — 0,9804, also bei letzterem auch meder über
2 Proz. zu schwach, weil dabei nach Austreibung der Hälfte der Kohlen-
säure und Entstehung von Na H CO3 schon der Farbenumschlag eintritt.
Nur bei gröberen Arbeiten mit Lackmus oder Phenolphtalein ist
also die vollständige Abhaltung der Kohlensäure nicht nötig, und bei
feineren wird sie durch Anwendung von Methylorange vollkommen un-
nötig gemacht. Man könnte sogar daran denken, bei diesem Indikator
die Natronlauge durch eine normale Lösung von Natriumcar-
bon a t zu ersetzen, die man einfach durch Auflösen einer abgewogenen
Menge (53,00 g für 1 1 ^/^ Normallösung) bei 15° herstellt. Doch ist
dies nicht zu empfehlen, weil das Natriumcarbonat (das übrigens aus
dem Glase bei längerer Wirkung auch in der Kälte ein wenig Alkali
aufnimmt) an den Bürettenspitzen, Flaschenhälsen u. dgl. heraus-
wittert, was ohne fortwährende Aufmerksamkeit in dieser Beziehung
zu schhmmen Irrtümern führen kann.
Will man doch statt Natronlauge sich der Kalilauge be-
dienen, so wird man natürlich ganz, wie für Natron beschrieben, ver-
Normallaugen.
123
fahren, nur eine größere Menge von Kalihydrat auflösen, entsprechend
dem höheren Atomgewicht des Kaliums und den meist vorhandenen
größeren Verunreinigungen des käuflichen Kalihydrats.
B a r y 1 1 ö s u n g wird meist nur von empirischer Stärke dar-
gestellt.
,,Nach Stutzer^) verfährt man bei der Bereitung von Baryt-
wasser wie folgt. 35 g Ätzbaryt und 5 g Chlorbaryum werden zu einem
Liter gelöst. Beim Filtrieren des Barytwassers beobachte man, um
dasselbe ganz klar zu erhalten, folgende Vorsichtsmaßregeln: Die zum
Aufbewahren der Titerflüssigkeit dienende Flasche wird mit stark ver-
dünnter Salzsäure ausgespült, auf den Boden der Flasche eine finger-
dicke Schicht Petroleum gegossen, dann in den Hals ein Glastrichter
gesetzt, dessen Rohr bis zur Petroleumschicht verlängert ist, in den
Trichter ein an den Wänden dicht anhegendes glattes Filter gebracht,
in welches nach dem Anfeuchten mit destilliertem Wasser ebenfalls
etwas Petroleum gegossen wird. Die Flasche mit dem zu filtrierenden
Barytwasser setzt man höher als die den Trichter tragende und bringt
aus der ersteren mittels eines Hebers, an welchem man durch einen
Schraubenhahn den Zufluß regulieren kann, das Barytwasser aufs
Filter. Die filtrierte Flüssigkeit wird, ohne sie viel mit Luft in Be-
rührung zu bringen, geschüttelt, indem man sie in starke rotierende
Bewegung versetzt."
Der analytische Wert von Normallösungen von Alkalien
ist für 1/^ — ^U~~^!o — ^/lo N. -Lauge ausgedrückt in Gramm pro ccm
der Lauge:
Vi
Va
1/.
1/.
Salzsäure^)
Salpetersäure^) . . . .
Schwefelsäure-) . . . .
Phosphorsäure^ )
a) mit Methylorange .
b) mit Phenolphtalein
Oxalsäm"e*)
Wemsäure*)
Citronensäiire
Essigsäure*)
0-036 468
0063 018
0-049 043
0-071 000
0-035 500
0-063 020
0-075 0-20
0-070 030
0-060 030
0-018 234 ' 0-007 292
0-031 509 0-012 603
0-024 522 0009 809
0-035 500
0-017 750
0-031 501
0-037 501
0-035 0-20
0-030 015
0-014 200
0-007 100
0-012 604
0-015 005
0-014 010
0012 006
0-003 647
0-006 302
0-004 904
0-007 100
0003 550
0-006 302
0-007 502
0007 003
0-006 003
Perraanganatlösung.
Hierunter (oder unter dem Namen ,, Chamäleon") verstellt man
eine Lösung von Kaliumpermanganat, welche stets zu O.xydations-
^) Privatmitteilung an Dr. Bookman n.
■^) Gegenüber allen Indikatoren.
^) Vgl. S. 84 u. 91. Die hier gegebenen Werte beziehen sich auf das An-
hydrid, P2 O5.
*) Mit Lackmus oder Phenolphtalein. Die Werte beziehen sich auf die
kristallisierten Säiu-en, einschl. Krlstallwasser bei Oxalsäure und Citrononsäure.
224 Allgemeine Operationen.
Wirkungen gebraucht wird, wobei das K Mn O4 in saurer Lösung
fünf Achtel seines Sauerstoffs abgibt, nach der Gleichung:
2 K Mn O4 + 3 H, SO4 = Kg SO4 + 2 Mn SO4 + 5 O + 3 Hg 0.
Eine ^/^ normale Lösung wäre nach der S. 103 gegebenen Er-
klärung eine solche, die pro ccm 0,008 g Sauerstoff abgibt, und die
man durch Auflösen von 31,606 g reinen Kaliumpermanganats zu einem
Liter erhalten würde. Da jedoch wegen der geringen Löslichkeit dieses
Salzes eine so starke Lösung nicht ohne Gefahr des Auskristallisierens
bei niedrigeren Temperaturen hergestellt werden kann, so verwendet
man nie stärkere als 14 normale Lösung, sehr häufig aber viel schwächere :
^/io> ^/2o> ^/so oder sogar ^/j^q N.-Permanganat. Dies ist auch im vor-
liegenden Falle ganz gut tunhch, da hierzu kein fremder Indikator
nötig ist, d. h. kein besonders zugesetzter Farbstoff, der durch einen
Farbenumschlag die Beendigung der Reaktion zeigt.
Beim Permanganat aber ist das Anion Mn O4' selbst gefärbt,
gleichgültig, ob das entsprechende positive Ion H* oder K' usw. ist,
und zwar ist diese Färbung eine sehr intensive. Solange das Ion Mn O4'
durch die oben angeführte Reaktion zerstört und in andere farblose
Ionen übergeführt wird, wird die Flüssigkeit natürlich farblos bleiben
oder wird nur diejenige schwache Färbung annehmen, welche durch die
Entstehung von Ionen aus den anderen an den Reaktionen statt-
habenden Substanzen verursacht wird, z. B. diejenige des dreiwertigen
Eisenions aus dem zweiwertigen. Diese Färbungen sind aber in den
Fällen, wo Permanganat angewendet wird, in verdünnten Lösungen
äußerst wenig intensiv und verschwinden ganz gegenüber derjenigen
der Mn 04'-Ionen. Sobald also nur ein Tropfen einer ^/loo N.-Perman-
ganatlösung auf 100 und mehr ccm Wasser im Überschuß ist, tritt die
intensiv purpurne, in kleinen Mengen rosarote Färbung des Perman-
ganats auf und zeigt die Beendigung der Reaktion.
Bei Permanganat wird man also stärkere Normallösungen haupt-
sächlich aus dem Grunde anwenden, weil in der Mehrzahl der Fälle
sonst eine sehr unbequem große Menge der Lösung zur Titration ver-
braucht werden würde. Es gibt aber doch noch einen anderen Grund,
M'eshalb man nur gezwungenerweise mit sehr schwachen Permanganat-
lösungen arbeitet oder arbeiten sollte. Das Permanganat wirkt nämlich
auf die selbst in dem gewöhnlichen destillierten Wasser enthaltenen
Verunreinigungen ein und verliert dadurch von seinem Oxydations-
wert. Es ist deshalb eine ganz bestimmte Regel, daß man eine frisch
bereitete Permanganatlösung nicht gleich in Gebrauch nimmt, viel-
mehr möglichst lange, mindestens 3 oder 4 Tage oder lieber 8 — 10 Tage
wartet, ehe man ihren Titer stellt, bis die oxydierbaren Substanzen
des Wassers ihre Wirkung erschöpft haben. Nun ist aber die Titer-
stellung einer sehr verdünnten Permanganatlösung aus dem einfachen
Grunde keine sehr genaue, weil dabei von der zur Urprüfung verwendeten
Substanz ein zu geringes Gewicht bzw. Volumen verwendet werden
kann, und weil daher die unvermeidUchen Fehler zu stark ins Gewicht
Permanganatlösung. 125
fallen. Der naheliegende Kunstgriff, erst eine konzentriertere Lösung
darzustellen, deren Titer genau zu bestimmen und dann durch Zusatz
von Wasser eine schwächere Lösung herzustellen, führt gerade wegen
der Wirkung des Permanganats auf dieses Verdünnungswasser wieder
zu Ungenauigkeiten, deren Betrag nicht gut vollständig ermittelt und
in Rechnung gezogen werden kann. Man kann sich ja dadurch helfen,
daß man dem zu verwendenden W^asser schon vorher ein wenig Per-
manganat zusetzt und es damit 8 bis 14 Tage stehen läßt; wenn es dann
in größerer Masse nur einen eben sichtbaren rosenroten Schein besitzt,
so wurd man es zur Verdünnung von stärkeren Permanganatlösungen
ohne merklichen Fehler benutzen können. Ebenso wird kein merk-
licher Fehler entstehen, wenn man eine mit gewöhnlichem destillierten
Wasser verdünnte Permanganatlösung sofort nach ihrer Herstellung
benutzt. Aber gerade dies führt ja wieder auf die Regel: so verdünnte
Permanganatlösungen nicht im Vorrat zu behalten, sondern nur stärkere
Lösungen (höchstens ^/jq normal) anzufertigen und genau zu titrieren
und aus diesen nach Bedarf ^/.^q, ^/^^ oder ^/jq^ Lösung für sofortige
Verwendung herzustellen.
Solange man obige Umstände nicht genügend erkannt mid
gewürdigt hatte, galt die Permanganatlösung für sehr unbeständig
und einer oftmaligen Nachprüfung bedürftig — ganz abgesehen von
der weit hinter der Gegenwart zurückliegenden Zeit, wo man dazu
nicht das damals kaum zugängliche kristallisierte reine Kaliumper-
manganat, sondern rohe, manganathaltige und Braunstein ausscheidende
Lösungen verwendete. Heut ist dies eben anders, und wenn die Per-
manganatlösung vor Verdunstung, Staub usw. geschützt wird, so liegt
kein Grund vor, warum sie nicht haltbar sein sollte. Immerhin ist eine
Nachprüfung nach längeren Zeiträumen hier wie bei jeder Normal-
lösung der Sicherheit wegen durchaus erforderlich, da man doch nie
genau wissen kann, ob nicht durch Anhäufung einer nicht sichtbaren
Quelle kleiner Fehler schließlich ein Fehler von merklichem Betrage
herauskommt^). Unter dieser Bedingung liegt kein Grund vor, warum
man, wie das früher vorgeschrieben wurde, das Permanganat auf einen
beliebigen, empirisch gefundenen Titer stellen soll, der die jedesmalige
Anwendung eines Umrechnungskoeffizienten erfordert, vielmehr kann
man hier, genau wie bei Normalsäure, Jodlösung u. dgl. Normallösungen
nach äquivalenten Verhältnissen herstellen oder aber, wo sie nur für
eine einzige Art von Bestimmungen dienen sollen, z. B. für Eisen-
1) Oddy und Cohen (Journ. Soc. Chem. Ind. 9, 17, 1890) wollen be-
merkt haben, daß Lösungen von Permanganat, gleichviel ob dem Lichte aus-
gesetzt oder nicht, in 4 Monaten 2 — 3 Proz. an Oxydationswetr verlieren. Ihre
Beobachtungen sind jedoch wenig zahlreich und kaum genau genug angestellt
worden, und es wurde ihnen in der Sitzung selbst widersprochen. T r e a d w e 1 1
(Quant. Anal., 4. Aufl., S. 470) fand, daß eine gut geschützte Permanganat-
lösung nach acht Monaten nur 0,17 Proz. an Wirkungswert verloren hatte; er
empfiehlt für feinere Bestimmungen eine Nachprüfung alle 2 oder 3 Monate.
Lunge hat nach 3 Monaten eine Wirkungsverminderung um 0,2 Proz. konstatiert
und schließt sich deshalb der Empfehlung T r o a d w o 1 1 s durchaus an.
\2Q Allgemeine Operationen.
bestimniung, in der Art, daß pro ccm 0,010 g Eisen oder eine beliebige
andere Menge angezeigt Avird.
Permanganatlösungen \\'erden selbstverständlich durch Berüh-
rung mit organischen Substanzen verändert; dies zeigt sich schon
äußerlich durch Ausscheidung von braunem Mangandioxyd. Man
darf sie deshalb nicht durch Papier filtrieren und muß sie von jeder
Art von Staub rein halten. Zur Aufbewahrung dürfen nur Flaschen
mit dicht schließenden Glasstopfen ohne Einfettung dienen. Besser
werden sie auch nicht dem direkten Sonnenlichte ausgesetzt. Zum
Titrieren damit sind Quetschhahnbüretten wegen des Kautschuks
nicht brauchbar. Früher titrierte man mit Gay-Lussac sehen
oder anderen Gießbüretten, heute ganz allgemein mit Glashahnbüretten,
natürlich ohne Einfettung des Hahnes. (Nach Versuchen von L u ng e ,
Zeitschr. f. angew. Chem. 17, 197; 1904) ist schwaches Einfetten mit
V a s e 1 i n unbedenklich.)
Permanganatlösungen setzen mit der Zeit oft ein wenig Mangan-
dioxyd ab, das man natürhch nicht durch Umschütteln in der Flüssig-
keit verteilen darf, da sonst ganz unrichtige Resultate herauskommen
würden. Da nun aber ein tägliches Umschütteln der Vorratsflasche
doch notwendig ist, um das Abdunsten von Wasser und die Konden-
sation an der oberen, leeren Innenfläche des Glases zu verhüten, so
muß man, sowie man einen solchen Absatz bemerkt hat, den Inhalt
der Flasche nach längerer Ruhe (mindestens 24 Stunden) vorsichtig
in ein anderes, trockenes Gefäß umgießen, unter Zurücklassung des
letzten, durch Schlamm verunreinigten Teiles. Natürlich muß man
dann den Titer frisch einstellen. Für genaue Bestimmungen wird
man aber besser immer nur solche Permanganatlösungen verwenden,
die noch gar kein Mangandioxyd abgesetzt haben.
Die Ablesung mit Hilfe der Ablesungsblende geschieht bei den
konzentrierten Lösungen, ihrer dunklen Farbe wegen, an der oberen
Grenze des Flüssigkeitsspiegels; bei verdünnten Lösungen kann man,
wie gewöhnlich, an der unteren Grenze des Meniskus ablesen (S. 63).
In den meisten Fällen muß man das Permanganat in saurer
Lösung anwenden, wozu ein Zusatz von freier Schwefelsäure gemacht
wird. Salzsäure hat den großen Nachteil, daß sie auf Kaliumperman-
ganat auch in sehr verdünnten Lösungen unter Entbindung von freiem
Chlor einwirkt. Deshalb sind chloridhaltige Lösungen nicht ohne
weiteres mit Permanganat zu titrieren. Dies gelingt jedoch mit aller
Genauigkeit, wenn man (nach Kessler, Pogg. Ann. 118, 41, 119,
225; 1863, später von Zimmermann, Ber. 14, 779; 1881, Ann.
213, 302; 1882 wieder aufgenommen) der Flüssigkeit eine ziemhch
bedeutende Menge von Manganosulfat zusetzt, etwa 20 ccm einer
200 g kristallisiertes Salz im Liter enthaltenden Lösung^). Auch so
^) Vgl. zur Ei'klärung dieser Tatsache Jul. Wagner, Maßanaly tusche
Studien, S. 77, sowie G o o c h und Peters, Zeitschr. f. anorgan. Chem. 21,
185; 1899, Manchot, Ann. 325, 105; 1902, S k r a b a 1 , Zeitschr. f. analyt.
Chem. 42, 359; 1903.
Permanganatlösimg. 127
wird man beim Titrieren mit Permanganat die Gegenwart von Chloriden
möglichst vermeiden oder beschränken, deshalb, weil die starke Eigen-
farbe des Eisenchlorids die deutHche Erkennung der ersten Rötung
erschwert. Bei Zusatz von Phosphorsäure nach Reinhardt,
(Chem.-Ztg. 13, 323; 1889) verschwindet die gelbe Farbe, und der Um-
schlag wird scharf.
Reine, verdünnte Salpetersäure hat ebensowenig Wirkung auf
die Übermangansaure wie Schwefelsäure, aber die niedrigeren Oxy-
dationsstufen des Stickstoffs wirken auf Permanganat reduzierend
(und werden gerade auf diesem Wege am besten bestimmt).
Die Herstellung einer Noi" malpermanganat-
1 ö s u n g kann nicht ohne weiteres durch Auflösen einer abgewogenen
Menge von Kaliumpermanganat auf ein bestimmtes Volum geschehen,
teils wegen jener Einwirkung auf das destillierte Wasser, teils weil das
,, chemisch reine" Präparat des Handels doch meist ein wenig Kalium-
sulfat, Chlorid, Nitrat oder andere Verunreinigungen enthält und nicht
als absolut 100 proz. K Mn O4 angesehen werden darf, wenn dies auch
von Gardner, North und N a y 1 o r behauiitet wird (Journ.
Soc. Chem. Ind. 22, 731; 1903). Man wägt also etwas mehr als die be-
rechnete Menge des Salzes ab, für ^/j N.-Lösung etwa 16 g, für ^/jq N.-
Lösung 3,2 g usw., löst bei IS** zu einem Liter auf, läßt etwa eine
Woche stehen und schreitet dann zur Urprüfung. Es empfiehlt sich
übrigens, die Lösung nicht direkt in der Literflasche vorzunehmen,
da die dunkle Farbe der Lösung es leicht übersehen läßt, ob noch un-
gelöste Kristalle vorhanden sind. Man löst also besser die ab-
gewogene Menge der Substanz in einem Becherglase in warmem Wasser
auf, gießt in den Literkolben und bringt etwa imgelöst im Becherglase
Zurückgebhebenes durch mehr Wasser in Lösung.
Für die Urprüfung der Permanganatlösung gibt es eine große
Anzahl von verschiedenen Methoden. Entschieden am genauesten und
am besten zu empfehlen ist die erste der beschriebenen Methoden,
die Natriumoxalatmethode von S ö r e n s e n (s. Lunge, Zeitschr.
f. angew.Chem.17, 269 ; 1904 und 18, 1520; 1905). Die anderen zum Teil
noch in Anwendung befindlichen Methoden sind weiter unten so weit
beschrieben, als es für ihre Verwendung und kritische Beurteilung
notwendig ist.
1. Natriuinoxalatmethode von Sörensen (Zeitschr, f. analyt.
Chem. 36, 639; 1897 und 42, 333, 512; 1903). Das nach den Angaben
von Sörensen dargestellte Natriumoxalat COO Na wird von der
COONa
Firma C. A. F. K a h 1 b a u m in den Handel gebracht. Zur Dar-
stellung desselben engt man reinstes Natriumcarbonat mit einer zur
Sättigung nicht genügneden Menge reinster Oxalsäure stark ein, läßt
auskristallisieren, wäscht gut mit Wasser, löst wieder in Wasser,
wiederholt die Kristalhsation nochmals, löst schließlich in heißem
Wasser und fällt durch vorsichtiges Zufügen von Alkohol, wäscht
228 Allgemeine Operationen.
mit absolutem Alkohol und trocknet bei 230°. Das von K a h 1 -
bäum bezogene Präparat kann für gewöhnliche Analysen direkt,
für besonders genaue Untersuchungen nach zweistündigem Trocknen
im Dampftrockenschrank und Erkaltenlassen im Exsikkator ver-
wendet \Aerden. Das Natriumoxalat ist nicht hygroskopisch,
kristallisiert ohne Kristallwasser und kann leicht nach den
von Sörensen (Zeitschr. f. analyt. Chem. 42, 333; 1903) an-
gegebenen \'orschriften auf seine Reinheit untersucht und nach S. 107
durch Einstellung gegen Salzsäure kontrolliert werden.
Zur Titerstellung löst man eine genau abgewogene Menge (für
14 ^--Permanganatlösung ca. 1,4 g, für verdünntere Lösungen ent-
sprechend weniger) in ca. 200 ccm Wasser, fügt ca. 20 ccm doppelt-
normale Schwefelsäure (lOproz.) hinzu, erwärmt auf 70'^ und titriert
bis zur bleibenden Rotfärbung. Der Gesamtvorgang bei der Titerstellung
ist durch folgende Bruttogleichung gegeben:
2 K Mn O4 + 5 COO Na + 8 H, SO4
COONa
= Ko SO4 + 2 Mn SO4 -f 5 Nao SO^ -f 10 COo + 8 H, O
1000 ccm y2 N.-Permanganatlösung entsprechen 33,500 g Natrium-
oxalat, 1000 ccm i/jo N.-Permanganatlösung 6,700 g Natriumoxalat
oder 1 g dieses Salzes 29,85 ccm 14 N.-K Mn 04-Lösung bzw. 149,26 ccm
1/10 ^"--K Mn 04-Lösung.
Da die Reaktionsgeschwindigkeit des Vorganges in der Kälte
zu gering ist, muß bei erhöhter Temperatur titriert werden. Auch
dann entfärbt sich das zutropfende Permanganat anfangs nicht
sofort; ist aber einmal Wirkung eingetreten, d.h. eine kleine Menge
]\Ianganosulfat gebildet, dann schreitet die Reaktion infolge auto-
katalytischer Wirkung des Manganosulfats rasch fort, die ein-
fallenden Tropfen \\'erden rasch entfärbt, und wenn gegen das
Ende der Reaktion die Temperatur der Flüssigkeit 60° übersteigt,
so ruft der erste im Überschuß vorhandene Tropfen der Perman-
ganatlösung eine deuthche, mindestens H Minute andauernde Rot-
färbung hervor. Der Reaktionsmechanismus der autokatalytischen
Permanganat - Oxalsäurereaktion ist kompliziert und wurde von
Skrabal (Zeitschr. f. anorg. Chem. 42, 1: 1904) aufgeklärt (s. a.
Zeitschr. f. Elektrochem. 11, 653; 1905).
K r a u t hat (Liebigs Ann. 126, 629; 1863) das S. 115 erwähnte
Kaliumtetraoxalat als ein rein darstellbares und an der Luft unver-
änderhches Salz zur Titerstellung des Permanganats empfohlen.
L' 1 b r i c h t und M e i ß 1 , M e i n e k e u. a. empfehlen dieses Salz
ebenfalls, aber wir haben schon S. 115 gesehen, daß dessen Zusammen-
setzung, sei es bei gewöhnlicher, sei es bei höherer Temperatur ge-
trocknet, viel zu unsicher ist. Man sollte also dieses Salz nur nach einer
auf Soda — > Salzsäure — > Barytlösung fußenden Peststellung des
Permanganatlösung. 129
Wirkungswertes anwenden^). (S. hierzu Kühlin g, Cham. -Ztg.
28, 596, 612, 752; 1904, Lunge, ebenda 28, 701; 1904).
Rüst (Zeitschr. f. analyt. Chem. 41, 606; 1902) zieht Mangan-
oxalat vor, das man durch Fällung erhalten und zwischen Fließ-Papier
abtrocknen soll, wo es dann genau der Formel mit 2 Mol. Kristall-
wasser entsprechen soll. Darauf wird man sich doch kaum verlassen
können !
2. Oxalsäuremethode (von Hemj^el vorgeschlagen). Die Ti-
tration erfolgt nach der Gleichung:
5 a Ho O4 -f 2 K Mn O4 -f 3 H, SO^
= 10 CO. + 8 H, 0 -f K2 SO^ + -iUn SO,.
Es verbrauchen demnach 5x 90,02 = 450,10 T. wasserfreier
Oxalsäure 80 T. Sauerstoff; mithin entspricht 1 T. Avasserfreier Oxal-
säure 0,17774 T. Sauerstoff. Man übersehe nicht, daß hier von wasser-
freier Oxalsäure die Rede ist, während Normallösungen der Oxalsäure'
mit der kristallisierten Säure Ho Co O4 . 2 Ho 0 vom Molekulargewicht
126,05, Äquivalent 63,025 angestellt werden. Eine solche Xormal-
lösung, auch wenn man sie nach R i e g 1 e r (Zeitschr. f. analyt. Chem.
35, 522; 1896; Journ. Chem. Soc. Abstr. 70, 676; 1896) durch Zusatz
von Schwefelsäure (für 1000 ccm einer ^/^q N.- Lösung 50 ccm
konz. Schwefelsäure) bei Lichtabschluß haltbarer gemacht hat, direkt
zur Titerstellung von Permanganatlösung zu verwenden, muß schon
darum verworfen werden, weil obiges Verfahren doch keine unbegrenzte
Haltbarkeit der Lösung sicherstellt, aber auch darum, weil man keine
Garantie für die Reinheit und Trockenheit der Oxalsäure selbst hat.
Um einigermaßen brauchbare Resultate zu erzielen, darf man
nicht die käuflich reine, sondern nur eine nach dem ziemhch umständ-
lichen, S. 114 geschilderten Verfahren gereinigte und völlig
wasserfreie Oxalsäure anwenden. Das letzte 6 — 8stündige
Trocknen muß in Wägeröhrchen selbst bei 60 — 80" durchgeführt und
die Abwägung im dicht verschlossenen Röhrchen vorgenommen werden.
Alan löst dann in etwa 20 ccm Wasser auf und säuert stark mit ver-
dünnter Schwefelsäure an.
Aber selbst in dieser Form kann man sich nicht darauf verlassen,
daß man durchaus sichere Resultate erzielt. Dies ist dagegen, wie
Lunge gezeigt hat (Zeitschr. f. angew. Chem. 17, 268; 1904), der Fall,
wenn man darauf verzichtet, die Oxalsäure im abgewogenen Zustande
direkt als Ursubstanz zu verwenden, woljei man über deren Wasser-
gehalt nie ganz sicher sein kann, sondern wenn man aus reiner (völlig
aschenfreier) Oxalsäure eine Lösung bereitet, die man dann auf aci-
dimetrischem Wege untersucht; man geht also dann von der Soda
als Ursubstanz aus, die sich völlig einw urfsfrei in reinem und trockenem
Zustande herstellen läßt (vgl. S. 105). Hiermit wird mittels Methyl-
') Vgl. auch Reinliardt (Mitteil, an M o i n e k e , Zeitschr. f. öffentl.
IChem. IV, Heft 13; 1898).
J30 Allgemeine Operationen.
orange eine Salzsäure, am besten ca. ^/g N., und mit dieser eine ca. ^/s N.-
Barytlösung hergestellt (S. 123), und mit der letzteren wird dann
endlich die Oxalsäurelösung titriert, wobei man Phenolphtalein an-
wenden muß, eventl. mit Rücktitrieren durch die ^/g N. -Salzsäure.
Wenn man mit justierten Büretten und Pipetten und unter Berück-
sichtigung der Temperatur und mit allen anderen bekannten und in
diesem Buche beschriebenen Vorsichtsmaßregeln arbeitet, wird man
auf diesem Wege den Gehalt der Lösung an wirklicher Oxalsäure auf
rh ^/oQoo sicher finden. Man stellt nun, unter Anwendung derselben
50 ccm-Pipette, die man zur Abmessung der Oxalsäure behufs ihrer
acidimetrischen Untersuchung gebraucht hat, nach Zusatz von 10 ccm
verdünnter Schwefelsäure 1 : 4 und 200 ccm Wasser von ca. 70" den
Wirkungswert der KaUumpermanganatlösung fest, indem man be-
rücksichtigt, daß 1 ccm wirkliche ^/g N. -Natronlauge immer 0,012605 g
Ho Ca O4, 2 Ha 0 oder 0,01117 g Fe oder 0,0016 g aktivem 0 entspricht.
3. Eisenmethode. Als Grundlage für diese dient der feinste,
weiche Blumendraht, den man jedesmal vor dem Abwägen durch
Schmirgelpapier und dann durch Schreibpapier zieht. Natürlich ist
dies nicht reines Eisen, sondern kann 0,3 Proz. oder noch mehr fremde
Substanzen enthalten. Dies bedeutet aber, wie Treadwell gezeigt
hat, nicht etwa, daß der Wirkungswert des Drahtes gleich demjenigen
des in ihm enthaltenen wirklichen Eisens ist, vielmehr kann mfolge
des Gehaltes an C, Si, P usw. der Wirkungswert sogar über 100 Proz.
steigen und muß, um (möglicherweise ziemlich grobe) Irrtümer zu ver-
meiden, wie unten beschrieben, festgestellt werden.' Nach Kinder
(Chem.-Ztg. 30, 631; 1906 und 31, 69; 1907) ist Blumendraht kaum
i-ostfrei zu erhalten, besser erfolgt die Titerstellung mit Bohrspänen
aus einem weichen Flußeisenstab.
Man verfährt, wie folgt. Um z. B. eine ^ Normallösung
zu kontrolheren, wägt man am besten ein Stück Draht von etwa 1,25 g,
für ^/i„ Normallösung eine Menge von etwa 0,25 g ab, die auf 0,0001
genau ausgewogen werden muß. Man streckt dieses Stück Draht aus,
bemerkt etwa an der Tischkante seine Länge und schneidet dann
eine größere Zahl Stücke von gleicher Länge ab, die man, da man ihr
annäherndes Gewicht kennt, sehr schnell auswägen kann, und bei denen
man von vornherein sicher ist, den größten Teil einer 50 ccm-Bürette
zu verbrauchen, aber auch nicht über 50 ccm.
Der wie oben abgewogene Draht wird nun in heißer, verdünnter
Schwefelsäure bei Luftabschluß aufgelöst. Dies kami in einer Koch-
flasche mit Bunsenventil (Fig. 41) oder einem ähnlichen Apparate
geschehen, oder auch in der Art, daß der Kolben mit einem zweimal recht-
winklig gebogenen Rohre versehen ist, dessen abwärts gebogener
Schenkel in ein Becherglas mit verdünnter Natriumbicarbonatlösung
taucht. Wenn man nach geschehener Auflösung die Flamme entfernt,
so steigt die Lösung in den Kolben zurück, kühlt seinen Inhalt ab,
und die sich entwickelnde Kohlensäure hält die Luft ab ( J a h o d a ,
Zeitschr. f. angew. Chem. 3, 87; 1889). Viel zweckmäßiger ist der von
Permanganatlösnng.
131
C o n t a t (Chem.-Ztg.22, 298; 1898) erfundene, von Gockel (Zeitschr.
f . angew. Chem. 13, 620; 1899) verbesserte, in Fig. 42 gezeigte Auf-
satz, in den man zuerst nur so viel Wasser oder Natriumbicarbonat-
lösung füllt, daß der längere Schenkel des Heberröhrcliens eben ein-
taucht, was während des Kochens verbleibt. Beim Einstellen des
Kochens füllt man gesättigte Natriumbicarbonatlösung nach, die nun
so lange in den Kolben eintritt, bis der Druck des Kohlendioxyds der
äußeren Luft das Gleichgewicht hält; die im Aufsatz verbleibende
Lösung schützt den Kolbeninhalt vor Einwirkung der Luft. (Der Aufsatz
wird hergestellt von Alt, E b e r h a r d & J a e g e r in Ilmenau
oder Dr. Sauer und Dr. Gockel in Berlin.)
T read well hat gezeigt, daß es durchaus nicht gleichgültig
ist, in welcher Weise die Auf-
lösung des Eisens vorgenommen
wird, da die ebenfalls redu-
zierenden Beimischungen des-
selben sich unter verschiedenen
Umständen verschieden ver-
halten. So zeigte z.B. ein und
derselbe Eisendraht, verglichen
Fig. 41.
Fig. 42.
mit elektrolytischem Eisen, folgende Wirkungs werte : A. ca. ^^^ S>
^ auf gelöst in einem 150 ccni Kolben mit Bunsenventil in 50 ccm
Wasser + 5 ccm konzentr. »Schwefelsäure durch Erwärmen auf dem
Wasserbade, wobei der Kolben schief liegt, damit nicht beim
Spritzen Flüssigkeit an den Kautschukstopfen gelangt , gab einen
Wirkungswert von 100,2 Proz. (Diese Methode wird von T r e a d -
well für die beste gehalten.) B. Dasselbe Eisen, aufgelöst in einem
Literkolben in 500 ccm Wasser + 50 ccm konzentr. Schwefelsäure
im Wasserbade: Wirkungswert: 100,5 Proz. Die Methode B
ist nicht zu empfehlen. Versuche L u n g e s (Zeitschr. f. angew.
Chem. 17, 265 ; 1904) haben dies bestätigt, mit dem Zusätze, daß ein
I Schiefstellen auch des kleinen Kolbens nicht nötig ist, und daß das
Kochen auf Drahtnetz, Aluminiumblech u. dgl. dem Erhitzen auf
dem Wasserbade weitaus vorzuziehen ist.. Er verwendet immer nur
9*
132 Allgemeine Operationen.
ca. 55 ccm verd. Schwefelsäure (1 : 10) auf 14 g Eisen in einem mit
C o n t a t sehen Aufsatz versehenen Kolben von 150 bis 200 ccm
Inhalt und kocht bis zur vollständigen Auflösung, wobei jedenfalls
Kohlenwasserstoffe oder andere reduzierende Substanzen ausgetrieben
oder zerstört werden.
S k r a b a 1 (Zeitschr. f. anal. Chem. 42, 359; 1903) hat die Titer-
stellung des Permanganats durch Eisen eingehend untersucht. Er
verwirft die von Treadwell eingeschlagene Methode, wobei ihm
ein Eisendraht von nur 99,38 Proz. wirklichem Eisen (neben 0,03 P,
0,31 Mn, 0,185 Cu, 0,023 S, 0,09 C) einen scheinbaren WirkungsAvert
von 100,03 bis 100,21 Proz, zeigte, weil das im Eisen enthaltene Carbid
auch durch Kochen mit Permanganat nicht zerstört werde, wohl aber,
indem es als ,,Acceptor" bei der Oxydation von Ferrosulfat durch
K Mn O4 dient, durch längere Digestion in der Wärme. Er verwendet
zur Titerstellung (neben ,, chemisch reinem" Eisen usw.) Eisendraht
von bestimmter Zusammensetzung (d. i. Wirkungswert) in folgender
Weise: Man löst ihn in Schwefelsäure, fügt zur warmen Lösung ca. 15 ccm
^/lo N. -Permanganat, läßt über Nacht an einem warmen Orte stehen,
um die Carbide vollständig zu oxydieren, setzt konzentr. Salzsäure
zu, erhitzt zum Kochen und reduziert mit Zink, worauf man die Lösung
mit Permanganat austitriert. (Diese Vorschrift ist gewiß gut, aber
wenn man, wie oben beschrieben, bei der Titerstellung sowie beim
späteren Gebrauche des Permanganats stets in gleicher Weise mit
Bezug auf Verdünnung und Kochen usw. verfährt, so wird man auch
ohne die eben erwähnte Komplikation gleichförmige und daher faktisch
richtige Resultate erhalten.)
Um die Unsicherheit in bezug auf die Beschaffenheit des Eisen-
drahts zu vermeiden, schlug C 1 a s s e n (M o h r - C 1 a s s e n , Lehrb.
der chem. anal. Titriermethode, 7. Aufl. 1896, S. 215) vor, Eisen in
einer Platinschale aus einer ammoniumoxalathaltigen Lösung von
Mohr schem Salz elektrolytisch abzuscheiden, das an der Schale fest-
haftende Eisen erst mit Wasser, dann mit Alkohol zu waschen, bei
80 — lOO'' zu trocknen, zu wägen, in Schwefelsäure zu lösen und
in der Schale selbst mit Permanganat zu titrieren. Aber selbst
angenommen, daß das Eisen durch die Elektrolyse chemisch rein
ausgeschieden wird, so gibt obiges Verfahren doch kaum die
Garantie, daß nicht durch Oxydation während des Trocknens und
der Auflösung noch größere Fehler als durch die Auflösung von
Eisendraht im Ventilkolben, unter Annahme eines Gehaltes an
99,8 %, begangen werden.
Einwurfsfrei ist in dieser Beziehung die Methode von Tread-
well (Quant. Anal., 4. Aufl., S. 77), die leider an dem Übelstande
leidet, recht umständlich zu sein und (wie auch diejenige von C 1 a s s e n)
einen in technischen Laboratorien nicht oft anzutreffenden Apparat zu
verlangen. A v e r y und Ben ton Dales (Ber. 32, 64; 1899)
geben an, daß das nach C 1 a s s e n dargestellte Elektrolyteisen
0,2—0,4 % Kohlenstoff enthalte.
Permanganatlösung. 1 33
Skrabal (Zeitsclir. f. anal. aiem. 42, 359; 1903) fand in dem
nach Classen hergestellten Elektrolyteisen 0,10 — 1,47% Ver-
unreinigungen, darunter auch Wasserstoff. Er gibt (Zeitsclir. f. anal.
Chem. 43, 97; 1904) eine neue Vorschrift zur Darstellung von reinem
Elektrolyteisen. Classen (ebenda 42,516; 1903) wirft umgekehrt
Skrabal vor, daß man nach dessen Methode nicht reines
Eisen erhalte. Vgl. auch Thiele und D e c k e r t (Zeitsclir.
f. angew. Chem. 14, 1233; 1901).
Nach V e r w e r und G r o 1 1 (Ber. 32, 806; 1899) und V e r w e r
(Chem. -Ztg. 25, 792; 1901) enthält das Elektrolyteisen nach Classen
keinen Kohlenstoff, solange der Elektrolyt noch überschüssiges Eisen
gelöst enthält. Bei zu weit fortgesetzter Elektrolyse entsteht kohlen-
stoffhaltiges Eisen (Classen, Zeitsclir. f. anal. Chem. 42, 516; 1903).
Nach Lunge s Versuchen (Zeitschr. f. angew. Chem. 17, 266; 1904)
kann man sich nicht darauf verlassen, daß das Elektrolyteisen einen
Wirkungswert von 100 % reinem Eisen hat, man kann vielmehr dabei
doch Irrtümer von einigen Zehnteln Prozent begehen.
Eine vergleichende Untersuchung über Titerstellung von Per-
manganatlösungen mit Elektrolyteisen nach Treadwell und
Skrabal , mit Natriumoxalat nach Sörensen und mit Bohr-
spänen aus Flußeisen ist von Kinder (Chem. -Ztg. 31, 69; 1907)
sowohl nach der Methode von Margueritte in schwefelsaurer,
als auch bei den Eisentitrationen nach Reinhardt in salzsaurer
Lösung durchgeführt worden.
4. Eisenammoniumsulfat-Methode. Das Doppelsalz Fe SO4
(NH^^a SO4, 6 Hg 0, oft auch Mohr sches Salz genannt, hält sich
besser als Eisenvitriol ohne Oxydation und wurde deshalb von Mohr
zur Titerstellung von Permanganat empfohlen. Man umgeht dabei
die Auflösung des Eisens nach der vorigen Methode und soll angeblich
damit besser fahren, da die Unsicherheit wegen des wechselnden Kolilen-
stoffgehaltes im Eisendraht wegfällt. Aber dafür tauscht man nur
eine noch größere Unsicherheit in bezug auf Wassergehalt und sonstige
Verunreinigungen ein^). Auf gekauftes Salz kann man sich doch in
dieser Beziehung schon gar nicht verlassen; die eigene Darstellung
eines absolut reinen Salzes vom absolut richtigen Wassergehalte ist auch
nicht ganz einfach. Wem es auf Unsicherheiten von einigen Zehnteln
Prozent nicht ankommt, der mag mit diesem Salze Titer stellen; für
genaue Arbeiten ist es nicht zu empfehlen. Der Wirkungswert dieses
Salzes ist 14,24 % von dem des Eisens, also fast ganz genau ein Siebentel.
Die Unsicherheit des Titers bei diesem Salze ist oft bemerkt
worden, weshalb G r a e g e r und dann Blitz dafür Ferronatrium-
sulfat, Nag SO4, Fe SO4, 4 Ho 0, empfohlen haben, das sich aber kaum
eingeführt hat.
») So enthält nach Skrabal (Zeitschr. f. anal. Chem. 43, 97; 1904)
das M o h r sehe Salz Zink, nacli C a n t o n i und P> a s a d o n n a (Chem. Zentralbl.
1904, II, 1554) Sulfate von Kalium, Magnesium, Ammonium.
J34 Allgemeine Operationen.
Auch Meineke (Zeitschr. f. öffentl. Chem. 4, Nr. 13, 1898)
erklärt das Mohr sehe Salz für ganz unzuverlässig und empfiehlt
vielmehr den Eisenalaun, den man mit Zinnchlorür unter schließ-
hchem Zusatz von Quecksilberchlorid reduzieren und dann nach Rein-
hardt (Stalil und Eisen 4, 704; 1884, Chem.-Ztg. 13, 323; 1889) mit
Permanganat titrieren soU. Aber man soll zur Sicherheit den Eisen-
gehalt des ,, chemisch reinen" Eisenalauns durch Fällung mit Ammoniak
feststellen. W d o w i s z e w s k i (Stahl und Eisen 21, 816; 1901)
stellt , .chemisch reines Eisenoxyd" her, das, mit Zinnchlorür reduziert,
zur Einstellung von Permanganatlösung dient. G i n 1 1 (Zeitschr. f.
angew. Chem. 15, 431; 1902) zieht allen andern Reduktionsmethoden
die Erhitzung mit einer mit Wasserstoff beladenen Palladiumdraht-
spirale vor.
5. Jodometrische Methode von V o 1 li a r d (L i e b i g s Ann. 198,
333; 1879). Wenn man zu emer mit Salzsäure oder Schwefelsäure
angesäuerten Lösung von Jodkalium eine Lösung von Kaliumper-
manganat fügt, so wird eine dem aktiven Sauerstoff äquivalente Menge
Jod frei, welche im Überschusse von Jodkalium aufgelöst bleibt, und
deren Menge durch Zusatz von überschüssigem Natriumthiosulfat
und Rücktitrieren mit Jodlösung ermittelt mrd:
K Mn O4 4- 5 KJ + 8 H Cl = 5 J + 6 K Cl + Mn CI2 -f 4 Hg 0.
Die Durchführung der Titration geschieht in der Weise, daß
zu einer Lösung von ca. 2 — 3 g JK (bei Titerstellung von ^-2 N. -Per-
manganatlösung) in ca. 100 ccm Wasser eine genau abgemessene
Menge der zu untersuchenden Permanganatlösung zufheßen gelassen
wild. Es ist zweckmäßig, die Reaktion in einer Stöpselflasche vor sich
gehen zu lassen, damit das beim nunmehrigen schwachen Ansäuern
— bis zum vollständigen Verschwinden des braunen Niederschlags, es
genügen auf 40 ccm ^/k, N. -Permanganatlösung nach R a s c h i g
(Zeitschr. f. angew. Chem. 17, 577; 1904) 10 ccm ^/j N. -Salzsäure — sich
bildende Jod nicht aus der Lösung verdunsten kann. Man schließt
die Stöpselflasche, läßt sie 5 — 10 Minuten stehen und titriert hierauf
mit Natriumthiosulfat oder nach dem Abstumpfen der Säure durch
Natriumbicarbonat mit arseniger Säure das ausgeschiedene Jod. Die
Methode gibt sehr gute Resultate (R a s c h i g 1. c, D u p r e , Zeitschr.
f. angew. Chem. 17, 815: 1904, s. a. Rupp. Zeitschr. f. anal. Chem. 45,
687; 1906).
6. Titrieruiig mit Wasserstoffsuperoxyd. Morse und C h a m -
bers (Amer. Chem. Journ. 18, 236; 1896; Zeitschr. f. anal. Chem. 37,
183; 1898) geben zu einer abgemessenen INIenge von titrierter Schwefel-
säure neutrales Wasserstoffsuperoxyd und setzen dann aus einer Bürette
Permanganatlösung zu. bis nur noch ein geringer Überschuß von
Wasserstoffsuperoxyd bleibt, worauf sie die nicht verbrauchte Säure
zurücktitrieren. Der Vorgang ist:
2 K Mn O4 + 5 Ho 0, + 3 Ho SO^
= Ko SO4 + 2 Mn SO4 + 5 Og + 8 H.^ 0.
Permanganatlösung. 135
7. Gasvoliimetrische Wasserstoffsuperoxyd- oder Nitrometer-
Methode. (Lunge, Chem. Ind. 8, 168; 1885; ßer. 18, 1072;
18S5; Zeitschr. f. angew. Chem. 3, 10; 1890; 17, 265; 1904.)i)
Die Methode beruht darauf, daß eine stark mit vSchwefelsäure
angesäuerte Lösung von Kahumpermanganat mit Wasserstoffsuper-
oxyd augenblicklich in der Art reagiert, daß von demjenigen der beiden
Reagenzien, welches nicht im Überschuß ist. sämtlicher aktiver Sauer-
stoff abgegeben wird, zusammen mit dem genau gleiclien Volum Sauer-
stoff aus dem im Überschusse befindlichen Reagens, also
2 K Mn O4 + 3 Ho SO4 + 5 H2 O.3
== Ko SO4 + 2 Mn SOi + 8 H, 0 + 5 0,.
Man kann demnach den aktiven Sauerstoff des Wasserstoffsuper-
oxyds durch Zusammenbringen mit einer unbekannten, wenn nur über-
schüssigen, Menge von Permanganat und, worauf es uns hier ankommt,
ebensogut den aktiven Sauerstoff des Permanganats durch Zusammen-
bringen mit einem Überschusse von ^A'asserstoffsuperoxyd bestimmen,
indem man den ent\^'ickelten Sauerstoff mißt, auf 0° und 760 mm
reduziert und durch 2 dividiert. Die Reaktion ist vollkommen glatt
und genau; da die Flüssigkeiten schon vorher mit Luft gesättigt waren,
so wird von ihneii kein Sauerstoff zurückgehalten, und sind nur gewisse
einfache Vorsichtsmaßregeln zu beobachten, nämlich großer Überschuß
an ScliM'efelsäure, nicht zu großer Überschuß an Wasserstoffsuperoxyd,
Einstellen nach erfolgter Mischung und drei Minuten langem
Schütteln und die bei allen gas volumetrischen Methoden zu be-
obachtenden Regeln in bezug auf Gleichmäßigkeit der Temperatur usw.
Die letztere ist um so leichter zu erreichen, als die Reaktion keine merk-
liche Temperaturerhöhung herbeiführt.
Man kann zu diesem Zwecke jeden überliaupt für gasvolumetrische
Zwecke dienlichen Apparat anwenden; doch kann man volle Genauig-
keit nur beim Arbeiten über Quecksilber erwarten, und es ^^ird daher
am besten mit einem Lunge sehen ,,Xitrometer mit Anhängefläsch-
chen" gearbeitet. Hierbei muß man Temperatur und Barometer
beobachten und das abgelesene Gasvolum danach reduzieren; dies
wird erspart bei Anwendung des Lunge sehen Gasvolumeters. Beide
Instrumente A^erden in einem späteren Abschnitte beschrieben werden.
Hier sei also nur deren Anwendung auf den vorliegenden speziellen
Fall erläutert.
Da 1 Liter Sauerstoff bei 0° und 760 mm Druck im trockenen
Zustande in unseren Breiten 1,4289 g wiegt, aber nur die Hälfte des
entwickelten Sauerstoffs auf das Permanganat fällt, so zeigt jedes ccm
des abgelesenen Gasvolums 0,7145 mg aktiven Sauerstoff im Per-
I') Ganz unabhängige Beobachter haben damit ganz ausgozciclinete Resul-
tate erhalten, wie H. v. J ü j) t n e r , Österr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen 44,
371 ; V a n i n o , Zeitschr. f. angew. Chem. 3, 80; 1890.
J36 Allgemeine Oiieratioiien.
manganat an. Eine genau halbnormale Permanganatlösung wird
demnach pro ccm 5,598 ccm Gas (reduziert) entwickeln, eine ^/jq normale
Lösung pro ccm 1,120 ccm Gas usw. Praktisch kann man nicht gut
viel mehr als 20 ccm Lösung im Anhänge fläschchen verwenden, wird
also besser genau 20 ccm Permanganat nehmen. Dann wird man
bei einer l^ N. -Lösung etwa 112 ccm, bei einer ^/jg-Lösung etwa 22 ccm
Gas im reduzierten Zustande, im unreduzierten je nach den Umständen
5 — 15 % mehr erhalten, woraus sich ergibt, daß man für die erstere
das 150 ccm fassende Kugelnitrometer, für die letztere ein zylindrisches,
50 ccm fassendes Nitrometer anwenden muß.
Die Operation wird folgendermaßen ausgeführt. Man bringt in
den äußeren Raum des ,,Anhängefläschchens" 20 ccm des Per-
manganats, ganz genau gemessen ; dazu setzt man ca. 30 ccm Schwefel-
säure, verdünnt auf 1:5. In das innere Gefäß des Fläschchens
pipettiert man für 14 Normal-Permanganat 15 ccm des gewöhnlichen
käufhchen Wasserstoffsuperoxyds, nachdem man sich durch einen
Vorversuch im offenen Becherglas davon überzeugt hat, daß diese Menge
zur Entfärbung von 20 ccm Permanganat ausreicht. Bei schwächeren
Permanganatlösungen nimmt man weniger Wasserstoffsuperoxyd;
ein erheblicher Überschuß desselben ist jedenfalls unnötig und könnte
vielleicht zur Fehlerquelle werden (Lunge 1. c, 1904, hat aber noch
bei Anwendung der doj)pelten Menge von Hg Og völlig genaue Resultate
erhalten). Nun setzt man den Stopfen auf, taucht das Entwicklungs-
fläschchen bis zum Stopfen in Wasser von Zimmertemperatur, hebt
den durch Einsetzen des Stopfens und Temperaturausgleich hervor-
gebrachten Überdruck im Fläschchen dadurch auf, daß man den Glas-
hahn des Meßrohres einen Augenblick lüftet, überzeugt sich, daß das
Quecksilber im letzteren bis an den Hahn reicht, und stellt den Hahn so,
daß das Innere des Fläschchens mit dem Gasmeßrohre in Verbindung
steht. Nun mischt man die Flüssigkeiten im Fläschchen durch Neigen
desselben, so daß das Wasserstoffsuperoxyd in den äußeren Raum aus-
fließt, schüttelt drei Minuten lang (weniger genügt nicht, mehr könnte
von Übel sein), senkt dabei das Niveaurohr, so daß in ihm und im Meß-
rohr immer annähernd gleicher Quecksilberstand ist, und schheßt nach
beendetem Schütteln den Hahn ab. Bei allen diesen Operationen muß
man eine Erwärmung des Fläschchens oder des Meßrohres vermeiden,
indem man ersteres nur oben am Rande anfaßt, dem Meßrohr nicht
mit der Hand oder dem Gesichte ganz nahe kommt usw. Nach dem
Schütteln vor dem genauen Einstellen ins Niveau wird das Schüttel-
gefäß wieder in ein größeres Gefäß mit Wasser von der Zimmertempe-
ratur eingesetzt, zehn Minuten darin belassen und nun das Niveau der
Quecksilbermenisken gleich hoch eingestellt.
Nach Abschluß des Gases im Meßrohr kann man dessen Volum
auf die Normalien (0°, 760 mm Druck, Trockenzustand) in beliebiger
Weise reduzieren, also bei gewöhnlichen Nitrometern durch Beobachtung
des Thermometers und Barometers und LTmrechnung (am bequemsten
mittels der diesem Werke beigegebenen Lunge sehen Tabellen),
Permanganatlösung. 137
unter Beobachtung des Umstandes, daß der Barometerstand für
feuchtes Gas korrigiert werden muß ; bei Gasvohimetern durcli die
bei deren Beschreibung erklärte Kompression auf den dem Xormal-
zustande entsprechenden Druck. Für jedes ccm des korrigierten
Gasvolums rechnet man 0,7145 mg aktiven Sauerstoff im Permanganat,
also 1/20 davon = 0,035725 mg auf je 1 ccm des verwendeten Per-
manganats. Gesetzt, man hätte von 20 ccm Permanganat 112,75 ccm
Gas bekommen, so entspricht jedes ccm des ersteren 112,75 x 0,035725
= 4,031 mg Sauerstoff, die Lösung ist also ein wenig stärker als halb-
normal, entsprechend dem Koeffizienten 1,0077 X halbnormal.
Diese sehr rasch auszuführende Titerstellung gibt sehr gute
Resultate, die von den mit Natriumoxalat nach S ö r e n s e n erhaltenen
nicht um mehr als O'l % abweichen (Lunge, Zeitschr. f. angew,
Chem. 17, 265; 1904).
8. Verschiedene andere Vorschläge zur Titerstellung von Per-
manganatlösung :
Simon (Cr. 135, 1339; 1902) empfiehlt Hydroxj'laminoxalat,
Gwiggner (Stahl und Eisen 23, 260; 1903) kristallisiertes Ferro-
cyankalium, K4 Fe Cvg + 3H2O, Hopfgartner (Mon. -Hefte f.
Chem. 26, 469; 1905) metalhsches Silber.
Die Anwendungen der Permanganatlösungen sind außer-
ordentlich zahlreiche. Hier sei nur angeführt: die Bestimmung von
Eisen, Oxalsäure und Oxalaten, von salpetriger Säure in Schwefelsäure und
Nitriten, Ferrocyankalium, Gerbstoffen, Wasserstoffsuperoxyd; indirekt
zur Rückmessung von im Überschuß angewendeten Reduktionsmitteln,
z. B. Eisenoxydul, bei der Bestimmung von Salpetersäure und Nitraten,
chlorsauren Salzen, Mangandioxyd und andern Superoxyden, Chlor-
kalk usw.
1000 ccm ^4 N. -Permanganatlösung entspreclien 4 g Sauerstoff,
2799 ccm Sauerstoff im Normalzustande, 22,505 g wasserfreier Oxalsäure,
31,5125 g kristallisierter Oxalsäure Co Ho O4 . 2 Hg 0, 33,500 g neutralem
Natriumoxalat, 9,502 g Salpetrigsäureanhydrid, entsprechend 15,75 g
wasserfreier Salpetersäure bzw. 25,44 g H NO3 von 40" B. oder 29,83 g
HNO3 von 36» B, und 27,925 g Eisen.
Jodometric.
Die von B u n s e n eingeführten jodometrischen Methoden haben
eine große Verbreitung gewonnen, und gehören zu den genauesten über-
haupt bekannten, da man dabei einen Lidikator von ganz ausgezeichneter
Empfindlichkeit, die Stärkelösung, anwendet.
Das Jod wirkt auf viele Körper indirekt oxydierend ein, indem
es sich mit Wasserstoff verbindet, den es dem Wasser entzieht, worauf
der aus letzterem entstehende Sauerstoff an andere Körper übertragen
wird. In andern Fällen verbindet sich das Jod direkt mit dem in dem
zu bestimmenden Körper enthaltenen Wasserstoff (z. B. bei Hg S) oder
Natrium (bei Thiosulfat).
138 Allgemeine Opeiationen.
Im Handel findet sich als ,,umsubliniiertes Jod" (Jodum resub-
limatum) eine schon sehr reine, nur durch Trocknen im Exsikkator noch
von Wasser zu befreiende Ware, die man zur Herstellung von für viele
Zwecke ohne weiteres brauchbaren Normallösungen verwenden kann.
Für die Urprüfung muß man allerdings das Jod nochmals reinigen
(S. 144).
Meist wendet man eine ^/jq N. - J o d 1 ö s u n g an, die man wie
folgt darstellt. Man wägt 12,7 g oder ein wenig mehr reines um-
sublimiertes Jod auf einer Tarierwage ab, schüttet es in einen Liter-
kolben, der schon eine Lösung von 15 — 18 g Jodkalium in ca. 30 g Wasser
enthält, verschließt den Kolben, schüttelt öfters, bis sich das Jod voll-
ständig gelöst hat, und verdünnt bis zur Marke. Die Lösung wird
nun auf eine solche von Y^,, N.- Arsenlösung oder Thiosulfatlösung
eingestellt, die ihrerseits auf ganz reines Jod eingestellt worden
ist (S. 144).
Für Bestimmung kleiner Mengen von Sch\\'efelnatrium verwendet
man zuweilen eine besondere Lösung, die durch Auflösung von 3,255 g
leineni Jod mit 5 g Jodkahum zu einem Liter hergestellt ist und pro ccm
0,001 g Naa S anzeigt.
Zuweilen wird eine ^/jqq N.- Jodlösung empfohlen, weil diese sich
mit Quetschhahnbüretten verwenden lasse. Nach Versuchen von
Lunge (Zeitschr. f. angew. Chem. 17, 197; 1904) geht dies nicht
an, da gerade diese verdünnte Lösung von Kautschuk sehr stark
angegriffen wird. Nach vierwöchentlicher Behandlung von Kaut-
schuk mit ^/loo N. -Jodlösung hatte diese 92 % ihres Wirkungswertes
eingebüßt. Dagegen ist es unbedenklich, die Hähne von Glashahn-
büretten mit Vaseline schwach einzufetten. Auch muß man
von der schwachen Jodlösung ziemlich viel zum Wasser zusetzen,
um deutliche Bläuung der Stärke zu erzielen, was man jedoch
durch Anwendung von viel überschüssigem Jodkalium mildern kann
(Treadwells Quant. Anal. S. 502). Man bewahrt die Jodlösung
in gut verschlossenen Flaschen an einem kühlen Orte auf, muß sie aber
doch etwa einmal im Monate nachprüfen, da leicht etwas Jod abdunsten
kann. Aus demselben Grunde soll man beim Arbeiten damit die
Luft möghchst abhalten, also nicht in Bechergläsern oder Schalen,
sondern in Flaschen oder enghalsigen Kolben titrieren und, wenn
möglich, immer so, daß nicht die andere Flüssigkeit in die Jodlösung
einläuft, sondern umgekehrt, damit die letztere möglichst kurze Zeit
der Luft ausgesetzt ist. Bei Titrierung von Sulfiten geht dies allerdings
nicht an, da hier der Einfluß des Luftsauerstoffs auf das Sulfit ver-
mieden werden muß (s. u.). Natürlich muß auch die Bürette gut ver-
schlossen sein und darf nur so weit gelüftet werden, um beim Titrieren
das Ausfließen zu gestatten. Auf die Flüchtigkeit des Jods ist nament-
lich auch zu achten, wenn man SOg oder Hg S enthaltende Gase durch
Jodlösung streichen läßt, um diese Verbindungen zurückzuha^lten.
Man schaltet, um keine Jodverluste zu erleiden, noch ein mit Jod-
kaliumlösung gefülltes Absorptionsgefäß hinter die Jodlösung.
Jodometrie. 139
Zu der Jodlösung gehört stets eine als Indikator dienende Stärke-
lösung und ferner eine mit ihr korrespondierende Reduktionsflüssigkeit,
entweder Thiosulfat- oder Arsenlösung.
Die Stärkelösung kann man sich in folgender Weise
bereiten : 3 g Kartoffelstärke werden mit wenig Wasser zu einem
gleichmäßigen Brei verrührt und allmählich in 300 g in einer Porzellan-
schale kochendem Wasser eingetragen; man erhitzt weiter, bis eine
fast klare Lösung entstanden ist. Man läßt diese in einem hohen Glase
absetzen, gießt das Klare durch ein Filter und sättigt mit Kochsalz.
Die Lösung, im Kühlen aufbewahrt, hält sich längere Zeit; sobald
man Pilzvegetation in derselben bemerkt, ist sie zu verwerfen. Halt-
bare Stärkelösung kann man auch erreichen durch Zusatz von Queck-
silberjodid (Mutniansky, Zeitschr. f. anal. Chem. 36, 220; 1897)
oder Zusatz von Cassiaöl (M o e r k , Chem. Zentralbl. 1904, II, 1756).
Bequemer ist die nach Zulkowsky (W a g n e r s Jahresber.
1878, 753) dargestellte wasserlösliche Stärke, welche im Zustande von
dickem Brei, den man nicht eintrocknen lassen darf, aufbewahrt wird,
und von welcher man jedesmal eine kleine Menge mittels eines Glas-
stabs entnimmt.
Wroblewski (Chem. -Ztg. 22, 375; 1898) beschreibt eine
andere Art der Bereitung von wasserlösHcher Stärke mittels Ätzkali;
Förster (Chem. -Ztg. 21, 41 ; 1897) mittels Salzsäure; Syniewski
(Berl. Ber. 30, 2415; 1897 und 31, 1791; 1898) mittels Natriunisuper-
oxyd. Carl Conrad in Kyritz fabriziert lösliche ,, Ozonstärke",
die man am besten mit kaltem Wasser anrührt, unter Umrühren in
siedendes Wasser gießt und schnell abkühlen läßt. Die Lösung hält
sich längere Zeit und hat sich gut bewährt. Nach 3—4 Wochen stellen
sich jedoch Schimmelvegetationen ein.
De Koninck verreibt 2 g Kartoffelstärke mit kaltem Wasser
zu Brei und fügt diesen zu 1 Liter kochenden Wassers. Das Ganze
wird 2 — 3 Minuten gekocht und 8 ccm einer mit Quecksilberjodid
gesättigten 10 proz. Kaliumjodidlösung zugefügt. Die Lösung wird
abgekühlt, in Standgläser gefüllt und nach zweitägigem Stehen das
Klare abgezogen. Solche Lösungen sind jahrelang haltbar. (Privat-
mitteilung an Prof. Lunge.)
Über die Art der Verwendung der Stärke vgl. unten bei Thiosulfat.
Die Urprüfung der Jodlösung erfolgt meist ver-
mittelst einer ihrerseits auf reines Jod oder sonst genau gestellten Lösung
von Thiosulfat oder Arsenit, wofür wir auf diese Lösungen selbst ver-
weisen müssen. Man kann auch die Jodlösung direkt auf g a s -
volumetrischem Wege mit Hilfe des Nitrometers oder Gas-
volumeters (vgl. diese) bestimmen, wobei man sich aber genau nach
folgender Vorschrift richten muß. In den äußeren Raum des ,,An-
liängefläschchens" bringt man 50 ccm der Jodlösung, in das innere
Zylinderchen ein frisch bereitetes und abgekühltes Geraisch
von 6 ccm 2 proz. Wasserstoffsuperoxyd und 8 ccm 50 proz. Kalilauge.
Da ein größerer Überschuß von H, Og durchaus vermieden werden
j^Q Allgemeine Operationen.
muß, so darf man kein über 2 % haltendes Reagens anwenden (\\as
man durch (Jmkehrung der S. 136 beschriebenen Operation der Per-
manganattitrierung ermitteln kann). Nach Verljindung mit dem
C4asmeßrohr versetzt man das Fläschchen in kreisende Bewegung,
ohne daß dabei schon etwas aus dem inneren Zyhnder herauslaufen
darf, neigt es dann plötzhch um 90" und bringt auf diesem Wege die
beiden Flüssigkeiten zur augenblickhchen innigen Mischung. Nun
schwenkt man noch einige Sekunden (nicht länger!) um, stellt die
Quecksilberkuppen des Gasmeßrohres und Niveaurohres auf gleiche
Ebene ein, schließt den Verbindungshahn und liest das Gasvolum ab
(beim Gasvolumeter nach erfolgter mechanischer Reduktion durch
Hebung des Niveaurohres usw.). Jedes ccm Sauerstoff entspricht
0,011335g Jod nach der Gleichung:
2 J + H2 O2 = 2 HJ + O2.
K a 1 m a n n (Ber. 20, 568; 1887) emj)fiehlt schwefligsaures
Natron. Man läßt in die Jodlösung eine beliebig konzentrierte
Lösung von Natriumsulfit einfließen, bis eben Entfärbung eintritt,
wobei folgende Reaktion vorgeht : Naa SO3 + 2J + HoO = 2 H J
+ Na., SO4, also genau das Äquivalent des Jods an Säure frei wird.
Die Säure wird nun acidimetrisch durch Methylorange und Normal-
kahlauge bestimmt. Die Methode ist, M-enn das schwefligsaure Natron
völlig frei von Bisulfit, Thiosulfat und Carbonat ist, unabhängig von
dem Gehalte des Natriumsulfits an Wasser, Sulfat usw. Die Umsetzung
findet am besten in nicht zu stark verdünnten Flüssigkeiten statt.
Jedes ccm einer ^/jq N. -Natronlauge entspricht hierbei 0,012692 g Jod.
Diese Methode ist prinzipiell durchaus richtig, leidet aber an
einem Fehler, der sie gerade zu Urprüfungen so gut wie unbrauchbar
macht. Wie soll man sich ein Sulfit verschaffen, das sicher ganz frei
von Bisulfit, Thiosulfat und Carbonat ist? Das ,, chemisch reine"
Natriumsulfit enthält nach L u n g e s Erfahrungen (Zeitschr.
f. angew. Chem. 17, 235; 1904) meist etwas Carbonat. Die nahe-
liegende Idee, Phenolphtalein zuzusetzen, dann ^/- N. -Salzsäure bis
zur Entfärbung, um Na H CO3 zu bilden, und eine der gebrauchten
Menge gleiche Menge Salzsäure zuzufügen, um auch das Na HCO3 in
Na Cl überzuführen und so ein absolut neiatrales Na^ SO3 zu erhalten,
ist bei gewöhnlicher Temperatur nicht ausführbar, da der Umschlag der
Farbe des Phenolphtaleins in diesem Falle ganz allmählich und un-
sicher ist, wie L u n g e s Versuche (s. o.) und diejenigen von R a s c h i g
(Zeitschr. f. angew. Chemie 17, 577; 1904) gezeigt haben. Bessere
Resultate erhält man, wenn man das Natriumsulfit nach Zusatz von viel
Chlornatrium und Abkühlung auf 0" mit Phenolphtalein und Salzsäure
titriert und das Doppelte der hierbei verbrauchten N-Salzsäuremenge
der Menge des N-Natrons zusetzt, die man in einer andern Probe nach
Entfärbung der Jodlösung braucht. Das macht aber das Verfahren
schon wieder etwas umständlicher und schließlich ist es doch
nicht so genau und zuverlässig «ie die Einstellung mit reinem Jod.
Jodometrie. 141
K a 1 m a 11 n s Methode läßt sich natürhch auch umgekehrt /Air
Bestimmung von schwefhger Säure verwenden (was freihch kein Vorteil
gegenüber der direkten Titrierung mit Jodlösung, vielmehr \\eniger
genau ist) sowie auch zur Bestimmung von Sulfit neben Thiosulfat,
indem man in ein gemessenes Volum titrierter Jodlösung die zu unter-
suchende Lösung aus einer Bürette zufheßen läßt, bis eben Entfärbung
eingetreten ist, dann mit Methylorange versetzt und mit ^/j^ X. -Natron-
lauge austitriert. Die dem verbrauchten Natron äquivalente Jodmenge
entspricht dem Sulfit, die Gesamtmenge des Jods abzüghch der letzteren
dem Thiosulfat.
R a s c h i g (s. o.) benutzt die Reaktion:
SO2 -f 2 J -f 2 H2 0 = H, SO, -f 2 HJ.
Er ver^^■endet ^/go N. -Lösungen an schwefhger Säure, läßt die
schwefhge Säure zur Jodlösung fließen und titriert die entstandenen
Säuren mit Natronlauge und Methylorange.
Man beachte, daß nach den Beobachtungen von Finken er
(Finkener-Rose, Quant. Anal., 6. Aufl., 1871, S. 937), Vol-
h a r d (Lieb. Ann. 242, 94; 1887) u. a. die Reaktion zwischen Jod und
schwefhger »Säure oder Sulfit nur dann eine glatte ist, wenn die schweflige
Säure oder Sulfitlösung unter L^mrühren in die Jodlösung eingetropft
wird, nicht umgekehrt, wo man zu wenig Jod verbrauchen würde.
Man verfährt nach R a s c h i g (Zeitschr. f. angew. Chem. 17,
577; 1904) für genaue Analysen am besten so, daß man die schweflig-
saure Lösung unter sanfter Bewegung des Gefäßes direkt unter die
Jodlösung fließen läßt.
Die Erklärung der zu kleinen Zahlen bei Titrieren von schwefhger
Säure und Sulfiten unter Zufügen von Jodlösung ist von B u n s e n
dahin gegeben worden, daß die Reaktion zwischen Jod und schwefliger
Säure umkehrbar sei und nur bei sehr starker Verdünnung praktisch
vollständig verlaufe. V o 1 h a r d zeigte die L^nhaltl:»arkeit dieser
Erklärung und gibt als Grund den Ablauf folgender Reaktions-
gleichungen an :
1. SO, + 4 HJ = S + 2 H, 0 -f 4 J;
2. 2 SO., -f 4 H, 0 -f 4 J = 2 H, SO, -f 4 HJ.
Berg (Chem. Zentralbl. 1903, T, 249) und Raschig (s. o.)
erklären den Minderverbraucli an Jod einerseits durch die Verflüchtigung
von schwefliger Säure, anderseits durch die Oxydationsfähigkeit von
schwefliger Säure durch Luftsaueistoff , die nach R a s c h i g besonders
merkbar \\ird, wenn sie aus einem Salze in Freiheit gesetzt wird.
Rupp (Her. 35, 3694; 19U2) zeigt, daß man SO., auch in
alkalischer bicarbonathaltiger Lösung genau titrieren kann, doch nur
in Form einer Rücktitration mit V^ stündiger Reaktionsdauer, da die
Oxydationsgeschwindigkeit von Sulfiten wesentlich geringer als die von
freier schwefliger Säure ist.
142 Allgemeine Operationen.
Nach R u f f und J e r o c h (Ber. 38, 409; 1905) sind gute Resul-
tate mit dieser Methode nur dann zu erhalten, wenn die Rücktitration
unterlassen und der Zutritt von Sauerstoff vermieden wird dadurch,
daß man in einer Kohlensäureatmosphäre arbeitet und Mannit zusetzt.
R u p p (Ber. 38, 1903; 1905) erklärt die abweichenden Resultate
von R u f f und J e r o c h damit, daß diese Forscher die bicarbonat-
haltige Jodlösung zur Sulfitlösung fließen ließen, während R u p p
und Finck (Ber. 35, 3694; 1902) umgekehrt verfahren, wodurch der
Einfluß des Luftsauerstoffs ausgeschaltet wird, besonders wenn der
Jodüberschuß dauernd vorherrscht.
Ashley (Zeitschr. f. anorg. Chem. 45, 69; 46, 211; 1905)
setzt zur Bestimmung von schwefhger Säure und löslichen Sulfiten
mindestens zweimal soviel Jod, als zur Oxydation erforderlich ist,
zu] der mit Natriumbicarbonat versetzten Lösung der Substanz, deren
Volumen nicht mehr als 100 ccm betragen soll. Hierauf wird vor-
siclitig mit Salzsäure angesäuert und dann der Jodüberschuß mit Tliio-
sulfat zurücktitriert. Nach den Versuchen von Topf (Zeitschr. f.
anal. Chem. 26, 137, 277; 1887) führt die Rücktitration von Jod mit
Natriumthiosulfat bei Gegenwart von Natriumbicarbonat zu ganz
falschen Werten.
Y o u n g (Journ. Amer. Chem. Soc. 26, 1028; 1904) empfiehlt zur
Titerstellung von Jodlösungen wasserfreies Thiosulfat, das aus der bei
30 — 35" gesättigten wäßrigen Lösung durch Abkühlen, Trocknen
über Schwefelsäure und Erhitzen im Luftbade auf 80° erhalten wird.
Metzl (Zeitschr. f. anorg. Chem. 48, 156; 1906) und Lutz
(ebenda 49, 338; 1906) empfehlen Brechweinstein zur Urprüfung,
Bruhns (Zeitschr. f. anorg. Chem. 49, 277; 1906) Kaliumbichromat.
Die Verwendung der Jodlösung (Jodometrie), meist
in Verbindung mit der ihr entsprechenden Thiosulfat- oder Arsen-
lösung (s. u.), ist eine sehr ausgedehnte, u. a. zu folgenden Bestimmungen :
Schweflige Säure, die als Gas, ferner gelöst in Wasser
in sehr verdünnten Lösungen, aber in jeder Konzentration in Lösungen
ihrer Salze, durch Jod bestimmt wird, weshalb man freie SOg nur mit
Natriumcarbonat abzustumpfen braucht. Die Sulfitlösung muß aber
in die Jodlösung einfheßen, nicht umgekehrt (S. 141).
Tliiosulfate, die dabei in Tetrathionate übergehen (vgl.
unten).
Chlor und Brom (freies), indem man dadurch aus Jod-
kahum Jod frei macht. Ebenso das Chlor der unterchlorigen
Säure und der Hypochlorite. Nach L u n g e s Vorschlage
kann man diese beiden nebeneinander bestimmen, da bei der Wirkung
des Jods auf die erstere halb so viel Alkali frei wird als bei den Hypo-
chloriten und mithin die erstere durch den Überschuß von Alkali ge-
messen werden kann, der über 1 Äq. KÜH auf 2 Äq. Jod entsteht:
HO Cl + 2 KJ = KOH + K Cl + Ja
Na OCl -f 2 KJ + Hg 0 = 2 KOH + Na Cl + J2.
Jodometrie. ]^43
Für Chlorkalktitrierung kann das jodometrische Ver-
fahren gleichfalls verwendet werden, wird aber hier besser durch direkte
Anwendung der Arsenlösung (S. 148) ersetzt.
Schwefelwasserstoff und Sulfite, nach der Re-
aktion: Ho S + J2 = 2 HJ + S; bei verdünnten, vor Luftsauerstoff
geschützten Lösungen vollständig genau. Ebenso kann die Analyse
aller Verbindungen ausgeführt werden, die bei der Zersetzung mit
Salzsäure H, S geben, durch Austreibung desselben und Absorption
in Jodlösung.
A r s e n i g e S ä u r e : Asa O3 + 2 H.3 0 + 4 J = As2 O5 4- 4 HJ.
Mangandioxyd, andere Superoxyde.
Chlorsäure und C h r o ni s ä u r e sowie deren Salze,
durch Zersetzung mit Salzsäure, Auffangen des frei werdenden CUilors in
Jodkahum und Bestimmung des ausgeschiedenen Jods. Auch eine
große Anzahl von Restmethoden, bei denen Chromat im Überschuß
zugesetzt und dieser zurücktitriert wird.
Auch zur A c i d i m e t r i e kann man diese Reaktion verwerten.
Wenn man 1 Äq. KaHumjodat mit überschüssigem Jodkalium ver-
mischt, so erfolgt bei Zusatz einer Säure die Reaktion:
KJO3 + 5 KJ + 6 HCl = 6 J + 6 K Cl + 3 Ho 0.
Wenn man das ausgeschiedene Jod mit Thiosulfat oder Arsenit und
Stärke bestimmt, so erreicht man die Acidimetrie mit der Genauigkeit
der Jodometrie. Auf Grund dieser Reaktion kann man natürUch auch
freie Alkalien bestimmen, indem man erst Normalsäure im
Überschuß zugibt und dann diesen Überschuß wie oben mißt. (G r ö g e r ,
Zeitschr. f. angew. Chem. 3, 353, 385; 1890.)
Wenn von manchen der Jodometrie eine weit größere Genauigkeit
als der Alkalimetrie zugeschrieben wird, so ist dies insofern richtig,
als die Jodstärkereaktion weitaus empfindlicher und in die Augen
fallender als der Farbenumschlag der alkalimetrischen Indikatoren ist.
Aber wenn man die Flüchtigkeit des Jods und die auch hier genau
Avie überall wirkenden Unsicherheiten in der Kalibrierung der Meß-
gefäße und der Ablesungen bedenkt, so wird man verstehen, daß
schließlich auch bei der Jodometrie eine Genauigkeit von + ^/looo ^^'^
Gesamtbetrages schon als gute Arbeit betrachtet werden kann,
also dasselbe, was auch mit Phenolphtalein oder Methylorange bei
gehöriger Vorsicht leicht erreicht oder sogar überschritten wird.
Natriiimthiosulfatlösung.
Man löst für eine ^/,o N. -Lösung 24,822 g des reinen kristallisierten
Salzes Nag Sg O-^, 5 Hg O in gut ausgekochtem Wasser und vcrdüimt es
mit ebensolchem, wieder erkaltetem Wasser auf 1 Liter.
Reines Thiosulfat erhält man nach M e i n c k e (Chem. -Ztg. 18,
33; 1894), indem man das als ,, chemisch rein" käufliche Präparat
mehrmals aus Wasser umkristallisiert und es dann mit starkem Alkohol
X44 Allgemeine Operationen.
ZU feinem Pulver verreibt. Die breiige Masse wird auf einem Saug-
filter mit reinstem Äther ausgewaschen, darauf so lange Luft durch-
gesaugtj bis der Äther nahezu verdunstet ist, das Salzpulver vom Filter
abgenommen und, lose mit Papier bedeckt, 24 Stunden an der Luft
liegen gelassen, worauf es in einer dicht schließenden Glasflasche auf-
bewahrt wird. Dieses Salz ist nach M e i n e k e so rein (99,99 Proz.),
daß man es zur Urprüfung der Jodlösungen benutzen könne, wogegen
jedoch sehr gewarnt werden muß, da der Wassergehalt keineswegs als
sicher angenommen werden kann.
Reines Thiosulfat soll sich ohne alle Trübung in Wasser lösen,
mit Chlorbaryum keinen Niederschlag geben (was auf Sulfat, Sulfit oder
Carbonat deuten würde) und Phenolphtalein nicht roten (Carbonat).
Auch Sulfid und Chlorid müssen abwesend sein.
Die Reaktion zwischen Jod und Thiosulfat geschieht unter Bildung
von Tetra thionat : 2 Na.> So O3 + 2 J = 2 Na J + Na^ S^ Oß. Man setzt,
wo es angeht, die Jodlösung aus einer Bürette der Thiosulfatlösung zu,
die neutral sein soll (schon schwache Säuren, wie z. B. Kohlensäure,
würden freie Thioschwefelsäure bilden, die in Hg 0, SOj und S zerfällt,
wodurch natürhch der Wirkungswert der Lösung geändert wird).
Sowie Jod im Überschuß vorhanden ist, zeigt sich eine schwache gelbe
Färbung. Schärfer ist der Umschlag bei Gegenwart von Stärkelösung,
mdem blaue Jodstärke entstellt (nur bei gewöhnhcher Temperatur!).
Man darf nie die Stärkelösung bei überschüssiger Jodlösung zusetzen,
also etAva, wenn man mit dieser beginnt und Thiosulfat- oder Arsenlösung
aus einer Bürette einfließen läßt, da hierbei die Stärke vom Jod, unter
teilweisem Verbrauche von diesem, in anders gefärbte Verbindungen
zersetzt wird. In diesen Fällen darf man die Stärkelösung erst gegen
das Ende zusetzen, m enn nur noch sehr wenig Jod vorhanden ist.
Es ist ferner, besonders bei Verwendung sein- verdünnter, z. B.
^/loo N.- Jodlösung, zu berücksichtigen, daß man bei der Titerstellung
sowohl Avie bei der Analyse für ungefähr gleiche Konzentration des
Jodids zu sorgen hat, da die Blaufärbung mit Stärke nicht nur von
der Anwesenheit des Jodids, sondern auch in hohem Maße von seiner
Konzentration abhängt (Treadwell, Quant. Anal., 4. Aufl., S. 502).
Hat man eine sonst richtig gestellte Jodlösung, so kann man
die Thiosulfatlösung aus gewöhnlichem ,, reinen" Salze des Handels
darstellen, dann mit der Jodlösung vergleichen und korrigieren.
Eine weitere Kontrolle der Thiosulfatlösung, die zugleich als
Urprüfung für diese und indirekt für die Jodlösung dient, kann in
folgender Weise vorgenommen werden. Man stellt sich reines und
trockenes Jod her, indem man ca. 5 g käufliches Jod (das als Ver-
unreinigungen Chlor, Brom, Jodsäure enthält) mit ca. 2 g Jodkahum
verreibt, in einem Schälchen oder Becherglas auf einem Sandbad
oder einer Asbestplatte langsam erhitzt, bis sich reichliche Dämpfe er-
heben, und nun mit einem Trichter, dessen Mündung lose verstopft
ist, Uhrgias oder wassergekühlten Kölbchen bedeckt. Man läßt nun
den größten Teil des Jods an die kühleren Flächen ansublimieren.
Natriumthiosulfatlösung. 145
befreit diese nach heendeter Sublimation vom Jod mittels eines Glas-
spatels und sublimiert nun nochmals ohne Anwendung von Jodkalium.
Das so gewonnene Jod bewahrt man in einem Chlorcalciumexsikkator
mit nicht eingefettetem Deckel auf. (Nach Treadwell, a.a.O.
S. 497, zieht Jod, über Schwefelsäure stehend, von dieser an und
greift auch Fett an, wobei sich Jodwasserstoff bildet.)
Man beschickt zwei oder drei kleine Wägegläschen mit tadellos
eingeschliffenen Stopfen mit je 2 — 214 g gepulvertem reinen JodkaUum
(frei von jodsaurem Kali, was man dadurch erkennt, daß bei Zusatz
von Salzsäure zu einer nicht zu konzentrierten Lösung nicht sofort eine
Gelbfärbung eintritt), fügt 0,5 ccm Wasser (nicht mehr) zu, verschHeßt
und wägt. Nun öffnet man die Gläschen, wirft in jedes 0,4 — 0,5 g
reines Jod, verschließt sofort und wägt wieder. Das Jod löst sich in der
konzentrierten Jodkaliumlösung fast augenblicklich auf. Man schiebt
das verschlossene Gläschen durch den Hals eines vorher mit 200 ccm
Wasser und ca. 1 g Jodkalium beschickten Erlenmeyerkolbens von
500 ccm Inhalt, entfernt den Stopfen und läßt diesen rasch mitsamt
dem Gläschen hinunterfallen. Man läßt nun sofort die Thiosulfat-
lösung zufließen, und wenn die Farbe nur noch hellgelb ist, setzt man
ein Avenig Stärkelösung zu und titriert genau bis zum Verschwinden
der Blaufärbung. Die verbrauchte Menge Thiosulfatlösung in Kubik-
zentimetern, multipliziert mit 0,012 692, ist gleich dem angewendeten
Ge\\ichte von Jod, \Aenn die Lösung richtig war.
Für Herstellung größerer Mengen von reinem Jod setzt man nach
CM. W i n k 1 e r dem Roh- Jod außer 5 % Jodkahum noch 10 % ge-
brannten Kalk zu, um das Wasser zu binden, und bedeckt das Gefäß
mit einem mit Wasser gefüllten Kolben, an dem sich das subhmierende
Jod ansetzt.
De Koninck (Chem.-Ztg. 27, 192; 1903) bereitet reines Jod
zur Titerstellung, indem er 1 T. Jodkalium (vorher zur Entfernung
von Jodcyan mit etwas Jodwasserstoffsäure umkristallisiert) mit 13,4 T.
vorher geschmolzenem Kaliumbichromat, beide fein gepulvert und
getrocknet, innig mengt und m eine kleine Retorte bringt, deren Hals
dicht in einen kleinen Erlenmeyerkolben paßt. Der Kolben wird mit
einem geblasenen Glaskügelchen, das später, als Verschluß dient vorher
gewogen, so daß man nachher das Gewicht des kondensierten Jods
ermitteln kann. Die Retorte AAird alhnählich bis zu beginnender
Rotghit erhitzt, der Hals derselben ebenfalls so hoch, daß sich dort
kein Jod verdichten kann. Der Kolben wird durch eine Asbestplatte
vor der Hitze geschützt. Die Ausbeute an Jod beträgt über 95 %.
Die Reaktion ist:
6 KJ + 5 K2 Cro O7 - 8 Ko Cr O4 + Ct^ O3 -f 6 J.
Ganz falsch ist die Annahme, daß die Reaktion sei:
6 KJ + K2 Cr2 O7 = 6 J + 4 K.3 O + Cr^ O3.
(Vgl. Chem. Zentralbl. 1903, I, 1435.)
Untersuchungen, fi. Aufl. I. 10
J46 AUgeineine Operationen.
L e a n und W h a t m o u g h (Journ. Chem. Soc. 73, 148; 1898;
Zeitschr. f. anal. Chem. 42, 443; 1903) wollen das reinste Jod durch
Erhitzen von Kupferjodiir darstellen.
Meineke (Chem. -Ztg. 16, 1219; 1892) stellt chemisch reines
Jod zur Urprüfung durch Fällung einer Lösung von gleichen Teilen
von Jodkahum und Kahumjodat mit Schwefelsäure her. Er empfahl
später (ebenda 19, 2, 1895) das schon früher von C. v. T h a n (Zeitschr.
f. anal. Chem. 16, 477, 1877) vorgeschlagene KaHumbijodat, das sich
in vorzüglicher Reinheit im Handel finde, und dessen selbst verdünnte
Lösung durchaus haltbar sei. Die Reaktion verläuft in saurer Lösung
wie folgt:
KH (J03)2 + 10 KJ -f 11 H Cl - 12 J + 11 K Cl + 6 Ho 0.
Demnach entsprechen 389,95 T. reinem KaHumbijodat 1523,00 T. Jod.
Diese Methode scheint sehr bequem namentUch zur wiederholten
Kontrolle der Thiosulfatlösung zu sein, indem man sich für
diesen Zweck eine (gut haltbare) Lösung des Bijodats herstellt. Aber
es wäre ein großer Irrtum, wenn man sich auf die ,, chemische Reinheit"
irgendeines käufHchen Bijodats verlassen wollte. Das Salz kann
ebenso leicht zu viel wie zu wenig Jodsäure enthalten. Nach L u n g e s
Versuchen (Zeitschr. f.angew.Chem.l7, 225, 233; 1904) zeigten Präparate
aus den allerersten Bezugsquellen keineswegs solche Resultate, daß
man sich darauf als auf ,,Ursubstanzen" verlassen könnte, und auch Um-
kristallisieren mit oder olme Zusatz von freier Jodsäure führte nicht
weiter.
Übrigens zeigte sich dabei das von Jul. Wagner empfohlene
Trocknen bei gewöhnlicher Temperatur über Schwefelsäure nicht aus-
reichend, und es mußte, wie es auch Meineke empfiehlt, zum
Trocknen bei 100" gegriffen werden, wobei eine merkUche
Zersetzung nicht stattfand. Auch Treadwell (a. a. O. S. 498)
warnt davor, das käufliche Bijodat als wirklich rein anzunehmen.
Will man also Kaüumbijodat als Titersubstanz benutzen, so muß
man erst seinen Wirkungswert bestimmen, was aber nicht direkt
auf acidimetrischem Wege angeht (vgl. S. 116), sondern mittels einer
auf anderm Wege eingestellten Natriumthiosulfatlösung geschehen
müßte. Dadurch wird der Wert des Bijodats als ,,Ursubstanz" auf-
gehoben. Es verbleibt nur noch seine Anwendung in Form einer
anderweitig zu kontrollierenden Lösung zur zeitweiligen Kontrolle der
Thiosulfatlösung. Man A\ird also Heber, was gegenüber allen übrigen
Vorschlägen für die jodometrische Urprüfung geltend gemacht werden
muß, auf dieS. 144 beschriebene Prüfung mit reinem Jod zurückkommen !
C a s p a r i (Chem. Zentralbl. 1804, II, 1480) empfiehlt neuerdings
die Anwendung von KaHumbijodat, Riegler (Chem. Zentralbl.
1907, I, 503) die von x\mmomumtrijodat N H^ H., (JOs)^.
Riegler (Chem. Zentralbl. 1897, I, 1169) empfiehlt zur Titer-
stellung des Thiosulfats kristallisierte Jodsäure, wogegen Walker
(Zeitschr. f. anorg. Chem. 16, 99; 1898) Einwendungen erhebt.
Natriiimthiosulfatlösung. 147
K r a t s c h m e r empfiehlt Xatriiimbromat (Zeitschr. f. anal. Chem. 24,
546; 1885). Zulkowsky (Joum.f.prakt.Chem.103, 351; 1868) unddann
C r i s m e r empfehlen normales Kaliumchromat (Ber. 17, 642; 1884),
dessen Nachteile aber von Meineke (Chem. -Ztg. 19, 3; 1895)
hervorgehoben werden. Jul. Wagner (Zeitschr. f. angew.
Chem. 11, 951 ; 1898) zieht den andern Reagenzien das Kahum-
bichromat unter ganz bestimmten Bedingungen vor. D i e t z
und Margosehes (ebenda 16, 317; 1903 und 18, 1516; 1905)
verwenden KaUumchlorat , aus dem durch Zusatz von Salz-
säure und Jodkalium das genaue Äquivalent an Jod frei-
gemacht wird.
Mit gutem Vorteil läßt sich mit Hilfe einer nach Söi'ensen
(S. 127) eingestellten Permanganatlösung nach V o 1 h a r d eine Titer-
stellung der Thiosulfatlösung durchführen (S. 134).
P 1 i m p t o n und C h o r 1 e y (Journ. Chem. Soc. 67, 315 ; 1895)
empfehlen das (sehr schwer lösHche) Baryumthiosulfat für die Jodo-
metrie. M u t n i a n s k i (Zeitschr. f. anal. Chem. 36, 220; 1897) hebt
hervor, daß eine bei 17,5" C gesättigte Lösung dieses Salzes genau
Vi 00 normal ist.
Besson (Collegium 1907, 193) oxydiert Natriumthiosulfat bei
Gegenwart einer gemessenen Menge ^/j^ X. -Lauge mit Wasserstoff-
superoxyd. Die bei der Oxydation entstehende Schwefelsäure wird
durch die überschüssige Lauge neutralisiert und deren Überschuß mit
Säure zurücktitriert.
Zuweilen, vor allem mit ^/^qq X.- Jodlösung, wird man auch eine
^/loo N. -Thiosulfatlösung brauchen, die man jedoch immer frisch her-
stellen muß, da sie sich nicht lange hält. Auch die ^/^^ X. -Lösung ist
nicht unbedingt haltbar. Kohlensäure in Gegenwart von Sauerstoff
und Sonnenlicht \\irken auf sie ein. Topf (Zeitschr. f. anal. Chem.
26, 150; 1887), der diese Verhältnisse genau untersucht hat, empfiehlt Be-
reitung der Lösung mit ausgekochtem, kohlensäurefreiem Wasser,
Aufbewahrung an einem kühlen, vor direktem Sonnenlichte geschützten
Orte und geringen Zusatz von Kaliumcarbonat (n i c h t Ammonium-
carbonat), was aber den Zusatz von freier Säure zur Jodlösung beim
Titrieren bedingt; ferner Überschichtung mit Petroleumäther in einer
Flasche, die mit Kohlendioxydabsorptionsvorrichtung gegenüber der
Luft versehen ist, und aus der man die Lösung mittels eines Hebers
entnimmt. Letztere Vorrichtung wird wohl selten angewendet und
lieber die Lösung in Zwischenräumen von etwa 2 Monaten durch ür-
prüfung kontrolliert.
Nach T r e a d w e 1 1 (a. a. 0. S. 496) kann man sich alle
Umständlichkeiten mit Bezug auf Kohlensäurefreiheit usw. bei Be-
reitung und Aufbewahrung der Thiosulfatlösung ersparen, wenn man
diese aus käufUchem ,, reinen" Salze mit beliebigem destillierten
(auch COj-haltigen) Wasser bereitet und mindestens eine Woche
stehen läßt, ehe man ihren Titer stellt. Die Kohlensäure hat
dann ihre Wirkung getan, der entstandene Schwefel hat sich
248 Allgemeine Operationen.
ausgeschieden, und die Lösung hält sich von nun an ohne weitere
Veränderung. Ein Zusatz von Ammoniumcarbonat ist durchaus zu
verwerfen.
Arsenlösung.
Eine alkahsche Lösung von arseniger Säure ist ganz unempfind-
lich gegen Sauerstoff, reagiert aber mit Jod wie folgt:
As. O3 + 2 Ja + 2 H2 0 = 4 HJ -|- As. O5.
Der Prozeß ist umkehrbar und geht nur dann vollständig im
Sinne von links nach rechts vor sich, wenn die entstehende Halogen-
wasserstoffsäure durch NeutraHsation entfernt wird. Da Alkalihydr-
oxyde und Alkalicarbonate Jod verbrauchen, düi'fen sie nicht zur Neu-
tralisation verwendet werden, Alkalibicarbonate, welche gegenüber
Jod wirkungslos sind, eignen sich für diesen Zweck, nach W a s h -
burn (Journ. Amer. Chem. Soc. 30, 31; 1908) auch Natriumborat
und am besten Natriumphosphat Na, HPO4.
Chlor oder Brom wirken in alkalischen Lösungen ebenso wie Jod.
Man kann deshalb in sehr vielen Fällen die Arsenlösung an Stelle von
Thiosulfat zusammen mit Jodlösung gebrauchen, wobei sie vor der Thio-
sulfatlösung den Vorzug unbeschränkter Haltbarkeit besitzt. Ihre
Hauptverwendung ist allerdings die zur Bestimmung des ,, bleichenden
Chlors" in Chlorkalk und alkalischen Hypochloriten, wobei der End-
punkt der Reaktion durch Tüpfeln auf JodkaHumstärkepapier angezeigt
wird (s. bei Chlorkalk).
Man verwendet zur Herstellung dieser Lösung käufhche reine
gepulverte arsenige Säure, welche man prüft (dies ist sehr notwendig!),
ob sie beim Sublimieren aus einem Schälchen in ein Uhrglas nicht an-
fangs ein gelbliches Sublimat (von As., S3, das leichter flüchtig ist) gibt
und sich bei stärkerem Erhitzen ganz verflüchtigt. Erweist sie sich
als ungenügend rein, so wird sie durch Umkristallisieren aus heißer Salz-
säure (1:2) — Arsentrisulfid bleibt ungelöst — gereinigt. Die Kristalle
werden mit Wasser gewaschen und bei Wasserbadtemperatur getrocknet.
Vor dem Gebrauche läßt man das Pulver einige Zeit im Exsikkator
über Chlorcalcium und kann es dann ohne besondere Vorsichtsmaß-
regeln abwägen, da es nicht hj^groskopisch ist.
Zur Bereitung einer Zehntelnormallösung wägt man 4,950 g
arsenige Säure genau ab, kocht mit ca. 10 g reinem doppelkohlen-
sauren Natron und ca. 200 ccm Wasser bis zur vöUigen Auflösung,
setzt noch einmal 10g Bicarbonat zu und verdünnt nachdem Erkalten
auf 1 Liter^), oder man löst nach T r e a d w e 1 1 (a. a. 0. S. 501) obige
Menge in einer Porzellanschale in möglichst wenig heißer Natronlauge.
^) Reuter und Petriccioli glauben, daß diese Methode nicht genau
sei, weil sich Naj CO3 bilde, das Jod absorbiere (Zeitschr. f. angew. Chem. 14, 1181;
1901). Lunge hat ebenda S. 1298 nachgewiesen, daß diese Einwendung
grundlos ist, und kein Grund vorliegt, das im Text beschriebene Verfahren ab-
zuändern.
Silber- und Rhodanlüsung. 149
Die Lösung wird in den Literkolben gegossen, die Schale nachgespült,
ein Tropfen PhenolphtaleLnlösung zugefügt und nun reine, verdünnte
Schwefelsäure bis zur Entfärbung zugefügt. Dann gibt man ca. 20 g
Natriumbicarbonat, in 500 ccm Wasser gelöst, hinzu und füllt bis
zur Marke auf. Die Lösung ist durchaus haltbar und äquivalent mit
0,003 546 g Chlor oder 0,012 692 g Jod pro Kubikzentimeter.
Bei Anwendung von reiner und trockener arseniger Säure wird
diese Lösung von vornherein richtig sein. Man kann sie aber noch
kontrollieren, was man namentlich bei Bereitung größerer Mengen
nicht verabsäumen sollte, mit Hilfe von reinem Jod, genau wie dies
S. 145 für Thiosulfat beschrieben ist.
Silberlösung und Rhodanlösung.
Die Silberlösung wird zur maßanalytischen Bestimmung von
Chloriden durch Ausfällung von Ag Cl unter Benutzung von gelbem
Kaliumchromat oder von Kahumarseniat als Indikator da verwendet,
wo es nicht auf äußerste Genauigkeit, sondern auf schnelle Arbeit
ankommt, ferner zur Bestimmung von Cyanid. Ihre Darstellung ist
äußerst einfach, da das kristallisierte Silbernitrat chemisch rein und
trocken im Handel vorkommt und nur zur Vorsicht vor der Abwägung
im Exsikkator aufbewahrt werden muß. Man erhält eine '/^o N.-
Lösung durch Auflösen von 16,989g Silbernitrat zu einem Liter;
jedes ^ccm zeigt dann 0,003546 g Cl, 0,003 646 8 g HCl, 0,005 846 g
Na Cl usw. an.
Zuweilen zieht man eine Lösung vor, die direkt 0,001 g Na Cl
pro ccm anzeigt; man bereitet sie durch Auflösen von 2,906 g Silber-
nitrat zu einem Liter.
Um diese (von F. Mohr herstammende) Methode auszuführen,,
darf man nie in saurer Lösung arbeiten. Wenn die Lösung sauer
ist, so setzt man Natriumcarbonat zu, wovon ein geringer Überschuß
nichts schadet, während der geringste Überschuß von Säure die Re-
aktion stört. Man läßt in die chloridhaltige Flüssigkeit, der man 4 bis
5 Tropfen einer kaltgesättigten Lösung von gelbem Kaliumchromat
zugesetzt hat, die Silberlösung unter tüchtigem L^mrühren einlaufen,
Ijis der anfangs weiße Niederschlag eine beim Rühren nicht mehr ver-
schwindende rötliche Farbe angenommen hat, die man bei künstlicher
Beleuchtung sogar besser als bei Tageslicht sieht, Aveil dann das Gelb
der Lösung, aber nicht das Rot des Niederschlages verschwindet.
Man braucht allerdings einen Überschuß von etwa 0,2 ccm der ^/j^ N.-
Silberlösung, den man von der verbrauchten Menge abziehen muß.
Die Korrektur ist von der Flüssigkeitsmenge abhängig und wird am
besten durch einen blinden Versuch ermittelt. Wenn man arsensaures
Xatron als Indikator anwendet, so ist der Umschlag noch schärfer
und eine Korrektion für Mehrverbrauch nicht am Platze (Lunge).
Einen überstürzten Versuch kann man durch Zusatz von ^/m N.-
Chlornatriumlösung korrigieren.
150 Allgemeine Operationen.
Bei dem Verfahren von Volhard (Ann. 190, 49; 1878) kann
man in saurer Lösung arbeiten. Man braucht dazu außer der ^/j^N.-
Silberlösung eine Lösung von chlorfreiem Rhodanammonium,
die man durch Auflösen von 7,5—8 g des (immer feuchten) Salzes zu
einem Liter und genaues Einstellen auf die Silberlösung erhält. Ein-
mal eingestellt, ist der Titer vollkommen beständig. Als Indikator
dient eine bei gewöhnlicher Temperatur gesättigte Lösung von F e r r i -
ammoniumsulfat (Eisenalaun), von der man 5 ccm zu 200 — 300
der zu titrierenden Flüssigkeit setzt. Man verdünnt 10 oder 20 ccm
der Silberlösung mit 200 ccm Wasser, fügt 5 ccm Eisenalaunlösung
zu und, falls dadurch eine Färbung entsteht, so viel Salpetersäure,
bis diese verschwindet. Nun läßt man die Rhodanlösung unter Um-
rühren einlaufen; das Aiif treten einer rosa Farbe zeigt das Ende der
Reaktion, was infolge des Zusammenballens des Rhodansilbers leicht
zu sehen ist. Der Vorgang ist folgender : Ag NO3 + K CN S = Ag CN S
+ KN O3. Ist die Ausfällung des schwerlöslichen Silberrhodanats
beendet, so erzeugt der nächste im Überschuß zugesetzte Tropfen
der Rhodanlösung eine rosa Färbung infolge Bildung von Eisenrhodanat
Fe (CN 8)3. Henriques hebt hervor, daß man immer die Rhodan-
lösung zur Silberlösung laufen lassen muß, nicht umgekehrt. Nachdem
die so geprüfte Rhodanlösung in derselben Weise, wie es S. 109 beschrieben
ist, korrigiert und in eine ^/jq N. -Lösung umgewandelt worden ist,
dient sie zur Chlorbestimmung wie folgt. Man setzt zu der zu analy-
sierenden Lösung so viel von der ^/,„ N. -Silberlösung, bis alles Chlor
als Ag Cl ausgefällt und noch ein Überschuß von Sil berlösung vor-
handen ist, den man nun nach Zusatz von Eisenalaun durch
die ^/lo N. -Rhodanlösung zurücktitriert. Die Differenz zwischen
der verbrauchten Silberlösung und Rhodanlösung zeigt das
Chloridchlor.
Drechsel (Journ. f. prakt. Chem. 15, 191 ; 1877) und Rosa-
noff und Hill (Journ. Amer. Chem. Soc. 29, 269; 1907) weisen daraufhin,
daß Eisenrhodanid durch Chlorsilber zersetzt werde nach der Gleichung
Fe (CNS)3 + 3 Ag Cl = Fe CI3 + 3 Ag CNS, und daß deshalb bei der
Volhard sehen Titration zur Bestimmung der Chloride das aus-
gefällte Chlorsilber vor der Rücktitration mit der Rhodanlösung abfiltriert
werden müsse. (S. a. R o s e , Journ. Chem. Soc. London 77, 232; 1900).
Nach Volhard (Lieb. Ann. 190, 8; 1878) verläuft diese Reaktion
so langsam, daß sie vernachlässigt werden kann. Nach unveröffent-
lichten Versuchen von B e r l spielt die Temperatur hier eine Rolle.
Je höher die Temperatur, um so stärker ist der Umsatz von Chlorsilber
mit Rhodaneisen. Man wird deshalb für genaue Versuche bei tiefer
Temperatur, am besten bei 0", titrieren. Nach Hoitsema (Zeitschr.
f. angew. Chem. 17, 647; 1904) scheint das frisch gefällte Rhodansilber
die Fähigkeit zu besitzen, größere Mengen Rhodankalium zu adsor-
bieren, wodurch sich der Mehrverbrauch an Rhodankalium er-
klären ließe, was übrigens auch schon von Drechsel (s. o.) ver-
mutet wurde.
Allgemeine Bemerkungen über Maßanalyse. 151
Alljj;eiiieine Beinorkiiiigeii über Maßanalyse.
In den meisten Fällen braucht man durchaus eine richtige Be-
leuchtung, um den Farbenumschlag bis auf einen Tropfen deutlich
zu unterscheiden. Direktes Sonnenlicht kann ebenso schädlich sein
wie die ungenügende Beleuchtung an trüben Wintertagen oder an un-
passenden Stellen des Arbeitsraumes. Wo es angeht, wird man die
Büretten, schon der leichteren Ablesung halber, an einem Fenster,
das Avomöglich gegen Norden gerichtet ist, aufstellen. Bei künsthcher
Beleuchtung sind die Farbenumschläge meist weniger deutlich (be-
sonders bei Lackmus), vor allem, wenn das Licht eine gelbe Farbe
hat, während Auerlicht und gute elektrische Beleuchtung dem Geübten
fast dieselbe Leichtigkeit der Beobachtung wie Tageshcht gewähren.
(S. a. S. 82.)
Jedenfalls sollte man eine rein weiße Unterlage nicht nur
unmittelbar unter dem Titriergefäße, sondern auch über eine größere
Oberfläche des Tisches hinweg anwenden. Am schönsten und reinlichsten
sind Tische mit Porzellanplatten, aber ein Bogen weißes Papier dient
fast ebenso gut; in vielen Fällen, z. B. beim Titrieren von Methylorange,
ist es zweckmäßig, in flachen, weißen Porzellanschalen zu titrieren.
Titriert man in Glasgefäßen, so muß man in zweifelhaften Fällen das
Glas einmal im auffallenden, dann im durchfallenden Licht einmal von
der Seite, dann wieder von oben herab betrachten, um sicher zu gehen,
ob der Farbenumschlag wirklich eingetreten ist. Für den Anfänger
Ay-ird es oft vorteilhaft sein, Vergleichslösungen in Gläsern von ähn-
licher Größe mit beiden in Frage kommenden Farben (vor und nach
dem LTmschlage) und von gleicher Intensität der Färbung wie bei dem
Versuchsglase selbst zur Hand zu haben.
Das bisher Gesagte gilt größtenteils auch von allen k o 1 o r i -
metrischen Arbeiten.
Meist empfiehlt es sich, wenn man irgend im Zweifel ist,
ob nicht die Farbenänderung schon eingetreten ist, zunächst den
Stand der Bürette abzulesen, dann wieder einen Tropfen zuzusetzen,
diesen aber nicht als verbraucht zu rechnen, wenn die Farben-
änderung nur stärker, aber nicht qualitativ verschieden ausfällt.
Noch sicherer ist es häufig, tropfenweise bis zur ganz entschiedenen
Farbenänderung vorzugehen, um dann den genauen Umschlagspunkt
nochmals durch Rücktitrieren mit der entsprechenden Normal-
flüssigkeit festzustellen.
Beim Titrieren ist, namentlich gegen das Ende, fortwährende
Bewegung der Flüssigkeit erforderlich. Statt mit einem Glasstabe
umzurühren, wobei leicht die einfließenden Tropfen von diesem ab-
spritzen, ist es besser, das Glas gut umzuschwenken. Bei einem nicht
Iüber die Hälfte gefüllten Becherglase geht dies ohne Gefahr eines
Überlaufens, besser noch bei Erlenmeyer-Kolben mit kurzem weiten
Halse. Enghalsige Kolben sind nicht bequem, weil dabei die Tropfen
aus der Bürette zufällig danebengehen können.
i
J52 Allgemeine Operationen.
Über die Qualität des zu verwendenden Glases ist das Nötige
sdion S. 68 gesagt worden.
Beim Kochen in Porzellanschalen dürfen diese nie mehr als höch-
stens halb gefüllt sein, weil sonst durch Überspritzen leicht Verluste
eintreten können.
IV. Gasvolumetrie.
Hierunter verstehen wir, im Gegensatz zur Gasanalyse, solche
Operationen, bei denen ein Bestandteil eines festen oder flüssigen
Körpers durch Entwicklung und Messung eines Gases bestimmt wird.
Das betreffende Gas wird in den meisten Fällen von dem der Analyse
unterworfenen Körper selbst abgegeben, wie Kohlensäure von Kalk-
stein, Stickstoff von Ammoniaksalzen, Stickoxyd von Nitraten, Sauer-
stoff von Superoxyden; doch kommt es vor, daß ein Teil desselben
(bei Wasserstoffsuperoxyd usw. die Hälfte) von einem zugesetzten
Reagens herstammt, und es kommen auch Fälle vor, avo dies ganz und
gar der Fall ist (Wertbestimmung des Zinkstaubs durch den aus Wasser
ent\Wckelten Wasserstoff) .
Zuweilen wird gar nicht das entwickelte Gas selbst, sondern eine
diesem gleiche, von ihm verdrängte Luftmenge gemessen.
An dieser Stelle werden nur einige wenige der für diesen Zweck
vorgeschlagenen Apparate und Verfahren beschrieben, nämlich solche,
Avelche sich für eine Reihe verschiedener Zwecke und in sehr vielen
Laboratorien eingeführt haben. Apparate, die entweder überhaupt nur
für einen Spezialzweck konstruiert sind oder nur in ganz bestimmten
Industrien angewendet werden, finden ihren Platz in den betreffenden
Abschnitten dieses Werkes.
Über die Eichung von gasvolumetrischen Apparaten vgl. S. 55.
Das Azotometer.
Dieses von Knop (Chem. Zentralbl. 1860, 244; Zeitschr. f.
anal. Chem. 9, 225; 1870; 14, 247; 1875) erfundene und von anderen,
besonders P. Wagner (Zeitschr. f. anal. Chem. 13, 383; 1874 und 15,
250; 1876) verbesserte Instrument diente ursprünglich nur zur Be-
stimmung von Ammoniak durch Behandlung von dessen Salzen mit
Natriumhypobromit, wodurch der Stickstoff frei wird, kann aber
auch für andere gasvolumetrische Arbeiten benutzt werden, bei denen
eine Messung über Wasser vorgenommen werden kann. Hierzu ist es
namentlich von A. B a u m a n n und seinen Schülern seit 1890 mehr-
fach vorgeschlagen worden.
Man verwendet darin die sogenannte Bromlauge. Die Be-
reitung derselben erfolgt, indem man 100 Natronhydrat in Wasser
löst und die Lösung auf 1,25 Liter verdünnt. Die durch Ein-
setzen in kaltes Wasser gekühlte Lauge wird mit 25 ccm Brom (im
Freien abzumessen) versetzt, kräftig geschüttelt und wiederum
Das Azotoineter.
153
gekühlt. Die Bromlauge 'wird in gut verschlossener Flasche vor
Licht geschützt aufbe^\ahrt.
A (Fig. 4.3) ist ein zur Aufnahme der Bromlauge dienendes Zer-
setzungsgefäß, auf dessen Boden das etwa 20 ccm fassende Zylinderchen
a festgeschmolzen ist. In letzteres kommt die Ammoniaksalzlösung.
Das große Glasgefäß B dient zur Aufnahme von ca. 4 Liter Wasser,
Fig. 43.
welche das Entwicklungsgefäß vor und nach der Zersetzung auf die
gleiche Temperatur bringen sollen. Der Hals des Entwicklungsgefäßes
ist rauh geschliffen, damit eine Verschiebung des tief einzudruckenden
Kautschukstopfens unmöglich wird. C ist ein hoher, mit Wasser und
etwas Salzsäure (letztere zur Verhütung von Pilzbildung) gefüllter
Zylinder, dessen Deckel die kommunizierenden Büretten c und d und
ein kleines Thermometer trägt. Die Büretten und das .sie speisende
Gefäß h sind mit Wasser (das man etwas färben kann) gefüllt.
154 Allgemeine Operationen.
Mit dem Azotometer kann man den Ammoniakstickstoff (nach
der Reaktion 2 NHg + 3 Na 0 Br = Ng + 3 Na Br + 3 Hg 0) sehr
exakt bestimmen, vorausgesetzt, daß man genau nach der Vorschrift
arbeitet, welche P. Wagner^) gibt. Man verfährt nach ihm wie
folgt. In das festgeschmolzene Zylinderchen a des Gefäßes A werden
10 com der zu prüfenden Ammoniaksalzlösung gebracht und mittels
eines Trichters 50 com Bromlauge in den weiteren Raum des
Zersetzungsgefäßes gegossen. Nachdem der Kautschukstopfen fest
eingedrückt ist, wird das Gefäß in den mit etwa 4 Liter Wasser gefüllten
Behälter eingesetzt. Der Glashahn / wird darauf etwas gelockert, die
Büretten c d durch Zusammendrücken des Kautschukballons i unter
gleichzeitigem Öffnen des Glashahnes g gefüllt und durch Ablassen
bei g der Flüssigkeitsspiegel auf 0 eingestellt. Nach etwa 10 Minuten
wird der (etwas gefettete) Glashahn / wieder fest eingedrückt und ge-
öffnet gehalten, so daß die im Gefäße A eingeschlossene Luft mit c in
Kommunikation bleibt. Man wartet etwa 5 Minuten und beobachtet
dann, ob der Flüssigkeitsspiegel in c gestiegen ist; ist dies der Fall,
so wird der Glashahn / nochmals gelüftet, wieder eingedrückt und aber-
mals 5 Minuten gewartet. Ist der Flüssigkeitsstand auf 0 stehen ge-
blieben, so hat das Entwicklungsgefäß mit seinem Inhalt (unter gleich-
zeitiger, durch die Bromnatronlauge bewirkter Kohlendioxydabsorption
aus der eingeschlossenen Luft) die Temperatur des umgebenden kalten
Wassers angenommen.
Man läßt nun durch Öffnen des Glashahnes g etwa 30 — 40 ccm
Flüssigkeit abfließen, nimmt das Entwicklungsgefäß aus dem Wasser,
neigt es, so daß von dem Inhalte des Zylinderchens a ein kleiner Teil
ausfließt, dessen Vermischung mit der Bromlauge man durch Schwenken
befördert und wiederholt dies, bis der größte Teil der ammoniakhaltigen
Flüssigkeit ausgeflossen und zersetzt ist. Darauf schließt man den
Glashahn /, schüttelt das Zersetzungsgefäß heftig, öffnet /, um den frei-
gewordenen Stickstoff austreten zu lassen, schheßt wieder und schüttelt
nochmals, bis beim Öffnen des Glashahnes der Wasserspiegel in c nicht
mehr sinkt (ein dreimaliges heftiges Schütteln ist gewöhnUch aus-
reichend), und stellt das Entwicklungsgefäß wdeder in das Kühlwasser.
Nach etwa 15 — 20 Minuten hat das Entwicklungsgefäß mit seinem
Inhalt wieder die frühere Temperatur (nämlich die des Kühlwassers)
angenommen, während das in c eingetretene Gas die durch das ein-
gehängte Thermometer angezeigte Temperatur des im Zylinder C be-
findHchen Wassers erhalten hat. Nachdem durch Ablassen bei g der
Flüssigkeitsstand in c und d gleichgestellt ist, wird das entwickelte
Stickstoffvolumen, die Temperatur des im Zylinder C enthaltenen
Wassers sowie der Barometerstand notiert.
In der 5. Auflage dieses Werkes (Bd. I, S. 148 und 149) sind die
Tabellen wiedergegeben, welche Dietrich zur Umwandlung der
beobachteten Volumen auf Gewichte von Stickstoff berechnet hat,
I
^) Lehrbuch der Düngerfabrikation. Braunschweig 1877, S. 161.
Das Azotometer.
155
unter Berücksichtigung der faktisch eintretenden UnvoUständigkeit
der Reaktion (die vielleicht nach R a s c h i g, (Chem.-Ztg.31, 926; 1907),
durch Bildung von Hydrazin veranlasst wird). Classen (Ausgew.
Methoden der anal. Chem. II, 501) weist darauf hin, daß Diet-
richs Tabellen unbrauchbar sind, da sie für Stickstoff ein um etwa
Yo Proz. zu hohes Litergewicht annehmen. Solche Tabellen sind aber ganz
unnötig, nachdem Lunge gezeigt hat (Chem. Ind. 8, 165; 1885),
daß man zur Kompensierung jener UnvoUständigkeit der Reaktion
einfach die erhaltenen Werte um 2,5 Proz. vergrößern muß, was man in
Fig. 44.
der Art tut, daß man für jedes ccm des auf 0", 760 mm und Trockenheits-
zustand reduzierten Stickstoffgases je 0,001 281 8 g N = 0,001 558 2 g
NH-5 rechnet.
Bei der Untersuchung von Harnstoff, der nach der Gleichung:
CO (NH.,), + 3 Na O Br = 3 Na Br + CO2 -}- Ng + 2 Hg 0,
zersetzt wird, tritt nach Lunge (s. o.) eine Minderentwicklung von
Stickstoff um 9 % auf. Jedes auf Normal bedingungen reduzierte ccm
Stickstoff entspricht bei Berücksichtigung dieses Umstandes 0,002956 g
Harnstoff. Nach C o r r a d i (Chem. Zentralbl. 1906, T, 1575) sinkt der
Stickstoffverlust bei Zusatz konz. Zuckerlösung auf 3,8 — 4,5 %.
A. B a u m a n n empfiehlt technischen Laboratorien die in Fig. 44
gezeigte Vereinfachung des Wagner sehen Azotoraeters, die ohne
J56 Allgemeine Operationen.
weiteres verständlich ist. Das Meßrohr wird hier durch eine gewöhn-
liche Quetschhahnbürette ersetzt und der mit Kühlmantel umgebene
Meßapparat mittels einer Klammer an einem ge^^■ühnlichen Stativ be-
festigt. Hat man viele Analysen auf einmal zu erledigen, so ist es rat-
sam, sich gleich zwei oder drei solcher einfachen Azotometer zusammen-
zustellen. Man kann dann, während bei der einen Analyse der nötige
Temperaturausgleich erfolgt, mit dem zweiten und dritten Apparate
eine neue Analyse beginnen.
Bei Benutzung des Azotometers ist ein Hauptgewicht auf Gleich-
haltung der Temperatur im Entwicklungsgefäß und Meßrohr während
der ganzen Dauer des Versuchs zu legen. Nimmt man den Inhalt des
Entwicklungsgefäßes nur zu 150 com an, so beträgt bei einer Tempe-
raturschwankung von nur 1° der Fehler 0,5 ccm, bei 2" etwa
1 ccm. Dieser Fehler übt auf das Resultat der Analyse schon einen
sehr bedeutenden Einfluß aus, besonders bei Entwicklung ge-
ringer Gasmengen, indem z.B. bei Entwicklung von 10 ccm Gas
eine Abweichung von 5 — 10 % der gesamten Gasmenge hervor-
gerufen wird.
Das Nitrometer.
Diesen Namen hat L u n g e ^) dem von ihm ursprünglich zur
Bestimmung der Säuren des Stickstoffs erfundenen Apparate gegeben,
durch welchen das von W. C r u m 2) .schon lange vorher angegebene,
aber wegen der früheren Schwierigkeit seiner Ausführung fast un-
beachtet gebliebene Verfahren erst allgemein zugänglich und verbreitet
worden ist.
Wird die Lösung eines Nitrats oder Nitrits resp. die freien Säuren
mit Quecksilber und Schwefelsäure geschüttelt, so erfolgt eine Reduktion
der Stickstoff-Sauerstoffverbindungen zu Stickoxyd, das gemessen
wird, und aus dessen Volum das Gewicht der zu analysierenden Substanz
zu ermitteln ist. Die Reaktion geht über einen unbeständigen blau-
gefärbten Körper, dessen Auftreten schon Lunge (s. o.) beobachtet
hat, und der von Sabatier (Bull. soc. ehem. [8] 17, 782; 1897),
Trautz (Zeitschr. f. phys. Chem. 47, 601; 1903), Raschig
(Zeitschr. f. angew. Chem. 18, 1303; 1905), Lunge und Berl
(ebenda 19, 807; 1906) genauer studiert worden ist. Besonders auf
Grund der Untersuchung von R a s c h i g (s. o.) ist die Nitrometer-
reaktion folgendermaßen zu formulieren:
1) Ber. 11, 434; 1878 und 18, 1878, 2030; 1885, neue Anwendungen; 21, 376;
1888; Dingl. pol. J. 231, 522; 1879. Tafeln; 245, 171; 1882, Analyse der Dynamite;
Chem. Ind. 4, 346; 1881 und 8, 161 ; 1885, neue Anwendungen ; 9, 273; 1886 Spreng-
.stoffanalyse; Handbuch der Sodaindustrie, 3. Aufl., S. 219; 1903; s. a. die nicht
immer zutreffenden Ausführungen von N e w f i e 1 d und Marx (Journ. Amer.
Chem. Soc. 28, 877; 1906, Chem. News 94, 306; 1906; Zeitschr. f. Schieß- und
Sprengstoffwesen 2, 131; 1907.
2) Phil. Mag. (3) 30, 426; 1847.
Das Nitrometer. 15"
2HN03 + 2Hg2 + 4H2SOi=2Hg2SOi+4H,0 + 2S05NH
(Nitrosylscliwefel-
säure).
2 SO5 NH + Hg., + Ho SO4 = Hg2 SO4 + 2 8O5 XH,
(Nitrosisulfonsäiire
von R a s c h i g , Sulfonitronsäure von Lunge und B e r 1 , blau
gefärbt.) ^ go., NH, = 2 H., SO4 + 2 NO.
Bei diesem Verfahren tritt das Quecksilber, das als Sperrflüssig-
keit dient, selbst in die Reaktion ein. Es hat sieh aber gezeigt, daß
das Nitrometer auch für eine Menge von anderen Z^vecken sehr gut
dienlich ist, bei denen das betreffende Gas ohne Mitwirkung des Queck-
silbers entwickelt und nur über diesem gemessen wird; für verschiedene
Zwecke hat Lunge auch die ursprüngliche C r u m sehe Reaktion
in ein anderes Gefäß verlegt und das dabei entwickelte Stickoxydgas
über trockenem Quecksilber zur Messung gebracht. Hieraus und aus
sonstigen Umständen hat sich im Laufe der Zeit eine Anzahl von Ab-
änderungen ergeben, über die in dem Literaturverzeichnisse S. 156 die
Quellen angegeben sind. Später hat dann Lunge aus dem Nitro-
meter das „Gasvolumeter" herausgebildet, das weiter unten besonders
beschrieben wird.
Das Nitrometer verdankt die Vielseitigkeit seiner Anwendung
besonders zwei U^mständen : erstens dem, daß es die Messung der meisten,
auch der im Wasser erhebhch lösUchen Gase über Quecksilber, ohne
Anwendung der früher dazu stets gebräuchhchen Quecksilberwanne^),
mittels eines sehr einfachen, leicht zu manipulierenden, das Schütteln
gestattenden Apparates und mit einem sehr geringen Vorrate von
Quecksilber gestattet; zweitens dem, daß es sich ebenso gut für die
Operationen eignet, bei denen ein Gas im reinen Zustande entwickelt
und in demselben Zustande gemessen wird, wie für diejenigen, bei
denen das Gas in einem Nebengefäße entwickelt und die dabei ver-
drängte Luft gemessen wird. Es läßt sich ferner zu jeder Art der eigent-
lichen Gasanalyse verwenden, wie auch zu solchen Verfahren, bei denen
ein aus festen oder flüssigen Körpern ausgetriebenes Gas von anderen
zu trennen ist (Kohlensäurebestimmung nach Lunge und M a r c h -
1 e w s k i usw.).
B ö c k m a n n (3. Aufl. I, 63 — 64) sagt darüber:
,,Ein außerordentlich wertvoller und deshalb m der Techiük ganz
allgemein verbreiteter Apparat ist L u n g e s Nitrometer in seinen ver-
schiedenen Modifikationen. Es dürfte kaum einen zweiten technisch-
analytischen Apparat geben, der bei gleicli angenehmer HandhaVnuig
so vielfacher praktischer Anwendungen fähig ist. Zahlreich sind seine
in der Literatur bekannt gewordenen Anwendungen; noch zahlreicher
jedenfalls die nicht veröffentlichten, \\elche fast jedes einzelne tech-
nische Laboratorium von demselben zu machen weiß."
1) Beschreibung einer solchen s. Stock (Ber. 41, .3834; 1908).
158
Allgemeine Operationen.
Das Nitrometer, -wie es in sehr vielen Laboratorien zur Unter-
suchung der „Nitrose" der Schwefelsäurefabriken und für viele andere
Zwecke im Gebrauche ist, zeigt Fig. 45. a ist ein 50 ccm haltendes,
unten verjüngtes Rohr, das in ^/jq ccm eingeteilt ist. Die Teilung beginnt
gleich unter dem Dreiweghahn, welcher das Rohr oben abschließt.
Dieser Hahn kann entweder eine senkrechte und eine axiale Bohrung
haben, wie bei den Winkle r sehen oder Bunte sehen Gasbüretten,
oder aber es ist ein Greiner -Friedrichs scher Patenthahn
mit zwei schiefen Bohrungen, wie
ihn Fig. 46 in seinen drei Stellungen
zeigt. Die letzteren Hähne schließen
viel dichter, ind bedeutend leichter
zu manipulieren als die ersteren
und werden diesen bei den neueren
Instrumenten vorgezogen. Über
dem Hahn erhebt sich dann noch
ein Becher und ein seitliches Aus-
gangsrohr d (bei den Hähnen der
ersten Art dient die axiale Bohrung
statt eines solchen). In der
Stellung Ä kommuniziert der Gas-
raum mit dem Seitenröhrchen d,
in der Stellung B mit dem Becher,
in C sind beide gegen den Gas-
raum hin abgesperrt.
Das Gasmeßrohr a ist durch
einen dickwandigen Gummischlauch
mit dem ,, Niveaurohr" b (Fig. 45)
verbunden. Letzteres ist ein ein-
faches zyhndrisches, unten zur An-
bringung des Gummischlauches ver-
engtes Glasrohr vom gleichen Durch-
messer wie das Gasmeßrohr. Beide
Röhren sind in Klammern ver-
schiebbar.
Um nun den Apparat — zu-
nächst für die Untersuchung der Nitrose — zu gebrauchen, stellt
man b so, daß sein unteres Ende etwas höher als der Hahn von a
steht, und gießt bei offenem Hahne Quecksilber durch b ein, bis es
eben in den Trichter von a eingedrungen ist; da es unten in a
einfließt, legt es sich ohne aUe Luftblasen an die Wände an.
Man schheßt dann den Hahn, läßt das im Trichter stehende Queck-
silber durch die seithche Bohrung des Hahnes abfließen (es dürfen
keine Quecksilbertröpfchen im Becher verbleiben), stellt b tiefer und den
Dreiweghahn schief, so daß keine seiner Bohrungen in Tätigkeit tritt.
Nun läßt man aus einer in Hundertstel geteilten 1 ccm-Pipette
die Nitrose in den Glasbecher einfließen, wobei man den Nachlauf
Fig. 45.
Das Nitrometer.
159
der viskosen Flüssigkeit berücksichtigt (bei sehr starken Nitrosen
nimmt man nur 0,5 ccm, bei schwächeren 2 — 5 ccm), senkt das Niveau-
rohr b hinreichend, öffnet den Hahn vorsichtig, so daß die Nitrose ein-
gesaugt wird, aber keine Luft mitkommt, gießt 2 — 3 ccm ca. 90 proz.
reine, von Stickstoffsäuren absokit freie Schwefelsäure in den Becher,
saugt diese in das Nitrometer und wiederholt dasselbe mit 1 — 2 ccm
Schwefelsäure. Dann bringt man die Gasentwicklung in Gang, indem
man das Rohr a aus der Klammer nimmt, mehrmals fast horizontal
hält (mit Vorsicht, damit nicht die Säure mit dem Kautschukschlauch
in Berührung kommt) und plötzhch aufrichtet, so daß sich Säure und
Quecksilber gut mischen. Dann schüttelt man 1 — 2 Minuten, bis sich
kein Gas mehr entwickelt.
Fig. 46.
Man stellt nun beide Schenkel so, daß das Quecksilber im Niveau-
rohr b um so viel höher als im Meßrohr a steht, als nötig ist, um die
Säureschicht in a zu kompensieren. Man kann etwa 1 mm Quecksilber
auf 6^^ mm Säure in a rechnen. Die genaue Einstellung wird nach
erfolgtem Temperaturausgleiche wie folgt vorgenommen. Man gießt
ein \Aenig Säure in den Becher und öffnet vorsichtig den Hahn, \^'ar
etwas Unterdruck vorhanden (was vorzuziehen ist), so wird die Säure
in a hineinfheßen ; natürlich schüeßt man den Hahn, ehe Luft ein-
dringen kann, und hebt ein wenig Rohr b. Im umgekehrten
Falle merkt man, daß das Gas die Säure heben will, schUeßt
sofort und stellt das Rohr b ein wenig tiefer, ehe man den Versuch von
neuem anstellt. Bei einiger Vorsicht wird diese Manipulation stets ge-
lingen. Nun erst liest man das Gasvolumen ab, Avie auch das Barometer
und ein Thermometer, dessen Gefäß sich etwa in der Mitte der Gassäule
dicht neben a befindet.
Wenn nun der Versuch beendigt ist, senkt man das Meßrohr a,.
damit beim Öffnen keine Luft eindringt, öffnet den Hahn, drückt duich
Heben des Niveaurohres b das Gas hinaus und sämtliche Säure in den
Becher und stellt nun den Hahn so, daß die Säure aus der axialen
Bohrung desselben oder dem Seitenröhrchen d (Fig. 46) in ein unter-
I
160 Allgemeine Operationen.
gehaltenes Gläschen abfließt; den letzten Rest saugt man durch etwas
Fließpapier ab. Sollte sich etwas weißes Mercurosulfat an den Rohr-
wandungen abgeschieden haben, so bringt man es durch konzentrierte
Schwefelsäure in Lösung. Das Nitrometer ist dann für den nächsten
Versuch bereit.
Man muß stets untersuchen, ob der Hahn gasdicht schHeßt, was
ohne gelindes Einfetten (mit Vaselin) oft nicht der Fall sein Avird. Es
darf kein Vasehn in die Bohrung hinein und mit der Säure in Berührung
kommen, sonst bildet sich ein Schaum, der sich sehr langsam absetzt.
Man kann nicht gut verlangen, daß ein Glashahn auf längere
Zeit gegenüber starkem Über- oder Unterdruck dicht schließt ; es genügt
aber vollkommen, ^enn bei vollständig gefülltem Rohre a und niedrig-
gestelltem Rohre h nach 2 Stunden keine Luftblase oben in a sichtbar
wird. Besser als die gewöhnlichen eingeschliffenen Glashähne schheßen
die Hähne mit Quecksilberringdichtung von Gockel (Zeitschr. f.
angew.Chem. 13, 961, 1238; 1900), angefertigt z. B. von A 1 1 , E b e r -
h a r d und Jäger, Ilmenau. (Die weiteren Einzelheiten der Be-
rechnung der Stickstoff Verbindungen aus dem gefundenen Volumen
siehe bei ,, Schwefelsäure".)
Ganz ähnlich verfährt man bei der Analyse von wasserlösHchen
Nitraten oder Nitriten zur Ermittlung des Gesamtstickstoffgehaltes,
wie es liei der Analyse des Natronsalpeters genauer beschrieben werden
wird. In diesen Fällen, also bei wasserlösHchen festen Substanzen,
bringt man die abgewogene Substanz in den Becher, löst sie darin in
einer sehr geringen Menge Wasser, saugt die Lösung in das Rohr a ein,
spült mit konzentrierter Schwefelsäure nach und verfährt dann wie oben.
Die Konzentration der im Nitrometer befindlichen Schwefel-
säure muß innerhalb bestimmter Grenzen nach oben und unten ge-
halten werden. Säuren, die stärker sind als 97 proz. Schwefelsäure,
entwickeln beim Schütteln mit Quecksilber schwefUge Säure, sind des-
halb vom Gebrauch auszuschließen. Die LösHchkeit des Stickoxyds
in Scliwefelsäure steigt mit steigender Konzentration der Säure. Die
Löslichkeit in 9G proz. Säure beträgt 3,5 Volumprozent, in 90 proz. 2,
in 80 proz. Schwefelsäure 1,1 Volumprozente, d. h. 10 ccm Schwefel-
säure von 96 % H., SO4 vermögen 0,35 ccm NO in Lösung zu halten usw.
(Lunge, Ber. 18, 1391 ; 1885; N e r n s t und J e 1 1 i n e k , Zeitschr.
f. anorg. Chem. 49, 219; 1906; Tower, ebenda 50, 382; 1906).
Bei genauen Analysen ist eine Korrektur für die LösHchkeit des Stick-
oxyds anzubringen, die für schwächere Säuren zu vernachlässigen ist.
Die Verwendung von Säuren unter 75 "/(, H 2SO4 führt zur Bildung
von grauem Schlamm, aus Quecksilber und Mercurosulfat bestehend,
der eine genaue Bestimmung unmöglich macht.
Zur Analyse von in Wasser unlösHchen, aber in konzentrierter
Schwefelsäure löslichen Nitraten, vor allem der Dynamite und der
Nitrocellulosen (für welchen Zweck wohl das Nitrometer heut ganz
allgemein angewendet wird) , wird die Lösung der Substanz in Schwefel-
säure ebenfalls in dem Becherchen über dem Hahne vorgenommen.
Das Nitrometer.
161
Um dabei einen Verlust an etwa entweichenden nitrosen Dämpfen
zu vermeiden, bedient man sich statt aller sonst vorgeschlagenen,
ganz unnützen Vorrichtungen der einfachen, von Lunge in Chem.
Ind. 9, 274; 1886 angegebenen Vorrichtung, Fig. 47. Man verschließt
nämlich den Becher des Nitrometers durch einen Kautschukpfropf,
durch den ein oben in einen kleinen Trichter endigendes S-Rohr geht.
Die Substanz kommt in den Becher; dann setzt man den Pfropf auf und
gießt durch das Trichterchen konzentrierte Schwefelsäure zu, von der
natürlich die untere Biegung des
S-Rohres erfüllt bleibt. Sollten
dann nitrose Dämpfe entstehen,
so werden diese durch den Säure-
verschluß zurückgehalten , und
beim Einsaugen der Lösung wird
die im S-Rohre enthaltene Säure
von selbst nachfließen.
Es kommt gar nicht darauf
A
130
Fig. 47.
Fig. 48.
Fig. 49.
an, ob ein unlösliches Pulver (wie Guhr bei Dynamit) oder etwas un-
gelöster Salpeter u.dgl. vorhanden ist, da diese doch mit in das Gasrohr
eingesaugt werden. Bei nitriertei' Baumwolle wartet man aber besser
die vollständige Lösung im Becher ab, nimmt aber dann sofort die
Analyse vor, da bei zu langem Stehen zu hohe Werte gefunden werden^).
Man kann die Analyse der Nitrate und Salpeter.säureester (Nitro-
glycerin, Nitrocellulose) ganz gut in den Fig. 45 gezeigten Instrumenten
^) Man berücksichtigte bei der Analj'se von Sprengstoffen im Nitrometer
den Einfluß von Zusätzen. Paraffin, Campher, Harzo und Vasehne bedingen ein
zu niedriges; Schwefel und Carbonato ein zu hohes Resultat. (N e w f i e 1 d
und .Marx, Journ. Anier. Chem. Soc 28. «77; 1900).
Uiiterfiuchungfii. ö. Aufl I. 11
I
162
Allgemeine Operationen.
vornehmen, jedoch nicht mit einem sehr liohen Grade von Genauigkeit,
da darin höchstens 40 ccm Gas zur Messung kommen können. Durch
eine Modifikation, das ,,N itrometer für Salpete r", Fig. 48,
Läßt sich aber auch für diese Zwecke eine von den besten anderweitigen
Methoden nicht zu übertreffende Genauigkeit von 0,1 % erreichen.
Hier ist, um einen viel größeren Gasraum zu gewinnen, ohne das In-
strument unbequem lang zu machen, unter dem Hahne eine fast 100 ccm
fassende Kugel angebracht; die Teilung beginnt unter derselben bei
100 ccm und setzt sich bis 150 ccm fort.
Endhch zeigt Fig. 49 eine Form des Nitrometers, die für beide
Zwecke dienen kann, nämlich um kleinere (bei Nitrose u. dgl.) oder
auch größere Gasmengen mit einem und demselben Instrumente messen
zu können, ohne den Apparat zu unhandlich zu machen. Da diese Form
nicht so kurz wie die in Fig. 45 und 48 gezeigte gemacht werden kann,
Fig. 50.
so eignet sie sich nicht so gut für zum Schütteln bestimmte Instrumente,
wie für solche mit Anhängefläschchen oder für Gasvolumeter (s. u.).
Wenn man die Zersetzung der Salpetrigsäure- und Salpetersäure-
Verbindungen mit Quecksilber und Schwefelsäure im Gasmeßrohre
selbst durch Schütteln desselben vornimmt, so bleibt natürlich das
Gas durch eine Scliicht Schwefelsäure vom Quecksilber getrennt. Dies
macht einen gewissen Kunstgriff bis zur Einstellung des Niveaus not-
wendig, um die Säureschicht durch eine entsprechende Quecksilberhöhe
zu balancieren (S. 159). Unter gewöhnHchen Umständen macht das,
namentlich bei Nitrose, keine Schwierigkeit. Aber bei Zersetzung
größerer Mengen bildet sich manchmal viel Schaum; bei unvermeid-
licher Verdünnung mit Wasser scheidet sich Quecksilbersulfat aus;
bei Dynamit bleibt das Guhrmehl oben schwimmen usw. Alles dies
macht die genaue Einstellung und Ablesung mehr oder weniger un-
sicher und ungenau. In solchen FäUen, also z. B. bei der Analyse von
Salpeter und von Sprengstoffen, empfiehlt sich daher die Anwendung
eines besonderen Schüttelgefäßes mit eigenem Niveaurohr,
wie wir sie beim Gasvolumeter kennen lernen werden. Dann wird das
Das Nitrometei*. 163
Gas im Gasmeßrohr immer durch eine blanke Quecksilberkuppe ab-
gesperrt, und die Einstellung und Ablesung kann mit größter Schärfe
geschehen.
Dasselbe gilt von allen den Arten der Analyse, bei denen das
Nitrometer mit Anhängefläschchen gebraucht Avird,
wie es Fig. 50 zeigt. Die Analyse gestaltet sich dann ganz wie eine solche
im Azotometer. Die zu zersetzende Substanz kommt in den äußeren
Raum, das die Zersetzung bewirkende Reagens in das am Boden des
Fläschchens angeschmolzen innere Zylinderchen (nicht umgekehrt !) .
Nach Aufsetzen des Korkes verbindet man mit dem Dreiweghahn.
Schon vorher ist durch Heben des Niveaurohres das Quecksüber im
Gasmeßrohre bis an den Hahn getrieben worden ; es wird aber nochmals
durch Lüften des Stopfens dafür gesorgt, daß im Fläschchen kein Über-
druck vorhanden ist, und das Niveaurohr wird so gestellt, daß das
Quecksilber wieder auf Null steht. Jetzt öffnet man den Hahn nach
dem Fläschchen hin und bringt, ohne dieses mit der Hand zu erwärmen,
durch Neigen den Inhalt des Zylinderchens zum Ausfließen in den äußeren
Raum. Die jetzt eintretende Gasentwicklung wird durch Schütteln,
immer ohne Erwärmung durch die Hand usw., befördert; am sichersten
wird eine eintretende Erwärmung (z. B. bei der Bromnatron-Methode
S. 154) durch vorheriges und nachheriges Einstellen des Fläschchens in
Wasser von Zimmertemperatur beseitigt. Sowie das Quecksüber im Meß-
rohre sinkt, senkt man auch das Niveaurohr, um keinen unnötigen
Druck auszuüben; gegen das Ende des Prozesses kann sogar ein starkes
Senken des Niveaurohres zur besseren Austreibung des Gases durch die
entsprechende Luftverdünnung von Vorteil sein. Zuletzt, immer in
der Voraussetzung, daß die Endtemperatur gleich der Anfangstempe-
ratur ist, also das ursprünglich im Fläschchen vorhandene Luftvolum
dasselbe geblieben ist, stellt man das Quecksilber in beiden Röhren auf
genau gleiche Höhe und liest nun das Gasvolum ab, gleichzeitig auch
Thermometer und Barometer, wie S. 159 angegeben.
Bei der Reduktion auf 760 mm Druck übersehe man nicht, daß
hier nicht, wie bei den eigentlichen nitrometrischen Arbeiten, das Gas
trocken, sondern feucht gemessen wird. Da es stets aus verdünnten
Flüssigkeiten entwickelt wird, so kann die Spannung des Wasserdampfes,
die man vom Barometerstande in Abzug bringt, gleich derjenigen aus
Wasser selbst gesetzt werden.
Die Reduktion des Gasvolums auf Normalzustand
erfolgt am schnellsten durch die von Lunge für den Gebrauch des
Nitrometers berechneten Tabellen V und VI die diesem Werke l)ei-
gegeben sind; sonst durch Umkehrung der S. 168 gegebenen Formeln.
Für den Gebrauch im Laboratorium empfiehlt sich die Plakatform
dieser Tabellen (erschienen bei Fr. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1897).
Von den zahlreichen Anwendungen, welche man von dieser Form
des Nitrometers machen kann, ist die zur Titerstellung von Perman-
ganatlösungen schon S. 135 beschrieben worden; viele andere werden
Iin späteren Teilen dieses Werkes vorkommen. Hier sei nur beispiels-
11*
164
Allgemeine Operationen.
weise erwähnt: die Analyse von Clilorkalk, Braunstein, Ferrieyan-
kalium, Bleisuperoxyd, der salpetrigen Säure (R i e g 1 e r , Zeitschr.
f. anal. Cliem. 36, 665; 1897) durch Wasserstoffsuperoxyd und die des
Wasserstoffsuperoxyds selbst; die Bestimmung der Kohlensäure in
Carbonaten, die des Stickstoffs in Ammoniaksalzen und im Harnstoff
(Ureometer), sowie in Diazoverbindungen ; Kontrolle des Titers von
Säuren durch Entwicklung von Kohlensäure aus Carbonaten; Wert-
bestimmung des Zinkstaubs; Untersuchung der Chromate (nach A. Bau-
mann, Zeitschr. f. angew. Chem. 4, 135, 198, 339, 392 ; 1891) ; Titer-
stellungen von Jodlösungen (oben S. 139) mit verschiedenen daraus
sich ergebenden Folgerungen (Zeitschr. f. angew,
Chem. 4, 203, 328, 450; 1891).
Für die Bestimmung von Salpetersäure in
Salzsäure kann das Nitrometer verwendet werden,
wenn an Stelle der sonst verwendeten Schwefel-
säure Salzsäure zur Anwendung kommt (G o 1 1 -
lieb, Chem.-Ztg. 30, 766; 1906).
Das Nitrometer kann auch als Absorptio-
meter dienen (Chem. Ind. 8, 162; 1885) sowie als
Reduktionsapparat für Gase auf 0" und 760 mm
(ebenda S. 163), was freilich durch das Gasvolu-
meter (s. u.) entbehrlich wird, und zu den meisten
gasanalytischen Arbeiten (ebenda S. 169), sowie
zur Austreibung und Analyse von in Wasser usw.
gelösten Gasen (ebenda S. 170 u. Zeitschr. f. anal.
Chem. 25, 309; 1885).
Zuweilen kommen Körper zur nitrometrischen
Analyse, welche sich in konzentrierter Schwefel-
säure nicht vollständig lösen. Es kann dann beim
Einsaugen in das Nitrometer die Hahnbohrung
sich verstopfen, was manchmal bei der Analyse
von schwer löslichen Nitrocellulosen oder Nitrocellulose-Niti'oglycerin-
pulvern geschieht. Für derartige Fälle ist von Lubarsch (Pro-
gramm des Friedrich-Realgymnasiums in Berlin 1885) eine Modi-
fikation des Lunge sehen Nitrometers vorgeschlagen worden. Die
Konstruktion des Nitrometers von Lubarsch, wie es nach
Käst (Untersuchung der Spreng- und Zündstoffe, S. 932; 1909)
zur Untersuchung von Nitroglycerinpulvern in den deutsehen Staats-
fabriken Anwendung findet, geht aus Fig. 51 hervor.
Der Apparat besteht aus drei Teilen: der Gasbürette, dem Re-
zipienten und dem Füllrohr.
Die Gasbürette ist ein oben kuglig erweitertes Nitrometerrohr,
dessen offenes oberes Ende in einer Länge von 5 cm unter einem Winkel
von 120" gebogen ist. Dicht oberhalb der Kugel beginnt die Teilung, die
fast bis zum Hahne geführt ist, der das Nitrometerrohr unten verschließt.
In die obere seitlich gerichtete Mündung der Gasbürette ist der
Rezipient mit größter Sorgfalt eingeschliffen. Er besteht aus einem
y
Das Nitrometer.
165
10 cm langen, 12 mm weiten, an einem Ende geschlossenen Glasrohr,
welches in der Mitte unter 120" gebogen ist. An der äußeren Seite der
Biegungsstelle ist ein Hahntrichter angeschmolzen, der unten durch
einen Hahn, oben durch einen Glasstopfen verschUeßbar ist.
Das Füllrohr, das durch einen dickwandigen Gummischlauch
mit der Gasbürette verbunden ist, besitzt am unteren Ende einen
durch Gummischlauch und Quetschhahn verschheß baren Ansatz
zum Ablassen des Quecksilbers.
Gasbürette und Rezipient müssen vor jedem Versuche gut ge-
trocknet und Schliff und Glashahn mit konzentrierter Schwefelsäure
geschmiert av erden.
Die in einem enghalsigen Wä gefläschchen abgewogene, fein-
gepulverte Probe \\ird in das geschlossene Rohr des Rezipienten ein-
gebracht, dieser bei geöffnetem Trichterhahn auf die Gasbürette auf-
gesetzt, in der vorher das Quecksilber auf Teilstrich 0 eingestellt worden
war. Der Trichterhahn A^drd nun geschlossen und in den Hahntrichter
die zur Lösung notwendige Menge Schwefelsäure eingefüllt. Man öffnet
den unteren Hahn der Gasbürette, erzeugt durch Ablassen von Queck-
silber aus dem Füllrohr etwas Minderdruck und saugt nun unter Ver-
meidung von Lufteintritt die Schwefelsäure aus dem Hahntrichter
in den Rezipienten ein. Der Hahn des Hahntrichters wird nun ge-
schlossen und der Glasstöpsel aufgesetzt.
Hat sich das Pulver im Rezipienten gelöst, was durch vor-
sichtiges Erwärmen beschleunigt A\erden kann, dann A\ird der
Rezipient um 180" gedreht und durch ein Gummiband, das in einen
Glashaken an der Gasbürette eingreift, in seiner Lage fixiert. Zuerst
wird vorsichtig geschüttelt und in dem Maße, als Stickoxyd sich ent-
wickelt, das Quecksilber aus dem Füllrohr abgelassen, so daß in den
Rohren keine A\esentliche Niveaudifferenz entsteht. Nach beendeter
Entwicklung wird 15 Minuten gewartet, das Stickoxydvolum abgelesen,
indem man zum Einstellen des Niveaus bei nebeneinandergestelltem
Füllrohr und Gasbürette das Quecksilber im Füllrohr um den siebenten
Teil der Länge der Schwefelsäuresäule (in der Bürette) höher stellt als
das Quecksilberniveau in der Gasbürette.
Für die Berechnung muß das Volumen des Rezipienten ])is zur
Nullmarke der Gasbürette, die Versuchstemperatur und der Barometer-
stand bekannt sein. Man muß berücksichtigen, daß der im Rezipienten
vor dem Versuche vorhandene Luftsauerstoff an das Quecksilber über-
tragen \\urde, demnach verschwunden ist; man multiphziert deshalb
die Anzahl der Kubikzentimeter des Rezipientenvolumens (sie sind auf
der Gasbürette vermerkt) mit 0,209 und addiert das Produkt zur Anzahl
der abgelesenen com Stickoxyd. Für die Absorption des Stickoxyds
in konzentrierter Schwefelsäure werden pro ccm Schwefelsäure 0,035 ccm
hinzugefügt und das Resultat wie bei der Nitrometerbestimmung
nach L un g e (S. 163) ermittelt.
Lunge (Chem. Ind. 9, 273; 1886) weist auf eine Fehlerquelle
hin, die bei der Verwendung des L u b a r s c h sehen Nitrometers
Jö(5 Allgemeine Operationen.
resultiert, wenn die zu untersuchende Substanz Carhonate und andere
kolilensäurebildende »Substanzen enthält.
Über weitere Modifikationen des Lunge sehen Nitronieters vgl.
H e m p e 1 (Zeitsehr. f. anal. Cliem. 20, 82: 1881), Hörn (Zeitschr. f.
angew. Clieni. 5, 200, 358; 1892), P i t m a n (Du Pont), (Journ. See.
Chem. Ind. 19, 983; 1900; Chem. Zentralbl. 1901, 1, 274).
Das (jasvolumeter^).
Diesen Namen hat Lunge einem Apparate gegeben, durch den
es zum erstenmale möglich gemacht wurde, die bei gasvolumetrischen
Arbeiten unvermeidliche Reduktion eines Gasvolums auf beliebige
Normalien, gewöhnlich also auf 0° und 760 mm Druck, sei es im trocknen
oder im feuchten Zustande, ohne Beobachtung von Thermometer und
Barometer und ohne alle Rechenoperationen oder Tabellen durch eine
in weniger als einer Minute auszvi führende mechanische Manipulation
zu bewirken, und zwar nicht nur, wie dies schon früher geschehen war,
für relative Messungen, d. h. zur Vergleichung verschiedener Gas-
volume bei der Gasanalyse mit einem anfcänglichen Volum, sondern für
absolute Messungen, wie sie bei den gasvolumetrischen Bestimmungen
für Analyse fester und flüssiger Substanzen erforderlich sind.
Die dabei zugrunde liegende Idee ist folgende : Wenn man in einem
,, Reduktionsrohre" mittels eines ,, Niveaurohres" ein bekanntes Luft-
volum unter solchen Druck versetzt, daß es dasselbe Volum einnimmt,
welches es bei 0" und 760 mm Barometerstand einnehmen würde, und
wenn man genau denselben Druck auf ein anderes, unbekanntes Gas-
volum ausübt, so wird auch das letztere den Raum einnehmen, welcher
einer Temperatur von 0" und dem Drucke 760 mm entspricht. Dies
wird erreicht, wenn erstens das Niveaurohr so hoch steht, daß das be-
kannte Volum im ,, Reduktionsrohr" auf die Normalien reduziert wdrd,
Avenn zweitens durch Anwendung eines T-Rohres derselbe Druck auch
auf das Gasmeßrohr wirkt, und drittens das Niveau des Quecksilbers
in diesem genau ebenso hoch wie im ,, Reduktionsrohre" steht.
Der Apparat setzt sich folgendermaßen zusammen. Mittels eines
Dreischenkelrohres (Fig. 52) und genügend langer und dicker Kaut-
schukschläuche sind drei Röhren miteinander verbunden, welche in
Klammern eines Statives senkrecht auf- und niederzuschieben sind.
Das eine Rohr, A, ist das Gasmeßrohr; dieses kann ein Nitrometer
beliebiger Form, eine Bunte sehe Bürette oder ein sonstiger Gasmeß-
apparat sein. Das zweite Rohr, B, das sogen. Reduktionsrohr, ist ein
oben erweitertes Rohr, welches bis zu dem ersten Teilstriche unterhalb
der Erweiterung 100 ccm faßt und darunter im zyhndrischen Teile
noch 30 — 40 ccm in ^/j^ccm geteilt enthält. Dieses Instrument wird ein
für allemal eingestellt, indem man an dem Beobachtungstage Thermo-
meter und Barometer beobachtet, daraus das Volumen ableitet, welches
1) Lunge, Ber. 23, 440; 1890 und 25, 3157; 1892; Zeitschr. f. angew,
Chem. 3, 139; 1890, 4, 197, 410; 1891 und 5, 677; 1892.
Das Gasv'oluineter.
167
100 com trockner Luft unter den obw altenden Bedingungen einnehmen
würden, das Quecksilber auf diesen Teilstrich einstellt und den oberen
Hahn schheßt. Wenn dieser Hahn luftdicht schließt, so hat man ein
für allemal die Reduktion auf 0" und 760 mm besorgt. Ganz besonders
empfiehlt sich hier die An-
wendung von Hähnen mit
Quecksilberringdichtung (Seite
160), welche von Lunge der
in der 5. Auflage dieses Werkes,
Bd. I, 8. 159, gezeichneten und
-A
Fig. 52.
Fig. 53
beschriebenen Konstruktion seines „Becherhahnes" vorgezogen werden.
Man kann auch statt dessen das Rohr oben mit einer Kapillare ver-
sehen und diese nach erfolgter Einstellung abschmelzen.
Dem N i V e a u r o h r c , C, wird neuerdings die aus Fig. 53
ersichthche Form gegeben, bei der viel Quecksilber gespart wird.
Sollen in dem Gasmeßrohr feuchte Gase gemessen werden, so
bringt man in das Reduktionsrohr ein kleines Tröpfchen Wasser; für
Igg , Allgemeine Operationen.
trockene Gase, z. B. das im eigentlichen Nitro meter über Schwefelsäure
entwickelte Stickoxyd, muß man umgekehrt ein Tröpfchen konzen-
trierter Schwefelsäui'e in das Reduktionsrolir bringen, nie aber so viel,
daß die Flüssigkeit über die Quecksilberkuppe hinausreicht. Die
Gase müssen stets entweder ganz feucht oder ganz trocken gemessen
werden. Selbstverständlich wird im ersteren, aber nicht im zweiten
Falle die Tension des Wasserdampfes = f von dem Barometerstand B
abgezogen.
Um das Reduktionsrohr einzustellen, beobachtet man die
Temperatur an einem daneben hängenden Tb.ermometer wie auch
den Barometerstand und berechnet nach der Formel
Vq (273 + t) . 760 .
Vj = — — — ^ (für trockene Gase),
V. = ^°f;/+^-;«° (£ü.. fauchte Gase)
(oder aus den Tabellen V — VII im Anhang), welchen Raum 100 com vonO''
und 760 mm Druck bei der heutigen Temperatur t und dem heutigen
Drucke B einnehmen ^^ erden, und zwar je nach Wunsch, ob trocken
oder feucht, (f bedeutet die Tension des Wasserdampfes bei der Tem-
peratur t.) Nun stellt man, während der Hahn des Reduktionsrohres
offen steht, das Niveau röhr auf die wie oben berechnete Größe ein,
die natürlich stets über 100 betragen wird. Jetzt schließt man den
Hahn, und das Instrument ist fertig zum Gebrauch.
Je nachdem man öfter trockene Gase (z. B. bei der Analyse von
Nitrose, von Nitraten, von Sprengstoffen) oder feuchte Gase zu messen
hat, wird man das Reduktionsrohr auf trocken oder auf feucht einstellen.
Man kann es jedoch leicht auch für den Fall anwenden, wo feuchte
Gase mit einem auf trocken eingestellten Reduktionsrohr gemessen
A^erden sollen und umgekehrt.
Will man z. ß. trockene Gase mit einem feuchten Reduktionsrohre
messen, so beobachtet man die Temperatur, entnimmt die dieser ent-
sprechende Wasserdampf tension f in Millimetern den bekannten Tabellen
(z. B. hier Tab. VII i. Anh.) und stellt nun das Quecksilber m Gas-
meßrohre um f mm höher als in dem gleichzeitig auf 100 ccni ein-
gestellten Reduktionsrohre. Dies ist besonders einfach, wenn die
Gasmeßröhren so angefertigt werden, daß jeder ccm fast genau 10 mm
Höhe im Rolire einnimmt, weil man dann gar keinen Maßstab an-
zulegen braucht. Will man umgekehrt ein trockenes Reduktionsrohr
für feuchte Gase benutzen, so muß man das Quecksilber im Meßrohre
um f mm tiefer als im Reduktionsrohre einstellen, avo es immer auf
100 ccm gestellt wird. Oder aber man kann wie folgt verfahren.
Um trockene Gase mit einem feuchten Reduktionsrohre zu ver-
gleichen, Avird das Gas im Gasmessungsrohre durch Einsaugen eines
Tröpfchens Wasser angefeuchtet. Dies geschieht natürlich am besten
durch Einsaugen des Wassers, ehe das Gas lüneingelassen Avird, kann
Das Gasvolumeter. Iß9
aber bei einigermaßen geschickter Manipulation auch später geschehen.
Für den umgekehrten Fall bedient man sich eines Tröpfchens konzen-
trierter iSchwefelsäure. In beiden Fällen soll nicht so viel Flüssigkeit
in das Rohr kommen, daß sie über den Quecksilbermeniskus hervorragt.
Die Vorschläge von L u n g e ^) und R e y -) zur Herstellung von
fertig gefüllten und versendbaren Reduktionsröhren können hier
übergangen werden, da es sich gezeigt hat, daß die Zusammenstellung
des Instrumentes damit größeren Schwierigkeiten begegnet.
Alle drei Röhren A, B, C (Fig. 52) sind durch sehr dicken Gummi-
schlauch (13,5 mm äußere, 4,5 mm Lichtweite) mit dem Dreischenkel-
rohre D verbunden. Solch dicker Schlauch hält den Quecksilberdruck
ohne Aufblasen und ohne Drahtschhngen an den Glasröhren aus, wenig-
stens wenn deren Mündungen ein wenig verdickt sind; er läßt sich
leicht über Röhren von 10 mm und mehr Durchmesser ziehen. Alle
drei Röhren werden in starken Klammern gehalten, so daß sie sich mit
Reibung auf- und abschieben lassen, aber nicht von selbst herabsinken.
Wenn man will, kann man A und B (dessen oberes Gefäß dann zylindrisch
sein muß, wie in B, Fig. 56, S. 172) mit Wassermänteln versehen und
muß dann entsprechend größere Klammern nehmen; doch ist dies
für technische Analysen durchaus nicht nötig, da beide dicht neben-
einanderstehenden Röhren nur bei groben Verstößen ungleiche Tem-
peraturen haben werden, und die ziemlich große Quecksilbermasse sehr
zum schnellen Ausgleich aller Temperaturunterschiede beiträgt.
Gesetzt nun, es sei eine beliebige gasanalytische oder gasvolu-
metrische Operation in A ausgeübt worden, so geschieht die Ablesung
des Gasvolumens nicht, wie gewöhnhch, nach Gleichstellung der Niveaus
von A und C. Nur dann, wenn man mit Anhängefläschchen gearbeitet
hat, wie bei der Bromnatronmethode (S. 153), den Methoden mit Wasser-
stoffsuperoxyd, den Kohlensäurebestimmungen u. dgl., muß man zunächst
die Niveaus in A und C gleichstellen, um das Gas in A auf den herr-
schenden Atmosphärendruck zu bringen, worauf man den Hahn von A
schließt, ohne das Gasvolum erst abzulesen. Wird das Gas in A selbst
entwickelt, oder dorthin von anderwärts übergeführt, so fällt dies
natürlich fort. Die wirkliche Ablesung in A geschieht erst, nachdem
man die drei Röhren so gestellt hat, daß die Niveaus des Quecksilbers
in A und B auf gleicher Höhe stehen, und das von B zugleich am
Punkte 100 steht. Alsdann stehen die Gase in beiden Röhren A und B
unter solchem Druck, daß die Ablesung des Volums anzeigt, wieviel
Raum sie im trockenen Zustande bei 0" und 760 mm einnehmen würden.
Für B ist ja diese Bedingung ein für allemal hergestellt, und in ^4 besteht
sie jetzt auch, da die Temperatur und der (durch C verursachte) Druck
gleich dem in B sind.
Die verlangte Art der Einstellung ist am leichtesten und äußerst
schnell in folgender Art zu bewirken. Das Rohr A wird in seiner
') Zeitschr. f. angew. Chein. 3, 228; 1890.
2) Ebenda S. 229.
170
Allgemeine Operationen.
Klammer festgestellt, B und C aber gehoben, und zwar C um so viel
mehr, daß in B das Quecksilber auf den Punkt 100 steigt. Nun schiebt
man B und C gleichzeitig in ihren Klammern in der Art herunter, daß
ihr gegenseitiger Abstand erhalten bleibt, bis das Quecksilberniveau in
B, also der Strich 100, im Niveau des Quecksilbers von A steht. Meist
wird dies nicht ganz gleichmäßig geschehen, aber durch eine neue
kleine Verschiebung von B sofort vollständig erreicht werden. Diese
Doppeleinstellung verlangt nur einige Sekunden mehr Zeit als
die gewöhnliche Einstellung des Druckrohres auf die Gasbürette
allein. Daß man die Gleichstellung der Niveaus von A und B
genau in derselben Art wie in allen ähnlichen Fällen durch Visieren
nach einer Mauerkante, einem Fensterrahmen, einem besonderen
Visierlineal mit Libelle^) oder sonstwie erleichtern kann, ist selbst-
verständlich.
Die hier beschriebene gleichzeitige Verschiebung zweier mit
Quecksilber gefüllten Röhren fällt etwas schwer, wenn man gut
spannende Federklammern an-
wendet. Zudem versagen diese
mit der Zeit (manchmal ziemlich
früh). Dieser Übelstand wird
aber vollkommen gehoben, wenn
man eine Doppel-Schraub-
klammer oder Gabelklammer an-
J wendet, wie sie in Fig. 54 und 55
gezeigt ist.
An einer gußeisernen Gabel
sitzen vorn zwei korkgefütterte
Klammern, eine kleinere a für
das (unterhalb des 100-Punktes
einzuspannende) Reduktionsrohr
und eine größere b für das Niveaurohr. Die Gabel wird durch einen
gewöhnlichen oder durch eine Feder noch verstärkten Muff c (in
Fig. 55 in größerem Maßstabe gezeichnet) an dem Stativ fest-
gehalten-). Durch diese Gabelklammer wird nun das Reduktions-
rohr mit dem Niveaurohr zu einem gemeinsam beweglichen
Systeme vereinigt. Man bringt nach Beendigung der gasanalytischen
Operation das System in das ungefähre Niveau des Quecksilbers im
Gasmeßrohre, stellt das Niveaurohr in seiner Klammer b so, daß das
Quecksilber im Reduktionsrohr genau auf 100 kommt, und verschiebt
dann die Gabelklammer mit beiden Rohren zusammen durch den
Muff c, bis die Niveaus im Reduktionsrohr und im Gasmeßrohr auf-
einander einstehen. Alles das braucht nur wenige Sekunden und ist
weitaus leichter als bei dem früheren Systeme getrennt beweglicher
Feder klammern .
Fig. 54.
y
Fig. 55.
1) Ein solches hat Lunge in Ber. 24, 3948; 1891, beschrieben.
2) Solche Doppelklammern liefert u.a. A. C. D e s a g a in Heidelberg.
Das Gasvolumeter. \'Jl
In solchen Fällen, wo in das Gasmeßrohr außer dein Quecksilber
noch eine andere Flüssigkeit hineinkommt, muß auch deren Druck in
Berücksichtigung gezogen werden. 80 bringt man beispiels\\'eise bei
Stickstoffbestimmungen nach Dumas an dem Reduktionsrohr unter-
halb des Teilstriches 100 eine besondere Marke an, welche einem Zehntel
der Höhe der im Gasmeßrohr befindlichen Kahlauge entspricht, deren
spez. Gew. = 1,36, also ^/j^ von dem des Quecksilbers, genommen ^^drd.
Wenn man nun vor der Ablesung so einstellt, daß das Quecksilber im
Reduktionsrohr auf 100, im Gasmeßrohr aber auf einer Höhe mit der
darunter befindhchen Marke steht, so hat man die Höhe der Laugen-
schicht kompensiert.
Es ist nun ohne weiteres klar, daß bei Anwendung des Gas-
volumeters alle Thermometer- und Barometerbeobachtungen sowie
alle Reduktionsrechnungen und besondere Tabellen vollkommen weg-
fallen; das Gasvolumen wird gleich im auf Normalien reduzierten Zu-
stande abgelesen. Nur muß man, wie S. 168 bemerkt, je nach der
Art der analytischen Operation das Reduktionsrohr auf trockenes
oder feuchtes Gas einrichten.
Das Gasmeßrohr kann jede beliebige der S. 162 beschriebenen
Formen des Nitrometers haben. Es ist aber aus leicht begreiflichen
Gründen hier nicht so leicht und einfach, die durch Schütteln mit
Quecksilber und Schwefelsäure im Rohr selbst auszuführenden Methoden
durchzuführen; namentlich kann beim Schütteln doch einmal Gas in
das Reduktionsrohr dringen. Man verwendet deshalb das Gasvolumeter
erstens für alle mit ,,Anhängefläschchen"' (S. 163) vorzunehmenden
Operationen und zweitens für die eigentlichen nitrometrischen Analysen
unter Hinzunahme eines besonderen, nicht graduierten Reaktions-
oder Schüttelgefäßes, in dem das Gas entbunden und dann in
das Gasvolumeterrohr zum Messen übergeführt \\'ird.
Fig. 56 zeigt den Apparat in dieser Zusammenstellung. A, B und C
haben dieselbe Bedeutung ^\^e in Fig. 52, S. 167. E ist das für Nitrose
etwa 100 ccm, für Salpeter, Dynamit, Nitrocellulose usw. etwa 200 ccm
fassende Reaktionsgefäß, dessen Hahn und Becher genau wie beim
Nitrometer gestaltet sind; F ist das dazu gehörige Niveaurohr. Das
Gefäß E ruht am besten in einem Ringe; zweckmäßig ist eine Form
des Schüttelgefäßes, welche in der Mitte eine wulstartige Verstärkung
trägt, wodurch ein Durchgleiten des schweren Gefäßes durch den Ring
bzw. Klammern vermieden ist. F gleitet in einer Fcderklammer.
Natürlich kann man statt E auch die H e m p e 1 sehe oder eine sonstige
Vorrichtung benutzen.
Vor Beginn der Operation hebt man F so weit, daß das Queck-
silber an das Ende des Ansatzröhrchens a tritt, . und verschließt dies
durch eine angeschhffene oder Kautschukkappe h, um beim späteren
Schütteln das QuecksiU)er darin zurückzuhalten. Dann führt man
wie sonst die Nitrose oder andere Substanz durch den Becher c ein,
beendigt die Reaktion durch Schütteln und läßt bis zur Ausgleichung
der Temperatur stehen. Hierauf bringt man E und A in gleiche Höhe,
172
Allgemeine Operationen.
wie es die Figur zeigt; in A hat man inzwischen ebenfalls das Queck-
silber so hoch gedrängt, daß es bis zum Ende eines auf das Ansatz-
röhrchen aufgestülpten Kautschukröhrchens d gekommen ist. In dieses
Rölirchen führt man nach Abnahme des Käppchens b das Röhrchen a
so weit ein, daß Glas mit Glas zusammenstößt. Nun hebt man F und
Fig. 56.
senkt C (wie in der Figur) und öffnet erst den einen, dann den
zweiten Hahn, den letzteren aber vorsichtig. Zuerst tritt natürlich
das Gas aus E nach A über, dann folgt die Säure. In dem Augenblick,
wo die Säure das Verbindungsröhrchen e erfüllt hat, schließt man den
Hahn und stellt nun, me oben beschrieben, die Niveaus in A und B
gleich hoch und B zugleich auf den Teilstrich 100. Dieses Verfahren ge-
währt nicht nur den Vorteil, daß man im Gasvolumeter nur auf Queck-
Das Gasvolumeter. 173
silberdruck zu achten hat, sondern beschränkt auch die unvermeidliche
Verunreinigung auf das Reaktionsgefäß E, welches leicht für sich zu
reinigen ist. — ■ Es ist darauf zu achten, daß die Lichtweiten der Ansatz-
röhrchen a und d an den Enden nicht erweitert, sondern eher ein wenig
verengert seien, damit nicht beim Verbinden der Röhren Luftbläschen
zurückbleiben. Der Hahn von A kann hier, wie in der Figur, ein solcher
mit einfacher Bohrung sein, ohne Becher, und dasselbe gilt ja vom
Gebrauche des Instrumentes mit Anhängefläschchen oder von dem als
Gasbürette in Verbindung mit behebigen Absorptionsaj)paraten. Ferner
kann ^4 50 ccm als gerades Rohr oder 100 ccm ebenso, oder 100 bis
140 ccm als Kugelrohr enthalten usw., je nach dem speziellen Gebrauche
des Apparates. Am empfehlenswertesten für allgemeine Zwecke ist
die in Fig. 49, S. 161 gezeigte Form des für alle Zwecke dienüchen Rohres
mit mittlerer Kugel und genauer Einteilung oberhalb und unterhalb
derselben.
Bei der Anwendung eines solchen besonderen Reaktionsgefäßes ist
man der UnannehmUchkeit von Schaum, Schlamm, Kompensation für
Säureschicht u. dgl. überhoben, das Gasmeßrohr bleibt immer rein,
und man kann mit einem und demselben Gasvolumeter in derselben Zeit
die doppelte, dreifache oder noch mehrfache Zahl von Bestimmungen
wie mit dem gewöhnlichen Xitrometer ausführen, wenn man nur ent-
sprechend viele ,. Reaktionsgefäße" besitzt, deren Inhalt man nach dem
Schütteln zur späteren Messung im Gasvolumeter erkalten läßt, während
man sofort eine neue Zersetzung in einem neuen Reaktionsgefäße
vornimmt. Für die Analyse von Sprengstoffen wird wie in Fig. 47.
S. 161 der Trichter des Reaktionsgefäßes mit dem beschriebenen
Schwefelsäureabschluß (Schwanenhalsrohr , mit Schwefelsäure gefüllt)
versehen.
Eine Abänderung des Lunge sehen Gasvolumeters, bei dem
alle Verbindungen aus Glas gefertigt sind, beschreibt G r u s k i e w i c z
(Zeitschr. f. anal. Cliem. 43, 85; 1904).
Außerordentlich bequem für die Handhabung des Gasvolumeters
ist das von Lunge in Zeitschr. f. angew. Chem. 5, 678; 1892 be-
schriebene mechanische Stativ, welches S. 177 f. in seinem Gebrauche
als ,,Universalgasvolumetcr"' gezeigt ist, wie es besonders für die
Kohlensäure- und Kohlenstoff bestimmung nach Lunge und M a r c h -
1 e w s k i , aber auch für jede andere Anwendung des Nitromcters
gebraucht werden kann.
Beiläufig erwähnt seien hier die von Lunge für die Stickstoff-
bestimmung in organischen Elementaranalysen (Ber. 23, 446; 1890)
und v(jn Lunge und N e u b e r g für Dampfdichtebestimmung
(ebenda 24, 729; 1891) ausgeführten besonderen Formen von Gas-
volumetern.
Wird das Gasvolumeter nur für eine bestimmte täglicli sich
wiederholende Untersuchung gebraucht, so kann man auf dem iMcßroiu-
statt der Einteilung in ccm oder neben derselben gleich Gewichts-
mengen in mg, oder aber die bei Anwendung einer bestimmten Sub-
I
174 Allgemeine Operationen.
stanzmenge erhaltenen Prozente anbringen lassen. Am besten ver-
einigt man beides. Bei Stickstoffbestimmungen nach Dumas
würde man, da 1 ccm Stickstoff im Normalzustande 1,2505 mg wiegt,
Intervalle (Grade) von 0,80 ccm, in ^/,o geteilt, anbringen, von denen
jedes = 1 mg N ist, und m ürde nach Beendigung einer Verbrennung
und Abkühlung des Rohres sofort das richtige Gewicht des entwickelten
Stickstoffes ablesen. Für die azotometrische Bestimmung des Am-
moniakstickstoffes (mit Bromnatron) könnte man entweder dieselbe
Einteilung annehmen oder, da 1 ccm N im Normalzustande 1,520 mg
NHg entspricht, Grade von 0,658 ccm = 1 mg NH3 anbringen lassen.
Verwendet man also z. B. 0,200 g Ammoniaksalz, so zeigt jeder
Grad im ersteren Falle 0,5 % N, im zweiten Falle 0,5 % NHg
direkt an.
Für Bestimmung von Calciumcarbonat in Knochenkohle, Mergel
u. dgl., also als Calcimeter, entspricht jedes ccm COo im Normalzustande
1,9766 mg COo oder 4,4963 mg Ca CO3. Soll also \. B. ein Calcimeter
für jeden Teilstricli 1 mg Ca CO3 anzeigen, so Avird man diese in
Zwischenräumen — 0,222 ccm setzen müssen. Verwendet man dann
jedesmal 0,5 g Substanz zur Analyse, so zeigt jeder Teilstrich 0,2 %
Ca CO3. (Auf die Absorption der CO2 in der Entwicklungsflüssigkeit
muß natürlich Rücksicht genommen werden, wenn diese nicht durch
die Art des Entwicklungsapparates ausgeschlossen ist).
Eine solche spezielle Einteilung des Gasmeßrohres ist jedoch ganz
unnötig, wenn man die in der folgenden Tabelle angeführten Gewichts-
mengen zur Analyse verwendet, wo dann ein wie gewöhnlich in ^/j^ ccm
eingeteiltes Rohr verwendet wird.
Die folgende Tabelle führt eine Anzahl von Substanzen auf, welche
jetzt häufig nach gasvolumetrischen Methoden behandelt werden.
Die dritte Spalte erklärt die analytische Methode; die vierte gibt das
dabei entwickelte Gas an; die fünfte zeigt an, welche Gewichtsnienge
der ,, wirksamen Substanz" (Sj). 2), ausgedrückt in mg, je 1 ccm des
entwickelten, auf 0" und 760 ccm reduzierten Gases entspricht. Wenn
man zur Analyse das Hundertfache der in Spalte 5 angezeigten Menge
von Substanz verwendet, so gibt je 1 ccm des entwickelten Gases die
Gewichtsprozente der wirksamen Substanz direkt an. In manchen Fällen
\\ ird und muß man das Zweifache, Zehnfache u. dgl. verwenden, wo
dann jedes ccm nur 0.5 bzw. 0,1 % usw. anzeigt.
Beim Gebrauch als Azotometer muß man unter Berücksichtigung
des Umstandes, daß zu den bei der Reaktion mit Bromnatron erhaltenen
Kubikzentimetern Gas 2,5 Prozente dieses Volumens wegen der Unvoll-
ständigkeit der Zersetzung noch hinzuzuzählen sind (S. 155), und daß
bei der azotometrischen Analyse folglich 1 ccm N im Normalzustande
in Wirklichkeit 1,282 mg Ammoniakstickstoff oder 1,558 mg Ammoniak
entspricht, zur Analyse 0,1282 bzw. 0,1558 g Ammoniaksalz verwenden,
wenn 1 ccm Gas immer 1 % N bzw. NH3 anzeigen soll.
Die in Tabelle S. 175 angegebenen Zahlen sind auf Grund der
beobachteten und nicht der aus den Molekulargewichten b e -
Das Gasvolumeter.
175
rechneten Dichten ermittelt. Die entsprechenden Daten sind aus
Landolt-Börnstein- Meyer hoffer: ,;PhysikaHsch-che-
mische Tabellen", 3. Aufl. 1905, entnommen. (Siehe auch Lunge
und B e r 1 , Taschenbuch für die anorganisch -chemische Großindustrie,
4. Aufl., S. 17 u. 18.)
Tabelle Vm
zur Berechnung der im Gasvolumeter erhaltenen Gasmengen
auf wh'ksame Substanz.
I
2
3
4
5
Bezeichnung
der
analysierten Substanz
Wirksamer
Analysen-
Ent-
wickel-
tes Gas
1 ccm Gas
= mg
Bestandteil
Methode
wirksamer
Bestandteil
Organische Substanzen
Stickstoff
nach Dumas
N
1-2505
Ammoniaksalze
do.
d. Bromnatron
N
1.2818M
de.
Ammoniak
do.
N
1-05821)
Harn
Harnstoff
do.
N
2-9561)
Knochenkohle, Mergel usw.
Kohlensäure
Zersetzung mit
HCl
CO.
1-9766
do.
Calciumcarbonat
do.
CO2
4-4963
Braunstein
Rlangandioxyd
durch H, 0^
0
3-8817
Chlorkalk
Chlor
do.
0
1-5834
Kaliumpermanganat
Sauerstoff
do.
0
0-7146
Chilisalpeter
Natriumnitrat
im Nitrometer
NO
3-7964
Nitrose
N,03
do.
NO
1-6975
do.
HNO3
do.
NO
2-8144
do.
Salpetersäure
36» Be.
do.
NO
5-3333
do.
Natriumnitrat
do.
NO
3-7964
Nitroglycerin, Dynamit usw.
Trinitroglycerin
do.
NO
3-3802
do.
Stickstoff
do.
NO
0-6257
Nitrocellulose, Pyroxylin
do.
do.
NO
0-6-257
J a p p (Journ. Cham. See. 59, 894; 1891 ; vgl. Lunge, Ber. 14,
1656 und 3491; 1891) zeigt, daß man ohne besondere Einteilung
des Gasmeßrohres durch entsprechende Stellung des Reduktionsrohres
die Ablesungen derart machen kann, daß sie unmittelbar die Ge-
wichte des gesuchten Gases ergeben. Man nehme z. B. in einem
(zylindrischen) Reduktionsrohr als Einheit den Punkt 25, muß also
auf 25,0 komprimieren, um die Gase auf 0" und 760 mm zu reduzieren.
Da 1 ccm Stickstoff unter diesen Umständen 0,0012505 g wiegt, so be-
deuten mithin 25 ccm 0,0012505 x 25 = 0,03126 g. Wenn man nun
vor der Ablesung das Reduktionsrohr auf 31,3 ccm stellt, so \\ird jedes
ccm im Gasmeßrohr unmittelbar 1 mg Stickstoff anzeigen.
1) Hier ist schon die Korrektion für die Unvollständigkeit der Reaktion
angebracht. Sie beträgt 2,5 % bei den Ammoniaksalzen und 9 "^ bei Harnstoff;
vgl. S. 15.5.
176 Allgemeine Operationen.
Lunge hat gezeigt (Berl. Ber. 25, 3162; 1892), daß bei diesem
Vorschlage infolge der Anwendung von nur 25 ccm zur Einstellung die
Genauigkeit zu gering wird. Man kann aber J a p p s Vorschlag genauer
ausführen, wenn man ein gewöhnliches, für diesen Fall besser von
90 — 150 ccm eingeteiltes Reduktionsrohr benutzt, das auf 100 ein-
gestellt ist. Will man dann im Gasmeßrohr statt ccm gleich mg ablesen,
so stellt man das Quecksilber im Reduktionsrohr auf das Litergew icht
des betreffenden Gases x 100 ccm, also
für atmosphärische Luft auf 129,28
- Sauerstoff 142,89
- Stickstoff 125,05
- Stickoxyd 134,02.
Bei Kohlendioxyd — 197,66 reicht die Teilung nicht aus, darum
stellt man auf 98,83 ein und rechnet jedes ccm im Gasmeßrohr — 2 mg.
]\Ian kann sogar noch weiter gehen, nämlich statt des Litergewichts
des wirklich vorhandenen Gases das Gewicht der entsprechenden
schließlich gesuchten Substanz zugrunde legen. Bei der Bestimmung
des bleichenden Chlors im Chlorkalk durch Wasserstoffsuperoxyd
bekommt man 0., für Cl.,; das Reduktionsrohr wird dann auf I3 des
Litergewichtes des Chlors = 107,3 eingestellt und im Gasmeßrohr
dann jedes ccm = 3 mg gerechnet. Um statt CO., gleich Ca CO3
abzulesen, setzt man '— = 112,3 und rechnet dann 1 ccm
44x4
Gas = 4 mg Ca CO3 usw.
Indessen gibt der Vorschlag von J a p p , auch in der
ihm hiergegebenen Erweiterung, nur selten einen Vorteil gegen-
über dem auf S. 174 f. durch die Tabelle VIII erläuterten, wonach
man von vornherein ein solches Gewicht der Substanz zur Analyse
verwendet, daß man bei Einstellung des Reduktionsrohres auf
100 am Gasmeßrohr unmittelbar Prozente der gesuchten Substanz
ablesen kann.
Später sind auch von andern Autoren Apparate konstruiert
worden, durch welche Gasablesungen ohne Zuhilfenahme von Thermo-
meter und Barometer gleich im Normalzustände geschehen können;
so von H e m p e 1 (Zeitschr. f. angew. Chem. 7, 22; 1894) ; B 1 e i e r
(Ber. 30, 2733 ; 1897 und 31, 236 ; 1898) ; B o d 1 ä n d e r (Zeitschr. f.
angew. Chem. 8, 49; 1895).
Es sei auch auf das B a r o t h e r m o s k o p von F. S a 1 o m o n
(Zeitschr. f. angew. Chem. 6, 376; 1893 und 7, 686; 1894) hingewiesen,
an dessen Skala man das der Temperatur und dem Drucke des um-
gebenden Gases entsprechende Volumen direkt ablesen kann. Dieses
ungemein sinnreich konstruierte Instrument, das auf dem von S a 1 o m o n
vorgeschlagenen neuen Thermometer-System beruht, hat sich infolge
seiner ziemlich umständlichen Einstellung imd des schwierigen Trans-
ports nicht in die Praxis eingeführt.
Universal-Gasvolumeter.
177
Fig. 57.
Universal-Gasvolumeter.
Außerordentlich erleichtert wird die Handhabung des Apparates
durch das schon S. 173 erwähnte mechanische Stativ. Wir
zeigen dies (abgesehen von seinem Fuße) in der Fig. 57, welche das von
Uater.siicliungon. 6. Aud. I. 12
178 Allgemeine Operationen.
Lunge für alle hier in Betracht kommenden x4rbeiten zusammen-
gestellte U n i V e r s a 1 - G a s V o 1 u m e t e r darstellt. Die Teile A
(Gasmeßrohr), B (Reduktionsrohr), C (Xiveaurolir) sind ohne weiteres
verständhch. E ist das Reaktions- oder Schüttelgefäß für Analyse
von Salpeter, Dynamit usw. (S. 171) mit seinem Niveaurohr F. D ein
Anhängefläschchen (S. 163). Die Teile «bis * dienen für Kohlensäure-
bestimmung nach Lunge und M a r c h 1 e w s k i (s. später).
Das mechanische Stativ gestattet eine grobe Einstellung der Gabel-
klammer l mittels des Stahldrahtseiles m, das sich auf einer Trommel n,
versehen mit Spiralfurche und einer in ein Zahnrad eingreifenden Sperr-
klinke o, vermittels der Kurbel p aufwickelt. Mit 5 bis' 6 Drehungen
der Kurbel bringt man die Klammer mühelos von der höchsten in die
tiefste Stellung (z. B. beim Evakuieren). Beim Heben wirkt die
Sperrklinke o, beim Senken \\irft man diese mittels einer kleinen, in
der Figur sichtbaren Handhabe zuiück, wobei sie an einen Stift anschlägt.
Die feine Einstellung der Klammer l wird durch die am Gestell der
Seiltrommel befestigte Spannvorrichtung s bewirkt, indem das Draht-
seil m durch eine Schraube mehr oder weniger von seiner natürlichen
Stellung nach vorn gedrückt wird; man kami dadurch leicht auf ^/jp
eines Zehntel-ccm einstellen.
SelbstverständHch kann man jede der beiden Röhren, das Reduk-
tionsrohr B oder das Xiveaurolir C, in der Gabelklammer l auf und
nieder bewegen, was ja vor jedem Versuche zur genauen Einstellung er-
forderlich ist; eine sehr große Verschiebung ist selten notwendig, da
man das Reduktionsrohr in der Regel schon annähernd auf 100 ccm
eingestellt hält und mit dem Xiveaurohr gemeinschaftlich auf und
nieder bewegt.
Behufs der feinen Einstellung ist das in den Berl. Ber. 24, 3948 ;
1891 beschriebene Einstellungslineal (S. 170) mit Wasserwage t in
einem Vorsprunge der Klammer l eingesteckt, in dem es durch eine
Stellschraube festgehalten \\ird; das Lineal reicht seitüch bis zu dem
Gasmeßrohre A hinüber.
Das Gasmeßrohr A ist so beschaffen, daß es für jede Klasse von
Operationen brauchbar ist. Es faßt im ganzen 140 ccm (150 ccm wäre
noch besser, gibt aber eine etwas unbequeme Länge); die Teilung geht
oben von 0 bis 30 (in ^/^q ccm), dann kommt eine Kugel und unterhalb
dieser ^^deder die Teilung von 100 bis 140 ccm. Man kann also kleine
Gasmengen im oberen und größere im unteren Teile ablesen; die Menge
der zu analysierenden Substanz wird sich stets so wählen lassen, daß
das Gas nicht gerade zwischen 30 und 70 ccm ausmacht. Durch diese
Einrichtung erreicht man es, daß selbst größere Gasmengen mit Genauig-
keit gemessen werden können.
Das Gasmeßrohr A ist zwar in seinen beiden Klammern beweglich,
wird aber in der Regel nicht bewegt, da die Klammer l alles Nötige
besorgt.
Das mechanische Stativ mit allem Zubehör ist von C. D e s a g a
in Heidelberg oder Albert Jöge in Zürich zu beziehen.
Kohlensäure-Bestimmungs-Apparate. 179
A. Wohl (Ber. 35, 3493; 1902 und 36, 674; 1903) beschreibt
einen Apparat zur Gasvokim-Bestimmung mittels Druckinessung,
wobei ein Gefäß von unveränderlichem Volum angewendet wird. Wohl
und Poppe nberg (ebenda 36, 676; 1903) dehnen dieses Verfahren
im besonderen auf die Stickstoffbestimmung in Nitraten und Salpeter-
säureestern (Schießbaumwolle usw.) aus.
Als Zersetzungskolben dient ein Glaskolben mit eingeschliffenem
Hahn von ungefähr 100 ccm Inhalt; die abgewogene Substanz wird
im Kolben mit 10 ccm konz. Schwefelsäure übergössen und bis zur
Lösung geschüttelt; um die Bildung von nitroser Schwefelsäure zu
hindern (diese würde wegen Oximbildung bei manchen organischen
Substanzen Stickstoff Verluste verursachen),, gibt man 0,1 — 0,2 g Chrom-
säure hinzu. Nach Auflösen der Substanz wird der Kolben in aufrechter
Stellung evakuiert, entweder so weit, als es die Saugwirkung der Pumpe
erlaubt, und der Manometerstand (p^) abgelesen, oder bis zu einem
bestimmten Manometerstand, z. B. 700 mm. Nach dem Evakuieren
füllt man mittels eines ausgezogenen Trichters das Hahnrohr mit
Quecksilber und saugt aus einem Spitzglas 10 ccm Quecksilber ein,
schüttelt sofort kräftig um und kühlt, falls der Kolben sich erwärmt,
mit fließendem Wasser. Anwendung des angegebenen Quecksilber-
überschusses und sofortiges kräftiges Schütteln sind notwendig, um
lästiges Schäumen zu verhindern. Die Reaktion erfordert 1 — 2 Minuten,
alsdann wird der Kolben so lange in Wasser von Zimmertemperatur
gelegt, bis eine Scheidung des Quecksilbers von der ScliAvefelsäure ein-
getreten ist, wobei gleichzeitig Temperaturausgleich erfolgt. Zur Be-
stimmung des Gasdruckes wird der Gaskolben auf einen Saugstutzen
aufgesetzt und mittels der Wasserstrahlpumpe zuerst das Quecksilber
ganz, dann die Schwefelsäure bis zur Hahnbohrung abgesaugt. Die
Druckmessung erfolgt an dem mit der Wasserstrahlpumpe kommuni-
zierenden Manometer. Über Berechnung der Werte und die anzu-
bringenden Korrekturen muß auf die Originalarbeit vermesen werden.
Kohlensäure-Bestimmiings-Apparate.
Es sollen hier nicht Apparate zur Bestimmung der Kohlensäure
in Gasgemischen behandelt werden; dies gehört zur technischen Gas-
analyse. Ebensowemg behandeln wir hier die in sehr zahlreichen Formen
konstruierten Apparate (,,Calcimeter'), bei denen die durch stärkere
Säuren ausgetriebene Kohlensäure einfach durch den Gewichtsverlust
des Apparates bestimmt wird, was nie mit großer Genauigkeit geschehen
kann. Wir berücksichtigen hier vielmehr nur die gasvolume-
trische Bestimmung von Kohlensäure, die aus
festen oder flüssigen Körpern entw ickelt wird.
Man kann sich hierzu des Azotometers (S. 152) oder Nitrometers
(S. 156) bedienen, jedoch treten dabei besondere Schwierigkeiten durch
die Löshchkeit des Kohlendioxyds im flüssigen Inhalte des Entwick-
lungsgefäßes und (beim Azotometer) im Sperrwasser des Gases auf.
1-2*
I
2gQ Allgemeine Operationen.
Die Beseitigung der aus diesen Schwierigkeiten sich ergebenden
Fehler ist von einer ganzen Anzahl von Erfindern versucht worden,
teils durch Anwendung einer besonderen (nicht genannten) Sperr-
flüssigkeit, ^\ie in dem patentierten Apparate von B a u r (Zeitschr.
f. anal. Chem. 23, 371 ; 1884), der im übrigen nur ein vereinfachtes
(und verschlechtertes) Azotometer vorstellt, teils durch Benutzung
von Tabellen zur Korrektion der Fehler, wie in dem wesentlich in
Zuckerfabriken benutzten Apparate von Scheibler imd den viel-
fach in Zementfabriken eingeführten Apparaten von Dietrich und
von Michaelis, sowie einer Anzahl von anderen (von Rumpf,
T h ö r n e r , Fuchs u. a.).
Wirklich befriedigende Ergebnisse mit der gasvolumetrischen
Kohlendioxydbestimmung erhielt man wohl zuerst durch den Apparat
von Fetter SSO n (Ber. 23, 1402; 1890), der das Kohlendioxyd
zuletzt durch mittels Eisen- oder Aluminiumdraht entwickelten Wasser-
stoff verdrängt, die Gase über Quecksilber sammelt und das Kohlen-
dioxyd durch ein mit Kalilauge gefülltes 0 r s a t - Rohr fortnimmt.
Dies gelingt aber vollständig nur durch 3 bis 4 malige Wieder-
holung der Operation, und das Gasvolum muß dann durch Be-
obachtung des Thermometers und Barometers auf Normalzustand
umgerechnet werden. Dieses Verfahren war demnach für technische
Laboratorien kaum geeignet.
Eine vollkommene Lösung der Aufgabe bot erst das von Lunge
und M a r c h 1 e w s k i ausgebildete Verfahren dar ^) . Ihre Methode
ist am nächsten mit derjenigen von Fetter sson verwandt, erreicht aber
durch wesentliche Unterschiede davon den Zweck mit einem einzigen
Auskochen und ersj^art zugleich die Ablesung von Thermometer
und Barometer, ja sogar jede Rechnung , indem man direkt Ge-
wichte oder Prozente ablesen kann.
Diese Methode ist in der vorigen Auflage dieses Werkes, Bd. I,
S. 171 bis 175 ausführlich beschrieben und durch Abbildungen erläutert;
hier führen Avir sie nur mit dieser Hinweisung an, da die zu be-
schreibende Methode von Lunge und Rittener an ihre Stelle
getreten ist.
Eine allgemeinere Verwendung als die Methode von Lunge und
Marchlewski findet die Methode von Lunge und Rittener
(Zeitschr. f. angew. Chem. 19, 1849; 1906), einerseits weil sie mit
einfacherer Apparatur arbeitet, andererseits die Bestimmung von in
Natronlauge löslichen Gasen erlaubt, welche wie Chlor, Schwefelwasser-
stoff, Oxyde des Stickstoffs mit dem Absperrungsquecksilber in Re-
aktion treten. Das Prinzip der Lunge- Rittener sehen Methode
') Zeitschr. f. angew. Chein. 4, 229; 1891; Vereinfachung des Entwicklungs-
gefäßes ebenda 6, 395; 1893. Man sehe über die Bestimmung von Kohlenstoff in
Eisen und Stahl nach Lunge und Marchlewski. Stahl und Eisen, 11, 666;
1891 ; 13, 655; 1893; und 14, 624; 1894; über diese und COg aus wäßrigen Lösungen,
Zeitschr. f. angew. Chem. 4, 412; 1891.
Kohlensäure-Bestimmung nach Lunge und Rittener.
181
besteht in einer überaus einfachen Gasmessung in einer Bunte-Bürette
ohne Quecksilberabsperrung, sie ist mit billigerer, bequem zu hand-
habender Apparatur ausführbar, die aus den in jedem Laboratorium
ohnehin vorhandenen Geräten zusammenstellbar ist. Die Methode
ist zur Bestimmung von Kohlendioxyd und Schwefelwasserstoff, von
Kohlendioxyd neben Chlor verwendbar, selbstverständlich auch zur
Bestimmung der obengenannten Gase für sich allein. Für die Be-
stimmung von gebundener Kohlensäure wird folgender Apparat (siehe
Fig. 58) angewendet.
Das Kölbchen B, von 30 ccm Inhalt besitzt einen Trichterhahn
C und eine lange Kapillare I), die mit der »Seitenkapillare des Doppel-
bohrungshahnes E der Gasbürette A in Verbindung steht. D soll
nicht über die Unterfläche des Kautschukstopfens in B herausstehen.
In B führt man so viel Substanz (fest oder in Lösung) ein, daß sie nicht
über 80 ccm Kohlendioxyd abgeben kann, ferner eine Spirale von 15 cm
dünnstem Aluminiumdraht. Dann schheßt man B und verbindet D
mit dem Hahne E der Bürette A. Diese ist eine gewöhnliche Bunte-
Bürette, geht also unter dem Hahne E
von 100 ccm bis 0, dann wieder bis
— 10 und hat darunter noch einige
Kubikzentimeter ungeteilten Raum bis
zum unteren Hahne F. Eine Niveau-
flasche G ist in bekannter Weise mit F
zu verbinden; sie enthält als Sperr-
flüssigkeit eine gesättigte Kochsalz-
lösung. Zunächst stellt man aber diese
Verbindung nicht her, sondern verbindet F
mit einer Wasserstrahlpumpe, die man
2 — 3 Minuten gehen läßt, um den
Apparatenkomplex B — D — A möglichst
gut zu evakuieren. Es ist zweckmäßig,
sich durch ein zwischengeschaltetes ab-
gekürztes Quecksilbermanometer über die
Größe des Vakuums zu orientieren. Ist
der Apparat evakuiert, dann schließt
man F und verbindet die Kapillare unter
diesem Hahne mit der Flasche G. Durch
vorsichtiges Öffnen von F läßt man etwas Sperrflüssigkeit aus G durch
F durchtreten, bis eben oberhalb des Hahnes F, also noch in dem
darüber liefindlichen Kai)illaiiaum von A. Dies geschieht, um des
Dichthaltens dos Hahnes F sicher zu sein.
Will man nun eine Lösung untersuchen, die sich noch nicht im
Kölbchen B befindet, so gießt man sie in den Trichter C, läßt sie durch
vorsichtiges Offnen des Hahnes in B eintreten, spült zwei- oder drei-
mal mit einigen Kubikzentimetern Was.ser nach luid läßt schließlich
genügend Salzsäure (1 Teil konzentrierte Säure -' 3 Teile Wasser)
eintreten, um das Carbqnat zu zersetzen und das Aluminium aufzu-
Fig. 58.
I
132 Allgemeine Operationen.
lösen. Hat man in B eine feste Substanz oder schon von vornherein
eine Lösung, so wird auf dem eben beschriebenen Wege natürhch nur
die Säure eingelassen. Jedenfalls geschieht das Einfließen der Säure
nur Tropfen für Tropfen, um eine heftige GasentA^icklung zu vermeiden.
Beim Nachlassen derselben erwärmt man B, bis alles Aluminium auf-
gelöst ist und bringt dann die Lösung zum Kochen, bis bei E sich
Wassertropfen kondensieren. Nun schHeßt man E und läßt durch
G Wasser eintreten, welches das Kölbchen B und die Kapillare D
vollständig anfüllen wird. Sollten in dieser noch einige Gasbläschen
zurückbleiben, so bringt man sie durch vorsichtiges Öffnen von E
nach A hinüber. Jetzt nimmt man die Kapillare D von E ab und wartet,
bis das Gas in A die äußere Lufttemperatur angenommen hat, wozu
20 — 25 Minuten genügen. Hierauf hest man das mit Kautschukringen
angeschlossene, neben dem freien Gasraume befindliche Thermometer
H ab, ebenso das Barometer, öffnet langsam den Hahn F, bis die Flüssig-
keit in G und A das gleiche Niveau angenommen hat, schließt F und
liest das Gasvolumen in der Bürette ab, am besten mit der Gockel-
schen Visierblende.
Man läßt nun durch den Trichter und Hahn E eine Lösung von
Ätznatron (1 Teil auf 2 Teile Wasser) einfheßen, ohne sich um den
bei Verwendung von gewöhnlichem Kochsalz in A entstehenden Nieder-
schlag von Calciumcarbonat zu kümmern. Man schließt E, schüttelt
die Bürette zur Erleichterung der Absorption des Kohlendioxyds, stellt
das Niveau durch die Flasche G ein, liest ab, läßt mehr Natronlauge
eintreten und überzeugt sich, ob keine weitere Kontraktion des Gas-
volumens mehr stattfindet. Für sehr genaue Untersuchungen verdrängt
man die Natronlauge-Kochsalzlösung in A durch vorsichtiges Über-
schichten von reiner Kochsalzlösung durch Einfheßenlassen durch den
Trichter und Hahn E und Entfernung des Salzgemisches durch F.
Wenn die Bürette A wieder mit reiner gesättigter Kochsalzlösung
gefüllt ist, dann schUeßt man die mit der gleichen Lösung bescliickte
Niveauflasche G wieder an F an, wobei man sorgfältig vermeidet, daß
im Schlauche befindliche Luft in die Bürette A einsteigt, wenn nun
die Niveaus in G und A auf gleiche Höhe eingestellt werden.
Der Unterschied zwischen der ursprünglichen Ablesung (a) und
der nach der Absorption des Kohlendioxyds geschehenen (6) entspricht
dem Volumen des Kohlendioxj'ds, das man in bekannter Weise auf
0" und 760 mm reduziert. Man muß natürlich Rücksicht darauf nehmen,
daß die Tension einer gesättigten Kochsalzlösung nicht so groß wie die
des Wassers von gleicher Temperatur ist; für die in Betracht kommenden
Temperaturen kann man sie gleich 80 % von der des reinen Wassers
annehmen. Diese Werte folgen in der Tabelle.
Wenn man die auf Normalzustand reduzierten Gasvolumina
mit a^ und b^ und das angewendete Gewicht (Volum) der Substanz
mit n bezeichnet, so ist deren Prozentgehalt an Kohlendioxyd
0,19766 (a,— bi) ^, , . , 0,44963 (a.— b,)
= , an Calciumcarbonat = .
Kühlensäure-Bestiinniung nach Lunge und Rittener.
183
Tabelle, enthaltend die Wasserdampf tension (f^) in Millimetern
Quecksilbersäule über gesättigter Kochsalzlösung bei
der Temperatur t" C.
t«
fi
t"
fi
1
t" i
h
to
fi
IG
7,34
15
10.18
20
13,93
25 1
18,84
11
7,93
16
10.86
21
14.80
26
19,99
12
8,38
17
11,52
22
15,73
27
21,21
13
8,95
18
12,30
23
16.70
28
22.48
14
9,55
19
13,10
24
17,74
29 1
30 !
23,83
25,25
Diese Rechnung kann man durch folgendes Verfahren ersparen,
wobei man direkt Prozente abliest. Man wägt gleich passende Gewichts-
mengen der zu prüfenden Substanz ab. Will man die Prozente von
Kohlendioxyd direkt ablesen, so wägt man ab :
bei an CO2 reichen Substanzen . . . 0,1977 g; 1 ccm = 1 % CO2
- - - weniger reichen SubstanzenO, 3953 g; 1 - =0,5% -
- - - armen Substanzen . . . .1,9766 g; 1 - =0,1% -
Will man gleich Prozente von kohlensaurem Kalk ab-
lesen, so wägt man ab :
bei reinem Kalkstein 0,1799 g; 1 ccm = 2,5 % Ca CO3
- kalkreichen Mergeln .... 0,2248 g; 1 - =2,0%
- kalkarmen Mergeln .... 0,4496 g; 1 - =1,0%
- sehr wenig Carbonate enthal-
tenden Substanzen, Zementen usw. 2,248 g; 1 - =0,2%
Statt das Kohlendioxyd, wie beschrieben, in der Bürette A selbst
durch Natronlauge zu absorbieren, kann man auch das Gas durch
Heben von G in eine bei a anzuschließende H e m p e 1 sehe oder D r e h -
Schmidt sehe Absorptionspipette, die mit Natronlauge beschickt
ist, hinübertreiben, nach erfolgter Absorption des Kohlendioxyds durch
Senken von G den Gasrest -w-ieder vollständig nach A zurücksaugen,
nach Abschließen von E die Niveaus in A und G gleichstellen und das
jetzt durch Absorption des Kohlendioxyds reduzierte Gasvolumen in A
ablesen (wie bei der ursprünglichen Methode von Lunge und M a r c h -
1 e w s k i) .
Über die mit Hilfe der Methode von Lunge-Rit teuer
durchführbare Bestimmung von Schwefelwasserstoff und Kohlen-
dioxyd nebeneinander resp. Chlor und Kohlendioxyd wird in einem
späteren Abschnitte berichtet werden.
Allgemeine Bemerkung über Gasmeßapparate.
Es sollte kaum nötig sein, auch hier wie S. 55 zu betonen, daß
man unbedingt nur richtige Apparate zur Gasmessung anwenden
]^g4. Allgemeine Operationen.
darf, also entA\eder eine Kalibrierung derselben sell)st vornehmen oder
von kompetenter Seite geeichte Apparate brauchen sollte. Bei
der eigentlichen Gasanalyse kommt es ja meist nur darauf an, daß die
als ccm bezeichneten Teile einander gleich sind. Bei den gasvolume-
trischen Bestimmungen dagegen müssen diese den wirklichen
ccm entsprechen, da man ja von der Gasmessung auf ein GeM'icht schließt.
Man muß bei der Justierung der Gefäße achten: 1. Auf die Adhäsion
der Sperrflüssigkeit. Für Quecksilber ist diese = 0; bei Wasser und
wäßrigen Flüssigkeiten, auch Petroleum usw., kommt sie aber in Be-
tracht. 2. Auf die Meniskus-Korrektion, die nicht nur bei verschiedenen
Flüssigkeiten ungleich ist, sondern auch beim Einsägen von Wasser
oder Quecksilber in solche Gefäße, die sich beim Gebrauche in um-
gekehrter Stellung (das geschlossene Ende nach oben) befinden, be-
rücksichtigt werden muß. Gockel betont daher mit Recht, daß
Gasmeßapparate stets hinter dem Prozent- oder ccm-Zeichen noch
Vermerke wie: ,,Kor. f. Ho O" oder ,,Kor. f. Hg trocken", ,,Hg benetzt"
tragen soUten. Vgl. Chem.-Ztg. 26, 159; 1902.
V. AräometrieM.
Die Bestimmung des spezifischen Gewichtes von Flüssigkeiten
spielt in der chemischen Industrie eine außerordentlich große Rolle.
Sie geschieht fast ausschließlich durch Aräometer, neben denen das
Pyknometer, die Westphalsche Wage usw. (die hier als bekannt
vorausgesetzt werden) nur ausnahmsweise zur Anwendung kommen.
Allerdings sollte jedes Fabriklaboratorium mindestens einen dieser
Apparate besitzen, um seine Aräometer kontrollieren zu können, bei
denen besonders da, wo in erster Linie auf Billigkeit gesehen ^\ird,
unglaublich viel geringe und ganz irreführende Ware vorkommt.
Genauer als die meisten anderen Konti'ollmethoden ist es, wenn
man die dazu bestimmten Flüssigkeiten in einem geprüften Liter-
kolben abwägt, wozu die Wage allerdings eine Genauigkeit von min-
destens 0,1 g besitzen sollte, und alsdann das so bestimmte spezifische
Gewicht mit den zu prüfenden Aräometern untersucht, unter Benutzung
der für deren Reduktion auf das spez. Gewicht vorhandenen Tabellen
(s. u.). Selbstverständlich muß hierbei dieselbe Temperatur innegehalten
werden, für die die Aräometer geeicht sind. Die Aräometer dürfen
weder fettig oder sonst beschmutzt, noch naß sein, ehe man sie einsenkt;
sie müssen vorsichtig in die Flüssigkeit eingesenkt werden, und die
Ablesung muß von unten in der Höhe des Flüssigkeitsspiegels, also
^) Literatur s. II. Internationaler Kongreß f. angew. Chem. zu Paris nach
Jahresber. f. chem. Technologie 1896, 1167; Gockel (Zeitschr. f. angew. Chem.
11, 867; 1898 und 16, 562; 1903; Zeitschr. f. chem. App. -Kunde 1, 313; 1906;
Weinstein, Zeitschr. f. angew. Chem. 17, 1746; 1904; Bericht der Internatio-
nalen Analysenkommission in London, 1909; Kaiserliche Normal-Eichungs-
Kommission, Deutsches Reichsgesetzblatt, Beilage zu Nr. 15 vom 9. März 1907.
Aräometrie. 185
bei A^, A2, Fig. 59, nicht bei By, B., geschehen (außer für undurchsichtige
Flüssigkeiten, s. S. 63).
Aräometer, welche direkt die spezifischen Gewichte anzeigen,
sind für ,, leichte" Flüssigkeiten, d. h. solche unter dem spez. Gewicht 1,0,
nicht selten in Gebrauch und verdienen es, noch mehr zu sein, gegen-
über der Vielfältigkeit der Skalen nach Baume, Beck usw. Ober-
halb 1,0 werden sie in Fabriken so gut wie gar nicht angewendet. Es
ist sehr zu bedauern, daß das Fleischersche Densimeter, dessen
Zahlen immer Vielfache von 0,01 vorstellen und sich durch einfaches
Vorsetzen von I in die wirkhchen spezifischen Gewichte
verwandeln, sich fast gar nicht in den praktischen Ge-
brauch eingeführt hat. 7" T>. bedeutet ganz einfach j ]
1,07; 250 D. = 1,25 usw. j
Die Densimeter-Grade sind etwas groß. Aus diesem 1 — )_ | — '
Grunde hat man (lange vor Fleischer) in England
das Twaddell- Aräometer eingeführt, dessen Grade a^
die Hälfte der der Densimetergrade haben, also = 0,005
sind, mit Vorsetzung von 1. So ist also z. B. 7° Tw.
= L035; 200Tw. = 1,100; 100" Tw. = 1,500 usw. Man
braucht demnach gar keine Tabelle zur Vergleichung '^' ^ '
mit den wirklichen spez. Gewichten, und es kann nie
die geringste Unsicherheit darüber bestehen, was ein Grad Twaddell
bedeutet. Es ist eigentümlich , daß dieses ebenso rationelle wie
praktische Aräometer, das gewöhnlich auf sechs Spindeln verteilt
wird, in dem sonst in bezug auf Maße und Gewichte so konser-
vativen und unpraktischen Großbritannien ausschließlich herrscht,
während die Nationen des europäischen Festlandes, die alle
zum metrischen Maß und Gewicht übergegangen sind, trotz aller
Bemühungen sich noch nicht dazu verstanden haben, ein wirklich
rationelles Aräometer, sei es das Twaddelsche oder das Densi-
meter, einzuführen. Am schlimmsten ist es in Amerika, wo man
die unpraktischen englischen Maße und Gewichte, aber n i c h t das
Twaddell sehe, sondern das Baume- Aräometer benutzt, und
wo man, wohl um einem fühlbaren Bedürfnisse abzuhelfen, in den
letzten Jahren gar eine von allen anderen abweichende Baume-
Skala eingeführt hat.
In Deutschland, Frankreich und den anderen Industrieländern
(außer England) ist es im Verlaufe der letzten Jahrzehnte ein wenig
besser geworden, insofern heut alle übrigen Aräometer fast ganz aus
dem Gebrauche verschwunden sind, und dasjenige von Baume all-
gemeine Herrschaft gewonnen hat. Das will aber noch nicht viel sagen,
denn kein Mensch kann mit Bestimmtheit sagen, was die Baume-
schen Grade eigentlich bedeuten. Ursprünglich stellte man die Spindeln
dadurch her, daß man dcMi Punkt, bis zu dem sie in reinem \\'asser
einsinken, = 0", denjenigen, bis zu dem sie in 10 proz. Kochsalzlö.sung
bei 17,5" einsinken, = 10" setzte, den Zwischenraum in 10 gleiche Teile
teilte und diese ,, Grade" nach oben hin in gleicher \\'eise fortsetzte,
J8ß Allgemeine Operationen.
SO daß also der von jedem Grade eingenommene Höhenraum immer
derselbe ist, während die spezifischen Gewichte sich in ganz anderen
Verhältnissen ändern. Schon dies führte zu Übelständen, denn das
benutzte Kochsalz war wohl selten rein und trocken, und das spez.
Gewicht einer 10 proz. Lösung daher ziemUch schwankend. G e r 1 a c h
hat es für 14" R. = 1,07311 bestimmt und daraus (Dingl. Journ. 198,
315; 1870) eine Tabelle zur Vergleichung der B a u m e sehen Grade
mit den spez. Gewichten berechnet. Ob solche Aräometer nach Gerlach
heut noch im Handel vorkommen, bleibe dahingestellt; schon ihre
niederen Grade stimmen nicht genau mit den üblichen, und bei den
höheren kommen ganz unerträghche Unterschiede heraus. So müßte
z. B. 66° B. nach G e r 1 a c h das spez. Gewicht 1,8171 bedeuten, dem
bei Schwefelsäure ein Gehalt von 89,5 % H2 SO4 entsprechen würde,
M ährend der Käufer von 66 grädiger Säure mindestens 93%
H2 SO4 verlangt und dem Verkäufer die Anwendung eines G e r 1 a c h -
sehen Aräometers geradezu als Betrug anrechnen würde.
Im Laufe der Zeit hatte sich die Praxis herausgebildet, die Spindeln
an dem Punkte, w'o sie bei 14" R. in ,,engHscher" Schwefelsäure (d. h.
einer solchen von 93 — 95 % Ho SO4) einsanken, mit 66° zu bezeichnen
und den Raum zwischen diesem Punkte und 0" in 66 gleiche Teile zu
teilen. Aber was sollte man unter ,, englischer Schwefelsäure" ver-
stehen? Mit reiner Säure hat man gewiß nie gearbeitet; schon der
Umstand, daß 66° B. meist = 1,842 gesetzt wird, erweist dies, denn
reine Schwefelsäure kann dieses Gewicht bei 14° R. nie erreichen, auch
mcht am Punkte ihrer größten Dichte (97% % H, SO4). Dazu kam
noch die Unsicherheit über den Prozentgehalt. Alle möglichen Arten
von Baume- Aräometern fanden sich im Handel vor, und große
Streitigkeiten entstanden daraus. Dieser Unsicherheit suchte K o 1 b
in Frankreich durch die Konstruktion eines ,, rationellen" Baume-
Aräometers abzuhelfen, dessen Grade nach einer an sich ganz richtigen
physikalischen Betrachtung abgestuft w-aren, nämlich der folgenden:
Wenn ein Aräometer in Wasser bis 0°, in der Flüssigkeit D vom
Vol. -Gewicht d bis n° einsinkt, so haben beide verdrängten Flüssigkeits-
volumina je das Gewicht G des Aräometers. Also:
Gewicht des vom Aräometer verdrängten Wasservolumens = G,
Gewicht des gleichen Volumens der Flüssigkeit D = d G,
Gewicht des durch n Skalenteile verdrängten Wassers = n,
Gewicht des gleichen Volumens der Flüssigkeit D = d n.
Um d n unterscheiden sich die Gewichte d G und G, also
d G — G = n d; folglich: d = —-^ und G = ,^ , .
G — n d — 1
Wenn nach J. K o 1 b der Punkt, bis zu welchem das Aräometer
in Schwefelsäure vom Vol. -Gewicht 1,842 bei 15° einsinkt, mit 66 be-
zeichnet wird, so erhält man für G die Zahl 144,3; man hat also
144,3
144,3 — n ■
Aräometrie.
187
Aus den Zahlen für das Vol. -Gew. einer 10 proz. Kochsalzlösung
(v) leiten sich folgende Formeln ab:
V
Flüssigkeit
schwerer als Wasser
Flüssigkeit
leicliter als Wasser
bei 12,50
1,073596
145,88
145,88
~ 145,88 + n
145,88 — n
bei 15" ....
1,073350
146,3
~ 146,3 — n
146,3
" 146,3 + n
bei 17,5« . . .
1,073110
146,78
~ 146,78 — n
146,78
~ 146,78 + n
Das K o 1 b sehe Aräometer basiert auf einem ungenauen Volum-
gewicht für reine Schwefelsäure, nämlich 1,842, kommt aber doch dem
Usus der Praxis namenthch für die höheren Grade weit mehr entgegen
als das auf der 10 proz. Kochsalzlösung basierende (gewöhnlich das
,,G e r 1 a c h sehe" genannt). Allerdings ist es nicht in K o 1 b s
eigenem Vaterlande, Frankreich, irgend allgemein angenommen,
weit allgemeiner in Deutschland. Daneben finden sich aber noch
zwei andere ganz ebenso „rationelle" Baume- Aräometer,
144
nämlich das holländische, dessen Formel ist: d = und das
144 — n,
noch weiter davon abweichende, von den amerikanischen Fabrikanten
145
vereinbarte nach der Formel : d =
145 — n
Im folgenden (S. 188 ff.) seien die drei wichtigsten Baume-
Skalen mit den betreffenden spez. Gewichten zusammengestellt, die
amerikanische nach Chem. Trade Journal 2, 183; 1887.
Baumes Aräometer für leichtere Flüssig-
keit e n als Wasser wird so hergestellt, daß der Punkt, bis zu a\ elchem
die Spindel in eine Lösung von 1 T. Kochsalz in 9 T. Wasser einsinkt,
mit 0, derjenige, bei welchem dieselbe sich in reinem Wasser einstellt,
mit 10 bezeichnet \\ird. Die so gewonnenen Grade werden nacli oben
und unten hin fortgesetzt.
188
Allgemeine Operationen.
Ver gleich ung verschiedener Baume- Aräometer
für schwere Flüssigkeiten mit dem Volvimgewichte.
Rationelles
Aräometer
Baume-
sches
Aräometer
nach
Gerlach
Amerika-
nisches
Aräometer
o
Rationelles
Aräometer
Baunie-
sches
Aräometer
nach
Gerlach
Amerika-
nisches
Aräometer
144-3 — n
144-3 — n
1
1-007
1-0068
005
34
308
3015
1-309
2
1-014
10138
011
35
320
3131
1-317
3
1022
10208
020
36
332
3250
1-334
4
1-029
1-0280
029
37
1
345
3370
1-342
5
1-037
1-0353
036
38
357
3494
1-359
6
1-045
1-0426
043
39
370
3619
1-368
/
1-052
1-0501
050
40
383
3746
1-386
8
1-060
1-0576
057
41
397
3876
1-395
9
1-067
1-0653
064
42
410
4009
1-413
10
1-075
1-0731
071
43
424
4134
1-422
11
1-083
1-0810
083
44
438
4281
1-441
12
1-091
1-0890
093
45
453
4421
1-451
13
1-100
1-0972
100
46
468
4564
1-470
14
1-108
1-1054
107
47
483
4710
1-480
15
1-116
1-1138
114
48
498
4860
1-500
16
1-125
1-1224
122
49
514
5012
1-510
17
1-134
1-1310
133
50
530
5167
1-531
18
1-142
1-1398
143
51
540
5325
1-541
19
1-152
1-1487
150
52
563
5487
1-561
20
1-162
1-1578
158
53
580
5652
1-573
21
1-171
1-1670
170
54
597
5820
1-594
22
1-180
1-1763
179
55
615
5993
1-616
• 23
1-190
1-1858
186
56
634
6169
1-627
24
1-200
1-1955
•201
57
652
6349
1-650
25
1-210
1-2053
208
58
671
6533
1-661
26
1-2-20
1-2153
216
59
691
6721
1-683
27
1-231
1-2254
231
60
711
6914
1-705
28
1-241
1-2357
238
61
732
7111
1-727
29
1-252
1-2462
254
62
753
7313
1-747
30
1-263
1-2569
262
63
774
7520
1-767
31
1-274
1-2677
'269
64
796
7731
1-793
32
1-285
1-2788
285
65
819
7948
1-814
33
1-297
1-2901
293
66
842
8171
1-835
Folgende Tabelle gibt eine Vergleichung der Grade für leichte
Flüssigkeiten bei der Temperatur 12,5'^.
NB. Wenn der Gehalt einer Flüssigkeit an einer gelösten Sub-
stanz durch Bestimmung des Volumgewichts ermittelt werden soll,
so ist vor allem die Bedingung zu erfüllen, daß die Art sämtlicher
Bestandteile bekannt ist, und nicht fremde auf das Volumgewicht ein-
wirkende Stoffe vorhanden sind. Es muß also erforderlichenfalls eine
qualitative chemische Prüfung vorangehen.
Von anderen Aräometern seien noch folgende angeführt :
Bei C a r t i e r s Aräometer entspricht der Punkt 21 dem 22.
Baume sehen Grade auf dem Instrument für Flüssigkeiten leichter
Aräometrie.
189
Grade
Grade
Baume
Cartier
Beck
Baume
Cartier
Beck
Baume,
Baume,
Cartier
Cartier
u. Beck
Vol. -Gew.
Vol. -Gew.
Vol. -Gew.
u. Beck
Vol. -Gew.
Vol. -Gew.
Vol. -Gew.
0
1
0000
36
0
8488
0-8439
0-8252
1
—
—
0
9941
'37
0
8439
0-8387
0
8212
2
—
—
0
9883
38
0
8391
0-8336
0
8173
3
—
—
0
9826
39
0
8343
0-8286
0
8133
4
—
—
0
9770
40
0
8295
—
0
8095
5
—
—
0
9714
41
0
8249
—
0
8061
6
—
—
0
9659
42
0
8202
—
0
8018
7
—
—
0
9604
43
0
8156
—
0
7981
8
—
—
0
9550
44
0
8111
—
0
7944
9
—
—
0
9497
45
0
8066
—
0
7907
10
1
0000
—
0
9444
46
0
8022
—
0
7871
11
0
9932
1
0000
0
9392
47
0
7978
—
0
7834
12
0
9805
0
9922
0
9340
48
0
7935
—
0
7799
13
0
9799
0
9846
0
9289
49
0
7892
—
0
7763
14
0
9733
0
9764
0
9239
50
0
7849
—
0
7727
15
0
9669
0
9695
0
9189
51
0
7807
—
0
7692
16
0
9605
0
9627
0
9139
52
0
7766
—
0
7658
17
0
9542
0
9560
0
9090
53
0
7725
—
0
7623
18
0
9480
0
9493
0
9042
54
0
7684
—
0
7589
19
0
9420
0
9427
0
8994
55
0
7643
—
0
7556
20
0
9359
0
9363
0
8947
56
0
7604
—
0
7522
21
0
9299
0
9299
0
8900
57
0
7565
—
0
7489
22
0
9241
0
9237
0
8854
58
0
7526
—
0
7456
23
0
9183
0
9175
0
8808
59
0
7487
—
0
7423
24
0
9125
0
9114
0
8762
60
0-7449
—
0
7391
25
0
9068
0
9054
0
8717
61
—
—
0
7359
26
0
9012
0
8994
0
8673
62
—
—
0
7328
27
0
8957
0
8935
0
8629
63
—
—
0
7296
28
0
8902
0
8877
0
8585
64
—
—
0
7265
29
0
8848
0
8820
0
8542
65
—
. —
0
7234
30
0
8795
0
8763
0
8500
66
— -
. —
0
7203
31
0
8742
0
8707
0
8457
67
—
- —
0
7173
32
0
8690
0
8652
0
8415
68
—
. —
0
7142
33
0
8639
0
8598
0
8374
69
—
—
0
7112
34
0
8588
0
8545
0
8333
70
—
0-7083
35
0
8538
0
8491
0
8292
als Wasser. Von diesem Punkte auf- und abwärts gelten aber 16"
Baume gleich 15" C a r t i e r.
Beck bezeichnet an seinem Aräometer den Punkt mit 0, bis
zu dem es in reinem Wasser, mit 30 denjenigen, bis zu welchem es in
einer Flüssigkeit von 0,850 Vol. -Gew. einsinkt. Dreißigstel dieser Länge
werden als Grade von 0 auf- und abwärts aufgetragen.
In größeren Fabriken wird es sich entschieden lohnen, die Aräo-
meter für den Betrieb durcli V^ergleichunK niit Normal-Aräometern
zu kontrollieren, die die wirklichen spez. Gewichte zeigen und aus einer
zuverlässigen Quelle stammen. Wo größere Genauigkeit verlangt wird,
muß man die spez. Gewichte auf eine größere Reihe von Spindeln
(bis 19) verteilen.
190 Allgemeine Operationen.
Gustav Müller in Ilmenau suchte dies durch Kon-
struktion eines „Differential- Aräometers" zu vermeiden, vermittels
gläserner Gewichte, wodurch der Wert der Spindelgrade in be-
stimmter Weise verändert wird (vgl. die Beschreibung des Er-
finders P. Fuchs, ,Zeitschr. f. angew. Chem. 11, 505; 1898). Die
Instrumente dieser Art haben sich aber nicht als brauchbar er-
wiesen.
Zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes fester Körper
bedient man sich der Volumenometer von Schumann
(Zeitschr. f. anal. Chem. 23, 1887 ; 1884), Michaelis, T hörner
u. a. m. (vgl. später bei der Zementanalyse).
Eine sehr einfache und schnelle Bestimmung des spezifischen
Gewichtes von Flüssigkeiten geschieht häufig durch Wägen des
aus einer genauen Pipette ausfließenden Inhaltes derselben. Selbst-
verständlich wird man die Flüssigkeit vorher auf die gewünschte Tem-
peratur bringen. R i i b e r (Chem. -Ztg. 27, 94; 1903) beschreibt diese
altbekannte und ganz selbstverständliche Methode von neuem. Das
einzig Neue dabei ist, daß er die Flüssigkeit in der Pipette selbst
wägt, die zu diesem Zwecke von der Spitze bis zur Marke im
Halse genau 20 ccm faßt (also nicht auf Auslaufen eingestellt
ist). Genauere Resultate soll man mittels Pipetten erhalten, die
mit einem W e i n h o 1 d - D e w a r sehen evakuierten Luftmantel
umgeben sind , deren Justierung und Handhabung aber nicht so
einfach ist.
Mit dem Namen ,,A räo-Pyknometer" bezeichnet Aug.
Eichhorn in Dresden ein Instrument zur Bestimmung des spez.
Gewichtes kleiner Mengen von Flüssigkeiten (DRP. 49683). Es ist ein
Aräometer, welches zwischen seinem Belastungskörper und der Spindel
eine mit Glasstöpsel versehene Hohlkugel trägt, die 10 ccm faßt und mit
der zu wägenden Flüssigkeit vollständig gefüllt wird. Wenn man nun
das Instrument in einen mit destilliertem W^asser von 17,5" C. gefüllten
Zylinder taucht, so kann man das spez. Gewicht direkt an der Skala
ablesen. Ein ähnliches Pyknometer beschreibt Rebenstorff
(Chem.-Ztg. 28, 889 ; 1904).
In vielen Industrien sind schon längst spezielle Aräometer im Ge-
brauche gewesen, wie Alkoholometer, Saccharimeter, Acetometer usw.,
die z. T. sogar amtlich geeicht werden. Weniger im Gebrauche sind
analoge Instrumente für die aräometrische Untersuchung von Mineral-
säuren, Alkalien und Salzen. Jetzt werden auch solche, nach den
zuverlässigsten Tabellen mit besonderer Sorgfalt angefertigt, von
Gustav M ü 1 1 e r in Ilmenau in den Handel gebracht (Chem.-Ztg.
22, 104; 1898). Ausführliche Temperatur - Korrektionstafeln für diese
Aräometer (für Salpetersäure, Schwefelsäure, Salzsäure und Ammoniak)
gibt P. Fuchs (Zeitschr. f. angew. Chem. 11, 745; 1898) ; weitere
Tabellen für eine größere Zahl von Flüssigkeiten und Lösungen
(ebenda S. 909). Bei ,, Schwefelsäure" werden wir die Tabellen der
Kais. Normal-Eichungskommission erwähnen.
I
Vorschriften über Aräometer. 191
Allgemeine Vorschriften über Aräometer.
Der II. Internationale KongrelB für angewandte Chemie zu Paris
hat nach dem Jahresb. f. ehem. Technol. 1896, 1167 folgende Bestim-
mungen für Aräometer aufgestellt:
1. Die Skalen enthalten entweder die spez. Gewichte oder Grade
nach Baume, Brix, Ba'lling usw. Die Beziehung dieser Grade
auf die spez. Gewichte wird durch eine internationale Kommission
festgesetzt.
2. Für Flüssigkeiten von verschiedenen kapillaren Eigenschaften
sind tunhchst gesonderte und demgemäß bezeichnete Aräometer zu
verwenden; wenn nicht, sind entsprechende Korrekturen vorzunehmen.
3. Die Ablesung soU in der Regel an der Schnitthnie des Flüssig-
keitsspiegels mit dem Aräometer stattfinden, ohne Berücksichtigung
des dort entstehenden Meniskus (vgl. S. 185, Fig. 59). In undurch-
sichtigen Flüssigkeiten, wo dies nicht angeht, sollen die Ablesungen
eines nicht unter gleichen Bedingungen justierten Aräometers auf eine
dem wirkhchen Flüssigkeitsstande entsprechende Ablesung reduziert
werden.
4. Die Aräometer sollen mit einem Celsius-Thermometer ver-
sehen sein, dessen Skala den Eispunkt enthalten muß.
5. Um festzustellen, daß die im Innern des Instruments befind-
liche Skala ihre Lage nicht ändert, soll an einem Ende des Stengels
eine Strichmarke so angebracht werden, daß sie sich mit dem^Grenz-
strich der Skala deckt.
6. Die Gesamtfehler eines Aräometers sollen nicht mehr als den
Betrag des kleinsten Teilabschnittes der Skala ausmachen.
Gockel (Zeitschr. f. angew. Chem., 11, 867; 1898; 16, 562;
1903) macht darauf aufmerksam, daß auf den Aräometern nicht
nur eine Angabe der Gebrauchstemperatur, sondern auch der
Temperatur des zur Vergleichung dienenden Wassers enthalten
sein sollte, sowie darüber, ob sich die spezifischen Gewichte auf Normal-
druck (76) oder auf den luftleeren Raum (0) beziehen. Die deutsche
Normal-Eichungskommission bezieht bei Aräometern die Angaben
150
auf Wasser größter Dichte und Normaldruck, also -— ^ (76). Dagegen
sind die Senkkörper der Mohr schen( W e s t p h a 1 sehen usw.) hydro-
150 ,^,
15^
mit den amtUch geeichten Aräometern stimmen. Aräometer sollten
auch stets den Vermerk tragen, ob die Ablesung in der Ebene des
Flüssigkeitsspiegels oder an der höchsten Stelle des kajnlhuen Wulstes
erfolgen solle. Auch Pyknometer sollen immer in obiger Weise genau
bezeichnet werden.
statischen Wage fast immer auf y^ (76) justiert, können also gar nicht
J92 Allgemeine Operationen.
Vorschriften der Kaiserlichen Normal-Kichnnjus-Kommission
über Aräometer.
Von dieser Kommission werden Aräometer, welche die Dichte einer
Flüssigkeit, bezogen auf Wasser größter Dichte als Einheit, den Prozent-
gehalt oder die Grädigkeit einer Flüssigkeit in Graden einer willküi'lichen
Skala angeben, zur Eichung zugelassen. Die im Reichsgesetzblatte,
(Beilage zu Nr. 15; 1907), enthaltenen Vorschriften sollen hier, soweit
sie für vorliegendes Werk in Betracht kommen, wiedergegeben
werden.
Zulässig sind Aräometer aus durchsichtigem Glase mit und ohne
Thermometer. Die Skalen sollen unveränderlich befestigt sein, die
Teilstriche sollen in Ebenen liegen, welche zur Achse des Aräometers
senkrecht stehen. Beim Eintauchen soll das Aräometer sich lotrecht
einstellen. Die Aräometerskala darf
a) bei Dichte-Aräometern nur in 0,001, 0,0005, 0,0002 und 0,0001
Einheiten der Dichte,
b) bei Prozent- und Grad- Aräometern nur in ganze, halbe, fünftel
oder zehntel Prozente oder Grade eingeteilt sein. Die Thermometer-
skala darf nur nach ganzen, halben, fünftel oder zehntel Graden der
hundertteiligen Skala (C.) eingeteilt sein. Nebenteilungen irgendwelcher
Art sind weder auf der aräometrischen noch auf der thermometrischen
Skala zulässig. Die Bezifferung der Skalen muß eindeutig und
klar sein.
Die Aufschriften sollen in der Regel auf den Skalen angebracht sein.
Die Aufschrift der Aräometerskala soll die Art des Instrumentes und
seiner Anwendung unzweideutig kennzeichnen, insbesondere soll sie,
falls der Name des Aräometers dies nicht schon kenntlich macht, an-
geben, für welche Flüssigkeit das Aräometer bestimmt ist, ebenso bei
welcher Temperatur (Normaltemperatur) es richtig anzeigen soll.
Ist das Aräometer für undurchsichtige Flüssigkeiten bestimmt, so daß
die Ablesung nur an der oberen Begrenzung des FlüssigkeitsMulstes
erfolgen kann, so soll die Aufschrift einen entsprechenden Hinweis
erhalten, z. B. ,, Ablesung am Wulstrande", ,, Ablesung oben", ,, obere
Ablesung" oder ähnlich.
Die Abweichungen der Angaben von der Richtigkeit dürfen an
der Aräometerskala höchstens betragen :
a) Bei den Prozent- und Grad-Aräometern, je nachdem die
Aräometerskale eingeteilt ist in
I Prozente ] r, . I Prozent
^^'''^^ I Grade | ^4 | ^^^^
halbe I ^^«"/"*^ I 0-25 ' ^^«^^^
I Grade | | Grad
... g, , I Prozente | r^.-,,- \ Prozent
fünftel n -, 0 15 ^, ,
I Grade ) | Grad
, , , I Prozente ] r^.i I Prozent
zehntel ^, ■, 0 1^,,
Grade Grad.
Besondere Vorschriften für Aräometer. X93
b) Bei den Dichte-Aräometern: in der Regel den Wert eines
kleinsten Teilabschnittes, soweit nicht die besonderen Vorschriften
abweichende Bestimmungen enthalten.
Besondere Vorschriften.
Alkoholometer.
Zulässig sind nur Thermo-Alkoholometer, deren Stengel kreis-
förmigen Querschnitt haben, welche bei der Temperatur 15° den Alkohol-
gehalt weingeistiger Flüssigkeiten, einschheßlich des denaturierten
Branntweins, in Gewichtsprozenten angeben. Die Länge eines ganzen
Prozents auf der Alkoholometerskala muß bei einer Einteilung in halbe
Prozente mindestens 2 mm, bei einer Einteilung in ganze oder fünftel
Prozente mindestens 4 mm und bei einer Einteilung in zehntel Prozente
mindestens 6 mm betragen.
Saccharimeter.
Zulässig sind Saccharimeter, welche bei zuckerhaltigen Lösungen
den Gehalt an reinem Zucker in Gewichtsprozenten angeben. Die
Länge eines ganzen Prozents auf der Saccharimeterskala muß bei einer
Teilung in ganze, halbe oder fünftel Prozente mindestens 4 mm, bei einer
Teilung in zehntel Prozente mindestens 6 mm betragen.
Aräometer für Mineralöle.
Zulässig sind Aräometer für Mineralöle, deren Stengel kreisförmigen
Querschnitt haben müssen, welche bei 15*^ die Dichte angeben. Die
Skala darf keine Dichteangaben unter 0,61 und keine über 0,99 ent-
halten. Die Abweichungen von der Richtigkeit dürfen an der Aräo-
meterskala in dem Dichtebereich 0,83 bis 0,99 höchstens eine ganze
Einheit des kleinsten Teilabschnitts, in dem Dichtebereich 0,61 bis 0,829
höchstens eine halbe Einheit des kleinsten Teilabschnitts, jedoch bei
Teilungen in 0,0002 und 0,0001 eine ganze Einheit betragen.
Aräometer für Schwefelsäure.
Zulässig sind Aräometer, welche in schwefelsäurehaltigen Flüssig-
keiten den Gehalt an reiner Schwefelsäure in Gewichtsprozenten, und
zwar innerhalb des Bereichs von 0 bis 97 °o angeben.
Aräometer nach Dichte.
Zulässig sind Aräometer nach Dichte für:
innerhalb d. Dichte-
bereichs
a) Schwefelsäure von 1,00 bis 1,85
b) Salpetersäure 1,00 - 1,55
c) Salzsäure 1,00 - 1,25
d) Natronlauge 1,00 - 1,55
e) Glycerin 1,00 - 1,30
Untersuchungen. 6. Auü. I. 13
194 Allgemeine Operationen.
innerhalb d. Dichte-
bereichs
f) Kochsalzlösung 1,00 bis 1,23
g) Ammoniak 0,85 - 1,00
h) Seewasser 1,00 - 1,04
i) Milch (nur für obere Ablesung) 1,015 - 1,04
k) Rosmarinöl 0,89 - 0,93
1) Branntwein 0,79 - 1,00
Aräometer nach B a u m e - G r a d e n.
Zulässig sind Aräometer, welche bei der Temperatur 15° die
Bau m e -Grade angeben von
innerhalb d. Bereichs
a) Schwefelsäure von 0 bis 70 Grad
b) Salpetersäure 0-50
c) Salzsäure 0-30
d) Färb- und Gerhstoffauszügen (nur für obere
Ablesung) 0-30 -
e) Kochsalzlösung 0 - 30
Die Grade Baume sollen mit der zugehörigen Dichte bei 15",
bezogen auf \\' asser von 15", durch die Formel verbunden sein:
,.,. 144,3
n = 144,3
S 15/1 5
wo n die Grade Baume, S15/15 die zugehörige Dichte bezeichnet.
VI. Zug- und Druckmessung*.
(Manometer und Anemometer.)
Die Aufgabe, in einem Gasstrome den Druck zu messen, unter
welchem er steht, wird in der Technik sehr häufig gestellt. Wir be-
schäftigen uns hier nicht mit der Messung hoher Drucke (oder Minder-
drucke), die in die Maschinenbaulehre gehört, sondern nur mit der-
jenigen kleiner Druckdifferenzen, wie sie bei Kaminen, Gasgeneratoren,
in Schwefelsäurekammern und bei andern technischen Operationen
häufig vorkommen^). Oft läßt sich eine solche Operation nur durch
ständige Messungen dieser Art rationell führen. Entweder begnügt
man sich mit der Beobachtung der am Instrumente auftretenden
Unterschiede im Druck, oder man gründet darauf eine Berechnung der
Geschwindigkeit des Gasstromes und der in einer bestimmten Zeit
durch das System liindurchgehenden Gasmengen.
^) Über die Beurteilung der Verbrennungsvorgänge in Feuerungsanlagen
durch Zugmessung berichtet D o s c h (Zeitschr. f. ehem. App.-Kimde 2, 392, 421 ;
1907). Über Zugmessung in Sehwefelsäurekammern siehe Lunge, Hand-
buch der Sodaindustrie, 3. Aufl., I. Bd., S. 492; 1903.
Zug- und Druckmessung.
195
Instrumente, welche einfach statische Druckunterschiede zwisclien
zwei benachbarten Räumen, gewöhnlich zwischen dem Innern eines
Apparates und der atmosphärischen Luft, messen, nennt man Mano-
meter. Wenn sie dynamische Unterschiede messen, also die Gas-
geschwindigkeit direkt angeben, so nennt man sie Anemometer.
Von letzteren betrachten wir nur diejenigen, welche auf dem Manometer-
prinzip begründet sind, und überlassen die Theorie des Gegenstandes
den Lehrbüchern der Physik und Mechanik.
Die einfachsten und für manche Zwecke schon hinreichenden
Manometer für kleine Druekunterschiede sind gläserne f-Röhren,
Fig. 60, mit Maßstab C, deren einer Schenkel ^4 durch das Rohr D,
welches die Wand E durchbricht, in das Innere des jenseits herrschenden
Gasstromes hineinragt, während B nach der äußeren Luft hin offen ist.
Wenn der Druck auf der linken vSeite
stärker ist als auf der rechten, so wird
die Flüssigkeit in B höher stehen, im
umgekehrten Falle diejemge in A.
Manometer mit senkrechter Röhre,
wie das in Fig. 60 gezeichnete, sind zu
wenig empfindlich für Zugmessungen,
da z. B. einer Wasserdruckhöhe von
0,1 mm schon eine Zuggeschwindigkeit
von 1,23 m per Sekunde entspricht.
Das einfachste Mittel, um die Mess-
ungen so kleiner Druckunterschiede
genauer zu machen , ist das von
Peclet angewendete Manometer mit
geneigter Seitenröhre, Fig. 61 (a. f. S.).
Es besteht aus einem weiten Gefäß .4,
an das sich ein schwach geneigtes Seitenrohr B mit einer ihm parallel
laufenden Skala anschheßt. Das zur Befestigung beider dienende
senkrechte Brett ist auf einem mit Stellschrauben versehenen
horizontalen Brette befestigt, und die Wasserwage C dient zur ge-
nauen Einstellung ins Niveau, worauf der Winkel, den B mit der
Horizontalen bildet, leicht zu bestimmen ist. Die Flüssigkeit (Wasser
oder wegen der viel geringeren Reibung besser Alkohol) nimmt in B
einen sehr langen Meniskus an, dessen Krümmung bei einem Rohr-
durchmesser von 2 — 3 mm sich senkrecht zur oberen Wölbung des
Rohres stellt, so daß man sehr leicht ablesen kann. Bei einer Neigung
des Rohres von ^/o^ zeigt jedes mm an der geneigten Röhre eine
Druckdifferenz von 25 mm Höhe in A an. Da man an der Skala
1/2 mm ablesen kann, so kann man leicht Drucke von nur 0,02 mm messen.
Man wendet viel lieber Alkohol an, weil dieser weit schneller als
Wasser zu seiner ursprünglichen Lage zurückkehrt. Natürhch muß
man die Drucke entsprechend dem spez. Gewichte des Alkohols korri-
gieren. Bei Alkohol von 0,800 spez. Gew. z. B. entspricht 1 mm nur
0,8 mm Wasserdruck bzw. 1,25 mm gleich 1 mm \\'asserdruck.
Ficr. 60.
196
AUgenieine Operationen.
Vor jeder Ablesung muß man durch Neigen des Instrumentes
das Innere des Rohres B oberhalb der Flüssigkeit befeuchten.
Da die Reduktion der Ablesungen auf Vertikaldruck durch die
Neigung von B nur dann mit der Wirkhchkeit übereinstimmt, wenn die
Röhre B eine absolut richtige innere obere Wölbung hat, was^bei Glas-
röhren selten zutrifft, so ist es vorzuziehen, das Gefäß B so zu aa ählen,
daß man seinen inneren Durchmesser genau messen kann, und die Skala
auf B empirisch zu graduieren, indem man mittels einer Pipette hinter-
einander bestimmte gleiche Mengen Flüssigkeit eingießt und die Stellung
in B notiert. Da man leicht berechnen kann, um welche Höhe die
Flüssigkeit in A bei jeder Pipettenfüllung gestiegen ist, so ergibt sich
die Multiphkation dieser Größe auf der Skala von B durch die Beobach-
tungen.
Es kommt viel darauf an, an welcher Stelle des Gaskanals das
diesen mit dem Manometer verbindende Rohr steht, und in welchem
Fig. 61.
Winkel zur Gasrichtung. Der statische Druck wird nur dann richtig
abgelesen werden, wenn die Mündung des Verbindungsrohres senkrecht
auf der Richtung des Gasstromes steht (wie in Fig. 60). Der Druck
ist aber ein verschiedener an verschiedenen Stellen des Querschnittes
der Gasleitung.
In gleicher Weise wie die beschriebenen Manometer sind die Zug-
messer von Scheurer-Kestner, Aron und Krell konstruiert.
Auf anderem Wege sucht denselben Zweck einer genaueren
Ablesung der Drucke das Differential-Manometerzu er-
reichen. Eine Form desselben ist der S e g e r sehe Zug- und Druck-
messer, Fig. 62 (zu haben bei der Redaktion der Tonindustriezeitung,
Berhn) .
Ein aus einem kahbrierten Glasrohr gebildetes U-Rohr A läuft
an seinen oberen Enden in zwei gleich weite größere Glasröhren B
und C aus. Die kommunizierende Röhre B A C ist auf einem Brett
befestigt, welches außerdem eine mit dem einen Schenkel parallel
Hegende, durch Schlitze a a und Stellschrauben h b verstellbare Skala D
trägt. Die kommunizierende Röhre ist mit zwei sich nicht
mischenden Flüssigkeiten von nahezu gleichem spezifischen
Gewicht derart gefüllt, daß ihre Berührungsstelle in der Nähe des Null-
punktes der Skala hegt.
Zug- und Druckmessung.
197
Als Flüssigkeiten zur Füllung können verwendet \\erden:
Wasser und Anilinöl, oder Solaröl und verdünnter Weingeist, von
denen je eine Flüssigkeit am besten gefärbt Mird. Der Apparat
wird in der Nähe der Beobachtungsstelle an die Wand gehängt und bei
Messung eines Überdruckes über die Atmosphäre der mit einem Pfropfen
und Glasrohr versehene Schenkel B, bei Messung eines Xiederdruckes
aber der Schenkel C durch Kautschuk-, Glas- oder Metallröhren in Ver-
-m
Fig. 62.
Fig. 63.
bindung mit dem Raum gebracht, in dem die Druckdifferenz be-
obachtet werden soll. Der andere Schenkel kommuniziert mit der
Atmosphäre.
Ist der Apparat senkrecht angebracht und die Skala durch Ver-
schieben in ihren Schlitzen so gestellt, daß ihr Nullpunkt auf die Be-
rührungsstelle der beiden Flüssigkeiten fäUt, und wird der eine Schenkel
mit einem Feuerzuge, einer Gas- oder Windleitung usw. in Verbindung
gebracht, so wird eine geringe Niveau Verschiebung der Flüssigkeiten
in den beiden weiteren Gefäßen B und C herbeigeführt. Die Niveau-
verschiebung \\'ird in vergrößertem Maßstabe markiert durch eine
Verschiebung der Berührungsstelle der beiden sich nicht mischenden
Flüssigkeiten in der engen Röhre A, und zwar im Verhältnis der Quer-
schnitte des weiteren Gefäßes und der engeren Röhre.
I
\i^g Allgemeine Operationen.
Es sei beispielsweise das Querschnittsverhältnis der Röhre A und
der Gefäße B und C wie 1 : 20; dann wird eine Senkung des Flüssigkeits-
spiegels in B um 1 mm eine Verschiebung des Punktes x um 20 mm
herbeiführen, so daß sehr geringe Niveaudifferenzen deutlich sichtbar
gemacht \Aerden können.
Die Teilung der am Apparate angebrachten Skala ist entweder
für relative Vergleiche eine empirische oder aber für genauere Messungen
auf Wasserdruck in Millimetern bezogen. Der Abstand der Teilstriche
berechnet sich in letzterem Falle aus den Querschnittsverhältnissen
der Röhre A und der Gefäße B und C und den spezifischen Gewichten
der zur Füllung benutzten Flüssigkeiten.
Der Apparat ist um so empfindlicher und genauer, je größer das
Verhältnis des Querschnitts der oberen Gefäße zu dem der engeren
kommunizierenden Röhre ist, und je weniger die spezifischen Ge-
wichte der zur Füllung verwendeten Flüssigkeiten voneinander ab-
weichen.
Auf demselben Prinzip beruht das Differentialanemometer von
A.König (zu beziehen von Dr. H. Geißlers Nachfolger Fr. Müller
in Bonn), Fig. 63. Hier sind die beiden Rohrschenkel konzentrisch
ineinander angeordnet, was die Ablesung erleichtert. Es wird eine
weiße (Mineralöl) und eine rote (gefärbter Alkohol) Flüssigkeit bei-
gegeben. Die Füllung erfolgt, indem man den inneren Glaskörper ent-
fernt, mittels einer Pipette, ohne Berührung der Wände, ca. 10 cm
der roten Flüssigkeit einführt, bis sie bei a steht, und dann die farblose
Flüssigkeit vorsichtig, ohne die rote aufzurühren, bis b daraufschichtet.
Nun führt man das innere, außen mit Gummischlauch versehene Glas-
rohr bis c ein, saugt, bis die helle Flüssigkeit bis d aufgestiegen ist,
hält die Saugöffnung mit der Zunge verschlossen, schiebt das innere
Rohr vollständig ein und gibt dann die Öffnung frei. Zur Einstellung
auf die Marke bläst man vorsichtig oben hinein, bis ein paar Tropfen
der farblosen Flüssigkeit unten in die rote austreten, beobachtet, ob die
Grenze (Marke) zwischen beiden bei e steht, und setzt das Einblasen
fort, bis dies erreicht ist. Sollte die Grenze zu hoch gekommen sein,
so muß man die innere Röhre bis e herausziehen, wieder durch Ansaugen
auf % füllen und wie bei der Neufüllung verfahren. Die genaue Ein-
stellung auf den Nullpunkt der Skala erfolgt nach dem Einstellen in das
Stativ durch Verschiebung eines Knopfes. Das Instrument, so wie auch
die Reserve-Flüssigkeiten dürfen nie dem direkten Sonnenlicht aus-
gesetzt werden. Eine etwaige Reinigung des Apparates ist durch Aus-
spülen mit konzentrierter Schwefelsäure, Waschen mit Wasser und
sorgfältiges Trocknen auszuführen. Da die Marke mit der Temperatur
steigt oder fällt, so muß man sie jedesmal vor einer Beobachtung auf 0
einstellen; am besten schaltet man vorher einen Dreiweghahn ein,
der für gewöhnlich so steht, daß die äußere Luft mit dem Inneren
des Apparates kommuniziert, also die Marke auf 0 steht, stellt für jede
Beobachtung durcli Vierteldrehung des Hahnes die Verbindung mit
dem zu untersuchenden Raum her und stellt den Halin dann ^^■ieder
Zug- und Druekmessung.
199
gleich zurück. Dieses Instrument bewährt sich beim Gebrauche recht
gut und ist sogar bequemer als das von S e g e r.
x^hnlich konstruiert ist der Zugmesser von Rabe (s. Zeitschr. f.
ehem. App. -Kunde 2, 422; 1907). Der Apparat kann durch Betätigung
eines Umschalthahnes als Zug- oder Unterdruckmesser und als Zug-
unterschiedmesser verwendet werden.
Auf einem ähnlichen Prinzip beruht der Gasmesser von Langen,
modifiziert von Lux (J. f. Gasb. 33, 217; 1890 und 34, 288; 1891),
nämlich darauf, daß bei kommunizierenden
Röhren von ungleichem Querschnitte bei einer
Störung des Gleichgewichtes durch einseitigen
Druck die Fall- bzw. Steighöhen sich um-
gekehrt verhalten wie die Querschnitte. Bei
großen Unterschieden in den Querschnitten
kami man die Änderung in dem weiten Rohre
außer Betracht lassen und die Druckhöhe nur
in dem engen Rohre messen. Fr. L u x in
Ludwigshafen liefert 5 Abänderungen für
niedere und höhere Drucke und für Zug.
Das Instrument (Fig. 64) ist sehr bequem,
aber für ganz feine Druckunterschiede nicht
berechnet.
Zugmesser und Zugdifferenzmesser mit
selbsttätiger Schreibvorrichtung nach dem
System Dürr-Schultze (Zeitschr. f. ehem.
App. -Kunde 2, 424; 1907) sind vielfach in
Anwendung.
Aus dem vom Manometer angezeigten
Drucke kann man auch die Geschwindig-
keit des Gasstromes berechnen. Nach
Peclet (Ser, Physique industrielle I, 249)
ist die Formel für die Geschwindigkeit eines
Gasstromes bei schwachen Überdrucken E: ?
V =- 396 f;|
E
1 + at
E + B
Fijr. 64.
wo E die Wasserdruckhöhe im Manometer B gleich der dem Barometer-
stand h entsprechenden Wasserhöhe (also 13,59 b), t die Temperatur
und d die Dichte des Gases ist. Der Wert (f ändert sich nach der Form
der Ausströmungsöffnung.
Beispielsweise ist für atmosphäi'ische Luft bei 0" und einem
Barometerstand von 760 mm (also B = 10,334 m) die Geschwindig-
keit V bei folgenden Werten von E (in ^Metern) :
E 1 0,1 0,01 0,001 0,0001 0,00001 m
V 117,61 38,763 12,283 3,895 1,232 0,38952 ra
200 Allgemeine (Operationen.
Also bringt i/jo,^mm Überdruck schon eine Geschwindigkeit von
fast 0,4 m per Sekunde hervor.
Für Löcher in dünnen Wänden ist (f = 0,65, für zyhndrische Aus-
strömungsöffnungen = 0,83, für konvergierende konische Öffnungen je
nach dem Winkel 0,83 bis 0,65, für sich erst ein wenig kontrahierende,
dann nach außen erweiternde konische Öffnungen bei den folgenden
Winkeln a (Fig. 65) :
Wert von a 0« 1" 3» 5» 7» 9» 20° 30" 50«
- - cp 1,00 1,24 1,70 2,25 2,45 1,95 1,30 1,18 1,05
Das Maximum liegt also bei 7^ und ist viermal so groß wie die
Ausströmungsgeschwindigkeit aus einer Öffnung in einer dünnen Wand.
Für den uns am meisten interessierenden
Fall, wo wir ein Manometer anwenden, das
\\\, (///.-
^ sich durch ein zylindrisches Verbindungsrohr
\^^\\\l/'(/.-^ in das Innere eines Gasstromes mit einer zu
^ ^- ^ \\ \ I V ' ^ "^ dessen Richtung senkrecht stehenden Mündung
. ~-^\\ \ ' // <1-<I ""__ fortsetzt, können wir ^ = 1 setzen, d. h. die
■"' oben in m ausgedrückten Geschwindigkeiten
direkt annehmen. Immerhin ist zu beachten,
daß die Geschwindigkeit an verschiedenen
Stellen des Gaskanal - Querschnittes sehr un-
gleich ist, und wir durch mehrfache Änderung
der Stellung des Rohres D (Fig. 60, S. 195),
d. h. Hinein- und Hinausschieben desselben,
einen mittleren Wert zu ermitteln suchen
müssen, wenn wir die Menge der bewegten
Gasmasse durch Multiplikation der Geschwindig -
Flg. 65. jjgit (jgg Gases mit dem Querschnitt des Gas-
kanals ermitteln wollen.
Das dynamische Prinzip der Druckdifferenzmessung
wird nach P e c 1 e t in der Art ausgeübt, daß man beide Schenkel des
Manometers mit dem Gasstrome in Berührung bringt, aber die Mündung
des einen Verbindungsrohres senkrecht zur Zugrichtung, die andere
durch eine Umbiegung parallel in derselben Richtung gehen läßt. Man
mißt also hier nicht den Unterschied des Druckes gegenüber dem der
atmosphärischen Luft, sondern denjenigen zwischen dem statischen
und dynamischen Drucke innerhalb des Gasstromes selbst, was eine
sehr feine Messung ergibt und zur direkten Ermittelung der Geschwindig-
keit des Gasstromes dienen kann. Für diesen Zweck hat F 1 e t c h e r
ein Anemometer konstruiert, das von Lunge verbessert und ver-
einfacht worden ist (Fig. 66) i). Vermittels eines Korkes sind zwei
Glas- oder Messingröhren a und b luftdicht in ein entsprechendes Loch
des Kanales oder Schornsteines, in welchem man die Geschwindigkeit
des Gasstromes messen will, eingeführt, so daß ihre Enden um ein
^) Zu haben bei Mechaniker P. Hermann, Zürich.
Wärmemessimg.
201
geringes weniger als ein Sechstel des Durchmessers des Kanales von
dessen innerer Wandung ab zu stehen kommen. Das gerade endende
Rohr a muß möglichst senkrecht zur Zugrichtung stehen ; das Rohr h
muß so stehen, daß der Gasstrom in dessen gekrümmtes Ende gerade
hineinbläst. Diese Röhren kommunizieren mittels Kautschuk-
schläuchen mit dem U-Rohr c d, welches halb mit Äther gefüllt ist.
Der Luftstrom bewirkt in a eine Luftverdünnung durch Ansaugen, in h
eine Verdichtung durch Hineinblasen; folglich steigt der Äther in c und
sinkt in d. Die Niveau-Differenz der Äthersäulen in c und d wird
mittels einer Millimeter-Skala und eines Nonius gemessen. Wenn man
das Umschaltungsstück e um 180" dreht, kommt a in Kommunikation
mit d und c mit h ; jetzt soll eine Niveau-Differenz in entgegengesetzter
Fig. 66.
Richtung, aber genau gleich der zuerst beobachteten, entstehen, was
zur Kontrolle der Beobachtung dient.
Die nachstehenden Tabellen (S. 202) dienen zur Berechnung der
Zuggeschwindigkeit aus den am Anemometer gemachten Ablesungen.
VII. Wärmemessiing. i)
Die Temperaturangaben für technische Zwecke werden auf dem
Kontinent von Europa wohl nur mehr in Graden Celsius gemacht,
während die Techniker in England und den Vereinigten Staaten sich
^) Zusammonfassendü Darstellungen üljer Wärnienieasung finden sich in:
LeChatelier etBoudouard, Mesiire dos Teinperatures elovöes (1900) ;
,,ChemLsfhe Technologin der Brennstoffe" v. F e r d. Fischer; ,, Instrumente
zur Messung der Temperatur Für technische Zwecke" von O. B e c h s t c i n (1905);
ferner in kleineren Abhandhuigen, von denen zitiert sein mögen: , .Messung hoher
Temperaturen", Gray (.Journ. Soc. Chem. Ind.23, 1192; 1904; „Über Messungen
202
Allgpmeine Operationen.
I. Tabelle zur Reduktion der am Ä t h e r - A n e m o -
meter beobachteten Niveau-Differenzen auf
Z u g g e s c h w i n d i g k e i t.
Dio Spalte a entliält die beobachtete Niveau-Differenz in mm, b die Zuggeschwindig-
keit in Metern, bei einer Schornsteintemperatur von 15" (reduziert aus der in
L u n g e s Sodaindustrie I, 495 ff., in englischem Maß gegebenen Tabelle).
a
b
a
b
a
b
a
b
a
b
a
b
mm
ni
mm
m
mm
m
mm
m
nun
m
mm
m
Ol
0-575
1-4
2-040
2-7
2-833
5-0
3-855
10-0
5-452
19-0
7-515
0-2
0
771
1-5
2-111
2-8
2-885
5-2
3-931
10-5
5-586
20-0
7-710
0-3
0
944
1-6
2-181
2-9
2-935
5-4
4-006
11-0
5-718
21
7-900
0-4
090
1-7
2-248
3-0
2-986
5-6
4-080
11-5
5-846
22
8-086
0-5
205
1-8
2-313
3-2
3-077
5-8
4-152
12-0
5-972
23
8-268
0-6
341
1-9
2-376
3-4
3-179
6-0
4-223
12-5
6-095
24
8-446
0-7
442
2-0
2-438
3-6
3-271
6-5
4-395
13-0
6-216
25
8-620
0-8
560
21
2-498
3-8
3-361
7-0
4-561
13-5
6-334
30
9-443
0-9
636
2-2
2-557
4-0
3-448
7-5
4-721
14-0
6-450
35
10-199
10
724
2-3
2-615
4-2
3-569
8-0
4-876
15-0
6-677
40
10-903
11
808
2-4
2-671
4-4
3-616
8-5
5-026
16-0
6-896
45
11-565
1-2
889
2-5
2-726
4-6
3-698
9-0
5-172
17-0
7-108
50
12-190
1-3
966
2-6
2-779
4-8
3-777
9-5
5-314
18-0
7-314
II. Tabelle zur Korrektur der bei verschiedenen
Temperaturen gemachten Beobachtungen der
Zuggeschwindigkeit.
In der Spalte a ist die im Schornstein herrschende Temperatur, in b die Zahl
angegeben, mit welcher man die in der Spalte b der Tabelle I. gefundene Zahl
multiplizieren muß, um die wirkliche Geschwindigkeit des Gasstromes zu ermitteln.
a
b
a
b
a
b
a
b
a
b
a
b
fC
fC
fC
t9C
t»C
fC
— 10
1-046
18
0-995
42
0-956
66
0-9-22
140
0-835
260
0-735
— 5
036
20
0-991
44
0-953
68
0-919
150
0-825
270
0-728
0
027
22
0-988
46
0-950
70
0-916
160
0-815
280
0-721
2
022
24
0-985
48
0-947
75
0-912
170
0-806
290
0-715
4
020
26
0-981
50
0-944
80
0-903
180
0-797
300
0-709
6
016
28
0-978
52
0-941
85
0-899
190
0-788
320
0-697
8
012
30
0-975
54
0-938
90
0-890
200
0-780
340
0-685
10
009
32
0-972
56
0-935
95
0-884
210
0-772
360
0-676
12
005
34
0-968
58
0-933
100
0-878
220
0-764
400
0-654
14
003
36
0-965
60
0-930
HO
0-867
230
0-756
450
0-631
15
000
38
0-962
62
0-927
120
0-856
240
0-749
500
0-603
16
0
998
40
0-959
64
0-924
130
0-845
250
0-742
von höheren Temperaturen in der Technik", Rabe (Chem.-Ztg. 28, 39; 1904);
,, Apparate und Methoden zur Messung hoher Temperaturen", Bronn (Zeitschr.
f. angew. Chem. 18, 462; 1905); ,, Temperaturmessung für industrielle Zwecke",
Barnes, Mo. Donald und Mo. G i 1 1 (Journ. Soc. Chem. Ind. 27, 661 ; 1908).
Thennoincter. 203
noch allgemein des Thermometers von Fahrenheit bedienen. Zur Um-
rechnung der Thermonietergrade nach Celsius (C), Reaumur
(R) und Fahrenheit (F) dienen folgende Gleichungen:
x^C
= -Y^'^-'
x«R =
= f y"c^
x"C
= (Ay + 32)»F;
xOR =
= (ly + 32)"F;
x"F
= (y_32).-^0C;
x«F =
= (y-32)-^''F.
Wir können für unsere Darstellung die Wärmemessung einteilen in
Therm ometrie und P y i' o m e t r i e. Die erstere umfaßt
Temperaturen, die noch mit dem Quecksilberthermometer gemessen
werden können, die letztere die darüber liegenden. In neuester Zeit
kann der Technik auch die Aufgabe gestellt werden, so niedrige Tem-
peraturen zu messen, daß Quecksilber- oder W^ingeistthermometer
dafür ausgeschlossen sind.
I. Thermometer.
Für t h e r m o m e t r i s c h e Zwecke bedient man sich in der
Technik so gut wie ausschließlich der Q u e c k s i 1 b e r t h e r m o -
m e t e r , seltener der nur für Temperaturen bis ca. 50" brauchbaren
und dabei nicht genauen Weingeist thermometer. Mit gewöhnlichen
Quecksilberthermometern kann man höchstens bis SOO** arbeiten, zu-
verlässig nur bis 280", da in der Nähe des Siedepunktes des Quecksilbers
(360") die ohnehin unvermeidliche Veränderung des Glasgefäßes zu
stark wird. Doch kann man vermittelst Füllung des oberen Raumes
mit Stickstoff oder Kohlendioxyd namentlich wenn dies unter Druck
geschieht, und durch Auswahl passender Glassorten (Jenaer Boro-
silikatglas Nr. 59), Quecksilberthermometer herstellen, die man sogar
bis 550" brauchen kann , und die trotz ihres hohen Preises und ihrer Zer-
brechlichkeit in Fabriken vielfach in Gebrauch sind. Ihr bestes An-
wendungsgebiet liegt zwischen 300 und 500". S i e b e r t (Zeitschr. f.
Elektrochem. 10, 158; 1904) beschreibt Quecksilberquarzthermometer,
die mit auf 60 Atmosphären komprimiertem Stickstoff gefüllt, bis 720"
brauchbar sind. Die Skala besteht aus Nickelstahl.
Übrigens kann man sehr lange Thermometer in aufi-echter Stellung,
bei denen die hohe Quecksilbersäule entsprechenden Druck ausübt,
bis 360" und darüber benutzen. So unterliegt die Benutzung von Thermo-
metern mit einer Fadenlänge über lYz ""i 't'i^ 400" keinen Bedenken.
Die Herstellung der Thermometer wird hier lücht beschrieben , da die
Instrumente von den Chemikern doch immer käuflich bezogen werden.
Auch ihre Prüfung nach physikalischen Methoden wird in technischen
Laboratorien kaum vorgenommen ; man kann sich damit begnügen, ein
oder mehrere in der physikalischen Reichsanstalt gej)rüfte Thermometer
anzuschaffen und die für den praktischen Gebrauch bestimmten In-
I
204 Allgemeine Operationen.
Strumen te damit zu vergleichen. Bei Thermometern, die längere Zeit
höheren Temperaturen ausgesetzt waren, ist dies allerdings sehr nötig.
Auch auf Korrekturen für den nicht erwärmten Teil der Skala läßt
man sich in Fabriken meist nicht ein. Die zur Ablesung t hinzuzufügende
Korrektur ist gegeben durch: n x a (t — t^). n beträgt für gewöhn-
liches und Jenaer Thermometerglas Nr. 16 0,000157, für Jenaer Thermo-
meterglas Nr. 59 0,000163. a ist die in Graden ausgedrückte Länge
des herausragenden Fadens, t,, die mittlere Temperatur des heraus-
ragenden Fadens, die durch Messung mit Hilfe eines kleinen Hilfs-
thermometers in der Hälfte des herausragenden Fadens ermittelt wird.
Kühn (Chem.-Ztg. 27, 54; 1903) und B r o n n (ebenda 28, 39;
1904) machen darauf aufmerksam,- daß für Fabrikgebrauch bestimmte
bis 550° gehende Thermometer, die häufig mehrere Meter lang sind,
für eine bestimmte Eintauchtiefe justiert und nur für diese gebraucht
werden sollten. Sie können nach längerem Gebrauche bis 30*^ zu hoch
oder um 50 — 200** zu tief zeigen — ersteres, wenn sie nicht nach der
Anfertigung genügend künsthch ,, gealtert" waren, das Quecksilbergefäß
sich also zusammengezogen hat, letzteres, wenn sich das Glas aufgeblasen
hat. Dies kann bei unrichtiger Eintauchtiefe durch Überhitzung des
Glases geschehen, die man nicht bemerkt, weil eben eine ganz falsche
Temperatur angezeigt wird. Bei Temperaturen über 500" sollte
stets Jenaer Verbrennungsröhren-Glas und eine bestimmte Eintauchtiefe
vorgeschrieben werden. Will man Thermometer auf andere Eintauchtiefen
verwenden, so muß man eine entsprechende Faden-Korrektur anbringen.
Für technische Zwecke muß man häufig besondere Formen von
Thermometern herstellen lassen, namenthch solche, bei denen das Gefäß
von dem die Skala tragenden Teile ziemlich weit entfernt ist; auch ge-
bogene Röhren, Winkel thermometer u. dgl. müssen öfters angewendet
werden. Das Gefäß und die Röhre müssen öfters durch Umhüllung gegen
mechanische Beschädigungen oder Springen durch plötzliche Erhitzung
geschützt werden. Wenn dies durch ein durchbi'ochenes Metallrohr
u. dgl. geschehen kann, so wird das Thermometer in Flüssigkeiten
immer noch die Temperatur annähernd richtig angeben; wenn man
aber ein nicht durchbrochenes Schutzrohr anwenden muß, so wird die
angezeigte Temperatur immer zu niedrig sein, selbst wenn man, wie
dies immer geschehen sollte, den leeren Raum des Schutzrohres mit
Quecksilber, Kupferspänen oder, weniger gut, mit Mineralöl u. dgl.
anfüllt. UmAvicklung des in den erwärmten Raum hineinragenden
Teiles mit Asbestschnur gewährt einigen mechanischen Schutz, macht
aber das Thermometer viel weniger empfindlich.
W e i n h o 1 d macht die sehr zweckmäßige Empfehlung, in
zweifelhaften Fällen sich durch Einführung eines Stückchens Blei an
den Ort, wo das Thermometergefäß zu stehen kommen soll, davon zu
überzeugen, daß die Temperatur nicht zu hoch für ein Quecksilber-
thermometer ist, d. h. unter dem bei 323*^ liegenden Schmelzpunkt des
Bleies. Das eingeführte Stück Blei darf auch nach längerer Zeit noch
keine Erweichung an den Rändern zeigen.
Thermometer. 205
W e i n h o 1 d empfiehlt ferner in Fällen, wo man nicht jeden
Augenblick eine Ablesung vornehmen oder kleine rasch verlaufende
Schwankungen beobachten muß, die Anwendungeines Hilfskörpers,
Fig. 67, aus Gußeisen oder Kupfer mit schräg eingebohrter Höhlung h
und durchbohrtem Knopf k, den man an einem durch den Knopf ge-
steckten Draht durch eine passende Öffnung in den betreffenden Zug-
kanal u. dgl. einführt, nachdem man die Höhlung h zur Hälfte mit
Quecksilber gefüllt hat. Man läßt ihn 10 — 15 ^Minuten an dem be-
treffenden Orte, zieht ihn rasch heraus und senkt sofort ein vorher
nahe auf die richtige Temperatur angewärmtes kleines Thermometer in
die Höhlung h. Die Ablesung geschieht, sobald das Thermometer auf
seinen höchsten Punkt gestiegen ist und wieder zu fallen beginnt.
Über ein Quecksilberthermometer mit selbsttätiger Registrierung
berichtet Do seh (Zeitschr. f. ehem. App. -Kunde 2, 450; 1907),
als Fernthermometer ausgebildete Quecksilberthermo-
meter der Firma G. A. Schultze-Charlotten-
burg, sind Zeitschr. f. ehem. App. -Kunde 2, 169; 1907
beschrieben.
Quecksilberthermometer ohne Glas sind für tech-
nische Zwecke konstruiert worden. Hierher gehören
besonders die in den verschiedensten Ausführungs-
formen gebauten stählernen Quecksilber-
Feder - Thermometer von Schäffer &
Budenberg, ähnhche Konstruktionen sind von
Zabel &Co., Magdeburg und von S t e i n 1 e
& Härtung, Quedlinburg, ausgeführt worden. \^ j/^
Das Prinzip der Instrumente beruht darin, daß das
in einem Behälter a (Fig. 68) befindliche Quecksilber Fig. 67.
bei der Erwärmung sich ausdehnt, durch die ent-
standene Volumausdehnung Mird eine Druckerhöhung hervorgerufen,
welche eine ähnlich den Bourdonfedern konstruierte Metallfeder c,
wie sie bei Manometern in Gebrauch sind, durchbiegt. Diese
Durchbiegung wird auf ein Zeigerwerk übertragen. Diese Thermo-
meter müssen von Zeit zu Zeit durch einen Druckregler justiert
werden, ihr Meßbereich geht von — 20" bis + 150" C, bei Füllung
des oberen Teils der Bourdonfeder mit Stickstoff von + 50°
bis 500" C. Durch Anwendung einer biegsamen Leitung aus Stahl-
kapillarrohren können diese Instrumente für Fernablesung (bis 50 m),
durch Montier ung einer entsprechenden Schreibvorrichtung als selbst-
registrierende Instrumente gebaut werden.
11. Pyrometer.
Für die Pyrometrie sind hauptsächlich folgende Verfahren
in praktischem Gebrauche:
A. Bis h()chstens 550" kann man nach S. 203 noch Q u e c k -
Silberthermometer verwenden, welciie besonders lang oder
unter Druck mit Stickstoff gefüllt sind.
206
Allgemeine Operationen.
Analog sind die statt des Quecksilbers mit einer leicht-
flüssigen Legierung von Kalium und Natrium ge-
füllten Thermometer, die aber recht teuer und dabei sehr zer-
brechlich sind.
B. Die Ausdehnung fester Körper wird namentlich
in Form von Metall-Pyrometern benutzt. Eines der am
meisten, namentlich in England, verwendeten und bis 900" brauch-
baren ist dasjenige von Gauntlett
&Desbordes (von Seh äffer &
Budenberg, Magdeburg, zu beziehen),
bei dem der Unterschied in der Aus-
dehnung eines schmiedeeisernen und eines
kupfernen Rohres beobachtet wird. Häufig
benutzt man eine Kombination von Graphit
(der als nicht durch Wärme ausdehnbar
angesehen \\ird) und Metall, wie bei dem in
Deutschland früher am meisten verbreiteten
Graphitpyrometer von Steinle & Härtung,
das bis 1200'^ graduiert ist.
Schäffer& Budenberg, ebenso
Zabel & Co., liefern ebenfalls Graphit-
pyrometer, Diese sind von 500 bis 1000'' C
zu gebrauchen, bis TOO** können sie stationär,
darüber hinaus dürfen sie nur kurze Zeit
gebraucht werden, da sie sich sonst zu
schnell oxydieren. Starke Stöße sowie fort-
gesetztes Erhitzen und Abkühlen führen
zu Verschiebung der Zeigerstellung. Gra-
phitpyrometer sind von Zeit zu Zeit durch
Eichung mit kochendem Wasser zu kon-
trollieren.
Da die Längenausdehnung der Metalle
sich bei öfterer und längerer Erhitzung
ändert, so ist kein einziges der auf diesem
Prinzip beruhenden Pyrometer zuverlässig,
und sie müssen jedenfalls öfters mit einem
Normalinstrument verglichen werden.
C. Die Ausdehnung von Dämpfen und der dadurch ent-
stehende Druck wird benutzt in dem Thalpotasimeter von
Schaffe r & Budenberg, einem engen, unten geschlossenen,
oben S-förmig gebogenen Rohre, dessen kurzer Schenkel völlig, der
lange zu 73 mit einer entsprechenden Flüssigkeit gefüllt ist, deren
Dampfdruck am Manometer gemessen wird und dadurch die Temperatur
anzeigt. Es ist darauf zu achten, daß das Tauchrohr stets vollständig
der zu messenden Temperatur ausgesetzt ist. Für Temperaturen von
— 65 bis 4- 12,5" dient als Füllung flüssige Kohlensäure, für — 10 bis
+ 100" Schwefligsäureanhydrid, für + 35 bis 180° wasserfreier Äther,
Fi2. G8.
Pyrometer. 207
für 100 bis 226" destilliertes Wasser, für 216 bis 360'^ hochsiedende
Petroleumöle, für 357 bis 750° Quecksilber.
D. L u f t p y r o m e t e r , d. h. solche, bei denen der durch
Ausdehnung der Luft entstehende Druck gemessen wird, gibt es in
großer Zahl. Sie finden für technische Temperaturmessungen keine
Anwendung, so daß von ihrer Beschreibung abgesehen werden kann.
E. Temperaturbestimmungen durch Beobachtung desS c h m e 1 -
z e n s von Metallegierungen wurden zuerst von P r i n s e p
1828 gemacht und von vielen andern wiederholt. Auch sind spezielle
dafür geeignete Apparate konstruiert worden. Für höhere Tempera-
turen benutzt man, außer reinem Silber und Gold, Legierungen dieser
beiden Metalle miteinander und mit Platin in verschiedenen Verhält-
nissen. Es wird hier von genaueren Angaben darüber abgesehen,
da der Techniker sich die für diese (oft sehr be(|ueme) Methode dienenden
Legierungen nie selbst darstellen, sondern sie von der Deutschen Gold-
und Silberscheideanstalt in Frankfurt a. M. beziehen wird.
F. Die Veränderung von Tonkörpern durch S c h w i n d e n
wird in dem ältesten Pyrometer, demjenigen von W e d g w o o d ,
benutzt, welches aber völlig unbrauchbar selbst für ganz rohe
Messungen ist.
Ganz anders steht es mit den von S e g e r 1886 (Fischers
Jahresb. 1886, 545; 1887, 30) eingeführten Normalkegeln,
kleinen Tetraedern aus ganz bestimmten Silikatmischungen, deren
Schmelzen zur Temperaturmessung benutzt wird. Diese Methode
ist von Gramer und Hecht (ebenda 1892, 640 ; 1895, 747 ; F i s c h e r s
Brennstoffe S. 604) noch erweitert worden und gehört heute zu den in
der Technik (in erster Linie in der Keramik, aber auch sonst) am aller-
meisten angewendeten. Man kann diese Normalkegel in 61 Nummern,
bezeichnet mit 022, 021 bis Ol und 1,2 usw. bis 39 (angeordnet nach
steigenden S(;hmelzpunkten), welche Temperaturen von 590" bis 1850°
umfassen, von der Königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin oder dem
Laboratorium für Tonindustrie, Prof. Dr. H. S e g e r und E. C r a m e r ,
G. m. b. H., Berlin NW 21, beziehen.
Nach einer Mitteilung von Simonis (Tonindustrie-Ztg. 31, 146;
1907) werden die Segerkegel 21 bis 25, da ihre Schmelzpunkte sehr
nahe beisammen liegen, fortan nicht mehr hergestellt und in neuester
Zeit die Kegel 021, 020 usw. bis Segerkegel 6 durch neue Mischungen
ersetzt, welche die Bezeichnung 021 a, 020 a usw. bis 5 a und 6 a
führen und die Nachteile dei' alten Segerkegel, im Schmelzpunkte von
der Eihitzungsgeschwindigkeit recht sehr abhängig zu sein und sich
beim Erweichen aufzubläheti, nicht aufweisen. (Sprechsaal 1908,
S. 561, ref. Chem.-Ztg. 33, Rep. S. 35; 1909.)
Diese Kegel sind mit eingeprägten Nummern versehen, und man
befestigt einige derselben, entsprechend den zu erwartenden Tempera-
turen, in bestimmter Reihenfolge mit etwas feuchtem Ton auf einer
Schamotteplatte an eine Stelle des Ofens, die man von außen beobachten
kann. Die Kegel müssen frei stehen'und dürfen nicht von einer Stich-
I
208
Allgemeine Operationen.
flamme getroffen werden. Um dies zu verhüten, werden sie in Hänge-
schalen oder sogenannten Haubenlerchen (Fig. 69) aus Schamotte dem
Feuer ausgesetzt.
Man überzeugt sich dann, bis zu welcher Nummer die Kegel im
Ofen schmelzen ; als Endpu nkt dabei gilt es, wenn die wegen ihrer dünnen
Form immer zuerst erweichende Spitze, die sich nach einer Seite krümmt,
so weit niedergegangen ist, daß sie die Unterlage berührt. Der Schmelz-
punkt des letzten Kegels, welcher noch diese Erscheinung zeigt, A\drd
als die Temperatur bezeichnend angenommen.
Die Schmelzpunktsangabe der Tonkegel läßt sich nicht mit
Schärfe in Celsiusgrade umrechnen. Die Erweichungstemperatur
hängt außerordentlich von der Art des Erhitzens ab, in dem Sinne,
daß bei lang andauerndem Erhitzen die Kegel bei wesentlich niederen
Temperaturen schmelzen als bei kürzerer Erhitzungsdauer. Die zu-
Fig. 69.
weilen in der technischen und wissenschaftlichen Literatur angegebenen
Schmelzpunkte von Segerkegeln können nur orientierenden Wert
beanspruchen.
Hecht gibt (Tonindustrie-Ztg. 1896, Nr. 18) für jede Kegel-
nummer die chemische Zusammensetzung und die für ihren Schmelz-
punkt durch Vergleichung mit dem Le Chatelier sehen elektrischen
Pyrometer geschätzte Temperatur. Da der Techniker so oft darauf
Rücksicht zu nehmen hat, so folge hier (S. 209) die Angabe der den
S e g e r sehen Kegeln entsprechenden Temperaturen , obwohl diese
Zahlen keine Genauigkeit beanspruchen können.
Kochs und S e y f e r t (Zeitschr. f. angew. Chem. 15, 721 ; 1901)
geben ,, schätzungsweise" Vergleichungen der Temperaturen mit den
Schmelzpunkten von S e g e r - Kegeln, die für die höheren Grade ziem-
lich stark von den Hecht sehen Werten nach oben abweichen.
H e r a e u s (Chem.-Ztg. 26, Rep. S. 303; 1902) bestimmte die Schmelz-
punkte von S e g e r - Kegel 36 = 1785»; 37 = 1800°; Korund = 1865".
Durch Vergleich mit einem Platin-Platiniridiumthermoelement
hat H e r a e u s (Zeitschr. f. angew. Chem. 18, 49; 1905; 19, 65; 1906)
unter Zugrundelegung des Schmelzpunktes von reinem Platin von 1710"
Pyrometer.
209
1 -
Kogel-
Nummer
II
M 3
'S H
o C
M 3
" !3
Eh o
^ 1
022
590
010
950
3
1190
15
1430
27
1670
021
620
09
970
4
1210
16
1450
28
1690
020
650
08
990
5
1230
17
1470
29
1710
019
680
07
1010
6
1250
18
1490
30
1730
018
710
06
1030
7
1270
19
1510
31
1750
017
740
05
1050
8
1290
20
1530
32
1770
016
770
04
1070
9
1310
21
1550
33
1790
015
800
03
1090
10
1330
22
1570
34
1810
014
830
02
1110
11
1350
23
1590
35
1830
013
860
Ol
1130
12
1370
24
1610
36
1850
012
890
1
1150
13
1390
25
1630
011
920
2
1170
14
1410
26
1650
die Schmelzpunkte feuerfester keramischer Massen, darunter auch der
höchstschmelzenden S e g e r - Kegel neu bestimmt. Es ergaben sich
die Schmelzpunkte der S e g e r - Kegel Nr. 36 zu 1705", Nr. 35 zu 1685",
Nr. 34 zu 1670", Nr. 33 zu 1650", Nr. 32 zu 1635", Nr. 31 zu 1618" und
Nr. 30 zu 1605", also wesentlich niederer, als die von Hecht ge-
machten Angaben.
Zum Niederschmelzen von Kegel 26 sind die höchsten, bisher in
technischen Ofenanlagen (abgesehen von elektrischen Öfen) nur
vereinzelt erreichten Temperaturen erforderlich; zu gleicher Zeit ent-
spricht dieser Kegel dem Schmelzpunkt derjenigen Tone, die man als
die niedrigst schmelzenden ,, feuerfesten" Materialien ansehen kann.
Die bis zur Platinschmelzhitze hinaufreichenden Kegel 27 — 36 dienen
namentlich zur Bestimmung der Feuerfestigkeit von Tonen usw. Über
das Verhalten der S e g e r - Kegel in mit Sauerstoffgebläse gespeisten
Fletcheröfen s. Dünn (Journ. Soc. Chem. Ind. 23, 1132; 1904).
G. Optische Erscheinungen sind mehrfach zur Pyro-
metrie benutzt morden, in roherer Weise durch Beobachtung der Glüh-
farbe und Vergleichung mit einem Normalglase, oder genauer mit
Zuhilfenahme des Spektroskops oder Polariskops.
Man kann für rohe Messungen nach Angabe der Physikalisch-
Technischen Reichsanstalt folgenden Zusammenhang zwischen Tem-
peratur und Lichtemission annehmen;
Beginnende Rotglut 525"
Dunkelrotglut 700"
Kirschrotglut 850"
Hellrotglut 950"
Gelbglut IKXJ"
Beginnende Weißglut 1300"
Volle Weißglut 1500"
Howe (Fischers Jahresber. 1900, 93) gibt wesentlich
niedrigere Zahlen.
Untersuchungen. 6. Aufl. I. 14
I
210 Allgemeine Operationen.
Durch die Forschungen von Paschen, Planck, Wien,
L u m m e r und Pringsheim und W a n n e r (s. hierzu Haber,
Thermodynamik technischer Gasreaktionen, S. 268) ist der Zusammen-
hang zwischen Lichtintensität und absohiter Temperatur erkannt
worden. Wenn J die beobachtete Intensität der Strahlen, T die ab-
solute Temperatur des strahlenden Körpers, A die Wellenlänge des
benutzten Spektralteils, e die Basis der natürhchen Logarithmen,
Cj und Co zwei Konstanten bedeuten, deren Größe durch die Unter-
suchungen von L u m m e r und Pringsheim (welche die Gültigkeit
der untenstehenden Beziehung bis zu Temperaturen von '2300'' nach-
gewiesen haben) festgestellt worden ist, so lautet die sogenannte W i e n -
Planck sehe Formel :
C, --^
J = ^.e AT
Durch Vergleich mit einer bekannten Lichtintensität J^ und der
ihr entsprechenden absoluten Temperatur T^ ergibt sich
j _ 5i f i_ _ L\
-- = e A VT Ti/
Ji
aus welcher Gleichung bei Kenntnis von J, J^, T und Konstante C2
(welche nach Lummer und Pringsheim zu ungefähr 1-4600 berechen-
bar ist) die Unbekannte, die Temperatur T, leicht zu ermittehi ist.
Diese Beziehung gilt strenge nur für den ,, absolut schwarzen" Körper.
Da alle festen und flüssigen Körper bei höheren Temperaturen sich in
bezug auf Strahlung dem ,, absolut schwarzen" Körper nähern, so kann
diese Ableitung unbedenklich zur Temperaturbestimmung von glühenden
Körpern benutzt werden, besonders gut für Temperaturermittlung in
glühenden Hohlräumen (Öfen usw.). Kann demnach das Wien-
Planck sehe Gesetz zur Bestimmung der Temperatur fester oder
flüssiger glühender Körj)er verwendet werden, so ist dies nicht an-
gängig für die Temperaturbestimmung von mehr oder weniger durch-
sichtigen Flammen auf Grund ihrer Strahlungsintensität, da ihre
Strahlung zu weit von der des absolut schwarzen Körpers entfernt ist.
Diese theoretischen Ableitungen bilden die Grundlage eines sehr
handlichen genauen optischen Temperaturmessers, des optischen Pyro-
meters von Wanner (Physik. Zeitschr. 3, 112; 1901; Journ. f. Gasbel.u.
Wasserversorg. 47, 862,1070; 1904; ebenda 50, 1005; 1907; Hase, Zeit-
schr. f. angew. Chem. 15, 715; 1902; Chem,-Ztg. 25, 1029; 1901). Das
W a n n e r sehe Pyrometer (Fig. 70) ist ein Photometer. Das beobachtete
Licht des auf seine Temperatur zu vuitersuchenden Körpers tritt durch
einen Spalt a ins Photometerrohr ein und wird durch Linsen 0^ und ein
geradsichtiges Prisma P spektral zerlegt. Durch eme Blende wird Licht
bis auf den schmalen Teil, der der Fraunhofer sehen Linie C ent-
spricht, abgeblendet, so daß nur rotes Licht ins Auge kommen kann.
Durch einen zweiten Spalt b tritt ins Photometer das zur Vergleichung
dienende Licht einer elektrischen Glühlampe von 6 Volt Spannung,
Pyrometer. 211
das in gleicher Weise zerlegt und abgelbendet wird. Dadurch ist das
Gesichtsfeld in zwei Hälften geteilt, von denen eine durch das Licht
des zu untersuchenden Körpers, die andere durch das Licht der Glüh-
lampe beleuchtet wird. Im Okular l)efindet sich ein N i c o 1 sches
Prisma, durch dessen Drehung eine größere oder geringere Schwächung
der Lichtstärke der einen Hälfte des Gesichtsfeldes ermögUcht werden
kann. Man dreht am Okular bis die Intensität der Farben beider Ge-
sichtsfelder gleich geworden ist. Da Lichtintensität und Temperatur
der Glühlampe bekannt sind bzw. durch Eichung mit einer H e f n e r -
sehen Amylacetatlampe jederzeit auf den gleichen Wert einstellbar
sind, so hat man nun in dem Verhältnis der beiden Einstellungen zu-
gleich das der Strahlungsintensitäten des absolut schwarzen Körpers.
Eine am Okular angebrachte Kreisteilung ermöglicht die Ablesung
der Drehung des Okulars, und die dieser Drehung entsprechende Tem-
peratur ist aus der jedem Instrument beigegebenen Tabelle oder direkt
aus der Teilung am Okular zu entnehmen. Zum Gebrauch wird das
Instrument mit der Hand gehalten oder auf einem Stativ aufgestellt.
Man visiert den Körper, dessen Temperatur zu messen ist, an und dreht
das Okular so lange bis beide Kreishälften des Gesichtsfeldes gleiche
Farbinten.sität aufweisen.
Für Messung von Temperaturen von 2000^— 4000'' C. wird das
Instrument mit Rauchglas Vorrichtung ausgerüstet.
Das verbesserte W a n n e r p y r o m e t e r zur Messung der
Temperaturen von 900—2000 bzw. 4000" C. ist mit einer neuen jSstier-
vorrichtung versehen. Anstatt das Einstellen der Glühlampe durch
Vergleich mit der flackernden Amylacetatlampe vorzunehmen, wiixl
durch Veränderung eines eingeschalteten Widerstandes und Beob-
achtung der Spannung an einem eigens konstruierten Spannungsmesser
die Leuchtkraft der elektrischen Vergleichslampe leicht und schnell
auf gleiche Stärke gebracht. Die neue Justiervorrichtung wird zu jedem
IVometer Wanner nachgeliefert. Die Anordnung ist aus Fig. 71
ersichtlich.
Für die Messung der Temperaturen 600— 1000» C kommt das
neue Pyrometer Wanner mit Widerstand und Normalspannungs-
mcsser in Betracht. Der neue Apparat besteht im Prinzip aus einem
Photometer, mit welchem die Vergleichung der Lichtstärken diircli
Polarisation ermöglicht wird. Die von der Ausführung des für Messung der
Temperaturen OCX)— 20(X)« bestimmten W'a n n e r pyrometers verschiedene
Konstruktion besteht hauptsächlich in einer Anordnung, welche jeden
Lichtverlust peinlichst vermeidet. Die Pyrometer von W a n n c r
14*
I
212
Allgemeine Operationen.
werden von Dr. R. Hase, Hannover, Josephstr. 26, angefertigt, ihr
Preis betrcägt 315— 420 M, die neue Justiervorrichtung 100 M. Diese
Instrumente haben sich für Temperaturmessung für technische Zwecke
sehr gut bewährt.
Walter Feld (Chem. Ind. 23, 256; 1903) hat ausgedehnte
Versuche mit dem W a n n e r sehen Pyrometer gemacht, das er sehr
empfiehlt, und gibt genaue Verhaltungsmaßregeln für dessen Gebrauch.
Das optische Pyrometer von H o 1 b o r n und K u r 1 b a u m
(ausgeführt von Siemens & Halske) erzielt gleiche Intensität
der zu messenden Lichtstärke mit derjenigen der Vergleichsglühlampe
durch Veränderung der Lichtstarke dieser letzteren. Das Instrument
(Fig. 72) besteht aus einem Fernrohr und einer in der Fokalebene des
. .^t^
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Fig. 71.
Objektivs L^ befmdhchen Glühlampe G, die mit einem Präzisions-
amperemeter A, einem veränderlichen Widerstand IF und einem
Akkumulator E in einen Stromkreis geschaltet ist. Vor dem Okular
des Fernrohrs befindet sich eine Rotscheibe, welche nur homogenes
Licht durchtreten läßt. Zur Ausführung einer Temperaturmessung
wird das Instrument auf den strahlenden Körper gerichtet und das Ob-
jektiv auf diesen, das Okular auf den Faden der Glühlampe eingestellt.
Dann wird durch den Widerstand W die Lichtstärke der Glühlampe
so lange verändert, bis sie mit der Intensität der Strahlung des zu unter-
suchenden Körpers gleich geworden ist, was durch das Verschwinden
des Bildes des Glühlampenfadens angezeigt wird. Die Einstellung ist
außerordentlich einfach und sicher. Die Stromstärke, bei der nunmehr
die Glühlampe brennt, wird durch das Amperemeter angezeigt, sie ist
ein Maß für die Temperatur des Glühfadens, die direkt an einer am
Amperemeter angebrachten Skala abgelesen werden kann. Das In-
strument ist zur Messung von Temperaturen von 600 — 1900" geeignet.
Das Spektralpyrometer von H e m p e 1 (Zeitschr. f. angew. Chem.
. 14, 237 ; 1901), hergestellt von Schmidt&Haensch, Berlin,
Pyrometor.
213
beruht darauf, daß die Länge des erhaltenen Spektrums mit der Tem-
peratur steigt, wenn man das von einem glühenden Körper ausgestrahlte
Licht durch ein Glasprisma zerlegt.
Die ,,Lunette pyrometrique" von M e s u r e und N o u e 1 (siehe
Bronn, Zeitschr. f. angew. Chem. 18, 463; 1905) besteht aus einem
ca. 15 cm langen Fernrohr, in dem die vom anvisierten glühenden Körper
ausgesandten Strahlen durch ein System von Prismen zerlegt werden.
Die Temperatur wird ermittelt durch den Drehungswinkel, den man
einem der Prismen geben muß, um eine bestimmte Nuance (sattes
Gelb) sichtbar zu machen. Die Anzeigen sind auf 20 — 30° genau, das
handliche Instrument kann dort angewendet werden, wo es auf
größere Genauigkeit nicht ankommt. Nach Bronn fallen die Be-
obachtungen in oxydierender Atmosphäre am schärfsten aus.
H. Akustische Erscheinungen. Das Thermo-
p h o n von W a r r e n und Wipper (Fischers Jahresber. 1896,
Fig. 72.
1164) benutzt den Umstand, daß man bei der W h e a t s t o n e sehen
Brücke den Punkt, wo die Widerstände gleich werden, durch ein Te-
lephon erkennen kann, also ganz wie beim Siemens sehen Pyro-
meter (s. u.).
Ganz anderer Art ist das T her mophon von W i b o r g h
(DRP. 84034; 1895). Er stellt Patronen her, bestehend aus einem
explosiven Körper mit einer feuerfesten, schlechtleitcnden Umhüllung.
Je nach der Explosionstemperatur des Körpers, der Dicke der Hülle
und der äußeren Temperatur wird die Explosion früher oder später
eintreten, und man kann daher die Höhe der äußeren Temperatur
durch Beobachtung der Zeit ermitteln, welche zwischen dem Einsetzen
der Patrone und dem Explosionsknall verstreicht, wofür den Patronen
(zu beziehen von Dr. H. Geißlers Nachfolger in Bonn) eine empirisch
ermittelte Skala beigegeben ist.
I. Kalorimetrische Pyrometer. Verteilung der
Wärme auf ein größeres Volum von Gas oder
Wasser, wodurch man zu einer Messung vermittels des Queck-
silberthermometers gelangt.
Wir führen von den zahlreichen hierher geliörigen Pyrometern,
die für Gase bestimmt sind, mir dasjenige von Bradbury an.
I
214
Allgemeine Operationen.
das die Temperatur des heißen Gebläsewindes dadurch zur Messung
bringt, daß es den Wind mit dem neunfachen Volum Luft mischt, die
Temperatur des Gemisches mit dem Thermometer bestimmt und sie
dann mit 10 multipliziert, was jedenfalls nur annähernd richtig ist.
Viel wichtiger sind die Methoden, bei denen die von einem der
Heizquelle ausgesetzten festen Körper aufgenommene Wärme dadurch
bestimmt wird, daß man diesen Körper in eine größere Menge Wasser
taucht und dessen Temperaturerhöhung mißt. Diese Methode kann
bei richtiger Ausführung, aber nur bei solcher, sehr gute Resultate
geben, so daß man sie früher zur Kontrolle aller anderen Pyrometer
angewendet hat.
Man führt ein Zyhnderchen von Eisen, Nickel oder (am besten)
Platin in einem passenden Gefäße in den Ofen ein, läßt es so lange
darin, bis man annehmen kann, daß seine Temperatur dieselbe Mie
diejenige des Ofens geworden ist, nimmt es schnellstmöghch heraus
Fig. 73.
und läßt es in eine bestimmte Menge Wasser fallen, dessen Temperatur-
erhöhung nun mit den bei kalorimetrischen Untersuchungen erforder-
lichen Vorsichtsmaßregeln gemessen wird. Zur Berechnung der Tem-
peratur dient dann folgende Formel:
P' (f — t)
T --= t' +
pc
bei der bedeuten: T die gesuchte Temperatur des heißen Körpers,
t' die Endtemperatur des Kalorimeters, t die Anfangstemperatur des-
selben, p' das ,, Wassergewicht" des Kalorimeters, p das Gewicht des
Metallzylinders, c dessen spezifische Wärme bei der Temperatur T.
Für die Größe c gibt es besondere Formeln, welche die Rechnung ver-
einfachen.
Das Kalorimeter nach F e r d. F i s c h e r (s. Taschenbuch für
Feuerungstechniker 1909, S. 13) hat sich zur Bestimmung hoher
Temperaturen bewährt. Seine Konstruktion ist folgende: Um den
Halter zum Erhitzen der durchbohrten Zylinder aus Platin
oder Nickel sowohl für lotrechte wie wagrechte Feuerkanäle
verwenden zu können und den glühenden Zylinder rasch und sicher
in das Wassergefäß zu bringen, dient ein mit entsprechendem Aus-
schnitt V versehener schmiedeeiserner Behälter« (Fig. 73), an dessen
Pyrometer.
215
etwa 0,5 m langen Stil b ein Holzgriff / geschraiiljt ist, \\omit gleich-
zeitig die Asbestscheibe d gegen den Metallring c festgehalten wird. Die
scharfen Kanten des Metallzylinders e sind etwas abgerundet, um
das Ein\\'erfen in das Wassergefäß zu erleichtern.
Das Kalorimetergefäß J5(Fig. 74u.75) wird aus starkem Messing-
blech hergestellt und innen mit Asbestpappe ausgekleidet. Oben ist
dasselbe so geformt, daß der starke Rand des Gefäßes A sicher auf-
liegt; an die BerührungssteUe beider wird ein
dünner Asbest- oder Gummiring gelegt, die Fuge Fig. 74.
durch Lack wasserdicht geschlossen. Ein Asbest-
ring m hält den unteren Teil des Gefäßes A fest.
Der Siebboden n verhütet, daß der eingeworfene
Metallzylinder auf den gewölbten Boden des Ge-
fäßes fällt und dadurch zu Wärmeverlusten
Anlaß gibt.
Bei der Verwendung legt man den Zylinder e
durch die Öffnung v in den Halter a (Fig. 73)
ein, setzt diesen Teil der zu messenden Tem-
peratur aus, faßt dann mit der linken Hand den
Knopf des Rührers r (Fig. 74), mit der rechten
den Griff / (Fig. 73), bringt rasch durch einen
leichten Druck den Zylinder e in die Lage e^
und läßt ihn durch halbe Drehung der rechten
Hand in das Wassergefäß A fallen, bewegt den
Rührer r auf und ab und Uest aiu Thermometer t
ab, sobald dieses die höchste Temperatur an-
zeigt. Für Platinzylinder verwendet man ein
kleines Kalorimetergefäß und soviel Wasser, daß
der Gesamtwert 120 g Wasser entspricht. Für
Nickelzylinder nimmt man passend ein größeres
Gefäß von 250 g Wasserwert.
Zeigt das Thermometer vor dem Einwerfen
des Metallzylinders t^^, nachher t^, beträgt somit
die Temperaturzunahme t — ti, so ist die ge-
suchte Temperatur = T -\- t. Für Platin ergeben sich folgende
Werte :
Fig. 75.
T
t-
-ti
1 kg Wasserwert
120 g Wasserwort
"C.
1 kg Platin
20 g Platin
400
13. IG
2,19
500
10,00
2,77
600
20,10
3,35
700
23,Gß
3,94
800
27,28
4.55
900
30,96
5,16
1000
34,70
5,78
1100
38.50
6,42
216 Allgemeine Operatiuiien.
Demnach bei 20 g Platin und 120 g Wasserw ert :
t — t,
T
0 C.
Für je \/,o (t— ti)
" C.
366
540
710
874
1034
1190
17
17
16
16
16
Der allgemeinen Anwendung des Platins steht leider der hohe
Preis desselben entgegen. Daher verwendet man auch reines Nickel,
welches sich vor dem Eisen durch Beständigkeit und gleichmäßige
spezifische Wärme auszeichnet. Für Nickel gilt:
T
t-
1 kg Wasserwert
-t,
250 g Wasserwert
»C.
' und 1 kg Nie
kel
20 g Nickel
400
51
4,08
500
64,5
5,16
600
78
6,24
700
93
7.44
800
108
8.64
900
123,5
9,88
1000
140
11,20
1100
156
12,48
1200
173
13,84
Demnach bei
250 g ^^^asserwert
und .
20g Nickel:
t — ti
T
Für je Vio (t — ti)
«C.
" C.
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
393
486
580
663
747
830
910
985
1060
1140
Ist z. B. bei Verwendung von Platin die Temj^eratur des Wassers
ti = 12,0°, nach dem Einwerfen des Platinzylinders t = 17,1", t — t^
somit 5,1", so erhält man für
904».
5«
=
874«
0,1»
=
16«
dazu t
=
17»
Pyrometer. 217
Auf dem Prinzip der Wasserpyrometer aufgebaut sind auch die
Kalorimeter von Wein hold, Fuchs (von G. A. Schnitze,
Berlin), P. A 1 1 m a n n , Berlin , von Siemens Brothers
und von Saintignon.
K. Elektrische Pyrometer. Diese teilen sich in
zwei Klassen: solche, welche den mit der Temperatur wachsenden
Leitungswiderstand eines Metalles, Widers tandspyrometer,
und solche, welche die thermoelektrischen Eigenschaften einer Kette
zweier Metalle, thermoelektrische Pyrometer, zur Wärme-
messung benutzen. Der Vorteil der thermoelektrischen Pyrometer
liegt vorzüglich darin, daß sie in einfachster Weise Fernablesung und
Selbstregistrierung der Temperatur gestatten. Indes werden bei niederen
Temperaturen infolge Kleinheit der thermoelektrischen Werte die Ab-
lesungen ungenau. Für diese Temperaturgebiete sind die Widerstands-
thermometer sehr geeignet, welche die Änderung, welche der elek-
trische Widerstand eines Platindrahtes mit der Erwärmung erfährt,
registrieren. Sie sind ebenfalls für Femablesung und Selbstregistrierung
zu gebrauchen.
1. Widerstand s.pyrometer. Hierher gehört das Wider-
standspyrometer von W. Siemens in London, welches längere
Zeit für ein durchaus zuverlässiges NormaUnstrument galt, indessen
diesen Anspruch hat aufgeben müssen. Es ist durch einfachere
Instrumente verdrängt worden, und da bei seiner Anwendung
infolge der Änderung des Widerstands des Platins öftere
Korrekturen notwendig sind, mag von seiner genaueren Be-
schreibung hier abgesehen werden. Der Meßbereich des Instrumentes
geht bis 1200^ C. Ein dem Siemens sehen ähnliches Widerstands-
pyrometer wird von Harf mann & Braun, A.-G. in Frank-
furt a.M., angefertigt. Die Ablesungen erfolgen hier direkt an einer
in Temperaturgrade geteilten Skala, das Pyrometer Avird für Tem-
peraturen bis zu 400° empfohlen, auch als selbstregistrierendes In-
strument gebaut. Nach Haagn (Zeitschr. f. angew. Chem. 20, 565;
1907) liegt der größte Nachteil der Siemens sehen, H a r t ni a n n
und Braun sehen und der in England benützten Ausführungsformen
des Widerstandspyrometers nach C a 1 1 e n d a r darin, daß zwischen
dem Platindraht und der äußeren Umhüllung eine Luftschicht liegt,
welche nur einen langsamen Wärmeaustausch zwischen Widerstands-
draht und Umgebung gestattet. Bei höheren Temperaturen erleidet
überdies der Platindraht Dehnungen, welche den Widerstand des Drahtes
dauernd verändern können.
Bei der Konstruktion des Q u a r z g 1 a s w i d e r s t a n d s -
thermoraeters von H e r a e u s (s. hierüber Haagn, Zeitschr.
f. angew. Chem. 20, 565; 1907) sind die bisherigen Nachteile der Wider-
standsthermometer vermieden. Das Instrument ist für Temperatur-
messungen von — 200" bis -f 900" brauchbar, füllt somit besonders
für das Temperaturintervall von + 500" bis + 900" eine Lücke in den
bisherigen Meßapparaten aus.
I
218 Allgemeine Operationen.
Beim Quarzglaswiderstandsthermometer von H e r a e u s ist
absolut reiner Platindralit auf ein Stäbchen aus Quarzglas in Spiral-
M indungen aufgewickelt. Das Stäbchen wird dann in ein dünnwandiges
Quarzglasröhrchen eingeschoben und dies dicht auf das Stäbchen auf-
geschmolzen, so daß der Widerstandsdraht, in Quarzglas ein-
gebettet, nahe der Oberfläche zu liegen kommt (Fig. 76).
Dadurch folgt der Draht jeder Temperaturschwankung
sofort; eine Dehnung oder Zerrung des Drahtes ist aus-
geschlossen, ebenso die Möglichkeit der Einwirkung schäd-
licher Gase. Ein wesentlicher Vorzug gegenüber Quecksilber-
thermometern ist in der Unempfindlichkeit gegen schroffen
Temperaturwechsel, infolge der bekannten Eigenschaft des
Quarzglases zu sehen, und darin daß der aus dem Ofen
ragende Teil des Thermometers keinen Einfluß auf die
Temperaturangabe ausübt. Die Länge der Zuleitung spielt
keine Rolle, solange ihr Widerstand gegenüber demjenigen
V^/ des Thermometers gering ist. Bei Leitungen unter 100 m
Entfernung dient zur Verbindung des "Thermometers mit
der Meßvorrichtung 2 mm starker, umsponnener Kupfer-
draht. Die Meßvorrichtung besteht aus einer Stromquelle
(z. B. 2 Bleiakkumulatoren), einem Galvanometer und der
Wheatstone sehen Brücke. Am Galvanometer kann die
zu messende Temperatur direkt abgelesen werden. Durch
Änderung der Empfindlichkeit des Galvanometers kann die
Meßanordnung für zwei verschiedene Meßbereiche ein-
gerichtet werden. Das Galvanometer trägt dann 2 Skalen.
Durch Montierung des Widerstandsthermometers in ein
Eisenrohr ist das Instrument für den technischen Gebrauch
benutzbar. Es wird dadurch vor mechanischen Verletzungen
sowie vor Verschmutzung geschützt.
Von der Siemens & HalskeA.-G., Berlin, werden
elektrische Fernthermometer für Kühlräume, Lagerräume,
Trockenkammern, Dampfkessel, Feuerungsanlagen, Kohlen-
Fig. 76. lager, Munitionsräume usw. mit Benützung der Widerstands-
thermometer von H e r a e u s gebaut. Mit Hilfe einer ein-
fachen Stöpselvorrichtung lassen sich beliebig viele Thermometer an
eine Zentralmeßstelle anschließen.
2. Thermoelektrische Pyrometer. Diese beruhen auf
der Ausbildung von thermoelektrischen Strömen, welche entstehen,
wenn zwei Metalle sich an zwei Stellen berühren, und diese Berührungs-
stellen verschiedene Temperaturen besitzen. Die Spannungsdifferenz
ist abhängig von der Natur der Metalle und wächst, nach bestimmten
Gesetzen, mit der Größe des Temperaturunterschiedes zwischen den
beiden Berührungsstellen. Legt man die freien Enden der Thermo-
elemente an einen genügend empfindlichen Spannungsmesser, so zeigt
dieser die Spannungsdifferenz und somit die Temperaturdiffe-
i>enz der Berührungsstellen an.
^
Pyrometer.
219
Endgültig wurde die Aufgabe, Temperaturen mittels „thermo-
elektrischer Ströme" zu messen, durch die Ausbildung des L e C h a -
t e 1 i e r sehen Pyrometers gelöst. In der Folgezeit sind andere
Thermoelemente vorgeschlagen und in Gebrauch genommen
worden, die wichtigsten Kombinationen werden weiter unten be-
schrieben. Für die praktische Verwendung ist es notwendig, daß die
gewöhnlich parallel hegenden Drähte des Thermoelements gut isohert
und gegen chemische und mechanische Einflüsse geschützt werden.
Es ist gelungen, Schutzrohre herzustellen, welche den verschiedenen
technischen Anforderungen zu genügen vermögen. Zur Registrierung
dienen Zeigergalvanometer.
a) Thermoelemente. Das gebräuchHchste Thermoelement
für Messung von Temperaturen bis 1600'' ist die von Le Chatelier
angegebene Kombination, aus Platin einerseits, einer Legierung von
Platinrhodium (90 Proz. Platin, 10 Proz. Rhodium) andererseits be-
stehend. Die beiden Metalle lassen sich mit großer Reinheit darstellen ;
die Beziehung der Temperatur der erhitzten Lötstelle und der
Spannung an den freien Enden, deren Temperatur auf 0° gehalten
ist, wird von der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt für jedes
einzelne Element bestimmt. Die Genauigkeit der Prüfung beträgt
bei 1000» etwa 5«.
Die Abhängigkeit der elektromotorischen Kraft des Platin-Platin-
rhodiumelementes von der Temperatur ist nach den Messungen von
H o 1 b o T n und Wien durch folgende Formel gegeben :
E = — 310 -f 8,084 t -f 0.00172 12 (wobei E die Spannungdifferenz
in Mikrovolt, t die Temperatur der Lötstelle bedeuten). Diese Formel
ergibt für O"' C. als Temperatur der nicht erhitzten Metallenden:
Temperatur
der erhitzten Lötstelle
in «C.
Elektromotorische Kraft
in Millivolt
300
2-27
400
3-20
.500
4-17
600
5-17
700
6-20
800
7-27
900
8-37
1000
9-50
1100
10-67
1200
11-88
1300
13-11
1400
14-38
1500
15-69
1000
1703
Das L e Chatelier- Pyrometer (Fig. 77 und 78) besitzt als
eigentlich aktiven Teil ein Thermoelement, gebildet aus
220
Allgemeine Operationen.
einem 0,6 mm starken, 1,5 m langen Draht a aus reinem Platin,
verbunden mit einem gleich starken und langen Draht b, be-
stellend aus einer Legierung von 90 Platin und 10 Rhodium.
Die Verbindungsstelle darf nicht durch ein fremdartiges Lot
Fig. 77.
hergestellt sein ; Le Chatelier verbindet die beiden Drähte
durch Zusammendrehen, H e r a e u s (gewiß sicherer) durch
direktes Zusammenschmelzen. Die beiden Drähte sind in der
aus Fig. 78 ersichtlichen Weise durch 1 m lange Porzellanröhren c, d
isohert und diese durch das Eisenrohr ee nach außen hin geschützt.
Außen setzen sich die Drähte in eine Kupferdrahtleitung fort, die zu
einem Galvanometer nach d'A r s o n v a 1 , B (Fig. 77), führt.
Neben der Kombination Platin-Platinrhodium kommen noch
aadere Kombinationen zur Anwendung. Da die Beschaffung der
Pyrometer.
221
Platin-Platinrhodiumelemente nicht unbeträchtliche Kosten verursacht
(ein mit Prüfschein von der Physikal. -Technischen Reichsanstalt ver-
sehenes Thermoelement von 150 cm Schenkellänge, 0,6 mm stark,
kostet ca. 180 M, ohne Prüfschein 15 M billiger), so werden für nicht allzu
genaue Messungen bis lOOO*' C, Thermoelemente aus Platin-Pla-
tiniridium hergestellt (Kosten ohne Prüf schein ca. 125 M).
Für Messungen bis 2000° stellt H e r a e u s (Zeitschr. f. angew.
Cliem. 18, 49; 1905) ein Thermoelement her, bestehend aus reinem
Iridium einerseits, einer Legierung von 90 P r o z. Iridium,
10 Proz. Ruthenium andererseits. Für die Technik besitzt es
mangels geeigneter Schutzrohre geringere Bedeutung (Preis 250 M).
Für Messung minder hoher Temperaturen werden an Stelle der
teuren Platinmetalle billigere Metalle gewählt. Bis 650° kommen
Elemente zur Anwendung, aus Silberdraht und Konstantan-
drah t (Legierung von 58 T. Kupfer, 41 T. Nickel, 1 T. Mangan)
-5»'
Fig. 78.
bestehend (Kosten mit Prüfschein ca. 30 M). H a r t m a n n & B r a u n ,
Frankfurt a. M., liefern für Temperaturmessungen bis 900° Platin-
Platinnickel demente, welche nahezu die doppelte Empfindlich-
keit der Platin-Platinrhodiumelemente besitzen.
0. B r a u n & C o., Berlin, bauen ein von Hirschson (Chem.-
Ztg. 29, 185; 1905) angegebenes Element, das aus Nickel und Kohle
besteht. Die Kohle ist zur Vermeidung von Oxydation in ein Porzellan-
rohr eingesetzt. Das Element gestattet Messungen bis 1300°.
Zur Messung bis 600° kann man mit Vorteil billige Eisen-
Konstantanelemente benützen, die sich durch hohe Thermo-
kraft auszeichnen.
Für die Messung tiefer Temperaturen eignen sicli ebenfalls Thermo-
elemente sehr gut. Kupfer-Konstantan elemente finden Ver-
wendung für Temperaturen von +100° bis — 190° C (Preis mit Prüf-
schein 30 M). Für Eintauchen in heiße Flüssigkeiten
liefern Siemens&Halske ein eigenartig konstruiertes Kupfer-
Konstantanelement, das bis 500° gebraucht \\erden kann.
Die folgende Tabelle gibt für einen Teil der genannten Elemente
die thermoelektrische Kraft in Abhängigkeit von der Temperatur der
Lötstelle, wenn die freien Enden des Elementes auf 0° C gehalten sind.
222
Allgemeine Operationen.
Platin-
Platin iridium
Silber-
Konstantan
Kohle
-Nickel
Kupfer-
Konstantan
Eisen-
Konstantan
"C
Millivolt
"C Millivolt
0 0
Millivolt
"C
Millivolt
»C
Millivolt
200
2,8
100
3,7
400
7,9
— 187
— 5,2
200
10,2
400
5,8
200
8,0
500
10,0
— 80
— 2,6
300
15,8
500
7,2
300
12,9
600
12,3
0 0
400
20,8
600
8,7
400
18,1
700
15,0
100
4,1
500
26,0
700
10,4
500
24,0
800
17,9
600
31,3
800
12,0
600
30,0
900
20,7
900
13,6
650
32,3
1000
24.0
1000
15,2
1100
1200
28,0
32,0
Die Eichung der Thermoelemente geschieht mit bekannten
Schmelz- oder Siedepunkten (Cd, Zn, Ag, Au, Cu, Pd), bei nicht oxy-
dierenden Metallen am einfachsten durch Einfügung eines 5 mm langen
Drahtstückes in die Lötstelle; die thermoelektrische Kraft im letzten
AugenbHck vor dem Durchschmelzen wird beobachtet.
Im allgemeinen sind die Längenverhältnisse des Elements so zu
wählen, daß die Verl^indungsstellen hinreichend weit vom Ofen ent-
fernt sind; eine geringere Länge als 1 m ist nicht zu empfehlen, so daß
ihre Temperatur nicht viel über Zimmertemperatur steigt. Der Quer-
schnitt der Drähte darf nicht gar zu klein sein, weil sonst dea- Wider-
stand des Elementes zu groß wird, andererseits darf er nicht zu groß
sein, da dann die Homogenität der Drähte nicht mehr gewährleistet werden
kann. Wenn einer der Elementdrähte in sich reißt, genügt es, die
beiden Enden auf etwa 1 cm Länge fest zusammenzuwickeln, so daß
inniger Kontakt stattfindet. In gleicher Weise läßt sich die Verbindungs-
stelle der beiden Elementdrähte, das ursprünghch durch Verschmelzen
entstandene Kügelchen, durch festes Zusammendrehen der beiden
Drahtenden ersetzen.
Es dauert fünf Minuten, bis ein durch Porzellanrohr geschütztes,
und zehn Minuten, bis ein darüber hinaus mit Asbestschnur und Eisen-
rohr umgebenes Element eine Temperatur von 700'' annimmt. Will
man eine fast augenblickliche Ablesung erreichen, so läßt man die Löt-
stelle vollkommen frei und schützt nur die Schenkel des Elementes
vor den Flammengasen durch Porzellan, Asbest und Eisenrohre, siehe
unten. Natürhch wird dabei das den Flammengasen offen ausgesetzte
Ende mit der Zeit mürbe; man braucht es dann nur abzuschneiden
und die freien Enden durch festes Zusammenwickeln (oder Zusammen-
schmelzen) M'ieder zu vereinigen.
b) Schutzrohre für T h e ]• m o e 1 e m e n t e haben den Zweck,
die beiden parallel geführten Drähte des Thermoelements voneinander
zu isolieren und zerstörende Einflüsse mechanischer und chemischer
Natur vom Elemente fernzuhalten. Siemens & Halske geben
folgende Erfahrungssätze für die Wahl der Schutzrohre an : Das Schutz-
rohr muß natürlich der höchsten, jeweilig vorkommenden Temperatur
Pyrometer.
223
~n
auch bei dauerndem Gebrauche standhalten. Normale Temperatur-
Schwankungen düi'fen auf seine Haltbarkeit nicht ungünstig einwirken.
Die mechanische Festigkeit gegen Stöße und Erschütterungen, wie sie
im Betriebe unausbleiblich vorkommen, wird berücksichtigt werden
müssen. Von größter Wichtigkeit ist der »Schutz, den das Schutzrohr
dem Element gegen chemische Einflüsse gewährt; es muß selbst den
zu erwartenden chemischen Einflüssen standhalten können und in
dem Maße gasdicht sein, daß alle das Element zerstörenden Gase und
Metalldämpfe nicht zum Elemente gelangen können. Schließlich wird
die Schnelligkeit, mit der das Element die zu messende Temperatur
anzeigt und den Schwankungen der Temperatur folgt, in manchen
Fällen nicht ohne Wichtigkeit sein.
Siemens &Halske, Heraeus,Hartmann&Braun
haben eine Reihe solcher Schutzrohre
ausgebildet. Die Haupteigenschaften und
Verwendungsgebiete dieser Schutzrohre
sind im nachfolgenden zusammengestellt.
Metallmontierung ist be-
sonders für ständige Messungen geeignet.
Als Metalle kommen in Betracht: Eisen,
Stahl, Nickel, Eisen und Stahl schützen
mechanisch sehr gut; wegen starker
Oxydation sind sie für längeren Gebrauch
bis etwa 900" verwendbar und verlangen
öfteren Ersatz. Nickel oxydiert sich
etwas weniger, ist aber gegen Kohlen-
oxyd sehr empfindhch. Höchste Ver-
wendungstemperatur ca. HOC, Sie-
mens & Halske verwenden Eisen-
doppelrohre mit vernickeltem Innenrohr,
brauchbar bis 1350° C. Das äußere Rohr, welches leicht zeifressen
wird, kann ohne große Kosten ersetzt A\'erden. ■
Bei Temperaturen über 1000" können die Metallrohre sich leicht
verbiegen und zum Zerreißen der Drähte Anlaß geben. Bei ständigen
Messungen muß das Metallrohr unterstützt A\'erden; ein Bestreichen
mit Lehm oder Schamotte ist ebenfalls zu empfehlen.
Eine von H e r a e u s , Hanau, ausgeführte Metallmontierung
ist aus Fig. 79 ersichtlich.
Auf der Hartgummischeibe A ist das unten geschlossene l^oi-zellan-
rohr B aufgesetzt. Zwischen A und H wird Asbestschnur eingehegt.
Mit A durch Schrauben verbunden ist die Hartgummischeibe C, durch
die die Drähte des Thermoelements durchgeführt sind; deren Enden
werden an Klemmen angeschlossen, welche die Dralitenden des Gal-
vanometers tragen. Das äußere Porzcllaiirolu- ist zum Schutze gegen
Bruch mit Asbestschnur umwickeh. und in ein Kisein'olir l) gesehoben.
Eine Eisenmuffe E ist darüber geschraubt, an ihr sind die Hartgummi-
platten A und C befestigt.
jf ^ farzrfljin,
Fig. 79.
224 Allgemeine Operationen.
Die Metallmontierung findet Anwendung bei Temperaturmessung
der Winderhitzung der Hochöfen, bei Glüh- und Härteöfen (Tiegel-
öfen mit Blei-, Cyankali- und ChlorbaryumfüUung) usw.
Porzellanrohrmontierung für dauernde Messung
hoher Temperaturen verwendbar. Die Rohre sind aus
M a r q u a r d t scher Masse gefertigt und widerstehen einer Tempe-
ratur von IGöO*^, ohne weich oder leitend zu werden. Durch eine bei hoher
Temperatur aufgebrachte Glasur sind sie für Gase und Dämpfe un-
durchlässig. Sie dürfen wegen Gefahr des Springens schroffem Tempe-
raturwechsel nicht ausgesetzt werden. Das Pyrometer muß ganz lang-
sam in den heißen Ofen geschoben und darf nicht von einer Stich-
flamme getroffen werden. Sie dürfen mechanisch nicht beansprucht
werden, bei Temperaturen über 1000" C. ist der Einbau, wenn eine
genügende Auflage nicht vorhanden ist, in vertikaler Stellung zu be-
Fig. 80.
wirken. Ist nur ein horizontaler Einbau möglich, dann ist das Schutz-
rohr an mehreren Stellen zu stützen, oder besser, man schiebt es in
ein Schamotte- oder Eisenrohr ein, aus dem es nur ca. 5 cm in den
zu messenden Raum hineinragt. Man baut zuweilen die Schutzrohre
nicht aus einem Stück, sondern aus dreien, die sich gegeneinander nicht
verschieben können.
Die Porzellanrohrmontierung findet Anwendung zur Messung
der Temperatur des Heißwindes bei Hochöfen, bei Glüh- und Härte-
öfen, in der keramischen Industrie und bei Feuerungsanlagen bei
Temperaturen über 1000", zur Temperaturmessung in den Retorten dei*
Gasanstalten usw.
Quarzglasmontierung eignet sich vorzüglich für vor-
übergehende Messungen. Die Quarzrohre schmelzen erst über
1600" und sind gegenüber schroffstem Temperaturwechsel unempfind-
lich. Auch in der Weißglühhitze sind sie von großer mechanischer
Festigkeit, so daß der Einbau in jeder Lage vorgenommen werden kann,
auch wo der Betrieb Stöße und Erschütterungen nicht vermeiden läßt.
Die Undurchlässigkeit für Gase und Dämpfe besteht nur bis ca. 1000".
^Man verwendet zweckmäßig Rohre aus undurchsichtigem Quarz, welche
Pyrometer.
225
in ein Eisenrohr montiert werden, da Eisenoxyd und Flugasche das
Quarzglas stark angreifen.
Die Quarzglasmontierung wird überall dort angew^endet, wo
Metallmontierung und Porzellanmontierung gebraucht werden, zweck-
mäßig für tiefere Temperaturen unter 1000° und dort, wo vorüber-
gehende Messungen, wie bei den Retortenöfen der Gasanstalten oder
in der Glasindustrie, zu machen sind.
Fig. 82.
Fig. 81.
G r a p h i t m o n t i e r u n g eignet sich zur Messung der Temperatur
geschmolzener Metalle. Das Eintauchen in das geschmolzene
Metall schadet nicht viel, wenn das Schutzrohr nicht zu lange im
Ofen verbleibt, was ein Verbrennen des
Graphits zur Folge hätte. Die Dauer bis
zur richtigen Temperaturanzeige dauert 5
bis 8 Minuten.
c) Zur Messung der thermoelektrischen
Spannung werden Zeigergalvanometer
verwendet, die als Millivoltmeter nach dem
Deprez - d'Ar son V altypus mit hohem
inneren Widerstand gebaut werden. Es
ist dadurch möglich, die Zuleitungen mit kleinerem Quersclniitt anzu-
wenden. Ferner kann auch der Anschluß mchierer Anzeigoap])arate an
dasselbe Thermoelement zur Kontrolle der Temperatur von verschiedenen
Stellen aus und die Umschaltung des Anzeigeapparats auf beliebig
viele Thermoelemente mit Hilfe eines gewöhnlichen Spannungsum-
schalters durchgeführt werden. Die Siemens & H a 1 s k e
A.-G. baut Galvanometer mit horizontaler (Fig. 80 und 81) inid ver-
tikaler (Fig. 82) Zeigereinstellung, letztere als Wandinstrumente. Die
Zeiger folgen fast augenblicklich den Schwankungen der Temperatur
und stellen sich infolge der guten Dämpfung nahezu aperiodisch ein
(Preis 160— 190 M).
Ein von der Firma K e i s e r und S c h m i d t gebaute Galvano-
meter ist in Fig. 77 (S. 220) wiedergegeben.
UnterHucliungeii. 6. Aufl. I.
16
226 Allgemeine Operationen.
Die Instrumente erhalten eine Millivolt- und eine Temperatur-
skala. Sie können mit Ausnahme der Wandinstrumente auch mit zwei
Meßbereichen ausgeführt werden, um ein Instrument zur Temperatur-
messung mit zwei verschiedenen Thermoelementen benutzen zu können
(S i e m e n s und H a 1 s k e) .
Man kann das Galvanometer an einem beliebigen Orte, also z. B.
im Zimmer des Betriebsleiters, aufstellen, jedenfalls aber nur an einem
vor Erschütterungen sicheren Orte, z. B. auf einer Wandkonsole.
Das Galvanometer muß stets, wenn es von
seinem Platz entfernt werden soll, vorher arre-
tiert werden. Nur wenn es auf fester Unterlage, am besten einer
Wandkonsole, aufgestellt ist, darf die Arretierung gelöst sein. Die
Auslösung (bei den Instrumenten von K e i s e r und Schmidt) ge-
schieht durch vorsichtiges, langsames Herausschrauben der am oberen
Teil des Galvanometergehäuses befindlichen Arretierungsschraube
und macht sich dadurch kenntlich, daß der Zeiger zu schwingen
beginnt. Nur wenn das Galvanometer genau wage-
recht aufgestellt ist, ^^ ird sich der Zeiger auf den Null-
punkt einstellen und das Instrument richtig anzeigen. Um dieses zu
erreichen, ist folgende Einrichtung getroffen. Die Achse des den Zeiger
tragenden umwickelten kleinen Rahmens endigt oben in einem kleinen,
runden Metallscheibchen. Bei richtiger Einstellung der drei Fuß-
schrauben des Galvanometers muß sich dieses Scheibchen genau in
der Mitte der kreisrunden Ausbohrung, in welcher es spielt, befinden.
Der Widerstand des Leitungsdrahtes darf 1 Ohm nicht wesentlich über-
steigen. Für die in den meisten Fällen in Betracht kommenden Ent-
fernungen zwischen Element und Galvanometer bis zu 100 Meter
genügt isolierter Kupferdraht von 2 mm Stärke.
Die Angaben der jedem Pyrometer bzw. Element beigefügten Tabelle,
welche das Ergebnis der von der Physik. -Technischen Reichsanstalt
vorgenommenen Eichung enthält, sind für den Fall gültig, daß die
Verbindungsstellen der Elementdrähte mit den Zuleitungsdrähten in
schmelzendem Eis liegen, also eine Temperatur von 0** haben. Ist die
Temperatur an dieser Stelle eine höhere, so muß die Skala des Gal-
vanometers mittels des Kurbelgriffs um die Anzahl der höheren Tem-
peraturgrade von rechts nach links verrückt werden, so daß beispiels-
weise bei einer Temperatur von 20'^ der freischwingende Zeiger sich nicht
auf 0", sondern auf 20" einstellt. Man kann natürlich auch den Angaben
des auf 0" eingestellten Galvanometers die Differenz in der Temperatur
zurechnen, und zwar für Messungen über 1000° C etwa die halbe, bei ge-
ringerer Temperatur die ganze Temperaturdifferenz in Rechnung stellen.
Diese Korrekturen vermeidet eine von Siemens & Halske
ausgeführte Form des thermoelektrischen Pyrometers, welche in Fig. 83
dargestellt ist.
Die Drähte des Elements sind durch zwei Porzellanrohre P und Pj
isoHert. Der auf dem schützenden Eisenrohre aufgeschraubte Metall-
. teller M trägt das Porzellangcfäß G. Dieses umschließt die Drähte
Pyrometer.
227
d d, welche mit den Drähten a a verbunden sind, aber durch Gummi-
schläuche, welche in der Figur nicht gezeichnet sind, voneinander
isoliert werden. Durch das Porzellangefäß ^ird Kühlwasser zugeführt,
für sehr genaue Messungen kann die Temperatur durch Eiswa.sser
dauernd auf 0» C gehalten werden, .so daß jede Korrektur entfällt.
Von der Siemens & Halske A.-G. werden registrie-
rende Pyrometer gebaut. Die Anzeigen des Instrumentes
erfolgen im allgemeinen einmal pro Minute, für besondere Zwecke bis
zu viermal in der Minute. Durch eine automatisch wirkende Um-
schaltvorrichtung ist es möglich geworden, die Anzeigen von 5 Thermo-
elementen durch ein Instrument besorgen
zu lassen. Allerdings erfolgt die Auf-
zeichnung für jedes einzelne Thermo-
element nicht kontinuierlich, da das In-
strument nur immer unter der Wirkung
eines der Thermoelemente stehen kann,
doch lassen sich die zusammengehörigen
Kurvenstücke durch Abzählen und mit
Hilfe der Teilung des Papierstreifens,
auf dem die Registrierung erfolgt, heraus-
finden. (Preis eines registrierenden Pyro-
meters mit Registrierintervall 1 Minute
630 M, eines registrierenden Pyrometers
mit Anschluß von 5 Thermoelementen
und automatischem Umschalter 980 M.)
Das Pyrometer von Ch. F e r y
(Genie Civil, Bd. 43, 72) repräsentiert
eine Vereinigung des thermoelektrischen
mit dem optischen Pyrometer. Es basiert
auf dem Stefan-Boltzmann sehen
Gesetze, wonach die Gesamtstrahlung des
absolut schwarzen Körpers proportional
der 4. Potenz der absoluten Temperatur ist. Es besteht aus einem Fern-
rohr mit bikonvexem Objektiv 0 aus Flußspat (Fig. 84). Ein aus feinen
Ehsen- und Konstantandrähten bestehendes Fadenkreuz F befindet
sich im Inneren des Fernrohres. Die Drähte sind an der Kreuzungs-
stelle zusammengelötet, ihre Enden führen nach außen an Klemmen,
an die das Galvanometer (1 angeschlossen ist. Die vom Objektiv ge-
sammelten Wärmestrahlen werden auf die im Brennpunkte befindliche
Lotstelle des Eisenkonstantanelementes geworfen, erzeugen dort
einen Thermostrom, der vom Galvanometer G geraessen wird.
L. Zur Messung tiefer Temperaturen ver-
wendet man verschiedene Instrumente. A 1 k o h o 1 t h e r ra o in e t e r
haben ein Meßbereich von — 100"(' bis -f 78« C. Die Ausdehnung
des Alkohols ist eine sehr ungleichmäßige, so daß die Teilstriche der
Skala ungleich weit voneinander liegen. Alkohol haftet leicht an der
Wandung der Thermometeikai)ilIare; er zeigt auch den Nachteil des
15*
Fig. 83.
228 Allgemeine Operationen.
Überdestillierens nach den oberen Teilen der Kapillare, so daß besonders
bei tiefen Temperaturen die Ablesungen sehr ungenau werden.
T o 1 u o 1 1 h e r in o m e t e r messen Temperaturen von — 1 00"
bis + 80».
Scliwef elsäurethermometer, die mit verdünnter Schwefel-
säure gefüllt sind, besitzen emen Meßbereich von etwa — 88" bis +114°.
Für tiefere Temperaturen dienen Ä t h e r t h e r m o m e t e r (bis — 1 17")
und P e t r o 1 ä t h e r t h e r m o m e t e r (bis — 200") als Meßinstrumente.
Pentanthermometer (bis — 200") werden ebenfalls verwendet.
Fig. 84.
Von elektrischen Pyrometern finden die Widerstands-
pyrometer (s. S. 217) und Thermoelemente, vorzüghch Kupfer-
und Eisen-Kon stantanelemente (s. S. 221) ausgedehnte
Verwendung für Messung extrem tiefer Temperaturen.
Vni. Berechnung der Analysen.
Für technische Laboratorien ist noch weit mehr als für wissen-
schaftliche jede Abkürzung der Rechnungen willkommen, um so mehr,
wenn sie zugleich zur Vermeidung von Irrtümern beiträgt. Die An-
wendung von vierstelligen Logarithmen ist für die meisten Fälle nicht
ausreichend, da ja hier die vierte Stelle schon unsicher ist; fünfstellige
reichen für fast alle Fälle aus. Von vielen vorgezogen werden Rechen-
tafeln, welche direkt Produkte mehrstelliger Zahlen angeben, wie die
alten C r e 1 1 sehen oder von neueren z. B. diejenigen von Zimmer-
mann (Berlin, Ernst Sc Sohn). Noch bequemer sind speziell für
chemische Zwecke berechnete Tafeln, wie sie z. B, im ,,F r e s e n i u s"
und als besonderes Werk in ausgedehnterer Form in Kohl mann
und Frerichs, Rechentafeln zur quantitativen chemischen Analyse
zu finden sind.
Am meisten empfehlen kann man die Logarithmischen Rechen-
tafeln für Chemiker von F. W. Küster die in kom-
pendiösester und entsprechend übersichtlicher und bilhger Form fast
alles vereinigen, was der Chemiker für analytische Zwecke braucht.
Ein von Tisza (Chem.-Ztg. 32, 392; 1908) angegebener Rechen-
schieber zum Gebrauche in chemischen Laboratorien wird in vielen
-Fällen gute Dienste leisten.
NatürHch reichen die veröffentHchten Tafeln für viele Spezial-
Berechnung der Analysen. .^20
zwecke nicht aus, und man wird sicli dann solche selbst konstruieren
müssen^ Sehr gute Dienste leistet es schon, Menn man die Vielfachen
emes oder mehrerer häufig gebrauchter Reduktionsfaktoren von 1-10
vor seinem Schreibplatze fixiert, wie z. B. die in diesem Werke im Ab-
t^^^"^^,^-" ''' '-''^^ --^- ^^^-en beim
Sowohl bei wissenschafthchen wie bei technischen Analvsen ist
es allgemeine Regel, die Berechnung bis auf eine, aber n u r eine Stelle
weiter als diejenige, welche man für sicher halten kann, auszudehnen
Wenn es eine Methode gestattet, Zehntelprozente mit Sicherheit zu be-
s immen so dürfen wir bei der Aufstellung der Resultate nie mehr als
d rfT H " w'""' .^? ^'"^^"^^ ^"g^^^^- ^ür gewisse Zwecke
darf sogar dies nicht geschehen, um die kaufmännischen Beamten nicht
ZZ'.T"lu ''-T '• ^--T ^'' "^'^ ^""^"" Prozenten eines Bestand-
teiles bezahlt wird, so wird man bei dem Analysenbericht oft eben nur
ganze Prozente angeben, höchstens aber Viertel oder Zehntel
Genaueres hierüber s bei Kohlrausch, Lehrb. der prakt. Phvsik
und Ostwald-Luther, Physik.-Chemische Messungen )
FällP ^^^.^^^^^^«jäBdHch dürfen wir hier nicht zwei ganz verschiedene
FaUe mitemander verwechseln. Wo mr den Hauptbestandteil einer
Substanz zu ermitteln haben, der vielleicht 50, 80 oder 90 Proz der-
seben ausmacht da werden Mir so gut wie nie über die zweite Dezi-
male der Prozente hinausgehen können, denn selbst die erste wird nur
Fäln T'" ' '1' l' ' "T "'""^'^^^ ^^^"- ^^"^^ ^^ d^^ «^^i'^t^" anderen
FaUen wird es nutzlos oder geradezu irreführend sein, mehr als z w e i
Dezimalstellen der Prozente anzugeben. Wo es sich aber um Ermitte-
S oTr' T\'^^ f^"' ?'""^'" ^^'"^"" vorkommenden Bestandteiles
hande t, z. B. Gold in emem Quarze oder Phosphor in Stahl oder Am-
moniak m Trinkwasser usw., da werden Hundertstel oder selbst Tau-
sendstel von Prozent der Ursubstanz anzuführen sein, wenn unsere
Methoden eben gestatten, dies zu bestimmen, und wenn es zugleich auf
so gennge Mengen ankommt. ^
Die Frage, welche Atomgewichte zur Berechnung der Analvsen
zugrunde zu legen sind, ist heute eindeutig entschieden zugunsten
dei von der Internationalen Atomgewichtskommission herausgegebenen
Atomgewich Stabelle, welche auf der Basis - Atomgewiclit des Sauor-
An nf I^OO "7 ^^rtr'^^- ""'' ^^" '^^ Atomgewichtskommission
Anfang 1909 aufgestellten Atomgewichte sind in der folgenden Tabelle
angeführt, s^ie hegt sämtlichen Zahlenangaben dieser Auflage zugrunde
betriff?^' Darstellung d e r A n a 1 y s e n e r g e b n i s s e
betrifft, so smd am V. Int. Kongreß f. angew. Ghemie 1903 folgende
öatze angenommen worden:
Es ist dringend erwünscht:
rlJ. v^* ^"/"""^ ^^'"''" ''"^^ ^"«''^'^^ d^^' Analy.senergebnisse hinter
die Namen die Formeln zu setzen;
1 4^; V"*^^ ^^^ Namen einer Säure nur diese selbst nicht hIkt
das Anhydrid, noch das Ion der Säure zu verst.^hen;
230
AHgomeino Operationen.
Atomgewichte, 0 = 16 (1009).
Aluminium
xA.ntimon . .
Argon
Arsen
Baryuni . . .
Beryllium .
Blei
Bor
Brom
Caesium . . .
Calcium. . . .
Cerium . . . .
Chlor
Chrom . . . .
Dysprosium
Eisen
Erbium . . .
Europium .
Fluor
Gadolinium
Gallium . . .
Germanium
Gold
Helium . . . .
Indium . . . .
Iridium . . .
Jod
Kadmium .
Kalium . . . .
Kobalt
Kohlenstoff
Krypton . . .
Kupfer . . . .
Lanthan . . .
Lithium . . .
Lutetium . .
Magnesium
Mangan . . .
Molybdän .
Natrium . . .
Neodym . . .
AI
Sb
Ar
As
Ba
Be
Pb
B
Br
Cs
Ca
Ce
Cl
Cr
Dy
Fe
Er
Eu
F
Gd
Ga
Ge
An
He
In
Tr
J
Cd
K
Co
C
Kr
Cu
La
Li
Lu
Mg
Mn
Mo
Na
Nd
27,1
120,2
39,9
75,0
137,37
9,1
207.10
11,0
79,92
132.81
40.09
140,25
35.46
52,1
162,5
55,85
167,4
152.0
19,0
157,3
69,9
72,5
197,2
4,0
114,8
193,1
126,92
112,40
39,10
58,97
12,00
81,8
63,57
139,0
7.00
174
24,32
54,93
96,0
23,00
144,3
Neon
Nickel
Niobium
Osmium
Palladium ....
Phosphor
Platin
Praseodymium .
Quecksilber . . .
Radium
Rhodium
Rubidium . . . .
Ruthenium . . .
Samarium ....
Sauerstoff ....
Scandium
Schwefel
Selen
Silber
Silicium
Stickstoff
Strontium
Tantal
Tellur
Terbium
Thallium
Thorium
Thulium
Titan
L'ran
Vanadium
Wasserstoff . . .
Wismut
Wolfram
Xenon
Ytterbium (Neo
ytterbium, . .
Yttrium
Zink
Zinn
Zirkonium . . . .
Ne
Ni
Nb
Os
Pd
P
Pt
Pr
Hg
Ra
Rh
Rb
Ru
Sm
O
Sc
S
Se
Ag
Si
N
Sr
Ta
Te
Tb
Tl
Th
Tu
Ti
U
V
H
Bi
W
X
Yb
Y
Zn
Sn
Zr
20
58,68
93,5
190,9
106,7
31,0
195,0
140,6
200,0
226.4
102,9
85,45
101,7
150,4
16,00
44,1
32,07
79,2
107,88
28,3
14,01
87,62
181,0
127,5
159,2
204,0
232,42
168,5
48,1
238,5
51,2
1,008
208,0
184,0
128
172
89,0
65,37
119,0
90,6
3. Bei der Berechnung von Metalloxyden und Säureanhydriden
zu schreiben: Schwefelsäure (-anhydrid) .SO3 oder Schwefelsäure (be-
rechnet als Anhydrid) SO3.
Zu einer einheitlichen Darstellung der Analysenergebnisse ist es
auch trotz der Arbeiten der Internationalen Analysenkommission
(s. Bericht der Internationalen Analysenkommission an dem VI. Inter-
nationalen Kongreß für angewandte Chemie in Rom 1906, erstattet
von G. Lunge, S. 226 ff.) nicht gekommen. Zur gleichen Frage
nimmt Hopkins (Journ. Amer. Chem. Soc. 29, 1312; 1907) Stellung.
Spezieller Teil.
Technische Gasanalyse. '^
Von
Professor Dr. (i. Liinge und Privatdozent Dr. E. Berl.
Untersuchung von Heiz- und Verbrennungsgasen.
Probenahme. Gasanalysen werden sehr liäufig zur Unter-
suchung von Heiz- und Verbrennungsgasen ausgeführt. Dabei ist
die richtige Ausführung der Probenahme ebenso wichtig wie die
Analysenmethoden.
Für die Probenahme ist zu berücksichtigen, daß die Feuer-
gase nur bei sog. Schüttfeuerungen oder den mechanisch ununter-
brochen beschickten Feuerungen eine einigermaßen konstante Zu-
sammensetzung haben. Bei den gewöhnlichen Feuerungen, welche
periodisch beschickt werden, schwankt die Zusammensetzung der Gase
meist sehr bedeutend. Bei einer Dampf kesselfeuerung z. B.
1 Min. nac-li d. Schüren 12 Min. später
Kohlendioxyd 13,5 Proz. 4,0 Proz.
Kohlenoxyd 0 - o' -
Sauer.stoff 5,5 - 16 5 -
Stickstoff 81,0 - 79] jj .
'^^""■'' Vorhand. 0
Hier liat daher die rntersuchiing einer einzehien Probe selten
Wert. Durchaus ungenügend ist auch die Untersuchung einer sog.
I) u r c ii s c h n i 1 1 8 p r o b e , da selbst bei konstantem Ansaugen
der Probe kaum jemals ein den tatsächlich abziehenden Gasmengeu
«•ntsprechender Bruchteil gesammelt werden kann, so daß eine \m>1<-
lichc DurchseJHiittsprobe nicht er/i(>lt wird. Aber selbst uenn dies
der Fall wäre, so würde diese Kinzelanalyse .selten l)rau<hbarc, oft
-ogar ganz falsche Schlü.sse üher die fragliche Feuerung veranlassen.
Km zutreffendes Citeil über eine Feuerung kann man nur durch
"iclirere rasch h i n t e r e j 1, ;, ,1 d c 1 a u s g e f ü h r t e Kinzel-
') Mit t..ilwr.is<-r Mcniitziinu des von F. F i h ,■ j, ,. r in d.-r r>. .AufIftRo vor-
"•Lllr.n Ii..|trHK.'s. Speziell,. .Mothudon .lor fc.l.nis.lwn ( i.i.sanHlvs,.n finden sich
'» anderen .Abs.-hnitten dieses U'-rUes. /.. M. .S,|,w..|litM, S.iur..." Leuchtgas usw
I
234 Technische Gasanalyse.
a n a 1 y s e n gewinnen, da man nur hierdurch den Einfluß des Schürens
u. dgl. feststellen kann. Kennt man den Brennstoff auch nur einiger-
maßen, so kann man aus der Gesamtmenge von Kohlendioxyd und
Sauerstoff ersehen, ob irgend nennenswerte Mengen Kohlenoxyd u. dgl.
zugegen sein können^), so daß die Bestimmung von Kohlendioxyd und
Sauerstoff genügt.
Um die geringen Mengen von brennbaren Gasen zu bestimmen,
welche in normalen Verbrennungsgasen vorkommen können,
sind selbst genaue maßanalytische Verfahren unzureichend. Hier muß
die Gewichtsanalyse mit einer während eines längeren Zeit-
raumes unmittelbar durch die Apparate angesaugten Probe (nicht mit
eingeschaltetem Gasometer u. dgl.) ausgeführt werden, indem man
10 — 20 Liter Feuergase durch Kalilauge und ein Chlorcalciumrohr,
dann durch ein Rohr mit glühendem Kupferoxyd imd zur Aufnahme
des gebildeten Kohlendioxyds und Wasser durch entsprechende Ab-
sorptionsgefäße leitet, gleichzeitig aber auch je alle 5 oder
10 Minuten eine Augenblicksprobe macht, um den Gang der Ver-
brennung verfolgen zu können (Dingler polyt. Journ. 251, 323; 1884;
Fischers Jahresb. 16, 1295; 1885; Fischer, Taschenbuch für
den Feuerungstechniker, 6. Aufl., S. 42). Durch die weiter unten be-
schriebenen Apparate für kontinuierliche Gasanalyse ist das Bestini-
mungs verfahren außerordentlich vereinfacht worden.
Eine alte Methode zur oberflächlichen Beurteilung
einer Feuerung ist die Einführung eines brennenden Kienspans in die
abziehenden Gase ; brennt derselbe weiter, so ist starker Sauerstoffüber-
schuß vorhanden. In entsprechender Weise Mollen S c h ä f f e r und
Buden berg (DRP. 42 393; Zeitschr. f. angew. Chem. 1, 167; 1888)
sowie H e m p e 1 (Chem. Ind. 9, 98; 1886) eine Gasflamme in den ab-
ziehenden Verbrennungsgasen brennen lassen. Pfeiffer (Journ. f.
Gasbeleucht. 41, 605; 1898) will den Sauerstoffüberschuß durch Phos-
phor, Rygard (ebenda 48, 329; 1905) durch Kohle ermitteln.
Vielfach ist vorgeschlagen worden, den Kohlensäure-
g e h a 1 t der Verbrennungsgase aus dem spez. Gewicht der
1) Da C -|- O2 = CO,, so geben auch die in der Luft enthaltenen 21 Proz.
Sauerstoff 21 Proz. Kohlendioxyd; dagegen verschwinden nach H2+ O = Hj O für
je 2 kg Wasserstoff 11,2 cbm Sauerstoff. Für eine Kohle z. B. mit
Kohlenstoff 84 Proz.
Wasserstoff 4
Sauerstoff 8
Asche, Wasser u. dgl 4
kommen bei der Verbrennung in Betraclit für 1 kg 0,84 kg Kohlenstoff und 0,.3 kg
Wasserstoff. Für je 7 X 22,26 cbm Kohlendioxyd wird daher 0,75 X 22,4 cbm
Sauerstoff für die Analyse verschwinden. Enthalten daher die Feuerungsgase
14 Proz. Kohlendioxyd, so müssen bei vollständiger Verbrennung im Mittel noch
5,5 Proz. Sauerstoff vorhanden sein. Nach dem Aufgeben frischer Kohle wird
der Sauerstoffgehalt verhältnismäßig geringer (4 — 5 Proz.), nach der Entgasung
aber höher (6 — 7 Proz.) sein. Analysen, welche diesen Bedingimgen nicht ent-
sprechen, sind falsch und daher mit größter Vorsicht zu wiederholen (Fischers
Jahresb. 18, 200 u. 202; 1887; Zeitschr. f. angew. Chem. 3, 599; 1890).
Prubeiialnue. 235
Ga.sc abzuleiten. U o h 1 i n g und 8 t e i n h a r t (F i s c li e r s
Jahresbericht 27, 1166; 1896) wollen zu diesem Zweck die Aus-
strömungsgesclnvindigkeit benutzen. L u x und P r e c h t (ebenda
24, 1205; 1893) führen das Gas durch eine Hohlkugel, Pfeiffer
(DRP. Nr. 78 612) und Arndt (DRP. 70 829, 125 470, 129 613) saugen
die Rauchgase durch einen an einer Wage hängenden Behälter, während
S i e g e r t (Zeitschr. Verein deutsch. Ingen. 32, 1090; 1888; 37, 595; 1893)
die Gase durch einen Behälter führt, in welchem die Hohlkugel an
einem Wagebalken schwebt. Letztere haben die Apparate so einge-
richtet, daß der Zeiger direkt den Prozentgehalt an Kohlensäure an-
gibt. Eine Schnellgaswage (geliefert von G. A. Schultze, Berlin-
Charlottenburg) beschreibt D o s c h (Zeitschr. f. ehem. App. -Kunde 2,
452; li)07, s. später). Da auf das spez. Gewicht der Gase nicht nur
Kohlensäure, sondern auch \\'as8erdampf, unverbrannte (iase u. dgl.,
ferner der Druck derselben einwirken, so sind die so gefundenen Zahlen
nur als Näherungswerte anzusehen, die lediglich zur gewöhn-
lichen Betriebsaufsicht von Dampfkesselfeuerungen u. dgl. dienen
können. Immer ist die chemische Untersuchung der zweck-
entsprechend genommenen Gasproben in erster Linie maßgebend.
P r o b e n a h m eM. Bei der Entnahme der Gasprobe wird man
die Entnahmestelle berücksichtigen. Abgase wird man nach
Winkler noch vor dem Eintritt in den Schornstein entnehmen,
weil in diesem durch Nebenluft eine Verdünnung der Gase eintreten
kann. Ferner wird man nach W i n k 1 e r einen mciglichst starken
G a s s t r o m absaugen und durch ein T-Rohr einen schwachen Neben-
strom davon zur Analyse benutzen. Zum Ansaugen der Gasproben
verwendet man »Saugrohre, die bei der betreffenden Temperatur
nicht in chemische Wechselwirkung mit dem Gase treten und der Ein-
wirkung der Temperatur widerstehen. Wenn möglich, verwendet man
Saugrohre aus Glas, die chemisch indifferent sind und sich leicht
reinigen la.ssen. Für das Entnehmen von Gasproben aus heißen Räumen,
dort \\o Glas schmelzen würde, werden mit Vorteil P o r z e 1 1 a n -
r o h r e angewendet. Deren Länge ist so zu bemessen, daß die Gase
sich genügend abkühlen, bevor sie in die Weiterleitung, aus Glasrohr
bestehend (Miitreten. Der Nachteil der i'orzcilanrohre besteht darin,
daß sie schroffen Temperaturwec^hsel nicht auszuhalten verincigcn, si(>
müssen beim Einsetzen gut vorgewärmt werden, weini sie nii-ht s])ringen
sollen. Diesen Nachteil besitzen Quarzrohre nicht, welche bis
KMHKJrad (s. S. 224) angewendet werden kcmnen. Bei hciheren Tempe-
raturen sind sie nicht mehr gasdicht. rnglasierte Tonrdlne sind
gasdnii liljissig und daher nicht zu empfelilen. Die Kohie werden
iti die Öffnung des Gasbehällers eing<'set/.t und die Zwischenräume
niil l^ehiu, Schamott^', 1'un u. dgl. gut \ crstrieheii.
') Di«> liior ^'circJioüon VorHclirifl<'ii (Üoikmi nicht nur für Mei/. \\m\ Ver-
brciiiiutiKHgHHC, Hondorn gröUtoiitcila aiu'li für aiulero J''ülle der CiaHiiiialyHc.
236
Technische Gasanalyse.
Zum Absaugen der Gase aus Bessemerbirnen verwendet
Fischer (Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ingen. 46, 1006, 1367; 1902)
folgend beschriebenes Saugrohr (Fig. 85).
Ein Porzellanrohr e, das 5 cm aus dem stützenden Eisen-
rohre h herausragt, und das mit diesem durch Schamottemasse
a verbunden ist, wird wagerecht über die Mündung der
Bessemerbirne gelegt, so daß das Ende des Porzellanrohres
gerade in den Gasstrom hineinreicht. An das Porzellanrohr
ist bei c mit Ton und Wasserglas ein Glasrohr z angefügt,
das mittels Gummischlauches mit einer Anzahl Glaskugeln n,
die mit Zu- und Abführungskapillaren versehen sind, ver-
bunden ist. Mittels Aspiratoren (zu diesem Zwecke
eignen sich entweder aus Glas oder Metall gefertigte und
mit Wasser gefüllte Gefäße oder aus Kautschuk bestehende
Saug- und Druckpumpen) werden die Gase an-
gesaugt, die Glaskugeln damit gefüllt, und von zwei zu zwei
Minuten eine Kugel abgeschmolzen.
Um dieses Abschmelzen auch im Freien
ausführen zu können, verwendet Fischer
eine kleine Öllampe (Fig. 86 in H natürl. Größe)
mit entsprechendem Dochthalter d. Der mit
sogen. Bajonettverschluß darauf zu befestigende
Blechaufsatz B ist unten mit Luftlöchern c,
oben mit einer größeren Öffnung und seitHch
mit einem runden Ausschnitt e versehen, aus
welchem die durch die Lötrohrspitze n (mit
angesetztem Kautschukschlauch und Mund-
stück) hervorgebrachte Lötrohrflamme austritt.
In vielen Fällen werden Saugrohre aus
Metall (Eisen, Kupfer, Silber, Platin) an-
ge^^•endet. ]\Ian wird immer die Möglichkeit,
daß chemische Reaktionen zwischen Rohr-
material und Gas vor sich gehen können, be-
rücksichtigen müssen. Speziell bei Anwendung
von Eisenrohren kann durch Rost usw. eine
totale Änderung der Gaszusammensetzung
Averden (Fischer, Dingl. polyt. Journ. 232, 528; 1879).
Man wird deshalb für möglichst gute Kühlung der Metallrohre
B
n
L_
r—
Oj'^lO 0^0
.-,
Fig. 86 a.
Fig. 86 b.
herbeigeführt
Fig. 85. \,c
Fig. 87.
zu sorgen haben, schon aus dem Grunde, damit die angesetzten Korke
und Schläuche nicht verbrennen. Dreh Schmidt (s. Post, Chem.
techn. Analyse, 3. Aufl., S. 110) verwendet ein aus Kupfer gefertigtes
Samiiiel-. Aiilbewaliriiii^s und Transport gef äße.
23-
Saugrohr a (Fig. 87), das 4 — omni weit ist und in einenKühler /> ein
gesetzt ist, durch des.sen Zuflußrohr c kaltes Wasser eintritt.
T r e a d w e 1 1 (Quantitative Analyse, 4. Aufl.,
S. 548) empfiehlt eine ähnliche, der St. C 1 a i r e
D e V i 1 1 e sehen heißkalten Röhre nachgebildete
Konstruktion des wassergekühlten metallenen
Saugrohres (Fig. 88). Das Kühlwasser tritt in
raschem Strome bei a ein, und bei h aus, das Gas
M'ird bei c entnommen.
Fig. 88.
Sammel-, Aufbewahrungs- und Transportgefäße
für Gasproben.
Das längere Aufbewahren von Gasproben ist,
wenn möglich, zu v" ermeiden und die Analyse des
von der Entnahmestelle in den Untersuchungsapparat übergeführten
Gases unverweilt vorzunehmen.
Kann man die Anwendung von Sperrwasser nicht umgehen, so
sind die Gasproben mit möglichst kleiner Berührungsfläche mit der
Flüssigkeit zusammenzubringen, jedenfalls aber nicht durch das Sperr-
wasser zu leiten, weil sonst eine wesentliche Änderung in der Gaszu-
sammensetzung erfolgt, da Wasser gegenüber den einzelnen Bestand-
teilen verschieden starke lösende Kraft besitzt.
Wenn die Gase behufs Aufbewahrung und Transport gesammelt
werden müssen, so wird man nicht nur für völlig dichten Abschluß
der Sammelgefäße sorgen, sondern auch dafür, daß eine Veränderung
in der Gaszusammensetzung, z. B. durch Wasser im Gase oder im Ge-
fäße, unmöglich eintreten kann. Sammelgefäße aus Kautschuk sind,
auch wenn sie im Inneren mit einer Fettschicht au.sgekleidet werden,
zu vermeiden, da Gase wie Wasserstoff und schweflige Säure durch
die Hülle zu diffundieren vermögen.
Am .sichersten sind (Uasgcfäße (s. Fig. 85), welche man nach der
Füllung zuschmilzt. Behufs Öffnung ritzt man die Kapillaren mit
einem Feilstrich vorsichtig an, schiebt Kautschukschläuche darüber,
füllt diese mit Wa.sser oder einer anderen Sperrflüssigkeit, bricht lum
die Kapillaren innerhalb der Schläuche al) und verdrängt das (!as
durch die Sperrflüssigkeit in die Gasbürette.
In vielen Fällen wird das Zuschmelzen entbehrlich .seiu, indem
man die Kapillaren mit (iuminischlauch. Drahtligaturen und Quetsch-
liahn schließt oder durch gut eingeschliffene (Jlashähne in den Zu- und
Ableitungsiohren für sicheren Gasabschluß sorgt. Für die Kntnalunc
von VV'etterproben aus Steink(jhlengruben empfiehlt W i ii k I c r (Tcch-
ni.sche Gasanalyse S. 24) S a m m e 1 g e f ä ß e aus Z i n k b 1 e c h ,
bestehend aus einem 50 cm langen, 16 cm im Durchmesser haltenden
Zylinder mit konischen Endverjüngungen von 5 cm Länge. Der Ver-
schluß erfolgt beiderseits durch weiche Kautschukpfrupfen. Zur Füllung
238
Technische Gasanalj'se.
wird das Gefäß mit Wasser gefüllt, und das Ansaugen der Wetterluft
durch dessen Ausfließen bewirkt.
Zum Sammeln größerer Mengen des bei der Analyse hoch-
prozentiger Gase Jiicht absorbierbaren Gasrestes beschreiben
T r e a d w e 1 1 (Quant. Analyse 4. Aufl. S. 608) und F r a n z e n
(Zeitschr. f. anorg. Chem. 57, 395; 1908) einfache und zweckmäßige
Vorrichtungen.
Absorptioiiskoeffizienten einiger Gase im Wasser.
Bei Gasanalysen ist die Löslichkeit von Gasen im Sperrwasser
zu berücksichtigen (s. oben).
Die nachfolgende Tabelle enthält die von B u n s e n (Gasometr.
Methoden, 2. Aufl., S. 384), W i n k 1 e r (Ber. 24, 99, 3606, 3609; 1891 ;
Zeitschr. f. physik. Chem. 9, 173; 1892; s. a. L a n d o 1 1- B ö r n s t e i n-
M e y e r h o f f e r , 3. Aufl., S. 599), Bohr und Bock (Wied. Ann.
44, 318; 1891) und v. Than (Ann. 123, 187; 1862) ermittelten Ab-
sorptionskoeffizienten «. (« ist das von einem Volum Flüssigkeit bei
der Temperatur t" aufgenommene Volum eines Gases (reduz. auf 0"
und 760 mm), wenn der Partialdruck des Gases 760 mm beträgt.)
10«
15«
20«
25«
30«
0.038
0.034
0.031
0.028
0.026
0.020
0.019
0.018
0.018
0.017
0.020
0.018
0.016
0.015
0.014
3.095
2.635
2.260
1.985
1.769
0.028
0.025
0.023
0.021
0.020
1.194
1.019
0.878
0.759
0.665
3.520
3.056
2.672
—
—
910.4
802.4
710.6
634.6
—
56.65
47.28
39.37
32.79
27.16
0.042
0.037
0.033
0.030
0.028
0.162
0.139
0.122
0.108
0.098
0.280
0.237
0.221
— -
—
1.31
1.15
1.03
0.93
0.84
0.023
0.020
0.019
0.017
0.016
35«
Sauerstoff . . . .
Wasserstoff . . . .
Stickstoff
Chlor
Kohlenoxyd . . .
Kohlendioxyd . . .
Schwefelwasserstoff .
Ammoniak . . . .
Schwefeldioxyd . .
Metlian
Äthylen
Propylen
Acetylen
Luft
0.024
0.017
0.013
1.575
0.019
0.592
22.49
0.025
0.015
Demnach löst Wasser besonders Ammoniak, Schwefeldioxyd und
Chlor und ist bei Anwesenheit dieser Gase als Sperrflüssigkeit nicht zu
verwenden. Auch für Kohlendioxyd, ferner Acetylen, Propylen und
Äthylen ist das Lösungsvermögen beträchtlich, es empfiehlt sich daher,
das Sperrwasser, welches mit der Gasprobe in Berührung kommt, vor-
her mit einer anderen Menge des zu untersuchenden Gases zu schütteln.
Besonders bei der Analyse hochprozentiger Gase kommt dieser Um-
stand, ferner das Lösungsvermögen der wäßrigen Sperrflüssigkeit für
Luft in Betracht (s. Stock und Nielsen, Ber. 39, 3389; 1906).
Bcstiniinnii«.' der Gasr> durch Absorption. 231'
Bestimmung der (iase durch Absorption.
Im Nachfolgenden seien die Imuptsäehhchsten Absorptions-
mittel für Gase zusammengestellt. Sie werden (mit Ausnahme von
Phosphor für die Sauerstoffabsorption) in gelöstem Zustande ver-
wendet, und die Konstruktion der Absorptionsapparate sollte dahin
gerichtet sein, diese Absorptionslösungen mit dem zu absorbierenden
Gase in möglichst innige Berührung bringen zu lassen.
I) Absorptionsmittel für Kohlendioxyd (Chlor,
C hlor^- asser Stoff, Schwefel Wasserstoff, Seh wefel-
dioxyd und andere saure Gase). Als Reagens dient eine
Lösung von 250 g reinem, aber nicht durch Alkohol gereinigten Kalium-
hydroxyd in 800 ccm Wasser. 1 ccm dieser Lösung absorbiert mindestens
40ccm Kohlendioxyd. In Fällen, wo man durch Schütteln die Berührung
von Gas und Absorptionsflüssigkeit innig gestalten kann, sind schwächere
Lösungen anwendbar; bei Orsat- Apparaten verwendet man zweck-
mäßig konzentriertere Lösungen. Ätznatron greift Glas stärker an,
ferner scheidet sich das gebildete Xatriumcarbonat bald aus, daher
ist es weniger zu empfehlen.
II. Absorptions mittel für sch\\'ere Kohlen-
wasserstoffe. Als schwere Kohlenwasserstoffe werden in der
Gasanalyse angesprochen : die 0 1 e f i n e der allgemeinen Formel
Cn H n, besonders A t h y 1 e n C.2 H4, Propylen C3 Hg, B u t y 1 e n
C4 Hg, die Kohlenwasserstoffe der Formel Cd Hin — 2, besonders das
A c e t y 1 e n C, H.^, und die Kohlenwasserstoffe der Benzolreihe
C" H2n — 6, besonders Benzol CgHg und T o 1 u o 1 C- H^,.
Als Absorptionsmittel dienen rauchende Schwefel-
säure oder B r o m w a s s e r.
1. Rauchende Schwefelsäure mit einem Gehalte
von 20 — 25 Proz. freiem SO3. Zur völligen Absorption der schweren
Kohlenwasserstoffe genügt fünfminutenlanges Schütteln des Gases mit
der rauchenden Scliwefelsäure. Äthylen wird in Äthionsäure C, Hg S.> O-,
Acetylen in Acetylenschwefelsäure C.^ H^ SO4, Benzol in Benzolsulfon-
säure Cg H5 SOjH übcrgcfiiint. Nach beendctci' Absorption müssen
die im Gase verblieljciien Säuredämpfe duich Kalilauge entfernt werden.
2. B r o m w a 8 s e r. Als Reagens wird gesättigtes Bromw asser
mit etwas überschüssigem Brom angewendet. Nach vollzogener .Ab-
sorption muß auch hier die Entfernung der Bromdämpfe durdi Kali-
lauge erfolgen. .Vtliylcn und Acetylen werden durch Brom unter Bildnug
der entsprechenden Bnjmide absorbiert. Benzol wird nach W i n k 1 e i'
(Zeitschr. f. analyt. (!hem. 28, 285; 188'.)) nur sehr träge, indes nach
T read well und S t o k e s (Ber. 21. :U\i\ : 1888) <|uantitntiv ab-
sorbiert. Deiunacli lassen sich Äthylen uimI Benzol nicht duirli cin-
fa<lie Behandlung mit Bromwasser treiiiirn. N'cruciidft man zur .\b-
Horption titiierles Bromwasser, so läßt sich durch l%rmittlunu des zur
Bildung von .\tliylcnbromid verbrauchten Broms die Menge des neben
Beii/dl vorhandenen .Vthylens bestimmen, (ir.il)er und (> <• !• h c I ■
240 Technische Gasanalyse.
hau sei-, Journ. f. Gasbeleucht. 39, 804; 1896, 43, 1; 1900, Ber.
29, 2700; 1896.)
III. Absorptionsuiittel für Sauerstoff. 1. Feuchter
Phosphor (Lindemann, Zeitschr. f. analyt. Chem. 18, 158; 1879).
Zur Verwendung kommen unter Wasser geformte dünne Stangen von
weißem (gelbem) Phosphor. Die Aufnahme von Sauerstoff erfolgt
unter Bildung von phosphoriger Säure, welche in Wasser leicht löslich
ist. Bei der Absorption von Sauerstoff durch Phosphor sind folgende
Punkte zu beobachten:
a) Die Absorption sollte bei 15 — 20^* durchgeführt werden,
unterhalb 15" ist die Reaktion zu träge und für den beabsichtigten
Zweck unbrauchbar.
b) Ist das zu untersuchende Gas zu sauerstoffreich, dann
wird der Sauerstoff vom Phosphor nicht aufgenommen. Gase,
welche über 50 — 60 Proz. Sauerstoff enthalten, müssen mit Stickstoff
oder Wasserstoff verdünnt werden, bis der Sauerstoffgehalt die obigen
Grenzen unterschreitet, Mobei aber zu berücksichtigen ist, daß dann
manchmal die Absorption explosionsartig verläuft.
c) Die Gegenwart gewisser Körper verzögert oder
verhindert die Sauerstoffabsorption durch Phosphor. Zu diesen Stoffen
gehören Äthylen, Acetylen, Benzol, Chlor, Schwefel, Schwefelwasser-
wasserstoff, schwefhge Säure, Stickstoffperoxyd, Ammoniak, Alkohol,
Äthyläther, Teer, flüchtige Öle. Die Behandlung mit rauchender Schwefel-
säure entfernt in den meisten Fällen diese störenden Bestandteile.
d) Das mit Phosphor gefüllte Absorptionsgefäß muß im Dunklen
aufbewahrt werden. Am Lichte überzieht sich der weiße Phosphor
mit einer Schicht roten Phosphors, welcher die Absorption von Sauer-
stoff verhindert.
2. Alkalische Pyrogallollösung (Liebig, Ann.
77, 107; 1851). Man verwendet die Mischung von 1 Vol. wäßriger
Pyrogallollösung (1:3 Wasser) mit 5 Vol. Kalilauge (3 : 2 Wasser).
Wenn angängig, mischt man die Lösungen erst im Absorptionsgefäße,
um die Oxydation durch Luftsauerstoff zu vermeiden. 1 ccm
der Lösung absorbiert nach Winkler 13 ccm Sauerstoff.
Die Absorption ist genügend gut, wenn die Temperatur nicht unter
15° C fällt. Ältere Lösungen entwickeln Kohlenoxyd, dessen Menge
indes bei nicht zu genauen Analysen zu vernachlässigen ist.
3. N a t r i u m li y d r o s u 1 f i t (F r a n z e n , Ber. 39, 2069 ;
1906). Die Sauerstoff aufnähme erfolgt nach folgender Gleichung:
Na., Sa O4 + O2 + H2O = NaH SO4 -f Na H SO3
1 g Natriumhydrosulfit vermag ca. 128 ccm Sauerstoff zu ab-
sorbieren, demnach ist sein Wirkungswert sehr groß. Zur Verwendung
kommen schwach alkalische Lösungen. Zur Füllung von H e m p e 1 -
sehen Absorptionspipetten empfiehlt F r a n z e n eine Natriumhydro-
y
Bestimmung der Gase durch Absorption. 241
Sulfitlösung hergestellt durch Mischen einer Lösung von 50^ k-inf
hchen Natnumhydrosulfit (1 kg kostet '> 50 Mi in 9^A "^"""„TS ^''"f"
verhindern, ohne Einfluß auf Na riumlwdt' u fit l^^d Vor d^fR "
techen Pyrogallollösung l.at das Xa.riLhyd o u f den Vort i? t
"tT'A,^'''T'"' ^S■■f "-' «"ligkeitind de« höheren YVikint:
gesch vin^l f :r T™' t" '""' "" Unabhängigkeit der AhsorpZnl
4. Kupfer (Kupferoxydulammoniak) Die Pnf
man als Absorptionsmittel K u p f e r o x y d u 1 a m m o n a k Fn
eme geeignete Pipette werden Röllchen auf KupferdraT.tLt und eh
(.em,seh von g le.ehen Volumina einer gesättigten Lu„,r on käuffieheü
'tiirTM™'""" ""? "''""«^'"' Ammoniak (Spef Ge" 0 96) Z
K, f f ,-^''*""-P"°" d"« Sauerstoffs geschieht unter Oxydation des
K, pferoxyduammoniaks zu Kupferoxydammoniak, weleherdurcl dts
vo,l-'d™e Kupfer wieder zur Oxydulstufe reduziert wird. 1 g Kupfe
«urde demnach 177 ccm Sauerstoff zu ab.sorbieren vermögel '
uei Vorteil der Absorption von Sauerstoff durch Kunferoxvdul
amn,on,ak besteht nicht allein in der Unabhängigkeit der ™ *h Zßen
Al.s„rpt,onsgcscl,windigkeit von der Temperaruf. .s<,ndcr,riucl in d ,
1 ohcn Wirkungswerte des Reagens. Als großer Nachteil ,! V ,
.laß es auch Kohlenoxyd, Äthylen und Azetylen ab öiU^rt efzi^.;^^^
""t,.r_Absehe,dung von rotem, explo.siven Ac^etylenkupfer
;;.;;,^^Ä;Äef^rt'i;-:S:-
gilt von ^^""""'^«" ^•'^^g ^'"g^»g verschaffen können«). Das Gleic-he
ovV(tu?VJ''K""'^" ^f"">' ^"" Weinsäuren K i s e n -
X y du I (d e Iv (, n i n c k , Zeitsohr. f. angew. Chen,. 3 7-'T • ISMO)
•i-e /.udem enu-n geringen Wirkungswert hesil.t. ^'
UnJerMUfliiiMg..n. fl. Au(l. [. I,,
242 Technische Gasanalyae.
Da die unter 2, 3, 4 angeführten alkalischen Absorptionsmittel
Kohlendioxyd absorbieren, so muß dieses vor Anwendung der sauer-
stoffabsorbierenden Flüssigkeit entfernt sein. Ebenso hat bei Ver-
wendung von Phosphor die vorgängige Entfernung von schweren
Kohlenwasserstoffen zu erfolgen.
IV. Absorptionsmittel für Kohlenoxyd. Als
Absorptionsmittel wird Kupfer chlorür in ammoniaka-
lischer oder in salz saurer Lösung verwendet.
Die Absorption verläuft nach folgender Gleichung:
Cu Gl + CO + 2 H2O -^ Cu Gl, 2 H2O, CO.
(Manchotund Friend, Liebigs Ann. 359, 100; 1908.) Es
besteht demnach ein Gleichgewicht zwischen diesen Körpern, und die
Absorption des Kohlenoxyds kann in salzsaurer Lösung, für welche
obige Gleichung gilt, nie vollständig sein. (Im Gegenteile können
gebrauchte, an der Verbindung Cu Gl . CO reichere Lösungen infolge
Dissoziation der Cupro-Kohlenoxydverbindung an kohlenoxydarme
Gasgemische Kohlenoxyd abgeben.) Die Absorption des Kohlenoxyds
^vird eine praktisch quantitative, wenn man in ammoniakaüscher Lösung
die leicht dissoziierbare Kupferchlorür-Kohlenoxydverbindung durch
eine sekundäre Reaktion:
2 (CuCl . CO) + 4NH3 -{- 2H2O = Cu2 + CO ONH4 4- 2NH4CI
CO 0 NH,
Ijeständig entfernt. Auch von gebrauchten, alten ammoniakalischen
Kupferchlorürlösungen kann Kohlenoxyd abgegeben werden, weshalb
man zweckmäßig nach Drehschmidt (Ber. 21, 2158; 1888) die
Hauptmenge des Kohlenoxyds mit einer gebrauchten, die letzten An-
teile aber mit emer neuen ammoniakahschen Kupferchlorürlösung ab-
sorbiert.
Die ammoniakalische Kupferchlorürlösung
Avird durch Lösen von 250 g Ammonchlorid zu 750 com Wasser und Zu-
fügen von 200 g Kupferchlorür in dieser Lösung hergestellt. Diese
wird in eine mit Gummistopfen dicht verschUeßbare Flasche eingefüllt,
in welche man eme blanke Kupferspirale einbringt. Die Lösung hält
sich bei gutem Luftabschluss unbegrenzt lange. Vor ihrer Anwendung
setzt man ihr ein Drittel ihres Volumens Ammoniak (spez. Gew. 0.910)
hinzu. 1 ccm dieser Lösung absorbiert 16 ccm Kohlenoxyd (man
berücksichtige indes bei der Absorption das über die lose Bindung
des Kohlenoxyds weiter oben angeführte.)
AmmoniakaUsche Kupferchlorürlösung absorbiert auch Kohlen-
dioxyd, schwere Kohlenwasserstoffe (besonders Acetylen und Äthylen)
und Sauerstoff; daher müssen diese Gase entfernt werden, bevor man
an die Bestimmung des Kohlenoxyds geht.
Nach Gautier und Claus mann (Cr. 142, 485; 1906;
Chem. Zentralbl. 1906.1; 1189) gelingt es nicht, mit den genannten
Nicht absorbierbare Gase. nAo
Absorptionsmitteln auch die letzten Spuren von Kohlenoxyd zu ent-
T^'lfc«^ i^ Verfasser empfehlen ebenso wie N o w i c k i (ebenda 1906
I; 1186), diese geringen Reste des Kohlenoxyds durch Überleiten über
Jodsaureanhydrid bei 70» zu entfernen und das gebildete Kohlen-
dioxyd durch Einleiten in Barytwasser zu bestimmen oder das bei
der Reaktion freiwerdende Jod entweder titrimetrisch mit arseniger
Saure oder kolonmetrisch (mit JodkaHumstärkekleister oder in benzo-
lischer oder Chlorformlösung) zu ermitteln.
Nicht absorbierbare Gase.
VV a 8 3 e r s t o f f . Die Bestimmung des Wasserstoffs geschieht
nur m seltenen Fällen durch Absorption mittels PalladiummohrM
meistens vielmehr durch Verbrennung mit Sauerstoff (Luft) nach
der Gleichung: 2H, + 0, = 2H^O, und Messung der dabei auf-
tretenden Kontraktion, wobei, da das gebildete Wasser sich flüssig nieder-
schlagt das Volumen des verbrannten Wasserstoffs 2/ der Gesamt-
Kontraktion beträgt. Als Kontaktsubstanz für die KnaUgasverbrennun-
verwendet man nach Bunte (Journ. f. Gasbeleucht. 21, 2G3- 1878)
Palladiumdraht, der, mehrfach zusammengelegt, sich in der Mitte eines
schwerschmelzbaren Röhrchens befindet (s. S. 251) . W i n k 1 e r (Techn
Gasanalyse3.Aufl.,S.86) empfiehlt Palladiumasbest, den man sich durch
Niederschlagen von fein verteiltem PallacUum auf langfasrigem Asbest
durch Reduktion von Palladiumchlorür mittels Natriumformiat und
Soda und Trocknen auf dem Wasserbade bereitet. Nachheriges inniges
Waschen mit Wasser entfernt die anhaftenden Salze. Zur Bereitmig
einer Palladiumasbestkapillare roUt man einige Fasern von Palladium
asüest zu einem Stäbchen zusammen, schiebt es in ein Kapillarrohr und
»negt dies vor der Lampe beiderseits recht^\ inklig ab
Methan wird ebenfaUs durch Verbrennung mit Luftsauerstoff
bestimmt, gemäß CH^ + 20, = CO., -f 2 H.,0.
IVoI. 2Voir IVoi: o'Vol.
i)a bei der Verbrennung aus 3 Vol. Gasgemisch 1 Vol. Kohlcndioxvd
entsteht, so ist die Kontraktion doppelt so groß als das ursprüngliche
Mothanvo umen ; das gebildete Kohlendioxyd nimmt das gleiche Volumen
wie aas Methan ein, zu dessen Verbrennung das zweifache Sauerstoff-
v(.lumen erforderhch ist. Die Bestinnnung des Methans kann dmuun-h
sowohl durch Messung der Kontraktion oder des gobikl.ten Kchlen-
dioxyds und sehlicßlic.h durch Krn.ittlung des verbrauchten Sauerstoffs
<no gen. Die Verbrennung kann entweder durch Überleiten des Methan-
^•iHgemisches (event. unter Zu.satz von etwas Knallgas) über glühendes
' Jiitin oder Palladiunl erfolgen, oder durch Explosion, einueleitet durch
Hcktrischen Funken. Damit bei der Explosion nicht Stiekstoff nütver-
"renne, nimmt man nach B u n s e n (Gasometrische Methoden, 2. Aufl..
^en...un;i.i86"7;;;)!':.'s!'!;;;i.''' "'" """^ "'"^ "'"' •'•■"»-- ^f'»—-
16*
nAA Technische Gasanalyse.
S. 127) auf 25—37 Teile Methan-Sauerstoffgemisch 100 Teile nicht
brennbarer Gase. Ist nicht genügend Methan vorhanden, um eine
explosive Verbrennung hervorzurufen, so setzt man soviel Knallgas
zu, daß auf 100 Vol. nicht brennbares Gas 25—40 (im Maximum 60)
Volumina brennbare Gase kommen.
Ä t h a n und seine höheren Homologen werden in ähnhcher
Weise wie Methan bestimmt.
Verbrennung von Gasgemischen.
Die Untersuchung von Gasgemischen kann entweder durch totale
oder fraktionierte Verbrennung erfolgen. In jedem Falle
müssen ebensoviele voneinander unabhängige Bestimmungsstücke durch
die Analyse ermittelt werden, als Gasbestandteile vorhanden sind,
a) Totale Verbrennung:
a) Wasserstoff und Kohlenoxyd (Wassergas)
2 Hg + 0, = 2 H,0
2 CO + Oa = 2 CÖ2
Wird das Volumen des Wasserstoffs mit VH2, das des Kohlen-
oxyds mit Vco, die gemessene Kontraktion mit K, das entstandene
Kohlendioxyd mit VcOa bezeichnet, so ergibt sich:
Vco = VcOa
Vh2 = 2/3 (K — 1/2 Vcooj
ß) Wasserstoff und Methan.
2 H2 + O2 = 2 H2O
CH4 -f 2 O2 = CO2 -f 2 H2O
Wird das Volumen des Methans mit VCH4 bezeichnet (die anderen
Bezeichnungen siehe sub a), dann ist:
VCH4 = VCO2
Vh2 = 2/3(K — 2CCO2)
y) Kohlenoxyd, Wasserstoff und Methan.
Wird das Volumen des bei der Verbrennung verbrauchten Sauer-
stoffs mit Vo2^) bezeichnet, so berechnet sich:
Vco = Vz VCO2 + 1/3 K — Voo
VCH4 = V02 — 1/3 (Vcoo + K)
Vh2 = K — V02
b) Fraktionierte Verbrennung (Literaturüber-
sicht s. bei R i c h a r d t (Journ. f. Gasbeleucht. 47, 566 ; 1904). Gemenge
von brennbaren Gasen können nicht durch Explosion oder in Flannnen
fraktioniert verbrannt werden, hingegen bei Anwendung von Kontakt-
substanzen, von denen die Metalle der Platingruppe die wichtigsten
sind. Unter geeigneten Bedingungen verbrennt Wasserstoff allein,
wäln-end Methan und seine Homologen unangegriffen bleiben.
1) Bestimmt durch Zufügen eines gemessenen Vokunens vorher
analysierten Sauerstoffs zum Gasgemenge und Ermittlung des noch vor-
liandenen Sauerstoffs nach vollzogener Verbrennung.
Verbrennung von Gasgemischen. 245
1 . Methode von H e m p e 1 (Gasanalyt. Methoden, 3. Aufl., S. 160,
8. später bei Beschreibung der Apparate von Hempel). Werden
Wasserstoff, Methan und Luft bei Temperaturen von etwa 100" über
fein verteiltes o])erflächlich oxydiertes Palladium geleitet, so wird nur
Wasserstoff verbrannt, wenn man dafür sorgt, daß das Palladium bei
der Reaktion sich nicht allzusehr erwärmt.
Bei sauerstofffreien Gasen kann die Entfei-nung des Wasserstoffs
aus Gasgemischen durch Überleiten über Palladiummohr erfolgen
(Hempel).
2. Methode vonW i n k 1 e r (Lehrb. d. techn. Gasanalyse, S.Aufl,,
S. 166) mit der Palladiumasbestkapillare. 25 ccm (nicht mehr) des
brennbaren Gases werden mit Luft (keinesfalls Sauerstoff) auf nicht
ganz 100 ccm gebracht. Das Gasgemisch wird in langsamem Strome
über die erhitzte Palladiumasbestkapillare geleitet. Die Erhitzung
braucht nur eine gelinde zu sein und darf keinesfalls bis zum sichtbaren
Glühen oder gar bis zum Erweichen der Glaskapillare steigen. Bei ent-
sprechendem Durchleiten gerät das dem Gasstrome entgegengerichtete
Ende des Asbestes in deutliches Glühen. Dies schheßt die Gefahr in
sicli, daß infolge zu hoher Temperatur auch etwas Methan mitverbrennt,
und tatsächhch fallen nach Treadwell (Lehrb. d. quantitativen
Analyse, 4. Aufl., S. 575) die Resultate meist um 0,5 — 1 Proz. zu hoch
aus (s. hierzu auch Charitschkoff, Chem. Zentralbl. 1903, T, 195,
und Brunck, Zeitschr. f. angew. Chem. 16, 695; 1903). Bei leicht
verbrennUchen Gasen ist die Verbrennung des Wasserstoffs nach zwei-
maligem Hin- und Hergange der Gasprobe beendet, indes muß man
sich jedenfalls davon überzeugen, ob bei nochmaliger Überführung
das Gasvolumen konstant bleibt.
3. Methode von B u n t e (Ber. 11, 1123; 1878) mittels fraktio-
nierter Verbrennung durch Palladiumdraht.
R i c h a r d t (Journ. f. Gasbeleucht. 47, 590; 1904) bestätigt die
Angaben von Haber (Experimentaluntersuchungen über Zersetzung
und Verbrennung von Kohlen\\'asserstoffen, 1896), wonach bei Tem-
peraturen unter 450" Methan unter der kataly tischen Einwirkung von
Palladium nicht verbrannt wird. Über 450" und schon luiterhalb der
sichtbaren Rotglut verbrennen in allen Fällen bemerkbare Mengen von
Methan, wenn die Berührungszeit des Gases mit dem Palladiunulraht
genügend lang ist. Bei kurzer Berührungsdauer passiert ein Methan-
luftstrom den Palladiumdraht ohne nennenswerte Verbrennung selbst
bei <)00 — (')~)0'\ Hierbei verl>reimt aber anwesender Wasserstoff voll-
ständig. Zur Ausführung der Analyse wird eine abgemessene Menge des
brennliareii CJases mit Luft gemischt und dun^h das mit einem kleinen
Bunsenbrenner erhitzte Röhrchen geleitet, in dessen Mitto sich der
mehrmals zusammengelegte Palladiumdraht befindet (s. S. 243
und 251). Die Hitze darf niciit bis zur Rotglut des Palladium-
drahtea gesteigert wf'rden, da sonst m(Tkl)are Mengen von Metlian
verbrennen. Man erhitzt nach B u n te bis zum Aiiftrctcn di^r Kalium-
bzw. Natnuinfärl)ung der Flamme durch das Cilas d(M- Kapillare (cnt-
I
246 Technische Gasanalyse.
sprechend einer Temperatur von 550 — 600") und leitet einmal schnell
das Gasgemenge über. Zur Sicherheit kann man noch ein zweites Mal
überleiten, wobei die Temperatur etwas gesteigert werden kann, da
jetzt infolge des nun geringen Wasserstoff gehaltes ein Mit verbrennen
von Methan nicht mehr zu befürchten ist.
Nach R i c h a r d t (1. c, ) verhält sich Äthan ähnlich dem Methan.
Eine Trennung von Äthan und Methan nach der Methode der fraktio-
nierten Verbrennung ist nicht möglich.
Äthylen beginnt schon bei einer Temperatur von 300" zu ver-
brennen. Ein Abfraktionieren desselben aus einem Äthan- (Methan-)
Äthylenluftgemisch ist nicht durchführbar, weil zur quantitativen Ent-
fernung von Äthylen die Oxydationstemperatur von Methan über-
schritten werden muß. Die Entfernung von Äthylen geschieht am ein-
fachsten mit Bromwasser.
Jäger (Journ. f. Gasbeleucht. 41, 764; 1898) führt die fraktio-
nierte Trennung von Gasgemischen, welche Wasserstoff, Methan und
Stickstoff enthalten, in der Weise durch, daß er das Gasgemisch zwei-
bis dreimal über Kupferoxyd leitet, das auf 250" erhitzt ist. Der Wasser-
stoff wird durch das Kupferoxyd verbrannt, Methan bleibt unange-
griffen. Wird das Kupferoxyd nunmehr zum Glühen erhitzt, dann
verbrennt auch das Methan, dessen Gehalt aus der Bestimmung der
Verbrennungskohlensäure abgeleitet werden kann. Der Rest ist Stick-
stoff. Der für diese Bestimmung dienende Apparat besteht aus einer
Bunte- Bürette mit Niveaugefäß, in welcher das zu untersuchende
Gas sich befindet, einer schwerschmelzbaren Glaskapillare, die mit
ca. 3 g Kupferoxydpulver und an den Enden mit Asbest gefüllt ist,
sowie einer mit Lauge gefüllten H e m p e 1 pipette. Das Kupferoxyd-
röhrchen befindet sich in einem kleinen, aus Schwarzblech gefertigten
Öfchen, dessen Temperatur für die Wasserstoffbestimmung auf 250"
gehalten wird. Für genaue Analysen sind Korrektionen anzubringen,
1. dafür, daß das bei der Reduktion entstehende Kupfer einen kleineren
Raum einnimmt als Kupferoxyd, 2. daß der freie Sauerstoff, der im
Kupferoxydröhrchen und in der Kapillare der H e m p e 1 - Pipette vor-
handen ist, Wasserstoff verbrennt. Die Korrektion für 1 ist meistens zu
vernachlässigen, die für 2 zu ermitteln, indem man ein gemessenes Wasser-
stoffvolumen verbrennt. Es resultiert eine etwas größere Kontraktion,
als seinem Volumen entspricht, und die Differenz dieser gegenüber
dem Ausgangsvolumen ergibt die anzubringende Korrektion.,
Bestimmung fester Beimengungen in Gasen.
Diese bestehen meist aus Ruß, manchmal aus Erz-, Metall-Farb-
staub oder Flugstaub aus Rost- und Gichtgasen. Zum Zurückhalten
von festen Beimengungen dient vorteilhaft gekrempelte Baumwolle;
wo diese bei sauren Gasen nicht anwendbar ist, wird Asbest oder ge-
körnter Ton (zweckmäßig in heißem Zustande) angewendet. Man füllt
ein Chlorcalciumrohr mit diesem Material, trocknet bei 100", saugt
Bestimmung fester Beimengungen in Geisen. 247
Luft hiiKlurch, bis das Gewicht sich nicht mehr ändert, und wägt.
Hierauf saugt man in langsamem Strome ein größeres Volumen des
zu untersuchenden Gases durch das Rohr, trocknet bei 100° und er-
mittelt die Gewichtszunahme.
Martins (Stahl und Eisen 23, 735; 1903) benutzt zur Staub-
bestimmung Filterpapier, das zwischen zwei Metalltrichtern eingespannt
und gegen Zerreißen durch ein aufgelegtes Metallsieb geschützt
wird. S i m o n (D. R. G. M. 251 500, Stahl und Eisen 25, 1069; 1905)
bringt S o x h 1 e t sehe Ätherextraktionshülsen als Filtermaterial in
Vorschlag. Sein Apparat (Fig. 89) besteht aus zwei
Zylindern, der innere trägt die Staubbestimmungshülse, S
eine dreifache Ätherextraktionshülse von 28x60 mm Ab- M
messung. Die Hülse wird vor und nach dem Versuche bei
105" getrocknet. ^-j^ ^^-r^
Ein Apparat zur Gichtgasstaubbestimmung
nach Schröder wird in Zeitschr. f. ehem. App. -Kunde
2, 458; 1907 beschrieben. Der Grobstaub wird in zwei
hintereinandergeschalteten, vertikal stehenden, innen ver-
nickelten Messingrohren abgeschieden, von denen das zweite
eine Querwand eingebaut enthält. Der feine Staub wird
durch ein Filter aus Glaswolle zurückgehalten. 1
Um in Rauchgasen den Gehalt an R u ß zu er-
mitteln, saugt man durch ein schwerschmelzbares Glasrohr, IT
das mit ausgeglühtem Asbest gefüllt ist, ein gemessenes "-^
Gasvolumen, verbrennt den zurückgehaltenen Ruß nach Fig. 89.
den Regeln der Elementaranalyse im Sauerstoffstrome und
absorbiert das getrocknete Kohlendioxyd im Kahapparate oder im
Natronkalkrohr.
über einen von S i 1 b e r m a n n (D.R.P. 179 145) patentierten
Rauchmesser, der auf der Beobachtung des Schwärzegrades von Rauch
mit Hilfe einer belichteten Selenzelle beruht, wird in Zeitschr. f. ehem.
App. -Kunde 2, 101; 1907 berichtet.
Apparate zur Untersuchunj? der Gase.^)
Diese kann man in zwei Klassen teilen:
1. Das Meßrohr dient gleichzeitig zur Absorption;
2. Meßrohr und Arl)eitsrohr sind getrennt.
Zu den Apparaten der ersteren Art gcluiren das Eudiometer von
B u n s e n (Gasometrisrjie Motlioden, Braunseliueig 1877) und die Gas-
l)ürette von Winkler (Technische Gasanalyse, 3. Aufl., S. 88).
Honigmanns Gas-Bü rette (VV i n k 1 c r , Techn.
Gasanalyse, 3. Aufl., S.n4) bestehtaus cineran beiden Enden verjüngten
in Vr, c<^'ni eingeteilten .Meßnihre, die ol)cn durch einen Glasiiabn ab-
geschlossen ist und am unteren Ende einen Gummischlaueii trägt. Die
') VollHtändi^'o Zii.sHTnincristflhniK dvr ällcriMi .Ajipamto a. F. Fischer,
Chemische Technologie clor Brennstoffe, Bd. I, S. 224 — 387.
248 Technische Gasanalysej
Absorptionsflüssigkeit befindet sich in einem hohen Glaszylinder, in
welchen sich, da der Gummischlauch biegsam ist, die Bürette bis zu
einem beliebigen Punkte eintauchen läßt.
Honigmann verwendet die Bürette hauptsächHch zur Kohlen-
dioxydbestimmung in den bei der Ammoniaksodafabrikation verwen-
deten Gasgemischen. Man saugt bis zur vollständigen Entfernung der
Luft das Gasgemisch durch die Bürette, taucht diese bei geschlossenem
Hahne in den mit Kalilauge beschickten Glaszylinder bis zum Null-
punkte der Teilung ein, lüftet einen AugenbHck den Hahn und mißt
so 100 ccm ab. Man taucht nun die Bürette ein wenig über den Null-
punkt ein, wobei sich die innere Wandung mit Kahlauge benetzt, zieht
sie dann so weit aus dem GlaszyHnder, daß sie über den Zyhnderrand
zu stehen kommt, das Schlauchende aber in der Absorptionsflüssigkeit
verbleibt, und neigt nun nach abM'ärts. Die Lauge tritt sofort ein, und
die Absorption ist nach mehrmaligem Schwenken beendet. Man taucht
nun die Meßröhre so weit in den Glaszylinder, bis inneres und äußeres
Flüssigkeitsniveau gleich hoch stehen, und liest ab.
Bunte-Bürette.
Buntes Gasbürette ( Journ. f. Gasbeleucht. 20, 447 ;
1877, Dinglers polyt. Journ. 228, 529; 1878) ist eine Verbesserung
der von Raoult angegebenen Bürette (Cr. 82, 844; 1876). Die
Bunte- Bürette in älterer Ausführungsform zeigt Fig. 90. Die neueren
Büretten werden ganz zylindrisch gefertigt, besitzen nicht mehr den
Drei wegh ahn b, sondern an seiner Stelle den Greiner-Friedrichs -
sehen Doppelbohrungshahn (S. 158). Auch kommt der Wassermantel
in Wegfall.
Die im nachfolgenden gegebenen Vorschriften sind den als Manu-
skript gedruckten Leitsätzen ,,Zum Gaskursus" 1906 von H. Bunte
mit dessen Erlaubnis entnommen.
Die brauchbaren Bunte- Büretten müssen folgende Bedin-
gungen erfüllen. Die Kapillare unter dem Bodenhahn darf auch beim
Schütteln kein Wasser ausfließen lassen. Der Dreiweghahn (oben) muß
sich so drehen lassen, daß alle drei Öffnungen verschlossen sind. Bei
Anwendung der Greiner-Friedrichs- Hähne mit 2 Schief-
bohrungen macht das keinerlei Schwierigkeit. Die Hähne sind mit
einem zusammengeschmolzenen Gemenge von 2 Teilen Paragummi,
2 Teilen Bienenwachs, 10 Teilen Talg oder einem Gemenge von Vaseline
und Parakautschuk zu schmieren.
Die Hähne müssen selbst bei starker Luft Verdünnung dicht
schUeßen. Das Sperrwasser muß genau die Temperatur des Arbeits-
raumes haben, und diese muß während der Analyse ganz gleich bleiben.
Die Bürette darf nur am Trichteraufsatze oder an den Kapillaransätzen
angefaßt werden. Die Teilung ist durch Ausfließenlassen des Wassers
von 10 zu 10 ccm nachzuprüfen. Nach der Absorption eines Gases läßt
man zuerst Wasser von unten aufsteigen und stellt dann den Arbeits-
Bunfce-ßiirotte.
249
iumuinwuiiii
iiiiiiiiiiiiniiiii
Fig. !Ki.
250 Technische Gasanalyse.
druck durch Einfließen von Wasser aus dem oberen Trichter her;
dieser wird bis zur Marke gefüllt, der obere Hahn geöffnet und 1 Minute
gewartet, bis die Oberfläche des Sperrwassers in der Bürette nicht
mehr steigt.
Die Entnahme der Gasproben geschieht entweder
bei leerer Bürette durch Durchstreichen des Gases von oben nach unten
(bei gefülltem Trichter), bis alle Luft verdrängt ist, worauf erst der untere,
dann sofort der obere Hahn geschlossen wird, oder bei mit Wasser
gefüllter Bürette, indem man den oberen und unteren Hahn öffnet, bis
das Wasser etwas unter die Nullmarke gesunken ist, dann erst den
oberen, darauf den unteren Hahn schließt. Bei Unterdruck des Gases
entnimmt man eine Probe mittels Saugball, Wassersaugflasche oder
Wasserstrahlpumpe, die mit der unteren Kapillare verbunden
werden.
Abmessen des Gasvolumens in der Bürette. Man
stellt den Dreiweghahn so, daß alle Öffnungen verschlossen sind, füllt
den Trichter mit Wasser bis zur Marke, verbindet den mit Wasser voll-
ständig gefüllten Schlauch der Druckflasche mit dem unteren Hahne
und läßt Wasser bis etwa 0,2 ccm unter der Nullmarke einsteigen.
Dann öffnet man den Dreiweghahn, Avorauf etwas Gas entweicht, und
Druckausgleich stattfindet. Das nachfließende Wasser stellt sich meist
auf die Nullmarke ein; sonst liest man ab und rechnet mit dem wirk-
lichen Volum. Dann läßt man etwas Wasser aus dem Trichter durch
den Dreiweghahn in einen kurzen Ansatzschlauch nach außen
(Stellung I ) abfließen und verschheßt den kleinen Schlauch durch ein
Glasstäbchen; solange der Hahn nicht benützt wird, bleibt er in
dieser Stellung.
Einbringen der Absorptionsflüssigkeiten.
Man saugt die Sperrflüssigkeit mittels der Saugflasche ab, wobei man
den unteren Glashahn festhält und sofort schheßt, wenn das Wasser
bis zur Kapillare gelangt ist. Nach Abnahme des Schlauches in der
Bürette saugt man die Flüssigkeit in der Saugflasche zurück, damit
sie nicht abgehebert wdrd. Dann läßt man die Absorptionslösung aus
einem Porzellanschälchen in die Bürette aufsteigen.
Die einzelnen Bestandteile werden in folgender Reihenfolge be-
stimmt :
1. Kohlendioxyd. (Bei schwefelwasserstoffhaltigen Gas-
gemischen ist der Schwefelwasserstoff vorher durch ein vorgelegtes
Rohr mit Kupfervitriol-Bimsstein zu entfernen.) Siehe S. 239.
2. Schwere Kohlenwasserstoffe (S. 239).
3. Sauerstoff (S. 240).
4. Kohlenoxyd (S. 242). Man schüttelt mit ammoniaka-
lischer Kupferchlorürlösung eine Minute um, saugt die Lösung ab,
ersetzt sie durch neue Lösung, schüttelt wieder und wiederholt dies
noch mindestens zweimal. Nach dem letzten Absaugen läßt man aus
dem Trichter 3 — 4 ccm konz. Salzsäure herabfUeßen, dann Wasser,
das sich darauf lagert. Man saugt ab, wäscht mit Wasser nach, saugt
Bunte-Bürette. 251
1 — 2 ccm Kalilauge ein, schüttelt um, läßt Wasser eintreten, stellt den
Druck her und liest ab.
5. Wasserstoff. In dem Gase sind jetzt nur noch Wasser-
stoff, Grenzkohlenwasserstoffe (Methan, Äthan usw.) und Stickstoff vor-
handen. Der Wasserstoff wird durch fraktionierte Verbrennung be-
stimmt, wozu man eine zweite Bürette (B) braucht. Man mißt in der
ersten Bürette (A) 22 — 25 ccm des Gasrestes unter Einstellung des
Druckes ab und mischt mit Luft zur Verbrennung des Wasserstoffs. Hier-
zu öffnet man erst den unteren Hahn, dann den oberen so, daß er nach
außen hin kommuniziert, wodurch das Wasser ausläuft, und Luft ein-
tritt. Ist der Wasserspiegel bis ca. 5 ccm unter 0 gesunken, so schließt
man rasch den oberen Hahn, dann den unteren, mischt die Gase durch
Schütteln, stellt den Druck auf den der Atmosphäre plus der Wasser-
säule im Trichter ein und liest ab. Nun füllt man die Hilfsbürette mit
Wasser bis zur Kapillare und setzt die beiden Dreiweghähne unter
Einschaltung eines Palladiumrohrs C in Verbindung mitein-
ander. Das letztere ist ein schwer schmelzbares Glasröhrchen, 10 cm
lang, von 3 mm innerem und 5 mm äußerem Durchmesser. Der
Palladiumdraht ist 100 mm lang, 0,5 mm stark ; er wird, viermal zu-
sammengelegt, in das Röhrchen bis zur Mitte eingeführt. Diese Stelle
läßt man dann durch Erhitzen des Rohrs zusammenfallen , so daß der Draht
eingeklemmt wird, während man den übrigen Teil des Rohres mit lang-
fasrigem Asbest lose ausfüllt. Die Verbindung von C mit den beiden
Büretten A und B geschieht mittels dickwandiger, kurzer Gummi-
schläuche.
Man stellt nun beide Dreiweghähne so, daß keine der Bohrungen
offen ist, füllt den Trichter der Bürette A mit Wasser, bringt durch
kurzes Öffnen des unteren Hahnes in ihr Unterdruck hervor, dreht
beide Dreiweghähne gleichzeitig und rasch so, daß das Palladiumrohr C
mit dem Inneren beider Büretten kommuniziert, und erhitzt C, wodurch
die Luft sich ausdehnt und das Wasser aus den oberen Kapillaren nach
den Büretten zurückdrängt. Man verbindet den Gummischlauch der
Druckflasche mit dem unteren Hahn von A, öffnet diesen, erwärmt C
an der Verengung bis zur Gelbfärbung der kleinen Flamme und öffnet
den unteren Hahn von B, so daß das Gas in mäßig raschem Strome aus
A durch C nach B übertritt. Das Wasser soll aus B im Strahle, nicht
in Tropfen austreten, und der Draht soll am Eintrittende des Gases
nicht rotglühend werden (weil sonst etwas Methan mitverbrennt).
Sobald das Wasser in der Bürette A bis oben hin gestiegen ist, scliließt
man rasch erst ihren unteren Hahn, dann denjenigen von B und fülut
das Gas wie vorhin aus B nach A zurück, wo man nach A])kühlung den
Druck auf das Normale einstellt und abliest und dadurch die Kon-
traktion bestimmt. Beispiel: Volum des Gasrestes (von 100 Leuchtgas)
nach Absorption des C'O.^, der schweren Kohlenwasserstoffe, des O und
des CO — 85,0 ccm. Hiervon angewendet 22,2 ccm. Verdünnt mit
Luft auf 105,3; Volum nacli der Verbrennung 85,3, also Kontraktion
19,0; umgerechnet auf 100 ursprüngliches Gas ist die Kontraktion
I
252 Teclmiscbe Gasanalyse.
19,0 X 85,0 2 X 72,8
— = 72,8. Hiervon ist r = 48,o Froz. Wasserstoff.
22,2 3
Zur Kontrolle bestimmt man den nach der Explosion übrig ge-
bliebenen Sauerstoff, von dem jetzt ^3 der Kontraktion fehlen muß.
6. M e t h a n Anrd bestimmt (zugleich mit Wasserstoff) durch
Explosion eines Teiles des nach den Operationen 1 — 4 verbliebenen Gas-
restes in der ,,Explosionsbürette" (d.h. einer B u n t e - Bürette mit einge-
schmolzenen Platindrähten). Man mißt in dieser 12 — 15 ccm des Gas-
restes ab, saugt einen Überschuß von Luft ein, schüttelt um, ermittelt
das Volum, saugt das Sperrwasser ab, bewirkt durch den elektrischen
Funken (aus einer Tauchbatterie und Induktorium) die Explosion, liest
die Kontraktion ab, läßt 1 — 2 ccm Kalilauge an den Wänden herab-
fheßen und langsam Wasser nachtreten, stellt den Druck ein und be-
stimmt die Gesamt-Kontraktion = H,0 und COg. Zieht man hiervon
den dem H entsprechenden Betrag (aus Bestimmung Nr. 5) ab, So zeigt
% der übrigen Kontraktion das Methan, denn 1 Vol. CH4 -\- 2 Völ. Og
= 0 Vol. CO2 + 0 Vol. 2 H3O. Beispiel: Angewendeter Gasrest 12,7 ccm
(von einer Gesamtmenge von 85 ccm, die nach der Absorption von
CO2, Cm Hn, Og und CO übrig blieben), nach Zufügen von Luft 104,1,
also Luft = 91,4. Nach Explosion Gasrest 78,9, also Kontraktion = 25,2,
85 X 25 2
berechnet auf das ganze Gas = — ' = 168,8. Hiervon abzu-
ziehen die nach Nr. 5 auf den Wasserstoff fallende Kontraktion von
72,8; bleibt für Methan - Kontraktion 168,8 — 72,8 = 96,0 oder 1/3
davon = 32,0 Proz. Methan.
7. Stickstoff ist der nach Bestimmung der anderen Be-
standteile zu 100 fehlende Betrag.
Bei Verwendung der Bürette ist besonders darauf zu achten,
daß vor jeder Probenahme sorgfältigste Reinigung er-
forderlich ist. Wird — wie meist bei Feuer ungsgasen, Saturations-
gasen u. dgl. — nur Kohlendioxyd bestimmt, so wird beim Ansaugen
der Probe in eine nicht vollständig gereinigte Bürette der Gasprobe
bereits Kohlendioxyd vor der Messung entzogen, die Analyse daher falsch.
Dieser Fehler kommt nach den Erfahrungen in der Technik gar nicht
selten vor.
Die F r a n c k e sehe Bürette (s. hierzu F r a n z e n , Gasana-
lytische Übungen, S. 31) bietet keine wesenthchen Vorteile gegenüber
der einfacheren Bunte- Bürette. Zweckmäßige Abänderungen der
Bunte- Bürette werden von Schuhmacher (Chem.-Ztg. 29, 365;
1905) und Pfeiffer (Zeitschr. f. angew. Chem. 20, 22; 1907, s.a.
Bd. III.) beschrieben.
Orsat-Apparate.
Apparate mit getrenntem Meßrohr und Ab-
sorptionsraum haben den Avesenthchen Vorzug, daß man damit
rascher und bequemer arbeiten kann als mit den Apparaten der ersteren
Orsat-Apparate.
253
Art. Der erste derartige Apparat a\ urde von R e g n a u 1 1 und Reiset
(Journ. Chem. Soc. 6, 128; 1853) angegeben und später vielfach ver-
bessert (Fischer, Chemische Technologie der Brennstoffe, Bd. 1,
S. 232) . Für technische Zwecke war der Apparat von S c h 1 ö s i n g
und Rolland (Ann. Chim. Phys. 14 (IV) 55; 1868) geeigneter, welcher
von Orsat (Ann. des Mines 8 (VII) 485, 501; 1875), S alleren,
F e r d, F i s c h e r , G. L u n g e u. a. vielfach verbessert wurde (s. a.
Fischer, Chem. Technologie der Brennstoffe S. 245 — 250; Jahresber.
11, 230; 1880).
Fig. 'Jl.
F o r (1. V i s (• li o r s Modifikation des ( > r s m t -
A p p a V a t c s.
Fig. 91 zeigt den vereinfachten Apparat mit nur 2 AI)Soiptions-
röhrcn IJ und E ; der größere hat noch eine glciclu^ für Kohlenoxyd.
Der untere, 25 — 30 ccm fassende Teil der zum Messen des zu
untersuchenden (;lases bestimmten Bürette A. welcbc /.ur AbhaUung
von Tcmperaturschwaiikuiigen von einem Zyhnder nnt Wasser ein-
ge.schlosseri wird, ist iti zehntel, der obere in ganze Kubikzentimeter
eingeteilt. Das dickwandige, gläseriH' Ka|iill;iii(>bi- ist an beiden luulen
254 Technische Gasanalyse.
festgelegt, einerseits in einem Ausschnitte der Scheidewand und bei c
durch eine kleine, an der Decke des Kastens befindliche Stütze. Die 3
(bzw. 4) Glashähne schließen sicher dicht und klemmen sich bei nur
einigermaßen verständiger Behandlung (Vaselineschmierung) nie fest.
Das Hahnrohr ist am vorderen Ende umgebogen und mit dem U-Rohr B
verbunden, dessen Schenkel Baumwolle enthalten, um allen Ruß und
Staub zurückzuhalten. Das nach hinten gerichtete Ende des Drei-
weghahnes c ist durch einen Gummischlauch a mit dem Gummisauger C
verbunden, durch welchen es leicht gelingt, das Gaszuführungsrohr
und B mit dem zu untersuchenden Gase zu füllen. Die Absorption der
Gase geschieht in den unten in Einschnitte festgelegten U-förmigen Ge-
fäßen D, E (und F), welche durch kurze Kautschukschläuche" und Draht-
ligaturen mit dem Hahnrohre verbunden werden und zur Vergrößerung
der Berührungsfläche mit Glasröhren angefüllt sind. Da die Marke m
sich über dieser Verbindungsstelle befindet, so ist diese stets mit der
betreffenden Flüssigkeit benetzt und so leicht vollkommen dicht zu
halten. Das andere Ende der U-Rohre E und D ist mit einem Kautschuk-
stopfen geschlossen, welcher ein Glasröhrchen enthält; die Röhrchen
sind mit einem gemeinschaftlichen, etwa 200 com fassenden schlaffen
Gummiballon, zur Abhaltung des atmosphärischen Sauerstoffs, ver-
bunden.
Soll der Apparat gebraucht werden, so füllt man die Flasche L
mit destilliertem Wasser. Zur Füllung der Absorptionsflaschen nimmt
man die Stopfen mit den Glasröhren und Gummibeutel ab und gießt
in das Gefäß D so viel Kahlauge von 1,20 — 1,28 spez. Gewicht, daß
dasselbe etwas über halb damit angefüllt wird. Ferner füUt man zur
Absorption des Sauerstoffs das Gefäß E mit alkalischer Pyrogallol-
lösung oder Hydrosulfitlösung nach S. 240. Man schließt die
Glashähne, stellt den Hahn c wagerecht und hebt die Flasche
L so, daß das Wasser die Bürette A füllt, gibt dem Hahn
c eine Vierteldrehung nach links, so daß die zweite Durch-
bohrung zum Rohr B führt, öffnet den Hahn des Gefäßes D, senkt
die Flasche L und öffnet vorsichtig den auf den Schlauch s gesetzten
Quetschhahn, so daß die Kahlauge bis zur Marke m aufsteigt, worauf
der Hahn geschlossen wird. In gleicher Weise werden auch die Flüssig-
keiten des Gefäßes E bis zur Marke aufgesaugt, wobei das Auge stets
auf die aufsteigende Flüssigkeit gerichtet ist. Dann werden die
drei Stopfen mit den Glasröhren luftdicht aufgesetzt. In Röhre B
bringt man lose Baumwolle, setzt die Stopfen wieder ein und verbindet
das Röhrchen n mittels eines Gummischlauches mit dem Glasrohre
oder, bei hohen Temperaturen, Porzellanrohre, welches mit Lehm o. dgl.
luftdicht in den Rauchkanal o. dgl. eingesetzt ist, um den Zutritt
der atmosphärischen Luft zu verhüten.
Zur Probe, ob der Apparat dicht ist, stellt man den Hahn c wage-
recht, preßt den Schlauch unmittelbar an dem Rohr im Rauchkanal
'mittels Quetschhahns oder der Hand fest zu und öffnet den Quetschhahn
des Schlauches s. Die Wassersäule in A sinkt etwas, muß dann aber
Orsat-Apparate. 255
völlig fest stehen bleiben, da ein fortgesetztes langsames Sinken irgend
eine Undichtigkeit verraten %vürde, die natürlich zunächst beseitigt
werden muß, sei es durch besseres Überziehen des »Schlauches, festes
Eindrücken der Stopfen oder Schmieren der Glashähne mit Vasehne.
Nachdem man die Bürette A durch Heben der Flasche L bis zur
Marke 100 mit Wasser gefüllt hat, stellt man den Hahn c so, daß die
Verbindung mit dem Gummisauger C durch das Rohr B mit dem
Rauchkanal hergestellt ist, und saugt durch 10 — 12 mahges Zusammen-
pressen von C so lange, bis die ganze Leitung sicher mit dem zu unter-
suchenden Gase gefüllt ist. Nun stellt man den Hahn c wieder wage-
recht, öffnet den Quetschhalm von s und senkt die Flasche L, so daß
sich die Bürette A mit dem zu untersuchenden Rauchgase bis zum Null-
punkt anfüllt, worauf c durch Vierteldrehung nach hnks wieder ge-
schlossen wird. Das Gas ist jetzt zwischen den Glashähnen und der
Wassersäule in A eingeschlossen.
Zur Bestimmung des Kohlendioxyds öffnet man den Hahn
von D und hebt L mit der linken Hand, so daß beim Öffnen des Quetsch-
hahnes auf s mit der rechten Hand das Gas in die Flasche D übertritt,
senkt L wieder, bis die Kahlauge in D et\\'a zur Schlauchverbindung
unter m reicht, und treibt das Gas noch einmal durch Heben von L
in das Kaligefäß. Durch Senken der Flasche L und vorsichtiges Öffnen
des Quetschhahnes läßt man nun die Kahlauge wieder bis zur Marke m
aufsteigen, schHeßt den Glashahn, öffnet den Quetschhahn, hält die
Flasche L so neben die Bürette, daß das Wasser in beiden Gefäßen
gleich hoch steht, schheßt den Quetschhahn nieder und hest endlich
das zurückgebüebene Gasvolum ab. Der Stand des Sperrwassers gibt
direkt den Prozentgehalt des untersuchten Gases an K o h 1 e n d i o x y d.
In glciclier Weise läßt man das Gas in das Gefäß E zwei- bis dreimal über-
treten, Jns keine Volumabnahme mehr erfolgt; die Ablesung nach der
erfolgten Einstellung gibt die Menge des Kohlendioxyds und des Sauer-
Stoffs zusammengenommen. Durch gleiche Behandlung des Gases
in dem Gefäße F des großen Apparates kann noch das Kohlenoxyd
absorbiert werden. Die Aljsorptionsfähigkeit der Kupferchlorürlösung
wird aber schon nach kurzem (Jebrauch unsicher (vgl. S. 242). Fischer
zieht vor, diese Probe auf Kohk-noxyd nicht auszuführen, und ver-
wendet jetzt nur noch den kleineren Apparat (Fig. 91). Ob nennens-
werte Mengen Kohlenoxyd vorhanden sind, ersielit man ja schon an
dem Gehalt an Kohlendioxyd und Sauerstoff (vgl. S. 234). Ül»rigens
kommt Kolilenoxyd in den Feuergasen bei Gegenwart von freiem Sauer-
stoff l)ei weitem niclit so oft vor, als meist auf Grund ungenauer Ver-
suche angenommen wird.
Ist die Analyse beendet, so stellt man den Hahn c wieder
wagerecht, hebt L, öffnet den Quetschhalin und läßt das Wasser in der
Bürette bis auf 100 aufsteigen, stellt c wieder senkrecht, füllt mittels C
die Leitung mit dem zu untersuchenden Gase und nimmt eine neue
Probe. Man kann so alle fünf Minuten eine bis auf Vs ^^oz. genaue
Analyse ausführen.
256
Technische Gasanalyse.
Wird die Absorption nach längerem Gebrauch oder zahlreichen
Analysen (etwa 100 in einem Tage) träge, so entleert man mittels eines
kleinen Hebers die Gefäße, spült mit destilliertem Wasser nach und füllt
sie von neuem mit Kahlauge, alkalischer Pyrogallussäure- oder
Hydrosulfitlösung (bzw. Kupf erchlorür) . Sollte bei der Arbeit durch
Unachtsamkeit die Absorptionsflüssigkeit in das Hahnrohr steigen, so
hebt man die Flasche L, öffnet den Quetschhahn und spült so durch
das destiUierte Wasser die Lösung in das Gefäß zurück. Gelingt dieses
nicht ganz, so zieht man den Schlauch a von Hahn c ab, gibt letzterem
eine halbe Umdrehung und läßt durch Heben von L so lange Wasser
durch das Hahnrohr und den Hahn c ablaufen (die übrigen sind ge-
schlossen), bis dasselbe völlig rein ist. Wurde dabei das Sperrwasser
in der Bürette unrein, so muß es erneuert werden.
Fig. 92.
Man stelle den Apparat nie zur Seite, bevor man nicht sämthche
Glashähne neu mit Vaseline gefettet hat.
G. Lunges Modifikation des Orsat -Apparat es
(Chem. Ind. 5, 77; 1882; Dinglers polyt. Journ. 245, 512; 1882)
gestattet auch, den Wasserstoffgehalt der Gase zu bestimmen. Hierbei
ist Gefäß li (Fig. 92) bis zu einer am kapillaren Halse angebrachten
Marke mit reinem Wasser gefüllt, e ist ein einfacher Durchgangshahn,
an Mielchen eine zweimal rechtwinklig gel>ogene Kapillare angeschmolzen
Orsat-Apparate. 257
ist. Die ebenfalls zweimal im rechten Winkel gebogene Verbrennungs-
kapiUare /, welche ein Schnürchen von Palladiiimasbest enthält, kann
durch das leicht bewegliche, in einer federnden Hülse steckende Spiritus-
lämpchen g erwärmt werden.
Hat man Kohlendioxyd, Sauerstoff und Kohlenoxyd^) zur Ab-
sorption gebracht, so bringt man zu dem in der Meßbürette a befind-
lichen Gasreste durch Öffnen des Hahnes k und Tiefstellen der Flasche
so viel Luft, daß das Gesamtvolumen nahezu 100 ccm beträgt, d. h.
nahe den Nullpunkt der Teilung erreicht. Hat man es mit einem be-
sonders Wasserstoff reichen Gase zu tun, so saugt man nach der ersten
Verbrennung und Feststellung der Volumenkontraktion nochmals Luft
ein und verbrennt nochmals. Oder man führt durch k Sauerstoffgas
statt Luft ein und verbrennt nur einmal.
Hat man nach Zuführung von Luft (bzw. Sauerstoff) das Gesamt-
volumen abgelesen, so zündet man das Lämpchen g an und er\\ärmt
die Verbrennungskapillare mäßig, so daß man sie gerade für einen Augen-
bUck anrühren kann, ohne sich die Finger zu verbrennen. Xun hebt
man die Standflasche etwas, um das Gas in a unter einen geringen Über-
druck zu bringen, öffnet Hahn e und schickt durch weiteres Heben
der Flasche oder durch sanftes Öffnen eines ihr benachbarten Quetsch-
hahnes, nach Hochstellung der Flasche, das gesamte Gas nach h, wo-
bei der Palladiumasbest an dem dem Gasstrome entgegengesetzten
Ende in lebhaftes Glühen gerät. Hat das Wasser die obere Marke von
a erreicht, so befördert man das durch dieses einmalige Hinüber- und
Herüberführen meistens vollständig von Wasserstoff befreite Gas nach
a zurück und liest ab. Man wird das Hin- und Herführen des Gases
noch einmal wiederholen und sich von der Konstanz des Volumens
überzeugen, ebenso auch davon, ob im Gase noch Sauerstoff vorhanden
ist. Bei hohen W^asserstoffgehalten (z. B. Wassergas), wenn zuviel Gas
für die Verbrennung genommen wurde, reicht der Luftsauerstoff nicht zur
vollständigen Verbrennung des Wasserstoffes aus. Die eintretende Volum-
konstanz ist dann nicht auf vollständigen Aufbrauch von Wasserstoff,
sondern auf den von Sauerstoff zurückzuführen. Man mischt neuerlich
Luft zu und beobachtet, ob nun beim Überführen des Gasgemenges über
Palladiumasbest das Volumen konstant bleibt. Erst wenn dies der Fall ist,
ist die Sicherheit für totale Verbrennung des Wasserstoffs gegeben.
Wie schon S. 242 crwiihnt wurde, ist die Absorption des Kolilen-
oxydes durch Kupferclih^rür keine angenehme quantitative Bestimmung,
was man namentHch bei kohlenoxydreichen Gasen zu beacliten hat.
Man muß deslialb nach beendeter Wa-sserstoffabsorption und nach Ab-
lesung der Vohimenkontraktion das Gas noch in dem Absorptions-
gefäßeft von seinem vom Kohlcnoxyd hcrrühn-iulcu K(>hlciidi(»xydgehalte
') Wenn fliw Kolilcnoxyd nur in j^iTinpcn Mcnm-n (niclit über 2 — 3 Proz.)
vorlianden ist, ho kann rnun zur Bestiniiniiritr di's Wassorstoffcs besn«'r die .\b-
Horptif)n durch Kupforchlorür untfrlasscn luid das (seinem l'rozentj^ebalte naeh
duroli einen vorlicriRen Versuch ermittelte) Kohlenoxyd direkt mit dem \Va.s8er-
Btoff verbreruien.
UntorsucliuriKfii. 6. Aufl. I. 17
258 Technische Gasanalyse.
befreien und alsdann die Gesamtkontraktion in der Meßbürette a
ablesen.
Beispiel. Ein Generatorgas gab in der Meßbürette a folgende Ab-
lesungen :
1. Nach Absorption des Kohlendioxyds 3,2
2. - - - Sauerstoffes 3,2
3. - - - Kohlenoxydes 24,2
4. Nach Vermischung mit Verbrennungsluft 0,9
(also 24,2 — 0,9 = 23,3 Luft hinzugeführt)
5. Nach Verbrennung des Wasserstoffes 10,8
(also 10,8 — 0,9 = 9,9 Kontraktion)
6. Nach Absorption des beim Verbrennen aus dem un-
absorbierten Kohlenoxyd gebildeten Kohlendioxyds 11,4
(also 11,4 — 0,9 = 10,5 Gesamtkontraktion).
Man hat also in diesem Generatorgase:
Kohlendioxyd 3,2 Proz.
Sauerstoff 0,0 -
Kohlenoxyd ^) 21,6 -
Gasrest (Stickstoff, Wasserstoff und etwas Methan) 75,2
100,0 Proz.
Die Gesamtkontraktion des Volumens nach der Verbrennung des
Wasserstoffes und nach Absorption des vom unabsorbierten Kohlen-
oxyd herrührenden Kohlendioxyds betrug = 10,5. Da nun das in diesen
10,5 com enthaltene Volumen Kohlendioxyd (11,4 — 10,8 = 0,6 com)
genau gleich ist dem ursprünglich vor der Verbrennung vorhandenen
unabsorbierten Kohlenoxyd (also ebenfalls 0,6 ccm), und da ferner
sowohl 2 Vol. Wasserstoff als 2 Vol. Kohlenoxyd je 1 Vol. Sauerstoff
zur Verbrennung gebrauchen, um in Form von Wasser bzw. Kohlen-
dioxyd nach vollzogener Gesamtkontraktion verschwunden zu sein,
so findet man durch Multiphkation letzterer mit % das ursprünglich im
Generatorgase vor der Verbrennung vorhandene Gesamtvolumen
Wasserstoff -f (nach der Absorption des CO) unabsorbiert gebhebenes
Kohlenoxyd. Die Gesamtkontaktion 10,5 x 73 gibt 7,0 ccm oder Vol.-
Proz. Wasserstoff -\- unabsorbiert gebhebenes Kohlenoxyd. Letzteres
ist aber gleich dem nachträghch absorbierten Volumen Kohlendioxyd
also -f- 0.6 ccm oder Vol. -Proz. Man hat also gefunden:
Kohlendioxyd 3,2 Proz.
Sauerstoff 0,0 -
Kohlenoxyd 21,6
Wasserstoff (7,0 — 0,6) . 6,4 -
Stickstoff und etwas Methan 68,8
100,0 Proz.
Anderweitige Abänderungen des Orsat-Apparats.
In der Literatur ist eine große Zahl von verschiedenen Aus-
führungsformen von Orsat-Apparaten für einfache Genei'ator- oder
Rauchgasanalyse sowie für Untersuchung komphzierter zusammen-
^) Es wurden absorbiert: 24,2 — 3,2 = 21,0 Proz. Kohlenoxyd. Ferner
nachträglich noch absorbiert 11,4— 10,8 = 0,6 Proz. von der Verbrennung des
unabsorbierten Kohlenoxyds.
Orsat-Apparate. 259
gesetzter Gasgemische beschrieben worden. Viele von diesen be-
schriebenen Apparaten sind gar nicht im Handel erhälthch. Wir
führen in Kürze nur die wichtigsten Konstruktionen an, mit Hervor-
hebung der von den vorherbeschriebenen Ausführungen verschiedenen
Modifikationen .
Der Gas anal ysator von G e b h a r d t (Chem.-Ztg. 31,
283; 1907, zu beziehen von A. Primavesi, Magdeburg) dient zur
Bestimmung des überscliüssigen Sauerstoffs in Feuergasen. Er besteht
aus einer Meßbürette, einem mit Phosphor beschickten Absorptions-
gefäße und einer mit Gummipumpe verbundenen Absorptionsflasche.
Beim Apparate zu Bestimmung von Kohlendioxyd in Rauch-
gasen von 8tröhlein & Co., Düsseldorf (Zeitschr. f. ehem.
App.-Kunde 2, 323; 1907) drückt das zu untersuchende Gas eine be-
stimmte Menge Absorptionslauge, indem es diese durchstreicht, in ein
Meßgefäß. Aus dem Stande der Absorptionsflüssigkeit in diesem
läßt sich sofort der Kohlendioxydgehalt ablesen.
Sodeau (Chem. News 89, 61; 1904) gibt einen abgeänderten
Orsat- Apparat zur Bestimmung unverbrannter Bestand-
teile in Rauchgasen an. In einem Holzgestell sind Xiveau-
flasche, Meßröhre, zwei Absorptionsröhren (für Kohlendioxyd und
Sauerstoff) und eine W i n k 1 e r sehe Pipette mit elektrisch zur W'eiß-
glut erhitzbarem Platindraht (s. später bei F. F i s c h e r s Apparat
für Untersuchung von Generatorgas) montiert. Dadurch ist die Be-
stimmung von Kohlendioxyd und Sauerstoff durch Absorption, von
Kohlenoxyd und Wasserstoff durch Verbrennung mögUch gemacht.
Der Apparat von Babb (Journ. Amer. Chem. Soc! 27, 156; 1905)
enthält 6 Absorptionsgefäße mit je 250 ccm Inhalt, ein Explosionsrohr,
zwei Trockenbatterien, eine Induktionsspule und zwei Xivellierflaschen.'
Zweckmäßig erscheint hierbei eine abgeänderte Konstruktion der Ab-
sorptionsTÖhren, wobei das zu untersuchende Gas durch die Absorptions-
flüssigkeft streichen muß. Bei der Ausführungsform von B e m e n t
(ebenda, S. 1252) wird durch eine Kautschukpumpe die Absorptions-
flüssigkeit in das Gas eingespritzt.
Barnhart und R a n d a 1 1 (Zeitschr. f. chem. App.-Kunde 3,
337; 1908) haben einen modifizierten Orsat- Apparat angegeben, der
sich von dem einfachen Typ nicht nur durch die Form der Absorptions-
gefäße, sondern auch deren Anordnung unterscheidet. Das Meßrohr
ist oben durch einen Sechsweghahn abgeschlossen, an dessen Kapillar-
röhren radial die Absorptionspipetten angeschlossen sind.
Einen recht zweckmäßigen Apparat stellt nach den Entwürfen
der G a s m o t o r e n f a b r i k D e u t z die Glasinstrumentenfabrik
Dr. Siebert & Kühn, Cassel, her (Chem.-Ztg. 32, 880; 1908).
In einem tragbaren Kasten sind vier Abs()ri)tionsgefäße auf einem
Iausziehljarcn Boden angeordnet, der beim Gebrauch herausgenommen
und, nie Fig. 93 zeigt, auf den Kasten als Unteriage aufgesetzt
17"
260
Technische Gasanalvse.
Die Absorptionsgefäße sind auf einer Messingunterlage drehbar,
so daß sie nacheinander mit der Meßbürette (Fig. 95) durch ein kurzes
Schlauch- oder Gasrohrstück verbunden werden können.
Die Bauart der Absorptionsgefäße zeigt Fig. 94. In die weiten
Hälse der Gefäße ^4 sind als Deckel Glasglocken B eingeschhffen, die
sich über durchlöcherte Einsatzgläser legen. Bei der Prüfung wird die
Absorptionsflüssigkeit durch das unter Druck eingeführte Gas in den
äußeren Ringraum verdrängt, wodurch an den Glasstäben G große
Absorptionsflächen freigelegt werden. Bei den für die Absorption
t" "=gr-T^pr^:;l^
Fig. 93.
von Sauerstoff bestimmten Gefäßen werden Phosphorstangen an-
gewendet. Die Meßbüretten (Fig. 95), die mit oder ohne Absperrhahn
ausgeführt werden, sind geteilte Glasrohre B mit gläsernem Kühl-
mantel M und oben eingeschmolzenen Platinelektroden zum Ent-
zünden verbrennbarer Gasgemische. Der erforderliche Strom wird
von einer kleinen Trockenbatterie geliefert. Nicht zündfähige Gas-
reste, z. B. von Abgasen, werden in einem besonderen Quarzglasgefäße
verbrannt.
Durch Absorption wird der Gehalt des Gases an Kohlendioxyd,
schweren Kohlenwasserstoffen und Sauerstoff, durch Verbrennung
Wasserstoff, Kohlenoxvd und Methan ermittelt.
Orsat-Apparate.
261
Gummirow
^nt^tgia*
Der Apparat von W e n c e 1 i u s (Stahl und Eisen 22. 1,664-
1902, gefertigt von Ströhlein & Co., Düs.seldorf) dient .speziell
für die Untersuchung von Generator- und Hochofengas. Es sind zwei
Meßbüretten von 100 ccm Inhalt, die eine für Ablesungen von 0—50,
die andere für solche von 50— 100 ccm, femer Absorptionsgefäße für
Kohlendioxyd und Sauerstoff vorgesehen. Die Verbrennung der
brennbaren Bestandteile geschieht in einer erhitzten Platinkapillare.
Aus der Kontraktion, der Verbrennungskohlen.säure und der Be-
stimmung des noch vorhandenen Sauerstoffs können nach S. 244 die
Gehalte an Wasserstoff, Kohlenoxvd und Methan
ermittelt werden.
Fieber (Chem.-Ztg. 29, 80; 1905) hat
einen Apparat mit vier Absorption.sgefäßen und
einer kugligen Explosionspipette mit besonderer
Xiveauflasche angegeben (Verfertiger: W. J.
Rohrbeck X a c h f., Wienl). "ihnhch ist
der Apparat von B. X e u m a n n (Chem.-Ztg. 29,
1128; 1905). Die Apparate von H a n k u s (Stahl
und Eisen 23, I, 261 : 1903, gefertigt von W a r m -
b r u n n , Q u i 1 i t z & C o."^ BerHn), und Hahn
(Journ. f. Gasbeleucht. 49,
^^ 367, 474; 1906, bei C o r n.
Heinz, Aachen) haben
\aer Absorptionspipetten für
Lauge, rauchende Schwefel-
säure, Pyrogallol und
ammoniakalische Kupfer-
chlorürlösung und ein wasser-
gekühltes Verbrennungsgefäß
mit Platinspirale. Die
Apparate sind mit be-
.sonders wirksamen Absorp-
tionsgefäßen ,, Strahlsaugern"
(X o M- i c k i , Chem. Zentral-
blatt 1905, ir, 919) aus-
gerüstet.
J. P f e i f f e r beschreibt einen zweckmäßig abgeänderten Orsat-
Apparat (Journ. f. Gasbeleucht. 51, 523: 1908). bei dem der Kapillar-
fehler vermieden uird, und durch Anwendung von mit Schwefelsäure
fingesauertem und durch Methylorange rot gefärbtem Sperrwa.s.ser
hohler, die durch Mi.schung von Absor))tionsflüssigkeit mit Sperrfliissi.r-
keit entstehen, unschädlich gemacht «erden. Es sind ein Meßroirr
drei Absorptionspipetten und eine mit Quecksilber L'<'füllte Kxplosions-"
Pipette vorgesellen. Tm auch gerinj.'e Mengen unverbrannter(;a.se. die un-
mittelbar nicht zur Kxplosion gebracht werden können (z. B.Auspuffgase
von (Jroßgasma.schinen) i.w bestimmen, ist eine vierte Pipette mit Zink und
bchwefelsäurefür Hcrstelhmg von reinem Wa.s.senstoff gefüllt, vorhanden.
Fig. 95.
.jßo Technische Gasanalyse.
Zur Untersuchung von Grubengasen dienen die sog. G r i s o u -
m e t e r (Verfertiger : E.Heinz, Aachen ; G. A. S c h u 1 1 z e , Char-
lottenburg), welche durch eine elektrisch zum Glühen zu bringende
Platinspirale das Methan-Luftgemisch verbrennen. Aus der Kon-
traktion und der Verbrennungskohlensäure wird nach S. 243 der Gehalt
an Methan ermittelt. Für Ermittelung geringer :SIethangehalte schlägt
C 1. W i n k 1 e r (Techn. Gasanalyse, S. 179) die Verbrennung des Methans
und titrimetrische Bestimmung der entstandenen Kohlensäure vor.
Der Jellersche Apparat (Zeitschr. f. angew. Chem. 9, 692;
1896) zur Bestimmung geringer Kohlenoxyd- und Methangehalte in
Grubenwetterströmen wird neuerdings von W e n d r i n e r (ebenda 17,
1062; 1904) empfohlen.
Genaueres über die Analyse von Grubengasen findet sich bei
0. Brunck, Chemische Untersuchung der Grubenwetter, Freiberg 1900.
Hempels Gasbürette mit Absorptionspipetten.
W. H e m p e 1 (Gasanalytische Methoden, Braunschweig) hat die
Ettlingsche Gaspipette (vgl. Fischer, Chemische Technologie
der Brennstoffe, Bd. I, S. 241) in mannigfaltiger Weise ausgebildet.
Seine Gasbürette (Fig. 96) besteht aus den beiden Glasröhren
a und b, welche in mit Blei beschwerte Holzfüße eingesetzt
sind und durch einen etwa 120 cm langen, dünnen Gummischlauch
miteinander in Verbindung stehen. Die Röhren a und b sind
innerhalb der Holzfüße rechtwinkhg umgebogen und konisch verengt,
das aus dem Holze herausragende Ende hat etwa 4 mm äußeren Durch-
messer und ist etwas aufgekröpft, so daß ein überzogener Gummi-
schlauch dicht daran befestigt werden kann. Die Meßröhre b verläuft
an ihrem oberen Ende in ein etwa 1/2 bis 1 mm weites, 3 cm langes,
starkwandiges Röhrchen, an welches ein kurzes Stück neuer, schwarzer
Gummischlauch befestigt ist. Ein Quetschhahn schheßt, indem man
das Gummistück dicht hinter der Glasröhre zuklemmt, dieselbe in
genügender Weise ab.
Die Absorptionspipette (Fig. 97) besteht aus zwei
großen Kugeln a und b, welche durch die Röhre d miteinander ver-
bunden sind, und dem doppelt gebogenen, 14 bis 1 mm weiten, ganz
starkwandigen Glasrohre („Kapillarrohre") c. Kugel« faßt etwa
100 ccm, b 150 ccm, damit, wenn b mit 100 ccm Gas gefüllt ist, noch hin-
länghcher Raum für das Absorptionsmittel darin bleibt. Um die
Pipette vor dem Zerbrechen zu schützen und eine leichtere Handhabung
zu ermöghchen, ist sie auf eine mit Fuß versehene Holzfassung ge-
schraubt^oder nach einer sehr zweckmäßigen Ausführung von Bender
•und H o b ein , München, durch Sehrauben an einem leichten Eisen-
gestell befestigt. Bei tn ist, um den Flüssigkeitsfaden in der Kapillare
erkennbarer zu machen, eine weiße Porzellanplatte eingelassen.
Die Absorptionspipette für feste Reagenzien
ist wie die vorige konstruiert, nur daß sie statt der Kugel b einen zyHn-
Hempels Absorptionsapparate.
263
drischen Teil a (Fig. 98) liat, welcher durch einen unten befindlichen
halsförmigen Ansatz mit festen Körpern (Phosphor u. dgl.) gefüllt
werden kann. Man wendet die zusammengesetzte Absorptionspipette
da an, wo an der Luft veränderliche Absorptionsmittel (wie Pyrogallus-
säurelösung oder ammoniakalisches Kupferchlorür) oder lästige Dämpfe
ausstoßende Substanzen (vne Brom) benutzt werden. Die eigentliche
Absorptionsvorrichtung ist bei dieser Pipette a und h, während das
Kugelpaar c und d nach Eingießen von etwas Wasser einen hydrauUschen
Verschluß bildet.
Zur Füllung der Pipetten mit
Absorptionsflüssigkeit gießt man
bei der einfachen Absorptionspipette
(Fig. 97) die Flüssigkeit in den
weiten Rohransatz von a und saugt
die in b befindliche Luft durch das
Kapillarrohr c vorsichtig ab. Nach
der Füllung soll die Kugel b voll-
ständig und bis in die heberförmige
Biegung des Kapillarrohres hinein
gefüllt sein, während die Kugel a
nahezu leer bleibt. Die Füllung der
zusammengesetzten Absorptions-
pipette (Fig. 98) geschieht am
besten dadurch, daß man auf das
Kautschukende des an die Kugel a
angeschmolzenen Kapillarrohres ein
wenigstens meterlanges Trichterrohr
aufsetzt, durch welches man die
Absorptionsflüssigkeit eingießt.
Zur Ausführung der Analyse
entfernt man die Verbindungs-
kapillare E (Fig. 99), hebt die vor-
her mit Wasser gefüllte Standröiire B
mit der linken Hand empor und öffnet
mit der rechten den Quetschhahn /
der Meßröhre A, bis diese gefüllt
ist, und das Wasser auszutreten be-
ginnt. Nunmehr verbindet man den Schlauch des Quetschhahnes /
mit dem bereits mit flas gefüllten Saugrohre, setzt die Standröhre auf
den Boden des Zimmers und läßt das (Jas durch Offnen des Quetsch-
hahnes/ in die Meßröhre eintreten.
Um nun ICK) ccm (ias zur Abmessung zu bringen, füllt man in
die Bürette zunächst etwas mehr als 100 ccm Ga.s, preßt das.selbc durch
Heben der Standnihre auf ein kh^ineres Volumen als 100 cem zusammen,
klenmit den Verbindungsschlaueh l)ei f/ mit dem Daumen »uul Zeige-
finger der rechten Kand ab. senkt das Standroiir wieder und läßt nun
durch vorsichtiges Lüften des Schlauches so viel Wasser zurücktreten.
Fig. 96.
264
Technische Gasanalyse.
daß die Nullmarke eben erreicht wird. Öffnet man dann den Quetsch-
halin / des Meßrohres einen Augenblick, so gleicht sich der Druck mit
dem der äußeren Atmosphäre aus. Die Bürette enthält nunmehr
100 ccm Gas, wovon man sich durch eine Kontrollablesung bei in eine
Ebene gebrachten Oberflächen der die Röhren erfüllenden Wasser-
säulen überzeugt.
Hierauf wird in der aus Fig. 99 ersichthchen Weise die Pipette
durch die Verbindungskapillare E mit der Bürette verbunden. Um zu
vermeiden, daß hierbei kleine Luftblasen eingeschlossen werden, füllt
man vor dem Einstecken der Verbindungskapillare das über dem
Quetschhahn / befindliche Gummistück mit Wasser, steckt die Ver-
bindungskapillare in das Gummistück, wodurch sie sich vollständig
mit Flüssigkeit füllt, und schiebt sie in das mit zwei Fingern der rechten
Fig. 97.
Fisr. 9S.
Hand gefaßte und dabei durch Breitdrücken von ihrem etwaigen Luft-
inhalt entleerte Gummistück i der Pipette. Öffnet man hierauf den
Quetschhahn /, indem man gleichzeitig die Standröhre a hebt, so strömt
das zu untersuchende Gas durch das Verbindungsrohr in die Absorptions-
pipette. Ist das Gas übergeströmt, so läßt man noch etwa |4 ccm
Wasser nachtreten, wodurch das Kapillarrohr ausgespült und von dem
vorher darin enthaltenen Absorptionsmittel hinlänglich befreit wird.
Das Gas befindet sich nun zwischen zwei Flüssigkeitssäulen, dem
Absorptionsmittel und dem die Kapillare erfüllenden Wasser, ab-
geschlossen. Jetzt löst man, nachdem die Bürette mittels des Quetsch-
hahns / geschlossen ist, die Verbindung mit derselben und bringt durch
gelindes Schwenken der Pipette das Gas zur Absorption. Dann verbindet
man Bürette und Pipette wieder und läßt, indem man das Standrohr
auf den Fußboden stellt, das Gas in die Bürette zurückströmen, wobei
man acht hat, daß das Absorptionsmittel nur bis eben in den aufsteigenden
Endschenkel der Pipettenkapillare, nicht aber in die Verbindungs-
kapillare E dringt. Man schließt den Quetschhahn, entfernt die
Pipette, hebt die Standröhre so hoch, daß beide Wasserspiegel in gleiche
Ebene fallen, und liest ab.
Hempels Absorptionsapparate.
265
In gleicher Weise kann man bei jedesmal gewechselter Pii^ette
einen zweiten, dritten usw. Gasbestandteil zur Absorption bringen.
Zur Bestimmung von Wasserstoff und Methan
wird zunächst der Wasserstoff durch Palladiumschwamm absorbiert
und hierauf das JMethan durch Explosion verbrannt. Während reines
Palladium sich indifferent gegen ein Gemisch von Wasserstoff, Methan
und Stickstoff verhält, tritt beim Zusammenbringen dieser Gase mit
o X y d u 1 haltigem Palladium zunächst eine teilweise Verbrennung
des Wasserstoffes unter Freiwerden von Wärme ein, welche das bei-
gemengte metallische Palladium auf die Temperatur bringt, wo es
9ü.
Fig. 100.
große Massen von Wasserstoff durch Okklusion abs()r))icren kann.
Der Vorgang bei dieser Reaktion ist also teils Verbrennung, teils
Okklusion.
4 — 5 g Palladiumschwamm werden in Portionen von etwa je 1 g
auf dem Deckel eines Platintiegels bis nahe zum Glüiieii erhitzt, damit
ersieh obcrfliiclilich niitdcrzur Reaktion n(")tigen Oxydiiihaut überzieht.
Man füllt nun ein l'-Kohr (von 4 mm lichter Weite und 20 cm (iesamt-
länge) mit 4 g dieses präparierten Palladium.schwammes an, stellt es in
ein Becherglas// (Fig. 1(K)) und füllt dasselbe mit warmem Wasser,
welches man auf (H) — 1(»0" cihitzt. Dieses heiße Wasser dient anfangs
Izinu Einleiten der Reaktion, späterhin zur .Vbkühhnig, damit infolge zu
hoher Temperatur nicht auch das Methan teilweise verbreiuie. Afan
266
Technische Gasanalyse.
mißt nun das nach Entfernung aller absorbierbaren Bestandteile
bleibende Gasgemisch von Wasserstoff, Methan und Stickstoff in der
Bürette und verbindet mit derselben mittels der kapillaren Röhre E
das die U-förmige Palladiumröhre enthaltende Becherglas und letzteres
ebenfalls durch eine Kapillarröhre E mit einer bis etwa unter i mit
Wasser gefüllten Gaspipette, welche ledighch dazu dient, ein wieder-
holtes Überführen des zu untersuchenden Gases durch das Palladium-
rohr zu ermöghchen. Man verwendet dazu zweckmäßig die mit destil-
liertem Wasser gefüllte Explosionspipette (Fig. 101). Man treibt nun
das Gas nach dem Öffnen des Quetschhahnes d durch Heben und Senken
des Rohres a dreimal hin und her durch das Palladium. Hierauf ersetzt
man das heiße Wasser im Becherglas durch solches von Zimmer-
temperatur und führt den Gasrest noch zweimal hin und her, um den-
selben vollständig abzukühlen. Es
gelingt so, den Wasserstoff bis auf
die letzte Spur zur Absorption zu
bringen. Führt man dann das Gas
so weit in das Meßrohr, daß das
Wasser in der Pipette wieder heii
steht, so entspricht die Differenz der
beiden Messungen vor und nach der
Absorption dem Wasserstoffgehalt
-f- der Menge Sauerstoff, welche in
dem U-Rohre vorhanden war. Diese
Luftmenge und damit ihr Sauer-
stoffgehalt läßt sich ein für alle-
mal dadurch ermitteln, daß man das
mit Palladium gefüllte U-Rohr an
der einen Seite mit einem Glasstopfen
und Gummistück verschließt und
es durch Einstellen in Wasser auf
etwa 9" abkühlt, dann durch eine Kapillare mit der ganz mit Wasser
gefüllten Bürette in Verbindung setzt und nun durch Einstellen in
siedendes Wasser die Temperatur auf 100" bringt. Die Ausdehnung
der eingeschlossenen Luft entspricht dann einer Temperatur-
differenz von 91", also dem dritten Teil des eingeschlossenen
Gasvolumens.
Das Palladium wird nach der Reaktion regeneriert, indem man
zunächst durch Überleiten von Luft, wobei eine starke Erhitzung ein-
tritt, etwaige tropfenförmige Feuchtigkeit wegschafft, so daß das
Palladium sich als staubtrockener Körper leicht aus dem Rohr heraus-
schütten läßt, und dann, wie oben angegeben, durch Glühen auf dem
Deckel eines Platintiegels oberflächhch oxydiert. Da keine Luft dem
Gasreste beigemischt werden muß, so kann derselbe unverdünnt und in
seiner ganzen Menge verwendet werden. Dagegen versagt das Ver-
fahren nach Drehschmidt leicht bei Gegenwart von Kohlenoxyd,
schweren Kohlenwasserstoffen, Salzsäure u. dgl.
Fig. 101.
Hempels Absorptionsapparatc. 267
Das nach Absorption des Wasserstoffs durch Palladium noch übrige
Gemenge von Methan und Stickstoff wird nun in die Explosions-
pipette (Fig. 101) gebracht. Dieselbe besteht aus den beiden
15(> — 200 ccm großen, durch das Rohr (j miteinander verl)undenen
Kugeln a und h, an welche sich das Kapillarrohr c anschheßt. Bei / sind
zwei feine Platindrähte eingeschmolzen, die in leitender Verbindung
mit den kupfernen Ösen k stehen ; bei d befindet sich ein großer, schwach
gefetteter Glashahn. Die Pipette i.st mit verdünnter Kalilauge oder
Wasser gefüllt.
Man führt nun zunächst das in der Bürette abgemessene, zu unter-
suchende Gas ein, dann die zu dessen Verbrennung nötige Luft, so daß
die Kapillare c vollständig mit Wasser erfüllt ist. Man verschheßt
hierauf den Glashahn d und das Gummistück mit einem starken Quetsch-
hahn und Glasstöpsel, mischt die Gase durch Schütteln und bringt zur
Explosion; indem man die Ösen k mit den Poldrähten eines Induktions-
apparates in Verbindung bringt und den Strom schließt. Hierauf öffnet
man den Hahn d und absorbiert das gebildete Kohlendioxyd durch
Schütteln. War die Pipette statt mit verdünnter Kahlauge mit Wasser
gefüllt, so führt man den Gasrest nach der Verbrennung in die Gas-
pipette mit Kalilauge über und aus dieser in die Bürette. Der dritte
Teil der Kontraktion entspricht dem Volumen des Methans. Der so
gefundene Wert, von der Gesamtmenge des zu verbrennenden Gases
abgezogen, entspricht dem Stickstoff. Enthält der zu explodierende
Gasrest auf 100 Vol. nicht l)rennbaren Gases weniger als 26 Vol. brenn-
bares Gas, so mischt man Knallgas zu, und zwar in solchem Verhältnisse,
daß das zu explodierende Gemenge alsdann 26 — 64 (am besten 26 — 40)
Vol. brennbares Gas enthält.
Diesem etwas mißlichen Explosions verfahren ist die von
Cl. W i n k 1 e r (Zeitschr. f. anal. Chem. 28, 286; 1889) vorgeschlagene
explosionsfreie Verbrennung des Methans mittels eines elektrisch
glühenden Palladiumdrahtes oder die Verbrennung mit der D r e h -
schmidtschen P 1 at inkapillare (Ber. 21, 324ö; 1888) vorzuziehen.
Einige Abänderungen der H e m p e 1 sehen Apparate seien er-
wähnt: Bal)itt (Journ. Amer. Chem. Soc. 26, 1026; 1904) beschreibt
einen feststehenden H e m p e 1 - Apparat, bei dem Meßrohr und
Pipetten an einer (»leitstangc aufgehängt sind. De V o 1 d e r e (Zeitschr.
f. chem. App. -Kunde 2, 344; 1907) empfiehlt eine Modifikation, bei der
das Niveaurohr durch eine Niveauflasche mit Seitenrohr, das Meßrohr
durch eine P f e i f f e r sehe Bürette (Zeitschr. f. angew. Chem. 20. 22;
1907) ersetzt ist. Hill (l»roc. Chem. Soc. 24, 9'); 19(>S) bringt an
der abwärts geführten Verbindungskapillarc einen Dreiwcghalui an,
Spencer (Ber, 42, 1786; 1909) empfiehlt einen Spezialhahn, um
das Verbindungsröhrclien zwischen Messbürette und Absorptions-
pipette zuverlässig mit F^lüssigkeit füllen zu können.
Zur Untersuch u n g von ( J c n e r a t o r g a s , M i s c h -
gas oder W a s s c r g a s verwendet V. F i s i- h e r (Zeit-
schrift f. angew. Clieni. 3, T)'.)! ; IS90) den Apparat Fig. 103.
2ß8 Technische Gasanalyse.
Er besteht wesentlich aus dem birnenförmigen Arbeitsbehälter A^)
und dem mit Standrohr D verbundenen Meßrohr M. Trägt dasMeßrohr
Millimeterteilung (wie in der Abbildung angedeutet), so muß es durch
Ausmessen mit Quecksilber kalibriert werden; bei Kubikzentimeter-
teilung trägt das Meßrohr in gleicher Höhe dieselben Teilstriche, lediglich
der bequemen Einstellung wegen. Die beiden Quecksilberflaschen F
und L hängen in entsprechend ausgeschnittenen Holzstücken z, welche
durch Blechstreifen m mit Gelenk bzw. Bügel w verbunden sind und
dadurch leicht und sicher an den mit entsprechenden Einkerbungen
versehenen Holzstäben H in beliebiger Höhe aufgehängt werden können.
Das unten eingesetzte oder seitlich an A angeschmolzene Rohr a ist
durch stark wandigen Kautschukschlauch mit F verbunden. Der
Zünder g besteht aus einem Nickelrohr, durch welches ein Nickeldraht v,
durch ein Glasrohr isoliert, geführt ist. Oben sind beide Teile mit
Ansätzen versehen, welche durch einen spiralförmig gewundenen
Platindraht verbunden sind (Fig. 102). Unten ist die Vor-
£^^ richtung mit zwei Klemmschrauben versehen. Damit der
Platindraht gleichmäßig glüht, ohne abzuschmelzen,
empfiehlt es sich, in den Stromkreis einen veränderlichen
Widerstand einzuschalten und mit der abnehmenden
Stromstärke entsprechend zu verringern; bei Verwendung
y von 3 Elementen kann man so sehr bequem den Draht
1 — 1^4 Minuten, also genügend lange, rot glühend er-
halten; wird der Draht hellrot glühend, so ist der Vor-
sicht wegen der Widerstand zu vergrößern, damit der
Draht nicht abschmilzt. Die Verbindung bei c wird durch
Gummischlauch und Messingschelle bewerkstelligt ^).
Bei Ausführung der Analyse zieht man
Zünder g nach unten (so daß die Drahtschlinge in
den unteren Teil von A kommt), füllt A, M, D durch
Fig. 102. Heben der beiden Flaschen mit Quecksilber, schließt die
Quetschhähne auf den Schläuchen und die drei Glashähne,
so daß das Schlauchende des Dreiweghahnes d ^) mit Wasser oder
Quecksilber gefüllt bleibt, steckt das eine ausgezogene Ende der die
Gasprobe enthaltenden zugeschmolzenen Glaskugel (S. 236) hinein,
bricht die Spitze innerhalb des Schlauches ab, taucht das andere Ende
in Wasser (oder Quecksilber), bricht auch hier die Spitze ab, dreht
Hahn d so, daß die Verbindung mit A hei'gestellt ist, und saugt die
Gasprobe durch Senken der Quecksilberflasche F nach A herüber.
Nun dreht man Hahn d und h um 90° und treibt durch Heben der
Quecksilberflasche F und Senken der anderen Flasche L die erforder-
liche Menge des Gases in das Meßrohr M. Ist im Behälter A ein Gasrest
1) Es ist zu beachten, daß der obere Teil von A so weit ist, daß kein
Tropfen hängen bleibt.
-) Die Entfernung zwischen v und d wird etwas größer genommen, als
die Figur angibt.
^) Hahn d muß des sicheren Abschlusses w'egen 12 bis 15 mm dick sein.
Apparat von F. Fischer.
269
Fijr. KCl.
270 Technische Gasanalyse.
und etwaiges übergesogenes Wasser enthalten, so drückt man diese
durch Hahn d nach außen. Nun wird die Gasprobe gemessen, durch
Trichter t 0,3—0,5 ccm Kahlauge in Behälter A gelassen, dann die
Gasprobe aus Jf nach ^4 übergeführt, nach der Bindung des Kohlendioxyds
wieder nach M ; man läßt dabei aber die Kalilauge nur bis zu einer Marke
unmittelbar vor d steigen, welche bei der Kalibrierung des Rohres
berücksichtigt werden kann. Ist so das Kohlendioxyd bestimmt und auf
Sauerstoff (welcher aber in Heizgasen selten vorhanden ist) mit Pyro-
gallol ^) gejjrüft, so muß Behälter A bis Hahn d sorgfältig gereinigt
werden, da sonst nach der Verbrennung ein Teil des gebildeten Kohlen-
dioxyds sofort gelöst wird, so daß die Kontraktion zu groß ausfällt.
Dieses geschieht durch Eingießen von 10 — 20 ccm Wasser in den
Trichter t, Senken der Flasche F, dann Heben derselben, so daß die
Flüssigkeit durch Hahn d in eine (durch ein kurzes Glasrohr und längeren
Schlauch damit verbundene) Flasche abfließt. Dieses wird zwei- bis
viermal wiederholt -).
Zur Verbrennung des Wasserstoffs, Kohlenwasserstoffs und
Kohlenoxyds saugt man durch Hahn n die erforderliche Menge atmosphä-
rische Luft in Rohr ilf ein; für 100 T. Generatorgas genügen meist
120 T., für Mischgas 150 T. Luft '^). Nach dem Messen werden Hähne d
und h so gestellt, daß beim Heben der Flasche L das Gasgemisch in
den Behälter A tritt. Sobald die Platinspirale des hochgeschobenen
Zünders g (wie Fig. 103 zeigt) aus dem Quecksilber herausragt, schließt
man den Strom, so daß die Spirale eben rotglühend wird,
und treibt rasch den Rest des Gases ein. Die Verbrennung findet dann
meist ohne, sonst aber jedenfalls mit völlig gefahrloser Verpuffung statt.
Will man Sauerstoff verwenden (was jedoch für technische
Zwecke meist überflüssig ist), so stellt man diesen passend mit Kalium-
chlorat her. Man bringt etwa 2 g Kaliumchlorat in das kurze Reagens-
rohr r (Fig. 104), setzt den Stopfen auf, verbindet e mit einem Glasrohr,
welches in ein Gefäß mit Wasser taucht (und ledigHch als Sicherheits-
ventil dient), a mit dem Schlauchansatz des Hahnes «i (Fig. 103). Mit
einer kleinen Flamme bringt man die Sauerstoffentwicklung in Gang,
läßt das Gas zunächst durch e entweichen, dann durch d und n, schließt n
^) Da Behälter A bereits überschüssige Kalilauge enthält, so läßt man
durch Hahn n lediglich etwa 0,1 ccm Pyrogallussäurelösung (1: 3) zutreten.
^) Sollte durch Unachtsamkeit auch etwas Kalilauge über d hinaus bis h
oder gar bis M gelangt sein, so läßt man nach beendeter Reinigung von Rohr A
nochmals Wasser durch Trichter t eintreten, hebt F, bis alle Luft durch Hahn n
und d (durch letzteren auch etwas Wasser) entfernt ist, worauf man den Quetsch-
hahn auf dem Schlauchansatz schließt und durch Drehen der Hähne d und h
um 90° das Wasser nach M übertreten läßt. Dann hebt man Flasche L und
senkt F, so daß die Gasprobe, das Wasser und auch etwas Quecksilber nach ^4
übertritt. Ist dieses geschehen, so läßt man nur die Gasprobe nach M zurück-
treten, schließt Hahn d nach M zu ab, sobald die Flüssigkeit denselben fast be-
rührt, sofort auch h und läßt nun das Wasser wieder durch d abfließen. Man sorgt
dafür, daß das Schlauchende von d mit Wasser (oder Quecksilber) gefüllt bleibt.
^) Faßt das Meßrohr M 120 ccm, so nimmt man also für 50 ccm Generatorgas
etwa 60 ccm Luft bzw. auf 50 ccm Mischgas 70 ccm Luft.
Apparat von Fischer.
271
und senkt langsam Flasche F, so daß sich in A die genügende Menge
reinen Sauerstoffs sammelt (der Überschuß entweicht durch e), von
dem man die erforderhche Menge nach M überführt. Bei Ver\\ endung
von Sauerstoff findet meist Verpuffung statt, so daß Anfänger
gut tun, das Gasgemenge so zu behandeln Avie beim Wassergas.
Da 100 ccm Wassergas 70 — 73 ccm Sauerstoff, somit etwa
360 ccm atmosphärische Luft erfordern, so sind auf 25 ccm AVassergas
etwa 75 ccm Luft erforderlich. Will man (zur Erreichung größerer
Genauigkeit) 40 ccm Wassergas verwenden, so nimmt man etwa 35 ccm
Luft und 25 ccm Sauerstoff; man läßt so viel von dem Gemisch nach A,
daß die Spirale des hochgeschobenen Zünders g (s. Fig. 102) außer
Quecksilber ist, schließt Hahn d, senkt Flasche F (um die Ver-
puffung zu mäßigen), bringt Zünder g zum schwachen Glühen, unter-
bricht den Strom, läßt wieder etwa 30 ccm des Gasgemisches nach A,
zündet bei geschlossenem Hahn d nochmals und behandelt dann den
Rest ebenso. Dieses vorsichtige Verfahren
ist besonders Anfängern zu empfehlen; nach einiger
Übung kann man so verfahren wie beim Generator-
gas, nur muß Hahn h möglichst enggestellt ^j;:?:^
werden, um ein Überschlagen der Verpuffung nach * ^
M zu verhindern. Eine Explosion ist dann aus-
geschlossen.
Man läßt das Gasgemisch nach M nochmals
zurücktreten und führt es über die glühende Platin-
spirale wieder nach B, dann zur Messung nach M.
Man findet so die durch die Verbrennung bewirkte
Kontraktion des Gasgemenges. Dann bestimmt
man in der S. 270 besprochenen Weise das gebildete
Kohlendioxyd und den überschüssigen Sauerstoff und
hat dann alle zur Berechnung von CO2, CO, CH4, H, O und X er-
forderlichen Zahlen.
Um wissenschaftlich genaue Zahlen zu bekommen,
sind M und D in Millimeter geteilt, und bei jeder Ablesung wird durch
ein in den Wassermantel von M eingesetztes Thermometer die Tem-
peratur, ferner Barometerstand und der Quecksilberstand in M und D
(durch Lupe) abgelesen. Die Berechnung ^) der erhaltenen Resultate
geschieht dann auf 0'' und 1000 mm Barometerstand nach
V =
v (B — b — e)
1000[l-f (0,00366 <)]'
woljei V das abgelesene Volumen des Gases, B der Barometerstand (vvd.
auf 0 '), b der Quccksilbcrstaiid in M — -D und e die Spannung des
Wasserdampfes bei ^" bedeutet. Stellt man vor jeder Ablesung (mit
Lujje) das Quecksilber in 1) und M genau gleich hoch, so ist die Be-
1^) Ausführlich in Fischer
Bd. I, S. 88.
I
Chemische Technologie der Brennstoffe
272
Technische Ga«analvse.
rechnung auf 1000 mm und die Berücksichtigung des Barometerstandes
überflüssig, so daß nur die etwaige Temperaturänderung des Wassers im
Rohr M zu berücksichtigen ist. Bei einiger Vorsicht kann man aber
auch diese vermeiden, so daß dann alle diese Korrektionen wegfallen.
Nun geben nach der Gleichung CO 4- 0 = COg 2 Vol. Kohlenoxyd
mitl Vol. Sauerstoff 2 Vol. Kohlendioxyd, somit eine Kontraktion von Y,,
nach CH4 -- 4 O = CO2 + 2 H, 0 2 Vol.' Methan mit 4 Vol. Sauerssfoff
2 Vol. Kohlendioxyd, somit eine Kontraktion von 2, und nach
H2+O = HgO gibt Wasserstoff eine Kontraktion von ^/a- Die drei
Gase geben sonach eine Kontraktion von ^j^' c, 2 m und ^Z., w; die
Gesamtkontraktion n ist gleich der Summe der einzelnen Verdich-
tungen, oder
n = 1/2 c + 2 m + ^/a "^'•
Ferner ist die ]\Ienge des gebildeten Kohlendioxyds k = c 4- m und
das Gesamtvolumen V = c + m + av, folghch die Menge von
W^asserstof f w = V — k
Kohlenoxyd c = 1/3 k + V — ^/^n
Methan m = 2/3 k — V + 2/3 n.
Em Beispiel von Generatorgas möge diese Berechnung (abger.
Zahlen) erläutern:
60 ccm
56,1, somit 3,9 ccm CO2
116.1, - 60 ccm Luft, darin 47, -t ccm N
101.2, - n = 14,9
87,6, - k = 13,6
Angewendet . .
Nach Abs. d. CO2
- Eml. V. Luft
Verbrennung
- Abs. d. COj"
Absorption des
Sauerstoffs . .
Davon atin. Stickst. .
Somit :
85,7
47,4, folglich 38,3 ccm X u. V = (56,1 — 38,3) = 17,8.
■4,5 -f
17,8— 13,6 =
17,8 — 10 =
Zusammen:
9,1 — 17
Kohlendioxyd
Kohlenoxj'd .
Methan . . .
Wasserstoff
Stickstoff . .
10
4.2 ccm Wasserstoff
12,3 - Kohlenoxyd
1.3 - Methan.
3,9 oder
12,3 -
1,3 -
4,2 -
38,3 -
6,5 Proz.
20,5 -
2,2 -
7,0 -
63,8 -
60,0 oder 100,0 Proz.
Apparate für schnelle und kontinuierliche Gasanalyse.
In den letzten Jahren haben die Methoden und A p parate
für schnelle und kontinuierliche Gasanalysen
immer größere Verbreitung gefunden. Da von den in der Literatur
beschriebenen Ausführungsformen viele im Handel nicht erhälthch
sind (S a m t e r , Zeitschr. f. angew. Chem. 20, 1851; 1907), so sollen
im nachfolgenden nur jene Konstruktionen beschrieben werden, welche
tatsächhch in der Praxis angewendet und von Spezialfirmen bezogen
werden können.
Apparate für schnelle und kontiiuiierlirhe Gasanalyse.
:7.s
In den meisten Fällen handelt es sich um schnelle oder kontinuier-
liche Bestimmung des Kohlendioxydgehaltes von Rauchgasen zur Kon-
trolle des Heizers, docli können die angegebenen Apparate auch zur
Bestimmung anderer Gasgemische verwendet werden.
Die Lux sehe Gas wage (Bezugsquelle: Vereinigte Fabriken f.
Laboratoriumsbedarf, Berlin X) ist durch die S c h n e 1 1 g a s w a er e
(bei G. A. Schnitze, Berlin-Charlottenburg) verbessert worden.
Ein Mikroraanometer m ird mit einem 2 m langen Glasrohre, das ab-
wechselnd mit dem zu untersuchenden Verbrennungsgase, dann mit
Luft gefüllt werden kann, in Verbindung gebracht. Das spezifische
Gewicht der Verbrennungsgase hängt
hauptsächhch von der Menge des in
ihnen enthaltenen Kohlendioxyds ab.
Das Mikromanometer gibt direkt die
Prozente Kohlendioxyd an. Eine Saug-
und Druckpumpe ermöghcht, das gläserne
.Standrohr rasch mit Luft bzu-. dem zu
untersuchenden Gasgemische zu füllen.
Eine vollständig selbsttätig er-
folgende Angabe des Kohlendioxyd-
gehaltes geschieht beim Rauchgas-
analysator, System K r e 11 -
S c h u It z e (Zeitschrift d. Vereins
deutscher Ingen. 1900, lö7, zu bezielien
bei G. A. S c h u 1 t z e , Berlin-Charlotten-
burg). Die Wirkungsweise des Apparats
erfolgt ebenfalls durch Feststellen der
Gewichtsunterschiede einer Gas- und
einer Luftsäule von gleicher Höhe.
Durch ein kommunizierendes Röhren-
paar mit gleich langen Schenkeln a und
f> (Fig. 105) wird einerseits das zu unter-
suchende Gas, andrerseits Luft durch-
gesaugt. Der Gewichtsunterscliicd
beider gleichhoher (;assäulen wird
durch ein empfindliches Mikromano-
meter (({, r) angezeigt. Der jcwcihge
Stand der .Meßflüssiirkcit im .Mikio-
manometer kann durch eine iJclit<|ucll
l)rochen aufgezeichnet werden.
Xtffn SfUwe-A^artit
ata—
Gas ^latung
Fig. 105.
j)hot()graj)hisch ununter-
Zweckmäüig wird der Apparat gegen-
über den Kesselfeuerungen aufgestellt und mit Fernablesung ausgerüstet,
HO daß der H(^izer von seinem Stande aus den Kohlcusäiircirchalt der
Kauchga.se ablesen kann. (Schemati.sche Abbildungen und ausführ-
liche Beschreibung gibt I) o s c h in seinem liuchc: ..Brennstoffe,
Feuerungen und DHUipfkessel" 1907, S. 2L>r) und Zeitschr. f. chem App -
Kunde 2, 473; 1<»()7.)
Diese auf dem I'rinzip des hydrostatischen Dnickuntcrschiedes
l'iitorsiichungen. 0. .Aufl. I. Ig
274 Technische Gasanalyse.
konstruierten Apparate lassen sich natürlich auch für alle anderen
Gasgemische brauchen, sofern ihre Bestandteile große Unterschiede im
spezifischen Gewichte aufweisen.
Weniger empfindlich als die eben beschriebenen Apparate sind
jene Konstruktionen bei denen das Kohlendioxyd absorbiert wird, und
die Volumenunterschiede vor und nach der Absorption registriert
werden. Ihr Vorteil ist die bequeme Registrierung, ihr Nachteil,
daß sie periodisch funktionieren, indem sie nur etwa alle 5 Minuten eine
Analyse ausführen und registrieren, da zur vollständigen Absorption
das Gas einige Zeit mit dem Absorptionsmittel in Berührung bleiben
muß. Das Prinzip dieser Apparate besteht darin, daß ein bestimmtes
Volumen des zu untersuchenden Gases abgesaugt, hierauf durch Natron-
kalk oder Kahlauge das Kohlendioxyd entfernt und das Volumen des
Gases nach durchgeführter Absorption gemessen und registriert wird.
Der einfachste Apparat dieser Art ist der ,,Combustion Tester"
von C r a i g , dessen Konstruktion darauf beruht, daß zwischen zwei
synchron laufenden Gasuhren ein Natronkalkabsorptionsapparat ein-
geschaltet ist, und daß aus der Differenz der Umlaufszahlen der Zeiger
direkt der Kohlendioxydgehalt abgelesen werden kann (Chem. Trade
Journ. 18, 445; 1896).
Der ,,H eizeffektmesser Ados" nach Patenten von
Arndt (Zeitschr. d. Vereins deutscher Ingen. 1902, 320, s. a. DRP.
125 470 und 160 288, zu beziehen von Ados, G. m. b. H., Aachen)
besteht aus dem Kraftwerk, das durch den Schornsteinzug oder eine
Wasserstrahlpumpe betrieben wird, aus den Gaspumpen und dem
Absorptionsapparate mit Registriervorrichtung (Fig. 106).
Die mitGlycerin gefüllte Niveauf lasche N, welche durch das Kraft-
werk gehoben wird, saugt beim Herabgehen seitUch das zu unter-
suchende Rauchgas an. Hat die Niveauflasche den niedersten Stand
erreicht, dann ist die in der Fig. 106 angegebene Füllung des
Gasbehälters durchgeführt. Wird nun die Niveauflasche gehoben,
so drückt sie einen Teil des zu untersuchenden Gases durch D und E
in die freie Atmosphäre hinaus, verschließt zunächst den Eintritts-
kanal für das zu untersuchende Gas und schließt, beim unteren Ende von
E angekommen, im Gasbehälter genau 100 com Gas ab. Steigt das
Glycerin nun noch weiter, so wird das zu untersuchende Gas in das
Absorptionsgefäß A gedrückt, das mit Kalilauge gefüllt ist. Die durch
das Eintreten des Gases verdrängte Kalilauge steigt nun in den mit Luft
gefüllten Raum B, drängt das dort befindhche Luftquantum in die
fast ausbalancierte Tauchglocke K. Hierdurch wird die Registrier-
vorrichtung GHJ betätigt und der Stand der Trommel auf
dem sich langsam bewegenden Papierstreifen aufgezeichnet. Je
weniger Kohlendioxyd im Gase befindlich ist, um so mehr Luft
wird durch die Kalilauge in die Trommel B verdrängt werden, und
um so höher wird diese steigen. Ist., durch den höchsten Stand des
Niveaugefäßes N bedingt, das Absperrglycerin bis zur Marke gestiegen
dann tritt automatischer Hubwechsel ein. Die Niveauflasche N senkt
Heizeffektmesaer „Ados'
275
sich, die Sperrflüssigkeit geht zurück, die KaUlauge im Absorptions-
gefaß^, die Tauchglocke Z und die im Gasbehälter hefindhche Flüssig-
keit kehren auf ihren früheren Stand zurück. Der von Kohlendioxyd
befreite Gasrest %%ird durch frisch angesaugte Rauchgase in die
Atmosphäre gedrückt. Ist die Niveauflasche in ihre tiefste Lage
Ah.so/-p/iy)/,.-,/,zf.sf/;n.
Fig. lon.
zurückgekehrt, dann beginnt eine neue Analyse. Wird der Absorptions-
• aum A mit Pliosphorstangen statt mit Kalilauge gefüllt, dann katui
man den Sauerstoffgcbalt der Kauchgase bestinniien.
Durch die durch das DIU'. 100 288 (Zeitschr. f. angcw. Chem. 18,
IL.}]; 1 !(();>) dunligt-füliiten Verbesserungen ist es möglich, das Gas
I stets unter Atmosphärendruck abzufangen, \vf)bei das Eindringen von
18*
276
Technische Gasanal vse.
atmosphärischer Luft vermieden wird, auch wenn die Gase mit Unter-
druck durch den Apparat gesaugt werden.
Das Kraftwerk besteht aus einem Flüssigkeitsbehälter mit ver-
schiebbarer Glocke, welche durch ein Gegengewicht fast ganz aus-
balanciert ist. Unter die Glocke mündet ein Rohr, das an den Schorn-
stein angeschlossen ist. Es ist mit einem Luftventil versehen, das
durch die Glockenbewegung selbst umgesteuert wird, wodurch eine
Auf- oder Abwärtsbewegung der Glocke veranlaßt wird. Durch eine
Übertragung der Glockenbewegung mit Seil und Riemenscheibe werden
die Gaspumpen betätigt. Es sind Glocken, \^elche in Glycerin tauchen
und bei steigender Bewegung Gas ansaugen und bei sinkender Be-
wegung es nach dem Absorptionsapparate drücken.
Der HeizeffektmesserMonopol (bei Kurt Stein-
bock, Frankfurt a. M. - Sachsenhausen, beschrieben in D o s c h ,
Brennstoffe, Feuerungen und Dampfkessel, S. 233) soAAäe der Ö k o n o -
=^
Fig. 107.
g r a p h (hergestellt von der Allg. Feuerungstechnischen
Gesellschaft , Berhn W, Wilhelmstraße) beruhen auf dem
gleichen Prinzip wie der eben beschriebene Heizeffektmesser A d o s.
Der Apparat von Schlatter und Deutsch, Budapest,
,.Coometer" genannt (gefertigt vonMichaelPal & Co., London SW,
beschrieben von Samt er, Zeitschr. f. ehem. App. -Kunde 3, 73;
1908) ist ganz aus Metall gefertigt und führt vier Analysen in der
Minute aus. Durch eine Pumpe \\ird das zu untersuchende Gas
angesaugt, dann durch feine Öffnungen in die Absorptionsflüssigkeit
eingedrückt, wodurch eine sehr rasche Absorption ermögUcht wird.
Der nicht absorbierte Gasrest betätigt eine Anzeigevorrichtung, welche
direkt Prozente Kohlendioxyd angibt. Der Apparat wird mit sicht-
barer Registriervorrichtung versehen.
Eine weitere Klasse von rasch arbeitenden automatischen
Apparaten für kontinuierliche Gasanalyse beruhen darauf, daß das zu
untersuchende Gas in zwei Leitungen in den Apparat eingeführt, aus
einem dieser Ströme der zu bestimmende Gasbestandteil durch Ab-
Autolysator von S t r a c li e.
Sorption entfernt und sein Prozentgehalt aus dem Druckunterschied
der beiden Gasströme bestimmt \^ird.
Der A u t o 1 y s a t o r von S t r a c h e , J o h o d a und
Genzken (Chem.-Ztg. 30, 1128; 1906; Zeitschr. f. ehem. App.-
Kunde 2, 57; 1907; Zeitschr. d. Vereins deutscher Tngen. 1908 1040 zu
beziehen von den Vereinigten F a b r i k e n f ü r L a b o r a -
t o r 1 u m s b e d a r f in Berlin) besteht in folgend beschriebenen
Vorrichtungen :
Das Gas wird von einer
Wasserstrahlpumpe durch ein
Kapiliarrohr K^ (Fig. 107) gesogen,
und mit Hilfe des Regulierhahnes H
wird der mit dem Differentialmano-
meter gemessene Druckunterschied
gleich gehalten. Dadurch bleibt die
in der Minute durch K^ hindurch-
gesogene Gasmenge gleich. Dieselbe
Gasmenge wird aber auch noch durch
ein zweites Kapillarrohr K^ gesogen,
und zwischen K^ und K^ werden die
Absorptionsgefäße A^^ und A^ ein-
geschaltet. Soll nun auf Kohlen-
dioxyd geprüft werden, so werden
die Absorptionsgefäße mit Natron-
kalk gefüllt. Ist kein Kohlendioxyd
im Gas, so zeigt das bei K^ an-
geschlossene Differentialmanometer
M2 genau den gleichen Ausschlag
^^ ie J/j ; das ist dann der Nullpunkt
der Teilung.
Ist Kohlendioxyd im Gas, so
wird es in den Absorptionsgefäßen
aufgefangen, und es muß durch
Ä\, um ebensoviel mehr Gas in der
.Minute durchstreichen, als Kohlendioxyd im Gase vorhanden ist. Der
im .Manometer M^_ auftretende Druckunterschied wird hierdurch größer,
und der Prozentgehalt an Kohlendioxyd kann unmittelbar an einer
entsprechend geteilten Skala abgelesen werden.
An Stelle des Regulierhahnes // ist ein selbsttätiger Druckunter-
M-hiedrcgler angebracht, und an die Anschlußstutzen ]\ und P., karm eine
Vorrichtung (Fig. 108) ange.schlo.s.sen werden, die den an K., auftretenden
Druckunterschied und somit den Kohlendioxydgehalt des" Gases selbst-
tätig aufzeichnet.
Die Zu.sammensctzung der ganzen Vorrichtung zeigt Fig. lOO.
Das (Jas, welclics zur l'ntersuchurig gelangt, muß fre? von Staub
nrul Feuchtigkeit sein und niuü daher vor Kintritt in den Apparat
filtriert und getrocknet werden.
278
Technische Gasanalyse.
Die Vorteile des Autolysators sind:
1. Schnelligkeit der Anzeige. Der Apparat zeigt die Zusammen-
setzung des Gases in 1 bis 1 ^ Minuten pünktlich an und erreicht damit
die SchneUigkeit der Anzeige der hydrostatischen Methode.
2. Einfachheit des Apparates und der Bedienung.
3. Große Unempfindhchkeit gegen Stöße und Verschmutzung.
4. Sichtbarkeit des Schaubildes während des Betriebes und
Möglichkeit der Fernablesung.
Fig. 109.
Der Apparat von Jones (U.S.Pat. 854696, beschrieben Zeitschr.
f. ehem. App. -Kunde 3, 124; 1908) beruht auf dem gleichen Prinzip
wie der Autolysator, ist aber weniger zu empfehlen.
Zur schnellen Analyse der Industriegase wird auch das Brechungs-
vermögen herangezogen. Das Gasrefraktometer von Haber
(Zeitschr. f. angew. Chem. 19, 1418; 1906; Zeitschr. f. Elektrochem. 13,
460; 1907; Journ. f. Gasbeleucht. 50, 1068; 1907; der Apparat (DRP.
173 957) wird von der Firma CarlZeiß in Jena gebaut) beruht auf
der Verschiedenheit der Brechungsindizes verschiedener Gase. Das
Versuchsgas strömt beim Gasrefraktometer unter gewöhnlichem Druck
durch ein Prisma, dessen brechender Winkel 160'' beträgt. Auf das
Brennwert der Heizgase.
279
Prisma ist ein besonders konstruiertes Fernrohr gerichtet. Durch
geeignete Konzentration und Reflexion der von einer Lichtquelle
ausgehenden Strahlen läßt sich der Rand eines Bildes beobachten,
der bei Änderungen des Brechungsvermögens der Gase im Prisma
auf einer im Bildfelde angebrachten Skala hin und her wandert. Um
die Kantenverschiebungen bequem meßbar zu machen, bedient man sich
eines Mikroskope«^ Durch Einführung einer Projektionslampe oder
photographischen Kamera an Stelle des Mikroskopes läßt sich Fern-
ablesung oder photographische Aufzeichnung ermöghchen
, u m"^-^" Analyse von Rauchgasen ^^•ird der vom Kohlendioxyd-
gehalt abhangige Brechungsexponent mit dem von Luft gleicher Tem-
peratur und Druck verglichen. Es sind noch 0,2 Volumprozente
Kohlendioxyd in Luft meßbar. Als weitere Anwendungen des In-
fnZ T^^* ""^^'^ ^'' Bestimmung des Carburierungs-
gehaltes von Leuchtgas, die Reinheitsbestimmung des elektrolytischen
Wasserstoffs, die Untersuchung von Schwefelwasserstoff-Luftmischungen
des Chance -Prozesses und von Schwefhgsäure-Kohlendioxydgemengen
bei Oxydationen organischer Stoffe mit Schwefelsäure
Ermitf^rcl' ^"*^'^^,^^"^g d^^^Ab^orptionsspektren ist ebenfalls die
Ermittlung von Gasbestandteilen eines Gasgemenges möghch (s. hierzu
lono T Vnf 'jnd Leithäuser, Chem. Zentralbl. 1907, I 1173-
1908, I, 922; Ann d. Physik 28, 313; 1909 und R o b e r t s o n und
V r' ':i T'".- ^.^^,™-'^«^- 91' 761 ; 1907), indes ist diese Methode noch
nicht ur die technische Gasanalyse herangezogen worden, ist aber nach
i -Y '^ " ^ g "nd L e 1 1 h ä u s e r besonders für die Unterscheidung der
beider Einwirkung dunkler elektrischer Entladung auf Sauerstoff-S^tick-
stoffgemische entstehenden Stickstoff-Sauerstoffverbindungen geeignet
Aufder hohen WärmeleitfähigkeitdesVfss^r-
Stoff s ist ein Apparat von H o 1 m und K u t z b a c h (Zeitschr f
zurfortrf r'%'' '''' ''^'^ ^^«^^""^^^- ^^ ^--^ i-uptrcmich
reLrot:tL!t::— ^ '-- WasserstoffgehaUes in Wasser-,
Bestimmung des Brennwerts der Heizgase.
Den Brennwert der Heizgase kann man berechnen aus
dem Brennwert seiner analytisch gefundenen Bestandteile (s. hierzu
^1 scher, Taschenbuch für den Feuerungstechniker, (>. Aufl S 4)
Ist nicht aus anderen Gründen eine Analyse wünschenswert, so
ist es viel emfacher und besser, den Brennwert direkt mittels eine,
uaskalonmeters zu bestimmen.
Pf ..^^'"^^«kalorimeter von H. J u n k e r s (I)RP. Nr. 71731
Ls'teht'^i'rn ■" r"/"' ^''''= ^''^''^ " ''"'• ^" "^^asfabrikation")'
besteht im wese.itlichen aus einem stehenden Röhrenke.s.sel Die
von einem großen Bun.senbrenner in dem weiten Rohrer/ (Fig. HO)
280
Technische Gasanalyse.
Mol.-
Gewicht
Wasser von 0°
als Verbrennungs-
produkt
Wasserdampf
von 20»
als Verbrennungs-
produkt
1 Kg-Mol. 1 1 cbm
1 Kg-Mol.
1 cbm
Benzol C\ H^
Propylen C3 Hg
Äthylen Cj H^
Methan CH,,
Wasserstoff H,
Kohlenoxyd
78
42
28
16
2
28
cal
787 000
500 000
341 200
213 500
69 000
68 200
cal
35 450
22 523
15 369
9 617
3 108
3 072
cal
754 600
467 600
319 600
191 900
58 200
68 200
cal
33 990
21 063
14 396
8 644
2 622
3 072
gelieferten Verbrennungsprodukte entweichen nach unten durch
die Heizrohre b in den ringförmigen Sammelraum c und durch
den Stutzen d nach außen. Das von der Wasserleitung dem
Rohre e zugeführte Kühlwasser durchströmt ein Sieb / und sinkt
durch das senkrechte Rohr g in das Kalorimeter. Durch genügende
Wasserzuführung bildet sich in dem Gefäß h ein Überfall mit
konstantem W^asserspiegel. Hahn i dient zur Regelung der Wasser-
menge und Thermometer k zur Bestimmung der Temperatur des zu-
fließenden Wassers, ehe dasselbe durch den ringförmigen Kanal / und
eine große Anzahl kleiner Löcher in den untersten Teil des Kalori-
meters gelangt. Das erwärmte Wasser fheßt oben durch Überfall z
ab, nachdem es durch kreuzförmig gestellte Durchflußschlitze m ge-
mischt und seine Temperatur durch das dort befindliche Thermometer
bestimmt worden ist.
Aufstellung des Kalorimeters. Man stelle das
Kalorimeter so auf, daß man die beiden Thermometer (bei m und k)
für das zu- und abfließende Wasser gut beobachten kann. Der Stutzen d
für die Abgase des Kalorimeters ist gegen Zugluft zu schützen. Den
Gasmesser stelle man so auf, daß man den Zeiger beobachten kann,
während man das aus dem Kalorimeter abfließende Wasser bei o behufs
Messung in einem kleinen zylindrischen Meßgefäß auffängt. Den
mittleren Anschlußstutzen e verbindet man durch Gummischlauch mit
der Wasserleitung. Den Überlaufstutzen versehe man mit einem Abfluß,
jedoch so, daß das ablaufende Wasser sichtbar ist (z. B. durch Ein-
schalten eines kurzen Glasröhrchens in die Schlauchleitung), damit
man sich überzeugen kann, daß der Überlauf während der Messung
funktioniert. Den Ablaufstutzen z für das aus dem Kalorimeter tretende
Wasser verbinde man mit einem Schlauch in der Weise, daß man das
ausfließende Wasser bequem und ohne Spritz wasser in ein bereit gehaltenes
Gefäß einleiten kann.
Nach Einsetzen der Thermometer von 0—50° mittels der bei-
gegebenen Gummistopfen öffne man Regulierhahn i und lasse das
Kalorimeter mit Wasser vollaufen, bis der Abfluß durch z erfolgt.
Junkers sches Kalorimeter.
281
Hierbei soll bei Dichtigkeit des Apparats kein Wasser aus o aus-
treten.
Ingangsetzung d e s K a 1 o r i m e t e r s. Für Gase von
hoher Heizkraft (Leuchtgas)
empfiehlt sich die AnA\endung
eines Bunsenbrenners, für heiz-
arme Gase (Wasserstoff, Kohlen-
oxyd) wechselt man die kleine
Düse des Brenners gegen die
beigegebene größere aus. Be-
züghch Größe der Flamme diene
als Anhalt, daß das Kalorimeter
eine Wärmemenge bis et\\a 2000
Kalorien stündlich aufnehmen
kann, im Mittel etwa 1000 — 1200
Kalorien. Je kleiner der Heiz-
wert, umso größer nehme man
den Konsum, z.B. stündHch :
bei Leuchtgas 100— 300 1,
- Wasserstoffgas . 200 — 600 -
- Dowsongas 400—1000 -
Bevor man zur Messung
übergeht, prüfe man die Dichtig-
keit der ganzen Gaszuleitung,
indem man den Hahn am
Brenner absperrt und beobachtet,
ob der Zeiger am Gasmesser
stillsteht. Man öffne nun den
Wa.sserzufluß und achte darauf,
daß Wasser am Überlaufe bei c
austritt. Vor dem Offnen des
(iashahnes nehme man den
Brenner heraus und entzünde ihn
außerhalb, führe ihn a b e r
erst dann ein, wenn
das Kalorimeter ganz
gefüllt, also Wasser
am Abfluß e erscheint.
Der Brenner soll soweit in die
Verbrcnnungska tntner oinge-
Hclioben ucidcn, daß das
obere Ende des Hiennerrohres
ir) cm in das Kalorimeter '■ '^' ""
hineinragt.
Mit der atu Abfluüst ut/.eti der (Jase ntigebia.hteii l)rosseIklaj)pe d
kann der Luftübersclmü bei der Verbiemniiig reüiiliert weiden. VÄuc
I
282 Technische Gasanal3'se.
besondere Einstellung des Luftüberschusses ist gewöhnlich nicht er-
forderhch; man öffne die Klappe zur Hälfte oder ganz.
Regulierung des Wasserdurchflusses. Nach
Einführung des Brenners steigt die Temperatur des Abflußwassers,
bis in einigen Minuten Beharrungszustand eintritt und das Thermometer
auf einem Punkte stehen bleibt. Der Hahn i bezweckt, die Menge des
durchfließenden Wassers und dadurch die Temperaturdifferenz (für
gewöhnhche Fälle empfiehlt sich eine solche von 10 — 20° C.) zwischen
dem Zu- und Abfluß wasser zu verändern. Man achte besonders darauf,
daß die Temperatur nicht so hoch steigt, daß der Quecksilberfaden oben
anstößt und die Röhre des Thermometers sprengt. Vor dem Anzünden
des Brenners lasse man das Wasser einige Augenblicke durch den Hahn
unterhalb i ausströmen, um etwa vorhandene Luftblasen zu entfernen.
Ablesung. Wenn der Zeiger der Gasuhr durch Null oder eine
ganze Zahl geht, leite man durch schnelles Seitwärtsbewegen des
Schlauches das Ablaufwasser aus z in ein größeres zyUndrisches Meß-
gefäß solange, bis der Zeiger einen ganzen Umlauf gemacht oder eine
behebige Zahl von ganzen Litern zurückgelegt hat. Während dieser
Zeit lese man in regelmäßigen Zeiträumen die Wassertemperatur am
Abflußthermometer ab behufs Feststellung der mittleren Temperatur
bei vorkommenden kleineren Schwankungen derselben. In dem
Momente des Passierens des betreffenden Teilstriches zieht man den
Schlauch schnell aus dem Gefäß zurück und liest dann die Kubik-
zentimeter des aufgefangenen Wassers an dem kalibrierten Meß-
gefäße ab.
W T
Der Heizwert des Gases ist nun H = — — — , wobei H der Heiz-
G
wert pro Liter in Kalorien, W die Wassermenge des aufgefangenen
Wassers in kg (bzw. in Litern), G die verbrannte Gasmenge in Litern,
T die Temperaturdifferenz z^^dschen Ab- und Zuflußwasser ist.
Heizwert eines Kubikmeters = 1000 H.
Beispiel:
Gasverbrauch . 3.000 Liter.
Aufgefangene Wassermenge . . . 0.900
Temperatur des zufließenden Wassers 8.77° C.
Temperatur des abfüeßenden Wassers während des Versuchs:
26.75« C.
26.70« C.
26.820 0.
26.80» C.
26.75" C.
26.80" C.
im Mittel 26.77" C.
Es ist also W = 0.900.
T = 26.77 — 8.77 = 18.00" C.
G = 3.
Junkers sches Kalorimeter. 283
• T- r. • 1 , TT 0.900 X 18
Der Heizwert eines Liters Gas ist demnacli H =
o
= 5.400 Kalorien und der Heizwert eines ebm dieses Gases = 5400 Ka-
lorien.
In dem so gefundenen sog. „oberen" Heizwerte ist diejenige
Wärmemenge mitgemessen, welche bei der Kondensation des in den
Verbrennungsgasen enthaltenen Wasserdampfs entsteht. Um dieselbe
festzustellen, fängt man das durch o abfließende Kondensations wasser
in einem kleinen Meßgefäß auf, multipüziert die Anzahl der von 10 Litern
verbrannten Gases aufgefangenen Kubikzentimeter Kondenswasser mit
60 und zieht die so erhaltene Zahl von dem mit dem Kalorimeter ge-
fundenen Heizwert eines Kubikmeters Gas ab. Der so erhaltene ,, untere"
oder ,, praktische" Heizwert kommt überall da in Frage, wo die Heiz-
gase mit Temperaturen von über 65" abgehen (z. B. bei Gasmotoren usw.).
Für Leuchtgas ist der untere Heizwert ca. 10 Proz. geringer als der obere.
Über eine Korrektionstafel von Pfeiffer s. Bd. III Abschnitt ,, Gas-
fabrikation". Junkers gibt seinen Kalorimetern auch eine Rechen-
tafel zur Bestimmung des Heizwertes bei.
Eine ausführhche Studie über das Junkers sehe Kalorimeter
ist von Immenkötter in seiner Schrift ,,Über Heizwertbestim-
mungen mit besonderer Berücksichtigung gasförmiger und flüssiger
Brennstoffe" bei O 1 d e n b o u r g , München, geUefert worden, von der
ein Auszug im Joum. f. Gasbeleucht. 48, 736; 1905 erschienen ist.
Junkers hat sein Gaskalorimeter zu einem automatischen
und selbsttätig registrierenden Apparate ausgebaut (Joum. f. Gas-
beleucht. 50, 520; 1907; s. a. DRP. 174 753 und 190 827). Er erreicht
dies, indem er das Verhältnis der Gas- zur Wassermenge konstant
macht, so daß die Temperaturdifferenz direkt ein Maß für den Heizwert
bildet, indem sie proportional zu demselben ist. Die Temperatur-
differenz zwischen zu- und abfließendem Wasser wird durch ein Thermo-
element gemessen und die Anzeigen des zur Spannungsmessung dienenden
Voltmeters werden fortlaufend auf einen Registrierstreifen aufgezeichnet.
Ein registrierendes Gaskalorimeter wird auch von F a h r e n h e i ni
(Joum. f. Gasbeleucht. 50, 1019; 1907) beschrieben.
Durch Anwendung geeigneter Brenner, z. B. der schwedischen
Primusbrenner, ist es möglich, auch den Heizwert flüssiger Brenn-
stoffe im Junkers .sehen Kalorimeter zu ermitteln (I m m e n -
k ö 1 1 e r , Journ. f. Gasbeleucht. 48, 736, 761 ; 1905; G 1 i n z o r ,
Zeitschr. f. angew. Ghem. 19, 1422; 1906).
Das fJaskalorimeter von Boys (Proceod. Royal Soc. 77, 122;
19()6; Zeitschr. f. ehem. Ay)p. -Kunde 1, 531; 1906; ausgefülirt von
J. J. G r i f f i n and Sons, Kingsway, London) zeigt gegenüber dem
J u n k e r 8 sehen Kalorimeter den Vorteil, daß die Thermometer für
ein- und austretendes Wasser si(;h auf gk'icher Höhe l)efin(len, daß
<lcr A])purat in wenigen Minuten aii.seinandcrgenominen werden kann,
und daß der Wa.s.serinhalt von ca. ]700((in anf ca. 3(10 ccin ver-
mindert i.st.
I
284
Technische Gasanalyse.
Das Kalorimeter (Fig. 111) besteht im wesentlichen aus einem
stehenden Röhrenkessel von j^oüei'teni Messingblech. Das Kühl-
wasser tritt bei T ein, ein Thermometer 0 mißt seine Temperatur.
Es durchströmt die mit Heizrippen versehene Kupferschlange MN,
wird im Kammersystem K gemischt und tritt bei P, nachdem seine
Temperatur gemessen A^virde, aus. Die vom Bremier B gelieferten heißen
Verbrennungsprodukte werden an den Kühlschlangen vorbei auf- und
abgeleitet. Die zylindrische Scheidewand E besteht aus Kupferblech,
die mit Q bezeichnete aus dünnem Messingblech mit einer Einlage von
Korkmehl. Das Kondenswasser fUeßt bei F ab.
Auf das Gaskalorimeter
von Simmance - Abady
(Gas Analysts Manual, London
1902, S. 141, ref. Zeitschr. f.
ehem. App.-Kunde 1, 531; 1906)
kann hier nur verwiesen
werden.
Ein einfaches und biUiges
Gaskalorimeter ist das Kalori-
meter von Gräfe (Zeitschr. f.
ehem. App.-Kunde 1, 320, 723;
1 906 ; beschrieben von P 1 e y e r ,
Journ. f. Gasbeleucht. 50, 831;
1907; gehefert von den Ver-
einigten Fabriken f. Labora-
toriumsbedarf, Berlin). Es be-
steht aus einem vernickelten
MessingblechzyHnder, in dessen
Innerem sich Drahtnetze be-
finden, an welche die Ver-
brennungsgase stoßen und ihi-e
Wärme abgeben. Da ein Teil
mit höherer Temperatur ent-
weicht, so muß jeder Apparat
mit dem Junkers sehen Kalori-
meter geeicht werden. Das
zu untersuchende Gas, von
dem, wenn es heizkräftig ist,
2 Liter, A\enn es heizarm ist, mehr verbrannt werden, wird von einer
Meßflasche mit konstantem Überlauf in den Brenner mit geschlossener
Düse mit einer Flammenhöhe von 2 — 3 cm verbrannt. Der Heizwert
ergibt sich aus der Beziehung:
Temperaturerhöhung
Liter verbranntes Gas x 0.796.
Besonders für Einzelanalysen ist der Apparat von F. F i s c h e r
(Fischers Jahresber. 32, 50; 1901) anwendbar; da zu einer Be-
Fischer sches Kalorimeter.
285
Stimmung nur wenig Gas erforderlich ist, so können auch außerhalb
genommene Proben (S. 236) damit untersucht werden. Einen recht
zweckmässigen Aufl)cwahrungsgasometer zeigt Fig. 113.
In dem Holzgefäße B (Fig. 112) hängt das aus vernickeltem
Kupfer hergestellte Wassergefäß A. Der ebenfaUs vernickelte
Behälter C wird wasserdicht in den Ansatz v des Wassergefäßes
A eingesetzt. In die drei Hnsenförmigen Erweiterungen sind
am Rande ausgezackte Bleche n eingesetzt, damit die Verbrennungs-
produkte die Metallflächen möghchst berühren und die Wärme an
das Wasser vollständig abgeben, be-
vor sie durch b entweichen. Die eine
Hälfte des zweiteihgen Deckels D trägt
den Ansatz t für das Thermometer und
zwei Ansätze c für den Rührer R.
Das Ganze ruht auf den drei Füßen F.
Der von dem Arm m und der Hülse /
getragene Brenner E kann durch An-
schlag a und einen Stift unter / leicht
und sehr rasch in die gezeichnete
Stellung gebracht werden. Damit die
Flamme nicht zurückschlägt, ist in die
Brennermündung ein nach unten kegel-
förmiges Xickeldrahtnetz eingesetzt ;
selbst sehr kleine Flammen brennen
dann ruhig. Außerdem kann man
noch ein nach oben gewölbtes Draht-
netz (hier besser Platin) aufsetzen.
Durch den schrägen Ansatz s wird die
Luft zur Flamme geführt und gleich-
zeitig das gebildete Wasser zurück-
gehalten.
Bei Au.sführung einer Analyse
setzt man Einsatz C ein (Ansatz bei
V wird etwas gefettet), gießt in
Gefäß A die erforderliche Menge
W^a.s.ser, legt Deckel I) auf, setzt das Thermometer t ein und bewegt
den Rührer, bis die Temperatur konstant ist. Inzwischen hat man den
Brenner so weit als erforderlich nach unten gezogen und nach außen
geschlagen, dann durch Schlauch mit der Experimentiergasuhr ver-
bunden, durch welclie das zu untersuchende Gas schon einige Zeit
geleitet war, um das Sperrwasser damit zu sättigen. Nun wird das
aus /; strömende Gas entzündet und die Flamme so eingestellt, daß,
wie durch einen Vorversuch festgestellt wurde, vollständige \'erbrennung
«•rfolgt (etwa 5 Proz. übcrschü.s.siger Sauerstoff nadi Apparat Fig. '»1,
S. 253). Bei Mischgas und Generatorgas schließt man die untere Luft-
/iiführung am Brenner, bei schlechtbretmenden Gasen (Hochofengas)
< inpfiehlt sich die Zufuhr von Sauerstoff (etwa Vs des Gases) durch ein
Fic 112.
I
286
Technische Gasanalyse.
zentrales Rohr. — Man liest den Stand der Gasuhr ab, schiebt gleich-
zeitig mit der rechten Hand Brenner E unter das Kalorimeter,
bis m den Anschlag a trifft, und Brenner E in die gezeichnete Stellung,
was — ohne hinzusehen — in kaum 1 Sekunde erfolgt. Ist die ge-
wünschte Menge Gas verbrannt (etwa 1 Liter Leuchtgas, 1,5 bis 2 Liter
Wassergas oder 3 Liter Mischgas oder Generatorgas), so drückt man
den Schlauch unmittelbar vor dem Brenner zu, notiert
den Stand des Gasmessers und bewegt den Rührer, bis das
Thermometer festen Stand zeigt (etwa 2 Minuten lang).
Temperaturzunahme mal Wasserwert des Kalorimeters
gibt den rohen Brennwert des verbrannten Gases. Für
die Betriebsaufsicht genügt diese in wenigen
Minuten ausführbare Bestimmung, da es sich hier ja nur
um die Schwankungen des Brennwertes handelt.
Für die Bestimmung des wirklichen Brenn-
wertes ist zunächst das an der Gasuhr abgelesene
Volum auf Normaldruck und 0" zu reduzieren nach der
bekannten Formel
krr
Fig. 113.
v =
V . (B - f )
760 . [1 + 0,00366 . t)]
da das Gas in der Gasuhr vöUig mit Wasserdampf gesättigt ist.
1000 ccm Gas bei 20'' und 747 mm gemessen entsprechen also z. B. :
1000 . (747 — 17)
760 . (1 + 0,0732)
896 ccm.-
Durch Nichtberücksichtigung dieser Korrektur kommen also leicht
Fehler von 10 Proz. vor.
Der größte Teil des bei der Verbrennung gebildeten Wassers
sammelt sich in C. Zur Bestimmung desselben wird das Kühlwasser
in A ausgegossen, C (dessen Gewicht bekannt ist) außen abgetrocknet
(ohne daß Wasser ausfließt) und gewogen. Für je 10 mg Wasser sind
6 cal abzuziehen, wenn — wie übhch — der Brennwert auf Wasser-
dampf von 20" bezogen wird, C wird dann mit destilhertem Wasser aus-
gespült (zur Entfernung von SOg und Hg SO4) und für den nächsten
Versuch getrocknet.
Hempel (Zeitschr. f. angew. Chem. 14, 713; 1901) sowie
S t o n k e r und Rothenbach (Journ. f. Gasbeleucht. 51, 121 ;
1908) beschreiben Kalorimeter zur Bestimmung des Heizwertes von
kleinen Gasmengen.
Das R a u p p sehe Gaskalorimeter (s. L u x , Journ. f. Gasbeleucht.
49, 475; 1906) beruht darauf, daß die Wärmeleitung um so rascher
erfolgt, je höher der Temperaturunterschied ist. Es besteht im wesent-
lichen aus einem KupferzyHnder, dessen unterer Teil massiv ist, während
in den oberen ein in 0,1° geteiltes Thermometer eingesenkt werden kann.
Unter den Kupferkörper wird in einem genau gemessenen Zeitpunkte
Wärmevcrlnstc durr-h Rauc-hgase. OR?
die Gasflamme, deren Höhe vorher festgestellt ist, gebracht und mittels
emer Lhr die Zeit festgestellt, die notwendig ist, um die am Thermo-
meter abgelesene Temperatur um 10° zu steigern.
Die Wärme Verluste durch die Rauchgase er-
geben sich durch folgende Erwägung. Ergeben die während eines
Versuches gemachten Gasanalysen im Durchschnitt k Proz. Kohlendioxyd
o Proz. Sauerstoff und n Proz. Stickstoff, so ist das Verhältnis der
gebrauchten Luftmenge zu der theoretisch erforderHchen, der sog
„Uberschußkoeffizient", wenn die Verbrennungsluft x Proz Sauerstoff
und z Proz. Stickstoff enthält:
,r ^ j n 21
V = ; : oder bzw. ~
X — (zo:n) n — (zo:x) 21 — (79o:n)
bei 21 Proz. Sauerstoff; 1 kg der Kohle mit c Proz. Kohlenstoff i) gibt
- 1,854 c : 100 = K cbm Kohlendioxyd (von 0" und 760 mm)
A^° Z^^ ''^''' Sauerstoff und Kn : k = X cbm Stickstoff. Die
Menge W des in den Rauchgasen enthaltenen Wasserdampfes wird
berechnet aus dem Wassergehalt der Kohle (0,01 w), dem durch Ver-
brennung des Wasserstoffes gebildeten (0,09 h) und dem in der Ver-
brennungsluft enthaltenen ( v L f ) . Die Gesamtmenge der Verbrennungs-
gase von 1 k Kohle ist somit:
■K- , K (o + n) 2 s , W ,
Der Wärmeverlust durch die höhere Temperatur der Rauchgase
ergibt sich durch Multiplikation der einzelnen Gasmengen mit der spez
Warme und dem Temperaturüberschuß der Gase über die Verbrennungs-
luft. Der Verlust durch unvollkommene Verbrennung
ergibt sich aus dem Brennwert der unverbrannten Kohle in den Herd-
ruckständen und dem der etwaigen brennbaren Bestandteile (Kohleii-
oxyd, Methan, Wasserstoff, Ruß) der Rauchgase 2).
Für praktische Zwecke kann die abgekürzte Formel von L u n <' e
(/citschr. f. angcw. Chem. 2, 241; 1889) empfohlen werden. DanaTli
ist der Warmeverlust in Rauchgason für je 1 kg Kohlenstoff ausm-driickt
111 Wärmeeinheiten:
W.V. = 1,854 (t' - t) c + 1,854 (f - t) x J^Zli^ ^'
n
wenn t' = die Temperatur der Rauchgase, t = die der Luft, c = spez
Warme von 1 cbm Kol.lcndioxyd, c' = spez. Wärme von 1 cbm Stickstoff
') Nacl. Ah/.up des etwaigen Gohaltos der As<-lie und S.hla.ken an uii-
M-rhruiintfin Kolilunstoff.
6. Aufl'\s'^l st ''"""*' '" **''"'■'""■• '•'«^«^'»"■•'bw.l. für Fouenmgsted.niker,
I
288
Technische Gasanalyse.
und n = Vol.-Proz. Kohlendioxyd. Da der Brennweit von 1kg Kohlen-
stoff = 8100 cal, so gibt der Bruch
100 W.V.
8100
die Prozente des Wärme Verlustes durch die Rauchgase an.
Bei Heizgasen, welche in offenen Flammen brennen, ist zuweilen
eine Bestimmung des Gesamtschwefels erforder-
hch. Apparat nach F. Fischer Fig. 114 (in ^/^o nat.
Gr.). Das durch eine Experimentiergasuhr gemessene
Gas brennt aus einem kleinen Bunsenbrenner B in dem
erweiterten Vorstoße C. Derselbe ist bei v durch
einen Asbestring oder Kork mit dem Kühler K ver-
bunden. Der bei der Verbrennung entstehende
Wasserdampf verflüssigt sich in den kugelförmigen
Erweiterungen n, löst die gebildete Schwefhgsäure
und Schwefelsäure und tropft in die weithalsige
Flasche F. Das Kühlwasser tritt in bekannter Weise
bei a ein und fheßt aus dem mit Schlauch ver-
bundenen Rohr w wieder
so geregelt, daß eine bei
noch 4 bis 6 Proz. freien
dieses einmal festgestellt, so ist eine weitere
Aufsicht nicht erforderhch. Die kleine Vor-
richtung wird durch einen beliebigen Retorten-
halter o. dgl. getragen. Bei guter Kühlung
erhält man durch Verbrennen von 50 Liter Gas
etwa 50 ccm einer wässerigen Lösung von Schwefelsäure
und Schwefhgsäure, welche direkt oder nach Oxyda-
tion mit Wasserstoffsuperoxyd mit ^/k, Normal-
alkali bestimmt werden. Zur Erleichterung einer
vollständigen Kondensation der Schwefhgsäure
kann man neben den Brenner B ein Reagensrohr mit Ammoniak
stellen und die Schwefelsäure dann gewichtsanalytisch bestimmen.
Fig. 114.
ab. Der Gasstrom wird
o genommene Gasprobe
Sauerstoff enthält. Ist
Untersuchung der festen Brennstoffe.
Von
Prof. Dr. Ferd. Fischer in Göttingen und Prof. Dr. G. Lunge in Zürich.
Als Brennstoffe im engeren Sinne bezeichnet man: Holz Torf
Braunkohlen, Steinkohlen und deren Entgasungsrückstände •' Holz-
kohle, Grude, Koks.
Untersuchungen von Holz alsBrennstoff werden selten
ausgeführt oder beschränken sich nur auf Wasserbestimmung- der
Wassergehalt des frisch gefällten Holzes sch^^ankt zwischen 15 und
45Proz.; weitere Untersuchungen haben für die Feuerunastechnik
keine Bedeutung, da die Zusammensetzung des trockenen Holzes
sehr wemg schwankt. Der Brennwert des trockenen Holzes beträgt
etwa 4500 W.-E. (Zeitschr. f. angew. Chem. 6, 575;1893; 12, 334- 1899)
Dagegen zeigt Torf ganz bedeutende Unterschiede nicht allein im
Hassergehalt, sondern auch im Aschengehalt sowie in der chemischen
Zusammensetzung der eigentlichen Torfsubstanz (Fische r s Jahresber
30, 6; 1899; Stahl und Eisen 21, 749; 1901), .somit auch im Brennwert.
. Oa aber Torf nur in wenigen Industriebetrieben als Brennstoff ver-
wendet wird, so kommen Untersuchungen desselben .selten vor werden
dann aber so au.sgeführt, wie bei den Kohlen angegeben ist.
Mineralkohlen. Fossile Kohlen, welche geologisch jünger
sind als die Kreideformation, bezeichnet man als Braunkohlen
altere als^ Steinkohlen (vgl. Fischer, Chem. Technologie der
Brenastoffe, Bd. I, S. 456). Erstere werden nach E.Donath
(Osterr. Zeit.schr. f. Berg- u. Hüttenwesen 1903. 310- Chem -Zt^ 29
1023; 1905; 32, 1271; 1908) von verdünnter Salpetersäure stark an-
gegnffen, Steinkohlen nicht.
Bei Untersuchung der K o h 1 e n ist zunächst die zweckent-
sprechende Probenahme erforderlich, da eine falsche I>rohc von
vornherein die ganze Analyse \\ertlo8 macht.
Bei der Probenahme ist zu berücksichtigen, daß die Zusammen-
setzung der Kohlen einiger Gruben bedeutend .scliwankt, anderer aber
nur wenig. So fand F. Fischer (Zeitschr. f. angew. Chem. 7, <;05- 1894) in
einem etwa 5 kg sciiweren Stück Deisterkohle an verschiedenen Stellen
4 bis 31 Proz. Asche. Dagegen in 24 Proben der Zeche „Un.ser Fritz"
nur 1,1 bis 7,8 Proz. Asche. Hodrufende S.luxankungen in der Zii-
Untersiichungon. 6. Aufl. [. ly
290 Untersuchung der festen Brennstoffe.
sammensetzung sächsischer Steinkohlen fand Stein (Untersuchung
der Steinkohlen Sachsens 1857; Fischer, Chemische Technologie
der Brennstoffe, Bd. I, S. 503). Es ist ferner zu beachten, daß bei
Förderkohlen der Grus oft einen anderen Aschengehalt hat als die
Stücke, so daß bei der Probenahme von beiden entsprechende Mengen
genommen werden müssen.
Handelt es sich z. B. bei einem Heizversuche darum, von der
innerhalb 10 — 12 Stunden verwendeten Kohle eine Durchschnittsprobe
zu erhalten, so \\'ird von jeder (bzw. jeder zweiten) Ladung (Karre u. dgl.)
der zugeführten Kohle eine Schaufel voll in eine mit einem Deckel
versehene Kiste geworfen; die Kohlen werden dann zerschlagen, ge-
mischt, auf einer ebenen Fläche quadratisch ausgebreitet und durch
beide Diagonalen in 4 Teile geteilt. Zwei einander gegenüber liegende
Teile werden fortgenommen, die beiden anderen wieder zerkleinert und
gemischt, und wird in dieser Weise fortgefahren, bis eine Probemenge
von etwa 2 kg übrig bleibt, welche in eine gut zu schließende Flasche
gefüllt werden. Für genaue Untersuchungen empfiehlt es sich, auch
von der zurückgelegten Hälfte in gleicher Weise eine Durchschnitts-
probe zu nehmen und diese getrennt zu untersuchen (s. hierzu auch
Berthold, Probenahme und Untersuchung von Koks, Kohle und
Bi'iketts) .
Da während dieser Probenahme bei feuchten bzM\ wasserreichen
Brennstoffen bereits ein Wasserverlust anzunehmen ist, so werden von
Zeit zu Zeit kleinere Durchschnittsproben von etwa 50 g in gewogene
Probegläschen mit Glasstopfen gefüllt, um zur Wasserbestim-
mung zu dienen. Da manche Kohlen innerhalb weniger Tage
nennenswerte Mengen Sauerstoff aufnehmen, so soll auch die große
Probe in gut verschlossenen Flaschen aufbewahrt werden.
Bezüglich der Untersuchung der ins Labora-
torium gelieferten Proben ist zu bemerken, daß die-
selben zunächst gröblich gepulvert, dann gut gemischt werden. Hiervon
werden etwa 200 g vöDig feingepulvert, wobei keinesfalls der schwerer
zu zerkleinernde Rest beseitigt werden darf.
Die Wasserbestimmung darf nicht in offenen Schalen
geschehen (Zeitschr. f. angew. Chem. 12, 465, 766; 1899; Fischer,
Chem. Technologie der Brennstoffe, Bd. 1, S. 108). Für technische
Zwecke erwärmt man daher 5 — 10 g des zu untersuchenden Brenn-
stoffes zwischen zwei Uhrgläsern oder in einem Tiegel mit Deckel
2 Stunden lang auf 105 — 110*^ im Luftbade, läßt im Exsikkator erkalten
und wiegt. In den erwähnten 50 g-Proben wird das Wasser durch
Wägen der gefüllten Stöpselgläser vor und nach dem Trocknen be-
stimmt. Für genaue Wasserbestimmungen wird die Probe ent-
sprechend erwärmt und trockner Wasserstoff übergeleitet; das ent-
weichende Wasser wird im Chlorcalciumrohr gewogen.
Zur Aschenbestimmung in Kohlen erhitzt man je nach
dem zu erwartenden Aschengehalt 2 — 5 g der feingepulverten Probe
in einer Platinschale erst gelinde, allmählich stärker, um rasche Gas-
Aschenbestimmung.
291
entwicklung und Verstäuben von Aschenteilen zu verhüten, schUeßUch
auf mcäßige Rotglut, unter zeitweihgem Umrühren mit einem Platin-
draht, bis vöUige Veraschung erfolgt ist. Besonders bei backender Stein-
kohle ist langsames Erhitzen über anfangs kleiner Flamme (zweck-
mäßig nach etwa zweistündiger Erhitzung auf 120—150" in unbedeckter
Schale im Trockenschrank) zu empfehlen, um das Sintern der Kohle
zu verhüten. Torf braucht nur gröblich zerkleinert zu werden.
Manche Koks proben und der Rostdurchfall von
Feuerungen veraschen schwierig, wenn sie nicht sehr fein ge-
pulvert sind und während des Veraschens öfter umgerührt werden.
Starkes Glühen ist zu vermeiden, um Verluste an Alkah zu
verhüten.
Will man die Veraschung im Tiegel ausführen, so ist die Vor-
richtung von Lunge sehr zu empfehlen.
In eine Asbestscheibe wird ein rundes Loch
Fig. 115.
Fig. 11 G.
geschnitten und der Tiegel so eingesetzt, wie Fig. 115 zeigt;
die Flamme trifft daim nur den unteren Teil des Tiegels, während
die atmosphärische Luft ungehindert zu dem Tiegelinhalt ge-
langen kann.
Sind häufiger Aschenbestimmungen auszuführen, so kann man
auch flache viereckige Platinschalen (Fig. 116) und nur 1—2 g der
Probe verwenden, welche in einem Muffelofen (Fig. 117) bei steigender
Temperatur erhitzt werden. Man kann so mehrere Bestimmungen
gleichzeitig ausführen.
Ist die Asflie gewogen, so kann man sie weiter prüfen: alkaliseli
reagierende bzw. mit Salzsäure aufbrau.sende Asche greift feuerfeste
quarzitische (saure) Steine an; ferner auf Schwefelsäure, Phosphorsäure,
Schmelzbarkeit u. dgl. Die Asche vom Anthrazit von Lhusacooha,
Peru, enthält 45 bis 71 Proz. Vanadin (Metalhirgie 1908, 584).
K o k s a u s b e u t e. Nach M u c k (vgl. F i s c li e r , Technologie
d. Brennstoffe, Bd. 1, S. 111) erhitzt man 1 g der feingepulverten Kohle
in cnicm ni(-ht zu kleinen, mindestens 3 cm hohen, vorher gewogenen
Platintiegel bei fest aufgelegtem Deckel über der nicht unter 18 cm
liohen Flamme eines einfa(.hcn Bunsenbrenners so lange, bis
keuie bemerk Imren M<;ngen brennbarer Gase zwischen Tiegelrand und
Deckel mehr entweichen, läßt erkalten und wägt. Das Verfahren gibt
nur bei gl.-ichen Tiegeln vergleichl)are Zahlen.
19*
I
292
Untersuchung der festen Brennstoffe.
Co ns tarn (s. Chem.-Ztg. 33, 582; 1909) empfiehlt die Vor-
schriften des American Committee on Coal Analysis : 1 g der frischen,
angetrockneten, gepulverten Kohle wird in einem 20 — 30 g wiegenden,
mit gut schließendem Deckel versehenen Platintiegel in der reichlich
20 cm hohen Flamme eines Bunsenbrenners 7 Minuten erhitzt. Der Tiegel
ruht auf einem Platindreieck, sein Boden befindet sich 6 — 8 cm über der
Brennermündung. Von der Oberseite des Tiegeldeckels soll ein allfällig
vorhandener Beschlag abbrennen, während die Innenseite mit Kohlen-
stoff bedeckt bleiben soll.
Fig. 117.
Nach der sog. ,, Blähprobe" von Broockmann (auch
Bochumer Verfahren genannt) ist der Tiegel mit übergreifendem Deckel
versehen, welcher in der Glitte eine Öffnung von etwa 2 mm Durchmesser
besitzt. Das Erhitzen des bedeckten Tiegels nebst Inhalt erfolgt so,
daß der Tiegelboden bei einer Flammenhöhe von 18 cm ungefähr 6 cm
über der Brennerröhre, der Tiegel selbst also in der oberen Oxydations-
zone der Flamme sich befindet. Man hört mit dem Erhitzen der
Probe auf, wenn sich über der Öffnung des Tiegeldeckels kein Flämmchen
mehr zeigt. Die erhaltenen Zahlen sind nach C o n s t a m und
R o u g e o t (Glückauf 1906, 481) etwas niedriger als nach Muck.
Koksbest iminung.
293
H 1 n r i c h s e n und T a c z a k (Stahl und Eisen 28, 1277 • 1908)
empfehlen als zuverlässig das Verfahren von F i n k e n e r: 4 bis 5 c/
der feingepulverten Kohle \\ erden in einem geräumigen Rose tiegel
(Inhalt 40 bis 50 ccm, Durchmesser des Bodens 20 mm, Höhe 50 mm
obei-er Durehmesser 50 mm) abgewogen. Durch den Tiegel A^ird einige
Zeit lang (mindestens 10 Minuten) zur Verdrängung der Luft \A'asser-
stoff hmdurchgeleitet. Hierauf ^ird mit kleiner Flamme angewärmt
(etwa 2 :VIinuten) und diese dann allmähhch vergrößert, während gleich-
zeitig der Tiegel von z^ei Seiten mit fächelnder Flamme erhitzt ^^•ird
(5 .Almuten). Schheßlich «ird die Verkokung über einem Dreibrenner
zu Ende geführt. Wenn die gelbe Flamme der in dem Tiegel sich ent-
wickelnden Gase verschwindet, wird der Tiegel an den Seiten stark er-
hit^zt, um etwa gebildeten Ansatz noch flüchtiger Stoffe wegzuglühen
Sodann laßt man im AA^asserstoffstrom erkalten und wägt. — Die er-
zielten Resultate sind höher als die der anderen Verfahren und ent-
sprechen der Praxis besser.
Die freie Oberfläche des im Platintiegel aus feingesiebtem Kohlen-
pulver hergestellten Kokskuchens zeigt sich:
raiili.
feinsaiidig
.Schwarz
überall oder doch bis nahe
zum Rande locker . . 1. Sandkohle
fest gesintert, nur in der
I Mitte locker o.
' überall fest gesintert . . 3.
grau und fest, knospenartig aufbrechend 4,
glatt, metallglanzend und fest 5. Backkohle
Gesinterte Sandkohle
Sinterkohle
Backende Sinterkohle
S 0 h o n d o r f f (Zeitschr. f. Berg-
1875, 149) gibt folgende Charakteristik:
Hütten- und Sahnen wesen
Koksausbeute
1. Trockene Kohle mit
langer Flamme . . . 50—60 Proz. \
2. Fette Kohle mit langer I
Flamme (Gaskohle) . 60 — 68 - |
3. E^igentlicho fette Kohle |
fSchmiedekohle) . . . 68 — 74 - )
4. Fette Kohle mit kurzer |
Flamme (Kokskolile) . 74 — 82 |
ö. Magere anthrazitis(;he |
Kohle 82—90 - I
Beschaffenheit des Koks
Pulverförmig oder gefrittet
Geschmolzen, stark zerklüftet
Geschmolzen, mittelmäßig kompakt
Geschmolzen, sehr kompakt, wenig
zerklüftet
Gefrittet oder Pulver.
Bei Backkohle ist die Größe der Volumzunahme zu berücksichtigen.
Grüner (Dinglers polyt. J. 219, 178; 1871)) empfiehlt die
sogenannte I m m e d i a t a n a 1 y s e , nach ^^■elcher die Koksausbeute
aschenfrei gereciinet, der Wassergehalt und aus der Differenz die Menge
der fluchtigen Stoffe beim Verkoken Ijestimmt werden. Er glaubt,
daß die Steinkohlen, welche den wenigsten Koks geben, auch die geringste
Warme beim Verbrennen entwickeln, was aber nicht zutreffend ist
Amerikanische und englische Hüttenleute und Chemiker verwenden
Iabcr das Verfahren nocii heute fast ausschließlich. — Ähnlich ist das
Verfahren von Jüptner (Die Bestimmung des Heizwertes von
294 Untersuchung der festen Brennstoffe.
Brennmaterialien von H. v. J ü p t n e r , Sammlung cliem.-techn.
Vorträge, herausgegeben von A li r e n s , II. Bd., 12. Heft, 1898;
vgl. Zeitschr. f. angew. Chem. 14, 1260; 1901); seine Berechnung des
Brennwertes ist unbrauchbar.
Schwefel findet sich in der Kohle als Schwefelkies (selten an
andere Metalle gebunden), in organischer Verbindung (Zeitschr. f.
angew. Chem. 12, 766; 1899) und als Sulfate. Die Art und Menge
dieser Verbindungen zu bestimmen, hat keine technische Bedeutung;
wichtig ist nur, wieviel Schwefel für die beabsichtigte Verwendung der
Kohle schädlich ist (vgl. S. 310).
Die Bestimmung des G e s a m t s c h w e f e 1 s geschieht meist
nach dem Verfahren von E s c h k a (Zeitschr. f. anal. Chem. 17, 497;
1878). Etwa 1 g der feingepulverten Probe wird mit 2 g eines innigen
Gemisches von 2 T. gut gebrannter reiner Magnesia und 1 T. wasser-
freien reinen Natriumcarbonats im Platintiegel mittels einer dicken
Platindrahtes gemengt. Man gibt dem Tiegel hierauf die in Fig. 115,
S. 291, bezeichnete schiefe Lage mittels der auf dem Eisenstück ruhenden
durchlochten Asbestplatte und erhitzt ihn ohne Deckel so, daß nur die
untere Hälfte ins Glühen kommt. Unter öfterem Umrühren wird das
Erhitzen etwa 1 Stunde fortgesetzt, wobei nach Beendigung die Ver-
brennung durch Einleiten von Sauerstoff beschleunigt werden kann.
Man bringt den erkalteten Tiegel samt Inhalt in ein Becherglas,
gibt Wasser zu, kocht die Schmelze allmählich unter wiederholtem
neuen Zusatz von Wasser aus, setzt Bromwasser bis zur schwach gelb-
Hchen Färbung hinzu, erwärmt zur Oxydation etwa noch vorhandener
Sulfide, filtriert, säuert das Filtrat mit Salzsäure an, kocht, fällt mit
Chlorbaryum und berechnet aus dem Niederschlage in bekannter Weise
den Schwefel.
Nach dem Vorschlage von R o t h e (Mitt. techn. Versuchs-
anstalt, Berhn 1891, 107) kann man die Schmelze auch in Porzellan-
tiegeln im Muffelofen ausführen. Das Verfahren läßt sich ferner da-
durch abkürzen, daß man der gesinterten Masse vorsichtig und all-
m.ähHch Natriumsuperoxyd zufügt, bis die Oxydation beendet ist.
Komarowsky (Chem.-Ztg. 32, 777; 1908) erhitzt die Probe
mit Kobaltoxyd und Soda; C. Sundström (Journ. Amer. Chem.
Soc. 25, 184; 1903), soA\ie Pennock und Morton (ebenda 25,
1265; 1903) verbrennen die Probe in einer Bombe mit Natriumsuper-
oxj^d, Konek (Zeitschr. f. angew. Chem. 16, 516; 1903) führt dies
in der P a r r sehen Bombe (S. 308) aus und bestimmt die Schwefel-
säure in der Lösung (sog. Rapid- Verfahren). Eine Abänderung davon
beschreibt Schillbach (ebenda, 16, 1080; 1903), Peckham
mid Pellet (Ann. chim. appl. 1899, 772; 1901, 281) schmelzen die
Probe mit Soda und Salpeter.
Holliger (Zeitschr. f. angew. Chem. 22, 436, 493; 1909,
s. hierzu Dennstedt, ebenda S. 677.) hat eine vergleichende
Untersuchung der Schwefelbestimmungsmethoden in Kohlen und
Koks durchgeführt und empfiehlt folgende Modifikation der
Schwefclbestimmung. 295
ursprünglichen B r u n c k sehen Methode (Zeitschr. f. angew.
Chem. 18, 1560; 1905) zur Ermittlung des Gesaratschwefels. Ca. 1 g
Kohle wird mit 2 g eines Gemenges von 2 T. Kobaltoxyd (das man sich
selbst bereitet, da das käufliche Produkt sulfathaltig ist) und 1 T. ent-
wässerten Natriumcarbonats innig gemischt und in ein Platinschiffchen
gebracht. Dieses wird in ein schwer schmelzbares Verbrennungsrohr
eingeschoben, das ungefähr in der Mitte auf eine Strecke von 3 — 5 cm
auf ca. 5 — 7 mm verengt ist. Diese Stelle wird nun vollständig mit
kurzen Platindrahtstücken (Durchmesser 0,1 mm) ausgefüllt. An das
Verbrennungsrohr wird ein Pehgotrohr mit Wasserstoffsuperoxyd
angeschaltet. Die Kontaktsubstanz wird vor dem Einschieben des
Platinschiffchens zum Glühen erhitzt. Man leitet nun Sauerstoff ins
Verbrennungsrohr und erhitzt das der Einleitungsstelle abgewendete
Ende des Schiffchens mit ganz kleiner Flamme, bis der Inhalt an dieser
Stelle zu ghmmen beginnt. Dann entfernt man die Flamme und regu-
liert die Verbrennung ledighch durch Vermehrung oder Verminderung
der Sauerstoffzufuhr. Ein Aufhören des Glühens zeigt das Ende der
Verbrennung an. (Gasarme Kohlen können ohne Platinkontakt ver-
brannt werden.) Nach Beendigung der Verbrennung wird der Schiff-
cheninhalt in eine Porzellanschale gegeben, mit Salzsäure übergössen
und sofort bedeckt. Zur Abscheidung der Kieselsäure wird auf dem
Wasserbade zur Trockne verdampft. Der Inhalt des Peligotrohres
Avird indes in ein Becherglas gespült, alkalisch gemacht, gekocht, dann
zum eingedampften Rückstand zugefügt, mit Salzsäure schwach an-
gesäuert, und die Kieselsäure abfiltriert. Im Filtrat wird die Schwefel-
säure mit Baryumchlorid gefällt. Zuweilen erscheint das Baryumsulfat
infolge Beimischung von basischen Kobaltsalzen bräunüch, durch
Waschen mit Waschwasser, das mit Salzsäure angesäuert wurde, wird
der Niederschlag weiß.
Den flüchtigen vSchwefel erhält man, wenn man von dem
Gesamtsch\\efel den Schwefelgehalt der Asche abzieht, oder durch Ver-
brennung der Probe im Sauerstoffstrome (Zeitschr. f. angew. Chem. 6,
677; 1893). Das Verfahren wird in entsprechender Weise wie die
Elementaranalyse ausgeführt, nur verwendet man eine größere
Probe (0,8—1 g) und ein Verbrennungsrohr, \\elches bei n
(Fig. 121) statt Kupferoxyd eine kurze Schicht Platinabfälle
enthält. Die gebildete Schwefligsäure und Schwefelsäure leitet
man in Wasserstoffsuperoxyd und fällt das Baryumsulfat oder titriert
mit Vio Kalilauge.
H e m p e 1 (Gasanal. Methoden, 3. Aufl., 1900, S. 397) ver-
brennt die Probe in einer 10-Literflasche mit Sauerstoff, in älnilicltor
Weise Pfeiffer (Journ. f. Gasbcleucht. 48, 714: 1905).
Arsen ist in einigen englischen Kohlen und Koks nachgewiesen
worden (Journ. Soc. Chem. Ind. 20, 437; 1901). T ii o r p e boschreibt
eine Methode zu dessen Bestimmung (Journ. Chem, Soc. 83, 969; 1903),
ebenso M'G o w a n und Floris (Journ. Soc. Chem. Ind. 24, 2<)5;
1905). C h a p m a n (Analyst 1901, 253) erhitzt mit Magnesia und
296
Untersuchung der festen Brennstoffe.
Soda wie bei der Methode von E s c h k a und prüft im Marshschen
Apparat (vgl. Journ. Gaslight 1908, 164).
Zur Phosphorbestimmung werden 1 — 2 g der ge-
wonnenen Asche mit konzentrierter Salzsäure digeriert, zur Trockne
verdampft, der Rückstand ^^•ird mit salzsäurehaltigem Wasser aus-
gelaugt, die Lösung unter Zusatz von Salpetersäure bis fast zur Trockne
verdunstet und in bekannter Weise mit Molybdänsäure gefällt.
Die S t i c k s t o f f b e s t i m m u n g nach dem K j e 1 d a h 1 -
sehen Verfahren (vgl. Zeitschr. f. anal. Chem. 25, 314; 1886 und spätere
Abschnitte des vorliegenden Werkes) kann in folgender Weise verein-
facht werden (Fischers Jahresber. 25, 6; 1894). Etwa 1 g Torf,
gepulverte Braunkohle oder feingepulverte Steinkohle wird mit 20 com
konzentrierter Schwefelsäure (stickstofffreie) unter Zusatz von 8 — 10 g
Kaliumsulfat gekocht. Nach etwa 2 Stunden ist die Zersetzung
beendet, so daß das gebildete Ammoniak durch Natronlauge über-
destilliert und dann bestimmt werden kann.
Es ist zu beachten, daß besonders Holz und
^- leichter Torf in zerkleinertem Zustande nach dem
Trocknen ungemein hygroskopisch sind, so daß ein
genaues Abwägen der für die Elementar-
a n a 1 y s e und BrennA\'ertbestimmung
erforderhchen Proben sehr schwierig ist. Dieser
Übelstand sowie die Oxydation der Kohlensubstanz
(vgl. S. 309) wird dadurch behoben, daß man von
den feinstgepulverten Kohlen etwa 0,3 bis 0,4 g,
von lufttrockenem, feingeraspeltem Holz oder Torf
etwa 0,5 g abwiegt und in Zyhnder preßt.
Die verwendete Preßform (Fig. 118) ist dem sog. Diamantmörser
ähnlich. Auf der kantigen Bodenplatte m wird der Stahlring a durch
die sechskantige Mutter n gehalten. Nach Einfüllen der Probe wird
der Stempel s niedergepreßt, dann Mutter n abgeschraubt, der Teil a
auf einen ringförmigen Untersatz gestellt und durch Niederpressen des
Stempels s die Probe herausgedrückt. Die ProbezyUnder werden in
Wägegläschen (mit Glasstopfen) gebracht; bei der Verwendung werden
sie in denselben bei 105 l)is 110'' getrocknet.
Das Trocknen ^\ ird befördert, ^\•enn man durch das Trocken-
glas oder (bei mehreren Proben) durch den Trockenschrank gegen Ende
des Trocknens langsam trockene Luft leitet. Damit die Proben
(besonders Holz und Torf) nicht durch den entweichenden Wasserdampf
auseinandergetrieben werden, läßt man die Temperatur langsam auf
105 bis 108^ steigen. Zum Trocknen verwendet F. Fischer (Zeitschr.
f. angew. Chem. 7, 19; 1894) einen runden Behälter aus Kupferblech
(Fig. 119). Der gewölbte Boden setzt sich in ein Messingrohr c fort,
dessen unteres Ende mit einem kurzen, Aveiten Chlorcalciumrohr ver-
bunden ist. Die in der Trockendose aufsteigende Luft wivd daher vorher
getrocknet. Der Deckel t ist auf der unteren Seite mit Asbestpappe
bekleidet. Mit etwa 5 mm Zwischenraum wird der Behälter von einem
Fig. 118.
Kohlenstoff- und Wasserstoff-Bestiinmung.
297
Mantel aus Asbestpappe eingeschlossen, \\elcher auf dem mit ent-
sprechenden Füßen versehenen Ringe r ruht. Das Gasrohr h ist oben
ringförmig gebogen und mit 4 Löchern versehen, aus denen das Gas
in 4 kleinen Flammen herausbrennt. Zwei Siebböden 5 schützen die in
Wägegläschen g eingesetzten Proben vor ungleichmäßiger Erwärmung.
Die Vorrichtung erfordert sehr wenig Heizgas.
Die Bestimmung von Kohlenstoff und ^^' a s s e r s t o f f
geschieht in bekannter Weise durch Elementaranalyse. F. Fischer
(vgl. Fischer, Chemische Technologie der
Brennstoffe, Bd. I, S. 127) verwendet hierfür seit
etwa 40 Jahren folgende Vereinfachung. Die
beiden Seitenbleche a und b des einfachen Ver-
brennungsofens (Fig. 120) sind unten mit der
Bodenplatte, oben durch zwei Eisenstäbe u mit-
einander verbunden, gegen welche sich die Ton-
stücke .9 oben anlegen, welche unten in der auf
beiden Seiten angebrachten Rinne stehen. Da-
durch werden in bekannter Weise die Flammen
der untergestellten Brenner, welche durch die
beiderseits angebrachten Bleche a gegen Zugluft
geschützt sind, gezwungen, das in der offenen,
halbrunden Blechrinne o liegende Verbrennungs-
rohr völlig zu umgeben. Das an beiden Seiten
offene Verbrennungsrohr (Fig. 121) enthält zwischen
den beiden in dünnes Platinblech eingehüllten Asbestpfropfen a eine
Schicht n körniges Kupferoxyd und bei schwefelhaltigen Kohlen des-
Fig. 119.
Fig. 120.
gleichen eine kürzere Schicht gekörntes Bleichromat. Nach dem Ein-
schieben des Platinschiffchens m mit der zu untersuchenden Probe
wird das eine Knde u mit dem Sauerstoffgasometer, das andere w aber
direkt mit dem Chlorcalciumrohr r verbunden.
Vor Anfang einer Versuchsreihe legt man das Verbrennungsrohr
298 Untersuchung der festen Brenn«toffe.
in die Bleclirinne o, stellt die feuerfesten Steine oben gegen die Stangen u
(Fig. 120) und erhitzt die Kupferoxydschicht durch die mit drei oder
vier Flachbrennern versehene Lampe B (vor welcher in der Abbildung
das Schutzblech a der Deuthchkeit wegen fortgelassen ist) zum Glühen,
während für die andere Hälfte des Rohres ein einfacher Bunsenbrenner A
genügt. Man leitet etwa 10 Minuten lang einen Strom atmosphärischer
Luft, welcher durch eine Flasche mit Kalilauge und eine solche mit
konzentrierter Schwefelsäure gegangen ist, durch das Rohr und läßt es
dann in diesem Luftstrom erkalten. Nun wird der Stopfen u gelöst
und die bei 105 — 110" getrocknete Probe mit dem Platinschiffchen ein-
geschoben, der Stopfen sofort nieder eingesetzt, auf der andern Seite
das Chlorcalciumrohr c usw. angefügt und in bekannter Weise im
Sauerstoffstrome verbrannt. Auf das Verfahren von D e n n s t e d t
(Zeitschr. f. angew. Chem. 19, 517; 1906) sei verwiesen.
Fig. 121.
Der B r e n n \v e r t wird berechnet nach der Elementaranalyse
oder direkt bestimmt . Für die Berechnung dient die D u 1 o n g sehe
Formel, bezogen auf flüssiges Wasser von 0" als Verbrennungsprodukt
= 8100 c + 34 220 pi — "^ + 2500s : 100
oder, was praktisch zutreffend, bezogen auf Wasserdampf von 20"
= I 8100 c + 29 000 I h — — I + 2500 s — 600 w 1 : 100.
Diese D u 1 o n g sehe Formel gibt wohl für einige Steinkohlen an-
nähernd zutreffende Werte, für die meisten aber iVbweichungen von
2 — 6 Proz., besonders aber für Holz, Torf und Braunkohlen viel zu
niedrige Werte, wie F. F i s c h e r (Zeitschr. f. angew. Chem. 6, 397, 575;
1893; F i s 0 h e r s Jahresber. 24, 1; 1893; die Brennwertbestimmungen
von Gottlieb sind unbrauchbar, vgl. Zeitschr. f. ange«'. Chem. 6, 397 ;
1893) gezeigt hat. Nur die direkte Bestimmung des Brenn-
wertes im Kalorimeter gibt zuverlässige Angaben. Unter
Hinweis auf die zahlreichen älteren Vorschläge (Fischer, Chem.
Teclmologie der Brennstoffe, Bd. I, S. 129, 148, 530) ist besonders die
Verbrennung im Sauerstoff zu empfehlen, und zwar unter Atmosphären-
druck oder in der B e r t h e 1 o t sehen Bombe.
Fische rsches Kalorimeter. Für das erstere Verfahren ver-
Fischer sches Kalorimeter.
299
wendet F. F i s c li e r (F i s c h e r s Jahresber. 16, 1207 ; 1885 ; Zeitschr.
f. angew. Cliem. 5, 542; 1892; 7, 19; 1894; 14,444; 1901) einen aus
Silber (oder vernickeltem Kupfer) hergestellten Behälter, welclier
durch 3 Füße / (Fig. 122) auf dem Boden des vernickelten
kupfernen Kühlgefäßes B festgehalten wird. In den Rohr-
fortsatz des Deckels d ist ein Rohr e gesteckt, welches nach unten
tellerförmig erweitert ist und hier den aus Platinblecb (oder Xickel)
hergestellten zylindrischen Behälter p trägt. Die ringförmige Platte l
trägt den aus Platingeflecht (oder Nickel) hergestellten Korb s, welcher
die Probe aufnimmt. Bei kleinen
Proben ist es vorteilhaft, den Korb
kegelförmig zu gestalten. Die
Öffnung im Boden des Behälters j)
ist mit einem Platinsieb c bedeckt,
und unter demselben wird die teller-
förmige Platte y gehalten. Der durch
Glasaufsatz a zugeführte Sauer-
stoff drückt somit die durch Ver-
brennen der Probe im Korbe s ent-
wickelten Gase nach unten durch
Sieb c gegen die Schale v, um voll-
ständige Mischung und Verbrennung
zu erzielen. Die Gase ziehen dann
durch Rohr i und den mit ent-
sprechendem Einsatz versehenen
flachen Behälter c (oder ein spiral-
förmig gebogenes Rohr) durch
Rohr g und Aufsatz h nach außen
oder zu einem Glockengasometer,
um den Sauerstoff — nach Ent-
fernung des Kohlendioxyds — wie-
der zu verwenden (zur Schwefel-
bestimmung o. dgl.).
Der Deckel n besteht aus zw ei
Hälften; die festgeschraubte trägt
die Führungen der Rührvor-
richtungen r m und das Thermometer
/; letzteres ist in Vao-Grade geteilt, so daß man mittels guter l.upe (mit
Gradführung) noch Vioo ^^rad ablesen kann. Der Zwischenraum
zwiselion li und I) ist mit trockenen Federdaunen lose gefüllt, dann die
Fuge zwischen dem Pwmd von dem Kupfergefäß B und Holzgefäß D
mit Kopal- oder Spirituslack geschlossen, so daß keinesfalls Wasser ein-
dringen kann. Wird ferner der Apparat bei Nichtgebrauch trocken
aufbewahrt, so ist die Wärmeü])cr(ragung sehr gering; beim Apjjarat
des Verf. /.. B. für 1" Temjx-raturdiffcrenz und Aiinute 0,0025". Dieser
Wert wie aw(;h <lcr Wasserwert des A])i)aralcs werden nach dem be-
kannten Mi.seh verfahren (F i s c h e r s Jahresber. 16, 120S; l.ScSö) oder
300 UiitersiK'liuug der festen Brennstoffe.
(der Wasserwert) durch Auswägen bestimmt; letzteres Verfahren
ergab z. B. :
g spez. \V. eal
Kalorinietergefäß mit Rülirer . . . 916,5 0,095 = 87,1
Silberkalorimeter '278,4 0,056 = 15,6
Platineinsatz, Thermometer ii. dgl. . 2,3
105
Mit Wasser wurden dagegen 112 cal gefunden; die nächste Um-
gebung des Gefäßes B ist offenbar etwas mitbeteihgt, so daß dem durch
Auswägen ermittelten Wasserwert rund 5 cal zuzuzählen sind.
Die Zündung gescliieht in bekannter Weise durch Einwerfen eines
etwa 1,5 mg schweren Kohlensplitters («ofür 12 cal abzuziehen sind)
(Zeitschr. f. angew. Chem. 5, 541; 1892; 7, 19; 1894; 12, 334; 1899).
Bei einiger Übung gehngt es leicht, die Verbrennung so zu leiten, daß
keine unvollständig verbrannten Produkte entweichen, so daß eine
Untersuchung der aus b entweichenden Gase nicht erforderhch ist.
Dementsprechend darf sich beim Öffnen des Kalorimeters nach der Ver-
brennung kein Anflug oder brenzhcher Geruch zeigen. Will man aber
dennoch die Verbrennungsprodukte prüfen, so läßt man die aus dem
Kalorimeter durch Rohransatz h entweichenden Gase zunächst durch
eine Flasche mit Kalilauge gehen, um Geschwindigkeit und Druck der-
selben beobachten zu können, dann über glühendes Kupferoxyd und
nun durch Barytlösung: zeigt sich eine Trübung, so wird der Versuch
wiederholt.
Bei Ausführung des Versuches entnimmt man mittels Pinzette dem
gewogenen Trockengläschen ein Preßstück (dessen Gewicht durch
Zurückwiegen des Gläschens bestimmt wird), legt es in den Korb s,
hängt p in die tellerartige Fortsetzung von d, setzt den DeckeU) fest
auf das Kalorimeter, ^^^e Fig. 122 zeigt, und dann die ganze Vorrichtung
in das Gefäß B. Aufsatz a A^-ird mit der Sauerstoffzuleitung verbunden,
das erforderhche Kühlwasser in B eingegossen, der Deckel n aufgelegt,
das Thermometer t eingesetzt und abgelesen, wenn die Temj^eratur sich
nicht mehr ändert. Xun läßt man einen schwachen Sauerstoffstrom ein-
treten, wirft z. B. einen kleinen glühenden Kohlensj)Htter ein, schließt
sofort wieder den Aufsatz a und verstärkt gleichzeitig den Sauer-
stoff ström. Sobald (nach etwa 2 Sekunden) das Leuchten des Auf-
satzes a die beginnende Verbrennung anzeigt, läßt man den Sauerstoff
so rasch eintreten, daß in der nächsten ^ 4 Minute etwa 2 Liter zugeführt
■\^erden. Zeigt die abnehmende Helhgkeit des Aufsatzes a, daß die Ver-
brennung nachläßt -), so mäßigt man den Sauerstoffstrom auf etwa ^^.
Die Verbrennung dauert nur etwa % Älinuten. Nach weiteren 2 ]\Iinuten
(beim silbernen Einsatz, bei Nickel 3 bis 4 Minuten) zeigt das Thermo-
meter t den höchsten Stand und damit das Ende des Versuches.
^) Unter Verwendung von etwas Schmiermittel aus geschmolzenem
Kautschuk und Vaseline.
^) Das Glasrolir a muß etwas in das Rolir b hineinragen.
Fischer sches Kalorimeter. 3ftl
F. Fischer verwendet hierzu zwei Gasometer (bzw. Flaschen) mit
Sauerstoff mit mindestens 0,5 m Wasserdruck, \\ eiche durch Schlauch und
ein
_- förmiges Glasrohr mit dem Kalorimeter verbunden sind.
Ist z. B. c mit dem Kalorimeter verbunden, so werden die auf a und h
geschobenen, zu den Gasometern führenden Schläuche mit Schraub-
quetschhähnen versehen. Der Halin für a wird so gestellt, daß in
^4 Minute etwa 1 Liter Sauerstoff hindurchgeht, dann wird der Schlaueli
durch einen leicht abziehbaren Quetschhahn geschlossen. Auf den mit
h verbundenen Schlauch setzt man einen Schraubhahn, durch welchen
der Gasstrom rasch verstärkt -werden kann, sobald die Zündung ein-
geleitet wird. Beim ersten Anzeichen der erfolgten Zündung wird der
Quetschhahn auf a sofort abgezogen, so daß sicher stets über-
schüssiger Sauerstoff vorhanden ist. Läßt das
Leuchten nach, so wird a wieder geschlossen und die Verbrennung durch
h zu Ende geführt. Anfängern ist zu empfehlen, durch den voll-
ständig zusammengestellten Apparat etwa 2 Liter atmosphärischer Luft
in I2 Minute durchzuleiten, um sich zu überzeugen, ob alle Leitungen
genügend weit sind, und erst dann mit Einleiten und Zünden zu
beginnen. Jede Verpuff ung — auch bei Torf — ist dann ausgeschlossen.
Bei den Bestimmungen des Verf. \\erden 1600 g Kühlwasser ver-
wendet, so daß der Gesamtwasserwert des Kalorimeters 1710 ist. Die
Wärmeübertragung des Kalorimeters für P Temperaturunterschied und
Minute entspricht nur 4 cal bei sorgfältiger Trockenhaltung der
Füllung C. Da der Versuch kaum 3 Minuten dauert, so ist die bez. Kor-
rektion gering (um 15 bis 20 cal). Ist das Kühlwasser vor dem Ver-
such 1 bis 1,2° kälter als die Außenluft, so kann diese Korrektion ver-
nachlässigt werden.
Die Temperaturzunahme des Kühlwassers betrug z. B. am Knde
der I.Minute 1,2", der 2. Minute 2,5", der S.Minute 2,9" und der
4. Minute 3,0", die mittlere Temperatur kann daher für die einzelnen
Minuten angenommen werden:
1. Minute zu 0,6" entsprechend 2,4 cal
2. - - 1,8» - 7,2 -
3. - - 2,7" 10,8 -
4. - - 2,9° - 11,6 -
32,0 cal
?^ür alle technischen Zwecke erscheiiicu daher weitläufige Berech-
riunger) überflüssig; es genügt, 73 der Teniperatursteigeiung als Durch-
schnitt anzunehmen, hier also 2", somit 2x4x4= 32. .Meist ist
diese Korrektion wesentlich geringer.
Die Gase entweichen je nach der SchneUigkeit des Gasstromes 1 bis 2"
wärmer, als das Kühlwasser ist, also etwa 4" wärmer als der eintretende
Sauerstoff. Bei 3 bis 4 Liter Sauerstoff entspricht der dadurch verur-
sachten Wärmeverlust etwa (i cal, also unnälicrnd so viel, wie die Zünder-
kohle gibt. I )iese beiden Korrekt ionen gleichen sich daher pr a k t i sc h aus.
I
302
Untersuchung der festen Brennstoffe.
Im Kalorimeter wird der größte Teil des gebildeten Wassers
verflüssigt. (Fischer, Chem. Technologie der Brennstoffe,
1887, 397; Zeitschr. f. angew. Chem. 6, 397; 1893.) Wird der Brennwert
auf flüssiges Wasser als Verbrennungsprodukt berechnet, so sind für
je 10 mg dampfförmig entweichendes Wasser 6,1 cal zuzuzählen; bezieht
sich aber der Brennwert auf Wasserdampf von 20°, so sind für je 10 mg
verflüssigtes Wasser 6,1 cal abzuziehen. Man kann die Menge des ver-
flüssigten Wassers bestimmen, indem man das Kalorimeter nach der
Verbrennung äußerlich trocknet und nach Entfernung der Aufsätze a
und b nebst Schlauchansatz g wiegt. Nun mrd das Kalorimeter geöffnet,
mit destilhertem Wasser ausgespült, um die gebildete Schwefelsäure zu
entfernen, durch Erwärmen auch innen getrocknet und, falls das Gewicht
nicht bekannt war, gewogen. Nach F e 1 1 n e r und Z i e g 1 e r (Zeitschr.
f. angew. Chem. 21, 2223; 1908) läßt hierbei die
nach der Verbrennung im Platinkörbchen ver-
bleibende Kohlenasche ohne weiteres, je nach-
dem dieselbe mehr oder minder mit dem Platin-
drahtgewebe verschmolzen oder sandig ist, er-
kennen, ob die Asche leicht oder schwer
schmelzbar ist und wie sich dieselbe
infolgedessen voraussichtlich im Betriebe auf
dem Roste verhalten wird.
Berthelotsche Bombe (Cr. 104,
1571; 1892; 115, 201; 1892). Scheurer-
K e s t n e r und Meunier-Dollfus
(BuU. Soc. de Mulhouse 61, 577; 1891) ver-
wenden wie Berthelot eine mit Platin
ausgekleidete Stahlbombe, P. M a h 1 e r (Zeit-
schrift f. angew. Chem. 5, 491; 1892; Etudes
sur les combustibles 1903; M a h 1 e r sches
Kalorimeter hefert L. G o 1 a z in Paris , 23 i.is
Avenue du Parc de Montsouris, für 1050 Eres.)
eine innen emaillierte, über deren Haltbar-
keit geklagt wird. W. H e m p e 1 (Zeitschr. f. angew. Chem. 5, 389 ;
1892; 9, 350, 486; 1896) preßt in die Kohlenproben einen Platindraht
zur elektrischen Zündung. Die verwendete Bombe ist aus einer eisernen
Röhre hergestellt, indem in diese ein etwa 10 mm starker Boden und ein
etwa 30 mm starker Deckel eingeschraubt und hart eingelötet sind.
Das so gebildete Gefäß hat ungefähr 250 ccm Inhalt und muß auf einen
Druck von 50 Atm. geprüft sein. Als Verschluß dient ein Kopfstück A
(Fig 123) ; dasselbe hat ein Schraubenventil a und ist bei h zum An-
schrauben an eine Flansche hergerichtet. In dasselbe ist der eiserne
Stift c fest eingeschraubt, der Stift d hingegen für elektrische Ströme
isohert eingesetzt. In die Stifte c und d sind etwa 0.8 mm starke Platin-
drähte / und g eingeschraubt und eingelötet, welche das aus feuerfestem
Ton oder Platin (für Verbrennung von flüssigen Brennstoffen) her-
gestellte Näpfchen e tragen. Die Isolierung des Poldrahtes d erreicht
Fig. 123.
Berthelot sehe Bombe.
303
man, indem man über die konische Verstärkung h desselben ein Stück
dünnwandigen Gummisclilauehs i zieht, den man vorher durch das lange
konische Loch des Verschlußstückes geschoben hat, und dann unter
gleichzeitigem starken Ausziehen des Schlauches den Poldraht d scharf
eindrückt. Der untere Teil des Gummischlauches wird so abgeschnitten,
daß er etwa 1 cm weit unter der Oberfläche des Eisenkopfes im Loche
steckt; den oberen Teil läßt man etwas über den Kopf herausragen.
Um ein Verbrennen des Gummischlauches im Innern des Loches zu ver-
meiden, stopft man den unteren Teil
desselben mit Asbest aus.
Das Kalorimeter wird gebildet aus
dem mit einem Deckel versehenen Metall-
gefäß G (Fig. 124), welches mit einem Ab-
stand von et\\a 2 cm in das Holzgefäß H
gehängt ist und eine gewogene Menge
Wasser enthält. In dem Kalorimeter be-
findet sich ein feines Thermometer K, an
welchem man noch Tausendstelgrade
schätzungsweise ablesen können muß, und
eine Rührvorrichtung N. Die Rührvor-
richtung besteht aus einem kreisförmig
gebogenen Blech, welches mittels zweier
Führungsstangen und einer Schnur, die
durch einen Ring geht, auf- und abbe-
wegt werden kann. Mittels der Poldrähte
L und M und der Quecksilberkontakte i
und k (vgl. auch Fig. 123) wird der
Apparat mit einer Tauchbatterie ver-
bunden.
Nach Kroeeker (Zeitschr. f .angew.
Ghem. 9. 327; 1896; 10, 327; 1897; 11,
865; 1898; 14, 444; 1901) ist der Kopf der
Bombe mit zwei gasdicht verschheß-
barcn Kanälen ausgestattet. Außer dem
Kanal, welcher für die Einführung des Sauerstoffs gemacht ist, geht
noch ein zweiter Kanal, der im Innern des Gefäßes durch ein Platin-
röhrchen bis auf den Boden fortgesetzt ist, durch den Kopf der Bombe.
DiesezweiteDurchbohrunggestattetes, nach Beendigung derVorbrennung
die Verbiennungsgasc bzw. das kondensierte Wasser aus der Bombe
auszutreiben. Beide Kanäle sind von oben durch Ventile gasdicht ver-
><hließl)ar. Außer diesen beiden Kanälen besteht noch eine dritte
Duichbohrung, dur(;h welche ein Platindraht isoliert durchgeführt ist.
Die Ausführung einer Bren n wer t bes ti m m u ng in der
lionibejw|rd auf folgende Weise durchgeführt i): Vom festen Brennstoff
Fig. 124.
>) S.
S t o h in a n
IX^SU); Langbein
hierzu: Berthelot, Thennüchonusehe Mesauiigen (1893);
, Kleber und Langbein (Journ. f. prakt. Cham. 39. 518;
und kalorimetrische
.Auswahl der Kohlen imd ihre ihemiHch
304 Untersuchung der festen Brennstoffe.
(Kohle usw.) werden 1 g auf einer Hand\\age roh abge\\'ogen, in einer
Pastillenpresse gepreßt und das Gewicht nunmehr genau ermittelt.
Flüssigkeiten werden in einem Schälchen abgewogen. Die Menge
der zur Verbrennung gelangenden Substanz sollte so bemessen sein,
daß vom Sauerstoff nur ^ 3 verbraucht wird (bei größerem Verbrauche
ist die Möglichkeit unvollständiger Verbrennung gegeben), und daß
die Temperaturerhöhung im Kalorimeter 2 — 3 Grade nicht übersteige.
Bei schwer verbrennHchen Substanzen wird die Pastille zwischen zwei
genau gewogene Naphtalini^astillen gelegt, die Verbrennung durch-
geführt und von der Gesamtverbrennungswärme die Verbrennungs-
wärme der Naphtalinpastillen abgezogen. Bei Verbrennung leicht
flüchtiger Flüssigkeiten ^\ ird das Schälchen nach Langbein mit
Wachspapier oder Kollodiumhaut verschlossen und auch hier deren
Verbrennungswärme berücksichtigt. Das die Pastille oder den flüchtigen
Brennstoff enthaltende Schälchen e (Fig. 123) wird an die Strom-
zuführungsdrähte c und d befestigt, diese durch ein 10 cm langes, zu
einer Spirale gewickeltes Stück blank geputzten Blumendrahtes ver-
bunden (wobei man auf guten Kontakt der Drähte zu achten hat) und
die Drahtspirale so gedreht, daß bei der nachfolgenden Zündung die
Tropfen geschmolzenen Eisenoxyduloxyds sicher auf die zu verbrennende
Substanz fallen. Der Bombendeckel mit Schälchen und Substanz wird nun
vorsichtig auf den Unterteil der Bombe aufgeschraubt, in \Aelchen
vor dem Versuche 10 ccm Wasser eingefüllt werden. Die Dichtung
der Verbindung Deckel — Unterteil der Bombe erfolgt durch Weichblei-
ringe. Nachdem das Kopfstück fest in das Autoklavengefäß ein-
geschraubt ist, erfolgt die Füllung mit Sauerstoff (hierzu darf kein
elektrolytisch erzeugter verwendet werden). Dieser wird aus einer
Stahlbombe langsam in die Verbrennungsbombe einströmen gelassen,
bis ein zwischen Sauerstoffbehälter und Bombe eingeschaltetes Mano-
meter 25 Atmosphären Druck anzeigt. Man schließt nun die Ventile
und stellt die Bombe in der aus Fig. 124 ersichtlichen Weise im Kalori-
metergefäß auf. Dieses ist mit genau gewogener und bei den Versuchen
immer gleich bleibender Wassermenge gefüllt, die so bemessen ist,
daß eine Überdeckung der Verschlußschrauben des Kalorimeters er-
folgt. Man setzt den Rührer N ein, der weder an die Bombe noch ans
Kalorimetergefäß anschlagen darf, befestigt das in ^,\oQ-Grade ein-
geteilte Thermometer (am besten ein sogenanntes Beckmannthermo-
meter) und stellt nun die Verbindung des Kalorimeters mit den Drähten
L und M der Batterie (3 — 4 hintereinander geschaltete Bleiakkumulatoren
oder Chromsäureleemente — Füllung dieser mit einer Mischung aus
200gNatriumbichromat, 150 ccm konzentrierter Schwefelsäure, 1000 ccm
Untersuchung (1905), Chemische und kalorimetrische Untersuchung von Brenn-
stoffen (Zeitschr. f. angew. Chem. 13, 1227, 1259; 1900); Jakob, Die kalori-
metrische Heizwertbestimmung der Kohle mit besonderer Berücksichtigung der
Kalorimetereichung (Zeitschr. f. chem. App.-Kunde 2, 281, 313, 337, 369, 499, 533,
565, 597; 1907).
B e r t li e 1 o t scIie Bombp. on-
Wasser) her. Die Temperatur des Kalorimetervvassers wird zweckmäßig
1 niederer als die Zimmertemperatur bemessen
Der Beginn der Beol)acl,tung des Thermometers erfolgt 5 Minuten
nach dem Einsetzen der Bombe ins Kalorimetergefäß. Für den V o r
versuch wird durch 6 Minuten jede Minute eine Ablesung gemacht
wobei vor jeder Ablesung der Quecksilberfaden des Thennometers'
durcli einen leichten Schlag ans Thermometer vor dem ..Hängenbleiben"
geschützt wird. Zeigt das Thermometer konstantes An.sfeigen oder
Temperaturkonstanz an, .so wird am Ende der 6. Minute durch Ein-
schalten des Stromes gezündet und nach erfolgter Zündung der Strom
unfe'lort- ^^h 't ""' tT' ^^ « ^ P ^ v e r's u c h. Man^ec^.acMe
unter fortwahrendem Ruhren das Steigen des Thermometers. Ist der
remperaturausgleich beendet (nas nach 3-4 Minuten der FaU ist)
dann beobachtet man im X a c h v e r s u c h durch weitere 5 Minuten
den Gang des Thermometers.
I«t der Versuch beendet, dann nimmt man die Bombe aus dem
Kalorimeter laßt durch Öffnung des Ventils den Überdruck heraus
und ^schraubt erst dann den Bombendeckel ab. Man entfernt die an
den Stromzuleitungsdrahten anliaftenden Kügelchen von geschmolzenem
nä W ""^ V '^1 ""^ ''''V^'' '^''''^' Anbringungdes Zünddrahtes für den
nächsten Versuch vor. Der Inhalt der Bombe wird mit destilliertem
Wasser ausge.spult und nach schwachem Erhitzen mit Barytwasser
und Phenolphta ein (zur Bestimmung der Schwefelsäure und Salpeter
aure) trtriert^ Man fügt nun titrierte Sodalösung hinzu, filtrierS-h
^2 stunde und titriert die uberschüs.sige Soda mit Salzsäure und Methvl-
orange zurück. Das Baryumnitrat wird durch Soda in unlösHches
ßaryumcarbonat übergeführt, Baryumsulfat bleibt praktisch ungeändert
Aus den Mengen verbrauchten Barytwassers und Soda las.sen sich nun-
"ereehrfen "^^''T'^^ "'"''f "' '^'•'^-^^^1-"- ""d Salpetersäure
berechnen. Die Berechnung des Brennwertes erfolgt nach Berück-
sichtigung folgender Korrekturen : i^erucK
1. Korrektur der E n d t e m p e r a t u r des Haunt-
versuches (bedingt durch die Wärmeleitung und Strahlung
Journ. f. prakt. Chem. 39, 518; 1881)): naniung.
a) ^'ach der von Regnault-Pfaundler durch Stoh-
m a n (I verbes.serten Formel:
^-i^('i^':'"r--'-)
(m — |)v.
Hierin Ijcdcuteri:
S ^- Korn-ktionssummand. welcher dn- wirkli.l, abg^-lcs,.,,,-,, Tem-
peraturdifferenz zuzufügen ist;
V = Mittel der vor der Zündung abgelesenen Temperaturänderungen
pro 1 Minute; ^
v' = Mittel der im Naehversuch abgelesen.,. T-mpnaf nnm.lcMMn.M.n
pro 1 Minute;
l'nUTHiicIiiinncti. (1. Aufl. [.
20
306 Untersuchung der festen Brennstoffe.
T = Mittel der Temperaturablesungen des Vorversuches;
T = Mittel der Temperaturablesungen des Nachversuches;
d = Temperaturablesungen des Hauptversuches ;
n = Anzahl der Temperaturablesungen des Hauptversuches.
b) Für technische Zwecke genügt nach Langbein (1. c.) folgende
Formel zur Berechnuncr der Korrektur:
wobei V und v' die gleiche Bedeutung wie oben besitzen, und bei Tem-
peraturzunahme mit negativem Vorzeichen, bei Temperaturabnahme
mit j^ositivem Vorzeichen eingesetzt werden, n ist die Anzahl der
Minuten des Hauptversuchs.
2. K o r r e k t u r f ü r d i e Z ü n d u n g.
Für 1 g Eisendraht sind 1601 cal einzusetzen. 10 cm feinster
Blumendraht ent\\ickeln bei der Verbrennung 17 cal.
3. Korrektur für gebildete Salpetersäure.
Für 1 g gebildeter Salpetersäure sind 227 cal in Rechnung zu
setzen. Für normale Füllung und Verbrennung von Kohle beträgt
die Korrektur für gebildete Salpetersäure 8 — 10 cal.
4. Korrektur für gebildete Schwefelsäure.
Der in der Kohle enthaltene Schwefel verbrennt in der Bombe
zu Sch\Aefelsäureanhydrid, das sich im Wasser als Schwefelsäure löst.
Bei Verbrennung unter Atmosphärendruck mit Luft wird vorzugsweise
nur schwefHge Säure gebildet. Bei Berücksichtigung der in Betracht
kommenden Korrektionen Avird man nach Lang 1) ein für jedes
Prozent Schwefel 22,5 cal korrigieren.
5. Korrektur für die Ve r d a m p f u n g s w ä r m e des
gebildeten und in der Bombe flüssig niedergeschlagenen Wassers.
Bedeutet H der Gehalt des Brennstoffs an Wasserstoff und W
9H + W
der an hygroskopischem Wasser, so ist die Korrektur = — — • 600 cal.
Bestimmung des Wasserwertes der Bombe samt Kalori-
meter. Unter Wasser wert versteht man die Anzahl der Kalorien
(cal), die eine Temperatursteigerung um P im Kalorimeter verursachen.
Die Bestimmung des W^asser\\ ertes sollte alle 2 bis 3 Monate mit aller
Genauigkeit vorgenommen werden. Zu diesem Zwecke wird, wie oben
geschildert, eine genau gewogene Menge einer Substanz verbrannt,
deren Verbrennungswärme exakt bestimmt ist. Die unter 2 bis 5 an-
gegebenen Korrekturen werden zur Verbrennungswärme addiert und
die nunmehr genau ermittelte Zahl der in der Bombe entwickelten
Kalorien durch die nach 1 korrigierte Temperatursteigerung dividiert.
Zur Wasserwertbestimmung eignen sich folgende Körper, deren
Verbrennungswärme pro g beträgt: Rohrzucker 3955,2 cal, Salicyl-
säui-e 5269,2 cal, Phtalsäureanhydrid 5299,6 cal, Hippursäure 5668,2 cal,
Benzoesäure 6322,3 cal, Benzoin 7883,4 cal, Campher 9291,6 cal.
Berthelot Sflie Bombe. qn''
Berechnung des K a 1 o r i m e t e r v e r s u e h e s. Die
nach ^ Anbringung aller Korrekturen ermittelte Temperatursteigerung
m Graden im Kalorimeter wird mit dem genau ermittelten
Wasserwert des Apparats multipliziert und damit die durch die Ver-
brennung einer bestimmten Menge des Brennstoffs entwickelte Anzahl
Kalorien bestimmt. Die Resultate werden auf 1 g des Brennstoffs
umgerechnet.
Beispiel (nach Langbein):
V'erbrannt wurde 1,0104 g erdige Braunkohle.
Kalorimetrische Beobachtungen (Ablesung jede Minute):
Vorversuch: Hauptversuch: Xachversuch-
14,859 14,870 16,188
61 16,100 188
63 16,180 87
65 10,188 87
68
70
86
86.
14.870-14,859 16,188-16,186
""-- 5 = - «''^'^^--; V = + = + 0.0004; n = 3;
b - 3 X 0,0004 H = + 0.0003".
Endtemperatur korrigiert: 16,1 883«; .\nfangstemperatur 14 870"-
Temperaturerhöhung: 1,3183«. Der VVas.serwert des Apparats betruc^
2/lOcal. Wärmeentwicklung = 1,3183 x 2710= 3572 cal.
Zunächst abgezogen von . . . 3572 cal
Korrektur für Zündung . . . 17,0
Korrektur für Salpetersäure . 8,2 25,2 -
Von 1.0104 g wurden entwickelt 3546.8 cal; von 1 g 351 1 cal.
Die Kohle enthielt 2,84 Proz. Wasserstoff und 3(5,9(5 Proz. Wasser-
lg Kohle gibt also 0,6252 g Wasser, die Verdampfungswärme beträgt
375 cal. "
Die Kohle enthielt 4,96 Proz. Schwefel, die Korrektur beträft
also 4,96 X 22,5 =112 cal. ; Heizw ert demnach : 351 1 _ 487 :- 3024 cal.
L li n g e (Zeitschr. f. angew . Chcni. 14, 794: 1901) f)emerkt über
dic Mahlerschen Bombenapparate, daß sie teuer .sind, wenn man
alles unvermeidliche Zubehör berücksichtigt. P^in.schlielilich der feinen
Jhermometer, der Rührwerksma.schine, der .Sauerstoffbombe usw
(lurfte man auf etwa 12(KJ M rechnen müs.sen und kann ganz genaue
Pvcsultate nur erwarten, wenn man in (>incni eigenen, vor Temperatur-
schwankungen n.(iglichst geschützten Raum arbeitet, in dem der Apparat
fest aufgestellt ist. DieArbeit mit stark komprimiertem .Sauerstoff .sowie
die sonstigen Operationen erfordern hei allen Bombenapparaten ziem-
IH-J.c Übung, und e.s ist gar nicht daran zu denken, den .Apparat wenig
.Tfahrenen jungen Leuten in die Hand zu geben (was F. Fischer nur
iH'statigen kann). Finer der größten t'bclstände ist das leichte Schadhaft-
werd.'n des Fmails der Bombe, die sich dann überhaupt nicht mehr
repari.M-en läßt. Jedenfalls sind alle kalorimcf ris<h(>n Bomben teu<M-
•_•()<
308
Untersuchung der festen Brennstoffe.
und erfordern auf 25 Atni. gepreßten Sauerstoff; die Handhabung er-
fordert große Vorsicht (wiederholt sind Explosionen vor-
gekommen, Chem.-Ztg. 31, 159, 585, 845; 1907) und Übung.
B r e n n \\' e r t b e s t i ni m u n g mit gebundenem Sauerstoff.
F r a n k 1 a n d (Jahresber. d. Chem. 1866, 732) verbrannte die
Probe mit Kaliumehlorat unter Wasser. Stohmann (Journ. f. prakt.
Chem. 19, 115; 1879) verbesserte das Verfahren, gab es aber selbst
als ungenau wieder auf. P a r r verbrennt die Probe mit Xatrium-
superoxyd: Lunge (Zeitschr. f. angew. Chem. 14, 794, 1270; 1901 ; 16,
911; 1903; 18, 1249; 1905) verbessert das Verfahren in folgender Weise.
Als Kaloiimeter dient ein vernickeltes Kupfergefäß A (Fig. 125) von
etwas über 2 Liter Inhalt, aufgestellt
in einem Gefäße aus Holzmasse C,
welches in einem weiteren, ähn-
lichen Gefäße B steht. Die beiden
Lufträume c und b und der aus einem
Stücke bestehende Doppeldeckel G
mit Lufthohlraum ^ geben zusammen
mit der Holzmasse eine für die
Praxis genügende Wärmeisolierung.
Das Reaktionsgefäß (,, Patrone") D
(Fig. 126) ist ein starker, vernickelter ^
Messingzylinder, unten und oben
durch Deckel mit gutem Schrauben-
gewinde unter An\Aendung von
Lederscheiben verschlossen, von ^ ^
etwa 35 cm Inhalt. Der untere Deckel
/ ruht auf einem mit dem Einsatz-
z\^linder E verbundenen konischen
Fig. 125. Lager i^; der obere Deckel verlängert ^i^- I2r..
sich in ein Ansatzrohr H, welches
durch G liindurch nach außen reicht, und auf das man die Schnurrolle P
mit Reibung aufstecken kann. Vier Schraubenflügel h h werden durch
federnde Klammern auf D aufgesteckt, und dadurch und den kurzen
Zylinder E wird bei L'mdrehung von D mittels einer Rabe sehen
Turbine ein Strom erzeugt, der bei genügender Geschwindigkeit das
Wasser von oben nach unten saugt und in der PfeiLrichtung unten aus E
austreibt, so daß das Wasser vollkommen durchgemischt und die Tem-
peratur innerhalb des Kalorimeters ausgeghchen wird. Die Schrauben-
flügel h sind so angebracht, daß der Wasserstrom zunächst entlang dem
Zyhnder D hinunter und dann außerhalb E in die Höhe geht, wenn die
Drehung nach rechts geht. Fig. 126 zeigt, daß das Rohr H inwendig
ein engeres, seitlich geschlitztes Rohr L enthält, welches unten in ein
konisches Ventil K ausläuft, wodurch, mittels der lose eingelegten
Spiralfeder M, die Verbindung mit dem Innern von D abgesperrt ist.
Mififi^
Wertvcnninderiiiig der Kohlen. 3(jjj
vv«nn mau lüclit oben bei N das Rolir L drückt. Dadurch wird der Aus-
tritt von Gasen während der Verbrennung verhindert, aber ein als
Initialzünder dienendes glühendes Stückchen Eisendraht, das man
oben bei X hineinwirft, und das in dem Schlitze von L sofort auf das
Ventil K fällt, kann durch plötzHches Niederdrücken von N in das
Innere von D gelangen. Im Deckel G ist schUeßlich noch ein Loch von
8 bis 9 mm Durchmesser angebracht, durch welches ein feines Thermo-
meter eben hindurchgeht, das man mittels einer aufgesteckten dicken
(jfummischeibe so einhängt, daß der untere Rand seines Gefäßes etwa
bis zur halben Tiefe von A hineinragt. — Man stellt das Doppelgefäß C B
auf einen festen Tisch im Bereiche einer belegenden Kraft (Rabe sehe
Wasserturbine). Das Kalorimetergefäß A wird, um Verspritzen von
Wasser zu v^erhüten, außerhalb der Holzhülle mit 2 Liter Wasser gefüllt;
man muß überhaupt dafür sorgen, daß weder die Außenseite von A,
noch die Innenseite der IsoHerhüUe C mit Wasser benetzt A\ird, was
durch dessen Verdunstung einen Fehler in der Temperaturablesung
hervorrufen würde. Die Temperatur des Wassers sollte etwa 2^ unter
der Zimmertemperatur sein. Das Gefäß A wird nun sorgfältig in C ein-
gesetzt und ist nun bereit zum Empfang des Reaktionsgefäßes D. —
Auf die Ausführung der Untersuchung und die von O f f e r h a u s
(Zeitschr. f. angew. Chem. 16, 911; 1903) festgestellten Korrektionen
muß verwiesen werden. Das Verfahren ist für die Betriebskontrollen
bestimmter Kohlensorten beachtenswert.
Die Untersuchung von S t e i n k o h 1 e n b r i k e 1 1 s
und Brikettpech beschreiben ausführlich E. J. Constam
und R. Rougeot (Glückauf 1906. 481).
K. L e o (Chem.-Ztg. 33, 359; 1909) gibt eine kolorimetrische Pech-
bestimmung in Steinkohlenbriketts an, welche auf der Intensität der
firaunfärbung eines das Bitumen herausgelösten benzolischen Extraktes
beruht.
Wert verminderung der Kohlen. Daß Kohlen beim
Lagern mehr oder weniger rasch an Wert verheren, ist bekannt (vgl.
Fischer, Die Brennstoffe Deutschlands, S. 92). Nach den Unter-
suchungen von F. Fisclier (Zeitschr. f. angew. Chem. 12, 564, 764, 787;
1899) enthalten die Steinkohlen größere oder geringere Mengen un-
i^esättigtcr Verbindungen, welche rasch Sauerstoff auf-
nehmen, dadurch an Gewicht zunehmen, aber an Brennwert und Ver-
kokbarkeit almehmen. Je rascher diese Sauerstoffaufnahme erfolgt,
um so mehr ist bei der Lagerung darauf zu achten, daß die entwickelte
Wärme zweckentsprechend abgeführt wird, da mit steigender Tem-
peratur die Geschwindigkeit der Oxydation rasch zunimmt, die (Jefahr
der Selbstentzündung daher w ächst (vgl. F i s e li e r , Taschen-
t)uch für den Feuerungstechniker, 6. Aufl., S. 68). Eine Kohle ist im
Jillgemeinen mit Vorsicht zu behandeln, wenn nach 5 Minuten langem
Scliüttein von 1 g der feingepulverten und in 20 ccm verdüiuiter Salz-
säure suspendierten Kohle mit 20 ccm einer Kaliumbiomid und Kalium-
'»romat enthaltenden Lösung kein G e i- u <• li n a e h freiem
I
310 Unter.siifhung der festen Brennstoffe.
Brom mehr wahrzunehmen ist. Die Konzentration der letzteren an
KaHumbromid und Kaliumbromat wird so gewählt, daß jeder Kubik-
zentimeter der Lösung bei Zugabe zu der verdünnten Säure nach der
Reaktionsgleichung
5 K Br + K Br O3 + 6 H Cl = 6 K Cl + 6 Br + 3 Ha 0
0,04 g elementares Brom liefert. — Habermann (Journ. f. Gas-
beleucht. 49, 419; 1906) bestätigt dies für Steinkohle, Döring (Jahrb.
f. Berg- und Hüttenw. 1907; Fischers Jahresber. 39, 13; 1908) für
Braunkohle. Hart (Chem.-Ztg. 30, 1204; 1906) und Dennstedt
(Zeitschr. f. angew. Chem. 21, 1060, 1827; 1908) bestimmen statt dessen
die Jodzahl (vgl. Fischers Jahresber. 30, 17; 1899).
Zur näheren Untersuchung der Steinkohle
wurde wiederholt die Behandlung mit Benzol versucht. B e d s o n
(Chem.-Ztg. 32, 1271 ; 1908; Journ. f. Gasbeleucht. 51, 505; 1908) und
Baker (Trans. Inst. Mining Engin. 1900, 159) wählten Pyridin. F.Fischer
ist mit Versuchen beschäftigt, die Kohlen mit siedendem Naph talin
auszuziehen, welches dann mit Wasserdampf entfernt wird.
Bei Beurteilung der Kohlen (vgl. F i s c'h e r , Taschen-
buch f. Feuerungstechniker, 6. Aufl., S. 70 u. 165) ist zunächst zu be-
achten, für welchen Zweck sie bestimmt sind. Feinkohle z. B.
eignet sich wohl für Ringöfen, aber nicht für Generatoren, Dampf kessel-
feuerungen u. dgl. ohne Unterwindgebläse. Backende Kohle eignet sich
nicht für Schüttfeuerungen, magere Kohle nicht für Leuchtgas oder
Koks. Der Vorschlag, die Kohlen künftig nur nach dem Brennwert,
also z. B. für je 100 Millionen Wärmeeinheiten, festzustellen, kann zu-
nächst wohl nur für F e u e r u n g s k o h 1 e (Dampfkessel u. dgl.)
in Frage kommen. Richtig ist, daß die bisherige Art der Preisbestimmung
nur nach Herkunft, Sorte und Sortierung durchaus ungenügend ist. Es
sollte vielmehr der \\- irkliche Wert der Kohle für den
beabsichtigten Zweck festgestellt und bezahlt werden.
Für alle Kohlen ist der AV a s s e r g e h a 1 1 zu beachten, da
dieser nicht nur die Menge der in 1 t Kohle enthaltenen Kohlensubstanz
herabsetzt und zur Verdamj^fung Wärme verbraucht, sondern auch
in den Feuergasen Wärme fortführt.
Der Aschengehalt vermindert ebenfalls die Kohlen-
substanz; ein größerer Aschengehalt erschwert die Reinhaltung des
Rostes und kann, besonders wenn die Asche bei der vorhandenen
Temperatur schmilzt (schlackt), den Betrieb der Feuerung geradezu
in Frage stellen oder gar verhindern. Zu beachten ist ferner, daß basische
Salze bzw. Schlacke saures Mauerwerk (Dinas), kieselsäurereiche
Schlacke aber basisches Mauerwerk stark angreift.
Schwefel findet sich in der Kohle als Schwefelkies (selten an
andere Metalle gebunden), in organischer Verbindung und als Sulfate.
Die Art und Menge dieser Verbindungen zu bestimmen, hat keine tech-
nische Bedeutung; wichtig ist nur, wieviel Schwefel für die beabsichtigte
Verwendung der Kohle schädlich ist. Bei der Entgasung der Kohle
I
Nälicro Uiitcrsucliimg der Stciiiknlilo. 3J[
(Gasanstalten, Kokereien) werden die Sulfate zu Sulfiden reduziert,
Pyrit gibt einfach Schwefeleisen; selbst vorhandenes Eisenoxyd kann
mit organisch gebundenem Schwefel Sulfid bilden. Wieviel Schwefel
auf diese Weise in das Leuchtgas geht oder im Koks zurückbleibt,
kann nur durch direkten Versuch (u. U. Untersuchung der Koksprobe)
festgestellt werden. Für Feuerungen kommt nur der ,, flüchtige
Schwefel" in Frage, d. h. derjenige, welcher mit den Verbrennungs-
gasen als Schwefeldioxyd (zum Teil als Schwefelsäure) entweicht. Der
in der Asche zurückbleibende hat hierfür gar keine Bedeutung, also
auch nicht der Gesamtschwefel. Dagegen ist für alle Schmelzungen,
bei welchen die betreffenden Stoffe mit dem Brennstoffe selbst in un-
mittelbare Berührung kommen (Sodaschmelzen, Hochöfen u. dgl.) der
Gesamtschwefel ausschlaggebend.
Phosphor säure kommt nur für Kokskohlen und Koks
für Hüttenwerke in Frage. S t i c k s t o f f b e s t i m m u n g hat sehr
wenig technische Bedeutung, weil die Ühcjrführung in Ammoniak
wesentlich von der Ai't der Erhitzung der Kohlen abhängt.
Die Elementaranalyse der Kohlen hat sehr an Be-
deutung verloren, naclidem die für die meisten Verwendungen wichtigste
Eigenschaft der Kohlen, der Brennwert, bequemer und ra.scher
bestimmt werden kann als die Elementaranalyse.
Die Verkokung. s probe gibt Aufschluß über den Wert der
Kohle für die Kokerei, auch für Gasanstalten, obgleich für
diese ein Entgasungsversuch in einer Retorte maßgebend ist. Sie gibt
auch wertvolle Anhaltsjiunkte für das sonstige Verhalten der Kohle im
Feuer. Sollten die Kohlen längere Zeit aufgespeichert oder in Schiffe
verladen werden, so ist die Neigung zu Lagern ngs Verlusten
und Selbstentzündung zu beachten (vgl. Fischer: Taschen-
buch für den Feuerungstechniker, 6. Aufl., S. 70u. 165).
I
Fabrikation
der scliweiligen Säure, Salpetersäure
und Schwefelsäure.
Von
Professor Dr. (i. Lunge und Privatdozent Dr. E. Berl.
Darstellung der scliwcHigeii Säuir.
Wir l)ehandeln dies als besonderen Abschnitt, da schweflige 8äure
nicht wie früher zum allergrößten Teile nur für den Bleikammer-
prozeß dargestellt wird, sondern jetzt auch in ganz großem Maßstabe
für die Fabrikation von »Sulfitcellulose, in kleinerem Maßstabe für die-
jenige von flüssigem Schwefeldioxyd.
Roliiiiatcrialieii.
1. Schwefel (Rohschwefel).
Der siziHanische Rohschwefel kommt in Broten von 28 — 30 kg
Gewicht in den Handel; wegen der Sprödigkeit des Schwefels findet
man diese Brote gewöhnüch auf dem Transporte in größere und kleinere
Brocken und Pulver zertrümmert. Die beste Sorte (,,firsts", ,, prima
Lercara" oder ,, prima Licata") besteht aus großen glänzenden, bern-
steingelben Stücken. Die zweite Sorte (,,seconds", ,,seconda vantaggi-
ata") ist nicht so glänzend, aber noch schön gelb. Die Hauptmenge
geht im Handel als dritte Sorte (,,thirds", ,,terza vantaggiata") ; sie
hat eine mattere Farbe und ist nicht mehr ganz reingelb, enthält aber
oft nur 14 Proz. und selten über 2 Proz. Asche, ausnahmsweise 4 Proz.
und darüber. Die vierte Qualität ist graugelb und kann große Mengen
(bis 25 Proz.) erdiger Substanzen enthalten. ,,Zolfo ventilato" ist ge-
mahlener, durch einen Luftstrom fortgeblasener und dadurch in feinster
Zerteilung erhaltener Schwefel.
Scliwefcl. 313
Der sizilianische Schwefel des Handels enthält von flüchtigen
Substanzen nur sehr geringe Mengen von Bitumen und meist nur Spuren
oder gar nichts von Arsen und Selen. Der von P h i p s o n analysierte
Schwefel aus der Solfatare bei Neapel mit 11,162 Proz. Arsen und
0,164 Proz. Selen ist ohne jede Bedeutung für die Praxis.
Louisiana-Schwefel, nach dem Verfahren von F r a s c h
gewonnen, kommt sehr rein (99,6 Proz. Schwefel) in Form geschmolzener
Blöcke in den Handel (Lunge, Zeitschr. f. angew. Chem. 18, 1009;
1905).
Der Feinheitsgrad des gemahlenen Schwefels muß be-
stimmt werden, wenn es sich um seine Anwendung zum Bestäuben der
Weinreben zur Bekämpfung des (Jidium handelt. Dies geschieht mittels
des in Fig. 127 gezeigten Sulfurimeters von Chance 1. Es
ist ein unten geschlossenes, oben mit Glasstöpsel versehenes
zylindrisches Glasrohr von 23 cm Länge und 15 mm Weite, r\
welches, vom Boden anfangend, eine Teilung in 100 Grade zeigt. ^^
•Jeder Grad ist = I/4 ccm; die 100 Grade (25 ccm) nehmen
eine Länge von 100 mm ein. Wird gepulverter Sch\\'efel mit
Äther geschüttelt, so bildet er in der Ruhe eine Schicht, deren
Höhe im Verhältnis zur Feinheit der Mahlung steht. Um
luui den gemahlenen Schwefel darauf zu untersuchen, wird er
durch ein Sieb von 1 mm Maschenweite getrieben, um die
beim Lagern entstandenen Klumpen zu zerteilen. Man bringt
dann 5 g davon in das Rohr und füllt dieses zur Hälfte mit
wasserfreiem Äther von möglichst nahe an 17,5" C an. Durch
kräftiges Schütteln werden die noch durch das Sieb gegangenen
Ivlümpchen zerteilt, dann Äther nachgefüllt, bis er 1 cm über
dem Teilstriche 100 steht, wieder kräftig durchgeschüttelt
und das Rohr senkrecht gestellt. Wenn die Schwefelschicht
nicht mein- sinkt, liest man die Zahl ab, bis zu der sie reicht;
sie gibt die Feinheit in Graden Chance] an. Gewöhnliclier
gemahlener Schwefel zeigt 50^ — 55", feinere Qualitäten 70 — 75",
Zolfo ventilato 90 — ^95". Zum Gebrauche in Weinbergen ver- Fig. 127.
langt man mindestens 60", manchmal aber bis 75" Chancel.
Nach H. Fresenius und P. Beck (Zeitsclir. f. analyt. ( "hcm.
42, 21: 190.'}) soll man das Sulfurimcter von genau bestimmten Dimen-
sionen nehmen (sie emj)fchl('ii den Bezug von J o h . CJ r e i n e r in
München). Das G r e i n e r sehe Instrument weicht in den Dimensionen
von dem von französischen Firmen gelieferten ab; die Länge des Rohres
bis zum Teilstrich 100 ist dabei 175 mm, die Länge des geraden Teiles
/wischen 10 uufi KKI" 154 mm. die iiuiere Weit(; 12, «iS mm). Der Äther
inujj über Xatriuiii (lestiiliert sein. Nach dem Durebscliütteln ist jedi-
Krschütterung zu vermeiden; das Instrument wird sofort in ein Stativ
einges|)annt und in Was.ser von 17.5"(' versenkt.
Xaeh den B{;.sehlüssen des Schweizer Vereins analytischer
f'hemiker (Zeitschr. f. analyt. Chem. 45, 760: 1906) sinil die von
Kresenius und Beck angegebenen Dimensionen des Chancel-
•|75«i
£-1
1
vll/
314 Fabrikation der schwefligen Säure usw.
Instrumentes offiziell angenommen und folgende, hauptsächlich für
die Beurteilung des Schwefels für die Weinbergbestäubung an-
zuwendende Vorschriften empfohlen worden.
Die Ausführung der C h a n c e 1 sehen Methode hat nach diesen
Beschlüssen in folgender Weise zu geschehen : 5 g einer größeren, durch
ein 2 mm Drahtsieb abgesiebten Schwefelprobe werden mittels eines
vom Hals befreiten Trichterchens sowie unter Zuhilfenahme eines
Glasstabes und eines Haarpinsels in die Sulfuriraeterröhre eingefüllt,
der an Trichter, Glasstab und Pinsel haftende Schwefel wird mit Äther
nachgespült, nach Austritt der Luft aus dem Apparat bis zum Teil-
strich 100 mit Äther aufgefüllt, das Sulfurimeter mit deni Glasstöpsel
verschlossen und kurze Zeit in Wasser von 17,5" C gestellt. Nachher
wird der Inhalt der zweckmäßig mit einem wollenen Lappen umwickelten
Röhre durch in der Längsrichtung der letzteren ausgeführte kräftige,
lange Stöße während einer Minute tüchtig gemischt, das Sulfurimeter
rasch senkrecht in ein Stativ gespannt und unter Vermeidung jeder
weiteren Erschütterung der Stand der zur Ruhe gekommenen Schwefel-
schicht abgelesen. Diese Operation wiederholt man zehnmal und nimmt
das Mittel der Resultate.
Die Beurteilung erfolgt nach folgenden Punkten:
1 . Schwefelproben mit mehr als 2 "/o^ mineralischen Beimengungen
sind als unrein zu bezeichnen.
2. Bei sublimiertem Schwefel ist eine Feinheit von 40, bei ge-
mahlenem eine solche von 60, bei geblasenem von 70 ^ C h a n c e 1 zu
verlangen.
3. Unter dem Mikroskop erscheinen die einzelnen Teilchen des
gemahlenen (inklusive geblasenen) Schwefels splittrig, eckig und scharf-
kantig, die des subhmierten abgerundet, glatt und oft reihen\\eise an-
einandergeschmolzen. Im polarisierten Licht sind die ersteren durch-
scheinend, die letzteren undurchsichtig. Der reine gemahlene Schwefel
ist in Schwefelkohlenstoff löshch, der sublimierte nur zum Teil. Folgende
der von Dusserre vorgeschlagenen Methode nachgebildete Vor-
schrift dient zur approximativen Bestimmung des Gehaltes an den
beiden Schwefelsorten in Gemischen.
5 g Schwefel werden in das C h a n c e 1 sehe Sulfurimeter ge-
bracht und letzteres bis zur Marke mit reinem Schwefelkolilenstoff
gefüllt. Xach 2 — -3 maUgem Umschütteln und Absitzenlassen hest man
das Volumen des nicht aufgelösten Schwefels ab. Der reine gemahlene
Schwefel bildet Mcgen seiner vollständigen Löshchkeit in Schwefel-
kohlenstoff keinen Absatz, der subhmierte hinterläßt einen Rückstand
von amorphem Schwefel, dessen Volumen von 24 — 40" sch\vankt und
im Mittel 33" C h a n c e 1 beträgt. In Gemischen von sublimiertem
und gemahlenem Schwefel bewegt sich das Volumen des in Schwefel-
kohlenstoff unlöslichen Rückstandes von 8 — 21" und nimmt im JMittel
einen Raum von 13" ein.
Marcille (Ann. chim. anal, ajipl. 10, 101; 1905; Cliem.
Zentralblatt 1905, I, 1273) beurteilt den Schwefel ebenfalls nach
Koli.scJiwcfol. ;}ir,
seiner Löf^lk-hkeit in Schwefelkohlenstoff im (' h a n c e 1 sehen
Sulfurinieter.
Über die Bestimmung des 8eh\\ ofels in z u s a m m e n g e s e t z t e n
Mischungen für die Bekämpfung von Kranklieiten der Kultur-
gewächse, besonders der Weinreben, sind folgende Vorschriften vom
Schweizer Verein analyt. Chemiker (Zeitschr. f. analy t.
Chem. 45, 764; 1008) empfohlen worden:
Wenn gemahlener Schwefel vorliegt und sonst keine anderen in
Schwefelkohlenstoff löslichen Substanzen vorhanden sind, so extrahiert
man mit Schwefelkohlenstoff im S o x h 1 e t sehen Apparate. Enthält
das Produkt sublimierten Schwefel, so pflegt folgende Methode von
Duserre zum Ziele zu führen, vorausgesetzt, daß keine in Wasser,
Alkohol und Äther unlöslichen, flüchtigen Substanzen vorhanden sind.
10 g des Pulvers werden nach und nach mit soviel verdünnter Salz-
säure versetzt, daß die Kupfersalze, der Kalk, die Soda usw. in Lösung
gehen. Man filtriert über Asbest, wäscht mehrere Male mit kaltem
Wasser, dann mit Alkohol und schüeßlich mit wenig Äther aus, wodurch
Seife, Harz u. dgl. entfernt werden. Der auf dem Filter verbleibende,
einzig aus Schwefel und den vuilöslichen Teilen des Pulvers (Talk,
Kaolin usw.) bestehende Rückstand wird im Platintiegel im Wasser-
trockenschrank getrocknet, gewogen, nachher geglüht und wieder ge-
wogen. Die Gewichtsdifferenz entspricht dem Gehalt an Schwefel.
Die Meinimgen sind darüber sehr geteilt, ob gepulverter Roh-
.schwefel oder Schwefelblumen für die Bestäubung der Reben vorzu-
ziehen seien. H.Fresenius und Beck meinen das erstere, w eil das
krystallinische Pulver von Rohschwefel besser an den Blättern hafte
als die amorphen Schwefelblumen. In Frankreich hält man aber die
letzteren für besser, weil ihre Verteilung viel feiner als diejenige des
gemahlenen Schwefels ist (der allerdings der Billigkeit wegen meist
vorgezogen wird), und weil die den Scliwefelblumen anhaftenden Säuren
gerade am wirksamsten zur Zerstfirung des üidium beitragen.
Die chemische Prüfung des R o h s c h w e f c 1 s
erstreckt sich auf folgende Punkte:
1, Asche wird bestimmt durcli Verbrennung von etwa 10 g
Schwefel in einem gewogenen IVürzelian- oder Platinschälchen und
Wägen des Rückstandes.
2. Feuchtigkeit. Hei nicht gepulvertem Rohschuefel ist
es oft nicht nötig, diese zu bestinmien. Ks kann aber bei Verfälschung
durch absichtliche Benetzung oder auch bei zufälligem Kindringen
von Regen nötig werdet), ist jedoch immer mißlicii, cla es kaum ni<>ghch
ist, eine in dieser Me/.iehurig wirkhcheii l)urchscliiiit t daistelleiide Probe
zu erhalten, und noch weniger möglich, diese ohne N'erlust an Feuchtig-
keit soweit zu zerkleinern, als es für die Bestimmung im Laboratorium
nötig ist. Jedenfalls muß man recht sehiu'll arbeiten, mir ganz gn'iblich
zerkleineiii und mindestens l(K)g zur Meslimmung verweiKh-n. Hei
geniahledeni Schwefel kann man natürlich \ iel leichler ein auch kleineres
DureliHchnittsnmster entnehmen, Naeli F r e h e n i u s und B e e k
316 Fabrikation der solivvefügcMi Säure usw.
a. a. O. soll man das Trocknen nur kurze Zeit und nicht über 70" vor-
nehmen.
F. B. Carpenter (Journ. Soc. Chem. Ind. 21, 832; 1902) fand
bei mexikanischem Schwefel Schwierigkeiten in der Bestimmung von
Wasser und Schwefel infolge von Gipsgehalt. Er bestimmt daher die
Feuchtigkeit im Vakuum über Schwefelsäure. Eine Probe wird durch
Kochen mit verdünnter Sch\\ efelsäure von Gips befreit, der Rückstand
getrocknet und gewogen und der Schwefel darin durch Verbrennen oder
durch Lösen in Schwefelkohlenstoff (s. u.) bestimmt.
3. Bituminöse Stoffe. Schon die Mißfärbung des
Schwefels zeigt irgend größere Mengen davon an. Bei gewöhnlichem
Handelsschwefel kommt selten so viel davon vor, daß eine Bestimmung
davon nötig ist, aber Schwefel aus Gasreinigungsmasse erscheint dadurch
manchmal ganz schwarz.
H. Fresenius inid Beck a. a. 0. vertreiben den ScliMefel
durch Verdampfen bei wenig über 200". wägen den Rückstand, äschern
ein, Avägen wieder und sehen als organische Substanz den Unterschied
zwischen den beiden Wägungen an.
4. Arsen kann in sehr kleinen Mengen zuw eilen im sizilianischen,
in größeren Mengen im Solfatarenschwefel (vgl. S. 313) und namentlich
in dem aus Schwefelkies und aus Sodarückständen gewonnenen vor-
kommen, und zwar in zwei Formen, als Schwefelarsen, Asa Sg, und
als Arsentrioxyd, As.^ O3; ausnahmsweise auch als Calcium-, oder Eisen-
arsenit. Schwefel nach dem Verfahren von Chance-Claus aus
Sodarückständen gewonnen ist arsenfrei.
Zur qualitativen Prüfung auf Arsen w ird nach
der Methode Hager-Kramer (Pharm. Centr. 1884, 265 und 443)
1 g Schwefel mit 15 Tropfen Ammoniak und 2 ccm Wasser durch-
geschüttelt, nach % Stunde auf ein Filter gebracht und das Filtrat
in einem Reagierglase mit 30 Tropfen Salzsäure und 15 Tropfen Oxal-
säurelösung versetzt. Alsdann stellt man einen Streifen blanken Messing-
bleches hinein und erhitzt auf 60 — 100", worauf bei Gegenwart von
Arsen sofort ein eisenfarbiger bis schwarzer Überzug auf dem Blech
entstellt.
Das Sulfid und Oxyd des Arsens kann man durch Digestion des
Schwefels mit verdünntem Ammoniak bei 70 — 80" ausziehen; sie
bleiben dann beim Verdunsten der Lösung zurück. Besser schlägt man
aus dieser das Arsen nach Übersättigen mit Salzsäure durch Schwefel-
wasserstoff nieder (das als solches vorhandene Asg S3 fällt natürlich
auch ohne Anwendung von Ho S aus). Am besten bestimmt man nach
S 0 h ä p p i (Chem. Ind. 4, 409 ; 1881) das Arsen in der ammoniakalischen
Lösung durch genaues NeutraHsieren mit Salpetersäure, Verdünnen und
Titrieren mit ^/jq Xormalsilbernitrat; als Indikator dient neutrales
Kahumchromat, das nach Ausfällung des Arsens durch einen Tropfen
der Lösung braun gefärbt ward.
Die arsenigsauren Salze findet man im Rückstand vom Ausziehen
des Schwefels mit Schwefelkohlenstoff; man muß diesen Rückstand
Roliscliwj-fel. :{17
mit Königswasser digerieren und in gewöhnliflier Art auf Arsen prüfen,
wie es bei ..Schwefelsäure" nälier angegeljen ist.
Brand (Zeitschr. f. ges. Brauwesen 31, 33; 1908) empfiehlt für
Arsenbestimmung im Schwefel die G u t z e i t sehe Methode in folgender
Ausführung : Man digeriert 5 g feingepulv^erten Schw efels mit 25 ccm
verdünntem Ammoniak (1:3) eine Viertelstunde, filtriert, wäscht mit
wenig Wasser nach, verdampft zur Trockne, übergießt den Rückstand
mit einigen Troj^fen Salpeter.säure, trocknet in einer Porzellanschale
ein, löst in 8 — 10 ccm reiner verdünnter Schwefelsäure, gießt in ein
größeres Reagenzglas, in dem sich einige Stückchen reines Zink be-
finden, bringt in den oberen Teil des Röhrchens einen losen Propfen von
Baumwolle und legt auf die Öffnung des Röhrchens ein Stück Filtrier-
papier, das mit einem Tropfen einer sehr konzentrierten Silbernitrat-
lösung (1:1) befeuchtet ist. Die befeuchtete Stelle färbt sich je nach
der Menge des vorhandenen Arsens mehr oder minder rasch citronen-
gelb und wird auf Zusatz von Wasser sch\\arz.
5. Selen kann nachgewiesen werden durch Oxydation des
Schwefels, am besten durch Verpuffen mit Salpeter; die Schmelze wird
in Salzsäure gelöst und mit schwefliger Säure behandelt, welche das
Selen als rotes Puh^er ausfällt.
In Amerika prüft man nach Reed (Chem.-Ztg. 21, Rep. 252:
1897) wie folgt auf Selen. Man kocht 0.5 g des Schwefels mit einer
Lösung von 0,5 g Cyankalium in 5 ccm Wasser, filtriert und säuert das
Filtrat mit Salzsäure an: nach einstündigem Stehen soll keine rote
Färbung von Selen entstehen. Eine schwach gelbüche durch Persulfo-
cyansäure veranlaßte Färbung schadet nichts. Noch empfindlicher ist
die Probe, wenn man 1 g Schw efel mit 2 g Cyankalium eine Stunde lang
kocht, nochmals 0,5 g Cyankalium zusetzt und wieder ^2 Stunde kocht.
Natürlich wird dabei etwa vorhandenes Eisen mit dem Rhodankalium
reagieren.
0. Eisen. Nach H a ß 1 i n g e r (Monatshefte f. Chemie 24,
729: 1903; Chem. Zentralbl. 1904, I, 151) hinterla.ssen alle im Handel
befindlichen Schwefelsorten bei der Destillation einen nicht flüchtigen,
schwarzen Rückstand, der aus Eisencarljid bezw . einer Mischung dieses
Kör})ers mit Kohlenstoff besteht.
7. Eine direkte B e s t i m m u n g des Sc h w e f e 1 s
durch seine Löslichkeit in Schw cfelkojilenstoff w urde von M a c a g n o
vorgeschlagen (Chem. N. 43, 192: IHSI), der auch eine dafür bestimmte
Tabelle berechnete. Dieser (Gegenstand ist von Pfeiffer später
untersucht und flie betreffenden spez. (iewichte mit größter (lenauig-
keit bestimmt worden (Zeitschr. f. anorgan. Chem. 15. 194: IS97)'). Cm
auf dieser (irundlagi^ den Schwefel zu bestimmen, .schüttle man eine
abgewogene Probe des Rohmaterials im gepulverten Zustande in einer
») P. F 11 (■ )i H (Zoitsclir. f. aiiu<'W. Clu'iii. 11, I IH'J; IHOS) liut (lioHcii (Jckom-
Htaiid von ii(>ii«iii l)r>)iHiiilolt, aber koino von I* f o i f f o r woaoiiflich abwoiiheiulfii
Kri.'i'li!iiKm. iK'loiriiiiuMl. *
318 Fa)3rikation der sohwefligen Säure usw.
gut verschlossenen Flasche mit A\enigstens der vierfachen, ebenfalls
genau hineingewogenen Menge von reinem SclixAcfelkohlenstoff und
bestimme von einer klaren Probe bei bekannter Temperatur (-f- IS*' C
und höher) das spezifische Ge\^icht.
Nachdem dies, wenn nötig, mit Hilfe der Formel:
o. /-. ,.,^n r, ^ ,.n l+at + bt^ + • • •
Spez. Gew. bei 15" = Spez. Gew. bei t" x r r
^ ^ 1 + a X 15 + b X 152
(wo a = 0,0011398, b = 0,000001370) auf + 15» reduziert worden ist,
ergibt sich der Prozentgehalt der untersuchten Substanz an Elementar-
schwefel nach der Formel:
%s = ^,
worin
a = Gewichtsmenge S, welche 100 Teile CS2 lösen (nach der
folgenden Tabelle),
b = Gewicht des zum Ausschütteln angewandten CS.>,
c = Gewicht der Substanz.
Nach Berger (Comptes rend. 143, 1160; 1906) erfolgt die Be-
stimmung des freien Schwefels durch Übergießen von 0,1 — 0,2 g
der zu untersuchenden Substanz mit 10 ccm rauchender Salpetersäure
und Zusatz von 0,5 — 1 g Kaliumbromid. Nach einigen Minuten wird
die Flüssigkeit zur Trockne verdampft, der Rückstand einige Male mit
Salzsäure abgeraucht, mit Wasser aufgenommen und mit Baryum-
chlorid gefällt.
8. Verunreinigungen oder Verfälschungen
des Schwefels. C e r u t i (Boll. Chim. Farm. 43, 421 ; 1904 ;
Chem. Zentralbl. 1904, II, 615) bestimmt die Verunreinigungen bzw.
Verfälschungen des Schwefel s dadurch, daß er 1 — 2 g des zu unter-
suchenden Schwefels, die sich in einem bei 100° getrockneten und dann
gewogenen Filter befinden, mit 50 ccm Anilin, das auf 120 — 130'' erhitzt
ist, übergießt. Das Filter wird nach dem Waschen mit Alkohol und
Trocknen bei lOO** Mieder gewogen; die Gewichtszunahme entspricht
der Menge der Verunreinigungen. Das Filtrat Avird mit Salzsäure an-
gesäuert, nach dem Erkalten filtriert, der Niederschlag auf dem ge-
wogenen Filter gewaschen, bei lOO*' (besser aber wegen der Flüchtig-
keit des Schwefels über Schwefelsäure im Vakuum) getrocknet.
Anhangsweise möge hier auch die Untersuchung des raffinierten
Schwefels besprochen werden.
Der S t a n g e n s c h w e f e 1 ist meist so gut wie. chemisch rein ;
untersuchen kann man ihn auf Aschengehalt, Arsen, Selen (nachS. 315ff.).
S c h w e f e 1 b 1 u m e n sind nicht ganz so rein, namentlich ent-
halten sie, wenn nicht besonders ausgewaschen, freie Säure, nämlich
schweflige Säure, Schwefelsäure, auch Thioschwefelsäure, auf die man
nach bekannten Methoden prüft. Die Anwesenheit von Säure ist bei
der Verwendung für Feuerwerkssätze durchaus auszuschUeßen. Nach
Rohsrhwp»'p|.
319
Tabelle.
Spezifische Gewichte der Lösungen \on Schwefel in Schwefelkohlenstoff mit den
entsprechenden Gewichtsmengen Schwefel, welche von je 100 Gewichtsteilen
reinem Schwefelkolilenstoff bei 15" C (bezogen auf Wasser von 4" C)
gelöst werden.
Spez.
100 CS,
Spez.
100 (;s.
Spez.
100 CS,
Spez.
100 CS j
Gewiclit
hat ge-
Gewicht
hat ge-
Gewicht
hat ge-
Gewicht
hat ge-
löst S
löst S
löst S
löst S
1,2708
0.0
1.2999
6,4
1,3203
12,8
1,3507
19,2
1,2717
0,2
1,3007
6,6
1.3271
13,0
1,3514
19,4
1.2720
0,4
1,3016
6,8
1,3279
13,2
1.3.521
19,6
1,2730
0,6
1.3024
7,0
1.3287
13,4
1,3529
19,8
1,2745
0,8
1.3032
7,2
1.3295
13,6
1,3536
20,0
1.2754
1,0
1,.3041
7,4
1.3303
13,8
1.3543
20,2
1,2703
1,2
1.3050
7,6
1.3311
14,0
1,3550
20,4
1.2772
1,4
1,3058
7,8
1.3319
14,2
1.3.557
20,6
1.2782
1,6
1,3000
8,0
1.3326
14,4
1.3564
20,8
1.2791
1,8
1.3074
8,2
1.3334
14,6
1.3571
21.0
1 .2800
2,0
1,3083
8,4
1.3342
14.8
1,3577
21.2
1.2809
2,2
1.3091
8,6
1.3350
15,0
1.3.584
21,4
1,2819
2,4
1.3100
8.8
1.3357
15,2
1,3591
21,0
1 .2828
2,6
1.3108
9,0
1.3305
15,4
1,3598
21,8
1 ,2838
2,8
1.3110
9,2
1.3373
15,6
1.3605
22,0
1.2847
3,0
1.3125
9,4
1.3380
15,8
1,3012
22,2
1 .2850
3,2
1.3133
9,6
1.3388
16,0
1.3619
22,4
1,2800
3,4
1,3142
9,8
1.3396
16,2
1,3626
22,6
1.2875
3,6
1,3150
10.0
1.3403
16,4
1.3633
22,8
1,2885
3,8
1,3158
10,2
1,3411
16,0
1,3640
23,0
1 ,2894
4,0
1,3100
10,4
1,3418
16,8
1.3046
23,2
1 .2903
4,2
1.3174
10,0
1.3426
17,0
1,3053
23,4
1 .29 1 2
4,4
1.3182
10.8
1.3433
17,2
1.3000
23,6
1 ,2920
4,6
1.3190
11,0
1.3441
17,4
1.30(i7
23,8
1 .2929
4,8
1,3199
11,2
1.3448
17,0
1,3074
24,0
1 .2938
5,0
1.3207
11,4
1.3456
17,8
1.3081
24,2
1 .2947
5,2
1.3215
11,0
1.3403
18,0
1.3088
24,4
1.29.-,»;
5,4
1,3223
11,8
1.3470
18,2
1.3695
24.6
1 .2904
5,6
1.3231
12.0
1.3478
18,4
1,3702
24,8
1 .2973
5,8
1..3239
12,2
1.3485
18.0
1,3709
25.0
1 .2982
0,0
1.3247
12,4
1..3492
18.8
1 .2990
0,2
1,32.55
12,(i
1.35(»0
19.(»
J a n d a (Fiseher.s Jahresher. 1897, 4:11) hetru^^ der Clüli-
rii''kHtaiKi im Mittel von .'iO Proben (MKi.'i Proz. ; da.s .Ma.xinnnn war
0,283. Kr niitersuclite aucii die [.«(islichkeit in koclieiider .Xt/.iiatronlauge
von l,2.s|)(/,.(;eu.,dieini.Milt<l '.)S,(»4 i'roz. I)etrti^'; .Maxiiniini '.•!•,',•'.• I'ioz.,
.Minimum 88Proz.; einmal nur (j8 Proz.
Naeh I) o m e r g u c (('hem.-Ztj,'. 29, Kei). l'.»; UM).')) sollten nur
jene Produkte als ,,Seli\vefelblumen" bezeiclmet werden, welilu- im
frischen Zustande wenigstens 33 Proz. im Sdiwcfrlkoldenstoff rnliis-
liilies entlialten.
I
320
Falsrikation der seh\vefliQ;eii Säni(
II. Gasschwefel.
Die gebrauchte Gasreinigungsmasse der Leuchtgasfabriken ^),
welche oft über 50 Proz. freien Schwefel enthält, wird zunächst durch
Auswaschen mit Wasser von den Ammoniaksalzen und darauf durch
besondere Behandlung von den Cyanverbindungen befreit. Der nun
verbleibende Rückstand ist ein wertvolles Material für die Erzeugung
von iSchwefeldioxyd. Er besteht im wesentlichen aus freiem Schwefel
und Eisenoxyd, ist aber durch Sägespäne, teerige Stoffe usw. verunreinigt
und enthält auch wechselnde Mengen von Kalk usw., welche bei der
Verbrennung einen Teil des Sch\\efels zurückhalten; daher wendet
man eine Metliode an, welche nur auf den gewinnbaren Teil
des Schwefels Rücksicht nimmt (Zulkowsky, Dinglers
Journ. 241, 52; 1881). Man verbrennt den Gasschwefel mit Hilfe von
platiniertem Asbest, leitet die Gase in eine Lösung von Ätzkali und
unterbromigsaurem Kali und bestimmt die dort kondensierte bzw.
gebildete Schwefelsäure durch Fällung mit Chlorbaryum.
Fig. 128.
Die Verbrennung geschieht in einem 60 cm langen Verbrennungs-
rohr (Fig. 128), welches bei a verengt und dessen Ende zu einem 10 cm
langen, nicht zu dünnen, abwärts gerichteten Röhrchen ausgezogen ist.
Zwischen a und h kommt eine 20^ — 25 cm lange Schicht platinierter
Asbest, 7 — 10 cm dahinter ein Porzellanschiffchen mit ca. 0,4 g Gas-
schwefel. Das Rohrende bei k wird mit einem Sauerstoffgasometer in
Verbindung gesetzt. Zur Absorption dienen die beiden Kugel-U-Röhren
c und d von 14 cm Höhe und das mit Glaswolle gefüllte Rohr e. Die
Absorptionsflüssigkeit wird bereitet, indem man 180 g mit Alkohol
von Sulfaten gereinigtes Ätzkali in Wasser löst, 100 g Brom unter Ab-
kühlung eintropfen läßt und auf 1 1 verdünnt. 30 ccm hiervon genügen
zur Bestimmung von 0,5 g Schwefel. Auch das Rohr e soll damit be-
feuchtet werden.
Man erhitzt zuerst den Teil des Rohres zwischen a und h zur Rot-
glut, indem man gleichzeitig feuchten Sauerstoff einleitet; darauf das
^) Die Untersucliung dieser Masse auf alle ihre wiehtigeren Bestandteile
wird im 3. Bande behandelt.
Gasschwpfel.
321
Schiffchen von der Rechten zur Linken hin, schheßhch bis zur Stelle /.
Der Gasstroni nniß viel stärker als bei einer Elenientaranalyse sein, da-
mit kein Schwefel unverbiannt entweicht, aber nicht so stark, daß SO,,
unabsorbiert entA\eichen könnte. So lange sich bei h ein Beschlag zeigt'
muß man ihn mit einem B u n s e n - Brenner in die Vorlage treiben ;
wenn dies aufhört, ist der Versuch beendet, was ca. 1 Stunde dauern
wird. Man nimmt die Vorlagen ab, entleert und spült sie aus und ge-
winnt auch die in h zurückgebliebene Schwefelsäure, indem man durch
k mehrmals Wasser aufsaugt. Sämtliche Flüssigkeiten werden vereinigt,
mit Salzsäure übersättigt, um das Ätzkali und unterbromigsaure Kali
zu zersetzen, erhitzt, nötigenfalls konzentriert, und die Schwefelsäure
aus kochender Lösung mit heißer Chlorbaryumlösung gefällt.
Dieses Verfahren läßt sich auch zur Piüfung von Schwefelkiesen
auf ihren Gehalt an nutzbarem Schwefel anwenden; hier muß man
jedoch den platinierten Asbest weglassen und nimmt deshalb ein nur
40 cm langes, vorn ausgezogenes und umgebogenes Verbrennungsrohr.
Statt durch Kaliumhypobromitlösung kann man die Absorption
sehr zweckmäßig durch Wasserstoffsuperoxyd vornehmen und in diesem
Falle die gewichtsanalytisclie Bestimmung der Schwefelsäure durch
Titrieren mit Natron oder Natriumcarbonat ersetzen, wobei man die
schon vorher vorhandene Acidität des Wasserstoffsuperoxyds in
Abrechnung bringt. Bei Anw endung des von Merck in den
Handel gebrachten reinen, neutralen Wasseistoffsuperoxyds fällt dies
weg. Dies geht viel schneller als Z u 1 k o w s k y s Methode und über-
he})t der Aufgabe, absolut schwefelsäurefreies ÄtzkaH zu verwenden.
Die Reaktion ist einfach: Ho 0.^ + SOg = H, SO4.
Ahnliche Verfahren, allerdings fast immer zur Analyse des ver-
wertbaren Schwefels in Kiesen usw. sind auch vielfach von anderer
Seite vorgeschlagen worden, vgl. unten.
D e n n s t e d t (Anleitung zur vereinfachten Elemcntaranalyse,
2. Aufl., S. 87) cmjjfiehlt sein Verbrennungsverfahren zur Schwefel-
bestimmung in gebrauchter Gasreinigungsmasse, das dem später zu
beschreibenden Verfahren des gleichen Autors zur Analyse
von Pyriten (S. :J2S) analog ist. J)er Schwefel muß durch vorsichtiges
Krhitzen herausdcstilliert werden, ehe man die .Masse durchglüht.
I'.ci Bestinnnung des Gesamtschwefels wird der Rückstand mit
Salzsäure oder Sodalösung ausgekocht und daiin die Schwefelsäure
nach der Oxydation mit Brom mittels Ghlorbaryum bestimmt. Getrennt
davon bestimmt man die Hau|)tmenge des Schwefels, der durch .\b-
••rption der Höstgase mit lileioxyd oder Soda erhalten wiril.
Pfeiffer (.Journ. f. (Jasbel. 48, 1)77; UM)")) schlägt zur Schwcfcl-
bcstimmung in Gasreinigungsmasse ein Verfahren vor, das dem vom
gleichen Verfas.ser für die Schwefelbestimmung in Kolde nachgebildet
ist. I g der Prolte (im Originalzustand oder lufttrocken) wird in einer
mit Sauerstoff gefüllten Flasche von f)'^ J.iter Inhalt, in welche man
2") bis öOccm Xoiinalnatronlaugc gegeben hatte, verbraiuit. Zu diesem
/Zwecke wird die Substanz in ein A^Ih-i näpfehcn trc-jclicn. das man sich
I iil.T!<n<-liiiiin<-M. ti, .And. I. -Jl
322
Fabrikation der schwefligen Säure usw.
durch Formen einer nassen runden Asbestscheibe von ca. 35 mm Durch-
messer bereitet hat. Als Halter dient ein dicker Kupferdraht, dessen
eines Ende in den Gummistopfen gesteckt ist, welcher später zum
Verschluß der Sauerstoffflasche dient, Wcährend das herabhängende Ende
zu einer Schleife und rechtwinklig umgebogen ist, so daß das Asbest-
schälchen darauf gestellt und mit dünnen Platinösen festgebunden
werden kann. Man leitet die Verbrennung ein, indem man ein Stückchen
ghmmenden Zündschwammes in die zu verbrennende Probe wie ein
Kerzchen einsteckt und nun in die Sauerstoffflasche bringt und den
Gummistopfen eindrückt. Sollte die Probe wegen zu geringen Schwefel-
gehaltes nicht Feuer fangen, dann übergießt man sie mit etwas Glyzerin.
Nach vollzogener Verbrennung wartet man 1/9 Stunde behufs Absorption
der Verbrennungsgase, gibt dann zur Oxydation des Sulfits zum Inhalt
der Flasche 1 ccm starkes neutrales Merck sches Wasserstoffsuper-
oxyd (30 Gew.-Proz.) und titriert nach dem Vermischen den Laugen-
überschuß direkt in der Flasche mit Normalsäure und Methylorange
zurück. 1 ccm der verbrauchten Lauge entspricht 1,6035 Proz. Schwefel.
III. Scliwefelkies (und andere Kiese) 1).
Der Schwefelkies kommt dem Analytiker meist in versiegelten,
kontradiktorisch nach den S. lOff. angeführten Regebi gezogenen Durch-
schnittsmustern von 200—300 g zu.
Die wichtigste Bestimmung darin ist natürlich die Ermittelung
des Gehaltes an S c h w e f e 1. Außerdem werden noch die F e u c h t i g -
Jveit, seltener Kupfer, Arsen, Zink und kohlensaure
Erden bestimmt. Die vollständige Analyse der Pyrite
wird nur äußerst selten und dann wohl nur bei dem erstmaligen Bezüge
dieses Rohmaterials vorgenommen.
1. Feuchtigkeit. Man trocknet den grobgepulverten Kies bei
105», bis das Gewicht konstant bleibt. Für die folgenden Proben wird
nicht getrockneter Kies, sondern das fein gepulverte und in gut ver-
schlossener Flasche aufbewahrte Durchschnittsmuster direkt verwendet.
Die Analysenresultate werden auf den trockenen Kies berechnet,
zu welchem Zwecke eine besondere Wasserbestimmung für das Durch-
schnittsmuster vorgenommen wird.
2. Schwefel -). Es kommt zunächst darauf an, ob man den
Gesamtsch\\ efel oder den durch Königswasser auf schheß baren oder
endhch den durch Erhitzen im Luftstrome austreibbaren Schwefel be-
stimmen will. Im ersteren Falle erhält man auch den Schwefel des etwa
1) Vgl. Langes Sodaindustrie, 3. Aufl., I, 27 ff.
2) In den letzten Jahren ist über die gravimetrische Analyse von Schwefel-
Schwefelkies. onq
vorhandenen Schwerspats und Bleiglanze.s, welcher für die Erzeugung
von sehwefhger Säure nutzlos ist. Aus diesem Grunde, dann aber auch
wegen der sicheren und schnellen Arbeit und wegen der Vermeidung
des (die Platmtiegel sehr angreifenden) Schmelzen« u ird fast allcremein
die nasse Aufschheßung vorgezogen in der ihr durch Lunge ge-
gebenen Form, welche durch das „Taschenbuch für die anorganisch-
chemisclie Großnidustrie" den Rang einer maßgebenden Entscheidungs-
methode erhalten hat und beim Ankauf und Verkauf allgemein an-
gewendet wird.
Die dritte Klasse von Methoden, bei der der austreibbare Schwefel
bestimmt wird, fällt mit den bei Gasschwefel (S. 32Ö) beschriebenen
Verfahren zusammen; sie wird bei Schwefelkies in der Regel nicht
angewendet.
Zur Vorbereitung jeder Art Non Aufschließung dient feinstes
Pulvensieren im Stahl- und darauf im Achatmörser (n i c h t in Por-
zellanmorsern, welche dabei ganz merkliche Mengen von Substanz an
das Muster abgeben) und Beuteln des gesamten Musters, ohne Rück-
stand abzuscheiden, durch feinste Müllergaze.
Nasse Aufschließung und ChlorbaryumfäUuncr
Das von Lunge (Zeitschr. f. anal. Chem. 19, 419- 1881- Zeitschr
f. angew. Chem. 2, 473; 1889), Hintz und Weber (Zeitschr f'
anal Ghcm. 45, 31; 1906), H. S. Pattinson (Journ. Soc. Chem.'
IQ Vr'./ ' ^■*^^'^^' ^ " " g ^ ""^ S t i e r 1 i n (Zeitschr. f. angew. Chem.
i», 1921; 1905) ausgebildete Verfahren der Schwefelkiesanalvse
durch nasse Aufschließung ist folgendes.
Man behandelt etwa 0,5 g des feinstgepulverten und gebeutelten
Kieses mit ca. 10 ccm einer Mischung von 3 Volum Salpetersäure von
1,4 spezifischem Gewicht und 1 Volum rauchender Salzsäure (beide
auf völlige Abwesenheit von Scln\ efelsäure zu prüfen), unter Vermeidung
al es Spritzens und mit gelegentlicher Er^^ärmung (vgl. S. 25) In
seltenen Ausnahmefällen wird etwas freier Schwefel ausgeschieden
den man durch vorsichtigen Zusatz einer Mes.serspitze von chlorsaurcm'
Kall zur Oxydation bringen kann. Man verdampft im VVasserbad zur
Irocknis, wiederholt dies nach Zusatz von 5 ccm Salzsäure (wobei
kemejsalpetrigen Dämpfe mehr entweichen sollen), erwärmt den Rück-
1905; Hintz und \V c bor, Z.Mts.hr. t. anal. Clx.n.. 45. :il ; i!»(MJ- H S 1' a t ■
l'"V'ÖV .;'''.'■.''; ^"';-?'''''"-^''''- 24. '= l'»'»-»; -M'attinson und Dünn.
.•l;.-ndu 24, 10; l»üo; Sil bor bor^.- r . H...-. 36, -TÖH; P.m.S; .Monats!., f. VUouu 26
'. ■ ' , w "" " ">**'<i^t, Z..it«.l,r. f. anu.'w. Ch,;u. 18. 1 1 :U ; 1!»(..-,; I) ,. „ „ -
e <1 t und H a ß 1 o r , ebenda 18, 1 r.fi.S. ) \m ; 1 imr, ; 19. 1 tit;S ; I OO.J ; ( J y /. « n d n r
.on.. N,.ws 93, -i:}; n.(Mi. Cber dio st.;rond,.n K,ni\ü... von Säur.M.-und Sal.c,;
.;. d.-r HaryMn.sultaUiillunß «ei auf di„ .Abl,andinnu..n v.m li . e h u r d s und
'lern. 17. Ü4ii 15)04; S 1 1 b o r b e r g o r (h. o.); Hintz und W e b e r (.s. o )•
l-.inKo und Stier 1 in (s.o.); Hulett und DuHcbak. Zi-its.hr f
-.org. iK-n,. 40, 10.1; 19(.4: Graham. Journ. Frankbn-In«t.t. 169. 441 • 1905-"
-M. /oMTa , . 1905. II. .354; Polin. .Journ. «f H.oloK- Cl.en.. 1 131 imt
r;:,/3o'' ';;''' ,,T' '• ''-'' '' '^ »• '• ' " • ^•'-"•^'«- 33. 17; lu....; « a ji. .. r :
'" Ulla jj, JIH; l'JU!» Verwiesen.
'Jl*
I
Q24 Fabrikation der schwefligen Säure usw.
stand mit 1 ccm konzentrierter Salzsäure, bis alles außer der Gangart
in Lösung gegangen ist, setzt ca. 1 ccm konzentrierte Salzsaure und
100 ccm heißes Wasser zu, filtriert durch ein kleines Filter und wascht
heiß aus Den unlöshchen Rückstand kann man trocknen, glühen und
wägen- er kann neben Kieselsäure und Silikaten auch die Sulfate von
Baryum Blei, möglicherweise auch Calcium enthalten, deren Schwefel-
säure weil völlig unnütz, absichthch vernachlässigt wird. Bei germgeren
Mengen von Rückstand braucht man ihn gar nicht abzufiltrieren und
schreitet sofort zur Fällung mit Ammoniak.
Das Filtrat mit den Waschw ässern wird zur Entfernung
des Eisens mit Ammoniak (spez. Gew. 0,91) neutralisiert, noch
5 ccm dieser Ammoniakflüssigkeit im Überschuß zugesetzt und die
Flüssigkeit 10—15 Minuten auf 60—70" erwärmt, aber nicht zum
Kochen erhitzt: sie muß noch immer ganz deutüch nach NHg riechen
(andernfalls enthält der Niederschlag etwas basisches Ferrisulfat). Das
Eisenhydroxvd wird nun abfiltriert und ausgewaschen. Man kann dies
in kurzer Zeit (% bis 1 Stunde) beendigen, wenn man folgende Vor-
sichtsmaßregeln anwendet: 1. Heißes Filtrieren und Auswaschen auf
dem Filter mit heißem Wasser, unter Vermeidung von Kanälen im Nieder-
schlage in der Weise, daß der ganze Niederschlag jedesmal mittels der
Spritzflasche gründlich aufgerührt wird (bei Dekantieren wurde zuviel
Waschwasser entstehen). 2. Anwendung eines hinreichend dichten,
aber schnell filtrierenden Papieres. 3. Anwendung von genau richtig
konstruierten Trichtern im Winkel von 60«, deren Rohr von der Flüssig-
keit vollkommen erfüllt wird.
Man wäscht aus, bis ca. 1 ccm des Waschwassers bei Zusatz von
Chlorbaryum auch nach einigen Minuten nicht getrübt xa ird. In irgend
zweifelhaften Fällen ist es rätlich, sich später von der völligen Abwesen-
heit basischer Sulfate zu überzeugen, indem man den Eisenhydroxyd-
niederschlag trocknet, mit etwas reiner Soda schmilzt und die wäßrige
Lösuna der Schmelze auf Schwefelsäure prüft^). Filtrat und Wasch-
wasser" zusammen sollten das Volum von 300 ccm nicht übersteigen
und sind andernfalls durch Abdampfen zu konzentrieren. Man neu-
trahsiert mit reiner Salzsäure bis zur Rötung von Methylorange, setzt
noch 1 ccm konzentrierte Salzsäure hinzu, erhitzt zum vollen Kochen,
1) Hunderte von Kontrollproben der im Texte beschriebenen Art haben
gezeigt, daß selbst Anfänger nach den oben gegebenen Anweisungen fast immer
schwefelsäurefreies Eisenhydroxyd erhalten, und bei Geübteren ist ^les s t^e t s
der Fall. Küster und T h i e 1 (Zeitschr. f. anorg. Chem. 19, 97 ; 1899; ferner
22 4-^4 • 1900) die irrigerweise annehmen, daß man das Eisenhydroxyd nicht voll-
ständig durch Auswaschen von Schwefelsäure befreien könne, schlagen statt dessen
vor, die Fällung mit Chlorbaryum ohne Abfiltrieren des Eisenhydroxyds vor-
zunehmen und das letztere nachträglich durch mehrstündige Digestion mit Salz-
säure aufzulösen; oder aber durch Zusatz größerer Mengen von Ammoniumoxalat
die Fällung des Eisens überhaupt zu verhindern. Beide Methoden erfordern
viel mehr Zeit als die im Text beschriebene, ohne irgendeinen Gewinn an Genaui -
keit (vgl. Lunge, Zeitschr. f. anorg. Chem. 19, 454 ; 1899, und He r t i n g .
Zeitschr f. angew. Chem. 12, 274; 1899; auch Chem.-Ztg. 23, 7G8; 1899). '
Schwofelkios. o.ir
entfernt die Lampe und gießt eine vorher ebenfalls zum Koclien erhitzte
Losung von Chlorbaryum') schnell in einem Gusse hinzu
(hierdurch entsteht allerdings ein kleiner Fehler durch Mitreißen von
Chlorbaryum in den Niederschlag, der aber den entgegengesetzten
J^ehler des Mitreißens von Anmionsulfat und der nicht völligen Unlös-
hchkeit des Baryumsulfats in der sauren und salmiakhaltigen Flüssig-
keit gerade kompensiert, s. sijäter). Bei einer 10 proz. Ba Cl,-Lösuncr
wird man auf K g Pyrit mit 20 ccm stets mehr als ausreichen, 'die man
in einem mit Marke versehenen Reagierzvlinder abmißt und gleich
dann erhitzt. Ein größererÜberschuß von Ba VI, muß vermieden werden
weil sonst die Resultate zu hoch ausfallen. Nach dem FäUen läßt man
1/2 Stunde stehen, worauf die Flüssigkeit sich völlig geklärt haben soll
und s o f o r t noch heiß behandelt werden kann, ohne daß man wie
früher vorgeschrieben, erst einige .Stunden zu warten braucht ' Das
Klare wird möglichst gut durch ein Filter dekantiert und 100 ccm
siedendes Wasser auf den Niederschlag gegos.sen und umgerührt, worauf
schon nach 2—3 Minuten die Flüssigkeit sich wieder abgeklärt hat und
dekantiert werden kann. Man wiederholt das Übergießen mit siedendem
Wasser und Dekantieren 3 bis 4mal, bis die Flüssigkeit nicht mehr
sauer reagiert, spritzt den Niederschlag auf das Filter, trocknet und
glüht ihn. Er soll völlig weiß sein und nicht zusammenbacken. Man
verbrennt entweder das vom Niederschlag getrennte Filter in der Platin-
spirale, oder Niederschlag mit Filter zusammen feucht im Platintiegel
Im letzteren Falle muß man das entstandene BaS duicli mäßiges Glühen
im schief liegenden Tiegel in Ba SO, umwandeln^). 1 Teil de^^selben
Ist = 0,1374 Teile Schwefel.
Bei einiger Übung \\ird das Gesamtvolum der Flüssigkeit bis zur
J^allung mit CJhlorbaryum nicht 3rX) ccm übersteigen, so daß Eindampfen
vor der Fällung nicht erforderlich ist. Muß man dies doch ausführen
so geschehe es im Wasserbad oder .sonstwie in der Art, daß die .schwefel-
haltigen Flammengase die Flüssigkeit nicht verunreinigen können
z. B. auf einer Asbest- oder Aluminiumplatte.
Schäfer (Zeitschr. f. anal. Chem. 45, 145; 1906) be.^chn-ibt «lic
Aufschließung von Pyriten im Ghlorstrom.
Andere Methoden zur Entfernung des Eisens bes.hrciben H.-id.ii-
r e IC li (Zeitschr. f. anorg. Chem. 20, 233: ISit!») „rid H (> r t i n -' und
L e h n h a r d t (Chem. -Ztg. 23, TüS: lS!t<i).
lan-x '\^^u'\ •^•. '' * t ♦ » " « '"' ""«I D-mri (.)..,in,. S,.,. ( l,,.,!!. i,,.!. 24. 10;
I.>0o) ontlmlt ,la.s nn Handol nls rrin-s Harymn.l.lnn.l v.rUaMli.. l'rn.lMkt hauliu
lOn? I? ,il? ^ V ' " '■ '' '*''"'"'• ^•""•""''- 1907. I. 14.-,H) nxul !• .. 1 I o t (..»„..ultt
1»U7. II, IH.J) bofiirworton dio imsHo V..ras,ln.nK dos Fillors h,.i niodoror
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vnl /.oKon..r V oni«,h„n«. I)i,> M,.fiin.hl.,nK T r u <• h o t « (Ch..,,,. Z..nl,all,|. 1907.
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326 Fabrikation der schwefligen Säure usw.
Die Ausfällung des Eisens geschieht, weil dieses sonst eine Baryum-
eisensulfatverbindung in den Barytniederschlag bringt, die beim Glühen
einen Teil der Schwefelsäure abgibt'). Der hierdurch entstehende
Fehler kann bei der w irklichen Pyritanalyse höchstens 14 Proz. be-
tragen, wird aber durch Ausfällung des Eisens nach S. 324 beseitigt.
Gyzander (Chem. News 93, 213; 1906) reduziert nach dem
Aufschließen des Pyrits und Eindampfen mit Salzsäure das Eisenoxyd-
salz mit salzsaurem Hydroxylamin bis zur Farblosigkeit, filtriert,
wäscht mit heißem Wasser und fällt heiß mit Chlorbaryum.
Fehlerquellen der Chlorbaryum-Methode. Durch
die S. 322 Fußnote 2 zitierten Untersuchungen ist erwiesen worden,
daß bei Gegenwart der Salze von Ammonium, KaUum und
Natrium eine beträchtliche Löslichkeitssteigerung von
Baryumsulfat eintritt, daß aber nebenher auch die Sulfate dieser
Basen, entweder durch Adsorption oder Komplexsalzbildung in den
Baryumsulfatniederschlag eingehen, wodurch die Wägung stets zu
niedrige Resultate für Schwefel ergibt. Andererseits erfolgt durch
Okklusion oder durch Komplexsalzbildung ein Mitreißen von
Baryumchlorid durch den entstehenden Baryumsulfatnieder-
schlag, wobei der Betrag des mitgerissenen Baryumchlorids um so größer
ist; je schneller die Fällung erfolgt. Dieser Umstand, allein berücksichtigt,
würde ein zu hohes Resultat für Schwefel bedingen. Die ver-
schiedenen Fehler werden aber so gut wie vollständig gegeneinander
kompensiert, wenn die Fällung des Baryumsulfatniederschlages nicht
durch langsamen Zusatz, sondern nach H i n t z und Weber, wie
oben (S. 325) angegeben, in e i n e m Gusse beA\irkt wird. Man kom-
pensiert die beiden Fehlerquellen durch diese Arbeitsweise, und man
erhält schon bei der Wägung des rohen Baryumsulfatniederschlages
ohne alle Korrektionen richtige Resultate.
Diese Vorschrift des Zusatzes von Chlorbaryum in einem Gusse
ist nach Lunge und S t i e r 1 i n (Zeitschr. f. angew. Chem. 18,
1921; 1905; s. dagegen die Angaben von Thiel Zeitschr. f. anorg.
Chem. 22, 443; 1900; 36, 85; 1903 und Silberberger 1. c.
auch bei der Analyse von stark zinkhaltigen Pyriten sehr gut
anwendbar und führt zu genauen Resultaten. Auch bei der Analyse
stark kupferhaltiger Pyrite hält das nach Lunge gefällte Eisen-
hydroxyd keine basisches Ferrisulfat zurück.
Nach Ruppin (Chem. -Ztg. 33, 17; 1909) solle man richtige
Werte für Schwefel und chlorbaryumfreie Baryumsulfatniederschläge
erhalten, wenn man die Fällung mit Chlorbaryum in natriumbicarbonat-
alkalischer Lösung vornehme und nachträglich ansäure.
Andere Aufschließungsmethoden. W^eniger empfehlens-
wert als die oben beschriebene Art der Aufschließung von Schwefel-
kies, weil dabei leicht Schwefelabscheidung eintritt, ist die An-
^) Vgl, Jannasch und Richards, Journ. f. prakt. Chem. (2), 39,
321; 1889. Berichtigung derselben infolge Langes Reklamation, ebenda 40,
236; 1889. Ferner Lunge, Zeitschr. f. angew. Chem. 3, 473; 1889.
Sflnvefolkics. 327
Wendung von rauchender Salpetersäure oder von Salz-
säure und chlorsaurem Kali (Noaillon, Zeitschr. f.
angew, Chem. 11, 351; 1897, empfiehlt chlorsaures Natron) oder von
mit Brom gesättigter Salzsäure.
Von den trockenen Aufschließungsmethoden ist vielleicht
die genaueste, aber etwas langwierige, diejenige von Fresenius
(Zeitschr. f. anal. Chem. 16, 335; 1877). Man schmilzt 0,5 g Kies mit
10 g eines Gemisches von 2 Teilen Soda und 1 Teil Kaliumnitrat, laugt
die Schmelze mit Wasser aus, fällt aus der Lösung das Blei durch längeres
Einleiten von Kohlendioxyd, filtriert, kocht den Rückstand mit Soda-
lösung, filtriert, wäscht heiß aus, säuert die vereinigten Lösungen mit
Salzsäure an, dampft zur Entfernung der Salpetersäure mehrmals mit
Salzsäure ein, nimmt den Rückstand mit verdünnter Salzsäure auf,
fällt mit Chlorbaryum und reinigt schließHch das geglühte Baryum-
sulfat durch Auskochen mit Salzsäure. (Dieses sehr umständliche Ver-
fahren ist in dem Fresenius sehen Laboratorium selbst mit dem
oben S. 323 angegebenen vertauscht worden.)
Die anderen trockenen Verfahren dienen meist nur zur Bestimmung
des Schwefels in Abbränden (s. u.) oder zu vorläufigen Proben von
Schwefelkies oder auch zur Analyse von eigentlichen Kupferkiesen, für
die die nasse Methode weniger gut ist, während die letztere für die nur
ca. 4 Proz. Kupfer haltenden spanischen Kiese immer noch die beste
ist. In Freiberg schmilzt man 1 g Kiespulver mit 2 g Soda und 2 g
Salpeter im rotglühenden Muffeloffen, löst in heißem Wasser, filtriert
in überschüssige Salzsäure hinein und titriert mit Chlorbarjaimlösung
nach Wildensteins Methode (s.u.). Bock mann bringt
0,5 g des Kieses mit 25 g einer Mischung von 6 Teilen Xatriumcarbonat
und 1 T, Kaliumchlorat unter allmählicher Erhitzung bis zum Schmelzen,
bis keine Sauerstoffentwicklung mehr auftritt, laugt aus und fällt mit
Chlorbaryum. Nach T read well ist diese Methode der von
Fresenius gleichwertig. Sie wird w olil immer nur für den Schwefel-
gehalt der Abbrände benutzt (vgl. bei diesen).
Nach Lunge und S t i e r 1 i n (Zeitschr. f. angew. Chem. 19, 25;
1906) kann man Pyrite nach der später bei der Analyse von Zinkblende
(s. d.) genauer zu beschreibenden Mctliode für orientierende Analysen
hinlänglich genau und lasch untersuclicn, indem man 0,320(i g Pyrit
mit 2.000g Xatriumbicarljonat. 2 g Kaliumchlorat und 2 -3 g lOiscn-
oxyd im Nickeltiegcl alhnäliiich erhitzt und nach dem Auslaugen und
Zusatz neutraler Kochsalzlcisung das unverbratichte Xatriumcarbonat
mit Salzsäure und Methylorangezurücktitriert. Ohne Zusatz von Kalium-
chlorat werden viel zu niedrige Resultate erhalten.
Die l)este trockene .Aufschließungsinethode scheint diejenige mit
Xatriumsuperoxyd y.n sein, die z. H. von Hempel. H('»hnel und
(J 1 a s e r (Chem. -Ztg. 18, 1448; 1894) empfohlen wird. List (Zeit.schr,
f. angew. Chem. 16, 414; 1903) empfiehlt folgende Vereinfaeluuig einer
von F o u r n i (! r angegebenen Arheits\\(>isc. -Man mischt 0,5 g feinst-
gej)ulvertcn Kies (oder Abbraiid) innig mit 5 (5 g gepulvertem Natrium-
328 Fabrikation clei- schwefligen Säure usw.
superoxj'd in einem schmiedeeisernen Tiegel, den man bedeckt und mit
der Bunsenf lamme leicht erhitzt. Bald beginnt die Reaktion, die in
einer ■Minute beendigt ist. Sowie die Masse geschmolzen ist, entfernt
man die Flamme, taucht den Tiegel in 150 — 200 ccm erwärmtes Wasser,
worauf sich die Schmelze sofort löst, spült den Tiegel ab, neutralisiert
annähernd mit 10 ccm konz. Salzsäure, filtriert von dem unlöslich ge-
bliebenen Eisenoxyd ab, wäscht dieses nach der von Lunge gegebenen
Vorschrift (S. 324) aus und fällt das Baryumsulfat ebenso wie dort.
Bei Abwesenheit der Sulfate von Blei oder alkalischen Erden stimmt
nach List das Resultat mit Lu nges nasser Methode. Der billige Eisen-
tiegel hält über 50 Schmelzen aus.
P a r r (Journ. Amer. Chem. Soc. 30, 764; 1908) führt die Schwefel
bestimmung mit Natriumsuperoxyd in der P a r r sehen Bombe (S. 308)
aus, indem er 0,25 g Pyrit mit einer Mischung von 10 g Natriumsuper-
oxyd, 0,5 g Kaliumchlorat und 0,5 g Benzoesäure oxydiert und die
Schwefelsäure gravimetrisch bestimmt.
Clark (Journ. Soc. Chem. Ind. 4, 329, 724; 1885) erhitzt mit
Natriumbicarbonat und Magnesia und bestimmt die entstehende
Schwefelsäure durch Ge\^"ichtsanalyse. Fahlberg und lies
(Ber. 11, 1187; 1878) schmelzen im Silbertiegel mit großem Überschuß
von Kalihydrat.
E b a u g h und S p r a g u e (Journ. Amer. Chem. Soc. 29, 1475;
1907) erhitzen zur Scliwefelbestimmung in Pyrit, Speise, Flugstaub
0,5 g der Substanz mit soviel eines innigen Gemenges aus 1 Teil trockener
Soda und 4 Teilen Zinkoxyd, daß mindestens doppelt soviel Soda vor-
handen ist, als der vorhandene Schwefel zur Bildung von Natrium-
sulfat erfordern würde. Die in einer Porzellanschale befindliche und
mit dem Reagens bedeckte Mischung wird in einer Muffel 15 — 20 Minuten
zur Rotglut erhitzt, der Rückstand mit Wasser ausgelaugt, aufgekocht,
filtriert und nach dem Filtrieren und Ansäuern mit Salzsäure die
Schwefelsäure mit Chlorbaryum gefällt. Die in L u n g e s Laboratorium
durchgeführte Nachprüfung ergab für Pyrit stets zu niedrige Zahlen
für Schwefel, hingegen ist diese Methode empfehlenswert für Schwefel-
bestimmung in Kiesabbränden.
Von den Methoden, welche die Bestimmung des nutzbaren
Schwefels bezwecken, d. h. dessen, der beim Rösten in SO, um-
gesetzt wird, ist diejenige von Zulkowsky schon bei Gasschwefel
beschrieben worden (S. 320). Schon früher waren älnihche Methoden
vorgeschlagen worden von Mixter (Amer. Chem. Journ. 2, 396;
1880), Brügelmann (Zeitschr. f. anal. Chem. 12, 32 ; 1873),
Sauer (15, 175; 1876) ; später von J a n n a s c h (Journ. prakt.
Chem. (2), 40, 239; 1889 und 41, 566; 1890).
Eine der Methode von Zulkowsky ähnUche Bestimmungs-
methode ist von Dennstedt und H a ß 1 e r (Zeitschr. f. angew.
Chem. 18, 1134, 1562; 1905 und 19, 1668; 1906) angegeben Avorden, die
sich durch VerAvendung von festen Absorptionsmitteln für das gebildete
Schwefeltrioxyd charakterisiert. Der feingepulverte Pyrit wird in
Schwefelkies. .'J2'.'
einem Porzellanscliiffchen im Verbrennungsrohr mit do})})elter Sauer-
stoffzuführung (s. Zeitsohr. f. angew. Chem. 19, 517; 1906) bi.s an die
schon glühende Platinlocke herau.'^geschoben und nun im lebhaften
Sauerstoffstrom verbrannt. Die Verbrennung ist bei doppelter Sauer-
stoffzuführung in einer halben Stunde beendet. Die Absorption der
Oxyde des Schwefels geschieht durch vier mit Bleisuperoxyd ^) oder weit
besser mit calcinierter Soda gefüllte Schiffchen, die auf 300'', bei Soda
bi.s 400" erhitzt werden. Am Ende des Apparates legt man etwas ver-
dünnte Sodalösung vor, um die Stärke des Gasstromes beobachten
zu können.
Nachdem der Schwefel verbrannt ist, glüht man den Rückstand
noch einmal kräftig durch, trotzdem bleiben in ihm noch 0,2 — 0,4 Proz.
Schwefel zurück. Der Rückstand wird mit Salzsäure extrahiert, aus der
Lösung wie bei Lunge (S. 324) das Eisen entfernt und mit der Haupt-
menge der übrigen Lösung vereinigt. Diese erhält man folgendermaßen :
Hat man Bleisuperoxyd als Absorptionsmittcl verwendet, so schüttet
man den Inhalt der Schiffchen in einen Meßzylinder von 200 ccm,
erwärmt die leeren Schiffchen mehreremale in Reagen.sgläsern mit
5 proz. Sodalösung und gibt die Flüssigkeit in den Zylinder. Man füllt
auf 200 ccm auf, schüttelt kräftig um und filtriert einen aliquoten Teil,
etwa 190 ccm, ab. Der Rückstand im Verbrennungsschiffchen wird in
Salzsäure gelöst, das Eisen mit Ammoniak gefällt, ebenfalls in einen Meß-
zylinder filtriert, das ,, Spülwasser", womit man unbedingt das Ver-
brennungs- und Einsatzrohr ausgespült hat, hinzugefügt, umgeschüttelt
und das Volumen abgelesen. Von dieser Lösung wird zu der Soda-
lösung (190 ccm) die proportional entsprechende Menge hinzugegeben,
mit Salzsäure angesäuert und mit Chlorbaryum gefällt.
Benutzt man zur Absorption calcinierte Soda, so braucht der
Inhalt der Schiffchen nur in Wa.sser gelöst zu werden. Mit dieser Lösung
wird die Sodalösung vereinigt, welche zum Auskochen des Rückstandes
verwendet wurde. Nur wenn der Pyrit bleihaltig ist, muß der Rück-
stand mit konzentrierter Salzsäure ausgekocht werden, weil man sonst
den an Blei gebundenen Scliwcfcl als nutzbaren Schwefel finden würde.
Diese Methoden werden für Schwefelkies wenig in der Praxis angewendet,
haben aber ihren Nutzen für gemischte Kiese u. dgl.
Eine andere Klasse von Methoden beruht auf der Reduktion des
Fe Sg zu Fe S, welches dann durch Salzsäure zersetzt wird, wobei num
den entw('if;hcndeii Schwefelwasserstoff in Jodlösuiig leitet »nul durch
Kücktitrierung derselben bestimmt. Solche Methoden werden be-
schrieben von G r ä g c r (Dinglers pol. Jouni. 248, 'üi: 18S3). T r e a d -
well (Bcr. 24, 1937; 1H91 ; 25, 2377 ; 1S92) ; Elias b e r g
(Zeitsehr. f. anal. C'hem. 28, 240: 1S,S9).
H a ß r e i d t e r und P. v a n Z u y 1 c n ( Bull. Soc. chiin. de
Belgiqm- 18, 413; P.)04. f'hem. Zcnlralbl. 1905. I. 1433) verwenden
olgende Methode die zur l'cstitniinmg von Sulfiden hri (Jcgenw.'ut
') .Audi uns rniniiiiiiiiTlfii i''ul)iiUi'ii bez«>f;eiio l'rii parate hjiuI oi't srliwefi'l-
uäurohaltig.
330 Fabrikation der scliwefli;,'pn Säure usw.
von Eisenoxyd und Sulfaten brauchbar sein soll. Die feingepulverte Sub-
stanz wird zur Überführung der Ferri- in die Ferrostufe mit Zinnchlorür-
salzsäure behandelt. Die so erhaltene Lösung wird in einem Kolben,
der einerseits mit einem Kohlensäureapparat, andererseits mit einem
mit Bromsalzsäure gefüllten Zehnkugelrohr in Verbindung steht, mit
Salzsäure bei Gegenwart von Zinnpulver oder dünnen Zinngranalien
versetzt und erhitzt. Man kocht den Inhalt des Kolbens, der mit einem
vertikalen Kühler versehen ist, 15 — 30 Minuten, leitet die entstandenen
Gase mittels des Kohlendioxydstroms in das Zelmkugelrohr, sammelt
dessen Inhalt in ein Becherglas, erhitzt zur vollständigen Austreibung
des Broms und fällt mit Baryumchlorid. Scheidet sich im Zehnkugel-
rohr freier Schwefel aus, so oxydiert man ihn in der Kälte mit Brom
und Kaliumchlorat zu Schwefelsäure. Die Gegenwart von Kupfer ist
unschädlich.
Die Bestimmung der in allen diesen Fällen gebildeten Schwefel-
säure erfolgt für alle genaueren Zwecke durch Fällung mit Chlorbaryum
auf gewichtsanalytischem Wege (S. 325).
Fällung des Schwefels als Strontium sulfat. Nur
Silberberger (Ber. 36, 2755, 4259; 1903, Monatsh. f. Chemie
25, 220; 1904) will die Ge\\ichtsanalyse durch Chlorbaryum ab-
schaffen. Er fällt die Schwefelsäure durch Strontiumchlorid in alko-
holischer Lösung, wodurch chlor- und eisenfreie Niederschläge erhalten
werden sollen, A^eshalb er die Methode namentlich für Pyritanalysen
empfiehlt an Stelle der sonst üblichen. Die Nachprüfung dieser Methode
durch Lunge (Zeitschr. f. angew. Chem. 17, 913, 949; 1904) und der
Mitglieder der 9. Unterkommission der Internationalen Analysen-
kommission (s. Lunge, ebenda 18, 449; 1905) hat ergeben, daß
die Methode von Silberberger zu verwerfen sei. Als Übelstände
dieser Methode sind zu bezeichnen: Trübes Durchgehen der Wasch-
flüssigkeiten, äußerst langsames Filtrieren, unangenehmes Verhalten
des Strontiumsulfats beim Glühen, großer Verbrauch an Alkohol.
Maßanalytische Bestimmung der gebundenen Schwefel-
säure. Es sind viele Methoden vorgeschlagen worden, um die Bestimmung
der gebundenen Schwefelsäure durch Einführung der Maßanalyse
zu beschleunigen, aber die letztere erreicht (trotz der gegenteiligen
Behauptung von Teschemacher und Smith, Chem. News
24, 61, 66; 1871; vergl. auch ebenda S. 140) durchaus nicht die
Genauigkeit der Gewichtsanalyse^), und auch die Zeitersparnis ist,
Menn nicht viele Bestimmungen nebeneinander vorgenommen werden
müssen, keine erhebhche. Es seien hier die wichtigeren m a ß a n a -
lytischen Methoden für Bestimmung der ge-
bundenen Schwefelsäure im Zusammenhange aufgeführt,
^) Die gewifhtsanalytische Bestimmung der Schwefelsäure als Baryum-
sulfat ist allerdings keineswegs eine der genauesten analytischen Operationen und
kann trotz aller Kautelen Fehler bis zu '/500 des Betrages ergeben, also das Mehr-
fache wie z. B. bei der Chlorbestimmung als Ag Cl.
Sfliwcfolkies.
331
obgleich sie gerade bei der Schwefelkiesanalyse am wenigsten am
Platze sind.
W i 1 d e n s t e i n (Zeitschr. f. anal. Chem. 1, 432; 1862) titriert
mit Normalchlorbaryum und ermittelt den Endpunkt durch Prüfung
einer kleinen abfiltrierten Probe. (Über die hierzu verwendete Vor-
richtung s. 5. Aufl. dieses Werkes 8. 279).
T a r u g i und B i a n c h i (Gaz. chim. ital. 36, I, 347 ; PJOG,
Chem. Zentralbl. 1906, 11, 708) beschreiben ein rasch auszuführendes
Verfahren zur Bestimmung der Sulfate und der Baryumsalze. Es be-
ruht auf der Beobachtung, daß, wenn man ein Sulfat mittels Chlor-
baryum fällt und dann die trübe Flüssigkeit mittels eines geeigneten
Druckes durch ein Rohr von engem Durchmesser aufsteigen läßt, fast
sofort eine Klärung der Flüssigkeit eintritt, so
daß man eine Probe entnehmen und mit Ba Cl.>
prüfen kann.
Die Analyse wird in dem Apparate (Fig. 129)
durchgeführt. Der Kolben A (Inhalt ca. 300 ccm)
ist durch einen Propfen B verschlossen, durch den
ein U-Rohr C, als Quecksilbermanometer dienend,
ein etwa 30 ccm fassendes Glasrohr L mit einem
inneren Duchmesser von 5 mm und ein Glasrohr
mit Hahn D und Gummischlauch H zum Saugen,
geführt sind. Das Rohr L bleibt wenigstens 2 cm
vom Boden des Kolben .4 entfernt und ist etwa
5 cm über B mittels Gummischlauch G' und
Klemme F mit einem möglichst gleichkalibrigen
Trichter E verbunden. Man versetzt nun die mit
H Gl oder H NO3 angesäuerte Lösung des Sulfats
in A durch E aus einer graduierten Bürette mit
Vio N.-Chlorbaryumlösung, wäscht mit Wasser
nach, so daß L in die Flüssigkeit taucht, läßt
mittels des Gummischiauches H die Flüssigkeit in
L bis wenigstens nach F ansteigen, saugt dann etwas Luft durch und
mischt auf diese Weise gut. Man erhitzt dann bei geschlossenem Hahne
JJ und Klemme F die Flüssigkeit auf (iO — 70", \\obei das Manometer C
den entstandenen Druck anzeigt. Wenn derselbe genügt, die FHissig-
keit in L aufsteigen zu lassen, öffnet man allmähhch F und scliließt
wieder, wenn die Flüssigkeit bis nahe an G herangekommen ist. Nach
einigen Augenblicken zeigt sich die Flüssigkeit im Rohre L in einer
Zone von 2—3 cm ganz klar. Man läßt von dieser klaren Flüssigkeit
2 — 3 ccm in den Trichter K treten, stellt mittels /) im Kolben wieder
(Jleicligewicht iier und prüft die klare Flüssigkeit mit einem Tropfen
titrierter (!hlorbaryumlösung, ob die Fällung vollständig ist. Bei ein-
tretender Trübung verfährt man unter Zusatz von Ha Clo-Lcisung wie
vorher. Lang und Allen (.loiini. Chem. Soc 91, 1370: 1907) be-
schreiben das gleiche Verfahren.
Wilsing (Ghem. Ind. 9, 25; 188«) setzt zu der iiiillels IMu-iiol-
Fig. 129 .
332 Fabrikation der schwefligen Säure usw.
phtalein genau neutralisierten Lösung eines Sulfates, die in einer Por-
zellanschale kocht, eine 4 proz. Ba Clo-Lösung von bekanntem Gehalt
sowie etwas Phenolphtalein und titriert mit 2 proz. Sodalösung auf
rot. Die verbrauchte Soda ist das Maß für den verbrauchten Über-
schuß an Chlorbaryum.
Über ähnliche Methoden von Carl Mohr u. a. vgl. M o h r -
C 1 a s s e n , 7. Aufl., S. 150 und 151, K n ö f 1 e r , ebenda S. 154
(L i e b i g s Ann. 230, 360; 1885) ; M o h n h a u p t (Chem.-Ztg. 28,
1125; 1904); Blacher und Ko erber (ebenda 29, 722; 1905).
W i 1 d e n s t e i n (Zeitschr. f. anal. Chem. 1, 323; 1862) fällt die
schwefelsaure Lösung mit Chlorbaryum und titriert den Überschuß,
wenn die Lösung neutral ist, direkt, wenn sie sauer ist, nach vorherigem
Zusätze von kohlensäurefreiem Ammoniak bis zum schwachen Vor-
walten, durch neutrales Kaliumchromat zurück. Sobald letzteres mit
einem Tropfen im Überschuß ist, zeigt die dadurch bedingte Gelb-
färbung den Endpunkt an.
A n d r e Av s (Amer. Chem. Journ. 11, 567; 1888; Chem.-Ztg.
13, Rep. 39; 1889) fällt in einer annähernd neutralen kochenden
Lösung die Sulfate (mit höchstens 2 Proz. SO^) durch einen
Überschuß einer salzsauren Lösung von Baryumchromat ; den Über-
schuß des Fällungsmittels nimmt man im Kochen durch Zusatz von
Ammoniak oder Kreide fort, filtriert, wäscht heiß aus, kühlt das Filtrat
(welches das dem angewendeten Sulfat entsi^rechende Alkalichromat
enthält) ab, setzt konzentrierte Salzsäure hinzu, dann Jodkalium und
titriert das ausgeschiedene Jod mit Natriumthiosulfat. Wenn Eisen-,
Nickel- oder Zinksalze anwesend sind, darf man nicht mit Kreide neu-
tralisieren, da sonst unlösliche Chromate entstehen und zu wenig Schwefel-
säure gefunden wird. Tn solchen Fällen muß mit Ammoniak neutralisiert
AA erden. Neuerdings (Amer. Chem. Journ. 32, 467; 1905, Zeitschr. f.
angew. Chem. 18, 1269; 1905) empfiehlt Andrews statt der Salz-
säure, welche allmählich durch Chromsäure oxydiert wird, Trichlor-
essigsäure zu verwenden. Nach Reuter (Chem.-Ztg. 22, 357; 1898)
soll man nur 5 ccm konzentrierte Salzsäure zusetzen, nach Zusatz
des KJ 5 Minuten warten, das Becherglas inzwischen bedeckt halten
und einen Kohlensäurestrom über die Überfläche der Flüssigkeit leiten.
(Die dort angegebenen Beleganalysen zeigen keinen sehr hohen Grad
von Genauigkeit.)
Marboutin und M o u 1 i n i e (Chem. Zentralbl. 1898, I,
218) beschreiben ein ähnliches Verfahren, das genau äquivalente Lösungen
von Ba CI2 und K2 Cr O4 erfordert. Man fällt die Schwefelsäure in
saurer Lösung durch überschüssiges Chlorbarjmm, schlägt das nicht
verbundene Ba Clg durch überschüssige Lösung von KaUumchromat
nieder und mißt den Überschuß des letzteren durch Arsen- und Jod-
lösung. Fast genau dasselbe empfehlen Teile (ebenda S. 793) und
Scholtz (Arch. der Pharm. 243, 667: 1905, Chem. Zentralbl. 1906,
1, 498). Nach Scholtz ist die ursprüngliche Methode von Wilden-
stein (s. o.) deshalb ungenau, weil zwischen Ba SO4 und Kg Cr 0^
Schwefelkies. 333
eine umkehrbare Reaktion nach : Ba S0^ + K, Cr Oj Z^ Ba Cr 0., +
K., S()4 stattfindet. Entzieht man aber das Baryumsulfat der Ein-
wirkung des Kahumehromats, dann werden die Resultate einwandsfrei.
Die Lösung des Sulfats wird in einem 150 cem-Kolben auf dem Wasser-
bade erwärmt, die heiße Lösung mit 51) ecm Baryumchloridlösung
(8,1456 Ba Clg . 2 H^O im Liter) versetzt, das Gemisch noch einige
Zeit auf das Wasserbad gestellt, nach dem Erkalten bis zur Marke auf-
gefüllt und durch ein trockenes Filter in ein trockenes Gefäß filtriert.
(Bei den Filtrationen sind die zuerst durch das Filter laufenden Tropfen
wegen stattgefundener Adsorption wegzuschütten.) Vom Filtrat
pipettiert man 100 ccm ab, versetzt sie mit 50 ccm Kahumchromat-
lösung (6. 4086 g Kr Cr O4 im Liter) , filtriert wiederum durch ein trockenes
Filter, hebt 100 ccm des Filtrates ab, gibt 10 ccm 10 proz. Jodkalium-
lösung und 10 ccm 15 ])roz. Salzsäure hinzu und titriert das aus-
geschiedene Jod durch \'i,j N.-Thiosulfatlösung zurück. Der Gehalt
der ursprünglichen Lösung an 8O4 berechnet sich nach der Formel:
g SO4 = (2,25 a — 25) x 0,0032, wobei a die Anzahl der verbrauchten
ccm Thiosulfatlösung bezeichnet.
G r o ß m a n n (Chem. News 41, 1 14; 1880; Ber. 13, 824; 1880)
setzt die neutrale Lösung der Sulfate mit Barythydrat um, filtriert
die Hälfte ab, fällt den Überschuß von Baryt mit Kohlensäure aus,
kocht auf, läßt erkalten, verdünnt auf 500 ccm, entnimmt die Hälfte
der klaren Flüssigkeit und titriert mit Xormalsäure aus. Bei Anw endung
von 1/2 Äq. Na, S()4 = 3,552 g entspricht die Anzahl der verbrauchten
ccm i/j N. -Salzsäure x 8 dem Gehalt an Na^ SOj in Prozent; doch
muß man davon zur Korrektur für das Volum des Barytniederschlages
0,4 Proz. abziehen. Schließlich bleibt aber noch ein konstanter Verlust
von 1,3 Proz., dessen Ursache nicht aufgefunden werden konnte, und
den man ebenfalls in Rechnung ziehen muß (was die Verwendung
dieses Verfahrens für irgend genauere Zwecke ausschließt).
\ i k a i d o (Journ. Amer. Chem. Soc. 24. 774: 1902) fällt das
Sulfat in alkoholischer Lösung mit V,„ N. -Bleinitrat unter Anwi'udung
von Jodkalium als Indikator. Die Methode ist nur in bestimmten
Fällen anwendbar.
Riegle r (Zeitsclir. f. anal. Clicin. 41. 17: l'.t02) fällt das Sulfat
mit einer bekainiten Menge ( 'hiorbaryum, Ix-handelt mit .Jodsäurc-
lösuug, filtriert das Baryunijodat al) und Itestiniint zui- Krmittelung
des Baryums im Azotometer den damit dinch Zusatz von Hy(h'azin-
sulfat entwickelten Stickstoff.
Ben z i (1 i n -.M e t li od e. Neuerdings interessieren die auf die
.\nwcndung des Benzidins, das von V a u b e l (Zeitselii . f. anal.
Chem. 35, •S2I : I8!»()) dafür zuerst in Atissielit üenonnnen wurde, gc-
LTÜiideten .\btlioden'). Wolf .J. .Müller ( Ber. 35, I5S7 : l'.t02)
*) über die J<estiiiunuiij{ v<m SiliwefcIsHtinnnif lieii/.idiii hIoIic C o ut ii i- i i- r
(DiMHertatiori TiiliiiiK.M. 1H!I7): W. M ü 1 I (> r (Her. 36. l')S7: 1 !•(»•-': Zeits.lir. I.
uiip-\v. Cli.iri. 16. i''">:<. HUT; l'.tiCt); Müller iiiid DiirUe.s (Zcilschr. f. anal,
t'liem. 42. 477; l'.tnU); l< 11 s c li i ^ (Zcitsdir. f. iiiiL'ew. ("lu-ni. 16. lil 7. HlS ; l'.Ki:«;
I
334 Fabrikation der schwefligen Sänre usw.
hat gefunden, daß man gebundene »Schwefelsäure durch in ziemHch
großem Überschüsse zugesetztes Benzidinchlorhydrat quantitativ aus-
fällen kann, dessen Überschuß man dann direkt mit Alkalien zurück-
titrieren kann, weil das Benzidin eine sehr schwache Base, also das
salzsaure Salz sehr stark hydrolytisch dissoziiert ist und das H Cl
darin durch Phenolphtalein wie freies H Cl angezeigt wird. Die Um-
setzung entspricht der Gleichung:
R. 8O4 -f C12 Hg (NH2), 2 H Cl = 2 R Cl + C12 H« (NU,^., . H, SO4.
Man verwendet eine Lösung von ca. 30 g Benzidinchlorhydrat im
Liter, deren Titer gegen Barytwasser oder Natronlauge^) mit Normal-
säure und Phenolphtalein festgestellt worden ist. Die Umsetzung ge-
schieht in einem 250 ccm-Kolben in der Wärme, da das ausgeschiedene
Sulfat in der Kälte etwas Chlorhydrat mitreißt. Man erwärmt auf dem
Wasserbade, hält einige Minuten heiß, Mobei man bei Gegenwart flüch-
tiger Säuren den Kolben verschließt, kühlt schnell ab, füllt bis zur
Marke auf, filtriert durch ein trockenes Filter und bestimmt in einem
aliquoten Teile des Filtrats das überschüssige Chlorhydrat durch Titrieren
mit Alkalilauge und Phenolphtalein.
R a s c h i g (Zeitschr. f. angew. Chem. 16, 617 und 818; 1903) hat
diese Methode in folgender Weise abgeändert. Man verreibt 40 g Ben-
zidin mit 40 ccm Wasser, wäscht mit ca. % Liter Wasser in einen Liter-
kolben, setzt 50 ccm konz. Salzsäure zu, füllt bis zur Marke mit Wasser
auf, schüttelt um, worauf sich nach kurzem alles oder fast alles zu einer
braunen Flüssigkeit löst, filtriert nötigenfalls und verdünnt auf das
Zwanzigfache. Von diesem Reagens verwendet man 150 ccm zur
Fällung von 0,1 g H3 SÜ4. Man läßt die Lösung des zu untersuchenden
Sulfats unter Umschwenken in die Benzidinlösung einfließen und bringt
das Ganze nach der in kurzem eingetretenen Abscheidung des Ben-
zidinsulfats auf ein Saugfilter, bestehend aus einem 200 ccm-Trichter
mit Witt scher Filterplatte von 40 mm oberem Durchmesser, auf
die man zwei feuchte Filter von 46 mm Durchmesser legt, deren vor-
stehende Ränder man nach dem Ansaugen mit einem scharfkantigen
Glasstabe zu einem Wulst zusammendrückt, worauf sie vollständig
dicht halten. Man spült den im Fällungsgefäß haftenden Niederschlag
mit einem Teile des klaren Filtrats nach und wäscht in dem Augen-
blicke, wo der letzte Tropfen Mutterlauge im Saugfilter verschwindet,
mit 5 — 10 ccm Wasser (nicht mehr !) nach, was man noch einmal wieder-
holt. Bei diesem Verfahren, also Auswaschen mit dem Minimum von
Wasser, fällt der von W. J. Müller a. a. 0. S. 653 wegen der Lös-
lichkeit des Benzidinsulfats im Waschwasser erhobene Vorwurf voll-
ständig weg. Man nimmt dann den Trichter aus der Filterflasche,
legt ein 50 — 60 cm weites Uhrglas hinein, stülpt ihn um, stößt mit einem
Glasstabe die Filtrierplatte mit dem Niederschlag in das Uhrglas,
19, 331; 1906); v. K n o r r e (Chem. Ind. 28, 2; 1905); Friedheim und
N y d e g g e r (Zeitschr. f. angew. Chem. 20, II; 1907) ; H u b e r (Chem.-Ztg. 29,
1227; 1905).
^) Man vermeide letztere in diesem Falle; vgl. S. 120. ,
Schwefelkies. 335
nimmt die Platte fort, wirft das Filter in einen Erlenmeyerkolben von
250 com Inhalt mit 30 mm weiter Mündung, spült Uhrglas und Trichter
mit nicht über 25 ccm Wasser nach, setzt einen Gummistopfen auf
und schüttelt kräftig, bis ein gleichmäßiger Brei von Papierfasem und
Niederschlag ohne alle Bröckchen von ßcnzidinsulfat entsteht. Man
€rw ärmt nun auf 50", setzt Phenolphtalein zu und titriert mit ^/k, N.-
Natronlauge aus, wobei man schUeßlich zum Kochen erhitzen muß,
um den Einfluß der in den Flüssigkeiten enthaltenen Kohlensäure auf
den Indikator aufzuheben. Ein etwaiger Überschuß von Natronlauge
kann mit Normalsäure zurücktitriert werden. Auf diesem Wege kann
man die Schwefelsäure im freien Zustande oder in Kupfer-, Ferro-,
Nickel-, Kobalt-, Zink-, Mangan-, Aluminium- und Chromoxydsalzen
bestimmen, jedoch nicht in Ferrisalzen; bei diesen muß man also
das Eisen nach S. 324 ausfällen. Auch in manchen anderen Fällen,
z. B. bei Anwesenheit von manchen organischen Substanzen, versagt
die Methode.
Übrigens könnte man auch bei Gegenwart von Eisen, wenn nicht
mehr als 1 Atom 8 auf 1 Atom Fe vorhanden ist, die Benzidinmethode
anwenden, A\enn man (was zuerst von M. S c h 1 ö 1 1 e r vorgeschlagen
wurde) das Ferrisalz durch Hydrazin zu Ferrosalz reduziert, wozu
R a s 0 h i g einer verdünnte Lösung von salzsaurem Hydrazin benutzt ;
man kocht 5 Minuten lang mit nicht mehr als 4 und nicht weniger als
3 Gewichtsteilen Hydrazinchlorhydrat auf 2 Gewichtsteile Eisen.
v. K n o r r e (Chem. Ind. 28, 2; 1905) erhielt mit Schwefelwasserstoff
als Reduktionsmittel dann brauchbare Zahlen, wenn der Schwefel ab-
filtriert wurde. Ebenso kann man bei Anwesenheit von wenig Ferrisalz,
wie bei der Pyritanalyse, durch Zusatz von 0,5 g Hydroxylaminchlor-
hydrat zur Benzidinlösung die Einwirkung des Ferrisalzes auf Benzidin
völlig vermeiden. Nach F r i e d h e i m und Nydegger (Zeitschr.
f. angew. Chem. 20, It; 1907) ist die Reduktion des Ferrieisens in allen
den Fällen nicht notwendig, wo pro Atom Eisen ein oder mehrere Atome
Schwefel vorhanden sind. Ferner werden mit der Benzidinmethode nur
dann brauchbare Resultate erlialten, wenn pro Mol. H., SO, niiht mein-
als 10 Mol. H Cl, 15 Mol. H N().„ 20 Mol. Essigsäure. 5' Mol. Alkalisalze
und 1 — 2 Mol. Ferrieisen voihaiiden sind. Nach diesen Autoren kcinnen
bei dvr Fällung der Schw efelsäure als Benzidinsulfat allerdings erhebliche
Fehler auftreten, die sich bei entsprechender Arbeitsweise kompensieren.
Rasch ig (Zeitschr. f. angew. Chem. 19, 332; 19t»))
<!m|)fiehlt für die Pyritanalyse folgenden Arbeitsgang: Man wägt
0,8 g des feingepulverten Kieses ab, bjingt sie in einen trockenen
Krlenmeyerkolben von etwa 200 ccm Inhalt, fügt 5 <i in rauchende
Salpetersäure zu (s. hieizu alier S. 327) und i>rhitzt auf dem
Wasserbad. Zum Auffangen von Spritzern liängt man einen
kleinen Trichter in die Mündung. In einer halben Stiuide ist die
Lösung volleiuhit ; man fügt etwa 30 ccm Wasser hinzu, erwiirmt noch
kurze Zeit, um abgeschiedenes Kisensalz iiufzuK')sen, und l)ringt das
Ganze, mit oder (»Ime Gangart, die man \ollig vernachlässigen kaiui.
336 Fabrikation der schwefligen Säure usw.
in einen 100 ccm-Kolben, den man bis zur Marke auffüllt. Nach ge-
hörigem Umsehütteln \\ erden 20 com in ein Becherglas von etwa 600 ccm
Inhalt pipettiert, etwa 10 ccm einer 1 proz. Lösung von salzsaurem
Hydroxylamin und nun 500 ccm Benzidinlösung (S. 334) zugefügt.
Man rührt mit einem Glasstab um und läßt 15 Minuten stehen, worauf
der Niederschlag sich zu Boden gesetzt hat. Man saugt nun das ab-
gescliiedene Benzidinsulfat auf die nach 8. 334 vorbereitete Filterplatte
ab, bringt den im Becherglase verbleibenden Rest mit etwas Mutter-
lauge oder Benzidinlösung aufs Filter. Nach 1 — 2 Minuten ist fast alle
Lauge durchs Filter gesogen, und man muß nun dafür sorgen, daß der
Niederschlag keine Risse bekomme. Im Augenblick, wo . der letzte
Flüssigkeitstropfen aus ihm verschwindet, werden die Trichterwandungen
mit 5 — 10 ccm Wasser aus der Spritzflasclie benetzt, wodurch alles Sulfat
heruntergespült wird. Ist dieses Waschwasser im Niederschlage ver-
schwunden, so gibt man nochmals 5 — 10 ccm Wasser zu. (Das Filtrat
wird mit Chlorbaryum geprüft und darf erst nach 14 Stunde schwach
getrübt sein.) Sind diese abgesogen, dann entferne man sofort den
Vakuumschlauch von der Saugflasche und lasse den Niederschlag so
feucht als nur möglich. Man bringt nun, wie S. 334 beschrieben, den
Niederschlag samt Filter in einen Erlenmeyerkolben und titriert warm mit
^/jQ N. -Natronlauge unter Verwendung von ziemlich viel Fhenolphtalein
als Indikator avis. Die Anzahl der verbrauchten ccm i/^,, N. -Natronlauge
gibt gerade den Schwefelgehalt des Pyrites an.
Friedheim und Nydegger (Zeitschr. f. angew. Chem.
20, 19; 1907) schheßen Pyrit nach der L u n g e sehen Methode mit
Königswasser auf, dampfen die Säure auf dem Wasserbade ab und
lösen den Rückstand mit etwas Chlorwasserstoffsäure und Wasser zu
500 ccm. Nach dem Absetzen der Gangart A\erden 100 ccm abgemessen
und mit 100 ccm Benzidinlösung (enthaltend 6,7 g Benzidinbase im
Liter) gefällt. Die fernere Arbeitsweise ist wie bei R a s c h i g.
Bei Gegenwart von Thiosulfaten, Sulfiten und Sulfiden läßt sich
Schwefelsäure direkt nicht mittels Benzidin bestimmen, da obige Salze
mit Benzidinchlorhydrat ebenfalls unter Bildung schwer löslicher Salze
reagieren (H u b e r , Chem. -Ztg. 29, 1227; 1905).
3. Arsen. Die Bestimmung desselben im Schwefelkies ist etwas
umständlich und wird deshalb nicht so häufig in Fabriken ausgeführt,
als ihre Wichtigkeit es verdiente. Das Arsen geht nicht nur in die
Schwefelsäure, sondern z. B. auch in die Salzsäure über und kann hier
und in vielen anderen Fällen großen Schaden tun. Die zu seiner Be-
stimmung angewendeten Methoden geben leider recht voneinander ab-
weichende Resultate.
Die Methode des ,, Taschenbuches für anorganisch-chemische Groß-
industrie" ist die von Reich, modifiziert von M c C a v (Chem. News
48, 7;.1883: Amer.Chem. Jouin.8, 77; 1886; 9, 174; 1887; 10, 459; 1888).
Man schheßt 0,5 g Schwefelkies mit konzentrierter Salpetersäure in
einem Porzellantiegel auf, dampft die freie Säure ab, aber nicht bis zijr
Schwefelkies. 337
Trockne, setzt 4 g .Soda zu, trocknet auf dem Sandbade vollkommen
ein, setzt 4 g Salpeter zu und erhitzt, l)is die Masse 10 Minuten lang
in ruhigem Schmelzen gewesen ist. Man laugt die Schmelze mit heißem
Wasser aus, säuert die filtrierte Lösung mit wenig Salpetersäure an,
erhitzt längere Zeit zur Austreibung aller CO.,, setzt Silbernitrat zu
und neutraUsiert sorgfältig mit verdünntem Ammoniak. Der Nieder-
schlag, welcher alles Arsen als Agg As O4 enthält, wird in verdünnter
Salpetersäure aufgelöst und entweder das Silber nach V o 1 h a r d
durch Titrieren mit Rhodanammonium bestimmt oder aber die Lösung
in einer Platinschale abgedampft, der Rückstand getrocknet und ge-
wogen. 1 T. Agg As O4 = 0,1621 As. Will man das As als As., S5 nieder-
schlagen, so soll man die Lösung in einem Kolben mit H Cl ansäuern,
mit luftfreiem Wa.s.ser fast auffüllen, H., S bis zur Sättigung einleiten,
den Stopfen aufsetzen und festbinden und den Kolben in einem Wasser-
bade eine Stunde lang erhitzen, worauf As.2 S5 ohne freien Schwefel
entstanden ist.
xAndere Metlioden geben hiervon ziemlich stark abweichende
Resultate.
Prost und W i n i w a r t e r (Chem. Zentrall)l. 1903, T I, 741 )
empfehlen die von van de Casteele ausgearbeitete Methode zur
Arsenbestimmung in Erzen, indem man die zu analysierende Substanz
in rauchender Salpetersäure löst, die Salpetersäure durch Zusatz von
Schwefelsäure verjagt und abgeschiedenes Bleisulfat abfiltriert. Das
Filtrat wird mit Weinsäure versetzt, mit Ammoniak neutralisiert und
das Arsen mit Magnesiamisehung') gefällt; das anwesende Alkalitartrat
verhindert das Ausfallen der das Arsen begleitenden Metalle. Um den
Niederschlag von Ammoniummagnesiuraarseniat eisenfrei zu erhalten,
muß man ihn in Salzsäure lösen und nochmals mit Magnesiamischung
fällen.
Ji 1 a 1 1 n e r und B r a s s e u r ( Bull, de la soc. chim. du Nord
de la France 1897, S. 13) zitieren einen Fall, in dem verschiedene Che-
miker zwischen 0,li) — 0,57, bei einem andeien Falle zwischen 0,05 und
0,3!) Proz. As fanden, und es ließen .sich aus der Literatur noch größei'e
Abweichungen nachweisen. Sie empfehlen folgende Methoden:
1. Nasse A u f s c h 1 i e ß u n g. Hierbei kann man bis 10 g
Kies anwenden, die man mit einem Königswas.ser aus 125 ccm Salpeter-
säure von 40" Be., 250 ccm Salzsäure von 22 — 22" Be. und 100 ccm
Was.ser unter allmählichem Zusatz in »inem Literkolbcii unter ge-
linder Krwärmung bchaiulelt. Man treibt die Salj)etersäui(' größtciitrils
durch Salzsäure aus; da alles Aisi'ii als Arscn.säure vorhanden ist, so
veiiiert man kein As('l„ {'.). .Man .setzt 100 ccm Wasser zu. läßt ab-
kühlen, filtriert, .setzt Ammoniak zu, i)is ein \\enig Kisenhydro.xyd
ausfällt, leitet in der Kälte Sehwefligsäuregas bis zur v()lligen Reduktion
') Die MftKncsiuiniHcInmj; wird Ijcrcitct, jikIciii iimri '>.")>,' kry.stttllibifrt«>s
MaKiicsiiiiMclil(»ri(l iiiid "<• u. .Xiiiiinniciiiorid in <>.">() c<'iii Wasser löst und diese
Losung mit Aninioniuk (spoz. Uew. U.UG) zn oincnt Liter vordünnt,
l'iiterriucliungcii. (>. Aufl. I. '22
338 Fabrikation der schwefligen Säure usw.
ZU Eisenoxydulverbindungen ein, vertreibt die überschüssige SO., durch
Erwärmen, läßt auf 60 — 70'' abkühlen, schlägt das Arsen durch 6 — -7-
stündiges Einleiten von Schwefelwasserstoff nieder, läßt 12 Stunden
stehen, filtriert, wäscht mit H Cl- und H., S-haltigeni Wasser, bis kein
Eisen mehr vorhanden ist, alsdann mit reinem Wasser, löst den Nieder-
schlag nach Durchstoßen des Filters in Ammoncarbonat, filtriert
diese Lösung, erwärmt sie nach starkem Ansäuern mit Salzsäure auf
50 — 70^*, schlägt das Asg Sg durch einstündiges Einleiten von H.^ S
nieder und bestimmt darin das Arsen entweder als arsensaure Ammon-
magnesia oder als Silberarseniat. Für den ersteren Zweck löst man den
Niederschlag in starker Ammoniakflüssigkeit, verdampft im Wasser-
bad zur Trockne, nimmt mit 10 ccm Salpetersäure auf, dampft ein
wenig ein, macht ammoniakalisch, setzt ein wenig Alkohol, dann die
Magnesiamischung ^) zu, läßt 12 Stunden stehen, filtriert den Nieder-
schlag auf ein aschenfreies Filter, wäscht mit einer Lösung von
1 Salmiakgeist und 1 Alkohol in 3 Wasser, trocknet und glüht den
Niederschlag getrennt vom Filter, das man für sich unter Zusatz
von ein wenig Ammoniuninitrat verbrennt. 100 T. der Asg Mgo 0-
entsprechen 48,29 T. As.
2. Trockene Aufschließung. Man mischt 2 g Kies
mit 10 bis 12 g eines Gemisches von i/^ Salpeter und ^ Soda in einem
30 ccm haltenden Platintiegel, bedeckt nach Durchmischen mittels
eines Platindrahtes mit 2 g der Salzmischung, deckt den Tiegel zu und
erhitzt ihn durch eine 3 cm hohe Bunsenflamme. Nach beendigter
Reaktion läßt man abkühlen, schüttet den Tiegelinhalt in 70 ccm
kochendes Wasser, läßt ihn vollständig zergehen, filtriert und wäscht
mit kochendem Wasser aus. Alles Arsen ist nun im Filtrat als Arseniat.
Man säuert mit Salpetersäure an, bringt zum Kochen, läßt abkühlen,
neutraUsiert genau mit NH3, setzt einen Tropfen Salpetersäure zu und
neutrahsiert wieder, bis ein Tropfen auf rotem Lackmuspapier erst
nach einigen Sekunden Bläuung hervorbringt. Nun setzt man tropfen-
weis Silbernitratlösung zu, bis kein Niederschlag mehr entsteht, bringt
das Agg As O4 auf ein Filter, wäscht mit kaltem Wasser aus, bis das
Filtrat durch Salzsäure nicht mehr getrübt wird, löst das arsensaure
Silber auf dem Filter in sehr verdünnter Salpetersäure auf, setzt als
Indikator 5 ccm einer schwefelsauer-salpetersauren Eisenlösung zu und
titriert mit ^/]„ normaler Rhodanammoniumlösung bis zum Eintritt
der Rosafärbung. Jedes ccm der Lösung zeigt 0,0025 g Arsen an.
Diese Methode ist sehr schnell auszuführen und gibt sehr gute, mit der
ersten übereinstimmende Resultate, auch übereinstimmend mit der-
jenigen von Clark, bei der man mit einem Gemisch von Magnesia
und Ätznatron aufschheßt. (Wir würden die zweite Methode von
Blattner und Brasseur der ersten schon darum vorziehen,
weil bei dieser doch eine Verflüchtigung von As CI3 vorkommen
kann.)
1) s. S. 337.
I
Schwefelkies. 339
List (Zeitschr. f. angew. Chein. 16, 415; 1903) erhitzt 2 g Kies
mit 10 g Natriumsuperoxyd in einem Tiegel, wie S. 327 beselirieben,
wobei alles Arsen in Arsensäure übergeht, und verfährt dann weiter
wie B 1 a 1 1 n e r und B r a s s e u r,
Parr (Journ. Amer. Chem. 8oc. 30, 764; 1908) bestimmt in
ähnlicher Weise wie den Schwefel in Pyriten auch das Arsen durch
Oxydation mittels des gleichen Natriumsuperoxydgemisches wie S. 328
angeführt.
Ebaugh und Sprague (Journ. Amer. Chem. Soc. 29, 1475;
1907) schließen den Pyrit, wie S. 328 angegeben, mit Natriumcarbonat
und Zinkoxyd auf, laugen den Rückstand mit Wasser aus, säuern mit
Essigsäure an, fällen mit Silbernitrat und kochen einige Minuten auf.
Das ausgeschiedene Silberarseniat wird nach dem Lösen in verdünnter
Salpetersäure mit Rhodanammonium oder Rliodankalium titriert.
Low (Journ. Amer. Chem. Soc. 28, 1715; 1906) schließt zur
Arsen- und Antimonbestimmung 1 g des P>zes in einem 150 ccm-Kolben
mit 7 g KaHumbisulfat, 0,5 g Weinsäure imd 10 ccm konz. Schwefel-
säure auf, erwärmt zuerst vorsichtig, dann stark, l>is aller fieier Schwefel
ausgetrieben und eventuell ausgeschiedene Kohle oxydiert ist. Die
Schmelze wird erkalten gelassen, mit 50 ccm Wasser, 10 ccm konz.
Schwefelsäure und 2 — 3 g Weinsäure versetzt und kurze Zeit nahe bis
zum Sieden erhitzt. (Bei wirklichem Sieden können leicht Arsenverluste
eintreten.) Nach dem Filtrieren, Waschen mit heißem Wasser und
Auffüllen des P'iltrats mit heißem Wasser auf 300 ccm wird mit H, S
gefällt. I3ie Sulfide von As und Sb werden filtriert, mit Schw efelw asser-
stoffw asser gewaschen, mit wenig heißem Wasser in ein Becherglas
gespült und nach Zusatz von farblosem Kaliumsulfid durch Erwärmen
in Lösung gebracht. Meistens genügt eine Extraktion, um alle löslichen
Sulfide in Lösung zu bekommen. Das Filtrat wird in einem 300 ccm-
Kolben mit 3 g Kaliumbisulfat und 10 ccm konz. Schw efelsäure ver-
setzt, über freier Flamme erhitzt, bis aller Schwefel imd der größere
Teil der freien Säure ausgetrieben ist. Die Schmelze wird in schräg
gehaltenem Kolben erkalten gelassen, mit 25 ccm Wasser und 10 ccm
konz. Salzsäure versetzt und erwiirmt. Nach dem Abkühlen und Zu-
satz von 40 ccm konz. Salzsäure wird Schwefelwasserstoff eingeleitet.
Das ausgefällte Arsentrisulfid wird abfiltriert und mit Salzsäure (2:1)
ausgewaschen. Im Filtrate A befindet sich das Antimon, am Filter
Arsensulfid. Dies wird in Schwcfelammon gelöst, die Lösung wie früher
mit 2— 3 g KH SO, und 5 ccm konz. Ho SO, behandelt. Die erkaltete
Schmelze wird in Wasser gelöst, das vorhandene Schwcfeldioxyd wcg-
L'ckocht, die Lösung mit Ammoniak schwach alkalisch gemacht, mit
Salzsäure schwach angesäuert und nach Zusatz von 3 — 4 g Xatrium-
l)iearbonat und Stärkelösung mit Jod titriert.
Zur A n t i m o n b e s t i m m u n g w ird das Filtrat .\ mit dem
'loppelten Volum Wasser verdüimt und Schwefelwasserstoff eingeleiti-t.
I >as ausgefällte .Vnlimontrisulfid wird filtriert, mit Schwefelwasser-
stoffwasscr gewaschen, und mit Ammonsulfid in Lösung gebracht.
340 Fabrikation der schwefligen Säure usw.
Die Lösung wird im Kolben mit 3 — 4 g KH SO4 und 10 com konz.
Ho SO4 wie oben behandelt, die abgekühlte Schmelze mit 50 com Wasser
und 10 ccm konz. H Cl versetzt und einige Minuten gekocht. Dann
werden noch 10 ccm konz. H Cl zugesetzt, nach dem Abkühlen mit
Wasser auf 200 ccm gebracht und mit Permanganat auf übhche Weise
titriert.
Clark (Journ. Soc. Chem. Ind. 6, 352; 1887) gibt folgende
zwei Verfahren.
1. Fällungsverfahren. Eine gewogene Menge der ge-
pulverten Probe (ca. 3 g) wird in einem Platintiegel mit dem vierfachen
Gewicht eines Gemenges von kalzinierter Magnesia und reinem Ätz-
natron (erhalten durch Zusammenreiben gleicher Mengen frisch kalzi-
nierter Magnesia und Ätznatron in einem Porzellanmörser) gemischt
und der offene Tiegel ca. 10 Minuten über einer mäßigen Bunsenf lamme
erhitzt, wobei die Masse etwas schwindet, aber nicht schmilzt. Man
laugt mit heißem Wasser aus, säuert das Filtrat mit Salzsäure an, wo-
bei reichlich HoS entweicht, und kocht die nun fast farblose Lösung
einige Minuten, Avobei sich das Arsen als Sulfid ausscheidet. Nachdem
man behufs Vollendung der Fällung noch mit HoS gesättigt hat, filtriert
man, wäscht, löst das Arsensulfid in Ammoniak, verdampft auf dem
Wasserbade zur Trockne, löst den Rückstand in \\'enig starker Salpeter-
säure und bestimmt das Arsen als Ammoniummagnesiumarseniat oder
fällt es als Silberarseniat und berechnet es aus dem Silber, das volume-
trisch nach V o 1 h a r d oder durch Kupellation nach Richter be-
stimmt wird. Das Verfahren gibt sehr genaue Resultate und ge-
stattet die Bestimmung des Arsens, wenn dieses auch nur in sehr
minimaler Menge zugegen ist.
2. Destillationsverfahren. Etwa 1,7g des fein-
gepulverten Pyrits werden in einem offenen Platintiegel mit dem 6 fachen
Gewicht des Magnesianatrongemisches über einer mäßigen Bunsen-
flamme eine Stunde lang erhitzt, worauf die Oxydation beendet ist.
Sodann wird der Tiegelinhalt, der nicht geschmolzen ist, in einer Flasche
mit Wasser angefeuchtet und in ca. 70 ccm starker Salzsäure gelöst,
wobei man schließlich erwärmt, bis keine Einwirkung mehr erfolgt.
Die Flasche, welche mit einer in die Flüssigkeit eintauchenden Trichter-
röhre versehen ist, A\'ird mit einer kleinen gläsernen Kühlschlange ver-
bunden, an deren Ende eine gerade Chlorcalciumröhre befestigt ist,
und dann durch die Trichterröhre ein beträchtlicher Überschuß des
in starker Salzsäure gelösten Reduktionsmittels eingeführt. Zur Re-
duktion benutzt man Cuprochlorid, weil es mit Natriumchlorid ein
leicht lösliches Doppelsalz gibt und wenigstens ebensogut reduziert
wie die Ferrosalze. Ein durch Lösen von Kupfer in Ferrichlorid er-
haltenes Gemenge von Cupro- und Ferrochlorid bildet gleichfalls ein
ausgezeichnetes Reduktionsmittel. Der Flascheninhalt wird nun lang-
sam eine Stunde lang in Wasser hineindestilliert, worauf man frische
starke Salzsäure (ca. 30 g) zufügt und wieder ^ Stunde lang destilliert.
Alles Arsen ist sodann in der Vorlage, indes ist anzuraten, nochmals
Scliwefelkies. 341
etwas Salzsäure zuzugeben, die Vorlage zu wei-hselii und das
Destillat zu jn-üfen. Das Arsen wird als Sulfid gefällt und auf einem
gewogenen Filter gesammelt, oder es wird in üblicher Weise mit Jod
titriert.
Dieses Destillationsverfahren, welches gleichfalls die völlig genaue
Bestimmung selbst kleiner Mengen von Arsen gestattet, erfordert weniger
Zeit als irgendeine andere Methode. Es läßt sich auch vorteilhaft zur
Bestimmung des Arsens in metallischem Kupfer anwenden.
Die Arsenbestimmung kann nach Fischer-Hufschmidt
(Fischer, Liebigs Ann. 208, 182; 1881, Classen und Huf-
schmidt, Ber. 17, 2245; 1884) mit größeren Mengen Erz durch-
geführt werden. Man erhitzt 5 — 10 g Kies mit Salpetersäure (spez.
Gew. 1,2), entfernt durch P^indampfen mit Schwefelsäure die Salpeter-
säure, spült den Rückstand mit möglichst konzentrierter Chlorwasser-
stoffsäure in einen Siedekolben von 500 ccm Inhalt, fügt 20 — 25 ccm
gesättigte Ferrochloridlösung (erhalten durch Behandeln von Eisenfeile
mit 25 proz. Salzsäure am Wasserbade) hinzu und bringt das Volum mit
konz. Salzsäure auf ca. 200 ccm. Der schiefgestellte Kolben wird mit
einem Salzsäureentwickler in Verbindung gebracht, und nun unter fort-
gesetztem Einleiten von Salzsäuregas 80 — 100 ccm abdestilliert. Das
übergehende Destillat wird in einem Literkolben, der mit 4 — 500 ccm
Wasser gefüllt ist, aufgefangen. Die Bestimmung des in der Vorlage
befindlichen Arsentrichlorids (in stark salzsaurer Lösung) kann ent-
weder gewichtsanalytisch als Arsentrisulfür nach Verdünnen mit dem
doppelten Volumen Wasser, oder durch Titration mit Jodlösung nach
Neutralisation mit Kalium- oder Natriumcarbonat erfolgen.
Nach Platten (Journ. Soc. Chem. Ind. 13, 324: 1804) kann
man das durch Fällen mit Schwefelwasserstoff erhaltene Arsentrisulfid
durch mehrstündiges Kochen mit Wasser in Schwefelwasserstoff (der
entweicht) und arsenige Säure hydrolysieren, welche auf gewöhnliche
Weise mit Jodlösung titriert wird.
O u e d r i a s (Rev. generale de Chimie ])ure et appl. 11. 251 : 1908)
• ihitzt in einem Kolben von .'iOO ccm Inhalt 1 g des fcinstge|)ulvcrtcn
l'>zes mit 150 ccm Salzsäure und 5 g Zinndilorür und fängt 4(1 ccm
Destillat in einer graduierten Vorlage von 100 ccm Inhalt, die 5(1 ccm
W^asser enthält, auf. Tm Destillat wird das Arsentrichlorid nach Zu-
satz von einigen (Jraniin Xatriunibicarbonat wie üblich mit .lod
titriert.
Xach H. Fresenius (Zeitschr. f. anal. Cliein. 27. :U: 1S8S)
bietet die Schmi-Izmethode gegenüber der direkten Destillation ein»M-
«lureh Erhitzen im ('hlorstrome oder durch Behandlung mit Salzsäure
und chlorsaureiM Kali bewirkten Lösung mit Misenclilorür keiixMlei
Vorteile. \^gl. auch \ a h n s e n , Chem. -Ztg. 11, ()'.i2; ISST.
Die von K ü li n und S ä g e r (Her. 23. IT'.IS; IS'.M») und (' I o u d
(■loinii. Soc. Chem. Ind. 23. 524; 1U04) vorgeschlagene «piant itative He-
-fininnmg des Arsens dureli Wägen des erhaltenen .\rsenspiegels dürfte
liir tecluiisehe Zwceke zu uinständlicli sein.
3<42 Fabrikation der schwefligen Säure usw.
4. Kupfer. Wir geben hier zunächst nach dem „Taschenbuch
für die anorganisch-chemische Großindustrie" das in der Duisburger
Kupferliütte ausgearbeitete, dort zum ersten Male veröffentHchte Ver-
faliren. Von dem pulverisierten und bei 100" getrockneten Kies werden
5 g in einem schrcäg gestellten Erlenmeyer-Kolben mit 60 ccm Salj)eter-
säure von 1.2 spez. Gew. allmählich in Lösung gebracht. Sobald die
heftige Reaktion vorbei ist, wird der Kolben erhitzt und abgedampft,
bis Schwefelsäuredämpfe entweichen. Der trockene Salzrückstand
wird in 50 ccm Salzsäure von 1,19 spez. Gew. aufgelöst, zur Entfernung
von Arsen und Reduktion des Eisenchlorids unterphosphorigsaures
Natron (2 g Na Hg PO2 aufgelöst in 5 ccm Wasser) zugegeben und einige
Zeit gekocht. Man setzt nun einen Überschuß von konzentrierter
Salzsäure zu, verdünnt mit etwa 800 ccm heißen Wassers, leitet Schwefel-
wasserstoff ein, filtriert inid wäscht den Niederschlag gut aus. Man
stößt das Filter mit einem Glasstabe durch, spritzt den Niederschlag
in das Fällungsgefäß zurück, bringt die noch am Filter haftenden
Schwefelmetalle sowie die Hauptmenge des Niederschlags durch
Salpetersäure in Lösung und dampft den Inhalt des Kolbens im Dampf-
bade zur Trocknis ein. Man nimmt wieder mit Salpetersäure und Wasser
auf, neutralisiert mit Ammoniak und setzt verdünnte Schwefelsäure in
geringem Überschuß zu. Nach dem Erkalten der Flüssigkeit filtriert
man vom Bleisulfat und Rückstand ab, wäscht Kolben und Filter mit
schwefelsäurehaltigem Wasser aus, setzt zum Filtrat 3 — ^8 ccm Salpeter-
säure (1,4 spez. Gew.) und fällt das Kupfer elektrolytisch. Von den ge-
fundenen Proz. Cu wird 0,01 Proz. für Bi und Sb abgezogen.
Nahnsen (Chem.-Ztg. 11, 692; 1887) bestimmt das Kupfer
in Pyriten folgendermaßen : Von dem recht fein pulverisierten,
nochmals getrockneten Kies werden 12,5 g in einem ca. 17 cm hohen,
dünnwandigen Becherglase mit 10 ccm Wasser und 1 ccm starker
Schwefelsäure übergössen. Unter Bedeckung des Glases mit einer
Porzellanschale fügt man in Teilen Salpetersäure vom spez. Gewichte
1,4 so lange hinzu, bis kein Aufschäumen mehr erfolgt. Man läßt die
Flüssigkeit bei ziemlich starker Flamme sieden, entfernt nach einigen
Minuten die Porzellanschale, welche durch die von ihr kondensierte
Säure genügend abgespült ist, und setzt unter häufigem Umschwenken
der allmählich sich verdickenden Flüssigkeit das lebhafte Sieden so
lange fort, bis beim UmschA\"enken des Glases kaum noch ein Nach-
geben der zähen Flüssigkeit stattfindet und über derselben gelbe Salz-
teile sich abzuscheiden beginnen. Durch bereit gehaltenes warmes
Wasser bringt man jetzt den Brei schnell in Lösung. Der ganze Vor-
gang nimmt bei einiger Übung 10 — 15 Minuten in Anspruch.
Die erkaltete Lösung wird in einen 250 ccm-Kolben übergeführt,
aufgefüllt und durch ein trockenes Filter filtriert. 200 ccm (= 10 g Kies)
der so von Kieselsäure und Blei befreiten Lösung werden einige Stunden
mit einem lebhaften Schwefelwasserstoffstrome behandelt, so lange,
bis der Niederschlag zusammengeballt ist und die Flüssigkeit durch-
sichtig erscheint. Man filtriert und wäscht unter häufigem Ausquetscljen
Schwefelkies. r, . ^
des Niederschlages mittels eines Glasstabes mit reinem Wasser aus-
sohwefelwasserstoffhaltiges W'a.sser ist hier wie überhaupt beim Aus-
waschen von SoliMcfelkupfer überflüssig, wenn man den Schwefel-
wasserstoff so lange hat wirken lassen, bis der Niederschlag sich leicht
absetzt und die Flüssigkeit völlig hell erscheint. Den auf dem Filter
befindhchen Teil des Niederschlages spült man mit moghchst wenig
heißem A\ asser zu der Hauptmasse zurück und fügt so viel starke
bchwefelnatriumlösung hinzu, daß die Flüssigkeit, nachdem sie zum
Sieden erhitzt und einige Minuten im Sieden erhalten worden ist keinen
Sc-^^iwefel mehr ungelöst zeigt. Man verdünnt mit heißem Wasser
laßt an warmem Orte klären, filtriert die Lösung, welche das Arsen und
J" ? n ^""f^^^ """^ ''°" ^"P^^^' völlig frei ist, ab und wäscht das
Schwefelkupfer mit heißem Wasser aus. Spuren von Schwefeleisen
welc-he dem Sch^vefelkupfer stets noch anhaften, - sie betrugen in
2 Fallen 0,02 Proz vom Kies - zieht man durch heißes Wasser, dem
emige Tropfen Salzsäure zugefügt werden, aus, wäscht chlorfrei und
bestimmt das Kupfer als Kupfersulfür.
Man prüft das Kupfersulfür auf einen Gehalt an Kadmium oder
\Vismut, mdem man es in Salpetersäure löst und die Lösung einige
Zeit mit kohlensaurem Ammon in der Wärme behandelt Der etwa
''eSlch?''^ Niederschlag ^nrd als Oxyd gewogen und in Abrechnung
Zieht man es vor, 25 g Kies statt 12,5 g zur Analyse zu verwenden
so wird die Ausführung der geschilderten Methode nach dem Verfasser
nur unerheblich schwieriger und zeitraubender. Bei einem Gehalte der
Pyrite von 3-5 Proz. Kupfer wird die Anwendung von 5 g Substanz
ausreichen. ^ '
Eine sehr ausführhche Arbeit über die Bestimmung von Kupfer
in lynt, namentlich auch über den „Cornish assay", gibt West-
°;°7e^"i ;"" Jo"rn.Soc.Chem.Ind.5,49;1886; Kritik darüber
ebenda S. 2/ /, fernere Angaben s. a. L. und G. C a m p e d o n (Stahl
und Lisen 25, 542; 1905) und Reimen (ebenda S. 1359)
H e 1 d e n r e i c h (Zeitschr. f. anal. Cliem. 40, 15- 1901) schließt
den K,es nach L u n g e mit Königswasser auf. nimmt nach dem Ein-
dampfen mit Salzsäure auf, setzt Aluminiumblech zu und erwärmt
I as ausgefällte Kuj.fcr filtriert man mit dem überschüssigen Aluniiniuni
ab, wascht mit heißem Wasser, löst nach d(>m Veraschen des Filters
in verdünnter Salpetersäure und elektroivsiert (s hierzu H a a s
Zeitschr. f. anal. CJlicm. 40. 789; 1901).
List (Zeitschr. f. angew.Chem. 16, 41(i; 1903) röstet den Kies
■ n emem eigens geformten I^orzellantiegel ab, schljoßt mit Salzsäure
auf, neutralisiert mit Ammoniak, setzt SO., zu. fällt das Kupfrr als
Ivhodanur, o.xydiert mit Sclnv,.f,.|säurc und Salpetersäure z.. Sulfat
"HKl heslunnit das Kii|.f.r dnnli Kiekt n.Jvse.
5. Blei
l)l'-il't im Hiiekstande von «1er (ladi S. 323 mit K.'
..Ml .111 ii,i< M o. .)j.) mn iMiiin's-
Wasser gemaehten Aufsel.ließung i„ Fnnn von S,.lf,,t. Man ext mliirrt
344 Fabrikation dt^r schwefligen Säure usw.
dieses aus dem Rückstande durch Erwärmen mit einer konzentrierten
Lösung von Ammoniumacetat, dampft die Lösung unter Zusatz von
etwas reiner Schwefelsäure ein, schließUeh in einem Porzellanschälchen
oder -tiegel, trocknet und glüht. 1 T. Pb SO4 = 0,6831 Pb.
Über die titrimetrische Bestimmung des Bleisulfats mit Natrium-
sulfidlösung hat Koch (Chem.-Ztg. 32, 124; 1908) berichtet. Low
(Journ. Amer. Chem. Soc. 30, 587; 1908) löst Bleisulfat in Natrium-
acetatlösung, führt mit Kaliumbichromat in Bleichromat über, ver-
wandelt dieses durch Digerieren mit heißer Oxalsäurelösung in Blei-
oxalat und titriert mit Kaliumpermanganatlösung.
6. Zink ^) wird bisweilen im SchMefelkies bestimmt, weil der an
Zink gebundene Schwefel kaum zu gewinnen ist. Die S. 346 bei , .Zink-
blende"' beschriebene Schaffner sehe Methode muß hier wegen des
Vorwaltens von Eisen durch Gewichtsanalyse ersetzt werden. Man
löst 1 g Kies nach S. 323 in Königswasser, verjagt die Salpetersäure,
nimmt den Rückstand in ca. 5 ccm konzentrierter Salzsäure auf, ver-
dünnt mit Wasser, fällt beim Vorhandensein von aus saurer Lösung
fällbaren Metallen diese durch Schwefelwasserstoff aus, filtriert, verjagt
aus dem Filtrat den H2 S durch Kochen und oxydiert mit etwas Königs-
wasser. Nach dem Erkalten versetzt man mit Ammoniumcarbonat,
bis der entstehende Niederschlag sich nur langsam ^^'ieder löst, dann
mit Ammoniumacetat, kocht kurze Zeit und filtriert. Das gefällte
basische Ferriacetat, welches zinkhaltig ist, ^^ird in Salzsäure gelöst
und wieder wie oben gefällt, und dies wird so lange wiederholt, als noch
im Filtrate Zink nachzuweisen ist. Die -vereinigten Filtrate konzentriert
man nötigenfalls, fällt das Zink in der Hitze mit Schwefelwasserstoff,
läßt 24 Stunden stehen, gießt das Klare ab, filtriert und wäscht das
Zn S aus, löst es mit dem Filter in verdünnter Salzsäure, kocht den
HgS weg, filtriert, fällt mit Natriumcarbonat, wäscht das Zn CO3 aus,
trocknet und verwandelt durch Glühen in Zn 0, wovon 1 T. = 0,8034 Zn.
Für ganz genaue Bestimmungen muß ein etwaiger Gehalt des Zink-
oxyds an Si O,, Fe, O3 und AU O3 bestimmt und abgezogen werden,
was selten nötig sein wird.
Mayer und Lösekann haben eine Methode zur Bestimmung
des Zinks als Zinkammoniumphosphat ausgearbeitet (Chem.-Ztg. 10,
729; 1886).
7. Kohlensaure Erden ^^erden bis^^eilen bestimmt, A\-eil sie
Schwefel als Sulfate binden. Da ihre Menge stets gering ist, so bestimmt
man die Kohlensäure nicht durch Gewichtsverlust; u. dgl., sondern
direkt nach Austreibung mittels starker Säuren entweder dem Gewichte
nach durch Auffangen in Natronkalk, unter Zurückhaltung von Feuchtig-
keit, überschüssiger Säure usw., in den Apparaten von Fresenius
(Quant. Anal. I, 449) oder Classen (Mohrs Titriermethoden,
^) Nach Angaben von V. Haßreidter und E.Prost.
Zinkblpiidc.
345
7. Aufl., 8.041): oder aber schneller und sicherer dem Volumen nach
in dem Apparat von Lunge und R i 1 1 e n e r (Zeitschr. f. angew.
Cham. 19, 1849; 19U6), der 8. 181ff. beschrieben und abgebildet ist.
8. Bisweilen kann die Aufgabe gestellt «erden, in Pyriten Kohlen-
stoff zu bestimmen, nämlich in solchen, die aus den Steinkohlen au.sgelesen
werden und englisch als „coal-brasses" bezeichnet werden (vgl. Lunge,
Sodaindustrie, 3. Aufl., I, 36). Dies geschieht nach T r e a d w e 1 1 und
Koch (Zeitschr. f. angew. Chem. 16, 173; 1903) durch Verbrennung
nach der gewöhnhchen Methode der Elementaranalyse im Porzellan-
schiffchen unter Vorlage einer Schicht von 30 cm Kupferoxyd und
25 cm Bleisuperoxyd zur Zurückhaltung des Schwefels; kürzer und be-
quemer durch Verbrennung mit Chromsäure und Schwefelsäure. Sie
wenden dazu das Verfahren von C o r 1 e i s an (Stahl und Eisen 14,
587; 1894; vgl. Bd. II, S, 57 der 5. Aufl. dieses Werkes), doch leiten
sie das Gas nach Verlassen des Zersetzungskolbens durch eine 10 cm
lange Röhre mit glühendem Kupferoxyd, dann durch 10 cm festes
Chromtrioxyd, dann durch zwei kleine U-Röhren, jede 3 ccm einer
Lösung von Chromtrioxyd in konz. Schwefelsäure enthaltend, dann
durch ein Rohr, enthaltend mit konz. Schwefelsäure befeuchtete Glas-
perlen, hierauf zwei Chlorcalciumröhren und schließlich zwei gewogene
Xatronkalkröhren. Diese Methode gab identische Resultate mit'^der
Elementaranalyse.
9. Bisweilen w ird erfoidcrlich die Unterscheidung von Schwefel-
kies lind Magnetkies (Pyrrhotit), Fe^ S^,, besonders in amerikanischen
Erzen. Xach C o n e (Journ. Amer. Chem. Soc. 18. 404; 1894) zerreibt
man das Erz, bis es durch ein Sieb von 00 Maschen pro Zoll (24 pro cm)
geht, nicht feiner, breitet das Pulver auf Glanzpapier aus, nimmt den
Magnetkies mittels eines Magneten heraus, klopft diesen gelinde zur
Entfernung des mechanisch anhängenden Pyrits, legt den Anker an
und bürstet den Magnetkies l)esonders ab. Dies wiederholt man fünf-
bis sechsmal und bestimmt den Schwefel in den getrennten Anteilen.
IV. Zinkblende.
1. Gesamtschwefel. .Man übergießt 0,5 g des aufs feinste ge-
pulverten .Musters mit etwa 20 ccm eines (iemisches von 3 T. konzen-
trierter Salpet<'rsäure f 1 T. konzentrierter Salzsäure oder aber mit
Brom gesättigter Salzsäure, läßt über Nacht bedeckt stehen, danipft
bis fast zur Trockne ab, setzt rMnigc cm Salzsäure und ^Occni \Vas.ser
zu, filtriert lu>iß und fällt mit Chlorbaryum in einem Gusse, bei
größeren .Mengen von Kisen riMcli Fällung dcssclhcn dmvli .\inni(.niak,
wie S. 325 be.scln'iel)en.
Nach T h i e I (Zeitschr. f. anorg. ClicMi. 36. S5; l!t03) findet man
bei Bestimniun-i von SdiucfcIsäiMc in C.-gcnwart größerer .Mcngm von
346 Fabrikation der schwefligen Säure usw.
Zink infolge der Bildung von Komplexsalzen durch Fällung mit Chlor-
baryum zu wenig (bei äquivalenten Zinkmengen 0,33 Proz.). Dies
könne vermieden werden, wenn man vor dem tropfenweisen Zusatz des
Chlorl^aryums alles Zink mit Ammoniak als Hydroxyd genau abscheidet
und es vor dem Filtrieren des gemeinschaftlichen Niederschlages durch
wenig überschüssige Salzsäure wieder auflöst.
Lunge und Stierlin (Zeitschr. f. angew.Chem, 18, 1923, 1929;
1905) haben die Angaben von Thiel nachgeprüft, aber in keinem
Falle zinkfreie Baryumsulfatniederschläge erhalten. Aus den Versuchen
von Lunge und Stierlin sind folgende Schlüsse zu ziehen :
Wenn neben Zinksulfat und freier Säure kein Ammonsalz vorhanden
ist, so erhält man bei langsamer Fällung mit Chlorbaryum richtige
Resultate. Die Gegenwart von Ammonsalzen bewirkt aber einen
erheblichen Fehler durch Lösung von Baryumsulfat, weshalb hier die
rasche Fällung infolge Kompensation durch okkludiertes Baryum-
chlorid richtige Werte ergibt.
Lunge und Stierlin (Zeitschr. f. angew. Chem. 19, 23;
1906) haben ihre Methode zur Schwefelbestimmung in Abbränden (s. d.)
auch auf ungeröstete (grüne) Zinkblende ausgedehnt und empfehlen
folgenden Arbeitsgang : 0,3207 g Blende, 2,000 g Natriumbicarbonat
(dessen Titer vorher bestimmt wurde), 2 g Kaliumchlorat, 2 g schwefel-
freies Eisenoxyd werden im Nickeltiegel 10 IVIinuten lang mit ganz
kleiner Flamme und 30 Minuten bei allmählich steigender Hitze bis
zum schwachen Glühen des Tiegelbodens erhitzt. Der Tiegelinhalt
wird in eine Porzellanschale entleert und nach Zusatz von chlormag-
nesiumfreiem Kochsalz filtriert und mit Salzsäure titriert. Wenn
2,000 g Bikarbonat A ccm und die Lösung der Schmelze beim Rück-
titrieren B ccm von ^/j N. -Salzsäure brauchen, so ergibt sich der Schwefel-
gehalt in Prozenten = 5 (A — B), bei Anwendung von ^/g N. -Säure
= (A-B).
2. Zink 1).
I. Titi'iinetrisclie Methoden.
A) mit Schwefehiatriuinlösung nach Schaffner.
a) Belgische M e t h o d e 2). Man behandelt 2,5 g bei 100"
getrockneter und fein gepulverter Blende in einem ca. 250 ccm fassenden
Erlenmeyer-Kolben mit 12 ccm rauchender Salpetersäure, erst kalt,
M Nissenson und Kette mbeil (Chem.-Ztg. 29, 951 ; 1905) be-'
richten über die im Auftrage der Internationalen Analysenkommission durch-
geführten vergleichenden Untersuchungen über Zinkbestimmung nach der
Schaffner sehen, der Ferrocyankalium-Methode, nach der gravimetrischen
Schwefelwasserstoffmethode und durch Elektrolyse. Eine Zusammenfassung
findet sich auch in Nissenson: Die Untersuchungsmethoden des Zinks unter
besonderer Berücksichtigung der technisch wichtigen Zinkerze. Zusammen-
stellungen über die auf dem Gebiete der Zinkerzanalyse durchgeführten Arbeiten
gibt Brunck (Chem. Ztg. 27. 399; 1903; 28,510; 1904; 29,858; 1905; 30,777;
1906; 31,567; 1907; 32,549,562; 1908).
-) Nach jNIitteilung von V. H a ß r e i d t e r und E. P r o s t (s. a. Zeitschr.
f. angew. Chem. 5, 166;1892).
Zinkblende. 347
dann unter schwafhem Erwärmen bis zum Verschwinden der roten
Dämpfe, setzt 20—25 ccm konzentrierter Salzsäure zu, dampft auf
dem Sandbade zur Trocknis ein, nimmt in 5 ccm Salzsäure und etwas
Wa-sser auf, erwärmt, bis sich so viel Ane möglich gelöst hat, fügt noch
50 — 60 ccm Wasser zu und erwärmt auf 60 — 70", bis alles außer Gang-
art und ausgeschiedenem Schwefel gelöst ist. Xun leitet man einen
mäßigen Strom Schwefelwasserstoff ein und setzt unter beständigem
Umschwenken nach und nach 50 — 100 ccm kaltes Wasser zu, bis alles
Blei und Kadmium gefällt ist, was man daran erkennt, daß die auf-
steigenden Gasblasen durchsichtig geworden sind. Übermäßiges Ver-
dünnen und allzulanges Einleiten von HoS ist zu vermeiden, da hierbei
Zinksulfid sich ausscheidet. Man filtriert und wäscht mit 100 ccm
Schwefel« asserstoffwasser, dem 5 ccm Salzsäure zugesetzt sind, aus,
bis ein ablaufender Tropfen keine Reaktion mit Schwefelammonium
auf Zink gibt. Filtrat samt Waschwässern (zusammen etwa 300 ccm)
wird zur Austreibung von H.,S gekocht (Kontrolle mit Bleipapier)
und das Eisenoxydul durch Zusatz von 5 ccm konzentrierter Salpeter-
säure und 10 ccm Salzsäure höher oxydiert. Nach teilweisem Erkalten
füllt man die Lösung in einen ^ Liter-Kolben, fügt 100 ccm Ammoniak-
flüssigkeit vom spez. Gew. 0,9 — 0,91 und 10 ccm einer kaltgesättigten
Lösung von käuflichem kohlensauren Amoniak zu, schwenkt tüchtig
um und läßt erkalten.
Mittlerweile bereitet man eine ammoniakaUsche Zinklösung von
bekanntem Gehalt, den ,, Titer", indem man eine dem Zinkgehalt des
Erzes annähernd entsprechende Menge chemisch reinen Zinks in einem
^2 Liter-Kolben in 5 ccm Salpetersäure + 20 ccm Salzsäure löst, mit
ca. 250 ccm Wasser verdünnt, 100 ccm Ammoniak und 10 ccm einer
gesättigten Lösung von kohlensaurem Ammoniak zusetzt, umschwenkt
und bis zum Erkalten stehen läßt. (Bei Gegenwart von Mangan setzt
man vor dem Ammoniak 10 ccm Wasserstoffsuperoxyd zu.) Nach voll-
ständigem Erkalten füllt man beide Kolben mit Wasser bis zur Marke
auf und filtriert die das Erz enthaltende Lösung durch ein trockenes
Faltenfilter. Zur Titrierung i)ipettiert man von der Erzlösung und dem
,, Titer" je 100 ccm heraus, läßt in dickwandige Zylinder, sogenannte
Hatteriegläser, laufen und verdünnt mit je 200 ccm \Vasser. Als Titrier-
flüssigkeit dient eine konzentrierte Lösung von käuflichem krystalli-
siertem Schwefelnatrium, welche mit dem 10 — 20 fachen Volum Wasser
versetzt ist und pio ccm 0,005—0,010 g Zink anzeigt. Man läßt sie aus
zwei nebeneinanderstehenden 50 ccm-Büretten abwechselnd in beide
Lösungen fließen, und zwar zuerst 2 — 3 ccm weniger als nötig, rührt
um und setzt mittels dünner Glasstäbe gleichzeitig einen Tropfen von
jeder Lösung auf einen Streifen enipfiiidlifhcn Bl<i|)apier('s (sog. Polka-
papier nach Sc h o t t (Zcilschr. f. anal. ( 'hcm. 10. 2(»'.>; l.STl). bestehend
aus glattgewalztem, mit Bleicaibonat überzogenem ( Uanzpapier). Nach
15 — 20 Sekunden langer l'juw irkung bläst man die Troj)feii mittels
einer kleinen Spritzflaschc al» und fiiliit mit dt in Schwcfclnatrium-
zusatze fort, I)is beide 'i'iiipfcii nadi glcichlanger Kiuw iikuiig eine
348 ■ Fabrikation der schwefligen Säure usw.
schwache, aber deutHch wahrnehmbare Bräunung von gleicher Inten-
sität erzeugt haben. Hat man zu viel Flüssigkeit für das Tüpfeln ver-
braucht, so wiederholt man den Versuch noch 1 — 2mal; jedenfalls
muß die Endreaktion in beiden Gläsern gleichmäßig auftreten und auf
0,05 ccm abgelesen werden.
Wenn man die als ,, Titer" abgewogene Menge von reinem Zink
mit a, die für 100 ccm des ,, Titers" verbrauchten ccm Schwefelnatrium-
lösung mit b, die zur Titrierung von 100 ccm der Erzlösung (= 0,5 g Erz)
verbrauchten ccm mit c bezeichnet, so zeigt der Ausdruck: — den
b
Prozentgehalt des Erzes an Zink an.
Für genaue Bestimmungen setzt man dem ,, Titer" eine dem
Eisengehalt des Erzes entsprechende Menge Eisenchlorid zu, um dem
Ein^^'ande zu begegnen, daß das Eisenhydroxyd et\Aas Zink mitgerissen
haben könne. Die beim Fällen von Eisenoxydhydrat mit Ammoniak
mitgerissene Menge Zink wächst unter sonst gleichbleibenden Umständen,
je mehr Zink in der Lösung vorhanden ist, je mehr Eisen sie enthält,
und je geringer der Ammoniakgehalt der sich ergebenden Lösung ist.
(Haßreidter und Prost, Zeitschr. f. angew. Chem. 5, 166; 1892.)
Nissenson (Die Untersuchungsmethoden des Zinks, Stutt-
gart 1907, S. 40 und 41) behauptet, daß eine doppelte Eisenfällung
unter allen Umständen unerläßhch sei, daß der Zinkverlust nicht durch
höhere Ammoniakkonzentration herabgemindert werde, und daß bei
größeren Mengen freien Ammoniaks die Reaktion auf Bleipapier eine
schlechte werde. Haßreidter (Zeitschr. f. angew. Chem. 21, 66;
1908) gibt dem oben erwähnten Kompensations verfahren, dem ,, Titer"
eine dem Eisen-, Aluminium- und Mangangehalt des Erzes annähernd
gleiche Menge Eisen als Eisenchlorid zuzusetzen, den Vorzug gegenüber
der doppelten Eisenfällung (s. a. H u y b r e c h t s Chem. Zentralbl.
1907,1,1460). Haßreidter weist darauf hin, daß die zuweilen
unscharfen Flecken auf dem Bleipapier die Erkennung des Endpunktes
erschweren und führt dies nicht auf zu hohen Ammoniakgehalt der
Lösungen, sondern vielmehr auf deren zu hohe Temperatur
und zu großen Amnion Salzgehalt zurück und schlägt vor, bei nicht
höheren Temperaturen als 20" zu titrieren.
Die Behauptung D e c k e r s (Zeitschr. f. angew. Chem. 20,. 1936;
1907), daß bei der Zinktitration nach Schaffner überschüssige
Ammonsalze einen Mehrverbrauch von Natriumsulfid bedingen, wird
von Haßreidter (ref. ebenda 21, 495; 1908) als irrig widerlegt.
Bei Überschuß von Natriumsalzen ^^ ird im C4egenteil weniger Natrium-
sulfid gebraucht.
Über die Anwendung von Eisen-, Kobalt-, Thallium-, Nitro-
prussidverbindungen und von Phenolphtalein als Indikatoren bei der
Schaffner sehen Methode wird von Nissenson und K e 1 1 e m -
bell (Chem.-Ztg. 29, 951 ; 1905) referiert.
Walker (Journ. Amer. Chem. Soc. 26, 325; 1904) erhitzt das
Erz mit Salzsäure, dann Salpetersäure und endlich Schwefelsäure,/
ZiiiUblcmle. 349
sehließt unaufgesclilossenes Erz durch tSchmelzen mit KaUuni-
Natriumcarhonat auf, oxydiert die Lösung mit Ammoniak und Xatrium-
supcroxyd und führt in der so erhaltenen Lösung die Zinkbestimmung
durch.
Die Aufschließung des Zinkerzes nach Fr. Meyer (Zeitschr. f.
angew. Chem. 7, 391 ; 1894) ist äimhch der unten bei der deutschen
Methode beschriebenen.
b) Deutsche Methode (mitgeteilt nach Nissenson
und K e 1 1 e m b e i 1 1. c.) : 0,5 g Substanz (bei Zinkgehalt über
30Proz.), sonst 1,0 g werden im Kolben eingewogen, mit 7 ccm konz.
Salzsäure aufgekocht, bis aller Schwefelwasserstoff vertrieben ist. Dann
wird mit 10 ccm eines Schwefelsäure-Salpetersäuregemisches (7 : 3) ab-
geraucht, bis weiße Dämpfe entweichen, hierauf abkühlen gelassen,
mit etwa 50 ccm heißem Wasser und bei anwesendem Kupfer mit 7 ccm
Natriumthiosulfatlösung (1 : 10) versetzt, dann aufgekocht, bis kein
Schwcfcldioxyd mehr entweicht. Bei An\\esenheit von C'admium wird
mit Schwefelwasserstoff gefällt und direkt in einen Erlenmeyer-Kolben
filtriert. Wenn die Blende kupfer-, mangan- oder cadmiumhaltig ist,
dann wird mit Bromwasser oder weniger gut mit Natrium- (Wasser-
stoff-) superoxyd oxydiert, mit 20 ccm Ammoniak gefällt, aufgekocht,
filtriert, der Erlenmeyer-Kolben und der Niederschlag zweimal aus-
gewaschen, der Niedcrs('hlag mit heißer Salzsäure in den Erlenmeyer-
kolben zurückgelöst, wieder — eventuell nach nochmaliger Oxydation
— mit Ammoniak gefällt, aufgekocht, filtriert und ausgewaschen.
Das Filtrat wird mit kaltem Wasser auf 500 ccm aufgefüllt und über
Nacht stehen gelassen. Die Titration geschieht mit einer Schwefel-
natriumlösung, die ungefähr 40 g Schwefelnatrium und ca. 2 g Natrium-
bicarbonat in 1000 ccm enthält. Bei 0,5 g Einw age entspricht 1 ccm
ungefähr 2 Proz. Zink. Zur Titerstellung werden zweimal 0,2 — 0,25 g
chemisch reines Zink in 12 ccm verdünnter Salzsäure -f 3 ccm Salpeter-
säure gelöst, verdünnt, mit 20 ccm Ammoniak versetzt, auf 500 ccm auf-
gefüllt inid ebenfalls über Nacht stehen gelassen. Von diesen Titern w ird
der eine am Anfang, der andeream Ende einer Reihe von Analysen titriert.
Zur Ausführung bedient man sich des bleihaltigen (Jlanzpapiers
(Folkapapier nach Schott S. 347), auf das man einen mit einem Clasrohr
der Flüssigkeit entnommenen Tropfen fallen läßt, bis 20 zählt, dann
einen Tro])fen auf dieselbe Stelle fallen läßt, ihn sofort wegnimmt und
sieht, ob der eiste Tropfen sich als Fleck al)hebt. Zur Kontrolle gibt
man als Xachreaktion noch 0,2 cc-m der Natriumsulfi(lir»siuig zu und
wiederholt den Versuch. Die Reaktion muß daiui entsprechend
stärker sein.
Als S c h n (^ I 1 in c t h o d e em|)fcliU'n N i s s e n s o n und
N e u ni a n n (Chem. -Ztg. 19, l()24; IS'.».")) folgenden Arbeit.sgang: lg
HIende, (Jalnifi oder Ziiikasche wird in einem Halbliteikolben mit
14 ccm Salzsäuii- bis zum Verschwinden des Schwefelwasserstoff-
geruches erhitzt, mit fi ccm Sal[)etersäur(M)xydiert und die Lösung nach
Zusatz von 14 ccm Schwefelsäure (1:2) 5 — 10 Miiniten lang gekocht,
I
350 Fabrikation der schwefligen Säure usw.
bis die roten Dämpfe verschwunden sind. Man verdünnt mit Wasser,
fällt mit 40 com Ammoniak (spez. Gew. 0,925), kocht auf, füllt bis zur
Marke auf, filtriert 250 c(!m ab und titriert.
B) Nach der Ferrocyankaliummethode von Galetti.
( Bull. See, Chim. Paris (2) 2, 83; 1864; s. hierzu besonders De Kon in ck
und Prost, Zeitschr. f. angew. Chem. 9, 460, 564; 1896, und N i s sen-
s o n und Kettembeil, Chem.-Ztg. 29, 952; 1905, in beiden Ab-
handlungen zahlreiche liiteraturangaben.) Die Ferrocyankaliummethode
findet in England und Amerika häufig in der ihr von S c h u 1 z und
Low (s. Low, Journ. Amer. Chera. Soc. 22, 198; 1900; W a r i n g ,
ebenda 26, 4; 1904; H. Salvin Pattinson, Journ. Soc. Chem.
Ind. 24, 228; 1905 und Seaman, Journ. Amer. Chem. Soc. 29, 205 ;
1907) gegebenen Modifikation Anwendung. Koni n c k und Prost
haben festgestellt, daß bei Zufügung von Ferrocyankalium zur Zink-
salzlösung sich das Doppelsalz Kaliumzinkferroc^^anür [Fca (CN)^^] K, Zug
bildet, welches aber noch etwas Ferrocyanzink [Fe (CNJg] Zn2 enthält,
das mit Ferrocyankalium sich allmählich nach :
3 [Fe_(CN)J Zu, + [Fe (CN)J K, = 2 [Fe., (CN)i.,] K, Zuj
vollständig in Kaliumzinkferrocyanür umsetzt. Dieser Vorgang ist
langsam verlaufend; Versuche haben ergeben, daß 15 Minuten hinreichen,
um vollständige Umsetzung zu erreichen. Nach K o n i n c k und Prost
ist es vorteilhaft, mit einem Überschuß von Ferrocyankaliumlösung zu
arbeiten und nach einer Viertelstunde mit einer bekannten Zinklösung
zurückzutitrieren. Chlorammonium sowie Salzsäure in größeren Mengen
bedingen einen Mehraufwand von Ferrocyankalium, so daß für genauere
Versuche Titerstellung und Titration unter gleichen Bedingungen an-
zustellen sind. Ammonnitrat sowie Brom vermögen einen Teil des
Ferrocyankaliums zu Ferrisalz zu oxydieren, und da letzteres Zink nicht
fällt, so resultiert ein Mehrv^erbrauch an Ferrocyanür. Diesem Einfluß
läßt sich durch geringen Zusatz von Natriumsulfid entgegenwirken.
(Nissenson und Kettembeil (1. c.) konnten einen Einfluß
der Oxydationsmittel nicht finden.) Mangan muß vorher abgeschieden-,
werden, da es ebenfalls von Ferrocyankalium gefällt wird.
Titrationsmethode nach Schulz und L o w (Journ. Soc. Chem.
Lid. 11, 846; 1892; Chem. News 67, 5, 17; 1893; L o w , Journ. Amer.
Chem. Soc. 22, 198; 1900). Genau 0,5 g des Erzes werden in einem
ca. 250 ccm fassenden Erlenmeyerkolben mit 2 g Kaliumnitrat und
5 ccm konz. Salzsäure behandelt. Man dampft bis zur Hälfte ein, gibt
10 ccm einer kalt gesättigten Lösung von Kaliumchlorat in starker
Salpetersäure zu und verdampft zur Trockne unter fortwährender
Bewegung über freier Flamme, um Stoßen zu vermeiden. (Das Kalium-
nitrat verdünnt den Rückstand und begünstigt die spätere Extraktion
des Zinks.) Man läßt erkalten, setzt 30 ccm einer ammoniakalischen
Salmiaklösung (200 ccm Ammonchlorid in 500 ccm starkem Ammoniak
und 350 ccm Wasser gelöst) hinzu, kocht zwei Minuten schwach, filtriert
dann durch ein Filter (9 cm Durchmesser) und wäscht mit einer am-
Zinkblende. 351
moniakalischen Salniiaklösung (100g Salmiak, 50 ccm konz. Ammoniak
mit Wasser auf 1000 ccm verdünnt). ])as Filtrat wird mit Salzsäure
neutralisiert und ein Überschuß von <) ccm konz. Säure zugefügt^).
Nach dem Verdünnen mit Wasser auf 150 ccm A\erden 50 ccm kalt
gesättigtes Schwefelwasserstoffwasser zugefügt, wodurch Kupfer und
Cadmium gefällt werden. Wenn nur wenig Niederschlag entsteht,
braucht er nicht abfiltriert zu werden. Die Flüssigkeit A ist nun für
die Titration fertig.
Bereitung der Ferrocyankaliumlösung. Man
löst 22 g Ferrocyankaliumkrystalle in Wasser, verdünnt auf
1000 ccm und stellt auf folgende W^eise ein: Genau 0,100 g Zink
werden in einem ca. 400 ccm fassenden Becherglas mit 6 ccm konz.
Salzsäure gelöst und 10 g Ammonchlorid und 100 ccm kochendes \^'asser
zugefügt. Man titriert nun mit der Ferrrocyankaliumlösung, bis ein
Tropfen mit einer konzentrierten Urannitratlösung (ursprünghch wurde
Uranacetatlösung verwendet) auf einer mit Vertiefungen versehenen
Porzellanplatte bräunliche Färbung aufweist. 1 ccm der Lösung ent-
spricht ungefähr 0,005 g Zn bzw. bei 0,5 g Erzeinwage ungefähr 1 Proz.
Man liest den Bürettenstand ab, wartet noch einige Minuten und sieht
nach, ob sich nicht in den vorhergehenden Tropfen die bräunliche Farbe
entwickelt. In diesem Falle muß die Bürettenablesung entsprechend
korrigiert werden. Ebenso muß durch einen blinden Versuch das Vo-
lumen der Ferrocyanidlösung, das bei Abwesenheit von Zink unter
sonst gleichen Umständen die bräunliche Färbung hervorbringt, er-
mittelt und in Abzug gebracht werden.
Titration der Erzlösung. Man gießt ein Drittel der
Flüssigkeit A ab und stellt es beiseite. Der Rest wird wie eben be-
schrieben titriert, hierauf wird der größere Teil der abgegossenen
Portion zugefügt und wiederum der Endpunkt ermittelt. Endlich
gießt man die letzten ccm der abgegossenen Portion zu, vollendet sorg-
fältig die Titration und korrigiert die Ablesung wie oben beschrieben.
H. S. P a 1 1 i n s o n und R e d p a t h (Journ. Soc. Chem.
Ind. 24, 228; 1905) empfehlen die Methode von Schulz und
Low mit folgenden Abänderungen: Das Erz wird anfangs nur mit
Salzsäure behandelt, erst später wiid nach und nach Sal])etersäuie zu-
gesetzt. Die Extraktion mit Ammoniak und Ammonchlorid wird zwei-
mal durchgeführt, und zwar wird jedesmal mit 1 g NH4 C'l und 3 — 5 ccm
NH4 OH für je 1 g Erz extrahiert. Das Auswaschen geschieht mit einer
5 proz. AmmonchloridlösuMg. Seaman (Journ. Amer. Chem. Soc. 29,
205; 1007) hat die Methode von Schulz und Low überprüft und
einpficlilt folgenden Arbeitsgang: 0,5g des Zinkerzes werden zuerst
mit 7 ccm konz. Salpetei.säure und dann mit 7 ccm Salzsäure Übergossen,
15 Minuten bei einer Temperatur von höchstens (50" stehen gelassen,
dann mit 7 g Ammonchlorid v(?rsetzt und auf einer Asbestplatte zur
') Gerade !>••! diestT Aciditäl orfolj^t dit? .Aiisfidliiiij^ des C'adiniiun.s mit
Scliwefel\vHsserstf)ff (niunlitut i\-, willireiid da.s Hlei in Lösung bleibt, aber auf die
Titration keinen störenden Einfluß ausübt.
352 Faljiikation der seluvefligen Säure usw.
Trockne verdampft. Den Rückstand nimmt man mit 5 ccm Ammoniak
und 15 ccm Bromwasser auf, kocht 3 Minuten, filtriert heiß und wäscht
dreimal mit einer heißen Lösung von Ammoniak und »Salmiak. Das
Filtrat wird mit Salzsäure schwach angesäuert und zur Fällung von
Kupfer, Blei, Cadmium 3 Minuten lang mit einem Alumiumblech in
Berührung gebracht. Dann entfernt man das Blech, erhitzt zum Sieden
und titriert, ohne die gefällten Metalle vorher zu entfernen, nach Zusatz
von 5 ccm konz. Salzsäure nach den Angaben von L o w. Das Flüssig-
keitsvolumen soll bei den einzelnen Titrationen möglichst gleich sein
und 150 oder 200 ccm betragen; man beginnt die Titration bei ca. 85",
so daß sie beendet ist, ehe die Flüssigkeit kälter als 40" geworden ist.
Die Titerstellung der Ferrocyankaliumlösung geschieht auf reines Zink-
oxyd.
Über fernere Ausführungsformen der Zinktitration mit Ferro-
cyankalium s. bei Nissenson und Kette mbeil (Chem.-Ztg.
29, 952; 1905). In Stolberg wird nach diesen Autoren wie bei der
deutschen Methode nach Schaffner (S. 349) das Erz aufgeschlossen
und bis inklusive der Eisenfällung genau wie dort verfahren. Das
Titerzink wird mit 10 ccm verdünnter Salzsäure gelöst, auf etwa 200 ccm
verdünnt, mit 10 ccm Ammoniak versetzt und ebenfalls über Nacht
in der Wärme stehen gelassen. Die Analyse und Titer werden am
nächsten Tage vor dem Titrieren mit 10 ccm verdünnter Salzsäure ver-
setzt, gut aufgekocht und heiß titriert. Als Indikator dient entweder
eine 1 proz. Urannitratlösung oder eine Ammonmolybdatlösung (9 g
pro Liter). Da die Umsetzung nicht sofort vor sich geht, muß stets vor
der Probenahme einige Zeit unter Umschütteln gewartet werden. Als
Nachreaktion werden 0,2 ccm zugesetzt.
Im Auftrage der American Chemical Society hat
eine Kommission die vergleichende Untersuchung der einzelnen Methoden
durchgeführt und S t o n e und W a r i n g (Journ. Anier. Chem. Soc.
29, 262; 1907) berichten über die erhaltenen Ergebnisse. Die im Nach-
folgenden beschriebene Aufschluß-Methode von W a r i n g (ebenda 26,
4, 1904; Chem. Zentralbl. 1904, I, 694) ist für alle Zinkerze brauchbar
(s. J e n t s c h , Zeitschr. f. angew. Chem. 5, 155; 1894). Galmei, Wille-
mit, Franklinit, Blende usw. werden mit Salzsäure oder Königswasser
zersetzt und durch Eindampfen mit überschüssiger Salzsäure oder
Schwefelsäure die nitrosen Dämpfe vollkommen verjagt. Sind Zink-
spinelle oder Aluminate zugegen, so Avird der unlöshche Rückstand
mit Soda-Boraxgemisch geschmolzen und die Lösung der Schmelze
zur Hauptlösung zugesetzt. Silikate werden vor der Behandlung mit
Salzsäure mit Soda geschmolzen. Die Kieselsäure kann in gelatinöser
Form dmx'h Filtration aus der Lösung entfernt und leicht ausgewaschen
werden. Das Filtrat wird mit Salzsäure oder Schwefelsäure schwach
angesäuert und durch 15 — 20 Minuten langes Kochen bei Gegenwart
eines Streifens reinen Eisens alle bei der Schwefelwasserstoffällung
mit dem Zink ausfallenden Metalle mit Ausnahme des Cadmiums gefällt.
Soll nur Zink bestimmt werden, so wird mit Aluminium gearbeitet.
Zinkblende. 353
wobei Blei, Cadniium und die Metalle der Kiijjfergruppe gefällt werden.
Es wird nun in einen 300 fcni-Koll)en filtriert. Methylorange zugefügt,
selir verdünnte Natronlauge bis zur schwach alkalischen Reaktion unter
beständigem Schwenken zugesetzt, wobei die sich ausscheidenden
Hydroxyde sich nicht mehr vollkommen lösen. Dann wird tropfenweise
50 proz. Ameisensäure (D. 1, 12) bis zur bleibenden Rosafärbung und
14 ccm im Überschuß zugesetzt, auf 200 — 250 ccm verdünnt (100 ccm
sollen nicht mehr als 0,15 — 0,2 g Zn enthalten) und auf ca. 80*^ erwärmt.
Durch die heiße Flüssigkeit wird Schwefelwasserstoff in langsamem
Strome geleitet. Das Zinksulfid wird abfiltriert und gewaschen, in ein
großes Becherglas gespült, mit 10 ccm Salzsäure und heißem Wasser
das zur Fällung benutzte Glas und das untere Ende des Einleitungs-
rohres abgespült und das saure Waschwasser allmähhcli durch das Filter
auf den Niederschlag gebracht. Wenn das Volumen der Lösung 125 bis
130 ccm beträgt, dann wird das Zinksulfid durch gehndes Erwärmen
gelöst. Ist Cadmium zugegen, so kann bei einiger Übung das Zinksulfid
vollkommen gelöst werden, bevor Cadmiumsulfid in Lösung geht. Die
Lösung des Schwefelzinks in verdünnter Salzsäure wird auf 60" oder
höher erwärmt, mit heißem Wasser auf 20(J — 250 ccm gebracht, etwas
Ammonchlorid zugefügt und mit Ferrocyankalium titriert.
Bei kleinen Zinkmengen wird der Zinksulfidniederschlag nach
dem Veraschen des noch feuchten Filters in einer Muffel bei niederer
Temperatur (ca. 450") in Zinkoxyd übergeführt (s. S. 355).
IL (liewichtsanalytische ^letlioden.
A) Bestimmung als Sulfid.
Methode von Schneider (österr. Zeitschr. f. Berg-
u. Hüttenwes. 29, 523; 1881). 1 g des getrockneten Erzes wird in einem
Kölbchen mit langem Halse mit 10 ccm konzentrierter Sch\\ efelsäure
und bei Galmei mit 1 ccm, bei Blende mit 2 ccm konzentrierter
Salpetersäure versetzt und erhitzt, bis weiße Dämpfe von Schwefel-
trioxyd entw eichen. Nach dem Erkalten wird vorsichtig mit 70 ccm
Wasser verdünnt. Geröstete Erze, überhaupt solche, welche in Salpeter-
Scliwefelsäure lücht löslich sind, müssen vorerst in Salzsäure gelöst
und dann mit Sclnvefelsäun; abgedampft werden.
In die heiße verdünnte Lösung wird ohne vorhergehende Filtration
Schwefelwasserstoff eingeleitet. Nach 15 Minuten langem Einleiten wird
zum Kochen erhitzt, bis der überschüssige Schwefehvasserst(jff wieder
vertrieben ist. Der Niederschlag, der aus den Sulfiden von Kupfer,
Arsen, Antimon usw. besteht, wird filtriert und mit Wassei-, ilas mit
Sciiwefelsäure angesäuert wurde, gewaschen. Das Filtrat, welches
ca. 2(X) ccm beträgt, wird kochend heiß mit Ammoniak bis zur be-
giiuienden Trübiuig versetzt, der gebildete Niederschlag mit einigen
'ri-oj)feii Scliwcfelsäure wieder gelöst und nach tiein N'erdümien auf
500— ()0<j ccm <las Zink (hnch Schwefelwasserstoff gefällt.
Ähnlich dieser Methode ist <lie von I-" i n k i- n e r (s. \ i s s e n s o n,
Unterfliiclningeii. 6. Aufl. I. '-'■''
I
354 Fabrikation der schwefligen Säure nsw.
Untersuchungsmethoden des Zinks, S. 77). F i n k e n e r löst 0,5 — 1 g
in heißem Königs\\asser oder in mit Kahumchlorat gesättigter Salpeter-
säure auf, setzt überschüssige, vorher verdünnte Schwefelsäure zu
und kocht ein bis zur Entwicklung von SOg-Dämpfen. Der dickflüssige
Rückstand wird mit Wasser aufgenommen, Schwefelwasserstoff ein-
geleitet, abfiltriert und mit schwefelsäurehaltigem Schwefelwasserstoff-
wasser ausgewaschen. Man kocht aus dem Filtrat den Schwefelwasser-
stoff weg, kühlt ab und neutralisiert mit Ammoniak (Kongopapier).
Eine etwaige Trübung wird durch Zusatz einiger Tropfen Normal-
schwefelsäure beseitigt. Je nach dem Zinkgehalt verdünnt man die
Lösung, daß 100 ccm nicht mehr als 100 mg Zink enthalten, und leitet
11/2 — 2 Stunden ununterbrochen Schwefelwasserstoff ein. Nach 12 bis
18 Stunden filtriert man ab. Um das Zinksulfid als solches zu wägen,
trocknet man nach Rose (Ann. d. Physik (3) 110,128; 1860) das
Filter mit dem Niederschlag, bringt soviel vom Zinksulfid als möghch
in einen Rose tiegel, äschert das Filter für sich ein und fügt die Asche
der Hauptmenge zu, bestreut den Inhalt des Tiegels mit reinem, beim
Erhitzen einer Probe im Porzellantiegel keinen Rückstand lünterlassen-
den Schwefelijulver, setzt den Deckel auf, leitet Wasserstoff ein, erhitzt
anfangs gelinde, dann bis zur Rotglut (nicht höher), läßt im Wasserstoff-
strome erkalten und wägt.
Weiß (Inaug.-Dissertat. München 1906, N i s s e n s o n 1. c. S. 77)
hat die Fällung des Zinks in neutraler und schwach saurer Lösung
studiert und stellt folgende Leitsätze auf:
1. Sulfatlösungen sind den Chloridlösungen vorzuziehen.
2. Die Konzentration einer Sulfatlösung ist ohne Einfluß auf
die Vollständigkeit der Fällung. Dies gilt von ^/^q N. -Lösungen ab-
wärts, also für Lösungen, die höchstens 0,4 g Zinkoxyd in 100 ccm
enthalten.
3. Lösungen von dieser Konzentration dürfen von Beginn an
soviel freie Schwefelsäure enthalten, daß sie ^/joo normal sind.
4. Man muß behufs vollständiger Fällung so rasch Schwefel-
wasserstoff einleiten (ca. 8 Blasen pro Sekunde), als ohne Gefahr für
das quantitative Arbeiten möghch ist.
5. Man muß ca. 40 Minuten einleiten, um vollständige Fällung
zu erzielen.
6. Bei Temperaturen über 50° ist die Fällung unvollständig.
Bei Zimmertemperatur fällt das Zink in einer für die Filtration geeigneten
Form heraus.
7. Zum Auswaschen des Niederschlags genügt Wasser, bei Ver-
wendung von G o o c h - Tiegeln nur eine sehr geringe Menge.
Nach Nissenson und K e 1 1 e m b e i 1 (1. c.) %\drd bei der
Stoiberger Gesellschaft A\-ie bei der deutschen Ausführung
der Schaffner sehen Methode (s. S. 349) aufgeschlossen und
nach der Eisenfällung in einen Erlenmeyerkolben filtriert.
Dann werden 10 ccm Eisessig zugesetzt, erwärmt, Schwefel-
wasserstoff eingeleitet, in der Wärme 14 Stunde stehen ge-
Zinkblende. ^r^j^
lassen, nochmals Schwefelwasserstoff eingeleitet, absitzen gelassen,
filtriert und gut ausgewaschen.
Über andere gewichtsanalytische Methoden in essigsaurer Lösung
vgl. Fresenius (Quantitative Analyse Bd. 2, S. 363) und Zimmer-
mann (ebenda, S. 360), in ameisensaurer und citronensaurer Lösung
vgl. bei X i s s e n s o n und K e 1 1 e m b e i 1 (Chem.-Ztg. 29, 9ö3; 1905).
B) Bestimmung als Oxyd.
Zinkearbonat, -nitrat, -Oxalat lassen sich durch Glühen in Oxyd
überführen. Die technisch wichtigste Methode ist die Um\\andlung
des Zinksulfids in Zinkoxyd durch Abrösten (T a 1 b o t , Amer. Journ.
of Science (Sill., 2) 50, 244; 1871 : B 1 o u n t , Chem.-Ztg. 17, 918; 1893;
Hattensaur, ebenda 29, 1037 ; 1905). Weiß (Inaugural-Dissert.
München 1906) fand, daß bei Anwendung eines Muffelofens die Ab-
röstung bei ca. 850« leicht gelingt. Die Muffel darf nicht rissig sein und
reduzierenden Feuergasen Einlaß gewähren, nach außen muß sie offen
bleiben.
Nach V o 1 h a r d (Ann. 198. 331 ; 1879) läßt sich Zinkchlorid
(ebenso auch Zinksulfid, ebenda 199, 6; 1879; M u r m a n n , Monatsh.
f. Chem. 19, 404; 1898) in Oxyd umwandeln, indem man die Lösung
mit überschüssigem reinen gelben Quecksilberoxyd versetzt, am
Wasserbade zurTrockne verdampft und unter einem gut ziehenden Abzüge
zuerst gelinde, dann kräftig erhitzt (s. a. H e r t i n g , Chem.-Ztf S7
987; 1903). " '
CJ Über die N a t r i u m p h o s p h a t - , 0 x a 1 a t - und C a r -
I) o n a t b e s t i m m u n g s m e t h o d e s. X i s s e n ^o n und K e t -
t c m b e i 1 (1. c) und X i s s e n s o n (Untersuchungsmethoden des
Zinks).
III. ElektrolytisclM' .Meth(»<leii
(s. a. bei Xissenson und Kett embeil).
Aj Methode von Nissenson mit Quecksilherkathode . (Zeitschr.
f. ElcktrDchem. 9, 761 ; 1903: Chem.-Ztg. 27, 659; 1903). Die Behand-
hnig des Krzcs gescliicht anfänghch wie bei der deutschen Methode
nach Schaffner (S. 349), nur wird, um mögliehst wenig Flü.ssigkeit
zu haben, mit festem Persulfat oder Xatriumsuperoxyd oxydiert. Das
Flüssigkeitsvolumen darf 10f)ccm nicht überschreiten, wenn man
in der Platinschale arlx-itet. Man versetzt mit genügender Menge
.Vnimoniak, kocht auf, filtriert in die Platinschale, löst nach zwei-
maligem Auswa-schen von Filter und Erlenmeyerkolben den Xiedersehlag
nochmals, fällt und filtriert zum zweiten Male und fügt nun zum
Klektrolyt 5g Weinsäure. Als Kathode dient ein etwas gcw(llbt(s
Messingdrahtnctz von ca. 7cm Dunlinicsscr mit 400 .Maschen pro (|cm.
hie Stn.mzufuhr geschieht durch einen .Messingdraht von 1,5 mm Dicke,
'1er mit (l.in Netz vernietet ist. Letzteres wird amalgamiert. indem
man 1 Slinide lang Quecksilber mit 0,2 Ampere aus einer Quecksilber
I
356 Fabrikation der schwefligen Säure usw.
lösung darauf abscheidet. Die Elektrolyse dauert 114 Stunden bei
1,6 Amp. und 3,6 Volt und wird in heißer Lösung vorgenommen. Die
Abseheidung ist tadellos, wenn kein freies Ammoniak vorhanden ist.
B) Elektrolyse mit bewegten Elektrolyten (s. Nissenson und
Kettembeil (1. e.) ferner Nissenson, Monographie S. 68).
3. Blei. Die nach Nr. 2 gefällten Schwefelmetalle werden, wenn
nötig, mit ziemlich konzentrierter Schwefelnatriumlösung digeriert;
man verdünnt, filtriert, wäscht aus, löst den Rückstand samt Filter
in v^erdünnter Salpetersäure, filtriert, dampft mit überschüssiger
Schwefelsäure ein und bestimmt das Blei als Sulfat.
1 T. Pb SO4 = 0,6831 Pb.
W a r i n g (Eng. ]\lin. Journ. 78, 298; 1904; s. a. Zeitschr. f. angew.
Chem. 18, 342; 1905) löst je nach dem Bleigehalte 0,5—3 g in Salpeter-
säure und erliitzt hierauf mit 2 — 3 ccm konzentrierter Schwefelsäure
bis zum Auftreten weißer Dämpfe. Nach dem Verdünnen, Filtrieren,
Waschen mit verdünnter Schwefelsäure wird der Rückstand mit 15 bis
20 ccm heißer Ammoncarbonatlösung digeriert, das Bleicarbonat in
5 — 6 ccm heißem Eisessig gelöst und mit Ferrocyankahumlösung (25 g
in 2400 ccm Wasser) mit Uranacetat oder -nitrat als Indikator titriert
und eine gestellte Zinkacetatlösung für die Rücktitration verwendet.
Unter 50 mg Blei kann man gewichtsanalytisch bestimmen, indem
man das Bleisulfat mit Ammonacetat in Lösung bringt, mit Salzsäure
nachwäscht, mit Zink das Blei ausfällt und den Bleischwamm (nach
dem Trocknen umsehen Filtrierpapier und über Schwefelsäure) wägt.
4. Kalk und Magnesia werden bestimmt, weil sie beim Rösten
Schwefel binden. Man digeriert 2 — 5 g Blende mit 50 ccm verdünnter
Salzsäure (1 : 10) unter Erwärmen, dekantiert, wiederholt dies 1 — 2mal,
wäscht den Rückstand aus, befreit die Filtrate durch Kochen von
Schwefelwasserstoff, oxydiert mit Bromwasser, fällt mit kohlensäure-
freiem Ammoniak und fällt aus dem Filtrat in bekannter Weise erst durch
Ammoniumoxalat den Kalk (zu wägen nach starkem Glühen als Ca O)
und aus dem Filtrat hiervon durch Ammoniumphosphat die Magnesia
(vgl. später bei Sulfat, s. a. W a r i n g , Eng. Min. Journ. 78, 298; 1904).
5. Arsen wie oben S. 336.
6. Kohlensäure kann wie im Schwefelkies, S. 344, bestimmt
werden. Diese Bestimmung ist selbst neben derjenigen von Ca 0 und
Mg 0 noch von Interesse, da die Blende zuweilen Spateisenstein und
Galmei enthält.
7. Fluor bestimmen Prost und Balthasar (nach Zeitschr.
f. angew. Chem. 14, 101; 1901) durch Mischen von 5 g Blende mit
Quarzpulver, Erhitzen mit Schwefelsäure, Auffangen des Siliciumfluorids
in Wasser, Abfiltrieren der ausgeschiedenen Kieselsäure, Fällung der
Zinkblende. o--
.io/
Kieselfluor« asserstoffsäurc durch Kaliuniclilorid und Alkoliol und
Wägen auf tariertem Filter. Dabei erhält man 0,0—0,8 Proz. des Fluors
zu wenig.
Bein (Zeitschr. f. anal. Chem. 26, 733; 1887) bestimmt das Fluor
mdirekt aus der wie oben erhaltenen Kieselsäure. Das Verfahren ist
aber ungenau.
B u 1 1 n h e i m e r (Zeitschr. f. angew. Chem. 14, 103; 1901) erhielt
die besten Resultate durch eine Abänderung des bekannten Fresenius-
schen Verfahrens (Quant. Anal, 6. Aufl. I, 431) wie folgt. Einen Erlen-
meyerkolben von 300—350 ccm Inhalt versieht man mit einem dreifach
durchbohrten Gummistopfen für ein Thermometer, Zuleitungs- und
Ableitungsrohr. Letzteres verbindet man mit einem mit Glaswolle
gefüllten U-Rohre und dieses mit einer Winklerschen Schlange welche
durch Einstellen in \Vas.ser gekühlt werden kann. An diese schließt sich
eine Drehschmidtsciie VVaschflasche, gefüllt mit 80 ccm wässeriger
Chlorkahumlösung. Das Zuleitungsrohr wird, wie bei F r e s e n i u s
zur Einleitung von Luft l^enutzt, die durch Schwefelsäure und Natron-
kalk getrocknet ist. Der Kolben wird beschickt mit ca. 2 5 g Blende
innig vermischt mit 3—5 g Quarzpulver, 20 g Chromsäure und 100 ccm
konzentrierter Schwefelsäure. Ist die Chromsäure nicht absolut trocken
so wird sie mit der Schwefelsäure schon vorher gemischt. Man verschließt
rasch, schüttelt und beginnt das Einleiten von Luft, anfangs kalt
si)ater mit langsamer Erwärmung auf ca. 80". Wenn che Sauerstoff '
cntwicklung nachzulassen beginnt, so erwärmt man von neuem, dieses
-Mal auf loO-UjO". Solange Sauerstoff entwickelt wird, kann die Luft-
zuleitung unterbleiben. Die Reaktion geht manchmal ruhig, manclnnal
sturmisch. Nach 3 stündigem Erwärmen ist alles Siliciumfluorid hi die
Vorlage übergetrieben; aus der Absorptionsflasche entweicht nichts
mehr. Uan entleert deren Inhalt, setzt ein gleiches Volum Alkohol zu
aßt etwas .stehen und titriert mit Vio N.-Lauge unter Anwendung von'
henolphtalein. :\Ian muß rasch titrieren und die erste Rötung gelten
lassen (s. P e n f i e 1 d , Chem. News, 39, 170; 1S71)).
8. Verwertbarer Schwefel. Man ziebt von (Irm nad. S 34.". u,-
fundciicu (icsairitMliucfil ali:
Für 1 T. in Xr. 3 gefundenes Pb: 0,154") T.
- l - - - 4 - CaO: 0,571S -
• - - - 4 - MgO: 0,7954 -
Der Kest zeigt den für di(^ Selnvefejsäurefabrikation verwertbar, .
Sehuefel an (derjenige des Schwerspats usw. bh-jbt .s.Iion im \iif
loHungsrückstande).
Bctriebskoiitrolle.
Hei der Erzeugung der schwefligen Säure mul.5 man achten auf <lie
ni..L'lieli.st v(.llstäncjige Ausnutzung des Holimaterials luid auf die ri<'htig.>
Zufuhr v..n Luft Di,- l-t/tere wird aiissrhließheli diMvh rt.tersuehung
en
o-^ Fabrikation dor schwefligen Säure visw.
der Röstgase kontrolliert; Zugmesser finden hier \\()hl selten An\\endung,
A\ährend sie weiterhin, da wo die Umwandlung der sehwefligen Saure
in Schwefelsäure beginnt, sehr wichtig werden können.
I. Röstrückstand (Abbrände).
1. Bei Rohschwefel wird eine Untersuchung kaum nötig sein,
A\eil die geringe Menge der Asche es schon äußerlich erkennen läßt,
Ol) die Ve'rbrennung vollständig war oder nicht. Eventuell untersucht
man durch Glühen in einem Porzellanschälchen oder auch durch Oxyda-
tion mit Königswasser.
2. Gasschwefel. Hier bleibt eine größere Menge von Eisenoxyd,
oft auch von Kalk usw. im Rückstände. Wegen des letzteren hat eine
Bestimmung des Gesamtschwefels keinen Zweck. Hier kann man nur
wieder nach^ der S. 320 angegebenen Methode den nutzbaren Schwefel
bestimmen.
3. Abbrände von Schwefelkies. In den Abbränden von Schwefelkies
kann Schwefel als Sulfid oder Sulfat vorhanden sein. Bei den blei- oder
zinkhaltigen Kiesen ist eine vollständige Zerlegung der Sulfate im Pyrit-
ofen nicht möglich; bei den kupferhaltigen wird sie wegen der spateren
Verarbeitung der Rückstände durch chlorierende Röstung gar nicht ge-
wünscht. In diesen Fällen dürfen die Abbrände je nach den Umständen
3_5 Proz., ja bei gemischten Kiesen noch mehr Schwefel enthalten,
während m'an bei reinen Eisenkiesen unter 1 Proz. herabkommen kann,
wenigstens bei Feinkies. . i r i
In den Abbränden A\ird in der Regel nur der Gesamtschwetel
bestimmt, bei kupferhaltigen öfters das Kupfer, seltener das Eisen.
Bestimmung des Schwefels. Hier wird seltener die
nasse Aufschließung (S. 323) angewendet, teils weil sie umständlicher
und lang\^-ieriger als bei frischem Kies ist, teils weil in diesem Falle keine
so große Genauigkeit erforderhch ist und schnell zum Ziele fuhrende
trockene Methoden am Platze sind (S. 327 ff.) ^). Jedoch auch von
diesen sind manche gar zu unzuverlässig oder auch nicht genügend bequem.
Das gilt z.B. von der Methode von Pelouze und von Kolbs
I^Iethode des Glühens mit Soda und Kupferoxyd (Lunge, Sodaind.,
3. Aufl., I, 61).
Böckmann verfährt wie folgt :
a) Allgemeines. Von den aus den Kiesöfen kommenden Ab-
bränden wird aUe 12 Stunden eine Probe entnommen, so zwar, daß man
sich für jeden Ofen eine besondere kleine und große mit der entsprechen-
den Ofennummer versehene Probekiste hält. Die Proben werden
jeweils in den kleinen Kisten geholt und aus denselben in die zugehörigen,
im Korridor des Laboratoriumsgebäudes stehenden großen Kisten
1) Die nasse Aufschließung gibt den nutzbaren, die trockenen Methoden
den Gesamtschwefel an. Zuweilen wh-d auch der mit Wasser auslaugbare Sulfat-
schwefel bestimmt (Jene, Chem.-Ztg. 29, 302; 1905; Mennxcke, ebenda,
S. 495; G o 1 1 1 i e b , ebenda, S. 688). ''
Röstrückstand. «^q
entleert. Nach Ahlauf der Woche uird au.s l(>tzteren eine gute Durch-
schnittsprohe m einem großen eisernen Mör.ser zerstoßen, das erhaltene
grobe Pulver kreisförmig auf einem Bogen Packpapier ausgebreitet
und hiervon em Quadrant unter Zuhilfenahme eines feinen Siebes feiner
gepulvert. Das Pulver wird in die zugehörigen, die betreffenden
JXummern der Kiesöfen tragenden Probefläschchen gefüllt Einige
Gramm des Pulvers werden nach und nach in einer Achatschale zu
einem beim Reiben z^\ischen den Fingern unfühlbaren feinen Pulver
verwandelt.
b) Zur S c h w e f e 1 b e s t i m m u n g nimmt man je 1,5—2 g
der femstgepulverten Kiesabbrände, mischt sie in einer großen Platin-
schale mit ca. 25 g des Gemisches von 6 T. kohlensaurem Natron und
1 T. chlorsaurem Kali mit Hilfe eines an einem Holzstiele befestigten
Achatpistilles und schmilzt die Mischung vor dem Gebläse. Die hand-
M-arme Schmelze ^^ ird mit heißem Wasser Übergossen und auscrekocht
und die Losung samt Niederschlag in ein 250 ccm-Kölbchen gespült
Nach dem Abkühlen (unter fließendem Wasser) wird bis zur Alarkc
aufgefüllt und ^j,^ der Flüssigkeit mittels Faltenfilters in ein 200 ccm-
Kolbchen filtnert. Das geringe Volumen des unlösUchen Teiles der
Schmelze (Eisenoxyd, Kupferoxyd us^v.) kann hierbei außer Rechnung
gelassen werden. Die Schwefelsäure wird nach dem Ansäuern der
-Flüssigkeit mit Salzsäure in bekannter Weise bestimmt.
Weit schneller als diese Methode von Bock mann arbeitet
diejenige von W a t s o n (Journ. Soc. Chem. Ind. 7, 305; 1888) die aber
m ihrer ursprünghchen Form kaum brauchbar ist, weil es fast unmöaUch
ist, das Durchgehen von feinstverteiltem Eisenoxyd durch das Filter
zu verhüten, was die Erkennung der Endreaktion beim Titrieren hindert
Dieser Ubelstand wird ganz vermieden durch die von L u n g e (Zeitschr
iQ^orVan^f"'-^'^^^^^^^^^ und Lunge und Sti erlin (ebenda
1», ^l;UOb) eingeführte Abänderung, wodurch diese Methode sehr
bequem, schnell, bis auf 0,1 Proz. zuverlässig und infolge der An-
wendung von Kaliumchlorat auch auf zinkhaltige Abbrände anwendbar
geworden ist. Die L u n g e - S t i e r 1 i n sehe Methode besteht in
folgendem :
Genau 2 gr Natriumbicarbonat von Jjekanntem alkalimetrischen
liter werden in einem Nickeltiegel von 20 bis 30 ccm Inhalt mittels
eines abgeplatteten Glasstabes innigst mit 3.207 g des anaivsenfein
gepulverten und durch Müllergaze gebeutelten Abbrandes und'mit •> <'
fem zerriebenen Kaliumchlorats gemischt, 30 Minuten über einer 3 bis
4 cm holien Flamme, deien Spitze noch etwa 2— 3 cm vom Tie<rel-
l'oderi entfernt ist, darauf weitere 20 Minuten mit größerer Flamme
deren Spitze eben bis zum Boden des Tiegels reicht und schli,.ßnch'
10 Minuten mit noch stärkerer Flamme erhitzt, so daß der Tiegelboden
deutlich rotglühend wird, der Inhalt jedoch nicht zum Schmelzen kommt
sonderr, nur s i n t e r t. Der Ti<.ge| mul.; uiihrend des Erhitzens bedeckt
M-in und daif keni rnnühren darin stattfinden, weilsonst entweichendes
Kohk'Mdioxyd und Sauerstoff Verstäuben veranlassen würden Der
3(50 Fabrikation dor schwefligen Säure usw.
Inhalt des Tiegels wird nun in eine Porzellanschale entleert und mit
Wasser nacligewaschen, gekocht unter Zusatz von 25 ccni konzentrierter,
völhg neutraler und von Chlormagnesium völlig freier Kochsalzlösung
(ohne diesen Zusatz ist es oft schwer zu vermeiden, daß später etwas
Eisenoxyd durchs Filter geht), bis sich eben Kochsalz auszuscheiden
beginnt, dann das Unlösliche durch ein Filter ,, Schleicher & SchüU
Nr. 590" abfiltriert und bis zum Verschwinden der alkalischen Reaktion
mit kochsalzhaltigem (neutral reagierendem) Wasser ausgewaschen,
die Lösung abgekühlt und mit Methylorange und Normalsalzsäure
(von der jedes ccm 0,053 g Na^ CO3 = 0,016035 g S anzeigt) titriert.
Wenn 2 g Bicarbonat A ccm und die Lösung beim Rücktitrieren B ccm der
^/i N. -Salzsäure brauchen, so ist der Prozentgehalt an Schwefel
A — B
= . Verwendet man ^/^ N. -Salzsäure, so wird dieser Ausdruck
A — B
10
Die ursprüngliche Methode von Watson -Lunge verwendet
kein Kaliumchlorat und ist nur für zinkfreie Abbrände brauchbar,
bei zinkhaltigen Abbränden gibt sie viel zu niedrige Resultate. Lunge
und Stierlin können den Ersatz von Natriumbicarbonat durch
Soda nicht empfehlen, da diese die Masse zu wenig porös und daher un-
geeignet für bequemes Auswaschen macht.
Die Lunge-Stierlin sehe Methode ergibt den Gesamt-
schwefel und nicht den ,, nutzbaren" Schwefel in den Abbränden, da
auch unlösliche Sulfate (z. B. Baryumsulfat) beim Erhitzen mit Natrium-
bicarbonat und Kahumchlorat in lösUche Form übergeführt werden.
Bei hochschwefelhaltigen Abbränden (mit mehr als
6 Proz. Schwefel) empfehlen Lunge und Stierlin (1. c), um voll-
ständige Oxydation zu erzielen und Schmelzen zu verhüten, folgende
Mischung: 1,6035 g Abbrand, 2,000 g Natriumbicarbonat, 4 g Kalium-
chlorat und 2 — 3 g schwefelfreies Eisenoxyd. Die Erhitzung und weitere
Behandlung des Tiegelinhalts wird, wie oben beschrieben, durchgeführt.
Bei Anwendung von Normalsalzsäure ergibt sich der Prozentgehalt
an Schwefel gleich A — B.
Die Duisburger Kupferhütte bestimmt den Schwefel in Abbränden
nach demselben Verfahren \\\q im Kies (S. 323), löst aber die Substanz
in Salpetersäure mit nur wenigen Tropfen Salzsäure, da bei Anwendung
von mehr Salzsäure zuweilen Schwefelwasserstoff entweicht.
List wendet auch für Abbrände die S. 327 beschriebene Auf-
schließung mit Natriumsuperoxyd an.
Folgendes Verfahren dient in einer der größten französischen
Fabriken zur regelmäßigen täglichen Betriebskontrolle, wobei die Aus-
führung einer ganzen Anzahl von Bestimmungen des Schwefels in Ab-
bränden zu gleicher Zeit stattfindet und man verhältnismäßig sehr schnell
zum Ziele kommt. Dieses Verfahren beruht darauf, daß bei Rotglut
Wasserstoff alle Verbindungen des Schwefels mit Eisen unter Bildupg
Röstrückstand. 3(51
von Sehwcfehvasscrstoff zersetzt. Der H., 8 tritt in eine titrierte .Silber-
lösung ein und wird durch Rüektitrieren dersell)en nach dem V o 1 h a r d -
sehen Verfahren (S. 150) bestimmt. Man verfährt wie folgt. In einem
durch einen G flammigen Bunsenbrenner geheizten Gasofen liegen
mehrere Porzellanrohre, die an beiden Enden durch nicht- vulkanisierte
Kautschukstopfen mit hindurchgehenden Glasröhren verschlossen sind.
Auf der einen Seite kommunizieren sie dadurch mit einem vom Wasser-
stoffapparat herkommenden, mit entsprechend vielen Abzweigungen
und Quetschhähnen versehenen Rohre, auf der andern Seite mit senk-
recht abgebogenen Röhren, die in kleine Standgläser tauchen.
Der Wasserstoff wird vorher durch Waschen mit Silbernitratlösung von
etwa beigemischtem H., S befreit. Die Porzellanröhren, Stopfen,
Ausgangsröhren und Standgläser jeder Serie sind mit derselljcn
Nummer bezeichnet.
Durch einen Kontrollversuch überzeugt man sich zunächst, daß
beim Durchleiten von Wasserstoff in den mit Silbernitrat beschickten
Standgläsern kein Niederschlag entsteht. Dann führt man in jedes Por-
zellanrohr genau 1 g fein geriebene Abbrände in einem nummerierten
Schiffchen ein, das man durch einen Glasstab von bestimmter Länge auf
den richtigen Platz stößt, und beschickt jedes Standglas mit 25 ccm Silber-
nitratlösung, enthaltend 10,598 g Ag NO3 (entsprechend 3,6468 g Na Cl)
im Liter. Dann läßt man Wasserstoff durchströmen, ^\obei man mittels
der Schraubenquetschhähne den Strom auf 2 — 3 Blasen pro Minute
reguliert. Nach 10 Minuten, wenn alle Luft ausgetrieben ist, zündet man
das Gas des Ofens an und erhitzt erst langsam, dann allmählich bis zur
Rotglut, Nach ly^ Stunden ist die Entschwefelung beendigt, was sich
dadurch kenntlich macht, daß in dem vorgelegten Silbernitrat keine
weitere Trübung entsteht und das schwarze Schwefelsilber sich gut ab-
setzt. Dann löscht man den Ofen allmählich aus und unterbricht den
Wasserstoff ström. Hierauf nimmt man eines der Standgläser nach dem
andern vor, ohne den Niederschlag zu entfernen, setzt 1 ccm (nicht
darüber!) Eisenindikator hinzu (2,5 g Ferrinitrat, aufgelöst in KM") ccm
Sal[)etersäure von 40" He.) und titriert sofort mit Rhodanammonium-
lösung bis zu bleibender Rosafärbung. Die l^liodanlrtsung enthält
4,74!» g im Liter und sollte genau mit der Silbcrlcisung stimmen. Wenn
man die verbrauchten ccm l'hodaiiltisnng mit a bezeichnet, so zeigt
25 — a ,
— — r — den Prozcntgehalt an Schwefel in den Abbiänden an.
Die .Methode von E I) a n g h und S j) r a g u e (S. .■{2S) gibt bei
Kiesal)l)rän(lcn recht gute Hcsultatc.
I)as K n p f e r licstinnnt die Duisburger Hütte, wie auf S. 342 be-
schrieben; doeli wild die .Auflösung von 1 g der l'iolx- dincii Salzs.änre
mit einigen Tropfen Salpetersäure bewirkt, und wiid liier xon dem
«•lektrolytisch abgeschiedenen Kupfer kein .Abzug für Wismut und
.Xnlimon gemaclit. Vgl. auch das N'erfahren von V r e s e n i u s (Zeitschr.
f. anal. ('hein. 16. 338; 1877).
1. i s t (Zeitschr. f. angew. Cheni. 16. HC; l!to:{) glüht 5 g .Vbbrand
I
362 Fabrikation der schwefligen Säure usw.
mit 5 g Natriumbicarbonat im Eisentiegel, wodurch das Eisenoxyd
leicht löslich in konzentrierter Salzsäure wird, und bestimmt in dieser
Lösung das Kupfer wie im frischen Kies; vgl. S. 343.
Eisen. Man bringt es durch anhaltendes Erwärmen von 0,5 g
Abbränden mit konzentrierter Salzsäure in Lösung, reduziert die kochende
Lösung durch eisenfreies Zink oder bequemer durch Zinnchlorür, dessen
Überschuß durch etwas Lösung von Quecksilberchlorid weggenommen
wird, und gießt die so erhaltene Lösung von Eisenchlorür in 0,5 Liter
Wasser, Avelches man mit ca. 2 g Mangansulfat versetzt und durch 1 bis
2 Tropfen Permanganatlösung eben gerötet hat. Der Eisengehalt wird nun
durch Austitrieren mit ^/j^ normaler Permanganatlösung bestimmt,
von welcher jedes ccm 0,005585 g oder bei 0,5 g Abbränden je 1,117 Proz,
Fe anzeigt.
4. Abbrände von Zinkblende.
a) Die gravimetrische Schwefel bestimmung erfolgt wie bei der
Rohblende (S. 345), indes kann für die tägliche Kontrolle der Röstöfen
die Fällung des Eisens mit Ammoniak ausgelassen werden. Als rohe
Probe in der Hütte selbst erwärmt der Meister das Röstgut mit 10 ccm
Salzsäure (1:2) in einem Kölbchen, in dessen Hals er ein mit neutraler
oder schwach alkalischer Bleiacetatlösung durchfeuchtetes Papier-
streifchen hält, und beurteilt an dem Grade der Bräunung den Röstungs-
grad der Post (Meyer, Zeitschr. f. angew. Chem. 7, 392; 1894).
b) Die titrimetrische Bestimmung A^rd nach Lunge-Stier lin,
wie S. 359 beschrieben, durchgeführt. Bei hohem Zinkgehalt kommt es
vor, daß infolge Ausscheidung von Zinkoxyd und Carbonat beim
Titrieren eine Trübung eintritt, welche die Erkennung der ,,Ubergangs-
farbe" des Methylorange erschwert. Bei solchen Materialien wird besser
sowohl der Titer des reinen Bicarbonats wie derjenige der am Schlüsse
erhaltenen Lösung auf ausgesprochen rote Färbung des Indikators
bezogen.
In vielen Industriebezirken herrscht die für Produzenten wie für
Konsumenten bindende Übereinkunft, daß als ,,s c h ä d li c h e r "
bzw. noch ,, aus treibbarer" Schwefel (c) die Differenz zwischen
TotalschAvefelgehalt (a) und der Summe des den im Röstrückstande
enthaltenen Sulfaten von Blei, Calcium, Magnesium, Baryum ent-
sprechenden Schwefels (b) zu verstehen ist. Die Differenz a — b = c
entspricht demjenigen Schwefel, der als Zinksulfatschwefel (d) und als
Zinksulfidschwefel (e) noch im Röstgut vorhanden ist. Haßreidter
(Zeitschr. f. angew. Chem. 19, 137; 1906) befürwortet mit Rücksicht
auf die Unsicherheit der Annahme, daß die oben genannten Elemente
wirklich als Sulfate im Röstgut vorhanden seien, die direkte Be-
stimmung des ,, schädlichen" SchAvefels (c) durch Bestimmung des Zink-
sulfatschwefels (d) und des Sulfidschwefels (e), also aus der Summe
(d + e), auf folgende Weise:
Zinksulfat Schwefel (d): Man extrahiert in einem
y^^ l-Kolben 25 g des Röstgutes mit warmem Wasser, füllt nach dem Er-
L'titersucluing der Röstgase. 363
kalten mit Wasser auf, filtriert und bestimmt in 200 rem des Filtrats
das Zink (plus eventuell mitgelöstem Cadmium) nach der Schaffner-
schen Methode. — ()5,37 Teile Zink entsprechen 32,07 Teilen .Schwefel,
als Zinksulfat vorhanden.
8 u l f i d s c h \v e f e 1 : 2 — 3 g Röstgut werden nach V. H a ß -
r e i d t e r und P. van Z u y 1 e n (8. 329) mittels Zinnchlorür-8alz-
säure (fiOg ehem. reines Zinn in 1 Liter Salzsäure 1,10 gelöst) in einem
mit Rückflußkühler versehenen Kolben kocliend gelöst und der quan-
titativ in Freiheit gesetzte Scln\efeh\asserstoff durch eine mit
30 — tO ccra Bromsalzsäure be.schickte Zehnkugelröhre geleitet, wobei
die Umsetzung in Schwefelsäure stattfindet.
Bromsalzsäure ist dem Wasserstoffsuperoxyd vorzuziehen, A\eil
erstere gestattet, den Verlauf der Reaktion im Zehnkugelrohr, die sicli
durch allmähliche Entfärbung des Oxydationsmittels kundgibt, zu ver-
folgen, und man daher stets in die Lage gesetzt ist, zu erkennen, ob das
Oxydationsmittel im Überschuß vorhanden war. — Nach Entfernung
des überschüssigen Broms und annähernder Neutralisation der Salzsäure
mittels Natriumcarbonats, wird die Schwefelsäure mittels Baryumchlorids
gefällt.
Die direkte Bestimmung der Sulfate von Calcium, Magnesium
und Blei kann auch durch die unsichere ,, Extraktionsmethode" mit
Ammonacetat in e.ssigsaurer Lösung oder mit Salzsäure bei Luftabschluß
erfolgen. Hierbei geht auch das im Röstgut vorhandene Zinksulfat
in Lösung. Es muß daher für sich allein dadurch bestimmt werden,
daß man eine nicht zu geringe Menge gerösteter Blende mit Wasser aus-
zieht, das in Lösung gegangene Zinksulfat bestimmt und dessen Schu efcl
in Rechnung zieht.
Das Zink wird nach 8. 346 ff bestimmt.
n. rntersuclniiiff clor Röst^yasc und «lor Abgase von
Koiitaktscliwefclsäiireaiiliydi'id-Fabriken.
Die Untersuchung der Röstgase wurde früher nur auf dit- Kv-
mittelung der Volumprozente von Schwefeldioxyd ausgedelmt, wozu
allgemein die Methode von Reich^) in Anwendung kommt, meist
allerdings wohl mit Rpnutzung des dafür von L u n g e angegebenen
einfachen Apparates (s. u.).
Es hat sich aber gezeigt, daß die Röstga.se stets Sehwefeltrioxyd
enthalten, das durch jcnc^ Probe nicht angezeigt wird, und das entweder
nützlich (wie bei der SchucfelsäurefabriUatinii) oder seliädlieh (l»ei der
Darstellung von Sulfitlauge für die ZellulosrfalniUalion) sein kann.
') F. R e i r li , ..Dir! hiHhorigon \'orKu<h<> zur Ht>s<'itigimg dt's Hc-Iiädlicliun
EinfluBHOH doH HüttcnraiKlifK hi-i den fiskalisclioii HüttciiworUfMi /.<i KroiboPK.
Kniborg IK.'jK." S(>|)aratrtb<lni(l< aus \i.- ti. H. Ztg.; fonicr in W i ii k I c r , Iti-
d\i8triügaHO II, 350; L u ii g c> , Sodaiiid. 3. Aufl. I, 3~>(>.
I
364 Fabrikation der sflnvefligen Säure usw.
Die Menge des Trioxyds kann bis 10 Proz. des Schwefelgehaltes der
Röstgase ansteigen. Wenn man nur das Dioxyd bestimmt, kann man zu
ganz falschen Schlüssen bezüglich der Beschaffenheit der Gase kommen
(wie schon früher F. Fischer (Dinglers Journ. 258, 28; 1885) auf
anderem Wege nachgewiesen hatte). Lunge hat daher vorgeschlagen
(Zeitschr. f. angew. Chem. 3, 563; 1890), den Gehalt der Röstgase an
Gesamtsäure, d. h. SOg + SO3, zu bestimmen, indem man die
Gase statt durch Jodlösung durch mit Phenolphtalein versetzte Natron-
lauge leitet, bis Entfärbung eingetreten ist. Ein anderer Indikator
ist liier nicht zulässig, weil nur das Phenolphtalein auf SOg und SO3
ganz gleichförmig bis zur Bildung von NaoSOg und Na2S04 einwirkt
(S. 84 u. 92). Für die Bedürfnisse der Schwefelsäurefabrikation genügt
meist die Lunge sehe Probe ; daneben mag man nach Beheben auch
die Reich sehe anwenden. Beide nebeneinander sind anzuwenden
für die zur Darstellung von Sulfitlaugen zu verwendenden Gase so\\-ie
für den Fall, daß man aus Röstgasen SO3 darstellt und den Rest von SOg
event. in Bleikammern verarbeitet.
a) Bestimmung des Schwefeldioxyds nach Reich. Man saugt
das Röstgas mittels eines Aspirators durch Wasser, das mit einer be-
stimmten Anzahl von Kubikzentimetern Jodlösung und mit Stärke-
lösung versetzt ist. Die Entfärbung der Flüssigkeit zeigt das Ende des
Versuches an. Aus der in einem Meßzylinder aufgefangenen, dem nicht
absorbierten Gase gleichen Wassermenge und aus dem berechneten
Volumen der absorbierten schwefligen Säure berechnet man den Gehalt
des Röstgases an Volumprozenten SOj.
Die Einrichtung des (von Lunge modifizierten) Reich sehen
Apparates geht aus Fig. 130 hervor. Flasche A hat etwa 200 ccm,
Flasche B 1 Liter Inhalt. Man füllt zunächst A nach Wegnahme des
Kautschukpfropfens d etwa bis zum vierten Teil mit destilhertem
Wasser und fügt etwas Stärkelösung, Natriumbicarbonat ^) und so viel
Jodlösung zu, daß sich das Wasser intensiv blau färbt. Flasche B wird
mit Wasser fast voll gefüllt. Den Kork c setzt man in das Loch, welches
in dem Leitungsrohr zum Zweck dieser Untersuchung angebracht ist.
Es handelt sich nun zunächst darum, den Apparat auf dichten
Schluß zu prüfen. I\Ian schließt zu diesem Zweck den Quetschhahn in
und öffnet den Quetschhahn i. Es darf nur kurze Zeit Wasser aus-
fheßen. Im anderen Falle ist der Apparat undicht, und muß unbedingt
für dichten Schluß gesorgt werden. ^
Nunmehr muß man den Kautschukschlauch b und die Röhre a mit
dem zu untersuchenden Röstgase füllen. Zu diesem Zwecke öffnet man
zuerst Hahn m und dann Hahn i so weit, daß das Wasser langsam aus-
fließt, und das angesaugte Gas in einzelnen Blasen durch a eintritt und
emporsteigt. So\We die Entfärbung der Flüssigkeit eingetreten ist, schließt
man Hahn i und gießt durch die Öffnung d 10 ccm ^/^o N-Jodlösung.
^) Dieses erhöht die Absorptionsfähigkeit der Jodlösung und beugt gleich-
zeitig allen etwaigen Unregelmäßigkeiten im Verlaufe der Reaktion vor. ,
Untersuchung der Röstcrase.
365
FJL'. 13U.
Vor Hc^imi der Px-stifiimunji nitifi mm noch das anziisan^nul.' (las
l)is an das nnt<-n- Kndr d.r \W,\m' a licral.Lrcdiiickt urrdm, damit die
in A cntliaKcric l.uft auf dcnsrllx-n VcrdümMm^siriad ^'clinulit wird,
der bei der na(lili.ii,.rrii l'..ol,u<lilun,u voiliandcn ist. Man <iffnct
366
Fabrikation der schwefligen Säure usw.
ZU diesem Z\\eck vorsichtig den Quetschhahn i, bis das Röstgas
bis zur unteren Spitze von a herabgedrückt ist. Nun schließt
man rasch i, schüttet das in C angesammelte Wasser weg und
stellt den Meßzyhnder wieder unter. Hierauf öffnet man mit
der einen Hand den Quetschhahn i und schwenkt mit der anderen Hand
die Flasche A solange um, bis Entfärbung der Flüssigkeit eingetreten ist.
Alsdann schließt man i und liest das ausgelaufene Wasservolumen ab.
HjalmarLjungh (Chem.-Ztg. 33, 143; 1909) beschreibt eine
zweckmäßige Anordnung des Reich sehen Apparats, wobei er-
forderliche Druckkorrektionen (wenn mit Röstgasmischungen unter
Druck gearbeitet wird) in einfacher Weise vorgenommen werden können.
Das Abflußrohr h (Fig. 131) wird
durchschnitten und die Enden so ge-
bogen, daß sie durch einen dick-
wandigen Gummischlauch wieder ver-
einigt werden können. Das jetzt frei
bewegliche Rohrstück mit dem Abfluß -
liahni wird am unteren Ende einer
senkrecht angebrachten Metallstange
s mit horizontal abgebogener Spitze
mittels einer Klammer angebracht.
Die Sj)itze dient zur Einstellung auf
das veränderliche Wasserniveau der
Flasche. ^Mittels der Klemmschraube
k kann das Feststellen in beheb; ger
Höhe erfolgen.
Eine SOo - Bestimmung wird in
folgender Weise durchgeführt : Durch
Öffnung des Hahnes h wird das Zu-
leitungsrohr mit frischem Gase gefüllt;
gleichzeitig wird in die Flasche A
eine abgemessene Menge Jodlösung
eingefüllt. Nach Verschluß der
Flasche wird Hahn i geöffnet und
die Spitze der Stange s auf das bald ins Gleichgewicht sich ein-
stellende Wasserniveau der Flasche B eingestellt. Nun wird durch
Drehung von h der Gasstrom durch das enge Rohr a in die Jodlösung
eingeleitet. Der nicht absorbierte Gasanteil geht in die Flasche B,
das von ihm verdrängte Wasser \\'ird aufgefangen. Im Momente der
Entfärbung der Jodlösung wird h geschlossen, bald darauf hört der
Wasserabfluß aus B auf. Man stellt nun die Spitze s a^ ieder auf das
Wasserniveau ein, wobei etwas Wasser abfließt, und ermittelt nun das
Volumen des verdrängten Wassers.
Die Berechnung ist folgende. Da der Prozeß nach der Gleichung
2 J + SOo -f 2 H^O = 2 JH + SO4 H._, verläuft, so entsprechen die
angewendeten 10 ccm Zehntelnormal jodlösung (= 0,12692 g J) 0,03203og
SOo. Die Rechnung ergibt, daß diese Gewichtsmenge schwefligpr
Fig. 131.
12
126.0
8
11.5
135.1
7.5
11
145.5
7
10.5
157.6
6.5
10
171.6
6
9.5
188.2
5.5
9
208.1
5
8.5
Untersuchung dor Röstgase. oc-
Säure gleich ist 10,95 ccm SO., bei 0« und 760 mm. Angenommen nun,
es seien 128 ccm Wasser ausgelaufen, so entsprechen diese einem gleicheii
Volumen durchgesaugten, durch die Jodlösung nicht absorbierburen
Gases. Im ganzen wurden demnach 128 + 10,95 = 138,95 ccm Röstgas
angesaugt. Es sind also vorhanden Volumenprozente SO.,:
10,95 X 100 „
138,95 =7.88Proz.
Folgende Tabelle macht diese Berechnung überflüssig:
Kubikzentimeter Gehalt d. Röstga.ses Kubikzemtimeter Gehalt d. Rüstpases
ausgefloss. Wasser an Voluniproz. SO, au.sgefloss. Wasser an \'ülumproz SO
80.3
84.3
88.6
93.4
98.6
104.4
110.8
117.9
Hierbei ist keine Rücksicht auf Temperatur und Barometerstand
genommen; will man diese beobachten, so reduziert man das ab<relescne
Volumen auf 0" und 760 mm (z. B. nach den Tabellen Nr. V l>Ts VllI)
und sucht es dann in obiger Tabelle auf. (Die Addition der 10,95 ccm
ist beim Gebrauch der Tabelle nicht mehr erforderlich.)
Die Reich sehe Methode ist in dieser Form nur bei Ge^en-
\N art geringer xMengen Stickstoffsäuren anwendbar. Bei Anwesenheit
von salpetriger Säure verbraucht man ein größeres Gasvolumen um
eine Jodlosung von bestimmten Gehalt zu entfärben, d. h.' der
Schwefeldioxydgehalt der Gase wird zu klein gefunden. ' Der Grund
hegt in dem Umstände, daß der bei der Reaktion gebildete Jod-
wasserstoff durch die salpetrige Säure zu Jod oxvdiert wird und da-
durch neue Mengen SO, zur Reduktion verbraucht Mi-rden. L'm den (Je-
luilt der ß 1 e i k a m ni e r g a s e und der A u s t r i 1 1 s g a s e aus der
l.lcikammer an Schwcfr-ldioxyd zu ermitteln, fügt Rasch ig (Zcit-
- l.nft f. angew. Chem. 22, 1182; 1909) zur Füllung des Reichschen
Al^parates, — lo ccm '/,„ X-Jodlösung, KMUcm Wa.s.ser und etu a.s
Marke — noch 10 ccm einer kaltge.sättigtcn Xatriuniacctatlösun.'. Man
verfahrt bei der Bestimmung wie S. 3<i4 bcs.hricbcn, sorgt aber da-
für, daß kerne Tröpfchen Schueft-I.säure zur Jodlösung treten, indem
nian di,. (ia.so durch ein Röhrchen mit Glaswolle streichen läßt. Die
-Nachblauung tritt daim ni<-ht ein, da das aus salpetrig.-r Säure
(resp. dem molekularen Gemi.sch XO r XO.,) ent.standene Xatrium-
nitnt und das gebildete Xatriun.sulfil aufeinand.-r nicht i-inwirk.-n.
Die.se Reaktion erriKigiicht neben der Hestitninung der .schwef-
ligen Saure noch die der n i t r o .s c n (läse durchzuführen, in
Uem man nach der He.stimnning der .scinvcflig,-,, Säure einen Tropfen
368
Fabrikation der schwefligen Säure usw.
Phenolphalein zur entfärbten Probe gibt und mit ^/^^ N-Natronlauge
bis zur Rotfärbung titriert. Von der gefundenen Anzahl ccm sind
10 ccm für die Jodwasserstoffsäure aus der ^/^q N- Jodlösung, ferner
weitere 10 ccm für die entstandene Schwefelsäure nach
SO. + J. + 2H2O = H2SO4 + 2HJ
in Abzug zu bringen. Der Mehrverbrauch an ^/j,, N-Natronlauge
über diese 20 ccm zeigt Salpetersäure oder salpetrige Säure an.
b) Bestimmung der Gesamtsäure (SOo + SO3) nach Lunge.
Hierzu dient derselbe Apparat, in welchem aber die Absorptionsflasche
am besten mit einem Gaseintrittsrohre versehen ist, welches unten
geschlossen und in dem unterhalb der Flüssigkeit befindlichen Teile
mit vielen kleinen Öffnungen versehen ist, um den Gasstrom zu zerteilen
(Fig. 132). Die Gase werden durch eine mit Phenolphtalein gefärbte
Zehntel-Normahiatronlauge unter fortwährendem Schütteln der Flasche
so lange durchgeleitet, bis die Farbe eben ver-
schwunden ist. Die Gesamtsäure wird meist als
Schwefeldioxyd berechnet, wozu die unter a) ge-
gebene Tabelle benutzt werden kann. (Nähere Be-
schreibung und Belege bei Lunge, Zeitschr. f.
angew. Chem. 3, 563; 1890.)
In beiden Fällen (a und b) kann unter Um-
ständen durch arsenige Säure, die sich im Absauge-
rohr ansammelt, ein Fehler begangen werden, gegen
den man sich durch Filtrieren des Gases durch Asbest
schützen kann.
Die von Lunge nicht nur für diesen Zweck,
sondern auch für die Reich sehe Probe benutzte
Absorptionsflasche zeigt Fig. 132, Bei
seinen Versuchen faßte sie 410 ccm und wurde beschickt mit 230 ccm
Wasser, 10 ccm einer ^/^q N. -Natronlauge und 3 Tropfen Phenolphtalein-
lösung. Das Durchsaugen des Gases wurde nicht in der sonst vor-
geschriebenen Weise ohne Absetzen vorgenommen, sondern vielmehr
nach Durchsaugen einer gewissen Menge, welche jedenfalls weit geringer
als der freie Raum der Flasche war, innegehalten, etwa Y^ Minute
geschüttelt, wieder mehr Gas durchgesogen, usf. Namentlich zuletzt
ist längeres Schütteln notwendig, um zu beobachten, ob noch eine Spur
von Rosafärbung vorhanden ist, wozu man sich am besten einer weißen
Unterlage bedient.
Im enghschen Inspektionsberichte für Sodafabriken Nr. 34 (1897)
S. 22 ist eine Absorptionsflasche beschrieben, welche auch für die
schhmmsten Fälle, nämlich bei der Behandlung von Säurenebeln, gute
Dienste leistet, und die des Zusammenhanges wegen hier beschrieben
werden möge, obwohl sie wegen der Anwendung von Kautschuk für
Jodlösung gar nicht brauchbar ist, wohl aber für die Lunge sehe Probe,
für Salzsäuregase und viele andere Fälle. Das Gas tritt (Fig. 133,
welche ^ Naturgröße besitzt) durch das unten geschlossene, 8 mm weite,
Fig. 132.
I
Untersiichiinfj der Röstpaso.
369
unten mit einigen kleinen Löchern versehene Rohr a zunächst in ein
unten offenes Kugehohr^ dessen obere Kugel mit kleinen Abschnitten
emes Kautschukröhrchens angefüllt ist. Diese Kautschukringe uerden
durch don Gasstiom in ßeu egung erhalten, und das Gas ^^ ird dadurch
in grundlichste Berührung mit der Absorptionsflüssigkeit gebracht. Es
kommt hierbei auf die richtigen Abmessungen an. Die untere Öffnunc.
von h hat einen Durchmesser von 6 mm, die untere Kugel einen solchen
von lomm die obere einen solchen von 18 mm; die obere Mündung
durch welche das Rohr a hindurchgeht, ist
13 mm weit. Aus h tritt das Gas in die
Flüssigkeit durch einige kleine Löcher und
schließhch aus der Flasche durch ein unten
verengertes, oben zylindrisch er\\eitertes
Rohr c aus; der untere engere Teil ist eben-
falls mit Kautschukringen, der weitere obere
Teil mit Glaswolle gefüllt. Bei der Ver-
\Nendung zur Absorption von Säuredämpfen
wird das Ausgangsrohr mit durch
Methylorange gefärbtem Wasser benetzt
erhalten und dient dadurch als Index für
die vollständige Absorption in der Flasche
selbst.
Lunge hat (Zeitschr. für ange\\-.
Chem. 3, 567; 1890) die Anregung gemacht,
den Gehalt der Röstgase an Säuren durch ihr
spezifisches G e w i c h t zu er-
mitteln, was man sogar zu einer kon-
tinuierlichen graphischen Kontrolle des Röst-
prozesses ausl>ilden könnte. Unterschiede
von 1 Vol.-Proz. SO. würden sich in dei-
zweiten, solche von 0,1 Proz. SO, in der
dritten Dezimale der Gasdichte" zeigen.
Man könnte dies vielleicht durch eine
Umbildung der bc^kannten L u x sehen (ias-
'^''f ; ^!:^; -f ""*' -^•^) erreichen, die freilich in ihrer jetzig... (WsUxM
mcMt tur die Behandlung von sauren Gasen geeignet ist, oder mit Hilfe
des Verfahrens von Friedrich G. G. Müller zur Bestimnumg v..n
Gasdichten (ebenda 3, 513; 1890). Auch der bekannte ..Ad^s'-Apparat
zur Untersuchung von Rauchgasen (S. 274), sowie der „A.it..lvsat..i-
'.V -/ /) konnten hier verwendet werden. Dieser Vorsehlag ".seheint
'••'•■i- l'is jetzt nirgends zur l)ui.lifül,ni„g gelangt zu .sein.
c) Bestimmung des Schweteldioxyds und Schweieltrioxyds neben-
einander.
Hodenstein und i'„hl (Zeitsehr. f. KI,.klro<hem. 11, 378-
I. •(»;.) leiten die dunh l>lafin katalysierten Rö.stgase in eine gemessene
•Menge .J.„ll,..sung, titrier.-n den unverbrauehten .Anteil i\v^ .I„ds mit
l'MltT.-dulMlllKfM. ti. Aufl. I. .,j
Fig. 133.
o-jr^ Fabrikation clor sohwoflison Säuro nsw.
Thiosulfat zurück und erhalten auf diese Weise die Menge des nicht
umcresetzten Schwefeldioxyds. Durch Titration der entfärbten Probe
mit^Barytlösung wird der Säuregehalt ermittelt, der sich zusammensetzt
aus dem bei der Katalyse gebildeten Schwefeltrioxyd und den nach:
SO, + J, + 2 H,0 = 2 HJ + H2SO4 gebildeten Säuren
In "ähnlicher Weise verfahren Kastle und Mc H a r g u e
(Amer. Cham. Journ. 38, 465; 1907; Chem. New. 96, 237; 1907) nur er-
mittehi sie in einfacherer Weise die Gesamtacidität durch Titration mit
i/,„N.-Natronlauge und Phenolphtalein. , , ^t >t ^ 1
' Werden a ccm Vio N.-Jodlösung und b ccm V,o N.-Natrarilauge
(Barytlösung) verbraucht, so ergibt sich der Gehalt an noch vor-
handLem Schwefeldioxyd x in g aus: x = 0,003204 X a und an ge^
bildetem Schwefeltrioxyd y in g aus: y = 0,004004 X (b - 2 a). Die
Ausbeute an SO3 in Prozenten ergibt sich aus:
(b — 2 a) X 100
b — a
Zur Bestimmung des S c h w e f e 1 s ä u r e a n h y d r i d v e r -
lustes in den Abgasen einer K o n t a k t s c h w e t e 1 -
Säurefabrik saugt^L j u n g h (Chem.-Ztg. 33, 143; 1909) mittels
eines Aspirators einen langsamen Gasstrom durch eine gemessene
Menge V. N. -Natronlauge, titriert die unverbrauchte Lauge mit Saure
und Methylorange zurück. Nach Zusatz von zwei Tropfen Saure wird
auf ein bestimm-tes Volumen aufgefüllt und i nm^t Starke versetzte
i/,„,N.-Jodlösung bis zum Verschwinden der Blaufärbung einfließen
gelassen. Der Verlust F, ausgedrückt in Prozenten von dem Quan um
Schwefelsäureanhydrid, das aus dem verbrannten Schwefel theoretisch
erhalten werden kann, ergibt sich aus:
F =
/ 100 ^, ^1 - \
(100 — k) 0,010 u s
3.6 V
Proz., wobei
k die in Kühlern, Filtern usw. kondensierte schweflige Säure in % der
gesamtschwefhgen Säure, T3-vf„oc^
p Volumprozent Schwefeldioxyd im reinen und trockenen Rostgase,
u das in Prozenten ausgedrückte in Schwefelsäureanhydrid um-
gewandelte Schwefeldioxyd, i„^;^rt^
V das aus den Abgasen abgesaugte, auf 0" und 760 mm reduzierte
Gasvolumen m Litern, x j + „
s Gramm Schwefelsäureanhydrid in diesem Volumen bedeuten.
(Diese von Ljungh beschriebene Methode, dasVerhaltms SO,: SU3
in der eben beschriebenen Weise zu bestimmen, führt zu ganz falschen
Werten, da bei der Absorption von Schwefeldioxyd ^n Natronlauge bei
Gegenwart von Sauerstoff eine beträchtliche Bildung von Sulfat erfolgt,
wodurch ein höherer Umsetzungsgrad des Schwefeldioxyds in Sclnvefel-
trioxyd vorgetäuscht wird. Die Jodmethode ist von diesem Fehler frei.J
Endprodukte.
371
H e n z (Zeitschr. f. angcw. Clicm. 18, 2002; 1905) empfiehlt zur
Bestimmuni]; der Säure in Abgasen ein pfeifenähnliches Gefäß (Fig. 134),
das zur Hälfte mit Glasperlen gefüllt ist. Man beschickt mit 25 ccm
Normallauge und saugt ein gemessenes Gasvolumen (durch Auslaufen
von Wasser aus einem großen Steintopf bestimmt) hindurch, gießt ohne
auszuwaschen in ein Becherglas aus, titriert mit Säure zurück, bis der
Indikator umschlägt, gießt die Titrierflüssigkeit in die Pfeife zurück,
bläst wieder ins Becherglas aus und titriert fertig.
Nach Rabe (s. Lunge, Handbuch der vSodafabrikat., 3. Aufl.,
I, 990; 1903) läßt sich durch folgende Formeln aus der Analyse der
Röstgase und Endgase einer Schwefelsäureanliydrid-
f a b r i k der Umsetzungsgrad in Prozenten ermitteln. Werden
10 ccm ^/jo X. -Jodlösung vorgeschaltet und bis zur Entfärbung vor
dem Umsatz a ccm, nach dem Umsatz b ccm Gas durch-
gesaugt, so ergibt sich der Umsetzungsgrad aus
(b — a) 100
"== b-6
Wird der Gehalt der Röstgase in Prozenten
Sch^s■cfeldioxyd angegeben, und zwar a Proz. SO, vor
der Umsetzung, b Proz. nach vollzogener Kontaktre-
aktion, so ist
_ 20,000 (a — b)
^ ~ a (200 — 3 b)
Daraus ergibt sich durch
wie groß bei bestimmtem
Gehalt der Röstgase an
nimmt nach
200.a(100 — x)
einfache Umformung,
Umsetzungsgrad der
Schwefeldioxvd ab-
Fig. 134.
b=-
20,000 — 3 a X
IlL Eiulpi'odukte.
Als solche können in diesem Abschnitt betrachtet werden: erstens
Lösungen von sciiwefliger Säure in Wasser, die wohl selten in den
Handel kommen, aber docii als Z\\ischenj)r()dukt in manchen Fabrika-
tionen erzeugt werden, z. B. bei dci- Darstellung von flüssigem Schwefel-
dioxvd nach S c h r ö d c r und H ä n i s e h ; zweitens fhissiges, wasser-
freies Schwefeldioxyd: drittens die ,, Sulfitlauge" der Zellulosefabriken,
d. Ii. eine Lösung von Calcium- oder Magnesiumsulfit in wiisseriger
schucfhger Säure, mit mehr oder weniger Schwefelsäure.
Lösung e n von s c h w (^ f 1 i g e r S ä u r e. Die Bestimmung
der freien (oder als Bisulfit vorhandenen) sciiwefligen Säun^ kann auf
acidimetri.schcm Wege durch TitrienMi mit Norinallaugt' erfolgen,
wobei man Ijerücksichligen muß, daß von ilen gewöhnlichen Indikatoren
•Jl*
o^2 Fabrikation der schwefligen Säure usw.
Lackmus gar nicht verwendbar ist, daß Phenolphtalein den Umschlag
in rot bei Bildung des normalen Salzes NagSOo und Methylorange den
Umschlag in gelb bei Bildung des sauren Salzes NaHSOg zeigt (vgl. S. 84).
Bei Abwesenheit anderer Säuren (z. B. der durch Chlorbaryum in salz-
saurer Lösung nachzuweisenden Schwefelsäure) M'ird also jedes ccm
1/, N.-Lauge in Lösungen von schM-efhger Säure 0,032035 g SOj mit
Phenolphtalein oder 0,06407 g SO., mit Methylorange anzeigen. Ist
f r e i e S c h w e f e 1 s ä u r e oder eine andere starke Mineralsäure
vorhanden, so kann man die schwefUge Säure neben dieser bestimmen,
indem man eine Probe mit Methylorange, die andere mit Phenolphtalein
titriert. Bei Anwendung des ersterwähnten Indikators \\ ird man weniger
Lauge als bei der des letzteren brauchen, wie aus dem oben erwähnten
Verhalten beider Indikatoren gegen schwefUge Säure hervorgeht. Der
Unterschied der bei beiden Titrationen verbrauchten ccm Lauge,
multipliziert mit 0,06407, gibt die Menge der freien SOo in Gramm
an; der Rest von Lauge entspricht der freien starken Mineralsäure.
Eine andere Prüfung auf freie schAvefUge Säure neben anderen
freien, aber nicht reduzierenden Säuren geschieht durch Einlaufenlassen
i n Jodlösung, wobei die S. 141 angegebenen Vorsichtsmaßregeln
beobachtet werden müssen. 1 ccm Vio N-- Jodlösung zeigt 0,0032035 g
SO2 an. Hierbei muß man nie übersehen, daß man zur Verdünnung
immer luftfreies Wasser anwenden muß.
Reine Lösungen von schwefliger Säure in
Wasser können auch durch das spezifische Gewicht untersucht
werden, worüber Näheres in L u n g e s Sodaindustrie, 3. Aufl., I, 126.
Wir geben hier nur die Tabelle von G i 1 e s und S h e a r e r (Journ. Soc.
Chem.Ind. 4, 503; 1885).
Spez. Gew. Proz. SO, Spez. Gew. Proz. SO.
10051 bei 15.5« 0-99 1-0399 bei 15.5« 808
10102 - - 2 05 10438 - - 8-68
1-0148 - - 2-87 1-0492 - - 9-80
10204 - - 4-04 10541 - - 1075
10->5.7 . . 4-99 1-0597 - 12.5« ir65
1-0297 - - 5-89 10668 - 11« 1309
1-0353 - - 701
Genau in derselben Weise wie Lösungen von schwefliger Säure
kann man flüssiges S c h w e f e 1 d i o x y d i) prüfen, das nach
Nr. 62 der Papierzeitung von 1892 manchmal 20 Proz. Schwefelsäure
enthalten soll. Genaueres über Eigenschaften und Analyse von
flüssigem Schwefeldioxyd vgl. den Abschnitt: Verflüssigte und kom-
primierte Gase,
1) s. L a n g e (Zeitschr. f. angew. Chem. 12, 275, 303, 595; 1899 und 16,
511- 1903), ferner Harpf, Flüssiges Schwefeldioxyd, Eigenschaften und \ er-
wendung desselben; 1900, Lunge, Handb. der Schwefelsäurefabrikation, 3. Aufl.
1903, Teichmann, Komprimierte und verflüssigte Gase; 1908. ^
1
I
Endprodi iktf. o-o
In S u I f i t c 11 (festen oder in Lösung) kann man die als XaoSOa
vorhandene neben der Bisulfitsäure (haihfreien Säure) in folgender
Weise bestimmen: das gesamte SO, durcli Titrieren mit Jod, das als
Jiisulfit vorhandene dureh Titrieren einer anderen Probe mit Natron-
lauge und Phenolphtalein (Na HSO3 + Na OH = Na., 803). 1 ccm
N.-Natron zeigt dann 0,032035 g SOg als „Bisulfitsäure^' (halbfreie
sehweflige Säure).
Wenn in einer Lösung noch mehr SO.3 als im Bisulfit vorkommt,
so titriert man zuerst mit N.-Natron und Metiiylorange, bis das Rot eberi
verschwindet, setzt Phenolphtalein zu und titriert weiter mit N.-Natron,
bis Rötung eintritt. Die mit Methylorange gebrauchte ^Menge x zeigt
pro ccm der Lauge 0,00407 g SQ., im freien Zustande; die beim WeitcT-
titrieren mit Phenolphtalein neu gebrauchten ccm y zeigen pro ccm
0,06407 g SO., im gebundenen Zustande als Na HSO3, also halb so viel
= 0,032035 g „halbfreie" schweflige Säure.
Die Titration von Sulfiten kann auch mit Permanganatlösung
durchgeführt werden. Nach M i 1 b a u e r (Zeit.schr. f.. anal. Chem. 48^
17; 1909) sind hierbei nur dann brauchbare Resultate zu erhalten,'
wenn man die Permanganatlösung (1 ccm = 1 mg SO.,) in zehnfachem
Lberschuß verwendet, mit mehr als 20 Volum-Proz. konz. Schwefelsäure
ansäuert, eine Sulfitlösung, welche in 1 ccm höchstens 1 mg SO., enthält,
zufügt und den Überschuß des Permanganats mit Oxalsäure, Ferrosulfat
oder Wasserstoffsuperoxyd zurücktitriert. Jodkalium und Thiosulfat
sind hieizu ungeeignet. Brom und Jod, in Spuren zugefügt, beschleunigen
den Oxydationsprozeß.
Laugen für die Fabrikation von Sulfitzellulose.
In diesen wird bestimmt:
1 . G e s a m t g e h a 1 1 an s c h wc f 1 i g e r Säure. Man
läßt die Sulfitlösung, die gewöhnlich etwa 50 g SO., pro Liter enthält,
und die man zweckmäßig vorher auf die Hälfte verdünnt, aus einer
i'.iirette in 25 ccm angesäuerte Vio N.-Jodlösung fließen, bis Ent-
färbung eintritt (vgl. S. 141). Die angewendete Jodlösung oxvdiert
(),0S009g SO2, folglich ist so viel SO., in der verbrauchten Menge von
Snlfitlauge im freien und gebundenen Zustande zusammen enthalten.
2. ( J e h a 1 t an ii a 1 b f r e i e r u n d frei e r s c h w e f 1 i g e r
S ä u r e , d. h. dem SO.,, das über die zur Bildung von CaSO^ hinaus
erforderliche Menge vorhanden ist, tuid welches im hall)freien Zustande
als Bisulfit oder noch darüber hinaus als in der Lauge aufgelcistes
freies Schwefeldioxyd anzunehmen ist. Man ermittelt (lies(>ii ^|i(>trag
durch Titration mit Xormalnalron ui.ler Anwendung von IMicnolphtalein
als Indikator. Jedes ccm N.-Natron zeigt 0,032035 g SO.^ im halbfreien
oclrr freien Zustande an.
I
Q»?^ SalpetersäurefabriUation.
Salpetersäurefabrikatiou.
Von den Ausgangsmaterialien derselben wird die Schwefel-
säure in einem besonderen Abschnitte beschrieben. Allerdings
werden hier auch vielfach A b f a 1 1 s ä u r e n von der Fabrikation von
Nitrobenzol, Nitroglycerin, Nitrocellulose usw. angewendet, deren
Prüfung ebenfalls bei dem Abschnitte Schwefelstäure zu suchen ist.
Wir behandeln also hier nur den Chilisalpeter.
Cliilisalpeter.
Der Chihsalpeter soll mindestens 95 Proz., bessere Sorten 96 bis
98 Proz. Natriumnitrat enthalten. Daneben kommen vor: Kaliumnitrat
(nach Lunge, Cliem. Ind. 9, 269; 1886; ferner Hagen, Chem.-Ztg.
15, 1528; 1891; vgl auch Zeitschr. f. angew. Chem. 6, 495 und 698; 1893)
zu\\eilen bis 9 Proz., Chlornatrium, Natriumsulfat, Natriumjodat,
Natriumperchlorat, Unlösliches; ausnahmsweise Soda, Bittersalz, Salze
schwerer Metalle.
Von diesen Substanzen wird man qualitativ meist nur auf
folgende fahnden:
Kali ist nachzuweisen durch Platinchlorid.
Jodsaures Salz. Nach Beckurts (Pharm. Zentr. 1886,
233) säuert man die Lösung mit Salpetersäure an und versetzt mit
JodkaHumstärkelösung, was noch Vioo ^g Jodsäure in 1 g Salpeter
nachweisen soll. Oder man reduziert die Jodsäure mit Zink, macht das
Jod durch Erhitzen mit konzentrierter Schwefelsäure frei, verdünnt
und schüttelt mit Schwefelkohlenstoff aus, der das Jod mit rosenroter
Farbe aufnimmt.
Brom würde bei der gleichen Farbe den Schwefelkohlenstoff
gelb bis rotgelb färben.
Perchlorat (auf das man zuerst durch Beckurts,
Fischers Jahresb. 1886, 305, und dann später sehr häufig auf-
merksam gemacht worden ist) findet man nach vanBreukeleeven
(Chem. Zentralbl. 1898, 1, 960) am leichtesten auf mikrochemischem
Wege durch Zusatz von ein wenig Rubidiumchlorid zu einigen Tropfen
einer konzentrierten, filtrierten Lösung, die sich auf einem Objektträger
befinden. Man färbt die Flüssigkeit mit Kahumpermanganat weinrot
und verdunstet, bis einzelne Kryställchen entstehen, worauf man unter
dem Mikroskop beobachtet, ob neben den farblosen Salpeterkryställchen
auch rot violette Kry stalle des Rubidiumperchlorats auftreten. H. F r e -
s e n i u s und Bayerlein (Zeitschr. f. anal. Chem. 37, 501 ; 1898)
empfehlen dieselbe Methode.
Technische Salpeterprobe.
Im Großhandel mit Chihsalpeter hat sich eine indirekte Methode
ausgebildet, nach der bis auf die neueste Zeit der gesamte in Hamburg
Chilisalpeter. 375
und England zum Verkauf komnionde Salpeter untersucht w urde und
großenteils noch w ird. Hierbei bestimmt man nur, A\ie unten angegeben,
den Gehalt an Feuchtigkeit, Chlornatrium, Xatriumsulfat und in Wasser
Unlöslichem, was man zusammen als ,,R e f r a k t i o n" bezeichnet,
und nimmt an, daß der Rest wirkliches Xatriumnitrat sei. A 1 b e r t i
und H e m p e 1 (Zeitschr. f. angew. Chem. 5, 108; 1892) äußern sich
über die Analyse des Chilisalpeters in folgenden durchaus richtigen
Sätzen :
1. Die zur Untersuchung von Chilisalpeter noch vielfach an-
gewendete indirekte Differenzmethode (Bestimmung der Refraktions-
grade) muß vollständig aufgegeben werden. Sie liefert äußerst ungenaue
Resultate, und vom Standpunkte des Chemikers aus ist ihre Anwendung
nicht länger zu rechtfertigen.
2. Die direkten Bestimmungsmethoden des Stickstoffes im Chili-
salpeter mit dem Lunge sehen Nitrometer, nach der von Wagner
verbesserten Schlösing-Grandeau sehen Methode und nach der
U 1 s c h sehen Vorschrift geben genaue Resultate, und es ist die Ein-
führung einer dieser Methoden anzustreben.
3. Bei denjenigen Chilisalpetern, welche für landwirtschaftliche
Zwecke verwandt werden, ist im Attest nur der Gehalt an Stickstoff an-
zugeben, jedenfalls die unrichtige Umrechnung auf salpetersaures Xatron
nur in Ausnahmefällen unter Vorbehalt zu gestatten.
4. Für die Untersuchung von Chilisalpetern, A\elche in der Technik
Verwendung finden, ist neben der direkten Bestimmung des Gehalts an
Stickstoff die Bestimmung der verunreinigenden Bestandteile erforder-
lich, und wird eine genaue Analyse unter Berücksichtigung der vor-
handenen Kaliverbindungen notwendig sein.
Auch Fresenius (Bericht des V. internat. Kongresses f.
angew. Chem. in Berlin, 1903), sowie Beck (Zeitschr. f. anal. Chem. 45,
669; 1906) schließen sich diesen Folgerungen an. Nach Beck kann
die ,, Refraktionsmethode" bis zu 1,5 % zu hohe Werte für Xatrium-
nitrat ergeben.
Beispielsweise wird bei der Refraktionsmethode ein (behalt an
Kaliunmitrat ganz übersehen, der (vgl. a. v. S.) selbst im raffinierten
Salpeter mehrere Prozente i^etragen kaiui. Xuu spielt aber für die
Zwecke, für welche der Natronsalpeter Verwendung findet (Herstellung
von Salpetersäure, von Sprengstoffen usw.), sein höherer Stickstoff-
gehalt gegenüber dem der Kaliv(Ml)indung die Hau})trolle, und es kann
dem Fabrikanten durchaus iiiclit glciciigültig sein, ob er In-ispielsweise
an Stelle von 9 Pnjz. Xatriumnitrat 9 Proz. Kaliunnntrat eriiiilt, oder
ob (nne Ware, die nach den auf die ,, Refraktion'' gegründeten Angaben
des Handelschemikcrs 90 — 97 I'roz. salpetcrsaures Natron enthält,
mit dem Nitronuiter untersucht nur einen Geiialt von 94 — 9") l*roz.
anzeigt. Ebenso wird bei der ,,Refraktii>iisiinth(Klc " aucli das IVrchlorat
als Nitrat vurrecimct.
I
376 Sal])etersäurefabrikation.
Vollständige Analyse mit Ausnahme der Nitrat- und Perchlorat-
bestimmung.
a) Feuchtigkeit. Von einer gut durchgemischten, fein zerriebenen
größeren Probe ^\ erden 0,8000 g in einem Platintiegel abgewogen und
über einer ganz kleinen Flamme vorsichtig erwärmt, so daß der »Salpeter
eben schmilzt. Bei genügender Übung trifft man diesen Punkt sehr
genau, ohne daß man nötig hat, die Temperatur dabei zu beobachten.
Man läßt im Exsikkator erkalten und wägt. Das Erhitzen wird bei
gleicher Temperatur wiederholt, um sich von der Gewichtskonstanz zu
überzeugen.
Oder man trocknet 10 g Chilisalpeter bei ca. 130" im Luftbade
bis zum konstanten Gewichte.
b) In Wasser Unlösliches. 50 g Chilisalpeter werden im Becher-
glase auf einer mindestens 0,05 g noch scharf anzeigenden Wage abge-
wogen. Man löst in Wasser und filtriert durch ein Filter, welches
durch ein genau gleich schweres zweites Filter (S. 32) tariert wurde.
Der ausgewaschene Rückstand wird gleichzeitig mit dem Tarafilter
getrocknet.
Läßt das äußere Aussehen des Filterrückstandes erheblichere
Mengen organischer Substanz erkennen, so verbrennt man Filter samt
Unlöslichem, um annähernd den Gehalt an ersterer zu erfahren. Das
vorherige Trocknen des Rückstandes nimmt man alsdann besser bei
einer höheren Temperatur, z. B. ca. 120—130° vor, weil sonst an und
für sich stets eine geringe Differenz zwischen der Wägung des bei 100"
getrockneten und des geglühten — auch ganz von organischen Sub-
stanzen freien — Rückstandes sich ergeben wird.
c) Bestimmung des Chlors, der Schwefelsäure, des Kalkes, der
Magnesia und des Natrons. Man löst 5 g auf einem über einer 500-ccm-
Flasche stehenden Filter durch Aufgießen von siedendem Wasser;
nach dem Auswaschen bleibt etwa vorhandener Sand auf dem Filter
zurück und wird nach dem Verbrennen des Filters gewogen. Das Filtrat
wird nach dem Erkalten auf 500 ccm gebracht ; von diesen werden
50 ccm verwendet, um durch Titrieren oder Ausfällen mit Silberlösung
nach S. 149 f. den Chlorgehalt zu ermitteln, nach welchem man das
Chlornatrium berechnet. Weitere 50 ccm werden siedend heiß mit Chlor-
baryum versetzt, der dabei sich abscheidende schwefelsaure Baryt ge-
sammelt, gewogen und als schwefelsaurer Kalk berechnet. Zur Be-
stimmung des Kalkes und der Magnesia werden 20 g Salpeter in 1000 ccm
siedenden Wassers gelöst, der Kalk durch oxalsaures Ammoniak, die
Magnesia durch phosphorsaures Ammoniak in 500 ccm dieser Lösung
bestimmt. Das Natron ergibt sich nach Bestimmung aller übrigen Be-
standteile entweder gleich durch Rechnung oder auf die Weise, daß
man 100 ccm der Lösung von 20 g Salpeter in 1000 ccm Wasser mit
Schwefelsäure versetzt, zur Trockne eindampft, den Rückstand glüht,
I
Chilisalpeter. o —
bis das Gewicht des geglüliten Rückstandes konstant hlciht. Aus dem
schwefelsauren Nation \\ ird nach AbzAio; des schwefelsauren (.'alciunis utid
Magnesiunis die .Alenge des Natrons ])erechnet. Falls Kah voihandeu,
Mird natürlich auch dieses abgereclinet.
d) Bestimmimg des Kalis. Diese geschah früher durch Vm-
wandlung in Sulfat uurl „indirekte Analyse", was aber gerade bei so
klcMuen Mengen des einen der Bestandteile ganz unsichere Resultate
ergibt.
Weitaus genauer ist die Bestimmung des Kalis duicli mehrmahges
Eindampfen des Salpeters mit konzentrierter Salzsiiure und Fcällung mit
J'latincjilorid, wie im Abschnitt „Kalisalze" beschrieben.
Caspari (Zeitschr. f. angew. Chem. 6, 68; 1893) hat eine Me-
thode zur Bestimmung des Kalis als Kaliumperchlorat empfohlen
(s. unter ,, Kalisalze").
Man verrechnet das Kah als Kaliumnitrat, worin 100 T. äciuivalent
mit 84,078 T. NaNOg sind.
Die Nitraibcsilmmiing.
Es kami nicht Z\\eck dieses Werkes sein, alle (sehr ungleich-
\yertigen) Methoden, \\elche für die Bestimmung der Salpetersäure im
Salpeter vorgeschlagen wurden, hier zu beschreiben oder auch nvu-
vollzählig zu zitieren. Die nachfolgende Aufstellung (zum Teil nach
P. ockmann, mit Zusätzen aus neuester Zeit) soll also mir
einen tberblick gewähren, ohne auf Vollständigkeit irgendwie An-
si^rucli zu erheben.
I. I'cdiiklioiisniclliudeii zu Sf ickowdes.
A. Ml-«...!'!! ili-s SHrkoxyilfs.
1 . Nitiometrische Methode von Lunge (Literatur S. ir,(i) ; siehe S. ;},s:}.
2. Methode S c h 1 ö s i n g - C r a n d e a u (Agrikultur.hcm. Analyse
S. 31), verbessert von P. W a g n e r (Chem. -Ztg. 7, 1710- 1SS3 und
8, 47Ö; 1884; siehe S. 385).
15. TitiiiiMlU.il.- It.-^lii„,„„„^; ,1,.^ y„ Sal|..tiisiiiir,- i,,i| || o^
<>\>.li«ihii Sli<kii\yi||.s.
Methode von W i 1 f a li r t h (Zeitschr. f. anal. CIhmh. 27, 411; ISSS).
*'• ""■' '"" ''""•'• •■:i->'"'<.xx.l.il>al/ ...Ml ICii.klil.i..,.,.,, ,„i, r..r.nj,.m,.„al.
•'^''••'""''' ^•"' l*'louz.. und Fresenius (s. hinzu Dc-
'"' >' rd ra II x , Üiilj. siw. •■In'iu. (.•{) 31, 1: i!M»4).
II. Alkjilisrlic K'riliiKlioiiviiirl lioilrii zu \ iiiiniiiiiii U.
Ivs gibt viele Fdrmeii dieser .Methode; wir eiu.ihiieii nur;
I.- -Methode von S f n ( z e r (Zeitschr. f. angeu. Chem. 4, (Üi."); 1S!»0).
o-To Salpetersäurefabrikatioii. ,
Reduktion duicli Natronlauge und Aluminiumdraht. Nur das nach
dem alten Verfahren dargestellte, heute gar nicht mehr im Handel
vorkommende Aluminium soll hierzu brauchbar sein.
2. Methode von S i e v e r t ^) (Reduktion mit staubfeinem Zink- und
Eisenpulver n alkohohscher KaHlösung).
3. Methode von D e v a r d a (Chem.-Ztg. 16, 1952; 1892, Beschreibung
s. S. 382).
111. Saure Reduktionsmethodcii zu Ammoniak.
1. Methode von Ulsch (Chem. Zentralbl. 1890, II, 926; Zeitschr. f.
angew. Chem. 4, 241; 1891). (Reduktion durch Ferrum hydrog.
reductum und verdünnte Schwefelsäure unter AbdestiUieren des
Ammoniaks aus der mit Natronlauge alkahsch gemachten Flüssig-
keit. Beschreibung der Methode S. 379.)
2 Methode von Schmitt (Reduktion durch Eisessig und ein Gemisch
von Zink- und Eisenstaub; Chem.-Ztg. 14, 1410; 1890; Zeitschr. f.
angew. Chem. 4, 240; 1891).
3. Die H i 1 d e s h e i m e r Modifikation"^) der Methode von
Jodlbauer (Reduktion durch Phenolsulfonsäure, Zinkstaub und
Quecksilber).
4. Försters Methode (Reduktion durch Sulfosahcylsaure,
Natriumthiosulfat und Quecksilber; Chem.-Ztg. 13, 229; 1889 und
14, 1674; 1890.)-
5. ü 1 s c h s elektrolytische Methode (Zeitschr. f. Elektrochem. 3, 546;
1897). ^, ..
6. I n g h a m s elektrolytische Methode (Journ. Amer. Chem. feoc. 2b,
1241; 1904).
IV. Reduktion zu salpetriger Säure.
G a n 1 1 e r bewirkt dies durch phosphorige Säure und bestimmt
den beim Erhitzen des Ammoniumnitrits entstehenden Stickstoff
(Zeitschr. f. anal. Chem. 34, 25; 1895).
V. Bestimmung der Salpetersäure durch Ermittelung des
Wasserstoifdefizits.
Methode von U 1 s c h. (Man läßt eine bestimmte Menge Schwefel-
säure einmal auf stark verkupfertes Eisen allein, das andere Mal auf
dieses und die Nitratlösung eimvirken und mißt in beiden Fällen den
entwickelten Wasserstoff im Nitrometer; Zeitschr. f. anal. Chem. 30,
175; 1891).
VI. Zersetzung mit Salzsäure.
1. Methode von Forst er. (3 maliges Abdampfen von 2— 3 g bei 150° ge-
trocknetem Salpeter mit 25 ccm 19 proz. Salzsäureim geräumigen Por-
1) Die Art der Ausführung der S i e v e r t sehen Methode an der Versuchs-
station Münster ist von Fr icke (Zeitschr. f. angew. Chem. 4, 240; 1891) be-
schrieben worden. .
«) Von SuUwald in Chem.-Ztg. 14, 1674; 1890 beschrieben. ^-
1
Chilisalpeter. ;j-i(
zellantiegel auf dem \\'a.s8crbade und \\'ä<,'ung des bei LlO" ge-
trockneten Clilorides. Stickstoff = hierbei sich ergebendem Gew iehts-
verlust des trockenen Salpeters X 0,5277.; Chem.-Ztg. 14, 509; 18Ü0.)
2. Mctliode von G o w a n. (Zersetzen mit Salzsäure und Auffangen des
entstehenden NOCl und Cl in Jodkalium (Chcm. News 63, 245*^ 1891 ;
Zeitsehr. f. angew. Chem. 4, 557; 1891)
HXO3 -i- 3 HCl = CL, + NOCl + H,0 . 1 HXO3 = 3 Cl.)
3. Methode von B o h 1 i g. (Zersetzen mit Sehwefelsäure und Salzsäure,
Absorption des frei werdenden Chlors durch Ferrocyankalium und
Rücktitrieren mit Permanganat ; Zeitsehr. f. anal. Chem. 39, 498 ; 1 9(jü.)
VII. (<liihnict]io(l(Mi.
1 . C h r o m a t - M e t h o d 6 ) . , , , .^, ,
on,. o„„AT4-i A I siehe S. 390.
J. y u a r z - M e t h o d e '
3. Methode von B c n s e m a n n (Zeitsehr. f. angew. Chem. 18, 816
939,^1225, 1972; 1905 und 19, 471 ; 1906).
(überführen von Nitrat in Carbonat durch Eindampfen und
Glühen mit Oxalsäure und Titration des Carbonats mit Säure und
Methylorange) .
VIII. \'erbreiiiiiiii^^siiietlMMleii mit Natroiikalk uimI s<Misfi;;en Zusätzen
(analog der Will-Varrentrappschen Methode).
1 . Methode von Arnold (Glühen mit Natronkalk, Natriumthiosulfat
und Natriumformiat; Chem.-Ztg. 9, 715; 1885).
2. Methode von H o u z e a u (Glühen mit Natronkalk, Natriumthio-
sulfat und Natriumacetat; ebenda 9, 998; 1885).
3. Methode von B o y c r (CJlühcn mit Natronkalk, Calciumoxalat und
Schwefel; Compt. rend. 113, 503; 1891).
IX. Nitr<)iMiietli<Ml(> von lluscli.
(Ber. 38, 856, 861 ; 1905; G u t b i e r , Zeitsehr. f. ang<>w. Chcm
18, 494; 1905, s. S. .390.)
Die außerordentliche Wichtigkeit einer genauen Gehaltscrmitte-
lung des Chilisalpcters für Industrie und Agrikulf urchcmie veranlagte
uns zu dieser wenigstens summarischen Auf/rihlniig der bekaiHit(>r(>n
.Mcihodcn für diesen Zweck. Niihere Besprechung finden im folgenden
<lcr Keihe nach die .Methode von Tisch, die .Mctliode von I) e w a rd a ,
die nitrometrisehe Methode von Lunge, das Verfahren von
Sc h 1 ösi n g- G ra n dea u . die Chromat-, die Quarz-
G 1 ü h - M e t h o d c und die N i ) r o ii m r t h o d e von H u s c h.
Njihrir i;« xliirilMiii;; «I« T I laiipf iimMio«!«'!!.
a) Methode von Ulsch (nach der in der landuirtschiiftlichcn Vcr-
.such.sstation W i e s b a d <• n durchgcfülu teil Abänderung, .s. B e c k ,
Zeitsehr. f. anal. Chem. 45, ()71 ; 1906).
380
Salpetcrsiuirofabrikatioii.
33 g Cliilisalpeter werden genau abgewogen uticl zu 1 Liter (bei
15" C.) gel()st. Von dieser Lösung bringt man 10 ecin in einen 500 (■cm
fassenden Rundkolben mit langem, sicli gegen das Ende erweiternden
Halse, in dem sich bereits 5 g Eisen in Form von Ferrum hydrogenio
reductum puriss. (pro analysi Merck) befinden. (Dasselbe soll frei von
Oxydul, also nicht von schMarzer Farbe sein, soll ein hellgraues Aus-
sehen zeigen und darf mit verdünnter Schwefelsäure keinen Schwefel-
wasserstolf ent\\ickeln.) Man setzt nocli 10 ccm Wasser und 10 ccm
Schwefelsäure (spez. Gew. 1,35, 1 Vol. konz. H,SO„, + 2 Vol. H,0)
zu und erwärmt den Inhalt des senkrecht eingespannten Kolbens iiber
einem Drahtnetz mit kleiner Flamme, so daß eine lebhafte,, aber nicht
stürmische Wasserstoffentwickhmg stattfindet. Um Verluste beim
Sieden zu verhindern, setzt man ein birnförmiges, zum Teil mit Wasser
gefülltes Glasgefäß (aus einer 50 ccm-Pipette durch Abschmelzen ge-
fertigt) als Kühler in den Hals des Kolbens und vermeidet durch Ein-
hängen eines Platindrahtes einen dichten Ver-
.schluß ZA\ischen Kolben und Kühler.
Ist nach ca. 10 ]Minuten die Reduktion
der Salpetersäure zu Ammoniak beendet, so
spritzt man Kühler und Platindraht in den
Rundkolben ab und setzt 200 ccm Wasser
und 20 ccm Natronlauge (spez. Gew. 1,35) hin-
zu. Sofort verbindet man den Kolben mit
einem zum Abdestillieren des Ammoniaks be-
stimmten Apparat, bestehend aus einem
L i e b i g sehen Kühler und tubuHerter Vorlage,
an A\ eiche noch eine P e 1 i g o t sehe Röhre an-
gefügt ist.
Vorteilhaft ist die Anwendung der nach Pannertz (Fig. 135;
Zeitschr. f. anal. Chem. 39, 318; 1900) gefertigten P eligo tröhre,
welche ein Zurücksteigen der Absorptionsflüssigkeit in den Destillations-
kolben unmöglich macht.
Zur Verbindung von Kolben und Kühler dient ein knieförmiges
Glasrohr mit angeblasener Kugel i). Das Erhitzen des schräg gestellten
Kolbens erfolgt auf einem Drahtnetz über einer kräftigen Flamme, und
nach 25—30 Minuten ist alles Ammoniak ausgetrieben. Zur Absorption
desselben werden 15 ccm 1/2 N.-Schwefelsäure vorgelegt, von denen
ca. 4 ccm mit Wasser verdünnt in die modifizierte P e 1 i g o t röhre ein-
gebracht werden. Der Rest kommt in die Vorlage. Das Zurücktitrieren
erfolgt mit i^ N.-Natronlauge und Methylorange als Indikator. Man spült
den Inhalt von Vorlage und P e 1 i g o t röhr aus, verdünnt auf 1000 ccm
und titriert mit Hilfe von Büretten aus, welche, in V20 ccm eingeteilt,
das Abschätzen auf i/joo ccm gestatten. Durch einen bhnden Versuch
1) Auf eine Fehlerquelle, die durch Abgeben von Alkali aus dem Glase an
das Destillat entstehen kann, macht J a 1 o w e t z (Zeitschr. f. anal. Chem. 45,
649; 190G) aufmerksam. Aus diesem Grunde bevorzugen manche Chemiker em
Kühlrohr aus .Jenenser Glas.
Fig. 135.
Cliilisalpeter. ooi
muß man sich von der Reinheit der angewendeten Reagenzien über-
zeugen; ebenso ratsam ist es, jede Chilisalpetcrprobe auf einen etwaigen
Gehalt an Ammoniak zu prüfen. 1 ccm i .. N.-8chwefelsäure entspricht
0,042505 g NaXOg. " ^
Werden bei Anwendung von 10 ccm der Lösung von 33 ^r Chili-
salpeter zu 1 Liter a ccm 1/2 N.-SchN\efelsäure verbraucht, so ergibt
sich der Prozentgchalt an
Stickstoff 2u 2.1227 x a
Salpetersäurcanhydrid, N2O5 - 8.1832 x a
Natriumnitrat, NaNOg ". "". 12.8801 x a
KaUumnitrat, KNO, - 15.3195 p a
Bezüglich der von Bock m a n n vorgesclilagenen Modifikation
der Ulsc h sehen Methode sei auf die 5. Aufl. dieses Werkes, 8. 311
verwiesen, ebenso auf die Untersuchung von A 1 b e r t i und H e m p e 1
(Zeitschr. f. angew. Chem. 4, 398; 1891).
Eine Schattenseite dieser sonst sehr guten Methode ist es, daß das
kaufhche Ferrum hydrog. reduc^tum nicht immer den nötigen Grad der
Remheit besitzt, wodurch nach Brandt (Chem. -Ztg. 22 22-1898)
Fehler bis zu 0,8 % entstehen können. ' '
V o g t h e r r (Chem.-Ztg. 27, 988; 1903) empfiehlt für die Aus-
führung der Methode von U 1 s c h den im folgenden bescliriebenen
Apparat, der m erstef Linie für die S t i c k s t o f f b e s t i m m u n g
nach Kjeldahl bestimmt war (wobei man die Digestion mit
Schwefelsaure ohne An\\endung eines Abzuges und in demselben
Apparate die Destillation des Ammoniaks vornimmt) und auch für die
Bestimmung von Ammoniak in A m m o n i u m s u 1 f a t und analoge
Italic dienen kann. Fig. 136 zeigt diesen Apparat. Ein Jenenser
Iv j e 1 d a h 1 - Kolben von 500 ccm Inhalt ist oben mit einer luftdicht
eingeschliffenen Glasglocke versehen, die in eine seitlich abfallende
und dann senkrecht nach abwärts gebogene Glasröhre ausläuft. Die
etztere ist durch einen Kork- oder Gummistopfen mit einer Glas-
birne verbunden, deren unteres, offenes Ende in einen Kolben mündet
der die Ab.sorptionsflüssigkcit enthält. Der lange Hals und die (das-
glocke verhüten ein Überspritzen aus dem Entwicklungskolbcn, die
hirne verhindert das Zurücksteigen der Absorptionsflüssigkeit, und
Kork oder Kautschuk sind auf ein Minimum reduziert.
K 1 e i b e r (Chem.-Ztg. 33. 479; 1909) schlägt vor. di(> Reduktion
des Altratstickstoffs zu Ammoniak mit Zinnchlorür, Eisenfeile und Salz-
säure zu bewirken. Zu diesem Zwecke werden 10 g Sub.stanz in
V\ asser zu 150 ccm gelöst. Von der Lösung gibt man 7,5 ccm -- 0 5 g
in einen Destillierkolben von 700— 1000 ccm Inhalt, versetzt mit '5 .^
kuufl. Zinnchlorür, 15 ccm konz. Salzsäure und etwa 4-5.r KJsenf.-ile
«■rwarmt 10—15 Minuten auf dem Wasserbade oder Drahtnetz mit
kleiner Flamme, gibt dann 90-l()()ocm Wasser, event. noch ein erbsen-
Uroües Stuck l»a raffln und 40 ccm konz. Natronlauge hinzu und destilliert
t-'lcirl, vom Anlang mit starker Flamme ab, so daß die Destillation nicht
"«•In- als 1.. Stundein Anspruch in-nunf. In dj,; YurU^sv kommen 2(».vin
382
Salpetersäurefabrikation.
14 N.-Schwefelsäure. Für das im Destillationskolben zurückbleibende
Ammoniak sind 0,1 com Vo N.-Schwofelsäare hinzu zu addieren.
b) Methode von Devarda (Chem.-Ztg 16, 1952; 1892 und Zeit-
schr. f. anal. Chem. 33, 113; 1894) .
Diese vorzügliche und vielfach angc\^■endete Methode beruht auf
der Überführung von Salpetersäure in Ammoniak in alkalischer Lösung
durch die Devarda sehe Legierung (45 Teile Aluminium, 50 Teile
Fig. 136.
Kupfer, 5 Teile Zink, zu beziehen von der Aluminium-Industrie-A.-G.
in Neuhausen). Die Legierung ist spröde wie Glas und kann leicht
gepulvert werden.
Zur Ausführung einer Bestimmung werden 10 g des zu unter-
suchenden Salpeters zu 1000 ccm gelöst und 50 ccm dieser Lösung
= 0,5 g Salpeter in einem 600—800 ccm fassenden Erlenmeyerkolben
mit 60 ccm Wasser, 5 ccm Alkohol und 50 ccm Kalilauge (spez. Gew. 1,3)
versetzt. Hierauf fügt man 2—214 g der gepulverten Devarda sehen
Legierung zu und verbindet den Kolben sofort mit dem Destillier-
apparat.
\
ChilLsalpeter. ooo
Man leitet nun die sonst nur langsam eintretende Reaktion durch
gelindes En\ armen ein und überläßt das Ganze sich selbst. Xacii einer
halben Stunde ist die Reaktion beendet, w as man an der Abnahme der
Wasserstoff entAncklunrr erkennt. Man erwärmt neuerdings, beginnt
anfänglich langsam mit dem Destilheren, kocht dann lebhaft, so daß
die Destillation in 14 Stunde beendet ist, wobei ca. die Hälfte der im
Reduktionskolben vorhandenen Flüssigkeit in die nach P a n n e r t z
abgeänderte Pehgotsche Vorlage (Fig. 135, S. 380) überdestilliert \\ird.
Das in V^ N.-Schwefelsäure aufgefangene Ammoniak wird wie S. 380
beschrieben bestimmt. Die Konzentration der Lauge ist wie oben an-
gegeben zu \\ählen. Bei zu hoher Konzentration erfolgt zu energische
EiuAvirkung, welche zu Mitreißen von kleinen Laugetröpfchen führen
kann; bei zu geringer Stärke der Lauge muß behufs vollständiger Re-
duktion zu lange erwärmt werden.
c) Nitrometrische Methode von Lunge. Das Prinzip dieser Methode
rührt ursprünglich von W. C r u m her, wurde aber erst durch das
„Nitrometer- von Lunge (S. 156) praktisch verwertbar und von
Lunge nach allen Richtungen weiter ausgebaut. Es beruht darauf,
daß Salpetersäure, salpetrige Säure und die Salze (und Ester) beider^
bei Gegenwart von sehr viel überschüssiger Schwefelsäure in innige
Berührung mit Quecksilber gebracht, ihren Stickstoff quantitativ als
Stickoxyd abgeben, dessen Volum gemessen wird. Die Bruttogleichung
der Reaktion ist:
2 HNO3 -f 3 H2SO4 + 6 Hg = 2 NO + 3 HgoSO^ + 4 HoO
(s. auch S. 157). Man benutzt dazu bei der Analyse von Salpeter das
von Lunge speziell dazu konstruierte Kugelnitrometer (Fig. 48,
S. 161). Weit besser aber ist es, die (3peration der Zersetzung des Sal-
peters mit Quecksilber und Schwefelsäure in einem besonderen Schüttcl-
gefäße vorzunehmen, \vie es Fig. 56, S. 172, gezeigt ist, wo dann das
Gas über trockenem Quecksilber zur Messung kommt. Man kann
selbstverständlich auch in einem gewöhnlichen, einfachen Xitrometer
arbeiten, muß aber dann Thermometer und Barometer beobachten
und das Gasvolum auf Xormalbedingungen reduzieren. Es ist also weit
bequemer, das Gasvolumeter (S. 166) anzuwenden, welches das Gas-
volum sofort im reduzierten Zustande angibt.
Wie sof(ut erhellen wird, wiigt man für diese Methode nur
ca. 0,35 g Salpeter ab '), und dies hat wohl mancherorts Bedenken dagegen
hervorgerufen. Soweit sich diese auf die CJenauigkeit der Bestimmung
selbst beziehen, sind sie völlig unbegründet, denn da man über KJOccm
Gas bekommt und dieses mit Leichtigkeit auf (),(»5 icm, ja luxh genauer
ablesen kann, so gewährt die Methode an und für sich Sicherheit auf
») Man muß so viel abuäKon. daü bei der herrailiomlen Teiiii>eratur und
Huromoteratand das entwickelte Stit-koxyd Uoinesfalls unter 100 t-rin oder über
1-Oc-em beträgt.
I
ooA Salpetersäurefabrikation.
mindestens V2000' ^^- ^^- »^^^i'^' ^^^ irgendeine andere. Begründeter ist das
Bedenken, daß eine richtige Durclischnittsprobe von nur 0,35 nicht gut
direkt zu erreichen ist. Dieses Bedenken wird nach Mitteihing von
Dr. J. S t r o o f dadurch beseitigt, daß man ca. 20 g Salpeter bei 110"
trocknet, äußerst fein zerreibt, hieraus die genaue Durchschnittsprobe
entnimmt und diese abermals bis zum konstanten Gewicht trocknet.
Wenn man mit dem Kugelnitrometer ohne Schüttelgefäß arbeitet,
so geschieht dies wie folgt: Man bringt ein in oben beschriebener Art
sehr gut gemischtes, fein zerriebenes Muster in ein enges \Yiegeröhrchen,
welches bis zu einer Marke ca. 0^35 g hält, verkorkt das Röhrchen und
wägt zurück. Dann schüttet man den Inhalt in ein inzwischen vor-
gerichtetes „Nitrometer für Salpeter", d. h. ein mindestens 130 ccm
fassendes (S. 101), indem man die Substanz möglichst auf den Boden
des Glasbechers brmgt. Man läßt nun ca. V> ccm warmes Wasser
einlaufen, wartet kurze Zeit, bis der Salpeter fast oder ganz
zergangen ist, saugt die Lösung mit den Krystallen durch vor-
sichtiges Öffnen des Glashahns bei gesenktem Niveaurohr in das
Innere des Meßrohrs, spült mit V2 bis höchstens 1 ccm warmem
Wasser nach und läßt nun ca. 15 ccm konzentrierte reine Schwefelsäure
nachlaufen. (Wenn man zuviel Wasser an^ endet, d. h. mehr als höchstens
im ganzen I14 ccm, so verdünnt sich die Schwefelsäure zu sehr, und es
entsteht dann em das genaue Ablesen verhindernder, längere Zeit
bleibender Schaum, indem sich viel basisches Quecksilbersulfat aus-
scheidet.) Die Reaktion wird durch kräftiges Schütteln der sauren
Lösung mit dem Quecksilber beendigt. Man stellt dann das Niveaurohr
schon vorläufig ziemhch richtig ein, um starke Druckdifferenzen und
damit Gefahr eines Undichtwerdens des Hahnes zu vermeiden, und
wartet mindestens 14 Stunde zur Abkühlung. Jetzt stellt man definitiv
ein, indem man für je ö^i Teilstriche der Säureschicht im Meßrohr einen
Teilstrich des Quecksilbers im Niveaurohr zugibt. Man liest das Gas-
volum ab, überzeugt sich aber dann, ob es wirkUch unter Atmosphären-
druck steht, indem man einige Tropfen Schwefelsäure in den Becher
gießt und diese, ^\ie S. 159 beschrieben, durch vorsichtiges Öffnen des
Hahnes einfließen läßt.
Temperatur und Barometerstand werden zugleich abgelesen, das
Gasvolumen nach den Tabellen auf 0" und 760 mm Druck reduziert und
dadurch x ccm NO erhalten. Jedes ccm NO entspricht 0,0037964 g
NaNO,, das Ganze, dividiert durch das angewendete Gewicht a und
0,37964 X . ^
multipUziert mit 100, gibt den Prozentgehalt, der also = ist.
Die folgende Tabelle gibt die für 1 bis 9 ccm Stickoxyd um-
gerechneten Werte für Natriumnitrat und Kahumnitrat in g.
Für genauere Analysen wird man die Löshchkeit des Stickoxyds in
Schwefelsäure (s. S. 160) berücksichtigen.
NatürUch muß das Nitrometer wirklich richtig eingeteilt, also von
dem Gebraucher oder einer der S. 40 erwähnten Prüfungsanstalten
kontrolliert sein.
ChilLsalpcter.
385
ccm NO
NaXüj in g
KXO3 in g
1
0.0037964
0.0045155
2
0.0075928
0.0090310
3
0.0113892
0.0135465
4
0.0151856
0.0180620
5
0.0189820
0.0225775
6
0.0227784
0.0270930
7
0.0265748
0.0316085
8
0.0303712
0.0301240
9
0.0341676
0.0400395
I
Bei diesem Verfahren kann man leicht Übereinstimmung der
Resultate auf 0,2 % erreichen. Mit noch größerer Genauigkeit, bei
einiger Übung sicher bis mindestens 0,1 %, arbeitet man bei An\\ endung
des besonderen Zersetzung.sgefäßes unter Überführung des Gases in
das Gasmeßrohr, wie es 8. 171 beschrieben ist. Bei diesem Verfahren
ist die Arbeit viel reinlicher; auch kann man mit mehreren Schüttel-
gefäßen zugleich arbeiten und die Gase zur Messung in ein und dasselbe
Gasmeßrohr überführen.
Es ist kaum nötig zu sagen, daß bei Anwendung eines Gasvolu-
meters das Reduktionsrohr auf trockenes Gas eingestellt sein muß,
oder aber, bei einem für feuchtes Gas eingestellten, so verfahren werden
muß, wie 8. 168 f. angegeben, am bequemsten also durch Einsaugen
eines winzigen Wassertröpfchens in das Gasmeßrohr.
B a s k e r V i 1 1 e und Miller hatten behauptet (Chem. Zen-
tralbl. 1898, I, 85), daß Quecksilber von Schwefelsäure vom spez. Ge-
wicht 1,84 bei gewöhnlicher Temperatur unter Bildung von SO., an-
gegriffen werde, was eine Ungenauigkeit in nitrometrischen Arbeiten
hervorrufen würde. Die Grundlosigkeit dieses Einspruches wird von
P i t m a n nachgewiesen (el^enda, 8. 709) und später von den Obigen
selbst zugegeben (ebenda 1898, 11, Sit), indem sie nun sagen, daß dne
Wirkung der angegebenen Art nur bei Säuren von 99 «^ eintritt, aber
nicht l)ei der allgemein in Laboratorien angewendeten Stärke von
94—95 % H2SO4.
d) Die Methode von Schlösing-Grandeau. Die Methode von
Sc h 1 ö s i n g (Ann. de chim. et de phys. (3) 40, 479 ; 1853) wird in
vielfachen Modifikationen au.sgeführt, die sieh sowohl auf die liauart
des verwendeten Ai)parates als aucii auf die Natur der zur Anwendung
kommenden Sperrflüssigkeit erstrecken.
\\ ir führen liier die .Modifikation von 'V i e in a n n und 8 e 1» u 1 7. e,
uelehe Natninlauge als Sperr- und Absorptionsflüssigkeit verwendet,
und die Modifikation von \) v Koni n c k bzw. L i e c h t i und
K i 1 1 e r an, welche sich des Quecksilbers als Sperrflüssigkeit
bedient.
UntcMiicliuiigen. ö. Aiid. I.
25
C
386
Salpetersäurefabrikation.
Der chemische Vorgang, welcher der Schlösing sehen Methode
zugrunde Hegt, ist durch folgende Reaktionsgleichung ausgedrückt:
NaNOg + 3 FeCL, + 4 HCl = NaCl + 3 FeClg + 2 H^O + NO.
Das durch Reduktion mittels Eisenchlorür aus dem Nitrat ent-
standene Stickoxyd ^^i^d gasvolumetrisch zur Messung gebracht.
a) Modifikation der Schlösing sehen Methode von T i e -
mann und Schulze (Zeitschr. f. anal. Chem. 9, 401 ; 1870 und
Ber. 6, 1041 ; 1873, sowie Tiemann-Gaertner, Wasseranalyse,
Fig. 137.
IV. Aufl., S. 154). Der Apparat (Fig. 137) besteht aus einem ca. 150 ccm
fassenden starkwandigen Glaskolben, der mit einem doppelt durch-
bohrten, gut sitzenden Gummistopfen verschlossen ist. Durch eine der
Bohrungen geht das zu einer nicht zu feinen Spitze ausgezogene Rohr c,
das mittels eines durch den Quetschhahn b verschließbaren kurzen
Schlauchstückes an das Glasrohr a angeschlossen ist. Durch die zweite
Bohrung ist das Rohr d durchgeführt, welches genau mit der unteren
Fläche des Stopfens abschneidet. Büttels des durch den Quetschhahn e
verschließbaren engen Gummischlauches ist Rohr d mit Rohr / ver-
Chilisalpeter. 3g7
bunden. über das untere Ende von / ist ein .Stück Gummischlauch
gezogen, um es vor dem Zerbrechen zu schützen. C ist ein mit frisch
ausgekochter und unter Luftabschluß erkalteter 10 proz. Natronlauge
gefülltes Eudiometer, das in eine mit der gleichen Lauge gefüllten
Glaswanne B eintaucht.
Man bringt 50 ccm der zu untersuchenden Nitratlösung (welche
so eingestellt ist, daß man bei der Analyse etwa 25 ccm NO erhält) in
den Kolben A und erhitzt bei geschlossenem Quetschhahn h. Der
gebildete Wasserdampf treibt die in A vorhandene Luft aus. Ist diese
entfernt, so wird beim Zusammendrücken des Schlauches bei e die
Natronlauge zurücksteigen und ein fühlbarer Schlag empfunden werden.
Man schheßt e, öffnet 6 und vertreibt durch Wasserdampf die im Rohre a
befindhche Luft. Man dampft nun bis auf ca. 10 ccm ein, taucht das
Rohrende von a in destilHertes Wasser, entfernt die Flamme und schUeßt
gleichzeitig 6, worauf das Rohr a sich vollständig mit Wasser
füllt. Man schiebt nun das gefüllte Eudiometer C über / und taucht a
in eine Schale, die ca. 30 ccm konz. Eisenchlorürlösung (erhalten durch
Lösen von 20 g Eisennägel in 100 ccm Salzsäure, D. 1,124) enthält. In-
folge des durch die Abkühlung in A entstandenen Vakuums werden bei
vorsichtigem Öffnen von h leicht 20 ccm der Eisenchlorürlösung ein-
gesogen werden können. Man spült das Rohr a aus, indem man zwei-
mal je 10 ccm Salzsäure (spez. Gew. 1,1) einsaugt und schheßlich
mit 3 — 4 ccm ausgekochtem Wasser auswäscht. Hierauf beginnt man
vorsichtig mit dem Erwärmen von A, bis die Kautschukschläuche bei h
und e anfangen, sich aufzublähen. Man öffnet nun Quetschhahn e,
preßt aber den Schlauch mit den Fingern zusammen. Wenn der Druck
stärker wird, dann läßt man das entwickelte Stickoxyd nach C über-
steigen, verstärkt gegen das Ende der Operation die Flamme und
destilliert, bis das Gasvolum sich nicht mehr ändert. Um noch in der
Zersetzungsflüssigkeit befindhches Stickoxyd nach C überzuführen,
schließt man e, entfernt die Flamme und läßt abkühlen. Das noch
gelöste Stickoxydgas wird jetzt entbunden; man erhitzt neuerdings
und treibt es nach C hinüber. Nach beendeter Operation entfernt
man Röhre / aus Eudiometer C, schließt e, entfernt die Flamme und
reinigt den Zensetzungsapparat. Das Eudiometer C mit dem Stickoxyd
bringt man in einen Meßzylinder mit destilliertem Wasser, liest nach
15—20 Miimten das Gasvolumen (bei gleichen Flüssigkeitsniveaus
innen und außen) ab, ebenso Temperatur und Barometer.stand, und re-
duziert das feucht gemessene Gasvolumen nach Tabellen V bis VIII des
.Anhanges auf Normalbedingungen. Es ist unmöglich, alles Stickoxyd aus
dem Zersetzungskolben zu entfernen; ferner reagiert das Stickoxyd mit
dv.v Lauge des Eudiometers (s. S. 3H8). Um den dadurch entstellenden
Felller zu eliminieren, untersucht man zweckmäßig eine gleiclikonzen-
tricrte Lö.sung von reinem bei löO** getrockneten Kalisalpeter und er-
mittelt auf diese Weise die anzubringende Korrektur. Werden 2 2Ö7H tr
KNOg zu 1 Liter gelöst, daim .sollten 50 ccm dieser Lösung bei 0" und
7<i() n»ni 25,00 ccm trockenes NO entwickeln. In Wirklichkeit wird ein
388
Salpetersäurefabrikation.
etwas kleineres Volumen Vq erhalten werden. Mißt man nun bei der Analyse
von 50 com einer unbekannten Natriumnitratlösung, welche ungefähr
gleichviel Stickoxyd ergibt, V^' ccm NO (als trockenes Gas bei 0" und
760 mm berechnet) , so ergibt sich der Gehalt an NaNOg in g in diesen
50 ccm Lösung aus :
V '
0,09491 X^^
b) Modifikation der Schi ösingschen Methode nachDeKoninck
(Zeitschr. f. anal. Chem. 33, 200; 1894) und L i e c h t i und Ritter
(ebenda, 42, 205 ; 1903) mit Quecksilber als Sperrflüssigkeit.
Die vielfachen Unter-
suchungen der unter a) an-
geführten Methode haben er-
geben, daß die Anwendung von
Natronlauge als Sperrflüssigkeit
einen Fehler dadurch bedingt,
daß Stickoxyd mit Natronlauge,
wahrscheinüch unter Bildung von
ziemlich leicht löslichem Stick-
oxydul (nach 4 NO -f 2 KOH
= 2KNO2+ NgO +H2O) reagiert.
De Koninck sowie Liechti
und Ritter vermeiden diesen
Fehler, indem sie Quecksilber
als Absperrflüssigkeit verwenden.
Nach W e g e 1 i n (Disser-
tation, Zürich 1907) hat sich
folgende Anordnung (Fig. 138)
bewährt. Als Zersetzungs-
kölbchen ^\drd nach dem Vor-
schlage von D e n n e r (Zeit-
schrift f. anal. Chem. 30, 374;
1891) ein starkwandiges, ca.
100 ccm fassendes Kölbchen K
angewendet, das man zur Ver-
meidung von Verlusten durch
Überspritzen schief stellt. Der
Trichter T ist mit Hilfe eines durch den Quetschhahn Q^ verschheß-
baren Kautschukschlauchs mit dem Kölbchen K verbunden. Dieses
trägt durch den mit Ligaturen sorgfältig abgedichteten Kautschuk-
schlauch 8 das Gasentbindungsrohr g, das sehr zweckmäßig nach dem
Vorschlage von Kratschmer (Zeitschr. f. anal. Chem. 26, 680; 1887)
so lang gewählt wird, daß der Vertikalabstand zwischen Kölbchen
und unterem Teile von g (der mit Gummischlauch überzogen ist, s. S. 386),
75 — 80 cm, also mehr als Barometerhöhe beträgt. Dadurch ist ein
Zurücksteigen von Quecksilber ins Kölbchen K aus der mit Wasser
^itM
Fig. 138.
Chilisalpeter. 3^9
gekülilten Queoksilbcrwanne G und dem ebenfalls mit Quecksilber
gefüllten CJasauffanggefäß C unmöglich.
Zur Ausführung einer Bestimmung füllt man durch T die zu unter-
suchende Nitratlösung ein und entlüftet durch starkes Kochen mittels
freier Flamme die Kapillare k und das Gasentbindungsrohr g bei
offenem Quetsch hahn Q^. Nach beendeter Entlüftung saugt man
mittels einer Wasserstrahlpumpe das Quecksilber in C so hoch, daß
aus dem Auffanggefäß alle Luft entfernt und die Kapillare oberhalb Q^
ganz mit Wasser gefüllt ist. Zweckmäßig beläßt man auch in C etwas
luftfreies Wasser, um übertretendes Salzsäuregas zu lösen. Man ent-
fernt nun die Flamme und erzeugt durch Abkühlung in K ein starkes
Vakuum, das ein Emporsteigen von Quecksilber in g zur Folge hat.
In den Trichter T werden nun 20 ccm konz. Eisenchlorürlösung
(S. 387) eingefüllt, in den Kolben K, natürlich unter Vermeiden von
Lufteintritt, einfließen gelassen und mit 20 ccm konz. Salzsäure nach-
gespült. Man bringt nun das Wasserbad W unter den Kolben K und
erhitzt dessen Inhalt zum Sieden. Nach Verlauf einer halben Stunde
wird das Wasserbad entfernt, die Entwicklung des Stickoxyds durch
Erhitzen mit freier Flamme eingeleitet, und durch Kochen die Haupt-
menge des Gases nach C übergeführt. Ist die Gasentwicklung schwach
geworden, so unterbricht man die Erhitzung, saugt das noch gelöste
vStickoxyd aus der Zersetzungsflüssigkeit durch das beim Abkühlen
entstehende Vakuum heraus und treibt das (Jas nach neuerlichem Zusätze
von 10 ccm konz. Salzsäure und Kochen nach C. Das daselbst be-
findliche Gas wird in eine Meßbürette, z. B. diejenige von H e m p e l ,
übergeführt und nach Zufügen von 14 *^cm Wasser behufs Absorption
des Chlorwasserstoffdampfes die Messung des Gasvolumens unter Ab-
lesung der Temperatur und des Barometers vorgenommen.
Nach L i e c h t i und Ritter (Zeitschr. f. anal. Chem. 42, 1 ;
1903) gibt die Schlösing sehe Methode auch bei Gegenwart von
organischen Substanzen (für welchen Fall sie ursprünglich ausgearbeitet
war) sehr gute Resultate, was jedoch von Th. Pfeiffer (ebenda,
42,612; 1903) bstritten wird.
Nach M e i s e n h e i m e r und Heim (Ber. 38, 3834; 1905)
kaim man mit Benutzung der S (• h 1 ö sing sehen und der von K a 1 -
m a n (Zeitschr. f. analyt. Chem. 29, 194; 1890) angegebenen Methode
in einer Probe direkt vSalpetersäure neben sal-
petriger Säure (letztere durch Reduktion mit Jodwasserstoff
zu Stickoxyd) bestimmen. Die schwach alkalische Lösung von 0,1 — 0,2 g
Nitrit befindet sich in einem 50 ccm K<")lbchen, dessen weiter Hals einen
dreifach durchbohrten Gummistopfen trägt. Durch eine dieser Offnungen
führt ein Zuleitungsrohr, durch das luftfrcics Kolilendioxyd eingeleitet
wird. Durch eine andere Öffnung ist ein zu einer Spitze ausgezogenes
Clasal)leituiigsrohr eingesetzt, das in eine mit 12proz. Natronlauge
gefüllte Wanne eiiitauclit. Man \'enlrängt duich Kiiileiten von Kolilen-
dioxyd alli- Luft und stülpt daiui über- die Spitze des ( JasableitunLrsrohres
ein mit Xatronlauge gefülltes iMidinmeti r. Hierauf werden durch ein
IjtJO Salpetcrsäurefabrikation. '
Trichterrohr, das durch die dritte Bohrung des Gummistopfens geführt ist,
10 — 15 ccm 5 proz. JodkaHumlösung und dann ebensoviel verdünnte
Salzsäure unter Vermeidung von Lufteintritt einfließen gelassen. Die
unter Jodabscheidung sofort beginnende Stickoxydentwicklung \Adrd
durch gelindes Erwärmen unterstützt. Schließlich erhitzt man bis zum
beginnenden Sieden und treibt alles Stickoxyd (entstammend der sal-
petrigen Säure) durch verstärktes Einleiten von Kohlendioxyd in das
Meßgefäß über. Im Rückstande kann man die Salpetersäure bestimmen,
indem man durch das Trichterrohr 10 — 20 ccm einer stark salzsauren
konzentrierten Eisenchlorürlösung einfließen läßt und das neuerlich sich
entwickelnde Stickoxyd durch Einleiten in ein zweites Eudiometer
überführt.
e) Die Chromat- und die Quarz-Glühmethode. Zu den zum Zweck
der Feuchtigkeitsbestimmung (s. S. 376) entwässerten 0,8000 g Sub-
stanz werden ungefähr 3 g eines vorher geschmolzenen und nach dem
Erkalten fein zerriebenen Gemenges gleicher Teile sauren und neutralen
chromsauren Kalis gebracht, hierauf zunächst gelinde, dann stärker
erhitzt, bis die Masse gleichmäßig schmilzt. Gewichtsverlust = N2O5.
Hierbei dürfen keine kohlensauren Alkalien zugegen sein. Unter ähn-
lichen Verhältnissen kann man nach Reich (Zeitschr. f. anal. Chem.
1, 86; 1862) 2 g des Salzes mit der etwa 7 fachen Menge von geglühtem
carbonatfreien Quarzsand oder Quarzpulver 2^4 Stunden erhitzen,
so daß der Tiegel lebhaft glüht.
Fresenius (ebenda, S. 184), Abesser (ebenda, 12, 282 ;
1873) und Pauli (Journ. Soc. Chem. Ind. 16, 494; 1897) empfehlen
diese Methode, aber A 1 b e r t i und H e m p e 1 (Zeitschr. f. angew.
Chem. 5, 103; 1892) wie die meisten anderen Chemiker halten sie für
nicht genügend zuverlässig. Bei Anwesenheit von Perchlorat läßt sie
von vornherein im Stich. Bei Gegenwart von NaCl gibt sie wegen Ver-
flüchtigung zu hohe Resultate, ebenso bei Anwesenheit von Sulfaten,
da bei der Glühtemperatur die nicht flüchtige Kieselsäure die flüchtige
Schwefelsäure (welche natürlich dissociiert) austreibt.
i) Nitronmethode von Busch (Ber. 38, 861, 4055; 1905, s.a.
G u t b i e r , Zeitschr. f. angew. Chem. 18, 494; 1905, H e s , Zeitschr.
f. anal. Chem. 48, 81; 1909).
Die von Busch aufgefundenen Endiminodihydrotriazole
sind Basen, deren Nitrate sich durch SchAverlöslichkeit auszeichnen.
Das schwerstlösliche Nitrat bildet das Diphenyl-endanilo-dihydrotriazol
C,.H,.N N
NCeH
Hc<^ y c
NCgH,-
das als ,,N i t r o n" sowohl als Base wie als Sulfat von E. M e r c k
Darmstadt, in den Handel gebracht wird.
Chilisalpoter. 301
Die Löslirhkeit dos Nitronnitrats ist von I? u s c h und G u t b i c r
bestimmt w orden. Nach B u s c h erhält man bei Zugabe von 5 bis
6 Tropfen 10 proz. Nitronacetatlösung zu 1 ccm der zu untersuchenden
Lösung, welche Xitrat-Ion enthält, bei 0,00003 g HNO3 in 1 ccm die
Fällung von Nitronnitrat sofort, bei 0,000015 g HXO3 in 1 ccm die
Fällung von Nitronnitrat nach 2 Stunden deutlich, bei 0,0000075 g
HNO3 "^ 1 ^^^ ^^^ Fällung von Nitronnitrat nach 5 Stunden deutlich.
Der Analysengang zur Bestimmung von Nitraten nach Busch
ist aus folgendem zu entnehmen:
Man löst ca. 0,08 bis 0,12 g Natriumnitrat — oder die entsprechende
Menge anderer nitrathaltiger Substanzen — in 80 ccm Wasser in einem
mit einem Uhrglase bedeckten Becherglase auf und erhitzt die Lösung
nach Zugabe von 12 bis 15 Tropfen verdünnter Schwefelsäure bis zum
beginnenden Sieden; dann entfernt man die Flamme und fügt zu der
heißen Lösung 12 bis 15 ccm einer 10 proz. Lösung von ,,Nitron" in
5 proz. Essigsäure hinzu.
Das Reaktionsgemisch wird mit einem kurzen Glasstabe um-
gerührt und dann sich selbst ^4 ^i^ % Stunden überlassen: in der
anfangs noch klaren, durch das ,,Nitronacetat" etwas gelblich gefärbten
Flüssigkeit beginnt direkt oder nach kurzer Zeit — meist bei einer
Temperatur von 50 bis 60" — die Abscheidung des in prächtigen,
.seidenartigen, dünnen Nadeln krystallisierenden , .Nitronnitrats", welches
bald die ganze Flüssigkeit durchsetzt und sich nach und nach am
Boden des Becherglases ablagert.
Nachdem das Reaktionsgemisch Zimmertemperatur angenommen
hat, stellt man das Becherglas in Eiswasser ein, filtriert nach 1 ])is
lU »stunden den Niederschlag bei schwach arbeitender Saugpumpe
durch Dekantation mit der Mutterlauge auf einen
bei 105 bis 110'' bis zur Gewichtskonstanz getrockneten Neubauer-
tiegel (S. 30) auf und saugt ihn erst dann fest und gründlich ab,
wenn das Becherglas auch nicht mehr die geringsten Spuren des Nieder-
schlages enthält.
Dann sehreitet man zu dem Auswaschen des Niederschlages;
hierzu benutzt man 10 bis 12 ccm Wasser von 0" und bringt davon
jedesmal ungefähr 1 ccm bei .schwach arbeitender Saugpumpe mit dem
ganzen Niederschlag in Berührung.
])ie letzten Spuren des Wavschwas.sers werden durch scharfes
Absaugen soweit als möglich entfernt, und daim wird der N c u b a u e r -
tiegel samt Inhalt bei 105 bis 11(1" abermals l)is zur CUnvichtskuiistanz
getrocknet, welche gewöhnlich nacli 45 Minuten eingetreten ist.
Die Berechnung erfolgt nach der Formel ConH,r,N, . HNO., (Mol-
(iew. 375,180) für das gefällte Xitroimitrat.
Lst die gcfuiulcnc Menge des Nitronnitrats in g -: C! utul tue
aljgewogeno Menge des Nitrats in g = a, so ergibt .sich der l*rozentgchalt
V 4 • -4 4. /v vr^ s 22,658 X G
an Natrninifntrat (NaTSO^) ■ ,
392 Salpetersäurefabrikation.
Kaliumnitrat (KNO3) = -J^— ^ ^ ,
a
Salpetersäure (HNO3) = — '— .
Aus den Löslichkeitsbestimmungen für Nitronnitrat ergibt sich,
daß für die mit „Nitron" ausgeführten Analj^sen ein geringer Fehlbetrag
auftreten muß, der bei obiger Analysen Vorschrift nach G u t b i e r
0,1 — 0,25 Proz. nicht übersteigen sollte (s. hierzu Lunge und B e r 1 ,
Zeitschr. f. angew. Chem. 18, 1681 ; 1905). Da nach den von Busch und
G u t b i e r veröffentlichten Analysenresultaten häufig eine vollständige
Übereinstimmung der berechneten mit den gefundenen Werten be-
obachtet wurde, zmveilen letztere sogar einen geringen Mehrbetrag
zeigten, so kann dies nur auf Zurückhalten von etwas Nitronacetat
durch ungenügendes Waschen des Nitronnitrats erklärt werden.
Neben der Salpetersäure bilden nach Busch (1. c) noch andere
Säuren schwer lösliche Salze mit ,,Nitron". Von den in Betracht kom-
menden Anionen lassen sich die wichtigeren ohne Schwierigkeit elimi-
nieren bis auf die der Chlorsäure und der Überchlorsäure.
Im folgenden sind die Säuren zusammengestellt, welche schwer
lösliche Salze mit Nitron bilden, Avobei die in Klammern angeführten
Zahlen diejenige Konzentration der betreffenden Säure angeben, bei
welcher eine Fällung durch Nitron nicht mehr erfolgt.
Brom Wasserstoff (1 : 800) kann in bekannter Weise mittels Chlor
entfernt werden.
Jodwasserstoff (1 : 20 000) wird am besten durch Jodat (Nitron-
jodat ist leicht löslich) oxydiert und Jod in bekannter Weise entfernt.
Salpetrige Säure (1 : 4000) ist durch Hydrazinsulf at zu zer-
stören.
Chromsäure (1 : 6000) wird zweckmäßig durch Hydrazins ulfat
reduziert.
Chlorsäure wird bei einer Verdünnung 1 : 4000, Überchlorsäure
sogar erst bei einer solchen 1 : 50 000 nicht mehr gefällt.
Von anderen, seltener vorkommenden Säuren wirken störend:
Rhodanwasserstoff (1 : 15 000), Ferro- und Ferri-Cyan Wasserstoff -
säure sowie Pikrinsäure; das Nitronoxalat, ebenfalls schwer löslich in
Wasser, fällt in stark schwefelsaurer Lösung nicht aus.
Busch (Ber. 39, 1401; 1906) hat seine Nitronmethode auch
zur Bestimmung von Nitrat nebenNitrit verwendet. In einer
Hälfte der zu untersuchenden Lösung bestimmt man das Nitrit volu-
metrisch mit Kaliumpermanganat, in der anderen bringt man nach der
Oxydation des Nitrits mit Wasserstoffsuperoxyd in saurer Lösung zu
Salpetersäure die Gesamtmenge beider Säuren als Nitronitrat zur
Wägung. Aus der Differenz ergibt sich dann die Menge der vorhandenen
Salpetersäure.
Die Oxydation mit Wasserstoffsuperoxyd wird in folgender Weise
ausgeführt. Die Substanz (mit einem Gehalt von 0,1 — 0,2 g Nitrit)
Chilisalpeter. 393
wird in ca. 50 ccm Wasser gelöst, 20 ccm einer 3 proz. neutralen Lösung
von Wasserstoffsuperoxyd (M c r c k sches Präparat) hinzugefügt und
die Flüssigkeit nun auf 70" erwärmt. Alsdann läßt man mittels Tropf-
tricliters 20 rem reine, 2 proz. Schwefelsäure am Boden des Gefäßes ein-
laufen, wobei übrigens nicht einmal besondere Vorsicht erforderlich ist,
erhitzt bis nahe zum Sieden und fällt mit 12 ccm Nitronacetat-Lösung
(s. S. 391).
Über die Wiedergewinnung von Nitronbase aus Xitronnitrat vgl.
man Busch (1. c.) und C o 1 1 i n s (Chem. Zentralbl. 1907, IT, 1710).
Bestimmung des Perchlorats. ^)
Dieser für manche Verwendungen des Salpeters geradezu schädliche
Körper, dessen qualitative Nachweisung auf S. 374 angeführt a\ orden
ist, kommt wohl in jeder Sendung von Chilisalpcter vor. Jedenfalls
muß heute stets darauf geachtet Averden.
Alle Methoden zur Bestimmung des Perchlorats beruhen darauf,
das schon vorhandene Chlor des Chlorids im Salpeter zu bestimmen,
dann in einer anderen Probe von Salpeter das Perchlorat in Chlorid
umzuwandeln und durch eine neue Titricrung auf Chloride das Gesamt-
chlor, mitliin durch Differenz das Perchlorat zu bestimmen.
Schon durch einfaches längeres Erhitzen kann man den Sauerstoff
des Perchlorats austreiben und es dadurch in Chlorid umwandeln.
Dies benutzen S j o 1 1 e m a (Chem. -Ztg. 20, 1002; 1896) und Frey t a g
(Chem. Zentralljl. 1898, 1, 1203; auch Zeitschr. f. angew. Chem. 11,' 1021 ;
1898), der dafür ausfüln-liche Vorschriften gibt.
Nach S c 1 c k m a n n (Zeitschr. f. angew. Chem. 11, 101 ; 1898) ist
dies zeitraubend und unsicher. Er schmilzt 5 — 10 g Salpeter von er-
mitteltem Cliloridgehalt in einem Porzellantiegel von 40 — 50 ccm Inhalt
mit dem 3 bis 4 fachen Gewichte von Bleispänen bei allmählich steigender
Hitze, rührt mit einem Kupferdraht um und steigert nach 10 — 15 Minuten
die Hitze auf 1 — 2 Minuten l)is zur dunklen Kotglut des Tiegelbodcns.
Di(! Sciimelze wird mit heißem Wasser aufgew ciclit, das Blcichlorid
durcli Erwärmen mit Xatiiumlficarbouat oder Natroulauge zersetzt,
filtriert und im Filtrat das Chlorid mit Sill)eriiitrat gewichtsanalytiseh
bestimmt.
Honig (Chem. -Ztg. 27, 32; 1903) findet, daß man mit Ferrum
limatum gute Resultate bekommt. Man setzt 2 — 3 g Fe zu 5 — 10 g im
Nickeltiegel geschmolzenem Salpeter und erhitzt ' 2 '^^""*^*N ohne den
Tiegel zum wahrnehmbaren (JHihen zu l)ringen.
Erek (ebenda 21, 21 ; 1897) will erst das voriumdene Chlorid
durch Kochen mit Salpetersäure von 1,4 und .Alkohol zersetzen und dann
das Perchlorat duich Glühen in Chloiid überfühicn.
W i n t e 1 «• r (Chem. -Ztg. 21^ 75: 1S97) rügt verschiedent» JM'hler-
<|Uellen der bis dahin \ ciwcndclcn X'erfahrcti. Im' findet, daß rau«'hende
') S. auch Hj)iLl<T (Ich AIih« Imill ..l'iiililurut".
I
394 Salpotersäurotabrikation.
Salpetersäure bei 200", also im Druckrohre, die Überchlorsäure quantitativ
zu Chlorid reduziert; doch muß man etwa vorhandene Chlorsäure durch
Eindampfen mit Salzsäure vorher entfernen.
0. Förster (Chem.-Ztg. 22, 357; 1898) empfiehlt folgende Me-
thode als durchaus zuverlässig: Man erhitzt 10g des Salpeters (dessen
Chloridgehalt man natürlich kennen muß) mit der gleichen Menge
chlorfreier Soda in einer bedeckten Platinschale oder geräumigem
Porzellantiegel über voller Flamme, bis die Schmelze dünnflüssig wird
und nur noch kleine Blasen wirft, was 10 Minuten dauert; nach dem
Lösen in Salpetersäure bestimmt man das Chlor wie gewöhnlich.
B 1 a 1 1 n e r und Brasseur (Chem.-Ztg. 22, 589 ; 1898) be-
stimmen zunächst das Chloridchlor, erhitzen dann 5 — 10 g Salpeter mit
8 — 15 g Kalkhydrat (chlorfrei) 15 Minuten lang auf dem Bunsenbrenner,
lösen nach dem Erkalten in verdünnter Salpetersäure und bestimmen
nun das Gesamtchlor nach beliebigen Methoden (Chlorat sollte nach
ihnen im Salpeter nicht vorkommen ; vgl. aber unten) . Zur Aufschließung
ist das Kalkhydrat dem Carbonat oder Ätzkalk wegen leichterer Mani-
pulation vorzuziehen.
D i 1 1 r i c h und Bollenbach (Ber. 38, 751 ; 1905) schmelzen
den perchlorathaltigen Salpeter mit der sechsfachen Menge Natrium-
nitrit und bestimmen in der mit warmem Wasser ausgelaugten Schmelze
das nach der Gleichung KCIO4 + 4 KNO2 = KCl + 4 KNO3 gebildete
Chloridchlor gewichtsanalytisch mit Silbernitrat.
Besonders empfohlen wird von verschiedenen Autoren ein Zusatz
von Braunstein (Pyrolusit) zur besseren Zersetzung des Perchlorats,
zuerst von He 11 ich (Chem.-Ztg. 18, 485; 1894). Auch Ähren s
und H e 1 1 (Chem. Zentralbl. 1898, II, 558 ; Zeitschr. f. angew. Chem.
11, 1020; 1898) erhitzen, um die Zersetzung des Perchlorats zu er-
leichtern, den Salpeter mit Soda und chlorfreiem Mangandioxyd bis zum
Schmelzen und Rotglühen, versetzen die Lösung der Schmelze mit
Salpetersäure und Kaliumpermanganat bis zu bleibender Rötung und
titrieren dann das Chlorid nach V o 1 h a r d.
C. Gilbert hat in einer Broschüre : Methoden zur Bestimmung
des Perchlorats (Tübingen 1899) folgende bestimmte Anweisungen
für die Braunstein-Methode gegeben.
a) Man löst 25 g Salpeter zu 250 ccm und bestimmt in 50 ccm des
Filtrats das Chlorid durch Titrieren mit Silbernitrat (1 ccm = 0,01 g
NaCl) und Kaliumchromat (S. 149).
b) Ferner erhitzt man 25 g Salpeter, am besten unter Zusatz von
2,5 g reinstem gepulvertem Pyrolusit (von Merck), in einem Nickel-
tiegel mit tief konkavem Deckel von 70 ccm Inhalt im Luftbade auf
540^ und erhält 1^^ Stunde lang auf dieser Temperatur ^) . Die wässerige
Lösung der Schmelze wird auf 250 ccm gebracht, filtriert und das Chlorid
von neuem wie oben bestimmt. Die Differenz der Bestimmungen a)
1) D u p r e (Journ. Soc. Chem. Ind. 21. 825; 1902) verfährt im wesentlichen
ganz wie oben, läßt aber den Pyrolusit fort und erhitzt eine Stunde lang auf 545"
in dem von Gilbert empfohlenen Luftbade.
CliilLsalpfter. 395
und b), nuiUipli/.iort mit 2,37, crgiljt den GoluUt an Xatriunichlorat.
Als Luftbad dient das bekannte von Lothar Meyer konstruierte
(zu beziehen von E d m. B ü h 1 e r , Mechaniker in Tübingen), welches
3 — 6 Tiegel aufzunehmen vermag, unter Anwendung eines guten Gas-
druckreglers (z. B. von Junckers & Co. in Dessau) und eines
Pyrometers von Le Chatelier oder eines bis 550" gehenden Glas-
thermometers (S. 203). Auch kann man als Pyroskop einen bedeckten
Nickeltiegel verwenden, in dem auf einem Scheibchen Asbestpappe
ein Platintiegel mit ca. 1 g Kaliumperchlorat steht. Man prüfe nach
Beendigung der Arbeit, ob der Rückstand im Platintiegel noch ohne
merkliche Gasentwicklung schmilzt. Man kann natürlich das Chlorid
auch nach V o lli a r d (8. 150) oder gewichtsanalytisch bestimmen.
Bei Gegenwart von Jodat schmilzt man nach A h r e n s und
H. Gilbert unter Zusatz von Soda. 20 g der getrockneten Salpeter-
probe werden mit 2 — 3 ccm konz. Sodalösung durchtränkt, 1 g MnOo
zugesetzt, eingetrocknet und 15 Minuten bei dunkler Rotglut im
Schmelzen erhalten. Die Lösung der Schmelze wird mit Permanganat-
lösung oxydiert und das Chlor nach V o 1 h a r d bestimmt.
Neuerdings hat man neben Perchlorat im Natronsalpeter auch
Xatriumchlorat gefunden und sich mit seiner gesonderten
Hcstimnmng beschäftigt. So wurde nach M ä r c k e r (Chera. Zentralbl.
1898, II, 1)25) in 107 Proben Salpeter an Perchlorat gefunden: ^Maximum
5,04, Minimum 0,27, im Mittel 0,94 Proz. Perchlorat; daneben nach der
dort angewendeten Methode 0,1 — 1,0 Proz. Chlorat. Es wird vor-
geschlagen, 11/2 Proz. Perchlorat in bezug auf Schädlichkeit für die
Landwirtschaft nicht zu beanstanden; doch sind die praktischen LTnter-
sucliungen darüber noch nicht abgeschlossen.
M e n n i c k e (Chem.-Ztg. 22, Rep. 197; 1898) will Chlorid, Chlorat
und Perchlorat in folgender Weise nebeneinander bestimmen, a) Der
Chilisalpetcr A\ird mit etwas Alkalihydrat oder Carbonat geglüht und
dadurch alle Chlorverbindungen in Chlorid umgewandelt, das man
bestimmt, b) Chlorid -j- Chlorat findet man, wenn man 5 g Salpeter mit
10 g clilorfreiem Ziiikstaul) und 150 ccm 1 proz. Essigsäure ^^ Stunde
schwacli kocht, filtriert und im Filtrat das Chlor bestimmt, c) Das
ursprüngliche Ciilorid wird im Salpeter direkt bestimmt. Es sollen auf
diesem Wege beachtenswerte Mengen von Chlorat gefunden werden.
Blattner und Brasseur (Chem.-Ztg. 24, 7i>3; 19(X)) be-
handeln eine Lösung von 5 — 10 g des Nitrats mit überseliü.ssiger schwef-
liger Säure in (ias- f)der ]""'lüssigkeitsform, wodurcli mir das Chlorat
(nicht das Perchlorat) reduziert wird, vertreiben das überschüssige SO^
durch Kociien und sättigen die warme Flüssigkeit mit Calciumcarbonat.
Nach dem Erkalten titrieren sie das jetzt im Filtrat vorhandene Chlorid
in gewöhnlicher Weise und erhalten somit das Chlorat durch .M>z>ig
des von vornherein im Nitrat enthaltenen, besonders bestimmten
Chlorids. Schlicülich bestimmen sie das (iesamtchlor durch (Mühen
des Nitrats mit Kalkhydrat, wie sclion olxn lu^iln iili.-n nml fimliri
somit durch Differenz das l'c-nhlorat.
396 Salpetersäure fabrikatioii.
A r n o u 1 d (Memorial des poudres et salpetres, 1902) beschreibt
die in dem französischen Regierungslaboratorium angewendete Methode.
Man fällt das schon vorhandene Chlorid mit neutraler Silbernitratlösung,
filtriert, erwärmt auf 90*^ und reduziert das Chlorat durch Zusatz eines
Überschusses von Bleinitrat, das man mit Wasser aufschüttelt und ohne
Filtrieren anwendet. Die Trübung Mird durch einige Tropfen verdünnter
Salpetersäure fortgenommen. Wenn dann noch eine Opalisierung bleibt,
so ist Chlorat vorhanden gewesen, das man durch Vergleichung mit
ähnlich hergestellten, mit bekannten Mengen Chlorat versetzten Flüssig-
keiten schätzt. Es wird für die französischen Pulverfabriken verlangt,
daß der Salpeter weniger als 0,01 Proz. Chlorid, 0,01 Proz. Chlorat und
0,1 Proz. Perchlorat enthalte.
Zur Bestimmung von Perchloraten, Chloraten und Jodaten im
Salpeter hat T s c h e r n o b a j e f f (Chem.-Ztg. 29, 442 ; 1905) die
Methode von Lemaitre (Mon. Scient. 18, 1, 253; 1904) verbessert.
Man erhitzt 5 g Salpeter mit 3 g wasser- und chlorfreiem Natriumsulfit
in einem bedeckten Platintiegel (da die Schmelze anfangs ein wenig
schäumt) auf einer kleinen Flamme bis zur Erhaltung einer ruhig
fließenden Masse, wozu nur 3^5 Minuten erforderlich sind ; die erhaltene
Schmelze wird nach dem Erkalten in etwa 100 com Wasser gelöst,
die Lösung mit einem Überschuß von ^/^q N. -Silbernitratlösung und
6 ccm konzentrierter Salpetersäure versetzt, auf einem Sandbade
fast zum Sieden erwärmt und bei dieser Temperatur fast I/2 Stunde lang
gehalten zur Entfernung der salpetrigen Säure und Erhaltung eines gut
filtrierbaren Niederschlages. Nach dem Erkalten filtriert man den
AgCl-Niederschlag ab und Aväscht; das Filtrat samt dem W^aschwasser
wird mit 2 — 3 ccm Eisenalaunlösung versetzt und mit ^/ao N.-Rhodan-
kaliumlösung zurücktitriert. Auf diese Weise wird der Gesamtchlor-
und der Jodgehalt bestimmt.
Zur Ermittlung des Chlorats und Jodats werden 10 g Salpeter
in 50 bis 100 ccm Wasser gelöst und 10 ccm verdünnte Schwefelsäure
(1:3) und 0,3 — 0,4 g Eisenpulver hinzugefügt. Nach 15 — 20 Minuten
ist alles Eisen gelöst und alles Chlorat reduziert (s. Hendrixson,
Amer. Chem. Journ. 32, 242; 1903). Nach Zufügung eines Überschusses
von ^/go N. -Silbernitratlösung wird zur Entfernung der Stickoxyde die
Lösung Yo Stunde auf dem Sandbade fast zum Sieden erwärmt, nach
dem Erkalten der Niederschlag abfiltriert, ausgewaschen und das
Filtrat nach V o 1 h a r d wie oben mit Rhodankaliumlösung titriert.
Perchlorat bleibt ungeändert.
Die im Chihsalpeter vorkommenden Mengen von J o d a t sind
selir klein, so daß ihre Bestimmung selten lohnen wird.
Nach Beck (Zeitschr. f. anal. Chem. 45, 669, 686; 1906) sollte
an Salpeter für die Nitritfabrikation nebst einem Garantiegehalt von
96 — 97 % NaNOo die Forderung gestellt werden, daß das ursprünglich
vorhandene NaCl und das aus der Zersetzung von Natriumperchlorat
(durch Schmelzen mit Soda, Kalk oder Braunstein) entstehende NaCl
den Maximalbetrag von 1 Proz. nicht übersteigt.
Betriebskontrolle. 397
Heti'iol)sk<niti'oll<'.
a) Darstellung der Salpetersäure aus Salpeter. Bei dieser Salpeter-
säurefabiikation besteht die l>etiieb.skontrolle wesentlich in der Er-
mittelung des Ausbringens und der Qualität der Salpetersäure. Daneben
muß darauf geachtet werden, daß keine Stickstoffoxyde in den Kamin
oder sonstwie in die Luft entweichen, was wie bei der Schwefelsäure-
fabrikation (s. d.) untersucht wird.
Außerdem kommt nur nocli die Untersuchung des aus der Retorte
abgestochenen Bisulfats in Frage, die man wie folgt vornimmt.
1. Freie Säure wird mit Xormalnatronlauge titriert. Bei
größeren Mengen von Eisenoxyd oder Tonerde fügt man, ohne Zusatz
eines Indikators, Xormalnatron zu, bis die ersten Flocken eines Nieder-
schlages erscheinen, welche die Beendigung der Reaktion anzeigen.
2. Salpetersäure kann im Xitrometer oder Gasvolumeter
nach derselben Methode wie der Chiüsalpcter im Xitrometer für Salpeter
bestimmt werden, nämHch durch Auflösen im Hahntrichter mit ganz
wenig Wasser und Zersetzen mit viel »Schwefelsäure (S. 156 und 383).
Da im Bisulfat stets nur wenig Salpetersäure vorhanden ist, so muß
man das Xitrometer für Säuren mit seiner engen Meßrölu-e nehmen
oder aber das S. 162 Fig. 49 beschriebene Instrument mit mittlerer
Kugel, das über und unter dieser eingeteilt ist und als Universalnitro-
meter dient. (Berechnung s. S. 384 und 406.)
b) Darstellung der Salpetersäure durch Luftverbrennung.
Zur Ermittelung des S t i c k o x y d g e h a 1 1 c s in den aus den
elektrischen Öfen für Luft Verbrennung entweichenden
Gasen (s. hierzu Lunge und B e r 1 , Zeitschrift für angew.
Chem. 19, 811; 1906; Le Blanc und Niiranen, Zeitschrift
für Elektrochem. 12, o41 ; 1906; Förster und Koch, Zeitschrift
f. angew. Chem. 21, 2161, 2209; 1908) bedient man sich am besten der
konz. Schwefelsäure als Absorptionsmittel. Xach Einschaltung einer
größeren Misch- und Oxydationsflasche, worin das zu untersuchende
Gas wenigstens eine Minute zum Zwecke mögliclist vollständiger Oxyda-
tion zu Stickstoffperoxyd ') verweilen muß, führt man das CJas durcli
zwei intensiv wirkende, mit gemessenen Mengen konz. Schwefelsäure
beschickte Abs()rptionsai)parate (hierzu eignen sich die von \V i s 1 i -
c e n u s , Zeitschr. f. angew. Chem. 15, öO; 1902 angegebenen und von
Hugershoff, Leipzig, gelieferten Glocken waschf laschen sehr gut),
absorbiert in diesen das Stickstoffperoxyd und mißt dann durch einen
Aspirator die Menge des nicht absorbierbaren Ga.ses.
Die Verbindung der einzelnen .Vpi)iiratenteile kaiui natürlidi nicht
durch Guminischläuche geschehen, da diese von den nitrosen (iasen
zerstört werden, und dadurch die Ga.szusammensetzung geändert er-
') (^bur die OxydatioiiHgcscliwiiuligkt'it dos Stickoxytls liubfii R a s (! Ii i i;
(Zeitschr. f. angew. Choin. 18. 1291 : 1905), Lunge und M o r 1 (cb.Mula 19, HÜl ;
1906 und 20, 1716; 1907) und B o d e n 8 t e i n (ebenda 22, 1154; 1909) goarbeit<t.
398 Salpetersäure faVjrikation.
scheinen würde (s. Lunge und B e r 1 , 1. c. S. 812). Man muß ent-
^vede^ die einzelnen Apparatenteile durch Glasschliffe zusammenfügen
(welche durch zerflossenes Phosphorpentoxyd geschmiert werden),
oder man bedient sich der Ludwig sehen Platindichtung (Ber. 1,
232; 1868), indem man über die Verbindungsstelle der zusammen-
stoßenden Glasrohre von gleichem Durchmesser ein 0,05 mm starkes
Platinblech rollt und darüber einen Kautschukschlauch schiebt, welcher
mittels Ligaturen das Platinblech fest an die Rohre preßt. Nach be-
endeter Absorption entleert man die Absorptionsapparate in eine
mit Glasstöpsel gut verschließbare Glasflasche, schüttelt zur homogenen
Verteilung gut durch und nimmt zur Analyse aliquote Teile, in denen
man durch das Nitrometer den Gesamtstickstoff bestimmt.
R a s c h i g (Zeitschr. f. angew. Chem. 18, 1281 ; 1905) empfiehlt
^/lo N. -Natronlauge als Absorptionsmittel, deren Absorptionswirkung
nach Lunge und B e r 1 (ebenda 19, 861 ; 1906), Grau imd Ruß
(Chem. Zentralbl. 1907, 1, 1172), unvollständig ist, da stets ca. 1 Proz.
Stickoxyd unabsorbiert bleibt. Man kann nach diesen Autoren die
Natronlauge nur dann anwenden, wenn man hinter die Lauge noch ein
Absorptionsgefäß mit Schwefelsäure einschaltet.
Haber und König (Zeitschr. f. Elektrochem. 13, 725; 1907)
oxydieren ein abgemessenes Volumen des entstandenen Stickoxyds
in einer trockenen Flasche mit Wasserstoffsuperoxyd zu Salpetersäure
und titrieren diese mit Barytwasser.
Über optische Analyse von Stickoxyd-Luftgemischen s. S. 279.
Salpetersäure.
Die reine, wasserfreie Salpetersäure, HNO3, ist schwer darzustellen
und kaum irgend längere Zeit aufzubewahren, da sie sehr bald unter
Abgabe von Sauerstoff L^ntersalpetersäure bildet, welche die farblose
Säure gelb oder bei größerer Menge N2O4 rot färbt. Der Siedepunkt
15"
ist 86"; spez. Gew. bei ein wenig über 1,52.
Die stärkste Säure des Handels hat im reinen Zustande, wenn
fast frei von N2O4, ein spez. Gewicht von 1,50 oder ein wenig darüber,
entsprechend 94 — 95 Proz. HNO3. Sie siedet etwas über 86", und beim
Kochen erhöht sich der Siedepunkt, indem mehr Säure als Wasser über-
geht, bis der Siedepunkt 126" erreicht ist, wo dann bei Atmosphären-
druck eine Säure von 68,9 Proz. HNO3, vom spez. Gewicht 1,42, un-
verändert überdestiUiert. Verdünntere Säuren haben wieder einen
niedrigeren Siedepunkt und geben beim Kochen unter beständiger
Erhöhung des Siedepunktes mehr Wasser als Säure ab, bis sie auch
wieder auf dem Siedepunkt 126" und der obigen Zusammensetzung
der eutektischen Mischung anlangen.
Die älteren Tabellen über die Beziehungen des spez. Gewichtes
von Salpetersäuren zu ihrem Prozentgehalte, namentlich auch die von
I
Salpetersäure.
399
K o 1 b , sind durcli die Untersuchuiicr von Lunge und R e y (Zeitschr.
f. angew. Cheni. 4, 165; 1891) übeiflü.ssig geworden, auf der die unten
folgende Tabelle (8. 401) basiert. In neuerer Zeit sind von einer Reihe
von Autoren neue Tabellen zur Gehaltsbestimmung konzentrierter
Salpetersäuren durch das spezifische Gewicht veröffentlicht worden.
Die Angaben von V e 1 e y und M a n 1 e y (Journ. Soc. Chem. Ind. 22,
1227; 1903; Chem. -Ztg. 29, 1207; 1905), Fe r g u s o n (Journ. Soc.Chem.
Ind. 24, 781 ; 1905) und P ü t z e r (Chem.-Ztg. 29, 1221 ; 1905) stimmen
mit den Zahlen von Lunge und R e y weitgehend überein, während
die falschen Werte von W i n t e 1 e r (Chem.-Ztg. 29, 689, 1009; 1905,
s. hierzu Lunge, ebenda, S. 689, 1072) im Maximum bis 2,8 Proz.
abweichen. Ein Vergleich der Angaben der verschiedenen Beobachter
ist durch folgende TabeUe ermöglicht:
Dichten.
1.485
1.490
1.495
1.500
1.505
1.510
1.515 1.520
Lunge u. R e y
V e 1 e y und
M a n 1 e y . . .
Ferguson. .
P ü t z e r . . .
W i n t e 1 e r . .
87.Ö
87.6
86.3
89.6
89.6
89.7
90.1
88.2
91.6
91.1
91.4
92.1
90.2
94.1
96.4
98.1
99.1
94.0
96.5
97.8
98.7
93.7
—
—
—
94.6
96.9
98.5
99.6
91.8
93.6
95.6
97.3
99.7
99.8
99.7
I
Zu den ausführHchen Tabellen von Lunge und R e y geben
\\ ir noch eine Tabelle (S. 403) für die Korrektion der beobachteten
>pcz. Gewichte für etwas höhere und niedrigere Temperaturen als die
dabei zugrunde gelegte Xormaltemperatur der Säure von 15", bezogen
auf Wasser von der Temperatur 4" als Einheit ^). (Siehe die Tabelle auf
S. 401 bis 403.)
Selbstverständlich ist die Tabelle (S. 401), wie alle ähnlichen, für
ganz reine Säuren ausgearbeitet worden und kann für die immer ver-
unreinigten technischen Säuren nicht genau stimmen. Bei Schwefel-
säure und Salzsäure ist der Unterschied mit Ausnahme der stärksten
Säure nicht groß, wohl aber bei der technischen Salpetersäure infolge
ihres Gehaltes an niedrigeren (meist als U n t e r s a 1 p e t e r s ä u r e
in Rechnung gestellten) Stickstoffe ).\ydcn. Man hatte wohl selion von
venschiedencn Seilen (L o r i n g J a c k s o n und Wi n g (Chem. Ztg. 11,
Kep., 273; 1887) und R. Hirsch (Chem. Ztg. 12, 911; 1888) auf
<liesen Einfluß der Untersalpetersäure auf das spezifi.sche Gewicht auf-
nierk.sam gemacht, ohne jedoch einen Weg zur .Abhilfe zu zeigen. Demi
• iic von Hirsch (i.e.) gemachte .Annahme, daß 1 Proz. HNO., einer
Zunahme! des Volunigewichtes um 0,01 ent.spreche, ist unstatthaft,
wie L u n g e Jind M a r c h 1 e w s k i bewiesen haben (Zeitschr. für
angew. Chem. 5, 10; 1892). Ihre Beobachtungen zeigten für die
]»rakti.sch wichtigste stärkste Säure folge-ndcs Krgcbriis:
•) Eine ausführlicho Tabfillo durtihcr j;il.t F ii c h s , ZoitH.hr. f. unirow
' l"in. 11. 747; 1898.
I
400
SaliJetersäurefabrikation.
Spez. Gewicht der Ausgangssiiure: 1.4960 bei 1^/4" i m
1 u f t 1. R a u m.
Proz.
Änderung des
spez. Gew.
durch N, O4
N2O4
Proz.
Änderung des
spez. Gew.
durch N2O4
0.25
0.00050
6.75
0.04475
0.50
0.00075
7.00
0.04650
0.75
0.00150
7.25
0.04720
1.00
0.00300
7.50
0.05000
1.25
0.00475
7.75
0.05165
1.50
0.00675
8.00
0.05325
1.75
0.00775
8.25
0.05500
2.00
0.01050
8.50
0.05660
2.25
0.01250
8.75
0.05825
2.50
0.01425
9.00
0.06000
2.75
0.01625
9.25
0.06160
3.00
0.01800
9.50
0.06325
3.25
0.01985
9.75
0.06500
3.50
0.02165
10.00
0.06600
3.75
0.02350
10.25
0.06815
4.00
0.02525
10.50
0.06975
4.25
0.02090
10.75
0.07135
4.50
0.02875
11.00
0.07300
4.75
0.03050
11.25
0.07450
5.00
0.03225
11.50
0.07600
5.25
0.03365
11.75
0.07750
5.50
0.03000
12.00
0.07850
5.75
0.03775
12.25
0.08050
6.00
0.03950
12.50
0.08200
6.25
0.04175
12.75
0.08350
6.50
0.04300
Folgendes Beispiel möge den Gebrauch dieser Tabellen bei gleich-
zeitigem Gehalt der Salpetersäure an Untersalpetersäure verdeutlichen.
Man habe das spez. Gewicht einer 2,93 Proz. N2O4 enthaltenden Salpeter-
säure zu 1,4994 bei 20° festgestellt. Man ersieht sodann zunächst aus
der Korrektionstabelle auf S. 403, welche auch bei etwas unter 13"
und über 17'^ hegenden Temperaturen unbedenklich Verwendung finden
kann, daß das spez. Gewicht bei IS» beträgt: 1,4994 + (0,0016 X 5)
= 1,5074. Nach der obigen Tabelle ist von letzterem Gewichte für
2,93 Proz. (oder rund 3,00 Proz.) N2O4 abzuziehen 0,0180. Man hat
also nach Beseitigung des Einflusses der Untersalpetersäure als spez.
Gewicht der reinen Säure 1,5074 — 0,0180 = 1,4894. Für diese Zahl
findet man in der großen Tabelle (S. 401 f.) die runde Ziffer 1,490,
entsprechend einem Prozentgehalt von 89,56 NO3H. Hätte man aber
statt dessen ohne Berücksichtigung des Einflusses der Untersalpeter-
säure direkt das auf 15" reduzierte Gewicht 1,5074 in der großen Tabelle
Salpotersäure.
401
Tabelle der s p e z i £ i s c h o n Gewichte von S a 1 p e t o r s ä u r c ii b e i 1 5" C,
bezogen auf \\' a s s e r von 4", nach L u n «z; e und R e y , umgerechnet
nach den neuesten H e s t i in in u n g e n d e r A t o in g e w i c h t e (N = 14.01).
XB. Diese Tabelle gilt nur für chemisch reine, auch von Untersalpetersäure freie Salpetersäure,
nicht für Säuren des Handels.
Vol..
Gew.
Crade
Huiuiiö
Grade
des
Densi-
iiietors
100 Gewichtsteile enthalten
1
Liter entliält Kilogramm
15»
N.Oä
HNO3
Säure von
N2O5
HNO3
Säure von
(luft-
leer)
36» Be.
40» Be.
487.,"
Bö."
36» Be.
40» Be.
48V/,»
Bö.
1.000
0
0
0.08
0.10
0.19
0.16
0.10
0.001
0.001
0.002
0.002
0.001
1.005
0.7
0.5
0.85
1.00
1.89
1.61
1.03
0.008
0.010
0.019
0.016
0.010
1.010
1.4
1
1.02
1.90
3.60
3.07
1.95
0.016
0.019
0.036
0.031
0.019
1.015
2.1
1.5
2.39
2.80
5.30
4.. 52
2.87
0.024
0.028
0.053
0.045
0.029
1.0-20
2.7
2
3.17
3.70
7.01
5.98
3.79
0.033
0.0.38
0.072
0.061
0.039
1.025
3.4
2.5
3.94
4.60
8.71
7.43
4.72
0.040
0.047
0.089
0.076
0.048
1.030
4.1
3
4.71
5.. 50
10.42
8.88
5.64
0.049
0.057
0.108
0.092
0.058
1.035
4.7
3.5
5.47
6.38
12.08
10.30
6.54
0.057
0.006
0.125
0.107
0.068
1.040
5.4
4
6.22
7.26
13.75
11.72
7.45
0.064
0.075
0.142
0.121
0.077
1.045
0.0
4.5
6.97
8.13
15.40
13.13
8.34
0.073
0.085
0.161
0.137
0.087
1.050
(i.7
5
7.71
8.99
17.03
14.52
9.22
0.081
0.094
0.178
0.152
0.096
1.055
7.4
5.5
8.43
9.84
18.64
15.89
10.09
0.089
0.104
0.197
0.168
0.107
l.OüO
H.O
(i
9.14
10.67
20.22
17.24
10.95
0.097
0.113
0.214
0.183
0.116
1.0(55
8.7
0.5
9.86
11.50
21.79
18.59
11.81
0.105
0.122
0.232
0.198
0.126
1.070
9.4
/
10.56
12.32
23.35
19.91
12.05
0.113
0. 1 32
0.250
0.213
0.135
1.075
10.0
7.5
11.20
13.14
24.90
21.24
13.49
0.121
0.141
0.268
0.228
0.145
1.080
10.0
8
11.95
13.94
26.42
22.53
14.31
0.129
0.151
0.285
0.243
0.155
1.085
11.2
8.5
12.03
14.73
27.91
23.80
15.12
0.137
0.1()0
0.303
0.258
0.164
1.090
11.9
9
13.30
15.52
29.41
25.08
15.93
0.145
0.169
0.320
0.273
0.174
1.095
12.4
9.5
13.98
16.31
30.91
26.35
10.74
0.153
0.179
0.338
0.289
0.183
1.100
13.0
10
14.t;6
17.10
32.40
27.63
17.55
O.Kil
0.188
0.356
0.304
0.193
1.105
13.0
10.5
1.5.33
17.88
33.88
28.89
18.35
0. 1 69
0.198
0.374
0.319
0.203
I.IIO
14.2
II
15.99
18.66
35.36
30.15
19.15
0.177
0.207
0.392
0.335
0.213
1.115
14.9
11.5
10.()0
19.44
36.84
31.41
19.95
0.186
0.217
0.411
0.350
0.222
1.120
15.4
12
17.33
20.22
38.32
32.67
20.75
0. 1 94
0.226
0.429
0.366
0.232
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Vol..
Gew.
Gnide
Baume
Grade
des
Densi-
nieters
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15»
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HNO3
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N.O3
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Säure von
luft-
leer)
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Be.
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2.212
1.405
1.500
48.1
50
80.59
94.04
178.21 151.94
96.50
1.209
1.410
2.673
2.279
1.448
1.501
—
—
81.03
94.55 i 179.17 152.76
97.02
1.216
1.419
2.689
2.293
1.456
1.502
—
—
81.46
95.03
180.08 153.54
97.52
1.224
1.427
2.705
2.306
1.465
1.503
—
—
81.85
95.50
180.97 154.30
98.00
1.230
1.435
2.720
2..319
1.473
1.504
—
—
82.24
95.95 181.83 155.03
98.46
1.237
1.443
2.735
2.332
1.481
1.505
48.4
50.5
82.57
96.34 ' 182.56
155.66
98.86
1.243
1.450
2.749
2.343
1.488
1.506
—
—
82.88
96.71 1 183.27
156.25
99.24
1.248
1.456
2.760
2.353
1.495
1.507
—
—
83.20
97.08 183.97
156.85
99.62
1.254
1.463
2.772
2.364
1.501
1.508
48.5
—
83.52
97.45 184.67
157.45
100.00
1.259
1.470
2.785
2.374
1.508
1.509
—
—
83.81
97.79
185.31
158.00
100.35
1.265
1.476
2.796
2.384
1.514
1.510
48.7
51
84.03
98.05
185.80
158.42
100.62
1.269
1.481
2.806
2.392
1.519
1.511
— .
—
84.22
98.27
186.22
158.77
100.84
1.273
1.485
2.814
2.399
1.524
1.512
—
—
84.40
98.48
186.62 159.11
101.06
1.276
1.489
2.822
2.406
1.528
1.513
—
—
84.57
98.68
187.00, 159.44
101.26
1.280
1.493
2.829
2.412
1.532
1.514
—
—
84.72
98.85
187.32; 159.71
101.44
1.283
1.497 ; 2.836
2.418
1.536
1.515
49.0
51.5
84.86
99.02
187.641 159.99
101.61
1.286
1.500 2.843
2.424
1.539
1.516
—
—
84.98
99.16
187.91: 160.21
101.76
1.288
1.503 ! 2.849
2.429
1.543
1.517
—
—
85.09
99.29
188.15! 160.42
101.89
1.291
1.506 i 2.854
2.434
1.546
1.518
—
—
85.20
99.41
188.381 160.62
102.01
1.293
1.509 ! 2.860
2.438
1.549
1.519
—
—
85.29
99.52
188.59 160.79
102.12
1.296
1.513 2.867
2.444
1.552
1.520
49.4
-o
85.38
99.62
188.78
160.96
102.23
1.298
1.514
2.869
2.447
1.554
Korrektion der bf'f)bafhtfton Volumgewichte für Temperaturen /.wüschen
1.1 lui.l 17" f.
VolmiiKowicIit
Korrektion
für i 1 »
Volunigcwicht
Korrektion
für •- 1 »
000 -1
(i-jo
ll'OOOl
1-281 - i-.-no
II iiiiln
021-1
040
0-0002
1-311—1-350
O'Olll 1
041—1
070
0-(»()03
1-3.-.I— 1-365
uool-J
071 — 1
100
0-0004
i:{(;6— 1-400
0-0013
101 — 1
130
o-ooo.-)
1 401— 1-435
0.0014
131-1
It.l
o-ooof>
1-436 — 1-490
0-0015
1 62 - 1
200
0-0007
1-491 -1-500
0-0016
201 — 1
245
0-(»00M
1 .■)0l -1-5-20
()«I0I7
246 1
280
o-ooo'.t
26*
404 Salpetersäurefabrikation.
aufgesucht, so hätte man es gefunden in der Mitte zwischen 1,507 mit
97,08 Proz. HXO3 und 1,508 mit 97,45 Proz. HNO3, also entsprechend
n ^ u (97,08 + 97,45) . 4 ^_ ., ^ ,^ . ..^^ .
emem Gehalt von — = 9/, 21 Proz. Man hatte also
statt des wirklichen Gehaltes von 89,56 Proz. einen solchen von
97,21 Proz. irrtümlich angenommen.
Bei Verwendung dieser stärksten Salpetersäure für Nitrierungs-
zwecke pflegt man die gesamte N2O4 als unwirksam anzusehen, Avorauf
der Gebrauch der Tabelle (S. 400) sich stützt. Für viele Fälle (besonders
bei Mischung mit starker Schwefelsäure) ist es allerdings das Richtigere
die Hälfte der UntersaliDctersäure als wirksam anzunehmen nach
der Formel: N0O4 + H^O = HNO3 + HNOg. Man müßte dami den
halben Abzug machen, für den eine besondere Tabelle anzu-
fertigen wäre.
Lunge und M a r c h 1 e w s k i (Zeitschr. f. angew. Cliem. 5,
330; 1892) haben auch noch mit zwei schwächeren Salpetersäuren
(1,4509 und 1,4018 spez. Gew.), welche sich ebenfalls den im Handel
vorkommenden Stärken anschließen, ähnliche Tabellen zur Berück-
sichtigung des Einflusses der Untersalpetersäure aufstellen wollen,
indessen — augenscheinlich wegen der teilweisen oder gänzlichen Um-
wandlung der Untersalpetersäure in Salpetersäure und salpetrige Säure
(s. hierzu Saposchnikoff, Chem. Zentralbl. 1900, 11, 708; 1901,
II, 1330) — keine regelmäßigen Ergebnisse erzielt; noch weniger mit
schwächeren Säuren.
Analytische Bestimmung der Untersalpetersäure. Die Ermittelung
derselben in stärkster Salpetersäure wird zur Korrektur des direkt
gefundenen spezifischen Gewichtes (siehe S. 400) me folgt vorgenommen :
Man läßt die Säure aus einer genau kahbrierten, in ^/^q ccm geteilten
Bürette, welche man mit Sicherheit auf 0,01 ccm ablesen kann, nach
und nach in ein bestimmtes Volumen auf 40'' erwärmter, etwa halb-
normaler Permanganatlösung (15,803 g KIMnOj im Liter) bis zum
Verschwinden der Färbung einlaufen. Vor der Titration läßt man die
Säure einige Zeit in der Bürette stehen, bis sie die (durch ein genaues
Thermometer bestimmte) Zimmertemperatur angenommen hat, was sich
durch Konstanz ihres Volumens in der Bürette kennzeichnet. Die An-
zahl der ccm Säure, \\elche zur Entfärbung des Permanganats erforderlich
war, mit dem der Zimmertemperatur entsprechenden Volumgewicht
multipliziert, ergibt das Gewicht der verbrauchten Säure, woraus der
Gehalt an N2O4 in derselben Weise berechnet Avird, wie es bei der Prüfung
der Nitrose (im Schwefelsäurebetrieb) beschrieben werden A\ird. Jedes
ccm Y2 N.-Permanganat entspricht 0,023005 g NoOj; also ist bei einem
Verbrauche von n ccm Permanganat und m ccm der zu prüfenden Säure
der Gehalt an N2O 4 = — '—^ Gramm pro ccm. Über die Berechnung
der drei Stickstoffsäuren in einem Gemenge derselben vgl. später bei der
Untersuchvmg der Schwefelsäure (S. 424).
Salpetersäure. 405
I) er rj c s a in t s ä u r c g c h a 1 1 wird trotz der nach S. 391)
in diesem Falle besonders großen Unsicherheit in der Praxis meist nur
durch das Aräometer bestimmt. Xatürlioh kann (und .sollte in allen
wichtigeren Fällen) man ihn auch durch Titrieren bestimmen, was bei
schwach rauchenden Säuren ohne Schwierigkeit von statten geht, indem
man sie entweder vorher verdünnt und dann einen Teil herauspipettiert
oder, was sicherer ist, im konzentrierten Zustande mit der bei rauchender
Schwefelsäure zu beschreibenden ,, Kugelhahnpipette" abwägt. Als
vorteilhaft erweist .sich auch hier das Arbeiten mit dem Einlaufrohr
(s. bei ,, Kugelhahnpipette"). Beim Titrieren muß man beachten, was
S. 84 f. über die Zerstörung des Methylorange durch salpetrige Säure
gesagt ist. Bei stark rauchenden roten Säuren gibt selbst das Ab-
wägen in der Kugelhahnpipette keine genügenden Resultate, weil die
aus der Säure fortwährend aufsteigenden und in die Kugel eindringenden
Dämpfe nicht ohne Verlust an Stickoxyden auszuwaschen sind.
Zweckmäßig verfährt man dann nach Lunge und M a r c h 1 e w s k i
wie folgt: 10 ccm der Säure werden (am besten aus einer Bürette) langsam
in eiskaltes Wasser tropfen gelassen, auf KM") ccm aufgefüllt und ein
aliquoter Teil zur Titrierung verwendet, wobei eine aufs genaueste
eingestellte Natronlauge zur Anwendung zu gelangen hat.
Ein etwas umständlicherer, aber dafür genauerer Weg ist der,
die gekühlte Säure in eine schwach erwärmte gewogene Glaskugel
mit Spitze einsaugen zu lassen, diese dann zuzuschmelzen, wobei
man die Kugel vorteilhaft in eine Kältemischung taucht. Die ge-
wogene, mit rauchender Säure gefüllte Kugel zerbricht man durch
Schütteln in einer mit Wasser teilweise gefüllten Glasstöpfelflasche,
die einige große Glasperlen zur Erleichterung des Zertrümmerns der
Kugel enthält. Die wässerige Lösung wird mit Lauge titriert.
Man kann natürlich den fJehalt an beiden Säuren des Stick.-toffs
auch durcli das Nitrometer ermitteln, wobei man, da eine größere Menge
von Stickoxyd zu messen ist, das Kugelnitrometer (Fig. 48, S. 161) an-
wenden und ganz in derselben Weise wie bei der Analyse von Salpeter,
S. 383, verfahren muß, indem man 1 ccm der Säure aus einer ganz
genauen Pipette in das Xitrometer einfließen läßt und 10 ccm konz.
Schwefelsäure dazu setzt. Aber diese Methode wird man nur anwenden,
wenn gleichzeitig viel Schwefelsäure usw. vorhanden ist, also bei Misch-
und Abfallsäuren, S. 407. Berechnung s. S. 40(5.
Sonstige Prüfung. 1. Fester Rückstand, größtenteils
.scliucfcIsHurcs Natron, mit wenig Ei.senoxyd usw., wiril bestimmt durch
Abrauflien von .W ccm an einem vor Staub geschützten ( )rte bis zur
Trockne, Glühen und Wägen.
Merck (Prüfung der (chemischen Reagenzien auf Reinheit, 1905)
schreibt für .\cidiim nitricum ])uriss. 1 .20v()r: l()ccm SalpcttMsäure sollen
nach dem Kiri<l;iiiipfcn einen wägbaren l-tiickstand nicht hinterlassen.
L*. Seh w e f (! 1 s ä u r e. a) (Qualitative Prüfung auf solche nach
Merck: 10 ccm Salpetersäure werden mit '.H> cini Wasser verdünnt
406
Sulpotensäurefabrikatioii.
Tabelle zur Umrechnung der bei der nitro metrischen
Analyse gefundenen ccm Stickoxyd auf Salpetersäuren
verschiedener Stärke.
ccm NO
HNO3 in g
HNO3 40» Be. in g
HNO3 36" B6. in g
1
0-002 814
0-004 547
0-005 333
2
0005 629
0-009 094
0-010 666
3
0-008 443
0-013 642
0-015 999
4
0-011257
0-018 189
0-021 332
5
0-014 072
0-022 736
0-026 606
6
0-016 886
0-027 283
0-031 999
7
0-019 700
0-031 830
0-037 332
8
0-022 514
0-036 378
0-042 665
9
0-025 329
0-040 925
0-047 998
und mit Baryumchloridlösung versetzt; nach 12 stündigem Stehen soll
eine Abscheidung von Baryumsulfat nicht erfolgt sein. — Man hat sich
bei dieser Prüfung zu vergegenwärtigen, daß die Gegenwart von starker
Salpetersäure oder von viel Chlorammonium die Schwefelsäurereaktion
beeinträchtigt; man muß deshalb die Salpetersäure entweder durch Ab-
dampfen zum allergrößten Teil entfernen oder durch nahezu vollständiges
NeutraHsieren der nicht abgedampften Flüssigkeit mit chemisch reiner
Soda unschädlich machen.
b) Quantitative Bestimmung: Man sättigt beinahe vollständig
mit reiner Soda und fällt heiß tropfenweise mit Chlorbaryum. Wenn die
Säure einen merkhchen festen Rückstand hinterläßt, so besteht dieser
meist aus schwefelsaurem Natron, was man berücksichtigen muß.
Halogen wasserstoffsä u r e n (qualitativ nachMerck) :
10 ccm Salpetersäure, mit 90 ccm Wasser verdünnt, sollen durch Silber-
nitrat nicht verändert werden.
Quantitativ: Man neutrahsiert mit chemisch reiner Soda (ganz
schwach alkalische Reaktion schadet nichts) und titriert mit Silber-
lösung (S. 149). , ^^
3. Schwermetalle und Erden (nach Merck): 20 ccm
Salpetersäure werden mit 80 ccm Wasser verdünnt und mit Ammoniak-
lösung bis zur alkahschen Reaktion versetzt. Nach Zufügen von einigen
Tropfen Schwefelammonium und Ammoniumoxalatlösung soll weder
eine dunkle Farbe noch eine Trübung entstehen.
4. Eisen wird quahtativ in der vorher verdünnten Säure
durch RhodankaHum gefunden, quantitativ durch Übersättigen der
Säure mit Ammoniak und längeres Erwärmen gefällt und unter An-
wendung eines aschenfreien Filters bestimmt.
Spuren von Eisen bestimmt man am besten auf kolorimetrischem
Wege durch RhodankaHum, wofür Lunge (Zeitschr. f. angew. Chem.
9, 3; 1896) genaue Anleitung gibt; vgl. darüber später bei der Prüfung
der Schwefelsäure. /
i
]\Iisch iiüd Abl'allsäurcii. 4()y
5. J o cl s ä u r e und Jod (nach Merck). Werden 5 ccm
Salpetersäure mit 10 cem Wasser verdünnt und mit einem Stückchen
Zink versetzt, so darf eine zugesetzte kleine Menge von Chloroform
nach dem Schütteln nicht violett gefärbt werden. — Bruining
(Pharm. Weekblad 40, 969; 1903) reduziert die Jodsäure mit Ferrosulfat.
Bezüglich des Nachweises von Jod in der Salpetersäure bemerkt
Krauch (Prüfung der Rcagentien, 3. Aufl.), daß bei V200 Proz. Jod-
gehalt die Salpetersäure gelbUch gefärbt sein \\ ürde (die gelbe Farbe
kann auch durch Chlorverbindungen bedingt sein und ist gewöhnlich
auf einen Gehalt an Untersalpetersäure zurückzuführen), und daß der
Jodgehalt durch Schüttehi mit Chloroform erkannt werden kann
(Biltz). Gewöhnlich wird aber das Jod nicht als solches, sondern
als Jodsäure in der Salpetersäure aufgelöst sein. Es werden die Jodsauer-
stoffverbindungen und zugleich das Jod dadurch erkannt, daß man zu
der verdünnten Säure vorsichtig eine sehr verdünnte Lösung von schwef-
liger Säure oder wenige Tropfen Schwefelwasserstoffwasser gibt und
das hierdurch in Freiheit gesetzte Jod durch Schwefelkohlenstoff oder
Stärkeklcister nachweist. Jeder Überschuß von schwefliger Säure oder
Schwefelwasserstoff macht die Reaktion verschwinden.
Nach der Pharm. -Kommission des deutschen Apotheker-Vereins
(Arch. Pharm. 1887, 93) schüttelt man zur Prüfung auf Jod und Jod-
säure die mit dem doppelten Volumen ^^^asser verdünnte Säure mit wenig
Chloroform, wobei letzteres nicht violett gefärbt werden darf, auch nicht
nach Zusatz eines in die Säureschicht hineinragenden Stückchens Zink.
Nach B e c k u r t s (Fischers Jahresb. 1886, 305) ist die empfind-
lichste Nachweisung von Jod in Salpetersäure: Kochen von 1 ccm zur
Entfernung von niedrigeren Oxyden und Oxydation alles Jods zu
Jodsäure, Zusatz von 1 ccm ausgekociiten Wassers und dann einiger
Tropfen einer Lösung von Jodkalium und Stärke in luftfreiem Wasser,
worauf eine Bläuung Jod in der ursprünglichen Lösung anzeigt. (Gegcn-
ver.such mit dem Jodkalium und rehier Säure unbedingt nötig.)
Für die Prüfung anderer Salpeter-säuren als vom spez. Gew. 1.2
schlägt Merck die gleichen Methoden vor, nur empfiehlt er statt 10 ccm
HNO., (spez. Gew. L2)
l'i ccm Acid. nitr. puriss spez. Gew. 1.153
7.5 - - - - i.:i
5 - - - fumans ])im-. ... ,, 1.48G— 1.500
anzuwenden.
Aiiliaii^.
IntorsnchiMif: von IMiscIi- iin«l Vltfallsäiirni ((iomciijijon von
Scliwefclsäurc, Salpctersiiiirc usw.).
Gemi.sche von Schwefelsäure mul Salpetersäure werden in dm
Säiir(fa})riken licrgcstclU, um sie für Xitrieiungszwecke an Tecrfarben-
iind Sprcngstdff.'ibriktii /ii licfciri. Andi-ri-iscilM kDimncii aus solchen
408 Salpetersäurcfabrikation.
Fabriken x4bfallsäuren, die neben den ursprünglichen Komponenten
(von denen natürlich die Salpetersäure zum großen Teile verschwun-
den ist) viel salpetrige Säure und organische Bestandteile enthalten;
die letzteren nicht gerade in erheblicher Menge. Diejenigen Abfall-
säuren, welche große Mengen organischer Bestandteile enthalten und
dadurch teerige Beschaffenheit angenommen haben, wie die Reini-
gungssäuren von der Benzol- und Mineralölfabrikation, werden hier
nicht berücksichtigt. Diese letzteren enthalten keine Salpetersäure
und können durch Verdünnung ihres ,, Teers" fast vollständig beraubt
werden (er besteht großenteils aus Pyridinbasen, kondensierten
Kohlenwasserstoffen usw.).
Nach G u 1 1 m a n n enthält
die Abfalls^
Iure
im Durchschni
Folgendes :
Vom Nitroglycerin
Von Nitrocellulose
Von Nitrobenzol,
Pikrinsäure usw.
HNO3 . . 10
10
1
H.SO^ . . 70
80
65
H,0 . . 20
. 10
34
100 100 100
Auf niedere Stickstoffoxyde und organische Bestandteile ist
hier keine Rücksicht genommen.
Die Analyse von Mischsäuren wird in folgender Weise vorge-
nommen (Lunge und Berl, Zeitschr. f. angew. Chem. 18, 1681; 1905,
Chem.-Ztg. 31, 485; 1907; s. hierzu Mihr, ebenda 31, 324, 340; 1907):
1. Bestimmung der Gesamtacidität : Man titriert ca. 1 g (bei
Verwendung von N. -Natronlauge) resp. 0,2 g (bei ^/g N. -Lauge), ab-
gewogen in einer Kugelhahnpipette (s. d. und die Verwendung des
,, Einlaufrohres") mit Lauge und Methylorange. Man setzt den
Indikator entweder erst gegen Schluß zu (bzw. erneuert den zer-
störten Indikator) oder setzt einen Überschuß von Natronlauge,
dann erst Methylorange zu und titriert mit Säure zurück.
2. Salpetrige Säure bestimmt man durch Einlaufenlassen
der Säure in eine abgemessene Menge stark verdünnter und er-
wärmter 1/2 N.-Permanganatlösung. (Genaueres im nächsten Ab-
schnitt bei Prüfung der nitrosen Schwefelsäure, auch S. 404). Sie
kann als HNO2 oder N2O3 oder auch als Untersalpetersäure, N2O4,
berechnet werden: jedes ccm des Halbnormalpermanganats zeigt
0,023005 gNoOj resp. 0,095025 g N.O^ an; wenn also x die ccm
des angewendeten Permanganats, y die ccm der zu dessen Ent-
färbung verbrauchten Säure, s das spezifische Gewicht derselben bedeutet,
23 X 2 3 X
so ist Nn Oi = in g pro Liter der Säure oder — der Ge-
y ys
95 025 X
halt der Säure an N2O4 in Gewichtsprozenten, resp. N2O3 = — '- '-
9 5025 X
in g pro Liter oder — — ~ — '- in Gewichtsprozenten.
3Iisch- und Abfailsäiiren. 4()9
3. S t i e k s t o f f s ä u r e n insgesamt werden dvinh das Nitrometer
bzw. Gasvolumeter (s. S. 156 und 10(3) bestimmt, indem man aus der
Kugelhahnpiioette die Mischsäure in ca. 5 ccm konz. Schwefelsäure
tropft, um VeHuste durch zu starkes Rauchen zu vermeiden. Von
dem gefundenen Stickoxyd wird das der nach Nr. 2 gefundenen
salpetrigen Säure entsprechende NO abgezogen, der Rest auf Salpeter-
säure berechnet.
4. Schwefelsäure findet man durch Abzug der nach Nr. 3
gefundenen Stickstoffsäuren von der nach Nr. 1 bestimmten Gesamt-
acidität.
Sind pro 1 g Mischsäure a ccm ^/j N.-NaOH (resp. a, ccm
1/5 N.-Na()H), b ccm NO (reduziert auf ()" und 760 ccm) und c ccm
^/oN.-KMnOj gefunden worden, so berechnet man den Gehalt der
einzelnen Komponenten in Gemchtsprozenten nach folgenden
Formeln :
H.,S04 (bei Titration mit Vi N.-
NaÖH) = 4,904 X a — 0,219 X b
H2SO4 = 4,904 X a — 0,219 X b
H2SO4 (bei Titration mit ^1- N.- H2SO4 (bei Titration mit \'r.
NaOH) = 0,9808 X a^ — 0,219 X b
HNO3 = 0,28144 X b — 3,149 X c
N2O4 ^ 2,30 X c
NaOH) -= 0,9808 X aj — 0,219 x b
HNO3 = 0,28144 X b— 1,5745 X c.
N2O3 = 0,9503 X 0
H.,0 = 100 — (H.,S04 + HNO3 H.O = 100 — (H,S04 + HNO.,
+ NA) I " +nA)
In vielen Säurefabriken wird nach der sog. Griesheimer
Abrauchmethode die Zusammensetzung der Misch- und Alifall-
säuren bestimmt. Es wird hier nicht, wie nach Lunge und Berl der
(iehalt des \\ ertvolleren Bestandteils der Miscjisäure, der Salpetersäure,
direkt, sondern indirekt bestimmt durch Ermittlung der Gesamt-
acidität nach 1), der salpetrigen Säure nach 2) und der Schwefel-
säure durch Abrauchen nach 5). Uie Salpetersäure ergibt sich dann aus
der Differenz der Gesamtacidität und der Sunmie der nach 2 und 5
ermittelten Bestandteile.
5. S c h w e f e 1 s ä u r e (direkte Bestimmung) : Man wägt 2 — 3 g
Mischsäurc in einer Kugelhahn])ipette (vgl. bei rauchender Schwefel-
säure) ab, läßt sie in eine kleine l'orzellanschale, mit 25 ccm Wasser
gefüllt, laufen und erhitzt '/,, — 1 Stunde auf dem Wasserbad (zur
Zerstöiinig aller Xitrosylsdiwefelsäure), bis selbst beim rmschw cnken
k<'in salj)etnger Geruch mehr wahrzunehmen ist. Die Austreibung
der Salpetersäure wird befördert, wenn nuin hin und wieder vor-
sichtig auf die Säure bläst, die Schale umschwenkt und das ver-
dampfte Wasser ersetzt, kann aber leicht zu gnißeren Verlusten
Anlaß geben. Man titriert mit X.- oder ^1., N. -Natron
und .Mctliylorange direkt in der Sdialc, was jetzt mir Schwefel-
Häiire anzeigt.
I
410 Schwofclsäurefaljrikation.
Die Abrauchmethode gibt keine absolut zuverlässigen Zalilcn,
und ist durchaus nicht anw endbar bei Abfallsäuren, welche, wie z. ß.
bei der Herstellung von Pikrinsäure, Reste von dieser oder in anderen
Fällen Oxalsäure, Zuckersäure oder andere organische Säuren ent-
halten. Bei der nitrometrischen Analyse von Abfallsäuren der
Nitrocellulosefabrikation ist die suspendierte Nitrocellulose vor der
Bestimmung durch Absitzenlassen und Filtrieren zu entfernen. Bei
Schiedsanalysen ist nach Lunge und B e r 1 der Nitrometermethode
der Vorzug vor der Abrauchmethode zu geben.
Andere Methoden: Busch und Schneider (Zeitschr.
f. d. ges. Schießwes. 1, 232; 1906) empfehlen die Nitronmethode (S. 390)
zur Untersuchung von Misch- und Abfallsäuren (s. hierzu Lunge
und B e r 1 , Zeitschr. f. angew. Chem. 18, 1681 ; 1905). Teile (Chem.
Zentr.-Bl. 1906, II, 277) empfiehlt die W i 1 d e n s t e i n sehe Titrations-
methode (S. 332) zur Bestimmung der Schwefelsäure in der Abfall-
säure der Nitrocellulosefabrikation, nach Entfernung der Stickstoff-
verbindungen durch Erhitzen im Ölbade auf 130° und Zusatz von
gesättigter Salmiaklösung.
Über Untersuchung von Nitriersäure für Kunstseide vgl. man
Coffeti und Maderna (Chem.-Ztg. 31, 520; 1907).
SclnvefVlsäuirfabrikation.
Ausgaiigsmaterialien.
Diese sind sämtlich schon behandelt worden: ScliAvefel
(S. 312). Gasschwefel (S. 320), Schwefelkies (S. 322), Zink-
blende (S. 345), Chilisalpeter (S. 374), Salpetersäure
(S. 398).
Betriebskontrolle.
Man beobachtet beim Bleikammerbetriebe eine ganze Anzahl
von Faktoren, welche für den regelmäßigen und günstigen Verlauf
des Prozesses zusammenwirken müssen, nämlich die Temperatur
an verschiedenen Stellen des Systems, die Farbe der Kammergase,
die Zugverhältnisse, die Stärke der Tropf- und Boden-
säure, der Gay-Lussac- und Glover säure (auch die
Temperatur der letzteren), den Gehalt der Säuren an Stick-
stoffoxyden, die Zusammensetzung der Gase usw.
Über graphische Darstellung des Bleikammerbetriebs vgl. man
Co lern an n (Journ. Soc. Chem. Ind. 25, 1201 ; 1906).
Es ist nicht Sache dieses Werkes, die dabei zu beachtenden
Regeln und die daraus zu ziehenden Schlüsse ausführlich zu erörtern;
man findet dies im 7. Kapitel von Lunges Handbuch der Soda-
industrie, 3. Aufl., I, 599 ff. Hier sind nur die dabei in Anwendung
kommenden Untersuchungsmethoden, soweit sie dem Chemiker ob-
Uegen, zu beschreiben.
I
Ilöst-, Kaininer- und Austrittsgase. 41]
Untersuchung der Gase.
Wir haben zu unterscheiden: Eintrittsgase, Kammergase von
verschiedenen Stellen des Systems und Austrittsgase hinter dem Gay-
Lussacturm.
Die Untersuchung der Eintrittsgase (Röstgase von
den Schwefel-, Pyrit-, Blendeöfen) ist bei der Erzeugung der schwef-
ligen Säure beschrieben worden (S. 363). Sie erstreckt sich also nur
auf die Bestimmung des Schwefeldioxyds und Schwefeltrioxyds. Bei
Röstgasen aus Schwefel soll der Gehalt an SO^ bis zu 11.0, bei
Pyriten bis zu 8.0 Vol.-Proz. betragen. Die Bestimmung des Sauer-
stoffs daneben vorzunehmen, ist unnötig, da dieser im bestimmten
Verhältnisse zu den Säuren des Schwefels stehen muß.
Die Untersuchung der Kammergase erfolgt meist nur
durch Beobachtung ihrer Farbe (vor allem im hinteren Teile des
Systems und am Ausgange), der Temperatur (vermittelst an ver-
schiedenen Stellen der Kammerwand eingelassener Thermometer) und
Messung des Druckes, unter dem sie stehen, wozu die S. 194 ff. be-
schriebenen Manometer und Anemometer dienen, der aber oft nur
in ganz roher Weise durch Lüften von Stopfen oder hydrauhsch
abgesperrten Glocken beobachtet wird.
Eine chemische Analyse der Kammergase Murde
bisher in der Regel nicht vorgenommen; durch die Abänderung der
I{ eich 'sehen Methode durch Rasch ig (S. 367) ist diese be-
züglich der Ermittlung des Gehaltes der Kammergase an Sch\\efel-
dioxyd und nitrosen Gasen zu einer leicht und rasch durchführbaren
technischen Methode ausgestaltet worden, Avelchc für die Betriebs-
führung wertvoll zu werden verspricht. Für genauere Untersuchungen
.sei auf die von Lunge und Naef angewendeten Methoden ver-
wiesen (Chem. Ind. 7, 5; 1884; s. hierzu Trautz, Zeitschr. f. phys
Chem.47, 526; 1904).
Untersuchung der Austrittsgase aus dem Gay-Lussacturm.
Diese Gase werden in erster Linie auf ihren S a u e r s t o f f gelialt
untersucht, was einer der wiclitigstcn Faktoren für Regelung des
Betriebs im ganzen und für diejenige der Schieberstellung im Aus-
trittsrohre im besonderen ist. In den niciitenglischen Fabriken be-
gnügt man sich oft mit dieser Bestimmung, «ülirend in den eng-
lis<!iien und jetzt aucli in Deutscliland infolge der gesetzlichen
Vorschriften die Endgase auch auf ihren Säuregehalt untersucht
werden müssen.
1 . Bestimmung de s S a u e r s t o f f s. Man absorbiert den
Sauerstoff aus dem Gase und bestimmt ihn durch die Volumver-
mmderung. Zur Al)S()rption dient in der Praxis entweder eine
iilkahsche Lösung von l'yrogallol, welche aber .s«'hr häufig erneuert
werden muü und dadurch .Mühe und Kosten verursacht, oder viel
be8.ser feuchter i'hosphor in gan/. (Iiinncn S<ciii.'cl. heu, mit dem man
412
Scli\\ef(;ls;iurefabrikation.
viele Hunderte von Analysen hintereinander vornehmen kann. Nur
ist zu beachten, daß der Phosphor bei Te-mperaturen unter 16" auf
den Sauerstoff nicht einwirkt; Avenn also die Bestimmung an einem
kälteren Orte vorgenommen werden muß, so muß das Absorptions-
gefäß in passender Weise etwas erwärmt werden (s. a. S. 240).
Da das Wasser auch die Säuren aufnehmen w^ürde, so muß
das Gas vor Absorption des Sauerstoffs durch Kahlauge streichen.
Wenn man nur, Ane dies das Gewöhnlichste ist, im Laufe des
Tages mehrmals Einzelproben machen will, so braucht man keinen
Aspirator anzuwenden; es genügt, dazu die Gasbürette selbst zu
verwenden, in die man 3 — 4 mal hintereinander aus der dazu be-
stimmten Öffnung im Gasabzugsrohre oder sonst woher Gas ansaugt
und Avieder ausstößt, worauf man annehmen kann, daß man nun
das Gas aus dem Innern des Austrittsrohres in die Bürette bekom-
men hat, und zur Analyse desselben schreitet.
Sehr empfehlenswert ist es allerdings, daneben noch eine
D au erprobe zu machen, d.h. während des ganzen Tages und
der Nacht das Gas langsam in ein Gefäß abzusaugen, aus dem man
dann eine Probe zur Analyse entnimmt. Hierzu kann man einen
beliebigen Aspirator aus Holz oder auch aus Metall verwenden, wenn
man vorher die Säuren aus dem Gase entfernt. Dazu kann also z. B.
ganz vorzüglich der weiter unten für die Bestimmung der Säuren
selbst beschriebene Apparat dienen. Sonst kann man aber auch
einfachere Vorrichtungen anwenden; nur müssen sie gestatten, in M
24 Stunden mindestens 10 Liter anzusaugen und zumessen, um t!
eine brauchbare Durchschnittsprobe zu erhalten.
Die Beschreibung und Abbildung eines sehr guten Apparates -
von S t r y p e zur Untersuchung der Endgase findet sich inLunges ^
Sodaindustrie, 3. Aufl., I, 652. Die von Davis (Chem. News 41, 188;
1880), Lovett (Journ. Soc. Chem. Ind. 1, 210; 1882) und Pringle
(ebenda 2, 53; 1883) beschriebenen Apparate besitzen keinen beson-
deren Wert.
Die Bestimmung des Sauerstoffs erfolgt am besten durch
feuchten Phosphor in einem Orsat-Apparate (S. 253) mit zwei
Absorptionsgefäßen, von denen das erste mit Kalilauge zur Ent-
fernung der sauren Gase, das zweite mit sehr dünnen Stengelchen
von Phosphor gefüllt ist. Die Manipulation ist ganz dieselbe wie
bei den Analysen der Rauchgase (S. 254).
Von anderen Apparaten sei angeführt der von Gl. W i n k 1 e r
abgeänderte Lind emann sehe Apparat (Winkler, Techn. Gas-
analyse, 3. Aufl., S. 106), Fig. 139. Die Meßröhre A trägt oben einen
Dreiweghahn; sie hält 100 ccm, wovon die untersten 25 com in dem
zylindrischen Teile enthalten sind, der in Vio ccm geteilt ist. B ist
das mit dünnen Phosphorstengelchen gefüllte Absorptionsgefäß,
0 die Niveauflasche. Die Handhabung ist genau wie beim
O r s a t - Apparat, von dem in der Tat der vorliegende nur ein
Abschnitt ist.
Austrittsgase.
413
Der Apparat von M. Liobig (Post, Chem.-techn. Analj'se,
2. Aufl., I, 700) arbeitet mit Pyiogallol-Kali; man saugt das Gas
vermittelst eines Kautsehukbeutels in eine 50 cem-Pipette und drüekt
es aus dieser durch die Absorptionsflüssigkeit hindureh in ein gra-
duiertes Meßrohr.
2. Untersuchung auf Säuren. Will man das noch
vorhandene 80., ermitteln, so läßt .sich dies nach der von Raschig
modifizierten Reich sehen Methode (8.367) tun oder man saugt
eine bestimmtes Volumen der Austrittsgase durch Sodalösung
und gießt letztere nach starker Verdünnung mit Wasser in Chlor-
oder Bromwasser. Die mit Salzsäure angesäuerte Flüssigkeit wird
erwärmt und mit Clilorbaryum
gefällt. Je 1 g schwefelsaurer
Baryt entspricht 93,77 ccm
trockenem Schwefeldioxyd (bei 0"
und 760mm, die beobachtete
Diclite zugrunde gelegt).
Für eine vollständige
Untersuchung dienen die folgen-
den Vorschriften. Man bestimmt
die Säuren desSch\\'efels
einerseits, sowie diejenigen des
Stickstoffs andererseits alle
zusammen, gleichviel auf welcher
Oxydationsstufe sie stehen; ent-
weder nach der modifizierten
Reich sehen Methode (S. 367)
oder nach folgenden Vorschriften
die im wesentlichen mit den 1S7S
von dem Verein englischer Soda-
fabrikanten erlassenen überein-
stimmen, jedoch in einigen
analytischen Einzelheiten ver-
l)cs.sert und für die deutschen
Verhältnisse modifiziert sind.
Man saugt kontinuierlich ein wenig von dem aus dem G a y -
Lussacturm austretenden Gase mittels iigend eines konstant
\virkend(!n Asjjirators ab, und zwar in 24 Stunden nnndestens '/o «-Imi
(in Kngland 24 Kubikfuß - 0,()S cbin). Das abgi-saugtc N'ohiiufn \'
muß man hinrciclieiid geiuiu messen kc'uuien, z. I?. (hinh Eichung
des Aspirators oder mittels eines Gaszählers; es wird mittels der
Tabellen V und VI oder VII auf 0" und 760mm reduziert und beißt nun V.
l'ni praktische Vergleichuugen zu eiin«")giiclieM, gibt man beiden H»'-
licliten die Anzaiil von Kubikmetern Kammerraum für jedes in
24 Stunden verbratmte und in die Kammern gelangt'iide Kilogramm
Schwefel an (berechnet naelx wöchentlicliem Durchselmitt) ; ferner die
l*'ritfermmg des l'rubierloches von dem Punkte, wo die (Jase d<'n
Fig. i3ü.
I
414 Schwefelsäurefabrikation.
Turm verlassen. Das Gas wiid durch vier Absorptionsflaschen ge-
saugt, von denen jede 100 ccni Flüssigkeit enthält, die eine min-
destens 75 mm hohe Säule bilden soll. Die Öffnung der Einlaß-
röhren darf nicht über ^/ä mm betragen (durch einen Normaldraht
zu messen). Die drei ersten Flaschen enthalten je 100 ccm salpeter-
freies Normalnatron (31 g Na^O pro Liter), die vierte 100 ccm destil-
liertes Wasser. Die Gase werden untersucht 1. auf Gesamtacidität
(gemessen als SO3), 2. Schwefel, 3. Stickstoff in Form von Säuren,
letztere beide gemessen in Gramm pi'O Kubikmeter des Gases (redu-
ziert auf 0" und 760 mm). Man verfährt wie folgt:
Man vereinigt den Inhalt der vier Flaschen, spült mit wenig
Wasser nach und teilt das Ganze in drei Teile, wovon der dritte
nur zur Reserve dient. Das erste Drittel wird mit Normalschwefel-
säure (49,043 g Hg SO4 in 1 1) oder Normalsalzsäure zurücktitriert
und dadurch der Gesamtgehalt an Säuren: SOg, H2SO4, N^Og, HNO^,
gemessen; die verbrauchten Kubikzentimeter Schwefelsäure nennt
man x. Das zweite Drittel wird allmählich in eine warme, mit viel
reiner Schwefelsäure versetzte Lösung von übermangansaurem Kali
gegossen, von dem noch ein kleiner Überschuß bleiben soll, den
man durch einige Tropfen Schwefligsäurelösung so weit wegnimmt,
daß nur eine schwache Rosafärbung bleibt. Jetzt sind alle Stick-
stoffsäuren als Salpetersäure vorhanden, ohne daß überschüssige
SO2 da wäre. Man bestimmt die Salpetersäure durch ihre Wirkung
auf Eisenvitriol. Hierzu bringt man in einen Kolben 25 ccm einer
Lösung, welche im Liter 100 g kryst. Eisenvitriol und 100 g reine
Schwefelsäure enthält, setzt noch 20 — 25 ccm konzentrierte reine
Schwefelsäure zu und läßt erkalten, worauf man das mit Perman-
ganat usw. behandelte Gemisch zusetzt. Durch den Stopfen der
Flasche gehen zwei Röhrezi, von denen die eine mit einem konstant
wirkenden Kohlensäureapparate verbunden, die andere durch etwas
Wasser abgeschlossen ist. Man verdrängt die Luft durch CO^ und erhitzt
so lange, bis die Flüssigkeit, welche sich zuerst durch sulfonitronsaures
Eisen dunkel färbt, vollkommen hellgelb geworden ist. Dies kann
^/^ — 1 Stunde dauern, je nach der Menge der Salpetersäure und der
zugesetzten Schwefelsäure. Das nicht durch die Salpetersäure oxy-
dierte Eisenoxydul wird zurücktitriert mittels einer Halbnormal-
Permanganatlösung, d. i. einer solchen, welche pro Kubikzentimeter
0,004g Sauerstoff abgibt (Bereitung und Prüfung derselben S. 123 ff.);
die verbrauchten Kubikzentimeter desselben heißen y. Da der Titer
der oben erwähnten Eisenvitriollösung sich ziemlich schnell ändert,
so muß man sie jeden Tag mit der Permanganatlösung vergleichen,
indem man 25 ccm mit derselben Pipette entnimmt, welche für den
beschriebenen Apparat dient, und diese mit dem Permanganat
titriert; die bei dieser Titerstellung verbrauchten Kubik-
zentimeter Permanganat heißen z. Man findet nun die ge-
suchten Größen aus den ermittelten Zahlen x, y und z durch
folgende Gleichungen: /
Austrittsgaae. 4 j 5
a) G e s a m t a c i d i t ä t , ausgedrückt in g SO3 pro Kubikmeter
_ 0,120(100— X)
~ VI
M o 1 t ^ ■ TT u^^ ^ 0,008(600— 6x—zxy)
b) Schwefel in g pro Kubikmeter = — ^ —
c) Stickstoff in g pro Kubikmeter = -^ ^•
T r a u t z (Zeitselir. f. phys. Chem. 47, 526; 1904) bemerkt zu dieser
Methode, daß infolge der Einwirkung von Sauerstoff und Schwefel-
dioxyd auf die stark alkalische Nitrat- und Xitritlösung Sulfate, Sulfite,
Salze von Sclnvefelstickstoffsäuren und Stiekoxydul gebildet werden;
infolge davon findet man zu wenig Stickstoffoxyde, eine ungenaue Zahl
für Gesamtsäure und zuviel Stickstoff (dies infolge Oxydation des
Xatriumsulfits).
Für die meisten Fälle kann man sich mit einer einfachen
Bestimmung der G e s a m t a c i d i t ä t begnügen und diese dann mit
Zchntel-Xormalnatron und Phenolplitalein entweder nach Lunge
in dem S. 368 beschriebenen Apparate oder in der unten beschriebenen
Zehnkugelröhre vornehmen. (In Plngland ist die erlaubte Maximal-
grenze 4 Grains pro Kubikfuß = 0,15 g SO3 pro cbm des Kamingases;
in Deutschland bei Austrittsgasen von Schwefelkies 5 g, bei Blende 8 g,
alle Säuren berechnet als SO3.)
Die englischen Alkaliinspektoren bedienen sich neuerdings zur Ab-
sorption der Säuren eines Gemisches von 1 Vol. 14 N.-Alkalilauge und
10 Vol. neutralisierten Wasserstoffsuperoxyds, da bei Anwendung von
Alkali allein wie oben bemerkt, störende Xebenreaktionen zwischen
Sulfiten und Xitritcn vorkommen (C a r p e n t e r und Linder,
Journ. Soc. Chem. Ind. 21, 1490; 1902).
Watson (Journ. Soc. Chem. Ind. 22, 1279; 1903) weist nach,
daß man die höchsten Säurezahlen bekommt, wenn die ersten Ab-
.sorptionsgefäße mit Wasserstoffsuperoxyd allein, die weiteren mit
alkalischem Wasserstoffsuperoxyd l)cs(hi(kt werden, und führt dies
auf Zersetzung gewisser stickstoffhaltiger Verbindungen durch Wasser-
stoffsuperoxyd zurück, welche nur von alkcalischem Wasserstoffsuper-
oxyd aufgenommen werden.
Cber die rntersuchung der Endgase mittels M e t a n i 1 g i- 1 b -
I» a p i e r sei auf S. 102 verwiesen.
3. S t i 0 k o X y d kann immer noch in den .Austrittsgasen enthalten
sein, auch wemi sie durch die Absorptionsflasehen gegangen sind. W ill
man es bestimmen, so schaltet man zwischen der letzten Fhische des in
vorigem Abschnitte beschriebenen Apparates und dem Aspirator ein
Zehnkugel-Absorptionsnthr, Fig. 140, ein. Man füllt es mit 30 ccm Ilalb-
Mortnal-IN-rmanganat und setzt 1 ecm Sehwefelsäure von 1,25 spez.
Gewicht zu. Xaehdem das Gas 24 Stunden dureiigegangen ist, entleert
man die Köhre und spült nach. Man setzt jetzt 50 ecm Eisenvitrinl-
I
416 Schwefelsäurefabrikation .
lösung zu (deren Titer nach dem vorigen Abschnitte = 2 z com Per-
manganat ist) und titriert die dadurch entfärbte Flüssigkeit mit Perman-
ganatlösung, bis wieder Rosafarbe eintritt; die verbrauchten ccm des
letzteren heißen u. Das 8tickoxyd hat nun verbraucht (30 + u — 2 z)
ccm Halbnormal-Permanganat, entsprechend Stickstoff in Gramm pro
Kubikmeter des durch den Aspirator angezeigten Gasvolums V^:
0,007 (30 + u — 2 z)
N
3 VI
Nach C a r p e n t e r und Linder (Journ. Soc. Chem. Ind. 21,
1492; 1902) wird Stickoxyd durch alkalische Wasserstoffsuperoxyd-
lösung langsam zu salpetriger Säure oxydiert; starker Überschuß an
Alkali verlangsamt die Reaktion. In saurer Wasserstoffsuperoxyd-
lösung geht die langsam verlaufende Oxydation bis zur Salpetersäure.
Statt des hier abgebildeten Absorptionsrohres kann man auch eine
Winkle r sehe Schlange oder ein sonst passendes Instrument an-
wenden.
Fig. 140.
Zur Prüfung, ob alles Stickoxyd absorbiert ist, kann man nach
Lunge (Zeitschr. f. angew. Chem. 3, 568; 1890) das von ihm (teilweise
nach 1 1 o s V a y) abgeänderte G r i e s s sehe Reagens (a-Naphtyl-
amin -}- Sulfanilsäure) anwenden, indem man dem die Zehnkugelröhre
verlassenden Gase Luft beimengt und auf die dadurch entstehenden
höheren Stickoxyde prüft. Auch bei möglichst vollkommener Ab-
sorption wird eine schwache, aber für die meisten praktischen Zwecke
zu vernachlässigende Rötung mit dem genannten Reagens kon-
statiert werden.
Nach Divers (Journ. Chem. Soc. 75, 82; 1899) eignet sich eine
konzentrierte alkalische Lösung von Natrium- oder Kaliumsulfit (40 g
NaaSOo + 4 g KOH zu 200 ccm gelöst) sehr gut zur Absorption des
Stickoxydes bei Gasanalysen.
V. Knorre und Arndt (Ber. 32, 2136; 1899) mengen
das Gas mit Wasserstoff und leiten es sehr langsam durch eine hellrot
glühende Drehschmidt sehe Platinkapillare (bei zu schnellem
Durchleiten oder zu geringer Erhitzung entsteht etwas Ammoniak).
Die Reaktion ist:
2 NO -f 2 Ho = 2 H, 0 + N„.
(2 Vol. 2 Vof. " 1 Vol.)
Folglich entspricht jedem Vol. NO eine Kontraktion von lli. Vol.
Austrittsgase. 417
V. K n o r r c gibt an (Chem. Ind. 25, 534; 1902), daß man Stick-
oxyd bequemer als durch angesäuerte Permanganatlösung durch
ein Gemisch von 5 Vol. gesättigter Kaliumbichromatlösung mit 1 Vol.
konzentrierter 8('ln\ efelsäurc absorbieren könne, das bei Zimmer-
temperatur durchaus haltbar ist, mit indifferenten Gasen geschüttelt
keinen Sauerstoff abgibt und das Stickoxyd quantitativ zu Salpeter-
säure oxydiert. Ein Wiederabgeben des Stickoxyds an indifferente
Gase, M'ie es bei Ferrosulfat eintritt, kann deshalb nicht vorkommen.
(Dieses Absor])tionsmittcl eignet sich demnach sehr gut zur Entfernung
von Stickoxyd aus Gasgemengen und wohl auch zur Bestimmung größerer
Mengen davon; für Bestimmung kleiner ISlengen wie im vorliegenden
Falle wird die Absorption durch saures Perraanganat und Rücktitrieren
des letzteren, wie oben beschrieben, vorzuziehen sein.)
4. S t i c k o X y d u 1 ist in den Austrittsgasen aus dem Gay-
Lussac-Turm von Inglis (Journ. Soc. Chem. Ind. 23, 690, 778;
1904; 25, 149; 1906; 26, 668; 1907) und von Hempel (Zeitschr. f .
Elektrochem. 12, 600; 1906) bestimmt worden. Inglis verflüssigt
durch Abkühlung mit flüssiger Luft die Abgase, fraktioniert diese bei
möglichst tiefer Temperatur, verhindert dal)ei sekundäre Reaktionen
und vermeidet jede indirekte Analyse. Sein Wrfahren erweist wesent-
lich geringere Mengen von Stickoxydul (höchstens 10 Proz. des Ge-
samtstickstoffverlustes) in den Abgasen als die Analysen von Hempel,
welcher sich einer ähnlichen, aber indirekten Analysenmethode be-
dient. — Die eben erwähnten Methoden für die Bestimmung von
geringen Mengen Stickoxydul in Gegenwart großer Mengen
Stickstoff, Sauerstoff, Kohlendioxyd, nitroser Gase und Schwefel-
dioxyd sind zu schwierig durchzuführen und bedürfen teurer und
komplizierter Apjjaratur, so daß man sich ihrer in der techni.schen
Analyse für die Ermittlung des Stickstoffverlustes durch Bildung von
Stickoxydul in den arln'itcnden Blcikammern nicht bedient.'
Die im Xachfolgendcn crwilhntcn MetlK)dcn für Aiuxlyse von Stick-
oxydul sind nur brauchl)ar Ix-i der Untersuchung von an Stickoxydul
rcüchen Gasgemengen.
a) Absorptionsmethode von H n n s c ii - L u ii g e (Ber. 14, 2188;
1881). Ausschüttelndes mit konz. Lauge und l'ciinangaiuit behandelten
Gases mit absolutem Alkohol, Austreil)en des gehisten (Jases durdi
l'jwiiiiiien und Zeisetzeii mittels glühenden l'alladiunuhahtes in Stick-
stoff inid Sauerstoff.
I)) .Methoden von W i n k 1 e r (Lehrb. der Techn. Gasanalyse, 3. Aufl.
S. 190): Misehen des von Sauerstoff, Stiekoxyden, Sauerstoff- und Stick-
stoffsäuren befreiten («ases mit überschüssigem Wasserstoff, langsames
l)iu<hleiten durch ein mäßig stark erliitzt<'s Köln' oder Dreh-
s e h in i (I t seh<' Kapillare (K n o r r e und A r n d t , Hei-. 32, 213t>;
1S99) und .Messen (hr Kontraktion nach:
Die; Kontraktion ist gleich <lein Volnnicn des St iikow duls.
I MicrMiiiliiirii;«'!!. <1. A\i)l. I. ■-' i
1
j 1 Q Schwefelsänrefabrikation.
c) Methode von Hempel (Zeitschr. f. Elektrochem. 12, 600;
1906): Explodierenlassen von Stickoxydul mit Knallgas. Die ent-
stehende Volumvergrößerung betrcägt die Hälfte des Stickoxydul-
volumens.
d) Methode von Pollak (T r e a d w e 1 1 , Quantit. Analyse,
4. Aufl., S. 597) Verbrennen mit reinem Kohlenoxyd: entweder durch
Explosion oder mittels der D r e h s c h m i d t sehen Kapillare und
Messen des gebildeten Kohlendioxyds, dessen Volumen nach NoO + CO
^ CO2 4- N, gleich dem des angCAvandten Stickoxyduls ist.
Bestimmung von S t i c k o x y d u 1 n e b e n S t i c Ic o x y d.
a) Methode von K n o r r e und Arndt (1. c.) mit überschüssigem
Wasserstoff.
Beträgt das Volumen des Stickoxyduls = x, das des Stickoxyds
= y, beide Bestandteile zusammen = V, und ist die gemessene Kon-
traktion = C, so berechnet sich
X = 3 V — 2 C
y_2(C-V)
b) Methode von Pollak (1. c) durch Verbrennen mit über-
schüssigem Kohlenoxyd. Ist das Volumen des gebildeten Kohlendioxyds
= VcOj (die Bedeuturig der anderen Zeichen ist \\ ie bei a) , dann ergibt sich :
X = Vco, — 2 C
y =:2C
Bestimmung von Stickoxydul neben Stickoxyd
und Stickstoff.
a) Methode von Knorre und Arndt (I.e.) mit über-
schüssigem Wasserstoff. Beträgt das Volumen des Stickoxyduls = x,
das des Stickoxyds = y, das des Stickstoffs ---= z, alle drei Bestand-
teile = V, ist die gemessene Kontraktion = C und das Volumen des
verbrauchten Wasserstoffs = Vh, so berechnet sich :
X = 3 Vh„ — 2 C
y = 2 (C — VhJ
z = V— Vh,
b) Methode von Pollak (I.e.). Ist das Volumen des ge-
bildeten Kohlendioxyds = Vco, (die Bedeutung der anderen Zeichen
ist wie bei a), dann ergiebt sich:
X ^ Vco, — 2 C
y = 2C
z = V — Vco,
5. Verluste an Schwefel. Lunge hat (Dingl. Journ.
226, 634; 1877) eine Formel angegeben, die gestattet, aus der Menge
des Sauerstoffs in den Endgasen die Menge des verbrannten Schwefels
in Gramm pro Liter der Austrittsgase zu berechnen, woraus .<<ich
i
Betriebssäuren . 419
durch Vergleicli mit den in diesen enthaltenen Säuren des Schwefels
der Verlust an letzterem ergibt. Diese Formel ist:
x= (20,% -a) 0.009637^-^^^,
worin x die Menge des gesamten verbrannten Schwefels in Gramm
pro Liter der Austrittsgase, a den Sauerstoffgehalt des Austritts-
gases in Prozent, t die Temperatur desselben, li den Luftdruck be-
deuten.
Untersuchung der Betriebssäuren.
Man sieht jeden Tag mehrmals nach, was die Stärke der aus
den Säuretischen im Innern der Bleikammern heraustropfenden Säure
ist, und überzeugt sich auch mindestens durch eine rohe Probe von
deren Gehalt an nitroser Säure. Natürlich kann man diesen auch
durch Titrieren mit Permanganat genauer ermitteln. f]benso nimmt
man auch Proben von der Bodensäure.
Zur Aufnahme der Tropf säure empfiehlt Lunge (Sodaind.,
3. Aufl., I, 442) statt der gewöhnUchen größeren Zyhnder mit
B a u m e - Spindeln von voller Länge che Mohl zuerst in der Hermania
in Schönebeck eingeführten, nur 20 ccm haltenden Zylinder mit
kleinen, nur ca. 20 Baume- Grade umfassenden Aräometern, in
denen sich die Säure sehr schnell (etwa alle 10 Minuten) erneuert.
Zur schnellen, rohen Ermittelung des ,,Ni trose" - Zustandes
der Tropfsäure gibt Lunge (a. a. O. S. 618) folgende, einem System
von 4 Probierstellen angepaßte Anleitung. Ein Gestell mit acht
gewöhnlichen Reagierzylindern von 13 cm Höhe wird, so oft die
Probe gemacht werden soll (mindestens einmal, besser zweinuil
täglich) in der Weise benutzt, daß dem Augenmaße nach (oder bis
zu einer eingeritzten Marke) je ein Zylinder mit der Bodensäure
und einer mit der Tropfsäure aller Kammern in regelmäßiger Reiiien-
folge bis zu eiiuT Höhe von 10 cm gefüllt wird. Zugleich wird die
Stäike aller acht Säureproben mit dem Aiäometer ermittelt uiul
unter die einzelnen Glä.ser an den Fuß des Keagiergestelles geschrieben.
Alsdann schichtet man auf die Flüssigkeit eines jeden Glases vor-
si(;iitig etwa 1 cm hoch eine konzentrierte Lösung von Eisenvitriol
(uclcbe nicht eisenoxydfrei zu .sein braucht). Bei Anwesenheit sehr
geringer S]>uren von Sal[)<'tei>;äure oder der niedrigeren Stickstoff-
säuren entsteht ein gelbücher King an der Herührung.szone. lici
urößerem Gehalt an Stickstoffsäuren wird der King dunkler, bi'i
noch größerem färbt sich die ganze Eisenvitriollösung tief dunkelbraun
bis schwarz; sie kommt dann sogar leicht ins Aufbrau.sen. indem
durch die Erhitzung <las mit .schwarzer Farbe gelöste Stickoxyd
wieder aufgetriel)en wird. Durch bloßen Anl)lick dieser verschiedenen
Farben in ihrer Aufeinanderfolge von Kammer zu Kammer in \'er-
bindiing mit der (Jrädigkeit und der Kanimergjusfarbe selb.st wird
schon ein sehr dciitlii hcs ]\\\t\ des K;innncr|»roz<'s.se.s, w i«' er g<'rade
i
420 Schwefelsänrefabrikation. -
vor sich geht, erhalten. Wenn dazu nocli die Bestimmung des
»Schwefeldioxyds im Eintritts- und des Sauerstoffs im Austrittsgase
kommt, so ist das Bild ganz vollständig.
Die Bodensäure der ersten Kammer soll gar keine Reaktion
auf salpetrige Säure zeigen. In den mittleren Kammern soll die
Bodensäure eine schwache, die Tropfsäure eine stärkere Reaktion
auf salpetrige Säure geben. Die Bodensäure der letzten Kammer
soll eine \\enigstens mäßig starke, die Tropfsäure eine ganz starke
Reaktion zeigen.
Bei Gegenwart von Selen ist die Eisenvitriolprobe nicht so
leicht anzu\\enden, gelingt aber bei einiger Übung doch.
Zur quantitativen Bestimmung der Stickstoffsäuren in der
Schwefelsäure bediente man sich früher allgemein der Kalium-
bichromatmethode, die aber wohl überall mit der P e r m a n -
ganatmethode vertauscht worden ist, da der Übergang bei der
letzteren ungleich schärfer als bei der ersteren (wo er aus braun
nach braungrün, gelbgrün und schließlich blaugrün stattfindet) zu^
beobachten ist. Wir sehen daher von einer Beschreibung der Bichromat-
methode ab. Die Permanganatmethode siehe bei der Gay-Lussac-
Säure (S. 421).
Man hat versucht, durch Messung der aus den Säuretischen
abtropfenden Säure auch die Menge der täglich produzierten
Schwefelsäure abzuleiten. Dies ist aber, wie Lunge (Zeitschr. f. angew.
Ch. 2, 265; 1889) gezeigt hat, völlig unzulässig. Die Tropftische
wirken als Anprallflächen und messen durchaus nicht die an der
betreffenden Stelle der Kammer wirkich neu gebildete Säuremenge,
sondern rufen die lokale Niederschlagung einer viel größeren
Säuremenge hervor, sei es auf mechanischem Wege durch
Vereinigung von Nebel zu Tropfen, sei es durch die beim Anprallen
an die feste Wand bewirkte Mischung und gegenseitige Reaktion der
Kammergase.
Die Ausbeute an Kammersäure ermittelt man also
direkt aus dem Säurestand in der Kammer, welcher sich durch ein
mit dem Innern derselben kommunizierendes Gefäß beobachten läßt.
Zweckmäßig legt man sich für jede Bleikammer eine Tabelle an, aus
der man nach Beobachtung des Säurestandes die gebildete Menge
Schwefelsäure in Litern ablesen kann. Durch gleichzeitige aräo-
metrische Feststellung der Stärke der Säure erfährt man die in den
einzelnen Kammern erzeugte Gewichtsmenge.
Prüfung der Gloversäure. Man ermittelt deren
Stärke (60 bis 62*^ B.) und ihre Temperatur, falls sie gleich
wieder auf den Gay-Lussac gepumpt werden soll; dann ihren
Gehalt an nitrosen Verbindungen, wenn sie davon mehr als
Spuren enthält. (Prüfung auf diese bei dem Endprodukte, d. h.
der fertigen Schwefelsäure. S. 442.) Die Prüfung erfolgt dann
ganz wie bei der ,, Nitrose" vom Gay-Lussac. Infolge des Ge-
haltes an Veriuireinigungen (Flugstaub etc.) stimmt die Gehalts-
BetriehssäunMi. 42]
erniittlung durch Titration und sjoez. Gewichtsbestimniung häufig
gar nicht überein (s. später).
Prüfung der Gay-Lussac-8äure (Nitrose). Meist
bestimmt man in dieser nur die salpetrige Säure, welche
allerdings darin nicht in freiem Zustande, sondern als Nitrosyl-
schwefelsäure, 80o (OH) (ONO), enthalten ist. Nur in schlechten
Nitrosen oder bei sehr intensivem Betrieb kommt daneben noch
Salpetersäure vor, was man durch Bestimmung des Gesamt-
stickstoffs im Nitrometer ermittelt.
Die Bestimmung der salpetrigen Säure erfolgt
heut wohl nirgends mehr nach der Bichromatmethode (s. o.), sondern
allgemein nach der Permanganatmethode, und zwar in der ihr von
Lunge gegebenen Form, der (Ber. 10, 1075; 1877) die Ungenauigkeit
aller früheren Methoden nachgewiesen hatte, bei denen leicht ein
Entweichen von Stickoxj'^d und eine Bildung von Salpetersäure vor
der Einwirkung des Permanganats stattfand. Man bedient sich dabei
der Halbnormal-Permanganatlösung, deren Bereitung und Titerstellung
S. 123 ff. beschrieben worden ist. Wesentlich ist, daß immer die
nitrose Säure in das Permanganat einfließen muß,
nie umgekehrt. Man verfährt also w ie folgt : Man bringt die
nitrose Schwefelsäure in eine Glashahnbürcttc und läßt sie unter
Umschütteln in eine abgemessene, mit der fünffachen Menge warmen
(30 — 40") Wassers verdünnte Menge ^/o N. -Permanganat einfließen,
bis die Farbe eben verschwunden ist. (Bei gewöhnlicher Temperatur
geht die Reaktion zu langsam vor sich; bei zu hoher Temperatur
oder in zu konzentrierten Lösungen scheidet sich braunes MnO.^ aus,
was lästig ist, aber inmier noch die Arbeit zu Ende zu führen
gestattet, da es sich später wieder auflöst.) Je nachdem man eme
starke Nitrose oder eine nur wenig N.^ O3 enthaltende Schwefelsäure
zu untersuchen hat, nimmt man mehr oder weniger Permanganat,
indem man immer berücksichtigt, daß jedes Kubikzentimer desselben
(),()0!)r)02;') g No ()., anzeigt. Bei Kammersäuren u. dgl. nimmt nian
daher höchstens 5 ccni, bei guten Nitrosen bis 50 ccm Permanganat.
Die Menge des Permanganats heiße x, die der dafür verbrauchten
Nitrose y. Man erfährt die Menge von N^ O3 in g pro Liter der
9,5025 X
Säure durch die Formel - — ' . Statt i».5()25 setzt man für
y
11X03:15,75; für Salpetcrsäun- von 3()" B. (bei 15" 0): 2;>,S3; für
Salpetersäure von 40" H. : 25,44; für Xa N(V,: 21,253.
Folgende Tabelle (S. 422) erspart die Rechnung für alle Fälle,
in denen man 50 ccm lfalbiK)rmal I*crnKingiuiiit anwendet. I^s finden
sich darin in der Spalte y die veibraucliten Kiiltikzi-ntimeter der
Xitrose, in der S[)alte a der CJehalt in g pro Liter, in b der Gehalt
in ({ewiehtsprozenten bei .Annahme von (iOgiiidiger Nitrose. (Hei
anderem spez. (iewicht erfährt man die ( Jew iehtsprozente, indem man
die Zahlen der Spalte a diinli 10 spez. (Jeuieht der Säure
dividiert.)
I
422
Schwefelsäurefabrikat ion.
Tabelle für Bestimmung der salpetrigen Säure in Nitrosen
bei Anwendung von 50 com Halbnormal-Permanganatlösung, ausgedrückt in
HNO3, NaNOj, Salpetersäure von 30" und von 40» B. bei 15« C. Die Gewichts-
prozente beziehen sich auf Schwefelsäure von 60" B. als Einheit.
Verbr.
Säure
HNO3
NaNOj
Salpetersäure
36« Baume
Salpetersäure
40« Baume
y
com
a
b
a
b
a
b
a
b
g pro
Gew.-
g pro
Gew.-
g pro
Gew.-
g pro
Gew.-
Liter
Proz.
Liter
Proz.
Liter
Proz.
Liter
Proz.
10
78.75
4.61
106.29
6.22
149.14
8.72
127.18
7.44
11
71.59
4.19
96.63
5.65
135.60
7.93
115.62
6.76
12
65.63
3.84
88.58
5.18
124.30
7.27
105.99
6.20
13
60.58
3.54
81.76
4.78
114.73
6.71
97.84
5.72
14
56.25
3.29
75.92
4.44
106.53
6.23
90.84
5.31
15
52.50
3.07
70.86
4.14
99.43
5.81
84.79
4.96
16
49.22
2.88
66.43
3.88
93.22
5.45
79.49
4.65
17
46.32
2.71
62.52
3.65
87.73
5.13
74.81
4.37
18
43.75
2.56
59.05
3.45
82.86
4.85
70.66
4.13
19
41.45
2 42
55.95
3.27
78.50
4.59
60.94
3.91
20
39.38
2.30
53.15
3.11
74.58
4.36
63.60
3.72
21
37.50
2.19
50.61
2.96
71.02
4.15
60.56
3.54
22
35.80
2.09
48.32
2.83
07.80
3.96
57.82
3.38
23
34.24
2.00
46.21
2.70
64.85
3.79
55.30
3.23
24
32.81
1.92
44.28
2.59
62.14
3.63
52.99
3.10
25
31.. 50
1.84
42.52
2.49
59.66
3.49
50.87
*2.97
26
30.29
1.77
40.88
2.39
57.37
3.35
48.92
2.86
27
29.17
1.71
39.37
2.30
55.25
3.24
47.11
2.75
28
28.13
1.05
37.97
2.22
53.28
3.12
45.43
2.66
29
27.16
1.59
36.66
2.14
51.44
3.01
43.86
2.56
30
26.25
1..54
35.43
2.07
49.71
2.91
42.39
2.48
31
25.40
1.49
34.28
2.00
48.11
2.81
41.02
2.40
32
24.61
1.44
33.22
1.94
46.61
2.73
39.74
2.32
33
23.86
1.40
32.20
1.88
45.19
2.64
38.53
2.25
34
23.16
1.35
31.26
1.83
43.86
2.56
37.40
2.19
35
22.50
1.32
30.37
1.78
42.61
2.49
36.34
2.13
36
21.88
1.28
29.53
1.73
41.44
2.42
35.34
2.07
37
21.28
1.24
28.72
1.68
40.30
2.30
34.37
2.01
38
20.72
1.21
27.97
1.64
39.29
2.30
33.46
1.96
39
20.19
1.18
27.25
1.59
3R.24
2.24
32.61
1.91
40
19.69
1.15
26.53
1.55
37.29
2.18
31.80
1.86
41
19.21
1.12
25.83
1.51
36.38
2.13
31.02
1.81
42
18.75
1.10
25.31
1.48
35.51
2.08
30.28
1.77
43
18.27
1.07
24.66
1.44
34.60
2.02
29.51
1.73
44
17.90
1.05
24.16
1.41
33.90
1.98
28.91
1.69
45
17.76
1.02
23.57
1.38
33.07
1.94
28.20
1.65
46
17.12
1.00
23.11
1.35
32.42
1.90
27.65
1.62
47
16.72
0.978
22.57
1.32
31.67
1.86
27.00
1.58
48
16.41
0.960
22.15
1.30
31.08
1.82
26.50
1.55
49
16.04
0.938
21.65
1.27
30.38
1.78
25.90
1.51
50
15.75
0.921
21.26
1.24
29.83
1.74
25.44
1.49
55
14.32
0.837
19.33
1.13
27.12
1.59
23.13
1.35
60
13.13
0.768
17.72
1.04
24.87
1.45
21.20
1.24
65
12.12
0.709
16.36
0.957
22.95
1.34
19.57
1.14
Hctrit-bsHäurt'ii.
423
Verbr.
H NO3
Na NO3
Salpetersäure
36" Baume
Salpetersäure
40» Baixme
y
ccin
a
ß pro Liter
b
Gew..
Proz.
a
tx pro Liter
b
Gew.-
Proz.
n
g pro Liter
b
Gew.-
Proz.
a
g pro Liter
b
Gew.-
Proz.
70
75
Sd
85
90
95
100
11.25
10.50
9.85
9.26
8.73
8.29
7.88
0.658
0.614
0.570
0.542
0.511
0.485
0.461
15.18
14.17
13.29
12.50
11.78
11.10
10.64
0.888
0.829
0.777
0.731
0.689
0.054
0.022
21.31
19.89
18.65
17.54
16.53
15.70
14.92
1.25
1.16
1.09
1.03
0.967
0.918
0.873
18.17
16.96
15.91
14.95
14.10
13.39
12.73
l.OG
0.991
0.930
0.874
0.825
0.783
0.744
Zur Analyse von Nitriten kann man das gleiche Verfahren
von Lunge einschlagen. Man löst z. B. 15 g Natriumnitrit zu 1 1
und läßt von dieser Lösung aus einer Bürette in eine auf 250 ccm
verdünnte Lösung von 30 rem ^/., N.-KMn()4, welche mit 20 ccm
20 i)rozentigcr Sehn efelsüure angesäuert und auf 40" erwärmt ist,
unter stetem Umsciiütteln bis zur Entfärbung einlaufen. Bei
Berücksichtigung dieser Konzentrations- und Temperaturverhält-
nisse wird eine Ausscheidung von IMangandioxyd vermieden.
Rasch ig (Zcitschr. f. angew. Chem. 18, 1286; 1905; Ber. 38,
31)11; 1005) empfiehlt zur Titricrung von Nitrosen und Nitriten das
Verfahren von Volhard (8. 134), wobei man Permanganat im Über-
schuß (ca. 20 Proz.) zufügt, bei Nitriten schwach ansäuert, nach
2 Minuten Jodkaliumlösung zufügt und nach einigen Minuten das
ausgeschiedene Jod mit Thiösulfat zurücktitriert. Der Nachteil der
sonst richtige Resultate ergebenden Methode liegt in der Verwendung
mehrerer Normallösungcn und des teuren Jodkaliums (s. hierzu
Lunge und B e r 1 , Zeitschr. f. angew. Chem. 19, 801) ; 190()). R u p p
(Zcitschr. f. anal. Chem. 45, 687; 1906) empfiehlt mit sodaalkali.scher
Pcrmanganatlösung im Überschuß unter Erwärmen zu oxydieren,
nach dem Erkalten mit Wasser zu verdünnen, mit Schwefelsäure
anzusäuern und den Überschuß des Permanganats nach Volhard
zu ermitteln. Die Ausführung darf mit höchstens 1 jn'ozcntigcr
Nitritlösung geschehen .
Riegle r (Zeitschr. anal. Cli. 36, 6(55; 1897) will die salpetrige
Säure durch \Va.s.serstoffsuperoxyd gasvolumetrisch bestimmen:
HNO., -1- H., ()., =-- H., O + HNO,,.
0 i- ü t z n c r (.\rcli. Pharm. 35, 241) bestimmt Nitrite durch
Reduktion von ("lilorsäuic zu Clilnrid, das dann nach Volhards
Methode (S. 150) titriert wird: 3 liXO. !- HCIO., :- 3 HNO., f HCl.
Die Bestimmung des G e s a m t g e h a 1 1 s an Stiekstoff-
säuren in der Nitro.se erfolgt ganz allgemein durch das Nitro-
meter, dessen Gebrauch gerade für die Untersuchung der Nitro.se
1
424 Scliwefelsäurefabrikation.
schon S. 421 erwähnt ist. Wenn die Säure neben N., O3 noch
merkliche Mengen von SO« enthält (der Geruch ist hierfür ein hin-
reichend feines Reagens), so setzt man ihr im Becher des Nitrometers
ein wenig gepulvertes Kaliumpermanganat zu; ein größerer Überschuß
davon stört den Prozeß sehr.
Das gefundene Gasvolumen muß man nach Beobaclitung des
Thermometers und Barometers mittels der Tabellen V und VI oder VII
des Anhanges auf 0" und 760mm reduzieren, wenn man nicht das Gasvolu-
meter (S. 166) angewendet hat, bei dem die reduzierten Gasvolume direkt
abgelesen werden. Im letzteren Falle wird man noch eher als beim
einfachen Nitrometer lieber zur Anwendung eines besonderen Re-
aktionsgefäßes greifen (8. 171) und nur die Gasmessung im Gasmeß-
rohre vornehmen.
Aus dem reduzierten Volumen des Stickoxyds berechnet man die
Stickstoff Verbindungen nach folgender Tabelle (S. 425), bei der darauf
Rücksicht genommen ist, daß verschiedene Fabriken die Resultate
auf verschiedene Einheiten zurückführen, und daß diese Bestimmungs-
art auch außerhalb der Schwefelsäurefabriken gebraucht wird. Die
Spalte a bedeutet immer Milligramme, die Spalte b Gewichtsprozente
für den Fall, daß man 1 ccm Säure von 60" Baume angewendet
hat (für andere spez. GcMichte sind die Zahlen von a zugrunde
zu legen, vgl. S. 421).
Verhältnis; der drei Stickst off säuren zu ein-
ander. Um aus den Ergebnissen der Permanganattitrierung und
der Bestimmung des Gesamtstickstoffs als NO im Nitrometer das
gegenseitige Verhältnis von No O3, No O4 und HNO3 i^ einem durch
Schwefelsäure absorbierten Gemisch aller drei Stickstoffsäuren zu
bestimmen, kann man folgende Formeln anwenden:
a = ccm NO, im Nitrometer gefunden.
b = ccm 0, berechnet aus der Permanganattitrierung (1 ccm
0 = 1,429 mg, also 1 ccm halbnormales Permanganat =
0,004 g = 2,798 ccm Sauerstoff).
X =^ vol. NO entspr. dem vorhandenen Ng O3.
y = vol. NO - - - N. O4.
z = vol. NO - - - HNO3.
Wenn 4 b J>- a, so setzt man :
X — 4 b — a; y = 2 (a — 2 b) oder = a — x.
Wenn 4 b <C a, so setzt man:
y = 4b; z = a — 4 b.
Das heißt: Wenn der Sauerstoff mehr als ausreicht, um alle
Stickstoffsäuren als aus N.^ O4 bestehend zu denken, so berechnet
man sie als solches; bei mehr Sauei'stoff rechnet man den Überschuß
auf HNO3, b^i weniger Sauerstoff das Defizit auf Ng O3 um. In
Wirklichkeit enthalten die gewöhnlichen Nitrosen keine Untersalpeter-
Schwefelsäure.
425
säure, so daß man besser den ganzen Sa uer.'^toff bedarf (dureli Per-
manganattitrierung ermittelt) als N.^ üo oder Nitrosylschwefelsäure,
und den Rest des Stickstoffs als HNO3 rechnet.
cem
NO
Stieksl
off N
Stickoxyd NO
Salpetripsäure-
anhydrid Nj-Oj
a
b
a
b
a
b
rnp
Prozent
mc
Prozent
mg
Prozent
1
(1.02.37
0.0360
1.3402
0.0784
1.0975
U.0993
2
1.-25U
0.0732
2.6804
0.1 Ö67
3.3950
0.1985
3
1.8771
0.1098
4.0206
0.2351
5.0925
0.2978
4
2..5028
0.1404
.5.3608
0.3135
6.7900
0.3971
5
3.128.5
0.1830
0.7010
0.3919
8.4875
0.4904
6
3.7Ö42
0.2196
8.0412
0.4702
10.1850
0.5956
/
4.379t)
0.2562
9.3814
0.5480
11.8825
0.0949
8 .
.1.0000
0.2928
10.7216
0.6270
13.5800
0.7942
9
Ö.6313
0.3294
12.0018
0.7053
15.2775
0.8934
ccni
NO
Salpetersäure HNO3
Salpetersäure 36<» B.
Salpetersäure 40" B.
a
b
a
b
a
b
ruff
rmzoiit
mg
Prozent
inu
I'rozent
1
2.8143
0. 1 646
5.3331
0.3119
4.5472
0.2659
2
5.6286
0..3292
10.(i002
0.6238
9.0944
0.5318
3
8.4429
0.4937
15.9993
0.9356
13.6416
0.7977
4
11.2572
0.6583
21.3324
1.2475
18.1888
1.0636
.5
14.0715
0.8229
20.6655
1..5594
22.7360
1.3296
6
16.8858
0.9875
31.9986
1.8713
27.2832
1.5955
7
19.7001
1.1.521
37.3317
2.1832
31.8304
1.8614
8
22.5144
1.3166
42.6t)48
2.49.50
36.3776
2.1273
9
25.3287
1.4812
47.9979
2.8009
40.9248
2.3932
100 T. Salpetersäure :W> B. entsprechen 71,1'.» T. reinem NaNO.,
oder 74,15 T. 9(i proz. Ciiilisalpeter.
Kiidpiodnkt : S( liw etVisäurr.
Die Schwefelsäure kommt in deix Handel als KainnuMsäiire
von 50 ").'{" B., als GOgrädige Säure (vom (Jlovertiirm oder von
BleipfaiHicn), als gewöhnliche (iO grädig(> Sänrc (9I< — '.»5 IVoz.), als
extra konzentrierte Säure ('.M)--'.>S l'roz.), als tcclinischcs Monohydrat
(9{)'/2 Proz.) und als i auchciKbr Schwefelsäure, die u ir später Ix-sonders
behandeln.
Die wirkliche Schwefelsäure, meist als Monohydrat bezeichnet,
SO4, hat bei O" da« spez. Gewicht 1,853, bei 15", bezogen auf
426 >5fli\\L'rL'lsäurL'l'abrikaliuu.
Wasser von 4", nach verschiedenen Beobachtern 1,8372 bis 1,8384.
Die Kais. Nornial-Eichungs-Kommission (s. u.) berechnet die Dichte
J50
des wirklichen Monohydrats bei — — — durch Extrapolation auf 1,8357;
jedoch muß man bei dieser auffällig niedrigen Zahl bedenken, daß
bei den merkwürdigen Unregelmäßigkeiten der Dichte dieser höchst
konzentrierten Säuren jede Extrapolation viel Mißliches hat. Sowohl
der Zusatz von SO3 als auch der von wenig Wasser erhöhen das
spezifische Gewicht, dessen Maximum (1,8415) zwischen 97 und
98 Proz. liegt. Das Monohydrat beginnt bei 290° zu sieden; anfangs
entweicht etwas SO3, und der Siedepunkt steigt bis 338", wo etwa
wieder 98 Proz. Ho SO4 und 2 Proz. H2 0 vorhanden sind. (Näheres
Lunge, Sodaindustrie, 3. Aufl., T, 144).
In den meisten Fällen wird der Gehalt einer Schwefelsäure
durch ihr spezifisches Gewicht ermittelt. Hierbei kommen
leider außerhalb Englands fast überall Baume- Aräometer zur
Verwendung, über deren prinzipielle Unsicherheit man S. 86 ff. ver-
gleichen möge. Abgesehen hiervon, sind die früheren Gehaltstabellen
für Schwefelsäure, namentlich für die höheren Grade ganz unzuver-
lässig. Lunge arbeitete deshalb mit I s 1 e r auf Grund eigener
Beobachtungen (Zeitschr. f. angew. Ch. 3, 131; 1890) eine neue Gehalts-
tabelle aus, wobei die früher von Lunge mit N a e f (Chem. Ind. 6,
37; 1883) angestellten Beobachtungen von Säuren mit mehr als
90 Proz. benutzt wurden. Vollständige Klarheit ist über diesen Gegen-
stand durch eine außerordentlich eingehende, geradezu erschöpfende
Arbeit gebracht worden, welche von den Herren Domke, Bein u. a.
ausgeführt und als 5. Heft der wissenschaftlichen Abhandlungen der
Kaiserlichen Normal-Eichungs-Kommission 1904 sowie im Auszuge in
der Zeitschr. f. anorgan. Chem. 43, 125; 1905 erschienen ist. Diese
Arbeit, welche in erster Linie behufs Feststellung der Normalien für
Prozentaräometer unternommen Morden war, ist mit solcher
Sorgfalt ausgeführt worden, daß sie als maßgebend angesehen werden
muß; sie enthält außerdem eine ausführliche Besprechung und Kritik
aller bisherigen Arbeiten auf diesem Gebiete. Wir geben aus ihr 1.
die Tabelle zur Bestimmung reiner Schwefelsäure-Wasser-Mischungen
15" C.
aus dem Prozentgehalt für — ' (mit Auslassung der fünften,
nur rechnungsmäßig ermittelten Dezimalstelle, welche hier nur zur
Abrundung der vierten verwendet M'orden ist), 2. die Tabelle zur
15" C.
Umwandlung der Dichten bei „ ^ ' in Baume grade der ratio-
nellen Skala, 3. einen Auszug aus der Tabelle für Reduktion der
bei anderen Temperaturen gefundenen Werte auf 15" C. (Das Original
enthält noch viele andere, für uns weniger wichtige Tafeln, die wir
schon des Raummangels wegen auslassen müssen.)
Schwofulbiiiire.
427
Tafel
zur Bestimmung der Dichte reiner Schwefelsäure Wasser Mischungen
aus dem Prozentgelialt.
ß2 (»
.0
.1
2
.3
.4
.5
.6
.7
.8
.9
<P <D t-
S S:i
Dichten bei + 1
j«C. für
die
£;p="
nebenstehenc
len ganzen und obenstchenden Zel
ntel-Prozent Schwefelsäure.
X;
Einheit: Diclite dos
i Wasser?
bei + 4» C.
0
0.9991
0.9998
1.0005
1.0012
1.0019
1.0026
1.0033
1.0040
1.0047
1.0054
1
1.0061
1.0068
1.0079
1.0082
1.0088
1.0095
1.0102
1.0109
1.0116
1.0122
2
1.0129
1.013G
1.0143
1.0149
1.0156
1.0163
1.0170
1.0176
1.0183
1.0190
3
1.0197
1.0203
1.0210
1.0217
1.0224
1.0230
1.0237
1.0244
1.0251
1.0257
4
1.0264
1.0271
1.0277
1.0284
1.0291
1.0298
1.0304
1.0.311
1.0318
1.0325
5
1.0332
1.0338
1.0345
1.0352
1.0359
1.0366
1.0373
1.0380
1.0386
1.0393
G
1.0400
1.0407
1.0414
1.0421
1.0428
1.0435
1.0442
1.0449
1.0456
1.0462
7
1.0409
1.0476
1.0483
1.0490
1.0497
1.0504
1.0511
1.0518
1.0525
1.0532
8
1.0Ö39
1.0546
1.0554
1.0561
1.0568
1.0575
1.0582
1.0589
1.0596
1.06o:5
9
l.OülO
1.0617
1.0624
1.0631
1.0638
1.0645
1.0653
1.0660
1.0667
1.0674
10
1.0081
1.0688
1.0695
1.0702
1.0710
1.0717
1.0724
1.0731
1.0738
1.0745
11
1.0753
1.0760
1.0767
1.0774
1.0781
1.0789
1.0796
1.0803
1.0810
1.0S18
12
1.0825
1.0832
1.0839
1.0847
1.0854
1.08()1
1.0868
1.0876
1.0883
1.0S90
13
1.0898
1.0905
1.0912
1.0920
1.0927
1.0934
1.0942
1.0949
1.0956
1.0964
14
1.0971
1.0978
1.0986
1.0993
1.1000
1.1008
1.1015
1.1023
1.1030
1.1038
ir,
1.1045
1.1052
1.1060
1.1067
1.1075
1.1082
1.1090
1.1097
1.1105
1.1112
Iß
1.1120
1.1127
1.1135
1.1142
1.11.50
1.1157
1.1165
1.1172
1.1180
1.11S7
17
1.1195
1.1202
1.1210
1.1217
1.1225
1.1233
1.1240
1.1248
1.1255
1.120:{
\H
1.1270
1.1278
1.1286
1.1293
1.1301
1.1309
1.1316
1.1324
1.1331
1.1339
l't
1.1347
1.1354
1.1362
1.1370
1.1377
1 . 1 385
1.1393
1.1400
1.1408
1.1416
•_'o
1.1424
1.1431
1.1439
1.1447
1.1454
1.1462
1.1470
1.1478
1.1485
1.1493
■21
1.1501
1.1509
1.1516
1.1524
1.1532
1.1540
1.1548
1.1555
1.1563
1.1571
~2
1.1579
1.1587
1.1594
1.1602
1.1610
1.1618
1.1626
1.1634
1.1641
1.1649
■-'3
1.1057
1.1665
1.1673
1.1681
1.1689
1.1697
1.1705
1.1712
1.1720
1.172S
■24
1.1736
1.1744
1.1752
1.1760
1.1768
1.1776
1.1784
1.1792
1.1800
1.1808
•2-,
1.1816
1.1824
1.1832
1.1840
1.1848
1.1856
1.1864
1.1872
1.1880
1.1 8K8
•_'<•)
1.1 89H
1.1904
1.1912
1.1920
1 . 1 928
1 . 1 936
1.1944
1 . 1 952
1.1960
1.1968
-7
1.1970
1.1 9H4
1 . 1 992
1.2000
1.2(M)S
1.2016
1.2025
1.2033
1.2041
1.20 et
'JS
1.2057
1.2065
1.2073
1.2081
1.2089
1.2098
1.2106
1.2114
1.2122
1.2 130
■2'J
1.2138
1.2146
1.2155
1.2163
1.2171
1.2179
1.2187
1.2196
1.2204
1.2212
3(»
1 .2220
1.2228
1.2237
1.2245
1 .2253
1.2261
1.2270
1.2278
1.2286
1.2291
31
1.2302
1.2311
1.2319
1.2327
1.23.35
1.2344
1.23.52
1.2360
1.2368
1.2377
32
1.2385
1.2393
1.2402
1.2410
1.24 IH
1.2426
1.2435
1.2443
1.2451
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33
1.2468
1.2476
1.2485
1.2493
1.2.->(il
1.2510
1.2518
1 .2526
1.2535
1.2543
3t
1.2552
1.2560
1.2568
1.2577
1.2585
1.2594
1.2002
1.2610
1.2619
1.2627
3.-,
1.2630
1.2644
1.2653
1.2661
1.267« >
1.267H
1.2686
1.2695
1 .2703
1.2712
3()
1.2720
1.2729
1.2737
1.2746
1.2751
1.2763
1.2771
1.2780
1.2788
1.2797
^37
1.2806
1.2814
1.2823
1.2831
1.2840
1.284K
1.2857
1 .2866
1.2874
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1.2909
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1.2926
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1.2952
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1.2969
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1.2978
1.2987
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1.30 IS
1.3057
428
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*^ "m
.0
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2
.3
.4
.5
.0
.7
.8
.9
C £ 0)
C O J;
N >■ 3
Dichten bei +15" C. für die
nebenstehenden ganzen und
obenstehenden Zehntel-Prozent Schwefelsäure.
Einheit :
Dichte des Wassers bei -j-
- 4»C.
40
1.3065
1.3074
1.3083
1.3092
1.3101
1.3109
1.3118
1.3127
1.3136
1.3145
41
1.3153
1.3162
1.3171
1.3180
1.3189
1.3198
1.3207
1.3215
1.3224
1.3233
42
1.3242
1.3251
1.3260
1.3269
1.3278
1.3287
1.3296
1.3305
1.3314
1.3323
43
1.3332
1.3341
1.3350
1.3359
1.3368
1.3377
1.3386
1.3395
1.3404
1.3413
44
1.3423
1.3432
1.3441
1.3450
1.3459
1.3468
1.3478
1.3487
1.3496
1.3505
45
1.3514
1.3524
1.3533
1.3542
1.3551
1.3561
1.3570
1.3579
1.3589
1.3598
46
1.3607
1.3617
1.3626
1.3635
1.3645
1.3654
1.3664
1.3673
1.3682
1.3692
47
1.3701
1.3711
1.3720
1.3730
1.3739
1.3749
1.3758
1.3768
1.3777
1.3787
48
1.3796
1.3806
1.3816
1.3825
1.3835
1.3844
1.3854
1.3864
1.3873
1.3883
49
1.3893
1.3.902
1.3912
1.3922
1.3931
1.3941
1.3951
1.3961
1.3970
1.3980
50
1.3990
1.4000
1.4010
1.4019
1.4029
1.4039
1.4049
1.4059
1.4069
1.4079
51
1.4088
1.4098
1.4108
1.4118
1.4128
1.4138
1.4148
1.4158
1.4168
1.417S
52
1.4188
1.4198
1.4208
1.4218
1.4228
1.4238
1.4249
1.4259
1.4269
1.4279
53
1.4289
1.4299
1.4309
1.4319
1.4330
1.4340
1.4350
1.4360
1.4370
1.4381
54
1.4391
1.4401
1.4411
1.4422
1.4432
1.4442
1.4453
1.4463
1.4473
1.4484
55
1.4494
1.4504
1.4515
1.4525
1.4535
1.4.-')46
1.4556
1.4567
1.4577
1.4587
56
1.4598
1.4608
1.4619
1.4629
1.4640
1.4650
1.4661
1.4671
1.4682
1.4692
57
1.4703
1.4714
1.4724
1.4735
1.4745
1.4756
1.4767
1.4777
1.4788
1.4798
58
1.4809
1.4820
1.4830
1.4841
1.4852
1.4863
1.4873
1.4884
1.4895
1.4905
59
1.4916
1.4927
1.4938
1.4949
1.4960
1.4970
1.4981
1.4992
1.5003
1.5013
60
1.5024
1.5035
1.5046
1.5057
1.5068
1.5079
1.5090
1.5101
1.5112
1.5122
61
1.5133
1.5144
1.5155
1.5166
1.5177
1.5188
1.5199
1.5210
1.5221
1.5232
62
1.5243
1.5254
1.5265
1.5276
1..5287
1.5298
1.5309
1.5321
1.5332
1.5343
63
1.5354
1.5365
1.5376
1.5387
1.5398
1.5410
1.5421
1.5432
1.5443
1.5454
64
1.5465
1.5477
1.5488
1.5499
1.5510
1.5521
1.5533
1.5544
1.5555
1.5566
65
1.5578
1.5589
1.5600
1.5612
1.5623
1.5634
1.5645
1.5657
1.5668
1.5679
66
1.5691
1.5702
1.5713
1.5725
1.5736
1.5748
1.5759
1.5770
1.5782
1.5793
67
1.5805
1.5816
1.5827
1.5839
1.5850
1.5862
1.5873
1.5885
1.5896
1.5908
68
1.5919
1.5931
1.5942
1.5954
1.5965
1.5977
1.5989
1.6000
1.6012
1.6023
69
1.6035
1.6046
1.6058
1.6070
1.6081
1.6093
1.6104
1.6116
1.6128
1.6139
70
1.6151
1.6163
1.6174
1.6186
1.6198
1.6209
1.6221
1.6233
1.6245
1.6256
71
1.6268
1.6280
1.6291
1.6303
1.6315
1.6327
1.6338
1.6350
1.6362
1.6374
72
1.6385
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1.6409
1.6421
1.6433
1.6444
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1.6468
1.6480
1.6492
73
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1.6515
1.6527
1.6539
1.6551
1.6563
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1.6586
1.6598
1.6610
74
1.6622
1.6634
1.6645
1.6657
1.6669
1.6681
1.6693
1.6705
1.6717
1.6728
75
1.6740
1.6752
1.6764
1.6776
1.6788
1.6799
1.6811
1.6823
1.6835
1.6847
76
1.6858
1.6870
1.6882
1.6894
1.6906
1.6917
1.6929
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77
1.6976
1.6988
1.7000
1.7012
1.7023
1.7035
1.7047
1.7058
1.7070
1.708^
78
1.7093
1.7105
1.7117
1.7128
1.7140
1.7151
1.7163
1.7175
1.7186
1.719J
79
1.7209
1.7221
1.7232
1.7244
1.7255
1.7267
1.7278
1.7289
1.7301
1.731!
80
1.7324
1.7335
1.7346
1.7357
1.7369
1.7380
1.7391
1.7402
1.7413
1.742.
81
1.7435
1.7446
1.7457
1.7468
1.7479
1.7490
1.7501
1.7512
1.7523
1.753'
82
1.7544
1.7555
1.7566
1.7576
1.7587
1.7Ö97
1.7608
1.7618
1.7628
1.763
83
1.7649
1.7659
1.7669
1.7679
1.7689
1.7699
1.7709
1.7719
1.7729
1.773
84
1.7748
1.7758
1.7767
1.7777
1.7786
1.7796
1.7805
1.7814
1.7823
1.783
Schwefelsäure.
429
C5 4)
.0
.1
.2
.3
.4
.5
.6
.7
.8
.9
<U (D b
s ^ =
Dichten bei +
15« C. für die
nebenstehenden ganzen und
obenstehenden Zehntel-Prozent Schwefelsäure.
Ein
leit: Dichte des
SVassers Ijpi — 4"
C.
«5
1.7841
1.7850
1.7859
1.7868
1.7876
1.7.S85
1.7894
1.7902
1.7911
1.7919
8(5
1.7927
1.7935
1.7943
1.7951
1.7959
1.7967
1.7975
1.7983
1.7991
1.7998
87
1.8006
1.8013
1.8021
1.8028
1.8035
1.8042
1.8049
1.8056
1.8063
1.8070
88
1.8077
1.8084
1.8090
1.8097
1.8103
1.8110
1.8116
1.8122
1.8129
1.8135
89
1.8141
1.8147
1.8153
1.8158
1.8164
1.8170
1.8176
1.8181
1.8187
1.8192
90
1.8198
1.8203
1.8208
1.8213
1.8219
1.8224
1.8229
1.8234
1.8239
1.8244
91
1.8248
1.8253
1.8258
1.8262
1.8207
1.8271
1.8276
1.8280
1.8284
1.8289
9-2
1.8293
1.8297
1.8301
1.8305
1.8309
1.8313
1.8317
1.8320
1.8324
1.8328
93
1.8331
1.8335
1.8338
1.8341
1.8345
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1.8354
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94
1.8363
1.8366
1.8369
1.8371
1.8374
1.8376
1.8379
1.8381
1.8384
1.8386
95
1.8388
1.8390
1.8392
1.8394
1.8396
1.8398
1.8400
1.8401
1.8403
1.8404
96
1.8406
1.8407
1.8408
1.8409
1.8410
1.8411
1.8412
1.8413
1.8414
1.8414
97
1.8414
1.8415
1.8415
1.8415
1.8415
1.8415
1.8414
1.8414
1.8413
1.8412
98
1.8411
1.8410
1.8409
1.8408
1.8406
1.8405
1.8403
1.8401
1.8398
1.8390
99
1.8393
1.8391
1.8388
1.8385
1.8381
1.8378
(1.8374)
(1.8370)
(1.8366)
(1.8362)
100
(1.8357)
(Die eingeklammerten Zahlen von 99.6 — 100 Prozent sind extrapoliert.)
Tafel
zur Umwandlung der Dichte S'' , in Baumegrade der rationellen Skale.
S"/4
.0
.1
.2
.3
.4
.5
.6
.7
.8
.9
O.'.t!»
— 0.0 IS
1.00
0.126
0.270
0.414
0.557
0.700
0.843
0.986
1.128
1.270
1.412
Ol
1.553
1.694
1.835
1.976
2.117
2.257
2.397
2.536
2.675
2.814
02
2.953
3.091
3.229
3.367
3.505
3.643
3.780
3.917
4.053
4.189
03
4.325
4.461
4.596
4.731
4.866
5.001
5.135
5.269
5.403
5.537
04
5.671
5.804
5.937
6.070
6.202
6.334
6.466
6.598
6.729
0.860
1.05
6.991
7.122
7.252
7.382
7.512
7.642
7.771
7.900
8.029
8.158
06
8.287
8.415
8.. 543
8.671
8.789
8.925
9.052
9.179
9.306
9.432
07
9.558
9.684
9.809
9.934
10.059
10.184
10.309
10.433
10.557
Kt.OSl
08
10.805
10.929
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11.175
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11.543
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1 1.909
09
12.030
12.151
12.272
12.393
12.514
12.634
12.754
12.874
12.994
13.114
1.1(1
13.233
13.352
13.471
13.590
13.708
13.826
13.944
14.062
14.179
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11
14.413
14.530
14.647
14.764
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14.996
15.112
15.228
15.343
15.458
12
15.573
15.688
15.H03
15.917
16.(»31
16.145
16.259
16.373
16.486
16.599
13
16.712
16.825
16.938
17.050
17.162
17.274
17.386
17.498
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17.721
14
17.832
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18.164
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18.822
1.15
18.931
19.040
19.149
19.258
19.366
19.474
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19.690
19.798
19.905
16
2(t.0l2
20.1 19
21».226
20.333
20.439
20.545
20.651
20.757
20.863
20.969
17
21.074
21.179
21.2H4
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21.911
22.0 15
18
22. 1 1 9
22.222
22.325
22.428
22.531
22.634
22.737
22.839
22.941
23. 043
19
23.145
23.247
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23. 450
23.551
23.652
23.753
23.H54
23.955
24.055
430
Schwefelsäurefabrikation.
S"/.
.0
.1
.2
.3 .4
.5
.6
.7
.8 .9
1.20
24.155
24.255
24.355
24.455
24.554
24.653
24.752
24.851
24.9.50
25.049
21
25.148
25.246
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25.442
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25.638
25.736
25.834
25.931
26.028
22
26.125
26.222
26.319
26.415
26.511
26.607
26.703
26.799
26.895
26.990
23
27.085
27.180
27.275
27.370
27.465
27.560
27.655
27.749
27.843
27.937
24
28.031
28.125
28.219
28.312
28.405
28.498
28.591
28.684
28.777
28.869
1.2.'-)
28.961
29.053
29.145
29.237
29.329
29.420
29.512
29.603
29.694
29.785
20
29.876
29.967
30.058
30.149
30.239
30.329
30.419
30.509
30.599
30.688
27
30.777
30.866 30.955
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31.133
31.222
31.311
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28
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29
32.537
32.624 32.711
32.797
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33.141
33.227
33.312
1.30
33.397
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33.652
33.737
33.822
33.907
33.991
34.075
34.159
31
34.243
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34.495
34.579
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34.745
34.828
34.911
34.994
32
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35.160 35.243
35.325
35.407
35.489
35.571
35.653
35.735
35.817
33
35.899
35.981
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36.143
36.224
36.305
36.386
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36.548
36.628
34
36.708
36.788
36.868
36.948
37.028
37.107
37.187
37.267
37.346
37.425
1.35
37.504
37.583
37.662
37.741
37.820
37.898
37.977
38.056
38.134
38.212
36
38.290
38.368
38.446
38.. 524
38.601
38.678
38.755
38.832
38.909
38.986
37
39.063
39.140
39.217
39.294
39.370
39.446
39.. 522
39.598
39.674
39.750
38
39.826
39.902
39.978
40.053
40.128
40.203
40.278
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40.428
40.. 503
39
40.578
40.653
40.727
40.801
40.875
40.949
41.023
41.097
41.171
41.245
1.40
41.318
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41.539
41.612
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41.831
41.904
41.977
41
42.049
42.122 42.194
42.266
42.338
42.410
42.482
42.554
42.626
42.698
42
42.769
42.840 1 42.912
42.983
43.054
43.125
43.196
43.267
43.338
43-409
43
43.479
43.550 ! 43.620
43.690
43.760
43.830
43.900
43.970
44.040
44.110
44
44.179
44.248
44.318
44.387
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44.594
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44.732
44.801
1.45
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45.007
45.075
45.143
45.211
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45.347
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45.483
46
45.551
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45.687
45.754
45.821
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45.955
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46.156
47
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46.357
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46.687
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46.819
48
46.885
46.951
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47.083
47.148
47.213
47.279
47.344
47.409
47.474
49
47.539
47.604
47.669
47.734
47.799
47.863
47.928
47.992
48.056
48.120
1.50
48.184
48.248
48.312
48.376
48.440
48.503
48.567
48.631
48.694
48.757
51
48.820
48.884
48.947
49.010
49.073
49.136
49.199
49.262
49.325
49.387
52
49.449
49.512 j 49.574
49.636
49.698
49.760
49.822
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1.55
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57
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52.587
52.645
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58
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59
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54.360
.54.416
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61
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02
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.55.523
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55.796
63
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56.763
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56.8^
1.65
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66
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57.605
57.657
57.709 .
57.761
57.813
57.865
/57.917
67
57.968
58.020
58.072
58.124
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68
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58.635
58.6,S6
5S.737
58.788
58.839
58.890
5S.940
69
58.99(1
! 59.041
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59.142
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59.392
59.442
Schwefelsäure.
431
S»/,
.0
.1
.2
.3
.4
.5
.6
.7
.8
.9
1.70
59.492
59.542
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59.641
.59.691
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73
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74
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61.821
61.868
1.7.-,
61.915
61.962
62.009
62.056
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62.150
62.197
62.244
62.291
62.337
7IJ
62.383
62.430
62.477
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77
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63.075
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78
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63.349
63.395
63.440
63.485
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63.576
63.621
63.666
63.711
79
63.756
63.801
63.846
63.891
63.936
63.980
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64.070
64.115
64.159
1.80
64.203
64.248
64.293
64.337
64.381
64.425
64.469
64.514
64.558
64.602
81
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64.690
64.734
64.778
64.822
64.866
64.910
64.954
64.998
65.041
8-2
65.084
65.128
65.172
65.215
65.258
65.301
65.345
65.388
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83
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65.560
65.603
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65.774
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65.860
65.902
84
65.944
65.987
66.030
66.073
66.115
66.157
66.200
66.242
66.284
66.326
1.85
.66.368
Spezifische Gewichte von Schwefelsäurelösungen nach Lunge, Isler und N a e f .
3ppz. Gew.
, . 15"
100 G
ewichtsteile entsprechen
ll.it
er cntliält
Kilogramm bei
Grad
Baum6
Grad
Twad-
dell
bei
chemisch
reiner Säure
chemi.seh reiner Sau
re
(luftl. K.)
Proz.
SO3
Proz.
H^SOj
Proz.
eOgräd.
Säure
Proz.
SOgräd.
Säure
SO,
H, SO.
eOgräd.
Säure
SOgräd.
Säure
1.000
0
0
0.07
0.09
0.12
0.14
0.001
! 0.001
0.001
0.001
I.()(l5
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1
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1.52
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l.olo
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2
1.28
1.57
2.01
2.51
0.013
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I.Ol.-,
2.1
3
1.88
2.30
2.95
3.68
0.019
! 0.023
0.0.30
0.037
1.020
2.7
4
2.47
3.03
3.88
4.85
0.025
i 0.031
0.040
0.050
1.025
3.4
,-,
3.07
3.76
4.82
6.02
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0.039
0.049
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1.030
4.1
6
3.67
4.49
5.78
7.18
0.038
i 0.046
0.059
0.074
1.035
4.7
7
4.27
5.23
6.73
8.37
0.044
! 0.054
0.070
0.087
1.04i)
.5.4
8
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5.96
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9.54
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9
5.45
6.67
8.55
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t 0.071
0.089
(».112
1.050
6.7
10
6.02
7.37
9.44
11.79
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1.055
7.4
II
6.59
8.07
10.34
12.91
0.070
j 0.085
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1.060
s.o
12
7.16
8.77
11.24
14.03
0.076
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0.149
1.065
.S.7
i:{
7.73
9.47
12.14
15.15
0.082
0.102
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1.07(»
9.4
11
8.32
10.19
13.05
16.30
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8.9(»
10.90
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l.OHO
10.6
Ki
9.47
11.60
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18.56
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0.2(»1
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11.2
17
10.04
12.. 30
15.76
19.68
0.109
0.133
0.171
0.213
1.090
1 1.9
IS
10.60
12.99
16.65
20.78
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1.095
12.4
1!»
11.16
13.67
17.52
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(J.24(»
1.10(1
13.0
■Jii
11.71
14.35
18.39
22.96
0.129
0.158
0.202
(».25:{
1.105
13.6
21
12.27
15.03
19.26
24. (»5
0.136
i 0. 1 66
0.212
(».265
l.llo
14.2
22
12.82
1.5.71
20.13
25. 1 4
0.143
1 0.175
0.223
(».279
I.II5
14.9
23
I3.3<i
16.36
20.96
26.18
0.149
0.183
0.234
(».2!»2
1.120
15.4
21
I3..S9
17.01
21.80
27.22
0.156
0.191
(»245
(».305
I.I25
hi.o
.<-
II. IJ
17. »1.1
22.6:{
2H.2ti
0.162
0. 199
(1.255
0.31S
432
f^fhwefelsänrefabrikation.
100 Gewichtsteile eutsprechen
1 Liter enthält Kilogramm bei
Spez. Gew.
, . 15"
Grad
Baume
Grad
Twad-
dell
bei
chemisch
reiner Säure
chemisch reiner Säure
(liiftl. R.)
Proz.
SO3
Proz.
Proz.
eOgräd.
Säure
Proz.
50gräd.
Säure
SO.,
H., SO4
eOgräd.
Säure
50 gräd.
Säure
1.130
16.5
26
14.95
18.31
23.47
29.3(1
0.169
0.207
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0.331
1.135
17.1
27
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28
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19.61
25.13
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18.3
29
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20.26
25.96
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0.189
0.231
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0.371
1.150
18.8
30
17.07
20.91
26.79
33.46
0.196
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1.155
19.3
31
17.59
21.55
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1.160
19.8
32
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22.19
28.43
35.50
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0.330
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1.165
20.3
33
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22.83
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1.170
20.9
34
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23.47
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35
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24.12
30.90
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1.180
22.0
36
20.21
24.76
31.73
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0.238
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0.374
0.467
1.185
22.5
37
20.73
25.40
32.55
40.64
0.246
0.301
0.386
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1.190
23.0
38
21.26
26.04
33.37
41.66
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0.496
1.195
23.5
39
21.78
26.68
34.19
42.69
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0.511
1.200
24.0
40
22.30
27.32
35.01
43.71
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1.205
24.5
41
22.82
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1.210
25.0
42
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1.215
25.5
43
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1.220
26.0
44
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47.74
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1.225
26.4
45
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1.230
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46
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47
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1.240
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48
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49
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50
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51
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34.00
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54.40
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1.260
29.7
52
28.22
34.57
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55.31
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1.265
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53
28.69
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45.03
56.22
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0.711
1.270
30.G
54
29.15
35.71
45.76
57.14
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55
29.62
36.29
46.50
58.06
0.377
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1.280
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56
30.10
36.87
47.24
58.99
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57
30.57
37.45
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58
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1.300
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60
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61
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1.310
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62
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40.93
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0.462
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0.727
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67
35.27
43.20
55.36
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72
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48.00
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77
39.62
48.53
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0.861
1.075
1.390
40.5
78
40.05
49.06
62.87
78.50
0.557
0.682
0.873
1.091
1.395
40.8
79
40.48
49.59
63.55
79.34
0.564
0.692
0.886
1.107
Schwefelsäure.
433
100 Gewichtsteile entsprechen
1 Lit
er enthält Kilopramin bei
pez. Gew.
15«
Grad
Baume
Grad
Twad-
dell
Ijei chemisch
reiner Säure
chemiscli
reiner Säure
luftl. R.)
Proz.
SO3
Proz.
H,SO,
Proz.
eOgräd.
Säure
Proz.
SOgräd.
Säure
SO3
H,SO,
eOgräd.
Säure
SOgräd.
Säure
1.400
41.2
80
40.91
50.11
64.21
1
80.18
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41.33
50.63
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0.581
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42.0
82
41.76
51.15
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1.154
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42.3
83
42.17
51.66
66.21
82.66
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1.420
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42.57
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i 1.200
1.430
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43.75
.53.59
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1.440
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88
44.14
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1.445
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89
44.53
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1.010
1.261
1.450
44.8
90
44.92
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70.52
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0.798
1.023
1.277
1.455
45.1
91
45.31
55.50
71.12
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0.808
1.035
1.292
1.460
45.4
92
45.69
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89.55
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1.047
1.307
1.4G5
45.8
93
46.07
56.43
72.31
90.29
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1.059
1.323
1.470
46.1
94
46.45
56.90
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1.072
1.338
1.475
46.4
95
46.83
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91.79
0.691
0.846
1.084
1.354
1.480
46.8
96
47.21
57.83
74.10
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1.097
1.370
1.483
47.0
97
47.45
58.13
74.49
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1.105
1.380
1.485
47.1
97
47.57
58.28
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1.385
1.490
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98
47.95
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1.400
1.491
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98
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58.87
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1.125
1.404
1.495
47.8
99
48.. 34
59.22
75.88
94.75
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0.885
1.134
1.417
1.498
48.0
100
48.60
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100
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101
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1.160
1.449
1.507
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102
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1.165
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48.7
102
49.51
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0.748
0.916
1.174
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1.515
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103
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49.4
104
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105
.50.41
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98.77
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1.504
1.525
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105
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62.06
7 9.. 52
99.30
0.773
0.946
1.213
1.514
1.530
50.0
100
51.04
62.53
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100.05
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63.00
80.73
100.80
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1.538
.50.5
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63.30
81.11
101.26
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0.974
1.247
1..5.58
1.540
50.6
108
51.78
63.43
81.28
101.49
0.797
0.977
1.2.52
1.563
1.545
.50.9
109
.52.12
63.85
81.81
102.16
0.805
0.987
1.264
1.579
1.547
51.0
109
52.23
63.99
82.00
102.38
0.808
0.990
1.269
1.584
1.550
51.2
HO
52.46
64.26
82.34
102.82
0.813
0.996
1.276
1.593
1.555
51.5
111
.52.79
64.67
82.87
103.47
0.821
1.006
1.289
1.609
1.560
51.8
112
53.22
65.20
83..50
104.30
0.830
1.017
1.303
1.627
1..563
.52.0
113
53.46
65.49
83.92
104.73
0.836
1.024
1.312
1.638
1.565
.52.1
113
53.59
65.65
84.08
105.03
0.839
1.027
1.316
1.644
1.570
52.4
114
.53.95
66.09
84.64
105.73
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1..329
1.660
1.572
52.5
114
54.07
66.24
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105.93
0.850
1.041
1.334
1.666
1.575
.52.7
115
.54.32
66.53
8.5.21
106.42
0.856
1.048
1.343
1.677
1.580
53.0
116
54.65
66.95
8.5.78
107.10
0.864
1.0.58
1.356
1.692
1..585
53.3
117
55.03
67.40
86.34
107.85
0.872
1.068
1.369
1.709
1.588
53.5
118
55.25
67.69
86.74
108.25
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1.378
1.720
1.590
53.6
118
5.5.37
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86.88
108.52
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1.078
1.382
1.726
1.595
53.9
119
5.5.73
68.2(5
87.44
109.21
0.889
1.089
1.395
1.742
1.598
54.0
120
5.5.84
68.41
87.66
109.40
0.893
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1.402
1.748
1.600
54.1
120
56.09
68.70
88.00
109.92
O.S97
1.099
1.409
1.759
1.605
54.4
121
56.44
69.13
88.. 55
110.61
(t.906
1.110
1.422
1.775
1.607
54.5
121
56.56
69.23
HH.7I
1 l().7f.
0.909
1.114 1
1.426
1.781
UntormiphiiMKcii. t>, Aiill. I.
434
g
»chwcfols
äiircfabrikation.
100 Gewichtsteile entsprechen
1 Liter enthält Kilogranim bei
Spez. Gew.
15°
Grad
Grad
bei
chemisch
reiner Säure
chemisch reiner Säure
(luftl. R.)
Baume
Twad-
dell
Proz.
SO3
Proz.
H2SO4
Proz.
eOgräd.
Säure
Proz.
50gräd.
Säure
SO3
H, SO,
eOgräd.
Säure
50gräd. ■
Säure
I.GIO
54.7
122
56.79
69.56
89.10
111.30
0.914
1.120
1.435
1.792
1.G15
55.0
123
57.15
70.00
89.66
112.00
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1.449
1.810
1.G20
55.2
124
57.49
70.42
90.20
112.68
0.931
1.141
1.462
1.825
1.625
55.5
125
57.84
70.85
90.74
113.35
0.940
1.151
1.473
1.842
1.630
55.8
126
58.18
71.27
91.29
114.02
0.948
1.162
1.489
1.859
1.635
56.0
127
58.53
71.70
91.83
114.71
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1.172
1.502
1.875
1.640
56.3
128
58.88
72.12
92.38
115.40
0.966
1.182
1.516
1.892
1.643
56.5
129
59.10
72.40
92.77
115.78
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1.645
56.6
129
59.22
72.55
92.92
116.06
0.975
1.193
1.529
1.909
1.650
56.9
130
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72.96
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116.72
0.983
1.204
1.543
1.926
1.653
57.0
131
59.75
73.20
93.80
117.06
0.988
1.209
1.550
1.932
1.655
57.1
131
59.92
73.40
94.02
117.44
0.992
1.215
1.557
1.944
1.660
57.4
132
60.26
73.81
94.54
118.11
1.000
1.225
1.570
1.960
1.662
57.5
132
60.38
73.97
94.78
118.29
1.003
1.227
1.575
1.966
1.665
57.7
133
60.61
74.24
95.08
118.77
1.009
1.230
1.584
1.977
1.670
57.9
134
60.95
74.66
95.62
119.36
1.017
1.246
1.598
1.995
1.672
58.0
134
61.06
74.80
95.85
119.62
1.020
1.250
1.602
2.001
1.675
58.2
135
61.29
75.08
96.16
120.11
1.027
1.259
1.611
2.012
1.680
58.4
136
61.63
75.50
96.69
120.50
1.035
1.268
1.625
2.029
1.682
58.5
136
61.73
75.62
96.90
120.93
1.038
1.271
1.629
2.035
1.685
58.7
137
61.93
75.94
97.21
121.38
1.043
1.278
1.638
2.046
1.690
58.9
138
62.29
76.38
97.77
122.08
1.053
1.289
1.652
2.064
1.692
59.0
138
62.41
76.46
97.98
122.27
1.056
1.293
1.657
2.070
1.695
59.2
139
62.64
76.76
98.32
122.77
1.062
1.301
1.667
2.082
1.700
59.5
140
63.00
77.17
98.89
123.47
1.071
1.312
1.681
2.100
1.705
59.7
141
63.35
77.60
99.44
124.16
1.0'80
1.323
1.696
2.117
1.710
60.0
142
63.70
78.04
100.00
124.86
1.089
1.334
1.710
2.136
1.715
60.2
143
64.07
78.48
100.56
125.57
1.099
1.346
1.725
2.154
1.720
60.4
144
64.43
78.92
101.13
126.27
1.108
1.357
1.739
2.172'
1.723
60.5
145
64.61
79.05
101.42
126.58
1.113
1.363
1.746
2.182i
1.725
00.6
145
64.78
79.36
101.69
126.98
1.118
1.369
1.754
2.191
1.730
60.9
146
65.14
79.80
102.25
127.68
1.127
1.381
1.769
2.209
1.733
61.0
147
65.32
80.02
102.54
127.97
1.131
1.387
1.776
2.219
1.735
61.1
147
65.50
80.24
102.82
128.38
1.136
1.392
1.784
2.228
1.740
61.4
148
65.86
80.68
103.38
129.09
1.146
1.404
1.799
2.247
1.743
61.5
149
66.04
80.90
103.66
129.38
1.149
1.408
1.806
2.25C
1.745
61.6
149
66.22
81.12
103.95
129.79
1.156
1.416
1.814
2.265
1.750
61.8
150
66.58
81.56
104.52
130.49
1.165
1.427
1.829
2.284
1.753
62.0
151
66.82
81.86
104.89
130.91
1.172
1.435
1.840
2.297
1.755
62.1
151
66.94
82.00
105.08
131.20
1.175
1.439
1.845
2.30a
1.760
62.3
152
67.30
82.44
105.64
131.90
1.185
1.451
1.859
2.321
1.765
62.5
153
67.76
83.01
106.31
132.80
1.196
1.465
1.877
2.344
1.770
62.8
154
68.17
83.51
106.91
133.61
1.207
1.478
1.894
2.3i>.
1.775
63.0
155
68.60
84.02
107.62
134.43
1.218
1.491
1.911
2.381
1.780
63.2
156
68.98
84.50
108.27
135.20
1.228
1.504
1.928
2.40/
1.785
63.5
157
69.47
85.10
109.05
136.16
1.240
1.519
1.947
2.43'-
1.790
63.7
158
69.96
85.70
109.82
137.14
1.252
1.534
1.965
2.45:
1.795
64.0
159
70.45
86.30
110.58
138.08
1.265
1.549
1.983
2.471
1.800
64.2
160
70.96
86.92
111.32
139.06
1.277
1.565
2.003
2.50;
1.805
64.4
161
71.50
87.60
112.25
140.16
1.291
1.581
2.026
2.53C
1.807
64.5
161
71.79
87.95
112.70
140.65
1.298
1.589
2.037
2.54^
1.810
64.6
162
72.08
88.30
113.15
141.28
1.305
1.598
2.048
2.555
1.815
64.8
163
72.96
89.16
114.21
142.65
1.322
1.618
2.074
2.58!
1.820
65.0
164
73.51
90.05
115.33
144.08
1.338
1.639
2.099
2.62i
Schwefelsäure.
435
100 G
ewichtste
le entsprechen
1 Liter enthält
Kilogramm bei
3pez. Gew.
. 15»
Grad
Grad
Twad-
liei
chemisch
reiner Säuro
chemisch reiner Säure
bei — —
40
(luftl. R.]
Baume
dell
Proz.
SO3
Proz.
H2SO4
Proz.
eOgräd.
Säure
l'roz.
ÖOgräd.
Säuro
SO3
Hj. SO,
eOgräd.
Säuro
ÖOgräd.
Säuro
1.821
73.63
90.20
115.59
144.32
1.341
1.643
2.104
2.028
1.822
05. 1
73.80
90.40
115.84
144.64
1.345
1.647
2.110
2.035
1.823
73.96
90.60
116.10
144.96
1.348
1.651
2.110
2.043
1.824
05.2
74.12
90.80
116.35
145.28
1.352
1.656
2.122
2.650
1.825
165
74.29
91.00
116.61
145.60
1.356
1.661
2.128
2.657
1.826
05.3
74.49
91.25
116.93
146.00
1.360
1.666
2.135
2.666
1.827
74.69
91.50
117.25
146.40
1.364
1.671
2.142
2.675
1.828
05.4
74.86
91.70
117.51
146.72
1.368
1.676
2.148
2.682
1.829
75.03
91.90
117.76
147.04
1.372
1.681
2.154
2.689
1.830
166
75.19
92.10
118.02
147.36
1.376
1.685
2.159
2.696
1.831
65.5
75.46
92.43
118.41
147.88
1.382
1.692
2.169
2.708
1.832
.
75.69
92.70
118.73
148.32
1.386
1.698
2.170
2.717
1.833
05.6
75.89
92.97
119.07
148.73
1.391
1.704
2.184
2.727
1.834
76.12
93.25
119.43
149.18
1.396
1.710
2.191
2.736
1.835
65.7
167
76.38
93.56
119.84
149.70
1.402
1.717
2.200
2.747
' 1.830
76.57
93.90
120.19
150.08
1.406
1.722
2.207
2.755
1.837
76.90
94.25
120.71
150.72
1.412
1.730
2.217
2.769
.. 1.838
05.8
77.23
94.60
121.22
151.36
1.419
1.739
2.228
2.782
1.839
77.55
95.00
121.74
152.00
1.426
1.748
2.239
2.795
1.840
0.5.9
168
78.04
95.60
122.51
152.96
1.436
1.759
2.254
2.814
1.8405
78.33
95.95
122.96
153.52
1.451
1.765
2.202
2.825
1.8410
78.69
96.38
123.45
154.20
1.448
1.774
2.273
2.838
1.8415
79.47
97.35
124.69
155.74
1.463
1.792
2.290
2.867
1.8410
80.10
98.20
125.84
157.12
1.476
1.808
2.317
2.893
1.8405
80.43
98.52
126.18
157.62
1.481
1.814
2.325
2.903
1.8400
80.59
98.72
126.44
157.94
1.483
1.810
2.327
2.906
1.8395
80.63
98.77
126.50
158.00
1.484
1.817
2.328
2.907
1.8390
80.93
99.12
120.99
158.60
1.488
1.823
2.330
2.917
1.8385
81.08
99.31
127.35
158.90
1.490
1.826
2.339
2.921
Die hier (S. 427 ff.) gegebenen Tabellen der Kais. Xormal-Eiehungs-
Kommi.ssion beziehen sich auf den vorhin erwilhnten Zweck und
schreiten nach Prozenten der Schwefelsäure fort. Bequemer für den
praktischen Gebrauch in den Fabriken und Laboratorien ist die
Anordnung der von Lunge aus seinen mit Isler und Naef ge-
niacliten Versuchen berecluieten Tal)elle (S. 431 ff.). Wir geben deshalb
auch diese Ta))elle wieder, aber mit l^mrechnung aller dci' Werte, welche
von denen der Kais. Normal-Kichungs-Kommission um mehr als
0,1 Proz. abweichen, auf die von der Kommission gefundenen Werte.
Größere Abweichungen finden sich fast garnieht unter dem spiz.
Gew. 1,500, wolil aber von dort bis 1 ,(580, wo aus jetzt nicht mehr
nachweisbaren Ursachen die Abweichungen bis ca. '/, Proz. ansteigen.
Einige noch etwas stärkere AI)wcithung(Mi finden sich bei einigen
höheren Konzentrationen, namentlich von '.)() Proz. al), wo aber die
Gehaltbestimmung diiich das .sjxz. (Jew. bekanntlich ganz versagt und
deshalb für die Praxis gai- ni<ht in Frage kommt. Mögli(^herwei.se
kommt (\'\v. stärk.ste vorkommende; Abweichung (0,54 Proz.) bei
28*
436 Schwefelsäurefabrikatioii.
99^/2 Proz. daher, daß bei diesen höchsten Konzentrationen Säuren
von verschiedener Darstellungsart bei gleicher chemischer Zusammen-
setzung doch verschiedene physikalische Eigenschaften besitzen können,
was Lunge schon 1883 als denkbar hingestellt hatte, und was
Koechlin und Gerber (zitiert von der K. N.-E.-K. S. 167) direkt
erwiesen haben. Eine größere »Sicherheit als auf 0,1 Proz. wird bei
den Bestimmungen in der Praxis sicher nie erreicht werden, und
dieser Grad von Genauigkeit ist für alle gewöhnUchen Zwecke um
so mehr ausreichend, als in beiden Fällen (bei Lunges Bestimmungen,
wie auch bei denen der Kommission) von chemisch-reinen Säuren
ausgegangen ist, was ja doch in der Praxis nie genau zutrifft.
Übrigens benutzt die Normal-Eichungs-Kommission stets die Wasser-
stoffskala für die Temperaturbestimmungen, die bei 15" um 0,P
weniger als die Quecksilberskala zeigt.
Eine Tabelle der Schwefelsäureprozente für das ameri-
kanische Aräometer gibt E 1 1 i o 1 1 im Journ. Soc. Chem. Ind. 17,
45; 1898.
Die von Richmond (Journ. Soc. Chem. Ind. 9, 479; 1890) und
Mars hall (ebenda 10, 6; 1899) aus Pickerings Beobachtungen
(Journ. Chem. Soc. 57, 63 u. 331; 1890) berechneten Tafeln, die sie
für die genauesten ansehen, können das schon von vornherein nicht
sein, da Pickering selbst für seine Beobachtungen keinen absoluten,
nur einen relativen Wert beanspruchte, und müßten mit dem Faktor
0,9974 umgerechnet werden, wie die Abhandlung der Normal- Eichungs-
Kommission S. 221 hervorhebt. Wir können sie also jedenfalls
übergehen.
Temperatur - Korrektion.
Da man natürlich in der Praxis nur ausnahmsweise gerade bei
15° beobachten kann, so muß man wissen, in welcher Weise man
Beobachtungen bei niedrigeren oder höheren Temperaturen auf 15''
reduzieren kann. Hierfür hatte Lunge schon vor vielen Jahren auf
Grund von Hunderten von Beobachtungen eine Tabelle berechnet,
die in der 3. Auflage seines ,, Taschenbuches für Sodaindustrie etc."
(1900) S. 156 bis 165 abgedruckt ist. Wegen Raummangels kann
diese Tabelle^) hier nicht zum Abdruck kommen, noch weniger die
19 Hoch- Quartseiten umfassenden Tafeln aus den Abhandlungen der
Normal-Eichungs-Kommission (S. 130 — 148). Es wird genügen, aus
einer anderen Stelle dieser Abhandlungen (S. 188) einen Auszug zu
geben, aus dem man die erforderliche Temperaturkorrektion leicht
im Kopfe interpolieren kann.
^) Diese Tabelle stimmt bis hinunter auf 1,100 spez. Gew. = etwa
15 Proz. H2 SO4 sehr gut mit derjenigen der K. Normal-Eiehungs-KommLssion;
für verdünntere Säuren ist sie infolge eines jetzt nicht mehr zu ermittelnden
Fehlers nicht brauchbar, was selten praktisch erheblich sein wird.
Schwefelsäure.
437
Tabelle über den Einfluß der Temperatur auf die Dichte
der Schwefelsäure.
15"
a Dichte bci-^^; « Änderung durch die Temperatur bei der Temperatur t.
1.840
1.820
1.800
1.780
1.760
1.740
1.720
1.700
1.680
1.660
1.640
1.620
1.600
1.580
1.560
1.540
1.520
1.500
1.480
1.460
1.440
1.420
1.400
1.380
1.360
1.340
1.320
1.300
1.280
1.260
1.240
1.220
1.200
1.180
l.KiU
].]}()
I . 1 L'O
1.100
1.080
1.060
1.040
1.020
I.OIM
I
438
ScliwofelsäurefaVu'ikatioii.
Natürlich muß man bei Temperaturen unter 15" die Werte der
Spalte « von den beobachteten abziehen, bei Temperaturen über 15"
muß man sie zuzählen, um den Wert bei 15" zu ermitteln. Auf
eine von P. Fuchs (Zeitschr. f. angew. Ch. 11,950; 1898) berechnete
Tabelle kann hier nur hingewiesen werden.
Die folgende, in der chemischen Fabrik Griesheim ermittelte
Tabelle wird manchem Praktiker willkommen sein:
Reduktion der Grädigkeit von Schwefelsäure zwischen
65 und 66° Baume auf 15" C.
Man .sucht die gefundenen Zehntelgrade in der ersten VertikalspaUe und die
beobachtete Temperatur in der ersten Horizontalzeile. Diejenige Zahl, welche
senkrecht unter der beobachteten Temperatur und auf einer Linie mit der be-
obachteten Grädigkeit steht, zeigt die Grädigkeit bei 15" an.
»B
10" C.
ll^C.
12» C.
13« C.
140 c.
1500.
16« C.
17« C.
18« C.
19« C.
65.00
64.80
64.84
64.88
64.92
64.96
65.00
65.04
65.08
65.12
65.16
65.10
64.90
64.94
64.98
65.02
65.06
65.10
65.14
65.18
65.22
65.26
6.5.20
65.00
65.04
65.08
65.12
65.16
65.20
65.24
65.28
65.32
65.36
65.30
65.10
65.14
65.18
65.22
65.26
65.30
65.34
65.38
65.42
65.46
65.40
65.20
65.24
65.28
65.32
65.36
65.49
65.44
65.48
65.52
65.56
65.50
65.. 30
65.34
65.38
65.42
65.46
65.50
65.. 54
6.5.. 58
65.62
65.66
65.60
65.40
65.44
65.48
65.52
65.56
65.60
65.64
65.68
65.72
65.76
65.70
65.50
65.54
65.58
65.62
65.66
65.70
65.74
65.78
65.82
65.86
65.80
65.60
65.64
65.68
65.72
65.76
65.80
65.84
65.88
65.92
65.96
65.90
65.70
65.74
65.78
65.82
65.86
65.90
65.94
65.98
66.02
66.06
66.00
65.80
65.84
65.88
65.92
65.96
66.00
66.04
66.08
66.12
66.16
«B
20« C.
21« C.
22» C.
23« C.
24« C.
25« C.
26« C.
27« C.
28» C.
29« C.
30« C.
65.00
65.20
65.24
65.28
65.32
65.36
65.40
65.44
65.48
65.52
65.56
65.60
65.10
65.30
6.5.34
65.38
65.42
65.46
65.50
65.54
65.58
65.62
65.66
65.70
65.20
65.40
65.44
65.48
65.52
65.56
65.60
65.64
65.68
65.72
65.76
65.80
65.30
65.50
65.. 54
65.58
65.62
65.66
65.70
65.74
65.78
65.82
65.86
65.90
65.40
65.60
65.64
65.68
65.72
65.76
65.80
65.84
65.88
65.92
65.96
66.00
65.50
65.70
65.74
65.78
65.82
65.86
65.90
65.94
65.98
66.02
66.06
66.10
65.60
65.80
65.84
65.88
65.92
65.96
66.00
66.04
66.08
66.12
66.16
66.20
65.70
65.90
65.94
65.98
66.02
66.06
66.10
66.14
66.18
66.22
66.26
66.30
65.80
66.00
66.04
66.08
66.12
66.16
66.20
66.24
66.28
66.32
66.36
66.40
65.90
66.10
66.14
66.18
66.22
66.26
66.30
66.34
66.38
66.42
66.46
66.50
66.00
66.20
66.24
66.28
66.32
66.36
66.40
66.44
66.48
66.52
66.56
66.60
Die Werte aller obigen Tabellen gelten, was sehr zu beachten
ist, für chemisch reine Säure. Bei Schwefelsäuren des
Handels sind die spez. Gewichte der höchsten Konzentrationen
erheblich höher, aber bei Säure aus verschiedenen Fabriken zu un-
gleichmäßig, um die Aufstellung von Tabellen zu gestatten. Von
Einfluß auf das spez. Gewicht ist der Gehalt der Nitrose an salpetriger
Schwefelsäure. 43«,)
Säure und der Gehalt der Kammersäure und der konzentrierteren Säuren
an schwefliger Säure, schwefelsaurem Blei, Sauerstoff Verbindungen
des Stickstoffes, Arsen und Eisen. Diese kommen gewöhnlich in zu
geringer Menge in der Schwefelsäure vor, als daß sie ihr spez. Gewicht
stark beeinflussen könnten; doch können entschieden Fälle eintreten,
wo eine Schwefelsäure mit Eisen-, Aluminium- oder Xatriumsalzen
etc. stark verunreinigt ist. Das Eisen kann herrühren z. B. von
Pyritstaub, das Aluminium von der Füllung des Glovers oder von
dem zur temporären Dichtung von Lecken viel angewendeten feuer-
festen Ton, das Natrium von Lösungen von Chilisalpeter oder Glauber-
salz, die manchmal durch L^nachtsamkeit in die Kammern gelangen;
selbst Zink hat Lunge darin in ganz deutUcher Menge gefunden,
nachdem ein Bleilötcr seinen Wasserstoffapparat direkt in die Kammer
entleert liatte. Die Salpetersäure, welche in der aus Xitriersäure
zurückgewoimenen Schwefelsäure in merklicher Menge vorkommen
kann, wirkt ebenfalls erhöhend auf das spez. Gewicht.
Über den Einfluß der Verunreinigungen auf das
spez. Gewicht der Schwefelsäuren vgl. L u n g e s Handbuch der Soda-
industrie, 3. Aufl. I, 157 ff. und S. 1091; außerdem eine Arbeit von
Mars hall (Journ. Soc. Chem. Ind. 21, 1503; 1902) und insbesondere
die Untersuchungen von 61 Handelssäuren durch die Normal-Eichungs-
Kommission (Abhandlungen V, S. 243 ff.). Bei letzteren zeigten sich,
wie begreiflich, am unreinsten die Gloversäuren (Differenzen zwischen
dem nach der Taljellc und dem aus der Analyse gefundenen Prozent-
gehalt von 0,öO — 1,87 Proz.). ,,Technisch-reine"" Kammersäuren zeigten
Differenzen von 0,01 bis 0,26Proz., Säuren von 60" B. solche von 0,03
(ausnahmsweise) bis 1,55 Proz., Säuren von 66" B., durch den
Kammerprozeß gewonnen, von 0,24 bis 0,76, einmal nur 0,02 Proz.,
arsenfrei gemacht 0,09 bis 0,65 Proz. Bei nach dem Kontakt-
verfahren gemachten Säuren betrugen die Differenzen nur 0,02 bis
0,23 Proz., bei aus Schwefelwasserstoff hergestellten sogar nur 0,02 bis
0,18 Proz.
Da ohnehin die Differenzen der spezifischen Gewichte bei hoch-
|)ioz(>iitigen Säuren sehr geringe sind und gerade bei den hoch-
pnizontigen Säuren des Handels die stets vorhandenen Vj'run-
rcinigiiiigen das spezifische Gewicht in ganz merkiic'hem (»rade (in
erhöhendem Sinne) verändern, so .sollten bei Säuren von ül)er 90 I'roz.
\i., SO4 die Tabellen nur für den inneren (jJebrauch in di'r l"\il»riU
angewendet werden, der Verkauf der Säure dagegen nur
auf (Jrund einer vorgenommenen Analyse statt-
f i II (1 (' M.
(jiialitniive Prüfung der Schwefolsäure aiil \ ('runreiiiiirungen.
In d'T gewöhnlicjicn Schwefelsäure des Handels können vor-
handen sein: Sulfate; von Xalinuni (seltener Kalium), Ammonium,
('aiciuni, Ahiniitiiiini, Ki.sen und Blei, ausnahniswei.se auch von Zink
I
440
Schvvefelsäurofabrikation.
Schmelzpunkte von Schwefelsäure nach Knietsch (Bor. 34, 4100; 1901),
ergänzt durch Hinziifügung der entspreclienden Gehalte an HoSO^. Als Schmelz-
punkt ist die Temperatur angenommen, bei der die abgekühlte Säure, in der
die Krystallbildung begonnen hat, verharrt, wenn man sie aus der Kältemischung
herausnimmt, bis die Erstarrung beendigt ist.
S c h w e
f e I s ä u r e
Ges.SOa
H2SO4
Schmelz-
Ges. SO3
H, SO,
Schmelz-
Proz.
Proz.
punkt
Proz.
Proz.
punkt
1
1.22
— 0.6»
69
84.52
-f 7.0»
2
2.45
— 1.0»
70
85.75
+ 4.0»
3
3.67
— 1.7»
71
86.97
— 1.0»
4
4.90
— 2.0»
72
88.20
— 7.2»
5
6.12
2.7»
73
89.42
— 16.2»
6
7.35
— 3.6»
74
90.65
— 25.0»
7
8.57
— 4.4»
75
91.87
— 34.0»
8
9.80
— 5.3»
76j sog.
93.10
— 32.0»
9
11.02
— 6.0»
77 66»
94.83
— 28.2»
10
12.25
— 6.7»
78) B6.
95.05
— 16.5»
11
13.47
7,2»
79
96.77
— 5.2»
12
14.70
— 7.9»
80
98.00
+ 3.0»
13
15.92
— 8.2»
81
99.25
+ 7.0»
14
17.15
~ 9.0»
81.63
100.00
-f 10.0»
15
18.37
— 9.3»
82
—
-f 8.2»
16
19.60
— 9.8»
83
—
— 0.8»
17
20.82
— 11.40
84
—
— 9.2»
18
22.05
— 13.2»
85
—
— 11.0»
19
23.27
— 15.2»
86
—
— 2.2»
20
24.50
— 17.1»
87
—
+ 13.5»
21
25.72
— 22.5»
88
—
+ 26.0»
22
26.95
— 31.0»
89
—
-f 34.2»
23
28.17
-40.1»
90
—
-f 34.2»
—
—
1 unter
91
—
-i- 25.8»
—
—
1—40.0»
92
• —
-t- 14.2»
61
74.72
— 40.0»
93
—
+ 0.8»
62
75.95
— 20.0»
94
—
+ 4.50
63
77.17
— 11.5»
95
—
+ 14.8»
64
78.40
— 4.8»
96
—
-f 20.3»
65
79.62
— 4.2»
97
—
-f 29.2»
66
80.85
+ 1.2»
98
—
+ 33.8»
67
82.07
-f 8.0»
99
—
+ 36.0»
68
83.39
+ 8.0»
100
—
+ 40.0»
I
und Kupfer; Arsen, Selen, Thallium, Titan; ferner Sauerstoffver-
bindungen des Stickstoffs, Salzsäure, schweflige Säure, Flußsäure.
Das Acidum sulfuricum purissimum wird nach Krauch (Die
Prüfung der ehem. Reagentien S. 40) geprüft auf Rückstand, Salpeter-
säure, Selen, reduzierende Substanzen, Blei, sonstige Metalle, Arsen,
Ammon und Halogene.
Schwefelsäure.
441
Siedepunkte von Schwefelsäuren. (Lunge, Ber. 11, 37(»; 1878.)
Proz.
.Spez.
ßau-
8ie<l<-
Proz.
Spez.
Ge-
wicht
Bau-
Siede-
Proz.
Spez.
Bau-
Siede-
SO.Hj
Ge-
wicht
in6
punkt
SO.H,
in6
punkt
SO.H,
Ge-
wicht
m6
punkt
5
1.031
4.2
101"
Öt)
1.459
45.4
133"
82
1.758
62.2
218.5»
10
1.069
9.2
102
60
1.503
48.3
141.5
84
1.773
63.0
227
15
1.107
13.9
103.5
62.5
1.530
50.0
147
86
1.791
63.8
238.5
20
1.147
18.5
105
65
1.557
51.6
153.5
88
1.807
64.4 251.5
25
1.184
22.4
106.5
67.5
1.585
53.3
161
90
1.818
65.0 262.5
30
1.224
26.4
108
70
1.615
55.0
170
91
1.824
65.3 268
35
1.265
30.2
110
72
1.639
56.3
174.5
92
1.830
65.45
274.5
40
1.307
33.9
114
74
1.661
57.4
180.5
93
1.834
65.65
281.5
45
1.352
37.6
118.5
76
1.688
58.8
189
94
1.837
65.8
288.5
50
1.399
41.1
124
78
1.710
60.0
199
95
1.840
65.9
295
53
1.428
43.3
128.5
80
1.733
61.0
207
Kontraktion C (in ccm) beim Vermischen von Schwefelsäure mit Wasser
1 kg einer p Prozent haltenden Lösung bei 15".
(Abh. Norm. -Eich. -Komm. 5, 5; 1904.)
P /O
C
P ,o
C
P"o
C
P o
C
P%
C
1
2.4
21
40.9
41
70.5
(il
93.6
81
100.9
2
4.6
22
42.7
42
71.7
62
94.6
82
99.8
3
6.6
23
44.4
43
72.9
63
95.5
83
98.3
4
8.6
24
46.2
44
74.0
64
96.4
84
96.4
5
10.5
25
47.9
45
75.2
65
97.3
85
94.0
6
12.5
26
49.5
46
76.4
66
98.1
86
91.1
7
14.4
27
51.2
47
77.6
67
98.8
87
87.6
«
16.4
28
52.8
48
78.8
68
99.6
88
83.7
9
18.4
29
54.3
49
80.0
69
100.2
89
79.2
Kl
20.3
30
55.9
50
81.2
70
100.8
90
74.3
11
■Jii."2
31
57.4
51
82.3
71
1(11.4
91
69.0
\-I
■2i.-2
32
58.8
52
83.5
72
101.9
92
63.3
i:{
•_'<•>. 1
33
60.2
53
84.7
73
102.3
93
57.1
n
•J.S.((
34
()1.6
54
85.9
74
102.(i
94
50.0
15
20.!)
35
63.0
55
87.0
/.)
102.8
95
43.0
16
31. K
36
64.3
56
88.2
76
102.0
96
36.2
17
33.6
37
65. ()
57
89.3
77
102.0
97
28.3
IS
35.5
38
66.8
58
90.4
78
102.7
98
19.8
19
37.3
39
68.1
59
91.5
79
102.3
99
10.4
20
39.1
40
69.3
60
92.6
80
l(tl.7
100
0.0
A 1 1 g e m e i n o 1* r ü f u ii g auf g a .s f ö r ni i^v V c r u u -
re i II i g u n ji (• n n a c h W a r i n g to n. Man .schüttelt 2 kg der Säure
(olino Vcnlüiiiumg) in {'iner nur halb tianiit angefüllten Fla.-^elie
lieftig um, wodureh sich die in der Flasche enthaltene Luft mit den
in der Säure aufgel()st<*n (Ja.sen silttigt. Man prüft dann auf n)
s(;hweflige Säure mit .Jodstärkepapier, !)) auf die gas-
förmigen () .^ y d e d t! H S t i e k .s t (» f f s mit .Jodkaliumstärke-
])apier. Nur ein großer üljcrsehuß von schwefliger Säure könnte das
I
442 Sfhwofelsävirofabrikatioi).
durch das zweite Gas gebläute Papier wieder entfärben. Schwefel-
wasserstoff würde ebenso wie schweflige Säure wirken können.
Schweflige Säure. Schwach gebläute Jodstärkelösung
wird dadurch entfärbt; oder man führt die schwefhge Säure durch
Zink oder Aluminium in Schwefelwasserstoff über und prüft auf
letzteren mit Bleipapier oder einer alkalischen Lösung von Nitro-
prussidnatrium. (Sehr empfindliche Prüfung.)
Salzsäure. 2 g werden auf 30 ccm verdünnt und einige
Tropfen Lösung von salpetersaurem Silber zugegeben; es soll bei
Acid. sulfuric. puriss. keine Veränderung entstehen. Der Chlorgehalt
der gewöhnlichen Schw^efelsäure des Handels stammt vom Salzgehalt
des Natronsalpeters.
Die qualitative Prüfung auf Spuren von Stick-
stoffsäuren geschieht am besten mit Diphenylamin. Man löst
es in etwa der 100 fachen Menge reiner Schwefelsäure, die man
mangels einer ganz reinen Säure vorher durch Kochen mit ganz
wenig Ammonsulfat von Stickstoff säuren befreien kann und mit
etwa i/jo Volumen Wasser versetzt. Die Lösung kann man sofort
anw' enden oder beliebig auf beAvahren ; doch Anrd sie nach einiger
Zeit mißfarbig und weniger empfindhch. Um konzentrierte
Schwefelsäure auf Stickstoff säuren zu prüfen, gießt man etwa 2 ccm
davon in ein Spitzgläschen und läßt ca. 1 ccm Diphenylaminlösung
so zufließen, daß sich die Schichten nur allmählich mischen; bei
verdünnteren Säuren oder anderen leichteren Flüssigkeiten verfährt
man umgekehrt, da hier die Diphenylaminlösung schwerer ist. Die
kleinsten Spuren von Stickstoffsäuren geben sich durch Auftreten
einer prachtvoll blauen Färbung in der Berührungsschicht beider
Flüssigkeiten kund. (Vgl. Lunge, Zeitschr. f. angew. Chem. 7, 345;
1894, AI va r e z, Chem. News 91, 155; 1905, F r e r i c h s , Chem. Zentr.-
Bl. 1905, I., 957, Hinrichs, ebenda II., 1285, Raikow, Österr.
Chem.-Ztg. 7, 557; 1905, Wieland undSt. Gambarjan, Ber. 39,
1499; 1906, Soltsien, Pharm. Ztg. 51, 765; 1906.)
Bei Gegenwart von Selen, welches dieselbe Reaktion mit
Diphenylamin gibt, erkennt man etwas größere Mengen von Stick-
stoffsäuren durch Entfärben von Indigolösung, die geringsten Spuren
durch Rotfärbung einer Lösung von Brucinsulfat. Das Selen
selbst erkennt man in der Schwefelsäure durch Zusatz von kon-
zentrierter Ferrosulfatlösung, \\ eiche damit einen braunroten Nieder-
schlag gibt, der nicht mit der durch NO verursachten bloßen Färbung
verwechselt werden darf, die von dem Eisensalz der Nitrosisulfon-
säure (Sulfonitronsäure, s. S. 157) herrührt.
Die salpetrige Säure wird durch viele sehr emp-
findliche Reaktionen nachgewiesen, welche nicht zugleich die
Salpetersäure anzeigen. Eine derselben ist die Bläuung der Jod-
kaliumstärkelösung oder noch besser der Jodzinkstärkelösung.
Namentlich wird sie auch sehr leicht durch die Bildung von Azo-
farbstoffen angezeigt, worauf Grieß zuerst aufmerksam machte. Er
I
Schwofelsäuro. 443
empfahl dafür d'w mit M ctacliamidobcnzol entstehende Gelbfärbung
und als noeh viel empfindlicher die Rosafärbung mit S u 1 f a n i 1 s ä u r e
und a - X a ph t y la m i n. Ein Nachteil hierbei ist der Umstand,
daß die Lösung des a-Naphtylamins selbst bei Anwendung eines
ganz weißen Salzes nach kurzer Zeit sieh dunkel färbt, und das
Reagens dadurch an Empfindlichkeit einbüßt. Auch tritt bei sehr
verdünnten Lösungen, wie 1 : 1000 Millionen, die Reaktion nur so
langsam ein, daß man nicht ganz sicher sein kann, ob die salpetrige
Säure nicht aus der Luft stammt. Durch Erwärmen kann man die Zeit
bedeutend abkürzen, aber auch dann kann es noch 15 — 20 Minuten
dauern.
Ilosvay (Bull. Soc. Chim. [3] 2, 317; 1889) fand, daß die An-
wendung von Essigsäure statt Schwefelsäure oder Salzsäure die Zeit
der Reaktion außerordentlich abkürzt und zugleich die Farbe viel
intensiver macht. Auch beseitigt er den Nachteil der Dunkelfärbung
des Naphtj'lamins dadurch, daß er etwas festes Naphtylamin mit
Wasser kocht und nur die von dem Rückstande noch heiß abgegossene
wässerige Lösung benutzt, und gründet darauf folgende Vorschrift.
Man löse 1. 0,5 g Sulfanilsäure in 150 com verdünnter Essigsäure,
2. koche man 0,1 g festes Naphtylamin mit 20 ccm Wasser, gieße
die farblose Lösung von dem blauvioletten Rückstand ab und ver-
setze sie mit 150 ccm verdünnter Essigsäure. Man setze zu der auf
salpetrige Säure zu prüfenden Lösung (etwa 20 ccm) einige ccm der
Sulfanilsäurelösung, erwärme auf 70 — 80" und setze dann die Naphtyl-
aminlösung zu. Bei einem Gehalte von 1 : 1000 Millionen an salpetriger
Säure tritt die Rotfärbung (Bildung des Azofarbstoffes) schon nach
einer Minute ein; bei verhältnismäßig großen Mengen von salpetriger
Säure, etwa 1 : 1000, bekommt man nur eine gelbe Lösung, wenn
man nicht eine konzentriertere Naphtylaniinlösung anwendet.
Lunge (Zeitschr. f. angew. Chem. 2, 66(5; 1889) gießt die nach
Ilosvay 8 Angabe bereiteten Lösungen von Sulfanilsäure und
Naphtylamin gleich zusammen und hält sie als Reagens in einer
gut venschlo.ssenen Flasche vorrätig. Ausschluß des Lichtes bei Auf-
bewahrung der Mischung ist ganz unnötig, dagegen Fernhalten von
Luft wegen einer mögliciien Verunreinigung durch .salpetrige Säure
natürlich wesentlich. Durch diese Vereinigung beider Reagentien
zu einer einzigen Flüssigkeit wird eine Verunreinigung denselben mit
salpetriger Säure aus der Luft gleich in der Flasche dunli ihre eigene
l>öt,ung angezeigt. Eine solche gerötete Jjösung ist sofort wieder
brauchbar zu machen, wemi man sie mit ZinUstaub schüttelt und
filtriert.
Daß auch bei An\\«'ndung dieses gemischten Reagens die Reaktion
(liinh lOrwärmung auf 70 — 80" beschleunigt wird, wie es Pacpo
hcrvoriicbt (Zeitschr. f. angew. Chem. 11, 7H9 ; 1898), ist nach der
Beobachtung von Ilosvay selbstverständlich und war auch von
liUnge so durchgeführt worden (vgl. unten bei der (piantitativen
Anwendung dieser Meth(xie).
444 Schwef elsäurefabrikat ion.
Die von Riegler (Zeitschr. f. anal. Chem. 35, 677; 1896; 36,
306, 377, 665; 1897) empfohlene Naphtionsäure bzw. Natrium-
naphtionat + /J-Naphtol hat vor dem Grieß sehen Reagens keinen
Vorzug mid ist nach eigener Angabe des Erfinders nicht einmal
so empfindlich (1 : ^/loo ^üUionstel) . Er will sein Reagens auch
kolorimetrisch anwenden.
H. Erdmann (Zeitschr. f. angew. Chem. 13,33; 1900) ver-
wendet salzsaure Sulfanilsäurelösung oder besser j)-Amidobenzoe-
säureester und das saure Alkalisalz der l-Amido-8-Naphtol-
4, 6-Disulfosäure (auch Amidonaphtol-X-säure genannt und als
,, Wasserprüfungsreagens-Bagdad" im Handel), wodurch eine leuchtend
bordeauxrote Färbung entsteht. M e n n i c k e (ebend. 8. 235, 711) ver-
teidigt diese Methode gegenüber gewissen Einwürfen; nach ihm zeigt
sie 1 T. Na NO.^ in 2000 Mll. Tn. Wasser an.
Brucin in schwefelsaurer Lösung zeigt bei großem Überschusse
von Schwefelsäure nur Salpetersäure, nicht salpetrige Säure an;
letztere reagiert auf Brucin nur in Lösungen, welche auf 1 Schwefel-
säure 2 Wasser oder darüber enthalten. Um nur auf Salpetersäure
zu reagieren, muß die Lösung wenigstens zu 2/3 ihres Volums aus
konz. Schwefelsäure bestehen, z. B. 1 ccm einer Lösung von 0,2 g
in 100 ccm starker Schwefelsäure auf 50 ccm der zu prüfenden
Lö.sung. Bei 0,01 mg Nitrat- Stickstoff wird die Farbe rot, dann
orange und zuletzt goldgelb (vgl. L. W. W i n k 1 e r , Zeitschr. f. angew.
Chem. 14, 170; 1901 und Lunge, ebend. S. 241).
Flußsäure ist nachzuweisen durch Erwärmen in einer Platin-
schale, die man mit einer Glasplatte bedeckt, welche mit Wachs
überzogen ist und darin eingei'itzte Figuren enthält.
Ammoniak. 2 g Säure werden mit ca. 30 ccm Wasser
verdünnt, mit einer Lösung von 3 — 4 g Kali caustic. puriss. über-
sättigt und mit 10 — 15 Tropfen Neßlers Reagens versetzt; es
darf keine deutlich gelbe und auch keine braunrote Färbung
eintreten.
Krauch konstatierte bei dieser Prüfung noch deutliche gelbe
Färbung und Trübung bei Zusatz von 1 mg NH3 zu 100 g kon-
zentrierter Schwefelsäure. G i n 1 1 fand einmal in einer Probe von
Acid. sulfuric. puriss. 5 Proz. Ammoniumsulfat, was jedenfalls davon
herrührte, daß bei der Entfernung der Stickstoff säuren aus Versehen
ein enormer Überschuß von jenem Reagens zugesetzt worden war.
NacliAveisung von festen Verunreinigungen: Blei ^\•ird
durch Trübung beim Vermischen mit dem 5 fachen Volumen starken
Alkohols angezeigt oder durch Zufügung von 1 — 2 Tropfen zu
Salzsäure, größere Mengen davon schon durch einfaches Verdünnen
der Säure mit Wasser. Der Niederschlag ist vor dem Lötrohr usw.
zu prüfen.
Eisen, Man kocht mit einem Tropfen reiner Salpetersäure,
verdünnt ein wenig, läßt erkalten und setzt Rhodanlösung im Über-
schuß zu. Um sich zu vergewissern, daß eine auftretende rote
Arsen in SchwefeLsäiire. 445
Farbe nicht von der Salpetersäure herrührt, macht man eine Kontroll-
probe mit dieser allein.
Ve nable (Zeit.schr. f. anal. Chcm. 28, 699; 1889) verwendet ein
Gemisch von Kobaltnitrat mit starker Salz.säure. Die blaue Flüssig-
keit wird durch Spuren von Eisenoxydsalzen grün, Eisenoxydulsalze
verändern sie nicht.
Eisenhaltige Schwefelsäure löst Codein mit blauer Farbe
(K an der, Jahres-Ber. 1887, 2185).
Selen erkennt man durch Zusatz von Ferrosulfat, das (schneller
beim Erwärmen) eine rote Farbe und später einen roten Nieder-
schlag gibt. Dasselbe tut noch besser schweflige Säure, beide nach
einigen Stunden schon bei Gegenwart von 0,01 Proz. Se. Beide
Proben können indes täuschen, da das Eisensalz der Nitrosisulfon-
säure (Sulfonitronsäure, s. S. 157) ähnliche Färbungen liefern kann.
Littmann (Zeitschr. f. angew. Chem. 19, 1089; 1906) verwendet
zum qualitativen Nachweis von Selen folgendes Verfahren : Die
selenigsäurehaltige Schwefelsäure wird in verdünntem Zustande mit
einem Jodkaliumkörnchen versetzt, das ausgeschiedene Jod mit über-
schüssigem Natriumthiosulfat aufgenommen, wobei das rote Selen in
feinsu.spendiertem Zustande zurückbleibt, um nach kurzer Zeit in-
folge des Thiosulfatüberschusses in die citronengelbe Schwefelver-
bindung überzugehen. Bei sehr geringen Mengen oder in sehr miß-
farbenen Säuren scheidet man das Selen durch Elektrolyse kathodisch
ab und prüft es weiter nach dem Auflösen in einem Tropfen
Salpetersäure.
Weniger empfindlich ist als Reagens auf Selen ("odein, das erst
0,5 Proz. Selen anzeigt (Jouve, Chem. Zentralbl. 1901, I, 1389;
Orlow, ebend. I, 480). Selensäure wird durch alle diese Reagentien
nicht erkannt, wohl aber, wie auch selenige Säure, durcii Acetylen, das
.schon 0,001 Proz. Selen durch Rotfärbung anzeigt. Ein wenig Salz-
säure beschleunigt die Abscheidung des Selens, das sich in der
heißen Schwefelsäure mit grüner Färl)uiig auflöst.
NachweisuiiK und annähernde Bestimmung des Arsens in Schwefelsäure').
Die Prüfung hierauf ist stets wichtig und ist unerläßlich, wenn
die Säure entweder als reine verkauft wird, oder wenn sie für Her-
stellung von Substanzen benutzt wird, die direkt oder indirekt in
den menschlichen Körper gelangen, z. B. (Jlukose, VN'einsäure, Mineral-
wasser, J'reßhef(^ usw. Aus Pyrit dargestellte; Schwefelsäure eritliält,
wenn nicht besonders gereinigt, gewöhnlich 0,1 — O.lJ Proz. As., ().„
ausnahmsweise 1 Proz. und darüber.
(iiiuz besondere Aufmerksamkeit ist diesem Gegenstand»' in
England geschenkt worden, naclidcin itn Jalur I'.KM) infolge (les(Je-
') S. liiorzii (li-n Hcriilit dtr Intcriitit. Amilyscri KotmiiwMidii imtC». crstattit
von G. Lungü. S. -iSO ff.
I
446 Schwefelsäarefabrikation.
nusses von Bier, das mit Zusatz von arsenhaltiger Glukose gebraut
war, die ihren Arsengehalt der bei ihrer Fabrikation verwendeten
Schwefelsäure verdankte, viele Personen erkrankt und mehrere ge-
storben waren. Eine Menge von Arbeiten sind infolge davon gemacht
worden, deren wesentlichen Inhalt wir bei der großen Wichtigkeit
der Sache hier wiedergeben wollen (s. hierzu Journ. Soc. Chem. Ind. 23,
159; 1904).
Von den verschiedenen Proben auf Arsen ist weitaus am meisten
verbreitet diejenige von Marsh, in England neuerdings richtiger
bezeichnet als Probe von Marsh-Berzelius, nächstdem diejenige
von R e i n s c h und die von G u t z e i t.
Nach Hehner (Journ. Soc. Chem. Ind. 20, 188; 1901) enthält ge-
wöhnliche Pyritsäure diu'chschnittlich 0,2 Proz. Arsenik (As, O3) ; nach
der Reinigung kann sie als genügend für den Verbrauch auch für
die oben erwähnten Zwecke betrachtet werden, wenn sie nicht über
0,05 mg AS2O3 in 10 g, d. h. 1 T. AS..O3 auf 200000 Säure enthält.
Häufig enthält sie nach der Reinigung viel weniger, aber absolut
frei von Arsen ist wohl keine aus Pyrit, vielleicht nicht einmal die
aus sizilianischem Schwefel gemachte Säure, während man dies eher
von der durch Katalyse erhaltenen Säure erwarten kann. Beträge von
0,001 mg Arsenik lassen sich schon bestimmt imd ohne wesentliche
Schwierigkeit nachweisen.
A. Die Probe von Marsh-Berzelius.
Die eigentliche Probe von Marsh (1827) besteht nur in der
Bildung eines schwarzen Fleckes, wenn man eme Wasserstoffflannne,
die Arsenwasserstoff enthält, auf ein kaltes Porzellanstück richtet.
Für genauere Zwecke kombiniert man sie meist nach dem Vor-
schlage von Berzelius damit, daß man das arsenhaltige Wasser-
stoffgas in einer Glasrölu'e erhitzt, wobei metallisches Arsen als
Spiegel ausgeschieden wird. Eine ausführUche Beschreibung der
Prinzipien in der Ausführung dieses Verfahrens findet sich z. B.
in Treadwell, Qual. Anal., 2. Aufl., S. 174ff. Hier ist vorgeschrieben,
dem eigentlichen Marsh- Apparate noch einen gewöhnlichen Wasser-
stoffapparat vorzulegen, um die Luft vorher auszutreiben; gewöhn-
Hch geschieht die Wasserstoffentwickelung wohl auch heut (wie früher
immer) nur in dem Mars h sehen Kolben selbst, wie dies auch in
der nun folgenden ausfüluiichen Vorschrift angenommen ist, welche
das Ergebnis der durch das Unglück von 1900 verursachten höclist
sorgfältigen Untersuchungen der enghschen Chemiker enthält.
Die Arsenik-Kommission des LondonerBezirks-
vereins der Society of Chemical Indus try (Journ . Soc.
Chem. Ind. 21, 94; 1902) gibt eine genaue Anweisung zur Nachweisung
und annähernden Bestimmung von Arsen in Bier, Brauer-Ingredienzien,
Nahrungsmitteln und Brennmaterial, die mutatis mutandis auch für
Schwefelsäure gilt und daher in allen wesentlichen Stücken hier
Arsenbestinimuiig nach >r arsli-Borzplius. 447
wiedergegeben \\ erden soll. Als beste Methode wird die von M a r s h -
B e r z e 1 i u s empfohlen. Man verwendet dazu folgende Materialien.
1. „Rtnnc"" Salzsäure des Handels wird auf 1,10 spez. Gew.
verdünnt, 5 com Broniwasser pro Liter, darauf ein Überschuß von
SO, als Gas oder Lösung zugesetzt, und die Mischung mindestens
12 Stunden stehen gelassen. Man kocht dann bis ^f. verflüchtigt
ist, wobei sicher alles Arsen fortgeht. Der Rückstand kann direkt
oder nach Destillation verwendet werden.
2. Zu ^/o Liter ..reiner S c h w e f e 1 s ä u r e" setzt man einige
Gramm Kochsalz und destilliert aus einer nicht tubulierten Retorte
ca. 50 ecm ab, die alles Arsen enthalten. Der Rückstand wird mit
4 Vol. Wasser verdünnt.
3. Salpetersäure (zur Zerstörungderorganischen Substanz)kann
man im Handel leicht arsenfrei haben ; sie muß aber darauf geprüft werden.
Die Säuren sollen nie lange aufbewahrt, sondern frisch bereitet
werden. Für Aufbewahrung sollte man Jenaer Glas anwenden, da
gewöhnliches Glas Spuren von Arsen enthalten kann.
4. Arsenfreies Zink kann man im Handel ha'ben. Man nuiß
es umschmelzen und durch Eingießen aus einiger Höhe in kaltes
Wasser granuheren. Nach Allen soll es jedenfalls eine Spur Kisen
enthalten behufs regelmäßiger Entwickelung von Wasserstoff und
Bildung brauner, gleichmäßiger Arsenspiegel.
5. Kalk kann arsenfrei erhalten werden; leichter noch kann man
Mag nesia arsenfrei bekommen, die dieselben Dienste leistet. (Diese
Materialien kommen nur bei Einäscherung organischer Substanzen
in Frage.)
6. Chlorcalcium enthält oft Arsen. Man muß es dalier
mit starker Salzsäure befeuchten, schmelzen und wieder granulieren.
Der Apparat, der in Fig. 141 gezeigt wird, ist im Folgenden
beschrieben: Eine Flasche oder Kolben von ca. 200 ccm Inhalt a ist mit
einem Kork, Kautsclmkstopfen oder eingeschUffenen Glasstopfen versehen
(Tyrer zieht letzteres vor, weil man ihn besser reinigen kann),
durchbohrt von der Hahnröhre h mit 50 ccm fassendem Trichter und
dem Ausgangsrohre c, das mit dem weiteren Rohre d verbunden ist.
Letzteres enthält bei e. eine Rolle von mit Bleiacetat getränktem
und dann getrocknetem Fließpapier oder eine ebenso behandelhi
Schicht Watte, / ist ein Wattepfropfen, </ eine Schicht gekörnten
Ciilorcalciums, h ein dicker Wattepfropf (s. hierzu aber S. 451). Hieran
.S(;hließt sich ein Rohr aus hartem (ilase i, ausgezogen in ein dünnes
Rohr k von solclu^m äußeren Durchmesser, daß es da, wo der Arsen-
s[)iegelsich befindet, dureliXr. l.'Jder Biriniughaniei- 1 )raht Iehie(0,0'.»2Z(»ll
Dicke -- 2, .'{4 mm) gerade iiiiidureligeiieii kann. Der HiiMseiil)reniier /
soll das \\eitere Rohr i auf eine Strecke von 25 mm gerade vor der
\'er(rngerung zur Rotglut l»ringen, was durch eine Rolle von mäßig
feinem Kupferdrahtnetz um dieses Stück gleichmäßiger gelingt.
Verfahren. Man bringt ea. 2(> g Zink in (t, spült es nüt
Wa.sser ab, stellt alle Verbindungen her und läßt aus h Säure ein-
■
448
Schwefelsäurefabrikation.
fließen, bis lebhafte Gasentwickelung eintritt. Wenn die Wasser-
stof ff lamme ^) , welche während der Erhitzung von i so gleichförmig
wie möglich etwa 6 mm hoch brennen sollte, eine runde, nicht spitze
Oberfläche zeigt, so ist alle Luft ausgetrieben. Man stellt dann den
Bunsenbrenner unter i, wie gezeigt, und läßt noch 10 — 20 ccm
Säure (nach Bedarf) nachlaufen. Bei guten Materialien entsteht in
einer halben Stunde kein Spiegel. Man muß sich vorsehen, daß
nicht beim Einlassen der Säure eine Luftblase mitgerissen wird, was
den Spiegel schwarz und ungleich machen würde, während er braune
Fig. 141.
Farbe zeigen soll. Sollte der blinde Versuch schlecht ausfallen, so
muß man durch methodische Veränderungen ausmitteln, wo der
Fehler liegt.
Ist alles in Ordnung, so stellt man eine Serie von Vergleichs-
spiegeln in folgender Art her. Man bereitet eine salzsaure Lösung
von Arsenigsäureanhydrid, die pro ccm 0,001 mg As.^ O3 enthält,
durch Verdünnung einer stärkeren Lösung mit Wasser. Nachdem
man ein neues Rohr i k vorgelegt hat, werden 2 ccm =^ 0,002 mg
i
*) Ein Zurückschlagen der Flamme ist niclit zu befürchten, da die Watte
in d dies hindert.
Arsenbestirniniing nach ;\[aisli- Borzcliu.s. 4.4<)
Aso O3 eingeführt. Wenn das Zink „aktiv" ist, bekommt man nach
20 Minuten einen deutüchen braunen Spiegel (manche „inaktive'"
Sorten Zink geben aus unbekannten Gründen mit sehr kleinen
Mengen Arsen keinen Spiegel). Man schmilzt den den Spiegel ent-
haltenden Teil von ik ab, während er noch mit Wasserstoff gefüllt
ist; in Berührung mit Luft verblassen die Spiegel. Ebenso macht
man Spiegel nüt 0,004, 0,006, 0,008 und 0,01 mg As^ O3, die man
bezeichnet und auf weißer Unterlage fixiert. Jedem einzelnen Ver-
suche muß immer ein blinder Versuch von mindestens 20 Minuten
vorhergehen.
Salzsäure gibt dichtere Spiegel mit sehr kleinen Mengen Arsen.
Je nachdem man diese oder Schwefelsäure verwendet, muß man
auch die Vergleichsspiegel mit derselben Säure herstellen. Salzsäure
kann man auch ohne Zerstörung der orgarüschen Substanz anwenden,
was bei Schwefelsäure nicht angeht.
Für den eigentlichen Versuch führt man, wenn die organische
Substanz nicht zerstört werden soll, zunächst den blinden Versuch
20 Minuten lang durch. Wenn keine Spur von Ausscheidung zu
bemerken ist, so bringt man 10 ccm der zu prüfenden Flüs.sigkeit
(Bier und dgl.) in den Trichter h, dann 10 ccm Salzsäure und läßt
das Gemisch langsam (um Schäumen zu vermeiden) und ohne Mit-
reißen von Luft nach a einfließen. Wenn nach 10 Minuten kein
Spiegel entsteht, so läßt man nochmals 10 ccm Flüssigkeit und
10 ccm Salzsäure nachfließen und läßt den Versuch noch 15 — 20
Minuten \\eitergehen, unter Zusatz von mehr Säure, falls erforderlich.
(Im Original folgen dann besondere Maßregeln für Behandlung
von Malz, Hopfen, Zucker usw. sowie die Vorschriften für den Fall,
daß die organische Substanz zerstört werden muß, was in manchen
Fällen unvermeidüch ist. Kohle z. B. äschert man mit Kalk oder
Magnesia ein und macht dann einen salzsauren Auszug.)
Wenn Sulfite vorhanden sind, .so oxydiert man diese vorher
mit Brom und vertreibt dessen Überschuß durch P]rhitzen.
Die Kommission hat gefunden, daß durch das beschriebene
Verfahren sowohl arsenige Säure wie Arsensäure nachgewiesen wird.
Die quantitativen Resultate sind natürlich immer nur annähernde
und unter 0,(M»3 mg As., ()., ganz unsicher. Zur Sicherheit sollte
man stets ein zweites Rohr anfügen und den Vcisu<'h nociimals
15 — 25 Minuten gehen lassen und beide Resultate addieren. Auch
solhc man stets einen D()pj)elversuch zur Kontrolle machen.
•Man weist das Arsen als solches in dem Spiegel wie folgt
nach. Der verengerte Teil des Rohres, der nicht mehr als die (».<•! mg
As., ()., entsprechende Arsenmenge enthalten sollte, wird al)ge-
schnitten, der Wasserstoff durch Luft veidiiingt und die iMidcn zu-
gcschinol/.cti. .Man zieht dann das R("»lirchen mittels einer Pinzette
mehrmals durch eine Bunsenflamine, l»is der Spiegel verschwunden
ist. Nach Abkühlung zeigen sieh Krystiillehen von Arsenigsäure-
anhydrid, deren Glanz man sehf)n mit bloßejn .Autre sehen kann,
l'iitcrHiifliiin|j;cii. li. .\ii(l. I. -'••
450 Sehwefelsäurefabrikation.
wenn man das Röhrchen vor eine leuchtende Flamme hält, und die
man unter dem Mikroskop leicht identifizieren kann.
Bei dieser Art der Manipulation kann man in 20 ccm (oder
20 g) Mengen von 0,000015 Proz., das ist 1 T. Aso O3 in 7 MilUonen
auffinden.
(Die vorstellende Beschreibung bezieht sich auf den forensischen
Nachweis außerordentUch geringer Mengen von Arsen in Nahrungs-
mitteln u. dgl.; die Kohle kommt für das Darren des Malzes in
Betracht. Für die Untersuchung der Schwefelsäure wird man die
geeigneten Vereinfachungen leicht anbringen können. Für Betriebs-
proben behufs Ermittelung, ob das Arsen durch Schwefelwasserstoff
schon ausgefällt ist, kann man mit viel einfacherer Apparatur aus-
kommen und begnügt sich oft mit einer Flasche, durch deren Kork
ein rechtwinklig gebogenes, vorn in eine Spitze ausgezogenes Glas-
rohr geht, und der Untersuchung, ob die Wasserstoffflamme auf
kaltem Porzellan einen Fleck macht. Falls dies nichs eintrifft, so
nimmt man an, daß nur noch ganz unschädliche Spuren von Arsen
in der Säure sein können.)
Ausführungsform der Marshschen Arsen -
Methode nach Lockemann (Zeitschr. f. angew. Chem. 18,
416; 1905).
Lockemann hat durch eine Reihe von wichtigen Verbesse-
rungen den ArsennachAveis so verfeinert, daß noch ^/lo 000 000 g Arsen
deutlich nachweisbar ist. Zur Gasentwicklung aus Metall und Säure
verwendet Lockemann garantiert arsenfreies Zink und reine
Schwefelsäure, beides von C. F. K a h 1 b a u m , BerUn, bezogen. Das
Zink wird mittels reiner Stahlzangen in Stücke (von ca. 1 g) zerkleinert
und 6 — 9 g für jeden Versuch verwendet. Die reine Schwefelsäure
wird auf 10—20 Proz. verdünnt; konzentriertere Säure bedingt Bildung
von Schwefelwasserstoff, der beim Glühen im Rohr Schwefel abscheidet,
welcher die Bildung des Arsenspiegels erschwert oder verhindert. Die
Zinkstücke wei'den vor der Verwendung im Entwickelungsgefäß
verkupfert, indem sie in einer Porzellanschale mit einer Lösung von
ca. 5 g krystalhsiertem Kupfersulfat im Liter übergössen, ungefähr eine
Minute lang darin hin und her gerüttelt und dann mit Wasser mehrmals
abgespült werden. Nach dem Abtrocknen mit Fließpapier können diese
Stücke im verschlossenen Gefäße aufbewahrt \\erden. Nach Locke-
rn a n n empfiehlt sich, das als ,,purissimuni" gelieferte Kupfersulfat
vor seiner Verwendung ein oder mehrere Male umzukrystalUsieren, da
sonst manchmal Vergiftungserscheinungen auftreten. Es ist unbedingt
geboten, das Zink vor dem Gebrauche zu verkupfern, da sonst bei
Zufügung von Kupfersulfat im Entwickelungsgefäß zur arsenhaltigen
Flüssigkeit ein beträchtlicher Teil des Arsens metalHsch oder als feste
Wasserstoffverbindung zurückgehalten wird.
Nach H e f t i (s. T r e a d w e 1 1 , Qualit. Analyse, 4. Aufl., S. 188)
erhält man regelmäßigere Gasentwicklung, wenn man Zink-Kupfer-
Legierung verwendet, die man durch Schmelzen von ca. 20 g Zink in j
Arsenbestimmung nach ^[a^sh -Lockeman n.
451
einem hessischen Tiegel und Eintragen einer Spur „Xaturkupfer C"'
erhält.
Zum Trocknen des entw ickelten Gases empfiehlt Lockemann
krystallisiertes Chlorcalcium, das, in Stücken von
ca. 1 ccm Größe auf eine Strecke von 10 cm verteilt, dem Gase die
Feuchtigkeit völhg genügend entzieht, ohne dabei auf Arsenwasserstoff
merklich einzuwirken. Die festen Krystallstücke zerfließen allmählich
und müssen dann durch neue ersetzt werden. Locke mann
und verschiedene Autoren (Literatur 1. c. 8. 425) haben den nach-
teiligen Einfluß verschiedener anderer Trocknungsmittel konstatiert.
Fig. 14-2.
So w irken zersetzend auf Arsenwasserstoff ein : KaHuniliydroxvd,
Xatrniinliy(h().\yd, ('al( iuinoxyd, geschmolzenes und gcktiiiites Cal-
ciuMichlorid, gcscliinolzcucs KaUuincarlH)nat, Plios|)h»)rp('Mt«).\yd. konz.
SchwefeLsäure, tro(,keue liaumwoUc, GlaswoUc, Kahuinbisulfat.
Beschreibung und Handhabung des Arsen-
a |) p a r a t e s n a c h L o c k e m a n n (Fig. 142) (zu bi-zichcn von
( ). I' r e ß 1 e r , Leipzig, Brüd( rstraße IJ'.»).
Das Entwickhmgsgefäß von 50 — 150 ccm Inhalt l)cst('ht aus t'inem
Julcnmcycrkolben («) mit weitem Halse. Jn der ()ffnung desselben sind
entweder durch Gummistopfen oder eingeschliffene (Mashaube (h) drei
li<»hren angebracht, von denen die eine einen zylindrischen Hahn-
tri<hter (r) trägt, die andere zum Troekenrohr (d) führt, wiiluend die
dritte, bis fast auf den R(i(lei\ reichende als Steig- oder Sicherheitsrohr
{e) dient. Das Troekenrohr ((/) hat .seine in der Fiu'ur gezeichnet«? Form
'20*
452 Schwefelsäurefabrikation.
erhalten, damit ein Abschluß mit Glas- oder Baumwolle vermieden und
ein Verstopfen der Ein- und Austrittsöffnungen durch Zerfließen der
Chlorcalciumkrystalle nicht stattfinden kann. Das kleine Ansatzrohr (/)
nimmt in einem durchbohrten Gummistoi^fen das weitere Ende des
Glührohres {g) auf. Dieses besitzt bei 1 mm Wandstärke eine lichte
Weite von 4 mm und ist an zwei Stellen auf ca. 4 cm Länge zu 1,5 mm
äußerer Weite (ca. 0,5 mm innen) ausgezogen, während das Ende, eben-
falls verengt, seitlich ausgebogen ist und mit etwas Fließpapier um-
wickelt in eine Klammer {h) eingespannt wird.
Ist das Entwicklungsgefäß (a) mit 4 — 6 verkupferten Zinkstückchen
beschickt, so wird es mit dem Gummistopfen bzw. GlasschUff {b) ver-
schlossen, wobei darauf zu achten ist, daß in dem unteren, schräg
abgeschnittenen Rohrende des Trockenrohres {d) keine Wassertropfen
hängen, die einer gleichmäßigen Gasentwicklung hinderlich sind. Man
läßt nun aus dem Hahntrichter (c) ca. 15 ccm 10 — 20 proz. Schwefelsäure
zu dem Zink laufen und schheßt den Hahn so frühzeitig ^\"ieder, daß
daß Trichterrohr mit Flüssigkeit gefüllt bleibt. Die Gasentwicklung
beginnt sofort und treibt, da das Glührohr {g) am Kapillarende zuge-
schmolzen ist, die Säure ins Steigrohr (e). Man bricht die Kapillar-
spitze des Glührohres ab und läßt die Wasserstoffentwicklung ^ — %
Stunden im Gange, bevor man die Flamme des Bunsenbrenners {i)
dicht vor der ersten Rohrverengung entzündet. Wenn nicht zuvor
alle Luft ausgetrieben ist, dann scheiden sich hinter der Flamme
Wassertropfen ab, welche die Spiegelbildung mechanisch verhindern.
Die Flamme wird am besten so reguhert, daß nur der über dem inneren
blauen Kegel befindliche Teil das Rohr berührt. Um ein Flackern
der Flamme zu verhüten, wird sie durch eine zylindrische Hülse aus
Kupferdrahtnetz (k) geschützt. Handelt es sich um Nachweis sehr
geringer Arsenmengen, so ist es ratsam, die Stelle, an welcher sich der
Spiegel absetzen soll, zu kühlen. Es geschieht dies zweckmäßig mittels
einiger Baumwollfäden (/), die in ein höher stehendes mit Eiswasser ge-
fülltes Becken (m) tauchen. Das angesogene Wasser tropft in ein unter-
gestelltes Becherglas (w).
Ist nun die erste Stelle der Glühröhre 1 14 — 2 Stunden erhitzt, und
haben sich die verwendeten Materialien als rein erwiesen, so bringt man
die Flamme dicht vor die zweite Verengung und läßt aus dem Hahn-
trichter die zu prüfende Flüssigkeit in das Gefäß laufen, wobei man mit
geringen Mengen Wasser oder verdünnter Säure nachspült. Das Erhitzen
wird auf die gleiche Zeitdauer fortgesetzt und die Menge des gefundenen
Arsens durch Vergleich mit einer Serie von ,, Normalspiegeln" ermittelt,
die man aus abgemessenen Mengen Arsenlösung herstellt.
Die Aufbewahrung der Arsenspiegel erfolgt nach Panzer
(Chem. Zentralbl. 1903, II, 821) am besten durch Zuschmelzen nach
Zufügung von etwas Phosphorpentoxyd.
Eine wesentliche Verfeinerung der ^lethode der Arsenik-Kommission
der Soc. of Chem. Ind. (S.446) hat die Nachweisung des Arsens durch
eine von der englischen Finanzverwaltung eingesetzte Kommission
Eloktrulytisi-lie Arsenbestiiiiinimp;.
453
erfahre]!, deren Vorsitzender P. E. T h o r p e war und deren Bericlit im
Jahre 11)03 erschienen ist'). Darin werden zwei Arten der Ausführung
der Methode von Marsh-Berzelius beschrieben, nämlich die
Zinkmethode und die elektrolytische Methode. Die Vorschriften für die
erstere stimmen im ganzen mit denjenigen der früheren Arsenik-Kom-
mission (8. 446ff.) überein; nur ist der Apparat viel kleiner, weshalb man
viel weniger Zink und Säure braucht. Die Gasentwicklung geschieht
langsamer, und das Arsen wird auf einer kleineren Glasoberfläche ab-
gesetzt, so daß die Vergleichung mit den Vergleichsspiegeln (Standard
mirrors) eine leichtere ist. Diese Verbesserungen werden von der neuen
Kommission als wesentlich bezeichnet. Wo es auf die Kosten des Appa-
Fig. 143.
rates nicht ankf)mmt, und wo elektrischer Strom von hinreichender
Stärke voriiandcn ist, zieht sie die elektrolytische Methode zur Ent-
wickhing de.s Arsenwasserstoffs vor, für welche der Apparat und das
Vcrfahrtm, wie sie in dem Regierungslaboratorium ausgearb(>itet worden
sind, in dem Berichte ganz eingehend abgcl)il(lct und beschrieben sind.
Die Versuchsl)cdingungen lassen sich hierbei stets mit vollkoniincncr
(Ucichfcirniigkcit einhalten, und man kaiui deshall> auf genauere (pianti-
tative V'ergleichungen mit den Xormalspiegeln rechnen; auch ist man
nalüriich aller Schwierigkeiten wegen des Arseng(>haltes des Zinks ent-
holMii. Der Apparat, Fig. 143, be.steht aus den folgenden Teilen. Das
') Report of tlu^ Cominittoc apiiointid l>y tlic C'oiiiiniHsioner« of IhIhikI
Kcv.iiii.' to Hpofify lli<> innrorlionfs ul Ixmt iiikI tli«- imilrrials iisrd in tlioir pro
partition whidi an- liiil.l.- t.» !)(> lontiiiniimti-d \,y mscnir und Id proscrilx' trsts etc.
l,..n.iMn l!to:{ M'.l/nil.M.li). K.Tti.T .lunrn. CIk.iii. Soc. 83. HT t ; I!Ki:i.
I
454 Schwefelsäurefabrikation.
unten offene Glasgefäß A besitzt einen eingeriebenen Stopfen, durch
den das Hahntrichterrohr B bis gerade unterhalb des Stopfens reicht.
Ferner geht von diesem Stopfen ein gebogenes Glasrohr B' ab, das durch
einen Glasschliff mit dem Chlorcalciumrohre C verbunden ist. Durch
diesen Stopfen geht auch ein darin eingeschmolzener starker Platin-
draht a, an dem inwendig eine kegelförmige, mit mehreren Löchern ver-
sehene Platinkathode a hängt. Das Gefäß A hängt in der porösen
Zelle D, mit einem Zwischenraum von 2 — 3 mm zwischen den Wänden
beider ; sie besteht aus P u k a 1 1 scher poröser Porzellanmasse und ist
1 — 1,5 mm dick. Sie steht in dem dickwandigen, gläsernen Anoden-
trog E. Als Anode dient ein 2 cm breiter Platinstreifen b, der lose um
die Zelle D herumgelegt und durch einen starken Platindraht mit der
Stromquelle verbunden ist. Das Ganze steht in einem Kühlgefäße F, d^ die
Temperatur nicht über 50" steigen soll. Das Rohr C enthält zuerst einen
Pfropfen Watte, dann reines, ziemlich fein granuliertes Chlorcalcium (das
man nach je 3 oder 4 Versuchen erneuern muß) auf eine Länge von 5 cm,
dann wieder einen Wattepfropf (s. hierzu S.451)und zuletzteine Rolle Blei-
papier, hergestellt durch Eintauchen von Filterpapier in eine kaltgesättigte
Lösung von Bleiacetat, Trocknen an der Luft und Schneiden von 1 cm
breiten Streifen, die man zu einer lose in das Rohr passenden Rolle auf-
wickelt. Auch das in das Ausgangsrohr übergehende Ende von C
empfängt eine kleine Si:)iralrolle Bleipapier. C ist durch ein Stückchen
unvulkanisierten Kautschukrohres d mit dem ausgezogenen Glasrohr G
so verbunden, daß die Glasrohrenden aufeinander stoßen. Das Rohr G
wird aus einem Stücke Jenenser Glasrohr von 3,5 mm innerer und 5 mm
äußerer Weite angefertigt. Man reinigt es durch Waschen mit Säure,
Wasser und Alkohol, trocknet es, erweicht ein 2 cm langes Stück, 5 cm
vom Ende entfernt, im Gebläse und zieht die erweichte Stelle auf eine
Länge von 7 — 8 cm und möglichst gleichförmigen äußeren Durchmesser
von 2 mm aus. Man schneidet dann das Rohr nahe am Ende des ver-
engerten Teiles ab und biegt dieses Ende um 1 cm in die Höhe. Das
Rohr G liegt in Einschnitten des Blechkonus H, der die Flamme des
Bunsenbrenners J umgibt. Man umwickelt die zu erhitzende Stelle
mit einem Stückchen Platindrahtnetz e von 2x2 cm. Der kleine Brenner
J hat eine Basis von 12 mm Höhe und ein Rohr von 6 cm Höhe und
5 mm innerem Durchmesser.
Der Apparat hat einen Widerstand von 1,4 Ohm und gibt bei einer
Potentialdifferenz von 7 V zwischen den Poldrähten und einem Strome
von 5 A 40 ccm Wasserstoff per Minute, was eine stetige Flamme von
2 mm Höhe erzeugt, wie man sie am besten verwendet. Das Original
gibt auch Anweisungen für eine Anordnung zur Ausführung mehrerer
Proben nebeneinander.
Der Apparat wird mit reiner, besonders auf Freisein von Arsen
geprüfter Scluvefelsäure im Verhältnis von 1 Vol. konz. Säure zu 7 Vol.
Wasser beschickt.
Um Schwefelsäure zu prüfen, verdünnt man 5 ccm mit 20 ccm
Wasser, setzt 0,5 g Kaliumbisulfit zu, kocht bis zum Austreiben der
Etektroly tische Areenbestimmung. 455
SOg und läßt erkalten (für Prüfung anderer, uns hier nicht inter-
essierender Substanzen vgl. man das Original). Der Zweck dieses
Zusatzes ist der: die Arsensäure oder das Arseniat zu Arseniger Säure
bzw. Arsenit zu reduzieren, da diese elektrolytische Methode nur für
Bestimmung des Arsens, das sich in d r e i w e r t i g e m Zustande befindet,
anwendbar ist.
Zur Ausführung eines Versuches wäscht man die Gefäße A, B und
E gründUch mit Wasser, gibt kaltes Wasser in das Kühlgefäß F und
fügt das Glasrohr G, wie gezeigt, an das Rohr C an. Dann verbindet
man die Drähte a und h durch Klemmschrauben mit der Stromquelle,
gießt 30 ccm verdünnte Schwefelsäure in das Anodengefäß E und 20 ccm
derselben Säure mittels des Hahntrichters B in die Tonzelle D, worauf
man den Strom einschaltet. Nach 10 Minuten wird die Luft genügend
ausgetrieben sein, und man kann nun den Wasserstoff anzünden. Zu
gleicher Zeit zündet man den Bunsenbrenner J an, dessen Flamme man
so reguliert, daß das Platindrahtnetz bei e durchweg rotglühend bleibt.
Wenn nach weiteren 15 Minuten in der verengerten Stelle von G kein
brauner Ring entstanden ist, kann man Abwesenheit von Arsen an-
nehmen. Nun läßt man 2 ccm Amylalkohol durch B nach E laufen und
sofort darauf die zu prüfende Säure, die wie oben vorbereitet worden
ist, und spült mit 5 ccm Wasser nach, wobei das Trichterrohr immer
mit Flüssigkeit gefüllt bleiben muß, also keine Luft zutraten kann.
W^enn Arsen vorhanden ist, so entsteht nach wenigen Minuten 1 — 2 cm
von der erhitzten Übergangsstelle ein Absatz; nach 30 Minuten ist so
gut wie immer alles Arsen niedergeschlagen. Jetzt lüftet man den Hahn
von B, faßt sofort das äußere Ende von (/ mit einer Pinzette und richtet
eine kleine, spitze Flamme auf einen Punkt zwischen dem Absatz (3 cm
von diesem entfernt) und dem Ende von G. Das Rohr sinkt sofort zu-
sammen und wird ausgezogen. Nun stellt man den elektrischen Strom
ab und zieht G auch nahe an dem weiteren Ende aus, wobei man aber
den Arsenspiegcl durchaus nicht erhitzen darf. Die so erhaltenen 4 cm
langen Röhrchen mit Arsenspiegeln werden auf weiße Pappe aufgezogen.
Behufs quantitativer Schätzung stellt man Vergleichsspiegcl durch
Zusatz bestimmter kleiner Mengen einer sehr verdünnten Lösung von
reiner arseniger Säure in Salzsäure her, von der 1 ccm 0,01 mg As.,03
enthält.
Vm die vorgängige Reduktion von Arsensäure bzw. Arseniatcu
zu umgehen, ist eine Reihe von Vorschlägen gemacht worden: T r o t -
man (.Jf)urn. Soc. (!hem. Ind. 23, 177; P.M)4) setzt zum Inhalte der
liiiienzelle einige Tropfen Zinksulfat hinzu; der mit Überspaimung ent-
wickelte Wasserstoff reduziert vorhandene Aisensäure. Der gleiche
Kffekt wird einfacher dunli Anwendung geeigneter Metallkatlioden,
vor allem lilci- und Zinkkathoden, erreicht. Sand und Hackford
(Journ. ehem. Soc. 85, lOlS; VM)i) eini)fi'hlcn Hleielekt roden und bc-
.schreibcn einen Apparat zur Bestimmung kleiner Arsenmengen ; T h o ni-
son (Journ. Soc. ehem. Ind. 23, 7itO; Pi04) wendet Zinkelektroden
an. C h a p m a n und Law (Analyst 31, 3, l'.MK')) wei.sen nacii, daß
456 SchwefeLsäuret'abrikat km.
Arsenigsäurelösungen bei Gegenwart von Schwefelsäure bei Anwendung
von Blei-, Zinn- oder Cadmiumkathoden vollständig zu Arsenwasserstoff
reduziert werden, daß aber bei x4nwendung anderer Metalle, einschließ-
lich Eisen, große Mengen von Arsen in der Zelle zurückbehalten werden;
Arsensäurelösungen verhalten sich ähnlich, doch werde in keinem Falle
das ganze Arsen als Arsenwasserstoff entwickelt.
Kühn und Saeger (Ber. 23, 1798; 1890) beschreiben eine
Modifikation der M a r s h sehen Methode, um das Arsen auch quanti-
tativ zu bestimmen. Auch die englischen Chemiker tun dies mit Hilfe
einer Serie von Proberöhrchen, wie Avir oben gesehen haben (S. 449).
A c k r o y d (Journ. Soc. Chem. Ind. 21, 900; 1902) gibt an, daß nur die
braune, nicht die blaue Modifikation des Arsenspiegels zu quantitativen
Vergleichungen brauchbar sei; die erstere entstehe bei organischen
Flüssigkeiten (Glukose, Bier usw)., die letztere bei anorganischen
Flüssigkeiten. Man solle nur mit verdünnten Lösungen arbeiten und die
Proberöhrchen für genauere Zwecke jedesmal frisch herstellen.
Bertrand (Bull. soc. chim. (3) 27, 851 ; 1902) will Viooo »ig
Arsen oder noch weniger wie folgt nachweisen. Man erwärmt die reine
Säure auf 30 bis höchstens 60", bringt das Zink hinein, verdrängt alle
Luft durch reines Kohlendioxyd aus einer Bombe, setzt 1 — 2 Tropfen
Platinchloridlösung mit 15 ccm verdünnter Schwefelsäure (1:5) zu
und nach 10 Minuten die zu prüfende Lösung. Das daraus entstehende
Gas streicht behufs seiner Trocknung durch vorher auf 120*^ erwärmte
Watte (s. hierzu S.451) und dann durch ein sorgfältig gereinigtes, nur 1 mm
weites Glasrohr, das 10 — 15 cm hinter der Stelle, wo sich der Ring
bilden soll, eng ausgezogen ist. Man erhitzt dann eine Länge von 20 cm
auf beginnende Rotglut. Bei dickwandigen Röhren grenzt man besser
diesen Raum durch Streifen von naßgehaltenem Fließpapier ab. Schließ-
lich schmilzt man das Rohr an beiden Enden im Wasserstoff ström zu.
Treadwell (Qual. Anal., 4. x4-ufl., S. 187) erklärt den Zusatz von
Platinchlorid für unstatthaft. Ähnliche Einzelheiten wie Bertrand
gibt Petersen (Chem. Zentralbl. 1903, I, 250).
Über die zur Feststellung der Reinheit der Reagentien usw. anzu-
stellenden blinden Versuche bemerkt H e h n e r (Journ. Soc. Chem.
Ind. 20, 194; 1901), es sei ganz unangebracht, solche Versuche viele
Stunden lang gehen zu lassen, was zu ganz irrigen Schlüssen führen könne.
Es sei völlig genügend, die Probe eine Viertelstunde laufen zu lassen;
wenn sich dann kein Arsenspiegel zeige, so könne man beruhigt sein.
Das Zink stellt sich manchmal als ganz inaktiv heraus (vergl. S. 449),
wird aber merkwürdigerweise aktiv, wenn man es umschmilzt und
granuliert. Allen schreibt dies der Spur von Eisen zu, die es beim
Umschmelzen in einem eisernen Löffel aufnehmen könne, und setzt des-
halb absichtlich eine Spur Eisenvitriol hinzu. Größere Mengen von
Eisen sind aber gewiß zu vermeiden, weil diese nach P a r s o n s und
Stewart (Journ. Amer. Chem. Soc. 24, 1005; 1902) etwas Arsen im
Entwickelungskolben zurückhalten (s. hierzu auch C h a p m a n und
LaAv, Analyst 31, 3; 1906).
ArsenbcstimmuriK nach ^larsli. 457
iStatt des schwer völlig arsenfrei zu erhaltenden Zinks wenden
manche Aluminiumblech und Natronlauge an, doch ist dies
für genauere Arbeit nicht zu verwenden. Nach H e h n e r (Chem.
Xews 83, 34; 1901) kann man mit Aluminium und Natronlauge bei
0,2 mg AsoO., in 25 ccm noch keinen Spiegel bekommen, während schon
0,005 mg AsoOg mit reinem Zink und Salzsäure einen deutlichen Spiegel
gibt.
Große Meinungsverschiedenheiten herrschen über den Einfluß von
Sulfiten (die bei Bier sehr häufig vorkommen) auf das Marsh-
Verfahren. Nach einigen hindern sie die Bildung des Arsenspiegels und
müssen daher vorher durch Bromw asser oxydiert werden, nach anderen
tun sie keinen Schaden (vgl. S. 454). (Die äußerst kleine Menge von
SOg, welche in Schwefelsäure vorkommen kann, wird kaum beachtens-
wert sein ; die Sulfite kommen wesentlich nur bei der Untersuchung von
Bier in Betracht, dem l)chufs Hemmung der Gärung Calciuml)isulfit zu-
gesetzt wird; auch vom Schwefeln der Fässer oder des Hopfens können
Spuren von SOg vorhanden sein.)
Allen (Joum. See. Chem. Ind. 21, 903; 1902) reinigt die für die
Marsh- Probe zu v^erwendende Salzsäure wie folgt. Er setzt einen
kleinen Überschuß von gepulvertem Kaliumpermanganat zu und destil-
liert, wobei die Säure absolut arsenfrei übergeht. Die erste Fraktion muß
man allerdings wegen Chlorgehalt verwerfen. L i n g und R e n d 1 e
(Analyst 31, 37; 1906) erhitzen unter vermindertem Druck Salzsäure,
Methylalkohol und arsenfreies Elektrolytkupfer und destillieren die
Säure über reinem Kupfer ab.
Über weitere Untersuchungen zur Bestimmung kleiner Arsen-
mengen vgl. man M a i und Hurt (Zeitschr. für analyt.
Chem. 43, 537; 1904), Bishop (Journ. Amer. Chem. Soc.
28, 178; 1906), Bertrand und Vamossy (Chem. Zentralbl.
1906, I, 1461).
Das Selen hat Einfluß auf die Nachweisung von Arsen, wie
schon Dawydow gezeigt hat (Chem. Zentralbl. 1895, I, Sil), dann
wieder B e r r y (Journ. Soc. Chem. Ind. 20, 322; 1901). R o s e n li e i m
macht (mit T u n n i c 1 i f f e eb. S. 390) darauf aufmerksam, daß das
Selen ebenfalls Vergiftung.serscheinungen hervorrufen könne. Ebciul.
(auch Chem. News 83, 280; 1901) zeigt er. daß das Selen für sich durch
die Reaktion von .Marsh nicht angezeigt wird, daß es aber Einfluß
auf die Größe des Arsenspiegels liat und unter Umständen
diesen ganz aufheben kann. Die licaktion von R e i n s c li
kaiHi man oline Störung vornclimcu, wenn man Silbcil)lcih
statt Kupferblech nimmt. Auch die l*r()l)e von G u t /, c i t
wird dadurch nicht beeinträchtigt, wohl aber diejenige von
Hettendorf. S <• h i n <1 c I m c i s c r (Chem. Zentralblatt 1902,
11, 9()0) zeigt, daß das Selen beim M a r s h - Verfahren sich auf dem
Zink ab.scheidet; wenn alles Selen au.sgefällt ist, findet die JMitw irklung
von Aisen wasserst off gas statt, und es kaiui dann das .\rscii wie ge-
wöludich nachgewiesen werden.
458 Sohwcfclsäurofabrikation.
IJ. Die Probe von Reinsoli.
Diese sehr bequeme und daher viel angewendete Probe (zuerst be-
schrieben im Journ. f. prakt. Chem. 24, 244; 1841), gründet sich darauf,
daß blankes Kupfer in einer salzsauren Lösung von arseniger Säure
sich mit einem grauen Überzuge von AsaCu^ belegt, bei konzentrierten
Lösungen schon in der Kälte, bei verdünnten erst beim Erwärmen.
Arsensäure zeigt diese Reaktion erst in der Hitze. Da auch Antimon
einen ähnlichen Überzug gibt, so muß man das Arsen darin noch speziell
nachweisen (s. u.).
Die Probe von R e i n s c h wird von manchen englischen Che-
mikern verworfen, weil man sie nicht quantitativ anwenden kann, und
weil sie bei Gegenwart von Arsen im Zustande von Arsensäure oder bei
Gegenwart von Sulfiten nicht zuverlässig sei. Die große Mehrzahl
hält sie aber bei richtiger Ausführung für sehr gut. Allen (Journ. Soc.
Chem. Ind. 20, 281, 1901) zieht sie für Nachweisung von As in Bier usw.
allen übrigen vor. Er reinigt die Salzsäure wie oben S. 457, setzt zu
100 com Bier ein wenig Salzsäure und Bromwasser, kocht ein paar
Minuten zur Oxydation des im Bier oft enthaltenen Sulfits, setzt ein
wenig Kupferchlorür zu, um Arsensäure zu arseniger Säure zu redu-
zieren, fügt 1 qcm Kupferblech zu und kocht eine halbe Stunde lang unter
Ersatz des verdampfenden Wassers. Wenn das Kupfer sich geschwärzt
hat, trocknet man es im Wasserbade, schneidet es in Streifen und weist
das Arsen nach, indem man einen solchen in einem engen Probierrohr
erhitzt, wo dann das Sublimat die charakteristischen Oktaeder oder
Tetraeder des AS2O3 zeigt. Wenn man den oberen Teil des Sublimations-
rohres vorher erwärmt, so werden die Kryställchen größer ; auch werden
sie deutlicher, wenn man das Rohr mit Wasser füllt. Eine ähnliche An-
weisung mit minutiöser Angabe aller Einzelheiten gibt die Kommission
des Manchester Brauer- Vereins (Journ. Soc. Chem. Ind. 20, 646; 1901),
die aber den Zusatz von Oxydationsmitteln zur Zerstörung von Sulfit
und von Reduktionsmitteln zur Umwandlung von Arseniat in Arsenit
für die Untersuchung von Bier verwirft.
C. Die Probe von Gutzeit (Pharm. Ztg. 1879, 263).
Diese benutzt das Verhalten von Arsenwasserstoff zu festem Silber-
nitrat, angewendet in Form eines auf Fließpapier eingetrockneten Fleckes
von Silbernitratlösung (nach Eidenbenz lieber in der eines kleinen
auf das Papier gelegten Krystalles). Dabei färbt sich das Silber-
nitrat erst gelb, durch Bildung von AsAg, . 3 AgNOg, dann schwarz,
durch Ausscheidung von metalHschem Silber (Ber. 19, 2435; 1883).
Man führt die Probe meist einfach so aus, daß man in ein kleines Reagens-
glas ein Körnchen arsenfreies Zink gibt, darauf die zu prüfende Sub-
stanz und dann (falls es nicht selbst Säure ist) etwas verdünnte Schwefel-
säure. In den oberen Teil des Glases kommt ein Bausch Watte und
darüber eine Kappe von Filtrierpapier mit dem Silbernitratfleck oder
Arsenbestimmung nsM?h Gutzoit.
459
Krystall in der Mitte. Die Probe wird gestört durch Gegenwart von
Scliwefelwasser.stoff, Phosphorwasserstoff, Antimonw asserstoff , ist aber
doch zur Prüfung von Handelssäuren vielfach im Gebrauch (s. hierzu
G o 1 1 h e 1 f (Journ. 8oc. Chem. Ind. 22, 191 ; l!ȟ3), D u n s t a n und
Robinson (ebenda 23, 999 ; 1904) und G o o d e und P e r k i n
(ebenda 25, 507; 1906).
Die Probe von G u t z e i t wird in England häufig in der von
K i r k b y angegebenen Modifikation (Journ. Soc. Chem. Ind. 20, 281 ;
1901) ausgeführt. Man kann durch eine 5 proz. Lö.sung von Bleiacetat
mit Sicherheit allen Schwefelwasserstoff aus dem Gase entfernen, ohne
eine Spur Arsen zu verUeren. Der Apparat ist in Fig. 144 gezeigt. Das
Wasserstoffgas wird in dem Kolben a erzeugt und in fünf Kugeln ge-
reinigt, wovon die unteren b b zur Hälfte 5 proz. Bleiacetatlösung,
die oberen c c Wasser enthalten. Es trifft dann den kleinen Trichter d,
der mit einer Filtrierpapierkappe
bedeckt ist, welche einen einge-
trockneten Tropfen einer 5 proz.
Silbemitratlösung enthält.
Tyrer (ebenda S. 281)
wäscht das Wasserstoffgas eben-
falls durch 10 proz. Lösung von
Bleiacetat in einem etwas anders
aussehenden Zweikugelapparate.
Einen einfacheren Apparat, aber
kaum so sicher, beschreibt
Dowzard (ebenda 19, S. 1145;
1900).
F. W. Richardson (Journ.
Soc. Chem. Ind. 21, 902; 1902)
spricht sich für die Probe von
Gutzeit aus, die viel cinfaclicr
als die von Marsh und ohne alle
Beaufsichtigung auszuführen ist.
H e h n e r (ebenda 20, 194; 1901) wendet gegen diese Probe ein,
dali man vor Gericht nicht leicht darauf schwören könne, der eriialtenc
Fleck könne nur von Arsen herrühren, da ja auch Phosjjhorwasserstoff
usw. solche Flecken gebe. Sonst sei sie sehr gut und empfindlich. Dieser
Kinwand würde wegfallen durcii das Verfahren von F. C. F. B i r d
(ebenda S. 390), wobei man den Fleck mit kochender Salzsäure behandelt;
dabei wird er, weim er von PH-, herrührend, citronengeli). bei HoS ver-
sehwiridet er, l)ei SbH., wird er blaligrau, bei AsH., aber ziegelrot, was
man selbst l>ei (Jcnnsclicn aller dieser Gase erkennen kann. Der Arsen-
fleck verschwindet beim Zusatz von Hrom-Salzsäure, und in der Flüssig-
keit kann man dann das Arsen durch die brauin-ote F;iil)ung mit Zinn-
clilorür nachweisen.
t^ber Aiiwciidung der (i u t z e i t sehen .Methode zur koloiime-
tri.schen Bestimmung von Arsen vgl. T r e a d w e I 1 (l^uant. Analyse,
144.
I
4.60 Schwefelsäurefabrikation.
4. Aufl., 8. 155) und S a n g e r und Black (Journ. Soc. Chem. Ind.
26, 1115; 1907).
Flückiger (Arch. d. Pharm. 1889, 27) L e h m a n n (Pharm.
Ztg. 1892, 36) und Kirkby (Journ. Soc. Chem. Ind. 20, 281; 1901)
lassen Arsenwasserstoff statt auf Silbernitrat auf Mercurichloridpapier
(hergestellt durch mehrmaliges Tränken von Filterpapier mit alkoho-
lischer Sublimatlösung) einwirken, wobei durch wenig Arsenwasserstoff
eine Gelbfärbung, durch viel Braunfärbung auftritt. Antimonwasser-
stoff erzeugt nur in etwas größerer Menge einen in Alkohol löslichen
braunen Fleck, während die von den Arsen Verbindungen herrührenden
Färbungen in 80 prozentigem Alkohol unlöslich sind.
D, Die Probe von Bettendorf.
Man fügt zu 1 ccm konzentrierter Salzsäure einige Tropfen
der zu prüfenden Lösung und dann 14 ccm einer Lösung von Zinn-
chlorür im gleichen Gewichte von konzentrierter Salzsäure. Die Flüssig-;
keit Avird bald braun, und allmählich scheidet sich ein schwarzer Nieder-
schlag von metallischem Arsen aus; Erhitzen beschleunigt die Reaktion.
Wäßrige Lösungen von arseniger Säure geben die Reaktion nicht, nur
das in konzentrierter Salzsäure entstehende AsCl^. Phosphorwasserstoff
und Antimonwasserstoff \\erden nicht durch Zinnchlorür reduziert,
stören also nicht (s. a. de J o n g , Zeitschr. f. anal. Chem. 41, 598; 1902).
Nach M e s s e 1 kann man auf diesem Wege schon 0,01 mg Arsenik
in 1 ccm Schwefelsäure nachweisen (Journ. Soc. Chem. Ind. 20, 192;
1901).
Auf dasselbe kommt die ,, Stanniol-Methode" heraus (Zusatz von
konzentrierter Salzsäure zu Schwefelsäure, dann etwas Stanniol und
Erwärmen).
Andere Methoden werden nur ganz vereinzelt angewendet,
so die in den früheren Auflagen d. B. u. S. .316 erwähnte ,,Kramato-
methode" von Hager (Pharm. Zentralhalle 1884, 265) : Bildung
eines dunklen Fleckes auf ^Messingblech durch Erwärmen, wobei die
Schwefelsäure an Basen gebunden sein muß (sehr unsicher ). Nach dem
gleichen Autor (Zeitschr. f. anal. Chem. 22, 556; 1883) gibt konz. arsen-
haltige H2SO4 beim Erhitzen mit SnCL gelbliche bis braune Färbung.
Donath (Zeitschr. f. anal. Chem'. 36, 664; 1897) mischt 10 bis
15 ccm der Säure mit dem gleichen Volumen Wasser, setzt eine stark
saure Lösung von Zinnchlorür zu, bringt beinahe zum Sieden und
setzt langsam eine Lösung von Natriumsulfit zu. Bei Gegenwart
von Arsen scheidet sich nach einiger Zeit fein verteiltes gelbes
AsgSg aus.
S e y b e 1 und W i k a n d e r (Chem. -Ztg. 26, 50; 1902) benutzen
den gelben, durch Jodkalium entstehenden Niederschlag von AsJg.
Freies Chlor, Ferrisalz, salpetrige Säure, Blei stören die Reaktion.
Nach Rosent haier (Chem. Zentralbl. 1904, I, 1106) gibt arsen-
säurehaltige Schwefelsäure mit Opiumalkaloiden Blau-Grünfärbung^
Quantitative Bestimmung der Schwefelsäure u. ihrer Verunreinigungen. 4(^1
Quautitutivo liesthumimg der Sclnveielsäure und ihrer Verunreinigungen.
Zur quantitativen Bestimmung von freier Schwefelsäure
wird sie fast ausschUeßheh auf alkaUmetrischem Wege titriert; die
Bestimmung durch Fällung als Baryumsulfat ist viel weniger genau und
würde außerdem auch etwa vorhandene gebundene Schwefelsäure mit
anzeigen. Allerdings zeigt andererseits die Titration auch andere freie
Säuren mit an, aber in Handelsschwefelsäure kann man solche als un-
wesentlich vernachlässigen; das Verfahren bei den viel andere Säuren
enthaltenden Misch- und Abfallsäuren ist S. 407 ff. beschrieben.
Behufs der Titrierung wägt man am besten (ein Abmessen ist
wegen der Zähflüssigkeit von konzentrierter Schwefelsäure aus-
geschlossen) 2 — 3 g der Säure in einer Hahnpipette, Fig. 148, S. 476, ab;
man reinigt die Pipette vorher von außen, läßt ihren Inhalt in ziemlich
viel Wasser auslaufen und wägt zurück, ohne auszuwaschen. Man kann
dann für den nächsten Versuch, ohne zu waschen und zu trocknen, die
neue Säure in die Pipette nach mehrmaligem Einsaugen und Ablaufen
einfüllen.
Bei obiger Menge wird man am besten mit ^i ^--Natronlauge titrieren.
Als Indikator wird man am besten Methylorange verwenden, und zwar
bei gewöhnlicher Temperatur, nicht in der Wärme und in möglichst
geringer Menge (S. 82). Die in Handelssäure vorkommende Menge von
salpetriger Säure stört dabei nicht, bei größeren Mengen davon muß man
nach tS. 84 verfahren.
Schweflige Säure, wenn in nachw eisbarer Menge vor-
handen, wird am besten durch Jodlösung bestimmt (S. 141). Neben den
Stickstoffsäuren kann sie höchstens spurenweise vorhanden sein und ist
dann nicht quantitativ bestimmbar.
S a 1 }) e t r i g e S ä u r e (Xitrosylschwefelsäure) wird bei irgend größeren
Mengen durch Titrieren mit Pcrmanganat bestimmt (S. 404 und 40S).
Sehr kleine Mengen, welche weder durch das Permanganat noch durch
das Nitrometer sicher bestimmt werden können, lassen sich kolorimetrisch
bestimmen, wofür verschiedene Methoden vorgeschlagen worden sind,
von denen die mit dem modifizierten f J r i e s s sehen Reagens die
beste ist (I 1 o s v a y , Bull. .soc. chcni. 11, 210: 1894) ; L u n g e und
L w off, Zcitschr. f. angew . Cheni. 7, 348; 1894, wo auch die ganze
Literatur darüber angegeben ist).
Die von Lunge und L'woff liesonders für diesen Fall an-
gcstcllto Untersuchung crgal), daß iiuui von d«'in l^cagcns nicht zu wenig
anwenden müsse. Auch wenn die verwendeten Mengen jedenfalls .sclion
das V^ielfaelie des der salpetrigen Säure entsjjrecheiulen .Xzofaibstoffes
erzeugen konnten, so fielen doch anfangs die koloriinetrisehen Messungen
durchaus nicht mit den wirklicii vorhandenen Mengen von salpetriger
Säure zusammen, viehnehr naiun die Intensität der Farbe in viel ge-
ringerem (Jrade als der (iehalt an salpetriger Säure zu. S()i)ald man aber
einen noch gi-ößereii (Mx-rschuß d('<: Reagens (mindestens das Hundert-
fache der theoi'ctisch notwendigen Menge) verwendete, stellte sieli
462 Schwefelsänrefabrikation.
ein vollkommener Parallelismus der Intensität der Färbung mit
dem Gehalte an salpetriger Säure heraus. Bei Beobachtung der unten
zu gebenden Voi'schrift für die Bereitung des neuen Reagens genügt ein
Zusatz von 1 ccm desselben in allen Fällen, bei denen die kolorimetrische
Messung überhaupt noch möglich ist, was bei höherer Konzentration
natürlich aufhört.
BekanntUch tritt die Rotfärbung durch dieses Reagens bei äußerst
geringen Mengen von salpetriger Säure erst nach einiger Zeit ein und
wächst viele Stunden lang an Intensität. Dies scheint ein Hindernis
für die Anwendung zu kolorimetrischen Zwecken zu sein, ist es aber in
Wirklichkeit nicht, denn es besteht ein Parallelismus der Färbungs-
intensität mit dem Gehalt an Salpetrigsäure, falls die übrigen
Bedingungen, vor allem die Zeitdauer des Wartens, gleich sind.
Das heißt: wenn man im Kolorimeter eine Normallösung von
bestimmtem Gehalte mit der rmbekannten Lösung vergleichen will,
so braucht man nur beide unmittelbar hintereinander mit dem Reagens
zu versetzen ; dann kann man die Vergleichung beliebig nach 5 Minuten,
oder 14 Stunde, oder 24 Stunden vornehmen und wird immer das gleiche
Ergebnis finden; die absolute Färbungsintensität wird zunehmen, die
relative aber wird immer gleich bleiben.
Wäßrige Lösungen kann man nach Zusatz des Reagens meist
unmittelbar oder doch nach ^ Stunde vergleichen. Dagegen machen
schon kleine Mengen von freien Mineralsäuren die Reaktion viel lang-
samer und weniger intensiv, und größere Mengen davon heben sie ganz
auf. Dies ist auch ganz leicht erklärlich, da, wie jeder Farbstoffchemiker
weiß, die ,, Kuppelung" der beiden Komponenten von Azofarbstoffen
durch irgend größere Mengen von Mineralsäuren sehr erschwert, wenn
nicht ganz verhindert wird. Mithin würde das obige Verfahren auf
unseren Spezialfall kaum angewendet werden können, wenn dieser Nach-
teil nicht zum Glück durch ein einfaches Mittel vollkommen behoben
werden könnte, nämlich durch Zusatz von so viel Natriumacetat, daß
die freie Mineralsäure abgestumpft wird. (NatürUch muß das Natrium-
acetat nicht für sich mit dem Reagens eine Färbung geben, was zuAveilen
bei ,, Handelsware" vorkommt.) Dieser Kunstgriff gestattet zugleich,
auch hier eine ,, Normallösung" anzuwenden. Hierzu wäre bekannter-
maßen eine verdünnte wäßrige Lösung von Natriumnitrit oder salpe-
triger Säure durchaus unbrauchbar, da sie sich sehr schnell verändert.
Man bringt daher die salpetrige Säure in den vollkommen stabilen Zu-
stand von Nitrosylschwefelsäure. Man löst z. B. 0,0493 g reines Natrium-
nitrit = 10 mg N in 100 ccm reinem Wasser, setzt hievon 10 ccm zu
90 ccm reiner Schwefelsäure und hat nun wieder eine Normallösung,
von der jedes ccm = ^/loo ^^§ Nitritstickstoff enthält.
Zum praktischen Gebrauche verdünnt man 1 ccm des ,, Reagens"
in jedem der beiden Kolorimeterzylinder mit je etwa 40 ccm Wasser,
setzt etwa 5 g Natriumacetat (festes) und 1 ccm der ,, Normallösung" in
dem einen Zylinder, in dem anderen das Natriumacetat und 1 ccm der
unbekannten Säure zu, mischt sofort gut durch, damit die salpetrige
Quantitative Bestimmung der Verunreinigungen in ScKwefelsäure. 4ß3
Säure im Augenblick des Freiwerdens auf das Reagens wirken kann,
und vergleicht die Farben nach beliebig langein Warten; meist kann
dies schon nach 5 Minuten geschehen. Erwärmen ist hier nicht nur
nicht nötig, sondern es ist entschieden davon aljzuraten. Zum Mischen
empfehlen sich wie bei der X e ß 1 e r sehen Ammoniakprobe enge
Glasröhren von etwas größerer Länge als diejenige des Zylinders, die
unten zu einer, dem inneren Durchmesser des Zyünders nahezu gleich
großen Kugel aufgeblasen sind; durch drei- oder viermaliger Auf- und
Abbewegung dieser Rührer wird die Flüssigkeit gleichförmig
gemischt.
Das ,, Reagens" bereitet man wie folgt: 0,100 g reines (weißes)
a-Naphtylamin wird durch viertelstündiges Kochen mit 100 ccm Wasser
aufgelöst, dazu ö ccm Eisessig oder die äquivalente Menge von schw ächerer
Essigsäure zugesetzt, eine Lösung von 1 g Sulfanilsäure in 100 ccm Wasser
zugefügt und die Mischung in einer gut verschlossenen Flasche auf-
bewahrt. Eine ganz schwach rosenrote Färbung derselben, die leicht ein-
tritt, ist ohne Belang, da sie bei Anwendung von 1 ccm auf 50 ccm der
Probe verschwindet; eine stärkere Färbung kann durch Zinkstaub
beseitigt werden. 1 ccm davon zeigt Viooo ^^g Nitritstickstoff in 100 ccm
Wasser nach 10 Minuten noch ganz deutUch an.
Salpetersäure. Zur quantitativen kolorimetrischen Prüfung
auf Salpetersäure allein kann man nach Lunge und L w o f f (Zeit-
scluift f. angew. Cheni. 7, 345; 1894; s. a. S o 1 1 s i e n , Pharm. Ztg.
51, 765; 1906) die Brucinreaktion verwenden, aber nicht die anfängliche
rote, sondern die später eintretende schwefelgelbe Färbung, wenn man
in folgender Weise verfährt. Man bereitet sich eine Brucinlösung
(0,2 g Brucin in 100 ccm konzentrierter reiner Schwefelsäure) und eine
Normalsalpeterlösung, welche ^Iiqq mg Salpetersäurestickstoff per ccm
enthält. Zu diesem Zwecke löst man 0,0722 g reinen Kalisalpeter in
100 ccm destillierten Wassers und vermischt von dieser Stammlösung
10 ccm mit konzentrierter reiner Schwefelsäure zum Volumen 100 ccm.
Beide Lösungen werden zweckmäßig in gut verschlo.s.senen Glashalin-
büretten vorrätig gehalten, von denen die für die ,, Normallösung" be-
stimmte eine Ablesung auf '/jooCcm gestatten sollte (also z. B. bei Ein-
teilung der Büictte in V/2o^'cn^)-
Die auf Salp(^tersäure zu prüfende Flüssigkeit kaini, wcim es
Schwefel.säure von nicht unter 1,7 spez. Gewicht ist, direkt benutzt
werden; wäßrige Flüssigkeiten oder schwächere Säuren müssen, natürlich
in genau abgemessenem V^erhältnisse, mit konzentrierter reiner Schwcfrl-
fiäure versetzt werden, um ungefähr auf obige Stärke zu kommen
(S. 444), also z. B. Wasser selbst mit dein (Ireifacheii N'olmuen konzen-
trierter Säure.
Zur Vergleichung benutzt man enge Zylinder aus vollkommen
weißem CJIa.se, in 50 ccm eingeteilt; solclu^ haben l)is zu 5(1 ccm eine
Höhe von etwa 24 cm und müssen, des l'nuiihn'ns wegen, noch etwa
10 em über die 'I'eilung liiiiansrag«'n. Sehr be(|iiem, doch nicht uner-
läßli(;h ist es, wc^nn iVivho Zylinder etwa 5 cm über dem Hoden seitliche
464 * Schwefelsäure fabrikation.
Glashähne tragen (,,H e h n e r sehe ZyHnder"). Am genauesten kann
man natürhch mit eigentUchen Kolorimetern, z. B dem sehr guten
Instrumente mit L u m m e r - B r o d h u h n schem Prisma (von
A. K r ü s s in Hamburg), arbeiten, doch muß man dessen mit Messing-
fuß versehenen Zyhnder durch solche ersetzen, die einen Fuß von
weißem Glase haben.
Man gibt in den einen Zylinder 1 ccm der Normallösung und
1 ccm Brucinlösung, füllt mit reiner konzentrierter Schwefelsäure auf
50 ccm auf, gießt das Gemisch in einen Kolben, erwärmt auf 70 — 80*^,
kühlt, wenn die Farbe schwefelgelb geworden ist, ab und gießt die
Lösung in den einen der Zylinder. Genau ebenso verfährt man mit der
zu probierenden Flüssigkeit, mit der man zunächst meist eine Vorprobe
anstellen wird, nach deren Ausfall man sie, wie sie ist, oder vermischt
mit mehr konzentrierter Schwefelsäure, in den Kolorimeterzylinder
bringen wird. Man \\ird dann in dem einen oder anderen der Zylinder
durch Abgießen eines Teiles seines Inhalts (oder Ablassen mittels des
erwähnten Hahnes) den Farbenton dem des anderen Zylinders völlig
gleichmachen und in bekannter Weise von dem Gehalt der Normal-
lösung auf den der unbekannten Lösung schließen.
Selenige Säure hat, wie schon früher von Lunge hervor-
gehoben worden ist (Ber. 20, 2031; 1887) keinen Einfluß auf Brucin.
Durch die Anwesenheit erhebhcherer Mengen von Eisensalzen, wie
sie z. B. bei konzentrierter Schwefelsäure vorkommen können, wird die
Brucinprobe etwas A\eniger empfindlich, weil die Farbnuancen ver-
schiedener Säuren dann, auch bei gleichem Gehalt an HNO3, nicht
mehr ganz gleichförmig ausfallen.
Bestimmung von Blei. Man verdünnt die Säure, wenn
konzentriert, mit dem gleichen Volumen Wasser und dem doppelten
Volumen Alkohol, läßt einige Zeit stehen, filtriert einen etwa entstandenen
Niederschlag von PbS04 ab, wäscht mit verdünntem Alkohol aus,
trocknet und glüht, wobei das Filter möglichst vom Niederschlag be-
freit und nicht im Platintiegel verbrannt werden braucht. 1 g PbSO^
= 0,6831 g Pb.
Bestimmung von Eisen. Wenn nicht allzugeringe Mengen
desselben vorhanden sind, so kann man die Permanganatmethode an-
wenden, für die man das Eisen natürlich zuerst in den Oxydulzustand
überführen muß. Die Reduktion kann auf vielen verschiedenen Wegen
geschehen. Am häufigsten verwendet man ,, chemisch-reines" Zink, das
man aber unbedingt selbst auf Abwesenheit eines Eisengehaltes prüfen
muß, und befördert die Reduktion durch Erwärmung in einem mit
B u n s e n - Ventil oder besser mit einem C o n t a t sehen Aufsatze
(Fig. 42, S. 131) versehenen Kolben oder nach Gl. Winkler durch
Umwickeln des Zinkstäbchens mit Platindraht. Die Reduktion gilt
als beendigt, wenn ein mittels eines Kapillarrohres herausgenommenes
Tröpfchen mit Rhodankalium keine Rötung gibt. Man läßt erkalten,
gießt zur Zurückhaltung des Zinks durch einen mit einem Glasstopfen
oder Platinkonus nahezu verschlossenen Trichter (nicht durch ein
«I
Eisen best immuri<r in Sfbwefelsäure. 4ß5
Papierfilter ), spült den Kolben und das ungelöste Zink mit ausge-
kochtem Wasser ab und titriert. Sollte man kein ganz eisenfreies Zink
haben, so muß man das Eisen darin in mindestens 3 g desselben durch
einen blinden Versuch bestimmen, dann eine gewogene Menge davon
zur Reduktion anw enden und die Operation bis zur völligen Auflösung
des Zinks führen.
S k r a b a 1 (Zeitschr. f. anal. Chem. 42, 359; 1903) verwendet auf
1 g Eisen etwa 100 g Zink, wobei freilich der geringste Eisengehalt des-
selben schon sehr große Fehler verursachen wird. Da das Zink auch
Titansäure reduziert, so ist darauf Rücksicht zu nehmen.
Bei sehr geringen Eisenmengen verw endet G i n 1 1 (Zeitschr. f.
angew. Chem. 15, 398, 424; 1902), um keinen fremden Körper in die
Lösung zu bringen, mit Wasserstoff beladenes Palladium, dadurch
erhalten, daß man verdünnte Schwefelsäure unter Anwendung einer
Palladiumdraht-Kathode elektrolysiert. C 1. W i n k 1 e r (Maßanalyse,
3. Aufl. S. 95) schlägt dafür Zylinder aus Palladiumdrahtgewebe vor,
die man auch für größere Eisenmengen verwenden kann.
E b e 1 i n g (Zeitschr. f. angew. Chem. 14, 571 ; 1901) will die Er-
kennung der vollständigen Reduktion einfach durch Zusatz von ein
wenig Rhodankalium zu der Eisenlösung selbst erleichtern, indem man
bis zum Verschw indcn der roten Farbe erw ärmt. V o 1 h a r d (ebenda
S. 609) zeigt, daß dies durchaus nicht angeht, teils weil die Rhodan-
wasserstoffsäure dabei zerstört wird, teils weil man zur Nachweisung
von sehr wenig Eisen einen verhältnismäßig großen Überschuß von
Rhodankalium braucht.
Die anderweitig ausgeübten Reduktionsmethoden haben für die
Bestimmung kleinerer Eisenmengen in technischen Produkten keine
V'orzüge vor der Zinkmethode und werden daher wohl selten für diesen
Zweck angewendet. Dahin gehört die Reduktion durch Schwefelwasser-
stoff [empfohlen von T r e a d w e 11 , Quant. Analyse, 4. Aufl., S. 82^)],
Schwcfcldioxyd, Zinnchlorür usw. Anders ist es natürlich mit der Be-
stimmung größerer Eisenmengen in Erzen usw., die im 2. Bande be-
-••hrieben wird; hier sind andere Reduktionsmethoden als mit Zink sehr
üblich. Dort finden sich auch die Methoden, die das Eisen in der zu unter-
suchenden Lösung im Fenizustande voiaussctzcn und mit cinci- redu-
zierenden Fhissigkeit (Zinnchlorür) austitiieicn.
Im vorliegenden Falle und analogen Fällen verwendet man zweck-
mäßig eine durch zehnfaches V'^erdünnen der Hallinormallösung (S. 127)
dargestellte Permanganatlösung, welche pro Kubikzentimeter 0,002793 g
l'\' anzeigt. Auch wendet man am besten ziemlich viel der zu j)rüfenden
Schwefelsäure, z. B. öOecrii, an, da diese meist nur sehi' wenig Kisen
enthält.
Um ganz kleine .Mengen l'li^eii zu bestimmen, kann man sieh der
k O 1 O r i m e t r i s c h <■ n ItlKidaneisenmet luxie liedienen. w eli'lie nach
') Nacli C a |) |) II (l o w . (Jaz. diini. ital. 31, II. -17. »ind S k r a 1> a I ,
ZoitHclir. f. anal. Ciiein. 42. IJ")'.»; 1!)(>;), roiüt- der dabei nicderfullcnde Stliwclel aiu-h
Sfh\vofi>l(jiH(»n mit, vva« diese .Mi-tlnxle unueimii tiimlit.
riit<'rsiicliiiii|/cri. li. Anfl. I. .'{<)
466 Schwefelsänrefabrikation.
Lunge s Versuchen (Zeitschr. f. angew. Chem. 9, 3; 1896) am ge-
nauesten wie folgt ausgeübt wird. Es ist kaum möglich, sich eine absolut
eisenfreie Salpetersäure zur Oxydation des Oxyduls zu beschaffen.
Man kann aber hierauf verzichten, wenn man mit möglichst eisenfreier
Salpetersäure arbeitet, von dieser nur sehr wenig anwendet, zu dem
Kontrollversuche ganz ebenso viel nimmt und diesen überhaupt in ganz
gleicher Weise wie den Versuch mit der unbekannten Lösung behandelt.
Zur Ausführung der Versuche dienen Zyhnderchen aus recht
weißem Glase mit Glasstöpsel, welche bis 25 ccm in ^/^q ccm geteilt
sind und zur Erleichterung des Schütteins über der 25 ccm-Marke noch
etwa 5 cm hoch sind. Die Gesamthöhe der Zylinder beträgt 17 cm, die
innere Weite 13 mm. Natürlich sollen diese Zylinder mögUchst gleiche
Abmessungen haben, so daß gleiche Räume eine gleiche Höhe darin
einnehmen. Man wird davon mindestens drei Stück brauchen, läßt sich
aber besser gleich 4 — 6 Stück anfertigen. An Reagenzien braucht man
a) eine 10 proz. RhodankaHumlösung, b) reinen Äther, c) eine Ammoniak-
Eisenalaunlösung welche durch Auflösen von 8,634 g Eisenalaun in
einem Liter und Verdünnen von 1 ccm dieser Lösung auf 100 ccm
erhalten worden ist, also im Liter 0,010 g Eisen enthält. Diese ver-
dünnte Lösung zersetzt sich schnell und kann deshalb nur einige Tage,
jedenfalls auch nur bei Lichtabschluß, aufbewahrt werden. Die kon-
zentrierte Lösung, d. h. die durch Auflösen von 8,634 g Eisenalaun in
1 Liter Wasser erhaltene, ist bei Licht- und Luftabschluß längere Zeit
haltbar, trübt sich aber zuweilen schon nach kurzer Zeit. Sie kann
jedenfalls durch Zusatz von etwas Schwefelsäure haltbarer gemacht
werden. Setzt man z. B. zu einer die obige Menge Eisenalaun ent-
haltenden Lösung vor dem Auffüllen zur Litermarke 5 ccm reine kon-
zentrierte Schwefelsäure, so wird diese Flüssigkeit auch nach langer
Zeit keine Trübung zeigen. Die Menge der Schwefelsäure, welche auf
diesem Wege in die Kölorimeterprobe hineinkommt, beträgt kaum
1 mg und ist daher ohne allen Belang. Auch die konzentriertere Eisen-
alaunlösung sollte bei Lichtabschluß aufbewahrt werden. Endlich d)
reine Salpetersäure, wie oben.
Man bereitet nun die zu prüfende Lösung durch Oxydation mit
genau 1 ccm Salpetersäure unter Erwärmung vor. Dazu verwendet man
50 ccm der mit Wasser verdünnten Schwefelsäure e) (ursprünglich war
die Methode für Tonerdesulfat ausgearbeitet, von dem man 1 — 2 g auf
50 ccm auflöst) . Gleichzeitig wird wdeder 1 ccm Salpetersäure d) für
sich mit destilliertem Wasser auf 50 ccm verdünnt. Sollte es sich bei
der späteren Probe finden, daß man die Lösung e) stärker verdünnen
muß, so muß man die Salpetersäure d) auf denselben Verdünnungsgrad
bringen, um in beiden Fällen die gleiche, wenn auch minimale Eisen-
menge mit der Salpetersäure und ebenso immer die gleiche Menge freier
Säure einzuführen. Wenn die Salpetersäure mit Rhodanlösung an sich
mehr als eine ganz blaßrötliche Färbung gibt, so ist sie zu verwerfen.
Nun gibt man in einen der Stöpselzylinder (.4) gerade 5 ccm der
zu prüfenden Lösung (Schwefelsäure) e), in den anderen (B) 5 ccm der
Eisenbestimmung in Schwefelsäure. 467
verdünnten Salpetersäure d). Hierauf setzt man zu der letzteren aus
einer Bürette eine beliebige Menge, z. B. 1 ecm der Eisenalaunlösung c),
dann aber immer ein gleiches Volum Wasser in den das zu unter -
suchende Muster enthaltenden Zylinder A, um stets auf dem gleichen
Verdünnungsgrad zu l^leiljen. Nun fügt man zu jeder der beiden Lösungen
5 com der Rhodanlösung a). Beide Lösungen werden sich natürlich
färben, aber diese Färbungen sind oft ziemlich schmutzig gelbrot,
und ihre Intensität steht keineswegs im Verhältnis zu dem Eisengehalte
der Lösungen. Endlich fügt man in beiden Zylindern je 10 ccm Äther b)
hinzu, setzt den Stopfen auf und schüttelt anhaltend durch.
BekanntUch ist in der wäßrigen sauren Lösung ein Doppelrhodanid von
Kalium und Eisen (wohl auch Aluminium) voihanden. Beim Ausschütteln
mit Äther spaltet sich dieses Dopj)ehiiodanid, und in den Äther geht
nur (oder vorzugsweise) Eisenrhodanid ül)er, wie schon die rosarote
Färbung des Äthers gegenüber der gelbroten der früheren Wasserlösung
zeigt. Das Schütteln muß fortgesetzt werden, bis die wäßrige Schicht
vollständig entfärbt ist. Übrigens dunkelt die Farbe der ätherischen
Lösung allmählich nach, vermuthch infolge einer weiteren Spaltung
des Komplexsalzes; man muß also alle miteinander zu vergleichenden
Proben so schnell als möghch hintereinander ansetzen und am besten
erst nach einigen Stunden Stehens zur Vergleichung bringen. Grobe
Unterschiede lassen sich ja sofort bemerken, so daß man neben dem
Zylinder A, welcher die Schwefelsäurelösung enthält, wohl nur zwei
Zylinder B und C benötigen wird, welche mit den nahezu richtigen
Mengen von Eisenalaunlösung beschickt sind; die definitive Entscheidung
wird man nach Obigem erst nach einigen Stunden treffen. Allzulange
(etwa über Nacht) soll man damit nicht warten; es ist bei L u n g e s
Versuchen mehrmals vorgekommen, daß nach längerer Zeit sich der
Äther fast oder ganz entfärbte und eine stark gefärbte dünne Flüssig-
keitszon(! an der Grenze zwischen Äther und Wasser entstand. Dies
trat nur ausnahmsweise ein und ist wohl auf Spuren von Verunreini-
gungen zurückzuführen, die bei ihrer äußerst geringen Menge kaum
nachweisbar sein werden.
Die (Genauigkeit der Vergleichung kann man recht gut auf 0,1 ccm
der Eisenalaunlösung, also auf 0,000001 g Eisen in den zur Prüfinig
angewendeten 5 ccm schätzen, jedoch nur, wenn die Gesamtmenge des
Eisens höchstens — 2 ccm Eisenalaunlösung c) oder ^~ 0,00002 g Ei-sen
betrug. Das ist ein Zwanzigstel des Gesamtbetrages, was bei .sehr
kleinen f behalten, von Tausendsteln oder auch Hundertsteln von Pro-
zenten, vollkomnjcn genügt, aber bei erheblich JKiherem («ehalte an
Eisen nicht mehr als ausreichend erachtet werden kaiwi. Hier muß dann
die Titiiermethode eintreten, die bei jenen minimalen (.ieluilton ganz
versagen würde.
Man kann bis auf obige Genauigkeit ohne Schwierigkeit schon bei
Betrachtung der ätherischen Schicht im durchfallenden Licht, al.so nach
der kleineren I)icke der Äthersihiclit, kommen. Noch siclierer wird die
Knt. Scheidung beim Schiefdaraufschen von olu-n oder beim Durch-
30*
468 Schwefelsäurefabrikation.
blicken von oben durch die ganze Höhe der Ätherschicht, wobei die
beiden zu vergleichenden Zylinder ein wenig über eine weiße Unterlage
gehalten werden (dies ist viel besser, als sie auf dieser Unterlage stehend
zu betrachten). Noch genauer könnte man natürlich mit eigentlichen
Kolorimetern arbeiten, bei denen die Bilder der beiden zu vergleichenden
Flüssigkeiten durch Prismen dicht nebeneinander projiziert werden.
Aber abgesehen von dem ziemlich hohen Preise dieser Instrumente,
sind sie in der kcäuflichen Form für den vorliegenden Zweck ungeeignet,
da die Zylinder oben offen, nicht zum Schütteln eingerichtet sind, der
Äther nicht vor Verdunstung geschützt ist, und der Kitt, mit dem die
Glasböden angekittet sind, dem Äther auch kaum widerstehen wird.
Auch hat man dann immer nur zwei Zylinder zur Verfügung, während
wir drei oder vier brauchen. (S e y d a beschreibt in Chem.-Ztg. 22,
1086; 1898 eine für Wasseruntersuchungen bestimmte, nicht wesentlich
von obigem abweichende INIethode.)
Stokes und Cain (Journ. Amer. Chem. Soc. 29, 409; 1907)
beschreiben eine Modifikation der Lunge sehen Methode zur kolori-
metrischen Bestimmung des Eisens und geben die Konstruktion eines
geeigneten Kolorimeters an.
Bestimmung der Salzsäure. Man kocht 10 ccm der
Säure in einem Kölbchen, leitet die Dämpfe an die Oberfläche von etwas
in einem Kölbchen befindlichen Wasser, welches die HCl absorbiert,
und bestimmt letzteres acidimetrisch oder mit ^/jq N. -Silbernitrat
nach S. 149.
Bestimmung des Arsens. Man verdünnt etwa 20 g der
Säure mit Wasser, filtriert von ausgeschiedenem Bleisulfat ab und be-
handelt mit einem Strome Schwefeldioxyd, bis die Flüssigkeit stark
danach riecht, um die Arsensäure zu arseniger Säure zu reduzieren,
wozu längere Zeit und ein erheblicher Überschuß von SOo erforderlich
ist, vertreibt das überschüssige SO., durch Erhitzen unter Einleitung
von COo, neutralisiert genau mit Natriumcarbonat und ein ^^•enig Na-
triumbicarbonat und titriert mit ^/j^ N. -Jodlösung und Stärke bis zur
blauen Färbung. 1 ccm der Jodlösung zeigt 0,00495 g AsgOg an. (Bei
irgend erheblichem Gehalt an Eisen ist dieses zuerst zu entfernen.)
Die Gegenwart von Blei, Antimon, Kupfer, Platin usw. macht diese
Bestimmung ziemlich kompliziert (L. M c C a y , Amer. Chem. Journ.
7, 6; 1885).
Nach Böckmann fällt man aus der wie oben mit SOg und dann
mit CO., behandelten Säure unter mäßigem Erwärmen durch mehr-
stündiges Einleiten von Schwefelwasserstoff das Arsen nebst den übi'igen
aus sauren Lösungen fällbaren Metallen aus. Man wäscht auf dem Filter
mit heißem W'asser (anfänglich unter Zusatz einiger Tropfen Salzsäure)
aus, bis beim Verdunsten des Waschwassers auf Platinblech kein Rück-
stand hinterbleibt; dann trocknet man und wägt. Nach dem Wägen be-
feuchtet man den aus Schwefelarsen und Antimonsulfid bestehenden
Niederschlag mit kaltem Wasser und wäscht, \A'enn das Filter wieder
völlig feucht geworden ist, mit verdünntem Ammoniak wiederholt aus.
Arscnbestiinimiiif; in Siliwefelsäurc. 460
Der auf dem Filter bleibende Rückstand — Schwefel und Antimon-
sulfid ^ — wird mit heißem Wasser ausgewaschen und, wie oben, getrocknet.
Die Differenz beider W'ägungen gibt den dJehalt an »Schwefelarsen bzw.
Arsen (genügend genau für technische Bestimmungen) an.
Xach X e h e r (Zeitschr. f. anal. Chem. 32, 45; 1893) fällt man das
Arsen durch HS aus saurer Flüssigkeit. Hattensaur (Zeitschr. f.
angew. Chem. 9, 130; 1896) verdünnt 500 ccm Schwefelsäure mit 500 ccm
\Vasscr, setzt unter A])kühlung 500 ccm verdünnte Salzsäure (1 : 2)
zu, leitet unter Abkühlung ^/^ bis 1 Stunde lang Schwefelwasserstoff
ein und filtriert sofort den Niederschlag ab, der aus reinem, bleifreiem
AS.3S5 besteht. Das Filtrieren und Auswaschen kann in einem G o o c h -
Tiegel (S. 30) aus Platin oder Porzellan geschehen ; zuletzt entfernt man
darin eine Spur Schwefel durch heißen Alkohol, trocknet und wägt im
Tiegel. Mangels eines G o o c h - Tiegels löst man auf dem Filter in
20 ccm verdünntem Ammoniak (1 : 2), dampft im Porzellantiegel ein,
oxydiert zu Arsensäure und bestimmt als arsensaure Ammonmagnesia.
Bei Anwendung der ersteren Methode (Bestimmung als Arsenpenta-
sulfid) kann man eine Bestimmung in 3 — 4 Stunden machen.
ßlattner und Brasseur (Chem.-Ztg. 28, 211; 1904) haben die
Methode von Seybel und Wikander (S. 460) zu einer quantitativen
Arsenbestimmungsmethode in Schwefel- und Salzsäure ausgearbeitet.
Die zu untersuchende Schwefelsäure wird durch Verdünnen mit
Wasser oder Zufügung von reiner konz. Schwefelsäure auf eine Stärke
von 45" Be gebracht. Zu 25 ccm dieser Säure gibt man 25 ccm reine Salz-
säure von 20 — 22" Be. und nach und nach 5 ccm einer 30 proz. Jod-
kaliumlösung zu. Man filtriert nach 1 Miiuite durch Verbandwatte oder
(Jlaswolle, wäscht mit konz. Salz.säure der 10 Proz. der 30 proz. Jod-
kaliumlösung zugesetzt wurden, löst den Niederschlag durch Wasser in
einem 300 ccm-p]rlenmeyerkolben, üljcrsättigt leicht mit Natrium-
bicarbonat und titriert mit ^/jf, N. -Jodlösung.
Sein- kleine Mengen von Arsen bestimmt man annälicrnd durch
Vergleiclmng der Arsenspiegel bei dem Verfahren von Marsh-
B e r z e 1 i u s , vgl. S. 446 ff.
A 1 1 e r b e r g (Chem.-Ztg. 25, 264; 1901) bestimmt Arsen kolori-
inetrisch durcli Kochen mit starker Salzsäure, Auffangen des Destillates
in Wasser, Kindainpfen mit Salpetersäure und I^cduktion durch Zinn-
chlorür oder Natiiumhy[)<){)h()spliit.
Bestimmung des Selens. Nach Litt m a n n (Zeitschr.
f. angew. Chem. 19, 1089; 1906) wird die zu untersuciiende Schwefel-
säure wiederliolt mit starker Salpetersäure auf dem Wa.sserbade be-
handelt, nach erfolgter Oxydation des Sc zu SeOo die niedrigeren Stick-
o.xyde durch einen gereinigten kräftigen Luftstrom entfernt und die ver-
dünnt<', mäßig warme Lfisinig mit einem f'berschul.i von '/,„ N.-Pernuui-
^anatlösung versetzt, wodurch das SeO.^ glatt in SeO., übergeführt wird.
Nach kurzer Zeit wiid mit '',„ N. -Oxalsäure zurücktitrierl.
Zur F^'stimnning von 1' 1 w o r w a s s e r s t o f f s ä u r e ncl)en
Schwefelsäure fidlt K h r e n f e 1 d (Chem.-Ztg. 29, 440; 1905) beide
470
Schwefelsäure fabrikation.
Säuren als Baryumsalze, setzt mit einer gemessenen überschüssigen
Menge von Calciumdichromat das Baryumfluorid in salzsaurer Lösung
in Baryumbichromat um, wobei Baryumsulfat sich nicht ändert. Im
Filtrate wird der Überschuß des Bichromats zurücktitriert.
Rauchende Schwefelsäure (Anhydrid, Oleum).
Die rauchende Schwefelsäure wird gewöhnlich als eine Auflösung
von Schwefeltrioxyd (Schwrfelsäureanhydrid, SO3) in Schwefelsäure-
hydrat (H.2SO4) angesehen. In Wirklichkeit enthält sie als Hauptbestand-
teil meist H2S2O-, Pyroschwefelsäure, aus der das sog. 45 proz. Oleum
ganz und gar besteht. Die übrigen Sorten sind bei Gehalten unter
45Troz. Gemenge von Pyroschwefelsäure mit Hydrat, bei solchen über
45 Proz. Gemenge der ersteren mit Anhydrid. Der Gehalt wird stets in
Prozenten von Anhydrid angegeben, ohne Rücksicht auf das Vorhanden-
sein der Pyroschwefelsäure zu nehmen. Diese selbst wird für die Analyse
betrachtet als ein Gemenge von 55 Teilen H2SO4 mit 45 Teilen SO3.
Schmelzpunkte von Oleum nach Knietsch
(Ber. 34,4100; 1901).
Prozent
SO3
Schmelz-
punkt
Grad
Ti . Schmelz-
Prozent , ^
„p. punkt
^^ä Grad
Prozent
SO3
Schmelz-
punkt
Grad
0
5
10
15
20
25 .
30
+. 10
+ 3.5
— 4.8
— 11.2
— 11.0
— 0.6
+ 15.2
35
40
45
50
55
60
65
+ 26.0
+ 33.8
+ 34.8
+ 28.5
+ 18.4
+ 0.7
+ 0.8
70
75
80
85
90
95
100
-f 9.0
+ 17.2
+ 20.0
+ 33.0 (27.0) 1)
-f 34.0(27.7)
-f 36.0 (26.0)
+ 40.0(17.7)
Siedepunkte von Oleum nach Knietsch
(a. a. O. S. 4110).
SO3, Gesamt-
SO,, freies
Siedepunkt
Barometerdruck
Prozent
Prozent
«C
mm
82.3
3.64
212
759
83.4
9.63
170
759
86.45
26.23
125
759
89.5
42.84
92
759
93.24
63.20
60
759
99.5
97.2
43
759
^) Die eingeklammerten Zahlen bedeuten die Schmelzpunkte von frischen,
noch nicht polymerisierten Säuren.
KaiiclieiRle Sthwefelsäurc.
471
Spezifische Gewichte der rauchenden Schwefelsäure bei 35'^ nach Knietsch
(a. a. (). iS. 41Ul).
Gesanit-SOa
SO, frei
Spez. Gew.
Gesamt-SOj
SO3 frei
Spez. Gew.
Prozent
Prozent
Prozent
Prozent
S1.03
0
1.8186
91.18
52
1.9749
81.99
2
1.8270
91.55
54
1.9760
82.3«
4
1.8360
91.91
56
1.9772
82.73
6
1.8425
92.28
58
1.9754
83.09
8
1.8498
92.65
60
1.9738
83.4r>
10
1.8565
93.02
62
1.9709
83.82
12
1.8627
93.38
64
1.9672
84.20
14
1.8692
93.75
66
1.9636
84.56
IG
1.8756
94.11
68
1.9600
84.92
18
1.8830
94.48
70
1.9564
85.30
20
1.8919
94.85
72
1.9502
85.f)6
22
1.9020
95.21
74
1.9442
80.03
24
1.9092
95.58
76
1.9379
80.40
26
1.9158
95.95
78
1.9315
80.76
28
1.9220
96.32
80
1.9251
87.14
30
1.9280
96.69
82
1.9183
87.50
32
1.9338
97.05
84
1.9115
87.87
34
1.9405
97.42
86
1.9046
88.24
36
1.9474
97.78
88
1.8980
88.00
38
1.9534
98.16
90
1.8888
88.97
40
1.9584
98.53
92
1.8800
89.33
42
1.9612
98.90
94
1.8712
89.70
44
1.9643
99.26
96
1.8605
90.07
46
1.9672
99.63
98
1.8488
90.44
48
1.9702
100.00
100
1.8370
90.81
50
1.9733
Eigenschaften der r a u c li e n d 0 n Schwefel-
säuren. Die Pyroschwefelsäurc H.,S.jO;, also Oleum von 45 1*1-07..
SO^, sowie auch dicjeni<:cii Säuren, welche neben Pyroschwefelsäun*
nur wenig H^SO^ oder SO;, enthalten, also Oleutnsorten von etwas unt(M-
40 Proz. bis beinahe 60 Proz. sind fest; dagegen diejenigen Sorten,
welche 0 bis fast 40 Proz. oder 60 bis 70 Proz. SO., enthalten, sind ölige
Flüssigkeiten, über 70 Proz. hinaus ist das ,, Oleum'' wieder fest und
geht sehließli(rh in reines Anhydrid über.
Formeln z u r H e r s t e 11 u n g v e r s c h i <• d <• 11 c r O 1 c u in
Sorten. Man kaiui obige Tabelle auch benutzen, weiui es sich darum
handelt, aus einem Oleum durch Zusatz von konzentricMter Schwcfel-
säiire eine Säure mit weniger freiem SO., lierzustellen. Hierfür hat
(I erster (r'hcm.-Ztg. 11. '.\ : 1887) folgende Formel gegeben:
a — c
bei der x die zu HK» Trii«-!! des Oleums zir/,usetz(>ndc Schwefelsäure,
a das (Icsamt-SO., in l<i(l Teilen der gew iiiisehtcn Säm'c. I» das Oesamt-
SO3 Im 100 Teilen des zu veicbimienden Oleums, e das SO^ in 1(K) Teilen
I
472 Schwefelsäure fabrikation.
der zur Verdünnung verwendeten Schwefelsäure bedeutet. Die Werte für
a und b werden aus der obigen Tabelle entnommen ; c erfährt man durch
[Multiplikation des Prozentgehaltes der Schwefelsäure an H0SO4 mit 0,816.
Um eine rauchende Säure C mit z Proz. SO3 aus zwei anderen, A mit x
Proz. SO3 und B mit y Proz. SO3 (wobei x > z > y sein muß) darzustellen,
lg \7 X Z
verfährt man nach der Gleichung: Teile A + Teile B
X — y X — y
= 1 Teil C. Arbeitet man mit ^lonohydrat, dann wird y = 0.
(M e s s e 1 , Journ. Soc. Chem. Ind. 26, 1174; 1907).
Verunreinigungen. Diese können ganz dieselben wie bei
der gewöhnlichen Schwefelsäure sein, ^\ erden aber, seitdem die rauchende
Schwefelsäure ausschließlich durch das Kontaktverfahren dargestellt
wird, nur in unbedeutendem ]\Iaße auftreten.
Über die Prüfung auf diese Verunreinigungen vgl. das bei der
Prüfung der gewöhnhchen Schwefelsäure Angeführte (8.439 ff.).
Quantitative Analyse der rauchenden Schwefel-
s ä u r e 1).
Schon die Probenahme hat hier ihre Schwierigkeiten. Bei
dem flüssigen Oleum oder den teilweise oder ganz krystallisierten Pro-
dukten bis 45 Proz. SO3 sind diese nicht sehr groß, da die letzteren sich
ohne Gefahr in einem verschlossenen Gefäße auf dem Sandbade bei 30"
verflüssigen lassen. Zugelötete Blechflaschen werden in den Fabriken
meist in einem erwärmten Räume aufgestellt, so daß ihr Inhalt ohnehin
flüssig ist. Am besten öffnet man vor dem Erwärmen den Verschluß
und bedeckt sofort wieder mit einem Uhrglase, wobei kein merkhcher
Verlust stattfindet ; dies verhütet das Entstehen von Druck, welcher
beim Öffnen einen Unfall verursachen könnte.
Die an SO3 reicheren Produkte lassen sich durch Er\\ armen nicht
völlig verflüssigen; es bleibt immer ein gallertartiger Rückstand, aber
da dieser dieselbe Zusammensetzung wie der flüssige Teil hat, so kann
man das Muster unbesorgt dem letzteren entnehmen.
Das so gezogene größere Muster dient zur Entnahme der für die Ana-
lyse dienenden Proben mittels der nachher zu beschreibenden Pipetten.
Festes Oleum (Pyroschwefelsäure) muß in der Probeflasche vor
dem Ansaugen der Probe durch mäßiges Erwärmen verflüssigt werden
und bleibt dann so lange genug flüssig, um es auch nach dem Wägen noch
aus der Pipette auslaufen lassen zu können. Eigentliches Anhydrid
oder dem nahe kommende Produkte können jedoch nicht in dieser Art
behandelt werden, weil sie dabei zu massenhafte Dämpfe ausstoßen
1) Fürstenau, Chem. -Ztg. 4, 18; 1880; Möller, ebenda S. 569;
Becker, S. 600; C 1. Wi n k 1 e r , Chem. Ind. 3. 194; 1880; C I a r u. G a i e r ,
ebenda 4, 251 ; 1881 ; R o s e n I e c h e r . Zeitschr. f. anal. Chem. 37, 209; 1898;
S e t ] ik , Chem. -Ztg. 13, 1670; 1889; Rabe , Chem.-Ztg.l5, 345; 1901; Lunge
und B e r 1 , Taschenb. f. die anorg. Großindustrie, 4. Aufl. ,S. 165; Lunge,
„Sodaindustrie", 3. Aufl., I, 204.
Ramlieiule Scliwefelsüiire und Anhydrid. 473
würden. Hier verfährt man naeh 8 t r o o f , wie folgt. Einige Stücke
de.s Anhydrids w erden in einer Flasche mit Glasstopfen abgewogen und
hier mit .so viel genau analysiertem Monohydrat gemischt, daß ein bei
gewöhnlicher Temperatur flüssig bleibendes Oleum von etwa 70 Proz.
SO3 entsteht. Die Lösung wird durch Erwärmen auf 30 — 40° bei lose
aufgesetztem Stopfen befördert. Die Analyse des Gemisches wird wie
sonst bewerkstelligt.
Das Prinzip der Analyse von Oleum ist folgendes. Da dessen
Wert wesentlich auf seinem Gehalt an freiem Anhydrid, SO3, beruht, so
bestimmt man durch Titrieren die Gesamt-Acidität, die man als 8O3
berechnet. Das zu 100 Proz. fehlende, als H^O angenommen, würde für
je 18,016 Teile H.O immer 80,07 Teile SO3 beanspruchen, um HoSO^ zu
bilden. Dies wird ausgerechnet und das übrig bleibende SO;, als freies
Anhydrid angenommen. ^lan muß aber bedenken, daß außer dem Wasser
noch andere Bestandteile vorhanden sein können, von denen namentlich
502 einen erheblichen Einfluß ausübt (s. u.) ; zuweilen kommen auch
fixe Bestandteile in mehr als Spuren vor. Diese muß man also be-
stimmen und von dem Wasser abziehen, weil sonst der Gehalt an freiem
503 zu niedrig erscheinen würde.
Die Analyse von rauchender Schwefelsäure oder Anhydrid wird
folgendermaßen ausgeführt.
Das Oleum wird häufig abgewogen in gewogenen, dünnwandigen
Kugel röhren von ca. 20 mm Durchmesser, die nach beiden Seiten in
lange, kapillare Spitzen auslaufen. Man saugt 3 — 5 g des eben ge-
schmolzenen, vollkommen homogenen Oleums in eine solche Kugelröhre,
welche davon nicht ganz zur Hälfte gefüllt sein soll. Das An.saugen ge-
schieht am bequemsten mit Hilfe einer gewöhnlichen enghalsigen Flasche,
welche mit einem Kautschukstopfen verschlossen ist, und durih den ein
dichtschließender Glashahn geht, über dessen freies Ende ein Kautschuk-
schlauch gezogen ist. Man stellt in der Flasche durch Aussaugen mit
dem Munde ein teilweises Vakuum her, schließt den Hahn, sdiiebt den
Kaut.schuk.schlauch über eines der kapillaren Enden der \\'iegekugel und
läßt nun durch Offnen des Hahnes beliebig viel Oleum in letztere treten.
Nach dem Reinigen schmilzt man eines der kai)illaren Enden zu
(Verdamj)fen von SO3 oder Anziehung von Feuchtigkeit durch das andere
Kaj)illarröhrchen findet während des Abwägens nicht in merklichem
Maße statt) und wägt, am besten auf einem Platintiegelchen, das zwei
Einschnitte hat, in welchen die Enden der Kugelröhre lagern; bei zu-
fälligem Zerbrechen dci- Kugel ergießt sich dann die Säuic in den Tiegel
statt auf die Wage.
Hierauf wird das Kugelrohr mit dem offenen Endi- nach unten in
einen kleinen E r 1 e n m e y e r kolben (Fig. 14o) gesteckt, des.sen
Hals durch die Kugel gerade verschlossen wird, mid in dem genügend
Wasser vorhanden ist, damit die Spitze des Rohres ziemlich tief ein-
taucht. Ein V'eilust durch Verdampfen von SO., beim Zusanuncntreten
des Oleums mit W'a.sser ist hierdurch ausge.schlo.ssen. Man briiht nun
die obere Spitze ab, spült nach völligem Auslaufen des Oleums die Röhre
I
474
Schwef olsäiiref abriUatif )n.
T
durch Auftiopfen von Wasser in das obere Kapillarrolir nach und spült
schUeßUch die ganze Kugelröhre durch Ansaugen von Wasser gut aus.
Die Flüssigkeit wird auf 500 com gebracht und je 50 ccm zur Titrierung
verwendet. Diese erfolgt mit ^/j Normal-Natronlauge (1 ccm = 0,008 g
SO3) und Methylorange als Indikator (nicht mit Lackmus; vgl.
S. 477). Von der gefundenen Acidität \Aird die von SO, herrührende und
durch Titrieren einer anderen Probe mit Jodlösung ermittelte abgezogen.
C 1 a r und G a i e r wägen das Anhydrid (Oleum) in 58 mm hohen
und 17 mm weiten Glasfläschchen (Fig. 146) ab, welche einen hohen,
eingeschliffenen, oben kugelförmig erweiterten Stöpsel tragen, der an
seiner obersten Spitze eine kleine, durch ein Glaspfröpfchen zu ver-
schließende Öffnung hat. Das Innere dieses Stöpsels wird
mit Glaswolle ausgefüllt und letztere etwas befeuchtet.
]Man bringt in dieses Fläschchen 2 — 3 g des geschmolzenen
Anhydi'ids oder der rauchenden Säure, setzt schnell den
Stopfen auf, wägt, befestigt den Kopf des Stopfens
durch Umlegen eines starken Platindrahtes um dessen
Einschnürung und läßt nun das Fläschchen in um-
gekehrter Stellung, also mit nach unten gerichteter
Mündung, in einen geneigt gehaltenen Kolben von un-
gefähr 2 1 Inhalt gleiten, welcher etwa 500 ccm Wasser
von 50 bis 60^^ enthält, worauf man den wieder aufrecht
gestellten Kolben sofort mit einem
Uhrglase bedeckt. Um einem mög-
lichen Herausfallen des Stopfens vor-
zubeugen, kann man ihn vorher mit
dünnem Platindraht an den Flaschen-
hals festbinden.
Bei passender Beschwerung nimmt
das Fläschchen mit nach unten ge-
richtetem Kopfe eine schräge Lage im
Wasser an, was für den Verlauf der
nachfolgenden Reaktion am günstigsten
ist. Anfänghch entweicht ein Teil
der durch die Wärme des Wassers ausgedehnten Luft aus dem
Fläschchen, später dringt W^asser in dasselbe ein und bewirkt ohne
besonders heftige Reaktion die Verdünnung seines Inhalts. Durch
Abkühlen des Kolbens von außen läßt sich die Prozedur beschleunigen ;
Schütteln, überhaupt jede heftige Bewegung ist zu vermeiden. Zuletzt
wird das Fläschchen außen und innen mit Wasser abgespült, die Flüssig-
keit nach dem Erkalten auf 1 1 verdünnt und je 100 ccm derselben mit
^/s Normal-Natron und Methylorange als Indikator titriert.
Sehr bequem zum Abwägen der rauchenden Schwefelsäure oder
des geschmolzenen Anhydrids ist die von Gl. Winkler empfohlene
gläserne Hahnröhre (Fig. 147). Die konische Verjüngung des zur
Kapillare ausgezogenen längeren Rohrendes muß eine recht gleichmäßige,
der Schluß des Hahnes, welcher nicht gefettet werden darf, ein ganz
Fig. 145,
Fig. 146.
/
liaiicJioiido Seliwefel.säiire und Aiili\(lri(l.
475
(lichter sein. Der längere Teil der Röhre wird durch Ansaugen bis zur
Hälfte, höchstens bis zu zwei Dritteln mit der zu untersuchenden .Säure
gefüllt, der Hahn hierauf geschlossen und die Röhre mit der Spitze nach
oben gekehrt, so daß ihr Inhalt nach dem Hahnschlüssel hinfHeßt.
Hierauf nimmt man die Säuberung der Spitze durch sorgfältiges Ab-
wischen mit Papier vor und wägt die Röhre in horizontaler Lage. Eine
Veränderung des Gewichts während des Wagens steht durchaus nicht
zu befürchten. Man stellt nun die Röhre mit der Spitze nach unten in
ein Becherglas, auf dessen Boden sich etwas Wasser befindet, und be-
wirkt den Ausfluß der Säure höchst allmählich, am besten unter Regu-
lierung durch einen aufgesetzten Schraubenquetschhahn.
Gilt es, sehr hochgradige Säure oder reines Anhydrid
(welches sich lange flüssig hält) zu verdünnen, so läßt
man den Röhreninhalt in eine Schicht grob gestoßenen,
krystalhsierten und völlig neutralen Glaubersalzes aus-
fließen, wobei dessen Krystallw assergehalt die Ver-
dünnung ruhig und gefahrlos bewirkt (vgl. jedoch a. f.
S.). Zuletzt spritzt man in die Hahnröhre von oben-
einen Tropfen Wasser, läßt kurze Zeit stehen und kann
nun das Ausspülen der Röhre vornehmen. Das Glauber-
salz wird in Wasser gelöst, die Flüssigkeit auf ein be-
stimmtes Volumen gebracht und ein mit der Pipette
herausgehobener Teil titriert.
Am becpiemsten, nicht nur für diesen Zweck, sondern
überhaupt in allen Fällen, wo Flüssigkeiten abgewogen
werden sollen, welche mit der Luft nicht in Berührung
kommen dürfen (rauchende Säuren aller Art, Ammoniak
usw.), ist die K u g e 1 h a h n }) i p e 1 1 e von Lunge
und R e y , Fig. 148. Die Hähne a und c müssen auch
ohne Einfetten dicht schließen. Man schließt c, öffnet
a, saugt bei d (am besten mit Hilfe eines Gummi-
schlauches) und schließt wäiirend des Saugens a, .so daß
in b eine Luftverdünnmig entsteht. Nun taucht man e in
die Säure ein und öffnet c, aber nicht a, worauf die ^^^' '^'"
Säure in der Pipette aufsteigt; sie darf jedoch nicht bis c
steigen. Die Dämpfe werden in /^ zurückgehalten. Man schließt c, reinigt
c auswendig, steckt die Pipette in das Schutzrohr / und wägt. (Hei
stark rauchender Salpetersäure und dergl. kaiui wiihi-cnd des Wagens ein
Tröpfchen aus der Sj)ilze von c austrct<>n. In solchen FäUcii ist es besser,
von vornherein etwas Wasser in / mitzuwiigen, wobei aber die leere
Pij)ette noch nicht in / eingeführt sein darf, damit ihre Spitze nicht
benetzt wird.) Dann nimmt man sie aus / heraus, steckt e in Wasser,
läßt durch Offnen von c den Inhalt langsam auslaufen, spritzt durch d
und a etwas Was.ser in h ein, läßt etwas stehen und spült vollständig
nach. Wciui man nur 0,5—1 g Säure abgewogen hat. titriert man lieber
direkt; die Resultate fallen .so genauer als beim \'er<lüruu'n auf größeres
Volumen und Herauspipcttieron aus. Bei größeren Mengen verdünnt
476
Schwefelsäurefabrikation.
man auf ein bestimmtes Volumen und pipettiert einen Teil zur Analyse
heraus.
Sehr empfehlenswert ist der Vorschlag von Brewster (Journ.
Amer. Chem. 8oc. 29, 1376; 1907), die in der Kugelhahnpipette ab-
ge\\ogene Säure durch ein enges Glasrohr, das im unteren Teile seitlich
abgebogen ist, in ca. 20 ccm Wasser einfließen zu lassen. Die Kugel-
hahnpipette wird mit den anhaftenden Säureresten zurückgewogen
und ist, da sie mit Wasser nicht ausgespült zu Merden braucht, sofort
für einen nächsten Versuch bereit. Das seitlich abgebogene Glasrohr
wird innen zur Entfernung der Dämpfe und außen mit Wasser abge-
spült und die Titrierung der verdünnten Säure wie üblich vorgenommen.
Es gelingt mit dieser Arbeitsweise, jeden Verlust durch
Rauchen des Oleums zu vermeiden.
H o e 1 (ebenda S. 785) wägt die rauchende Säure
in einem engen Wägeglas ab; das Gläschen wird um-
gekehrt in eine mit Wasser beschickte Porzellanschale
gehalten und der vollständig in Wasser untergetauchte
Glasstopfen mit einer gläsernen Pinzette geöffnet.
Diese stellt man sich aus zwei auf einer Seite zu-
geschmolzenen Glasrohren her, die durch ein Stück
Stahldraht verbunden w erden, das man in die nicht zu-
geschmolzenen, aber mit Siegellack gefüllten Glasenden
einführt.
Stärkstes (über 70 proz.) Oleum kann man nicht
direkt in Wasser einlaufen lassen, ohne Verlust zu er-
leiden. Man wägt solches Oleum in Glaskügelchen wie
oben ab, schmilzt beide Enden zu, bringt das Kügel-
chen in eine ziemlich viel Wasser enthaltende Flasche,
verschließt diese nüt einem dicht schließenden Glas-
stopfen, zertrümmert das Kügelchen durch Schütteln
der Flasche, läßt etwas stehen und titriert. (Das
(S. 475) vorgeschriebene Auslaufenlassen in gepulvertes
Glaubersalz gibt nicht ganz genaue Resultate, weil der
Umschlag der Farbe des Indikators dabei nicht scharf ist.)
Wie schon erwähnt (S. 474), muß man von der durch Titration
ermittelten Acidität dasjenige abziehen, was auf Rechnung von schwef-
liger Säure kommt, die kaum je in käuflichem Oleum fehlt.
Lunge hat (Zeitschr. f. angew. Chem. 8, 221, 1895) folgenden hierbei
zu beachtenden Umstand hervorgehoben: Man bestimmt allgemein
die schAveflige Säure mit Jodlösung und bringt sie dann von der gleich-
zeitig ermittelten Gesamtacidität in Abzug. Aber hier kann leicht ein
Fehler unterlaufen, wenn man nämlich nicht berücksichtigt, daß beim
Titrieren der schwefhgen Säure der Umschlag der Farbe des Indikators
unter ganz verschiedenen Bedingungen stattfindet. Bei Anwendung
von Phenolphtalein tritt der Umschlag ein, wenn auf 1 Mol. SO, gerade
2 Mol. Xa OH kommen, also Xa.2S03 entstanden ist; bei Methylorange
dagegen, wenn auf 1 Mol. SOg 1 Mol. NaOH verbraucht ist, also NaHSOg
Fig. 148.
Raiidiende Sclnvefel.säure luul Anliydrid. 477
entstanden ist. Lackmus kann man für SOo gar nicht anwenden, da hier
ganz unbestimmte, zwisclien beiden eben erwähnten Grenzen liegende
Ergebnisse erlialten werden (vergl. 8. 84).
Es ist aus diesem Grunde nicht tunUch, die rauchende Schw efel-
säure mit Lackmus zu titrieren, weil man dann gar nicht weiß, wieviel
man für SO., in Abzug bringen soll. Da auch Phenolphtalein wegen des
unvermeidlichen Kohlensäuregehaltes der Natronlauge (Ammoniak
fällt ja hier als Titrierflüssigkeit außer Betracht) kein guter Indikator
für diesen Fall ist, so wird man jedenfalls beim ^lethylorange bleiben
müssen, muß aber dann bedenken, daß 1 ccm Normalnatron (0,04fX) g
NaOH), das % ^^^l. 80^ (0,040035 g 80.,) anzeigt, ein ganzes Mol. 80.>
(0,06407 g 80.,) neutralisiert. !Man darf also für jedes verbrauchte ccm
der ^/,(,- Jodlösung nicht, dem Ä(|uivalentverliältni.sse nach, je 0,1 ccm
Normalnatron, sondern nur 0,05 ccm Normalnatron oder 0,1 ccm H ^'•*
Natron usw. von dem Gesamttiter in Abzug bringen. Wird dies ver-
nachlässigt, so begeht man bei rauchender Schwefelsäure einen sehr
großen Fehler. Da nämlich bei der Analyse alles, was nicht als 8O3
oder 80., vorhanden ist, als Wasser gerechnet wird, so wird man bei der
unrichtigen Verrechnung der 8(J., nicht nur zu wenig 8O3, sondern auch
gerade ebenso viel mehr Wasser finden, \\ird dieses natürlich mit der
entsprechenden Menge 8O3 (=4,4445 mal der Menge des Wa.ssers) ver-
bunden denken müssen und dann viel zu w e n i g freies 8O3 zu haben
glauben.
In einem konkreten, von Lunge a. a. 0. aus der Praxis ent-
nommenen Beispiele war durcii unrichtige Verrechnung der .schwefligen
Säure ein Irrtum von 8^4 Proz. freiem 8O3 zum Nachteile der Fabrik
vorgekommen — allerdings ein ganz extremer Fall.
Genau dieselbe Rücksicht muß man natürlich nehmen, wenn man,
statt das Wasser mit 4.4445 zu multipHzieren, um das dadurch ge-
bundene SO3 zu finden, die Tabelle 8. 471' anwendet, die freilich im vor-
liegenden Falle keine Zeiter.s'parnis bei der Rechnung gewäiirt. .Man
muß nämlicjj den ersten Teil der Rechnung ganz wie oben ausführen,
also die vorhandenen Mengen vnn Gesamt-80.,, 80.^ und Hj) ermitteln.
I)ie SO.^ muß aber doch außer Spiel bleilx'n untl darf nicht etwa durch
uinichtige Anwendung der Tabelle .so verrechnet weiden. aU ob .sir
\\'a.s8er wäre.
Im 01)igen ist wie bei allen bisher gegeljencn .\iiwti.-<iiMgfii zur
(Jehaltsbestimmiuig des Oleums alles als H.^O angenommen, was nicht
als SO., und SO.^ gefunden worden ist. Es wird sich jedenfalls empfehlen,
auch die fixe n V e r u n reinig u ti g e n durch .Mxlampfen zu
bestimmen, da sonst der 4,4445 fache lietrag denselben an SO., zu w«'nig
gefunden wird.
R o H c n 1 e c h e r (Zeit.schr. f. anal. ("Iiem. 37, 20'.l; 181>S) beschreibt
ganz ei?igeliend die in Freiberg für die Hetriei),sk<)ntn>lle ang<'wi'ndete
Metli<»(le. .Man stellt sieh Wägei'öhithi'ii von der in Fig. 141t ^ezei^'ten
Gestalt aus einer 5 (»mm weiten ( Uasi-öhre dar, gleich eine größere An-
zahl auf einmal. wi>l)ei die auf der Fi^'Ui' angegebenen Oimensionen
478 Schwefelsänrefabrikation.
einzuhalten sind. Die Enden der Kapillaren werden vor einer kleinen
Spiritusflamme auf I4 mm, bei ganz starkem Oleum und Anhydrid
auf 14 mJ^i Öffnung verengert. Die Füllung erfolgt durch Ansaugen
vermittels eines über die kürzere Kapillare gezogenen kapillaren Gummi-
schlauches, eventuell unter Einschiebung eines mit Krystallsoda ge-
füllten Reagierzylinders. Man saugt, bis die Flüssigkeit in die Kugel zu
steigen beginnt, die schweren Anhydriddämpfe aber noch nicht bis in
den kurzen Schenkel gelangt sind. Nun dreht man das Kugelröhrchen
so, daß die Schenkel nach oben stehen, bringt durch sanftes Aufkloj)fen
die Flüssigkeit größtenteils in die Kugel, wischt gründlich mit Filtrier-
papier ab und legt die gefüllten Röhrchen der Reihe nach quer über eine
mit numerierten Ausschnitten versehene Paj)pschachtel. Die Abwägung
erfolgt auf einem Platintiegel (S. 473) oder auf einem dazu angefertigten
Gestell aus Messingdraht. Bei der angegebenen Weite der Kapillaren
ist eine Wasseranziehung oder Verdunstung während der Zeit der Vor-
bereitung und des Wagens selbst bei reinem Anhydrid nicht zu be-
fürchten; doch darf man natürlich die Röhrchen weder vor noch nach
dem Wägen direkt mit den Fingern angreifen, um sie nicht zu erwärmen.
Die Überführung in ^\•äßrige Lösung erfolgt durch Einführung in mit
20 — 30 com Wasser von Zimmertemperatur und dem Indikator be-
schickte Flaschen in der Art, daß das Oleum nicht ausfließen kann,
Aufsetzen des Glasstöpsels, der vom Wasser benetzt sein muß, und in
horizontaler Lage der Flasche, wobei der Indikator seine Farbe noch
behalten soll, festes Eindrücken des Stöpsels und Schütteln der Flasche
bis zu völliger Zertrümmerung des Röhrchens und Verschwinden der
weißen Dämpfe, worauf man .durch den Flaschenhals selbst titriert.
Selbst bei schnellem Arbeiten betragen die Differenzen selten mehr als
0,15 Proz. (was sich augenscheinlich auf den Gesamtsäuregehalt, nicht
auf das freie SO3 bezieht).
Dobriner und S c h r a n z (Zeitschr. f. angew. Chem. 9, 453 ;
1896) lösen 6 — 8 g in einer Röhre eingeschmolzenes Oleum durch Zer-
trümmern der Röhre in ca. 150 ccm Wasser in einer verschlossenen
Literflasche und fügen eine solche Menge abgewogenes, chemisch reines
und trockenes Natriumcarbonat hinzu, daß nur noch 3 — 4 ccm Normal-
lauge zum Rücktitrieren erforderlich sind. Hierdurch werden die Fehler
der Titerstellung, der Bürette usw. auf einen verschwindend kleinen
Betrag gebracht.
Die Resultate der Titrierung werden zuerst auf Prozente von
Gesamt-SOg (mit oder ohne Wasser) berechnet, wobei jedes ccm N.-
Rauchende Schwefelsäure und Aiihvflrifl.
479
Natronlauge 0,040035g SO.j anzeigt: das Verhältnis zwischen freier
Säure SOg und dem vorhandenen H2>S(J4 kann dann aus folgender von
Knietsch (Ber. 34, 4114; 1901) berechneter Tabelle entnommen
werden. Man kann sich auch der allgemeinen Formel
SO3 = S — 4,4445 (100 — S)
bedienen, in welcher SO3 das freie Schwefeltrioxyd und S das durch
Titrierung gefundene Gesamt-SOa bedeutet.
Tabelle zur Auffindang des Gehaltes des Oleums an freiem SO3
aus dem analytisch gefundenen Gehalt an gesamtem SO3.
-
-
S03
S03
SO3
SO3
S03
SO3
Ges.
frei
Ges.
frei
Ges.
frei
Ges.
frei
Ges.
frei
Ges.
frei
81.63
0.0
84.7
16.7
87.8
33.6
90.9
50.5
94.0
67.3
97.0
83.7
81.7
0.4
84.8
17.2
87.9 1
34.1
91.0
51.0
94.1
67.9
97.1
84.2
81.8
0.9
84.9
17.8
88.0 i
34.7
91.1
51.6
94.2
68.4
97.2
84.8
81.9
1.5
85.0
18.3
88.1 '
35.2
91.2
52.1
94.3
69.0
97.3
85.3
82.0
2.0
85.1
18.9
88.2
35.8
91.3
52.6
94.4
69.5
97.4
85.8
82.1
2.6
85.2
19.4
88.3 ,
36.3
91.4
53.2
94.5
70.1
97.5
86.4
82.2
3.1
85.3
20.0
88.4
36.8
91.5
53.7
94.6
70.6
97.6
86.9
82.3
3.6
85.4
20.5
88.5
37.4
91.6
54.3
94.7
71.2
97.7
87.5
82.4
4.2
85.5
21.0
88.6
37.9
91.7
54.8
94.8
71.7
97.8
88.0
82.5
4.7
85.6
21.6
88.7 1
38.5
91.8 i
55.4
94.9
72.2
97.9
88.6
82.0
5.3
85.7
22.2
88.8
39.0
91.9
55.9
95.0
72.8
98.0
89.1
82.7
5.8
85.8
22.7
88.9 i
39.6
92.0
56.4
95. 1
73.3
98.1
89.7
82.8
6.4
85.9
23.2
89.0
40.1
92.1
57.0
95.2
73.9
98.2
90.2
82.9
6.9
86.0
23.8
89.1
40.6
92.2
57.5
95.3
74.4
98.3
90.7
83.0
7.5
86.1
24.3
89.2 1
41.2
92.3
58.1
95.4
75.0
98.4
91.3
83.1
8.0
86.2
24.9
89.3
41.7
92.4
58.6
95.5
75.5
98.5
91.8
83.2
8.5
86.3
25.4
89.4
42.3
92.5
59.2
95.6 '
76.1
98.6
92.4
83.3
9.1
86.4
26.0
89.5
42.8
92.6
59.7
95.7 :
76.6
98.7
92.9
83.4
9.6
86.5
26.5
89.6
43.4
92.7
60.3
95.8 i
77.1
98.8
93.5
83.5
10.2
86.6
27.0
89.7 1
43.9
92.8
60.8
95.9 ,
77.7
98.9
94.0
83.6
10.7
86.7
27.6
89.8
44.5
92.9 ,
61.3
96.0
78.3
99.0
94.6
83.7
11.3
86.8
28.1
89.9
45.0
93.0 '
61.9
96.1
78.8
99.1
95. 1
83.8
11.8
86.9
28.7
90.0 1
45. ()
93. 1
62.4
96.2
79.3
99.2
95.6
83.9
12.3
87.0
29.2
90.1
46.1
93.2
63.0
96.3
79.9
99.3
96.2
84.0
12.9
87. 1
29. M
90.2
46.6
93.3
63.5
96.4
80.4
99.4
96.7
84.1
13.4
87.2
30.3
90.3
47.2
93.4
64.1
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14.0
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1.5.1
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96.1)
S3.1
99.9
99.5
84.6
it;._>
H7.7
33.0
90. H
49.9
93.9
Ofi.S
(; r ü n h u t (Zcit.sclir. f. iiiial. Clicm. 38. H)7: IS'.t'.t) gibt fnlgrndr
TiilM-lIf (S. 4S(>). (birrh die man .sofort Mundcrtst«! I'ro/.rritr abli-sfii kanti.
I )if linke Hälfte /,ri).M die .Mengen von 'i'rioxyd. die den gefundenen ganzen
Tro/enten H^SO, eiitspicchrn. I''iir HM» l'ro/.. H.^S(),sueht man/. H. dii'
Stelle, welche im K i<Mr/.uni/>|tiMikte dn \'i rt ikalspalf e |(t und di-r
I
480
Seil we feisäure fabrikation.
Tabelle zur Ermittlung des Schwefeltrioxydgehaltes im Oleum aus der als H.SOi
berechneten Gesamt-Acidität.
Ganze
H
Lindertstel
10
11
12
0 1
2
3
4
5
6
7
8
9
0
44.428
88.857
0
0
0.044
0.089
0.133
0.178
0.222
0.267
0.311
0.355
0.400
4.443
48.871
93.3(10
1
0.444
0.489
0.533
0.578
0.622
0.666
0.711
0.755
0.800
0.844
8.886
53.314
97.743
2
0.889
0.933
0.977
1.022
1.066
1.111
1.155
1.200
1.244
1.288
13.329
57.757
—
3
1.333
1.377
1.422
1.466
1.511
1.555
1.599
1.644
1.688
1.733
17.771
62.200
—
4
1.777
1.822
1.866
1.910
1.955
1.999
2.044
2.088
2.133
2.177
22.214
66.643
—
5
2.221
2.266
2.310
2.355
2.399
2.444
2.488
2.532
2.577
2.621
26.657
71.085
—
6
2.666
2.710
2.755
2.799
2.843
2.888
2.932
2.977
3.021
3.066
31-100
75.528
—
7
3.110
3.154
3.199
3.243
3.288
3.332
3.377
3.421
3.465
3.510
35.543
79.971
—
8
3.554
3.599
3.643
3.688
3.732
3.776
3.821
3.865
3.909
3.954
39.986
84.414
—
9
3.999
4.043
4.087
4.132
4.176
4.221
4.265
4.310
4.354
4.398
Horizontalspalte 6 entspricht = 26,657 Proz. Der rechten Hälfte ent-
nimmt man die Werte für die Dezimalstellen. Man sucht in der Vertikal-
spalte * die erste Dezimale und geht horizontal nach rechts, bis man an
die Spalte gelangt, die oben mit der zweiten Dezimale überschrieben ist.
So findet man z. B. für 0,78 Proz. H^SO^ den Wert 3,465. Man addiert
nun die Prozente für die Ganzen und die Dezimalen. Hatte man also
bei der Titration 106,78 Proz. H2SO4 gefunden, so bekommt man dafür
26,657 + 3,465 = 30,12 Proz. als Prozentgehalt des Oleums an Trioxyd.
Selbstverständlich berücksichtigt man dabei nach S. 476 und 477 das
SO., und den festen Abdampfrückstand.
' S e 1 1 i k (Chem.-Ztg. 13, 1670; 1889) beschreibt eine einfache und
rasch ausführbare Bestimmung der rauchenden Schwefelsäure. Sie
stützt sich auf die bekannte Eigenschaft des Oleums, an der Luft zu
rauchen, bis alles SO^ in Schwefelsäuremonohydrat verwandelt ist.
Die Analyse \\ird wie folgt ausgeführt. Man \\'ägt \^'enigstens 50 g (um
die Rechnung abzukürzen, am besten 100 g) von dem betreffenden
Muster auf einer gewöhnlichen Wage (Empfindlichkeit 0,1 g) in einem
langhalsigen, 130 bis 200 ccm fassenden Kolben und läßt destilliertes
Wasser aus einer gut ausgezogenen, in ^/^q ccm geteilten Hahnbürette
langsam tropfenweise zufließen. Da die Reaktion immerhin sehr lieftig
ist, so muß man für gute Kühlung des Kolbens sorgen. Zu Anfang
zischt der ins Oleum gefallene Tropfen sehr stark und bildet dicke Nebel ;
nach und nach wird die Reaktion ruhiger und die Nebel geringer.
Gegen Ende der Reaktion muß man, um gut beobachten zu können,
nach Zusatz eines jeden Tropfens so lange schütteln, bis der Rauch von
der Schwefelsäure vollständig absorbiert ist. Wenn sich an der Ober-
fläche der Säure gar kein Rauch mehr bildet, und ein in die Mitte ge-
fallener Tropfen sich ruhig auflöst, so ist die Operation beendet. ^
Raueliende Schwefelsäuro.
481
Verbrauchte ccm
Wasser für 100 c Muster
Die Berechnung der Analyse ist sehr einfach : 9 ccm HoO sättigten
40 SO^, also 100 ccm H^O entsprechen 444 SO3. Hat man beispielsweise
100 g Oleum genommen und 6 ccm Wasser verbraucht, so enthält das
Muster 26,64 Proz. freies SO3. Man kann sich leicht eine Tafel her-
stellen, die gleich den Gehalt an SO3 angibt:
Verbrauchte ccm
Wasser für 100 g Mustor "^■'*''' ^'*
0,1 0,444
0,2 0,888
0.3 1,333
0,4 1,776
0,5 2,222
0,6 2,664
0,7 3,110
0,8 3,551
0,9 3,996
1,0 4,444
freies SO3
1.1 4,882
1.2 5,332
1.3 5,777
1.4 6,221
1.5 6.666
1.6 7,104
1.7 7,544
1.8 7,996
1.9 8,440
2,0 ..... 8,888
Es ist gut, vor der Analyse die Stärke des Oleums ungefähr zu
kennen, da ein über 35 Proz. SO3 enthaltendes Oleum der heftigen
Reaktion wegen nicht gut direkt titriert werden kann. Zweckmäßiger
verdünnt man dann das Muster durch Zusatz von Scliwefelsäuremono-
liydiat zuerst auf 30—35 Proz. Natürlich nmß das Monohydiat sorg-
fältig l)ereitet sein und in gut schließenden Flaschen aufbew aiirt werden.
S e 1 1 i k empfiehlt diese Methode zur Fabrikationskontrolle. Bei ein
wenig Übung sei sie schnell auszuführen und bleibe hinsichtlich Ge-
nauigkeit (?) nicht hinter der Titration mit Xormallaug(! zurück, be-
sonders dann, wenn das Oleum durch schweflige oder ai'senige Säure,
Eisciisulfat oder andere Körper verunreinigt ist.
Auf einigermaßen ähnlichem Prinzipe beruht die Metiiode von
Rabe (Chem.-Ztg. 25, 345; 1901), doch operiert dieser zur Beseitigung
des Rauchens nicht mit Wasser, sondern mit starker (95 i)roz.) Schwefel-
.säure von ganz bestimmtem Gehalte, was freiUch die Metiiode nur kom-
l)Hzierter und in der .Ausübung noch weniger siclier macht (vgl. darüber
Lunges ,.Socliiin(histrie-. 3. Aufl. 1, 212). Seine Methode wie auch di.-
von Setlik ist nur fiu' Betriebsproben, nicht für den XCrUauf
brauclibar.
l'iitflrHii<'hntin«ii. rt. Aull. I.
31
Sulfat- und Sulzsaiire-Fabrikatiou.
Von
Prof. T)r. (i!. Liiii^e und Privatdozent Dr. E. Berl, Zürich.
A. Salzsoleu uiid Saliiieiibetrieb. i)
Die Salzsolen werden sowohl am Orte ihrer Gewinnung (Bohrlöcher
usw.) als auch dem ihrer technischen Verwertung (Salinen, Ammoniak-
sodafabrikation usw .) einer regelmäßigen Kontrolle mittels Aräometer
unterA\ orfen. Selbstverständlich hat man auch im technischen Betriebe
genau auf die Temperatur zu achten und sich von der Richtigkeit der
angewendeten Aräometer zu überzeugen. Über die Prüfung der Aräo-
meter und über die häufige Fehlerhaftigkeit der im Handel sich findenden
(namentlich der billigeren) Aräometer siehe S. 184 ff.
In den Salinen wendet man öfters besondere Aräometer an, die
ein direktes Ablesen der ,,Lötigkeit" oder ,,Pfündigkeit" gestatten. Mit
,,Lötigkeit" (,,Prozentigkeit") bezeichnet man die Gewichtsteile Rohsalz,
welche in 100 Gewichtsteilen Salzsole enthalten sind; unter ,,Pfündig-
keit'" versteht man die Pfunde Rohsalz, unter ,,Wasserpfündigkeit" die
Pfunde Wasser, welche in einem Kubikfuß Sole enthalten sind, während
,,Grädigkeit" die Gewichtsteile Wasser angibt, in denen je ein Gewichts-
teil Rohsalz gelöst ist.
Alb
Prozent
H15
Prozent
H15
Prozent
NaCI
NaCl
NaCl
1.0064
1
1.0726
10
1.1417
19
1.0137
2
' 1.0801
11
1.1497
20
1.0209
3
1.0876
12
1.1577
21
1.0282
4
1.0952
13
1.1657
22
1.0355
5
1.1028
14
1.1739
23
1.0429
6
1.1105
15
1.1821
24
1.0503
7
1.1182
16
1.1904
25
1.0577
8
1.1260
17
1.1987
26
1.0651
9
1.1338
18
1.2021
26.4
^) Meist aiiszüglich nach B ö c k m a n n.
Analyse der Salzsolrn. 4^3
Gesättigte Kochsalzlösung siedet bei 745 mm Druck hei 107,7"
und enthält bei dieser Temperatur 28,4 Proz. Kochsalz.
Über die Beziehungen zwischem sj^ezifischem Gewicht der Salz-
lösungen und ihrem Salzgehalt gibt vorstehende für 15° C. gültige Ta-
belle (Karsten, s. L a n d o 1 1- B ö r n s t e i n - M e y e r h o f f e r,
Physikalisch-Chemische Tabellen S. 322) Auskunft.
Eine weitere Untersuchung über die spez. Gewichte von Chlor-
natriumlösungen, mit Reduktion auf Wasser von 4" und allen erforder-
lichen Vorsichtsmaßregeln, ist von H. C. H a h n angestellt norden
(Journ. Amer. Chem. Soc. 20, 621; 1898, au.sz. Chem. Zentralbl. 1898,
II, 699).
Analyse der Salzsoleii und Mntt<'rljnig'en.
Man ermittelt 1. das spezifische GeA\icht mit einem
Densimeter oder einem Baume sehen Aräometer (im letzteren Falle
unter Benutzung der auf S. 188 und 429 angegebenen Reduktions-
tabellen der Grade Baume auf spezifisches Gewicht).
2. Gesamtchlor (ausgedrückt in Chlornatrium).
10 ccm Sole werden zu 1000 ccm verdünnt und hiervon 10 ccm mit der
S. 149 erwähnten Silberlösung titriert.
3. Schwefelsäure. 50 ccm Sole werden mit einigen Tropfen
Salzsäure angesäuert, mit etwa dem gleichen bis doi^pelten Volumen
Wasser verdünnt und nach dem Erwärmen allmählicli mit heißer Chlor-
baryumlösung gefällt. Der klar abgesetzte Niederschlag wird w iederholt
mit salzsäurehaltigem warmen Wasser dekantiert und auf dem Filter
selbst ausgewaschen (vgl. S. 325).
4. E i s e n o X y d und Tonerde, Kalk und Mag-
nesia. I4 1 Sole wird mit etwas Sa]j)ctcrsäure erwärmt, mit Ammoniak
gefällt und einige Zeit erwärmt. Der abfiltriertc Niederschlag w ird noch-
mals mit Salzsäure gelöst und wieder gefällt, worauf man Eisen-
oxyd und Tonerde in bekannter Weise ermittelt.
Im Filtrate werden Kalk und Magnesia auf die S. 491 ff.
angegebene Weise bestimmt. Die Berechnung der Analysenresultate
geschieht genau nach den bei der Analyse des Salzes (S. 488) angegebenen
Vorschriften.
5. D o ]) p (' I t k 0 h 1 c n s a u r c Salze von Eisen-
o X y d u 1, Kalk und Magnesia. Man kocht 500 ccm Sole
in einem hohen Becherglase oder E r 1 e n m e y e r .sehen Kolben
ziemlich staik ein, setzt von neuem Wasser hinzu und w ietlerliolt ilas
Kochen und Eindampfen einige Male. Schließlich setzt man zu der
stark eingedam])ftcn Flüssigkeit behufs völliger Lösung des ausge-
schiedenen Salzes warmes Wasser, filtriert, wäscht mit warmem Wasser
aus, löst in Salzsäure, fällt mit (kohlensäurefreiem) Ammoniak, wieder-
holt event. Leisen und Fällen, filtriert das Eisenoxydliydrat ab, löst es
noch feucht in verdiiiniter Schwefelsäure (1:4), titriert luicli (I(M- lie-
dnktion ohne X'erdünrning mit l'crnianganat lösuriL' und zit^lit die für
:n'
484 Sulfat- und Salzsänrefabrikation.
die schwache Rotfärbung der Flüssigkeit allein verbrauchte Menge
Permanganat ab. Im Filtrate bestimmt man Kalk und Magnesia wie
S. 491ff. Man führt die doppeltkohlensauren Salze in der Analyse als
kohlensaure Salze an und hat selbstverständlich von der unter 4 ge-
fundenen Gesamtmenge von Kalk, Magnesia (und Eisenoxj^d) den den
gefundenen Mengen kohlensaurer Salze entsprechenden Betrag abzu-
ziehen, ehe man den Rest des Kalkes und der Magnesia als Sulfate resp.
Chloride in Rechnung stellt. Der Gehalt an Calciumbicarbonat pflegt in
den Salzsolen ein nicht geringer (etwa 0,2 — 0,5 g und darüber pro
Liter) zu sein, dagegen findet sich doppeltkohlensaure Magnesia in weit
geringeren Mengen vor und kann ihre (bei Betriebsanalysen unnötig
aufhaltende) Bestimmung unbedenkHch vernachlässigt werden.
6. Der Wassergehalt ergibt sich durch Abzug der
Summe der gefundenen festen Bestandteile von dem Gewichte eines
Liters Sole.
Die Resultate werden auf 1 Liter Sole resp. Mutterlauge (die
genau ebenso analysiert \\ird) umgerechnet.
B. Kochsalz (Steiiisjilz)!).
Der Schmelzpunkt des Kochsalzes liegt nach Carnelly ( Journ
Chem. Soc. 35, 280; 1879) bei 772°, nach V.Meyer und Riddle
(Ber. 26, 2447; 1893) bei 815,4", nach Ruf f und Plato (Ber. 36,
2357; 1903) bei 820°.
Das Salz des Handels kann als fremde Bestandteile enthalten:
Feuchtigkeit, an Calciumsulfat etc. chemisch gebundenes Wasser, Chlor-
magnesium, Chlorcalcium, die Sulfate von Calcium, Natrium, Magnesium
und Kahum, Chlorkalium, Magnesiumcarbonat, organische Substanz
(Bitumen, Bergöl etc.), gasförmige Kohlenwasserstoffe (,. Knistersalz"),
Ton 2).
Seltener kommen (in minimalen Spuren) im Salze vor: Bromkalium,
Jodkalium, Chlorlithium, welche Stoffe als verhältnismäßig leicht löshch
sich in den Mutterlaugen anreichern. (So fand Krauch in der konzen-
trierten Mutterlauge der Saline Werl 3,3754 g KBr, 0,0137 g KJ und
8,9833 g LiCl pro Liter.) Borsaure Magnesia ist als Beimengung im
Steinsalz zu Staßfurt aufgefunden worden. Zuweilen ist der Gehalt an
fremden löslichen Salzen so groß, daß das Steinsalz dadurch zum Ge-
brauch als Nahrungsmittel imtauglich wird.
Ein größerer Gehalt an Chlormagnesium (0,2 Proz. genügt schon)
gibt dem Salze einen scharfen Salzgeschmack und macht es hygro-
skopisch. Ebenso wirkt in letzterer Hinsicht ein bedeutender Gehalt
an Chlorcalcium.
^) Größtenteils nach Böckmann.
-) Durch einen derartigen Tongehalt (selten mehr als 0,1 Proz.) nimmt
das Salz gewöhnlich eine blaugraue, zuweilen aber auch, je nach der Farbe des
Tones, eine gelbe, braune, rötlichbraune oder grünliche Färbung an (Schwarzen-
berg).
Koclisalz (Steinsalz). 4Sö
\\ ir besprechen nun der Reihe nach die analytische Prüfung von
gewöhnlichem Salz, von denaturiertem Salz und von reinem Chlomatrium
für analytische Zwecke.
I. Gewöhnliches Salz, a) D i e Herstellung der D u r <• ji -
s c h n i t t s p r o b e ist S. 14 beschrieben.
b) Qualitativ wird man hin und w ieder namentHch auf KaHum-
jon, sodann etwa noch auf Alkalibromid und -Jodid und in Ausnahme-
fällen, wenn es sich um Küchensalz handelt, auf Metallsalze (Blei, Kupfer,
Zinn), die es aus den Geräten bei der Reinigung aufnehmen kann,
prüfen. Diese Metalle weist man auf bekannte Art nach. Ein einfaches
Verfahren zum qualitativen Nachweis der anderen genannten Stoffe
beruht darauf, daß man eine größere Menge Salz mit einer zur völligen
Lösung ungenügenden Menge Wassers auszieht, den filtrierten Auszug
auf ^/3 eindampft, nochmals filtriert und das Filtrat in zwei Teile teilt.
Den einen versetzt man mit Platinchlorid und schüttelt stark (citronen-
gelber Niederschlag bei An^\csenheit von C'hlorkalium), den anderen
versetzt man Tropfen für Tropfen mit Chlorwasser und schüttelt mit
Chloroform, wobei zuerst das Jod, dann das Brom in Freiheit gesetzt
wird. (Siehe auch S. 489 die Krauch sehe Prüfung auf Jod.)
c) Die quantitative Analyse des Salzes ge-
schieht bei der regelmäßigen Kontrolle des technischen Betriebes
gewöhnlich durch ein abgekürztes Verfahren. Man bestimmt Wa.sser,
Ge-samtchlor (ausgedrückt als Chlornatrium) und Schwefelsäure, welche
man als Calciumsulfat berechnet. Dazu ermittelt man noch das in
Wasser Unlösüche. In periodischen Z\\ischenräumen werden diese ab-
gekürzten technischen Analysen noch ergänzt durch eine Bestimmung
von Kalk und Magnesia, von Eisenoxyd und dem in Salzsäure Unlös-
lichen, wodurch man zugleich den Gehalt an Sand und Ton .sowie durch
Differenz annähernd den kohlensauren Kalk und die kohlensaure
Magnesia findet (siehe unten). Das vorhandene Chlormagnesiura
.sowie das Natriumsulfat resp. Chlorcalcium kann man an Hand der
Analysenresultate nach dem weiter unten mitgeteilten einfachen, aber
für technische Zwecke vollkommen genügenden Verfahren berechnen.
1. Wasser. «) F e u c h t i g k e i t. 5 g des Salzes werden im gut
bfdcckten Piatintigel, um Vorknistern zu verhindern, erst ganz all-
mählicii erhitzt, dann einige Minuten in schwachem Glühen erhalten.
Hierdurch wird der Ge.samtwassergehalt (Feuchtigkeit und die meist
sehr geringe Menge chemi.sch gebundenen Wa.';.sers) bestimmt. Diese .sehr
allgemein eingeführte Methode hat den Nachteil, daß trotz aller Vor-
sicht ein geringer Verlust von Salz durch das nicht ganz zu vermeidende
Verknistern verursacht wird. Durch .Anwendung miigjichst neuer l'latin-
tiegel mit glatten Wänden und gut .schließendem Deekel, und durch
Stellen des den Tiegel tragenden Statives auf einen Bogen .schwar/en
Glanzpapiers läßt sich dieser l)is zu 1 l'roz. und darüluT betragende
Wriust zwar sehr cinschiiiiikcn, allein die gan/c .Mcthoile entbehrt doch
der ahsoluten Sicherheit und der raschen, oder oluie direkte lieauf.sichti-
486 Sulfat- und Salzsäurefabrikation.
gung möglichen Ausführbarkeit. Bei Betriebsanalysen, wo Dutzende von
Wasserbestimmungen, darunter solche von noch nicht vollständig ge-
trocknetem Salze der Abtropfbühnen (mit bis zu 15 Proz. Wasser) zu
machen sind, fallen diese Umstände entschieden ins Gewicht, und
namentlich bei Masserreicherem Salze (über 7 — 8 Proz. Wasser) ist die
genannte Methode infolge stärkeren Verknisterns weniger genau.
B ö c k m a n n empfiehlt deshalb statt dessen folgende Methode,
die bei vollkommener Genauigkeit gestattet, eine größere Reihe Wasser-
bestimmungen gleichzeitig und ohne Beaufsichtigung während des
Trocknens durch einen Gehilfen ausführen zu lassen.
Ein kleiner, vollkommen ausgetrockneter Erlenmeyer-Kolben (Höhe
ca. 14 — 15 cm, Inhalt ca. I4 1) wird mit einem aufgesetzten, ebenfalls
trockenen Trichter abgewogen. Alsdann bringt man etwa 5 g Salz hinein,
welches gerade den Boden des Kolbens bei den angegebenen Dimen-
sionen in dünner Schicht bedecken wird, und stellt das genaue Gewicht
des Salzes durch abermaliges Wägen des Kolbens mit aufgesetztem
Trichter fest. Nun bringt man den Kolben auf ein vorher erwärmtes
transj^ortables Sandbad von 40 X 20 cm, gestellt auf einen Vierfuß mit
Brennerkranz, dessen Sandtemperatur etwa 140 — 150° betragen soll,
und das bequem Platz für 8 solcher Erlenmeyer-Kolben bietet.
Man nimmt nun die Trichter von den Kolben herunter und stellt
sie neben jeden zugehörigen Kolben auf den Tisch. Das Wasser beginnt
sich alsbald zu verflüchtigen und vorläufig an der oberen Kolben-
wandung festzusetzen. Nach 3 — 4 Stunden ist alles als Feuchtigkeit
vorhandene Wasser aus dem Salze ohne jedes knisternde Geräusch ver-
flüchtigt. Man nimmt nunmehr die Erlenmeyer-Kolben nach dem
Wiederaufsetzen der zugehörigen Trichter^) der Reihe nach vom Sand-
bade herunter, läßt sie an freier Luft auf einer dicken Glas- oder Marmor-
platte erkalten und wägt sie in dem Maße wieder, als sie vollkommen
erkaltet sind.
ß) Chemisch gebundenes Wasser. Erhitzt man
nun die Erlenmeyer-Kolben nach Bestimmung des Feuchtigkeitsgehaltes
direkt und vorsichtig (um ein sonst nur zu leicht eintretendes Springen
der Kolben zu verhüten) auf einem Drahtnetze (Aluminiumplatte und
dgl.), und zwar dieses Mal, um Verluste durch Dekrepitieren zu ver-
meiden, mit aufgesetztem Trichter, so entweicht unter ebenso lebhaftem
Knistern, als ob überhaupt noch gar keine Entfernung des allergrößten
Teiles des Wassers stattgefunden hätte, der kleine Rest des Wassers,
welches in chemischer Bindung (an Calciumsulfat etc.) im Salze vor-
handen ist. Da dieser Betrag sehr häufig unter 0,1 Proz., selten mehr als
14 — ^U Proz. beträgt, so kann man die Ermittelung des ,, chemisch ge-
bundenen Wassers" bei technischen Analysen auch unbedenklich fort-
lassen.
1) Die aufgestellten Trichter sollen ein Erkaltenlassen des getrockneten Salzes
in freier Luft (statt unter dem Exsikkator) gestatten und bei der unter ß) beschrie-
benen Bestimmung des chemisch gebundenen Wassers Salzverlust durch Knistern
verhüten.
Kofhsalz (Stt'iiisalz). 4yy
2. Gesamtchlor (ausgedrückt als Chlornatrium). 10 g der fein-
gepulveiteu Durch.schuitt.spiube (S. 14) werden mit lauwarmem Wasser
gelöst und in einem 500 ccm-Kolben naeh dem Abkühlen auf 15" bis
zur Marke verdünnt. 10 ccm (entsprechend 0,2 g Salz) \\eiden mit
100 com Wasser verdünnt, mit 10 Tropfen einer 10 proz. Kaliumcliromat-
lösung versetzt und nach 8. 149 mit Silberlösung titriert. Da zur
schwachen Rötung der Flüssigkeit ein Überschuß von 0,2 ccm Silber-
lösung erforderlich ist, so zieht man diesen von der beim Titrieren ver-
wendeten Menge ab. Jedes ccm der ^/^o N. -Silberlösung zeigt 0,005846 g
NaCl. Wenn man 5,846 g Salz zu 500 ccm auflöst und 25 ccm davon
zur Titricrung verwendet, so zeigt die verbrauchte Zahl ccm der ^ /j„ N.-
Silberlösung -; 2 direkt die Prozente NaCl an.
3. Sulfate. Weitere 10 g werden in lauwarmem Wasser
unter Zusatz von Salzscäure gelöst. Bei stark tonhaltigem Salze nuiB
man die Digestion mit verdünnter Salzsäure längere Zeit fortsetzen, um
sicher allen Gips zu lösen. Die Flüssigkeit wird in einem 1-2 1-Kolben
nach dem Abkühlen zur Marke verdünnt und alsdann durch ein trockenes
Faltenfilter filtriert. 250 ccm des Filtrates w erden zum Kochen gebracht
und mit heißer Chlorbaryumlösung in geringem Überschusse gefällt. Der
schwefelsaure Baryt wird erst durch Dekantieren mit mit Salzsäure ange-
.säuertem Wasser und dann auf dem Filter ebenso ausgewaschen (S. 325).
4. Unlösliches in Wasser und Säure, Kalk und Magnesia. 50 g
der fein zerriebenen Durchschnittsprobe werden in lauem Wasser
gelöst. Man filtriert durch ein Filter, das mit einem gleich schweren
zweiten tariert ist (S. 32). Das Unlösliche spült man ohne Verlust in
eine kleine gläserne Reibschale und zerreibt es mit genügend Wasser,
um allen Gips in Lösung zu bekommen. Man dekantiert das Wasser in
der Reibschale ab und wiederholt das Verreiben noch einige Male.
Schließlich h)ringt man den Rückstand aufs Filter und trocknet bei KM)",
wodurch sich das in Wasser Unlösliche (Ton, Sand, Eisenoxyd, kohlen-
saurei- Kalk etc.) ergibt. Man löst dies nun auf dem Filter in wainier,
verdünnter Salzsäure, fällt mit Ammoniak, löst den Niederschlag w iedcr
in verdünnter Schwefelsäure (1:4) und bestimmt nach Reduktion durch
Zink durch Titrieren mit Permanganatlösmig das Eisenoxyd (S.464).
Die direkte Titration der salzsauren, nach der Reduktion mit Mangan-
sulfat (20 ccm einer 20 proz. Lösung) versetzten Lösung gil)t wegen Un-
sicheibeit der Endreaktion weniger gute Resultate. Der in Salz.säure
unlösliche, mit Wasser nachgewaschene Filterrückstand wird bei 1(M>"
abermals getrocknet, wodurch sich der Gehalt an Sand und T o n ergibt.
Addiert man zu diesen beiden Bestandteilen das Eisenoxyd und zieht die
Summe von dem in Wasser Unlöslichen ab. so wird man flic Differenz
in der Regel als k o h 1 e n s a u r c n K a I k (niid k o li 1 c n s a u i e
M a g n e s i a) verrechnen können.
Im Filtrate von «lein in Wa.sser Unlösliciicn wird nach Zusatz von
Sahniak und Aniinoniiik Kalk und .Magnesia aiit bekannte Weise
bestimmt (S. UHff.).
488 Sulfat- und Salzsäurefabrikation.
Berechnung. Alle Magnesia wird als Chlormagnesium be-
rechnet und die äquivalente Menge Chlornatrium vom ,,Gesamt-Chlor-
natrium" abgezogen, wodurch sich der wrkliche Gehalt an Chlornatrium
ergibt. Wurde mehr Schwefelsäure gefunden, als dem gefundenen
Gehalt an löshchem Kalk entspricht, so wird ihr Überschuß als Na-
triumsulfat in Rechnung gesetzt. Im umgekehrten Falle ist der
Rest von Kalk an Chlor zu binden und die dem Chlorcalcium äquivalente
Menge Chlornatrium von dem gefundenen Chlornatriumgehalte des
Salzes gleichfalls abzuziehen.
J. und S. Wiernik (Zeitschr. f. angew. Chem. 6, 43; 1893)
heben hervor, daß man in Kochsalz und Salzsolen das Magnesium-
chlorid direkt bestimmen solle, da nach der übHchen
Berechnungsweise ganz irrige Resultate erfolgen können. Sie extra-
hieren das getrocknete Salz mit absolutem Alkohol, der nur das Chlor-
magnesium löst, und bestimmen in dem vom Alkohol befreiten Auszuge
entweder die Magnesia als Pj'^rophosphat oder das Chlor durch Titrieren,
was übereinstimmend Mg Clg ergeben soll. In der ursprünglichen Lösung
bestimmen sie, wie gewöhnlich, die gesamte Magnesia, Kalk, Chlor und
Schwefelsäure. Die Schwefelsäure verrechnet man zuei'st auf Kalk,
sodann auf den Überschuß an Magnesia über die bei der direkten Be-
stimmung des MgCl., gefundene Menge; ein etwaiger Rest von Schwefel-
säure wird als Natriumsulfat verrechnet. Die dem gefundenen MgCla
entsprechende Menge Chlor zieht man vom Gesamtchlor ab und berechnet
das übrige Chlor als NaCl.
IT. Denaturiertes Salz^). Eine quahtative Prüfung auf Dena-
turierungsmittel wird selten notwendig sein. Es wird sich bei der ohnehin
nicht häufigen Analyse von denaturiertem Salz fast immer um die
Frage handeln, ob der gesetzlichen Vorschrift hinsichtlich des Prozent-
satzes des Denaturierungsmittels genügt oder vielmehr eine Abweichung
nach der negativen oder positiven Seite zu konstatieren ist. Man wird
also fast immer auch ^vissen, um welche Denaturierungsmittel es sich
handelt. Zudem verraten sich die häufiger angewendeten Denaturierungs--
mittel leicht durch rein äußere Prüfung des Salzes. So ist die gewöhnlich
angewendete Denaturierung des Viehsalzes mit Eisenoxyd und Wermut-
pulver soMohl durch die rote Färbung des Salzes als durch den charakte-
ristischen, aromatischen Geruch des Wermutpulvers ohne weiteres er-
kennbar. Ruß und Kienruß verraten sich durch die graue, Eisenvitriol
durch die grünliche Färbung des Salzes, Kienöl, Petroleum und andere
Mittel durch den eigentümlichen Geruch oder durch ölige, kleine Tropfen,
die sich zeigen, wenn man das in der Probeflasche aufbewahrte Salz
einige Zeit stehen läßt.
Die quantitative Prüfung auf richtigen Prozentzusatz der betr.
Denaturierungsmittel erfolgt nach bekannten analytischen Prinzipien.
Hier soUen deshalb nur einige allgemeine Fingerzeige für eine derartige
1) Auszugsweise nach Bock mann,
Kochsalz (Steinsalz). 489
Prüfung gegeben weiden. Man löst 50 g des zu prüfenden Salzes in
Walser auf, filtriert und bestimmt (nach S. 487f.) das in Wasser Unlös-
liche. Letzteres kann außer den (ebenda besprochenen) gewöhnlichen
Verunreinigungen des Salzes von anorganischen Denaturierungssubstanzen
enthalten: Eisenoxyd (Mennige, Braunstein, Snialte), von organischen:
Holzkohle, Ruß, Braunkohlen-, Steinkohlen-, Torfpulver und Wermut-
])ulver. Durch Veraschen des in Wasser Unlöslichen ergibt sich die
Menge der organischen Denaturierungsstoffe. In dem veraschten Rück-
stand bestimmt man das Eisenoxyd wie S. 487.
Die ^väßrige Lösung kann enthalten: Schwefelsäure, Salzsäure
(Prüfung mit Lackmuspapier !), Metallsalzc (Eisenvitriol, Alaun, seltener
Kupfervitriol, Zinnchlorür, Ammoniumzinnchlorid) ; in der wäßrigen Lö-
sung in Form öliger Tropfen verteilt resp. als ölige Schicht auf der
wäßrigen Flüssigkeit können vorhanden sein die verschiedenen organi-
schen Kohlenwasserstoffe und Öle. Den Prozentzusatz von Petroleum etc.
ermittelt man durch Ausschütteln mit einem geeigneten Lösungsmittel
und Verdampfen desselben.
IIL Reines Chlornatriura für analytische Zwecke. Die Handels-
sorten desselben sind nach Krauch: Xatr. chlorat. ehem. pur., Xatr.
ciilorat. puriss., Natr. chlorat. puriss. exsicc, Xatr. chlorat. puriss. fus.
Das X'atr. chlorat. ehem. pur. ist absolut rein, die verschiedenen Sorten
Xatr. chlorat. ,, puriss." genügen häufig (aber nicht immer, was bei Titer-
stellung von Silberlösungen wohl zu beachten ist !) für analytische Zwecke.
Diese Präparate enthalten nach Krauch gewöhnlich geringe Spuren
von schwefelsauren Salzen, Kalk oder Magnesia. Kübel (Arch. Pharm.
226, 440; 1888) fand X'atr. chlorat. pur. des Handels magnesiumchlorid-
und ammoniumchloridhaltig.
Im nachfolgenden teilen wir die Krauchschen und Merck-
schen Prüfungsvorschriften für X'^atr. chlorat. ciiem. pur. mit.
Klar lösli(;h und frei von Schwefelsäure:
',i g sollen mit 20 ccm Wasser eine klare und neutrale Lösung geben; wenn
diese auf 80 ccm verdünnt, zum Kochen erhitzt und mit Chlorbaryum
versetzt wird, so soll sich nach mehrstündigem Stehen keine Schwefel-
säureaktion zeigen.
Prüfung auf alkalische E r d c n u n d s c h w <• r e
.Metalle: 3 g werden in 50 ccm Wasser gelöst, die Lösung wird zum
Kochen erhitzt und oxalsaures Amnion, Xatriumcarbonat und Sdiwcfrl-
inimon zugegeben, wodurch keine Trübung entstehen soll.
.1 o d : 20 ccm der wäßrigen Lösung des Salzes (1 : 20) mit I Tinpfni
l'liscMcliloridKismig und liii-iaiif mit Stärkelösung versetzt, dürfen letztere
niclit färl)eri.
K a 1 i II in : l)ie kon/ent i ierte L<'isuiig des Salzes darf
iiaeli Zusatz von l'lalinehlorid auch l»ei längerem Stehen keiiM'
l''iillung zeigen.
M a g n e s i a (na<li M e r c k): I )ie Lösung von .'{ g Natrium
' iilorid in 10 ccm Wasser darf nach Zusatz von 5 ccm Ammoniaklösung
490 Sulfat und Salztjäiirefabrikation.
(0,96 sp. Gew.) und Ammonphosphatlösung nach dreistündigem Stehen
keine Ausscheidung zeigen.
Eisen (nach Merck): Die Lösung von 3 g Natriumchlorid
in 20 ccm Wasser soll nach Zusatz von 1 ccra Salzsäure durch Kalium-
rhodanidlösung nicht gerötet werden.
A m m o n s a 1 z e (nach M e r c k) : Die Lösung von 3 g Natriuni-
chlorid in 20 ccm Wasser darf durch N e s s 1 e r s Reagens (S. 556)
nicht verändert Averden.
('. Schwefelsäure.
Prüfung derselben siehe S. 439ff. Man wendet zur Sulfatdar-
stellung ungereinigte Kammersäure oder eine Säure an, die im Glover-
Turm oder in den auf den Pyritöfen befindlichen Pfannen konzentriert
worden ist. Wenn das Sulfat zur Glasfabrikation bestimmt ist, so ist
ein Eisengehalt der Schwefelsäure schädlich; Bestimmung desselben
S. 464ff.
1). Sulfat.
Das aus den Sulfatöfen kommende Sulfat wird in einer mit Stein-
platten belegten Halle zur Abkühlung in langen Reihen ausgebreitet.
Man nimmt nun hiervon je einmal des Abends und Morgens mittels einer
Schaufel Proben aus verschiedenen Stellen der verschiedenen Reihen
jedes Ofens und schöpft diese in die zugehörige Probekiste. Von der
genommenen Probe wird ein entsprechender Teil in einer kaffeemühl-
ähnlichen Zerkleinerungsmaschine gemahlen.
Die Begutachtung des Sulfats nach seinem äußeren Ansehen ist
weiter unten bei der Sodafabrikation nach L e b 1 a n c beschrieben.
Für die Betriebskontrolle genügen die Bestimmungen 1 und 2 ; die
übrigen dienen für Verkaufssulfat (s. a. W o y, Chem. Zentralbl.
1908, I, 987 und II, 726, betreffend Handelsanalyse von Natrium-
sulfat) .
1. Freie Säure. Man löst 20 g Sulfat zu 250 ccm, pipettiert
50 ccm heraus, setzt Lackmustinktur oder besser Methylorange zu und
titriert mit Normalnatron bis zur Neutralisation. Jedes Kubikzentimeter
der Lauge entspricht 1 Proz. SO3. Man berechnet die ganze Acidität auf
SO3, also auch HCl sowie NaHS04 und sauer reagierende Eisen- und
Tonerdesalze. Wenn man bei größeren Mengen von Eisen- und Tonerde-
salzen deren Einfluß auf diese Bestimmung vermeiden will, so braucht
man gar keinen besonderen Indikator, sondern setzt Normalnatron zu,
bis die ersten Flocken eines bleibenden Niederschlages erscheinen, welche
nunmehr die Sättigung der freien Säure und des Bisulfats anzeigen.
2. C h 1 o r n a t r i u m. Von der für Nr. 1 angefertigten Lösung
pipettiert man nochmals 50 ccm heraus, setzt die in 1 verbrauchte Menge
Normalnatronlauge zu, um genau zu neutralisieren, sodann ein wenig
Kaliumchromatlösung und titriert mit Zehntelnormal-Silberlösung(S. 149).
Jedes Kubikzentimeter dieser Lösung (nach Abzug von 0,2 ccm im
Sulfat. 491
ganzen) entspricht 0,146 Pioz. XaCl. Oder man bedient sich hierbei
einer Lösung, welche im Liter 2,9061 g AgXüg enthält und pro Kubik-
zentimeter 0,001 g XaCl anzeigt; von dieser entspricht im vorliegenden
Falle jedes Kubikzentimeter 0.025 Proz. NaCl.
3. Eisen. Man löst 10 g Sulfat im Wasser, reduziert die Eisen-
salze durch etwas .SchA\efelsäure und Zink zu Oxydul und titriert mit
Permanganat nach 8. 464, oder bei sehr kleinen Mengen kolorimetri.sch
nach S. 465f.
Nach Ost (Zeitschr. f. angew. Chem.9.9; 1896) enthält in Blei-
pfannen dargestelltes Sulfat 0,009 — 0,029 Proz., in Eisenschalen dar-
gestelltes 0,062 bis 0,130 Proz. Fe.
4. In Wasser Unlösliches, wenn vorhanden, wird wie
gewöhnlich bestimmt.
5. Kalk. Man löst 10 g in Wasser, wenn nötig unter Zusatz von
etwas Salzsäure, setzt Chlorammonium und Ammoniak in schwachem
Über.schusse zu, erhitzt zum Sieden und fällt mit einer siedenden Lösung
von Ammoniumoxalat in ziemlichem Überschuß. Nach 12 stündigem
Stehen dekantiert man mehrmals mit kochendem W'asser und wäscht
auf dem Filter heiß aus, unter Zusatz von ein wenig Ammoniumoxalat
zum Waschwas.ser. Das Filter mit Niederschlag wird dann getrocknet
und im Platintiegel verbrannt (es darf lüerfür noch etwas feucht sein);
das Glühen wird dann mit einem Müncke-, Teclu-Brenner oder elek-
trischen Öfchen (S. 38) 20 Minuten kräftig fortgesetzt. Bei großen
Mengen (die hier nicht in Frage kommen), müßte man vor dem Gebläse
oder elektrisch bis zur Gewichtskonstanz glühen. Der Glührückstand
wird als CaO berechnet ; jedoch muß das vorhandene Fe203 davon ab-
gezogen Merden. Der Exsikkator sollte gegen Eindringen von Feuchtig-
keit und Kohlendioxyd geschützt sein (S. 33).
Wären größere Mengen von Magnesia zugegen, was aber
im vorliegenden Falle nie eintreffen wird, .so müßte man den
au.sgewaschenen Niederschlag von Calciumoxalat in ein Becher-
ylas spritzen, mit Salzsäure erhitzen und 2 — 3 ccm Ammonium-
oxalat zusetzen, dann Ammonniak bis zum schwachem Vor-
walten, wieder 12 Stunden absitzenlassen und das neu gefällte
('aiciumoxalat wie oben l)ehandeln. Beide Filtrate werden dann zur
-Magnesia best inimung vereinigt.
Statt das ('aiciumoxalat behufs der W'ägung in ( 'alciunmxyd ül)fr-
zuf Uhren, wird häufig empfohlen, es in verdünnter Schwefelsäure aufzu-
Iriscn und mit Kaliumpermanganat zu titrieren, wobei die Oxalsäure ein
.Maß für den Kalk abgibt. .Man darf dann natürlich dem Wa.schwa.sser
kein Amiiioniuinoxalat zusetzeui und erleidet tladurch beim Auswaschen
des ('alciuinoxalats einen keineswegs zu veinaehlässigendeM N'erlust.
Wal lad (Chem.-Zlg. 27. 922: 1903) begegnet dieser Schwierigkeit
dadun^h, daß er die zur Titrieiung diem-nde Permanganatlösung nicht
auf Xatriumoxalat, Kisen. Oxalsäure und dgl. einstellt, .sondern auf ('ai-
ciumoxalat selbst, das aus reinem ("aO (erhalten durch (Jliihen von
(WJO,) hergestellt und in genau gleicher Wei.se wie der bei der Ana-
I
492 Sulfat- und Salzsäure falirikation.
lyse erhaltene Niederschlag behandelt worden ist, so daß in beiden
Fällen die gleichen Fehler entstehen.
(Ein solches Verfahren, das ja zum eilen, namentlich bei technischen
Analysen nicht zu umgehen ist, hat doch immer seine Bedenken und
kann jedenfalls nur dann empfohlen \^ erden, wenn viele Analysen neben-
einander vorzunehmen sind; anderenfalls wird gegenüber der Um-
wandlung des Oxalats in CaO nicht einmal eine Zeitersparnis eintreten.)
6. Magnesia A\ird aus dem Filtrat von 5 durch Ammonium-
phosphat gefällt. Für genaue Arbeiten sollte man in neutraler Lösung
bei mögüchster Abwesenheit von Ammonsalzen ausfällen und erst nach-
her Ammoniak zusetzen; man müßte also das Filtrat von 5 eindampfen,
durch gelindes Glühen die Ammonsalze verjagen, nüt wenig Salz-
säure ausziehen, von etwa ausgeschiedenen Kohlenstoff abfiltrieren, mit
NHg genau neutralisieren, siedend heiß tropfenweise mit Xatrium-
phosphatlösung versetzen, bis kein Niederschlag mehr erfolgt, erkalten
lassen, ^/g des Volums an Ammoniak zufügen, nach 2 — 3 Stunden (bei
wenig Magnesia nach 12 Stunden) abfiltrieren, mit 2^4 proz. Ammoniak
auswaschen, trocknen, den Niederschlag möghchst vom Filter
entfernen, das letztere in der Platinspirale verbrennen und die Asche
mit dem Niederschlag erst schwach, schließlich stark glühen. Die
Magnesia ist dann als Pvrophosphat vorhanden, wovon 1 Tl. Mg.^V.fi-
= 0,362.3 MgO.
Im vorliegenden Falle wird man meist ohne diese Umständlich-
keiten das Filtrat von 5 ohne Entfernung desAmmonoxalatsmit Natrium-
phosphat ausfällen können ; dann sollte man aber den Niederschlag vor
dem Filtrieren 24 Stunden stehen lassen.
Etwas abweichend von diesen im wesenthchen nach T r e a d w e 1 1
gegebenen Vorschriften für die Trennung von Kalk und Magnesia sind
die Ergebnisse einer Arbeit von T h. W. Richards, die er wie folgt
zusammenfaßt (Zeitschr. f. anorgan. Chem. 28, 88; 1901): Das Magne-
sium soll in der Lösung nicht in größerer Konzentration als ^/go normal
vorhanden sein. Zu der Lösung setzt man die zehnfach äquivalente
Menge Ammonchlorid, dann eine hinreichende Menge Oxalsäure, um
alles Calcium zu binden. Zweckmäßig drückt man vorher die Dissoziation
der Oxalsäure durch Zusatz des 3 — 4 fachen Äquivalentes an Salzsäure
herab. Zu der kochenden, durch einen Tropfen Methylorange gefärbten
Lösung setzt man unter andauerndem Rühren, mit gelegentlichen
Pausen, langsam sehr verdünntes Ammoniak, was 14 Stunde bean-
spruchen soU. Nach dem NeutraHsieren \\ird ein großer Überschuß von
Ammonoxalat zugegeben und 4 Stunden stehen gelassen. Das gefällte
Calciumoxalat ^\ird sorgfältig mit ammoniumoxalathaltigem Wasser
ausgcAvaschen. Das Fütrat enthält das gesamte Magnesium bis auf
0,1 — 0,2 Proz., und im Niederschlage ist das gesamte Calcium mit etwa
dem gleichen Felilbetrage enthalten.
Über das S c h a d h a f t av e r d e n von Platin tiegeln l^eim Glühen ,
von Ammon-Magnesiumphosphat ist schon S. 34 berichtet worden. Diesj
tritt sowohl bei absolut reinem Platin wie bei Platin-Iridium, aber inj
y
Sulfat. 403
sehr unregelmäßiger Weise ein. Die Einwirkung des Ammoniaks ist
stärker, wenn freies Ammoniumphosphat im Niederschlage vorkommt.
Namenthch leicht kann eine schädliche Einwirkung des Ammoniaks bei
Neubauer- Tiegeln (8. 30) eintreten, wenn man die alten Nieder-
schläge in denselben läßt. Am schhmmsten ist sie, wenn man bei be-
decktem Tiegel schnell erhitzt. Bis jetzt sind die Bedingungen noch
nichtvönigklargestellt,unterdenen die Tiegel am meisten geschont werden.
Eine schnelle und für viele Zwecke genügende Bestimmungs-
methode für Kalk und Magnesia ist die, daß man nach Ausfällung von
Kieselsäure, Kisenoxyd und Tonerde das Filtrat initer Zusatz von Soda
eindampft, durch Glühen die Ammonsalze vertreibt, mit Sodalösung
aufnimmt, mit heißem Wasser auszieht und die jetzt allein in der Schale
zurückbleibenden Carbonate von Kalk und Magnesia als solche (bei
2W getrocknet) oder nach dem Glühen als CaO -p MgO wägt. Man
kann eigentlich schon aus dem Gewichtsunterschiede zwischen CaCOg
-f- MgCOg und CaO -r MgO nach den Regeln der indirekten Analyse
C'aC) und MgO bestimmen, wird aber besser beide zusammen in Sulfate
umwandeln. Christomanos (Zeitschr. f. anal. Chem. 42, 606;
1903) hat auf diesem Wege viele griechische ^lagnesite untersucht.
Selbstverständlich kann diese bequeme und schnelle Methode, wie alle
diejenigen der indirekten Analyse leicht zu ziemlich großen Fehlern fülu'en.
7. T o n e r d e. Die Lösung des Sulfats \\ ii'd mit ziemlich viel
Chlorammonium oder Ammoniumnitrat versetzt, in einer Porzellan- oder
Platinschale beinahe zum Sieden erhitzt, dann erst Ammoniak in nicht
zu großem Überschusse zugesetzt (Wegkochen desselben ist nicht nur
uimötig, sondern eher schädlich), der Niederschlag dreimal unter Zusatz
von 1 Tropfen Ammoniak mit heißem Wasser dekantiert, auf das Filter
gebracht (wobei man dem Gefäße anhaftende kleine Mengen mit ein
wenig Filtrierpapier abwischt), unter Aufwirbeln (S. 324) vollständig
mit heißem Wasser ausgewaschen und trocken gesogen. Man kann dann
das Filter mit Niederschlag feucht im Platintiegel verbrennen und muß
schließlich sehr stark, am besten vor dem Gebläse, glühen. Von dem ge-
fundenen Gewichte wird dasjenige des mitgefällten Eisenoxyds (Nr. 3)
abgezogen.
Das Ammoniak muß vorher (zur Vermeidung des Mitfällens von
Kalk) auf völlige Abwesenheit von Carbonat geprüft werilen (dunli
f 'hl(nbaryum) und muß nötigenfalls durch Destillation über Kalk davon
befreit werden.
8. 8 c h w e f e 1 s a u r e s N a t r o n. .Man löst I g Sulfat auf,
fällt den Kalk (zusammen mit Eisen) wie in 5, filtriert ab, dampft das
Kiltrat mit Zusatz weniger Tropfen reiner Schwefelsäure zur Trockne
ein, glüht erst für sich, dann noch einmal nach Zusatz eines Stückchens
von kohlensaurem Anmioniak und wägt. Von dem gefundenen (Jewiehte
zieht man ab 1. das nach Nr. 2 gefundene Chlornatrium, berechnet auf
schwefelsaures Natron (l.(K)0 NaCl = 1,215 NaoSO^, oder jedes in Nr. 2
verbrauchte Kul)ikzentitneter •/,„- Norinal-Silb<'rlösung -(».(»0177 g
.\a.^S()j); 2. die nach .\r. (> gefundene .Magni-sia, berechnet auf .Ml'S< >,
494 Sulfat- und Salzsäurefabrikation.
(1,000 xMgO = 2,9859 MgSÜ4). Der Rest entspricht dem in 1 g Sulfat
wirklich vorhandenen Na2S04.
I s b e r t und Venator (Zeitschr. f. angew. Chem. 2, 66; 1889)
verfahren wie folgt: Etwa 2 g der Probe werden in möglichst wenig
heißem Wasser gelöst; mit etwas Ammoniak und hierauf kohlensaurem
Ammoniak werden Eisenoxyd und Tonerde, Calcium- und Magnesium-
carbonat ausgefüllt, der Niederschlag wird in Salzsäure gelöst, nochmals
gefällt, in eine Platinschale abfiltriert und mit heißem Wasser ausge-
waschen. Das neben dem Sulfat die freie Säure und das Kochsalz ent-
haltende, ca. 100 ccm betragende Filtrat wird unter Zusatz von etwas
schwefelsaurem Ammoniak oder SchM'efelsäure(zur sicheren Überführung
des Chlornatriums in Natriumsulfat) auf dem Wasserbade eingedampft,
der Rückstand bis zum vollständigen Verjagen der Ammonsalze schwach
geglüht und dann gewogen. Von der hierbei gefundenen Gesamt-
menge Na2S04 muß man das dem Natriumchlorid entsprechende
Sulfat abziehen.
Über die maßanalytische Bestimmung von gebundener Schwefel-
säure vgl. man S. 330.
Die Methode von de Koninck ist in Lunges Soda-
industrie, 3. Aufl. II, 78 beschrieben, ebenso diejenige von Gross-
m a n n (vgl. auch oben S. 333). Da bei dieser (nach dem Urheber selbst)
ein konstanter, unerklärter Fehler von 1,3 Proz. auftritt, so dürfte sie
kaum für Handelszwecke zu empfehlen sein.
Eine Bestimmung des Gesamtnatrons soll man nach
Fenton (Journ. Chem. See. 73, 167; 1898) in folgender Weise
ausführen können. Man setzt zu einer konzentrierten neutralen Lösung
des Natronsalzes einen Überschuß von dihydroxyweinsaurem Kalium
und erhält die Mischung ^/o Stunde auf 0°. Das gefällte dihydroxy-
Aveinsaure Natrium wird abfiltriert, mit eiskaltem Wasser ausgewaschen,
in überschüssiger verdünnter Schwefelsäure gelöst und mit Permanganat-
lösung titriert, wodurch die Dihydroxyweinsäure leicht oxydiert wird.
Die Gegenwart von Magnesiumsalz schadet nicht, wohl aber diejenige
von Ammoniumsalz.
E. Salzsäure.
Die tägliche Betriebskontrolle hat sich auf die Prüfung
der Stärke der aus den Türmen bezw. Stein- oder Tonvorlagen ab-
fließenden Säure und auf die Prüfung der vollständigen Kondensation
zu erstrecken. Man nimmt in den meisten Fabriken nur einige Male des
Tages Proben der kondensierten Säure, welche man mit dem Aräometer
prüft. Besser ist es jedoch, die aus den Apparaten abfließende Säure
durch einen Glaszylinder fließen zu lassen, in dem ein Aräometer be-
findlich ist, so daß man mit einem Bücke sich von der Stärke der Säure
überzeugen kann, ohne den Zeitaufenthalt und die Unannehmlichkeit
des Probeziehens zu haben.
Salzsäm-c 495
Von größter Wichtigkeit ist die tägliche Kontrolle de.> E n t -
w e i c h e n s von unk o n d e n s i e r t e m S ä u r e g a s in
die Luft. Bei ziemlich feuchter Luft kann man schon an dem Aus-
sehen der aus dem Ajjparat entweiclieiiden Dämpfe bei geüV)tem Auge
einen Schluß auf das Ent\\ eichen von Gas zielien. Zwar sielit man aus
den offenen Röhren der Pfannentürme, ^^elche direkt mit der Atmo-
sphäre in Verbindung stehen, auch bei vollkommenster Kondensation
fortwälncnd \\ciße Wölkclien entweichen; diese bestehen dann aljer nur
aus Wasserdampf und unterscheiden sich von salzsäurchaltigem Gas
dadurch, daß sie sich sofort in der äußeren Luft auflösen und zerstreuen.
Die salzsäurehaltigen Gase dagegen bilden dicke, weiße Nebel, welche
sich bei feuchterem Wetter als schwerer Schleier auf \\eite Entfernung
hinziehen und lange in dieser Form zusammenhalten. Häufig treten
diese Nebel erst auf, wenn das Gas mit der äußeren Luft in Berührung
kommt.
In England ist es gesetzlich vorgeschrieben, daß 95 Proz. aller HCl
kondensiert werden müssen, und daß die in die äußere Luft entweichen-
den Gase nicht über ^V, Grain HCl pro Kubikfuß (= 0,457 g pro cbm)
enthalten dürfen: die (Tcsamtacidität aller Gase darf das Äquivalent von
4 Grains SO^ jno Kubikfuß (= 9,15 g pro cbm) nicht überschreiten.
Das Gas soll auf 60» F. (= 15,5" C.) und 30 Zoll (-= fast genau 7H0 mm)
Quecksilberdruck reduziert sein.
Untersuchung der Austrittsgase. Zur Prüfung
des Kamingases auf HCl verwendet man in England einen F 1 e t c h e r-
schen Kautschuk-Biascbalg-Aspirator, welcher \ ,„ Kubikfuß fassen soll,
jedoch jedenfalls geeicht werden muß, indem man das aus ihm ausge-
l)reßte Gas in ein mit Wasser gefülltes und unter Wasser umgestürztes
(illasgefäß treten läßt und dann mißt, wieviel das Volum beträgt. Man
entnimmt dann eine gnißere Anzahl von Halgfiillung<'n. indem man das
(Jas aus einem ziemlich weit in den Kamin liineinfcichenden, 12 mm
weiten Glas-, Porzellan-, Quarz- oder Platinrohie ansaugt, welches, sowie
auch der Blasebalg, vorher mit destilliertem Wasser ausgesjjült w ird. Man
bringt 200—300 ccm destilliertes W^asser in den Kautschuk- Bhisel)alg,
saugt die entsj)rechende Zahl von Füllungen hindurch, läßt zuletzt
etwas Wasser zum Ausspülen des (Jlasrohres in dieses treten, bringt
den Inhalt des Mlascbalges in eine Poizellanschale. filtiiert ncUigenfalls
vom Kuß ab, oxydiert etwa vorhandenes SO.^ durch Kaliumpernumganat,
entfernt den Ubersc^liuß des letzteren durch eine Spur Ferrosulfat,
neutraiisieit mit reinem Natriumcarbonat, setzt ein wenig Kalium-
<lir()inat zu und titriert mit '/,„ oder ' ',„„ Xormal-Silbernitrat (S. 14!».
4H7, 4!»0). .Jedes ccm ' ,o Xornud-Silhcrnitrat ().(l(>:{(i47 g HCl.
.N'ach dem 35. Beiicht der englischen Alkali-lnsja-ktoren (für 1S9S)
S. 1 I f f . wird seit einigen Jahren in dem Kaut.schuk-Aspirator eine
.Miscliung von Wasser n)it chlorfn-iem Wassersloffsupero.xyd verwciulet,
um die S0,_, sofort zu oxy<licren; daiwi wird zuerst die (Jesamtsäure mit
Natrium<'arl)onat iosiiii).' titriert und darauf das Chlorid wie oben mit
Sillierl«")sung und KaliuMicIiromnt hcstirunil. Da sich hierbei gewisse
I
496 Sulfat- und Salzsäurefabrikation.
Übelstände durcli Älißfärbungen zeigten, infolge unvollständiger Oxy-
dation von organischen Substanzen durch das Wasserstoffsuperoxyd,
ferner durch seine reduzierende EinA^irkung auf das Chromat
und die Schwierigkeit, es chlorfrei zu erhalten, so wird jetzt wie
folgt verfahren. Man titriert die Gesamtsäure wie bisher mit
Natriumcarbonatlösung und Methylorange (bei durch Ruß sehr
dunklen Lösungen nach Zusatz einiger Tropfen von Kaliumperman-
ganat) ; dann setzt man 0,5 g Calcium- oder Magnesiumcarbonat, darauf
5 bis 10 Tropfen einer 5 proz. Ferrosulfatlösung hinzu, rührt eine
Minute um, dekantiert oder filtriert und titriert dann mit Silbernitrat
und Kaliumchromat wie gewöhnlich. Das entstehende Ferrocarbonat
reißt suspendierte organische Stoffe nieder, und in der so neutrali-
sierten Lösung «irkt das HoO, nicht reduzierend auf Chromate. In
Kupfer^\•erken wird hierbei auch alles Arsen und Kupfer mit ausgefällt.
Übrigens muß man bei Verwendung des Kaliumpermanganats zur
Oxydation von organischer Substanz vorsichtig sein, da das entstehende
Mangansulfat das Chromat reduzieren kann und dann grüne Färbungen
entstehen. Dies tritt nicht ein, wenn man, wie oben, absolut neutrale
Lösungen herstellt.
Wenn irgend welche Schwierigkeiten der von den Inspektoren er-
wähnten Art eintreten, wird man am besten mit Salpetersäure oxydieren
und das Chlorid nach V o 1 h a r d (S. 150) titrieren.
Selbstverständhch kann man auch eine kontinuierhche Absaugung
vermittels eines großen Aspirators einrichten, A\de bei den Schwefelsäure-
Austrittsgasen beschrieben (S. 412). Sehr viel kommt auf die Wahl
eines richtigen Gefäßes zur Absorption der Dämpfe an, worüber man
S. 368ff . vergleiche. Hier wird namentUch die von den enghschen Alkali-
inspektoren konstruierte Absorptionsflasche (Fig. 133) am Platze sein.
Prüfiuig- der Grase bei Harg^'eaves-A'erfalu'eu.
Bei diesem Verfahren (Lunge, Sodaindustrie, 3. Aufl., II, 180)
werden bekanntlich Schwefelkies (oder Blende-) Röstgase durch heißes
Kochsalz geleitet, das in eisernen Zyhndern aufgehäuft ist, wodurch
das NaCl in Na2S04 übergeht. Der Fortschritt des Verfahrens wird
verfolgt, indem man an den Übergangsstellen zwischen den einzelnen
Zyhndern Gasproben absaugt und diese in folgender Weise untersucht :
a) G e s a m t a c i d i t ä t, am besten nach dem Verfahren von
Lunge (S. 368).
b) Gehalt an Schwefeldioxyd, nach R e i c h (S. 364) .
c) G e h a 1 1 a n H C 1, zu bestimmen in der für a) genommenen
Probe durch Titrieren mit Silbernitrat nach Mohr (S. 149) oder V o 1-
hard (S. 150).
Die Probe a zeigt durch Abzug von b und c, wieviel SO3 in den
Gasen vorhanden war.
Für laufenden Betrieb kann man auch entweder a oder b fortlassen
und sich mit einer dieser Proben neben c begnügen.
I
Kif;pnscliaftf-n der Salzsäure.
497
I
Ki^<Mis<-liafteii «Nt Salzsäur«».
Die Stärke der Säure wird meist nur mit dem Aräometer
ermittelt. Der Gebrauch des T w a d d e 1 1 sehen Aräometers hat l)ei
Prüfung von Salzsäure den praktischen Vorteil, daß die Grade T w a d -
d e 1 1 bei den Säuren gewöhnlicher Konzentration ziemhch mit dem
Prozentgehalt an HCl zusammenfallen. Die unten folgende Tabelle
von Lunge und M a r c h 1 e w s k i (Zeitschr. f. angew. Chem. 4, 135;
1891) gibt für die gefundenen spezifischen Gewichte (reiner Salz-
säure!) die entsprechenden Grade Baume und T w a d d e 1 1
(2 Grade T w a d d e 1 1 = 1 Densimetergrad von Fleischer), die
Prozente an HCl, an 18, 19, 20, 21 und 22 gräd. Säure, sowie die im
Liter Säure enthaltenen Gewichte HCl und der eben genannten Säuren
(von 18—22» B.) an.
Mittels folgender kleinen Tabelle kann man bei Beobachtungen
zwischen 13 und 17" (jedenfalls auch noch etwas über und unter diesen
Grenzen) die gefundenen Volumgewichte auf lö« zurückführen, indem
die in dieser Tabelle angeführten Größen bei Beobachtungen unterhalb
15" für je 1" abgezogen, bei Beobachtungen oberhalb 15" zugezählt
werden.
Spez. Gew. 1,000~L04U: + 0,0002
1,041—1,085: 0,0003
1,086—1,120: 0,0004
1,121—1,155: 0,0005
1,156—1,200: 0,0006
M. L i e b i g (Post, Chem. techn. Anal. 2. Aufl. I, 768) bringt
für jeden Grad über oder unter 15" bei Ermittelung der Stärke der Salz-
säure mittels Baume- Spindeln folgende Korrektion an :
für Salzsäure von 0 — 4" Be. ± 0,07" ße.
- 4—18" - 0,06" -
- 18—20" - 0,05" -
K r e m e r s (Pogg. Ann. 108, 115; 1859) hat eine Tabelle über
Veränderung des Volumgewichtes der Salzsäure durch Temperatur-
änderungen von 0"— 100" (Normaltemperatur 19,5") mitgeteilt. Di.-
neueste Tabelle ist von P. F u c h s (Zeit.schr. f. angew. Chem. 11, 753
1898).
Na«-h\\«'i> tlt'v 4'iii/eliM'ii \ 4'i-iiiir<'iiii;;iiii<;<>ii
(wobei di<^ K r a u c h .sehen und Merck sehen Prüfungen, welche
•sich au.s.schließlicli auf Acid. hydrochloric purum conc. beziehen, mit
einem ♦ keimtlich gemacht sind.)
a) K ü c k s t a n d*. 10 g hinterlassen l)eini N'erdunsten einen
höchst minimalen und kaum wägbaren liückstand.
Nach Krauch bietet die Herstellung einer absolut chemisch
reinen Salzsäure große Schwierigkeiten; er fand beim Verdunsten von
Untersuchungen. 8. Aufl. I. 32
■
498
Sulfat- 1111(1 Salzsäurelabrikation.
Volumgewichte von Salzsäuren verschiedener Konzentration
II a c- li L u n g e und M a r c h 1 e w s k i.
Volum-
Gew.
100 Gewichtsteile entsprechen bei chemisch
reiner Säure
1 Liter enthält Kilogramm
i, • ^^°
Proz.
HCl
Proz.
Proz.
Proz.
Proz.
Proz.
Säure
Säure
Säure
Säure
Säure
(luftl.
ISgräd.
19 gräd.
20 gräd.
21 gräd.
22 gräd.
HCl
von
von
von
von
von
Raum.)
Säure
Säure
Säure
Säure
Säure
18° B.
19° B.
20° B.
21»B.
22° B.
1.000
0.0 0.0
0.16
0.57
0.53
0.49
0.47
0.45
0.0016
0.0057
0.0053
0.0049
0.0047
0.0045
1.005
0.7
1
1.15
4.08
3.84
3.58
3.42
3.25
0.012
0.041
0.039
0.036
0.034
0.033
1.010
1.4
2
2.14
7.60
7.14
6.66
6.36
6.04
0.022
0.077
0.072
0.076
0.064
0.061
1.015
2.1
3
3.12
11.08
10.41
9.71
9.27
8.81
0.032
0.113
0.106
0.099
0.094
0.089
1.020
2.7
4
4.13
14.67
13.79
12.86
12.27
11.67
0.042
0.150
0.141
0.131
0.125
0.119
1.025
3.4
5
5.15
18.30
17.19
16.04
15.30
14.55
0.053
0.188
0.176
0.164
0.157
0.149
1.030
4.1
6
6.15
21.85
20.53
19.16
18.27
17.38
0.064
0.225
0.212
0.197
0.188
0.179
1.035
4.7
7
7.15
25.40
23.87
22.27
21.25
20.20
0.074
0.263
0.247
0.231
0.220
0.209
1.040
5.4
8
8.16
28.99
27.24
25.42
24.25
23.06
0.085
0.302
0.283
0.264
0.252
0.240
1.045
6.0
9
9.16
32.55
30.58
28.53
27.22
25.88
0.096
0.340
0.320
0.298
0.284
0.270
1.050
6.7
10
10.17
36.14
33.95
31.68
30.22
28.74
0.107
0.380
0.357
0.333
0.317
0.302
1.055
7.4
11
11.18
39.73
37.33
34.82
33.22
31.59
0.118
0.419
0.394
0.367
0.351
0.333
1.060
8.0
12
12.19
43.32
40.70
37.97
36.23
34.44
0.129 0.459
0.431
0.403
0.384
0.365
1.065
8.7
13
13.19
46.87
44.04
41.09
39.20
37.27
0.141
0.499
0.469
0.438
0.418
0.397
1.070
9.4
14
14.17
50.35
47.31
44.14
42.11
40.04
0.152
0.539
0.506
0.472
0.451
0.428
1.075
10.0
15
15.16
53.87
50.62
47.22
45.05
42.84
0.163
0.579
0.544
0.508
0.484
0.460
1.080
10.6
16
16.15
57.39
53.92
50.31
47.99
45.63
0.174
0.620
0.582
0.543
0.518
0.493
1.085
11.2
17
17.13
60.87
57.19
53.36
50.90
48.40
0.186
0.660
0.621
0.579
0.552
0.523
1.090
11.9
18
18.11
64.35
60.47
56.41
53.82
51.17
0.197
0.701
0.659
0.615
0.587
0.558
1.095
12.4
19
19.06
67.73
63.64
59.37
56.64
53.86
0.209
0.742
0.697
0.650
0.620
0.590
1.100
13.0
20
20.01
71.11
66.81
62.33
59.46
56.54
0.220
0.782
0.735
0.686
0.654
0.622
1.105
13.6
21
20.97
74.52
70.01
65.32
62.32
59.26
0.232
0.823
0.774
0.722
0.689
0.655
I.IIO
14.2
22
21.92
77.89
73.19
68.28
65.14
61.94
0.243
0.865
0.812
0.758
0.723
0.687
1.115
14.9
23
22.86
81.23
76.32
71.21
67.93
64.60
0.255
0.906
0.851
0.794
0.757
0.719
1.120
15.4
24
23.82
84.64
79.53
74.20
70.79
67.31
0.267
0.948
0.891
0.831
0.793
0.754
1.125
16.0
25
24.78
88.06
82.74
77.19
73.74
70.02
0.278
0.991
0.931
0.868
0.828
0.788
1.130
16.5
26
25.75
91.50
85.97
80.21
76.52
72.76
0.291 1 1.034
0.972
0.906
0.865
0.822
1.135
17.1
27
26.70
94.88
89.15
83.18
79.34
75.45
0.303
1.077
1.011
0.944
0.901
0.856
1.140
17.7
28
27.66
98.29
92.35
86.17
82.20
78.16
0.315
1.121
1.053
0.982
0.937
0.891
1.1425
18.0
28.14
100.00
93.95
87.66
83.62
79.51
0.322
1.143
1.073
1.002
0.955
0.908
1.145
18.3 29
28.61
101.67
95.52
89.13
85.02
80.84
0.328
1.164
1.094
1.021
0.973
0.926
1.150
18.8 30
29.57
105.08
98.73
92.11
87.87
83.55
0.340
1.208
1.135
1.059
1.011
0.961
1.152
19.0
29.95
106.43
100.00
93.30
89.01
84.63
0.345
1.226
1.152
1.075
1.025
0.975
1.155
19.4, 31
30.55
108.58
102.00
95.17
90.79
86.32
0.353
1.254
1.178
1.099
1.049
0.997
1.160
19.8
32
31.52
112.01
105.24
98.19
93.67
89.07
0.366
1.299
1.221
1.139
1.087
1.033
1.163
20.0
32.10
114.07
107.17
100.00
95.39
90.70
0.373
1.326
1.246
1.163
1.109
1.054
1.165
20.3
33
32.49
115.46
108.48
101.21
96.55
91.81
0.379
1.345
1.264
1.179
1.125
1.070
1.170
20.9
34
33.46
118.91
111.71
104.24
99.43
94.55
0.392
1.391
1.307
1.220
1.163
1.106
1.171
21.0
33.65
119.58
112.35
104.82
100.00
95.09
0.394
1.400
1.316
1.227
1.171
1.113
1.175
21.4
35
34.42
122.32
114.92
107.22
102.28
97.26
0.404
1.437
1.350
1.260
1.202
1.143
1.180
22.0! 36
35.39
125.76
118.16
110.24
105.17
100.00
0.418
1.484
1.394
1.301
1.241
1.180
1.185
22.5
37
36.31
129.03
121.23
113.11
107.90
102.60
0.430
1.529
1.437
1.340
1.279
1.216
1.190
23.0
38
37.23
132.30
124.30
115.98
110.63
105.20
0.443
1.574
1.479
1.380
1.317
1.252
1.195
23.5
39
38.16
135.6]
127.41
118.87
113.40
107.83
0.456
1.621
1.523
1.421
1.355
1.289
1.200
24.0
40
39.11
138.98
130.58
121.84
116.22
110.51
0.469
1.667
1.567
1.462
1.395
1.326
Veruni'einigungcn der Salzsäure. 499
50 g in der Poizellanschale stets ca. 1 mg Rückstand (wahrscheinlich
Kalk aus dem Porzellangefäße und Schwefelsäure).
b) Schwefelsäure*, a) 5 g werden mit 50 com Wasser ver-
dünnt und Chlorbaryum zugegeben; nach 12 Stunden zeigt sich keine
Schwefelsäurereaktion.
ß) 500 g werden langsam auf dem Wasserbade auf ca. 1 ccm ver-
dunstet und im Rückstand etwaige Schwefelsäure (unter Anwendung
eines aschenfreien Filters) bestimmt. Es darf dabei nicht mehr als 12 mg
BaS04, entsprechend 1 mg H.jSOj pro 100 g Salzsäure gefunden werden.
Krauch bemerkt hierzu, daß er bei Untersuchung verschiedener
Proben Acid. hydrochloric. puriss. des Handels fast kein einziges Muster
nach letzterer genauer quantitativer Bestimmung vollständig schwefel-
säurefrei gefunden habe. Viele Muster zeigten sogar bei der gewöhn-
hchen (ersten) Probe durch Verdünnen mit Wasser, also ohne vorheriges
Verjagen der Säure, schon Schwefelsäurereaktion, was jedenfalls zu
beanstanden ist.
Zur quantitativen Bestimmung der Schwefelsäure hat man, wenn
man das längere Zeit dauernde Abdampfen bei technischen Analysen
der Rohsäure vermeiden will, mit reiner Soda (nicht Ammoniak) beinahe
zu neutralisieren und dann mit Chlorbaryum zu fällen. Jeder Gewichts-
teil BaS04 entspricht 0,3430 SO:j.
Für schnelle, ungefähre, zur Betriebskontrolle geeignete Be-
stimmung der Schwefelsäure in Salzsäure hat Lunge schon früher
eine Abschätzung der durch Chlorbaryum hervorgebrachten Trübung
vorgeschlagen. R ü r u p (Chem.-Ztg. 18, 225; 1894) führt dies in etwas
anderer Form folgendermaßen aus. Man benutzt unten geschlossene
Glasröhren von 6 mm \\'cite, die sich oben auf 15 mm erweitern und mit
Gummistopfen geschlossen sind. Der zylindrische, 6 mm weite Teil
ist 250 mm lang und wird in folgender Weise mit Teilung versehen.
Man bereitet durch Mischung Säuren von verschiedenen Schwefelsäure-
gehalten, 0,4, 0,6 etc. bis 3,0 Proz. SO3, 10 ccm von jeder, erhitzt jedes
Muster zum Sieden, gießt sie in die Röhrchen ein. neutralisiert bei-
nahe mit konzentriertem Ammoniak, fällt mit heißer Chlorbaryum-
lösung und läßt absitzen. An der Stelle des (ilases, bis zu der der Nieder-
schlag reicht, macht man eine Marke, die zugleich die Prozente Sügangibt.
Hat man einmal die Röhrchen so graduiert, so benutzt man sie später
genau wie bei der (iraduicrung, indem man mit 10 ccm der zu prüfenden
Salzsäure anfängt, mit XH3 fast neutralisiert, zum Kochen erhitzt, in
eines der I-töhnlien gießt, 5 ccm gesättigte HaCl^-Lösung zugibt, den
(iummistopfen aufsetzt, gut schüttelt und nach 5 Minuten das Volum des
Niederschlages abliest. Dieses Verfahren soll bis auf 0.05 l*roz. genau sein,
c) A r s e n. Bei der Wichtigkeit, welche der Nachweis von Arsen
in der Salz.säure nicht all<'in für gerichtlich-chemisclu^ L'ntersu<-hungen,
sondern auch für die veiscliiedenstcri analytischen und ti-ihnisclun An-
wendungen bietet, besprechen wir die hierher gehörigen Methoden etwas
ausführlicher, wobei auch auf die Ermittelung des Arsens in Schwefel-
säuren, S. 445ff., verwiesen werden muß.
3-2*
,"",00 Sulfat- und Salzsäurx'labrikat ion.
a) Nach K r a u c li ist eine Salzsäuie, welche die nachfolgende
Probe aushält, für die meisten analytischen Zwecke genügend rein.
10 g werden mit 10 com Wasser verdünnt und vorsichtig mit 5 ccm
frischem SchA^ef elwasserstof f wasser im Reagensglase überschichtet ; nach
einstündigem Stehen, sowohl in der Kälte als in der Wärme (Arsensäure)
entsteht zwischen beiden Flüssigkeitsschichten keine Färbung und kein
gelber Ring. Empfindlichkeit ~ 0,000005 g Arsen in 1 g Salzsäure, also
^/ao mg in der Probe.
ß) Nach der Pharm, germ. III wird 1 ccm Salzsäure mit 3 ccm
Zinnchlorürlösung (5 Tl. kristallisiertes Zinnchlorür werden mit 1 Tl.
Salzsäure zu einem Brei angerührt, worauf letzterer vollständig mit
trockenem ChlorAAasserstoff gesättigt und filtriert \^'ird) versetzt. Es darf
im Laufe einer Stunde eine Färbung nicht eintreten.
;') Die Hagersche Kramatomethode (Pharm. Zentralbl.
1884, 265) ist bei guter Empfindlichkeit rasch und einfach auszuführen.
Man verdünnt einige Kubikzentimeter der Salzsäure mit dem zweifachen
Volumen Wasser und versetzt mit wenig oxalsaurem Ammoniak. Ein
Tropfen der Flüssigkeit wird auf einem (vorher mit nassem Sand blank
geriebenen und dann getrockneten) Messingblech eingetrocknet und
hierauf nur soweit erhitzt, daß kein Ammoniaksalz zur Verdampfung
gelangt. Ein grauer oder bei mehr Arsen roter bis schwarzer Fleck
zeigt die Gegenwart des ersteren an.
ö) Ein scharfer Arsennachweis in der Salzsäure wurde von
Schlickum (Chem. Ind. 9, 92; 1886) angegeben. Bringt man ein
winziges Kriställchen (0,01 — 0,02 g) Natriumsulfit in eine Lösung von
0,3 — 0,4 g Zinnchlorür und 3 — 4 g Salzsäure, so entvWckelt sich neben
SO2 auch H.jS (infolge der Reduktion der SOg durch Zinnchlorür). Über-
schichtet man diese Lösung vorsichtig mit arsenhaltiger Salzsäure, so
entsteht — selbst bei ^j^^ mg arseniger Säure — sofort auf der Grenz-
linie beider Schichten ein gelber Ring von AS2S3, der sich allmähhch nach
oben verstärkt und bei ^U mg arseniger Säure in wenig Minuten die
ganze Säureschicht gelb färbt. (Bei Gegenwart von Arsensäure verläuft
die Reaktion langsamer.) Bedingungen für das Gelingen dieser Probe
sind : ein Minimum ange^Acndeten Natriumsulfites und starke Salz-
säure, worin Schwefelantimon nicht zur Ausscheidung gelangt. Man er-
kennt nach dieser Probe noch ^/o,, mg arseniger Säure.
Die beiden nachfolgenden Prüfungsvorschriften eignen sich be-
sonders zur Feststellung der absoluten Abwesenheit von Arsen in für
gerichtlich-chemische Untersuchungen verwendeter Salzsäure.
!=) Die Methode von Otto (Ausmittelung der Gifte, 1884,
S. 146). Mehrere Liter Acid. hypochloric. puriss. des Handels werden
nach Zusatz von einigen Körnchen Kaliumchlorat und eventuell von
soviel Wasser, daß das spez. Gewicht höchstens 1,104 beträgt, in echten
Porzellanschalen im Wasserbade eingedampft, der Rückstand in Wasser
aufgenommen und die Lösung in dem Marsh sehen Apparat geprüft.
C) Die Gutzeitsche Probe (S. 458) ist zwar außer-
ordentlich scharf, indem man mittels derselben noch ^/looo ^^g AS2O3
Verunreinigungen der Salzsäure. 50 1
erkennen kann, allein sie erfordert peinlichstes Einhalten einer ganzen
Reihe von Vorsichtsmaßregeln. Es soll insbesondere die Wasserstoff-
entwicklung nur schwach sein. Die Salzsäure muß frei von schwefliger
Säure sein, event. von dieser vorher durch Brom befreit werden; das
Zink endlich muß absolut chemisch rein sein, da Schwefelwasserstoff,
Phosphorwasserstoff und Antimonwasserstoff das Silbernitratpapier
ähnUch dem Arsen Wasserstoff verändern.
Zur quantitativen Bestimmung des Arsens
in der Rohsalzsäure kann man entweder 20 g der Säure mit schwefUger
Säure reduzieren, nach dem Austreiben der schwefligen Säure mit
Xatriumcarbonat neutralisieren, mit Xatriummonocarbonat versetzen
und mit Jod titrieren, oder man kann das mit Schwefelwasserstoff aus-
gefällte Schwefelarsen nach Auswaschen mit Sch\Aefelkohlenstoff
trocknen und wägen. Beide Methoden sind nicht einwurfsfrei; bei der
letzteren ist man niemals sicher, ^^irkhch reines AS2S3 zu haben, weshalb
M. Kretzschmar (Chem.-Ztg. 15, 269; 1891) folgende Methode
anwendet :
Man neutralisiert die stark verdünnte Lösung annähernd mit
kohlensaurem Natron, versetzt mit etwas Ammoniak, gibt gelbes
Schwefelammonium hinzu, übersättigt mit chemisch reiner Salzsäure
und leitet unter Erwärmen im ^^'asserbade zwei Stunden lang einen
starken Strom von Schwefelwasserstoff durch die Flüssigkeit, nach wel-
cher Zeit die Fällung, welche sonst 15 — 24 Stunden dauert, beendet ist.
Das Schwefelarsen wird ausgewaschen, mit Kalilauge und Chlor oder
vorteilhafter mit Kalilauge und Brom in Lösung gebracht, aus
schwachsaurer Lösung mit Ammoniak und Magnesiami.xtur gefällt
und als Magnesiumpyroarseniat bestimmt. Auch diese letzte Form der
Bestimmung kann Anlaß zur Ungenauigkeit der Resultate geben, da
bei zu starkem Glühen die Gefahr des Entweichens von Arsen nicht
ausgeschlo-s-sen ist, bei zu schwachem leicht ein Teil der Substanz sich
der Umwandlung in Pyroarseniat entzieht.
Blattner und Brasseur (Chem.-Ztg. 28. 211: l'.i04)
haben die Methode von S e y b e 1 und \V y k a n d c r (cln-iida 26, TiO;
1902) S. 460 zu einer quantitativen Arsenbestimmungsmethode um-
gewandelt. Man entnimmt von der zu analysierenden Säure 50 ccm
und bringt sie in ein Becherglas von ungefähr 125 ccm. Am vorteil-
haftesten ist es, wenn die Säure 20 — 22" Be stark ist : sollte sie bedeutciul
schwächer sein, so ist es notwendig, sie durch Zusatz von reiner Schwefel-
säure von 45 Bc auf obige Stärke zu bringen, sonst entstehen Fehler
durch Löslichkeit des Arsentrijodids in der zu verdünnten Säure. Nun
werden nach und nach unter Umrühren 5 ccm einer 30 proz. Jodkalium-
lösung zugegeben; etwa eine .Minute nachher wird filtriert, indem man
(las (Janze in »'inen Trichter gießt, welcher mit einem kleinen Stink
Baumwolle oder (Jlaswolle verschossen ist. Bei ganz kleinen .MeiiL'cn
Niederschlag muß die Watte stärker eingepreßt werden, um das Dunh-
gehen des NiederschlagCH zu verhüten. Zum Filtrate setzt man einige
Tropferi Jodkaliuiiih'isung, um sich /,u überzeugen, daß alles .\rsen aus-
502 Sulfat- und Salzsäurefabrikation.
gefällt ist. Sobald die Flüssigkeit vom Filter abgetropft ist, wird das
Becherglas, welches den Niederschlag enthielt, mit einigen ccm konz.
Salzsäure, welche 10 Prozent der 30 prozentigen Jodkaliumlösung ent-
hält, ausgeschwenkt und auf das Filter gegossen. Hierauf setzt man den
Trichter mit dem Niederschlage auf einem etwa 300ccm fassenden Erlen-
meyerkolben, gießt Wasser in das Becherglas, das zum Niederschlagen
des Arsentrijodids gedient hat, um am Glase anhängend gebliebenes
Arsentrijodid zu lösen; dieses Wasser wird auf den Niederschlag gegossen,
und die Auflösung des Arsentrijodids durch mehr Wasser vollständig
gemacht. Die wäßrige Lösung, welche nun das Arsen als arsenige Säure
neben Jodwasserstoff enthält, wird mit reinem Natriumbicarbonat
leicht übersättigt, dann mit ^'j^N. -Jodlösung austitriert. Ist das spez.
Gew. der Säure = d, die Anzahl der verbrauchten ccm ^/^q N. -Jodlösung
= a, dann ergibt die Formel : 7^ dieinderSäure enthaltenen
d
Prozente Arsen.
Die Anwesenheit von Chlor, Eisenchlorid und Selen wirkt bei der
Titration störend ; dieser störende Einfluß wird behoben durch Zuf ügung
einiger Tropfen einer stark konzentrierten Lösung von Zinnchlorür
in reiner Salzsäure von 20 — 22" Be. Die Wirkung des Zinnchlorürs auf
Arsen Verbindungen, wobei Arsenzinn gefällt wird, tritt nicht sofort,
sondern erst nach einiger Zeit ein; trotzdem ist es ratsam, falls Zinn-
chlorür zugesetzt werden muß, unmittelbar nach diesem Zusatz die
Fällung mit Jodkalium vorzunehmen.
B u c h n e r s Angaben über abnorm hohen Gehalt der rohen
Säuren an Arsen werden von einem ungenannten Industriellen in
Chem.-Ztg. 15, 43; 1891 als durchaus zutreffend, wenigstens für gut
geleitete Fabriken, bezeichnet. Er teilt aus seinem Laboratoriums-
journale für Salzsäure folgende beliebig herausgegriffene Zahlen mit.
In 100kg Rohsäure sind enthalten : 2,4, 3,1, 10,4, 0,7, 4,7, 5,7, 9,7 g Arsen.
d) Eise n*. 5 g, auf 25 ccm verdünnt, zeigen nach Zusatz von
einigen Tropfen Kaliumrhodanidlösung keine rötliche Färbung.
V e n a b 1 e (Zeitschr. f. anal. Chem. 28, 699; 1889) empfiehlt zur
Prüfung auf Spuren von Eisen in starken Säuren die blaue Flüssigkeit,
welche man erhält, Avenn man salpetersaures Kobaltoxydul mit starker
Salzsäure versetzt. Spuren von Eisenoxydsalzen verändern die blaue
Farbe dieser Flüssigkeit in grün, während Eisenoxydulsalze ohne Ein-
fluß sind.
Zur quantitativen Bestimmung des Eisens reduziert man mit Zink,
verdünnt mit einer großen Menge geprüften destillierten Wassers, ver-
setzt mit etwas eisenfreier 20 proz. Mangansulfatlösung und titriert mit
einer ^/^^ N.-Permanganatlösung (1,5803 g im Liter), wovon 1 ccm =
0,002793 g Fe. Gleichzeitig ermittelt man in einem zweiten Versuche die
zur bleibenden schwachen Rosafärbung einer dem titrierten Flüssigkeits-
volumen genau gleichen Menge geprüften destillierten Wassers nötige
Anzahl ccm der Permanganatlösung. Spuren von Eisen bestimmt man
kolorimetrisch. wie S. 465 beschrieben.
Analyse der Salzsäure. öfKJ
e) Schweflige Säure (nacli M e i <• k)*. öo ccin Wasser
werden mit einem Tropfen ^ ^f, X. -Jodlösung und einigen Tropfen
Stärkelösung blau gefärbt. Zu dieser Flüssigkeit fügt man eine Mischung
von 5 g der zu prüfenden Salzsäure in 50 com Wasser. Nach dem Um-
schütteln .soll die Flüssigkeit nicht entfärbt werden.
Bei Abwesenheit von Chlor und Eisenchlorid kann man schweflige
Säure auch durch Schwefelwasserstoff (\\eiße Trübung durch ausge-
schiedenen Schwefel), oder durch Zinnchlorür (brauner Niederschlag
von Zinnsulfür) nachweisen. Wenn sie quantitativ bestimmt werden
soll, so oxydiert man durch Permanganat- oder Jodlö.sung. Noch
sicherer bestimmt man nach der Oxydation durch diese Mittel (oder
durch Wasserstoffsuperoxyd) die Gesamtschwefelsäure und
zieht davon die nach b) gefundene ursprünglich vorhandene
Schwefelsäure ab.
f) Gleichzeitige Prüfung auf s c h \\' e f 1 i g e
Säure und arsenige Säure. W^ird zugesetzte Jodlösung
entfärbt, so ist eine der beiden Säuren vorhanden.
Man setzt alsdann nach H i 1 g e r (Jahresb. f. ehem. Techn.
1875, 445) noch mehr Jodlösung bis zu einem Überschuß zu, gießt die
Säure in ein Probierrohr, fügt einige Stückchen Zink zu und verschließt
das Rohr lose mit einem Kork, in welchem ein Stückchen Silbernitrat-
papier eingeklemmt ist: war Arsen vorhanden, so schwärzt sich das
Papier infolge der Bildung von Arsenwasserstoff. Trat keine (Schwärzung
ein, so prüft man die ursprüngliche Säure noch einmal auf schweflige
Säure, indem man erst die Schwefelsäure mit Chlorbaryum ausfällt
und dann Jodlösung zu der filtrierten Flüssigkeit bis zur Färbung zusetzt.
Bei Gegenwart von schwefliger Säure in der ursprünglichen Salzsäure
entsteht hierbei eine neue Fällung von schwefel.saurem Baryt.
g) Salpetersäure. Nach G o t 1 1 i e b (Chem.-Ztg. 30.
766; 1906) kann man kleine Mengen Salpetersäure in Handelssalzsäure
mittels des Nitrometers (S. 156) bestimmen, in dem man 5 — 10 com der
zu untersuchenden Salz.säure in das Nitrometer einsaugt, hierauf zweimal
mit je 1 — 2 ccm reiner ca. 30 proz. Salzsäure nachspült und die (iasent-
wieklung durch Schütteln in Gang bringt.
h) (' h 1 o r*. 5 ccm .sehr verdünnter fri.scher Stärkeiösung w i-rdi-n
mit einigen Tropfen Jodkaliumlösung und alsdann mit einigen Tropfen
verdünnter Schwefelsäure und 1 ccm der vorher mit Wasser verdünnten
Salzsäure versetzt: es .soll keine blaue Färl)ung eintreten. Ein etwaiger
(jchalt des Jodkaliunis an Jodat würde sieh hierbei durch Blaufärbung
vor Zusatz der verdümiten Salzsäure venaten. Fiiie andere l'robe ist
folgende. Man schüttelt die Säure in einer verschlos.senen Fla.sche. nacli
Verdrängimg der Luft aus dem darüber stehenden Haum durch Kolilen-
dioxyd.mit einen» Span vcillig blanken Kupfers. Hei (iegeiiw art von Chlor
wird Kupfer aufueriominen und karui diMch Ferroevaiikaiiurn etc.
nachgewiesen werden. Für gewiihniich genügt .schon l'liuäitncii dei'
Salzsäure und Finhaiten eines Streifens von Jo(lkalium-Stäikc|tapicr in
die Dämpfe: eine sofortige liläuung zeigt freies Chlor an.
504 Sulfat- und Salzsäurefabrikation.
Meistens ist das Chlor als Nitrosylchlorid NOCl vorhanden, das
ebenfalls auf Kupfer wirkt. Es läßt sich durch das G r i e s sehe Reagens
(S.416U.443) nachweisen, wenn nicht zuviel schwefHge Säure anwesend ist.
In diesem Falle muß man vor der Prüfung die schweflige Säure mit
Jodlösung oxydieren.
i) J o d als freies Jod oder Jodwasserstoff läßt sich durch Aus-
schütteln mit Schwefelkohlenstoff oder Chloroform, im Falle der
Anwesenheit von Jodwasserstoff nach vorheriger Oxydation mittels
Wasserstoffsuperoxyd nachweisen.
k) Selen gibt bei der Probe von R e i n s c h auf Kupferblech
dieselbe Farbe wie Arsen ; erhitzt man jedoch das Blech in einer trockenen
Probierröhre, so bekommt man bei Gegenwart von Selen ein Sublimat,
das sich in Schwefelsäure mit braungrüner Farbe löst (D r i n k w a t e r,
Jahresb. f. ehem. Techn. 1884, 348).
Nach Reidemeister (zitiert in L u n g e s Handb. d. Soda-
industrie, II, 85) findet man rotbraune Absätze von Selen aus der Ofen-
säure, aber nie aus der Pfannensäure.
1) Kalk (nach M e r c k)*. 20 ccm Salzsäure mit 20 ccm Wasser
verdünnt, mit 50 ccm Ammoniaklösung (spez. Gew. 0,96) und einigen
ccm Ammonoxalatlösung versetzt, sollen auch nach 2 stündigem Stehen
keine Bildung von Calciumoxalat ergeben.
m) Bestimmung des C h 1 o r w a s s e r s t o f f s. 10 ccm
der Säure, deren spezifisches Gewicht bekannt sein muß, werden mit
einer genauen Pipette abgemessen, mit destilliertem Wasser auf 200 ccm
verdünnt und davon wieder 10 ccm abgemessen; oder aber statt dessen
etwa 1 g in der Kugelhahnpipette, Fig. 148 S. 476 abgewogen, in Wasser
einlaufen gelassen und vollständig zum Titrieren verwendet. Man ver-
setzt die Probe mit chlorfreier Soda, bis die Reaktion neutral oder
schwach alkalisch geworden ist. Man wird diesen Punkt schnell und
ohne wesentlichen Verlust durch Tüpfeln treffen können, wenn man
nach dem spezifischen Gewicht der Säure deren Gehalt aus der Tabelle
S. 498 ermittelt und die entsprechende Menge Sodalösung aus einer
Bürette zusetzt. Dann versetzt man mit ein wenig Lösung von neu-
tralem chromsaurem Kali und titriert mit ^/^^ N. -Silberlösung bis zur
deutlichen, aber schwachen, auch nach dem UmschütteLn verbleibenden
Rosafärbung (S. 149). Von der verbrauchten Lösung zieht man für den
zur Erzielung der Färbung erforderlichen Überschuß 0,2 ccm ab. Der
Rest, multipliziert mit 0,7294 und dividiert durch das spezifische Gewicht
der Salzsäure, gibt bei Anwendung oben angeführter Verdünnung deren
Prozentgehalt an HCl.
Oder aber man titriert nach der V o 1 h a r d sehen Methode, S. 150.
Bei Anwesenheit von Metallchloriden, welche jedoch nur ausnahms-
weise in merklicher Menge vorkommen, würde obiges unrichtige Resultate
geben. Man bestimmt dann die Gesamtsäure, wie S. 461 für Scliwefel-
säure beschrieben, bestimmt die Schwefelsäure nach S. 499 und zieht
sie von der Gesamtsäure ab. Man kann dieses Verfahren natürlich
von vornherein auch bei Abwesenheit metallischer Chloride einschlagen.
I
I
F^a])nkafioii der Soda.
V^on
Prof. Dr. (;. Limge und Privatdozent Dr. E. Berl, Zürich.
I. Sodafahrikatioii nach L('l)laiic.
A. Rohstoffe.
1. Sulfat. Die analytische Prüfung desselben ist bereits S. 490 ff.
be.schrieben. Nicht minder wichtig ist die Begutachtung des Sulfats
nach äußerem Au.ssehen und Verhalten. In L u n g e s Handb. d. Soda-
ind., .3. Aufl. II, 443 sind für das zur Sodaschmelze bestimmte Sulfat
folgende Regeln aufgestellt. Das Sulfat muß .so porös und feinpulverig
oder doch , „schwammig'" als mögUch sein, oder die vorhandenen Knollen
müssen sich doch ganz leicht mit der Schaufel zerschlagen lassen und
dann in feines Pulver zerfallen. Harte Knollen enthalten fast immer
emen Kern von rohem Kochsalz, den man übrigens auch an der Farbe
und Textur erkennt; beim Zerschlagen sticht seine grobkrystaUinische
Textur und graue Farbe sehr gegen das feinkörnige, gelblich oder rein
weiße Sulfat ab. Da kochsalzhaltiges Sulfat leichter schmilzt als reines,
so sind auch ganz geschmolzene, im Innern weiße Stücke (Sauen) ver-
dächtig. Hartes, klumpiges oder gar geschmolzenes Sulfat gibt keine
gute Soda, selbst wenn es 97 Proz. stark ist. Selbst hinreichend reines
Sulfat wird verschlechtert, wenn es so stark geröstet wird, daß das stets
in ihm enthaltene Eisensulfat in rotes Ei.senoxyd übergeganscn ist
Solches „fuchsiges" Sulfat macht nie gute Soda. " Ein gutes" Sulfat .soll
immer etwas sauer reagieren, aber niclit über P ., bis luichstens 2 JV.)/..
Säure (als SO., berechnet) halten: dann wird es auch in der Regel nicht
mehr als '/,, bis höchstens 1 iVoz. Chlornatrium enthalten. Ganz fri.sches
Sulfat, sowie es aus dem Kalzinierofen kommt, gibt nicht .so gute Soda
wie solches, das einige Zeit lang gelegen hat. Schon äußeriich Ix'merkt
man emen Unterschied; während das frische Sulfat doch immer mehr
oder weniger Knollen und .sonstige l'nrcjrclmäßigk<-itcn zeigt, sieht das-"
jenij/e. welches jn einem großen Kaufen einige Zeit gelegen hat, ganz
feinkörnig und gleichmäßig aus. Wahrscheinlich geht bei dem in Haufen
5Q6 Fabrikation der Soda.
zusammenliegenden Sulfat noch eine nachträgliche Aufschließung des un-
zersetzten Kochsalzes mit der überschüssigen Schwefelsäure vor sich.
2. Das Calciumcarbonat wird in Form von Kalkstein, Kreide
oder trockenem Calciumcarbonat-Schlamm, der vom Chance-Prozeß
(siehe unter „Sodarückstand") oder von der Fabrikation der kaustischen
Soda nach dem Kalkverfahren herrührt, angewendet.
Schädliche Bestandteile des Kalksteines für den Sodaschmelz-
prozeß sind in erster Linie Magnesia (dolomitische Kalksteine sind also
unbrauchbar), dann Ton, Sand und Eisen. Letztere drei Bestandteile
gehen in wasserunlösliche Doppelsilikate mit der Soda ein und führen
deshalb zu Soda Verlusten. Ganz unschädlich sind organische Substanzen
bituminöser Art, durch welche viele Kalksteine blau bis selbst schwarz
gefärbt Averden.
Die analytische Untersuchung erstreckt sich in der Regel nur auf
Feuchtigkeit, Unlösliches (in Salzsäure), Kalk und
nötigenfalls Magnesia und wird ganz, ^ie im nächsten Abschnitte
(Chlorkalkfabrikation) beschrieben, angestellt.
3. Reduktionskohle. Meist verwendet man Steinkohle, seltener
Braunkohle, Holzkohle, Koks u. dgl. Bei der Probeziehung sind die
S. 8 u. 289 ff. gegebenen Regeln streng zu beobachten. Man macht fol-
gende Bestimmungen.
a) Feuchtigkeit. Damit nicht schon während der Zer-
kleinerung Wasser entweicht, wird das Muster so schnell wie mögHch
und nur auf Bohnengröße zerkleinert und dann 100 — 200 g zwei Stunden
lang auf nicht über 110*^ erhitzt, bei ganz mäßigem Luftwechsel, weil sonst
zu viel flüchtige ,, bituminöse" Bestandteile entweichen, andererseits
aber auch durch Oxydation Gewichtszunahme eintreten kann. Man
benutzt zweckmäßig ein Luftbad, dessen obere Öffnung (Schornstein)
nur wenig geöffnet ist, oder ein Toluoldampfbad. Noch weit sicherer ist
Erhitzen im trockenen Kohlendioxydstrome.
b) Koksrückstand, d.i. die nicht vergasbaren Bestandteile
(nach Muck). Man erhitzt 1 g der feingepulverten Kohle schnell
in einem mindestens 30 mm hohen Platintiegel bei fest aufgelegtem
Deckel über der nicht unter 18 cm hohen Flamme eines einfachen
B u n s e n sehen Brenners so lange, bis keine bemerkbaren Mengen
brennbarer Gase zwischen Tiegelrand und Deckel mehr entweichen
(Avas nur einige Minuten dauern soll), läßt erkalten und wägt. Der Platin-
tiegel muß auf einem dünnen Drahtdreieck ruhen und sein Boden
höchstens 3 cm von der Brennermündung der Lampe entfernt sein.
(Bei kleinerer Flamme, dickerem Drahtdreieck etc. fällt die Koksaus-
beute zu hoch aus.) Um vergleichbare Resultate zu erhalten, muß man
sie auf a s c h e n f r e i e Kohle oder Koks beziehen. Gute Flammofen-
kohle soll 60 — 70 Proz. Koksausbeute ergeben.
c) Asche. Bei Braunkohle und Torf ist ihre Bestimmung sehr
einfach. Koks erfordert sehr hohe Temperatur; am schwersten ist die
Veraschung bei backender Steinkohle, welche man sehr fein pulvern und
Rolisodaschinelze. 5O7
ganz langsam erwärmen muß, damit die flüclitigen Bestandteile ent-
weichen, ohne daß das Pulver zu Koks zusammenbäckt.
Über die Ausführung der Aschenbestimmung bei Einzelanalysen
vgl. S. 290.
Wenn öftere Proben zu machen sind, ist es vo'rzuziehen, die Ein-
äscherung entweder in einer Platin- oder selbst Porzellanschale mittels
einer Muffel (hierzu eignen sich besonders solche mit Quarzglas-
einsatz) oder noch schneller in einem Platinschiffchen vorzunehmen,
das in einer Porzellanröhrc im Sauerstoffstrom erhitzt wird. Im letzteren
Falle wendet man die Kohle oder Koks in Stückchen an, da liei feinem
Pulver die untersten Teile desselben mit dem Sauerstoff zu wenig in
Berührung kommen.
Bei neuen Kohlensorten ist nicht nur der Gesamtgehalt an Asche
festzustellen, sondern in dieser auch Kieselsäure, Tonerde und Ei.sen-
ox3^d nach den Regeln der Silikatanalyse zu bestimmen.
d) Schwefel (nach E s c h k a) (s. S. 294).
Hunde shagens Methode unterscheidet sich von E s c h k a s
nur dadurch, daß er das Xatriumcarbonat durch Kaliumcarbonat ersetzt.
Die anderen bekannten Methoden sind entweder zu umständlich oder
zu wenig zuverlässig (Vergleichung und Prüfung derselben von H e a t h,
Journ.Amer.Chem.Soc.20,630; 1898). N o wie ki (St.u.E. 23. 1141 : 190.3)
führt die Methode von E s c h k a in einem Rose sehen Tiegel aus
und leitet während der Operation Sauerstoff durch die Masse. Über die
Anwendung von Xatriumsuperoxyd vgl. oben S. 294.
e) Stickstoff wird durch Glühen mit Natronkalk und Auf-
fangen des Ammoniaks in titrierter Schwefelsäure nach den Regeln
der organischen Elementaranalyse bestimmt; besser nach der S. 296 ff.
beschriebenen Methode von K j e 1 d a h 1. Im vorUegenden Falle ist
die.se Bestimmung viel wichtiger als für Fcuerungskohle. da bei zu hohen
Gehalten (über 1,5 Proz.) zu starke Bildung von CVaniden auftritt.
H. l»<'tri<'bsk<mtroll<'.
I. I>i4' lt4>llS<Ml:iS<-|||||4'l/,(>.
Noch wichtigci' als die chemische Analyse, die durcli die l'nmög-
lichkeit, eine wirkliche l)urchscluiittsj)rol)e neiimen zu können, an Be-
deutung einbüßt, deshalb aber natürlich in keiner Weise vernachlä.ssigt
werden darf, ist die Prüfung der Rohsodablöcke mit dem l)loßen Auge.
p]ine richtig geführte Schmelze') gibt ein Brot, welches sich leicht
von dem Wagen aljlJist und an den der F.<uft noch glühend ausgesetzten
Stellen, alsf) an der aus dem Wagen licrvorragendcn Olictfläcbe. eine
lederbraunc oder gelbbraune, an den übrigen Obcrfläclicn eine schwiiiz-
braune Farbe zeigt. Beim Zerbrechen zeigt ein gutes Mrot eine bell
.sehiefergraue Farbe mit ganz jK)röser, fast bimssteinälinlicbcr Struktin-;
') Vfi\. L II nur. HaiKlI.iicIi .l.r Sncliiiii.lusi iir II, .".(t|.
5Qg Fabrikation der Soda.
es soll so homogen als möglich sein und nur wenige Kohlenteilchen
hier und dort zerstreut zeigen, aber keinesfalls schwarze Streifen (von
Kohlen) oder weiße Streifen (von Kreide) aufweisen; diese zeugen von
schlechtem Durchmischen der Schmelze. Viele zerstreute Kohlenstück-
chen zeigen einen Überschuß davon an, Kalksteine ebenso ihrerseits. Es
ist schon nicht mehr so gut, wenn die Farbe auch noch so schwach in
Rosa oder Violett hinüberspielt. Das Innere eines Brotes soll überhaupt
auch der Farbe nach gleichartig und nur ganz dicht am Rande etwas
dunkler sein.
Schwarze Schmelzen sind nicht lange genug in Feuer gewesen oder
nicht ordentlich durchgearbeitet. Rote (verbrannte) Schmelzen enthalten
viel Schwefelnatrium, von dem die rote Farbe herrührt.
Die Rohsodaschmelze wird täglich auf ihren Gehalt an
freiem Kalk^), Gesamtkalk, Schwefelnatrium, schwefelsaurem
und kohlensaurem Natron untersucht. Außerdem bestimmt
man mehr oder weniger häufig Ätznatron und Chlornatrium.
Das als NagCOg, Na2S und NaOH vorhandene Natron wird
auf Na2S04 umgerechnet und zu dem als solches vorhandenen
Na2S04 hinzuaddiert, wodurch man das ,, Gesamtnatron,
ausgedrückt als Na2S04", erhält und dem gefundenen
Gesamtkalk gegenüberstellen karm, und wodurch man eine
Kontrolle darüber erhält, daß die Mischungsverhältnisse beim
Schmelzen die richtigen gewesen sind.
Zur Bestimmung dieser verschiedenen Bestandteile ver-
fährt man wie folgt^). 50 g einer Durchschnittsprobe werden
schnell, aber sehr gründlich in einem Mörser zerrieben (in den
Fabriken kann man manchmal mechanische Vorrichtungen für
solche Zwecke herstellen), in einen HalbHterkolben gebracht
und mit lauwarmem destillierten Wasser, welches durch
V Auskochen von Kohlensäure befreit worden war, übergössen,
wobei man — was wesentlich ist ! — gleich anfangs schüttelt
und das Schütteln noch Avährend zweier Stunden öfters fort-
^*' "^ ' setzt. Ohne baldiges und gründliches Schüttehi bildet sich an
dem Boden ein fester, später nicht mehr zu zerteilender Kuchen.
a) Trübes Gemisch:
1. Freier Kalk. Nach zwei Stunden füllt man den Kolben bis
zur Marke an und entnimmt nun zunächst nach gründlichem Durch-
schütteln Proben von je 5 ccm zur Bestimmung von freiem Kalk und
Gesamtkalk. Für beide Bestimmungen bedient man sich am besten
nicht einer Pipette mit langer, dünner Ablaufröhre, welche sich leicht
/
^) Diese Bestimmung ist wichtig, weil ohne die Gegenwart einer gewissen
Menge freien Kalkes, welcher beim Lösen der Sodaschmelze letztere durch die
treibende Kraft des Löschens auseinandertreibt, der Auslaugungsprozeß sehr un-
vollständig vor sich geht.
^) Lunge und Berl, Taschenbuch 4. Aufl. S. 187; Lunge. Zeitschr. f.
angew. Chem. 3, 570; 1890; Sodaindustrie 3. Aufl. II, 507.
b
Rohsodaschnielze. 5()9
durch den 8oda.s(;hlamm verstopft, sondern einer Pipette, deren Gefäß
sofort in die Auslaufspitze übergeht (Fig. 150)^).
Man spritzt den außen anhängenden Schlamm ab, entleert die
Pipette in ein Becherglas, spült mit Wasser nach, setzt einen Überschuß
von Chlorbaryumlösung und einen Tropfen Phenolphtaleinlösung zu und
titriert nun mit ^/j Normal-Salzsäure, bis die Rötung eben verschwunden
ist (vgl. S. 92). jedes ccm der Säure -= 0,005609 g CaO. Die Einzel-
proben geben, wenn man immer gut durchschüttelt, durchaus überein-
stimmende Resultate.
2. Gesamtkalk. Diese Bestimmung beruht darauf, daß man den
in Chlorcalcium übergeführten Kalk in wieder neutral gemachter Lösung
mit ^/g X.-Natriumcarbonat in Calciumcarbonat überführt und den
Überschuß des Xatriumcarbonats mit ^j^ N. -Salzsäure zurücktitriert.
Man versetzt 5 ccm der durchgeschüttelten Flüssigkeit von Xr. 1 in
einem Erlenmeyer-Kölbchen mit einigen Kubikzentimetern konzen-
trierter Salzsäure und erhitzt zum Kochen, bis alle Gase ausgetrieben
sind. Xach Abkühlung setzt man einen Tropfen Methylorange zu und
neutraHsiert ganz genau mit Xatriumcarbonatlösung, bis die rötliche
Farbe eben verschwunden ist. Xun setzt man von der ^/j X. -Sodalösung
30 bis 40 ccm zu und erhitzt nochmals zum Kochen. Jetzt ist aller Kalk
als Calciumcarbonat gefällt, allerdings auch etwaiges Eisenoxyd, Ton-
erde und Magnesia, deren Menge aber so gering ist, daß sie für vorliegen-
den Zweck vernachlässigt werden kann. Man ermittelt nun das nicht
verbrauchte Xatriumcarbonat, indem man alles in einen 200 ccm-
Kolben spült, bis zur Marke auffüllt, 100 ccm abfiltriert und mit ^'5 X.-
Salzsäure (eventuell unter Zusatz von etwas mehr Methylorange) zurück-
titriert.
Die verbrauchte Menge sei = n. Der Gesamtkalk ist dann
(30 minus 2 n) X 0,005609 CaO oder als CaCOg berechnet: (30 — 2 n) X
0,01001 CaCO.,.
Diese beiden, wohlverstanden immer mit der trüben, gut auf-
geschüttelten Flüssigkeit vorgenommenen Proben geben keine genauen
Resultate und können nur zur Orientierung dienen, umsomehr, weil man
unmöglich ein wirkliches Durchschnittsmuster von Rohsoda erhalten
kann. Dies gilt aber von allen mit Rohsoda gemachten Bestimmungen,
weshalb sie stets durch die Besichtigung der Blöcke selbst ergänzt
werden müssen (S. 507).
b) Klare Lösung:
Xach Entnahme der für obige Proben bestimmten Flü.ssigkeits-
mengen läßt man den Halbliterkolben gut versclilossen stehen, bis die
Lauge vollständig klar geworden ist, und entnimmt nun die Proben
für die folgenden Bestimmungen.
') C DeHaga in Hoitlelborg liefert aueli Pipett«!ii von 5. 10. 'id und
•">() ((in mit weiter AiisfliiUs])it7.e, aber gewöhnlicher langer und dünner .\blauf
röhre, welche namentlich für Analysen von Kalkmilch und ähnlichen kalk- oder
Hchlainmhaltigen Flüssigkeiten bestimmt sind.
q\() Fabrikation tler Soda.
1. 10 ccm (== 1 g Rohsoda) werden mit Salzsäure und Methyl-
orange kalt titriert (S. 80) . Hierdurch erfährt man den alkali metri-
schen Gesamtgehalt an NaaCOg, NaOH und Na2S. Wenn man die
in Nr. 2 und 3 gefundenen Mengen hiervon abzieht, bekommt man die
Menge des Natriumcarbonats, nämlich 0,0530 g für
jeden Kubikzentimeter der Normalsäure. (Die durch kleine Mengen
v^on AlgOg und SiÜg verursachte Ungenauigkeit kann vernachlässigt
werden.)
2. Ätznatron wird bestimmt, indem man 20 ccm der Lauge in
einem 100 ccm-Kolben mit überschüssigem Chlorbaryum versetzt (hierzu
werden 10 ccm einer lOproz. Lösung von BaCl,, 2 aq stets mehr als
genügen), kochendes Wasser bis zur Marke zufügt, umschüttelt und
verkorkt. Nach einigen Minuten ist der Niederschlag klar abgesetzt;
man pipettiert 50 ccm der obenstehenden klaren Flüssigkeit ohne Fil-
trieren heraus (das Filtrierpapier absorbiert eine merkhche Menge von
Barytsalz), läßt abkühlen und titriert mit Methylorange und Normal-
salzäure. Noch einfacher und sogar genauer (S. 92) kann man gleich die
Flüssigkeit (10 ccm) mit Niederschlag titrieren, wenn man als Indikator
Lackmus oder am besten Phenolphtalein anwendet, wo dann der Um-
schlag eintritt, wenn alles Ätzkah gesättigt ist. Jedes Kubikzentimeter
der Säure zeigt 0,04001 g NaOH in 1 g, d. i. der wirklich angewen-
deten Menge Rohsoda. Hierbei wird auch das Schwefelnatrium
mit als Ätznatron bestimmt. Die etwa vorhandene, äußerst
geringe Menge von SiOa kann hier nicht wie bei Schmelzsoda (s. d.)
störend wirken.
3. Schwefelnatrium. Man verdünnt 10 ccm der Lösung mit
. durch Auskochen von Sauerstoff befreitem Wasser auf ca. 200 ccm, säuert
mit Essigsäure an und titriert schnell mit Jodlösung unter Benutzung von
Stärke als Indikator. Wenn man Zehntelnormal- Jodlösung (12,692 g J
im Liter) anwendet, entspricht jedes Kubikzentimeter derselben
0,003904 g NagS; man kann aber auch eine Lösung von 3,2514 g J
im Liter anwenden, von der jedes Kubikzentimeter 0,001 g NagS anzeigt.
Bei Anwendung der Zehntelnormallösung kann man die verbrauchten
ccm, durch 10 dividiert, sofort auf die in Nr. 1 verbrauchte Säuremenge
beziehen. Ein genaueres Verfahren (von Lestelle), das bei der
Analyse der Handelssoda beschrieben werden Avird, ist hier unnötig.
Eine ausführliche Arbeit über die Bestimmung des Sulfidschwefels
rührt von M a r c h 1 e w s k i (Zeitschr. f. anal. Chem. 33. 403; 1893) her.
Die anderen Schwefelverbindungen (außer Sulfat) braucht man in
frischer Rohsoda nicht zu berücksichtigen; ihre Trennung wird bei
,, Sodamutterlaugen" beschrieben werden.
4. Chlornatrium. Man neutrahsiert lOccm der Lösung möglichst
genau mit Salpetersäure, am bequemsten, indem man von einer Normal-
salpetersäure (63,018 g HNOo im Liter) gerade so viel Kubikzentimeter
zusetzt, als in Nr. 1 verbraucht worden waren, erhitzt zum Kochen, bis
aller Schwefelwasserstoff ausgetrieben ist, filtriert von dem etwa ausge-
schiedenen Schwefel ab, setzt etwas neutrales Kaliumchromat zu und
Rolisodalauge. öl 1
titriert mit Silberlösung. Man kann auch niit Salpetersäure von belie-
biger Stärke im Überschuß versetzen und nach dem Wegkocheii des
HoS mit Xatriumcarbonat oder Biearbonat bis zu schwach alkalischer
Reaktion abstumpfen. Oder aber man titriert nach V o 1 h a r d mit
Rhodanammonium und Eisenalaun als Indikator (S. 150), wo dann
die Salpetersäure im Überschuß angewendet werden kann. Jedes
Kubikzentimeter der Zehntelnormal-Silberlösung zeigt 0,005846 g XaCl
an; von einer im Liter 2,9061 g AgX'vJ.^ enthaltenen Lösung zeigt
1 ccm 0,001 g XaCl an.
5. Schwefelsaures Xatron. Man säuert 20 ccm mit nicht zu
viel überschüssiger Salzsäure an, bringt zum Kochen und versetzt mit heißer
Chlorbaryumlösung. Bei der geringen Menge des BaSOj-Xiederschlages
kann man ihn gleich auf dem Filter mit heißem Wasser auswaschen,
das Filter feucht in den Platintiegel bringen und glühen. Jeder Ge-
wichtsteil BaSOj entspricht 0,6086 Gewiclitsteilen Xa2S04.
Bei dieser Ausführung des gewichtsanah'tischen Verfahrens, unter
Benutzung der S. 21 für das Abwägen und Tarieren beschriebenen Vor-
teile, wird man wohl ebenso schnell \\ie mit den S. 330ff. erwähnten
maßanalytischen Methoden und jedenfalls erheblich genauer arbeiten
können.
6. Ein Durchschnittsmuster der sämtlichen Schmel-
zen wird durch Zusammengießen einer bestimmten Menge von der Lö-
sung jeder Probe gebildet ; dieses w ird durch Einleiten von Kohlendioxj'd
c a r b o n i s i e r t, filtriert, die klare Lösung abgedampft und im
Trockenrückstande Mieder Xa.^COo, X'a.jSOj und XaCl be.stinunt.
2. Rolisodalauge.
Diese Lauge soll nicht braun oder grüji, sondern möglichst hell-
gelb gefärbt .sein. Ihre Stärke soll 30 — 32° Be. betragen (warm ge-
messen). Da sie beim Erkalten reichliche Krystalle ausscheidet, so muß
sie noch im warmen Zustande untersucht bzw. bis dahin an einem
etwa 40" warmen (Jrte aufbewahrt werden. Man entnimmt am besten
ohne Verdüiuiung der Lauge kleine Proben (2 — 5 ccm) mit genauen Pi-
petten, was die Arbeit sehr lu-schleunigt. Damit werden folgende Be-
stimmungen gemacht.
Zunächst bestimmt man das s p e z i f i s c li e (Jewicht
mittels des Aräometers, und zwar notwendigerweise im warmen
Zustande (s. o.). Man kann, wenn man gleichzeitig die Temperatur
beobachtet, hieraus, wie Lunge (Chem. Ind. 4. 376; 18S1) gezeigt
hat, mit großer Annäherung den Gehalt der Rohlauge an Trocken-
Substanz ermitteln, da dieser fa.st genau mit dem Geiialte gleich
schwerer Laugen von reinem Xatiiumcarbonat übcreinstinunt. wie er
aus den später folgenden Tabellen hervorgeht.
Di(! clieniische {' n t e r s u c h u n g d •■ r R o h s o d a 1 a u g e
iiinfaßt folgende Bestimmungen:
512 Fabrikation der Soda.
a) N a t r i u m c a r b o n a t. Man titriert 2 com mit Normal-
salzsäure. Bei Allwendung von Methylorange setzt man zur Abkühlung
vorher etwas kaltes Wasser zu. Von der gefundenen Zahl zieht man die
unter b) und ^/k, der unter c) gefundenen Zahl ab.
b) Ätznatron. Man \\endet 2 oder 5 com an und verfährt im
übrigen genau nach S. 510.
c) S c h w e f e 1 n a t r i u m. Wird in 2 com genau nach S. 510
bestimmt. Der durch andere niedere Schweflungsstufen verursachte
Fehler kann vernachlässigt werden.
d) Schwefelsaures Natron. 2 com werden nach
S. 511 behandelt.
e) Gesamt-Schwefel. 5 ccm Lauge werden mit über-
schüssiger starker Chlorkalklösung und Salzsäure oxydiert; man muß
überschüssiges Chlor stark riechen. Dann filtriert man und fällt mit
Chlorbaryum.
f) C h 1 o r 11 a t r i u m. 2 oder 5 ccm werden auf die S. 510 ange-
gebene Weise neutrahsiert und titriert.
g) Ferrocyannatrium. Zur Bestimmung kann man die
de Haensche Permanganat- Methode anwenden (Bil-
dung von Berlinerblau, Zersetzen desselben mit Natronlauge auf dem
Filter und Titrieren des rückgebildeten Ferrocyannatriums im Filtrate),
besser jedoch die viel schneller fördernde H u r t e r sehe Kupfer-
vitriol-Methode in der hier angegebenen ]\Iodifikation. Diese
Methode in ihrer ursprünghchen Fassung (Chem. N. 39, 25; 1873) htt an
dem Übelstande, daß die im Überschuß zugesetzte Chlorkalklösung
ein langwieriges Austreiben des Chlors notwendig machte, wobei leicht
Zersetzung des gebildeten Ferricyannatriums eintrat. Lunge und
S c h ä p p i (Chem. Ind. 4, 370; 1881) vermeiden dies dadurch, daß
sie gerade nur die zur Oxydation nötige Menge Chlorkalklösung hinzu-
setzen. Die Hurter-Lunge-Schäppische Methode
wird wie folgt ausgeführt. Man entnimmt 20 ccm der Lauge oder bei
geringem Cyangehalt auch mehr, macht mit Salzsäure sauer und fügt
aus einer Bürette starke Chlorkalklösung unter gutem Umschwenken
zu. Von Zeit zu Zeit bringt man einen Tropfen der Mischung auf einen
^\ eißen Teller zu einem Tropfen verdünnter, von Chlorür freier Eisen-
chloridlösung. Wenn dabei kein BerHnerblau entsteht, sondern das Ge-
misch beider Tropfen braun wird, so ist alles oxydiert und dabei auch
alles Ferrocyan in Ferricyan umgesetzt. Ein Tropfen Chlorkalklösung
im Überschuß schadet nichts ; wenn man aber zu viel Überschuß davon
angewendet hat oder durch das Tüpfeln zu viel Flüssigkeit verloren zu
haben glaubt, so nimmt man eine neue Probe, wobei man den Chlor-
kalkzusatz aus der Bürette leicht von vornherein fast genau treffen
und durch wenige Tüpfelproben beendigen kann.
Zu der oxydierten Flüssigkeit setzt man aus einer Bürette Zehntel-
normal-Kupfeiiösung (enthaltend 3,1785 g Cu oder 12,486 g kristalli-
sierten Kupfervitriol im Liter), wodurch gelbes CugFe.^Cyig gefällt wird.
Von Zeit zu Zeit probiert man, indem man einen Tropfen der trüben
\
Rohsodalaiige. 513
Flüssigkeit auf einem Porzellanteller mit einem Tropfen verdünnter
Eisen vitrioUösung zusammenbringt. So lange noch eine blaue Färbung
eintritt, durch Einwirkung des FeS04 auf noch vorhandenes Nag Fe Cyg,
setzt man mehr Ku))ferlösung zu, bis die Probe auf dem Teller nicht mehr
blau oder grau, sondern deutlich rötlich wird. Alsdann Ist kein
Na, Fe Cve mehr vorhanden, und das Fe 80^ auf dem Teller reduziert
daher jetzt das gelbe Ferricyankupfer zu rotem Ferrocyankupfer. Die
erste merkhche Rötung muß als Endreaktion betrachtet werden, ob-
wohl sie nach kurzem w ieder verschwindet. Jedes Kubikzentimeter der
Kupferlösung sollte 0,01013 g Na4 Fe Cvg anzeigen; dies ist jedoch nach
weiteren Versuchen (C'hem. Ind. 5, 79; 1882) nicht der Fall, sondern
man verbraucht zu wenig Kupferlösung und mufS jedes Kubikzentimeter
derselben = 0,0123 g Naj Fe Cyg setzen oder noch besser den Wirkungs-
wert der Kupferlösung gegenüber reinem Ferrocyankalium durch Ver-
suche feststellen.
Z u 1 k o w s k y (Dingl. Journ. 249, 168; 1883) bestimmt das Ferro-
cyanür dadurch, daß er die Lösung zu einer mit Schwefelsäure an-
gesäuerten, kochenden Zinksulfatlösung so lange zusetzt, bis ein auf
Filtrierpapier aufgebrachter Tropfen an seinem sich weiter ausbreitenden
Rande mit Eisenchlorid einen blauen Niederschlag gibt. Der Nieder-
schlag hat die Formel K4 Fe Cy^, 3 Zn., Fe Cye, 12 H,().
Z a 1 o z i e c k i (Zeitschr. f. angew. Chem. 3. 210. 301 ; 18i)0) setzt
zu der zu prüfenden Lösung Zinkcarbonat, behandelt in der Hitze mit
Kohlendioxyd und titriert einen Teil des Filtrats mit Methylorange und
Normalsäure. Das Resultat entspricht dem aus dem Ferrocyanür
gebildeten Alkahcarbonat :
3 Na^ Fe Cy« + 4 Zn C(\ = 2 Zn, Fe Cyg + Nai Fe Cy« + 4 Na., CO3.
Wenn die Lauge (wie im vorliegenden Falle) schon vor Zusatz
des Zinkcarbonats alkalisch reagiert, so zieht man die entsprechende
Säuremenge von der wie oben gefundenen ab.
H a w 1 i c z c k (Journ. Soc. Chem. Ind. 8. 3.13; ISSi)) bestimmt
sämtliche Cyanverbindungen zusammen durcli Erhitzen der Rohsoda
im Wasserdampfstrom in einem Schniiedeeisenrohr zur Rotglut, wobei
das Cyan angebhch quantitativ in XH., übergelien soll, das man in
Normalsäure auffängt .
Zur annäluMtidcn Hestiinnuiiig von K h 0 d a n n a t r i u m .säuert
H u r t e r die Lauge an, fügt Zinkchlorid zur Ausfällung des Kerro-
cyannatriums hinzu, filtriert, fügt zum Filtrate Ei.senchlorid und er-
mittelt flen Rhodangehalt kolorimetri.sch durch Vergleichung mit ver-
schiedenen, mit Eisenchlorid versetzten Lösungen von bekanntem
Pvlioflangehalt.
h) (1 (• s a m t g t' h a 1 t an Kiesels ä u r e ,'!'<> n »• r d c u n d
Eisenoxyd (na<h Parnell, Chem. Ind. 3, 242; IHHO). .Man
übersättigt KM) ccin Lauge mit Salzsäun>, kocht, setzt eine beträcht lirlir
Menge Salmiaklfisung hinzu, übersättigt mit Ammoniak und kocht,
bis der Ammoniakgeruch vollständig vcrschu niidcn ist. Der N'icder-
riitiTsurliiinj»cti. ti. A<i(l. I ii^J
514 Fabrikation der Soda.
schlag setzt sich leicht ab und kann gut filtriert und ausgewaschen
werden. Beim Auswaschen mit heißem Wasser wird er intensiv blau
(durch Bildung von BerUner Blau ?). Man glüht und wägt den aus
Si O2, AI2 O3 und Fe, O3 bestehenden Niederschlag.
i) Kohlensäure und Schwefelwasserstoff in der
Rohsodalauge werden nach der Methode von Lunge und Rittener
(Zeitschr. f. angew. Chem. 19, 1851 ; 1906) bestimmt. Man braucht für
diesen Zweck zwei Bunte-Büretten I und II. In die Bunte-Bürette I
A\ird das nach S. 181 entbundene Gasgemisch aus Kohlendioxyd und
Schwefelwasserstoff bestehend übergetrieben. Bei der Bunte-Bürette II
muß man auch das Volumen des unteren, nicht eingeteilten Raumes
kennen. Man kann dieses sehr einfach ermitteln, indem man \/io N. -Jod-
lösung bis zum Teilstriche 0 oder — 10 der Bürette ansaugt, auslaufen
läßt, nachwäscht und mit ^/k, N.-Thiosulfat titriert. Bei den späteren
Ablesungen A^ird dieser Raum immer mit verrechnet. Man muß auch
den Inhalt der oberen Kapillaren der Büretten I und II keimen, der am
besten durch Auswägen mit Quecksilber ermittelt wird. Wenn die
Gasfüllung der Bürette I die Temperatur des Raumes angenommen hat,
so saugt man durch die obere Hahnkapillare in die vorher sorgfältig
getrocknete Bürette II soviel i/^o X. -Jodlösung ein, daß ihr Volumen
zunächst mindestens die Hälfte des in Bürette I enthaltenen Gas-
volumens ausmacht und außerdem so viel mehr, als zur Oxydation des
in diesem Gasvolumen enthaltenen Schwefelwasserstoffs notwendig ist.
Man verbindet die oberen Kapillaren der beiden Büretten (Glas an
Glas) durch einen dicken Kautschukschlauch und öffnet beide Hähne
der Bürette II, während der obere Hahn von Bürette I geschlossen bleibt.
Wenn dabei ein Menig Jodlösung ausfheßt, so tut dies nichts. Nun
öffnet man den unteren Hahn der Bürette I, bringt das Gas auf Atmo-
sphärendruck und hest den Stand der Flüssigkeit ab (b). Dann hebt
man die Niveauflasche, öffnet den oberen Hahn von I und stellt so
zwischen I und II die Verbindung her. Das Gas tritt von I nach II
hinüber, und eine entsprechende Menge Jodlösung fheßt unten bei II
ab, die, wie die Beobachtung gezeigt hat, ganz unverändert ist und des-
halb wieder als frisch gebraucht werden kann, obwohl oben auf die
Lösung in II schon der H^S einwirkte.
Diese Lösung zählt also beim späteren Titrieren nicht mit. Wenn
etwa die Hälfte des Gases aus I nach II hinübergetreten ist, so schließt
man die Hähne und hest den Flüssigkeitsstand in I nach Einstellen der
Niveauflasche beim Atmosphärendruck ab (d). Wir wissen also, wieviel
Gas nach II hinübergetreten ist. In I absorbiert man H^S -\- COo,
wie früher das COo allein, durch Ätznatron und hest ab (e). In II hest
man das darin gebliebene Volumen Jodlösung (f) ab (das wie oben ab-
gelassene zählt ja für die Titration nicht mit; wohl aber muß man,
wie oben angegeben, beim Ablesen den unter dem Teilstrich 0 vor-
handenen Raum mitzählen) und schüttelt, um den H^S zu oxydieren.
SoUte die Jodlösung ganz entfärbt werden, so saugt man, da ja jetzt
teilweises Vakuum vorhanden ist, mehr Jodlösung ein. Nun läßt man
Rolisadalange. 5J5
die teilweise verbrauchte Jodlösung aus II in einen Erlenmeyer-
kolben ablaufen, wäscht nach und ermittelt das zum Riicktitrieren
nötige Volumen von ^/k, N.-Thiosulfatlösung (g). Sollten sich Klumpen
von Schwefel bilden, die Jod zurückhalten, so entfernt man sie mittels
eines Eisendrahtes aus der Bürette, extrahiert das Jod durch Schwefel-
kohlenstoff, titriert das darin enthaltene Jod mit ^/^q X.-Thiosulfat und
fügt diese Zahl zu g hinzu. Die Berechnung geschieht wie folgt. Wir
haben vier Gasvolumina : 100 — b, d — b, e — d, 100 — d. Da (100 — d)
= (100 — b) — (d — b), so braucht man nur die drei ersten Volumina
auf 0" und 760 mm zu reduzieren, d — b ist das Volumen, in dem \\ ir
HoS bestimmen ; wir müssen hiervon das Volumen der oberen Kapillaren
der beiden Büretten abziehen. Nach Abzug dieses Volumens und Re-
duktion auf Normalzustand erhalten wir die korrigierten Volumina,
die wir weiterhin mit denselben Buchstaben bezeichnen, wie vorher die
unkorrigierten. (d — b) ccm Gas haben also (f — g) ccm \\(, X. -Jod-
lösung verbraucht; also braucht das Gesamtvolumen des aus a Gramm
Substanz entwickelten Gases, nämlich (100 — b) ccm:
(100-b) (f-g) .
- ccm Jodlosung = k ccm.
d — b
Nun entspricht
20 000 ccm Vio N.-Jodlösung = 1 Mol. = 34,086 g H.,S
und
1 !■ x^ T II- k X 34,086 ^^,
kccm 1 / 10 I^.- Jodlosung = — t^ttt^p^tt- g H.,S
oder
k X 22 145
20 000
20 000
ccm H,S = m.
(Die Zahl 22 145 bedeutet die ccm, welche ein Mol. H.,S wirklich
einnimmt, also berechnet aus der beobachteten Dichte des H.,S = 1,5392
die allein hier in Frage kommen kann.) (100 — d) com Gas enthalten
(e — d) ccm COg + HgS. Die aus a g Substanz im ganzen ent-
wickelten (100 — b) ccm Gas enthalten
(e-d) (100-b)
j^— ^ = 1 ccm CG, ^ H.s.
Dieselben (KX) — b) ccm Gas enthalten
k X 22 145 „ .
zTT^. = ni ccm H„S.
20 (MM) -
Als(j ciitlialtcM (100 - h) fem Gas, d. h. ag Substanz: (1 iii> <(iu CO.,
oder
(l — m) 1,9768 ^^
g \^Uo
1000
:\v
516 Fabrikation der Soda.
oder
(1 — m) 1,9768 X 106,00 ,, ^,^
1000 X 44 ^ ^"^ ^^-
k) Eine größere Probe der Rohsodalauge wird durch Einleiten von
CO., carbonisiert, filtriert, zur Trockene verdampft und der
Rückstand auf Alkalinität, Nag SO4 und Na Cl untersucht.
Ein Beispiel der damit anzustellenden Berechnung und der für
die Praxis daraus folgenden Schlüsse findet sich in L u n g e s Soda-
industrie II, 571.
8. Carboiilsierte Laiig-en
werden wie die Rohlaugen untersucht; außerdem bestimmt man darin
schon gebildetes B i c a r b o n a t. Am genauesten und zugleich am
schnellsten wird Kohlensäure sowohl in den größten wie in den kleinsten
Mengen durch die Methode von Lunge und R i 1 1 e n e r (Zeitschr. f.
angew. Chem. 19, 229; 1906) bestimmt, welche S. 181 ff. ausführlich
beschrieben ist. Wo man den dafür erforderlichen Apparat nicht besitzt,
kann man die folgende Methode anwenden.
Annähernd genau, genügend für alle praktischen Zwecke, bestimmt
man die Kohlensäure in carbonisierten Laugen durch Zusatz von
Phenolphtalein und ^/g N. -Salzsäure in der Kälte bis zur Ent-
färbung mit den S. 93 erwähnten Vorsichtsmaßregeln, worauf man
Methylorange zusetzt und bis zum Farbenumschlag mit Salzsäure
austitriert. Wenn man für die erste Titration a, für die zweite b ccm
^/j N. -Salzsäure braucht, so zeigt b — a das als Bicarbonat, 2 a das als
Nag CO3 vorhandene Natron, a -j- b das Gesamtnatron, woraus das
Verhältnis von Bicarbonat zu Carbonat sich leicht berechnen läßt.
Eine andere, etwas umständlichere Methode hat Lunge (Chem. Ind. 4,
309; 1881) beschrieben. Für weitere Methoden der Bicarbonatbestim-
mung sei auf den Abschnitt ,, Bicarbonat'" verwiesen.
Ebenso wie die carbonisierten Laugen werden die Mutter-
laugen von der Kr istall sodafabrikation geprüft.
4-. Sodainutterlaug-eii.
In diesen, namentlich wenn sie von uncarbonisierten Laugen
stammen, kommen neben Schwefelnatrium auch erhebliche Mengen
von Sulfit und Thiosulfat vor.
Zur qualitativen Bestimmung von Thiosulfat neben
Sulfit erhitzt man nach G u t m a n n (Zeitschr. f. anal. Chem. 46,
485; 1907) mit Kaliumcyanid, säuert mit Salzsäure an und prüft mit
Eisenchlorid auf Rhodanjon, das nach Na, S.2 O3 + K CN = Na^ SO3
+ K SC N enstanden ist.
Zum qualitativen Nachweis von Thiosulfat neben Sulfid
und Sulfat digeriert man die schwach alkalische Lösung kurze Zeit
Sotlaiiiiittcflaiii^cii. 5J~
mit breiigem Cadmiuiiu-arbüimt. filtriert vom Cadmiiimsulfid ab,
fügt zum Filtrat übersehüssige Kaliunu yanidlösung, koclit kurze Zeit,
neutralisiert mit verdünnter »Salzsäure und Phenolphtalein bis zur
sehwaeh alkalischen Reaktion und setzt Baryumchlorid in geringem
Überschuß zu: Sulfit und Sulfat werden gefällt. Rhodanat bleibt in
Lösung. Man filtriert den Niederschlag, wäscht ihn aus und behandelt
ihn mit Salzsäure. Löst er sich unter S02-Entwicklung klar auf, so
war nur Sulfit vorhanden (entweder schon ursprünglich oder vom
Thiosulfat herrührend) ; löst er sich nicht klar, so war auch Sulfat vor-
handen. Das Filtrat von den Baryumsalzen enthält das Rhodanat,
man säuert mit Salzsäure an und versetzt mit Eisenchloridlösung.
W e s t o n und Jeffreys (Chem. News 97, 85; 1908) bedienen sich
zum Nachweis der gleichen Körper des verschiedenen Verhaltens der
Bleisalze in wäßriger und Natriumthiosulfatlösung, während A 1 e x a n-
drow (Zeitschr. f. anal. Chem. 48, 31 ; 1908) die verschiedene Löslich-
keit der Baryumsalze und das Verhalten von Silbersulfit iind Silber-
thiosulfat heranzieht.
T r e a d w e 1 1 (Qualität. Analyse, 4. Aufl., S. 325) weist Sul-
fite neben Sulfiden und Salzen der T h i o s c h w e f e 1 -
s ä u r e auf folgende Weise nach : Durch Zusatz von Zink-
sulfat werden Sulfide als Zinksulfid gefällt. Das Filtrat hier-
von wird mit Strontiumnitratlösung versetzt, über Nacht stehen
gelassen und das Strontiumsulfit abfiltriert und mit wenig
kaltem Wasser gewaschen. Mit verdünnter Salzsäure angesäuert,
wird schweflige Säure frei, die durch Entfärbung von Jodlösung
nachgewiesen wird. Tm Filtrat vom Strontiumsulfit befindet sich
das Thiosulfat, das durch Ausscheidung von Schwefel beim An-
säuern mit Salzsäure erkannt wird.
Nach A u t e n r i e t h und W i n d a u s (Zeitschr. f. anal. Chem.
37,295; 1898) ist die Löslichkeit der Erdalkalisulfitc und -thiosulfate
aus folgender Tabelle ersichtlich :
Sulfit Thiosulfat
Ca ... . 1 : .S(KI 1 : 2
8r . . . . 1 : 3(»(l(M) I : :}.7
ßa . . . . 1 : 46 CKM) 1 : 480.
Browning und Howe (Chem. News 78, 213: 1S9S) lösen 0, 1 g
der zu analysierenden Substanz in 10 i-cm Wa.sser (otlcr mehr), setzen
Kali- oder Natronlauge oder Ammoniak bis zu schwacher, aber deutlich
alkalischer Reaktion zu, dann Zinkacetat im Überschuß und filtrieren.
I)e*r Niederschlag wird nach dem Ansäuern auf Sulfid untersui-ht.
Das Filtrat wird mit Essigsäure schwach übersättigt, Clilorbaryum zu-
L'csetzt luid durch ein dopix-ltes Eiltcr filtriert. Zum Filtrate .setzt
man .Jodlösung bis zu (h'utlich gelber Färbung und lümmt diese mit
Zinnchlorür und ein weiüg Salzsäure fort. W'etui iiieriiei ein Nieder-
schlag entsteht, so zeigt dieser das Sulfit. Das Filtrat wii<l in
-'«hwachcm Überschuß mit liioriiw asscr versetzt, dessen (^Itcr-
518 Fabrikation der Soda.
schuß ebenfalls mit Zinnchlorür weggenommen wird. Der jetzt
entstehende Niederschlag zeigt das ursprünglich vorhandene T h i o -
Sulfat an.
Zum qualitativen Nachweis von Sulfiten neben
Thiosulfaten, Dithionaten, Trithionaten und
T e t r a t h i o n a t e n benutzt V o t o c e k (Ber. 40, 414; 1907) die
Beobachtung, daß Lösungen von normalen schwefligsauren Salzen sehr
schnell, fast augenblickhch, verdünnte Lösungen zahlreicher Farbstoffe
der Triphenylmethanreihe entfärben, während dies Dithionate, Tri-
thionate, Tetrathionate, Bicarbonate, Sulfhydrate, Phosphate usw.
nicht tun. Sulfide und Polysulfide müssen vor der Prüfung durch Zink-
oder Cadmiumsalze entfernt werden. Zur Prüfung werden zu 2 oder
3 ccm der zu untersuchenden Lösung mehrere Tropfen einer Fuchsin-
Malachitgrünlösung (3 Vol. Teile einer Lösung von 0.25 g Fuchsin
in 1000 ccm Wasser und 1 Vol. Teil einer Lösung von 0.25 g Malachit-
grün in 1000 ccm Wasser) allmählich zugefügt. Bei Anwesenheit von
normalem Sulfit findet Entfärbung statt, die bei Zusatz von Acetaldehyd
aufgehoben wird. Ist freies Alkali in der Lösung vorhanden, so muß es
vor der Prüfung durch Kohlendioxyd in Bicarbonat umgewandelt
werden. Saure Lösungen ( Bisulf it) \Aerden durch Zusatz von Bicarbonat
abgestumpft. Über die quahtative Untersuchung von Lösungen, die
beim Ansäuern Schwefel ausscheiden mit Hilfe des Fuchsin-Malachit-
grün-Reagens, vgl. man das Original.
Wenn es sich um die quantitative Bestimmung des
Sulfid-Schwefels für sich handelt, so geschieht diese meist
durch Austreibung des HoS mit Säuren und Absorption in verschiedenen
Reagentien. Vgl. darüber die ausführhchen Mitteilungen von M a r c h -
1 e w s k i (Zeitschr. f. anal. Chem. 32, 403 ; 1893) und Jannasch
(Zeitschr. f. anorg. Chem. 12, 124, 134, 358; 1896).
Am besten bringt man die Substanz in einen Kolben, der mit
einem bis nahe an den Boden reichenden Hahntrichter und Ableitungs-
rohr versehen ist; letzteres A\ird mit 1 oder 2 Zehnkugelröhren ver-
bunden, die mit ammoniakalischem Wasserstoffsuperoxyd (das frei von
Schwefelsäure ist oder in dem der Gehalt an Schwefelsäure bekannt ist)
gefüllt sind. Die Substanz wird, wenn fest, mit ausgekochtem Wasser
bedeckt, durch einen schnellen Wasserstoffstrom die Luft aus dem
ganzen Apparate ausgetrieben, durch den Hahntrichter verdünnte
Salzsäure (1 + 1 ausgekochtes Wasser) allmählich zugesetzt, schließlich
bis zum gehnden Sieden erhitzt und i^ Stunde lang Wasserstoff durch-
geleitet. Der Inhalt der Vorlagen A\'ird zum Sieden erhitzt, um die
Oxydation zu beendigen, mit Salzsäure angesäuert und der Schwefel
als Baryumsulfat ausgefällt. Statt des ammoniakalischen Wasserstoff-
superoxyds kann man auch reine (schwefelsäurefreie) Natronlauge
verwenden; man muß diese dann mit Bromwasser und Salzsäure ver-
setzen und kochen, bis das Brom ausgetrieben ist, um allen Schwefel
in Sulfat überzuführen. Der hier zu verwendende Wasserstoff muß mit
einer alkalischen Bleilösung und dann mit Wasser gewaschen werden.
Sodamutterlaugen. 519
-Mail kann aucli in das erste Kugelrohr ^/^^ X. -Jodlösung bringen,
in das zweite dann zur Zurückhaltung des mitgerissenen Jods eben-
soviel V'jfj X.-Thiosulfats. Xach Beendigung des Versuches vereinigt
man beide Flüssigkeiten, wobei dann das Thiosulfat im Überschuß sein
wird, und ermittelt durch Titrieren des letzteren das nach der Reaktion
HgS + J2 = 2 HJ + S verschwundene Jod.
In allen diesen Fällen stören Carbonate nicht, wohl aber Sulfite
und Thiosulfate, aus denen 80., mit übergehen würde.
Für die schnelle Bestimmung von Sulfid, Sulfat, Sulfit
und Thiosulfat nebeneinander eignet sich folgendes, in
L u n g e s früheren Mitteilungen über analytische ]\Iethoden der
Sodafabrikation angegebenes, von Groß mann (Zeitschr. f. anal.
Chem. 28, 79; 1889) in becjueme Formeln gebrachtes Verfahren.
a) In einer Probe der Lauge wird das schon fertig gebildete
Sulfat bestimmt. Um während der Arbeit die Oxj'dation der
niedrigeren Schwefelungsstufen zu vermeiden, verdrängt man die Luft
im Fällungskolben durch Kohlendioxyd, erhitzt, säuert mit Salzsäure an
und fällt mit Chlorbaryum.
b) Eine andere Probe wird mit Essigsäure angesäuert, mit luft-
freiem Wasser verdünnt und mit Jod und Stärke auf blau titriert. Dies
zeigt Xa2 S -f Xaa SO., -|- Xaa S.^ O3 an.
c) Eine dritte Probe ^^'ird durch Cadmiumcarbonat von Sulfid
l)efreit, das Filtrat mit Essigsäure angesäuert und mit Jod titriert. Der
Unterschied c — b gibt die Menge des Xag S an. Die in c gebrauchte
Menge, ausgedrückt in Gramm von Jod, heiße = A und entspricht
Xa2 SO3 -f Xa., S, O3. b — c zeigt also das Sulfid.
d) Eine vierte Probe wird durch BromA\asser oder Chlorkalk-
lösung oxydiert (S. 512) und das Gesamtsulfat bestimmt; dann wird
die dem Sulfat (a) und Sulfid (c — b) entsprechende Menge abgezogen;
der Rest, in Gramm Xa^ SO^ ausgedrückt, heißt B; er entspricht wieder
dem Xa, SO3 -f- Na2 Sj O3. Dann ist vorhanden: (0,7418 B — •
0,4147 A)'Gramm von Xa2 S. O3 und (0,6614 A — 0,2958) Gramm von
Xag SO3.
K a 1 m a n n und S p ü 1 1 e r (Dinglers Jourii. 264, 456; 1887)
beschreÜK'n folgendes Verfahren, wobei der Umstaml iMMuitzt wird, daß
Ba SÜ3 so gut wie unlöslich, aber Ba S, O3 in viel Wasser löslicii ist.
a) In einem gemessenen Volumen der Lauge bestimmt man die
Gesamtalkalität mit Xormalsäure und Methylorange als Indikator.
Der verbrauchten Säuremenge entspricht der Gehalt an Natrium-
carbonat 4- Xatriunisulfid -f- Xatriutuhydro.xyd • der Hälfte des Na-
triumsulfites ').
b) In <'ineni gleichen Volumen iler Lauge wird nach vorher-
gegangenem Ansäuern mit verdünnter Kssigsäure und Zugabe von
Stärkekleister am b(!sten mit einer \ ,„ N.-.I()dl(")snng titriert. I)i-r vcr-
') Weil K'"*;''" .M<'tli\ iKniriKc Na_,S(»j ulkiili.scli. .NaHS<»j ii.innil n-imiiTl
(sielio S. 84). ,
I
520 Fabrikation der Soda.
brauchten Jodmenge ents})rieht der Gehalt an Natriumsulfid + Natrium-
sulfit -f Natriumthiosulfat.
c) Aus einem doppelt .so großen als dem in 1 luid 2 verwendeten
Volumen der Lauge fällt man mit alkalischer Zinklösung das Sulfid,
bringt auf ein bestimmtes Ma(3, filtriert die Hälfte ab, säuert mit Essig-
säure an und titriert mit ^/j^o N. -Jodlösung und Stärkekleister. Die ver-
brauchte Jodmenge entspricht dem Natriumsulfit und Natriumthio-
sulfat.
d) Ein 3 — 4 fach so großes Volumen der Lauge, als in 1 und 2
verwendet wurde, versetzt man mit Chlorbaryumlösung im Überschuß,
füllt mit ausgekochtem Wasser auf ein bestimmtes Volumen auf, filtriert
nach dem Absetzen des Niederschlages
a) I3 bzw. 14 ^^ ^^^ titriert mit Normalsäure. Die verbrauchte
Säuremenge ist gleich dem Natronhydrat + dem Natriumsulfid;
ß) säuert man ein neues Drittel bzw. Viertel des Filtrates mit
Essigsäure an und titriert mit ^,\o N. -Jodlösung. Die verbrauchte Jod-
menge entspricht dem Gehalt an Natriumsulfid -f Natriumthiosulfat.
Die Rechnung ist alsdann folgende:
b — d /!^ = A ccm ^/^qN. -Jodlösung, entsprechend dem Naa SÜ3.
b — c = B - - - - Na.2 S.
d/? — (b— c) =C - - - - NaaS.^Og.
da — Vio^ = D - Normalsäure, - - Na OH.
1— (d«+ i/2oA)=E - - - - Na^COg.
K a 1 m a n n gibt auch folgende Methode zur Bestimmung von Sulfit
neben Thiosulfat (Ber. 20, 568; 1887). Bei der Reaktion Na, SO3
+ Ja + H2O = Na2S04 + 2 H J wird Säure frei, bei 2 Naj Sj O3 + Jo
— Nag S4 Oß -f 2 Na J nicht. Man läßt also in ein gemessenes Volum
Jodlösung von der zu untersuchenden Lösung so lange zufließen, bis
eben Entfärbung eingetreten ist, versetzt dann mit Methylorange und
titriert mit ^/kjN. -Lauge auf gelb. Die der verbrauchten Lauge
äquivalente Jodmenge zeigt das Sulfit an, und die Differenz gegenüber
dem Gesamtverbrauch von Jod das Thiosulfat. (Dies geht natürlich
nur bei Abwesenheit von Carbonat an, oder nach dessen vorgängiger,
nicht ganz leicht auszuführender NeutraUsierung, vgl. S. 140).
D o b r i n e r und S c h r a n z (Zeitschr. f. angew. Chem. 9, 455 ;
1896) machen die (selbstverständliche) Bemerkung, daß nur Na2 S
neben Na SH, oder Na2 S neben Na OH, aber nicht alle drei Körper
nebeneinander bestehen können, worauf bei der Aufstellung der Ana-
lysenresultate Rücksicht zu nehmen ist.
A u t e n r i e t h und W i n d a u s (Zeitschr. f. anal. Chem. 37,
291; 1898) trennen Sulfit und Thiosulfat durch Zusatz von
Strontiumnitrat (s. S. 517), wodurch das Sulfit ausgefällt wird, während
das Thiosulfat in Lösung bleibt. Nach Versuchen von B r u h n s
in L u n g e s Laboratorium gibt die Methode brauchbare, wenn auch
nicht ganz genaue Resultate, und sie dürfte deshalb, da sie doch
eine direkte Trennung ermöghcht, empfohlen werden.
Sodainiitterlaugen. 521
Feld (Chem. Ind. 21, 372; 1898) beschreibt folgendes (ins-
besondere für Erdalkalilaugen geeignetes) Verfahren zur Trennung
aller verschiedenen Schwefelungsstufen; Der freie
Schwefel (der in Laugen durch Thiosulfat oder Polysulfid gelöst sein
kann) wird durch Schwefelkohlenstoff ausgezogen und aus diesem durch
Destillation isohert. Darauf wird aus der Lauge der Schwefel-
wasserstoff durch Destillation mit Chlormagnesium und Kohlen-
säure (wobei die Reaktion ganz vollständig eintritt) ausgetrieben und
in ^/jf, X. -Jodlösung aufgefangen. Man wendet dafür drei Vorlagen an,
von denen zwei mit Jodlösung, die dritte zur Zurückhaltung des ver-
flüchtigten Jods mit ^/lo N.-Thiosulfatlösung beschickt sind. Der H2 S
kann natürlich aus Monosulfid, Polysulfid oder Hydrosulfid herrühren.
Der P o 1 y s u 1 f i d s c h w e f e 1 scheidet sich bei der Destillation mit
Chlormagnesium aus und wird durch Extraktion des Destillationsrück-
standes mit Sch\\efelkohlenstoff gewonnen. (Übrigens kann bei Gegen-
wart von Sulfit ein Teil des Polysulfidschwefels mit dem Sulfit zu Thio-
sulfat zusammentreten.) Der Rückstand wird mit überschüssigem Jod
oxydiert, wodurch der als S c h w e f e 1 e i s e n vorhandene Schwefel
in Freiheit gesetzt und wiederum durch Ausziehen mit Schwefelkohlen-
stoff bestimmt wird (2 Fe S + 3 H^ 0 -f 6 J = Fcg O3 ^ 2 S + 6 H J).
In dem Rest von dieser Operation oder aber in einer frischen mit Jod
oxydierten Probe, in der nun alles Thiosulfat als Tetrathionat
enthalten sein muß, bestimmt man das Thiosulfat durch Destillation
mit Aluminium und Salzsäure und Auffangen des quantitativ daraus
gebildeten Schwefelwasserstoffs in Jodlösung wie oben. Natürlich
werden hierbei anderweitig vorhandene Polythionsäuren mitbestimmt.
Schweflige Säure wird durch Behandlung mit überschüssigem
Quecksilberchlorid bestimmt, \\elches alle anderen Schwefelverbindungen
zerlegt, aber das Sulfit unverändert läßt, das nun durch Destillation
mit Salzsäure und Auffangen der SO2 in Jodlösung nachgewiesen wird.
G u t m a n n (Zeitschr. f. anal. Chem. 46, 485; 1907) versetzt zur
quantitativen Bestimmung der Seh wefelungs stufen mit auf-
geschlämmten Cadmiumcarbonat, filtriert das Gemenge von Cadmium-
carbonat und Cadmium s u 1 f i d ab, behandelt es mit Bromsalzsäure
oder rauchender Salpetersäure und bestimmt die gebildete Schwefelsäure
als Baryumsulfat. Das Filtrat vom Cadmiumsulfid bringt man mit
den Waschwässern in einen Meßkolben, füllt bis zur Marke auf und
behandelt 1 . eine abgemessene Menge davon mit Brom und fällt mit Clilor-
baryum. Das Baryumsulfat gibt das Thiosulfat an. Man destilliert
2. eine andere abgemessene Menge mit Phosphorsäure im Kohlcnsäure-
strom und leitet das entstandene Schwefeldioxyd in eine Jod-Jodkalium-
lösung. Das nach der Fällung mit Baryumc-hlorid entstandene Baryum-
sulfat stammt vom Sulfit und von der Hälfte des Schwefels des T h i o -
Sulfats. 3. In einer diitten abgemessenen Menge bestimmt man das
Thiosulfat mit Cyankalium als Rhodanat nach Na.^ Sg O3 r K C N
= Nag S(33 + K C N 8 (P e c h m a n n und M a n c k ", Ber. 28, 2374 ;
1895). Zu 50ccm einer annähernd \/io N. -Lösung (a>if Thiosulfat
522 P'abrikation der Soda.
bezogen) fügt man etwa 1 g chlorfreies Cyankalium und 2 com chlorfreie
15 proz. Natronlauge, erhitzt 14 Stunde im Wasserbade, spült nach
dem Erkalten in einen Meßkolben von 100 com, titriert in mindestens
20 ccm dieser Lösung nach L i e b i g das Cyan mit ^/k, X. -Silberlösung,
fügt hierauf ^/^o N. -Silberlösung in bekanntem Überschuß hinzu, säuert
mit Salpetersäure an, verdünnt auf ein bestimmtes Volumen und mißt
in einem abgemessenen Teile des Filtrates die überschüssige Silberlösung
mit 1/10 N.-Rhodanammoniumlösung nach V o 1 h a r d zurück. Es
entsprechen 1000 ccm i/^o N.-Silberlösung i/^o Gramm-Mol. Thiosulfat.
Halogenide dürfen bei dieser Bestimmung nicht anA^esend sein.
D h u i q u e - M a y e r (Rev. gen. de Chim. pure et appl. 11, 273;
1908; Chem. Zentralbl. 1908, II, 1124) geht zur Bestimmung eines
Gemisches von Sulfiden, Sulfhydraten, Polysulfiden
und Thio Sulfaten in folgender Weise vor: 10 ccm der zu unter-
suchenden Lösung wei'den auf 100 ccm verdünnt, 10 ccm dieser Lösung
mit Wasser auf ca. 200 ccm gebracht, einige Tropfen Phenolphtalein
zugefügt und mit ^/^j X. -Schwefelsäure austitriert (A); man fügt nun
einige Tropfen Stärkelösung zu und titriert mit i/m N.-Jodlösung
bis zur Blaufärbung (J). Endhch entfärbt man mit einem möglichst
kleinen Tropfen der verdünnten Lösung und titriert mit ^/^o N.-Xa 0 H
bis zur Rosafärbung des Indikators (R). Man verdünnt weitere 10 ccm,
fügt 2 g Bleicarbonat zu, schüttelt, filtriert, Aväscht und titriert mit
Jodlösung; Sulfide, Sulfhydrate, Polysulfide sind entfernt worden,
der neue Jodtiter (H) bezieht sich auf Thiosulfate. Es sind nun A = Sul-
fide ; R = Xa S H total ; R — A = wirkliches XaSH;J — 2R = Poly-
sulfid -+- Thiosulfat, H= Thiosulfat; (J — 2 R) — H = Potysulfid.
Die Koeffizienten für die Berechnung sind die Zehntel der Molekular-
gewichte; bei Polysulfiden teilt man den Titer durch 2 und drückt sie
als Nag S2 aus. Ist z. B. A = 3.5; J = 128.8; R = 64.1 ; H = 0 so ist
Nag S 3.5 X 7.8 = 27.3 g im 1; Xa S H = (64.1 — 3.5) X 5.6 = 339 g
. , ,^ ^ (128.8 — 128.2) X 11 00 • 1
im 1; Xa2 Sg = -^^ = 3.3 g im 1.
X'^ach Hub er (Chem. -Ztg. 29, 1227; 1905) ist die Benzidin-
methode von W. J. M ü 1 1 e r (S. 333) zur direkten titrimetrischen
Bestimmung von Sulfaten neben Thiosulfaten, Sulfiten und Sulfiden
unbrauchbar, da auch diese Verbindungen mit Benzidinchlorhydrat
reagieren. Auch auf indirektem Wege sind brauchbare Resultate nicht
zu erhalten.
Folgende Methode ist von Lunge und Smith ausgearbeitet
worden (Chem. Ind. 6, 301 ; 1883). Man bestimmt das Sulfat durch
Verdrängung der Luft im Fällungskolben mittels CO, (zur Verhütung
von Oxydation), Erhitzen, Ansäuern mit Salzsäure und Fällen mit
Chlorbaryum. In einer zweiten Probe bestimmt man den Verbrauch von
^/jo X. -Jodlösung nach Verdünnung mit luftfreiem Wasser und Ansäuern
mit Essigsäure. Eine dritte, viermal so große Probe wdrd zur Entfernung
des Sulfids mit Zinkacetat oder Cadmiumcarbonat versetzt, auf ein be-
stimmtes Maß gebracht, absetzen gelassen und je ein Viertel davon zu
I
SodaiiHitterlaiigen. 523
folgenden Bestimmungen gebraucht: 1. Verbrauch von ^jq X. -Jod-
lösung = M. 2. Versetzen mit Permanganat vom Wirkungswerte W
(entsprechend der aus der Gleichung: 3 Xa, 83 O3 -f 8 K Mn O4 -r- H2 O
= 3 Xao 8O4 + 3 K, SO4 -f 8 Mn O2 + 2 K OH entsprechenden Menge)
in großem Überschusse, ohne Ansäuern, in der Art, daß man die Lösung
in das Permanganat einlaufen läßt, dann saure Eisenvitriollösung zu-
setzt und mit Permanganat zurücktitriert. Die wirklich verbrauchte
Menge desselben nennt man X. Xennen m ir nun den Thiosulfat-Schwefel
S, den Sulfitschwefel s, so ist:
S = 1/. (8 WX — 0,0064 M)
s = 2 WN — 2 8.
Durch Abziehen des Betrages M vom Resultate der ursprünglichen
Jodtitrierung findet man den Betrag des Sulfids.
Dieses Verfahren ist später von Lunge und 8 e g a 1 1 e r nach-
geprüft worden (Journ.Soc. Chem. Ind. 19, 221; 1900). Es gibt dieselben
Resultate wie dasjenige von Richardson und A y k r o y d (be-
schrieben ebenda, 15, 171; 1896), die infolge von unrichtiger Manipulation
obiges Verfahren irrigenveise ungenau fanden. Sie bestimmen das
Sulfat durch Zusatz von Weinsäure und kalte Fällung mit Chlorbaryum ;
eine andere Probe versetzen sie, wie Kaiman, 8. 520, mit Jodlö.sung
und titrieren die dabei durch das Sulfit erzeugte freie Säure mit Methyl-
orange. Der Sulfidschwefel wird wie gewöhnUch bestimmt.
Angesichts der namentlich von D o b b i n (s. u.) hervorgehobenen
Verhältnisse muß man allerdings alle früheren Methoden zur Trennung
der verschiedenen Schwefelverbindungen für von zweifelhafter Genauig-
keit erklären.
Dupre und Korn (Zeit.schr. f. angew. Chem. 15, 225; 1902)
wollen Xatriumsulfit durch Kochen mit Essigsäure, Xatriumacetat
und Kaliumchlorat zerlegen, wobei Thiosulfat unverändert bleibe.
Bei der Xachprüfung in L u n g e s Laboratorium genau nach ihren
Vorschriften wurden keine Vn'auchbaren Resultate erhalten.
Eine sehr eingehende Zusammenstellung der vielen früheren Ar-
beiten über die Einwirkung von Kaliumpermanganat auf Thiosulfat, mit
eigenen neuen Versuchen, ist von D o b b i n gemacht worden (Journ. Soc.
Ghem. Ind. 20, 212; 1901). Seine Schlüsse sind folgende. Wenn neutrale
Lösungen von Thiosulfaten mit Kaliumpermanganat in der Kälte rea-
gieren, so entsteht ein dunkelbrauner, flockiger Xieder.'^chlag von ver-
änderlicher Zusammensetzung und eine neutrale Lösung. Die .Menge
von Permanganat, die man zu einer bestimmten Menge von Thiosulfat-
lösung zusetzen muß, um eine l^leibende Rötung zu erzeugen, ist geringer
als die, welche nach dcv Theorie zur Oxydation des Thiosulfats in Sulfat
unter der Annahme der Reduktion zu .Mn ()„ erforderlich ist. Der braune
Xiedenschlag enthält nämlich immer noith niedrigere Oxydationsstufen
des Mangans, aber in veränderliehen Mengen, wie auch Spuren von
Schwefelverbindungen. Die von diesem Niederschlag getrennte Lösunt;
enthält neben Sulfat iiiuner etwas Tetrathional , das selbst bei läimerem
524 Faljrikatiou der Soda.
Koclien mit Permanganat nicht in Sulfat übergeht; andere Schwefel-
verbindungen außer diesen beiden sind nicht nachzuweisen.
D o b b i n weist ferner auf die schon früher erwähnte, aber häufig
übersehene Tatsache hin, daß Baryumsulfat in Thiosulfatlösungen etwas
löslich ist, was die Bestimmung von Sulfat neben Thiosulfat ungenau
macht.
Jedenfalls wird in den Soda-Mutterlaugen daneben auch der ge-
samte oxydierbare Schwefel und der Gesamt-
Schwefel bestimmt, wie S. 525 angegeben.
5. Aushuig'erückstaud.
Unter allen Umständen muß dieser darauf untersucht werden, ob
die Laugereiarbeit richtig geführt worden ist. Schon die äußere Be-
sichtigung kann hierüber einigen Aufschluß geben.
Ein gut ausgelaugter Sodarückstand ist schon äußerlich so gut als
solcher zu erkennen, daß die Analyse nur sehr selten ein abweichendes
Resultat gibt. Er stellt eine gleichmäßige, weder schlammige noch zu
grobkörnige Masse von blaugrauer bis schwarzgrauer Farbe dar; es
kommen nur ganz wenige Stückchen von mehr als Erbsengröße in ihm
vor, die meisten Körner sind unter dieser Größe. Auch die größeren
Körner lassen sich leicht zerdrücken. Wenn aber in einem Sodarück-
stande gröbere, besonders harte Stücke vorkommen, von Haselnußgröße
und darüber, dann ist er schlecht ausgelaugt, und man erleidet einen
bedeutenden Verlust an Soda.
Jedenfalls muß aber auch eine chemische Untersuchung des Rück-
standes stattfinden. Wenn er nicht zur Schwefelwiedergewinnung be-
nutzt werden soll, so wird man sich meist mit der Bestimmung des
nutzbaren Natrons (a) begnügen, wozu von Zeit zu Zeit diejenige des
Gesamtnatrons (b) kommen sollte. Für die Zwecke der Schwefel-
regeneration müssen dann die weiteren Bestimmungen hinzukommen
und zwar c und d (oxydierbarer und Gesamtschwefel) in allen Fällen,
während je nach dem angewendeten System die Betriebsanalysen ganz
verschiedene sein müssen.
a) Der unoxydierte Sodarückstand.
Man nimmt vom Sodarückstand ein möglichst genaues Durch-
schnittsmuster. Man zieht täglich je eine oder zwei Proben von dem
an demselben Tage frisch auf die Halden abgelagerten Sodarückstand
und bringt sie sofort in eine große, mit eingeschliffenem Stöpsel und
weiter Öffnung versehene Flasche. Würde man die Probe — wie dies
früher üblich war — in einer Kiste an der Luft stehen und trocknen
lassen (wobei man dann die Analysenresultate auf ,, lufttrocknen Soda-
rückstand" bezog), so würde die Zusammensetzung infolge eintretender
Oxydation sich wesentlich ändern. Man analysiert also den Sodarück-
stand stets in feuchtem Zustande, nimmt hierbei rund einen Wasser-
Unoxydierter Sodarückstand. 525
gehalt von 40 Proz. an (bestimmt event. das Wasser durch direkten
Versuch) und bezieht die analytischen Resultate auf feuchte
Substanz. Man bestimmt nutzbares Natron, Gesamtnatron, Gesamt-
schwefel und oxydierbaren Schwefel.
1. Nutzbares Natron. Frühere Arbeiten von Lunge
über diesen Gegenstand (Chem. Ind. 4, 372; 1881; vgl. auch Zeitschr. f.
angew. Chem. 3, 571; 1890) sind jetzt veraltet. Am meisten empfiehlt
sich die Abänderung der Lunge sehen Methode von W a t s o n
(Journ. Soc. Chem. Ind. 9, 1107; 1890).
20 g Sodarückstand werden mit 150 — 200 ccm warmem Wasser
Übergossen, gut umgerührt und 1 Stunde lang stehen gelassen; hierauf
wird die klare Flüssigkeit abgelassen und in dieselbe 5 Minuten lang
Kohlendioxyd eingeleitet. Die Flüssigkeit trübt sich bei dem Einleiten
sofort, klärt sich aber wieder unter Bildung von Bicarbonat und fängt
an, Schwefelwasserstoff zu entwickeln. Dies ist ein Zeichen, daß sämt-
licher Kalk in Carbonat verwandelt ist. Hierauf wird bis zur Hälfte
oder mehr eingedampft, das Calciumcarbonat abfiltriert und das Filtrat
unter Zusatz von Methylorange titriert. Das Filtrat enthält zwar Kalk,
aber nur in Form von Sulfaten oder anderen neutralen Verbindungen,
welche kaum nennenswerten Einfluß ausüben. W a t s o n fand nach
dieser Methode als Jahresdurchschnitt nur 0,025 Proz. löslicher Soda
im Sodarückstande.
2. G e s a m t n a t r o n (einschließlich der unlöslichen Natron-
salze, nach Lunge). Man erhitzt 17,71g Sodarückstand in einer
Porzellan- oder Eisenschale mit Schwefelsäure von 50" Be. , bis er voll-
ständig aufgeschlossen und in einen steifen Brei verwandelt ist, dampft
diesen ab, erhitzt bis zur Vertreibung aller freien Schwefelsäure, setzt
heißes Wasser zu, kratzt den Schaleninhalt mit einem Holzspatel aus
und bringt ihn in einen 250 ccm-Zylinder. Hier setzt man zur Neu-
tralisierung eines etwaigen Restes von Säure und zur Fällung von
Magnesia etwas reine Kalkmilch zu (erhalten aus gewöhnlichem Kalk-
hydrat durch Abgießen der ersten, alkalihaltigen Wasser), füllt bis zur
Marke, läßt absitzen, pipettiert 50 ccm der klaren Lösung ab, setzt
10 ccm gesättigtes Barytwasser zu, gießt die Mischung durch ein trockenes
Filter, nimmt 50 ccm des Filtrates, fällt allen Baryt durch Einleiten
von Kohlendioxyd und Kochen, filtricit und titriert das Filtrat mit
Normalsalzsäure. Jedes Kubikzentimeter derselben zeigt bei obiger
Menge (mit Einrechnung von deren Volumen) 1 l'roz. Na^ () im Soda-
rückstande.
3. G e s a m t s c h w e f e 1. 2 g Sodarückstand w erden mit über-
schüssiger starkei- Chlorkalklösung und Salzsäure versetzt, um allen
Schwefel zu Schwefclsäuic zu oxydieren; man nuiß ül)erschüssigcs
Chlor stark riechen. Darui filliiert man und fällt das Filtrat mit ("lilor-
baryum.
4. 0 X y d i c r b a r e i- S c h w c f e I. .Man muß dafür zunächst
den als Schwefelsäure bereits vorliandcneii Schwefel bestimmen , 2 g
des Sodarückstandes kocht n)an mit Salzsäuie, filtiiert, wuscht mit ver-
526 Fabrikation der Soda.
dünnter Salzsäure aus, neutralisiert das Filtrat mit chemisch reiner
Soda nicht ganz vollständig und fällt mit Chlorbaryum.
Zieht man von dem unter 3) gefundenen Gesamtschwefel den
unter 4) erhaltenen Schwefel ab, so erhält man als Differenz den oxydier-
baren Schwefel.
b) Sehwefelregenerationsverfahren von Chance-Claus.^)
1. Bestimmung des Sulfidschwefels im Soda-
rückstande. Man benutzt einen Kolben mit Hahntrichter und
Glasrohr, das letzte verbunden mit einem Absori:)tionsapi)arat,
z. B. Fig. 140, S. 416, welcher mit Kalilauge gefüllt und am
besten mit einem Aspirator verbunden ist. In den Kolben gibt
man etwa 2 g Sodarückstand und etwas Wasser und läßt aus
dem Hahntrichter Salzsäure, verdünnt mit dem gleichen Volum
Wasser, allmählich einlaufen, bis die Zersetzung beendigt ist.
Man kocht zur Austreibung allen Gases, wobei viel Wasser in den
Kugeln des Absorptionsapparates verdichtet A^rd. Wenn etwa 73 der
Kugeln siedend heiß geworden sind, öffnet man den Trichterhahn, läßt
den Apparat abkühlen, bringt den Inhalt des Absorptionsapparates in
eine }^ Literflasche, füllt zur Marke auf und entnimmt einen aüquoten
Teil davon, den man mit ziemlich viel gut ausgekochtem Wasser ver-
dünnt, mit Essigsäure neutrahsiert und mit ^ '^q N. -Jodlösung titriert,
wovon jedes ccm = 0,001604 g S. Vgl. über Sulfidschwefel-Bestim-
mung auch S. 518.
2. S u 1 f i d s c h w e f e 1 im c a r b o n i s i e r t e n R ü c k s t a n d.
Man verwendet etwa 6 g zurAnalyse, welche wie in Xr. 1 vor-
genommen wird.
3. S u 1 f i d s c h w e f e 1 + CO2 im Sodarückstand. Wird am
besten nach der Methode von Lunge und Rittener (S. 180)
bestimmt, in dem man CO, + HjS zusammen absorbiert und den nach
1. ermittelten Schwefelwasserstoff in Abzug bringt.
4. Sulfidschwefel in Lösungen von Schwefel-
calcium oder Schwefelnatrium. Man verdünnt 10 ccm
auf 250, entnimmt einen ahquoten Teil, verdünnt stark mit luft-
freiem Wasser, säuert mit Essigsäure an und titriert wie in Nr. 1.
Bei Gegenwart von Thiosulfat bestimmt man dies wie in Xr. 5 und
zieht es ab. Bei Gegenwart von Polysulfid zeigt diese Methode nicht
den durch Säuren ausfällbaren, sondern nur den als HjS ausscheid-
baren Schwefel an.
5. Xatron, Kalk und Thiosulfat in Sch\vefel-
laugen. In 5 ccm der Lauge bestimmt man die Gesamt-Alkahnität
(Ca 0 -)- Nag O) durch Titrieren mit Salzsäure und Methylorange.
^) Vgl. außer Lunge und B e r 1, ..Taschenbuch" auch Zeitschr. f. angew.
Cham. 3,573: 1890; Besclireibung des Verfalirens selbst in L u n g e s Sodaindustrie
3. Aufl. II, 802 ff.
Das Mond sehe Schwefelregenerationsverfahren wird jetzt nirgends mehr
ausgeübt, weshalb die noch in der 4. Aufl. beschriebenen Prüfungsmethoden für
dasselbe liier fortgelassen sind.
Schwofelregenerationsvcrfahren von Clian ce-Claus.
OL'(
In eine andere Probe von 50 ccm leitet man CO., bis zur Austreibung
alles Ho S (angezeigt durch Bleipapier), kocht zur Zersetzung von
Calciumbicarbonat. verdünnt auf 5(XJ ccm, läßt absitzen, entnimmt
50 ccm des klaren Anteils und titriert wiederum, wobei man nur Xa., 0
findet, Avährend Ca O durch den Unterschied gegenüber der ersten
Titrierung angezeigt wird.
Eine andere Probe der carbonisierten Flüssigkeit titriert man mit
\/io X.- Jodlösung auf Thiosulfat; 1 ccm der Jodlösung = 0,(XJ6414 g
Schwefel als Xaj So O3.
Die Trennung der verschiedenen Schwefelverbindungen ist S. 519ff.
genauer behandelt.
6. Kalkofengase. Man bestimmt CO.2 in irgendeiner Gas-
bürette (z. B. S. 247) oder im Orsatapparat (Fig. 91, S. 253), wobei zu-
gleich der Sauerstoff bestimmt werden kann (s. a. J u r i s c h ,
Chem.-Ztg. 30, 720; 1906).
7. Gas aus dem Gasometer. \\'ird nach Lunge und
Rittener (Zeitschr. f. angew. Chem. 19, 1849; 1906; s.a. S. 180)
zweckmäßig in der Weise bestimmt, daß man das Gas durch zwei
hintereinandergeschaltete Bunte-Büretten I und II durchstreichen läßt
und sie damit füllt. In I bestimmt man COo — HoS zusammen unter
Anwendung der Xiveauf lasche. In II, die ganz mit Gas erfüllt
ist (ihr Gesamtvolum einschheßhch des ungeteilten Raumes ist
ja bekannt), läßt man durch den oberen Trichter ^/jq X.- Jodlösung
einfheßen, schüttelt, läßt mehr einfheßen, bis Jod im Überschuß
ist, liest das in der Bürette enthaltene Volumen Lösung ab und
titriert mit Thiosulfat zurück. Da 20 000 ccm ^i\q X. -Jodlösung
bei Zimmertemperatur mehr als 23 000 ccm HoS entsprechen, so
wird das entstehende Vakuum stets hinreichen, um genügend
Jodlösung eintreten zu lassen (Berechnung s. S. 515).
Schwefelwas.serstoff kann auch für sich in einer weithalsigen
Flasche von genau bekanntem Inhalt (etwa 500 ccm) mit doppelt durcii-
bohrtem Kautschukstopfen bestimmt werden. Ein Glasrohr geht fast
auf den Boden, ein anderes endet dicht unter dem Kork ; beide sind außen
mit Hähnen versehen. Man läßt Gas bis zur vollständigen Verdrängung
der Luft hindurchstreichen, läßt durch einen der Hähne 20 oder 25 ccm
Xormalnatronlauge einlaufen, schüttelt gut um, bringt die Lauge in
eine Mcßflasche, .spült nach und füllt zur Marke auf. Ein aliquoter
Teil davon wird mit luftfreiem Wasser stark verdünnt, mit Essig.säure
angesäuert und mit Jod titriert. Am besten verwendet man eine Lösung
von 11,463g Jotl im Liter, welche pro ccm 1 ccm HoS von 0" und
760 mm anzeigt. Um auch das angewendete Gas auf die.se Xormalien
zu reduzieren, stellt man in einem Gasvolumeter (S. 166) die Röhren B
und C .so, daß die Quecksilberkuppen in eine Ebene fallen, liest den Stand
in /> ab und dividiert mit dieser Zahl in den Kubikinhalt der angewendeten
l'rohcfhi.sche mal KKj.
Über Analyse von Schwefelwasserstoff-Luttgemischen vgl. S. 241
Xr. 5 und H a h c r . S. 27!>.
I
528 Fabrikation der Soda.
8. Austrittsgase aus den Claus-Öfen. Sie enthalten
kleine Mengen von SOg und HqS. Zum qualitativen Nachweis von
Schwefeldioxyd neben Schwefelwasserstoff emp-
fiehlt V o t o c e k (Ber. 40, 414; 1907) sein Fuchsin-Malachitgrün-Reagens
(s. S. 518). Man leitet das zu untersuchende Gas durch eine U-Röhre mit
heißer Cadmiumsulfatlösung, dann durch eine U-Röhre mit der Fuchsin-
Malachitgrünlösung, der etwas Natriumbicarbonat zugesetzt ist. Wird
das Reagens entfärbt und nimmt es mit Acetaldehyd eine violette
Färbung an so erweist dies die Anwesenheit von Schwefeldioxyd.
Schwefüge Säure und Schwefelwasserstoff bilden beide beim
Durchtritt durch Jodlösung 2 HJ für je IS; aber während HgS die
Acidität nicht weiter vermehrt, bildet SOo außerdem ein Äquivalent
an H., SO4. Man mißt also SO2 + H2 S durch das in HJ verwandelte
J, und SO2 für sich durch die nach Neutrahsation des HJ übrig bleibende
Acidität. Da aber beim Durchleiten der großen Gasmenge durch die
Jodlösung etwas Jod verflüchtigt wird, muß man noch Natronlauge
oder besser Thiosulfatlösung einschalten. Man aspiriert ein oder
mehrere Liter des Gases durch 50 ccm ^/jj, N. -Jodlösung, enthalten in
einem Vielkugelapparat Fig. 140, S. 416, gefolgt von einem ebensolchen,
mit 50 ccm ^/^q N. -Thiosulfatlösung beschickten Apparate. Nach Be-
endigung der Operation entleert man beide Apparate in ein Becherglas
und titriert mit ^/^j, N. -Jodlösung und Stärke auf blau; die verbrauchte
Zahl ccm (= n) multipliziert mit 0,001604 gibt den als SO2 und H2 S
zusammen vorhandenen Schwefel. Man zerstört nun die blaue Farbe
durch einen Tropfen Thiosulfat, setzt Methylorange zu und titriert mit
^/lo N. -Natron bis zum Verschwinden der Rotfärbung; man brauche
davon m ccm. (m — n) x 0,001604 g gibt den als SOg vorhandenen
Schwefel an.
Natriumsulfid (Schwefelnatrium) .
(S. a. P o s t - N e u m a n n , Chem.-Techn. Analyse, Bd. I, 967.)
Von der R o h s c h m e 1 z e werden 20 g im Liter aufgelöst
filtriert, 10 ccm des Filtrats mit Essigsäure schwach angesäuert und mit
^/lo N. -Jodlösung titriert. 1 ccm ^/^q N. -Jodlösung entspricht 0,003904 g
Na2 S. Von der fertigenLauge werden 50 ccm mit Wasser auf
1000 ccm gebracht, hiervon 10 ccm wie oben nach dem Ansäuern mit
Jodlösung titriert. 1 ccm Vio N.-Jodlösung = 0,01201 g Na2S . 9 HgO.
Der ausgelaugte Rückstand wird ebenfalls mit Jodlösung
titriert.
Das Schwefelnatrium kommt als krystalhsiertes Produkt
NaaS . 9 H2O (enthaltend 32,50 Proz. Na2S) oder geschmolzen mit
ca. 60 Proz. Na^S in den Handel. Die Verunreinigungen bestehen aus
Wasser, Natriumthiosulfat, Natriumchlorid, Natriumcarbonat und
Sulfat, Kieselsäure, Eisenoxyd, Tonerde und Kalk. Man löst 10 g in
einem Liter, filtriert den unlöslichen Rückstand (Fe S) ab,
löst ihn in Salzsäure und titriert nach der Reduktion mit Zink mit
Natriuintliiosult'at. -90
1/2 N.-Permanganat das Eisen, im Filtrate bestimmt man a) nach
erfolgter Carbonatation von 100 com durch Titration mit 14 N.-Salz-
- säure NagCOa + Nag«. In einer anderen Pi-obe b) bestimmt man
durch Titration mit i/^o N.-Jodlösung das Na.,8, das als Na., CO3
umgerechnet von a) abgezogen \\ird, wodurch man die ursprüngHch vor-
handene Soda ermittelt, c) Ein dritter Teil des Filtrats wird mit ammonia-
kahschem Wasserstoffsuperoxyd oxydiert und die Sulfate mit Baryum-
chlorid bestimmt. Wird hiervon das nach b) ermittelte Na.,S (als Na, SO4
berechnet) abgezogen, so erhält man das ursprünghcli vorhandene
Natriumsulfat.
Natrium sulhiratum puriss. cryst. sollte nach Merck sich leicht
und klar in W'asser lösen und mindestens 97 % Na.,8 . 9 H,0 ent-
halten. " "
Man prüft auf Amnion salze, indem man 3 g in 20 ccm Wasser
löst und mit Natronlauge erwärmt. Es darf kein durch Lackmuspapier
nachweisbares Ammoniak beim Erwärmen entweichen.
Sulfit und Thiosulfat (Merck). Man versetzt die Lösung von
1 g Natnumsulfid in 100 ccm Wasser mit einer Lösung von 3 g kristalli-
siertem Zinksulfat in 150 ccm Wasser und filtriert nach tüchtigem
Schütteln und halbstündigem Stehen. 50 ccm des Filtrates werden
mit Vio N.-Jodlösung und Stärke titriert. Bis zum Eintritt der
Bläuung soll nicht mehr als 0,1 ccmVio N.-Jodlösung verbraucht ^\-erden.
Natriumthiosulfat.
( U n t e r s c h w e f 1 i g s a u r e s Natron, A n t i c h 1 o r.)
Es kommt im krystalhsierten Zustande als Na, S. Og . 5 H,0 mit
emem Gehalte von 96—98 Proz. in den Handel. Als" Verunreinigungen
kommen Carbonat, Sulfat, Sulfit, Sulfid und Kalk in Betracht.
Zur U e h a 1 1 s b e s t i m m u n g löst man 10 g in einem Liter
und titriert je 100 ccm nach der Methode von L u n g e und S m i t h
(S. 522) und ermittelt hierdurch den Gehalt an Sulfat, Sulfid, Sulfit
und Thiosulfat. In den meisten Fällen genügt die Angabe des Ge-
haltes an Na. S. 0., . 5 H^O nur aus dem Jodtiter berechnet. 1 ccm
",o N.-Jodlösung =. 0,02482 g Na., S,, O.^ . 5 H.,().
Natrium hyposuliurosum puriss. \\\\d nach M e r c k in folgender
Weise geprüft.
a) Carbonat, Sulfat, Sulfit: 3 g \\erden in 50 ccm
Wasser gelöst, mit Vi o N.-Jodlösung (ca. 120 ccm) versetzt, bis die
IMussigkeit scluvacli gefärbt ist; nach Zusatz von Baryumchloridlösung
soll keine Trübung eintreten.
b) Freies Alkali: Die Lö.sung von lg Natriumthiosulfat in
10 ccm Wa.s.ser soll durch Phenolphtalcin nicht gerötet werden.
c) N a t r i u m s u 1 f i (1 (bcsondeis für photographische Zwecke
schadhch): Die Lösung von 1 g in 10 ccm Wasser soll durch Zinksulfat-
liitftr-moliiingpn. 6. Aiid [. 34
l
530 Fabrikation der Soda.
lösung nicht verändert werden. (Andere genaue Proben werden mit
Bleiacetatpapier oder mit Nitroprussidnatrium vorgenommen.)
d) Kalk: Die Lösung von 1 g in 20 ccm Wasser darf nach Zusatz
von Ammoniaklösung durch Ammonoxalatlösung nicht getrübt werden.
11. Aiuiu<)iiiakso(lat*al)rikatimi.
A. Rohstotfe.
1. Steinsalz und Sole, vgl. S. 482 ff.
2. Gaswasser, schwefelsaures Ammoniak, andere Ammoniaksalze
(Ausführliches s. Bd. III: „Gasfabrikation, Ammoniak", Lunge -
Köhler, ,, Industrie des Steinkohlenteers und Ammoniaks", Bd. II,
88; Mayer und H e m p e 1 , Journ. f. Gasbel. 51, 381 ; 1908.)
a) Gaswasser.
Das Gaswasser enthält das NH3 hauptsächlich als Ammonium-
carbonat und Schwefelammonium, welche durch bloßes Kochen ohne
Zusatz von Kalk oder Natron ausgetrieben werden, und in denen das
NH3 auf alkahmetrischem Wege bestimmt werden kann (flüchtiges
Ammoniak). Daneben kommt aber stets auch etwas nicht durch
bloßes Kochen austreibbares und nicht alkalimetrisch bestimmbares
NH3 als Chlorid, Rhodanid, Sulfit, Thiosulfat, Ferrocyanid usw. vor
(fixes Ammoniak).
Für technische Zwecke genügen folgende Bestimmungen:
1. Spezifisches Gewicht (Grädigkeit) wird stets in
Baume-Graden angegeben, die aber keinerlei brauchbare Anzeige für
den Ammoniakgehalt geben.
2. Flüchtiges Ammoniak (d. h. schwach gebundenes
lind freies). Man läßt 10 ccm des Gaswassers in ein Becherglas fließen,
das mit 250 ccm Wasser und 2 Tropfen Methylorangelösung (1 : 1000)
beschickt ist und titriert sofort unter Umrühren mit N. -Salzsäure, zuletzt
mit Vorsicht, da der Indikator durch HgS zerstört wird (in welchem
Falle man einen weiteren Tropfen davon zusetzt). 1 ccm N. -Salz-
säure = 0,017034 g NH3.
3. G e s a m t - A m m o n i a k. Man bringt 20 ccm Gaswasser
mit 20 ccm Wasser in einen y^ Liter-Kolben und 30 ccm Normalsäure,
die man etwas verdünnt, in die Vorlage (S. 380). Durch einen Hahn-
trichter läßt man 3 ccm konz. Natronlauge in den Destillationskolben
fließen, destilhert, und titriert nach beendeter Destillation, d. h. nach-
dem ca. die Hälfte der Flüssigkeit übergegangen ist, die nicht ver-
brauchte Normalsäure mit Normallauge zurück.
4. Gesamt-Schwefel. Man versetzt 100 ccm Gaswasser
mit Bromwasser, bis dessen Farbe und Geruch einen deutlichen Über-
schuß anzeigen, säuert mit reiner Salzsäure an, kocht bis zur Austreibung
4
Gaswasser.
031
Tabelle der spezifischen Gewichte von Ammoniaklösungen bei 15"
nach Lunge und Wi e r n i k (Zeitschr. f. angew. Chem. 2, 181; 1889).
Spez.
Gewicht
bei
15 °
Proz.
1 Liter
enthält
bei 15»
g
Korrektion des
spez. Gewichtes
für rb 1°
Spez.
Gewiclit
bei
15»
Proz.
1 Liter
enthält
bei 15»
g
Korrektion des
spez. Gewichtes
für ± 1»
1.000
0.00
0.0
0.00018
0.940
15.63
146.9
0.00039
0.998
0.45
4.5
0.00018
0.938
16.22
152.1
0.00040
0.990
0.91
9.1
0.00019
0.936
16.82
157.4
0.00041
0.994
1.37
13.6
0.00019
0.934
17.42
162.7
0.00041
0.992
1.84
18.2
0.00020
0.932
18.03
168.1
0.00042
0.990
2.31
22.9
0.00020
0.930
18.64
173.4
0.00042
0.988
2.80
27.7
0.00021
0.928
19.25
178.6
0.00043
0.98G
3.30
32.5
0.00021
0.926
19.87
184.2
0.00044
0.984
3.80
37.4
0.00022
0.924
20.49
189.3
0.00045
0.982
4.30
42.2
0.00022
0.922
21.12
194.7
0.00046
0.980
4.80
47.0
0.00023
0.920
21.75
200.1
0.00047
0.978
5.30
51.8
0.00023
0.918
22.39
205.6
0.00048
0.97G
5.80
56.6
0.00024
0.916
23.03
210.9
0.00049
0.974
0.30
61.4
0.00024
0.914
23.68
216.3
0.00050
0.972
6.80
66.1
0.00025
0.912
24.33
221.9
0.00051
0.970
7.31
70.9
0.00025
0.910
24.99
227.4
0.00052
0.968
7.82
75.7
0.00026
0.908
25.65
232.9
0.00053
0.906
8.33
80.5
0.00026
0.906
26.31
238.3
0.00054
0.964
8.84
85.2
0.00027
0.904
26.98
243.9
0.00055
0.962
9.35
89.9
0.00028
0.902
27.65
249.4
0.00056
0.960
9.91
95.1
0.00029
0.900
28.33
255.0
0.00057
0.958
10.47
100.3
0.00030
0.898
29.01
260.5
0.00058
0.956
11.03
105.4
0.00031
0.896
29.69
266.0
0.00059
0.954
11.60
110.7
0.00032
0.894
30.37
271.5
0.000(>0
0.952
12.17
115.9
0.00033
0.892
31.05
277.0
0.00060
0.950
12.74
121.0
0.00034
0.890
31.75
282.6
0.00061
0.948
13.31
126.2
0.00035
0.888
32.50
288.6
0.00062
0.946
13.88
131.3
0.00036
0.886
33.25
294.6
0.00063
0.944
14.46
136.5
0.00037
0.884
34.10
310.4
0.00064
0.942
15.04
141.7
0.00038
0.882
34.95
308.3
0.00065
alles Broms, filtriert nötigenfalls, neutralisiert nahezu, aber nicht ganz,
mit iciiicr Soda und fällt die Schwefelsäui-e mit Chlorbarvum nach S. 325.
Zuweilen will man wissen, wieviel Schwefelsäuie im (Gaswasser schon
ursprünglich vorhanden war, was man durcii Ansäuern einer Probe von
nicht-oxydiertem Gaswasser und Fällen mit Chlorbaryum ermittelt.
5. R h o d a n b e 8 t i m m u n g (Feld, Journ. f. Gasbel. 46,
501; 1003): 10 g der Probe werden mit 50 (H-m Wasser und 30 ccm
3 X.-.MagnesiumchloiidlösuMg gekocht, bis kein (Jeruch nach Schwefel-
wasserstoff mehr bemerkbar ist. Xunmelir fügt nian ca. 1 g Magucsiiim-
oxyd und 75 ccm kochende */,„ N. -Salzsäure hinzu, kt)cht w i»'dcr
10 bis 15 Minuten zur Zerstörung von Thiosulfat, läßt abkühlen, füllt
auf 3(X) ccm auf und filtriert. 100 ccm Filtrat (—5 g) werden mit
Salzsäure über Aluminium destilliert. Hierbei verläuft folgender
Vorgang: 3 KCNS t 4 AI | IS HCl - 3 KC\ |- 4 AI Cl., ! 3 NH^ Cl -f-
3(! I 3 H^S. Der entstandene Schwefelwasserstoff wird mit Jod-
34*
532
Fabrikation der Soda.
lösung titriert. Ein Destillierkolljeii wird mit 6 Aluniiniumröllchen
beschickt, die man sich aus 20 cm langen und Vo cm breiten Aluminium-
blechstreifen A\ickelt. An den Destillationsapparat (genauere Be-
schreibung 1. c, 8. 604) schaltet man zunächst eine wassergekühlte
Vorlage, um überdestillierendes Wasser zu kondensieren, hierauf zwei
Vorlagen, die mit gemessenen Mengen ^/^q N. -Jodlösung und je 2,5 ccm
4 N. -Salzsäure (zur Unschädlichmachung von übergehendem Cyan-
wasserstoff) beschickt sind und dann eine mit ^/^o N.-Thiosulfat gefüllte
Vorlage. Man destilliert unter etwas vermindertem Druck und schaltet
zu dessen Erzeugung eine 10-Litersaugflasche an das Apparatensystem.
Man leitet zunächst zur Verdrängung von Luft ca. 2 1 Kohlendioxyd
durch den Apparat, erliitzt den Kolbeninhalt zum Sieden und läßt
nun 20 ccm 4 N. -Salzsäure einfließen. Man erhitzt nun vorsichtig,
um Übersteigen zu vermeiden, und wiederholt den Säurezusatz noch
drei- bis viermal. Während der halbstündigen Destillation leitet man
einen schwachen Kohlendioxj^dstrom durch die Apparatur. In der ersten
Vorlage sich abscheidender graphitischer Kohlenstoff stört die Analyse
nicht. Nach beendeter Reaktion wird das überschüssige Jod, ohne die
Säure abzustumpfen, mit ^/^q N.-Thiosulfat titriert. 1 ccm i/,oN. -Jod-
lösung entspricht 0,002904 g CNS bzw. 0,003806 g NH^CNS.
b) Ammonsulfat.
1. Ammoniakgehalt. Das sorgfältig gezogene Durch-
schnittsmuster wird ganz durchgerieben, vollständig durch ein Sieb
von 7 — 8 Maschen pro Quadratzentimeter geschlagen und hiervon eine
kleine Durchschnittsprobe genommen. Von der so vorbereiteten Probe
werden aus einem verstopften Glase 17,034 g abgewogen, zu 500 ccm
gelöst und davon 50 ccm unfiltriert, wie bei Gesamt-Ammoniakbestim-
mung S. 530 angegeben, destilhert. Jedes ccm der verbrauchten N. -Salz-
säure entspricht 0,017034 g NH3 = 1,00 Proz.
Tabelle über das spez. Gewicht der Lösungen von Ammonsulfat bei 15 " C.
(Lunge und Köhler, Stcinkohlenteer und Ammoniak, 4. Aufl., S 111.)
Proz.
Spez.Gew.
Proz.
Spez.Gew.
Proz.
Spez.Gew.
Proz.
Spez.Gew.
1
1.0057
14
1.0805
27
1.1554
40
1.2284
2
1.0115
15
1.0862
28
1.1612
41
1.2343
3
1.0172
16
1.0920
29
1.1670
42
1.2402
4
1.0230
17
1.0977
30
1.1724
43
1.2462
5
1.0287
18
1.1035
31
1.1780
44
1.2522
6
1.0345
19
1.1092
32
1.1836
45
1.2583
7
1.0403
20
1.1149
33
1.1892
46
1.2644
8
1.0460
21
1.1207
34
1.1948
47
1.2705
9
1.0518
22
1.1265
35
1.2004
48
1.2766
10
1.0575
23
1.1323
36
1.2060
49
1.2828
11
1.0632
24
1.1381
37
1.2116
50
1.2890
12
1.0690
25
1.1439
38
1.2172
13
1.0747
26
1.1496
39
1.2228
/
]5ctri«bsk(>iiti(ill(
533
Tabelle über das spez. Gewicht der Lösungen von gewöhnlichem kohlensauren
Ämmon bei 15".
(Lunge und S in i t li.)
Den.si-
ineter
Grade
Baume
Spez.
Gewicht
bei lö"
Prozent
kohlen.s.
.\nnnon
Veränderung
des spez.
Gewichts für
± 1"
().:,
0.7
I.0U.5
l.OO .
0.OU02
1
1.4
1.010
3.18
0.0002
\.ö
•2.1
1.015
4.60
0.0003
2
■-'.7
1.020
6.04
0.0003
2.r)
3.4
1.025
7.49
0.0003
3
4.1
1.030
8.93
0.0004
3.5
4.7
1.035
10.35
0.0004
4
.5.4
1.040
11.86
0.0004
4..-)
(1.0
1.045
13.36
0.0005
.-,
(1.7
1.050
14.83
0.0005
.")..")
7.4
1.055
16.16
0.0005
f)
8.(t
1.000
17.70
0.0005
fi..")
8.7
1.0H5
19.18
0.0005
7
0.4
1.070
20.70
0.0005
7.")
10.0
1.075
22.25
0.0006
8
lo.n
1.080
23.78
0.0006
8..->
11.2
1 .085
25.31
0.0(107
n
ll.it
1 .090
26.82
0.0007
!»..)
12.4
1.095
28.33
0.0007
Kl
13.0
1.100
29.93
0.0007
in..-,
13.0
1 . 1 05
31.77
O.O007
II
14.2
1.110
33.45
0.0007
1 1..-.
14.'.t
1.115
35.08
O.0O07
IJ
1.J.4
1.120
36.88
0.0007
1-2..-)
1(5.0
1.125
38.71
0.0007
i:5
ir...-.
1.130
40.34
0.0007
1:5. r,
17.1
1.135
42.20
0.0007
14
17.7
1.140
44.29
0.0007
1 l.i
I7.'.t
1.1414
44.90
0.0007
Die Anunoniiiklx'stiiiiiuuiiji kann auch selir zwcfkinüüi«: ini
.\z(»t()iiict('r nacli der Broninatioinnctliodc (S. 154) durchgeführt werden.
3. Kalkstein, v^\. S. .ITi*.
4. Gebrannter Kalk, wie l>ci Cliloikalk (S. r)73) /u untersuchen.
5. Kohlen
6. Koks
v;,d. S. l".l(l 11'. in 1(1 r)Or>.
li. l»«'tri<'l>skoiitr<>llr.
I''in' 'ritrierzwcekc verwendet man in vielen Falniken eine Schwefel-
.säure, welche so einj^estellt ist. da(J 1 ccin Tilriersäure hei Verweiuluu^f
von lOeem /u untersucliendei- FUissi<:keit h/.w. 10 14 fester Sid)stanz
1 l'roz. Xa.CO., <'ntsj)?-iclit . Zum Zui iickt itricren dient eine auf die
.Säure einge.stellte Laugi'.
534 Fabrikation der Suda.
1. Ammoniakalische Sole.
a) C h 1 o r n a t r i u m. Man säuert mit Salpetersäure an und be-
stimmt das Na Cl nach V o 1 h a r d (S. 150), oder in der neutralen oder
schwach alkalischen Lösung maßanalytisch nach S. 149 u. 487.
b) F r e i e s und g e b u n d e n e s A m m o n i a k. 10 ccm werden
mit Wasser auf ca. 100 ccm verdünnt und im Destillierkolben so lange
gekocht, bis alles freie und kohlensaure Ammoniak ausgetrieben ist ;
man fängt in Normalsalzsäure auf und titriert. Nach Austreibung
dieses Ammoniaks wird Natronlange zugesetzt, das gebundene Ammoniak
abdestilliert und ebenfalls in Normalsäure aufgefangen,
2. Bicarbonatgefäße (Carbonisatoren).
Freies und gebundenes Ammoniak wie vorige Nummer.
3. Mutterlauge und Filterlauge.
a) Freies und gebundenes Ammoniak wie oben.
b) Unzersetztes Kochsalz. Man verdampft 10 ccm in
einem Platinschälchen, glüht bis zur Austreibung allen Salmiaks und wägt.
c) Trennung von Ammoniak und Ammoncarbonat
nach der Methode von W i n k 1 e r , S. 92.
d) Trennung von Ammoncarbonat und Ammon-
bicarbonat. 10 ccm der Lösung werden mit einer gemessenen
Menge kohlensäurefreien Ammoniaks (hergestellt durch Zufügen von
Baryumhydroxyd zur Ammoniakflüssigkeit) versetzt, so daß nach Um-
wandlung des Ammonbicarbonats in Ammoncarbonat noch freies
Ammoniak vorhanden ist. Dieses Avird nach c) ermittelt und von der
Gesamtmenge des zugesetzten Ammoniaks abgezogen. Die Differenz
ergibt den Gehalt an Ammonbicarbonat.
4. Bicarbonat.
a) Alkali metrischer Titer nach S. 80 ff.
b) Kohlensäure nach S. 516 ff.
c) Ammoniakgehalt: 50 g werden in Wasser gelöst und das
Ammoniak durch Destillation der alkalisch gemachten Lösung in die
Vorlage getrieben (s. I b).
d) Natriumchloridgehalt nach 1 a.
e) Feuchtigkeit bestimmt durch Glühen, nach Abzug der
nach b) bestimmten Bicarbonat-Kohlensäure und des nach c) er-
mittelten Salmiak- bzw. Ammoncarbonatgehaltes.
5. Ammoniakdestillation.
a) Freies und gebundenes Ammoniak in der Mutter-
lauge wie oben Nr. 1 b).
b) Kalkmilch, vgl. bei Chlorkalk. (S. 574.)
c) Kalküberschuß in den Destilliergefäßen. Man
kocht 100 ccm so lange, bis alles NHg entwichen ist, setzt etwas
schAvefelsaures Ammoniak zu und kocht nochmals. Das nunmehr frei
Kaiistisolie Soda. 535
\\ t'idendt' Aninu)iiiak, welches dem l\alkül)eiscliuß eiitspiielit, wird in
Normalsalzsäine aufgefangen und titriert.
6. Kalkoiengase.
Bestimmung des K o li 1 e n d i o x y d s , vgl. 8. 527.
7. Untersuchung des Fabrikats, wie bei Handel.ss(xla angegel)en.
8. Kühlwasser, (jualitativ mit N e ß 1 e v schem Reagens (S. 556)
auf Ammoniak.
IIJ. Fabrikation der kaiistisclieii Soda.
Wir besprechen hier nur die Betriebskontrolle bei der Fabrikation
aus 8odalaugen durch Kalk ; die für das L ö w i g sehe Verfahren (Calci-
nieren mit Eisenoxyd) anzuwendenden Methoden sind dann sozusagen
selbstverständlich; diejenigen für elektrolytisehe Laugen 8.536.
A. Kaustisclio Kohlaiige.
Wird wie die L e b 1 a n c - 8odarohlauge untersucht (8. 5 11 ff.);
in der Regel nur auf spezifisches Gew icht, Gesamttiter, Natriumcarbonat
und 8chwefelverbindungen. Eine Tabelle über den Gehalt von Lösungen
in reinem Natriumhydrat folgt im nächsten Abschnitte bei ,, kaustische
Soda".
B. Ausft'cso^'^te Salze.
Das aus starken Laugen ausgesoggte Salz besteht hauptsächhch
aus emfach gewässertem Natriumcarbonat und wasserfreiem Sulfat, das
aus schwächeren Laugen erhaltene Salz enthält beide Bestandteile ge-
wässert.
Zur Analyse löst man 50 g ausgesoggtes Salz zu 1 Liter Wasser.
1. Gesamttiter w ii-d in 20 cem wie bei kaustischer Lauge l)c-
stimmt.
2. Chlornatriuni. 20 ccni w eiden nüt reiner Salpetersäure über-
sättigt, bis zur Zerstörung d(M' Schwefelverbindungen gekocht, nötigen-
falls filtriert, der Üljcrschuß der Salpetersäure durcli Xatriumbicarbonat
weggenommen und nach 8. 149 u. 487 mit Silberlösung titriert.
3. Natriumsulfat. Man ülu-rsättigt 20 ccni scluvm-h mit Salz-
säure lind fällt lieiß mit lieiüer Chloi-baiyumli'isnng.
4. Natriumsulfat aus oxydierbaren Sehwefelverbindungeu
(scliwefligsaurcs und 1 liiosdiw cfelsaures Natron). .Man versetzt 20 ccm
mit ühersduissigcr ( "lil()rkalkl(">sung, darni mit Salzsäure, bis sam-e
Reaktion und deulhcher ( 'hlorgeruch eintritt (vgl. 8.512), fällt mit
Chlorbaryum und zic^ht von dem gefundenen schwcfclsMunMi Uarvl di(>
unter 3. erhaltene Gewichtsmonge ab.
(j3ß Fabrikation dpr Soda.
V. Bodensatz (,,l)(>ttoms").
Man bestimmt in demselben das in Wasser U n 1 ö s 1 i c li c
und den Gesamttiter, event. auch das kohlensaure Natron.
1. Unlösliches. 20 g werden in Wasser aufgelöst und in einem
^/2-Literkolben abfiltriert. Der auf dem Filter ausgewaschene Rückstand
A\drd im Platintiegel feucht verbrannt, geglüht und gewogen.
2. Gesamttiter. Von dem auf 500 ccm verdünnten Filtrate werden
50 ccm lieiß mit Phenolphtalein titriert. Da der Bodensatz 2 — 3 Proz.
-Tonerde enthalten kann, so darf hier nicht Methylorange als Indikator
gebraucht werden (vgl. Lunge, Zeitschr. f. angew. Chem. 3, 300; 1890).
3. Natriumcarbonat wird wie bei kaustischer Soda (siehe unten)
bestimmt.
D. Kalksclilainin.
Man untersucht den Kalkschlamm (Kalkrückstand) auf k a u s t i -
seh es und kohlensaures Natron, auf Ä t z k a 1 k und
auf kohlensauren Kalk.
1. Gesamtnatron. ]\Ian dampft (zur Zersetzung der unlöslichen
Natronverbindungen) mit Zusatz von kohlensaurem Amnion zur
Trockne ein, -sWederholt dies noch einmal, digeriert mit heißem Wasser,
filtriert, wäscht und bestimmt den alkahmetrischen Titer des Filtrates.
Das Natron kann ursprünglich teils als Na OH, teils als Na.2 CO3 vor-
handen gewesen sein und wird am besten als Nao O (0,031 g pro Kubik-
zentimeter Normalsäure) ausgedrückt.
2. Atzkalk. Man titriert mit Normalsalzsäure und Phenolphtalein
nach 8. 92 u. 508. Von dem Resultat muß man noch den in Nr. 1
gefundenen Betrag abziehen, soweit dieser Na OH bedeutet. Man wird
keinen merkhchen Fehler begehen, wenn man dafür die Hälfte des
Betrages von Nr. 1 ansetzt.
3. Calciumcarbonat. Man ermittelt den Gesamtkalk durch
Titrieren mit Säure und Methylorange und zieht hiervon den unter 2.
gefundenen Ätzkalk ab.
TV. Elektroly tische Alkalilaugeii.
Es ist kaum nötig zu sagen, daß die Methoden in diesem Falle
die gleichen sind, ob es sich um KaH- oder Natronlaugen handelt, soweit
es den Betrieb betrifft. Bei Endprodukten wird im Falle von
Kahlauge natürhch eine Bestimmung des Kahumgehaltes nach den im
dem Kapitel ,,Kahsalze" anzuführenden Methoden erforderlich sein.
Der Einfachheit wegen werden wir im folgenden die Worte Natrium-
carbonat, Ätznatron, Chlornatriiim usw. brauchen, wobei also stets die
betreffenden Kaliumverbindungen mit verstanden sind.
Sclimelzsoda drr Zfllstoff-P'abrik<Mi. 537
Tu den Laugen von der Elektrolyse des Chlornatriunis können im
wesentlichen enthalten sein : Natriumhydrat, Xatriumcarbonat, Natriura-
ehlorid, Xatriumhypochlorit, Natriumchlorat.
Das sind aber ganz dieselben Bestandteile, welche in .,Eau de
Javel", der käuflichen Bleichlauge mit Xatrongrundlage, ent-
halten sind, wenn auch in ganz anderen Verhältnissen: daher können
auch dieselben analytischen Methoden dafür angewendet werden, wie
sie in dem betreffenden Abschnitte (S. 599) zu finden sind.
V. Scliiiielzsoda der Zellstoff-Falnikeii.
Hierunter versteht man (vgl. Zeitschr.f. angew. Chem. 15, 11U2;
1901) das Produkt, welches bei dem ..Sulfat verfahren" zur Herstellung
von Zellstoff aus Holz oder Stroh entsteht, indem die alkalischen Koch-
laugen unter Zusatz von Xatriumsulfat zur Trockne eingedampft und
calciniert werden. Dieses Produkt enthält neben geringen, für den
Prozeß unwesentlichen und daher meist nicht bestimmten Mengen von
Chlornatrium, Eisen, Kalk, Magnesia und Tonerde hauptsäclilich
folgende Xatriumverbindungen : Das Carbonat, Hydroxyd, Silikat,
Sulfid, Sulfit und Sulfat. Behufs richtiger Führung des Kochprozesses
ist die Kenntnis der Zusammensetzung der Schmelzsoda und eventuell
deren Korrektion durch Ausscheidung der einen oder Zusatz anderer
Bestandteile unbedingt erforderhch. Man hat früher die Schmelzsoda
in derselben Weise untersucht, wie Lunge es für die Rohsoda des
L e b 1 a n c - Verfahrens vorgeschrieben hatte. Dieses Material stimmt
allerdings in qualitativer Beziehung mit der Schmelzsoda der Zellstoff-
fabriken ziemlich überein, ist aber in bezug auf das Mengenverhältnis
der Bestandteile ganz und gar verschieden von der letzteren. Bekannt-
lich besteht die wässerige Lösung der Leblanc- Rohsoda ganz vor-
wiegend aus Carbonat mit ziemlich viel Hydrat, ein wenig Sulfat, sehr
w e n i g Sulfid und noch weniger Sulfit, Silikat und Aluminat (die
Cj^anverbindungen usw. können wir hier übergehen). Die Schmelzsoda
dagegen enthält sehr große Mengen von Sulfid und ebenso ganz
bedeutende Mengen von Sihkat, vor allem, wenn sie aus Strohstoff-
fabriken stammt. Daher können die für Leblanc- Soda ausgearbei-
teten Verfahren, die bei der äußerst geringen Menge von Sulfid und
Silikat vollkommen genügend genau für diesen Zweck sind, nicht
ohne weiteres für Schmelzsoda angewendet werden und geben in der
Tat leicht ganz und gar irreführende Ergebnisse, wie Lunge und
L o h ö f e r in Zeitschr. f. angew. Chem. 15, 11 25; 1001 nachgewiesen
haben. Insbesondere ist die Trennung von Carbonat und Hydrat
durch Chlorljaryum bei Gegenwart von Sihkat ganz unmöglich. Aus
einer Natriummetasilikatlösung wird die Kieselsäure auch bei größtem
Überschüsse nur teilweise ausgefällt (50 — 60 Proz.). Auf Grund ihrer
Untersuclmngen, die a. a. O. ausführüch wiedergegeben sind, arbeiteten
die; Oljigcn folgendes Verfahren zur .Analyse der Sclimelzsoda auf ihre
wesentlichen Bestandteile; aus.
538 Fabrikation der Soda.
Man löst 50 g eines gepulverten Durchschnittsniusters durch
längeres Schütteln mit etwa 500 ccm kohlensaure- und luftfreiem Wasser
von etwa 45" in verschlossenem Literkolben und verdünnt bis zur
Marke, also auf 1000 ccm.
1. Unlösliches ^\ird in bekannter Weise wie bei Rohsoda be-
stimmt.
2. Alkalinität. 20 ccm = 1 g Substanz werden mit Normal -
Salzsäure und Plienolphtalein auf farblos und dami weiter mit Methyl-
orange auf rosa titriert. An beiden Umschlagspunkten wird abgelesen.
Die ganze Titration muß natürlich in der Kälte (am besten nicht viel
über 0", vgl. S. 93 u. 516) geschehen. Die anfangs farblose Flüssigkeit,
welche noch beim Umschlage des Phenolphtaleins nur ganz schwach
gelblich ist, nimmt bei weiterem Säurezusatz eine stärkere Gelbfärbung
unter milchiger Schwefelausscheidung an, doch ist der Umschlag der
Methylorangefärbung immer noch sehr scharf wahrnehmbar.
3. Sulfid + Sulfit. 20 ccm = 1 g Substanz werden mit luftfreiem
Wasser auf ca. 200 ccm verdünnt, mit Essigsäure angesäuert und mit
^/lo N. -Jodlösung und Stärke rasch auf blau titriert. Um das Sulfid für
sich zu finden, wird der in Nr. 4 gefundene Betrag abgezogen.
4. Sulfit. Aus 100 ccm Lösung wird mit alkalischer Zinklösung
(hergestellt durch Versetzen einer Lösung von Zinkacetat mit so viel
Natronlauge, daß der anfangs entstehende Niederschlag sich wieder auf-
löst) das Schwefelnatrium gefällt, das Ganze auf 250 ccm gebracht und
durch ein trockenes Filter filtriert. Je 50 ccm des Filtrates (= 1 g
Substanz) werden mit Essigsäure angesäuert und mit ^/k, N. -Jodlösung
und Stärke auf blau titriert, wodurch die dem Natriumsulfit entsprechende
Jodmenge erhalten A\drd.
5. Silikat. 20 ccm werden mit Salzsäure zur Trockne eingedampft
und die Kieselsäure in gewöhnlicher Weise gewichtsanalytisch be-
stimmt. 1 Gewichtsteil Si O2 = 2,028 Gewichtsteile Na2 Si O3. Der
Zusatz der Salzsäure geschieht bei möghchster Abhaltung von Luft, am
besten in einem Kohlensäurestrome, um eine genaue Bestimmung des
Natriumsulfates aus dem Filtrat zu ermöghchen. (Vermeidung einer
Oxydation von H2S und SO2.)
6. Sulfat wird durch Fällung mit Chlorbaryum in dem salzsauren
Filtrat von der Kieselsäure bestimmt. Dies fällt nur dann genau aus,
wenn beim Ansäuern (Bestimmung 5) eine Oxydation des Sulfids und
Sulfits vermieden ist. Auch bei Gegenwart größerer Mengen von
Thiosulfat hefert diese Bestimmung keine genauen Resultate^), doch hat
diese Tatsache für die Analyse der Zellstoff schmelzsoda keine Bedeu-
tung, da in frischer Schmelzsoda kein Thiosulfat vorhanden sein kann.
1) R i c h a r d s o n und A y k r o y d, Joiirn. Soc. Cliem. Ind. 15, 171 ; 1896.
36tli. Ann. Rep. on Alkali etc. Works 1899, 47. D o b b i n, Journ. Soc. Chein. Ind.
10, 218; 1891.
Schnielzsoda der Zellstoff-Fabriken. 539
Die Berechnung der Bestandteile wird bei der Ausführung durch
Umrechnung in die Gewichtsteile der einzelnen Komponenten sehr um-
ständlich und zeitraubend. Viel einfacher ist es, Äquivalente der Xormal-
lösungen direkt miteinander in Beziehung zu bringen. Am besten wird
dies durch die folgende, Mirkhch ausgeführte Analyse und deren Be-
rechnung erkenntlich.
1. Unlöshches.
a) 10,0039 g Schmelze gaben 1.0836 g Rückstand,
b) 10,0000 g - - 1,0805 g
Gewicht des Rückstandes nach dem Glühen :
a) 1,0000 g, folglich 0,0836 g Kohle,
b) 0,9904 g, - 0,0901 g -
2. Alkahnität in com Vs N.-HCl
mit Phenolphtalein 49,39; 49,33; im Mittel 49,36 ccm,
- Methylorange 76,74; 76,74; - - 76,74
3. NajS + Na-^SOg.
lo;27 "" V^" N.' J." I 1"^ ''''''' ^^ ^-^^ ^- ""-''
4. Xa.,S03.
0,40 ccm Vio N.-J. j ^^^^ ^j.^^^^^ ^^^ ^^^^^ ,,^^ ^ j
5. Xa., «iO^.
0,0699 g 81 Oo 1 j Ai-.f 1 nn^no ww»
0,0701 gSiO: I In^^littel 0,0700 gbiO,
6. Xa2S04.
0,0536 g Ba SO4 | ^ Aiii. 1 ,-. .^-ns t. cu^.
0;0534 g BaJSoI | ^'" ^^'^^'^ ^^''^^^^ ^ ^^^^^*-
Berechnung.
1 ccm 1/5 X. -HCl entspricht 0,0106 gXa.,C()3 und O.OOSOgXaOH
1 - Vio^^--J 0,(X)39 g Xa",8 - 0,0063 g Xa., SO3.
1 g Si O2 - 2,028 g Xaö SiO^.
I g XagSiOg - 81,63 ccm V's X.-H l'l.
1 g BaSO, - 0,6089 g Na, SO4.
Durch 1/5 N. -HCl und Methylorange = 76,74 ccm wurden angezeigt
Xa.^ CO3 -f Xa OH + Xa., Si O3 + Xa., S f- V .. Xa., SO.,.
Durch 1/5 X.-HCl und Phenolphtalein = 49,36 ccm:
Na OH -f- Naa Si O3 + V2 Nag S + V2 Na., Ci)^.
[76,74 — 0,10 (für 1/., Xa, SOg] — 49,36 = 27,28 ccm \'. X.-HCl.
2 X 27,28 = 54,56 ccm Vs X.-HCl = Xaj S -f Na, COg.
540 Fabrikat idii der Soda.
40,25 com Vio N.-J. = Na^ S + Na^ SO.,
40,25 — 0,40 = 39,85 ccm V^, N.-J. = Na.^ 8,
0,40 ccm Vjo N.-J. = Na2 SO3.
39,85
54,56 ;^ = 34,64 ccm 1/5 N.-HCl = Nao CO.3.
49,36 — 27,28 = 22,08 ccm 1/5 N.-HCl = Na OH + Na. 8i O3.
In 1 g kSchmelzsoda sind demnach:
NagCOg = 34,64.0,0106 = 0,3672 g
Na., SiOg = 0,0700.2,028 = 0,1420 g
(== 11,59 ccm V.5 N.-HCl)
Na OH = (22,08— 11, 59). 0,008 = 0,0839 g
Na,3S = 39,85.0,0039 = 0,1554 g
Na.^ SO3 = 0,40 . 0,0063 = 0,0025 g
Naa SO4 = 0,0535 . 0,6089 = 0,0326 g
Unlösliches = Rückstand: 10 = 0,1081 g
(davon Kohle ^ 0,0086 g)
\\. Die HaiKlelspjuKlukte der So(lafal)iikatioii.
Die Produkte der verschiedenen Sodafabrikationsverfahren sind :
Kalzinierte Soda, Krystallsoda, kaustische Soda, Bicarbonat nebst
einigen Mittelprodukten, wie den in Frankreich viel verkauften ,,sels
caustiques", deren Analyse keine Besonderheiten darbietet.
Diese Produkte sind von einigermaßen verschiedener Beschaffen-
heit, je nach dem angewendeten Fabrikationssystem. So wird z. B. eine
(nicht carbonisierte) L e b 1 a n c-Soda etwas Ätznatron und Schwefel-
natrium enthalten können, was bei der Ammoniaksoda so gut wie un-
möglich ist. Dagegen wird die letztere ein wenig Bicarbonat enthalten
können, was bei der L e b 1 a n c-Soda nicht vorkommt. Die letztere
enthält als Hauptverunreinigung (dem Gewicht nach) Sulfat, die
Ammoniaksoda Chlorid. Das käufliche Bicarbonat aus der Ammoniak-
sodafabrikation kann ein wenig Ammoniak enthalten, was bei dem aus
Krystallsoda dargestellten nie vorkommt usw. Aber im großen und
ganzen sind die Prüfungsmethoden für jedes Einzelfabrikat immer die-
selben, gleichviel wie es hergestellt worden ist; sie sollen also auch im
folgenden gemeinschaftlich behandelt, und es wird nur in den betreffen-
den Fällen auf die durch die Fabrikationsmethoden verursachten Eigen-
tümlichkeiten aufmerksam gemacht werden.
Es sei hier noch besonders auf die das P r o b e z i e h e n be-
treffenden Regeln hingewiesen (S. 8 ff.).
A. Kalziuit'i'to Soda.
Besteht im wesentlichen aus Natriumcarbonat, Na, CO3, imd ent-
hält als Verunreinigungen kleine Mengen von anderen Natronsalzen'
Tonerde, Eisen, Wasser usw.
Kalzinierte Soda.
541
Das chemisch reine Natriumcarl^jonati) enthält 58,49 Proz. Xa., O
und 41,51 Proz. COj. Spez. Gewicht 2,5; der Schmelzpunkt wird von
verschiedenen Forschern verschieden angegeben, nämlich von C a r n e 1 1 y
= 814", von L e C h a t e l i e r = 810", von V i c t o r M e y e r = 849"
(die frühere Bestimmung von Victor Meyer und R i d d 1 e
= 1098° hat sich als irrig erwiesen). R a m s a y und Eumorfopulos
853", ebenso H ü 1 1 n e r und Tammann, Heycock und
N e v 11 1 e. Beim Schmelzen wird etwas Xatriumoxyd gebildet;
der Verlust an COj kann bei Gelbglut bis auf P/., Proz. steigen. Bei
mäßigem Erhitzen unterhalb des Schmelzpunktes ist der Verlust an C(J.,
sehr unbedeutend und wird ganz vermieden, wenn man im Kohlen-
dioxydstrom erhitzt oder wenn die Temperatur nicht über 270" gesteigert
wird^ (S. 106).
Die folgenden Tabellen geben die spezifischen Gewichte der Lö-
sungen von reinem Xatriumcarbonat mit den ihnen entsprechenden
Baume- Graden und Prozentgelialten, letztere berechnet sowohl auf
wasserfreie, wie auf Krystallsoda und außerdem auf die entsprechenden
Gewichte von Soda auf die Raumeinheit der Lösung. Beide Tabellen
1. Spezifische Gewichte von Lösungen von kohlensaurem Natron bei 15"
(umgerechnet nach R. Wegsc heiders Formel :
dt -=d^ + (0.0103829 — 0.0n5.r27t -j- 0.0'G43 t-) P + (0.0*3689 -f ü.()"1534 t
— 0.09865 t^) P-, Monatsh. für Chem. 27. 16; 1905, für
steigende Baurnegrade).
Baume
Gewichtsprozent
1 cbm enthält kg
Spez. Gew.
Xa. CO,
Xa. CO3
10 a(|
Xa, CO.,
Naj CO,
1 0 ar|
l.oiiT
1
0.63
1.700
6.3
16.9
1.014
.)
1.29
3.480
13.1
35.3
l.(»22
3
2.00
5.3!»6
20.4
55. l
1.(1-29
4
2.S3
7.639
29.0
78.6
1.036
5
3.42
9.227
35.4
95.6
1 .045
<;
4.16
1 1 .22 »
13.5
117.3
1.052
7
4.93
13.301
51.9
139.9
1 .060
8
5.65
15.J44
59.9
161.6
1 .067
9
6.36
17.159
(i7.9
1 h3. 1
1.075
10
7. OS
19.102
7(i.I
205.3
1.083
II
7.85
21.179
S5.0
229.4
1.091
!•_'
8.57
23.122
93.5
252.3
1.100
i:t
9.31
25. 1 1 H
102.4
276.3
I.IOK
1 1
10.08
27.106
1 1 1.7
301.3
1.1 16
15
10.85
29.'J73
1 2 1 . 1
326.7
1.125
ll.
11.67
3I.4K6
i:!l.3
354.2
1 . 1 31
IT
12.46
33.617
in. 3
381.2
1.142
IS
I3.J5
35.719
L.l.lf
0(8.3
1.152
19
1 l.OO
3H.(»15
itij.:t
137.9
') Genauerc-s /.. H. in L 11 n u. >' ^ Soilaind. 11. 36 11.
542
Fabrikation der Soda.
2. Gehalt konzentrierter Lösungen von kohlensaurem Natron bei 30"
(umgerechnet nach Wegscheider, s. Tabelle für 15").
Spez. Gew.
bei 30»
Gewichtsprozent
1 Liter enthält Gramm
Baume
Na., CO3
Na. CO3
10 aq
Nao CO3
Na^ CO3
10 aq
1.308
34
27.90
75.27
364.9
984.5
1.297
33
27.00
72.85
350.2
944.9
1.285
32
26.00
70.15
334.1
901.4
1.274
31
25.10
67.72
319.8
862.8
1.263
30
24.10
65.02
304.4
821.2
1.252
29
23.18
62.54
290.2
783.0
1.241
28
22.34
60.27
277.2
748.0
1.231
27
21.45
57.87
264.0
712.4
1.220
26
20.55
55.44
250.7
676.4
1.210
25
19.67
53.07
238.0
642. 1
1.200
24
18.83
50.80
226.0
609.6
1.190
23
18.00
48.50
214.2
577.9
1.180
22
17.09
40.11
201.7
544.1
1.171
21
16.25
43.84
190.3
513.4
1.162
20
15.42
41.60
179.2
483.4
1.152
19
14.58
39.34
168.0
453.2
1.142
18
13.77
37.15
157.3
424.3
(bei 15°) sind nach Versuchen Wegscheiders von uns berechnet;
die zweite (bei 30°) bezieht sich auf die in der Technik vielfach vor-
kommenden starken Lösungen, welche bei gewöhnlicher Temperatur
gar nicht bestehen können.
Nach Versuchen von Lunge (Chem. Ind. 4, 376; 1881) geben
die Tabellen nicht nur den Gehalt an Nag CO, in reinen Natriumcarbonat-
lösungen, sondern bezeichnen fast ebenso genau auch den Gehalt der
gewöhnlichen Rohsodalaugen (samt ihren Verunreinigungen) an Trocken-
substanz (vgl. S. 511).
Im „Taschenbuch für die organisch-chemische Großindustrie" von
Lunge und B e r ] ist eine ausführliche, auf Grund der Angaben von
Wegscheider (Monatsh. f. Chem. 27, 16; 1905) umgerechnete
Tabelle über den Einfluß der Temperatur auf das spez. Gewicht der
Lösungen von kohlensaurem Natron mitgeteilt. Wir geben hier eine
daraus berechnete Interpolationstabelle. (Siehe S. 543.)
Die chemische Untersuchung der Handelssoda
umfaßt in den meisten Fällen nur die Ermittelung ihres a 1 k a 1 i -
metrischen Gehaltes oder Titers; ausnahmsweise und
jedenfalls von Zeit zu Zeit zur Kontrolle wird auch eine vollständige
Analyse angestellt.
1. Bestimmung des Titers der Soda. Nach
Lunge und B e r 1 's Taschenbuche, also nach der Vereinbarung der
deutschen Sodafabrikanten, wird wie folgt verfahren.
Der alkalimetrische Gehalt wird stets nach dem Glühen
bestimmt inid für den geglühten (trockenen) Zustand angegeben; dies
Bestimmung des Titeis der Soda.
543
Veränderune: des Volumgewichtes von Natriumcarbonat-Lösungen durch
Temperaturänderung.
(Annähernde Mittelwerte für + 1" C.)
Für Temperaturen von
Für spe
z. Gewicht
0—30«
30—40"
40—50»
50—70«
70—100«
von
bis
0.00025
0.00035
0.0004
0.0005
0.00005
1.010
1.050]
0.0003
0.0004
0.0004
0.00055
0.00005
1.060
1.070
0.0004
0.0004
0.0005
0.00055
0.00065
1.080
1.110
bei
0.0004
0.0004
0.0005
0.0006
0.0007
1.120
1.170
15"
0.00045
0.0004
0.0006
0.0006
0.0007
1.180
1.190
0.0005
0.0004
0.00055
0.00065
0.0007
1.200
1.240
—
0.0005
0.00065
0.00065
0.0007
1.242
1.251
—
0.0005
0.0006
0.00065
0.00075
1.202
1.285
ist der eigentlich maßgebende Titer. Zur Analyse \verden 2,6500 g ab-
gewogen, aufgelöst und ohne Filtration titriert; jedes com Normal-
säure zeigt 2 Proz. Na, CO3 an').
Als Normalsäure wendet man Salzsäure an, die im Liter 36,468 g
H Cl enthält und auf ehemisch reines Natriumcarbonat gestellt ist, vgl.
S. 105. Als Indikator kann man Lackmustinktur oder Phenolphtalein mit
längerem Kochen benutzen; aber weitaus bequemer und tatsächlich
genauer Methylorange in der Kälte; vgl. S. 83.
Manche ziehen vor, M-ie folgt zu verfahren. 26,500 g Soda werden
in einem kleinen Becherglase genau abgewogen und in einem größeren
Becherglase unter Kochen in Wasser gelöst. Man bringt alsdann die
Flüssigkeit samt den geringen Mengen von Unlöslichem in einen 500 ccm-
Kolben, füllt zur Marke auf, schüttelt um, filtriert (wenn nötig) durch
ein mit einem Uhrglase bedecktes Faltenfilter und titriert 50 ccm des
Filtrates unter Zu.satz von Methylorange mit W N. -Salzsäure. Man wird
bei 98 er Soda 49 ccm '/j N. -Salzsäure gebrauchen (1 ccm == 2 Praz.
Soda). Wie man sieht, A\ird in diesem Falle der Titer der Soda nüt
Ausschluß des in Wasser Unlöslichen ermittelt (englisches Verfahren),
während bei der erstgenannten Titrationsmethode das Unlösliche (kohlen-
saurer Kalk, kolHensaure Magnesia, Kiseno.xyd usw.) im Titcr mitzählt
(deutsches Vcifahren). Einen sehr wesentlichen Unterschied bedeutet
dies nicht, wenigstens nicht bei der Ammoniaksoda, deren (Jesaintunlös-
liches (also mit Einschluß von auf den Titcr gar nicht wirkenden Be-
standteilen, wie Sand, Kohle usw.) tiiclit iil)cr ' , Pioz. zu betragen
l)flegt.
Xatinlicli muß man sich ültcrzciigcn, daß der llall>Htcrk()ll)cn liis
zur Marke genau 10 INpettcnfülhuigcn enthält. Da aber auch dann
immer nur eine l'ipette auf einen Licstinimtcn K«ill>cn |)id.>t, und
') VVotm niun. wn,s docli mittela der S. 63 bn.s(liri('bent<n \'i)rriehturi^en
Hehr leicht i.st, hei den in ' ,„ cciri >.;(>teih(>n 50 cciii Hiiri'll«>ii iiuf '/lo '"'''" fthlicwt.
HO kann di-r AhipHungsfolili-r (1,05 rrnz. Xiij('<)j nicht iilicrschrciten.
544 Fabrikation der Soda.
feiner auch bei aller Vorsicht die Pipetten nicht immer ganz genau die-
selbe Menge von Flüssigkeit abliefern, so haben eben die deutschen Soda-
fabriken die im Eingange gegebene Vorschrift bevorzugt, wonach je
2,6500 g Soda abgewogen und direkt austitriert werden. Will man
die Lösung (nach der enghschen Methode) filtriert titrieren, so steht dem
ja nichts im Wege^).
Es handelt sich nun weiter darum, wie das Ergebnis der Titrierung
also die ,,Grädigkeit" der Soda, ausgedrückt werden soll'-) . In Deutsch-
land bedeuten die ,, Grade" Prozente von Natriumcarbonat, was
dann auf die kaustische Soda mit ausgedehnt wird, so daß bei dieser
z. B. bis 132° vorkommen kann. Dies ist bei kaustischer Soda schon
darum nicht rationell, weil man nach Graden einer Substanz zählt, die
in diesem Falle als Verunreinigung anzusehen ist, ist aber eben Handels -
gebrauch. Viel rationeller ist die von Gay-Lussac vorgeschlagene
Bezeichnung nach Graden von ,, nutzbarem", Natron (englisch: available
soda), worunter man alles versteht, was auf die Normalsäure wirkt, also
Hydrat, Carbonat, Siükat, Aluminat. Chemisch reine Soda würde also
58,49 solche Grade zeigen. Man nennt diese Bezeichnung gewöhnlich
englische Grade, weil sie in England allgemein angenommen ist,
leider aber nur nominell. In Wirklichkeit werden dort die Grade höher
angegeben, bestenfalls unter Annahme des Äquivalents für Naj CO3 = 54
(statt 53,00), wie bei den Newcastler Graden; leider aber im wichtigsten
Zentrum der enghschen Sodafabrikation nach dem noch höheren Grade
zeigenden ,, Liverpool test", für den gar keine Tabelle aufzustellen ist,
weil er von den Handelschemikern ganz willkürhch ausgeführt wird.
Trotz aller Versuche zur Abstellung dieses schweren, im vermeintlichen
Interesse der westenglischen Fabrikanten und Händler liegenden Übel-
standes besteht er noch ungeschwächt fort^).
In Frankreich und Belgien bezeichnet man die Soda (auch Pott-
asche, Baryt usw.) aUer Arten in einer den Gay-Lussac- Graden
analogen Weise, nämlich allgemein nach ihrem titrimetrischen Werte,
ohne Rücksicht auf die spezielle Form des Alkahs (ob Na OH, Na,.^ CO3,
Ko CO3 usw.), aber auf einer anderen Grundlage, nämlich der von D e s -
croizilles angegebenen. Die französischen Grade bedeuten die
Menge von Schwefelsäuremonohydrat (Ho SO4), welche von 100 Tl.
der betreffenden Soda neutralisiert werden. Da nun 10 g chemisch reiner
Soda äquivalent sind 9,254 g H2 SO4, so stellen sich die französischen
Chemiker die,, Descroizilles-Schwefelsäure" so her, daß genau 5 g chemisch
reine Soda durch 92,54 ,, halbe Kubikzentimeter" (sogenannte ,, Divi-
sions") Säure neutralisiert werden, demzufolge also letztere genau 100 g
reine H, SO4 im Liter enthält. Zur Herstellung dieser ,, Descroizilles-
Schwefelsäure" mengt man 50 1 Wasser mit ca. 3150 ccm konzentrierter
Schwefelsäure und prüft wie S. 104 angegeben.
*) Vgl. über diese Frage Lunges Sodaindustrie 3. Aufl. II, 86 und am
Schlüsse dieses Abschnittes bei ,, Unlösliches".
^) Näheres darüber in Lunges Sodaindustrie, 3. Aufl., II, 90.
3) Vgl. außer L u n g e II, 90 namentlich auch ebend., 2. Aufl., III, 689. ^
J
CUiidiiilceit di-r S<j(la.
54Ö
'/. o
^ ä; =3
.' CS N
- o
Deutsche
Grade
Proz. Nao CO;,
III
Französische
(Descroizilles)
Grade
iil
Deutsche
Grade
Proz. Na» CO;,
m
französische
(Descroizilles)
Grade
X
0
S5
0.5
0.8Ü
0.51
0.79
0.G4G
26
44.46
26.34 41.13
33.566
1
1.71
1.01
1.58
1.291
26.5
45.32
26.85 i 41.92
34.212
1.5
2.57
1.52
2.37
1.937
27
46.17
27.35 42.71
34.857
2
3.42
2.03
3.16
2.582
27.5
47.03
27.86 1 43.51
35.503
•2.5
4.28
2.54
3.96
3.228
28
47.88
28.36
44.30
36.148
3
5.13
3.04
4.75
3.873
28.5
48.74
28.87
45.09
36.794
3.5
5.99
3.55
5.54
4.519
29
49.59
29.38
45.88
37.439
4
6.84
4.05
6.33
5.164
29.5
50.45
29.89
46.67
38.085
4.5
7.70
4.56
7.12
5.810
30
51.30
30.39
47.46
38.730
5
8.55
5.06
7.91
6.455
30.5
52.16
30.90 1 48.25
39.376
5.5
9.41
5.57
8.70
7.101
31
53.01
31.41
49.04
40.021
0
10.26
6.08
9.49
7.746
31.5
53.87
31.91
49.83
40.667
6.5
11.12
6.59
10.28
8.392
32
54.72
32.42
50.62
41.312
7
11.97
7.09
11.07
9.037
32.5
55.58
32.92
51.42
41.958
7.5
12.83
7.60
11.87
9.683
33
56.43
33.43
52.21
42.603
8
13.68
8.10
12.60
10.328
33.5
57.29
33.94
53.00
43.248
8.5
14.54
8.61
13.45
10.974
34
58.14
34.44
53.79
43.894
9
15.39
9.12
14.24
11.619
34.5
59.00
34.95
54.58
44.540
9.5
16.25
9.63
15.03
12.265
35
59.85
35.46
55.37
45.185
10
17.10
10.13
15.82
12.910
35.5
60.71
35.96
56.16
45.831
10.5
17.96
10.64
16.61
13.556
36
61.56
36.47
56.95
46.476
11
18.81
11.14
17.40
14.201
36.5
62.42
36.98
57.74
47.122
11.5
19.67
11.65
18.19
14.847
37
63.27
37.48
58.53
47.767
12
20.52
12.17
18.98
15.492
37.5
64.13
37.98
59.33
48.413
12.5
21.38
12.68
19.78
16.138
38
64.98
38.50
60.12
49.058
13
22.23
13.17
20.57
16.783
38.5
65.84
39.00
60.91
49.704
13.5
23.09
13.68
21.36
17.429
39
66.69
39.51
61.70
50.349
14
23.94
14.18
22.15
18.074
39.5
67.55
40.02
62.49
50.995
14.5
24.80
14.69
22.94
18.720
40
68.40
40.52
63.28
51.640
15
25.65
15.19
23.73
19.365
40.5
69.26
41.03
64.07
52.286
15.5
26.51
15.70
24.52
20.011
41
70.11
41.54
64.86
52.931
l(i
27.36
16.20
25.31
20.656
41.5
70.97
42.04
65.65
53.577
Ki.ö
28.22
16.72
26.10
21.302
42
71.82
42.55
66.44
54.222
17
29.07
17.22
26.89
21.947
42.5
72.68
43.06
67.24
54.868
17.5
20.93
17.73
27.69
22.593
43
73.53
43.57
68.03
55.513
18
30.78
18.23
28.48
23.238
43.5
74.39
44.07
68.82
56.159
18.5
31.64
18.74
29.27
23.884
44
75.24
44.58
69.61
56.804
19
32.49
19.25
30.06
24.. 529
44.5
76.10
45.08
70.40
57.450
19.5
33.35
19.70
30.85
25.175
45
76.95
45.59
71.19
58.095
20
34.20
20.26
31.64
25.820
45.5
77.81
46.10
71.98
58.741
20.5
35.06
20.77
32.43
26.466
46
78.66
46.60
72.77
59.386
21
35.91
21.27
33.22
27.111
46.5
79.52
47.11
73.56
60.032
21.5
36.77
21.78
34.01
27.757
47
80.37
47.62
74.35
60.677
22
37.62
22.29
34.80
28.402
47.5
81.23
48.12
75.15
61.323
22.5
38.48
22.80
35.60
29.048
48
82.08
48.63
75.94
61.968
23
39.33
23.30
36.39
29.H93
48.5
82.94
49.14
76.73
62.614
23.5
40.19
23.81
37.18
30.339
49
83.79
49.64
77.62
63.259
24
41.04
24.31
37.97
30.984
49.5
84.65
50.15
78.31
63.905
24.5
41.90
24.82
38.76
31.0:{0
50
85.50
50.66
79.10
64.550
25
42.75
25.32
39.55
32.275
50.5
86.36
51.16
79.89
05.196
25.5
43.61
25.83
40.34
32.921
51
87.21
51.67
80.68
65.841
Untersuchungen. (J. Aufl. I.
35
546
Fabriltation der Soda.
S o
1-4 2 .
>.^ o
4"
ll-§
o
d
O
>'- o
CS Ph
o
'S ® J
^ (-1
Ah
Französische
(Descroizilles)
Grade
a
o
O
51.5
88.07
52.18
81.47
66.487
65
111.15
65.85
102.83
83.915
52
88.92
52.68
82.26
67.132
65.5
112.01
66.36
103.62
84.561
52.5
89.78
53.19
83.06
67.778
66
112.86
66.87
104.41
85.206
53
90.63
53.70
83.85
68.423
66.5
113.72
67.37
105.20
85.852
53.5
91.49
54.20
84.64
69.069
67
114.57
67.88
105.99
86.497
54
92.34
54.71
85.43
69.714
67.5
115.43
68.39
106.79
87.143
54.5
93.20
55.22
86.22
70.360
68
116.28
68.89
107.58
87.788
55
94.05
55.72
87.01
71.005
68.5
117.14
69.40
108.37
88.434
55.5
94.91
56.23
87.80
71.651
69
117.99
69.91
109.16
89.079
56
95.76
56.74
88.59
72.296
69.5
118.85
70.41
109.95
89.725
56.5
96.62
57.24
89.38
72.942
70
119.70
70.92
110.74
90.370
57
97.47
57.75
90.17
73.587
70.5
120.56
71.43
111.53
91.016
57.5
98.33
58.26
90.97
74.233
71
121.41
71.93
112.32
91.661
58
99.18
58.76
91.76
74.878
71.5
122.27
72.44
113.11
92.307
58.5
100.04
59.27
92.55
75.524
72
123.12
72.95
113.90
92.952
59
100.89
59.77
93.34
76.169
72.5
123.98
73.45
114.70
93.59S
59.5
101.75
60.28
94.13
76.815
73
124.83
73.96
115.49
94.243
60
102.60
60.79
94.92
77.460
73.5
125.69
74.47
116.28
94.889
60.5
103.46
61.30
95.71
78.106
74
126.54
74.97
117.07
95.534
61
104.31
61.80
96.50
78.751
74.5
127.40
75.48
117.86
96.180
61.5
105.17
62.31
97.29
79.397
75
128.25
75.99
118.65
96.825
62
106.02
62.82
98.08
80.042
75 5
129.11
76.49
119.44
97.471
62.5
106.88
63.32
98.88
80.688
76
129.96
77.00
120.23
98.116
63
107.73
63.83
99.67
81.333
76.5
130.82
77.51
121.02
98.762
63.5
108.59
64.33
100.46
81.979
77
131.67
78.01
121.81
99.407
64
109.44
64.84
101.25
82.624
77.5
132.53
78.52
122.61
100.053
64.5
110.30
65.35
102.04
83.270
Diese Tabelle läßt das Verhältnis der deutschen, englischen und
französischen Grade zueinander erkennen ; wie kaum gesagt zu werden
braucht, gilt sie auch für kaustische Soda und andere Produkte der
Sodafabrikation.
Zur Untersuchung der Soda macht B ö c k m a n n noch die
folgenden Bemerkungen :
j,Von 10 Reklamationen, welche eine Sodafabrik im Laufe der
Jahre erhält, sind gewiß 9 darauf zurückzuführen daß mit der Chemie
wenig vertraute Klienten die natürlich stets vollkommen wasserfrei
bezogene Soda^) wochen- oder monatelang in offenen Fässern oder
Säcken und vielleicht noch in der dampfgeschwängerten Atmosphäre
einer Seifenfabrik u. dgl. stehen heßen und alsdann bei vorgenommener
Titration einen total ungenügenden Titer entdeckten. Soda zieht an
offener Luft relativ rasch und bis zu etwa 10 Proz. Feuchtigkeit im
Laufe der Zeit an. Diese Feuchtigkeit ist natürlich der Soda ebenso-
wenig eigentümüch, als sie etwa einen ursprünglichen Bestandteil des
^) Soda, wie sie bei richtiger Behandlung aus den Kalzinier- oder Trocken-
öfen kommt und verpackt wird, zeigt einen Glühverlust von stets unter 0,1 Proz.
l'ntersiichuiig der Soda. 547
Scliießpulveis ausmacht. Und wenn man bei letzterem deshalb all-
gemein von trockener resp. zuvor getrockneter Substanz ausgeht, so ist
das Gleiche bei der Analyse der Soda ebenso geboten.'"
,,Es ist deshalb nur zu bedauern daß immer noch manche Handels-
chemiker usw. bei ihren Sodaanalysen, wo es sich meistens um eine von
einem chemischen Laien gemachte Reklamation infolge dieser Wasser-
anziehung handeln wird, nur die Zusammensetzung der feuchten
Substanz angeben. Man dürfte von selten der Technik wohl erwarten,
daß zum mindesten nebenbei die auf trockene Substanz berechnete
Zusammensetzung und das für den Praktiker Wichtigste, der T i t e r
der trockenen Substanz angegeben würde. Die Handelschemiker usw.
würden durch dieses kleine und billige Entgegenkommen den Soda-
chemikern den Ärger ersparen, alle paar Wochen einem Reklamanten
über die wasseranziehende Eigenschaft der Soda einen mündlichen oder
schriftlichen Vortrag halten zu müssen. Denn die Analysen des Handels-
chemikers bestärken ihn ja gerade darin, daß der von ihm selbst ge-
fundene Sodagehalt der richtige, der vom Fabrikchemiker resp. von der
Fabrik angegebene der unrichtige war."
Die gewöhnlichen Prüfungen der Soda. Hierher gehören neben
der schon besprochenen Ermittelung des Titers die Bestimmung des
spezifischen Gewichtes, der Klarheit der Lösung des Feinheitsgrades
der Mahlung, des in Wasser Unlöslichen (nebst Eisenoxyd), des Koch-
salzes und schwefelsauren Natrons^).
,,a) Das spezifische Gewicht (besser als Dichte
zu bezeichnen). Hierunter ist nicht etwa das eigentliche spezifische
Gewicht zu verstehen wie es im Pyknometer ermittelt wird, nachdem
alle Zwischenräume der Soda durch eine sie nicht lösende Flüssigkeit
(wie Benzol) ausgefüllt sind. Diese Ermittelung hätte absolut keinen
praktischen Wert, denn alle Sodasorten der verschiedensten Herstellungs-
weise würden hierbei so ziemlich das gleiche spezifische Gewicht
ergeben, da die geringen Verunreinigungen mit ihren ohnehin von der Soda
nur wenig differierenden spezifischen Gcwicliten (reine Soda rund 2, 5. Sulfat
2,6, Kochsalz 2,1) keinen großen Einfluß hierbei auszuüben vermögen."
„Es kommt dem Praktiker aber gerade darauf an, einen Zahlen-
ausdruck für die je nach der vorhergegangenen Behandlung mehr oder
weniger voluminöse oder dichte Ik'schaffenheit der l)etrcffendeii Soila-
sorte zu erhalten. Hierzu ist einzig und allein die Ermittelung? des
kubischen Gewichtes, d. h. der in einem Räume von genau hekaimtem
Inhalt eng zusammengeschichteten Gewichtsmenge Soda brauchbar.**
,,Ieh benutze zu dieser sjiezifisehen (oder strenger kuliisehen) Ge-
wichtsbestimmung dicke runde durch Absprengen des oberen Teiles
von Präparatenfläöchchcn u. dgl. leicht herzustellende CJläser'-), welche
') a biB d iianh Huck in a ii n.
•) „Auf moino V'eranlflissung liefert C. D o 8 a g a , Heidelberg, boIcIio tJUiscr
für kubische Gewichtsbe.stimmungon zu ungefähren obigen Dimonnionon und mit
einer Kapazität von mügUchst genau 100 ccm zu ca. M. 1,50 pro Stück."
36*
548 Fabrikation der Suda.
durch entsprechendes Abschleifen mögüchst genau 100 ccm fassen.
Letzterer Inhalt ist selbstverständlich keineswegs Bedingung — das
Glas mag auch 95 oder 105 ccni fassen — , sondern nur behufs glatter
Rechnung wünschenswert; wobei man eine zwischen 99,5 und 100,5
variierende Kapazität des Glases ohne Not zu rund 100 annehmen kann^) .
Den Inhalt des Glases ermittelt man vor seinem ersten Gebrauche, indem
man es in bekannter Weise bis auf 0,1 ccm genau ausmißt. Außerdem
wägt man das Glas auf 0,1 g genau und bemerkt beide Zahlen ein für
allemal auf dem Glase. In Ermangelung eines solchen abgeschliffenen,
dickwandigen, von einer Apparatenhandlung bezogenen Glases kann
man selbst verständhch, \\ie schon erwähnt, den Hals eines geeigneten
starkwandigen Fläschchens absprengen und letzteres verwenden. Auch
ein in seinen Dimensionen geeignetes dickwandiges, kleines Becherglas
(ohne Ausguß) genügt im Notfalle, obwohl es allerdings auch leicht zer-
brechlich ist."
,,Die zu untersuchende gemahlene und ^^asserfreie Soda wird nun
in etwa 6 einzelnen Portionen eingetragen, indem man jedesmal das Glas
längere Zeit auf den Tisch aufstößt, um auf diese Weise ein mögUchst
dichtes Einfüllen der Soda zu bewerkstelhgen. Schheßhch streicht man
mit einer kleinen Glasplatte die über den Rand des Glases hervorragende
Soda ab und wägt auf einer noch 0,1 g angebenden Wage. Die erhal-
tenen kubischen Gewichtszahlen gibt man auf 2 Dezimalen an. Die
Resultate stimmen untereinander mit einer Differenz von höchstens
2 Stellen in der z\\eiten Dezimale (wobei man noch nicht einmal allzu
ängstüch auf 0,1 g genau abzuwägen braucht)."
,,Hinsichthch des kubischen Gewichtes kann man drei Arten von
Soda unterscheiden: leichte (kubisches Ge^^■icht von ca. 0,8—1,0) mittel-
schwere (etwa 1,0 — 1,25) und schwere (ca. 1,25 — 1,50)."
,,Es sei hier nochmals betont, daß man gut übereinstimmende
Zahlen bei dieser Bestimmungsmethode nur dann erhält, wenn man die
Soda in einer Reihe einzelner (nicht zu großer) Portionen einfüllt und
vor jedem neuen Einfüllen so lange durch fortwährendes Aufstoßen des
Glases auf die Tischplatte den Inhalt des Glases derart zusammen-
gerüttelt hat, daß beispielsweise ein Fingernagel keinen Eindruck mehr
in der Masse hinterläßt."
,,Ganz andere, aber unter sich ebenfalls wieder recht gut stimmende
und deshalb im praktischen Betrieb ebenfalls verwendbare Zahlen erhält
man, wenn man umgekehrt, statt die Soda so fest als möglich in das
Gefäß einzurütteln, sie ohne allen Druck und ohne alle Berührung des
Gefäßes beim Einfüllen in letzteres, dessen genauer Inhalt bekannt ist,
gibt. Diese Methode eignet sich mehr für eine an Ort und Stelle (im
Verpackungsraume) vorzunehmende empirische Probe. Man füllt bei-
spielsweise in ein Kästchen von vollkommen ausgetrocknetem Holze
^) , »Angenommen, eine Soda habe in diesem Glase 102 g gewogen, so ist
ihr kubisches Gewicht 1,02, 1,02, 1,01, wenn die Kapazität zu 99,5, 100,0 und
100,5 angenommen wird. Man sieht also, daß ein Spielraum von + 0,5 ccm bei
diesen 100 ccm-Gläsern gestattet ist."
I
Untersuchung der Soda. 549
und von den genauen lichten Dimensionen 40 X 25 X 20, also ent-
sprechend einem mögHchst genauen Inhalte von 20 Liter mittels einer
reinen hölzernen Schaufel die betreffende Soda ein, indem man dabei
auf das sorgfältigste ein Berühren des Kästchens mit den Händen oder
Füßen oder mit der Schaufel vermeidet. ^lan streicht vorsichtig mit
einem geraden Stück Holz ab, wägt und findet durch Multiplikation mit
50 das Kubikmetergewicht der Soda.''
,,b) Die Klarheit der Lösung ermittelt man, indem
man 25 g Soda in ^/g 1 warmem Wasser in einem Becherglase auflöst und
die erhaltene, etwas abgekühlte Lösung mit einer in gleicher Weise be-
reiteten Xormallösung vergleicht."
,,Die Ammoniaksoda gibt vermöge ihrer großen Reinheit relativ
sehr klare Lösungen, was für Farbenfabriken u. dgl. besonders angenehm
ist. Selbstverständlich kann man aber von einem minimale Verunreini-
gungen stets enthaltenden Handelsprodukte, wie es die Soda ist, keine
ideale ,,Blanklöshclikeit" verlangen."
,,c) Der Feinheitsgrad der Mahlung wird nur
bei ganz schwerer »Soda, welche einen der wachsenden Schwere (und
Schmelzbarkeit) entsprechend steigenden Gehalt an gröberen Körnern
aufweisen wird, bestimmt und auch hier in der Regel nur dann, wenn
man Ursache hat, in die genügend feine Mahlung Zweifel zu setzen. Auf
einem größeren Siebe von etwa 35 cm Durchmesser und von 2 mm
Maschenweite werden 1000 — 1500 g der betreffenden Soda durch-
gesiebt und die auf dem Siebe verbleibenden gröberen Kömer gewogen.
Man soll hierbei nicht über 5 Proz. der Soda als Siebrückstand
finden."
,,d) Das in Wasser Unlösliche. Man wägt 50 g
(oder bei sehr wenig Unlöslichem 100 g) in einem größeren Becherglase
auf einer noch 0,1 g anzeigenden Wage ab, setzt unter beständigem,
gelindem Umschwenken (damit sich keine zusammenhängenden und
alsdann schwer löslichen Klumpen bilden) eine zum Lösen genügende
Menge warmen Wassers hinzu und läßt ^'^ — ^Z, Stunde auf dem Dampf-
trocken.schranke oder dgl. absetzen. Oft kann man dann, falls das Un-
lösliche sich vollkommen abgelagert hat, den größten Teil der darüber-
stehenden Flüssigkeit abhebern oder vorsichtig abgießen. Man filtriert
auf ein Filter, das mit einem zweiten Filter genau tariert ist, und wäscht
gründlich mit heißem Wasser aus, worauf man die beiden Filter im
Trockenschranke trocknet."
,,Zur Bestimmung des im Unlöslichen enthaltenen Eisen-
Oxydes befeuchtet man das gewogene trockene Filter wieder mit
Wasser und löst das Kiscnoxyd auf dem Filter mit warmer Salzsäure.
Im F^iltratc fällt man wieder mit Ammoniak, löst den neu entstandenen,
abfiltricitcn Niedersclilag in verdünnter Schwefelsäure ( 1 : 4) und titriert
naeh Reduktion mit Zink mit Pennanganathisung. (Das direkte Titrieren
der salzsauren, reduzierten und sehr stark mit Wasser verdüiuiten Lösung
unter Zusatz von einigen Kubikzentimetern Mangansulfatlösung gibt
weniger .seharfe luidicaktion.)"
I
550 Fabrikation der Soda.
e) Kochsalz. 2 g Ammoniaksoda resp. 5 g Leblanc-
Soda werden mit Salpetersäure so lange neutralisiert, bis empfindliches
Lackmuspapier eine noch schwach alkalische oder eine gerade neutrale
Reaktion zeigt. Alsdann färbt man mit Chromatlösung und titriert mit
Silberlösung nach S. 149 oder in der sauren Lösung nach V o 1 h a r d
S. 150.
f) S u 1 f a t. 5 resp. 10 g Soda werden in Salzsäure gelöst, und das
heiße Filtrat \\'ird mit heißer Chlorbaryumlösung gefällt.
Die vollständige Analyse der Soda. Zu den schon erwähnten
Prüfungen und Bestimmungen kommt hier noch die Bestimmung der
näheren Bestandteile des in Wasser Unlöslichen (außer Eisenoxyd noch
Sand und Kohle, Tonerde, kohlensaurer Kalk und kohlensaure Magnesia),
von Bicarbonat, Ätznatron, Schwefelnatrium, schwefligsaurem Natron,
kieselsaurem Natron und Natriumaluminat^). Hiervon finden sich die
letztgenannten vier Verbindungen nur in Leblanc- Soda. Außerdem
wird man bei Soda, die nicht am Orte ihrer Erzeugung selbst unter-
sucht wird, und die also durch Lagern an freier Luft Wasser angezogen
haben kann, letzteres zu bestimmen haben, was durch Trocknen im
Exsikkator über konz. Schwefelsäure, oder sicherer durch halbstündiges
Erhitzen bei SOO**, oder durch schwaches Glühen geschehen kann (vgl.
S. 106).
Vor Ausführung der einzelnen Bestimmungen \^-ird man sich
namenthch vergewissern, ob Ätznatron, Schwefelnatrium und schweflig-
saures Natron überhaupt vorhanden sind. Etwas Sodalösung wird bei
Luftabschluß mit Chlorbaryum im Überschuß gefällt und geprüft, ob
das Filtrat empfindliches Lackmuspapier bläut (Ätznatron). Eine
weitere Portion Sodalösung wdrd mit einer alkalischen Lösung von
Nitroprussidnatrium oder mit Bleipapier auf Schwefelnatrium, und eine
dritte nach Ansäuern mit Essigsäure und Zusatz von Stärkekleister auf
Entfärbung von verdünnter Jodlösung (schwefhgsauresNatron) geprüft.
100 g Soda werden in einem großen Becherglase unter beständigem
Umschwenken mit warmem Wasser bis zur Lösung versetzt, an einem
warmen Orte ca. ^/g Stunde absetzen gelassen und alsdann durch ein
mit einem genau gleich schweren tarierten Filter in einen 1 -Literkolben
abfiltriert. Nach völligem Auswaschen des LmlösUchen mit warmem
Wasser füllt man das Filtrat bis zur Marke auf.
1. Das Filtrat. a) Chlornatrium. 20ccm (=2gSoda)
bei Ammoniaksoda, resp. 50 ccm (= 5 g Soda) bei Leblanc- Soda
werden nach Neutralisation mit verdünnter Salpetersäure oder mit
verdünnter Schwefelsäure mit Silbernitratlösung titriert (S. 487).
b) Sulfat. 50 ccm (= 5 g Soda) bei Leblanc- Soda, resp.
100 ccm (= 10 g Soda) bei Ammoniaksoda werden mit Salzsäure eben
^) Von in früheren Zeiten vorgekommenen groben Verunreinigungen der
Leblanc- Soda mit Bestandteilen wie Schwefeleisen, Cyaneisen- Verbindungen
usw. kann jetzt abgesehen werden.
Vollständige Analyse der Soda. 551
schwach sauer gemacht und aus der heißen Lösung mit Chlorbaryum-
lösung gefällt.
c) B i c a r b o n a t. Dieses kann nur (in geringen Mengen) in An-
moniaksoda vorkommen und wird nach S. 564 bestimmt, wobei man
mindestens 5 g und zwar in kaltem Wasser und ohne Umschütteln auf-
lösen muß.
d) Ätznatron kann nur in (unvollständig carbonisierter)
Leblanc- Soda vorkommen und wird in 100 com der Lösung (= 10 g
Soda) nach S. 510 bestimmt.
e) Schwefelnatrium bestimmt man nach Lesteile
(Compt. rend. 55, 739; 1862), dessen Verfahren sich gut bewährt hat,
in 100 ccm = 5 g durch Titrieren mit ammoniakalischer Silberlösung,
welche im Liter 13,82 g Ag enthält und pro Kubikzentimeter 0,005 g
Naj S anzeigt. Man erhitzt die Sodalösung zum Sieden, setzt Ammoniak
zu und tröpfelt die Silberlösung aus einer in ^|■^Q ccm geteilten Bürette
zu, so lange, bis kein neuer schwarzer Niederschlag von Agj S entsteht.
Um dies genauer beobachten zu können, filtriert man gegen das Ende
der Operation und titriert das Filtrat weiter; dies wird nach Bedarf
öfters mederholt. Jedes Kubikzentimeter der Silberlösung zeigt 0,1 Proz.
Nag S in der Soda an.
Zur Bereitung der ammoniakalischen Silberlösung löst man 13,82 g
Feinsilber in reiner Salpetersäure, versetzt die Lösung mit 250 ccm
Ammoniakflüssigkeit und verdünnt alsdann auf 1 Liter. Jedes Kubik-
zentimeter hiervon zeigt 0,005 g Nag S, resp. in unserem Falle 0,1 Proz.
Na, S in der Soda an.
f) Schwefligsaures Natron. 50 ccm des Filtrates
(= 5 g Soda) werden mit Essigsäure angesäuert, Stärkelösung zugesetzt
und mit ^/k,- Jodlösung bis Blau titriert. Jedes Kubikzentimeter der
V,o N.-Jodlösung zeigt 0,0063035 g Nag SO3 oder hier = 0,1261 Proz. an.
Man kann'auch die bei Rohsoda (S. 510) erwähnte Jodlösung von 3,2514 g
Jod im Liter anwenden, von welcher ein Kubikzentimeter 0,001615 g
Naj SO3 oder hier 0,0323 Proz. anzeigt. Hiervon muß man den
(sehr geringen) Betrag von e) abziehen, wobei man 1 ccm der Silher-
lösung ^1,3 ccm der ^/,o N.-Jodlösung oder = 5,0 der schwächeren
Jodlösung berechnet.
g) K i e s e 1 8 a u r e s Natron u n d N a t r i u m a I u ni i n a t .
100 ccm Filtrat (= 10 g Soda) werden in einer geräumigen, gut 1 Liter
fassenden PorzcUanschale^) mit Salzsäure nach und nach sauer gemacht,
zur Trockne auf dem Wasserbade verdampft, v()llig ausgetrocknet und
alsdann die Kieselsäure und im Filtrate die Tonerde auf bekannte Weise
bestimmt.
') Wegen dor Ix-kaimtcii lospiidcn W'irkiinu von SodalösunptMi auf (!laa
wird man diese beiden, übrif^ens nur «elten auHKol'ührton Hestinnnuii^en besser
mit r-iner besonderen, ^lei<-li in tler I'orzellanschaie oder (>iner l'lat inselialo pe-
iÖHtcn Menge von ID j^ Soda xoriK^hmen. M<>i der geriiiuen Ab-nm^ der Kiesel
säure kommt deren EinfluU auf die Treiniung von Carbonat und .Ätznatron nicht
in Hetraeht.
552 Fabrikation der Soda.
2. Das Unlösliche (Bock mann). Man befeuchtet das
Filter wieder mit Wasser und löst Eisenoxyd, Tonerde, kohlensauren
Kalk und kohlensaure Magnesia durch Zusatz von Salzsäure. Das Filter
wird vollständig mit warmem Wasser ausgewaschen und alsdann von
neuem getrocknet und gewogen, wobei nieder das andere Filter als
Tara dient. Man erfährt so Sand + Kohle. Das Tarafilter wird
nun im Platintiegel verascht und das Gewicht dieser Asche ermittelt.
Alsdann verbrennt man auch das Sand und Kohle enthaltende Filter im
Platin tiegel, ^\'ägt nach vollendeter Veraschung und zieht vom erhaltenen
Gewichte das doppelte Gewicht der Asche des Tarafilters ab. Man er-
fährt so den aus Sand bestehenden Glührückstand und durch Differenz
die Kohle.
Das salzsaure Filtrat wird nun auch bei sogenannten „voll-
ständigen'' technischen Sodaanalysen meistens nicht eingehender
auf seine vier Einzelbestandteile untersucht, sondern man begnügt sich,
in demselben das Eisenoxyd nach S. 464 titrimetrisch zu ermitteln und
(unter Vernachlässigung des Gehaltes an Tonerde und Magnesium-
carbonat) den Rest des Unlöslichen (nach Abzug von Sand, Kohle und
Eisenoxyd) als Calciumcarbonat zu verrechnen, was für
technische Zwecke vollkommen zulässig ist.
Es erübrigt hier noch, einige Worte über die Bestimmung des
kohlensauren Natrons zu sagen. Bei Ermittelung des sog.
„Gesamttiters"', d. h. des Titers der unfiltrierten Soda (siehe
S. 543), kann als Soda mit titriert werden: kohlensaurer Kalk, kohlen-
saure Magnesia und die Sesquioxyde des in Wasser Unlöslichen, ferner
Ätznatron, Xatriumbicarbonat, Schwefelnatrium, schwefhgsaures
Natron, kieselsaures Natron und Natriumaluminat. Ermittelt man den
Titer der filtrierten Soda, so fällt natürlich der Einfluß der oben
genannten Bestandteile des UnlösUchen weg. Aber überhaupt spielt
bei normal fabrizierter Ammoniak- und Leblanc- Soda
(sofern man es bei letzterer nicht mit schlechter Sekundaqualität zu
tun hat) dieser Einfluß der genannten unlöslichen und löslichen Bestand-
teile auf den Titer keine große Rolle. Hat man beispielsweise ermittelt,
daß der ,,Gesamttiter" einer Soda (d. h. also einschließlich des Unlös-
lichen) 98,4" ist, und hat diese Soda 0,33 Proz. in Wasser Unlösliches, so
zieht man rund 0,3° ab und nimmt rund 98,1 Proz. kohlensaures Natron
an. Eine 98er Soda muß, wenn man den ,, löslichen Titer", also der Soda
in filtrierter Lösung, ermittelt, mindestens 98" haben, und man
kann diese letzteren dann unbedenklich als ,, kohlensaures Natron"
(natürlich im technischen, nicht im streng chemischen Sinne) bezeichnen,
da die übrigen in Wasser löslichen Verunreinigungen nicht nur in mini-
malen Mengen in normaler Soda enthalten sind, sondern auch — wenn
man von der Verwendung der Soda zur Krystallsodafabrikation absieht
— bei allen anderen wichtigeren techiüschen Verwendungsarten gerade
ebenso wie das ihnen äquivalente Natriumcarbonat wirken.
Will man aber in Ausnahmefällen den Gehalt an Natriumcarbonat
mögUchst genau ermitteln, so ergibt sich die indirekte Be-
Vollständige Analyse der Soda. 5;")3
rechnung desselben mit Hilfe des Gesamttiters oder des wasserlöslichen
Titers und der gefundenen Gehalte sämtlicher obengenannter, den
Titer beeinflussender Substanzen, für welche man ihre dem Natrium-
carbonat äquivalenten Mengen abzuziehen hat, von selbst. Die
direkte Bestimmung des Xatriumcarbonates,
resp. des Kohlensäuregehaltes der Soda nimmt man am
sichersten gasvolumetrisch nach der Methode von Lunge und
R i 1 1 e n 6 r (S. 180) vor.
Man verlangt von einer guten Soda gegenwärtig, daß sie nicht über
etwa 0,4 Proz. in Wasser Unlösliches und über etwa 0,1 Proz. in Salz-
säure Unlösliches und nicht über ca. 0,02 Proz. Eisenoxyd habe. Die
Ammoniaksoda und speziell die Solvay sehe Soda geht beträchtlich
unter diese Maxima herab.
Sulfat findet sich in der Ammoniaksoda, falls es nicht absichtlich
zugesetzt Avurde, nicht oder nur in weniger als 0,1 Proz. betragenden
Spuren. Die beste L e b 1 a n c - Soda zeigt einen Gehalt von ^/.^ — 1 Proz.
Sulfat; die geringeren Sorten können 8 Proz. und noch mehr davon
enthalten.
Kochsalz enthält die Ammoniaksoda von ^/o bis ca. 2^/2 Proz., je
nachdem es 98er oder 96/98er Soda ist. Gute L e b 1 a n c - Soda enthält
etwa \U—^lo Proz. Xa Q.
Es mögen schheßlich noch verschiedene von Lunge (Handb.
d. Sodaind., 3. Aufl., II, 622) mitgeteilte physikalische und quaütative
Prüfungen der (bekannthch nur von der Leblanc- Sodaindustrie
erzeugten) Sekundasoda folgen, die allerdings wesentlich auf das
enghsche, nicht auf das reinere deutsche Fabrikat passen.
Eine gute Sekundasoda soll schon in der Hitze, sicher aber beim
Erkalten weiß, nicht gelb oder gar rötlich sein; so weiß wie raffinierte
oder ,, prima" Ware kann man es natürlich nicht verlangen, übrigens
ist häufig ein gelbliches Sodasalz besser carbonisiert als ein rein weißes;
dies wird der P'all sein, wenn Eisenoxydsalze in größerer Menge vor-
handen sind, deren Farbe in dem Sodasalz jedoch verschwindet; erst
wenn durch stärkeres Kalzinieren die Salze in Eisenoxyd übergegangen
sind, wird die gelbliche Farbe hervortreten. Häufig ist die Farbe bläu-
lich, was entweder von etwas Ultramarin oder von mangansaurem
Natron herkommen kann, welche sich ja schon in der rohen Soda bilden
oder zuweilen sogar aV)sichtli(h zugesetzt werden. Wenn die Soda aber
grau ist, so deutet dies auf schlechtes Carbonisiercn und Kalzinieren;
sie wird dann meist viel Ätznatron und unoxydierte Schwefelverbin-
dungen enthalten, (iutes Sodasalz soll nach dem Mahlen nur wenige
schwarze oder rote I'unkte zeigen. Sein Gehalt an Ätznatron soll, außer
bei ..kausti.srheni Sodasalz" oder ..Kas.sder Soda" 2 Proz. unter keinen
l'mständen übersteigen; wenn es für die Fal)rikati(»n von Krystall.soda
bestimmt ist, so wird manchmal ein Maxinnini von 1 l'roz. Na., O als
Na (JH verlangt, welches übrigens gar nicht U'ichl innezuhalt<'n ist.
wenn, wie am Tyne, sämtliche Mutterlaugen mit hineingearbeitet sind
und mit Sägespänen, nidil mit (Jas, earboiusiert worden ist; nur bei
554 Fabrikation der Soda.
Mactears mechanischem Kalzinierofen geht es leicht an. Schwefel-
natrium darf in einer auch nur mittelmäßig kalzinierten und carboni-
sierten Soda mit Bleipapier usw. gar nicht nachzuweisen sein; eine
Lösung von 1 g z. B., mit etwas Stärkelösung versetzt, soll durch den
ersten Tropfen Jodlösung gebläut werden. Besser als Bleipapier ist
eine alkalische Bleilösung (Bleioxydnatron). Ganz geringe Mengen von
niedrigeren Oxydationsstufen fehlen übrigens nie in einer Soda von eben
beschriebener Herkunft, sind aber nur nachzuweisen, wenn man größere
Quantitäten, z. B. 50 g, in Arbeit nimmt. Man Avird eine Sekundasoda
noch immer für völhg probehaltig ansehen, wenn sie nicht über 0,1 Proz.
oxydierbare Schwefelverbindungen enthält; für die meisten Fälle
schadet sogar das Zwei- oder Dreifache dieser Menge gar nichts.
Xatriumthiosulfat kann in einer kalzinierten Soda nicht vor-
kommen, da es schon im Anfang der Glühperiode zerstört wird. Schwef-
ligsaures Natron kommt dagegen fast regelmäßig, wenn auch in sehr
kleinen Mengen, in der Sekundasoda des Handels vor (nachzuweisen
durch Jodlösung oder andere bekannte Mittel).
Von unlöshchen Substanzen soll eine gute Sekundasoda nicht mehr
als 1 — 1^/4 Proz. enthalten; l^/o Proz. ist schon als Maximum anzu-
sehen. Sie bestehen größtenteils aus Calciumcarbonat, daneben auch
etwas Tonerde mit etwas Kieselsäure, aber nur minimalen Mengen von
Eisenoxyd, außer bei rotgelben, sehr schlecht aussehenden Sorten.
Die Feuchtigkeit soll bei frischer Soda nicht ^j^^ — ^jo, Proz. und bei
guter Verpackung selbst nach einiger Zeit nicht viel über 1 Proz. be-
tragen. Bei 2 Proz. Feuchtigkeit ist die Soda häufig schon klumpig
und mißfarbig. (Wie schon S. 546 erwähnt, kann Soda bis zu 10 Proz.
Feuchtigkeit mit Leichtigkeit beim Lagern an feuchter Luft aufnehmen.)
Die beiden stets in der Soda vorkommenden indifferenten Salze,
das Chlornatrium und Natriumsulfat, üben fast nie einen schädlichen,
aber auch keinen nützHchen Einfluß aus, wenigstens in den Mengen, in
welchen sie in gewöhnlicher (nicht absichtMch in der Grädigkeit redu-
zierter) Soda vorkommen.
Prüfung der cliemisch-reiiieii Soda.
Das für analytische Zwecke in der Regel benutzte Natrium
carbonic. puriss. enthält nach Krauch (Prüfung der ehem.
Reagenzien, 2. Aufl. S. 192) noch minimale Spuren von Eisen, Salz und
Sulfat. Man sollte deshalb für Titerstellungen u. dgl. stets nur das voll-
ständig reine und vollständig entwässerte Natrium carbonic.
ehem. pur. sicc. anliydr. pro analysi verwenden.
K i ß 1 i n g (Chem.-Ztg. 14, 136; 1890) fand das E. Merck sehe (aus
dem Natr. carbonic. ehem. pur. cryst. hergestellte) Natrium carbonic.
sicc. pulv. ehem. pur. (pro analysi) nur aus Natrium, Kohlensäure und
Wasser bestehend; das Salz verlor bei 150*^ 0,63 Proz. COj und 14,76 Proz.
(entsprechend einem Molekül) Wasser, enthielt daher etwas Bicarbonat.
Das Natrium carbonic. pur. sicc. anhydr. der Listen hat nach Krauch
(l. c.) noch 2—3 Proz. HgO. y
Chemisch-reine Soda. 555
Bei den im nachfolgenden angegebenen Prüfungsvorschriften sind
die im Krauch sehen und Merck sehen Buche verzeichneten mit
einem * kennthch gemacht.
Wasserunlösliches (Merc k)*. 20 g sollen sich in 80 ccm
Wasser klar und farblos lösen.
Silikat (Merc k)*. 20 g kryst. Natriumcarbonat werden in
einer Platinschale in 30 ccm Salzsäure (D. 1,124) gelöst und die Lösung
auf dem Wasserbade zur Trockene eingedampft. Der Abdampf rück-
stand wird eine halbe Stunde bei 120'' getrocknet und sodann in 3 ccm
Salzsäure und 50 ccm Wasser gelöst. Diese Lösung soll vollständig
klar sein.
Sulfat (Merc k)*. 10 g werden in 50 ccm Wasser gelöst, die
Lösung wird mit 10 ccm Salzsäure (1,124) schwach angesäuert, zum
Kochen erhitzt und Chlorbaryum zugefügt; nach 12 stündigem Stehen
zeigt sich keine Ausscheidung von schwefelsaurem Baryt.
Nitrat (Merc k)*. Man löst 1 g in lOccm verdünnter Schwefel-
säure und schichtet diese Flüssigkeit auf 5 ccm einer Lösung von 0,5 g
Diphenylamin in 100 ccm konz. Schwefelsäure und 20 ccm Wasser.
An der Berührungsstelle beider Schichten darf eine blaue Färbung nicht
eintreten.
Chlornatrium*. Die schwach saure Lösung von 2 g in 20 ccm
Wasser und verdünnter Salpetersäure wird durch salpetersaures Silber
nicht verändert.
Arsen*. 5g Zinc. met. granulat. arsenfrei werden in eine et\\a
200 ccm fassende Entwicklungsflasche des Mars h sehen Apparates
gebracht und die Wasserstoffentwicklung mit verdünnter Schwefelsäure
(1:3 Tl. Wasser) in Gang gesetzt; nachdem der Apparat und die Rea-
genzien in üblicher Weise geprüft sind, löst man 15 g Soda in wenig
Wasser, übersättigt diese Lösung mit verdünnter reiner Schwefelsäure,
gibt sie in den Marsh sehen Apparat und hält die langsame Gasent-
wickelung ca. ^/j Stunde im Gange; nach dieser Zeit darf sich kein
Arsenanflug in der Reduktionsröhre zeigen.
Lösliche organische Eisen Verbindungen.
25 g Soda werden in 100 ccm lauwarmem destillierten Wasser gelöst und
je 2 Tl. der durch ein Faltenfilter filtrierten Sodalösung mit etwa 1 Tl.
frisch bereitetem Schwcfelwasser.stoffwasser versetzt. Die Flüssigkeit
darf auch nach etwa einer Stunde keine grünliclie oder gar schw iirzUclie
Färbung annehmen, soll vielmehr vollkommen farblos bleiben. Durcli
eine Vorprüfung hat man sicli zu überzeugen, daß das destillierte Wasser
mit dem Schwefel wasserstoffwasser auch nach längerer Einwirkung
vollkommen klar und farblos l>leil)t.
Krauch (1. c.) prüft auf s (; h w e r e M e t a 1 1 e ü 1) e r -
h a u p t in ähnlicher Weise. 20 g Soda werden in 50 ccm Wasser gelöst,
mit 20 ccm Salzsäure (D. 1,124) versetzt und Schwcfelwasserstoffwasser
zugegeben, wobei sich keine Veränderuug zeigen darf. Auch auf Zusatz
von 5 ccm Ammoniak und Sclnxcfrlannnonium soll kein Niederschlag
und keine Trübung oder grüiu- Färl)ung ein treten.
55() Fabrikation der Soda.
P li o s p li a t (M e r c k) * : 20 g werden in 50 ccm Salpetersäure
(D. 1,153) gelöst und 50 ccm einer salpetersauren Lösung von molybdän-
saurem Amnion zugegeben. Man stellt die Flüssigkeit bei 40" C. 2 Stunden
beiseite, wobei sich kein Niederschlag zeigen darf.
Ammoniumsalze. Nach Krauch (1. c.) erhitzt man
einige Gramme Soda im Reagensglase, in dessen oberem, lose ver-
schlossenen Teile befeuchtetes Kurkumapapier eingeklemmt ist. Man
kann auf diese Weise noch '^/-q Proz. Ammoniak nachweisen, während
man ohne Zuhilfenahme des Reagenspapieres in derselben Probe höch-
stens noch 1 Proz. Ammoniumsalz durch den Geruchsinn wahrnehmen
soll. Jedenfalls aber mrd diese Geruchsprobe unvergleichlich schärfer,
wenn man die zu prüfende Soda in Wasser löst (etwa 10 g in. 500 ccm
Wasser) und in dem S. 381 f. beschriebenen einfachen Destillations-
apparate für die U 1 s c h sehe Methode der Salpeterbestimmung (selbst-
verständlich ohne allen weiteren Zusatz) destilHert, wobei man zeitweise
das in die Vorlage tauchende Giasrohr herausnimmt und die dem Rohre
entweichenden Dämpfe auf den Geruch prüft.
Nach Merck darf bei Zusatz von 1 ccm Neßlers Reagens
(10 g Mercurijodid mit Wasser verrieben, in eine Flasche gespült, mit 5 g
Jodkalium versetzt, hierauf 20 g Natriumhydrat in wenig Wasser gelöst
zugefügt, auf 100 ccm gebracht und die geklärte Flüssigkeit im Dunkeln
aufbewahrt) zu einer Lösung von 10 g Soda in 50 ccm Wasser keine
Veränderung eintreten.
Kalk und Magnesia (M e r c k)*. Die Lösung von 10 g
Natriumcarbonat in 10 ccm Wasser und 10 ccm Salzsäure (D. 1,124)
wird mit 5 ccm Ammoniaklösung (D. 0,96) und Ammonoxalatlösung
versetzt. Die Flüssigkeit muß vollkommen klar bleiben und darf auch
durch Ammonphosphatlösung keine Veränderung erleiden.
Thiosulfat*. Man prüft die wässerige, mit Essigsäure über-
sättigte Lösung (1 : 50) mit Silbernitrat. Zeigt sich hierbei nach mehreren
Minuten nur eine weißliche Opaleszenz (Chlor), so ist weder Thiosulfat
noch Arsen in merkhcher Menge zugegen. Eine rötliche oder gelbliche
Trübung zeigt Arsen an, und eine braune oder schwarze Trübung deutet
auf Thiosulfat. (Vgl. auch S. 563.)
Kalium*. Durch Kobaltglas oder ein Indigoprisma betrachtet,
darf die durch die Soda gelb gefärbte Flamme nicht oder nur vorüber-
gehend rot erscheinen. Nach Krauch genügen schon Bruchteile
eines Prozentes von Kalisalzen, um die rote KaUflamme bei diesem
Versuche dauernd zu erkennen.
Ätznatron*. Spuren hiervon weist man qualitativ am besten
mit dem Dobbinschen Reagens (ammoniakhaltiges Kalium-
quecksilber Jodid) nach. Kißling (Chem.-Ztg. 14, Rep. 136; 1890) gibt
zu seiner Bereitung folgende Vorschrift : Eine Lösung von 5 g Kalium-
jodid Mird mit einer Lösung von Quecksilberchlorid versetzt, bis eben ein
bleibender Niederschlag entsteht, von welchem man abfiltriert. Sodann
gibt man 1 g Ammoniumchlorid hinzu und versetzt vorsichtig mit so
viel einer verdünnten Natronlauge, bis abermals ein bleibender Nieder-
l
Kryslallrtoda. 557
sclilag entsteht. Man filtriert hiervon ab und verdünnt das Filtrat auf 1 1.
Um Soda auf Ätznatron zu prüfen, gibt man etwas Sodalösung
auf ein Uhrglas und fügt das D o b b i n sehe Reagens hinzu. Die ge-
ringsten Spuren Alkalihydrat verraten sich hierbei durch Gelbfärbung.
Xach Merck löst man in einem Meßkölbchen von lOOccm Inhalt
3 g kryst. Xatriumcarbonat in 50 ccm Wasser, versetzt die Flüssigkeit
mit einer Lösung von 6 g kryst, Baryumchlorid in 30 ccm Wasser und
füllt mit Wasser bis zur Marke auf. Nach gutem Umschütteln filtriert
man und versetzt 50 ccm des Filtrats mit Phenolphtaleinlösung. Die
Flüssigkeit darf sich nicht rot färben.
B. Krystalisoda.
Die Krystalisoda des Handels besteht im wesentlichen aus dem
zehnfachen Hydrat, Na, CO3, 10 Hj 0, das im chemisch reinen Zustande
21,666 Proz. "^Na., 0, 15,376 Proz." COo (zusammen also 37,042 Proz.
Xa2 CO3) und 62,958 Proz. HgO entspricht. Über seine Eigenschaften
vgl. z. B. Lunges Handb. der Sodaindustrie II, 36; in demselben
Werke {II, 645) sind auch einige besondere Formen der Krystalisoda
und Waren mit geringerem Krystallwassergehalt beschrieben, von denen
die wichtigste das ,,Crystal Carbonate" mit 82,0 Proz. Na2 CO3 und
17 Proz. H2O (im wesenthchen Nag CO3, HgO) ist, die aber keine irgend
bedeutende Rolle im Handel spielen.
Die Krystalisoda des Handels enthält selten den theoretischen
Wassergehalt, sondern entweder, da sie meist nur bei gewöhnhcher
Temperatur getrocknet ist, einen kleinen Überschuß von Wasser, der
aber nie 1 Proz. überschreiten sollte, oder aber, wenn sie zu lange an
der Luft gelegen hat, infolge von Venvitterung etwas zu wenig Wasser,
worüber sich die Käufer allerdings nicht beklagen sollten. Da die ver-
witterte Soda etw as unscheinbar aussieht, so mögen solche Klagen immer-
hin vorkommen.
Die Handelsware ist nie frei von Chlornatrium und Natriumsulfat.
Der Gehalt an dem ersteren soll nicht wesentlich über 0,5 Proz. steigen.
Derjenige an Natriumsulfat wird, da dies zur Erzielung harter Krystalle
notwendig ist (vgl. Lunges Handb. d. Sodaind. II, 639) selten unter
1 Proz. betragen und kann bis 2 Proz. steigen. Kin höherer Gelialt an
Natriumsulfat ist als unstatthaft zu bezeichnen, um so mehr, als diese
Verfälschung bisweilen absichtlich vorgenommen wird. Man kann ver-
langen, daß eine Krystalisoda des Handels, mit Rücksicht auf alle Ver-
unreinigungen, jedenfalls nicht unter 34 Proz. Na^COa titrieren soll:
meist wird sie 35 Proz. zeigen, bei verwitterter Waie natürlicii mehr.
Die Fabrikanten würden gern einen Spielraum bis hiiuniter auf 32 Proz.
haben, der ihnen aber nicht immer bewilligt werden wird.
Die Bestimmung des alkalimetrischen Titers sowie der Verun-
reinigungen geschieht ganz wie bei der kalzinierten Soda.
Gröbere Veruiireinit^ungen, wie Unlösliches, Eisen usw., die früher
l>ei der ziemlich roh fabrizierten, gelblichen englischen Krystalisoda
558 Fabrikation der Soda.
häufig vorkamen, werden in guter, a\ eißer, durchscheinender Ware, wie
sie heut allgemein ist, nicht anzunehmen sein. Die gelbliche Farbe
kann übrigens teih^eise von organischen Substanzen herrühren.
Die ,, chemisch reine Krystallsoda" (Natrium carbon. cryst. ehem.
pur.) wird wie S. 554 ff. geprüft.
C. Kaustische Soda (Ätznatron).
Das ehemisch reine Natriumhydrat wird nur durch Behandlung
von Natriummetall mit Wasser erhalten und ist nicht Gegenstand des
Großhandels. Über seine Eigenschaften vgl. L u n g e s Sodaindustrie
II, 69 ff., wo auch die von G e r 1 a c h ermittelten Siedepunkte der
Natronlaugen angegeben sind.
Die folgende Tabelle zeigt den Gehalt der Lösungen von reinem'
Ätznatron bei 15". Doch muß darauf aufmerksam gemacht werden,
daß die technischen Laugen in diesem Falle noch mehr als bei Soda,
den Säuren etc. von den Eigenschaften der reinen Substanz abweichen.
Eine ausführhche Tabelle über die Veränderung des spezifischen Gewichts
der Ätznatronlaugen durch die Temperatur findet sich in L u n g e und
B e r l's Taschenbuch 4. Aufl. S. 210—214.
Die Probenahme bei den in eisernen Trommeln verpackten
Blöcken von kaustischer Soda ist natürhch nicht nach den im allge-
meinen Teile entwickelten Regeln durchzuführen. Man muß beachten,
daß der Inhalt einer Trommel durchaus nicht eine gleichförmige Zu-
sammensetzung in allen seinen Teilen zeigt. Die schnell erstarrten,
dem Boden und den Seitenwandungen der Trommel zunächst befind-
lichen Teile repräsentieren am besten die durchschnittUche Zusammen-
setzung. Anders dagegen ist es mit der mehr im Innern befindhchen
Masse, wo das Erstarren langsamer erfolgte. Dadurch haben die Ver-
unreinigungen, besonders Chlorid und Sulfat, Zeit, sich in den am
längsten flüssig bleibenden Kern zurückzuziehen, so daß die Zusammen-
setzung eine ungleichmäßige wird. Man muß deshalb die Proben für
Verkaufszwecke aus den Trommeln an möglichst vielen Stellen ent-
nehmen, am sichersten im noch geschmolzenen Zustande. Für den
inneren Fabrikgebrauch schöpft man am besten aus jedem Kessel
während des Entleerens drei Proben von oben, von der Mitte und von
unten, gießt eine nach der anderen auf eine Platte (wobei sie sich,
da sie inz^^•ischen erstarren, später leicht voneinander absondern lassen)
und benutzt die mittlere Probe vorzugsweise zur Analyse.
Die Muster ziehen selbst in wohlverschlossenen Flaschen leicht an
der Oberfläche Feuchtigkeit und Kohlendioxyd an, was sich durch das
Entstehen einer bhnden Kruste zeigt. Diese Kruste muß vor
dem Abwägen der Proben durch Abkratzen
entfernt werden.
Nach Böckmann soU man ein (zur Verhütung von Wasser-
anziehung selbstverständHch sehr rasches) vorheriges oberflächhches
Pulvern der Probe vornehmen, weil, wenn man die einzelnen kleinen
Kaustische Soda (Ätznatron).
559
Spezifische Gewichte von Ätznatronlösungen bei 15".
NB. Diese Tabelle gilt nur für Lösungen von ganz reinem XaOH. Für
0 — 28 °lo berechnet nacli R. Wegscheiders Formel:
dt = d* + (0.0116027 ~ 0.0*25111 t + 0.0*10222 t^) P —
(O.OM 08 17 — 0.0*36748 t+ 0.0«2034t2) P^.
(Monatshefte f. Chem. 27, 25; 1905), für Prozentgehalte von 28—33% nach Ver-
suchen von G. Lunge und von 33 — 39 "/n nach Versuchen von \V. R. Bous-
field und Th. M. Lowry (Phil. Trans. 204, 253; 1905) für steigende Baumegrade.
Spezifisches
Prozent
Prozent
1 cbm enthält kg
Baume
Gewicht
Na, 0
Na OH
Na,0
Na OH
1.007
i
0.46
0.59
4.0
6.0
1.014 !
2
0.93
1.20
9.4
12.0
1.022
3
1.43
1.85
14.6 1
18.9
1.029
4 :
1.94
2.50
20.0
25.7
1.036
5
2.44
3.15
25.3
32.6
1.045
6 '
2.94
3.79
30.7
39.6
1.052
7
3.49
4.50
36.7
47.3
1.060
8
4.03
5.20
42.7
55.0
1.067
9
4.54
5.86
48.4
62.5
1.075
10
5.10
6.58
54.8
70.7
1.083
11
5.66
7.30
61.3
79.1
1.091
12
6.25
8.07
68.3
88.0
1.100
13
6.81
8.78
74.9
96.6
1.108
14
7.36
9.50
81.5
105.3
1.116
15
7.98
10.30
89.0
114.9
1.125
16
8.57
11.06
96.4
124.4
1.134
17
9.22
11.90
104.6
134.9
1.142
18
9.84
12.69
112.5
145.0
1.152
19
10.46
13.50
120.5
155.5
1.162
20
11.12
14.35
129.2
166.7
1.171
21
11.74
15.15
137.5
177.4
1.180
22
12.40
16.00
14(>.3
188.8
1.190
23
13.11
16.91
156.0
201.2
1.200
24
13.80
17.81
165.6
213.7
1.210
25
14.50
18.71
175.5
22<i.4
1 .220
2(>
15.23
19.65
185.8
239.7
1.230
27
15.97
20.60
196.6
253. t;
1.241
28
16.70
21.55
207.2
267.4
1.252
29
17.43
22.50
218.2
2S1.7
1 .263
30
18.21
23.50
230.0
296. s
1.274
31
18.97
24.48
241.7
311.9
1.285
32
19.77
25.50
254. o
327.7
1 .297
33
20.60
26.58
267.2
344.7
1.308
34
21.43
27.65
280.0
361.7
1.320
35
22.35
28.83
295.0
3so.(i
1.332
36
23.25
1 30.00
309.7
399.(1
1.345
37
24.18
31.20
325.2
419.*;
1.357
38
25.19
i 32.50
341. H
441.0
560
Fabrikation der Soda.
1 cbm enthält kg
Spezifisches
Bauiue
Prozent
Prozent
Gericht
NagO
NaOH
Xa.O
XaOH
1.370
39
26.14
;53.73
3.38.1
462.1
1.383
40
27.13
35.00
375.2
484.1
1.397
41
28.18
36.36
393.7
507.9
1.410
42
29.18
37.65
411.4
530.9
1.424
43
30.27
39.06
431.0
556.2
1.438
44
31.37
40.47
451.1
582.0
1.453
45
32.57
42.02
473.2
610.6
1.468
46
33.77
43.58
495.7
639.8
1.483
47
35.00
45.16
519.1
669.7
1.498
48
36.22
46.73
542.6
700.0
1.514
49
37.52
48.41
568.1
732.9
1.530
50
38.83
50.10
594.1
766.5
Ist die Natronlauge CO.^-haltig, so sind bei 20** C zu den in der vor-
stehenden Tabelle angegebenen spezifischen Gewichten die folgenden Werte zu
addieren (VVegscheider).
Prozente
XaOH
Prozente COj
Gesamttiter
0.5
1
2 3
4
5
1
0.002
10
3
0.005
0.010 0.016
0.021
0.027
20
3
6
12
19
25
32
28
3
7
14
21
28
35
Diese Tabelle kann ohne erhebliehen Fehler auch für Temperaturen
zwischen 0" und 30'^ benutzt werden; für Lösungen unter 12 "/g XaOH oder
unter 0.8 »/o COg auch bis 100". Für XaOH- oder COo-reichere Laugen dient
folgende Interpolationstabelle :
Prozente
XaOH
Prozente CO2
Gesamttiter
0.5
1
3
5
e
0» C
1
10
20
28
0.002
2
3
3
0.005
6
6
I
0.016
17
19
00» c
0.027
30
32
1
10
20
28
0.002
2
2
2
0.005
5
.5
0.015
16
16
0.027
27
28
Kanstisrlie Soda (Ätznatron). ,")61
Stückchen statt des homogeneren grohen Pulvers der Reihe nach für
die Bestimmungen abwägen \\ollte. man Differenzen bis zu 1 Proz.
des Gesamtresultates bei Wiederholung derselben Analysen mit neuen
Mengen Substanz konstatieren könne. Aber diese Vorschrift ist nicht
zu empfehlen, da trotz aller Eile beim Pulvern durch Anziehung von
Wasser und Kohlendioxyd erheblich größere Fehler als 1 Proz. verur-
sacht werden können.
Die chemische Prüfung der kaustischen Soda be-
schränkt sich in der Regel auf die Ermittelung der Gesamtalka-
li n i t ä t und des Ätznatrons (oder richtiger des nutzbaren
Natrons einschließlich Xatriumsilikat und Natriumaluminat). Außer-
dem kann man C h 1 o r n a t r i u m, X a t r i u m s u 1 f a t und
Wasser bestimmen. Die sonstigen in geringer Menge sich findenden
Verunreinigungen werden nur ausnahmsweise und dami nach den bei
Rohsoda und Soda angegebenen Methoden bestimmt.
Man löst 50 g der, wie oben beschrieben, durch Abschaben von
der äußeren veränderten Kruste befreiten Stückchen des Musters zu
einem Liter auf jünd pipettiert davon einzelne Proben heraus.
1 . Der Gesamttiter wird in 50 ccm der Lösung = 2,5 g
der Substanz durch ^|■^ Normalsäure und Methylorange bestimmt. Das
Resultat wird, wie S. 544 angeführt, verschieden ausgerechnet, nämlich
in Deutschland auf Proz. Natriumcarbonat, in England nominell
auf Proz. Na20, in Frankreich auf Grade Descroizilles.
2. Das wirklich als NaOH vorhandene Natron kann man auf
verschiedenen Wegen bestimmen, wobei man neben dem Na OH nur auf
Carbonat Rücksicht zu nehmen braucht, da die praktisch vorkommenden
Mengen von Silikat und Aluminat verschwindend klein sind (außer im
Bodensatz, S. 536).
Die genaueste Methode ist die Bestimmung der Kohlensäure und
Austreibung mittels einer stärkeren Säure, entweder gewichtsanalytisch
nach Fresenius-Classen oder weit schneller und auch zuver-
lässiger nach Lunge und R i 1 1 e n e r (S. 180).
Fast ebenso genau ist die Titration nach Zusatz von überschüs-
sigem Chlorbaryum und Phenol])htalein durcli Salz.säure, nach S. 92 u.
510, wobei das Ätznatron direkt gefunden wird.
Nicht ganz so zuverlässig, aber für die tägliche Betriebskontrolle
wegen der schnellen Ausführung und der Kontrolle von Nr. 1 zu cmp- .
fehk'n ist das S. 93 erwähnte Verfaiiren. .Man titriert 50 ccm obiger
Lösung, am besten auf nahe an 0" abgeUülilt, zuerst mit Salzsäure und
Phenolj)htalein, l)is die rote Färbung ebenverschw unden ist, was eintritt,
wenn das NaOH abgesättigt und das vorhandene Na., CO3 in Na HCO3
übergegangen ist; hierzu brauche man n ccm. Dann setzt man Methyl-
orange zu und titriert weiter bis zum Auftreten der Rotfärbung, wobei
man im ganzen m ccm Säure verbraucht; 2 (m — n) entspricht dann dem
vorhandenen Na^ (JO3 und 2 n — m dem voriiandencn Na OH.
3. Die Bestimmung von (' li 1 o r id. S u 1 f a t und a n d c i' c n
M e s t a n d t e i 1 c n erfolgt w ic Ix'i Soda S. .")")<).
Untersuchungen. •>. .Aiitl. t. 'M\
5ß2 Fabrikation der Soda.
4. Wasser (nach Bookman n). Ätznatron, so wie es dem
analysierenden technischen oder Handelschemiker zur Untersuchung
vorgelegt wird, kann bis zu 30 Proz. Wasser enthalten. Dies wird
namentlich der Fall sein, wenn Proben von reklamierenden Klienten
in schlecht verschlossenen Büchsen usw. eingeschickt werden. Man
liann nun nicht genau den Wassergehalt dui'ch direktes Erhitzen im
Porzellan tiegel bestimmen, weil man dabei einen unvermeidhchen Ver-
lust durch den feinen Sprühregen der bei dem Glühen mit den Wasser-
dämj)fen mechanisch mit fortgerissenen festen Substanz hat. Umge-
kehrt wird man beim Erhitzen von kaustischer Soda im Trocken-
schranke auf etwa 140" eine Gewichtszunahme infolge Bildung von
Carbonat sehr leicht, ja fast regelmäßig, wenn es sich um geringen
Wassergehalt handelt, konstatieren. Man verfährt deshalb wie bei der
Feuchtigkeitsbestimmung des Kochsalzes (S. 485). Etwa 5 g kaustische
Soda werden auf dem genannten Sandbade in einem Erlenmeyer-
Kolben von dort angegebenen Dimensionen 3 — 4 Stunden auf 150*^ er-
hitzt. Der Trichter muß hierbei — im Gegensatze zu dem bei den
Wasserbestimmungen des Salzes beobachteten Verfahi;en — stets auf-
gesetzt bleiben, um Kohlendioxyd- Absorption zu verhindern. Man läßt
den Kolben schließlich samt aufgesetztem Trichter an freier Luft auf
einer Marmorplatte erkalten und wägt zurück.
Kaustisches Sodasalz (Sels caustiques, Kasseler Soda) wird genau
wie kaustische Soda untersucht.
1). Bkaiboiiat.
Das Natriumbicarbonat, Na H CO3, enthält 36,90 Proz. Na^ 0,
52,38 Proz. CO2 und 10,72 Proz. H^O. Es reagiert im ganz reinen Zu-
stande, d. h. mit Kohlensäure vollständig gesättigt, gegenüber Lackmus
alkalisch, gegenüber Phenolphtalein nach früherer Annahme neutral,
rötet dies jedoch nach Küster (Zeitschr. f.anorg.Chem. 13, 143; 1896)
in verdünnter Lösung bei gewöhnlicher Temperatur infolge von Hydro-
lyse. Siemens (Fischers Jahresb. 1897, 455) bestätigt, daß
selbst das reinste Bicarbonat Phenolphtalein rötet. Über seine Löslich-
keit usw. vgl. Lunge, Sodaind. II, 46.
Beim Lagern des Pulvers an der Luft verliert es schon bei gewöhn-
licher, viel schneller bei etwas höherer Temperatur an Kohlensäure.
Ebenso geben seine wäßrigen Lösungen sehr schnell auch bei gewöhn-
licher Temperatur etwas CO2 ab und enthalten dann merkliche Mengen
von normalem Carbonat.
Das käufliche Bicarbonat ist sehr selten ganz frei von normalem
Carbonat, soll aber nur eine sehr geringe Menge davon enthalten. Es
soll sich völlig klar in Wasser lösen und nur eine spurenweise Reaktion
auf Chlorid und Sulfat zeigen. Früher kam in dem (nach D e a c o n
und H u r t e r direkt aus Leblancsodalaugen fabrizierten) Bicarbonat
öfters Thiosulfat vor. In dem beim Ammoniaksodaverfahren gewonnenen
Bicarbonat kommt ein wenig Ammoniak (Carbonat oder Chlorid) vor;
Bicaiboiiat. 06.3
ein so hoher wie der von \j e h ni ;i n n (( 'hcin. I iid. 10, ö<S ; 1887) gefundene
Gehalt, nämUcli 2,6 Proz. Amnioniunicarbonat, wird heut nicht mehr
auftreten; schon ein viel kleinerer Gehalt an Ammoniak würde sich
durch den Geruch verraten.
Selbstverständlich darf Bicarhonat, das ja zumeist für medi-
zinische Zwecke oder als Backjoulver usw. gebraucht wird, keine durch
Schwefelwasserstoff oder Schwefelaminoiiiuin nachweisbaren Mengen
von Metallverbindungen enthalten.
Die qualitative Prüfung des Bicarbonats erstreckt sich zunächst
auf die Reaktionen auf Chlorid und Sulfat, die nur ganz unbedeutend
sein sollen, ebenso Ammoniak usw. T h i o s u 1 f a t weist M y 1 i u s
(Fischers Jahresb. 1886. 282) durch Zusatz von verdünnter Schwefel-
säure undZink nach, wobeidannHgS entsteht unddurch Bleipapier nach-
gewiesen wird. Wenig genau sind die Reaktionen von S a 1 z e r (Chem.
Ind. 10, 27 ; 1887) : Zusatz eines Tropfens Jodlösung zu der kalt gesättigten
Lösung, welche bei Anwesenheit von Na2 S., O3 das Jod entfärbt, und
von L ü 1 1 g e (Chem. -Ztg. 13, Rep. SOö'; f889) : Zusatz von Baryum-
nitratlösung zu der mit Salzsäure übersättigten Lösung. Nach M u s s e t
(Zeitschr. f. angew. Chem. 4, 311; 1890) verursacht die geringste Menge
von Thiosulfat beim Verreiben von o g Bicarbonat mit 0.1 g Calomel und
zwei Tropfen Wasser eine GraufärVjung durch HgS.
Rhodansalz will Utescher (Apoth. -Ztg. 1888, 610) durch
Ausschütteln einer größeren Menge Bicarbonat mit Wasser in der salz-
sauren Lösung mit Eisenchlorid nachweisen.
Für die qualitative Xachweisung von normalem Carbonat im Bi-
carbonat kennt man mehrere Methoden. Diejenigen (recht zahlreichen),
welche auf der Rötung von Piienolph talein beruhen, müssen nach der
Beoljachtung von Küster (s.o.) unrichtig sein; sie werden daher hier
nicht berücksichtigt. Die gewöhnliche i^rüfung ist die mit Quecksilber-
chlorid; eine Lösung von Bicarbonat in lö Tl. Wasser darf mit i'iner
Lösung von Sublimat in 2 Tl. Wasser erst nach einigen Minuten eine
weifie Trübung geben, welche allmählich braun wird. Aber diese Probe
ist keinesfalls zuverlässig, ebenso wie alle anderen (jualitativen Proben
auf normales Carbonat; sicher ist nur eine ([uanlitative Prüfung.
(»air/ uir/.uvcrlässig ist die Nach Weisung des normalen Cailxuiats
durcli Magnesiumsulfat. Besser soll nach L e y s (Chem. Zentr.-iil. 1898,
I, 752) die Reaktion mit gesättigter Calciumsulfatlösung sein, die mit
Na^ (X)., einen Niederschlag von amorphem Ca CO., gibt, der von (lern
krystaHiniscihen Ca SO, leicht zu unterscheiden sei.
K u I) 1 i (cbciid. 1898, II, <»41) will zu dieser Nac^hwcisung Salz-
säuren Chinin anwenden, das durch Bicarl)()nat, welches nicht mehr als
2 Proz. normales ('arbonat enthält, nicht gefällt werde.
Die (| u a n t i t a t i V e Analyse des Hicarboiuits ersticckt
sich auf Krmittlung des (iehaltes an ruitzbarem Natron (den alkali-
metri.schen Titcr) und an Kohlensäure. Kigentlicli genügt schon die
letztere Br>stirjniiung für sich.
3(5*
I
5ß4 Fabrikation der Soda.
Die Bestimmung der Gesamtkohlensäuie durch Austreibung und
Gewichtsverlust in den bekannten Apparaten ist entschieden zu wenig
genau. Zuverlässige Resultate bekommt man nur durch direkte Be-
stimmung der Kohlensäure, entweder gewichtsanalytisch durch Ab-
sorption in Nati'onkalk u. dgl. oder gasvolumetrisch nach Lunge und
Rittener (vgl. 8. 180).
Man kann ferner die S. 516 beschriebene Methode anwenden, muß
aber, da dies eine vorgängige Lösung erfordert, einen Verlust von
Kohlensäure bei dieser Operation vermeiden, weshalb man wie folgt
verfährt.
Man wägt je 5,00 g in einem kleinen Becherglase und löst in
einem großen, 900 bis 1000 ccm fassenden Becherglase in etwa
100 ccm vorher ausgekochtem und dann ^\ieder abgekühltem
destilHerten Wasser von 15 — 20° Temperatur unter Vermeidung
von Umschütteln, wobei man mittels eines Glasstabes vorsichtig
und ohne jede stärkere BeAvegung der Flüssigkeit das Auflösen
des auf dem Boden des Becherglases noch ungelösten Bicarbonats durch
Zerdrücken beschleunigt. Diese Vorsichtsmaßregeln sind zur Erzielung
zuverlässiger Resultate durchaus notwendig, da sonst zu leicht das ge-
löste Bicarbonat Kohlensäure verliert. Das Wasser darf nicht unter IS'^
und nicht über 20" Temperatur haben; ist es kälter, so löst sich die bi-
carbonathaltige Soda zu schwierig, ist es wärmer, so tritt leicht Kohlen-
säureverlust des Bicarbonats ein.
Der Lösung setzt man die doppelte Menge reines Chlornatrium vom
Gewichte des Bicarbonats zu, kühlt sie auf nahe an O*' ab, setzt Phenol-
phtalein zu und titriert mit ^/^ N.-Salzsäure (\\obei die Bürettenspitze
in die Lösung eintauchen soll), bis die Rötung eben verschwunden ist
(= a ccm Säure); darauf setzt man Methylorange zu und ^/i N. -Säure
bis zuni Farbenumschlag (Gesamtverbrauch = b ccm Säure). 2 a zeigt
das vorhandene Na.2 CO3, b — 2 a das NaHCOg (vgl. S. 516).
Die Methode von Sundström, bei der zu der Lösung von Bi-
carbonat Ätznatron zugesetzt wird, bis alles in Na^COg verwandelt ist,
was man durch Auftreten einer braunen Fällung mit Silbernitrat erfährt,
ist von Lunge (Zeitschr. f. angew. Chem. 11, 169; 1897) geprüft und
brauchbar gefunden worden. Wir lassen sie hier fort, weil sie weniger
bequem und keineswegs genauer als die eben beschriebene ist.
Sicherer geht man (siehe oben) durch die Bestimmung der G e -
Samtkohlensäure, die mindestens 50% betragen soll (Theorie
52,34%). Am besten ist die direkte Bestimmung der Bicarbonat-
Kohlensäure für sich allein, wofür Lunge (Zeitschr. f. angew.
Chem. 11, 522; 1897) ein ebenso leicht und schnell auszuführendes wie
genaues Verfahren angegeben hat. Diese Methode beruht einfach darauf,
die Substanz auf bestimmte Temperatur zu erhitzen und das ausgetrie-
bene Kohlendioxyd gasvolumetrisch zu bestimmen, was allerdings nur
bei festem Bicarbonat, nicht bei Lösungen, angeht, aber bei ersterem
nach den gegebenen Nachweisen außerordentlich genaue Resultate gibt.
Bit-arbonat.
565
Hierzu dient der in Fig. 151 gezeigte Apparat, der mit einem
„Kugelnitrometer"' (Fig. 68, 8. 161) oder besser mit einem ,,Gasvolu-
meter" (S. 166) verbunden gedacht ist, aber ebensogut mit jedem
anderen guten Apparate zum Messen oder Wägen von Kohlendioxyd
verbunden werden kann.
Ein Glasrohr von 65 mm Länge und 6 mm Lichtseite ist an einem
Ende durch eine Erweiterung mit dicht eingeriebenem Stopfen a, am
anderen Ende durch eine 60 mm lange Kapillare d abgeschlossen. Der
Stopfen (i setzt sich in einen nicht eingeschhffenen, aber möglichst dicht
in den Hohlraum passenden Glasstab b von 30 mm Länge fort ; es bleibt
F.g. 1.51.
also noch eine freie Länge von 35 mm Länge auf 6 mm Durchmesser,
welche nach der Kapillare zu durch ein wenig Asbest oder Glaswolle
abgesperrt ist. Dieser Hohlraum faßt ungefähr 0,850 g gepulvertes
Natriumbicarbonat, d.h. eine Menge, welche bei guter Ware etwas über
110 ccm Kohlendio.xyd von 0" und 760 mm abgibt, also ein Volumen,
welches sich gut zur Ablesung in dem bekannten ,.Universal-Gasvolu-
meter"' eignet, dessen Teilung von 1 — 30 und von 100 — 140 ccm gelit,
während der Raum von 30 — UX) ccm durch eine Kugel eingenommen
ist. Sollte dieser Hohlraum bei einem beliebigen Instrumente etwas zu
klein oder zu groß ausgefallen sein, so kann man sich durch Abfeilen
des Stopfens b im ersten oder durch Einstopfen von etwas mehr Glas-
wolle im zweiten F'alle helfen.
Der Zweck der niclit eingeschhffenen Verlängerung des Stopfens n,
also des Stabes 6, ist der, daß man den Hcjhlraum r gut erliitzen kann,
ohne ein Springen an der (dafür bekanntlich seiu* empfindlichen) Schliff-
stelle n i)efürchten zu müssen: sowie der, daß man den (außerhalb de.s
Luftbades befindlichen) Schliff n ohne jeden Anstand mittels \'aselin
oder anderen Halinfctlcs luftdiiht halten kann.
Zur Erhitzung dient das Luftbad c, hergestellt aus i-ineni Kisen-
tiegelchen, in den auf zwei gegenüberliegenden Seiten entsprechende
Löcher gebohrt sind, bedeckt mit der Asbestplatte /, durch die das
Thermometer f/ hindurchgeht. .\uf die Kapillare d steckt man die .Asbest-
platte /(. welche l)is unter die Klamme des den Tiegel i heizenden
Brermers herabreicht und das Gasvolumeter vor einseitiger Erhitzung
i
5gg Faljrikation der Soda.
schützt. Natürlich ^^artet man trotzdem nach jeder Operation min-
destens 10 Minuten, ehe man einstellt und abliest.
Die Operation ist äußerst einfach. Man wägt das Röhrchen leer,
füllt das Bicarbonat ein, sorgt durch einen Kautschukwischer oder der-
gleichen dafür, daß keine Substanz an den Wänden des von dem
Stopfen a h eingenommenen Raumes hängen bleibt, setzt den mit ein
wenig Vaselin u. dgl. bestrichenen Stopfen dicht ein, Avägt Mieder, steckt
das Rohr in das Luftbad in der in der Figur gezeigten Art, also so,
daß die Substanz vollständig zur Erhitzung kommt, und verbindet die
Kapillare mit der Seitenkapillare des Gasvolumeters. Man evakuiert
den kleinen schädlichen Raum zwei- oder dreimal durch Senken des
,, Niveaurohres" bis zum Eintritt der Barometerleere im Meßrohr,
Abschluß gegen die Kapillare und Ausstoßen der Luft im Meßrohr unter
Hebung des Niveaurohres. Drei solcher Evakuierungen lassen sich in
einer Minute ausführen. Nun stellt man das Niveaurohr wieder tief und
erhitzt das Luftbad mit einer mäßig großen Flamme, bis das Thermo-
meter 260 bis 270° erreicht hat, was durchschnitthch 7 Minuten dauert.
Die Erhitzung wird noch 3 ^Minuten fortgesetzt, worauf man den Hahn
des Meßrohres nach der Kapillare zu abschließt, etwa 10 Minuten zur
Ausgleichung der Temperatur wartet, das Niveaurohr und Reduktions-
rohr in bekannter Weise so einstellt, daß die Reduktion auf 0° und
760 mm im trockenen Zustande geschieht, und das Gasvolum im Meß-
rohr abhest. Das Reduktionsrohr muß auf feuchtes Gas ein-
gestellt sein, da ja hier immer ein solches entsteht; die Verdichtung
von flüssigem Wasser ist jedoch stets so minimal, daß sie auf die Ab-
lesung keinerlei Einfluß ausübt. Man kann nun schon aus dem abge-
lesenen Gasvolum die Bicarbonatkohlensäure sofort berechnen, da nach
3 maliger Evakuierung des ohnehin sehr kleinen schädlichen Raumes
keine meßbare Luftmenge vorhanden ist. Man wird nach erfolgter Ab-
lesung das Gas in ein mit Lauge gefülltes Orsatrohr übertreiben, um sich
von der vollständigen Absorption des Kohlendioxydgases zu über-
zeugen. 1 ccm trockenes COo-Gas von 0" und 760 mm Druck wiegt
1,9768 mg, und dies entspricht 7,548 mg Na H CO3. Mit dieser Zahl
multipliziert man die gefundenen ccm und dividiert durch das ange-
wendete Gewicht der Substanz, um den Prozentgehalt derselben an
wirklichem Natriumbicarbonat zu erfahren. Will man daneben auch
das als normales Natriumcarbonat Vorhandene erfahren, so bestimmt
man in einer anderweitigen Probe entweder den alkalimetrischen Ge-
halt durch Titrieren mit Norm.üsäure und Methylorange, oder aber die
Gesamtkohlensäure durch Zersetzung mit Salzsäure nach S. 180; in
diesem Falle zieht man von der Gesamtkohlensäure die doppelte Menge der
Bicarbonatkohlensäure ab und verrechnet den Rest auf normales Carbonat.
Man könnte auch, um eine Wägung zu ersparen, den im Röhrchen
gebliebenen Rückstand herausspülen und titrieren, aber dabei kann doch
eher ein kleiner Verlust eintreten als beim direkten Abwägen einer
neuen Substanzmenge. Übrigens ist es meist gar nicht nötig, diese
Operation vorzunehmen.
I
Die Industrie des Chlors.
Voti
Prof. Dr. (i. Liinare und Privatdozent Dr. E. Hci'l. Züriili.
I
A. Ausgaii^'smaterialicii.
Für kleinere Verhältnisse und zum Ersatz des l)eini W e 1 d ü n -
Verfahren verloren gehenden Mangans wird zur Entwicklung des Chlors
neben der Salzsäure (deren Prüfung 8. 494 ff. beschrieben ist) der
natürliche Braunstein benutzt. Das D e a c o n - Verfahren
hat kein anderes Ausgangsmaterial als die »Salzsäure selbst, und ebenso
wird bei den elektrolytischen Verfahren außer dem Chloinatrium oder
dem Chlorkahum kein chemisches Reagens zur A])scheidung des Chlors
gebraucht.
Für die Regeneration des Mangandioxyds beim W c 1 d o n -
Verfahren braucht man Ä t z k a 1 k bzw. die daraus dargestellte
Kalkmilch. Der Ätzkalk wird häufig in den Fabriken selbst aus
Kalkstein dargestellt, der für diesen Zweck besondere Eigenschaften
haben muß. Für die Chlorkalkfabrikation dient dann ebenfalls Ätzkalk
bzw. gelöschter Kalk; beide, bezw. Kalkmilch, auch für die Fabrikation
von chlorsaurem Kali. Für letzteres brauchen wir auch C h 1 o r k a 1 i u m,
dessen Prüfung in dem Ab.schnitt ,, Kalisalze" beschrieben wird.
Im vorliegenden Abschnitt behandeln wir also nur Braunstein,
Ätzkalk, gelöschten Kalk und Kalkmilch.
I. BrauiistiMii.
Der Braunstein ist mehr oder weniger vcrunicinigtes Mangan-
dioxyd, Ijestehend aus verschiedenen Eizen, über deren BeschreiV)ung,
Vorkommen usw. man Lunges Sodaindustrie II l, 241 ff. ver-
gleichen möge.
Oie techni.schc l'rüfung des Braunsteins für die Chlorinchistric lic-
schränkt sich auf Bestimmung der Feuchtigkeit, des aktiven Sauerstoffs,
des Carbonatgehnltcs und der zu .seiner Zer.setzung nötigen Salzsäure.
1 . F e u c li t i g k e i t. Nach \{. F r e s e n i u s gclit das
liygi'oskopi.scjic Wassei- aus dem Braunstein erst bei IlMCfoit (bei höiieier
'remjH'ratur auch ein Teil des clieniisch gebundenen). Die deshalb
5g§ Die Industrie des Chlors.
von ihm vorgeschriebene Art der Trocknung ist jedoch, namentlich
seit dem Zurücktreten des deutschen Braunsteins, nicht im Großhandel
angenommen Avorden; vielmehr trocknet man bei 100" wie folgt.
Von dem feinst zerriebenen Braunstein verteilt man eine größere
Menge auf einem großen Uhrglase in dümier Schicht, wägt ab und
trocknet bis zur Gewichtskonstanz direkt auf einem lebhaft kochenden
Wasserbade oder im Trockenschrank bei 100*^. In etwa 4 Stunden wird
das Trocknen beendet werden können. Der Sicherheit halber kann man
6 Stunden trocknen, braucht aber dann nicht mehr durch weiteres
Trocknen sich der Gewichtskonstanz zu versichern.
2. Aktiver Sauerstoff, stets ausgedrückt in Gewichts-
prozenten von Mangandioxyd. Dies ist all der Sauerstoff,
der über den Oxydulsauerstoff MnO hinausgeht, und der daher mit
Salzsäure Chlor entwickelt. 1 Tl. aktiver Sauerstoff = 5,433 Tl. MnOg.
Von den zahlreichen Methoden zur Bestimmung desselben werden
heut nur wenige angewendet. Ganz außer Gebrauch ist diejenige von
Gay-Lussac: Entwicklung des aktiven Sauerstoffs durch Kochen
des Braunsteins mit konzentrierter Schwefelsäure und Messung im Gas-
zustande. Früher sehr allgemein, heut aber nur wenig im Gebrauch ist
die von Berthier und Thompson angegebene, von Frese-
nius und Will verbesserte Oxalsäuremethode, beruhend
auf der Reaktion : MnO, + H2SO4 + CJl.fi^ = MnSO^ + 2 H2O + 2 CO., .
Der Braunstein wird mit konzentrierter Schwefelsäure und Oxalsäure
erM'ärmt, das Kohlendioxyd, ehe es entweichen kann, seiner Feuchtigkeit
beraubt und aus dem Gewichtsverluste, der trockenen CO2 entsprechend,
auf das vorhandene MnO., geschlossen. Die ursprünglich im Braunstein
vorhandene Kohlensäure muß natürlich berücksichtigt werden. Diese
Methode teilt die (heutfürweit größer, als früher angenommen, erkannte)
Ungenauigkeit aller derer, Avelche auf Gewichtsunterschieden ziemlich
schwerer Giasapparate beruhen, hat aber auch noch andere Fehler-
quellen, vor allem die schwierige Aufschließbarkeit mancher Braunsteine.
Eine Abänderung derselben, bestehend in direkter Wägung der CO2 nach
Absorption in Natronkalk, hilft dem nur teilweise ab.
Bessere Resultate gibt die titrimetrische Benutzung derselben
Reaktion, nämlich Zurücktitrierung der nicht verbrauchten Oxalsäure
mit Permanganat.
Mit Vorteil, verwendet man anstelle der sich ändernden Oxal-
säurelösung (s. S. 129) eine gewogene Menge reines Natriumoxalat von
Sörensen (S. 127), löst dieses in 100 ccm Wasser, fügt den fein-
gepulverten Braunstein hinzu, säuert mit verdünnter Schwefel-
säure an, erhitzt, bis die schwarzen Teile des Braunsteins verschwunden
sind, und titriert nach S. 128 mit ^/oN.-Permanganatlösung zurück.
Werden a g Natriumoxalat, b g Braunstein abgewogen und c ccm
^/., N.-Permanganatlösung verbraucht, so ergibt sich der Prozentgehalt
29,851 a c
des Braunsteins aus 1 — .— , . Bei einer Einwage von 1,6750 g
0,4o97 b & «
i
Brauns-tt'iii. 569
Natriuniüxalat und 1,0866 g Braunstein ergiljt sich der Prozentgehalt
aus der Formel: % MnOg = 100 — 2 c.
Wenig angewendet wird die B u n s e n sehe Methode : Kochen
mit konzentrierter Salzsäure, Auffangen des entwickelten Chlors in
Jodkaliumlösung und Titrieren des ausgescliiedenen Jods mit Thio-
sulfatlösung. Prinzipiell sollte diese Methode die beste sein, schon darum,
weil sie am meisten der technischen Verwendung des Braunsteins ent-
spricht; aber sie gibt nur bei peinlicher Einhaltung verschiedener
Vorsichtsmaßregeln und Anstellung von l'arallelvcrsuchen richtige Re-
sultate und wird daher, obwohl ihre Handhabung durch becjueme Appa-
rate erleichtert worden ist, heutzutage in den Fabriken und Handels-
laboratorien wohl nur sehr wenig benutzt.
Am gebräuchlichsten ist die Eisenvitriol- Methode von
L e V o 1 und P o g g i a 1 e, welche in der ihr von Lunge gegebenen
Form für den Großhandel als maßgebend angenommen worden ist, da
sie, bei großer Bequemlichkeit, durchaus genaue und auch in verschie-
denen Händen übereinstimmende Resultate gibt. Sie wird, wie folgt,
au.sgef ührt :
Man wägt 1,0866 g des feinst gepulverten und längere Zeit bei
IfX)" getrockneten Braunsteins ab, bringt ihn in einen mit B u n s e n-
schem Kautschukventil oder besser mit dem C o n t a t sehen Aufsatz
versehenen Auflösungskolben (Fig. 42, S. 131), setzt hierzu 75 ccm (in
drei Pipettenfüllungen ä 25 ccm) von einer Lösung von 100 g reinem
Eisenvitrol und 100 ccm konzentrierter reiner Schwefelsäure in 1 Liter
Wasser, deren Titer mit derselben Pipette gegenüber einer Halbnormal-
Permanganatlösung (vgl. S. 127) an demselben Tage genau ermittelt
worden ist, verschließt den Kolben mit seinem Vcntilstopfcn und crlützt
so lange, bis der Braunstein sich bis auf einen nicht mehr dunkel ge-
färbten Rückstand zersetzt hat. Während des Erkaltens muß das
H u n s e n - Ventil gut schließen, was man am Zusammenklappen des
Kautschukröhrchens sieht. Da hierbei zuweilen durch den äußeren
Luftdruck der Kolben springt, so ist der 0 o n t a t sehe Aufsatz
weitaus vorzuziehen, bei dem w iihrend des Erkaltens Natriumbicarbonat-
Wisung in den KoU)en eintritt, und das frei werdende Kohlendio.wd ohne
Druckänderung den J^uftsauerstoff abiiält. Nach völligem Eikalten ver-
dünnt man mit KK) — 2(X) ccm Wasser und titriert mit Pernumganat. bis
beim rmschwcnken die sclnvaciie Rosafarbe nicht mehr augenbhcklicli
verschwindet, sondern wenigstens ' ...Miiuite Ix'stclien l)h'il)l (spätere Vlui-
färbnng wird nicht beachtet). Die jetzt gebrauclite Menge Permanganat
wird von der den 75 ccm Eisenlösung entsprechenden abgezogen; von
dem Reste entspricht jedes Kubikzentimeter 0,02173 g oder bei obiger
l-:iri\\age 2 Pro/.. .Mii O...
I'jine antlcrc, ziii' Kontrolle dci' vorigen sein- hrauchban- und iliiicli
iliic ungemein sclnielle Ausführbarkeit ausgezeieiuiete Methode ist die
von \j u n g e aiisgearbeitrtr g a s v o I u m et i' i s c h e li c -
s t i ni ni u n g tl e s M a n g a n d i o x y d s d ii r r h Wasser-
L
570 ^^^" Industrie^ des Chlors.
s t o f f s u p e r o X y d^). Die hierbei benutzte Reaktion ist: Mn(3.,
+ H2O2 + H2SO4 = MnSO^ + 2 H2O + O2. Es wird also, bei An-
wendung von überschüssigem Wasserstoffsuperoxyd, genau die doppelte
Menge von Sauerstoff ent^nckelt, als dem ,, aktiven" Sauerstoff des
Braunsteins entspricht. Jedes ccm des entM ickelten Sauerstoffs, auf 0°
und 760 mm reduziert, entspricht 0,003885 g Mn02. Will man die Rech-
nung ersparen, so wägt man, bei kleinen ,,Nitrometern", 0,1943 g Braun-
stein ab, wo dann jedes ccm des Gases = 2 Proz. Mn02; bei größeren
Instrumenten wägt man 0,3885 g ab, avo dann jedes ccm Gas = 1 Proz.
MnOo ist.
Die Operation A\ird im ,,Nitrometer mit Anhängefläschchen",
Mie S. 163 beschrieben, ausgeführt, wobei man das Gasvolumen dann,
A\ie ebenda bemerkt, auf 0°, 760 mm und Trockenheitszustand reduzieren
muß. Bequemer ist die Anwendung des ,,Gasvolumeters", S. 166, bei
dem diese Reduktion auf mechanischem W^ege ausgeführt, also alle und
jede Rechnung erspart \Aird.
Zu erwähnen sind für diesen speziellen Fall folgende Einzelheiten.
Der Braunstein muß äußerst fein gepulvert sein, damit er sich voll-
ständig zersetzt. Die abgewogene Menge wird in den äußeren Raum
des Anhängefläschchens geschüttet, ohne daß etwas in das am Boden
angeschmolzene innere Gefäß gelangen darf; dazu kommen einige ccm
verdünnte Schwefelsäure, um die Carbonate zu zersetzen. Dann gießt
man in das innere Gefäß eine zur Zersetzung mehr als hinreichende Menge
Wasserstoffsuperoxyd, setzt den am Nitrometerhahn hängenden
Kautschukstopfen dicht auf und gleicht den dadurch im Fläschchen ent-
standenen Druck durch Lüften des Hahnes wieder aus, so daß das Queck-
silber wieder auf den Nullpunkt kommt. Beim Aufsetzen des Stopfens
und beim späteren Schütteln hält man das Fläschchen immer nur am
Halse, um Erwärmung durch die Hand zu verhüten; noch sicherer ist
es, wenh man das Fläschchen vor und nach der Operation in einem mit
Wasser von der Zimmertemperatur gefüllten Gefäße mindestens 10 Min.
stehen läßt. Nach der Einstellung des Quecksilbers auf den Nullpunkt,
neigt man das Flächchen, so daß das Wasserstoffsuperoxyd aus dem
inneren Rohre auf den Braunstein fUeßt, und schüttelt, aber nur zwei
Minuten lang, weil sonst aus dem Wasserstoffsuperoxyd durch die
Elektrolyte katalytisch Sauerstoff entwickelt wird. Längeres
Warten oder Schütteln nützt doch nichts; Avenn infolge zu unvollkom-
menen Pulverns der Braunstein nicht gleich vollständig zersetzt wird,
was sich durch schwarze Stellen in dem sonst hellfarbigen Silikatrück-
stande zeigt, so hilft dem auch langes Schütteln nicht ab, während da-
durch katalytische SauerstoffentAAicklung befördert wird. Man muß
also nur ganz kurze Zeit schütteln und sofort nach Ausgleich der Tempe-
ratur die Quecksilberniveaus einstellen und ablesen.
Das Gas kann in diesem Falle als ein mit Feuchtigkeit gesättigtes
betrachtet werden, muß also mit einem ,, feuchten Reduktionsrohre"
1) Lunge, Ber. 18, 1872; 1885; Zcitschr. f. angew. Chem. 3, 8: 1890.
A. B a u in a n n hat diese Methode nochmals beschrieben (ebenda S. 75).
I
Braunstein. 571
(8. 168) reduziert werden oder, falls das rnstrument ein trocknes Re-
duktionsrohr besitzt, in der dort beschriebenen Weise behandelt werden,
um die Reduktion in richtiger Weise zu bewerkstelligen.
Auf dieselbe Reaktion hat A. B a u m a n n (Zeitschr. f. angew.
Chcm. 3, 72; 1890) auch eine T i t r i e r m e t h o d e gegründet; man
läßt den Braunstein auf überschüssiges, auf Permanganat gestelltes
H.,0., wirken und titriert diesen Überschuß mit Permanganat zurück.
Das käufliche Wasserstoffsuperoxyd \\ird mit so viel verdünnter
Schwefelsäure (1:10) versetzt, daß die Mischung etwa ihr gleiches
Volumen Permanganat zersetzen kann. Für die Analyse wägt man
0,4 — 1,0 g des feinst gepulverten Braunsteins ab, bringt die Probe
in ein hohes Becherglas (oder in einen Kolben) und läßt sogleich genau
50 com der Wasserstoffsuperoxydlösung zufließen. Man läßt unter
mehrmahgem Umschütteln ^Z., Stunde lang stehen und titriert hierauf
das unzersetzt geblielx'ue Wasserstoffsuperoxyd mit Permanganat
zurück. Hat man 5 — 10 Proben zugleich zu untersuchen, so ist die erste
Probe schon zum Titrieren fertig, wenn die letzte eben mit der ab-
gemessenen Menge Wasserstoffsuperoxyd versetzt worden ist, und
sämtliche ProVjen können nun in derselben Reihenfolge, in welcher die
Wägungen und Messungen des Superoxydes stattgefunden haben,
titriert werden. Bei Braunsteinen, welche durch die Zersetzung eine
stark trübe, braune Flüssigkeit bilden, ist das genaue Titrieren etwas
erschwert. Um dennoch ganz genaue Resultate zu erhalten, bringt
man die abgewogene Probe gleich in ein 100 ccm fassendes Kölbchen
und läßt in demselben nach Zusatz des Wasserstoffsuperoxydes die Zer-
setzung vor sich gehen. Nach ^/o stündigem Stehen füllt man zur Marke
auf, filtriert durch ein doppeltes Filter, titriert 50 ccm des Filtrates und
verfährt nach der Verdoppelung der verbrauchten ccm mit der Berech-
nung wie oben.
Mac Lachlan (Proc. Chem. Soc. 19, 216; 1903; Chem. Zentralbl.
1904, 1. 117) behauptet, daß die Bestimmung des wirksamen Sauerstoffs
in einer Wasserstoffsuperoxydlösung mittels einer angesäuerten Kalium-
permanganatlösung gänzlich unzuverlässig sei. Dies kann sich nur auf
Titration beziehen, was demnach auch die B a u m a n n s c h (;
Titrier methodc bis auf weitere Prüfung als unrichtig hinstellen
würde. Für die Richtigkeit der früher von Lunge w ie oben l)c-
schriebenen g a s v o l u m e t r i s c h e n Analyse sprechen die bei
zahlreichen Analysen erhaltenen guten Resultate.
3. C a r b o n a t e. Die Bestimmung desselben i.sl wichtig,
weil durch das Kohlcndioxyd das Chlor in einer für die Chlorkalkdar-
stcllung sciir schädMchcn Weiser verunreinigt wird. Spuren davon
erkennt man, wenn man das Braunsleinpulver in einem Uhrghisc mit
Wasser anrührt, bis sämtliche ihm anhaftende Luftbläsclien ausgetrieben
sind, dann etwas verdünnte Salzsäuren zusetzt und die Überfläche der
l'Müssigkeit von fler Seite her betraclitet : das Kohlendioxyd zeigt sich in
Korm kleiner |)ri<kclnder ( !asl)lasi'n, welche eine \'ci'w ediselung mit Luft-
bla.sen nicht zulassen. Die (pianlitative liestimnunig erfolgt entweiler
0/2
Die Industrie dus Chlors.
gewichtsanalytisch durch Austreiben mit verdünnter Schwefelsäure oder
Salpetersäure und Auffangen in Natronkalk oder besser und schneller
gasvolumetrisch nach S. 180. Mehr als 1 Proz. CO2 soll in gutem Braun-
stein nicht vorkommen.
4. Bestimmung der zur Zersetzung nötigen
Salzsäure. Man löst unter Anwendung von Wärme in einem
Kolben mit Rückflußkühler 1 g Braunstein in 10 ccm starker Fabrik-
salzsäure, deren Gehalt durch Titrieren ermittelt wurde. Die erkaltete
Lösung wird mit Normalnatronlauge versetzt, bis rotbraune Flocken
von Eisenoxydhydrat entstehen, welche sich beim Umschütteln nicht
mehr auflösen. Die hierzu verbrauchte Natronlauge wird auf die Stärke
der zum Lösen des Braunsteins angewendeten Salzsäure berechnet und
die so ermittelte Menge überschüssiger Säure von den zuerst ange-
wendeten 10 ccm abgezogen.
Nach D e b o u r d e a u X (C. r . 138, 88 ; 1 904 ; Chem. Zentralbl. 1904, 1,
542) soll man den Chlorwert und den Salzsäureverbrauch des Braunsteins
in einer Operation bestimmen, indem man mit einem Gemisch von
Oxalsäure und Schwefelsäure zersetzt und die erstere mit Permanganat,
den Aciditätsverlust mit Ammoniak und Fluorescein zurücktitriert.
Zeitersparnis wird dabei kaum eintreten.
TL Kalkstein.
Über die für Chlorkalkbereitung besttaugliche Beschaffenheit der
Kalksteins vgl. Lunges Sodaind. III, 386. Für den Weldon-
prozeß gilt ziemlich dasselbe. In beiden Fällen kommt viel auf die Ab-
wesenheit von Magnesia an. Die technische Prüfung geschieht wie folgt :
1. Unlösliches. 1 g wird mit Salzsäure behandelt, des
Rückstand ausgewaschen, getrocknet und geglüht. Bei Vorhandensein
erheblicher Mengen von organischer Substanz wägt man das bei 100*^
getrocknete Filter und glüht erst dann ; die Differenz = der organischen
Substanz.
2. Kalk. Man löst 1 g in 25 ccm Normalsalzsäure und titriert
mit Normalnatronlauge zurück. Die von dieser verbrauchten ccm wer-
den von 25 abgezogen. Der Rest, multipliziert mit 2,8045, gibt den
Prozentgehalt von Ca O oder, multipliziert mit 5,0045, den Prozent-
gehalt von Ca CO3, wobei aber MgO mit als CaO gerechnet ist, was bei
den für Soda- und Chlorkalkfabrikation in Verwendung kommenden
Kalksteinen zulässig ist, da sie sehr wenig Mg O enthalten sollen.
Aus demselben Grunde kann man auch den Kalkgehalt durch Be-
stimmung der Kohlensäure hinreichend genau ermitteln.
Hierzu bedient man sich häufig der AjDparate, in denen die Sub-
stanz gleich mit der zur Austreibung des Kohlendioxyds dienenden
Säure zusammen gewogen wird, jedoch so, daß die Säure erst nach dem
Wägen zufließen kann, und daß das entweichende COo-Gas getrocknet
wird, worauf man durch Rückwägen sein Gewicht erfährt. Von diesen
Apparaten gibt es außerordentlich viele Formen ; bei T r e a d w e 1 1,
y
1
Kalkstein. Kalk. 573
(Quant. Analyse, 4. Aufl., 8. 282), ist derjenige von B u n s e n aus-
führlich beschrieben. Am schnellsten und zugleich am genauesten
verfährt man gasvolumetrisch nach S. 180. Wenn man 0,4497 g des
Musters abwägt, so entspricht jedes ccm auf 0*^ und 7G0 mm redu-
zierten Kohlendioxydes immer 1 Proz. Ca CO3.
Bei Kalksteinen, welche erhebliche Mengen von Sesquioxyden
enthalten, müßte man diese erst durch Ammoniak (vollständig kohlen-
säurefrei zu machen!) ausfällen und dann den Kalk als Oxalat fällen,
wobei bekanntlich bei genaueren Arbeiten die Niederschläge immer
wieder aufgelöst und nochmals gefällt werden müssen; vgl. 8. 491. Man
erspart sich dies nach Passon (Zeitschr. f. angew. Chem. 11, 776;
1898), wenn man die saure Lösung der 8ubstanz mit Phenolphtalein
versetzt, so viel Ammoniak hinzufügt, daß neben dem entstehenden
Niederschlag deutliche Rotfärbung eintritt, dann durch lOproz.Citronen-
säurelösung die alte Farbe wieder herstellt und zugleich den Nieder-
schlag mit auflöst, noch weitere 10 ccm Citronensäurelösung zufügt,
mit Wasser verdünnt und in der siedenden Flüssigkeit den Kalk durch
Ammoniumoxalat ausfällt, wobei Fe, AI, Mg und H3PO4 nicht störend
einwirken.
3. Magnesia \\ ird meist nur bei dem für Braunsteinregene-
rierung oder Chlorkalkfabrikation dienenden Kalkstein bestimmt. Man
löst 2 g des Kalksteins in 8alzsäure, fällt den Kalk mit NH3 und oxal-
saurem Amnion und bestimmt die Magnesia im Filtrat durch Fällen mit
phosphorsaurem Natron; ausführlicher 8. 492.
4. Eisen wird meist nur in dem für Chlorkalkfabrikation
dienenden Kalkstein bestimmt. Man löst 2 g in 8alz.säure auf, reduziert
die Lösung mit Zink, verdünnt, setzt etwas eLsenfreie Manganlösung zu
und titriert mit Permanganat, wie 8. 464 genauer beschrieben.
IM. Kalk.
a) (jr<^ln'aiiiit<'r Ivalk.
1. B e s t i m m u n g des f r c i c n Ca (). Man wägt 1(1(1 g
eines möglichst gut gezogenen Durchschiiittsmustcrs des Ätzkalks ab.
Icischt sorgfältig, bringt den Brei in einen Hall)Hterkolben, füllt zur
Marke auf, pipettiert unter L'mscliüttein 100 ccm heraus, läßt die.se
in einen Halbliterkolben fließen, füllt auf und nimmt von dem gut ge-
mischten Inhalte 25 ccm (= 1 g Ätzkalk) zur Untersuchung. Man .setzt
hierzu ein wenig einer alkoholischen L()sung von Phenolphtalein unrl
titriert mit Norrnalsalzsäure, bis die Kosafarbe verschwunden ist. was
eintritt, wenn aller freie Kalk gesättigt, aber Ca CO., noch nicht an-
gegriffen ist. .Jedes ccm der Norrnalsalzsäure 0,02805 g Ca O. .Man
muß diese Operation langsam und unter gutem rmsehütteln vornehmen,
vgl. 8. 92. Dann, aber mir in diesem Falle, gibt sie sehr geruiue Resultate.
Zur Bestimmung des lö.sehbaren Kalkes hat C. 8tiepel in
Berlin, Invalidenstr. 106, ein K a I k k a I o r i tu e t e r konstruiert,
iir-iuliend auf der Tat.sache, daß l>ei der HeaklionCaO • H.O.lläO»)
574
Die Industrie des Chlors.
W. E. frei ^A erden. Wie man sich denken kann, sind die Angaben dieses
Apparates nicht sehr genau, und nach Mitteilungen aus Fachkreisen
soll derselbe zuweilen ganz versagen.
M a y n a r d (Chem. News 87, 109; 1903; Bull. soc. chim. (3) 27,
851 ; 1902) bestimmt freien Ätzkalk neben anderen Körpern durch
Extrahieren mit reinem Glycerin bei 40° in einem Thermostaten während
5 Tagen, unter öfterem Umschütteln. Man filtriert dann die auf 60" er-
wärmte Flüssigkeit und bestimmt in einem aliquoten Teile den freien Kalk.
2. Bestimmung des Carbonatge halte s. Man titriert
Ca 0 und Ca CO3 zusammen durch Auflösen in Normalsalzsäure und
Zurücktitrieren mit Normalnatron; durch Abziehen der nach Nr. 1
bestimmten Menge von Ca O erhält man die Menge des Ca CO3. Für
ganz genaue Bestimmungen treibt man die COo durch »Salzsäure aus
und bestimmt wie nach 8. 180.
b) Gelöschter Kalk.
1. Wasser. Man wägt aus einem verschlossenen Wiegeröhrchen
ca. 1 g ab und erhitzt im Platintiegel allmähhch, zuletzt bis zur starken
Rotglut, läßt im Exsikkator erkalten und wägt zurück; der Gewichts-
verlust ist — Wasser -\- Kohlendioxyd.
2. Carbonate werden wie oben (a Nr. 2) bestimmt.
3. Gehalt der Kalkmilch an Ätzkalk auf
aräometrischem Wege nach Blattner (Dingl. Journ.
250, 464; 1883). Bei dünner Kalkmilch liest man schnell ab, damit
der Kalk sich nicht absetzt. Bei dicker Kalkmilch, für welche man keinen
zu engen Zylinder anwenden darf, steckt man das Aräometer leicht hinein
und dreht den Zylinder langsam auf dem Tische herum, so daß er
schwache Erschütterungen erleidet, bis die Spindel nicht mehr weiter
einsinkt. Die Tabelle gilt für 15*^.
Grad
Baume
Gewicht
CaO
Grad
Baume
Gewicht
CaO
von 1 Liter
g
im Liter
g
von 1 Liter
g
im Liter
g
1
1007
7.5
16
1125
159
2
1014
16.5
17
1134
170
3
1022
26
18
1142
181
4
1029
36
19
1152
193
5
1037
46
20
1162
206
6
1045
56
21
1171
218
7
1052
65
22
1180
229
8
1060
75
23
1190
242
9
1067
84
24
1200
255
10
1075
94
25
1210
268
11
1083
104
26
1220
281
12
1091
115
27
1231
295
13
1100
126
28
1241
309
14
1108
137
29
1252
324
15
1116
148
.S((
1263
339
Wt^lclnn-Vorfahroii. .")7ö
l>. I^ctriebskoiiti'ollc.
I. Darstcllun«;' von Chlor mittels natürlichen Braunsteins,
Hierbei beschränkt sieh die Kontrolle auf die Untersuchung der
sauren Manganlaugen aus den Chlorentwicklern auf ihren Gehalt an
freier Säure. Zu diesem Zwecke titriert man sie einfach mit
Xormalnatronlauge und nimmt als Endpunkt der Reaktion das Auf-
treten von l)eim Umschütteln sich nicht auflösenden Flocken von
Eisenhydroxyd an. Gute Endlaugen können bei indirekter Heizung des
Chlorentwicklers bis auf einen Rückstand von 5 Proz. freiem H Cl
herunterkommen; meist zeigen sie 6 Proz. und darüber, namentlich bei
Heizung mit offenem Dampfe.
11. Weldon-A erfahren 1).
Die bei diesem Verfahren entstehenden Laugen werden wie
folgt geprüft :
Die Endlauge aus den C h 1 o r e n t w i c k 1 e r n wird auf freie
»Säure wie diejenige von natürlichem Braunstein geprüft, soll aber
höchstens 1 Proz. H Cl enthalten. Zuweilen untersucht man sie
auf ihren Mangangehalt nach demselben Verfahren \v\e den W e 1 d o n-
Schlamm (s. u.).
Die neutralisierte bezw. geklärte Lauge \\ ird auf
ihre Neutralität gegen Lackmus und äußerliche Klarheit geprüft, ferner
auf ihren Gehalt an Chlorcalcium durch Fällung mit Oxalsäure
aus essigsaurer Lösung; vgl. Lunge, Sodaind. ITI, 310.
Während der Oxydation selbst muß man öfters
den .Schlamm in der unten beschriebenen Weise untersuchen, um den
Gang der Arbeit zu kontrollieren; vgl. L u n g e, Sodaind. 111, 314.
Die vom verdickten Manganschlamm ablaufende Chlor-
p a 1 c i u m 1 a u g e wird auf Freisein von mechanisch mitgeführtem
Manganschlamm ge])rüft.
Der A b f a 1 1 s c h 1 a m m aus den Klärgefäßen b/.w . den
Filterpres.sen s(j1I auf .Mangan (gelöstes und gefälltes) gepiiift werden.
Die für den Weldonprozeß bestimmte S a 1 /. s ä u i- c soll sd wcni^
Schwefelsäure wie nuiglich enthalten.
riil«'r>iiiliiiii;i (Irs \\ «■Iiloii-Srlilaiiiiii^.
1 . H e s t i ni IM u n g d c s .Mii( )., i ni W e 1 d <» ii S c I) 1 a m m.
.Man bestimmt den Wert einer sauren Kisenlösung (l(K)g krystallisii-iter
Kisenvitriol -f KM) ccm konzentiicrte reine Schwefelsäure in I i) geg(>n-
über einer Halbnormal - IVrmanganatlösung, indem man l'") ccm
der ersteren mit IIK) — 2(K) ccm kaltem Wn.»<ser verdütmt und das
') Nafh (Ifii \<iti I, II II L' <• iil>L'<'iiiiiliTi<'M .M«'t liixlcn vcm W i- I il u ti.
gyg Die Industrie des Chlors.
Permanganat aus einer Glashahnbürette zusetzt, bis beim Umschwenken
die Rosafarbe nicht mehr augenbhckhch verschwindet, sondern min-
destens 1/2 Minute stehen bleibt (spätere Entfärbung wird nicht be-
achtet). Diese Probe muß einmal an jedem Beobachtungstage vorge-
nommen werden ; die dafür verbrauchten Kubikzentimeter Permanganat
heißen x.
Man pipettiert nun wiederum 25 ccm der Eisenlösung in ein Becher-
glas, entnimmt mittels einer Pipette 10 ccm des Manganschlamms,
welcher unmittelbar vorher in der Flasche gut umgeschüttelt worden ist
(Umrühren genügt nicht), spritzt die Pipette außen ab, läßt jetzt erst
ihren Inhalt in das Becherglas zu der Eisenlösung laufen und wäscht den
inwendig hängen gebliebenen Schlamm mit der Spritzflasche nach.
Nachdem sich beim Umschwenken alles gelöst hat, wird mit ca. 100 ccm
Wasser verdünnt und mit Permanganat austitriert; die verbrauchten
Kubikzentimeter des letzteren heißen y. Man findet nun die Menge des
MnOg in Gramm pro Liter des Schlammes durch die Formel: 2,173
(x-y).
2. Gesamt-Mangangehalt des Schlammes, aus-
gedrückt als (theoretisch mögliches) MnOg in Gramm pro Liter des
Schlammes. Man entnimmt 10 ccm des letzteren mit derselben Vorsicht
wie in Nr. 1, kocht mit starker Salzsäure bis zur Verjagung des Chlors,
stumpft den Überschuß der Säure mit gepulvertem Marmor oder ge-
fälltem Calciumcarbonat ab, setzt konzentrierte filtrierte Chlorkalk-
lösung zu, kocht einige Minuten, bis die Farbe des Ganzen stark rot wird,
und dabei noch überschüssiger Chlorkalk zu riechen ist, und zerstört
die rote Farbe wieder durch tropfenweisen Zusatz von Alkohol. Sämt-
liches Mangan ist jetzt im Zustande von MnOo, welches man abfiltriert
und auswäscht; man versäume nicht zu prüfen, ob das Filtrat sich mit
Chlorkalklösung noch bräunt, also noch Mangan enthält, was natürlich
nicht der Fall sein soll. Das Auswaschen wird fortgesetzt, bis das
Waschwasser mit Jodkalium-Stärkepapier keine Reaktion mehr gibt.
Das Filter mit dem Niederschlage wird in 25 ccm der sauren Eisen-
lösung (vgl. Nr. 1) geworfen; wenn sich nicht alles Mn 0^ löst, setzt man
weitere 25 ccm der Eisenlösung zu, verdünnt mit 100 ccm Wasser und
titriert mit Permanganat zurück. Berechnung wie in Nr. 1.
3. Bestimmung der ,,B a s i s", d. i. der Monoxyde des
Schlammes, welche H Cl beanspruchen, aber kein Chlor abgeben. Die
Basis kann aus Kalk, Magnesia, Eisenoxydul und Manganoxydul
bestehen.
Man verdünnt 25 ccm (bei sehr hoher Basis 50 ccm) Normal-Oxal-
säurelösung (63 g kryst. Oxalsäure in 1 1) auf ca. 100 ccm, erwärmt auf
60 — 80", setzt 10 ccm Manganschlamm aus einer Pipette mit derselben
Vorsicht wie in Nr. 1 zu und schüttelt, bis der Niederschlag rein weiß,i
nicht mehr gelblich erscheint, was bei obiger Temperatur sehr bald
eintritt. Man verdünnt nun auf 202 ccm (die 2 ccm entsprechen dem
Volumen des Niederschlages und werden in einem 200 ccm-Kolben durch
einen Feilstrich bezeichnet), gießt durch ein trocknes Faltenfilter und
y
Deacon-Verfahren. 577
titriert 100 ccm des Filtrates mit Normalnatronlauge zurück^). Die ver-
brauchten Kubikzentimeter Normalnatronlauge heißen z. Die Oxal-
säure dient 1. zur Zersetzung mit MnU^ in ^In ü und CO.,, 2. zur »Sätti-
gung des neu entstehenden MnO, 3. zur Sättigung der ursprüngUch vor-
handenen Monoxyde usw. inkl. MnO, d. i. der „Basis"', 4. der unver-
brauchte Rest ist = 2 z. Der Posten 1 ist gleich dem Posten 2 und
beide zusammen gleich der Größe x — y von der Mn 0.,-Bestimmung in
Nr. 1, weil die Oxalsäure normal, das Permanganat abernur halbnormal
ist. Der Posten 3 entspricht der ursprünglich angewendeten Menge
Oxalsäure, also 25 (resp. 50) ccm, abzüglich x — y und 2 z, also ist
diese Größe w = 25 (resp. 50) — (x -|- 2 z) -f y. Unter ,, Basis" versteht
man nun das Verhältnis des Postens 3, ausgedrückt durch w, zu dem
X y
Posten 1, ausgedrückt durch — r — (weil das Natronnormal, das Perman-
2 w
ganat halb normal ist) ; sieist also = . Bei Anwendung von 25 ccm
., , .. ,.. ... 50 — 2x — 4z + 2y /50 — 4 z\
Oxalsaurelosung ist sie = = — 2,
X— y \ x— y /
oder bei Anwendung von 50 ccm Oxalsäure = |— 1 — 2.
\ X — y /
III. Deacon-Verfahren.
Bei diesem muß erstens die Beschaffenheit des aus den Sulfat-
schalen austretenden Gemisches von Chlorwasserstoffgas und Luft und
zweitens diejenige des aus dem ,,Zersetzer" austretenden Gasgemisches
untersucht werden.
Bei dem Gase aus den Sulfatpfannen kommt es
nur auf das Verhältnis zwischen H Cl und dem Gesamtvolumen des (im
übrigen wesentlich aus atniosj)härischer Luft bestehenden) Gases an.
Man ermittelt dies, indem man mittels eines Aspirators Gas absaugt, das,
che es in den Aspirator gelangt, durch titrierte Natronlauge, die mit
Lackmus oder Methylorange gefärbt ist, streichen muß. In dem Augen-
blicke, wo der Farbenumschlag erfolgt ist, wird die Absaugung einge-
stellt und das Volumen der rückstüiuligen Luft durch dasjenige des aus-
geflossenen Wassers ermittelt. Da die der Natronlauge entsprecliendc
Menge HCl eine konstante ist, und diejenige der den HCl begleitenden
Luft dem ausgeflossenen Wasservolumen entspricht, so ist das Ver-
hältnis leicht zu berechnen. Das l'rinzip sowie der anzuwendende
Apparat sind ebenso wie bei der durch Lunge abgeänderten
K e i c h sehen Methode für L'ntersuchung der Schwefelröstgast! (S. 'M\S).
In dem (Jase aus den Z e r s (> t z e r n bestimmt man
meist nur das freie Chlor und den unveränderten Chlor-
') Man muO hier als Indikator LackmuBtinktur oder Phenolphtaloiii go
l)rauchen. Methylorango ist für Oxalaüuro nicht verwendbar (vergl. S. 84).
Untersuchungen. 6. Aufl. I. .'J7
578 ^'^' Industrie des Clilors
w a s s e r s t () f f , ausnahmsweise auch noch Wasser dampf
und Kohlendioxyd.
1. Bestimmung des Verhältnisses von freiem
Chlor und unverändertem HCl (Zersetzungsgrad).
a) Natronlaugemethode. Absaugen der Gase durch
Natronlauge und Titrieren auf bleichendes Chlor und Gesamtchlor führt
nicht zum Ziel, «eil dabei Bildung von Chlorat nicht zu vermeiden ist
(vgl. C 1. W i n k 1 e r, Industriegase II, 318). Dies wird umgangen
durch folgendes in den D e a c o n sehen Fabriken ausgeübte Verfahren.
Man saugt 5 1 des aus dem Zersetzer (Decomposer) kommenden
Gases ab, wobei der Apparat so dicht wie möglich an den Zersetzer
herangebracht wird, und absorbiert H Cl und Cl in 250 ccm Natronlauge
vom spezifischen Gewicht 1,075, welche auf 2 oder 3 Flaschen verteilt sind.
Die Zeit der Absaugung sollte mit der zur Durchsetzung einer Be-
schickung in der Sulfatpfanne erforderlichen stimmen. Man vereinigt
den Inhalt aller Flaschen und verdünnt auf 500 ccm.
1. Hiervon pipettiert man 100 ccm in den Ventilkolben, Fig. 42,
S. 131, setzt eine nach S.569 bereitete und mit Permanganat verglichene
saure Ferrosulfatlösung hinzu und bringt zum Kochen. Nach dem Ab-
kühlen verdünnt man mit 200 ccm Wasser und titriert mit Halbnormal-
Permanganat, wovon man x ccm braucht; y heiße die für die 25 ccm der
frischen Eisenlösung erforderliche Menge Permanganat.
2. Zu 10 ccm der obigen alkalischen Lösung setzt man ein wenig
Lösung von SOg und säuert mit verdünnter Schwefelsäure an, wobei
der Geruch nach SOo deutlich hervortreten soll. Man erhitzt zum
Kochen, läßt abkühlen, zerstört nötigenfalls noch vorhandenes SO.,
durch einige Tropfen Permanganat, neutralisiert mit reiner Soda, ver-
dünnt mit Wasser, setzt etwas neutrales Kaliumchromat zu und titriert
mit ^/iQ Normalsilberlösung auf rot, wozu man z ccm brauche. Dann
zeigt der Ausdruck die prozentische Zersetzung der Salzsäure
44,99 + ^^^^
8
und - die Zahl der Volume Luft auf 1 Volumen HCl. Wenn
z
statt 5 1 Gas ein anderes Volumen (n Liter) abgesaugt worden ist, so
verändert sich die Konstante 44,99 in — - — ' ru\naAn' "^^'^bei ange-
nommen ist, daß im übrigen genau wie oben verfahren wird, und daß
ein Liter HCl bei 0" und 760 mm Druck 1,640 g wiegt.
b) Arsenitmethode (s. weiter unten 3 d, Kohlendioxyd-
bestimmung im Deacon-Gas und Elektrolytchlor S. 583.)
Y o u n g e r (Journ. Soc, Chem. Ind. 8, 88; 1889) absorbiert die
Gase durch eine Lösung von arseniger Säure, wobei er sich eines
Aspirators bedient, der die direkte Ablesung des Ge^vdchtes Chlor in der
Raumeinheit des Gases gestattet. Durch Titration derselben Flüssig-
keit mit Silbernitrat erfährt man dann den Gehalt des Gases an Chlor-
Dcacoii-W-rtalircii.
Wasserstoff. Zur Absorption dient ein Zylindei-, enthaltend 100 ccni
einer wässerigen Arsenigsäurelösung, von welcher 1 ccm 0,15422 grain
(1 grain = 0,0648 g) Chlor entspricht. Der beschickte Zylinder schließt
sich an das in der Fig. 152 sichtbare Fläschchen B, welches eine Lösung
von etwa 1 g Jodkaliuni in Wasser enthält. Die Arsenlösung wird durch
sehr wenig Indigkarinin blau gefärbt. In dem Aspirator C ist ein Raum
von 1 Kubikfuß (0,0283 cbm) in beliebig viele, (z.B. 112) Teile geteilt.
An der einen Seite des Wasserstandglases sind die Ablesungen für die
grains Chlor pro 1 Kubikfuß Gas, während an der anderen Seite auf
denselben Linien das entsprechende Volum der durchgesaugten Gas-
mengen angegeben ist. Bei Beendigung eines
Versuches wird zunächst aus dem Jodkalium
Jod frei und gleich darauf der Indigkarmin
gebleicht, worauf man die Aspiration unter-
bricht und abliest. Bezeichnet z. B. E
1 Kubikfuß und steht das Wasser bei Be-
endigung des Versuches auf E, so enthält
1 Kubikfuß Gas 15,432 grains Chlor. Steht
das Wasserniveau auf ^'., Kubikfuß, so ent-
hält das Gas 30,864 grains Chlor pro
1 Kubikfuß usf.
Zur Bestimmung der Salzsäure titriert
man nach der Aspiration 10 ccm der ge-
l)rauchten Arsenlösung mit ^/^q N. -Silber-
nitrat. Enthielt das Gas keine Salzsäure, so
sind 28,2 ccm der Lösung erforderlich, und
zw^ar für die aus dem Chlor erzeugte Salz-
säure. Die über 28,2 ccm hinaus nötige
Menge Silbernitrat entspricht der in dem
Clase vorhandenen Salzsäure.
Das in der Jodkaliumflasche frei ge-
wordene Jod entspricht etwa 0,2 — 0,3 grains
Clilor. Die Vorlage mit Jodkalium ist als
Indikator nicht nötig und dient im wesentlichen nur, um zu sehen,
ob die Aspiration nicht zu schnell erfolgt, und Chloi- unahsorl)icrt
aus der Arsenlösung entweicht.
In seiner zweiten Mitteilung (Journ. Soc. Chem. Ind. 9, 15*.»; IS'.IO)
gibt Y o u n g e r folgende Anleitung zur Untersuchung der Deacon-
Gase: Man saugt eine bestimmte (Jasmenge zunächst durch gewogene
Flaschen mit koirz. Schwefelsäun^ ((Jeu ichtszunahmc - Wasser), hier-
auf durch ein Rohr mit Arscnlösung zur Absoiptioii von Chlor und
Chlorwasserstoff (wie oben) und zuletzt durch einen Sauerstoffab-
s»)rpti()nsaj)parat.
Aus \V i n k 1 e r (a. a. O.) sei hier folgendes die Rechnungen er-
läuternde lieispiel angeführt.
iJie jeweils zu den heiden Hestimmungen ang(!wcndeten 100 i-em
l'Müssigkeit entsprechen 1 1 (ias. Man habe nun gebraucht 1. 50 w\\\
37*
580 Die Industrie des Chlors.
Arsenlösung = 50 X 0,0025 == 0,125 g wirksames Chlor; 2. 100 ccm
Silberlösung = 100 X 0,0025 = 0,250 g Gesamtchlor, so ergibt sich der
Grad der Zersetzung aus der Proj)ortion:
0,250 : 0,125 = 100 : x
X = 50 Proz.
Auf solche Weise ermittelt man also zunächst das Maß der ein-
getretenen Zersetzung und das im Gase obwaltende Verhältnis zwischen
Chlor und Chlorwasserstoff.
Will man nun aber ferner wissen, mit \\-ieviel Volumprozenten des
einen und des anderen Gases das Gasgemenge den D e a c o n sehen Zer-
setzer verläßt, so hat man zunächst das Gewicht des gefundenen wirk-
samen Chlors in Kubikzentimeter umzurechnen. 1 ccm Cl = 0,003219 g;
somit entsprechen die gefundenen 0,125 g Cl = 38,83 ccm Cl pro Liter
nicht absorbierten Gases. Ferner berechnet man den Salzsäuregehalt,
welcher ja gleichzeitig durch die vorgeschlagene Natronlauge zur Ab-
sorption gelangte, während die übrigen Gasbestandteile, Sauerstoff und
Stickstoff, den nicht absorbierbaren, direkt gemessenen Gasrest aus-
machten. Als Salzsäure war die Hälfte des Gesamtchlors vorhanden.
- 0,125 g Cl = 0,1286 g HCL
1 ccm HCl wiegt 0,00164 g, folglich entsprechen
0,1286 g = 78,41 ccm HCl
pro Liter nicht absorbierten Gases. Hiernach setzte sich das Gas, w i e
es den Zersetzet verließ, zusammen aus :
1000,00 ccm Sauerstoff und Stickstoff,
78,41 - Chlorwasserstoff,
38,83 - Chlor
oder in Volumprozenten ausgedrückt:
89,50 Vol.-Proz. Sauerstoff und Stickstoff,
7,02 - - Chlorwasserstoff,
3,48 - - Chlor.
Den Chlor^^- asser stoffgeh alt des Gases vor
der Zersetzung nach Volumprozenten ermittelt man aus der
Bestimmung des Gesamtchlors wie folgt.
Die gefundenen 0,250 g Gesamtchlor entsprechen 0,257 g oder
156,7 ccm HCl. Folglich bestand das in dieZersetzer ein-
strömende Gas aus
1000,0 ccm Luft,
156,7 - Chlorwasserstoff,
^\'as auf einen Salzsäuregehalt von 13,55 Vol.-Proz. führt.
Abkürzungen in der Rechnung sind üblich und haben keinen]
großen Einfluß auf das Resultat. Das Gewicht eines Kubikzentimeters
Chlor rundet man auf 0,0032 g, dasjenige eines Kubikzentimeters Chlor-J
Wasserstoff auf 0,0016 g ab und erspart sich endlich die Mühe, ^as
Deacon-Verfahivii und Elektrolyttlilor. /)S1
uiiw irksame Clilor auf Chlorw asserstoff umzurechnen. In Anbetracht des
niedrigen Atomgewichtes des Wasserstoffes setzt man das Gewicht von
1 ccm HCl gleich demjenigen von ^/g ccm Cl. Bringt man bei der Be-
rechnung des obigen Beispiels diese Kürzungen und Abrundungen in
Anwendung, so ergibt sich der Gehalt des Gases wie folgt :
Beim Austritt aus dem Zersetze r:
0,125 g wirks. Cl
0,0032
(1,125 g unwirks. Cl
= 39,06 ccm = 3,49 Vol.-Proz. Cl (statt 3,48)
= 78,12 ccm = 6,99 Vol.-Proz. Cl (statt 7,02).
0,0016
Beim Eintritt in den Zersetzer:
^^^^ fi r.^^n^^ ^ 156,25 ccm = 13,51 Vol.-Proz. HCl (statt 13,55).
0,0016
Auf die Anbringung der auf Druck und Temperatur bezüglichen
Korrektionen pflegt man zu verzichten, da der Fehler in der Hauptsache
immer derselbe bleibt, und man auch ohnedies genügend vergleichbare
Resultate erhält.
c) Quecksilbermethode (s. unten 3 e, S. 584).
2. Die Kohlendioxydbestimmung im Deacon-
Gas und im Elektrolytchlor ist wesentlich, da die Ver-
wendung eines kohlendioxydhaltigen Chlorgases zur Darstellung von
Chlorkalk die Erzeugung eines hochgradigen Produktes unmöglich
macht.
a) Baryumchloridmethode. Man leitet nach Hasen-
clever (s. W i n k 1 e r, a. a. 0. S. 368) ein bestimmtes Gasvolumen
durch ammoniakalische Chlorbaryumlösung, nachdem es vorher, um
die Salzsäure zu entfernen, eine mit Wasser beschickte Waschflasche
passiert hatte. Nach beendeter Absorption wird die Flüssigkeit erhitzt,
der kohlensaure Baryt abfiltriert und mit ausgekochtem Wasser aus-
gewaschen, worauf man ihn entweder direkt glüht und wägt oder ihn
in Chlorwasserstoffsäure auflöst und in schwefelsauren Baryt ül)crführt.
.Aus dem Gewichte des geglühten Niederschlages berechnet man das
Kohlcndioxyd in Grammen (1 g Ba SO^ = 0,1885 g CO2) und stellt die
V^ergleiche mit je 20 Litern in den Aspirator übergetretenen Gases an.
Nach Sieber (Chem.-Ztg. 19. 1963; 1895) ist diese Methode
mir für schwache, höchstens 10 proz. Chlorgase anzuwenden, was aller-
dings bei D e a c o n - Gasen immer zutrifft. F^ei stärkeren (Jasen
(z. B. Elektrolytciilor) sei sie wegen der Löslichkeit voti Ba CO., in
lia Cl, unbrauchbar. Vor dem Abfiltrieren des Baryumcarbonats solle
man zur Zerstörung der Carbnmin.säurevcrbinflungcn rlie Flüssigkeit
aufkochen.
b) A t z n a t r o n m e t h o d e. S i e b e r (l. c.) < inpfichlt u ie
frülier auch Treadwell, Chlor und Ivohlendioxyd in Natronlauge
gg2 I^ip Industrie des Chlors.
ZU absorbieren und das entstandene Hypochlorit mit arseniger Säure
zu titrieren, wobei 1 ccm ^/j^N. -arsenige Säure 1,1016 com Chlor von 0"
und 760 mm entspricht. Es bildet sich indes bei der Absorption immer etwas
Chlorat (s. W i n k 1 e r S. 578 und () f f e r h a u s , Zeitschr. f. angew.
Cliem. 16, 1033; 1903), wodurch der Chlorgehalt zu klein gefunden
wird. Steiner (Zeitschr. f. Elektrochemie 10, 327; 1904) sowie
Treadwell und Christi e (Zeitschr. f. angew. Chem. 18, 1933;
1905) haben nachgewiesen, daß der Fehler konstant 0,7 Prozente
beträgt, so daß man für weniger genaue Analysen wohl nach dieser
Absorptionsmethode arbeiten kann, indem man zu den gefundenen
Prozenten Chlor 0,7 Prozent hinzufügt.
c) K a 1 i u m j o d i d m e t h o d e. (Lunge und O f f e r -
haus, Zeitschr. f. angew. Chem. 16, 1033; 1903.) Zwei Gasproben von
lOOccm werden in zwei Bunte-Büretten hintereinander abgesaugt, in der
einen das Chlor durch Jodkalium absorbiert und sein Gewicht aus dem
ausgeschiedenen Jod durch Titrieren mit Arsen- oder Thiosulfatlösung
bestimmt. Jedes ccm einer ^/jq N. -Lösung zeigt 0,003546 g oder 1,1016
ccm trocknes Chlor von 0'^ und 760 mm, woraus man das Volum für den
herrschenden Barometerstand b und Thermometerstand t nach der be-
kannten Formel — r- — oder den diesem Buche beigegebenen
Tabellen V — VIII (f = Wasserdampftension bei der Temperatur t)
berechnet. In der zweiten Bürette, die auch wie in Fig. 153 ein-
gerichtet sein kann, bestimmt man dann Kohlendioxyd und Chlor zu-
sammen durch Absorption mit Natronlauge und erfährt also das Kohlen-
dioxyd durch Differenz. Direkt und mit einer einzigen Bunte-Bürette
kann man nach Adolph (Zeitschr. f. Elektrochem. 7, 44; 1901) das
Kohlendioxyd bestimmen, wenn man genau 45 ccm einer ^/g N. -Natron-
lauge hineinbringt, deren Kohlensäuregehalt man wie unten bestimmt
hat. Man bringt zu diesem Zwecke die 45 ccm Lauge in den oberen
Becher, läßt so viel wie möglich in die Bürette einfließen, schüttelt
durch, spült mit 5 — 10 ccm neutralem 3 proz. Wasserstoffsuperoxyd nach
(zur Zerstörung des NaOCl), schüttelt wieder durch, läßt den Inhalt der
Bürette in einen 200 ccm-Kolben fließen, spült mit kohlensäurefreieni
Wasser nach, füllt bis zur Marke und bestimmt in je 50 ccm die CO2.
Dies kann ganz genau nach der Methode von Lunge und Ritten er
(S. 180), aber genügend genau schon durch Titrieren bei wenig über 0°,
unter Zusatz von NaCl, mit ^/g N. -Salzsäure und Phenolphtalein nach
S. 93 geschehen.
Treadwell (Quant. Anal. 4. Aufl. S. 605) sowie T r e a d
well und Christie (a. a. O. S. 1933) schlagen vor, das Chlor'
zuerst mit 10 proz. Jodkaliumlösung zu absorbieren, hierauf 10 ccm
Kalilauge (1:2) von oben in die Bürette einlaufen zu lassen, wobei das
entstandene Jod nach 3 J.^ + 6 KOH = 5 K J + K JO3 -|- 3H2O in^
Jodid und Jodat verwandelt und das Kohlendioxyd vollständig absor-
biert wird. Läßt man nun den Büretteninhalt in eine mit Salzsäure]
angesäuerte Jodkaliumlösung einfließen, so \\'ird nach 5 KJ + KJO3J
Dpacoii-Vcrfalircn uiul Elcktrolvtclilo
583
+ 6 HCl = 6 KCl ^ 3H2O + SJo sämtliches Jod in Freiheit gesetzt,
das nunmehr mit Thiosulfat bestimmt wird.
d) Arsen itmethode. Treadwell und C h r i s t i e
(Zeitsf'hr. f. ange'w . Chem. 18. 1930: 1905) benutzen zur Bestimmung von
CO., im elektrolytisehen Chlorgas eine abgeänderte W i n k 1 e r sehe
Bürette, d. h. eine Buntebürette mit Niveaurohr, Fig. 153. deren
Inhalt von Hahn zu Hahn genau bekannt ist (am besten 100 ccm).
Die Bürette B muß vollständig trocken sein und wird durch
5 — 10 Minuten langes Durchleiten mit (durch ein Chlorcalciumrohr
getrocknetem) Chlorgas gefüllt. Dann schließt
man zuerst den unteren Dreiweghahn o, dann
den oberen Zweiweghahn h und notiert Tempe-
ratur und Barometerstand.
Nun verbindet man die untere Spitze der
Bürette mit dem Schlauch des Reservoirs A^.
dreht den Hahn so, daß das Reservoir mit der
äußeren Luft kommuniziert, spült durch Ein-
gießen von Wasser die untere Spitze der Bürette
und des Hahnes gut aus und schUeßt nun den
Hahn. Man bringt hierauf in die Niveauflasche
100 ccm einer Lösung \^on Kaliumarsenit (be-
reitet durch Lösen von 4,95 g arseniger Säure
in verdünnter Kalilauge, Entfärben der mit
Phenolphtalein versetzten Lösung durch
Schwefelsäure, Verdünnen auf 1000 ccm und
Kinstellen unter den gleichen Bedingungen
wie unten beschrieben. Die nach S. 148 mit
Bicarbonat bereitete Lösung ist für den ge-
nannten Zweck unbrauchbar, da die bei der
Absorption des Chlors entstehende Salzsäure
so viel Kohlendio.xyd entwickelt, daß es un-
möghch ist, eine zur Absorption genügende
Menge der Lösung in die Bürette zu bringen).
Durch Zusammenpressen des Schlauches treibt
man znrückgchHcbene l.iuft hinaus, stellt
.V hocli, öffnet den untoien Bürettenhahn und läßt etwas
.Aiscnitlösung in die Büiette eintret(Mi. Duich Neigen und
Schütteln der Bürette bewirkt man vollständige .Absorption
des Chlors und teilweise Ab.sorj)tion des Kohlcndioxyds, die
durch Kinsaugen von 10 ccm Kalilauge (1 : 2) und gutes Schütteln
vcrvf)llstiindigt wird. Man stellt nach stat tgcfundenctn Temperatur-
ausgleicli auf gleiche Xiveaus ein und ermittelt das absoibierte (ias
COg + Clj = aecm, reduziert auf d" und 7()0 nnu a, ccni. Zur Be-
stimmimg des Chlors entleert num hei geschlossenem Dreiweghahne
den Inhalt des Niveaugefäßes A' it) (>inen großen Krlennu'verkoll)en.
Zum Schlüsse dreht man den Dreiweghahn so. daß alle Klüssigkeit alt-
fließen kann, entfernt den Selilaueh von der Büri-tte, spült die.si-n, .sowie
534 -^^^ Industrie des Clilors.
N mehrere Male mit destilliertem Wasser aus, läßt den Inhalt der Bürette
in den Kolben fließen und wäscht durch Eingießen von Wasser in den
Trichter gehörig aus. Den Inhalt des Kolbens versetzt man mit 2 Tropfen
Phenolphtalein, neutralisiert mit Salzsäure, fügt 60 ccm Natrium-
bicarbonatlösung (35 g in 1000 ccm Wasser gelöst) und Stärke hinzu
und titriert den Überschuß der arsenigen Säure mit ^/^q N. -Jodlösung
zurück. Jedes ccm ^/iq N-arseniger Säure entspricht 1,1016 ccm Chlor
von 0" und 760 mm. Werden b ccm ^/jo N.-Jodlösung zur Rücktitration
der Kaliumarsenitlösung verwendet, so ergibt sich der Chlorgehalt in ccm
(reduz. auf Normalbedingungen) aus: (100 — b) x 1,1016 ccm, und der
Kohlendioxydgehalt in ccm aus: a^ — (100 — b) x 1,1016. Behufs An-
gabe des Gehaltes des Gases an Chlor und Kohlendioxyd in Volum-
prozenten wird das Volumen (V ccm) der Bürette ebenfalls auf Normal-
bedingungen (Vj ccm) reduziert und nun die Volumprozente ermittelt.
Volumprozente Chlor = r-^ und Volumprozente
^^ ,, ^. ^ [a, — (100 — b) X 1,1016] 100
Kohlendioxyd = ^"-^
Vi
Die Methode gibt sehr gute Resultate und hat vor der ebenfalls
gute Werte ergebenden Jodkaliummethode den Vorzug erheblicherer
Billigkeit.
Lunge und R i 1 1 e n e r (Zeitschr. f. angew. Chem. 19, 1853;
1906) bedienen sich einer ähnlichen Methode, verwenden aber anstelle
der neutralen Arsenitlösung die gewöhnliche, nach S. 148 bereitete bi-
carbonatalkalische Lösung, was bei Untersuchung von hochprozentigem
Chlorgas zu dem auf S. 583 erwähnten Nachteil führt.
e) Quecksilbermethode. Diese von Ferchland
(Elektrochem. Zeitschr. 13, 114; 1906) herrührende Methode ist im
Lunge sehen Laboratorium von Philosophoff (Chem. -Ztg.
31, 959; 1907) nachgeprüft und zweckmäßiger gestaltet worden.
Eine trockene Buntebürette oder besser eine Bürette, Fig. 153,
deren Gesamtinhalt (v) von Hahn zu Hahn genau bekannt ist,
wird durch längeres Durchleiten des zu untersuchenden Gases
mit diesem gefüllt, wobei der Anschluß an die Chlorleitung
zweckmäßig am unteren Hahn erfolgt, so daß das schwerere
Gas die leichtere Luft rasch verdrängt. Die unter Atmosphärendruck
mit dem technischen Chlorgas gefüllte Bürette mrd nun in
eine Klammer senkrecht eingespannt und an den unteren Hahn
ein mit Quecksilber gefülltes Niveaurohr mittelst eines starkwandigen
Schlauches angeschlossen. Der Schlauch ist ganz mit Quecksilber ge-
füllt, so daß keine Luft in die Bürette eindringen kann. Nach An-
bringung von Eisendrahtligaturen wird der untere Glashahn der Büi^ette
geöffnet. Nun steigt Quecksilber in die Bürette ein und absorbiert an-
fänglich das Chlor ziemlich rasch, bis es sich mit einer zusammenhän-
genden Haut überzieht, welche die weitere Absorption erschwert. Man
schließt nun den unteren Hahn und bewirkt durch Schütteln der Bürette
Deacoii- Verfahren und Elektrolytchlor 585
die vollständige Absorption des Chlors. Die Wand der Bürette bedeckt
sich dabei mit einem undurchsichtigen Spiegel, und auf dem Quecksilber
schwimmt ein pulveriger Körper, aus Kalomel mit eingeschlossenem
Quecksilber, bestehend. Ist nach kurzem Schütteln die Absorption des
Chlors beendet, so öffnet man den unteren Hahn, stellt in Bürette und
Niveaurohr das Quecksilber annähernd gleich und läßt zum Temperatur-
ausgleich 10 — 15 ^Minuten stehen. Nach Ablauf dieser Zeit bringt man
in den oberen Becher 1 ccm gesättigte Kochsalzlösung und saugt diese
durch Erzeugung von Minderdruck in die Bürette. Hierdurch sinkt der
pulverige Körper, der sonst die genaue Ablesung unmögUch macht, zu
Boden, und es entsteht ein genau ablesbarer Meniskus. Man stellt nun
auf Atmosphärendruck ein, wie beim Xitrometer S. 159 beschrieben,
und liest das Gasvolumen ab (a). Hierauf gießt man in den Becher etwas
konz. Kalilauge (1:2) ein, läßt sie in die Bürette eintreten, be^^i^kt
durch Schütteln Absorption des Kohlendioxyds und Uest nach Ein-
(b — a) X 100
Stellung auf Atmosphärendruck ab (&). Dann ergibt die Formel
die Prozente Kohlendioxyd im untersuchten Chlorgase. Eine Korrektur
für Feuchtigkeitstension ist bei der Anwendung so konzentrierter
Lösungen nicht notwendig.
Für manche Zwecke, speziell für die Untersuchung von
Chlor — Chlorwasserstoffgemischen aus dem Zersetzer beim Deacon-
prozeß (s. S. 578) , ist folgender von uns verbesserter Vorschlag
von Philosophoff (Chem.-Ztg. 31, 1256; 1907) mit Vorteil an-
zuwenden.
Als Xiveaugefäß verwendet man ein in ccm geteiltes Meßrohr, am
besten eine Buntebürette. Man ließt den Stand des Quecksilbers in der
Niveau-Buntebürette vor der Absorption des Chlors ab, absorbiert mit
Quecksilber das Chlor, stellt nun auf gleichen Druck ein, indem man
ähnlich \vie bei der Nitrometereinstellung (S. 159) einen Tropfen Koch-
salzlösung in die Hahnbohrung der Niveau-Buntebürette einführt und
bis zur richtigen Einstellung die Büretten gegenseitig verschiebt
(Ablesung v ccm.) Man absorbiert nun durch Einlaufenla.ssen
von Lauge das Kohlendioxyd resp. den Chlorwasserstoff, .stellt
neuerdings auf gleichen Druck ein und liest ab (Ablesung
Vi ccm). Beträgt der Bürettcninhalt der Meßbürette
V ccm, dann ergeben sich Prozente Chlor aus — — und
Prozente Kohlendioxyd resp. ('hlorwasserstoff aus ^^ •
f) Andere M e t h o d c ii. X o u r i s s o n (Chem.-Ztg. 28,
107; 1904) untersuf'ht J) c a c o n- und E 1 e k t r o 1 y t c h 1 o r in
einem Orsat-Apparate , indem zuerst das Chlor durch Zinnchlorür,
darauf das Kohlendioxyd durch Xatronlauge und s(^hließlich der
Sauerstoff durch nietallisehes Kupfer und Ammoniak absorbiert
werden. Schloetter (Zeitschr. f. angew. Chem. 17, IJOl ; 1904)
58()
Die Industrie des Chlors.
absorbiert das Chlor durch Hydrazinsulfat , das für je 2 Vol. Chlor
1 Vol. Stickstoff frei macht, und darauf die CO2 durch Natronlauge.
3. Wenn W a s s e r d a m p f in den D e a c o n - Gasen be-
stimmt Averden soll, so schaltet man eine mit konz. Schwefelsäure be-
schickte Bimsstein-U-Röhre oder einen Schwefelsäure-Kugelapparat
zwischen das im Leitungsrohre angebrachte Glasrohr und die für H Gl
und Gl bestimmten Absorptionsapparate ein und bestimmt die Gewichts-
zunahme. Man muß aber vor dem Wägen einige Zeitlang trockene Luft
durch den Bimssteinapparat saugen, um alles Gl und HGl aus der
Schwefelsäure zu vertreiben, und bringt dann am besten hinter dem
Trockenapparate noch ein zweites gewogenes Schwefelsäurerohr an.
IV. Clilorkalkfabrikatioii.
Die Untersuchung des zum Füllen der Kammern benutzten
Kalkes ist schon S. 573 beschrieben. Beim Betrieb kommt es wesent-
Fig. 154.
lieh darauf an, den Chlorkalk hinreichend stark zu machen, was durch
seine im nächsten Abschnitt zu beschreibende Analyse kontrolüert wird.
Selbstverständlich ist darauf zu sehen, daß man aus der Kammer ein
wirkhches Durchschnittsmuster bekommt.
Ehe man eine Ghlorkalkkammer öffnet, muß man sich überzeugen,
daß dies ohne Gefahr für die Gesundheit der Arbeiter und ohne Be-
lästigung für die Nachbarschaft geschehen kann (vgl. darüber L u n g e s
Sodaind. III, 402). In England ist es gesetzlich vorgeschrieben, daß der
Gehalt des Gases, ehe man die Kammer öffnet, die Grenze von 5 Grains
pro Kubikfuß (= 11,5 g pro cbra) nicht überschreiten dürfe.
Die entsprechende Prüfung der K a m m e r 1 u f t auf
ihren Chlorgehalt kann man z. B. in einem 0 r s a t - Apparate
Clilorkalkfabrikation.
587
vornehmen, wie er in vereinfachter Form nach Fleming- Stark
(Joum. See. Chem. Ind. 4, 311; 1885) in Fig. 154 gezeigt ist.
a ist eine zum Messen des Gases dienende Bürette, welche mit
Wasser gefüllt und durch einen Kautschukschlauch mit dem Reservoir h
verbunden ist. Zw isciien Bürette und Reservoir befindet sich ein Hahn ^
mit zwei unter rechten Winkeln zueinander stehenden Öffnungen, von
denen die eine einen kleinen, die andere einen großen Durchmesser hat.
Diese Einrichtung gestattet einen starken Zufluß des Wassers, während die
Bürette gefüllt wird, und einen beschränkten Abfluß, während das Gas
durch die Lösungen streicht. Von den 4 Röhren d, welche wäßrige
Jodkaliumlösungen enthalten, kann jede durch einen Glashahn mit der
Meßbürette verbunden werden. Durch den
doppelt durchbohrten Stopfen der Absorptions-
röhren mündet eine fast bis auf den Boden
gehende Röhre, die durch Rohr e mit der Chlor-
kalkkammer in Verbindung steht und an ihrem
unteren Ende verengt ist, damit die in die
Flüssigkeit eintretenden Gasblasen zerteilt werden.
Durch eine zweite unterhalb des Stopfens ab-
schneidende Röhre ist jede Röhre d mit der Meß-
bürette verbunden. Zwischen den Absorptions-
röhren und der Bürette ist eine kleine Wasch-
flasche eingeschaltet, welche Jodkaliumlösung
und Stärke enthält. Der zwischen Waschflasche
und Bürette befindliche Zweiweghahn g gestattet
beim Füllen der Bürette der Luft den Austritt,
ohne daß dieselbe durch die Waschflasche geht.
Beim Gebrauche des Apparates zieht man
eine in a abgemessene Menge von 387,7 ccm Gas
durch die in einer der Röhren d befindliche Lösung.
Die FHissigkeit in der Waschflasche gibt Gewißheit
bezüghcli der Absorption aUes Chlors. Der
Röhreninhalt wird dann in ein Becherglas
gegeben und mit \\„ Normallösung von arsenig-
saurem Natrium titriert. Die Anzahl der Kul)ikz(ntinictci- thcscr
Lösung gibt, mit 2 multipHzicit, die in einem Kultikfuß (I engl.
Kubikfuß = 0,0283 cbm) des Chlorknmmergascs cntlialt(MU'n (Jiains
( 1 Grain = 0,0648 g) Chlor.
Die englischen Fabrikinspektoren (Lunge, Sodaind. III. 403)
bedienen sich des einfachen, in Fig. 155 gezeigten Apparates. A ist eine
gewöhnliche Kautsclnikspritze von ca. 100 ccm Inhalt, in deren .Mund-
stück ein kleines Locli />' gebohrt ist; das Knde dieses Rohres geht durch
den Kork (J, elu'nso ein rechtw inkliges (Jlasrohr I), das in den Zylinder A'
bis fast zum Boden eintaucht. Das untere lOnde von /> nniß so weit
v(!rengert .sein, daß man nur eine feine Nähnadel durchführen kaiui.
.Man füllt K niit (h-r unten zu licschreil)enden L(»sung, führt das äußere
Ende von iJ in ein in dei° Chlorkalkkaniiner 0,(> m über dem Moi^len
Fi«. I.-..-,
588 Die Industrie des Clilors.
angebrachtes Loch ein, drückt ^4 zusammen, verschließt das Loch B
mit dem Finger und hebt den Druck auf A auf. Indem sich der Kaut-
schuk ausdehnt, wird Kammerluft durch D in die Flüssigkeit E gesaugt.
Man bemerkt die Zahl der Birnenfüllungen, welche nötig ist, um die
Flüssigkeit in E durch Ausscheidung von Jod zu färben. Jede Birnen-
füllung von 4 Unzen = ca. 100 ccm entspricht ^/oso Kubikfuß. Eine
Lösung, bei der 10 Birnenfüllungen 2^/2 Grains Chlor im Kubikfuß
(also 5 Füllungen 5 Grains) anzeigen, wird wie folgt bereitet: 0,3485 g
arsenige Säure, aufgelöst in Soda, und mit Schwefelsäure neutralisiert,
25 g Jodkalium, 5 g gefälltes Calciumcarbonat, 6 — 10 Tropfen Ammoniak,
alles auf ein Liter verdünnt. Hiervon werden für jede Probe 26 ccm
verwendet, unter Zusatz von ein wenig Stärkekleister.
V. Fabrikation von clilorsaureni Kali.
Wir betrachten hier die Fabrikation nach der alten Methode, durch
Behandlung von Kalkmilch mit Chlor in der Wärme. Über Kalk und
Kalkmilch vgl. S. 573 f. Die entstehenden Laugen müssen auf
ihren Gehalt an chlorsaurem Salz untersucht werden, um den
späteren Zusatz von Chlorkalium berechnen zu können; ferner auf den
Gehalt an Chlorcalcium, um den Gang der Arbeit zu kontrollieren.
Zur Bestimmung des Chlorats mißt man nach Lunge
mit einer genauen Pipette 2 ccm der Lauge ab, bringt in einen Ventil-
kolben, Fig. 42, S. 131, setzt etwas heißes Wasser und einen Tropfen
Alkohol zu und kocht, ohne den Ventilstopfen aufzusetzen, bis die Aus-
treibung des in der Lauge aufgelösten freien Chlors durch Verschwinden
des Chlorgeruchs und der roten Farbe erwiesen ist. Dann läßt man ab-
kühlen, setzt 25 ccm der S. 569 beschriebenen sauren Ferrosulfatlösung
zu (welche a ccm Halbnormalpermanganat entspricht), kocht 10 Minuten
lang und schließt den Kolben mit seinem Ventilstopfen. Nach dem Er-
kalten titriert man mit Halbnormalpermanganat, wovon man bis zur
Rötung b ccm braucht. Das in der Lauge enthaltene Chlorat, berechnet
als K Cl O3 ist dann = 5,107 (a — b) Gramm, und sie wird theoretisch
3,106 (a — b) Gramm reines Chlorkalium pro Liter zur Umwandlung des
Calciumsalzes in Kaliumsalz brauchen^).
Ganz ebenso bestimmt man auch das Chlorat in den Mutter-
laugen.
Natürlich kann man auch das Chlorat durch die B u n s e n sehe
Methode: Destillation mit konzentrierter Salzsäure und Auffangen des
Chlors in Jodkaliumlösung bestimmen; doch ist dies ebensowenig rat-
sam wie beim Braunstein (S. 569).
Die von Rasenack angegebene Methode (D a m m e r s
Lexikon der Verfälschungen S. 423) besteht in Ausfällung des Chlorid-
^) R o s e n b a u m (Zeitschr. f. angew. Chem. 6, SO; 1893) beschreibt genau
dieselbe, von Lunge längst beschriebene Methode, ohne etwas Neues hinzu-
zufügen.
Chlorkalkfabrikation. 5g9
chlors durch Silbernitrat und Reduktion des Chlorats im Filtrat durch
Zink zu Chlorid, das nun titriert \\ ird. Diese Methode ist ^eit umständ-
licher als die obige, was natürlich von allen anderen Reduktionsmethoden
gilt, die auf eine Bestimmung des erzeugten Chlorids hinauslaufen. Auch
auf die jodometrische Methode zur Chloratbestimmung von de
K o n i n c k und N i h o u 1 (Zeitschr. f. angew. Chem. 3, 477; 1890)
kann hier nur verwiesen werden. Über andere Methoden siehe „Kaüuni-
chlorat" (S. 605.)
Das Chlorid (Calciumchlorid) in den Laugen wird folgendermaßen
bestimmt : Man behandelt 1 ccm der Lauge wie oben zur Zerstörung von
freiem Chlor bis zum Verschwinden der roten Farbe, setzt etwas gelbes
Kaliumchromat zu und titriert mit ^/^q N. -Silberlösung nach S. 149.
Jedes ccm der Silberlösung zeigt eine mit 7,456 g KCl äquivalente Menge
Chlor pro Liter an.
Will man das frei und als Hypochlorit vorhandene
C h 1 o r in diesen Laugen für sich bestimmen, so läßt man die rohe Lauge
in überschüssige Jodkaliumlösung einfließen und ermittelt das ausge-
schiedene Jod durch Titrierung mit Xatriumthiosulfat. Man darf nicht
etwa zuerst Natriumcarbonat zur Absorption verwenden und dann erst
Jodkalium zusetzen, A\eil dann durch Bildung von Jodsäure und durch
Oxydation des Thiosulfats erheblich zu viel Jod verbraucht wird
(F r i e d h e i m, Zeitschr. f. anorg. Chem. 4, 145; 1893). Man
kann aber nach Pontius das bleichende Chlor nach Zusatz
von Natriumbicarbonat direkt durch Jodkaliumlösung titrieren;
vgl. S. 593.
Oder aber man titriert nach P e n o t, wie bei Chlorkalk beschrie-
ben, durch Zusatz von arsenigsaurem Natron, unter Tüpfeln auf Jod-
kaliumstärkepapier, bis dadurch keine Blaufärbung mehr verursacht
wird, oder aber durch Zusatz eines Überschusses der Arsenlösung und
Zurücktitrieren mit Jodlösung.
C. KimI Produkte.
T. Chloikalk.
Bei der veränderlichen Natur dieser Ware muß auf die rii-htige
Entnahme und Aufbewahrung der J* r o b e n ganz besonderes (iewieht
gelegt werden. Sowohl Berührung mit Luft als aucli das Tageslicht,
noch mehr dasSonneiiHclit, wirken sehrschädUcli ein. Man entnimmt die
Proben aus den einzelnen Fäs.sern mittels eines passenden Proben-
stechers (S. 15f.), I)ringt sie nacheinander in ein jedesmal wieder .sofort
zu verschließendes Pulverglas, heu irkt die Mischung, die Verteilung auf
die einzelnen .Miisterflaschen und das Versiegeln mr)glichst rasch in der
S. 16 beschriebenen Weisen und bewahrt diese Flaschen bis zu der (mög-
lichst bald auszuführenden) chemischen Untersuchung an eitu-ni kühlen,
(hmklen Orte auf.
590
Die Industrie des Chlors.
Die technische Analyse des Chlorkalks umfaßt ausschließUch
dessen Gehalt an bleichendem Chlor, d. h. an der
'Cl
Verbindung Ca<^ ? die sich beim Auflösen in Wasser in Ca (OCl), +
Ca CU zerlegt und daher die Reaktionen der Hypochlorite gibt. Man
drückt in England und Amerika allgemein, in Deutschland und anderen
Ländern gewöhnlich das bleichende Chlor in Gewichtsprozenten aus.
Dagegen in Frankreich und teihA eise auch in anderen Ländern sind die
Gay-Lussac sehen Grade gebräuchlich, welche die von 1 kg Chlor-
kalk zu entAAickelnde Zahl von Litern Chlorgas, auf 0" und 760 mm
reduziert, bedeuten. Die folgende Tabelle zeigt das Verhältnis zwischen
den französischen Graden (mit Zugrundelegung des experimentell
gefundenen Wertes für das Litergewicht des Chlors) und den
Gewichtsprozenten (also den englischen Graden).
Franz.
Proz.
Franz.
Proz.
Franz.
Proz.
Franz.
Proz.
Franz.
Proz.
Grade
Chlor
Grade
Chlor
Grade
Chlor
Grade
Chlor
Grade
Chlor
63
20.28
77
24.79
91
29.29
105
33.80
119
38.31
64
20.60
78
25.11
92
29.62
106
34.12
120
38.63
65
20.92
79
25.43
93
29.94
107
34.44
121
38.95
66
21.25
80
25.75
94
30.26
108
34.77
122
39.27
67
21.57
81
26.07
95
30.58
109
35.09
123
39.59
68
21.89
82
26.40
96
30.90
HO
35.41
124
39.92
69
22.21
83
26.72
97
31.23
111
35.73
125
40.24
70
22.53
84
27.04
98
31.55
112
36.05
126
40.56
71
22.86
85
27.36
99
31.87
113
36.38
127
40.88
72
23.18
86
27.68
100
32.19
114
36.70
128
41.20
73
23.50
87
28.01
101
32.51
115
37.02
129
41.53
74
23.82
88
28.33
102
32.83
116
37.34
130
41.85
75
24.14
89
28.65
103
33.16
117
37.66
131
42.17
76
24.47
90
28.97
104
33.48
118
37.99
132
42.49
Wir geben ferner eine Tabelle, welche das spez. Gewicht von
Chlorkalklösungen anzeigt (nach Lunge und B a c h o f e n, Zeitschr.
f. angew. Chem. 6, 326; 1893).
Spez. Gew.
bei 15"
Bleich.
Chlor
Spez. Gew.
bei 15"
Bleich.
Qilor
Spez. Gew.
bei 15"
Bleich.
Chlor
g pro 1
g pro 1
g pro 1
1.1155
71.79
1.0800
49.96
1.0350
20.44
1.1150
71.50
1.0750
45.70
1.0300
17.30
1.1105
68.40
1.0700
42.31
1.0250
14.47
1.1100
68.00
1.0650
39.10
1.0200
11.41
1.1060
65.33
1.0600
35.81
1.0150
8.48
1.1050
64.50
1.0550
32.68
1.0100
5.58
1.1000
61.50
1.0500
29.60
1.0050
2.71
1.0950
58.40
1.0450
26.62
1.0025
1.40
1.0900
55.18
1.0400
23.75
1.0000
0.00
1.0850
52.27
Cliloikalk. 5<»1
Zur Bestimmung des bleichenden Chlors gibt es eine große Anzahl
von Methoden, von denen hier nur die wichtigsten zu besprechen sind.
(Näheres in L u n g e s .Sodaind. 111, 377.)
Die älteste und in Frankreich merkwürdigerweise noch heut herr-
schende Methode ist die G a y - L u s s a c sehe Arsen methode
(Ann. Chim. Phys. (2) 60, 225; 1835 und 26, 162; 1824). Sie beruht auf
der Behandlung des Chlorkalkes mit salzsaurer Lösung von arseniger
Säure, bereitet durch Auflösen von 4,494 g As, O3 in Salzsäure und
Wasser zu einem Liter. Hiervon werden 10 ccni herauspipettiert, mit
einigen Tropfen Indiglösung blau gefärbt und nun von der durch Ver-
reiben von 10 g Chlorkalk mit Wasser auf ein Liter dargestellten Lösung
so lange zugesetzt, bis die blaue Farbe verschwunden ist. Da 0,04494 g
Aso O3 gerade 10 ccm Chlorgas von 0" und 760 mm Druck (das
experimentell gefundene Litergew icht zugrunde gelegt) entspricht .
so braucht man nur mit den verbrauchten ccm der Chlorkalklösung in
1000 zu dividieren, um die Anzahl der Liter Chlorgas zu erfahren, welche
1 kg Chlorkalk liefern würde. Dieses Verfahren ist aber sehr ungenau.
Die Methode liefert ganz verschiedene Resultate je nach dem Grade der
Verdünnung und der Menge der überschüssigen Säure; da Chlor und
arsenige Säure in verdünnten Lösungen nebeneinander bestehen können,
so ist das Verschwinden der Indigfarbe kein Zeichen, daß die arsenige
Säure umgewandelt sei, und da ferner die Indigfarbe an der Einfall-
stelle der Chlorlösung immer teilweise zerstört wird, so w ird die Farbe
immer schwächer und das Ende der Operation sehr undeutlich.
Deniges (J. pharm, chim. (ö) 23, 101; 1891) ersetzt wegen
dieser allmählichen Entfärbung das Indigsulfat durch Bromkalium,
wobei die Flüssigkeit mit Beendigung der Reaktion sehr deutlich gelb
wird. Derselbe Indikator soll sich nach D. auch sehr gut für die unter
dem Namen ,,Eau de Javcl'' käuflichen Hypochlorite, wenn sie durch
Permanganat rosa gefärbt sind, eignen. Denn das nur in sehr geringer
Menge vorhandene Permanganat wird zuerst durch die Arsenigsäure-
lösung zersetzt. — Zur Bestimmung verfährt man in üblicher Weise,
indem man 10 ccm der chlorometrischen Flüssigkeit mit einigen Tr()|)feii
konzentrierter liromkalimnlösung versetzt und luni die chlorhaltige
PMüssigkeit bis zur l>ieibenden schwachen (Jell)färbung zugibt.
Ebensowenig genau und empfehlenswert ist die früher in England
und Deutsehland allgemein ül)liche Methode von (J r a h a m, in
Deutschland als G r a h a m - () 1 1 o sehe bekannt. Sie beruht darauf,
(laß Chlorkalk in saurer Lösung Eisenoxydulsalze sofort in Ferri.salze
uinwandelt. .Man h'ist die O.ö g Chlor entsprechende Menge reinen Eisen-
vitriols, nämlich 3,92 g (das von F. M o h r warm befürwortete F<-rro-
ammoniumsulfat ist hier vcUlig unbrauchbar) in ">(► ccm Wa.sser, säuert
mit Schw('felsäure an und läßt einen aus 5 g Chlorkalk und KM) ccm
Wasser hergestellten Brei aus einer Hürett«- einfließen, so lange ciiu'
Tüpfelprobe mit Fcrricyaiikalinm noch die .Anwesenheit von Oxydul
anzeigt. Diese Methode ist ni( ht inii- ganz un^rcnau, sondern auch sehr
unberpieni.
592 ^^^ Industrie des Chlors.
Alle Methoden zur Chlorkalkanalyse müssen nach allgemeinem
Handelsgebrauche davon ausgehen, daß man nicht die klare Lösung,
sondern einen das Unlösliche in ganz gleichförmiger Verteilung ent-
haltenden dünnen Brei analysiert, da auch das Unlösliche noch Bleich-
wirkung hat. Schon aus diesem Grunde sind alle Methoden ungenau,
die, wie die bisher beschriebenen, den Chlorkalkbrei aus einer Bürette
auslaufen lassen, wobei nie vollkommen gleichförmige Verteilung er-
reicht werden kann. Bei den folgenden Methoden ist dieser Fehler nicht
vorhanden. Die Muster werden in folgender Weise vorbereitet.
Bei allen Chlorkalkbestimmungen muß der Chlorkalk auf das
innigste mit dem Wasser verrieben sein. Man hat sich dabei vor zu
viel und vor zu wenig Wasser, das man beim Zerreiben zusetzt, gleicher-
maßen zu hüten. Der verriebene zarte Brei darf nicht so wenig Wasser
enthalten, daß er beim Spülen in den Literkolben den Chlorkalk als
schwer verteilbare Masse wieder ausscheidet. Man fügt, um dies zu
vermeiden, am besten zu dem gleichmäßig verriebenen Brei im Mörser
selbst noch etM'^as Wasser und verreibt letzteres mit ersterem noch kurze
Zeit. War das Verreiben gut ausgeführt, so muß sich der Brei bei
weiterem Zusatz von Wasser im Literkolben ohne Schwierigkeit sofort
in der größeren Menge Wasser verteilen.
Die jodometrische Methode Bunsens (Ann.
86, 265; 1853) beruht darauf, daß der Chlorkalk aus einer Jodkalium-
lösung bei Zusatz von Salzsäure eine dem wirksamen Chlor äquivalente
Menge Jod ausscheidet, das im überschüssigen Jodkalium gelöst bleibt
und dann durch ^/^q N.-Natriumthiosulfatlösung austitriert wird
(S. 144). Wenn man 1 g Chlorkalk verwendet hat, ergeben die verbrauch-
ten ccm des Thiosulfats, multipliziert mit 0,3546, die Prozente bleichendes
Chlor. Irgend großer Überschuß von Salzsäure muß vermieden werden,
und man muß rasch arbeiten, um Chlorverlust zu vermeiden. Am besten
gibt man zu dem dünnen Chlorkalkbrei (aus 1 g Chlorkalk und ca. 100 ccm
Wasser) 2 — 3 g Jodkalium und ca. 10 Tropfen Salzsäure hinzu, rührt
einmal ganz langsam mit dem Glasstabe herum, um das ausge-
schiedene Jod gleichmäßig durch die Flüssigkeit zu verteilen, setzt als-
dann rasch und ohne jedes Rühren die Thiosulfatlösung so lange zu,
bis die Farbe der Flüssigkeit schwach hellgelb geworden ist, fügt Stärke-
lösung hinzu, bis die Flüssigkeit tief blau ist, und titriert, Tropfen für
Tropfen, langsam zu Ende.
Bei sorgfältiger Ausführung, aber nur bei solcher, gibt diese
Methode gute Resultate, aber bestenfalls keine besseren als das
P e n o t sehe Verfahren. Sie wird schon darum in Fabriken wenig
angewendet, weil sie durch den Verbrauch an Jodkalium teuer kommt;
der Vorschlag R. Wagners (Dinglers Journ. 154, 146; 1859), die
entfärbten Lösungen immer wieder zur Auflösung von Jod anzuwenden,
ist schon wegen der Verdünnung derselben, aber auch aus anderen
Gründen undurchführbar.
Bei dieser Methode zeigt sich als sehr störend eine oft sehr schnell
eintretende Nachbläuung, die beim Titrieren von unreinen Lösungen
Chlorkalkanalyse. 593
häufig den Endpunkt überliaupt nicht genau erkennen läßt. Solclie
FäUe ereignen sich namentUch ])ei der Untersuchung von desinfizierten
Ab^^■ässern auf überschüssigen Chlorkalk, wie R. Schultz gefunden
hat (Zeitschr. f. angew. Chem. 16, 833; 1903), und werden durch oxy-
dierende Substanzen, wie Eisenoxyd und Calciumchlorat, verursacht.
Man kann in diesen Fällen nach Schultz sehr gute Resultate erzielen,
wenn man das mit Jodkalium versetzte Abwasser nicht mit Salzsäure,
sondern mit Essigsäure ansäuert und dann mit Thiosulfatlösung aus-
titriert, bei sehr gefärbten Wässern bis zur Farbengleichheit.
Noch weniger Anwendung in der Technik findet die B u n s e n-
sche Destillationsmethode, bei der man in einem Kolben den Chlorkalk
durch Salzsäure zersetzt, das Chlor durch Kochen austreibt, in einer um-
gekehrten Retorte in Jodkalium auffängt und das ausgeschiedene Jod
titriert. Hierbei würde etwa vorhandenes Chlorat ebenfalls sein Chlor
abgeben. F o g h (zitiert von Foerster und J o r r e, Journ. prakt.
Chem., X. F., 59, 58; 1899) hat dafür einen mit Glasschliffen zusammen-
gesetzten, im übrigen durchaus nichts Neues bietenden Apparat kon-
struiert. Es ist schon oft darauf hingewiesen \\orden, daß dieses Ver-
fahren Fehlerquellen besitzt, denen nicht einmal der Vorzug der Ein-
fachheit der Ausführung entgegensteht. B u n s e n selbst \\endet die
Destillationsmethode nach seinem klassischen Aufsatze (Ann. 86, 265;
1856) auf Hypochlorite gar nicht an. Vgl. darüber auch W i n t e 1 e r,
Zeitschr. f. angew. Chem. 16. 33; 1903.
Pontius (Chem.-Ztg. 28, 59; 1904) titriert Chlorkalk nach Zu-
satz von Natriumbicarbonat mit Jodkaliumlösung wie folgt.
Man löst 7,1 g Chlorkalk wie gewöhnlich in 1 1 Wasser, nimmt je 50 ccm
= 0,355 g heraus, setzt dazu ca. 3 g festes Natriumbicarbonat, das sich
daiin auflöst, fügt 1 — 2 ccm Stärkelösung hinzu und titriert sofort (ehe
die frei werdende unterchlorigeSäure auf die Stärke einwirken kann) unter
gutem Umrühren mit ^/^q N.- Jodkaliumlösung, bis die rotbraune, später
blaue Farbe nicht mehr verschwindet, sondern eine bleibende hellVilaue
Färbung entsteht. Die Reaktion besteht in einer L'mwandlung der unter-
chlorigen Säure mit Na H. CO., und KJ in Kaliumjodat: 3 Ca ü Clj
(= 6 Cl) h 6 Na H CO., 4- KJ -= KJO3 -- 3 CaCOg -r G NaCl + 3 CO, +
3 H.^O). Das Verfahren eignet sich auch für Bleichflüssigkeiten, bei
denen man die unterchlorige Säure durch Borsäure frei macht. Ks soll
namentlich für ungefähie Einstellung bei Substanzen von ganz unlie-
kanntem Gehalt dienen und ist dafür in der Tat uacli L u n g e s Er-
fahrung noch be(iuenu'r als die P c n o t s e h e Methode, die ihm al)er
;in (Jenauigkeit jedenfalls überlegen ist.
Die «eitaus gebräuchlichste chlorometrische .Methotle, die keine
F<lilcrquellen iuit und sich dabei durch einfache und leit-hte Ausführbar-
keit auszeichnet, ist die von P e n o t (Journ. juakt. Chem. 64, 59; 1851),
welcher von L u n g e folgende Form gegeben worden ist:
Man verwendet dazu eine alkalische '/,„ N.-Arsenitlösung ((} a y-
Lussac arbeitete mit saurer Lösung), deren Bereitung schon
S. 148 beschrieben ist. Infolge davon tritt die Oxydation d«'s As.^(),,
Untersuchungen. (5. Atifl, I. 3S
I
594 r^'f Industrie des Clilors.
durch 4 At. Chlor zu A.s.,05 ganz glatt ohne Entw eichen von Chlor ein
und das Ende der Reaktion w ircl durch Bläuung von Jodkaliumstärke-
papier vollkommen scharf angezeigt. ^lan kann auch, \\enn man will,
einen Überschuß von Arsenitlösung zusetzen und dann durch ^/j,, N.-
Jodlösung zurücktitrieren, doch Mird dies, was ja zwei Maßflüssigkeiten
erfordert und keineswegs genauer ist, meist nicht ausgeführt, sondern,
wie folgt, verfahren.
Man wägt 7,092 g des gut gemischten Chlorkalkmusters ab, zer-
reibt dies in einem Porzellanmörser, dessen Schnauze unten etwas ein-
gefettet ist, mit wenig Wasser zu einem völlig gleichmäßigen, zarten
Brei, verdünnt mit mehr Wasser, spült das Ganze in einen Literkolben,
verdünnt bis zur Marke und pipettiert für jede Probe nach gutem Um-
schütteln des Kolbens 50 ccm = 0,3546 g Chlorkalk in ein Becherglas.
Hierzu läßt man unter fortwährendem Umsch\\enken die ^y\o X. -Arsen-
lösung (Bereitung und Prüfung 8. 148) laufen, bis man nicht mehr weit
von der zu erwartenden Grädigkeit entfernt ist. Dann bringt man ein
Tröpfchen des Gemisches auf ein Stück Filtrierpapier, das mit einer
etwas jodkahumhaltigen Stärkelösung angefeuchtet ist. Je nach der
Tiefe der entsprechenden blauen Farbe (bei größerem Überschusse an
Chlor wird der Fleck braun) setzt man wieder mehr oder weniger Arsen-
lösung zu und Aviederholt das Tüpfeln, bis das Reagenspapier nur noch
kaum merkhch oder gar nicht gebläut wird. Jedes ccm der Arsen-
lösung zeigt 1 Proz. bleichendes Chlor an.
Man kann sich zu diesen Tüpfelversuchen auch ein geeignetes
Jodkaliumstärkepapier, wie folgt, bereiten. 1 g Stärke wird mit 100 ccm
Wasser gekocht, die Lösung A^ird filtriert und zum Filtrate 0,1 g Jod-
kalium zugesetzt. Mit dieser Lösung wird Filtrierpapier getränkt,
worauf man auf Porzellantellern u. dgl. bei einer Temperatur von 40 bis
50*^ (lauwarmes Sandbad u. dgl.) trocknet. Beim Tüpfeln wird das
Papier mit einer Spritzflasche naß gespritzt^); drei bis vier solcher ge-
näßter Papierstreifen werden auf eine Glasplatte gelegt, von welcher
man das überschüssige Wasser der Streifen abfließen läßt. Nun wird
getüpfelt. Indem man hierbei gegen das Ende der Titration die Glas-
platte gegen das Licht hält, läßt sich das Verscln\"inden des blauen
Flecks scharf erkennen.
Die P e n o t sehe Methode ist so leicht, bequem und genau, daß
man eigentheh gar keine andere braucht. Immerhin miag es angenehm
sein, zuweilen eine ganz unabhängige Kontrollmethode anzuwenden,
wozu am meisten die von L u n g e-) angegebene gasvolumet-
^) Die Reaktion auf feuchtem (aber nicht zu nassem) Papier ist weit reiner
und empfindlicher als auf trockenem Papier.
2) Lunge, Chem. Ind. 8, 168; 1885; Ber. 19, 868; 1886; Zeitschr. f. angew.
Chem. 3, 8; 1890. Dieselbe ^lethode ist später von A. B a 11 m a n n und V a n i n o
bearbeitet worden, ohne daß sie irgend etwas wesentlich Xevies beigebracht hätten;
vgl. ebend. S. 80, 136, 509. Die von V a n i n o angewendete Ansäuerung ist ver-
werflich.
Chlorkalkanalyse. 595
r i s c h e Bestimmung mittels Wasserstoffsuper-
oxyds im Nitrometer oder Gasvolumeter geeignet ist, bei der nach
der Reaktion : CaOCU -r HjOo = CaCU -f- H.,ü -f ()., ein dem Volumen
des aktiven Chlors gerade gleiches Volumen Sauerstoff entwickelt wird.
Die Operation wird in einem mit ,,Anhängefläschchen" versehenen
Instrumente vorgenommen, ganz wie bei der entsprechenden Braun-
steinanalyse (S. 163 u. 570).
Man stellt zweckmäßig die Lösung des Chlorkalks so, daß 25 ccm
derselben (= 1 g Chlorkalk) zur Zersetzung gelangen. Man verreibt
also beispielsweise 20 g Clilorkalk mit Wasser in öfters geschilderter
Weise, füllt zu .500 ccm auf und berechnet dann jedes Kubikzentimeter
des entwickelten Sauerstoffes nach Reduktion auf 0" und 760 mm =
0,003168 g oder = 0,3168 Proz. Chlor. Hierbei muß man ein Kugel-
nitrometer mit Einteilung bis 140 ccm anwenden. Will man mit einem
nur 30 — 50 ccm fassenden Nitrometer arbeiten, so darf man von der
erwähnten Lösung nur 5 ccm nehmen, wo dann jedes ccm
Sauerstoff schon 5 x 0,3168= 1,584 Proz. Chlor anzeigt. Noch
bequemer löst man 7,919 g Chlorkalk in 250 ccm Wasser
und benutzt für jede Probe 10 ccm der trüben Lösung, wo
dann jedes Kubikzentimeter Sauerstoff gleich direkt 1 Proz.
bleichendes Chlor anzeigt ; hier kann man mit einem 50 ccm-
Instrument auskommen.
Das Wasserstoffsuperoxyd muß für die.sen Zweck in das innere
Gefäß eingebracht und durch einige Tropfen Natronlauge eben alkalisch
gemacht werden. Dies vermeidet die Entwicklung von Kohlendioxyd.
Die Chlorkalklösung kommt in den äußeren Raum. Nach dem Ver-
mischen soll man nur 1 — 2 Minuten schütteln und dann sofort ab-
lesen, um katalytische Entwicklung von Sauerstoff zu vermeiden. Beim
Zusatz der Natronlauge braucht man gar nicht sehr ängstlich zu sein,
sondern kann bis zu deutlich alkalischer Reaktion und zum Eintreten
eines flockigen Niederschlages gehen; nur einen sehr großen Üljerschuß
von Natronlauge muß man vermeiden. Selbstver.ständüch geschieht
dies mit jeder einzelnen Portion des Wa.sserstoffsuperoxydes unmittelbar
vor dem Gebrauche. Das letztere darf nicht zu konzentriert sein; d. h.
1 ccm davon soll nicht mehr als 7 ccm Ge.samtsauerstoff mit über-
schü.ssiger Chlorkalklösung im Nitrometer entwickeln. Wenn das Reagens
zu stark ist, so biaucht man nur in dem Zcrsetzungsfiäschclien .selbst
Wasser zuzugeben, wobei es auf einen kleinen t''l)ers(huß des letzteren
gar nicht ankommt. Ebenso ist es dann gleichgültig, ol) man mit einem
nur geringen , oder mit einem größeren Überschuß von Wasserstoff-
superoxyd arbeitet. Vorausgesetzt, daß letzteres nicht einen
zu großen Cbenscliuß von Alkali enthält und niiht zu konzentriert
ist, ergibt der Versuch ganz dasselbe Resultat, ob man z. B. 7 ccm
oder 10 ccm des Reagens anwendet. Unnötig weit wird man in
dieser Hinsicht schon aus Erspamisrücksichten nicht gehen. Nötig
ist es dagegen , nicht länger als d u r c h aus e r f o r d e r-
1 i (• h m i t de r \ I» 1 e s u n g zu w arten . weil das Wasserstoff-
38*
596 Die Industrie des Chlors.
superoxyd für sich allein in Gegenwart von Neutralsalzen allmählich
etwas Sauerstoff entwickelt^).
Die Besorgnis, daß die festen Teilchen der trüben Chlorkalklösung
einen katalytischen Einfluß ausüben und dadurch die Ergebnisse zu
hoch erscheinen lassen könnten, hat sich glückhcherweise nicht be-
stätigt. Auch ist es nicht notwendig, daß man für den vorliegenden
Zweck das Nitrometer mit Quecksilber füllt. Die Resultate bei Wasser-
füllung sind identisch mit den über Quecksilber erhaltenen.
Die gasvolumetrische Chlorkalkbestimmung mittels Wasserstoff-
superoxyd gibt nach L u n g e s sehr zahlreichen Versuchen durch-
schnittUch 0,15, höchstens 0,20 Proz. mehr \virksames Chlor als die
Methode P e n o t.
Die von Vanino (Zeitschr. f. angew. Chem. 3, 83; 1890) auf
die gleiche Reaktion begründete Titriermethode für Chlorkalk: Zer-
setzung mit überschüssigem Wasserstoffsuperoxyd von bekanntem
Permanganattiter und Zurücktitrieren mit Permanganat, ist ungleich
kompHzierter als die P e n o t sehe ]Methode und dieser gegenüber ganz
zwecklos.
Zur schnellen und ungefähren Bestimmung des bleichenden Chlors
in den Händen von Arbeitern, in Apotheken, Bleichereien usw. empfiehlt
Vanino (Zeitschr. f. angew. Chem. 3, 509; 1890) den von B ö c k -
mann (3. Aufl. I, 79) beschriebenen, auch für andere Gasentwicklungs,-
methoden (fürschnelle, etwas rohe Arbeit) sehr bequemen Apparat Fig. 156.
In das Entwicklungsgefäß A bringt man die auf der HandAvage
abgewogene und mit Wasser fein verriebene Menge Chlorkalk, in das
Rohr c gewöhnhche Wasserstoffsuperoxydlösung. Die Ausflußröhre p,
welche am besten in eine Spitze verläuft, damit sich in derselben nicht
so leicht Luftblasen bilden, wird vor Beginn des Versuches so tief
herabgelassen, daß aus ihr einige Tropfen Wasser ausfheßen. Sie muß
vor und nach dem Versuche ganz mit Wasser gefüllt sein. Hiernach
stellt man unter die Ausflußröhre den Meßzylinder und öffnet den
Hahn. Es gelangt dann das Wasserstoffsuperoxyd auf den Chlorkalk,
und der sich entwickelnde Sauerstoff drängt ein ihm gleiches Volumen
Wasser aus dem Ausflußrohre in das Meßgefäß. Man wartet hierauf
bei jedem Versuche eine bestimmte Zeit und liest dann die Wasser-
menge in dem MeßzyHnder ab. Die Berechnung geschieht mit Hilfe der
Tabelle (s, S. 598), die für feuchtes Gas gilt.
Empfehlenswert für diese Analyse ist die von Hjalmar L j u n g h
(S. 366) vorgeschlagene Anordnung.
1) Baumann (Zeitschr. f. angew. Chem. 4, iäO; 1891) weist darauf hin, daß
bei Ausführung der gasvolumetrischen Methoden mittels Wasserstoffsuperoxyds
leicht zu hohe Resultate erhalten werden, wenn die Wasserstoffsuperoxydlösung in
verschlossenen Gefäßen aufbewahrt und vor dem jeweiligen Gebrauch nicht umge-
schüttelt wird. Denn es entweicht dann bei dem heftigen Schütteln während der
Analyse oft eine nicht ganz unbeträchtliche Gasmenge (aus 10 ccm HgO, oft
0,5 — 2 mg Sauerstoff), welche infolge der fortwährenden allmählichen Zersetzung
des Superoxydes frei wurde, aber bei dem höheren Druck der geschlossenen Flasche
in der Flüssigkeit gelöst blieb.
/
Clilorkalkaiialvt<e.
597
Hat mau beispielsweise bei IC und 720 mm reduziertem Baro-
meterstand und bei Anwendung von 2,000 g Chlorkalk 140 ccm Wasser
im Meßkolben (entsprechend einem gleichen Volumen entwickelten
Sauerstoffes) abgemessen, so finden wir in der Tabelle die Zahl 2,905;
wir haben also 2,905 x 0,140 = 0,40ß7 g Chlor für 2 g, also 20.34 Proz.
Fig. 15(i.
Roberto lind II o n r a 11 (Cheni. Zentralbl. 1904. 1. 1294)
lösen 10 g Chlorkalk auf lOiX) rem Wa.s.ser. nehmen hiervon 1(K) rem
( 1 g), zersetzen diese mit einer Lösung von 2 — .'i g Hydrazinsulfat in
KM) ccm Wasser und 30 ccm verdünnter 8chwcfelsaure und messen den
nach : X._,H,,. H,S(), 4- 2 0% = N, ^ H,S(), ^ 4 HCl entwickelten
Stickstoff.
Über seltener ausgeführte gasomctri.sche .Methoden mit Hilfe von
Ammonsalzen vgl. man S c h e n c k e (.laliresber. 1856 ,733),
Henry und I' 1 i s s o n (I)ingl. Journ. 42, 3()0; IH31) und K.
W a g n e r (W a g n e r s .Jaliresber. 1864, 183).
598
Die Industrie des Chlors.
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l^!('i(liflÜ8sii;k('iton uiu] cloktrolytischo Laugen. 50!)
Öfters w ird im Chlorkalk auch der C a r 1:) o n a t g e h a 1 1 bestimmt,
\vas man dadurch tun kann, daß man ihn mit Salzsäure zersetzt und
das (chlorhaltige) Kohlendioxydgas in ammoniakalische Chlorcalcium-
lösung leitet (1 Tl. Ca Cl.,. 6 H,0, 6 Tle. Wasser, 10 Tle. Ammoniak-
flüssigkeit spez. G\v. 0,96, einige Zeit ruhig stehen gelas.sen), ganz in
der bei Austreibung des HjS aus Sulfiden beschriebenen Weise (S. 518).
Das Chlor wird durch das Ammoniak in bekannter Weise, am schnellsten
durch Kochen der Flüssigkeit zerstört (4 XH., 4- 3 Cl = 3 XH4 Cl - N),
das Kohlendio.xyd geht in Ca CO., über, das man abfiltriert und wie
gewöhnlich am besten gasvolumetrisch bestimmt.
Eine weitere Bestimmungsmethode besteht darin, eine größere
Menge Chlorkalk (2 g oder mehr je nach dem Carbonatgehalt) in einem
ZersetzungsköUxhen mit kolilensäurefreiem Ammoniak zu versetzen
und nach der Methode von L u n g e und R i 1 1 e n e r (S. 180) das durch
Kochen mit Salzsäure gebildete Kohlendioxyd gasanalytisch zu messen.
In ähnlicher Weise verläuft die Bestimmung des Carbonatgehaltes durch
Zersetzen des Chlorkalks mit Merck schem Wasserstoffsuperoxyd,
dessen zugesetzten Überschuß man vor dem Kochen mit Säure zweck-
mäßig durch Erwärmen mit etwas Platinmohr zum größten Teile zer-
legt. I ccm Kohlendioxyd (bei 0" und 760 mm) entspricht 0,001977 g
COo resp. 0,004497 g Ca CO3.
Lunge und Ritten er (Zeitschr. f. angew. Chem. 19, 1853;
1906) zersetzen den Chlorkalk mit Salzsäure und analysieren das nach
S. 182 in die Bunte-Bürettc übergetricl)ene Chlor-Kohlcndioxydgemisch
nach der Arsenitmethode (S.5S4). Diese Methode erlauljt nur kleine Kin-
wagen zu machen, ist deshall> bei geringem Carbonatgehalt des Chlor-
kalks nicht genau.
II. Bl«*iclifiiissi^'k<'it<'ii und rlolvtrolytische Landen.
J)ie ,,Bleichflüssigkciten" bestehen im wesentlichen aus Gemengen
von Hypochloriten und Chloriden, in vielen Fällen mit freier unter-
chloriger Säure. Die Basis derselben kann Kalk, Kali, Natron (bei ICau
de Javel), auch Magnesia. Zijik u. dergl. sein, (ilcichviel. ob sie durch
Doppclzcrsctzung von Chlorkalk mit anderen Salzen oder durch Kin-
Iciten von Chlor in Kalkmilch, Soda u. dergl. oder durch Elektrolyse
von ('hloriden dargestellt worden sind, werden wir als ihre Bestand-
teile finden: Hypochlorit, Chlorid, freie unterchlorige Säure. Chlorat,
mit den F^ascn : Alkalien, Kalk usw.. und zwar k("»micn kohlensaure
neben .\tzalkalicn vorhaiid(Mi sein.
Auch diejenigen cicktrolytischen Laugen, welche behufs Dar
Htelhing von Ätzalkalien oder von Chloraten dargestellt worden sind,
enthalten die eben genannten Bestandteile, wenn auch in ganz anderen
Verhältnissen als die Bleichlaugen. Die analytischen .Methoden sind
deshall) in allen Fällen dieselben.
.1 a ni c s und Richey (Journ. Amer. Chein. Soc 24, 46'.»; P.MLM
geben eine iiiaiiililiare /usaniiiieii^tclluiii' der in cIcUt inlyt ischcn
ß()f) Die Industrie des Clilors.
Werken vorkommenden analytischen Methoden, die nichts Neues ent-
hält.
Bei Bleichlaugen handelt es sich in den meisten Fällen um die Be-
stimmung des bleichenden Chlors, welche genau A\ie bei
Chlorkalk ausgeführt ^ird; vgl. 8. 591. Es kann von unterchlorigsauren
Salzen oder aber von freier unterchloriger Säure herrrühren, so daß in
manchen Fällen die Bestimmung beider nebeneinander von Wichtig-
keit ist.
Man wird zum Ziele kommen, wenn man die filtrierte, demnach
von ungelösten Basen freie Fhissigkeit untersucht: erstens auf ihren
Gehalt an Basen, zweitens an Chloridchlor (s. u.), an Kohlensäure,
Schwefelsäure und eventuell anderen (hier selten vorkommenden)
Säuren; andererseits an ,, bleichendem Chlor '^, d. h. dem als Hypochlorit
vorhandenen. Wenn dann nach Berechnung der gefundenen Säuren,
um eine Natronflüssigkeit zum Beispiel zu nehmen, das Na, 0 auf Grund
der gefundenen Daten als Na Cl, Na2S04, Na, CO3 und Na 0 Cl ver-
rechnet ist und noch H 0 Cl übrig bleibt, so ist letzteres als frei anzu-
nehmen.
Eine andere, viel einfachere Methode ließe sich darauf begründen,
daß bei der Einwirkung von Jodkalium auf Hypochlorit 2 Mol. Alkali,
bei der von KJ auf unterchlorige Säure nur 1 Mol. frei wdrd:
1. Na 0 Cl + 2 K J + H2 0 = Na Cl + 2 KOH + J^,
2. H0C1 + 2K J = KC1 + KOH + J2,
daß man also nach Entfernung des frei gewordenen Jods durch Thio-
sulfat den Fall 1. von 2. durch alkaliraietrisches Titrieren unterscheiden
könnte. Aber man muß dann die Gegenwart von etwa vorhandenem
(nach S. 599 oder 604 zu bestimmenden), kohlensaurem Salze beim
alkalimetrischen Titrieren in Rechnung ziehen.
Eine Abscheidung der freien unterchlorigen Säure durch Destil-
lation, mit oder ohne Zusatz anderer Säuren, gibt viel zu unsichere Re-
sultate.
Eine einfache Methode zur Unterscheidung von u n t e r c h 1 o -
r ige r Säure und freiem Chlor ist von Lunge (Chem.
Ind. 4, 293; 1881) auf folgendes Prinzip basiert worden. H 0 Cl macht
aus neutraler JodkaHumlösung Ätzkali frei, was bei freiem Chlor nicht
geschieht :
1. H O Cl + 2 K J = K C 1+ K 0 H + J2,
2. CI2 + 2 K J = 2 K Cl + J2.
Im ersteren Falle ^irkt das ausgeschiedene Jod auf das Atzkah
unter Bildung verschiedener Produkte, vor allem Kaliumjodat. Aber
man kann dies verhindern, Avenn man von vornherein so viel Salzsäure
zusetzt, daß das nach Gleichung 1 entstehende KOH sofort in K Cl
übergeführt wird. Wenn man die zugesetzte Menge der Säure kennt, so
kann man dann eine alkalimetrische Operation vornehmen. Wir haben
dann nämhch:
Hleicliflüssigkeiten iiiul clektrolytirtclio Laugfii. Jidl
H O (i + 2 K J ^ H Cl = 2 K a + J., + H, O
CU ^ 2 K J -f H Cl = 2 K Cl + J.^ ^ H Cl.
Das heißt : Bei unterchloriger Säure wird auf jedes Molekel der-
selben ein Mol. HCl neutralisiert; bei der ihr ehlorometrisch ä([uiva-
lenten Menge von Chlor dagegen bleibt die zugesetzte Menge H Cl
unverändert. Im Falle la wird man also, wenn man zuerst mit \'io X.-
Thiosulfat, darauf mit Methylorange und ^/k, X. -Natronlauge titriert,
von dem Thiosulfat doppelt so viel brauchen, als dem Unterschiede
zwischen dem Titer der ursprünglich zugesetzten Salzsäure und dem
zuletzt gefundenen alkalimetrischcn Titer entspricht; im Falle 2a aber
\\ird gar kein solcher Unterschied auftreten. In den dazwischenliegei, den
Fällen ist dann das Verhältnis zwischen HOCl und Cl.j leicht zu berechnen,
da für jedes ccm der verschwundenen ^ '^o N. -Salzsäure immer 2 ccm
\'io X. -Thiosulfat auf Hypochlorit kommt.
Bei Gegenwart von freiem oder kohlensaurem Alkali ist obige
Methode nur schwierig anwendbar, aber in solchen Fällen ist ja freies
Chlor nicht vorhanden.
Bhaduri (Zeitschr. f. anorg. Chem. 13, 407; 1897) l»enutzt
zur Bestimmung von Chlor neben freier unterchloriger Säure die ver-
schiedene Einwirkung dieser Körper auf Quecksilber. Dieses bildet mit
Chlor unlösliches Mercurochlorid, mit unterchloriger Säure unlösliches
Mercurooxychlorid, mit Hypochloriten Mercurioxyd. Filtriert man
den entstandenen Xiederschlag samt dem überschüssigen Quecksilber
ab, wä.scht gut aus und behandelt mit überschüssiger verdünnter Salz-
säure, so werden Mercurioxyd und Mercurioxychlorid gelöst, während
das von der Einwirkung des freien Chlors herrührende Mercurochlorid
neben metallischem Quecksilber ungelöst bleibt. Das ausgewaschene
Mercurochlorid wird mit Alkali wiederholt nahezu bis zum Sieden
erhitzt, nach dem Erkalten filtriert und gewaschen und in dem mit
Salpetersäure schwach angesäuerten Filtrate das Halogenion mit
Silbernitrat geiällt. Das gefundene Ciilor entspricht dem ursprünglicii
als freies Chlor vorhanden gewesenen.
Chlorsaures Salz kann man bestimmen, indem man
erstens das bleichende Chlor nacji einer der S. 591 ff. beschriebenen
Methoden, zweitens dieses zusammen mit dem Chloratchlor durch
Kochen mit Eisenvitriol und Zurücktitrieren mit Permanganat nach
S. 588 bestimmt und das erstere Resultat von dem zweiten abzieht.
Man kaim auch das Chlor des Hypochlorits und Chlorats zusammen
(hirch Kochen mit starker Salzsäure und Auffangen in .fodkalinin
lösung jodometri.sch bestimmen; vgl. S. 593.
Nach \V i n t e 1 e r (Zeitschr. f. angew. ('hein. 16. IV.i; i9(»:{) ist
die zuletzt erwähnte Methode recht imgenau, während die Ei.senvitriol-
methodc bis auf 0,1 fuler 0,2 Proz. richtige Resultat«' gil»t. wenn man di<'
Hypochlorit und Clilorat enthaltende [..«"»sung zu der abgeniessenen. über-
sehüssifien Ferrosulfat lösung .setzt und vor dem Erhitzen einige Minuten
bei Luftabschluß stehen läßt.
602
Die Iiulustrie des Chlors.
Besser, wenn auch umständlicher, ist die von R. Fresenius
ausgearbeitete direkte Methode (Zeitschr. f. angew. Cheni. 8, 501; 1895).
Man versetzt die zu prüfende Lösung mit einem Überschuß einer Lösung
von neutralem Bleiacetat, \\odurch ein Niederschlag entsteht, der all-
mählich unter Entwicklung von Chlor braun wird und dann eine dem
Hypochlorit entsprechende Menge von Bleisuperoxyd enthält. :
Ca (0 Cl),, + Pb CU - Pb 0., + CaCL + Cl,.
Man läßt 8 — 10 Stunden unter öfterem Umschütteln stehen, wo-
rauf der Chlorgeruch vollständig verschwunden ist ; das Chlor bildet da-
bei mit dem Bleiacetat zum Teil
Bleichlorid und Bleisuperoxyd neben
freier Essigsäure. Der aus diesen
beiden Körpern bestehende Nieder-
schlag wird abfiltriert und ausge-
\\aschen, das Filtrat und Wasch-
wasser durch Abdampfen konzen-
triert, durch einen kleinen Über-
schuß von Natriumcarbonat das
Blei (und der Kalk) ausgefällt, das
Filtrat, welches das Chlorat als
Natriumsalz enthält, eingedampft
und darin die Chlorsäure nach be-
kannten Methoden (S. 588) bestimmt.
In Laugen, welche neben
Chlorat noch viel Hypochlorit
tnthalten, wie es bei elektrolytischen
und anderen Bleichlaugen der Fall
d ist, ziehen D i t z und K n ö p f 1 -
m a c h e r (Zeitschr. f. angew. Chem.
12, 1195 und 1217; 1899) vor, das
Chlorat durch Zersetzung mittels
konzentrierter Salzsäure und Bromkalium bei gewöhnlicher Temperatur
jodometrisch zu bestimmen. Dem Verfahren ist von Ditz (Chem. -Ztg. 25,
727; 1901) folgende Gestalt gegeben Morden, die sich auch für Unter-
suchung von Chloratlaugen eignet. Man verwendet dazu den in Fig. 157
gezeigten Apparat^). Die Flasche a hält ca. P/2 1 und kann sowohl mit
dem Glasstöpsel b wie mit dem Aufsatze c verschlossen «erden, der oben
mit einem Tropftrichter d, seitlich mit einem Absorptionsgefäß e ver-
bunden ist.
Die zu einer Bestimmung verwendete Laugenmenge soll bei der
Untersuchung von Chloratlaugen ungefähr 0,1 g Chlorat, berechnet als
KCIO3, enthalten. Soll die Menge des Chlorates in Gemischen von
Chlorat und Hypochlorit ermittelt werden, so wird man die zu einer
Bestimmung verwendete Laugenmenge so wählen, daß der Gesamt-
F\g. 157.
^) Zu beziehen von Max Kaehler und Martini in Berlin.
lilcifliflüs.sipkcMtf'n uiul elektioK-tisolic Langen. H( (,'}
verbrauch an ^/j^ 'S.-'Sa.ßo^s ^^ — ^^^ ^^^ beträgt. Beträgt da.s Volumen
der angewendeten Laugenmenge 25 com oder weniger, so werden 50 ccm
konzentrierte Salzsäure verwendet. Bei stärker verdünnten Laugen muß
von der Salzsäure entsprechend mehr genommen werden, also beispiels-
weise bei Anwendung von 50 ccm der Chlorat enthaltenden Lauge ca.
100 ccm konzentrierte Salzsäure. (Die zur Verdünnung notwendige
Wassermenge ist dann entsprechend auch größer zu nehmen.) Die ab-
gemessene, Chlorat enthaltende Lauge wird mit 10 ccm einer 10 proz.
Bromkaliumlösung in die Flasche des Apparates gebracht und, nachdem
das Absorptionsgefäß bis zu -/g der Höhe mit 5 proz. Jodkaliumlösung
beschickt worden war, die notwendige Salzsäuremenge (50 ccm) zu-
fheßen gelassen. Das Absorptionsgefäß wird nun mit dem Glasstöpsel
verschlossen, und nach 5 Minuten langem Stehenlassen werden durch
den Tropftrichter 500 — 600 ccm destilliertes Wasser und hierauf ca.
20 ccm der 5 proz. Jodkaliumlösung mit mäßiger Geschwindigkeit zu-
laufen gelassen. Es wird kräftig umge.schüttelt, der Inhalt des Absorption.s-
gefäßes in die Flasche gedrückt, ersteres nachgewaschen, der Aufsatz
nach sorgfältigem Abspülen durch den Glasstöpsel ersetzt und das aus-
geschiedene Jod mittels ^/m N.-Xa.jS.^f^ß bestimmt. Werden a ccm der
^/l„ N.-Thiosulfatlösung zur Titration des ausgeschiedenen Jods ver-
braucht, so findet man die Menge des vorhandenen Chlorates nach der
Gleichung
g KCIO3 = 0,00204 a,
die diesem entsprechende Menge an Kaliumchlorid nach der (ilcirliung
g KCl = 0,00124 a,
Bei der Untersuchung von Chlorat-Hypochloritgemischeii muß die
Menge des vorher bestimmten Hypochlorites in Abrechnung gel)ra<ht
werden.
Zur Bestimmung von Chlorat in H y p o c h 1 o r i t e n
reduziert Knecht (Journ. Soc. Chem. Ind. 27, 434; 1908) in einer
Probe Hypoflilorit und Chlorat zu Chlorid durch Behandeln mit Titan-
chlorür. in einer zweiten Probe ermittelt er den Hypoehloritgehalt durch
Titrieren des aus Jodkalium in essigsaurer Lösung freigemachten Jods
(s. bei ,,Kaliumchlorat'").
Das C h 1 o r i d - C h 1 o r w Ire! am l)e(|ueiusten (nach L 11 11 g e s
von anderen öfters wiederholtem Vorschlage) wie folgt bestimmt. Man
bestimmt zunächst chis bleichende Chlor nach I' e n o t (S. 5*»4), wodurch
es ja vollständig in Chlorid übergeht, während aus dem Arsenit Xatrium-
arseniat wird. Das letztere ist nun ein ausgezeichneter Indikator für die
Silbertitrierung, besser als das Kaliumchromat. Man braucht
also nur den Überschuß des Alkalis beinahe durch Sal|)etersäure weg-
zunehmen (ein kleiner l^her.'^chuß von Carlionat schadet nichts, wohl
aber freie Säure), wctraiif man mit Silhciiüt rat unter gutem l'mscliüttcln,
genau wie S. I4!> heschrielx-n. titriert, bis der Niedi-rschlag durch Bildung
von ein wenig Silberarseniat rötlich geworden ist. Dies ist viel emp-
findlicher als das von .M o h r als Indikator angewendete Chromat,
ßO^ Die Industrie des Chlors.
SO daß man keinen Abzug für zu viel gebrauchtes AgNOg zu machen
braucht. Selbstverständhch kann man das Chlorid auch ge\\'ichts-
analytisch bestimmen. Wemi man nun von dem gefundenen Chlor das
dem HjqDOchlorit entsprechende abzieht, so findet man das ursprüngHch
vorhandene Chloridchlor.
Über Bestimmung der Kohlensäure vergleiche man das bei
der Analyse der D e a c o n - Gase S. 581 ff. und des Chlorkalks S. 599
Gesagte. Natürhch kann Kohlensäure in bestimmbarer Menge in Bleich-
lösungen nicht bei Gegenwart von Kalk und Magnesia, sondern nur in
Kah- oder Natron-Bleichflüssigkeiten oder in elektrolytischen Kali- oder
Natronlaugen vorkommen. Man kann sie dann ohne Austreibung da-
durch bestimmen, daß man das Hypochlorit durch Kochen mit kohlen-
säurefreiem Ammoniak vollständig zerstört, d. h. in Chlorid umwandelt,
beiKohlendioxydabschluß erkalten läßt, in einem Teil der Flüssigkeit mit
Methylorange die gesamte Alkahnität bestimmt und in einem anderen
Teile nach Zusatz von Chlorbaryum das freie Alkahhydrat nach S. 92
und 510 bestimmt, so daß die Differenz auf Carbonat verrechnet werden
karm. Natürhch kann man aber auch statt dieser Restmethode
aus der von Hypochlorit befreiten Flüssigkeit die Kohlensäure
mittels starker Säuren austreiben und gewichtsanalytisch oder
gasvolumetrisch direkt bestimmen (S. 180). Vgl. auch unten
Blatt ners Methode.
Was die Basen betrifft, so bestimmt man, falls, wie gewöhnlich,
nur eine derselben vorhanden ist, die Gesamtmenge der Basis durch
Abdampfen mit Schwefelsäure als Sulfat. Kalk und Magnesia
karm man natürlich auch nach Zerstörung des Hypochlorits durch
Kochen mit starken Säuren als Oxalat bezw. Pyrophosphat bestimmen.
Blattner (nach L u n g e s Sodaind. III, 385) beschreibt
folgende elegante Methode zur Bestimmung von freiem und kohlen-
saurem Alkali im Bau de Javel. Sie beruht darauf, daß Phe-
nolphtalein in einer Hypochloritlösung seine rote Farbe bewahrt, so lange
noch Ätznatron vorhanden ist, aber nach Verschwinden des
letzteren durch freies Chlor zerstört mrd, worauf auch erneuter Zusatz
von Alkali die Farbe nicht mehr herstellen kann. Man versetzt 10 ccm
der Bleichlauge mit 150 ccm gekochtem und Avieder abgekühltem
destilherten Wasser und einigen Tropfen einer 1 proz. alkoholischen
Phenolphtaleinlösung und läßt unter Schütteln Normalsäure ein-
laufen. Wenn nach Zusatz eines neuen Tropfens Phenolphtalein die
Färbung durch 5 Sekunden langes Schütteln verschmndet, so ist alles
freie NaOH gesättigt, also für jedes ccm der Normalsäure 0,031 g
NagO = 0,04001 g NaOH vorhanden. Zur Bestimmung des Gesamt-
alkahs, d. h. NaOH und NagCOg, kocht man eine andere Probe mit
Ammoniak, bis alles Hypochlorit zerstört und alles unverbrauchte
Ammoniak wieder ausgetrieben ist, und titriert dann alkalimetrisch.
(Diese Methoden eignen sich namenthch auch zur Untersuchung von
elektrolytisch gewonnener Kah- oder Natronlauge, welche noch Hyj^o-
chlorit enthält.)
Kaliuinchlorat. 60i^
Eine sehr einfache Methode zur Bestimmung des freien AlkaHs ist
folgende. Man setzt zu der Lösung etwas chemisch-reines, neutrales
Wasserstoff superoxj'd (von E. Merck zu beziehen), worauf das
NaOCl mit H2O2 ergibt: NaCl + HgO + O2. Hierauf wird dann NaüH
und NaaCOa wie gewöhnlich titriert (S. 92 und 510).
Die Zersetzung des Hypochlorites läßt sich nach Blattner
(Chem.-Ztg. 16, 885; 1892) auch durch die Sesquioxyde des Kobalts
und Nickels bcMirken, die man durch Fällung eines Kobalt- oder
Nickelsalzes in der Hitze mit Natriumhypochlorit erhält. Die
schwarzen Niederschläge werden so lange mit heißem Wasser aus-
gewaschen, bis das Filtrat keine Chlorreaktion gibt, und dann unter
Wasser aufbewahrt.
H. V. H u b e r (Zeitschr. f. Elektrochem. 7, 396; 1901) bespricht
die Untersuchung von elektrolytischen Laugen, in denen C h r o m a t
enthalten ist. Er zeigt, daß man das freie Alkali hierbei nifcht durch
Phenolphtalein titrieren kann, wohl aber mit Methylorange, das ganz
scharf den Umschlag von KoCrOj zu K^CraO. anzeigt. Wenn man also
den Chromgehalt schon kennt, so muß man von der veibrauchten
Säuremenge einfach den zur Umwandlung von Monochromat in Dichro-
mat verbrauchten Betrag abziehen. Bei unbekannter Chrommenge
fällt man mit Chlorbaryum und titriert bei geringem Chromgehalt ohne
weiteres, bei größerem nach Abfiltrieren des Baryumchromats. Vorher
muß man aber das vorhandene Hyi^ochlorit und freie unterchlorige
Säure ohne Änderung des Alkaligehaltes beseitigen, A\as durch Zusatz
von neutralem Natriumsulfit oder Natriumthiosulfat geschehen
kann. (Bei Natriumsulfit müßte man jeden Überschuß vermeiden,
weil durch Methylorange erst bei Bildung von NaHS03 Neutralität
angezeigt wird, also dementsprechend Säure verbraucht werden winde ;
vgl. S. 84.)
111. Kiiliuinchlorat.
Das Chlorsäure Kali des Handels ist meist beinahe chemiscli rein
und enthält nur eine ganz geringe Spur von Chloriden, die nicht über
0,05 Proz. betragen soll. Zur Nachweisung einer so geringen ]\Ienge
muß man ziemlicli viel, etwa 50 g der Substanz, in absolut clilorfrcioni
destilHertcn Wasser auflösen, wobei weder unlösUcher Rückstand, nocli
Färbung durch organisclie Substanz entstehen soll, und das Clilorid
durch Silbernitrat ausfällen. Schwefelammonium soll absolut keine
Färbung (von Eisen, Mangan oder Blei herrührend) geben.
Garnier (Fischers Jahresber. 1885. 260) hat in clilorsaurem
Kali Arsen gefunden.
Salpeter kann in chlorsaurem Kali mn- als Verfälschung vor-
kommen. Die deutsche Pharmakopoe will dies durch alkalische Reak-
tion der geschmolzenen Masse nachweisen, was nach allen Autoren
durchaus trügerisch ist, du auch reines Kaliumchlorat nach dem
QQQ Die Industrie des Clilors.
Schmelzen alkalisch reagiert. Besser sind folgende Reaktionen (nach
Krauch, Prüf. d. Reag. 8. 143).
Man erwärmt 1 g des Salzes mit 5 ccni Natronlauge; entsteht hier-
bei infolge eines Gehaltes von Ammoniumverbindungen Ammoniak, so
kocht man, bis alles Ammoniak vertrieben ist. Sodann bringt man in
die erkaltete Flüssigkeit je 0,5 g Zinkfeile und Eisenpulver und erwärmt
von neuem. Jetzt auftretendes Ammoniak rührt von einem Gehalte an
Nitrat her. Nach S c h o 1 v i e n ( Apoth.-Ztg. 1887, 408) wird das chlor-
saure Kali erhitzt, bis das zurückbleibende Chlorkalium nochmals ge-
schmolzen ist. Die Lösung der Schmelze in Wasser darf nach Zusatz
von verdünnter Schwefelsäure durch Jodzinkstärkelösung nicht bis zur
Undurchsichtigkeit gefärbt werden. Eine lichte Blaufärbung ist zulässig,
denn schon 0,01 Proz. Salpeter verusacht eine so intensive Färbung,
daß die Flüssigkeit völlig undurchsichtig wird.
Die quaUtative Prüfung des Kaliumchlorats erfolgt nach Merck
noch auf folgende Verunreinigungen:
1. Erdalkalien und Chloride. 20 ccm der wässerigen
Lösung (1 : 20) sollen weder durch Ammonoxalat- noch durch Silber-
nitratlösung verändert werden.
2. S c h w e r m e t a 1 1 e : Die Lösung von 3 g Kaliumchlorat
in 30 ccm warmen Wassers soll klar sein und darf durch Zusatz von
Schwefelwasserstoffwasser nicht verändert werden.
3. Sulfat: 20 ccm der wässerigen Lösung (1 : 20) sollen auf
Zusatz von Baryumchloridlösung und nach 12 stündigem Stehen keine
Abscheidung von Baryumsulfat zeigen.
4. Arsen: 20 g Kaliumchlorat werden in einer geräumigen
Porzellanschale mit 100 ccm Salzsäure (sp. Gew. 1,124) übergössen.
Nach beendeter Chlorentwicklung vdvd auf dem Wasserbade zur Trockne
gebracht und der Trockenrückstand im Marshschen Apparate auf Arsen
geprüft.
Zum qualitativen Nachweis von Chloriten und H y p o -
c h 1 o r i t e n in Chloraten versetzen C a r l s o n und G e l h a a r
(Chem.-Ztg. 32, 604; 1908) die Lösung von 5 g Chlorat in 100 ccm kaltem
Wasser mit einem Troj^fen Jodkaliumstärke. Tritt Blaufärbung nicht
sofort ein, so ist Hypochlorit nicht zugegen; tritt eine solche auch nach
Zusatz von 2 ccm ^; jq N. -Schwefelsäure nicht sogleich ein, so ist außerdem
auch Chlorit nicht vorhanden.
Über das sogenannte ,, aktive" Chlorat, welches bei Verwendung
zu Zündsätzen zu Explosionen und Entzündungen Anlaß gibt, haben sich
Gartenmeister (Chem.-Ztg. 31, 174; 1907 und 32, 677; 1908),
C a r 1 s o n und G e l h a a r (ebenda S. 604 und 633), Ponndorf
(ebenda S. 1151) und Klopstock (ebenda 33, 21 ; 1909) geäußert.
Gartenmeister (1. c.) führt die geänderten Eigenschaften des
,, aktiven" Chlorats auf Gehalt an ,, aktiven" Chlorverbindungen zurück,
Klopstock hat in manchen Chloraten einen Gehalt von Kaliuni-
bromat nachweisen können, das er als die ,, aktive" Substanz von
Gartenmeister ansieht, während C a r 1 s o n und Gel-
Kaliumi-lilnrat. (5()^
haar sowie P o n n d o r f die Ursache der Explosionsfähigkeit
außerhalb des C'lilorats in den Zusätzen der betreffenden Mischung
suchen.
Über ({uantitative Bestininiung von Hypochloriten und
Chloriten in Handelsehlorat vgl. man C a r 1 s o n und G e 1 -
haar (1. c.).
Die quantitative Bestimmung von Chloraten kann nach folgenden
Methoden geschehen:
1. G e w i c h t s a n a 1 y t i s c h e B e s t i m m u n g durch
Reduktion des Chlorats zu Chlorid und Bestimmung dieses durch Silber-
nitrat. Die Reduktion kann bewirkt \\ erden : durch Kochen mit Ferro-
liydroxyd (Becker, Dingl. Journ.243. 499; 1881 ; Zeitschr.f.anal. Chem.
22. 94; 1883), durch Behandeln mit dem Kupfer-Zinkpaar (T h o r p e,
Journ. Chem. Soc. (2) 11, 548; 1873; Becker, 1. c, B o t h a m 1 e y
und T h o m p s e n, Journ. Chem. Soc. 53, 159; 1888), durch einstün-
diges Kochen mit Zinkstaub und Essigsäure (F 1 e i ß n e r. Monatsh. f.
Chem. 1, 313; 1880), durch Kochen mit Eisenpulver und lOproz.
Schwefelsäure (Hendrixson, Am. Chem. Journ. 32, 242; 19(>4),
durch Reduktion mit Hydroxylaminsulfat resp. Acetat oder Hydrazin-
sulfat resp. Acetat (J a n n a s c h und Jahn, Ber. 38, 157<); 191 »5).
1 Teil AgCl entspricht 0,8550 Teilen Kaliumchlorat resp. 0 7427 Teilen
Xatriumchlorat.
2. M a ß a n a 1 y t i s c h e B e s t i m m u n g : a) durch
F e r r o s u 1 f a t und K a 1 i u m p e r m a n g a n a t ( L u n g e,
s. S. 588).
b) C h 1 o r o m e t r i s c h (Destillationsmethode); s. hierzu Mc.
r; o w a n (Journ. Chem. Soc. 61, 87; 1892); Topf (Zeitschr. f. anal.
( 'licni. 26, 295; 1887) ; de K o n i n c k und X i h o u 1 (Zeitschr. f. an-
gew. Chem. 12, 477; 1899); \V o h 1 w i 1 1 (Zeitschr. f. Elektrochem. 5,
63; 1898), F i n k e n e r (Dingl. Journ. 276, 479; 1890) ; D o b r o s s e r-
d o w (Zeitschr. f. ehem. App.-Kunde 2, 150; 1907).
c) J o d o m e t r i 3 c h ; s. hierzu D i t z (Chem. Ztg. 25, 727 ;
1 901 , S. (502) ; K o 1 b und D a v i d s o n (Zeit.schr. f. angew. Chem. 17,
I.S.S3: 1904); I. u t h c r und Kutter (Zeitschr. f. anal. Chcin. 46,521 ;
1907) durch Behandeln des Chlorats mit überschüssigcin
Kaliumjodid luid Schwefelsäure unter Zusatz einer kleinen Menge
V'anadinsalz.
d) Mittels T i t a n c h I o r ü r, K n e c h t (Journ. Soc. Chem.
Ind. 27, 434; 1908).
Die Reduktion mit Titanchloiiir wird in folgendi-r Weise vorgc-
iioiiimen: Man bringt 5 ccm konz. Salzsäure in ein koni.sehes Gefäß,
duich welches ein arulaucrnder Stiom von Kohhndioxyd geht. Hierzu
fügt man 50 ccm einer eingestellten Titanchlorürhisung (s. hierzu iier.
40, 3S19; 1907) und 10 ccm der Chh.ratlüsung (1 g in 50<» ccm). Nach
wenigstens 3 Minuten setzt man llliodankuliinn liin/ii ntnl titiicrt mit
Kisenalaunlösung aus.
k
608 I^io Industrie des Chlors.
IV. Percliloiate.
Die Perchlorate werden zum Unterschied von den Chloraten
durch konz. Schwefelsäure nicht angegriffen, werden auch nicht durch
schwefhge Säure, saure Ferrosalzlösung, Zinkstaub oder D e v a r d a -
sehe Legierung (S. 382) reduziert. Beim Schmelzen gehen sie unter
Sauerstoff abgäbe in Chloride über. Die quantitative Bestimmung der
Perchlorate erfolgt am besten gewichtsanalytisch.
a) Durch zweimaliges Abrauchen eines innigen Gemisches von 0,5 g
Kaliumperchlorat mit P/, — 2 g Salmiak in einem mit einem Uhrglas
bedeckten Platintiegel (welcher stark angegriffen wird), wobei das ent-
stehende Chlorid nicht zum Schmelzen kommen darf (B 1 a n g e y, s.
T r e a d w e 1 1, Quant. Anal. 4. Aufl. S. 350).
b) Durch Erhitzen mit rauchender Salpetersäure und Silbernitrat
im Einschlußrohr (W i n t e 1 e r, Chem.-Ztg. 21, 75; 1897).
c) Durch Erhitzen mit viel Kahumnitrit in einem größeren Platin-
oder Nickeltiegel, wobei das Perchlorat die Tiegel Wandungen nicht be-
rühren darf, nach KCIO4 + 4 KNO. = KCl + 4 KNO3 (D i 1 1 r i c h
und B o 1 1 e n b a c h, Ber. 38, 751 ; 1905). Auf 0,4—0,5 g Perchlorat
verwendet man ca. 6 g Nitrit, schmilzt das Gemisch nach anfänglich ge-
lindem Erhitzen nieder, erhält die Masse bei möglichst tiefer Tempe-
ratur ca. ^/„Stunde im Fluß, laugt nach dem Erkalten die Schmelze aus
und fällt im Filtrate das Chlorion mit Silbernitrat: 1 Teil Chlorsilber
entspricht 0,9667 Teilen Kahumperchlorat, resp. 0,8543 Teilen Natrium-
perchlorat.
d) Maßanalytische Methoden. Rothmund
(Zeitschr. f. anorg. Chem. 62, 108; 1909, s. a. S t ä h 1 e r , Chem. Ztg. 33,
759 ; 1909) empfiehlt zur maßanalytischen Bestimmung der
Perchlorate die Reduktion mit Titanosulfat (Sulfat des drei-
wertigen Titans) in schwefelsaurer Lösung durch einstündiges
Kochen in Kohlendioxydstrom, Entfernen des überschüssigen
Titanosalzes mit Permanganat und Titration des Chlor Jons nach
Volhard (S. 150).
Über eine weitere maßanalytische Methode vgl. man K r e i d e r
(Zeitschr. f. anorg. Chem. 10, 277; 1895).
Zur Bestimmung von Perchloraten neben Chloraten
und Chloriden bestimmt man nach S. 588 das Chlorat in einer
Probe mit Ferrosulfat, in einer zweiten Probe bestimmt man nach
B 1 a n g e y Perchlorat, Chlorat und Chlorid zusammen durch Ab-
rauchen mit Salmiak und Ermittelung des Gesamtchlors, in einer
dritten Probe wird das Chloridchlor durch direkte Fällung mit Silber-
nitrat ermittelt. Andere Methoden beschreiben Blattner und
Brasseur (Chem.-Ztg. 24, 793; 1900), M ä r c k e r (Zentralbl. 1898,
II, 935) ; s. hierzu auch S. 395 f. betreffend Bestimmung von Perchlorat
in Chilisalpeter.
y
Kalisalze.
Von
Handelscheiniker Dr. L. Tietjeiis, Leopoldshall.
All^icinciiics ähci' die Bcstiiimiinig' des Kalis.
Unter den Methoden, welche zur Bestimmung des Kalis Anwen-
dung finden, sind die sogen, abgekürzte Fresenius sehe — Ab-
scheidung des Kalis als Kaliumplatinchlorid — und die Uberchlorsäure-
methode, welche auf der Abscheidung des Kalis als Kaliumperchlorat
beruht, die wichtigsten. Die letztere, besonders von \V e n s e (Zeit-
schr. f. angew. Ciiem. 5, 691 ; 1891) und C a s p a r i (Zeitschr. f. angew.
Chem. 7, 68; 1893) (s. a. K r e i d e r, Zeitschr. f. anorg. Chem. 9, 343;
1895) gründlich durchgearbeitete Analysenmethode kann der alten
Platinmethode gleichMcrtig an die Seite gestellt werden, was auchdadurch
zum Ausdruck gekommen ist, daß sie von dem V. Internationalen Kon-
greß für angewandte Chemie zu Berlin 1903 als internationale Bestim-
mungsmethode neben der Fresenius sehen angenommen worden ist.
.4. Bei der AVxscheidung des Kalis als Kaliumplatin-
Chlorid nach der abgekürzten Fresenius sehen Methode, welche
von P r e 0 h t (Zeitschr. f. anal. Chem. 18, 509; 1879) einer gründlichen
Durcharbeitung unterzogen wurde, ist der größte Wert auf eine
reine F'latinchloridlösung zu legen. Sie soll namentlich frei sein
von Platinchlorür und Stickoxydverbindungen und möglichst wenig
freie Salzsäure enthalten. Au(;h ist darauf zu achten, daß die Platin-
chloridlösung nicht infolge unreiner Reagenzien, durch Sciuvefelsäure und
— bei mangelhaftem Auswaschen des wiedergewonnenen Platins aus den
Platiiu'esten — durch Kaliuni|)latin(hlorid verunreinigt ist. (Die Dar-
-tclluiig der Platinchloiidlösur\g ist weiter unten beschriclx'ii.)
Zum Auswaschen des Kaliumplatinchloridniedenschlages ist mög-
hchst hochprozentiger Alkohol zu verwendi-n, da erstens Kaliumplatin-
chlorid in ab.solutem Alkohol etwa wie 1 :40 0<M), in 80 j)ioz. Alkohol
dagegen (;twa wie 1 : 25 (MX) löshch ist, und zweitens die in Krage
kdiniiienden i'iatiiikoinplcxsaize des .Natriums, Calciums und .Mag-
nesiums in ab.solutem Alkohol mindi'stens eben.so leicht - das Natrium-
alz sogar bedeutend leichter — als in .schwächerem Alkohol löslich
^ind. Die von einigen Chemikern aufgestellte liehauptung, daß mit
SO proz. .Mkcthoi richtigcic Zahlen als mit h(")herprnzcntigem gefun(l«'n
werden, hat sich nach allen in dieser Kiehtung gemachten \'ersuchcn
als nicht richtig erwiesen. Bei .Anwendung von 50 ccin .Alkohol 40 n
Untersuchungen. 6. Aufl. I. 30
ßjQ Kalisalze.
zum Auswaschen des Kaliumplatinchlorids lösen sich bei Gebrauch von
absolutem 1 mg, bei Gebrauch von 80 proz. 1,6 mg KgPtClg, ein Unter-
schied, der bei technischen Analysen nicht ins Gewicht fällt. Trotzdem
dürfte dem höchstprozentigen Alkohol aus dem obigen und den sonst
in der chemischen Analyse bei Auswahl eines Waschmittels allgemein
üblichen Gründen der Vorzug zu geben sein. Der von dem ,, Verbände
landw. Versuchsstationen im Deutschen Reiche" gemachte und verein-
barte Vorschlag, den Kaliumplatinchloridniederschlag durch Auflösen
in heißem Wasser und Filtrieren von seinen Verunreinigungen zu be-
freien, dürfte nur teilweise den gewünschten Erfolg haben, denn der
Niederschlag kann außer Platinchlorür und in Wasser unlöslichen Sulfaten
noch Chlorbaryum, von einem Überschuß beim Ausfällen der Schwefel-
säure herrührend, und das Kaliumplatinchlorid, welches aus unreiner
Platinchloridlösung stammt, enthalten. Diese Verunreinigungen werden
selbstverständlich durch das Auflösen in heißem Wasser nicht entfernt.
Einfacher ist es doch — zumal die zuzusetzende Platinchloridlösung
immer gemessen wird — eine bestimmte Menge der Platinchloridlösung,
etwa 5 — 6 ccm, mit chemisch reinem Chlorkahum, dem etwa 20 Proz.
NaCl zuzusetzen sind, auf den Grad ihrer Verunreinigung zu prüfen.
Das Sammeln des Kaliumplatinchloridniederschlages geschieht ent-
weder auf Papierfiltern oder in G o o c h sehen Tiegeln. In der Kali-
industrie verwendet man fast ausschließlich die ersteren und bevor-
zugt unter diesen die schwedischen Filter (J. H. M u n k t e 11, Nr. 1,
F. 9 cm)^), welche bei genügender Undurchlässigkeit (für Niederschläge)
ein rasches Filtrieren ermöglichen. Zur Beschleunigung des Filtrierens
wendet man allgemein eine Saugvorrichtung an. An Stelle einer Spritz-
flasche benutzt man zum Auswaschen, namenthch wenn täghch eine
große Anzahl von Kalibestimmungen anzufertigen ist, mit Vorteil eine
etwa 10 1 haltende Standflasche, am Boden mit Tubus versehen, aus
welcher aus einer Höhe von etwa 60 cm oberhalb des Arbeitstisches
mittels durchbohrten Korks, Glasrohrs, Gummischlauchs mit Quetsch-
hahn und Glasspitze Alkohol zum Spritzen auf die Kaliumplatinchlorid-
niederschläge zugeführt a\ ird.
Zur Darstellung von Platinchlorid dienen in den meisten Fällen
die bei den Kahanalysen erhaltenen alkoholischen Waschflüssigkeiten
bzw. Niederschläge von Kaliumplatinchlorid. Die mit ^/^ Wasser ver-
dünnte alkoholische Platinlösung wird in einer geräumigen Porzellan-
schale auf dem Wasserbade unter Zusatz von Soda zum Sieden erhitzt
und das zu reduzierende Kahumplatinchlorid allmähhch in die im Re-
duzieren begriffene Flüssigkeit eingetragen. Die Erhitzung auf dem
Wasserbade und der Ersatz der neutralisierten Soda muß so lange statt-
finden, bis die über dem Platinmohr stehende Flüssigkeit vollkommen
klar, alkahsch und nur ganz schwach gelblich gefärbt ist. Nachdem
sie abgegossen ist, wird das reduzierte Platin durch Kochen mit Salz-
^) Filter von Schleicher & Sc hü 11 und solche von M. D r e v e r
hoff Nr. 207.
Überchlorsäuremethode.
(Ul
säure und Wasser gereinigt, auf dem Wasserbade getrocknet und sorg-
fältig ausgeglüht, um etwa vorhandene organische Platinverbindungen
zu zerstören. Es ist zweckmäßig, das nach dem Glühen feingeriebene
Platin mit reiner konzentrierter Salpetersäure einmal aufzukochen, die-
selbe abzugießen und das Lösen des Platins in einer geräumigen Por-
zellanschale auf dem Wasserbade vorzunehmen, indem man das Platin
mit ungefähr dem vierfachen Gewicht reiner konzentrierter Salzsäure
erwärmt und Salpetersäure (im Verhältnis 4 Salzsäure : 1 Salpetersäure)
allmählich zusetzt. Nach erfolgter Lösung wird so weit eingedampft,
bis ein mit dem Glasstabe herausgenommener Tropfen erstarrt. Die
beim Erkalten zu einem Krystallkuchen erstarrende Platinchloridlösung
wird nun mit Wasser aufgenommen und nach erfolgter Filtration so weit
verdünnt, daß in 10 cem Lösung 1 g Platin enthalten ist (spez. Gew. 1,18).
Ist die Lösung durch Platinchlorür oder Stickoxydverbindungen ver-
unreinigt, so muß man ersteres durch Erhitzen mit rauchender Salzsäure
und wenig Salpetersäure in Chlorid überführen und letztere durch ab-
wechselnden Zusatz von Salzsäure und Wasser während des Eindampf ens
entfernen.
Die Reduktion der Platinrückstände (Waschflüssigkeit und Nieder-
schläge) kann auch mit Zinkstaub vorgenommen werden.
Bei Verwendung von Platinblechabfällen zur Gewimiung von
Platinchlorid ist ein etwaiger Gehalt derselben an Iridium durch Aus-
fällen der Platinlösung mittels Chlorammoniums und nachheriges Redu-
zieren zu beseitigen. — Eine Prüfung der Platinchloridlösung auf ihre
Reinheit geschieht am zweckmäßigsten mit einem aus chemisch reinen
Stoffen hergestellten 80er Chlorkalium von bekannter Zusammensetzung.
B. Die zweite in der Kaliindustrie neben der Platinmethode ge-
bräuchüche Bestimmungsweise des Kalis, die Überchlorsäure-
methode, bietet den großen Vorteil gegenüber der Platinmethode,
daß sie eine leichtere Behandlung der Sulfate zuläßt. Die Perchlorate
des Natriums, Calciums, Magnesiums und auch namentlich des Baryuras
sind in Alkohol löslicli, so daß beim Ausfällen der Schwefelsäure in den
Sulfatsalzen ein kleiner Überschuß von Chlorbaryum nichts schadet.
Bei der Platinmethode hingegen ist auch ein geringer Überscliuß von
Chlorbaryum streng zu vermeiden, da Baiyuni})latinchlorid durch
Alkohol zersetzt wird. Nach P r e c h t (Zeitschr. f. anal. Chein. 18, älO:
187'.») wird der Grad diesei- Zersetzung durcii folgende Zahlen ausgcdiiitkt:
1 MoIekUl Ba Cl, wurde eingedampft
mit Pt CI4 entsprechend:
1 Molek.
1,3 -
1,5 -
1,8 -
2.0 -
2,5 -
3,0 -
4,0 -
Vou dem vorhandenen Ba C'lj waren
al» unlöslich ausgeschieden in 1'roz. :
08,0
(>1,3
53,4
42,0
29,8
16,1
5,2
3,0
39*
ßJO Kalisalze.
Das Kaliumperehlorat läßt sich infolge seiner körnigen Beschaffen-
heit leicht auswaschen und leicht filtrieren; auch ist ein sehr weites
Eindampfen der Niederschläge, was bei derPlatinmethode zu unrichtigen
Zahlen Veranlassung geben kann, nicht von irgendwelchem Nachteil,
sondern durchaus geboten, um eine vollständige Umsetzung der Chloride
zu Perchloraten herbeizuführen. Die Überchlorsäuremethode hat außer-
dem den Vorzug der größeren Billigkeit im Vergleich mit der Platin-
methode und ruft auch nicht derartige Krankheitserscheinungen hervor,
wie sie zuweilen bei dem Aufarbeiten der Platinrückstände auftreten.
Zur Herstellung von Überchlorsäure wird Kaliumperehlorat bzw.
Kaliumchlorat verwandt. Im Handel ist das Reagens so billig zu haben,
daß seine Darstellung bzw. Wiedergewinnung im Laboratorium nicht
zu empfehlen ist.
C. Von weiteren Vorschlägen zur Bestimmung des Kalis sind noch
die folgenden zu nennen:
Die lange Zeit in der Staßfurter Kaliindustrie übhche Abscheidung
des Kahs als K a 1 i u m b i t a r t r a t wurde von Frank {Dinglers
pol. J. 183, 40; 1867), Fleischer (Zeit.schr. f. anal.Chem. 9, 331 ; 1870)
und besonders von Bayer (Chem.-Ztg. 17, 686; 1893) wesentüch ver-
bessert. Bayer setzt der kahhaltigen Lösung so viel Natriumcarbonat
zu, als den vorhandenen Säuren entspricht, und hierauf Essigsäure und
Weinsäure im Überschuß. Nach Erhitzen der Flüssigkeit wird so viel
absoluter Alkohol zugefügt, daß sein Gehalt 25 Proz. ausmacht. Die nach
2 Stunden klar abgesetzte Lösung wird filtriert, der Niederschlag mit
25 proz. Alkohol vom Natriumbitartrat befreit und schHeßlich mit
50 proz. Alkohol ausgewaschen. Niederschlag samt Filter werden mit
^/;io Normal-Natronlauge unter Anwendung von Phenolphtalein als
Indikator titriert. P r z i b y 1 1 a (Kali 1908, 401) ist es gelungen, das
Kali in Rohsalzen und Fabrikaten der Kah-Industrie (5 — 70% KCl)
titrimetrisch mit Natriumbitartrat bzw, Natriumtartrat und Schwefel-
säure bis auf Abweichungen von höchstens 0,2 Proz. K.2O von dem
wahren Gehalte zu bestimmen. Da aber diese Arbeitsweise für jede zu
untersuchende Gruppe von Kalisalzen wesentliche Änderungen er-
fordert, deren Beschreibung über die Grenzen dieses Werkes hinaus-
gehen würde, so sei auf die obige mit großem Fleiße bearbeitete Ab-
handlung nur hinge\\'iesen.
Die A 1 a u n p r o b e (Berg- u. Hüttenm. Ztg. 1866, 273), welche
ebenfalls viele Jahre in den Staßfurter Fabriken in Gebrauch war, be-
steht darin, daß man das zu untersuchende Kahsalz in Alaunmutterlauge
auflöst, so weit eindampft, bis sich eine Salzhaut bildet, auskrystallisieren
läßt und das abgescliiedene Salz nach dem Auswaschen — zuerst mit
^lutterlauge, darauf mit Wasser — trocknet, wägt und auf Chlorkaüum
berechnet.
Die Abscheidung des Kalis als K i e s e 1 f 1 u o r k a 1 i u m w ird
nach Rose ( Journ. pr. Chem. 102, 7 : 1857) aus der konzentrierten Kali-
salzlösung mit einem Überschuß von reiner Kieselfluorwasserstoffsäure
und der gleichen Menge Alkohol bewirkt. Der gelatinöse Niederschlag
I
Abarten clor Platinmethode. 013
von Kieselfluorkaliuui wird auf einem gewogenen Filter gesammelt, mit
50 proz. Alkohol ausgewaschen, bei IfX)'' getrocknet und gewogen.
Zu erwälinen sind noch : Die Fällung des Kalis als Kalium-
pikrat nach Hager (Pharm. Centr. 22, 225), als Kalium-
w i s m u t h y p o s u 1 f i t nach C a r n o t (Compt. rend. 1878, Xr. 7)
und Campari (Zeitschr. f. anal. Chem. 23, 60: 1884), als Kaüum-
kobaltinitrit nach D r u s h e 1 (Zeitschr. f. anorg. Chem., 56, 223: 1907)
und die Bestimmung des C'hlorkaliums durch die verschiedene T e m p e-
raturerniedrigung beim Auflösen des Chlorkaliums und Chlor-
natriums in Wasser nach Gay-Lussac.
Als Abarten der Platinmethode mögen noch folgende Arbeits-
weisen erwähnt werden :
Vogel und H ä f c k e (Landw. Versuchsst. XI, VII, 97) um-
gehen die A u s f ä 1 1 u n g der Schwefelsäure (in den Kali-
salzen mit Schwefelsäuregehalt), indem sie, dem schon von F i n k e n e r
gemachten Vorschlage folgend, die Alkalien als Sulfate mit einem ge-
ringen Überschuß von Platinchlorid behandeln. Nach Entfernen der
Calcium- und Magnesium-Salze mittels neutralen Ammoniumcarbonats in
der wäßrigen Lösung der Kalisalze wird die von Ammoniumsalzen befreite
Flüssigkeit mit einem kleinen Überschuß von Platinchlorid eingedampft
und der nach Auswaschen mit einem Gemisch von 2 Tl. absolutem
Alkohol und 1 Teil Äther verbleibende Rückstand von Kaliumplatin-
chlorid und Xatriumsulfat im G o o c h sehen Tiegel in einem Wasser-
stoffstrom zerlegt. Die Auslaugung des reduzierten Platins geschieht
mit heißem Wasser. Der Tiegel wird dann getrocknet, geglüht, gewogen
und unter Zugrundelegung des Atomgewichtes für Platin mit 194,34 der
Gehalt an Kali (Faktor 0,4837) berechnet.
Wenngleich gegen diese Methode vom theoretischen Standpunkte
aus nichts einzuwenden ist, wird sie doch nicht imstande sein, den Bei-
fall des technischen Chemikers in gleichem Maße zu gewinnen wie die
alte abgekürzte Platinmethode und die Überchlorsäuremethode, und
zwar aus dem Grunde, weil die Manipulationen bei der Vogel-
H ä f c k e sehen Methode doch bei weitem komplizierter und zeit-
raubender sind als bei den zuvor erwähnten Bestimmungsweisen.
Schon das Ausfällen von Kalk und Magnesia, was etwa 12 Stunden
erfordert, macht die Methode für Verkaufsanalysen von Kalisalzen,
welche in den meisten Fällen eine .schnelle Erledigung eriicischen. niclit
empfehlenswert. Sie soll allerdings hauptsächlich zur Bestimnmng des
Kalis in organischen Stoffen dienen. Ein Vorzug der Methode ist der
geringe V'erl)rauch an Platinclilorid und Alkohol.
H i I g a r d (Zeitschr. f. anal. Chem. 32. IS4: 1893) vcnneidel die
flirekte W'ägung des Kaliumplatinchlorids und bevorzugt W ä g u n g
des reduzierten Platins. Zu diesem Zweck benutzt er einen
kleinen Platintiegel, dessen Innenseite zur Hälfte mit IMatinschwannn
überzogen ist, was er durch Zersetziuig »'iniger Dezigramme Kalium-
pliif inclilorids in dem zu verwendenden Tiegel bei gleichzeitigem Neigen
und liudrehen des.Helben bewerksU'lligt. Diese Schicht Platinschwamm
gJ4 Kalisalze.
soll eine Reduktion von Kaliumplatinchlorid schon bei verhältnismäßig
niedriger Temperatur hervorrufen. Nach beendeter Reduktion wird
längere Zeit stark erhitzt, wobei sich der größte Teil des Chlorkaliums
verflüchtigen soll. Durch Hinzufügen einiger Tropfen konzentrierter
Salzsäure in den erkalteten Tiegel und nachheriges Erwärmen ersieht
man an einer gelblichen Färbung, ob die Zersetzung eine vollständige
war, und wiederholt nötigenfalls das Glühen unter Zusatz von etwas
Oxalsäure. Nach genügendem Auswaschen des Platinschwammes durch
Dekantieren glüht und wägt man.
Den gleichen Zweck, also Umgehen einer Wägung des Kalium-
platinchlorids, verfolgen die Verfahren, bei welchen ein Zerlegen des
Doppelsalzes mittels reduzierender Substanzen, wie ameisensaurer und
oxalsaurer Salze, Magnesium- oder Zinkstaub, herbeigeführt und ent-
weder das abgeschiedene Platin bestimmt oder in der von Platin ab-
filtrierten Flüssigkeit das Chlor titriert Avird. Von den letzteren Me-
thoden ist wohl die von Fahre (Chem.-Ztg. 20, 502; 1896), vereinfacht
von Diamant (Chem.-Ztg. 22, 99; 1898), am bemerkenswertesten.
Fahre reduziert das gelöste Kaliumplatinchlorid mit Magnesiumstaub
in der Wärme, filtriert das Platin und den überschüssigen Metallstaub
ab und bestimmt in der Lösung das Chlor titrimetrisch. Diamant
nimmt statt Magnesiumstaub Zinkstaub, weil letzterer bereits in der
Kälte reduzierend wirkt, auch vermeidet er dabei eine bei Anwendung
von Magnesiumstaub leicht auftretende Bildung von unlösHchem
Magnesiumoxychlorid, was durch Zusatz von Schwefelsäure und darauf
folgendes Neutralisieren der überschüssigen Säure mittels Calciumcar-
bonats zu beseitigen wäre. Die gleiche Methode ist bereits seit 1890
im Laboratorium der Kaliwerke Aschersleben in Gebrauch, aber von
ihren Erfindern W. Feit und H. Bokemüller (Posts chem.-
techn. Anal., Bd. I, S. 919) nicht veröff enthebt worden. Auf demselben
Kahwerk Avird noch nach einer anderen von Kubierschky ange-
gebenen Methode gearbeitet, die darin besteht, das Kaliumplatin-
chlorid in Wasser zu lösen, das Platin mit Schwefelnatrium und
Schwefelsäure auszufällen und das Schwefelplatin durch Glühen an der
Luft zu zerlegen.
Die in den Vereinigten Staaten von Nordamerika vielfach ge-
bräuchliche Lindo-Gladding sehe Untersuchungsmethode für
Kalisalze hat in den Händen der meisten Chemiker keine zufrieden-
stellenden Resultate ergeben (s. B r e y e r und Schweitzer,
Zeitschr. f. anal. Chem. 35, 687; 1896) und Robinson (Journ. Amer.
Chem. Soc. 16, 364; 1894). Diese Methode bezweckt, bei Untersuchung
von Kainit oder schwefelsauren Kalisalzen eine vorherige Umsetzung
der Sulfate in die entsprechenden Chloride zu vermeiden, indem sie vor-
schreibt, bei der Untersuchung von Kainit oder schwefelsaurem Kali
eine abgemessene Portion (0,5 g in Lösung) mit 0,25 g Chlornatrium und
einigen Tropfen Salzsäure zu versetzen, mit 15 ccm Platinlösung (1 : 10)
einzudampfen, den Rückstand so lange mit Alkohol (80 Proz.) auszu-
waschen, bis alles Natriumplatinchlorid entfernt ist, und schließlich mit
Verschiedene Methoden zur Kalibestimmung. 615
einer nach folgender Vorschrift bereiteten Chlorammoniumlösung zu
behandeln: ,,Eine Lösung von 100 g Chlorammonium in 500 com Wasser
wird mit 10 g Kaliumplatinchlorid versetzt und dann 6 — 8 Stunden lang
öfter tüchtig durchgeschüttelt, über Xacht stehen gelassen und filtriert. ""
Mit dieser Lösung soll der Kaliumplatinchlorid-Xiedersclilag auf dem
Filter oder in der Schale bis zur Entfernung aller Sulfate ausgewaschen,
nochmals mit 80 proz. Alkohol nachgespült, getrocknet und gewogen
werden.
Schweitzer und L u n g w i t z (Chem.-Ztg. 18, 1320; 1894)
wenden bei kompliziert zusammengesetzten kalihaltigen Düngern zum
Ausfällen der Schwefelsäure bzw. Phosphorsäure eine Lösung von
Baryumoxalat in Salzsäure an und entfernen durch weiteres Zufügen von
Wasserstoffsuperoxyd und Ammoniak die alkalischen Erden als Oxalate,
Eisen und Tonerde als Hydroxyde. A. Mayer (Zeitschr. f. anal. Chem.
36, 159; 1897) schlägt statt Baryumoxalat äquivalente Lösungen von
Chlorbaryum und Oxalsäure vor; er fällt zunächst aus einem MaßzyUnder
mit so viel Chlorbaryum aus, bis kein Niederschlag mehr entsteht, und
setzt dann die dem verbrauchten Chlorbaryum entsprechende Menge
Oxalsäure hinzu.
Gilbert^) fällt das Kalium aus seinen Lösungen mit über-
schüssigem essigsauren Kobaltoxydul und Xatriumnitrit als Kalium-
natriumkobaltinitrit, wäscht den Xiederschlag mit dem Kobaltreagens
(Auflösung von 10 g krystallisiertem essigsauren Kobaltoxydul und
90 g reinem kalifreien Xatriumnitrit in Wasser, Zufügen von 25 ccm
Essigsäure (spez. Gew. 1,04) und Auffüllen zu 1 Liter) und verdrängt
letzteres durch 80 proz. Alkohol. Der ausgewaschene Xiederschlag wird
nun entweder durch Erwärmen mit Salzsäure in Lösung gebracht oder
bei 3(X)" C zersetzt und der Rückstand mit Wasser aufgenommen.
Die so erhaltenen Lösungen werden dann wie gewöhnlich mit Platin-
chlorid oder Überchlorsäure weiter behandelt. — Diese Methode ist, so
gute Resultate sie ergeben mag, zu zeitraubend, um in der Technik Ein-
gang zu finden.
X o u b a u e r (Zeitschr. f. anal. Chem. 39, 481 ; UM«)) empfiehlt
zur Kalibestimmung folgende Arbeitsweise: 25 ccm (— 0,5 g) der wie
„M'wöhnlich hergestellten wässerigen Lösung des KalLsalze^s werden mit
«inem kleinen Überschuß von Platinchlorid unter Zu.satz von einigen
'iVopfen Salzsäure in einer geräumigen I'orzellanschale auf den) Wasser-
bade nicht zu stark eingedampft. Xadi dem Erkalten wird die .Masse
mit etwa 1 ccm Wa.sser duichfeucjitet, mit einem l)reiten (Ilasstabe
tii(;htig zerrieben und dies Zerreiben nach jedesmaligem Zusatz von
10 ccm Alkohol (93 bis 96 Vol. -Proz.) 3 mal wiederholt. Die Sehale
bleibt nun ^'., Stunde lang bedeckt stehen; während dieser Zeit reibt
man den Niederschlag nodi einige Male duiih, filtriert dann (Inreh einen
') Inaufi^ural-DiHsi-rtiition, 'l'iil)iii^;<>ii iH'.tS: \)u- Hc?<iiiiiiiiiuit: <l''^< Kuhimis
niifh rpiantitativor AhMchr-iduiiu (li"HS(<n)cii ali Kuliiiinmilrmmknlmhiiitril. \'gl.
,iiifh I) r (I H li o 1 , Zeitschr. f. unurg. Cliciii. 66, --'IJ; l'.MtT.
(3}Q Kalisalze.
mit Asbest ausgekleideten G o o c h sehen Tiegel und wäscht in der
Schale gründlich mit Alkohol aus. Nachdem nun die ganze Salzmasse
mit Alkohol in den Tiegel gespült ist, verdrängt man den Rest von Alko-
hol mit etwas Äther und schließlich letzteren durch angesaugte Luft.
Darauf leitet man durch einen durchbohrten Deckel Leuchtgas in den
erhitzten Tiegel, bis das Kaliumplatinchlorid reduziert ist, wozu etwa
^/a Stunde erforderlich ist. Nach dem Erkalten des Tiegels durchfeuchtet
man seinen Inhalt mit kaltem Wasser, saugt alsdann etwa 15 mal heißes
Wasser durch, füllt den Tiegel mit 5 proz. Salpetersäure und läßt dieselbe,
ohne zu saugen, bei entsprechender Nachfüllung ^/a Stunde lang ein-
A\irken. Dann saugt man die Säure ab, wäscht mit heißem Wasser,
trocknet, glüht und wägt das Platin. Durch Multiplikation mit 0,48108
erhält man die entsprechende Menge Kaü (Ko 0). — Auch diese Arbeits-
weise dürfte als zu iimständlich trotz ihrer unbestreitbaren Vorzüge
nicht imstande sein, die sonst in der Kaliindustrie übUchen Bestimmungs-
methoden zu verdrängen.
Spezieller Teil.
I. Salze der (leutscheii Kali-Industrie.
A. Rohsalze.
Carnallit (Gemenge von Carnallit, Steinsalz und Kieserit), Berg-
kieserit (Gemenge von Carnallit und Kieserit), Kainit (Gemenge von
Kainit und Steinsalz), Sylvinit (Gemenge von Sylvin und Steinsalz),
Hartsalz (Gemenge von Sylvin, Steinsalz und Kieserit).
Bei der Untersuchung der Rohsalze empfiehlt es sich, eine mög-
lichst große Probe in Arbeit zu nehmen.
Kalibestimmung nach der Platinmethode.
In den Staßfurter Laboratorien wägt man nach P r e c h t s Vorschlag
mit Vorliebe solche Mengen der zu untersuchenden Salze ab, daß ein
Berechnen des Gehalts an Chlorkalium bzw. Kaliumsulfat oder Kali
aus dem Gewicht des Kaliumplatinchloridniederschlages nicht nötig
ist. 1 mg Kaliumplatinchlorid soll 0,1 Proz. an Chlorkalium bzw.
Kaliumsulfat oder Kali anzeigen. Unter Zugrundelegung der Faktoren
zur Berechnung des Gehalts an Chlorkalium, Kaliumsulfat bzw. Kali
aus dem gefundenen Kaliumialatinchlorid i) mit 0,3056, 0,3571 bzw.
^) Das bei den Analysen erhaltene Kaliumplatinchlorid ist stets schwach
hydrolisiert und enthält nur 30,56 Proz. KCl. Unter Zugrundelegung der
neuesten Atomgewichte müßte K.,PtClg 30,69 Proz. KCl enthalten. Das empirische
Atomgewicht des Platins beträgt demnach 197,0, das wirkliche 195,0.
J
Kaiiht'stiiiimiinfj: in Rolisalzcii. (317
0,1930 nehmt' maii ein Vielfaches dieser Zahlen als abzuwägende ]Menge,
je nachdem der Gehalt in Prozenten Chlorkalium oder Kaliumsulfat an-
gegeben werden soll. Man hat dabei noch den Vorteil, mit der
Menge des Zusatzes an Platinchlorid nicht wechseln zu müssen,
ganz gleich, ol) auf Chloikalium- oder Kaliumsulfatgehalt berechnet
werden soll.
Der Gang der Untersuchung der Kalirohsalze auf Kali ist folgender :
30,56 g^) Carnallit, Bergkieserit, Kainit, Sylvinit oder Hartsalz
werden im 500-ccm-Kolben mit etwa 300 ccm Wasser unter Zu-
satz von 15 ccm konzentrierter Salzsäure-) kochend gelöst und nach
dem Erkalten bis zur Marke aufgefüllt. 50 ccm der Lösung bzw. des
Filtrats werden im 200 ccm-Kolben mit Chlorbaryum — wie auf 8. 623
ausführlich beschrieben ist — ausgefällt, nach dem Erkalten bis zur
Marke aufgefüllt und 20 ccm des Filtrats (= 0.3056 g Substanz)
in einer flachen Porzellanschale von etwa 10 cm Durchmesser nach
Zusatz einer genügenden Menge Platinchloridlösung'') auf dem Wasser-
bade unter häufigem Umschwenken so weit eingedampft, bis daß der
Rückstand sirupdick ist und keine Salzsäure mehr entweichen läßt.
Beim Erkalten erstarrt dann die Masse zu einem Krystallkuchen. F^ine
Bildung von größeren Krystallen von Natriumplatinclilorid ist nach Mög-
lichkeit zu vermeiden, da hierdurch die Leichtigkeit des Auswaschens
leidet. Der Rückstand wird mit einem unten verbreiterten ({lasstabe
zuerst ohne Zusatz von Alkohol zerdrückt, dann mit etwa 20 ccm Al-
kohol tüchtig zerrieben und durchgerührt und die Waschflüssigkeit durch
ein bei 120 — 130° bis zur Gewichtskonstanz — wozu ungefähr 1 Stunde
nötig ist — getrocknetes, warm gewogenes und vorher mit Alkohol an-
gefeuchtetes Filter') filtriert, wobei Sorge zu tragen ist, daß die Flüssig-
keit den Rand des Filters nicht berührt. Ein noch 2 — 3 mal wieder-
holtes Durchrühren des Niederschlages genügt zum vollständigen Weg-
waschen der löslichen Platinkomplexsalze. Noch schneller wird dies Ziel
erreicht, wenn beim zweiten Aufguß von Alkohol die Schale mit Inhalt
auf dem Was-erljade soweit erwiirmt wird, daß der Alkohol liciiialic
siedet. Ein Mindei-bcfund Mm Kaliutuplat inclilorid ist dabei nicht zu
') Für gowölirilicli niid uciin dif l'rohc fein zcrric^lxMi ist. ;ioiiügon 7,(»40 ß
zur Aimlyso. Man löst im TtOO <•< in-Koibcn unter Znsatz von Salzsäure
kochend inid fällt die Scliwefcilsäuro. wie unten l)eseliriel)en. aus: "JO eeni des
Kiltrate« werden zum P]indam]ifen verwendet. Wird .Xnjjahe in K._.(^(Ji'lialt be-
vorzugt, so nehme man öO ;•' 0,1 1>H g — !),(55 g zur .Analyse und dampfe inu- It) crm
ein.
') K» niaelit keinen l'ntersehif<i. oh di(< liohsalze in reinem oder salzsäuri'-
haltigem Wasser gelrlst werden. J)a aln>r der Lösung vor dem .Ausfällen lU'V Seh\v<>fel
säure docli Salzsäure zugesetzt werdt-n muLi, so liegt kein (Ji-imd \i>r, dii- Salzsäure
erst naeh dem Lösen zuzufügen.
•') .Man verwendet in <ler Regel eine Lös\mg, welche in lOeeni 1 g Platin
enthält. Für dir! obigen .Mengen würden t> ccm mehr als g«>t)ügend sein. Hieser
ÜherscIiuLJ ist. aber des leichteren Auswaschens wegen zu empfehlen.
*) Da einige F''iltersorfen nach ilem Refeucliten nüt .Alkohol und mich
lierigem Trocknen an (!(>wicht zun<'hmen (2 "» mg das Filter), so ist es zu empfehlen.
mit Alkohol durchfeuchtete Filter zu trocknen und zu wägen.
61g Kalisalze.
befürchten, da durch die erste kalte Dekantation der bei weitem größte
Teil der Stoffe entfernt ist, welche ein Lösen von Kaliumplatinchlorid
in heißem Alkohol befördern könnten. Der ausgewaschene Niederschlag
wird nun auf das Filter gespült, nach möglichst vollständigem Absaugen
des Alkohols und Abpressen zwischen Filtrierpapier bei 120 — 130" bis
zur Gewichtskonstanz getrocknet — wozu in der Regel 20 Minuten ge-
nügen — und Avarm gewogen.
1 mg Kaliumplatinchlorid entspricht 0,1 Proz. Chlorkalium.
Kalibestimmung nach der Überchlorsäure-
m e t h o d e. 13,4525 g^) Carnalht, Bergkieserit, iCainit, Sylvinit
oder Hartsalz werden mit etwa 300 com Wasser unter Zusatz
von 15 ccm konzentrierter Salzsäure in einem 500 ccm - Kolben
zum Sieden erhitzt und, wie bekannt, mit Chlorbaryum ausgefällt.
Hierbei ist ein geringer Überschuß von Chlorbaryum für die Genauigkeit
des Resultates ohne nachteiligen Einfluß, da Chlorbaryum durch Über-
chlorsäure in Baryumperchlorat übergeführt wird, und letzteres in Alkohol
leicht löslich ist. Zum Ausfällen der Schwefelsäure sind etwa erforderhch :
für Carnallit 24 — 40 ccm, für Kainit 65 — 80 ccm Normal-Chlorbaryum-
lösung (122 g BaCl2.2H2 0 und 50 ccm konzentrierter Salzsäure auf
1 Liter). Nach dem Abkühlen des Kolbeninhaltes füllt man bis zur
Marke auf und filtriert durch ein gehärtetes, ungenäßtes Falten-
filter von etwa 18 cm Durchmesser. Vom Filtrat werden 20 ccm
(= 0,5381 g Substanz) in einer flachen, dunkelblau glasierten Porzellan-
schale'^) von 10 ccm Durchmesser mit 5 ccm Überchlorsäure ^) von 1,125
spez. Gew. auf dem Wasserbade so weit eingedampft, bis der Geruch nach
Salzsäure verschwunden ist, und sich weiße Nebel von Überchlorsäure
entwickeln. Den Abdampf rückstand übergießt man nach dem Erkalten
mit etwa 20 ccm 96 proz. Alkohol und zerreibt sorgfältig. Nach kurzem
Absitzenlassen filtriert man die über dem Kaliumperchlorat stehende
Flüssigkeit durch ein (wie bei der Platinmethode behandeltes) Filter oder
durch einen G o o c h sehen Tiegel. Man wiederholt das Zerreiben des
Kaliumperchlorats noch 2 mal, jedoch nicht mit reinem 96 proz. Alkohol,
sondern mit solchem, dem 0,2 Proz. Überchlorsäure zugesetzt sind. Den
Rückstand spült man dann aufs Filter bzw. in den Tiegel und Aväscht
mit Überchlorsäurealkohol nach. Zuletzt spritzt man zur Verdrängung
der Überchlorsäure das Filter und den darauf befindlichen Niederschlag
mit möglichst wenig reinem 96 proz. Alkohol ab, trocknet und Avägt Avie
bei der Platinmethode.
Auch hier entspricht 1 mg Kaliumperchlorat 0,1 Proz. Chlor-
kalium.
^) Soll der Gehalt in Prozenten KjO angegeben werden, so nehme man
8,50 g zur Analyse vind verringere dementsprechend die Zusätze an Chlorbaryum
und Überchlorsäure.
^) Zu beziehen von W a r m b r u n n , Q u i I i t z & C o., Berlin.
^) Uberchlorsäure von 1,12.5 spez. Gew. ist im Handel zu haben. Sie darf
weder mit Alkohol noch mit Chlorbaryum-Lösung eine Trübung geben.
Analyse der Rohsalze. 619
Kalibe Stimmung nach der Zinkstaub-
ra e t h o d e. 12,427 g Carnallit, Bergkieserit, Kainit, Sylvinit oder
Hartsalz werden mit etwa 300 ccm Wasser unter Zusatz von etwa
2 ccm konzentrierter Salzsäure in einem 500 - ccm - Kolben zum
Sieden erhitzt, abgekühlt, bis zur Marke aufgefüllt und geschüttelt.
10 ccm der Lösung werden mit 6 ccm Platinchlorid-Lösung so weit
eingedampft, daß die Masse beim Erkalten erstarrt. Der Rückstand wird
wie bekannt mit Alkohol zerrieben, ausgewaschen und auf ein unge-
wogenes Filter gespült. Den noch alkoholfeuchten Niederschlag spritzt
man mit ganz wenig heißem Wasser in einen kleinen Erlenmeyer-Kolben,
reduziert mit Zinkstaub, filtriert durch ein glattes Filter von 11 cm
Durchmesser (Dreverhoff Xr. 207), wäscht mit heißem Wasser nach und
titriert das Filtrat unter Zusatz von einigen Tropfen Kaliumchromat-
Lösung mit ^!\(, N. -Silberlösung, ^/k, ccm Silberlösung entspricht
0,1 Proz. KCl.
Bestimmung des Chlor magnesiums (Zeitschr. f.
anal. Chem. 18, 438; 1879). Bekanntlich ist das Chlormagne-sium aus
Carnallit leicht mit Alkohol auszuziehen. Hierauf ist ein einfaches Ver-
fahren begründet, welches das KahsjTidikat zur Unterscheidung der
nichtcamallitischen Rohsalze und Carnallitsalze zur Anwendung
bringt :
10 g des fein zerriebenen Rohsalzes werden in einem etwa 250 ccm
fassenden Kolben mit 100 ccm 96 proz. Alkohol 10 Miruiten lang tüchtig
geschüttelt und 10 oder 20 ccm des alkoholischen Filtrats mit ^k, X.-
Sil berlösung titriert. Diejenigen Salze, welche mehr als 6 Proz. in
Alkohol lösliches Chlor enthalten, werden den Carnallitsalzen,
die mit 6 und weniger Proz. den nichtcarnalliti.schen Rohsaizen
zugerechnet.
Bestimmung des G e s a m t m a g n e s i u m s (ebenda) .
Eine sehr genaue, von P r e c h t in die Praxis eingeführte Bestimmungs-
wei.se von Magnesium.salzen (auch im Kieserit) ist die folgende: 10 g fein
zerriebenen Rohsalzes werden in einem etwa bis zu 2 Dritteln mit Wasser
gefüllten öOO-ccm-KoJlx'n nicht utiter 1 Stunde gekoclit. Die Flüssigkeit
wird nach dem Erkalten mit 50 — 60 ccm I)oi)pelt-N()rnialkali-
lauge und l)ei hohem Kalkgehalt mit 20 ccm einer Lösung (1 : 10)
von neutralem Kaliiunoxalat versetzt, der Kolben l)is /.im-
Marke aufgcfüllf und die Flü.ssigkeit nach '/., Stunde liltrifit.
50 ccni des Filtrats weiden sodann mit '/,„ X.-Seliwcfelsäin-e zurück -
titriert. Zu dem gefundenen (ielialt an Magnesiumsulfat sind 0,2 Pro/,,
liinzuzurechnen.
M a ß a n a 1 y t i s e li e H e s t i in ni u n g d e r S e li u i' f e 1 -
s ä u r e. Die von VV o 1 f .M ü 11er (Her. 35, I5S7: 1902) und späti-r in
(Jemeinseliaft mit K. I) ü r k e s (Zeit.sehr. f. anal. Clieni. 42, 477: 1903)
ausgearbeitete Met liode zur Titration der Schwefelsäure mittels Hen/.idin-
eldorliydrates ist auch bei der rntersuehung der Kalisalze mit gutem
infolge anzuwenden. Die liest iinminigen sind /u\ eiliissj..' und m Imell
und leicht auszuführen. (Vgl. darübei- S. ;{34 f.)
(320 Kalisalze.
Vollständige Analyse der Rohsalze.
Man löst 100 g Salz unter Kochen in etwa 500 com Wasser, filtriert
die Lösung, wäscht aus und füllt das Filtrat zu 1 1 auf. Ein Teil der
Flüssigkeit wird zur Bestimmung der Schwefelsäure und ein anderer
zur Kalk- und Magnesiabestimmung benutzt. Behufs Bestimmung der
Alkalien fällt man aus 100 ccm der vorhandenen Lösung (= 10 g
Substanz), nachdem die Flüssigkeit mit Salzsäure angesäuert und zum
Sieden erhitzt ist, die Schwefelsäure mit Chlorbaryum in einem 500-ccm-
Kolben vollständig aus, ohne einen Überschuß des Fällungsmittels anzu-
wenden. Von der bis zur Marke aufgefüllten Flüssigkeit werden 50 ccm
(= 1 g Substanz) zur Trockne verdampft, um die Salzsäure zu ent-
fernen, und darauf wird das Chlormagnesium durch Glühen mittels
Oxalsäure zerlegt. Nach dem Glühen befeuchtet man den Rückstand
mit wenig Ammoniumcarbonat, um den gebildeten Ätzkalk in Calcium-
carbonat überzuführen. Die von Kalk und Magnesia vollständig be-
freiten Chloralkalien werden gewogen. Das in ihnen enthaltene Chlor-
kalium wird mit Platinchlorid oder Überchlorsäure, wie bekannt, be-
stimmt. Nach Abzug dieser Menge von den Gesamtchloralkahen ergibt
sich der Gehalt an Chlornatrium. Der Gehalt an Chlormagnesium wird
wie bereits beschrieben bestimmt. Die in Wasser unlöslichen Bestand-
teile der Rohsalze werden in der Weise bestimmt, daß 10 g Salz mit
heißem Wasser behandelt und die ungelöst bleibenden Stoffe auf einem
gewogenen Filter gesammelt, bei 100" getrocknet und gewogen werden.
Zur Wasserbestimmung werden 10 g im Platintiegel mit einer gewogenen
Schicht ausgeglühten Bleioxyds bedeckt und bei aufgelegtem Deckel
10 Minuten über kleiner Flamme bei dunkler Rotglut erhitzt. Der
Glühverlust gibt den Wassergehalt an; oder man glüht 10 g, bestimmt
den Gewichtsverlust, löst die geglühte Masse in Wasser und titriert den
Chlorgehalt, um zu bestimmen, wieviel Chlormagnesium beim Glühen
zersetzt wurde. Die Differenz des Chlorgehaltes in der ungeglühten und
geglühten Probe wird unter Berücksichtigung der Aufnahme an Sauer-
stoff von dem Glühverlust in Abzug gebracht; der Rest ist Wasser.
Die Berechnung der Salze wird in der Weise ausgeführt, daß
von dem Gesamt-Magnesium-Gehalt der dem Chlormagnesium-Gehalt
entsprechende in Abzug gebracht wird. Der Rest wird als Magnesium -
Sulfat berechnet. Der etwa verbleibende Überschuß an Schwefelsäure
wird nach Abzug der an Calcium gebundenen Menge als K2SO4 angegeben
Letzteres (als K2O umgerechnet) vom Kali-Gehalt abgezogen ergibt den
Gehalt an KCl. Chlornatrium wird, wenn nicht direkt bestimmt, aus der
Differenz berechnet. Handelt es sich um die Untersuchung und Er-
kennung komplizierter Salzgemische, so führt eine Bestimmung der
einzelnen Bestandteile ohne weiteres nicht zum Ziel. In einem solchen
Falle ist zunächst das in Alkohol lösliche Chlormagnesium (s. S. 619) zu
ermitteln und hieraus der Gehalt an Carnallit zu berechnen. Ferner ist
eine Trennung nach dem spez. Gewicht vorzunehmen, welche nach der
bekannten Schwimmethode mittels Bromoform ausgeführt wird. Werden
i
i
Analyse di's C'liloikaliuins. (jo]
nun in den nach verschiedenem spez. Gewicht gesonderten Salzpartien
die einzelnen Bestandteile ermittelt, so ist es möglich, hieraus die Zu-
sammensetzung des Gemisches nach den verschiedenen ISalzen zu be-
rechnen. Die Trennung nach dem spez. Gewicht wird derartig aus-
geführt, daß das .Salzgemisch in ziemlich fein zerriebenem Zustande mit
einer so gewälilten Mischung von Benzol und Bromoform übergössen
wird, daß die ganze Masse am Boden des Gefäßes liegen bleibt. Beim
stufenweisen Steigern des spez. Gewichtes steigen die leichteren Partien
in die Höhe und können abgeschöpft werden.
B. Zwischenprodukte der Fabrikation.
Die Untersuchung der bei der Verarbeitung der Rohsalze auf kon-
zentrierte Kalisalze auftretenden Zwischenprodukte, Laugen, Rück-
stände usw. wird analog den für die Analyse der Rohsalze gegebenen Vor-
schriften vorgenommen. Enthalten diese Produkte wenig Kali und viel
Chlornatrium, so ist die Zinkstaubmethode oder auch die Finkener-
sche Methode mit Vorteil anzuw enden, indem die kalisalzhaltige Lö.'^ung
ohne vorherige Abscheidung der Schwefelsäure mit einer nur zur
Fällung des Kalis ausreichenden Menge Platinchlorid versetzt wird und
nach dem Auswaschen des Verdampfungsrückstandes eine Reduktion
des Kaliumplatinchlorids und Wägung des Platins bzw. Titration des
Chlors stattfindet.
C. Fabrikationsprodukte.
1. l'liIorkaliiiMi.
a) P 1 a t i n m e t h o d e. 7,(3-40 g der fein zerriebenen Probe
w erden zu 500 ccm aufgelöst. Bei Salzen, die mehr als 0,5 Proz. Schwefel-
säure (SO.,) enthalten, ist eine vorlierige Umwandlung der Sulfate in die
entspreciu'iideii Chlorverbindungen durch Ausfällen mit salzsäure-
haltiger (■hlorbaryumiösiiiig erfordcrüch. 20 ccm {--- Oj.'iOöO g Salz) der
Lösung bzw. des Filtrats werden mit 5 ccm Platinchloridlösung ein-
gedampft. Das Verdampfen kann olme Gefahr bis zur Trockne fort-
gesetzt werden (Unterschied gegen Rohsalze), da neben Kaliumplatin-
chlorid der Hauptmenge nach nur noch Xatiium|)latiiiclil<)rid vorhaiulcn
ist, welches bekanntlicli in entwässertem Ziistaiidc durcli Alkohol leichter
gelöst wird als in wasserhaltigem.
Die weitere Verarbeitung des Rückstandes geschieht in dt rsi-lbcn
Weise, wie bei den Rohsalzen beschrieben ist. Kine Anwi-iidung von
heißem Alkohol zum Auswaschen ist auch hier sehr zu empfehlen.
I mg Kaliumplatinclilorid entspricht 0,1 Proz. Chloikaliiim.
1>) (*' b e r (■ h 1 o r s ä u r e m e t h o d e. \'.i,4't'2i'y g der fein zer-
riebenen Probe werden unter Zusatz von 3 — 4 ccm (bei hoiieiu
SO^-Gehalt 5 — 10 ccm) salzsäurelialtiger ( 'lilorbaryuml<")sinig (1-2 g
ß22 Kalisalze.
BaCl2.2H20 mit 50 ccm konzentrierter Salzsäure zu 1000 ccm auf-
gefüllt) zu 500 ccm aufgelöst. 20ccm (= 0,5381g Salz) des Filtrats
Averden mit der l^/g fachen Menge der zur Zersetzung aller Salze nötigen
Überchlorsäure auf dem Wasserbade eingedami^ft und der Rückstand,
Avie bei ,, Rohsalze" angegeben, behandelt. 1 mg Kaliumperchlorat ent-
spricht 0,1 Proz. Chlorkalium.
Die Zinkstaubmethode eignet sich nur für ChlorkaHum mit hohem
SOg-Gehalt.
Bestimmung des Chlor natriums in hoch-
prozentigem ChlorkaHum. Die hier folgende Bestimmungs-
methode des Chlornatriums ist nur bei der Untersuchung von 95 — 99 proz.
Chlorkalium zu verwenden. Sie ist eine Abänderung der von R ö 1 1 g e r
und P r e c h t (Ber. 18, 2076; 1885) empfohlenen Methode und beruht
auf der höheren Löslichkeit des Chlornatriums in Alkohol gegenüber
dem Chlorkalium. Die Löslichkeitsverhältnisse sind die folgenden.
Bei 15» lösen sich in 100 Tl. Alkohol von
90 92,5 95 Gew.-Proz.
an Chlornatrium 0,345 0,223 0,146 Tl.
an Chlorkalium 0,073 0,043 0,028 -
Nach der Röttger-P recht sehen Methode werden 20 g des
fein zerriebenen Chlorkaliums in einem 110-ccm-Kolben mit etwa 80 ccm
90 proz. Alkohol ^/^ Stunde lang tüchtig geschüttelt. Zur Ausfällung
der vorhandenen Magnesiumsalze wird ^/g ccm einer 10 proz. Kalium-
carbonatlösung zugesetzt, nochmals tüchtig geschüttelt und mit 90 proz.
Alkohol bis zur Marke aufgefüllt. 50 ccm {= 10 g Salz) der Lösung
werden in einer Platinschale bis zur Trockne eingedampft, schwach
geglüht, gewogen und durch Bestimmung des ChlorkaHums im Rück-
stand der Chlornatriumgehalt im ursprünglichen Salz indirekt fest-
festgestellt.
Um ein längeres Schütteln des Salzes mit 90 proz. Alkohol zu
umgehen und gleichzeitig ein leichtes Lösen des Chlornatriums zu
bewirken, verfährt man nach Tietjens (Methode nicht veröffent-
licht) folgendermaßen:
12,5 g Chlorkalium werden in einem 255 ccm-Kolben mit 25 ccm
Wasser, Avelche etwa 90 mg Kaliumcarbonat^) gelöst enthalten, kochend
gelöst. Der heißen Lösung wird nun unter Umschwenken absoluter
Alkohol zugesetzt, bis zur Marke aufgefüllt und tüchtig etwa 1 Minute
geschüttelt. Von dem filtrierten Inhalte werden 100 ccm (= 5 g Salz)
nach Zusatz von einigen Tropfen konzentrierter Salzsäure (zur Neutrali-
sation des gelösten Kaliumcarbonats) in einer Platin- oder Porzellan -
schale zur Trockne eingedampft. Der Rückstand wird schwach geglüht
und gewogen. In diesem Gemisch von ChlorkaUum und Chlornatrium
wird entweder das ChlorkaUum in bekannter Weise mittels Platin-
') Ein größerer Überschuß von Kaliumcarbonat kann ein teilweises Wieder-
ausscheiden des gelösten Chlornatriunis zur Folge haben.
Analyse x'oii C'lilorkalium und schwefeLsaiu'ern Kali. ()23
chloiid oder Überchlorsäure bestimmt und aus der Differenz das Chlor-
natrium berechnet, oder durch Titration mit W^, X.-Silberlösung der
Chlorgehalt festgestellt, woraus der Gehalt an Chlorkaliuni und Clilor-
natrium leicht zu berechnen ist.
Bestimmung von C h 1 o r m a g n e s i u m b e z w .
Magnesiumsalzen im Chlorkalium. Zur Feststellung
des Gehaltes an Magnesiumsalzen bzw. Chlormagnesium im Chlorkalium
werden 25 g Salz in einem 500-ccm-Kolben aufgelöst und mit 10 ccm
Doppelt - Normalkahlauge versetzt. Nachdem der Kolben bis zur
Marke aufgefüllt und geschüttelt und die Flüssigkeit filtriert ist, titriert
man 50 ccm des Filtrats mit ^/i^N. -Schwefelsäure. Die in Lösung
bleibenden Calciumverbindungen beeinflussen das Resultat nicht.
Auch die Fällung der Magnesiumsalze mittels Calciumsaccharats,
wobei sich nicht Magnesiumsaccharat, sondern Magnesia bildet, kann,
wie es auf dem Salzbergwerk Neustaßfurt geschieht, zur Gehaltsfest-
stellung benutzt werden. Man verfährt wie folgt:
25 g Salz werden mit 150 — 200 ccm Wasser in einen 250-ccm-
Kolben gespült, mit 25 ccm einer eingestellten Calciumsaccharatlösung
versetzt und der Kolben nach gehörigem Umschütteln auf 250 ccm auf-
gefüllt. Der entstandene voluminöse Niederschlag von Magnesia wird
nach einiger Zeit durch ein Faltenfilter filtriert und vom Filtrat 50 ccm
mit V)o N. -Schwefelsäure unter Benutzung von Phenolphtalein als Indi-
kator titriert.
Die Bereitung der Calciumsaccharatlösung geschieht am besten
nach folgender Vorschrift: 450 g Ätzkalk und 450 g Zucker werden in
7 Liter Wasser gelöst. Nach ^j^ stündigem tüchtigen Schütteln läßt
man den entstandenen Niederschlag während 2 — 3 Wochen absitzen,
filtriert dann die Lösung und versetzt sie mit weiteren 450 g Zucker.
Die Lösung wird zweckmäßig bei Luftabschluß aufbewahrt und benutzt.
Bestimmung von Wasser im CJ h 1 o r k a l i u m.
Man verfährt, wie bei der Wasserbestimmung in den Rohsalzen beschrie-
ben ist, mit dem Unterschied, daß nur bei chlormagnesiumreiclien Salzen
eine Übenschichtung derselben mit Bleioxyd vorgenonnnen werden muß.
Bestimmung des Unlöslichen im C li 1 o r -
k a 1 i u m. Zur Feststellung der im Wasser unlöslichen Bcstaiulteilc
des Clilorkaliums werden 10 g mit heißem Wasser gelöst und der Rück-
stand auf einem gewogenen Filter gesammelt.
Die Bestimmung von Kalk und S r h u c f c 1
sä u |- e wird in Itekaiuiter Weise ausgefüliit.
li. S»'h\\<'(«'lsaiir«'s Ivali.
A i 1 g (' m (• i n <• H c ni c r k n n g c n ü b <• r die Int «• r -
s u c ii u n g V () n Kali s a I z c n in i 1 ho It e m S c li w e f c I -
s ä u r e g e h a I t. Hei der Bestimmung des Kalis in V'eibindungen mit
& liolicm Scliwefelsäurcgf'liall liegt, falls das Kali in Form von Kalium-
■ platinclilorid oder Kaliunipi idildial aliLM-scliicdtii wci-dcn soll, der
■
g24 Kalisalze.
Schwerpunkt des ganzen Untersuehungsganges in der Abscheidung der
Schwefelsäure mittels Chlorbaryumlösung. Bei der Platinmethode ist
ein kleiner Rest (etwa P,5 Proz. SO3) nicht ausgefällter Schwefelsäure
ohne nachteihge Wirkung, während — wie bereits bemerkt — ein Über-
schuß von Chlorbaryum wegen der Zersetzung des Baryumplatinchlorids
durch Alkohol unter allen Umständen zu vermeiden ist. Bei der Über-
chlorsäuremethode hingegen ist ein kleiner Überschuß von Chlorbaryum
ohne Einfluß auf das Analysenergebnis. Die Bedenken, welche gegen das
in der Staßfurter Kahindustrie gebräuchliche Verfahren der Ausfällung
der Sch\\'efelsäure mittels Chlorbaryum geltend gemacht werden, sind
nicht berechtigt. Bei einiger Übung und Innehalten der weiter unten
gegebenen Vorschrift ist es ein leichtes, ein genaues Abscheiden der
Schwefelsäure herbeizuführen und richtige Ergebnisse zu erzielen. Um
ein Niederreißen von Kah durch Baryumsulfat möglichst zu vermeiden,
geschieht die Ausfällung in stark salzsaurer Lösung^). Abweichend hier-
von wird im Laboratorium der Konsolidierten Alkaliwerke zu Wester-
egeln bei der Untersuchung von Rohsalzen eine Umwandlung der Sul-
fate in die entsprechenden Chloride in neutraler Lösung vorgenommen,
indem z. B. 10 g CarnalUt in einem 250-ccm-Kolben mit etwa 150 ccm
Wasser über einer kleinen Flamme zum Kochen gebracht und aus einer
darüber hängenden Bürette mit einer neutralen Lösung von 127 g BaCla-
2HoO im Liter (1 ccm = 50 mg SO4) ausgefällt wird. Die Benutzung
dieser neutralen Lösung hat den Vorteil, daß man ein direktes Merkmal
zur Erkennung des Punktes hat, wann sämthche Schwefelsäure ausgefällt
ist. Tritt dieser Zeitpunkt ein, so wird die Wandung der hochsteigenden
Dampfblasen, welche bislang durchscheinend waren, plötzlich undurch-
sichtig. Zur Vorsicht setzt man noch einige Tropfen Chlorbaryumlösung
mehr hinzu. Nach dem Abkühlen wird nur bis zur Marke aufgefüllt.
Der Fehler, welcher durch Nichtbeachtung des Volumens von Baryum-
sulfat entsteht, und der entgegengesetzt wirkende, welcher aus der
Fällung in neutraler Lösung hervorgeht, heben sich auf.
Schwefelsaures Kali und schwefelsaure Ealimagnesia.
a) P 1 a t i n m e t h o d e. 8,9275 g der fein zerriebenen Probe
werden in einem 500 ccm-Kolben unter Zusatz von 20 ccm konzentrierter
Salzsäure mit etwa 350 ccm Wasser kochend gelöst. In die im Kochen zu
haltende Salzlösung läßt man aus einer Glashahnbürette Chlorbaryum-
lösung tropfenweise zufheßen. Die Anzahl der zur Ausfällung der
Schwefelsäure nötigen Kubikzentimeter Chlorbaryumlösung ist annähernd
aus der Art des zu untersuchenden Kalisalzes vorher zu bestimmen, so
daß die größte Menge Chlorbaryum ohne Prüfung zugesetzt werden kann.
Die letzten Kubikzentimeter läßt man vorsichtig zutröpfeln und prüft
von Zeit zu Zeit, wie weit die Ausfällung vorgeschritten ist. Ob die
I
I
^) 122 g BaClj. 2 HgO mit 50 ccm konz. Salzsäure zu 1000 ccm aufgefüllt.
Man achte auf eine etwaige Verunreinigung des Chlorbaryums durch Kalisalze.
Kalidüngesalzf. {\'2~i
Schwefelsäure gefällt ist, erkennt man mit großer Schärfe daran, daß
ein Körnchen Chlorbaryum in der durch Absetzen des Baryumsulfat-
niederschlages geklärten Flüssigkeit keine Trübung erzeugt. Ist Schwefel-
säure auch nur in ganz geringer Menge noch vorhanden, so bewirkt das
hineinfallende Körnchen eine deuthch erkennbare Trübung, \\elche sich
wie ein Schleier von oben nach unten durch die Flüssigkeit zieht. Ein
etwaiger Überschuß an Chlorbaryum ist durch einige Tropfen Schwefel-
säure zu entfernen. Nach beendeter Ausfällung und Erkalten der
Lösung wird der Kolben bis zur Marke aufgefüllt und 20 ccm ( = 0,3571 g
Salz) der filtrierten Lösung wie gewöhnlich mit 5 ccm Platinchlorid-
lösung (1 : 10) weiter behandelt. 1 mg KaUumplatinchlorid entspricht
0,1 Proz. Kaliumsulfat. Zu dem gefundenen Gehalt an Kaliumsulfat
sind bei schwefelsaurem Kali (90 — 97 Proz.) 0,3 Proz. hinzuzurechnen,
während bei schwefelsaurer KaHmagnesia eine Korrektion nicht er-
forderhch ist.
b) Über Chlorsäure methode. 15,7218 g (oder 7,8609
Gramm im 500-ccm-Kolben und 15 ccm konz. HCl) Salz werden in einem
Literkolben unter Zusatz von 30 ccm konzentrierter Salzsäure mit etwa
700 ccm Wasser kochend gelöst. (Ein 500-ccm-Kolben m ürde für den
bedeutenden Baryumsulfatniederschlag nicht geräumig genug sein.)
Die weitere Behandlung ist dieselbe, wie unter a) angegeben, mit dem
Unterschiede, daß ein geringer Überschuß von Chlorbaryum angewandt
werden kann, und daß anstatt 20 ccm des Filtrats 40 ccm (= 0,6289 g
Salz) mit der genügenden Menge Überchlorsäure einzudampfen sind.
1 mg Kaliumperchlorat entspricht 0,1 Proz. Kaliumsulfat. Zu dem ge-
fundenen Gehalt sind, wie unter a), 0,3 Proz. hinzuzurechnen.
c) Zinkstaubmethode. 14,5225 g Salz werden wie bei
,, Rohsalze" beschrieben behandelt. Die vom reduzierten Platin ab-
filtrierte Lösung fülle man zu 200 ccm auf und titriere bei Kalimagnesia
100 ccm, bei schwefelsaurem Kali 50 ccm derselben.
Die Xebenbestandteile des schwefelsauren Kalis bzw. der schw efel-
sauren Kalimagnesia (Magnesia, Kalk, Natron, Schwefelsäure, Chlor,
Wasser und Unlösliches) werden in bekannter Weise bestimmt.
:t. Kaliiliiii^Tsalze.
Die Untersuchung der Kalidüngesalze unterscheidet sitli nui' un-
wesentlich von der des .schwefelsauren Kalis. Ihr Gehalt wird jetzt all-
gemein in Prozenten K.,0 angegeben. Enthalten sie einen großen Teil
von in Salzsäure unlöslichen Bestandteilen, welche den Endpunkt beim
Ausfällen der Schwefelsäure .schwer erkennen la.s.^en, so ist es ratsam,
die salz.saure Lösung der Düngesalze vor dem Ausfällen zu filtrieren.
Man verfährt sonst folgendermaßen :
a) Plati n m e t h o d e. 9,65 g werden in einem 5»M) iiin-Kolben
in bekannter Weise ausgefällt und 10 ccm (^ 0,193 g) der Lösung bzw.
des Filtrats mit 4 ccm Platinlösung eingedampft. — 1 mg K.J't Clg =
0,1 Proz. KjÜ.
Untersuchungen. 8. Aufl. I. w
Q^Q Kalisalze.
b) U b e r c h 1 o r s ä u r e m e t h o d e. 8,50 g werden in gleicher
Weise ^vie unter a) behandelt, mit dem Unterschiede, daß 20 ccm
(= 0,34 g) mit 3 — 4 ccm Überchlorsäure eingedampft werden. — Auch
hier entspricht 1 mg KCIO4 0,1 Proz. K^O.
c) Zinkstaubmethode. 7,85 g werden auf 500 ccm gelöst
und 10 ccm der Lösung mit 4 ccm Platmlösung eingedampft. Die
weitere Behandlung ist dieselbe, wie unter ,, Rohsalze" angegeben.
Die Feststellung der übrigen Bestandteile der Kalidüngesalze
geschieht in der mehrfach erwähnten Weise. Bei der Bestimmung des
Wassergehaltes ist auf einen eventuellen hohen Chlormagnesiumgehalt
Rücksicht zu nehmen.
A 11 li a 11 g.
Bromi).
Im Anschluß an die vorgenannten Kalisalze sei noch die Analyse
eines der wichtigsten Nebenprodukte der deutschen KaH-Industrie, des
Broms, besprochen. Als Ausgangsmaterial für seine Fabrikation dient
die Endlauge aus der Chlorkalium-Fabrikation, die etwa 0,22 — 0.30 Proz.
Brom bzw. 2,8^4,0 g im Liter in Form von Bromid enthält. Der Ge-
halt im normalen RohcamaUit beträgt 0,15 — 0,25 Prozent.
A. Rohstoffe.
1. Braunstem.
Ungefähr 5 g der pulverisierten Probe werden auf einem Uhi'glase
etwa 30 Minuten bei 110*^ getrocknet, dann ganz fein zerrieben und noch-
mals 10 Minuten getrocknet. Von der im Exsikkator erkalteten Masse
wäge man ungefähr 0,2 g in einen Erlenmeyer-Kolben, versetze mit etwa
3 — 4 g Jodkaliuni (m 5 ccm Wasser) und genügend Salzsäure (spez.
Gew. 1,124), schüttle ohne Erwärmung um, bis der Braunstein zersetzt
ist, verdünne und titriere mit ^/^q N.-Thiosulfat-Lösung. 1 ccm =
0,00435 g ÄlnOa (s. a. S. 567 ff.).
2. Endlaiigre.
In ein Becherglas oder einen weithalsigen Erlenmeyer- Kolben von
600 — 750 ccm Inhalt gebe man 20 ccm Endlauge unter Zusatz von etA^a
80 ccm W^asser und einigen Tropfen Salj)etersäure. In einem zweiten
gleich großen Gefäße löse man 4 — 5 g reines Chlorkalium in etwa 100 ccm
Wasser. Zu beiden Flüssigkeiten lasse man nun unter beständigem Um-
rühren und Schütteln genau je 300 ccm ^/^q N. -Silberlösung fheßen,
lasse die Niederschläge sich klar absetzen (etwa 12 Stunden erforderlich !),
1) Siehe Bokemüller inPosts chem.-techn. Anal., Bd. I, 949.
Brom. (527
bringe sie nach häufigem Dekantieren je in ein kleines, mit Asbest-
filter versehenes gewogenes Filtrierrohr, wasche mit salpetersaurem
Wasser nach und trockne nicht unter 3 Stunden bei 130". Die Differenz
zwischen den Gewichten des ersten und zweiten Silberniederschlages
(Ag Br -^ Ag Cl) — Ag Cl) multipliziei't mit 50 . 1,7976 ergibt die Gramme
Br im Liter Endlauge.
Auch folgende Bestimmungsweise gibt genaue Ergebnisse: 20 ccm
Endlauge werden nach Ansäuern mit Salpetersäure mit einer Lösung
\on etwa 8 g Silbemitrat gefällt. Nachdem der Niederschlag in be-
kannter Weise ausgewaschen, getrocknet, geschmolzen und gewogen ist,
wild das in ihm vorhandene Ag Br durch Erhitzen im Chlorstrome in
Ag Cl übergeführt. Die Berechnung ist dieselbe wie oben.
Die Brom-Bestimmung im Carnallit ist der in der Endlauge durch-
aus ähnlich.
B. Zwischenprodukte.
1. ' I-hitbrointe Lauj««'.
Zur Bestimmung des freienBroms titriere man 100 ccm nach
Zusatz von Jodkalium-Lösung mit ^/jo N.-Thiosulfat-Lösung. L'm die
Menge des gebundenen Bioms zu ermitteln, werden 250 ccm Lauge in
einem öOO-ccm-Kolben bis zur gänzhchen Vertreibung des freien Broms
gekocht, dann abgekühlt, bis zur Marke aufgefüllt, geschüttelt und
40 ccm der Lösung, Avie bei der Brombestimmung in der Endlauge be-
schrieben, mit Silberlösung weiter behandelt.
2. Clilorlauge (Abfall-Laug:e bei der Jieieitunj^ von ( lilor :iiis
Braunstein und Säui'e).
Das freie Chlor bestimmt man durch Versetzen von öO ccm
Lauge mit Jodkalium-Lösung und Tritieren mit Wo N.-Thiosulfat-
Lösung. Zur Bestimmung des gebundenen Chlors versetzt man 1 ccm
Lauge mit Zinkstaub im Überschuß, kocht, filtriert und titriert mit
\/io N. -Silberlösung das Gesamtchlor.
Der Gehalt an freie r S ä u r e wird in der Weise festgestellt,
daß man in 1 — 5 ccm Lauge das freie Chlor mit Jodkalium und Thio-
sulfat entfernt, dann durch Zusatz eines Überschus.ses von Jodat-Lösung
und Titration mit Thiosulfat das aus dem Jodat entstandene Jod
bestimmt.
S c h w e f e 1 s ä u r e wird nach Entfernen des Eisens mit
Brom in ammoniakalischer Lcisung mit Chlorl)aryum bestimmt.
Um dvn Gehalt von Mang a n und E i s e n festzustellen, vei-setze
man 1 ccm Lauge mit 20 ccm starker Salzsäure, dann mit überschüssigem
Ammoniak und fälle mit Brom in solcher Menge, daß der Brom-tierucii
deutlich wahrnehmbar ist. Nach Entfernen des überschüssigen Broms
durcii Kochen gebe man einige Tropfen Ammoniak hinzu und filtriere
40*
628
Kalisalze.
den schwarzbraunen Niederschlag, der iiacli dem Auswaschen mit
ammoniakhaltigem Wasser getrocknet, gegUiht und als Mn304 -\- FcoOg
gewogen \\ird.
Den Gehalt an Eisen allein findet man durch Behandeln von
10 ccm Lauge mit 20 ccm Salzsäure (1,19 spez. Gew.), derselben Menge
Ammoniak (0,91 spez. Gew.) und 25 — 50 ccm einer kochenden kon-
zentrierten Lösung von Natriumacetat, kurzes Aufkochen und möglichst
schnelles Filtrieren des Niederschlages, der nach Auflösen auf dem
Filter mittels schwacher Salzsäure und Neutrahsieren mit Ammoniak
mit Natriumacetat gefällt wird, bis im Filtrat Mangan mit Brom
nicht mehr nachgewiesen -werden kann. Die Fällung des Eisens in der
durch nochmahges Lösen des Niederschlages in Salzsäure hergestellten
Flüssigkeit geschieht zuletzt in bekannter Weise mit Ammoniak. Kalk
und Magnesia bestimmt man in dem von der Mangan- und Eisen-
Bestimmung herrührenden Filtrat wie gewöhnlich.
€. Endprodukte.
1. liroiu.
Rohbrom enthält 2—5 Proz., technisch reines Brom bis 0,25 Proz.
Chlor.
Für die Bestimmung des Chlors sind 2 Methoden in Gebrauch,
die von Kubierschky und eine andere von Erchenbrecher.
Der ersteren ist wegen ihrer schnelleren Ausführbarkeit bei gleicher
Genauigkeit der Vorzug zu geben. Nach der Methode von Ku-
bierschky werden 25 ccm Brom mit 25 ccm Normal-Bromkahum-
lösung 5 Minuten geschüttelt, darauf in einem kalten Bade von konstanter
Temperatur 5 Minuten gekühlt, nochmals 5 Minuten geschüttelt und
wiederum gekühlt. Von der oberen klaren Flüssigkeit werden genau
10 ccm in einem tarierten, gut verschheßbaren Gläschen gewogen. Bei
Abwesenheit von Chlor hat die Bromkahumlösung so viel Brom aufge-
nommen, daß ihr spez. Gew. 1,227 beträgt; bei Gegenwart von Chlor ist
die Lösung entsprechend leichter geworden. Die nachstehende Tabelle
gibt die erforderlichen Zahlen.
I
1
25 ccm Vio N. KBr + 25 ccm Br. Davon 10 ccm.
Spez. Gew.
gCl
Proz. Cl
Spez. Gew.
gCI
Proz. Cl
1.227
0.00
0.00
1.182
0.277
0.40
1.222
0.028
0.04
1.174
0.333
0.48
1.220
0.042
0.06
1.165
0.388
0.55
1.218
0.055
0.08
1.157
0.444
0.64
1.213
0.083
0.12
1.140
0.555
0.79
1.209
0.111
0.16
1.123
0.666
0.95
1.199
0.166
0.24
1.106
0.777
1.11
1.190
0.222
0.33
1.090
0.888
1.27
Brom. 629
Bei Rohlnom nehiue man nur 5 com Brom mit 50 ccni N. -Brom-
kaliumlösung und multipliziere die entsprechende Zahl der Tabelle
mit 10.
Die Methode von E r c h e n b r e c h e r besteht darin, daß zu
je 25 com einer Lösung von 20,6 g chlorfreiem Bromnatrium oder 23,8 g
Bromkalium im Liter 6 g Brom gesetzt werden. Die in einem Erlen-
meyer-Kolben befindliche Flüssigkeit wird durch Verdunsten auf einem
Sandbade von dem überschüssigen Brom befreit, mit Wasser in eine
Platinschale gespült und auf dem Wasserbade eingedampft. Den Rück-
stand glühe man schwach, lasse im Exsikkator erkalten und wiige.
Das Gewicht ergibt dann mit Hilfe einer Tabelle, die für 6 g Brom mit
0,01 bis 1 Proz. Chlor-Gehalt berechnet ist, direkt den Chlor-Gehalt.
2. Bronieiseu.
Zur Bestimmung des Broms im Bromeisen (hergestellt aus ge-
reinigtem Brom) löse man 5 g in Wasser, säure mit Salpetersäure
an und fälle mit einem Überschuß von Silbernitrat. Nachdem der
Niederschlag in bekannter Weise ausgewaschen, getrocknet, geschmolzen
und gewogen ist, erhitze man etwa 2g im Chlorstrome. Die Berechnung
ist dieselbe wie bei ,, Endlauge" angegeben. Bei dem geringen nahezu
konstanten Chlor-Gehalt des Bromeisens kann die Arbeitsweise, wenn
CS sich um die Untersuchung von Vorproben handelt, bedeutend ver-
einfacht werden, indem man 0,25 g Bromeisen in salpetersaurer Lösung
mit ^/iQ N. -Silberlösung im Überschuß fällt und den Überschuß mit
Rhodanammonium zurücktitriert. Die Bestimmung des Eisens im
Bromeisen geschieht in der Weise, daß 0,5 g (verdünnte wäßrige Lösung)
nach Ansäurung mit Salzsäure mit Brom oxydiert und nach Wegkochen
des überschüssigen Broms mit Ammoniak gefällt werden.
'.l. Hroinsal/..
Bromsalz besteht aus 1 Tl. Natriumbromat und 5 Tl. Xatrium-
bromid. Es enthält je nach dem Grade der Reinheit des zu seiner Her-
stellung verwandten Broms wechselnde Mengen (^hlornatriuni und etwas
Natriumhydroxyd. Für die Untersuchung l)ereite man sicli eine L()sung
von 25 g Bromsalz zu 5(M) ccm. KM) ccm dieser Lfisung mit ' ,„ N.-
Schwefelsäure titriert ergeben den Gehalt an NaOH. 10 i-cm mit der
berechneten Menge i/,o N. H0SO4 neutralisiert und nach Verdüiuuui^
mit Vio N. AgNO^ titriert zeigen die l'roz. NaBr ( | NaCI). Durch
Sammeln des beim Titrieren erlialteiicii Xicder.scldages von AgBr 1 AgCI
auf einem gewogenen Filter, Trocknen bei l.'iO" und Wägen erhält
man die Proz. Xa(-1. Durch Titrieren weiterer 10 ccm (>l)igi'r Lösung
mit Vio N.-Thiosulfat-Lösung nach Zusatz einer genügenden .Menge
Jodkalium und verdünnter Schwefelsäure ergiht sich der (Jehalt an
NaBrO.,. Der (behalt an Was.ser wird durch Trocknen des Brom.salzes
auf einem Uhrglase hei 110" feststes! eilt .
g30 Kalisalze.
11. Kalisalpetei'.
A. Rohstoffe.
1. Chilisalpeter.
Die Analyse desselben ist S. 377 ff. behandelt.
2. Chlorkalinm.
Zur Darstellung von Kalisalpeter wird Chlorkalium mit einem
Mindestgehalt von 80 Proz. und einem Höchstgehalt von so viel Ma-
gnesiumsalzen, als 0,5 Proz. Chlormagnesium entspricht, verwandt. Über
Untersuchung desselben s. S. 621 ff.
B. Zwischenprodukte.
Die Untersuchungsmethode der festen Zwischenprodukte des halb-
raffinierten Kalisalpeters ist dieselbe wie die des Chihsalpeters, d. h.
man bestimmt die Beimengungen: Wasser, Unlösliches, Chlornatrium,
schwefelsaure iSalze (selten oder nur in Spuren vorhanden), und der
Rest wird als Kaliumnitrat berechnet.
Die Untersuchung der Salpeterlaugen ist etwas umständlicher und
bezweckt hauptsächlich, festzustellen," ob die Laugen neutral sind, d. h.
keinen einseitigen Überschuß an Natriumnitrat oder Chlorkalium ent-
halten. Zu dem Zwecke muß der Kali- und Salpetersäuregehalt bestimmt
werden. Zur Kalibestimmung fälle man aus 20 ccm der Lauge in einem
250-ccm-Kolben die Schwefelsäure genau mit Chlorbaryum aus, fülle bis
zur Matke auf und nehme 10 ccm des Filtrates zum Eindampfen mit der
genügenden Menge Platinchloridlösung. Das gefundene Kali wird als
Kaliumnitrat berechnet.
Der Salpetersäuregehalt wird nach einer der bekannten Methoden
ermittelt (s. S. 377 ff.). Der Befund an Salpetersäure wird auf Kahum-
nitrat berechnet. Aus dem gefundenen Kali- und Salpetersäuregehalt
ist nun leicht festzustellen, ob in den Laugen ein Überschuß an Natrium-
nitrat oder Chlorkalium vorhanden ist.
Eine Jodbestimmung in den Laugen nehme man in der Weise vor,
daß man zu 20 ccm Lauge im Scheidetrichter (ungefähr 200—250 ccm
Inhalt) etwa 20 ccm Schwefelkohlenstoff zusetzt, durch geringe Mengen
rauchender Salpetersäure oder Schwefelsäure das Jod in Freiheit setzt
und durch Schütteln von dem Schwefelkohlenstoff aufnehmen läßt.
Letzterer wird mit Hilfe eines zweiten Scheidetrichters mit Wasser
ausgewaschen und dann direkt mit ^/jq Normal-Thiosulfatlösung titriert.
Oder man fälle in 20 ccm Lauge das Jod durch Kupfersulfat als Kupfer-
jodür, wasche letzteres mit heißem Wasser aus und bestimme das Jod
durch Zersetzen mit Eisenoxydammoniakalaun und Schwefelsäure.
y
Kalisalpeter. 631
Das bei der Umsetzung von Chilisalpeter mit Chlorkalium ent-
stehende Abfallsalz (Chlomatrium) enthält noch etwa 1 — 3 Proz. un-
zersetztes Chlorkalium und geringe Mengen Kaliumnitrat (0,25 — 0,75
Proz.), die sich durch Waschen nicht mehr entfernen lassen. Das Kali
wird auf gewöhnliche Weise mit Platinchlorid bestimmt. Zur Sal])eter-
säurebestimmung werden 50 g des Abfallsalzes zu 500 ccm aufgelöst und
50 ccm der Lösung (= 5 g Salz) weiter verarbeitet.
C. Endprodukt (Kalisalpeter).
Der raffinierte Kalisalpeter soll bis auf einen kleinen Chlorgehalt
frei von allen Beimengungen sein. Der Chlornatriumgehalt wird ge-
wöhnhch mit 0,003 Proz. garantiert. Der Feuchtigkeitsgehalt soll nicht
über 0,25 Proz. betragen.
Die Prüfung des Kalisalpeters geschieht in folgender Weise:
Feuchtigkeit. 10 g Salpeter werden 2 Stunden lang bei
120—130" getrocknet.
Chlor. 100 g Salpeter werden in Wasser gelöst, mit Silberlösung
gefällt, und der Niederschlag durch Wägung bestimmt, oder man ver-
gleicht die entstandene Trübung mit einer solchen, die in einer Lösung
von bekanntem Chlornatriumgehalt durch Titration mit Silberlösung
hervorgerufen wird, wozu sich besonders das X e p h e 1 o me t'e r von
Richards (Chem. Ztg. 31, 001; 1907) eignet.
Die Feststellung einer Verunreinigung durcli unlösliche
Bestandteile, Sulfate, Kalk, Magnesia und Natron (mit antimon-
saurem Kali) wird in üblicher W>ise ausgeführt. Man nelime nicht unter
100 g Salpeter zu jeder Bestimmung.
Ein etwaiger Gehalt an Perchlorat (Garantie von 0,1 — 0,5 g
Höchstgehalt) wird nach einer bei der dem Chilisalpeter angegebenen
Methoden festgestellt (s. S. 393).
Zur Prüfung auf Kalium chlorat werden 10 g fein ge-
pulverten Salpeters in einem Porzcllantiegel, der durch kaltes Wasser
gekühlt wird, mit 20 — 25 ccm reiner konzcntiiortcr Schwefelsäure
gerührt. Die Säure muß fortwährend vollständig farblos erscheinen und
darf durchaus keine gelbe Färbung annehmen.
Jod. Die zuweilen in ganz geringen Mengen vorhandenen Jod -
Verbindungen werden in England nach dem sogenarmten V a p o u \
test na<hgewiesen. 3 g der zu prüfenden Substanz werden in ein
trockenes, absolut sauberes Reagensglas von 14 -15 mm hchlcm Durch
messer und 135 — 140 mm Länge eingefüllt. Etwa an den Wänden haften
bleibende Substanz muß mit Filtrierpapier möglichst entfernt werden.
40 mm über der Sul)stanz l)efindct sich der untere Rand des l)efeuchtetcn
Testpapiers. Das (Jlas wird durch einen durchbohrten ( JiimmistopfcM
geschlossen. Durch die Hohniiig ist ein ( Ilasstab geführt . an dessen l']nde
sich ein Häckchen aus IMatindraht zur .Aufnahme des Tesistreifens be
findet. Der Teststreifen ist 2 cm lang und I cm lireit. die obere Hälfte
desselben wird mit einer liisunu' von 1 Teil Chcerin. chemisch rein, und
632 Kalisalze.
1 Teil Wasser befeuchtet. Das so vorgerichtete Testrohr wird bei
71 — 72" C in das Wasserbad eingesetzt. Die Temperatur muß während
der ganzen Dauer des Versuchs auf der erwähnten Höhe gehalten werden.
Der Versuch wird beendet, wenn die verlangte Testbeständigkeitsdauer
erreicht, oder die charakteristische Färbung der Reaktion am Test-
papier eingetreten ist, d. h. ein schwach gelber Streifen an der Grenze
des trockenen und feuchten Teiles des Papiers. Bei längerem Stehenlassen
des Testrohres im Wasserbad geht die schwach gelbe Farbe allmählich
in braun bis tiefbraun über.
Zu bemerken ist noch, daß das Wasserbad bis fast unter dem
Deckel mit Wasser gefüllt sein muß.
III. Pottasche.
A. Rohstoffe.
1. Chlorkaliuni .
(Siehe unter I., C, S. 621 ff.) Das aus Schlempekohle stammende
Chlorkalium enthält noch größere Mengen von Sulfat und etwas Carbonat.
Man bestimmt Kali, Chlor, Schwefelsäure und Alkalinität und berechnet
daraus die einzelnen Bestandteile.
Auch bei dem aus Schlempekohle gewonnenen Sulfat, welches noch
Chlorkalium, Kalium- und Natriumcarbonat enthält, werden die ein-
zelnen Stoffe in gleicher Weise ermittelt, indem man Gesamtalkahnität,
Schwefelsäure-, Chlor- und Kaligehalt feststellt, Chlor und Schwefel-
säure als Chlorkahum und Kaliumsulfat berechnet und das in ihnen
enthaltene Kali vom Gesamtkali in Abzug bringt, den Rest als Kalium-
carbonat und die Differenz zwischen der dem Kaliumcarbonat ent-
sprechenden Alkalinität und der Gesamtalkahnität als Natriumcarbonat
in Rechnung stellt.
2. Sclilenipekolile.
Bei der stark hygroskopischen Eigenschaft der Schlempekohle ist
zum Zerreiben der Probe eine angewärmte Reibschale zu verwenden.
Feuchtigkeit. Man füllt etwa 6 — 10 g der gepulverten Probe
in ein vorher gewogenes Filtertrockenglas, verschließt dasselbe, wägt
genau aus und trocknet bei 140" C bis zur Gewichtskonstanz.
Unlösliches. Zur Bestimmung des in Wasser Unlöslichen und
des unorganischen Auslaugerückstandes wägt man 20 g der gepulverten
Substanz auf einem Uhrglase schnell, aber genau ab, schüttet dieselbe
vorsichtig in ein großes Becherglas oder eine tiefe Porzellanschale, worin
etwa 150 ccm heißes Wasser befindhch, kocht auf und erhitzt unter
häufigem Umschwenken noch 15 Minuten lang. Die entstandene Lösung
filtriert man heiß durch ein vorher bei 130" C getrocknetes und ge-
wogenes Filter in einen 500-ccm-Kolben, gibt nochmals etwa 120 ccm
Pottasche. 633
kochendheißes Wasser auf den Rückstand, kocht auf, gießt die Lösung
ab, spült den Rückstand auf das Filter, wäscht ihn mit kochendem
Wasser bis nahe zur Marke, bzw. bis das Filtrat anfängt, trübe zu
laufen, aus, trocknet Filter mit Rückstand bei 12f)" C. bringt heiß in
den Filtertrockner, läßt im Kxsikkator erkalten und Avägt. Das Archr-
gewicht ist das gesamte in Wasser Unlösliche. Nachdem es gewogen,
\^ird es vom Filter losgelöst, auf einer Seite einer großen Platinschale
1)is zur völligen Veraschung der kohligen Bestandteile mäßig geglüht
und das Filter auf der anderen Seite der Schale für sich verascht. Der
in der Schale verbliebene Glührückstand ist der unorganische Au.slauge-
rückstand (Unorganisches), der Glühverlust das Organische.
Das erkaltete Filtrat (die Schlempekohlelösung) ^vird mit destil-
liertem Wasser genau zur Marke (500 ccm) aufgefüllt und dient, gut ge-
mi.scht, zu allen weiteren Bestimmungen.
Alkalisalze. In vier mit kleinen Glasstäbchen versehenen und
mit denselben gewogenen Porzellanschälchen A\erden je 25 ccm der vor-
stehenden Lösung (entsprechend je 1 g Schlempekohle) abgemessen, auf
dem Wasserbade eingedampft und zuletzt mit den Gla.sstäbchen zur
Trockne verrührt, schließlich noch einige Minuten unter Bedeckung mit
einem vorher erwärmten L'hrglase über freier Flamme durchgeglüht und
nach dem Erkalten im Exsikkator gewogen. Das Mehrgewicht sind die
gesamten Alkalisalze, deren Menge sich aus dem Durchschnitt der vier
Bestimmungen ergibt. Die so erhaltenen Glührückstände werden weiter
benutzt zur Ermittelung der Alkalinität, des ChlorkaUums und des
Gesamtkaliums.
Alkalinität und C h 1 o r k a 1 i u m. Der Inhalt des einen
Schälchens (entsprechend 1 g Schlempckohle) wird mit kaltem Wa.s.ser
gelöst, in ein Becherglas gespült und mit Normal-Salpetersäure genau
neutralisiert, unter Benutzung von Methylorange als Indikator. Die
verbrauchten ccm multipliziert mit 6,91 ergeben die Prozente Alkalinität
als K., C'Og berechnet.
Die neutralisierte Flüssigkeit wird zum Kochen erhitzt, um etwa
auftretenden Cyanwa.ssei-stoff auszutreil)en, und nach dem Erkalten
unter Zusatz einiger Tropfen Kaliumchromat-Lösung mit ' ,„ X.-
Silherlösung titriert.
Die verbrauchten cm Silberlösung multipliziert mit 0. 7406 ergeben
direkt die Prozente K Cl, mit O.ü'Jl mnlti|ilizi(Tt die diesen Prozent(Mi
KCl ent.sprechenden Prozente K„r'().j.
K a 1 i u m s u 1 f a t und S c h \\ e f e 1 k a 1 i u m. a) G e -
s a m t - K a 1 i u m s u 1 f a t (aus dem gesamten Schwefelgehalte).
:.'."> ccm des unter ..Unlösliches'' erhaltenen P^iltrats (1 g Schlempekohle)
werden in einem Hecherglase mit etwa 7ö ccm Wasser verdünnt, nach
Zusatz von überschüssigem Hnunwasser erhitzt und etwa '^ Stunde
lang im Kochen erhalten. I)ie Flüssigkeit muß daini noch überschüssiges
Brom enthalten. Daiauf wird mit Salzsäure üher.sättigt, so lange eihitzt,
bis der Geruch nach Brom vollständig verschwiuulen ist. und Chlor-
barvumlösung hinzugefügt, welche in einem Heagenzrohr vorher zum
(j34 Kalisalze.
Kochen erhitzt war. — Die erhaltenen rag Ba SO4 X 0,7465 ergeben die
Prozente Kg SO4 (sämtliche SchMefelverbindungen als Kg SO4 berechnet),
die mg Ba SO4 X 0,592 die diesem Gesamt-Kaliumsulfat entsprechende
Menge K, CO3.
b) Kaliumsulfat. Aus 25 ccm der unter ,, Unlösliches" er-
haltenen Lösung (entsprechend 1 g Schlempekohle) wird nach Ansäuern
mit Salzsäure (ohne vorherigen Bromzusatz) die Schwefelsäure in be-
kannter Weise gefällt. — Die erhaltenen mg Ba SO4 X 0,7465 geben
die Prozente des als Sulfat in der Schlempekohle enthaltenen KaHum-
sulfats, die mg Ba SO4 X 0,592 die diesem K, SO4 entsprechende
Menge Kg CO3.
c) Berechnung des Schwefelkaliums. Zieht man
von den nach a) erhaltenen mg Ba SO4 die nach b) erhaltenen mg Ba SO4
ab und multipliziert die Differenz mit 0,4724, so erhält man die Prozente
Ko S, durch Multiplikation der Differenz mit 0,592 die diesem Kg S
entsprechenden Prozente Kg CO3.
Kaliumphosphat. In 250 ccm des nach ,, Unlösliches" er-
haltenen Filtrats (= 10 g Schlempekohle) wird nach Übersättigen der-
selben mit Salpetersäure und Zusatz von etwa 10 g Ammoniumnitrat
die Phosphorsäure mittels Zusatzes einer Lösung von molybdänsaurem
Ammon ausgeschieden und als Magnesiumpyrophosphat zur Wägung
gebracht. — Die erhaltenen mg MggPgO- X 0,1907 ergeben die Prozente
K3 PO4, die Prozente K3 PO4 X 0,9765 die entsprechende Menge Kg CO3.
Kaliumcarbonat. Der Glührückstand einer der unter
,, Alkalisalze" erwähnten Kalzinierschälchen (die Alkahsalze aus 1 g
Schlempekohle enthaltend) wird mit heißem Wasser in einen 100-ccm-
Kolben gespült, mit Salzsäure angesäuert und mit so viel Chlorbaryum-
lösung versetzt, daß noch ein geringer Überschuß von Kg SO4 vorhanden
ist, das Filtrat also sicher frei von Baryt ist. Nach Zusatz der Chlor-
baryumlösung wird 5 Minuten im Kochen erhalten und mindestens
3 Stunden stehen gelassen, dann zur Marke aufgefüllt, gut durchge-
schüttelt und durch ein trockenes Filter filtriert. Vom Filtrat werden
20 ccm (= 0,2 g Schlempekohle) in einem Porzellanschälchen mit 10 ccm
einer 10 proz. Platinchloridlösung wie bekannt eingedampft und weiter
behandelt. Die gefundenen mg Kg Pt Clg X 0,1416 ergeben die Prozente
Gesamt-KgCOg. Von diesen Prozenten Gesamt-K2C03 werden die den
Prozentgehalten an KCl, Gesamt-KgSOj und K3PO4 entsprechenden
Mengen Kg CO3 abgezogen. Der Rest ist der Prozentgehalt Kg CO3,
welcher in der Schlempekohle enthalten ist.
Berechnung des Natrium carbonats. Addiert
man zu dem Prozentgehalt an Kg CO3 den für K Gl, Gesamt-Kg SO4
(nicht Kg SO4 + Kg S, da in den gewogenen kalzin'erten Alkalisalzen
das K^S bereits als Kg SO4 enthalten ist) und K3 PO4 und zieht diese
so erhaltene Summe (den Prozentgehalt an sämtlichen Kalisalzen) ab von
dem unter ,, Alkalisalze" ermittelten Prozentgehalt an Alkalisalzen, so
ergibt die Differenz (Alkalisalze — Kalisalze) den Prozentgehalt an
Nag CO3.
Pottasche. (335
B. Zwischenprodukte.
Karboiiisii'rt«' Laiij^c.
Vgl. unter Soda 8. 516.
C. End- und Nebenprodukte.
1. Keinere Pottasche (96—98 Proz.).
Die zu untersuchende Probe wird mögliehst schnell in einer voll-
ständig trockenen, am zweckmäßigsten eisernen Reibschale gleichmäßig
gemischt bzw. zerrieben, in trockene Gläser gefüllt und sofort fest ver-
schlossen. Korkstopfen werden am besten durch heißes Paraffin luft-
dicht gemacht, da selbst unter Lackverschluß die ]Muster nach längerer
Zeit etwas Feuchtigkeit anziehen.
Feuchtigkeit. Man erhitze 10 g der Probe in einem Platin-
tiegel bis zur Gewichtskonstanz.
Unlösliches (in Wasser). 10 g Pottasche werden in einem
Becherglase gelöst und erwärmt, das Unlösliche auf einem kleinen Filter
abfiltriert, mit heißem Wasser ausgewaschen, eingeäschert und gewogen.
Man kann auch das Unlösliche auf einem gewogenen Filter sammeln
und bei 100" trocknen.
C h 1 o r k a 1 i u m. Zur Chlorbestimmung \\ erden 2 g, bei sehr
reiner Potta.sche 10 g, in einem Becherglase vorsichtig mit Salpetersäure
unter Zufügung eines Tropfens Methylorangelösung neutralisiert und mit
'/,o N. -Silberlösung (Kaliumchromat als Indikator) titriert. Der Um-
schlag ist nur dann scharf, wenn die zu titrierende Lösung eher eine
Spur alkalisch als sauer erscheint. Der richtige Punkt \\'ird nach einiger
Obung leicht getroffen.
K a 1 i u m s u 1 f a t. 10 g Pottasche werden in Salzsäure gelcist.
filtriert, zum Sieden erhitzt und in bekannter Weise mit Chlorbarvurn
weiter behandelt.
K a 1 i u m s i 1 i k a t. 5 g der Probe \\ erden in \\ assei- gelöst und
filtriert, das Filtrat mit Salzsäure sauer gemacht und in einer Platin-
schale zur staubigen Trockne eingedampft und zeniel)en. Der Rück-
stand wird mit Salzsäure aufgenommen und erwiirmt, dann mit Wasser
verdünnt, die Kieselsäure aljfiltriert und wie l)ekainit bestimmt.
(i e s a m t a 1 k a I i n i t ä t. 5 g Pottasche werden genau abge-
wogen, in einem 500-eem-Kolben gelöst und bis zur Mark«' aufgefüMl.
l'5 «•(•ni ^ 0,25 g werden nun mit ' ',„ \. -Schwefelsäure unter Zusatz von
2 Tropfen .Met livlorangehisung (I g .Methylorange auf 1 I Wasser) in der
Kälte titriert. .Man kann den Punkt der Sättigung sehr scharf treffen,
ucrni nmn beim t r(»|)fenw('isen Zusetzen der Schwefelsäure das elu'ii
beginiM'ude (""bergelien der gelben l^ösinig in ein etwas lebhafteres Kosa
als Kndpunkt der lleaktion ansieht. Die 'I'itj'rschwcfel.säure wird geiuiu
mit chemisch reiner Pottasche, welche viWIig entwii.ssert war, in derselben
VVei.se eingestellt.
g36 Kalisalze.
Natriumcarbonat. Die Bestimmung des Natriumearbonat-
gehalts der Pottasche wird in der Weise ausgeführt, daß man die Carbo-
nate durch Eindampfen mit Salzsäure mittels Chlorbaryum in die ent-
sprechenden Chloride überführt und in diesen den Chlornatriumgehalt
nach der auf S. 622 gegebenen Vorschrift festgestellt.
Fresenius hat gelegentlich einer Untersuchung der vom Salz-
bergwerk Neustaßfurt fabrizierten Pottasche (96 — 98 Proz. mit 0,11 Proz.
Na2 COg) auf Natriumcarbonat folgende Wege eingeschlagen :
a) 50 ccm Pottaschelösung, entsprechend 1 g Substanz, wurden mit
Salzsäure angesäuert und die vorhandene Schwefelsäure mit einer be-
rechneten Menge Chlorbaryum ausgefällt. Das Baryumsulfat wurde ab-
filtriert, ausgewaschen und das Filtrat in einer gewogenen Platinschale
zur Trockne verdampft. Die Chloralkalien wurden nach schwachem
Glühen gewogen. Hierauf wurde das Kaü in bekannter Weise mit
Platinchlorid abgeschieden, das Kaliumplatinchlorid abfiltriert und aus-
gewaschen, das erhaltene Filtrat samt Waschflüssigkeit zur Trockne ver-
dampft, der Rückstand im Wasserstoffstrome gehnde geglüht und mit
Wasser ausgezogen. Die erhaltene Lösung wurde mit etwas Platin-
chlorid versetzt und noch eine kleine Menge Kaliumplatinchlorid ab-
geschieden. Filtrat und Waschwasser wurden wieder verdampft, der
Rückstand reduziert, mit Wasser ausgezogen, die Lösung in einem Platin-
schälchen verdampft und das Chlornatrium nach schwachem Glühen ge-
wogen. Dasselbe erwies sich als frei von Baryt. Die Reinheit der be-
nutzten Reagenzien wurde durch einen blinden Versuch bestätigt.
b) 10 g Pottasche wurden in Wasser gelöst, mit einer berechneten
Menge chemisch reiner Weinsteinsäure neutralisiert und hierauf noch-
mals die gleiche Menge Weinsteinsäure imter Umrühren hinzugefügt.
Nach einigem Stehen wurde der abgeschiedene Weinstein abfiltriert und
mit wenig kaltem Wasser vollständig au.sgewaschen. Filtrat und Wasch-
wasser Avurden auf ein kleines Volumen eingedampft, der sich hierbei
abscheidende Weinstein wurde nach kurzem Stehen abfiltriert, mit wenig
kaltem Wasser ausgewaschen und das erhaltene Filtrat in einer Platin-
schale zur Trockne verdampft. Der Rückstand wurde gelinde geglüht,
in Wasser unter Zusatz von wenig Salzsäure gelöst, die Schwefelsäure
vorsichtig mit Chlorbaryum ausgefällt und der überschüssige Baryt mit
kohlensaurem Ammon entfernt. Filtrat samt Waschwasser wurden in
einer Platinschale verdampft, der Rückstand schwach geglüht, in Wasser
gelöst, mit Platinchlorid das Kah abgeschieden und im Filtrat das
Natron wie bei Methode a) bestimmt.
Bei Berechnung der Analyse wird so verfahren, daß die vorhandene
Schwefelsäure, Kieselsäure und das Chlor an Kah bzw. Kalium ge-
bunden werden, und vorhandenes Natron als Natriumcarbonat berechnet
Avird. Die dem gefundenen Natriumcarbonat und KaliumsiUkat äqui-
valente Menge Kahumcarbonat wird von der Gesamtalkalinität abge-
zogen mid der Rest derselben als Kahumcarbonat in Rechnung gestellt.
In der Fabrikpraxis wird (zur Kontrolle des Betriebes) bei Fest-
stellung der Alkalinität einer Pottasche direkt eine Menge von 2,5 g mit
Pottasche. (KiT
Schwefelsäure titriert. Man zieht überhaupt, Avemi man an schnelles
und dabei genaues Wägen gewöhnt ist, vor, lieber zu jeder einzelnen
Bestimmung die erforderhche Menge Substanz abzuwägen, als daß man
bestimmte Mengen auf ein bestimmtes Volumen bringt und davon die
erforderhche Menge abmißt; man hat dabei auch den V^orteil, sich die
für schnelles Arbeiten geeignetste Konzentration der Lösungen usw.
selbst wählen zu können.
Ü. l iireiniTc, >I<'lass<Mi- o<l«'r Sclil«Mii|»«'kolil«'n|M)tta>«'ln'.
Diese Pottaschen enthalten außer den vorstehend angeführten Be-
standteilen, \\ eiche auch hier in derselben \\'eise bestimmt werden, in
der Regel noch Kahumphosphat, welch letzteres dann immer auf den
Ursprung der betreffenden Pottasche schließen läßt. Ferner kommen
vor: Kahumhydroxyd (Ätzkali), verschiedene Schwefel- und Cyan Ver-
bindungen.
P h o s p h o r s ä u r e. 5 g der Probe \\erden in Salpetersäure
gelöst, filtriert und erwärmt, dann mit Ammoniummolybdat ausgefällt,
der Niederschlag in Ammoniak gelöst und mit Magnesiamixtur in be-
kannter Weise ausgefällt, geglüht und gewogen.
Über Feststellung von Kahumhydroxyd, Schwefel- und Cyanver-
bindungen siehe unter Schlempekohle und Rohsodalaugen.
ti. Hydratisierte Pottasche.
Die Untersuchung derselben erfolgt m gleicher \N'ei.se wie die der
reineren Pottasche.
Verflüssigte und koiiipriinierte (ilase.''
Von
Privatdozent Dr. E. Berl in Zürich.
1. Allgeiueiiie Yorschrifteii. (Chem. Ind. 27, 689; 1904.)
Folgende Gase kommen im verflüssigten oder komprimierten
Zustand in den Handel: Kohlendioxyd, Ammoniak, Chlor, wasserfreie
schweflige Säure, Phosgen (Chlorkohlenoxyd), Stickoxydul, Acetylen,
Grubengas, Leuchtgas (auch Fettgas), Wasserstoff, Sauerstoff, Stick-
stoff und Luft. Diese Gase müssen in Behältern aus Schweißeisen,
Flußeisen (Flußstahl) oder Formflußeisen (Stahlformguß) oder Gußstahl
befördert und aufbewahrt werden. Phosgen und verdichtete Gase, deren
Druck 20 Atm. nicht übersteigt, dürfen mit Ausnahme des Acetylens
auch in kupfernen Behältern, verflüssigte Luft nur in nicht gasdicht ver-
schlossenen Behältern aus behebigem Material befördert und aufbewahrt
werden.
Die Behälterflaschen müssen mit einer fest aufschraubbaren Kappe
zum Schutze der Absperrventile und mit einer das Rollen verhindernden
Eis
eiiscliafteii
und
Transportbediiiguiigeii 1
Gas, ver-
flüssigt
Spez. Gewicht
Dampfdruck
Atmosph.
Siede-
punkt
bei
760 mm
Schmelz-
punkt
Kritische
Tempe-
ratur
oder kom-
1
primiert
0»
15«
30»
0»
15 0
30»
»C
»C
OC
SO2
1.4350 1.3964
1.3556
1.53
2.72
4.52
— 10.08
— 76
155 4
NH3
.0.6341 0.6138
0.5918
4.19
7.14
11.45
— 38.5
— 75
130
Cl,
1.4685
1.4257
1.3799
3.66
5.75
8.75
— 33.6
— 102
146
CO2
0.947
0.864
0.732
36.1
52.16
73.8
— 78.2
— 56.6
31.1
N,0
0.937 0.870
—
36.1 49.8
68.0
— 87.9
— 102.3
35.4
CÖCI2
1.432 —
—
—
—
—
+ 8.2
—
—
H„
— - —
—
—
—
—
— 252
—
— 234.5
0;
—
—
—
—
"
—
— 183
—
— 118
^) Zusammenfassende Darstellungen: Teich mann. Komprimierte
und verflüssigte Gase. Halle 1908. U r b a n, Laboratoriumsbuch für die Industrie
der verflüssigten und komprimierten Gase. Halle 1909.
Allgemeine Vorschriften.
639
Vorrichtung versehen sein. Flaschen für Phosgen dürfen anstatt mit
Ventilen niit eingeschraubten Stopfen versehen werden. An Flaschen für
Ammoniak dürfen nur Ventile aus Schmiedeeisen oder Stahl angebracht . an
Flaschen für Acetylen überall da, wo eine Berührung mit Acetylen in
Frage kommt, dürfen Kupfer oder kupferhaltige Legierungen nicht
venvendet werden. Bei Flaschen für Sauerstoff und anderen oxydierend
wirkenden Gasen, z. B. Stickoxydul, müssen Armaturteile, Dichtung
und Schmiermittel frei von Fett, Öl und Schwefel sein.
Die Behälter oder deren Absperrventile sowie die Abfüllbehälter
in den Fabriken zur Herstellung verflüssigter oder verdichteter Gase
müssen mit Xormalgewinde versehen sein, welches so beschaffen ist,
daß Verwechselungen der Flaschen bei der Füllung ausgeschlossen smd.
Das Ansehlußgewinde für Behälter oder deren Absperrventile für brenn-
bare Gase wie Wasserstoff, Leuchtgas, Methan und Acetylen ist als
Linksgewinde auszuführen. Die Behälter für die übrigen Gase müssen
Rechtsgewinde haben, für Kohlensäureflaschen das übliche Xormal-
gewinde. Chlor- und Phosgenflaschen müssen einen anderen Gew inde-
durchmesser erhalten.
Behälter für verdichtetes gelöstes Acetylen müssen ganz mit einer
zur Aufsaugung des Lösungsmittels geeigneten Masse gefüllt werden.
Die Lösungsmittel dürfen nur in solcher Menge in die Flasche eingefüllt
werden, daß die aufsaugende Masse nicht tropft. Vor der Füllung mit
Acetylen ist die Luft zu verdrängen. Die Lösungen dürfen nur so viel
Acetylen enthalten, wie einem Überdruck von 10 Atmosphären ent-
spricht (s.a. Bd. II. ,,Calciumcarbid und Acetylen"). Verdichteter Sauer-
stoff darf höchstens mit 4 Volumprozenten Wasserstoff, verdichteter
Wasserstoff mit höchstens 2 Volumprozenten Sauerstoff verunreinigt in
den Handel gebracht werden. Sauerstoff, Wasserstoff und Leuchtgas
dürfen auf höchstens 200 Atmosphären komprimiert verwendet werden.
vcrllüssigter und komprimierter
(iase.
Dichte bei
0» und
760 mm
gasförmig
Luft = 1
Liter-
gewicht
bei 0"
imd
760 mm
1 kg verflüssigt
gibt Gas bei 0°
und 760 nun
I.it.-r
Transportbedingungen für deutsche
Eisenbahnen
Kritischer
Druck
Atrnosjjh.
Amtlicher
Prüfuiigsdruck
Atniosph.
Erforderlicher
Ciefäßrauni
für 1 kg
Füllung
l.it.T
Wiederholung
der Druck-
prüfung ver-
langt in Jahren
78.9
2.264
2.9266
345
12 1
0.8
2
115
0.597
0.7719
1290
30
1.86
4
^ 93.5
2.490
3.2191
310.5
o--)
0.8
2
■ 73.0
1.5291
1.9768
508.9
190
1.34
4
1 7^
1.5298
1.9777
.506
180
1.34
4
1 -
—
—
—
30 1
0.8
«2
■ 20
■ 50
0.0696
L1055
0.08998
1.4292
—
1 Das IV, fache
des FUllungs-
' druckes
—
4
4
Die mit verflüssigten oder verdichteten Gasen gefüllten Fla-schen
dürfen nicht geworfen werden und sind gegen Umfallen, Abrollen vom
Stapel und ähnliche Erschütterungen zu schützen. Gefüllte Flaschen
ß^Q Verflüssigte und kompriuiicrte Gase.
dürfen weder der unmittelbaren Einwirkung der Sonnenstrahlen oder
anderer Wärmequellen, noch einer Lufttemperatur von mehr als 40" C
ausgesetzt werden.
2. Probenalime.
Für die Entnahme der Gasproben aus den Flaschen emp-
fiehlt es sich, diese in den meisten Fällen horizontal zu legen. Die mit
flüssigem Inhalt gefüllten Flaschen besitzen bei erfolgter Gasentnahme
einen oberhalb der Flüssigkeit befindlichen Gasraum, dessen Gaszu-
sammensetzung der Durchschnittzusammensetzung des Flascheninhaltes
nicht entspricht. So ergibt sich z. B. bei der Analyse von flüssiger Kohlen-
säure bei starker Verunreinigung mit Luft nach Werder (Chem.-
Ztg. 30, 1021; 1906), Woy (Chem. Zentralbl. 1904, II; 1072) und
W e n t z k i (ebenda S. 1763) eine wesentliche Differenz in den gefun-
denen Kohlendioxydgehalten bei Probenahme aus stehender oder Hegender
Flasche. Werder (1. c.) findet bei schlechter Kohlensäure und
Probenahme a), aus stehender Flasche 72 Proz. CO2, b) aus liegender
Flasche 94 Proz. CO,; bei guter Kohlensäure a) 92 Proz., b) 98,8 Proz.;
bei sehr guter Kohlensäure a) 99 Proz,, b) 99,85 Proz. Die Analyse bei
teihveiser Entleerung der Flasche läßt nicht auf den Durchschnitts-
wert der Füllung zurückschHeßen. Nach W o y (1. c.) ergab die Analyse
des letzten Drittels einer Kohlensäureflasche mit durchschnittlich
4 — 5 Proz. in Kalilauge unabsorbierbaren Gasen eine Gaszusammen-
setzung von über 99 Proz. COg. Bei unter hohem Druck stehenden
komprimierten oder verflüssigten Gasen empfiehlt sich die Probenahme
mit eingeschaltetem Reduzierventil. Um daraus alle Luft zu entfernen,
muß , vor dem Auffangen des Gases dieses in schnellem Strome das
Reduzierventil mindestens 10 — 15 Minuten lang durchströmen. Um ein
Zertrümmern der Analysenapparate zu verhindern, schaltet man eine
Sicherheitsflasche mit Quecksilber gefüllt ein, deren Anwendung auch
von Thiele und D e c k e r t (Zeitschr. f. angew. Chem. 20, 737 ;
1907) empfohlen wird. In die Gasleitung von der Bombe zum Analyse-
apparat fügt man ein T-Stück ein, dessen nach unten führendes Glasrohr
in Quecksilber taucht. Steigt der Druck in der Leitung über den Betrag
der dem eingetauchten Glasrohr entsprechenden Quecksilbersäule, so
entweicht das überschüssige Gas durch das Quecksilber in die Luft.
Zur Probenahme für verflüssigte Gase bedient man
sich in vielen Fällen mit großem Vorteile der Pipette von Bunte
und E i t n e r Fig. 158 und 159. (Journ. f. Gasbel. 40, 174; 1897.) An
die horizontal oder schräg gelegte Flasche wird an den seitlichen Stutzen
durch eine Überwurfmutter ein dünnes Messingrohr angeschraubt. Am
anderenEnde desselben sitzt ein Messingscheibchen Jl/ (Fig. 159) mit Leder-
oder Gummiring G. Zur festen Verbindung des Messingrohres mit der
Pipette ist am Eintrittsrohr der letzteren ein eben abgeschUffener Glas-
wulst W angebracht, welcher durch eine abnehmbare Zwinge mit Flügel-
Ga.snießaj)parate.
(J4]
schrauben gegen die Leder- lesp. (iumniischeibe an der Messingplatte
gepresst werden kann. U r b a n (1. c.) schiebt zwischen Wulst W und
Zwinge Leder- oder Gummischeiben L ein. Die Pipette faßt ca. 70 ccm
und ist durch zwei gut eingeschliffene, nicht allzu konische Hähne
(die weniger leicht aus ihren Bohrungen herausgepreßt \\erden) ver-
schließbar. Speziell für die Entnahme von flüssigem Ammoniak empfiehlt
U r b a n (1. c.) Rizinusöl als »Schmiermittel für die Glasröhre.
Ist die auf der Anal3^senwage genau gewogene Pipette in der an-
gegebenen Weise befestigt, so öffnet man zunächst beide Hähne der-
selben und läßt etwas Gas in die Pipette eintreten, um die Luft zu ver-
drängen. Hierauf .schheßt man den äußeren Hahn und drückt durch
^
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Fie. l.")8.
Fiß. Iö9.
(iffjicn des Ventils an der Bombe das verflüssigte (Jas in die Pij)cttc
bis diese etwa zu -;j gefüllt ist. Man zieht zweckmäßig Handschuhe an
und bedient sich einer Schutzl)rille. um gegen Verletzungen durch beim
Lüften eines der Hähne herumspritzenden verflü.ssigten Gases geschützt
zu sein. Nach beendeter Füllung schließt man das Bombenventil, dann
den zweiten Pipettenhahn, nimmt die Pipette ab und ermittelt ilunli
Wägen das (jcnvicht des eingefüllten verflüssigten (Jases.
!^ (lasiiK'ßapparatt'
642
Verflüssigte und komprimierte Gase.
abgeschlossen ist, wobei der Raum z-wisclien den Hähnen in 100 Teile
(annähernd Kubikzentimeter) geteilt wird, deren wahrer Wert durch
Auswägen (s. S. 55 ff.) ermittelt werden muß. Für die Untersuchung
der flüssigen Kohlensäure (s. d.) verwenden Lange und Zahn
(Chem. Ind. 19, 533; 1900) eine zweckmäßig umgestaltete Winkler-
sche Gasbürette (s. später).
Als Sperrflüssigkeit kommen Wasser und gesättigte
Salzlösungen in Betracht (über den Fehler durch Luftgehalt und Lös-
lichkeit s. S. 238), für genauere Analysen Quecksilber, dort wo kein
chemischer Angriff zu befürchten ist. Für Chlor gibt es zur Zeit noch
keine brauchbare Sperrflüssigkeit.
Zur Ermittlung von Gasbestandteilen,
welche in dem Absorptionsmittel für das
zu untersuchende Gas nicht absorbierbar
sind, empfiehlt Treadwell (Quant. Analyse
4. Aufl., S. 606) folgenden zweckmäßigen Apparat.
Der ca. 1 Vi 1 fassende dickwandige Kolben Ä
(Fig. 160) wird mit ca. 500 ccm des absorbierenden
Reagens beschickt und die Absorptionsröhre mit
Hahn H luftdicht darin befestigt. Man füllt durch
Saugen bei H das Absorptionsrohr ganz mit der
Absorptionsflüssigkeit an, worauf H geschlossen
wird. Der Greiner-Friedrich s sehe
Patenthahn wird nun in Stellung II gedreht
und durch Saugen an der linken Ansatzröhre das
Einleitungsrohr bis zur Hahnbohrung mit Ab-
sorptionsflüssigkeit gefüllt. Man dreht nun den
Hahn in die Stellung I, leitet aus der Bombe
Gas bis zur vollständigen Verdrängung der Luft ein, gibt dem
Hahn nun die Stellung II, worauf das Gas in die Absorptionsröhre ein-
tritt. Die nicht absorbierbaren Gasbestandteile sammeln sich bei H
an. Man leitet so lange Gas in den Apparat ein, bis man ca. 70 — 80 ccm
unabsorbierbares Gas erhält, das man z. B. in die H e m p e 1 sehe Gas-
bürette übertreibt und nach den früher angegebenen Methoden analysiert.
Einen ähnlichen Apparat (Fig. 161) beschreiben Thiele und
Deckert (Zeitschr. f. angew. Chem. 20, 737; 1907).
Sanimel- und Eintrittsröhre werden mit der Absorptionsflüssig-
keit bis zum T-Stück vollgesaugt, der Apparat gewogen und mit der
Bombe unter Zwischenschaltung des S. 640 beschriebenen Quecksilber-
sicherheitsventiles verbunden. Zunächst wird bei geöffnetem oberen
Quetschhahn das Gas durchgeleitet, um alle Luft zu entfernen, der obere
Quetschhahn geschlossen, der untere geöffnet und Gas in das Absorptions-
rohr eintreten gelassen. Nachdem ein genügendes Volumen nicht ab-
sorbierbaren Gases angesammelt ist, wird die Verbindung mit der Bombe
unterbrochen und der Apparat gewogen.
Hart Av ig Franzen (Zeitschr. f. anorg. Chem. 57, 395 ;
1908) leitet die Gase in eine durch zwei Glashähne abgeschlossene und
Fig. 160.
Verflüssigtes Schwefeldioxyd.
643
anfänglicli mit dem Absorptionsmittel ganz gefüllte Pipette ein. Man
verdrängt einen Teil des Absorptionsmittels, schüttelt zur Absorption,
ersetzt den absorbierten Anteil durch Einströmenlassen neuen Gases
und wiederholt unter zeitweisem Ersatz des Absorptionsmittels wie bei
der Manipulation mit der Bunte-Bürette (8. 250), bis man eine zur
Analyse genügende Menge nicht absorbierbaren Fremdgases ange-
sammelt hat.
Stock und Nielsen (Ber. 39, 3389; 1906) schmelzen zur
Ermittlung kleiner nicht absorbierbarer Gasreste an eine H e m p e 1 -
sehe Gaspipette eine Meßpipette von 1 ccm Inhalt an, die mit einem
kapillar gebohrten Hahn in Verbindung steht.
Man entfernt das absorbierbare Gas durch
Schütteln mit der Absorptionsflüssigkeit in der
Gaspipette, läßt den Gasrest dann in die 1 ccm
Meßpipette übertreten und mißt ihn dort ab.
4. Analyse der einzelnen (»asarten.
a) Verflüssigtes Schwefeldioxyd.
t)ber die Darstellung von flüssiger
schwefliger Säure vgl. man Lunge, Soda-
industrie, 3. Aufl., Bd. I, S. 327, Teich-
mann, Komprimieitc und verflüssigte Gase
8. 58 und H a r p f , Flüssiges Schwefel-
dioxyd, 1900.
Als wesentlichste Verunreinigungen
kommen in Betracht: Wasser, Schwefel-
säure, Schmieröl, Luft, zuweilen auch
Kohlendioxyd.
Zur Untersuchung auf Wasser, Schwefel-
säure und Schmieröl entnimmt man eine
größere gewogene Probe der verflüssigten
mittels d(^r Pipette von B u n t e und
Fig. IGl.
schwefligen Säure
E i t n e r (S. MO). .Man
stellt die Pipette aufrecht in ein größeres (ilas, verbindet mit zwei ge-
wogenen Röhren, die mit neutralem Chlorcalcium gefüllt sind und läßt
nun durch r)ffnen des den Ab.sorptionsröhren zugewendeten Hahnes
das Schwefeldioxyd verdunsten. Wenn die größte Menge abgedunstet
ist, daiMi legt man die Pijx'tt«' horizontal in ein Luftbad, erwärmt auf
70" und führt die letzten Reste flucht igci- Stoffe durch einen sorgfältig
getrockneten Luftstrom durch die Vorlagen. Die ( Jew ichtszunahnie
entspricht dem Wa.s.sergehalte, dessen Ermittlung besonders daiui
wichtig ist, wenn die schweflige Säure für Eisnm.schinen verwendet
werden soll. Wasscrlialtiges Produkt greift mich Lange (Zeitschr.
f. angcw. Chcin. 12, 275, 300, 5'.t5; 1H99) besonders bei Temperaturen
über 70" die Stahlvcnt ilc der Kompressoren unter Hiiduiig von schwcflig-
sanrcni niid uiitcischu cfligsawrcni Isisen an.
41*
(y4:4: Vcrflüssigte und komprimierte Gase.
im nichtflüchtigen Rückstande in der Bunte-Eitner sehen
Pipette befinden sich 8chA\efelsäure und Schmieröl. Zur Bestimmung
der Schwefelsäure spült man die Pipette mit destilliertem Wasser
aus, erwärmt zur Entfernung der letzten Sj^uren von schwefliger Säure
und titriert mit Lauge und Methylorange die Schwefelsäure. Das
Schmieröl wird durch Extrahieren mit Äther aus dem Rückstande
gewonnen und nach dem Filtrieren und Trocknen bei 100" gewogen.
Luft gehalt ^\ ird mittels des Apparates von T r e a d w e 1 1
(S. 642) oder Thiele und D e c k e r t (ebenda) ermittelt und durch
Gasanalyse nach bekannten Methoden identifiziert. Der unabsorbierbare
Gasrest kann auch einen großen Teil des vorhandenen Kohlendioxyds
enthalten. Zu dessen genauerer Ermittelung saugt man das zu unter-
suchende Gas nach U r b a n (1. c. S. 31) durch Waschflaschen, welche
mit durch Schwefelsäure angesäuerter Kaliumbichromatlösung gefüllt
sind. Schwefeldioxyd wird hier oxydiert und zurückgehalten, Kohlen-
dioxyd und Luft entweichen, werden durch ein Chlorcalciumrohr ge-
trocknet und das Kohlendioxyd in einem gewogenen KaHapparat oder
Natronkalkrohr absorbiert.
Bei verflüssigter schwefliger Säure, welche in der Nahrungsmittel-
industrie, z. B. der Saturation von Zuckersäften, Anwendung findet,
wird eine qualitative Untersuchung auf Arsen zuweilen gefordert.
Nach U r b a n kocht man den Verdunstungsrückstand mit Schwefel-
säure, bis alles Schwefeldioxyd vertrieben ist, und prüft die Flüssigkeit
im Mars h sehen Apparat.
Zur direkten Gehaltsbestimmung füllt man eine Bunte-
Bürette (S. 248) oder abgeänderte W i n k 1 e r sehe Bürette (S. 583)
mit dem zu untersuchenden Gase, läßt eine gemessene Menge ^/iqN.-
Jodlösung eintreten, schüttelt bis zur vollständigenOxydation, läßt den
Inhalt in einem Erlenmeyer- Kolben laufen, spült mehrmals
mit destilliertem Wasser nach und titriert den Überschuß an Jod mit
^/lo N.-Thiosulfatlösung zurück. 1 ccm ^/jq N.- Jodlösung entspricht
1,0946 ccm trockenem SOg bei 0" und 760 mm.
b) Verflüssigtes Ammoniak.
Als Verunreinigungen kommen nach Lange und Hertz
(Zeitschr. f. angew. Chem. 10, 224; 1897) im verflüssigten Ammoniak
gelöst vor: Wasser, Pyridin und seine Homologen, Benzol,
Acetonitril, Äthylalkohol, Naphtalin, Ammoncarbonat und
Pyrrol. Maschinenöl vom Kompressor herrührend, ist mechanisch
beigemischt. Zur Ermittlung des nach dem Verdunsten des
Ammoiüaks verbleibenden Rückstandes bedienen sich Lange und
Hertz (1. c.) folgender einfachen Methode, welche in den meisten Fällen
als einzige Wertbestimmungsmethode verwendet wird, da nur in seltenen
Fällen die Zusammensetzung des Verdunstungsrückstandes ermittelt zu
werden braucht. An ein Glasrohr von 30—40 mm lichter Weite ist ein
enges, mindestens 1.1 ccm fassendes Rohr von etwa 5 mm lichter Weite
\
/
Verflüssigtes Ammoniak. ß4,")
angeschmolzen (Fig. 162). Das Rohr faßt im ganzen etwa lOOccm, bis zu
einer Marke 49 com entspr. 33,3 g flüssigem Ammoniak: für den unteren
engen Teil sind 1,1 com in 15 Teile geteilt, so daß jeder Teil 0,2 Proz.
anzeigt. Hierbei ist das spezifische Gewicht des flüssigen Ammoniak bei
— 38" mit 0,68 und das des Rückstandes mit 0,9 berücksichtigt. Um
dem Ganzen eine handliche Form zu geben, ist unten ein Stück Glasstab
angeschmolzen, damit man das Röhrchen auf einen Holzfuß oder in die
Ventilkappe der Flasche aufsetzen kann.
Zur Probeentnahme legt man die Flasche horizontal und schraubt
an das Ventil ein Stahlröhrchen an. Man öffnet nun das Ventil, läßt
flüssiges Ammoniak in das Glas bis zur Marke laufen, was in ca. 1 Minute
geschehen sein soll. Das Probeglas Anrd nun mit einem mit
einer Kerbe versehenen Korkstopfen verschlossen und der
Inhalt der freiwilligen Verdunstung überlassen, welche
nach etwa 3 Stunden beendet ist. Wenn die entstandene
Eisschicht abgetaut ist und aus dem engen Rohr keine
Gas blasen mehr aufsteigen, dann wird die Menge des Rück-
standes am unteren Rohr abgelesen. Jeder Teilstrich zeigt
0,2 Proz. an. Die Methode gibt et«as zu hohe Resultate.
Bei der Probenahme verdampft etwas Ammoniak, so daß
die Verunreinigungen sich anreichern; des ferneren bleibt
bei stark wasserhaltigem Ammoniak Ammoniak im Rück-
stande gelöst. Kompensiert werden diese Fehler zum Teil
dadurch, daß beim Verdunsten des Ammoniaks ein Teil
der Verunreinigungen verflüchtigt wird.
Ammoniak- und Pyridin bestimmung.
Xach U r b a n (Laboratoriumsbuch für die Industrie
der v^erflüssigten und komprimierten Gase S. 8) kann Fig. 162.
man nach Entnahme von flüssigem Ammoniak mittels
der Pipette von Bunte und E i t n e r (S. 640) eine direkte
Bestimmung des Ammoniaks und des Pyridins vornehmen. An die
mit flüssigem Ammoniak teilweise gefüllte Pipette schaltet man
zwei mit Xormalschwefelsäure gefüllte Peligotrohre (s. S. 380) und läßt
nun durch Öfftumg des Z^vischenhahnes der Pipette Ammoniak durch
die Vorlagen streichen, wo es von der im Überschuß angewendeten
Schwefelsäure absorbiert wird. Um die letzten Reste des gasförmigen
und im Rückstande gelösten Ammoniaks in die Vorlagen überzutreiben,
leitet man gegen das Ende der ()[)eration einen Luftstrom durch das
System. Man bringt nun die Scliwefel.säure auf IO(M)((in und bestimmt
in einem ali(|Uoten Teil Ammoniak und Pyridin. Man mißt zu diesem
Zwecke mo viel von der sauren Flüssigkeit ab, daß 1,7 bis 2 g Ammoniak
zur Bestimmung kommen, verdünnt mit Wasser und titriert mit Xormal-
natronlaugc und .Mctliylorangc, bis die Farbe eben rein gelb geworden
ist. I)ie jetzt ca. 250 cem betragend(^ Klüssigkeitsmenge wird in einen
Destillierkolben mit Kühler ' 2 '**t'Jnde lang destilliert, wobei da.s ab-
wärts geführte Knde des Kühlrohres in 30 ccm Wa«ser taucht. Sämtliches
l'vridin inui Acetonitril sowie etwas .\nniioniak sind nun im Destillat (.\).
g^g Verflüssigte und komprimierte Gase.
Man gibt zum Destillat einige Tropfen Phenolphtalein und titriert
scharf mit ^/^ N-Salzsäure das Ammoniak, wobei Pyridin sich völlig
neutral gegen Phenolphtalein verhält. Nach vollständigem Erkalten
des Destillierkolbens fügt man Lauge hinzu und destilliert das frei ge-
machte Ammoniak in vorgelegte Säure (S. 380). Der Überschuß der
Säure wird zurücktitriert. Die jetzt verbrauchte Säure zuzüglich der
bei der ersten Destillation angewendeten ergibt die Menge des Ammoniaks,
wobei 1 ccm ^/j N. -Salzsäure = 0,01703 g Ammoniak.
Zum ersten Destillat (A) werden nach genauer Neutralisation des
Ammoniaks einige Tropfen einer einprozentigen Lösung von Patentblau
(V. N.) superfein (empfohlen von M i 1 b a u e r und S t a n e k ,
Zeitschr. f. anal. Chem. 43, 215; 1904) zugefügt und mit ^/g N. -Salzsäure
titriert, bis die Farbe von reinem Blau in grünes Blau umschlägt.
M i 1 b a u e r und S t a n e k (1. c.) empfehlen für die Pyridin-
bestimmung folgenden Arbeitsgang. Die nach der Verdampfung des
flüssigen Ammoniaks in Schwefelsäure erhaltene Lösung wird fast bis
zur Trockne verdampft, in einen Scheidetrichter gebracht, eine ge-
nügende Menge frisch bereiteter Natriumbicarbonatlösung und ein
gleiches Volum Äther zugefügt und im Schüttelapparate 10 — 15 Minuten
geschüttelt. Nach dem Abgießen der Ätherschicht wird frischer Äther
zugefügt und ebenso lange geschüttelt. Die vereinigten ätherischen
Lösungen der Pyridinbasen werden durch ein mit Äther befeuchtetes
Filter filtriert, mit einigen Tropfen Patentblaulösung versetzt und mit
einem Überschuß von ^/^q N. -Schwefelsäure gründlich geschüttelt.
Nach Zusatz von überschüssigem Chlornatrium Avird mit ^/^g N. -Natron-
lauge bis zum Eintritt der blauen Farbe zurücktitriert. Es empfiehlt
sich, noch ein drittes Mal mit Äther auszuschütteln und sich durch Ti-
tration zu überzeugen, daß kein Pyridin mehr in der Lösung ist.
Über die Untersuchung des flüssigen Ammoniaks auf Bestandteile,
welche von Säuren nicht absorbiert werden, vergl. man S. 642.
c) Verflüssigtes Chlor.
Im verflüssigten Chlor, A^elches ' fast ausschließüch aus
Elektrolytchlor dargestellt wird, kommen als Verunreinigungen vor:
Luft, Kohlendioxyd, Kohlenoxyd und Chlorwasserstoff.
Man füllt eine Bunte- Bürette oder besser eine abgeänderte
W i n k 1 e r sehe Bürette (S.583 ) mit dem zu untersuchenden Chlor-
gase und ermittelt den Chlorgehalt nach der Kaliumjodidmethode
(S. 582) oder der Arsenitmethode (S. 583) oder am raschesten nach der
Quecksilbermethode (S. 584). Die Bestimmung von Chlorwasserstoff
neben Chlor geschieht nach S. 578 oder S. 585, die von Kohlendioxyd
neben Chlor nach S. 581. Sollen Chlor, Chlorwasserstoff und Kohlen-
dioxyd nebeneinander bestimmt werden, dann absorbiert man das Chlor
mit Quecksilber nach S. 584, Chlorwasserstoff und Kohlendioxyd mit
Natronlauge nach S. 585, entleert die Bürette, trennt die Lauge vom
Quecksilber und dem Kalomelschlamm, wäscht diesen und die Bürette
Verflüssigtes Kohlendioxyd. 047
mehrfach mit Wasser und titriert das Chlorion in den vereinigten Aus-
zügennach V o 1 h a r d. 1 ccm V/ioX.-AgX03-Lösungentspricht2,224ccm
Chlorwasserstoffgas (bei 0° und 760 mm gemessen). Der in Kalilauge
nicht absorbierte Gasrest \a ird am besten in den Apparaten von T r e a d-
\v e 1 1 oder Thiele und D e c k e r t (S. 642) in größerer Menge
gesammelt und nach den Vorschriften der technischen Gasanalyse unter-
sucht. Er besteht aus Sauerstoff, Kohlenoxyd und Stickstoff.
d) Verflüssigtes Kohlendioxyd.
Im verflüssigten Kohlendioxyd kommenLuft bzw. je nach derDar-
stellung wechselnde Gemenge von Stickstoff und Sauerstoff, ferner Kohlen-
oxyd, seltener Schwefelwasserstoff, Schwefeldioxyd und empyreumatische
Stoffe vor. D.e Prüfung auf die letztangeführten Stoffe sowie auf Wasser
und Schmiermaterial (Glycern, Vaselin, Schmieröl) wird bei dem jetzt in
den Handel gebrachten verflüssigten Kohlendioxj^d nach Thomas
(Zeitschr. f. angew. Chem. 13, 387; 1900) in den mei.sten Fällen unter-
bleiben können. Ergibt das verflüssigte Kohlendioxyd beim Verdunsten
wäßriges Glycerin, so ist nach T e i c h m a n n (Komprimierte und ver-
flüssigte Gase S. 143) Eisenbicarbonat nachweisbar, das dem Wasser,
das mit dem betreffenden Kohlendioxyd imprägniert wird, einen un-
angenehmen Geschmack erteilt. Sehr verdünnte, angesäuerte Perman-
ganatlösung sowie Jodlösung sollen beim Durchleiten des Kohlendioxyds
nicht entfärbt werden. Eine Entfärbung würde auf Schwefeldioxyd
oder empyreumatische Stoffe liindcuten. Letztere werden auch durch
Bräunung von vorgelegter konzentrierter Schwefelsäure nachgewiesen.
Für die praktische Beurteilung der Güte einer flüssigen Kolile-
säure des Handels genügt es meist vollständig, den Gehalt der Flüssig-
keit an nicht durch Kalilauge absorbierbaren Gasen zu bestimmen.
Eine Untersuchung auf die im Gasraum e vorhandene Luft ist
meist unnötig. Nur bei sehr genauen L"^ntersuchungen einander sonst
ganz gleicher Proben hat es einen Zweck, auch das im (Jasraume be-
findliche Kohlendioxyd zu untersuchen. Für die Bestimnmng des Luft-
gehaltes einer aus einer Flasche entnommenen Gasmenge genügt im
allgemeinen je eine l'^ntcrsuchung des im Gasraum vor und nach der
EntnahmclK'findüchcn Kohlendioxyds. DerLuftgchalt des ciitnomincncn
(iases berechnest sich annäheriul als arithmetisches .Mittel aus den beiden
Untersuchungen, wenn die Kohlensäure nach der Entnahme nielit ganz
luftfrei geworden ist.
Für die Bestinnnung des Luftgehaltes kann man natürlich jeden
gasanalytischen Apparat anwenden. Lange (Chem. Ind. 23, ")3<>:
P.)(M)) bernitzt dazu ein«- von ihm mit (). Z a h n hergestellte .\l);iiiderung
der W i n k 1 e r sehen Gasbünate, die in Fig. 163 gezeigt und wie folgt
V)e.schrieben ist.
Da.s 100 ccm fassende Rohr A der W i n k l e r sehen Bürette hat
(»licti eine 5 ccm fassende, in '/jo '"•■m geteilte Verjüngung. Ks ist durch
einen Sehhiueh mit dem Hohr /i verbunden, eine .\l)laßv(nrieht n?ig ist
jueht voriianden. Der auf das gebogene Rohr c gi-schobene St-hlauch
648
Verflüssigte und konipriiuicrte Gase.
ist unten mit einem Glasrolir verbunden, Avelches in ein etwa 250 com
fassendes, an dem Stativ befestigtes Fläschchen D gesteckt ist. Zur
Füllung des Apj)arates wird in B so viel Kalilauge vom spezifischen
Gewicht 1,297 gebracht, daß A und B mehr als zur Hälfte gefüllt sind.
Dann wird der Stopfen mit dem Glasrohre e und dem Schlauch auf B
aufgesetzt und auf den Ansatz über dem Hahn h ein Schlauch gezogen,
Fig. 163.
durch den man so lange durchbläst, bis das Niveau in A unter den
Hahn a gesunken ist. Nun ^vird dieser geschlossen. Das Rohr B ist
mit Kalilauge gefüllt und \\ird nach Öffnen von a in solcher Höhe am
Stativ festgestellt, daß die gerade Durchbohrung von a vollständig mit
Kalilauge gefüllt ist. Jetzt ist der Apparat zum Gebrauch fertig. Dreht
man a um 90°, so kann man das zu untersuchende Gas einleiten; nach
dem Schließen von h und der Umstellung von a fließt infolge der Ab-
sorption Kalilauge aus D nach B und A ; nach Beendigung der Ab-
sorption und Öffnung von b fließt die Lauge wieder nach D zurück
Verflüssigtes Kolilciulioxyd. 649
und das Niveau in a stellt sich selbständig wieder ein, worauf dann der
Apparat für eine neue Untersuchung bereit ist. Man kann über 400
Analysen ausführen, ohne eine Umfüllung mit Kalilaiige vorzunehmen.
Die Untersuchung des Kohlendioxyds wird in folgender Weise aus-
geführt. An die stehende Flasche ^\ird ein mit Dichtung versehenes
Anschlußstück fest angeschraubt und über dieses ein Schlauch gezogen.
Man öffnet das Ventil der Flasche und reguliert so lange, bis man einen
gleiclimäßigen, nicht zu starken Kohlcndioxydstrom erzielt hat (s. 8.640).
Dann verbindet man den Schlauch mit dem Hahn a. der so gestellt ist,
daß das Kohlendioxyd in .4 eintritt; durch den offenen Hahn b ent-
weicht die Luft, Nach einer Minute ist das Rohr Ä mit Kohlendioxyd
gefüllt; man kann auch so lange einleiten, bis man in der oberen Ver-
jüngung von Ä die nadeligen Krystalle des Kaliumbicarbonats sieht.
Dann wird h geschlossen, und nach Abnahme des Schlauches und dem
dadui'ch bewirkten Druckausgleich mit der Luft wird a um 90*^ gedreht,
so daß ^4 und B miteinander kommunizieren. Die Kahlauge steigt so-
fort in A auf, und durch allmähliches Horizontalstellen bewirkt man
eine raschere Absorption in A, ohne daß ein Vakuum eintritt. Zum
Schluß bewegt man das Rohr auf und nieder, stellt es fest und schreitet
zur Ablesung. Zu diesem Zwecke wird die Flasche D gehoben und ihr
Niveau mit dem Niveau in A gleichgestellt. Es ist klar, daß man sich
auch ein für allemal eine Korrektionstabelle aufstellen kann und dann
nur direkt abzulesen braucht, ohne jedesmal die Flasche D bewegen zu
müssen. Zwei aufeinander folgende Proben sollen keine größeren Unter-
schiede als 0,05 Volumprozente ergeben. Da der obere Teil des Rohres A
m ^/go ccm geteilt ist, so kann man bis auf ^'iqo ccm schätzen und mit
dieser Genauigkeit die Volumprozente Luft ablesen.
Die Berechnung geschieht wie folgt. 1 kg Kohlendioxyd ent-
.spreche bei der Versuchstemperatur A Litern. Dann nehmen die be-
rechneten Gj kg mit kl Volumprozenten Kohlendioxyd einen Raum von
Gj . A . 0,01 kl ein; im ganzen sind vorhanden G kg oder G A Liter.
Man findet also dies in der Gesamtmenge vorhandenen Volumprozente
Kohlendioxyd nach folgendem Ansatz: G A: 100 = (Gj A . 0,01 kj 4-
G., . A . 0,01 ko) : X
_ Gl k| -\- G.2 kg
G
oder, was für die Berechnung bequemer ist: die Gesamtmenge der in
der untersuchten Kohlensäure vorhandenen Luft ergibt sich au?^ der
Gleichung
Gl (lOO-ki)-fGg(lOO — k,
• ' G
Das hciüt: Nachdem man die in der untersuchten Khische vor-
handenen Mengen fhissiger und gasf('>rniiger Kolilensäurc dem Gewicht
nach IxTcchnet hat, liat man die gefundc-nen N'uhnnpro/.ente Luft mit
den entsprechenden (Jewichten (h-s IHissiL'cn und LMsfcirmigcn Anteils
Q^Q Verflüssigte und komprimierte Gase.
ZU multiplizieren und die erhaltenen Zahlen zu addieren. Durch Division
der Summe durch das Nettogewicht der Flasche erhält man direkt, ohne
Zwischenglieder berechnen zu müssen, den wahren Luftgehalt der ge-
samten Kohlensäure in Volumprozenten. Über eine andere Ermittelung
der mittleren Gaszusammensetzung vgl. man Thiele und D e c k e rt
(Zeitschr. f. angew. Chem. 20, 737: 1907).
Werder (Chem.-Ztg. 30, 1021 ; 1906) benützt zur Analyse von
flüssigem Kohlendioxyd einen O r s a t - Apparat mit Meßrohr von
200 ccm Inhalt und 3 Absorptionspipetten, die eine mit Kalilauge für
Absorption des Kohlendioxyds, die zweite mit alkalischer Pyrogallol-
lösung zur Absorption des Sauerstoffs, die dritte mit ammoniakalischer
Kupferchlorürlösung zur Absorption von Kohlenoxyd gefüllt. Je
nach der Menge der Fremdgase wird das Meßrohr 10 — 20 mal gefüllt,
das CO2 absorbieren gelassen und der nicht absorbierte Rest auf 0^ und
CO untersucht.
Als Xormen für die Beurteilung des flüssigen Kohlendioxj^ds des
Handels schlägt Werder vor :
1. Der Geruch sei rein, weder brenzlich noch stechend. 2. Der
Geschmack sei rein säuerlich. 3. Der Gehalt an COg aus der liegenden
Flasche genommen, sei mindestens 98 Proz. 4. Der Gehalt an CO darf
0,5 Proz. nicht überschreiten. 5. Das Gas darf weder schweflige noch
salpetrige Säure enthalten. 6. Nach 14 stündigem Durchleiten durch
100 ccm mit Schwefelsäure angesäuerter warmer ^ji^o N.-Perman-
ganatlösung darf eine merkhche Entfärbung der letzteren nicht ein-
treten. 7. Das Gas darf nach ^ stündigem Durchleiten durch 100 ccm,
mit Salpetersäure angesäuerter ^Jiqq N. -Silbernitratlösung in dieser
keinen Niederschlag hervorrufen.
e) Yerflüssigtes Stickoxydul.
Verflüssigtes Stickoxydul kommt nur in geringen Mengen
hauptsächlich für medizinische Zwecke in den Handel. Die für diese
Verwendung schädlichen Verunreinigungen wie Stickoxyd, Chlor,
saure Gase und Ammoniak sollten bereits vor der Kompression durch
Waschen mit Eisen vitriollösung, Kalilauge und schwacher Säure
entfernt werden. Über die Analyse von Stickoxydul vergl. man S. 417,
über das Verhalten beim Erhitzen, beim Durchschlagen elektrischer
Funken, beim Anprall kleiner Metallteile an die Behälterwand vergl.
T e i c h m a n n , Komprimierte und verflüssigte Gase, S. 150.
f) Komprimierter Wasserstoff.
Als wesentliche Verunreinigung des durch Elektrolyse erzeugten
Wasserstoffs sind Sauerstoff, (zulässiger Maximalgehalt 2 Volumprozente)
und Stickstoff anzusehen, auf anderem Wege dargestellter Wasserstoff
kann Arsenwasserstoff, Kohlenoxyd und Kohlendioxyd enthalten. Zur
qualitativen Prüfung auf Arsenwasserstoff leitet man nach R e c k 1 e b e n
Komprimierter Sauerstoff. 651
und L o c k e m a n n (Zeitschr.f.angew.Chem.21.433; 1908undZeitschr.
f. anal. Chem. 47, 126; 1908) den zu untersuchenden Wa.sserstoff durch
fünf- bis zehnprozentige Silbernitratlö-sung. Bei Anwesenheit von Arsen-
wasserstoff tritt Schwärzung durch Ausscheiden von metallischem Silber
ein, in der Lösung kann das Arsen mit Ammoniak als ar-senigsaures
Silber nachgewiesen werden.
Die Wasserstoff- sowie die Sauerstoffbestimmung werden nach
den Vorschriften der technischen Gasanalyse (s. d.) ausgeführt.
g) Komprimierter Sauerstoff.
Je nach seiner Darstellung enthält der komprimierte Sauerstoff
des Handels Wasserstoff (zulässiger Maximalgehalt 4 Volumprozent),
Kohlendioxyd und Stickstoff . Die Analyse erfolgt in den Apparaten und
nach den Vorschriften der ..technischen Ga.sanal3'.se'" (s. d.) Einen
Apparat zur Analyse hochprozentigen Sauerstoffs beschreibt
M Urse h hauser (Zeitschr. f. angew. Chem. 21, 2503; 1908).
Xaiiienreg'ister.
Abesser 390.
Acree 75, 111.
Ados 274.
Ahrens 394. 395.
Alberti 375. 381, 390.
Allen 331.
Altmann 66. 217.
Alvarez 442.
Andersen 92. 107. 108.
Andrews 332.
Angelucci 29.
Arndt 22, 235, 274. 416. 417.
418.
Arnold 379.
.\rnould 396.
Aron 196.
Ashley 142.
Atterberg 469.
Autenrieth 520.
Avery 132.
Aykroyd 523. 538.
Babb 259.
Babitt 267.
.Bachofcn 590.
Baeycr 78.
Baker 310.
Balthasar 356.
Barnes 202.
Barnhart 259.
Basadonna 133.
Baskerville 385.
Baumann 113, 152, 155, 164,
570, 571, 594, 596.
Baume 185.
Baur 180.
Bayer 612.
Bayer lein 374.
Bechstein 201.
Beck 119, 189, 313. 315. 316.
375, 379, 396.
Becker 472. 607.
Beckurts 374, 407.
Bedson 310.
Beni 357. 426.
Bement 9, 259.
Bender 1 1 .
Benedickt 20.
Bensemann 379.
Benton Dales 132.
Berg 141.
Berger 318.
Bergmann 62.
Berl 1.50. 156. 157. 392. 397.
398. 408, 409, 410. 423.
Berthelot 55, 302. 303.
Berthier 568.
Berthold 290.
Berzehus 446. 469.
Besson 147.
Bevan 85.
Bhaduri 601.
Bianchi 33 1 .
Biltz 407.
Binder 14.
Blacher 332.
Blakey 107. 111.
Blangey 608.
Blarez 84.
Blattner 337. 394. 395. 469,
501, 574, 604, 605. 608.
Bleier 67, 110, 176.
Blitz 133.
Blount 555.
Bock 238.
Bockemüller 614, 626.
Bodenstein 369, 397.
Bodländer 176.
Böckmann 15, 17. 18, 24. 32,
33, 87, 157, 327, 358. 377,
381, 468, 486, 546. 547. 558,
562, 596.
Bohlig 379.
Bohr 238.
Bollenbach 394. 608.
BoUey 4.
Bonner 111.
Bornemann 29.
Bornträger 11(>.
Bothamley 607.
Boudouard 201.
Bousfield 121. 559.
Boyer 379.
Boys 283
Bradbury 213.
Brand 317, 381.
Brasseur 337, 394, 395, 469.
501, 608.
Braun 217, 221, 223.
Bredig 75.
Brendler 62.
van Brenkeleeven 374.
Brewster 476.
Breyer 614.
Bronn 202, 204, 213.
Broockmann 292.
Browning 517.
Brügelmann 328.
Bruining 407.
Brunck 245, 262, 295. 346.
Brunei 111.
Buchner 502.
Budenberg 205, 206.
Bugard 173.
Bullenheimer 357.
Bunsen 3, 55, 137, 141, 238,
243, 247, 417, 569, 573, 588,
592. 593.
Bunte 243, 245, 248, 640.
Busch 379. 390. 391, 392, 393,
410.
Cain 468.
Campedon 343.
Cantoni 133.
Cappadow 465.
Nainonrf*irif:tor.
G53
Carlier 188.
Carlson (iOH, (507.
Carnelly 484. .-)41.
Carpentrr .31ü. 41."). 41(>.
Caspari 14<3. 377, «09.
van de Gast feie 337.
Ceniti 318.
Chainbpr.s 112. 134.
Chance 'rlii.
Chancel 313.
Chapnian 2^~).
Chaiitsdikoff -24.").
Chorley 147.
Ciiristie .')82.
Christomanos 493.
dar 472. 47.3.
Clark 328, 338, 340.
C'larkson 1 1 .
Classen 39. 132, 133. l.)."). 341,
344.
Claus 520.
Ciau.srnann 242.
Coffeti 410.
Cohen 125.
Cohn 09, 94.
Coleinann 410.
Collins 393.
Cone 345.
Conrad 139.
Constain 292. 3(»9.
Contat 131.
Corlei.s 345.
Corradi 15.5.
CouturifT 333.
Cowlos 121.
Cwlcy 111.
- 274.
' Mier 207.
C'rato I 10.
Crell 228.
Cri.smer 147.
Crookes 34.
CrfisH 8.5.
Crossdal.- 113.
C'nirri 15<).
Cu^hmaii 53.
l)a\ids(iri 0(l7.
ItiMVÖ 113.
I • .IS 412.
Ja.icoii .5t)2. .577.
D<hoiirdoaux 377. 572.
D.rkor« 34K.
!>■ c kert 133, 040, »»42, 0.50.
I '■ riii»e.M .591.
I ' iirifT 388.
I ' ir.Ht.-dt 294. 29H. 310. .321,
;_'3. .32H.
1' nun. 04. 170. 509.
Desborde.s 20(i.
Doscroizille.s .3. .544.
Deut.sch 270.
Do\arda 30.
Deville 38.
Dhuique-Mayer 522.
Diamant 014.
Dieterich 100.
Diethelm 02.
Dietrich 1.54. 180.
Dietz 147.
Dittrich 29, 394, 008.
Ditz 002, 007.
Diver.s 410.
Dobbin .523, 524. 538.
Dobriner 478, 520.
Dobrossewow ()07.
Döring 310.
Domergue 319.
Domke 420.
Donath 289.
Dosch 194, 205. 235, 273. 270.
Drechsel 150.
Drehschmidt 230. 242, 200.
Drinkwater 504.
Driishel 015.
Dürkes 333, 019.
Duisburger Kuplorhütte 342.
Dulong 298.
Dumas 171.
Dünn 209, 323, 325.
Dupre 11.5, 134. 394. .523.
Du.schak 323.
Du.s.serre 314.
Ebaugh .328. 339. 301.
Ebeling 4(55.
Ehren feld 409.
Eichhorn 190.
Eitner 040.
Elia,sberg 329.
Elliott 4.30.
Elsner 85.
Engel, 99.
Erdmaiui ()2. 444.
Erchenbrecher 028.
Enk 393.
Eschka 2!»4, .5(»7.
Euiiiort'opiilos 541.
Fabn- 014.
Fahlberg 328.
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Feld 212. .521. 531.
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309. 310.
90. 07. 139. 378.
Fery 227.
Fessel 112.
Fieber 201.
Filsinger 85.
Finckener 141, 293, 353. 354
007, 013.
Fischer 47, 80.
230, 247. 253
288, 289, 290, 291.
298, 299. 302. 307.
311, 341. 304.
Fleischer 185, 012.
Fleißner 121. 007.
Fleming-Stark 587.
FlorLs 295.
Förster 87.
394, 593.
Fogh 593.
Folin 323.
Fournier 327.
Francke 2.52.
Frank 012.
Frank land 308.
Franzen 238, 240. 252. 042.
Fra.sch 313.
Frerichs 442.
Fresenius 111. 121. 313, 315
310. 327. 341, 344, 3.5.5. 3.57
301. 374. 375. 377, 390, .507
508. 002. 009.
Freundlich 18.
Freytag 393.
Flicke 378.
Friedenthal 71,
Friedheim 335.
Friedrichs 08.
F'riend 242.
P'rings 00.
Fritsch 20.
Fuchs 180, 190.
438, 497.
Fürstenau 472.
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Gerber 436.
Gerlach 186, 558.
Gerster 471.
Gilbert 394, 395, 615.
Gintl 134, 444, 465.
Glaser 69, 70. 79, 80, 83, 98,
99, 100, 101, 122. .327.
Glinzer 283.
Glücksmann 97.
Gockel 24, 40, 41, .55, 62, 131,
160, 184, 191.
Goldberg 99.
Gooch 126.
Gottlieb 164, 298. 358. .503.
Govvan 379.
Gräfe 284.
Graeger 133, 329.
Graham 243, 323, 591.
Grandeaii 111, 377, 385.
Grau 398.
Gray 201.
Green 75. 78.
Greiner 68, 313.
Grieß 442.
Griffin 9.
Grimm 55, 63.
Gröger 143.
Groll 133.
Großmann 333. 519.
Grüner 293.
Grünhut 479.
Grüters 72.
Grützner 423.
Gruskiewicz 173.
Guedrias 341.
Gutbier 379, 390, 391. 392.
Gutmann 516, 521.
Guttmann 23. 408.
Gutzeit 317, 500.
Gwiggner 137.
Gyzander 323, 326.
Haagn 217.
Haas 343.
Haber 68, 210, 239, 278, 279,
398.
Habermann 310.
Häfke 613.
de Haen 512.
Hagen 374.
Hager 316, 500.
Hahn 261, 483.
Hampe 114.
Hankus 261.
Hantzsch 75, 77.
Harpf 121, 372, 643.
Hart 113, 310-
Hartley 112.
Hartmann 217, 221. 223.
Härtung 205.
Hase 24.
Hasenclev'er 581.
Haßler 332, 328.
Haßlinger 317.
Haßreidter 329, 346, 347, 363.
Hattensaur 355, 469.
Havvliczek 513.
Heath 507.
Hecht 208, 209.
Hehner 446.
Heidenreich 325, 343.
Heim 389.
Hellich 394.
Hempel 129, 166, 176, 212,
234. 241, 243. 245, 262, 286,
295, 302, 327, 375, 381, 390.
417, 418.
Hendrixson 396, 607.
Henriques 1 50.
Henry 597.
Henz 371.
Heraeus" 30, 34, 38, 208. 217,
218. 220, 221, 223.
Herting 324, 325, 355.
Hertz 644.
Herzig 78.
Hes 390.
Hett 394.
Hewitt 75, 78.
Heycock 541.
Higgins 107.
Hilgard 613.
Hilger 503.
Hilf 150, 267.
Hille 96.
Hinmann 115.
Hinrichs 442.
Hinrichsen 293.
Hintz 9, 323, 326.
Hirsch 94, 399.
Hirschson 221.
Hock 96.
Hoel 476.
Höhnel 327.
Honig 393.
Hoitsema 150.
Holborn 212, 219.
Holliger 294.
Honigmann 247.
Hopf gar tner 137.
Hopkins 230.
Hörn 1 66.
Houzeau 379.
Hovve 209, 517.
Huber 336, 522. 605.
Hüttner 541.
Hufschmidt 341.
Hulett 111, .323.
Hundeshagen 507.
Hurter 512, 513, 562.
Huybrechts 348.
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Ilosvay 416, 443.
Immenkötter 283.
Ingham 378.
Inglis 417.
Isbert 494.
Isler 426, 431, 435.
Iwanow 66.
Jackson 399.
Jäger 246.
Jahn 607.
Jahoda 130, 277.
Jakob 304.
Jalovvetz 380.
James 599.
Janda 10, 9, 319.
Jannasch 326. 328. 518, 607.
Japp 175, 176.
Jeller 262.
Jellinek 160.
Jene 358.
Jentsch 352.
Jeroch 142.
Jodlbauer 378.
John 112.
Jolly 241.
Johnson und Matthey Ltd. 34.
Jones 278.
Jorre 593.
Jouve 445.
Jüptner 135, 293.
Junkers 279, 283.
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Keßler 126.
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Kinder 130, 133.
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Liebig 240, 413, 497.
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Lovett 412.
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Lowry 121. 559.
Liibarsch 1()4.
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Ludwig 398.
Lüttkc 87, 56.3.
Lummer 210.
Lunge 32, 64, 69, 73, 79, 80,
81, 82, 83, 84, 85, 80, 88,
92, 93, 94, 98, 99, 106, 107,
108, 115, 116, 118, 122, 125,
126, 127, 129, 131, 133, 135,
137, 138, 140, 146, 149. 155,
156, 157, 160, 161, 163. 164,
165, 166, 167, 169, 170, 173.
175, 176, 178, 180. 194, 2(tO.
230, 253. 287, 291, .307. 308,
313, .322. 323, 324. 326. 327.
328, 329. 330. 345, 346, 359.
360, .362, 3(i3. 364, 368. 369,
372. 374. 377. 383, 392, 397,
39H, 399, 401, 404, 405. 406,
408, 409, 410. 411. 415. 41(i,
417. 418, 419. 420. 423, 426.
431, 435, 436, 4.39. 441. 442.
443, 444, 445. 466, 472, 473,
475, 47<), 477, 497, 498. 499,
508, 511, 512, 514, 516. 522.
523, .525, 527, 529. 531, 532,
536, 537. 542, 5.59, 564. .569,
570, 575, .582. .584, 588, .590.
593, 594. 596. 599 600, 607,
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Luther 82. 0(»7.
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Lu.x 199. 235. 27:«.
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489, 510. 518.
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Margosches 147.
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Marx 156. KU.
Maschhaupt 113.
Mayer 344. 615.
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Mc Coy 75. 78, 91.
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Mc Gowan 295. 607.
Mc Hargue 370.
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Meade 113.
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Morse 112. 134.
Morton 294.
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Moulinie 332.
Muck 291, 506.
Müller 190, 333, 334. (ilü.
Münch 113.
Murmann 355.
Murschhauser (iöl.
Musset 5U3.
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Mylius 08. 97, 5Ü3.
Naef 411, 42t!. 431. 435.
Naylor 127.
Nahnsen 341, 342.
Napper 279.
Naumann 99.
Neher 4ti9.
Neitzel 112.
Nernst 160.
Nessler 550.
Neubauer 615.
Neuberg 173.
Neumann 261. 349.
Neumayer 30.
Neustadt! 18.
Neville 541.
Newfield 156, 161.
Nielsen 238, 643.
Nihoul 589, 607.
Niiranen 397.
Nikaido 333.
Nissenson 346. 347, 349, 350,
352, 355.
Noaillon 327.
Normal-Eichung.s -Kommission
40, 426, 435, 439, 441.
North 107, 111, 127.
Nouel 213.
Nourisson 585.
Nowicki 242, 261, 507.
Nydegger 335, 336.
Oddy 125.
Oechelhäuser 239.
Offerhaus 309, 582.
Orlow 44.
Orsat 253.
Ost 491.
Ostwald 52, 75.
Ostwald-Luther 229.
Otto 500, 591.
Paepe 443.
Pannertz 380.
Parker 323.
Parnell 513.
Parr 308 328, 339.
Paschen 210.
Pattinson, H. S.. 323, 350, 351.
Pattinson, J., 323, 325.
Pauli 390.
Pechniann 52 1 .
Peckham 294.
Peclet 195, 199. 200.
Pellet 294. 325.
Pelouze 358. 377.
Penfield 357.
Pennock 294.
Penot 589, 593.
Perkin 78.
Perman 112.
Peter.sen 112.
Petterson 180.
Pfeiffer 234, 235, 252, 261,
283, 295, 317, 321, 389.
von der Pfordten 241.
Phelps 116.
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Pitman 166. 385.
Planck 210.
Plato 484.
Platten 341.
Pleyer 284.
Plimpton 147.
Plisson 547.
Poggiale 569.
Pohl 369.
Pollak 418.
Ponndorf 606.
Pontius 589, 593.
Poppenberg 179.
Precht 235. 609, 611. 616. 619,
622.
Pringle 412.
Pringsheim 210.
Prinsep 207.
Prinzl 62.
Prost 337, 346, 347. 350, 356.
Przibylla 612.
Pützer 399.
Quincke 113.
Rabe 199, 202, 371. 472, 481.
Raikow 442.
Ramsay 541.
Randail 259.
Raoult 248.
Raschig 111. 134, 140, 141.
155, 156, 157. 334, 335, 367,
397, 398. 411. 413. 423.
Rasenack 58S.
Raupp 280.
Rebenstorff 111. 113, 190.
Reckleben 651.
Redspath 351.
Reed 317.
Regnault 253.
Reich 336, 303, 390.
Reidemeister 504.
Reimen 343.
Reinhardt 127, 129, 134.
Reinitzer 87, 88, 89, 100.
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Reiset 253.
Reuter 332.
Rey 62, 169, 399, 401. 475.
Richards 323, 326, 492, 631.
Richardson 113, 523. 538.
Richardt 244. 245, 246.
Richey 599.
Richmond 112, 436.
Richter 111, 116.
Riddle 484, 541.
Riegler 112, 129, 146. 104, 333.
423, 444.
Ruber 190.
Rimbach 112.
Rinck 113.
Ritter 385, 388, 389.
Ritt euer 180, 345. 514, 516,
527, 584, 599.
Roberto 597.
Robertson 279
Robinson 614.
Röttger 022.
Röwer 47.
Rolland 253.
Roloff 75.
Roneali 597.
Rosanoff 150.
Rose 150, 354, 012.
Rosenbaum 588.
Rosenfeld 90.
Rosenlecher 472, 477.
Roth 111.
Rothe 294.
Rothenbach 280.
Rothmund 008.
Rougeot 292, 309.
Rüdorff 33.
Rürup 499.
Rüst 129.
Ruff 142, 484.
Rumpf 180.
Rupp 70, 97, 112. 139. 141,
142, 423.
Ruppin 323, 32().
Russ 398.
Rutter 007.
Rvaard 234.
Sabaticr 15ü.
Saclier 323.
Sägor 341.
Saiiitignon 217.
Salleron 2.")3.
Salossky 71.
Salm 71. 74.
Saloinon 176.
Salzer 112, 503.
Samter 10, 11. 12. 13. Ki, 20,
272, 27(i.
Sa[)08chnikoff 404.
Sauer 328.
Schäfer 32.').
Schäffer und Budenberg 205,
20(j, 234.
Schäppi 310. .512.
Schaffner 340.
Sclieibler 180.
Schellbach 02.
Scliencke 597.
Scheurer-Kestner 190. 302.
Schill bach 294.
Schlatter 270.
Schleicher & Schüll 100.
Schlickum 500.
SchlüsinK 2.J3, 377. 385.
Schioe-sser 41, 40, 49, 51. .04,
55, 02, 03.
Schlötter 335. 585.
Schmatolla 94.
Schmitt 378.
Schneider 353, 410.
Schultz 332.
Scholvien 000.
Schondorff 293.
Schoorl 71, 73.
Schott 347.
Schranz 478. 520.
Schröder 247.
Schucht H2.
Schuhmacher 252.
Schulz 350.
Schulze 54. .385, 380.
Schultz .-)93.
Schnitze 113. 205. 217, 235.
273.
Schumanti 190.
Sciiwarz .'{.
Schweitzer 014. 015.
Schwenke 08.
Seaman 350, 35 1 .
Scbelii-n 107.
Sener 19(>. 207.
Heitter Hl.
Selckmann 393.
Setlik 472. 480, 481.
Seybel .'»Ol.
Scyda 112, 408.
VlllfTHUcIlllMKcn. 'i. Aiid.
Xaiiii'nrcjiistcr.
Seyfert 208.
Shearer 372.
Sieber 581.
Siebert 40, 203.
Siebert und Kühn 259.
Siedler 113.
Siegert 235.
Siemens 502.
Siemens, \V., 217.
Siemens Brothers 217.
Siemens und Halske 218, 222,
223, 225, 226, 227.
Sievert 378.
Silber 90.
Silberberger 323, 32(5. 330.
Silbermann 247.
Simmance-Abady 284.
Simon 137, 247.
Simonis 207.
Sjollema 393.
Skrabal 120. 128, 1.32. 133,
405.
Smitli 330, 522, .529, 533.
Sodeau 259.
Sörensen 92. 107, 108. 127,
128, 137, 147.
Soltsien 442.
Soxhlet 247.
Spencer 207.
Spiegel 98.
Sprague 328. 339, 301.
Spüller 519.
Stähler 608.
Stauck 645.
Stein 68, 290.
Steinbock 276.
Steiner 582.
Steinhart 235.
Steinle 205.
Stieglitz 75, 70.
Stiepc^l 573.
Sticriin 322, 32r,, .•{•_>7. 340.
359. 3t)0, 302.
Stock 238. 043.
Stockes 239.
Stohmann 303. 30S.
Stokcs 408.
Stoiberger OeHcllschaft 354.
Stone 352.
Stonker 280.
Stra<'hc 277.
Ströhlein & t'<i. 259.
Stroof 33. 473.
Strypc 412.
Stutzer 123. 377.
Sullwald 37H.
SundHtröm 294. 504.
Sutton 112.
Syniewski 139.
I.
657
Taczak 293.
Tau bei 31.
Talbot 355.
Tammann 541.
Tarugi 331.
Teichmann 372. 038, 043. ()50.
•Teile 332, 410.
Teschemacher 330.
V. Than 112, 14(), 238.
Thiel 324, 326, 345, 340.
Thiele 111, 133, 640. 042, 0.50.
Thörner 180, 190.
Thompson 91, 508, 007.
Thomson 80, 84, 80, 95,
98.
Thorpe 295, 007.
Tiemann 385, 380.
Tietjens 622.
Tisza 228.
Topf 142, 147. 007.
Tower 160.
Traub 96.
Trautz 156, 411. 415.
Treadwell 22, 20, 30, 32, 33,
39, 121, 125, 130, 131, 132,
138, 144, 145, 146, 147. 237.
238, 239. 245, 327, 329. 345,
465, 492, 517, 5Hl, .582, .583,
608, 642, (i44, 647.
Troeger 96.
Truchot 325.
Tschermak C)S.
Tschernobajeff 390.
Twaddel 185.
Uehling 235.
Ulbricht 115. 128.
Ulsch 378. 379.
Urban 039, 041. 044.
l'tescher 503.
\ aiilaut 75.
\'anino III, l.»:.. .".".»4. 5!m;.
Vaubel 333.
Veley 399.
V'enabie 445. 5o2.
Venator 2(5, 494.
Verein anal. Chemiker. Schweiz
313.
Verwer 133.
Wwterberg I 12.
Ville 99.
d<« Voldere 207.
VoRcl 013.
Vogtherr 381.
Volhard 134. MI. U7. 1.50,
355. 4«»5.
Volloni 30.
Votueok 528.
42
658
Namciu-t'iiister.
Wagner 24, 41, 51, 03, ü7, 71,
75, 113, 115, IIG, 126, 146,
147, 152, 154, 377, 592, 597.
Waddell 75.
Walker 146. 348,
Wallad 491.
Wanner 210, 211.
Warburg 279.
Warder 85, 93.
Waring 339, 350, 352, 356.
Warington 441.
Warren 213.
Washburn 148.
Watson 359, 415, 525.
Wdowiszevvski 134.
Weber 323, 326.
Wegelin 388.
Wegscheider 75, 541, 542, 559.
Weinhold 204, 205, 217.
Weinig 112.
Weinstein 41, 184.
Weiß 354, 355.
Weldon 575.
Wenceiius 261.
Wendriner 262.
Wense 609.
Wentzki 640.
Werder 640, 650.
Westmoreland 343.
Whatniough 146.
Wiborgh 213.
Wieland 442.
Wien 210, 219.
Wiernick 488, 531.
Wießnegg 38.
Wildenstein 327, 331, 332.
Will 568.
Will-Varrentrapp 379.
Willfarth 377.
Wilsing 331.
Windaus 520.
Wing 399.
Winiwarter 337.
Winkelblech 75.
Winkler 20, 39, 69, 114, 115,
118, 121, 145, 235, 237, 238,
239, 240, 243, 245, 247, 262,
267, 412, 417, 444, 472, 473,
534, 578, 579, 582, 641.
Winteler393, 399, 593, 601, 608.
Wipper 213.
Wislicenus 397.
Wohl 179.
Wohlwill 607.
Wolff 97.
Worden 113.
Worms 112.
Woy 490, 640.
Wroblewski 139.
Wykander 501.
Young 142.
Younger 578, 579.
Zabel 205, 206.
Zahn 642, 647.
Zaloziecki 513.
Zeiß 278.
Zeller 61.
Ziegler 302.
Zimmermann 126, 228, 354.
Zulkowsky 147, 320, 328, 513.
van Zuylen 329, 663.
Abbrand von Schwefelkies 358.
Abbrand von Zinkblende 362.
Abdampfen 25.
Abfallsäuren, Analyse 407.
Abflußwässer, Probenahme 18.
Abgase s. a. .\ustrittsgase.
Abgase von Kontaktschwcfel-
säureanhydrid-Fabriken 363.
Abgase, Säurebestinunung 37 1 .
Ablauf, Meßwerkzeuge 46.
Ablesefehler bei Büretten 61.
Ablese-Lupe 61.
Ablesen von Büretten 61.
Ablesung beiGasvolumeter 169.
Abrauchmethode, G r i o s-
h e i ni e r 409.
Absorptiomet«r 164.
Absorptionsapparate von
H 6 m p e 1 262.
Absorptions-Koeffizienten von
Gasen 238.
Ab.sorption.smittel für Gase 239.
Absorptionsspektren vonGasen,
Gaaanalyso 279.
Absperrventile für Gasbehälter
639.
Abstreithon von Pipetten 46.
Abwägen 21.
AbwÖH.'^or, Chlorkalkgehalt 593.
Aeotylen 239.
Acotylon, verflüssigtes 638.
Acidiiriotriü, Ursubslanzen da
für 105, 106, 107. 111.
Äf|uivalfir/,j)urikt 74.
Äthan 246.
Athanhcstiinniung 244.
Athorthorinonietia- 228.
Äthylen 239, 246. .
Athylorango 86.
Atzkalk in Kaikiiiiich, urii(j
niotrisch 574.
Saeliregistor.
Ätznatron s. a. Kaustische
Soda 558.
Ätznatron, choni. Analyse 561.
Ätznatron. Carbonatbestim-
mung 85.
Ätznatron, Probenahme 558.
Ätznatron in Rohsodaiaugc
512.
Ätznatron in Rohsodaschmelze
510.
Ätznatron in Soda 551, 556.
Ätznatronlösungen, spez. Ge-
wicht bei 15", 559.
Ätznatronlösung, Einfluß von
Carbonat auf spez. Gewicht
560.
Ätznatronmet hodo für Kohlcn-
dioxyd neben Chlor 581.
Akustische PjTometer 213.
Alaun probe 612.
Alizarin 70.
Alizarin als Indikator 99.
Alkali, Titration mit Phonol-
pl.talcin 92.
Alkali, freies in Hlciclilawgen
604, 605.
Alkali, freies in Natriumthio-
sulfat .529.
Alkali, kohlcn.'^aurcs. Titration
mit Ph(;noljihtalein 92.
Alkali, kohlensaures in Bleich-
laugcii 604.
.Alkalilaugcn, i-lckfroly tische
.Mkaliiiictric, Irsubstanzen 105.
.'Mkalinict ri.schcr (ir-samtgehalt
in KtjhHodaschmelzu 510.
Alkalimet rischcr Titcr \<)n Bi
carbonat 5.'{4.
.Alkulinititt in ächlempekuhlu
633.
Alkalisalze in Schlempekohle
633.
Alkalische Erden, Titratior mit
Phenolphtalein 92.
Alkaloide, Titration 73, 97.
Alkohol, Einfluß auf Empfind-
lichkeit der Indikatoren
73.
Alkoholometer 193.
Alkoholthermometer 203. 227.
Aluminium]ilatten als Draht-
net zersatz 26. ^
Amerikanisches Aräometer 187.
Ammonbicarbonat neben .\m-
moncarbonat 534.
Ammoncarbonat neben Am-
moniak 534.
.Ammoncarbonat neben .Am-
monbicarbonat 534.
Anmionchlorid als Urtiter-
substanz 112.
Ammoniak, fixes 530.
-Ammoniak, flüchtiges 530.
Ammoniak, freies und gebim-
denes in ammoniakali.-chcr
Solo 534.
.Ammoniak, verflüssigtes 638,
644.
.Ammoniak, verflüssigt es, l'ntor-
suchung nach Lange und
Hertz 644.
.Amnioiüak in Natriumbic ar
bonat 534.
Anunoniak in schwefelsaurem
Anuuoniuk 532.
.Anunoniak m-bcn .\nnnoncar-
bonat 534.
Ammoniak in Scliucfclsiiurc
444.
Anunoniak, Titration mit l'ho-
nolplitalein 91.
42*
660
Ammoniakbestimmiing in ver-
flüssigtem Ammoniak G45.
Ammoniakbestimmung mit
Azotonieter 154.
Ammoniakalische Sole 534.
Ammoniakdestillation 534.
Ammoniaklösungen, spez. Ge-
wicht 53 1 .
Ammoniaksoda, Betriebskon-
trolle 533.
Ammoniaksodafabrikation 530.
Animonsalze 530.
Ammonsalze in Schwefelna-
trium 529.
Ammonsulfat s. a. schwefel-
saures Ammoniak.
Ammonsulfat als Urtitersub-
stanz 112.
Ammonsulfat in Soda 556.
Ammonsulfatlösungen, spez.
Gewicht 532.
Ammoniumtrijodat, Urtiter-
substanz für Jodometrie 146.
Analysenberechnung 228.
Analj^senergebnisse, Darstel-
lung 229.
Anemometer 195.
Anemometer von F 1 e t -
scher 200.
Anemometer von L u n g e
200.
Anhydrid s. a. Oleum 470.
Antichlor s. a. Xatriumthio-
sulfat.
Antimon in Pyrit 339.
Apparate für Kohlensäurebe-
stimmung 179.
Apparat für nichtabsorbierbare
Gasbestandteile 642.
Apparate für schnelle und kon-
tinuierliche Gasanalyse 272.
Apparat von Fischer 267.
Aräometer, Allgemeine Vor-
schriften 191.
Aräometer, Eichung 192.
Aräometer für Mineralöle 193.
Aräometer für Schwefelsäure
193.
Aräometernach B a u ni e 185.
Aräometer nach Baume-
g r a d e n 194.
Aräometer nach Beck 189.
Aräometer nach C a r t i e r
188.
Aräometer nach Dichte 193.
Aräometer nach T w a d d e 1
185.
Aräometrie 184.
Aräo-Pyknometer 190.
Sachregister.
Arsen in Chloraten 605, 606.
Arsen in flüssigem Schwefel-
dioxyd 644.
Arsen in Kohle 295.
Arsen in Pyrit 336.
Arsen in Salzsäure 499.
Arsen in Schwefelsäure 445 ,
468.
Arsen in Soda 555.
Arsen in Zinkblende 356.
Arsenige Säure in Salzsäure
503.
Arsenlösung 148.
Arsenmethode von G a y -
L u s s a c , für bleichendes
Chlor 591.
Arsenitmethode für Chlor neben
Chlorwasserstoff 578.
Arsenitmethode für Kohlen-
dioxyd neben Chlor 583.
Arsenprobe nach Bettendorf
460.
Arsenprobe nach Gutzeit 458.
Arsenprobe nach Marsh-
Berzelius 446.
Arsenprobe nach R e i n s c h
458.
Arsensäure, Titration mit Phe-
nolphtalein 91.
Arsensäure, Verhalten gegen
Methylorange 84.
Arsenwasserstoff in kompri-
miertem Wasserstoff 651.
Asbest für Goochtiegel 30.
Asbestpappe 36.
Aschenbestimmung in Kohlen
290.
Aspiratoren 236.
Atomgewichtstabelle 229, 230.
Aufbewahren von Proben 18.
Aufbewahrungsgefäße für Gas-
proben 237.
Auflösen 25.
Aufschließen 25.
Ausguß, Geräte für 46.
Auslaugerückstand von Soda-
schmelze 524.
Austrittsgase aus Bleikammern,
Schwefeldioxydbestimmung
367.
Austrittsgase aus Claus-
Öfen 528.
Austrittsgase aus G a y - L u s ■
s a c türm 411.
Austrittsgase bei Salzsäure-
fabrikation 495.
Austrittsgase aus Sulfat-
pfannen 577.
Austrittsgase aus den Zer
Setzern beim D e a c o n -
Verfahren 577.
Auswaschen von Nieder-
schlägen 26.
Auswaschen, selbsttätiges, von
Niederschlägen 29.
Auswechseln von Proben 18.
Autoh'sator 277.
Azolitmin 80, 87.
Azotometer 152.
Barothermoskop 176.
B a r t h e 1 - Brenner 36.
Barytlösung 123.
Baryumchloridmethode für
Kohlendioxyd neben Chlor
581.
Baryumplatinchlorid, Zer-
setzung durch Alkohol
611.
Baryumsalze, bei der Platin-
methode 624.
Baryumthiosulfat als Urtiter-
substanz 147.
Basen, mittelstarke, Indika-
toren dafür 71.
Basen, schwache, Indikatoren
dafür 71.
Basen, schwache, Verhalten
gegen Lackmus 89.
Basen, schwache, Verhalten
gegen Phenolphtalein 95.
Basen, Titrierung mit Lack-
mus 87.
Basen, Titrierung mit Methyl-
orange 83.
Basen in Bleichlaugen 604.
Basis des Weldon- Schlammes
576.
Baume- Aräometer 185.
Baume- Aräometer für
leichtere Flüssigkeiten 187.
Baume- Aräometer, ratio-
nelles 186.
Beck sches Aräometer 189.
Behälter für Gase 638.
Beimengungen, feste, in Gasen
246.
Beleuchtung bei kolorimetri-
schen Arbeiten 151.
Beleuchtung bei maßanaly-
tischen Arbeiten 151.
Benetzung des Glases durch
Titrierflüssigkeiten 63.
Benzidinmethode für Schwefel-
säure 333.
Benzinbunsenbrenner 36.
Benzoesäure als Urtitersub-
stanz 116.
Sachregister.
661
IJenzoesäureanliydrid als Vr- j
titersubstanz llü.
Benzol -239.
Benzopurpurin 70.
Berechnung der Analysen •J'iH.
Bergkieserit (HO.
Bergkrystallgewichte 24.
Bernsteinsäure als Urtiter-
substanz 110.
Bernsteinsäureanhydrid als Vr-
titersubstanz 110.
Berthelot sehe Bombe 302.
Berthelot- Brenner 35.
Berthelot sches Kalori-
meter 302.
B e r z c 1 i u s - Spirituslampe
30.
Bessemerbirnen, Gasentnalune
230.
Bestandteile, unlösliche, in
Kalisalpeter 031.
Betrieb der Fabrikation ü.
Betriebskontrolle 6.
Betriebssäiiren. Analyse 419.
Bicarbonat 534-, 502.
Bicarbonat in carbonisierten
Laugen 510.
Bicarbonat in Soda 551.
Bicarbonat, Verunreinigungen
502.
Bicarbonatgefäße 534.
Bisulfat, .\nalyse 397.
Blei in Pyrit 343.
Blei in Schwefelsäure 444.
Blei in Zinkblende 35().
Bleichendes Chlor in Bleich-
laugen 000.
Blcicliendes Chlor in Chlor-
kalk 590.
Bleich fliissigkeitcn 599.
Bjciclilaugcn, Kohlensäurege-
halt 004.
Bleikammerbetrieb 410.
Mlcikammcrgase. nitrose Gase
307.
Bli'ikaiiinif'rgasc, Sdiwcfcl-
dioxyd 307.
Bloikamni<'rcndga.s(' 411.
BleipapiiT 347.
Bodciisüurc. Nitrosegehalt 420.
Bodcnwatz bei kaustischer Roh-
iaugc 53(5.
liorax als rrtitcrsubstanz 112.
Borsäure, Titration 97. 99.
BrjFHäurc, Titration mit l'lic-
nolplitalein 92.
Mf)rrtäurc. Verhalten gegen
La<ktnuH .S9.
IJottonis 530.
Braunstein. Wasserstoffsuper-
oxydmethode 570.
Braunstein in Weldonschlamm
575.
Braunsteinanalyse 5(i7, 020.
Brechungsvermögen, Analyse
der Gase 278.
BrechvveinsteLn als Urtitersub-
stanz 142.
Brennbare Gase in Verbren-
nungsgasen 234.
Brennstoffe, feste 289.
Brennstoffe, Wasserbestim-
mung 290.
Brennwert, Berechnung 298.
Brennwert von Heizgasen 279.
Brennwertbestimmung in der
Berthelot sehen Bombe
303.
Brennwertbestimmung von
festen Brennstoffen 290.
Brikettpech 309.
Brom, freies, in entbromter
Endlauge 027.
Brom, rohes, Chlorgehalt 028.
Brom in Bromeisen 029.
Brom in Carnallitendlauge 020.
Brom in Salpeter 374.
Bronianalyse 020.
Bromeisen 029.
Bromlauge, Herstellung 152.
Bromsalz 029.
Broniwasser als Absorptions-
mittel 239.
Brucin, Reagens auf Salpeter-
säure 444.
Büretten Ol.
Büretteneichung mit O s t -
w a 1 d scher Pipette 52.
Bürettenhalter 04.
Biirettenschwimmer 02.
Bürottenstative <i4.
Bürettenversclihif3 (il.
Büretten, Ablesen Ol.
Büretten, automatisch ein-
stellende (iO.
! Büretten für heiße Lösungen 00.
Büretten für Massent it rat ion 00.
Büretten für Rücktitrieren ()0.
Büretten mit starrerVerbindung
05.
Büretten mit (^ber!auf\()rrich-
tung 0(i.
B >i n 8 e n s Methotle für Chlor-
kalk 592.
M u n t e s Bürette 24S.
B u r e au o f S t a n d a r d s.
Kic-hvorsehriften 49.
Butvien 239.
Calciumcarbonat, s. a. Kalk-
stein.
Calciumcarbonat als L'rtiter-
substanz 112.
Calciiuncarbonat für L e -
b 1 a n c soda 50(5.
Calciumcarbonat in Soda 552,
550.
Calciumsaccharat für Magne-
siumbestimmung 023.
Calciumsulfid s. a. Schwefel -
calcium 520.
Calorimeter s. Kalorimeter.
Carbonate, Titration mit Phc-
nolphtalein 92.
Carbonate in Braunstein 571.
Carbonate im Chlorkalk 599.
Carbonate in gebranntem Kalk
574.
Carbonate in gelöschtem Kalk
574.
Carbonate in kaustischer Soda
85.
Carbonat in Xatriumthiosulfat
529.
Carbonate in Pyrit 344.
Carbonate in Zinkblende 350.
Carbonisatoren 534.
Carbonisierte Laugen 510.
Carburierungsgehalt von
Leuchtgas 279.
Carnailit (5 1(5.
Carnallitendlauge (520.
C a r t i e r s Aräometer 188.
Chamäleon 123.
C h a n c e - C 1 a u s sches
Schwefelregenerationsver-
fahren 520.
Chlor, Absorptionsmittel 239
Chlor, bleichendes, in Bleich-
laugen (500.
Chlor, bleichendes im Chlor-
kalk 590.
Chlor, elektrolyti.sihes 581.
Chlor, freies, in Chlorat laugen
589.
Chlor, freies, in Cidorlaugo
(527.
Chlor, freies, nelxMi miter
chloriger Säun> (5tt(t.
Chlor, verflü.ssigtes (538, (54(5.
Chlor in Brom (528.
Chlor in Kalisal|ieter (531.
Chlor in Kixhsalz 4M7.
Chlor in Salzsäure .")()3.
Chlor, nütt(>ls natürlichen
Braunstein« 575.
Chlor neben Chlorwasserst oii
57H. 5H5.
662
Sacliregister.
Chlorammonium als Urtiler-
substanz 112.
Chlorat s. a. chlorsaures Kali
58S.
Chlorat, aktives 606.
Chlorat, Analyse 605.
Chlorat, Gewichtsanalyse 607.
Chlorat, maßanalytischo Be-
stimmung 607.
Chlorat neben Hvpochlorit 001,
603.
Chlorat neben Perchloraten
und Chloriden 608.
Chloratbestimmung 588.
Chlorgewichtstabelle 598.
Chlorid in Ätznatron 561.
Chlorid in Chloraten 605, 606.
Chlorid in Chloratiaugen 589.
Chlorid neben Hypochlorit 603.
Chlorid neben Perchloraten
und Chloraten 608.
Chlorindustrie 567.
Chlorite in Chlorat 606.
Chlorkalium, Analyse 621.
Chlorkalium, Chlormagnesium-
gehalt 623.
Chlorkalium, hochprozentiges,
Natriumchloridgehalt 622.
Chlorkalium, Kalkbestiminung
623.
Chlorkalium, Löslichkeit in Al-
kohol 622.
Chlorkalium, Magnesiumsalz-
gehalt 623.
Chlorkalium,
621.
Chlorkalium, Schwefelsäure-
bestimmung 623.
Chlorkalium, Überchlorsäure-
methode 621.
Chlorkalium, Wassergehalt 623.
Chlorkalium, Zinkstaubme-
thode 622.
Chlorkalium aus Schlempe-
kohle 632.
Chlorkalium für Kalisalpeter
630.
Chlorkalium in Pottasche 635.
Chlorkalium in Schlempekohle
633.
Chlorkalk 589.
Chlorkalk, gasvolumetrische
Bestimmung 595.
Chlorkalk in Abwässern 593.
Chlorkalk, Probeentnahme
589.
Chlorkalkfabrikation 586.
Chlorkalkkaminer, Prüfiuig der
Kammerluft 586.
Platinmethode
Clhorkalklösung, spez. Gewicht
590.
Chlorkohlenoxyd, verflüssigtes
638.
Chlorlauge 627.
Chlormagnesium in Chlor-
kalium 623.
Chlormagnesium in Kaliroh-
salzen 619.
Chlornatrium. Löslichkeit in
Alkohol 622.
Clilornatrium in hochprozen-
tigem Chlorkalium 622.
Chlornatrium in ammoniakali-
scher Sole 534.
Chlornatrium in Rohsodalauge
512.
Chlornatrium in Rohsoda-
schmelze 510.
Chlornatrium in Sulfat 490.
Chlorsaures Kali. Fabrikation
588.
Chlorwasserstoff, Absorptions-
mittel 239.
Chlorwasserstoffbestimmung in
Salzsäure 504.
Chlorwasserstoff in verflüssig-
tem Chlor 646.
Chlorwasserstoff neben Chlor
578.
Chilisalpeter 374.
Chromat in elektrolytischen
Laugen 605.
Chromatmethode für Salpeter-
bestimmung 390.
Chromchlorür für Sauerstoff-
absorption 241.
Chromo-Isomerie 77.
Chromophorentheorie der Indi-
katoren 76.
Chromsäure. Titration mit Phe-
nolphtalein 91.
Citronensäure, Titration mit
Phenolphtalein 91.
Claus- Öfen, Austrittsgase
528.
Cochenille 70.
Cochenilletinktur als Indikator
98.
Codein. Reagens auf Selen 445.
Combustion Tester 274.
Con t at- Ventil 131.
Coometer 276.
C r e 1 1 sehe Tafel 228.
Curcuma als Indikator 99.
Curcumapapier 101.
Darstellung von Analysener-
gebnissen 229.
D e a c o n - Verfahren 577.
Denaturiertes Salz 488.
Densimeter nach Fleischer
185.
Descroizilles Sodagrade
544.
Deutsche Sodagrade 544.
D e v a r d a sehe Methode 382.
Diaminoazotoluolsulfosäure 96.
Differentialanemometer von
König 198.
Differentialmanonieter 196.
Dimethylamidoazobenzol als
Indikator 86.
Diphenylamin, Reagens auf
Stickstoffsäuren 442.
Diphenylaminorange 96.
D o b b i n sches Reagens 556.
Drahtnetz 36.
Drehschmidt sehe Platin-
kapillare 267.
Druckniessung 194.
Durchschnittsprobe 8.
Durchschnittsprobe bei Gasen
234.
Durchschnittsprobe bei stücki-
gem Material 9.
D u 1 o n g sehe Formel 298.
Dumas sehe Bestimmung,
Gasvolumablesung 171.
Eichgebühren 49.
Eichtabelle für Maßgefäße 44.
Eichung, Kosten 49.
Eichung von Aräometern 192.
Eichung von Gasmeßinstru-
menten 55.
Eichung von Meßgeräten 40.
Eichung von Thermoelementen
222.
Eichungen im Laboratorium
51.
Einlaufrohr 476.
Einstellungslineal 178.
Eintrittsgase in Bleikammern
411.
Einzelmuster für ehem. Analyse
12.
Eisen als Urtitersubstanz für
Oxydimetrie 130.
Eisen in Chlorlauge 627.
Eisen in Kalkstein 573.
Eisen in Pyritabbrand 362.
Eisen in Salpetersäure 400.
Eisen in Salzsäure 502.
Eisen in Schwefelsäure 444.
Eisen in Sulfat 491.
Eisenalaun als Indikator
150.
Sachregister.
6Ü3
Eisenalaun als Urtitersubstanz
für Oxydinietrio 1S4.
Eisonamnioninmsulfat als Ur-
titersubstanz für Oxydi-
metrie 133.
Eisenbestimmung, kolorime-
trisch 465.
Eisenkonstantanelemente 221.
228.
Eisenmörser 20.
Eisenoxyd, salizylsaures, als
Indikator 97.
Eisenoxyd in Rohsodalauge
.513.
Eisenoxyd in Soda 549.
Eisen Verbindungen, organische,
in Soda .55.5.
Eisenvitriolmethode 569.
Elektrische Öfen 38.
Elektrische Pyrometer 217.
Elektrolyteisen als Urtiter-
substanz für die Oxydi-
metrie 132.
Elektrolytchlor 581.
Elektrolytische Alkalilaugen
530.
Elektrolyt ische Laugen 599.
Elcktroly tischer Wasserstoff,
Reinlieitsbestimmung 279.
Elempntaranaly.se von Brenn-
stoffen 296.'
Elementaranalyse von Kohle
296.
Endprodukte ß.
Englische Grade, bleichendes
Chlor 590.
Englische Sodagrade 544.
Erdalkalien in Chlorat 606.
Erhitzimgsvorrichtungen 34.
Erwärmen. Einfluß auf Farben-
innschlag von Indikatoren
73.
P>ythro8in als Indikator 97.
Essigsäure, Titration mit l'lio-
nolphtalcin 91.
E t t 1 i n g sehe Gaspipotte
262.
Eudiometer, .Justierung für
Qufcksilberfülluny 58,
Eudiometer von li u n s e n247.
ExplosionspipfUe 267.
Exsikkatoreri 33.
Fällen von Niederschläycn 2(i.
Farbemimschlag von Indika-
toren bei Krwärmen 73.
Fiirbenumschiag von Indika-
toren bei XoutraJHal/.Kegen-
wart 73.
Farbloswerden von Phenol-
phtalein bei Alkaüüberschiiß
78.
Fehlergrenzen bei Eichung von
Meßgefäßen 47. 50.
Feinheit.sgrad von Soda 549.
Ferriammoniumsulfat als Indi-
kator 150.
Ferrocyankalium als Urtiter-
substanz 137.
Ferrocyannatrium in Rohsoda-
lauge 512.
F e r y s Pyrometer 227.
Feuchtigkeit in Kalisalpeter
631.
Feuchtigkeit in Schlempekohle
632.
Feuerung, Beurteilung 234.
Filterlauge von Ammoniak-
soda 534.
Filtrieren 26.
Filtrieren von schleimigen
Niederschlägen 29.
Fischer scher Gasanaly-
sator 267.
Fischers Kalorimeter 298.
Fischers Orsat-Apparat
253.
Fixes Ammoniak 530.
Flavescin 70.
Fleischer sches Densi-
meter 185.
F 1 e t c h e r - GasoTen 36.
Flüchtiges Ammoniak 530.
Flüssigkeiten, Probenahme 16.
Flugstaub in Gasen 246.
Fluor in Zinkblende 356.
Fluorwasserstoffsäure neben
Schwefelsäure 469.
Flußsäure in Schwefelsäure 444.
Fraktionierte Verbrennung
von Gasgemischen 244.
F r a n c k e sehe Bürette 252.
Französische Grade, bleichen-
des Chlor 590.
Französische Sodaßrade 544.
Freie Säure in Sulfat 490.
P' r e 8 e n i u s sehe Platin-
mothode 609.
(irabelklauuner bei (}a,s\(ilu
meter 170.
( lalvunonieteraufstellunt; 226.
(Ja.sHiia!\'sator nach (! e b -
li a r (1 t 259.
(Jasanalyse, uptisclie 27iS.
Gasanalyse, schnelle und kon
tinuicrliche 272.
GaHanalyse, tefhnis<'bc 233.
Gasanalytische Geräte 55.
Gasbehälter 638.
Gcisbrenner 35.
Gase s. a. Austrittsgase.
Ga.se, Absorptionsmittel für
239.
G«töe, hochprozentige 238.
Gase, komprimierte 038.
Ga.se, komprimierte, Eigen-
schaften 038.
Gase, komprimierte, Probe-
nahme 640.
Gase, verflüssigte 638.
Gase, verflüssigte, Eigen-
schaften 638.
Gase, verflüssigte, Probenahme
640.
Gase, verflüssigte, Transport-
bedingungen 638.
Gasgemische. Verbrennung 244.
Gaskalorimeter 279.
Gaskalorimeter, automatisches
und selbstregistrierendes 283.
Gaskalorimeter von Boys
283.
Gaskalorimeter von Fischer
284.
Gaskalorimeter von Gräfe
284.
Gaskalorimeter von H e m p e 1
280.
Gaskalorimeter von .Jun-
kers 279.
Ga.skalorimeter von R a u p p
280.
Gaskalorimeter von S i m -
mance-Abady 284.
Gaskalorimeter von S t o n k e r
und R o t h p n b a c h 280.
Gasmeßap]iarate 041.
GasmeUappurate. .Allgemeines
183.
(Ja-smeßinstrumonte , .J ust i<--
runp .5Ä.
Gasofen von P e r r o t ,
S e g e r , R ö ü 1 e r 30.
Gasrefraktonietor 27H.
(Jasschwefel 320.
( !asa«hw(<fel, Röstrückstand
35S.
(iasstroniges(liwin<li>;k«Mt. For
inel 199.
tJnKV(ilumel<>r 100.
( JaHvolinneler. .Ablesung 109.
GiiHVohnnoter. (Jasmenne und
wirksanu' .Substanz 17.5.
(iHHVolunii'ter. Mcßrobreiii
teilun^ 174.
(tHMMiliunetrte 152.
664
Gasvolumetrische Prüfung von
Permanganat 135.
Gas wage von Lux 273.
Gaswasser 530.
Gaj^-Lussac- Säure, Prü-
fung 421.
Gay-Lussac- Grade, blei-
chendes Chlor 590.
Gay-Lussac- Sodagrade
544.
Geräte, gasanalytische 55.
Geräte, maßanalytische 39.
Geräte auf Ausguß 46.
Geräte für Quecksilber, Justie-
rung 56.
G e r 1 a c h sches Aräometer
187.
Gesamtkalk in Rohsoda-
schmelze 509.
Gesamtnatron in Rohsoda-
schmelze 508.
Gesamtnatron in Sulfat 494.
Gesamtnatron in unoxydiertem
Sodarückstand 525.
Gesamtsäure in Röstgasen 368.
Gesamtschwefel in Gasen 288.
Gesamtschwefel in Rohsoda-
lauge 512.
Gesamtschwefel in unoxydier-
tem Sodarückstand 525.
Gesamttiter von Ätznatron
561.
Gichtgas, Staub best iminung
247.
Glas, alkalisch reagierendes 69.
Glas. Qualität für ^laßanalvse
68.
Glas. Verhalten gegen Alkalien
69.
Glas, Verhalten gegen Erhitzen
68.
Glasrohre für Gasproben 235.
Glockenwaschflaschen 397.
Gloversäure, Prüfung 420.
Glühen, 31
Gockel sehe Visierblende 63.
G o o c h - Tiegel 30
Grädigkeit 482
Grädigkeit von Soda 544.
Grädigkeitstabelle von Soda
545.
Graphitmontierung fürThermo-
elemente 225.
Graiihitpyrometer 206
Graphitschutzrohre fürThermo-
elemente 224.
Greiner-Fried riclis -
scher Patenthahn 158.
Grisoumeter 262.
Sachregister.
G r i e s sclies Reagens 416,
443.
Grubengasaualysatoren 262.
G u t z e i t .sehe Methode 317.
G u t z e i t sehe Ar.senprobe
500.
Hämatoxylin 70. 73.
Hämatoxylin als Indikator 99.
Halm mit Quecksilberringdich-
tung 160.
Hahnröhre 474.
Halogenwasserstoffsäuren in
Salpetersäure 406.
Halter für Büretten 64.
Handelssoda, ehem. Unter-
suchung 542.
Handwage 22.
H a r g r e a V e s - Verfahren,
Betriebskontrolle 496.
Harnstoffanalyse nach der Bro-
matmethode 155.
Hart.salz 616.
Haubenlerchen 208.
Heißfiltrieren 30.
Heißwassertrichter 30.
Heize ffektmesser A d o s 274.
Heizeffektmesser ]\I o n o p o 1
276.
Heizga.se 233.
Heizversuch mit Kohlen 290.
Heizwert von Gasen 279.
Helianthin 79.
H e m p e 1 - Apparate. Modi-
fikationen 267.
H e m p e 1 - Bürette 262.
H e m p e 1 - Pipette 262.
Hilfskörper für thermometri-
sche Messungen 205.
Hochprozentige Gase 238.
Holz 289.
Honigmanns Gasbürette
247.
Harter sehe Kupfervitriol-
methode 512.
Hydroxylaminoxalat als L^r-
titersubstanz 137.
Hypochlorit in Chlorat 606.
Hvpochlorit in Chloratlaugen
589.
Hypochlorit neben Chlorat 601.
Hypochlorit neben Chlorid 603.
Hypochlorit neben unterchlo-
riger Säure 600.
Immediatanalvse von Kohlen
293.
Indikatoren 69.
Indikatoren, Einteilung 70.
Indikatoren,
7-2
Empfindlichkeit
für mittelstarke
Indikatoren
Basen 7 1 .
Indikatoren für mittelstarke
mehrwertige Mineralsäuren
71.
Indikatoren für mittelstarke
organische Säuren 71.
Indikatoren für schwache
Basen 71.
Indikatoren für schwache
Säuren 71.
Indikatoren für starke Basen
71.
Indikatoren für starke Säuren
70.
Indikatoren, Verhalten gegen
schwache Normallösungen
72.
Indikatoren, Verwendung 70.
Indikatorentheorien 74.
Instrumente für Maßanalv.se
60.
Industriegase, ojjtische Ana-
lyse 278.
Iridiumtiegel 34.
Iridium-Iridiumrutheniumele-
mente 221.
Jod in Kalisalpeter 631.
Jod in Salzsäure 504.
Jod, Titration mit schwefliger
Säure 141.
Jodat in Salpeter 374, 396.
Jodeosin 70.
Jodeosin als Indikator 97.
Jodlösung, Herstellung 138.
Jodlösung. Urprüfung 139.
Jodometrie 137.
Jodometrie, Verwendung 142.
Jodometrie, Verwendung für
Acidimetrie 143.
Jodometrische Methode für
Chlorkalk 592.
Jodometrische L^rprüfung von
Permanganat 1 34.
Jodsäure als Urtitersvibstanz
112.
.Jodsäure in Salpeter.säure
407.
Jodsäure, Urtitersubstanz für
Thiosulfatlösung 146.
Jodsäureanhydrid für Kohlen-
oxydhestimmung 243.
Jonisationstheorie der Indik*
toren 75, 76.
Junkers Gaskalorimeter
279.
[.;
1
Sachregister.
665
Kainit 010.
Kali als Kaliuinbitartrat t)l2.
Kali als Kaliuinkobaltinitrit
013.
Kali als Kaliuinperchlorat 611.
Kali als Kaliunipikrat 613.
Kali als Kaliumplatinchlorid
009.
Kali als Kaliumwismuthypo-
sulfit 613.
Kali als Kieselfluorkalium 012.
Kali in Natronsalpeter 374.
Kalibestimmung, Platinme-
thode 616.
Kalibestimmvins, titrimetrisch
012.
Kalibestimmung, überchlor-
äuremethode 618.
Kalibestimmung, Zinkstaub- [
methode 619. '
Kalibestimmungsmethoden j
612.
Kalibriertabelle für Maßgefäße
44.
Kalibrierte Maßgefäße 40.
Kalibrierung von Gasmeßin-
.strumenten 55.
Kalibrierung von Meßgefäßen
42.
Kalibrierung von Pipetten 51.
Kalidüngesalze 625.
Kalilauge, Normallösung 122.
Kalirohsalze 016.
Kalirolisalze, Berechnung 620.
Kalirohsalze, Vollständige Ana-
lyse 620.
Kali-salpeter 630.
Kalisalze 609.
Kalisalze mit hohem Schwefel-
säurcgclialt ()23.
Kaliumbichrornat als Urtiter-
substanz 116, 142. 147.
Kaliuriibijodat als Urtitersub-
stanz 110.
Kaliuiiibijodat , l'rtitersub-
stariz für die .Acidimetric
112.
Kaliuiiibijodat. l'rtitersub-
stanz für Jofllösung 146.
Kaliuinbitartrat methode 612.
KaliumbitartratiiH'thode, titri-
metrisch 012.
Kaliumcarbonat s. a. Pult
asclif.
KaliuMK-Hrboiiat in Scbhimpo-
kobli- 034.
KaliuiiK-lilorat s. a. chlor
saure-; Kali .">SH.
Kaliiiiiicliloral , .\nalvse ()05.
Kaliumchlorat als Urtitersub- i
stanz 147. ;
Kaliimichlorid s. a. Chlor- j
kalium.
Kaliumchromat als Indikator
149.
Kaliumchromat als Urtitersub-
stanz 147.
Kaliumjodidmethode für Koh-
lendioxyd neben Chlor 582.
Kaliumnitrat s. a. Kalisal-
peter.
Kaliumpermanganat normallö-
sung 123.
Kaliumphosphat in Schlempe-
kohle 034.
Kaliumplatinchlorid, Aus-
waschen mit Alkohol 609.
Kaliumplatinchlorid, Löslich-
keit in Alkohol 610.
Kaliumplatinchloridmethode
609.
Kaliumsilikat in Pottasche 635.
Kaliumsulfat s. a. schwefel-
saures Kali.
Kaliumsulfat in Pottasche 63.5.
Kaliumsulfat in Schlempekohle
633.
Kaliumtetroxalat als Urtiter-
substanz 115.
Kaliumtetro.xalat, Urtitersub-
stanz für Oxydimetrie 128.
Kalk 573.
Kalk, gebrannter 573.
Kalk, gelöschter 574.
Kalk in Bleichlaugen 004.
Kalk in Chlorkalium 023.
Kalk in Chlorlauge 028.
Kalk in Kalkstein 572.
Kalk in Koch.salz 487.
Kalk in Natriumthiosulfat 530.
Kalk in Salz.säure 504.
Kalk in Sulfat 491.
Kalk in Zinkblende 350.
Kalk, freier, in gebranntem
Kalk 573.
Kalk. freier, in Rohsoda-
schmelze 508.
Kalkkalorimeter 573.
Kalkofengase 527. 535.
Kalkschlamna 530.
Kalksj)at als l'rtitersubstanz
III.
Kalksteinanalyso 572.
Kalf)rirneter für flüssige Brenn-
stoffe 283.
j Kalorimeter für feste Brenn
Stoffe von Fischer 298.
Kalorimeter für (läse 279.
Kalorimeter für Temperatur-
messung nach Fischer
214.
Kalorimeter von Berthe-
1 o t 302.
Kalorimeter von P a r r 308.
Kaloriinetrische Pyrometer 2 13.
Kalzinierte Soda 540.
Kammergase, ehem. Analyse
411.
Kammergase in Bleikammern
411.
Kammergase, nitrose Gase 367.
Kammergase, schweflige Säure
367.
Kammersäure, Ausbeute 420.
Karbonate s. Carbonate 92.
Kasseler Soda 562.
Kaustische Rohlauge 535.
Kaustische Soda 535.
Kaustische Soda s. a. Ätz-
natron 558.
Kaustische Soda, Carbonatbe-
stimmung 85.
Kaustisches Sodasalz 562.
Kiesabbrand 358.
Kiesabbrand. Eisen 362.
Kiesabbrand. Kupfer 361.
Kieselfluorkaliummethode 612.
Kieselsäure, Verhalten gegen
Lackmus 89.
Kieselsäure in Rohsodalauge
513.
Kieselsaures Natron in Soda
551, 555.
Kie.serit 616.
Klammer zum Büretten-
ablesen 62.
Kochsalz 484.
Kochsalz s. a. Salzsolen und
Steinsalz.
Kochsalz, Analyse 485.
Kochsalz, fremde Bestandteile
484.
Kochsalz, reines, für analy-
tische Zwecke 489.
Kochsalz. Schmelzpunkt 484.
Kochsalz. Was,serbest imnning
485.
Kochsalz in Soda 550. 555.
Kochsalzlösunif. Si(»depunkt
483.
Kochsalzlösungen, spez. Ge-
wicht 482.
Kohle. .Vscheiibcsl iiiuiiung 290.
Kohle. .Aschengehalt 310.
Kohle, .\r.s(>nl»es( iiniiMiiig 29.">.
Kohle. Beurteilung 3I(>.
K<.hle. Brennwert 311.
666
Kohle, Elementaranalyse 311.
Kohle, Lagerungsverluste 311.
Kohle, Phosphorbestimniung
296.
Kohle, Phosphorsäure 311.
Kohle, Probenahme 289.
Kohle, Schwefel 310.
Kohle, Schwefelbestimmung
294.
Kohle. Selbstentzündung 309,
311.
Kohle, Stickstoff 311.
Kohle, Stickstoffbeätimmung
296.
Kohle, Verkokungsprobe 311.
Kohle, Wassergehalt 310.
Kohle, Wertverminderung
309.
Kohle für L e b 1 a n c soda
506.
Kohle in Soda 552.
Kohlendioxyd, Absorptions-
mittel 239.
Kohlendioxyd in D e a c o n -
Chlor 581.
Kohlendioxyd in Elektrolyt-
chlor 581.
Kohlendioxyd in flüssigem
Scliwefeldioxyd 644.
Kohlendioxvd in verflüssigtem
Chlor 646.
Kohlendioxyd, flüssiges, Beur-
teilung 650.
Kohlendioxyd neben Schwefel-
wasserstoff 527.
Kohlendioxyd, verflüssigtes
638, 647.
Kohlendioxydbest immung
durcli spez. Gewicht 234.
Kohlendioxydbestimmung nach
L u n g e -R i t t e n e r 180.
Kohlendioxydbestimmung in
Bunte- Bürette 250.
Kohlenoxyd in verflüssigtem
Chlor 646.
Kohlenoxj'dabsorptionsmittel
242
Kohlensäure s. a. Kohlen-
dioxyd.
Kohlensäure, Verhalten gegen
Lackmus 88.
Kohlensäure in Bicarbonat 534,
564.
Kohlensäure in Bleichlaugen
604.
Kohlensäure in Rohsodalauge
514.
Kohlensäure in Sodarückstand
526.
Sachregister.
Kohlensäurebestimmung nach
Liinge-Rittener 180.
Kohlensäurebestimmungsappa-
rate 179.
Kohlensaures Kali s. a. Pott-
asche.
Kohlensaures Natron, spez.
Gewicht von Lösungen 541,
542.
Kohlensaures Natron, Tem-
peratureinfluß auf spez. Ge-
wicht 543.
Kohlenstoff in Brennstoffen
297.
Kohlenstoff in Pyrit 3.45.
Koksausbeute 291.
Koksöfen 38.
K o 1 b sches Aräometer 187.
Kollergänge 21.
Kolorimetrie, Beleuchtung 151.
Kolorimetrische Eisenbestim-
mung 465.
Kongopapier 102.
Kongorot 70.
Kongorot als Indikator 98.
Kontaktschvvefelsäureanhy-
drid-Fabriken. Abgase 363.
Korrektionstabelle für Meßge-
fäße 53.
Kramatomethode von Hager
500.
Krystallsoda 557.
Kiihlwasser bei Ammoniaksoda
535.
Kugelhahnpipette 475.
Kugelmühlen 21.
Kupfer für Sauerstoffabsorp-
tion 241.
Kupfer in Pyrit 342.
Kupfer in Pyritabbrand 361.
Kupferchlorür für Kohlenoxyd-
absorption 242.
Kupferkonstantanelement 221,
228.
Kupferoxydulammoniak für
Sauerstoffabsorption 241.
Kurkuma 70, 99.
Kurkumapapier 101.
Laboratoriumsöfen. elektrische
39.
Lackmoid 70, 73. 96.
Lackmoidpapier 96, 102.
Lackmus 69, 70, 74, 75,
80, 86.
Lackmus, Verhalten gegen
Basen 87.
Lackmus, ^Vrllalten gegen
Säuren 87.
Lackmus, Verhalten gegen
schwache Säuren 88.
Lackmuspapier 101.
Lackmustinktur 86.
Lackmustinktur, Aufbewah-
rung 87.
Laugen, carbonisierte 516.
Laugen, carbonisierte, bei Pott-
aschedarstellung 635.
Laugen, elektrolytische 599.
Laugen, entbromte 627.
Laugen, entbromte, freies Brom
627.
Laugen des W e 1 d o n - Ver-
fahrens 575.
L e b 1 a n c sches Soda ver-
fahren 505.
L e b 1 a n c - Soda, Betriebs-
kontrolle 507.
Leitfähigkeitsmessung zum
Titrieren 73.
Leuchtgas, komprimiertes 638.
Lichtemission 209.
Lindo - Gladding sehe
Methode 614.
Liter, Definition 41.
Liter, Mohr sches 41.
Liter, wahres 41.
Lötigkeit 482.
L ö w i g sches Sodaverfahren
535.
L o u i s ia n a- Schwefel 313.
Luft, verflüssigte 638.
Luft in verflüssigtem Chlor 646.
Luftverbrennung, Salpeter-
säuredarstellung 397.
Luftpyrometer 207.
L u n g e s Orsat-Apparat 253.
Lupe zum Ablesen 61.
Magnesia in Bleichlaugen 604.
Magnesia in Chlorlauge 628.
Magnesia in Kalkstein 573.
^Magnesia in Kochsalz 487.
Magnesia in Soda 556.
Magnesia in Sulfat 492.
Magnesia in Zinkblende 356.
Magnesiamischvxng 337.
^Magnesium als Urtitersubstanz
112.
Magnesiumbestimmung in Kali-
rohsalzen 619.
jMagnesiumchlorid s. a. Chlor-
magnesium .
Magnesiumsalze in Chlorkalium
623.
Magnesiumsalzfällung mit Cal-
ciunisaccharat 623.
Magnetkies 345.
\t.
leli
leni
Ir
lf:i
!(■
:«■
Saeliregister.
667
tfalonsäure als Urtitersubstanz
! 116.
klangan in Chlorlauge 627.
Hangandioxyd s. a. Braun-
I stein.
Hangangehalt, geganiter, im
W e 1 d o n - Schlamm 576.
Vlanganoxalat als Urtiter-
substanz 129.
Hangansuperoxyd s. a. Braun-
stein.
Vlanometer 194, 195.
tfarsh-Berzelius scher
Arsen -Nach wei.sungsapparat
447.
VI a r s h - B e r z e 1 i u s sehe
Arsenprobe 446.
Vlassenfiltration 31.
Waßanalyse 3, 39.
Vlaßanalyse, Beleuchtung 151.
Vlaßanalyse, Geschichte 39.
Vlaßanalyse, Instrumente 60.
Vlaßanalyse, Lehrbücher 39.
Vlaßanalytische Geräte 39.
Maßgofäße, Eichtabelle 44.
Vlaßgefäße, kalibrierte 40.
Vlaterialien, grobstückige, Pro-
benahme 10.
VIechanisches Stativ für Uni-
versal-Gasvolumeter 173,
177.
Mehrflammenbrenner 35.
VI e k e r - Brenner 35.
Melassenpottasche 637.
VIeniskuskorrektionen, Diffe-
renz Wasser-Quecksilber 60.
Meniskuskorrektion für Wjtöser
und Quecksilber 55.
Meßinstrumente für Ga.'^e
55.
VIcßpipetten ()7.
M<'tHilegierungen für Tempe-
raturrnessung 207.
Motallpyrometer 206.
.VIetallrohre für Gasentnahme
23().
Metallschutzrohre für 'i hermo-
i-lcmente 223.
VI<tnnilpelbpapior 102, 415.
Methan, komprimiertes 638.
Mfl hanbcstiminung 243.
Met harihnsliriimung in Hunte-
Bürette 252.
Methylorango 69, 70, 73. 74, 76,
77, 79.
Met hylorange, Ko.sf envergleich
mit LnckmiiH SO.
Mcthylorarig«', 'ritrieruiig org/i
nischor Säuren 84.
Methylorange, Titrierung \on
Basen 83^
IMethylorange, Titrierung von
mittelstarken Säuren 84.
Methylorange, Titrierung von
starken Mineralsäuren 83.
Methvlorange, Übergangsfarbe
73.'
Methylorangepapier 101.
Methvlrot 70, 73.
Methylrot als Indikator 97.
Methvlviolett als Indikator
98."^
Mischsäuren, Analyse 407.
Mineralkohlen 289.
Mineralöle, Aräometer 193.
Mineralölofen 38.
Mineralsäuren, mehrwertige,
mittelstarke, Indikatoren da-
für 71.
Mohr sches Liter 4 1 .
Mond sches Schwefelregene-
rationsverfahren 526.
M ü n c k e - Brenner 35.
Muffel 35.
Mutterlauge von Ammoniak-
soda 534.
Nachlauf bei Meßgefäßen, Ei-
chung 46.
Nachprüfung für volumetr.
Analy.se 40.
Naphtylamin 443.
National Physical Labo-
r a t o r y , Eichvorschriften 49.
Natrium als Urtitersubstanz
112.
Natrium hyposulfurosum
puriss. 529.
Natrium sulfuratum puriss.
cryst. 529.
Natriumaluminat in Soda 551.
Natriumarseniat als Indikator
149.
Natriumbicarbonat s. a. Bi-
carbonat.
Natrimnbicarbonat als L'rtiter-
substanz 106.
Natriiunbisulfatanalyse 397.
Natriumbromat als l'rtitersub-
Hlanz für Jodometrie 147.
Xaf riumcarbonat, ehem. reines,
EigenHchaften 541.
XatriuiiHfirbonat, Normallö-
Hung 122.
NatriiuiK-ariiofiat als l'rtiter-
HuliHlaiiz 105.
XatriuiMcariioiiHt in Pottasche'
636. I
Natriumcarbonat in Rohsoda-
lauge 512.
Natriumcarbonat lösungen, Ver-
änderung des spez. Gewichts
durch Temj)eratur 543.
Natriumchlorat in Salpeter
395.
Natriumchlorid in Bicarbonat
534.
Natriumhydrosulfit als Säuer-
st offabsorptionsmittel 240.
Natriumoxalat, L'rtitersub-
stanz für Acidimetrie 107.
Natriumoxalat, L'rtitersub-
stanz für Oxydimetrie 127.
Natriumsilikat s. a. Kiesel-
saures Natron.
Natriumsilikat, Titration mit
Phenolphtalein 94.
Natriumsulfat, s. a. Sulfat 490.
Natriumsulfat in Soda 551,
555.
Natriumsulfid s. a. Schwefel-
natrium.
Natriumsulfid in Natriumthio-
sulfat 529.
Natriumsulfit als Urtitersub-
stanz 140.
Natriumthiosulfatlösung, Al-
tern 147.
Natriumthiosulfat, Analyse
.529.
Natriumthiosulfat, Einstellen
der Normallösung 144.
Natriumthiosulfatlösung, Halt-
barkeit 147.
Natriumthiosulfat, Normal-
lösung 143.
Natrium thiosulfatlösimg. Ein-
stellen mit Jod 145.
Natron, nutzbares, in unoxy-
diertem Sodarückstand 525.
Natronlauge. Aufbewahrung
von kohlensäurefreier 121.
Natronlauge, kohlensäurefreie
120.
Natronlauge, Normal- 119.
Natronlau^jcniethode für Chlor
neben Chlorwa.s.serstoff 578.
Natronsalpeter 374.
Xe|)helometer ()3 1 .
X e ß I o r sches Reagens .")56.
Neubauer- Tiegel 30.
Neubauer- Tiegel, Schad-
haftwerden 493.
X<Mit ral.salze, P3infliiß auf Ti-
tration 73.
N'cutralitiilspMiikt 74. 78.
Xickel-KohliM'lement 221.
C6S
Nitrate.. Anal vsenacJi W o h 1
179.
Nitrat in Soda 555.
Nitrat bestimniung neben Ni-
trit 389, 392.
Nitriersäure für Kunstseide
410.
Nitritanalyse 423.
Nitritbestinimung neben Ni-
trat 389. 392.
Nitrometer von Lunge 156.
Nitrometer, Anwendungen 163.
Nitrometer als Absorptiometer
164.
Nitrometer für Salpeter 162.
Nitrometer mit Anhänge-
fläschchen 163.
Nitrometer von L u b a r s c h
164.
Nitrometermethode 383.
Nitrometermodif ikationen 166.
Nitrometerreaktion 157.
Nitronmethode für Nitratbe-
stimmung 390.
Nitrophenol, para- 70.
Nitrophenol als Indikator,
Ortho- 99.
Nitrophenol als Indikator, para-
98.
Nitrose Gase in Kammei'gasen
367.
Nitroseanalyse 421.
Nitroseanalyse. Tabelle 422.
Nitrosegehalt in Tropfsäuren
419.
Nitrosylehlorid in Salzsäure
504.
Normalalkali. Wert von
123.
N o r m a 1 - E i e h u n g s - K o m-
m i s s i o n , Wien, Vor-
schriften für Eichung von
Meßgefäßen 50.
Normalflüssigkeiten, Konzen-
tration 72.
Normallaugen 119.
Normallösungen 102.
Normalnatronlauge 119.
Normaloxalsäure 118.
Normalpermanganatlösungl23.
Normalpermanganatlösung,
Herstellung 127.
Normalsäuren, Einstellung
mittels spez. Gewichts 113.
Normalsäuren, gasanalytisehe
Einstellung 113.
Normalsäuren, Stärke 117.
Normalsäuren, Wert 117.
Normalsalpetersäure 105.
Sachregister.
Normalsalzsäure. Herstellung
109. 111.
Normalschwefelsäure 104.
Normaltemperatur 43.
Normaltemperatur, Abwei-
chung von ^laßflüssigkeiten
\"on der — 53.
Öfen, elektrische 38.
Ökonograph 276.
Olefine 239.
Oleum 470.
Oleum, Abwägen 473. 474. 475,
476, 477.
Oleum, Eigenschaften 471.
Oleum, Einfluß von schwefliger
Säure 476.
Oleum, fixe Verunreinigungen
477.
Oleum. Probenahme 472.
Oleum, quantitative Bestim-
mung 472.
Oleum. Schmelzpunkte 470.
Oleum, Siedepunkte 470.
Oleum, spez. Gewichte 471.
Oleum, Tabellen für Berech-
nung 479, 480.
Oleum, Verunreinigungen 472.
Oleumsorten, Formeln zur Her-
stellung 471.
Optische Pyrometer 209.
Orange IV 96.
O r s a t - Apparate 252.
O r s a t - Apparate, modifi-
zierte 258.
Orthonitrophenol als Indikator
99.
O s t w a 1 d sehe Pipette 52.
Oxalsäure. Normal- 118.
Oxalsäure. Normallösung 105.
Oxalsäure, Titration mit Phe-
nolphtalein 91.
Oxalsäure, Urtitersubstanz für
Oxydimetrie 129.
Oxalsäure als Urtitersubstanz
114.
Oxalsäuremethode 568.
Ozonstärke 139.
Palladium für Gasanalyse 245.
Palladiuinasbestkapillare 245.
Palladiumdraht, fraktionierte
Verbrennung damit 245.
Palladiumrohr 251.
Parallaxenfehler 61.
Paranitrophenol 70.
Paranitrophenol als Indikator
98.
P a r r sches Kalorimeter 308.
P e c 1 e t - Manometer 195.
P e n o t sehe Chlorkalktitra
tion 593.
Pentanthermometer 228.
Perchlorat, Analy.se 608.
Perchlorat in Kalisalpet«:
631.
Perchlorat in SaljDeter 374,
393.
Perchlorat neben Chlorat un(
Chlorid 608.
Permanganat , Titration in salz
saurer Lösung 126.
Permanganatlösung 123.
Permanganatlösung, Anwen
düngen 137.
Permanganatlösung. Wert voi
— 137.
P e r r o t - Gasofen 36.
Petrolätherthermometer 228
Pfeiffer sehe Bürette 267
Pfündigkeit 482.
Phenacetolin 70.
Phenolphtalein 69, 70, 73, 74
75, 76, 77, 78, 90.
Phenolphtalein, Farbloswerdei
mit starkein Alkali 78.
Phenolphtalein, Titration
alkoholischer Lösung 94.
Phenolphtaleinpapier 101.
Phosgen, verflüssigtes 638.
PhosjDhat in Soda 556.
Phosphor als Sauerstoffab
Sorptionsmittel 240.
Phosphor in Kohle 296.
Phosphorplatin 34.
Phosphorsäure, Titration ml
Phenolphtalein 91.
Phosphorsäure, Verhalten
gegen Lackmus 89.
Phosphorsäure, Verhalten
gegen Methylorange 84.
Pipetten 67.
Pipetten, selbsteinstellende 68
Pipetten auf Abstrich 67.
Pipette von Bunte unc
E i t n e r 640.
Pipettenkalibrierung 51.
Platinblechabfälle, Verwertung
611.
Platinchlorid. Darstellung 610
Platinchloridlösung, Eigen
schatten für Kalibestim-
mung 609.
Platindichtung nach Lud
w i g .398.
Platinmethode, Abarten 613
Platinmethode. Einfluß voi
Baryiunsalzen 624.
Sachregister.
669
iatinmethode. Kalibestim-
Huing ßl6.
Mat inmethode, Schwefelsäure-
.iiifluß 624.
'latiinnethode, schwefelsaures
Kah 624. ■
'lat inmethode, schwefelsaure
Kahniagnesia 624.
'Iatinmethode für Chlorkahum
f. 21.
'Iatinmethode für Kalidünge-
salze 625.
'lat in-Platiniridiumelemente
22 1 .
'latin-Platinnickelelemente
221.
r'lat in- Platinrhodiumelemente
219.
^latinrückstände, Reduktion
(iU.
'latintiegel, Reinigen 33.
'latintiegel, Schadhaftwerden
;U, 492.
Platintiegel, schädigende Ein-
flüsse 34.
Poirriers Blau als Indi-
kator 99.
Poirriers Orange 3.
Polkapapier 347.
Porzellanrohre für Gasent-
nahme 235, 236.
Porzellanschutzrohre für Ther-
moelemente 224.
Pottasche 632.
Pottasche, hydratisierte 637.
Pottasche, reinere 635.
Pottasche, unreinere 637.
Proben, Sammeln, Ausw'ech-
seln, Aufbewahren 18.
Probenahme 8.
Probenahme, .Abflußwasser 18.
Probenahme, flüssige Zwischen-
I^rodukte 17.
Probenahme, mechanisch 10.
Probenahme bei Flüssigkeiten
16.
Probenalane bei Gasen 235.
Probenahme von Kohlen 289.
Probenzieher, mechanische 11.
Probestecher 15, 16.
Probestecher für flüssige und
halbflüssige Substanzen 17.
Propyl(!n 239.
Pidver, Probenahme 14.
Pyknometer 184.
Pyri-Luftüberschußmesser 241 .
Pyridinbestinnnung in ver-
flüssigtem .Ammoniak 645.
Pyrit 322.
Pvrit,
"^328
Pvrit,
"339
Pyrit,
Pyrit,
abröstbarer Schwefel
Antimonbestimmung
Arsen 336.
Aufschließving mit Xa
triumsuperoxyd 327. ■
Pyrit, Aufschließung mit <
rauchender Salpetersäure
327.
Pyrit. Aufschließung mit Salz-
säure und Kaliumchlorat327.
Pyrit, Benzidinmethode 333.
Pyrit, Bleigehalt 343.
Pyrit, Carbonate 344.
Pyrit, Kohlenstoffgehalt 345.
Pyrit, Kupferbestimmung 342.
Pyrit, maßanalytische Schwe-
felsäurebestinnnung 330.
Pvrit, Strontiumsulfatmethode
'330.
Pyrit, trockene Aufschließnug
'327.
Pyrit, Zinkgehalt 344.
Pyritabbrand, Eisen 362.
Pyritabbrand, Kupfer 361.
Pyritabbrand, Schwefel 358.
Pyrite, kupferhaltige 326.
Pyrite, zinkhaltige 326.
Pyrogallol als Sauerstoffab-
sorptionsmittel 240.
Pyrometer 205.
Pj'rometer, elektrische 217.
Pyrometer, registrierende 227.
Pyrometer von Fery 227.
Pvrometer von H e m p e I
'212.
Pyrometer von H o 1 b o r n
und K u r 1 b a u m 212.
P^Tometer von L e C h a t e -
'lier 219.
Pyrometer von \V a n n e r 210.
Pyrometrie 203.
Pyrosin als Indikator 97.
Pyrrhotit 345.
Quarzgla-sschutzrohre für Ther-
moelemente 224.
Quarzglas widerst andspyro-
meter 217.
Quarzglühmethode zur Sal-
peterbestimmung 390.
Quarzrohre für Gas(Mitnahme
235.
Quecksilber, Gewicht eines Ku-
bikzentimeters bei ver-
schiedenen Temperaturen 59.
Quecksilber, Meniskuskorrek-
tion ')'), .57.
Quecksilber-Feder-Thermo-
meter, stählerne 205.
Quecksilbermethode 581. 584.
Quecksilbermethode für Chlor-
wasserstoff neben Chlor 585.
Quecksilbermethode für Koh-
lendioxyd neben Chlor 584.
Quecksilberthermometer 203.
Quecksilberthermometer,
selbstregistrierendes 205.
Rabe sehe Turbine 27.
Rapid Sampler 11.
Rationelles Baume- Aräo-
meter 186.
Rauchende Schwefelsäure, s. a.
Oleum 470.
Rauchende Schwefelsäure als
Absorptionsmittel 239.
Rauchgasanalysator- 259.
Rauchgasanalysator, System
K r e 1 1 - S c h u 1 t z'e 273.
Rauchgase, Wärme Verluste
287.
Reagenspapiere 100.
Reaktionsgefäß bei Gasvolu-
meter 171.
Rechenschieber 228.
Rechentafeln 228.
Reduktion von Gasvolumina
auf Normalzustand 163.
Reduktionsformel für Druck-
und Temperaturkorrektion
168.
Redüktionskohle für L e -
b 1 a n c - Soda 506.
Reduktionsrohr des Gasvolu-
meters 166.
Reduktionsrohreinstellen bei
Gasvolumeter 168.
Reduktionstabelle für Titrier-
flüssigkeiten auf die Xormal-
temperatur 54.
Refraktion 375.
Reich .sehe Methode 363.364,
577.
Resorcinblau 96.
Rhodan in Gaswasser 531.
Rhodanide in Bicarbonat 5()3.
Rhodanlösimg 149.
Rhodannatrium in Rohsoda-
lauge 513.
Rhodiumtiegel 34.
R ö ß 1 c r - Gasofen 3().
Rost ga.se 363. 411.
RüStgase, Flugstaub 24(i.
Röstgase, Gesamtsäure 364,
368.
Röstrückstand von Pvrit 358.
670
Sachregister.
Röstrückstand, Kupfer 301.
Röstrückstand von Zinkblende
362.
Rohbrom 628.
Rohlauge, kaustische 535.
Rohmaterialien 6.
Rohsalze s. Kalirohsalze.
Rohschwefel 312.
Rohschwefel, Prüfung 315.
Rohschwefel, Röstrückstand
358.
Rohschmelze für Schwefelna-
trium 528.
Rohsodalauge 511.
Rohsodaschmelze 507.
Rosolsäure 70.
Rubrescin 96.
Rückstand in Salzsäure 497.
Rückstand, unlöslicher, in
Schwefelnatrium 528.
Rußbestimmung 247.
S-Rohr für Nitrometeranalyse
101.
Saccharimeter 193.
Säure, freie, in Chlorlauge 027.
Säuren, mittelstarke. Titrie-
rung mit Methylorange 84.
Säuren, mittelstarke organi-
sche, Indikatoren dafür 71.
Säuren, organische. Titrierung
mit Methylorange 84.
Säuren, schwache, Indikatoren
dafür 71.
Säuren, schwache, Titration
mit Lackmus 88.
Säuren, schwache, Titration
mit Phenolphtalein 91.
Säuren, starke, Titration mit
Phenolphtalein 92.
Säuren, Titrierung mit Lack-
mus 87.
Säuren. Titrierung mit Methyl-
orange 83.
Säuren in Bleikammerend-
gasen 413.
Salinenbetrieb 482.
Salpeter, Jodatbestimmung
396.
Salpeter, Natriumchloratbe-
stimmung 395.
Salpeter, Perchloratbestini-
niung 393.
Salpeter in Chlorat 605.
Salpeteranalyse 376.
Salpeterbestimniung nach
Chromatglühmethode 390.
Salpeterbestimmung nach der
Nitronmethode 390.
Salpeterbestimmung nach
Quarzglühmethode 390.
Salpeterbestimmung nach
Schlösing- Grandeau
386.
Salpetersäure 374.
Salpetersäure, Analyse 404.
Salpetersäure, Betriebskon-
trolle 397.
Salpetersäure durch Luftver-
brennung 397.
Salpetersäure, Eigenschaften
398.
Salpetersäure in Salzsäure
503.
Salpetersäure in Schwefelsäure
444.
Salpetersäure. Nitrometerbe-
stimmung, Tabelle 406.
Salpetersäure, Normallösung
105.
Salpetersäure, spez. Gewicht
399.
Salpetersäure, spez. Gewicht,
Temperatureinfluß 403.
Salpetersäure, Spez. -Gewichts-
Tabelle 401.
Salpetersäurebestinimung
neben salpetriger Säure 389,
392.
Salpetersäureester, Analyse
nach Wohl 179.
Salpetrige Säure in G a y -
L u s s a c - Säure 421.
Salpetrige Säure, Verhalten
gegen Methylorange 84.
Salpetrige Säure in Schwefel-
säure 442.
Salpetrigsäurebest immung
neben Salpetersäure 389, 392.
Salzsäure 494.
Salzsäure s. a. Chlorwasser-
stoff.
Salzsäure, Betriebskontrolle
494.
Salzsäure, Eigenschaften 497.
Salzsäure, Normallösung 104.
Salzsäure, spez. Gewicht 497,
498.
Salzsäure, spez. Gewicht, Tem-
peratureinfluß 497.
Salzsäure, Stärke 497.
Salzsäure, Verunreinigungen
497.
Salzsäure in Schwefelsäure 442,
408.
Salzsäurefabrikation 482.
Salzsäurefabrikation, Austritts-
gase 495.
Salzsäuregas, unkondensiertes
495.
Salzsole 482.
Salzsolen s. a. Koclisalz.
Salzsolen, Analyse 483.
Sammelgefäße für Gasprobei
237.
Sammeln von Proben 18.
Sand in Soda 552.
Sauerstoff, aktiver, in Braun
stein 508.
Sauerstoff, komprimierter 638
051.
Sauerstoff in Bleikammerend
gasen 411.
Säuerst offabsorptionsmittel
240.
Säure in Abgasen 371.
Saugrohre für Gasentnahm«
235.
Schlempekohle 032.
Schlempekohlenpottasche 037
Schmelzpunkte von Schwefel
säuren 440.
Schmelzsoda der Zellstoff-
fabriken 537.
Schmieröl in flüssigem Scliwe
feldioxyd 643.
Schnellgaswage 235, 237, 273
Schutzrohre für Thermoele
mente 222.
Schüttelgefäß bei Gasvolu-
meter 171.
Schüttelgefäß bei Nitromete:
162.
Schwefel 312.
Schwefel, Arsengehalt 310.
Schwefel, Aschenbestimmun|
315.
Schwefel, bituminöse Stoffi
310.
Schwefel, direkte Schwefelbe
Stimmung 317.
Schwefel, Eisengehalt 317.
Schwefel, Feuchtigkeit 315.
Schwefel, freier Schwefelgehal
318.
Schwefel, oxydierbarer, in un
oxydiertem Sodarückstanc
525.
Schwefel, Prüfung 315.
Schwefel, raffinierter 318.
Schwefel, Selengehalt 317.
Schwefel, spez. Gewicht vor
Schwefelkohlenstoff -
lösungen 319.
Schwefel, Stangen 318.
Schwefel, Verfälschungen unc
Verunreinigungen 318.
Saclircuistor.
671
Scliwefel für Weinbergbestäu-
bung 314, 315.
Schwefel in Gasen 288.
Schwefel in Zinkblendeabbrand
362.
Schwefel in zusammengesetz-
ten Mischungen 315.
Schwefel, nach Chance-
Claus 316.
Schwefelbestiinmung in Kohle
294.
Schwefelblumen 318.
Scliwefelcalcium, Sulfidschwe-
felbestimmung 526.
Schwefeldioxyd, Absorptions-
mittel 239.'
Schwefeldioxyd, flüssiges 372.
Schwefeldioxyd, Lösungen in
Wasser 371.
Schwefeldioxyd , verflüssigtes
638, 643.
Schwefeldioxyd in Kammor-
gasen 367.
Schwefeldioxyd neben Schwe
feltrioxyd 369.
Schwefeldioxyd neben Schwe-
felwasserstoff 528.
Schwefelkalium in Schlempe
kohle 633.
Schwefelkies 322.
Schwefelkies, Abbrand 356.
Schwefelkies, abröstbarer
Schwefel 328.
Schwefelkies, Antimonbestim
mung 339.
Schwefelkies, Arsen 336.
Schwefelkies, Aufschließung
mit Natriumsuperoxyd 327.
Schwefelkies, Benzidinmethode
333.
Schwefelkies, Bleigehalt 343.
Schwefelkies, Feuchtigkeit 322.
Schwefelkies, Kupferbestim-
mung 342.
Schwefelkies, maßanalytische
Schwefelsäurebestimmung
330.
Schwefelkies, nasse Aufschlie-
ßung 323.
Schwefelkies, Schwefel 322.
Schwefelkies, Strontiumsulfat-
methode 330.
Schwefelkies, trockene Auf-
schließung 327.
Scliwefelkiesabbrand, Schwefel
358.
Schwefellaugen beim Chan-
ce-Claus- Prozeß 52G.
Schwefelnatrium 528.
Schwefelnatrium, Sulfidschwe-
felbestimmung 526.
Schwefelnatrium, Verunreini-
gvmgen 528.
Schwefelnatrium in Rohsoda-
lauge 512.
Schwefelnatrium in Rohsoda-
schmelze 510.
Schwefelregeneration von
Chance-Claus 526.
Schwefelsäure 490.
Schwefelsäure s. Sulfate.
Schwefelsäure, Aräometer 193.
Schwefelsäure, Arsenbestim-
mung 468.
Schwefelsäure, Benzidinme-
thode 333.
Schwefelsäure, Eigenschaften
425.
Schwefelsäure, Einfluß von
Vermireinigungen auf spez.
Gewicht 438.
Schwefelsäure, gasförmige, Ver-
unreinigungen 441.
Schwefelsäure, Kontraktion,
beim Mischen mit Wasser
441.
Schwefelsäure, Maßanalytische
Bestimmung 330.
Schwefelsäure, qualitative Ana-
lyse auf Verunreinigmigen
439.
Schwefelsäure, rauchende 470.
Schwefelsäure, rauchende, als
Absorptionsmittel 239.
Schwefelsäure, Salzsäuregehalt
468.
Schwefelsäure, Schmelzpunkte
440.
Schwefelsäure, Selengehalt469.
Schwefelsäure, Siedepunkte
441.
Schwefelsäure, spez. Gewicht
426.
Schwefelsäure, spez. Gewicht,
Temperatureinfluß 436, 438.
Schwefelsäure bei der Platin -
methode 624.
Schwefelsäure in Chlorkalium
623.
Schwefelsäure in Chlorlauge
627.
Schwefelsäure in flüssigem
Schwefeldioxyd 643.
Schwefelsäure in Kalirohsalzen
619.
Schwefelsäure in Salpetersäure
405.
Schwefelsäure in Salzsäure 499.
Schwefelsäure neben Fluor-
wasserstoff säiu^e 469.
Schwefelsäureanhydridfabrika-
tion, Umsetzungsgrad 371.
Schwefelsäureanliydrid Verlust
370.
Schwefelsäurebestinmiung in
Kalisalzen 624.
[ Schwefelsäurefabrikation 410.
Schwefelsäurethermometer 228.
Schwefelsaiu-es Ammoniak 532.
Schwefelsaures Kali, Platin-
methode 624.
Schwefelsaure Kalimagnesia,
Platinmethode 624.
Schwefelsaures Natron in Roh-
sodalauge 512.
Schwefelsaures Natron in Roh-
sodaschmelze 511.
Schwefeltrioxyd neben Schwe-
feldioxyd 369.
Schwefelungsstufen, Trennung
521, 522.
Schwefelverlust inBleikammer-
betrieb 418.
Schwefelwasserstoff, Absorp-
tionsmittel 239.
Schwefelwasserstoff, Verhalten
gegen Lackmus 89.
Schwefelwasserstoff in Roh-
sodalauge 514.
Schwefelwasserstoff neben
Kohlendioxyd 527.
Schwefelwasserstoff neben
Schwefeldioxyd 528.
Schwefelwasserstoff-Luftge-
mische, optische Analyse 279.
Schweflige Säure 312.
Schweflige Säure s. Schwefel-
dioxyd.
Schweflige Säure, Titration
mit Jodlösung 141.
Schweflige» Säure, Titration
mit Methylorange 84.
Schweflige Säure, Verhalten
gegen Lackmus 89.
Schweflige Säure als Urtiter-
substanz 141.
Schweflige Säure in Salzsäure
502.
Schweflige Säure in Schwefel-
säure 442.
Schwere Kohlenwasserstoffe,
Absorptionsniittcl 239.
Schwermetallc in Chlorat 006.
Schwermotallc in Salpeter-
säure 406.
Schwermetalle in Soda 555.
Schwimmer für Büretten 62.
672
S e g e r - Gasofen 36.
S e g e r - Kegel 207.
S e g e r -Kegel, Schmelzpunkte
208.
Seifenlösung, Titration 85.
Sekundasoda, Prüfung 553.
Selbstentzündung von Kohle
309, 311.
Selen, Einfluß auf Diphenyl
aminprobe 442.
Selen in Salzsäure 504.
Selen in Schwefelsäure 442,
445, 469.
Selenige Säure in Schwefel-
säure 445.
Selensäure in Schwefelsäure
445.
Sels caustiques 562.
Silber als Urtitersubstanz 137.
Silberkonstantanelemente
221.
Silberlösung 149.
Silikate, Titration mit Lack-
mus 89.
Soda als Urtitersubstanz 105.
Soda, chemisch reine 554.
Soda, chemisch reine, Eigen-
schaften 541.
Soda des Handels, chemische
Untersuchung 542.
Soda, kalzinierte 540.
Soda, Schmelzpunkt 541.
Soda, spez. Gewicht 547.
Sodaannalyse 547.
Sodafabrikation nach L e -
b 1 a n c 505.
Sodagrade, deutsche, englische,
französische, Descroi-
zilles, Gay-Lussac
544.
Sodamutterlaugen 516.
Sodarückstand, unoxvdierter
524. •
Sodasalz, kaustisches 562.
Spektralpvrometer von H e m -
pel 212.
Sperrflüssigkeit für Gase 642.
Spez. Gewicht durch Wägen
190.
Spez. Gewicht fester Körper
190.
Sjiez. Gewicht von Xatrium-
carbonatlösung 541.
Spez. Gewicht von Rohsoda-
lauge 511.
Spiritusbrenner 36.
Sprengstoffanalyse, Einfluß
von Zusätzen 161.
Stativ für Büretten 64.
Sachregister.
Stärke, wasserlösliche 139.
Stärkelösung, Haltbarmachen
139.
Stärkelösung. Herstellung 139.
Stativ, mechanisches für Uni-
versal-Gasvolumet er 173,
177.
Staub in Gasen 246.
Steinkohlenbrikett 309.
Steinsalz s. a. Kochsalz.
Stickoxyd, Analyse 416.
Stickoxyd in Bleikammerend-
gasen 415.
Stickoxyd, Löslichkeit in
Schwefelsäure 160.
Stickoxyd neben Stickoxydul
418.
Stiekoxyd neben Stickoxydul
und Stickstoff 418.
Stickoxydul, Analyse 417.
Stickoxydul in Bleikammer-
endgasen 407.
Stickoxydul, komprimiertes
638, 650.
Stickoxydul neben Stickoxyd
418.
Stickoxydul neben Stickoxyd
und Stickstoff 418.
Stickstoff, komprimierter 638.
Stickstoff in Kohle 296.
Stickstoff neben »Stickoxydul
und Stickoxyd 418.
Stickstoffbestimniung in Ni-
traten nach Wohl 179.
Stickstoffbestimmung in Sal-
petersäureestern nach Wohl
179.
Stickstoffbestimmung nach
Schlösing-Grandeau
386.
StickstoffjDeroxyd s. a. Unter-
salpetersäure.
Stickst offperoxvd. Absorption
398.
Stickstoffperoxyd, Bestim-
mung 404.
Stickstoffsäuren in Xitrometer
423.
Stickstoffsäuren in Schwefel-
säure, cpialitativ 442.
Strontiumsulfatmethode bei
Pyrit 330.
Sulfanilsäure 443.
Sulfat 490.
Sulfat für L e b 1 a n c soda
505.
Sulfat m Ätznatron 561.
Sulfat in Chlorat 606.
Sulfat in Kochsalz 487.
'-^n
Sulfat in Natriumthiosulfat 52E
Sulfat in Soda 550, 554
Sulfat neben Thiosulfat um
Sulfit 517, 519.
Sulfatanaly.se 490.
Sulfate s. a. Schwefelsäure.
Sulfatfabrikation 482.
Sulfide. Titration mit Phenol
phtalein 94. ■'
Sulfidschwefel 518.
Sulfidschwefel in carbonisiei
tem Rückstand 526.
Sulfidschwefel in Lösungen vo
Schwefelcalcium 526.
Sulfidschwefel in Sodarück
stand 526.
Sulfit 373.
Sulfit in Xatriumthiosulfa
529.
Sulfit in Schwefelnatrium 52{
Sulfit neben Thiosulfat 5I(
519, 520.
Sulfit neben Thiosulfat un
Sulfat 517, 518, 519.
Sulfitcelluloselaugen 373
Sulfurimeter von Chance
313.
Sylvin 616.
Sj'lvinit 616.
Analyst
Fi;:
Tara 23.
Technisch-chemische
Geschichte 3.
T e c 1 u - Brenner 35
Teilschaufeln 13.
Temperaturen, tiefe, Me.ssun '
227.
Temperaturmessung 203.
Temperaturmessung durc
Licht emission 209.
Temperaturreduktion bei Gas
volumetereinstelhmg 168
Thalpotasimeter 206.
Thermoelektrische Pyromet«
217. 218.
Thermoelemente 219.
Thermoelemente, Eichung 22
Thermoelemente, Sehutzrohi
222.
Thermonieter 203.
Thermometer, Kalibrierung 5
Thermometer mit Ätherfüllur
228.
Thermometer mit Alkoholfü
lung 227.
Thermometer mit Pentanfü
lung 228.
Thermometer mit Petroläthe
füllung 228.
Sachregister.
673
Thermometer mit Schwefel-
säurefüHung 228.
Thermometer mit Toluolfül-
king 228.
Thermometrie 203.
Tliermophon von W a r r e n
und W i p p e r 213.
Thermophon von W i b o r g h
213.
Tiefe Temperaturen, Messung
227.
Titanchlorür 607.
Titer von Soda .542.
Titer von unfiltrierter Soda
.552.
Titration durch Leitfähigkeits-
messung 73.
Titrationsregeln 71.
Titrierflüssigkeiten, Benetzung
des Glases 63.
Thiosulfat in Bicarbonat 563.
Thiosulfat in Soda 556.
Thiosulfat in Schwefelnatrium
529.
Thiosulfat neben Sulfit 516,
519, 520.
Thiosulfat neben Sulfit und
Sulfat 517, 519.
Thiosulfat, Verhalten gegen
Methylorange 84.
Thiosulfat, wasserfreies, alsUr-
titersubstanz 142.
Thiosulfatlösung 143.
Toluol 239.
Toluolthermometer 228.
Tonerde in Rohsodalauge 513.
Tonerde in Sulfat 493.^
Tonerde, Verhalten gegen Me-
thylorange 85.
Tonkörper zur Temperatur-
messung 207.
Torf 289.
Transportgefäße für Gasproben
237.
Trichter mit Abfallrohr 29.
Trichter nach Meyer und
T r e a d w e 1 1 26^
Trockenschrank 33.
Trocknen 31.
Trocknen von Brennstoffen 296.
Tropäolin 00 70, 96.
Tropfsäuren, Nitrosegehalt 419.
Twaddel- Aräometer 185.
Uberchlorsäuromethode 609,
61 1.
Überchlorsäuremethode, Ein-
fluß von Baryumsaizen
624.
Überchlorsäuremethode für
Chlorkalium 621.
Überchlorsäiu-emethode für
Kalidüngesalze 626.
Überchlorsäuremethode für
schwefelsaures Kali 625.
Überchlorsäiu-emethode für
schwefelsaure Kalimagnesia
625.
Überchlorsäuremethode, Kali-
bestimmung 618.
Übergangsfarbe 72.
Übergangsfarbe bei Methyl-
orange 73.
Überlaufpipetten 68.
Übermeßgefäße 48.
ü 1 s c h sehe Methode 379.
ümschütteln der Xormallö-
sungen 65.
üniversalgasvolumeter 173,
177.
unlösliches in Kalkstein 572.
unlösliches in Kochsalz 487.
unlösliches in Pottasche 635.
unlösliches in Schlempekohle
632.
Unoxydierter Sodarückstand
524.
ünterchlorige Säure neben
freiem Chlor 600.
ünterchlorige Säure neben
Hji:>ochlorit 600.
üntersalpetersäure, Bestim-
mung 404.
Untersalpetersäure, Einfluß
auf spez. Gewicht von Sal-
petersäure 399.
ünterschwefligsaures Natron,
s. a. Natriumthiosulfat.
ürtitersubstanzen für AcicU-
metrie, Jodometrie, Oxydi-
metrie 105, 106, 107, Hl.
127, 139, 144, 148.
Vapour test 631.
Veraschung feuchter Filter 32.
Verbrenrumg von Gasge-
mischen 244.
Verbrennungsgase 233.
Vergleichst abello verschiedener
Aräometer 188.
Verunreinigungen in verflüssig-
tem Ammoniak 644.
Visierblende nach Gockel
63.
Völlers- Tiegel 30.
Voilpipetten 67.
Volumenomctcr 190.
Vorlage nach l'aiunTtz 380.
Untersuchungen. 6. Aufl. f.
Vorratsflaschen für Normal-
lösungen 65.
Vorschriften der Normal-
Eichungs - Kommission
in Berlin für volumetrische
Analyse 46.
Wägeglas 23.
Wägen 21.
Wägen, genaues 24.
Wärmeleitfähigkeit der Gase
279.
Wärmemessung 201.
Wärineverluste durch Rauch-
gase 287.
Wahres Liter 41.
Walzwerke 21.
W a n n e r - Pyrometer 210.
Wasser. Meniskuskorrektion 55.
Wasser in Ätznatron 562.
Wasser in Braunstein 567.
Wasser in Chlorkalium 623.
Wasser in flüssigem Schwefel-
dioxyd 643.
Wasser in gelöschtem Kalk 574.
Wasser in Natriumbicarbonat
534.
Wasserbestimmung in Brenn-
stoffen 290.
Wasserdampf in D e a c o n -
Gasen 586.
Wasserdampf tension 168.
Wasserdampf tension über ge-
sättigter Kochsalzlösung 183.
Wasserstoff, elektrolytischer,
Reinheitsbestimmung 279.
Wasserstoff in Brennstoffen
297.
Wasserstoff, komprimierter 638,
650.
Wasserstoffbestimmung 243.
Wasserstoffbestimmung in
Bunte- Bürette 251.
Wasserstoffbestimmung mit
Palladium 265.
Wassenstof f Jonenkonzentrat io-
nen bei Übergangsfarbe von
Indikatoren 72.
Wa.sserstoffsuperoxj'dmethode
für Chlorkalkanalyse 595.
Wasserstoffsuper« )xydmethotle
für l'ermanganatprüfungl34.
Wasserunlösliches in Soda 549,
555.
Wasserunlösliches in Sulfat
491.
Wasserwertbostimmung, Kalo-
rimeter 306.
Weingeistthermometer 203.
43
674
Weinsaures Eisenoxydul zur
Sauerstoffabsorption 241.
Weinstein als Urtitersubstanz
116.
Weiden- Laugen 575.
Weiden- Schlamm 575.
Weiden- Verfahren 575.
Wertverminderung von Kohle
309.
Widerstandspyrometer 217,228.
Wießnegg- Mehrflammen-
brenner 35.
W i n k 1 e r sehe Gasbürette 60.
247.
W i n k 1 e r sehe Gasbürette
nach Lange 647.
Zeigergalvanometer 224, 225.
Zellstoff-Fabriken, Schmelz-
soda 537.
Zentrif ugiermethode 3 1 .
Zerkleinern 20.
Zerkieinerungsapparate, me-
chanische 21.
Zersetzungsgrad 578.
Zimmermann sehe Rechen-
tafel 228.
Zink als Sulfid 353.
Zink als Zinkoxyd 355.
Sachregister.
Zink. belgische Methode
346.
Zink, elektrolytische Bestim-
mung 355.
Zink, gewichtsanalytisch 353.
Zink in Pyrit 344.'
Zink in ZmkblendeaVjbrand363.
Zink, Xatriumsulfidmethode
346.
Zink, Schaffner sehe Me-
thode 346.
Zink, titrimetrische Bestim-
mung 346.
Zinkbestimmung, deutsche Me-
thode 349.
Zinkbestimmung, Ferrocyan-
kaliummethode 350.
Zinkblende 345.
Zinkblende, Arsengehalt 356.
Zinkblende, Bleibestimmimg
356.
Zinkblende, Carbonatgehalt
356.
Zinkblende, Fluorgehalt 356.
Zinkblende, Kalk- und iSIag-
nesiagehalt 356.
Zinkblende, Schwefelgehalt 345.
Zinkblende, verwertbarer
Schwefel 357.
Zinkblendeabbrand 362.
Zinkblendeabbrand, Zink 363.
Zinkstaubmethode für Chlor-
kalium 622.
Zinkstaubmethode für Kali-
düngesalze 626.
Zinkstaubmethode für schwe-
felsaures Kali 625.
Zinkstaubmethode für schwe-
felsaure Kalimagnesia 625.
Zinkstaubmethode, Kalibe-
stimmung 619.
Zugmesser von Aren 196.
Zugmesser von D ü r r -
Schulze 199.
Zugmesser von K r e 1 1 196.
Zugmesser von Rabe 199.
Zugmesser von Scheurer-
K e s t n e r 196.
Zugmesser von S e g e r
196.
Zugmessung 194.
Zusätze, Einfluß bei .Analyse
von Sprengstoffen 161.
Zwischenfarbe 72.
Zwischenprodukte, flüssige,
Probenahme 17.
Zwischenprodukte für konzen-
trierte Kalisalze 621.
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Erstlingsdestillaten. Von M. Klar, Chefchemiker und Prokurist der
Spezialfirma für Holzverkohlungsanlagen F. H. Meyer, Hannover-
Hainholz. Zweite, vermehrte und verbesserte Aiif läge. Mit 49 Text-
figuren. Unter der Presse.
Papierpriifung. Eine Anleitung zum Untersuchen von Papier. Von
Professor »'illielm Herzberg, Vorsteher der Abteilung für papicr- und
textiltechnische Untersuchungen am Königl. Materialprüt'ungsamt zu
Groß-Lichterfelde. Dritte, vermehrte und verbesserte Auflage. Mit
86 Textfiguren und 17 Tafeln. In Leinwand gebunden Preis M. 10,—.
Zu beziehen dorch jede ßacbliaudlang.
Yerlag von Jalins Springer in Berlin.
Die industrielle Keramili. Ein chemisch -technologisches Handbuch,
A^on Dr. Albert Oranger, Professor der Chemie und keramischen
Technologie an der Fachschule der Staatsmanufaktur zu Sövres.
Deutsche Übersetzung von Raymond Keller, Chemiker an der Königl.
Porzellanmanufaktur Nymphenburg. Mit 185 Textfiguren.
Preis M. 10,— ; In Leinwand gebunden M. 11,20.
Cheiuie clor organisclieu Farbstoffe. Von Dr. Rudolf Nietzki, o. Pro-
fessor an der Universität zu Basel. Fünfte, umgearbeitete Auflage.
In Leinwand gebunden Preis M. 8, — .
Färbereichemische Untersucliungen. Anleitung zur Untersuchung,
Bewertung und Anwendung der wichtigsten Färberei-, Druckerei-,
Bleicherei- und Appretur -Artikel. Von Dr. Paul Heermann. Mit
5 Textfiguren und 3 Tafeln. Zweite Auflage. Preis M. 9,—.
Koloristisclie und textilchemische Untersuchungen. Von Dr. Paul
Heermann. Mit 9 Textfiguren und 3 Tafeln. Gebunden Preis M. 10,— .
Untersuchung- und Nacliweis organischer Farbstoffe auf spektro-
sliopischem Wege. Von Professor J. Formänek (Prag), unter Mit-
wirkung von Professor Dr. E. Grandmougin (Zürich). Zweite,
vollständig umgearbeitete und vermehrte Auflage. 1. Teil. Mit
19 Textfiguren und 2 lithogr. Tafeln. Preis M. 12,—.
Spektroskopie. Von E. C. C. Baly. Autorisierte deutsche Ausgabe von
Professor Dr. Richard Wachsmutli (Frankfurt). Mit 158 Textfiguren.
Preis M. 12.— ; gebunden M. 14,50.
Analyse und Konstitutionsermittelung organischer Verbin-
dungen. Von Dr. Haus Meyer, Professor an der Deutschen Uni-
versität in Prag. Zweite, vermehrte und umgearbeitete Auflage.
Mit 235 Texlfiguren. Trels^M. 28,— ; in Halbfranz gebvinden M. 31,—.
Anleitung zur quantitativen Bestimmung der organischen
Atomgruppen. Von Dr. Hans Meyer, Professor an der Deutschen
Universität in Prag. Zweite, vermehrte und umgearbeitete Auflage.
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Die pliysikalisclien und chemischen Methoden der quantitativen
Bestimmung organisclier Verbindungen. Von Dr. Wilhelm
Yaubel, Privatdozent an der Technischen Hochschule zu Darmstadt.
Zwei Bände. Mit 95 Textfiguren.
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Anleitung zur chemisch -technischen Analyse. Für den Gebrauch
an Unterrichts -Laboratorien bearbeitet von Professor F. Ulzer und
Dr. A. Fraenkel. Mit Textfiguren. In Leinwand gebunden Preis M. 5,— .
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